Or Annst, Wissenschaft und geselliges Keveu. VIedigirt von Frnn; Hermann von Hermannsthal. ^7 3O. Montag am 32. Augult I.84V. M^H ' Von dieser Zeitschrift ericheinei! n>!>chenllich !>uei Plummer», jedes Mal ein halber Nullen. Der Preis de«! Blattes ist in Laibach aonljiilir,« n »»^>^ ialbiädria i> st. Durch d,e t. f. Post »oier Onuverl m>I »orioire,cr Zusendun,, aanzjaoria », dalbiäbri« 4 fi. Ü.M., unl? wird balbiäbrig voraus bezahlt. Alle k. f. Poliämier nedmen Plänumerai^on an. ?n Laibach oränunieriri man beim Nerleaer am Raan, Älr. >yu, im ersten k>!«ite Bruchstü ck aus dem historische» Drama: Friedrich der Treue, Herzog von Tirol, Von Eduard Silesius. (Beschluß.) Nothburga. D u großer Gott! erbarme dich! Es weint das Land und sehnet sich Nach seinem Vater, seinem Freund, Der es mit ihm am Besten meint. Das arme Land, wie steht's verwaist! Es ist ein Körper ohne Geist, Es ist ein Busen ohne Herz — Nur ein Gefühl hat's — ew'gen Schmerz, Der immer wachst und immer steigt, Dem nimmer, nimmer Trost sich zeigt. (Auf die Kniee slniend.) Auf uns verlaß'ne Kinder blick', Und gib den Vater uns zurück, An dem wir hangen so inniglich!^ D u großer Gott! — erbarme dich! (Große Theilnahme unter den Zuhörern. Nothburg a und ihre Gefährten beten s!m»m fort, L'rstere auf de» Knieen,) Erster Bauer. Die steht und weint für ganz Tirol. Zweiter Bauer. Man hört's —ihr geht's vom Herzen wohl. Dritter Bauer. Ein Eisenherz, das da n,chc bricht, Wenn die so recht aus der Seele spricht» Vierter Bauer (der Greis). Mir bebt eine Thrane im alten Aug' — Sprich noch einmal! Dein Wort ist Gotteshauch. Nothburg » (aufspringend). Du großer Gott! erbarme dich! H. Friedrich (vortretend), Ih r lieben Kinder, da habt ihr mich! All e Anwesende n (durcheinander jauchzend). Er ist unser, ist unser! der Friede! ist zurück! O unerwartetes Himnielsglück! H. Friedrich. Glaubt es nur immer, der Friede! ist nah',. Zu End' ist das Spiel und die Wahrheit ist da. Erster Bauer. Ich möchte weinen! Zweiter Bauer. Mir wirbelc's im Haupt. Dritter Bauer. Stets Hab' ich an Friedas Heimkehr geglaubt. ^Herzog Friedrich wirft Pilgerhobit und Kappe von sich, während seme ritterliche» Begleiter sich ebenfalls enthüllen.) H. Friedrich. Da habt ihr den Friede!, ihr Herzen wie Gold^ Da habt ihr ihn wieder! Bleibt immer ihm hold. Erster Bauer. Der Herzog! Zweiter Bauer. Ich kenne sein goldenes Haar! DritteiVauer. ' Ich kenn' seine Stimme, so glockenllar! Vierter Bauer. Ich kenn' seine Stirne, so elfenbeinrein! Fünfter Bauer. Der Herzog, er ist's, kein And'rer kann's sein! H. Friedric h (mit tiefster Rührung). Ih r Kinder! wer kennet den Varer nicht? W i r t h. Der Friedel, er ist's! Man hört's, wenn er spricht. (Allestürzen jubelnd auf ihn los und überhäufen ihn mit Liebkosungen.) Erster Bauer. So bist Du's denn wirklich? Zweiter Bauer. Und bist Du's gewiß? Dritter Bauer. Und bist D u entfioh'n aus dem Burgverließ? Fünfter Bauer. Schließt jauchzend ihn, Brüder! in Euere Reih'n, Und führet ihn in sein Innsbruck ein. Vierte r Baue r (der Greis, vor ihm niederlnieend). Mein Friedel, mein Herzog! bin alt und grau, Doch wein' wie ein Kind ich, wenn ich dich schau'. H. Friedrich. O Augenblick, süßer, als all' mein Leben! R4T Viel' gute Kinder har Gott mir gegeben. Ihr Kinder! Ihr fragt, ob ich Friedet auch bin? Sagt: blick' ich auf Euch nicht recht habsbur^isch hin? Ih r fragt, wie ich kam aus der engen Haft? Mich erlöste der Meinigen Treu' und Kraft, Mülline n und Truchseß ha'n mich befreit, Die tüchtigsten Männer in unserer Zeit. (Die Bauern stürzen auf die beiden Ritter los, und überhäufen sie mit Liebkosungen.) H. Friedrich. Ih r wollt mich in treuergebenen Reih'n, Ih r wollt mich führen in Innsbruck ein. Ih r biedern Seelen! Ich nehm es an. Da draußen stehen wohl tausend Man»!, Nnd andere Tausende rücken heran; Die glühen und sprühen nach Kampf und Strauß, Und führen zurück mich in's Vaterhaus. So bin ich — Ih r seht's, o Kinder! — nicht schwach — Und Ih r folgt wohl auch den Andern nach? Erster Bauer. 