AN3ÄIUNM2VT für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. .M OZ.. Freitag ain HV'. November H.84O. MH ' Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern. jedes Mal ein halber Boaen. Der Breis des Blatte« ist in Laibach aanijahrig«, ialbiadrig ,, ft. Durch i>,e k. k. Po!l unier <2«uvert mit portofreier Zusenduna aan,,c>br,a », oalbjadlill , sl. C.M., und wird balbjähr«, «orau«« beiablt. Alle l. l. Pofiamter »eoinen Pränumeration n». In Laibach pränumerirl maii beim Verleger am Raan, Nr.lnu, im ersten Vtocke. Die letzte Saite. N>i e auf das Grab d,'s Kindes die Mutter niederschallt, Und mit den heißen Thranen den kahlen «rund bethaut. So blicket «on des Himmels »mwölktcm Baldachin Dort auf ein Feld der Todten die Strahlenkönigin. Nicht sieht ihr Auge freundlich auf üppig Grün herab, Das fahle Licht bescheinet ei» weites Menschengrob: Denn ausgekämpft war blutig nun wieder eine Schlacht, Ein Volk um seine Freiheit, um Vaterland gebracht. Und auf dem Todtenfelde da wandelt still ein Greis, Das karge Haar erglänzet wie Alpenschnec s» weiß, Es ruhet eine Harfe in seinem schwache» Arm, Die Saiten rauschen klagend weithin des Greises Harm. Er suchet seine Söhne, die ihn, die Schlacht geraubt,— Acht jugendliche Tannen, vi»! Lluruigewolt entlaubt — Und findet ihre Leichen, so treu muschlungc» itzt. Wie Jeder noch im Tode den Andern liebend schützt! Lang starrt des Greises Auge auf die geliebte Schar, Es ist so licht- und glanzlos und aller Thränen bar. Von Außen scheint er ruhig, doch innen wühlt der Schmerz, Lein Riesenmaß erdrücket das arme Naterherz. Noch starrt er eine Weile gleich einem Bild aus Stein» Auf weitem Todtenfelde der Lebende allein. Und dicht »or seine» Füssen der Löhne Leichcnhauf — Da flammet er mit ein Mal im wilden Feuer auf; Nimmt seine Harf' und spielet—spielt in, so raschen Ton, Als suchte er zu sprechen dem innern Schmerze Hohn — Verstnmnxt eine Weile, — reißt eine Loitc weg. Spielt wieder dann in Griffe» so jugendlich und leck. Macht wieder kurze Pausen —reißt wieder Saiten ab, Und wirft sie auf der Löhne zu früh erbautes Grab; Nur eine mehr noch tönet so dumpf und leise fort. Wie auf der blassen Lippe erstirbt das letzte Wort. «Euch bracht' ich nun mein Opfer!« spricht jetzt der Sangergleis, »«Zerrissen sind die Saiten — sie schmückt' einst Lorberreis — Verstummet ist auf ewig der Harfe gold'nes Spiel, Ich bin mit eure,» Tode nun auch an meine», Ziel! Doch letzte meiner Saiten! —wen» weiht dich meine Hand! Als Todtenopfer weih' ich dich meinem Vaterland! Es ist ja auch gefallen — es zuckt in, Tode noch. Und beugt de» freien Rücke» i» fremdes Sclauenjoch!' Er spricht's, greift nach der Saite, die einsam fort noch klingt. Und reißt an ihr so lange, bis gellend sie zerspringt, Noch dröhnt sie dumpf am Boden —dann endlich wird sie stumm. Und Mit de»> letzten Tone sinkt auch der Harfner um. M. Nehovor. Der Deserteur. Vaterländische Erzählung von Michael Heins». (Fortsetzung.) T—r's Wohlhabenheit mußte mittlerweile sich gemehrt haben, denn man sah bei der Mühle einen neuen Zubau, an welchem eiserne Thüren und Balten, dann Ziegeldach sich befanden. Desgleichen wiesen eine Menge aufgeschichteter Steine, dann eine große Kalkgrube, daß im nächsten Früh­jahre auch das weitere Gebäude ein anderes Ansehen bekom­men sollte. T—r hatte sich durch seine Umsicht und Klugheit wirklich bereits ein für seinen Stand nicht unbedeutendes Ver­mögen erworben. Er hatte den Mehlhandel nach Trieft be­gonnen, der