‘Mr. L Jänner 18U8. I. Jahrgang. Heu geehrten Lesern zur gefälligen Beachtung! Der „Ziern öer Neger" erscheint als illustrierte Monatschrist am Schlüsse jeden Monates und kostet jährlich 1 fl. 50 kr. ö. W. — 3 Mark mit Post-versendung. Wir richten an unsere Freunde die innige Bitte, aus Liebe zum göttlichen Herzen Jesu und zu den armen Negern von Centralafrika diese Zeitschrift in ihrem Bekanntenkreise verbreiten und uns Abonnenten werben zu »vollen. Zur Bestellung des „Stern der Neger" wende man sich an den?. Rector des Missionshauses der „Söhne des hl. Herzens Jesu" in Mühland bei Brixen (Tirol). Itksfewie IeitftyP f|y ti Hrltrs. Organ des MDnsHau^s der „Söhne des hl. Herzens IeK". Erscheint am Ende jeden MonatZ. Ar. 1. Jänner 1898. I. Jahrgang. Inhalt: Einleitung. — Missionshaus der „Söhne des hl. lherzens Jesu". — Colonmtpolitif und Christenthum in Afrika. — Die Nomaden Nubiens. — Mittheilungen: Negercolonie (Sestra: Bekehrungen. — Fest der Unbefleckten Empfängnis. — Priesterweihen. — Vormarsch der Engländer im Sudan. — verschiedenes. —t Gebet für die Bekehrung der Neger von Lentralafrika. (üdiflrt fei fitem# fins heiligste Her? Ich! )frika's nordöstliche Ecke wurde durch die Anwesenheit des neugebornen Welterlösers, welcher, vor Herodes fliehend, mit Maria und Josef in Ägypten Zuflucht suchte, zur Terra Sancta geweiht. Nach einer alten Überlieferung sollen bei der Ankunft des göttlichen Erlösers die ägyptischen Götzenbilder niedergestürzt sein, wie schon Jsaias (cap. 19, vers. 1) vorhergesagt hatte: „Siehe der Herr setzet sich auf eine leichte Wolke und kommt nach Ägypten; da beben die Götzen Ägyptens vor seinem Antlitze." Nahe dem Orte, wo das Jesuskind geweilt haben soll, stand einst die Sonnenstadt Heliopolis (0a der hl. Schrift), deren Sonnentempel selbst ein Sinnbild der Sonne war, welche Christus ist; als einziger Rest der einstigen Bauten ragt heute noch ein Obelisk über die Ruinen und Felder empor und trägt in Hieroglyphen eingemeißelt die Worte: „Der Sohn der Sonne Sesurtesen, der Horos, welcher den Menschen das Leben gibt, der Sonnenkönig, welcher der Welt geschenkt ist, der Herr von Ober- und Ünterägypten, der geliebt wird von den Geistern der reinen Gegend, der immer lebt und den Menschen das Leben verleiht, der das Leben der Menschen ist, dem 2 Geliebt sei überall das heiligste Herz Jesu! Gott, der ihn zum Lebensgeber machte." Diese Inschrift auf dem hochragenden Obelisken, welcher die Gegend des Aufenthaltes Jesu Christi weithin kennzeichnet, erinnert unwillkürlich an den Eingang des Johannes-Evangeliums und an Christus, das wahre Leben der Menschen, der dort geweilt hat. Man darf cs wohl als eine Frucht der Anwesenheit des göttlichen Erlösers betrachten, dass die afrikanische Kirche nach dem Tode Christi in kurzer, Zeit zu hoher Blüte gelangte und sich weit nach Süden ausdehnte. Ägypten und Äthiopien waren die ersten bei' Heidenwelt, die den christlichen Glauben annahmen, wie schon David in den Psalmen geweissagt hatte: „Gesandte sollen kommen aus Ägypten; Älhiopicn soll zuerst aufheben seine Hände zu Gott". Ps. 67. Aber Irrlehre, Glaubensspaltnng, Abfall und Christcnverfolgung, besonders nach dem Eindringen der Mohammedaner, verwundeten tödtlich die blühende Kirche Äfrika's und vernichteten sie fast gänzlich. Doch jenes Afrika, auf dessen Boden die segensreichen Füße gewandert sind, die allen zum Heile vor neunzehnhundert Jahren an das bittere Kreuz genagelt wurden, jenes Afrika, auf dem jenes Herz geschlagen, das von der Lanze durchstochen die Ströme seines Sühnungsblutes für das Heil aller vergossen hat, jenes Afrika, es sollte und soll nicht ausgeschlossen werden von den Eroberungen der göttlichen Liebe! Die Stunde der Erlösung Äfrika's naht. Auf diese Stunde scheint die Weissagung Jsaias' (cap. 11 vers 11) hinzudeuten: „Und zu der Zeit wird es geschehen, dass der Herr zum andernmale seine Hand ausstreckt, um sich,, anzueignen den Überrest seines Volkes, der noch übrig ist in Assyrien, in Ägypten und in Photros und in Äthiopien, und in Älam, und in Sennaar und in Emah, und auf den Inseln des Meeres." Der Erfüllung dieser Weissagung wohnen wir an. Vor unseren Augen vollzieht sich die Erlösung Afrikas! Noch nie wurde dieser Welttheil von allen Seiten so nachdrucksvoll in Angriff genommen, wie in unseren Tagen! Zu den größten Errungenschaften des Jahrhunderts wird die Geschichte der Zeiten die Geliebt sei überall das heiligste Herz Jesu! 3 Entschleierung Afrikas zählen! Der katholischen Propaganda hat sich in Afrika ein ungeheueres Feld eröffnet! Das heiligste Herz Jesu, das Symbol und der Sitz der gottmenschlichen Liebe des Welterlösers, bildet die Hoffnung der Heiden und die Starke der Glaubensboten! Seine Erlöserliebe zu Afrika nnd seinen Negern hat Jesus mit Sternenschrift hoch an das Himmelszelt geschrieben. Das herrliche Sternbild des südlichen Kreuzes, welches gleich einem Biergestirne von Edelsteinen am nächtlichen Tropenhimmel' erstrahlt, erscheint als das mit Flammen-nügeln in die Luft geheftete Symbol der Liebe des Gottmenschen zu den Negern Afrikas. Der Sache Jesu Christi und seines göttlichen Erlöserherzens in Afrika soll auch diese bescheidene Monatsschrift dienen. Die Congregation der „Söhne des hl. Herzens Jesu", welcher die unter dem Protectorate Sr. Apostolischen Majestät stehende Mission von Centralafrika übertragen ist, besitzt zwar schon seit Jahren ein Organ in italienischer Sprache, nämlich die im Mutterhause in Verona erscheinende e Krankheit machte rasche Fortschritte; und als sie durch einen heftigen Anfall in Todesgefahr versetzt wurde, ertheilte man ihr auf eigenes Verlangen hin die hl. Taufe, sie konnte aber diese glücklichen Augenblicke nur ein paar Stunden