für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ 1?^. Freitag am 2Z. Jänner 1841. MU­ »albiadl!!! ,i fl. Durch d,e t. !. Post Uülcr t)nuvert M!l porlotreiel Zu,e,!!>ui,a aanziäbria », balbiablia 4 fl. ^,M. , und wird balbjäbrin uorau«- Der Dichter an das Gluck. »Do, wo du nicht bist, ist das Glück.« Schmidt von Lübeck. Ä » dich, die nimmer gütig mir sich neigte, Ei töne — meine Klage nicht. — mein Sang; Ein ond'rcr Gott war's, der den Weg mir zeigte. Wie Trost zu finden in der Soiten Klang. Dies einz'ge Wort nur sei an dich gerichtet Aus Dichterbrust, weil du uns ewig fliehst: Ist DichtcrgIück auch nimmermehr erdichtet, Ist's »ur. weil du ihm stets vorüberziehest. Und kann sein Lied den Himmel selbst bewege,,. Das wunderwürdig seiner Brust entsprießt. De,» gold'nen Liede folgt kein goldner Regen. Der in den Säckel seines Sängers fließt! Verdienst nicht liebst du, lüßest willig haschen Von manche,» Pilz« deiner Waben Wust; D rum findet sich oft bei den vollsten Taschen Die größte Leerheit in Gehirn und Brust. Nur selten ward dein Füllhorn ausgeschüttet Dem Dieter , fern von deiner Sonne Schein, Das stille Glück, das er im Busen hütet. Verdankt nicht dir , «erdankt er sich allein. Blind bist du selbst, und liebest auch die Blinden I m Geiste, die Hero'n der Lethargie, Die nimmer suchen, und doch immer finden , I m Schlafe kommt dein Segen über sie. Und nun fein Wort mehr sei an dich vergeudet, O Glück, ich bin ja nimmer, wo du bist, Und dieser Trost noch bleibt mir unverleidet. Daß, wer dich hat, nicht immer —g lückl ich ist! F. Fitzina, er. Die Stubenberge. Von Karl Piennci. (Fortsetzung.) Ihnen übergab Alb recht die steierische Hauptstadt und deren dreifaches Bergschlos; in getreue Obhuc, worauf er sich schnell aus dem Lande entfernte. Nachdem des Herzogs Feldherr, Wilhelm von Hanard , sich anschickte, die verbündeten Adelichen zu Gratz zu überfallen und zu verhaften, begaben sie sich sammtlich nach Leibnitz. Sie beschlossen daselbst, dem Herzog Albrecht, welchen sie nur seinem Vater, dem Kaiser Rudolph zu Lieb und gegen Zusicherung ihrer Freiheiren als Landeöfürsten anerkannten, den Gehorsam aufzusagen, und sich in den Schutz ihres alten Mutterlandes Baiern zu begeben. Daher wurde so­fort an den Herzog ein förmlicher Absagebrief ausgeferti­get, an den Herzog Otto von Baier n aber ein besonde­rer Abgesandte abgeschickt. Einige der Unzufriedenen rie­fen inzwischen sogar Ulrichen Grafen von Ha in bürg als Herzog aus, und hofften dessen Bestätigung von Herzog Albrechts Gegenkaiser, Adolph von Nassau, um so leich­ter zu erhalten, als Hain bürg ein Anhänger Adolphs war, und durch seine Gemahlin, welche babenbergisch-öster­reichischer Abkunft gewesen, Ansprüche auf die österreichisch­steierischen Lande zu haben glaubte. Friedrich von Stube nberg stimmte Diesem nicht bei, sondern entsendete einen eigenen Boten zum Herzog ,Albrecht mit der Erklärung: Nachdem der Herzog die Steiermark bei ihren alten, wohlerworbenen Rechten nicht belassen wolle, so künde er ihm seinen Gehorsam und Treue auf, und wolle nun ein Unterthan Herzogs Otto vonBai^ ern sein. Der Erzbischof von Salzburg, Konrad, ein geborner Steirer aus dem Hause deren von Preitten fuhrt oder Fohnsdorf, erließ ein offenes Schreiben, in welchem er das Vorhaben der Verbündeten als ihnen abgedrungen und gerecht