lnr Annst, Wijj'enschatt und geselliges Leben. Nedigirr vvn Franz Hermann von Hermannsthal. ^ RH. Freitag am H.A. Juni KH4I . Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Greis des Blattes istin?aibach aanziäbriati, UH' befahlt. Alle t. 5. Postämter neome» Vranumeralion an. In Laibaw oränumerirt man beim Verleger »rn Naan, Nr. >yu, im ersten Störte. Wanderlieder. Von Narciß Maithal. (Siehe Nlatt Nr. in.) 3. >Nag' an. Was ist's, mein treues Herz, Was so dich zagen macht. Daß nimmer jener heitre Sinn Aus deinem Innern lacht? Weit hinter mir der Hcimoth Thal Mir fernes Eiland dancht, Und Alles fremd und Alles neu, So weit das Auge reicht. Daheim, da hatte jeder Vau», Für mich Gefühl und Ein», Und jedes Gläschen, jeder Stein Mich zu «erstehen schien; Hie r horcht kein munt'res Vogelein, Kein Heimchen meinem Lied, Und fremd ist Alles, fremd »nl neu. So weit das Auge sieh!! Das ist's, Das ist's, mein armes Herz, Was dich so zagen macht. Was dich um deinen munt'ren Sinn, Um deinen Muth gebracht! 4. Was, junges Vnumchen, seufzest du. Daß du so früh verdorrt. Weil dir ei» mitleidloser Wurm I»'s Herz sich hat gebohrt? Was, ju„gcs Vllumchen, seufzest du, Und härmst dich gar so ab. Weil dir ein Sturm die Nlüthe „ahm, Die dir der Frühlmg gab? Auch mir war's gut, doch seufz' ich nicht. Daß jetzt es schlechter ist. Weil mir der Gram, ein schlimmer Wurm, An, jungen Herzen frißt, Auch ich bin jung, doch seufz' ich nicht. Daß an mir nagt der Gram, Daß mir ei» Sturm den heitren Sinn I m frühen lenz schon »ahm. D'rum klag' auch du, mein Väumchcn, nicht. Daß du so früh »erblüht. Der Kummer findet Nahrung nur I m fühlenden Gcmüth. (Werden fortgesetzt.) Die Tänzerin. Nouellete. (Fortsetzung.) Einige Tage nach der Unterhaltung am Bord der »E le da« erschien Arthur , höchst elegant gekleidet, bei Henry , welcher letztere nicht umhin konnte, ihn zu fragen, warum er heute alle Gallaflaggen aufgezogen habe? Arthu r erwie­derte mit schlecht maskirtem Ernst: »Ich bin nur gekom­men, dich um dein freundschaftliches Geleite zu dem Mar­quis della Stell a zu ersuchen, da er sonst mein langes Zögern, ihn zu besuchen, übel deuten könnte. Man muß doch gewiße Convenienzen im Leben beobachten." »Versteht sich! schon an der Meinung des Marquis muß dir viel gelegen sein, ohne seiner liebenswürdigen Ge­mahlin zu gedenken. Jedoch scheint es mir, daß man weit eher einen Eciquettefehler gegen einen Mann bege­hen darf, als gegen eine Dame, welche für derlei kleine Vergehen ein außerordentlich treues Gedächtnis; haben, Arthur , sei offen, dir liegt am Ende doch nur an der Meinung der Marquise?" „Wenn du es denn durchaus so haben willst, nun denn, ja.« — »Dacht' ich es doch!« Die Freunde begaben sich dann nach der Villa des Marquis della Stella, welcher besonders Arthur« mit ungemeiner Zuvorkommenheit empfing und sogleich seiner Gemahlin die Ankunft der Besuchenden melden ließ. Die Marquise erschien, und bewillkomnne mit vielem Anstände und Liebenswürdigkeit Sir Henry und Arthur. Sir Henry verflocht bald den Marquis della Stella in ein Gespräch über die neueste Oper seines LieblingScoM­positeurs, und bot so Arthur « die Gelegenheit, ungestört mit der Marquise sich zu unterhalten. 