Žunkovič: Mil 3 farbigen Schriflbeilagen und 7 Textilluslralionen. Kremsier 1912. Druck und Verlag von H. Slovák in Kremsier. •• «Wt/I Die Handschriften von Grünberg u. Königinhof, dann das Vyšehrad-Lied. Die irrtümlich als moderne Fälschungen geltenden ältesten böhmischen Dichtungen. Originaltext-Ausgabe verdeutscht und erläutert von Martin Žunkovič. Mit 3 farbigen Schriftbeilagen und 7 Textillustrationen. KREMSIER 1912. Druck und Verlag von H. Slovák in Kremsier. tflJCftj Das Titelbild aut dem Umschläge ist Originalzeichnung des akademischen Malers Oano Köhler. Einführung. Alle im Tile! angeführlen allböhmischen Lileraiurdenkmäler galten einem grossen Teile der wissenschaftlichen Welt bisher teils als gefälscht oder unterschoben, teils als unverständlich. Den Hauptgrund für diese prinzipiellen Zweifel bildete immer die Annahme, dass die Böhmen unmöglich eine so alte und hohe Kultur, sowie eine derartige politische und soziale Organisation gehabt haben konnten, wie dies aus den Dichtungen hervorgeht. Bei meinen Forschungen auf dem Gebiete des Altslavismus kam ich aber Schritt für Schritt zu der Überzeugung, dass kaum eines der modernen Völker Europas eine grössere liierarische Produktion und namentlich Vervielfältigung bis zum Ausgange des Mittelalters aufzuweisen vermag, wie gerade die Böhmen. Es ist nicht unbekannt, dass in den Hussitenkriegen schon vieles mit und ohne Absicht zum Opfer fiel, sowie es feststeht, dass im Mittelalter wiederholt Bücher-Autodafes stattfanden. Nach der Schlacht am Weissen Berge (1620) soll eine grosse Menge böhmischer Bücher — man sprichl von 60.000 — verbrannt worden sein; mag auch diese Zahl weit übertrieben sein, im allgemeinen muss daran doch geglaubt werden, da es der üesuite Baibin (f 1688) offen in seinen Werken erzählt. Im Oahre 16^8 führten wieder die Schweden viele Fuhren wertvoller böhmischer Werke aus dem Lande, was gleichfalls kein Märchen ist, nachdem sich viele Handschriften dieser Provenienz in den Bibliotheken Schwedens noch heute befinden; viele d&r in Böhmen und l* Mähren erbeuteten Werke gingen aber schon auf dem weiten Wege verloren; ein Teil davon fiel überdies dem grossen Brande der Schlossbibliothek in Stockholm zum Opfer. Man weiss weiter, dass viele böhmische Handschriften in ausländischen Bibliotheken und Museen erliegen, wie in Deutschland (Berlin, Dresden, Greifswald, Götlingen, Halberstadt, Magdeburg, Mainz, München, Stettin u. a.), Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Russland; ja ein russischer Konsul berichtete im Bahre 1884 aus Mukden (Mongolei), dass sich in den kaiserlichen Bibliotheken Chinas auch böhmische (vielleicht überhaupt alt-slavische!) Handschriften in grösserer Zahl befinden. Alles dieses ist bekannt und trotzdem wundert man sich darüber, wenn gelegentlich noch ein erratisches Pergamentblatt mit einer altböhmischen Schrift auftaucht, welches bisher nur seiner Unscheinbarkeit wegen nicht beachtet, daher auch nicht vernichtet oder ins Ausland verschleppt wurde. Am belebendsten ist es aber, wenn dieses glücklicke Versehen nun die moderne Slavistík noch wettmachen will, die ohnehin das landläufige Märchen von der slavischen „Minderwertigkeit“ dadurch konstruierte, dass sie alle historischen und kulturellen Beweise der grossen slavischen Vergangenheit verdächtigte, verschleierte, negierte oder — wie hier — gleich vernichten wollte. Dieses führte aber systematisch zu der ganz unmotivierten Minderbewertung und Herabsetzung der Slaven seitens anderer Nationen ; dieses raubte den Slaven selbst den berechtigten nationalen Stolz wie das traditionelle Bewusstsein einstiger Grösse und schuf zugleich die breiteste Basis für den unglückseligen Nationalitätenstreit. Gerade diese Erkenntnis ist es aber, die nun die Notwendigkeit loslöste, dass vor allem die Feinde im eigenen Lager niedergerungen werden müssen, wenn die volle Wahrheit über die geschichtliche und kulturelle Vergangenheit der Slaven je siegen soll. Betrachten wir aber diese Vorgänge noch im besonderen, so gelangen wir zu weiteren betrübenden, ja zum Teile überhaupt heute ganz ^unverständlichen Tatsachen. — Durchwegs junge, noch gar nicht bildungserstarkte, in bescheidensten Verhäl-nissen lebende Männer waren es, die in ihrer idealen, patriotischen Begeisterung diese unschätzbaren Pergamentfunde dem vaterländischen Museum zum Geschenke gemacht in der Erwartung, dass man dieselben wissenschaftlich wie volksbildend verwerten oder doch ehrenvoll verwahren werde. Der uneigennützige Patriotismus der Spender wurde jedoch damit belohnt, dass man sie über das Grab hinaus als Betrüger und Fälscher schutzlos verleumdete. Diejenigen hingegen, die moralisch oder beruflich verpflichtet gewesen wären, sofort und rücksichtslos mit der Wahrheit aufzutreten und die Zweifler zu zerstreuen, schwiegen zu diesen Verleumdungen, schonten die Irrenden, deckten die Schuldigen und begannen obendrauf mit den Handschriften ein unmännliches Versteckenspiel, wodurch ein prinzipieller Verdacht, der schliesslich die weitesten Kreise und die hellsten Köpfe zu einem falschen Urteile verführen musste, künstlich geschaffen und bis heute erhalten wurde. Nur unter solchen Prämissen war es möglich, den Glauben so weit zu verbreiten und so lange aufrechtzuerhalten, dass die Handschriften unterschoben seien, weil auch niemand die Verleumder zu dem rationellen Beweise verhielt, vor allem die praktische Möglichkeit einer solchen Nachmachung selbst zu erbringen, denn derjenige, der nur einen Augenblick an die reale Möglichkeit einer solchen Leistung glaubt, kann keine Begriffsvorstellung besitzen, welche vielseitigsten, ja geradezu divinatorischen Potenzen hiezu vorausgesetzt werden müssen. Der Leser wird daher wiederholt in diesem Buche auch die unglaubliche Feststellung vernehmen müssen, dass man die Handschriften überhaupt eher als gefälscht erklärte, bevor man sie gesehen, gründlich studiert oder gar verstanden hatte, denn wäre dies nicht unterlassen worden, so würde auch kein Besonnener einen solchen Verdacht je ernstlich ausgesprochen haben. Einen mässigen Anteil an dieser einzig dastehenden wissenschaftlichen Entgleisung hatte allerdings auch die Einmengung mehrerer deutscher Professoren, die sich gleichfalls zu Urteilen herbeiliessen, ohne für solche genügende Orientierung oder gar Sprachkenntnisse zu besitzen. So verwarf z. B. der Berliner Universitätsprofessor Wattenbach paläographisch die Königinhofer Handschrift, ohne sie je gesehen zu haben, und erklärte auf die Anfrage, ob er nicht doch eine photographische Kopie zu sehen wünsche, „dass er zu einem näheren Studium weder Zeit noch Lust habe.“ Wattenbach war aber auch der einzige, der die Handschrift vom Standpunkte der Paläographie für unterschoben erklärte. — Dr. Knieschek in Prag wusste hingegen nicht oft und laut genug aufmerksam zu machen, dass die Handschriften etwa eigens angefertigt wurden, um bei den Böhmen den Deutschenhass zu fördern, daher sie vor allem die Jugend vergiften u. ä., was schliesslich auch nicht ohne Wirkung blieb. Die bösen Folgen dieses literarischen Vandalenzuges zeigten sich, abgesehen von der Vergrösserung der nationalen Reibungsflächen, aber auch auf anderen Gebieten. Vor allem wurde dadurch die slavische Sprachforschung, die vor etwa 50 Jahren einen äusserst erfreulichen Aufschwung nahm, auf das Empfindlichste irritiert, denn die Aberkennung der Echtheit der Handschriften brachte auch wieder den erstarkten Glauben an eine höhere altslavische Kultur zu Falle, da gerade die Handsschriften eine bedeutende Bereicherung, beziehungsweise Festlegung der Kenntnisse von der altslavischen Kultur und Sprache enthalten. Wir stossen hier von neuem auf originelle Begriffe, die wir aber heute nicht mehr kennen oder gebrauchen, weil sie vergessen wurden, oder aber einen anderen Sinn angenommen haben. So erfährt man da wieder die alle militärische Nomenklatur von Vorhut und Nachhut als „předvoj“ (im Schnittstreifen der Königinhofer Handschrift) und „posleda" ; „pokristi“ hiess einst: sich stärken, kräftigen (im physischen wie geistigen Sinne); wissen wir dies, so wird die Etymologie des Wortes „Christ“ auch eine klarere; „luna“ galt ursprünglich nur zur Kennzeichnung des Mondes als Gestirn; was der Slave heute unter „měsíc“ versteht, bezeichnet nicht mehr den Mond selbst, sondern den Mondwechsel, also einen Zeitmonat; „tras“ ist keine Personifikation, sondern der alltägliche Begriff für: Zittern, Beben (vor Schreck); „morana“ ist keine Göttin, sondern die Kennzeichnung für die Lebensgrenze, den Tod usw. Als eine Fälschung Hankas bezeichnete man auch noch die sogenannten „barbarischen“ Goldmünzen, von denen er 18 Stück für das Landesmuseum erwarb, angeblich um auf diese Art den Eindruck der einstigen Kulturhöhe der Böhmen weiter zu heben. Der Umstand aber, dass man solche Münzen schon vor der Geburt Hankas in Ungarn fand, war den Verdächtigem damals noch gar nicht bekannt; kurzum, es gab seinerzeit in Prag eine wissenschaftliche Koterie, die sich im Wegfegen alt-slavischer Kulturdokumente geradezu überbot und sie alle dem Schlummer ewiger Vergessenheit überantwortet wissen wollte. Die böse Absicht ist ihr aber nur zum Teile gelungen. Sie hat es erreicht, dass nahezu vergessen ist jene schöne Zeit, als der Bildhauer kraftstrotzende Zäboj-Statuen meisselte; nur mehr mit Misstrauen werden seither die farbenprächtigen Gemälde betrachtet, welche traute Szenen aus jenem poetischen Blütenkranze darstellen; längst verstummt sind jene klangvollen Melodien, die der Meister der Töne einem solchen taufrischen Volksliede unterlegte; nicht mehr wagt es der Professor laut jener heimischen Heroenzeit zu gedenken, indes die fernen Heldensagen der Griechen, Römer und Germanen zum obligaten Schulthema geworden sind; die Führer des Volkes, sie haben die Verbindung mit jener Volksseele verworfen, in welcher noch das organische Gefühl einstiger Grösse heimlich weiterpulsiert; die ergrauten Erben der heimischen Geschichte, welche die Achtung der uralten Väterzeit pflegen und verteidigen sollen, sie rühren sich nicht mehr, weil man sie verlacht, verfolgt, vernichtet ! Doch jener heuchlerisch verdächtigte und zynisch bespöttelte poetische Hausschatz ist heute wieder ehrlich gemacht und dem böhmischen Volke hoffentlich für alle Zeiten unbestritten wiedergegeben. Kehret daher nun wieder zurück ihr Künstler mit dem Meissei, der Palette und der Fiedel und setzet begeistert eure irrtümlich unterbrochene Arbeit fort; zeiget wieder ihr Lehrer des Volkes vor aller Welt in Wort und Schrift, dass der Dichtkunst Zauberwalten unserer Ahnen jenen klassischen Zeugen in keiner Weise an Geist und Kraft nachsteht; kehret wieder, ihr seligen Führer des Volkes, die ihr so richtig wusstet und fühltet, dass der wunderbarste Talisman dauernder Volksgunst nur die Hochhaltung der Traditionen sein kann; klärt ihr patriotischen Männer mutig weiter unsere grosse Vergangenheit auf; streuet neuen Samen der Vaterlandsliebe, der Wertschätzung der heimatlichen Scholle und der edlen Begeisterung für alles angestammte Hohe und Schöne; der Märtyrertod für die Wahrheit ist — Leben! ¥ Den vielen Aufmunterungen, namentlich seitens deutscher Kreise, über den rätselhaften Handschriftenstreit eine objektive Darstellung zu bieten, sowie den Inhalt der Dichtungen zu verdolmetschen, suchte ich hiemit bestmöglichst nachzukommen. Die Durchforschung und Nachprüfung zog sich bis zu den äusser-sten Details, aber es blieb nichts übrig, das auch nur den kleinsten Schatten auf die Handschriften weiter werfen könnte. Ein tieferes Verständnis für diese beschämende Verfehlung geht uns heute allerdings schon ab; wir wissen nur mehr, dass es ein zufälliges Zusammentreffen krankhafter wissenschaftlicher, politischer wie persönlicher Phänomene war, die alle durch ihr gleichzeitiges Auftreten dieses Unglück verschuldeten. An dieser Stelle muss ich auch allen Denen gebührend danken, die mich bei dieser, die vielseitigsten Kenntnisse erforderlichen Arbeit durch Ratschläge, Zuspruch und Mithilfe verschiedenster Art freundlichst unterstützten, was gerade hier in erhöhtem Masse notwendig war, denn es* gibt kaum etwas Aussichtsloseres und Undankbareres, als mit toten Buchstaben tief eingewurzelte Vorurteile erschüttern zu wollen, an denen nahezu alles — sehend oder blind — festhält. Mögen diese unschätzbaren Geistesprodukte des altböhmischen Volkstums, die seinerzeit auch mit offener Begeisterung in nahezu alle europäischen Sprachen übertragen wurden und gewiss auch von neuem übertragen werden, nun nach langen trüben Tagen wieder alle Gene erfreuen, die Gefühl und Verständnis für eine reine, naturfrische, ungekünstelte Poesie besitzen ; ja, sie mögen jetzt umso herzlicher aufgenommen werden, wie man auch eine spät erblühte Rose mit doppelter Freude begrüsst. Kremsier (Mähren), im Oktober 1912. Zur Orientierung des Xesers! Die altböhmischen Originaltexte haben keine diakritischen und ebenso — bis auf einige Schlußpunkte — keine Satzzeichen; diese wurden daher, um die Vergleichung der Texte zu erleichtern, beigesetzt. Die Titel der Gedichte entstammen nicht den Originalen, sondern wurden, der kurzen Inhaltsbezeichnung wegen, vom Verfasser vorangestellt. Von jeder Handschrift wurde das Faksimile einer Seite beigegeben. Leider konnten diese farbigen Illustrationen nur mühevoll nach alten Photographien, Handzeichnungen und schriftlichen Mitteilungen zusammengestellt werden, da die Musealverwaltung die Bewilligung zur photographischen Reproduktion der Handschriften auch Literaten nicht mehr erteilt. Bei der Verdeutschung hielt ich mich grundsätzlich an die genaue oder doch sinngemäße Wiedergabe des Originaltextes; nur gelegentlich, wenn diese Grundbedingung nebstbei erfüllt werden konnte, wurde zugleich auch der poetischen Form im Deutschen Rechnung getragen. Verschiedene Textstellen, die bisher rätselhaft waren, unrichtig gelesen oder gar als Schreibfehler angesehen wurden, finden hier ihre ungezwungene, auf die neuesten Forschungen des Altslavischen kritisch aufgebaute Deutung. Am Schlüsse wurde eine kurze Erklärung aller jener in den Texten vorkommenden Eigennamen und Begriffe angeführt, die nicht als allgemein bekannt angesehen werden. In slavischen Namen wurde grundsätzlich die slavische Schreibweise beibehalten. Außer den gangbaren Wortkürzungen werden noch angewendet : HS — Handschrift, Handschriften ; GH — Grünberger Handschrift; KH — Königinhofer Handschrift; VL = Vysehrad-Lied. Die Handschrift von Grünberg. (Rukopis Zelenohorský.) - ■■ /• . . ■ • -í; - . ‘ ' . ’• ; •’•' : ■ > 3ľ;> ; ■ * * • Faksimile der 8. (letzten) Seite der Grünberger Handschrift in Originalgröße. Á Schloss „Grünberg" („Zelená Hora") in Böhmen. Geschicke der Handschrift. Über die Herkunft und Auffindung der GH ist folgendes glaubwürdig bekannt. — Der Rentmeister Josef Kovar der Colloredo-Mansfeld'schen Domäne Grünberg in Böhmen fand i, J. 1817 gelegentlich im Schloßarchive, das aus einem alten, im großen Wirtschaftsgewölbe stehenden Kasten bestand, zwei schmutzige und höchst defekte Pergamentdoppelblätter. Da sie Schriftzüge aufwiesen, ging er damit i:i seine Kanzlei und reinigte sie vorerst mit einem feuchten Schwamme, erschrack aber sehr, als die vermeintlich schwarze Tinte eine grünliche Färbung annahm. Er bemühte sich nun einige Zeit hindurch den Schrifttext zu entziffern. Da aber seine Mühe erfolglos blieb, ging er damit eines Tages zum Dechant Franz Baubel nach Nepomuk. Dieser fand mit der Zeit heraus, daß es sich hier um irgendein Gericht Lubusa's handle, sowie daß darin bekannte Ortsnamen angeführt erscheinen. Später nahm Kovar die HS wieder zurück und ließ sie weiter unbeachtet liegen. Erst als1 am 15. April 1818 die feierliche Bekanntmachung der Gründung eines Landesmuseums in Prag durch den obersten Burggrafen von Böhmen, Grafen Kolovrat, zugleich mit der Aufforderung zu Beiträgen für dasselbe erfolgte, erinnerte sich Baubel wieder an die HS und riet nun Kovar, er könnte jetzt seinen Fund dem Museum widmen und einsenden. Nachdem aber eine offene Zusendung seitens Kovar für ihn unangenehme Folgen haben konnte, umsomehr als zwischen ihm und seinem Dienstherrn ein nationaler Antagonismus herrschte, sandte er die HS Ende Oktober 1818 unter Beischluß eines orientierenden Schreibens im Postwege an die Adresse des Burggrafen Kolovrat ein. Dieser übergab die HS dem Grafen Kaspar Sternberg, der die Seele des entstehenden Museums war, und letzterer übergab sie wieder dem gelehrten Anton Puchmayer, seinem Patronatspfarrer in Radnitz zur Entzifferung, was letzterem auch im großen gelang. Doch passierte Puchmayer hiebei ein Versehen: er bog nämlich ein Doppelblatt so um, daß die 3. Seite zur 1. ward, daher er den Text wohl lesen aber keinen logischen Zusammenhang für die Handlung finden konnte. Schließlich sandte er seine Lösung mit einem Faksimile, — nachdem sich Graf Sternberg das Original selbst behielt —, und einem ausführlichen Berichte an den Sprachforscher Dobrovský. Dieser erkannte den Mißgriff Puchmayers auch nicht und erklärte die HS, ohne noch das Original gesehen zu haben, für «ein elendes Machwerk und ein Geschmiere», und bezeichnete gleich J. Jungmann, W. Hanka und J. Linda als die Urheber und Einsender der HS. Im J. 1824 trat Dobrovský mit dem Artikel »Literarischer Betrug« in Hormayrs Archiv offen gegen die HS auf, und gab darin besonders seinem Ärger Ausdruck, das die Polen die GH schon i. J. 1820 abdruckten und sie als eines der wertvollsten Monumente des slavi sehen Altertums kommentierten, sowie, daß sie gleich im folgenden Jahre auch schon von der russischen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht und zugleich in russischer Übersetzung ausgegeben w u r d e. Man wollte jedoch damals in schärferer Weise nicht mehr gegen Dobrovský auftreten, da sich seine periodische Gemütskrankheit immer häufiger einstellte; er starb auch bereits am 6. Jänner 1829 in völliger Geistesumnachtung. Besonders charakteristisch dafür, wie unsicher Dobrovský in dieser Sache war, zeigt unter anderem folgendes Ereignis. Dobrovský wollte, daß die HS chemisch untersucht werde; der damalige Professor der Chemie am technischen Institute in Prag, Steinmann, erklärte, daß die Untersuchung, ob die verwendete Tinte alt oder neu sei, wohl unbedingte Gewißheit geben muß, nur werde dabei ein Teil der HS zugrundegehen; da stand Dobrovský sofort davon ab mit den Worten: «sie könnte am Ende doch echt sein!