257 Gregor Jenuš ∗ UDK 323.15(497.412=112.2)(091) Ministerium für Kultur DOI: 10.4312/linguistica.60.2.257-279 der Republik Slowenien, Archiv der Republik Slowenien DIE VERGESSENE MINDERHEIT: ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN IN MARIBOR 1 EINLEITUNG Die Geschichte Maribors ist geprägt von Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Slowenen. Bis zum Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie war Maribor (Marburg an der Drau) (wie auch die beiden anderen großen urdeutschen Städte in der Untersteiermark – Ptuj (Pettau) und Celje (Cilli)) eine deutsche Sprachinsel in mitten eines slowenischen Siedlungsgebietes. Die Städte und Märkte in der Untersteiermark waren vor dem Ersten Weltkrieg vom Anschein her deutsche Ortschaften; sie waren Zentren des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, in denen Deutsch gesprochen wurde. Die rurale Umgebung war hingegen slowenisch. Angesichts der Beispiele aus anderen slawischen Teilen der Monarchie hatten Ende des 19. Jahrhun- derts Slowenen angefangen, Forderungen nach Anerkennung ihrer Kultur und Sprache zu stellen, vor allem in den Schulen und Ämtern. Diese Forderungen wurden abge- lehnt und bildeten somit im Laufe der nächsten Jahrzehnte den Kern der politischen Programme slowenischer Parteien, mit denen sie die Bewölkung auf ihre Seite ziehen wollten (Bauer 1907: 95–97, 144–149; Schneefuss 1939: 11; Zwitter 1962: 32, 47; Puff 1999: 293; Zwitter 1955: 163–164; Jenuš 2011a: 8). In der politischen Propaganda wurden die „herrschenden“ Deutschen als Unterdrücker der Slowenen dargestellt, die Slowenen hingegen von der Gegenseite als undankbare Unruhestifter. 2 ZWISCHEN DER LOYALITÄT ZUM KAISER UND DEM WUNSCH DER SLOWENEN NACH NATIONALER AUTONOMIE Der Erste Weltkrieg machte die Situation nicht erträglicher. Im Gegenteil, die 1914 ein- geführten Militärgesetze und Einschränkungen hatten die Nationalitätenkämpfe in der Untersteiermark sogar noch zugespitzt. Eifersüchtig wachten Vertreter beider Natio- nalitäten über die „gerechte“ Verteilung der Lasten (Pleterski 1980: 7; Svoljšak 2005: 109–127; Svoljšak 2009: 300, 301; Jenuš 2011a: 40, 41; Jenuš 2015: 307). Die Slowe- nen erwarteten, dass ihnen die Regierung wegen der immensen Verluste und Opfer für das Vaterland wenigstens jetzt Gehör schenken würde. Dies geschah aber nicht. ∗ gregor.jenus@gov.si Linguistica_2020_2_FINAL.indd 257 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 257 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 258 Der Krieg brachte dem slowenischen Volk bittere Enttäuschungen, deren Folgen noch nicht beurteilt werden können. Unmittelbar nach dem Beginn des Krieges wurde das slowenische Volk von den Zivil- und Militärbehörden mit allen Mit- teln verfolgt und aufs schlimmste gedemütigt. Und das alles ohne wirklichen Grund: diese Verfolgung stammt entweder aus den tiefsten Gefühlen des Miss- trauens und des Bösen gegenüber unserem Volk, oder von völligen Unkenntnis unserer Situation. /…/ Das slowenische Volk leidet und kämpft für seine Heimat, aber es stellt sich die Frage, warum der Staat, den es für den Preis seines eigenen Blutes verteidigt und seinen Besitz opfert, angesichts einer solchen Schande nicht fähig ist, für sein loyales Volk zu sorgen. Dieser Auszug stammt aus der ersten Interpellation des Jugoslawischen Klubs im Wiener Parlament im Juni 1917 (Pleterski 1971: 30–31). Die Slowenen hatten genug: Südslawische Politiker, vereint im Jugoslawischen Klub, nutzten im Frühjahr 1917 die erneute Einberufung des Wiener Parlamentes aus und äußerten ihre Forderungen. Im Namen des Jugoslawischen Klubs las Dr. Anton Korošec auf der Parlamentssitzung am 30. Mai 1917 die Forderung nach der Neu- gestaltung der Donaumonarchie vor und verlangte die nationale Autonomie der Slo- wenen, Kroaten und Serben, die in ihr lebten. Die Slowenen (bzw. Südslawen) waren es leid als Staatsbürger zweiter Klasse betrachtet zu werden (Bister 1990: 76–79). In der sogenannten Mai-Deklaration gaben die jugoslawischen Politiker bekannt (Žerjav 1917: 5; Bister 1995: 217–221), dass sie: /…/auf Grundlage des nationalen Rechts und des kroatischen Staatsrechts die Vereinigung aller Länder der Donaumonarchie, in denen Slowenen, Kroaten und Serben leben, in einen selbstständigen Staatsapparat fordern, der nach den De- mokratischen Prinzipien unter dem Zepter der Habsburg-Lothringen Dynastie geformt ist. 1 Die Mai-Deklaration wurde von der Regierung mit Empörung aufgenommen und als ein offener Angriff auf das Fortbestehen der Doppelmonarchie angesehen. Trotz- dem aber gab es den Anschein, dass niemand in den Regierungsstellen wirklich an eine Realisierung dieser Forderungen glaubte. Das passive Verhalten der Wiener Re- gierungskreise war für die untersteirischen Deutschen unverständlich. Nach Meinung der untersteirischen deutschen Zeitungen hatte sich die Atmosphäre im Staat gedreht und sich zu einer offensichtlichen Erpressung von Seiten der südslawischen Politiker gewendet. Die Zeitung Deutsche Wacht war der Meinung, dass die Erfüllung der For- derungen der nationalen Autonomie der Slowenen die Anerkennung des Trialismus bedeutete, was mit den Plänen der Entente übereinstimmte. Somit habe sich der innere mit dem äußeren Feind verbunden. Dasselbe, meinten sie, passierte zu der Zeit auch bei anderen slawischen Völkern, wie den Polen oder Tschechen. 1 „Eine südslawische Kundgebung”, Deutsche Wacht, 30. Mai 1917, Nr. 43, 1; „Otvoritev avstrijske- ga državnega zbora”, Straža, 1. Juni 1917, Nr. 43, 2. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 258 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 258 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 259 /…/ durch die slawische Natur reist ein Zug der Zerstörung, /…/ der den Tsche- chen und Südslawen eine Inspiration zum zivilen Ungehorsam gibt, /…/ der zum Weltkrieg führte und Korošec und Frant zu den Herolden der Entente in der öster- reichischen Abgeordnetenkammer machte. 2 Die slowenische Bevölkerung reagierte mit großer Begeisterung auf die Mai-Dekla- ration. Sie äußerte sich in der sogenannten Deklarationsbewegung, in der man Unter- schriften zu sammeln begann, um die Umsetzung der Deklaration zu bewirken (Stavbar 2017). Die Bewegung erreichte Zehntausende und bekam unter den Mariborer Deut- schen die Überschrift Los-von-Österreich-Bewegung. Da die Regierung immer noch passiv war, nahmen die Deutschsprachigen in der Untersteiermark die Initiative in ihre eigenen Hände. Sie fingen an, sich in Volksräten zu organisieren, deren Ziel es war, einen „Ausverkauf“ der deutsch-untersteirischen Interessen zu unterbinden. Die Koor- dination lag in den Händen einer Bewegung, die sich Südmark nannte. Im August 1917 äußerten sich der Mariborer Bürgermeister Dr. Johann Schmiderer und der Vertreter der Deutschen aus Celje Dr. Otto Ambrožič in einem Brief an den in Wien ansässigen Deutschen Klub besorgt über die damalige politische Entwicklung und die Bemühun- gen der österreichischen Slawen um nationale Emanzipation. 