anerkannte. Dieses Bündniß solle durch fünf Jahre dauern, wenn der Herzog Alb recht sich nicht vor Auslauf dieser Frist eines Besseren besinnen, und ihnen ihre Freiheiten bestätigen würde. Nach der Zusicherung der baierischen Hülfe erhoben sich die Verbündeten sammtlich von ihren Burgen, und zwar gerade zu jener Zeit, als die baierischen Völker unter der Anführung ihres Feldherrn, Grafen Burkhari v. El­ lenberg, die steierische Grenze überschritten. Nach dem Plane der Verschwornen sollte vorerst die Hauptstadt Gratz, dann die Städte Brück an der Mur und Voitsberg ge­ 3»O nommen werden. Allein, wie es allenthalben bei Empö­ rungen herrscht, unter ihnen war keine Einheit, des Sin­nes, und nur halbe Maßregeln wurden genommen. Zuerst überfiel Hartneid von Wildo n räuberartig die Besitzun­gen des Herzogs und plünderte solche. Friedrich v. Stu ­benberg ergrimmte darob in edlem Zorn. Marschall von Landenberg und der boshafte Abt von Admont wurden, wo sie sich mit ihren Völkern sehen ließen, alleinhalben von den Verbündeten geschlagen, diese nahmen sogar Admont weg, von wo der Abt nur durch List und viele Mühe auf sein festes Schloß Gallenstein entwich, und sich dadurch einer schmählichen Gefangenschaft entzog. Leoben, welches als die Hauptstadt dessteierischen Ober­landes betrachtet werden konnte, wurde von Friedrich von Stubenber g eingeschlossen, und die Bürger ergaben sich auf seine bloßen Drohworte, nachdem die herzoglichen Be­fehlshaber der Stadt, Grundacker von Losen stein und Hanns von Summerau, sich mit ihren Söldnern zurück­gezogen hatten. Rottenmann ging ebenfalls für den Her­zog verloren. Marschall von Landenberg warf sich nun mit dem Reste der Truppen nach dem Falle der besagten Städte in das befestigte Murbrücken (Brück an der Mur), um hier Herr des Ueberganges über die Mur und der Com­munication zu sein. Brück konnte bei seiner günstigen Lage zur Vercheidlgung — zwischen zwei Flüssen und mir der festen Burg Landskron im Rücken — mit mindern Streit­kräften größeren, gerüsteten Massen widerstehen. Die baierischen und salzburgischen Hülfsvölker verweil­ten zu lange in den vermöglicheren Gauen des Ennötha­les, den vollen Kellern und Küchen zu Admont, um zur günstigen Zeit die vor Brück liegenden Verbündeten zu verstärken, und sie dadurch in den Stand zu setzen, auch das feste Brück zu nehmen. Durch dieses Zögern ging der günstige Augenblick für die Verbündeten verloren, und Albrecht, welcher sich nach Oesterreich gewendet hatte, gewann Zeit, und dadurch Viel. Er sammelte in möglich­ster Eile lirolische und seine Hauscruppen, und brach da­mit schnell über den Semmering herein und gegen Brück hervor. Hier griff er die Verbündeten und ihre zur Ver­teidigung aufgestellte Wagenburg mit aller Wuth an, und zwang, nachdem er den größten Theil der Wagenburg erobert hatte, die Verbündeten zum Rückzuge, welchen diese auf Iudenburg nahmen. Der Verlust dieser Schlacht machte auf die Verbün­deten einen sehr üblen Eindruck. Herzog Otto von Bai . er «machte dem Friedrich von Stubenber g bittere Vor­würfe, daß er von demselben genarrt und gelockt worden sei, nun werde aber das ganze Land bald wieder unter­worfen sein; er trennte sich mit seinen Völkern von den Verbündeten, und zog wieder nach Baiern. Auf gleiche Weise trennte sich zu Iudenburg der Erzbischof von Salz­burg, von