« Nachdem sich später noch der Slovene Kopitar und der Slo-vake Palkovič der Meinung Dobrovskýs anschlossen, daß die GH unbedingt ein Falsum sei, haben hingegen Palacký und Safařik i. J. 1840 in ihrem Werke: «Die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache« mit wissenschaftlichen Belegen jeder Art die Echtheit der Handschrift nachgewiesen, worauf volle Ruhe einzog. — Erst i. J. 1858 trat der Redakteur David Kuh des «Tagesbote für Böhmen« (Prag) auf, der erneuert Hanka als Fälscher der HS bezeichnete. Letzterer suchte nun Schutz beim Gerichte, welches feststellte, daß der geschilderte Tatbestand der Auffindung und des Einsenders richtig ist, daher Hanka unmöglich der Fälscher sein könne. — Nach Hanka's Tode (1861 stellten sich noch einige weniger beachtete Zweifler ein, bis i. J. 1886 die HS durch die «Realisten« der böhmischen Universität in Prag unter Führung der Professoren Gebauer und Masaryk offen als gefälscht oder unterschoben bezeichnet wurde, was nicht einmal zu einer nachhaltigen Verteidigung führte, weil sie schon wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens der Schrift, wofür damals noch kein Analogon bekannt war, der sonderbaren Art der Einsendung, namentlich aber der vielen sprachlich unverständlichen Textstellen kein unbedingtes Vertrauen erweckte, daher allgemein, wenn schon nicht gerade als Fälschung, so doch als ein Rätsel angesehen wurde. Es ist daher auch begreiflich, daß sich um diese HS, die noch heute ungeprüft in der Schublade für «Falsifikate« im Landesmuseum liegt, auch weiterhin niemand mehr kümmerte. Nun trat ich i. J. 1911 für diese HS ein, nachdem ich schon früher, ehe ich sie in Prag studiert hatte, im Werke «Die Slaven, ein Urvolk Europas« in jeder Ausgabe betonte, daß sie echt sein müsse, weil sich durch die induktive Forschungsmethode alle darin geschilderten Verhältnise als zutreffend erweisen. Als aber nun auch meine «Rehabilitationsschrift« (in böhmischer Sprache), welche mit Beweisen jeder Wissensrichtung die beiden HS für unbedingt echt erklärt, am 1. September 1911 erschien, wurde damit ein neues, lebhaftes Interesse für diese bisher so stiefmütterlich behandelte HS in der Öffentlichkeit erweckt; d;e vorgebrachten Argumente waren derart handgreiflich und überzeugend, daß alle Gegenbestre- bungen den Glauben an die Fälschung nun nicht mehr aufrecht erhalten konnten. Die Geschicke dieser HS drohten in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhundertes sogar höchst tragisch zu weiden, als man die ernste Absicht hegte, sie kurzweg zu vernichten, um so für alle Zeiten dieses Objekt des ständi'gen Zweifels und Anstoßes für die damalige Gelehrtenwelt radikal zu beseitigen, was durch einige besonnene Männer glücklicherweise doch noch rechtzeitig abgewendet wurde. Die wichtigsten Einwendungen gegen die Echtheit der Handschrift. — Widerlegung derselben. Alle Einwendungen gegen die Echtheit der GH haben ihre Fehlerquelle in Wissensmängeln. Obschon es heute überflüssig ist, nochmals alle Ungereimtheiten dieser Richtung zu wiederholen, so seien hier doch die gravierendsten angeführt und zugleich widerlegt. 1. Dobrovský behauptete, daß die HS von den erwähnten drei Literaten verfaßt und unterschoben wurde. — Dieses ist an sich schon eine chronologische Unmöglichkeit, weil die HS bereits an 1 Vt Jahre vorher bekannt war und passierte sie früher schon mindestens sechs namentlich bekannte Personen, ehe sie Hanka, Linda oder Jungmann zu sehen bekamen. Überdies hat sich die geschilderte Art der Auffindung und Einsendung später auch gerichtlich als richtig erwiesen; es wäre daher schon auf dieses hin sachlich alle w eitere Beweisführung unnötig. 2. Das böhmische Altertum kannte angeblich keinen Burgenbau, daher auch keinen Adel im gangbaren Sinne.- - Die Tatsachen sagen das gerade Gegenteil,-denn die ältesten Burgen haben eigentlich in ganz Europa sla-vische oder slavisch verständliche Namen, Man vergleiche da nur die sich fast in jedem Lande wiederholenden x Vyšehrad «-Burgen; selbst Schweden hat seinen xVyskehäradx. Desgleichen klingen die ältesten Namen der Burgenbesitzer reinslavisch; überdies wissen wir doch sehr gut, daß der Adel etwa im 13. Jahrhunderte mode-mäßig seine slavischen Namen -zu germanisieren begann, w ä s doch unnötig gewesen wäre’wenn sie früher nicht s 1 a v i s c h waren. 3. Die Slaven lebten friedlich in Hauskommunionen; soziale und Rechtsverhältnisse größeren Stils, wie sie in der HS Vorkommen, sind daher nicht slavisch. — Die Tatsachen sagen jedoch das Umgekehrte: die soziale Organisation der Altslaven muß sehr großzügig gewesen sein, weil das ganze Mittelalter hindurch noch jene Rechtsbegriffe, für die es keinen entsprechenden lateinischen Terminus gab, stets in der gangbaren slavischen Bezeichnung angewendet wurden. Dies geht aus zahlreichen Rechtsurkunden klar hervor, ein Beweis, daß umgekehrt gerade die herrschenden rechtssoz Ta len Verhältnisse der Slaven der deutschen Judikatur zur Grundlage dienten. Ich muß hier namentlich auf das schon vor dem J. 490 n. Chr. in lateinischer Sprache kodifizierte Strafgesetzbuch der salischen Franken, die «Lex Salicax, aufmerksam machen. In diesem Gesetzbuche sind viele unverständliche Glossen, die man dermalen in der Verlegenheit der altfränkischen Sprache zuzuschreiben pflegt, um auf diese Art dem Bekenntnis auszuweichen, daß sie slavisch sind, obschon dies naheliegend ist, nachdem zu jener Zeit dort doch Slaven wohnten, was noch Urkunden v. J. 795, 803, 821 u. s. w. ausdrücklich bestätigen, die stets von «regione Slavo-rum» daselbst sprechen.- Meines Wissens nach hat bisher kein slavi-scher Forscher darauf aufmerksam gemacht, daß sich in diesen Glossen Teile der altslavischen Rechtsterminologie erhalten haben, wie z. B. xcerna chrudax (xchrenechrudax = Sühnscholle), xkrev-bebax (= Blut-, Mordverheimlichung; xkrevx — Blut, xbebitix slov. irreführen, übertölpeln), sowie eine Menge anderer, nur den Slaven geläufiger Begriffe, die hier wie dort die gleiche Bedeutung haben. — 4. Man sagt: mit dem Worte xtetvax (xtetvy Pope 1 o v ax) wußten die Fälscher nicht, was sie damit sagen wollten. — Im Gegenteile, es wäre ein Zeichen von Paralyse, wenn jbmand in einer Fälschung Ausdrücke anwendet, q die er selbst nicht versteht, da er doch die Wahl des Stoffes und Ausdruckes hat; in diesem Falle wußten aber die «Fälscher« tatsächlich nicht, was «tetva« bedeutet, weil sie eben nicht die Fälscher waren. Sonderbarerweise konnte aber die ganze Qelehrtenwelt bis'zum Jahre 1911 dieses Rätsel nicht lösen; ich mußte erst aufmerksam machen, daß es ein a 11 p o 1 n i s c h e s Wort ist und «Dynastien bedeutet. Dieser Begriff wäre aber nie zu einem Streitobjekt oder Fälschungsbelege geworden, wenn jemand in den verwichenen 93 Jahren in Lindes großem polnischen Wörterbuche, das schon in den Jahren 1807—1814 erschien, nachgeschlagen hätte, zumal die >

< und >< ; >< sein; , s” ersetzt auch ><§>( und ><; >< ist zugleich auch uv* und .,f"; ,.z" tritt nebstbei oft für xsx ein; überdies ist das >< noch in keinem einzigen Falle durch das >< — Da kam eine gesellige Schwalbe geflogen, geflogen von der sich schlängelnden Otava, Sěde na okence rozležíte v Uubušině otně zlatě siediě. siedlě otně., světě Vyšegradě, běduje i narícaje mutno. Kdy sě slyše jejú rodná sestra, rodná sestra v Uubušině dvore, sprosi kněžnu utr Vyšegradě na popravu ustaviti pravdu, i pognati bratry jeja oba i súditi ima po zákonu. — Káže kněžna otpraviti posly po Sutoslav ot Uubicě bielé ideže sú dúbraviny uné; po Uutobor s Dobroslavska chlemca, ideže Orlicu Labe pije; po Ratiboř ot gor Krekonoší, ideže trut pogubi saň 1'útú; po Radovan ot Kamena mosta; po Jarožir od Bred v léto řečných; po Strězibor ot Sázavy ladný; po Samorod se Mžě striebronosné; po všě kmeti, lěchy 1 viádyky, i po Chrudoš i po Sťaglav bratry, rozvaděmá o dědiny otně, — Kda sě sněchu lěši i viádyky v Vyšegradě, prokný stúpi rozenia dlě svégo. — Stúpi kněžna v bělěstvúci rizě, stúpi na stol oten v slavně sněmě. U něj stě dvě věglasně děvě, vyučeně věštbám vítzovým. U jednej sú desky pravdodatnč, u vtorej meč krivdy kárajúci; protiv ima plamen pravdozvěsten. pod nima svatocudna voda. — Počě kněžna s otna zlata stola: xMoji kmeté, lěši i viádyky! Se bratroma rozrěšite pravdu, jaže vadita sě o dědiny, o dědiny otně mezu sobu. setzt sich aus geöffnete Fenster in L'ubusas goldenem väterlichen Sitze, dem väterlichen Sitze, dem hehren Vyšehrad, und jammert und traurig wehklagt. — Als dies die leibliche Schwester vernimmt, die leibliche Schwester am Hofe L'ubusas, erbittet sie die Fürstin im Vyšehrad dem Rechte zu verschaffen die Geltung und vorzuladen beide ihre Brüder, und ihnen Recht zu sprechen nach dem Gesetze. — Boten auszusenden befahl nun die Fürstin: um Sutoslav von der weißen Lubica, wo mächtge Eichenhaine stehen; um L'utobor vom Dobroslavský chlemec, wo die Elbe von der Adler trinkt; um Ratiboř vom Riesengebirge, wo der Held den grimmen Drachen erschlug; um Radovan von der Steinbrücke; um Jarožir von den quellenreichen Bredas; um Strezibor von der lieblichen Sazava; um Samorod von der silberführenden Mies; um alle Rmeten, Lechen und Vladikas und auch um die Brüder Chrudoš und Staglav, die ob des väterlichen Erbes entzweiten. — Als die Lechen und Vladikas beisammen waren auf dem Vyšehrad, stellte sich jeder seinem Geburtsrange nach auf. — Nun tritt die Fürstin in weißschimmerndem Festgewande ein und besteigt den Thron der Väter in der hohen Versammlung. Bei ihr sind zwei weise Jungfrauen, vertraut mit ritterlichen Gebräuchen. Die eine hält die Tafeln der Gesetze, die andere das Schwert, das Unrecht strafende; beiden gegenüber die Recht kündende Flamme, unter ihnen das heiligreine Wasser. Die Fürstin beginnt vom goldenen Throne der Väter: »Meine Rmeten, Lechen und Vladikas! Entscheidet hier über das Recht den Brüdern, so da streiten um das väterliche Erbe! Po zákonu věkožizných bogóv budeta im oba v jedno vlásti, či se rozdělíta rovnú měrú. Moji kmeté, lěši i vládyky! Rozrěšite moje výpovědi, budetě-li u vás po rozumu. Nebudetě-li u vás po rozumu, ustavite ima nový nález, ký by smieril rozvaděná bratry!« — Rlaněchu sě lěši i vládyky; počechu ticho govoriti, govoriti ticho mezu sobů i chváliti výpovědi jejé. — Vsta Uutobor s Dobroslavska chlemca, jě sě tako slovo govoriti: «Slavná kněžno s otna zlata stola! Výpovědi tvoje rozmyslechom; seber glasy po národu svému!« I sebrastě glasy děvě súdně, sbierastě je u osudie svaté, i dastě je lěchóm provolati. — Vsta Radovan ot Kamena mosta, je sě glasy číslem prěliedati i věčinu provolati v národ, v národ k rozsúzeňú na sněm shořen «Oba rodná bratry Rlenovica, roda stara tetvy Popelová, jenže pride s pleky s Čechovými vr sěže širné vlasti přes tři reky, směríta sě tako o dědiny: budeta im oba v jedno vlásti!« Vstanu Chrudoš ot Otavy krivy; žleč sě jemu rozli po útrobě, írasechu sě ľútosfú vši údi, máchne rukú, zarve jarým turem : «Gore ptencem, k nim sě zmija vnori, gore mužem, imže žena vlade! Mužu vlásti mužem zápodobno; prevencii dědinu dáti pravda!« — Nach dem Gesetze der ewiglebenden Götter sollen sie beide gemeinsam regieren, oder sich darin teilen in gleichem Maße. Meine Kmeten, Lechen und Vladikas! Entscheidet über meine zwei Vorschläge, wenn sie eurer Auffassung entsprechen; entsprechen sie nicht eurer Auffassung, so bietet ihnen eine neue Lösung, welche die entzweiten Brüder versöhne!« — Es verbeugen sich die Lechen und Vladikas und beginnen leise zu sprechen, leise zu sprechen untereinander und deren Vorschläge zu billigen. — Da tritt vor L’utobor vom Dobroslavskv chlemec und beginnt folgende Worte zu sprechen: »Erlauchte Fürstin am goldenen Throne der Väter! Deine Vorschläge haben wir erwogen; sammle die Stimmen von deinem Volke!» Und es sammelten die Stimmen die zwei Losjungfrauen; sie sammelten sie in eine geheiligte Urne und reichten sie den Lechen zum Ausrufen. Da erhob sich Radovan von der Steinbrücke und begann die Stimmenzahl zu überprüfen, um die Majorität dem Volke zu verkünden, dem Volke, zum Urteile am Landtage versammelt: »Ihr Beide, leibliche Brüder Klenovic, des alten Stammes der Dynastie Popelovs, der da kam mit seinen Cechenscharen über drei Flüße in dieses weite Land, gleicht euch folgend über das Erbe aus. Beide sollt ihr darüber gemeinsam herrschen!« — Da erhebt sich Chrudos von der sich schlängelnden Otava; die Galle ergoß sich ihm über das Eingeweide, ihm bebten vor Zorn alle Glieder; er erhebt den Arm und brüllt wie ein gereizter Ur: »Weh’ jungen Vögeln, zu denen sich eine Schlange verirrt, wehe Männern, denen ein Weib gebietet! Dem Manne ziemt es über Männer zu herrschen; rechtens ist’s dem Erstgebornen das Erbe zu geben!» Vsta Ľtibušä s otna zlata stola, vece: xKmeté, lěši i vládyky! Slyšěste zde poganěnie moje; suďte ami po zákonu pravdu; u nebudu vám súditi svády. Voľte muža mezu sobů rovna, ký by vládl vm po žele; su dievčie ruka na vy k vládě slaba !>< — Vsta Ratiboř ot gor Krekonoší, je sě tako slovo govoriti: xNechvalno nám v němcech iskati pravdu; u nás pravda po zákonu svatu, juže prinesechu otci naši v sěž ..... Da erhebt sich klagend vom väterlichen goldenen Throne L’ubusa: «Knieten, Lechen und Vladikas! Ihr habt meine Beschimpfung vernommen; nun sprecht selber das Recht nach dem Gesetze; ich werde eure Zwiste nicht mehr schlichten! Wählet unter euch einen ebenbürt'gen Mann, der euch nach Wunsch regieren möge; zu schwach sind Mädchenhände euch zu lenken!« — Da stand auf Ratibor vom Riesengebirge und begann folgende Worte zu sprechen: «Unlöblich wäre es für uns bei Fremden Recht zu suchen; es besteht bei uns das Recht nach dem heilgen Gesetze, welches unsere Väter brachten in dieses.........................(Fortsetzung fehlt.) I II. Das Vyšehrad - Lied. („Píseň pod Vyšehradem“.) ' íSk-; i 8* / . I hl Lf Üutu%&<;y- , .^ö -ybrelj? n*ptXrknw fo .TSl Faksimile des Vysehrad-Liedes, (2/g der Originalgröße.) „Vyšehrad" bei Prag. Geschicke der Handschrift. Das als xVyšehrad-Liedx benannte Gedicht wurde i. J. 1816 vom 22jährigen Studierenden Josef Linda anläßlich der Ablösung eines Pergamentbucheinbandes gefunden. Zeugen des Fundes waren Fianka sowie die Familie Madl, bei der damals Linda wie Hanka wohnten. Sie zeigten den Fund, nachdem sie ihn notdürftig entziffert hatten, dem Josef Jungmann, und nahm Dobrovský das Gedicht bereits in der im J. 1818 ausgegebenen Literaturgeschichte auf. — Im J. 1827 erklärt aber letzterer die HS in den Wiener Jahrbüchern (p. 20) als gefälscht, indem er sagt: xDas Klagelied eines Verliebten an den Ufern der Moldau ist auch bei nachmaliger schärferer Prüfung als unterschoben befunden worden.