's ist schad', daß so viel' sind! Zweiter Bauer. O wär'st Du allein! Dritter Bauer. Wir führten Dich auch in TX'in Innsbruck ein. H. F r i e d r i ch. Nicht Einer thut Alles: steh'« Alle, wie Einer, Dann stehen sie fest, dann besieget sie Keiner. All e (lärmend). Ja, Alle für Einen! Der Friedet leb' hoch! H. Friedric h (die Gruppe gerührt überschauend, mit höchster Begei­sterung). Jetzt bin ich der Mächc'ge! — Was fehlte mir noch? Der Taubstumme. Novelle von 2. 9l. Iona t. l. Es war in Wien. I n einem schon gezierten, aber nichr reichen Salon stand in der Fensternische bei einem Tischchen, worauf einige Blumenstöcke prangten, und mehre Papierblätcer zerstreut herumlagen, ein Mädchen voll Lieb­reiz , aber Zerstreuung offenbarte sich in ihren Mienen und Unlust sprachen die Blicke; bald war sie eifrig mit dem Abnehmen trockener Blätter von den Blumen beschäftige, bald ordnete sie wieder mir aller Sorgsamkeit die Papiere. An der zweiten Ecke des Salons saß ein junger, nach der neuesten Mode gekleideter Mann nachläßig in einem Lehnstuhle, mit einet Hand, von der mehre herrliche Ringe blitzten, ordnete er sein wohlfrisiertes Haar, mit der an­dern wühlte er in den weichen Locken eines jungen Pu­dels, der auf seinen Knieen lag. Er blickce beinahe un­verwandt nach dem gegenüber hängenden Spiegel: theils um seinen Anzug, theils «m die Bewegungen des Mäd­chens zu mustern, welches ihr himmelblaues Auge nicht von den Gegenständen ihrer Aufmerksamkeit wandte, und ihn gar Nicht beachtete. Doch der junge Mann schien in dem eingetretenen Schweigen nichts UngewöhlicheS zu finden; bequem schaukelte er sich in seinem Lehnstuhle und pfiff ganz ungenirt eine Arie, die ihm noch von gestern als Reminiscenz aus dem Kärtnerthortheater klang. «Was soll denn das wieder bedeuten?« fragte ein anderer junger Mann, der inzwischen unbemerkt einge­ treten war. »Hugo! — Elise! gibt es denn schon wie­ der neuen Verdruß?« »Ach,« rief Hugo , »ich warte nur, bis die Wolke vorbeigezogen ist, die sich an Elisens schönem Angesichte gelagert hat.« Das Mädchen empfing den Angekommenen mit großer Herzlichkeit und nahm mit ihm auf dem Sofa Platz. »Ich bin doch begierig«, hob dieser lächelnd an und blickte dabei auf die beiden jungen Leute, »wie es gehen wird, wenn Ih r einmal in den heiligen Ehestand eingetre-, ten seid, da Ih r schon jetzt als Verlobte keinen Tag vor­ beistreichen laßot, ohne irgend einen Zwist zu haben.« »Dann ist es jedenfalls etwas Anderes«, warf Hugo mit gezwungenem Lächeln hin. »Die Zukunft und Gegenwart wird sich darin glei­ chen, daß ich es nie gestatten werde, wahre Freunde unseres Hauses mit Spott zu beleidigen, und davor werde ich sie wohl zu wahren wissen«, sagte das Mädchen lebhaft. ,Dies unterliegt keinem Anstände«, gab ihr Verlob­ter zur Antwort, »aber soviel wirst Du doch gestatten, daß ich Leute von uns entfernt halte, welche es sich zum Ge­schäfte machen, den .Samen der Zwietracht zwischen uns auszustreuen.« »Zum Geschäfte machen?