54 Sie drüctce nochmals ihren Dank für ihre Rettung aus. »^>äcte ich", erwiederte Arthur, »den schönsten Stern, den ich je erblickte, untertauchen sehen können, ohne nach ihm zu haschen?« »Ich wußte bis jetzt noch nicht«, entgegnete die Mar­quise, »daß die Blume der Schmeichelei auch im rauhen Norden blüht.« »Sich«, siel Arthu r schnell ein, »in den lebenweckenden Sonnenstrahlen ihrer Augen nur um so schneller entfaltet, und in ihrem Kelche doch nur die Wahr­heit umschließt.« »Halten Sie uns Damen denn wirklich für so leicht­gläubig., daß ein Paar Worte der Schmeichelei, die Je­der gespendet werden, so leicht Eingang bei uns finden? Sie irren, Herr Cauitän; wir lächeln manchmal im Stil­len über die schönen Phrasen, die am Ende auf Eine wie die Andere passen. Ueberhaupr hat man Unrecht, uns das eitle Geschlecht zu nennen, da doch diese Eigenschaft die Herren in einem weit höheren Grade besitzen, als wir. Wie oft wähnen die Herren der Schöpfung, Eindruck auf ein Damenherz gemacht zu haben, weil ein Lächeln unfern Mund umspielt. Mi t etwas mehr Scharfblick und weniger Ei­telkeit würden sie finden, daß wir sie nur belächeln. Sie waren gewiß nicht auf eine solche Strafpredigt gefaßt, die nicht Ihnen, Herr Capitun, sondern der Männerwelt im Allgemeinen gilt.« »Einer solchen Predigerin würden auch Alle gerne zuhören und sich ändern«, erwiederte der Capitän, wel­cher jedoch nur zu wohl einsah, daß die Marquise eine Ausnahme von der Regel mache, und keine Freundin sol­cher Schmeicheleien sei. Der Marquis forderte Archur n zur häusigen Wie­derholung seiner Besuche auf; er kam oft — zu oft für die Ruhe der Marquise. IV. I m Hause des Si r Henr y regte sich eines Tages Alles. Bediente liefen in geschäftiger Eile umher; Tape­zierer schmückten den Saal nach Sir H enry's Anordnun­gen, welcher wie ein Feldheer im Centrum stand, bald hier einen Befehl ercheilend, bald dort. I n dem an den Salon stoßenden Gemache wurde eine Tafel für eine sehr zahlreiche Gesellschaft arrangirt. Kurz, Alles deutete auf ein bevorstehendes Fest hin. »Komme wohl ungelegen?« begrüßte Arthu r seinen Freund, welcher gerade den Faltenwurf eines Vorhanges ändern ließ. »Du bist mir stäts willkommen, obgleich es Andere in diesem Augenblicke eben nicht wären.« »Mich wundert es, deine Frau nicht zu erblicken.« »Meine Frau malt.« »Bravo!« »Ich sehe jedoch, daß in meiner Person um Einen zu viel hier ist, und somit Addio.« »Ich erwarte dich heute Abend bei Zeiten-, rief Henry dem Dahineilenden nach. »Sicherlich.« Der Abend erschien, mit ihm kamen die Gäste. Der Marquis della Stell a entschuldigte das Nichterscheinen seiner Gemahlin durch deren plötzliches Unwohlsein, wel­ches jedoch von keiner Bedeutung sei, ihr aber doch im­mer zu ihrem großen Schmerze unmöglich mache, an Lady Henry' s glänzendem Feste Theil zu nehmen. Zuletzt trat Violantina, von der Contessa " ^ ge­führt, ein. Alle Augen waren nun auf sie gerichtet. »Eine jugendliche imposante Gestalt«, flüsterte der Marquis della Stell a seinem ebenfalls schon ergrauten Nachbar in's Ohr, »diese edle Stirne scheint der Sitz einer tiefen Schwermuth zu sein, und die Augen, ach die Augen! — welches Feuer leuchtet aus ihnen heraus, und doch ist Et­was in ihrem Ausdrucke, was ich mir nicht erklären kann. Welches himmlische Wesen! Nicht wahr, lieber Graf, wir machen noch eine Reise nach Andalusien, aber ohne un­sere Frauen«, fügte der Marquis lächelnd hinzu, ,/denn« — seine letzten Worte übertönte schon die beginnende Musik im Salon. Man war allgemein gespannt, Violantinen tanzen zu sehen, doch wie unangenehm wurden Alle enttäuscht, als die Tänzerin, vielseitig aufgefordert, nicht in den Reihen der Quadrille erschien. »Wie schade!