>< — Darüber jedoch, worin diese xschärferex Prüfung bestand, ist ebensowenig etwas bekannt, wie von der xscharfenx. Überdies wissen wir, daß Dobrovský im gleichen Jahre an J. Bowring, der damals böhmische Gedichte ins Englische übersetzte, unter anderem schrieb: xEs gebe viele unter uns (Böhmen), die durch eine zügellose Liebe zur Muttersprache getrieben, Lieder fälschen, damit sie dadurch Unvorsichtige berückten. Ein solches Lied ist die Elegie des Liebenden unter dem Vyšehrad. Dies Gedicht hielt ich selbst, ehe ich die HS näher prüfte, für echt, und nahm es erklärend auf in die böhm. Literaturgeschichte. Nun kenne ich aber schon den Urheber, ja ich könnte ihn mit Namen nennen. Das Gedicht ist um das Jahr 1816 oder 1817 auf altes Pergament mit genug neuer Tinte geschrieben, so daß es mich selbst täuschte, als es mir gereicht wurde. Die böhmischen Zeloten, nicht zufrieden mit echten Gedichten des 13. Jahrhunderts, mit den Königinhofer Liedern, wollten noch ältere Lieder haben, damit sie die Deutschen überragten, die sich mit älteren Gedichten rühmen kön-nenx. — So urteilte also über dieses Gedicht sowie über seine Zeitgenossen der damals angesehenste Slavist! Wie unbegründet aber dieses Urteil an sich war, das zeigte sich erst i. J. 1856. Damals erhielt das Landesmuseum ein in ma-gyarisiertem Deutsch verfaßtes VL, das mit xWacslaw Chlomitza, Prahg den 20. May 1724x gefertigt war. Der Ubersender, Bahnassistent Příborský, schrieb dazu: xobdržel v městě Rábu uchřich od P. Conducteura Nagelholz Frantu Příborský 29. záři 1856x. (xErhalten in der Stadt Raab in Ungarn vom Herrn Kondukteur Nagelholz Franz Příborský 29. September 1856x). — Es gab sonach schon gut 100 Jahre früher ein böhmisches YL, denn dieses destsche Gedicht ist ausdrücklich als xAlt-böhmisches Liedx in der Aufschrift gekennzeichnet. —• Dieser Fund bestärkte nun doppelt die bisherige Meinung von der Echtheit des gefundenen böhmischen Gedichtes, und da den Ausspruch Dobrovskýs mit Rücksicht auf seine zunehmende krankhafte Gemütsdepression, daher getrübtes Urteilsvermögen, schon seinerzeit niemand mehr ernst nahm, zweifelte man daraufhin noch weniger daran. Diese HS spielt deshalb im großen Ehrenbeleidigungsprozesse Hankas gegen David Kuh i. J. 1858 auch keine Rolle. Nun trat aber i. J. 1867 der Universitätsbibliothekar Dr. Ignaz Hanuš in Prag mit Verdächtigungen anderer Art gegen diese HS auf. Er sprach die Vermutung aus, daß der eigentliche Verfasser des Gedichtes der 28jährige Skriptor der Prager Universitätsbibliothek, Johann Zimmermann sein könnte, der es vermutlich in jenes Buch einklebte, in dem es dann Linda fand, daher auch eine Gelegenheit suchte, ihm gerade dieses Buch in die Hände zu spielen, Hanuš klärt dies jedoch ergänzend dahin auf, daß dieses Gedicht einst tatsächlich in altböhmischer Sprache existierte, aber es sei verloren gegangen; hingegen habe sich eine deutsche Übersetzung erhalten, und erst nach dieser habe Zimmermann das VL rückkonstruiert. — Dieses Geschwätz, für welches nicht e i n motivierter Verdachtsmoment aufgebracht erscheint, wird hier nur deshalb erwähnt, um alle bekannten Meinungen über diese HS der Öffentlichkeit zur Kenntnis und Selbstbeurteilung vorzuführen. Überdies ist es erwähnenswert, daß Hanus andererseits die G wie KH für eicht hielt, ein Beweis, daß die HS überhaupt nicht so sehr nach wissenschaftlichen Potenzen beurteilt wurden, sondern so, wie es dem Geschmacke eines jeden Einzelnen paßte. Nun kam das Jahr 1886, das auch diese HS wegfegen sollte. Im xAthenäumx (S. 355) wirft Jos. Truhlar im Artikel xDesatero falsi-fikatü musejnichx (xZehn Falsifikate des Museumsx) auch dieses Gedicht ohneweiters unter die gefälschten, nur bemerkt er korrekterweise dazu, daß er selbst nicht wisse, warum und seit wann es als gefälscht gilt. Die Meinung von der Unechtheit dieses Gedichtes hat sich daher nur gerüchtweise eingeschlichen, worauf es jemand im Landesmuseum gleich in die Schublade für xFalsifikatex warf, bietet also ein drastisches Schulbeispiel, wie eine alte, tadellos reelle HS infolge Unterlassung jeder eingehenden Überprüfung, allgemeiner Leichtgläubigkeit und der typischen Aversion gegen alle altsla-vischen Kulturbelege schließlich in den Ruf eines Falsifikates kommt, ohne daß es heute mehr möglich wäre zu erfahren, w e r da überhaupt das entscheidende Wort gesprochen hat. — Literarische Würdigung der Handschrift. Dieses durch besondere Zartheit und schönen, logischen Gedankengang auffallende lyrische Gedicht befindet sich auf einem einzigen stark defekten Palimpfest-Pergamentblatte, und scheint der Sprache nach etwa dem 11.—12. Jahrhunderte, also zwischen die G und KH zu gehören, daher sie auch hier zwischen die beiden eingereiht wurde. Das Alphabet ist im Vergleiche zur GH hier bereits durch das xyx, das sowohl xix wie xjx bedeutet, vermehrt; desgleichen tauchen schon die Lautkombinationen xczx für xcx und xcx; xszx für „s” und xzx; xrzx für xix auf; für xvx werden sowohl „u” wie „v” und einmal auch schon »w» gebraucht. Andererseits kommt auch noch xgx zweimal vor, während es sonst schon überall durch xhx ersetzt ist. Es scheint damit folgende Bewandtnis zu haben: im Originale stand vermutlich überall noch ein ><; der Abschreiber beließ aber dieses nur mehr in xVysegradx als Eigennamen und in xstogesix, welches Wort ihm offenkundig nicht mehr verständlich war. — * Die Behauptung Hanuš’, daß es wohl ein böhmisches Origmalgedicht dieses Inhaltes gegeben habe, doch sei dieses nicht das von Linda gefundene, mag ja ganz richtig sein, denn wer will behaupten, daß unsere HS zugleich das Original des Dichters sei! Das vorhandene Exemplar kann daher eine spätere Kopie sein, die aber doch weit hinter dem Jahre 1724 liegt, denn bei alledem ist die Schrift unbedingt sehr alt. Dies geht daraus hervor; daß die Tinte schon durchwegs die charakteristische grüne Farbe, also jenes Äußere angenommen hat, das sich gerade bei den ältesten HS bemerkbar macht; trotzdem wurde eine rationelle chemische oder paläographische Untersuchung auch dieser HS bis heute unterlassen. Einen Hauptgrund für die Anzweiflung der Originalität dieses Gedichtes bildeten aber auch einzelne unverstandene Begriffe und Sprachformen. So kam es, daß Hanka selbst bei den Veröffentlichungen dieses Gedichtes stets die einwandfreie Fassung noch durch sinnlose wie störende Einschiebungen verunstaltete, weil ihm etliche Stellen unvollständig oder schreibfehlerhaft erschienen. Man erhält auch aus keiner sonstigen HS-Beanständung einen so tiefen Einblick in die damaligen höchst bescheidenen Kenntnisse des Altslavischen bezw. Altböhmischen, wie gerade hier. Im Gedichte steht z. B. der Vers xstojie siela chvrastia, pochládeček milx, der bis heute von niemandem richtig erfaßt wurde, weil die falsche Übersetzung und Deutung Hankas später niemand mehr überprüfte, daher jene noch heute Geltung haben; und doch weiß man, daß dieser Mann weder ein poetisches noch ein tieferes sprachliches Gefühl besaß.*) Dobrovský gab auch ohneweiters zu, daß er selbst diese *) Ähnliche, mitunter noch störendere Konfusionen hat Hanka bei allen seinen Übersetzungen begangen. Typisch ist seine Verdeutschung der alten Dichtung, genannt »König Wenzels Minnelied«, wo er den sonst so schönen, logischen Gedankengang des Originales derart durch Kontradiktionen entstellte, daß man schließlich dieses Gedicht auch als Fälschung ansah, umsomehr, als später niemand die Übersetzung Hankas in bezug auf ihre Richtigkeit mehr kontrollierte. So übersetzte er die Verse: »Žel lásku zapudí, žel těší, láska tuží« in: »Sehnsucht bannt (!) die Minne, Sehnen labt und Minne klagt (!)«; Stelle nicht verstehe, namentlich weil sie die poetische Stimmung schrill unterbreche, und meinte, der »Fälscher« wollte damit »síla chvrasti« {= eine Menge Gestrüpp) zum Ausdrucke bringen. Hanka aber, als der angebliche Fälscher, wußte auch keine bessere Lösung, als daß er den Vers ebenso, \^ie später auch Graf Thun (1845), als »steht ein dicht Gesträuche« verdeutschte. Richtig lautet aber jene Stelle: «stehen eichene Bänke, liebliches Ruheplätzchen«. Man übersah ganz, daß «sielo» — Sitz und daß »chvrast, chrast« im Altslavischen auch Eiche bedeutet; hiemit ist aber die poetische Kontinuität wieder hergestellt, denn eine «eichene Bank« ist jedenfalls ein poetischerer Ruheplatz als ein »dicht Gesträuche«. Die Sache wird aber noch interessanter. Die deutsche Übersetzung des Gedichtes aus dem J. 1724 enthält gerade die erwähnten zwei Verse überhaupt nicht, ein Fingerzeig, daß sie der deutsche Translator auch nicht verstanden, daher mit Absicht oder gezwungen ausgelassen hat. Der vermeintliche Rückübersetzer ins Böhmische soll aber auch alles beim Alten gelassen haben, nur dichtete er gerade diese Stelle dazu, die er aber selbst auch nicht verstand?! — Diese Feststellung allein macht schon alle die vagen Kombinationen Hanuš' vollends zunichte. Rätselhaft war bis heute auch der Begriff «stogesi« und ist es höchst verwunderlich, warum er trotz voller Deutlichkeit immer als »stoijesi» gelesen und dann, als zum Sinne nicht passend, beanständet wurde, umsomehr als sich zwei Worte vorher tatsächlich ein »stojies« befindet. Der Sachverhalt ist folgender: Hanka las als erster das Wort, das ihm unverständlich war, unter der Annahme eines Schreibfehlers, bereits falsch; seither, also durch 95 Jahre, hat aber noch niemand die HS genau wiedergelesen, daher auch der Lesefehler nicht berichtigt werden konnte. Aber auf diese unverzeüiliche Sorglosigkeit baute man den Beweis der Fälschung auf, und Hanka selbst, in dessen Interesse es in erster Linie gelegen wäre, aufmerksam zu machen, daß dort doch genau so ein «g» stehe, wie sprachlich richtig hat es jedoch zu lauten : »Die Sehnsucht macht die Liebe w u r z e 1 fes t e r. Die Sehnsucht labt, die Lieb’ erstarkt.« Es ist auch bekannt, daß Hanka noch im Jahre 1826 einfache alte Schriften sprachlich so fehlerhaft auslegte, daß er gelegentlich Palackys Verbesserungen auf Anordnung der Museumvorstände durchführen mußte. £r hatte also wohl große / £ Übung im Lesen alter HS, aber diese Lesungen waren dabei auch vielfach falsch. in xVyšegradx, war so hypnotisiert von seiner ersten Lesung und der Schreibfehlerhypothese, daß er lebenslang nicht mehr das Auge für eine richtige Lesung hatte. — Hinderlich dabei war wohl auch die Bedeutung des Wortes, denn daß es aus xstogx, böhmisch xstöhn (= Aufgehäuftes, Garbenhaufen) gebildet sei, darauf verfiel, so naheliegend es auch war, niemand, und der größte Slavist jener Zeit, Dobrovský, wußte sich nicht anders darüber hinwegzuhelfen, als „Vyšehrad" im W Jahrhunderte. daß er kurzerhand Hanka der Unterschiebung dieser HS zeihte. Welche inferiore sprachwissenschaftliche Dillettanten müssen da erst seine Schüler oder Zeitgenossen gewesen sein, und die sollen gleich dieses ganze Gedicht oder gar alle sonstigen xunterschobenenx tadellos richtig verfaßt haben! Vielfach wunderte man sich darüber, daß hier, ebenso wie in der G und KH, der. Vyšehrad als Hauptbefestigung und als Regierungssitz hervorgehoben wird. Das ist aber ganz richtig, denn der Vyšehrad war als der festeste Punkt eben der Sitz des Herrschers und zugleich, als der für den Kampf günstigste, auch der letzte Zufluchtsort für alle Bewohner von Prag. Die hier beigeschlossene Abbildung des Vyšehrad aus dem XV. Jahrhunderte zeigt aber mit seinen zahlreichen fortifikatorisehen, kirchlichen und Profanbauten gerade, daß seinerzeit das Herz von Prag eben der Vyšehrad war, daher ihn die Dichter seiner Blütezeit auch mit Vorliebe verherrlichten. Der Vyšehrad wurde jedoch i. J. 1420 von den Hussiten zerstört; stammt nun das Bild aus der Zeit vor diesem Schicksale, so ist die Annahme von der Bedeutung des Vyšehrad von selbst begründet; stammt es aus nachhussitischer Zeit, so beweist es hingegen wieder, welche Wichtigkeit dem Vyšehrad beigemessen wurde, weil man ihn wieder so rasch restaurierte. — Das Vyšehrad-Lied. Ha,, ty naše slunce, Vyšegrade tvrdl Ty směle i hrdě na příkřě stojieš, na skálě stogeši, všem cuziem postrach. Pod tobú řěka bystra valie sě, valie sě řěka, Vltava jara. Po kraju řěky, Vltavy čisty, stojie siela chvrastia, pochládeček mil. Tu slavieček malý veselo pěje, pěje i mutno, jako srdečko — radost i žal — jeho čuje. Ha, du unsre Sonne, fester Vysegrad! Der du kühn und trotzig auf der steilen Höhe stehst, auf dem aufgetürmten Felsen, allen Feinden zum Schreck. Unter dir sich wälzt der rasche Fluß dahin, dahin sich wälzt der Fluß, die mächtige Moldau. Am Ufer des Flusses, der klaren Moldau, stehen eichene Bänke, liebliches Ruheplätzchen. Die kleine Nachtigall sie singt hier freudig, sie singt auch traurig, welche Gefühle eben — Freude oder Schmerz — ihr Herzchen bewegen. Kéž jáz jsem slavieček v zeleném luzě, ruče bych tamo lecial, kdě drahá chodie večerem pozdno. I když vše milost budie, všeliký živok velím snabzenstviem jeje žělie, jáz nebožčiek túžiu po tobě lepá: Pomiluj chujda)!*) — Wär’ ich eine Nachtigall in der grünen Au, rasch flöge ich dahin, wo die Geliebte wandelt am späten Abend. Und wenn alles Liebe fühlt, jegliches Lebewesen mit großer Sehnsucht diese herbeiwünscht, schmachte ich verlassen nach dir, o Schöne: Sei dem Armen gewogen! *) In der HS ist die ansonst selbstverständliche Schlußsilbe »da« nicht mehr sichtbar, weil die Stelle stark beschmutzt ist. Es ist auch möglich, daß das Gedicht auf einer nächsten Seite fortgesetzt wurde, obschon man es auch so als beendet ansehen kann. Dieser Zweifel könnte wohl durch eine moderne, orthochromatische Photographie behoben werden. Die Handschrift von Königinhof. (Rukopis Kralodvorský.) Faksimile der 20. Seite der Königinhofer Handschrift in Originalgröße, (Schluß von »Kampfspiel« und Beginn von »Zaboj«) Dekanatskirche in Königinhof. Geschicke der Handschrift. Die ältesten persönlichen Erinnerungen an die Königinhofer Handschrift stammen vom Kirchendiener Vanura, welcher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundertes in der Dekanatskirche in Königinhof angestellt war. Dieser wußte zu erzählen, daß um die Mitte des genannten Jahrhundertes daselbst ein alter Kaplan in Pension lebte, der unter anderen alten Büchern auch drei Bändchen in Kleinoktavform, nett auf Pergament geschrieben, stets vor sich auf seinem Schreibpulte liegen hatte. Nach dessen Tode wurden dieselben mit den übrigen alten Büchern in das untere Gewölbe des Kirchturmes gebracht, wo man gewohnheitsmäßig ausrangierte Kirchengegenstände aufzubewahren pflegte. Der Kirchendiener fand nun in seiner Unwissenheit eine praktische Verwendung hiefür, indem er fallweise aus den Blättern Pergamentstreifen zum Befestigen der Kerzen in den Kirchenleuchtern, sowie zum Verkleben der Orgel und des Blasbalges herausschnitt, bis nach jahrelanger Verwendung nur mehr ein geringer Rest übrigblieb, den eben Hanka i. J. 1817 noch vorfand. Hiebei stellte sich auch die volle Glaubwürdigkeit der genannten Verwendung dadurch heraus, daß die morschen Randstreifen eines Blattes, dessen festerer Mittelteil der Länge nach herausgeschnitten war, noch daran hingen. Obschon nun diese Erzählung an Natürlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, ist sie doch nur traditionell erhalten. Von reellerem Werte sind hingegen die i. J. 1867 gerichtlich unter Eid gemachten Angaben des Kirchendieners Johann Safr, welcher als Augen- und Ohrenzeuge der Vorgeschichte des Fundes und der Vorgänge beim Funde dieser HS selbst am 16. September 1817 darüber folgendes erzählt. Hanka weilte zu jener Zeit als Gast des Stadtrichters Sklencka in Königinhof. Beide besuchten eines Tages den Stadtkaplan Pankraz Bore und wurden bei diesem Anlasse vom Stadtdechant Johann Pus zum Mittagstische eingeladen. Safr war damals 14 Jahre alt, und da der Dechant sein Onkel war und er bei ihm lebte, nahm er auch am Mittagstische teil. Während des Spei-sens erwähnte jemand, daß sich im selten betretenen Turmgewölbe noch Pfeile aus Zizkas Zeiten befänden. Hanka wünschte sie nun zu sehen, worauf sich dieser mit Sklencka, Bore und dem Magistratskanzlisten Tinus dahin begab; Safr ging lediglich aus Neugierde mit. Das Gewölbe, das mit einer sehr starken Türe und drei altertümlichen Kunstschlossern, die nur ein Eingeweihter zu öffnen vermochte, verschlossen war, öffnete der damalige, etwa 50jährige Kirchendiener Josef Trnka. — Im Gewölbe standen ein Kasten und zwei Truhen. (Siehe Schlußvignete Seite 54.) Auf dem Kasten, der gegenüber dem Eingänge stand, lagen verschiedene außer Gebrauch gesetzte Kirchenbücher; ansonst befanden sich im Raume noch verschiedene alte Kirchenutensilien. Nun wurden die Pfeile besichtigt, die im Kasten aufbewahrt waren. Die Herren übergaben zum Schlüsse die Pfeile — bis auf einige wenige, die wieder in den Kasten gelegt wurden, dem Kanzlisten Tinus, der sie dann, sie unter den Arm nehmend, ins Rathaus übertrug. — Hierauf wurden noch die auf dem Kasten befindlichen Bücher besichtigt. P. Bore, der hochgewachsen war, bemühte sich, ein Kanzionale herunterzunehmen; da es aber sehr gewichtig war, brachte er es erst durch Hin-und Herschieben näher an sich. Hiebei fielen einige Pergamentblätter, die dadurch an den Rand geraten sein dürften, auf den Boden. Safr hob sie rasch auf und übergab sie dem P. Bore, der sie kurz besah und mit der Bemerkung, es werden dies wohl lateinische Gebete sein, Hanka zureichte; dieser teilte anfänglich auch dessen Vermutung. Um sich aber doch näher zu überzeugen, begaben sich nun alle auf das Chor, wo es lichter war, als im Gewölbe, Hanka besah sich hier die Pergamentblätter eingehender und bemerkte nach einiger Zeit: xJetzt weiß ich schon, was dies sein könnte!« — Hierauf nahmen die Herren noch in alle übrigen Bücher Einblick; da sie aber augenscheinlich darunter sonst nichts besonderes vor- fanden, legten sie sie auf den Kasten zurück und begaben sich wieder in die Dechantei.