Narodna In univerzitetna knjilnica v Ljubljani 111651 -l Marüurger Taschenbuch. Zweiter Jahrgang. 111651 H' ! ^F^ Inhalt. Weihe. Vorwort. Das «pacherngebirge in der murren Eteicrmark . i Oesterreichs Doppeladler.....173 Die dritte Landwehr-Division desk. k. Regi« mentes König der Belgier Nr. 37 , scheidet die Bäche Köding und Skarabe6a. Sein Flächenraum von mehr als 13 Quadratmeilen gäbe ein Fürstenthum, das alle nothwendigen Producte vom Eisen bis Zum Weine, vom trefflichsten Obste bis zur kostbarsten Glastasse, in der es dnftet, selbst hervorbringt. Die Hauptmasse dieses Urgebirges gehört der Gneis-und Granitformation an; letztere geht allmälig in die erstere, der Gneis in den Glimmerschiefer, dieser in den Thonschiefer über, und zwar gegen Norden in den Grauwackenschiefer, des durch die Dran geschiedenen Nemschnig, gegen Ostcu in die Molasse und den Opok der tertiären Formation, gegen Süden in den Alven. kalk und die Juraformation der Weitensteiner Gebirge und nnr au einer kleinen Stelle gegen Südwesten bei Windischgrcch in rothen Sandstein (roth Todtliegendes). Auch die Lagerung der Urgebirgssteine ist hier sehr wech- 3 selnd; aber mächtig zeigt sich durchaus der körnige, gra-nitartige Gneis. Der Granit, dieß massige Plutonische Gestein, ist am schönsten ain Pachcrn und bei Seckau in Oberstcicr. Bei Mißling ist Jura- oder Alpenkalk, das Todtliegende des Thüringer Waldes ist viel festerer und älterer rother Tandstein. Grobkörniger Kalkstein ist vorzüglich im Brnche an der Maralhube; nahe am Mißlinger Eisenbaue aber ein, dein carrarischcn völlig gleicher Marmor. Noch mehr bei St. Martin uud Frauheim. In den Steinbrüchen des Herrn Stichel ober Frauheim wurden oft Blocke weißen Marmors bis gegen 100 Zt. schwer zn Monumenten, z. B. für das des Herrn Brand stätter in Vordernberg, gebrochen. Die Mächtigkeit dieses Nrkalklagers ist außerordentlich. Glimmer in ziemlichen Blättern, Schillersvath finden wir überall, bei Teinach aber Zianit von himmelblauer Farbe, theils allein, theils in dem sogenannten Smaragditge-steine eingewachsen, Feldspat!) bei Pnlskan, bei Tcinach Smaragdit von grüner Farbe, oft mit Qnarz, Granaten :c. verwachsen. Im bösen Winkel zeigt sich Pistazit, theils krystallisirt, theils stänglicht, rhomboedrischer Quarz, der von den Glasfabriken benlcht wird, anch sparsam kalcedon und Jaspis. Granaten, sowohl derb, als trystallisirt, gibt es in verschiedenen Farben, anch die schöne fettglänzende Varietät Kalophanit. Bei St. Heinrich findet mau Staurolith. Bei Teinach in Quarz cingewachsenes Titanerz, im bösen Winkel Magneteisenstein körnig und dicht. Bei St. Lorenzen in der Wüste Strcchlties, und Magnetkies bei Reifnigg. Der windischc 4 Berg-Calvarie bei Marburg, ein vom Pacheru abgestürztes Felsenprisma, besteht ans granitartigem Gestein, zusammengesetzt ans einem Gemenge von Feldspath, Quarz und schwärzlich grünem Glimmer. In Pickcrn sind mächtige, oft eisenhaltige Thonlager, höher hinanf Geschiebe von Granit, Nm Fuße des Pacheru findet man häufigen Sandstein. Ober Maria - Rast zeigt sich ein kleines Lager von Quarz nnd chloritartigem Schiefer durchwachsen, mit Vleiglan;, Schwefelkies ?e. Bald darauf tritt das Urschieftrgebirge des Pacheru hervor. Am rothen Berge findet mau verschiedene Varietäten ans der Schieferformation, anch bedcntende Lager von Hornblcndschiefer, an dem östlichen AbHange desselben ist ein Lager von theilweise in Brauneisenstein verändertem Schwefelfies. Der früher darauf betriebene Ban ist so wie jener bei Maria-Rast anfgelasien. Das Thal von Lorcnzcn ist mit Sandstein, der hie nnd da Epnrcn von Steinkohlen ^eigt, nnd tiefer mit Thonschichten ausgefüllt; dieß danert bis gegen Neifnigg, nur ehe man den Vclta-Vach erreicht, findet man große Qnarzblöcke, die hänfig dnrch Eisenoxyd rothgefärbt erscheinen. Hieranf sind »nächtige Url'alklager bis Lechen hin, Dic Erze aus dcu Gegenden des bösen Winkels wurden früher in Ealdenhofen, dann in Mißling geschmolzen. Um Bnchenstein hcrnm tritt das Urschiefcr-gebirge als unregelmäßiger nnd wellenförmig schiefrigcr Gneis hervor. Bei Wnchcrn zeigt sich rother Thonschiefer. Hierauf Gneis von porphyrartigem Aussehen. Auf den kleinkörnigen Kalkstein bei Saldenhofen folgt wieder grauer Sandstein. Anf solchem porphyrartigm Gesteine steht die Kirche Maria am Stein. Auf der anderen Seite bei Freiheim geht der Feldspat!) an einigen Stellen in Porzellanerde über, bei Pulskau aber ist ein mächtiges Thonlager, dessen Thon man zn feuerfesten Tiegeln benutzt, dem znm großen Gewinne nichts fehlt, als ein bergmännischer reinerer Betrieb. An den Weinbergen von Tcinach ist ein großer Smaragditfels mit röth-lichem, hie und da von Zianit durchwachsenen Quarz. Die nahen Serpentinlagcr führen etwas Asbest, auch knollige Stücke von Feuerstein ; der Feldspath geht hier häufig in Weißstem oder dnrch Verwitterung in Porzellanerde über. Von W indisch feistritz längst dem Feistritzerbache bergan trifft man anch Feldspath uud Gneis, unter dem ein Lager von dnntelgrünem Serpentine mit Schillerspath sich findet. St. Ulrich steht auf Gneis und Hornblendschiefer, so anch die Kirche von St. Heitt-rich. Bei St. Martin ist ein mächtiges Lager von Hornblendschiefer mit Spnren von Stanrolith. Hinter Oberfeistritz sind viele Steinbrüche znm Behnfe der Straßen-beschotternng. Weißstein mit hochrothen Granaten, feinkörniger Gneis, Quar^, Feuerstein, Jaspis finden sich hier iil Ueberflnß. Vom Packern, aus znm Theil noch betriebenen Brüchen, holten die Römer den schönsten weißen Marmor, aus dem fast alle ihre Denkmäler in Unterstcier sind, mit Ausnahme jener, die bei Leibnitz beginnen nnd dem Stosse nach von der Glciualpe stammen. Am Pachern ist anch der ausgedehnteste Höhen- 6 Moorboden (Moor mit Krummholz bewachsen), der Ur-formation, dem Aluvio angehörig. Weniger reich — als in mineralogischer Hinsicht ist der Pachern in Bezug der Flora und Fauna, ob-schon die erstere vielen wenig—letztere besonders seit dein Iagdmißverständisse, also seit März 1848, mehr als zuviel ausgebeutet wurde. Wir sehen natürlich ab von dem Wald- nnd Ncben-reichthnm dieses Gebirges, auch von dem, was die kul-tnr für den Pachern gethan, und bemerken bloß, was die Natur ohne Nachhilfe Ursprüngliches am Pachcrn in der Pflanzenw c l t geschaffen. Außer unzähligen Grasarten, Schlingpflanzen, lc. Krummholzgattungen, sinden wir die Flora eben durch die Information ziemlich einförmig, um so mehr, als der Pachern in keiner Richtung ganz die Höhe von 5000 Fuß erreicht. An der Ka^pa bemerken wir einen seltenen Reichthum verschiedener Moosarten, etwas tiefer die ^i-nie» inontitnn, A0ltti.'»n.i pÄ,!M,it?n, l^ntraritt i»Innlli<;g. An der Nordscite, wo mehr der Gneis hervortritt, im ganzen Gebirge die rothen Beeren der Vn^l-iilicom viti« illllell, 5i,-<:ßil nipin.l. ^luol szulttliil'uli«, äi^itllli« »mdiAuk und verknlnmcrt der 80rl)U8 nue! über-kleidct mit riesigen Blättern die kühlen schattigen Schluchten, und manche Baumstämme sind bis zum Gipfel mit Usneon überzogen. In den Urwäldern zwischen beil. drei König, Köbel und Rakovic sind ganze Strecken der Oplotnitzcr Holzschläge wie mit einem rothcu Tcppiche von Lplluliiuin nil^usMolium überdeckt, dessen Stickerei den Purpur der rothen Beeren saindueii« ra-e<3M08». erhöht, wobei die 8<3il<3<'io «llrao^ni« nicht leicht fehlen wird. Anf der Strecke von Ileka Km-a bis St. Heinrich prangt das lilmm inortllKon in seltener Größe und Schönheit. Mannshoch erhebt sich in den Wäldern das Fah-renkrant, nicht minder gegen den ^orni-Kogel das Voi-atrum llllmm, während der Nliinex illpinu« (hier wilde Mialilu-li6!-) dnrch seine üppigen fußlangen Blätter den Beweis liefert, daß sich hier auch die echte Ulm-l»tu-I)m- einheimisch machen ließe. Steigen wir tiefer, so sind ganze Halden mit der sanftblauen ')ti.«!„8 umhüllen; auch die seltene Wcißtauue ^l)i^« pi^oll, der Scbenbanm (8:rdinn) u»d Wachholder s^unizieill») von wunderbarer Größe und der?inu8 Nu^lm« von winziger Zwergnatnr am schwarzen See; vou wunderbarer Größe und Fruchtbarkeit sind in ganzen Wäldern der Nuß- und Kastanienbanm. Nicht minder finden die Schwämme in den Pachcrwäldern ihre Vertreter vom weißen Kümliug <>AM-iou8) bis zum Herreupilz, dem II) », leben nllr mehr in der Erzählung der Jäger. Dafür finden sich das Neh (onproolu«)) die Wildkatze »Min cnti,«), dcr gcnleine Wolf nnd Fnchs, der Vanminarder (m.'u-li,^ ttl>l>ili,^), der Allerhahn (totl-»o ur0KiUl«8),Birk-, Hasel-, Stein- nnd Schneehühner noch sehr hänsig. Wald- und Moosschncpfen, Geier, Falken jeder Art, besonders aber riesige Enlen lohnen die Nachstellung des Weidmannes. Singvögel treffen ssch an den nntern nnd mittleren Gegenden und beleben zwar in ganzen Schaarcn die Gebüsche der Süd- nnd Ostvorberge, Lerchen, Meisen, Finken und Zeisige, vor allen der Distelfink l<'ttl-l<'N5 »mliili«). Neich a» Forellen sind alle Bäche dieses Gebirges. Von Lurchen treffen wir an den Seen der inm-xla pla-nma den Ii-iton iSneu», den kleinen Wassermolch 10 (1>it» la «Klli« et virttli^ der gerne Hunden an die Nase springt, oft eine Größe von 15 bis 18 Zoll, von Schlangen die roth-lichgraue Fleckennatter («üo!,,!»«',- znl^trmm,!.^ welche Eidechsen nach Boaart nmschlingt, die stark nach Visam riechende colulie»' ll^«e!i1npm5l, i»^ lang; von giftigen, aber in besonders großen Eremplaren, vorzüglich am Johannes- und Ignazbergc bei Neifnigg: die Krenzotter («ulllker keruk) nnd die gemeine Viper iVipOl-n tt»zn»), dnrch welche noch alljährlich gefährliche Verwnndnngen veranlaßt werden. In den Hbhen ober Hanöampachcr wimmelt es von Nattern, auf der Nordseitc sind die Blindschleichen dcsto häufiger. Wenige Gebirge haben eine größere Mannigfaltigkeit an Schmetterlingen und Käfern, als der Pacher. Die jmpnli (großer Eisvogel), 8z»!lmx in mehr als zwölf Spezicn, die pnnoimw mnjo>- (das große Nachtpfanen-auge), die Kllpfcrglocke (liamliix s>ul.'rclfnNn) Band-flüglcr, kommen in höchster Pracht vor; ganz eigenthümlich von Käfern, sonst unr in Dalmaticn und Croatieu, erscheinen hier ^uolllii« l, lllllol^ptil pwnn, und nur am Pachern gefunden dcr I'k.v»'uwclm«F!,«tij. Eine seltene Größe erreichen die 8<:t'1npeulior und der gemeine Scorpion; in ungehenrer Menge stndeu sich die Gallwespen, mannshoch thiumen die Wildameisen ihre 11 Haufen empor, während langfüßige Spinnen (vala-M6äl;«) in den Holzschlägcn ihr Gcwerb treiben, und der lehmfärbige Ameisenlöwe, in ein formloses Klnmp-chen zusammengerollt, in seinen listigen Fall-Löchern an den Waldungen anf seine sorglose Bente lauert. Der Pachern erstreckt sich von 32"41' östlicher Länge, bis znm 33« 19' und zwischen 21 und 36 Mnnten des 4N. Grades nördlicher Breite. Er ist fast 9 Meile,, lang und 3 >/j Meilen breit, am breitesten von 8t»mli/.l)n bei Gonobitz bis zur Mündung dor Velkn. bei Fresen; die Nichtnng ist von Nord-West gegen Süd-Ost, die mittlere bedeutende Höhe ^680 Fuß. Von dem Neichthume seiner Quellen und Bäche dürfte man das Gebirge füglich das Bachgebirge nennen. Nicht in tief liegenden Schluchten, sondern anf seiner höchsten Hochebene hat es kleine Seen, welche seineu Bornen nnnnterbrochen nie versiegende Nahrnng liefern. Von den Bächen, welche dem Pachern enteilen, uud Mühleu, Hammerwerke, Sägen ic. in Unzahl in Bewegung setzen, sind die gröftten nnd vorzüglichsten in Norden : von Osten gegen Westen die Feistritz, verwendet bei einer Glashüte, einem Pulverstampfe, Mühlen und Sägen; die zweifache L 0 bniß mit unzähligen Breter-sägen, einer Glashüte, einer Papierfabrik, einer Hackenschmiede ; der Lambre chtsbach, anßer vielen Sägen die ehemalige Glashütte im Beuedicthale; der Ra dl-b ach, eine Glashütte und ehemals ein Hammerwerk in Lorenzen :c., die Elunika, .eine Glasfabrik treibend; der Wuchern bach, überreich an herrlichen Forellen; 12 der Kirch eubach, ehemals mit einem Eisenwerke, und derRekabach. Alle diese gehen, durch viele kleinere verstärkt, gerade in die Dran. Gegen Westen geht der Mi ßlingbach, setzt in Mißling, vor und hinter Win-dischgratz Hammerwerke in Beweguug mit dem Tiriz, Duso, Lechner nnd andern Bächen, rauscht östlich an Windifchgratz vorüber, wendet sich von Endosten gegen Nordwestcn und geht als Graßerbach in die Dran. Gegen Süden geht die Hu diua, die bei Weitenstein die Steinanrischcn Hämmer treibt, mit ihr vereinigt sich bei Hoheuek der Globo^eb a ch, und bildet so die Köding. Au ihrem Ursprünge fast ist die Nakovizer Glasfabrik. Gegen Süden geht durch Nätschach die D r a n, der stärkste Nebenfluß der Dran, in welche sie sich bei St. Veit unter Pettan ergießt, nachdem sie mehr als 40 kleinere Bäche aufgenommen uud über 3U Mühlen und Stampfe in Bewegung gesetzt. Sie hat in ihrem unteren Laufe die schmackhaftesten uud größten Krebse m Stciermark. Die Op lo tn i tz kömmt von der Planina östlich herab ins Thal der gleichnamigen Hammerwerke und verbindet sich vor heil. Geist in l^oeo mit der Dran. DieLaßniß gegen Osten uud der mit ihr verbundene Oselbach, an welchem die Stadt Feistritz liegt, münden ebenfalls bald nach ihrer Vereinigung in die Dräu, in welche ganz gegen Osteu der P nlsgauer, Freiheim er nnd andere Bäche, die ihre Alpen-uatur auf der freien Fläche des Pettaner Feldes mit einem trägen, schleichenden Laufe vertauschen, ihre Gewässer gießen. Einige hunhert Sägemühlen, an diesm Ba- M chen gelegen, bilden cine wichtige Qnelle des Reichthnms fur die Pohorjanccn, indem Breter, Latten, Weingart-stecken, Werkholz:c. einen gesuchten Handelsartikel bis tief in die Türkei ausmachen. Die bedeutendsten H olzhändler sind in Tt. Lo-renzen, Neifnigg, Wnchern nnd Trofin, kleine Haftn, ans denen die Flöße anslaufen, an der Mündnng des Radl-baches, in Wnchern, Saldenhofen ic.; von «»endlichem Werthe sind daher die Urwälder des Pachern; sie liefern den Holzbcdarf für die l» am Pachcr stehenden Glashütten, die erforderlichen Kohlen für Hammerwerke von Feistritz, Ovlotnitz, Mißling ?c. Gisenbergwcrkc gab es früher viele am Pachcrn, doch sind jene von Lorenzcn, am Nothenberge, bei Saldenhofen ic. wegen zu geringer Ergiebigkeit meist aufgelassen worden, nnr an der Kappa betrieb der Inhaber von Mißling noch den Gisenban. Der Flächenranm des Pachcrngebirgcs beträgt, wie gesagt, über 13 Qnadrat-Meilen, nämlich: NN.687 Joch nnd 845 Qnadrat-Klafter, welche bis 1851 gerade 80 Stencrgcmeinden in 10 Be^rikcn ans-machten. Diese Bezirke waren: H ansa nl bacher mit der einzigen Gemeinde Pachern. No thwein mit den 2 Gemeinden Berzcuthal und Hrastie. Fall mit den 11 Gemeinden: Markt St. Lorm-zen, Kttetzenbach, Lechen, Nottenberg, Zinnsak, ßjreuch, Knmen, Maria-Nast, Zmosniss, Lobnitz, Feistritz. 14 Puchenstein mit 16 Gemeinden: St. Anton, Arlberg, Bösenwinkl, St. Daniel, Drantsch, St. Johann ob Doby, St. Iohanil ob Drautsch, Ottischnigberg, St. Primon, Iohannisberg, Neifnigg, Saldenhofen, Sellon^, Trofin, St. Veit, Wuchern. Lochen mit 5 Gemeinden: Gradisch, Golavebnka, Naßworza, Mißling, Tanstiverh. Weitenstcin mit 3 Gemeinden: Hndina, Pack, Skomern. G on ob iß mit 11 Gemeinden: Koriteim, Koth, St. Knnigttnd, Oplotnij.;, Lilschberg, Patenscnberg, Ncs-nitz, Rötschach, Slossonabcrg, Woschie, Wrcsie. Feistrijz mit 16 Gemeinden: Alpen, Angcnbach, Oberbreitenbnch, Freiheim, Gicßknbl, Inritschendorf, Kleinteinach, Oßel, Nepp, Nittersberq, Smretschcn, St. Martin, St. Ulrich, Treinachberg, Woitina. P nlsg a n mit 5 Gemeinden: Gaberniss, Kalsche, Bnchbcrq, Kohlbcrg mit Kotschno, Obcrpnlsgan. Schlei ni tz mit 10 Gemeinden: Frauheim, Ko-qinnig, Loka, Manerbach, Pachcrn, Polana, Tschrctten, Planchen, Rantsche, Nadisel. Bis 1854 gehörte der Pachern zn den 3 Bezirks-hauptinannschaften Marburg, Cilli, Windischgrah. Nach der neuesten E inthe ilun a. zn den 5 Bezirken: Windischgratz 4'7 lü Meiten, 12,93« Einwohner. Mayrenberg s.2 lH Meilen, 14,04? Einwohner. ^5 W. Feistritz 5-— lH Meilen, 17,501 Gin-wohncr. Gono b i tz 6' l> ^ Meilen, 22,877 Einwohner. M ar b urg 20'6 ll Mcilcu, 4 l,6«2 Vinwohner. Die Bevölkerung von 30,800 Seclcn gehört zu den Vornntersnchnngsgerichtcn Windischgratz nnd Windisch-feistritz, znm Kreis^ericht Killi, ^nv Krcishanptmann-schaft Marbnrg. Nir bttrachtcn dcn P>ichmi in unsrer Darstcllnuss als ein nngleichsoili^es Dreieck, dessen BM gegen Norden die Dran, die Spitze der Trennunqspunct der Go-nobitzer- nnd Weitensteiner-Straße, siegen Süden, anßer Gonobijz, die eine Seite die Tricstiner Hanptstraßc von Marbnrg bis hinter Gonobilz gegen Südosten — die zweite Seite aber die Straße von Oonobitz über Weitm-stein und Windischgral; bis Draubnrg gegen Südwesten bildet. Die Länge der Basis würde 7, die Ostseite 5, die Eüdwcstseite « Meilen betragen. Schlös se r n n dNni n e n beweisen, daß die Nan-der und Vorgebirge dieses Gebirges von je her ein ge-snchter Sitz kleiner Dynasten gewesen. Wir haben an der Nordscite von Osten gegen Westen die Schlösser: Rothwein, Fall nnd Pnchcnstein, die Nuiucn Salden-hofeu und Mt-Pnchenstein. Gegen Osten: Von Norden uach Sndwesten die Schlösser: Windenan, Hansambacher, Schleinitz, Pulsgan, Feistritz, Oplotm'tz, Gollitsch, Gonobitz, die Ruinen: Freiheim, Grüubcrg, Buchbcrg, Kölbl, Obergonchitz, Iamnia.g> Gegen Suden dk 16 Schlöffer: Wcitensteiu, Galleuhofen, Lechen, Gradisch, die Doppclrniuen von Weitenstcin, also 15 Schlösser und 10 Burgruiueu. Die wichtigsten Höhen Puncte sind im nördlichen Zuge der v»n der Reka zilr Gomilla an« steigende Rücken l25 ^ hoch, gegen Süden das Plateau der Planina 1824^, gegen Süd-Westen der Veluvce oder die V<»5.j:i jtnna 4 !2,l>:l 48t»lV hoch. Die Verzweigung der Hauptarme geht Von der Planina ans, die den mittleren oder Hanptsk'ck, so wie die I(?»p>>?l den westlichen Ge-birgsstock bildet. Von der lvnz)^ gegen die Dran bei Puchcnstem senkt sich der Bergrücken so rasch nber den Kramlau- und Icffeutogel, daß der nahe Uiitlm^l- Vo>-1l bei St. Peter am Kronenberge nnr mehr 2610 Fnß Höhe zeigt. Beinahe zwei Drittheile des Pachcrs sind mit Wald bedeckt, etwas mehr als der hundertste Theil mit Weingärten, der eilfte Theil mit Aeckern, mehr als der sechzehnte mit Wiese», fast der neunte mit Weiden, und nur der fünfundsech^igste oder etwas über 2 Procent ist un-productiv. Von den Wiesen sind ungefähr ein Drittel, von den Weiden ein Fünftel mit Obstbänmen besetzt, die mit Waldbänmcn besetzten Weiden werden zu den Wäldern gerechnet. Die Bauarea und die Gärten nehmen zusammen den unbedeutendsten, kaum den 250steu Theil ein. Das größte Flächenmaß am Pachcru hatte der einstige Bezirk Pu-chenstein, über ^i,000 Joch; er umfaßte zugleich die hoch- 17 sten Puncte. Alle seine Stenergemeknden lagern am Pacher, während dieß bei den übrigen 9 Bezirken nnr mit so viel Gemeinden der Fall war, als wir bei jedem angegeben. Der Bezirk Pnchcnstcin und sein Dccanat Saldenhofen begriffen ausschließend nur Pohorjanccn, Bezirk und Dccanat unterschieden sich auch in ihrer Seelenzahl nnr um 1218 Seelen. So war Pnchenstcin auch an Bevölkernng 7818 Seelen; Häuserzahl 1300; Banarea 114^ Joch; Aeckern 3864 Joch, 26"; Wiesen 2721 Joch, 1163"; Weiden 8789 Joch, 1550°; Gärten 43 Joch, 170"; nuvrodncti-ven Bodeu 1146 Joch, 913" am stärksten, eben so an Militäruntauglichcn; Fall an Wäldern 23,245 Joch, 709«; Windischfeistrijz an Weingärten 411 Joch, 506" und dichter Bevölkcrnng 3775 Einwohner auf 15900 Joch. Von den Gemeinden des Pacher hat der Markt Loreuzen am meisten Häuser (120) uud Einwohner (1033), die größte Ausdehnung die Gemeinde Böscnwinkel 6800 Joch, davon 4966^ Joch Wald, am meisteu un-Productiveu Boden Knmcn 258^ Joch. Der Bezirk Gonobij; hat nicht weniger als 28 Ortschaften, von denen die größte, Oplotnitz, am tiefsten liegt und 435, die kleinste, Schmidbcrg, 59, die höchstge-legcne, Planina, 497 Einwohner zählte. Iu kirchlicher Beziehung gehört der Pacher unter 34 Pfarren in sieben Decanatcn. Die Auszählung derselben wird nns die Uebersicht, und die von nns gewählte Eintheilnng dieses Gebirges in einzelne Par-thien wesentlich erleichtern. 18 I.Das Decanat St. Georgen in Kötsch mit seiner Pfarre von 2800 Seelen und den Pfarren: St. Jakob in Lembach 1450, Maria-Rast 2100, Maria in der Wüste 1100, St. Lorenzen in der Wüste 2800 Seelen. Von Kötsch nnd Lembach kommt nnr die kleinere Nevölkerungszahl für den Pachcr selbst, die größere für die Dran-Ebene, während die Bevölkerung der anderen drei Pfarren fast ganz ans Pohorjancen besteht, so daß wir die Anzahl derselben in diesem Decanate auf ungefähr 7000 annehmen können. In diesem Decanate finden wir am Pachcrn noch die Filialkirchcn heil. Kreuz, St. Lconhard, St< Michael, den windischen kalvarie, die zertrümmerte Kirche St. Wolfgang, die kleine Hanskapelle bei Zinke's Glasfabrik, die FriedhostapeNe zum gegeiftel» ten Heilande in Rast, das Bcrgkirchlein in der Wüste, die Krenztapelle und St. Nadegund im Markte nnd St. Ignaz am Notheubcrg ober Loreuzen. Kapellen in den Schlössern Hausambacher nnd Fall, alft' zusammen 12 Filialen und Kapellen. 2. Das Decanat Saldenhofeu, Lavanter Diöcese, liegt mit den L Pfarren: I. St. Niklas ill Saldenhofen, 1550 Seelen; 1l, Heil. Kreuz in Troftn. 700 Seelen; III. Bartholoma inReifnigg, 2540 Seelen; IV. St. Anton, 700 Seelen; V. St. Lorenzen in Wuchern 560 Seelen, und VI, St. Primus 550, also mit 0600 Seelen ganz an der Nordscite des Pachern; hier finden sich die Filialen zu den angegebenen Pfarren gehörig. I. a) St. Johann ob Drautsch, d) St. Veit, ch Maria 19 am Stein; II. St. Daniel; III. ») St. Leonhard, I,) St. Wolfgang, e) St. Johann, ä) Maria, also 8 Filialen. 3. Das Decanat Altenmarkt hat von seinen 10 Pfarrei nur folgende 7 theilweise am Pacher. I. St. Peter am Kroncuberge mit 700 Seelen; ll. St. Jakob im Pometsch mit 470 Seelen; III. St. Johann bei Uitterdranbnrg mit 760 Seelen; lV. St. Elisabeth in Windischgratz mit 900 Seelen; V. St. Martin mit 2300 Seelen; VI. St. Acgidi bei Tnrjak mit 2300 Seelen; VII. St. Florian in Dollitsch mit 990 Seelen, also 8720 Pacherer, wozu unmittelbar die Filialen gehören: I. St. Oswald am Okoninberge; VI. St. Achatz in Ot'erje und St. Leonhard. An der Straße liegt noch Fillippi, das nach Altenmarkt gehört, rechts St. Ulrich, St. Andrä, St. Jakob, dann an der mnlu Knppn. St. Barbara, St. Georgen bei Gallenhofen, Barbara ebenfalls nach Altenmarkt. Dnrch die Pfarre St. Peter nnd Paul in Wci-tenstcin, von deren 3330 Seelen nur ein kleiner Theil, von deren 4 Filialen nur St. Margarethen in Dollitsch hierher gehört, wendet sich der Pacher in das 4. Decanat Gonobitz, von dessen ll Pfarren 10 größten-theils Pacherngemeindcn enthalten, und zwar nach der Ordn nng von Süd-Ost gegen Osten fort, als: l. St. Lambert in Skomern 550 Seelen; ll. St. Lorcnzcn in Sträuchen «80 Seelen; III. St. Aegidi in Nötschach 1850 Seelen; IV. St.Kuuignudo am Pacher 1240 Seelen; V. St. Georg in Gonobih 1200 Secleu; Vl. St. Margarethen in Köbl 840 Seelen; VII. Johann B. 20 ill Tschadran 2010 Seelen; VIII. St. Paul in Taiuach 1070 Seelen; IX. Maria in Prihova 1625, und St. Wendel 810 Seelen. Von dm hierher gehörigen Filialen bemerken wir: III. a) St. Martin; b) St. Agnes; VI. St. Leouhard am Pachcr; VII.») St. Barbara; b) Hermagoras; ch St. Niklas; VIII. St. Ulrich; IX. St. Iodok, also 8 Filialen. Bonden 10 Pfarren des 5. Decanats Windisch fe i str i tz kommen nur 3 ans den Pachern, nnd zwar I. St. Bartholomä in Feistrch, welches 3330, II. St. Martin 820 und III. heil. Dreifaltigkeit in Oberpulsgau 1370 Seelen hat. Von Filialen gehören hierher: I. a) St. Josef; li) Margaretha zu Nittersbcrg; «) die Schloßkapelle Maria und ll) die Klosterkirche in St. Feistritz ; II. »)St. Heinrich; b) St. Ursnla am Pachern, endlich III. St. Johann in Vnchberg, 7 Filialen lind in den 3 Pfarren 1224 Seelen. Das 6. Dec an at Schleinitz, nun übertragen nach Zirk'owitz, gehört wieder der Seckauer Diöcese au, von seinen 7 Pfarren betreffen nnr 2 den Pachern, St. Maria in Schleims von 3030 Seelen theilwcise, und St. Anna zn Frauheim !870 Seeleu. Außer der Echloßkapelle in Schlei»itz und einer Filiale vou Frau-Heim heil. Geist ist hier kciuc andere Kirche. Der Pa-chcrn gehört also nnter 0, nnd durch die Pfarre Weitenstein uuter 7 Decauate nud 34 Pfarren, voll diesen liegen 33 Pfarrkirchen anf oder am Pachergebirge nebst 45 bis 47 Filialen, also hat der Pacher 80 Kirchen. 2l Man kann daher den Pacher füglich den ^tlio« oder monto »liutn von Etcierlnark nennen. Auffallend sind so viele Kirchennamcn, die hier an die Christianisirnng nicht bloß der Wenden, sondern anch der Ungarn durch die Deutschen erinnern. St. Ulrich, Wolfgang nnd Heinrich liegen sich nahe genng am selben Zweige des Gebirges und sonderbarer Weise hat eben der heil. Ulrich den heil. Wolfgang zum Priester geweiht, welcher als Erzieher Kaiser Heinrichs Schwester Gisela an den neubekehrten König Stefan von Ungarn vermählte. An Kaiser Heinrichs Gattin K n n ignnde erinnert noch St. Knnignnde in Köbl ~^ mahnte einst die längst abgetragene Knnignnden-Kirche beim windischc» kalva-rienberge nächst Leinbach. Die, Kirchen sind 41 verschiedenen Heiligen, die meisten znr Mre der Mnttcr Gottes, nämlich 7, St. Johann 5, Leonhard nnd heil. Krenze ^, Georg, Jakob, Lorenz, Martin, Peter nnd Margaretha je :l geweiht. Wir finden noch außer diesen jc 2 Kirchen der Heil. Wolfgang, Ulrich, Aegydi, Nikolaus, Bartholomä, Barbara .'c. Manche von diesen Kirchen sind dnrch ihren Ursprung nnd die darange-knnpften Sagen, wie St. Wolfgang, Heinrich, drei König, andere durch ihr hohes Alter, wie Rast, Salden-hofcu, St. Martiu, Kuuignnd in Kolbcl, einige dnrch lhre Lage, wie Tainach, Stomern, Margarcth in Kölbel, ^rofiu, Primon, wieder andere dnrch die unvergleichliche Anssicht, wie St. Ignaz, Johann, Anton, Daniel und Anna merkwürdig. 22 Die feurigen W ei n e, die zn den edelsten des Landes gezählt werden, machten den Pacher längst auswärts berühmt. Im Nordosten sind die Pikercr mit den stammverwandten Lembachern, Laßnizern nnd Rastern, die anch einen kostbaren Chainpagner geben. Wenn die Pikcrerhngel (?eliita,llil unl,ili>i lKlcvncr), Ores^sntm lotuinU luliil (Traminer)nnd nnn auch die ?1ini:i llißunna (Nislinger). Gegen Osten hängen die Nostweiner nnd Kölscher Weingcbirge dnrch die Tsreten inil dem Radiscller, dieser durch die Franheimer mit dein herrlichen Rittersberge zusammen, bis im Herzen des auserlesenen Schmijzber-gers, der kostbarste aller steirischen Weine, der Vrand-u er, nur Ein Weingarten, von einem einstiqeu Pfarrer mit französischen Reben bepflanzt (dein Dechant von Fei-stritz gehörig), sich befindet, dann folgen die Teinacher, endlich zwischen St. Wenzel bis hinter Gonobitz die Gonobilzer, unter denen der V i nar i er der ausgezeichnetste unter den rothen steirischen Weinen. Der Boden des Brandner Weingartens besteht aus verwitterten Gra- 23 nit, Glimmer und Chloritschiefer, er enthält nur ij:ili, der als grün gekleideter Jäger in mondhellen Nächten die Holzschläge besucht, bald anf einem Bocke reitend, bald mit vier hölzernen Nap-pen die Lnft dnrchfahrcnd. Er pfeift nnd schnalzt so entsetzlich, daß er Jedem, der ihm begegnet, ein wochcnlangcs Ohrensansen verursacht. Er spielt die Hauptrolle bei der anch hier gekannten wilden Jagd. Die Erklärung dieses Aberglaubens findet sich in den häufigen Lnftstim-men, die man im Herbste auf der Nordscitc des Pacher vernimmt. Eine große Rolle in den Märchen nnd Sagen der Pacherer spielen der Tenfel, der Widder mit goldenem Vließ, der Drache nnd die Schlange. Die Vorliebe der Pohorjanccn für die Schlangen findet sein Gegenstück bei den alten Nnssen, welche die Schlangen 33 als Hausgötter llomase äusjs verehrten; Privat«? Priester mußten in den Häusern mit Milch die heiligen Kröten und Schlangen füttern. An letztere erinnert der sehr ekelhafte Gebranch der Dranflößer, die sich in den heißen Sommermonaten bei der Fahrt nach Marburg Nattern in den Hut legen, um den Kopf und die Gedanken anski'chlen zu lassen. Am Pachcrn fände V„k 8t.4 ^Steuermann) auf Klippen und Nisse lockt, wenn er nicht vor der Abfahrt sich und sein Floß durch ein kerniges Gebet verwahrt hat. So herrlich die Quellen uud Brunnen des Pacher, so wenig wird ein vorsichtiger Pohorjauce daraus trinkeu, bevor er das Kreuz darüber gemacht hat, denn der böse Feind wählt sich die Oberstäche des Wassers als weichen und tühlen Lieblingsplatz. So wenig sich Poesie in den Liedern dieser Berg^ leute ausspricht, so sehr lebt sie in ihren Sagen uud Märchen, welche jeden Wiukel, jeden Fels, jede Jahreszeit und Arbeit mit eigenen Dämonen bevölkern. Mehr noch als die Alpen im Allgemeinen hat der Pacher als Granit-Urgebirge die tiefe Stille, jenes geisterhafte Verstummen der thierischen Laute in deu höheren Regionen eigenthümlich. Außer dem Falzen des Auerhahns, dem Flöten eiuer vereinzelten Amsel, dem nächtlichen Rnft des Uhu und der Eule (()i«k und 6'u-vink) uud dem heisern Kränschcn der Geier erinnert hier wenig an das warmblütige Leben, und wie der Aep-ler überhaupt selbst in seinen Jodeln nur die Solo-Stimme, in seinem Kuhhorn nur deu Echo weckenden Klang entfaltet, so ist es auch auf den Höhen des Pa- 35 chern — die menschliche Stimme hat ihre Rechte Verloren, und die gespenstigen Luststimmen, die geisterhafte Klage der Winde, die bald grollend dnrch die Wälder rauschen, bald den Zusammenklang der Kuhglocken, des dnmpfen Schlages der Axt und des murrenden Wasser-fallcs ans einerSchlucht in die andere tragen,behaupten da ihre geheimnißvollen Rechte. Ihr lanscht der südliche Pohorjance noch mit viel mehr Aufmerksamkeit, als der frostige Nordbergler. Die Pestjnngfrau— ^umn, — der Nnßniaken, ist den Pacherern nicht unbekannt, dafür aber keine Spur von der zarten rnthenischen Uliätl (Schwancujnngftan, Lieder begeisternde). Wohl aber kennt sie der Dolance. Träume sind von großer Bedeutung; so deuten Perlen immer Thränen, Zähncansfallen den Tod Verwandter, Naben Schmach nnd Unheil. Mädchen, die von harten Stiefmüttern zn Tode gequält werden, rufen als Kuknk der schlimmen Alten so lange die erlittenen Marterjahre nach, bis sie taub wird. Das Heneinbringen ohne bmtte Tücher, ohne Jubel und ein komisches Brautpaar zu begehen, würde dem nächsten Graswnchse nachtheilig sein. Manche Erinnerungen sprechen dafür, daß den Pohorjan-cen die Xirni«, (Schntzgöttin der Kirschen) und der Na-Ka8 (Schutzgott der Ziegen) eben so bekannt gewesen, als den Russen, deren kikimara (Gespenst der Nacht, das seine bunten Kinder als fantastische Träume auf Kopf und Brust der Schlnmmernden streut), hier nichts weniger als ganz verschollen ist. 36 Noch ans der Zeit, als ein lateinisches Institut in Maria-Nast bestand, schreibt sich der Glanbe, daß verheerende Hagelwetter von lüderlichen ausgeschlossenen Studenten veranlaßt werden. Im Hanse, wo Schwalben sind, schlagt im selben Jahre kein Blitz ein nnd stirbt Niemand. Anschauen von blindgeworfenen Thieren verzögert um so viele Tage ihr Seheudwerdcu, als wie viele Etnnden nach der Geburt man sie angesehen hat. Ganz anders aber machen sich auch hier ans der KiiM», und mei-xln ?ltmmn, wo die kleinen Seen stnmm nnd schläfrig in ihren Moorbctteu ruhen, wo teiue weichen Flötz-maßen die Windströmuugen anssangen, die geisterhaften Luftstimmeu, heller nnd lebendiger klagen sie dem Ohre nnd mahnen den anfmertsamen Beobachter an die Mcmnonssänle und ihren fabelhaften Morgcngrnß. Die Fantasie des südlichen Pohorjancen ist wärmer nnd üppiger, als die seiner Stammgenossen über der Alpe. Vr belebt sich alle Gewässer, wie der Südslave überhaupt durch edlere Gestalten, bevölkert sie gcru mit Nixen und Najadcu — den Nussalkiuen - herrlichen elfcnartigen Wesen, blanäugig, schnecfärbig, blondgelockt, aber ohne Herz. Will der Sterbliche ein solches Wasscrmädchen küssen, so zieht sie sich so lange znrück, bis seine Lippen eine Wafserblume oder das Snmpfgras berühren. Sie sind nicht, wie die deutschen Elfen oder serbischen Vilcn, Geister unglücklicher Inngfrancn, sondern die Gespenster weiblicher Kinder, die ohne Tanfe gestorben; die ähnlichen Knaben werden zu I^e^jl; (von I^e« Holz), klagenden Waldmännern, welche die Klage. 