M. 23.________________Laibach den 25. Juni 1864.____________8. Jahrgang. Nsilller au5 ^rain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Präuumerationsprcis ganzjährig 2 st. österr. Wahrung. S° o ln mernach t. Holde Nacht! Durch Vuchemuipfel Scheint der volle Mond in's Thal; Auf des Berges breitem Gipfel Ruht fein blasser Silbcrstrahl. Tiefe Stille in den Wäldern, Keine Luft in Baum und Strauch; Aber weithin auf den Feldern Wandelt leiser Ncbclhauch. Und so laß die Seele schweifen, Aufgelöst in Traum und Duft Bald die Erde zitternd streifen, Bald verwch'n in Himmclsluft! — ________ 3- Per Adler, die Nachtigall und die N»se. Volksmärchen aus dem Czechischcn der IjoxLNÄ Xomliova. (S ch l u h.) Zu Hause angelangt, erzählte Narciß nichts von der gemachten Entdeckung, aber Frau Vurka wußte bereits Alles und raste. Liebe und Erbarmen verwandelten, sich in, Haß und Rache, und wenn es möglich gewesen wäre, so würde sie Narciß und Viola augenblicklich vernichtet haben. Aber der Jüngling sollte erst in drei Tagen sein zwanzigstes Lebensjahr erreichen, und da durfte sie ihm nicht durch Groll sich entfremden, und Viola mußte erst ihr Gebiet betreten, um ihrer Macht anheimgegeben zu sein. Aber leider sollte ihr dennoch etwas gelingen. Am folgenden Tage gelüstete es Violen, im Freien zu lustwandeln. Der Adler und die Nachtigall begleiteten sie, aber sie war in Gedanken versunken, und bemerkte es nicht einmal, daß ihre Eltern es zu hindern suchten, daß sie weiter gehe. „Hinter dem Walde," dachte sie, „eröffnet sich mir eine weite Aussicht, und gewiß sehe ich dort die Hütte, wo Narciß wohnt." Sie ging immer weiter, bis sie den Ausgang des Waldes erreichte, und da erblickte sie den Weiher, ! die Wiesen, Gärten und das Schloß: von dem Schloße aber eilte ihr Geliebter gerade auf den Weiher zu. Freudig erbebte sie und machte drei Schritte vorwärts; in demselben Augen- ! blicke umranschten sie die Fittige des Adlers, der sein Kind mit Gewalt entführen wollte. Aber es war schon zu spät. Nebel umhüllte sie, ein scharfer Pfiff durchsauste die Luft und drang ;vic ein Dolch in Narcißen'Z Herz. Augenblicklich war es wieder hell, aber schon sah er nicht mehr Viola am Waldsaume, sah weder den Adler, noch die Nachtigall, und als er über den Weiher wollte, bemerkte er erst, daß dieser rings mit einer undurchdringlichen Mauer von goldenem Schilfe umgeben war. Nirgends war es möglich, durchzukommen, denn auf einer Seite des Weihers streckte sich ein Felsen von unermeßlicher Höhe steil empor. Narciß untersuchte nun, ob es möglich wäre, ihn zu erklimmen; aber er erkannte, daß nur ein Vogel im Stande sei, dort hinauf zu gelangen. Indem er verzweisiungsvoll zur Höhe schaute, erblickte er auf der äußersten Spitze eine Rose und bei ihr einen Adler und eine Nachtigall, welche letztere einen schwermüthigen Gesang anstimmte. Narciß erkannte diese Töne und rief betrübt aus: „Das ist Violen's Mutter und Vater, und vielleicht ist auch sie dort von dem bösen Geiste verzaubert. O, wer mir doch sagte, wie ich sie befreien könnte?" In seinem Schmerze warf er sich unter einen Vaum und weinte. Da hört er über sich das Geplauder zweier Schwalben : „Ei, liebes Schwesterchen", sagt die Eine, „warum bist Du traurig, hat vielleicht Jemand Deinen Jungen etwas zu Leidc gethan?" „Meine Jungen sitzen gesund im warmen Nestchen, und