Probe für den Festtag. Ein Vorspiel, im^ Kreise einer liebenswürdigen Famiiie, aufgeführt am 18. März 1826. Laibach, gedruckt bey Leopold (Eget, Gub. Buchdrucker. Ein gütiger und weiser Mann Ist immer eine Blume. Herder. Sr. Excellenz dem Hoch - und Wohlgebornen Herrn Herrn Joseph Camillo Freyherrn v. Schmidburg, Erbschenken von Trier, Landstand im Königreiche Böhmen, und in den Herzogthümern Karnthen und Kram, Sr. k. k. apost. Maj. wirkt, geheimen Rath und Kämmerer, allerhöchst Ihrem Gouverneur des Königreichs Jllyrien in Ergebenheit gewidmet von Hochdessen Verehrer Franz Ritter v. Jacomini-Holzapfel-Waasen. Personen. 1 Amalie, l Luise. Schwestern V Doris. j Friderike. I Mina. Deren Bruder Virgil. Der Singmeister. Der Klaviermeister. 7*22 . r .. 3nt 2^2 . I* X )7»»-rl Erster Auftritt. 4 ...... (Abend.) (Sin Zimmer 'mit einer Mittel« und zwey Seiten« thüren. Ein Armsessel und mehrere Stühle stehen in demselben. — Ein Tisch mit Lichtern.) " e 1 Amalie, Luise, Friderike, Mina und Virgil. x - - - - ri L.’ijnipL.. t jRi.) V< . (l T . (Amalie und Luise im weißen geschürzten Kleide, mit Rosen geschmückt; Friderike und Mina im Hauskleide.— Sie lauschen an der rechten Seitenlhüre, zunächst Luise und Friderike , dann Amalie und Mina, — am weitesten entfernt ist Virgil. Jedes will sich dazu drängen.) Friderike (zu Luisen) Liebes Luischen, laß mich auch sehe», ob die Mutter bald fertig ist. Luise. Gleich — nur eine Minute noch! — Ach! — ich kann nicht satt mich schauen. Virgil (der sich vordrängt) Jetzt laßt mich dazu. — Wenn der Vater nicht zu Hause ist, bin ich der Hausherr, (zu Frideriken) weißt du, Caput Familiae. __ Mina. Laß mich auch waS sehen. Amalie, (hebt Mina zum Schlüsselloch, indem sie solche vor Virgil schiebt) — Mach Platz — du lateinischer Hauspatron — der Kleinen. Dirgtl (indem er auf einem Deine weghüpft.) — Zu spät, zu spät, meine Theuerfte! — Gerade sind sie zur Thüre hinaus, Vater und Mutter und Doris. . Amalie (hat indessen Mina wieder auf die Erde gesetzet.) Du arme Kleine, mußt das Versäumte nachholen, wenn sie heimkehren. M i n a. Ja ! da will ich dem Vater so viele Küsse geben, daß er sagen muß: Genug! genug! und dann der Mutter auch so viele. (Luise und Friderike, die zum Tische traten, öffnen die Lade, und Jede derselben nimmt eine 2trbeit heraus.) .tigaifig Luise. Ich will keinen Augenblick verlieren, — noch wenige Stunden sind mir gegönnt, und ich habe noch so erstaunlich viel .zu machen, bis mein Angebinde für den guten Vater fertig wird. — (Setzt sich und arbeitet.) Friderike. Auch ich muß eilen, und ich thue es auch gar so gern. (Eben so) — Virgil. Ich bin schon fertig mit dem Meinen. — Aber höret: bald hätte ich eine saubere Wäsche angestellt, und gerade als sch meinem Namen den letzten Punkt geschenket hatte, und das schön (die andern lachen) — ja! ja! — das schön geschriebene Gedicht bestreuen wollte — ergriff ich statt der Streusandbüchse, bd) Dintenfaß, und — mein guter Genius. — Zweyter Auftritt. Doris (ist leise eingetreten, und klopft Virgil auf die Schulter, der etwas