Slowenische protestantische Gesangbücher im 16. Jahrhundert Das 16. Jahrhundert war in den slowenischen Ländern eine Zeit der Glaubenskriege, Bauernaufstände und türkischen Angriffe. Das ganze slowenische Territorium war politisch, wirtschaftlich und kulturell von Fremden abhängig. Ljubljana war die Residenz des Fürstbischofs, hier war auch der Adel anwesend. Die Stadt hatte viele Handelsbeziehungen, insbesondere mit Italien, starke geistliche und kulturelle Beziehungen aber mit Deutschland. Mit jungen heimischen Intelektuellen kamen auch protestantische Ideen aus Deutschland nach Slowenien und die slowenischen Länder haben Luthers Lehre sehr schnell bekannt kennengelernt. Bereits vor Ljubljana (1529) wirkte in Triest ein protestanischer Zirkel. In der 50er Jahren stärkte sich der Protestantismus in Ljubljana. So entstand eine lateinische Ständeschule (1563), in der einige gute Musiker (darüber später mehr) wirkten, die krainischen Stände und die Stadtverwaltung kamen in protestantische Hände. Auch für die slowenischen Protestanten war Musik ein Mittel zur Verbreitung neuer Lehren. Die Reformatoren verlangten u. a., daß die liturgische Sprache jedem verständlich sei. Diese Ideologie führte auch in den slowenischen Ländern zu fruchtbaren Ergebnissen. Der bedeutendste Reformator Krains und Begründer der slowenischen Schriftsprache war Primo Trubar (1508-1586). Wegen seiner Predigten des Evangeliums wurde er verfolgt und mehrmals aus der Heimat verbannt. Zum ersten Mal mußte er Ljubljana im Jahre 1540 für zwei Jahre und später erneut im Jahr 1547 verlassen. In Deutschland (Tübingen und später Deredingen) organisierte Trubar eine große Druckerei und hat zahlreiche Bücher in die slowenische Sprache übersetzt und veröffentlicht. Somit ist Trubar zum Begründer der slowenischen Literatur geworden. Als 1584 Jurij Dalmatin (1547-1589) die Bibel in die slowenische Sprache übersetzt und veröffentlicht hat, war die slowenische Sprache bereits eine ausgeprägte Schriftsprache. Trubar bemühte sich auch um die Gesangbücher. Von Anfang hatte er, wie Luther, die Wichtigkeit des Kirchenliedes in der nationalen Sprache für die Verbreitung der protestantischen Lehre erkannt. Der Jesuit Conzenius hatte Recht mit der Aussage, daß »Luthers Lieder mehr Seelen geraubt haben als die Protestantische Theologie«. Auch aus diesem Grunde war seine ersten slowenische Schrift (Catechismus in der windischen Sprach, 1550) zum Teil auch ein Gesangbuch. Demzufolge ist dem slowenischen Kirchengesangbuch wärend des Ganzen 16. Jahrhundert der Titel Ta celi Catechismus erhalten geblieben. Trubar war in seiner Jugend Diskantist der Musikkapelle des Triester Bischofs Peter Bonomo und daher mit der Musik gut vertraut. Als erstes Buch veröffentlichte er 1550 den Catechismus mit sechs Liedern mit Melodien in der Mensuralnotation als kurzer Kommentar zum Kathechismus. Trubar beauftragte seine Landsleute, daß »sie jeden Festtag singen sollen«. Dieses Erste Gesangbuch im Catechismus wurde zur Grundlage aller weiteren protestantischer Gesangbücher. Im Jahr 1561 kehrte Trubar auf Einladung der krainischen Stände als erster Superintendant der slowenischen protestantischen Kirche siegreich nach Ljubljana zurück. Er war mit der Organisation der evangelischen Kirche des Landes voll beschäftigt und widmete seine gesamte Zeit und Kraft der slowenischen Kirchenordnung. Das bot dem Landesfürsten Erzherzog Karl eine willkommene Veranlassung, um Trubar unter dem Vorwand, daß diese Einführung der Kirchenordnung ein Eingriff in seine landeshoheitlichen Rechte sei, 25 Slowenische protestantische Gesangbücher im 16. Jahrhundert für immer aus seinen Ländern zu verbannen. Die Bitten des Landes blieben erfolglos. Trubar sollte aus Krain entfernt werden, und so mußte er Ende Juli 1565 Ljubljana wieder, diesmal