Korrespondenz zwischen dem römischen und französisch -- kaiserlichen Hofe. Gcrwnnien, 1806. ? k LS5L !. Note des Cardinals Staats-Secretars Paafili an den ftanzösifthen Geschäfts¬ träger Lefebvre. er französische Militär- Cvmmandant ist in diesen letzten Tagen zu so vielen gewaltthatigen Handlungen geschritten, daß Se. Heiligkeit in Ihrer Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen Sich zwar nicht geschwächt fühlet, aber den¬ noch Ihren gerechten Unwillen darüber nicht verbergen darf. Plötzlich hat be¬ sagter Cvmmandant eine französische Wache auf das Pferde,Posthaus ge¬ schickt, und dessen Oberaufsicht dem Hrn. Ritter Altieri abgenommen; eine andere hat er auf das Brief-Postamt beordert, A - / 4 und gegen öffentliche Treue und Glauben einen Inspektor der Brief-CorreMon¬ den; ausgestellt; er hat die päpstlichen Truppen mit Gewalt den französischen einverllibt, den Obersten Bracei m die Festung, und spater aus Rom verwie¬ sen, weil er lieber seinem Für¬ sten getreu bleiben, als seinen guten Nahmen mit dem ELdes- bruche beflecken wollte, womit sich der Oberst-Lieutenant Trias in Al¬ ler Augen geschändet hat; er hat sogar bey allen Buchdruckereyen Wachen auf¬ gestellt, um Roms Regenten und dem Oberhaupte der Religion auch die Preßfreyheit zu entziehen. Ein einziger dieser Rechtseingriffe ist hinlänglich, die Absicht deutlich zu machen, die in der Note vom 2,^. des vergangenen Monaths in Bezug auf die Einrückung der französischen Truppen in Rom angegeben wird, nämlich um die- se Stadt von den vorgeblichen neapolitanischen Straßenrau¬ bern zu reinigen *). Jede dieser ein¬ zelnen Handlungen trägt das Gepräge der äußersten Verachtung, und einer schimpflichen Beleidigung der Würde des sichtbaren Kirchen - Oberhauptes. Das französische Militär ist jedoch bey diesen Anmaßungen nicht stehen ge¬ blieben. Um das Maß zu füllen, har es gewagt, sich an vier Cardinälen zu vergreifen, sie aus den Ar¬ men Sr. Heiligkeit zu reissen, und unter bewaffneter Beglei- Rom ist von den Franzosen selbst zum Aufent¬ haltsorte jener tugendhaften Neapolitaner be¬ stimmt worden, die sich geweigert haben, zur Knechtschaft ihres Vaterlandes mitzuwirken; Sie mußten sich zweymahl des'MonarhS bey der französischen Gesandtschaft stellen, damit die Polizcy von ihrer Anwesenheit versichert blieb. (Anmere. des ital. Originals.) 6 tuns, wie Staatsverbrecher, nach Neapel abführen zu lassen. Kann man die Gewalttätigkeit und den Mißbrauch der Macht weiter treiben? — Se. Heiligkeit sah täglich souverame Rechte sich entreissen, Ihre Würde auf mannigfache Art mit Fü¬ ßen getreten, und Ihre Stellvertreter von Truppen beschimpft, die sich sirr Freunde ausgaben; aber Sie hatte nie geglaubt, daß diese Ihr jene äu¬ ßerste Beleidigung zufugen würden, die mehr als jede andere Ihr gekränktes Herz durchbohrt hat. Der heilige Va¬ ter hat, gleich einem sanften Lamme , im Stillen und in Ergebung diese schmerz¬ lichen Ereignisse ertragen; nur bsy je- nem letzten ist Er so sehr bewegt wor¬ den, daß er dem Unterzeichneten auf¬ trug, es zur Sprache kommen zu lassen, und bey Eurer rc. hierüber die nachdrück¬ lichste Beschwerde zu führen, aber auch - zu erklären, daß so gwßen Abscheu Ihm jenes feindselige Benehmen auch em- stoße, und so erniedrigend für ganz Europa jene unerwarteten und krän¬ kenden Maßregeln auch warm, zu de¬ nen das französische Militär geschrit¬ ten ist, indem es sogar an der Cardi¬ nals-Würde, die ein Ausfluß seiner eigenen ist, sich vergriffen hat; so will jedoch der heilige Vater, einzig auf Gott vertrauend, und nach den seinen heiligen Pflichten angemessenen Grund¬ sätzen noch ruhig erwarten, wie lange das französische Militär seine Sanft- muth und Geduld mißbrauchen wird, und ob es denn den schweren Belei¬ digungen/ und der von Noms Regen¬ ten und dem Oberhaupte der katholi¬ schen Kirche nicht verdienten Verach¬ tung gar kein Ziel setzen will? Dieß ist der ausdrückliche Besthl, welchen der Cardinal Slaats-Secretar 8 > VM Gr. Heiligkeit erhalten hat, und in- dem er es sich zur heiligen Pflicht ma^t, ihn ohne die geringste Abweichung zu vollziehen, erneuert er Eurer rc. die Ge¬ sinnungen seiner aufrichtigsten Achtung. Nus dem Quirinal-Pallaste den 2. März i8c>8. (Unterzeichnet) , Zos. Card. Doria Pansili. 9 2. Schreibendes Cardinals Staats-Secretars Doria - PauM an den französischen General Mollis. Es ist zur Kenntniß Sr. Heiligkeit gelangt, daß man einige Ihrer Officirre gefangen gesetzt hat, und darauf antra¬ ge, sie nach Mantua oder in eine andere Festung des Königreichs Italien abfüh¬ ren zu lassen, weil sie die Fortsetzung ihres Dienstes verweigerten, nachdem sie erfahren hatten, daß die Einverlei¬ bung der päpstlichen Truppen mit dm französischen wider Willen ihres Regenten geschehen ist. Diese Nachricht hat das Gemüth des heiligen Vaters unendlich ange¬ griffen, und er hat dem Unterzeichneten aufgetragen, ohne Verzug gegen diese ge- waltthätige Maßregel die lebhafteste Be- schwerde zu führen. Es scheinet dem hei¬ ligen Vater beynahe unglaublich *), daß man nach so vielen Ungerechtigkei¬ ten noch so weit gehe, diejenigen so¬ gar zu bestrafen, welche einen Abscheu haben, als ungetreue Unterthanen zu 'erscheinen, und welche die Ehre, den einzig schätzungswürdigen und blei¬ benden Reichthum des Men¬ schen, zu behaupten suchen. Seine Heiligkeit könnte sich eine solche Maßregel nur durch den Um¬ sturz aller jener Grundsätze erklären, die jedem Menschen eigen Seit dem, was Wir zcither mit Augen gesehen, ist wohl nichts dergleichen mehr unglaublich. Die ih rem a lt e n H crr sch erh au se in Noth und Tod getreuen Neapolita¬ ner und Spanier heißen ja auch Rebellen! n seyn müssen, und deren Kraft Eure Ex¬ zellenz selbst in Ihrem Innern ganz ge- miß fühlen werden. Der heilige Vater ist überzeugt, daß Se. kaif und kön. Majestät diesen Vorgang aus demselben Gesichtspunkte betrachten würden, und daß diejenigen, welche auf dem Wege der Treue und Ehre wmdeln, vielmehr seinen Veyfall, als seinen Tadel, verdienen müssen. Seine Heiligkeit, gefühlvoller für fremde als für eigene Drangsalen, die Ihr um so viel schmerzlicher sind, wenn sie zur bit- tern Vergeltung ausdauernder Treue auf seinen Unterthanen lasten, führet daher nicht nur laute Klage gegen die angetragene Transportirung dieser Offi- ciere, sondern auch gegen ihre Gefau- gensetzung, und schmeichelt sich, daß Eure Excellenz eine Maßregel nicht zugebm werden, die von Alken- und rr besonders bon -en Gefühlen Ihres eige¬ nen Herzens gemißbilliget werden muß. * . JndemUnterzeichneterdieBef^leSr. Heiligkeit vollzieht/ erneuert er die Gesin¬ nungen seiner ausgezeichnetsten Achtung. Aus dem Quirinal-Pallaste den iz.März >808. (Unterzeichnet) Zos. Card. Doria-Panfili. 'Z Z- Circulare des Cardinals Staats - Secretars Doria-Panfili im Nahmen Sr. Heiligkeit an die verwiesenen Cardinale gerichtet. Seme Heiligkeit unser Herr hat dem Staats,Secretar Cardinal Dvria- Panfili aufgetragen/ Eurer Eminenz zu bedeuten, daß der vom französischen Militär--Commando so vielen Mitglie¬ dern des heiligen Collegiums gegebene Befehl, Rom innerhalb drey Tagen zu verlassen, Ihr Herz mit dem Herbesten Leidwesen erfüllt hat. Da Seine Heiligkeit klar einsieht, daß diese Maßregel der Uebermacht und der Gewalttätigkeit dahin zielt, die geistliche Herrschaft der Kir¬ che Gottes zu zerstören, indem man ihrem Oberhaupte so vie¬ le zur Führung d er geistlichen Angelegenheiten nöthige Kir- 14 chenglieder entreißt, worunter sich sogar Ihr Virarius, ihr erster Mi¬ nister, und zum Theile mit der Seel¬ sorge Ihrer Kirchsprengel beschäftigte Hirten befinden; so kann Sie deren Abreise durchaus nicht zugeben, und tzerbiethet vielmehr kraft des beeideten Gehorsams einem Jeden derselbe, Rom zu verlassen, ohne durch dis wirkliche Gewalt dazu gezwungen zu werden. Seine Heiligkeit steht den Fall vor, daß die bewaffnete Macht, nachdem fie Eure Eminenz aus dem Schoße des Papstthums auf eine unwürdige Art wird gerissen haben. Dieselbe in einiger Entfernung von Rom wieder verlassen wird; und es ist daher die Gefinnung Sr. Heiligkeit, daß Dieselbe Ihre Reise nicht weiter fvrtsetze, wenn die Ge¬ walt Sie nicht bis an Ihr Bestim¬ mungsort begleitet, damit man nicht glauben könne , daß derselben Entfer¬ nung vom Kirchenhaupte freywillig sey, r.5 und damit es bekannt werde, daß nur freche Gewalt Diesel- be losgerissen habe. t)ie bekannte Tugend aller ver¬ wiesenen Mitglieder stärket das gekrankte Gemüth des heiligen Vaters, und be¬ festiget es ln dem Glauben, daß Jeder nach seinem eigenen Beyspiele mit Ge¬ duld diese neue Verfolgung ertragen, und Laß bey diesem der Wett dargebrach¬ ten unwürdigen Schauspiele die Mei¬ nung für das heilige Collegium viel- mehr gewinnen als verlieren wird. So viel rc. Aus dem Qmrinal-P Maste den 2z.Mar; rLog. Die verwiesenen Cardinäle sind folgende-: Joseph Doria Panfili, Staats- Seere- tar, oberster Schatzmeister und Se- cretac der Bittschriften. Anton Doria. 1 l6 Braschi, Sekretär der Breven. Dugnani, Bischof von Sabina. Litta, Oberaufseher der Studien-An¬ stalten. Scotti. Galeppi, Abt von Subiaco. Erivelli, aus den fünf Mitgliedern der neuen für die Current-Geschäfte Nie¬ dergesetz ten Commission. Rvverella, Protodatarius. Della Somaglia, Vicarius. Kaum waren die genannten Car- dinäle am 26. März abgereiset, als an demselben Tage deren Aemtsr auf fol¬ gernde Art provisorisch besetzt wurden: Cardinal Gabrielli, Staats'Seeretar. Cardinal Antonelli, Gecretär der Bre¬ ven. Cardinal Mattei, Protodatarius. Cardinal Vincenti, oberster Schatz¬ meister. -7 Cardinal Albani, Secretär der Bitt- schrften. Cardinal Despuig, Viearius. 4. Note des Cardinals Staats-Secretär- Gabrielli aa dea französischen Geschäfts¬ träger Lefebvre. Der Cardinal Gabrielli, Staats- Secretär Sr Heiligkeit, hat von Ihr Selbst den ausdrücklichen Befehl erhal¬ ten/Eure re. zu unterrichten / Sie hatte nie geglaubt/ daß die persönliche Be¬ einträchtigung / die sich das französische Militär in Rücksicht der aus dem Kö¬ nigreiche Neapel gebürtigen Cardina e hat zu Schulden kommen lassen, in den Personen der andern Cardinäle aus dem Königreiche Italien, und den übrigen mit Frankreich vereinigten Staaten er¬ neuert werden sollte. B 18 Nunmehr ist es -em heiligen Vater nicht mehr unbekannt, daß man nicht nur die Absicht hat, sein zeitliches Reich zu zerstören, -aß man auch mit offen er Stirn die geistliche Herrschaft der römischen Kirche angreift, die von-em heiligen Collegium, -em Se¬ nate des Papstes, vertreten wird. In den gegenwärtigen Drangsalen, die der Kirche Oberhaupt erduldet, sah man mit dem größten Erstaunen einen Grundsatz aufstellen, und in Ausfüh¬ rung bringen, der die heiligsten Bande zerstört, welche die Cardinale mit Ei-, deskraft an den Papst binden. Nie ist ein weltlicher Fürst, der die ka'hoüsche Religion bekenüt, so weit gegangen, die Achtung gegen den erhabenen Charakter der Cardinäle, -er sie auf das engste an -en Päpsten bindet, so sehr außer Augen zu setzen, und sie unter dem Vorwande der Un- terthänigkeit zu zwingen, in seine Staa¬ ten zurück zu kehren; viel weniger aber sie zu vertreiben, mit Gewalt hinweg zu schleppen, und auf diese Art so viele Mitarbeiter der allgemeinen Kirche ih¬ rem Haupte zu entreissen. Dieser für die gegenwärtige un¬ künftige Zeit argermßvolle Rechtsein- grrff hat, so wohl wegen der schweren Beschimpfung der Cardinals, Würde, als der schmerzlichen Beleidigung Ihrer h. Person, das Gemüth Seiner Heiligkeit auf eine unglaubliche Art angegriffen, da man nicht einmahl Ihren Viearius, Ihren ersten Minister und die Bischöfe selbst, die man «hren Kirchsprengeln raubte, verschont hat. Der heilige Vattr, vom Nachtheile überzeugt/ der hieraus für die geistlicheR-- B L 20 gierung der Kirche entspringt, hat dem Unterzeichneten aufgetragen, gegen diese harteVehandlung laute Klage zu führen, und zugleich dieZurückstellung seiner wider das Völkerrecht mit Gewalt entrissenen Cardinale zu fordern; übrigens aber, jederzeit dem Willen Gottes ergeben, und durch das innere Bewußtseyn seines reinen Gewissens gestärkt, leidet er für die gerechte Sache geduldig die allerharteften, unverdien¬ ten Behandlungen. Nachdem Er Alles, was in seiner Kraft lag, angewendet hat, um das Ungewitter zu beschwören, das den heiligen Stuhl erschüttert, überläßt er, seinen heiligen Pflichten ge¬ treu, dessen-Svrge und Beschützung dem Himmel, und das Urtheil über diese Sache der Nachwelt. Dieß sind die Gesinnungen Seiner Heiligkeit, welche Unterzeichneter nach 21 Ihrem ausdrücklichen Befehle gegen Eure rc. äußern soll, und indem er es sich zur Pflicht macht, den Allerhöch¬ sten Befehl zu vollziehen, hat er die Ehre rc. s- Schreiben des Cardinals Staats-Secretars Gabnelli an den General- Schatzmeister. Die beyden Herren Cardinäle Sa- luzzo und Pignatelli, die vom französi¬ schen MMär-Commando Anfangs nach Neapel, dann nach Modena und Reg¬ gio verwiesen wurden, haben auf eine bescheidene Art Ihrer Heiligkeit die be¬ drängten Umstände, worin sie sich be¬ finden , erfahren lassen, da sie, im Man¬ gel der Mittel, eine neue Reise unter¬ nehmen, und in einem fremden Lande ohne Bekanntschaft und Verhältnisse leben sollen. Seine Heiligkeit, durch 42 das traurige Schicksal und die gedul¬ dig erlittenen Drangsale dieser Car¬ dinale gerührt, deren Einkünfte im Ko, nigreiche Neapel eingezogen worden sind/ wünschet eine der Großmuth Ihres Her-- zens und der Lage jener unglücklichen/ aber tugendhaften Kirchenfürsten ent¬ sprechende Unterstützung zu leisten. Aber in Erwägung der traurigen Umstande der Staats-Casse hat der heilige Vater befohlen/ daß man Jedem von ihnen wenigstens eine Summe von tausend Scudi verabfolge, damit sie auf einige Art den Bedürfnissen einer schweren und schmerzlichen Pilgerung Messen können. Ma-r bring: daher diese Allerhöchste Ver¬ ordnung zur Keuntniß des Hrn. Ee- mral Schatzmeisters / damit sie unver¬ züglich vollzogen werde. Vom Staats-Sekretariats-Amte den 5- Aprill 1808. (Unterzeichnet) Cardinal Gabrielli. 