ich traure nicht um sie, sondern um meine Wohlthäterin, welche in die Hände der bösen Zauberin siel, welche dort in jenem schönen Schlosse haust." ! „Erzähl' doch Schwesterchen, was ist ihr geschehen und wo ist Deine Wohlthäterin?" fragte abermals die Erste. „Hinter diesem Walde ist ein Thal, in welchem auf einem Hügel eine Hütte steht, welche von meiner Hauswirthin bewohnt wurde. Ihre Mutter ist von der bösen Zauberin in eine Nachtigall und der Vater in einen Adler verwandelt worden , weil er sie nicht lieben und nicht freiwillig bei ihr bleiben wollte, damit sie ihn in seinem zwanzigsten Lebensjahre todten und mit seinem Blute sich waschen könne, wodurch sie wieder Schönheit und Jugend erlangen sollte. Als sie Beide so unglücklich gemacht hatte, war noch deren Kind zurückgeblieben; aber der liebe Gott lies; es nicht zu Grunde gehen und sandte seinen Engel, damit er es pflege und beschütze. Bis zum fünfzehnten Jahre erzog er das Mädchen, dann aber kehrte er in den Himmel zurück. Viola war verständig, schön und gut. Niemals durfte ich für meine Jungen auf das Feld um Nahrung, denn jeden Tag waren auf dem Hofe Körner ausgestreut , an denen sich die Vöglein sättigten. Stets war sie allein, bis gestern ein Jüngling zu uns kam, welchen die Zauberin von Kindheit an aufgezogen hatte, damit er unschuldig bleibe und sie ihn in seinem zwanzigsten Jahre ihrer Verwandlung hinopfern könnte. Dieser fand an Viola und diese an 98 ihm Gefallen. Heute Morgens, als sie hinter den Wald hin- ! ausging und, ohne es zu wissen, das Gebiet der Zauberin ! betreten hatte, verwandelte sie diese aus Haß in eine Rose und ! verpflanzte sie auf die Spitze dieses Felsens, wo auch ihre ! Eltern verweilen. Hier unter dem Baume sitzt jener Jüngling, ^ und wenn er wüßte, daß er sie erlösen kann, so würde er ^ es gewiß thun." ^ „Und sprich, wie könnte dieß geschehen?" fragte wieder ! die Zweite. ! „Nicht anders, als daß der junge Mann einen Scheiter- ! Haufen, für Burka aufrichten, sich auf irgend eine Art in ihr Schlafgemach stehlen und sie in's Feuer werfen müßte. Vurka aber trägt eine Schlange um ihre linke Hand gewunden, die sie start macht, und jeden, der sie wie immer feindlich angreift , einen Viß beibringt, so daß er augenblicklich todt niedersinkt. Der Jüngling müßte daher auf seiner Hut sein und der Schlange mit dem Dolche den Kopf durchbohren; dadurch würde die Zauberin geschwächt werden und außer Stande sein, sich zur Wehre zu setzen. Ihre Asche müßte er dann in diesen Weiher schütten und der Herr würde ihm auf den Felsen helfen. Geschieht dieß nicht, so ist der Jüngling in drei Tagen todt, und Viola bleibt verzaubert." Also endete die Schwalbe ihre Erzählung und flog hierauf mit ihrer Gefährtin dem Walde zu. Narciß, dem keines ihrer Worte entgangen war, bewahrte Alles getreulich in seinem Gedächtnisse. Freudig sprang er auf, schaute noch einmal nach dem Felsen und lehrte in das Schloß zurück. Gegen Frau Vurka benahm er sich, als ob nichts vorgefallen wäre, ja er schmeichelte ihr sogar, worüber sie keine geringe Freude empfand. In der Dämmerung vergaß er nicht, Holz vorzubereiten, und als alles sich zur Nuhe begeben hatte, gelang es ihm, daraus - einen Scheiterhaufen zu errichten. In bittendem Tone verlangte er hierauf vor dem Schlafgemache, daß ihm die Frau die Thüre öffne, da er ihr etwas