Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 42. Siebenter Jahrgang. R7 ^ctober R8«3. Anbeten kann der Erdensohn. Anbeten kann dcr Erdcnsohu, Doch bis zu seinem Himmcl dringen Vermag er nicht, denn ach! die Schwingen Hiczu sind nnr des Himmels Lohn. Umsonst nach solchem hohen Ziel Sein Sehnen ist nnd all sein Streben; Ein steter Kampf verzehrt sein Leben, Er erntet mir dcr Schmerzen viel. Doch was er nicht erreichen kann, Mit seinem ganzen, eitlen Wagen, Das stehet er mit leisem Zagen Von,sciucs Himmels Gnade an: „O komme deinem Schwärmer nah' Mit all dem Reichthum deiner Wonnen, Und schenk' die schönste deiner Sonnen Dcr Erde armen Paria!" Der Traum des Jigenners. Einc Episode aus dcm Fcldzugc im I. 1859. INA Mß-ein Bursche Ivan war in einem Plänklergefechte bei Et. Termo verwundet nnd nach Mailand in das Spital gebracht worden, daher ich mich um einen anderen Burschen umschauen mußte. . Meine Wahl siel auf den Hornisten Petyko. Pctyko war ein Zigeuner aus der Nähe von Kaschau, dunie schon sechs Jahre und war durch und durch ein braver Soldat. Ebenso zeigte er sich als Diener treu und geschickt, wenn er auch zuweilen seine Mücken im Kopfe hatte. Zu den Hauptbeschäftigungen Pctyko's gehörte, daß er jeden Morgen für mich schwarzen Kaffch bereiten mußte, der dann mit einem, wenn anch nicht gekauften Ei vernascht, den harten Zwieback zur Raison bringen lind meinen während des Nachtdienstes erkälteten Magen erwärmen mußte. Die Manipulation mit dem Schnellsieder hatte Petyko bald begriffen, und wenn ich mich auch manchmal beklagte, daß zu 'ciel Sal; im Kassel) sei, so meinte er, daß ja eben diese Kör-ncrchen die Wärme gäben und nicht das schwarze Wasser. Gegen diese Ansicht Petyko's gab es, keinen Widerspruch; ich drückte daher beim letzten Schluck die Augen zu und mußte ! ihm dcm Anscheine nach Recht geben, während es mir in der That mehr um die im Tatze steckenden Zuckertheilc, als um die wärmenden Körnerchen zu thun war. Da mit der Einnahme Mailand's durch die Verbündeten ^ Ivan in feindliche Gefangenschaft gerieth, so kam cs, daß ich ! die Dienste Petyko's länger in Anspruch nehmen mußte, als ich Anfangs gedacht' hatte und daß ich ihm noch am 24. Juni, ! wo wir im Freilager westlich von Robccco lagen, schon bei Tagesgraueu zuschrie: „Petyko! Einen Schwarzen, oder ich muß ..." Weil Petyto in der Regel wie der Vlil; meinem ersten Rufe Folge leistete, so zog ich mich, in der Erwartung, recht bald etwas Warmes zu erhalten, wie eine Schnecke zusammen und legte wieder mein Haupt auf den Ezako. Bald darauf weckte mich jedoch ein schmerzliches Stöhnen, ! und ich hörte zu meinem nicht geringen Erstaunen Pctyto, der ! im tiefen Schlafe lag, ungefähr folgende unzusammenhängende ^ Worte laut ausrufen: „Also ich muß sterben — nicht in das Horn' blasen — aber ich muß — ich liebe Dich, Maris — aber ich — ich i muß — Hilf mir noch heute Gott — so bin icb bald dort ! — lebe wohl — ich muß —" Als Petyko wieder weiter schlief, rief ich abermals seiuen Namen; er sprang jcht gleich einem aufgescheuchtem Hirsch empor, uud seiuer Brust entrang sich ein Seufzer, den ick nie vergessen werde. Ich stopfte meine Pfeife, während Pctyko aus sciucm Tornister den Kaffehsieder, Spiritus :.. herausnahm und zur nächsten Lagerwache um Wasser ging. Obwohl mich der Traum Pctyko'Z beschäftigte, wollte ich ! ihni dennoch mit keiner Frage zuvorkommen, weil ich wußte, . daß er kein Geheimniß vor mir habe. Und so war es auch, ! denn als er mit Wasser zurückkam uud sich anschickte, den ' Kasfch zu bereiten, war jeder seiner Schritte von einem wirklich durchdringenden Schmerzcnsseufzer begleitet, sciue