für immer, verlassen. Er ging als Pfarrer nach Lauffen, von wo er bald nach Deredingen bei Tübingen versetzt wurde um näher zu Druckerei zu sein. Das zweite Gesangbuch Ene duhovne pejsni (Geistliche Lieder) wurde 1563 in Urach gegen Trubars Wille gedruckt. Trubar war mit einigen Texten und Melodien nicht einverstanden. Dieses Gesangbuch (von Mathias Klombner) ist zweiteilig, aber ohne Vorwort und ohne Melodien. Der erste Teil ist ein Abdruck der sechs Lieder und der Litanei aus Trubars Katechismus aus dem Jahre 1550, der zweite Teil mit 60 Liedern hat einen besonderen Titel Ene duhovne peissni (Der ander Theil der Windischen Psalmen und geistlichen Liedern). Diese Lieder des zweiten Teiles beziehen sich auf die Schöpfung, das Glaubensbekenntniss, den Vaterunser, auf Pfingsten und das Gotteswort; es sind Psalmen, Sterbe- und Begräbnisslieder, Morgen-, Abend- und Tischgebete, Lob- und Danklieder dabei. Vielen davon sind die Anfangsworte der Melodien übergeschrieben, nach denen sie zu singen sind. Die Autoren sind außer Trubar auch andere slowenische Protestanten. In Deutschland wandte sich Trubar wieder der literarischen Tätigkeit in slowenischer Sprache zu. Nach dem Psalter gab er 1567 unter dem Titel Eni psalmi sein wichtigstes Kirchengesangbuch in Tübingen heraus.Er hatte die alten und neuen slowenischen geistlichen Lieder und Psalmen gesammelt, geprüft und korrigiert und ließ sie nun mit den Melodien und eigenen neuen Noten drucken. Dieses Buch entsprach einem dringenden Bedürfnis und schon bald erschien seine neue erweiterte und verbesserte Auflage. Die Sammlung aus dem Jahre 1567 hielt er für die zweite Auflage des Gesangbuches. Leider ist diese Auflage nur fragmentarisch erhalten. Aus der dritten Auflage (1574) mit der Titel Ta celi Catechismus... (Der ganz Catechismus, etliche Psalmen, und Christliche Gesäng, die man auff den fürnemsten Feste singet, in der Windische Sprach. Zum dritten mal corrigiert und gemehrt), wissen wir, daß die Sammlung 41 Lieder mit 35 Melodien enthielt. Primo Trubar hat das Gesangbuch Georg Khisel gewidmet. Die Adelsfamilie Khisel war eine musikliebende und überzeugte Protestanten-Familie. Auf der Rückseite steht eine kurze slowenische Einnerung betreffs diesen Lieder an »mui lubi Crainei inu Sloveni«. Veit Khisel, der auch Bürgermeister von Ljubljana war, hat im Jahr 1544 Stadtpfeifer eingeladen und pflegte Kontakte mit verschiedenen italienischen Musikern. Viele von diesen Komponisten (z.B. Giacomo Gorzanis, Matthia Ferrabosco – 1585, Claudio Merulo – 1574) haben der Familie Khisel ihre Werke gewidmet. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist der blinde Lautenist Giacomo Gorzanis aus Apulien (it. Puglia), der in Kärnten und dann in Triest wirkte und seine Sammlung aus dem Jahre 1561 Libro primo Intabolatura di liuto Hans Khisel, sein Il primo libro di Napolitane (1570) dessen Sohn Georg Khisel widmete. Trubar hat in der Widmung an Khisel auch seine Gedanken über Musik geäußert. Er schrieb: »Die Musica mit jren Instrumenten und Orgeln hat gleichwol jren vrsprung, wie Moyses schreibet, von der Cainischen falschen Kirchen, namlichen von Jubal (wie sie dann hernach vnd jetzund am meisten vnd mit grossen vnkosten bey der Abgötterey vnd falschen Gottesdiensten, weltlichen Lüsten vnd Frevden wirdt missgebraucht). So hat doch Gott selbst neben andern Ceremonien vnd eusserlichen Gottes-Diensten auch die Psalmen vnd geystliche Lieder in der Kirchen zu singen befohlen.« Trubar zitiert dann 26 PRIMO KURET (1935) Paulus und Jakob, die verlangten von den Christen, »mit Hertzen ... Psallieren vnd Gott loben ... Dann die Musica, das Gesang, wan es recht vnd Gottsälig gepraucht würde, bewegt der Menschen Hertzen zur andacht vnnd Christlicher jinnerlicher Freud.