lnr Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^s? GH. Montag am 'U. December Ä84O . N»,i dieser Zeitschrift erschcmcn wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Boaen. Der Preis »es Blattes ist in Lailiach qaniiahriq o, oall>i»dr,a ^ ft. Durch lue f. f. Post unier <2nuv«rr mit rortotreier Zusendunn ganzjäbr,!! », haldiädria 4 >I. E.M., und w,ro halblähriy »°rau«5 !>ezal)II. Alle k. k. G»stamler ncdmen Pränumeralü»! n». In Laibach vranumcrirt man beim Verleger am staan, Nr.ryu, im ersten Stocke. Die Kirche i« St. Veit ob Laibach. Kürzlich erhielten wir folgende dankenswerche Mit­theilung: „Harmonisch gestimmte Kirchenglocken. Am 22. October fand in der Pfarre St . Veit ob Lai­bach eine auf dem Lande selten vorkommende kirchliche Feier­lichkeit Statt. Se. fürstbischöfiichen Gnaden, der hochwürdig­ste Herr Ordinarius An ton Alois Wolf, geruheten näm­lich an diesem Tage um 10 Uhr vormittags, drei für diese Pfarrkirche neu gegossene Glocken unter Assistenz einer zahlreich versammelten Geistlichkeit und unter dem Zuströ­men einer großen Menge andächtiger Pfarrinsassen feier­lichst zu weihen. Diese drei Glocken, von welchen die größte 38 lo Pf. wiegt, wurden zu der bereits vorhanden gewesenen klein­sten von dem laibacher Glockengießer, Herrn Anco« Sa ­massa, so gegossen, daß sie im Vereine mit der vierten einen sehr reinen Quartalen - Accord in l: «tur mit ver­doppelter Quinte bilden. Am Vorabende des Allerheiligen­festes ertönte zum ersten Male das herrliche Geläute, des­sen Wirkung auf das fühlende Gemüth sich nicht beschrei­ben läßt. Es war gewiß eine schwierige Aufgabe für den Herrn Glockengießer, nicht, wie es gewöhnlich geschieht, nach Cent­ncrn, sondern nach verlangten Tönen zu formen und zu gießen; das Werk gelang jedoch vollkommen nach Wunsch, und so muß man Form und Guß und Ton in Gewalt ha­ben, »soll das Werk den Meister loben.« Vl. Potozhnik.« Da wir nun unlängst, um diese Glockenmusik zu ver­nehmen, einen Gang nach St. Veit machten, und bei die­ser Gelegenheit nicht ohne Erstaunen die Früchte der Tä ­tigkeit des würdigen Herrn Pfarrers in Beziehung auf Verschönerung der Kirche und Verbesserung Dessen, was zu ihrem Dienste gehört, zu sehen bekamen, so glauben wir, mit seiner obigen Mitiheilung nicht schließen, son­dern um so mehr ein Wort über die Resultate seiner dies­fälligen Wirksamkeit hinzufügen zu sollen, als diese nur aus einer nicht genug zu verbreitenden und in Bewegung zu setzenden Einsicht: aus der Anerkennung der ver­edelnden Gewalt schöner Umgebung und Ein­wirkung , hervorgegangen zu sein scheint. Wenn Grill ­parzer in „Weh' dem, der lügt", sagen darf: »War' nur der Mensch erst wahr, er war' auch gut,« so dürfen wir, in Forcsetzung und Ergänzung dieses Aus­spruches, unbedenklich hinzufügen: »üLiil' nur der Mensch erst gut, ei war' auch sch ö »,« nämlich nicht etwa schön zum verlieben , sondern zum lieben , eine harmonische, wohlgefällige, ja erbauliche Er­scheinung im Ganzen, für das Auge, für das Ohr nicht minder als für das Herz und den Verstand, nicht blos brav, sondern auch liebenswürdig, und seine Schönheit würde wieder seinem Gutsein in die Hände arbeiten, und es wäre ein herrliches Zusammenleben mit ihm, und es überkäme Einen nicht so oft das Bedürfniß, den Leuten laut oder still zuzujammern: »Gottnur sichet da« Herz; d'ium eben, weil Gott nur das Herz sieht. Sorget, daß doch auch wir etwas Erträgliches seh'n!