« sagte der Marquis della Stella , der sie stäts mit den Augen verfolgte, und einen glücklichen Moment wahrnahm, ihr sein Bedauern auszudrücken. Im Laufe des Abends führte Sir Henry seinen Freund Arthu r noch ganz besonders der Tänzerin auf. »Ich bin der Glücklichste der Sterblichen, Sennora, da es mir gegönnt ist, mich Ihnen vorzustellen«, redete sie dieser in der wohlklingenden Sprache ihres Vaterlandes an. Bald waren beide in einem lebhaften Gespräche be­griffen. Wir wollen hier nicht, weder die Beschreibung des Festes, noch Archur's Fortschritte in seiner neuen Be­ kanntschaft ausmalen, sondern erlauben uns, einige Mo­ nate mit Stillschweigen zu übergehen, und nach deren Ver­ lauf den Faden unserer Erzählung wieder aufzunehmen. v. Arthu r öffnete eines Abends leise die Thüre, welche in Violanti n en's Boudoir führte. Sie schlummerte auf dem Sofa, die glühenden Wangen auf ihrem schneeigwei­ßen Arme, über die Scirne wogten die schwarzen Locken, durch welche sie in ihrem Traume lächelte, wie der Mond, wenn er durch die dunklen Wolken bricht. Ein rosafarbi­ges, spinnengewebeartiges Flortuch ließ verrätherischer Weise den schön geformten Nacken sehen, den es hätte verhüllen sollen. Ein Buch lag aufgeschlagen auf der Lehne des Sofa's. Arthu r näherte sich auf den Fußspitzen, um seine Lippen auf die Reizende zu drücken; jedoch in dem Augenblicke, als er sich über sie hinbog, berührte sein Dolch den Tisch. Durch dieses Geräusch aufgescheucht, sprang die Tänzerin empor, und Arthur « erkennend rief sie lächelnd; »Selbst im Schlafe sind wir Damen auf unsrer Hut!« H5 ?Und wachend so wenig", versetzte Arthu r ebenfalls mit einem Lächeln. Violantin a versuchte nun, ein böses Gesicht zu machen, aus welchem jedoch immer ihre anmuihige Freund­lichkeit hervorschimmerte. Sie hatte wieder auf dem Sofa Platz genommen, das Tuch geordnet, welches als schwaches Bollwerk gegen die kühnen Blicke des Mannes diente. „Ich sollte eigentlich mit Ihnen schmollen", fing sie an, „denn Sie wollten mir, während ich schlief, einen Kuß rauben." „Den Sie wachend mir freiwillig gegeben haben wür­ den», fiel Arthu r ein, und umschlang die Tänzerin, die sich jedoch aus seinem Arme befreite. „Nicht so sehr ftlbstoertrauend! so schnell streiche ich die Flagge nicht, mein HerrCapitän, wir müßen erst noch kämpfen." „Ihre Blicke, Violantina , würden, wie Archime­ des' Brennspicgel, eine ganze feindliche Flotte verkohlen, und solch' ungleichen Kampf wage ich nicht zu bestehen. Darum streiche ich gleich die Flagge, und lege sie zu ihren Füßen." „Also mein Gefangener, und werde ich Sie vor das Kriegsgericht stellen, und finde ich Sie schuldig den Stab über Sie brechen. Wer war jene Dame, in deren Loge ich Sie gestern Abends erblickte, obgleich Sie sich immer im Hintergrund hielten, und nur für sie allein Augen zu haben schienen? Anworten Sie." Art h u rn