« Und an eine andere Stelle: »Vnd als offt man zu Laybach: Nun bitten wir den Hey.Geist oder Ozha, Syn Duh Nebeski kral etc mit fünff Stimmen beym Regal, Posaunen, Cincken, vnd Schalmeien in der kirchen hat gesungen, hab ich dazumal allwegen ein sonderlich frewd, andacht, lieb, lust vnd ernst zum Predigen vnd Gebet in mir empfunden.« Die Gesangbücher waren für die junge evangelische Kirche von großer Bedeutung. Das bezeugten auch viele immer umfangreichere und vollständigere Auflagen aus den Jahren 1574, 1579, 1584 und 1595. Eine bedeutende Frage ist die Herkunft der Melodien. Trubar selbst schrieb in der Widmung aus dem Jahre 1574, daß er »unsere alte und neue slowenische geistliche Lieder und Psalmen – auf neue durchgeschaut, vermehrt und gedruckt mit besonderen neuen Noten hat«. Die nächste Auflage besorgte Jurij Dalmatin im Jahre 1584 und erwähnte, daß viele Lieder aus dem deutschen und lateinischen übersetzt wurden und daß er viele alte und neue slowenische Lieder gesammelt hat. Es handelt sich nach Trubars und Dalmatins Worten auch um älteres Repertoire der slowenischen katholischen Kirchlichenlieder. Eine Studie über diese Frage hat schon Josip Cerin in seiner Wiener Dissertation verfaßt und 1908 auch in slowenischer Sprache veröffentlicht. Vor ihm hat sich mit diesen Fragen bereits im 19. Jahrhundert Theodor Elze, der erste protestantische Pastor von Ljubljana befasst. Später haben auch andere Autoren (Mirko Rupel, Joe Koruza, Dragotin Cvetko, Andrej Rijavec) über slowenische protestantische Gesangbücher geschrieben. Aus diesen Forschungen geht hervor, daß als Vorbilder neben dem deutschen Achtliederbuch (1524), dem Geystlich Gesang-Büchlein von Johann Walter aus dem Jahr 1524, besonders die Geystliche Lieder (1524) von Valentin Babst und eine Ausgabe von tschechischen Brüder Pysnicky duchovai (1501,1505) dienten. Bei den slowenischen Gesangbüchern handelt es sich um verschiedene Ebenen: einersits sind es übersetzte und umgearbeitete lateinische, deutsche und tschechische Lieder, anderseits alte slowenische Kirchenlieder. Das sind diejenigen Lieder, die mit »ta stara peissen« - »das alte Lied« - »vetus Slavorum« oder »vulgaris Slavorum cantus« bezeichnet sind: Te stare deset zapuvedi – vetus Slavorum Decalogus oder Vulgaris Slavorum in die resurrectionis cantus etc.. Die Texte sind überwiegend liturgisch, ihre Zahl ist größer als die der Melodien. Bei Texten ohne Melodie haben die Herausgeber angegeben, nach welcher Weise sie gesungen werden sollten. Und umgekehrt: derselbe Text konnte nach verschiedenen Melodien gesungen werden. Die Singbarkeit der Melodien ermögliche die schnelle Verbreitung der Lieder, die bald überall gesungen wurden. Sehr bekannt war z.B. das alte Lied Jezus ta je od smerti vstal (Christ ist erstanden). Die Bedeutung des einstimmigen Singens war für die Protestanten sehr groß. Darauf weist auch die Tatsache, daß Trubar und seine Mitarbeiter neben Gesangbüchern auch andere Bücher mit Noten ausgestattet haben. So z.B. im Jahre 1567 in Tübingen Eno duhovno peissen – Ein geistliches Lied gegen den Türcken geschrieben in der Mensuralnotation, oder Tri duhovne peisnni – Drei geistliche Lieder aus dem Jahr 1574 mit 11 Liedern, davon 4 mit Melodien. 1574 erschien auch in Ljubljana in slowenischer Sprache Der ganze Passion, aus allen vier Evangelien, die nach einer deutschen Melodie 27 Slowenische protestantische Gesangbücher im 16. Jahrhundert O Mensch bewein dein Sünde groß oder nach einer slowenischen Sueti Paul gesungen werden sollte. Dieses Lied besteht aus 30 Strofen von je zwölf Zeilen und fand, trotz seiner Länge, Aufnahme in die 4. Auflage des slowenischen Kirchengesangbuches. Ta pervi Psalm oder mit deutschen Untertitel Der erst Psalm Dauids mit dreyen Auslegungen, zum Trost den betrübten Christen, so von Turcken vnnd Papisten verfolget werden, in Gesangweiß gestellt. Dieser Druck enthält 4 Lieder (drei Auslegungen des 1. Psalm und ein Abendgebet von Primo Trubar), wovon zwei mit Melodien versehen sind. *** Viele von diesen Liedern gehörten auch zum Liedgut in der Lateinschule, wo man auch den Figuralgesang pflegte. Die Standesschule war ein wichtiges Zentrum der Musikkultur in Ljubljana. Ich habe die Bedeutung des Musikunterrichts in der Schule bereits erwähnt. Darüber sagte Luther: »Ein Schulmeister muß singen können, sonst sehe ich ihn nicht an.