3 /…/ Die Forderung nach Errichtung eines autonomen Staatsgebietes von Slowe- nen, Kroaten und Serben oder die mögliche Vereinigung Sloweniens zu einer besonderen nationalen Einheit jenseits der historischen Grenzen österreichischer Kronländer ist für die Deutschen im Süden Österreichs völlig inakzeptabel /.../ und wir werden sie mit allen verfügbaren Mitteln verhindern. /.../ Diese Anfor- derungen sollen die Integrität des Landes Steiermark zerstören und würden nicht nur die Zerstörung des Deutschtums im Süden Österreichs bedeuten, sondern würden dem Land auch den Zugang zur Adria sowie den Handel auf dem Balkan und im Nahen Osten verhindern. 4 Schmiderer und Ambrožič gaben an, dass die Erfüllung der slowenischen Forde- rungen die Situation der Deutschen in den Sprachinseln beeinträchtigen würde. Sie forderten daher, dass ihre Anliegen und Anfragen mit Priorität behandelt würden. Der Deutsche Klub nahm das Schreiben der beiden untersteirischen Politiker offenbar ernst. 2 „Der babylonische Turm”, Deutsche Wacht, 9. Juni 1917, Nr. 46, 1. 3 „Eine Kundgebung des deutschen Volksrates für Untersteiermark”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 1; „Wohin steuern wir?”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 1; „Deutscher Volksbund für Untersteiermark”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 2; „Errichtung eines südslawischen Volksausschusses”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 3; „Ein Autono- mieministerium”, Deutsche Wacht, 1. September 1917, Nr. 66, 1; „Die Marburger Unterschriften- sammlung der Los von Österreich”, Marburger Zeitung, 18. Januar 1918, Nr. 15, 3. 4 „Eine Kundgebung des deutschen Volksrates für Untersteiermark”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 1; „Errichtung eines südslawischen Volksausschusses”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 3; „Ein Autonomieministerium”, Deutsche Wacht, 1. September 1917, Nr. 66, 1; „Die Marburger Unterschriftensammlung der Los von Österreich”, Marburger Zeitung, 18. Januar 1918, Nr. 15, 3. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 259 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 259 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 260 Am 2. September 1917 trafen sich nämlich in Maribor Vertreter deutscher Volksräte aus der Steiermark, Kärnten, Krain und dem Küstenland. Unter der Präsidentschaft von Dr. Otto Ambrožič sprachen sie sich für ein gemeinsames Auftreten gegen die De- klarationsbewegung aus. Mit Hilfe der Südmark sollte das weitere Anwachsen der De- klarationsbewegung eingedämmt werden, außerdem sprachen sie sich für eine eigene Unterschriftensammlung aus, in der sie sich gegen die Abspaltung von der Monarchie oder wie es ausdrückten, von Kaiser und Reich wandten. 5 Der Gemeinderat der Stadt Maribor verfasste eine „Entschließung“ in der nicht nur die Mai-Deklaration angriffen wurde, sondern sie auch ihre Sorge um die Zukunft Ös- terreichs zum Ausdruck brachten. Der Gemeinderat von Maribor meinte, dass es Zeit wäre, dass die Regierung aufwachen würde und mit ihrer Passivität aufhöre. 6 Die Südslawische Mai-Deklaration und die mit ihr verbundene gegenwärtig im steirischen Unterlande und im ganzen Süden Österreichs betriebene, leidenschaft- liche und vor keinem mittel der Lüge und des Truges zurücksteckende Agitation und Unterschriftensammlung bezwecken die Loßreisung des gesamten südlichen Teiles der Monarchie /…/ 7 /…/ Der Gemeinderat der Stadt Marburg erhebt gegen die deutsch- und staatsfeindlichen Pläne, sowie dagegen, dass die Regierung diesem Treiben ta- tenlos zusieht, nachdrückliche Verwehrung und macht die Staatsregierung schon heute für alle Folgen verantwortlich, welche aus dieser deutsch- und staatsfeind- lichen Hetze entstehen. 8 Doch waren die Bemühungen der untersteirischen und Mariborer deutschsprachi- gen Bevölkerung zu spät. Anfang des Jahres 1918 stellte der amerikanische Präsident Woodrow Wilson im Kongress sein 14-Punkte-Programm vor, in dem er sich unter anderem auch für die Selbstbestimmung der Völker der österreichisch-ungarischen Monarchie aussprach. Für die Slowenen bedeutete dieser Wandel eine neue Richtung in der Autonomiefrage; jeglicher Kompromiss oder eine Etappenlösung wurde kate- gorisch abgelehnt. Es ging ihnen nunmehr um eine möglichst schnelle Verwirklichung des unabhängigen südslawischen Staates (Schwabe 1971: 15–80; Klemenčič 2010: 13, 40; Lynch 2002: 419–436; Lipušček 2003). Mitte August 1918 kam es in Ljubljana zur 5 „Errichtung eines südslawischen Volksausschusses”, Deutsche Wacht, 25. August 1917, Nr. 65, 3; „Ein Autonomieministerium”, Deutsche Wacht, 1. September 1917, Nr. 66, 1; „Eine bedeutungsvolle Tagung der deutschen Volksräte von Südösterreich”, Deutsche Wacht, 7. September 1917, Nr. 67, 1. 6 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 – Ovoj Sejni spisi 1918, Sitzung des Stadtrates, 30. Januar 1918, Z1 34; PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 – Ovoj Sejni spisi 1918, Geheime Sitzung des Stadtrates, 30. Januar 1918, Z1 34. 7 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 – Ovoj Sejni spisi 1918, Geheime Sitzung des Stadtrates, 30. Januar 1918, Z1 34; PAM, Bestand Mestna občina Maribor, Selecta – Ovoj 1 – Predprevratna doba, Entschließung!, 31. Januar 1918, 35pr/1918. 8 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 – Ovoj Sejni spisi 1918, Geheime Sitzung des Stadtrates, 30. Januar 1918, Z1 34; PAM, Bestand Mestna občina Maribor, Selecta – Ovoj 1 – Predprevratna doba, Entschließung!, 31. Januar 1918, 35pr/1918. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 260 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 260 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 261 einer historischen Tagung, auf der die Slowenen unter Leitung von Dr. Anton Korošec den Nationalrat für slowenische Länder und Istrien formten; dem folgten lokale Na- tionalräte, die die Aufgabe hatten, die Länder und die Bevölkerung auf den Umbruch vorzubereiten (Jerič 1928: 144–159; Gačič und Jenuš 2016: 50–55). 9 In Maribor end- stand der Nationalrat für die Steiermark am 28. September 1918, einen Monat vor dem Umbruch. Er stand unter der Leitung von Dr. Karel Verstovšek. 10 Die Slowenen hatten die Gunst der Stunde genutzt und verfolgten das gleiche Ziel. Das kann man für die Mariborer und untersteirischen Deutschen nicht sagen. Bis Ende 1917 hatten es Ortsgruppen der Südmark geschafft, mehrere deutsche Volksräte in der Untersteiermark zu formen. Es gab aber in der Politik der deutschsprachigen Bewohner keine einheitliche Meinung darüber, wie man gegen die slowenischen Anforderungen und Agitationen vorgehen sollte. Im Sommer 1918 hat sich zum Beispiel die Sozial- demokratie gegen das Vorgehen der Volksräte ausgesprochen, da sie der Meinung war, ihre widersprüchliche Politik könnte langfristig dem Staat schaden und den Krieg we- gen immer neuer Spannungen nur noch verlängern. 