ihm gute Zinsen trug, zumal die Commerzial­strasie nur eine kleine Stunde von der Mühle entfernt, und der Transport leicht war. Desgleichen betrieb T—r den Handel mit Leinwand und andern Landesproducten, welche Geschäfte ihn häusig vom Hause abriefen. So war es, das T—r einmal im Herbste eben mit zwei vollgeladenen Frachtwägen mit Mehl nach Triest ge­fahren war. Mari a saß eines Samstags Abends vor der Mühle, das kleine Mädchen lag in der Wiege vor ihr und schlummerte, die zwei Knaben erlustigten sich mit Auf­führung von Mauern aus den herumliegenden Steinab­fällen. Mari a sah dem Spiele zu, und wiegte das Kind­lein, der alte Johann war auf Besuch beim Bruder Schulmeister, die Knechte ^ bis auf einen alten, tauben Mühlburschen, waren auf dem Felde, und nur noch ein Paar Mägde bei Hause. Da näherte sich ein Mann, in dem man auf den er­sten Blick erkennen mußte, wer er war. Sein Gesicht war in ein zerrißenes, eckelhaft aussehendes, blaues Sacktuch gebunden und mit einein tief in die Augen gedrückten ab­getragenen Hut ohne Voden bedeckt; eine ganz zerrißene 343 Jacke von unbestimmter Farbe ließ die ein Hemd vorstel­lenden Lumpen und an vielen Orten die schwarzgebrannte Haut sehen, die Beine waren mit einer schwarzen, in et­was besserem Zustande befindlichen, bis an's Knie gehen­den Lederhose bedeckt, und vom Knie abwärts nackt, der eine Fuß mit einigen Lumpen umwunden. I n der einen Hand trug der Mann einen Stock und einen gewaltigen Rosenkranz, auf dem Rücken einen Pack von ziemlichem Umfange, dessen Inhalt in einer Menge Fetzen und Lum­pen bestanden, und auch einige nicht ganz harmlose Sachen und Werkzeuge verborgen haben dürfte. Der Mann hielt sich gebückt, wankte beim Gehen, als wenn er auf den Füßen beschädiget wäre, und war überhaupt bemüht, sei­nem robusten Korper das Ansehen von Kränklichkeit und Alcer zu geben. Der Mann grüßte Marie n mit dem landesüblichen Spruche „Gelobt sei Jesus Christus", wel­chen Maria , demüthig das Haupt senkend, mit «In ewi­gen Zeiten, Amen- beantwortete. Der Mann ließ stch sodann uneingeladen auf eine Bank in der Nähe Ma ­riens nieder und legte den Pack vom Rücken ab. Marie n überkam gleich bei der Ankunft des Men­schen ein unheimliches Gefühl, welches durch den bekannt scheinenden Ton der Stimme, durch die unstät herumir­renden, aus dem Verbände des Gesichtes hervorblitzenden Augen des Fremden nur noch vermehrt, und im Laufe des folgenden Gespräches bald zur Angst gesteigert wurde. „Seid Ihr ganz allein zu Hause, Mutter?" sprach der Bettler, „weil Ih r so einsam mir den lieben Kindern hier sitzt?" Die Furcht preßte Marie n eine Lüge aus, indem sie entgegnete, sie sei nur jetzt allein, ihr Gatte aber befinde sich mit den Knechten auf dem Felde und werde in Kur­zem rückkehren. Zur größten Bestürzung Marien s aber sprach der Bettler widrig grinsend: „Gott gebe dem Vater eine glück­liche Reise, damit er bald zu Euch wieder zurück kehrt, denn ich weiß recht gut, liebe Mutter, daß er jetzt schon weiter als auf dem Felde ist." So sprechend stieß der Bettler seinen Stock vor sich in die Erde, fing an in sei­nem Bündel herum zu kramen, und sah hierbei Marie n bedeutend an. Diese wußte, wie das bekannte Zeichen mit dem Stocke, womit der Mann seinen Wunsch nach Bewirthung zu ver­stehen gab, zu nehmen sei, rief schnell eine Magd, wel­che die Wiege ins Haus trug, führte die Knaben ebenfalls hinein und kehrte schnell mit einer vollen Flasche Wein und einem Laib Weizenbrodes zu dem Bettler