« rief Elise, und Zornröthe übergoß ihr bleiches Antlitz. »Ich fange nun an zu begreifen, um Was es sich handelt«, sprach der Mann, welcher seinen Platz auf dem Sofa genommen hatte, »ganz gewiß hat meine Schwester Felire n bei sich gesehen und längere Zeit mit ihm sich unterhalten; dies beweisen die Papiere, welche hier herum­liegen." »Es ist wahr. Aber liegt hierin ein Verbrechen? Sollte es den Niemanden gestattet sein, sich mir zu nä­hern, ohne sich sogleich beißenden Bemerkungen auszuse­tzen?" wandte das Mädchen dagegen ein. »Ja wohl, Schwester«, sprach Theobald; »aber sage mir nur, sollte es Deinem Bräutigam nicht gestattet sein, sein Mißfallen über irgend Etwas laut werden'zu lassen?" »Ganz recht, aber in welchem Verhältnisse stehen denn Hug o's Rechce zu der Freundlichkeit, die ich gegen Felir äußere«, fragte Elise. »Die Freundlichkeit, welche der Liebe gleich gehalten, oder über sie erhoben wird, kann Jenem nicht gleichgültig sein, der sich rühmt, dieses letztere Gefühl erweckt zu ha­ben; lassen wir jedoch allen Groll fahren, aber wenn Du Dich genau prüfest, Elise, so wirst Du gestehen müsse», daß Dir die todte Schriftsprache des Taubstummen eben so viel, oder noch mehr als meine glühenden Worte gilt.' Der Ausdruck innerer Bewegung, womit diese Worte gesprochen wurden, entwaffnete den Zorn des Mädchens. »Welch' thörichte Gedanken«, sprach sie besänftigt, und eilte zum Piano, um die trübe Stimmung in Hei­terkeit zu wandeln. Nach einem kurzen Vorspiele ertönte ihre herrliche, jugendliche Stimme, von den Accorden des R43 Instrumentes begleitet, durch das Gemach. Sie sang ein gefühlvolles aber melancholisches Lied, ihr Auge glänzte schwärmerisch, aber hold blickte sie auf den hinzugetretenen Hugo , und wer dies Paar in diesem Momente gesehen hätte, würde sich des Gedankens nicht haben entschlagen können, das; diese zwei Wesen für einander geschassen seien. »Welch'thörichte Gedanken», sagte Elise nach Been­digung des Gesanges, sich an den Arm Hugo's lehnend. „Sage mir nur, ob Du wirklich glaubst, das; für mich Fe­lixens Schrift mehr Geltung habe, als Deine Worte, die stets zu meinem Herzen sprechen und darin den voll­sten Anklang finden?" »Sind deine Worte wahr und aufrichtig?« fragte der junge Mann. »Wahr und aufrichtig!« wiederholte sie, und sank in unendlichem Liebreiz an die Brust ihres Verlobten; aber als er mit ihrem Bruder weggegangen war, und sie auf die vor ihr zerstreut liegenden Papiere blickte — verschwand Hugo aus ihrem Gedächtnisse, und die Erinnerung an Felix nahm darin lebhaften Platz. »Was schadet es auch", dachte sie, »das; er nicht spre­ chen kann? Wie ungerecht handelt hier die Natur, dem Menschen eine erhabene Seele, einen hohen Geist und ein reines Herz zu verleihen, aber ihm die Sprache zu versagen; warum ist es ihm nicht vergönnt, seine Gedanken Anderen offen und ungehindert mitzutheilen?« Langsam hob sie ein Blatt nach dem anderen, las sie, und als sie damit zu Ende war, wurde sie endlich ge­ wahr, daß sie einige noch nicht gesehen hatte. Ihre Ver­ wunderung wuchs mit der Neugierde bei jedem Blatte. Sie las: »Wenn ein Mädchen, von fremder Noth, von frem­ den Leiden ergriffen, mit freigebiger Hand diese zu lindern sucht, und in ihrem reinen Auge eine Thräne des Mitleids perlt, gleicht sie dann nicht einem jener glückseligen Gei­ ster, die Gott zum Schutze der Menschen zur Erde gesandt hat?