Bewegungen waren ungeschickt, seine Hand zitterte und er war nicht im Stande, heute den Kaffeh in zweimal so langer Zeit als gewöhnlich, zuzubereiten. ' „Für heute habe ich nrcheinEi," meinte er, „aber für morgen ..." „Nun, was ist's den Pciyko?" ermunterte ich ihn, „solltest Tu denn morgen vielleicht nicht mehr dcr Manu sein, mir cm Ei zu verschaffen?" „Nein!" antwortete Pctyko, während auf seinem gebräunten Antlitz cine Thräne die andere jagte. „Heute habe ich den letzten Kassel) gekocht, denn »ncine Maris hat es mir deutlich gesagt!" „Was ist Dir denn, Pctyto?" fragte ich, „Tu bist ja heute besonders schlecht aufgelegt. — Nun so sprich, oder hältst Tu mich TeineZ Vertrauens nicht mehr werth?" „O ja, Herr! Ich liebe Eie, und den man liebt, dem vertraut man auch. Ich träumte, meine einzige Maris befinde sich hier im Lager. Eie, Herr waren bei der Lagermusit, und ich konnte mit Maris allein in ihrem Zelte sein. Maris saß auf der harten Erde des Zeltes und ich lag neben ihr, und hatte mein Haupt auf ihrem Schooß. — Ta sprach Maris traurig zu mir: „Eich, Petyko! Tie Aelteste unseres Etammes hat mir die Hano angesehen und gesagt, das; ich Tich retten kann, wenn ich zn Tir fliegen nnd Tir sagen würde, das; Tu Tich heute, wo cine große Schlacht sein wird, besonders hüten z sollst, in Dein Horn zu blasen, denn in dem Angenblicke, wo ! Tu dieß thust, bist Tu ein Kind des Todes und für Tcine ^ Maris für ewig verloren. Ich gab der Prophetin mein letztes ^ Geld, damit sie mir Flügel gebe, zn Tir zu fliegen, und nnn ! bin ich da, lieber Petyko, Tich zu warnen und zu retten!" Mit der größten Epannung Petyko's Traum verfolgend, i fragte ich ihn: „Und was hast Tu Deiner Maris geantwortet?" ^ „Ich antwortete, daß ich blasen muß, wenn man mir ! befehle, sonst wäre ich ein schlechter Soldat . . . hierauf ver- ^ wandelten sich die, weißen Flügel meiner Maris in schwarze, und indem sie mir einen Kuß auf die Stirne drückte, entfloh sie in den Lüften und ick erwachte zum letzten Male in meinem ,, Leben!" Kaum hatte Petyko geendet, fo hörte man auch schou den ersten Kanonendonner, und gleich darauf wirbelte» die Trom- ! meln und schmetterten die Trompeten. Tas bunte, gcschäftigtc Treiben sämmtlicher Truppengattungen ließ für heute etwas Besonderes erwarten. > Um 6 Uhr Früh rückten wir nun gegen Medole vor! Petyko, den ich nicht aus den Augen ließ, war an meiner Seite, ich verbot ihm, heute sein Horn zu gebrauchen; wie weit erstreckt sich aber in solchen Fällen das Machtgebot eines unter höherem Befehl stehenden Vorgesetzten? ! ! Gegen ^7 Uhr standen wir bereits mit der französischen Tivision Lazy vom Korps Niel im Tirailleur-Gefecht und gingen turz darauf zum Vajonnet - Angriff über; sowohl nach diesem, ! als, auch nach einem zweiten ähnlichen Angriff, um 11 Uhr, > war Petyko noch immer unversehrt an meiner Seite; Nachmit- ! tags '/^4 Uhr, wo von unserm Korps ein letzter allgemeiner Sturm ausgeführt wurde, ritt ein Offizier des Generalstabcs i heran und aab Petyko, welcher der zur Tcckung der Sturm- ! Kolonne rechts aufmarschirten Kette beigegeben war, den Befehl, ! Sturm M blasen. Ein elektrischer Schlag durchzuckte mich. ' Pctyko ging noch immer sicheren Schrittes voran, er schien den Befehl überhört zu haben. , , „Wirst du gleich Sturm blasen!" tönte es inmitten des fürchterlichsten Kanonendonners von den Lippen des Generalstäblers. Neuerdings durchbebte es mich; ich sah, wie Petyko mich in der Kolonne mit seinen Augen suchend, das Horn an den Muud setzte: dann hörte ich einen kurzen, plötzlich abgeschnittenen Trompetenton und ich sah int felben Momente — Petyko von einer Kugel