äußerst Wichtiges mitzutheilen habe. Frau Vurla ließ sich bereden und machte vertrauensvoll auf. Da erfaßte sie Narciß am Arme, ohne aber die linke Hand aus dem Auge zu lassen, wo sich bereits der Kopf der Schlange zu bewegen ansing. Kaum hatte er Vurka kräftiger angefaßt, und wollte sie zur Thüre hinausschleppen, so fnhr der feurige Rachen zischend auf: allein fchon hatte die Schlange den Dolch in der Gutgel und begann sich furchtbar um die Hand der Zauberin zu winden. Diese stürzte zusammen, Narciß sing sie in die Arme auf, lief auf den Hof und im Nu brannte der Holzstoß lichterloh. Als von der Zauberin nurmehr ein Häufchen Asche übrig war, sammelte sie Narciß in ein Gefäß und begab sich zu dem Weiher. Gerade ging die Sonne auf, als er die Afche in das stille Wasser fchüttete; da begann es zu schäumen und Wellen zu werfen, als ob es die Asche hinausschleudern wollte. Die goldene Wand siel zusammen und die Wellen warfen ein Schilfrohr nach dem andern an das Ufer, bis nicht eines mehr im Wasser war. Aber siehe! was geht da auf dem Ufer vor? Das Schilf richtet sich empor, eines reiht sich an das andere, sie siechten sich in einander, höher und höher, bis sie eine goldene Leiter bilden, die am Ufer ankert und mit dem obern Ende an den Gipfel des Felsens dicht bei der Rose angelehnt ist. Narciß, der darin die Gute und Macht Gottes erkennt, steigt ohne Furcht auf den goldenen Sprossen zur Höhe und gelangt glücklich zu seinem Liebchen. Die zarte Rose nimmt er an seine Vrust, die Nachtigall setzt sich auf seine Schulter und der Adler fliegt selbst hinunter. Da schäumte das Wasser abermals auf, spritzte hoch empor und besprengte alle mit Tausenden von Perlen: dnrch diese Taufe aber verwandelte sich der Adler in einen jungen Mann, die Nachtigall in ein schönes Weib und die Nose in eine reizende Jungfrau, ohne daß nach dieser Verwandlung etwas zurückgeblieben war, ausgenommen zwei Nosenblätter, welche in den Wangen der lieblichen Viola Wurzel gefaßt hatten. Vater und Mutter sielen einander in die Arme, die errö'thende Jungfrau aber hatte ihr Haupt leicht an die Vrust des Jünglings gelehnt, wo sie vor einer Weile als Rose geruht hatte. Auf den Strahlen der Sonne stieg Viola's Schutzengel hernieder und segnete seine liebe Pflegetochter. Als sich die beiden Pärchen einigermaßen gesammelt hatten, war von der goldenen Leiter keine Spur mehr vorhanden, und der Weiher nicht mehr mit einer unbeweglichen goldenen Mauer umgeben, sondern Schilfrohr, an Farbe dem Sinngrün gleich, rauschte und neigte sich gegert das Wasser. Alle Viere bestiegen daher den Kahn und fchissten zur Hütte. Dort feierten Narciß und Viola ihre Vermälung und dann erst übersiedelten sie auf das Schloß, welches dem Narciß als Erbschaft zufiel. Vater und Mutter aber wollten sich von. der Hütte im Walde nicht mehr trennen. F. R. Pie Malerkunst in Krain. Culturhistoiische Slizzc von P. v. N 2 bicS. Wenn auch leine Rafael und Tizian, keine Rubens und Van Dicks, so waren doch in unserem schönen Lands immer hin Künstler thätig, deren Namen würdig sind, serner Nachwelt erhalten zu bleiben, deren Werke durchaus volle Anerkennung verdienen: denn dadurch eben gewinnen Namen und Wer! eines Künstlers zweiten und dritten Ranges eine erhöhters Bedeutung in der Culturgeschichte der Menschheit, wenn sie, trotz allen Hindernissen und Mißverhältnissen