zurück. Die­ser hatte inzwischen, als er sah, daß er von Niemanden beobachtet werde, und nichts zu besorgen habe, die schmu­tzige Verhüllung des Gesichtes abgelegt, und ein großes Taschenmesser hervor gezogen, mit welchem er das Brod, welches Mari a gebracht hatte, über die Hälfte theilte, einen Theil in seinen Bündel steckte, sonach aber den Wem und das zweite Stück Brod tüchtig sich schmecken ließ, ohne auf Marie n zu achten. Diese hatte nun die breiten, pockennarbigen Gesichts­züge Martin s sogleich erkannt, und setzte sich in stum­mer Befangenheit von ihm entfernt auf einen Stein. Marti n hatte schnell seinen Appetit befriediget und ver­mummte wieder sein Gesicht. Mi t keckem, durchdringenden Blicke sah er Marien an und sagte: „Du siehst wohl, daß ich nun dem Elende und Hunger Preis gegeben bin und blos von milden Gaben lqben muß, daher meines Gel­des nöthig habe; Ihr seid mir nun schon wieder den Zins von 3 Jahren, also 20 Thaler schuldig. Ferner verdiene ich wohl für meine Leiden und für das Zuwarten noch zehn Thaler. Dieses Geld bringe mir augenblicklich, und lasse Dich ja gegen keine Menschenseele verlauten, daß Du mich sahst!" Mari a hatte diese Forderung des Schurken mit un­beschreiblichem Schrecken angehört, nachdem sie derzeit diese Summe zu erfolgen nicht im Stande war. Ih r Gatte harte sein Geld theils zum Baue, theils zum Mehlhandel ausgegeben, und ihr nur das Nothdürfcigste zurückgelas­sen; ihren eigenen Sparpfennig hatte sie auch schon ihrem Gatten zur Benützung gegeben. Vergeblich stellte Mari a dem Bettler ihre Lage vor, fruchtlos brachte sie ihm bei fünf Thaler, Alles, was sie an barem Gelde besaß, und versicherte ihn, sie wolle ihm, wenn er es begehre, mit Nächstem das Fehlende nachtragen. Marti n schenkte den Versicherungen Marien s keinen Glauben, sondern fing das arme Weib mit den furchtbarsten Flüchen und Dro­hungen gegen ihr und ihrer Kinder Leben zu bestürmen an. Eben wollte das rohe Ungeheuer an die vor ihm auf den Knieen liegende Weinende Hand anlegen und sie miß­handeln, als Gejauchze, Gesang und Peitschenknall erscholl, und die mit den Erntewägen heimkehrenden Knechte an­kündete. Marti n raffte seinen Bündel auf den Rücken, eilte fort, und rief Marien noch die Worte zu: „Du wirst mir deine Widerspenstigkeit theuer zahlen!" Mari a dankte dem Schöpfer für die Rettung, als bald darauf die Erntewagen vor die Mühle fuhren, auch der alte Johan n wieder zurückkehrte, und rege, lärmende Geschäftigkeit im Abladen und Verwahren deS Getreides begann. — (Beschluß folgt.) Qestevreichische Gnomen. Von Doctoi und Villiothecai Richter» (Fortsetzung.) 3«. Gedanken sind zollfrei, nicht so die Worte. *) Darum lassen wir Andere gern reden und denken uns da­bei unsern Theil. Denn singen die Lerchen und quaken die Frösche bei uns gleich nicht schöner als anderswo, wer will es hindern, daß es uns so vorkomme; lassen wir uns ') Besonders wo kritische Syllenstccher «l§ literarische Waarenleschaucr mit feiner Nase die Eylben noch allen Seiten beiiechen, um die darin versteckte Schmuggler-Woare herauszufinden und sie dann aus ihrer Goldwage mit ästhetischer Gewissenhaftigkeit abzuwägen, da es denn zu­ weilen geschieht, daß man im Ilmtscifer anspruchlose Linsen als c»n­ trabanden Eurroaae! Kassel), schlichtes Weizenmehl als nleisneri ­ schen Puder consiscirt, und die arglosen Regungen gutmüthiger Laune zur boshaften Vatyre umstämpclt. ^ Anmerkung des »ntuluz rnrlnncc!. 