Freptag, den 2. November 1627. Ueber das Centralftucr der Erde. (V efchluß). 3>iese Hypothese ist aber, wie ein gelehrter College des Urhebers derselben in oerAcademie der Wissenschaften bemerkte, nichts weniger als erwiesen; baß die Temperatur in den oberflächlichen Erdschichten mit der Tiefe steigt,.ist kein Beweis, daß wir es fortwährend so finden würden, wenn wir weiter gegen den Mittel, vünct der Erde vordringen könnten; eine örtliche, Wärme erzeugende Ursache reicht hin, »m alle beobach« tettn Erscheinungen zu erklären. Eine solche Ursache der in den obern Erdschichten zunehmenden Warm? findet man nun in der Annahmegroßer e!?ctrischer Strö' me, welche von Ost nach West gehen und zwar pem. lich nahe an der Oberfläche des Bodens; nach dieser Voraussetzung wird die Warme bis zn der Tiefe die. ser Strömungen zu, jenseits derselben wieder abneh, men. Schade, daß auch dieß eine, wenn auch von vielen Umständen bestätigte Hypothese ist. Fer-„er widersprechen die Crschnnungen des Erdmagnetis. nius «iner Ansicht, nach welcher alle Metalle, nament. lich das Eisen, sich im Innern der Erde in geschmolzenem Zustande befänden, denn man darf das Eisen m,r weisiZlühen, nn> ihm sein? magnetische Eigen' schaft völlig zu benehmen. Auch die Astronomie ver. Nagt sich nicht besser damit als die Physik. Lavlace hal berechnet, daß die TageKIänge seit der Zeit des Hip, parchus «ich Lanz gleich geblieben ist; nach der Hypo> lhefe der Elkciltung der Erde wüßte sie zug«nomm,n haben. Höchstetls ist diese Beobachtung mit derselben dann nicht unvereinbar, wenn man annimmt, die Er< klärung gehe so langsam vor sich, daß sie in zweytan. send Jahren nicht bemerkbar ist. Endlich spricht ein« ganz einfache Bemerkung gegen den geschmolzenen Z,«» stand des Erdkörpers; diese ungeheure, in eine so dü>»» lie, sogar biegsame Ninde eingüschloffene Masse, ist ja gleich dem Meerw^sser der täglichen Anziehung von Sonne u>'d Mond unterworfen; sie müßte eine der El.'be und Fluth ähnliche Bewegung erleiden, zwey , Mahl in vier und zwanzig Stunden um viele Fuße steigen und füllen, und so ein zweymahliges tagliches Erdbeben v?ranl<»ffen. Die Pdystk hat, nahmeittlich in einigen ihrer Zweige , in der neuern Zeit außerordemliche Fortschritte gemacht, und wir dürfen von ihr sichere, wenn anch langsame Aufklärungen über das Wesen der Erde im Großen erwincen. Aber der Uneingeweihte, de, nicht darauf achlet, wie der Baum der Wissenschaft langsam Ring um Ring ansetzt, und nur auf seine Fiuwle ach. lel, um sie zu genießen, lächelt zuweilen, wenn er den Gelehrten im Drang zur Verai1g?meinerung, die allerdings ,in Bedürfniß des menscylichen Geistes ist, auf den Flügeln der Phantasie der Berechnung voran» eilen sieht, und denkt hin und wieder an die Philoso, phen auf Loputa. 15 ,1 o e l» g I a r i o 5 «. >t' ^W^^ Die stolze ^ u o « ,. "> In dem Zachischen Garten in der Kapuziner. -Vorstadt Haus. Nr. 39i. sieht man seit 5 Wochen, die '* für Laibach gewiß große Seltenheit, eine Lucc.H ßlo^ i-ie,,» in der schönsten Blüthe. ^ Diese ausländische Psianze ist nach der glaubwür" ^' digen Aussäge der Frau Ei^enthümerinn ge«iß 2ä Jahr« alt, «rächst in einem l < , 3" langen, i^ ^ ireiteil, ro " hohen, mit fetter, schwarzer Psianzen Er» dl de gefüllten, .hölzernen Trügelchen ; vom Fuße bis zum b' Gipfel der Krone ist das Gewächs 6' , 2" hoch. t> Der mit schuppenartiger Rinde gedeckte Str.