3 DER UMBRUCH 9 „Narodni svet”, Straža, 12. August 1918, Nr. 64, 1; „Ein südslawischer Kriegsrat und sein Pro- gram”, Deutsche Wacht, 16. Oktober 1918, Nr. 33, 1; „Narodni svet – Slavje v Ljubljani”, Straža, 23. August 1918, Nr. 67, 1–2. 10 PAM, Bestand Narodni svet za Štajersko, Protokoll der Gründungssitzung des Nationalrats für die Steiermark, 26. September 1918, 1. Bild 1: Die alte und neue Reichsbrücke in Maribor (Marburg an der Drau). (Quelle: PAM, Sammlung von Postkarten und Bildern) Linguistica_2020_2_FINAL.indd 261 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 261 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 262 Am 29. Oktober 1918 kam es mit Manifestationen in Ljubljana zur Ausrufung des Unabhängigen Staates der Slowenen, Kroaten und Serben. Damit hatte das Warten der Deutschen in der Untersteirmark ein Ende. Die Slowenen machten den ersten Schritt. Am Tag darauf erließ der Mariborer Stadtrat unter der Führung von Dr. Johann Schmi- derer eine Entschließung (Jenuš 2017: 920): Die Stadt Maribor liegt auf uraltem deutschen Siedlungsgebiete, besitzt seit dem Jahre 1243 das deutsche Stadtrecht, welches sie seit dieser Zeit ununterbrochen ausübt; ihre Bewohner gehören bis auf eine kleine slowenische Minderheit dem deutschen Volke an und stehen mit dem nahegelegenen geschlossenen deutschen Sprachgebiet im Zusammenhang und in engster Wechselbeziehung. Die freigewählte Gemeindevertretung der deutschen Stadt Marburg erklärt daher, dass aufgrund des vom Präsidenten Wilson festgelegten Selbstbestim- mungsrecht die Stadt Marburg samt ihrer deutschen und wirtschaftlich zugehö- rigen Umgebung ein Bestandteil des neugeschaffenen deutschösterreichischen Staates ist. Den slowenischen Mitbürgern wird im Sinne der Erklärung des Präsi- denten Wilson nach dem Grundsatze der Gegenseitigkeit die freieste Betätigung ihrer wirtschaftlichen und nationalen Belange gewährleistet. 11 Diese Entschließung bedeutete, dass zwei neugegründete Staaten die Herrschaft über die Steiermark ausriefen. Trotz der Tatsache, dass die endgültige Grenze auf der Friedenskonferenz in Paris bestimmt werden würde, hatte dies zur Folge, dass es zwi- schen Deutschen und Slowenen zu noch größeren Konflikten kommen würde (Gačič und Jenuš 2016: 97). Am 1. November 1918 widersetzte sich Rudolf Maister, Kommandant des Land- sturm-Bezirkskommandos 26, dem Stationskommandanten Anton Holik und verwei- gerte den Gehorsam. Mit nur wenigen Einheiten übernahm er die Kontrolle über die Stadt Maribor. Er erklärte Maribor zum jugoslawischen Staatsgebiet und wurde noch am selben Tag im Mariborer Narodni dom (Volksheim) zum General ernannt (Gačič und Jenuš 2016: 98–99; Jenuš 2013: 224; Hartman 1989: 94–95, 117; Hartman 1998: 41; Ude 1979: 374; Potočnik 2008: 62). Maister verstand es gut, die Situation zu nutzen. Die Steiermark versank im Chaos. Die Obersteiermark mit Graz hatte Probleme, ihre Ernährung und Heizung zu sichern und war im großen Masse von Lieferungen aus dem neuen südslawischen Staat abhän- gig. Die politischen Führungen der untersteirischen Städte und Märkte konnten sich nicht einigen, wer die politische Macht in den Händen hält; all das nutzte Maister aus. Maisters Truppen besetzten alle umliegenden Orte von Maribor und drangen teilweise über die deutsch-slowenische Sprachgrenze nach Norden (nach Radkersburg, Spiel- feld, Mureck, Abstall usw.) vor (Jenuš 2013: 224–225). 11 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 - Ovoj Sejni spisi 1918, Sitzung des Stadtrates, 30. Oktober 1918, Proklamation des Stadtrates von Maribor; PAM, Bestand Mestna občina Maribor, Selecta – Ovoj 1 – Predprevratna doba, Entschließung, s. d.,12pr/1918. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 262 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 262 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 263 In Maribor war die Lage am angespanntesten. Zum Schutz des deutschen Eigentumes hatte der Stadtrat am 3. November die Anordnung zur Formierung von Volkswehrein- heiten gegeben – der sogenannten „Grünen Garde“ oder „Marburger Schutzwehr“. Diese wuchsen im Laufe des Monats November auf fast 1.000 Mann an. Deswegen endschied sich Maister zum Handeln und zwang die Truppen der deutschen Schutzwehr in einer „Nacht und Nebel Aktion“ am 23. November 1918 zu Kapitulation (Jenuš 2018). 12 Trotz Protesten der neuen Grazer Landesregierung war Maister erneut erfolgreich. Auch in den folgenden Wochen kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen slowenischen und deutsch-österreichischen Truppen. Auf den steirischen Grenzgebieten zwischen dem am 1. Dezember 1918 entstandenen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und Deutsch-Österreich bemühten sich beide Länder, diese Geschehnisse als unangenehme Grenzzwischenfälle darzustellen. Nicht zuletzt, da beide Länder am 12. Dezember 1918 ein Abkommen unterzeichneten, dass die endgültige Grenzfrage auf der zukünftigen Friedenskonferenz geregelt werden würde (Jenuš 2013: 233). Nach zwei Monaten von Ungewissheit, wer die politische Macht in der Stadt Ma- ribor in seinen Händen hielt, hatten die Slowenen Anfang 1919 diese auch übernom- men; bis dahin funktionierte nämlich der deutsche Mariborer Stadtrat ohne größere Einschränkungen. Am 2. Januar 1919 übergab der letzte Mariborer Bürgermeister der österreichischen Ära, Dr. Johann Schmiderer, in Anwesenheit Maisters dem sloweni- schen politischen Kommissar, Dr. Vilko Pfeifer, den Stadtrat. Um Ordnung unter der deutschen Bevölkerung zu gewährleisten, endschied sich Maister, 21 namhafte deut- sche Industrielle und Politiker als Geiseln zu nehmen. Maisters Vorschläge stießen auf Empörung, sowohl auf Seiten der Würdenträger in Ljubljana als auch in Graz und Wien (Žerjav 1918: 3–15; Maister 1934: 228; Jenuš 2011a: 161, 242). 13 Der Zeitpunkt für solche Unterfangen war nämlich schlecht gewählt. Im Januar 1919 war in der Steiermark die sogenannte US-Coolidge Kommission präsent, um sich ein Bild von der ethnischen Situation in Marburg und seiner Umgebung zu ma- chen. Unter der Führung von Oberstleutnant Sherman Miles sammelte die Kommis- sion Informationen, die den Expertengruppen in Paris helfen sollten, die zukünftige jugoslawisch-österreichische Grenze in der Steiermark zu ziehen. Für den 27. Januar kündigte sich die Kommission in Maribor an. General Maister empfing die US-ame- rikanische Delegation. Ein Teil der deutschen Bevölkerung Marburgs und der Umge- bung versammelte sich vor dem Rathaus und drückte durch ihre österreichischen und deutschen Fahnen ihren Willen aus, bei Österreich bleiben zu wollen. Die Kundgebung soll 10.000 Demonstranten versammelt haben – darunter auch Gymnasiasten und Real- schüler, die von ihren deutschen Lehrern auf den Marburger Hauptplatz geführt wurden (Senekonič 1936: 59–64 und 110–114; Karner 2000: 59–60; Rahten 2020: 159–180). 