schien diese Frage nicht gelegen zu kommen. „Wer jene Dame war, wollen Sie wissen?" sagte er gedehnt, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. „Ja! Ja! jene Dame", erwiederte Violantina mit mehr Nachdruck, und ein Anflug von Gereiztheit wurde auf ihrem Gesichte sichtbar, wie ein Wolkchen, das für einen Augenblick die Sonne verdunkelt. „Jene Dame ist die Marquise della Stella , deren Bekanntschaft ich einem glücklichen Zufalle verdanke. Ich veranstaltete für meinen Freund am Bord meines Schiffes ?in Fest, zu welchem sie mit ihrem Gemahl kam, der un­ glücklicher Weise beim Besteigen der Schiffsleiter ausglitt, und seine Gemahlin mit in die Wellen zog. Ich sprang nach und rettete sie beide." „Gewiß die Marquise zuerst", setzte die Tänzerin spöttisch hinzu. „Ganz recht, die Marquise zuerst, denn das schwä­chere Geschlecht bedarf unserer Hilfe am ersten und am meisten." „Nannten Sie nicht jene Dame della Stella? " „Wozu soll diese Frage?" „Zu Nichts." Sie hielt dann plötzlich inne, eilte zu ihrem eleganten Schreibpulte, und öffnete ein geheimes Fach. „Sehen Sie die Menge Briefe von rother, grüner und blauer Farbe, so chamäleonartig wie die Männer selbst sind. Sehen Sie hier das Wappen des Ducca ^**. Diese Briefe könnte ich wie Feuerbrände unter die armen Frauen dieser Gecken schleudern, und der Zwietracht Fa­ckel lobern lassen. Sehen Sie hier auch ein rührendes Villetdou),- des Marquis della Stella , der täglich un­ter meinen Fenstern vorüberzieht, und schmachtende Blicke herauf sendet. Oh! ihr Männer liebt vielleicht in Eurer Jugend das Mädchen eurer ersten Liebe, dann liebt ihr nur die Liebe, die euch Gewohnheit und Bedürfnis; wird „Violantina , warum so aufbrausend, so ungerecht? Tragen die Damen nicht selbst die Schuld? I n unserer Jugend senken wir den Hoffnungsanker in's bodenlose Meer eines Mädchenherzens, und da es uns nicht gelingt, einen Ankergrund zu finden, segeln wir unstät durch'« Leben. Brechen wir ein Gespräch ab, welches zu nichts Anderem führt, als etwa unsere Herzen von einander zu entfernen." „Unsere Herzen? Hat denn je das Band der Liebe sich um das Ihrige geschlungen, und das meine gefesiclt? Arthu r liebst du mich wirklich?« „Kannst du zweifeln?" „Und die Marquise della Stell a liebst du auch?" rief sie ungestüm, „nicht wahr?" „Halte ein, meine angebetete Violantina , mich fe­ßelt kaum Freundschaft, die sie mit scheinbarer Dankbar­keit für mich, ihren Lebensretter, erwiedert." „Männerfreundschaft ist die Liebe ohne Flügel, die ihr sogleich wachsen, sobald sie nur ein leises Zeichen von Gunst wahrzunehmen wähnt. „­„Wie Unrecht thust du mir! — Und dann —die Mar quise ist eine Dame von Rang, von unbescholtenem Rufe." „Pah! Blick' um dich, die Damen der großen Welc, tragen sie etwa besondere Sorge, ein Geheimnis; aus ih­ren unerlaubten Verbindungen zu machen? und doch scheuen sie sich nicht, über uns, die wir uns auf der kleineren Bühne in ähnlichen Rollen bewegen, giftige Bemerkungen zu machen. Ich lächle nur mitleidig dazu. Arme GeschO pfe! I n den Augen Einiger sind alle Tänzerinen ohne Ausnahme in Grund und Boden verabscheuungwürdige Ge­schöpfe, weil eine einmal ihren Gemahl von dem Pfade der Treue, der übrigens selten der Lieblingsspaziergang der Männer zu sein