« Wer nun weiß, wie schön das Schöne ist, wer es gefühlt hat, und durch dasselbe leicht ergreifbar ist, der möchte es denn nicht etwa eigensüchtig blos um sich herum sehen und hören und in allen seinen Formen genießen, sondern er möchte es ausbreiten, in fremde Räume und Herzen einführen, da er weiß, wie es wohlthut, wie sein fortgesetzter Anblick, sein stets erneutes Anhören schon bil­dend und erziehend — vor Allem entwildernd — wirkt, und ein Pädagog, der nicht den Sinn für Schönheit in seinem Zöglinge zu wecken, zu nähren und wirksam zu er­halten wüßte, wäre ein schlechter Pädagog, und ein Pfar­rer soll auch ein Pädagog sein, und was für einer! und es ist ohne weitere Auseinandersetzung klar, wie wichtig es ist, daß, wenn dem Menschen, was er verehrt, hoch und heilig hält, im Bild e gegeben wird, dies nicht einem Po­panz gleiche, und daß die Wirkung eines Hochgesanges in Begleitung eines Dudelsackes eine ganz andere auf das 254 Gemüth sein müße, als in Begleitung des Instrumentes der heil. Cäcilia. Wer nun in diesem Sinne auf seine Umgebung — eine kleine Schar von Kindern oder die große Schafheerde einer Gemeinde—zu wirken bestrebt ist, und hierin nicht etwa bloß aphoristisch verfährt, der geHort unter jelck Menschen, denen man leinen Segen von oben, zu wünschen braucht, weil -eher das Meer in «inen Fingerhut geschöpft werden, als der Segen ihrem Wir­ ken ausbleiben konnte. — Wenn wir uns nun zu der in Redestehenden Kirche selbst wenden, so fallt uns vor Allem ein Gebäude auf, welches — es ist aus dem Jahre i?96— schon von außen weit geschmackvoller und eleganter, als gewöhnlich kleine Dorfkirchen, aufgeführt erscheint; im Innern wirkt sogleich Licht und Reinlichkeit wohlthätig auf den Eintretenden. Die Kirche hat einen Haupt- und fünf Seitenaltäre, an deren einem die Stelle eines alten, jämmerlich geschnitzten Heiligenbildes seit nicht langer Zeit eine Madonna des vaterländischen Malers, Herrn Matthäus Langus, ein­nimmt, zu deren Anschaffung der Herr Pfarrer seine wohl­geleitete Gemeinde willig fand. Der Hauptaltar war vor sechs Jahren —seit dieser Zeit erst waltet der Herr Pfar­rer seines Amtes in dieser Gemeinde — noch mit hölzer­nen Heiligenbildern versehen, über deren nun beseitigten Anblick man, wenn man den Glockenturm besteigt, noch in etwas zu erschrecken Gelegenheit hat: jetzt schmückt den Altar wahrhaftig ein aus Holz geschnitztes Taberna­kel, rechts und links mit einem beflügelten Cherub, wäh­rend das an der Wand hinter dem Hochaltare angebrachte Ältarbllltt — der heilige Vitus von dem krainburger Ma­ller Leier — mit neuen Fresken von Langus, welche die ganze Höhe und Breite der Wand einnehmen, umgeben ist. Das Tabernakel ist eine auf neun Doppelsäulen ru­hende Kuppel von schöner Zeichnung und niedlicher Aus­führung ; die Cherubim zur Rechten und Linken sind nach zwei, für eine benachbarte Kirche, wo sie hätten, in Stein ausgeführt, aufgestellt werden sollen, Was jedoch der zu bedeutenden Kosten wegen unterblieb, aus Venedig einge­sandten Zeichnungen geschnitzt sie sind, so wie das Taber­ oakel, mit einem sieingrauen Firniß überzogen, und das Ganze bildet für den Hauptaltar eine Zierde, wie nicht leicht eine Dorfkirche eine ähnliche aufzuweisen haben wird. Gearbeitet sind die Cherubim und das Tabernakel von ei­nem, aus der Pfarre Dobrawa gebürtigen, jetzt in St . Veit ansäßigen jungen Manne, Namens Matthäus Tomz, einem Bildhauer, den ohne weitere Anregung die Kraft seines Talentes zu der Wahl dieser Beschäftigung trieb, und der schon aus sich heraus artige Sachen auszuführen im Stande war^ ehe ihm noch Herr Langus natürlich höchst wohlthätige und ihn wesentlich fördernde Anleitung im Zeichnen freundlich ertheilte. Gern hätten wir diesen begabten Bildner in seinem Atelier überrascht, allein er war eben auswärts. Uebrigens