6. --Z Rote des Cardinals Staats-Gecretars Gabriel« an de« französischen Geschäfts¬ träger Lefebvre. Diesen Morgen gegen sechs Uhr erschien eine französische Truppenab- theilung vor -em Pallaste Seiner Hei¬ ligkeit, und der wachhabende Schweizer äußerte sich gegen den commandirenden Officier, daß er einer bewaffneten Trup¬ pe den Eingang nicht gestatten könne; daß er es ihm aber nicht verwehren wol¬ le, für sich allein hinein zu gehen. Der französische Officier zeigte sich äußerlich zufrieden, und befahl seiner Truppe Halt zu machen, die sich auf einige Schritte entfernte. Hierauf öff¬ nete der Schweizer die kleine Pforte, und erlaubte dem Officier in den Pal¬ last zu gehen; wahrend dieser aber hin¬ ein trat, machte er seinen Leuten ein 1 Zerchen, die mit gefälltemBayormete dm Schweizer wegdrängt n. Nachdem diese Truppe mit solcher List und Gewalt sich den Ei. gang verschafft hatte, verfügte sie sich zu der für die Mrlitz des Cü- pi.olmms im Innern tes PallasteS be¬ stimmten Wachstube, riß mit Schnellig¬ keit d.e Thür aus dem Beschläge, und bemächtigte sich der Carabine , die zum CebrMiche der Wache in den Vor¬ zimmer» Seine-r Heiligkeit dienen. Dieselbe Gewalttätigkeit beging das französische Militär Lm Quartiere der Nchle- Garde des heiligen Vattrs, rvo es ebenfalls die Carabiner wegnahm, deren sich diese zum Aufziehen der Wa¬ che in der an dos Wohnzimmer Seiner He'ligtcit anstoßenden Antichambre be¬ dielte. Ein französischer Officier verfügte sich zum Hauptmann der Schweizer, 2A un- bedeutete ihm und seinen wenigen -ort versammelten Leuten, daß -ie Schweizer-Garde von diesem Tage an unter den Befehlen des französischen Generalen stehe, wogegen sich jene ge¬ weigert hat. Eine ähnliche Aufforderung ist an -en Commandanten der ansäßigen Fi¬ nanz-Mache gemacht worden, -er sich eberffalls geweigert hat, und hierauf ins Castell abgeführt worden ist. In¬ zwischen streiften verschiedene Truppen- abtheikmgen durch die Stadt, nah¬ men die Noble Garden und ihre Offieiere gefangen, und führten sie ins Castell. Der heilige Va^cr, von diesen Sou« veraimtats- Eingriffen benachrichtiget, und im Schmerze, den sein Gemüth hierüber empfindet, versunken, hat-em Staats Sec. etar Cardinal Gabrielli, aus- ücklich verordnet, dagegen laute Klage zu führen, uno mit Freymüthi^ s6 keit Eurer rc. zu sagen, daß das Maß der Unbilden und Beschimpfungen, die Seiner heiligen Person zugefügt werden, täglich zunehme, und daß man täglich mehr seine Souveramitäts-Rechte mit Füßen trete. Nicht genug, daß das französische Militär seinen Einzug in Rom durch Auspflanzung der Kanonen ge¬ gen die päpstlichen Wohnzim¬ mer ausgezeichnet, und die Resi¬ denz Seiner Heiligkeit auf eine so unwür¬ dige Art beschimpft hat, wollte es die Un¬ bilden noch weiter treiben, überrumpelte die Schweizer-Gchildwache, -rang mit gewaffneter Hand in die friedlichen Zim¬ mer des Papstes, erbrach gewalttha- tig die Thüren, bemächtigte sich der wenigen, mehr zur Zierde, als zur Ver- Lheidigung Seiner geheiligten Person dienenden Waffen, nahm seine Leib-Gar- 27 den selbst gefangen, und beraubte Ihn auf diese Weise sogar der Ehrenwache. Seine Heiligkeit verlangt vor allem die schnelle Entlassung aus dem Castelle aller Ihrer ohne Grund und widerrecht¬ lich gefangen gesetzten Leib-Garden, und erkläret hierauf feyerlich, daß Sie die¬ sen Unbilden nichts entgegen gesetzet hat, und nichts entgegen setzen wird, als die Geduld, und der Harte ähnli¬ cher Behandlungen die von seinem gött¬ lichen Meister gelehrte Sanftmuth. In Ihrer ungerechten und langen Gefangenschaft, vor den Augen der We t, der Engel und Menschen, erwartet Sie mit heiliger Ergebung und der damit jederzeit verbundenen unab¬ änderlichen Festigkeit Ihrer Grundsätze, alle Beleidigungen, welche die Gewalt dem Haupte der katholischen Re¬ ligion noch zuzufügen gedenken mag, indem alle Erniedrigungen, welche diese -8 erleidet, vielmehr nur zu ihrer desto lie¬ genderen Glorie gereichen werden. Dieß find die ausdrücklichen Gesin¬ nungen Seiner Heiligkeit, die Unter, zeichneter gegen Eure re. äußern soll, und indem er dem erhaltenen Befehle treue Folge leistet / erneuert rr für sich die «Gesinnungen seiner aufrichtigenAchtung. Aus dem Qulrinal- Pallast« ben/.Aprill >8o8. (Unterzeichnet) P. Cardinal Gabrielli. 7» »9 Note des Cardinals Staats - Secretars Gabriel» an den französischen Geschäfts¬ träger Lefebvre. Als Seine Heiligkeit mit ungemei¬ nem Erstaunen und gleichem Herzenleide die Einverleibung Ihres Militärs mit dem französischen, und die harte Bestra¬ fung der ihrem Fürsten mit so vielem Lobe Treugebliebenen sehen mußte, be¬ stimmte Sie eine neue Cocarde für Ihre Leib-Garden, für die wenigen Militz- Soldaten des Capitoliums, und der Finanz-Wachen, die noch nicht einver¬ leibt, und unter französischem Oberbe¬ fehle gesetzt worden sind. Die Absicht Seiner Heiligkeit bey Veränderung dieser Cocarde war, Ih¬ ren Widerwillen gegen die erfolgte ge- rvaltthätige Einverleibung, und Ihr standhaftes Vorhaben, die Neutralität ö« zu behaupten, allgemein bekannt zu ma¬ chen , endlich, um keinen Antheil an den Unternehmungen der einverleibten Trup¬ pe zu haben, die Sie nicht mehr für die Ihre erkennt. Auf Befehl des heiligen Vaters ward diese Absicht Eurer re. und dem ganzen diplomatischen Cvrps auf ministerielle Art geäußert, und mit Beobachtung aller Regeln auch ein Mu¬ ster der neuen Cocarde beygelegt. Nach einer so unverzüglichen als fteymüthigen Erklärung hatte Seine Heiligkeit Sich nie vorstellen können, daß man so weit gehen würde, Ih- e rei¬ nen Absichten zu wrlaumde«, und die Meinung im Publicum zu verbreiten, daß die neue Cocarde em Vereinigungs- Signal gegen die französische Armee sey, wie es aus der Tagesordnung er¬ hellet, welche gestern durch Druck¬ schriften an jeder Ecke Roms und in den Provmzeu vertheilt worden ist. Z» Der heilige Vater will glauben, daß falsche Einberichtungen an Seine Majestät/ -en Kaiser und König Napo- leon, Ursache dieses Tagsbefehles gewe¬ sen seyn. In der That, wenn Seine Maje¬ stät die wahre Absicht des heiligen Vaters bey Veränderung dieser Cocar- de gekannt, und gewußt hätte, daß das französische Militärkommando die¬ selbe Cocarde den schon einverleibten Truppen zu tragen befohlen hat, so würde sie Seine Majestät nicht als ein Vereinigungs-Signal gegen die franzö¬ sische Armee geschildert haben, da sie selbst von den Truppen, die einen Therl der französischen Armee ausmachen, angenommen worden ist. Obschon der heilige Vater gewiß ist, -aß das römische Volk und die ganze Welt seinen reinen Gesinnungen Z- und seinem redlichen Benehmen Gerech¬ tigkeit widerfahren laßt, und bey aller Gewißheit, daß niemand so weit gehen wird/ Verdacht zu schöpfen/ daß der Die¬ ner des Friedens Gottes in stin em sanft, müthigen Hetzen einen med.rlrachti- gen und boshaften Plan von blutigen Machinationen anmehmen könne: so hüben dessen ungeachtet die gräßlichen Farben / worin mau e-'ne Sache. die so unschuldig ist/ als die Unschuld selbst, vor Seiner Majestät hat erscheinen las¬ sen, so lebhaft Sein Herz gekränkt/ daß er dem Staats Secretar Cardinal Gabrielli befohlen hat. sich darüber bey Eurer rc. auf das nachdrücklichste zu beschweren / und Ihre Rechtlichkeit auf- zufordern, Seiner Majestät den wah¬ ren Gesichtspunct über die erfolgte Veränderung der Cvearde zu zeigen. Seine Heiligkeit, unveränderlich m Ihrer Denkungsart, erkläret feyer- 3Z lieh, daß die kundgemachten Tagsbe- fehle Ihren Charakter, Ihre Würle und Ihre Fürftenrechte beleidigen; daß so wie jeder Regent jenes Abzeichen, welches ihm am besten gefallt, für seine Diener answählen kann, Sie ebenfalls eine neue Cocarde vorgeschrieben hat, nm der ganzen Welt zu zeigen, daß Sie die von der eintzerleibten und unter französischem Commando stehenden Trup¬ ps getragene Cocarde nicht mehr für die Ihrige anerkenne; daß man endlich seine Noble-Garden und manchen an¬ dern Ofsicier ohne einen Schatten des geringsten Verbrechens, sondern viel¬ mehr bey dem Verdienste, die Befehle ihres Fürsten befolgt zu haben, mit Einkerkerung im Castelle bestrafet. Zu ihren Gunsten erhebt die Un¬ schuld ihre Klagstimme, und fordert jene Freyheit, die der heilige Vater, wiewohl bisher ohne Erfolg, verlangt C Z4 hat, und neuerdings zu verlangen wie- derhohlt. Nach getreuer Vollziehung des von Sr. Heiligkeit gegebenen Befehles hat Unterzeichneter die Ehre, Eurer rc. die Gesinnungen seiner aufrichtigen Achtung zu erneuern. Aus dem Qurrinal-Pallasie den - r. Apnll 1807. (Unterzeichnet) P. Card. Gabrielli. 8- Note des französischen Ministers der aus¬ wärtigen Angelegenheiten C)ampagny an den CarbinalrL.gaten C ipcara. Der unterzeichnete Minister -er auswärtigen Angelegenheiten Seiner Majestät des Kaisirs der Franzos n und Königs von Italien hat die Note Seiner Eminenz des Herrn Cardinals Caprara Seiner Majestät vor Angen gelegt, und istcheauftragt/ darüber fol¬ gende Antwort zu geben: Der Kaiser kann den Grundsatz nicht anerkennen, daß die Prälaten *) keine Unterthanen des Fürsten sind/ in dessen Staaten sie geboren wurden. Was die zweyte Frage betrifft / ist es der Antrag des Kaisers, wooon er *) Cardinälr und Diöcesanen! C 2 nie abweichen wird, daß ganz Italien, Rom, Neapel, Mailand eine Angriffs- und Vertheidigungslinie bilde, um Usordnung und Krieg *) aus der Halb¬ insel zu verbannen. Wenn Der heilige Vater diesen Vor¬ schlag annimmt, so ist Alles beendiget; wenn er ihn verwirft, so kündet er durch diesen Entschluß an, daß er keine gütliche Beylegüng, keinen Frieden mit dem Kaiser will, und Daß er ihm den Krieg erklärt. Die erste Folge des Krieges ist die Eroberung, und die erste Folge der Erobe¬ rung die Abänderung der Re¬ gierung. Denn ist der Kaiser ge¬ zwungen, im Kriegsende mit Rom zu seyn, ist er es dann nicht auch, es zu erobern, die Regierung zu ändern, und einen anderen Regenten aufzustel- *) Wo und durch wen war 1807 und -Loy in Italic» Äricg und Unordnnng? 37 len, der mit -en Königreichen Italien und Neapel die Verteidigung der ge- m.l'nen Sache gegen den gemeinschaft, liehen Feind ergreift? Diese, bey fortgesetzter Weige¬ rung des heiligen Vaters notwendig erscheinenden, Veränderungen werden ihm nichts von seinen geistlichen Rech¬ ten entziehen; er wird fortfahren, B i, schvf von Rom zu bleiben, wie es seine Vorfahren während der e r- sten acht Jahrhunderte un- unter Earl dem Großenwaren. Indessen wird es Seiner Majestät schmerzlich fallen, zu sehen, daß die Unvernunft, der Starrsinn und d i e Verblendung das Werk des Ge¬ nies, der Staatskunst und der Auf¬ klärung zerstören. In -em Augenblicke, als Unterzeich¬ neter den Auftrag erhielt, dem Herrn ,Z8 ' Cardinal Caprara Lieft Antwort zu ge- d/n, ist st-m Lie Note Seiner Eminenz vom o. Märzzugekommen^ Diese Note enthält iwey Gegenstände: der erflebe- stchj darin, die Erlöschung der Voll¬ macht für den Legaten des heiligen Stuhls anzukünden, sie gegen die Ue, bung, die gewöhnlichen Formen und l»y heranuahender Charwoche, nahmlich zu einer Zeit bekannt zu geben, in wel¬ cher der römische Hof, wenn er noch von einem wahren evangelischen Geiste be¬ seelt wäre, sich verpflichtet halten wür¬ de , die geistlichen Hülftmittel zu verviel¬ fältigen, und durch ftin Beyspiel die Ernigkrit unter den Gläubigen zu predi¬ gen. Wie dem immer sey, so erkennt der Kaiser Eure Eminenz nicht mehr als Legat, nachdem der heilige Vater seine Vollmachten zurück genommen hat; die Gallikanische Kirche tritt in die ganze Unabhängigkeit uudReinßeitihrer Lehre zurück; - zy ihre Aufklärung, ihre Frömmigkeit wer¬ den die Fortdauer der katholischen Re, ligion in Frankreich erhalten, in deren Verteidigung und Achtung der Kaiser jederzeit seinen Ruhm setzen wird. Der zweyte Gegenstand der Note Seiner Eminenz des Herrn Cardinals Caprara ist die Forderung seiner Passe als Botschafter. Unterzeichneter hat die Ehre, sie ihm zu überschicken. Seine Majestät sieht ungerne dieses förmliche Verlangen -er Pässe/ woraus die Ue- bung neuerer Zeiten eine wahre Kriegs¬ erklärung gemacht hat. Rom befindet sich also **) im Kriege mitFrankreich, *) Wo er nämlich ihrer als Mittfl zu politischen Zwecken bedarf; (wozu auch ihres Ortes der Koran und der Talmud auf gleiche Weise ge¬ braucht worden sind.) *) Dieses also ist in der That merkwürdig! — Das spätere Verlangen der Pässe entschied die lange vorher gegangenen feindlichen Befehle. 4» und in diesem Stande der Dinge mußte Se. Majestät die Befehle ertheilen, n.e che sie für die Ruhe Italiens nöthig erachtete. Zwar hat der römische Hof für diesen Friedensbruch *) eine Zeit gewählt, in welcher er seine Waffen für mächtiger halten konnte, um von feiner Seite die äußersten Maß, regeln erwarten zu lassen. Aber die Aufklärung des Jahrhun¬ derts würde den Erfolg vereiteln. Das Zeitliche wud nicht mehr mit dem Geist¬ lichen vermengt; die Regenten-Würde, von Gott selbst geheiliget, ist über jeden Angriff erhaben **). Unterzeichneter wünschet, daß die Bemerkungen, die er Seiner Eminenz *) Welcher kalte, fürchterlich? Spott! *») Darum wnrke si. in Rom von den Franzose» so gewissenhaft rcspcotirt. 41 dem Herrn Cardinal Caprara mitzu- theilen -en Auftrag hat, Len heiligen Stuhl bewegen mögen, den Vorschlägen Seiner Maiestät Seyzutreten. Er hat die Ehre, Seiner Eminenz die Versi, cherungen seiner hohen Achtung zu er» neuern. Parts den z. Aprtll i8v8. ' (Unterzeichnet) Champagny. 9> Note des Cardinals Staats-Secretars Gabrielli an den französischen Geschäfts¬ träger Lefebvre. Nachdem Eure rc. den heiligen Va¬ ter in Kemttniß gesetzt hatten, der be¬ stimmte Wille Seiner kaiserl. und königl. Majestät gehe dahin, daß Seine Heilig¬ keit in den Angriffs- und Vertheidi- gungsbund der Fürsten Italiens ein¬ trete, wie es Seine Excellenz Herr Champagny -em Herrn Cardinal Ca- prara mit seiner Note vom z. dieses Monaths erklärt hat, sind die Depeschen des Cardinals eingelauferr, welcher die Original- Note des genannten Ministers eingeschickt hat. Nach aufmerksamer Losung undUe- -eclegung dieser Note hat der heilige Vater dem Staats-Secretar Cardinal G rbrielli aufgetragen / Seine Gesinnun- 4Z gm über alle Punkte iener Schrift Eurer rc. mitzutheilen. Rücksichtlich des erwähnten Haupt¬ punktes mußte Seine Heiligkeit mit Kummer ersehen/ daß auch der l.tzte Vorschlag des Angriffes und Ver- theidigungsbündnisses mit der Dro¬ hung begleitet ist, Ihr im Falle der Nichtbeytretung die zeit¬ liche Herrschaft zu entreissen. Wenn menschliche Rücksichten die Triebfeder des Benehmens Seiner Hei-- ligkeit waren, so würde Sie gleich vom Anfänge dem Willen Seiner Majestät nachgegeben, und Sich nicht der Er- duldung so vieler Drangsalen ausgesetzt haben; aber der heilige Vater wird nur durch die Betrachtung Seiner Wichten und Seines Gewissens bestimmt. So wie jene und dieses Ihn früher abgehal¬ ten haben, der Föderation beyzutreten, 44 so verhindern sie Ihn auch jetzt, das an¬ getragene offensive und defensive Bund- ruß anzunehmen, welches von jener zwar im Nahmen verschieden ist, aber, sei¬ ner Natur nach, keinen Fürsten aus¬ nimmt, mir dem Er nach Umstanden der Zeit nicht in Krieg verwickelt werden könnte. Seine Heiligkeit findet daher, daß dieser Punct Ihre Lage verschlim¬ mert, anstatt sie zu verbessern. In den Artikeln, welche dem Cardinal Le Ba- janne vorgelegt wurden, schlug man ei¬ ne Föderation wider die Ungläubi¬ gen und Engländer vor. Zn dem oberwähnten Artikel spricht man in all¬ gemeinen Ausdrücken, und wenn schon kern Volk als Feind genannt wird, so schließt man Loch auch keine Re¬ gierung und keine Nation von dem Falle aus, es werden zu können. Wenn also Ge. Heiligkeit es mit Ih¬ rem Gewissen für unverträglich hielt, rener Föderation beyzutrsten, so kann 45 Sie eben so wenig dieses Bündniß an¬ nehmen. Der heilige Vater müßte durch das Bündniß nicht nur die Verbindlich¬ keit der bloßen Verteidigung/ sondern auch des Angriffes übernehmen. Der Die¬ ner des Friedensgottes würde dadurch in einen bleibenden Kriegsstand versetzt, -er gemeinschaftliche Vater würde ge¬ gen seine eigenen Söhne aufste¬ hen, und das Oberhaupt der Religion sich der Gefahr aussetzen, seine geist¬ lichen Verhältnisse mit jenen katholischen Mächten unter¬ brochen zu sehen, gegen welche der Bund feindlich borzugehen verpflichtet wäre. Und wie könnte Seine Heiligkeit Ihren eigenen Charakter so sehr ver- läugnen, und Ihre wesentlichen Psiich, ten aufopfern/ ohne Sich in den Au- 46 gen des Herrn jene Nachtheile zuzu, schreiben, die für die Religion hier¬ aus entspringen würden? Da der heilige Vater, me Er öfters schon erinnert hat, unterschieden von den übrigen Fürsten, mit der dop¬ pelten Würde des obersten Kochen- Hauptes und eines zeitlichen Fürsten bekleidet ist, so kann er in der Eigen¬ schaft dieser letztem keine Verbindlich¬ keit übernehmen, welche mit jenem er¬ sten vorzüglichen Amte und mit der Religion im Widerspruche stände, deren Haupt, Beförderer und Verfechter Er 'ft- Der heilige Vater kann also kein Angriffs- und Vertbeidr'gungsbünsniß eingehen, das Ihn nach einem festen und fortdauernden Systeme nut allen jenen Machten in Feindschaft setzen würde, welche Se. Majestät zu be- 47 kriegen für gut fände, indem die ita- liäntschen Staaten, welche dermahlen von Seiner Majestät abhangen, sich der Theilnahme an allen diesen Kriegen nie werden entziehen können; folglich müßte Seine Heiligkeit kraft des Bünd¬ nisses Sich an jene anschließen. Diese Verbindlichkeit würde für den heiligen Vater in diesem Augenblicke anfangen, und zwar gegen irgend einen katholischen Fürsten, den Er ohne allen Grund be¬ kriegen müßte. Er müßte in der Folge gegen al¬ le jene katholischen oder nicht katholi¬ schen Mächte Krieg führen, die aus was immer für einer Ursache mit ir¬ gend einem italiänischen Fürsten in Feind¬ schaft kämen, und nun würde man das zu friedlicher Beherrschung seiner Staa¬ ten gewöhnte Kirchenhaupt auf einmahl gezwungen sehen, sich zu bewaffnen und als Krieger zu erscheinen, u m fr e m d e 48 Feinde anzugreifen und frem¬ de Staaten zu vertheidigen. Diese Verbindlichkeit widerstrebet zu sehr den heiligen Pflichten des Pap, ftes, und ist für die Wohlfahrt der Re¬ ligion zu nachtheilig, als daß ihr Haupt sie übernehmen könnte. Ferner findet Seme Heiligkeit ganz unwahr, daß Sie durch die Ver¬ weigerung des Offensiv- und Defensiv-Bündnisses dieEnt- schließu n g a n kü n de, w e d e rBey - ^egungnochFriedemitdemKa!