12 ARS, Bestand Ude Lojze, AŠ 20; ARS, Bestand Pokrajinska uprava za Slovenijo, Predsedstvo, AŠ 9, Materialien für die 26. Sitzung. 13 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 49 - Ovoj Sejni spisi 1918, Protokoll der Übernahme der Gemeindeverwaltung, 2. Januar1919, 1; „Zgodovinski dan v Mariboru”, Straža, 3. Januar 1919, Nr. 1, 2; „Mariborska mestna občina v slovenskih rokah”, Nova doba, 8. Januar 1919, Nr. 2, 2. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 263 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 263 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 264 Die Lage war unübersichtlich. In dem Gedrängel kam es zwischen den slowenischen Schutztruppen und den Demonstranten zu Streitigkeiten. 47 Schüsse fielen. Die traurigen Folgen waren 7 Tote, 60 Verletzte – darunter 4 Schüler (Senekonič 1936: 63). 14 Die Geschehnisse dieses Tages gingen als Mariborer Blutmontag in die Geschich- te ein. Beide Seiten nutzten dies für ihre Propaganda. Der steirische Landeshauptmann Wilhelm Kaan protestierte bei der Wiener Regierung und erwog sogar ein militärisches Eingreifen. Die Slowenen hingegen waren empört, dass deutsche Lehrer ihre Schüler zu den Demonstrationen hetzten. Dies hatte zur Folge, dass die deutsche Lehrerschaft – ins- gesamt 36 Gymnasial- und 300 Volksschullehrer – in den nächsten Wochen ihre Arbeit verloren (Senekonič 1936: 59–64 und 110–114; Jenuš 2011a: 137–159; Karner 2000: 59–60; Rahten 2020: 159–180). 4 EIN EIGENSTÄNDIGER SÜDSLA WISCHER STAAT UND DIE FRAGE DER UNTERSTEIRISCHEN DEUTSCHEN Im Frühjahr 1919 wurde die Lösung der steirischen Frage den Diplomaten in Paris über - lassen. Expertenberichte mit Angaben zur historischen, wirtschaftlichen, kulturellen Ent- wicklung der Steiermark wurden vorgelegt. Die steirische Denkschrift wurde von den Experten Robert Sieger und Franz Kamniker verfasst, die untersteirische von Dr. Franc Kovačič. Beide Seiten bemühten sich, ihre Sicht der Dinge vorzustellen, doch in Wahr- heit galten in Paris andere Regeln. Die Alliierten verfolgten ihre Interessen – im Sommer 1919 entwickelte sich ein Hin und Her. Der Mariborer Blutmontag sowie die österrei- chischen Volkszählungen, die für die Slowenen ein schlechter Ausgangspunkt waren, standen zur Debatte. Wegen des ethnisch stark gemischten Gebietes schlug die deutsch- österreichische Delegation, unterstützt von den Italienern, eine Volksabstimmung in der Untersteiermark vor, was aber zum Glück für die Slowenen von den Franzosen und Bri - ten abgelehnt wurde (Karner 2000: 60–62; Jenuš 2011b: 177–194). Letzten Endes endschied man, die von Maister besetzten Gebiete in der Steiermark würden den Slowenen zugesprochen. Spielfeld blieb in den Händen der Deutsch-Ös- terreicher, Radkersburg wurde geteilt. Der österreichische Friedensvertrag wurde am 10. September 1919 unterschrieben. Mit dem in Saint-Germain unterzeichneten Ver- trag garantierte das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen der deutschen Min- derheit im neuen jugoslawischen Staat einen minimalen Minderheitenschutz (Karner 2000: 60–62; Jenuš 2011b: 177–194). Nach Artikel 51 des Vertrags verpflichtete sich das Königreich SHS, die Interessen der nationalen, sprachlichen und religiösen Min- derheiten zu schützen (Benedik 2002: 249–253). 14 „Krvavi izgredi”, Mariborski delavec, 28. Januar 1919, Nr. 22, 1; „Ponedeljkovi izgredi v Mariboru”, Slovenski gospodar, 30. Januar 1919, Nr. 5, 1; „Nemški izgredi v Mariboru”, Slovenski gospodar, 30. Januar 1919, Nr. 5, 1; „Krvavi spopadi v Mariboru”, Slovenec, 28. Januar 1919, Nr. 22, 1; „Na zvoniku stolne cerkve”, Nova doba, 1. Februar 1919, Nr. 9, 1; „Schwere Ausschreitungen jugoslawischer Truppen in Marburg”, Die Neue Zeitung, 29. Januar 1919, Nr. 28, 1–2; „Blutbad in Marburg”, Pester Lloyd, 29. Januar 1919, Nr. 25, 4; „Das Blutbad in Marburg”, Wiener Allgemeine Zeitung, 28. Januar 1919, Nr. 12230, 4; „Die blutigen Vorfälle in Marburg”, Reichspost, 29. Januar 1919, Nr. 47. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 264 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 264 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 265 Der serbisch-kroatisch-slowenische Staat ist damit einverstanden, dass die alli- ierten und assoziierten Hauptmächte in einem mit ihm zu schließenden Vertrage die Bestimmungen aufnehmen, die sie zum Schutze der Interessen der nationalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten im serbisch-kroatisch-slowenischen Staate für notwendig erachten und genehmigt damit diese Bestimmungen (Be- nedik 2002: 253). Der jugoslawische Staat verpflichtete sich, den Minderheiten den freien Gebrauch ihrer Sprache im öffentlichen Leben zu ermöglichen, außerdem das öffentliche Minder- heitenschulwesen in der Sprache der Minderheit dort zu regeln, wo eine ausreichende Anzahl von Angehörigen der Minderheit lebte (Benedik 2002: 254). Auf dem Papier schien das zwar eine gute Regelung zu sein, leider aber war die Umsetzung dessen un- genügend. Mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden die Deutschen im neuen jugoslawischen Staat zu einer nationalen Minderheit, die sich nur schwer mit der neuen Situation abfand (Winkler 1931: 206; Biber 1961: 11; Ferenc und Repe 2004: 148; Wehler 1980: 16–17). Nach der österreichischen Volkszählung im Jahr 1910 leb- ten in den slowenischen Gebieten, die nach den Pariser Friedensverträgen an den jugo- slawischen Staat fielen, rund 106.377 Personen mit deutscher Umgangssprache. Ein Großteil davon lebte im Gebiet der Untersteiermark – etwa 69 %. Die Deutschen lebten in der Steiermark vor allem in urbanen Siedlungen – Städten und Märkten, insbesonde- re in drei sogenannten urdeutschen Städten Maribor (Marburg), Celje (Cilli) und Ptuj (Pettau). In diesen Städten waren die Deutschen bis zum Zerfall der Doppelmonarchie die Träger des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens. Tabele 1: Die Ergebnisse der Volkszählung in der Untersteiermark und Maribor (Marburg) in den Jahren 1910, 1921, 1931. 