überleben. Und wirklich war es ein Glück für sie, so schnell vom lieben Gotte heimgeholt worden zu sein; denn ihr Mann, als er vernommen hatte, dass es mit Halima zum Sterben komme, war bereits um 2 Uhr nachts zu den Schwestern gekommen, um seine Frau davonzutragen, aus Furcht, man möchte sie taufen und auf dem katholischen Friedhofe begraben; Halima ober war schon um 9 Uhr abends verschieden! Während ihrer zweimonatlichen Krankheit hatte er sie nie besucht; nun aber, da Gefahr vorhanden schien, sie könnte als Christin sterben, scheute er auch einen nächtlichen Besuch nicht. Als er vernahm, Halima sei schon gestorben, beklagte er sich, dass man ihn nicht früher benachrichtigt habe und wollte auf der Stelle die Leiche forttragen, was ihm jedoch nur am Morgen gestattet wurde und wogegen wir, um unsausbleibliche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, keinen erfolgreichen Einwand erheben konnten. Hieraus können Sie ersehen, mit wie viel Umsicht man zu Werke gehen muss, um selbst gut gesinnte Seelen dem Satan zu entreißen. Eine andere Bekehrung ist jene der jungen Frau eines Negers namens Agoär. Sie gehörte zu dem Schaikiah-Stamme, hieß Amina und wurde vor ungefähr einem Jahre in die Negercolonie aufgenommen. Da die Krankheit nicht nachließ, wurde sie auf Verlangen ihres Mannes bei den Schwestern untergebracht, wo sie, weil mit Sorgfalt und Liebe gepflegt, ihre Wärterinnen bald lieb gewann. So äußerte sie auch öfters, das Institut nicht mehr verlassen und bei ihren Wohlthäterinnen sammt ihrem Töchterlein als Christin leben und sterben zu wollen Da jedoch ihr Mann ein fanatischer Moslim war, so musste man die Tauf Mittheilungen aus den Missionsstatwnm. 15 einstweilen aufschieben, denn er würde sie sogleich wieder fortgetragen haben, wenn er bemerkt hätte, dass sie Christin werden wolle. Ungeachtet der liebevollsten Verpflegung verschlimmerte sich ihr Zustand und der Arzt meinte, es sei wenig Hoffnung auf Heilung vorhanden.. Agosr, welcher die schlimme Lage seiner Frau merkte, dachte schon daran, sie anderswo unterzubringen, aber Amina wollte nicht. Er beklagte sich beim Obern der Kolonie, dass seine Frau nicht besser werde und dieser versprach ihm, sie ins österreichische Spital bringen zu lassen, was auch geschah; sie kehrte aber nur noch schlimmer daraus zurück. Nun wollte ihr Mann es mit den Negerdoctorinnen versuchen und brachte aus dem nahen Negerdorfe Eschesch eine solche mit Namen Om Mohammed, die als Hexe bekannt ist und auf jede Weise die Mission zu verleumden und ihr zu schaden sucht. Diese nun schrieb heiße Bäder vor, wozu, wie Agosr und sie meinten, es nothwendig sei, die Kranke aus der Anstalt in die Negerhütte zu bringen, wogegen sich Amina sträubte, sie wollte nur unter Aufsicht der Schwestern von den Bädern Gebrauch machen. Die Quacksalberin sah bald ein, dass ihre Arzneien nichts halfen und kehrte nicht wieder, während indessen der Zustand der Kranken sich nunmehr verschlimmerte. Agosr brachte eine zweite Doctorin — aber mit demselben Erfolge; es blieb also nichts übrig, als sich in den Willen Gottes zu fügen. Nun war Agosr darauf bedacht, wenigstens die Seele seiner Frau zu retten (nach seiner Ansicht) und besuchte sie fortwährend in der Hoffnung, sie als Bekennerin des Islam sterben zu sehen. Eines Tages nun, als ein P. Missionär in Eile gerufen wurde, um der Kranken die hl. Ölung zu spenden, begegnete er dem Agosr, welcher drohte, seine Frau lebendig oder todt davontragen zu wollen. Als ich mich der Kranken näherte und sie bereits getauft fand (von einer Schwester während eines Anfalles), ließ ich ihren Mann herbeirufen, damit sie in seiner Gegenwart erkläre, sie sei jetzt Christin und wolle als solche sterben. Als Agosr diese Erklärung hörte, schwieg er einige Augenblicke und sagte dann: „Du bist frei, thue, was Du willst; aber wenn Du mit dem Leben.davonkommst, so weiß ich nicht, ob ich Dich noch ferner als meine Frau anerkennen werde." Doch diese Androhung der Trennung machte auf sie selbstverständlich keinen Eindruck, da sie ja öfters schon betheuert hatte, Christin werden zu wollen, und auch, wenn ihr Mann nicht einwillige, zur Trennung bereit zu sein. Agosr zog sich nun zurück und besuchte immer seltener seine Frau, die nur wenige Tage ihre Wiedergeburt durch die Taufe überlebte, während welcher Zeit sie ein erbauliches Beispiel von Ergebung in Gottes Willen gab. Nur eines schmerzte ihr mütterliches Herz, nämlich dass ihr Töchterlein Fatma nun in die Hände ihres Mannes fiel. Sie wurde nach katholischem Ritus begraben, jedoch konnten die mohammedanischen Familien nicht unterlassen, ihr übliches Klagegeschrei aufzuführen. Agosr bereute es bald, seine Frau nach katholischem Ritus beerdigt haben zu lassen und hatte sogar vor, die Leiche ausgraben zu lassen; öfters lästerte er auch in Gegenwart unserer Christen die katholische Religion, was aber diese nicht lange ertragen wollten; es entstand ein offener Streit zwischen Agosr und ihnen, infolge dessen er gezwungen wurde, die Kolonie zu verlassen. Auf ähnliche Weise gelang es uns, die Seele eines Negerleius von ungefähr sieben Jahren zu retten. Als seine Mutter, eine arme Witwe, aber eine fanatische Muselmannin merkte, dass ihr Kind mit Namen Hassan, das sie bei uns sammt seinem Brüderchen Nur untergebracht hatte, erkrankt war und sein Zustand sich immer mehr verschlimmerte, wollte sie es sofort wc. nehmen. Doch auf das Versprechen hin, das Kind würde im österreichischen Spitale untergebracht werden, gab sie nach. Der Spitalarzt erklärte jedoch sogleich, dass keine Hoffnung auf Heilung mehr vorhanden fei. Der kleine Hassan, der im Katechismus ge- 16 Mittheilungen aus bett Missionsstationcn. nirgend unterrichtet war, verlangte