343 Loch gern eines Besseren belehren. — Darumstreichen An­dere ihre schönen Füße heraus und rühmen sich, daß sie yuf Stelzen gehen, warum sollen wir uns nicht freuen, daß wir in Schuhen und Strümpfen auf eigenen Füßen stehen. Wirken wir gleich nicht, wie Andere, mechanische und chemische Wunder, so segeln und mahlen wir doch auch mit Dampf, und erbauen wir gleich weder Champag­ner noch Burgunder, so trinken wir ihn doch, And singen und lachen dabei nach unserer Weise. Wer uns dieses wollte verübeln, der sehe sich vor: an böhmischen Nesseln hat sich schon Mancher die Finger verbrannt. Den Räu­den kratzen wir mit der Kardendistel, und wem das Ge­hirn verstopft ist, den bedienen wir mit Kremser Senf. 31. Diese drei nordösterreichischen Nationalpflanzen, nämlich die böhmische Nessel, die mährische (im weitern Sinne) Karde und der österreichische (im engeren Sinne) Senf sind eben darum bei uns in hohen Ehren, obgleich wir weder einen Nessel- noch Distel-Orden, noch Senfbau-Ge­sellschaften aufzuweisen haben. Diese drei Pflanzen schützen uns nämlich gegen die Zudringlichkeit und Anhabigkeic Ow!) der Süßlinge, und dienen zum Probiersteine, ob der öster­reichische Sinn, den Viele zur Schau tragen, auch echt ist. Wir halten nämlich dafür, 1. daß die Leute unmöglich das Herz auf dem rechten Flecke haben können, die sich vor Brennnesseln fürchten; 2. daß Diejenigen es mit uns nicht wahrhaft gut meinen, die, wenn sie zufällig an unsere Kar­dendistel streifen, nicht einige Wolle fahren lassen wollen; 3. daß es einsicherer Beweis von Schwachköpfigkeit ist, wenn Jemand zu unserem Rindfleische nicht auch unser« Senf vertragen kann. Dagegen sind wir bereit, Denjenigen nicht etwa nur steierische Kapaune, sondern böhmische Fasanen zu braten, welche in der Nessel-, Distel- und Senfprobe bestehen.— 32. Die Italener geben statt des Senfes Paprica, und hie und da legt man wohl auch Gurken, jungen Mais und Pilze (Herrn-Pilze nämlich, nicht Glücks- auch nicht Gift-Pilze) in Essig, um sie zum Rindfleische zu verspei­sen. Daraus läßt sich entnehmen, daß wir in Oesterreich viel auf einen guten Magen halten, d. h. auf einen sol­chen Magen, der nach Umständen Vieles verträgt und doch auch wieder mit Wenigem sich begnügt, der Süßes und Saueres, feine und grobe oder derbe Kost gleich gut ver­daut. Daraus aber folgt eben noch nicht, daß unser Ma­gen ein Roßmagen sein müße; aber Haare auf den Zäh­nen muß der Oesterreicher haben, um die Nüsse zu kna­ken, die uns gewöhnlich zum Nachtisch zugleich mit Aepfeln, Birnen, Pflaumen u. d. gl. vorgesetzt werden. Mi t Nüs­sen und um Nüsse spielet daher schon unsere Jugend gern, zumal am h. Christabend: Nüsse füllt der Krainer in sei­ne Potitzen und der Friauler in seine Gubane, wie der Böhme und Mährer den Mohn und Povidel in seine Kölnischen, d. h. es fehlt uns Oesterreichern nicht an Sü­ßigkeiten und guten Bissen, aber sie wollen verdient sein, und dürfen nicht alle Tage kommen, damit sie uns den Magen nicht verderben. — 33. Ein Haupt, ein Herz, ein Magen, wie in je­ dem wohlgestalteten, so auch im österreichischen Staatskör­per! — Weil jedoch bei uns sehr verschiedene geistige und leibliche Nahrungstoffe verkocht, d. h. in die Säfte und Kräfte des verschiedenen österreichischen Nationallebens ver­wandelt werden müssen, so erklärt sich die Nochwendigkeit unsers guten Magens von selbst, so wie die Sorgfalt des Hauptes, daß dieser eine Magen gesund bleibe, das Nö­thige regelmäßig erhalte, das Empfangene gehörig verdaue und vertheile, also, daß alle Glieder des Leibes ihren Theil erhalten und zufrieden sein können.