ünk, a Staml» mißt an der zasrigen Wurzel in UmfünZt 6", ^ nahe an den stengellosen Blättern <) "; die Höhe des " nackten Stammes betragt 3^, des beblätterten Theiles " z^, 3", die Wurzelhohe höchstens i ^; woraus sich ^ die Höhe des BlülhenbüschelS von »^ , n" ergibt. Die Wurzel der Lucca scheint ästig, zasrig, trelbt einen jung«»; Sprößling an der <2>«il«, oder in tzer I?ähe des Stumpfes eines vor einigen Jahren Abgenommenen Zwillmges, welcher in einem eigenen ä Behältnisse wächst. Auf den lunden, gesiiedelien, ! mit einer schuppigen Rinde bedeckten Stamme, kle» b ben lanzetförmig«, an den Randern rauhschueideno > anjufühleüde, nach oben bohle, und nach unten con« ' «ex« glatte, in scharfe Spitzen zulaufende, aufrech« ' te, bänlerartig befestigte Slammblalter, deren Lan» ' g« von unten nach oben abnimint; man fand die un» ' t«rsten 57 ", die mittleren 16", und die obersten ^ i<4 ^ lang. In der glssenZelten Büschelbllllne, die als Fortsetzung des Stammes erscheint, zählt man beyläufig yo kelchlose, sechs blütterrichle, gleich glockenföl mige Kro, tien gestattete Blüthen; die zungenförmigen Kronen« lläcter erleichen eire ^äl'ge vo„ ^^, sie saüsße" sechs Staubfaden mit einem am Boden der Krone sitzenden Staubwege «in. Die Kronendlämr sind an der Spitze gelblich!ueiß,an,der Basis und am Rande violet. Nach Ritter ven Linne heißt es über tiefe Pflanz«: Luccz gIoi-ic>«H, caron» c»m^onul»ta In Carl Dietrichs Pflailjenreich I. Theile, Seit« 3go liefet man: 'X'ucca. Die glockenförmige Krone steht ab; der Griffel fehlet; die Kapsel hat 3 Fächer. Die stolze Lucca (gloriosa Lucca) mit Blattern welche einen glatte» Rand haben. Canada und Peru sind ihre Heimath. In Hiibnels Natur» kexicon : ^ucca glor?oz» , L'ucca lulii« alo65, ein «nsehnliches Geivüchs, wir» durch seine Nebenbrut vermehrt, liebtg>Ne, lockere, fan« dige Er!>e, einen »uarmen sonnigten Ort, will bey trockenem Sommer fleißig begoßen, dem Winter über aber weniger Feuchtigkeit haben. Die Blumen folgen erst, wenn die Pflanze ziemlich erwachsen, und zwar um das andere oder dritte Jahr; die Pslanje pflegt nicht über 3 Jahre zu blühen; bestimmtere naher« Be» schreibungen waren sehr erwünscht.—" Die vorerwähnte ^ucca setzt wirklich nach der Bildung des Blumenstandes, einen neuen Sprößlüiz nahe der Wurzel, wie.schon oben bemerkt wurde, an. Hat die hier besprochene Lucca vielleicht erst ih« zur Blüthe taugliches Atter erreicht, oder hätte sie schon früher geblühet, wenn sie allein gestanden, und besser gepfleget worden wäre? Wild sie über 2 oder 3 Jahre bey sorgfältiger Wartung wieder blühen, und , wird sie „ach dreymahligem Vlühen, ganzlich verblichen, , oder gar absterben? Warum endlich will die Stolze . ihre Pracht im Frühlinge, der eigentlichen Biinhezeit, . wie die meisten bäum» und strauchartigen Gewächse ; durch ihre herrliche Blüthe nicht entfalten? — Wird die Lucca glulicisa Saamen bringen, untz , welchen Nutzen gewähret diese Pflanze in ihrer Hei« 3 m"h?