selbst die hl. Taufe, die ihm auch ertheilt wurde und in welcher er den Namen Heinrich erhielt, wovon selbstverständlich die Mutter nichts wusste. Als sie ein paar Tage darauf ihr Kind besuchte und es zufällig außer Besinnung fand, wollte sie es gleich fortnehmen, ans Furcht, man wolle es zum Christen machen; alles Zureden, wie dass das Kind auf der Straße in ihren Armen sterben würde, sie könne selbst beim Kinde im Spitale bleiben u. s. to., half nichts; sie wollte ihr Kind lebendig oder todt mit nach Hause nehmen. Ein paar Tage darauf starb Heinrich in dem nahe bei unserer Negercolonie gelegenem Dorfe Eschesch und wurde am nämlichen Tage noch auf dem Negerfriedhof in der Nähe von Embabeh begraben. — An dieser Stelle will ich gleich eine kleine Anekdote, welche unsere seeleneifrigen Missionsschwestern (ich sage seeleneifrig, da sie im vergangenen Jahre über hundert Kleinen den Himmel geöffnet) mir erzählten. Auf einem Krankenbesuche im nahen Negerdorfe Eschesch fanden sie eine arme, alte Negerin, die schon längere Zeit in unserer Negercolonie verweilt hatte, in ihrer Hütte schwer krank. Als die uns sehr wohlbekannte Zauberin Haua dies vernommen, kam sie in aller Eile mit einem leeren Eimer in der Hand herbeigelaufen und setzte ihn der Kranken aus den Kopf, aus Furcht man möchte sie taufen! Die dritte Bekehrung ist jene eines Negermädchens, zu den schismatischen Kopten gehörend, in einem Alter von 16 Jahren namens Mariam Gerges Bachit. Als Kind von drei Jahren war sie ihren Eltern, die sic kaum gekannt hatte, geraubt und nachher an eine koptische Familie verkauft worden. Diese hat sich nun Georg Raum, ein achtzehnjähriger Negerjnnge unserer Mission, der in der Stadt Schneider ist, zu seiner Frau auserwählt. Kaum von Europa hier angekommen, hörte ich von den Unterhandlungen für diese Heirat und erkannte nur zuwohl die schlimme Lage des Negerjünglings, den die schismatischen Kopten auf jede Weise an sich zu ziehen suchen würden. Ich ließ also Georg zu mir kommen und sah bald ein, dass die Sache sich so verhalte, wie ich es mir gedacht hatte. Da war nun keine Zeit zu verlieren, denn in drei oder vier Tagen, so hieß es, sollte die Hochzeit stattfinden. Ich erklärte dem unerfahrenen Neger, dass die Trauung in der lateinischen Kirche nicht möglich sei, beim es bedürfe einer Dispens. Da die Braut Koptin war, wollte er nun seine Ehe bei den katholischen Kopten einsegnen lassen, zumal die Braut bereit war, die katholische Religion anzunehmen. Zu diesem Zwecke bat er mich, ihm einen Taufschein und ein Zeugnis ledigen Standes auszustellen, da all dieses verlangt wurde. Damit begab er sich gegen Abend zum Patriarchen der katholischen Kopten, fand aber an jenem Tage keine Gelegenheit mehr, seine Sache zu erledigen. Am folgenden Tage wollte nun die schismatische Familie, dass die Einsegnung der Ehe stattfinde, denn alles sei bereit. Ohne Georgs Wissen hatten sie einen schismatischen Priester kommen lassen, welcher erkürte, dass Georg vor allem die katholische Religion abschwören und dann sich taufen lassen müsse. Der Schwager der Braut erklärte noch — wohl das Wichtigste, — er habe dem Priester für seine Arbeit bereits drei Napoleons gegeben. Georg jedoch erklärte feierlich, dass er niemals in die Verheiratung in Gegenwart eines schismatischen Priesters einwilligen, noch weniger aber auf Abschwörung und Wicdertaufe eingehen werde. Unsere Negerinnen, welche von diesem Durcheinander gar nichts wussten und von der Mutter des Bräutigams zur Hochzeit eingeladen worden waren, sah ich am festgesetzten Trauungstage mit wohlgefüllten Krügen von Negerbier und mit Esswaren auf dem Kopfe unsere Negercolonie verlassen, am Abende jedoch ganz enttäuscht zurückkehren: die ganze Hochzeitsfeier war für sie ein Geheimnis; eine Hochzeit ohne Braut, ohne Bräutigam, ohne Priester und, was sie wohl noch mehr geschmerzt haben mag, ohne Speis und Trank, Mittheilungen aus den Missionsstationen. 17 ohne Sang und Klang, ohne ihre beliebten Tänze — das war doch noch nie dagewesen. Auf meine Frage, wie denn die Hochzeit verlaufen sei, antworteten sie: wir haben nichts gesehen, nichts gegessen, nichts getrunken; wir begreifen diese Hochzeitsfeier nicht. Den schismatischen Kopten fiel das Misslingen der Verheiratung schwer; jtm die Schmach einigermaßen zu vermindern, thaten sie, als ob dieselbe in der That stattgefunden hätte. Darum wurde beschlossen, Georg solle sich seine Braut, welche erklärt hatte, der Religion ihres Bräutigams folgen zu wollen, mit sich nehmen und thun was er wolle. Jedenfalls ein glücklicher Abschluss der Komödie. Die Mutter Georgs nahm die Braut zu sich, während der Sohn selbst zu mir kam und seinen Triumph über die schismatischen Kopten erzählte. Ich drang darauf, dass die Braut vor allem in unserer Religion unterrichtet werden müsse, da die Aufnahme in die katholische Kirche nicht sei wie diejenige in die koptisch-schismatische, wo zur Aufnahme einfach der Glaube an Jesus Christus genüge, und wo man ganz und gar unwissend in den Wahrheiten des christlichen Glaubens, ohne vorherigen Unterricht getauft werde. Die Braut war überdies gegen unsere Religion etwas eingenommen. Um ihr die Vorurtheile gegen den katholischen Glauben zu nehmen, wurde beschlossen, sie solle für zwei oder drei Wochen bei unseren Missionsschwestern wohnen und dort regelmäßigen Unterricht erhalten. Welchen Unterricht sie bei den schismatischen Kopten genossen, lässt sich wohl denken. Nicht einmal das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit wusste sie und von drei Personen in Gott, von zwei Naturen in Christo hatte sie niemals sprechen hören. Außer anderen Vorurtheilen sagte sie, dass ihr in unserer Kirche die Frauen zu viel beten; denn