— Zu dem Ende scheint auch die Zufuhr zum Magen so eingerichtet zu sein, daß sich das Haupt durch die Sinneswerkzeuge erst von der Zu­läßigleit der Nahrungmittel überzeugen kann, ehebevor ih­nen nur der Eintritt in den Mund verstattet wird. Hier angelangt, wird die Nahrung einer noch strengeren Unter­suchung unterzogen: denn die Zähne zerlegen zuvor die Brocken in kleinere Theile, damit die Zunge, und der Gau­men ihr Amt handeln können, bevor die Nahrung weiter befördert wird; daraus nun ist nicht undeutlich zu entneh­men, daß das Haupt über die Qualität und Quantität der Lebensmittel wacht und entscheidet, welche die Hände für den Magen herbeischassen, und daß eben darum nicht Alles zugelassen wird, was sie herbeibringen, denn nicht die Hände, sondern das Haupt weiß, was dem Magen zu­steht, und wogegen er sich sträuben und empören, ja was er gänzlich zurückstossen würde, wie dies schon früher angedeutet worden. — 34. Bedenket man ferner, daß bei der großen Ver­schiedenheit der Elemente unseres Staatskörpers und der daraus hervorgehenden Verschiedenheit des Nationallebens der Bedarf jedes einzelnen Elementes, d. h. jedes einzel­nen Gliedes, wie jeder einzelnen Nationalität, sichergestellt und daher genau abgewogen sein will, wie viel dem Einen ohne Nachtheil des Anderen zu reichen, und wie die ver­schiedenen Stoffe zu mischen seien, damit jedes einzelne Element befriedigt und ein gutes Zusammensehen Aller un­tereinander und mit dem Magen erzielt werde, so begreift sich ferner auch das innige und subordinirte Verhältnis,, in welchem der Magen zum Haupte stehen muß, und wie sehr dem letzteren daran liegen müsse, daß der Magen nicht überhalten, sondern so behandelt werde, daß er seine Functionen gern und so verrichte, daß das Gesammtge­fühl des ganzen Körpers ein behagliches seie, und als sol­ches zur Kenntnis; des Hauptes gelange. 85. Dies subordinirte Verhältnis; des Magens zum Haupte wird noch einleuchtender, wenn man bedenkt, daß diesem letzteren in den meisten Fällen die gestörte oder gehemmte normale Thätigkeit des Magens zur Last gelegt wird, und es ebensowohl für die Ueberfüllung mit unge. sunder, schwer zu verdauender Kost als für das Mißbeha­gen eines leeren oder öden Magens verantwortlich sein soll. Denn die Hände und Füße, wenn sie ihre Schuldig­keil gethan, und die Nahrungmittel herbeigeschafft haben, so wie der Magen selbst, nachdem er zu viel oder zu we­nig empfangen, schieben die Schuld lediglich auf das Haupt, das eben darum zur strengsten Controlle bei der Gebah­ 244 rung mit den Lebensmitteln und der Auswahl derselben ge­nöthigt ist, um sich gegenüber dem Magen und den übri­gen Gliedern nicht zu compromittiren. 86. Da ferner der Magen, wenn er verkocht und die Nahrungsäfte vertheilt hat, neuen Vorrath begehrt, ohne auf Hände und Füße, ja selbst ohne auf das Haupt Rücksicht zu nehmen, so folgt, daß das Haupt nebstdem, daß es durch die, in ihm zusammenlaufenden Fäden des Gemeingefühles von den nothwendigen und zufälligen, or­dentlichen und außerordentlichen National-Bedürfnissen des Gesammtorganismus genau unterrichtet ist, auch ein guter Rechenmeister sein müsse, der auf ein Haar im Voraus be­stimme , was und wieviel von Händen und Füssen für den ordemlichen, wie für den außerordentlichen Bedarf herbei­geschafft werden müsse, so wie anderseits die deshalb ent­standenen Reibungen zwischen Bauch, Magen, Händen und Füßen durch das