37 oder cmch die Lnftstimmo veranlassen. Anch an Zauberinen glanbt der Pohorjancc. Bei ihrem Erscheinen verstnmmen alle Hnnde, nnr die erstgcworftnen der ersten Brut einer Hündin nicht. Die Heren verwandeln sich gerne in Katzen, sie fürchten Schläge von der umgekehrten Hand. Aus diesen mehr trüben nnd ernsten Fantasicbildnngen erklärt es sich auch zum Theile mit, daß bei den Pohorjancen keine Spur von zarten Liedern, wie die Romanzen der Pro-vencalen, die Sagelnnds der Skalden, die Dainas der Letten oder die Duniis der Kosaken vorkommen. Nnr in Skommern an der Südseite war del humoristische Meßner Vodonjt der fruchtbarste, heiterste und witzigste Dichter. Vor den KreuMgcu haben die Pohorjanccn eben so viele Ehrfurcht, als die Deutschen, nnr halten sie letztere für das beliebte Stelldichein der Heren, Zauberer nnd Schatzgräber, während erstere in der Vorzeit sie für den Wohnsijz der Seelen der Nnbnßfcrtigcn erklärten. In der urältesten Zeit, als noch das Inöwasscrwer-fen einer Puppe, welche die Todesgöttin Mu-iina bei den Wenden wie bei den Böhmen nnd Krämern vorstellte—gebräuchlich war, finden wir Spuren, daß die Verwandten von den Leichenbegängnissen ihrer Angehörigen vcrlarvt zurückgingen, Steine hinter den Rücken warfen, nnd zn gewissen Zeiten Speisen anf die Grabhügel stellten. In der Ichannisnacht forschen junge Lente gerne nach der nie gesehenenVlüthe des Farrentrauteslprapl-ot), welche sich anf einige Minuten in dieser Nacht entfalten 38 soll. Aber der Schlaf befällt Jeden, der sich der Blüthe naht, Ungehener vertreiben den, welcher nach ihr die Hand ausstreckt nnd spurlos verschwindet sie ans der geschlossenen Hand, wenn man sich nmsieht. Kleine Knaben halten in der Iohannisnacht an langen Stöcken sorgfältig getrocknete Scheiben von hartem Holze in den Kre« (das Iohannisfener), schwingen sie brennend in die Luft nnd rufen: ,^ot. lct, >Uv3, let!" Wer am Donnerstag vor dem Pftngstfcste einen Kranz in den Rcifnigger-See wirft, nnd Acht gibt, ob die Blnmen sich nähern oder von einander weichen, kann sich selbst Glück oder Unheil in der Liebe — ans dem Untergehen der Blnmen den Tod des Geliebten prophe-zeihen. Die Zahl drei spielt bei den Pohorjancen besonders um Lehen, Gallenhofen 2c. eine große Rolle. In einem geläufigen Spruche verbinden sie die drei göttlichen Personen, den dreimaligen Stnrz nnter dem Krenze, die dreimalige Vcrsnchnng nnd Verlängnung, die drei Männer im Feuerofen, die drei Worte der schreibenden Hand, das dreimalige Angelusläuten, die drei Kreuze nnd endlich den Opfertodt des Erlösers am 3. April nm 3 Uhr im Alter von 33 Jahren und 3 Monaten. Das Früchtenbrot iKletzenbrot) zn Weihnachten erinnert bei den Pohorjancen wie bei den übrigen Slaven noch recht sinnig an Itoxiö, den Gott des Hausfriedens, den man als nackten Inngen mit weißer Binde anf Binsen stehend, eine Weinkanne in der Rechten, einen Geldbeutel in der Linken, darstellte, mit schneckenförmig auswärts geflochtenen, Rosen umwunde- 3Y nem Haare, Hund und Katze friedlich neben sich. Das Wahrsagen der Zigeuner ist bei den Mütterchen am Pachcrn sehr beliebt. Diese seltsamen NomadcU'Noa-nen (im Decrete des Ungarn- Königs Ladislans 1 l9N geradezn Pharaonen genannt), durchstreifen seit sehr langen Zeiten den Pacher. Sie trieben in früheren Jahrhunderten lebhafte Goldwäscherei am Fuße des Pachern m der Dran. Gelehrte Sanstritforscher finden anch in ihrer Sprache noch die meisten und reinsten Wurzeln. Kein anderer slavischer Dialekt hat noch so viele ursprüngliche Sanskritwörter, als der slovcnischc in den karnischcn Alpen. So kennt man noch das Sanskritwort x?lw, wässerige Gegend, (sauskril xallm) ittw, Wasseruftr, das Wort Kiri, xK-ll-l auf dem Berge, ist ganz ähnlich dem sauskritischen Kn-i«, der Berg, das sanskritische nnrn, Wasser, bedeutet bei den Pohorjanccu eiuen Scc. Wir könnten die Wnrzcl-Verwandtschaft noch weiter ausführen. Das sauskritische lirii«, «inr,^ Banm, Stamm sprechen sie llru, lilli-u ans. Es bedentet das nämliche in beiden Sprachen. Den Specht, der im Sanskrit i»ika8 heißt, nennen sie z)ik:i6. Das Wort Illn-i, was im Sanskrit ein Pferd bezeichnet, heißt bei den Pohorjancen Kar, kare, kai'K» int selben Sinne. Ferner pnular, f)ku-Ii» im Sanskrit ein Sproß, Blüthe, bekannt anf dem Pachern, wo puliti sproßen heißt. Der Hahn in»-, sans-krit Kukutn8 genannt, heißt bei ihnen anch Xukut. Der Kautz sanskrit Klmkan, heißt 0uk. das Schwein sauslnt l^u'H«, bei ihnen Xii-ea, Xör^a. Der Rasen 40 im Sanskrit tarnau, hier clarn. So viel im Vorübergehen. Ausführliches erwarten wir von nnsern heimischen Sprachforschern Aass und 1' am Anfange stets wegfällt, z. B. ooem statt lw6om. Manche Worte geben hier die genane Scheidung der Idiome, so wird kein Pacherer je das den panonnischcn Polanzcn gewöhnliche piwti (fragen) gebrauchen, sondern lim-ati, wo der kärntnerische, nnd s»r^^nti. wo der krainerische Dialekt vorherrscht. Im Idiom des Poyo-rjanceu haben sich sehr viele Spurendes Alt-uud Kirchen« slavischen erhalten, selbst sein Ausdruck für Alt (v^tli«, daher bei ihm das alte Testament völka xn,v«xa, v<^I-ki 2akun) erinnert daran. Der Kretinismus ist häufig unter den Pacherern, in Freiheim nud Trofin brachte man selbst Kinder mit starken Kröpfen zur Tanfe. Bis auf die Ansteckung erinnert diese häßliche Krankheit viel an den Aussatz der Alten. Steiermark (mit 6000 Cretins) steht in dieser Beziehung mitten zwischen Pie- 41 mout (mit 700U) und Würtemberg (mit 5.000 Cretins). In religiöser nnd moralischer Beziehnng haben sich die Pachcrer im letzten Jahrzehnte unstreitig gehoben, mit dem Lichten der ungeheuern Urwälder minderten sich die gefährlichen Asyle der Rekrutirungsftüchtlinge, welche hier ans allen Nachbarländern in ganzen Schaaren hans-tcn nnd als Kohlenbrenner nnd Holzknechte, noch lieber jedoch als Schwärzer nnd Wildschützen ihr Leben fristeten. Es war in früheren Zeiten ein nicht gar seltener Fall, daß bei Militär-Stellungen oft wohlgcwachscne Bursche aufgegriffen wnrden, von denen man nicht einmal nachweisen tonnte, ob sie getauft seien. Vollständige Kenntniß fehlte in früherer Zeit in Religion, Lesen u. s. w., erst durch die Errichtung der Glashütten, das Einwandern deutscher nnd böhmischer Arbeiter kam etwas Anflng von Cnltur über die einzelnen Pacher, so wie das Beispiel wällischer Holzarbeiter zu etwas mehr Fleiß nnd Arbeitsamkeit ermunterte. Viehzucht uud Ackerbau (letzterer an der Südseite), wird noch immer schlecht nnd recht nach der Väter Sitte betrieben, der Weinbau an den herrlichen sudöstlichen Vorbergen liefert, Dank den günstigen Bodenverhältnissen nnd bessern Nebensorten, die fenrigsten Weine; Hanpterwerb der Pohorjanm! aber sind noch immer die Glasfabriken, Köhlerei, Holzschlag und Holzhandel. Wir haben oben von den Holz-knechtctl und Köhlern gesprochen, den für die Cnltnr des Pachern aber bei weitem wichtigsten Stamm bilden die Glasarbeiter. Sie sprechen durchaus dentsch, sind in zweiter oder dritter Generation durchaus Nachkommen 42 eingewandeterDeutschbohmeu, alle des Lesens und Schreibens (Dank der humanen Sorgfalt der Fabriksinhaber), kundig, und ill der Regel vom 4tcn und 5tcn Kindcs-Iahre an schon zur Glasarbeit verwendet. Baarfuß sieht man die Kinder lustig aus der Nähe der lohenden Oefen mitten im Winter, über Scherbenhaufen weg, durch den Echuee uach ihre Hütten springen. Die Faschingtage siud im gauzcn Jahre ihre einzige Erholung bei Tanz und Mnmmerci in den Fabriken. Die Musiker aus Kütsch sind dabei sehr gesucht. Dcr Arbeiter, der einmal seine Wcrkstätte am Glasofen hat, bekommt nicht leicht Feierabend (den Abschied). Zu häufigen Wallfahrten müssen die Kirchen des Pachern selbst und die vielen dahin kommenden Pilger ermuutern. In vergangenen Icchrhuudcrtcn wurdeu aber sehr weite Wallfahrten uuteruommeu. Wie die Normänner nach Wilsuok, die Deutschen uach ^nmpo-stell», die Spauicr nach Gollcnberg an der Ostsee, so pilgerten unsere Pachcrer nnmittelbar nach Rom, daher jeder Wallfahrter am Pachcrn kamar heißt. Diese Pilger uach Rom hatten vom Pacheru aus ihre eigcuen, noch in einzelnen Orts-Chroniken verzeichneten Xelwäo^lu«! (Hcrbergstationen), darunter Cilli, St. Leonhard in Draga, Filiale dcr Pfarre Trifail an der Save, gerade ober der Kohlcngcwertschaft Hrastuigg, mit der 1851 vom Pfarrer Haschuigg erneuten Kirche Littay bei Laibach. Am meisten Aufsehen in dcr jüngsten Zeit machten die Wallfahrten zu einer Fichte bei Ra-kovic in der Gemeinde Pak, cms welcher die Mutter Got- 43 tes der Sage nach aus Ungarn entflohen, den Gläubige» in verschiedene» Glanz- und Lichtgestalteu erschien. Ein ungeheuerer Zusammculauf, den der Grundbesitzer Rekan (Mi-«ek) für stiueu Ausschaut beuütztc, faud Statt, bis »ach Pfingsten 18l»1 die Gensd'armeric den Baum entfernte. Aus eiucm, von einem gewissen Gregor Robuik im seltsamsten Deutsch 1852 verfaßten und mit mehr als 100 Unterschriften bedeckten Gesuche um Bewilligung an jener Stelle eine Kirche baue» zu dürfen, entuehmeu wir die verschiedenen Gestalten, in welchen das Bild sich zeigte uud über ein Dutzend erzählte Wnuder in den Gemeinden I'ustivorl», 8ttthnm des Stiftes St. Panl ist. Die Edelgeschlechter von Nast, Nildhans, Mahrenbcrg nnd Saldenhofcn, welche an der Nordscite des Pachern reich begütert waren, brachten große Strecken dieses Gebirges an die Dominikaner-Nonnen in Mahrenberg. Wir wollen nnr einige jener Pnncte des Pachern erwähnen, welche lant Urtnnden, die sich noch in un- 5t seren Häudeu befinden, an die Mahreubcrger Nonnen gekontmen sind. Am Lambrechtskogel hatten einst die Dominikaner von Friesach Besitzungen, aus denen der Prior Lien hard von St. Veit cine große Schwaig nm 22 Pft. der Mahrenbergcr Priorilt, Katharin a von Waldstein, verkaufte 1402. In Mahrenbergcr Urknnden erscheint 122l! ein N'ndolf von Rast mit seinen Vettern Otto von Winl'enstml und Seifried von Saldenhoftn, der reichlich am Pachern die Gotteshäuser bedachte. Wallburga von ^ast verlauste ihre Hübe zu Moos den Mahrenberqer Nouucit uin 9> nm 20 Mart Silberö au dieMahrenberqer Nonnen; eoeuso i:>2!) n>n20Mark; abermals an die Mahrenber^er Nouue, Dietmnt von Puchenstein, Ul:j2 die Grisoldshube i» .^leifnigss. Herbert von Draubnrg besaß hier eiuige Lehen vou den Rastern, die später an Seifrked vou Mahrenbcrq nnd das von ihm gestiftete Nonnenkloster k'amen (17. Juni 1206). Wilhelm vou Wildhauö und seiue Gattin Adelheid verkaufteu ihre ^lvci Hubeu sammt der Schwaia, in 9icifnigg deu Mahrenberger Nonnen nm 20 Mark am Allerheiligen Tage 1351. Iu Wuchern war die Familie, Hcngstbacher begütert. Veit Heugstbacher verkaufte an Siguua Peierl, Snbprioriu vou Mahrenberg, ftilw Vesitznngeu iu Wuchern nnd die öden Gründe in Neifnigg 1501. Die Getreide-Zehente in Trofiu nnd 3^ 52 am Wcixelberge kaufte 1684 die Mahrenbcrger Priori« Susanna um 1100 st. uud 40 Thaler von Barbara von Ehrenwerth. Ein Seifried von Saldenhofen kommt 1226, ein Wergelin1284 mit Amon von Manthenberg als Wohlthäter in Mahrcnbcrger Klosterurknnden vor. Eholo und Houego von Saldenhofen lebten 1300; damals besaßen die Kraigh, besonders Pabo, der Truchseß von Kraigh, große Güter in dieser Gegend. Pabo verkaufte ihrer einige nm 20 Mark an die Nonnen von Mahrenberg 1300. 1312 vcrkanften Pabo von Kraigh und seine Gattin Margaretha dcnNounen Gertrndc nnd Agnes zu Mahrenberg 3 Mark Geld-Einkünfte am Palmbcrg zu Sal-denhoftn. Heidenreich, der Asaugth zn Ealdenhofen, und seine Gattin Adelheid machten 1320 den Mahren-bergcr Nonnen große Geschenke, sie gaben ihnen anch den Aichhof. Zeugen dessen waren Berthold von Sal-dcnhofen, Dietrich von Pnchcustein?c. Die Mühle besaßen hier 1327 Albrecht, Heinrich, Berthold und Ulrich, die Söhne des Heinrich von Wildhaus, auch sie kamen später an die Nonnen von Mahrenberg. Agnes von Saldenhofen war Nonne zn Mahren-berg. Mört von Saldcuhofen und seine Gattin Anna verkauften den Mahrcnbergcr Nonnen eine Hübe bei St. Simon; ebenso Elsbeth, die Witwe des Kolo von Saldenhofen. Hcidenreich von Saldcnhofen ist Zeuge einer Urkunde, in welcher Hans der Mndrc von der Mauth seine Besitzungen an der Velka im Pachcr um 15 Mark den Mahrenberger Nonnen verkauft 1380. 53 1500 war die Familie Teutfchman hier sehr begütert, ihre Besitzungen verkaufte zum Theile 1561 Nndrä' Eisak au die Mahrenbergcr Priorin, Sofie von Wildeu-stein. 1659 treffen wir Hrn. Hans Karl Kemetcr zu Trübem uud Trautendorf als Herru anfOber-Salden-hofeu, welcher 1662 seine Herrschaft Obersaldenhofen sammt dem Pucheusteiuer Pacheru mit allen Alpen ?c., wie er selbe um 1700 st. von Johann Berchthold gekauft, gegen die Mahrenbcrgcr Unterthanen in Kärnten verkaufte. Im nächsten Jahre übergab er das Schloß Salden-Hosen sammt den bei Marburg gelegenen Spaugen-stein'schen Gütern den Dominikanern zn Mahrcnberg zu Handen der Priorin Johanna Linzer. 1621 überließ er noch um 8000 st. nnd 70 Dncaten die amonische Gült bei Neifnigg der Pciorin Ensanua Andrean, uebst dem ganzen Garöen^ehent. Einen Weinberg nud ein Gerecht in Saldcnhofen verkaufte Eva Johanna Freiin Knlmer an die Mahrenberger Priorin Katharina Freiin von Gretta 1616. Der Pachcrn bringt in seiner steigenden Gnthol-znng in nenester Zeit leider mehr als früher die tran^ rige Erscheinung von Hagel und von raschen Ueber-schwemmnngen, welche seine durch ihre Forellen (8k!ms> lttria 3 bis 6" lang, bis ein Pfund schwer) so wohl bekanuten Bäche fast nach jedem Gewitter verursachen. Die Wehren, Brücken »nd Stege bei deu Gewerkschaften Bonazza uud Steinauer zeigen oft traurige Beweise vom wilden Toben des Elementes. Ebenso werden 54 Erd- und Echneelawmen immer verderblicher. 1853 fanden gefährliche Absturz am Mobokafelsen, 1847 Erd-lawineu in der Loblich statt, 1850 drohte der dortige Bach mit gänzlicher Verwüstung. Am 23. März 185>3 ging zwei Stmiden von St. Lorenzen eine 200« breite 4" hohe Lawine, auf eine Holz-tnechtkensche ober deni Hammerwerke des Hrn. Sakel nieder, tödtcte den Kohlenbrenner nnd seinc Söhne in dem zerschmetterten Hanse, ans dessen Trümmern man sein Weib nnd seine Tochter schwer verwundet hervorzog. Zwei dort mit Schneeschaufeln beschäftigte Holz-knechte wurden wie dnrch ein Wunder gerettet, Anch der einsame Pachcr mit seinen nächsten Umgebungen war hänfig der Aufenthalt nnd die Wiege berühmter Männer., Giner der größten Slavisten, Martin Slom^ek, Fürst-Bischof von Lavant, wirkte Jahre lang segensvoll als Dechant zn Ealdenhofen. Z aff, der große Philologe, dessen kritischer Forschnng von Polens ältestem Geschichtschreiber (dem eingewauderten Franzosen Martin Gallns 1110 bis Ii:l5>, von den Unxliko ^,i-vone i>il),^ml>tio (geboren 1475, -j- 152 1), bis auf des großen WKIli«,« neneste Heransgabe der Apostelgeschichte) nach der im Kloster l^lli/^lmt.-lv«^ iu der Frnschta-Km-tl befindlichen, 1324 nnter dem Serbier-König Stefan Urosch III. anf Befehl des Erzbischofes Nitodeuius verfaßten Handschrift kein slavisches Werk entging, wirkt in nnverwüstbarer Thätigkeit als (.'ou^^l'llwr in Frau- 55 heim. Ein kleines Verzeichnis; berühmter Männer vom Pc.cher dürfte hier an seiner Stelle sein. Darunter der Abstammung nach vor allen die in Oesterreichs Geschichte hochgefeicrten Fürsten Windischgratz. Der Stammvater war 1090 bis 1120 Weriaud, Herr zu Windischgrätz hinter dem Pacher. Erasmus und Pankratz wurden unter Ferdinand I. Herreu zu Waldsteiu und Thal 1551; Reichsgrafen wurden sie 1639, ihre Besitzungen Egloffs und Sigeu 1804 znm Neichsfürstenthum erhoben. Ihre meisten Güter sind in Böhmen. Aus ihnen waren n) Leopold Johann, geboren 1686, 5 10. December 1746, Gesandter in Haass, d) Josef Niklas, geboren 1774, 1- 24. Jänner 1802 juridischer Schriftsteller, e) Alfred, der Marlborough unserer Zeit, geboren 11. Mai 1787 in Brüssel, 1805 Oberlieutenant, 1809 Major, 18l4 Kürassier-Obrist, 1826 General, seit 17. October 1848 Feldmarsch all. In Wiudischgratz selbst entfaltete seine Thätigkeit als geistlicher Hirt, als klassischer Schriftsteller, im 15. Jahrhunderte Aeueas Silo ins ^ielüolamini, damals Ttadtpfarrer, dann Kanzler Kaiser Friedrich IV., Bischof von Trieft -- Papst Pins II. Johann Kraönigg, Magister der Philosophie, geboren zu Gouobitz um 1650, schrieb Polemik über Aristoteles. Dr. Johann Bartholotti, Panlincr und Bibliothekar in Prag, geboren zu Gonobitz 30. October 1729, Philosoph seit 1774, Beisitzer der Censur in Wien. 5« 1' 14. December 1788 in Prag'; schrieb vieles gegen deu Aberglauben. Johann Anton Snnko, Voraner Chorherr, gelehrter Bibliothekar und Historiker, geboren zn Wiu-dischgratz, f 1780. Michael Wer du i g g, Jesuit, Dr.Theologie, Spiritual im Convictc zn Gratz, geboren zu Windischgratz, 1730 Jesuit zn Wien, 1749 Professor zu Trieft, Görz, Klagenfurt und Gratz, 1776 Präfckt in letzterer Stadt. Er erhielt am 24. April 1806 die goldene Medaille, war emsiger Priester, auch geistlicher Schriftsteller. Dr. Josef Schöller, gestorben in Gratz, Sanitätsrath nnd Protomedicns, war ein geborner Wiu-dischgratzer. Mathias Anker, Kreischirurg, geboren zu Grah am 1. Mai 1772, angezeichneter Mineralog, verbesserte das Steinpflaster in Graß, schvied eine Mineralogie von Steiermark, betrieb den Pcrgbau als Besitzer der nun Glaser'scheu Hackeuschmiede in der Lobuitz uächst Rast. Starb in Gratz in demLavauter, 10 iu dem Seckauer Bischofssprcngel. Wanderungen auf dem Pachern. Um den Pachern in seiner ganzen Ausdehnung kennen zn lernen, theilen wir seine Parthien nach einzelnen Wanderungen ein, so daß jede derselben für einen geübten Fnßga'nger sich in einem Sommertage zurücklegen läßt. Wir beginnen gleich mit der nordöstlichen, dem sogenannten Anfange des Pachern, und machen I. die Parthie von Marburg nach St< Wolfgang, St. Heinrich zur Zink'schen Glashütte und vou dort über Maria-Rast und Lembach uach Marburg zu rück. Wir können hier zwei Wege wähleu, jenen über Hausambacher, oder jenen hinter Windenau nächst Nothwein. 3" 58 Tcr nächste, aber langweiligste West ist wohl der von Marburg zum Dorse Untervoswein >,'>! licbcr dcii Wcq bis ^uiu Pickcccr Woiuqcbirqo, ci»c Etuudc vl'n Marbinq »nd crrcichcu vl'u dort auf schr stcilom Pfade, aiu llrsprxnge dcö ^cmbachcs hiuan, iu zwei Stuudcu die Kirchruiue vou St. Wolfgau^. Auch dieser We. Inli l^N dnrch das großc Bild desselben Heiligen verdeckt. Vou den drei Glocken ist die kleinste ohne Inschrift, die mittlere I»i'i0 von Georg Findentlee, die große 1674 von Medardus Neig iuGrajz gegossen. Gin großes männliches Steinbild zwischen Schiff lind Pres-bvterio ohne Inschrift nnd Wappen gilt den Pohorjaucen für das Grabmahl des heiligen Heinrich. Das Pfarrarchiv von St. Martin hat keine UNunden nber das Entstehen dieser Filiale, die Sage aber erzählt, daß hier das Haus eines reichcu geizigen Baners gestanden habe, das einst der Schnee so verwehte, daß es der Besitzer den ganzen Winter nicht verlassen konnte. Da gelobte er, wenn Gott ihu aus der Gefahr des Vrhuugerns und Erfrierens rette, wolle er an der Stelle seiucs Hauses eiue Kirche bauen, eiu Gelübde, das er jm nächsten Sommer dnrch den Bau der jetzigen Heinrichs-tirchc zu erfüllen begann. Die Kirche ist im Acußereu schon ziemlich vernachläßigt. Stellt man sich ihr gegenüber an dem immer gesperrten Kirchenhanse, das mit seiner halb verfallenen Außentreppe nnd den geschlossenen «4 3 Fenstern zur trübseligen Nachbarschaft verfallener Stallnngen tangt, so hat man ein treffliches Echo. Das Wasser ans der Qnellc am tiefer stehenden oben erwähnten St. Heinrich-Kreuze wird besonders von dem Volke in Marbnrg als Hanptheilmittel gegen verschiedene Krankheiten geholt. Unmittelbar hinter St. Heinrich zwischen den Gemeinden Znwlnik nnd Waitina stand das Triangnlirnngs-zeichen südlich vom Rebcrberge für den östlichen Ast des Pachern. Westlich vom l2.">'>' hohen freien Nekakogcl entspringt am bcwaldeteil Schingetterkoycl die Lobnitz, und von ihr in entgegengesetzter Nichtnng eilend die Pulska. Dnrch schaurige Urwälder kann man von hier in drei Stnnden zum Wasserfalle der Lobnih in der Goinilla, einer der großartigsten, wildesten nnd seltsamsten Schluchten des Gebirges gelangen, die erst in nenerer Zeit besser Angänglich geworden. Wer aber Lust hat, von St. Heinrich nach Freiheim undSchleinih hinnnter zu steigen, der wende sich vom Walde gegen Nord-Osten. Nach kurzer Wanderung wird man dnrch den freien Ansblick auf das 65,400 Joch große Pettauerfeld mit seinen Schlössern, Kirchen nnd Dörfern überrascht; noch einige Schritte und man steht bei den Ruinen einer einst nicht nnbeden-tenden Filial-Kirchc von St. Martin, die dem heiligen Thomas geweiht gewesen, wenige Minuten weiter gegen Norden, kaum mehr kennbar, sind die letzten Neste ei? 65 ner zweiten Filialkirche von St. Martin, genannt St. Prim on. Von hier kann man über den Rücken der kretten (Versenkung) nach Schleims oder längst den kleinen Cascade» des frischen Frciheimer - Baches Xa-znknik. rechts lassend, nach Freiheim gelangen. Eine gar liebe Aussicht gewährt hier der Schweigbcrg. An einem seiner Vorhügcl ist die jüngste Bachernkirche, die Freihcimer-Filialc zum heil. Geist von einem Baner ex voto erbaut an derselben Stelle, wo er unbeschädigt von einem hohen Banmc gestürzt war. Das Kirchlein ist frenndlich >»nd in gutem Style ausgeführt. Von da sind die schönsten Parthien nach den Radcscller ivon Radegast, dem Gotte der Freude) und Freiheimer Weingärten, vor denselben ist das Decauat DorfEchleiuitz, aus welchem man in einer Viertelstnnde den Stationshof Kranichsfeld auf der Südbahn erreicht, so daß man von Marburg aus zu Fuß über St. Heinrich zum Mittagstrain nach Kranichsfeld kommen kann. Noch schneller zu letzterem kommt man über das malerische Frauheim, dessen Rnine mit dem braunen Wartthnrme weit hinschaut über das Unterland. Die Pfarrkirche mit dem Mnrzthaler-Thnrme hat die Monumente der Schneeweiß R'., eben so der Gugolih, von denen einer 17W Burgherr zu Frau-Heim gewesen. Hier lebt der ausgezeichnete Slavist Z a ff als Koopcrator. Im malerischen Dörfchen an einem herrlichen Quell ist seit 1850 die schöne Johannes-Kapelle mit Fresken von dem einhändigen Marbnrgcr Maler Ussav. 66 Wir aber haben für diesen Ausflug den Rückweg über Rast und Lembach bestimmt und kommen selbem näher oder ferner, je nachdem wir uns in St. Heinrich zum Rückweg bis zur Rekagora und von dort zum weißen Stein — oder znm weiteren Wege über die Ober-lembacher Glashütte entschließen. Der weiße Stein, eine kleine halbe Stunde von Nekagipfel ist einer der interessantesten Puncte der nördlichen Pacherparthie. Ein ungeheuerer Fels von reinem weißen Kies, iu seinen Sprüngen mit Eüßwnrz bewachsen, ragt wie eine Warte über den üppigen weichen Boden empor an der Grmz-scheide der Victringhofcr (einst Herrschaft Lembacher) und Burg Marbnrger Waldungen. Er gewahrt die Aussicht nach Gratz und den größten Theil der südöstlichen Steiermark. Zu Füßeu liegt das herrliche Pikerer-Gebirge mit der Besitzung Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzoges Ioha n n nud der Kirche Lembach als nächst hervorragende Puncte. Jenseits der Dran zeigt sich ganz nachbarlich Wildhans des 1852 verstorbenen Eduard B. Lanoy, Dichters nnd Tonsetzcrs Behansnng. Darüber heil. Krenz, die ganze Länge des heil. Geister Gebirges, die ganze Ausdehnung des Sansales u. s. w., tiefer unten ist eine herrliche Qnelle, nicht weit ober der im Jahre 1831 durch Waldbrand verheerten Forststreckc. Hier kömmt man in einer Stnude lustigen Weges hinab in den Schluß des Piterer-Weingebirges, H? ill don, dem Stifte St. Paul gehörigen, bedeutendste^ Forst edler Kastanien, den es in Stcicrmark gibt. Von St. Heinrich nördlich, etwas den Berg abwärts, gelangt man in einer kleinen halben Stunde dnrch den Wald nach Oberlemb a ch zur Glas h ü t t e, dic einst Herrn Panl Kaindelstorfer, nnn Herrn Vinceuz Zinke gehört, der sie nm t)N00fl. kanfte. Sie liegt anf einer quelleureicheu Blöße mit weiter lohnender Aussicht, besteht ans den gewöhnlichen Fabrit'sgebäudeu nnd einer niedlichen Kapelle, zuiu gekreuzigten Heiland, vor wenig Jahren von Hrn. Zinke neu ans Holz erbant. Vor dem einfachen Wohnhause erhebt sich ein gewaltiger Kirsch-banm, gepflanzt von dein, in den Annalen der Pacherer-Fabriken bekannten Glasmacher Faßel, der das Zerschmettertwerden seiner Häude kaum beachtete und zur Wette während seiner Genesuug iu 21 Stuuden 2 Eimer Wein trank. Diese Glashütte ist die älteste von den noch betriebeneu iu Steiermark nnd war über 2? Jahre im Besitze des Herrn Kaindelstorfer. Das sammt-liche unmittelbar arbeitende Personale sammt Holztucch-ten besteht ans t»2 Personen. Das Erzeugnis; im Dnrchschliittswerthe von mehr als 26,M»l> st. (5M. geht größteuthcils uach Italien nnd Trieft, von letzterem Orte aber viel nach Griechenland und in die Levante, besonders Schimas und Sorbett-Schalen. Von der Glashütte, ober der ein herrlicher Au-stug juugcr Buchen und Fichten gedeiht, führt ciu schöner anch fahrbarer Weg hinab am Feistritz-Bache, der gerade bei der Fabrik ans starken Quellen entspringt, nach Fei- stritz bei Lembach. Ein angenehmer Fußpfad leitet uns, an dem Hause des Käsen beim Dcntschbancrn, oder auch beim Robi6 vorüber, in die Thalschlucht von Feistritz, wo dem Hause des Supa»6 gegenüber die schöne Weingart-besitzung des Herrn General Siebeneichcn mit dem neuen Wohnhause und einem hohen, 2 Hügel verbindenden Stege sich befindet. In der nächsten Höhe ober den Weinbergen ist ein stattliches gemauertes Kreuz von 1734. Wir aber wenden nns durch Holzschläge nnd Waldwild-niß links hin gegen Westen, immerfort in der Dämmerung duftenden Nadelholzes, das aber bald sanften Halden, kleinen Wiesen, Acckern und Baumgärten Platz macht. Tief unten im Kessel der Schlucht dampft Vivat's Glashütte, in der Lobnitz pocht eine Hackcnschmicde, klappert eine Papiermühle, noch weiter links still und klösterlich hebt sich das Schloß Fall über den Dranspiegel, uns gegenüber durch den graulich-grünen Fluß geschieden ; stattlicher als es ist, breitet sich das Post- und Kirchdorf Zelluitz an der Kärntnerstraße aus; wir klettern rüstig gerade hinab in das Thal und sehen bald von Kirsch-und Nußbänmen versteckt, von Akazien umdnf-tet, von einem ernsten Kranze dnnklcr Wälder umgürtet, Maria-Nast vor nns, das Nachmittagsziel der Wanderung, iusoferue wir mit selbst mitgenommener Küche in St. Wolfgang Frühstück, iu St. Heiurich Mittag gehalten haben. Maria-Nast ist eine der lebhaftesten und hellsten Decorationen der sanft grünen Thalbühne zwischen Dräu und Pacheru. Zur rechten dienen ihr die Vorhügel des »9 Urgebirges: der Raster-, Kahl- und Lembacher-Vcrg, gegen Norden waldige, gegen Süden rcbenreiche Hügel als stattliche Coulissen. Nuß- nnd Zwctschkenbäume scheiden die einzelnen Hänschen von einander, und um einen ganz günstigen Boden für Voltssage und Schauergeschichte» bei der Hand zn haben, birgt der Wald zur Linken poetische Nömergräbcr und die prosaischen Reste des Faller Hochgerichtes, der Wald zur Rechten lange, iu Felsen getriebene Stollen, in welchen im vorigen Jahrhunderte ein Baron Hackelberg den Crzban auf Silber versuchte. Da Rast und seine Merkwürdigkeiten in meinem größeren Werte: „Marburg und seine Nmgcbnngeu 1817" vollständig geschildert sind, so schließen wir hier die erste Wandernng ab und geben unr den Rückweg nach Marbnrg etwas näher an. Wir erreiche« zuerst Hallern, ein halbverstecktes Dörfchen, bald daranf am Kreuze znr Flucht nach Acgvpten vorüber, das Dorf Feistritz ; hier ist die Chocolate- und Surrogat-Fabrik des Herrn Kaufmann Pachncr, bei welcher im schanrigcu Brande 1K52 fünf Personen das Leben verloren, Stam-Pfels Pnlvcrmühle, einige nette Mahlmühlcn, nnd des Schneiders Wirthshans zur Spinnerin am Krenze. Noch wenig Minnten, nnd wir sind in Lafnitz, Dorf nnd Schluchtmündnng, hinter letzterer gesegnete Weiuberge; zwischen dem einstigen und jetzigen Friedhofc hindurch kommen wir in das Pfarrdorf Lcmbach, am Fuße des herrlichen Rebhügels, der noch 1812 die stattliche Veste trug, welche die Herzeuskraft —von Winzern bis zu Freiherren gestiegen ^- noch durch ein Prachtmonumcnt 70 austen ail der Kirche ^u Leinbach vere-rigt, besaßen. Der ueuc erbaute Pfarrhof trägt das sinnreiche Khronogra-phieon: ,.IttV/^hoch, mit Spuren von Schießscharten. Gin Baum schlägt seine Wurzeln durch ihre ganze Höhe und sitzt mitTtamm und Krone anf ihrer Schneide. Durch eine Bresche der Tür-keumaucr kommt man anf eine der wildesten Stellen, den Faaler felfcn, eine Wand, die senkrecht über den Strom emporsteigt, welcher der Sage nach die einstige Straße, und den Lctzteu eines Rittergeschlechtes, der hierher mit einem entführten Fräulein von Wildhaus geflohen war, in seinen Wellen begrub. Ein Verwandter der Verunglückten nannte die Stelle „den Fall" nnd schenkte das Besitzthum den Vcuedittiner-Mönchen, welche die Gegend cntwildertcn und das schöne Schloß Fall er-bantcn, das wir, 1 nnd 2 Stock hoch, mit Kapettcnthnrm und 20 Fenstern Fronte gerade zu unseren Füßen sehen. Die 1830 vom Eigenthümer Freiherrn Licbmann von Rast und Fall erbaute Brücke, dic schönste im Lande, wurde 75 1836 vom Treibeise weggerissen und nicht mehr hergestellt; daher des Schlosses doppelte Einsamkeit. Links steigt schwarz und finster der gewaltige Lambrechts» kogel, von einem dortigen Baucruhofe so genannt, in die Lüfte, ein Theil des Pachers, der mit seinen nächsten Nachbaren, dem ?! osi c-B erg c nud ü u 6 a -Kogel, reich an Urwald und Wasserfallen, der zerstreuten Gemeinde Knuten nachbarlich ist. Vor dem Faller-Fclscu ist der schöne Bauernhof des Klemenjak mit einein lebhaften Drauhafcu. Die höchste bewohnte Stelle auf dieser Seite des Pachcr ist ober dem Hleb der Hof des Gornjak. Daß die einsame Gegcnd von Rast seit fast 2000 Iahrcu bewohnt und cultivirt war, beweisen die vou mir und Herrn Vivat 1845 und 1817 im Dranwalde gefundenen Mithradstcine, mit D^tiintl und ^liti während an anderen Stellen hundertjährige, vom Winde gefällte Stämme wie modernde Vegetationsleichen den Schritt des Wanderers hemmen. Während Wurzel nnd Acste fantastisch, wie versteinerte gigantische Krabben, mit den anfgeris- 78 sen en Steinen zwischen dm Todten-Anncn in die Lüfte ragen, gruppiren sich Amcishaufen von seltsamer Größe nm die morschen Trümmer. Endlich mildert sich der Charakter der Wildniß, die Haine werden lichter, der blaue Himmel senkt sein Gewölbe nicht mehr ans die grünen Hänpter des Waldes, sondern anf den trotzigen Nacken der fernen Berge, tief unten lagert die weite Pcttaucr Fläche, links ferne von nns erhebt sich St. Heinrich, während wir unsere Schritte gegen das nahe Kirchlein St. Ursula lenken. Diese Filiale von Et. Martin mit ihren weißen Mauern, dem netten Thürmchcn und den klemm Fenstern ist eigentlich nnr eine größere Kapelle, denn sie faßt nicht mehr als 2Nli Menschen, und hat einen einzigen Altar mit der heiligen Ursula, welche den Mantel über ihre Gcfahrtineu ausbreitet. Nun geht es munter abwärts, in einer Stnnde sind wir in St. Martin, auf jeucm classischen Boden, auf welchem die Römer ihren Sanmwcg vom Pcttaner Felde nach Windischgratz hatten, jenen Weg, an welchen noch vor wenig Decenuicn ein römischer Meilenstein bci der alten Linde nächst der Pfarrkirche erinnerte. Von der Umgebung von St. Martin holten sie den trefflichen weißen Marmor ans Brüchen, die noch zur Stunde vou Marburger uud Pettaucr Steinmetzen benützt werden. Sie sind eine Stunde von der Pfarrkirche entfernt, die südlichen Brüche gehören den Bauern Pregel nnd Videc, die nördlichen dem Kokcl und ^reänik. Der Pachcrer Marmor wird mit der Zeit gelblich, jener von der Kainach-Alpc aber bläulich. Der schönste Urkalk, fein wie carrarischcr Mar- 79 mor ist im bösen Winkel. Auch ein großes, aber unbenutztes Lager von Schwefelkies ward in derNähe vor wenig Jahren anfgefnnden. Wie lebhaft mag über den Pacher die Verbindung zwischen den römischen Ansicdlungen I^tnäns (bei Gonobitz), ?!ilt^via (Pulskan), UpkNfl (bei Weitenstein), bis zn den knltnr-stellen iin Windischgratzer Th.ile, wo wir noch einen ?uliUu5i Yiillrtu8 als Vl. Vir finden, gewesen ftin? Lon St. Martin nach Ober pn lsgau führt ein bhncnder Weg über die durch ihre Vipern berüchtigte N uineGr ü nber g, zwischen den Gemeinden Kohlderg ui^d Buchberg. Nach ftdem der beiden Orte hinab Hai man unr 1 ^ Stnndc, umgekehrt aber erreicht mau von Pnlsgan oder Feistritz ans diese hoch gelegene Pfaire in 2^ Stunde. Der Pfarrhof, ziemlich entlegen von der Kirche, ist ganz aus Steinen gebaut, enthält viele Zimmer, und steht so den Stürmen ausgesetzt, daß en fnrchtbarer Wind am 28. October 1847 einen großen Theil der Bedachnng wegtrug. Die Kirche, von einer großen Maner nmgeben, hat einen zwar nicht hohen, a'oer gewaltigen viereckigen Thurm, der 4 Glocken, darunter eine vou mehr als 20 Centner, ferner dasPrcs-byterimn mit dem Bilde deö Bischof Martinus enthält. Unter den 5 Altären des in Kreuzform erbauten Gotteshauses bemerken wir dcu mit einem tresslichen Crncifixe. An^en ist das große römische Relief Or pH ens, darüber in einer kleinen Nischedas Brnstbild eines Römers und einer Römerin, an der Friedhofmaner der Deckel eines Kindersarkophages. St. Martin, mehr als 2000 Fnß 80 über dem Meere gelegen, erinnert an das Kirchdorf Edcl-schrott an der Pack. Von Grabsteinen ist nur der des Pfarrer Klarear, gestorben 1725, zn bemerken. Anßen ist ein hübsches Monnment des Pfarrers ^«««plw^ilier. Das Orphens - Denkmal, reich an Thicrgestalten, unter denen der Elefant, Hirsch, Schaf, Bär und Kamehl, am besten gearbeitet sind, ist im verjüngtem Maßstabe, jenem auf dem sogenannten Pranger in Pettan, jenem unvergleichlich schönen Siegesdeukmal, nachgebildet. Die Inschrift, so wie sie inPctta» aclantet habeu möchte: ü: M: AVRELI 0. C, LANDINONI. Civi ORNATO ASTVRVS VS. LIB Ell TVS VOLENS MERiTO CURAVI, Zwischen dem Orphens nnd der Inschrift sind 2 Hunde mit einem Hasen, ober dem Orpheus aber Genien. Auch das Portal ist von weißem Marmor. Hier trifft man Trümmer von Säulencapitälcrn nnd Denksteinen. Von Lindck soll der Sanmweg über Et. Martin nach Kötsch gegangen sein, ein zweiter von Notywcin über die Planina nach Windischgratz. Große steinerne Tröge zur Erqnickung der Sanmthiere, sind noch hier nnd da zn treffen. In St. Martin ansgegrabcne Neste Volt Gesimsen, Säulen, Platten:c. machen es wahrscheinlich, daß hier und zwar bei der St. Michaelstapelle ein großer heidnischer Tempel gewesen sein muß. Man grnb an die- 81 ser Stelle ganze Lager großer Gebeine ans, die nun unter der Kreuzkaftelle beigesetzt sind. Für die lebhafteste römische Vcrbinduug über den Pacher sprechen am deutlichsten die Denkmäler im Schlosse zu Windenan, der Isis, vor allen I^xmtl — Göttin der Pferde nnd Saumthicre geweiht. Die Pfarre St. Martin hat 1759 Seelen, 20 öffentliche, 5 Wiedcrholnngs-, 18 Sonntags-schüser; von KirchenschäZzen eine Mostran^e von 123, ein Ciborinin von 80 Loth Silber. Merkwürdig sind die Stiftnngen, welche hier der 1820 verstorbene Pfarrer Wissiak machte, darnnter 1000 st., von deren Interessen alljährlich cin braves Mädchen ans der Pfarre als Brant ansznstatten ist. Die Nömerstraßc ging noch weit in die nencre Zrit herein, so daß im 17. Jahrhunderte ober Trofin ein Zollamt bestand, dessen Stelle noch Uanw heißt. Die Pfarrbücher beginnen 1687. Im Jahre 1697 erscheinen önkas Tschop als Pfarrer, nnd Kamni-ker als Coopcrator. Von St. Martin hat man kleine 2 Stnnden nach Tcinach, will man aber Dreiköni g (eben so wie St. Ulrich, Filiale von Teinach), besuchen, so braucht mau gute 3 Etuudeu. Der nächste Weg nach Fcistritz hinab ist über Oberbrciteubach und Schmitzbcrg. In O b er-brcitenbach entspringt der Devin b a ch, der unter Nittersbcrg oft gräuliche Verwüstnugen anrichtet. An einer seiner wildesten Stelle ist die Tcnfelsmühle, fast bei dem Weingarthanse des Marbnrger Dechantes. Auf unserem Wege uach Dreikönig sind wir nahe dem Ursprünge der ^Isknva, die munter über 82 kleine Mühlräder springt und schnarrende Sägen treibt. Weiter gegen Süden in der Gemeinde 8mre6e n entspringt die Feist ritz nnd branset zwischen dem lireli- und 8moi-ton-Berge durch die Gemeinde 0«<;I an Iuri6on-Dorf, Ober-Ncudorf nnd Neuberg hinab. Ans dem Wege über Schmitzberg nach Feistitz kommen wir an St. Margaretha in Nittersberg vorüber; das Kirchlciu hat große viereckige Fenster, ober dem Thore außen leere Nischen, emeu achteckigen, schiefcrgedeckten, mit einem Wetterhahne versehenen Thnrm, und eiu kurzes, niederes, nur 8 Schritte langes Presbyterium. Anßcn umgibt dieses Gotteshaus ein kleines Plateau mit Nuß-und Kastanicnbännlcn, vor dem Eingänge aber erhebt sich eine bejahrte Linde mit vielen alten Steinen an ihrem Stamm. Von hier ist der schönste, Spazierweg über den Untcrhaltnngsplatz Tivoli und die vom Beamten-Leben gegründete Lebcusrnh hinab in die Stadt Feistritz, ein Ziel, das wir nnscrem Plane gemäß, erst über Dreikönig erreichen wollen. Den beqncmsten Weg nach Dreikönig, dieser höchst gelegenen Kirche auf der Ostseite des Pachern, hat man von St. Martin ans, man-kann ihn in zwei Stnnden zurücklegen. Aufangs führt eine Art Straße sanft gegen den Wald, rechts hoch oben schanen wir die Kirche St. Ursula, hoch darüber St. Heinrich, links St. Ulrich und wieder hoch darüber Dreikönig. Nach wenigen Minuten kommen wir an einen uralten Birnbaum, der iu vier riesige Stämme gespalten gegen Himmel ragt, an Linden von nie gesehenem Umfang vorbei, sind in einer Stunde an der Sägmühle bei einem klei- 83 nen reißenden Bache, bald darauf an den steinernen Gebäuden des Herrschn ft Feistritzer Meierho fcs,; von hier geht es eine steile Bcrgwiese hinan zum Kirchen-probst I e ss en i k, endlich iu einen tief dunklen kühlen Urwald, der in seinem tiefsten Schatten ein erquickendes Brü nnlcin birgt, nnd in weiterer Höhe als heller Kranz die Kirche von Drei könig einschließt. Ein Grenzstein mit Thurm nnd Löwen im Wappen nnd den Inschriften: 1. ^. V. 6. V. II. V. I). l.. ?. X. ü. V. und u ^. o. n. Il, <3. ^. n. V. IV 1663 erinnert an die Tage, als die Herrschaft Gonobitz Tattcnbachisch war. Die alter-thümlichc Kirche ans rohen Steinen mit Anßenstntzen, hat gegen Norden einen abgestnmpftcn viereckigen Thurm von nngeheucrer Festigkeit, auf jede der vier Seiten mit doppelten Spitzbogen-Fenstern, unter dem Glockenhanse den Hanpteingang dnrch den seltsam gebanten, anf 3 gedrückten Bogen rnhenden Chor. Die Kirche, lang nnd nieder, wird dnrch <» plumpe