« . »Wenn eine liebliche Mädchenstimme, sich mit den Ac­torden eines Instrumentes verschmelzend, die Zuhörer mit tiefer Rührung erfüllt, ist nicht Jener zu beneiden, der die schmelzenden Töne hören, und, von gleicher Seelenstim­mung begeistert, ihnen antworten kann, und ist nicht Jener einer unendlich tobenden Qual preisgegeben, der Nichts von diesen Zaubermelodien hören, und nur mit dem Auge forschen kann, welchen Eindruck diese Stimme in den Herzen der Zuhörer hervorgebracht hat?" »Wenn die Seraphsgestalt in dem bunten Reigen dahin schwebt, und durch ihren Reiz Aller Blicke auf sich wendet, durch den sanften Ausdruck ihrer Mienen Aller Herzen sich geneigt macht, wer würde sich da nicht glück­lich preisen, ihr seine Huldigungen darbringen zu dürfen?" »Und wenn dies Mädchen, der nichtssagenden Huldi­gungen und gehaltlosen Ehrenbezeigungen müde, mit mit­leidigem Blicke unter dem Schwärme glücklicher Mensche» eine traurige, auf ewige Einsamkeit hingewiesene Gestalt sucht; wenn sie, mit der Stimme die Leiden zu lindern nicht vermögend, nur mittelst des Stiftes dem betrübten Herzen durch süße Worte Trost spendet; wenn sie Ver­gnügungen encsagt, um sein hartes Loos zu erleichtern, ist sie hierin nicht einem Engel gleich?« »Wer das Mädchen in der schönen Sphäre der Häus­lichkeit sieht, wird er nicht wünschen, daß es seine Be­gleiterin auf der dornigen Lebensbahn sein möchte, das; ihr reines Herz nur für ihn zu schlagen begänne, und ihre Hand ewig in der seinigen ruhte?" »Und wenn er nun gewahr wird, daß sie einem An­dern lächelt, wenn er die traurige Gewißheit erlangt, daß er selbst nicht der Auserwählte sei — wie sorgfältig nähert er sich diesem, wie emsig forscht er dessen Neigung nach, um über ihre Zukunft beruhigt zu sein; er vergißt auf sei­nen Schmerz, und ist zufrieden, wenn er sie nur glücklich weiß.« »O Elise! sei vorsichtig in der Wahl deines Ge­fährten! Prüfe Dich, ob der Erwählte Deines Herzens eben so edel und gefühlvoll ist, wie Du? ob seine Denkweise sich mit der Deinen vollkommen eint; ob er Deinen Werth erkennt und ihn zu schätzen weiß? ob sein Gefühl rein ist und nur Dir gilt? — Wenn er sich so bewährt hat, dann wirst Du glücklich sein — aber wenn Dich statt Glück und Zufriedenheit nur Sorgen und Trauer erwarten, wenn Kummer und Gram Dein trauriges Loos sein sollten — gedenke dann, daß Du nicht allein leidest, daß es ein Wesen gibt, in dessen Brust sich Dein Unglück wiederholt, welches Deine Gefühle theilt, obwohl eS sie nicht so aus­zudrücken vermag, wie es wollte.« Elisens Hand entfiel das Blatt, sie versank in stummes Nachdenken. Felix gab ihr durch dies geschrie­bene Geständnis; zu erkennen, daß ihm über Alles ihr ge­fühlvolles Herz gelte, welches allein im Stande sei, ihn zu verstehen, und jene trübe Einsamkeit, die das unbarm­herzige Schicksal über das Leben des Unglücklichen und zum ewigen Leiden Verurtheilten verhängt hatte, zu er­freuen. Das Mädchen wurde es sich bewußt, daß er sie liebe, und unwilltuhrlich drängte es sie zu Vergleichen zwischen Hugo und Felix. Der kalte, Alles berechnende Charakter des Erster«« sprach Elisens Herz nicht sehr an, aber ihre Gesinnung änderte sich in Zuneigung, wenn sie ihn in einer zahl­reichen Gesellschaft sah, wo er sich mit großer Liebenswür­digkeit zu bewegen wußte; sie lauschte jedem seiner Worte, sie erregten Freude und Bewunderung in ihr; seine Sprache war so lockend, wenn er mit ihr von der Zukunft redete, und ihr tausend Herrlichkeiten versprach, die er seiner Gat­tin vermöge seines Reichthums zu bieten im Stande war. Die feurige Seele des Taubstummen, sein reines Herz malte sich in jedem seiner Blicke; ein erhabener Geist er­hob ihn über den Strudel gewöhnlicher Menschen — aber wie Vermochte er seine Gedanken zu äußern? das kalte R44 Papier gab nur unvollständig Das wieder, was ihn belebte! jeder seiner Blicke sagte ihr, daß er sie unendlich liebe, und doch konnte oder wollte er es ihr nicht gestehen. AnHu ­go's Seite lächelte ihr das herrlichste Leben in der