*) — Die gefundenen Pergamentblätter — es waren dies 12 volle Blätter und 2 daranhängende Streifen — nahm Hanka mit und übergab sie nach der Entzifferung des Inhaltes dem Dechant, der sie wieder dem Magistrate von Königinhof übermittelte. Von letzterem erbat später Hanka die Handschrift, erhielt sie auch und widmete sie i. J. 1818 dem damals in der Aufstellung begriffenen Landesmuseum. Dem allem muß beigefügt werden, daß Safrs Aussage nahezu 7 Jahre nach Hankas Tode erfolgte, wonach letzterer keinerlei Einfluß auf dieselben ausüben, ja überhaupt bei Lebzeiten nicht wissen konnte, ob und wer je in die Gelegenheit kommen könnte, in dieser Angelegenheit aussagen zu müssen. Obschon man nun voraussetzen möchte, daß es höchst erfreulich sei, wenn auf diese Weise, also durch einen Zufall, ein wertvolles Kulturdokument gefunden, erkannt und zugleich gerettet wurde, erklärte trotzdem der Skriptor der Hofbibliothek in Wien, Barth. Kopitar, i. J. 1829 (und wiederholte dies bis zum J. 1837), daß ihm die HS als gefälscht und unterschoben erscheine, obschon er sie vorher durch zehn Jahre verherrlichte. Irgendwelche Beweismomente bot er hiezu nicht, aber es genügte bereits der Autoritätsname dieses nach dem Tode Dobrovskýs als größter Sla-vist geltenden Mannes, um die allgemeine Freude an diesem Funde zu trüben. Im Werke Palacký-Šafaříks «Die ältesten Denkmäler der böhm. Sprache« (1840) brauchte aber diese HS nicht mehr weiter verteidigt zu werden, da sie doch Dobrovský zeitlet ens für echt hielt, Kopitar indessen verstummte, ansonst allgemein die HS wieder ernster beurteilt wurde und so bis zum Jahre 1858 unbehelligt blieb. In diesem Jahre unternahm jedoch deutscherseits der Redakteur David Kuh im «Tagesbote aus Böhmen« anonym einen neuen Angriff gegen die Echtheit der KH und bezeichnete in rücksichtslosester Weise Hanka direkte als Fälscher. Dieser suchte nun Schutz beim Gerichte, worauf das seltene Beispiel eintrat, daß der Beweis für die Echtheit der HS sogar juridisch geführt und auch erbracht wurde. Bis zum J. 1886 traten wohl noch verschiedene Angreifer und Verteidiger auf, doch blieb der allgemeine Eindruck immer der, daß *) Tatsächlich wurden aber bei der gleichen Gelegenheit zwei weitere, allerdings belanglose Pergamenthandschriften gefunden ü. zw. eine Psalmensammlung aus dem 15. Jahrhundert und das Fragment einer Abhandlung über die Sternkunde, die Hanka auch beide für das Landesmuseum erworben hat. sie echt sei. Da trat aber Prof. Masaryk, augenscheinlich vom Prof. Gebauer inspiriert, vehement gegen die KH im »Athenäum« auf; fortgesetzt wurden nun alarmierende Nachrichten in die Welt gesendet, daß HS um HS als gefälscht erkannt wurde, bis zuletzt unter der Gewalt mehr lärmender als wissenschaftlich begründeter Beweise auch die KH derart mißkreditiert wurde, daß der Glaube an deren Echtheit doch stark erschüttert war. Allerdings traten gegen diese, als «Realisten« sich bezeichnende Professorengruppe der philosophischen Fakultät in Prag, sehr gewichtige Verteidiger auf, wobei es nicht ohne scharfe, oft leidenschaftliche Kämpfe abging; doch unterlag die ganze Angelegenheit i. J. 1908 einer gewissen Apathie der Verteidiger, was sich besonders fühlbar machte, als die »Národní Listy«, die als das letzte große böhmische Tagblatt bisher stets in erster Reihe der Verteidigung standen, ihre Taktik wechselten und sogar ganz ins gegnerische Lager übergingen. Am 1. Februar 1911 erschien jedoch mein Werk: «Die Slaven, ein Urvolk Europas« (6. Ausgabe), das darin neue Beweise und Klärungen für die zweifellose Echtheit der KH auf indirektem Forschungswege bringt. Nichtsdestoweniger feierten die »Realisten« am 15. Februar darauf das 25jährige «Jubiläum» der Aberkennung der Echtheit der G wie KH, welches Vorkommnis begreiflicherweise in allen seriösen Kreisen überhaupt als Frivolität aufgenommen wurde. Dies scheint auch der unmittelbare Anlaß gewesen zu sein, daß schon tagsdarauf zwei Patrioten, — es waren dies Prof. Pič und Fabriksdirektor Kubeš, wie es später nach ihrem Tode bekannt wurde, da beide noch in demselben Jahre starben — einen namhaften Betrag als Preis für jene Arbeit aussetzten, welche derartige Beweise für die Echtheit bringt, daß die KH nicht mehr angezweifelt werden könne. Nun erschien am 1. September 1911 meine bereits erwähnte Rehabilitationsschrift, die nun die gangbaren Einwendungen gegeiy die Echtheit nach jeder Richtung beleuchtet und sie alle als unhaltbar, weil auf äußerst mangelhafte Forschungspflege sowie falsche Prämissen aufgebaut, widerlegt. Kurz hernach ergänzte diese Beweise noch Prof. Wurt (Pseudonym eines Prager Professors) mit der viel beachteten Broschüre: «Proč nemohl Hanka býti padělate-lem rukopisů Z, a K-?« (»Weshalb konnte Hanka nicht der Fälscher der G und KH sein?«). Die Gruppierung der Truppen zum neuen Kampfe gestaltete sich nun sehr interessant. Vor allem wurden hie- mit die Echtheitsgegner sofort in die Verteidigung zurückgedrängt; alle patriotisch fühlenden Parteien griffen bald offensiv in den Kampf um die Integrität der HS ein. So kam es, daß das Kampffeld, nachdem die böhmischen wissenschaftlichen Zeitschriften ohnehin nur einen sehr beschränkten Leserkreis haben, sofort in die Tagesblätter verlegt wurde, welche durch ihre größere Verbreitung und raschere Veröffentlichung der einzelnen Kampfphasen auch ein größeres Publikum hiefür zu interessieren vermochten. Das nationalsoziale Tagblatt «České Slovo« eröffnete gleich eine eigene Rubrik {«Spor o rukopisy« = der Handschriftenkampf) für alle Kundgebungen dieser Richtung, und hat dieses Blatt, das von allem Anfänge an jeden politischen Einfluß auf diese Frage fernzuhalten verstand, auch das Hauptverdienst, daß dieser Kampf in würdigen und sachlichen Formen verblieb und so eine ernste, leidenschaftslose Diskussion dieser Angelegenheit möglich wurde. Die gleiche Erkenntnis, daß die neuen wissenschaftlichen Kampfmittel eine reelle Entscheidung herbeifiihren müssen, obwaltete in Böhmen bei den christlichsozialen Blättern, die sofort begeistert ihre Spalten der guten Sache widmeten. Speziell in Mähren hat aber «Našinec« (Olmütz) die Führung in diesem Kampfe übernommen, welchem Blatte das hauptsächliche Verdienst zukommt, daß die allgemeine Überzeugung von der Echtheit der KH in Mähren früher durchgriff als in Böhmen. Derselben Initiative entsprang auch die Idee einer kritischen Ausgabe des HS, welche durch den Verein «Eva« (Olmütz) schon im Mai 1912 in vornehmer Weise verwirklicht wurde. Nach dem Erscheinen der erwähnten Rehabilitationsschrift entschied sich Prof. Pič die KH auf eigene Kosten im Auslande chemisch und paläographisch untersuchen zu lassen, und zeigte mir dieses Vorhaben mit 13. September 1911 an; Er fuhr nun mit zwei Blättern der HS vor allem nach Paris und dann nach Mailand, und kehrte Mitte Oktober mit den positiven Zeugnissen, daß die KH entschieden alt und dem 13.—14. Jahrhunderte zuzuschreiben sei, nach Prag zurück. Sein Resultat verlautbarte er nun in der Hauptsache am 17. Dezember 1911 in der «Národní Politika«. — Dies ver-anlaßte jedoch die Gegner, welche die völlig geänderte Situation noch nicht erfaßt hatten, den Prof. Pič in den die HS am meisten verachtenden Blättern, d. i. dem Organ der Realisten («Cas«) und jenem der Jungčechen («Národní Listy«), in verletzendster Weise anzugre'fen, und soll namentlich die höchst taktlose Veröffentlichung 4» einer banalen Kritik seiner wissenschaftlichen Leistungen am 18. Dezember 1911 im >< durch einen fingierten Septimaner — tatsächlich war es ein Universitätsprofessor in Prag, der diese infernalische Beleidigung ausneckte — Dr. Pic derartig aufgeregt haben, daß er, der doch geradezu bestimmt mit öffentlichem Danke rechnete, am 19. Dezember darauf Selbstmord beging. Dieses tragische Opfer einer unqualifizierbar niedrigen Verfolgungsmethode eines Kollegen und die höchst verwerfliche Wahl der Kampfmittel gegen einen über alle Zweifel hochverdienten, ja europabekannten Gelehrten,führte wohl momentan zu einer kleinen Ernüchterung, löste aber bald darauf eine neue unfaßbare Entgleisung aus. Am Sylvestertage 1911 veröffentlichten nämlich 45 Hochschulprofessoren, Archivare und Dozenten (später schlossen sich noch 7 Mittelschulprofessoren und Dozenten an) eine in allen größeren Blättern veröffentlichte >< (xProhläseni), in welchem sie als. »Fachmänner» die K (wie auch GH) als unbedingt gefälscht erklären. — Dieses Manifest an das böhmische Volk wurde jedoch von allem Anfänge humoristisch und geradezu als ein Sylvesterulk aufgenommen, denn es fehlte ihm sowohl derErnst, die Begründung, sowie die Gewalt der Überzeugung, denn unter den 52 Manifestanten standen mindestens 2h mit ihrem Fachwissen und Berufskenntnissen überhaupt in keiner Relation zu jenen Fragen, die bei der Beurteilung der HS grundsätzlich zu beantworten sind. Dies erwies sich auch in der Folge; als die Gegenbeweise »fachmännisch>r zu begründen waren, meldete sich von allen Manifestanten eigentlich nur einer zum Worte, und auch dieser mußte sofort die Segel streichen, als er sah, daß man mit den alten Phrasen und Ammenmärchen betreffs der angeblichen Fälschungsvorgänge die neuen Kämpfer nicht mehr abschütteln kann. — Einen eigenartigen Einblick, wie unvorsichtig und zugleich unberechtigt die Gegner waren, die HS zu verdächtigen, gewann man noch durch das Bekenntnis des langjährigen Bibliothekars des Landesmuseums, Dr. Zibrt, der auf eine Anfrage ernstlich erklärte, daß im Laufe der letzten 20 Jahre nur 3—4 Personen im Museum vorsprachen, welche sich die fraglichen HS näher ansehen wollten. Es kann sonach, selbst wenn diese paar Neugierige auch unter den Manifestanten wären — was aber auch nicht der Fall ist — nahezu ke:ner die HS näher gesehen oder gar studiert haben; man möchte aber doch voraussetzen, daß jemand, der eine alte HS öffentlich als gefälscht erklärt oder darüber sein »fachmännisches» und dabei vernichtendes Urteil fällt, dieselbe genau estens kennen oder zum mindesten einmal im Leben gesehen haben müsse. Dieser gewaltsame Versuch einer Diktatur durch aufdringliche Autoritäten endete daher mit vollem Fiasko und stellte nun auch der großen Öffentlichkeit überzeugend dar, daß es sich hier durchaus um keine Wissenschaft handelte, sondern nur um wissenschaftliche Gefälligkeiten, die umso schreiender angeboten wurden, je lebhafter die Nachfrage war. Die K.H im besonderen erscheint daher mit dem Momente jener kopflosen «Kundmachung«, deren Thesen sich später in allen Teilen als unrichtig erwiesen haben, moralisch rehabilitiert; sie steht aber auch wissenschaftlich unbeanstandet da, seit es die «Fachmänner« aufgegeben haben, ihre «Beweise« zu verteidigen und mit den Waffen des Geistes den Kampf weiterzufUhren. Daß es aber so kam und je so kommen konnte, daran trägt allerdings die Hauptschuld die Verwaltung des Landesmuseums. Alle hier behandelten HS gehören nun schon durch volle 94 Jahre dem Museum; trotzdem wurden sie von demselben bis heute weder offiziell ausgegeben, noch chemisch, paläographisch oder sprachwissenschaftlich erschöpfend überprüft; von 99% der daselbst deponierten HS-Schätze sind noch heute keine Faksimile oder photographische Kopien — von phototypischen Ausgaben ist ja schon gar keine Rede — vorhanden, es sonach nach einem Verluste der Originale durch Brand, Diebstahl oder boshafte Vernichtung gar nicht möglich wäre, über bestehende strittige Punkte eine weitere Forschungspflege zu führen; nahezu alles, was bisher Wesentliches in dieser Richtung geschehen ist, besorgten Private. — Im Ausschüsse befanden sich zumeist Mitglieder in Majorität, die prinzipielle Feinde der HS waren und diesen wertvollen Besitz der böhmischen Nation mehr oder weniger offen mißgönnten; als Vertreter der Regierung wurden normal Universitätsprofessoren gewählt, die als Gegner der HS schon bekannt oder selbst schriftstellerisch im Kampfe gegen die HS engagiert waren, daher überhaupt nicht objektiv auftreten konnten. Kam jemand, der sie mit nichtigen Gründen als Falsa erklärte, mag er gerade auch an progressiver Gehirnerweichung, wie z. B. Dobrovský, gelitten haben, so wurde ihm das blind, weil willkommen, geglaubt; erklärte sie jemand nach reiflicher Überprüfung für echt, so wurde er überhört oder gar verlacht, — kurzum jeder, der die subtilen taktischen Gründe dieses rätselhaften Verhaltens nicht selbst erforschen konnte, mußte schließlich annehmen, daß mit diesem Versteckenspiel unbedingt etwas Unlauteres gedeckt werde. An dieser Stelle muß daher pflichtgemäß und zur Ehre Gebauers auch festgelegt werden, daß es zu seinem unseligen und dessen Psyche später oft bedrückenden Überfalle gegen die Echtheit der HS kaum je gekommen wäre, wenn der Musealausschuß dessen Ansuchen i. J. 1886, die KH auch deutschen, französischen und italienischen Chemikern und Paläographen zur Prüfung vorzulegen, nicht mit allen Stimmen, bis auf die seinige, rundweg abgewiesen hätte. (S. «Athenäum«, 1886, S. 379 A.) Es ist dies wohl der greifbarste Beweis, daß man auch damals von der Echtheit vollkommen überzeugt war, nur wollte man dies nicht zur öffentlichen Entscheidung bringen, ebenso wie man dies auch heute zu wissen scheint, daher aus gleichen Motiven vor objektiven Forschern die Fensterläden schließt, ja sogar die Zeugnisse der französischen und italienischen Chemiker und Paläographen, die Prof. Pie nachträglich doch einholte und vorlegte, seit Jahr und Tag der öffentlichen Kenntnis vorenthält. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wirken auf dieses Verhalten des Musealausschusses zweifellos sekundäre Einflüsse ein, die mit der freien Wissenschaft in keiner Relation stehen, was wohl die geschilderten Verhältnisse aufklärt, aber in keiner Richtung entschuldigt, denn ein Museum soll unter allen Umständen eine allgemeine und freie Bildungsstätte sein, nicht aber ein Asyl für — wissenschaftliche Irrtümer! Die wichtigsten Einwendungen gegen die Echtheit der Handschrift. — Widerlegung derselben. Während die beiden vorangeführten HS auf die Verdächtigung hin, daß sie unterschoben seien, in der Öffentlichkeit sozusagen nur mit stiller Resignation hingegeben wurden, weil s:e doch nur einen kleinen, noch dazu fragmentarischen Umfang haben, herrschte hingegen für die KH ununterbrochen ein lebhaftes Interesse oder doch die Hoffnung, daß die Wahrheit endlich irgendwie an den Tag kommen müsse, da jener «große Unbekannte«, der diese herrlichen Dichtungen im 19. Jahrhunderte geschaffen haben soll, absolut nicht zu finden war. Die Gegner ließen aber gerade an dieser HS kein gutes Haar; sie fanden darin alles fehlerhaft, unnatürlich, anachronistisch oder fremden Literaturen entnommen. Es seien hier nur einige gravierende Beispiele jeder Art angeführt, damit der weniger orientierte Leser einen Einblick gewinne, mit welchen nichtigen Mitteln man diese HS wertlos machen wollte. 1. Hanka habe die HS verfaßt und in Königinhof eingeschmuggelt. — Das ist leicht gesagt aber in der Wirklichkeit unerklärlich, denn es wäre geradezu das Werk eines Narren, wenn jemand solche alte Dichtungen, bei denen jedes Wort und jede Form eigene, ja bedeutende, oft aussichtslose Studien erfordert, verfassen, von Prag nach Königinhof bringen, sie dann dort im Kirchturmgewölbe still deponieren und einem unsicheren Schicksale überlassen würde. Und dabei bezweckten die Dichtungen doch angeblich die fehlende altböhmische Volkspoesie zu ersetzen! — Nun ist aber auch ein zweifellos glaubwürdiger Zeuge da, wenn schon sonst alle Kirchendiener ein Jahrhundert hindurch konform gelogen hätten. Es ist dies der Grundbuchsführer Franz Stovicek, der am 7. Oktober 1859 gerichtlich aussagte, daß er schon als 14jähriger Knabe, also i J. 1803 oder 1804 diese HS im Kirchenturmgewölbe gesehen habe. Er sah sie wieder i. J. 1817 nach der Auffindung durch Hanka und habe s'ch am 25. September dieses Jahres (1859) im Landesmuseum in Prag überzeugt, daß dieselbe HS jetzt dort erliege, und gab sogar die Veränderungen, die seither mit ihr vorgingen, genauestens an. Wer die HS nie früher gesehen, kann aber auch nicht wissen, wie sie ursprünglich ausgesehen hat. — 2. D i e HS ist um das Jahr 1817 in Prag fabriziert worden. — Die gründliche chemische und paläographische Untersuchung der HS i. J. 1886 in Prag hat das entschiedene Resultat ergeben, daß sie alt ist und etwa dem 13.—14. Jahrh. angehört. Ganz unabhängig davon wurde sie i. J. 1911 im Auslande, d. i. in Paris und Mailand mit dem gleichen Schlußresultate überprüft. Ist aber das Manuskript von 13. oder 14. Jahrhunderte, so kann der Inhalt nicht aus dem 19. Jahrh. stammen; dagegen gibt es doch absolut keine weiteren Bedenken, denn die Einkerbungen des Zahnes der Zeit widerstehen jeder Nachmachung. 3. Das Ritterwesen ist, wie es darin geschildert wird, nicht slavisch. sondern modern. — Zum Gegenbeweise braucht man wohl nichts weiter anzuführen, als daß in den Dichtungen dreimal bei unentschiedenem Kampfe im Großen die beiden Führer zum Zweikampfe schreiten, um so über den Sieg zu entscheiden. Ähnliches lesen wir oft bei den Griechen (Ilias), Römern, Galliern u. s. w. aber niemals in der modernen Zeit! 4. Die topographischen Daten seien willkür-lich erdacht. — Das stimmt aber nicht, denn sie sind geradezu sehr reell, was bei einzelnen Balladen demonstrativ nachgewiesen wird. Dieser Verdacht rührt nur daher, weil die HS von den Gegnern niemals gründlich studiert wurden. 5. Einzelne Worte und Gedanken sind aus verschiedenen Literaturen zusammengetragen, deshalb auch so viele Parallelen. — Das ist eine höchstwidersinnige Behauptung, denn will man keine Parallelen, so darf man ein Thema auch nicht variieren, sondern nur einmal behandeln; hiemit wäre aber aller Poesie ein Ende gesetzt, wenn jeder deshalb ein Plagiator wäre, weil er dasselbe Thema in einer schon dagewesenen ähnlichen Art behandelt. Um aber dies glaubwürdig zu machen, verstieg man sich sogar bis zur höchsten wissenschaftlichen Unmoral, wie nachfolgendes Beispiel zeigt. Eine Stelle in der »Chronik von Stiliried« lautet: »Lipolta daleko za kuoň svrže, k němu sě Stilfried přiboči . . . až obě dřěvce zlámasta». Man sagte nun, eine auffallende Parallele stehe in der KH (»Kampfspiel»), die dort laute: »Sám sě s koně rúče svrže Lubor sě k němu přiboči ež dřěvce oba zlámasta», — Nun, diese Parallele ist auf eine plump-raffinierte Weise und unter der Annahme, es werde sie ja weiter niemand nachprüfen, konstruiert worden. Man nahm nämlich den 74., 124. und 61. Vers des »Kampfspieles» — es fällt dabei auch schon die sonderbare arithmetische Reihenfolge auf — und bot sie zusammenhängend und ohne welche Trennungszeichen — genau so, wie oben dargestellt — dem Leser, um ihn leichter zu überzeugen. oder richtiger gesagt: zu übertölpeln. — Übrigens wäre eine solche Parallele, wenn sie sogar wirklich Vorkommen würde, noch lange kein Kriterium der Fälschung, denn wenn zwei Dichter dieselbe, im Gründe immer die gleichen Situationen bietende Handlung behandeln, wie hier ein Turnier, so ist es doch unvermeidlich, daß sich gleiche Begriffe und dieselben Szenen geradezu wiederholen müssen. 