einer Kleinstadt, eines eng begrenzten Landes, dennoch gedeihen und innerhalb dieser engen Grenzen durch würdige Uebung ihrer Kunst die hohen Interessen allgemeiner Culturentwicklung fördern helfen! Schon in frühen Zeiten fand die edle Malerkunst ihre Pflege auch bei uns in Krain. Die ältesten Zeugen sind wohl die Fresken an den Kirchen von Ehren gruben, Morovitz mit dem Riesen-Christoph, welche Darstellung einst auch auf dem alten Laibacher Dome zu sehen gewesen, und die altdeutschen Malereien im Vergkirchlein St. Peter und in der alten Capelle auf Schloß A u e r f p e r g. Im Jahre 1306 finden wir in einer Urkunde des deut-i schen Ordens den Maler Weriant genannt. So erscheint die Malerei auch bei uns in den Zeiten des Mittelalters im Dienste der Kirche, und neben ihrer praktischen Nnwendung zum Schmucke an und in den Gotteshäusern läuft auch bei uns ihre Pflege durch fromme Klosterbrüder zur Ausschmückung mühevoll gefertigter Handschriften. ! Die Blätter des in der Karthause Freudenthal 1847 vollendeten, durch Farbenpracht und Technil gleich ausgezeichneten H.UFU8tmu8 äs oiviwts vßi und der wahrscheinlich aus demselben „Atelier" stammende Sactlalendcr von 1415 (beides .anf der l. k. Studienbibliothek in Laibach) sind die schönsten Belege für die Kunstthätigteit in unsern Klöstern. Auch die Visterze Sittich stand in solchem Wirken nicht zurück, denn neben einer ziemlichen Anzahl mit Miniaturen versehener Hand-schriften (alle jetzt in der genannten Bibliothek in Laibach) ! treffen wir unter den Reliquien dieses rinst mächtigen Hauses auch zwei schöne Oelgemälde: Herzogin Viridis, Tochter des Herzogs Visconti von Mailand, die in der Nähe des Klosters ihre Witwentage verlebt und ihr Gemal, der kriegslustige Leopold III. von Oesterreich, der 1386 bei Sempach geblieben. Noch stand der Adel im Allgemeinen der Kunst des Malens ferne und blieb es auch auf lange; jetzt war es das Faustrecht , dann die Türkenlriege und die religiös-politischen Kämpfe der Reformation, die das Interesse für die „freie" Kunst nicht , auskommen ließen. Hie und da ward wohl auf einem oder dem andern Schlosse ein momentanes Ereigniß oder eine Person der Anlaß, daß man den Pinsel des Malers benöthigte, um das Denkwürdige an den Wänden des Ahnensaales zu firiren. So entstanden die Bilder von den rühmlichen Turnieren des Helden Lamberg, des Spielgenosscn Kaiser Maximilians auf Schloß Sauenftein, und das lebensgroße Portrait des Riesen Rauber mit dem Barte in Weineck, das uns Val-vasors Ehronit erhalten hat. Wie das slovenische Volkslied und die lrainische Geschichtsschreibung aus den vom Herzblute der Landeskinder gedüngten Wahlstätten an den „Grenzen" gegen den Erbfeind als unvergängliche Blüten krainischen Vollsgeistes cmporblühten, so sproßte daneben auch ein kleines Blümlein: die Malerei auf dcm Siegesboden der Veste Sissel. Die ewig denkwürdige Schlacht der Christen gegen die Osmanen (22. Juni 1593) wurde in naturgetreuer Copie „in erhobener Arbeit und mit Farben" der Nachwelt überliefert. Zwei Bilder — Wandgemälde — wurden, den Sieg der Unfern mit allen Details der Aufstellung, des Ueberfalls u. s. w. darstellend, sogleich nach der ruhmvollen Affaire angefertigt, das eine, dessen Schicksal wir gegenwärtig nicht mebr kennen, das uns aber Valvasors Chronik erhalten hat, im Auftrage der damals