Resi­denz, Reichthum, Glanz, Ansehen sollte sie umgeben. Fe­lir war nur auf ein mäßiges Gut in Ungarn beschränkt, wo die ganze Unterhaltung in Spaziergängen durch die Felder, oder in der Leccüre eines Buches bestehen konnte, und selbst die Musik, die Elise leidenschaftlich liebte, für ihn keinen Reiz haben würde, da er ja ihre Töne und Worte nicht zu vern.ehmen im Stande war. Elise überflog nochmals die vor ihr liegenden Papiere, sie prüfte nochmals sich selbst, und ob Hugo allen Anfor­derungen genüge. Sie hatte einen schweren Kampf zu be­stehen— sie dachte nach, lange nach, aber — als Feli r am andern Morgen erschien, fand er sie nicht zu Hause, und einige Tage hierauf wies man ihm die Geschenke, welche Hugo seiner Braut zu der bevorstehenden Vermäh­lung gemacht hatte. (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. (Ein Erdbeben.) Am 2?. l. M. hatte in Laibach und, soviel bis zum 28. morgens bekannt wurde, im Um­kreise von mehren Stunden ein denkwürdiges Ereignis; Statt, über welches wir, so weites Laibach selbst betrifft, der Gefälligkeit des Herrn Johann Kersnik, Professors der Physik am yies. t. k, Lyceum, nachstehende Mittheilungen verdanken. An dem bezeichneten Tage 5 Minuten nach ein Uhr nachmittags, hörte man plötzlich ein dem Donner ähnliches, unterirdisches Getöse, welches von einem ganz eigenthümlichen, krachenden Geräusche in der Atmosphäre und kaum merklichen Lufcbewegungen begleitet war. Fast zu gleicher Zeit wurde der Erdboden so gewaltig erschüttert, daß man sich hier, wo ähnliche Erscheinungen eben nicht zu den großen Seltenheiten gehören, und z. B. eine nicht unbeträchtliche aus dem Jahre 1836 noch im frischem An­denken ist, einer gleich heftigen Erdbewegung nicht erinnert. Es erfolgten mehre von Süd. nach Nord gerichtete hori­zontale Schwingungen der oberen Bodenfläche mit so gro­ßer Geschwindigkeit und Intensität, daß man weder die Anzahl der Erdstöße richtig zu zählen, noch ihre Dauernach einer genau angebbaren Zeit zu messen im Stande war. Das unheimliche Phänomen mag im Ganzen bei 4 Secun­den gewährt haben. Am Barometer beobachtete man 2? Zoll 8 Linien, am Thermometer ^. 20 Grad R. Süd-, west-, nordwärts, so wie im Zenich des Himmels wogten düstere Haufenwolken. Die Stärke der stattgehabten Erd­erschütterung läßt sich aus den sie begleitenden Nebenum­ständen ermessen. I m Frauenkloster-Kirchthurme schlug die große Glocke sehr vernehmlich an, ein Gleiches ereignete sich im Thurme der Pfarrkirche Maria Verkündigung; viele Glocken klangen in den Häusern, namentlich in den Ge­bäuden nahe der St . Iacobsbrücke und in der Wiener­straße, durcheinander; von Gestellen fielen leicht labile Gegenstände zu Boden und gingen in Trümmer, von Mau­ern und Zimmerdecken lösete sich an vielen Orten der Mörtelanwurf; mehre Gebäude erhielten bedeutende Riße, Ziegel flogen von den Dächern und Schornsteine stürzten zusammen. Einige wollen während des Erdbebens Schwe­feldampfe in der Atmosphäre und später deren Niederschlag «in Boden und andern Gegenständen wahrgenommen haben. Aus der Umgegend Laibachs erfuhreir wir bis zum 28„ daß die Erderschütcerung mit wenigstens gleicher Heftigkeit und gleichen Folgen in Görtschach, 1 1/2 Stunden, in Lack^. 