15 1910 1921 1931 Untersteier- mark ∑* 486.568 496.103 541.036 Deutsche 73.148 15,03 22.531 4,54 12.410 2,29 Slowenen 403.981 84,97 436.740 88,03 512.392 94,7 Andere | 0 0 36.832 7,43 16.234 3,01 Maribor (Marburg an der Drau) ∑* 27.994 30.662 33.131 Deutsche 22.653 80,90 6.595 21,5 2.741 8,27 Slowenen 3.823 13,65 20.759 67,7 27.994 84,49 Andere 1.518 5,45 3.308 10,8 2396 7,24 15 S. Karner (1998: 26); Komac (2007: 512); Klemenčič (1994: 53–54); Klemenčič (1986: 465–470); Cvirn (1998: 36–37); Čuček (2006: 387). Linguistica_2020_2_FINAL.indd 265 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 265 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 266 Im Jahr 1910 lebten in Maribor 22.653 Einwohner, die der Volkszählung nach die deutsche Sprache als Umgangssprache anführten. Das war mehr als 80 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt. Die Slowenen bildeten in der (heute slowenischen) Stadt mit 3.823 Bewohnern bzw. 13,65 Prozent eine Minderheit. Wenn wir uns die Informationen für die Mariborer Umgebung (den politischen Bezirk Maribor) oder die Untersteiermark ansehen, sehen wir, dass das Verhältnis umgekehrt war. Maribor war eine deutsche Sprachinsel, umgeben von einer mehr oder weniger geschlossenen slowenischen ruralen Umgebung. In den beiden jugoslawischen Volkszählungen vor dem Zweiten Weltkrieg, in den Jahren 1921 und 1931, ging die Zahl der Einwohner, die sich als Deutsch bezeichneten, dramatisch zurück. Im Jahr 1921 lebten nur noch 6.598 Personen oder 21 Prozent der Bevölkerung, die Deutsch als ihre Muttersprache angaben, in Maribor, und im Jahr 1931 gar nur noch 2.741 oder 8 Prozent. Die Unter- schiede in den Resultaten der beiden Volkszählungen haben mehrere Gründe. Der eine könnte in der sogenannten „statistischen Assimilierung“ liegen. Das österreichische System befragte die Bewohner nach der Umgangssprache, die in den steirischen wirt- schaftlichen und bürokratischen Schaltstellen natürlich Deutsch war, wo hingegen die jugoslawische Volkszählung nach der Muttersprache fragte. Ein Teil der „verlorenen“ Bevölkerung können somit Slowenen gewesen sein, die sich in der Vergangenheit als Deutsche ausgaben; doch der Verlust von mehr als 50 Prozent der Stadtbevölkerung hat tiefliegende Gründe (Klemenčič 1994: 53–54; Jenuš 2011; Jenuš 2014: 40). Mit dem Umbruch begannen die Slowenen in der Untersteiermark (bzw. im ge- samten von Slowenen kontrollierten Gebiet) Reformen einzuführen, die man als „Ent- austrifizierung“ bezeichnen kann: die Einführung der slowenischen Sprache als Amts- sprache, die Slowenisierung des Schulwesens, Einschnitte im kulturellen und wirt- schaftlichen Leben. In Maribor und seiner Umgebung bedeutete die Einführung der slowenischen Reformen eine große Hürde, vor allem in der Verwaltung, wo Beamte, die der slowenischen Sprache nicht mächtig waren, entlassen wurden. Sie blieben prak- tisch über Nacht ohne Verdienstmöglichkeiten und waren dazu gezwungen, über die Grenze nach Österreich auszuwandern. Schon Ende 1918 entließ die neue slowenische Obrigkeit mehrere hundert Beamte, Postarbeiter und Eisenbahner; im Frühjahr 1919 folgten nach dem Blutmontag Lehrer, die aufgrund des Vorwurfs der Staatsfeindlich- keit entlassen wurden. Die deutschsprachigen Flüchtlinge gingen über die Grenze nach Deutschösterreich, wo sie bei der Grazer Landesregierung um Hilfe baten. Insgesamt kamen in dieser ersten Welle fast 500 Familien (ungefähr 2.000 Personen) an. Die Grazer Landesregierung brachte sie in Graz (270 Familien), Bruck an der Mur (72 Familien), Leibnitz (49 Familien), Leoben und anderen Orten in der Steiermark unter (Dolenc 2004: 81–82; Jenuš 2014: 40). 16 In der Zwischenkriegszeit, vor allem in den zwanziger Jahren, hat die deutschspra- chige Kultur große Veränderungen erfahren. Weil sehr viele deutsche Kulturorganisati- onen vor dem Ersten Weltkrieg eine starke politische und nationale Note hatten, galten sie nach dem Umbruch bei den Slowenen nicht mehr viel. Sie wurden als ein Mittel 16 „So-li Nemci narodna manjšina ?” Jutro, 10. März 1922, Nr. 59, 2. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 266 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 266 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 267 angesehen, den deutschsprachigen Einfluss auszuweiten und die Germanisierung der slowenischen Bevölkerung anzustreben. Mit Abstand die wichtigsten deutschen Kul- turorganisationen vor dem Ersten Weltkrieg waren der Schutzverein Südmark und der Deutsche Schulverein. Dem ersten warf man vor, dass er durch gezielte Ansiedelung deutschsprachiger Familien in gemischtsprachigen slowenischen ruralen Gebieten die nationale Struktur des Landes verändere und die Entstehung eines geschlossenen deutschsprachigen Raums in der Untersteiermark anstrebte; dem zweiten, das er durch das deutsche Schulwesen versuche, die Germanisierung slowenischer Kinder zu errei- chen (Potočnik 2003: 143–153; Jenuš 2014: 40). Diese beiden deutschen Organisationen wurden durch einen Erlass der sloweni- schen Landesregierung verboten. Als Grund wurde nicht ihr Ruf angegeben, sondern die Tatsache, dass sie ihren Sitz im Ausland hatten – in Graz und Wien. 17 Dennoch gelang es den Deutschen, zumindest einen Teil ihrer Vorkriegskultur zu bewahren. In den zwanziger und dreißiger Jahren waren in Maribor und Umgebung zahlreiche deutsche Vereine aktiv, wie der Liederbund der Bäcker, Marburg and der Drau, Fahradklub Edelweiss, Verein der deutschen Bautechniker in Maribor, Der landwirtschaftliche Leseverein in Rosswein oder der Sportverein Rapid. Wegen des ständigen Drucks der slowenischen Behörden sowie der Emigration ihrer Mitglieder kam es zwar schrittweise zum Verfall vieler Vereine. Trotzdem aber haben einige, wie der Sportverein Rapid oder der Fahradklub Edelweiss überlebt (Baš 1989: 274; Ratej 2006: 450; Jenuš 2014: 40–41). 18 Die wichtigsten deutschen Vereine in den Zwischenkriegsjahren waren der Mar- burger Männergesangsverein und der im Jahr 1922 gegründete Verein Politischer und wirtschaftlicher Verein der Deutschen in Slowenien, der seinen Sitz in Maribor hatte und unter der Leitung von Dr. Lothar Mühleisen stand. Der Verein vereinte namhafte Vertreter der deutschen Minderheit in der Steiermark – Karl Nasko, den ehemaligen Vizebürgermeister aus Maribor, Viktor Spruschnig aus Ptuj, Hans Schmiderer (Sohn des ehemaligen Bürgermeisters) (Jenuš 2014: 41; Cvirn 1989: 86–88). Auf der Liste des Politischen Vereines gelang es Lothar Mühleisen, in den Mariborer Stadtrat ge- wählt zu werden; 1927 sogar in die jugoslawische Nationalversammlung in Belgrad. Der Verein sprach sich für die Sicherung des deutschen Gewerbes und des Eigen- tumes in Slowenien aus. Obwohl die Mariborer Deutschen auch in den zwischen Kriegs- jahren noch die größte wirtschaftliche Kraft in der Untersteiermark waren, waren sie be- sorgt darüber, dass die Verstaatlichung ihres Eigentumes, Gewerbes oder ihrer Betriebe, der sie bis 1924 Zeuge waren, erneut durchgeführt werden könnte. 1919 hatte der neue jugoslawische Staat alle Unternehmen, Gebäude und Grundstücke, die im Besitz von denjenigen Ausländern waren, die man als staatsfeindlich ansah, unter staatliche Kont- rolle (Sequester) gestellt. Im Fall von Maribor traf die Verstaatlichung 31 Unternehmen. 17 Uradni list Deželne vlade za Slovenijo, 5. Juni 1919, Nr. 52, 351, 352. 