welchen Stubenber g traurigen Abschied nahm. Auch von den eigentlichen Verbündeten fielen einige ab. Stubenbcrg, Niklas der St ad au er, Otto von Moos ­ kirchen und mehrere andere Freunde begaben sich nach Wolkenstein. Als Stubenber g von da hinweg sich nach seiner Hauptfeste Kapfenberg in Begleitung von zwei und dreißig Rittern und Reisigen begab, um diese Burg vor den Anfällen der herzoglichen Waffengewalt zu sichern, iraf sein Reirerhaufen mit dem weit stärkeren des Marschalls von Landenberg an der Mur unter dem Orte Krau­bach vor Knittelfeld zusammen. Dem von Landenberg wurde nämlich d>e Kunde hinterbracht: Stube n berg zöge mit seinen Reisigen und Gefährten über Seckau herab. Darum eilte er dem Stuben berg mit einem mächtige­ren Troß entgegen. Als Stube n berg den ihm entge­genrückenden stärkern Feind gewahrte, hielt er es unter Ritterehre, zu weichen, sondern beschloß, im Streite mann­haft und ritterlich auszuharren, mag es schon kommen, wie es wolle. Er ritt daher mit seinem gleich ihm von Muth beseelten Haufen der Gefahr wacker entgegen, und nahm das ihm angebotene Gefecht männlich an, ungeachtet der Mehrzahl seiner Gegner. Es begann sohin ein äußerst heftiges Gefecht voll Wuth und Grimm; lange wankte der Sieg, denn Stubenberg's Hand und Schwert mähete gleich einer Todtensense die gegnerischen Reisigen nieder. Landenberg erhielt einen tüchtigen Schwertstich in den Schenkel und wurde aus dem Schlachrgetümmel getragen. Mitten in der Hitze des Kampfes, ganz zum Theil von feindlichen Reisigen schon umgeben, fiel Stubenberg's Streitroß, er aber, dadurch keineswegs encmuchiget, setzte den Kampf mit gleicher Tapferkeit einige Zeit zu Fuße fort, berief jedoch schnell seinen Leibknappen, Hagen Vol ­ke l von Pichl , und befahl ihm, sein Screitroß ihm zu überlassen. Allein Völke l war feige genug, seinen Herrn schändlich in der Noch zu verlassen, und mit dem gefor­derten Rosse zu entfliehen. Stubenber g mußte sohin, mit Wunden bedeckt, sich nebst seinen Rittern der Ueberzahl der Feinde ergeben. Er wurde mit seinen gefangenen Ge­fährten zuerst nach Iudenburg gebracht, nichts Anders als den Tod vom Herzog erwartend; und wirklich riechen die­sem die schwäbischen Räche, den Stubenberg als einen Rebellen hinzurichten. Allein Herzog Albrecht, in dessen Adern habsburgisches Blut rollte, erwiederte seinen Rächen mit gütigem Herzen: „Der Stubenberg hat von mir öffentlich Urlaub genommen, so vergieb ich ihm die Schuld, wie er noch immer meine Huld behaltet.« Einer seiner Räche, solch ein edles Gemüch nicht begreifend, äußerte sich in unedler Aufwallung gegen den Herzog: „So wäre es denn wohl werth, daß ich zehn Schwerter hätte, um sie durch ihn zu stechen." (Fortsetzung f»lgt.) Der Beistand. Erzählung «on Dr. Rudolph Puff. I. Zahllose Kähne mit vielfarbigen Bändern, rochen, den Türken abgenommenen Tüchern, Blumen und bunten Fähn­lein geschmückt, bewegten sich lustig auf den Kanälen, wel­ che zu Ottochacz die breite, einem tiefen See ähnliche Gaczka bildet, tanzten munter durch die sonderbaren Wa>­ 3»? serstraßen, die sich um die Festung schlössen, wie Häus­chen auf Pfählen erbaut und mit losem Flechtwerke um­zäunt. Hatten sich vormittag die Nachen zu einer kleinen Flotte vereint, die eine frohe Hochzeitgesellschaft von der Capelle des heiligen Fabian und Sebastian aus der Fe­stung