viereckige Pfeiler in 3 Schiffe geschieden, ihr wellenförmig unebner Boden ist mit Erde belegt, gegen Norden sind keine, gegen Süden Fenster von allerlei Formen. Noch viel älter erscheint das Presbyterinm mit den kleinen gothischen Fenstern nnd den grotesken Figuren an den Steinen der Gewölb-Nippen. In nicht üblen Holzfignren zeigt der Hochaltar die Anbetnng der 3 Weisen. Am Seitenaltare rechts ist die Sratne der heiligen Lncia nnd das Bild St. Mag-dalena, links das Bild St. Laurentius nnd die Statue eines Papstes. Die Anssicht ist nnr vom Thurme lohnend, da die Hochebene um die Kirche selbst durch die 84 nahen Wälder zu beschränkt ist. Sehr lieblich ist dafür der Weg nach St. Ulrich, dnrch die üppigsten Banm-parthieen und die schönsten Fernsichten über die Pettauer Ebene ausgezeichnet. Man legt ihn anfangs immer bergab leicht in ^ Stnnden zurück, indem man von der weitschauenden, durch vier stattliche Bauernhöfe kennbaren Hochebene nächst dem Birkenhain znlcht fast immer eben bis St. Ulrich fortwandelt. Dreikönig soll mit 8ve-tma zugleich von einem Cillier Grafen znr Sühne für gebrochene Liebe uud Trene erbaut worden seiu. Der Weg bis zum hellgrünen birtennmschlosscnen Niesen« platean von St. Ulrich ist reich an schönen Fernsichten. Der Thnrm in St. Ulrich mit seinen steinernen Unge-heueru, die marmoruen Thürstöcke, geben der Kirche ein überraschendes Aenßercs. In reinster dentscher Form liegt sie ebenso malerisch, als einsam. Auf der Facade gegen Westen sitzt der oberländische Thurm auf, reines weißes Pflaster schmückt den Fußboden, die Statue des Bischofes Ulrich, der Hochaltar, die Seitenaltärc sind den Heiligen Anna und Ignaz geweiht, die Nebeukapclle zur Nechteu euthält die Mutter Gottes mit dem Icsus-Kua-ben, der vierte Altar, die Verbrennung der heiligen Afra. Das Gewölbe selbst ist frei nnd licht. Einige Schritte gegen Osten längs der entzückeudeu Bergebene fort wölbt sich über einen frischen an Brunnenkres; nnd Forellen reichen Quell eine nicht üble Kapelle mit dem Altare deshei-ligen Ulrich, der durch die Forelle auf dem Gebet-buche kennbar ist. Wer aus dem hiesigeu Quell trinkt, ist nach dem Volksglauben frei vom Fieber. Der Dialekt 85 ans dieser Seite des Pachcrn weicht schon bedeutend von jenem bei St. Heinrich ab, insbesondcrs wird fast durchaus das i statt dem o gebraucht, ei^ta, Uva statt eo^ta, lovlt. In eiuer Stunde ist man von hier tief unten im Alftenthale zu T ein ach. Man steigt auf Stufen znr alten kreuzförmigen P farrti r ch e empor. Der Thnrm ist 5 Etagen hoch. Der Hanptewgang ist dnrch eine Vorhalle. Daneben rechts, leider liegend eingemauert, ist aus der blühendsten Zeit der römischen Kunst ein 12 Zoll langer und 8 Zoll breiter Stein, eine Sclavin mit einem Kruge nnd Fächer. Man kann sich keine edlere simiigerc Gestalt denken; Falteuwurf und Stolla sind meisterhaft. Ober dem Eingänge ist die Iahrzahl 1C92. Das kleine Presbyterium zieren Fresken aus der Apostelgeschichte. Am Hochaltar ist ein gutes Bild St. Peter und Panl. Am Boden die Iahrzahl 17.N. Die Seitenkapelle ober der Gruft mit der Iahrzahl INI enthält die schmerzhafte Mutter. Der Seitcnaltar rechts hat den sterbeuden Josef, jener links Allerheiligen. Die Pfarre Teinach hat 1219 Seelen; die vorzüglich in den benachbarten Gemeinden Groß- und Kleinteinach (V<>l-ki inn intlli 1'mi) und Tcinachberg (I'ü^ki v>I») wohnen. No<1l-l<- uud Nllälcovol; sind die nächsten Gcbirgs-dörfer. Eine uahe Gegcud heißt kat uud Oberkot vom wiudischen Xot (Wiukel). Von hier längs dem Gebirge hat man i/l Stunden nach GieMbcl und von dort über Oberfeistritz eine halbe Stnnde uach Feistritz. Im Dorfe Ob er feistritz, das eine kleine Nagelfabr'ik besitzt, ist der schöne Kupferhammer des Herrn Stern- 86 borg er schcnswerth, besonders das Strecken der Platten zn Rinnen, Bedachungen, Wetterablcitern :c. Es werden alle Wochen 16 Centner geliefert. Links in wilder Grnnc sind die frcnndlichen Weinberge von Gicß-hübel mit netten Hänschcn zwischen Neben versteckt. Den reizendsten Pfad verfolgend, lassen wir ziemlich weil rechts St. Wenzel, '/, Stunde von der Feistritz-Gonobitzer Straße, ^ Etnnde von I'rillciva. Nachbarlich sind Ober- und Unterlasnitz, Köstendorf am Teinach-bcrge nnd Gladome. Dnrch Wäldchen nnd Wiesen wandert man immer am Nandc des Baches nach Win-disch-Fcistri^, In dem Teinacher oder richtiger PrihooaMciuge-birqe Angenb ach, wo der Wein nicht mehr so trefflich, wie in Kohlbcrg nnd Schmitzberg, ist ein großer Fels von Smaraqdit (Hornblende nnd Angit in cinailder^ver-wachsen), nahe dabei ein grünes Talkschieferlager, nnd nnferneBlansvath, Laznlith, Jaspis, Fcncrstcin ic. Majestätisch sieht sich von hier der 4242' hohe Dreitönigskogel an. Kein freundlicherer Weg, als vom Pacher herab nach der Franhcimer Filiale heiligen Geist, nnd von dort durch das Dörfchen Kovrinnig gegen Obcrkötsch, wo nns der Türkenberg mit seinen trefflichen Weinen labt. 87 III. Von Lobnitz nach Rakovic, Skomern und Räthschach. Ein rüstiger Fußgänger legt in Begleitung eines verläßlichen Führers die großartige Waldparthie von Lobnitz bis Natovic in fünf Stnnden znrück. Er wandert dnrch einen der schönsten Theile der Fallcr-Holzschläge, dnrch jene Wälder des Pachern, die vielleicht nnter allen am wenigsten dlirchMnthwillen verwüstet sind. Nur der erste Theil des Weges bis hinauf znm Hlcb in Zmo l lnigg, ist steil nnd beschwerlich, die zweite Abtheilung zur aufgelassenen Vivat's Glashütte in Beuedicthal, bereits durch Quellen und Erdbeeren labend, endlich die längste nnd letzte Parthie nichts anders, denn ein kühler frcnndlich beschatteter, große Strecken völlig ebener Spazicrgang. Zu den seheuswcrtheu Holzschwcmmcn gehört jene bei Vivats Fabrik in der Lobnijz. Schon die Parthie längs dem Bache bergan ist äußerst lohnend. Gleich hinter der Fabrik krenzcn sich die Herrschaft Fallcr nnd die Lobnitzcr Schwemme ober einem laugen, bei Hochwässcrn oft gefährdeten Holzrechcn. Eine malerische Felsenwand, die vi 8 o kk p«6, gürtet zum Theile den Bach ein. Immer erhabener wird die Umgebung im Zmolmk und Nebcrgraben. Zur Linken ist die Hlebic-Mühle, zur Rechten das gleichnamige Wohnhaus, das im Winter 1850 durch Vivats Werklente von einem großen Brande gerettet wnrde. Bald sind wir an Vivats pittoresker Sägemühle, endlich an der Stelle eines Bergsturzes, von der 1835 der Bach 500 Blöcke herabschwemmte. Anch am Christihimmclfahrttage,9.Mai 1,850, drohtehier der Bach gänzliche Zerstörung der Holzschwemme nild des Rechens. Zwischen Krlen wandern wir fort znr l»o,ntl,l6-Hnbe am Rande des l,' l 0 l) o k:l - Berges, von !wel-chem im Winter 1852 ein Fuhrwerk mit Noß nnd Kut-scher abnrzte. Diese Schlncht ist berüchtigct dnrch schan-rige Ereignisse: 184? nahm eine Erdlawi^e 350 Stoß Holz, jeden von 3 Baumlange, von Vivats Holzriese weg. 1835 stürzte vom ftlaliakn -Fels der Glasmacher Echaffer herab nnd blieb an der Stelle todt ?c. Nach einer Stunde theilt sich der Pfad, lint's zieht er sich längs der weißschänmenden Lobnitz hinanf gegen die linmijla. Unter der wildesten Stelle dei, Urwaldes, abwärts der Trümmer der alten Gnller-Hütte, ist der 30 Klafter hohe Fall der Lobnitz, eine der sehenswerthesten Parthien am Pacher; der Tnmpf, bekannt dnrch Forellen von außerordentlicher Größe. Von der Lobnitz kommt man rechts bergan steigend in zwei kleinen Stnndcn immer nach der Holzriese, hinauf zur einstigen Fabrik Bcnedictthal. Nnr Grundmauern und das Verweser-Hans stehen noch, in letzterem wohnt ein Holzmeister, von seiner fernen Heimat Ki a« c 0 !Nl> bürg ivon der Burgallee) bei guter Beleuchtung mit freiem Auge die Kirchthürme und die größeren Gebände ansnimmt. Rechts hoch oben am Nottenbergc ficht man die große vorher geschilderte Filialkirche St. Ignaz nud gleich daranf an dem eben so hohen Iohanncsberge St. Johann, beide Kirchen von gleicher Lage nnd Form. Die zwei großen Linden vor letzterer sollen die Türken gepflanzt haben, an welche noch hier gefundene Hnf-eisen erinnern, ^nr Rechten führen hnbsche Krenzweg-stationen znr kleinen St. Leonhardstirchc, welche mit ihren rothen Thürmchen weithin sichtbar ist. Die alterthümliche Pfarrkirche in Neifnigg, mit fünf von Reitter 1847 nen vergoldeten Altären, ist in Krenzform crbant. Sehr nett find der Pfarrhof, das Schnlhaus, die Hänser von Petrej, Lipusch, Fnchshofer und Arzt Sutler. Von Neifnigg sind anderthalb Stunden immer bergab nach Wnchern, ein reizender Weg am raschen Bache, an einem halben Hnndert Sägemühlen vorüber, zum Fahren aber an vielen Stellen eben so schauerlich, als gefährlich. Uc-berans wichtig ist der Holzhandel dieser Gegend. Alle Berge wiederhatten vom Schlage dcr Art, aus jeder Schlucht schleppeu Ochsen gewaltige Baumstämme, wäh- 130 rend anf der Straße die Breterfnhrcr täglich zweimal regelmäßig von Ncifnigg zum Dranufcr nach Wnchern gehen. Die Pfarrkirche zum heiligen Bartholomews in Reifnigg, 400 Jahre alt, einst Filiale der Hauptftfarre Saldenhofen, wnrde ungefähr 1713 znr sclbstständigen Pfarre erhoben. Sie hat am Chore neben der Orgel das Cbronoaravlucon: DEO UNI ET TRINO ATOU E BEATO BAR T HOLOMiEO EXTRÜIT POPULUS REIFNICENSIS s1740), war sehr verlassen, nnd nnr dnrch rastloses Bemühen des rühmlich bekannten Kirchenftrobstcs, Gast-wirthes uud Holzhäudlers Peter Pachernigg, vul^a Pe-ttej, erhielt sie ein schöneres Anssehen, nnd zwei neuere Altäre, St. Barbara, von Pctrcj geschmückt nnd versorgt, und St. Martin, mit einem meisterhaften Mnttergottes-Bilde. Der Thnrm, nach alter Art gebant, gespitzt mit einem eisernen Krenze, enthält 3 Glocken nnd ein Zligen-glöcklein mit nachstehenden Inschriften: Die mittlere: „8uli ^. U. I). ^aeobo ^. U. v. Uaron 6l088 1o«i pllioollo lli^ni^^iwo i„8«Iä6„lll)scn." Die kleine Glocke: „Michhat gegossen GeorgSteinmetzinCilli 181^." An der Pfarrtirchmaner ist das steinerne Monnment von Herrn Langcrs Sohn mit gnßciserner Inschrift, -l- 1834. 131 DiePfarre zählt 2563 Seelen, die Schule hat 860 öffentliche, 28 Wiedcrholuugs- und 42 Sonntagsschnler. Die meisten Bewohner des recht idyllischen Dörfchens (windisch Mdtünea genannt), leben vom Bretterhandel. Es ist ein derber gutmüthiger Menschenschlag. Von hier hat man nur 3 Stunden anf die Kappa, mithin kaum 6 nach Windischgratz. Neich an Forellen ist der Bach Hiimi^a. Stationskreuze führen zn der auf einem freundlichen Hügel gelegenen Filiale St. Le ouhard, welche eine beschränkte, aber sehr liebliche Aussicht gewährt. Sie liegt östlich eineViertelstunde von der Pfarrkirche anf einem kleinen Hügel mit dem seit 1817 von der Pfarrkirche verlegten Gottesacker. Diese Tochtcrkirche, über 400 Jahre alt, wnrde oft vom Blitze getroffen, vom Fener heimgesucht, dasThnrmdach sank, die kleine Glocke war herabgestürzt, welche so verletzt wurde, daß keine Inschrift mehr zn lesen ist, unr die Form verräth ihr hohes Alter. In dieser Kirche befinden sich 3 Altäre. Der Thurm ist nach dem großen Brande ungefähr 1758 nach uencr Art gebaut nnd mit 3 Glocken versehen. Die groste Glocke enthält: „MartinnsFeltl hat mich gegossen in Grcch 1760," die mittlere 1704, die kleine ohne Iahr- zahl. Merkwürdig sind die Krenzwegstationen von St. Leonhard bis zur Pfarrkirche, 1774 nnter dem Herrn Pfarrer P ct sch a r, mit Beihilfe des Neifnigger Wirthes Petrej, hergestellt. Neifnigg liegt an jenem Pacherarme, der vom böscn Winkel heraus die Wasserscheide zwischen 132 dem Wucherer- und Slnmcabache bildet und als Iohan-nisberg gegen die Dran abfällt. Das Kirchlcin St. Johann gewährt eine lohnende Anssicht; es gehört ^nr Pfarre Neifnigg als Filiale nnd ist wahrscheinlich 1676 gebant. Der Hochaltar, den enthaupteten hl. Johann vorstellend, muß vicl später beige-schasst worden sein, denn es ist eine allgemeine Sage, St. Johann sci ein bedeutender Gnadenort gewesen. Die große übergosseue Glocke ist so alt wie die Kirche. Drei Linden sind anßcu das charakteristische Zeichen einer Wendenkirche. Der kürzeste, aber steilste Weg ist in drei Viertelstunden von der Velka herauf. Der gedielte Plafond ist gemalt. Von Neifnigg hat man nach St. Anton anderthalb bis zwei kleine Stunden. Eben so weit ist es von Wnchcrn und von Salden-Hosen hinanf. Steil aufwärts windet sich der Pfad, iu, den tiefen Thalgründcn bergen sich kleine Bauernhöfe, Sägemühlen ?c. Ucppiger Waldwnchs ringsum. Gegen Süden steigt die mnla Knp>»u empor, so abgerissen, daß mau einen gewaltigen Bergsturz, durch welcheu sich ihre Nordseite einst abgeschält, nicht verkennen kann. Mwas links von dieser Absitznng erhebt sich unmittelbar nnter der Kappa das alterthümlichc Kirchlein St. Wolfgang. Durch ein Wäldchen erreichen wir die kleine Ringmauer, welche St. Anton nmgürtct. Ergreifend ist die Rundschau, die sich vor dein Wanderer aufschließt. Gs bildet St. Auton den Mittelpnnct eines scheinbaren Beckens, an dessen Rand wie Arabesken die Anssichtspuncte sich hinziehen, gegen Eüdwcst von 133 der höhern Ursala und Petzen überragt. Die lichte, mit Terrazza gepflasterte Kirche ist durch vier große Pfeiler in 3 Navatcn geschieden, vou viereckigen Fenstern erleuchtet und 1840 erneuert. Am .Hochaltare ist St. Anton von Padua, am Altare links eiue Madouua im No-coccoqcschmacke frisirt. Eine Reihe nicht übler Bilder bieteu die Wunder des hl. Antou. Vom Pfarrhause gewährt besonders die nachbarliche Pfarrkirche St. Primus, klein und eng auf einem .Hügelchen , einen hübschen Anblick. Ein schöner, mitunter steiler Waldweg, führt hinab in die Thalschlucht von Saldenhofen. Am Dreifaltigteits-Altare ist inuer dem Taberualel 8ud rev<;r: »e illu^tr. I). D. ^lol^i^ Inttcn^llsli lli^ni^. i'rlOl'is«», in Nnlnenbo»^ ll^ llävoontn Dcciosiae Iniju» »1-tare Iw<^ oi-i'^tlMl t'-it. Iohauu Michael Sartori, Bürger und Maler in Wiudischgraß 1745. Der Seitcu-altar der Vermählung Maria hat die Iahrzahl 1749. Vor 160N kommt St. Antou nicht vor, wohl aber gleich darauf iu Saldeuhofuer Verrichtungen. Die Veranlassung zur Erbam«ng der Kirche gab ein von unbekannter Hand an einemBirlenbaume anf dieser Höhe befestigtes Bild des hl. Anton, welches mehrmal weggenommen, und auf einer noch sichtbaren weiter nnten stehenden Sänle aufgestellt, immer wieder hier erschien, so daß die andächtigen Pohorjancen dnrchNntcrstnMig dcrMahren-berger Nonnen die gegenwärtige Kirche bauten, welche erst 1761 zur Pfarre crhobeu wurde. Von St. Auton 134 zur Pfarrcnratie St. Primus am Pacher hat man fünf Viertelstunden. Die nette Kirche hat 8 Altäre, darunter den Hochaltar her Heiligen Primns uud Felicia«, mit den Statuen Peter und Paul, eine Orgel, die 1846 aus Stein in Krain hiehcr kam, mit »Registern, und auf einem Altare die Iahrzahl 1684. Primon war einst eine uralte Filiale von Saldenhofen, südlich auf dem hohcu Schnurzer Berge; sie wurde 1780 bis auf einige noch sichtbare Reste abgebrochen, von 178, eiue ziemlich großeGlocke mit der gothischen Inschrift: 0 r^x ^!j'ivilM Klul-iu.^l) ftluttt,« <^x0rw. Am Hochaltare ist der hl. Nikolaus, am Seitenaltare links ein großes 139 Bild: die Grablegnng Christi, von Johann Andreas Kranß 1776 gemalt. Nahe dem Hochaltäre ist k) dor Grabstein des Pro-tonotarins Gregor Tantschmann, -Z' 16^. An den Seitenaltären bemerken wir Maria Empfängniß, St. Michael, den KrcnMar:c. Der Markt Salden-Hosen ist klein, meist armselig nnd nralt, rings zeigen Spnrcn, daß der gan^e Ort einst mit Wall nnd Graben, Manern nndThnrinen nmgcben war. tkin ziemlich netter alter Van auf sanfter Höhe im Orte selbst ist die Gült Tnnersfeld, früher des Hrn. Schmidt, Inhabers von Mahrcnberg, nnn des Herrn Maierhofer. Anßer den Trümmern der alten Veste gewährt ein Vcsnch der erwähnten Kirche am Stein einen freundlichen Ansflng. Der gegen die Dran schroff abfallende Felsen hat gegen Sndosten eine sanfte Abdachung, anf der sich mit dem drei Stock hohen viereckigen Thnrmc und der freien Kanzel das alterthümliche Kirchlein erhebt. Es ist reich an Sagen, darnnter die schönste von seinem Ursvrnnge: „Im Gasthansc im Martte war ein Schantmädchen, die Geliebte des tvrannischen Gebieters auf Saldcichofcn. Bei ihr sprachen eines Abends zwei vornehme Ungarn, Vater und Sohn, in schlichten Pilgerkleidcrn anf der Wallfahrt uach Lnschari begriffen, ein. Das Mädchen bot alle weib-l'chen Künste anf, nm die Gnnst des jnngen Magyaren M gewinnen — allein nmsonst. Darüber erboßt, steckte ^ den in ihrer Verwahrnng befindlichen goldenen Becher bes Bnrgherrn in die Tasche des jnngen Pilgers, in wel-^r er, als die Hascher am nächsten Morgen nachsetzten, 140 auch gefunden wurde. Der Jüngling wurde, nach der raschen Justiz jener Zeit, zum Hochgericht am Stein geführt und dort, trotz seiner und des Vaters Pcthenernn-gen, gehenkt. Als der Alte tief betrübt von Luschari zurückkehrte und sich zur Gerichtsstätte schlich, um den geliebten Sohn wenigstens heimlich ;u begraben, hörte er schon von Ferne rnfeni „Vater komm, meine Füße stützen sich schon Tage laug ans einen weiblichen Lockenkopf, und so bin ich lebend geblieben." Der Alte half dem Sohne, herab, dessen Unschuld nun au den Tag kam. Aus Dankbarkeit bauten sie die Marienkirche am Stein, ,^u welcher feit jeuer Zeit jährlich große Znge von Ungarn und Croaten wallfahrten. Der Weilern Sage nach stellten sie Anfangs nichts als ein einfaches Marienbild anf, nach welchem der Burgherr iu seinem Grimme einen Pfeil abschoß nud es an der Brust verwundete, bei welcher Gelegenheit Blut aus der Wunde stoß." Recht lieblich anf dieß Kirchlein schaut die hochgelegene Filiale St. Johann vom Pachcr herab. Nenn wir uus zur Uebcrfnhr wenden, sehen wir drei große Banernwirthschaftcn, roi, rincr weitläufigen gemeinschaftlichen ^lingmaner umfangen, eilist die Meierei der Herrschaft Saldcnhofcn. Die braune Veste Saldenhofen selbst auf waldiger Höhe, unn ein wüster Haufen zackiger Trümmer, erscheint bei Vischer noch 168:5 als sehr feste Burg, mit einer kleinen breiten viereckigen Warte, einem Hoheit runden und einem kleinen Uhrthnrmc. ::imni. Martin Pucchcr goß mich in Kla-ssenfnrt 178U. Die große nene mit dcr Anfschrift: 8Iava ^lo^ll, inn-!^jul^,ll'!i>, Isl)«!,^»-. von da znm Abte des Bcne-dictiner-Stift« Oberbnrg erhoben. 1508 Vn1ei><^n„« l'ttber, als Probst der requl. Chorherren ^n Eberndors. 1640 6,-oAlK-iil,"! I'ttilt^l'llmttnn. lant vorhandener Grabsteine vom Papste Urban Vlll. anf diese Pfarre befördert. 1664 lieol'Kill« dlll'isln, lant vor^efnndener Grabsteine dnrch 20 Jahre Orlspfarrer. 1683 lucn-bo,-i l^u-i^in. ein ans^e^cichneter nnd thätiger Ortspfarrer, zugleich ErMicstcr. Vn1-^l-l?I>llli«<'Ul, i>n Sannthale. „1683/1700 ^(illinu8 8«l,a«t (?lement8«tnt8ek. ein Wohlthäter dieser Pfarrkirche lant Grabstein: »tre-nuu« ^!l! Illlil pl»ru> ^'umo,^ «^ I.e«lit? Vpi^l?<»pu8 tltul»ri^ ^rK^N!>l>l, der als solcher dnrch 3 Jahre alle bischöflichen Functionen in dieser Gegend im Delegationswcqc ausübte, im Jahre 1744 als Bischof 145 nach Laibach übersetzt. 1715/1742 8telan 5»mn,^, ein sehr vermöglicher und thätiger Hanvtftfarrer, welcher nicht nnr dicsc Pfarrkirche mit dem 1739 neu crbanten Hochaltäre, sondern auch den Seitenaltar des heil. Stefan 1731, dann den Seitenaltar des heil. Michael ausschmückte, und bei der Filiale Maria am Stein eine Messeustiftuug gründete. Eben dieser verwendete zur Ausschmückung seiner Geburts-Pfarrkirche Maria-Rast eine Summe von 21,000 st. „1744/1778 ^erl,iMl Xilau n!» kllreilsteiil, durch .'N Jahre Hauptpfarrcr allhier; von ihm wnrde der Seitenaltar der hcil. Helena 1764 errichtet, auch wurden uuter ihm die beiden Pfarren : heil. Kreuz zu Trofiu und Et. Anton am Pacheru errichtet. „1779/1819 tVniK»!^,!.-; Ul-ak, vom Kaplane zu Mousberg ^n,u Hauptpfarrer befördert." Von Saldeuhofeu nach Trofiu sind fünf Viertelstunden durch Waldparthien zwischen der Dran und dcu schou viel sanfteren Vorhöheu des Pachern bergan. Ueber dem Strome habei« wir den Markt Hohen-mautheu, und bald darauf die ärmliche Filiale St. Peter in tiefer Einsamkeit, auf uuscrcm Wege aber nach eiuer halben Etuudc anf deu grünen lnftigeuHöhen dcs23cich-sclbergcs die Saldcuhofncr Filiale St. Johann, sscuanut am Wcichsclbergc ob Drautsch. Sie 'st ein ehrwürdiger, im 1!!. oder 14. Jahrhunderte von den Killicr Grafen gegründeter Bau, 1842 erneut, mit einer uralten StatueIohanu des Täufers am Hochaltäre, den neueu Seitenaltärcn Maria und Alcr.; die große ? 146 Glocke von 1506 hat die Inschrift : 3anl?w Raria ora pro nodi», die kleinere : ^„no vom. U. OOOVX; die Gült kam 1763 zur Pfarre St. Anton. Eine weite lichte Hochebene zieht sich vom hohen Ufer der Dran bis znm Vachern hinüber. Die ziemlich gute, wie es scheint einst sorgfältig angelegte Straße führt uns einen Waldbcrg hinab zu einem lustigen Bache und einer pittoresken Säge, die nebst einem branncn Baucrnhänschen die einzige Erinnerung an menschliches Treiben in dieser tief einsamen Gegend bildet. Einen steilen Berg hinan über ein mühsames Brccciengerölle geht es vorwärts, bis man das armliche Kirchdörfchcn Trofin vor sich hat. Eine kleine Schenke, gegenüber dem oberländischen Svitzthnrme, ist anßer dem Pfarrhofc die ganze Gelegenheit zur menschlichen Ansprache. Das Volk tlein, gcdrnngen, hänfig mit Kröpfen behaftet, ist derb, gutmüthig und nicht ohne Witz. Die Kirche ist nicht größer, als jene in Wnchern, dnrch gelbe Scheiben fällt ein sanftes Dämmerlicht auf das Bild des Gctren-zigtcn am Hochaltare. Znr Pfarre gehören 673 Seelen. Trofin ist der Echlnßpnntt der Hochebene, nnd von der Kirche an ziehen sich die Waldwege nach St. Daniel in 1 '/2 Stnnden empor, mit jedem Schritte den Gennß einer unermeßlichen Aussicht steigernd. Die Gegend hat, nach der Ansicht des hier gebornen vaterländischen Schriftstellers Tribnnöki (Josef Haschnigg), ihren Namen von dem trompetenähnlichen Wiederhalle, den das Brausen der unteren Dran in diesem Gebirgswinkel vernrsacht. Der dreifach gewölbte Spitzthurm hat 3 ziemlich gut ge- 147 stimmte Glocken von 3, 6 und 12Ceutnern und 1 eiserne Uhr, dcr Chor hat eine Orgel mit 4 Registern. Ein Chronographien am Kirchengewölbe zeigt das Er-bauuugsjahr in den Worten: „Diese heilige Wohnung, unter dem Titel: heiligen Kreuzes, habe ich, Valentinus Prnsch, erster Pfarrer allda, anfbanen lassen," darüber ist der Eprnch: ^nto Doum «wnt«?« non »iti^ «or6o va-l^lintO«, «i eor n«n ernt, lVllkli-n lull lingua Illdorat. Das Kirchdörflcin hat nnr 2^l Hällser mit 155 Seelen. Das Voll, gutmüthig und religiös, ist meistens arm, und selbst die Hauptquclle seiner bisherigen Einnahme, das Erzeugen dcrWeiugartstöcke, die vonTrofin znMlllioucn nach der Dran in die Weinländer gingen, droht bei dcr bereits furchtbaren Lichtung der Wälder einen gänzlichen Holzmaugel herbei zu führen. Drei Mauth- uud einige Hand- und Sägemühlen am Trofiner-Bache feiern in der Regel im Winter, weil der Bach friert, und im Sommer, weil er austrocknet. Eine starte Etuude ober dem Pfarrorte, hoch uud luftig, ist die Filiale St< Daniel, eine große freundliche Kirche, von den Grafen vou Killl erbant, mit unbedeutenden Altären uud einem vou den Elementen arg bestürmten Thurme, mit einer Uhr und drei kleineu Glo-ck"l; gerade zu Füßeu hat man den Mohrenhof und die steierischc Grenze, darüber steigt die Schwaubergcr Alpe 'nit deu Pfarreu Sobath uud Pernijzen, in luftiger Ferne dämmert dieKappa, weithin nach entgegen gesetzter Seite steigen die Saualpc, die Pcheu ic. in die Lüfte. Die Kirche St. Daniel ist ein ziemlich roher Bau, mit vier- 148 eckigen und darüber halb runden Fenstern, Uhrthürmchen und Wetterableiter; gegen Norde» bisPucheustein hinab von Nadelwäldern nmgebcn, gegen Westen steht nahe dem Portale eine kleine riesigbreitc nralte knorrige Linde, weiterhin eine weitläufige Bauernwirthfchast, nächst welcher scheinbar gerade zn Fnjion der noch 1^ Stunden entfernte Dom von St. Peter am Kroueubcrge ober dem Thale der Mieß liegt. St. Daniel ist anf dem höchsten der nördlichen Vorberge des Pachcrn nud wird an stolzer Lage nnr von St. Anton nbertroffen. Sanft schlangelt sich von hier der Waldpfad hinab in das schöne St. Peter. Am rechten Drannfcr danert Eteiermark nm ^ Stunden länger, als am linken, über die Verengung des Flußthales bei Ho-henmanthen hinaus. Wir haben von Trofin eine halbe Stunde uach Bncheustein. Das alte Schloß hebt sich hinter dem neuen als doppelthürmiger, finsterer, dachloser Bau empor. Es war bis in das 17. Jahrhundert noch bewohnt, das neue, dnrch eine Allee mit dem kleineu Kirchlein Maria Sieben-Schmerzen verbunden, ist ein langes, 1 Stock hohes Gebäude, ohne besonderen Geschmack, einem Getreidetasten ähnlich. Als älteste Bescher finden wir 1W3 Niklas Gall von Buchenstem, der es an die Grafen (Mi verkaufte; dnrch lange Zeit sehen wir die Grafen Gaisrut als Herren von Vuchenstein. 1081 Otto Kößler, 1730 Marccttus Köhler. Die Familie Nicderrung verkaufte die Herrschaft 1745 an Sigmnnd Freiherrn von Iaborneg,g, 1789 hatte 149 sie Josef von Moßmüller. Von 1794 die Familie Popp, seit 1817 die Herren (Freiherren) Komet er. Von Buchenstem ist nnr eine Viertelstnnde nach Drauburg, zwei Stnndcn nach Windischgratz R'. So hätten wir nun den nördlichen Fnß des Pachern in einer Länge von 8 bis 0 nnd in einer Breite von 1 bis 2 Meilen geschildert. Wir setzen noch nnsere Wanderung nm die Westseite dieses Gebirges bis Windischgratz fort nnd schließen die Ausflüge anf dem untersteicrischen Jura zn-letzt mit der Parthie nm seinen südlichen Fnß von Gono-bitz nach Windischgratz. Wir kommen von Buchenstein zncrst in das Dörfchen Mies, wo sich die Straßen nach Wiudischgratz nnd Bleibnrg trennen. Stolz nnd ernst schancn über den Markt nnd Probstei-Ort Post Drau-burg die Trümmer der gleichnamigen Veste, die sammt der Herrschaft dnrch Jahrhunderte Eigenthum der steie« nsch-salzbnrgischen Kuenbnrge war. Wir kommen nach einer Viertelstnnde zum Fuße eines Hügels znr Linken, welcher die stattliche Kirche St. Peter am Kronenbcrge trägt, ;n der eine Pfarre von 703 Scc-len gehört. St. Peter war in früheren Zeiten einer bn berühmtesten Wallfahrtsorte. Die Kirche hat dnrch Hre Facade mit den beiden schlanken Thürmen einige Ähnlichkeit mit Maria-Trost bei Grcch. Ihr Inneres ist dnrch eine doppelte Neihe übereinander stehender Fenster erleuchtet. Sie wnrde 1750 von Hnrn Abt Georg Edlen von Sch rocking er, einem acbornen Kärntner ans dem Nosenthalc, erbant, und ge-hört zn den größeren Kirchen der Lavanter Diöccse, denn 150 sie ist 35 Klafter laug und 15, Klafter breit ohne Pfeiler, hat 2 Thürme, 2 Chöre, 2 Sacristeien. Sie wurde vom Maurermeister Fuchs aus Marburg aufgeführt, uud hat 5 Altäre. Ober dem Hauptthore befindet sich folgende Inschrift: Nut^ «M 8tu»<:tt; petro . Maria Aloisi a, Priorin, 1^. t>. M a r i a Ludovica, Sub-priori», I^. 8. v. I ose f G e o rg Schrökiuger von Neuenburg, kais. Hauptpfarrcr zu St. Martiu bei Win-dischgratz, unterschrieben. Von St. Peter können wir entweder nach dem Gebirge fort au den hochgelegene» alterthümlichen Kirchen von St. Oswald nnd St. Anna, oder in der Thaltiefe aus bequemer Straße unseren Weg in das kaum zwei Stunden entlegene Windischgrajz verfolgen. St. Oswald liegt auf einem sanften Ausläufer des Pachern, gewissermaßen auf dem grünen Nacken desselben. Das gerippte Gewölbe des Presbyteriums, die gedielte Decke des Schiffes sprechen für ein sehr hohes Alter. Den Thurm ober der Facade krönt eine Kuppel, nahe stehen zwei üppige Linden. Diese Filial-kirche von St. Peter hat .1 Altäre und die Erneue r»ngszahlen 1635 nnd 1707. 151 Noch viel höher aber auf einem zweiten Ausläufer des Pachern erhebt sich mit spitzigem Gicbelthurme Et. Anna, Filiale von Altenmarkt, von alter ernster Bauart, ohne Fenster gegen Norden; mit gedieltem Plafonde und 3 Altären, welche so wie in St. Oswald, vou mittelmäßiger Schnitzarbeit sind. Im Thale, wenige Schritte von der Straße, unter Obstbäumcn versteckt, liegt über der Mis die alterthümliche Kirche St. I oh an u, gleichseitig mit Sal-denhoftn und (^nll-mn erbaut, die letzte auf dieser Seite des stcirischen Bodens. Der Thurm sitzt zwischen Schiff und Presbyterium auf. Zur Pfarre gehören 773 Seelen. Hoch oben im Gebirge rechts an der Kärntner Grenze schimmert das Kirchlein der heil. Agnes, dem 2610 Fuß hohen Hlatlmser-Vörk gcgen-übcr. Wir kommen znr Vereinigung des 8«lI,ni-«in entspringenden Misling, welche im mittleren Stande 2! Cnbitfnß Wasser in der Secunde gibt. Im vollen Betriebe erzengt Misling jährlich 20,000 Centner Waare — Schmicdcisen in Stücken von 4 Pfd-bis 200 Pfd. Gewicht, das dazn nöthige Roheisen ungefähr 26,000 Ctr. liefert der hiesige Hochofen. Die 161 Erzgruben in Schieferformation in dem Kalkgebirge, das von der Ursula zu den Gonobitzer Höhen zieht, sind von Misling 1 bis 3 Stunden entfernt. Ihre Ausbeute ist sehr schwankend, denn die Erze kommen in Mngcln nnd unregelmäßigen Stockwerken vor. Einige Mugeln sind kanm 19 Pfd. schwer; einzelne Stockwerke lieferten in manchem Jahre 60,000 Ctr. Erze, spälligen Eisenstein 31 bis 38"/'g beschäftigt 88 Bergarbeiter, 72 Schmiede (Ham-merarbeiter), 24 Hochofenarbeiter und Taglöhner, 8 '^immerlente, 150 bis 200 Holzknechtc und'Köhler. 162 Jetzt beträgt das Erzeugniß kaum den dritten Theil, die Waare geht nur iu das Inland nnd nach Trieft. Misling ist die erste Gewerkschaft in Eteiermark, die mit Steinkohlen-Coaken arbeitet. Das Thal ist begrenzt von der Velk.-l tl,H.-i, ^Ilivli nnd der iVlill» tlil'^ll ^wvlt, dem großen und kleinen Türkenkopfe, 2 waldigen Bergen, welche an die einstige Anwesenheit (1471) der Türken erinnern. Dranßen bei lil^il v<^8, Türkendorf, wnrden die osmannischen Mordbrenner vom Heerbanne des nahen Adels nnd der Landlente anf-gericbcn. Hier nnd da sieht man noch Spnren von Schanzen, gräbt Waffcnstücke nnd Hufeisen ans. Den Hintergrund der Gegend schließt der Urslilaverg nnd die Petze. Das Etablissement des Hrn. Anton B o-nazza wnrde 167? von einem gewissen Hanschijz gegründet nnd lieferte jährlich 4000 Ctr. Streckeisen. Die Halle des Walzwerkes hat eine Länge von 210 Fnß, eine Breite von 5,4 Fuß nnd eine Wasserstnrz-höhe von 32 Fuß. Der Mislingcr Eisenhammer nnd Hochofen erhielten schon 1721 ans 2 Zerren- nnd 5 Streckhämmcr die Hofkammerconccssion. In ncnester Zeit machte Herr von Bonanza Versnche mit dem Torfe der Planinka, den er 10 bis 12 Fuß mächtig fand. Anf dem Wege nach Windischgratz lassen wir Tnrkendorf zur Seite und kommen dicht an dem alter-thümlichen Kirchlein von Et. Achaj; vorüber; das schwarze Thürmchcn, das tief herabgehende Schieferdach, das Schiff mit den kleinen Spchfenstcrn, die 163 engen gothische» Pförtchen, alles mahnt, daß dieses Gotteshaus wohl selbst noch Zeuge und Mitleidender der trübe» Oömanentage gewesen fei. Der unbeden-tcnde Hochaltar des heil. Achatz wnrde laut Inschrift 1080 errichtet und unter dem Pfarrvicar Mathias Beruhard N80 uen gemacht; unter demselben wurde auch der 165>3 aufgestellte Seitenaltar der heil. Anna erneuert. Den 3. Scitenaltar St. Benedict stiftete» 1632 Florian Steiner, Urban Bask an nnd LncaS Savitz. Der Mislinger-Bach bleibt unser Begleiter bis Windischgrajz. Die Mislinger-Gegend ist die Wasserscheide zwischen der Dräu und San, indem die Pack, welche von St. Margarethen hcrabeitt, links dnrch die IIil«w-Ii,l m « ^ von den Deutschen Maria-Heimsnchung genannt. Bon ihm erzählt die Sage, baß es einst allein als Insel emporragte aus dem See, welcher das ganze Thal überdeckte nnd dnrch einen Dnrchstich in der Gegend des heutigen Hansc-^lchcn Sensen-Hammers zwischen Windischgratz und Mis abgezapft wnrdc. Hoch darüber hinaus ist die ^genannte Kirche am Schloßbcrgc; hinter dieser die großen Steint'ohlcngrnben des Mislinger Werkes. Iu Maria-Home6 ist der Plafond ziemlich gut »l lre8l?a 164 gemalt. Rechts vom Wege sehen wir unmittelbar neben uns den herrlichen Zug der kappa; von hier aus in 2^2 Stunden zu besteigen mit dem Vorspruuge ^anuvica. Weiter herab steht das Kirchlein St. Ulrich auf einen hohen Berggipfel, St. Filipp nnd Jakob, noch weiter hinauf St. Andrä, während in den tiefern Schluchten St. Magdalena liegt. Auf kaum einer halben ^z Meilen ein halbes Dutzend Kirchen! Auf einer längern Strecke haben wir links vom Wege St. Ruprecht, St. Veit, St. Helena, St. Nikolai, von der Straße sichtbare Kirchen, hoch oben aber fast auf der Kl^M, St. Barbara mit herrlicher Aussicht in das Schattthal nnd anf die Windisch-qratzer Fläche. St. Ulrich am Pachern liegt fast am Znsannnenftnß des Donscho und Füruitzbaches. Etwas links vom Wege ist Hartcustein, Schloß und Gut, welches die Galler uud Attems, dauu 1730 die Iöchlinger besaßen. Von der Witwe des Franz Sterner kaufte cs 1736 Georg Schrökinger von Neudcuburg. Von 1730 durch fast drei Viertcljahr-huudcrte hatten es die Frciherrn von Kulmer. Nicht fern vou der Straße, halb uutcr Obstbäumen, halb vou braunen Häuschen des Dorfes versteckt, ist die Hauptvfarrc St. Martiu. Die sseräumigc Kirche hat eiuen rothgedecktcn Thnrm und ist von halbmoderner Bauart. Das Presbyterium ist gemalt, am Hochaltare sehen wir den heil. Martiu zn Pferde, die 4 Seitenaltäre enthalten den heil. Martin mit der Gans, Maria, Johannes nud Florian. St. Martin 165 ist sehr arm an Urkunden, da lant der Inschriftsteinc in der Kirche die furchtbare Fcneröbrnnst 1638 alle Matrikeln vertilgte. Das älteste Taufbnch ist daher erst von 1716 vom Hauptpfarrer Frcihcrrn von Formentini unterschrieben. Der Sage nach wnrden die hier sich verbergenden Khristcn dnrch das Metern einer Ziege verrathen, und von den Türken niedergemetzelt. Vom Vergießen ' des unschuldigen Blutes derselben (l»olll)Ixn» kerv) soll der Name V«u8o herstammeu. In Türkcndorf C?li>M vc«) waren die Osmannen lange verschanzt, nm die schutzlose Gegend zu verheeren. Das nahe Gallen Höfen, dunkel und unheimlich um den kleinen viereckigen Hof grnppirt, taugt vollkommen zn den Sagen dieser Gegend, Das lebensgroße Porträt des Josef Georg Schrökinger von Neudeuberg in dem Pfarrhofe ist nm so sehenswer-thcr, als Schrö linger 1710 der erste Archiparo-chus und Abbas von St. Martin heißt. Er wurde 1746 im Alter von 56 Jahren gemalt. Die Neihe der Kirchen von St. Martin bis Aegidi bei Misling immer bloß am Pacher znrück, ist auf dieser Strecke von 11/2 Stunden folgende: Zunächst St. Martin in der Ebene, mit einem großen oberländischen Thnrm. Et. Thomas, darüber Filivp (8v<>t ^i^mx); auf sanftem Hügel folgt uuu Maria-Magdalena, tiefer spater in der Ebene St. Ulrich (8vet llrck). Hoch darüber gegen die Xnz'pn ^u St. Anna. Die Haupt-Pfarre St. Martin bei Windischgratz hat 5 Filialen, St. Georg, Maria-Home6, Andreas, Magdalena und 166 Ulrich. Der Hauptaltar in Magdalena wurde nach einer lateinischen Inschrift unter dem Hanptpfarrcr Caspar Travnikar nnd den Kirchenpröbsten Ulrich H artmann, Vincenz Hamitsch und CasparPersch e 1619 zu Ehren der heil. Magdalcna errichtet; der Seitenaltar St. Oswald 1650. St. Andreas der Hochaltar 1634 unter dem Hauptpfarrer Kaspar Trau-niker (liavinkn,) crbant. Der Seitenaltar der heil. Anna nnd Johann B. entstand unter dem Haupt-Pfarrer Jakob Vrabitz 1638. Et. Ulrich, der gleichnamige Hochaltar, wurde 1616 unter dem obigen Hanptpfarrer hergestellt. St. Georgen, dicht bei Gallenhofen, ist sehr reich an Tagen; nahe dem Kirchlciu befand sich einst ein Friedhof der Lutheraner, das nnfcrne Wirthshans au der Straße heißt noch zum Luther. Zwischen Georgen und Maria-Home6 soll eine lebhafte Kahnverbiudnng bestanden haben als ein lustiger See seine Fluthcn zwischen diesen beiden Kirchen regte. Unter den Pfarrern von St. Martin treffen wir 1319 einen Gerlach oder Ulrich Mnttel, reich begüterten Vasallen des Bernhard von Tibcin. Sein Bruder Ly saud, der Muttcl, kömmt als Pfarrer von Windischgratz vor. Bei den zahlreichen Holzknechten kann man in St. Martin oft an Feiertagen die bunteste Mischung von Nationalitäten sehen, nnd von mehr als einer tragischen Begebenheit hören, welche so häufig im Leben dieses vielbewegten Völklcius stattfinden. So kam im Jahre 1831 ein Furlaner mit seiner schönen Tochter und ihrem Verlobten, ebenfalls 167 einem jungen Furlaner, hierher zur Beichte. Tie gingen über die Knppa zum Reifnigger Holzschlage zu> rück. An einer Quelle versprach der voraueilende Bräutigam das Mädchen zu erwarten, sie sagte ihm zu, den nähern Weg über die Holzriese einzuschlagen. Er wartet, hört plötzlich ein Gepolter über die Niese herab; von einem furchtbaren Baumkloß getrieben, stiegt seine Braut uud fällt zerschmettert iu seine Arme, während der Klotz ihm beide Füsse abschlägt. Der Vater kam zum gräßlichen Schauspiele uud folgte nach 2 Tagen dem Begräbnisse sciuer Lieben. Eiu eifersüchtiger Nebenbuhler heißt es, habe auf das Mädchen den Baumklotz in der Niese niedergelassen. Ganz nahe am Berge haben wir das ziemlich öde Schloß Gallen ho feu. Das Gut, früher Eigenthum des 184? gcstorbcucn Botauikers Frcihcrrn von Gallenfclö, besaß 1681 Sigmuud Berthold, 1790 Auua von Führend erg, N98 Franz von Führend erg. Als Tisch verwendet schcn wir hier einen Nömerstem. Un-serne ist das grau-brauuc Schloß Grad isch mit ftluen nmdcu nud eckigen Thürmen uud den beiden Flügeln. Noch ic;8i war es als stol;c Burg, zwei Stock boch, mit einem starken Thurme, Eigenthum der Gräsin Susanna von Maschwand er; gegenwärtig besitzt es ein Bauer. Endlich am uahcn Waldsaume ist Lehen mit seinen Eckthürmeu und dem schneidigen Dache ober dem Nekabache. Lchon (I.elia) ist das Eigenthum des Herrn Max Grafen von Thurn Als frühere Besitzer finden wir die Leisser, Von 1680 168 an die Grafen Schrottenbach. Von Maria Charlotte Gräfin Schrottenbach, geborne Gräfin T hurn erbte diese Herrschaft Max Tigmnnd Graf Thurn 1737, bei dessen Familie sie sich mm seit mehr als 100 Jahren befindet. Die Dörfchen Türkendorf, Kolova Lukn, llnkromli, ^l^f)li8kl», Schöndorf liegen an und neben der Straße. Das Windischgratzer-Thal hat von St. Leonhard bis Mies eine Länge von 3 Meilen. Seine größte Breite beträgt kaum eine Vier-telmeilc. Ans dem Thalc herüber in der Nähe von Hauser's 'Hammerwerken winkt das Kirchlein von 'lrl^Io. Die Nnine von Wiederdrieß liegt weit links im Walde nnd zeigt nnr mehr einige verwitterte Trümmer. Anf einem steilen Berggipfel gelegen, von vier runden Thürmen flaukirt, von einer Ringmauer umgeben nnd zwei über einander emporsteigenden viereckigen Wartthürmcn beschützt, war Wiedcrdrieß eine der festesten Burgen des killierkrcises. Sie gehörte in den frühern Zeiten dem Gall Sobriach und den Gamsern. 