- ser haben zu wollen, und daß Sie deßh alb ih m d en Kr leg er¬ kläre. Wie kann man glauben, daß der heilige Vater fähig sey, solche Gedan¬ ken zu Hägen , da Er so lange die feind¬ seligsten Behandlungen erduldet, und 49 sogar gefaßt ist, der: angedrohteu Ver¬ last Seiner zeitlichen Herrschaft zu er¬ leiden, um Sich gegen keine Macht in Kriegsftaud zu setzen. Gott ist Zeuge der reinen Absich¬ ten Seiner Heiligkeit/ und die Welt wird es beurtheilen, ob Sie je einen so ungereimten Plan entwerfen konnte. Aus lebhaftem Wunsche einer Ausglei¬ chung und der Beybehaltung des Frie¬ dens mit Seiner Majestät sagte ja eben der heilige Vater in der Note vom «8- des letztverfiossenen Januars Alles zu, was er nur konnte. Aber Seine Majestät, nicht zufrie¬ den mit den Willfährigkeiten, die mit dem Charakter Seiner Heiligkeit ver¬ träglich sind, besteht unbeugsam dar¬ auf , von Ihr das Unmögliche zu ver¬ langen, indem er Sie unter dem Vor¬ wande, Italien in Ruhe zu erhalten, in L« euren Krieg, m einen fortwährenden Md drückenden Krieg verwickeln will. Was hat Italien zu fürchten, wenn der heilige Vater dem vorgeschla- genen Bündnisse nicht -eytritt? Bey der Umgebung des päpstlichen Gebieths durch die Staaten Seiner Majestät kann der Kaiser vernünftiger Weise nur der Hafen wegen in Unruhe seyn. Aber durch den Antrag Seiner Heiligkeit, sie in diesem Kriege Frankreichs Fein¬ den verschließen, und ihre Küsten zur Verhinderung jeder Landung besetzen zu wollen, hat Sie Ihre Theilnahme an Italiens Sicherheit und Ruhe auf jede Ihr nur immer mögliche und mit Ihren heiligen Pflichten vertragliche Art' erwiesen. Wenn Seine Majestät, wie Sie es gedroht haben, des in dem Zeiträume von mehr als zehn Zahrhunderten von L* den mächtigsten Monarchen in Ehren gehaltenen päpstlichen Gebiethes Sich bemächtigt, und dessen Regierung um¬ stürzen will; jo kann der heilige Va¬ ter diesen Raub nicht verhindern/ und wird in dem Betrübnisse seines Gemü- thes nur die Schuld beweinen/ womit Seine Majestät Sich vor Gott belasten wird, indessen Schutz der heilige Va¬ ter vertrauen, und Sich vollkommen ruhig verhalten wird. In dem Bewußt- seyn/ diesen Unfall nicht durch UnVer¬ nunft, Starrsinn und Verblen¬ dung/ sondern nur wegen Auf¬ rechthaltung der unabhängi¬ gen Herrschaft Sich zugezogen zu haben, die er Seinen Nachfolgern un¬ verletzt, wie er sie erhalten hat, über¬ lassen muß; nur um die dem Wohle Der Religion so unentbehrliche allgemei¬ ne Eintracht mit allen Fürsten zu erhal¬ ten , und seinen heiligen Pflichten getreu -u bleiben; in diesem Bewvßtseyn wird K 2 Z2 Er Sich mo Lem Spruche Les göttlichen Meisters trösten: Selig sind dieje¬ nigen, die wegen der gerechten Sache Verfolgung leiden. Rücksichtlich des Artikels, welcher die Verbannung der Cardinale betrifft, hat Seme Heiligkeit nicht für nöthig er¬ achtet, den Grundsatz ihrer Urrterthanig- keitspflicht in den darüber vorgebrachten Klagen zu untersuchen. Abgesehen von derFreyhett, die das Völkerrecht jedem Menschen zugestehet, unter jenem Him¬ mel zu leben, der ihm am besten gefallt; ab¬ gesehen von der neuen Unterrhanspsiicht die aus vierjähriger Wohnhaftigkeit entstehet, bemerket Seine Heiligkeit nur, daß die ursprüngliche Unterthanigkeit den heiligen Verbindlichkeiten nicht vor¬ gezogen werden kann, noch ihrer hohen Eigenschaft als Rathgeber des Papstes in geistlichen Angelegenheiten, welche die Cardinale bey Erhaltung des Pur- 53 purs durch Cidespfiicht gegen die Kirche Gottes übernehmen, damit sie seinem Schoße nicht entrissen werden können. Was das Aufhören der Vollmach¬ ten des Legaten und seine Ahreise betrifft, konnte Seine Heiligkeit Sich eher alles Andere, als die irr der Note des Herrn Champagny zugemutheten Gründe er¬ warten. Der heilige Vater wiederhohlt es noch einmahl/ nachdem Er alle Wege eingeschlagen hat, um seine Majestät zu Ihren frühem Gesinnungen gegen den heiligen Stuhl zurück zu führen, und über die erseufzte Vorkehrung gegen so viele Religions-Neuerungen Sich ein- zuverftehen; nachdem Er so lange mit unerschütterlicher Geduld und unüber¬ windlicher Sanftmuth so viele Unbil¬ den und Beleidigungen ertragen, und alle gegen die feindseligen Behandlun- L4 gen des französischen Militärs borge- brachten Beschwerden fruchtlos gese¬ hen hat; nachdem Er die Erniedrigung Seiner Gefangenschaft ruhig erduldet, und mit den Stunden des Tages, die Geringschätzung, Unbilden und An¬ massungen zunehmen sah, hat er mit ungemeinem Herzenleide d»e Pflicht er¬ füllt, seinen Legaten zurück zu rufen, um wenigstens im Angesichte der Welt die falsche und ärgerliche Meinung zu zer¬ stören, als ob Er so schimpflichen Vor¬ gängen Seine stillschweigende Bestim¬ mung gäbe. Bey dieser Zurückberufung selbst, wobey Seine Heiligkeit keine bestimmte Zeit in Betrachtung nehmen konnte, hat sie den beständigen liebreichen Rück¬ sichten gegen Seine Majestät Raum ge¬ geben, indem Sie die Abreise des päpst¬ lichen Stellvertreters in des Kaisers Hände legte, und sie ganz von dessen Willen abhängig machte. Es war hin¬ länglich , daß Seme Majestät der ge¬ rechten Forderung der Evacuation Roms beygetreten wäre, und sich mit den Willfährigkeiten begnügt hätte, die mir den Pflichten des heiligen Vaters ver¬ träglich sind; so hatte Der Legat, nach erhaltenem Befehle, die Ausübung seines Amtes nicht unterbrochen. Aber seine Majestät hat sich un¬ beugsam gezeigt, und eher, als einen Schritt zu weichen, das Aufhören Den Legation und die Abreise des päpstliq chen Stellvertreters zugegeben. Nicht also Seine Heiligkeit erklä¬ ret dem Kaiser den Krieg durch beding¬ te Zurückberufung Ihres Legaten; der Kaiser will ihn Seiner Heiligkeit erklä¬ ren, und nicht zufrieden, ihn gegen Ihre zeitliche Macht anzukünden, drohet er in Ihrer geistlichen eine Schest §6 Dewand zwischen Frankreichs Katholiken und dem Papste aufzuführen/ indem in der Note des Herrn Champagny erklärt wird, daß mit Zurücknahme der Vollmach¬ ten des Herrn Cardinal-Lega¬ ten die Gallikanische Kirche zur Reinheit ihrer Lehre zu¬ rück kehre. Seine Heiligkeit hat eine so große Meinung von Frankreichs würdigem Clerus, um überzeugt zu ieyn, -aß dic Gallikanische Kirche eben so wach¬ sam für ihre Gerechtsame, als dem Stuhle des heiligen Peters ergeben, in ihren wahren Grundsätzen sich behaup¬ ten wird, ohne sich Rechte zuzueignen, die sie weder hat, noch haben kann, und -aß sie Lurch Trennung vom Mittel- puncte Der katholischen Einheit kein Schisma veranlassen wird. Nvthwen- Lig ist es, zu wiederhohlen/ Daß nicht der 57 heilige Vater den Friedensbruch will. Dieser unbewaffnete und friedfertige Fürst sah sich, gegen alles Recht, der Staaten von Benevent und Ponte-Corvo beraubt, erlag unter Den Ungeheuern Auslagen für den Un¬ terhalt der französischen Armeen, sah bey bestehenden Verträgen die Besitz¬ nahme seiner Provinzen und seiner Hauptstadt, die Verletzung seiner Re¬ sidenz, die Anmassung beynahe aller seiner Fürstenrechte, die gewaltthätige Vertrei¬ bung so vieler ausgezeichneter Glieder seines heiligen Senats, und so man- cherley andere Unbilden, womit man sei¬ ne Würde herab setzte; Seine Heiligkeit aber war im Gegentheile darauf be¬ dacht, bey.dem Emrücken der Franzosen in Rom ihnen bey seinem Volke Achtung zu verschaffen, sie bey ihrem fortwähren¬ den Aufenthalte mit Allem gastfreund¬ lich' zu versehen; darauf beschränkt, in¬ zwischen wegen so vieler Lasten und Zr Unbilden bey Seiner Majestät Beschwer¬ de zu führen/ und so wie in diesen letzten Augenblicken vor dem Altäre seine Thrä- nen zu vergießen, und den Herrn zu bitten, daß er Barmherzigkeit gegen sein Volk habe / zu bessern Entschlüssen des Kaisers Napoleons große Macht wende/ und nicht zugebe, daß die Erb¬ schaft des römischen Stuhles, die dem Haupte der katholischen Religion zu ih¬ rer bessern Handhabung von der Vor¬ sehung verliehen worden ist, verloren gehe und abgerissen werde. S o erklärt Seine Heiligkeit den Krieg; so hat Sie Sich bisher gegen Seine Majestät betragen, wenn schon der Erfolg immer nur schmerzhaft und unglücklich war. Seine Heiligkeit will noch nicht alle Hoffnung aufgeben/ daß Seine Majestät die Eingebungen der Feinde des heiligen Stuhles, die alle Kunst¬ griffe, ihr Herz zu verändern, angewen- §9 det Haven, verwerfen/ zu dem früher» freundschaftlichen Verkehre zurück kom¬ men, und sich mit den in der Note vom -8. Januar angebothenen Bewilligungen begnügen werde. Wenn sich diese Vermüthung aus verborgenen Rathschlagen Gottes nicht bestätigen sollte, und S^ine Majestät, ohne Ihren Ruhm zu Rathe zu ziehen, und die Gerechtigkeit anzuhören, ihre Drohungen in Ausübung bringen, sich unter vorgegebenem Rechtsgrunde der Eroberung des Kirchenstaats bemächti¬ gen, und als dessen Folge die Regierung Umstürzen wollte, so wirdSeineHeiligkeit diesen verderblichen Ereignissen zwar nicht vorbeugen können, aber Sie erkläret fey- erlich, daß eine Eroberung nicht Platz haben könne, weil Seine Heiligkeit mit der ganzen Welt in Frieden lebt, wohl aber eine de? gewaltthätigften und un¬ erhörtesten Usurpationen. Der Umsturz 6o der Regierung wird keine Folge -er Eroberung/ sondern derselben Usurpa¬ tion seyn; Sie erkläret zugleich, -aß zwar nicht das Werk des Genies, der Staatskunst und der Aufklärung dadurch umgestürZt wird, wohl aber Gottes ei¬ genes Werk / von dem jede Oberherr¬ schaft, besonders aber jene herzuleiten ist, die dem Haupte der Religion zu ihrer großem Wohlfahrt verliehen ist. In einem solchen Falle wird Sei¬ ne Heiligkeit in tiefer Verehrung der Rathschlusse des Himmels sich mit dem Gedanken trösten/ daß Gott der ober¬ ste Herr Aller ist/ und daß Alles sei¬ nem göttlichen Willen weichet/ wenn die von ihm bestimmte Zeit ihrer Er- füllung nahet, Dieß ist die ausdrückliche Ant¬ wort/ die der heilige Vater auf die Note des Herrn Ehampagny zu geben 6r und Euerer rc. mitzutheilen dem Un, terzeichneten befohlen hat, und indem dieser den erhaltenen Befehl vollzieht, erneuert er die Versicherungen seiner aufrichtigen Achtung. Aus dem Quirinal-Pallaste den 19. ApriL -828. (Unterzeichnet) Cardinal Gabrielli. t)2 Note deö französischen Geschäftsträgers Lefebvre an den Cardinal Staats - Secre- tär Gabrielli. Nachdem Seine Eminenz der Car¬ dinal Caprara seine Passe verlangt und erhalten hat, bleibt dem französischen Geschäftsträger in Rom nichts anders übrrg, als die seinen zu begehren. Er bittet daher den Herrn Cardinal Ga¬ brielli , sie ihm zusenden zu wollen, und die Versicherung seiner ehrfurchtsvollen Achtung zu genehmigen. Rom den 19. Aprill »803. (Unterzeichnet) Ed- Lefebvre. 6/; L l. Nöte des Laedinals Staats-Sekretärs Gabriel» an den französischen Geschäfts¬ träger Lefebvre- Der Cardinal Gabrielli, Staars- Secretär, hat die heutige Note Ew. re. erhalte»/ worin Sie Sich äußer», daß in Folge der vom Herrn Cardinal Cap- rara in Paris erhaltenen Passe Ihnen nichts anders übrig bleibe, als die Ihrigen zu begehren, und zugleich das Verlangen um deren Zusendung hinzu¬ zufügen. Der heilige Vaterkonnte nicht oh¬ ne Kummer erfahren, daß Seine Ma¬ jestät, weit entfernt, die Triftigkeit -er angeführten Gründe zu würdigen, und dem vom Herrn Cardinal Caprara vor¬ getragenen gerechten Verlangen der Räumung Roms zu willfahren, ihn in 64 die Notwendigkeit versetzt haben, seine Pässe zu begehren, und daher auch Eurer rc. den Auftrag ertheilt hat, die Ihrigen zu verlangen. Seine Heiligkeit hat dem Unter¬ zeichneten aufgetragen, Ihnen die Passe zuzuschicken, und zu sagen, daß mit dem Herzenleide, welches Ihr durch die Angelegenheit selbst zugehet, auch die Unannehmlichkeit Ihrer Abreise in Fol¬ ge der persönlichen Achtung, die Sie von Eurer rc. hat, sich verbinde. Indem Unterzeichneter die Ehre hat. Ihnen diese Antwort zu geben, und die ver¬ langten Passe zuzusenden, erneuert er Ihnen seine aufrichtige Hochachtung. Aus dem Quirinal-Paliaste den >9. Aprili »8or. (Mrterzeichnct) Cardinal Gabrielin 18. 6Z Schreiben des Cardinals Staats, SecretZrs Gabrtelli an den französischen General Mollis. Der Chefdes französischen General- Stabes hat sich heute früh auf Befehl Eurer Excellenz zum Cardinal- Staats- Secretär begeben, um ihn zu benach¬ richtigen, daß die Verhaftung und die bevsrstehende Abführung nach Mestrelle des Monsignor Gouverneurs von Rom keinen andern Grund hat, als seine Beharrlichkeit, die Gerechtigkeit nach den Gesetzen und Staatöformen zu verwalten. Unterzeichneter hat es feiner Wicht gemäß gehalten, den heiligen Vater hiervon in Kenntniß zu setzen, welcher E 66 die diesem Prälaten zugekommene Jn- timation schon früher mit Betrübniß erfahren hat. Seme Heiligkeit war bey Verneh¬ mung des scheinbaren Grundes dieser Verhaftung und Verbannung höchlich verwundert. Die Erfahrung vieler Jahre hat die Wachsamkeit, den Eifer und die Unparteylichkeit dieses, der Gerechtig¬ keit und der öffentlichen Ruhe theuern Staatsdieners Seiner Heiligkeit und der ganzen Stadt Rom erwiesen, und Sie kannniHk'begreifen, daß die Kraft seines wachsamen Benehmens so nach¬ gelassen habe. Der heilige Vater weiß ebenfalls, daß, wenn die Sache sich so verhielte, es sein ausschließliches Fürstenrecht wäre, ihn zur Rede zu stellen, und im Nothfalle zu strafen; Er hat daher dem Unterzeichneten befohlen, die unverzüg- 67 lichste und lebhafteste Klage Key Eurer Excellenz zu führen; und Er ist über, zeugt, daß ihn dieselben unmittelbar be- freyen, und den vvrgehabten gewalt-- thätigen Schritt nicht unternehmen wer¬ den, der Seinem Herzen umso schmerz¬ licher fallen würde, je unregelmäßiger und ungerechter er ist. Indem Unter¬ zeichneter Seiner Heiligkeit Auftrage vollzieht, bittet Er Eure Excellenz, die Versicherung seiner ausgezeichneten Ach¬ tung anzunehmen. Aus dem Quirtnal--Pallaste den 22. Aprill »8^8- (Unterzeichnet) Cardinal Gabrielli. E S8 r.d- Antwort des Generals Miollis an den Cardinal Staats- Sekretär GabkiM. Ihr gestriges Schreiben berühret zu meinem großen Leidwesen die traurigen Ereignisse, die eine Folge der Befehle Seiner Heiligkeit sind. Ich habe öfters die Ehre gehabt, Ihren Eminenzen,/ Dero Vorgängern/und Eurer Eminenz selbst die Besorgnisse vergebens vorzu- stellen, die ich wegen der Ereignisse, die spater daraus hervor gehen würde, grhagt habe. Ich bitte Eure Eminenz, die Ausdrücke meiner hohe« Achtung zu genehmigen. Rom den 2S. Aprill »sor. (Unterzeichnet) General Miollts, Tommanbakt im Kirchenstaate. 