Us ,!///: 3S0Xi^f Der Russiscb-japanische Krieg LJbersichtliche Zusammenstellung mit 22 Beilagen und 1 Oleate von Hauptmann Anton Schwarz im k. u. k. Infanterieregiment Leopold II. Konig der Belgier Nr. 27 -H?#H— Laibach 1907 Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach Im Selbstverlage des Verfassers. Der Russisch-japanische Krieg Ubersichtliche Zusammenstellung mit 22 Beilagen und 1 Oleate Hauptmann Anton Schwarz im k. u. k. Infanterieregiment Leopold II. Konig der Belgier Nr. 27 Laibach 1907 Buchdruckerei von Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach. Im Selbstverlage des Verfassers. Q ti e 11 e n. Marinerundschau. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Erdmann v. Kalinowski: Der Krieg zvvischen RuBland und Japan. Einzelschriften «Streffleur». Invalid. Immanuel: Der Russisch-japanische Krieg. Schoti: Der Kriegsschauplatz in Ostasien. Innere Ursache. Die Ausdehnungsbestrebungen Rufilands in Ostasien — Pachtung Port Arthurs und Taliemvans von China, Besetzung der Mandschurei, Verschiebung russischer Wachposten auf koreanisches Gebiet — be- drohten das benachbarte Japan, welches Anspriiche auf Korea hegte. Japan schlofi am 30. Janner 1902 ein Defensivbundnis mit Grofibritannien und protestierte gegen die Einschrankung der Integritat Chinas, dem sich die anderen Machte anschlossen. AuBere Ursache. Die Nichteinhaltung der gemachten Verpflichtungen seitens RuGlands auf die Forderung Japans und die Antwort des russischen Gesandten Grafen Lamsdorff, Rufiland konne nicht zugeben, dafi Japan Korea zu strategischen Zwecken gegen Ru(31and ausniitze, fiihrte am 5. Februar zur Mobilisierung der I. japanischen Armee, am 6. zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen seitens Japans. Am selben Tage verlaiJt die japanische Flotte den Hafen von Sasebo. Organisation. Heer. Japan: 1 Gardedivision, 12 Liniendivisionen, Division von Formosa, 2 selbstandige Kavalleriediv., 2 selbstandige Artilleriebrigaden, sonstige Formationen, Starke 146.000 Mann, Kriegsstarke 480.000 Mann. RulMand in der Mandschurei: 2 sibirische Korps mit 90 Bataillonen, 35 Eskadronen, 25 Batterien, 17 Festungsartilleriekomp., 37 technische Kompagnien, zirka 135.000 Mann. Dislokation. (Siehe Beilage 1.) 1 * 4 Wehrpflicht. Japan: Rufiland: 3 Jahre prasent, 4 Jahre Reserve, TTT . . _ T , T , , Wie m Furopa. 10 Jahre Landwehr. (Seit 28. September 1904.) Bewaffnung. Infanterie. Repetiergewehr (Meidschi)M.1897 Dreiliniengewehr M. 1891 (7‘6 mm, (6'5 mm, Mittelschaftsmagazin, Bajonett aufgepflanzt). 5 Patronen). Lanchvehr. Repetiergewehr System Murata (7 • 5 mm, V orderschaftsmagazin, 8 Patronen). Ausrtistung 120 Patronen. Kavallerie. Karabiner M. 1897 und Sabel. Kosakenheer wie Infanterie und Lanze, Dragoner wie Infanterie mit Bajonett und Sabel. Feldgesch. 7'5 cm leichte Kanone M. 1898, Bremsvorrichtung und Vorholer, ohne Schutzschild. Feuerschnelligkeit 4 bis 5 Schufi in der Minute. Gebirgsgeschutz gleiches Kaliber. Ausbildung nach deutschem Muster. cm Schnellfeuergeschtitz M. 1900, Rohrrucklauf, hydrau- lische Bremse, ohne Schutz¬ schild. Die westsibirischenBatterien noch altes Feldgeschtitz M. 1877; ebenso die Gebirgsbatterien. Flotte. Artillerie. 762 6 Schlachtschiffe I. Klasse mit 7 Schlachtschiffe mit 11.000 bis 12.500 bis 15.500 t, 18 bis 19 13.000/, 16 bis 18 Seemeilen Seemeilen in der Stunde. in der Stunde. 2 Schlachtschiffe II. Klasse mit 4 Panzerkreuzer mit 7700 bis 3700 und 7300 t, 13 bis 14 13.000 t, 18 bis 20 Seemeilen. Seemeilen. 5 Japan: 8 Panzerkreuzer mit 7700 bis 10.000 t, 19 bis 22 Seemeilen. 16 geschutzte Kreuzer mit 300 bis 400 t, 16 bis 23 Seemeilen. 12 Kanonenboote mit 10 bis 16 Seemeilen. 4 Torpedofahrzeuge mit 20 bis 21 Seemeilen. 19 Torpedobootszerstorer mit 30 bis 31 Seemeilen. 63 Torpedoboote. Summe 130 Schiffe. Handelsflotte 262 grofie Dampfer. Armierung der 30'5 cm Kanonen. RuBland: 6 gescbiitzte Kreuzer mit 3000 bis 6000 t, 19 bis 25 Seemeilen. 4 ungeschiitzte Kreuzer mit 1200 bis 3000 £ 12 bis 22 Seemeilen. 2 Torpedokreuzer mit 20 See¬ meilen. 25 Torpedobootszerstorer mit 26 bis 33 Seemeilen. 17 Torpedoboote. Summe 72 Schiffe. Schlachtschiffe. 30'5 cm und 25 cm Kanonen. An Panzerkreuzern und Torpedofahrzeugen war Japan stark uberlegen. Die Offensive der Japaner. Seekampfe bis Anfang Mai 1904. (Beilage 2.) Vizeadmiral Togo, welcher am 6. Februar Sasebo verlieC, war durch den vorztlglichen Kundschafterdienst ilber die russischen Seestreitkrafte vollstandig orientiert. Er wu(3te, dafi 7 Schlachtschiffe und 7 Kreuzer in Port Arthur, 2 Kreuzer inTalienwan und 4 Kreuzer vereist vor Wladiwostok lagen, ferner 1 Kanonenboot vereist bei Inkou, 1 Kreuzer und 1 Kanonenboot im neutralen Hafen von Tschemulpo und 1 Kanonenboot in Schanghai. Er beschlofi, das Port Arthur-Geschwader anzugreifen und wandte sich mit dem Gros — 6 Schlachtschiffe, 4 Panzerkreuzer, 4 geschiitzte Kreuzer und 18 in fiinf Divisionen formierte Torpedobootszerstorer — gegen Port Arthur, ein Geschwader — 4 Kreuzer, 1 Kanonenboot und 6 Torpedoboote —• dirigierte er unter Kontreadmiral Uriu nach Tschemulpo. Am 8. Februar, 60 Seemeilen vor Port Arthur, gab Togo der Torpedoflottille den Befehl zum Angriff. 3 Torpedodivisionen unter Kommando Kischinos sollten die auf der AuCenreede verankerten 3 Schlachtschiffe und 2 Kreuzer, die beiden anderen Divisionen die 2 Kreuzer in Taliemvan angreifen. Hoher Seegang, tiefe Dunkelheit und zeitweise Schneesttirme begiinstigten das Unternehmen. Kurz vor Mitternacht lancierten die Japaner mehrere Torpedos auf den russischen Kreuzer «Pallada», wovon einer im Maschinenraum explodierte. Erst jetzt eroffneten die tiberraschten russischen Kriegs- schiffe das Feuer. Dennoch gelang es den Japanern, 20 Torpedos zu schiefien, von denen einer die Steuervorrichtung des Schlacht- schiffes »Cesarevic* und einer den «Retwisan» am Bug traf. Alle drei Schiffe konnten noch das seichte Wasser erreichen. Von russischen Kreuzern verfolgt, zogen sich die japanischen Torpedo¬ boote gegen 2 Uhr friih zurtick. 7 Am 9. kam es vor dem Hafen zvvischen der japanischen Flotte und den russischen Ktlstenforts und Kriegsschiffen auf 5000 m zu einem lebhaften Geschutzfeuer; von den GeschoCtreffern wurde jedoch keines der Kriegsschifife kampfunfahig. Die beiden anderen Torpedodivisionen trafen die bei Talienwan vermuteten Kreuzer nicht an. Am 8. abends erschien Kontreadmiral Uriu vor Tschemulpo und sandte am 9. dem Kapitan Rudnjew, Kommandanten des russischen Kreuzers «Warjag» und des Kanonenbootes «Korejec», die Aufforderung zum Verlassen des neutralen Hafens. Trotz der Proteste mehrerer fremdlandischer Schiffe forderte er diese auf, bis 4 Uhr nachmittags im Interesse ihrer Sicherheit die Reede zu verlassen. Kapitan Rudnjew hoffte, sich mit den beiden Schiffen durch- zuschlagen und verlieC 11 Uhr 30 Min. vormittags den Hafen. Das japanische Geschwader legte sich aber diesen vor, besclioG den «Warjag» und beschadigte ihn schwer. In der Unmoglichkeit zu entkommen, kehrte der russische Kommandant zuriick, liefi die Bemannung auf neutrale Schiffe bringen und die beiden Kriegs- schiffe in die Luft sprengen. Beim Sperren des Hafens Talienwan durch Minen stiefi der Minendampfer «Jenissei» am 11., der Kreuzer «Bojarin» am 12. Februar auf eine eigene Mine und beide sanken. Am 10. verliefi Kommandant Reitzenstein Wladiwostok, ver- senkte vor Hakodate einen Handelsdampfer und kehrte wegen Schneesturm am 14. zuriick (Beilage 1). Vizeadmiral Kamimura er- hielt hierauf den Befehl, mit einem Schlachtschiff und vier Kreuzern die japanische Kiiste vor solchen Unternehmungen fortan zu schiitzen. Vor Schanghai beobachteten zwei Kreuzer das dort befindliche Kanonenboot«Mandžur», welchesnach langwierigen Unterhandlungen mit den chinesischen Behorden von den Russen abgeriistet wurde. Versuche der japanischen Flotte, Ende Februar Branderschiffe in der Hafeneinfahrt von Port Arthur zu versenken, scheiterten an der Wachsamkeit der Russen, welche jene schon aufierhalb des Hafens in den Grund bohrten. Anfang Marž versuchte eine japanische Flotte, die Hafeneinfahrt durch Minen zu sperren und brachte beim Verlassen derselben in einem Kampfe mit zwei russischen Zerstorern den «Steregušči» zum Sinken. Unterdessen war der neue Kommandant der russischen 8 Flotte, Makarow, in Ostasien eingetroffen und kreuzte auf offener See, wodurch der Beweis erbracht wurde, daG der Hafen nicht gesperrt war. Ein zweiter Versuch der Japaner, am 27. Marž Brander zu legen, scheiterte ebenfalls, indem dieselben auGerhalb des Hafens in den Grund geschossen wurden. Die russische Flotte unter Kommando des energischen Makarow nahm Mitte April Ubungen auf offener See vor, weshalb Togo beschloG, Streuminen zu legen und durch einen Scheinangriff das Geschwader aus dem Hafen zu locken. Am 13. April stieG die 2. japanische Torpedodivision auf drei zuriickgebliebene russische Torpedobootszerstorer und bohrte den «Stražnji» in den Grund. Makarow verfolgte mit einigen Schiffen die japanischen Kreuzer, wurde aber von dem hinter den Miaotau-Inseln verdeckten 1. und 2. japanischen Geschwader ilberrascht angegriffen. Makarow ordnete den Rtickzug an. Das Flaggenschiff «Petropavlovsk» stieG backbord auf eine Streumine und sank, wobei Makarow und 576 Mann, darunter der Maler Wereschtschagin, den Tod fanden. Auch das Schlacht- schiff «Pobieda» stieG auf eine Mine und wurde schwer havariert. Zum Nachfolger Makarows wurde Vizeadmiral Skrydlow ernannt. Ein am 23. April von Wladiwostok nach Gensan kreuzendes Ge- schwader versenkte am 24. einen kleinen Handelsdampfer und einen japanischen Transportdampfer mit vier 47 mm Hotchkisskanonen. Als die I. japanische Armee den Jalu liberschritt, beschloG Togo einen dritten Branderangriff. Infolge hohen Seeganges ging in der Nacht auf den 3. Mai die Verbindung verloren, weshalb der Kommandant das Signal zum Umkehren gab. Dieses wurde nur von einigen verstanden, die iibrigen setzten die Fahrt fort, einige wurden versenkt, die anderen gingen auGerhalb des Hafens zugrunde. Im Februar wurde bei Tschemulpo, Anfang Mai bei den Elliot- Inseln von den Japanern eine neue Flottenbasis eingerichtet. Mobilisierung der Landstreitkrafte bis Ende April. Japan: Am 6. Marž wurde die L, 3. und 4., am 18. April die 5. und 11. Division gleichzeitig mit den Landwehrbrigaden mobili- siert. Heer = 60 Bataillone, 15 Eskadronen, 30 Batterien = 75.000 Mann; Landwehr =. 30 Bataillone, 5 Eskadronen, 5 Bat¬ terien = 26.000 Mann. 9 RuBland: Die eingeleisige Bahn gestattete nur einen langsamen Nachschub. Am 6. Februar wurden mobilisiert: das I., II. und III. sibirische Korps, 2 Brigaden, 1 Division und die Transbaikal- kosakendivision ohne Korpsverband =120 Bataillone, 130 Eska- dronen, 35 Batterien = 150.000 Mann; am 10. Februar das IV. sibi¬ rische Korps, 2 Kosakendivisionen und mehrere selbstandige Kosaken- formationen = 41 Bataillone, 48 Eskadronen, 8 Batterien = zirka 50.000 Mann. Am 20. Februar erfolgte die Ernennung des Generals der In- fanterie Kuropatkin zum Kommandanten der mandschurischen Armee. Landung und Jaluubergang der I. japanischen Armee. (Beilage 2.) Gleich nach dem Angriff der japanischen Flotte beorderte Admiral Alexejew die 3. ostsibirische Schiitzenbrigade und die Kosakenbrigade Mischtschenko an den unteren Jalu. Mischtschenko uberschritt am 17. Februar den gefrorenen Jalu bei Witschu und rtickte zur Aufklarung gegen Antschu. Analog wie im Chinesisch-japanischen Krieg 1894 beabsichtigte Japan bei vollstandiger Ignorierung der Neutralitat Koreas die Besitz- nahme koreanischer Hafen, Landung in Korea und Vorruckung an den unteren Jalu. Die Hafen an der Ostkuste sind eisfrei, doch fiihren nur sparliche Kommunikationen ilber die unwirtlichen hohen Gebirgsziige, welche Korea durchziehen, sind daher fur groBere Korper nicht geeignet. Bei Beginn des Feldzuges war Tschemulpo an der Westktiste der nordlichste eisfreie Hafen. Aufierdem fiihrt dort eine Bahn- linie langs der einzigen praktikablen (Mandarinen-) StraBe. Anfang Marž wurde auch die Tatongbai und die Mundung des Velim eis¬ frei. Die Hafen an dieser Kuste sind seicht, schlammig. GroBere Schiffe miissen bis 2 km vor dem Ufer ankern. Es landete ein Detachement der 12. Division am 9. Februar bei Tschemulpo und besetzte Soul, die Hauptstadt Koreas, ebenso am 10. Februar ein Detachement bei Gensan. Am 14. Februar be- gann der Transport des Gros der 12. Division. Trotz schwieriger Landungsverhaltnisse dauerte die Landung nur funf Tage. Von Tschemulpo marschierte die Division nach Pongjang. Infolge gunstigerer Eisverhaltnisse Anfang Marž konnte die Garde- und 10 2. Division in der Tatongbai gelandet werden, wodurch 230 km Marsch an den Jalu erspart wurden. Zum Schutze wurde ein Detachement in Nokang, vvelches sich am 18. Marž mit der 12. Division bei Antschu vereinigte, gelandet. Infolge Tauwetters und schlechter Wegverhaltnisse konnte die in drei Kolonnen marschierende I.japanische Armee die in Antschu beabsichtigte Vereinigung erst am 4. April durchfuhren. Am 28. Marž versuchte Generalmajor Mischtschenko gegen Kasan aufzuklaren, wurde aber von japanischen Vorposten zuriick- gewiesen. Der Weitermarsch an den Jalu von Antschu geschah in einer Kolonne gestaffelt. Die letzte Staffel traf am 20. April am Jalu ein. Nach dem Eintreffen der Tetestaffel begann die Ausladung des Kriegsbriickenmaterials am unteren Jalu. Gruppierung der russischen Streitkrafte. Kuropatkin beabsichtigte bei Liaojang die Versammlung seiner Transporte und Sicherung derselben durch Kraftgruppen. Gruppierung Ende April (Beilage 2). Ostdetachement (3., ein Teil der 6. ostsibirischen Schiitzendivision und die Kosakenbrigade Mischtschenko): Antun; Detachement Generalmajor Kondratowitsch (9. Schiitzendivision, Primorski-Dragonerregiment): Inkou; Armee- reserve (1. sibirische Infanteriedivision, Kosakendivision Rennen- kampf, l.und 5. ostsibirische Schiitzendivision, 2/31, 2/35 Infanterie- brigaden): Liaojang. Starke: 16 Bataillone, 17 Eskadronen, 48 Geschiitze, 8 Ma- schinengewehre. Nach dem Eintreffen der Nachricht von starken feindlichen Kraften bei Witschu nahm Generalleutnant Sassulitsch die aus der Beilage 3 ersichtliche Gruppierung an. Die Vorposten standen am rechten Ufer, knapp am Flusse. Antun wurde befestigt, bei Tjurentschon Batterien ausgehoben. Die Kraftegruppierung wurde nicht verschleiert. Die I. japanische Armee lagerte konzentriert und verdeckt ostlich Witschu, Truppen und Vorposten maskiert. Geographische Ubersicht. Der Jalu ist ein bedeutendes Hindernis. In viele Arme geteilt, bildet er kahle Sandinseln. Rechts ist das Ufer von Ambihe bis zum Tigerhiigel, links bei Witschu steil und felsig, sonst flach und 11 sandig. Er ist bis Witschu 300 bis 400 Schritt breit und 2 - 5 bis 8 m tief. Die Nebenarme sind 100 bis 300 Schritt breit. Die einige Kilometer breite Talsohle ist sparlich bedeckt und vom rechten Ufer eingesehen. Der Aiho ist furtbar. Die Hohen westlich des Jalu tragen trotz relativ geringer Hohe Mittelgebirgscharakter und fallen gegen den Jalu und Aiho steil ab. Sie sind maGig bevvaldet und schwer gangbar, fur Feld- artillerie nicht passierbar. Organisation des Bruckentrains. Bei jeder Division der I. Armee war ein Pionierbataillon ein- geteilt. Jedes Bataillon war mit einem groGen und einem kleinen Bruckentrain ausgeriistet. Der bei den Truppendivisionen eingeteilte kleine Train hatte 36 m, der beim Armeetrain eingeteilte Brucken¬ train 96 m Brtickenlange. Das Material ist ahnlich dem System Birago, doch leichter (Pontons sechsteilig, mit eingeschraubter Filz- einlage am StoG). AuGerdem wurde ausgiebiges Material fur Not- briicken von Japan an den unteren Jalu geschafft. Ausrtistung. Die Infanterie der Garde- und 2. Division hatte die Tornister auf dem linken Jaluufer zurtickgelassen, die 12. Division den Befehl, das Gepack zu reduzieren. Die Munition wurde von 120 auf 180 bis 200 Patronen per Mann erganzt. Der Mehrvorrat wurde in Leinwandsacken en bandouliere getragen, die Verpflegung fiir mehrere Tage mitgenommen. Kampfweise. Die schwarzen japanischen Uniformen der Infanterie waren im gelben Sand gut sichtbar. In der Bildung der Feuerlinie herrschte keine Form. Manche Bataillone und Kompagnien losten alles auf, manche hielten sich Reserven. Bis 1000 Schritt, auch 800 Schritt geschah die Vor- riickung ununterbrochen, dann in 60 bis 80 Schritt groGen Spriingen. Die feuernden Schtitzenlinien gruben sich ein. Die Kavallerie wirkte nicht mit. Die japanische Artillerie wurde geschickt gefiihrt, die Feuerstellungen womoglich verdeckt, sonst maskiert oder hinter ausgehobenen Standen. Verwendung fast 12 ausschlieClich Schrapnell. Die Leitung war einheitlich und durch die Obermacht wurde die russische Artillerie gleich bei Beginn des Kampfes niedergerungen. Ereignisse. Uberschiffung eines japanischen Bataillons am Abend des 25. April westlich von Witschu auf den Nordteil der Insel Sjamalindu, Vertreibung der schwachen russischen Patrouillen, Uberschiffung eines Bataillons in der Nacht des 25./26. auf die Insel Osekito, Vertreibung des russischen Jagdkommandos, Besetzung des Tiger- hilgels. Am 26. und 27. Bau der Notbrticken m, n, o und p (Beilage 3). Am 28. r und s. Dadurch waren in drei Tagen sechs Brucken in einer Lange von 615 m hergestellt. Das Feuer der russischen Artillerie war ohne erhebliche Wirkung und wurde von der japa¬ nischen nicht erwidert, um die Stellung nicht zu verraten. Disposition ftir den Ubergang der I. japanischen Armee am 28. April. Starke und Gruppierung des Feindes uberschatzt von den Japanern zeigt die Beilage 3. Absicht: Durch die 12. Division am Husan gesichert, passiert die Armee die Brucke bei Tschiulito am 1. Mai und greift den Gegner in der Linie des Aiho an. Die 12. Division passiert in der Nacht zum 30. den Jalu bei Schigupu, besetzt an diesem Tage die Husanhohe und steht am 1. Mai' bei Tagesanbruch nordlich Litsawen zur Vorriickung gegen Juschiko bereit. Die Artillerie steht am 30. wie in Beilage 3. Bruckenschlag vom 30. April 12 Uhr Mittag: Kriegsbriicken t und die Notbriicke u. Die 2 . Division marschiert 12 Uhr nachts auf 1. Mai uber Genkado und die Kriegsbrttcke siidlich des Tigerhiigels. Die Gardedivision riickt hinter die 2., zwischen dieser und der 12. Division (beide ohne Artillerie). Armeereserve (4 Bataillone, 5 Eskadronen der 2. und Garde¬ division) steht am 1. Mai auf der Insel Tschiulito. Armeekommando westlich Genkado. 13 In der russischen Aufstellung trat mit Rilcksicht darauf, daB man den Hauptangriff bei Antun vermutete, keine wesentliche Anderung ein. Am 29. unternimmt Oberstleutnant Linda mit einem Detache- ment eine scharfe Rekognoszierung ilber Husan auf den Tigerhiigel, konstatiert starke feindliche Krafte auf den vorliegenden Inseln und zieht sich auf die Nachricht der Uberschreitung des Jalu bei Ambihe durch starke japanische Krafte zurtick. Der Jaluiibergang. Am Abend des 28. marschierte die 12. Division langs des Flufiufers nach Schigupu, griff am 29. mit einem ilberschifften Regiment das schwache russische Detachement am Nordufer an und besetzte die Hohen bei Ambihe. Gleichzeitig begann der Briickenschlag, welcher nach 13 Stunden vollendet war (265 m Breite, 8 m Tiefe und l'8m Geschwindigkeit des Flusses). Die 12. Division marschierte in drei Kolonnen ilber das Ge- birge und erreichte am 30. mittags nach aufterordentlich sclrvvierigem Marsche das anbefohlene Marschziel. Die Pioniere konnten jetzt, wie befohlen, den Briickenschlag bei t und .*• beginnen. Artilleriekampf. Kaum hatten die zwei russischen Batterien nordlich Tjurentschon am 30. April ihr Feuer eroffnet, so wurden sie auf 4000 bis 8000 Scliritt in 1 Stunde von der sechsfach iiberlegenen japanischen Artillerie zum Schweigen gebracht, welche hierauf die Infanterie- deckungen bei Tjurentschon und die uneingesehenen Raume beschofi. Stellung der Russen. Generalmajor Kaschtalinski, Kommandant der Verteidigungs- gruppe, bildet zwei Abschnitte. Rechter Abschnitt: OberstTsybulski, 3 3 / 4 Bataillone, 1 Batterie, tvestlich Tjurentschon-Jogu. Linker Abschnitt: Oberst Gromow, 3 Bataillone, 1 Batterie, bis Potetinsa. Im Falle eines Riickzuges gehen die Truppen des rechten Abschnittes auf Hamatan, die des linken aufTschingu zurilck. 