ihre Priester hätten ihr gesagt, das viele Beten mache die Leute nach und nach närrisch; dann sei das Betreten der Kirche mit Schuhen an den Füßen und mit bedecktem Haupte unanständig u. s. w. Die größte Schwierigkeit war für sie die Anerkennung des Papstes als Haupt der ganzen Kirche; nach Vorbringung einiger Stellen aus der hl. Schrift sah sie aber bald ein, dass in der einzig wahren Kirche auch ein einziger oberster Hirte sein müsse. Schließlich bekannte sie selbst, dass ihr Patriarch und ihre Priester selbst am Schisma schuld seien, da sie von einer einzigen Kirche nichts wissen wollen, weil sie Niemanden über sich dulden. So verflossen denn bald anstatt drei — vier Wochen, worauf sie feierlich das Schisma abschwur und die heilige Taufe bedingungsweise erhielt, worauf sie nach Ablegung einer Generalbeicht die hl. Communion empfieng. Am folgenden Tage, Fest des heiligen Franz von Assisi, fand die Trauung in der Herz Jesu Kirche zu Kairo statt, ungeachtet eines traurigen Zwischenfalles, der am Vorabende, also am Tage der feierlichen Aufnahme der Braut in die katholische Kirche, sich abspielte und eine wirklich schwere Probe für die Neubekehrte war. Die Mutter Georgs nämlich, von einer anderen Negerin aufgehetzt, nahm die ihrem Sohne gegebene Bewilligung zur Heirat zurück, weil, wie sie sagte, die Braut ein armes Mädchen sei. Der Sohn antwortete mit der Frage, ob es wohl billig sei, nach so vielen Bemühungen beiderseits diese Verbindung aufzugeben? es sei nicht die Frau, welche den Mann, sondern der Mann, der sein Weib ernähren müsse; er sei also entschlossen, Maria obgleich arm, zu heiraten. Nach einiger Zeit kam alles wieder in das rechte Geleise. -i- * * Aus derselben Negercolonie Gesira schreibt uns unter dem 24. December 1897 der Hochw. P. Josef 333 eitler, F. S. C.: „Geduld bringt Rosen". — Dieses gute alte Sprüchwort kommt mir unwillkürlich in den Sinn, wenn ich die Seelsorge auf unserer Negercolonie näher ins 18 Mittheilungen aus den Missionsstationen. Auge fasse. Dieselbe erfordert viel Geduld. Dort in unserem Negerdorfe wohnen neben den christlichen Familien manche erwachsene Neger, welche für unsere heilige Religion wenig Verständnis zeigen; sie sind zwar keine fanatischen Mohammedaner, doch scheinen sie der religiösen Gleichgültigkeit zu huldigen. Vor ihrer Aufnahme in die Colonie haben sie nämlich manche Jahre hindurch das Kriegshandwerk ausgeübt und sich in dieser Stellung allem Anscheine nach um Gott und ihr Seelenheil wenig gekümmert. Wie viel Zeit und Mühe kostet es, bis sie auch nur die gewöhnlichen christlichen Gebete und die Hauptwahrheiten unseres heiligen Glaubens ihrem Gedächtnisse eingeprägt haben! Anders steht es freilich in dieser Hinsicht mit unsern Knaben und Mädchen. Sie betreiben mit gewisser Vorliebe und auch mir gutem Erfolg das Studium des Katechismus und zeigen sich für das Gute im allgemeinen nicht minder empfänglich als ihre weißen Altersgenossen in Europa. Manche von ihnen bitten um die heilige Taufe, doch wegen des hartnäckigen Widerstrebeus ihrer mohammedanischen Eltern kann ihre Bitte einstweilen nicht erhört werden. Mit Vorliebe nehmen wir daher in der Colonie jene schwarzen Waisenkinder auf, welche aus beit Straßen der nahen Großstadt in großer Anzahl umherirren. Doch hat auch die Bekehrung dieser Waisen zum Christenthum ihre besondere Schwierigkeit; sie besteht darin, dass sie nach jenem freien ungebundenen Leben sich nur schwer der Hausordnung der Colonie fügen, und nicht selten kommt es vor, dass der eine oder andere von ihnen Reißaus nimmt und eher am Hungertuche nagt, als sich die zur Erziehung nothwendige Einschränkung seiner Freiheit gefallen zu lassen. Diese Erfahrung mussten wir noch kürzlich an zwei Waisenknaben machen, von welchen der eine in nächster Zeit die heilige Taufe empfangen sollte. Sie ersehen daraus, dass die Seelsorge auf dieser Negercolonie Geduld, viel Geduld erheischt. Doch — „Geduld bringt Rosen". Es gibt Tage, an welchen das Herz des Missionärs voll Trostes ist und er sich für alle seine Mühen und Enttäuschungen reichlich entschädigt fühlt. Ein solcher Tag des Trostes war ohne Zweifel das Fest der Unbefleckten Empfängnis, wie Sie aus Folgendem entnehmen werden. Das Fest der Unbefleckten Empfängnis zeichnet sich unter allen Festen der Colonie dadurch aus, dass unsere Neger sich darauf alljährlich durch eine dreitägige Mission vorbereiten, während welcher ihnen die ewigen Wahrheiten in der bei den Volksniissioneu allgemein üblichen Weise gepredigt werden. Bei dieser Gelegenheit tritt der Eindruck, den unsere hl. Religion auf das Gemüth des Negers macht, besonders deutlich hervor. Alle, Groß und Klein, wohnen alsdann mit Eifer den Predigten bei, welche heuer vom hochwürdigen Pater Heymans, Obern der Colonie, und einem griechischen Priester in arabischer Sprache gehalten wurden. Keiner fehlte, der nicht durch rechtmäßige Gründe entschuldigt war. Doch was in besonderer Weise erbaute, war das Stillschweigen, welches selbst die erwachsenen Neger den Tag über beobachteten. Unsere Knaben brachten die freie Zeit im Hofe vor dem Missionshause zu. Der Lärm, der ihre täglichen Erholungen begleitet und in allen Ecken des Hauses widerhallt, war gänzlich verstummt; anstatt sich wie gewöhnlich mit dem Ballspiel oder auf der Kegelbahn zu belustigen, waren sie nun mit dem Abbeten des Rosenkranzes oder mit der Lesung eines geistlichen Buches beschäftigt. Sie schließen sich auf diese Weise nicht ungern für jene drei Tage von der Außenwelt ab, und es bedarf nicht einmal einer besonderen Ermahnung, um sie dazu anzuhalten. Das Stillschweigen betrachten sie als eine Sache, welche zu einer Geisteserneuerung, wenn nicht nothwendig, so doch in hohem Grade förderlich ist. Daher brachte auch die diesjährige Mission unter unsern Negern erfreuliche Früchte hervor. Ant Vorabende des Festes sah man die Beichtstühle in der Kirche von unseren christ- Mittheilungen aus den Missicuisstationen. 