Ansehen des Hauptes schnell vermittelt und beigelegt werden müssen, weil hier Gefahr im Ver­zuge und das Haupt sammt allen Gliedern gefährdet wäre, falls der Magensaft, wie das Wasser einer Mühle, über­ hand nähme, ohne daß Mahlstoff, Getreide, aufgeschüttet, und somit die große organische Mahl- oder Kochmaschine' beschäftigt würde. — (Fortsetzung folgt.) Neues» (Der Vesuv.) Die seit mehr als zwei Monaten aus dem Vesuv hervorqualmende Rauchwolke hat bedeu­tend zugenommen, so wie auch die trichterförmige Oeffnung, die sich nach dem Ausbruch von vorigen Jahren bildete, sich erweitert Hai und mit glühenden Massen angefüllt er­scheint, so, daß ein neuerlicher Ausbruch zu erwarten ist.— (Amalie Sieveking) lebt gegenwärtig als ein Mu ­ster von Wohlthätigkeit in Hamburg. Sie ist Vorsteherin eines Vereines für Arme und Kranke, die den Armen Ar­beit zu verschaffen sucht, und eigens Reisen macht, um neue Zweige der Cultur und Industrie fremden Volkern abzulauschen, die sie dann anfertigen läßt, und den be­glückteren Bürgern im Namen ihrer Schützlinge anpreist. Ja selbst bis auf gewiße, verwahrloste Mädchen erstreckt sich ihre liebevolle Sorgfalt, indem sie wartet, bis die erste Strafe ihres Leichtsinns die armen Mitgeschöpfe in die nu­merirten Säle führt, wohin sie ihnen dann mit ihrem sanf­ten, mitfühlenden Herzen nacheilt, die verstimmten Saiten der jungen Seelen sonoirt, und wo noch gesunde Töne er­klingen, für eine Einstimmung in die Harmonie der mensch­lichen Gesellschaft Sorge trägt. — Theater in Laibach. Prinz Heinrich. Sagt mir nur im Ernste« wie wurde Fallüaff's Degen so schartig ? Pcto. Nun er zerhackte ihn mit seinem Dolche . König HeinrichlV. I. Theil, 2. Act. 4. Scene. Am ly. November. Zum Vortheile des Sängers, Herrn Johann Nielschitzti: «Das Gelübde« (?) (II 6Iul«uientu), große Oper in drei Acten. Musik von Mercadante. Mit einer Ouvertüre, componirt vom Hrn. Benesicianten. Am 21. die Reprise dieser Vorstellung, welche der Ge­genstand unserer heutige» Besprechung ist. Die Ouuerture Hrn. V ielsch itzti's ist ein faßliches, leichtes Ton« stuct, welches unter der Leitung des Hrn. Capellmeislcrs Rafae l gut ausgeführt wurde, und dessen gcmuthliche Niolmsolos vom Hrn. Orchester« director Nova t markig und elegant vorgetragen wurden. Aber warum tragen die meisten modernen italienischen Opern keine Ouvertüren ihres Com» ponisten an der Stirne? Warum behelfen sie sich mit einer bloßen Intro« duction? Halten die Maestri die Ouvertüre für überflüßig, oder furchten sie sich vor einer solchen Aufgabe? Sollte, wie der Prologus der Alten die zu erwartende Handlung der Tragödie häufig auseinandersetzte, nicht viel­leicht die Ouvertüre doch nein, wir wollen uns heute nicht zu solchen Meditationen erheben, wir wollen uns heute auch keiner Ironie, selbst nicht der ha n dgreiflic h sten, bedienen , nicht ein,««! die Figur der Tropen wollen wir anwenden, wir wollen uns heute in unserer Dorstellungwcise ganz nüchtern verhalten., i» uns sogar bis zur Fassungtraft eines Herrn M« h — herablassen, der in den »Wanderer« Bittersüßes und Süßbittcres thut, der in Blödheit oder Böswilligkeit— ihm zur Ehre setzen wir die er« siere voraus — das operistische Sendschreiben in. Nr. 51 der »Carniolia« zu sich nahm und —die offenbare Ironie in Beziehung auf die Leichtigkeit mu« sicalischer Neurtheilungen darin als Ernst fassend, in Nr. 2ü? des zuerst ge­nannten Blattes Windmühlen für Niesen bekämpfte, wie weiland der Rit« tcr von der kläglichen