14- 6§ Wir Napoleon, von Gottes Gnaden und durch des Reichs Satzungen Kaiser der Franzosen, König von Italien und Protector des rhei¬ nischen Bundes. In Betrachtung, daß Roms welt¬ licher Regent sich beständig geweigert hat, mit den Engländern Krieg zu führen, und sich mit den Königen von Italien und Neapel zur Verthei- digung der italiänischen Halbinsel zu verbinden; Daß das Interesse beyder Rei¬ che und der Vorth eil der italiä¬ nischen und neapolitanischen Armeen erfordern, daß ihre Verbindung durch keine feindliche Macht unterbrochen werde; 70 Daß die Schenkung Carls deS Großen/ unsers erhabenen Vvrfahrens im Reiche, womit er dem Papste die den Kirchenstaat ans machenden Lander verlieh, zum Wohle der Christenheit ge¬ macht wurde und nicht zum Vor- theile ver Feinde unserer hei¬ ligen Religion; Und in Folge der vom Botschafter des römischen Hofes in Paris am Zv. Marz verlangten Passe; Haben wir beschlossen, und beschlie¬ ßen, wie folgt: I. Die Provinzen Urbino, Anco, na, Macerata, Camerino smd unwiderruflich und auf ewig unserem Königreiche Italien einverleibt. ii. Am nächsten n. May wird von diesen Ländern förmlicher Besitz genom- 7r MM/ und die königlichen Wappen darin aufgeschlagen werden. in. Zugleich wird das Napoleonische Gesetzbuch kund gemacht werden, und dessen Verordnungen werden mit dem kommenden r. Junius Gesetzeskraft er¬ halten. iv. Diese vereinigten Provinzen wer¬ den drey Departements bilden/ die, so wohl in Vcrwaltungs-als Gerichts¬ sachen, nach den Gesetzen und Satzun¬ gen des Reichs organistrt werden. V. In Ancona wird ein Appellations- Gericht und ein Handlungsgericht ein¬ gesetzt werden; in Singaglia ebenfalls ein Handelsgericht; Gerichtshöfe erster Instanz aber Md Friedensrichter, wo man es für gut erachten wird. 7« vi. Die drey neuen Departements werden eine Militär-Division bilden, deren Hauptort Ancona seyn wird. vii. Der Vicekönig, unser gelobte¬ ster Sohn, erhält die ausgedehntesten Vollmachten zur Vollziehung dieses Be¬ schlusses. Gegeben in unser« kaiserlichen Pallaste zu bt. Cloud de» s. Aprill > 808. (Unterzeichnet) Napoleon. Auf des Kaisers und Königs Befehl, der Minister Staats-Secretär. (Unterzeichnet) A. Aldini. 7- IL- Wir Napoleon rc. Haben beschlossen, und beschließen, wie folgt: i. Die Cardinale, Prälaten und alle beym römischen Hofe angestellten Offieialen und Beamte, die aus dem Königreiche Italien gebürtig sind, müs¬ sen bey Strafe der Einziehung ihrer Güter nach dem -Z. des kommenden Monaths May in das Königreich zu¬ rück kehren. ii. Die Güter derjenigen, die bis zum des nächsten Monaths Junius nicht Folge geleistet haben, werden mit.Se¬ quester belegt werden. ili. Die Minister unftrs Königreichs Italien sind beauftragt, jeder in sei- 74 mm Wirkungskreise/ gegenwärtigen Be¬ schluß zu vollziehen, welcher kundge- machr und in der Gesetzsammlung ein¬ getragen werden soll. Gegeben in unftrm kaiserlichen Pallaste zu St. Cloud den 2. April! >808. (Unterzeichnet) Napoleon. Auf des Kaisers und Königs Befehl der Minister Staats-Secretac (Unterzeichnet) A. A-ldini. 7Z i6» Not« des Cardinals Staats-Gecretärs Ga- brielli an den Ritter Alber« ,Geschäftsträ¬ ger des Königreichs Italien in Rom. Seine Heiligkeit hat die schmerzli¬ che Nachricht erhalten, daß Ihre vier Provinzen, Urbino, Macerata, Anco- na und Camerino mit dem Königreiche Italien vereiniget worden sind, und hat in der Betrübniß, womit Ihr Herz dieses Ereignisses wegen erfüllt ist, dem Staats-Seeretär Cardinal Gabrielli aufgetragen, folgende freymüthige Er¬ klärungen Ihrer Gesinnung Eurer rc. mitzutheilen. Seine Heiligkeit hat mit ungemei¬ ner Vekümmerniß erfahren, daß die augenscheinliche Klarheit der Gründe, die in -er unterm 19. Aprill an den Herrn Geschäftsträger Lefebvre gerich¬ teten Note vorgetragm wurden, Seine 76 kaiserliche und königliche Maiestat nicht zurück gehalten haben, Ihre Drohungen in Ausübung zu bringen; daß dieser mächtige Monarch, in dessen Hand Seine Heiligkeit einst selber, vordem Altäre, den Scepter und den Stab der Ge r e chti g k eit gelegt hat, so weit ge¬ gangen ist, Ihr, wider alles Recht, den schönsten Theil Ihrer noch übrig Kleidenden Staaten zu entreissen. Aber wie hoch mußte die Verwun¬ derung des heiligen Vaters steigen, als Er jenen kaiserlichen Beschluß um einen Tag früher, als die Note des Herrn Champagny, ausgefertigt sah, worna ch also das Schicksal der vier usurpirten Provinzen schon ent¬ schieden wurde, noch ehe der Minister seine Vorschläge wie- derhohlt und die Antwort dar¬ auf erhalten hatte. Sein Erstaunen hat noch mehr zugenommen, -a er als Nechts- grund dieser Beraubung seine be¬ ständige Weigerung, mit den Englän¬ dern Krieg zu führen, und mit den Königen von Italien und Neapel sich zu verbinden, angeführt sah. Unaufhörlich hat jedoch Seine Hei¬ ligkeit vorgestellt, daß weder Ihr hohes Amt, als Diener des Friedens und Stellvertreter des Friedensgortes auf Erden, weder Ihre Eigenschaft als Oberhaupt der Religion, als allgemeiner Hirt und gemeinschaftlicher Vater aller Gläubigen, noch die heiligen Gesetze der Gerechtigkeit, die Sie als Verweser Gottes, des Urquells der Gerechtigkeit, beschützen und verfechten müssen, Ihnen erlaubte, einem fortdauernden Krieg s-Systeme beyzutreteu, und noch weniger der britannischen Regie¬ rung, von welchekSie nicht die geringste 78 Beleidigung erlitten hatte? ohne al¬ len Grund den Krieg anzukünden. Der heilige Vater hat ja doch Seine Maje, fiat beschworen? zu überlegen? daß Er weder Feinde hat, noch haben darf, weil er Christi Statthalter ist, welcher nicht auf die Welt kam, Feindschaften zu unterhalten, sondern sie zu tilgen, und daß Er nick t auf immer Sich und Seine Nachfolger, nach des Kai¬ sers Willen, verbindlich machen konnte, für eine fremde Sache Krieg zu führen. Seme Heiligkeit hat ja doch von den nicht zu berechnenden Nachtheilen Er¬ wähnung gemacht, die der Religion zu- fiießen würden, wenn sie den immer¬ währenden Föderations-Bund eingegan¬ gen wäre; Sie hat ja doch vorgestellt, daß Sie olne Befleckung Ihrer Ehre, Aufladung einer allgemeinen Gehässig¬ keit, und Verrath gegen 2hre Pflichten 7Y und Ihr Gewijstn/ Sich nicht der Ge- fahr aussetzen konnte, durch das ange¬ tragene Pündn'ß jedes auch katholi¬ schen Fürsten Feind zu werden, und Sich gezwungen zu sehen, ihn zu be¬ kriegen' Aber alle mit väterlicher Sanft- muth.Seiner Majestät,so oft vvrgetra- gensn Gründe und Vorstellungen sind nicht einmahl angehört worden. Man hat ferner als zweytcn Grund zum beschönigenden Vorwande dieser Beraubung angeführt, daß das In¬ teresse beyder Reiche, und der Vortheil der italienischen und neapolitanischenAr- meen erheischten, daß ihre Verbindung durch keine feindliche Macht unterbro¬ chen würde- Wenn man unter dieser feindlichen Macht England versteht, so widerlegt die Geschichte beynahe zweyer Jahrhun¬ derte diesen Scheingrund. Die katho« 8o lischenRegentenGpaniens aus dem Hause Oesterreichs vom Kaiser CarldemV.bisaufCarl -en II- besaßen das Königreich Nea¬ pel und das Herzogtum Mailand, welches jetzt den größten Theil des König¬ reichs Italien ausmacht, und sahen nie ihr Staats-Interesse einer Gefahr aus¬ gesetzt, noch stießen sie auf die vorgege¬ benen Hindernisse in dem Verkehre ih¬ rer Armeen. Sie waren oft mit Gro߬ britannien und öfters mit Frankreich im Kriege? und besorgten keine Landung in dem dazwischen liegenden Kirchen¬ staate ; noch weniger maßten sie sich an, die Papste jener Zeiten zu zwingen? sich mit ihnen in Bündnisse und Allianzen einzulassen? um sie im Weigerungsfälle ihrer Besitzungen zu berauben. Aber abgesehen von der Geschichte? welcher erdenklichen Gefahr kann das Ttaas-Jnteresse der erwähnten rwey Kö- 8r nigreiche je ausgesetzt seyn? Mehr als hinlänglich für ihre Sicherheit mußte die -von allen Machten anerkannte und ge¬ achtete Neutralität des heiligen Vaters Und Seine zu ihrer Behauptung genom¬ menen Maßregeln leyn. Um jedoch diese Reiche noch mehr zu sichern, und jeden Vorwand zu he¬ ben, hat der heilige Vater Seine Will¬ fährigkeit, auf die äußerste, ihm erlaubte Gränze gebracht, und sich bereit erklärt, im gegenwärtigen Kriege den Engländern Ihre Häfen zu sperren, und die Küsten des Kirchenstaates gegen jeden feindli¬ chen Angriff mit gewaffneter HaO zu schützen. Aber welchen Angriff konnten die beyden an das päpstliche Gebieth ansto¬ ßenden Königreiche besorgen, da die französischen Truppen, seit sa langer Zeit, und mit so vielem Nachtßeile des L2 Privat-- und Gtaals-Jnteresse, die Neu¬ tralität LeS heiligen Vaters vencht, Seine Häfen und Seine Küsten beicht hatten? Wollte man aber unter der feindli¬ chen Macht die Person des heiligen Va¬ ters verstehen/ so spricht ihn sein eige¬ ner sanstmüthiger und friedlicher Cha¬ rakter von dieser Beschuldigung los. Um diese noch besser zu widerlegen- ruft Seine Heiligkeit den französischen Kalserftaat und das Königreich Ita¬ lien als Zeugen auf, zu deren Gunsten Sie jene zwey Concordate unterzeichnet harte, deren Verletzung der Ge¬ genstand eines fortwährenden Grames für J h r H e r z gew c se n ist, da Sie immer vergeblich die getreue Beobachtung reclamirt hat; Sie ruft Europa als Zeugen auf/ Laß Sie in Ihrem vorgerückten Alter, in der rauheste» Jahreszeit/ U nd nicht ohne Mißvergnügen anderer großer Mächte, Ihre Residenz verlassen, die Alpen übersetzt, und Sich nach Paris begeben sah, um Se. kaist und königl. Maj. zu salben und zu krönen; Sie ruft den ersten Befehlshaber bis zum letzten Soldaten der französischen Truppen zu Zeugen auf, die, sowohl bey Ihrem Durchmär¬ sche/ als wahrend ihres Aufenthaltes im Kirchenstaate, bey der päpstlichen Regierung die liebreichste Aufnahme und die großmüthigfte Gastfteyheit ge¬ funden haben; wiewohl jene und diese dem heiligen Vater bittere Thränen ge¬ kostet haben, weil es Semem Herzen wehe that, Seine Unterthanen mit unerläßlichen Lasten zu drücken, um den französischen Truppen Unterhalt und Sold geben zu können; endlich ruft Sie Se. Mast den Kaiser selbst zum Zeugen auf, gegen den Sie bey jeder Gelegenheit immer besondere Rücksicht geäußert hat^ F 84 Wenn die beyden ersten, zur Recht¬ fertigung dieser Berandung angeführten, Gründe das Erstaunendes reiligen Va¬ ters erregt haben, w ist jedoch jenes nicht zu h schrewen, das Ihm der In¬ halt des dritten verursacht ^at. Dieser wird auf die Schenkung Car ls des Gro¬ ßen gestützt, und dadey bemerkt, daß jene zum Wohle der Christenheit, und nicht zum Vortheste der Feinde unserer heiligen Religion gemacht worden ist. Es ist hinlänglich bekannt, daß jener große und glorreiche Monarch, dessen Gedachtniß die Kirche ewig segnen wird, die jetzt usurpieren Provinzen dem heiügen Stuhle nicht geschenkt hat; es ist bekannt, daß die römischen Papste, in eurer viel entferntem Zerr, durch frey- willige Unterwerfung der von den orien¬ tal-ch en Kaisern verlassenen Völker, de¬ ren Besitz erhalten Haden; daß, nach¬ dem »n der Zettfolge das Exarchat oorr 85 Ravenna und Pentapolis, welches jene Provinzen begriff, von den Langobarden besetzt wurde, Pipm, Carl des Großen erhabener und gottesfürchtiger Vater, diese Lander ihnen wieder entriß, und sie mit einer Schenkungs- Acte dem Pap¬ ste Stephan zurück gab; daß jener große Kaiser, der Glanz und die Bewunderung des achten Jahrhunderts, weit entfernt, die fromme und großmüthige Handlung seines Vaters Pchins zu wid rrufm, sie unter Hadrian gebilliget und bestat- tiget hat, und daß er, anstatt den rö¬ mischen Stuhl seiner Besitzungen zu be- rauben, vielmehr darauf bedacht war, die entrissenen ihm wieder zu verfassen und sie zu vermehren; daß er so weit ging, das ausdrückliche Gesetz für seine Svhne, sie mit ih> cri Waffen zu Ver¬ theidigen, im Testamente ernzurick.n, Und daß er seinen Nachfolgern kein Recht vorbehielt, dasjenige zu wid rrufen, was er und sein Vater Pipm zum Vor- §6 Heile des Stuhles des heiligen Peters gethan hatten; daß sein Wille dahin ging, die römischen Papste gegenFemde zu vertheidigen, und nicht, sie zu zwin¬ gen, sich Feinde aufzuregm; daß zehn nach Carl dem Großen verflossene Jahr¬ hunderte , tausend Jahre eines friedlichen Besitzes; jede entferntere Nachsuchung und spatere Auslegung überflüssig ma¬ chen; daß, wenn auch jener frommeFürst, anstatt jene Provinzen zurück zu stellen, oder unbedingt zu schenken, sie zur Wohl¬ fahrt der Christenheit zurück gegeben oder geschenkt hatte, so ist es ja eben für dieselbe, oder besser, für das Wohl der katholischen Religion, Laß der hei¬ lige Vater mit Men in Frieden leben, den Zorn keiner Macht reitzen, und in keine politischen Streitigkeiten sich msi schen will. Menn man gegen jene Papste so gelärmt hat, die auch in der gerechte- 87 sten Sache ven Krieg geführt haben, so sicht der heilige Vater nicht em, wie man Ihm daraus ein Verbrechen machen könne, weil Er sich weigert, ohne Mtt'tzt zu seyn, und bloß nach fremdem Willen, emekriegerischeStellung zum Nachthcile der Religion und seiner Untetthamu anzunchmen. Seine Heiligkeiten den Schmer; über die Beleidigung nicht verbergen, die man Ihr im besagten Dccrcte zufügt, wo am Ende bemerkt wird, daß die Schenkung Carls des Großen nicht zum Vortheile der Feinde der Religion ge¬ macht worden ist, und Sie damit be¬ schuldiget/ derselben heiliges Interesse zu verrathen. Diese Beschuldigung ist tief in die Seele des heiligen Vaters gedrungen/ der seit mehr als drcy Jahren Verfol¬ gung leidet / und sie eben für das Beste 88 , Ser Religion, und für Erfüllung der Pflichten seines Apostelamtes leidet. Er leidet sie, weil Er die Verbind, lichkeit eines fortwährenden Kriegs-Sy, siernes nicht übernehmen, und der ftcyen Ausübung des katholischen Cultus mit eigener That kein Hinderniß entgegen' setzen wollte. Er leidet sie, weil Er die ausdrück¬ lich und wiederhohlt vorgebrachten Grundsätze nicht anerkennen konnte; daß der heilige Vater zwar Roms Souverän, Seine Ma¬ jestät aber Roms Kaiser sey; daß der heilige Vater Seiner Majestät imWeltlichen unter¬ worfen sey, wie Sie es ihm in geistlichen Angelegenheiten ist; Daß Der Kirchenstaat dem fran¬ zösischen Kaiserstaate zugehö- re, und emenTheil desselben ausmache; 89 daß kraft eines Ihrer Krone anklebm- den Rechtes der Papst jetzt und immer mit Ihr und Ihren Nachfolgern ge, meinschaftlrche Sache machen, beftän- drg Frankreichs Feinde für die Seim- gen anerkennen, und folglich der Föde¬ ration Ihres Kaiftrthumes beytreten müsse. Die feyerlichen Eide, die der hei¬ lige Vater zur Erhaltung der für das Wohl der katholischen Religion und die freye Ausübung seiner geistlichen Macht so nothwendigen Freyheit und Unab¬ hängigkeit abgelegt hat, haben ihn strenge verhindert, solche zerstörende und ver¬ derbliche Grundsätze zu billigen. Er erduldet die Verfolgung, weil Er der Forderung Seiner Majestät, auf immer so viele franzö fische Cardinälc zu ernennen, als nö- thig sind, um den dritten.? heil 9» des heiligen Collegiums da/ mit auszufüllen, nicht beytreten konnte, weil sie die Grundlage von des¬ sen Verfassung untergraben, die Unab¬ hängigkeit Seiner geistlichen Macht angreifen, und den Weg zu jenen Unfällen und Spaltungen öffnen würde, welche die Kirche Christi sosehr beweint. Er erduldet sie endlich, weil Er sich in kein Angriffs, und VertheidigungS- bündniß Massen wollte, damit Er nicht zu nachfolgenden Feindseligkeiten gegen jede auch katholische Macht mit¬ gerissen würde, und als Krieger und angrcifcrrder?heil zum augenscheinlichen Nachtheile der Religion auftretcn müsse, OS dieß ein Verrath gegen das heilige Religions, Interesse genannt wer¬ den kann, wird Gott, Kirche, Zeitge¬ nossen und Nachwelt entscheiden. Der heil. Vater ist sich zwar be¬ wußt/ weder Seiner Majestät, noch Frankreich/ ein Unrecht zugeftrgt zu ha-- ven; aber auch den Fall gesetzt/ daß man Ursache hätte/ sich über feine Per¬ son zu beklagen/ so könnte und dürfte man nicht mit 2hm die römische Kirche durch den unwiderruflichen Raub jener Güter bestrafen/ von denen man im vberwähntcn Beschlüsse sagt, sie wären zum Wohle der Christenheit verliehen worden: die römische Kirchs ist Eigen- thümerinn dieser Güter/ nicht der Papst, der sie nur bewahren und ver¬ wahren soll; jene Kirche, mit der geist¬ lichen Obsorge aller übrigen belastet, ward durch eine bewunderungswürdige Verfügung der Vorsicht/ seit den er¬ sten Frkdenstagcn Constantins, durch bis Frömmigkeit der Regenten und der Völker Anfangs mit ausgedehnten Gü¬ tern, in der Folge aber mit Landern aus- gestattet, um ihre geistliche Regierung 5)2 mit mehr Würde, Freyhcit und Erfolg zu behaupten; diese Kirche will man jetzt erniedrigen, und der Ausübung ihres göttlichen Primates Hindernisse legen. Seine Heiligkeit kann den Jrrthum nicht genug beweinen, worin sich seine Majestät befindet, da Sie in dem Au¬ genblicke , wo Sic dem heiligen Stuhle einen Theil seiner Staaten entreißt, und bey deren Bemächtigung zum Grunde ««gibt , daß sie dem Feinde der katho¬ lischen Religion keinen VvrLheil bringen dürfen, zugleich auch verordnet, daß jenes Gesetzbuch darin emgeführet wer, de, gegen welches das Oberhaupt der Religion so ost, aber vergebens, Be¬ schwerde geführt hat, da es Verord¬ nungen enthält, besonders in Rücksicht der Ehe und Ehescheidung, die den Gesetzen der Kirche und des Evangeliums zuwider laufen. 