14 Trotz der Meldung vom Ubergang starker Krafte bei Sindjagu sandte Generalleutnant Sassulitsch von der Reserve bei Tensi bis 1. Mai nur die Maschinengewehrabteilung zur Verstarkung. Ubergang uber den Jalu. — Gefecht bei Tjurentschon am i. Mai. In der Nacht vom 30. April auf 1. Mai iiberschritt zuerst die 2., dann die Gardedivision den Jalu (auf den Briicken t und x) und erreichte die aus Beilage 3 ersichtlichen Aufstellungen um 5 Uhr friih, 2000 Schritt von den russischen Stellungen. Zur Um- gehung des russischen linken Fliigels war 1 Bataillon und 1 Batterie der 12. Division bestimmt. Vorgeschickte Infanteriepatrouillen konstatierten, daG der Aiho iiberall furtbar ist. Um 7 Uhr friih hatten alle 3 Divisionen an- zugreifen. Als die Schwarmlinien den Aiho erreichten, eroffneten die Russen auf 1500 bis 1200 Schritt lebhaftes Salvenfeuer, unter welchem speziell die 2. Division, von welcher Teile bis zum Halse im Wasser wateten, empfindliche Verluste erlitt. Die Japaner er¬ offneten auf 1000 bis 800 Schritt das Feuer. Das enfilierende japanische Artilleriefeuer von Matutseo zivang die Russen, die am FuGe gelegenen Schiitzengraben zu raumen, worauf die Japaner nachdrangten. Gegen die vorriickende Garde versuchte die russische Batterie mehrmals zu schieGen, wurde aber von der japanischen Artillerie gleich zum Schweigen gebracht. Dem rechten Fliigel der Garde gelang es, bei Potentinsa zwischen den auGersten linken russischen Fliigel zu dringen. In der Flanke bedroht, entschloG sich Gromow, auf den westlich gelegenen Riicken zuriickzugehen. Da der linke Fliigel der 2. Division den rechten russischen Fliigel bedrohte, ordnete Generalmajor Kaschtalinski den allgemeinen Riickzug an. Die 12. Division stieG beim Passieren des Aiho auf Schwierig- keiten und konnte auch infolge Ermiidung durch den langen Gebirgsmarsch am vorhergehenden Tage die Bewegung nur langsam fortsetzen. Bald nach Anordnung des Riickzuges der nordlichen russischen Gruppe traf auch die Meldung ein, die Japaner hatten die Nord- gruppe auch am rechten Fliigel umfaGt. Es hatte namlich der linke Fliigel der Garde und der rechte Fliigel der 2. Division die russische Aufstellung durchbrochen, weshalb die zweite Aufstellung 15 von Oberst Gromow nicht mehr bezogen werden konnte. Die rus- sische Batterie war beim Riickmarsch in einen Hohlweg geraten; das von einer Granate getroffene Tetegeschiitz versperrte den Weg und die Batterie wurde von den Japanern genommen. Dennoch konnten die beiden Fliigel der Russen den Rtickmarsch noch ziemlich geordnet antreten. Das Gros des Detachements war, mit Ausnahme einer wirkungs- losen BeschieGung der bei Antun erschienenen Flottille Nakagawa, untatig geblieben und hatte am Gefechte nicht teilgenommen. Gegen 10 Uhr ordnete der beim russischen Sildabschnitt eingetroffene Generalleutnant Sassulitsch den allgemeinen Rtickzug an. Dem Kommandanten der zur Unterstiitzung Kaschtalinskis vordisponier- ten zwei Bataillone der Reserve schickte er den Befehl, durch eine Aufstellung auf der Hohe ostlich Fiamatan den Rtickzug des Gros nach Fonhuantschon zu sichern. Der weitere Rtickzug des Obersten Gromow liber Talunfan vollzog sich ungefahrdet. Kuroki gab seinen teilweise sehr ermtideten Truppen um 8 Uhr 30 Min. friih den Befehl, auf den Hohen bei Tjurentschon bis 12 Uhr zu rasten und abzukochen. Gefecht bei Hamatan. Geographische Lage. Die von den zwei russischen Bataillonen zu besetzende Hohe Ostlich Hamatan erhebt sich isoliert bis Cote 179 und dominiert das ganze umliegende Terrain um 100 m. Der von Tjurentschon iiber Hamatan ftihrende Fahrweg ist zwischen steilen, schwer passier- baren Hangen eingeschlossen und wird stidwestlich der Hohe auf zirka 1000 Schritt zum Hohlweg. Ereignisse. Um 1 Uhr nachmittags setzte die I. japanische Armee die Vor- ruckung fort, und zwar die 2. Division auf Antun, die Armeereserve auf Fahrweg Hamatan, die Gardedivision nordlich der Armee¬ reserve auf Hamatan und die 12. Division auf Talunfan. Die beiden von Tentsi kommenden russischen Bataillone er- stiegen die Hohe und entvvickelten sich gegen eine Kompagnie der 12. Division, welche, vorgeeilt, die zuruckgehende russische Batterie am Weg beschoG und sie zwang, in das Gefecht der Nachhut am 16 Hohenhang einzugreifen. Diese Kompagnie, bereits ohne Munition, wurde von den Russen mit dem Bajonett angegriffen, als Teile der Garde zur Unterstutzung erschienen. Die Kolonne Kaschtalinski wurde wahrend des Riickzuges beschossen und sie konnte nur durch den Angrifif von fiinf Kom- pagnien dieser Kolonne und durch das Feuer der Maschinengewehr- abteilung, welche eingriff, durch den Hohlweg gebracht werden. Unterdessen griff die japanische Armeereserve die Hohe von Siiden an, so daB die Gruppe auf der Hohe ganz eingeschlossen war. Nachmittag, nachdem die Queue des Gros Tentsi passiert hatte, gelang es der russischen Nachhut, den geschlossenen Ring mit dem Regimentskaplan und den Offizieren an der Tete zu durchbrechen. 24 Offiziere mit dem Regimentskommandanten fielen. Die Russen setzten den Riickzug bis Fonhuantschon fort. Die Japaner verfolgten nicht und nachtigten im Raume Antun, Talunfan, Tjurentschon. Verluste: Japaner 34 Offiziere, 1000 Mann; Russen 72 Offiziere, 2300 Mann, 22 Geschtitze, 8 Maschinengewehre. SchluBbemerkungen. Der Anmarsch der japanischen I. Armee, die Versammlung am Jalu und die Wahl der Obergangsstellen erfolgte analog wie im Feldzuge gegen China im Jahre 1894. Ursprunglich war beabsichtigt, den Jaluarm bei Tschiulito in zwei Kolonnen zu passieren. Dafiir spricht der Bau zweier Briickenpaare und Vorschieben der links- stehenden 2. Division, in der Absicht, ihr wegen des langeren Weges einen Vorsprung zu geben. Erst die Verzogerung im Bau der Brucke (u) fiihrt zum Ubergang auf einer Stelle. Der Aufmarsch am Aiho geschah in einer Linie, mit der Reserve hinter der Mitte. Dies und die Aufstellung der 12. Division zeigen, daB eine Um- fassung in groBem Stile nicht geplant war. Diese Umstande fuhrten zu einem frontalen Angriff mit fiinffacher Ubermacht. Das tiberlegene Artilleriefeuer konnte die zwei russischen Batterien nicht vollkommen kampfunfahig machen und auch die Infanterie nicht derart erschiittern, daB sie beim Angriff nicht hartnackigen Widerstand hatte leisten konnen. Uber die Angriffsrichtung der Hauptkraft getiiuscht, konnten sich die Russen trotzdem einer Vernichtung durch den Riickzug und durch die Aufopferung der Nachhut entziehen. 17 Die an den Jalu vorgeschobene, relativ schwache Kraft des russischen Ostdetachements konnte den japanischen Anmarsch nur verzogern. Dies wurde durch die bloBe Anwesenheit erreicht, denn Kuroki blieb mit seiner bei Witschu versammelten Armee wegen der umstandlichen Vorbereitungen 10 Tage. Ein Gefecht konnte die Verzogerung auch nicht bedeutend verlangern. Trotz der langen Anwesenheit der japanischen I. Armee bei Witschu war General- leutnant Sassulitsch in Unkenntnis von der Anwesenheit einer so bedeutenden Kraft auch noch am Vormittag des 2. Mai. Die Ursache liber die Unkenntnis davon war das bedeutende Flufihindernis und die geschickte Verschleierung des Uberganges. Der Riickzug konnte, nach der Erkenntnis der feindlichen Ubermacht durch das Gefecht bei Tjurentschon, ohne erneuerten Widerstand nicht erreicht werden, weil die japanische Armee von der Rtickzugslinie bei Tjaningu nicht weiter entfernt war als die Gruppe bei Antun. Dies fiihrte zum Gefecht von Hamatan. Die nordliche russische Gruppe erhielt nicht recht- zeitig den Befehl und gab durch den Riickzug tiber Tschingu nach Talunfan die linke Flanke der Abteilungen bei Hamatan frei. Sie wird eingeschlossen, es gelingt ihr aber, sich durchzuschlagen. Der taktische Erfolg beider Gefechte war kein bedeutender, wohl aber der moralische. Die Russen hatten auch zu Land eine Niederlage erlitten und die II. Armee konnte die Landung an der Liaotanghalbinsel beginnen. Das Ostdetachement setzte den Riickmarsch nach Lianschank- wan bis Mitte Mai fort. Die Flankendeckungen Generalmajor Mischtschenko marschierte bis Siujang, Oberst Kartsow bis Saimatsi. Die I. japanische Armee rastete bis 4. Mai bei Antun, mar¬ schierte dann bis Fonhuantschon und sammelte sich im Raume Kuandjapusa, Fonhuantschon, Kaulimon. Die rechte Flanke gegen die Kosakendi vision Rennenkampf sicherte ein Landwehrdetachement (1 Bataillon, 1 Batterie) beim Tschanlinpafi. Das „fliegende Detachement" in Nordkorea. (Beilage 2.) Anfang April sammelte sich auf Anordnung des General- leutnants Linewitsch ein Detachement (500 Reiter) in VVaitsansian unter Kommando des Oberstleutnants Madritow, welches in Nord¬ korea die Verbindung der gelandeten japanischen Truppen storen solite. Nach Zuriicklassung des Trains traf es am 18. April in Schwarz, Der Russisch-japanische Krieg. 2 18 Tschkosan ein, als sich die I. Armee bereits bei Witschu sammelte. Nachdem Madritow kleine koreanische Banden bei Pokton und Ujon entwaffnet hatte, riickte er auf schwierigen Wegen gegen Antschu, wo er am 10. Marž eintraf. Ein nachtlicher Uberfall auf den Ort wurde von der \vachsamen Besatzung blutig abgewiesen. Oberst- leutnant Madritow trat den Riickzug weitausbiegend uber Jakšu, Tschantsin an, vveil er die andere Linie fiir gefahrdet hielt, und traf nach 300 km Marsch am 31. Mai am Jalu ein. Aufklarungsunternehmungen der Transbaikalkosaken^ division Generalmajor Rennenkampf. (Beilage 2.) Geographische Lage. Das Fonschuilingebirge, stark gegliedert, mit steilen Hangen, mit Wald bedeckt, wenig gangbar, teilt sich nordostlich Saimatsi in mehrere nach Siiden laufende Riicken, von denen der westlichste der gangbarste ist. Die uber das Gebirge fiihrenden Passe sind nur teihveise fiir Trains und Geschiitze passierbar. Die Flufilinien sind furtbar, die Talrander aber steil, das Seitenterrain mit Gestrtipp und Wald bedeckt und nur fiir Infanterie gangbar. Die nach Osten laufen- den Kommunikationen gestatten ein Ausweichen speziell nach Norden sclmver. Eine Entivicklung abseits derWege ist schwer durchfiihrbar, das Terrain deshalb fiir die Verwendung grofierer Kavalleriekorper nicht geeignet. Ursache. — Auftrag. Das Detachement Oberstleutnant Madritow meldete von Pokton, dafi, starke japanische Krafte von Jongpon uber Tschanschon auf Ivuandjansian marschieren. Dies veranlafite den General Kuropatkin, dem Generalmajor Rennenkampf den Auftrag zu geben, mit einem Detachement nach Saimatsi zu marschieren, die Starke der bei Fonhuantschon stehenden und der liber Kuandjansian vorruckenden japanischen Krafte zu konstatieren und die Nordflanke des riick- marschierenden Ostdetachements zu decken. Starke des Detachements: 3 Bataillone, 20 Eskadronen, 14 Ge¬ schiitze = 5000 Mann. Ereignisse. Generalmajor Rennenkampf brach am 4. Mai von Liaojang auf, erreichte am 7. Saimatsi, wo sich Oberst Walkow mit seinem Detachement unterstellte. 1 $ Auf die Meldung des am 8. von Fonhuantschon eintreffenden Oberst Kartsevv, dafi eine feindliche Hauptkraft bei Fonhuantschon stehe und die Talausgange stark besetzt habe, eine andere Kraft- gruppe im Marsch auf Kuandjansian begriffen sei, beschlofi Rennen- kampf, mit einem starken Detachement zur Aufklarung gegen Kuandjansian zu marschieren. Er erreichte am 9. AijanjamSn und schickte einen Teil am 10. auf die Nachricht, starkere feindliche Krafte seien im Anmarsch auf Saimatsi, dorthin zuriick. Einen Teil liefi er am Tschanlinpafi und setzte den Marsch am 10. bis Kuandjansian fort. Dort von einem japanischen Bataillon angegriffen, mufite er den Rilckzug auf Saimatsi antreten. Am 13. Mai schickte Generalmajor Rennenkampf den Oberst Kartsevv mit 9 Sotnien nach Schandapu mit dem Auftrag, gegen Fonhuantschon aufzuklaren und dann mit 3 Ussuri-Kosakensotnien zum Ostdetachement einzuriicken. Kartsevv konstatiert, daC bei Haigumontsi feindliche Infanterie stehe und riickt nach Lianschankwan. Den zurilckbleibenden Oberst Truchin trifft am 14. der Befehl, er habe das am 15. liber Santsia gegen Fonhuantschon vorruckende Detachement zu unterstiitzen; am 15. erhalt er den zvveiten Befehl von Siunsiusaitsi, sich am 16. frtih dem Detachement daselbst anzuschliefien. Am 16. setzte Rennenkampf mit 11 Sotnien und 2 Geschiitzen den Vormarsch fort, stiefi im Defileeausgang auf eine feindliche Kompagnie (ein Hauptposten), vvelche sich nach kurzem Gefecht gegen Fonhuantschon zuriickzog. Generalmajor Rennenkampf folgte langsam und zog sich dann zuriick, weil die Entivicklung seiner Eskadronen beiderseits des sich verengenden Tales unmoglich wurde. Am 17. erreichte er Saimatsi und erhielt dort die Meldung eines Spions, bei Fonhuantschon seien 30.000 Mann, 2000 Reiter und viele Geschiitze versammelt. Um diese Zeit trafen Meldungen von der Vorriickung der I. Armee nach Westen beim Armeekommando ein, vveshalb dieses einen Teil des Detachements zuriickzog, den Rest wegen Verpflegs- schvvierigkeiten gegen den Tschaulinpafi vorschob. Am 21. schickte Rennenkampf Offizierspatrouillen aus, von denen eine meldete, dafi bei Kuandjansian einige tausend Mann Infanterie, mehrere Eskadronen und Geschiitze stiinden. Am 22. unternahm Generalmajor Rennenkampf tiber Schatsiapu einen Vorstofi gegen Dapu. Hier kam es zu einem Gefecht mit 2 * 20 einer ldeinen feindlichen Infanterieabteilung (zirka ein bis zwei Kompagnien). Als sich der Gegner verstarkte, zog sich Generalmajor Rennenkampf zuruck. Auf die Meldung, dafi starke feindliche Krafte (10.000 Mann, mehrere Eskadronen und Geschiitze) bei Kuandjansian stilnden, entschloG sich der General, schon am 25. dahin vorzustoGen. Ohne Sicherungspatrouillen marschierte er bis auf den TschanlinpaG und bezog dort Vorposten. Zirka 10 Uhr abends wurde der Hauptposten bei Schauko durch zirka zwei japanische Kompagnien angeschossen, worauf das Detachement den Riickzug bis Ajanjamon antrat. Am 28. wird der Hauptposten bei Ajanjamon von feindlicher Infanterie angegriffen und zieht sich gegen die Hauptkraft zuruck, welche einen Hohenriegel besetzt halt. Etwa drei japanische Bataillone rilcken gegen den tiefliegenden Ajanjamon. Von russischer Seite fallen Schilsse, worauf plotzlich einige unbemerkt gebliebene japa¬ nische Gebirgsgeschtitze das Feuer auf die russische Stellung eroffnen. Generalmajor Rennenkampf ordnet den Riickzug gegen Saimatsi an und meldet die feindlichen Bataillone als vermutliche Vorhut einer Division. Diese Meldung hatte eine Verstarkung des Detachements um 1 Kompagnie, 14 Eskadronen und 1 Batterie zur Folge. Mit der Hauptkraft wandte sich der General am 29. nach Tschiantschan, um die Wege gegen Mukden zu sperren. Die am 1. Juni gegen den FonschuilinpaG vorriickende Brigade rastete daselbst, wurde auf 500 Schritt plotzlich aus einem Waldchen an¬ geschossen, was grobe Verwirrung hervorrief. Dem Beispiel einiger Offiziere folgend, griffen die Kosaken den Gegner beim Wald an, welcher, zirka 50 Mann stark, sich eilig zuriickzog. Verluste der Russen: 20 Offiziere, 27 Kosaken, 60 Pferde. Am 2. Juni traf die Brigade, ohne auf einen Feind zu stoGen, in Saimatsi ein. Die II. japanische Armee auf der Liaotunghalbinsel. Mobilisierung am 6. Marž. Starke und Formierung. Kommandant: General Baron Oku; 1., 3., 4. Division, 1 Kavallerie-, 1 Artilleriebrigade, 1 Haubitzen- regiment, 3 Kriegsbrtickenequipagen. Zusammen 36 Bataillone, 17 Eskadronen, 41 Batterien, 2 Maschinengevvehrabteilungen, 9 tech- nische Kompagnien = 50.000 Mann, 25.000 Pferde, 264 Geschiitze. 21 Nach dem Siege der I. Armee am 25. April eingeschifft, wartet die II. Armee vom 28. April bis 4. Mai, das ist bis zum Ruckzuge der Russen nach Fonhuantschon, in der Tatongbai und beginnt an diesem Tage mit der Landung bei Pitsewo, 230 bis 250 km von der I. Armee entfernt. Situation der Russen. Bei Ausbruch des Krieges bestand zwischen den Kraften bei Liaojang und denen der Kwantunghalbinsel eine 150 km grofie Lučke, in welcher nur einige Kompagnien den Sicherungsdienst besorgten. Nachdem Ende Marž, infolge Eisfreiheit der Hafen, japanische Landungen moglich waren, wurden dieseTruppen zwischen Kaitschu und Kintschu Ende April auf 6 Bataillone, 9 Eskadronen und 14 Geschiltze unter Kommando des Generalmajors Sykow verstarkt. Die Krafteverteilung zeigt Beilage 4. Geographische Lage. Die Halbinsel bildet eine gebirgige Landzunge, welche sich zwischen der Deepbai und der Bucht von Talienwan bis auf 3 km verengt. Die Buchten waren aber durch russische Seeminen gesperrt und die befestigte Enge siidlich Kintschu durch starke russische Krafte besetzt. Die Jentoabai ist eine kleine, weiteinspringende, gegen Winde geschiltzte Bucht. Sie ist sehr flach, so dafi groCere Schiffe bis 10 km davor ankern miissen. Ihr vorgelagert ist ein hoher Rticken, welcher die Verteidigung einer Landungstruppe erleichtert. Der Hafen von Pitsewo ist ebenfalls flach und wegen der grofieren Entfernung von Kintschu auch ungiinstiger ftir Landungen. Der gunstigste Teil der Halbinsel, um eine Vorriickung der japanischen II. Armee aufzuhalten, ist die Landenge siidlich von Kintschu. Siidlich des Tales zwischen Tidjaten und Sudjaten ist ein geschlossener Querriicken, welcher einen guten Ausschufi nach Norden hat. Nordlich des Tales befindet sich die isolierte Nanschan- liohe, welche von den Russen technisch verstarkt wurde. Sie hat die Form eines nach Norden spitz auslaufenden Dreiecks, ist im Siiden am hochsten, hat einen vorziiglichen AusschuS und dominiert das Vorterrain, kann aber infolge der Terrainkonfiguration umfafit werden. Die verstarkte feldmafiige Befestigung bestand aus Batterien mit angehangten Infanterieflanken und offenen Schiitzengraben. Die Facen bildeten Abteilungsgraben. Zum Schutze waren Unterstande und Munitionsnischen eingebaut (Beilage 5). 22 Die Landung war zu Wasser noch immer von Port Arthur gefahrdet, weshalb der Admiral den Raum zwischen dem Land und den Elliotinseln durch eine verankerte Barrikade sperren liefi und den besprochenen dritten Branderangriff AnfangMai unternahm. Ereignisse zur See. Anfang Mai hatte Vizeadmiral Togo Port Arthur derart ein- zuschliefien, dafi die Landungen der II. Armee nicht gefahrdet wtirden. Der Branderangriff am 3. Mai hatte den Hafen nicht voll- kommen sperren konnen und Togo erschien am 4. Mai vor Port Arthur, um die Aufmerksamkeit der Russen von der Landung abzu- lenken. Am 15. stiefi der vom Blockadedienst riickkehrende Kreuzer «Kasuga» in der Nacht mit dem Kreuzer «Yoschino» bei der Schan- tunhalbinsel (X Beilage 4) zusammen, wobei der letztere mit 300 Mann sank. Am gleichen Tage stiefi das Schlachtschiff «Hatsuse» auf eine Mine und sank, wobei 500 Mann zugrunde gingen und 100 ver- wundet wurden. Das Schlachtschiff «Yaschima» stiefi auch bald dar- auf auf zwei Minen, krangte und mufite geraumt werden. Die Ver- wirrung beniitzten die Russen zu einem Torpedoangriff, rvelcher aber durch das rechtzeitige Eintreffen des japanischen Geschwaders (Kontreadmiral Togo) scheiterte. Dieser barg die Mannschaft des «Hatsuse» und kreuzte dann bei Kaitschu. Am 20., 30. Mai und 5. Juni wurden Rekognoszierungsfahrten mit Kanonen- und Tor- pedobooten gegen Port Arthur unternommen. Am 26. Juni unter- stiltzte die Flottille Nischijama den Angriff auf den Nanschan, indem sie die Befestigungen bei Sudjaten beschofi. Bei den Operationen der II. Armee gegen Wafanku hatte die Kreuzerdivision (Kontreadmiral Togo) den Befehl erhalten, mit der Torpedodivision die Westkiiste aufzuklaren. Togo beschofi am 6. Juni die Eisenbahn bei Kaitschu und am 8. eine feindliche Ab- teilung bei Tjantsiatun. Russischerseits hatte nach dem Tode Makarows Admiral Alexejew das Kommando der Flotte provisorisch, dann Vize¬ admiral Skrydlow definitiv ubernommen. Dieser konnte nach der Bahnunterbrechung nicht mehr nach Port Arthur und begab sich nach Wladiwostok. Die Tatigkeit der Russen beschrankte sich auf Minenarbeit. 