18 PAM, Bestand Mestna občina Maribor, AŠ 162 – Ovoj Sejni spisi 1925, Stadtratssitzung MOM, 7. April 1925, 10–11; „Ustanovitev nemške stranke v Mariboru”, Tabor, 29. Oktober 1922, 2; „Nemška nevarnost”, Slovenski narod, 13. Mai 1923, 1; „Nemci in minister dr. Zupanič”, Slovenski narod, 13. Mai 1923, 1. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 267 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 267 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 268 Die Verstaatlichung wurde erst 1924 aufgehoben, nachdem es zu einem Abkommen mit der Republik Österreich kam (Oset 2010: 79, 121–124; Ogrizek 2006). 19 Wenn wir aber die vorübergehende Verstaatlichung der deutschen Besitztümer außer Acht lassen, war die wirtschaftliche Lage der deutschen Minderheit in der Un- tersteiermark im Vergleich zu den anderen Deutschen im jugoslawischen Staat, auch der Gottscheer Deutschen, wesentlich stabiler. Sie waren sowohl Großgrundbesitzer als auch Besitzer von Immobilien und hatten einen großen Einfluss auf das Leben der slowenischen Bevölkerung, die immer noch zu großen Teilen von ihnen abhängig war. 5 „DIE DEUTSCHE MINDERHEIT WIRD KEINE RECHTE HABEN, WEIL ES SIE NICHT GEBEN WIRD“ Gerade die soziale und wirtschaftliche Abhängigkeit der Slowenen nutzte die deutsche Minderheit nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland zu ihrem Guns- ten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der damalige jugoslawische Geheimdienst, die sogenannte UDBA, einen Bericht über die Volksdeutschen verfasst und dem umstritte- nen Verein für das Deutschtum im Auslande (VDA) eine führende Rolle bei der Nazifi- zierung der Deutschen in der Steiermark zugewiesen. Der VDA wurde anfangs als eine Hilfsorganisation der Deutschen im Ausland aufgebaut. Mit dem Aufstieg der NSDAP in Deutschland übernahm die VDA in der Untersteiermark eine neue Rolle. Die VDA versuchte über den sogenannten Grazer akademischen Kreis (bestehend aus Robert Seiger, Franz Wehofsich, Herman Ibler und Hellmut Carstein), auf zwei Wegen eine Revidierung der Parieser Friedensverträge zu schaffen: durch eine wissenschaftliche Forschung, die Beweisen sollte, dass die Untersteiermark zu Deutschösterreich gehö- re, sowie mit der Verbindung mit dem in der Untersteiermark ansässigen deutschen Kulturbund. Dies gelang ihnen vor allem nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich (Jenuš 2016: 155–158). 20 In einem Bericht des Innenministeriums kann man sehen, dass auch die jugoslawi- sche Regierung wusste, dass es zu einer Radikalisation der Deutschen in Jugoslawien kommen könnte. Die NSDAP habe die jugoslawischen Deutschen mit Propaganda- material versorgt. /…/ Bücher, Zeitungen und anderen Schriften, die nationalsozialistischen Inhalt haben. Diese Texte enthalten Berichte über den schlechten Zustand der jugo- slawischen Deutschen, sie propagieren eine Ideologie, die den jugoslawischen Gesetzen widerspricht und die wir deshalb abschalten müssen. 21 Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurden Rufe nach einer Revision des unrechten Pariser Friedensvertrages laut. Der Vertrag hatte nämlich 19 Siehe auch: PAM, Bestand Okrožno sodišče Maribor, Handelsregister. 20 ARS, Bestand Republiški sekretariat za notranje zadeve SRS, AŠ 1063, Volksdeutscher – Analyse 1966, 1, 2. 21 ARS, Bestand Republiški sekretariat za notranje zadeve SRS, AŠ 1063, Volksdeutscher – Analyse 1966, 1, 2. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 268 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 268 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 269 verursacht, dass die Steiermark ein Gebiet von fast 6.100 km 2 und damit auch eine hal- be Million Einwohner (Karner 1978: 51) verlor. In Maribor fand diese revisionistische Politik Anklang unter den Kulturbund-Mitgliedern, die anfingen, in der Öffentlichkeit nationalsozialistische Lieder zu singen oder Parolen zu rufen, wie: „Hitler ist unser Führer! Heil! Sieg. Die Windischen am Strick!“ oder „Wir wollen heim ins Reich!“ (Biber 1966: 143). Lange mussten die Mitglieder des Kulturbundes nicht warten. Im April 1941 kam es zu einer überraschenden, aber schnellen Besetzung Jugoslawiens. Die slowenischen Gebiete wurden unter den Achsenmächten aufgeteilt. 22 Die Steiermark wurde als Reichsgau unter der Führung Dr. Siegfried Überbreiters organisiert. In den ersten Ta- gen nach der Besetzung hatte die nationalsozialistische Militärbehörde keine größeren Probleme beim Vorrücken. In Maribor und seiner Umgebung halfen der deutschen Armee Mitglieder des Kulturbunds, die mit Hilfe von geheimen Radioverbindungen im ständigen Kontakt standen. Nur einen Tag nach Beginn der Angriffe auf das Königreich Jugoslawien besuchte den stellvertretenden Bürgermeister in Maribor, Franjo Žebot, der Leiter des Kultur- bundes für die Drau-Banschaft, Hans Baron, und erklärte, es sei weise für die jugosla- wischen Behörden, mit den nationalsozialistischen Behörden zusammenzuarbeiten, um Verluste bei den Jugoslawen zu vermeiden. Žebot wurde gewarnt, dass er „.für jedes Opfer unter den Maribor-Deutschen verantwortlich sein wird“ und „zehn Slowenen für jeden getöteten Deutschen erschossen würden“ (Čoh 2006: 499). Nachdem sich die Lage einigermaßen beruhigt hatte, fing das NS-Regime unter der Leitung des Gauleiters Überbreiter mit der Aussiedelung von Slowenen aus der Unter- steiermark, aus Oberkrain und dem Mießtal an. Wir wollen dieses Land so heranbinden, dass darinnen nur Platz hat der Deutsche und jene Steirer, die Jahre und Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch treu und kameradschaftlich Schulter an Schulter mit unseren Volksgenossen gekämpft haben, die, uns blutmäßig sehr nahe verwandt, bereit gewesen sind, auch in den letzten Jahrzehnten mit allen Fasern ihres Herzens den Anschluss an Deutschland herbeizusehen. Mit diesen wollen wir arbeiten. Und alles andere, meine Volks- genossen, daraus mache ich auch öffentlich kein Hehl, das muss hinaus. 23 Die Slowenen wurden von dem SS-Rasse- und Siedlungshauptamt einer rassischen Überprüfung unterzogen und in vier Rassekategorien eingeteilt. Bei seinem Besuch in Maribor im Juni 1941 äußerte sich Heinrich Himmler, dass alle rassen-ungeeigneten Ele- mente aus den Besetzungsgebieten entfernt werden müssten. Himmler bestand an diesen Aussiedlungen, da er Platz für die Gottscheer Deutschen schaffen musste, denen Hitler 22 „Nemčija začela vojno z Jugoslavijo”, Slovenski gospodar, 9. April 1941, 2; „Die Machtergreifung in Marburg”, Marburger Zeitung, 9. April 1941, 1; „Die deutschen Soldaten in Marburger Stadtbild”, Marburger Zeitung, 10. April 1941, 5; „Marburg im Spiegel der jüngsten Ereignisse”, Marburger Zeitung, 11. April 1941, 5. 23 „Es spricht der Gauleiter.“ Marburger Zeitung, 15. April 1941, 1. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 269 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 269 24. 03. 2021 14:20:59 24. 03. 