6. Prof. Gebauer behauptete auch, der Begriff «vojevodx komme in den ältesten HS nirgends vor, sei daher ein Lapsus des Fälschers, statt ><üval>< als T a 1 im modernen Sinne versteht und nicht als U m w a 11 u n g, der kann es auch nicht erfassen, weshalb Zäboj seine Freunde in die niedrige Talschlucht (>< völlig verloren, d h. es assimilierte sich mit dem xhx, ein Beweis, daß zwischen der Q und KB etliche Jahrhunderte der Sprachentwicklung liegen müssen. Die epischen Dichtungen schildern durchwegs kriegerische Ereignisse des böhmischen Volkes, und da die Zeit der Handlung — ausgenommen das «Kampfspiel« — mehr oder weniger genau bekannt ist, wissen wir sonach auch, in welcher Zeitspannung dieselben entstanden sein konnten. Chronologisch am jüngsten ist «Der Einfall der Tataren in Mähren«. Die lyrischen Gedichte tragen jedoch insgesamt den sprachlichen Stempel des 13. Jahrhundertes, was aber nicht hindert, daß die Zeit ihrer Entstehung auch viel älter sein kann, da man sie, namentlich beim Singen, dem jeweiligen Sprachgebrauche angepaßt haben mochte. Die Orthographie zeigt bereits germanische Anlehnungen, denn das >< steht z. B. oft ganz unmotiviert neben «v« oder >< seit mehr als hundert Jahren völlig verloren hat, d. h. er ist mit dem heutigen Namen xGrundx identisch. Zugegeben aber, daß diesen vergessenen Namen doch noch irgend ein alter Forstmann um das Jahr 1817 kannte, so war er doch dem Fälscher kaum bekannt, umsomehr, als den >< weder Cosmas noch Dubrav, aus denen Hanka den Balladenstoff genommen haben soll, erwähnen. Diese Begebenheit ist daher zeitlich und örtlich derart genau auskalkuliert und dargestellt, daß man die Ballade sogar unmöglich jemand anderem als einem Mitkämpfer oder doch Zeitgenossen zuschreiben kann. (S. Skizze.) ...........sě v Crn les, tamo, kamo sě vládyky sněchu, sedm sich vládyk s udatnými sbory. Výhon Dub tamo s niem snahu chvátá se všiú chasu svojú temnem noěniem. Sě chasa mu bieše na sto chlapóv, všěh sto jmieše v nožnách břietné meče, k mečem všěch sto jmieše mocná páže. k Výhoniu v útrobách statnú vieru. — Dostúpichu mýta střědem lesa podachu si kolem pravě rucě, tichými slovesy hovořili. Vom Gedichte fehlt der größere Teil, denn die Stelle: Zvola B(oleslav), wie dies auf dem zugehörigen Streifen zu lesen ist, läßt trotz der Initiale nicht auf den eigentlichen Anfang schließen, weil sich auf der zweiten Seite des Streifens wieder um, Boleslav und xPolani, Polenix handelt. Obschon auf den Schnittstreifen etwa 55% des Textes erhalten sind, so läßt sich doch auch aus den geschlossenen Stellen nichts Bestimmtes für die Handlung herausfinden. Bruchstücke, wie: . . . wlasti su ieiu krasna . . . . . . i bilislau delimcie m . . . . . . ot wsiech dolow sie nu . . . . . . kow ze wzie proti wsie . . ., die dem zusammenhängenden Texte unmittelbar vorangehen, besagen nichts, umsomehr als man, ohne den Zusammenhang zu kennen, oft gar nicht weiß, wie man die Silben zu trennen habe. — Überdies ist der Text selbst nicht verläßlich entzifferbar, so lange nicht gute photographische, nötigenfalls vergrößerte Kopien für das Studium zur Verfügung stehen. Der pathologische Haß gegen die KH ging seitens der Gegner so weit, daß sie sogar behaupteten, Hanka habe diese Streifen mit der bestimmten Absicht verfaßt, hiemit die Öffentlichkeit umso sicherer über die Fälschung hinwegzutäuschen. — Dieser Stumpfsinn ist leicht widerlegt, denn wer wird, wenn er ausgeht seiner Nation alte Volksdichtungen zu schaffen, solche dichten und dann bis zur Unleserlichkeit zerschneiden 1^- ..........in den xčrn lesx, dort, wo sich die Vladikas sammeln, sieben Vladikas mit ihren tapferen Scharen. Vyhoň Dub eilt hastig mit ihm und seinen Mannen in finstrer Nacht. Seine Schar zählte an hundert Streiter; alle hatten scharfe Schwerter in der Scheide, alle Hundert zu den Schwertern kräftge Arme, zu Vyhoň alle ein fest Vertrauen im Herzen. An der Lichtung, in des Waldes Mitte, reichten sie sich ringsum die Rechte und berieten sich mit Flüsterworten. 5» Noc sě přčvalíše přes pól noci, pokročíše k jutru šedošeru. Ajta vece Výhoň knězů Oldrie: . xľíoj, poslyš ty, veleslavný kněže! Bóh ti bujarost da u všě údy, Bóh ti da věhlasy v bujnú hlavu; ty ny vedi proti zlým Polaném! Po tvém slově pôjdem v pravo, v levo, buď v přěd, buď v zad, u všě potky ľúté. Vzhoru! Vzmužte chrabrost bujných srdec!» Ajta kněz vzě prapor v mocnú ruku: «Za mnú, za mnú, chrabro na Polaný, na Polaný, vrahy našich zemí,« Hrnúše sě za niem osm vladyk, s vládykami třie sta pól sta vojnóv, vojnóv přěudatných, tamo, kde bě mnostvie Polán rozvaleno ve sně, na vršě, kdě stáchu po kraj lesa. Áj, všia Praha mičie v jutřniem spaní, Vltava sě kúřie v raniej pářě. Za Prahů sě promodrujú vrši, za vrchy vzchod šedý projasňuje; s hory; dolov ticho, vše tichúnko. V tichej Praze chytro pokrychu sě, oružie vše krzny zahalichu. Jide pastucha po šerém jutřě, hlásá bránu otvořiti vzhoru. Slyše stráže volánie pastušino, otvoři. mu bránu přěs Vltavu. Vznide pastýř na most, sedm vládyk za niem, prokní cvála se všiem se svým 1'udem. Uderichu rány bubny hromné, vyrazichu zvuky trúby hlučné; chorúhvy tu sbori na most vraziú; veš most otřásá sě pod jich davem. Strach uderi u všě u Polaný. Aj Polené oružie chvátajú, aj vládyky sěčné rány seků. Die Nacht überschritt schon die Mitternachtzeit und rückte vor zum dämmergrauen Morgen. Da sprach Vyhoň zum Fürsten Oldřich: «Hei, höre mich, du hochberühmter Fürst! Oott legte Heldenkraft in deine Glieder, Gott gab dir Weisheit in dein kühnes Haupt; führ uns du gegen die feindlichen Polen! Deinem Worte folgen wir rechts und links, vorwärts, rückwärts in den grimmen Kampf! Auf, entflammt das Feuer tapfrer Herzen!« Da schwingt der Fürst in kräftger Hand die Fahne: «Mir nach, mir nach, mutig auf die Polen, auf die Polen, unsres Landes Feinde!» — Ihm nach stürmten acht Vladikas, mit diesem vierthalbhundert Krieger, überstarke Krieger, dorthin, wo der Polen Hauptkraft ruht im Schlafe, auf die Höhe, wo sie am Waldesrande stehen bleiben. Ei, ganz Prag schweigt im Morgenschlummer, die Moldau dampft im Morgennebel. Hinter Prag tauchen blaue Berge auf, hinter diesen graut der stille Morgen schon; auf Höhen, in Tälern, überall Ruhe, Stille. — Im stillen Prag bergen sie mit Vorsicht sich, Die Waffen in Mänteln verhüllen sie. Nach des Morgens Grauen kommt ein Hirte und ruft hinauf zu öffnen ihm das Tor. Die Wache vernimmt den Ruf des Hirten und öffnet ihm das Moldautor. Auf die Brücke tretend laut bläst der Hirte. Auf die Brücke sprengt der Fürst mit sieben Vladikas, jeder drängt mit allen seinen Kriegern nach. Und dröhnend schlagen die Trommeln ein, und die Trompeten schmettern drein; aufpflanzt die Fahne auf der Brücke jede Schar; Die Brücke bebt unterm hastigen Gedränge. Schrecken fährt in die Polen alle. Ei, die Polen greifen zu den Waffen, ei. die Vladikas führen scharfe Hiebe. Poleně tu skáčiú sěmo tamo, davem trčiú ku bráně, přiekopy, dále, dále před udatná séčiú. Aj vícestvie jesti bohem dáno! Ystane jedno slunce po všem nebi, vstane Jarmír nad všiú zemiú opět. Roznosí sě radost po všiej Praze, roznosí sč radost kolkol Prahy, rozlétnu sě radost po všiej zemi, po všiej zemi ot radostnej Prahy. Einfall der Sachsen in Böhmen. (Beneš Heřmanov.) Ballade. — König Ottokar I. von Böhmen unterstützt als Bundesgenosse den Kaiser Otto IV. im Kampfe gegen dessen Gegenkönig Philipp von Schwaben. Diesen Schwächemoment im Lande benützen die Sachsen und fallen i. J. 1203 in Böhmen ein. Beneš Heřmanov organisiert nun das Landvolk zur bewaffneten Gegenwehr, schlägt die Sachsen bei Hrubá Skála (Groß-Skal) und vertreibt sie wieder aus dem Lande. Der Schauplatz dieser Ballade befindet sich daher im Turnauer Kreise, wo sich auch die im Gedichte erwähnten ><-Rohr siegte. — Darob freute sich die Mehrzahl vom ganzen Volke, jeder eilt hurtig zu seinem Pferde, und die Scharen stellen sich in Schlachtordnung. Die Christen hielten gar keinen Kriegsrat, und stürmten planlos in die Reihen der Heiden mit dem gleichen Stolze, wie es auch ihre Zahl war. Da kommt es zum ersten Kampfgemenge; Pfeile regnet es gleich einem Wolkenbruche, das Speergekrache gleicht den Donnerschlägen, das Schwerterblitzen gleicht dem Wetterleuchten. Beide Teile mit trotzigkühner Kraft verwehren einander das Vordringen. — Schon trieb die Christenmenge die Heiden, schon wären ihr diese unterlegen, wären nicht die Zauberer von neuem erschienen, jene gespaltenen Rohre mit sich tragend. Da ergrimmten heftig die Tataren, stürmen wütend auf die Christen los, iagen sie so wuchtig vor sich, daß sie wie scheues Wild auseinanderstieben. Hier liegt ein Schild, dort ein kostbarer Helm, -dort schleift das Roß einen Führer im Bügel, da stürmt einer aussichtslos auf die Tataren, 'dort bittet ein anderer bei Gott um Erbarmen. Mächtig wurden dadurch die Tataren; sie legten den Christen schwer^ Steuern auf, rund unterjochten für sich zwei Königreiche: das alte Küev und das große Novgorod. V skoře roznosí sč hoře v zemiech, po všech vlastech ľud sbierati stanú. Postavichu čtyřie valné voje, obnovichu vrastvie sTataríny. Tateré sě hnuchu v pravú stranu. Jak mrak črrtý, kehdy ledem hrozí posuti úrody tučných polí, tako by roj slyšán ot daleka. Nalit Uhřie v setniny se shluků, nalit oružení s nimi střětnů; a v ješut by chrabrost, udatenstvie, v ješut vše jich drzostné vzpieránie. Srazúce Tateré středem v řady, rozprchu vše jich voje četné, poplenichu vše, če v zemi bieše. Otstúpi naděja všě křesťany, i by hoře hořia všeho věcšé. Vzmodlichu sě bohu žaíostivo, by je spásal sich Tatar zlostivých: »Vstaň, ó Hospodine, v hněve svojem, sprosf ny vrahóv, spros ny stihajúciech Potlačiti chtějú dušu našu, okľúčiúce ny vňuž vlci ovce! Prvý boj nám ztracen, ztracen vterý!« Tateré sě v Polscě rozložichu, blíže blíž poplenichu všě vlasti. Dodrachu sě lúto k Olomúcu. Bieda vstane tužšia po krajinách, niče neby prosto přě pohany. Váleno den, váleno den vterý: vícestvie sě nikamo nekloni. Ajta rozmnožie sě Tatár mnostvie, iak sě množie večerní tma v jeseň. I u povodňu sich Tatar kutých koFébáše sě voj křěsfan středem, úsilno sě drúce k siemu chlumku, na němž máti božia divy tvorí. Rasch verbreitet sich der Jammer im Lande; man beginnt in allen Reichen das Volk zu sammeln, stellte vier große Heere zusammen und erneuerte die Feindseligkeit mit den Tataren. — Die Tataren wandten sich zur rechten Seite. Wie eine schwarze Wolke, die da droht mit Hagel zu überschütten die Saaten üpp'ger Felder, ähnlich hörte man ihr Schwärmen von weitem. Rasch scharten sich die Ungarn in Kompagnien, rasch bewaffnet stießen sie mit ihnen zusammen, doch umsonst waren all die Tapferkeit und Mut, umsonst ihr tollkühnes Vorgehen. Die Tataren, mitten in die Reihen eindringend, zerstreuten alle ihre zahlreichen Scharen und plünderten alles aus, was das Land bot. — Die Hoffnung verließ alle Christen; es entstand ein Jammer, größer als je einer. Betrübt beginnen zu Gott sie beten, auf daß er sie befreie von den bösen Tataren: »Erhebe dich, o Herr, in deinem Zorne, befreie uns von den Feinden, befreie uns von den Verfolgern! Unsere Seele wollen sie verderben, uns umgarnend wie Wölfe die Schafe! Der erste Kampf ist für uns verloren, verloren der zweite!« — In Polen breiten sich nun aus die Tataren, 'mmer näher plündern sie alle Gebiete aus, drängen sich schon drohend gegen Olmiitz. Noch schwereres Elend erhob sich über die Länder, nichts blieb verschont vor den Heiden. Einen Tag ward gekämpft, gekämpft den zweiten, doch der Sieg neigt sich zu keiner Seite. Sieh, da wächst noch die Menge der Tataren, wie im Herbste das Abenddunkel zunimmt. In die Flut dieser grimmigen Tataren schwankt eine Christenschar mitten hinein und schlägt sich gewaltsam durch zu jener Höhe, auf der die Mutter Gottes Wunder wirkt. xVz horu, bratri, vz horu!« vola Vneslav, uderi svým mečem na ščít střiebrn, i chorúhvú výš nad hlavú toči. Vše sě vzmuži, vše v Tatary vnoči. Srazichu sě v jednu sílu silnú, vyrazichu jako oheň z země tamo k chlumku iz Tatar přěmnostvie, zpátečnými kroky chlumkem vzhoru. Na podchlumí v šíř sě rozstúpichu, k spodu zúžichu sě v ostrú hranu, v pravo, v levo pokrychu sě ščíty, vz ramena vložichu bystrá kopie druzí prvým, tako druhým třětí, mraky střěl tu s hory na Tatary. V tom temná noc posula všiu zemiu, rozváli sě k zemi i k oblakom, í zapřěti zraky zápolená i křesťan i Tatar protiv sobě. V hustě tmě křestěné náspy vrhů, náspy zakopané kol kol vrcha. Když na vzchode jutro počínáše, pozdviže sě vešken tábor vrahóv. Tábor sěn bě strašný: kol kol chluma až do nedozíráma daleka na rúčiech tu koniech vňuž hemžechu, nosúce na kopiech napíchané hlavy křesťan vz výš k chámovu stanu. Shlúče sě tu mnostvie v jednu sílu, zaměřichu všici v jednu stranu i mknuchu sě prudko vz chlumek vzhoru, i vzúpichu skřekem všestrašivo, ež sě hory doli rozléhali. Křestěné na náspech všudy stáchu, — máti božia dodáše jim chrabrost — napínáchu rúče tuhy luky, i mácháchu silno ostré mečě. 1 by Tatarovóm ustúpati. «Hinauf, Brüder, hinauf!« ruft Vneslav, schlägt mit seinem Schwerte auf den silbernen Schild, und schwingt die Fahne hoch ober dem Haupte. Alles ermannt sich, alles erstarkt gegen die Tataren. In einen kräftigen Klumpen zusammen gedrängt brachen sie hervor wie Feuer aus der Erde zur Höhe hin durch die Unzahl der Tataren, rücklings schreitend zur Höhe hinan. Am Berghang beziehen sie eine breite Stellung, die sie gegen abwärts zu einem spitzen Keile verengten, rechts und links mit Schilden sich bedeckend; legen auf die Schultern scharfe Speere, der zweite dem ersten, der dritte dem zweiten, wie ein Pfeilgewölk von der Höhe bis zu den Tataren. Indes bedeckte dunkle Nacht die ganze Erde, breitete sich zur Erde wie zu den Wolken und verhüllte die zornentflammten Blicke der Christen wie Tataren gegeneinander. In dichter Finsternis werfen die Christen Wälle auf, gestampfte Wälle rings um den Gipfel. — Als im Osten der Morgen anbrach erhob sich das ganze Lager der Feinde. Dieses Lager war erschreckend- rings um den Berg bis zur unabsehbaren Ferne wimmelte es geradezu von flinken Reitern, die da trugen, auf Lanzen aufgespießt. Christenköpfe hochhin zu Chams Zelte. Dicht schart sich hier die Menge zu einem Klumpen, alle wenden sich nach einer Seite, drängen hastig zur Höhe hinan und erheben ein so allerschütterndes Geschrei, daß davon Berg und Tal widerhallen. Die Christen besetzen alle Wälle, — die Mutter Gottes flößte ihnen Mut zu — spannen rasch ihre straffen Bogen und hauen wuchtig mit den scharfen Schwertern ein, bis die Tataren weichen müssen. I vzjietri sě národ Tatar lútých, zaměsi sě chám jich krutým hněvem. V třie prúdy sě rozstůpi veš tábor, i hnachu třmi prúdy ľúto vz chlumek. Křěstěné skácechu dřěves dvadset, všech dvadesět, če jich tamo stáše, přivalichu klády po kraj násep. Juž juž Tateré sě v náspy hnachu, skřěkem řvúce až do oblak strašno, juž sě jechu náspy rozkotati. I svalichu s násep klády mocné! Sě smačkachu Tatary jak črvy, sdrtichu je ješčě vz dál na rovni. I by bojeváno dlúho kruto, až noc temná konec bojem sdieše. «Pro bóh! aj nástojte, slavný Vneslav, slavný Vneslav sražem s násep šípem!« Krutý žel tu teskné srdce rváše, trapná žízň utrobu kruto smáhše, sprahlým hrdlem lzali rosnú trávu. Večer tich tu projde na noc chladnú, noc sě proměníše v jutro šero, i v táboře Tatar kľudno bieše. Den sě rozhořieva na poledne, křěstěné padachu trapnú žízná, vypražená ústa otvierachu, pěvše chrápavě k mateři božiej. K niej svá umdlá zraky obracechu, žalostivo rukama lomichu, ot země do oblak teskno zřěchu. xNevzmožno nám déle žízňú tráti, nevzmožno pro žízň vojevati! Komu zdravie, komu drah živótek, tomu v Tatarech milosti ždáti!« Tako řěchu jedni, tako druzí: Da erboste das Volk der wilden Tataren, in grimmen Zorn geriet der Cham. In drei Kolonnen teilte sich das ganze Lager und in drei Kolonnen stürmen sie zur Höhe. Die Christen fällten zwanzig Bäume, alle zwanzig, die dort standen, und wälzten die Stämme an den Rand der Wälle. — Eben drängen sich die Tataren an die Wälle unter schrecklichem, bis in die Wolken dringendem Geheul und beginnen schon die Wälle auseinanderzuwerfen; da rollten von den Wällen die mächtigen Stämme, zerquetschten die Tataren wie Würmer, sie noch weit bis in die Ebene zermalmend. Und es wurde so lange erbittert gekämpft, bis die dunkle Nacht selbst den Kampf beendete. «Um Gottes willen! höret doch, der tapfre Vneslav, der tapfre Vneslav stürzte pfeilgetroffen von dem Walle!« Herber Schmerz zerreißt die bangen Herzen, quälender Durst versengt schmerzlich die Eingeweide, mit trockenem Gaumen leckte man das betaute Gras. Der stille Abend wird zur kühlen Nacht, Die Nacht geht zum grauen Morgen über, doch im Tatarenlager herrscht noch Stille. — Schon zum Mittag erglühte der Tag, die Christen brechen zusammen vom quälenden Durste, öffnen den ausgedorrten Mund, heiser zur Gottesmutter singend. Zu ihr wenden sie ihre Blicke, klagen händeringend und blicken bange von der Erde nach den Wolken. — «Unmöglich ists weiter den Durst zu ertragen, unmöglich ists bei dem Durste zu kämpfen! Wem die Gesundheit, wem das Leben lieb ist, der mag Gnade bei den Tataren suchen!