evangelischen krainischen Landschaft, das andere, jetzt im Museum bewahrte, in dem des katholischen Clerus gemalt, daher dieses zweite aus der Himmelsregion Christus den Herrn und die Heiligen am Kanipfe durch Schleudern von Feuer und Wurfgeschossen eigenhändig Antheil nehmen läßt. Ein mächtiger Mäcen erwuchs den heimatlichen Malern ^ von Altarbildern in dem Bischöfe Thomas Kreen,. der! während seines eifrigen Hirtenamtes eine große Anzahl Kirchen neu baute und consecrirte; wie dieser geniale Kirchenfürst überall auf die Wahrung der Interessen kirchlicher Kunst bedacht war, sind ja die schönsten Stücke an Paramenten in unseren Kirchen auf ihn zurückzuführen, so war es vorzüglich die Malerei, der er besondere Aufmerksamkeit schenkte. Seine Tagebücher enthalten wiederholt Anordnungen zur Veischaffung dieses oder jenes Heiligenbildes, zur Ausschmückung dieser oder jener Capelle mit Fresken, wobei er nicht selten selbst die Idee des Bildes angab u. s. w.: auch im alten, zu Anfang des XVII. Jahrhunderts niedergerissenen Laibacher Tome (gothischer Bauart) waren die Fresken, die die Gründungsgeschichte des Laibacher Visthums im allegorischen Gemälde vorführten, nach seiner Angabe gemalt. Der sinneberauschende Pomp, mit dem die Jesuiten ihre theatralischen Aufführungen in Scene setzten, erforderte natürlich eine Menge Decorationen und Maschinenwer!, wo nun wieder der Pinsel und die Künstlerhand in Anspruch genommen wurden. Krams Cavaliere sammelten sich wieder in der Hauptstadt, die „hart evangelischen" waren entweder außer Land gezogen oder hatten das Hier mit dem Dort vertauscht, und die Söhne hatten das ohnmächtige Grollen aufgegeben: die Träger der ersten Namen des Landes, die Auersperge, Thurn, Vlagay, Eglh, Gall, Gallenberg saßen wieder froh vereint in ihren Salons, schoßen im weiten Auersperg'schen Garten nach der Scheibe, oder tummelten sich im Festturniere auf offenem Markte. Und daheim in ihren Palästen und Häusern, auf ihren Schlössern und Iagdvillen pflegten sie nun auch die „edle Malerei", deren erhabene Meisterwerke sie auf ihren „weiten" Reisen in Italien und den Niederlanden kennen und lieben gelernt. So war es Wolf Engelbert Graf von Auersperg, der tressliche Gönner von allem was Kunst und Wissen nur im Entferntesten berührte, der den Valconsaal seines Palastes, des Fürstenhofes, mit meisterhaften Fresken zieren ließ, und in dessen Bibliothek einige vorzügliche Oelbilder, Landschaften zu finden sind; so war es der Freiherr Wolf von Etrobl-hoff, der auf seinem neuerbauten Schlosse Stroblhoff durch viele Jahre einen Antwcrpner Maler unterhielt und ihn die Wände seiner Gemächer mit Gemälden „auszicren" hieß. In diese Zeit füllt auch die Thätigkeit des edlen Freiherrn von Valvasor, der mit eigener Hand die berühmten Stätten der Heimat, und dieß und jenes auf einem und dem anderen Schlosse gefundene Bild copirte und — der gänzlichen Vergessenheit entriß! Ehre und Tank auch hiefür seinem ruhmvollen Erdenwallen! Zu Ende des XVII. Jahrhunderts, als der große Patriot 1693 die Augen geschlossen, im selben Jahre vereinigten sich die „verwandten" Geister Krains zur „Acadcmie der Operosen", und ihr leider nur kurze Zeit unbcirrtes Wirken lam auch der Malerei zu Statten. Ein neuer Dom trat an die Stelle des alten, dem Geschmacke jener Tage nicht mehr entsprechenden — eins Kuppel und