ist er beständig aus nah' und fern so sehr mit Bestellungen in Anspruch genommen, daß er nun schon fortwährend zwei Hilfsarbeiter halten muß. Möge er recht bald die nöthige Summe beisammen haben, um seinen Entschluß ausführen, und eine Pilger, reise in das gelobte Land der Kunst machen zu können! Das Altarblatt von Leier, welches schon älter ist, hat, obgleich es nicht fordern kann, als ein Kunstwerk zu gelten, einzelne nicht übel ausgeführte Partien, die neuen Fresken von Herrn Langus aber zieren die hohe und breite Wand hinter dem Hochaltare und um das.Altar­blatt mit Architectur und Figuren, von denen zuunterst der heilige Stephan und Lorenz auf der einen, Rochus und Sebastian — welche die gelungeneren sein dürften — auf der andern Seite, höher oben in der Mitte der Glaube, ihm zur Rechten und Linken Hoffnun g und Liebe, und zuoberst vier Engel zu erblicken sind. Ebenfalls neu, und aus der Zeit der Amtführung des Herrn Pfarrers Po­tozhnik in St. Veit, ist der, den Hauptaltar von der Gemeindeversammlung absondernde, Communiontisch, dessen Geländersäulchen zierlich aus schönem Marmor gearbeitet sind, und sich vormals in Görtschach befanden; das Übrige ist ein ganz streng einheimisches Erzeugnis;, indem ,s aus einem im Umfange der Pfarrgemeinde gebrochenen Gesteine verfertiget wurde. Wir kommen nun zu den beiden schönsten Denkmä­lern der Wirksamkeit des gegenwärtigen Seelenhirten, so wie der Bereitwilligkeit der Pfarrgemeinde von St . Veit, zur Verwirklichung seiner Entwürfe das Ihrige zu thun: wir meinen die Orgel und das Geläute. Die Orgel ist im Laufe von vier Jahren gebaut, und, wenn wir uns recht erinnern, im Jahre 183» fertig ge­worden. Sie ist ein Werk des gewesenen hiesigen Orgel­daners Kunat , und ohne Zweifel eine der ausgezeichnet­sten Orgeln in Krain. Die Orgel in Arch ist zwar die größte im Lande, in­dem sie 36 Register aufweiset, auf sie folgt die Orgel der Domlirche in Laibach, welche 32 Register zählt; wenn nun aber diese neue Orgel in St . Veit deren nicht mehr als 1? har, so soll sie an Fülle und Schönheit des Tones jene in Arch doch bei Weitem übertreffen. Sie zählt 1210 Pfeifen, deren größte 16 Fuß Länge hat; darunter sind L114 Menual- und 96 Pedalpfeifen, von welch' letzteren einige von solcher Stärke sind, daß, wenn auch von diesen nur eine einzige in Wirksamkeit gesetzt wurde, wir vor der Gewalt ihres Tones alle Fenster der Kirche erklirren hör­ten. Wenn diese Orgel von einem Organisten behandelt wird, der sie zu würdigen und allen Zauber ihrer Macht und Schönheit ihr zu entlocken versteht, — der gegenwär­tig dabei angestellte war ebenfalls nicht zur Hand, doch machte uns das Spiel des Herrn Pfarrers mit ihren we­sentlichsten Eigenschaften gefälligst bekannt — so muß die Wirkung auf die Versammlung nothwendig die erhebendste sein oder — werden, und in manchen Herzen mögen ihre Sprache und die Sprache von der Kanzel herab sich wech­selseitig commentiren, ergänzen und bestätigen. Eine gute Orgel ist ohne weiters auch ein treffliches Erziehuugmittel, nur darf, wie gesagt — nicht aphoristisch gewirkt werden. — Die Orgel, von der wir sprechen, ist um den Preis von 2000 fl. hergestellt worden. IH5 I n Harmonie mit der Orgel und in demselben Sinne, wie sie, wirkt das wahrhaft herrliche Glockengeläute, wel­ches den erhebendsten Eindruck hervorbrachte, obgleich wir es nur in der Kirche vernahmen; in der Ferne macht es sich offenbar viel besser, und Das mit Recht: seine eigen­thümliche Natur und Bestimmung ist: in's weite Land hin­ein zu tönen, zu rufen, zu mahnen! Die kleinste der vier, Glocken vom Jahre 183» wiegr 330 Pf.; die übrigen drei sind vom Jahre 184U, und die eine wiegt 830 Pf., die andere 1480 Pf., die größte aber 3840 Pf. Diese letzte ist mit einem Crucisire, einem Madonnenbilde und einer Abbildung des heiligen Virus, dann mit drei Spru­chen in krainischer Sprache, nach der Angabe des Herrn Pfarrers, geschmückt, welche wir hier im Originaltexte und in der Übersetzung mittheilen. 