93 EMich hat Seine Heiligkeit , als vieriLu R^chistrtigungsgrund der Be¬ raubung, das Verlangen der Pässe des Herrn Cardinals Caprara, der bloß Minister des römischen Hofes genannt w rd, im erwähnten Beschlüsse mit Verwunderung angeführet gesehen. Nach Ser auf die Note Sr. Excel- lenz des Herrn Champagny von dem Unterzeichneten am ry. des letztvergan- genen Monarhes Aprill ertheilten Ant¬ wort/ glaubt Seine Heiligkeit/ daß der Gegenstand dieser Klage gänzlich Hin- Mgfaäe. Man hat hinlänglich bewie¬ sen, daß der Befehl, Sie Passe zu ver¬ langen, mit der gerechten Bedingung der Räumung Roms und der Zurücknahme jener für das Kirchenhaupt unzuläßli¬ chen Forderungen verbunden wr". Se. Heiligkeit muß also wiederhohlm, daß »s von dem WM» des Kaisers abhing» mrd daß Sie es gänzlich in seins Han¬ de gelegt hatte, ob der Cardinal Ca- prara, nicht bloß Gesandter des römi¬ schen Hofes , sondern zugleich apostoli¬ scher Legat, abreisen oder seinen Auf¬ enthalt in Paris fortsetzen sollte; da, her man im oberwrhnten Beschlüsse mit Unrecht diese Klage voebringt. Wenn die Ungerechtigkeit dieses Be¬ schlusses dem gekrankten Gemüthe des heiligen Vaters großen Schmerz ver¬ ursacht hat, so ist ihm der zweyte gleich¬ zeitige nicht minder schmerzlich gefal¬ len, worin den Cardinale», Prälaten, Ossicialen, und allen bey dem römischen Hofe angestellten Beamten, dii aus dem Königreiche Italien gebürtig sind, auf¬ getragen wird, be- angedrohrem Verlu¬ ste ihrer Güter dahin zurück zu kehren. Es ist nun klar, sagt Seine Hei¬ ligkeit, daß nicht allein Ihre zeitliche tz 9F Macht, sondern auch Ihre geistliche an¬ gegriffen wird, obwohl man in dem zwei¬ ten Beschlüsse ans eine gesuchte Art Len seitlichen Fürsten Roms von der Per¬ son des Statthalters Christi unterschei¬ det/um die Achtung gegen letzter» schein¬ bar beyzubchalten. Wer sicht nicht, daß diese Verord¬ nung zur Absicht hat, Seine Heiligkeit in die Unmöglichkeit zu setzen, Ihre Pflichten zu erfülle»/ Ihren heiligen Se¬ nat aufzulösen, die Kirchenregierung in Unordnung zu bringen, und Ihr den letzten Ueberreft des Trostes, bey der schweren und nunmehr gelähmten Aus¬ übung Ihres Amtes, in den liebsten Per¬ sonen zu rauben. Der Papst ist nicht bloß Bischof von Rom, wie man auch uneigentlich sich ausgedrückt hat, sondern zugleich der Hirt der allgemeinen Kirche, und 96 ' hat daher -as Recht, -ie Diener und Mitarbeiter seines Apostelamtes un¬ ter allen Nationen der Erde zu wäh¬ len. Wirklich war seit Anbeginn des Chri- stenthums -er römische Clerus nicht nur aus Romern, sondern aus Indi¬ viduen aller Nationen zusammen gesetzt, wie es klar aus der Zahl derjenigen, dem römischen Clerus einverleibten Auslän¬ der erhellet, die in den ersten vier Jahr¬ hunderten -er römischen Kirche -en Stuhl des heil. Peters bestiegen haben. Mit Recht beklagt sich also Seine Heiligkeit, und reclamirt gegen eine Ver¬ ordnung , -ie jene ausgezeichneten geist¬ lichen Personen nicht verschont, welche dazu gewählt sind, zur Regierung -er Kirche Gottes ihre hülfreiche Hand zu biethen. Zugleich reclamirt und protestier Se, Heiligkeit lant und im Angesichte 97 der ganzen Welt gegen die Usurp tivn Ihrer Staaten- Sie erkläret ftyc> lich, daß sie ungerecht, nichtig und rechtsungültig ist; daß den unerschüt-. terlichen, gesetzmäßigen Eigenthums- und Besitzrcchten Seiner Heiligkeit und Ihrer Nachfolger kein Nachtheil hier¬ aus erwachsen könne, und wenn die Ge¬ walt Ihr deren Ausübung benimmt, Sie diese in Ihrem Sinne unverletzt beybe- halt, damit der heilige Stuhl den wük, liehen Besitz wieder ergreifen könne, wann eS jenem getreuen und wahrhaft;genGotte wieder ge¬ fall t, d e r m i tG e r e ch t i g k e i L r i ä - tet und kämpft, Lu dessen Klei¬ dern und Lenden geschrieben steht: König der Könige, und Herr der Herrscher. Inzwischen legt Seine Heiligkeit Ihre heißesten Wünsche dem Vater der Barmherzigkeit vor, daß er jenen Un- G 98 terthanen, die durch Gewalt Ihrer Herrschaft entzogen sind, unddieJ'uem Herzett beständig theuer bleiben werden, -en Geist der Geduld und Ergeb-og ein- flöße, damit sie demüthig Trosi und Fr e- -en vom Himmel erwarten, und Reli¬ gion und Glauben beständig unangeta¬ stet in ihrem Herzen erhalten. Der Gott Israels wirdda- zu Tugend und Kraft seinem Volke geb em Dieß sind die Gesinnungen und Ve¬ rheuerungen/ die Se.Heiligkeit dem Un¬ terzeichneten befohlen hat, Eurer rc. als Geschäftsträger des Königreiches Italien mitzutheilen, da Ihre Prov n- zen diesem Staate einverleibt worden sind; und indem er es sich zur heil gen Pflicht macht, diese Aufträge pmict- lich zu vollziehen, hat er die Ehre, dis 99 Gesinnungen seiner wahren Sichtung zu erneuern. Aus dem Quirinal-Pallaste den s». März >808. (Unterzeichnet) Cardinal Gabrielli. (Da die folgenden Acten - Stücke erst spater öffent¬ lich bekannt wurden, so werden sie hier an- geschlossen, obschon sie von einem früheren Da¬ tum sind.) G « I0O 1/. Schreiben des Nonstguor Ribarola, päpstlichen General-EouvernemS der Mark Ancona au den französischen General in Maccrata. Mit größtem Erstaunen und dem einer so unangenehmen als unerwarte¬ ten Handlung angemessenen Schmerze habe ich erfahren. Laß Sie, mein Herr Genera!, im Namen Seiner Excellen; Ihres Herrn Ober-Generals Lemarrois dem Magistrate von Macemta die Ver- . Haftung und Abführung nach Ancona unter militärischer Begleitung ange- kündlget haben. Was immer für ein Grund diesem Befehle zum Vorwande dienen mag, will ich Ihnen nur die ganz einfache Bemerkung machen, daß man bey,eder Voraussetzung und Ursache einen großen Mißbrauch der Gewalt, und eine ungeheure Verletzung der Rechte und der Souverainität LeS Regenten iOI bey diesem Vorgänge nicht verkennen kann. Ich mache daher laute Einrede gegen diese Gewalttätigkeit, im Namen meines Herrn, des Völkerrechtes, und dessen Ansehens? und gegen jeden aus diesem Vorgänge entspringenden Act, und bitte Sie, Liese Gesinnungen Seiner Excellen; dem Herrn General Lemar- rois zu erkennen zu geben, von dessen Bescheidenheit, und politischen sowohl als diplomatischen Einsichten ich Ursa¬ che habe, die Widerrufung einer für die Reckte des Regenten so beleidigenden Handlung zu erwarten. In dieser un¬ angenehmen Lage unterlasse ich nicht. Ihnen, mein Herr General, die Hoch¬ achtung zu bezeigen, womit re. Maccrata den >>. Novemher >807. Anmerkung des Originals. Nachdem der Prälat bald darauf vcchaftct und "ach Pesar? abgeführt wurde, prrteffirtc fein Stell- 102 Vertreter Silvani gegen ein so willkürliches und gcwaltthätigcs Benehmen, weswegen er selbst gefan« gen gefitzt, und auf die genannte Festung geschickt wurde. D. Mcrenda, Gouverneur von Ostmo, von jenem wachsamen und eifrigen Prälaten vorläufig untergestellt, blieb als Stellvertreter in Maccra- fa zurück. r8. Circulare deö Cardinals Staats»Secre- tärs Dona-Panfili an alle Lardinäle. Se'ne Heiligkeit hat erführen / daß ter Herr General Miollis alle oder bey- nahe alle Mitglieder des heiligen Colle¬ giums zu einem Mittagmahle geladen habe, und dem Etaats-Secretär Car¬ dinal Doria Panfili aufgetragen, Eurer Eminenz zu bedeuten. Sie wollen nicht glauben, daß bey gegenwärtigen Be¬ drängnissen des heiligen Stuhles irgend Einer diese Einladung oder jede andere auf Concerte oder Gesellschaften anneh- rurn werde / um zu erkennen zu geben, »SA Laß Das heilige Collegium, welches der Raih des Kirchen-Oberhauptes ist, an seinem gerechten Schmerze Theil nehme- Was die zu ertheilende höfliche Ant¬ wort betrifft, wäre es sehr zweckmäßig, wenn das ganze heilige Collegium ein¬ förmige Gründe seiner Weigerung an¬ führte, die eigentlich jene sind, welche der heilige Vater angegeben hat. Unterzeichneter ist beauftragt,Eurer Eminenz diese Gesinnungen unseres Herrn erkennen zu geben, und erneuert hierbey rc. Aus dem Quirinal-Pallaste de» 5- März -808. (Unterzeichnet) Cardinal Doria-PanM Circulare dcs Cardinals Staats-Hecrcs tars Gabriclli an die päpstlichen Beamten. Die gegenwärtige Lage laßt nur zu sehr besorgen, daß dis französische Militär-Macht die Zügel der päpstlichen Regierung ergreifen wolle. Der heilige Vater weiß zwar, daß wer immer einiges Ehrgefühl besitzt, nicht nöthig hat, zur Treue und Standhaf¬ tigkeit angeeifert zu werden; aber er Hat doch für gut befunden, Alle, welche öffentliche und besonders vorzüglicheAem- ter bekleiden, auf den Fall Les Eintre¬ tens dieses unglücklichen Ereignisses er¬ mahnen zu lassen, daß sie sich weigern sollen, im Nahmen was immer für ei¬ nes anmaßlichen Besitznehmers des Kir, ' loz chenstaates ihre Amtshandlungen sort- zusetzen, und bis auf den letzten Augen¬ blick jeden Act im Namen Seiner Hei¬ ligkeit vornehmen sollen. Auf ausdrücklichen Befehl Unseres Herrn macht -er unterzeichnete Cardi¬ nal Staats - Secretär dieß Em. rc. bekannt und erneuert rc. Ans dem Quirinal-Pallasie denzo. März i8°r. (Da folgender Briefen der Stadt Rom in öffentlichen Umlauf gekommen ist, so wird er, ohne jedoch seine Aechtheit zu verbürgen, hier bey-' geruckt.) 2 S. ia6 Unserm geliebten Sohne Napoleon^ Kaiser der Franzosen. Seit -er göttliche Wille Ms um verdient zur Würde des Papstes erho¬ ben hat, seyd Ihr Zeuge unseres Ver¬ langens nach dem Frieden aller Völker, und der katholischen Kirche; Unserer Sorge für die geistliche Ruhe der n an, zösischen Nation/ und Unserer väterli¬ chen Willfährigkeit; Ihr seyd Zeuge Un¬ serer Wohlthaten gegen die Gallikgni- sche Kirche/ gegen Eure Person und Eu¬ re Untertanen; Ihr seyd Zeng-, daß Wir Ms m jeder Gelegenheit herbey ge¬ lassen habe»/ Euch zu willfahren, wo es nm immw di; Vollmacht Unseres Am¬ tes znl eß, durch Bewilligungen, durch Concordat; mit dem französischen Kai« sirrhume und dem Königreiche Italien; Ihr seyd endlich Zeuge der ungeheueren Ojsser, die Wir zum Nachtheile Unse- res Volkes für das Wohl und dje Rühe her französischen und italiänischen Na¬ tion gebracht haben; obschon Unser Volk durch die vergangenen Stürme ge¬ schwächt und bedrängt war. Ihr aber, zur Vergeltung so vie¬ ler Unserer ausgezeichneten Gunstbezei¬ gungen, habt nie arfgehört/ Unser Herz zu betrüben, da Ihr unter ersonnenen Vorwänden Uns in schwere Bedräng¬ nisse versetz;. Unsere heiligen Pflichten und Unser Gewissen versucht habt; zur Vergeltung des Concordates habt Ihr es mit eigenmächtigen und sogenann¬ ten organischen Gesetzen zerstört; und Ihr habt Uns vorftblich ausgesonnene Vorschläge gemacht, die mit der ge¬ sunden Moral des Evangeliums und den unerschütterlichen Grundsätzen der i«8 allgemeine katholischen Kirche unver¬ träglich sind. Zur Vergeltung des Friedens und unserer Wohlthaten haben die Staa¬ ten des heilige» Stuhls seit so langer Zeit die ungeheure Last Euerer Trup¬ pen und die Erpressungen Euerer Ge¬ nerale ertragen. Seit dem Jahre i8o> haben sie Uns beynahe fünf Millionen römischer Thaler gekostet, ohne das feyerllche Versprechen der Zurückbezah-- lung durch das Kön'greich Italien in Erfüllung gehen 'zu sehen. Zur Ver¬ geltung habt Ihr Uns der Herzoglhü- mer Benevent und Ponte-Corvo beraubt, und dem heiligen Stuhle die großmü- thigstcn Entschädigungen dafür ver¬ sprochen. Zur Erfüllung dieses Versprechens habt Ihr Punete zu unserer Genehmi¬ gung vorlegen lassen, die dem Völker¬ rechte, der Einheit und den Satzungen ll-y der katholischen Kirche, so wie dem Wohle der in den ausländischen Staaten wohnenden Katholiken zuwider laufen, die Unsere Unabhängigkeit und geistliche Frcyheit zerstören. Zur Ergänzung der Entschädigun¬ gen habt Ihr Unsere Staaten feindlich an¬ gegriffen, jene Staaten, die eben durch die Frrygebigkeit und Frömmigkeit von Mo¬ narchen, die Frankreich beherrschten, d:m apostolischen Stuhle verliehen, der Unab¬ hängigkeit und Freyheit der Nachfolger des heiligen Peters geweiht, und seit eilf Jahrhunderten von allen katholischen Fürsten dem gemeinschaftlichen Vater aller Gläubigen der katholischen Kirche bestätigt, damit er unser seimn erst-- gebornen Söhnen in unbedingter Frcy¬ heit und UnabßMigleir stehen könne. Endlich habt Ihr die Hauptstadt selbst feindlich besetzt, die Milchen Uns ab-- no trünmg gemacht; Postämter und VuH- druckereyen unter Eure Befehle gesetzt: Ihr habt Uns d'.e zur Führung der geistlichen Geschäfte der katholischen Kirchen nöthigm Rathgeber und die Diener der Gerechtigkeit aus Unfern Armen gerissen. Uns in der apostoli¬ schen Residenz gefangen gehalten, und Unser Volk mit militärischer Strenge gedrückt- Wir rufen über Euer Betragen das Völkerrecht, Euere und Eueres Volkes heilige Pflichten an; Wir rufttt Euch selbst als den zur Abhülfe der Nach¬ theile und Behauptung der Gerechtsame der katholischen Kirche gesalbten Und beeideten Sohn an, Wir rufen die Gerechtigkeit des Höchsten an. Ihr Mißbrauchet Euere Gewalt, und tretet die heiligsten Pflichten, besonders zum Nachtheile der Kirche, mit Füßen Ihr werdet Uns zwingen, daß auch Wir in ur ter Demuth Ünftrs Herzens von jener Macht Gebrauch machen , die der All« mächtige in unsere Hände gelegt hat. Und Ihr werdet Uns zwingen/ der Welt die Gerechtigkeit unserer Sache bekannt zu machen. Die Uebel die aus Euch her¬ vor gehen, sollen alle auf Euer Gewissen fallen! H2 Circulare an die fremden Minister. Eine der größten Frevelthaten, wel¬ che so manche andere in sich enthält, eine Frevelthat/ welche die Wachsamkeit aller Regierungen der Erde, für die Sicherheit ihrer Stellvertreter und die Unantastbarkeit ihrer Papiere aufruft, ist gestern an der Person des stellvertre¬ tenden Staats-Sekretärs, des Cardi¬ nals Gabrielli / und dessen Papieren, i n der eigenen Wohnung seines Souverains/ verübet worden. Der heilige Vater, welcher be¬ merkt , wie mit jedem Tage solche blu¬ tige Streiche häufiger werden; welcher sieht, wie man die Gewalttätigkeiten bis zu einer unerhörten Höhe treibt, welcher zwar Trost findet , im Leiden für "3 die gerechte Sache, aber seine Pflichten gegen die Kirche und gegen sich selbst nicht verletzen darf; hat den Unter¬ zeichneten beauftragt, seine Beschwer¬ den und Protestationen gegen so schim¬ pfliche Gewalttaten dem Herrn Ge, neral Miollis kund zu thun, und zu¬ gleich befohlen , Eurer Excellenz eine- Copie davon zu übergeben, um die näm¬ lichen Pcotestationen allen am päpstli¬ chen Hofe residirenden fremden Mini¬ stern auf das feyerlichste zu wiederhoh- len, damit sie ihre respectiven Höfe da¬ von benachrichtigen mögen. Unterzeichneter, getreuer Vollzieher der Befehle Sr. Heiligkeit, indem Er seines Auftrages sich entlediget, bestä¬ tiget Ew. Excellenz die Gefühle seiner ausgezeichnetesten Hochachtung. Den 17. Junius i8c8. Cardinal G. Gavrielli. H 2 2 H4 Aus dem Qumnal, Pallaste Hom 17. Junius 18E8. Gestern gegen drey Uhr Nachmit- tags erschienen in dem Zimmer des stell¬ vertretenden S taats- Secretars, Cardin nalGabrielli, zwey französische Offieierch welche auf Befehl sich erlaubten, den Schrank, in welchem sich die Staats- papicre befinden, zu erbrechen, eine Schildwache davor hinzustellen, und dem Unterzeichneten anzukündigen, er solle binnen zwey Tagen Rom verlassen, um sich nach Sinigaglia in sein Bisthum zu begeben. Wie groß das Erstaunen des Um terzeichneten über eine so schwere Fre- telthat war, nicht in Rücksicht feiner eigenen Person, sondern in Rücksicht des Charakters, mit welchem er bekleidet ist, und der Stelle, die er entnimmt/ dresi kanu man sich leicht vorstellen. Nachdem ich gestern Abends Seiner Hei¬ ligkeit von diesem Vorfalls Bericht er¬ stattete, befahl Sie, empört und er¬ schüttert durch das Ungeheuer so vieler Gewalttätigkeiten dem unterzeichneten ausdrücklich Ew. Cxcellenz anzuzeigen - Da -: Schmach aufSchmach zu Hau¬ fen,, Wunden zuWunden zu fügen, die Würd e des sicht¬ baren Oberhauptes der Kir¬ che ohne Scheu mit Füßen zu treten, und gegen Un¬ schuldige und Unterdrück¬ te zu wüthen, dem neun¬ zehnten Jahrhunderte vor- behalten war; Daß unter den unermeßlichen Mi߬ brauchen der Gewalt, deren Geschichte die Nachkommen in Erstaunen fetzen n6 wird, der schreyendste jener ist, welcher gestern an der Person des Unterzeichn neten, als Cardinal, als Bischof und als Staatsminifter begangen wurde, und das im Innern des päpstlichen Pal- lastes, gegen die heiligsten Gesetze des Völkerrechtes, welche von allen Men¬ schen und zu allen Zeiten, seit man Civilisation kennt, geachtet wurden; Daß,wenn die Wohnung ei¬ nes fremden Ministers auf dem Gebiet? e eines andern Fürsten heilig ist, und wenn man die Anwen¬ dung der Gewalt in dessen Behausung eine Verletzung des Völkerrechtes zu seyn achtet, was soll man denken, wenn an des Landesfürstrn eigenem Minister Gewalt verübt wird, Ge¬ walt, welche man so weit treibt, das heiligste, was der öffentlichen Recht' lichkeit anvertrauet ist, das Portefeuille eines Ministers wegzunehmen, und so- H7 gar in dessen Bureau eine Schildwache aufzustellen; Daß dieser Minister nicht bloß der Diener eines weltlichen Herrn ist, sondern eines Fürsten/ dessen vorzüg¬ lichste Würde die eines Oberhauptes der Kirche ist, welche Würde Er nicht allein für die weltlichen, sondern vorzüg¬ lich für die geistlichen Angelegenheiten der ganzen katholischen Welt behauptet; Daß die ihm zugefügte Beleidigung nicht bloß die größte Verletzung ist, welche man gegen alle Grundsätze des Völkerrechtes begehen konnte, sondern auch die empörendste Gewaltthätigkeit, welche sich nur ersinnen läßt, gegen die Würde des ersten Bischofes, gegen die Freyheit, Unabhängigkeit und Sü cherheit, welche die Religion seiner geist¬ lichen Oberherrschaft zuerkennet, die man zwar vorgibt, nicht verletzen zu H8 wollen/ aller in der That unter die Füße tritt; Daß er diesen Vorfall als eine Gewalttat ansieht/ welche ohne Veyspie! ist; eine Gewaltth at/ bo n welcher selbst während des offenen Krieges sich wechselsei¬ tig immer alle Machte enthal¬ ten haben; eine Gewaltthak/gegen welche er vor dcm Angesichte Gottes und der ganzen Welt auf das feyer- lichsie prolcftirt; Daß es sein ausdrücklicher Wille ist, daß der Unterzeichnete sich nicht ton Seiner Seite entferne, und dem VeUangcn einer gesetzwidrigen Gewalt nicht Folge leiste, welche durchaus kein Recht über ihn hat; Daß wenn diese Gewalt, nach ge- >o/nttr Werse di: heiligst:» Ersitze "9 mit Hohn übertretend, ihn den Seinem Busen reissen sollte, man ein Schau¬ spiel sehen wird, welches eben so brand¬ markend für den/ der es veranlaßt/ als glorreich seyn wird für den, der es erduldet. Dieses sind die bestimmtesten Ge¬ sinnungen des he-ligen Vaters, welche der Unterzeichnete beauftragt ist, ge¬ treulich und ohne die geringste Verän¬ derung Euerer Excellenz mitzutheilen, welcher ich die Ehre habe, die Gefühle der vorzüglichsten Hochachtung hiermit aufs neue zu bestätigen. Cardinal G. Gabriel«. 120 2 2. Brief des Monsignore Cadalchini an Se. Heiligkeit den Papst Pius VII. Nie gab es einen Augenblick mei¬ nes Lebens, in welchem ich so viel Trost und Herzensruhe empfunden hätte, als ich jetzt ^empfinde, indem ich mich Ew. Heiligkeit durch dieses unterthänige Schreiben vorftelle. Glückliches Blatt, dem es wenigstens erlaubt seyn wird, Ihrem Throne nahe zu bleiben, wenn dieß auch dem, der es schrieb, verwei¬ gert ist! Blatt, welches ein immer¬ wahrender Beweis seyn wird von den Gefühlen, mit welchen ich ein Raub der Gewaltthaten, mich von meinem Fürsten und Vater trenne. Herr meines Eeistes, ruhigen Ge- mütßes, und mit dem Bewußtseyn der I2l Unschuld, verlasse ich Rom. Ihr unbe¬ siegter Muth und das glänzende Bey- spiel so vieler würdiger Cardinale/ wel¬ che dieselbe unverdiente Bedrängniß er¬ dulden / geben mir Kraft und Freu¬ digkeit. Eurer Heiligkeit die schuldige Treue gehalten zu haben, das ist mein Ver¬ brechen; und dieses schone Verbrechen wird mein Stolz seyn bey allen Un¬ fällen und Mißhandlungen. Wer wür¬ de Ihnen nicht Treue halte«/ dem Hel¬ den der Geduld und Festigkeit, dem Oberhaupte der Kirche / dem Nachfolge? des heiligen Petrus? Mir schaudert, ich schwöre es bey Ihrer geheiligten Person/ über die Versprechungen von Größe/ Reich¬ tümern und Würden, die mir ge¬ macht wurden/ wenn ich mich gegen Sie und Ihre« Thron als Rebell I2S erklären wollte. Man schaudert; und werde immer schaudern, so oft ich dar¬ an denke. Belohnungen würden diese gewesen seyn, welche ich gleich deri Sil¬ berlingen des verrarherischen Jüngers Christi/ als den schändlichsten Preis für Trug, Blut und Gottlosigkeit angese¬ hen Hatte. Drohungen und Verhaftung haben Mich nicht gebeugt ; mißhandelt und ver¬ bannt, werde ich nie mich erniedrigen. Und welcher Ihnen getreue Diener konnte sich jemahls erniedrige» ? Dieser Muth sey der bitterste Vorwurf gegen Ihre und meine Feinde. Ich werde von allem beraubt fern, aber niemand wird mir die schöne Ruhe des reinen Bcwußrseyns rauben ton¬ nen, daß ich leibe, ohae cs verdient und ohne den päpstlichen Stuhl oder Ihre heilige Person angrgriffm zu Haben. "Z Man verweigert mir die Rückkehr in mem väterliches Haus; man schreibt mir den elenden Aufenthalt einer frem¬ den Festung vor; aber weder die dü, stern Mauern des Kerkers, noch die Ketten und Bande, die mich umgeben werden, nichts wird mrch hindern, be, ständig an Euer Heiligkeit Veyspiel und an Ihre Ermahnungen zu denken, wel¬ che für mich die allerheiligsten Gebo- the waren. Das Amt, welches ich durch meh- kere Jahre mit möglichster Treue und Gerechtigkeit bey Eurer Heiligkeit in Ih¬ rer Hauptstadt auszuüben die Ehre har¬ te, bitte ich mir aufzubehalten; obschon entfernt, wird mir dieses zum täglichen Troste gereichen während des peinlichen Kummers meiner Verbannung. Der Herr wird meine gerechte Sa¬ che in seinen Schutz nehmen, und ich l »4 bin gewiß, daß sie nun mit Ihrer eige¬ nen gleichen Schrittes gehen wird. Dieses, o heiliger Vater, sind die Grundsätze, mit welchen ich meinen Weg antrete, und mit den lebhaftesten Ge, fühlen der Religion und kindlichen Lie¬ be erflehe ich für nun und immer Ihren heiligen apostolischen Segen. I2Z 2Z. Instruction der Staatskanzley an alle Bi¬ schöfe der von der französischen Regierung usurpirten Provinzen. Auf Befehl Sr. Hei¬ ligkeit Pius VA. Im May 1808. Wie bitter auch das Herzenleid ist, welches der heilige Vater seit dem Ein¬ fälle der französischen Truppen in dem Kirchenstaat empfunden hat, nicht we¬ gen seines persönlichen Interesse, son¬ dern vorzüglich wegen dem der heiligen Kirche, und seiner geliebtesten Unter¬ tanen und Kinder, bey deren Uebcln und Bekümmernissen sein väterliches Gemüt nicht unempfindlich seyn konn¬ te; so ist doch in dieser ganzen Zeit auch der Trost und die Stärkung nicht ge¬ ringer gewesen, -aß nach seinem vollen Vertrauen auf den allmächtigen Gott (dessen Sache eigentlich, und nicht die seine er verteidigt) ihm beständig die is6 gewissesten Nachrichten zukamen, von der Klugheit und Ruhe seiner Unter- thanen, sowohl unter sich als gegen die Verletzer seines Gebiethes, so wie auch von der unerschütterlichen Treue und aufrichtigen Anhänglichkeit derselben gegen den päpstlichen Stuhl und gegen seine geheiligte Person. Nach einer so langen und unzwey- deutigen Probe, konnte Se. Heiligkeit nicht zweifeln, daß Ihre Unterthanen nicht auch bey jedem künftigen Ereigniß die nämlichen tugendhaften Gesinnun¬ gen und dasselbe lobenswürdige Betra¬ gen zeigen würden, durch welches sie zur Erbauung dienten und des Beyfalls aller Nationen würdig wurden. Davon ist Sie nun um so mehr gewiß und über¬ zeugt, nachdem Sie ihnen vor der gan¬ zen Welt Ihre Gesinnung undJhren ent¬ schiedenen und unerschütterlichen Willen geoffenbart haben, in den verschiede- 12? ne?r Protestationen und Erklärungen gegen reden Eingriff in die welt¬ liche Unabhängigkeit und Souvcrai- nitÄ dieses heiligen Stuhls, in deren ruhigen Besitz er seit so vielen Jahr¬ hunderten war, welches ihm allein schon seine Sicherheit gegen alle Ansprüche und außerordentliche Angriffe verbür¬ gen muß, abgesehen von andern Grün¬ den, daß nämlich durch solche Eingriffe ieder Besitz, jedes Eigenthum, jedes Recht unter den Menschen zrrstört wird. Aber indem Ihr so unglückselige Zeiten erlebtet, in welchen die G^ alt das Recht geworden und es selber durch wiederholten Kirchenrauh bennahk ge¬ lungen ist, Euch andasGottcslästerliche desselben zu gewöhnen, verordnet Se. Heiligkeit (welche durch mich Ihre ge- liebtcsten Unterthanen der landesherr- lichen Zufriedenheit über ihr bisheriges Betragen zu versichern geruhet) gegen¬ wärtige Instruction bekannt zu machen, 128 welche zur Richtschnur dienen soll für euer künftiges Betragen, in einer Lage, in welche wir, nach Gottes unerforsch- lichem Rathschluß, durch die neuesten Operationen der französischen Regie¬ rung gebracht wurden. Der Charakter eines Vaters und Vorstehers der Gläubigen, welchen Se. Heiligkeit mit dem eines Landes¬ herren in sich vereiniget, macht es Ihr zur Pflicht, die Unterthanen gegen die Verwirrungen und Gewissensängsten/ in welche sie gerathen könnten, zu war¬ nen, weil die Erfahrung früherer Be¬ gebenheiten und unglaublicher Revolu¬ tionen der Staaten, Sie nur zu sehr von der Notwendigkeit überzeugte, gesetzliche Verhaltungsregeln aufzustel- len, nach welchen die Meinung und Handlungen der Guten sich zu richten hatten, um nicht den Besorgnissen, Zwistigkeiten, wechselseitigen Ruchlo- I2y sigkeiten, Entsetzen, Gräuel und an¬ dern traurigen Wirkungen solcher Um¬ stande Raum zu geben, welche die Zwietracht der Priester und anderer Parteye» hervorbringt. Die Noth- wendigkeit einer solchen Verhaltungs¬ regel wird indem gegenwärtigen schwie¬ rigen Zeitpunkte noch fühlbarer, in welchem, sowohl von geistlichen als weltlichen Obrigkeiten die gewöhnli¬ chen Gesetze leicht könnten übel ange¬ wendet werden, auf die armen Unters thanen, die unter die Gewalt einer räuberischen Regierung kamen. Außer der entschiedendsten Gesetz¬ mäßigkeit ihrer Entstehung, und dem ruhigen Besitz während dem Verlauf so vieler Jahrhunderte, gegen welche die Usurpatoren keinen Vorwand oder Rechtsgrund werden aufbringen kön¬ nen, vereinigen sich in der päpstlichen Souveränität noch so viele andere Ei- 2 genthümlichkeiten, welche sie in der That besonders und einzig in der Welt machen, in Beziehung auf ihre Rechte, Vorrechte und Wichtigkeit. Solche sind offenbar und unbezweifelt, das Eigentum der Herrschaft, welches nicht an der Person des jedcsmahligen Regenten haftet, der nichts anders ist als der Nutznießer und Bewahrer des¬ selben; die Heiligkeit des Eides, durch welchen der Papst sich verbunden hat, die Souverainitat der Kirche zu be¬ wahren, der sie angehört, und sie sei¬ nen Nachfolgern zu übertragen; die genaueste Verbindung dieser Souve- rainitat mit dem Schicksal und dem Wohl der heiligen katholischen Reli¬ gion, welcher es vorzüglich wichtig ist, daß ihr Vater, Vorsteher und gemein¬ samer Beschützer aller Gläubigen un¬ abhängig sey, und frey und unge¬ teilt seine geistliche Macht ausüben könne, welche ihm von Gott über dir IZ» ganze Welt gegeben wurde. Daher war es auch die Absicht aller Papste, die Rechte dieser Souverainität um jeden Preis zu erhalten, wie dieses aus den Päpstlichen Urkunden, Verfassungen und der Kirchengeschichte zu ersehen ist; und so haben auch die Kaiser und ka¬ tholischen Könige, nach Maßgabe ih¬ rer Frömmigkeit und Religiosität, je¬ nes Erbtheil des Fürsten der Apostel mit den Waffen beschützt und verthei- diget. Solche Grundsätze hatte der glorreiche Stifter des abendländischen Kaiserthums, Carl der Große, seinen Söhnen als ein Vermächtniß hinter¬ lassen, von welchen sie als ein kostba¬ res Erbtheil an ihre Nachfolger über¬ gingen, wie aus denCapitularien Frank¬ reichs erhellt. Endlich ist noch die sichtbare Sorg« falt zu bemerken, mit welcher Gott die Päpstliche Macht so viele Jahrhunderte lL- hiudurch/ während so vieler Rcvolu- rionen und den Umsturz so mancher Staaten, erhalten hat; welche Sorg- falt gewißlich nichts anderes seyn kann, als die besondere Theilnahme Gottes an seiner Kirche und seinem Stellver¬ treter. Dieses sind die Eigenthümlich- keiten und besondere Beziehungen, wel» che anschaulich machten, wie heilig und ehrwürdig die zeitliche Herrschaft der Kirche ist, unvergleichbar mit irgend einer andern, und welcher die römi¬ schen Papste keinen Nachthcil zusügen können, ohne eigenmächtige Entsagung und ohne selbst Gotteslästerer, Mir» schuldige und Miturheber obgedachter Nachtheile und Beleidigungen, welche für die heilige Kirche daraus entstehen/ zu werden. Wenn nun dieses gilt, in was im¬ mer für einem Fall ungewöhnlicher Ein¬ griffe, so gilt es noch mehr in den ge- »33 Mwartigcn, in welchen es sich nichr bloß davon handelt, an die Stelle der Regierung des Kirchenstaates irgend eine andere, der heiligen katholischen Religion nicht feindliche Regierung zu setzen, sondern eine, welche auch für die geistliche Macht der Kir¬ ch e b cd e u t e n d schädlich ist, und alle fremden Kirchen in Schutz nimmt- Die Eidesformeln, welche diese Regie¬ rung vorschreibt, ihre Constitutionen, ihre Gesetzbücher, ihre öffentlichen Ver¬ handlungen athmcn überall wenigstens den Geist der Gleichgültigkeit gegen alle Religionen selbst die jüdische nicht ausgenommen, welche doch eine unversöhnliche Feindinn des Christenthums ist. Diese Gleichgül¬ tigkeit, welche keine Religion für mehr halt, ist das beleidigendste und entgegengesetzteste System für die rö¬ misch - apostolisch - katholische Kir¬ che, welche, weil sie göttlich und nothweudig Eine ist, keinen Bund 'Z4 machen kann mit irgend einer andern, eben so wenig als Christus mit Belial, das Licht mit der Finsterniß, die Wahr¬ heit mit dem Jrrthume, die ächte Fröm¬ migkeit mit der Gottlosigkeit. Der Schutz, welchen die französische Regie¬ rung sich rühmt, jeder Art von Cultus zu geloben, ist nichts als ein V orwand und ei neHäucheley der weltli¬ ch enMacht,u md ieHande nach den g e