Sonderabaruck aus der Monatsschrift «Die Erdbebenwarte», Nr. i bis 4, Laibach 1902. Beobachtungsdienstes in Italien . 1 Von Dr. G. Agamennone, Direktor der konigl. Erdbebenwarte in Rocca di Papa bei Rom. Man kann ohne Ubertreibung und mit Stolz fiir unser Land sageip' da !3 die Erdbebenforschung seit langer Zeit in Italien die Blicke aus- gezeichneter Forderer und Liebhaber auf sich gezogen hat. Es ist nicht meine Absicht, hier die Geschichte der Erdbebenforschung in Italien zu schreiben; ich werde mich nur darauf beschranken. die Anfertigung seis- mischer Instrumente zu erwahnen, die schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Italien besonders durch Cacciatore, Cavalleri und Palmieri ersonnen und konstruiert worden sind, ohne von den vielen anderen auch schon alteren Apparaten sprechen zu wollen. 2 Einen bedeutenden Aufschwung muDten diese Studien gegen das Jahr 1870 erfahren, als eben P. T. Bertelli die Aufmerksamkeit der Physiker auf die spontanen Bewegungen hinlenkte, welche sehr zarte Pendel, Tromo- meter genannt, annehmen. Ich libergehe die Diskussionen und die lebhaften Polemiken, welche liber die genannten Bewegungen entstanden und die zu eigenen Unter- suchungen und weiteren Studien in groflem Mafle Anlal 3 gaben und auch die Naturforscher immer mehr zur Erforschung der Erdbeben anspornten. Damals hatten sich in diesem neuen Fache der Geophysik am meisten hervorgetan Bertelli, Mo n ti, De Rossi, C e c c h i, Serpieri, De n za, Galli, Silvestri und spater Mercalli, Taramelli, Issed. u. s. w., welche von vielen anderen eifrigen Mannern — sie alle hier aufzužahlen, wiirde zu weit fiihren — unterstiitzt wurden. 1 Originalartikel italienisch, die Ubersetzung besorgte freundlichst Prof. A. Laharner. 2 G. Terenzi, der Erfmder des Pendelseismographen. Rivista scient.-industr., compilata dal Conte Guido Vimercati di Firenze. Anno XIX., 4 Febbr. 1887. Buli. del Vulc. Ital. del prof. M. S. de Rossi. Anno XIV., pag. 33; M. Baratta, Ricerche storiche sugli apparecchi sismici. Ann. dell’Uff. Centr. di Mat. e Geod. Ital. Ser. 2a, Vol. XVII.; Parte I. 1895, pag. 1.; G. Aga¬ mennone , Sopra un antico sismometro a mercurio ideato dali ’ Ab. A. Cavalli, Boli. della Sec. Sism. Ital. Vol. III., 1897, pag. 29. 2 Auf diese Weise konstruierte man Apparate und griindete hie und da kleine Beobachtungsstationen. Mit geringen Privatmitteln wurden Forschungen aller Art und auch methodische Beobachtungen angebahnt und fortgesetzt, denen das »Bollettino del Vulcanismo Italiano«, seit 1874 vom Professor M. S. de Rossi herausgegeben, als Ogan zu ihrer Verbreitung diente. Man kann gewiB nicht behaupten, daB alle damals unternommenen Forschungen eine grol 3 e Bedeutung hatten oder daB sie in die richtige Bahn geleitet wurden; aber was immer fur ein Urteil liber einige derselben gefallt werden moge, so ware es ungerecht, diesen Vorlaufern der modernen Erdbebenforschung nicht ein gewisses Verdienst anzuerkennen. Es wurden in der Tat viele Geschehnisse beleuchtet, zahlreiche Notizen iiber Erdbeben, sowohl iiber vergangene als auch gegenwartige, gesammelt und sogar manches Gesetz geahnt. Oft haben Versuche, wenn auch minder gliickliche, wenn zu nichts anderem, wenigstens dazu gedient, zu zeigen, wie und wo die Losung gewisser Probleme zu suchen ware. Hauptsachlich durch die Verdienste Denzas und De Rossis hatte man schliefilich in einem guten Teile des Konigreiches einen Erdbeben- Beobachtungsdienst von