1. Uv»Iezl!>iu rn letiuo. Dankbares Opfer für das gesegnete Jahr. 2. lillmurll«! l« ßlnl inn.i liillii, Wohin immer man meinen Ton hört, Soll euch des Himmels Gnade erreichen. 2. L»I vnl twm, Vlll' vl»nil Knm, l i »uzren» lnremil bnm. Ich werde euch wecken, Ich werde euch einladen, Ich werde euch zu Grabe begleiten. Das Geläute ist, abgesehen von dem dazu abgegebenen Material, auf 4000 fl. zustehen gekommen, doch habensich bei dieser Auslage für die Gemeinde St . Veit auch auswärts großmüthige Unterstützer gefunden. Da der Herr Pfar­rer schon im Eingänge dieses Artikels zum Ruhme des Verfertigers der Glocken seine Stimme erhoben hat, so bleibt uns Nichts übrig, als mit Freuden einzustimmen, wie gewiß Jeder thun wird, der, was häufig geschehen soll, den Gang nach St . Veit unternimmt, um sich von der Wirkung dieses harmonischen Gelämes zu überzeugen. Wer um die Glocken zu besehen, den Thurm besteigt, erhält als Zugabe zu manchem Schönen, woran er sich hier zu erfreuen hatte, eine prachtvolle Aussicht in die na­hen und fernen, und nach allen Seiten schönen Umgebun­gen unserer Hauptstadt. Zum Schluße können wir nicht umhin, zu dem Ge­ danken zurückzukehren, von dem wir ausgegangen sind, und dem würdigen Herrn Pfarrer vom Herzen zu wün­schen, daß sein Wirten in seinem eigentlichen Sinne recht allgemein erkannt, die ihm zu Grunde liegende Idee gefaßt, und immer mehr und mehr in allen Kreisen der Gesellschaft verwirklicht werden möge. Und wenn es uns dann erlaubt ist, dem Schluße noch einen Schluß anzuhängen, so möchten wir gerne die Bemerkung ausspre­chen, daß nun mit der niedlichen Kirche in St . Veit, mit ihrer trefflichen Orgel und ihrem herrlichen Geläute sei­ner Zeit eine eigene Schulanstalt in recht schöner Harmonie stehen würde. Qesterreichische Gnomen. Von Doctor und Bibliothecor Michter» (Forlsetzung.) 48. Denn obgleich das Haupt kraft seiner erhabe­nen Stellung sehr weit sieht, und manche Kleinigkeiten, die sich dem Auge entziehen, durch den Geruch entdeckt, so dürfte ihm dennoch unmöglich sein, ohne Spiegel den Hals nach allen Seiren mit eigenen Augen zu betrachten, oder mittels des Geruches die wahre Beschaffenheit des­selben inne zu werden; und das eben ist ein Beweis mehr von der Nothwendigkeit eines gesunden Halses für das Haupt, wie für den übrigen Leib. Denn dadurch, daß die aus dem Leibe zum Haupre aufsteigenden Säfre im Halse sitzen bleiben und Abscesse bilden, welche dann eitern und aufbrechen, wird das Haupt in die Mitleidenschaft hinein­gezogen; die Entfremdung zwischen Haupt und Rumpf nimmt zu durch Mißverständnisse, weil der normale Wech­selvertehr zwischen dem Haupte und den übrigen Poten­zen des Lebens gestört ist; das Haupt sieht sich zu spät durch die Schuld des Halses compromittirt, und es ist ein Glück, wenn die Natur oder der Arzt von innen oder von außen her den Hals von dem Krankheitsstoffe befreien, vnd die organische Geschäftsordnung wieder herstellen. — 48. Daß derlei Operationen nicht ohne Buße für den Hals ablaufen können, versteht sich von selbst; wie aber kommt das Haupt dazu, in die Mitleidenschaft gezo­gen zu werden? Das mögen sich die übrigen Glieder zu Herzen nehmen, und dem Haupte nicht zur Last legen, Was der Hals verschuldete; jedes