Fresken, dieß waren die Cardinalpunkte in ! dcm Vertrage, den man für den Neubau mit den „italischen" ^ Meistern abgeschlossen. Quaglia übernahm die Fresken und Itttt führte sie in meisterhafter Weise aus. Doch der Bau kam erst ! über ein Jahrhundert zu völligem Abschluß. ! Die Bauten am Dome führen uns ins XVIII. Jahrhundert; der Dombauleiter Dechant Thalnitscher gehört dcm frommen Vereine der Dismasbrüder an, und dieser Verein ist es, der den reichen Talenten des heimatlichen Miniaturmalers Wolfgang Grahover und seiner Tochter einen er- ! wünschten Spielraum der Entwicklung bot. (Ich habe schon in ! früheren Blättern dieser Zeitschrift auf die trefflichen Allegorien des Meisters Grahover in dem Matricelbuche der DiZmasbrüder j hingewiesen). Im weiteren Verlaufe des Jahrhunderts sind es: ! Stcinberg, der Erforscher des Zirknitzsees, der diesen in einem Oelgemälde (im Museum) zur Anschauung bringt, wie er auch die einzelnen Vorlagblätter der vielen, seinem Buche ! über den Zirknitzsee beigegebenen Abbildungen selbst gezeichnet ! bat; Iellouschek, von dem die Madonna mit dem Kinde in der St. Peterskirche bei Laibach; Wer ex, ein Auersperger Unterthan; Menzinger, der auch über die Marken KrainZ hinaus bekannt geworden, und von dem, neben vielen trefflichen Altarblättern in den Kirchen der Hauptstadt und des Landes, das jetzt in Lustthal hängende, einst im Refcctorium der Laibacher Jesuiten befindlich gewesene Wandgemälde: „Wun- j derbare Speisung der Israeliten mit Broden und Fischen" ganz vorzügliche Beachtung verdient; Herlein, der neben schönen Heiligenbildern auch „sprechende" Portaits geliefert, so die Schützenportraits auf der Laibacher Schiehstätte; Freiherr Josef von Goez (Goss) „der nur allein — wie ein Gedicht von 1781 sagt — die himmlischen Reize der Auen, die sich gleich ^ cinem Elysium um Laibach lagern , mit seinem charakteristischen (!) Pinsel zu zeichnen vermag"; der taubstumme,Potoönik, m dessen spätern Werken ein auffallender Rückgang bemerkbar ist; die beiden Ianscha, Laurenz und Valentin, Söhne oder Neffen des berühmten Bienenzüchters und, Lehrers des von Maria Theresia nach Wien berufenen Anton Ianscha, und andere mehr. Neben den eingebornen und eingebürgerten schufen jetzt auch fremde Künstler in der Hauptstadt und auf dem Lande, in Kirchen und Schlössern, in welch' letzteren um diese Zeit rüstig an der Herstellung von Ahnengallerien, meist, nach einer Schablone gearbeitet wurde, je mehr nämlich Ansehen, Macht und Fülle der Familie sanken, mit um so größerer Ostentation und Prätension begann man die historischen Erinnerungen an die Blüte des Hauses und die Thaten der Vorfahren wachzurufen, die man in Lebensgröße längs der Corridore auf-marschiren ließ. Von fremden Malern, die in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts in den Kirchen Krams thätig waren, nennen wir nur den Kremfer Schmidt, über dessen in Kram vorsindliche Bilder Professor Vonbank in diesen Blättern geschrieben hat. Wir können es nicht hinwegleugnen, daß die Pflege der Malerkunst bei uns im Vergleiche zum XVII. Jahrhundert entschieden zurück ist, denn wenn nicht der Clerus hier feine rettende Hand böte, der, nebenbei bemerkt, in neuerer Zeit immer mehr den wahren Kunstwerken vor den sogenannten Bestellarbeiten den Vorzug gibt, könnten unsere heimatlichen Maler Palette und Pinsel