143« ging dieses Aquilejcr-Lchcn an Friedrich den Friedfertigen über, der damit seinen trencn Hans von Ungnad damit belehnte. Wir haben nnn bereits Windischgratz vor nns, znr Linken Alten-markt mit dem Schloßbcrge, znr Rechten das gar nicht unftenndliche Städtchen. Es ist mit dem letzten Neste alter Ringmauern umgeben, an denen gegen Süden eiu thurmartiges Gebäude, das längere Zeit als Verwalterei von Wicderdrieß diente, diesen Nameu führt. Am hübschen Platze sehen wir das nette Gasthaus des Hrn. Leb- 1ß9 zelter Nieß. Am westlichen Ende ist das 2 Stock hohe kleine Schloß Rothen thnrm. Hinter seinen Mancrn ist ein oft verheerender, oft versiegender Wildbach, der den bezeichnenden Namen sulwäol (Trockenthal) siihrt. Hier war einst das römische Vmllamina oder Oowtim!. Der erstere Name würde nnstreitig anf alle Ursitze der Wenden hinweisen. Bald nach der zweiten Einwanderung der Slaven war diese Gegend von ihnen gekannt nnd bevölkert und spater erbanten sie hier ein wichtiges festes Schloß, das in den Kriegen mit den Baiern mehr als einmal cine Nolle gespielt haben soll. Doch wa.r diese Veste in Hinterbnrg an derselben Stelle, die noch jetzt der Schloßberg heistt, nnd die schöne St. Pant'ra^kirche enthält. Im 12. Jahrhunderte gehörte Wtndischgratz den Herzogen von Meran nnd Andechs, ans welcher Familie Berthold, Patriarch von Aqnileja, 1251 Schloß nnd Markt Windischgratz der Kirche von Aglar schenkte. 1271 wnrde cs von König Ottokar erobert. ilNU finden wir Conrad von Anffenstein als Pfandinhaber. 1841 verlieh Bcrtrand Patriarch von Aglar das Windisch-gratzcr Gebiet als Lehen an Ulrich l/. von Pfannberg, der selbes an seinen Schwager Heinrich von Montpreiß versetzte. 1362 kam es sür immer an Oesterreich. 1Z74 verpfändete es Herzog Albrecht der Unrnhige an Hngo von Tibein. Damals waren die später so berühmten Freiherren, nnn Fürsten von Windischgratz schon hochgeachtet in ihrer Vaterstadt. Sie sollen nach Cäsar den rochen Thnrm an der Stadt, die jetzige Herrschaft, 8 170 damals vielleicht die untere Burg, wie wir eine solche in Grcch, Vruck, Marburg, Cilli :c. sehen, besessen haben. Das alte Stadtwappen waren in jener Zeit 2 silberne Wolsstöpfc im rothen Felde. Die Herren von Windischgrajz führten aber einen Pferdeobcrlcib und nachdem sie die Gradncr beerbt, eine Gräthc im Wappen. Im 15. Jahrhunderte finden wir eine eigene Hauptmannschaft in Windischgratz, welcher Lconhard von Posing, Baumkirchner's Frcnnd, vorstand. 1473 kamen die Türken über 20,000 Manu stark ans Kärn-tcn hierher, plünderten und theilten sich in 2 Heer-Haufen, von denen der eine über Weitenstein, der andere durch das Schall- uud "Eannthal den Rückweg antrat. Als die Herreu von Windischgratz 1551 von Kaiser Ferdinand in den Freiherrn stand erhoben wurden, hicftcu sie im Diplome ein schon seit 400 Jahren bekanntes Edelgeschlccht, dessen Vorfahr« im 11 Iahr-hnnderte vorkommen. Schwer wnrdeu die Güter uud die Mitglieder dieses Hauses im windischcn Bauernkriege hergenommen, im Dorfe Hcimschach, hinter Leibnitz, zeigte laug ein Kreuz die Stelle, au welcher Wolf und Andreas von Windischgratz von den Bauern erschlagen wurden. Die Freihcrrn von Windischgratz besaßen in Steiermart Waldstein, Thal, Nabcnstein, Plan-keusteiu, Biber bei Laukowitz, Eonncg, Kaiscrsberg 3c. Sie waren Erblandstallmcistcr der Stcicrmark. 1570 finden wir Herrn Pantratz von Windischgratz als Hofmarschall und Schloßhauptmanu in Grcch, wo er anch mit seiner Gattin Margarctha von Unguad in der 17l Domkirche begraben ist. Eras m u S und P a nk r a z von Win dischg ratz nebst ihren Vettern Sebastian nnd Jakob winden am 7. Inli 1551 von Kaiser Ferdinand I. in den Freiherrnstand mit dem Titel Freiherrn zn Waldstein und im Thale erhoben. Ur-knnden von 1091 nnd 1120 beweisen ihre Abstammung ans dem regierenden Hanse Weimar. 1557 wnrde namentlich von Kaiser Ferdinand I. bestätigt, daß sie vom Markgraf Ulrich von Kärnte» ans dem Hanse Weimar abstammen. Sie sind also stammverwandt mit den killiern und den meisten fürstlichen Hänscrn. Polirena, Witwe des Pan kr atz von Windischgratz, eines der Banleiter des Gratzer Tchlof;bergcs 1576 und später Befehlshabers daselbst, weigerte sich 1600 in Waldstein den Pastor Panl Odon tins zn entlassen und vertheidigte mit ihren Söhnen Christof und Friedrich die Bnrg. Sie mnszten sich ergeben. Wilhelm blieb katholisch nnd war 1L03 Präsident des Hofkriegsrathcs in Gratz. Als Besitzer von Nothenthnrm finden wir anch bie Nottal nud'Meirner, durch mehr als 100 Jahre die Freiherren von Knlmer, jetzt Herren Pacher nigg. Merkwürdig in Nindischgratz sowohl dnrch Größe als durch Alter und Vanart, sind die beiden Kirchen, fast ne-bencinauder gelegen, vom ehemaligen Friedhof umgeben. Anßer MnnM rwn Anrelins u,td Inlia P a u l a fand man hier einen Stein mit der Inschrift: P. G V A R T V S. P. F. VICTOR. P. OVA R T US. P. F, VI VIR. IVN. @au) ö?cic^c Sttfötifteu 8* 172 führt Gruber von Nom und Mailand an. In der Tpitalkirche ist das Grabmal des Grafen Ulrich von Marschwander, Frcihcrrn von Krauichsbcrg nnd Hcrbcrsdorf, Herrn anf Gradisch, Schwar^enstein, Rainthal nnd Schwar^enegg, t. k. Nath nnd Trnchscß 5 1693. Die schwarz gothische Kirche >m't spitzem Portale nnd schmaler eiserner Pforte trägt die Jahr-zahl 1424. Am Grnftstein sehen wir ein verwischtes Wappen und die Iahr^ahl 1438. Diese Kirche, so wie die nahe Pfarre waren mit einem zum Theile noch sichtbaren Tabor befestigt. Außer dem Aeneas Sylvius, der hier längere Zeit Pfarrer gewesen, zählt Windischgratz noch zn seinen berühmten Männern den Porträtmaler Stranß und deu Magister Matthäus Cord on is. Letzterer drnckte in den Jahren 1481 bis 1487 gegen 30 Werte in Padna. Die Kratzer Uni-versitäts-Nibliothet! besitzt davon 2 mediciuische Werte. Eines, verfaßt von Professor Vartholomäus Monta g-» a n a 14l>0,der (für damals unerhört) 14 Leichenscctioneu vorgenommen hatte! das andere von Araber I^lml'k, den saloimllu über Diät. Er war ein Lehrling des Priesters Erhard Natolt ans Angslmrg gewesen, der die Buchdruckerkuust nach Venedig gebracht hatte. Längs der Mies das schöne Thal hinab sind wir in 2 Ttnn-den an der Dräu, über ihr au der Kärntiicrstraße. So wäre denn iu einer Woche die.Wanderung auf, über und um den Pacher vollbracht, die vorzüglichsten Parthien besucht, nnd wenigstens im Fluge das bemerkt, was zur näheren Erforschung freilich Jahre erfordert. 178 Oesterreichs Doppeladler. ^cstcrrcich's Adler entfaltet die Schwingen, Hebt sich zur Sonne, selbstlenchtcnd empor, Krone nnd Scepter nnd Schwert ja durchdringen 3lur mit dem Adler der Finsterniß Flor; Zweifachen Hanptes — hier lichtwärts zn schanen. Dort sich zu wehren vor Nacht nnd Granen. Freiheit uns bringen nnd Frechheit zerblitzen, Prometheus doppelt zum Lebe« gekehrt Sonnenlicht holen, es wahren nnd ni'chcn Oesterreich's Doppelaar hat cö gelehrt; Doppelten Hanptes die Hochwacht nicht lassen, Anfgang und Niedergang gleich zn nmfasscn. Oesterreich's Doppclaar! Alpen nnd Meere Sind deinem Fenerblick gleich mm vcrtrant, Krieg, der entfesselte — Friede, der hehre, Haben anf dich die Kütscheidnng gcbant: D'rnm hat den Hort dir die Gottheit gewählet Zwischen die Kämpfe der Völt'er qestellet. Denn so erwählt in verklnngenen Zeiten Schwebtest du aufwärts als Oriflamm', 174 Als da um Acre die Krenzfahrer streiten, Und wie jüngst Acre ein Habsburger nahm, Also mit Colon die Atlantis dnrchdringm Mnßteu vom Enphrat bekannt deine Schwingen. Frankenstolz hatte dich frevelnd begraben Mit dem deutschen, dem heiligen Reich; Aber der Tod kann den Phönix nicht haben, Wieder erstand er in Oesterreich; Möcht' an dcu Schwingen man zanscn und zwicken Nicht eine Feder tonnte inan knicken. Doftpelaar, Bild nnsrer ehernen Krieger, Bild uns'res Kaisers, dich preis' ich so gern; Drachen nnd Blitzen würdest dn Sieger, Bliebest dn Sonn in der Nacht ohne Stern, Hoch ans mein Adler! mit deiuen Schwingen Laßt sich noch selber der Himmel erringen! !75 Die dritte Landwehr-Wiviswn des k. k. Regimentes König der Belgier Nr. 27 (Piret), in den Jahren 1848 und 18Ä-9. (Veitrag zur Geschichte der österreichischen Regimenter.) Vu« Glscn Ist Qcsteirclchs Urkraft. I, L, 0, V. ^V. 1. Eisern klirrten 1848 die Wurfe! des Verhängnisses anf Oesterreich's Boden, aber das trene Heer nahm die ver-hänguiftvollen Würfel anf, verfolgte und endete rühmlichst das eiserne Spiel. All' die glänzenden Waffen thaten unserer Waffen-kvrper, all' die begeisterten Wagnisse nusercr einzelneu Krieger für Kaiserhans und Vaterland sammeln und darstellen, hieße ein Heldcnbnch beginnen, dessen Vollendung weit über die menschliche Zeit nud Kraft ginge. Aber theilweise der Nachwelt bewahren, was die. Väter gethan; zeigen, wie der einzelne Ast und Zweig au der Eiche Oesterreich frisch und treulich hielt^im Sturme, ob er auch Blatt um Blatt verlor, bis die Eiche wieder im Sonnenschmucke glänzte, ist eine heilige Pflicht, der 17tt auch ich in diesen Zeilen zu genügen versnche. Sic treffen nur einen kleineu Theil des alttrcuen, vom Kaiser Leopold l. im Jahre 1<^2 errichteten, später sich in den Niederlanden als Wallonen retrntirenden steirischen i^teginleutes Nr. 27, treffen teine ftucrkräfti^c Sch^^r rascher Iüngliu,^', »'ondorn incist Manner, dic ruhig und desl>n»en vou Haus und Hof, von Wcib n»d Kiud ,^n dc« Waffen qiugcu und gröktouchcils K örncr'> Feld^nges i,i Ungarn getheilt haben. liiuc Geschichte des Regimentes Piret vom Herrn Oberstlieutenant vou Streicher, so wie anteutische Materialien zur Geschichte aller stcirischen Waffcntörpcr in den letzten Kricgsjcchren, befinden sich im Manu-scripte feit 18'»'t im Archive des historischeu Vereines in Gratz. Das ^erstörcnde Revolntions-Miasma hatte sich anch über Oesterreich verbereitet, sein Dämon rüttelte an den Grundpfeilern der geheiligten Monarchie, aber er wagte sich nicht an das Her; Jener, die wahre Oesterreicher sein wollten. Lustig und mnnter eilten, wie in fast allen ssrb-landeru, so anch in der Steiermart' die Krieger zu ihren Waffen, entschlossen Trotz zn bieten deu Stürmen von Aussen nnd im Innern. Die Reihen des heimischen 177 Regimentes Piret, um dessen Fahnen die Siegcskränze von t'ontana ti'«ll'/l geheiligten Boden der Heimat, anf welchem sich später anch nusere Stcircr zum Schutze des Rechtes und der Ordnung bewegten, gegen die Uebermacht der Ncbel-leuhänptliuge Ed e r, B a t'o uY, Kis, Da m jaui ch !c. be-hanpten, den Boden, der am Oster- und Pftugst-sonntage l«1k durch Blut nnd Fenertaufe bei Kitiuda, Hatt und Carlovitz höhere Weihe erhielt. Am 1. Mai 1^18 wurden die, 9te Division des 'Regimentes P irct nnd ^gleich die 3te Laudwehrdwi-Nou desselben 5icgimentcs in Graß errichtet. Die 4 ersten Laudwehr-Compagnien erhielten bereits Befehl, auf Kriegsfnß gesetzt, unter Major Laugendorf nach Trieft zn »narschiren. Bei der neu errichteten 3tcn Landwehr-Division wurde Capitäu L. Hirsch Com» Mandant der 5teu, und Oberlientenant Anton Lein er ausgezeichnet am 10. April 1848 beim Sturme anf Rastel nuovo, statt des iu Italien verwendeten Hauptmanns B r a h m, Commaildaut der 6teu Compagnie. 8" 178 Die Vervollständigung der Landwehre mahnte an die kraftvollen Nüstnngen für das Jahr 1809, ihre Thaten an die ihrer Vorfahren, welche sich in ihren ländlichen Hüten, im grünen nnd granen schlichten Nöckel bei Raab nnd Kismegyr nnstcrblich gemacht hatten. Zwei Fünfthcile ans den 30 Bataillons Land-wchre, welche damals das alttrene Iinierösterreich gc-stellt, kamen ans Steicrmart nämlich 12 gan^e Bataillons, von denen das erste der fünf Bataillons des Oratzer-Kreises in 8 Compagnien oder 1404 Mann, nicht weniger als 133 l Freiwillige zählte. Die 3te Landwehr-Division bestand im Mai 1848 fast ganz ans ausgedienten Capitnlantcn, das ganze erste Glied der ttten Compagnie ans früheren Grenadiere», die Organisirnng ging trotz dem, daß ein Theil der Trnppe nnter Obcrlicntenant GrafBellrnp m Nottemnann verwendet war, doch so schnell vorwärts, daß vom 22. Juni bis 15. Inli die Division bereits den Garnisonsdienst in Marbnrg nnd Cilli, sta-tt des nach Italien abgegangenen 3ten Feld- nnd Iten Land' wehr-Bataillons des nntersteirischen RegimentesKinst'y versehen konnte. Am 15. Inli rückte die Division nach Klagciifnrt (die 5te Compagnie im September nach Villach), wnrde aber am 28. September anf Wägen nach Marburg, dann anf der Eisenbahn bis Spielfeld befördert, so daß sie am 1. October in Nadkersbnrg eintraf, wo Sr. Ezcellenz F.Z.M. GrafNngent cin Neserve-Armee-Korps santmclte. , 179 Einige Zeit früher, am 11. September 1818 ging Se. Excellenz der Banns, nachdem am 4. September Seine Majestät Kaiser Ferdinand die vorher von den Stammftiuden desselben ertrotzten Beschlusse gegen den croatischen Helden zurückgenommen, mit 40,000 Mann über die Dran,schloß sich an O ttinger —den Pappen-Heim des ungarischen Fcldznges, schickte nach dem Unfälle bei k^noxe (am 29. September) 17,000 Manu Landsturm unter General Theodorovich über Steicrmark nach Kroatien znrück und ruckte im October mit 15,000 Mann vor Wien. Es war eine rastlose, viclbewcgtc, spannende Zeit: die 4ten Bataillons der Regimenter eben in der Er» rlchtung begriffen; Se. Ercellenz der F. Z.M. und Banns im Vorrücken gegen Stuhlweißcnbnrg und dann wie gesagt, gegen Wien; die steirischen Grenzen nicht sicher vor einem Ginfalle der Ungarn! Das dritte Vataillon des heimischen Regimentes Piret stand in Frirdan nnd P olstran, die 7te Division desselben un-^rHanptmann Saffran in Warasdin. Gf. Nngcnt'Z ^orps war zusammengesetzt aus den Reserve-Bataillons von Nr. 27 und 47 (Steirer Piret „nd K insly), ^n Regimentern Wimpsen und Ferdinand Este (Ita^ liener), einer DivisionjP rohaska nud Hohenlohe, den Depot's des 9tcn Jäger-Bataillons nnd etwas Caval-lerie, einer 6-, einer 12psündigcn nnd einer Rakettcn-Battcrie, iin Ganzen 5442 Mann Infanterie, 973 Mann Kavallerie —eben so bestimmt die lange Grenze Etciermarkszu decken, WK Puchner für Siebenbürgen, 180 H a m m erst e i u für Gallic,,, Schlick für Mähren dieselben Anfträgc hatten. Nll gent's Korps sollte ferner im Einklänge mit den übrigen Operationen am rechten Flügel des nntcr d^m Vanus stehenden Itcn Armeekorps mitwirken. Aber auch legeres war nichts wc-uiger, als ftldmächtig, obschon 12,000 Stück Gewehre der Wiener Revolution abgenommen, 2000 Uniformen, die doppelten von deutscheu Soldaten, erst jüngst znr Nrmirnng desselben verwendet worden waren. Es hatte den Anschein, als sollten die Grenzn der Steiermark, die einst den Magvareu, wie dem Halbmonde und noch vor anderthalb Iahrhuudertm den wilden Horden der Malcoutenteu und Krnzzen so kräftig widerstanden hattcl», als sollten diese Grenzen wieder der Schauplatz leider beinahe eines innern Krieges wcrdou. ssast schien es, als würde Lutteuberg die Geschicke theilen müssen, die das gleichnamige Lut> tenberg an der Thaya iit Mähren nahe der österreichischen Grenze von den Hnssiten 142.!, 1l2l, 1426 und den Schweden 1645 zu erdulden hatte. Immer dichter ;ogen sich die drohenden Wolken des Krieges am linken Mnrnfer zusammen. Am 7. October erhielt die Landwehr-Division die Bewachnng der Mnrnberflihr bei Wcrnsee, bezog am 8. mit 4 Compagnien des Aen Bataillons Pirct das Bivouak und die Vorposten bei Lnttcuberg, rückte am 10. nach St. Martin über der Grenze, am 11. zurück nach Lutten-berg, am 12. über Radkersburg uach Halbenrain, am ,N. uach Fehring, am 14. nach Eeckau, endlich am 181 15. nach Fnrstcnfeld, wo GrafNngent's Corps in den Straften der Stadt bivouakirtc. Hier schim es Ernst zu werden. Während die Mannschaft abkochte und die Oberoffizicre bei dem F.Z.M. kznui Kriegs-rathe versammelt waren, wnrde allarmirt: Im Nn waren die Kessel umgestürzt, die Fencr ausgelöscht, die Waffen ergriffen nnd die Compagnien raillirt. Die Landwehr-Division wnrde am rechten Ufer der Fcistritz anf der Ungarstraße on l'nwlnl« anfgcstellt. Die Mannschaft war eben so schnell kampfgcrnstet, als fteildig gestimmt. Bald zeigte sich jedoch das Ganze als blinder Lärm, erregt durch einige feindliche Hnsa-rcn, die im nahen ungarischen Orte BaderZdorf anf Requisition erschicucn waren. Ueber die Stärke der Rebellen war mau damals, wie überhaupt bei deu k. k. Truppen, besonders im Beginne des Fettauges, selten in sicherer Kenntniß, um so seltener, als seit November 1^48 die Ungarn unter Standrechtsstrafe die Verbindung mit der österreichischen Grenze sperrten. Man wMe nur, daß seit Be-!N>M der Revolution ans den in Ungarn stehenden heimischen Truppen bei 40,000 Manu Infanterie und bei 9000 Mann Cavallerie sich der Empörnng angeschlossen nnd die Rebellen den Vcsijz von mehr als 2000 Stück Geschütz — so wie den aller Festungen mit Ans-nahmc vonArad, Temesvar nnd Carlsbnrg hatten. Am 16. October ging die Landwehr-Division nach Fehring, am 17. nach Nadkcrsbnrg, am 20. nach St. Anton und bezog bereits am 21.'die Vorposten bei 162 Frieda«. Die wechseludcu Verhältnisse über der Grenze machten diese durch die vorgerückte Jahreszeit nnd die schlechten Wege oft beschwerlichen Hin- nnd Hermar-schc nothwendig. Iu der Nacht vom 2 l. wnrde Ober-lientenant Leincr mit der ltten Compagnie nach Pol-sterau beordert. Am 22. bezog die 0te koiuftaguie die Vorposten bei Polsterau, und wnrde Nachmittag dnrch die 5te, welche on Ü680»-vtt blieb, verstärkt. Die Angelegen« hcitcn anf der Murinscl gestalteten sich immer trüber. Die Nachricht, daß sich Perczel mit einigen uenge-worbcnen Honveds Bataillonen in der Nähe hernmtreibe, erhielt Bestätignng dnrch den Ucberfall, den die Ma^ Waren auf die 7te Division Piret uutcr Hauptmauu Saffran bei Lctenje, nicht ohne einigen Verlust dcr Kaiserlichen, versuchten. Der Mannschaft wnrde die strengste Vorsicht eingeschärft, die sich auch in dcr That nöthig zeigte, als Nachts um 1 Uhr von einer Vedette auf verdächtiges Volk, das sich in einen nahen Wald flüchtete, gefeuert wnrde. Lein er ließ das Gehölze von Patrouillen durchziehe», die 5tc Compagnie trat nuter Waffen. Die erste Patrouille aus Freiwilligen bestehend, »nter dem Gefreiten Josef Niesle, der am 2k. April 1«!8 in Gratz seiue zweite Capitulation eingegangen war, wagte sich bis zu ciucr Taferue aus nngarischeil Bodeu vor, die sie vou uugarischcn Nationalgarden beseht fand-Sie wurde mit erstaunter Freundlichkeit begrüßt, und erst als sie sich zurück zog, saus'ten ein Paar Kugeln 183 nach, von denen cine dnrch Nies6es Czako ging. Die drei ersten Steircr, die mit Niesle den Boden betraten, waren Franz Kolb aus Köslach, Anton ^bieder-hold aus Gleisdorf und Franz Kern ans Weinbnrg. Sie erhielten bei der Heimkehr für ihren zu kühnen Muth einen Verweis. Gegen Früh traf eine Division Erzherzog Johann-Dragoner nntcr Major Graf Haditsch nnd eine Division Wimpfen nnler Hanpt-mann Graf Nolziere znr Verstärkung ein. Graf Haditsch übernahm das Kommando der Avantgarde. Am 29. October kehrte die Landwehr-Division nach Friedan znrnck. Das Hauptquartier des F. >',. M. Grafen Nngent war in Groß sonn tag, wo Schloß nnd Dcchantci zur Unterkunft der Herren Offiziere benicht wnrden. Die Avantgarde nm Fricdau war dnrch eine Abtheilung Jäger nnd eine Lpfündige Batterie verstärkt worden. Bald trafen alls Pettau in Großsonntag ein: das Kürassierrcgimcilt König von Sachsen, eine Diviston Erzherzog I oh a n n - Dragoner, das 3te Bataillon Piret, ein Bataillon Wimftfcn^ ein Bataillon Ferdinand Este, eine ILpfnndige und eine Naketten-Batterie, >o daß das Corps so ziemlich stark genug war, möglichen feindlichen Angriffen kräftigen Widerstand leisten zu können. Am 1. November 18^8 wnrde im Hauptquartier zu Großsouutag die Wiederherstellung der Ordnnnq in Wien dnrch 70 Kanonenschüsse gefeiert. Fast gleichzeitig war der Sieg Sr. Durchlaucht des Herrn Für- 184 steil von Windischgratz vom 30. October über die 20,000 Ungarn, die 2 Taqe früher über die Schwe-chat gegangen, bekannt geworden. Das Geworfensein der Rebellen bei Schwechat, Ebersdorf, Mannes-wörth:c., wnrde als gntes Omen bei dem Corps an der steirischen Grenze aufgenommen. 2. Werfen wir einen Blick anf letztere, so wcit sie vom F. Z. M. Graf Nugent besetzt war: Die Strecke von Großsonntag über Friedan nach Polstran beträgt anf der Poststraße etwas über A Meilen. Rechts, mit hohem Ufer auf dieser Seite, ranscht die Dran, über ihr am flachen rechten Strande dehnt sich Kroatien ans; etwas ferner vom linken Drannfer anf der steirischcn Seite ziehen sich üppige Hügel hinab zum Luttenberger Weiugebirgc, dreimal von sehr mittelmäßigen Straßen durchschnitten, welche die Verbindung zwischen dem Dran- nnd Mnrboden immer in sehr conpirlen Terrain unterhalten. Großsonntag (Volktl n«n Gegenwart von mehr als 1U0 Personen geübt Wurde. Dic Mißhandlungen, welche die acht, gar von Dornau in der Nacht yergeschleppten Beschuldigten an einer Giche litten, der in Folge derselben am 29 und 30. Inli 1849 erfolgte Tod des Thomas Sen ica uud Martin S chmautz, gehören nicht in den Bereich dieser Zeilen und wir führen diese und einige späteren Um- 180 stände unr ans dem Grunde an, um ein Streiflicht anf den Boden zn werfen, auf welchem das k. k. Armeecorps stand. Große Verdienste um die Gegenden an der Dran erwarben sich der Großsonntagcr Bc-Msl'ommissär Herr Globo tschn i gg (später BeM's-hauptmann in Windischgratz), nm die Mnrgcgendm der Oberradkersbnrger Bc^irtöeolnmissär (später Be-zirkshauptmann in Rann) Herr Wutt. Drei Viertelstnnden östlich von Großsonutag, durch einen mittleren Berg getrennt, liegt Steiermark's zwcit-kleinstcs Städtchen Fried an — gerade Sanritsch und Kroatien gegenüber anf sanfter Höhe, rechts un-ten durch die Dran gedeckt, einst durch Maneru und Thürme fest. Noch jetzt gewähren die Pfarrkirche, das Schloß (Eigcnthnm der Bancrn von Friedau) mit seinem vunjml nnd seinen Meicrhöfen, dnrch ein Jahrhundert Sitz der „Pethe", feste Stützpuucte gegen unvermnthetcu feindlichen Angriff. Das Städtchen selbst (wie sein Name Ormoxki Ai-llll besagt) aus einem Bauerndorfe erwachsen, von Friedrich von Pcttau 119!» gegen die Ungarn befestigt, später von demselben besetzt, dnrch des Feldhaupt-mauns Jakob S e kely Uebcrtritt vou Köitig M athias an Kaiser Fr i cdr i ch 1 üw wieder österreichisch, hat 113 Häuser nud etwas über 750 Einwohner. Schon im April 1848 bestand auch hier eine Art Bürgerwehre, die aber iu ihreu eigenen inneren Zwistigkeiten sich bei Zciteu anflöste. kin gnter Feldweg führt von Frie-dau nahe am weitschauendcn Kirchlcin St. Johann 187 am Kulmbcrge lviun, von Ladislaus pt;llll;x lie II^i.lio8 1011 erbant, zu einem militärischen Obscrvatorio aber so geeignet, als Schmidt's Weiugarthaus am Kuradis-Kogel), auf der «im^n-< c^t:», (alten Nömcrstraße), in :t Stunden nach Luttenberg. Die berüchtigten Gräben I', «praniktl und V!l^<»Ml>l>, so wie das k,er-^»Vli»H-Thal sind hier leicht für kriegerischen Hinterhalt geeignet, eben so das Sarnic-Thal gegen Pol-steran nnd die Dran. Von ssriedau, im Wechsel von Hebnng nnd Senkung, meist links von Wäldern begrenzt, in einer znm Theile 1681 nnd 1682 arg dnrch die Pest hergenommenen Gegend, zieht sich die Straße starke I V2 Stunden lang nach Pol steran, dem letzten stcirischen Markte, eine Viertelstunde von der ungarischen Grenze. Nechts sind die klemm Orte Pnschcndorf, I^npnrtisi« und kVimKos<-5n. Die Strafte fiihrt an 01»,-^ und und Grabendorf vorüber. Polstrau (k>-elll^) ist cin l^^bcr, ebener, zerstreuter, über '/2 Stunde langer -"tarkt von 1 l^; Häusern nud K70 Einwohnern, einst ^l dem gleichnamigen Schlosse und der frühesten, von "er Dran verschlungenen St. Bartholomäus-Kirche "«her am Strome. Die nächst ältere Kirche im Markte ^ar früher cm wohl befestigter Tabor, der 1704 den Kruzzen widerstand. Die Einwohner des Ortes sind an Tracht und Sitte vollständig den N«<^omlu^ki (Bewohner der Mur-Insel) gleich, ihre Sympathien waren im Jahre 1848 trotz dem stetten Verkehre mit Ungarn, mehr den benachbarten, stammverwandten — 188 eigentlich schon verbrüderten Croatcn zugeneigt, »lnd die bewaffneten Märktler nnter dem Schnlincistcr Karniänig, halfen getreulich den croatischen Wehr-männcrn von Pettianzen durch, als diese vor den Magyaren über die Dran sich zurückziehen mußten. Den Markt schließen anf der Friedaner Seite die Kirche Maria Sieben-Schmerlen, Pfarrhof nnd Schnl-gcbände, gegen die ungarische Seite hin Modrinjak's Gasthaus nnd das kaiscrl. Grenzzollamt. Eine viel betretene Straße führt in 3 Stunden über St. Nikolai nach Luttcnberg; auf der Poststrafte aber erreicht mau, NetoM .'c. links lassend, in 1'/, Stnnden über die Draubrncke —Warasdiu. In Pol-strau lagen 1848 zeitweise die Herren Generäle B n ri s und Nonssea n, die bewaffneten Marktbürger wurden durch ein cigeucs Decret des stcirischcu Präsidiums vvm 1. November für ihre Haltnng nnd ihren Diensteifer belobt. Für den Fall einer Invasion von Seite der Ungarn waren durch Gubernial-Dccret schou am 17. September 1848 auch die bewaffneten Bürger von Mar-bnrg?c. aufgefordert wordeu, nach Fricdau, Polsterau, Luttenberg :c. zu rücken nnd sich dort dem k. k. Militär anzuschließen. Der feindliche Giufall aber griff schneller in das Leben, als die bürgerlichen Anstalten. Nach dieser Ortsschilderung, die wir ans dem Oruude für wichtig hielten, weil sic die eiuzigen Pnucte Steicrmarks trifft, die 18 l8 wirklich einen feindlichen Einfall erlitten, 1819 einen besorgten, kehren wir zn 189 den Geschicken der dritten Laudwchr-Division zurück. Perczcl hatte vermuthlich, um die kaiserlichen Vorposten sicher zn machen, in einer Proclamation erklärt, das freundlich-nachbarliche Verhältniß mit Steicrmark nicht stören zn wollen. General Graf Buri6, der in Friedan eonnnandirte, stellte von dort aus die Vorposten ans den Compagnien der Avantgarde. Dieß trafam 8.Nov. die 5te Compagnie der Landwehr-Division, während ihr Hauptmann Hirsch zur Gcldfassnng in Pettan war. Eben, als am 8. November Früh die Landwehr die Vorposten beziehen sollte, war bereits eine bedeutende uugarischc Truppe sammt Geschütze im Anrücken. Um 5 Uhr Früh wurde Allarm geschlagen, und von Major Had it sch das Commando der 5ten Compagnie an Oberlieutenant Leiner, das der 6ten an Lieutenant N ovot n y, einem jnngen muntercu Offizier, der erst ans der Nenstädter-Acadcmie gekommen war, übertragen. Die Meierhöfe, der Ziegelofen und das Schloß selbst, die Deckung durch die Dräu schienen sichere ^Verthcitignngspnncte zu geben. Leiner beschloß Mlt der 5tcn Compagnie beim Ziegelofen den Feind 6U erwarten; beim Meicrhofe an der Polstranerstraße sollte sich die Lte Compagnie auf, Jäger unterhielten W ausgedehnter Linie die Verbiudung zwischen beiden. Scholl beganll das Plänt'lcr- nnd Geschülzfcner der Ungaru, dereu Colonncn im Sturmschritte heranrückten. Da erschien Hauptmann Bell er mit einer Com-nagnie zur Unterstützung. Weil aber diese anch in Plankler aufgelöst, bald mit jenen der Laudwehr ver. 190 mischt waren und Bell er den Racking befahl, so drohte die ungarische Uebermacht dnrchznbrechcn. Lein er be-' nützte das günstige Terain nnd brachte dnrch ein wohlgenährtes Pläutlerfeucr die vordringenden Feinde zur Zögeruug. Der Rückzug geschah in voller Ordnung dnrch die Stalluugen nnd das Schloß, welches Lcincr vertheidigen wollte, vom Herrn Generalstabs-Haupt-manit Guerloudc aber den Befehl erhielt, Friedau zu räumeu und sich hinter der, am Nidean zwischen Frie-dan nnd Polsteran aufgeworfenen Batterie anzustellen. Indeß hatte sich die llte Compagnie unter No-votny nnd eine Kompagnie Wimpfen unter Graf No l-zicre, der cö verstand, das Vertrauen seiner Italiener zu gewinnen, am Mckerhose zum Rückzüge geordnet; der feindliche rechte Flügel wnrde erst zurückgedrängt, und dann einige Häuser am Eingänge des Städtchens beseht. Unter dicseu war das ziemlich hoch nnd frei gelegene Schnlhans, welches von einigen Landwehrmännern der men Compagnie mit entschlossener Tapferkeit vertheidiget, und länger gehalten wurde, als es beinahe Noth gewesen wäre. Hier zeichnete sich vor Allem der Gemeine Ezel aus, der eineu uuga-rischeu Hauptmann und mehrere, Honved's erschoß, und ans drei Wnnden blutend noch forttämpfte, als der Feind schon in das Haus gedrungen war. Mit noch 2 Gefährten verbarrikadirte sich der Tapfere dnrch die Bänke des Schnlziinmers, uud wehrte sich mörderisch, als die Feinde sciue Barrikade schon genommen hatten. Die Ecke, in die er sich zurückzog, war 19l buchstäblich nut Blut und Mark bedeckt. Ein Schuß in den Unterleib streckte ihn bewustlos zu Boden. Ans wehr als 30 Wundeu blutend, schleiften ihn die Hon-veds anf die Straße, bald aber ließ ihn ein Führer derselben uuter Bedeckung eiuer Schutzwache, in ein benachbartes Haus bringen, wo der wackere, der trotz dein, daß die ihm in den Mund geflößte Erqnicknng sogleich beim Bauche herauslief, heiter sprach und von dem Schwiegervater des Lehrers Wcirler gepflegt wnrde. Am 10. November starb cr rnhig nnd männlich, wie er gckämpft hatte. Sein Vegräbniß war ein feierlicher Act kriegerischer Achtung nnd Pietät. Die Kameraden vcrgoßcn Thränen der Nahrung, bei der vom Orts-Kaplan Kaiilich gehaltenen Trauerrede. — In der Stadt am besagten Kampftage sammelte deiner seine Landwehrmänner wieder, Novo tny ließ durch cincn Zng ein Hans besetzen, das dem Feinde "l Zugang erleichtert hätte. ^ . Die Landwehr-Division zog sich in geschlossenen 'leihen hi,^ die österreichische Batterie am Nidcan, "e Unter Commando des Artillerie-Lieutenants Latgeb "" heftiges Fcner gegen jene Batterie eröffnete, welche b'e Ungarn am Ansgangc der Stadt, die sie bald Elends besetzten, aufgeworfen hatten. Die braven Eteircr hörten die Kngcln über ihren Köpfen pfeifen, sahen bereits einen schwer Verwundeten von der Be-dicmmgsmannschaft, hatten aber nur Ohr und Sinn fur die begeisterten Worte, mit denen sie General Nuriö „bei ihrer Ehre als Soldaten und Stcircr auf- 192 forderte, ihrer wackern Landslente in Italien würdig zn bleiben!" Bis 2 Uhr Nachmittag hatte die feindliche Batterie rüstig geantwortet, nun aber wnrde das Feuer schwächer nnd vereinzelter, eine Vertiefung links ließ die Möglichkeit, auf verdecktem Wege sich den nngari-schen Geschützen zn nähern; Leiner erbot sich mit seinen Steirern dazu, aber die Position am Nideau war zn wichtig, als daß Herr F. Z.M. Graf Nugent die sichere Deffenfive in eine gewagte Offensive verwandeln ließ. Allmalig wnrdc es ruhig nud still iu Fricdau, der Feind schien die Stadt verlassen zn haben, Lein er mit der 0. Compagnie Landwehr nud einem Zuge Erzherzog I o h an n - Dragoner folgte ihmrecoguoscireud nach, bis gegen Loboäiö, wo rncktehrcnde Fuhrspanns-banern, meistens Pnschendorfer, erzählten, 1 Wägen init Verwundeten geführt zu haben. Der Feind hatte sich noch am selben Tage nber Polsterau nach Ungarn zurückgezogen. Die Vorposten der Landwehr wnrdca durch eine Kompagnie Ferdinand Este abgelöst, und die ganze Landwehr-Division zog in das Hauptquartier nach Großsonntag. Sie hatte in diesem Gefecht«-', bei welchem sie beständig im Fener war, nur 2 schwer Verwundete, von denen Ez'el am 2teu Tage starb, 3 leicht Blessirte, dann einen Korporal uud 3 Gemeine vermißt, die nebst anderen 21 Mann als Gefangene aus der Schule hiuwcggeschleppt, sich später selbst rantioiurteu. Manche einzelne Soldaten waren unbe- t93 Waffnet, wie sie vom Fleischfassen kamen, gefangen worden. Die Behandlnng der Gefangenen war empörend, verschimmeltes Brot, stinkendes Wasser, nnflä-thiqe Unterkunft, in Begleitung von Stößen in Nückm und Rippen bei jeder Gelegenheit, machten ihre Verpflegung aus. Das ganze Invasions-Corps Perczels wird auf 4 Bataillone nngarische Landwehre sammt Cavallcrie und Insurrection auf 4000 bis 5000 Mann mit 12 Kanonen, darunter fast die Hälfte hölzerne, angegeben. Noch vor dem Morgengrauen waren sie in aller Stille 'n Polsterau (die Näder und Hufe mit Stroh nmwun-de«) eingerückt, hatten den Schlagbaum des Linien-amtes zertrümmert, vergebens aber die vom Einnehmer Sarnitz gesicherte Cassa gesucht. Die Vorhut bildeten zwischen 4 und 5 Uhr Früh 6 bis an die Zähne bewaff-^te Räuber, deren Anführer, als Officier figurirend, betn Einnehmer die blanke Klinge an die Brust setzte, um von ihm herauszubringen, ob kaiserliches Militär '" Pvlstrau sei. Die Iuvasioustruppe bildete das Wamste Gemische von Trachten und Bewaffnung, "le Geschütze waren theils trefflich, theils in bunter Erbärmlichkeit bespannt. Eins davon schleppten sie Abends bei ihrem Rückzüge ganz demontirt mit sich. Weiber, die ans Wägen folgten, nahmen schnell im Orte die Wäsche vou den Stricken und die Leinwand von der Bleiche mit sich. Das Aussehen der magyarischen Invasions-Truppe erinnerte lebhabt an die Abbildung jener buntscheckigen Freibeuter, die 1538 un- 9 194 ter dem Neuhofner Schulmeister Georg Steiuhammer das Stift Lilicnseld plünderten und später auf dcni Naubznge uach St. Polten bei Wilhclmsbnrg vom Obristcn Kollonih aufgerieben wurden. Zwischen 7 und 8 Uhr Früh erschien P ercz el's Corps vor Fricdan nnd veranlaßte nm so mehr Schrecken, als es eben ungarische Insurgenten war-ren, welche 144 Jahre früher (N04) nnter dem Pfarrer Mathias l^'ugar das Etädchen geplündert n»d verbrannt hatten. Vier feindliche Kanonen feuerten in rascher Folge gegen das Echnlhans, in welchem sich der besagte Zug der Landwehr^ !U) Mann stark, mit kalter Besonnenheit vertheidigte. Das Schnlhaus wurde uach seiuer Eiunahmc gänzlich geplündert, und der verdienstvolle Lehrer Josef Wcixler verlor seine und seiner Familie gauze Habe vou mehr als 900 st. nn Werth. Ebenso wnrdcn das Spital, Zollamt und Hirschenwirthshaus geplündert, das Hans des Herrn Kager an der Ecke auch noch stark beschädigt. Der Gesammtschade des Städtchens wurde auf «0,00 fl. angegeben. Die ungarischen Freischarler, die Anfangs ziemlich unsicher nnd nnschlussig vorgerückt waren, ließen ihrem Muthe besonders an dem Adler und dem vor-gefnndenen Stämpelpapiere des Zollhauses freien Lauf. Die Ungarn sollen bci 100 Todte, darunter 25 in Folge eines einzigen, von Lieutenant Latgeb geleiteten Kartätschenschnßcs gehabt haben. Sie führten ihre Gebliebenen, so wie ihre Verwundeten auf 18 Wägen über Polstrau mit sich. 195 Bei deut Abzüge der Magyaren sahen manche Häuser, nie durchsiebt von Kugeln aus. Zwei nette Laudmädchen wurden von den flüchtigen Houveds als der Epwuerie verdächtig auf dem Wege nach Polstran füsilirt. Es ist zu wundern, daß sie Polstrau selbst verschonten, da es doch bekannt war, daß mau dort lurz vorher einige gefährliche Emissäre des ungarischen Dessalines—K o ssn th— gefangen genommen hatte. Die Kaiserlichen zählten 5 Mauu schwer verwundet uud 3 Pferde getödiet. Der Artillcrie-Hauptmann Schnitzer, Geschntziuspector bei Graf Nnge n ts Corps, und Herr Barou von Sabottcudo r f, Major von Ferdinand Este Iufautcrie, erhielten in Folge dieses sechsstündigen Gefechtes das Verdicustkrcuz. Bald darauf rückten die Generäle Dahleu von Warasdiu gegen 6'nkiltulu, uud Buri6 vou Polstrau gegen Nedeli^ vor. Von der Landwehr-Division, die 2 Stuudcn beständig dem feindlichen Geschütze ausgesetzt war, zeichneten sich besondets aus: Vou der 5. Compagnie: der Feldwebel Clesius, die Korporäle Haas nnd Berner, bie Gemeinen Posch und Paar, von der Ltcn Compagnie der Feldwebel Safran, die Korporale Gratzer und Neuhold, die Gemcineu E ze l, Sonnleitner. Neu bau er und Fritz, dcrGefreitcNieß e,derPatroml-lenfnhrcr Waldegger ?c. Leiner erließ einen ebenso ehrenvollen, als belehrenden Divisionsbefehl, dcr mit desto größcrem Beifalle aufgenommen wurde, als er nicht nnr die Namen der Braven znr verdienten Kenntniß brachte, sondern im populärsten Tone alle Klughcits- 9* 196 und Taktikregcln für den Dienst der Vorposten, den Bajonettangriff und die Vertheidigung gegen Geschütz und Cavallerie enthielt. Unter den vielen Episoden, welche dcr Friedancr Kampf bot, glauben wir folgende nicht übergehen zu dürfen. Der Gefreite Rieße, meist im Hauptquartiere verwendet, lag mit5 Mann in einer Scheuer. Or wollte eine gebratene Ente zahlen, als dcr soldatcnfeindliche Bauer ihm bedeutete, für einen Kriegsmanu habe er auch um blaukes Geld nichts zu geben. „So soll dir denn Alles zusammen brennen", grollte Nieße. Für diese unbedachte Aeußerung wurde er auf 48 Stunden knrz geschlossen. Er saß eben auf dcr Haupt-wache iu Friedau, als die Feinde eindrangen. Mühsam kroch er hinaus, schlug mit einem Steine seine Eisen ab, warf sich iu Armatur und kam mit Sack und Pack mitten durch die Feinde zu seiuer Compagnie. 