Glied des Leibes, zu welcher Nation es immer gehören mag, möge sich angele­gen sein lassen, seiner organischen Bestimmung gewissenhaft nachzukommen, weil jedes Versehen, jede Fahrlässigkeit also­gleich Störung in der wunderbaren Kette der Lebensver­richlungen erzeugt. Ein Herzpuls bedingt den andern, je­des Haar des Hauptes ist gezählt, die organische Thätig. teir im Staate wie im menschlichen Körper, setzt nicht blos die Integrität aller Körpertheile, sondern auch deren un­abläßige naturgemäße Wirksamkeit voraus, wenn die Ma­schine nicht ins Stocken gerachen soll. — 50. Das Haupt aber hat nicht blos das materielle Interesse des Leibes zu überwachen, sondern muß auch Sorge tragen, daß der Leib dem Geiste, der Geist aber Gotr in Unterwürfigkeit diene. Dadurch unterscheiden sich die gläubigen Häupter von den Ungläubigen. — Der heil. Herzog Wenzel von Böhmen, diese seine erhabene Pflicht kennend, und ihr Genüge leistend bis zur Vergießung sei­nes fürstlichen Blutes im Jahre »36 n. Eh., ist der älteste heilige Fürst der österreichischen Monarchie slavischer Na­tion, und das Jahr, in welchem Ferdinand I., Kaiser von Oestcrreich, zum Könige von Böhmen gekrönt worden, ist zugleich das »00. der himmlischen Glorie deS heiligen Herzogs und Blutzeugen Wenzeslaus. — (Fortsetzung folgt in spätern Nlnltern.) Neues. (Neue Steuer.) I n Berlin ist vor Kurzem eine Hundesteuer eingeführt worden, welche dem Magistracfonde jährlich 80U0 Thaler einträgt, die zu Verbesserungen in 25« der Stadt verwendet werden. Diese Steuer trifft übri­qens die Förster-, Schäfer-, Fleischer-, Hof- und andere nothigen Hunde nicht, sondern fällt nur auf die Schoosj­und Lurushunde, und stellt sich um so mehr als eine der geeignetsten dar, als sie, nebstdem, daß sie ein Einkommen für gute Zwecke sichert, auch die Zahl der unnützen Hunde gewiß stark vermindert, und also auch für die Hintanhal­tung der Wasserscheu wirkt. Nach obigem Einkommen würde in Berlin für 4000 Hunde Steuer bezahlt. — (Neue Oper.) Am 5. November wurde in Vrünn eine neue Oper, »Hamlet", zum ersten Male aufgeführt. Die Musik ist von einem neunzehnjährigen Compositeur, Marimilian Marec^ek , einem Schüler des Ritters von Sei fried. Die „Moravia" findet in dieser Oper neue Melodien, mitunter auch neue Formen, und spricht sich dahin aus, daß die Fähigkeiten des jungen Tonsetzers zu schonen Erwartungen berechtigen. — Theater iu Laibach. Es sind nit alle Freund, so uns anlachen. Abraham ü San et» Clara. Lob und Tadel muß ja sein. Göthe. Die Novitäten unserer Bühne inchronologischer Ordnung in diesen Blättern anzeigend, hätten wir eigentlich heute cm am 25. Nooember zun, ersten Male aufgeführtes Lustspiel um» Raupach , «Die Lebensmüden" be­titelt, zu behandeln, da wir aber leider dieser Vorstellung beizuwohnen ver­hindert waren, und von dem journalistischen Talente, über Gegenstände zu urlheile», mit denen wir nicht Bekanntschaft gemacht haben, Nichts in uns perspüren: so müssen wir eine Reprise dieses Stückes abwarten, welche, hoffentlich nicht ausbleiben wird, und wenden uns sonach heute, mit vorläu­figer Uebergehung des 25., dem Abende des 28. Nouemb. zu. Dieser brachte uns zum Vortheile des Schauspielers Hrn. 2. Carl sie mal) zun, ersten Male: »Rosa, «der Trug und Fraueutugend«, Origi­nalschauspiel in 5 Acten, von I . Carl Rem » y. Man liest häufig in wiener Blättern den Jammer der Kritik über die umsichgrcifende Manie der Schauspieler auf Vorstadtbühnen, sich zu ih­ren Neneficevorstellungen ihre Possen selbst zu schreiben. Wird nun D i es schon mit Recht beklagt, um wieviel trauriger wäre es, wenn es vollends Mode würde, daß