ist lichen Angelegenheiten au s- zu st r e cken, melche, indem sie alle andern Secten mit allen ihren Meinungen, Ge¬ brauchen und Aberglauben in Ehren hält, keine Ehrfurcht und Achtung mehr hat, für die Rechte, Anordnun¬ gen und Gesetze der katholischen Re¬ ligion. Doch unter dieser Larve von Protection verbirgt sich die schlaueste Verfolgung gegen die christliche Kirche, welche man sich nur verstellen kann, um sie immer mehr zu zerrütten, und auch zu zerstören, wenn es möglich wa- iZZ' re, daß gegen sie die Macht und die Ränke der Hölle die Oberhand behielten. O, der kennt nicht, der liebt nicht Liese heiligeReligion, außer welcherkeine Hoffnung des Heils ist, der nicht das größte Entsetzen fühlt und zurückschau- dert bey dem bloßen Gedanken an die Lage, in welche sie unter dieser neuen Regierung kommen wird. O, wer eS nicht schon selbst fühlt, daß man dieserRegjcrung nicht nur oh, ne die yffenbarsteUngerechtig- keit, sondern auch nicht ohne den ungeheuersten Frevel, ir¬ gend eine Anhänglichkeit oder Mitwirkung gewähren kann, der ist Mitschuldiger an dem Uebel und ein böserVerbrecher, der die härtesteBer strafung verdient. Es ist aber bekannt- und bedarf'hier keiner weiteren Erinne- rung, wie schrecklich die Strafen der Air- chegegcn jene sind, welche sich an ihr tzer- IZ6 greifen und ihre Güter und Rechte mißbrauchen. Es gibt einen unbezwei¬ felten Grundsatz, aus welche» deutlich folgt, daß man es als unerlaubt an¬ sehen müsse, wenn die päpstlichen Un- terthanen, sowohl geistliche als welt¬ liche, entweder mittelbar oder unmit¬ telbar, eine so anerkannte himmel- schreyende Usurpation unterstützen, und zu ihrer Ausbreitung und Befestigung beytragcn. Hieraus folgt nun: Erstens, daß es nicht gestattet sey, wenn jemahls die aufgedrungene Regie¬ rung es fordern sollte, ihr irgend ei¬ nen Eid der Treue, des Gehor¬ sams und der Anhänglichkeit in unbeschränkten Ausdrücken, wel¬ che positive Treue und Anerkennung in sich begreifen, zu schwören, weil dieses ein Eid seyn würde, welcher je¬ den zum Teilnehmer an der gottlo¬ sen Usurpation machte, und sie auf -3? gewisse Weise für gesetzlich erklärte; em solcher Eid der Untreue und Ruch¬ losigkeit gegen seinen rechtmäßigen Herrn, indem er den Protestatwnen und Forderungen des Papstes für sich und die Kirche widerstrebt, wäre ein schweres Verbrechen, da er eine That in pencnlum kclei Lt perniciem Animn- rnm begünstiget, wäre endlich ein in feder Hinsicht widerrechtlicher, schänd¬ licher, und gottloser Eid. Zweytens ist cs nichtmmder uner¬ laubt Anstellungen a n z u n e h m e n oder gar zu suchen, welche eine mittelba¬ re oder unmittelbare Tendenz haben, die neue Regierung in der Ausübung ihrer unrechtmäßigen Gewalt zu unter¬ stützen oder zu befestigen, weil dieses nicht geschehen kann, ohne daß man sich zum Teilnehmer und freiwilligen Be¬ förderer derselben macht. Wenn aber solche Anstellungen und Amtsverrich- 'Z8 tungen unmittelbaren Einfluß hätten, auf die Ausübung solcher Gesetze und Verordnungen, welche den Grundsätzen der Kirche gerade zuwider sind, so wür¬ de ein solcher, der sie angenommen, noch strafbarer seyn, indem es ein all- gemeiner Grundsatz ist, daß man sich in keinen Stand begeben und darin be¬ harren soll, der der zeitlichen Exi¬ stenz auf Kosten des Gewissens und der eigenen ewigen Selig¬ keit förderlich ist. Drittens, daß es den Bischöfen, Pfarrern und andern Geistlichen nicht erlaubt sey, ein üeum zu singen, wenn solches jemahls zur Stiftungs- feyer der aufgezwungenen Regierung vorgeschrieben würde. Außer, daß es nicht in der weltlichen Befugniß steht, aus eigener Macht öffentliche Gebethe vorzuschreiben, so würde sich mit die¬ sem Falle der Unbefugniß noch die of- IZ» fenbarste Unschicklichkeit Des Gegen¬ standes vereinigen, welche ein solches ^l'e Oe^m eher zu einer Entweihung, als zu einem Fest -er Religion ma¬ chen würde. Da nun jede geistliche Hymne und insbesondre der ambrofi- anische Lobgesang der Ausdruck der Freude ist, welchen die Kirche für fro¬ he Feste aufbehalten, so wäre ein 1"« Oeum hey den gegenwärtigen Umstan¬ den eine offenbare Lüge, und ganz ge¬ gen die Gefühle, von welchen jetzt die guten Unterthanen und getreuen Kinder der Kirche durchdrungen seyn müssen, über den traurigen Vorfall, den so viele Gewaltthaten und ungerechte An¬ griffe begleiteten, über den Umsturz der zeitlichen Macht der Kirche, und über die Aufdringung einer Regierung, welche dieser Kirche in der That eben so feind ist, als sie mit Worten sie beschützt, mit einem Worte, über den weltlichen und geistlichen Ruin des päpstlichen I a» Staates , und dieZerrüttung der gan¬ ze» katholischen Kirche. Dieses sind die Vorschriften, wel¬ che Se. Heiligkeit nach ernsthafter Ueberlegung und reiflichen Nachden¬ ken Ihren geliebten Unterthanen glaub, te geben zu müssen,, indem das Ein¬ dringen der usurpirenden Gewalt in verschiedenen Gegenden sich nur zu sehr bestätigte. Diese allgemeinen Vor¬ schriften werden leicht auf alle beson¬ der» Falle, welche sich nicht alle vor- tmsschen lassen, auzuwendm seyn. Und was den Eid betrifft, so hat die Erfahrung selbst die traurigen Fol¬ gen gezeigt, welche er für Die öffentli¬ che Ruhe haben könnte. Die gcwalt- sameAbsorderung desselben ist von den päpstlichen Unterthanen nicht zu ach¬ ten ; sonst würden sie in die gefährli¬ che Lage kommen, entweder gegen ihr Gewlffen, oder gegen den Staat zu sündige». Aber es könnte auch das Gegen* iheil statt haben; es könnte die neue Regierung unter dem Vorwande ihrer Sicherheit und der öffentlichen Ruhe diese Gewaltthätigkeiten verbergen, in welchem Falle man ihr Genüge leisten kann, ohne gegen die oben ausgestell¬ ten unumstößlichen Grundsätze zu han¬ deln, indem man eine Eidformel wählt, welche sich nur auf eine passive Treue und Gehorsam, d. i. auf Unterwür» figkeit und Nicht-Gegenwirkung be¬ schrankt, wodurch die öffentliche Ruhe und Sicherheit erhalten wird. Diese durch Parteyen und Zusammenrottun¬ gen zu stören, ist dem Einzelnen nicht erlaubt, denn dadurch würde er gegen die Gerechtigkeit und Religion han¬ deln. Indem nun Se. Heiligkeit Ihre Unterthanen so viel möglich beruhigen t^L will, die Rechte der römischen Kirche und des glorreichen Fürsten der Apo¬ stel beständig reklamirend/ und feyer- lichst erklärend/ daß Sie ihre Einwil¬ ligung niemahls geben werden, zur Ent¬ sagung oder Übertragung der Sou- verainität, oder der Rechte/ welche ihr zukvmmen; erlaubt sie/ daß ihre geistlichen sowohl als weltlichen Un- terthanen, welche sich nicht ohne große Gefahr oder Schaden dem Eide ent¬ ziehen können, ihn in folgenden Aus¬ drücken leisten: Ich verspreche und schwöre/ nicht Theil zu neh¬ men an irgend einer Verschwö¬ rung, Zusammenrottung oder Aufwieglung gegen die gegen¬ wärtige Regierung, und gegen sie unterwürfig und gehorsam zu seytt, in allem, was nicht gegen die Gesetze Go Ltes und der Kirche ist. -4; Wenn nun die aufged.rmrgene Re¬ gierung keine andere Absicht har, als die Sicherheit, so muß sie mit dieser Eidesformel zufrieden seyn. Ist sie aber damit nicht befriedigt, so wird dieses klar zeigen, daß sie im Sinne hat, die Unterthanen des Papstes mit einem Eide zu verbinden, an ihrer gottlosen Usurpation Thcil zu nehmen. Sie wird dann auch gezwungen ftyn, den bösen Sinn der von ihr vorge¬ schlagenen trügerischen und zwcydcuti- gen Eidesformel desto mehr zu verra- then, je großer die Strenge seyn wird, mit welcher sie die Leistung des Eides fordert, und deren Verweigerung be^ straft. Aber wie groß auch immer diese Strenge seyn mag, die päpstlichen Un¬ terthanen werden bedenken, daß sie Christen sind, und dadurch Nachfolger jenes göttlichen Meisters, der den Sei- ttigcn indem künftigen ^eben den reich¬ sten und ewigen Lohn verheißt, aber für das gegenwärtige nichts als Kreutz und Verfolgung voraussagt; welcher uns ferner gelehret hat, jene nicht zu fürchten, welche nichts vermögen, als -en Leib zu tödten, sondern Jenen, welcher Leib und Seele zur ewigen Verdammniß senden kann. Der Cardinal Gabrielli, srelwettretende'.' Slaots-Sccretär. _ '45 24. Circular-Note des Staats-Secretärs Cardinal Pacca an die Gesandlschaften in Rom. Nur die Gerechtigkeit und-Heilig¬ keit der Sache, für welche der heilige Vater i» einem Zeiträume von bey- nahe acht Movathen io viele Rechts¬ verletzungen und Unbilden ertragen hat, waren vermögend, seinen lei¬ denden Geist aufrecht zu erhalten, und erlauben Ihm nicht, den beständigen Mißbrauch der Gewalt mit Still¬ schweigen zu übergehen, welchen sich das französische Militär erlaubt, und der zu einer unglaublichen Reihe von Verfolgungen sich anhäuset. Zwar sah mau schon mit Abscheu eine Militär-Commission in Rom auf- stellen, so viele Verhaftungen und Ver¬ bannungen päpstlicher Unterthanen wi¬ der alles Recht ausüben, und dasTo- K 146 desurtheil mehrerer zur Füsilirung be¬ stimmter Unglücklichen in dieserHuupt- stadt, und unter den Augen ihres Fürsten vollziehen; aber man hatte je¬ doch bisher diesen letzten so verwerfli¬ chen Gewalts-Mißbrauch gegen keinen Unterthan Sr. Heiligkeit in Aus¬ übung gebracht.' Diese Frevelthat fehlte noch, und nun ist sie vollbracht. Ein gewisser Jo¬ seph V-anni von Caldarola, wie be¬ hauptet wird. Oberster der Linientrup- pen in Diensten Sr. Maj. Königs Fer¬ dinands iv., ward nach seiner Lan¬ dung in der Gegend von Ostia wegen Verdachtes feindlicher Kuudnahme ge¬ fangen gesetzt, in die Engelsburg abge- führt, und von der Militär-Commission zur Füsilirung verurtheilt, die gestern zum Entsetzen von ganz Rom vollzo¬ gen worden ist. '47 Der heil. Vater bewegt durch die¬ se neue Greuelthat, welche die Wesen¬ heit aller Regenten - Rechte verschlingt und zerstört, welche die doppelte Ver¬ letzung der Person und des Gebiethes vereinigt, und die offenbarste Anma¬ ßung der nur dem Fürsten zustehenden Oberherrlichkeit in sich faßt, — erklärt, daß Er einen so schweren und blutigen Frevel auf die feyerlichste Art mißbilli¬ get und verdammet. Seine Heiligkeit will von Betrach¬ tung jedes andern völkerrechtlichen Grundsatzes absehen, und nur bemer¬ ken, daß Vanni Ihr geborner Unter- than ist, und daß Sie ihn als solchen betrachtet, obwohl der Geburtsort die¬ ses Unglücklichen jetzt ungerechter Weise dem heil. Stuhle entrissen ist; da Sie hierzu Ihre Einwilligung nicht gegeben hat, nicht geben will, noch jemahls in » K « r^8 Ihrem Leben geben wird, da Sie viel¬ mehr gegen die Gewalttätigkeit dieses Raubes reclamirt, undimmcrvorGott und den Menschen reclamiren wird. Wenn Vanni also wirklich schuldig war, so konnte seineBestrafung nur der wirk¬ lichen Obrigkeit seines wahren recht¬ mäßigen und natürlichen Herrns zuste- hcn. Da Se. Heiligkeit will, daß die auswärtigen Minister beym heil-Stuhle das von Ihr erlittene Unrecht, die Wi¬ derrechtlichkeiten, Gewalttätigkeiten, und den neuen Frevel erfahren, der das Maaß der übrigen Unzähligen überflie¬ ßen macht, womit man Ihre Ober¬ herrschaft bisher anzugreifen gewagt hat, und daß sie zugleich Ihre aus¬ drückliche Mißbilligung erfahren, damit sie ihren Höfen darüber Bericht erstat¬ ten können, hat der Staats-Secretär Cardinal Pacca von Ihr den Auftrag erhalten, alles dieß zu Eu. rc. Kennt- »49 niß zu bringe«/ und indem er es sich zur Pflicht macht, den höchsten Befehl getreu zu vollziehen, erneuert er, re. Aus dem Qmnnal-Pallaste den 86. Sept. r8c>8. (Untepzeichnkt) B. Cardinal Pacea. IF0 25. Schreiben des Staats-Secretars Cardinal Pacca an den französischen General MivlüS. So groß und vielfältig sind die Ausschweifungen, die unter dem Schat¬ ten des französischen Schutzes von je¬ nen Lasterhaften begangen werden, wel¬ che sich unter den neuen Bürger-Mili¬ zen anwerbcn ließen, so fortwährend und so lebhaft sind die Vorstellungen der Bürger, Pfarrer und Bischöfe über die Bosheit dieser Menschen, daß der gerechte Unwille Seiner Heiligkeit die äußerste Gränze erreicht hat. Der Cardinal Staats - Secretär ist daher gezwungen, das Stillschwei¬ gen zu brechen, wozu er durch so viele fruchtlose Beschwerden bestimmt wur¬ de, und es neuerdings zur Sprache kommen zu laisen, um noch einmahl Euer Excellen; von dieser verabscheu¬ ungswürdigen Truppe zu unterricht"», 'F» gegen welche die heiligsten Rechte er¬ kannter Oberherrschaft und civilisirter Menschheit seit fünf Monathen laute Klage erheben, und um die letzt began¬ genen schwersten und ärgerlichsten Fre¬ vel zu beschreiben, die Euer Exeellenz selbst gewiß nicht ohne Schaudern und Abscheu vernehmen werden- Ein gewisser Niclas Fabrici von Torrice, nur mit Lastern ausgestattet, denen er erst freyen Lauf gab, seit er thöricht gewöhnt hat, als erhielte er hierzu das Recht durch die französische Cocarde, die er als angeblicher Haupt¬ mann dieser Truppe tragt, überläßt sich jeder Art der Vergehungen, und es gibt keine Ausschweifung, die er nicht im Triumphe zur Schau trüge. Dieser Verrather wagt es, über die geheiligte und erhabene Person Sr. Heiligkeit, über Zhre Regierung und -°>r Ihre Minister freche Reden zu führen, suchet in den nahen Ortschaften Anhän¬ ger auf, die von gleichem Geiste der Sittenlosigkeit und Irreligiosität be¬ seelt sind, oder in den Gerichtshöfen wegen schweren Verbrechen untersucht werden, wofür er ihnen Straflosigkeit verspricht; er veränlaßt von dem Geist der Rache cmgegebene Verhaftungen, und laßtAusrufschreiben ergehen, wel¬ che durch die von Eurer Excellen; so sehr verabscheueten Habsucht nach mili¬ tärischen koskaufungs-Geldern gestem¬ pelt sind. Er hat öfters dem Leben des Localrichters nachgestellt, und der 2z. des vergangenen Monaths war der zu diesem Morde bestimmte Tag, wenn rechtschaffene und redliche Menschen nicht herbey geeilt wären, ihn in dem öffentlichen Gerichtshause zu retten, wohin Fabrizi mit Flinte, Pistolen und Messer bewaffnet, sich mit mehrer» Ge¬ sellen begeben hatte, um ihn zu ermorden. IZÄ Am 2i. obigen Monaths erschien er in Begleitung mehrerer bewaffneter Milizsoldaten auf dem Markte von Casamari. Diese begingen unzählige Uebermachtigkeiten und Erpressungen, schlugen und verwundeten mehrere Per¬ sonen, rissen mit Kühnheit und Verach¬ tung das zur Handhabung der Markts- Ordnung angeschlagene Edict herab, verbreiteten Verwirrung und Unord¬ nung, und versuchten alle Wege, um einen Volksaufstand zu erwirken. Am folgenden Tage begab sich Fa- brizi mit seinen Trabanten nach Bauco, guartirte sich im Franziskaner- Kloster ein, zwang diese Ordens-Geistlichen durch Uebermachtigkeiten und rauhe Drohungen ihm und seiner Truppe Nahrung zu geben, und nachdem sie nach Verlangen gcsattiget waren, und eine Menge Unverschämtheiten begsn- *64 gen hatten, raubten sie Lem Kloster mehrere Effecten. Ein gewisser Cajetan Cipolla von Ceprano, angeblicher Quartiermacher der Bürger-Milizen, begab sich mit ei¬ nem Subalternen nach der Mühle, und unter dem Vorwande, daß ihm die französische Cocarde die Zvllfreyheit ver¬ schaffe, wollte er ohne die gewöhnlich erforderliche Ballette mit Gewalt Ge- treid mahlen. Der Müller widersetzte sich, sperrte die Mühle, und ging weg. Aber Cipolla und sein Gefährte, von dem Geiste der Uebermachtigkeit und des Despotismus beseelt, womit sich die¬ se gegen öffentliche und häusliche Ord¬ nung feindlich gesinnte Truppe brüstet, schlugen wiederhohlt den Müller, nah¬ men chn gefangen, und verhafteten ihn im Gemeindhause, wovon sie mit Ge¬ walt die Schlüssel begehrten. '55 Zn Orvieto trat ein gewisser Aloys Curti, mehrerer Schulden wegen, sein Vermögen den Gläubigen ab, und der Richter ließ an den Thüren eines Pal- lastes, welcher in der Miethe eines Land¬ gutes begriffen war, wofür ein Cavalier Sicherheit geleistet hatte, die gerichtli¬ chen Siegel anlegen, damit nichts von den dortigen Effecten zu des Bürgen Schaden verschleppt würde. Um die Gerechtigkeitspflcge zu vereiteln, nahm Curti die französische Cocarde, ging mit den Waffen in der Hand die Sie¬ gel und das gerichtliche Decret Herab¬ zureiffen, und machte sich neuerdings zum Herrn, um Alles nach Willkühr verschleppen zu können- Ein gewisser Eustach de Andreis von Piperno, ein wegen Verworfen¬ heit seincrGrundsatze bekannter Mensch, wagte es mit dreyßig bewaffneten, aus verschiedenen benachbarten Ortschaften IL6 versammelten und mit der französischen Cocarde versehenen Gesellen, unter Trommelschlag, in der Dorfkirche der Mutter-Gottes von Colli di Sezze zu erscheinen, wo mau eben ein kleines Fest feyerte, und wo ein großer Zusammen¬ fluß von Menschen war. Er und die Seinigen erlaubten sich hier unsägli¬ che Vermessenheiten und Willkührlich- keiten. Dieser Troß Verzweifelter, welche den unreinsten Bodensatz ihrer Ort¬ schaften bilden, vermaßen sich zwey friedliche Bürger anzuh-lten, die auf die Jagd gingen, und mit der Er- laubniß die Flinte zu tragen, versehen waren. Diese mußten sich nun zu dem Opfer von zehn Scudi für den Kopf bequemen, um aus den Klauen dieser hungrigen Wölfe zu entwischen. Hierauf begaben sich diese Böse- '57 wichter nach Piperiw, verlangten von dortiger Obrigkeit Wohnung und Nah¬ rung, und, nachdem diese sich billig geweigert hatte, ließ de Andreis den Vorsteher jener Obrigkeit in Verhaft nehmen. Aus derselben Ursache hat er den Vorsteher der Obrigkeit von Sezze, HerrnJoh BaptistTucci, einen ehrwür¬ digen siebenzigjahrigen Greis gefangen setzen, und nach Piperno abführen lassen. Ueberdieß wähnt sich de Andreis berechtiget, über die öffentlichen Casscn zu disponiren, und fertigetHäufige Be¬ fehle an die Obrigkeit von Piperno aus, um uuter dem Vorwande von Militarfuhrcn, und Verköstigung ver¬ hafteter Personen, augenblicklich Geld zu erpressen Von Sonnino und Cave kommen solche Nachrichten an, die auf baldige traurige Folgen deuten. Der Troß der rr8 Vürgermilitz streift die Nacht umher, beleidigt bald diesen bald jenen, insbe¬ sondere die Weiber, singt die ausge¬ lassensten und schimpflichsten Lieder, be¬ geht immerwährendeDiebftähle und Un¬ verschämtheiten. Wenn jemand wegen Schulden oder Verbrechen verhaftet wird, gehen diese Bösewichter zu den Gefängnissen, geben den Verhafteten die französische Cocarde, und verlan¬ gen von der Ortsobrigkeit deren un¬ mittelbare Entlassung; im Weigerungs¬ fälle reißen sie selbst die Thüre des Ge¬ fängnisses auf, und befreyen sie mit Ge¬ walt, als Angeworbene bey der Bür- germilitz. Diese Menschen, welche gött¬ liche und menschliche Gesetze mit Füßen treten, haben die Ausschweifung so weit getrieben, des Nachts die Thüre eines Hauses zu sprengen, um einzu- -ringen, und ein an der Seite ihres Mannes schlafendes Weib keck im Bette zu entehren, und in manches andern i5y Haus find fie zu derselben schändlichen Absicht durch die Fenster eingestiegen. Eine Menge von Ausschweifungen dieser Art war den finstern Zeiten der Anarchie Vorbehalten, worin diese schändlichen "Angeworbenen verschiedene Völkerschaften des päpftlichenGebiethes versetzen, welches ehedem der ruhigste Fleck des Erdballs gewesen ist. Aber hier endet es noch nicht. Ein gewisser Niklas Ciprian Bot- tini von Alatri, der n der Eigenschaft eines Sergent-Major bey dieser verwor¬ fenen Truppe stehet, durch Diebstahl und andere Vergehungen bekannt, ent- blost von jedem Funken natürlicher Schamhaftigkeit, und der ärgerlichsten Geüdert ergeben, erlaubt sich nut -er größten Unverschämtheit jede Befriedi¬ gung ferner viehischen Leidenschaft, und hat die irreligiöse Frechheit so weit ge- r6c» triebe» / selbst in der Kirche, zum Ent¬ setzen aller Nebenstehenden, schändliche Handlungen zu begehen. Zn welchem Orte werden nunmehr die religiösen und sittlichen Tugenden Achtung finden, und wo wird das Ver¬ brechen mit offener Stirne nicht ein¬ treten, wenn diese Ungeheuer der Bos¬ heit, durch eine Cocarde aufgemuntert, die sie nur in der Absicht nehmen, um ihre Schaudthaten ungestraft be¬ gehen zu können,— nicht einmahl das Haus des Herrn verschonen, aus wel¬ chem die Verkäufer der Tauben verjagt wurden, weil jener heilige Ort nicht zum Handel, sondern zum Gebethe be¬ stimmt ist, und nun soll es wegen einer fremden Cocarde zum Tummelplätze der schändlichsten Ausgelassenheit werden? Können dieDiener jener Regierung/ welche sich rühmt, die Altäre wieder i6r ausgebauet zu haben, einen solchen Un¬ fug gestatten? Und da sie es nicht ge¬ statten sollen, wie kann der oberste Priester, der erste Hüther der Reinheit der Sitten, und der Verfechter der dem Tempel des lebendigen Gottes gebührenden Ehrfurcht es gestatten? Wenn Bottini solche Schandta¬ ten beging, so war doch die Unver¬ schämtheit von dreycn seiner Gesellen um nichts geringer. Abends am vier¬ ten dieses Monaths, sah man sie auf öffentlicher Straße ein Weib notzüch¬ tigen, zum Entsetzen der Stadt, die ihr Geschrey gegen diese Lehrer und Verbreiter des Sittentzerderbnisses er¬ hoben hat Schon die bürgerlichen Gesetze ha¬ ben diese öffentlichen Verbrechen so sehr in Abscheu, daß sie einmütig die To¬ desstrafe darauf setzen; aber wie groß L 62 muß das Entsetzen eines Fürsten, der nicht nur bürgerlicher sondern auch geistlicher Gesetzgeber ist, gegen solche freche Söhne der Ausgelassenheit seyn ? - Eine solche Classe von Menschen wird in Schutz genommen! Solchen Leuten vertrauet man die öffentliche Sicherheit an! Aber welche Sicher¬ heit ist zu erwarten, da diese entwe¬ der durch ihre Lage verzweifelt, aus Neigung lasterhaft, oder aus Grund¬ sätzen Verbrecher sind? Die Bedrük- kung rechtlicher Familien, Bedrohung des Cigenthums durch Raub und Dieb¬ stahl, Verletzung der ehelichen Bande, Beschimpfung der Obrigkeiten, Ge¬ ringschätzung der Gesetze, Beschützung der Erpressungen, Despotismus und Gottesschändung sind das Handwerk dieses Haufens von Verräthern an ih¬ rem Fürsten und an ihr Vaterland- Wenn Se- Maj. der Kaiser Napoleori / i6z wüßte, daß die Cocarde französischer Nation so sehr entehrt und herabge- würdiget wird, so müßte er vor ed¬ lem Unwillen schaudern. Unterzeichneter ist überzeugt, daß Leute, welche für -en Ruhm Ew. Ex¬ kellenz keine Theilnahme fühlen, auf eine künstliche Art die Eigenschaften dieser Angeworbenen verbergen, worun¬ ter keine rechtliche Person gezählt wird, noch gezahlt werden kann, weil jeder redliche Unterthan gegen Treubruch und Staats-Verrath Abscheu hat; er ist auch überzeugt, daß die Frevelthaten, welche diese Menschen unter-er Aegide der französischen Cocarde begehen, mit seiner Arglist verborgen werden, wäh¬ rend man anderer Seits damit beschäf¬ tiget ist, Verläumdnnge» gegen die Regierung und ihre Stellvertreter zu erfinden, in -en stärksten und lebhafte¬ sten Farben des Verbrechens die gleich- L? i64 gültigsten Handlungen derselben zu schil¬ dern , oder das Mißtrauen und die Be¬ drückung gegen geehrte und getreue Bürger aufzufordern. Unterzeichneter kann Ew. Ercell auf seine Ehre versichern, daß gegen diese verabscheuungswürdige Horde der Angeworbenen, täglich von allen Sei¬ ten Beschwerden einlaufen, und Daß die Völkerschaften, welche so unglück¬ lich sind, diese bürgerliche Pest in ihrem Schofe zu haben, müde, solche Bedrü¬ ckungen langer zu erdulden, die Regie¬ rung und eine endliche Abhülfe beschwö¬ ren, und sich erklärt haben, daß sie sich sonst gezwungen sehen würden, selbst Dafür zu sorgen, und daß jeder Bür¬ ger seine natürlichen Rechte gebrauchen, und als Kämpfer auftreten würde, um sich vvn diesem schweren Drucke zu be- freyen. I6A Nach dieser Letzten wahrhafte» Aus¬ einandersetzung der Thatsachen kann Unterzeichneter ohne Beleidigung der Grundsätze und Einsichten Euerer Ex- cellenz nicht zweifeln, daß Sie die Ein¬ gebungen der heilnlichen Feinde Ihrer Ehre nicht langer anhören, und die Auflösung eines Corps von Staats« verrathern, welche die öffentliche und Privat-Sicherheit untergraben, anbe¬ fehlen werden, damit jeder rechtliche Bürger den verlornen Frieden wieder erlange, und sicher und ruhig unter dem Schutze der Gesetze leben könne. Der unterzeichnete Cardinal von . so gerechtem Vertrauen beseelt, erneuert Euer Excellenz rc. , UuS dem Quirmql-Pallaste den Ottkr. 1808 (Unterzeichnet) B. Cardinal Pacv8'- (WMjkichM) B. Cardinal Pares- »82 2/. Auszug aus der Rumrncr 146 der römi¬ schen Zeitung vom 17. Decemb. 1806. Wir sind authorisirt, das Publi¬ cum zu benachrichtigen, daß im nächst kommenden Carnevale die Maskeraden, Pferderennen, Balle und andere öffent¬ liche Lustbarkeiten in der Hauptstadt And den Provinzen des päpstlichen Ge- dieths, wie ehedem, statt haben wer¬ den; die Unternehmer, Handwerker, und andere Interessenten können hier¬ nach ihre Maaßregeln ergreifen. !8Z 2 8. Kundmachung der päpstlichen Regierung über den Inhalt dieses Zeitungsartikels, in Rom angeschlagen, und den daselbst anwesenden Gesandtschaften mitgstheilt. Da es zur Kenntniß der Heilig¬ keit unftrs Herrn gelangt ist, daß die Maskeraden, Balle und Pferderennen als für den kommenden Fasching erlaubt, von der mißbilligten römischen Zeitung unter gestrigem Datum dem Publicum angekündigt werden; so hat sie uns ausdrücklich aufgetragen, Ih¬ ren getreuesten Unterthauen ohne Ver¬ zug zu erkennen zu geben, daß diese Er- laubniß von Seite Ihrer Regierung nicht bestehe. Der heilige Vater will im Gegentheile, es soll zu Jedermanns Wissen gelangen, daß Er, weit ent¬ fernt diese Aeußerungen öffentlicher Freude zu erlauben, sie vielmehr höchc ,84 lich mißbillige/ weil dieselben und noch stärkere Gründe als jene, weswegen sie im vergangenen Fasching unterblieben, sie in dem nächstfolgenden verbiethen. Diese lärmenden Vergnügungen scheinen Seiner Heiligkeit in gegenwär¬ tiger Lage mit der öffentlichen Nube unverträglich, die Ihr so sehr am Her¬ zen liegt; und der peinliche Zustand, worin Sie sich befindet, ladet seine Völker vielmehr ein» sich das Betragen der Gläubigen in der ursprünglichen Kirche ins Gedächtniß lzu rufen. P e- trus war im Gefängniß: die Kirche bethete für ihn ohne Unterlaß zu Gotr. Der heilige Vater zweifelt nicht, daß seine geliebteften Unterthanen die¬ ses glorreiche Beyspiel nachahmen, und auch bey diesem Anlasse Ihm jene Er- gsbenheit bezeugen werden, wovon sie Ihm bisher schon so viele tröstende Be¬ weise gegeben haben. Vom D-uirinal-Pallaste den i9Z spiele nicht nur aufmuntern, sondern sie mit Gewalt dazu zwingen. Er würde mit höchstem Herzens, lei- (obwohl Er versichert ist, daß es Ihm von keinem seiner liebevollen Kin- der zugefügt werde) das Gedächtmß an jene unglückseligen Tage Frankreichs wieder aufleben sehen, wo die trostlo¬ sen Bürger jener Nation gezwungen wurden, ihre Thränen zu verbergen, und um die Schlachtopfer des Schre¬ ckens und der Anarchie herum zu tan¬ zen. Und wem sollen nun diese gezwun¬ genen Tanze, diese außerordentlichen Freudenbezeugungen in Rom gelten? Dem rechtmäßigen, schmählich gefangenen, und in seiner Ge¬ fangenschaft so tief herabge¬ würdigten Fürsten? dem Statt¬ halter Christi, dem Haupte der N 194 allgemeinen Kirche, dem gemein¬ schaftlichen Vater aller Gläubigen, wel¬ cher der französischen Nation so viele Beweise seiner Zärtlichkeit gegeben hat? *) Unterzeichneter hat, nach dem Wil¬ len Seiner Heiligkeit, zu Diesen Be¬ trachtungen nichts anderes hinzu zu se¬ tzen, und indem er sie treulich borge- tragm hat, endigt er mit Erneuerung Der Gesinnungen. Aus dem Quirinal.-Pallaste den 5. Januar 1809. B. Card. Pacca. *) An die Note reihet sich mit nicht geringem Inte¬ resse die folgende, zwar schon ans mehreren öffent¬ lichen Blättern bekannte Nachricht über die wirkli¬ che Abhaltung der durch Goethes Meisterhand auch jedem gebildeten Deutschen bekannten Volksfeyer der römischen CarncvalS- Von Mayland aus, lieber Freund! wer¬ den Sie meine Rückreise von Paris erfahren 195 haben. Ich eilte was ich konnte, um noch zu rechter Zeit in Rom cinzutressen, und den rö- mischen Karneval, den ich vor zwei) Jahren wegen'dem unglücklichen Zufall meines Bru¬ ders versäumt habe, jetzt desto besser in Slw gcnschcin zu nehmen. Mein Sohn srcute sich vorzüglich darauf, denn er glaubte, er würde um so viel brillanter seyn, da der französische General alles zur Pracht desselben anwandte. Aber wie gewaltig haben wir unS geirrt. Hö¬ ren Sic, und bewundern Sie dabey den fe¬ sten Charakter, die Einstimmigkeit und die Anhänglichkeit des römischen Volkes an feinen rechtmäßigen Souverain. Nach der Bekunnt- machung durch die Franzofen, daß Carncval seyn würde, ließ der Pupst dem Volke in ei¬ nem eigenen gedruckten Manifest w'fscü: daß dieß feine Gesinnungen nicht scycn, daß er im Gegcntheile glaube, cS wäre keine Zeit, sich zu ergötzen, sondern vielmehr zu bcthcn; zu- gleich hatte der Pnpst das Volk an die Zeit erinnert, da Petrus im Gefängnisse gesessen, wo daS Volk für ihn und seine Feinde gc- N2 igS bethet hätte. Äics Manifest wurde auf Ordre der Franzosen durch die Sbirri heruntergcns- sen. — Das Edict des Carnevals «schien, wo unter andern ausdrücklich gesagt wurde, daß gleich nach der Bekanntmachung desselben auch jeder feine Masken zum Verkaufe auZ- hängcn solle. — Keine Maske war zu sehen. — Man drohte. — Es half nichts. Die Stän¬ de wurden indessen errichtet, die Arbeiter dazu gewaltsam genommen, die Palln (so nen¬ net man die Fahnen, den daS schnellste Pferd km Wettrennen gewinnt) gewaltsam aus der Judenstadt gehöhlt, der Corso — eine lange, gerade Straße der Stadt mit Sand überführt, und alle übrigen Anstalten dazu getroffen. Gro¬ ße Zubereitungen von den Franzosen, unter an¬ deren ein Bachanal von den französi¬ schen Pensionärs. Jetzt erscheint der Dag. Alles war im höchsten Grade vor Begierde ge¬ spannt. Die ganze französische Garnison rück¬ te auS, und formirte zwey Reihen im Corso. Schon einige Stunden vorher wurden alle Boutiquen im Corso geschlossen, alle Fenster »S7 und Jalousie-Lüden zugemacht; fein Mensch nahm Anthcil, nicht ein einziger Wagen ließ sich sehen. Die für das Volk errichteten Stände blicbcn^nenschcnlcer. Kurz die Soldaten einzig und allein im Corso. Keine einzige MaSke trat auf. In den Straßen der Stadt zirkulirtcn, in Mäntel eingchüllt, die DranSteveriancr, Montegiancr re. (Einwahner zweiter bekannten Vorstädte). Alles war im höchsten Grade dü¬ ster. Bey dieser Disposition fanden die Fran¬ zosen für gut, nicht zu erscheinen, und so en¬ digte sich die Scene. Komisch war es, daß man alle Funeiionrn brvbachlete; so wurden die Mortalctti (Pöller) losgescucrt, zum Zei¬ chen, daß die Wägen hinauSsuhrcn sollen, obgleich keiner da war. Die Patrouillen ritten auf und ab, um Plah zu machen, obgleich es ganz menschenleer war u. s. f. Große Fe- stins wurden angekündigt. Keine Seele dar¬ auf. Abends liefen 7 Pferde (erkaufte) durch die erwähnten zwcy Reihen Soldaten.—Als das Pallio dem Padranc desjenigen PserdcS, das den Preis gewann, zugeführet wurde, bc- 65 r wi!!>omnu: es da- Volk mit einem Stcinrc- gen und mit Koch. Zu gleicher Zeit sah man in mehreren Straßen Buß - Prozessionen unter lautem Gcbeth nach den Kirchen zichkkr. Dieß lieber Freund! ist der Anfang und dies Ende des römischen Carnevals im Jahre iöc>g. DaS mehrere werden Sic wohl durch andere Reisende erfahren können. Soviel nur in der Eile, um Ihnen einen allgemeinen Begriff von der herrschenden Stimmung zu geben, die fast ganz Italien tbeilt. — Der Papst zeigt in Allem eine Würde, eine Fe¬ stigkeit und Größe der Seele, die ihn unter allen den harten Mißhandlungen, die Liebe des Volkes in einem unglaublichen Grade zuwen- det und erhält.