3. Am 16. November marschirte die Landwehr-Division von Großsonntaq nach Pet tau. (Pettau, durch zwei Jahrtausende ein Schlachtfeld der Krieger in Glimpf und Schimpf, einst das Standquartier der 13. Legion, deren Veteranen den Ursteierern am Atlas, und Euphrat, am rothen Meere und in Britannien Ehre machten). Pettau hatte die großen Spitäler des Eorps Nugent. Enrmeister Terstcnjak (mm k. k. Professor in Marburg, mit Sr. Majestät Verdienstkrcnz geschmückt), leistete bei mehr als 8000 Kranken Je- 19? dem m seiner Sprache den geistlichen Trost, begleitete mehr als 800 zur Einsegnung anf dem letzten Wege. Am 17. kam die Landwehr-Division von Pet-tan nach Marburg, am 18. wurde sie um 2 Uhr Nachmittags auf der Eisenbahn über Wildon nach Graß befördert, wohin nun das Hauptquartier des F. Z.M. Grafen Nugent versetzt war. In Gratz wnrde die Landwehr-Division init einer Division Kinsky und einer von Hohen loh ein ein Bataillon vereinigt, unter Commando eines bei Piret aufgewachsenen Offiziers, des Majors Herv ay, vonZa-nini gestellt. Oberlicntenaut Pabst übernahm statt des erkrankten Hanptmanns Hirsch die 5te Compagnie. Schon am 23. November ging die Landwehr-Division mit einer Compagnie Pionniers anf der Bahn nach Marburg und vereinte sich in Pcttau mit einer Division Kins k y, weil F. Z. M. GrafN n gent beabsichtigte, am 29. November sein Corps init dem des F.M.L. Dahlen bei Warasdin zn verbinden. So marschirtc das Bataillon Hervay denn am 29. nach Canritsch, am !i0. November nach Warasdin, am 4. December znrnck nach Pcttan, wo bloß abgekocht und sogleich weiter gegen Nadkcrsbnrq gerückt wnrde. Bis 13. December bliel' die Landwehr-Division m Radcrsdorf, sollte am sclbeli Tage, weil ein Ucber-fall von Seite der Ungarn gefürchtet wurde, nach Wcrnsce, wnrde aber anf Vorposten nach Halbenrain bestimmt. Bei der Vercinignng des ganzen Corps 198 des F.Z.M. Nugent in Nadkersbnrg wurde das Bataillon Hcrvay der Brigade Vuri6 zugetheilt. An allen wichtigeren Puncten dcr bedrohten stei-rischen Grenze inHartberg, Fürstcnfeld und Radlersbnrg waren den k. k. Trnppcn anch k. k. politische Com-missäre, eben so für Ucberwachnug der Fremden und Reisenden k. k. Polizeicommissäre, darnnter die verdienstvollen Beamten, Gröbel, Lcsak, Fröhlich :c. beigegeben. Wie ungewöhnlich den Banern dieser Marken kriegerische Vorbereitungen gewesen, zeigte sich in manchen Begebenheiten, so in einem bald großen Unglücke, das in Luttenberg hätte geschehen können, wo sich ein Landmann ans Ncngierdc nnd Dummheit hinter einen Wachtposten zn schleichen wußte, einen Munitionswagen erstieg und mit der brennenden Pfeife im Mnnde gemächlich die gefüllten Patronen anglotzte, bis er verhaftet wurde. Werfen wir des späteren Verständnisses wegen einen Blick anf das Armcccorps Sr. Grcclleuz des Herrn F.Z.M. und Banns Freihcrrn v. Iclla<5i6, unter dessen Augen in der Folge unsere Landwehr-Division so rühmlich kämpfte. Am l>. December 1848 verließ General v. Zeis-b er g als Chef des IeIla 6 i <5 Gcncralstabcs Wien, uud stellte bei Brück an der Leitha die zerstörten Brücken bei Nohran und Pakfurt zum Uebcrgange für die, kaiserlichen Truppen her. Die Ungarn wichen uach kurzem Gefechte vor der Brigade Gramm on t. Sie wa- 199 ren unter Görgey 30,000 Mann stark. Mit dem 2ten Armee-Corps, das am 16. December unter Wrbna über die March zu gehen hatte, sollte das Ite unter Sr. Excellenz dem Herrn Banns, nebst 25 Escadronen Cavallcrie unter Sr. Durchlaucht Franz Fürsten von LichtensteiN gemeinsam in Ungarn einrücken. Wäre nicht das Nachrücken des 2ten Corps erwartet worden, so wären nach der heldenmnthigen Ginnahme von Nendorf und Kasimir durch Se. Excellenz den Banus die Ungarn abgeschnitten gewesen. Als am 18. December Se. Ercellenz der Banus mit 4 Cavallerie-Divisionen nnd 6 Kanonen bei Altcnburg recognos-cirte, standen Er, sein Adjntaut Major Graf H o m-P^sch nnd General Zcisberg kaltblütig im fnrchtbar-ste,i Kanonenftuer der Ungarn, bis lchtere durch die andbende Kavallerie unter Fürst Lichtcnstein zum Rückzüge gegen Naab genöthigt wnrdcn. Am 24. December beschloß der Banns eine Brücke über die Nabnitz M schlagen, Görg cv zwischen 3 Armeecorps zu briugeu und vom Tuccurse, der unter Perc^el heranrückte, ab-znschneiden. Ganz Ungarn mnßte damals als ciu feindliches Feldlager betrachtet werden. ?lm 18. November Nachmittags 3 Uhr beschte General Wvsi ohne Widerstand Prcßburg, der Feldmarschall Fürst Wind ischgräjz befestigte dm dortigen Schloßberg und bestimmte den Herrn Feldmarschall-Lieutenant von Kempen als Kommandanten. Schon in der zweiten Hälfte Novembers stieg die Kälte auf II) bis 15" N., so daß die Brigade 200 Schütte, als die Nabnitzbrückc bei Alado zerstört war, bereits über das Eis marschirte. Unsre Eteirer, so wie die übrigen k. k. Truppen nahmen, um sich in den Gefechten von den zu den Feinden nberssea.ana.cnen Truppen zu unterscheiden, ein weißes Band von der Rose bis zum Schirme am Czako. Eine begeisternde Wirkung auf die stcirische Landwehr machte die am 27. November erfolgte Besetzung der Stadt Naab, deren Schlüssel Major Graf P a lfy au das kaiserliche Hoflager nach Ol' mutz brachte — aus dem Grunde, weil der steirische Helden-General Graf Schwärzend erg einst den Tür ken durch einen kühneu Handstreich diese Festung, von dec das Haus Schwarzen be rg sciu Wappen führt, entriß, Gcueral Fürst Gdmuud Schwarzc» bcrg aber im November 1848 der erste war, der dnrch die Vorstadt Szigeth iu Raab eindrang, glücklicher, als sein colcr Ahnherr, der, nachdem er in der Nacht vom 27. März 15!N Raab erobert, schon Nivl) dnrch eine Kanonenkugel bei Papa fiel. Ottinger's kraftvolle Thaten bei Vabolua (28. November Früh), die Tapferkeit des Geucrals Götz, der eiust Oberst des steirischcn Negimeutes Piretin Gratz war, endlich das rasche Vorrücken des Obersten Horvath gegen Oedenburg, aus welchem die Hcldcnlegiou der Todttnköpfe schmachvoll entflohen, waren Ereignisse, deren Knnde erhebend auf die Steirer inNugents Corps einwirkten. 20 t 4. Mit diesen gleichzeitigen Thaten der Armee Sr. Ezcellenz des Banns setzen wir nnsere Geschichte der Landwehr-Division fort: Vom 23. December 1848 an folgen wir den muthigen Steircrn aus dem deutschen Boden weg nach Ungarn, begleiten die rüstige Truppe der Landwehr-Division, die am 23. December mit dem ganzen Corps Nu-gen tsbeiRadteröburg die ungarische Grenze überschritt, uud bleiben ihr zur Seite, bis nur mehr ihre letzten Neste — ungebeugt und moralisch, ungeschwächt nach hnndert freudig ertragener Mühsal den geliebten Boden der Steiermark wieder betraten. Mit stolzer Theilname dürfen die steirischen Krieger die unvergeßlichen Worte des Feldmarschall Fürsten Windischgratz auch auf sich beziehen: „Die Zeit des Kampfes kann wieder kommen, aber so lauge die Armee in ihrem Geiste nud ihren Institutional sich gleich bleibt, in so lange steht die Sachc unseres allergnädigsten Monarchen und der ge-Icllschaftlichcn Ordnung anf uuumstößlichen Säuleu." Wie erhabuer mögen ihren Eukelu noch diele prophetischen Worte dann klingen, wenn längst die feige Aeußeruug eines Steirers — der sich freilich selbst in den Worten malte: „Gestern radical, heute servil" — wenu laugst die feige Aeußernug dieses Histrioucn vergessen sein wird, der da meinte: „Wir wissen nicht, wie Hente oder Morgen Oesterreich zerfällt, dann würde Steiermark kein Herzogthum mehr sein," 9** 202 Am Christtage (25. December) bezog die Landwehr-Division die Vorposten bei Körmcnd. Am 26. rccog-noscirte die sechste Compagnie mit einer Compagnie Hohcnlohe, als Soutien für eine Division Sachsen-Kürassiere, die mit dem Herrn Oberstlieutenant Mamnla vorwärts ging. Am 29. December besetzte die sechste Compagnie Ragod, während die fünfte nach Szalaegers-zeg ging. Bald kam die ganze Landwehr-Division nnter Major Münzinger von Hohenlohe mit 2 Divisionen dieses letzteren Regimentes ans dem nachbarlichen Krain. Wie es mit den Einquartierungen in Uugaru gestanden habe, kann man bei der Menge der Truppcnmärsche, die oft auf einzelne Orte kommen, nnr aus dem Umstände ermessen, daß z. B. Preßburg allein vom 18. December 1848 bis 31. December 184!) einquartiert hatte: 116,149 Officiere, 4,341,907 Mann, 359,136 Pferde! Auch das Armeecorps Sr. Excellenz des Herrn Banns war von ungeheuren Anstrengungen, steten Kämpfen, Maugel am Nothwendigsten, besonders aber durch die Kälte hergenommen. Es stand am 27. December vor Naab nnd das des Grafen Wrbna eine Stnnde hinter Naab. Gör-gey hatte die Straße nach Ofen genommen. Es würde ein Heldenbuch eigcuer Art füllen, die Züge von todes-muthiger Ergebung zn schildern, durch welche die Adjutanten des Banns, Graf Hompesch, Anton Freiherr von Iellaäi6, Saint Quentin, die Ordonnanzofficiere Thurheim, Horvath, Arth l,r Graf Nugent, bei ihren Napportritien in das Heerlager des Fürsten Windischgrätz, in Kälte, Nacht und Gefahr sich aus- 308 zeichneten. Bei einem solchen Nitte wurde der unglückliche Major Baron Hake von den rebellischen Bauern erschlagen. Am Christtage brach das erste Anueccorps von Szent-Miklos auf, kam am 26. auf Csccsem, schlug in der Nacht eine Schiffbrücke über die Raab, hierauf eiue über das Treibeis der MarcM, bei welcher Se. Excellenz der Banns wie der letzte Pionnicr selbst Hand anlegte, und Preter herbeitrug. Am 27. fand er — so schlachtlustig er glühte — die Schanzen vor Raab vom Feinde verlassen. Dafür verfolgte und schlug der Pap-peuheim des ungarischen Feldzuges, General Ot ting er, mit seiner in keiner Schlacht gesprengten Kürassierbrigade Hardcgg nnd Wallmodeu Görgey's Nachhut bei Va-bolna, und brachte nach 30stündigcm Marsche 700 Ge-faugeue zurück. Nugent' s Corps folgte zugleich Schritt fnr Schritt den Bewegungen des Ncbcllenführcrs Perczel, der angeblich mit 15,000 Mann seine Stellnng an der Mur verlassen und sich hinauf gegen Oüns gezogen hatte, wo am 23. scine Vorhut mit 5000 Manu nnd 18 Kanonen von Körmöud eintraf. Um die Gegenden von Oedenburg bis Güns zu decken, hatte F, M. L. Melden ein kleines Etrcifcorps unter Oberst Kl ehe von Wien abgesendet. Oberstlieutenant Graf Althan von Wrbna Chevauxle-ssns besetzte am 28. December von Güns aus Eteinam-«uger, strafte die Ermordung dcr 50 Kroaten in Güns, indem er der Stadt eine Contribution von 50,000 Gulden zu Gunsten der Familicu der Ermordeten auflegte und stellte die unmittelbare Verbindung zwischen dem Corps 204 des F. Z. M. Nugcnt und jenem des Nauus her. Am 5. Jänner 1849 bei der grimmigste» Kälte rückte die Hauptarmee des Feldmarschalls Fürsten Windischgratz inVudapesthcin, nachdem sie in 13 Tagen, vom 2!l. December bis 4. Jänner 1l Märsche zurückgelegt und die Gefechte bei Babolna, Moor und Tckenft bestanden hatte. Major Fürst Alfred von Windischgrajz überbrachte an das kaiserliche Hoflagcr in Olmi'ch die Schlüssel der Festung Ofen. Der sogenannte Reichstag hatte sich von Pesth nach Debrecziu geflüchtet. Die altgeprieseneu stei-rischcn Heldcnnamen Schwarzeuberg nnd L i ch-ten stein leuchteten auf diesem kurzen, aber blntigen Siegeszuge wieder vor, während im Corps dcS F. M. L. Grafen Schlick, das vourNordeu hcrabkam, die mit dem steirischcn Boden so viel verbundenen Namen der Gene-ralstabsofstziere Rösgen und Scudier glänzten. Hllnger und Kälte schienen für die braven Stcircr keine Geltung zu haben, so bei dem versuchten feindlichen Ueberfalle, so bei der Necognoscirnng unter Mamula' s und Leiner'srüstiger Führung gegen Le teny e, so ein Paar Tage später bei dem Streifzuge gegen Letenye mit Oberstlieutenant von G auft und einer Division Sachsen-Kürassiere. Am 7. Jänner 1849, als die Landwehr - Division, wie erwähnt, mit einer Diviston Sachsenkürassierc unter Oberstlieuteuant Gaup nach Lctenye ging, deckte sie die rechte Flanke des dnrch Groß-Kanischa marschircndcn Corps und kam bis Retse auf Vorposten. 205 Am selben Tage besetzten Graf Wrbna und Fürst Franz Lichte.n stein bereits Waiden. Se. Excellenz der Banns ging nach Szolnok. Die Generäle Heuzi und Dietrich befestigten Ofen, die Gegenden des Bakonyer Waldes wnrden militärisch durchstreift, um sie von den Banden des M c dniansk y zn sänbern. Am 10. Jänner wnrdc Kanischa ohne Widerstand von den Kaiserlichen besetzt. Die Nebellen, welche 5000 Mann stark die croa-tische Grenze bedroht hatten, zogen sich gegen Kaposvar zurück. N ngcnts zurückgelassene Garnisonen in Kör-meud nnd Szala-Egersccg standen in gcnaner Verbindung mit den Streiftl'mmando's, die Obcrstlicntenant Graf Althan bei Papa entsendete. Von hoher Wichtigkeit war die Vereinigung der Corps Nuge n t nnd Dahlen, die nnn in einer Gesammtstärke von 9000 Mann Inncrösterreich nnd Cr»aticn nicht mehr entblößt ließen. Ebenso vereinigten sich am 13. Jänner 1849 Oberstlieutenant Graf Althan und Gcneralstabs-Major I n n gbaucr in Papa nnd zersprengten die Rebellen nnter Mcdniansky, Vihar und Andor; während Oberst Horvath die Umgebung von Stuhl-wcißenbnrg säuberte, deren Gesinnung mehr als verdächtig war. Die Verhältnisse in Pesth wnrden immer ernster, die Stellnng der tapferen Generäle C so r i k nnd Sch nlzig immer gefährlicher, daher erhielt F. Z. M. Graf Nugent Befehl, eine Brigade von 3000 Mann (darnntcr 2 Compagnien Kärntner und Steircr von Pro-haska, 4 Compagnien Krainer von Hohcnlohe) nnter Major M u n z i n g e r, einem einstigen Zöglinged es Marburger 206 Erziehungshauses, zu entsenden. Die Brigarde Dietrich wnrde aber noch auf dem Marsche wegen Verstärkung der Feinde gegen Kapos iustradirt. Auf die Nachricht, Domiauich rücke mit 6000 Mann und 19 Geschützen zn einem Hauptschlagc gegen das schwache Eernirungs-corps von Efsegg (unter General Tr cb er sb ur g), schlug Nngent mit 6000 Mann, 800 Pferden nnd 21 Geschützen dahin den Weg über Babocza ein. In Kanischa blieb die Landwehr-Division, während F. Z. M. Nugeut' s Corps gegen Essegg zog, mit eiucr Division Johann-Dragoner in Garnison. Auch hier war die Stellung um so schwieriger, als dieTrnppeu nicht casernirt, sondern bei den Bürgern —> über deren Gesinnung man nicht immer ganz im Klaren sein konnte — einquartiert standen, sich immer anfAngriffe bereit hielten, und daher der Nuhe, der sie so nöthig bedurften, gänzlich entbehrten. Auf der Seite, von welcher Ueberfälle am meisten zn fürchten waren, anf der Strafte nach Fünfkir-chen, hatten Hauptmann Lein er nnd Rittmeister Neubauer lein Steirer von Erzherzog Ioh ann Dragoner) beständig Vorposten ausgestellt. Die musterhafte Manns-zucht der Truppe gewann ihr bald die allgemeine Achtung der Kauischauer. Den besten Beweis dafür gab das Ersuchen der städtischen Behörden, die Landwehr-Division möge von General Sticlfricd zn Kanischa in Garnison gelassen werden. An ihre Stelle kam in der Folge ein Bataillon Grenzer, das vom Landstnrme überfallen wurde. Nach dem Abmärsche der Landwehr-Division blieb von Seiten der Steirer nur der Trausportsammel- 20? haus-und Spital-Commandant Oberlicutenant Wetzlar mit seinem Schreiber, dem Korporal Niese, zurück. Die höchste Vorsicht war beständig nothwendig durch die Treulosigkeit, mit welcher anderweitig kaiserliche Truppen von den Rebellen — unter der scheinbaren Maske des Uebertrittes — gefangen wurden. (So Major von Pichel von Naffan nnd Lieutenant Baron Baum von Bianchy am 15. auf der Thurczer Höhe, Oberst Graf Montecuculi, als erkrank in Gyöngyös zurückgeblieben, durch die Einwohner dieses Ortes, die tapferen Chevauilegers unter Baron Braun). Nicht alle schlugen sich so glücklich dnrch die Schlingen des Verrathcs, wie Major Hcrmanovsty und Hanptmann Areskovich von Erzherzog Stefan. Kanischa war seit je gerade für die steierischen Krieger vou großer, oft verhängniß-voller Bedcutuug. Im Jahre 1600 wehrteu sich die Kanischancr heldenmüthig dnrch 44 Tage gegen die anstürmenden Türken, ein Jahr später in türkischer Gewalt drängte hier der Pascha Hassan Terjaki den Erzherzog Ferdi nand mit der 30,0U0 Mann starken steierischen Armee znrück. In Kanischa fehlte es nicht an wanchcr Versuchung für die alte steierische Treue. Blühende Mädcheu, klingendes Geld bildeten die geheimen Werber für die Reihen der Honveds. „Tanscnd Küsse, ^enlt ich euch in Houvcds-Uuiform sehe," sprach eine lchmucke Jüdin zu einem stattlichen Steirer. „Gut, die Hälfte vorans," meinte er; nachdem er sie erhalte», lachte ": „die zweite Hälfte erlaß ich cnch bis nach dem jüngsten Tage, denn selbst an diesem noch bleibe ich meinem 208 Kaiser treu!" Von der stillen Emsigkeit der Steirer im Dienste nur ein Beispiel: Der schon mehr erwähnte Unteroffizier Niese von der Landwehr-Division, zugetheilt beim Spitalcommando, hatte vernommen, daß bei einem Ziegelofen anßer der Stadt 2 Kanonen versteckt wären. Er nahm jede Nacht ein Paar vertrante Laudsleute, kräftigte sie dnrch einen guten Imbiß anf seine Kosten und überklaubtc mit ihnen heimlich einige hunderttausend Ziegeln, leider ohne die ersehnten Geschütze zu finden. Unter den besseren Familien in Kauischa zeichneten sich viele dnrch die edelste Sorgfalt für die k. k. Truppen aus, so der biedere Particulier David König, der seine Familie nber die Dauer der Kriegswirrcn nach Steiermark geschickt, dafür aber sein Haus den steirischen Truppen eingeräumt hatte. Selbes benutzte auch Herr Oberstlieutenant Streicher von Piret als Wohnung und Kanzlei. Die Garnison in Kanischa wurde beinahe ganz geschwächt am 26. Februar 184!), iudem die füufte Compagnie der Landwehr-Division nach Szala-Egerszcg, eiu Detachcment der 6. Compagnie nach Harrs-Bcreny, die Dragoner nach Essegg, die Division Kiusky uachOcden-burg mußten. Hauptmann Ednard von Gasteigcr von Pirct/ ein Tiroler, erhielt die 5. Compagnie und zugleich als imNaugc der ältere, dasDwisiouscommaudo. Während der scheiubarcu Garuisousruhc der Laudwchr-Divisiou waren auf dem uaheu Kriegsschauplätze große Ereignisse vorgefallen. Am Ncnjahrstage 1849, also dem nächsten Morgen uach der Schlacht bei Moor, trachtete 209 Se. Excellenz der Banns den Perczel von der Ofner Straße abzuschneiden; er vertrieb ihn am 3. vonTetcny, obschon Görgey nicht weiter als 8 Stunden entfernt war. Der Agitator Kofchuth verschaffte sich Geld nnd Credit dnrch die eingezogenen österreichischen Banknoten. Vier ungarische Armeen nnter Görgey, Klapka, Regossy nnd Damjan ich standen am rechten, die andern drei im Kampfe gegen die kaiserlichen Truppen am linke» Donanufer; Dembinsky ergriff die Offensive, Schlick zog sich vor der Uebermacht an Fürst W i n-dij'chgratz bei Kapolua, wo am 26. Februar dieblutige Schlacht entbrannte, in der am 27. Nachmittags Schlick nach der heldenmnthigen Erstürmung von Verpelcth Dembinsky nöthigte, sich 3 Meilen weiter bis Kerec-send zurückzuziehen. Mit März ging es vorwärts den blutigen Weg des eisernen Kampfes. Am 30. März besetzte Graf Nugent Fünfkirchcn, und traf ernste Anstalten znr Ceruirung von Esscgg. Am 27. März 184!) brach die Landwehr-Division auf nnd wnrde über Lorcnz, Pergeny, Pohath, Istvandi, Sigeth, St. Lorenzen nnd Siklosch gefahren, von da Uuttclst Dampfboot znm Hauptquartiere des F, Z. M. trafen Nngent nach Dalya befördert. Am 15. März machte iin Kricgörathc zu Pesth der ^anus den Vorschlag, er wolle mit Graf Schlick bei Szegedin über die Theiö gehen, um sich mit dem Corps bes General Thodorovi 6 zu vereinen. Dieses Corps, !5,000Mann stark, wichtig durch seine grenznachbarlichen 210 Elemente für die Steircr, hatte den schönen Boden yvi-schen den Römcrschanzcn der Donail, Theis nud Maros den Ungarn entrissen — einen wichtigen Landstrich, welchen Se. strcellen^ der Banns gegen die Ungarn sichern und erhalten wollte. Wir treffen im Armeecorfts Sr. Ezc. des Banns die Brigade Nastich und die tapferen Ottoehaner und verweilen deshalb ein wenig bei ihren Thaten, weil wir diese Waffenkörpcr später in genanester Verbindung mit unserer Landwehr-Division treffen. Am 3. April war das erste Armcccorps von Czegled aufgebrochen, um sich mit Schlick, der gegen Hatvan rückte, zu verbinden. Da wurde am 4. die Brigade Nastich, welche die Nachhnt bildete, bei Tapco^Bicske, eine Meile hinter Schö, von 8000 Ungarn nntcr K lapka angegriffen. Die Ottochaner warfen sich rasch anf die feindlichen Kanoneil, nnd verfolgteil, trotz dem Wnnschc Nastich'ö, das Gefecht abzubrechen, nm znr Vereinigung mit Schlick zn eilen, den Feind mit fcnriger Hast gegen Parmas, wo Damjanich die Kaiserlichen mit 10,000 Mann frischer Truppen angriff, lim sie in die Sümpfe vou Tapio zn treiben. Zwei kaiserliche Bataillone standen hier dem gräßlichen Kartätschenfener nnd einer zehnfachen llebermacht gegenüber. Die Banderial-Hnsa-ren fochten nnd starben als Helden, mit ihrem ans hnn-dcrt Wnnden blntenden Capitän Gjurkovi<^, nnd Major Baron Riede se l. Bei Isas^eg finden wir die Brigade Nastich, den Wald, Z/< Meilen von Gädöllö besetzend, im grimmigen Gefechte, in welchem O ttingerö 211 Kavallerie Wunder der Tapferkeit verübte, der Banns wie gefeit mitten im Kugelregen hielt, bis dnrch Schlicks Anknnft die Kaiserlichen 30,000 Mann zählten, denen unter Görgey die ungarische Hauptarmce mit 52,000 Manu gegenüber stand. Es war einer der blntigsten Tage. Ottinger mit Hardcgg-Kürassier und Kaiser-Dragonern war im brennenden Dorfe Isaßcg das Ziel des feindlichen Geschützes auf 1000 Schritt Nähe. Major Pessics von den Ottochanern endete als Held. Das Armcecorps marschirte am 7. April gegen Pesth. Die Nachricht, daß am 12. März Sardinien den Waffenstillstand gekündet, daß der Fcldmarschall Graf Radetzky am 19. März die Feindseligkeiten gegen die Treulosen wieder beginnen, daß Piemont die Parole und Turin die Losnng sei, begeisterte unsere Landsleutc anch im Ungarlande. Am 26. April 1K19 erhielt Hanptmann Lein er den Befehl, mit der 6. Compagnie nnd einigen Windisch-lNatz-Chcvanrlegers die ssinwohner von Doroßlo zn entwaffnen. Die Stcirer benahmen sich mit eben soviel kaltem Muthe, als schlaner Klugheit. Um ^ Uhr Nachmittags wurde nach Grdöd, nahe dem Znsammenflusse der Dran nnd Donau, und dem blirch die Kämpfe 1552 classisch gewordenen Boden ab-N'arschirt, wo die Pionniers auf rcquirirtcu Fahrzeugen ble Truppe über die Donau setzten. Mau erfnhr, daß ^lue starke Garnison Insnrgenteu in der nahen Stadt SMlbor sei; es war die änßerstc Vorsicht nöthig. Lei-U er rückte jedoch mit dem ihm als Dolmetsch bcigegcbenen 212 Oberlieutcnant Rebrovi6 vom Sluiner Grcnzregi-mente in Doroßlo cin, die Waffen wurden cms die erste Aufforderung fast von Allen gutwillig hergegeben, ja sogar der Truppe Wein, Erqnickung und gnteö Nachtquartier angetragen; aber Lein er fand die Freundlichkeit der Einwohner eben so wenig Vertrauen erweckend, als die Nähe der Insurgenten inSzambor; er wies daher alle Anträge zurück, behielt die Truppe»! unter dem Gewehre, nahm die Waffen ab, brachte selbe noch in der Nacht über die Donan, und stattete dem Herrn Major Wallau vom Gencralstabe seinen Bericht ab, der mit dem schmeichelhaftesten Lobe von Seite des Herrn Feld-zeugmcisters aufgenommen wnrde. Eine gleiche Expedition zu demselbeu Zwecke führte zn gleicher Zeit mit dcmselbeu Glücke die 5. Compagnie nnter Hanptmaun Gasteigcr gegen Apathin ans. Das Gelingen solcher einzelner Streifziige erweckte bei deu Steirern um so mehr Vertrauen zn ihren Führern, als andererseits die Beispiele von Verrath uud Gewalt auf dem Boden, auf welchem sie standen, an der Tagesordnung wareu, uud die Schicksale des Couriers Hauptmann Graf Erb ach (in Mclgö Köveds von Töltcny's meineidigen Hnsaren aufgefaugcu) und vieler Anderer eben keine. Geheimnisse waren; ebcu so wenig, als die Erpc-ditiou einer Compagnie Prohasl'a gegen den Parteigänger Polkavics, die anf dem Dampscr„Hcrmiue" mißlaug. GcneralTrebcrsbnrg hatte sich bereits in der Nacht vom 30. zum 31. Iäuncr in 5 Colonnen stürmend nach einem lebhaften Gefechte den Besitz der.Vorstädte von 213 Essegg erkämpft und hundert Rebellen gefangen, wenige Tage später entfloh der Rcbellen-Commissär Graf Ca-simir Bathyany mit seiner Familie ans der cernirtcn Festung bei Batina über die Donau. Oberst von Main u l a leitete die Augriffs-Arbeiten zur Beschießung der Festung, vor der von Nn gents Corps 2200 Mann mit 320 Pferden standen, darunter 4 Compagnien Pire t, die am 23, Februar zn Schiff über Vukovar, Illok nud daun über Palanka geeilt waren, um das unglückliche Futak zn retten. Die Maßregeln waren so gut genommen, daß Essegg capitulirtc und am 14. Februar die Ve-satzung, 4500 Mann stark, mit 614 Geschützen, 2000 Ctr. Pulver:c., die Waffen streckte. Die Zeiten trübten sich immer mehr; Fürst Windisch gr ätz, der Marschall der Kraft, hatte das Com-uiando niedergelegt, die Insurgenten crstürmteu Ofen, das selbst der Heldentod eines H en zi und Alu och 'U'cht nlchr rettete; an der schon fast preisgegebenen Do» ucm zog sich der Vanns mit feinem Corps gegen Essegg, lvo F. M. L. Trcbersberg über eine nur schwache Garnison gebot, die aber durch den Befehl zum Einmar-^e der 3. Landwehr-Division Pirct um zwei frische, ^nplctte, gnt czcrcirte uud erprobte Compaguicu vcr' 'Uchrt wurde. Indeß war das 3. Bataillon zu Kamenij; bei der Kernirung von Peterwardcin, bei welcher Gcle-^nheit sich Hanptmann Lcidl beim Zurückdrängen eines "usfallcs anf das Rühmlichste hervorthat. Wenn Graf Thun's Worte in der Theorie, so wahr ""d richtig sind : „Nirgends tritt die Unmöglichkeit, den 214 Interessen der Nationalität und der politischen, d. i. staatlichen Existenz dieselben Gebiete nnd Grenzen anzuweisen, schlagender hervor, als in der österreichischen Monarchie," so mußte unsere Armee 1K48 und 1840 iu Ungarn in all ihren Abtheilungen diese Erfahrung aufpraetischem Wege mit dem eigenen Blute erkaufen. Die kaiserlichen Truppen der Hauptarmee hatteu bei Kapolna ic. Nnuder der Tapferkeit geübt; der Nucken der Braven mußte im» mer durch bedeutende Patrouillen gesichert werden gegen die Guerillas-Banden, die 40 bis 60 Manu start in großer Menge vom Matra Gebirge herabstiegen, und gegen Kranke und Wehrlose wütheten. Die Unfälle bei Szol-uok, die mißlungene Erpedition des Major Dragie am 5. März gegcu Theresianopel konnten den Mnth der tai-kerlichen unr erhöhen. Bei einem großen Theile der Mannschaft der Landwehr-Division steigerte sich daher der Wnnsch, das eintönige Garmsonslcbcn mit der Feldthätigkcit zu vertauschen, ein Wnnsch, dem von Oben bald entsprochen wnrde. Den Zusammeuhaug der Begebenheiten imAnge zu behalten, wenden wir uus ein wenig zum crsteu Armce-corps, das wir im April im Bivouak bei der kaiserlichen Armee am Felde Natos bei Pesth fiudeu. Ottingcr und Schlick, ersterer bei ksiekata gegen Aul ich, bestanden manches tühnc Vorposteugefecht; Görgcy schlug sich mit den Brigadcu Götz und Iablauowsky uud zog endlich gegen Komorn. In einem Rcitcrgefcchte zwischen den Kürassieren und den uugarischcu Husaren, warOet tinger uahe daran (am 14. April) ein Opfer 215 seines Mnthes zu werden. Kurz, dic kleinen Gefechte zwischen den Kaiserlichen, die Iß Brigaden stark mit 210 Geschützen bei Pesth standen, wiederholten sich täglich. Aber die Verhältnisse nnd die Elemente hatten mit gleicher Mißgnnst gegen diese Braven gewüthet, denen 180,000 Feinde mit allem, was Land nnd Verrath bieten konnten, gegenüber standen. F. Z. M. Nelden, der an der Stelle des Fürsten W indischgratz das Com-Mando übernahm, beschloß eine Aufstellung der 3 ersten Armeccorpö von der March bis Essegg, so daß sich der rechte Flügel des ersten Korps an das kaiserliche Cerni-rnngscorps bei Petcrwardein lehnen sollte. Eo treffen wir denn nnserc Landwehr Division wieder in nächster Verbindung mit dem ersten Armeecorps unter Sr. Ezc. dem Herrn Banns. In der Nacht vom 23. anf den 24. April ränmten die Kaiserlichen Pcsth, zogen über die Schiffbrücke, defilirten vor dem Banns und Grafen Schlick, und am frühen Morgen trennten sich die Corps, die so viel hartes mit einander getheilt, bis znr Vereinigung in besseren Zeiten. Schlick ging gegen Westen ncich Naab, der Banns gegen Süden nach Efscgg, Oberst Puss er hatte bei Carlowitz nnr mehr 3000 Mann gegen Pcrczcls ganze Macht, General Maierhofer zu Eemlin 1200, Oberst M amula — durch die Trefflichkeit seiner Vcrschanznngcn gedeckt — ccrnirte Peterwar-dein mit nicht mehr als 200« Mann. Weit und breit war das Land wüst, verödet, verheert, entvölkert; wochenlang kamen die Trnppen nntcr kein Dach, hatten kein anderes Lager, als den von der Hitze zerklüfteten Boden, 216 keine andere Labnng, als ekles Wasser in den schlämmt» gen Flüssen, oder ans Cisternen, in welche die Ungarn ihre Todten versenkt hatten. Cholera nnd Typhns rissen ihre Opfer schaarcnweise hinweg. An der Seite seines geliebten Chefs nnd mit ihm erlag der mnthige Etcirer Tastner Carl von Za-nini-Infanterie dem Typhns, den er sich mit dem edel' sten der Krieger, Sr. kais. Hoheit Erzherzog Ferdin a n d von Este — Schwager Sr. kais. Hoheit des Grafen Chambord — beim Besnche der Spitäler geholt hatte. Wie arg die Kriegsftiric 1848 nnd 1849 in den nnscligcn Ländern Ungarns gehanst, zeigen am besten die statistischen Nachrichten von 1850, lant welchen dieMilitärgränz-Provinzen, in Folge des Bürgerkrieges, 25,000 Witwen .zählten. Unter den Cernirnngsttnftpen von Peterwardein War nnr das 3. Bataillon Pirct vollzählig. In der Festung standen von Seite des Feindes 5000 Mann regu-läre Infanterie, 7000 bewaffnete Vancrn, stets in der genauesten Kenntniß alles dessen, was anßen vorfiel. Daher crsnchte F. Z. M. Graf Nu gent schon am 12. März um Vcrstärknng dnrch die Brigade Palfy, um anch Nensatz einschließen zn können. Der erste April, so wie die nächstfolgenden Tage stehen mit Blnt in den Analen des nngarischen Feldzngcs geschrieben. Der Banns kämpfte heldcnmnthig bciTasco-Bicske, besonders die Brigade Rasti c, die nnr 743 Rotten stark, 24 Stnnden ohne Abkochen marschirt war; Fürst Llchtenstein lieferte ein glänzendes Neitergefecht bei 21? Hatvan an der Zagyva-Brücke, der Hauptmann Ritter von Kalchberg — ein Gratzer — deckte an derselben Brücke mit einer Compagnie Pr oh ask a den Rückzug. Die Kämpfe bei Gödöllö, Isaszeg, Paroszlo:c. gegen die immer wachsende Ucbermacht der Feinde, die Ende Mär; 120,000 Mann Infanterie nnd 11,000 Hnsarcn zahlten, zeigten die eiserne Ansdauer der trenen kaiserlichen Trnppcn. Zur Zeit, als Christi.in Götz (geboren 1783 in Lieben, durch 49 Jahre in Kriegsdiensten des Hauses Oesterreich), beiWaizen ritterlich gefallen war (10. April 1819), jagten Kni 6 a nin, Pnffcr nnd Stratimi-rovi 6 die Magyaren wieder ans dem ^aikisten-Distriete, aber Nadoli, Gospodince, Naö, St. Ivan lagen in Trümmern, der herrliche Dom von St. Tomas war vc» wüstet, das alte ehrwürdige Kloster Kovili — Carlovitz gegenüber — eingeäschert, die Mumien seiner Heiligen, die Leichen seiner Mönche in seine Brunnen geworfen — Echmachthatm der Horden Perczcls nnd des Räubers N o s z a. Seit den Albigenser Kriegen hat kein Volk so gelitten, als die Serben, nnd doch richtete die energische Proclamation des Helden-Banns (Essegg am 15. Mai 18 W) ihren gcsnnkenen Muth wieder a»f. Auch für die Landwchr.Division klangen die Nachrichten ans der stei« rischen Heimat crmnthigend. Major von Dondorf führte am 28. April 1849 ansGrajz ein fliegendes Corps von 3 Compagnien des vierten Bataillons Piret, 2 Compagnien Wimpfen, 1/2 Fllßbatterie nnd 180 Manu Windischgratz-Chevanzlegers nach Ungarn, schüchterte die 10 ^18^ Rebellen ein, versprengte dieNaubbandeu, und kehrte am ll. Mai wieder nach Gratz zurück. 