« Die Musik in der Schule in Ljubljana betreuten verschiedene Kantoren; man pflegte mehrstimmigen Gesang und Instrumentalmusik. Welcher Art die aufgeführten Kompositionen waren, ist nicht bekannt. Unter den Kantoren der Ständeschule war auch Wolfgang Striccius. Er ist auch der einzige, dessen Werke aus dieser Zeit erhalten geblieben sind. Striccius wurde 1570 in Wunstorf bei Hannover geboren und wirkte in der Zeit von 1588 bis 1591 u.a. als Kantor der Ständeschule in Ljubljana. Seine erste Sammlung deutscher Lieder aus dem Jahr 1588 Neue teutsche Lieder mit vier Stimmen wurde bei Katherina Gerlach in Nürnberg gedruckt. Ihr Verfasser wird als Kantor der Krainischen Landesstände bezeichnet. Die Sammlung umfaßt 21 Lieder (zwei sind dreistimmig und eines zweistimmig), mit fast ausschließlich geistlichen Inhalt, weltlich sind nur zwei. Bei den Texten handelt es sich um deutsche Versifizierungen biblischer Sprüche aus den Büchern der Propheten. Die Stücke sind vorwiegend für hohe Stimmen, d.h. für einen Schulknabenchor komponiert worden. Striccius´ Werke sind für eine besseren Einblick in das Musikrepertoire in Slowenien in der Zeit der Reformation von Bedeutung. Zweifellos wurden die Lieder aus der Sammlung Neue teutsche Lieder auch aufgeführt. Diese Lieder sind nicht nur als historisches Dokument interessant, sondern auch als Kompositionen von gewissem künstlerischem Wert. Angesichts der starken Betonung der Polyphonie in dieser Sammlung, erscheint das Lied Ich weiß das mein Herr Jesu Christ, das einen völlig andersartigen Aufbau aufweist, ungewöhnlich. Es handelt sich um ein kurzes und einfaches zweiteiliges Lied, das konsequent homophon gesetzt ist. Es wirkt durch seine weiche und gesättigte Klanglichkeit, die durch Kombinationen von vollen, fast immer in ihrer Grundform vorkommenden Dreiklängen entsteht. Es handelt sich also um ein neues Klangideal, dessen Ursprung im italienischen Süden beheimatet ist. Die zweite Liedersammlung mit dem Titel Der erste Theil Newer Teutscher Gesänge zu Fünff und Vier Stimmen erschien im Jahr 1593. Im ersten Drittel der Widmungsseite sind drei Widmungen zu lesen, die zu Ehren verschiedener Komponisten gedichtet wurden. Der letztgenannte Jacobus Praentellius wirkte in den Jahren 1585-1595 als Rektor der lateinischen Schule in Ljubljana, was vermuten läßt, daß Striccius auch nach 28 PRIMO KURET (1935) seiner Rückkehr nach Deutschland noch Beziehungen zur Ljubljana aufrechterhielt. Es handelt sich um 26 4- und 5-stimmige Lieder. Beide Sammlungen wurden in der Bibliothek der Königlichen Musikakademie in Stockholm aufbewahrt. Es ist bekannt, daß Striccius 1600 noch eine dritte Sammlung Neue Teutsche Gesänge zu Dreyen Stimm. herausgab. Diese Sammlung ist seit dem letzten Krieg verschollen. Striccius starb um 1611 in Hannover. Die Kenntniss seines Werkes ergänzt das Bild des Musikrepertoires in Ljubljana zur Zeit der Reformation. Im 16. Jahrhundert sind trotz vieler Hindernisse verschiedene Einflüße aus Italien, Deutschland und anderen Ländern nach Slowenien gelangt. Die Beziehungen der Adelsfamilie Khisel habe ich bereits erwähnt. Die krainischen Stände hatten nachweislich auch Verbindungen zu einzelnen Komponisten, so z.B. zu Giacomo Gorzanis und zu Johannes Herold, dem Kantor der Kärntner Stände, der 1596 einige seiner Motetten (Christliche Gesäng) an die Krainer Stände sandte und ihnen auch 1596 seine Sammlung geistlicher Lieder widmete. Viele slowenische Musiker wirkten in dieser Zeit außerhalb der slowenischen Länder. Der bekannteste ist wohl Jacobus Gallus (1550-1591), der in der europäischen Mehrstimmigkeit eine entscheidende Rolle gespielt hat. Georg Prenner (?