23 Ereignisse zu Land. Zur Sicherung der linken Flanke der I. Armee landete. die Transportflotte am 4. Mai eine Landwehrbrigade bei Takuschan und zwischen 5. und 8. die ganze II. Armee in der Jentoabai und bei Pitsewo. Schon am 6. wurde die Eisenbahnlinie besetzt, die Telegraphenlinie zerstort, gegen Wafantien und Kintschu aufgeklart und die Sauberung der Kerrbai von Minen begonnen. Die Grup- pierung der II. Armee Mitte Mai zeigt die Beilage 4. Die Verteidigung der Landenge leitete Generalleutnant Stossel selbst. Es standen dort unter Generalmajor Fock die 4. ostsibirische Schiitzendivision (1., 2. Brigade, 4. ostsibirische Artilleriebrigade, 5. ostsibirisches Schtitzenregiment, 2 Maschinengewehrabteilungen) ==15 Bataillone, zirka 80 Feld-, 20 Festungsgeschiitze, 8 Maschinen- gewehre. Von der japanischen II. Armee war die 3. Division und die Kavalleriebrigade Generalmajor Akijama gegen VVafantien, die 1. Division liber Sandjaten gegen Kintschu vorgeschoben, die 4. Divison stand bei Sindjatun. Bis Mitte Mai war die Eisenbahn von den Japanern besetzt und die Kerrbai von Minen gesaubert. Am 16. Mai griff die 1. und eine Brigade der 4. Division die rus- sische Brigade Generalmajor Nadejin bei Sanschilipu an, warf sie zuriick und besetzte die Hohen nordlich und ostlich Kintschu. Mit dem Angriffe wartete der Armeekommandant bis zum Eintreffen der Tetedivision der III. Armee. Er beschrankte sich mit Auf- klarungsgefechten, welche den Kommandanten iiber die Starke und Besetzung der russischen Stellung informierten. Am 20. Mai lieh General Oku die 3. durch die gelandete 5. Division ablosen. Die 1. Division blieb in ihrer Aufstellung, die 4. hatte gegen Schisalitosa, die 3. Division nach Tschindsa zu riicken (Beilage 5). Fur den 25. hatte sich die 4. Division gedeckt ivestlich der * Strahe bei Salison, die 1. Division hinter der Hohe ostlich Kintschu, die 3. Division bei Uondjatun zum Angriff bereit- zustellen. Hinter der 3. Division folgte die Artilleriebrigade. Da die von Vizeadmiral Togo entsendete Flottille Nischijama die Nordwestfront am 25. zu beschiefien hatte, aber nicht eintraf, beschrankte sich die Armee an diesem Tage hauptsachlich auf eine Artilleriebeschiehung. 24 Fiir den 26. wurde ein allgemeiner Angriff auf die Nanschan- stellung angeordnet. Hiezu hatte die 4. Division in der Nacht Kintschu zu nehmen. Dieser Ort, von hohen Mauern umschlossen, mit vier Toren, war nur von einem Bataillon und vier Geschutzen besetzt. Den Angriff sollten vier Bataillone der 19. Infanteriebrigade und ein Pionierzug durchfuhren. Bei starkem Gewitter versuchten die vor der Infanterie marschierenden Pioniere das Nordtor zu sprengen, wurden aber beim Schein des Blitzes von der Wachabteilung ent- deckt und vernichtet, die ihnen folgende Infanterie durch heftiges Feuer zum Rtlckzug gezwungen. Unterdessen trat westlich von dieser Brigade die 7. Brigade, ostlich die 1. Division die Vorriickung an. Das zum Angriff auf das Osttor vorbefohlene 1. Regiment der 7. Brigade wurde zwar auch beschossen, das Tor aber gesprengt und die schwache Be- satzung raumte gegen Morgen die Stadt und erlitt durch das Feuer der westlich des Ortes vorrilckenden 4. Division beim Verlassen starke Verluste. Die 3. Division war am 26. in zwei Kolonnen bis in die Linie Udjaten-Ljudjagu vorgegangen. Die Artilleriebrigade etablierte sich am Westhang des Samsonberges. Der Kampf um den Nanschan am 26. Mai, Situation der Japaner nach der Einnahme von Kintschu am 26. friih: die 4. Division nordwestlich von Kintschu, die 1. Division ostlich und siidostlich von Kintschu, die 3. Division zwischen Ud- jaten und Ljudjagu, die Artilleriebrigade am VVesthang des Sam¬ sonberges und das Armeekommando und die Reserve ostlich von Kintschu. 1 . Stadium: Nach 5 Uhr verschvvindet der Nebel und die japanische Artillerie eroffnet das Feuer, welches, dank der schweren russischen Geschtitze, ilberlegen erwidert wird. Das Erscheinen der Flottille Nischijama um 6 Uhr friih bringt den Japanern die Feuer- iiberlegenheit, besonders an der Nordwestfront. Der Angriff der 4. Division, von der die Fliigelbrigade (7.) im Meer waten mufi und stark zuriickbleibt, bricht sich um 9 Uhr auf 600 bis 700 Schritt von den Schiitzengraben an dem starken Feuer der russischen Infanterie; die Division grabt sich ein. 25 Der l.Division gelingt es unter Mitwirkung der vorgeschobenen Artillerie, in deckungslosem Terrain mtihsam durch Einsetzen der letzten Reserve bis 9 Uhr an die Drahthindernisse zu kommen. Das Feuer der russischen Infanterie treibt sie bis in die letzte Deckung zuriick. Die Vorrilckung der 3. Division wird durch das Flankenfeuer der Batterien bei Ljudjaten und ostlich Moitsi sowie durch das Riickenfeuer der um 8 Uhr erscheinenden russischen Flottille (1 Kanonenboot, 2 Zerstorer) auf 1000 Schritt vor den Schiitzen- graben zum Stehen gebracht. Die Artillerie wird bis auf 2500 Schritt vordisponiert und beschiefit die russische Stellung sehr wirkungsvoll. Die Infanterie wartet gedeckt auf den Befehl zur Vorriickung, die Flottille Nischi- jama erhalt den Befehl, das Bombardement so rasch als moglich zu erneuern (mittelst Funkensprecher). 2 . Stadium: Die Russen versuchten nachmittags, Marinetruppen an der Handbai im Rticken der 3. japanischen Division zu landen. Es gelang, dies abzuwehren, doch mufiten die Japaner vorgehen, um sich gegen das Riickenfeuer der Flottille zu schiitzen. Die Situation war kritisch. General Oku entschlofi sich, den Angriff um jeden Preis um 5 Uhr nachmittags zu erneuern. Der Angriff der 1. und 3. Division scheitert. Dem rechten Fliigel der 4. Division (7. Brigade) gelang es aber, bis zum Halse watend, die Drahthindernisse zu umgehen und von West und Sudwest in die russische Stellung einzudringen. Die Russen konnten keine Reserven am Fliigel einsetzen, weil trotz der Meldungen von der Notwendigkeit weder General Fock noch Generalleutnant Stossel solche sandte und die letzten Reserven am rechten Fliigel ein- gesetzt waren. Der Ruckzug der Russen begann und auch die anderen japanischen Divisionen sttirmten die Stellung. Verluste: Russen 30 Offiziere, 800 Mann; Japaner 150 Offiziere, 4300 Mann. Munitionsverbrauch der Japaner zwischen 50 und 150 per Gewehr, die Artillerie hatte sich fast ganz verschossen. Die rus¬ sische Artillerie hatte sich ganz verschossen. Das Detachement Generalmajor Nakamura folgte den zuriick- gehenden Russen und besetzte am 27. Nanguanlin und den Hafen 26 von Talienwan, am 30. Dalni. Ein Teil des Hafens war von den Russen niedergebrannt, Eisenbahn- und Telegraphenstation sowie der Kai zerstort worden, dennoch fielen den Japanern viele Last- schiffe und gegen 400 Giitenvagen in die Hande. Die 3. und 4. Division marschierten Anfang Juni nach Norden, um im Vereine mit der 5. Division dem in der Vorrtickung nach dem Siiden begriffenen I. russischen Korps Generalleutnant Stackel- berg entgegenzutreten. Folgerungen, Die Nachrichten iiber eine geplante Offensive des General- leutnants Stackelberg und der Beginn der Sturme im Gelben Meer, welche Landungen in der Jentoabai und den Nachschub der Ver- pflegung erschwerten, bewogen den General Oku, die Eroberung der Landenge zu beschleunigen. Die irrtumliche Voraussetzung der Russen, eine Annaherung der japanischen Flotte in der seichten Kintschubai sowie die Passierung des Ufers von Truppen sei in- folge des Schlammes unmoglich, ftihrte zur schwachen Besetzung und schliefilich zum friihzeitigen Verlust der Stellung. Der Angriff auf das befestigte Kintschu gibt einen Beweis der Todesverachtung und des Ungestiims der Japaner. Anderseits ist die Raumung der Stadt durch die Russen hauptsachlich wegen der schwachen Besatzung und der Umklammerung des Ortes erfolgt. Der Mangel an Brisanzgranaten und die geringe Wirkung der japanischen Artillerie auf die russischen Verteidigungslinien ftihrte zum Scheitern des ersten Angriffes auf den Nanschan. Macht auch der energische Entschlufi des Kommandanten, den Angriff, koste es was • es wolle, zu erneuern, demselben alle Ehre, so ist es doch nur dem Mangel an Artilleriemunition sowie dem Umstande, dafi der russische Flilgel bei der SchluCaktion ohne Reserven blieb, zuzuschreiben, dafi der Angriff diesmal gelang. Landung und Vorriickung der IV. japanischen Armee gegen Siujan. Gleichzeitig mit der Landung der ersten Staffel der III. Armee in der Jentoabai wurde bei Takuschan mit der Landung einer neuen Armeegruppe (IV. Armee) begonnen, welche im Tajanhotale die Lučke zwischen der I. und III. Armee zu sichern hatte (auch Takuschan-Armeegruppe genannt). 27 Geographische Lage. Takuschan, zirka 30.000 Einwohner, liegt etwa 6 km nordlich des Hafens, wo grofiere Schiffe ankern konnen. Dann folgt ein versumpfter niederer Arm, der nur von Flachbooten befahren werden kann. Der an der Miindung 200 m breite, 3 bis 6 m tiefe Tajanho fliefit im Unterlauf durch ein gut bebautes Hiigelland, welches von Fonhuantschdn, dem Standpunkte der I.Armee, durch einen grofiten- teils hohen, schwer gangbaren Riicken getrennt ist, liber welchen mehrere Passe fiihren. Ebenso schtvierig ist das Gelande nord- westlich und vvestlich von Siujan. Nach Siujan fiihren zwei Wege: einer im Tajanhotale und einer iiber den Liaolinpafi. Von dort bis zur Balin fiihren drei Passe: der Fonschuilin-, der Dalin- und der TschapanlinpaB. Kraftegruppierung. Russen: Urspriinglich stand bei Takuschan die Transbaikal- kosakenbrigade Generalmajor Mischtschenko, welche nach der Niederlage des Ostdetachements gegen Fonhuantschon zuriickging. Ende Mai wurde die Kosakenbrigade verstarkt und stand Anfang Juni, 20 Sotnien und 6 Geschutze stark, bei Siujan. Japaner: Am 19. Mai begann die Ausschiffung der 10. Division, ihr solite jene der 10. Landwehrbrigade folgen, doch war bis Mitte Juni nur die 10. Division ausgeschifft. Ereignisse. Am 20. Mai legte eine schwache japanische Infanterieabteilung einer mangelhaft gesicherten Nachrichtensotnie einen erfolgreichen Hinterhalt. Am 3. Juni riickte Generalmajor Mischtschenko mit 8 Sotnien und 2 Geschiitzen zur Aufklarung gegen Hotsiapudsa und stiefi mit der Vorhut auf eine Feldvvache. Ein Gegenangriff von 2 Kompagnien wurde von der russischen Reserve mit dem Geschiitz- zug zuruckgewiesen. Am 4. riickte eine starkere japanische Infanterie¬ abteilung gegen den russischen rechten Fliigel vor, weshalb der Generalmajor sein Detachement bis hinter den Liaolinpaft zuriick- zog. Hier erhielt er die Meldung, daC japanische Infanterie im Tajanhotale am 3. bereits mit der Tete in Salidsajpudsa eingetroffen sei (es waren dies Teile der 1. Gardebrigade, welche von Fon¬ huantschon zur Unterstiitzung eintrafen). Daraufhin zog er sich gegen Siujan zuriick. 28 Gefecht bei Siujan am 8. Juni. (Beilage 6.) Stellung der Russen. Gros bei Siujan. Einige Sotnien und 1 Kosakenbatterie auf der Hohe stidlich Siujan, 1 Sotnie am Sattel ostlich Siujan. Ereignisse. Die siidliche japanische Kolonne entwickelte sich mit der Vor- hut sudlich Siujan, riickte aber nicht weiter vor. Dem Kommandanten am Sattel ostlich Siujan, Oberstleutnant Tscheremissinow, gegen welchen sich Teile der 1. Gardebrigade entwickelten, wurden 3 Sotnien zur Verstarkung geschickt, doch mufite die Gruppe der japanischen tJbermacht weichen. Auf die Nachricht, dali 1 Gardebataillon vom Hualinpaft in den Rticken der russischen Aufstellung riicke, ordnete Generalmajor Misch- tschenko den Ruckzug an, der aber nicht mehr liber den Dalinpafi erfolgen konnte, sondern in westlicher Richtung angeordnet wurde. Der Train wurde schon friiher gegen Dalin zuriickdisponiert. Die Japaner riickten bis Siujan nach, befestigten die Stellung und warteten das Eintreffen des Restes der 10. Division und der 10. Landwehrbrigade ab. Verluste: Russen 22 Mann; Japaner 10 Mann. Entsatzversuch von Port Arthur. Der Verlust der starken Nanschanstellung und die wiederholten Berichte des Generalleutnants Stossel tiber die unzureichende Ar- mierung von Port Arthur bevvogen den Armeekommandanten nach mehreren Beratungen mit dem Statthalter, den bedrohten Kriegs- hafen durch eine Offensive nach Siiden zu entsetzen. Hiezu standen ihm 7 Infanterie- und 1 Kosakendivision zur Verfiigung. Am 29. Mai meldete aber Generalmajor Rennenkampf, 3000 Mann Infanterie hatten Saimatsi besetzt, weshalb Kuropatkin 8 1 / i Ba- taillone mit Kavallerie und Artillerie unter Generalleutnant Graf Keller dahin dirigierte. Als Generalmajor Mischtschenko die Eandung der 10. Division meldete, ferner, dali Teile der I. japanischen Armee zum AnschluB der Takuschangruppe vorriicken, befahl er 1 Brigade als Riickhalt nach Simutschon. Von den noch zur Ver- fligung stehenden Kraften schob Kuropatkin aber nur das 1. sibi- rische Korps mit 1 Kavalleriedivision nach Wafankou vor. 29 Die an Generalleutnant Baron Stackelberg am 7. Juni heraus- gegebene Instruktion lautet: «Das Eurer Exzellenz unterstehende Korps hat den Auftrag, durch Vorruckung in der Richtung auf Port Arthur moglichst viele Krafte des Feindes auf sich zu ziehen und so dessen auf der Kwantunhalbinsel operierende Armee zu schwachen. Deshalb mufi Ihre Vorruckung gegen die nach Norden vor- geschobenen feindlichen Sicherungstruppen rasch und energisch geschehen, damit diese — vorausgesetzt, dafi sie sich als schrvach erweise — ehestens geschlagen werde. Beim Zusammentreffen mit iiberlegenen feindlichen Kraften ist das Gefecht nicht bis zur Entscheidung zu fiihren und es hat der volle Einsatz der Reserven so lange zu unterbleiben, als die Verhaltnisse nicht vollstandig geklart sind. Das Endziel unseres Marsches gegen Siiden ist die Einnahme der Kintschu(Nanschan)position und hierauf die Vorruckung gegen Port Arthur.» Aus dieser Instruktion geht hervor, dafi der Schlufisatz nur als Endziel angegeben war und die ganze Operation nur als Demonstration gelten konnte. Kampfe der vorgeschobenen Kavallerie bei Judsjatun am 30. Mai. (Beilage 7.) Die nach den Kampfen um Kintschu freigevrordenen Divi- sionen (3. und 4.) vereinigten sich Anfang Juni mit der 5. Division bei Pulantien. Unterdessen war aber die l.japanische Kavallerie- brigade Generalmajor Akijama, verstarkt durch 2 Maschinengewehr- abteilungen und 2 Infanteriebataillone, am 30. Mai zur Aufklarung gegen Wafankou vorgeschoben worden. Sie erhielt, in Tschutsiatun eingetroffen, die Nachricht, dafi Judsjatun von schwachen russischen Kraften besetzt sei. Es waren dies Teile der von Kaitschu nach Suden zur Besetzung der Eisenbahn vorgeschickten Brigade General¬ major Samsonow (13 Eskadronen, 1 Batterie). Bei Pantsjatun er¬ hielt Generalmajor Samsonovv die Meldung, die russische Grenz- wache stehe sildlich Wafankou im Kampfe mit iiberlegenen feind¬ lichen Kraften. Er schickte die mit ihm gerittene Sotnie und das Jagdkommando auf das rechte Futschouhoufer. Die Batterie solite auf der Hohe ostlich Luschagu auffahren. 30 Auf die Meldung, es sei dies wegen der Steile unmoglich, liefi er sie sudlich der Eisenbahnstation auffahren, von wo sie aber keinen Ausschuft gegen Judsjatun hatte. Bei der Eisenbahn kam es zur Attacke zweier Kosaken- mit einer japanischen Eskadron, wobei die japanische zuriickgedrangt \vurde. Japanische Infanterie und Maschinengewehre an der Nordlisiere von Judsjatun zwangen die verfoigende russische Kavallerie zum Rtickzug. Verluste: Japaner zirka 60 Mann; Russen 40 Mann. Folgerungen. Aufklarungskampf von keiner Seite nachdriicklich gefiihrt. Russische Artillerie schlecht postiert. Beide Kavalleriebrigaden bleiben in ihrer Aufstellung, werden verstarkt und konstatieren in einem Gefechte am 3. Juni den Kraftzuwachs, was den russischen Kommandanten von der Anwesenheit grofierer Krafte iiberzeugt und Generalmajor Akijama die Gewifiheit bringt, dafi Teile des russischen I. Korps im Anmarsch nach dem Siiden sein miissen. Die japanische Kavalleriebrigade zieht sich am 4. Juni gegen Pulantien zuriick. Vortage des Gefechtes bei Wafankou. Am 5. Juni traf Generalleutnant Stackelberg in Wafankou ein. Er hatte dort das I. sibirische Korps zu sammeln und die Offen- sive gegen Siiden anzutreten. Er ordnete am 6. an, dafi die Avant¬ garde Generalmajor Samsonow eine Stellung an der Eisenbahn, 10.000 Schritt sudlich Wafankou, zu befestigen habe, das Korps werde sudlich der Eisenbahnstation Stellung nehmen. Infolge der Nachricht von der Offensive der japanischen Takuschangruppe (8. Juni) stockte der Nachschub einige Tage. Die Avantgarde marschierte am 7. nach Wafantien und stellte 5 bis 10 km sudlich eine ausgedehnte Vorpostenlinie auf, welche alle Zugange von Pulantien und Pitsewo sperren solite, in den folgenden Tagen aber durch japanische Aufklarungsdetachements mehrmals unterbrochen wurde. Als die Japaner am 13. Juni die Offensive ergriffen, zog sich die Avantgarde zuriick. Unterdessen waren die Transporte des I. sibirischen Korps wieder fortgesetzt worden und Mitte Juni waren die Verstarkungen eingetroffen. 31 Gefecht bex Wafankou am 15. Juni. (Beilagen 8 und 9.) Geographische Lage. Das Gelande, welches die Russen bei Wafankou zu besetzen hatten, ist stark zerkluftet, hat schlechte AusschuBverhaltnisse und schwierige Querverbindungen. Der Futschouflufi bietet im Sommer kein Hindernis, doch ist er schluchtartig tief eingeschnitten. Die Hohen sind kahl, die Flufiniederungen kultiviert. Die Befestigungen waren aus etagenartig angeordneten Schutzen- graben gebildet, 2000 m dahinter Batterien. Starke. Russen: 25 Bataillone, 18 Eskadronen, 10 Batterien = 25.000 Mann Infanterie, 2500 Reiter, 80 Geschutze. Japaner: 36 Bataillone, 17 Eskadronen, 41 Batterien = 36.000 Mann Infanterie, 2500 Reiter, 246 Geschutze. Dispositionen fur den 14. Juni. Russen: Der Feind, zirka zwei Divisionen stark, riickt von Siiden gegen Wafantien vor. Das I. Korps besetzt morgen die befestigte Stellung beiderseits der Eisenbahn, und zwar: Rechter Abschnitt: westlich der Bahn (Generalmajor Kon- dratowitsch, Schiitzenregiment Nr. 33 und 36, 5 Bataillone, 2 Bat¬ terien). Linker Abschnitt: ostlich der Bahn (Generalmajor GerngroC, 2. Brigade, 6 Bataillone, 3 Batterien, 1 Gebirgsbatterie). Reserve: bei Wafankou (1 Brigade, 2 Batterien). Von der Vorhut hatte die Kavallerie bei Tafanschin die rechte Flanke zu decken, die Infanterie mit der Batterie die Abschnitts- reserve von Generalmajor Gerngrofi zu bilden. Japaner: Die Armee erreichte am 13. Juni die in der Bei- lage 8 ersichtliche Aufstellung. Am 14. hatte die Armee in die Linie Sjutsjatun-Ljudjagu zu rticken. Die Marschwege siehe Bei- lage 8. Die Armeereserve erreicht bis 5 Uhr friih Wafankou und marschiert nach VVafantien. Die 4. Division wartet bei Satohodsi weitere Befehle ab. Kavallerie marschiert nach Schabaotsi. 32 Ereignisse am 14. Juni. Am 14. kam die Meldung an das japanische Armeeoberkom- mando, dafi der Tetestaffel der 6. Division in der Jentoabai gelandet sei. Das Infanterieregiment Nr. 23 erhielt den BefehI, sofort der Armee nachzuriicken. Nach 1 Uhr eroffnete die Artillerie der japanischen 3. Division nordlich Judsjatun das Feuer ohne besonderen Erfolg. Um 2 Uhr nachts begann die Infanterie der 3. Division den Angriff, ruckte aber tiber den Hang nicht vor. 2 Stunden spater beschofi bei Tschutsjatun die Artilleriebrigade die russische Artillerie mit Erfolg. Der rechte japanische Fliigel der 3. Division griff um 3 Uhr das 1. ostsibirische Schiitzenregiment an, wurde aber nach Verstarkung durch ein zvveites Regiment abgewiesen. Dieser Teilerfolg brachte Stackelberg zum Entschlufi, am 15. den japanischen rechten Fliigel anzugreifen. Er verschob die Armee- reserve am russischen linken Fliigel und unterstellte sie dem Ab- schnittskommandanten. Befehle fiir den 15. Juni. Japaner: Die 5. Division greift mit Tagesanbruch den Gegner tiber Tafanschin an. Die 4. Division untersttitzt den Angriff mindestens mit 1 Brigade. Die 3. Division im Anschlufi an die 5. geht nach Maftgabe des Fortschrittes der 5. Division tiber Luschagou vor. Russen: Sie hatten auf BefehI des Korpskommandos mit dem Ostfhigel bei Tagesanbruch den feindlichen rechten Fliigel an¬ zugreifen. Ober die Situation der japanischen 3. Division erhielt Stackelberg bis 15. keine Meldung. Gefecht bei Wafankou am 15. Juni. (Beilage 9.) Am russischen Ostflugel griffen infolge mangelhafter und unentschlossener Befehle des Korpskommandanten die Unter- kommandanten vereinzelt an. Wahrend die Brigade Glasko (Korps- reserve) vor 7 Uhr die Vorbevvegung antrat, kam der BefehI, dafi im Falle des Angriffes tiberlegener Krafte die Brigade tunlichst lang in der Hohe Tschjutsjatun zu halten, im Falle des feindlichen Rtickzuges weitere Befehle abzuwarten habe. Dies bewog den Kommandanten, die Antrittsbevvegung einzustellen. 