5. In derselben Zeit in einer schönen Mainacht finden wir die Landwehr-Division zn Kamenitz als Reserve für das dritte Bataillon Piret, das nnter den Hanfttlcnten Saffran und Kletzl einen grimmigen Ausfall der Ungarn zurückschlug. Am nächsten Morgen brachte auch die heftige Beschießung der Umwallungsliuie aus der Festnug die brave« Steirer nicht aus der Orduuug, wohl aber eiu grimmiger tückischer Feind, der seit 1830 Lager nnd Städte entvölkert, über Nacht Sieger und Besiegte hinstreckt — die Cholera. Währcud des Kanonenscners am selben Tage raffte sie allein über 100 Mann weg. Es war ein schauriger Aublick, die kräftigen, kampferprobten Männer, das brechende Auge, die geballte Faust noch gegen die Festung gewendet, dem mörderischen Gifte der Seuche wehrlos erliegen zn sehen. Der Bataillous-Commandant, Major Freiherr von Lebzeltern, verwendete sich sogleich beim Corps-Commando um Ablösung der stcirischcn Ccrniruugstruppeu; schou am nächsten Tage war seine Vitte dnrch Abmarschbefehl nach Carlo-Witz gewährt; aber schon waren der Major Lebzeltcrn selbst^ HauptmauuLuxem, der beim Ausfalle verwuu-dcte Oberlieutenant Sonnenstein, der Adjutant Lieutenant M ül l er?c. nicht mehr — die Männer der Schlacht waren ein Opfer der Seuche geworden. Noch beim Ans« marsche aus dem Lager fielen 20 Mann der Landwehr- 219 Division aus Neih und Gliedern in Folge der Cholera. Aber die Kaiserlichen hielten fest in jedem Sturme. Bei dem mörderischen Ansfalle der Peterwardeiner Besatzung am 29. März 1849 büßten die Ungarn 150 Todte nnd 200 Verwundete ein. Die Rebellen zeigtcn sich besonders überspannt durch die am 27. März erfolgte Ankunft desPerczcl nnd Kasimir Bath y a n y, die mit Verstärkung in Nensatz eingetroffen waren. Sie entließen die noch in der Festung zurückgehaltenen kais. Offiziere, darunter die früheren Commandauten F. Z. M. B l a^ goevich, F. M. L. Zahn?c. Nngents ganzes Corps bctrng am 9. April nnr mehr 0987 Mann Infanterie, 581 Mann Kavallerie nud 30 Geschütze, von denen nnr 21 vollständig bespannt, so wie von der Mannschaft nur 2165 vollkommen und 953 gnt bewaffnet waren. Cnha war Commandant in Peterwardein. Die Ungarn vcr übten Ende März gräßliche Gransamkeiten bei ihrem Einrücken in Zombor, St.Tomas, Verbaß, Szcnta,Mahol:c. Am 14. April rief den Marschall Fürst Windisch-ssratz der allerhöchste Befehl Sr. Majestät des Kaisers ^om Obcrcommando in Ungarn ab, vier Tage vorher war i" Walzen General G ö'tz — so lange Zeit Oberst des steirischen Regimentes Piret, wie oben erwähnt — ritterlich gefallen. F. Z. M. Freiherr von Welden, ebenfalls den Stcirern als Divisionär, in Gratz durch die herrlichen Anlagen am Schloßberge bekannt, erhielt das Obercommando; bis zu seiner Ankunft führte es pro« visorisch Se. Excellenz der Banns. Die mm folgenden Ereignisse lassen, der Hauptgeschichte des ungarischen 10* 220 Feldzugcs angehörig, sich wohl »ur des allgemeinen Ver» stä'iidttisscs wegen berühren. F. Z. M. Welden hatte Pesth geräumt, wo am 24. April Aul ich seinen Einzug hielt. Am 1. Mai wurde die Intervention Nnßland's bekannt; bald finden wirOfcn nnter Arthnr Görgey's Kommando erstürmt, finden den Heldentod Henzi's und Alnoch's, letzterer in Stciermark wohl bekannt durch die Thätigkeit, mit welcher er 1833 dem General-stabe als Hauptmann zugetheilt, die Vermessung der nn« zugänglichen Sulzbach leitete. In der Mitte Mai über' nahm an der Stelle des erkrankten F. Z. M. Baron von Wclden der F. Z. M. Freiherr von H a y n a n das Obercommaudo iu Ungarn. Haynau war gleichfalls für die Steircr ein gefeierter Krieger, welcher 180!) in dem nun stcirischc» Negimentc Kinsky — damals Vogelsang nnter Oberst Gras B enthei m-S teinfurt— in Prag als Hauptmann gedient, später in Gratz als General fuugirt und bei der Cernirnng Venedigs sich nicht bloß durch ehernen Muth, bei der Beschießung von Marghcra (Nacht vom 29. zum 30. April 1«lU) die Ne' wunderuug, sondern durch treue Sorgfalt für die Verpflegung der Truppcu den allgemeinen Dank dasclost erworben hatte. Sein Vorrücken in Ungarn wnrde dnrch die russische Infanterie-Division Pauintinc unterstützt. Die stark gelichteten Rotten der Landwehr-Division erhielten Befehl über Carlowitz und Veschta nachSnrduk zu gehen, und auf Vorposten die Donau zu sichein. liine Halb-Compagnie kam nach Neu-Banavzc. Jenseits des 221 Wassers standen die Insurgenten. Die Landwehr-Divi« sion kam mit 3 Compagnien des dritten Bataillons nach Salankemen, wnrde bei Titul am 21. Juni übergeschifft und in ein Bivouak gelegt. Hier trafen einige Steirer unter dem Gefreiten Riese nachträglich ein; Alpenlieder, Vorträge, wie „Hoch das Haus Oesterreich!" der „Hel« denwunsch" von Kastelli lc., Nachrichten aus der Heimat würzten das Nachtlager uuter freiem Himmel. Wie viele Erinnerungen der österreichischen Heldengeschichte bietet dieser Boden, auf welchem 1686 der zweite Sohn des Helden Rüdiger von Stahrenberg, der Bruder jenes Guido von Stahrenberg, der Essegg so wacker ver» theidigte, ritterlich fiel! Hier vereinte sich im Juni 1849 das ganze Corps des Banus. Von da au hatten die Steuer Gelcgeuheit, sich unter denAngen des Helden uud ritterlichen Sängers hervorzuthun. Das Corps Sr. Ercrllenz des Herrn F. Z. M. uud Banus bestand ans dem dritten und vier» ten Bataillone der Grenzregimenter, vier deutschen Ca-vallcrieregimeutecn, dem fünften Jäger-, dem dritten Piret-, einem König Wilhelm-Bataillon und der dritten Landwehr-Division Pirct. Am 5. Juni hielt Ee. EMlen; der Banus große Heerschau, Nachts wurde nach Gcorgcwo abmarschirt, dann über Gospodiuee nach Piros vor Ncusaj;. Am «. Juni wurde dort das Lager bezogcu. Am 9. bedrobte selbes ein ungarisches Entsatzcorps, das aber dnrch Ottin gers eiserne Reitcrschaar geworfen wurde. Am 12. Inni Nachts 11 Uhr brach das ganze Corps unter der persönlichen Führung des 222 Herrn Banns gegen Neusatz auf. Das dritte Bataillon und die Landwehr-Division Piret waren bei der Brigade GrafDraskovic in der Division des F, M. L. Dietrich. Als Avantgarde mit einer Division Ban-derial Husaren kam die Landwehr Division in der Nacht vom 8. bei Gospodince bereits dem Feinde sehr nahe, lvnrde aber nicht angegriffen. Nach drei beschwerlichen Märschen durch zerstörte, von ihren Einwohnern verlassene Orte, ohne Grquickung, ohm gutes Wasser, selbst ohne Fleisch und Sal; kau: die Brigade vor Neusatz. Mangel an Vorräthen nnd an geordneter Verpflegung, insbesondere aber an feldärztlichcr Hilfe war der Verbündete der Cholera, der gerade ost die rüstigsten Soldaten als Opfer fielen. Schon am 9. Juni wurde das ganze Armcecorps Plötzlich allarmirt; anf das schnellste stand es schlagfertig da, nnd empfing mit Jubel den allverehrtcn Ban, der die Reihen durchritt und sich persönlich von dem frohen Mnthe seiner treuen Krieger überzeugte. Die Landwehr-Division nuter Hauptmanu von Gaste ig er war am linken Flügel des ersten Treffens. Die Marmirung war nnr eiue zur Täuschung des Feindes uuternommcne Demonstration, nnd das Lager wurde wieder bezogen. Nensatz, eine reiche Stadt am linken Donanuftr, gerade dem ccrnirteu Pcterwardem gegenüber, versah diese feindliche Festung immer mit frischem Proviante, und vereitelte so die Möglichkeit ihrer Einnahme. Seine Excellenz der Banus beschloß daher, sich dieses wichtigen Platzes zu bemächtigen. Die Brigaden Draskovic, 223 Gramout m»d Rastic sollten sich in der Nacht vom 11. zum 12. Juni durch einen Handstreich der Stadt be-meistern. Hanptmann von G a steig er wurde vom Herrn Brigadier Graf Draskovic beanftragt, durch Freiwillige ans der 5. Compagnie die Angrissscolonne zu bilden; Hanptmann Lein er, vom Commandanten des 3. Bataillons Piret, Herrn Hauptmaun Seidel, anfgefordert, sich mit der 6. Landwehr^Compagnie dem Bataillon anzuschließen. Aber in der Dunkelheit von drei Seressanern geführt, kam Lein er mit der sechsten Compagnie an die fünfte, nnd so bildete mit Einstimmung des Herrn Brigadiers die ganze dritte Landwehr-Division die freiwillige Sturm-Colonue. Es ist außer dem Zwecke dieser Zeilen, die heldenmütige Aufopferung der Truppen, übcrhcmpt die kalte Todesverachtung des Herrn Banns in mehr als einer Gefahr, die ihn umgab, zu schildern, die Annalen der Geschichte haben dnrch würdigere Kräfte für dieVercwiguug gesorgt. Um 2 Uhr wurde angegriffen, die feindlichen Posten zurückgedrängt, eine Schanze erstürmt und in die Vorstadt eingedrnngen, aus der dieLicntenantc Kodcritsch und Hoch hanser der Landwehr Division sogleich Patrouillen in die nächsten Gassen entsendeten. Die Feinde wechselten einige Schüsse, aber die Landwehr-Division ging so rasch vorwärts, daß die Ungarn flohen und die Stcirer mit ihnen zugleich um « Uhr früh in Neusatz eindrangen. Vorwärts im Sturmschritte ging es gegen 224 den Brückenkopf, aber Dunkelheit nnd die zu große Distanz der aufeinander folgenden Abtheilungen der Brigade, in deren Flanke nnn anch der Feind zu feuern begann, hemmten den raschen Sturm. Hanfttman Gastei-ger schickte einen berittenen Sercssancr um Succurs zurück. Die halbe Compagnie uuter Lieutenant Kode-ritsch und Hochhauser ließ sich weder durch den Feind, der Miene zum Ausfalle machte, noch durch das Kleingewehrfeuer, das einzelne Einwohner ans deuHäu-sern auf die Kaiserlichen eröffneten, abschrecken. Unaufhaltsam stürmte die Landwehr vorwärts, bis sie den Platz gegen die Donau besetzte, während von einer andern Seite die Brigade Gramont mit dem 5. Jäger-Bataillon und eiuer scchspfündigen Batterie eindrang. Letztere wechselte ein lebhaftes Feuer mit dem feindlichen Brückenköpfe. Die gesammte Brigade Draskovic hatte sich indessen wieder geordnet, und Hauptmann Guerloude vom Gcueralstabe forderte zur Erstürmung des Brückenkopfes auf. Schon waren manche Tapfere gefallen, aber rastlos folgten andere von der 0. Compagnie ihrem Hauptmanne Beiner, der die Häuser zu er-brccheu und zu besetzen begann; wahrend Hauptmann Leidl eine Stnrm-Colonne aus dem dritte» Bataillone Piret und der Landwehr-Division zusammen stellte. Die Zimmerlente Angnst Scherf (der fünften) und Thaller (der sechsten Landwehr-Compagnic) zeichneten sich besonders bei Erbrechnng eines festen Gebändes ans, von dessen Fenstern Leiner den feindlichen Brückenkopf beschießen ließ, Corporal Leitner erschoß den eben 225 loszündenden Kanonier am feindlichen Geschütze, Gemei» ner Fink den dazn commandirenden Offizier. Corporal Picker und die Gemeinen Nößl nnd Fluch sprangen von Baum zn Baum, sich immer duckend, dem feindlichen Brückenköpfe immer näher. Jeder Schuß mußte treffen. Feldwebel Wagner nnd der Gemeine Satsch wetteiferten durch Tollkühnheit nnd Besonnenheit zugleich. Von der Unmöglichkeit überzeugt, ohne Pionmers nnd Lanf-brücken die feindliche Schanze ersteigen zu können, zogen sie sich fortwährend feuernd in das von Lein er besetzte Haus wieder zurück. Ein Wassergraben tief nnd breit, durch einen Do-nauarm vor dem Brückenköpfe gebildet, vereitelte den heldcumüthigen Angriff. Der Kampf wnrde immer er« bittcrtcr. Die braven Landwehrmänuer Plnch nnd Corporal Leitner (bekannt nnter den Waffenbrüdern durch Muth, Umsicht nnd Sorgfalt), deckten mit ihren Leibern ihren dem Geschütze blosgestelltcn Hanptman» Lein er; beiden wurde die Brust von Kugeln durchbohrt, beide in der Folge, wie durch Gottes Wuuder gerettet und geheilt, beide erhielten die silberuc Tapftrkeitsmc-daille. (Leitner lebt noch zu Kindberg in Obersteier, Pluch starb am Typhns zn Gratz.) Eine Nakctten-batterie trachtete die Schiffsbrücke in Brand zu stecken, aber von der Festung herüber spielten alle Geschütze so mörderisch, daß dnrch platzende Bomben und einen Hagel von Granaten viele Hänser in Brand geriethen. Seine Excellenz der Banns selbst kam m dichtem Kugelregen heiter und ruhig zum Platze, welchen die Landwehr» 10" 22ft Division besetzt hielt, lobte die brave Truppe und ermähnte sie zur Ausdauer. Das Bombardement wurde immer heftiger nnd die Flamme griff nach den Hänsern mit solcher Hast weiter, daß befohlen wurde, die Stadt zu räumen. Dieß geschah um 4 Uhr Nachmittag. Die Landwehr-Division hatte 4 Todte und 14 Verwundete. Nuu folgten herzzerreißende Scenen. Dem gefräßigen Feuer der Magyareu, das die Vorstädte Ludwigs- und Nochusthal in Brand gesteckt hatte, folgten Schwall für Schwall raublustigc Pllmdcrer ans den Neiheu der Iu-surgenteu, ein großer Theil der unglücklichen Städter raffte die beste Habe zusammen uud trachtete uuter dem Schutze der Kaiserlicheu abzuzjeheu. Wieder andcre strebten dnrch wilde Verzweiflung blind gegm die wachscude Gefahr ihr Eigenthum aus den Flammen zu holen, überall Heuleu, Flnchen, Jammern, höhnendes Hurrah, abgebrochene Kommaudoworte, platzende Bomben, dumpfes Krachen der einstürzenden Hänser. Die Landwehr-Division vermißte nach diesem Gefechte 23 Manu, Lieu-tonaut Koderitsch war leicht verwundet. Vr führte die Nachhut; Honveds versuchten durch cinen Ausfall, ihm iu die Flanke zn tommen, aber eiue wohl angebrachte Decharge warf sie zurück und Feldwebel Schmidt uahm ihrer uoch einige gefangen, so wie der Gemeine Groß mit dem Bajonuete eiuen Husaren zwang, sich zu ergeben. So wurde in das Lager zurückgegaugcu. Vorzüglich ansgezeichuet hatten sich von der Landwehr-Division .die Lieutcnante Bellschann und Hochhauser, Feldwebel Trümer, die Corporate Siebend runner, 227 Leitner Fink, Bienser, Neuhold, Riemer, Hofer, Haß, Lobhauser, Bosch, Sommer; die Gemeinen P l n ch, K ö n i g, Gr oß, B üßel. Nach dem Sturme auf Nensatz kam die Landwehr-Division in das schwabische Dorf Schob a, in welchem die Ungarn sogar die Bildcrrahmen in der Kirche vertilgt hatten, nm den Kaiserlichen kein Fenernngsmaterial zn lassen. Trotz allen Elendes bot der imftrovisirte Markt von geplünderten Nürnberger-Waaren viel Komisches. Von hier ging es nach K ollmatt n, wo beim Abgänge aller Le-bensmittcl zum Glücke ^vci schwere Nüstwägcn Weißbrot für die Honvcdö eintrafen, die voll den steirischcn Landwehrmännern sogleich geläppert, und mit den nachrückenden Kikindcrn getheilt wurden. Letztere wühlten den Boden dnrch, fanden einen Keller mit Wein nnd Slivoviz nnd labten mit dieser willkommenen Beute die stcirischen Waffenbruder. 6. Nach dem Stnrme anf Nensatz rückte Haufttmann Gastciger zn seinem Bataillon ein, nnd Haufttmaiui Lei »er wnrde Divisions-Commandant. (Ms solcher gab er später am 20. Inli 1849 einen änßerst kräftigen Divisions-Bcfehl, in welchem er hinweiset anf die Vortheile der Beobachtung der eingeschulten Strategie auch in der Hitze des Gefechtes). Peterwardein war durch den Feind weniger, als bltrch seine Casematen stark. Seiner Excellenz der Banns hatte gleich bei seiner Ankunft in Essegg den 228 Plan, seine Truppen donauabwärts auf Dampfbooten nach Illok zu befördern, als er aber erfuhr, daß die Ungarn das linke Donauufer bei Palauka durch Geschütz besetzt hielten, beschloß er, eine Brigade nach Bukiu zn entsenden. Am 19. Mai wurde gegen Peterwardein re-cognoscirt. Hier commandirte damals Perczel. Man brachte in Erfahrung, baß die Festung Nachts nur immer von 1500 Mann besetzt sei, die übrige Garnison in Ncusatzer-Brückent'opfe campire, daß man immer 2 Stunden branchc, nm Morgens die Abends ausgehängte Brücke herzustellen. In der Festung hatte sich von wackeren Kaiserlichen, an ihrer Spitze die Unteroffiziere Braunstein und Krane, der Profoß Kusmanek, der Mitbrnckenpächter H erbe rich :c. daS Komplott gebildet, mittelst ungefähr 100 Strafarrstantcn, meist Slaven, Peterwardein in Mamnla's Hände zn spielen. Leider wnrde um 27. Mai der Anschlag entdeckt nnd die braven Anstifter des Unternehmens hingerichtet. Ihre Witwen nnd Waisen sicherte Seine Majestät dnrch entsprechende Pensionen. Die patriotisch gesinnten Sträflinge erhielten alle die Freiheit. Als bei dem Rückzüge von Neusatz in das Lager die Landwehr-Division rastete, trat General Nastich vor selbe, lobte sie in tiefergreifenden Worten und schloß mit dem Ausrufe: „Eine solche Truppe ist ein Fels, auf welchem der Monarch seinen Thron stellen kann." Bis 15. Juni hatte der Banns sein Hauptquartier in Okar. Bald darauf brach die Landwehr-Division nach Verbacz aus, bezog wieder die Vorposten und 229 rückte eingetheilt bei der Brigade Horvath am 24. Juni Abends über den Franzens- iMesm-) Canal gegen O-Vecse am rechten Thcks-Ufer, wo sich das ganze Armcecorps in Schlachtordnung aufstellte, den Feind mit heftigem Feuer angriff, sein Geschütz znm Schweigen brachte und ihu selbst gegen die Theiß warf. Hanpt-mann Lekdl mit dem 3tcn Bataillon Piret und Lei-uer mit der Landwehr-Division rückten in den Ort ein, die 5te Compagnie uuter Koder itsch bildete die Plänklcr, die l^ aus 80 Kanonen anch mit glühenden Kugeln gefeuert, der ritterliche Banns führte sein Corps in der Nacht vom 14. zwn 15. über die Römerschauzcn, und ließ nach einem Marsche von 36 Stunden erst bei knc« lagern. Die Heldentrnppe zählte bei 1000 Todte und Verwundete. Als Leiner nach St. Thomas kam, nm eine» Ounvoi Schlachtvieh zu fassen, war dort bereits das Gerücht verbreitet, der Feind habe bei Vcrbacz die Stellung der 236 Kaiserlichen durchbrochen nnd letztere wnrdcn gegen Titul verfolgt. Lein er sammelte die Zerstrenten und marschirte mit ihnen die ganze Nacht fort gegen Titnl, während welcher Zeit die Landwehr-Division und das 3te Bataillon Piret mittelst Dampfboot nach Vu^llvex übergesetzt wurden. In Titnl war das Hauptquartier. Leiner sammelte 33 Notten und setzte bei Salamkemen auf das rechte Ufer, wo er den 17. nach Le8«Iika, den 18. nach Carlowitz, und endlich nach Lukovix marschirte, wo er sich mit der Landwehr-Division und dem 3ten Bataillon Piret zum Cerninmgs-Corps des Grafen Draskovic vereinigte. Trotz Verwirrung und Verrath behielt anch in diesen furchtbaren Tagen die Landwehr-Division ruhige Besonnenheit und Fassung. Corporal Rießc auf eine Eiche gestiegen, begann die feindliche Stellung aufzeichnen, ein Trupp Husareu kam heran, Ni eße wnrdc vom Trompeter bemerkt, aber ehe dieser uoch Zeit hatte, sich gehörig zu erklären, fiel er vou dem Schnße eines steirischcn Plänklers getroffen vom Nossc, die feindlichen Neitcr galll'pirten davon, und Nicßc war gerettet. Während er dem Kampf von llo^) 00 Gulden betrug, zum Theile für die in den letzten Gefechten ble-sirten Kameraden z» widmen, den Nest aber für ein kleines Fest bei Vertheilnng der Medaillen zu verwenden. Zwei von jeder Charge pr, Compagnie sollen zur Anordnung des Ganzen gewählt werden. Am 6. August fand durch den Herrn Brigadier Graf Draskovic die Verthciluug der Medaillen Statt. Divisions - Kommandant Leiner hielt eine kraftvolle Rede, nach welcher der Herr General den Feldwebeln Stekrer nud Leiber, demkorporttlen Leitnc r, denGc-weinen Pluch uud R ö ssc l die Hcldenbrust zierte. Gs ^ar eine nette Laubhütte auf 8 Säulen, welche Trophäen und die Namen der Tapfersten der Landwehr-Division ^"Ncn, errichtet, mit den Bildnissen Sr. Majestät, un->"cs ritterlichen Kaisers, des Helden Banns Freiherrn b"u I> lla «^ i 6 !c. geschmückt; ein fröhlicher Schmans, zu Welchem die Speisen ans der Stadt Garlovic gebracht Werden mußten, dem Herr General Graf Draskoviö der neue Brigadier Oberst Nndi u a lavi ch, Oberst L n-dauisky vom 5. Jäger- Bataillon, Major Rieben :e. beiwohnten, war durch Reden und Toaste auf Se. Ma- 240 jcstät den Kaiser, den Herrn Banns und Herrn Brigadier Grafen Draskovic gewürzt. Hanptmann Leiner spendete der Landwehr-Division den nöthigen Wein nud eine Gratiö-Löhnnng. Am 7. Angnst 1849, Zahl 3149, wiederholte ein Armeebefehl des Herrn F.Z.M. Baron Ielw-iä da schon früher den steirischcn Truppen nnd ihren Führern gespendete Lob, sprach insbesondere die höchste Zufriedenheit für die anfopftrndcn, angestrengten Leistungen des Hanptmanns Lciner, derOberlieutenauts H eller, Oehl nnd H aag — Letzterer leider scit langem in Gratz erkrankt, des Lientenats Caroly und Oberarmes Dr. Petters ans, und verlieh zugleich die silberne Tapfcr-keitsmcdaille erster Klasse den Corporälcn N a i b ancr und Tattcn, zweiter Klasse den Corpora len Fnrtner und Weingarten. Bei der Medaillenverlcihnng stimmten die Alpensänger der Landwehr-Division ihre heimischen Berglicdcr anf einem benachbarten Hügel an, nnd sangen und jnbclten so lauge, bis sie der Tambonr anf Vorposten rief. Es war ihr letzter gemeinsamer Gesang, denn von unn an lieferte jeder Tag bei 20 Wägen voll Erkrankte in die Spitäler. Die unvermeidliche Katastrophe für die insurgirten Länder nnd Völker rückte indeß immer näher und naher. Unter den neueren Helden, die zur Entscheidung anf ungarischem Boden mitwirkten, treffen wir scit 11. April 1849 Herrn F. M. L. von Wohlgemuth, der von der italienischen Armee ankam nnd in Ncntra das Commando über das erste Reserve-Corps in 3 Brigaden be- 24! stehend, übernahm. Schon am 16. schützte cr die Brigade des G.M. Pott an dcr Waag bei Zsigard, nnd bestand vom 19. bis 21. Inni die fortgesetzten Treffen gegen Görgeymit Hilfe der Nnsscn nnter Panintine bei Wartberg, Szelly :c., so daß am 22. kein Feind mehr zwischen der Waag nnd dem Nenhänslcr-Donau-arme zn sehen war. Am 26. Juni finden wir das Ite und 3te Corps im Angriffe anf Naab. Seine Majestät unser Horr nnd Kaiser, in der Armee hochgeehrt durch den bewiesenen ritterlichen Mnth bei 8anw I^ucifi, drangen mit Trnpften am 28. Inni in das erstürmte Raab ein, nnd entschieden wenige Tage darauf persönlich an der Spitze des 4. Armee-Korps die Schlacht am Acser Walde bei Ko-morn. Den IN. Juli war Haynaus 6inzng in Pesth. Aber noch in seinen letzten Wendungen war der Kampf blutig genng. Am 11. Juli noch spielten vor Komorn 140 Kanonen gegen einander. Am 25., 30. nnd 31. Juli machte Ko falang grimmige Ansfälle ans die 16,000 Mann österreichischer Ccrnirnngs-Truppcn, eben so am 3. Angnst. Am 6. fiel K lappka mit 10 Bataillonen, 6 Escadronen nnd 30 Geschützen ans Komorn, rückte in Raab ein nnd hatte nach seinen eigenen Memoiren den Plan, alles z» msurgiren, und sich durch einen Handstreich der steirischcn Hauptstadt Gratz zn bemächtigen, da traf ihn die Nachricht, daß für Ungarn alles verloren sei. Am 13. Angnst marschirte Kl a ftpka von Raab zurück — am selben Tage hatte Görgey mit seiner Armee bei Vill»K08 die Waffen gestreckt. Wäre es Klappt a II 242 gelungen, den beabsichtigten Handstreich gegen Gratz auszuführen, so wären die Folgen für Steiermark unermeßlich traurig gewesen. Die klugen Maßregeln, die Fürst Lichtensteinische Bnrg Riegersburg (unter Major von Tegetthof) militärisch als östliche Vorwachc besetzt zu halten und den Gratzer Schloßberg zu befestigen, erwiesen sich allem Jammer-Geschreibsel der feilen Presse zum Trotze noch am Schlüsse der Katastrophe als äußerst wichtig. Kein Krieg zeigt uns gegen seinen Schluß eine solche Reihe von Waffcnstrecknngen — der Frankreich's gegen Prenßen nach den Tagen von Jena und Anerstädt ausgenommen — als der österreichische Kampf gegen die Revolution. Dem Falle PeteNvar-deins (N. August 1849) folgte Görg ey's Kapitulation bei Villa^us (13. August), die Ucbergabe von Arad am 16. August vor dem glänzenden Kaiserfeste, das Ee. Excellenz der Banns am 19. zu Vj«oc8 feierte — auf dieses am 26. August die Uebergabc von Venedig, am 27. die von Munkacs. Am 2. August rückte F. Z. M. H avna u in Szcgedin ein, am 9. mit dem Artillerie-Director G.M. von Hauslaub zur Schlacht von Temcsvar. Dembynsti' s Heer erlag am 5. Augnst bei Ezerög, Bem's Nebellen trotz ihrer 12« Kanonen am 9. bei Temesvar, das nach 107tä-gigcr Belagerung den Befteinngstag begrüßte. Nachdem Peterwardein Dem angestammten Herrn und Kaiser übergeben war, erhieten Leiner nnd Haupt-maun R osar i den Befehl, mit den Nestm der Landwehr-Division und des 3ten Bataillons Piret nach Steicr- 243 mark zurückzukehren, und dorthin 6 Compagnien des ungarischen Regimentes Dom Miguel zu escortiren. Lein er führte 3 Compagnien davon nach Mürzzu-schlag, übergab sie dort einem Oberoffizier der Grenzer und kam am 26. October 1849 nach mannigfachen Schicksalen und Erlebnissen wieder in das heimische Gratz. Gerade ein Monat früher, durch Handbillet vom 26. September 1849, verlieh Se. Majestät der Kaiser Herrn Hanptmann Leiner Allerhöchst dessen Orden der eisernen Krone dritter Classe, eine Auszeichnung, welcher auch die tapferen Hanptleute Leitl und Ednard v. G a-steiger vom 3tcn Bataillon Piret theilhaftig wurden. Am 29. September mit der Uebergabe Komorn's dnrch Klapka endete so ziemlich das blutige Drama in Uugarn, die Morgendämmerung brach an für Ruhe, Ordnnng und Gesetzmäßigkeit. Die Reihen der Landwehr-Division warm völlig ganz aufgelöst, ein Theil der Mannschaft war krank in Syrmien zurückgeblieben, andere erlagen noch spater dem Typhns in Gratz. Sie hatten sich durchaus würdig des Namens bewiesen, den sich die tapfren Steirer von Piret bei k'onttlna l> lxläa, Naab, ^owntino :c. erfochten. Wir haben nnsere Landwehr-Division zu Kricgslust und Sieg begleitet, wir wollen ihren, durch Cholera uud Typhus bcsicgteu zerstreuten Abtheilungen anch in das Echrcckenslager des muthigen Soldaten — in die Spitäler folgen. Viele Steirer waren auf Wägen in das Spital nach Essegg gebracht worden. Manche wnrden schon als Leichen von den Wägen getragen. In einer 11* 244 Nacht starben 9 von Piret in derselben Krankenabtheilung. Die Furcht vor dem Spitale war so groß, daß in einer Nacht 13 Halbreconvalescentcn von Piret sich heimlich aufmachten, ihre Nüstuug zusammenrafften und auf gnt Glück ohne Documente, ohne Alles der Division nachzukommen versuchten. Eie benutzten einen leeren Ziegclwagen zur Fahrt nach Novigrad. Einer starb unter Weges, die 12 Anderen kamen sogleich in das Spital. In Lubrcgg, einen Marsch von Warasdin, mußten die meisten mit dem Transport Kommenden sogleich in das zum Spital hergerichtete Schloß gebracht werden. Wir danken einem Augenzeugen die Schilderung grauenvoller Scenen der Typhusphantasie. Im 3. Stocke des Schloßes lagen die gefährlichsten Patienten. "Musik, viel Musik," jnbcltemit brechendem Ange cinHonvcd; „meine arme Mutter, warnm wnrde ich Ncbclle?" jammerte ein Zweiter; zwei Croaten sprangen ans den Betten, um-schloßen sich fest und stürzten sich ans dem dritten Stocke in die Tiefe; ein alter Krieger der steirischen Landwehr richtete sich hoch im Bette auf, klatschte mit den abgezehrten Händen, rief gewaltig: „Unser Kaiser soll lcbeu, und die Steirer darneben!" saxk zurück, unb war todt. Von den zugleich nach Gratz gekommenen 29 Mann der Landwehr-Division erkrankten fast Alle, wurden iu das liebliche Honigthal bei Gratz verlegt, dort von der Ge« neralität oft besucht und endlich im Superarbitrio am 20. December 1849 als Patental-Invaliden entlassen. Von den Steirern, die im Mai 1848 m 8 Comvag- 245 men, 1400 Mann stark, ausgerückt waren, fanden sich bei der Ucbergabe von Peterwardein nur noch 140 dienstfähig, zu diesen stießen 40 Reconvalescenten, von denen 30 am Heimmarsche erkrankten. Es kam somit von den Ausgerückten nnr jeder Zehnte zurück. 300 Kranke la« gen meist hoffnungslos in den Spitälern Syrmiens. Von den zwei Feldbataillonen von Piret in Italien waren 368 Mann bei Pastrengo gefangen, 500 bei der ker-nirung Venedigs in Folge des Lagunenfiebers begraben worden. Im Jahre 1850 kam die Landwehr-Division nach Fürstenfeld, wo sie am 12. Juni den Iahrrestag des Sturmes auf Neusatz bei dem Feste eines Scheibenschießens feierte. Leiner nahm rührenden Abschied von seiner braven Truppe, ging zum Negimcnte und bald darauf, wegen thcilweiser Schwächung seines Gehörs, einer Folge des Feldzuges und des ausgestaudeucn Typhus, in Pension. Hauptmann Leiucr staud, wie so viele Offiziere, häufig in einem patriarchalischen Verhältnisse zu seiner Mannschaft. Die wackersten dieser tapferen Führer waren stets die ersten aus — die lchten im Quartiere, die treusten Nathgeber während Schlacht und Senchen, ihre Feldflasche säumte uie, dcu Erschöpften zn laben. Dafür wnrde ihnen von der Mannschaft in den elendsten Vivouak's wenigstens eine Laubhütte erbaut, ein Bund Reisig unter den Kopf bereitet, das beste Stück der Menage verabreicht. — Mit eiserner Ausdauer hatteu diese schlichten Wehrmäuncr — bewunderungswürdiger, als einst jene 400 von Pforzheim, ihre Pflicht 246 gethan und sich würdig gezeigt des tiefsinnigen Lobes, mit welchem der ritterliche Banns im Tagsbefehle vom 13. September 1849 von seiner Armee in Agram Abschied nahm: „Ihr habt mit schwerem Preise gezahlt, doch null blickt mit Stolz empor zu jenen Fahnen, die euch vorangeleuchtet in der Nacht blntiger Kämpfe; ihre siegreichen Zeichen verkünden uns allen das goldene Wort, daß es wieder ein großes und mächtiges Oesterreich gebe !" So übergeben wir denn diese Zeilen — znm Andenken einer Heldentruppe, von der kanm 50 mehr leben, der Oeffenllichkeit —die wärmere Schreibart möge dem Stcircr, manche Fehler gegen den militärischen Styl dem Halblaien verziehen sein, anf die fernen Gräber der Gefallenen aber K ör n er's Worte ans der Schlacht bei As< pern bezogen werden: „Drnm mein Volk mögst dn den Aufrnf hören: Oestreich! deine Todten sollst du ehren'. Wer zu Oestreich's Stämmen sich bekennt, Reiche stolz und freudig seine Gabe, Und so baue sich auf ihrem Grabe —" 247 Wie Teufelsbrücke am Loibel. (Volkssage.) Wom Alpenkamm durch die Riesenwand, Die ein Gott gethnrmet zwischen Land und Land, Daß der Menschen Kraft sich übend erwarme, Der getrennten Brüder sich schirmend erbarme, Da kommen der Pilger gar viele gezogen Vom eisigen Nord zum lauen Süd, Von der Adria silberblitzenden Wogen Zum Land, das im Herbste der Kranich mied, Gar Mancher seufzet: „O Herr der Gnade! Dein Segen helf' durch die schanrigen Pfade." Die Wünsche hörte gar oft und viel Ein Magier, dem das Schassen nur Spiel, Der oft in den Abgrund am Loibel geschanct, Vor welchem dem eilenden Wanderer grauet; Wo nach der Sage —abwärts vom Pfade In Schlünden von der Verdammniß bewohnt Der Böse — seine Mntter^die Sünde bade, Bis sie zur Verführung anf Erden sich sonnt. Doch wie er sie forme mid glätte immer, Die Reinheit der Tugend gewinnt sie nimmer. 248 Der Magier mit dein Walten der Kräfte vertraut, Ruft den Bösen dreimal herrisch nnd laut. — Wie er kömmt durch die Kraft der Beschwörung gebuudeu Znm scheußlichen Drachen fünfmal gewunden, Da befiehlt ihm der Alte mit höhnendem Spotte: „In dreimal drei Tagen von dieser Stund „Da spannst du mit deiner verworfenen Rotte „Ein Briickengewölb über den finstersten Schlund; „In jedem Iahrzeh'nt von den Pilgern allen „Sei einer am Tage des Bau^s dir verfallen." Der Drache krümmt sich nnd grinset schlan, Vollendet die Brücke fest und genau, Und harrt am letzten Tage zur Schwelle Des ersten Wesens, das betritt diese Stelle, Und knirscht vor Lust, als den Magier oben Er wandelnd am Nandc sorglos erblickt: „Verflucht zu spät erst! vorgeschoben Ein mekernd Böcklein fein und geschickt" — Ihn höhnet der Zanbcrer: „Ohne Zweifel Ein würdiges Opfer dem dummen Teufel!" Der Böse aber, der feiert nie, Er nimmt seinen Lohn für seine Müh', Hat manchen Sünder, der stolz sich gebrüstet An der Brücke um Leben nnd Scel' überlistet. Hat Haß geschworen dem Menschengeschlechte 24s Und hat ihn an Vielen thätig genbt, Denn schaurig ist Rache vom sclavischen Knechte, Mit tenflischcm Sinne freudig geübt, Und kam: er deu Geist, den freien, uicht hemmen, Den Körper weiß er gewiß zu lahmen. Tiroler Völkleiu, fleißig und schlicht, Keucht au des Töpferkarreus Gewicht; Darneben hinken, wimmern, uud weinen Am ranheu Pfade die schuhloscn Kleinen. Da fahret deu Weg her mit leerem Wagen Eiu Postkuecht siugeud uud wohlgemuth: „Steigt ein, ihr Kiuder, ihr solltet uicht klagen. „Wie wehe die Armuth dcu Kleinen thut." Und lustig geht es, und jnbclud nnd munter. Auf weichen Polstern die Höhe hinunter. Der Zeiger winkt am gastlichen Haus, Dort ruht sich's beim Weine so fröhlich aus, Der Böse aber, der im Dunklen kauert, Hat schnell die gelegene Beute erlanert, Er schrecket die herrenlos rastenden Pferde ^-Wild auf, wie gestachelt von Höllenqual, Onttoben sie stürmisch der sicheren Erde Und enden zerschmettert im schaurigen Fall; Tief unten am Satanmüttercheus Bade, Da gilt keinem Leben Erlösung und Gnade. N <°« 250 Am schroffen Abgrund verzweifelnd stehen Die armen Eltern ob dem was gescheh'n; Jetzt wagt sich ein rüstiger Aelplcr hinunter : Und Dank dem Himmel, scherzend nnd mnnter. Wo Roß und Wagen liegen zertrümmert, Da sitzen die Kiudlein unversehrt, Um das gräßliche Schauspiel unbekümmert! Denn schirmend hat es der Engel bewährt: Wo Gottes Geister beschützend walten Muß schmählich die Macht des Fluches veralten. 251 3 " r Geschichte des Graher Schloßberges. Unter vielen andern, für die Geschichte der Steier-mark hochwichtigen, noch gar nicht benutzten Urkunden des Gratzcr GnberniabArchives fand ich anch 1841 ein fortlaufendes Tagebuch des Wachtmeisters(Großprofoßen), des Gratzer Echloßberges, aus welchem ich hier die interessantesten Daten mittheile. 1566. Werden die Wallgräben, so wie jene der Stadt gesänbert und die sogenannten Nobel verschüttet. 1570. Wird Befehl ertheilt, die Schluchten am Schloßberge mit Steinen zn pflastern. 1572. Werden nnter dem Schloßhanfttmann Freiherrn von Windischgratz der Thiergarten nnd die innern Gebände neu hergestellt. 1575. Wird der Pnlverthnrm erneuert. 1578. Wird die Kisterue in guten Stand gesetzt. 1579. Werden alle Bauten wegen Geldmangel eingestellt. 1583. Wird der Obrist - Zeugmeister Georg Fläze der zum Büchsenmeister für den Schloßberg ernannt. 1585. Werden fünf neue Wohnungen für die Landsknechte gebaut. 252 1586. Die Wohnungen für das Burggcsinde und die Gnardia ernencrt. 15,87. Alexander Scandin ari richtet ein Zugwerk ein, mittelst eines Mannes uud eines Pferdes, Geschütze n. s. w. aufzuziehen. Anch erbaute er eiue Mühle, in welcher eine Person an einem Tage 6 Viertel Getreide zu mahlen im Stande ist. 1588. Wird der neue Thurm erbaut. 1600 Werden für die Knechte drei Wachtglöckleiu, mehrere Hellcbarten uud Uebcrwehreu angeschafft, neue Handmühlen errichtet nnd die Cisternc erbant. 1003. Werden dem Vicedom 1600 st. znr Ans-bessernng der Veste ilnd 200 st. für den Pnlverthurm angewiesen. 1609. Die kritischen Zeitverhältnisse veranlassen ernste Vorstellungen von Seite des Obristcu Grafen v. Trautmanusdorf, iu Folqe, welcher der Schloßberg neu vcrproviantirt, mit 50 frisch geworbenen, von Veit Iochner gemusterten Knechten verstärkt, 40Musketenuud ebeuso viele Pfund Pulver, 70 Harnische und eine McngeSchanzzcuge hinanfgcschafft worden. 1614. Werden bedeutende Ausbesserungen und die Anlage eiues ueueu Fasaucngartens begonnen. 1628. Wird das neue Büchsciunacherhäuschen um 183 st. erbant. 1633. Wird von Haus Catino eiue neue Mauer am Pnlvcrthurm errichtet. 253 1634. Kommen im October die drei gefangenen schwedischen Obristen Tsch erntin, Würtenberg und Sandhof auf den Schloßberg. 