zusammenfährt, und sich umwendet. Doris erscheint im Hauskleide durch die Mittelkhüre.) Doris. — hat dir zu rechter Zeit auf die Achsel geklopft, um dir zu sagen, »Eile mit Weile." — Mache dir nichtö daraus, solche UnglüekSfällc geschehen den klügsten Leuten, wenn sic in einer gelehrten Zerstreuung sich befinden. Virgil. Du hast Recht, gelehrte Zerstreuung dieß ist der wahre Nähme. — Unhöfliche Leute haben es schon anders genannt. Amalie, (welche nebst Mina bisher bey den Arbeitenden gestanden, und die Arbeiten besah, 'tior-tretend:) Nun, ihr Gelehrten! Macht eure hochweise Dissertation ein andermal aus, und ich will gerne mithelfen, der Zerstreuung eine Apologie zu halten. Heule aber muß diese Dame uns schon vergeben, wenn wir ihr keine Huldigung darbringen. — Wir haben keine Minute zu viel, — sie verfließen so schnell, wenn man waS LiebeS beginnt, und wenn das Herz vor Freude pocht. — Darum dachte ich, wir gingen anS Werk, und machten die Probe von dem kleinen Feste, daS wir dem guten Vater zu seinem morgigen Nah-meuSfeste bereite» wollen. Friderike (zu Doris.) Sind sie aber auch richtig fort, daß sie unS nicht überrasche». Doris. Fort, über Berg und Thal — wenigstens hörte ich die Kutsche zum Hause hinaus rollen. Luise. Sag' mir doch Doris: hat der Vater denn nichts bemerkt? — Doris. Ja, es fiel ihm wohl auf, daß ich allein von ihm Abschied nahm, und er frug, wer von uns mitfahren wolle. — Aber die liebe Mutier suchte ihn so zu beschäftigen, daß sie fragend und antwortend an die Stiege kamen, und — ihr wißt wohl — der Vater ist ja so Heb/— wenn er auch etwas merkte — so ließ er es sich nicht ankennen , um unsere Freude nicht zu stören, die seinem liebenden Herzen das größte Glück, der einzige Lohn für seine Wohlthaten ist. — Virgil. Dixi — Du bist mein Liebling, Doris ! du kannst mich lachen und weinen machen, wie es dir gefällt; so sprichst du mir immer aus der Seele. Amalie (zu den Schwestern.) Nun Schwestern! ich bitte Euch eilt! — (zu Frideriken) Du mußt dich noch überkleiden, — (zu Doris) und auch du, denn heute müssen wir General-Probe halten , sonst ist alles gar zu verwirrt. — Wir beyde, — (zu Luisen) — haben zwar keinen Wechsel nö-thig, aber. Mina, mußt du Liebe! schon versorgen, während ich hier Alles in Ordnung setze. (Zu Virgil.) Und du Herr vom Hause! sende um unsere Gehilfen, und laß sie dringend hieher bitten. — Beyde versprachen zu Hause zu bleiben, und auf meinen Ruf zu warten. Virgil. Nach Befehl, (ab) — Luise (und Doris) Wir fliegen zur Toilette (ab) Friderike (mit Mina) Komm liebe Mina! — daß wir nicht zu spät kommen. — Es ist ja für den Vater! — Mina Für den Baker geschwind, geschwind ! — (Seyde ab) (Alle gehen durch die Mitkelthüre) Dritter Auftritt- Amalie allein. Süße Sehnsucht! — Banges Hoffen! —Wohl erfüllst du des Menschenlebens meisten Raum der Zeit. — Des Kindes erste Gefühle mögen schon vom Sehnen und Verlangen bestochen seyn^ — Das Mädchen fühlt nicht minder diese Wonnequal! — Mein Sehnen ist der Keltern Glück und Liebe, und in meinem Herzen spricht es laut, daß keine edlere