33 Unterdessen grifif Generalmajor GerngroB mit seinen drei Regimentern die Japaner zwischen Wafanwopon und der Eisenbahn an. Der linke Fliigel kam in starkes Artilleriefeuer. Durch Einsetzen aller Reserven gelang es den Japanern, diesen Angriff auf wenige Schritte vor den Schiitzengraben zum Stehen zu bringen, wo Generalmajor GerngroB die Einwirkung der Brigade Glasko ab- wartete. Um diese Zeit (10 Uhr vormittags) erhielt Glasko den Befehl zum Angriff. Gegen Mittag kam die Brigade zwischen Wafanwopon und nordlich Guin zum Stehen, weil die Brigade GerngroB, welche groBe Verluste erlitten hatte, nicht mehr standhalten konnte. Das Fliigeldetachement Glaskos uberraschte den japanischen rechten Flugel, doch gelang es der Kavalleriebrigade Akijama, welche von Schabaotsi eben eingetroffen und zum Feuergefecht abgesessen war, durch einen energischen Angriff, die russische Angriffsbewegung zu stoppen. Nachmittags bedrohten die der Brigade Gerngrofi ge- folgten Japaner den rechten Flugel Glaskos, worauf dieser auf Befehl des Korpskommandos den Riickzug antrat. Am VVestflugel: Von der 5. japanischen Division blieb 1 Re¬ giment und 1 Gebirgsbatterie am Sildufer des Futschouho gegeniiber der starken russischen Stellung. Das Gros ilberschritt den Flufi und riickte mit dem linken Flugel auf Lunkov, vertrieb die Kavalleriedivision und gelangte in Flanke und Riicken des 31. Infanterieregiments, vvelches nach Osten zuriickging. Das zur Unterstiitzung vom Brigadier eingesetzte Schiitzenbataillon wurde hart bedrangt. Der Kommandant der 4. japanischen Division hatte, obwohl ohne Gegner, mit der Hauptkraft die Bewegung nach Norden fort- gesetzt und nur 1 Brigade auf Wafankou dirigiert. Diese bedrohte den Riicken der russischerseits eingesetzten Reserve (Schiitzen- bataillon) und drangte sie zum Riickzug. Die per Balin eingetroffenen Reserven fiihrte Generalleutnant Stackelberg gegen seinen bedrohten Flugel. Bald darauf gab er den Befehl zum Riickzug des I. sibtrischen Korps. Der Riickzug, vom russischen Ostflugel schon friiher be- gonnen, wurde ziemlich rasch durchgefuhrt. Ein nachmittags nieder- gehendes heftiges Gewitter veranlaBte die Japaner, nicht mehr stark Schvvarz, Der Russisch-japanische Krieg. 3 34 nachzudrangen. In mehreren Tagmarschen setzten die Russen den Ruckzug bis Kaitschu fort, das sie am 19. Juni erreichten. Verluste: Russen 1300 Offiziere, 3650 Mann; Japaner 50 Offi- ziere, 1100 Mann. Erfolge. Der unmittelbare Zweck der Russen, japanische Krafte von Fort Arthur abzuziehen, war erreicht, doch war dieser Erfolg mit der Niederlage eines Korps bezahlt. Da die Vorrate der Festung nicht mehr verstarkt werden konnten und einer Festung die Auf- gabe zufallt, moglichst viele Krafte zu binden, um der Feldarmee die Uberlegenheit zu verschaffen, nicht aber umgekehrt, mufi die Unternehmung der Russen als verfehlt angesehen werden. Dies um so mehr, als dadurch der gute Geist der Truppe sehr leiden mufite. Die Hauptursachen der russischen Niederlage waren die un- genaue Aufklarung, wodurch Generalleutnant Stackelberg bis 15. fruh in Unkenntnis der Anwesenheit der 4. japanischen Division blieb, sowie die Mangel der Befehlsgebung Stackelbergs. Japanischerseits war der Erfolg nicht vollkommen ausgeniitzt. Die Russen wurden aus der Stellung herausmanovriert, aber ein energisches Einschwenken der Hauptkraft der 4. Division hatte zur Katastrophe der Russen fuhren miissen. Kreuzungen der Russen zur See an der japanischen Kiiste. (Beilage 1.) Am 13. Juni verliefi Vizeadmiral Besobrasow mit einer Flottille Wladiwostok, erschien am 15. bei der Insel Okoschima, nahm den japanischen Transportdampfer, nachdem er durch mehrere Schiisse getroffen war, mit 17 Offizieren und 100 Mann. Die Mehrzahl sprang tlber Bord, um sich zu retten. Gleich darauf erschienen die Transportdampfer »Hitachi Maru» und «Sado Maru». Ersterer fiihrte ein Gardelandvvehrbataillon und Belagerungsmaterial. Er wurde angeschossen, die Besatzung weigerte sich, denselben zu verlassen, worauf der russische Kreuzer «Gro- moboi» ihn neuerdings beschofi. Ein Teil wollte sich durch Boote retten, viele begingen Selbstmord. Der Dampfer wurde in den Grund geschossen. 35 Der «Sado Maru» wurde nach Aufforderung zur Ubergabe durch zwei Torpedos im Maschinenraume getroffen, worauf der russische Kreuzer wegen Nebel wegfuhr. Es gelang den Japanern, das Schiff bis zum Erscheinen eines Seglers iiber Wasser zu halten. Das russische Geschwader nahm an der japanischen Ktiste westlich der Tsugarustrafie noch einige Dampfer und kehrte am 20. nach Wladiwostok zuriick. Eine Torpedoflottille versenkte am 20. mehrere Segler und kehrte am 21. zuriick. Der Vizeadmiral Kamimura, welcher funkentelegraphische Nach- richt vom Erscheinen der russischen Flotte erhielt, veranlafite, daC keine Transporte mehr abgelassen wurden, konnte aber das rus¬ sische Geschwader wegen Nebel nicht auffinden. 3 * Die Belagerung von Port Arthur. Geographischc Lage. (Beilage 10.) Gevvasser. Die Bucht liegt in einem 100 bis 200 m hohen Gebirgskessel. Die Einfahrt 300 bis 400 m breit, 900 m lang, ist fur die Durchfahrt der groBten Kriegsschiffe bei Ebbe zu seicht. Sie besteht aus dem West- und Osthafen. Der Osthafen, tief, mit steinernen Kais ausgebaut, faGt zehn mittelgroGe Schiffe. Der seichte Westhafen wurde auszubaggern begonnen; diese Arbeit war bei Ausbruch des Krieges jedoch noch nicht beendet. Die AuGenreede, mit gutem Grund, hat auch bei Ebbe gentigende Tiefe und ist gegen Nord- und Nordwestwinde geschtitzt. Sie friert niemals zu. Die dtinne Eisschichte des Innen- hafens behindert das Ein- und Auslaufen der Schiffe nicht, er- schwert es jedoch. Die Luisenbucht ist sehr seicht, die Taubenbucht selbst an den Ufern sehr tief, zum Anlegen groGerer Schiffe sehr geeignet. Die Wasserlaufe, meist kleine Bache, sind unter normalen Verhaltnissen durchwatbar. Wahrend der Regenperiode im Sommer bilden sie undurchschreitbare Wildbache. Bodengestaltung. Zunachst der Festung kahles Bergland, steil, wenig iibersichtlich, stark gegliedert. Der Tiger- und Goldberg fallen gegen den Hafen steil ab, ebenso wie die ostlich gelegenen Kreuzberge. Durch den Lunho ist das Gelande in zwei Abschnitte geteilt. Der ostliche Abschnitt, mit den Rtickenformen in der Richtung der chinesischen Mauer, ist stark gegliedert und uniibersichtlich. Die Drachenberge mit dem Kreuzberg, 4 km vom Hafen entfernt, bilden einen geschlossenen Langenriicken mit fingerartigen Neben- riicken nach auGen. Diese, auGerordentlich steil, sind durch tiefe Schluchten getrennt, haben schmale Oberteile und sind auf Flan- kiet ungsanlagen angevviesen. Die stadtwarts vorliegenden Hohen — GroGer Berg 209 und Kuppe 182 — iiberhohen die Drachenberge, 37 sind daher fur die Verteidigung gunstig, w&hrend sie ftlr den An- greifer wegen der tiefen Schluchten die Gefechtsleitung erschweren. Die den Drachenbergen ostlich vorgelagerten Hohen fallen nach Nord und Ost steil ab und beherrschen das AuBenfeld. Der westliche Abschnitt ist wegen des mangelnden Zusammen- hanges der Verteidigung nicht gunstig. Die nachstgelegenen, 1 bis 3 km entfernten Hohen werden von vorgelagerten Riicken iiber- holit, schiitzen daher den Hafen nicht. Der Hohe Berg, der kulminierende Teil des ganzen West- abschnittes, ist der Schliisselpunkt der Stellung. Nordlich vorge- lagert sind der Lange Berg (Namakoyama), die Eckberge und weiter nordlich der stark zerkliiftete Panluschan. Die Wolfsberge, ostlich der Mandarinenstrafie, gegen Norden steil, haben fur den Fernkampf giinstigen AusschuB, werden der isolierten Lage wegen jedoch leicht umfafit. Zwischen diesen und dem Panluschan' ziehen sich stark zerkliiftete Htigel. Sildlich der Luisenbucht und ostlich der Taubenbucht ist eine fruchtbare, bevolkerte Ebene, weiter siidlich der zerkliiftete und felsige Liaoteschan. Er fallt gegen die Kiiste schroff ab, ist daher unersteiglich. Die Gebirge der Kwantunhalbinsel ostlich der Wolfsberge, des Daguschan und Sjaguschan, sind, mit Ausnahme der Niede- rungen zwischen Wandjatun, Tschanlindsa, Suantsjagou und Ungi- jatun, wenig ubersichtlich und erschweren die Leitung. Bodenbedeckung. Die mit Lehm bedeckten flachen Hange sind meist unbebaut, stellenweise mit niederem Gestriipp bewachsen, die steilen Partien und Kuppen meist nackter Fels. Baume sind nur in der Ebene und zunachst der Ortschaften und meist einzeln. Die Ebenen zeigen Lehmboden mit Schotter. Kommunikationen. In der Ebene lehmig, im Gebirge sandig und steinig, weisen grofie Steigungen, tiefe Geleisspuren und tiberquerende VVasserrisse auf. Sie sind im Sommer wahrend der Regen fast grundlos und an vielen Steilen ganz unbeniitzbar. Die Mandarinenstrafie, von den Russen instand gehalten, ist gut. Bevolkerung. In der Ebene dicht. Die Einwohner leben meist in einzeln stehenden kleinen Gehoften (Impans), welche von einer Mauer umschlossen sind. Diese sind zu kleinen Weilern und Dorfern vereint. Die Hauser sind aus Lehmziegeln oder Erde gebaut. 38 Transportmittel. Ein schwerer, zvveiradriger Karren fur ein Pferd, vor welches mehrere Maultiere gespannt werden. Die Bahn ist eingeleisig, mit russischer Spurweite. Klima gesund. Der Winter trocken und schneearm, mit hef- tigen Winden und Staubstilrmen. Im Sommer Regen mit groBer Hitze wie in einem Dampfbad. Alles nafit, Eisen rostet, Leder schimmelt. Eine Plage sind die vielen Fliegen. Lage und Zustand der Befestigungen an der Hauptangriffsfront. Die Kuropatkinredoute ostlich Sjuischin am Siidrand eines kurzen Riickens, von einem Schutzengraben umsaumt. Ostlich, gegen die Niederung zu Die Eisenbahnredoute zum Schutze der dort angelegten Zisterne. Westlich der Mandarinenstrafie Die Tempelredoute, ein geschlossenes Werk mit Kehlvertei- digung; westlich dieser eine offene Infanterieschanze. Beide sind durch Schutzengraben verbunden, durch ein Drahthindernis ge- schutzt, durch Lilnetten verstarkt. In den Graben sind Unterstande. Starke der Besatzung. Je ein Bataillon. Armierung. 77 Feldgeschutze, Haubitzen und Maschinengewehre. Die Befestigungen westlich des Lunho — Eckberge, Langer Berg, Hoher Berg — waren meist offene Schanzen mit Unterstanden, Gewehrscharten mit splittersicherem Kopfschutz. Armierung. 10 cm Kanonen, Feldgeschutze, kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen und Maschinengewehre. Die Befestigungen der Nordfront waren geschlossene Werke — Sungsuschan, Erlungschan, Panlunschan, Kikwanschan. Vor den Befestigungen waren an den Hangen Schutzendeckungen ausge- hoben, die Werke mit Schutzengraben verbunden, durch Draht- hindernisse geschiitzt und riickwarts nebst der chinesischen Mauer starke Schutzendeckungen mit Unterstanden erbaut. Kampfe auf der Kwantunhalbinsel nach der Einnahme von Kintschu und der Erstiirmung der Nanschanhohe. (Beilagen 11 und 12.) Situation. Japaner: Generalmajor Nakamura blieb nur mit Teilen der 1. Division in der Linie Hohe Antszuschan-Stindjatun, wahrend 39 General Oku mit der 3., 4. Division und der Artilleriebrigade Anfang Juni zur Vereinigung mit der 5. Division nach Norden marschierte. Russen: Generalleutnant Stossel fafite den EntschluB, das weitere Vorfeld der Festung zu verteidigen und liefi das Kwantun- detachement in die Linie Suantsjagou-Jupilasa-Hohe Laotuschan vorrucken. Die Stellung wurde in den folgenden Wochen durch Schiitzengraben und Batterien mit Unterstanden sowie durch Drahthindernisse technisch verstarkt. Am 13., 14., dann am 18. und 24. Juni kam es zwischen den beiden Vortruppen zu kleinen Gefechten. Unterdessen wurden die Landungen japanischer Truppen (siehe Beilage) fortgesetzt und bis Ende Juni stand die neuformierte III. Armee zum Angriff auf Port Arthur bereit. Kommandoverhaltnisse. Kommandant: General Nogi (Generalstabschef: General Ijischi), Hauptquartier in Paopasaoj. Artilleriechef: Generalmajor Natuschima. 1. Division (Generalleutnant Matsumura), 7. Division (Generalleutnant Tsamesima), 9. Division (Generalleutnant Baron Aschima), 11. Divi¬ sion (Generalleutnant Tsuschija), 2. selbstandige Feldartilleriebrigade (Generalmajor Negate), 1. und 4. Landwehrbrigade. Zusammen: 66 Infanteriebataillone, 9 Eskadronen, 34 Feld- und Gebirgsbatterien je 6 Geschutze, 4 Maschinengewehrabteilungen, 19 Pionierkom- pagnien. Ereignisse. Am 26. Juni 4 Uhr fruh wurden die Russen auf der Uajtsej- lasahohe von japanischen Schiffen bei Sjaobindao beschossen. Bald darauf griffen die Japaner an, und zwar die 11. Division in drei Kolonnen gegen Kienschan und Laotuschan, die 1. Division beider- seits Pandao und demonstrierend gegen Suantsjagou. Die russischen Vortruppen wurden leicht verdrangt. Im Zentrum griff das 43. Infanterieregiment um 1 Uhr nachmittags, untersttitzt durch das Feuer der Gebirgsgeschiitze auf den Uajtsejlasa sowie durch das Eingreifen der rechten Kolonne der 11. Division von Norden her, die iiberaus starke Stellung des Kienschan an. Diese, von zwei Schutzenkompagnien mit vier Schnellfeuerkanonen und einigen Maschinengewehren verteidigt, wurde um 5 Uhr nachmittags 40 genommen. Der Angriff des linken Flugels der 11. Division auf den stark befestigten Laotuschan wurde durch die Mitwirkung des rechtzeitig erschienenen Kreuzers «Nowik» abgewiesen. Verluste beiderseits 200 Mann, japanischerseits drei Viertel vom 43. Infanterie- regimente. Durch diese Kampfe kam die feste und als Beobachtungs- posten giinstige Stellung in japanische Hande. Dadurch wurde die japanische Stellung der Mitte und des linken Flugels vorgeschoben (siehe Beilage). Generalleutnant Stossel ordnete fiir den 3. Juli einen allgemeinen Angriff auf den siidlichen japanischen Fliigel an. Nach einigen Erfolgen gegen die japanischen Vorposten am Sattel von Huan- kischuan wurden die unter Kommando des Obersten Semjonow von Siiden vordringenden Russen von der japanischen Hauptstellung ebenso abgevviesen, wie am Nachmittag der Angriff zrveier Ba- taillone und einer Batterie der 4. Schtitzendivision am Stidhang des Kienschan. In der Nacht auf den 4. gelang es einigen Jagdkommanden unter Oberleutnant Jasewitsch, ohne Schufi in die japanischen Schiitzen- graben des Kienschan einzudringen, doch wurden sie, ohne Unter- stiitzung belassen, von den Japanern mit dem Bajonett verdrangt. Am 4. Juli gelang es dem Obersten Matschabelli, mit dem 13. ostsibirischen Schtitzenregimente die Befestigungen an den Aus- laufern und Hangen des Kienschan nach heftigem Kampfe zu nehmen. Ein vveiteres Vordringen verhinderte das heftige japanische Infanteriefeuer und das Feuer der Maschinengewehre, doch war die Lage der Japaner nachmittags so kritisch, dab General Nogi gegen 6 Uhr seine Armeereserve dem Abschnittskommandanten zur Verftigung stellte. Am 5. fanden nur vereinzelte Vorstofte statt. Verluste beiderseits zirka 300 Mann. General Nogi verschob nun den Wiederbeginn der Operationen bis zum Eintreffen der Verstarkungen. In der Nacht zum 24. Juli wurden drei russische Torpedoboots- zerstorer («Leutnant Burakov», «Grozovoi» und «Bojewoj») von der 14. japanischen Torpedobootsdivision in der Tahobucht in dichtem Nebel tiberrascht und mit Torpedos angegriffen. «Burakov», schwer beschadigt, erreichte die Kilste, «Grozovoi» wurde am Steuer be- schadigt, «Bojewoj» sank. 41 Besetzung der Abschnitte bei Wiederaufnahme d er Operationen. (Beilage 12.) Unterdessen war die japanische Armee, welche durch die Beriberikrankheit (Ursache: verdorbener gekochter, kalter Reis) stark gelitten hatte, auf 60.000 Mann verstarkt worden. Am 26. Juli wurde der Angriff erneuert. 1. Division gegen die Jupilasa¬ hohe, 9. Division gegen diese und den Antszelinpafi, 11. Division gegen den Laotuschan. Von der Reserve folgte je eine Brigade dem rechten Fliigel der 9. und der 11. Division. Trotz vorbereitetem Artilleriefeuer mifilang der Infanterie- angriff auf die stark befestigte russische Stellung. In der Nacht versuchte japanische Infanterie der 9. Division, die steilen Hange der Jupilasahohe zu erklimmen, wurde aber entdeckt und zuriick- geworfen. Am 7. versuchte nach heftigem Artilleriefeuer die Infanterie abermals die Hohe zu nehmen, was ihr nachmittags teilvveise ge- lang. Der letzte Teil war derart steil, dafi das japanische Gevvehr- feuer wirkungslos blieb. Russischerseits vvurden Steinblocke herab- gerollt, auch versucht, die Japaner mit dem Lasso zu fangen. Erst gegen 1 Uhr nachts gelang es den Japanern, in die Schutzengraben einzudringen und sich dort zu behaupten. Am siidlichen Hiigel wurden am 26. hauptsachlich durch per- sonliches Eingreifen des Generalmajors Kontradenko die wieder- holten Angriffe der Japaner zuriickgeschlagen. Ebenso vergeblich stiirmte nach heftigem Artilleriefeuer am 27. die japanische Infan¬ terie den Laotuschan. Erst nach dem Verluste der Jupilasahohe raumten die Russen in der Nacht die Stellung freivvillig. Am 28. folgten die Japaner den Russen bis in die Linie Tschanlinsa- Jankijatun-Hohe Houtsjatun. Verluste: Russen vom 26. bis 28. liber 2000 Mann, Japaner vom 26. bis 28. gegen 3000 Mann. Beiderseits hatten Flottenabteilungen mitgewirkt. Russische Kraftegruppierung fur den 30. Juli. (Beilage 12.) Unter Generalmajor Fock: Rechter Fliigel: Oberst Savvitski (2 Schtitzenregimenter, 1 Er- satzbataillon, 4 Batterien). 42 Linker Fliigel: Generalmajor Nadejin (4 Bataillone, 1 Batterie, 3 Jagdkommanden, 1 Sotnie). Reserve: 2 Bataillone, 2 Batterien. Die Flanken waren von Abteilungen der Schiitzendivision gesichert. Ereignisse. Arn 30. griffen die Japaner um 4 Uhr fruh uberraschend an, drangen in die Schiitzengraben der Wolfsberge und zwangen da- durch auch die ubrigen flankierten Truppen zum Ruckzug. Die Russen gingen in den Festungsbereich zurtick. Gewaltsamer Angriff. (Beilage 13.) Fiir einen gewaltsamen Angriff war die Nordfront die giin- stigste (Fort Erlungschan, Panlunschan und Kikwanschan), weil die Hauptverbindungswege nach Port Arthur darilber fiihrten, giinstige Artilleriestellungen vorhanden vvaren und ein Angriff zur \vichtigen Wantaihohe fiihrte. Um den Belagerungsartilleriepark auf den Hangen des Wolfs- berges etablieren zu konnen, war die Eroberung des Daguschan und Sjaguschan, welche die Hange flankieren konnten, notwendig. Hiezu wurde am 6. August die 11. Division befohlen. Ereignisse. Am 7. fruh begann die Beschiefiung aus drei Marine- und vier Flaubitzbatterien. Abends 7 Uhr wurde der Infanterieangriff durchgefiihrt, und zwar mit drei Regimentern gegen den Daguschan, mit einem Regimente (etwas spater) gegen den Sjaguschan. Es gelang den ersteren, die steilen Hange des Daguschan zu nehmen. Das Feuer von sieben russischen Torpedobooten zwang zwar am 8. August das 12. japanische Infanterieregiment zum Ruckzug, doch vertrieb die japanische Artillerie die Torpedoflottille, worauf das 22. und das 12. Regiment die Hohe endgiiltig in Besitz nehmen konnten. In der folgenden Nacht ging das 43. Infanterieregiment, unter- sttitzt vom 12., gegen den Sjaguschan vor, der Angriff wurde je- doch abgeschlagen. Erst mit Eintritt der Dunkelheit raumten die Russen freiwillig die Stellung. Verluste der Japaner zirka 1500 Mann. 43 Unterdessen wurde der Hafen von den Festungs- und Schiff- geschutzen mit Erfolg beschossen. Der Erstiirmung muCte die Eroberung der Nordwestfront vorangehen. Hiezu wurde die 1. Division befohlen und dem Kom- mandanten die 1. Landwehrbrigade zur Verfiigung gestellt. Die Armierung und Besatzung ist aus der Beilage ersichtlich. Die Besatzung betrug vier Bataillone. Der fiir die Nacht zum 14. August festgesetzte Angriff wurde in drei Kolonnen durchgefuhrt. DieLandwehr- und 1. Brigade gegen die Eckberge, Teile der 2. Brigade gegen den Panlunschan. Ein Teil der 1. Landwehrbrigade nahm die Hohe Topanschan und wies einen Gegenangriff der Russen am 14. ab. Den iibrigen Teilen ge- lang es nur, den Fufi der Eckberge zu nehmen. Zahlreiche Flatter- minen und das wirksame Feuer des Verteidigers hinderten ein weiteres Vorgehen. Die ostliche Kolonne kam nur bis auf den Wutaischan, wo sie sich eingrub. Nach mehreren Angriffen in der Nacht gelang es dieser Gruppe, die Nordhange des Panlunschan zu nehmen, die Eckberge blieben aber in russischem Besitz. Gleichzeitig wurde die Bahn fur die japanische Geleisweite ausgebaut, der Belagerungsartilleriepark eingerichtet und Munitions- magazine angelegt. Artillerieausrustung. Gesamtzahl der bis Ende der Belagerung in Verwendung ge- standenen japanischen Geschutze: 100 Belagerungsmorser. Dem russischen Wladiwostokgeschwader scheint es gelegent- lich der Kreuzung im Juni gelungen zu sein, einen Transport- dampfer mit schweren Geschiitzen zu versenken. 