19 Zu dem Artikel: Die Nomaden Nubieus (Seite 11). Denkt man sich noch hiezu unsere Neger mit ihren schneeweißen, hemdartigen Kleidern, aus welchen ihre schwarzen Kransköpfe in lebhaftem Contrast Herauslugen, so hat man ein Bild unserer Kirche in ihrem vollendeten Festschmuck. Um acht Uhr erschallen die Glocken und rufen mit ihren hellen Tönen alle Bewohner der Colonie zum feierlichen Hochamt. Die im Hause der Missionäre wohnenden Knaben haben eben ihr Frühstück beendigt; sie versammeln sich im Hofe, stellen sich in zwei Abtheilungen paarweise auf und schlagen den^Weg zur Kirche ein, der sich längs des Dorfes hinzieht und von hohen mächtigen Sykomoren oder Wildfeigenbäumeu beschattet ist. Über dem Portale des Missionshauses prangt das österreichische Wappen, dort oben ans der Terrasse flattert noch dazu im Winde die fchwarzgelbe Flagge zum Zeichen, dass die Colonie unter dem Schutze Sr. Majestät des Kaisers von Österreich steht. Selbst die Natur scheint lichen Negern bis zur Nachtstunde umlagert, und am folgenden Morgen näherten sich alle Erwachsenen in der ersten heiligen Messe dem Tische des Herrn. Das Äußere unserer Kirche, welche — nebenbei bemerkt — hinsichtlich ihrer Bauart eher einem Magazin als einem Gotteshanse gleicht, hatte zwar keine Veränderung erfahren; doch ihr Inneres bot am 8. December einen ganz festlichen Anblick. Die rothen Draperien an den weißgetünchten Wänden, die buntfarbigen Fahnen und Standarten, die den Altar zierenden Nosenbonqnets, Guirlanden und Blumensträuße zeigen uns, dass der Küster alle Zieraten der Colonie hervorgeholt und es verstanden hat, sie hier in schöner, wirkungsvoller Harmonie zusammenzustellen. 20 Mittheilungen aus den Misswnsstationen. in ihrer Weise das hohe Fest verherrlichen zu wollen. Die letzten Wochen hindurch war fast kein grüner Halm auf den Feldern der Kolonie zu sehen, war ja die Aussaat des Klees durch ein plötzlich auftauchendes Heer von Jnsecten total vernichtet worden. Doch schnell wie sie kamen verschwanden sie auch, die zweite Aussaat glückte und heute sind die an das Negerdorf und an die Kirche angrenzenden Felder in üppiges Grün gehüllt. Der Himmel macht auch ein heiteres, ganz festliches Gesicht, er strahlt im schönsten Sonnenschein, und die milde ägyptische Winterluft wirkt erfrischend auf Körper und Geist. So gelangt unsere schwarze Gesellschaft in ungetrübter Feststimmung zur Kirche. Vor der Kirchthüre wartet ein erwachsener Neger, um die heilige Taufe zu empfangen. Es ist Abd-el-Cher, ein Mann von ungefähr 40 Jahren. Während der Missionär die Gebete und Ceremonien der heiligen Taufe verrichtet, werfen wir einen flüchtigen Blick auf das Vorleben dieses Negers. Nach der Herkunft Abd-el-Cher's brauchen wir nicht lauge zu fragen: seine hohe, schlanke, langbeinige Gestalt lässt in ihm schon von Ferne einen Neger des Deukastammes erkennen. Doch hat er bloß seine Jugend in der Heimat verlebt. Im Alter von 18 Jahren wurde er zum ägyptischen Militärdienst eingezogen und in Kairo ins zweite Negerregiment eingereiht. Bald darauf nahm er theil am Feldzug gegen Abyssinien, welcher mit einer Niederlage der Truppen des Vicekönigs Ismail endete. Abd-el-Cher blieb zwar von den feindlichen Geschossen verschont; doch zog er sich durch einen Fall vom Pferde eine Verletzung des rechten Auges zu, so dass dieses erblindete und er als untauglich aus dem Militärdienste entlassen wurde. Er kehrte nach Kairo zurück und fand nach langem Umherirren endlich ein neues Heim auf unserer Negercolonie, wo er sich durch Feldarbeit seinen Lebensunterhalt erwarb. In den ersten Jahren weckte seine religiöse Stimmung gar wenig Hoffnung für seine Bekehrung zum Christenthum. Trotzdem drückte er schon damals öfters den Wunsch aus, auf der Colouie den Rest seines Lebens verbringen zu können. Mit der Zeit zerstreuten sich jedoch seine Vorurtheile gegen die christliche Religion, der Same des göttlichen Wortes fasste in seinem Herzen Wurzel, und er bat um die heilige Taufe. Eine besondere Schwierigkeit für die Erlernung des Katechismus bot ihm nun nur noch sein gar schwaches Gedächtnis. Als ich ihm einst bei Erlernung des Actes der Reue behülflich war, konnte er sein lebhaftes Bedauern darüber nicht verbergen. „Pater," sagte er, „ich komme gerne täglich in den Unterricht. Doch sieh', ich bin schon alt! lehre mich jedesmal nur ganz wenig, nicht mehr als zwei neue Worte; denn mehr bleibt in meinem Kopfe nicht sitzen." Nun „wer langsam geht, kommt auch zum Ziel". Abd-el-Cher ist nun in unserer heiligen Religion unterrichtet und geht in Anhörung des Wortes Gottes und der heiligen Messe, der er täglich beiwohnt, allen andern mit leuchtendem Beispiele voran. Unterdessen ist die Taufhandlung vorbei. Während des nun folgenden Levitenamtes hielt Abd-el-Cher die brennende Taufkerze in seinen Händen, als wollte er aller Welt zeigen, wie hell nun in ihm das Licht des wahren Glaubens leuchte. Sodann empsteng er die heilige Communion, und mit ihm näherten sich noch sechs Knaben und vier Mädchen zum erstenmale dem Tische des Herrn. Die Worte des Celebranten, der vor Austheilung der heiligen Communion in einer kurzen Ansprache auf diesen Tag als den schönsten ihres Lebens hinwies, fanden ohne Zweifel in ihrem Herzen volle Zustimmung. Die an sich schon so erbauliche Feier wurde noch gehoben durch den Gesang unseres Negerchors, der unter Leitung eines musikalisch gebildeten Laienbruders eine Figuralmesse von Gounod mit Präcision und Andacht zur Aufführung brachte. Nach Beendigung des Hochamtes wurden die männlichen Erstcommunicanten im Zuge in das Haus Mittheilungen aus den Missioiisstationen. 