— ^ Türkische Justiz. n Der deutsche Reisende, N.E. Kleemann, wel« ,e cher um die Mitte deS vorige« IahrhunoerteS verschiedene Reisen nach der Türkey unterkommen hatte, macht ,fe uns ein schauderhaftes Gemahloe von dem Verfahren la her Tmk,n in Kriminalsache. Größere Verbtechee w«ldei,, w!e Kscemnm öelschtet, entweder zu Tobe geprügelt, oder gehenkt. Straßenraub« werde» ge. spießt, und müssen so lang? hangen bleiben, bis sie stückweise «bfalien, Sorgfällig wird darauf gesehen, daß dit Kausieute rechteS Maaß u,id Gewicht haben. Die Meltreter werden nicht nur sirenge, sondern bisweilen ssgar grausam bestraft. So soll ein Sultan einen Bäcker, dessen Brod das gehörige Gewicht nicht Zfhabt hatte, in semen eigenen geheitzten Ofe» haben werfen lasten. Bey Kleemaims Anwesenheit in Smyr, na wurde der Sohn eineS Kaufmannes weg«n feiner Gerechtigkeit und Billigkeit, K.idileSkier. Sein Va« ter glaubte, in Ansehung der Würbe seines Sohnes, ,ne ioc> Streiche auf dle Fußsohlen geben. Nach der Execution küßte er aber. mahl« dem Vater die Hand/ und ritt darauf mit s«in«m Gefolge weiter. (anovas Monument. Zu Venedig in her alten Kirche 6e' I>Htj wird nun das vollendet« große Monument aufgestellt, das dem Andenken des großen Bitthauers Canova aus Beytragen, die aus ganz Europa und auch ans Ame« rika eingegangen sind, errichtet wird. ES ist genau nach der Zeichnung ausgeführt, die Canova selbst zu einem Monumente zu Ehren feines Landsmannes Tizi«n entworfen hat. Es bildet eine sehr groß« Pyramide, von Dominik Fadlga aus Verona gearbeitet, mit Thüren von Bronze; in der Höhe ist Csnoya's Pildniß, von zwep Fanien getragen, von Anton Bosa voi, Bassano; unten dt'e Statuen der Mahlerey m,o Bildhauerey sind vo» dem auS Cologna im Veronesischen gebürtigen, vortrefflichen Professor der Bildhauerei) zu Venedig, Z a „ d o m e, neghi; dann ist ein Löwe und ein der Bilbhauerey folgender GeinuS von Ninald Rinaldi aus Pa« dua, ein sitzender Genius von Joseph Fabris aus Padua, zwey andere kleinere Genien von Ja» kob Martini von Venedig, alles aus carrari» schem Marmor. Die Inschrift lautet: (^oNegiulli Veneturn bonig artiduz oxcolenäi« 3o6a1i M2xirnc> ^. MO <^c!c: xxvii. Ncuesicr Fausikampf in England. Di« londoner Journale erzab^n übermal von einem Boxerknnpfe, der sechzehn Meilen von Lon« don zwischen Dick CurliS, einem der bekanntesten Boxer Englands, und d?m Jack Tisdole statt H.Ute. ^etzierer w5? zwar minber berühmt, hatte sich aber doch schon eine ziemliche Reputation erworben, alt er dem Schneider Coates von Spalfieid die Beine, und dem Cor von Norwich den Kopf zerschmettert,. Curtis schlug seinem Gegner zuerst ein Auge aus«, der ihm mit einem Schlage aus die Nase antwortete. Die Kampfrichter zählten und protokollieren alle Püffe, welche wechselweise in sünfzehen Gängen gegeben wurden. Beyde Kämpfer waren schrecklich verstüm. melt. Große Wetten wurden eingegangen. Nach einem einstündigen Gefecht wurde Curtis, jedoch nicht ohne lebhaften Wortwechsel ^unter den S,5un, danten, als Sieger erklärt. Spiegel für Mode und Eleganz. Die liebste Mode des Mädchens ist, sagt «ln n»lfl' gtt Berliner. Blatt, unter die Haub« zu kommen j sse ziehen am liebsten an — Mäün?r; sie tragen Zern?