44 Zum Munitionsersatz diente je ein Felddepot in Tschanlinsa und Bejhogou (Beilage 11) mit je D/ 2 Millionen Gewehrpatronen und je 5000 Granaten und Schrapnells. Die Zwischendepots sind aus Beilage 13 ersichtlich. Die Kanonenbatterien waren verdeckt angelegt und es wurde durchwegs indirekt geschossen. Der Be- lagerungsartilleriechef war mit allen Kommanden telegraphisch und telephonisch verbunden. Unterkunft. Im Sommer Zelte, von Oktober an Erdhiitten. Die Munitions-, Verpflegs- und Sanitatsanstalten waren weit vor- geschoben (Beilagen 11 und 13). Die Verwundeten wurden von den Blessiertentragern meist kriechend aus der Sch\varmlinie geholt und zum Verbandplatz (moglichst nahe der Gefechtslinie) geschleift. Artilleriekampf. Am 19. August begann das japanische Bombardement und dauerte von fruh morgens bis spat in die Nacht. Die Forts ver- loren ihre scharfen Umrisse und wurden zu formlosen Erdhaufen. Das Feuer wurde vom Verteidiger fast gar nicht ervvidert. Die Eckberge beschossen eine Batterie Marinegeschiitze und 10 Feldbatterien von der Luisenbucht. Infanterieangriff. Nachmittags um 2 Uhr ging die 1. Brigade vor. Sie kam nur bis zum Drahthindernis, wurde dort mit Schrapnells enfiliert und flutete zuruck Erst nach dem Umlegen der Drahthindernisse in der folgenden Nacht durch die Pioniere gelang es, nach zwei abgevviesenen Angriffen am 20., beim 3. Angriff durch kehlseitiges Eindringen die Festung zu nehmen. Gleichzeitig mit dem Angriff der Eckberge erfolgte jener gegen die Forts siidlich Sjuischiin. Gegen die Tempelredoute rtickte beiderseits der Mandarinenstrafie die 2. Brigabe (1. Division), gegen die Kuropatkin- und Eisenbahnredoute die 18. Brigade (9. Division) vor. Von der 2. Brigade wurde das zum Angriff befohlene 3. Regiment nach anfanglichen Erfolgen durch einen russischen Gegenangrift zurtickgevvorfen. Das gleiche Schicksal erreichte die 18. Brigade, 45 von welcher das 36. Regiment bereits die Schiitzengraben der Kuropatkinredoute genommen hatte, und es blieben nur die Nord- hange beider Hohen in japanischem Besitz. Verluste der Japaner zirka 2000 Mann. Die Kampfe um die HauptangrifFsfront. (Beilage 13.) Das Artilleriefeuer begann am 20. August. Die Beobachter meldeten, dafi die Forts Panlunschan, Nordkikwanschan sowie das Zwischenfort fast zerstort seien. Trotzdem wurde das Geschiitz- feuer auch in der Nacht fortgesetzt und vor dem Infanterieangriff wurden Schrapnells geschossen. Die Russen beleuchteten das Vorterrain unausgesetzt mit Scheimverfern und Leuchtgranaten. Alle mit Heldenmut von den japanischen Pionieren unternommenen Versuche, Sturmlticken in die Drahthindernisse zu schaffen, scheiterten. Der Infanterieangriff. Es hatte die 9. Division das Fort Panlunschan, die 11. Division Nordkikwanschan zu nehmen und dann beide auf die Wantaihohe vorzuriicken. Von der 9. Division bestimmte Generalmajor Ichinobe, der Kommandant der 6. Brigade, das 7. Infanterieregiment Ouchi zum Angriff auf die Ostpanlunschanredoute und das P-Fort. Die Vorrtickung geschah mit zwei Bataillonen im ersten, mit einem Bataillon im zweiten Treffen. Das 1. Bataillon war in der Vorrtickung gegen Ostpanlunschan lange durch eine Rachel ge- deckt. Beim Verlassen derselben wurde es vor den Drahthindernissen durch das russische Kreuzfeuer nahezu vernichtet. Das gleiche Schicksal erreichte das vom Obersten vorgeftihrte Reservebataillon. Der Oberst fiel. Das 2. Bataillon konnte auch nicht das Fort nehmen, fand aber am Hang Deckung. Trotz des Mii3erfolges des 7. Regiments liefi der Brigadier den Angriff mit dem 35. Regimente wiederholen. Es erlitt dasselbe Schicksal. Auch diese Mifierfolge schreckten Generalleutnant Oschima vor der Wiederholung des Angriffes nicht ab. Hiezu wurden dem Brigadier noch 2 Bataillone (der 18. und Landwehrbrigade) zur Ver- ftigung gestellt. Die mit Todesverachtung unternommenen Sturme scheiterten am Tag ebenso wie bei Nacht, wo die blendenden Scheinwerfer die Abteilungen in Verwirrung brachten. Am 22. morgens stellte Oschima den Kampf ein. 46 Fast gleichzeitig mit dem 7. Infanterieregimente griff am 21. das 44. Infanterieregiment der 11. Division das Fort Nordkikwanschan an. Der Angriff wurde aber vor den Drahthindernissen und am Kehlgraben durch das Feuer der Nachbarforts abgewiesen. General Nogi hielt am 22. eine Beratung wegen der Undurch- ftihrbarkeit eines gewaltsamen Angriffes, als die Meldung eintraf, die Japaner hatten die Ostpanlunschanredoute genommen. Es hatten namlich am 21. Versprengte des 7. Regiments in einer Terrainstufe Schutz gefunden. Ihre Zalil hatte sich wahrend der folgenden Angriffe auf 100 vermehrt. Die Unmoglichkeit, sich aus der miClichen Lage zu befreien, erkennend, beschlossen sie einen Oberfall. Einigen Pionieren gelang es, in einen Unterstand eine Sprengladung zu werfen, welche beim Verteidiger grofie Verwirrung hervorrief, worauf die Japaner eindrangen. Durch eine aufgepflanzte Bataillonsfahne aufmerksam gemacht, sandte General Ichinobe durch die Rachel Verstarkungen und das Fort blieb in japanischem Besitz. Gegenversuche der Russen, die Redoute wieder zu nehmen, miGgluckten ebenso, wie die der Japaner, mit frischen Kraften die Wantaihohe zu stiirmen. Verluste der Japaner: 15.000 Mann, darunter allein von der 9. Division 6000. Der belagerungsmaBige Angriff. (Beilage 14.) Ursachen. Der Mangel wirksamer Belagerungsgeschutze, die Wirkung der russischen Scheinwerfer bei Nacht, die ungenugenden pionier- technischen Vorbereitungen schlossen den Erfolg eines gewaltsamen Angriffes aus. Vorbereitungen. Es wurden 280 mm kurze Haubitzen von den Japanern ein- gestellt. Die ersten 6 trafen jedoch erst Mitte September ein und wurden siidlich Liorr und nordlich des Daguschan in Batterie gestellt. Zur Bekampfung der wirksamen Maschinengewehre sollten Gebirgsgeschiitze und kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen verwendet werden. An Stelle des Angriffes iiber deckungsloses Terrain wurden Laufgraben bis nahe an die Forts ausgehoben. Auch \vurden auf nachste Distanzen kleine holzerne Morser und Hand- 47 granaten verwendet. Als Hauptangriffsfront wurden noch Sung- suschan, Erlungschan und Ostkikwanschan einbezogen und die Eroberung der Vorfeldstellungen im Westen in Aussicht genommen. Die Sappenarbeiten der Japaner storten die Russen durch haufige Ausfalle. Aufierdem befestigten die Russen die wichtige Wantaihohe. Mitte September waren die Laufgraben vor der Tempel-, Kuropatkinredoute und dem Langen Berge bis auf 50 Schritt und naher herangetrieben und es wurde ftir den 19. ein allgemeiner Angriff festgesetzt. Verstarkungen. Anfang September trafen als Ersatz der Verluste durch Kampf und durch die Beriberikrankheit 16.000 Mann Reserveformationen ein. Angriffe auf den Langen und Hohen Berg. Naclr heftigem Artilleriefeuer aus 26 Belagerungs- und 60 Feld- geschtitzen auf den Langen und Hohen Berg vom Morgen des 19. an erteilte der Kommandant der 1. Division um 5 Uhr nach- mittags den Angriffsbefehl ftir das 1. Infanterie- und 15. Landwehr- regiment. Erst nach neuerlicher, heftiger Artilleriebeschiefiung gelang es der Infanterie am 20. nachmittags, bis an die Brustwehr des Langen Berges vorzudringen und durch Handgranaten sowie durch umfassenden Angriff in die Kehle der russischen Befesti- gungen einzudringen und die Russen endgiiltig zu werfen. Den gegen den Hohen Berg am 19. vorgehenden 15. und 16. Landwehrregimentern gelang es erst nach erneuerten Angriffen in der Nacht des 20., die H oh e 210 (Beilage 12) zu nehmen. Die Hohe 203 blieb aber in den Handen der Russen. Am22.bereitete GeneralleutnantKontradenko einenGegenangriff vor. Dieser, vom Schiffsleutnant Podgorski durchgefiihrt, gliickte. Die Japaner wurden bis auf den FuB des Berges zuriickgedrangt Verluste der Japaner: 3000 Mann, ohne Erfolg. Angriff auf die Kuropatkin«-, Eisenbahn/ und T empelredoute. (Beilage 13.) Gegen diese hatte die gleiche Artilleriemasse seit 19. gewirkt. Die ersten zwei Werke hatte die 18., das letztere die 2. Brigade anzugreifen. 48 Der Angriff des Infanterieregiments Nr. 36 auf die Kuropatkin- und Eisenbahnredoute scheiterte, denn es wurde, kaum aus der Deckung heraus, mit einem Schnellfeuer iiberschiittet. Nach vvieder- holten fruchtlosen Versuchen gelang es erst gegen Morgendam- merung des 20. einer Sturmkolonne, in die Werke einzudringen. Das Feuer aus den nachstgelegenen Giirtelteilen machte aber den Aufenthalt unmoglich, weshalb die Japaner die Unterstande in Brand setzten. In ahnlicher Weise nahm das 3. Regiment die Tempelredoute. Um der Artillerie das Beschiefien bis in die letzten Stadien zu er- moglichen, trugen die Tetekolonnen weifie Fahnen voran. Verluste der Japaner: 4000 Mann. Am 9. Oktober wurden die Schtitzengraben vor Erlungschan vom 19., die Schanze am Turbanberge am 16. Oktober vom 36. Infanterieregimente nach kurzem Kampfe genommen und ein Gegenangriff auf letztere in der folgenden Nacht blutig abgewiesen. Sturm an der Hauptfront am 30. Oktober. (Beilage 14.) Bis Ende Oktober waren die Laufgraben bis auf 30 bis 50 Schritt vor dem Glacisfufie gediehen. Angriffsdisposition am 25. Oktober. Nach entsprechendem Erfolge eines allgemeinen Bombardements haben anzugreifen: die 1. Division Fort Sungsuschan und die stidliche Hohe, die 9. Division Fort Erlungschan und das P-Fort, die 11. Division Fort Nord- und Ostkikwanschan, die Flugeldivi- sionen haben gegen die Nachbarforts zu demonstrieren. Die 1. und 9. Division hatten am 26. die vorgeschobenen Schtitzengraben der ihnen zugewiesenen Forts zu nehmen. Ereignisse. Die Schiitzengraben wurden nach kurzem Kampfe genommen. Am 30. morgens meldeten die Beobachter, daB die beschossenen Werke vollstandig zerstort seien, worauf fiir 12 Uhr nachmittags der Sturm anbefohlen wurde. Kaum hatten die Sturmkolonnen ihre Deckungen verlassen, so wurden sie durch heftiges Gewehr- und Geschiitzfeuer zuruckgeworfen. Stellenweise gelangten die 49 Japaner bis zum Grabenrand, ja selbst bis zur Brustwehrboschung, wurden aber vernichtet, weil die Flankierungsanlagen intakt waren und die mitgebrachten Sturmleitern sich als zu kurz erwiesen. Vor dem P-Fort stellte sich der Kommandant der 6. Brigade, nachdem die Truppen nach mehrmaliger Einnahme des Forts immer wieder geworfen wurden, an die Spitze zvveier Kompagnien und nahm das Fort im Handgemenge. Die 28 cm Haubitzen vermochten nicht die Dečke der per¬ manenten Forts zu durchschlagen. Verluste der Japaner: 2000 Mann. Diese Mifierfolge zvvangen die Japaner zum Minenangriff. (Beilage 10 a.) Derselbe fuhrte nach erbitterten Minenkampfen dazu, dafi bis 25. November die Minengange an den Forts Nordkikwanschan, Sungsuschan und Erlungschan bis an die Kontre-Eskarpe ge- trieben und diese durch Minen teilweise zum Einsturz gebracht wurden. Unterdessen erweckte das Flerannahen des ‘Baltischen Geschwaders» beim Oberkommando der Armee Besorgnisse. Es solite vor dessen Eintreffen die russische Flotte im Hafen ver¬ nichtet werden, wozu der zweite Sturm gegen die Forts Sungsuschan und Ostkikwanschan beschlossen wurde. Im Falle des MifSlingens solite der Hohe Berg gestiirmt werden. Ein aus 2000 Freiwilligen gebildetes Detachement solite gleichzeitig mit dem frontalen Sturm in der Nacht durch die Lunhoebene eine tiberraschende Umfassung des Forts Sungsu¬ schan durchfilhren, von welcher man die Aufrollung der ganzen Front erhoffte. Nach einem heftigen Bombardement der Nordostfront aus samtlichen Belagerungsgeschiitzen erfolgte der allgemeine Sturm am 26. November um 1 Uhr nachts. Uberall wurde der Angreifer mit verheerendem Kreuzfeuer empfangen und nach anfanglichen teilweisen Erfolgen zurtickgeworfen, obwohl es den Japanern bei- spielsweise beim Fort Nordkikwanschan gelungen war, bis in den Hof des Werkes zu gelangen. Ebenso war die Umfassungsgruppe Schtvarz, Der Russisch-japanische Krieg. 4 50 von einem Scheinwerfer in der Niederung entdeckt und durch Kreuzfeuer dezimiert worden. Dennoch stiirmten diese den Hang hinauf, wurden aber von den bereitgestellten russischen Reserven zuriickgeworfen. Verluste: Dieser resultatlose Angriff, der blutigste der ganzen Belagerung, hatte den Japanern 8000 bis 9000 Mann gekostet. Der Angriff auf den Hohen Berg (Beilage 13) wurde trotz dieser Verluste beschlossen. Wegen der kraftigen russischen Feuerwirkung war man mit den Laufgraben noch 200 Schritt von der Spitze entfernt. Zwei am 28. November von der 1. Brigade und der 1. Land- wehrbrigade, diesmal ohne vorbereitendem Artilleriefeuer (um die Aufmerksamkeit der Russen nicht zu erregen), durchgefuhrte Sturme vvurden abgeschlagen. Am 29. November gelang es Truppen der 7. Division nach vorheriger Artilleriebeschiefiung, in das Werk C. 211 einzudringen. Sie wurden aber durch konzentrisches Artilleriefeuer daraus ver- trieben. Ein am 30. wiederholter Angriff brachte die Hohe C. 211 und spater vorubergehend auch die Hohe C. 203 in japanischen Besitz. Der mit seltener Ausdauer am 1. Dezember wiederholte Angriff wurde blutig abgewiesen, wobei der Nordhang mit Leichen bedeckt war. Die Hohe erregte selbst bei den todesverachtenden Japanern Grauen und wurde der Totenhiigel genannt. Vom 1. bis 5. Dezember wurden die Sappenarbeiten fort- gefuhrt und am 5. ein neuerlicher Sturm von der 1. Landvvehr- brigade und der 7. Division wiederholt, welcher die Hohe endlich in japanischen Besitz brachte. Damit war der freie Einblick in den Hafen erreicht. Der Lange Berg (Akasiyama) wurde von den Russen am 6. geraumt, da er von der Hohe 203 in Flanke und Rticken beschossen wurde. Verluste der Japaner vom 27. November bis 5. Dezember 12.000 Mann. SchluBkampfe. Am 6. Dezember wurde mit dem Bombardement des Hafens und der Stadt begonnen. Bis 11. waren die meisten grofieren Schiffe von den Russen versenkt. Unterdessen setzte General Nogi den Minenangriff an der Ostfront fort. 51 Der Tod des Helden der Verteidigung, Generalleutnant Kontra- denko, der durch eine japanische Bombe fiel, der Mangel an Munition, Verbandzeug und geeigneter Kost fur die Verwundeten, die starke Verbreitung der Skorbutkrankheit, sowie das Fehlen von Bohrern, endlich die Machtlosigkeit, den japanischen Minen- arbeiten entgegenzuwirken, fiihrte Anfang Janner zur Kapitulation. Am 29. Dezember stimmten nur 4 von 21 zu einem Kriegs- rate von Generalleutnant Stossel einberufenen Mitgliedern fur die Kapitulation. Aber schon am 1. Janner 1905 brachte ein russischer ParlUmentar ein in englischer Sprache gefaBtes Kapitulations- anerbieten in das feindliche Hauptquartier. Gleichzeitig gab General- leutnant Stossel den Befehl zur Vernichtung des Kriegsmaterials. Am 2. Janner wurden die Ubergabsbedingungen festgesetzt, wobei General Nogi vom Kaiser den Befehl erhielt, Stossel alle Kriegsehren zuzuerkennen. Nach den Bestimmungen wurden alle Forts, Schiffe und das gesamte Material der japanischen Armee ausgeliefert. Den Offizieren und Beamten wurde gestattet, die Seitenwaffe zu tragen. Falls sie sich auf Ehrenwort verpflichteten, in diesem Kriege gegen Japan nicht mehr zu kampfen, wurde ihnen erlaubt, in die Heimat zuriick- zukehien. Erfahrungen. Russen: Aus Sparsamkeitsriicksichten war ein zu enger Giirtel gezogen und aufierdem fehlte die Anvvendung von Panze- rungen. Bei Ausbruch des Krieges wurde der Giirtel hinaus- geschoben, doch konnten nur mehr feldmaCige Befestigungen geschaffen werden. Der Mangel an Ballons und Fernkampfartillerie bewirkte, dafi der Schwerpunkt der Verteidigung in den Nah- kampf verlegt werden mufite. Die feste Vorfeldstellung bei Kintschu und der Nanschan hatten bei hinlanglicher Artillerieausriistung und zeitgerechter Unterstutzung durch Reserven den Angriffen der Japaner lange Widerstand leisten konnen. Die Verteidigung geschah nur defensiv. Der einzige Gegenangriff Stossels am 3. Juli veranlaiJte schon Nogi, das weitere Vorgehen bis zum Eintreffen der Verstarkungen zu verschieben. 4* 52 DasVerhalten des Verteidigers war musterhaft und ausschliefi- liches Verdienst der Infanterie. In der guten Verwertung des Spatens der Infanterie liegt die Hauptverzogerung in der Belagerung. Japaner: Das schwierige, kommunikationsarme Gelande ge- stattete nur eine langsame Offensive. Dem Angriff ging stets eine eingehende Aufklarung, meist mit Untersttitzung starkerer Detachements, voraus. Der Anmarsch erfolgte immer unter dem Schutze der Dunkelheit. Wegen des schwierigen Terrains: Teilung der Reserven, Bildung vieler Gefechts- gruppen. Einer andauernden, einheitlich geleiteten Artilleriebeschieftung folgte der Angriff der Infanterie. Dieser gelingt selten gleich, die Infanterie grabt sich vielmehr nahe dem Gegner ein. Das weitere Vorgehen geschieht nachts, die Entsclieidung fallt aber erst in der Morgendammerung. Weil den Russen Wurfgeschutze mangeln, postiert sich die Angriffsartillerie ungestort. Die mit bewunderungs- vvurdiger Zahigkeit durchgefilhrten Infanterieangriffe scheitern wegen des Mangels an Brisanzgranaten unter grofien Verlusten. Der Mangel an pioniertechnischen Vorbereitungen filhrt stellen- weise zu Vernichtungen zunachst der russischen Werke. Die kleinkalibrigen Schnellfeuerkanonen, Maschinengewehre, Beleuchtungsapparate und Handgranaten hatten sich bestens bewahrt. Endlich wurde die alte Erfahrung bestatigt, daB die Starke eines festen Platzes nicht in totem Material, sondern hauptsachlich im Geiste liegt, der die Besatzung beseelt. Die erneuerte Offensive der Japaner. Vorriickung der Japaner auf Liaojang. (Beilage 15.) Geographische Lage. Das Fonschuilingebirge ist ein 1200 bis 1500 m hohes, stark bevvaldetes, vielfach zerkltiftetes Bergland. Es erschwert die Truppen- bewegung sehr. Von den PaGiibergangen fiihrt nur ilber den Motien eine fahrbare Strafie. Das Vorrtickungsterrain fiir die Japaner bot auch sonst nur schlechte StraGen und Wege, welche fiir die Artillerie und Trains nahezu ungangbar waren. Infolge der Verbesserungs- arbeiten derWege konnte die Vorbewegung nur langsam geschehen. Kraftegruppierung. Russen: Generalleutnant Stackelberg gelang es, sich noch recht- zeitig der drohenden Umfassung bei Wafankou durch den Riick- zug zu entziehen. Die Japaner folgten nicht. Stackelberg rastete langere Zeit bei Kaitschu und hielt die Passe besetzt. Japaner: Gruppierung siehe Beilage. I. Armee: General Kuroki (Garde, 2. Division, 1. Kavallerie-, 1. Artilleriebrigade); IV. Armee: General Nodzu (5., 10. Division); II. Armee: General Oku (3., 4., 6. Division, 2. Kavallerie-, 2. Artilleriebrigade). Starke: Japaner: I. Armee 50.000 Mann, IV. Armee 35.000 Mann, II. Armee 50.000 Mann, zusammen 135.000 Mann; Russen annahernd gleich den Japanern. Ereignisse. Die japanische Offensive begann mit der Vorriickung des rechten Fliigels der I. Armee gegen Graf Keller, welchem die Verteidigung der von Saimatsi und Fonhuantschon gegen Liaojang und Haitschon ftihrenden Gebirgspasse oblag. Bis 29. Juni gelang es Kuroki, iiberraschend schnell und ohne grofje Verluste die Passe zu nehmen. 