zum Hause des stattlichen Büchsenmeisters Jacob Iablonic z führte, und Schuß an Schuß zu Ehren der Commandanten und der vornehmen Gäste löste; so kreuz­ten nun die bunten Fahrzeuge noch frischer zwischen dem Hause des Hochzeiters Iaco b und dem seiner Braut, der schlanken Gerza Iessernicza, denn es war die Zeit des Mittagessens, zu welchem nach altem wallachischen Gebrauche ein froher Kreis von Verwandten im Hause der neuver­mählten Braut, ein zweiter, abgesonderter, sich in dem des Bräutigams sammelte, die sich gegenseitig so lange mit zugeschickten auserlesenen Speisen Bescheid thun mußten, bis es dem Hochzeitbitter gefiel, beide Gesellschaften in Eine zu vereinen. Die nationalen Schalmeien (roliieui/e) gaben das Zeichen in Jacobs Hause, und alsbald setzte sich ein wehlbewaffneter Zug von Männern, zwischen de­nen die Mädchen mit den bunten Miedern und wallenden Zöpfen, die Mütterchen mit den gefalteten Kopftüchern, sich wie Blumen von schützenden Hecken umgeben aus­nahmen, in die Kähne, und ruderten unter dem Tacte der Musik vor das Haus der schlanken Gerza, vor welchem die Verwandten der Braut mit Büchsen und Säbeln be­waffnet erschienen, anfangs eine Menge feindlicher Geber­den machten, und endlich dem Büchsenmeister ein zerlump­tes Bettelweib anboten statt der geschmückten Braut. Ja ­cob schien so zerstreut, daß er einige Male von dem Hoch­zeitbitter erinnert werden mußte, bis es ihm einsiel, seine junge Gattin durch das Geschenk eines kostbaren Säbels zu erkaufen. Bleich, kaum die Thränen im schönen Auge bergend, erschien Gerza , reichre mit einem Blicke voll Wehmuch und Liebe dem Jünglinge die zitternde Hand, und nahm zwischen ihm und seiner Mutter, welche bisher stumm und ernst im Kahne geseßen hatte, bei dem Erschei­nen G erza's aber plötzlich das dürre Gesicht zu einem freudigen Lächeln verzog, Platz, und folgte so in einer Stimmung, die besser zu einem Leichenmahle getaugt hätte, dem Manne, um welchen sie die schönen Genossinen, und zwar mit Recht, beneideten. „Heute haben wir es über­fiüßig, die Krebse der Gaczka zu stören«, bemerkte der Hochzeitbitter, „denn schon kochen und braten sie auf zu Morskagora in Jacobs Hause, schon stehen die Arquebus-sire auf ihren Posten, und freuen sich, daß der neue Be­fehlshaber zugleich mit einer Bcfehlshaberin erscheine in ihrer Mitte." Diese Bemerkung diente nur so viel, daß Jacob die Ruderer schneller angreifen hieß, Anna aber, seine Mutter, mit polternder Srimme befahl, auf die Tru­hen Acht zu geben, welche den Brautschatz enthielten, und ziemlich mürrisch vor sich hinbrummte: „Der Herr Com­mandant hätte auch einen andern Tag wählen können, Dir die Aufsicht über das gefährliche Grenzdorf zu überge­ben, als gerade Deinen Hochzeinag.- Jacob sah sie finster an, und meinte: „Warum soll ich denn nicht eben heute den ernstlichen Kampf mit dem Leben beginnen?" Am festen Lande ausgeschifft, donnerten die Karthaunen und Hacken von der Festung und von dem fernen Schloße Prosor, dem bisherigen Büchsenmeister ein feierliches Lebewohl, der krai­nische Adler flaggte lustig auf den Rundthürmen Prosors, und der Zug selbst, bei welchem Niemand fröhlich schien, als gerade die Nebenpersonen, setzte sich nach Morskagora in Bewegung. Auf einem Fels aber, welcher weit in die Ebene sicht­bar war, saßen zwei alte Weiber aus Ottohazh, U r sa