getroffen, todt cmf den blutgetränkten Boden sinken. Tie Schlacht war jene große von Solsenno, und des Zigeuners Traum erfüllt. Deiträge zur Geschichte Arain^s. ^on Georg Ä o?.i na. (Schluß.) Ter Landeshauptmann Wilhelm Graf von Lilli ist uns sonst nicbt bekannt, als aus Valuasor, der ihn urlund-lich im Jahre 1389 gefunden hatte '"'). Valuasor sagt ausdrücklich , daß dieser Landeshauptmann nur kurze Zeit regiert hat. Ta der vorige Landeshauptmann (Hugo von Tuino) noch urkundlich 1389 7 November vorkommt, und der folgende Landeshauptmann, Graf Hermann von Cilli, schon 1399 sl. März Landeshauptmann genannt wird, su war auch die Ncgierungsdauer Wilhelm's ciuc ganz kurze. Hermann Graf von (5illi. Valvasor spricht von diesem Landeshauptmann an mehreren Stellen. Unter den Landeshauptleuten erwähnt Valvasor diesen, nach seiner Zählung 19. Landcshauptmaun, aus verschiedenen Frclldcnthalcr Urkunden, aus denen er eine Urkunde vom 39. Jänner 1394 uud zwei Urkunden vom Jahre 1396, beide vom 5. November, ü: oxtniso mittheilt ^). «^ Rande stehen die Jahreszahlen 1392 uud 1398, also kannte Valvasor auch Urkunden aus diesen Jahren. An einer andern Stelle führt Valvasor diesen Landeshauptmann schon zum Jahre 1390 6. März an ^"), und in einer dritten zum Jahre 1396^"). Vor 1390 haben auch wir diesen Landeshauptmann nicht gefunden. 1. Ten (i. März 1390, war das große Salzpatent von Herzog Albert an diefen Landeshauptmann gerichtet, laut welchem das Mccrsalz nicht weiter gebracht werden sollte, als auf der obern Straße bis an den Loibl, auf der mittlern bis in die Kappel, und auf der untern bis nach Windisch-Feisiritz ^). "') Auch Schmutz und Fröhlich kcnneu nicht Wilhelm Grafen von Cilli als Lcmdcshanptmami von Krain. '") Valvasor IX. Buch, ,<->8. ^- Die Urkunden sind oatirt: Wien, Donnerstag vor dem RcinigunMstc Maria 1391, und Laibach, Tomttag nach Allerheiligen 13W. '-') Da uns Valvasor's Ehre nicht zur Veniidmig vorliegt, s» ,mtsssl?.' 2. Aus dem Jahre 1391 ist uns eine merkwürdige Urkunde überliefert, laut welcher man vermuthen müßte, daß dieses Jahr in Krain 2 Landeshauptleute waren, nämlich Hermann und Wilhelm. Die gedachte, in Sciz ausgestellte Urkunde bezeugt, daß die Karthausen in Eeiz, Geirach und Freudenthal sich verbunden hatten, für das ihrem Orden sehr gewogene Grafengeschlecht einen jährlichen Gottesdienst in ihren Karthausen zu verrichten. Die Grafen werden genannt: „IIsi'iUüuiiUZ st äoini-NU8 ^Vil^oimu« (MnitW <Ä1Ü6 ne F6iisi'a1ß8 (illMlMßi daniioliao" ^"). 3. Ten 25. April 1393 bestätigen die Herzoge Albert, Leopold und Wilhelm, daß Graf Hermann von Cilli, d. z. Hauptmann in Krain, im pfandweisen Besitz der Vestc Michau war '^), ^d daß diese von der Gräfin Katharina von Pettau ausgelöst wurde. 4. Diesem Landeshauptmanne befiehlt zu Wien 8. September Herzog Albrecht, das; die Bürger von Laibach nur von ihrem compctentcn Richter vorgeladen und gerichtet werden dürfen "^). i 5. Die schon oben bei Valvasor erwähnten Urkunden von 1391 und 1390 beziehen sich auf den Schutz, den der Landeshauptmann dieser Karthause zu Theil werden lassen muß und auf die Pfarre Zirknitz, welche bei ihrer Erledigung der i Karthause übergeben werden mußte. 6. Herzog Albrecht befiehlt 1397 12. December diesem Landeshauptmanne den Laibachern aus den Forsten und Waldungen für eigenen Gebrauch Holz ausführen zu lassen ^"). Dieß ist zwar die letzte Nachricht, die wir vom Grafen Hermann, als Landeshauptmann von Krain, haben. Die Landeshauptmannschaft dürfte aber nach einem kurzen Intervale, in welchem sie, wie wir urkundlich nachweifcn können, Hanns Neudecker inne hatte, wieder dem Grafen Hermann übergeben wor- ! den sein. Wenigstens lassen es nachstehende Regcstcn vermuthen. ! 