21 der Missionäre geleitet, wo sie im Divan ein solennes Frühstück einnahmen und mit schönen Bildern beschenkt wurden, welche die verehrliche Generalleiterin der St. Peter Claver-Sodalität in Salzburg der Colonie gütigst zur Verfügung gestellt hatte. Die Mädchen Warden im Schwesternhause bewirtet und beschenkt. Um allen Negern des Dorfes einen Antheil an der Festfreude zu verschaffen, ließ es sich der Obere der Colonie nicht nehmen, für dieselben im Hause der Missionäre ein gemeinsames Mittagmahl zu veranstalten. Unsere Neger sind nicht wählerisch in Speise und Trank. Das nach unsern Begriffen recht einfache Mahl war für sie ein wahrer Festschmaus. Daher waren sie alle in der heitersten Stimmung und wurden nicht müde, die Gastfreundlichkeit des Obern zu rühmen und ihm ihre innige Erkenntlichkeit an den Tag zu legen. Abd-el-Cher nimmt natürlich den Ehrenplatz ein, der mit einer Weißen Tischdecke und einem schönen Blumenstrauß bezeichnet ist. Still vergnügt blickt er uns an, als wollte er sagen, dass' ihm nie in seinem Leben ein Mittagsmahl so gut gemundet habe als heute. Doch die Festlichkeiten sind noch nicht zu Ende. Ein hoher Besuch steht ja noch bevor. Der hochwürdigste Herr Bischof Anton Roveggio, welcher in Assuan residiert, wird, von Kairo kommend, bald eintreffen, um das Sacrament der heiligen Firmung zu spenden. Alle unsere Knaben stellen sich, den Kreuzträger an ihrer Spitze, im Hofe in Reih und Glied auf, die schwarze Musikbande hat bereits ihre Blasinstrumente herbeigeholt, um den hochwürdigsten Herrn in Procession und unter klingendem Spiel zur Kirche zu geleiten, bald rollt der Wagen heran, und unter den Klängen eines lustigen Marsches nimmt Se. Bischöflichen Gnaden die Begrüßungen der Missionäre und des übrigen Missionspersonals im Hofe entgegen. Alsbald setzt sich die Procession in Bewegung. Unsere Negerinnen im Dorfe wollen auch ihrer Freude laut Ausdruck geben und lassen beim Vorbeiziehen der Procession nach gutem sudanesischen Brauche schrille, weithin vernehmbare Triller erschallen. In der Kirche angelangt, legt der Apostolische Vicar die bischöflichen Gewänder an, während der Gesangschor unter Begleitung des Harmoniums ba§ «Ecce Sacerdos>, eine Composition von Surzynski, vorträgt. Darauf spendet er den fünf vor seinem Throne knieenden Knaben die heilige Firmung. Die Zahl der Firmlinge ist diesmal so gering, da der Erzbischof und Apostolische Delegat von Ägypten, Monsignor Bonfigli, noch im verflossenen Jänner das gleiche Sacrament auf der Colonie gespendet hat. Trotzdem ist die geringe Anzahl recht trosterweckend, wenn man das Elend bedenkt, in dem sich diese Firmlinge vor ihrer Aufnahme in die Colonie befunden haben. Lassen wir also ihre Lebensschicksale in gedrängter Kürze an unserem Auge vorüberziehen. — Da kniet der Negerknabe All Kassara: er ist schwarz wie Ebenholz und steht im Alter von ungefähr zehn Jahren. Wie wunderbar hat ihn der Herr beschützt, aus wie viel Gefahren hat er sein junges Leben befreit! — Die Heimat Akt Kassara's ist Fandoro, eine Ortschaft im Gebiete der Lurneger, welche an der nordwestlichen Küste des Albert-Nyanzasee's ihre Wohnsitze haben. Er hat seine Eltern nie gekannt, weiß uns nicht einmal ihren Namen anzugeben. Denn schon als Säugling wurde er ihnen auf einer Sclavenjagd ‘in grausamer Weise entrissen und gerieth in die Hände einer fanatischen Mohammedanerin, namens Hadscha Haua, welche nach der Eroberung des Sudan durch die Mahdiften sich mit den Truppen Emin Pascha's, des Statthalters der ägylischen Äquatorialprovinz, über Zanzibar nach Ägypten flüchtete. Hadscha Haua, die den Knaben während dieses ungeheuren Marsches meist auf den Armen trug, wurde zuweilen ihrer Last überdrüssig und ließ sich in ihrem Unwillen dazu hinreißen, den wehrlosen Knaben in grausamer Weise zu misshandeln. Eines Tages, so erzählen zwei Augenzeugen, hielt sie den halbnackten Knaben über ein Feuer, wobei sich sein Unterkörper mit schmerzlichen 22 Mittheilungen aus den Missionsstationen. Brandwunden bedeckte. Ein anderes Mal wollte sie sich seiner für immer ent* ledigen und ihn ans dem Wege den Hyänen zur Speise liegen lassen und hätte diesen frevelhaften Entschluss auch ausgeführt, wenn sie nicht durch den Commandanten der Soldatentruppe daran gehindert worden wäre. Dieser forderte sie unter Androhung der Todesstrafe auf, für das Leben des Knaben Sorge zu tragen und gab ihr für die Verpflegung von Zeit zu Zeit eine entsprechende Entschädigung. In Kairo angelangt, ließ sich Hadscha Hana im Negerdorf Eschesch nieder, welches ungefähr einen Büchsenschuss von unserer Kolonie entfernt ist. Doch Akt Kassara, der Misshandlungen müde, flüchtete sich bald darauf in unser Missionshaus und bat den Obern recht dringend um Aufnahme, indem er versicherte, sein Vater sei im Kriege gelobtet worden, seine Mutter jedoch im Sudan zurückgeblieben: ob sie noch lebe oder bereits gestorben sei, wisse er nicht. Sobald Hadscha Hana von der Flucht und dem Verbleib des Knaben Kenntnis erlangt, reclamierte sie ihn unter dem Vorwände, er sei ihr eigenes Kind. Doch konnte sie den Knaben nicht dazu bewegen, mit ihr in ihre Hütte zurückzukehren. Sie wagte sogar den gerichtlichen Weg einzuschlagen, um ihre angeblichen mütterlichen Rechte auf den Knaben geltend zu machen, ja, es gelang ihr, vier Neger als Zeugen für ihre Sache zu gewinnen. Und siehe! Einer nach dem andern behauptete unter Eidschwnr, Hadscha Hana sei in Wirklichkeit die Mutter des Knaben. Doch sie halte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Es war auch uns gelungen, Gegenzeugen zu gewinnen, welche der Wahrheit und