sich die Herren, ohne sich zu fragen, ob sie auch wohl Poetische» Beruf haben, bei solchen Gelegenheiten gar mit Drame n oder Tragödie n aus eigener Fabrik producircn, wo denn natürlich nichts Anderes herauskommen könnte, als „zusammengestöppelte Comödicn«. War­um wählt man nicht lieber ältere oder neuere, oder neueste bereits vorlie­gende Werte, deren Erfolg ein gesundes Urtheil kaum zweifelhaft lassen kann, oder die schon auf irgend einer guten Bühne die Feuerprobe der Auf­führung unversehrt passirt boben, und deren Fundgrube niahrlich, nament­lich für Provinzbuhnen, noch nicht so ganz ausgebeutet ist? warum erwägt man ferner nickt, daß, nach dem Sinne des alten Wortes: «Niemand kann zweien Herren dienen", wenn man um die Gunst zweier Musen buhlt, man es leicht mit beiden verscherzen kann? wie es denn ohnehin schon zu den seltensten Erscheinungen gehört, auch nur bei einer einzigen — wahr­haf t in Gnade zu stehen. Zu solchen Betrachtungen veranlaßte uns das in Redestehende Schau­spiel, nach welche,» wir mit Bestimmtheit versichern können, daß Hr. R e­m a y wohl daran thun wird, sich mit ganzer Liebe an die Muse der Dar­stellung allei n zu halten, und seine Zeit nicht in der Antichambre ihrer vornehmeren Schwester zu «ersplittern. Es wurde in diesen Blättern bereits öfter erwähnt, daß Hrn. Nemlly Schauspieler ta le n t nicht abzusprechen sei; da er nun damit schon für einen Bevorzugte n erklärt ist, so möge er uns un> so weniger übel nehmen > wenn wir nach dem in diesen» Schau­spiele Gebotenen ihn nicht für berufen ansehen können, als zweiter Shake­speare, Schröder oder Ifflan d in seinen eigenen Werten den mimischen Kranz zu erringen. Von einer eigentlichen Kritik kann wohl bei diesem Stücke nicht die Rede fiin, und wir müssen uns darauf beschrän­ken, zu versichern, daß, wenn zu einem dramatischen Werke eine interes­sante Handlung, Charaktere und Dialog, zu letzterem aber denn doch einige Gedanken gehören. Das, was an jenem Abende geboten wurde, eines drei­fachen Defectes wegen ein dramatisches Wert nicht genannt werden kann. Die Wirlung auf das gebildete Publicum war denn auch durchgchends die ungünstigste, ja ein Theil desselben sah sich durch die Leerheit und Lang­ weiligkeit des Opeiates gezwungen, lange vor dem Schlüsse das Haus m Verstimmung zu verlassen. Und so gehörte, da in diesem Stücke auch das Spiel nicht nachhelfen kann, dieser Abend für die gebildete n Theater­freunde auch zu den verlorenen, deren sie in diesem Theatercurse leider! s» viele zu betlagen haben. Die vorhandenen Kräfte sind, im Ganzen genom­men, und mit Rücksicht auf die obwaltenden Provinzuerhältnisse, wirklich gu t zu nennen, und die Direktion verdient. Was die Wahl und Zusam­menstellung des Personals betrifft, jene Anerkennung und jenes Lob, das wir ihr hiermit, und heute nicht zum ersten Male, recht gern zollen; allein mit dem Gebrauche, der von diesen Kräften gemacht wird, d. h. mit dem Repertoire, — wir sprechen blos vom Schauspiele, nicht von der Oper — tan» man nicht ganz zufrieden sein, da dieses — Was schon in Nr. üo dieses Blattes angedeutet wurde, und nun nicht blos im Interess e der Theaterfreunde, sondern in Wiederholung ihrer ziemlich allseitigen Acuße­runge n ausgesprochen wird — weniger, als es zu wünschen wäre, nach den Bedürfnissen des gebildete n Publicums eingerichtet ist, in welchem das Theater denn doch seine mächtigste Stütze findet. Freilich bedingt ein gutes Repertoire denn doch einiges Studium, und es genügt dann nicht, in der Regel in den einmal durchflöge»!» Rollen sich auf die Begeisterung zu verlassen, die aus dein Souffleurkasten