54 General Nodzu nahm nach lebhaften Gefechten den Dalin- und Watselinpafi gegen vorgeschobene Teile des IV. sibirischen Korps und der Kavalleriebrigade Mischtschenko. Der Versuch der Russen, am 4. Juli den MotienpaG zu nehmen, scheiterte unter be- trachtlichen Verlusten. Am 7. und 8. Juli beginnt der linke japanische Fliigel — die II. Armee — die Vorriickung gegen die starke russische Stellung bei Kaitschu. Diese Vorriickung wurde durch den linken Fliigel Nodzus unterstiitzt. Die Russen, von iiberlegenen Kraften angegriffen und in ihrer linken Flanke bedroht, gingen auf Daschitschao zuriick. Situation am 15. Juli. Die Japaner haben die Passe mit der Hauptkraft am linken Fliigel besetzt. Die Russen, verstarkt durch das X. Armeekorps, mit Teilen des in Mukden eingetroffenen XVII. Korps und der kaukasischen Kavalleriebrigade, hatten das I., II. und IV. sibirische Korps bei Haitschon-Daschitschao vereinigt. Am russischen linken Fliigel, wo Kuropatkin alle eintreffenden Truppen einsetzt, kommt es in der zweiten Halfte Juli zu heftigen Kampfen und es ergibt sich daraus Ende Tuli folgende Gliederung. SiidlicheGruppe: Generalleutnant Graf Keller; 3. und 6. Schiitzen- division, 1. Brigade der 31. Division des X. Korps. Nordliche Gruppe: Generalleutnant Sslutschewski; 9. Division des X. Korps, 1 gemischte Brigade des XVII. Korps, bei Siojan Kavalleriedivision Rennenkampf. Ein Versuch des Generalleutnants Keller am 16. Juli, die Passe ostlich Lianschan zu nehmen, scheitert nach anfanglichen Erfolgen iiber die japanischen Vortruppen an den befestigten Stellungen bei Ufangnan und Sjumatum. Die Russen werden mit einem Verlusle von 1000 Mann bis iiber den Lanho zuriickgevvorfen. Unter gleichen Verlusten wird die nordliche Gruppe, welche versucht, den InschulinpaB zu nehmen, ebenfalls iiber den Lanho zuriickgeworfen. Beide Gruppen besetzen denWestrand des starken Lanhoabschnittes. Gegen diesen Abschnitt ordnet Kuroki am 31. Juli die allgemeine Vorriickung an. Wegen gliihenden Sonnenbrandes macht der japanische Angriff nur langsame Fortschritte. Erst nachdem 55 Graf Keller am Abend durch ein Artilleriegeschofi todlich verletzt wurde, gelingt es den Japanern, die Russen nach einer Umgehung des rechten russischen Flilgels am 1. August nachts, untersttltzt durch ein machtiges Artilleriefeuer, zuriickzuwerfen. Um das Vorgehen Kurokis zu erleichtern, ordnete Marschall Oyama fiir den 20. Juli eine allgemeine Vorriickung der Armeen Okus und Nodzus an: erstere auf Daschitschao, letztere auf Simutschon. Bei Daschitschao stiefi Oku am 23. Juli auf die gut befestigte Stellung Stackelbergs, welcher eine starke Artillerielinie von 110 Ge- schtitzen in der Front bereitgestellt hatte. An diesem Tage machte der Angriff, an welchem nur Teile der Armee teilnahmen, wenig Fortschritte. Erst am 24. abends, als sich die japanische Umgehung des russischen Flilgels fiihlbar machte und auch der Angriff Nodzus auf Simutschon wirkte, zogen sich die Russen geordnet zuriick. Diejapaner folgten nicht liber die Linie Simutschon-Daschitschao. Die Gefechte am 24. haben fiir die Japaner den Erfolg, dafi der linke Fliigel Okus am 25. Inkou besetzt und* durch den Hafen eine ivichtige Nachschubslinie fiir die Japaner eroffnet wird. Nach den Gefechten bei Simutschon und Daschitschao bezogen die Russen bei Haitschon eine Stellung und leisteten gegen die beiden japanischen Armeen am 31. Juli erfolgreichen Widerstand. Als aber am 1. August die Japaner beide russische Fliigel zu um- fassen drohen, ziehen sich diese am 1. und 2. bis Anschantschan, am 3. bis Liaojang zuriick. Verluste beiderseits 1000 Mann. Die Schlacht bei Liaojang vom 30. August bis 3. September. (Beilage 16 .) Geographische Lage. Liaojang liegt in einer reich bebauten, durch zahlreiche Dorfer bevolkerten Ebene. Der Taitsiho, in einem 2 bis 3 km weiten Tal, ist 75 m breit und 2 bis 3 m tief. Westlich der Bahn ist das Gelande flach, mit vielen Hauser- gruppen besat; Truppenbewegungen sind schwierig. Ostlich ist ein 500 bis 600 m hohes, ziemlich steil aufsteigen- des Hiigelland, welches, vielfach zerkliiftet und untibersichtlich, die Verbindung erschwert, aber gute Deckung bietet und das Ver- schieben von Umgehungskolonnen erleichtert. 56 Die Uniibersichtlichkeit, die schwierigeVerbindung derTruppen und das schwere Fortkommen brachten es mit sich, daG sich die Schlacht in tagelang andauernde Teilgefechte aufloste. Beiderseitige Entschliisse. Russen: General Kuropatkin beabsichtigt, die Japaner in der durch Monate hergerichteten Stellung zu schwachen, ihnen emp- findliche Verluste beizuftigen und Zeit zu gewinnen, um nach dem Eintreffen der erwarteten Verstarkungen zur Offensive tiberzugehen. Japaner: Marschall Oyama, am 23. August bei der Armee eingetroffen (Hauptquartier in Haitschon), will die Russen in der Front und beiderseitig umfassend angreifen, sie schlagen und wo- moglich dieselben von ihrer Rtickzugslinie — Mukden — abschneiden. Aufstellung der Russen. Sie bestand aus zwei Befestigungslinien, denen die Russen groGe Widerstandskraft zumuteten. Die auBere Linie bildeten starke Schiitzengraben mit Unter- standen. Front und Flanke waren durch Drahthindernisse geschiitzt, das Vorfeld gelichtet. Die Front erstreckte sich von Mayetun uber Zafantun nach Siapu und betrug 25 km Lange. Die innere Linie bestand aus einem Giirtel von 16 groGeren Erdwerken in einer Ausdehnung von 15 km. Nachteil der Stellung. Die bedeutende Oberhohung durch die vorliegenden Berge, der FluGabschnitt im Riicken und die Gefahr einer Umfassung der linken Flanke vom Nordufer des Taitsiho. Eine Verlangerung der Verteidigungslinie war wegen der ohne- hin zu groGen Ausdehnung nicht moglich. Durch eine Aufstellung hinter dem Taitsiho ware Liaojang preisgegeben worden, auch lieG sich eine Umgehung durch Aufstellung starker Reserven hinter dem linken Fltigel begegnen. Gefechte vom 24. bis 29. August. Siidfront. Die II. und IV. japanische Armee gehen sehr langsam und vorsichtig vor und umfassen die Russen auf beiden Fliigeln, worauf diese am 27. die vorgeschobene Stellung raumen und am 28. und 29. in die befestigte Linie zurtickgehen. Ostfront. Mit der I. Armee dringt Kuroki von links mit der Garde, dann der 2. und 3. Division energisch vor. Es versuchen 57 seme beiden Fliigel, die Russen zu umfassen, werden aber von Generalmajor Bilderling durch Teile des XVII. Korps abgewiesen. Der Riickzug der Siidgruppe bestimmt Kuropatkin, auch der Ost- gruppe den Befehl zum Riickzug zu geben. Unter schwierigen Kampfen ziehen sich die Russen am 27., 28. und 29. hinter den stark befestigten Tanhoaabschnitt zuriick. Anordnungen fur die Schlacht am 30, und 31. August, (Beilage 17.) Russischer ArmeebefehI vom 29. August. Der Feind — I., IV., II. Armee — hat sich in der Front Pigou -Wanbasai - Schaho entwickelt. Die eigene Armee sammelt sich in der ersten befestigten Linie und wird dort hartnackigen Widerstand leisten. 1. ) Vordere Linie: a) Generalleutnant Stackelberg, I. sibi- risches Korps verteidigt die Hohen von Mayetun bis Sinlintun (Hdhenlinie siehe Beilage), sichert sich nach Osten bis zum Bach bei Tasy und halt Verbindung mit dem III. Korps. b) Generalleutnant Iwanow, III. sibirisches Korps verteidigt die Hohen nordlich Kudiatsy bis zum Weg Mindiafun-Sitschanpu. c) Generalleutnant Sslutschewski, X. Korps vom Weg bis Siapu. d) General der Kavallerie Bilderling, XVII. Korps am rechten Ufer des Taitsiho bis Sikwantun. Die rechte Flanke sichert das Detachement Kossagowsky am Schaho, die linke ein Detachement des XVII. Korps bei Ponsihu. 2. ) Reserve: a) IV. Korps Generalleutnant Sarubajew. b) II. » » Sassulitsch. c) V. » » Dembowsky. d) Sibirische Kosakendivision Generalmajor Samsonow. 3. ) Flankenschutz links durch das XVII. Korps, rechts durch die Transbaikalkosakendivision Generalmajor Grekow. 4. ) Schvvere Artillerie nach Befehl des Artillerieinspektors. 5. ) Besetzung der Forts nach Anordnung des Kommandanten von Liaojang. 6. ) Hauptverbandplatz : Bahnhof. Usw. usw. to a> 58 Angriffsdisposition der Japaner. 1. ) Die I. Armee greift die Russen aus der Linie Chutuai- Jagutschi an, rechter Fliigel knapp am linken Taitsihoufer, Reserve hinter dem rechten Fliigel. 2. ) Die IV. Armee greift mit der Mitte siidlich Syschanyu- Zofantun an. 3. ) Die II. Armee mit dem linken Fliigel Direktion beiderseits der Strafie, bezw. Eisenbahn Haitschon-Liaojang, nordlich Sinlitun, Syaoyansy-Mayetun und umfafit den russischen rechten Fliigel westlich Mayetun. 4. ) Die Reservebrigaden der IV. und II. Armee stehen zur Verfugung des Oberbefehlshabers zwischen Tschilintsy und dem Schaho. 5. ) GroBes Hauptquartier bei der IV. Armee. Ereignisse. Der Artilleriekampf begann am 30. August 5 Uhr friih aut der ganzen japanischen Linie und wurde kraftig erwidert. Nach einigen Stunden wurde die russische Artillerie durch die iiber- hohende und gut gedeckte japanische niedergerungen. Infanterieangriff. Rechter Fliigel. Die Gardedivision der I. Armee griff mit der linken Brigade den linken Fliigel des III., mit der rechten Brigade das X. 'Korps mit grofiem Ungestiim an. Der Angriff scheiterte an der stark befestigten, in Etagen erbauten russischen Stellung. Ebensowenig konnte die rechts von ihr vorgehende 2. Division Terrain gewinnen. Die Japaner graben sich 1000 bis 1200 Schritt vor der russischen Stellung ein. Die 12. Division und die Reservebrigade kam nicht in das Gefecht. Mitte. Die IV. Armee grub sich ein, nachdem es ihr nach mehreren Versuchen nicht gelungen war, die Stellung des III. rus¬ sischen Korps zu nehmen. Linker Fliigel. Von der II. Armee greift die 3. Division die Hohen beiderseits der Strafie Haitschon-Liaojang, die 6. und 4. Division die russische Stellung \vestlich der Bahn umfassend an. 59 Gegen diese Umfassung mufite Kuropatkin nach und nach drei Regimenter des IV. und ein Regiment des II. Korps einsetzen, wo- durch der japanische Angriff zum Stehen kam. Diese Gefechte tiberzeugten den japanischen Oberbefehlshaber, dafi die Russen ihre Hauptkraft hinter dem rechten Fliigel hatten und ein Angriff auf die starke russische Front erfolglos sei. Befehl Oyamas am Abend des 30. August. Die I. Armee hat in der Nacht mit moglichst starken Kraften auf das nordliche Taitsihoufer iiberzugehen und den russischen Ostfliigel umfassend anzugreifen. Die Armee Nodzus breitet sich nach Osten aus und tritt mit der Hauptkraft an die Stelle der I. Armee. Die II. und IV. Armee setzen ihre Angriffe auf die Stidfront fort, um die Russen zu binden. Ereignisse. Japanischer rechter Fliigel. Kuroki begann noch vor Mitter- nacht den Ubergang uber den Taitsiho. Es iiberschritten die 12. Division und 1 Brigade der 2. Division mit ihrer Artillerie bei Sakan und Kankwantun, die Gardebrigade bei Ponsihu den Flufi bei Furten. Letztere vertrieb das Detachement des XVII. russischen Korps und schlofi sich am 31. abends den 1 1 / 2 Divisionen Kurokis an. Die Japaner verschanzten sich. Mitte. Von der IV. Armee, welche sich dispositionsgemab verschob, kam es nur am rechten japanischen Fliigel dieser Armee zum Gefecht. Das X. russische Korps drangte die Japaner zuriick. Linker Fliigel. Oku erneuerte mit der II. Armee und der 5. Divi¬ sion der IV. Armee mit Heftigkeit den Angriff und Oyama setzte die Armeereserve ein, um die Russen zu umfassen. Kuropatkin war genotigt, gegen diese ungestumen Angriffe seine ganze Armee¬ reserve einzusetzen. Nach einer kurzen Ruhepause ordnete Marschall Oyama den allgemeinen Angriff fiir die Nacht an. Die stiirmenden Japaner drangen in die russischen Schiitzen- graben ein. Diese waren aber nur mehr schwach besetzt, denn Kuropatkin hatte im Hinblick auf die Gefahr der Bedrohung seiner Riickzugslinie durch die Vorriickung der japanischen I. Armee am nordlichen Taitsihoufer den Befehl zum Ruckzug erlassen. 60 Russischer Armeebefehl. 1. ) Die vordere Linie wird sofort geraumt. Riickzugslinien des I., III. und X. Korps (siehe Beilage). 2. ) General Sarubajew halt mit je einer Brigade dieser Korps, dann mit dem IV. und halben V. Korps die zweite Verteidigungslinie. 3. ) Das XVII. Korps leistet bis zum Eintreffen der Ver- starkungen Widerstand. Da die Japaner am 1. September nicht nachdrangten, gelang der Abmarsch. Eine eigentliche Entscheidung war nicht gefallen. Gefechte vom i. bis 3. September. Japaner: Die Artillerie setzte am 1. die Vorstadt von Liaojang und den Bahnhof in Brand. Die IV. und II. Armee umfafiten die Stadt in weitem Halbkreis. Kuroki zog den Rest seiner Armee auf das nordliche Ufer. Die Gardereservebrigade mufite einen Angriff der Kosaken- division Generalmajor Rennenkampf von den Kohlengruben her abweisen, konnte daher am 1. noch nicht anschliefien. Kuroki war an diesem Tage deshalb auf die Defensive angewiesen. In der Nacht gelang der Angriff der I. japanischen Armee auf den Mandschujama teilweise. Russen: Kuropatkin beabsichtigte fiir den 2. einen Angriff am Nordufer des Taitsiho und gab in der Nacht folgende Dis- position: 1. ) Das XVII. Korps hat die Hohe zu halten, 2. ) das X. Korps hat iiber Sachutun, 3. )'das I. Korps iiber Chohojintai-Hoyintai vorzuriicken, 4. ) das III. Korps hat als Reserve bis Schitsotsy zu folgen. Die 54. Division (1 Brigade mit Artillerie) war erst eingetroffen und hatte die Weisung, sich nach Mafigabe der Erfolge des I. Korps am Angriff in der Richtung auf Chwankufon zu beteiligen. Am 2. September mifilang ein Angriff des XVII. Korps ebenso, wie der Gegenangriff Kurokis. Am linken Fliigel berief General der Kavallerie Bilderling General Orlow nach Sachutun. Dieser zogerte mit Riicksicht auf den Armeebefehl und erhielt von dem mittlerweile eingetroffenen Generalleutnant Stackelberg den Befehl zum Angriff, um die linke Flanke des I. Korps zu decken. Bei dem auf nachster Entfernung in uniibersichtlichem Terrain erfolgten Zusammenstofi mit der 61 japanischen 12. Division erlitt die 54. russische Division empfind- liche Verluste und flutete auf das I. Korps zuriick. General Orlow wurde verwundet. Auf dem vvestlichen Fliigel fanden an diesem Tage keine entscheidenden Gefechte statt. Trotz eingetroffener Verstarkungen entschlofi sich Kuropatkin mit Riicksicht auf die Erschopfung seiner Truppen am 3. zu keinem zweifelhaften Angriff, sondern ordnete den Ruckzug auf Mukden an. Befehlc. General Sarubajew hat die Befestigungen von Liaojang zu halten. Das X. Korps und. der Rest der 54. Infanteriedivision halt die Linie Sachutun-Kohlengruben und schtitzt den Ruckzug des III. Korps. Das XVII. Korps deckt den Abmarsch des X. Korps. Ruckzug der Russen vom 4. bis 7. September. Siidfront. Nodzu griff unter empfindlichen Verlusten energisch, Oku vorsichtig an. Die Russen hatten zum grolien Teil die Stellung schon verlassen. Am 4. raumt Sarubajevv Liaojang, zerstort die Brilcken und verbrennt die Vorrate. Die japanische IV. und II. Armee folgen nur langsam. Am 5. wird Liaojang von den Japanern besetzt. Infolge hartnackigen Widerstandes der Russen kann die japa¬ nische I. Armee am 4. keine Verfolgung aufnehmen. Verluste: Russen 500 Offiziere, 15.000 Mann; Japaner 600 Offi- ziere, 17.000 Mann, d. i. zirka 11'5%. Die grofiten Verluste waren dort, wo der Angriff rasch versucht wurde. Gefechte am Schiliho vom 8. September bis 5. Oktober. (Beilage 18 .) Geographische Lage. Der Schauplatz der folgenden langvvierigen Kampfe ist der Raum entlang und ostlich der StraBe Liaojang-Mukden. Gevvasser. Der Hunho tritt bei Fuschun aus dem Gebirge in ein breites Tal. Der Schaho bildet von Pianjapusa, dessen NebenfluB, der Schiliho, von Sjaluhotsi an einen starken Abschnitt. 62 Ebenso bilden die vielen von Osten nach Westen ziehenden Nebenflusse eine Reihe von Abschnitten. Die FluC- und Bachrander sind iiberall verteidigungsfahig. Hindernisse bieten auch die grofieren Fliisse, weil fast iiberall durchwatbar, nicht. Bodengestaltung. Nach Osten steigt das Hiigelland zu einem hohen, zerkliifteten Bergland. Truppenbewegungen sind daselbst nur auf den Talwegen und Saumpfaden moglich. Bodenbedeckung. Im Gebirge teilweise Wald. Mit Ausnahme an der Strafie Liaojang-Mukden, ist das Gelande wenig iibersichtlich. Die Frucht (der 2 bis 3 m hohe Gaoljan) war geschnitten. Disposition fiir den Vormarsch der Russen. Armeebefehl vom 2. Oktober. Der Vormarsch geschieht in drei Gruppen. Westgruppe: General der Kavallerie Baron Bilderling (XVII., 3 / 4 X., V. Korps, Kavalleriedivision Grekow) mit der Hauptkraft auf Liaojang. Hievon rechte Seitenhut V. Korps, rechter auCerster Flankenschutz Kavalleriedivision Grekow. Mittlere Gruppe: Generalleutnant Mau (1 Brigade des X. Korps, 2 Kavalleriebrigaden unter Mischtschenko) iiber Fondjapu auf Santsiatsy und die Kohlengruben. Ostgruppe: Generalleutnant Baron Stackelberg (I., i/JI., III., J / 4 IV., i/ 4 V. Korps, Kavalleriedivision Samsonovv) tiber Pianjapusa, Kaotaitsy gegen den Tumonlinpafi und Ponsiho umfaCt den japanischen Ost- fliigel. Seitenhut Kavalleriedivision Rennenkampf, 1 gemischte Brigade der 17. Division des V. Korps iiber den DalinpaC auf Ponsiho. Reserve: I. Armeekorps um Mukden, s / 4 IV. und VI. sibirisches Korps ostlich Mukden. DieWestgruppe hatte bis zum Schiliho vorzuriicken und dort so lange zu warten, bis die Ostgruppe die Umfassung durchgefiihrt hat. Krafteverhaltnisse Mittc September. (Beilage 18.) Russen: Es trafen wahrend der Kampfpause folgende Ver- starkungen ein: I. europaisches Armeekorps, Petersburg: 32 Bataillone, 3 Es- kadronen, 12 Batterien = 34.000 Mann; VI. sibirisches Armeekorps, Moskau: 32 Bataillone, 6 Eskadronen, 12 Batterien = 34.500 Mann. 63 Aufierdem 2 Maschinengewehrabteilungen, Ersatzmannschaft und neue Rohrriicklauf-Schnellfeuerbatterien. Auf der Fahrt: 4. Donkosakendivision, 4. Feldmorserregiment, 61. Reserve-Infanteriedivision. Die Russen erkennen den schwachen Wert der Reservetruppen und schieben fast nur Linientruppen nach. Die Japaner befestigen die Linie Jantai-Kohlengruben, ebenso alle wichtigen Eisenbahnpunkte. Verstarkungen: a) Ersatz an Offizieren und Mannscbaft, b) Re- servebrigaden. I. Armee: 66 Bataillone, 22 Eskadronen, 46 Batterien; II. Armee: 54 Bataillone, 20 Eskadronen, 42 Batterien; IV. Armee: 30 Bataillone, 7 Eskadronen, 14 Batterien. Starke. Russen: 272 Bataillone, 149 Eskadronen, 104 Batterien = 200.000 Mann und 800 Geschtitze. Japaner: 150 Bataillone, 49 Eskadronen, 102 Batterien = 145.000 Mann und 612 Geschtitze. Kommandoverhaltnisse der Russen. Alexejew wurde Oberbefehlshaber. Kuropatkin ubernimmt die neuformierte I., Generaladjutant Grippenberg die II. Armee. In der Tat fiihrte aber Kuropatkin das Kommando der Armeen weiter. Entschlusse. Die Russen fassen Ende September den EntschluB zum Angriff. Japaner: Ein Teil der I. Armee halt die Umfassungsgruppen der Russen auf, der Rest dieser und die zwei anderen Armeen riicken beiderseits der MandarinenstraBe vor, um den rechten russischen Fliigel zu vernichten. Die Japaner waren iiber Absicht und Gliederung der Russen genau informiert, hielten ihre Truppen eng vereint und die Passe nur mit schwachen Kraften besetzt, um am Entscheidungspunkte mit relativer Uberlegenheit auftreten zu konnen. Ereignisse. (Beilage 18 .) VVestgruppe: Die Vorhut warf am 8. und 9. Oktober die Vor- posten der 2. und 6. japanischen Division von den Hohen und ging bis in die Linie Fadusampo-Ulitaitsi vor, die Hauptkraft folgte bis zum Schiliho. 64 General Oku griff aber am 10. mit der II. Armee den West- fliigel umfassend an und drangte die Westgruppe wieder iiber den Schiliho zuriick. In der Nacht auf den 12. zog Oku seine Truppen nahe an die vordere Linie und griff am 12. die Front und den westlichen Fliigel heftig an. Wohl versuchten die Russen durch Einsetzen ihrer Reserven aus der zweiten Linie das Geschick des Tages zu andern, aber sowohl diese wie die von Kuropatkin heran- befohlenen Teile des VI. Korps kamen zu spat. Das zuletzt ein- gesetzte V. Korps wurde durch Teile des japanischen linken Fltigels aufgehalten. Trotz mehrerer tapferer Vorstofie des russischen Westfltigels und der Aufopferung der Artillerie des XVII. Korps mufite die Westgruppe, besonders durch das musterhaft vereinigte Artillerie- feuer erschtittert, liber den Schaho zuriick, wo sie sich festsetzte. Die Gefahr erkennend, stellte Kuropatkin dem General der Kavallerie Bilderling 8 Bataillone der Armeereserve zur Verfiigung, welcher die Putilowhohe besetzen liefi. Am 13. zog General Oku seine Infanterie auf 2800 bis 2500 Schritt heran. Sie grub sich ein. Die Stellung ist aus der Beilage ersichtlich. In der Nacht auf den 14. Oktober erneuerte die II. Armee den Angriff. Infolge mangelhafter Schutzmafinahmen und der Un- vorsichtigkeit des X. Korps gelang es der 3. japanischen Division, nachdem die russischen Sicherungstruppen um 4 Uhr morgens zuriickgeworfen wurden, in die Geschiitzlinie einzudringen und 24 Geschiitze zu nehmen. Der Nachtangriff war gut und iiber- raschend gefiihrt. Nach Tagesanbruch warf die 3. Division, durch die beiden anderen unterstlitzt, das X. Korps nach blutigem Ringen iiber den Schahoabschnitt zuriick. Ein Gegenstofi Kuropatkins mit 1 Brigade und 1 Infanterie- regimente der Armeereserve auf Kudiasa miBlingt, dagegen gelingt es den auf Schahopu eingesetzten zwei anderen Regimentern, Schahopu voriibergehend zu nehmen. Einem Durchbruchsversuch der Japaner wurde von der Putilow- hohe durch Artilleriefeuer vvirksam begegnet und scheiterte. Lin- schinpu, Lamutun und der Bahnhof fallen aber in die Hande der Japaner. Ein vveiterer Versuch zur Umfassung des russischen West- fliigels miftlang durch das Einsetzen des russischen VI. Korps. 