1635. Im Juli aus Negensburg Sporo und Losy. Wegeu ihnen wnrde die Guardia von 12 auf 15 Mann crhöhl. Bald folgen in Ketten 17 gefangene Banern-Rcbellcn anö Cilli, snr welche der Stadtrichter Nid-n a n s 40 kr. pr. Kopf bezahlt. 1636. Wird die Salzstube erbaut, nnd dem Fürsten Anton von Eggenberg bedeutet, den Hausban bei seinem Weingarten an der breiten Stiege nächst dem Schloßbcrge einzustellen. 1041. Wird befohlen, die Geschütze nnr bei der Durchreise von Familiengliedern des Hanscs Oesterreich zu lösen, was im Juli 1643 wegen dem Siege über die Weimarer nnd Franzosen bei Duttlingen und 1644 anch wegen dem Siege bei Lerida geschah. 1652. Werden znr Verwahrung des Grafen Khri-stof Alban von Tanrau zwei neue eiserne Gitter gemacht. 1655. Wird Bernhard Diestel, aus dem Jesuiten-Orden, als Seelsorger zu St. Thomas am Schloßbcrgc bestellt. 1656. Vom Schloßhauptmann Freiherrn Gabriel von Dietrichstein cm neues Gefängniß erb ant. 1657. Im Februar darin der Obrist Nanft festgesetzt. 1662. Graf Gabriel von Dietrichstein läßt alle Bänke und Gebüsche am Schloßberge wegschaffen 254 und befiehlt feinem Schreiber Karl anf das Strengste, nicht mehr des Nachts dnrch den geheimen Gang zu schleichen. 1663. Werden alle Vollwerke verstärkt, die Be-satznng vermehrt nnd die Banten für Garnison und Arrestanten vergrößert. 1665. Mnß der Heugwart Iercmias Konrad alle Rüstungen nnd Waffen ans dein Hof^cnghanse, über 5000 Centner an Gewicht, so wie im Mai das Pnlvcr ans dem Panlnsthore anf den Schloßbcrg schassen. Am 10. December wnrden zwei Zimmer besonders hergerichtet für die beiden Grafen Pe tazy, deren Einer anf ein Jahr, der Andere auf ein halbes Jahr propter m-imi-ntliia hierher geschickt wnrden. 1672. Wird im Jänner der staatsgefangene Walachische Bischof Gabriel Miakich vom Schloßberge nach Echottwien abgeführt. 1680. Wüthet eine große, Feuersbrunst im Schlosse. 1681. Wird im Juli Graf Ernst Herberstein seiner Haft entlassen, nnd dem Grafen Carl Thnrn als Beichtvater der Iesnit Pater Müller gegeben. 1684. Werden alle Geschütze wegen des Sieges bei Ofen abgefeuert. 1689. Im März unter dem Schloßhauptmanne Grasen Ernst Trantmannsdorf stirbt nach einer Haft von 18 Jahren Graf Carl von Thnr n. 1695. Pilgert der Schloßhanptmann Graf Josef von Rabatta nach Loretto. Unter ihm kommt Graf 355 Mar von Leng heim zur Haft wegen Injurien, welche er dem Bischöfe von Eeckan angethan. 1698. Wird die Kiliansbastci mit einem Anfwande von 2245 st. ausgebessert und die Einstedlerhütten um den Schloßberg strenger überwacht. 1702. Im November kommt GrafAdam von L a m-berg wegen Entführung einer Prinzessin von Lichtenstein in Haft, wird aber bald wieder freigelassen, dafür nehmen die engen Zellen: 1703 den General Franz Vorbessierc und den von Ratenbcrg in Tirol hierher gelieferten Grafen Niclas Zrini auf, welcher Letztere im Inli d. I. in strenge Haft gesetzt, im November desselben Jahres allhicr stirbt. 1705). Kommt die Festung unter den Hofkriegsrath. 1713. Läßt der Schloßhanptmann Graf von Herberste in die Wohuungcn der Offiziere nnd Soldaten besser herstellen, übernimmt den gefangenen französischen Emissär Bronvill e, und übergibt ihn im Jahre 1715, als er schwer erkrankte, zur bessern Verpflegung dem Tchloßfähnrich Wolf Echerübcl. 1717. Tänbernng der Veste, Herstellung der Dächer bei der Fernberger Bastei und dem kaiserlichen Laboratorium. 1723. Die Fcrnberger- und die Kilian - Bastei werden ausgebessert. 1725. Am 20. Jänner werden 3 Allarmschnsse für die innere Stadt, und 2 für die Umgebung bei Feuers -brünsten bestimmt. 256 1726. Wird der Schloßberg beim Müllergarten erweitert und alle Passage von den Häusern im Sack gegen den Schloßberg verboten. 1731. Wird die Festung unter der Leitung des Oberingenieurs Weiß ausgebessert. 1736. Werden zwei Dominicaner in Hast gebracht und der Burggraf de Rios beauftragt, den geheimen Gang aus der Burg zum Schloßberg immer für Verhöre zu öffnen. 1741. Wird das Schloß ganz in Vertheidigungsstand gesetzt und der Spanier Don Pedro Vicenzo P a-checo zur lebenslänglichen Einkerkerung gebracht. 1744. Werden die französischen Kriegsgefangenen auf dem Schloßberge untergebracht. 257 Beiträge znr Geschichte der k. k. Hofburg in Gratz. Die alte Residenz der steirischcn Herzoge, die vom Kaiser Friedrich IV., dem Friedsamen, neu erbnute, mit der Domkirche durch einen dreifach gewölbten, mit dem Schloßberge durch eiuen geheimen Gang (bis 1809) verbundene Burg wurde im Spätherbste 1853 in ihrem ältesten Flügel zwischen dem Theater nnd Statthalterei Plötzlich banfälug, und mußte daher sogleich abgetragen werden. Im k. k. Gnberm'al-Archive fanden wir vor mehr als 10 Jahren über dieselbe folgende noch nicht veröffentlichte Daten: 1567. Wird die Uhr aufgerichtet. 1572. Dietrich K am a k malt den Altar in der Hofkapelle. 1587. Georg Brunner macht das eiserne Gitter um den Brunnen. 1590. Wird die Burgbrücke rcparirt. 1632. Wird ein Fcigenbaumhaus (Treibhaus) auf der Maximilianischen Bastei erbant. 258 1635. Wird der Hofgarten beim Zeughanse anf-gelassen und der vor dem Burgthore dem inner, österr. Hofkammer-Präsidenten GrafSigmnnd Dietrichstein übergeben, eben so der vor dem Paulusthore. 1644. Kommen Schwäne in den Hofgarten. 1654. Bitten die Bürger, das Burgthor offen zu halten. 1668. Kleiner Brand in der Burg. 1670. Bricht der Hofzengwart Ieremias Conrad die alte Bastei bei der Bnrg durch Sprengnnq ab. 1675. Wird die Hofburg für die verwitwete Königin von Polen hergerichtet. 1676. Wird der neue Uhrthurm gebaut. 1707. Im Iäuucr großer Brand in der Burg. 1712. Im April werden die Burg und die Carlan für bairische Prinzen reparirt. 1717. Die Studenten machen Excesse auf der Burgbastei. 1728. Wird die Brücke über die Conrtme bei der Hofburg, eine Schiffbrücke unter dem „tälbernen Viertel", ein Pumpenbrnnnen in der Burg und eiu Canal aus der Küche iu den Stadtgraben gebant. 1734. Das viele Wild im Stadtgraben darf der Stadtcommandaut Graf Christian Stubenbcrg erlegen. 1741. Brechen die Studenten in die Hofzeugkammer der Burg und entfremden Waffen; bald daraus kommt der kaiserliche Hofstaat an. 250 Der Glockenguß in Seckau ob Feibmtz. „Durch Florentin Streckfüß tch fioß „Allhier zu Seckau in dem Schloß. „Dem Höchsten sei Ehre und Preis: „Daß er beglückt hat meinen Fleiß." (Inschrift auf der Thurmglocke zu Stckau.) Won dem Schloß zu Seckau töuet Iu dkm Murgau schön uud reich Eiue Glocke schmuckgekröuet Ihren Abeudgruß so weich: „Laßt die Arbeit ruh'n „Morgett Tl)uu—3hun—Thun!" Aus des Erzes treuem Muudc Spricht auch seiner Schöpfung Kuude. „Eine Glocke laß' ich gießen „Ueberwiegeud die iu Zcll, „Ueberstimmend Siebeuliesen „Auf dem Gratzcr Schloßberg hell. „Ginend Schmerz nnd Lust „Rühre sie die Brust, „Künde Tod und Auferstehen, „Leben, Freude, Wiedersehen." 260 So gebot der Hirt der Seelen, Seckau's Bischof Graf von Thun; „Meister Oe«eo, darf ich wählen „Euch zum großen Werke nun? „In distans clamor „Utagit amor „Habt als Spruch ihr zu erfüllen „In dem Guß nach meinem Willen." Meister Neceo kalkt und lehmet Eß' uud Grub' in Seckau's Schloß, Macht die Form crdumdämmet In der Erde heiligem Schoß, Sorgt mit Lust und Schmerz Für das reinste Erz, Dem zu Leibnitz Maid uud Frauen Gern ihr Silber anvertrauen. Eiuem Lehrling eingeübet, Streckfuß, ciucm Grccher hat Längst geachtet, nicht gelicbet, Er vertraut des Gußcs Saat, „Hast du morgen Glück, „Sei's dein Meisterstück; „Doch mißlingt dein kühnes Walten „Muß am Dolch dein Herz erkalten." 26! Alles ist zum Guß bereitet; „Wenn der Zeiger steht auf nenn, „Wird die Masse flink geleitet „In der Grube Dom hinein," So der Meister spricht Und trotz ernster Pflicht Eilt er, sich beim Wein zu stärken, Ohne Stund' und Pflicht zn merken. Neun Uhr ist's, der Lehrling stoßet Aus den Zapfen frisch und kühn; Die metall'ne Lava toset In die Form jetzt roth nnd grün. „Dank dir Herr der Macht, „Der den Guß vollbracht, „Was sich Dir znm Preis entfaltet „Wie sich's rein und schön gestaltet!" Oeeco hört es beim Gelage; Wuth durchtobct seine Brust, „Weh dem Kühnen, wenn er's wage Mir zu trotzen kraftbewußt!" Mit dem Dolche hell Eilt ins Schloß er schnell; Wo ihm Strcckfnß froh entgegen Ruft: „Herr Meister Gottes Segen!" 2ST Grimmig mit der blanken Wehre -Springt der Wälsche auf ihn zu. „Halt'l bei des Erlösers Lehre „Schaff' ich Mäßigung und Ruh'!" Fest der Bischof stand Mit dem Kreuz zur Hand Meister, Lehrling stumm sich beugen Vor der Gottheit ernstem Zeugen. Die der Bischof hat versöhnet Waren bald der Freude voll, Als die Glocke herrlich tönet, Milde ihrem Klang entquoll: „Die im Grabe ruh'n „Mahnt das Thun—Thun—Thun—" Daß den Gottesfriedeit deute Seckau's herrliches Geläute. 263 Ein österreichischer Soldat. (Wahre Begebenheit aus dem italienischen Revolutionslriege.) Das unheimliche Gewitter, schwer und dunkel aus der Emnpfluft Venedigs entwickelt, begann sich zu entladen; aus der dnmpfen Stille, die einige Tage dämonisch über der Stadt gelagert, znckten die Blitze des Aufstandes, und das grollende Mnrrcn war in rollenden Donner übergegangen. Gebrach es in Mailand an physischer Möglichkeit, die Stadt zn retten, so war dem Grafen Kasatti doch wenigstens der moralische Triumph entrissen — hätte man in Venedig die Steirer und Kroaten zu sammeln und auf ihren Muth zu bauen gewußt, so wäre Mauiu's sogenannte Größe in ihrem Keime erstickt. So biß sich für lange Zeit vergiftend am 22. März 1848 die zweiköpfige Hyder in Mailand uud Venedig zngleich iu die Schwingen des Doppelaars. Wilde Gruppen brüllten ihr „Nviva IWIia!" zerfetzte Banditen jolten, berauscht von Blut und neuer Gier, nach demselben nm das Arsenal; Gestalten, wie sie der Bagno kaum aufzuweisen vermöchte, zogen am Arme geschnörkeltcr nud schmucker Nobili einher und rühmten sich mit den letzteren, in wetteifernder Frech- 264 heit mitgeholfen zu haben an der Ermordnng des Obersten Mari no v ich. „6iu wwstll!" schrieen sie den Begegnenden zu, wenn sie selbe für Fremde hielten; zwangen sie wohl anch zn einem „I^vivli 3lln ^I»l00!" und ließen es an der einen oder andern Miß-hauolnng so wenig fehlen, als an socialer Praris, gegen Taschentücher nnd Uhrketten gerichtet. Anch an Lächerlichkeiten, wie sie die Partciwnth nur mit dem Blödsinne erzengt — am Cretinismns politischer Ausgebnrten — fehlte es nicht. Wer nicht in Venedig geboren war, hieß Nainato, wer an gewissen Tagen die Hntschnalle nicht nach vorne trug, war eben so verdächtig, als wer an andern nicht mit einer Tabakspfeife, die nicht mehr als zwei 8aIlU kosten durste, erschien. Man hätte die Scenen in Venedig für ein langdancrndes Fest von Gamins, für Satnrnalien entlanfener Pöbeljnngcn gehalten, wäre man nicht gar zn oft erinnert worden, daß gerade einer dieser Buben dem edlen Marinovich, als er schon seinen Säbel abgegeben, menchlings einen Pfahl in den Leib geflossen, an welchem man den Unglücklichen — dessen Bitten man im wilden Fanatismus sogar einen Priester verweigerte, damit er verdammt werden sollte — noch eine Sttccke weiter schleifte. Unter manchen Gestalten, die sich mühsam durch das ekle Gewühl arbeiteten, war ein stattlicher Gre-nadier-Corporal des wälschen Regimentes Este, der sich mit Faust und Ellbogen ziemlich uusanft Platz machte, um, erschüttert von den Blutscenen, deren Zeuge er 265 unwillkürlich gewesen, uubcwaffnet, wie er war, als sichere Freistätte die Kaserne zu erreichen. Manches knirschende „Geht zum Teufel Katzelmacher," ein in den Tchnnrrbart gebrummtes „ll>,cN6," als mau ihm ein „Vvivü" abforderte, und sciu Suchen uach statnnlver-wandten Geuosscu von Kinsky zeigten hinlänglich, daß er nnr die Aufschläge eiuer eben übertretenden Waffengattung, aber das Herz und den Muth eines Steirers trage. Schon war es ihm, trotz hundert Hindernisseu und Gefahren gelnngen, in die Nahe der Caserne zu kommen, da tobten ihm ein wilder Haufe Nlu-iimj, ncu-geknöpftlte (^vioa und abtrünnige Soldaten entgegen. Einer faßte ihn frech an der Brust, und hundert Stimmen kreischten uud schnoben: „8low toäLsco!" «an W668eo? „Nlw, das Maul halten, so wahr ich Reifnigger bin!" versetzte Aruek, der Korporal, mit eiucm so gesunden Fanstschlage seinen Angreifer zu Boden werfend, daß die Uebrigen schen ans einander traten, und Dolch und Messer sichtbar wnrdeu. ^lio 008«, oei«:»w, eun clü volet« attneKriu?^ donnerte er die Verblüfften an. In diesem Augenblicke erschien ein Marine-Offizier, dessen Glanbensbekcnutniß und Charakter die weiß-rvth-grmie Binde anssprach. „Hnnd! du bist ein Deutscher," rich er den Degen ziehend, „du mußt sterben." „Kein' Hnnd, Herr Wälscher, oder was Ihr seid," versetzte Arnek, „kaiserlich-königlicher Corporal bin ich, zweite Grenadier-Compagnie, erster Zug." 12 266 „Schweige," grollte der Italiener, „ich bin Capitän." „Meiner nicht!" versetzte Arnek, indem er sich ruhig umsah und einem neben stehenden Gaffer blitzschnell einen ungeheuern Knittel entriß, einen Knittcl, bei dem ihm nach seinem eigenen Ausdrucke das Herz im Leibe lachte. Mit diesem marquirte er so rasch und trefflich die Hiebe und Paraden des Spadous, daß der Capitän mit schaurigen Flüchen und Drohungen sich entfernte, die aufgeregte Menge sich aber noch dichter sammelte. Da stürzte ein niedliches Blumenmädchen, auf dessen Rosen und Wangen Arnek oft, wenn er als Ordonnanz durch die Merceria hinwandelte, frenndlich geschielt hatte, nnter den aufgeregten Waffenpöbel. „L mio cvKnattt!" cicf sie, „6 ^ulnpntriato, uon ve-äote i mustri, ä'un l O^im^nta venkx^no!' „0u8-pett« iia i-tl^iaiie!^ meinten einige besonnene Bürger. „6l-kna6i«l'« ." Die Kleine aber faßte den Grenadier fest am Arme und geleitete ihn, in der Ferne nachgefolgt, von der Olln jwtl-iäa der Revolution gegen die Caserne. Arnek aber in gewohnter muthwilliger Laune zeigte immer mit dem Kuittel auf seine Aufschläge und empfahl sich halb erustlich, halb spöttisch mit der zweideutigen Erklärung: „Vell^tl; mostl-i!'' Die Caserne kam dem guten Arnek, der nun fünfzehn Jahre als Grenadier diente, seit der Zeit, wo man ihn seiuem freien Schützen- und Holzknechtleben nicht ohne Wunsch seines Vaters, der ihn gerue 267 ordentlich gewußt hätte, entzog, die Caserne kam dem an strengen Dienst gewohnten Unteroffizier wie ein großes Narrenhans vor. Keine Wache mehr am Thore, unvertrante Rekruten aus Frianl zogen zu Zwei, Drei, Arm in Arm, verbotene Lieder singend, hinaus; im Vorsaale waren ein Paar Trödler beschäftigt, Röckel nnd Commißschuhe von einem indnstriösen Führer nn-tcr dem billigsten Preise zn erhandeln; ein Paar Bursche, erst jüngst wegen Cameradschafts-Diebstahl dem Stock-Hanse zngewiesen, theilten die Habe ihres Feldwebels, der als geborner Croate sich heute Früh zn seineu Landsleuten mit noch 5 Mann dnrch das Volk durchgeschlagen hatte; die Schreibmaterialien eignete sich ein Vetter des einen, ein gravitätischer Uuo^tln äi, «enola zn, indem er zn selben anch Sacktuch nnd Socken des m-lwvlmt C.ompagnie-Anfseherö rechnete! mit den Befehlsprotokollen nnd konduitlistcn aber gedachte ein zweiter Vetter, ein Salamihändlcr, ein gutes Geschäft zn machen. In den Stuben wirbelte es v"n bnnten Fetzen, dreifarbigen Bändern, zweideutigen Lymphen, von Liedern anf Manin nnd die Republik; närrisch geformte Lagerhanbcn hatten die Mützen ""drängt, und in fantastischem Putze, ein Mittelding Zwischen antik und modern, zwischen Krieger und Krämer, Narr und Held, trieb sich mancher neue S"hn des wiedererstandenen Löwen von 8an Uin^o hinans in das stürmische Leben, in seinem Gefühle sich schon als künftigen Dogen — anf einem neuen ^uc^ntoro sehend, znr mystischen Vermählung mit 12* 268 der falschen Meeresbraut, die ihren Tranring längst auf den versilberten Finger des britischen Weltmäcklers gesteckt. So bunt es in der Caserne zuging, fo bnnt kreisten auch die verschiedensten Bilder in Arnek's Kopfe. Gnade heute, wo ihn Alles verließ, mnßte ihm die steirische Heimat so recht in allem Frühlings-schmucke einfallen. Die Xnz»pll mit ihrem blaßblauen Länder überschauenden Rücken, die harzduftenden, Nadelwälder um St. Ignaz und Antoui, der Neiffmggcr-, see mit den schlimmen Nizen, die jeden Steinwurf mit einem Donnerwetter lohnen, sein alter Vater hinter dem breiten Eichentische, bei einem Glase Pickcrcr und den selbst gefangenen Forellen, und des Nachbars Breterhändler kleine A n n a, die er oft auf deu Armen gewiegt und die nun doch etwas größer sein mnßte.—Dazn kam heute das Blumenmädchen, mit den Augen so dunkel und frisch, wie die Waldkirschen am Iohannisberg, mit Mhnen so weiA als hätte sie immer nnr Patronen aufgebissen, Locken so schön und schwarz wie am Abende die Tanncnzwcige bei Wnchern ausschen! Geredet hatte er nie mit ihr, das ist wahr, selbst mit Säbel nnd Cartouche hatte er nie den rechten Muth gehabt, nnd als er einmal reden wollte, richtig, da hatte er das rechte Wort nicht gefunden, hatte mit einem ^kra mia angefangen, und viel von »erce imd pre8ßr<-n<; ä^klin» gefaselt, und dabei ein Sträußchen gekauft und selbes liegen gelassen, und bald Zank angefangen mit einem alten Marine-Offtzier, 269 der gegen das Mädchen unartig wurde, ja er hatte schon die Finger am Säbelgriffe, als ihn noch zn rechter Zeit ein guter Gedanke von Subordination vom Blmnenständchen trieb. Und heute rettet ihn die Fremde t Was thun? wohin? Gegessen hatte er auch noch nichts, seinen gewohnten Morgenschluck auch noch nicht gethan, das fiel ihm als echten Steirer erst recht auf das Herz. „Ei was! vorerst bin ich Soldat," brummte er trotzig, „und durch müssen sie mich lassen zn meinen Landsleuten; die Kinskyer, die geben dem Teufel nicht nach nnd unserm Herr Gott kein gutes Wort, wenn er einmal nicht gut kaiserlich sein wollte." „Also frisch, herab meine alte Armliese." Er griff nach seiner Mustete. Teufel, das Bajonnet fehlte, nnd das Schloß war herabgeschraubt. „Gilt gleich, verdammte Katzen, stehlt nur, hinter dem Speck eurer Freiheit steckt sicher das Eisen." „Nun, Arnek, mache das Kreuz, Herr Gott, habe ich gesündigt, vergib, nnd bringst dn mich nicht zn Meinen Landsleuten, so lasse mich anch nicht wällisch Werden!" Ruhig trat Aruek mit seinem Gewehre, den Tornister am Nucken, die Form zu einem Rapporte i>» der Brieftasche nnter dem Riemcukrenze auf der Brust, ans dem Schlafsaale; da taumelte ihm eine trunkene Rotte im Vorsaalc entgegen. Ueberläufer, Mariuärs und Nobili, ein widriges Fest des Meineides 270 feiernd, bei dem es weder au tricolä'ren Fetzen, noch an geschmeidigen Hetären fehlte. „Wohin?" fuhren sie den Unteroffizier an nnd zogen ihren Kreis enger um ihn. „In «orvixio äel nostl-ti Imzlorntoro!" versetzte ruhig Ar net, den Finger am Drücker haltend. „^. dk88o! moi-te ai te-clk^cki, vivlt 8iui klaren tlaclitork äi iw8tra f»-velia!" gorr es wild durcheinander, und der erste Messerstich glitt an der Schrcibtafel im Brustriemen ab, ,,^mm»5?at6la!" heulten die Nobili. „Ja, wenn es so kommt," erwiederte Arnek, „so nehmt es auch so!" Im Nu war die Muskete gewendet, uud nach alter stei-rischer Dreschersitte, nach altem Grenadierbrauche, wie er bei Aspern geübt wurde, schlug er mit dem Kolben, mannsweit ausholend, darein, daß die Knochen krachten, und manches Müaima! nnd pietii lIlt können, bald einen Tenfelslärm schlagen, wenn die Glossen in der Stube über den Einen zu mild, über den Andern zu hart ausfielen. Das Nenjahrwünschen beschränkt sich nnr mehr gegenseitig auf die Familien-Mitglieder; gewisse Gaben, ni der Feudalzeit streng gefordert, fielen mit der Fendalzeit selbst hinweg nnd leben nnr mehr in der Ueberlieferung. Die Tage Dreikönig, Valentin und Agnes sind die wichtigeren Feste in diesem Monate. II. Februar. 8ve6»n ist der Name dieses Monates bei unseren Slovenen — in so ferne stimmt das Fener oder Licht (8Vt;6a, «vetw) hier in seiner Wirkung mit der römischen Benennung überein. Daher anch seine böhmische Bencnnnng von Ilnar vom altböhmischen Xa>-o (Fener-Licht). Anch die Indier verehren in diesem Mo- 283 nate das Feuer, als Gott Jama dcn Tugendrichter, der im Pallaste Naraka wohnt. Das indische Faraka (pul'Aatorium) ist die Wurzel für die slavische Bezeichnung Una,-, der Reinigungsmouat Februar. Vom Altslaoischcn Ver, var, der, k^lman, lirl^v, dei-ß, kei-un (Sanskrit varaka) als Bezeichnung des Ebers, haben noch viele Orte selbst in Stciermark den Namen, so üörkovoi in der Pfarre St. Georgen an der Stainz, Verjane in der Pfarre Dreifaltigkeit, auch Familien-Namen wie Verinu«, Verl^ou«, Vkrooilla, I^tini^ilt ^ri«iu8 auf Römersteinen. (Beilage zur Üöela1853: „Wer waren die Llmbidraver?" Abhandlung von vilvorin 'lerntenjllk.) Dieser Monat bildet für den lebensfrohen Wenden die Fortsetzung und gewöhnlich auch den Schluß des Faschings, er ist für den ethnographischen Beobachter der Slovene« außer der Oster- nnd Iohanniszeit der wichtigste, nnd bietet so eigenthümliche Erscheinungen, daß man sich unwillkürlich in die Vorzeit versetzt glauben laun. Noch vor wenig Jahrzehnten, als die Obrigkeiten selbst ans manchen Auftritten Vortheil zogen, gab es im Unterlande zahlreiche ländliche Maskenzüge, welche mitunter an witzigen Gestalten nnd charakteristischen Erscheinungen hinter der Erfindungsgabe der Italiener in nichts znrückblicbeu. Dazn kamen die Parodien so vieler Beschäftigungen, z. B. mit dem Pfluge wurde der Schnee geackert, hinter den Arbeitern bewegte sich ein Popanz, den herrschaftlichen Amtmann vorstellend, 284 der mit unübertrefflicher Grobheit die Arbeiter quälte. Das Amt der Finanzwache, die Nckcntirnng, eine herrschaftliche Treibjagd, allenfalls auch eine Polizei- und kriminalverhandlnng, eine Schätzung ?c. wurden mit nnvergleichem Witze, mit der trencstcn Nachahmung der Hauptpersonen parodirt, wobei gewöhnlich Schreiber und Gerichtsdiener die leitende Rolle haben; alles sehr drollig, wenn auch öfters ein wenig anstößig. Lnst nnd Geschick für Maskaraden theilen unsere Slo« venen von je mit den Kroaten und Russen. Bei letzteren gaben Peter der Große und Katharina einzelnen Maskaraden in Verbindung mit allrussischen Gebräuchen eine besondere Wichtigkeit. Den Neogoradern mußte Ivan der Große 1470 ihre zn lebendigen Masken--züge verbieten, aber schon unter Ivan II. erschien man im Faschiug sogar in der Kirche maskirt. Seltsamer Weise stimmten gerade in diesem Pnncte die russischen Gebränche fast bis in das einzelne mit den Narrenfesten der Spanier nnd Engländer — die in den ersten Tagen nach Weihnachten die Stelle der alten Eatnrualien einnehmen, nbercin mit jenen nicht allznehrenwerthen Festen, gegen welche Papst und Vernunft, Bildnng uud Moral bis in das fünfzehnte Jahrhundert eiferten. Der religiöse Tanz war den östlichen Slaven mit den südöstlichen Romanen ganz gemein. Bischöfe und Geistliche tanken im sshore, die Gemeinde in der Kirche oder anf dem Friedhofe, für jede religiöse Feier nach anderer Weise. Cardinal Kimen es stellte in der Kathedrale zu Toledo sogar 285 den alten Gebranch wieder her, während der Messe auf dem vorderen Theile des Chores zu tanzen. Die Juden ehrten Ichova dnrch Tanz, die Nnnc Volwä». sprach tanzend ihre Orakel, so wie noch jetzt die Schamanen. Die tückischen Mönche Äloveäßvi tanzen noch zu Allah's Ehre. Vei unsern Sloveuen finden wir den Tanz als Zweig des Gottesdienstes nur bei der Sekte der Springer zn St. Leonhard in den windischen Bücheln. Bei näherer Betrachtnng schimmert ans allen Faschingsfreuden unsrer Slovcnen noch die Erinnerung an den Korant — Karant — Knrent, den indischen Hiva-?arvltti, dnrch. Der Knrent ist noch immer ein seltsames dämonisches Wesen im Leben unsrer Wenden. Oin listiger, pfiffiger gespenstiger Geselle, nie ohne Geige oder Flöte: anf beiden so sehr Meister, daß er jedes lebende Wesen zum Tanze bringt. Er hat es besonders anf die Trübseligen abgesehen; seine lieblichen Klänge hören nicht früher anf, bis jede Spur von Traner vorüber ist. Kein Slovene, der unglücklich liebt, wird davon etwas merken lassen, denn erführe es der Knrcnt, so pfiffe er ihm so gewaltig in die Ohren, dasi der Kopf tagelang sansen müßte. Selbst mancher koketten Schönen verschwindet hier und da ein leichter Licbcstraum aus Fnrcht vor der komischen Gewalt des Knreut. Der Kurent ist der wahre Apollo der Slovene«; Kranke heilt er mit seiner Geige, Armen gibt er Kleider und Nahrnng, die cr 5 1a Krispin den Reichen ent- 286 wendet. Weil er es mit den Fonds ^ seilten Spenden nie gar gewissenhaft nahm, und manchen Schaber-nak zu verantworten hatte, so wurde, der Sage nach, Satan abgeschickt, ihn zu holen. Aber Kurent war selbst dem Teufel zu pfiffig. Erst spielte er so schmel« zend, daß der Höllenfürst ihm zuhörte, dann sich all-mälig nach seiner Geige bewegte, uud endlich so toll in den Tanz gcricth, daß er erst wieder zn sich kam, als er die Krallen bis an die Knöchel weggetanzt hatte. Nun verlockte Kureut den Satan iu ein so dich' tes Dorngcbüsch, daß dieser sich Pelz und Haut vom Leibe krähte, und den Spiclmann demüthig bat, auf-zuhören, er wolle ihm nichts weiter mehr anhaben. Trotzdem sollte Kurent der Hölle verfallen. Er erschien vor dem göttlichen Nichter, und apftellirte dort an einen Rock, der am Stuhle des Herrn hing, uud den sich Knreut einst durch Musik verdient und einem Armen geschenkt hatte. So wurde er bloß verurtheilt, sich jährlich am Fastnachtstage iu den dümmsten und häßlichsten Gestalten dem Gelächter und Gespötte der Menschen preiszugeben, doch ist es ihm auch au diesem Tage vergönnt, bis Sonnenuntergang an Schmaus und Trinkgelagen der Menschen Theil zu nehmeu. Haben einst die Menschen eingesehen, daß die Faschingsstreiche Knrents nur Thorheiten sind, dann darf er frei ohne Larve unter ihnen wieder wandeln. Ein recht nützliches Vergnügen der wendischen Bursche ist das Zusammenkommen, um cms Spagat gemcinschaft- 287 lich lange Stricke zu drehen, welche für alle Häuser einer Dorfschaft vertheilt werden, dereu junge Mäuuer sich am Faschingsdieustag Nachmittags unter Jubel uud Gesang zn dieser Arbeit vereinen. Am Faschingsdienstagc ist das Blockziehcn allge-mein. Hatte eine Schöne im Verlaufe des Jahres mehrere Werber und kam doch nicht znm Heirathcn, so seht sich ein Bursche als komischer Bräutigam anf einen Holzklotz, den sechs als Mädchen verkleidete Gefährten — dnrchgefallcne Bränte vorstellend — ziehen müssen, wobei sie der Blockreiter mit der Peitsche antreibt. Vor jedem Hause, das eine sitzengebliebene Schöne enthält, wird mit dem Anftnge angehalten. Unter den geselligen Faschingstänzcn ist auch der Polstertanz ein echt slavisches Spiel, das aber noch hent zu Tage bei den Indiern vorkommt. In dcu Wmdischbnchcln wird am F,ischingsdin-stagc Früh bei jedem Hanse im Kreis Hühucrfntter ausgestreut, und ans dem Fressen der Hühner die Menge der Eier, welche sie legen werden, vorausgesagt. Die Burschen eilen jubelnd mit dcm Pfluge um die Felder; während der ?Iusar, eigentlich Pflügcr (Faschingsnarr) in die Küchen gcitziger Hausmütter schleicht und mit der Oftngabcl Wurste und Eelch-flcisch wegstipitzt. Zu den seltsamsten Erscheinungen gehört wohl auch der Tanz, den am Faschiugsabende jede Hausmutter, und wäre sie noch so alt und gebrechlich, mitmachen muß, weil sonst unfehlbar im selben Jahre die Nübcn und Kürbisse mißratheu würden. 288 In keinem Hause darf an diesem Tage die kolasa (von Kolo das Nad) eine schneckenförmig zusammengerollte, mit allerlei guten Ingredienzen übertünchte Speise ans Nudelteig, fehlen. Von der Kuln^ll mnß jeder Anwesende nehmen, vor Mitternacht mnß alles aufgezehrt sein, sonst zügclt man gefrässiges Ungeziefer in das Haus. Das Begraben des Faschings (Knrent-bestattnng) am Aschermittwoche wird bereits sehr selten. Noch vor einigen Jahrzehnten war es selbst in de» slovenischen Städten, namentlich in Pettau, im Gebrauche, wnrde aber nach und nach auf obrigkeitlichen Befehl ausgemerzt, nnd erhielt sich nnr noch bei den untern Feldbancrn. Recht bezeichnend trat an die Stelle der alten heidnischen Lichtverehrnng am Beginne dieses Monates das Marieufest des Lichtmeßtages. Sonst wird noch im Februar bei mauchen Wenden im Cilliergebiete der heilige Valentin gefeiert. Der früher erwähnte Knrcut ^Karant — Korant nach den verschiedenen Gegenden) ist mit dem indischen X'lv-l mit dem Beinamen ?:lr-vat. der Felscngeborne (Xln- — Ko,- — Oer) identisch. Weil aber 6iv» nicht bloß als Lebeusgott in den indisch-slavischen Phallorgien verehrt war, sondern auch für die Todesgottheit galt, so kam Kurent in der Folge oft zur Verwechslung mit dem Tenfel. INI. März. 8il!^l? (ausgesprochen 8li«ech ist der Name dieses Monates, eine kleine Lanze, gleich bedeutend mit 289 der Wurzel 8ula im Sanskrit. Auch das indische 8u!i - vttknna - Fest und seinen Gebrauch selbst bei den Slovenen, weiset der ^n«n)mu8 Vitae. .8. Ottoni« hin. Da in diesen Monat die Fasten fällt, so ist im allgemeinen strenge Enthaltsamkeit ein vorstehender Zug in der Lebensweise unserer Slovenen während dieser Periode. Der Gottesdienst wird hänfiger besucht, die lustigen Gesänge, das Nachtschwärmen nnd die Gesellschaften hören auf, selbst alles gar zu Bunte verschwindet aus der weiblichen Tracht, während die Mäuner dem Weiue— manche Andächtige bis Ostern — entsagen. Wehe dem Burschen, der um diese Zeit beim Kartenspiel sich ertappen ließe, wenigstens in den früheren Deceunicn noch; der Schimpfname ^vatermk (EntHeiliger der Quatemberzeit) würde ihn besonders in den Gegenden näher bei Krain brandmarken. Die heilige Kunegunde, Gemahlin Kaiser Heinrich II. des Heiligen, der so viele Kirchen im Sloveneulande geweiht siud, erfreut sich in diesem Monate einer be-souderm Verehrung. Die Mitte der Fasten (8I«ven. Värkavnioa) wurde früher besonders in Windischgratz gar seltsam gefeiert. Ein Popanz in weiblichen Kleidern wurde auf fteiem Platze über Balken gelegt, von einigen umgan- 13 290 gen, mit Knitteln geschlagen, von vermummten Männern entzwei gesägt, und die Reste verbrannt. Selbst das Wort Varkovniea bedeutet, daß das Fest des Visnu (Eber Vai-) zu Ende und das der Ava-Mavnn^-Üada begonnen habe. Deßhalb heißt auch der Gebrauch des Zersägens des Popanzes Lad« rexllti oder Sa^ati — die Alte zersägen, das ist: den Winter austreiben, da M^van^ Lada auch eine schwarze Seite, die des Todes, der Erstarrung :c. hatte. Auch bei den Russen wird ill diesem Monate der einst als Gott verehrte Xuz>a!u unter großem Gelächter als Popanz verbrannt. Den größten Wetteifer der Bursche erweckt aber der Palmsonntag, evotna ne^Ia (Blühsonntag) geheißen. Gemeinden, so wie Familien und Cameradschaften trachten die längste und schmuckeste Palmstange zur Weihe zu bringen. Zu solchen langen grünen Bündeln werden am liebsten die Wasserweide (lixnum 8Än<;W,N) slov. il»a), die Kätzchenpalme Mka oder Naäkovua slavisch), das Quitten-Holz (Näonia vulKln-i8), die Kornelkirsche («uinu» macula, slovenisch llrou) und die Weide (8alix alb», slov. verb») verwendet. Prozessionsweise stellen sich die Iungens, deren oft vier an einen: Palmbunde zu tragen haben, zur Weihe auf. Wie bei den Deutschen werden auch bei den Wenden während eines Gewitters Zweige von diesem geweihten Reisig in das Feuer geworfen, um als von der Kirche geweihtes Holz die 291 Verheerungen des Gewitters abznwenden, denn die Segnnngcn der Kirche sind den Slovenen stets theuer. Im Dranthale wendet man bei Gewittern noch einen Flintenschuß an, doch müssen 3 Schindelnägel geladen werden, die heimlich unter dem Mcßbnche lagen. Der Schuß mnß in gerader Richtnng aufwärts gehen, die getroffene Heze unfehlbar aus den Wolken zu Boden fallen. Viel häßlicher ist ein anderer Aberglaube im Schall-thale. Karge Hausfrauen trachten einen Salamander am Palmsonntage mit dem Weihbündel in die Kirche einznschwärzen, welchen sie nach der Weihe in die Milchgefäße thnn, damit bie Milch früher gerinne und mehr Käse gebe. Besser macht sich die Sitte guter Hansväter, Angesichts der Kinder auch eine birkene Ruthe zum Palmbaume zu binden, und so dem Zeichen der väterlichen Züchtigung die gehörige Weihe beigeben zu lassen. In unzähligen Herenprozessen, die wir in den Archiven zn Marburg, Gutenhaag :c. lasen, spielt eine Zauber-?uKa6a, zu deren Bereitung nebst Kröten :c. vorzugsweise Salamander im Oster-mouate genommen wurden, eine Hauptrolle. Selbst der den alten Slaven heilige Montag spielt daran seine Rolle, so wie man durch die Heilungen von Wunden mittelst Auhauchcn an die Pustouen, bei den Prophezeiungen aus Rauch und Flamme an die Svakoneu, beim Wahrsagen aus Eiern und Wasserschaum an die Puttonen erinnert wird. 13* 292 IV. April. Mli traven, der kleine Grabmonat, cm« Benennung, welche durch die nun zunehmenden Feldarbeiten sich vollkommen rechtfertigen läßt. Würde man Mli DrevÄli schreiben, so wäre die Bcdentnng kleiner Maibaum. Der Slovene gehört zn jenen Vollern, auf welche in ihrer natürlichen Unvcrderbthcit der Frühling die volle Macht seiner Reize übt. Iu den April fällt der Tag des heiligen Georg; iu diesen Monat fallen die Ostern, und so findet sich hier eiue doppelte Gelegenheit zu nationalen Feierlichkeiten. Das Fest des grünen Georg (Xewni ^uri) am 23. April (St Georgstag) iu der einstigen Aqnilcjer-Diöcesc nm einen Tag später als in der alten Salzburger) wird bei den Slovencn heut zn Tage, besonders noch an der Save, so wie in Kraiu au der Kulpa bei 6'6rli0md<.'I begangen. Der ritterliche St. Georg erfreut sich bei allen Slaven, namentlich aber bei den Russeu uud stemschen Slovcnen einer allgemeinen Verehrung. Nicht weniger als 16 Kirchen sind im Wendcnlande diesem Hei^ ligeu geweiht. Sein Festtag fällt mit dem Austrieb des Viehes auf die Frühlingsweide, mit der Zeit der Kräftigung des saftigen lieblichen Grün zusammen, und der Refrain 29 3 „Zeleniga Jurja vozimo Jaice no raaslo proshno" (Den grünen Georg führen wir Und bitten nm Eier nnd Schmalz dafür) ist, so weit der Wmde kommt, allüberall bekannt. Noch vor Sonnenaufgang sammeln sich jene Kinder, die znm Hüten des Viehes verwendbar sind, bald rühren sich anch die Erwachsenen, nm Schafe nnd Kühe, grün bekränzt, nnter Schalmeien nnd Liederschall ans-zntreiben. Gegen Mittag kehren nnter lantem Inbel mit grünen Zweigen geschmückt, die Hirten mit den Heerdm heim, wobei ihnen Jung nnd Alt entgegenströmt. Auf einem freien Platze wird Halt gemacht und die Heerde der Obsorge alter Weiber und Greise übergeben, oder auch in die Stallnngen getrieben. Nnn gehen Knaben und Mädchen, je reihenweise, die erstern voraus zu einer Stelle, auf welcher die Wege sich kreuzen (Naxpotjo). Hier ist ein riesiger geflochtener Nückenkorb (lvnch anfgestellt, nm welchen sich der ganze lärmende Zug dreimal hernmbewegt. Vier ver-larvte Jünglinge heben den Kos auf, aus welchem ein ganz grüner Mann mit einer Visirkaftpe aus Schilf oder Zinnheu hcraussvringt nnd sein Lied beginnt: 294 Zeleniga Jurja vodimo Zeleniga Jurja spremarao Naj nase cede pasel bo Če ne, ga v' vodo sunemo. Den grünen Georg führen wir, Den grünen Georg begleiten wir, Die Heerden er nns weide wohl Wenn nicht, er in das Wasser soll. Mit Jauchzen, Schreien und Pfeifen - Geschrillt geht nun der Zug durch die Ortschaft bis zu einer Brücke; hier steht der kos wieder, unter welchen der grüne Juri abermals hinein muß. Wieder wird die Runde gemacht, wieder