Empfindung das Gemüth durchströmen könne , als Dankbarkeit und treue Kindesliebe. — Doch! — wer könnte solche Aeltern minder lieben? Vierter Auftritt. (Der Singmeister, und derKlaviermcister treten ein. Beyde verneigen sich gegen Amalien, welche ihnen die Verbeugung erwiedert.) (Sie kommen durch die Mtttelthüre.) Am alle, (indem sie ihnen ein Zeichen gibt, ihre Hüte -hzulegen.) — Nehmen Sie meine Herren, unseren verbindlichsten Dank für Ihre gütige Bereitwilligkeit. — Wir wünschten fie Ihnen vergelten zu können.) Singmeister. Sie dürfen überzeugt^seyn gnädiges Fräulein! daß wir dabey beni größten Gewinn haben. — So selten sind die Momentc^im , Leben, .in welchen man Freuden theilen kann, die aus reiner ungetrübter Quelle entspringen. Einen höheren Genuß, als die Theilnahme an dem schönen Bestreben kindlicher Liebe kann dem Sterblichen wohl nicht beschieden seyn. Klaviermeister. Und wie gesteigert ist dieser Genuß durch die Persönlichkeit des geliebten Gegenstandes, für welchen sich nicht allein Ihre Gefühle mein gnädiges Fräulein! so gerne ergießen. — Wer kennt Ihren Herren Vater, und liebt ihn nicht! — Wer würde für diesen Hochverehrtest nicht gerne jeden Anlaß benützen, um zu seinem Vergnügen beyzutragen. Amalie. Es ist Wonne für mich, unendliche Wonne! daß der liebe Vater, dem meine ganze Seele gehört, so viele Verehrer seiner Tugenden zählt. Fünfter Auftritt. Virgil (kömmt durch die Miktelkhüre, hat eine Perücke mit einem Haarbentel auf, und eine» langen Rock an.) Nun hier bin ich! — bin ich gut adju-stirt — seh' ich alt genug aus? Amalie. Aber ich bitte dich Virgil! was ist dir denn beygefallen? — Man könnte mit dir ja Sperlinge im Weinberge verscheuchen. Virgil. Das ist etwas impertinent Fräulein Schwester! — Zn meiner gegenwärtigen Gestalt waren einmal alle Dvktores, und andere so gar gescheite Männer anzuschauen. Ich habe sie zwar nur auf dem Theater und in Kupferstichen so gesehen, und ich versichere dich, daß in einer Pc- rücke schon von Natur aus die Weisheit in einer magnetischen Portion verborgen seyn muß, denn seit ich sie auf dem Kopse trage, habe ich bcynahe selbst vor mir eine Art Respekt. Amalie. DaS mag wohl seyn, auf mich jedoch scheint dieser Talismanu nicht von sonderlicher Wirkung zu seyn, denn — Virgil. Gut— (indem er ihr die Perücke aufsetzen will) — das wollen wir erst sehen, wenn du sie auf deine Frisur applizirst. — Amalie. (Schreyr und wehrt sich.) — Ach du Himmel — welcher Einfall, du Bruder Wildfang! da würden meine tapirten Locken aus Bestürzung und Scham für immer mir die Krause versagen. — (Alle lachen.) Sechster Auftritt. (Durch die Mittelthüre Hüpfen Friderike und Doris, eben so wie Amalie und Luise gekleidet, herein. Jede schwingt ober sich eine Dlumen-Ouir-Iande. Beyde trillern aus der Oper »,der Schnee" die Arie mit Chor „Ja ein vergttügli» cheS Spiel ist der Tanzwelches man schon außer der Szene hört. D v r i s und Friderike, (als sie Virgil erblicken, der sich indessen die Perücke wieder aufgesetzek hat) — ha ha ha ha ha ha! -- Doris. Wie närrisch siehst du aus! — ha ha ha l Friderike. Herrliche Maskerade! — ha ha ha! — Virgil. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ihr so lacht — seh ich nicht respektabel aus? IS Doris. 0 fa! wie ein Nußknaker. A m a li e. Und stelle dir vor, mir wollte er daS garstige Zeug auf meine Locken setzen. Friderike. Dieß wage man bey uns—(pa. rodirend) — nicht. Doris (tritt Virgiln naher) Nein, das wage man nicht. Amalie, Jetzt habe ich Hilfstruppen, und will mich rächen, kleiner Schelm — (indem sie Vir, giln auf der andern Seite in die Enge treibt.) Doris und Friderike (haben ihn mit ihren Kränzen umschlungen, und gegen die Mittelthüre ge. dränget.) (Beyde) Halt! der Wolf ist gefangen. Virgil. Nicht ganz (indem er — sich bückend — ihnen entschlüpft) gehorsamer — Siebenter Auftritt. (Luis e tritt mit einer Guirlande an der einen, mit Mina an der andern Hand ein. — Mina ist weiß, mit Rosen geschmückt, gekleidet , wie die Uebrigen, und trägt zwey Guirlanden.) Luise (beymEintreten) — aber doch gefangener Diener — (indem sie die Guirlande um ihn schlingt —) (Doris und Friderike schlingen auch ihre Kränze um ihn. Mina wird von A m a l i e n in die Höhe gehalten, und hält im Doppelbogen beyde Kränze ober dem Kopfe Virgils.) (Doris, Friderike, Amalie, Mina, Lu is>) Gefangen! — Gefangen! — Gefangen! — Nun mußt du dich loskaufen. Virgil. Gerne, gerne (er küßt all«, eine nach der ander») — Jetzt ist es mir warm gegan- gen, und beynahe hätte ich meine Weisheit (deu-tet auf die Perücke) vom Kopfe verloren. Amalie. Ihr Lieben !§es ist die höchste Zeit, daß wir zur Probe schreiten, sonst kommen die Aeltern zu Hause, ehe wir fertig sind. Virgi l. Also nur zu. Ihr seht, ich bin in meinem Staate. Doris, Friderike, Luise (abwechselnd, indem sie in buntem Gewirce sich drängen ) Zur Probe.' — Reiht euch! — Angestellt! — Sputet euch! — Mina. Mich auch dazu! mich auch! — Virgil. Ordnung! Amalie Qu den beyden Meistern, welche in der Seite gestanden , den kindlichen Scherzen theilnehmend zugesehen, und mit einander abwechselnd leise gesprochen häben.) — Darf ich Sie bitten, mir behülf-lich zu seyn! — (sie geht zu einem in der Ecke stehenden Schemrnel, und will ihn vorwärts schaffen) Sing- und Klaviermeister, (die herbey eilen.) — Bemühen Sie sich doch nicht, gnädiges Fräulein, Lassen Sie uns doch auch auf irgend eine Art, Ihr liebes Bestreben theilen! — (sie tragen den Schemmel in den Vordergrund bis zur Podial-Beleuchtung an die Courtine, so, daß er in schiefer Richtung zwischen dem Absätze, und der Thüre stehet.) '. ' ‘' ' Amalie. Ich danke verbindlich. Nun kömmt der Stuhl darauf, und nacher der grüne Teppich. — Doris und Friderike (kaufen um den S tuhl) Hier ist der Armstuhl. Luise (bringt den Teppich.) Warte! hier ist der Teppich. — (Mit gegenseitiger Hülfe wird der Schemmel bedecket, und der Stuhl darauf gestellt.) Amalie. So! der Thron ist fertig! — Der Polster fehlt, für die Geschenke. — Diina (bringt ihn) Hier, hier! Amalie. So du Liebe. Zu des Stuhles Füssen leg' ihn , da wird er am meisten paffen. (Mina thut es, Amalie hilft ihr) Virgil, (der