einiger Bedeutung organisiert, dank dem bereit- willigen Mitwirken eifriger Privatkorrespondenten. Die Mitwirkung der Regierung beschrankte sich damals nur auf die Beobachtungen, welche nach einer Ministerialverordnung die Telegraphenamter gelegentlich der Erdbeben anstellen sollten. Aber sehr bald hatte die Katastrophe von Casamicciola im Jahre 1883 die Aufmerksamkeit der Regierung auf diese Studien hingelenkt. Und in der Tat beschloB das Parlament noch im selben Jahre, in Casamicciola eine Erdbebenvvarte zu errichten, welche geodynamische Studien auf der Insel Ischia unternehmen solite. Spater ergriff das Ministerium fur Acker- bau, Industrie und Handel, dem der geologische Dienst untergestellt ist und das billigerweise den haufigen Ungliicksfallen, die sich bald in dem einen, bald in dem anderen Teile des Konigreiches ereigneten, die vollste Aufmerksamkeit schenkte, die Initiative und betraute eine eigens hiezu er- nannte Kommission mit der Aufgabe, die Einrichtung eines regelmaCigen Erdbeben-Beobachtungsdienstes, der sich liber ganz Italien erstrecken solite, zu studieren. Die Kommission, die aus kompetenten Personen unter dem Vorsitze des ausgezeichneten Professors P. B laser na, Direktors des konig- lichen physikalischen Instituts in Rom, zusammengesetzt war, versammelte sich im Jahre 1885 und beschloB vor allem, daB der Erdbebendienst dem Zentralamte fur Meteorologie anvertraut werde, in Anbetracht dessen, daB mit wenigen Ausnahmen die meteorologischen Warten selbst auch zu Beobachtungen der Erdbeben dienen konnten. Dieser Vorschlag bot den doppelten Vorteil einer grofieren Einfachheit des Dienstes und eines bedeutenden Ersparnisses. 3 Die genannte Kommission schlug weiter vor, in Catania eine geo- dynamische Warte erster Ordnung zu griinden und sie als Mittelpunkt der Erdbebenbeobachtungen Siziliens und der umliegenden Inseln zu betrachten; in Casamicciola eine zweite Warte erster Ordnung mit dem System Baraccoto zu errichten, welche bestimmt ware, alle Beobachtungen, nicht nur geodynamische, sondern auch geophysikalische, auszufiihren, die jene interessante Insel betreffen; schliefilich im Mittelpunkte der latialischen (in Latium) Vulkane eine vveitere Warte, ebenfalls erster Klasse, in Rocca di Papa zu griinden, wo De Rossi auf eigene Rechnung bereits eine Reihe seismischer Beobachtungen angebahnt hatte. Diese ersten Vorschlage der Kommission wurden von der Regierung angenommen und gelangten auch mehr oder vveniger rasch zur Ausfiihrung. Kein solches Gliick hatten aus finanziellen Griinden die iibrigen Vorschlage, namlich Warten erster Ordnung auch an anderen Punkten des Konigreiches zu griinden, die ebenfalls fur das Erdbebenstudium anderer Gegenden Italiens als sehr wichtig erkannt wurden, und wo gegenwartig nur Warten zweiter oder dritter Ordnung in Tatigkeit sind , wenn man einige wichtige Warten ausnimmt, die auf Initiative von Privatleuten und unabhangig vom Zentralamte in Rom entstanden sind. VVas die Instrumente betrifft, die an den Hauptwarten aufzustellen waren, gewann nach lebhafter Erorterung die Ansicht die Oberhand, daO sich dieselben, wie der Seismograph C ec ch i und die schon injapan kon- struierten, auf die Grundidee der stationaren Masse fiir die Aufzeichnung der drei Komponenten der seismischen Bevvegung (zwei horizontale und die dritte vertikal) griinden sollten. Und wirklich hat der Mechaniker des meteorologischen Zentralamtes Bras s a rt im Auftragč des