und Sara , in ihrer Nachbarschaft bekannt und gefürchtet unter dem Namen Nymphen, welches den damaligen Wallachen soviel als Zauberinen galt. Beide starrien regunglos dem lärmenden Zuge nach, ihre Hände waren über die Kniee gefaltet, neben ihnen lag ein Bündel seltsamer Steine und Wurzeln, welche sie in der vorhergegangenen Neu­mondsnacht aufgelesen hatten. „Ein glücklicher Mensch, die­ser Iaka " kreischte Sar a „jung und stattlich, geachtet und geliebt, und nun erst gar Befehlshaber über so viele krie­gerische Männer, als Morskagora innerhalb seiner Schanz­pfähle zählt; eine Braut, die von ihrem Vater die schön­sten Felder auf dem fruchtbarsten Boden von Compala er­erbte, eine Braut, so schön, daß mich mehr denn zehn Männer aus Berlog und Viliz um einen Liesestrank baten; ha! und seine Mutter, die häßliche Hexe aus Allersberg, wird Dir jetzt breit und vornehm thun, daß sie den Gruß keiner Nachbarin erwiedert." »Die alte Anna?" kicherte Ursa mit widrigem La­chen, „ei, weißt Du nicht, daß der Mond nur zweimal mehr über ihrem sündigen Treiben voll wird? wenn er sich zum drittenmal rundet, können wir schon Blätter auf ih­rem Grabe sammeln, und er, der I a ka, nun, ihm häct' ich andere Tage gegönnt. Glücklich?" kicherte sie, und ihre Knochen klapperten, wie vom Winde gerüttelt, aneinander, „den Anfang seiner Herrlichkeit sieht man, wie den Ur­sprung der Gaczka im Türkenlande, aber das Ende ist dunkel und geheimnißvoll, wie die Mündung dieses Flusies in dem schwarzen Abgrund bei Suiza. Sieh, die Narren meinen, ich sei blöde und mein Gedächtniß schwach, aber noch weiß ich es gut, wie der alte Wachtmeister Vapri n in der Festung war, und die schöne Modrusha bei ihm, seine reihende Tochter, da war Dir Inka lustig und ge­putzt, und sang Lieder, daß Einem das Herz vor Freude hüpfte, und die Geschützknechce redeten viel von seinen Heiraihsgedanlen; da schüttelte aber die alte Anna den Kopf, man hörte Etwas reden, daß die Mutter der schönen Modrusha einst dem auerspergischen Pfleger Iablonicz Jacobs Vater, nicht gleichgültig gewesen sei, und die giftige Alle ging immer ab und zu, bis plötzlich beim ver­witweten Krämer, dem einäugigen Vouk die Rumpelmu­sik schmetterte, und die Nachbarn wie Katzen jammerten, daß er ihnen sechs schwere Kronen gab, damit sie ihn aus­ließen. Aber am nächsten Tage war Hochzeit, und der Winter verschlang den schönen Frühling. Modrusha mußte auf Be­fehl ihres Vaters des Krämers Weib werden, und Ja­cob — so schlecht handelte seine rachgierige Mutter — 3«>8 mußte im Austrage seines Obersten als Beistand der Ge­liebten zur Marienkirche folgen. Damals, Sara, muß sei» Herz gebrochen sein, denn ich stand dicht hinter ihm, wie er mit funkelnden Augen darein sah, und in den Wein hineinbrummte: »Verwünscht sei jede Vermählung, beider ich als Beistand bin!" Amen , murmelte ich, und trank hinter ihm aus dem Glase. Was Wunder, daß Madru­sha, als sie vor das Haus des reichenV o uk trat, das Rin­gelbrot, den großen Kolazh dreimal vergebens über das Dach zu werfen suchte, und endlich, als er immer wieder auf ihrer Seite niederfiel, weinend in das Haus trat, und daß sie, als desVouk Vater nach Herkommen gegen sie de» Pallasch schwang, den Kopf so hinhielt, daß er sie bald gecodtet hätte. Wärst Du dabei gewesen, Sara wie am andern Tage nach der Hochzeit die ganze