sich mittlerweile, als er zur Ordnung rief, vor die linke Seitenthüre gestellt hatte, sagt gravitätisch:) Ich bin mit euch zufrieden. Mina (mar an sein«Seite getreten und spricht:) ich auch! — ich auch! — da wird der Vater recht schön anzusehen seyn. Amalie (zu den Meistern.)Nun muß ich mir die Bitte erlauben, daß Sie die Güte haben, einsweilen in dieses Seitengcmach — (zeigt auf die linke Seitenthüre —) abzutreten. Sobald die Probe unserer ersten Begrüffung vorüber ist, leisten wir (auf Luisen deutend) Ihnen Gesellschaft, um unser musikalisch - dramatisches Wagestück zu beginnen. (Die beyden Meiste.r indem sie abgehen.) Recht gerne! — Wir erwarten Sie! — Achter Auftritt. Amalie, Luise, Doris, Friderike, Mina, Virgil. (Luise , Doris, Friderike und Mina habe» sich indessen in einen Halbkreis, der flcßtn den Thron gekehrt ist, gereihet, indem sie sich mit den Kränzen verbinden). Virgil (tritt vor,) Ja' ich muß doch auch meine Rede prediren. — Mina! setze du dich itzt aus den Thron. —Gib aber wohl Acht, was ich dir sage! M i n a (hüpft hinauf, und sehet sich nieder.) Amalie, (die an Minas Stelle trat) Eile lieber Virgil, es versteht ohnedies Niemand, was du sagst. Virgil, (der sich in die dritte Positur stellt, und gegen den Thron spricht:) Summa tua benigni-tate maximaque mea Gratiae rcferendac cupidi-tate commotus diem hodicrnam transire non possum , quin Gratum animum , ac Venerationem tibi declarem. — Ille (gegen Himmel deutend) cujus nutu sidera moventur, Te, generosissime pater, qui hominum amore, atque meritis de republica efficacibus emincs per innumeras etiam.) — Amalie. Genug, genug. — Friderike. Lern' es besser. — Doris. Behalt dein Kauderwälsch für dich. Luise. Fort, fort. — (sie sprechen dieß zugleich, und drängen ihn zur Thüre, nämlich zur rechten Seitenthüre hinaus, indem er sich fortwährend umwälzt , und Latein deklamirt.) Subsequcntium anno-rum Series optima Valetudine' frui sinat, et te intima imperturbataque mentis pace beet,' For- tuna — (die letzten Worte spricht er schon aussen, und es verliert sich seine Stimme.) Neunter Auftritt. Amalie, Luise, Doris, Friderike, Sit n a. Amalie (zu Luisen, Doris und Frideriken) Stellt euch an! (Sie stellen sich wieder in den Halbkreis, und verbinden sich mit den Halbkcänzen.) Amalie. Wo ist meine Guirlande Luise? — Luise. Mina hat sie. — Mina (hüpft vom Schemmel) Hier lieb' Mal-chen (giebt ihr den Kranz) ich Hab ihn dir gebracht und für dich aufbewahrt. Amalie (Küßt sie, und nimmt den Halbkranz, indem sie Mina zu den Halbkreis der Uebrige» führt, und sich mit ihr anstellt.) — Dank dir! du lieber kleiner Engel! — Wenn die Hand der Unschuld die Vlüthen reicht, kann nur Scegen unser Werk geleiten. (Sie stellt Mina in die Mitte deS Halbkreises , rechts, und links zu selber DoriS und Friderike , an den Flügeln Amalie und Luise.) Zehnter Auftritt. Virgil. (auS der rechten Seitenthüre ernsthaft im poffirlich gemessenen Schritt, aber ohne Perücke, und ohne Karrikacurrock, halt den linken Arm gebogen , so als ob er Jemand führte) (ernst) Jetzt müßt ihr euch