pflegt, gelockt hat. Manche ärgern sich im Stillen, daß die Männerwelt uns so viel lauten Beifall spendet. Manche fürchten um ihre o^v.llieri »er­venu, Manche, deren Reize schon die magnetische Kraft verloren, wollen noch immer als die Besungenen, die Schönheiten der Troubadours gelten, und sind gegen jede jugendliche Erscheinung, am meisten aber gegen eine solche gestimmt, die durch Stellung zu beschäftigen." Als sie letztere Worte nicht ohne viele Aufregung sprach, ihre Augen der Thüre zugewendet, schien sich diese zu öffnen, jedoch gleich wieder zu schließen. „Nur herein, Nina!" rief die Tänzerin, indem sie von dem Fenster, an welchem sie während des Gespräches mit Arthu r gestanden hatte, der Thüre zueilte. (Fortsetzung f«!Zt.) - ZE Glassische Aphorismen. l. Aus Seneca"s Briefe». 24. Darin zumal verräth sich unser Stumpfsinn, daß wir nur Das zu kaufen glauben, wofür wir Geld zahlen, und Dasjenige für unentgeltlich hallen, wofür wir uns selbst hingeben. Was wir zu kaufen keine Lust hatten, wenn wir unser Haus, oder ein angenehmes und einträgliches Grundstück dafür geben müßten, Das beeilen wir uns, mir Sorgen und Gefahren, mit Verlust unserer Ehre, unserer Freiheit, unserer Zeit uns zu ver­schaffen! Sonach ist uns Nichts so sehr feil, als wir selbst. haben werde, welche, die Treppe vor jenem Hotel zu ihrem Sammelplatze auszuwählen pflegten. — (Unser erster Liebhaber.) Wir lesen in wie­ner Blättern. Herr Beulet , dessen projectirces Gastspiel in Dresden für dermalen hindernder Umstände wegen un­terblieb, habe mit den Directoren der Theater in Laibach und Klagenfurt, Ebell und Roll , als erster Liebhaber und Regisseur des Schauspiels unter vortheilhaften Bedin­gungen einen Contract abgeschlossen. — (Nichts als Wasser) genießt schon seit mehreren Jahren ein 18 — 19 jähriges Bauernmädchen, welches etwa 2 — 3 Stunden von Chiemsee entfernt, in der Pfar­rei Fraßdorf lebt. — Daguerreotypbilder aus Möttling. — Viele Dinge kann ich dir nennen, die, gesucht und an« (Beschluß.) gekauft, uns unsere Freiheit nehmen; wir würden uns an­gehören, wenn sie uns nicht angehörten. (Werden fortgesetzt.) Neues. (Die französische Schiffbruch-Gesellschaft) hat der Mlle. A. Dal darrte von Biariz (in der Nähe von Bayonne) eine Medaille mit dem Diplome als „Sau­rur« überreicht. I m Winter 1839 tobte ein furchtba­rer Sturm über Biariz, wobei das nanter Schiff „Zoö« mit entsetzlicher Gewalt an die Felsen geschleudert wurde. Eine Menge Menschen sammelte sich am Strande, aber Keiner wagte, den an dem Schiffe sich anklammernden Macrosen zur Hilfe zu eilen. Was kein Man n zu wa­gen versuchte, unternahm kühn ein Mädchen. Sie er­griff einen Strick, sprang in die lebende See, und nach mehreren fruchtlosen Versuchen gelang es ihr endlich, das Schiff zu erreichen. Gerade in jenem Momente fiel der Capitän, dessen Kräfte erschöpft waren, und der sich nicht mehr anhalten konnte, in die See. Sie ergriff ihn, als er wieder auftauchte, und brachte ihn an's Land, ehe noch das Leben in ihm erloschen war.