« So sprechen die einen, so die andern: «Trapněje zhynúti žízňú meča! V porobě nám bude vody dosti!« ««Za mnú, kto tak smýšlé!«« vece Věstoií, xxza mnú, za mnú, koho vy žízň trápi!«« Tu Vratislav jak túr jarý skoči Věstoňa za silně paži chváti. Die: xProrado, skvrno křesťan věčná! V záhubu chceš vrci dobré ľudi? Ot boha na milost ždáti chvalno, ne v porobě ot svěřěpých Tatar. Neroďte, bratřé, spěti v pahubu! Přětrpěchom najľútéjiej vedro, bóh ny sílil v rozháralé poldne, bóh nám sešle pomoc úfajúcim! Zastyďte sě, mužie, takých řečí, ač sě hrdinami zváti chcete! Pohynem-li žízniú na sěm chlumce, smrt sě bude bohem zaméřěna; vzdámy-li sě mečem našich vrahóv, sami vražbu nad sobů spáchámy. Mrzkost jest poroba Hospodinu, hřiech v porobu samochtiec dáti šiju. Za mnú poďte, mužie, kto tak smýšlé, za mnú přěd stolec mateře božiej!« Jide za niem mnostvie k kaple světiej. «Vstaň, ó Hospodine, v hněvě svojem, i povyš ny v krajinách nad vrahy. Vyslyš hlasy k tobě volajúce! Okľúčeni srny ľňtými vrahy! Vyprosť ny v osidl krutých Tatar, i daj svlaženie útrobám našim! Hlasonosnú oběť tobě vzdámy. Potři v zemiech našich nepřiately, shlaď je v věk a věky věkoma!« Aj hle, na vznojeném nebi mráček! Vzdujú větři, zahučě hrom strašný, «Qualvoller ists vom Durst umzukommen als vom Schwertel In der Knechtschaft haben wir doch Wasser genug!« «Mir nach, wer so denkt!« ruft Veston, «mir nach, mir nach, wer vor Durst verschmachtet!« — Da sprang Vratislav zu wie ein gereizter Ur und erfaßt Veston bei den gewaltigen Armen und sagt: «Verräter, ewge Schmach der Christenk Ins Verderben willst du brave Leute stürzen? Von Gott auf Gnade zu warten geziemt sich, nicht in der Knechtschaft von den wilden Tataren; Wollt ihr doch, Brüder, nicht ins Verderben rennen! Überstanden haben wir die ärgste Schwüle, Gott hat uns gestärkt über die Mittagsglut, Gott sendet uns auch Hilfe, sofern wir hoffen! Schämt euch, Männer, solcher Reden, so ihr euch Helden nennen wollet! Gehen wir vor Durst zugrunde auf dieser Höhe, so ist dies ein Tod, von Gott beschieden; ergeben wir uns den Feindesschwertern, begehen wir selbst an uns den Mord; ein Gräuel ist Gott die Knechtschaft, eine Sünde sklavisch selbst den Nacken hinzustrecken! Folget mir, Männer, die ihr so denkt, mir nach zum Muttergottesthrone!« — Ihm folgt die Menge zur heilgen Kapelle. «Erhebe dich, o Herr, in deinem Zorne, und erhöhe uns über die Feinde im Lande; erhöre die Stimmen, die zu dir rufen! Umringt sind wir vom grimmigen Feinde, befreie uns aus den Schlingen der grausamen Tataren und gib Erquickung unsrem Eingeweide! Lauischallende Opfer bringen wir dir, vernichte unsres Landes Feinde, vertilge sie für ewig und für Ewigkeiten! Und siehe, am sengenden Himmel ein Wölkchen! Wind erhebt sich, es kracht ein schrecklicher Donner, chmúráše sě tuča po všem nebi, bisky ráz ráz bijú v stany Tatar, hojný přieval pramen chlnmský zživi. Minu búřa. — Voje v řady hrnú, ze všech vlastí, ze všech krajin země k Olomucu chorúhvy jich vějú. Těžcí meči po bocech jim visá plní túli na plecech jim řěhcú, jasní helmi jim na bujných hlavách, i pod nimi ručí koni skáčiu. Vzezvučaly hlasy rohóv lesních, udeřily zvuky bubnóv břeskných. Nalit srážajevě straně obě. Podvihaje sě mhla ote pracha, i by potka krutá poslednějie. Vznide chřest i drnket ostrých mečev, vznide syket kalených střel strašný, lom oščepóv, rachet kopí bystrých. I by klánie, i by porúbánie, i by lkánie, i by radovánie. Krev sě valé jak bystriny dščevy, mrch tu ležéše jak v lese dřievie. Sěmu hlava na dvé rozčepena, sěmu srubeně stě ruce obě, sěn sě koti s oršě přě druhého, i sěn zeřivý své vrahy mláti jak po skalách 1'útá búřa dreva, sěmu v srdce po jilce meč vtasi, i sěmu Tatarín ucho střieže. Uh, by ryk stenánie žalostivo! Křestěné počechu utiekati, Tateré je 1’útým davem hnáti. Ajta Jaroslav jak orel letě, tvrdú ocel na mohúcech prsech, pod ocelí chrabrost, udatenstvie, pod helmiciú velebyster věhlas; jarota mu z žhavú zraků pláše. eine Wetterwolke verfinstert den ganzen Himmel, Blitz auf Blitz fährt in die Zelte der Tataren und ein ergiebiger Quß belebt die Bergesquelle. — Das Gewitter weicht. — Kriegerreihen ziehen heran von allen Gauen, von allen Enden des Landes; gegen Olmütz hin ihre Fahnen flattern. Wuchtge Schwerter ihnen zur Seite hangen, volle Köcher rasseln auf ihren Schultern, blanke Helme auf den küjmen Häuptern tragend; unter ihnen flinke Rosse traben. Da ertönen Waldhornsignale, es erschallen die Schläge dröhnender Trommeln, und schon prallen beide Teile aneinander. Eine Wolke von Staub erhebt sich; die Schlacht beginnt, grimmiger als die vorige. Es erhebt sich das Klingen und Klirren scharfer Schwerter, es erhebt sich das grausige Zischen gehärteter Pfeile, das Krachen der Lanzen und das Sausen schneidiger Speere. Das war ein Schlachten, das war ein Metzeln, das war ein Jammern, das war ein Ergötzen! Das Blut floß wie in Sturzbächen, Leichen lagen da wie Bäume im Walde. Dem da ist der Kopf entzwei gespalten, diesem sind beide Hände abgehauen; über den Kameraden hinstürzt dieser vom Pferde. jener drischt, wie rasend, in die Feinde, wie der Sturmwind auf die Felsenbäume; diesem bohrt sein Schwert ins Herz bis zum Hefte ein Tatare, jenem haut er ein Ohr ab; ach, es erhob sich ein traurig Stöhnen! Die Christen beginnen schon zu fliehen, die Tataren drängen ihnen in wildem Wüten nach. Sie, da flog Jaroslav wie ein Aar herbei! Harten Stahl an der mächtigen Brust, unterm Stahle Mannesmut und Heldenkraft, unter dem Helme hochklugen Sinn; Kühnheit strahlte aus seinen glühenden Blicken. Kozkacen hna jako lev drážlivý, když mu teplú krev sě udá zřieti, kehdy nastřělen za lovcem žene: tako zľúti sě, vz Tatary trči, Cěšie za niem jako krupobitie. Vrazi kruto na Kublajevica, i by potka ovšem veleľútá. Srazista sě oba oščepoma, zlomista je oba velím praskem. Jaroslav, veš ve krvi s oršem zbrocen, mečem Kublajevica zachváti, ot ramene šúrem kyčlů protče, tako ž’ spade bezduch mezi mrchy; zarachoce nad niem tulec s lukem. Uleče sě veš ľud Tatar ľútých, otmetáše dřěvce sehodlúhé, palováše tu, kto téci može, tamo, otkad slunce jasno vstává: i by prosta Haná Tatar vrahóv. Kriegszug der Böhmen gegen Vlaslav. (Neklaň und Vlaslav.) Epische Dichtung. — Fürst Neklaň, der um die Mitte des 9. Jahrhundertes in Böhmen regierte, wurde von Vlaslav, dem Fürsten der Lausitz, gelegentlich verhöhnt und dessen Land beunruhigt, was zu einem Kriegszuge gegen ihn Veranlassung gab. Vlaslav verband sich hierauf noch mit Kruvoj, so daß die Böhmen vorerst die Burg Kruvojs nehmen mußten, um dann gegen Vlaslav selbst vorgehen zu können. — Die Handlung fällt noch, wie dies auch einzelne Stellen der Dichtung zeigen, die von Opfern, der Leichenverbrennung u. d'rgl. sprechen, in die heidnische Zeit, umsomehr als es bekannt ist, daß sich erst der zweite Nachfolger Neklans zum Christentum bekannte. — Wutentbrannt jagt er, wie ein gereizter Löwe, dem sich Gelegenheit bietet warmes Blut zu trinken, oder welcher angeschossen, dem Jäger nachstürzt; so ergrimmte er; er stürzt sich auf die Tataren los, und die Krieger ihm nach wie Hagelwetter. Selbst wirft er sich wild auf Kublajevic und es ward ein Kampf, ein äußerst harter. Beide rennen mit den Speeren gegen einander, beide zerbrechen sie mit großem Gekrach. Jaroslav, samt dem Rosse vollends blutbedeckt, schwingt nun sein Schwert auf Kublajs Sohn, durchhaut ihn von der Schulter quer zur Hüfte, so daß er leblos hinsinkt zu den Leichen; über ihm erklirrt der Köcher samt dem Bogen. Da entsetzt sich all das Volk der wilden Tataren, wirft weg die klafterlangen Speere; es floh ein jeder, wer nur fliehen konnte, dorthin, wo hell die Sonne aufgeht: und frei von Tataren war wieder die Hana. Der nähere Kriegsschauplatz läßt sich einstweilen noch nicht bestimmen, nachdem die Dichtung keine prägnanten Ortsbezeichnungen anführt. Offenkundig kennzeichnete aber «Šedá skála« seinerzeit eine ganz bestimmte, konkrete Lokalität, die aber heute deshalb schwer festzustellen ist, da man Felsen auch allgemein das Attribut «grau« beilegt; vermutlich war auch «hustý les« (54. Vers) einst ein Eigenname. Diese beiden Namen könnten vielleicht, wenn sie irgendwo zusammen Vorkommen, doch zu einer lokalen Fixierung führen, ähnlich wie sich dies bei der zweitnächsten Dichtung auf diese Art verwirklichte. Einer Sage nach, die sich mit einem solchen Rachekampfe gegen die Sachsen beschäftigt, wäre die Burg Zbyroh (nördlich Turnau) mit jener Kruvojs identisch. Die Angabe, daß die «Prager« einen Tag lang gegen Norden zogen, daher die Kämpfe nicht weit nördlich von Prag stattgefunden haben konnten, sagt noch durchaus nicht, daß man an diesem Morgen gerade von Prag ausmarschierte, umsomehr als die Erwähnung des Marsches zwischen hohen Bergen in diesem Raume auch nicht begründet ist. Desgleichen weiß man nur, daß das Heer nach der Einnahme von Kruvojs Burg etliche Stunden gegen Westen marschierte. — Bemerkenswert ist in dieser Dichtung die Art der Erstürmung der erwähnten Burg, da es, soweit bekannt, hiefür keine Analogie gibt. Es deutet aber dies auf eine außerordentliche Kriegstüchtigkeit (Počíná se kapitule sedmezcietmá trětieoh knih : O vícestvie nad Vlaslavem.) Neklaň káže vstáti k vojně, káže kniežeciemi slovy protiv Vlaslavu. Vstachu voje, vstaehu k vojně, vstachu na kniežecie slova protiv Vlaslavu. — Holedbáše sě Vlaslav kněz vícestviem nad Neklaném, nad slavným knězem, púšťáše meč i oheň v krajiny Neklaniny i hlásáše nadhrabivými meči svojich vojnóv pohaněnie Neklánu. — >< Stojá hory v pravo, štojá hory v levo, na jich vrcholí na vysokej zírá jasné slunečko. Horami zdě otsud, horami tam odtud tahů voje, bitvu v sobě nesú. k Aj tamo k hradu, hradu na skále, tamo, kdě Kruvoi vězí Vojmir i jeho lepů dceř, jež zaje v hustě lese, tamo pod ><Šedú skalÚK, i pohaně Neklaň kněz! Kruvoj Neklánu oběce vieru, i podáše věrnu ruku: obak hlasem tiem i rukú tú uvádieše .biedu na ľud. Aj vzhoru k vyšňu hradu, aj k hradu, voji, tecte!« 1 zaměsichu sě voji, i hrnuchu sě k hradu po slovech udatna Čmíra jako ledovití mraci, Pokrychu sě přědní ščit na ščít. Es sei dies seine letzte Untat; Rache und Verderben bringen ihm meine Scharen!« Sie antworteten Cmir, dem Anführer: «Kruvoj, der böse Kruvoj führte uns die Herden fort, und tat uns Böses mit Feuer und Schwert. Alles Wertvolle vernichtete seine grimme Bosheit, und nahm uns auch den Führer gefangen!« — Da ergrimmte Cmir über Kruvoj; der Zorn strömte aus dessen breiter Brust in die Glieder alle. «Krieger!«, ruft er, «morgen früh wollen wir unsern Grimm entfachen; gönnt nun den müden Gliedern Ruhe! Berge stehen zur Rechten, Berge stehen zur Linken, und auf ihre hohen Gipfel blicket hell die Sonne. Längs der Berge von hier, längs der Berge von dort ziehen die Kriegerscharen, Kampflust in sich tragend. «Ha, dorthin zur Veste, dort zur Felsenveste, dorthin, wo Kruvoj gefangen hält Vojmir und dessen schöne Tochter, die er festnahm im dichten Forste. dort unter der «Šedá skala«, wo er auch den Fürsten Neklaň verhöhnte. Kruvoj hat Neklaň die Treue gelobt und bot ihm die getreue Hand; trotzdem hat dasselbe Wort, dieselbe Hand Unheil gebracht dem Volke. Ha, auf zur Burghöhe, auf, Krieger, eilet zur Veste!« — Und die Scharen geraten in Wut und drängen zur Veste gemäß dem Befehle des tapferen Cmir, wie eistragende Wolken. Die vorderen decken sich mit Schild an Schild, zadní zapieráchu sě na kopie, i v drva u přieč zasazená za drva; i výš na vršinu lesa drnkachu meči jich v hrad, běsnichu protiv mečem z hradu tesajúciem. Rváše na hradě Kruvoj řvániem býka, řváše chrabrost v svoje ľudi, ; meč jeho padáše u Pražany jako drvo se skály; a po horách mnoho silných dubóv, tako ke hradu sě shluče Neklanových vojnóv. Vele Čmír z zad uderiti na hrad, vele s přěda přěskočiti hradbu. Ajta drva vysokorostlá v hustotě pod skalú přiklonichu k pevnej hradbě, po drvech by sě válely klády nad hlavami vojem. Aj pod nimi z přěda postavi sě silných muž k mužu; sě týkáchu druh druha širokýma plecem a Drva vložichu na rámě, v přieč i v dél je spevnichu úžemi, i postavičku sebe-dle dřěvce. 1 vskočichu muži na sě drva, rozložichn kopie po ramenu, spěchu úžemi. ''/skoči řad třětiech na vteré, čtvrtých na třětie, i pátých až k vrchu ku hradovú, s kad hořěchu meče, s kad sypěchu střěly. s kad sě řiútichu búřiecie klády. Aj prúd Pražan iarno přěse zdi teče, zachváti všu sílu v tvrdě hiadě. »Vstup, Vojmíře, vstup s milú svú dcerú, pokroč s věže ven, vz rané blaho tamo na skálu; na skále uzřieš krváceti Kruvoj pod sekyrú mestnúx. die folgenden stützen sich auf die Speere und auf Bäume, quer gelegt an andre Bäume; und hinauf auf die Waldhöhe klirrten ihre Schwerter zur Burg, , rasten gegen die Schwerter, die aus der Burg einhauenden. Kruvoj brüllt in der Burg wie ein brüllender Stier, und brüllt seinen Leuten Mut zu; sein Schwert fällt auf die Prager wie ein Baum vom Felsen; und trotzdem es auf den Höhen viele starke Eichen gibt, Neklans Krieger strömen doch bei der Burg zusammen. Da befiehlt Cmir von rückwärts die Veste zu stürmen, und befiehlt von vorne die Ringmauer zu überspringen. Da beugen sie die hochgewachsnen Bäume des Dickichts unterm Felsen zur starken Ringmauer, damit auf den Stämmen hinabrollen die Balken ober den Köpfen der Krieger. ) Doch darunter stellte sich nach vorne ein starker Mann zum andern; sie berühren einander mit ihren breiten Schultern. Bäume legen sie nun auf die Achseln, befestigen sie kreuz und quer mit Wieden und pflanzen neben sich ihre Lanzen auf. Nun springen Männer auf diese Hölzer, legen Lanzen auf die Achseln und verbinden sie mit Wieden. Da springt eine dritte Reihe auf die zweite, die vierte auf die dritte, und die fünfte erreicht schon die Mauerkrone, von wo die Schwerter zucken, von wo es Pfeile regnet, von wo Balken donnernd herabrollen. Sieh, da springt ein Strom von Pragern ungestüm über die Mauer und setzt sich mit aller Kraft in der starken Burg fest. — «Tritt hervor, Vojmir, tritt hervor mit deiner holden Tochter, steige aus dem Turm heraus in die Morgenfrische dort auf den Felsen; dort auf dem Felsen siehst du Kruvoj bluten unter dem Rachebeile!« Vznide Vojmír v blahodějné jutro, vznide se svú dcerú lepotvornú, i zře krváceti vrah svój Kruvoj. I posla Čmír kořist vratno ľudem, s kořistiú vracě sě lepá děva. — I chtieše Vojmir oběť vzdáti bohém v sěm-že miestě, v sěm-že krocě slunce. »Vzhoru, Vojmíře!« vece Čmír, »naši kroci chvatajú vícezit nad Vlaslavem Prodli v službě bohém, bozi chtějú stepati Vlaslav. Kehdy slunce dokročí poledne, jest nám dokročiti na sě miesto, kdě vícestvie hlas vojsk našich vzhlásá: vet ti zbraně vraha tvého, pojdi!» Vzradova sě Vojmír vele vele, vzvola s skály hlasem v lese zvučným, z mocna hrdla vola k bohém tako, i vztřasú sě drva sira lesa: x xNezjařte, bozi, svému sluzě, ež nepálí oběť v dnešniem slunci!»« «Dlužna oběť bohém», vece Čmír, «a nynie nám na vrahy pospěti! Nynie vsedni ty na rúčie koně, prolétni lesy jeleniem skokem tamo v dúbravu! Tam s cesty skála bohém zmilená; na jejie vršě obětuj bohém, bohém svým spásám, za vícestvie v zadech, za vícestvie v přědě. Neže sě poznaje, že slunce pokročí na tvrdosti nebes, stúpiš tamo na miesto; a rieže slunce postúpi vterým krokem, i krokem třětiem nad vršiny lesné, dojdú voje tamo, kdě oběť tvoje pověje v stlúpech dýmu, i pokoří sě všě vojska, tudy jdúce«. Vojmir tritt heraus in den wonnigen Morgen, tritt heraus mit seiner schöngewachsnen Tochter, und sieht verbluten seinen Feind Kruvoj. Cmir sendet die Beute zurück den Leuten und mit der Beute heimkehrt auch die schöne Maid. — Vojmir wollte nun den Göttern Opfer bringen hier an dieser Stelle, bei diesem Sonnenstände. »Vorwärts, Vojmir!» ruft Cmir, »unsre Schritte wollen den Sieg über Vlaslav! Verschiebe noch die Schuld den Göttern, niederschmettern wollen Vlaslav doch die Götter! Wenn die Sonne den Mittag erreicht, müssen wir auf jener Stelle eintreffen, wo der Siegesruf unsrer Heere erschallen wird; nimm auf die Waffen deines Feindes und komm!» — Darob freut sich Vojmir wohl sehr, ruft zum Felsen im W'alde mit dröhnender Stimme, ’ ruft aus kräftiger Kehle derart die Götter an, daß die Bäume des weiten Waldes erzittern: »Zürnet, Götter, eurem Diener nicht, wenn er bei heutger Sonne euch noch kein Opfer entzündet »»Opfer gebühren den Göttern»», ruft Cmir, »«aber vorerst heißt es den Feind verfolgen! Schwinge dich jetzt auf die schnellen Rosse, durchjage mit Hirschessprüngen den Wald bis dort zum Eichwald hin! Dort abseits des Wegs steht der Felsen, der gottgeliebte, auf dieser Höhe opfere den Göttern, den Göttern, deinen Rettern, für den Sieg rückwärts, für den Sieg vorwärts! Ehe mans gewahr wird, daß die Sonne fortschreitet am Himmelsgewölbe, erreichst du jene Stelle; und ehe die Sonne zwei Stunden vorwärtsschreitet, in dritter Stunde ober der Waldhöhe steht, treffen auch die Heere dort ein, wo sich dein Opfer in Rauchessäulen hebt, und sich das Heer, das dorthin ziehende, in Demut beugt»». I vsěde Vojmír na rúčie koně, pioletě lesy jeleniem skokem tamo v dúbravu na dráhu k skále. Na vršě skály zanieti obět bohóm svým spásám zr vícestvie v zadech, za vícestvie v přědě. jim obětova kravicu bujnú, srst črvená po niej sě lsknieše. Jalóvku sie kúpi ot pastuchy v úvale tam u vysokej trávě, dada za ňu kóň i s uzdú. Plápolaše oběť, i blížíše sě voj k úvalu, i z úvala vzhoru v dúbravu. Voji, ozvučěni hlukem, jidú po jednom, oružie nesúce. Prokný, jda kol oběti, bohóm slávu hlásáše, i zacházeje zezvučě nemeškáše. í kehdy docházéše posleda vojev, vskoči Vojmír na svój rúčí komoň, tučné kýty i plece naloži šesti jezdcem za voji. I ideše vojska všěmi kroky slunce až pod polednie slunce. Tamo na rovni očekáváše je vojivný Vlaslav. Ot lesa k lesu stáše jeho síla, síla stáše pět krát věčšé Pražan. Jako z mračen v niej vznikáše jeket, lánie psóv přěmnoha mnostvie. xTrudno nám váleti s těmi vrahy, kyj palicu málo kdy zadržíx. Tako Vojmír. Na čeže Čstmir vece: «Věhlasno to v súkromí mluviti, věhlasno sě hotovati na vše. Čemu čelo protiv skále vzprieči? Liška oblúdí túr jarohlavý! Zdě ny viděti Vlaslavu s hory; Da schwingt sich Vojmir auf die schnellen Rosse, durchjagt mit Hirschessprüngen den Wald bis dort zum Eichwald hin, auf dem Wege zum Felsen. Auf dem Gipfel des Felsens er entzündet das Opfer den Göttern, seinen Rettern, für den Sieg rückwärts , für den Sieg vorwärts. Opfert ihnen eine kräftige Färse, es glänzt das rote Fell an ihr. Diese Färse kauft er von einem Hirten am Hange dort im hohen Grase, hiefür ein Roß samt Zaum ihm gebend. Es lodert das Opfer und auch das Heer nähert sich dem Hange, und vom Hange aufwärts dem Eichwalde. Die Krieger ziehen lauten Schalles, Die Waffen in der Hand tragend, einzeln weiter. Jeder preist, um das Opfer schreitend, den Ruhm der Götter, vergißt auch nicht, weiterziehend, mit den Waffen zu klirren. Und als die Nachhut des Heeres eintraf, schwingt sich Vojmir auf sein flinkes Schlachtroß, die feisten Lenden und Schultern aufladend sechs Reitern, die dem Heere folgen. Es schreitet nun mit der Sonne auch das Heer vor bis unter die Mittagssonne. In der Ebene dort erwartet es der kampflustige Vlaslav. Seine Kriegsmacht dehnt sich vom Walde zum Walde, seine Kriegsmacht übertraf fünfmal die der Prager. Wie aus Gewitterwolken schallt ihr Tosen, wie das Gebell einer Unzahl von Hunden. »'Schwer wirds mit diesem Feinde zu kämpfen, selten widersteht der Stock der Keule !