verstellen, ich fry der Vater, und mich führt die Mutter heraus. — (bleibt stehen) (Die nachfolgende» Worte müssen sanft, ohne Pathos , ferne von aller Karrikatur gesprochen werden) — Wie der Vater unS erblickt, bleibt er stehen, — sieht mit liebevollen Blick uns alle an,— einen nach den andern, — fo — fo (thuk ek) Alle. — Hört ihr! — Keines übersieht er — Keines genießt länger den Strahl des süssen Auges. — Alle liebt sein Vaterherz mit gleicher Liebe! ! — Gleichen Segen spendet er dem Grossen und dem Kleinen- — Das Böse ist vergessen! — Nur Liebe athmct der Gute, für Uns, seine Kinder. —Wir Gücklichen! ------— (hält eine Zeitlang inne, um mit seinem Gefühle fertig zu werden, was ihn überwältigt) — Die gute Mutter! Das Bild der Sorgfalt! Im Blick den Wiederstrahl der Liebe deö besten VaterS, treibet selig ihr Auge, wechselnd, an des Vaters Rührung, an der Kinder Glück und Liebe. — Wonnig pocht ihr sanftes Herz für uns, für Ihn den Guten.— In seiner Freude strömt der Lohn Ihr voll entgegen für manche Sorge, manche Leiden, manche Opfer, die Sie uns gebracht. — Gen Himmel wendet Sie den Stern der schönen Seele, und dankt dem Herrscher der Millionen Welten für solchen Segen, — und fleht um ihn für Ihr zweytes Leben, für ihn den Vater,—für unS, »p wohl auch für jene dort, dem Mutlerher- zcn unvergeßlich! —-------------------(laßt den Kopf etwas auf die Brust sinken, und drückt sich die Thräne mit der rechten Hand von den Backen weg ) —Gefäß - ter fahre er fort. —) Dieß wird die heilige Weihe des Festes seyn.— Der Zoll des edelsten Gemüthes. — Vergeltung für den guten Willen der unsre schwache Kraft beseelet. — DerVater fühl'ts, und sieht das Bangen unfitr Mienen. — Genug für seine Güte, um mit heil'ren Mund uns Muth zu geben. — Er drückt der Mutter Hand, und schwingt, vom. zarten Wiederdruck gehoben, (steigt mit leichtem Schwung auf den Schemmel, und setzt sich auf den Armsessel) sich auf den Platz , der ihm als Festes König heut, — in unfren Herzen stets gebührt. So, Schwestern! — (sitzt mit Anstand auf dem Lehnstuhl, und stützt, wo möglich den Kopf auf einen Arm, jedoch so, daß das Gesicht gegen die Zuschauer frey bleibt.)— Jetzt ist's an euch, denn meine Rede, — dieß stellt euch vor, als Wirklichkeit; —ist schon vorüber. — • (Amalie gibt Mi n a ein Zeichen, die mit ihren Kranze vortrikc, ihn um die Kniee Virgi lS fchlingr, und sich, nachdem sie gesprochen, zu den Füssen desselben niederläßt, indem sie sich auf den Polster halb stützet:) Zu den Füssen liegt die Kleine. Vater blick auf sie herab! — Krauze windet sie dir fröhlich, Blüthen beut sie licbvoll dir. Nimm sie Vater diese Gaben, Andres hat wohl Mina nicht, Blumen, Küsse kannst du haben, Wahrheit ist's, was Mina spricht. — Amalie und Luise (treten vor, und schlingen ebenfalls die Kranze um Virgil, nachdem sie wcch« selnd gesprochen.) Luise. Verzeih' o Vater! wenn wir bittend kommen Um deine Nachsicht, deine Huld. — Sieh' nicht aufs Werk! — dem Willen nur, dem frommen Verleihe Beifall und Geduld. — Amalie. Erlaub' uns, dir ein scherzend Spiel zu weihen. Ein