65 Mittlere Gruppe: Kuropatkin erkannte die Schvvache der mittleren Gruppe, gegen vvelche die ganze IV. japanische Armee zum Angriff bereitstand und formierte sie am 10. Oktober neu. Es standen am 10. abends infolgedessen auf den Hohen bei Panljasantsi unter Kommando des Generalleutnants Sarubajew 3 / 4 IV. Korps, 1 / i 31. Infanteriedivision (Generalleutnant Mau), die Kosakendivision General Mischtschenko. Diese Gruppe griff Nodzu am 11. mit der IV. und 2 Divisionen der I. Armee umfassend an und drangte sie bis zur befestigten Stellung nordlich des Schiliho zuruck. Am 12. griff Nodzu neuer- dings, aber vorsichtig an, denn die Entscheidung am Westfliigel mufite ohnehin den Riickzug der mittleren Gruppe zur Folge haben. Dies trat in der Nacht auf den 13. ein. Sarubajew, von den Japanern hart bedr&ngt, zog sich unter schweren Verlusten auf die Hohen nordlich Fondjapu zuruck, welche er befestigen lieC. Ostgruppe: Stackelberg gliederte die Truppen mit Riicksicht auf das schwierige Terrain in drei Kolonnen (die Zusammensetzung und die Marschlinien sind aus der Beilage ersichtlich). Kuroki hatte den Auftrag, nur mit den notigsten Kraften die Umgehungsbewegung aufzuhalten. Er bestimmte die 2. Division zur Festhaltung des Tumonlinpasses, 2 Reservebrigaden zur Be- wachung des Talin-, Utsilin- und Huolinpasses, 3 Brigaden hielt er bei den Kohlengruben bereit. Die russische Vorbewegung begann am 5. Oktober. Vom 8. bis ll.gelang es den drei russischen Kolonnen Stackelbergs, Teilerfolge bei Pianjapusa, am Huolinpafi und bei Ponsihu zu erringen; liber die Pafihohe konnten sie jedoch nirgends gelangen. Stackelberg ver- starkte am 11. die drei Kolonnen noch durch Teile des III. Korps. Die Ereignisse am Westfliigel und in der Mitte bestimmten Kuro¬ patkin, den Ruckzug auch fiir die Ostgruppe anzubefehlen. Dieser wurde am 13. durchgefiihrt (die Stellung der Russen vom 14. bis 15. Oktober zeigt die Beilage 19). Schlacht am Schaho vom 15. bis 18. Oktober. (Beilage 19.) Westgruppe: Der Kampf begann mit einem Angriff des VI. sibirischen Korps, um Linschipu und den Bahnhof von Lamutun den Japanern zu entreifien. Der Angriff wurde abgevviesen. Schvvarz, Der Russisch-japanische Krieg, 5 66 Mitte: Nodzu disponierte am 15. den Angriff auf die Putilow- hohe. Die 3. Division fiihrte den Angriff mit Erfolg durch und warf das 86. und 88. russische Infanterieregiment zuriick. Am Abend des 16. zog Kuropatkin alle verfiigbaren Truppen unter Kommando des Generalmajors Putilow (nach ihm die Hohe benannt) zusammen (2. Brigade der 5. ostsibirischen Schiltzendivision, das Schiitzenregiment Nr. 36, die Infanterieregimenter Nr. 86, 87, 88)- Nach hartnacldgem Kampfe nahmen die Russen die Hohe, dabei 14 japanische Geschiitze, deren Bedienung bis auf den letzten Mann gefallen war. Weitere nachhaltige Erfolge konnten in den Kampfen bis zum 18. Oktober weder die Japaner, noch die Russen erringen. Aus Mangel an verfiigbaren Reserven wurden die Kampfe abgebrochen. Verluste vom 8. bis 18. Oktober: Russen 1100 Offiziere, 45.000 Mann; Japaner 400 Offiziere, 15.500 Mann. Ergebnisse. Russen: Die Ursache der grofien Verluste war die Anwendung geschlossener Formen, ohne Ausniitzung des Terrains, das Vor- gehen in dichten Schvvarmlinien und einer zu geringen Tiefen- gliederung. Es zeigte sich die Wirkungsiosigkeit des Salvenfeuers und des schnellen Artilleriefeuers. Japaner: Sie verstanden es, durch lose Formen, durch vor- sichtige, musterhafte Ausniitzung des Terrains die Verluste zu ver- ringern. Die Japaner strebten aus der Schlachtlinie heraus mit den hinter den Fliigeln gestaffelten Reserven zu umfassen. Dieser Um- fassung mangelt die wirksame Umklammerung und die Tiefe. Uberwinterung der Armeen 1904/1905. (Beilage 15.) Russen: Die Befestigung ihrer Stellung war kompliziert. Vorne eine Reihe von Schutzengraben mit Eindeckungen und Unter- standen. Diese geschiitzt durch Drahtnetze, Ast- und Baumverhaue. Die Dorfer waren befestigt und mit Erdwerken verlangert, welche sich flankierten. Die Gesamtlange betrug ilber 80 km. Die Schanzen waren an wichtigen Stellen in mehreren Gruppen hintereinander angeordnet. Dies erschwerte die Ubersicht, besonders bei Nacht, und hinderte den Ubergang zum Gegenangriff. 67 Hinter dieser Linie bauten die Russen noch eine Aufnahms- stellung am nordlichen Hunhoufer, ostlich Fullin, eine Briicken- kopfanlage siidlich Mukden und zum Schutze der rechten Flanke eine Befestigungslinie westlich Mukden. Japaner: Ihre Stellung befand sich den Russen gegeniiber, oft nur auf GewebrschuGdistanz, in einfachen Fronten, Schiitzen- graben mit Unterstanden. Die Ortschaften waren zur Verteidigung hergerichtet, mit Reduits und Drahthindernissen versehen, aber mit der Tendenz zum Angriffe. Gesundheitsverhaltnisse. Fiir diese war bei beiden Armeen grilndlich vorgesorgt worden, ebenso waren die Verpflegsmafinahmen derart, dafi kein Mangel entstand. Unternehmungen. Es ereigneten sich taglich nur Vorposten- kampfe, die meist der Tatenlust und Initiative der Sicherungs- truppen entsprangen. Von den grofieren Erkundungsunternehmungen sind nur wenige nennenswert. Raid der russischen Reiterei unter Generalmajor Mischtschenko in das Riickengebiet des japanischen Heeres. (Beilage 20.) Zu dieser Unternebmung wurde dem Generalmajor Misch¬ tschenko zur Verfiigung gestellt: 1.) Die Donkosakenbrigade, 2.) die kaukasische Reiterbrigade, 3.) die verstarkte selbstandige Dragoner- brigade, 4.) die Ural-Transbaikalkosakendivision. Summe: 66 Es- kadronen, 6 Bataillone, 4 Maschinengewehre, 1 Kompagnie be- rittener Infanterie = 8500 Reiter, 34 Geschutze und 1600 Pack- pferde. Die Reiterei sammelte sich am 8. Janner 1905 bei Suhudiapu. Auf Eis und Schnee legte die Kolonne in kleinen Tagmarschen fast nur im Schritt 30 km zuruck. 8 Bataillone und 3 Batterien folgten als Riickhalt bis Kaliama. Am 10. stiefien die geteilten Kolonnen bei Kiliho auf starke Chungusenbanden, welche die Gehofte am Ufer besetzt hielten* Erst nach heftigem Kampfe gelang es den Russen unter Verlusten, die Chungusen zurtickzutreiben. * Diese Chungusenbanden, im Dienste der Japaner, eigneten sich sehr gut fiir den kleinen Krieg und hatten sich einige, wie der Chungusenfiihrer Tulisan, bei den Russen einen gefurchteten Namen erworben. 5 * 68 Am 11. erreichte Mischtschenko Niutsclrvvang und schickte von hier aus Offizierspatrouillen zur Zerstorung der Eisenbahn und Telegraphenleitung. Diese Objekte wurden auch stellenweise unterbrochen, doch wurde der Verkehr, weil mit unzulanglichen Mitteln durchgefilhrt, nur auf einige Stunden unterbrochen. Hierauf rtlckte Mischtschenko gegen Inkou. Dieser Hafen hatte nach dem Zufrieren fiir die Japaner wenig Bedeutung. Uber- dies gelang es den Japanern noch rechtzeitig, 2 Bataillone per Bahn nach Inkou zu transportieren, so daB der russische General, welcher am 12. angriff, von den Japanern zuriickgewiesen wurde. Die Russen verloren 200 Mann. Generalmajor Mischtschenko fiirchtete, abgeschnitten zu werden und trat am 13. den Riickzug an. Nachdem er am 14. bei Taberun in ein Gefecht mit den Japanern vervvickelt wurde und 50 Mann veri or, loste er am 18. das Detachement auf. Ergebnisse. Mit Ausnahme einiger unbedeutender Bahnunterbrechungen hatte der Raid keinen Erfolg. Sprengung einer Eisenbahnbriicke bei Haitschon. Der Nachfolger des verwundeten Generalmajors Mischtschenko Generalmajor Rennenkampf formierte Mitte Februar ein kom- biniertes Regiment unter Oberst von Gillenschmidt, welches im Rilcken der Japaner die Nachschubslinien zu erkunden und die Eisenbahn zu unterbrechen hatte. Diesem Detachement (4 Sotnien mit einer Sappeurabteilung) gelang es, nach Umgehung der japa¬ nischen-Vorposten westlich des Liaoho am 21. Februar eine kleine Eisenbahnbriicke siidlich Haidschon zu sprengen (Beilage 15). Diese Unterbrechung gliickte, nachtlich durchgeftihrt, nach einem Gefecht mit einer ldeinen japanischen Schutzvvache und unterbrach den Eisenbahnverkehr auf einige Wochen. Gefechte bei Sandepu vom 25. bis 29. Janner. (Beilage 21.) Vorgeschichte. Der Fali PortArthurs und das Anriicken der japanischen III.Armee, sowie der tiefe Unwille des Volkes gegen die Regierung, welche durch ihre MiBstande die Niederlagen hervorgerufen hatte, bewogen den Kriegsrat in Petersburg, nach einer Entscheidung zu drangen. 69 Dieser Entschlufi wurde durch die Unterkommandanten, be- sonders durch Grippenberg, genahrt, \velcher die Unentschlossenheit Kuropatkins erkannte. So muCte Kuropatkin gegen seinen Willen dem Drangen nach einer Tat nachgeben. Geographische Verhaltnisse. In der zweiten Halfte Janner trat starker Frost ein. Der Hunho war infolge der starken Eisdecke filr alle Waffen passierbar. Der Boden war tief gefroren, die Bewegungen auf den Sturzackern erschwert. Das Ausheben von Deckungen war unmoglich. Man verwendete Sandsacke. Sandepu und Hokentai waren stark befestigt, die Verbindungen durch Erddeckungen verstarkt und Hindernisse angelegt. Entschlusse. Russen: Ein Angriff durch das unwegsame Gebirge im Osten hatte sich erfolglos erwiesen, so entschlofi sich die russische Armee- leitung zu einem Angriff des japanischen linken Flugels. Kuropatkin stellte zu diesem Angriff dem General Grippenberg das I. sibirische und das VIII. und X. Armeekorps zur Verfugung, wahrend die I. und III. Armee die Front der Japaner zu beschaftigen und nach Ermessen des Oberbefehlshabers einzugreifen hatten. Das VIII. Korps solite, vom I. Korps unterstutzt, beiderseits des Hunho Hokentai angreifen, das X. Korps durch Artilleriefeuer nordlich Sandepu unterstiltzen, aber erst eingreifen, wenn Hokentai genommen war. Dieser nur mit einem Teile ausgefuhrte, von der Armeeleitung nicht untersttitzte Angriff mufite miftlingen. Die Japaner waren iiber Absicht und Truppenverschiebungen der Russen vollkommen unterrichtet. Die II. Armee besetzte jede Ortschaft mit einer Reservebrigade. Ihre Artillerie (1 Brigade und einige 12 cm Geschiltze) stand einige tausend Schritte hinter der Gefechtslinie. Die 5. und 8. Division waren von Jantai her im Anmarsche. Ereignisse. Am 25. Janner begann der Angriff des russischen I. Korps auf Hokentai und den Anschlufilinien. Das VIII. und X. Korps fuhrten ein leichtes Gefecht gegen japanische Vortruppen und 70 beteiligten sich an dem Angriff des I. Korps nur mit ihrer Artillerie. Mit Einbruch der Dunkelkeit nahmen die Russen das Dorf. Am 26. griff das I. Korps mit den Reserven hinter dem rechten Flligel Sandepu an. Das VIII. Korps ging mit einer Division uber Jantaitsy, mit der andern liber Pitaitsy gegen Sandepu, das X. Korps unterstiitzte mit seiner Artillerie und stand beobachtend bei Pansentun. Die japanischen Vortruppen wurden langsam auf Sandepu zuruckgedrangt, der Ort konnte nicht genommen werden. Ein am Nachmittag nur von Reservetruppen der II. Armee unternommener Gegenangriff gegen die starke Stellung der Russen mifilingt. Am 27. beschiefit die russische Artillerie die Stellung. Nach dem Eintreffen des neuformierten Schiitzenkorps schritten die Russen zu einem allgemeinen Angriff, welcher ebenso wie der spater unternommene Gegenangriff der Japaner scheiterte. Am 27. gelingt es Grippenberg ebenfalls nicht, durch einen Angriff Erfolge zu erzielen. Oyama befahl einen Gegenangriff, und zwar mit der 8. Divi¬ sion auf Hokentai, mit der 5. Division auf Jantaitsy, Pitaitsy und mit der Reservebrigade auf Pansentun. Der Kampf wogte hin und her. Nur der 8. Division gelang es am 29., das I. sibirische Korps von Hokentai uber den Hunho zuriickzudrangen. Verluste: Russen 10.500 Mann; Japaner 7000 Mann. Die Schlacht bei Mukden vom 25. Februar bis 10. Marž. (Beilage 22.) Geographische Lage. Bodengestaltung. Die Mandarinenstrafie teilt das Schlachtfeld in zwei Teile. Der westliche Teil ist eben, aber wegen zahlreicher Dorfer und Hausergruppen untlbersichtlich. Ostlich der Strafie ist bis zutn Schaho Hugelland, dann unwirtliches, schwer gangbares Bergland. Die pafiartigen Engen der Nebenflusse des Hunho erleichtern die Verteidigung. Die Hohen nordlich des Hunho dominieren gegen Siiden. 71 Klima. Die Felder waren gefroren, die starke Eisdecke der Fliisse fiir alle Waffengattungen passierbar. Die Luft war im Gebirge klar, in den Niederungen dunstig. Anfang Marž herrschten Schneestiirme, vvelche die Beobachtung und Aufklarung erschwerten. Kraftegruppierung. (Beilage 22.) Russen. Heeresleitung. Oberbefehlshaber: General Kuropatkin (General- stabschef: Generalleutnant Sacharow). Rechter Fliigel. II. Armee: General der Kavallerie Baron Kaulbars (Generalstabschef: Generalleutnant Russki). Westabteilung: Generalleutnant Rennenkampf; gemischte Bri¬ gade Kossagowsky, Ural-Transbaikalkosakendivision, kaukasische Reiterbrigade = 8 Bataillone, 36 Eskadronen, 2 Maschinengewehr- abteilungen, 2 Batterien. Gemischtes Schiltzenkorps: Generalleutnant Kutnewitsch; 1., 2., 5. Schiltzenbrigade = 24 Bataillone, 2 Eskadronen, 9 Bat¬ terien. VIII. Korps: Generalleutnant Mylow; 14., 15. Infanteriedivision, 2 Eskadronen = 32 Bataillone, 2 Eskadronen, 2 Maschinengewehr- abteilungen, 12 Batterien. X. Korps: Generalleutnant Zerpitzki; 9., 31. Infanteriedivision, 2 Eskadronen, 2 Gebirgsbatterien = 28 Bataillone, 2 Eskadronen, 14 Batterien. I. Korps: Generalleutnant Gerngrofi; 1., 9. ostsibirische Schiitzen- division, 2. Brigade der 6. ostsibirischen Schutzendivision, Primorski- Dragonerregiment = 30 Bataillone, 6 Eskadronen, 2 Maschinen- gewehrabteilungen, 8 Batterien. Mitte. General der Kavallerie Baron Bilderling (Generalstabs¬ chef: Generalleutnant Martson). V. sibirisches Korps: Generalleutnant Dembowski; 54., 61. In¬ fanteriedivision, 4 Eskadronen = 28 Bataillone, 4 Eskadronen, 12 Batterien. VI. sibirisches Korps: General der Infanterie Soboljovv; 55. In¬ fanteriedivision, 10. Orenburger Kosakendivision = 16 Bataillone, 6 Eskadronen, 6 Batterien. 72 XVII. Korps: Generalleutnant Seliwanow; 3., 35. Infanterie- division, 2. selbstandige Kavalleriebrigade = 32 Bataillone, 12 Eska- dronen, 12 Batterien. Linker Fliigel. I. Armee: General der Infanterie Linewitsch (Generalstabschef: Generalleutnant Charkewitsch). I. Korps: General der Kavallerie Baron Mayendorff; 22., 37.In- fanteriedivision, 2. Brigade der 5. ostsibirischen Schtitzendivision, 1 Kosakenbatterie = 30 Bataillone, 3 Eskadronen, 11 Batterien. IV. sibirisches Korps: Generalleutnant Sarubajevv; 2., 3. sibi- rische Infanteriedivision, 10 Batterien, 4 Eskadronen = 32 Ba¬ taillone, 4 Eskadronen, 10 Batterien. II. sibirisches Korps: Generalleutnant Sassulitsch; 5.ostsibirische Schtitzendivision, l.sibirische Infanteriedivision, 5 Batterien, 2 Eska¬ dronen = 20 Bataillone, 2 Eskadronen, 1 Maschinengewehrabteilung, 9 Batterien. III. sibirisches Korps: Generalleutnant Kaschtalinski; 3. ost¬ sibirische Schtitzendivision, Infanterieregiment Nr. 284, 2 Bataillone vom II. sibirischen Korps, sibirische Kosakendivision = 15 Bataillone, 18 Eskadronen, 1 Maschinengewehrabteilung, 8 Geschtitze. Ostabteilung: Generalleutnant Alexejew; Abteilungen von der 6. ostsibirischen Schtitzendivision, 9. ostsibirisches Schtitzenregiment, 71. Infanteriedivision, Transbaikalkosakendivision, 1 Transbaikal- kosakenbataillon = 18 Bataillone, 18 Eskadronen, 1 Maschinen- gewehrabteilung, 6 Batterien. Detachement in Korea = 23 Bataillone, 23 Eskadronen, 1 Maschinengewehrabteilung, 7 Batterien. ZurVerfiigung der Heeresleitung. VI. Korps: Generalleutnant Topornin; 25., 41. Infanteriedivision = 24 Bataillone, 2 Maschinen- gevvehrabteilungen, 9 Batterien; 72. Infanteriedivision, Infanterie¬ regiment Nr. 146, 2 Eskadronen = 20 Bataillone, 2 Eskadronen, 6 Batterien. Charakterisierung. Grofie Breitenausdehnung, geringe Tiefe und auffallendes Zer- reiften und Vermischen der Verbande. Starke: 374 Bataillone, 149 Eskadronen, 140 Feld- und Gebirgsbatterien = 310.000 Mann, 1100 Geschtitze (darunter 250 schwere) und aufierdem 88 Maschinengewehrabteilungen. 73 Japaner. Heeresleitung. Oberbefehlshaber: Marschall Oyama (General- stabschef: General Kodama). Rechter Flugel. V. Armee: General Kawamura; 11. Division, 2 Reservedivisionen = 29 Bataillone, 5 Eskadronen, 14 Batterien. Mitte. I. Armee: General Kuroki (Chef des Stabes: General Fuji); 12. Division, 12. Reservebrigade, 2. Division, 2.Reservebrigade, Gardedivision, Gardereservedivision = 54 Bataillone, 9 Eskadronen, 28 Batterien. IV. Armee: General Nodzu (Chef des Stabes: General Ujehara); 10. Division, 10. Reservedivision, 6. Division, Reservebrigaden — 54 Bataillone, 7 Eskadronen, 34 Batterien. II. Armee: General Oku (Chef des Stabes: General Oseko); 4., 5., 8. Division, 1. Kavalleriebrigade Akiyama, 3 Reservebrigaden = 54 Bataillone, 21 Eskadronen, 22 Batterien. Linker Flugel. III. Armee: General Nogi (Chef des Stabes: General Matsunaga); 9., 7., 1. Division, 2. Kavalleriebrigade Tamura, 1 Reservebrigade, 2. Festungsartilleriebrigade = 42 Bataillone, 21 Eskadronen, 45 Batterien. Charakterisierung. Neuformierung einer V. im Anmarsch befindlichen Armee zur Umfassung des linken russischen Fliigels. In der Mitte drei Armeen mit den Reserven hinter der Mitte. Hinter dem linken Flugel die III. Armee im Marsch nach Westen zur Umfassung des rechten russischen Fliigels. Uberlegenheit an Maschinengevvehren und technischenTruppen. Starke: 263 Bataillone, 66 Eskadronen, 150 Feldbatterien, 170 schwere Geschiitze = 300.000 Mann, 892 Geschtitze und aufierdem 200 Maschinengevvehre. Entschlusse. Russen: Trotz der MiGerfolge bei Sandepu wird die Wieder- holung des Angriffes auf dem westlichen Flugel beabsichtigt. Die Japaner beabsichtigen, die russische Front anzugreifen und beide Flugel zu umfassen. Der rechte Flugel solite den Angriff beginnen, um die russischen Reserven auf sich zu ziehen. 74 Ereignisse. Am 22., 23. und 24. Februar drangte die japanische V. Armee die russische Ostabteilung bis auf den Sitschuanlin- und DalinpaB zuriick. Die rechte Fliigeldivision (2.) der I. japanischen Armee hatte sich nach Osten verschoben und stand am 24. in der Linie Tschan- huantsai-Jotainsan. Am linken japanischen Fliigel blieb alles ruhig. Russen: Kuropatkin glaubte an einen Hauptangriff im Osten und erliefi am 24. abends folgende Disposition. 1. ) Der angeordnete Angriff der II. Armee auf den japanischen linken Flugel unterbleibt. 2. ) Die Reserven der II. Armee (I. sibirisches Korps, 1 / 2 6 . ost- sibirische Schiitzendivision) marschieren noch in der Nacht zum 25. von Zajensa hinter der Armeefront nach Schihuitschon. 