>< — So spricht Vojmir. Darauf erwiderte Cmir: xxKlug ist’s hier leise zu sprechen, klug ist's gefaßt zu sein auf alles! Wozu mit der Stirne an den Felsen rennen? Überlistet doch der Fuchs den hartköpfigen Ur! Hier vom Berge kann uns Vlaslav sehen; rúče dolov kolkol vrcha sěho, by v zad byli, kto u přědě běchu. Opáč chody tako dolem horyx. A sě sdieše Voimír, i sdieše Čmir. I hrnu sě vojska kol kol hory, i hrnu sě vojska devětikrát. Tako vrahóm vzmnožichu svá čísla, tako vrahóm vzmnožichu jich strachy. Rozstúpichu sě po nižniem chvrastí, by sě lsknula braň jich v zrače vrahóm, i by leskem naplněma hora. Nalit vyrazí Čmír se zástupem, zástup sěn bě čtyřie hlukóv četný. ý niem ze stínóv lesniech vyrazí třas; třas osěde četné voje vrahóm. kV zad! v zad!x strach i jim by ze vša lesa. Rozprnú sě řady sěmo tamo. Vojmír vnoči na ně chrabrú rukú, i zastúpi úval na vzchod na pól, v bok sě staví protivo Vlaslavu. A.' řičě les řvániem iz úvala jak by hory s horami válely i všě drva v sebe rozlámaly. 1 vyskoči Vlaslav protiv Čmíru, i vyrazí Cmír proti Vlaslavu v ľútu seč, ranú, opět ranú srazi Vlaslav dolov. Vlaslav strašno po zemi sě koti, i v bok i v zad, vstáti nemožéše; morena jej sypáše v noc črnú. Kypieše krev ze silna Vlaslava, po zelené trávě v syrú zemiu teče. Aj, a vyjde duša z řvúcéj huby, výletě na drvo a po drvech sěmo tamo, doniž mrtev nežžen. — Ulekú sě u Vlaslava súcí, úpěchň vzhoru na stráň otsud skryto přěd Cmírovým videm, před Cmírem Vlaslavobojcem. Zevzni vícestvie k Neklánu radostnu uchu, i zrači sě kořist Neklanovu radostnu oku. — rasch hinab um diesen Berg herum, damit rückwärts sei, was bisher vorne war; wiederhole so den Zug vom Tale zum Berge Ix« Also tat es Vojmir, tat es Cmir. Und so zieht das Heer ringsum um den Berg, und so zieht neunmal das Heer. So vermehrten sie ihre Zahl gegenüber den Feinden, so vermehrten sie die Furcht bei den Feinden. Sie traten in die Breite im niedern Eichenforste, doch so, daß ihre Waffen in des Feindes Augen blinken; den ganzen Berg bedeckt dieser Glanz. Plötzlich bricht Cmir hervor mit seiner Macht; doch diese Macht zählte nur vier Haufen. Mit diesen erweckt er Schrecken aus dem Waldesdunkel; Schrecken befällt die vielen Scharen der Feinde. «Zurück, zurück!« Furcht kam über sie aus dem ganzen Walde; dahin, dorthin zerstreuen sich ihre Reihen. Vojmir dringt in sie nun mit tapferer Hand und besetzt am Hange zur Hälfte den Ausgang und stellt sich Vlaslav gegenüber in die Flanke. Ha, da dröhnt der Wald vom Getöse am Hange, wie wenn Berge mit Bergen kämpften und alle Bäume darin zusammenbrächen. Da springt Vlaslav auf Cmir los und Cmir bricht im grimmen Kampfe gegen Vlaslav vor; mit einem und noch einem Schlage haut er Vlaslav nieder. Vlaslav windet sich gräßlich am Boden, kann sich wieder seit- noch rückwärts erheben; der Tod ihn bedeckt mit dem Dunkel der Nacht. Blut entströmt dem starken Vlaslav, fließt übers grüne Gras in die trockene Erde. Sieh, da entweicht die Seele aus dem brüllenden Munde, fliegt empor auf den Baum und auf den Bäumen hin und her, bis der Tote verbrannt ward. — Es erschrecken darob, die mit Vlaslav waren, fliehen hinauf und seitwärts hinweg heimlich vor Cmirs Anblicke, vor Cmir, dem Vlaslav-Überwinder. — Siegesruf erschallt an Neklans freudiges Ohr und die Beute blinkt in Neklans freudgem Auge. — Das Kampfspiel. Romanze. — Diese Dichtung wurde bisher allgemein der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundertes zugeschrieben, weil erst König Wenzel I. (1230—1253) Turniere nach französischem Muster in Böhmen einführte. Dieses trifft aber hier nicht zu, denn der Fürst hält in diesem Falle eine bewußte Prüfung seiner Edlen ab, um festzustellen, wer ihm im Kriege «am nützlichsten« sein könne. Nebstbei geht aus allem hervor, daß er auf diese Weise auch den Tapfersten als Würdigsten zum Eidam und Nachfolger öffentlich erprobte und wählte, nachdem von einem männlichen Nachkommen keine Erwähnung geschieht, hingegen seine schön erblühte Tochter im Gedichte besonders hervorgehoben wird. Die Wahl eines starken, tapferen und kampferprobten Mannes zum Herrscher oder Führer war einst eine zwingende Notwendigkeit, weil ein unentschiedener Kampf im Großen schließlich zumeist durch einen Zweikampf der beiden Anführer selbst beendet werden mußte, daher immer jene Partei größere Siegeschancen hatte, deren Führer der physisch stärkere und kampfgeübtere war. (Počíná sě o slavném sedání.) Znamenajte staří — mladí 0 potkách i o sedání! Bieše druhdy kněz Zálabský, kněz slavný, bohatý, dobrý; ten imieše dceř jedinú, sobě i všem milú vele. Ta dci na div sličná bieše, těla urostlého krásně, líce jmieše ovšem bielé, na lícech ruměnci ktviechu; oči jako nebe jasné 1 po jejiej bielej šíji vlasi zlatostvúci vějú, u prstencech skadeřění. Aj druhdy kněz káže poslu, by se páni všici sněli na hrad na hody veliké. Die Handlung selbst muß sonach schon aus einer Zeit herrühren, als die Turniere noch nicht zu Spielereien ausgeartet waren, umsomehr als auch weder fremdsprachige Einflüsse noch das sonst übliche strenge Zeremoniell hier die Originalität und Bodenständigkeit in Zweifel stellen. Namentlich fällt es auf, daß von einer Panzerung der Zweikämpfer, welche die Ritter für den Kampf doch so schwerfällig machte, hier noch keine Rede ist. Der Körper wird im Kampfe noch durchwegs durch den Schild geschützt; eine einzige Ausnahme bildet Jaroslav im Gedichte »Einfall der Tataren in Mähren« — also in dem jüngsten aller Gedichte — welcher schon einen Brustpanzer trägt. Die Bezeichnung «Zälabsky« dürfte hier bei dem Umstande, daß alle sonstigen handelnden Personen auch namentlich angeführt sind, kaum auf einen «hinter der Elbe« (Labe) herrschenden Fürsten deuten, sondern ist auch ein Eigenname, der vermutlich von einer Gegend oder einer Burg namens «Zalab« stammt, wie solche im Bezirke Pisek (zweimal) bei Troja (nördlich von Prag) und anderswo Vorkommen (Beginnt vom feierlichen Kampfspiele.) Vernehmet Jung und Alt von Kämpfen und von Waffenspielen! — Es war einmal ein Fürst Zälabsky, ein Fürst berühmt und reich und tapfer; dieser hatte eine einzge Tochter, von ihm und allen sehr geliebt. Wunderschön war diese Tochter und herrlich gewachsenen Leibes; ihr Antlitz glänzte durchwegs blendend weiß, doch auf den Wangen blühten Rosen; Augen, wie der Himmel helle, und über ihren weißen Nacken floß das goldigblonde Haar herab in gewellten Locken. Einst befahl der Fürst den Boten, alle Edlen mögen sich einfinden im Schlosse zu einem großen Feste. I kdaž bě den ustavený, sněchu sě sěm všici páni z dálných zemí, z dálných vlastí na hrad knězů na sě hody. — Vzezně hlahol trub i kotlóv. Páni ku knězů sě hrnú, Poklonichu sě tu knězů, i knieni, i lepej dceři. Za přědlúhé stoly sedů, prokný rozenie-dle svého. Nosichu jedenie divá, • i nosichu pitie medná, i by hodovánie hlučné, i by hodovánie slavné; rczstúpi sě síla v údech, rozstúpi sě bodrost v myslech. V ta doby kněz vece pánóm: >< (auch xmarx) und wurde augenscheinlich aus dem ursprünglichen xMory vrchx im Volksmunde in jener Zeit ein «Modrý vrchx, als man die Originalbedeutung nicht mehr verstand. Einen Teil der böhmischbayrischen Grenze bildet heute auch der xMarchx-Bach, der einst wohl auch «Mora« gelautet haben mag, als noch Slaven in Bayern wohnten, was die Raffelstettner Zollordnung v. J. 903 noch ausdrücklich bestätigt. Záboj gibt nun den xModrý vrchx, der zu den höchsten Spitzen des Böhmerwaldes gehört, deshalb als allgemeines Marschziel an, da dieser überall gut sichtbar ist, und fügt noch bei: xdiese Höhe auf allen Grenzpunktenx (xvrch ten po všech po krajinách«), d. h. — meiner Auffassung nach — jene Höhe, um die ringsherum die Grenze läuft, was hier zutrifft, denn die böhmische Grenze bildet hier um den Moorberg einen Keil in das bayrische Gebiet. — Doch dies war noch nicht das Endziel, denn das Gedicht sagt weiter, daß sich die Krieger von dort aus gegen Osten wenden müssen, worauf sie in den xLes temenx gelangen, wo sich wieder alles sammelt. Nun befindet sich aber 7 km Luftlinie östlich, gleichfalls an der Landesgrenze, das große xFinsterauer Revier«. «Fin-steraux ist jedoch nichts weiter als die wörtliche Übersetzung von «Temen les« aus einer späteren Zeit, als man «temenx nicht mehr in der Bedeutung Grenze, äußerstes Ende («teme«), sondern nur mehr als Finsternis kannte. (Vrgl. z. B. auch den Ort «Temenaux, der an der mährisch-niederösterreichischen Grenze liegt.) — Der Gegner dürfte daher auf der alten, wohlbekannten Straße von Passau über Freyung, Maut gegen Finsterau vorgerückt sein und wurde hier in diesem Walddefilé von zwei Seiten zugleich überfallen. — (Počíná sš o velikém pobití.) Z Črna lesa vystupuje Skála, na Skálu vystúpi silný Záboj. Obzírá krajiny na všě strany; zamúti se ot krajin ote všech, i zasteria pláčem holubiným. Sedě dlúho, i dlúho sě mátě, i vzchopí sě vzhoru jako jelen, Von Skála bis Finsterau marschierten die Kriegsscharen, wie die Dichtung selbst sagt, fünf Tage, was auch der Entfernung entspricht, denn die Wegentwicklung beträgt gegen 100 km; es wurden sonach täglich ungefähr 20 km zurückgelegt, eine Marschleistung, die in diesem Falle empirisch als eine normale genannt werden muß, da der Weg doch zum großen Teile durch einsame, das Vorwärtskommen erschwerende Waldungen ging. Der Dichter erzählt wreiter, daß man die Gegner über zwei reißende Flüsse zurücktrieb. Die Flüsse — der geographischen Lage nach dürften es wohl nur momentan angeschwollene Gebirgsbäche gewesen sein — sind mangels aller weiteren Anhaltspunkte schwer zu bestimmen. Etwas klarer wird aber die Situation schon nach Passierung des zweiten Flusses, denn der Text sagt, daß man nach der Niederlage der gegnerischen Hauptkraft auch noch alle Reste der Besatzungen >< in Böhmen vernichten wolle. Hiezu wurden xšedý horyx als Direktion bezeichnet. Tatsächlich befindet sich in der Rückmarschlinie Ferchenhaid - Schüttenhofen die Höhengruppe »Sedivecx, und hier soll der Kampf auf dem «Šerý vrchx selbst entschieden worden sein. Etymologisch erwähnenswert ist noch, daß die Häusergruppen an der böhmischen Grenze bayrischerseits oftmals den Namen hMarchhäuser>< (auch «Moorhäuser«) führen, denn daß an der kärnt-nerisch-italienischen Grenze auch ein xMarchx-Bach sowie ein xFin-sterwaldx die Grenzlinien bilden, daß xMorix an der tyrolisch-italie-nischen Grenze liegt u. a., ein Beweis, daß in diesen Namen sprachlich unbedingt eine Grenzkennzeichnung vorwaltet. Unter allen epischen Dichtungen der KH muß diese Ballade nicht nur inbezug auf die Handlung als die interessanteste, sondern auch in poetischer Hinsicht als die hervorragendste angesehen werden. (Es beginnt die Erzählung von großen Kämpfen.) Aus dem ><. Hier tritt Zäboj zu, führt sie in die Wallburg, in die tiefer gelegene Wallburg des weiten Waldes, Zäboj läßt sich an der tiefsten Stelle nieder und ergreift seine klangvolle Laute: «Männer mit Brüderherzen und den Flammenblicken! ich singe euch als der geringste von unten ein Lied, das mir vom Herzen kommt, vom tiefsten Herzen, versunken in Gram: Der Vater ging zu den Vätern ein, hinterließ im Lande Kinder und Liebchen, doch zu niemandem sagt’ er: Bruder, sprich du zu ihnen mit Vatersworten! Da kommt der Fremdling gewaltsam ins Land und befiehlt mit fremden Worten. Und wie’s im fremden Lande von Früh bis Abend Brauch ist, so sollen es nun Kinder und Frauen auch tun. Nur eine einzge Genossin sollen wir mehr haben auf dem ganzen Wege von der Jugend bis zum Grabe. Alle Sperber verscheucht er aus den Hainen, und den gleichen Göttern, wie im fremden Lande, sollen auch wir uns beugen, ihnen gleiche Opfer bringen. Nicht mehr sollen die Stirne schlagen wir vor den Göttern oder ihnen gar im Dämmerlichte Speisen reichen. Dort, wo der Vater den Göttern Speisen zu reichen, dort, wo er hinzugehen pflegte sie anzurufen, dort fällte man alle Bäume und zerschlug alle Götterbilder.« — x «Ei, Zäboj, du singst vom Herzen zum Herzen ein Lied vom tiefsten Weh! Wie Lumir, der durch Wort und Sang bleše pohýbal Vyšehrad i všě vlasti, tako ty mě i všu bratř. Pěvce dobra milujú bozi! Pět, tobě ot nich dáno v srdce proti vrahom!« Zřě Záboj na Slavojeva zápolená zraky, i pěniem dále srdce jíniáše: «Dva syny, jejú hlasy přěcházesta v muská, vy-cházievasta v les. T amo mečem i mlatem i oščepem učista paži, tamo pokrista i vracesta sě rozkošem. Kehdy paže jejú bieše dorostla, i jejú umy proti vrahóm, i doróstachu druzí bratřieci. Ajta vši vyrazichu vz vrahy, i by krutost jich búřúcé nebe, i v dědiny vrátíše sě byvšie blahost«. Aj skočichu všici v dól k Záboju, i tiščechu jej u přěsilná paži, i s prsů na prsy vši kladechu ruce, věhlasno dávachu slova k slovóm. I přicházéše noc před jutro, aj vystúpichu z úval a, rózno vezdě ke všem dřěvóm, ke všem stranám brachu sě lesem. I minu den, i minu den vterý, i po třětiem dni, kehdy sě zatemníše noc, hra sě Záboj v les, lesem za Zábojem sbori, i bra sě Slavoj v les, lesem za Slavojem sbori. Však imě vieru k vojevodě, však srdce úporno kráľu, však zbraň bystrú na král’. »Aj Slavoj bratře! Tamo k Modru vrchu — vrch ten po všěch po krajinách, — tamo zaměřírny chody! Ot vrcha k ranému sluncu, rührte den Vyšehrad und alle Lande, so rührst du uns und alle Brüder. Ja, die Götter lieben einen wackren Sänger; sie haben es dir ins Herz gelegt, singe gegen die Feinde hoc — Záboj sieht Slavojs glutentbrannte Blicke und fesselt weiter ihre Herzen durch Gesang: «Zwei Söhne, deren Stimmen eben mutierten, gingen oftmals in den Wald, um zu lernen umzugehen mit Schwert und Axt und Speer dort kräftigten sie sich und kehrten vergnügt heim. Als ihre Arme genug ausgebildet waren, sowie auch ihr Verhalten gegenüber dem Feinde, waren auch die übrigen Brüder herangewachsen. Sieh, da gingen sie alle auf die Feinde los, ihr Ingrimm glich dem Wettersturm des Himmels, und in die Heimat kehrte dei alte Wohlstand wieder«. Ha, da sprangen alle zu Záboj hinab, drückten ihn in ihre überstarken Arme, und legten die Hände von Herz auf Herz, Wort zum Worte weise fügend. — Die Nacht rückte schon vor zum Morgen; da traten sie aus der Wallburg und zogen einzeln ab entlang aller Bäume, durch den Wald nach allen Richtungen. Ein Tag vergeht, es vergeht der zweite, und am dritten Tage, als sich die Nacht verfinsterte, eilte Záboj in den Wald, und Záboj nach durch den Wald seine Scharen. Und es eilte Slavoj in den Wald, Slavoj nach durch den Wald seine Scharen. Jeder hatte Vertrauen zum Führer, jeder ein Herz, feindlich dem König, jeder scharfe Waffen gegen den König. «Ei, Bruder Slavoj! Dorthin zum «Modrý vrch« — diese Höhe auf allen Grenzpunkten — dorthin lenken wir unsere Schritte! Von dieser Höhe dann zur Morgensonne, tamo les Temen, tamo si podámy ruce. Nynie beř sě lisími skoky, i jáz tako pôjdu tudyx. xxAj Záboj bratře, čemu naše braň jmá tepruv od vrcha soptati krutost? Otsavad buřmy proti králevým vrahóm boc xSlavoj bratře! Kdaž hada potřieti chceši, na hlavu najjistěje: tamo hlava jeholx Rozstúpi sě mustvo lesem, rozstúpi sě v pravo v levo. Tudy táže Zábojevým slovem, onamo slovem prudká Slavoje hlubinami lesóv k Modru vrchu. I kehdy bieše pět sluncí, podasta si přěsilně ruce i pozřěsta lisíma zrakoma na královy voje. xSraziti nám drbí Luděk voje, voje své pod jednu ránulx — xAj Luděče, ty si parob na paroby krále! Ty rci svému ukrutníku, že dýmem jest nám velenie jeholx I rozkuti sě Luděk, růčiem hlasem svolá své voje. Podnebesie bě plno osvěty ot slunce, v osvětě plno blska z králevých vojev: hotovi všici nohú v krok i rukú v braň Luděkova-dle slova. xAj Slavoj bratře, tudy spěj lisími skoky; jáz pojdu vstřiecu jim v čelox. I vyrazí Záboj v přěd jako krupobitie, i vyrazí Slavoj v bok jim jako krupobitie. Aj bratře, ti-sě nám kruškhu bohy, ti-še nám kácechu dřěva. dorthin zum >< — ««Záboj bratře, ty udatý lve, neupúščej búřif u vrahy!»