rstunt'res Kind der Fantasie, Thaliens neuste Jünger, führt den Reihen Des Frohsinns Schwester Harmonie. — Luife. Gewohnt der Musen Streit zu schlichten, Amalie. Wirst du, waS Liebe beut, auch liebend richten. (Peyde verneigen sich, und eilen durch die rechre Seile» lhüre ab) Sil ft er Auftritt. Virgil, Mina, Friderike, Doris. (Friderike und Doris treten mit einander vor.) Friderike. Fort eilt das Schwestcrpaar — der Freude voll, Und voll der bangen Sorge pocht das Herz.— Du sahst mit lauten Schlägen den beklommncn Und wonnetrunknen Busen sehnend heben! — ES ist der Kampf verschämten Selbstgefühls Mit dem Bewußtfeyn unnennbaren Glücks, Dir Vater, unsrem ewig heist Geliebten, DeS kurzen Lebens Stunden zu crhcitren. Doris. Ja heiter, ruhig, wie des Himmels-Blau, Und ungetrübt verrinne Stund auf Stund! — Der ob den Sternen thront, erhalt' dein Leben, Das Theure, uns, und allen die sich „Deine" nennen! — Was Dankbarkeit, und Zärtlichkeit, und Lieb' Und Treu', dem Vatcrherzen biethen kann, Wird deiner Kinder unermüdet Streben, Im Blüthenkranz dir freundlich liebend flechten. Friderike. Im Kranz der Blüthen , deiner Seele Bild! — Die Rose hier, sie ist der Blumen Königin, Wie du mein Vater! bist der Edlen Zier! — Der deutschen Eiche Blatt, geweiht zu Kronen Für treue Bürger , schmückt dein theures Haupt. — Bescheiden birgt, mit süssem Duft, das Veilchen Sein reines Aetherblau, wie dein Verdienst! — Durch Thaten sprichts, durch reichbeglückte Zeugen, Bedarf des Glanzes nicht, und nicht deS Ruhms. — Ihm ist der Dankbarkeit beredtes Schweigen Mehr Lohn als Lorbeerschmuck, als Erdenpracht. Ja mehr als der Unsterblichkeit Gesänge, Und — — als dieß kleine Herz es fassen kann. — Noch eines ziert den Kranz! — Eö ist die Myrthe, Die fest, und innig sich um dich, und um Die Mutter schlingt! — Vergib! sie ist die Liebste Der Blumen mir, seil ich dir abgelauscht. Wie sorgsam du sie pflegst, — wie lieb, und theuer Sie deinem Herzen ist, — dem Izärtlich treu Geliebten!---------Dieß, Vater! ist der Kränze Deutung! — So einfach — herzlich, wie der Kinder Sinn! — Nimm gütig diese Gaben deiner Flora Und weile froh, in deiner Treuen Schooß. — Doriö. Und blick mit Nachsicht auf daS Spiel — i das Los. (Bey den letzten Worten bekränzen Sie Virgil.) (Beyde treten verneigend in die Seite.) Zwischenspiel. (Die Operette das Lotterie-Los.) Zwölfter Auftritt. (So wie das Stück zu Ende ist, und sich die vier Spielenden, nämlich Amalie, Luise, der Singmeister, und der Kla v i e r m e i sie r verneigt haben, sängt Virgil, herzhaft zu klatschen an, und die beyden Meister ziehen sich in den Hintergrund zurück.) Virgil. Jetzt klatscht der Vater, und rufst ohne Ende Bravo Kinder! — Bravo , Bravo ! — f Amalie. Und wir stürzen auf den l Vater loS (sie stürzet sich auf Virgil/ ihn »umarmend) Alle 1 Luise/ und küssen ihn, (eben so) , ,, \ Friderike, und drücken ihn 3“8[t* (*■(,) I Doris, und kosen ihn (eben so) I Mina, ich auch, ich auch (kriecht v hinauf) Virgil. Halt! Halt! Ihr erdrückt mich ja — genug! — genug! — (Der Vorhang fällt.) " - ' r ' -