1. Den 15. Inni 1403 befiehlt Herzog Wilhelm zu > Brück an der Mur dem Grafen Hermann von Cilli die Kar- ! thause Freudcnthal an seiner Statt zu schützen "«). 2. Den 29. Octobcr desselben Jahres befiehlt derselbe Herzog zu Laibach dem Grafen Hermann den Streit zwischen dem Kloster Freudculhal und den Aucrspergcrn, wegen der ! Grenze in der Zirknitz zu entscheiden ^'). ! 3. Ten 7. Juni 1404 tragen die Herzoge Wilhelm und ! Albert, dem Grafen von Cilli, ans, Freudcnthal getreulich zu schirmen ^). M 4. An demselben Tage beauftragt Herzog Albrecht den gc- ! nannten Grafen, die Etrciligtcitcu zwischen Freudenthal und den ! Aucrspcrgern, wegen der Grenze an der Zirknitz beizulegen "»). > '--) Archiu für Knnde ösicrr. Gcschichlsqmllcn. II. 440. ! "») I!,ic1. beide Rcgesim von Muchar. i "<) UrlnndeinKlun'i>om.. ,)»ß.21, Nr.'i8. i "') Die Urkunde au bcidm c,eiw„„^.^ ^^?n nbgrdrnckt. j '") Lichnowöty's Rcgcsien l.ll. > '") Ikl6<5in UV. ! '") Il^iclom I.VlII. Nr. «24. ! "') !dk!om I„V!1I. Vl'r. 6W., ,' 5. 18. August 1404 befiehlt Herzog Albert dem Grafen Hermann von Cilli das Kloster Frcudcnthal nicht zu beschweren ""). In diesen kurzen Auszügen ist Hermann zwar nicht Landeshauptmann genannt, doch werden ihm Befehle ertheilt, wie sonst nur den Landeshauptleuten. Deßhalb darf mau wohl die Vermuthung aussprechen, daß Graf Hermann auch in dieser Zeit, zwischen Juni 1403 und August 1404, Landeshauptmann von Krain war. HannZ Ncudeckcr. Valuasor sagt nichts von dielem Landeshauptmanne, als wie er geheißen und daß er um das Jahr 1400 gubernirt habe. Auch am Rande hat.er nur 1400. Uns ist er aus folgenden Urkunden bekannt: 1. Herzog Wilhelm bewilligt den 27. Octobcr 1402 der Karthause Freudenthal noch 2 zu den schon vom Herzog Albert bewilligten Fischern auf der Laibach zu haben, und ertheilt deßhalb einen Befehl an Hanns Neideggcr, Hauptmaun in Krain '"). 2. Den 30. October desselben Jahres ledigt Herzog Wilhelm unter andern auch den Hanns Neydegger der Bürgschaft über 400 Pfund gegen Kourad den Ungnad ^"). 3. Verordnung Herzog Wilhelms zu Laibach 27. October 1403, wodurch Hanns Ncudecker, Landeshauptmann in Krain, angewiefen wurde, Jacob den Bergen bei der Ueberfuhr zu Tfchernutsch in seinen Rechten zu schützen ^). Diese letzte Nachricht widerspricht theilweise der obigen Annahme, daß 15. Juni 1403 (und 29. October 1403) Gras Hermann von Cilli, Landeshauptmann von Krain war, kann uns jedoch nicht bewegen, obige Vermuthung ganz zurückzunehmen. Wenn Graf Hermann nicht als Landeshauptmann mit solchen Funktionen, wie die oben genannten, förmlich beauftragt wurde, so muß die nöthigen Gründe und die Ertlär'uug dafür erst die Geschichte und besonders die Geschichte der Grafen von Cilli geben. Ueber Seifricd von Galle nberg können wir nur mittheilen, was Valvasor sagt, daß er urkund-iich 1405 vorkommt und vordem Hauptmann in Mottliug war. Jacob von Stubcnberg war Valvasor aus Urkunden der Jahre 1407 und 1406 bekannt. Die Urkunden nennt Valuasor Laibachcr und Plctriacher. Erstere ist uns unbekannt, letztere jedoch nicht. Von Pletriarcher Urkunden sind noch 3 erhalten, wo der Name dieses Landeshauptmanns vorkommt; eine aus dem Jährn 1407 und 2 von 1403. Alle drei beziehen sich auf den Schutz, den der Prior für seine neu erworbenen Besitzungen bei der Obrigkeit suchte l"). "«) Iknlmn I.!X. "') Iki.k'm II.. '") Il.ic!«m. "') Das Original dicscr Urkunde im hislor. Verein zu ^ibach, nach Mitth. dcösrlbm Vereins i»o 1846, z,^. 95. Das Taium ist: am Abend 8t. 8imon>8 et .wckw ^a^olomm — 27. Octobcr. '") Aus dem (^,