Direktors die verschiedenen Modelle der bis damals bestandenen oder in Japan er- sonnenen Seismometer gepruft, und es gelang ihm, zwei Modelle der Apparate zusammenzustellen, die den gestellten Anforderungen entsprachen. Fiir die Erdbebenstationen zweiter und dritter Ordnung aber wurde ein einfacher Typus eines Seismoskops angenommen, der nur die Stunde des Erd- bebens anzeigen solite. Die vorgenannte geodynamische Kommission wurde auf eigenen Vor- schlag durch ein konigliches Dekret von 1887 aufgelost, und es wurde beschlossen, daC in Zukunft das Zentralamt in Rom den litel Zentral- anstalt der Meteor ologie und Geody namili fiihren solle. Auch wurde ein »Leitender Rat» (Consiglio Direttivo) geschaffen, der fiir die zwei eben genannten Zweige der Erdphysik in zwei Sektionen geteilt wurde. Dieser Rat bestand auGer dem Amtsdirektor aus zwolf Mitgliedern, die aus nachstehen- den vier Ministerien gewahlt wurden: dem Unterrichts-, Marine , Ackerbau-, Industrie- und Handelsministerium und aus dem Ministerium fiir offentliche Arbeiten , welche Ministerien eben am meisten interessiert sind sowohl am meteorologischen als auch am geodynamischen Dienste. Seit dem Jahre 1895 4 wurde die Zahl der Mitglieder auf die Halfte herabgesetzt. Dem »Leitenden Rate» fallt die Aufgabe zu, der Regierung die stufenweise Ausfiihrung des von der aufgelosten geodynamischen Kommission vorgelegten Planeš vor- zuschlagen und das Programm der auszufuhrenden Forschungen nach und nach zu bestimmen. Zu diesem Zwecke pflegt der leitende Rat einmal jahr- lich in der Zentralanstalt fur Meteorologie und Geodynamik in Rom zu- sammenzutreten. Inzwischen hat im Jahre 1884 das Ministerium ftir Ackerbau, Industrie und Handel mit Riicksicht auf den in Italien ins Leben zu rufenden Erd- bebenbeobachtungsdienst die Notwendigkeit eingesehen, fur diesen Dienst ein eigenes technisches Personal vorzubereiten, und hat aus diesem Grunde ftir zwei Doktoren der Physik Stiftplatze ausgeschrieben, um denselben zwei Jahre hindurch die Gelegenheit zu bieten, sich besonders im theoretischen und praktischen Teile der Erdbebenforschung auszubilden, um dann in den behordlichen Dienst der Erdbebenbeobachtung zu treten. Der Verfasser selbst war einer dieser Bevverber, auf den die Wahl gefallen ist und der dann nach zweijahrigem Studium im Jahre 1886 zum Assistenten der Erdbebenwarte in Ischia Casamicciola ernannt und bald darauf der Zentrale ftir Meteorologie und Erdbebenforschung in Rom als Assistent zugeteilt worden ist. In dieser Eigenschaft widmete sich der Verfasser unter der Direktion des hochverdienten Professors P. Ta cehi ni, der planmafiigen Schaffung eines Beobachtungsnetzes iiber ganz Italien, welches bald geniigend ausgedehnt sein wird, wie aus den nachfolgenden Zahlen leicht ersehen werden kann; es standen namlich im Beobachtungs- dienst im Jahre 1888 bereits nachfolgende Stellen : Telegraphenamter.170 Wetterwarten .1 5 5 Regenwarten.11 7 Private Beobachter. 35 Ackerbauschulen. 8 Hafenkapitanate. 