-1590) aus Ljubljana, z.B. wirkte u.a. auch in der Wiener Hofkapelle (1551-1560). Er schrieb größtenteils geistliche Werke, Motteten und andere Werke. Er starb in St. Pölten im Jahre 1590. Als protestantischer Musiker wirkte Daniel Lagkhner (2. Hälfte des 16. Jh. - nach 1607) aus Maribor im Dienste des protestantischen Barons Losenstein in Loosdorf in Nieder-österreich als Organist und Kantor. Lagkhner ist durch seine vier Sammlungen, besonders Soboles musica und Flores Jessaei, beide in Nürnberg gedruckt, bekannt. Zwei weitere Sammlungen sind entweder verschollen oder unvollständig. Zum Schluß möchte ich noch einmal wiederholen, daß der bedeutendste Beitrag der slowenischen Reformation für die slowenische Musikkultur die Einführung des einstimmigen, einfachen, protestantischen Chorals in slowenischer Sprache war. Neben des Evangelium und der Predigt wurde der protestantische Choral zum Kern der protestantischen Liturgie. Die Autoren haben sich an die Melodien und Texte des deutschen protestantischen Chorals angelehnt. Aber auch hier war die Herkunft der Melodien oder der Texte weniger bedeutend als die heimische, d.h. slowenische Sprache und die Tatsache, daß der Text klare dogmatische Religionswahrheit ausgedrückt hat. In diesen flexibilen und wirkungsvollen Form ist der protestantische Choral auch Bestandteil der protestantischer Bildung in der Schulen gewesen. Besonderen verdienstvoll aber haben Trubars Kirchengesangbücher, in denen einige der ältesten mittelalterlichen slowenischen Kirchenlieder aufbewahrt und erhalten geblieben sind. Die Bemühungen der Protestanten um die Musik weckten auch das Bedürfnis nach guten Musikern und guter Musikausbildung. Das alles sind Erfolge, die auch zukunftweisend waren. 29 Slowenische protestantische Gesangbücher im 16. Jahrhundert Literatur CVETKO, D.: Slovenska glasba v evropskem prostoru (Slovene Music in its European Setting), Ljubljana 1991. 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Povzetek Slovenske protestantske pesmarice 16. stoletja Slovenski protestantski voditelji so v kratkem obdobju petinštiridesetih let (1550–1595) natisnili niè manj kot 56 knjig, veèinoma verskih vsebin, med drugim je leta 1584 izšlo celotno Sveto pismo v dokonènem prevodu Jurija Dalmatina. Od teh 56 knjig jih osem vsebuje notne primere, kar je natanko ena sedmina vseh tiskov. Še veè: e prva slovenska knjiga, Catechismus iz leta 1550, ima šest pesmi in litanije, vse notirane. Teh osem knjig z glasbenimi primeri je zelo razliènih. e na prvi pogled jih lahko razdelimo na dve enaki skupini. V prvi so prilonostni tiski ali tiski s drugim, ne prvotno glasbenim namenom, ki imajo tudi notirane pesmi; v drugi skupini so tradicionalne pesmarice, èeprav naslov knjige vedno tega ne pove povsem natanèno. Slovenski protestantski voditelji so pesmi za objave èrpali iz nemških predlog, in sicer tako po literarni kot po glasbeni plati. Pri tem je potrebno poudariti, da so bili na podroèju literature precej bolj samostojni kot na glasbeni. V veèini so samostojne pesnitve. To velja tudi za tiste, ki imajo na zaèetku latinski ali nemški naslov. O tem, kako so nastajale slovenske protestantske pesmi, je slovenski muzikolog Josip Èerin zapisal: »Trubar vzame iz nemških pesmaric tekst, ga prevede in brez napeva priobèi v slovenski pesmarici; k napevu pa zloi novo, smiselno sorodno pesem, tako da imamo pri teh napevih dvojno besedilo, prevod in samostojno pesnitev«. (Edo Škulj) 30 PRIMO KURET (1935)