— '^^ (8t gerichtet. Besonders bieten die Eichenwaldungcn ein sehr düsteres Aussehen dar, ihr Anblick gewahrt ein treues Bild des Winters oder Spätherbstes. Auch die Obstbäume sind nicht nur total abgefreßen, sondern viele auch be< rcits in Folge des früheren Raupenfraßes abgestanden. Obst werden wir leider! feines haben. Bei dieser Gelegenheit darf ich nicht unerwähnt lassen, daß bei dem Umstände, als das von den Behörde» cingefllhrle Abraupen der Nester bisher ganz fruchtlos geblieben ist, es die Nothwendigkeit erheischt, auf an< dere wirksamere Miltel zu sinnen, dem verheerenden Nebel des Raupen» fraßes für die Folge Schranken zu setzen. Ich undViele sind der Meinung, daß dem in Redestehenden Uebel durch das allgemein anzuempfehlende Ein­sangen der Schmetterlinge, welche eigenllich die Raupenbrut ansetzen, mit Erfolg gesteuert werden konnte. Die Hirten, Schulkinder und zu schweren Arbeiten untaugliche Personen würden sich mit Vergnügen dieser Arb.il unterziehen, nur müßte ein Preis für eine gewiße Anzahl gefangener Schmetterlinge (allenfalls für 2ll Stück l tr,) festgesetzt werden, um hic­durch den Fleiß der beireffenden Individuen zu spornen. Während die Rau­pennester auf hohen Bäumen unzukömmlich, somit unvertilgbar sind, tonnen Schmeitcrlinge auf Pfützen, Morästen, Wiesen, Gräben zu Tausenden ein» gefangen, und hiedurch die unmittelbare Ursache der Raupenbrut und da« raus folgenden Verheerungen gehoben werden. Mögen diese wenige» Worte doch nach Gebühr gewürdigci, und «on Jenen, von denen die Ausführung des Projektes »Hinge, beherziget werden. Der Dank ganzer Nationen würde ihnen nicht entgehen. Da die gewöhnlichen Correspondenznachrichtcn durchgängig Berichte über Theater und dergleichen Vorstellungen enthalten, s« soll dieser Brief auch davon keine Ausnahme machen. Ich will dir also, liebe Oruiulil, , erzählen, daß wir im Lause des Monates Mai auch in Möitling zwei mm sikalischen Akademien beizuwohnen Gelegenheit hatten. Die erste gaben die vier Brüder Wenzel, Mathias, Dominik und Franz Hollubetz, unter dem hochfahrenden Titel „Tontunstler und Alpcnsängcr", im hiesigen Gast' hause «zur Sonne." Die Leistungen derselben entsprachen keineswegs dem anmaßenden Titel »Künstler«, doch war das Haus stark besucht. Die zweite musikalische Akademie veranstaltete in demselben Hause der Violinist, Herr Nikolaus Iewanovich. Wir hatten Gelegenheit, ein wahrhaft meisterliches Spiel zu bewundern, und müssen ohne Uebertreibung gestehen, daß diese Virtuosität auf seinem Instrumente, diese Nravour, die er besonderH-4n hinein Concertstücke eigener Composition entfaltete, und die zum allgemeinen stürmischen Beifallsrufe Anlaß gab, bisher in unserer freilich nicht weltberühmten Stadt nicht gehört wurde. Möge ihm überall die verdiente Anerkennung zu Theil werden. Noch ist mir der Faden nicht ousgegangcn. Ja, ich muß dir, Theo­erste, in vollem Ernste erzählen, daß mich der l. Iunius in aller Frühe 4 Uhr furchtbar erschreckt hat. Noch lag ich in Morpheus Armen, «ls plötzlich das Gebäude, das ich bewohne, von Grund aus erzitterte. Es ist nämlich ein mehrere Tecunden lang anhaltendes bedeutendes Erdbeben, mit dumpfem Rollen begleitet, verspürt worden, welches in wellenförmiger Ve­wegung seine Richtung von Westen nach Osten zu nehmen schien. Ich schäle mich glücklich, mit der Angst davongekommen zu sein. Nun lebe wohl, und empfange Grüße von deinem dich hochschätzenden Möttling ,v Juni l»4'. 2. K-e. Laibach. Druck «ud Verlag des Joseph Blasnik.