7 Summe 492. Ein Jahr spater wurde die Zahl auf 678 gesteigert, da insbesondere Tele¬ graphenamter im ganzen 286 neu hinzugekommen sind, indem das Ministerium der Post- und Telegraphenamter ein weiteres Entgegenkommen gezeigt hat. Alle diese Warten erster, zweiter und dritter Ordnung wurden in der Weise gevvahlt, dafl dieselben untereinander ziemlich gleich weit entfernt waren (durchschnittlich etwa 20 km), so dafi iiber die ganze italienische Halbinsel mit allen umliegenden Inseln ein gleichmafiiges Beobachternetz ausgebreitet war. Dadurch konnte erreicht werden, dafi keine, auch nicht die schvvachste Erschiitterung der Statistik entgehen konnte und auf diese Art das Studium der Bebenhaufigkeit auf den verschiedenen Teilen der italienischen s Halbinsel moglich wurde. Jeder Beobachter wurde mit einer reichlichen Menge eigens fiir diesen Zweck hergestellter Post -Fragekarten ftir den Erdbebenbeobachtungsdienst versehen, welche auch die Postgebiihrenfreiheit genossen. Diese Postkarten trugen auf der einen Seite die Aufschrift: An die Zentrale fiir Met eorologie und E r d b eb e n k u n d e und auf der anderen Seite einige vorgedruckte Fragen, welche vom Beobachter bei jedem Bebenereignis zu beantvvorten waren. Es mufi nicht erst besonders betont werden, dafi jede Warte auch im Besitze eines kleinen Heftes war, welches alle Weisungen beziiglich der Erdbebenbeobachtung enthalt. So war es moglich, dafi die vorerwahnte Zentrale von allen Erdbeben- ereignissen, die in dieser oder jener Provinz, wenn auch in den entlegensten, aufgetreten waren, sofort, in Kenntnis gesetzt wurde; und es kann nicht genug hervorgehoben werden, wie gut sich dabei die telegraphische Ein- richtung bewahrt hat, welche fiir die VVetterberichte in Italien bereits bestand, indem namlich fiir die VVetterprognosen jeden Morgen von den Wetterwarten an die Zentrale nach Rom telegraphische Berichte ab- gehen. Man wird es begreifen, da (3 bei Beben von einiger Bedeutung der Zentrale innerhalb kurzer Zeit eine grol 3 e Anzahl von Telegrammen, Briefen und Postkarten zugekommen sind, welche es moglich machten, dafi man sich an der Zentrale iiber die Ausdehnung einer Erschtitterung und iiber die Lage von deren Hauptschiitterzone alsbald ein Bild machen konnte. Auch ist es vorgekommen, dafi dem genannten Hauptinstitute innerhalb weniger Tage mehrere hundert Nachrichten zugekommen sind, die ein Beben anzeigten, welches einen grofieren Teil des Reiches be- troffen hat. Um auch eine entsprechende Anzahl von Berichten zu er- halten, insbesondere im Falle zweifelhafter Erschiitterungen oder bei solchen von sehr geringer Ausdehnung oder bei allzu sprunghafter Unregelmafiig- keit in der Starke einer und derselben Erschtitterung auf einem oder dem anderen Punkte, so dafi eine richtige Abschatzung des Hauptschiitter- gebietes unmoglich war, — schliefilich auch in solchen Fallen, vvo nahere Nachrichten erwiinscht waren, da wurde von der Hauptwarte in Rom niemals versaumt, gleich nach der Erschtitterung eine Anzahl von Frage¬ karten, welche von einem entsprechenden Rundschreiben an die Gemeinde- vorstehungen begleitet waren, und zwar nach den Orten hin, welche inner¬ halb der bereits bestehenden VVarten gelegen waren, mit der Bitte zu ver- senden, dieselben entsprechend ausgefiillt zuriickzustellen. Das Netz der Erdbebenbeobachtung in Italien, auf dieser Grundlage aufgebaut, hat von da an seine regelmafiige Tatigkeit verfolgt und zu ganz zufriedenstellenden Ergebnissen gefiihrt, was aus den Erdbebennach- richten, welche von der Hauptwarte in Rom seit 1887 (das ist seit dem grofien Erdbeben an der Westkiiste Italiens am 2i.Janner des genannten Jahres) herausgegeben wurden, leicht ersehen werden kann. 6 Die wichtigsten Erdbebennachrichten aus It ali en wurden vor dieser Zeit liber Anregung des f Professors M. S. de Rossi in dem von ihm geleiteten «Bollettino del Vulcanistno Italiano* veroffentlicht, wahrend