2021 14:20:59 270 versprach, sie bis zum Herbst 1941 ins Reich umzusiedeln. Nach Schätzungen soll das NS-Regime den Plan gehabt haben, rund 220.000 Menschen aus ihren Besatzungsgebie- ten auszusiedeln. Aus Maribor wurden im Jahr 1941 4.434 Menschen nach Serbien und Bosnien ausgesiedelt, 689 Menschen wurden erschossen (Ferenc 1993: 17–40). Mit dem Andauern des Krieges verlor das NS-Regime die Kontrolle. Die Jugosla- wen hingegen gewannen mit Hilfe der Alliierten nach und nach die Oberhand. Schon während des Krieges kam es zu Debatten, was mit den Deutschen nach dem Kriege geschehen sollte. Die Kriegssieger (wenn man im Krieg überhaupt von Siegern spre- chen kann) entschieden, dass die Deutschen eine Kollektivschuld trügen – unabhängig davon, ob es sich um autochthone Deutsche handelte oder nicht – und sie müssten Slo- wenien verlassen. Die Abteilung für Volksschutz (OZNA) bekam die Aufgabe, belas- tende Beweise gegen die Deutschen zu sammeln und außerdem Übergangs- und Kon- zentrationslager zu errichten, in denen die Deutschen auf ihr Schicksaal warten sollten (Ferenc 1988: 114–116; Repe 1998: 145, 146). Maribor und seine Umgebung bekamen in dieser Auseinandersetzung eine besondere Rolle zugesprochen. In Bresternica bei Maribor, Studenci bei Maribor und Kamnica bei Maribor richtete man Lager ein, aus denen Zehntausende Deutsche in den Tod oder in eine ungewisse Zukunft gebracht wurden. Ausgehend von der Statistik der Abteilung für Volksschutz, die im Sloweni- schen Staatsarchiv aufbewahrt wird, wurden allein in den Jahren 1945–1946 mehr als 9.474 Deutsche ausgesiedelt. Eine Namensliste mit 5.433 Namen der Ausgesiedelten ist noch erhalten (Mikola 2007: 11; Ferenc 1998: 125; Jenuš 2016: 167–168). 24 Tabelle 2: Statistiken des vertriebenen Volksdeutschen aus der Volksrepublik Slowenien. 1945–1946 Statistiken des vertriebenen Volksdeutschen aus der Volksrepublik Slowenien Bezirk Anzahl der Vertriebenen Ljubljana – Umgebung 89 Ljubljana – Stadt 447 Kranj 499 Kamnik 124 Jesenice 350 Trbovlje 83 Celje 509 Mozirje 125 Krško 1129 24 ARS, SI AS 1931, Bestand Republiški sekretariat za notranje zadeve SRS, AŠ 1062, Statistiken der Volksdeutschen Auswanderer aus der Volksrepublik Slowenien in den Jahren 1945–1946, 26.11.1951. Linguistica_2020_2_FINAL.indd 270 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 270 24. 03. 2021 14:21:00 24. 03. 2021 14:21:00 271 1945–1946 Statistiken des vertriebenen Volksdeutschen aus der Volksrepublik Slowenien Bezirk Anzahl der Vertriebenen Novo mesto 10 Črnomelj 3 Kočevje 35 Gorica 3 Maribor – Stadt 1662 Maribor – Umgebung 791 Poljčane 154 Ptuj 151 Ljutomer 59 Dravograd 531 Radgona 1344 Murska Sobota 481 Vertriebene 7,470 Vertriebene Volksdeutsche ohne Bezirksangabe 2004 Insgesamt 9.474 (Quelle: ARS, Bestand Republiški sekretariat za notranje zadeve SRS, AŠ 1062, Statistiken der vertriebenen Volksdeutschen aus der Volksrepublik Slowenien 1945–1946 vom 26. 11. 1951) Linguistica_2020_2_FINAL.indd 271 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 271 24. 03. 2021 14:21:00 24. 03. 2021 14:21:00 272 Bild 2: Boris Kidrič auf der Sitzung des Hauptkomitees der Befreiungsfront Ljubljana am 15. Dezember 1945 in Ljubljana über die Frage der deutschen Minderheit. (Quelle: ARS, Bestand Boris Kidrič, AŠ 18, Protokol der Sitzung des Hauptkomitees der Befrei- ungsfront Ljubljana vom 15.12.1945) Linguistica_2020_2_FINAL.indd 272 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 272 24. 03. 2021 14:21:01 24. 03. 2021 14:21:01 273 Die Zukunft der deutschen Minderheit in Slowenien wurde nach dem Kriege end- gültig. Auf die Frage, welche Rechte die deutsche Minderheit in Slowenien nach dem Krieg haben wird, antwortete Boris Kidrič am 15. Dezember 1945 auf der Sitzung des Hauptkomitees der Befreiungsfront Ljubljana: „Die deutsche Minderheit wird keine Rechte haben, weil es sie nicht geben wird“ (Jenuš 2016: 165–169). 25 Literatur BAŠ, Franjo (1989) Prispevki k zgodovini severovzhodne Slovenije. Maribor: Obzorja. BAUER, Otto (1907) Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand. BENEDIK, Metod (Hrsg.) (2002) Lambert Erlich, Pariška mirovna konferenca in Slo- venci 1919–1920. 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Linguistica_2020_2_FINAL.indd 273 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 273 24. 03. 2021 14:21:01 24. 03. 2021 14:21:01 274 GAČIĆ, Aleksandra/Gregor JENUŠ (2016) Znameniti Velenjčan Karel Verstovšek (1871–1923), zaslužni slovenski politik. Politična biografija: ob 145. obletnici roj- stva. Velenje: Ustanova Velenjska knjižna fundacija, 50–55. HARTMAN, Bruno (1989) Rudolf Maister. Ljubljana: Partizanska knjiga. HARTMAN, Bruno (1998) Rudolf Maister, general in pesnik. Ljubljana: DZS. JENUŠ, Gregor (2011a) Ko je Maribor postal slovenski. Iz zgodovine nemško-slovens- kih odnosov v Mariboru od konca 19. stoletja in v prevratni dobi. Maribor: Znanst- venoraziskovalni inštitut dr. Franca Kovačiča. JENUŠ, Gregor (2011b) „Slovenska pričakovanja in odzivi na odločitve velikih pet./ Les attentes Sloves et leurs réactions face aux décisions des Cinq Grands.“ In: A. Rahten/J. 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Dies gilt vor allem für die erste Hälfte des Jahr- hunderts, als der Machtkampf zwischen der Deutschen und Slowenen im öffentlichen Leben und der damit verbundene Konflikt zwischen der deutschen und slowenischen Identität noch stark präsent waren. Nachdem die Deutschen die Pariser Friedensverträge unterzeichneten, wurden sie zur Minderheit und verloren somit alle Privilegien der regierenden Nation in Slowe- nien. Trotz allem ermöglichten ihnen ihr Kapital und die Tatsache, dass sie die zahl- reichste Minderheit waren, das „Überleben“. Ihre Hoffnungen, wieder an die Macht zu kommen, erfüllten sich Anfang des Zweiten Weltkrieges. Maribor/Marburg bzw. im weitesten Sinne Jugoslawien betrachteten bis 1941 stumm die Kämpfe zwischen den Weltmächten, die in ihrer Übermacht und Zielstrebigkeit über den hilflosen Nationen herfielen. Jugoslawien war unter großem Druck, denn es war ein strategisch wichtiger Punkt auf dem Balkan. Am Anfang schaffte Jugoslawien es, neutral zu bleiben. Die Realität änderte sich aber schnell, denn am 25. März 1941 trat das Königreich Jugo- slawien in Wien dem Dreimächtepakt bei. Das Königreich Jugoslawien beugte sich so dem Druck der Achsenmächte und versuchte, mit dem Beitritt zum Pakt die Okku- pation zu vermeiden. Die Unterzeichnung des Dreimächtepakts löste in Jugoslawien unterschiedliche Reaktionen aus. Trotz des Beitritts zum Pakt geschah alles anders, wie die Landesregierung es erwartete. Breite Massen der Bevölkerung waren nicht be- geistert, dass Jugoslawien vor den Nazis niederkniete, und dies stiftete Unruhen. In der Nacht vom 26. auf den 27. März 1941 kam es zum Staatsstreich und der achtzehnjähri- ge Thronfolger, Peter Karađorđević, kam an die Spitze des Landes. Schon am 27. März 1941, nur zwei Tage nach der Unterzeichnung des Dreimächtepakts und nach den Un- ruhen, setzten die Nazis Dr. Siegrid Uiberreither, den Gauleiter der Nationalsozialis- tischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und den Staatsvertreter für die Steiermark als den zukünftigen Leiter der Zivilbehörde für die Untersteiermark ein. Er übernahm die Herrschaft über die Untersteiermark, die ihren Sitz in Maribor/Marburg hatte, am Linguistica_2020_2_FINAL.indd 277 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 277 24. 