getrost aus der Hand legen, da in Por-traiten jetzt die raschschassende Photographie so gewaltige Con-currenz macht. Wir wollen aber der zu erneuernden Pflege der himmlischen Kunst, die Wahrheit und Dichtung so schön in einander fließen läßt, wie keine andern ihrer Musenschwestern, das Wort reden und sagen: Wie in früheren Tagen die einzelnen, die Prälaten und Cavaliere jeder für sich ein Mäcen für diese und jene Kunst oder Wissenschaft gewesen, so ist diese hohe, für das Landeswohl unabweisliche Aufgabe in unferem Jahrhundert den Associationen und Corporationen, den Genossenschaften und Vereinen, und in höchster Landesinstanz der Landschaft als solcher zugefallen, die sich auch schon in dem von gleichen Strcbungen als das unsere erfüllten XVI. Jahrhunderte als „oberste Schutzfrau" von Kunst und Wissen im schönen Heimatlande angesehen hat! Ein Witz nber den Plitz. In Paris wurde neulich in Gegenwart einer zahlreichen Menge von kunstsinnigen Verehrern Halsvy'Z die wenig mehr bekannte Oper „Der Blitz" von Mitgliedern der großen Oper zur Aufführung gebracht. Diese Oper hat eine ebenfalls bereits vergessene Anekdote wieder wachgerufen, welche sich an den Namen dieses Tonwerkes knüpft und in einer der kleineren Provinzstädte Frankreichs spielt. Die süße Gassenjugend dortselbst hatte sich vorgenommen, durch die kürzlich angelangte fremde Schauspielertruppe sich einlleineZ Gaudium zu bereiten. Den willkommensten Anlaß hierzu, bot gleich, nachdem der Vorhang aufgegangen war, die Erscheinung- eines schmächtigen dürren Männchens, das mit linkischen Verbeugungen vor die Lampen trat, um den Tenorpart des „Blitz" zu singen. Endloses Gepfeife und Gejohle der liebenswürdigen Gamins des Städtchens. Nachdem der betäubende Sturm sich ein wenig gelegt, verbeugt sich unser „Heldentenor" abermals und, spricht mit unerschütterlichem Phlegma: „Verehrungswürdiges Publikum, lassen Sie mich doch erst singen und pfeifen Sie hernach, wenn es Ihnen beliebt. Hat man denn je gehört, daß zuerst der Sturm und dann erst der,„Blitz" gekommen?" Das ! glückliche Wort entwaffnete die jungen Schreier, die Franzosen genug waren, um ein witziges Wort in seinem vollen Umfange würdigen zu können. Literatur. In der C. H. Bcck'schcn Buchhandlung in Nördlingcn erscheint gegenwärtig ein interessantes, Werk: „Vollstiindiges stamm-und siuiiverw an dtschaftliches G esamm t - Würt er-buch d e r d e u t s ck> e u Sprache in allcn ihren Mundarten und m it alleu,Fremdw ortcr n." Es ist das also ein Werk, welches dem Ztitstandpunktc angepaßt ist. Bei der Schwierigkeit, alle fremden Wörter zu entfernen, welche durch den steten Gebrauch eingebürgert find,, ist es allerdings, besser, ihr Verständniß zu verallgemeinern und sie ganz zu assimilircn. Das ist auch der Zweck des oben erwähnten Werkes, das wir sonnt als ein sehr praktisches und nützliches begrüßen. In Wien bei Braumüller ist nun anch ein „Leitfaden dc>r Naturgcschi ch te d cs Pflanzenreich s" von Wilhelm Kukula, Ncalschullehrcr in Steyr, erschienen, ganz so eingerichtet, wie dessen von nns bereits besprochener „Leitfaden der Naturgeschichte des Thicrrcichs." Druck und Ausstattung, sowie die dem ^crt beigefügten Illustrationen sind ausgezeichnet. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. - Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Vamberg in Laibach.