die Hauptwarte in Rom sich darauf beschrankte, vom 16. Marž 1881 an in dem eigenen, taglich erscheinenden «B o 1 le 11 i no Meteorico* eine kurze Ubersicht unter der Uberschrift »Endogene Tatigkeit» (Attivita Endogena), von Professor de Rossi taglich verfafit, liber das Verhalten der Tromometer, Mi krop ho ne und verschiedene Erd- b eb e n a n kii n d i ge r, welche anfangs in dem Wohnhause des Professors de Rossi in Rom aufgestellt waren und spater in einem ebenerdigen Raume des koniglichen geologischen Komitees unterbracht wurden, herauszugeben. Professor de Rossi pflegte gelegentlich auch Mitteilungen iiber das Verhalten der gleichen Instrumente in anderen Stadten anzu- schlieGen sowie auch Nachrichten der allenfalls in Italien aufgetretenen Erdbeben mitzuteilen. Dieser Abschnitt vergroCerte sich vom Jahre 1888, namlich von dem Zeitpunkte an, als die Zentrale selbst anfing, im Anhange zum «B o 11 e 11 i no» verschiedene Erdbebenmitteilungen, welche unmittel- bar telegraphisch oder mittelst Post nach der neuen Einrichtung des Erd- bebenbeobachtungsdienstes in Italien derselben zugekommen waren, zu veroffentlichen, was bis zum Jahre 1890 aufrecht erhalten wurde. Von diesem Jahre an hat die vorerwahnte Rubrik aufgehort, um den Erdbeben¬ nachrichten »Notizie Geodinamiche* Platz zu machen, welche das Zentralamt im »Bollettino Meteorico» herausgibt, u. zw. nur von Erdbeben, die augenblicklich in den verschiedenen italienischen Provinzen auftreten und die von den verschiedenen Erdbebenbeobachtern unverziiglich mitgeteilt werden. Gesonderte Erdbebenmitteilungen begann man erst vom Jahre 1887 an auszugeben, u. zw. in Form eigener Erganzungen (Sup plemen ti), die auch lithographiert wurden, zu dem genannten »Bollettino Meteorico», welche innerhalb der Jahre 1887 und 1888 in ganz unregelmafiigen Zeitabschnitten, je nach Bedarf erschienen; je starker nun das Beobachtungsmateriale mit Rlicksicht auf die vollkommene Organisation des Beobachtungsdienstes an- gewachsen ist, welcher eine immer grofiere Ausdehnung annahm, desto mehr wurde nun auch die Herausgabe der Berichte geregelt, und fast immer erschienen dieselben zu Anfang und gegen die Mitte des Monats. Im Jahre 1892 wurden diese Erganzungen, die immer vollstandiger und reicher wurden, nicht mehr lithographisch, sondern durch Druck vervielfaltigt. Endlich vom i.Janner 1895 angefangen libernahm die Veroffentlichung solcher Be¬ richte das Bollettino della Societa Sismologica Italiana, welche eben im selben Jahre durch den hochverehrten Herrn Professor P. Tacchini in Gemeinschaft mit dem Ministerium fiir Ackerbau, Industrie und Handel ins Leben gerufen wurde. Dieses Bollettino zahlt jetzt schon sieben Jahre seines Bestehens und erscheint jahrlich in etwa zehn Heften, von 7 denen jedes aus zwei Teilen besteht: der eine ist den Abhandlungen und der zweite den Erdbebennachrichten aus Italien gewidmet. Die letzten haben immer mehr an Umfang zugenommen, nicht so sehr durch Ver- mehrung der Beobachtungsorte, als vielmehr infolge der Vermehrung der Instrumente, die dank ihrer Vervollkommnung immer mehr und mehr Erdbeben anzeigten, und zwar nicht nur solche aufierhalb Italiens, sondern sogar solche aufierhalb Europas. Das alles hat nun wieder die Zusammen- fassung der italienischen Erdbebennachrichten erschwert, was auch die nahezu um Jahre verspatete regelmaCige Herausgabe der Erdbebenberichte erklarlich macht. Eine solche Verzogerung hat