2 1/2 Stunden westlich, in Lustthal, 2 Stunden östlich, in Stein, 8 Stunden, und in St. Oswald, 2 Posten nördlich von der Stadt, verspürt wurde, wie denn namentlich in dem letzteren Orte die Mauern des Posthauses im Angesichte der zum Mittagessen versammelten, entsetzte» Eilwagen-Passagiere zu wanken und augenblicklichen Ein­ sturz zu drohen begannen, und krachend vor ihren Ohren in bedeutende Riße barsten. Einige wollen schon des Morgens in der Nähe von Lustthal, so wie in Laibach bald nach der großen Erder­ schütterung, ein kaum merkliches Beben des Bodens beob­ achtet haben. Auch in Triest und Cilli soll die Erderschüt­ terung nicht minder verspürt worden sein. (Eine neue Grotte), südöstlich von der von Posi­lippo bei Neapel, ist kürzlich entdeckt worden. Sie hat 1« Fuß Breite und 45 Fuß Höhe. Man ist bereits 400 Fuß vorgedrungen, und auf 12 marmorne, kolossale Sta­tuen, die noch nicht ganz enthüllt sind, gekommen. Mün­zen von bedeutendem Werthe wurden ebenfalls aufgefun­den. — Tonkunst. Das an, l2 . d. M . im Saale des deutschen Ordenshauses unter ge> fälliner Witwirtung der hiesigen löbl. philharmonischen Gesellschaft Statt gehabte Concert des Violinkünstlers, Herrn Eduard Iäll aus Triest, war von zahlreichen Kunstfreunden besucht, die theils die alte Bekanntschaft mit den vorzüglichen Leistungen des Künstlers, theils der vor­ theilhafte Ruf desselben anzog. Wer nun nach der Ausführung der ersten Concertpicce (Introduc­tion und Variationen über ein Thema ans Vcllini' s »kir»^», «erfaßt Vom Conccrtgebcr), den gegenwärtigen Standpunet der Kunstbildung des Herrn I al l beurtheilen wollte, würde — da der Vortrag dieses Tonstll­etcs in der That nicht ganz gelungen genannt werden konnte —seine streng kritische Ansicht doch selbst gern als vor.iüg zurücknehmen, wenn er, wie ivir, zur Ueberzeuguug gelangt wäre, daß Herr Inll , der zur Nefestx gung seiner schwankenden Gesundheit fremde Climote aufsucht, eben an. Tage und zur Stunde des Concertes sehr leidend war» und nur aus ho­her Achtung für das anwesende gewühlte Publicum das bereits begonnene Coneert nicht widerrufen ließ. Wie s.hr aber der freie, höhere Aufschwung des Geistes, und insbesondere des Genius der Musik, von einer heileren Gemüthsstimmung und diese von einem gesunden Körperszustande bedingt ist, werden die Meisten, ohne Psychologen zu sein, »us Selbfferfahrung zu erkennen Gelegenheit Zehabt haben. Hat sich doch die Meisterschaft des Herrn Iäl l bei dem Vortrage der letzten C»ne>rtuummcr (r?«nti>i«ie über ein Thema aus Norm», componirt vom Conecrigebcr), nachdem allmählich durch angewandte Mittel einige Besserung seines Zustandes eintrat, in einer Art herausgestellt. daß ihm anhaltender, rauschender Beifall in verdientem Maße gespendet wurde. Für uns, die wir Herrn Iäl l näher kennen, bedarf es, um ein richtiges Urtheil über seinen Kunstwcrth zu fällen, nicht ausschließend der öffentlichen Coucerte, deren günstiger Erfolg in künstlerischer Beziehung meist von so vielen Umständen abhängig ist, oft sogar durch unbedeutende äußere Einwirkungen geschwächt werden kann. Wir sind Herr» Ial l in das Studierzimmer, in Assembleen gefolgt, und haben ihn in freier, heiterer Muße Tonwcrte alterund neuerer Zeit mit Begeisterung, Anmulh und Nravour vortragen höre», habe» seine Gewandtheit, reinen To», das be­sonders schwierige, von unten in die höchste Höhe steigende «tüccutn und den unermüdlichen, schönen Triller bewundert, und somit den sicheren Schluß gefaßt, Herr JaI I stehe auf einer bedeutend hohen Stufe der Kunstbildung. Nicht minder hat sich aus der Anlage, Hallung und Instrumeniirung seiner beiden, im Conccrte vorgetragenen Composilioncn sein rühmliches Fori schrei­ten in der Setztunst, worin sich mit Beseitigung üblicher Knalleffecte ,<»r Gediegenes, und der wahren Kunst Nützliches zeigt, zur Freude der Kenner beurkundet, wozu wir Herrn Iiil l Glück und Ausdauer recht aufrichtig wünschen. Leopold Ledenig. Laidach. Druck und Ver ag des Joseph Vlasnik.