« Ajta otvrže Záboj ščit, i v ruce mlatem, i druhej mečem tako i v přieč proráže dráhy u vrazech. I by úpěti vrahóm, i by ustúpati vrahóm; třas je hnáše z bojišče, strach z hrdl jich vyráže skřěky; koni řěhce vešken les. «Vzhoru, na koně, s koni za vrahy přěse všě vlasti! Rúči koně neste v patách za nimi našu krutost!« I vskočichu hluci vz rúčie koně, i skok na skok po vrazech sě hnachu; ranú na ránú soptichu krutú krutost. I míjechu rovně i hory i lesi, v pravo i v levo vše ubíhá v zad! Hučie divá řeka, vlna za vlnú sě válé; hučěchu vši voji, skok na skok vše sě hnáše přěs búřiúcú řěku. Vody uchvátichu mnostvie cuzích. i přěnesechu své zvěsty na druhý břěh. und hinterm Schild spaltet sich Ludeks Brust. LMe Seele erschrickt vor der schweren Streitaxt, die Streitaxt auch die Seele ausschlägt, sie fünf Klafter weit in die Kämpfer tragend. Schreckensrufe entfahren den Kehlen der Feinde, Freude erschallt aus dem Munde der Zäboj-Streiter und strahlt aus deren zufriedenen Blicken. «Ei, Bruder, die Götter verliehen uns den Sieg; teilet euch nun in zwei Gruppen, rechts und links, und holet herbei aus allen Tälern die Pferde. — Pferdegewieher durchtönte den ganzen Wald. — ««Bruder Zaboj, du tapfrer Löwe, laß noch nicht ab vom Angriff auf die Feinde!«« Ha, da wirft Zaboj fort den Schild, in der einen Hand die Axt, in der andern das Schwert, und bricht sich durch die Feinde quer die Bahn. Die Feinde beginnen zu fliehen, die Feinde beginnen zu weichen, Entsetzen trieb sie vom Kampffelde. Furcht entlockt Angstrufe den Kehlen der Feinde; Pferdegewieher durchtönte den ganzen Wald. «Auf, zu den Pferden, mit Pferden nach den Feinden durch alle Gaue! Schnelle Rosse, traget in den Hufen ihnen unsern Ingrimm nach!« Und auf die Rosse schwingen sich die Scharen, setzen Sprung auf Sprung dem Feinde nach; es saust Hieb auf Hieb in wildem Grimme. Und es schwinden Feld und Berg und Wald; sie bleiben alle rechts und links zurück. Ca tost ein Wildbach, Welle auf Welle sich wälzt; dröhnend alle Scharen Sprung auf Sprung sich drängen nach über den brausenden Fluß. Eine Menge der Feinde rafft die Flut mit sich, ihre Treuen aber trägt sie aufs andere Ufer. I po krajinách vezdě v šíř i v šíř ľútý ostriež rozepě svoje křiedle, svoje dlúzě, bystro léta za ptactvem. Zábojevi voji rozehnachu sě v šíř, vezdě po vlastech hnachu ľúto po vrazech, vezdě srážechu je i stúpachu koni. Nocú pod lunu za nimi ľúto, dnem pod sluncem za nimi 1’uto, i opěti temnú nocú, i po noci šedým jutrem. Hučie divá řěka, vlna za vlnú sě válé; hučěchu vši voji, skok na skok vše sě hnáše přěs búřiúcú řěku. Vody uchvátichu mnostvie cuzích, i přěnesechu své zvěsty na druhý břeh. xTamo k Šedým horám! tamo dobúří naše pomsta b< xAj Záboj bratře, juž nám nedaleko hory, a juž hlúček vrahóv, i ti žalostivo prosielxx xVratno krajinú, tudy ty, jáz tudy, vyhubit vše králevobi Vietr búří přěs vlasti, vojsky búřie přěs vlasti, v pravo i v levo vezdě šírú silú vojsky v radostném hlucex. xxAj bratře, aj Šerý vrch, bozi ny tamo vícestviem dařili! Tamo i vele duš těká sěmo tamo po dřěvech, jich bojie sě ptactvo i plachý zvěř, jedno sovy nebojá sě. Uber alle Gaue, weit und immer weiter spannt der grimme Weih schon seine Schwingen aus, seine weiten, und fliegt hastig dem Gevögel nach. Zábojs Scharen teilen sich in die Breite, verfolgen wütend alle Feinde im Lande; ihre Rosse strecken und stampfen sie überall nieder, wütend ihnen nach bei Mondenscheine, wütend ihnen nach bei Sonnenscheine und weiter nach in finstrer Nacht und die Nacht hindurch bis zum Morgengrauen. — Da tost ein Wildbach, Welle auf Welle sich wälzt; dröhnend alle Scharen Sprung auf Sprung sich drängen nach über den brausenden Fluß. Eine Menge der Feinde rafft die Flut mit sich, ihre Treuen aber trägt sie aufs andere Ufer. »Dorthin zu den «Šedý hory«, dort soll unsre Rache austoben!« x »Ei, Bruder Záboj, nicht mehr weit sind die Berge und nur ein Häuflein der Feinde, doch auch diese flehen wehmütig!«« «Zurück über die Grenze, hier du, hier ich, vernichtet werde, was des Königs ist!« — Stürme brausen durch die Lande, Heere stürmen durch die Lande, rechts und links, überall verbreiten ihre Macht die Heere mit freudigem Jauchzen. ««Ei, Bruder, ei «Šerý vrch«, Götter verliehen uns dort den Sieg! Dort irrt eine Anzahl von Seelen hin und her auf den Bäumen; es fürchtet sie der Vogel wie das scheue Wild, nur die Eulen fürchten sie nicht. Tamo k vrchu pobřěbat mrch i dat pokrm bohovom, i tamo bohém spásám dat mnostvie obětí, a jim hlásat milých slov, i jim oružie pobitých vrahóv !x>< Zbyhoň. Romance. (Počíná sž kapitule osmmezcietmá třetiech knih : O piesniech.) Poletova holub se dřeva na dřevo, žalostivo vrká hoře všemu lesu: »Aj ty lese šírý, v tobě jáz létávach s holubicú drahú, s milú, přězmilitkú! Ach a zlobný Zbyhoň chvátí holubicu i otnese v hrad, ach v hrad tvrdý!« Aj obcháze junoše kol tvrdá hrada, žalostivo vzdychá po svěj drahej milej ot hrada na skálu. Na skále si sěde, žalostivo sedě, s němým lesem mlčě. I přiletě holub, žalostivo vrká. Podviže junoše hlavu k němu, vece: »Ty holubče mutný, tobě mutno samu! Dorthin auf die Höhe, um zu bestatten die Leichen und den Göttern Speisen zu bringen, reiche Opfer den Göttern, den rettenden, zu bringen unter trautem Hymnussange, und die Waffen der erschlagenen Feinde!><>< Zbyhon. Romanze. (Es beginnt das 28. Kapitel des 3. Buches: Lieder.) Fliegt ein Tauber vom Baume zum Baume und girret traurig sein Leid dem ganzen Walde: «Ei, du weiter Wald, in dir pflegte ich zu fliegen mit der teuren Taube, mit der lieben, allerliebsten! Doch der böse Zbyhon fing das Täubchen und trug es fort in seine Burg, ach, in die Burg, die feste!« Ei, ein Jüngling streift um die feste Burg, seufzt wehmütig nach seiner teuren Geliebten von der Burg bis zur Felshöhe. Läßt sich auf dem Felsen nieder und sitzet traurig und schweigt mit dem stummen Walde. Da fliegt der Tauber herbei und girret traurig. Der Jüngling erhebt zu ihm das Haupt und sagt: «Du trauriger Tauber, dir ist wohl bange allein! Tobě-li krahujec uchváti tvú druziu? Ty Zbyhoni, tamo na tom tvrdě hradě, ty uchváti moju drahú přědrahúčkú a otnese ach v hrad, v hrad v tvrdý! Holubče, ty bysi byl válel s krahujem, kdy by tobě bylo srdice udatno; ty bysi byl vydřěl krahujců svá drahú, kdyby tobě byla dravá ostrá drápy; ty bysi byl zabil krahujce zlobného, kdyby ti byl tvrdý masožravý nosec!« jiVzhóru, mutný junoše, ženi na Zbyhoň! Tobě srdce přěudatno pioti vrahu, tobě protiv jemu bráně silná, ostrá, tobě jemu v hlavu těžek železný mlat!« Búče junoše dolov, v dole temným lesem; i vze na sě svoju braň i na rámě mlat svój, spěje lesem temným ku hradu ku tvrdu. Bě u hrada tvrdá nocú. Yezdě temno. Tluče silnú pěsfú: ’«Kdo to?« s hrada slova. ,Já sem, lovec bludný!’ Otvořie sě vrata. Hat dir denn ein Sperber dein Liebchen geraubt? Zbyhon du, dort oben auf dem festen Schlosse, du hast meine Geliebte, meine Allerliebste geraubt und in die Burg enttragen, ach, in die Burg, die feste! Mein Tauber, du hättest wohl mit dem Sperber gerauft, hättest ein Herzchen du, ein tapferes; du hättest entrissen die Teure dem Sperber, hättest du des Raubtiers scharfe Krallen; hättest wohl den bösen Sperber gar auch erschlagen, hättest du einen harten, fleischfressenden Schnabel!« «Auf, betrübter Jüngling, zieh gegen Zbyhon los! Du hast ein übermütig Herz gegen deinen Feind, du hast gegen ihn Waffen schwer und scharf, du hast für seinen Kopf doch auch eine schwere Axt!« Rasch ist der Jüngling im Tale, im Tale, im finstern Walde, nimmt auf sich seine Waffen, auf die Schulter die Streitaxt, und eilt durch den finsteren Wald zur Burg, zur festen. Im Schlosse — tiefe Nacht; nirgends Licht. Da klopft er mit wuchtiger Faust. «Wer ist's?« ruft es aus dem Schlosse. ««Ich bin’s, ein verirrter Jäger!«« — Es öffnet sich das Tor. «> Tluket silnú pěsfú. Otvořie sě vteré. ,Kdě vládyka Zbyhoň ?’ xZa veliká sieňúx. Tamo Zbyhoň vilný, tamo plaka děva. ,Aj otvoři lovců!’ Neotvorí Zbyhoň. I rozrazi mlatem dřvi silný junoše, i rozrazi mlatem Zbyhoňěvi hlavu; hradem vezdě běhá i vše v hradě pobi, u svěj krásnej děvy do úsvěta leže. — Príde rané slunce vrcholy dřev k hradu, přídě nová radost v junošino srdce, že svú krásnu děvu chová v silnú pažú. ,Cie ta holubice?’ xZbyhoň ju uchváti; jako mě zdě veza, tak ju v tvrdě hraděx. ,V lesy s tvrdá hrada!’ I letieše v lesy, i letieše sěmo i letieše tamo se dřěva na dřěvo se svojím holubcem:* s holubcem spáváše na jednej větvici. Vzradova sě děva se svojím junošň, chodi sěmo tamo, vezdě, kamo zechtě: s militkem spáváše na jednom ložici. Neues Klopfen mit wuchtiger Faust. Es öffnet sich das zweite Tor. ><>(Wo ist der Ritter Zbyhon?«« «Hinter dem großen Saale!« xxDort ist der frevle Zbyhon, dort wehklagt das Mädchen? — Ei, öffne doch dem Jäger!«« Zbyhon öffnet nicht. Da zertrümmert der Jüngling mit der Axt die starke Türe, und zertrümmert mit der Axt Zbyhon den Kopf; durchstreift die ganze Burg, schlägt alles nieder in der Burg und schläft bei seinem schönen Mädchen bis zum Tagesanbrüche. — Die Morgensonne dringt schon durch die Baumwipfel in die Burg. Neue Freude ziehet in des Jünglings Herz, als er sein herrlich Mädchen im starken Arme wahrt. ««Wessen ist diese Taube?«« «Zbyhon raubte sie, und so wie er mich hier festhielt, so auch sie in der Burg, der festen!« ««In den Wald aus der Burg, der festen!«« — Und sie flog fort in den Wald, und flog hieher und flog dahin vom Baume zum Baume mit ihrem Tauber; schlief mit dem Tauber auf demselben Ästchen. Es freute das Mädchen sich ihres Jünglings, wandelt hieher, dorthin, überall, wohin es ihr beliebt und teilt mit dem Geliebten dasselbe Bettchen. Kytice. Lyrická báseň. Věje větřieček z kniežeckých lesóv, běžé zmilitka ku potoku, nabierá vody v kovaná vědra. Po vodě k děvě kytice plyje, kytice vonná z viol a róží. I je sě děva kjticu loviť: spade, ach spade v chladnú vodičů! «Kda bych věděla, kytice krásná, kto tebe v kyprá zemicu sáze, tomu bych dala prstének zlatý! Kda bych věděla, kytice krásná, kto tebe lýkem hebúčkým sváza, tomu bych dala jehlicu z vlasóv. Kda bych věděla, kytice krásná, kto tě po chladnéj vodici pusti, tomu bych dala vienek svój s hlavy« Das Sträußchen.*) Lyrisches Gedicht. Es wehet ein Lüftchen aus fürstlichen Wäldern, ein Liebchen eilet zum Bache dahin, zu schöpfen das Wasser iri beschlagene Eimer. Auf dem Wasser ein Sträußchen zum Mädchen heranschwimmt, aus Violen und Rosen ein duftiges Sträußchen. Und das Mädchen ging erhaschen das Sträußchen, aber es fällt, ach es fällt in das kühle Wässerchen! «Wenn ich doch wüßte, o herrliches Sträußchen, wer dich in lockern Boden gepflanzt, dem würde ich geben das goldene Ringlein! Wenn ich doch wüßte, o herrliches Sträußchen, wer dich mit Bast, dem geschmeidigen, gebunden, dem würde ich geben aus dem Haare die Nadel! Wenn ich doch wüßte, o herrliches Sträußchen, wer dich herabgelassen auf dem kühlen Wässerchen, dem würde ich geben vom Kopfe das Kränzlein !k •) Dieses Gedicht hat auch Goethe frei ins Deutsche übertragen. Zadřený trn Romance. Jde má milá na jahody na zelená borka, zadřieše si ostré trnie v bělitkú nožicu. Nemôže moje zmilitka na nožicu vstúpiti. xAeh, ty trnie, ostré trnie, čemu si bol zdělo? Za to budeš, ostré trnie, z borek vymýtáno! Poždi, milá v pochládečce v zeleně borece, jáz doběhu na palácek po konieček bielýx. Konieček sě na paláce v hustéj trávě pase, moje milá v pochládečce na milého zdaje. Je sě milá žalovati po tichúnku v borce: xAch, co řekne moje máti, jáz neščastná roba! Vezdy mi řiekáše máti: ,Chovaj sě junoši!’ Čemu sě junoši chovati, kdaž sá dobří Indie ?x I přijedech na koníce jako sniežek bielém, skočich s koně, vězech na suk za stříbrná uzdu. Der eingetretene Dorn. Romanze. Mein Liebchen ging auf Beerensuche in den grünen Kiefernwald, trat sich einen scharfen Dorn ein in das weiße Füßchen. Mein Liebchen vermag nun nicht auf das Füßchen aufzutreten. >'Kak bych mohla ráda býti, malitký skřivánče: otvedechu zmilitka u kamenný hrádek. Kdy bych pérce iměla, písala bych lístek; ty, malitký skřivánče, ty by s niem tam létal. Nenie pérce, nenie blánky, bych písala lístek; pozdravuj drahého pěniem, že zdě hořem nyju!>< Das Mädchen und die Lerche. Lyrisches Gedicht. Im Garten des Gutsherrn Hanf jätet ein Mädchen; da fragt eine kleine Lerche an, warum sie traurig sei. «Wie kann ich denn fröhlich sein, du kleine Lerche mein, sie entführten mir doch den Geliebten hin zum steinernen Schlosse! O hätt’ ich doch eine Feder, ich würd ihm ein Brieflein schreiben, und du kleine Lerche mein, du flögst zu ihm damit. Doch hab' ich weder Feder hoch Pergament, um ein Brieflein zu schreiben, grüße den Teuren, ihm singend, daß hier vor Gram ich vergehe!« Erklärung der Eigennamen. Bredy = Brdy. Hügelland im Raume des unteren Laufes der Beraun (Böhmen). Črn les = Grenzwald. Häufiger Name von Waldgebieten, die an irgendeiner Grenzzone (altslav. „čer“, „čir“) liegen. Dobroslavský chlemec — Königgrätz. Ältester Name der Stadt. Hostajnov = Hostýn, Hostein; hier adjektivisch gebraucht. Höhe von 736 m absoluter und 420 m relativer Höhe zu Bystritz in Mähren, mit einem an 1800 m langen, um die Kuppe führenden Walle; jetzt berühmter Wallfahrtsort. Kamenný most, wörtlich „Steinerne Brücke“. Ort im Schlauer Bezirke (Böhmen); wird schon im Jahre 1057 in einer Urkunde der Propstei Leitmeritz erwähnt. Ľubica — Libice, Libitz. Ort an der Cidlina, südöstlich von Poděbrad. — Im 9. Jahrhunderte befand sich daselbst schon eine dem Geschlechte „Slavnik“ gehörende Burg; sie stand auf der noch heute „na hradě“ (— auf der Burgstätte) benannten Anhöhe westlich Libitz, wurde aber bereits im Jahre 996 vom Geschlechte der „Vrsovici“ zerstört. Der letzte „Slavnikovic“ fiel im Jahre 1004 beim Überfälle auf die Polen in Prag. — Die in der GH erwähnten Eichenwaldungen zogen sich augenscheinlich längs der Elbe und Cidlina; ein Waldteil daselbst heißt noch heute „Pětdubí“ (= Fünfeichen). Miletin = Stadt mit Schloß südwestlich Königinhof. Mže = Mies. Linker Nebenfluß der Moldau. (Name der Beraun im Oberläufe.) Orlica = Adler. Linker Nebenfluß der Elbe. Otava = Wottava. Linker Nebenfluß der Moldau, der sich, namentlich im Unterlaufe, auffallend windet. — Möglich ist es, u daß Chrudos’ Sitz die Burg „Klingenberg“ (böhmisch „Zvikov“) am Zusammen]lusse der Wottava in die Moldau, sowie daß dies gerade der Stammsitz der in der GH erwähnten „Klenovici“ war, denn „klen, klin“, bedeutet im Altslavischen: Grenzecke. Das gleiche besagt aber auch „Zvikov“, d. i. das Zusammengedrängte (slove-nisch „zvih, zvihati“; deutsch „Zwickel“), denn die Moldau und Wottava bilden daselbst eine spitze, fast inselförmige Landzunge. Trosky. Zwei kegelförmige Felsgebilde mit Turmruinen südöstlich von Turnau. (Auf der Illustration S. 61 am linken Rande im Hintergründe sichtbar.) Zhorelice = Görlitz. Stadt in Pr. Schlesien; wird schon im Jahre 1071 urkundlich als slavische Ansiedlung „Gorelitz“ erwähnt. Einer kurzen Erklärung für den deutschen Leser bedürjen auch folgende Begriffe: „kmet" war im Mittelalter ungefähr gleichbedeutend mit Regierungsrat, (lat. „cmetones“); ansonsten: Bauer, freier Bauer. „lech" bezeichnete etwa: Stammesältester, auch Priester. „varito“ war ein Instrument zur Begleitung des Gesanges bei den alten Slaven, ähnlich der südslavischen „gusla“. (Siehe das Bild auf dem Umschläge.) „vlädyka" hatte etwa die Bedeutung: Oberhaupt einer grösseren Sippenvereinigung, Führer eines Stammes in politischer, militärischer wie auch religiöser Richtung. Inhalt. Seite Einführung ... . ... III Zur Orientierung des Lesers .............. • X I„ Die Handschrift von Grünberg....................... 1 Geschicke der Handschrift .... . 3 Die wichtigsten Einwendungen gegen die Echtheit der Handschrift. — Widerlegung derselben . . 6 Literargeschichtliche Daten . - 12 Die Wahl des Vladika..................... • 17 Der Landtag auf dem Vysehrad ... . . 17 II. Das Vysehrad-Lied ... ... 25 Geschicke der Handschrift .... .27 Literarische Würdigung der Handschrift . . 29 Text des Liedes................... ... 33 III Die Handschrift von Königinhof 35 Geschicke der Handschrift...............................37 Die wichtigsten Einwendungen gegen die Echtheit der Handschrift. — Widerlegung derselben . . 44 Literarische Würdigung der Handschrift 52 Vertreibung der Polen aus Prag .... .55 Einfall der Sachsen in Böhmen ... 60 Einfall der Tataren in Mähren . .65 Kriegszug der Böhmen gegen Vlaslav .... 80 Seite Das Kampfspiel ......... 94 Befreiung Böhmens von der Fremdherrschaft . 102 Zbyhon ..............................................119 Das Sträußchen . ... .... 125 Der eingetretene Dorn 127 Der Hirsch .... ... 131 Die Rose.................. . . .135 Der Kuckuck . . 137 Die Verlassene . . .... 139 Das Mädchen und die Lerche......................... .141 Erklärung der Eigennamen ...................................143