dem Freiheitsrechte Akt Kassara's zum Siege verhalfen. Die Meineidigen wurden zu einer Gefängnisstrafe verurtheilt; der Knabe hingegen wurde auf seine dringende Bitte hin der Colonie zur Erziehung überlassen. Akl Kassara wurde letztes Jahr auf den Namen Ludwig Otto getauft. Der Herr, der die Anschläge seiner Widersacher zunichte gemacht, möge ihm nun durch die heilige Firmung die Gnade verleihen, den ungleich schwereren und glorreicheren Sieg über die Feinde seiner Seele, die Welt, den bösen Feind und seine eigenen Leidenschaften, davonzutragen. An der Seite Akl Kassara's kniet Simon Abd-el-Magid. Seine hellbraune Körperfarbe, sein ruhiger, milder Gesichtsansdruck verrathen seine abyssiuische Abstammung. Er ist ein Findelkind, erinnert sich nicht, seinen Vater je gesehen zu haben. Vor ungefähr vier Jahren raubte ihm der Tod auch seine Mutter, welche ans ihrer Heimat mit ihm nach Kairo übergesiedelt war. Seitdem irrte er auf der Straße Plan- und ziellos umher und fristete durch Bettel und gelegentliches Verdienst ein kümmerliches Dasein. Doch der Herr sandte ihm alsbald einen guten Engel in der Person eines katholischen Kopten, welcher sich des Knaben annahm und ihn auf unsere Colonie brachte. Simon war mit seinem neuen Heim wohl zufrieden und legte von jeher eine große Anhänglichkeit an die Mission an den Tag. Seinem erbaulichen Betragen und seinen guten Fortschritten in Erlernung des Katechismus hat er es zu verdanken, dass er bereits am 8. December letzten Jahres zugleich mil Akl Kassara die heilige Taufe erhielt, und heute, wo er außer der heiligen Firmung auch die erste heilige Communion empfangen, wird cs ihm erst recht klar, welches Glück ihm durch die Aufnahme in der Colonie und die Annahme der christlichen Religion zutheil geworden ist. Doch gewiss nicht minder groß ist das Glück seines schwarzen Nachbarn, des kleinen Martin Dschomaa. Wer hätte gedacht, dass er das heutige Fest auch nur erleben werde! Vor wenigen Tagen noch war er dem Tode nahe und hat bereits die heiligen Sterbesacramente empfangen. Der Arme ist nämlich ein Krüppel: schon mehreremale verfiel er in starke, schauerliche Krämpfe, die ihn an den Rand des Grabes brachten. Auch Martin ist ein Waise; schon in frühester Kindheit seiner beiden Eltern durch den Tod beraubt, kam er unter die Obsorge Priesterweihe. — Der Vormarsch der anglo-ägyptijchen Armee. 23 seines in Kairo wohnenden Oheims, namens Abd-el-Farag, dem ihn seine sterbende Mutter zur Verpflegung anempfohlen hatte. Dieser ließ den Knaben, da er einst über heftige Stiche im Rücken klagte, mit einem glühenden Eisen an der schmerzhaften Stelle brennen, eine Operation, welche die hiesigen Neger gegen manche Krankheiten anzuwenden Pflegen. Doch was war die Folge? Es entstand ein bösartiges Geschwür, infolge dessen das Rückgrat gänzlich verbogen wurde. Abd-el-Farag brachte seinen Pflegling in das arabische Spital und, da sich das Übel als unheilbar erwies, bald darauf auf unsere Colonie. Martin Dschomaa erträgt sein Leiden mit erbaulicher Geduld, besitzt eine aufrichtige Frömmigkeit und weiß seinen Katechismus besser als manch anderer unter seinen schwarzen Altersgenossen. So berechtigt uns ganz besonders dieser Firmling zu der tröstlichen Hoffnung, dass er, mit der Gnade des heiligen Geistes ausgerüstet, den Kampf gegen die Feinde seines Heiles siegreich bestehen und sich so die Krone des ewigen Lebens erwerben werde. Aus dem Vorstehenden ersehen Sie, mit welcher Art von Negern wir es auf dieser Colonie zu thun haben. Der Seelsorger hat hier mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, welche hauptsächlich im Islam und in den eigenthümlichen Lebensverhältnissen der in Ägypten angesiedelten Neger begründet sind. Um die Seelen dieser armen Neger für den Himmel zu gewinnen, muss mau unverdrossen arbeiten, muthig kämpfen und — geduldig leiden: Anders geht es nicht! Denn nur: Geduld bringt Rosen. Prichemche. Am 4. Adventsonntage, 19. December letzten Jahres, wurden vom Hochwür-digsten Herrn A. R oveggio, Apostolischen Vwar des Sudan, in der Pfarrkirche zu Helnan (Ägypten) zu Priestern geweiht: Hochw. P. Wilhelm Ba n h olzer aus der Diöcese Rottenburg (Württemberg), Hochw. P. Hugo Larisch aus der Diöcese Breslau (Schlesien) und Hochw. P. Heinrich Seiner ans der Diöcese >seckau (Steiermark). Der llimiuitsitj brr iiiii|lo=iiiiptisii|i,ii Arme. Nun endlich scheinen sich die Pforten des Sudan öffnen zu wollen. Der erste wichtige Schritt wurde im Jahre 1896 durch die Einnahme von Dongola gethan. Schon vorher und ganz besonders nach dieser Eroberung war den anglo-ügyptischen Leitern vor allem daran gelegen, die materiellen, d. h. die Transportschwierigkeiten zu heben. So verlängerten sie immer mehr die Bahnstrecke Cairo-Girgeh und bei Uadi Haifa begannen sie eine neue Bahn, zunächst für das Militär, zu bauen. Neuere Vorgänge im Lande des Chalifen beschleunigten in letztere Zeit diese Unternehmen so, dass, wenigstens für den Militärtransport, die eine Eisenbahnlinie seit Mitte Januar, von Kairo bis nach Assuan-----30—24° n. Br. sich erstreckt, die andere aber von Habt Haifa schon bis Berber 22—18° n. Br. reicht. So werden die Wüsten und Katarakte durch moderne Verkehrsmittel überbrückt oder umgangen. Welcher Unterschied zwischen einst und jetzt! In den Fünfziger-Jahren brauchten die Karawanen von Kairo nach Chartum drei Monate 24 Der Vormarsch der anglo-ägyptischen Armee. — Gebet. und auch 100 Tage; ein Theil der Missionäre erlag schon auf der Hinreise. Jetzt reist man in 12 Tagen von Berber nach Kairo! Und es wird noch schneller gehen, denn der Engländer ist heutzutage nicht mehr gewillt, auf Kameelen und Maulthieren in der Wüste herumzuirren. Wenn der Sudan erobert ist, wird sicher