Gestalt. Wir wollen zun. Frommen aller M ah—'s, wo und wie sie immer den Rosincmte reite» mögen, uns für diesmal ganz einfacher Rede befleiße», und eine grenzenlose Schonung für ihre Gehirnner« »en eintreten lassen. Da wir uns gerne dem Ausspruche bekannter Größen unterwerfen, (vorzüglich wen» wir mit ihnen einverstanden sind), und vielleicht bei unserer großen Vorliebe für italienischen Operngesang in unserem heutigen Uriheile befangen wären, so citiren wir Worte, welche das Mailänder »Echo« vor längerer Zeit über das Libretto und die Musik des (liiirionentn gespro­chen hat: »I n Deutschland scheint ein Operntert ein welthistorisches Ereig« „iß zu sein! das ist bei uns nicht der Fall, indem der Tert als eine reine N>bensache betrachtet wird, und nur als Mittel, die Sänger in Handlung zu setzen. Schon aus der Verschiedenheit der Honorare kann man ersehen, wie die beiden Werke gcwürdiat werden. Der Compositeur erhält für seine Partitur lo.cwo Franks, der Poet (0 Schauder!) iul> Francs, lleberdies ist uns das Iiibrettc» zum Lwr«menr,<, nicht so schlecht vorgekommen, als Das, was es sein soll. Es bietet sehr gute und dramatisch.'musscalische Si« tualionen, und die Verse — im Italienischen — sind gut. Daß die Musik an einigen Orten Deutschlands nicht gefallen hat, darüber verwundern wir uns nicht; denn solche Opern, die für Sänger geschrieben sind, können un< möglich eine Wirkung machen < wenn sie nicht gesungen werden. Aber über die Neuigkeit hoben wir uns verwundert, daß Mercadant e ein Nach« ahmer Rossini's sei. Wir glaubten bisher in unserer Finsterniß, daß M . seinen eigene» Weg gehe, daß er vielmehr die tiefere, deutsche Musik zu seinem Vorbilde nehme und sich ihr zu nähern suche. Ja es ist fast der ein« zige Vorwurf, den die eifrigsten Rossinianer hier in Italien Merca« donte n machen, daß er sich zu viel von dem, gleichsam durch Rossin i nationalisiltcn Geschmocke entferne!« Was die Ausführung betrifft, so war Mad. Rosne i (Elaisa) wie­der in Gesang und Spiel ausgezeichnet. Das Metall ihrer Stimme, die Kraft derselben, die Leichtigkeit" und Sicherheit ihrer Coloratur, ihr Porta« mento, ihr me?,«» vnc? und die Glut, die ihren Gesang durchströmt, wer« Yen ihr auch auf größeren Bühnen jenen lauten Beifall erringen» den wir ihr hier mit Freuden zollen. Mad. Lang (Bianca) spielte nicht ohne An« stand, und sang ihren Part recht wacker. Ihre Stimme, wenn üuch wc< niger biegsam, klingt in den tieferen Lagen des Mezzosoprans sehr an« genehm. Das Damenduett des 2. Actes ist als besonders gelungen zu er« wähnen. Hr. V i cl sch >tzt > (Manfredo). führte seine dankbare Bariton« Partie mit gewohnter Sicherheit des Spieles durch. Schön sang Hr. V . die OvutiQl, des l. Actes, und die kr^nier» des 2. Wir bedauern nur, daß fortwährende Unpäßlichkeit diesen fleißigen Sänger verhindert, uns den »ol« len Klang seiner Stimme hören zu laßen. Hr. Bernc r (Viscardo), sang mit Ausdruck und Gefühl; nur möge er sich gewöhnen, seine höhern Töne ans freier Brust klingen zu lassen, und den Unterschied zwischen getragenen und vibrirten Noten genau studieren. — Der Männerchor und das Orchc« ster haben einige Wale gewankt, der schöne Frauenchor ging bei der schwa­chen Besetzung desselben beinahe ganz verloren. — Das zahlreich versom« melte Publicum nahm an den glutvollen, begeisternden Melodien des »<3m­i-nmento« den wärmsten Antheil, und spendete reichlichen Applaus und Hervorrufen. .^clituz. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.