friiher bei den vorher erwahnten Erganzungen (Supplementi) des »Bollettino Meteorico» nicht bestanden; man mufi jedoch beriicksichtigen, dafi dieser Ubelstand aufge- wogen erscheint dadurch, dafi alle Erdbeben, von welchen dem Amte Meldungen zukommen, genau nach der Zeitfolge veroffentlicht werden; ferner auch durch eine groBere Menge ausfiihrlicher Berichte dariiber, ins- besondere aber soweit sie die instrumentellen Aufzeichnungen in Italien und viele derartige vom Auslande betreffen, die gelegentlich der Fern- beben von besonders fuhlbarer Starke erfolgen. Um jedoch dem Ubel- stande, der durch die verspatete Mitteilung der italienischen Erdbeben- ereignisse auftreten konnte, zu begegnen, dient wieder nach wie vor das tag- lich erscheinende «Bollettino Meteorico«, in welchem, wie schon friiher envahnt, und zwar in der Spalte am Schlusse desselben, unter der Uber- schrift: Erdbebennachrichten (Notizie geodinamiche) kurze tagliche Mit- teilungen liber die wichtigsten Erdbeben, und zwar nicht nur solche, die von einzelnen Personen beobachtet, sondern auch liber solche, die nur von den Instrumenten der Hauptwarten Italiens aufgezeichnet werden und die ver- lafilich seismischen Ursprunges sind (was fast immer durch die Tatsache bestatigt wird, dafi solche Beobachtungen gleichzeitig an zwei oder mehreren Warten gemacht werden), zur Veroffentlichung gelangen. Niemand kann die Wichtigkeit dieses eigenen Abschnittes des italieni¬ schen »Bollettino Meteorico» entgehen, welches nicht nur die ver- schiedenen Warten in den Stand setzt, den Ursprung vieler Storungen an den Instrumenten rasch in Erfahrung zu bringen, sondern iiberdies auch sofort auf ihnen selbst viele, mehr oder weniger deutliche Spuren zu finden, welche auf wirkliche Erdbeben Bezug haben und welche sehr wahr- scheinlich unbeobachtet voriibergegangen oder vielleicht gar auch fur immer verloren gegangen waren, Selbstverstandlich kommt das auch auslandischen Instituten zugute, sei es fur den Fali, daC man es zu tun hat mit starkeren Beben, die in Italien stattgefunden, sei es, daC es sich um Storungen handelt, die durch Erdbeben hervorgerufen worden sirid, welche auch in weiter Ferne von uns aufgetreten sind. Es ware lebhaft zu wiinschen, dafi eine ganz ahnliche Mitteilung auch in die meteorologischen Tagesberichte jener Staaten, die bereits einen mehr oder weniger geregelten Erdbebenbeobachtungsdienst haben, Eingang finden moge. Auf diese Weise ware die Moglichkeit gegeben, von jedem Gebiete Europas innerhalb weniger Tage liber etwaige Erdbebenereignisse unterrichtet zu sein, und es ist leicht einzusehen, von welch groBem Vor- teile das fiir die Erdbebenforschung ware. Gewifi ware es noch besser, wenn gleichzeitig mit den internationalen Wetterdepeschen wenigstens die wichtigsten Erdbebenereignisse jedes einzelnen Staates mitgeteilt werden wiirden. was schon seit geraumer Zeit von Professor P. Tacchini ange- strebt wird; wenn jedoch auch in Betracht gezogen wird, da(3 wahrscheinlich noch viele Jahre werden vorlibergehen miissen, bevor dieser Vorschlag zur Ausfiihrung gelangen wird, so konnte schon gegenwartig diesem fiihlbaren Mangel abgeholfen werden, wenn jeder Staat in den beziiglichen taglich erscheinenden Wetterberichten nach dem Vorbilde, wie es in I tali en schon seit langer Zeit geiibt wird, kurze Anzeigen der eigenen Erdbeben heraus- geben mochte. NRRODNfl IN UNIUERZITETNfl KNJIŽNICO 0U00U072543 Kleinra;iyr & Hambern, Laibach.