die Eisenbahn nach Süden vordringen. Auf dem Kriegsschauplätze entfaltet sich jetzt eine rege Thätigkeit. In den letzten Tagen wurde das Generalquartier des Sirdar (Oberster Befehlshaber) H. Kitschener Pascha der anglo-ägyptischen Armee von Uadi-Halfa nach Berber verlegt, von wo der Telegraph bis zum Vorposten Damer vorgeschoben wurde. Die einstige italienische Militärstation Kassala ist von Italien der anglo-ägyptischen Armee abgetreten worden, infolgedessen Parsons Pascha mit einer Heeresabtheilung schon am 26. Dec. verst. J. in das Fort einzog. Nach kurzer Rast führte er die ©einigen gegen die Derwische und verjagte sie aus den Forts von El Fascher und Osobri, wo es aber nicht ohne hitziges Gefecht abgieng. Unterdessen steht der Chalifa mit ca. 65,000 Mann, die aber bis auf 80,000 Mann vermehrt werden können, am sechsten Katarakte des Nil (17° n. Br.) und hat seine Truppen auf die drei Stellungen Metemmeh, Schendi und Omdurman vertheilt; die Bedeutung dieser großen Anzahl aber verliert ihr Gewicht, wenn man bedenkt, dass von diesem Haufen nur ungefähr 30,000 Mann mit Flinten bewaffnet sind. Ihrerseits rücken auch die Ägypter in immer größerer Anzahl gegen den sechsten Katarakt vor und die Engländer verstärken ihre Regimenter durch Zuzüge aus Gibraltar und Malta. Oberst Slatin Pascha, Mitglied des Intelligence Departement (Kundschafterbureau) ist auch bereits in Meraui angekommen. Zwischen den beiden Heeren liegt also eine verhältnismäßig nicht mehr bedeutende Strecke. Neuestens wird auch viel von den französischen Nilexpeditionen gesprochen. Zwei nahmen ihren Ausgang vom Oberen Ubangi und hatten als Ziel Faschoda, wohin die eine angelangt zu sein scheint (Liotard), während die andere unterwegs von feindlichen Stämmen vernichtet wurde. Eine dritte nahm nach demselben Ziele den Weg von Obok (Meerbusen von Aden) durch Abessinien und scheint jetzt an Stelle zu sein. Ob das keine Einwirkung auf den bisherigen Stand der Dinge haben wird? Nach den neuesten Nachrichten hätte der Sirdar weitere Truppenzuzüge abgelehnt und wäre der Vormarsch bis zum Steigen des Niles (August) verschoben worden, da dieser jetzt schwer passierbar wird und die Mahdisten sich ruhig verhalten sollen. Sollte dieses wirklich der einzige Grund sein? P. I. Münch, F. S. C. Gebet des HL. Ivanz ferner für die Bekehrung der Ungläubigen. Ewiger Gott, Schöpfer aller Dinge, gedenke der Seelen der Ungläubigen, die du erschaffen und nach deinem Bilde und Gleichnisse gebildet hast. Siehe, o Herr, wie die Hölle dir zur Schmach mit diesen Seelen erfüllt wird, und gedenke, dass dein Sohn Jesus für ihr Heil den grausamsten Tod erlitten hat. Gib nicht länger zu, ich bitte dich, o Herr, dass dein Sohn von den Ungläubigen verachtet werde, sondern lass' dich durch das Gebet heiliger Männer und der Kirche, der Braut deines heiligsten Sohnes, versöhnen. Gedenke nur deiner Barmherzigkeit, vergiss ihren Götzendienst und ihren Unglauben und bewirke, dass auch sie endlich denjenigen erkennen, den du gesandt hast, unseren Herrn Jesus Christus, der unser Heil, unser Leben und unsere Auferstehung ist, durch den wir gerettet und befreit worden sind, dem Ruhm und Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, Ablass von 300 Tagen, einmal täglich. Pius JX. 24. Mai 1847. Für die Redaction: P. Aaver Geyer, F. 8. C. Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen. Nttschiedknes Volkszählung in Ägypten. Nachdem soeben veröffentlichten Ergebnisse der Volkszählung in Ägypten beträgt die Zahl der Einheimischen 9,621,879 — die der Fremden 112,526; von diesen sind 38,175 Griechen, 24,467 Italiener, 19,557 Engländer mit Einschluss der Oeeupationstruppen, 14,155 Franzosen, wovon 3,901 aus Algier und Tunis, 7,177 aus Oesterreich-Ungarn, 1,2 77 Deutsche, 765 Spanier, 472 Schweizer, 291 Amerikaner. Dem religiösen Bekenntnisse nach sind 8,978,775 Mohammedaner, 730,164 Christen, wovon 608,446 auf die Cophten kommen; 25,200 Juden, und 268 Dissidenten. Die einheimische Bevölkerung besteht aus 9,007,775 Ägyptern, 40,150 Türken und 573,974 Beduinen. Auf das männliche Geschlecht treffen 4,947,850, auf das weibliche 4,786,555, es wird also die Zahl der Männer höher angegeben als die der Frauen, diese aber dürfte in Wirklichkeit viel größer sein, als sie durch die Volkszählung erscheint, schon aus dem Umstande, dass die Araber keine Fremden in ihre Häuser lassen und die Zahl ihrer Frauen (und Selavinnen?!) geheimhalten, so dass es unmöglich ist, eine annähernd bestimmte Zahl des weiblichen Geschlechtes angeben zu können. Ein Curiosum ist dieses, dass von 91/3 Millionen nur 435,993 männlichen Geschlechtes und 31,893 weiblichen Geschlechtes, zusammen also 467,886 des Lesens und Schreibens kundig sind. Gebete um die Bekehrung der Lhamiten von Lentral-Afrika 51t erlangen. Beten wir für die unglücklichen Negervölker Central-Afrikas, damit Gott, der alles vermag, von ihren Herzen einmal den Fluch Cham's hinwegnehme und ihnen jenen Segen verleihe, den man nur im Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Gottes erlangen kann. {§>eßet. 0 Herr Jesus Christus, alleiniger Erlöser des ganzen Menschengeschlechtes, der Du bereits herrschest von einem Meere zum andern und vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises, öffne erbarmungsvoll Dein heiligstes Herz auch den unglücklichsten Seelen von Central-Afrika, welche noch in der Finsternis und im Todesschatteu sitzen, auf dass durch die Fürbitte der gütigen Jungfrau Maria, Deiner unbefleckten Mutter, und ihres glorreichen Gemahls, des heiligen Josef, die Negervölker ihre Götzen verlassen, vor Dir sich niederwerfen und Deiner Kirche zugesellt werden. Der Du lebst und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.