— das Naschen hoch; verschleyer»— lhl« Untugenden, und unter allen Zeugen intercssirt sie am «eisten — dummes Zeug Historische Anecdoten. Der Thalif Ms tasfem beksm von seinen Zeitgenos, s«N den Nahmen des ?t cht j ä hlia^ n ; denn er war der achte Chalifaus dem Hause der ?!bassiden ; hatte acht Hauptschlachten gegen die Feinde deö Koran« gewonuenl; herrschte a ch t Jahre, acht Monathe und acht Tage; und hm-terließ acht Söhlie, acht Töchter, acht tau« send Sclaven nnd acht Millionen Goldstücke. -<: i- H Omars Strenge gegen sich selbst, Mäßigkeit im Genuß« und Einfachheit in seinem Lebettswandel, hatt« sich nicht auf die nachfolgend«!« Cdalifen vererbt. Omar, Beherrscher der Glaubigen is. einem Zeitalter, wo die-e die Elobilungen Syriens, Persiel's lind des nötd-licht!« Afrika vollendet hatten, war doch w«it vom Aufwand und 3urus entfernt. Er besäß nichtS mehr «IS ein Hemde, sein Obeckleid war ein härenes Ge. «and, und zwey Drachmen machten für seine Per. fon sein« jährliche Ausgabe ans. Nicht so enthaltsam war der Cbalif Koliman. Omar stillte seinen Hunger mit Datteln, seinen Dürst mit Wasser; Soliman aß auf einer seiner Pilgerreisen nach Mekka bey einer einzigen Mahlzeit siel-enzig Grauacüpfel, ein Böck-Itin, sechs Vögel und eine ungeheure Menge Wein, trauben. Seine «ußeroidentliche Eßlust beschleunigte auch seinen Tod. Denn in seinem bey Chalets in Syrien aufgeschlagenen Lager hatte Soliman zwey Kör^ be Eyer und Feigen aufgegessen, und beschloß sein Mahl w'It einer ziemlichen Portion Mark und Zucker. Na. lüllich zog er sich nach dieser starken Mahlzeit eine Un-vtldaulichteit ^u, an der er auch stalb. ^ ^- ^si Der s^iechische Geschichtschreiber Nicetas «r^hlt UNs folgmdis Beysple! von der außerordentlichen Lei. be»stä'ke eines deutsche« K,tl!tzfahrns, der sich lütter b?m Heere K. Friedrich I. befunden hatte: „Ein gro« ßer starker Ritter, der eines Tages hinter dem Heer« zurückgeblieben war, folgte demselben z«, Fuße lang« fülll nach, sein müdes Pferd am Zügel führend. Mehr als fündig der tavfe?ss?n Türken sammelten sich um ihn, und richteten auf ihn ihre Pfeile, er aber se»le, auf seiüen Schild und Panzer vertrauend, ruhig und gelassen seinen Weg fort. Als aber ein Türke eS wagt« ihm nahe zu kommen und mit dem Schwerte ihn an» zugreifen, so zog er mit seiner gewaltigen Hand sein Schlachtschwelt heraus, und hieb dem Nosse des Tür» ken die Vorderbeine durch, wie Grashalme; und als der Heide b,y dem Sturze deS Pferdes im Sattel blieb, so führte er g,gen ten Reiter selbst einen so ge< wattigen Hieb, daß er nicht nur den Türken, sondern auch dessen Sattel spaltete und selbst «och den Rücken des PferdeS verwundete. M i s c e l l e n. Ein italienisches Blatt enthält folgend« statistische Berechlmng : „Man n-hiue an, daß die gesummte Oberfläche der Erde 5o,aoo,ooc> «liZlische Quadrat' Meilen betrage; man nehme fsrners an, das nu? 6,5,5o,oao englische Meilen kultursfahig seyen, w4i die englische Meile zu 6/,00V Menschen ernähren könne. Nachdem jedoch die der» mahüge Bevölkerung der Erde 610,000,000, mithin fast den vierten Theil der zu fassen möglichen Be« völkerung betragt, so kö'lnne in 6000 Jahren die Zahl d«r Erdebewohner das Maximmn erreichen, und jeder fernere Zuwachs der Bevölkerung müsse nach obiger Perechnuüg aufhörn, wen?, nicht bi? aimo» sphärischen u>ld vulkanischenKrisen oder politische Um» wa!;ungll, den natü'lichen Lauf durch Theuerungen, ilVoerschwemmmigen, Feuerreg^n, Cliiptionen, Ecd» beben, Kriege uno Pesteo g«stort haben würden. R«da'ct«ur: Fr. Xav. Heinrich. Gedruckt hey. Ignaz Äl«') s Edlen »0« Kleinmayr.