3. ) Die 72. Infanteriedivision schliefit sich diesem Marsche am 25. an. 4. ) General Linewitsch iibernimmt den Oberbefehl auf dem Ostfliigel. Rennenkampf tibergibt sein Kommando und ubernimmt die Ostabteilung. Ereignisse. Am 25 . Februar kam es am Westfliigel zu keiner Veranderung. Die V. japanische Armee besetzte die Passe Sitschuanlin und Dalin. Die I; Armee drangte die russischen Vortruppen auf die Haupt- stellung Fondjapu-Bjanjupusa zuriick. Am 26 . Februar gelangte die V. japanische Armee nur bis Sanlunjui - Ulinkou. Das Detachement Baumgarten der russischen Ostabteilung drang vom Tsunpanlinpafi nach Siiden vor, weshalb sich eine Brigade (15.) der 2. japanischen Division gegen dieses Detachement wendete. Am linken Flugel der I. japanischen Armee kam es nur zum Geschiitzkampf. Der Umgehungsmarsch der III. japanischen Armee beginnt. Die 2. Kavalleriebrigade (mit 2 Bataillonen als Rtickhalt) erreicht Tawan. Die kaukasische Reiterbrigade geht zuriick und meldet die Bewegung. Im russischen Hauptquartier legt man der Meldung keinen Wert bei. 75 Am 27 . Februar kommt es bei der V. Armee bei Uhonjulu und Dita zu hinhaltenden Gefechten. Von der I. Armee kampfte die 15. Brigade gegen das De- tachement Baumgarten und bleibt bis 5. Marž als Flankenschutz. Die 3. Brigade nimmt den WanfanlinpaG. Die IV. japanische Armee setzt ihren Vormarsch fort und ge- langt am 27. in die Linie Kaljaama-Mamiikai. Die 2. japanische Kavalleriebrigade erreicht Takou. Patrouillen streifen bis Sinmintin. Auf die Nachricht, daG in Sinmintin japanische Truppen ein- getroffen seien, sendet Kuropatkin, obwohl Kavallerie auf diesem Fliigel stand, eine gemischte Brigade der Heeresreserve (8 Batail- lone, 1 Maschinengewehrabteilung und 3 Batterien) unter General- leutnant Burger dorthin. Am 28 . Februar kamen nur am Westflugel bedeutende Er- eignisse vor. Die III. japanische Armee kam in die Linie Anschiljun-Tutaitsy. Kuropatkin sah jetzt die Gefahr auf seinem rechten Fliigel. Er verfiigte aber nur mehr tiber die 25. Infanteriedivision des XVII. Korps, welche er auf Salin dirigierte. Bei Siachetun bildete er eine gemischte Division des X. Korps unter General Schatilow. Am 1 . Marž stieG die 9. Division der III. japanischen Armee auf die Brigade Kossagowski bei Syfantai und zog sich nach Westen, um die Brigade zu umfassen. Der Rest der III. Armee, die 7. Division, rechts und links die beiden anderen gestaffelt, erreichte Janschikansa. Dadurch kam es nur zur taktischen Umfassung. Ftir die ausholende strategische Umgehung waren die Krafte zu schvvach. Die II. und I. japanische Armee griffen die russische Befestigungslinie in der Front an und banden dadurch die Krafte. Die IV. Armee beschrankte sich auf den Artilleriekampf. Zur Abvvehr der drohenden Gefahr im Westen erlieG Kuropatkin folgende Disposition am 1. Marž abends. Die II. Armee geht bis in die Linie Salinpu-Tasudjapu-Lin- schinpu zuriick. Das I. und XVII. Korps stellen aus den verfiigbaren Truppen eine neue Heeresreserve bei Mukden auf. Das I. sibirische Korps kehrt vom linken Fliigel nach Mukden zuriick. 76 Ereignissc. In der Nacht auf den 2. ging das russische VIII. Korps auf Suhudjapu, das X. Korps am 2. zuriick. Am 2 . Marž setzte Nogi mit Ausnahme der 9. Division die Ein- schwenkung fort. Die Reservebrigade wurde abends von der russi- schen Division Schatilow bei Salinpu angegriffen. Gegen diese unternahm Nogi mit der 7. und 1. Division einen Gegenangriff und drangte sie unter grofien Verlusten zuriick. Die III. japanische Armee grub sich ein, um das Nachriicken der 9. Division abzuvvarten. Nodzu griff die stark befestigte Putilovvhohe heftig an, um die Russen zu binden. (Dieser Angriff, etwas spat unternommen, kam nur langsam vorwarts.) Am Ostfliigel kam es zu keiner wesentlichen Entscheidung. Am 3 . Marž drangte die 2. japanische Kavalleriebrigade mit 2 Bataillonen der 1. Division die Ural-Transbaikalkosakendivision und die gemischte Brigade auf Tasintun zuriick. Auf einen erneuerten Angriff der 25. Division und des Detache- ments Schatilow warf Nogi diese durch einen Gegenangriff bis in die Schanzen vvestlich Mukden zuriick. Die II. japanische Armee kam bis Suhudjapu-Linschinpu. Die Russen vvichen bis in die Linie Madiapu-Kudiasa. Die IV. und I. japanische Armee machten keine Fortschritte, nur die Gardedivision, ivelche bis nordlich des Schaho vordrang. Anordnungen ftir den 4. Marž. (Beilage 23.) In der Voraussetzung, dafi der russische VViderstand schvvach und eine Umfassung moglich sei, ordnete Nogi den Angriff auf den Bahnhof Mukden und auf die Kaisergraber an. Noch bevor es zum entscheidenden Angriff kam, hatte deWitt den russischen rechten Fltigel bereits verlangert. Es stellte sich heraus, daft Nogi fur diese Aufgabe zu schwache Krafte und zu fruh eingeschvvenkt hatte. Oyama beschlofi eine Verschiebung seines linken Flugels nach Norden und einen Angriff der II. Armee. Ereignisse. Am 5 . Marž griffen die 5. und 8 . japanische Division die Russen an und warfen sie bis zum alten Bahndamm bei Satosa zuriick. 77 Kuropatkin hatte fur den 5. den Angriff des I. sibirischen Korps, der Division de Witt, der 25. Division und Teilen des VIII. und V. sibirischen Korps befohlen. Dieser Befehl kam an diesem Tage nicht zur Ausfiihrung, da Kuropatkin, einen Durch- bruch fiirchtend, alle Reserven einsetzen mufite.' Bei den anderen Armeeteilen kam es trotz heftiger Kampfe zu keiner Anderung in der Lage. Am 6. Marž wurde von den Russen der fiir den 5. angeordnete Angriff durchgeftihrt. Dieser, vom rechten russischen Fliigel, ver- starkt durch die zum viertenmal von der 3. Schiitzenbrigade ge- bildete Heeresreserve, unter General Kaulbars unternommen, wurde von der bei Daschitschao eingetroffenen 9. japanischen Division abgewiesen. Die Russen kehren in ihre Stellung zuriick. Unterdessen fiihrt die III. japanische Armee die aus der Beilage ersichtliche Linksverschiebung aus. Zwischen der III. und II. Armee entsteht dadurch eine 5 km breite Lučke. Am 6. abends hatte die Gefechtslinie der Japaner 120, jene der Russen 105 km Lange. Befehl Marschall Oyamas fiir den 6. Marž. Die III. Armee geht gegen die Linie Bahnhof Mukden-Kaiser- graber mit der Heeresreserve hinter dem linken Fltigel vor. Alle anderen Armeen setzen ihre Angriffe fort. Ereignisse. Am 6. driickte die III. japanische Armee den russischen rechten Fliigel bis am Abend um 4000 bis 5000 Schritt gegen Mukden ein. Die Umfassung vvurde durch die auf den rechten Fliigel ge- zogene russische Brigade Burger verhindert. Die japanische Kavallerie streifte bis zur Bahn. Die II. japanische Armee konnte nicht vordringen. Zwischen der 17. Brigade Nambu der linken (3.) japanischen Fliigeldivision und der russischen 25. Infanteriedivision, welche eine stark befestigte Hausergruppe besetzt hielt, spielte sich einer der blutigsten Kampfe des ganzen Krieges ab. Die japanische Brigade, welche die Stellung teilweise genommen und mehrere Gegenangriffe auszuhalten hatte, raumte diese am 8. nach einem Verluste von 4200 Mann. 78 Am 7 . Marž drangte die IV. japanische Armee die russische III. Armee bis an den alten Bahndamm bei Madiapu zuriick und bedrohte dadurch die Putilow- und Nowgorodhohe. Am Abend des 7. gab Kuropatkin die Schlacht fiir verloren und ordnete den Ruckzug der Russen auf das nordliche Ufer des Hunho an. Dieser Ruckzug konnte nur von der I. russischen Armee und der Ostabteilung geordnet durch- gefiihrt werden. Oyama setzte aile Reserven ein und versuchte dem Ostfliigel den Ausweg nach Norden zu verlegen. Den Russen gelang es, den Ansturm iiberall aufzuhalten. Dispositionen fiir den 9. Marž. Russen: Ruckzug auf Tieling. Hiezu hat der Westfliigel seine Stellung zu behaupten, die III. Armee den Hunhoabschnitt sudlich Mukden zu halten. Die I. Armee und die Ostabteilung haben nach Norden zuriick- zugehen. Das IV. sibirische Korps hat bei Tawa eine Aufstellung zu nehmen, um durch eventuell notwendige Verlangerungen den Riick- zug zu decken. Japaner: Marschall Oyama befiehlt eine neue Verschiebung nach links, um den Russen den Ruckzug zu verlegen. Ereignisse. Am g. Marž verlangerte Kuropatkin im MaBe der Japaner seinen Fliigel. Der Angriff der II. und III. japanischen Armee scheitert. Dadurch war die Masse des russischen Heeres gerettet. Infolge Schwachung der russischen Siidfront gelang es den Armeen Kuroki undKawamura, von Staubstiirmen begunstigt, durch einen uberraschenden VorstoB den russischen Ostfliigel zu durch- brechen. Am 10. Marž gelingt der Ruckzug der russischen Hauptkraft, geschiitzt durch den zahen Widerstand des russischen Nordfliigels. Am Ostfliigel drangen die Japaner in heifiem Kampfe auf Tawa. Ein Durchbruchsversuch der Russen bei Mukden nach Norden wird mit einem Verluste von 5500 Russen zuriickgewiesen. 79 Am ii. Marž strecken gegen 12.500 Russen mit 16 Geschiitzen die Waffen. Die Schlacht war beendet. Die russische Heeresmasse flutete ilber Tieling gegen Norden. Verluste: Russen 100.000 Mann, darunter 26.000 Gefangene; Japaner 41.000 Mann. Die Japaner eroberten 60 Geschiitze, 2 Fahnen, nahmen grofie Vorrate an Munition und Lebensmitteln, 60 Gewehre, 50 Lokomotiven und 1000 Eisenbahnwagen. Folgen der Schlacht. In RuGland brachen gefahrliche Unruhen aus. Das Volk forderte die Beendigung des unpopularen Krieges. Anderseits verlangte die Nationalehre eine rilhmliche Waffentat. Kuropatkin ordnete den Riickzug gegen Cbarbin, Guntschulung und Kirin an. Die Japaner stellten am 13. die Verfolgung ein. Am 15. wurde Kuropatkin von seiner Stellung enthoben und ihm auf seine Bitte das Kommando der I. Armee ilbertragen. Zu seinem Nacbfolger \vurde General Linewitsch ernannt. Erfahrungen. Die Russen wiederholen trotz der MiCerfolge bei Sandepu den Angriff auf den westlichen Fliigel und gehen bald nach Beginn des Angriffes in die Defensive iiber. Kuropatkin verschiebt die Reserven am 25. Februar vom rechten auf den eigenen linken Fltigel, und als sich der Hauptangriff im Westen ausspricht, vvieder zuriick, wodurch die Truppen sehr ermiidet ankommen. Der III. japanischen Armee gelingt es, die Verschiebung bis zum 28. Februar zu verschleiern, wodurch die Gefahr einer Um- klammerung des russischen Westfliigels entsteht. Kuropatkin ist dadurch gezwungen, aus der Front heraus neue Reserven zu bilden und am VVestfliigel einzusetzen. Jeder Verband hort auf. Schliefilich gelingt es der japanischen V. und I. Armee, die schwache russische Sildfront zu durchbrechen. Dem Opfermute des russischen Westfliigels ist es zu danken, dafi die russische Armee einer Katastrophe entgeht. Japaner: Die Starke des Heeres war fiir eine doppelte Um- fassung zu gering. Die Verschiebung der III. Armee wurde geschickt 80 verschleiert, doch reichten die Krafte fiir eine strategische Um- fassung nicht aus. Dafi eine solche beabsichtigt war, geht aus der weit ausholenden Bewegung hervor. Am 1. Marž mufi aber die Armee einschwenken, weil sonst eine grofie Lučke zwischen ihr und dem linken Flugel der Siidfront entstanden ware. Der Ver- schiebung aus der Front heraus in den Marztagen kann Kuropatkin durch Bildung neuer Reserven auf seinem rechten Flugel eine gleiche Kraftgruppe entgegenstellen. Infolgedessen brachte nicht die musterhaft ausgefiihrte Umfassung des russischen Westflilgels, sondern die japanische I. und V. Armee die Entscheidung, denen es gelang, die geschwachte Stidfront der Russen zu durchbrechen. Ereignisse in der Mandschurei bis zum FriedensschluB. Am 14. Marž kam es zwischen den Sicherungstruppen zu kleinen Gefechten. Von Mitte April an trat ein vollstandiger Still- stand der Operationen ein. Die Russen befestigten ihre Stellung. Basis war die Depot- station Charbin. Ebenso wurde die Seefestung Wladiwostok ver- starkt. Die Japaner konnten ohne griindliche Sicherung ihrer Nach- schubslinien die Operationen nicht beginnen. Ein Frontalangrift auf die starke russische Stellung war aussichtslos. Das unwirtliche ressourcenarme Gelande beiderseits Charbin gestattete aber keine Operationen mit grofieren Korpern. Verstarkung der Armeen. In den Sommermonaten trat eineNeuformierung beider Armeen ein. Ihre Starke wuchs auf 350.000 Mann, doch kam es hier selbst nach der Vernichtung des baltischen Geschwaders zu keinen Ereignissen. Seeschlacht bei Tsuschima am 27. und 28. Mai 1905. (Beilage la.) Vorgeschichte. Obwohl die russische Seemacht in Ostasien durch die Ereig- nisse im August 1904 so gut wie vernichtet war, beschloG die russische Regierung nochmals den Kampf um die Seeherrschaft im fernen Osten und stellte hiezu alle verfiigbaren Kriegsschiffe der Ostsee, alte und neue, unter Kommando des Admirals Ro- schestwenski zusammen. Diese Schiffsmasse wurde II. Geschwader der Flotte des Stillen Ozeans, kurz «Baltisches Geschwader» ge- nannt. Formierung der Flotte. I. Panzerdivision: Admiral Roschestwenski (Linienschiffe «Knjaz Suworov», «Orel», «Borodino», »Imperator Alexander III.»). II. Panzerdivision: Kontreadmiral Folkersam (Linienschiffe »Os- ljabja», »Sissoi Velikij», «Navarin»). III. Panzerdivision (Erganzungsgeschwader): Kontreadmiral Nebogatow (Linienschiff »Imperator Nikolaj I.»; Kiistenpanzerschiffe ‘General Admiral Apraxin», »Admiral Senjavin», ‘Admiral Ušakov»). I. Kreuzerdivision: Kontreadmiral Enquist (groGe Kreuzer «01eg», »Admiral Nachimov», «Aurora», »Vladimir Monomach*, »Dimitrij Donskob). II. Kreuzerdivision: Kapitan I. KI. Schein (5 kleine Kreuzer, 9 Torpedobootszerstorer). 8 Spezialschiffe. Summe: 38 Schiffe mit 263.000 t und 14.000 Mann. Zustand der Flotte. Der Ausbildungszustand der Mannschaft war sehr schlecht, die Disziplin minder, hervorragend der Nachschub und die Sicherung der Kohlenzufuhr. Schwarz, Der Russisch-japanische Krieg. 6 82 Ablauf der Flottc. Vom 11. Oktober 1904 an lief die Flotte (ohne Erganzungs- geschvvader) in fiinf Staffeln aus Liebau. Zvvischenfalle unliebsamer Art stellten sich ein, darunter der bedenklichste, die BeschieBung der englischen Fischerflottille zwi- schen 21. und 22. Oktober bei der Doggerbank. (Der Vorgang — man vermutete japanische Torpedoboote — laBt sich nur aus einer hochgradig nervosen Uberreizung der wachthabenden Offiziere auf den beteiligten russischen Kriegsschiffen erklaren.) Seemanover bei der Insel Madagaskar. Anfang Janner 1905 vvar das «Baltische Geschwader» an der Nordspitze von Madagaskar vereinigt und beschaftigte sich bis Mitte Marž mit SchieBubungen und Seemanovern der wenig ge- schulten Offiziere und Mannschaft. Vereinigung der Flotten. Auf Beschvverden der Englander und Japaner, dafi sich die Russen im Bereiche des franzosischen Kolonialbesitzes zu Jange aufhielten, verliefi Roschestwensld Madagaskar, hielt sich langere Zeit an der franzosischen Kiiste von Annam auf und vereinigte sich mit Nebogatovv am 8. Mai bei der Hone-Cohebai. Kriegsrat. Bisher hatte man von den Japanern noch keine Nachricht. Roschestvvenski berief einen Kriegsrat, welchen Weg man nun ein- schlagen solite. Zum Kampfe muBte es auf alle Falle kommen. Es standen vier Wege offen, und zwar: 1.) westlich; 2.) ostlich der Insel Formosa durch die KoreastraBe auf Wladiwostok; 3.) ostlich Formosa und der Liohiuinseln und durch die Vandiemens- und KoreastraBe auf Wladiwostok; 4.) ostlich Japan und durch die PerousestraBe sudlich Sachalin auf Wladiwostok. Der Kriegsrat entschlofi sich fur die zweite Route, weil sie die ktirzeste vvar, was vvegen des Kohlenverbrauches stark in Be- tracht kam. Man beschloB, moglichst rascli zu fahren, um das japanische Geschvvader getrennt zu finden und einzeln schlagen zu ktinnen. 83 Chancen der Russen. Dem seetuchtigen, im Kampfe bereits erprobten japanischen Volke gegeniiber waren die Chancen eines Erfolges fiir die Russen gering. Bei den russischen Schlachtschiffen waren Maschinen von 6000 Pferdekraften Unteroffizieren anvertraut, drei Viertel des Standes an Heizern waren Rekruten und die Geschiitze bedienten ungeubte Leute. Offiziere und Mannschaft waren niedergeschlagen und es kamen Auflehnungen der Matrosen vor. Entschlufi der Japaner. Togo hatte nach dem Falle von Port Arthur hinlanglich Zeit, die Flotte fiir den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Er faGte den EntschluG, den Feind in den heimischen Gevvassern bei Ma- sampo zu erwarten, ihn mit gesamter Kraft zu tiberfallen und zu schlagen. Formierung der japanischen Flotte. I. Geschwader: Admiral Togo; I. Division: Kontreadmiral Na- schiwa, 4 Linienschiffe («Mikasa», «Asahi», «Fuji», «Schikischima»), 2 groGe Kreuzer («Nischin», , «Aurora» und «Zemčug» machte kehrt und entkam nach Manila. Ein grofier Teil der linken Gruppe wendete sich NW. gegen die koreanische Kiiste. Der Rest hielt den Kurs NO. weiter ein. Ein Teil sank wahrend der Nacht. Am 28 . Mai morgens hatte Nebogatow nur noch fiinf Schiffe, als die verfolgenden Divisionen Togo und Dewa erschienen. «Izumrud» entkam nach Norden, die anderen wurden umzingelt. Nebogatow hifite die weifie Flagge. Vier Schiffe und 2500 Mann fallen in die Hande der Sieger (Nebogatow und die Schiffskomman- danten wurden wegen Feigheit ihrer Stellung verlustig erklart und vom russischen Kriegsgericht aus der Liste gestrichen). Von den versprengten Schiffen wurde »Admiral Ušakov* bei den Liancourtinseln eingeholt und in den Grund geschossen, die Mannschaft von den Japanern gerettet. «Dimitrij Donskoi* wird von «Kasuga» bei der koreanischen Kiiste erreicht. Der Kommandant landet die Mannschaft und versenkt das Schiff. «Svjetlana» wird in den Grund geschossen, die Mannschaft gerettet. «Izumrud» stofit bei Wladiwostok auf Grund. Der Kommandant sprengt das Schiff in die Luft. »Vladimir Monomach», von Torpedos in den Grund gebohrt, sinkt mit der Mannschaft. «Almas», «Brawji» und »Grozni* entkommen nach Wladiwostok. 86 Verlustliste. Russen: 8 Linienschiffe, 3 Kiistenpanzer, 5 grofte Kreuzer, 4 kleine Kreuzer, 7 Torpedobootszerstorer; 6140 Mann gefangen, 5000 Mann tot. Japaner: 540 Mann. Admiral Togo hatte einen der grofiten Seesiege der Geschichte errungen. Besetzung der Insel Sachalin durch die Japaner. (Beilage 1.) Geographische Lage. Die Insel, ein fiir Kultivierung nicht fahiges, unwirtliches Land, war als Verbannungsort fiir schwerste Verbrecher gefurchtet. Fiir die Japaner war die Insel wegen der guten Hafen im Siiden und des Fischreichtums von weit hoherer Bedeutung. Sie hat ausgedehnte Waldungen und grobe Stein- kohlenlager. Politisches. Bis zurn Jahre 1875 gehorte die Insel den Japanern. Alexandrowsk ist der Sitz der russischen Verwaltung. Ihre Wieder- eroberung vor Friedensschlub war das Bestreben der Japaner. Besatzung. Sie bestand Juni 1905 aus 5 ostsibirischen Lokal- bataillonen. Auberdem waren aus leichten Verbrechern Freiwilligen- abteilungen formiert. Die Verteidigung der Insel war aussichtslos. Ereignisse. Japan bestimmte zur Unternehmung die neugebildete 15. Divi- sion unter Generalleutnant Haragutschi (12 Bataillone, 1 Eskadron, 3 Batterien, 1 Maschinengevvehrabteilung = 14.000 Mann, 18 Ge- schiitze). Am 7. Juli landet die Division bei Korsakowsk. Die russische Kiistenbatterie wird nach kurzer BeschieGung durch japanische Schiffsgeschiitze zum Schweigen gebracht. Die Russen gehen auf Wladimirowsk-Mauka zuriick. 750 Russen strecken dort die Waffen. Die japanischen Truppen wurden bis auf 2 Bataillone ein- geschifft und an der Westkiiste bei Alexandrowsk am 24. gelandet. Die Russen, im Riickzug, wurden von den Japanern bei Rykowsk angegriffen und vom Generalmajor Ljapunow in die waldige Gegend bei Palewo geworfen und dort eingeschlossen. Am 30. Juli strecken 70 Offiziere und 3200 Mann mit 16 Geschiitzen dieWaffen. (Muster einer schnellen und vollstandigen Besitzergreifung.) Friede am 5. September 1905. Auf Anregung des Prasidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Roosevelt, traten am 6. August die Vertreter beider Machte zu Portsmouth (New Hamsphire) in direkte Verhandlungen. Rufiland sandte den bisherigen Finanzminister Witte, Japan den Minister des AuCern Komura. Nach langen Verhandlungen vvurde am 5. September 1905 die Friedensurkunde unterzeichnet. Im grofien stellte sie fest: 1. ) Korea tritt unter japanische Oberhoheit; 2. ) Liaotung mit Port Arthur geht in den Besitz der Japaner iiber; 3. ) die Mandschurei fallt an China zuriick; die mandschurische Eisenbahn wird zwischen Japan und RuGland geteilt; 4. ) die Stidhalfte von Sachalin fallt an Japan. ?M$ *£•, • A j*.. } i*V, * * £ r- v:j ■* *„••- 5 * 5 * > ! ' ^ r » - ' . k >’ ; > fe r; M&M& ■ *4i " \ v *^''- 0&6***&t*r*0£ . *&? JILsaaIv%/ /° O v ^k^^&rnjAj&vV-g hf ( “'Ž® V4& 'Zw%&WAAVQ$kš % Jtfc,. \ * % 1 '* , ‘*+~**&a* oU^*. * JL* «W ' ( ! faSfa+K*, . J O 4 t &M 4 SU& 4 ' « , 0 ?J 0 1 Xn^»t. Q * £*fvf\A>*s(n-u 4 C 4 T. . 4 . f^sji*;. z £Jt.%. jsyb/fM'•;' “ ‘4 1 A. ^JtAYM,JrX& 4/Cu*-. ';Wi'Vv4//J , H/ 4h£ / ( a *@Ms-n» ■h w, m. oec *** ^.-0 r, r ✓ 5 u.< CVU-/0-«A/U» ’■ * jv* v®-' 0 "' . 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