03. 2021 14:21:01 24. 03. 2021 14:21:01 278 Ostermontag, d. h. am 14. April 1941. Nur eine Woche früher, am Palmsonntag, am 6. April 1941, begann ohne Kriegserklärung der Angriff auf Jugoslawien, der für immer das Erscheinungsbild Maribors/Marburgs änderte und das Schicksal der hier lebenden Deutschen besiegelte. Ihr Schicksal in Slowenien lässt sich am besten mit dem Zitat von Boris Kidrič vom Dezember 1945 beschreiben: „Die deutsche Minderheit bei uns wird keine Rechte haben, weil es sie nicht geben wird.“ Schlüsselwörter: Deutsche, Slowenen, transnationale Beziehungen, deutsche Minder- heit, Untersteiermark Abstract THE FORGOTTEN MINORITY. ON THE HISTORY OF THE GERMAN MINORITY IN MARIBOR In the 20 th century, Maribor frequently experienced a radical transformation of its pub- lic image. The latter is particularly true for the first half of the century, when the strug- gle between Germans and Slovenes for the supremacy over the city and the associated conflict between the Slovene and German identity was still very much present. After the Germans signed the Paris Peace Treaties, they were placed in the posi- tion of a minority and lost most of the privileges they had had as the dominant ruling nation in Slovenia. Nevertheless, their cultural capital and the fact that they were the single most numerous minority in Slovenia, made it possible for them to “survive”. Their hopes of regaining their power came true with the onset of World War II. In 1941, Maribor and in the broadest sense Yugoslavia was just a silent observer of fights between the world superpowers. They were fighting for their superiority and in order to achieve their goals, and took advantage of helpless nations. Yugoslavia came under major pressure, since it was a strategically important territory in the Balkans. However, at least at first, Yugoslavia managed to stay undecided. The reality, however, quickly changed, as the Kingdom of Yugoslavia signed the Tripartite Pact on 25th September 1941 in Vienna. With signing of the Pact, the Kingdom of Yugoslavia yielded under the pressure of the Nazi Block. It had hoped that it would not be occupied, since it had become part of the Tripartite Pact. The signing of the Pact prompted various reactions in Yugoslavia. The events that followed the signing were quite the opposite of what the authorities had expected. The population was dismayed when Yugoslavia bowed to the Nazis and riots started. In the night between 26th and 27th March 1941, the govern- ment was overthrown and the eighteen-year-old heir to the throne, Peter Karađorđević, wielded political power. On 27th March 1941, only two days after the signing of the Pact and the outbreak of riots, the Nazis appointed Siegfried Uiberreither, who was a Gauleiter of the National Socialist German Workers’ Party (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) and National Deputy for Styria, the future head of the civil administration for Lower Styria. He took over the government, which had their headquarters in Maribor, on Easter Monday, i.e. on 14th April 1941. Only a week earlier, on Palm Sunday (December 6th), without declaration of war, began the attack Linguistica_2020_2_FINAL.indd 278 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 278 24. 03. 2021 14:21:01 24. 03. 2021 14:21:01 279 on Yugoslavia, which utterly changed the face of Maribor and sealed the fate of Ger- mans living here. Their fate is best illustrated by a quotation from Boris Kidrič from December 1945: “The German minority in Slovenia will have no rights, for there will be no German minority.” Keywords: Germans, Slovenes, Transnational Relations, German Minority, Lower Styria Povzetek POZABLJENA MANJŠINA: K ZGODOVINI NEMCEV V MARIBORU Maribor je v 20. stoletju večkrat doživljal transformacijo svoje javne podobe. Slednje še zlasti velja za prvo polovico stoletja, ko je bila v javnem življenju še vedno zelo močno prisotna borba med Nemci in Slovenci za oblast v mestu, s tem pa je bil povezan konflikt med nemško in slovensko identiteto. Potem ko so Nemci s podpisom pariške mirovne pogodbe bili potisnjeni v položaj narodne manjšine, so v veliki meri izgubili privilegije vladajočega naroda na Sloven- skem. Kljub vsemu pa sta jim njihov kapital kakor tudi dejstvo, da so bili najštevilčnejša narodna manjšina na Slovenskem, omogočila „preživetje“. Njihovo upanje na ponovni vzpon se je obudilo s pričetkom druge svetovne vojne. Maribor (oziroma v najširšem smislu Jugoslavija) je do leta 1941 le nemo spremljal divjanje med svetovnimi velesi- lami, ki so se v svoji premoči in strmenju za dosego svojih ciljev zgrnile nad večinoma nemočnimi narodi. Jugoslavija je bila deležna številnih pritiskov, saj je predstavljala strateško ozemlje na Balkanu. Vendar je sprva uspela ostati neopredeljena. Kljub vse- mu se je realnost hitro spremenila, saj je Kraljevina Jugoslavija 25. marca 1941 na Dunaju podpisala pristop k trojnemu paktu. Kraljevina Jugoslavija je s tem klonila pod pritiski nacističnega bloka in se s pristopom k trojnemu paktu poskušala rešiti pred osvojitvijo. Kljub pristopu pa so se dogodki odvijali v nasprotju s pričakovanji vrha države. Ljudske množice pristopa namreč niso pozdravile in pričeli so se nemiri. V noči s 26. na 27. marec 1941 je bil izveden državni udar, ki je na oblast postavil osem- najstletnega prestolonaslednika Petra Karađorđevića. Že 27. marca, torej le dva dni po podpisu pristopa k trojnemu paktu in izbruhu nemirov, so nacisti kot bodočega vodjo civilne uprave za Spodnjo Štajersko določili gaulajterja stranke Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) in državnega namestnika za Štajersko dr. Siegfrieda Uiberreitherja. Slednji je oblast nad Spodnjo Štajersko, s sedežem v Mariboru, prevzel na velikonočni ponedeljek, 14. aprila. Le teden dni prej, 6. aprila 1941, se je na cvetno nedeljo brez vojne napovedi pričel napad na Jugoslavijo, ki je za vedno spremenil po- dobo Maribora in hkrati zakoličil usodo Nemcev, ki so v njem živeli. Njihovo usodo na Slovenskem najbolje opisuje izrek Borisa Kidriča decembra 1945: „Nemška manjšina pri nas ne bo imela nobene pravice, ker je ne bo.“ Ključne besede: Nemci, Slovenci, mednacionalni odnosi, nemška manjšina, Spodnja Štajerska Linguistica_2020_2_FINAL.indd 279 Linguistica_2020_2_FINAL.indd 279 24. 03. 2021 14:21:01 24. 03. 2021 14:21:01