Gesell­schaft hinausging mit der Braut zur Caczka und Jacob wieder auf Befehl des Commandanten den Wasserkrug schleppte, derstolze Haideggen aber, der Cornet, der jüngst im Zweikampfe siel, die Kunkel und den Spinnrocken trug, wie sie dort den Krug füllten und Münzen hinein­warfen, da troffen Dir die blanken Silberstücke, als sie Jacob herauszog, eitel von Blut, und der Faden am Ro­cken rieß dreimal auseinander; darüber erbleichten alle Gäste; und der alte Vouk von so vielen Vorzeichen ge­ängstigt; verkaufte auf Leib und Leben sein Haus und die Stallungen am Fuße des Schloßberges von Presor, und zog sich mit seiner Neuvermählten, die, unkenntlich gegen früher, aussah wie der Tod, nach Bershezh." "Ja, Ja, Ursa" siel Sara mit neidigem Grinsen ein, »dem Jacob geht es nicht gut, er ist im Wassermanne geboren und seine Mutter hat ein Alraunchen verflucht. 0 ich entsinne mich gut, wie die Alce auf den Knieen lag vor dem guten Fungen, und ihn beschwor, die schlanke Gerza zu heirathen, und ihm bewies wie er auf dem Todtenbette seinem Vater geschworen habe, nie eine an­dere Braut zu umarmen, als die er aus den Händen sei­ner Mutter erhielte; heute ist er bei seiner eigenen Hoch­zeit wohl auch dabei, und da mag die Verwünschung, die er aussprach neben der schönen Madrusha, Früchte tragen." (Fortsetzung folgt.) Neues. (Zur Darnachachtung.) Im verflossenen Jahre be­durfte die Stadt Frankfurt um 2ö.0«0 Klft. Holz weniger, als in den vorhergehenden Jahren. Bessere Oefen und Koch­herde und Benützung der Steinkohlen bewirkten diesen Un­terschied. — (Ein Manuscript.) Eine kostbare Schrift ist zu Toulon in der Bibliothek des verstorbenen Hrn. H ernan­dez, der zweimal DepUtirter im gesetzgebenden Korper und erster Oberarzt der Marine war, aufgefunden wor­den. Es ist ein Manuscript von 14 Seiten über die po­litische nnd militärische Lage des Departement Corsica am 1 Juni 1783, ganz von der Hand Napoleons geschrie­ben , als er noch Arcillerie-Haupimann war. Diese Schrift die authentisch ist, und die Unterschrift Vonaparte's, Hauptmanns im i. Artillerie-Regiment, trägt, ist ohne Zweifel die erste politische Schrift des großen Mannes, die durch ihren lolonischen, beißenden und schnei­den Styl durchblicken läßt, bis wie weit der bloße Haupt­mann gehen würde. — (Pater Mathew), der nun zwei Jahre lang mit rastloser Energie der Völlerei entgegenarbeitet, soll zu die­ser Zeit schon fast dritthalb Millionen Irländer zu dem Gelübde der Nüchternheit bewogen haben. — Wenn es nur auch gehalten wird! — November- und Decemberfeuilleton. Mit ­theiluugen aus dem Tagebuche eines Wie­ners. (Fortsetzung.) Ganz nun, dieser Haltung und Manifcstirung der Persönlichkeit des Andreas ist auch die Charakteristik seiner Umgebung angemessen; tiefe, laut­lose Aufmerksamkeit, theilweise unwillkührlich durch die gewinnende Macht der Rede festgehalten und Folge sensiblerer Empfänglichkeit, zu», Theile als von der Neuheit des Gegenstandes gereizte Neu- und Wißbegierde, endlich aber auch als Ausdruck bereits Wurzel zu schlagen beginnender Ueberzcu­gung, herrscht durch die Versammlung. Nirgends im ganzen Bilde ent­deckt man die nahe Gefahr einer rohen, plötzlich tumultuarisch-hervorbrcchc»­den Störung, da es dem Künstler darum zu thun war, die siegende Ge­walt heiliger Beredsamkeit darzustellen, aber mit großer Wahrheit sieht