weht: allein — das Publicum ist nicht des Theaters wegen, sondern das Theater wegen des Publicums vor­handen, und es darf wohl Niemand im Ernste behaupten: daß de,» Publicum Alles recht und gut ge » ug sein müsse, was ih ,» gebote n wird . Dasselbe legt seinen schönen und richtigen Geschmack unverkennbar dadurch an den Tag, daß jedes elende Machwerk bei der zweite» Darstellung nur höchst spärlichen Zuspruch findet, während bessere Stücke selbst bci öfteren Wiederholungen einer ihrem Wcrthe entsprechende» freundlichen Teilnahme sich zu erfreuen haben. — Was die Darstellung des in Rede stehenden Stückes betrifft, so wo« rcn die stärksten Rollen in de» Händen der Mad. Frieb (Rosa) und des Hrn. Neman (Karl Graf Lindenstein). Was ausgebildetes Talent und Fleiß aus einer Rolle machen tonn, hat Mad. Frieb aus ihrem Parte gemacht; an dem. Wa s sie zu sprechen hatte, tonnte man zwar keinen An­theil nehmen, um so schwieriger war es gewiß für sie, zu erreichen, daß man dennoch jede»! ihrer Worte um der Art willen, wie sie sie sprach und begleitite, mit freudiger Aufmerksamkeit folgen mußte. Nach den vielfältigen Proben, die wir diese Frau haben ablegen sehen können, sagen wir mit Ueberzcugung: sie ist Künstlerin ; was aber dieses Wort zu be­deuten hat, wissen wir nicht blos »us dem Conversaiions «Lexikon. — Hr. Remay entwickelte in seiner Rolle stellenweise ein schönes Feuer, das uns um so besser gefiel, da es uns als ein natürliches, nicht als bloße Decorationmalerei, erschien. I m Allgemeinen aber machen wir Hrn. Remay freundlichst darauf aufniertsani, nicht vergessen zu wollen, was so oft vergessen wird: daß eine Rolle declamiren, ja selbst sie gut declamiren, noch nicht sie sp i elen heißt. — Das übrige sehr zahl­reich beschäftigte Personale wirkte in minder bedeutenden Partien, und trug, man erlaube uns den beliebten und bequemen Ausdruck, theils zur R u n- dung, theils aber blos zur Aufführung des Ganzen bei. — Wir kommen an den Schluß dieses Abends, und tonnen nur bekla­gen, daß derselbe mit einer echten Farce zu Ende ging, in welcher mit den geweihten Insignien des Ruhmes ei» ärgerliches Possenspiel getrieben wurde. Denn Hr. Remay, welcher schon im Laufe der Darstellung wiederholt ge­rufen wurde, mnßte, seine »Freunde« wollten es, »m Ende zwei Mal er­scheinen, während von der Gollerie aus einige Fascikcl gedruckter Gedickte, deren Hauptinhalt wir erröthend verschweigen, obgleich auch wir in das da­rin enthaltene: »Kehre wieder!« recht herzlich einstimmen wollen, und ein Lorberkranz zu seiner Verherrlichung ausgeworfen wurde. So wahr Hr. Rema y ein b e schei d ene r Kunstjunger ist, — und der möge er sein, sonst steht er, was zu früh wäre, am Ziele seiner Ausbildung — so gewiß Hr. Nemo» bei fleißigem Streben und ernstem Studium es in der Folge zu Etwas bringen mag, so gewiß muß diese Scene Niemanden unwillkom­mener gewesen sein, als gerade ihm selbst, und so gewiß wird er uns, die wir ihm aus Achtung vor seinen: Talente die Wahrheit sagen, in schönere»! Sinne des Wortes ihm freundlich gesinnt nennen, als die Veranstalter die­ses Fastnachtspieles, die ihn durch höchst unzcitigc und crcentrische Huldi­gungen blenden, betäuben, ersticken— wollen , hätten wir beinahe ge­sagt; allein sie wollte n nicht, weil sie nicht wußten, was sie thatcn. Möge denn diese Huldigung an dem talentirten Hrn. Veneficianten ganz unschädlich vorübergehen, und »löge er seinen »Freunden", die ihm dieselbe bereiteten, begreiflich machen, daß ein Nam e nur vor einer F est u ng< nicht aber im Gebiete der Kunst sich erstürmen lasse. Laibach. Druck und Verla«, des Joseph Vlasnik.