springen die vier Verlarvten herbei, heben den Xus rasch in die Höhe und werfen blitzschnell den grünen Juri in das Wasser. Mit Gelächter verläuft sich die Menge, kaum ahnend, daß der wahre grüne Juri so schleunig mit einem ganz gleichen Popanz verwechselt worden sei, der schon uuter dem Xus anf der Brücke war, während der grüne Bursche durchgeschlüpft, sich seiner Maske entledigt, und schon unter den Zug sich verloren hatte. Die größte Anerkennung findet Jener, welcher seine Sache so flink und schlau macht, daß man nicht erfährt, wer für dieses Jahr der grüne Inri gewesen. Er stellt die Frühlingsgottheit aus der Heidenzeit vor, welche das siegende Christenthum in ihr 295 erstes Element zurückwarf. Im April feierten auch noch die Römer in unsern jetzigen slovenischen Gauen ihre Robigalien-Feste zu Ehren des Gottes Nadi8U8, damit der sogenannte Rost dem Getreide nicht schade. Die Robigalien sind aber ursprünglich kein römisches, sondern altitalisches Fest und wunderbar, daß in der slovenifchen Sprache NabuHe (Nnkuch'e) ein Kornfeld heißt, wo mit dem Korn zugleich Disteln, Lolch und anderes Unkraut anfgegangen ist. In St. Georgen an der Stainz geht noch die Sage, daß der heilige Georg den Christen in der Schlacht bei Radkersburg 1418 persönlich gegen die Türken geholfen habe, daher das Sprichwort: ^iii-ka neboj 8e 1'urka; no tuä' vi-a^a, 6e ti LoA ponmSÄ. Vor dem Klänge der großen Glocke in St. Georgen werden einst noch die Türken in Stambul beben. Hochwichtig für jeden Wenden sind die Tage von Ostern. Noch ist in manchen Gegenden der Gebrauch des Ostereies, welches der Familienvater zerschneidet und jedem Mit-glicde ein Stückchen davon gibt; wer davon genießt, ist ein ganzes Jahr lang so glücklich, sich nicht im Walde zu verirren. Noch herrscht überall der Gebranch, mit dem in der Kirche geweihten Schinken und Osterbrot die Weibsleute an Schnelle wetteifernd nach Hause laufen zu sehen; je schneller eines, oft mit dem schwersten Korbe auf dem Kopfe, zurückkehrt, desto mehr Segen kommt in das Haus, desto günstiger geht die Arbeit von Statten, desto gewisser macht die Trägerin 296 eine gute Parthie. Auch hier gibt es eine eigene Eitelkeit, besonders um Hörberg und Drachenburg. Je höher aufgepackt der Weihkorb erscheint, desto mehr Ehre für das Haus. Es werden also auch Fuß-schämcln und Steine hineingelegt, nnd manches im Wettrennen zu Boden Fallende bietet einen gar sonderbaren Kram im Korbe. Das Beste dabei ist, daß die Trägerin schnell heimkommt, nnd so die Hausfrau m die augenehme Lage versetzt, den aus der Kirche zurückkehrenden Hausgenossen ihren Antheil bequem übergeben zu können. Noch im vorigen Jahrhunderte beschenkte mau sich am Ostermontage wechselseitig mit einem Hahne, wie überhaupt dieses Thier der Verkünder des Morgens bei den alten Galliern, Germanen und Slaven anf gleiche Weise so sehr in Verehrung stand, daß die christlichen Lehrer uud Bekehrer es für gut fanden, dieß Warmmgszeichen des hl. Petrus als Wetterhahu auf die Thürme zu setzen. Anch behielten die Ostcru den alten slavischen Nameu voxsn lotnice ) hindeutend auf das Wiederaufleben der ge-sammtcn Natur, tvo Alles aus der Erde geht (in xomlö, v^-xomlß) uud die Sommerlichkeit (low) uahe ist. Im nachbarlichen Krain wird am Ostertage aus getrockneten Rübenschalcn eine ganz eigenthümliche Speise bereitet, die Alleluja heißt, zur Erinnerung, daß im 17. Jahrhunderte eine so arge Hungersnoth herrschte, daß die Wohlhabendsten noch glücklich waren, getrocknete Nübenschalen zur Nahrung zn haben, 297 die sie sich am Ostertage als einzige Festspcise bereiteten. Das jetzige Gericht Melnja ist aber ein ganz köstliches Essen. In den Gebirgen der Snlzbach, in den Thalschluchten des Vallor und am Pachern findet man noch manche Ostcrgcbränche, welche unseren Slovencn mit den Nüssen gemein sind. Das sich gegenseitige Beschenken mit ?i«anke (bemalten Giern), das Scheiben oder Nollen der rothen Eier, durch welches man die Tenfelchcn fangen und ihnen die unsichtbar machende Mche wegnehmen kann, ist bei den Gebirgs« slovenen im starten Glauben; uicht minder, daß am ersten Ostcrtage alle Teufel gebunden sind. Sich in der Scheune schaukeln, soll an das Hängen des Is-kariot erinnern. Am Gründonnerstage die Haare schneiden, befördert einen herrlichen Lockenwuchs. Das Läuten in der Osternacht ist bei den Russen auch in Moskau und Petersburg noch gaug und gebe. Wer fiudct uicht in selbem das 1'riu.n6on, den harmonischen Glockendreitlang unserer Slovene», der in dieser wie in der Pfingstnacht von Thal zu Thal, von Hügel zu Hügel klingt, aber nirgends herrlicher, als an der Sottla und Saun. Die Sperlinge, weil sie auch am Gründonnerstage zipsen, gelten für verfluchte Vögel, sie sollen auch die Nägel zur Kreuzigung herbeigetragen haben, die Schwalben trugen sie aber wieder fort. Eine Schwalbe zu todten, erzeugt Viehseuchen; 13" 298 die Espe ist ein verfluchter Baum, ihre Blätter zittern, weil Judas an ihr sich erhing. Die Jünger des Herrn sollen sich dnrch rothe Eier die frohe Kunde seiner Anferstehung mitgetheilt haben. Anch Maria Magdalcna habe in Nom, bevor sie ihre Predigt begann, dem Kaiser Tiberins ein rothes Ei überreicht. Das Ei, dessen Frncht auskriecht, wenn das Ei zerbricht, ist das Bild des Erlösers, roth, znm Andenken seines vergossenen Vlntes. Die Prozession des heiligen Marcns gehört bei den Wenden ebenso zn den besuchtesten, als St. Marcns selbst als Bekehrer der Vcneter nnd Aqnilejer in hoher Verehrung steht. Nicht minder der heilige Hermagor, der, ein Slave und reicher Bürger in Aquileja, einer der ersten war, welche St. Marcus für die beseligende Lehre des Christenthums gewann. V. Mai. Der Mai heißt Velki braven — der große Grabmonat, bezeichnender für die alte slavische Mythe hieße er wohl Velki vrovim — vom großen Maienbaume, den man der Göttin Uaja (Uara, der All-mntter der römischen Hta^na mater) aufrichtete. Mit Filivp und Jakob beginnt eigentlich erst der Lenz der Slovenen, mit ihm jener gewisse Frohsinn, der nebst einer eigenthümlichen Feierlichkeit bei jedem Ge- 299 schäfte zu den auffallenden Zügen unserer Wenden gehört. Es ist ein seltsamer Contrast zwischen dem be-dächtlichen Ernst, mit welchen er gleich nach dem Weggehen des Schnee's die erste Haue in den Weingarten vornimmt, und der Munterkeit nnd dem kindlichen Muthwillen, mit welchem er sich nach dem ersten Mai an die Feldarbeiten macht. Im Mai feierten die alten Slaven das mehrtägige Fest der Lebeusgöttin Av», bekränzt, blnmengeschmückt mit Tanz nnd Gesang. Noch heißen manche Plätze in den Kastanien-, Eichen- nud Buchenwäldern 8ivö6 (8sv6e oder 2iv6e) Stellen, wo man einst der frohen Göttin, deren Namen Xivll noch bei vielen Slaven den Planeten Venus bezeichnet, huldigte. Im Sannthale, bevor man Franz erreicht, sind einige solche Haiuparthien nut diesen Namen, anffallcnd durch die Lieblichkeit ihrer Form. Der Mai mit seinen Freuden war allen Völkern von jeher von großer Bcdeutuug. Wer erinnert sich nicht an die Maifelder der alten Deutschen und Gallier, an Maibäume und Maiversammlungen? Welche Großstädtern: rechnet es nicht zum guten Tone, am ersten Mai im Freien bei Musik und geselligem Frohsinn ihr Frühstück einzunehmen? Der Mai hat eine große Bedeutuug für unsere slovenischen Landwirthe, denn in diesem Monate gibt es nothwendiger Weise die meisten Viehmärkte. Bei Manchem trat im Win- 300 ter nach vollendetem Anban und nach Ginbrtngnng des Holzes Futtermangel ein, nnd nöthigte ihn, eiuen Theil seines Viehstandes zn veräußern, der nun wieder nachgeschasst werden muß. Wie bei den Deutschen Roßkäune und Viehmäkler auf solchen Märkten eine große Nolle spielen, so auch bei den Slovenen die gewissen Nosotarji (Unterhäud-lcr), durchtriebene mit allen Kniffen vertraute Vielsprecher, die sich selbst unentbehrlich zn machen wisseu. Stundenlang verstehen sie es, die Parteien zn ihrem eigenen Vortheile zn beschäftigen, bis sie erst dem einen ein Stück Straßeukoth, als sicheres Zeichen des abgeschlossenen Kanfcs in die Hand drücken, und dafür anßer dem herkömmlichen Trunke auch noch ein gutes Ehrengcld erhalten. Die Sitte, sich beim Handel Knh-Koth in die Hand zu drücken, erinnert au den Gebrauch der Indier, beim Schwören sich eineu Kuhschweif in die Hände zn geben. Wird ein Rnsetkl-auf einem Betrüge ertappt, so wird öffentlich Jedermann vor ihn gewarnt, oder ihm wenigstens mit Kreide anf die Jacke oder mit Kohle auf das Hemd am Rücken ein Krenz gemacht. Nichts komischer, als die Winke und das Belächeln der Leute, wenn ein solcher seines Zeichens unbewußt, durch den Markt geht. , Nur wenn er es wagt wo bei einem Handel beizutreten, wird er handgreiflich erinnert, daß man 301 gewohnt sei, sich vor den Gezeichneten zu hüthen. Der Maibaum hat bei den Slovencn den Namen von der indischen Uaj.-l noch behalten, deßhalb heißt er Nn.ja; er wird erst in der Vigilia des Frohnleichnamsfcstes aufgestellt, und bleibt bis Peter- und Paulstag. In jeder Gemeinde wenigstens gewiß an jedem Pfarrorte mnß einer prangen. Er ist nicht bloß der Stolz der Bnrsche, sondern auch ernste betagte Männer nehmen an seiner Feier Autheil. Nachbarorte wetteifern, den schönsten Maibau in zn stellen, Mädchen schmücken ihn mit Blumen, vom böchsten Gipfel flattert eine bekränzte Fahne, Alt und Jung sammelt sich gern auf dem freien Platze, wo der Maibaum sich erhebt. Unter dem Maibaum Wie unter der Linde faudeu iu früherer Zeit die Tänze der Slovenen Statt. (Im Gailthale in Kärnten znm Theile jetzt noch.) Er scheint nrsprüuglich zu Ehren der Göttin des Lenzes geputzt zu sein. Maja bedeutet im Slovcnischcn jetzt noch die Täuschung. In Rußland sammeln sich Abends die Insassen des Dorfes uutcr einer Linde, bis der unlink» (Zither - Spieler) erscheint, und der Tanz beginnt. Dabei behalten die Männer den langen Kaftan mit rothen Hemdkragen, die Mädchen die Sarafanen an. Noch erinnert die Fahne auf dem Gipfel des Maibaumes an die alte Voltsfreihcit, noch nennen manche Deutsche dm Maibaum die Freiung und die . 302 Volksversammlungen im Mai zur Zeit Carl des Großen (bei Genf 773, Duren 775, Worms 776 und Pader-born 777), wurden von der Geschichte so wenig vergessen, daß selbst Napoleons Volksberufnng 1815 zn den Erinnerungen an dieselben gehört. Am 25. Mai wird das Fest des heiligen Urban, des Schntzpatrones der Weingärten und Winzer, gefeiert. Wichtig als Looötagc in dicscm Monate sind die der heiligen Pan-kratius und Servatius. VI. Juni. Der Name Hoxnicvst (Nosen- oder Blumenblüthe) bezeichnet diesen Monat als einen der lieblichsten. In ihm wurde bei den alten Slaven das Blumenfest — ^etlnoe — gefeiert. Dieser Monat mit den längsten Tagen und kürzesten Nächten ist die Flatterzeit der wendischen Nnrsche, die Schmetterlingsperiode ihres nächtlichen Schwärmcns. Die Eifersucht läßt mit eigenem Scharfsinne jede Begünstigung beobachten, und der tragisch-komischen Scenen gibt es eine Unzahl. Ein ertapptes liebendes Paar muß hänfig im Kreise mnthwilliger Bnrsche knieend Gebetformeln hersagen, und eiue strenge Brantprüfnng bestehen. Es gibt da eine derbe Erinnerung an die republikanischen Hochzeiten. Das überraschte Pärchen wird nämlich mit Stricken zusammengebunden und an einer Straße bis 303 Tagesanbruch ausgestellt. Einzelne ertappte Bursche werden von ihren Nebenbuhlern nnbarmherzig in Dün-gerjauche gebadet. Fremde, besonders sogenannte Herren in den Trog eines rinnenden Brunnen gelegt nnd einen Stein unter dem Kopse nnd die Füße mit Steinen nie-dergcschwcrt. Noch vor hundert Iahreu befanden sich gewisse Pfeiler nud Kreuze auf dcu Wegen, wo ertappte erotische Helden über Nacht gebnndeu, am Morgen in allgemeiner Beschämung ihre Muth büßten. Ein in der Fasten Erwischter wurde 4 Fuß vom Vodeu an das Kreuz gebunden, uud mußte am Morgen eine tüchtige Strafpredigt von den Kirchgängcrn anhören, bevor er losgelassen wurde. Er durfte auch uie mehr Dril^ oder ^am^r (Kranzclführer) sein, uud seiuc Geliebte mußte mehrere Wochen die Kirche, das Presbyterimn aber auf immer meiden. Am Pfingstsountage trachten besonders um Hörberg, Dracheuburg ?c. die Hirtcububen heimlich, recht Früh am Morgeu, die Kühe, ehe sie gemolken sind, ans dem Stalle auf die Weide zu treiben, dort werden selbe bekräuzt und nun mit vielen Lärm nach Hause gebracht, um die trägen Mägde zu beschämen, die vom vcrschlafeueu Psiugstmorgm den Spottnamen „Pfingst-lnken" bekommen. Der wichtigste Tag im Juni aber, einer der be-deutuugsvollstcu für alle Slaven, ist der 23. Juni, die Vigila vor St. Iohauu dem Täufer. Wir finden beinahe keine Nation in Europa, bei welcher nicht die Johann isfeu er eben so im Gebrauche wären, als bei den 304 Römern die brennenden Stroh- nnd Neisighaufen mit den darüberspringendcn Landlenten beim Feste der Göttin Pallas. Unter den in Florenz znr Zeit der Me-diceer begangenen Mysterien war — anßer den Anfzü-gen der 4 Schutzheiligen in den 4 Stadtvierteln, besonders das Iohannisfest schön nnd feierlich. Der Glaube, daß in jener Nacht zn einer gewissen Stnnde alles Wasser in Wein verwandelt sei, das Werfen von Kränzen in Teiche nnd Bäche, nm im Wasserspiegel den künftigen Bräutigam ^n sehen, sind dem stcirischen Ober- nnd Unterlande gemeinschaftliche Gebränche. Die Kriegsgeschichte zeigt uns das große Gewicht, welches der Aberglaube der Türken auf Unternehmnngen am Johannistage legte. Die Mllsumierni^tk der Engländer, der Sanct-Hans-Aften der Dänen, die suliuli^ der Böhmen, die 8»l)iltilm der Italiener nnd die Kü^lo-Feier der Nüssen begegnen sich hier in gleicher Bedentnng uud in ähnlichen Formen. Den Nnsscn galt die Zeit vom 25. Mai bis 25. Juni für die ftenndlichste im Jahre, für die segensreichste zum Heiraten, sie feierten die Feste Ledas — des hänslichcn Glückes nnd seiner Söhne I.<;l (Liebe), (?l)!ol) Ehe. Seit am 23. Juni 1491 die Spanier die Iohannisfener als Signal znr Vertilgung der Mauren benutzten, sind selbe auf der pyreuäischen Halbinsel noch mehr in Ehren, denn vorher. Noch umgehen die H05 Serben an diesem Tage ihre Scheunen mit Fackeln ans Birkenrinde, die Istrianer werfen einen Klotz in das Feuer und die Kleinrnssen machen dem Aupalo Ceremonien, die an jene der alten Deutschen zn Ehren des hellglänzenden Gottes Italünr erinnern. Das Springen dnrch das Fener aber ist von den Gehöften des Tartaren bis zn den Pachthänsern M-Englands noch immer ein erprobtes Mittel gegen Zauberei. Der Cultus des altslavischen Gottes liupulo gibt uns auch hier noch den Schlüssel zur Erklärung mancher abergläubischen, aber auch mancher gemüthlicher Gebräuche. Die slavischen Jungfrauen rieben Funken aus trockenen Holzstücken, mit diesen zündeten sie das heilige Feuer auf freien Berggipfeln an, nnd drehten sich in munteren Tänzen herum. Das Christenthum vertilgte den Götzen, aber nicht die nationele Lnst an seinem Feste. Da brandmarkte der finstere Aberglanbe diese nächtlichen Feste als Hcrcntänze und überlieferte die Theil-nehmer der Flamme. Wessen Kranz aus Thymian, Aurikcln nnd Maßlieb gcwnnden im Wasser untergeht, dein ist im Leben jede Heirat versagt. So wie der Thau der Iohannisuacht die Schönheit, so bewahrt der in dieser Nacht verbrannte Wachholder die Gesundheit. Auch verschiedene Opfer wurden dem Fener übergeben : in Kleinrußland eine mit Stroh umwundene Stange, anf daß der Hanf eben so hoch wachse, in Li- 30b thauen alte Bastschuhe, bei den Slovene« ein weißer Hahn. Der braune Weidrich beim Morgenroth gesammelt, vertreibt alle bösen Geister. Die Erdbeere an diesem Tage gepflückt, macht gute Schützen und verschasst Glück im Schuldenmachen, während das Kreuzkraut Schätze entdecken, und die durch einen Specht verschaffte Springwurzel alle Tchlößer öffnen hilft« Der Hirt, welcher sich am Johannistage Wasserlilien sammelt, verliert kein Stück aus seiner Heerde im set' ben Jahre und ist frei von Zahnschmerz, wer aber Badende wie Narren im Kreise drehen will, der werft auf einen Stein im Bade heimlich einen Stechapfel. Kein freundlicherer Anblick als im Weudenlande die Tausende von Feuern, die ill der Iohaunisnacht, wie Sterne vom Himmel gefallen, auf allen Höhen funkeln. Wocheulange vorher werden von den Hirten die festlichen Haufen aus Reisig und Holz aufgethürntt, Ein Pöller oder Pistolenschuß gibt das Zeichen sie in Flammen zu setzen. Um den Scheiterhaufen (den lires) wird von Burschen und Mädchen ein lustiger Neigen getanzt, uud dabei entweder Lieder gesungen oder Räthsel, welche auf die Zaubereien dieser Nacht Bezug haben, aufgegeben, als: Kaj raste brez korenja ? Kamen raste brez korenja! Was wächst ohne Wurzeln? Der Stein wächst ohne Wurzeln. 30? Kaj cvete brez cveta? Praprot cvete brez cveta! Was blühet ohne Blüthe? Das Fanenkraut blüht ohne Blüthe. Das Farrenkraut, oder richtiger sein Same, spielt in dieser Nacht überhaupt eine sehr wichtige Nolle. Wer sich Blüthe und Samen desselben verschafft, dem stehen alle Schätze der Erde, der Stein der Weisen, ewige Macht nnd Ingend zn Gebote, aber die Proben und Gefahren sind so schaurig, daß sie keiner besteht. Ihre Schilderung erinnert sehr an die Abenteuer beim Bannen der Spring- oder Schußnatter, beim Gewinnen der Krone der Schlangenkönigin und andere deutsche Volkssagen. In der Zaubernacht vor Johannes schwimmt für die Neusonntagskinder reines Silber auf den Bächen, Banme reden, nnd der Mensch steht Mit der Geistcrwclt zu keiner andern Zeit in so nahen bemerkbaren Zusammenhange. Brandmale tragen uusre slovenischen Bursche, Lie-besfchmerz die Mädchen oft aus jener Nacht heim. Für Erstere ist es nämlich eiue Ehrensache über die zusammensinkende Glut des Scheiterhaufens zu springen, wobei eigenes Ungeschick oder fremder Muth» Me manchen feurigen Kuß auf das Gesäße veranlaßt. Die Mädchen aber schauen oft vergebens in den Brun- 308 nen nach dem Bilde des Künftigen nnd werden dann von ihren Gespielinen geneckt mit der Spottrede: 81 Ki^ ni»i xilKlelwIu." <^Du gingst ihn zn schauen im Bruunen nnd erschautest ihn dennoch nicht.) Ein anderes Orakel für die heiratslustigen Schönen besteht darin, das eben blühendes Nohrkrant oder Pfaf-fenröhrchen (I^ontoäon tai-axaeuni) zu zerschneiden nnd während das Iohannisfcuer brennt, Stückchen in die Sprünge der Holzwand der Schlafkammer zn stecken. Aus der geraden oder ungeraden Zahl der frisch' gebliebenen oder verwelkten Blüthenblätter wird auf Treue oder Uutrene des Geliebten, auf nahe oder ferne Hochzeit geschlossen. Xre« ist bei den Slaven noch immer die Bezeichnung der Sommersonnenwende; Xres selbst galt bei einigen Slaoenstämmeu für das Bild der Sonne, der man durch das Feuer huldigte. Nnch hier zeigt sich der alte Zusammenhang mit Indien. Der kro» dürfte seinen Namen von der indisch slavischen Gottheit Korsna, einer Avatara des Vi^wm, erhalten habeli. km-sna war nach indischer Theogonie auch eine Sonnengottheit »o! in ttl'ttllpxl, nnd noch heut zu Tage ist in Indien die Sitte zur Zeit der Tommersonnemvende, die I<6i'»im dnrch Anzünden von Lichtfcueru und Tänze um dieselbe zn ehren. Das slovenische Volk weiß noch viel von den kersnik zu erzählen, wie er sich bald in einen Fisch, bald in einen Eber, bald in einen Zwerg u.dgl. verwandelt, 309 hoch in den Lüften erscheint, und durch seine Gegenwart Fruchtbarkeit und Segeu bringt. Man kann ans diesen Sagen noch deutlich erkennen, daß die Slove-"en den indischen Vl6ml-^vntfn'j»mu8 in ihrer Religion einst vollständig kannten. (Vi«,u,8 - K,sn» -^VlUnrn, ans norischcn Nömerstcinell von Davorm ^'er»t^n^9^ in der „^ovi^o" Nr. 40, 4l, 42, 43 und 44, Jahrgang 1853). In so ferne Johann der Tänfer der Vorläufer Christi, der Vorläufer des Glaubeuslichtes ist, konnte ein heidnisches Lichtfest nicht schöner anf ein christliches übertragen werden. Sehr gemüthlich ist die Vorliebe der Slovenen 'ür den Iohanniswurm (l.tunz,),i8 noetilllcn), hier ^l'L8,li<;g genannt. Nach dem frommen Glauben um-ftog der Leuchtkäfer das Elternhaus des heil. Johanns und beleuchtete die Wiege des Kindes. Den slo-eniichen Soldaten, wenn sie zilm Kampfe ziehen, ist ^ ^rosnioa eine glückliche und siegreiche Vorbc-^Utnttg. Den Liebenden ist sie eine Leuchte, den Achtern gcwisscrttlaßen derselbe Liebling, wie den kriechen die Kicade. Nur Menschen von bösen Gc-^lsen, besonders Diebe, hassen sie. Im Inni beginnt ble Zeit des Badens. Die Slovenen haben bei all' u)rer Verehrung für Flüsse und Quellen eine gewisse ^heimnißvolle Scheue vor dem Wasser. Auf der Ober-slache der Brunnen sitzt nnr zu gern der Wasser>naun 310 (pavoäni inoZ, Voclnik). Im Brunnen selbst haust das Fieber, wer da trinkt, ohne das Wasser zu bekreuzen, verbindet sich nur gar zu leicht mit einem von beiden. Wie der Wende seine Baume und Blumen bevölkert, eben so und uoch mehr seine Bache und Quellen mit gewissen Undinen oder Brunnhnlditieu, liusalkk (von rasa der Thau, das Naß) genannt. Die Serben nennen sie Vile povoäkm^e, die Lithauer Onäiin. Sie erscheinen mit dem Grünen der Wiesen am Gründonnerstag. Das Gesicht ist voll und blaß, das grüne Haar reicht bis zur Ferse. Wen sie an sich locken, den kitzeln sie zu Tode. Ihre Gefährten sind die Malki auch Mv^'e genannt, (Geister der Kinder, die ohne Taufe gestorben). Wirft man Eierschalen nuzerbrochen in das Wasser, so bauen sich die Nosnike Schiffe zum Schaden der Menschen daraus. Wer zu Pfingsten badet, ohne vor" her gebetet zu haben, den ziehet die kusalkk in den Grund. Wermuth ist ein geachtetes Kraut; denn wirft man diesen einer ttu8»Ikk ill das Gesicht, so kann man nicht von ihr zu Tod gekitzelt werden. Viel sanfter und lieblicher sind wohl die auch den Nüssen wohlbekannten Baum- und Blumengeistcr I.08ki, die mit dem Grase, der Saat und dem Baume wachsen; sich aber verkleiucrn, wie sie einen ihrer Natur ungünstigen Platz einnehmen müssen. Wer vor einem 1.68kl auf e!ne schmale Stelle flüchtet, zwingt ih" dort zur Blume oder zum Moose einzuschrumpfen. 311 Am Vorabende Iohannis des Täufers, vor dem Anzünden der Xresi (Freudenfeuer) sammeln die Slo-venen unter andern heilsamen Pflanzen mit besonderer Vorliebe das Johanniskraut, um es zwischen die Fenstergitter zu hängen. Jünglinge und Mädchen pflegen nm diese Zeit zu baden, was seinen Ursprung ans dem uralten Götterdienste der Wenden herteitet. Dem wohlthätigen Elemente des Feuers, nämlich als Simbol der Sonne und des Lichtes, war das dritte slavische Hauptfest die sabotka (Sonncnwend-feier) geheiligt, das bei Einigen auch Klipala (kopttla, das Bad) genannt wurde, weil dabei Begicßungen, mit Wasser gebräuchlich waren. (Man vergleiche damit das hebräische Aelmotti, 8nlia aus 8u.klm, d. i. aus 8a und !>!»», Licht). Noch erinnern uns in der Nähe von Mahrcnbcrg die Orte sodut und Kapei, h"ch im Gebirge gelegen, vielleicht an die dort einst vielfach begangene Feier dieses Festes, und gelehrte Elavisten leiten selbst den Namen des Ortes Mahrcn-bng von der möglichen Weise dort gepflogenen Verehrung der Todesgöttin Nar^m her. Der Gebrauch des Vadens am 80lx»tku-Feste Früh Morgens schrieb sich "us dem alten Glanben, daß die Sonne an jenem Morgen in ihrer größten Pracht und Reinheit dem Bade entsteige, so wie sich die alten Wenden den Sonnenuntergang als ein Zubadegchen der Sonne borstellten; ein Glaube, der noch heutigen Tages bei den gemeinen Russen vorherrscht. 312 Wenn Ekha rd in seinen Mnmnenti« äo ^utre- Lo^ über den Fenerdienst der Slaven sagt: „Ntiam »altml^a «oleliant llOO illolum", so findet dieser Ausspruch noch immer seine Bestätigung bei unsern jnugen Pohorjancen, welche dreimal über den Ki^s springen und aus dem glücklichen Sprunge eine glückliche Zukunft vorhersagen. In Vetrcff der von mir erwähnten Ostereier finde ich noch beizufügen, daß die rothen Eier um Ostern (pismike auch?irllL ,um<3iii<:o, Sonnenroth genannt), sich schon aus der urältesten, vorchristlichen Zeit hcrschricbcn nnd vielleicht sammt dem noch bei den steirischen Wenden vorkommenden Refrain eines alten Liedes: „sveti, 8voti «0n6t;ke llllm ti^»j6eke" im indisch-slovcnischen Mythns, so wie im persischen Mi« trasdienste vom Stier, als Simbol der erzeugenden Lebenskraft, ihren Ursprung haben. Die Birmanen besprengen sich noch heut zn Tage bei ihrem Frühlingsfeste mit rothgcfärbtem Wasser als Nahrnug der Frühlingsblumeu. Die rothgefärbtcn Eierschalen müssen bei den Slovenen zerbrochen uud in das Wasser geworfen werden; ein Gebrauch, der auch im Aberglauben der Deutschen, Eierschalen nie nnzerbro-chen umherliegen zn lassen, ein Seitenstück findet. Ueberhaupt erinnert die Wichtigkeit des Eies bei den Slovenen, das ihrer Lebensgöttin 8iva geweiht 313 war, ail den Dienst der analogen indischen Göttin Ma-vani, der Venus Urania, jener Völker, an den indischen Mythus vom Welt-Ei, nnd an den persischen vom Weltstier, der mit seinem Horn das Welt-Ei sprengt, worans dann die einzelnen Wesen der Schöpfung hervorgehen. Bei dem alten slovenischen Frühlingsfeste I^tnioe, das man anch ^'urwe, von tu»-, der Stier (an das persische Us-tur, mithin an das lateinische taurii8, an das germanische 8-tier erinnernd), nannte, spielt die Sitte, rothe Eier mit gewissen Festlichkeiten zu eröffnen, eine große Rolle. VII. Juli. Schon der Name mail ««rpan (von «erp, die Sichel) bezeichnet das Hauptgeschäft in diesem Monate, den der Beginn der Erntefcierlichkeiten bedentnngs> voll macht. Einer der größten Loostage für die Weinbauern ist Maria-Hcimsnchnng (den 2. Juli). A>i diesem Tage, sagen die Pohorjanccn, gehen die Trauben znr Wallfahrt nach Maria-Neustift, bei den Gor6anen pilgern sie nach Maria-Polensack, regnet es aber, so verstecken sie sich in das Wirthsaus und bleiben dort — der Weinbauer hat in diesem Jahre bann eine schlechte Lese, der Wirth, der noch alten Wein besitzt, eine gute Einnahme. 14 314 Die Deutschen im Sausal, dicht an der Grenze der Slovenen, meinen, der erste Donnerschlag am Maria-Hcimsuchnngstage zertrümmere den Boden im Weinfaße. Das Ernten des Getreides wird nicht leicht irgendwo mit mehr festlichem Anstriche begangen, als bei den Slovenen. Die Sichel mnß schneiden wie Gift! ist das allgemeine Sprichwort, dem hänfig Rechnung getragen wird durch den abergläubischen Gebrauch: die Schneide der Sichel am Sonntagsabende vor der Ernte mit Schlangengift zu bestrcichen. Häufiger aber besprengt die Hausfrau die Sicheln vor dem Gebrauche mit Weihwasser. Die Schnitterinen stellen sich auf dem Erntefelde so an, daß am rechten Flügel die Hausfrau, oder das nach ihr am meisten geachtete weibliche Wesen im Hause die Arbeit beginnt, in der Ncgel aber die fiiu-keste Arbeiterin; das Wetzen der Sicheln ist ein Ehrenamt eigener Art, das dem Hausvater oder ältesten Sohne zusteht. Die trägste Schnitterin, die am weitesten zurückbleibt, nennt man die Schweifzieheritt. Das einfache Frühstück um ? Uhr heißt mali<:a; bei dem reichlichen Mittagsessen bildet eine eigene Gattnug Strudeln (Xn-vitki) die vorzüglichste Speise. Nach vollbrachtem Schnitte ziehen die Mädchen mit jnbelndem Gesänge heim, die Männer aber müssen die Garben hüfeln, oder in die Trockenharfe bringen. 3l5 In Kärnten und Kroatien tanzen die Schnitter noch ihren Kalo nm die Dorflinde zum Schalle der Hirtenftfeife, noch häufiger uuter Absingen eines Liedes. Der einfache Ringeltanz im ^ Tacte beginnt ziemlich bedächtig, steigert sich aber bis zur tobendsten Eile, welche die im Kreise sich haltenden Tänzer und Tänzerinen kaum mehr im Vorüberfluge erkeuuen läßt. Weh Jedem von verdächtigen Sitten, der sich in den Kreis eindrängt, eine Schlägerei wäre die nächste Folge. In neuester Zeit sieht man nur die zartere Jugend zwischen 10 und 16 Jahren noch nach dem Abendsegeu den Ringeltanz aufführen; der altnationale Kalo ist unter den Slovene» ganz verschwunden. Auch die Knaben und Mädchen dnlden keine bösgearteteu Kinder bei ihren Tänzen; vielleicht eine stille Erinnerung an die Tänze ihrer Urahnen zu Ehren der Erutegöttin, die nur von der auserlesensten Jugend begangen werden durften, nur von Jünglingen uud Iungfraueu, die ihres Namens Devei- und vov» wahrhaftig würdig waren. Im Juli begiunen schon zum Theile die Wallfahrten der Slovene», besonders nach St. Ulrich und St. Heinrich von Pachern. Ueberhauvt erfreut stch^ wie schon bemerkt, der Kaiser Heinrich der Heilige einer großen Anhänglichkeit uuter den Wenden. Die Gewittertage Margaretha nnd Magdalena werden als besondere Loostage ängstlich beobachtet. Die vielen, 14* 316 dem heiligen Jakob und der heiligen Anna geweihten Kirchen wimmeln am Echlnssc des Inli von Andächtigen. Die Wallfahrten sind meist Bußnbnngen, die mit erstaunlicher Gewissenhaftigkeit vollzogen werden. Nur kniend nähert sich der Slovene den Gnadenaltären, auf den Knien rntscht er um selbe herum. Die auf Kirchtagen gekauften Bilder und Rosenkränze werden in hohen Ehren gehalten, bei allen Geschäften, besonders am Todtenbette, verlangt nnd geküßt und auf ausdrücklichen Wnnsch der Sterbenden mit in die Truhe gcgebcu. Es gehört zur Lcbcnöregel, daß jeder Slovene jährlich eine Wallfahrt unternehme. In den früheren wohlfeileren Zeiten wurden reiche Opfer an Geld, Weizen nnd Flachs zum Besten der Gnadenkirchcn gebracht. VIII. August. Veliki 8<^p9„, also Fortsetzung und Schluß der Getreideerute. Der große Frauentag, der iu die Mitte dieses Monates fällt, die vieleu Wallfahrte», die um deuselbe» zu wunderthätigcn Marienbildern Statt finden, geben ihm den sinnigen Namen ^«8pou m<^6<: oder auch voliki in<.'sll^k — Fraueumonat. Aber unter letzterer Benennung hat er anch noch eine andere Bedeutung, welche sich in die graue Vorzeit verliert, als weise Frauen bei den Slaven (wem stud nicht die 317 matres pananicw bekannt?) wie bei den Deutschen die einzigen waren, die sich mit der Heilkunst befaßten, lmd gerade in diesem Monate die wichtigsten Kräuter für den Bedarf ihrer practischen Wissenschaft sammelten. Die Hilfe der heiligen Jungfrau hatte nach der Bekehrung der Wenden bei dem Einsammeln heilender Pflanzen wohl eben so viele Bedcntnug, als die verschiedenen Ceremonien und Gebräuche, mit denen die Einsammlung verbunden war. Die Hilfe beider ist dem Wenden noch jetzt wichtiger und weckt mehr Vcrtraueu, als das Einschreiten eines Arztes. Die Natur hat jedem Uebel in irgend einem Kraute ein Gegenmittel aufgestellt: „Vstiku bn-I^xLn ima «v^'o biho," ist das Sprichwort des Wenden. Seltsam ist das Vertraueu, mit welchem der Wende gerne den nächstbesten Fremdling, wenn er mir von ihm weiß, daß er kein Arzt sei, zn seinem Kranken führt, sich irgend ein Kraut anrathen und selbes dann durch ein bekanntes Mütterchen aufsuchen und anwenden läßt. Gegen Schuß- nnd Qnetschwnnden wird überall eine behaarte geweichte Haut, oder auch die Wurzel ber ziln'itliml-iu ossil-ixali,^ aber nur in diesem Mo-uatc gesammelt, angewendet. Vertraut der Eine bei Quetschungen dem Safte des «empoi- vivuw toe- 318 torum oder einem Absnde aus Kiefernadcln, so legt der Andere mit derselben Zuversicht ein Stück altes Frauenhemd, das mau im August ausgezogen, auf selbe. Da man seltsamer Weise die Achillesferse (pet-na oils, Fersensiechse) fur den Sitz der ganzen Körperkraft hält, so meint utau auch, daß man besonders im August einen Menschen todten könne, ohne nur einen Tropfen Blut zu vergießen, wenn man ihn nur jm mindesten an der Achillessehne verwunde. Die Sage von Achilles, durch Paris getödtet, ist bei den Wenden eben so verbreitet, als die Sage von Alexander dem Velk! K, »h mncoöonöki. Um von Wür-mcru zu curireu, bestrcichcn die alten Wenden den Nabel des Leidenden mit Knhmist, und streichen dann letzteren mit einem Nasirmesser weg. Die beliebtesten Wallfahrten sind zu Marienkirchen: nach Maria Nast bei Marburg am Fuße des Pachcr, Maria Ncustift bei Pettau nnd bei Oberbnrg, nach St. Marein bei Erlachstein, dem heiligen Berg bei Wisell, der 8v hier ausschlicßeud Winzer genannt —mit auf den Tisch brächte. Es spricht für die zähe Kraft uuserer Slovene», daß Leser und Träger, Letztere insbesondere selbst durch 2 oder mehr Wocheu, mitunter im entsetzlichsten Wetter Tag und Nacht mit Tragen und Pressen beschäftigt, an der bnutesteu Nahrung sich mehr als zuviel labeud, rüstig und ohne zn erkranken, anshalten. Der October ist ein wichtiger Monat für Kanf und Verkauf. Da kommeu uud gehen die Weinhändler, da glänzt blankes neues Silbergcld, da stattern farbige Bänder und Tücher als Leihkauf für die weibliche Welt. Die beliebtesten Weiuhäudlcr sind die Obersteirer, Kärtner uud Salzburger. Letztere werden leider immer seltner im stcirischcn Unterlands Trinkgeld und Leihkauf müsseu an die Hausmutter— beim Viehhaudel auch uoch an den Hirten entrichtet werden. Für Schmalz, Eier, Butter, Käse?c. hat uur die Hausmutter das ausschließende Verkaufsrecht, vou dein Gewinne muß sie die Töchter kleiden, so wie der Hausvater die Söhne 325 und Knechte. Um Ursula ist die gewöhnliche Einkaufzeit für das Hauswesen. In früherer Zeit wurden die meiste» Gespiuust^ und Webeartikel, eben so Seife, Kerzen:c. im Hause verfertigt; seit aber der Luxus seine Herrschaft immer mehr geltend macht, werden die Märkte immer wichtiger. Nur der Pohorjance schecrt seine Schafe selbst, spinnt selbst die Wolle, webt selbst den Loden, und verfertigt sich selbst zum Theile die Kleider. Ueberaus lange sträubte sich der Slovene gegen mauche Pro-ducte der Mode; die Schildkappe bezeichnete man geradezu als Illdenmützc; die Pautalons als Hofe des Teufels. Nun ist es wohl ganz anders, jedoch nicht immer besser geworden. XI. November. I^stozmä — das Abfallen der Blätter von den Bäumcu. Der alten Weiber Sommer steht bei unseren slovenischcu Hausfrauen, wenn er noch heitere wilde Tage bringt, um so mehr in Achtnng, als er viele weibliche Vcschaftiguugeu, wie Haarllovfen, Zwirnen, Weben ?c. begünstiget. Nicht bloß die Deutschen übertrugen ihre Fran Holle oder Huldc als Beschützerin der Spinnstuben auf die Mutter Gottes, auch bei den Wenden gelten die stiegenden Spinngewebe im Frühlinge und Herbste als Marienfäden. Auch der Weude 326 hält hier und da den ersten Schnee fnr das Feder-Wirbeln ans einem himmlischen Bette. Nicht bloß der Deutsche übertrng gerne die Verehrung seiner Freia und Bertha anf Marien, sondern anch der Slave die Feier der seinen. In den Abbildungen der heiligen Familie liebt der Slovene besonders Marien am Spinn» rocken. Und wieder Schweizer am Nigi am 5. An-gust seine Maria-Schnee verehrt, und der Brctagner in Frankreich ihr zn Ehren sein Lied: ,Mti-e llam« Uln-ie 8,1!- vnti-6 tln'5-nu—X^l-mla, in dieser ^.vatara anch eine Sonnen- 333 gotthcit, deßhalb sein Attribut immer die Sonne ist. Noch erzählt das sloveuische Volk viel von dieser ^va-tkl-a —dem lioi-8nik — wie seinen Fnßtritten Fruchtbarkeit folge, wie er unschuldigen Hirten erscheine und anf der Hirtenflöte die bezauberndsten Lieder blase, welches Glück seine weiße Schlange bringe, die eine goldene Krone trägt uud nur beim Baden dieselbe ablegt. Kenucr indischer Mythologie werden beim ersten Augenblick in diesen Sagen Ueberrcste der indischen Fabellehre des Vi^mi km-6na finden, lirisna oder lir^im heißt im Sanskrit schwarz, die nämliche Wnrzel findet sich im slovenischen l<»I,, Xr^ku, Nabe, schwarz, Xrasni schwärzlich - röthlich, da aber lirisna ein schmukcr Jüngling war, so heißt auch Ki-H8ni schön. Sogar das slovenische > ^ ^ < ^ , "