man die Wirkungen des Evangeliums in der Seele jedes der Anwesenden, je nach Alter, Geschlecht, Rang und Stand, in Miene, Haltung und Bewe­gung, eben so glücklich als sinnig und schön charakterisirt, und selbst dort, wo der Maler den Mangel an Ueberzcugung und das Aufflammen wilder Leidenschaftlichkeit anschaulich machen wollte, ist der etwa zu besorgende bar­barische Ausbruch eines heidnischen Gemüthes mehr angedeutet, als ausge­fühlt; wie z. N. in dem eine metallne Bildsäule des Hercules im Rücken des Apostels erhebenden, und gleichsam auf diesen schleudern wollenden Manne. Sehr psychologisch richtig läßt der Künstler seine» Apostel d,e Rede vornehmlich an die Frauen, als de» empfänglichsten Theil des Auditoriums, richten, und wie wußte er dem hervorgebrachten Eindrucke Lebe» zu geben! So knieen au, Abhänge des Hügels zu den Fußen des Sprechenden in schö­ner Gruppe drei blühende Mädchengestalien, die mittlere ohne Zweifel eine Fürsten- oder Häuptlingstochter, die beiden andern Freundinen oderIugend­gespielinen; alle drei von der Wahrheit der Rede ergriffen und von ihrer Salbung übergössen, die Erste mild gebeugt und in sich gekehrt, die An­dere schwärmerisch vor sich hinblickend, und die Dritte den vielsagenden Blick auf den Prediger gerichtet. Weiter abseits hat sich eine ehrwürdige Matro­ne, der Prototyp einer vollkommen Belehrten, auf den Boden geworfen, und lehrt ihren kleinen Enkel die Hände zun» Gebete falten und flehend aus­strecken, gleichsam als fühlte sie die Unzulänglichkeit des eigenen Glaubens und die heilige Verpflichtung, das ihr so lheure Kind schnell dem Unglau­ben zu entreißen und einen Proselyten an ihm zu gewinne». Ein hoher patriarchalisch aussehender Mann, fest und prüfend das Auge auf den Apo­stel stillend, beherrscht diese dem Autlitze des Andreas zugekehrte Partie des Bildes, die entgegengesetzte ist nebst einigen spielende», wenig auf den augenblicklichen Vorgang merkenden Kiudergestalten und zwei lieblichen Frauenbildcrn großentheils von jugendlichen Kriegern und vollkräftigen, mar­tialischen Männern eingenommen. I n der Mitte de^ Vordergrundes, mit dem Rücken dem Beschauer zugekehrt, auf die vom übrigens nackten Leibe heruntergesunkene Bärenhaut hingeworfen, neben sich das ungeschlachte Neil, wild struppigen Hauptes, aber hocti aufhorchend, wie es scheint, den Spre­chenden fast anstierend , gewahrt man einen Repräsentanten des wildesse» heidnischen Noltshaufens, welchen dem Christenthume zuzuführe» der Apo­stel gekommen. Neben Andreas halte ich diese Figur für die meistcrbofteste des ganzen Bildes. Ich glaube, daß der Künstler an dieser Gestalt die un­widerstehliche Redegewalt des Apostels und das Wunder d.rBekehrung vor­nehmlich zeigen und recht augenscheinlich machen wollte. Zu de» Füssen des Evangeliumvcrlundcrs entspringt ein silbcrtlarer Wasserquell und rieselt den Hügclabhang hinab; es ist dies ein schönes, trefflich in die Harmonie des ganzen Bildes einstimmendes, die Poesie des geschichtlichen Vorganges erhöhendes Natursymbol, so wie das über dem Haupte des Andreas »» lichtzerrißenen Gewölke, wie durch eine zufällige Formation des letztere», sichtbare Kreuz eine höchst sinnige allegorische Andeutung der künftigen Schicksale des Apostels genannt werden muß. (Beschluß folgt.) Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.