Nlatter^Kraln. Dez!eDe zur S^at^ttt^ev ^el^unD. Sagen der S'lovenen. > i l. ! ^^s wäre gewiß eine lohnende Arbeit für den vaterländischen Geschichtsforscher, den Sageureichthum der Slovcnen nach allen j 5tichtuugen auszubeuten, die Genesis dieser Traditionen auf die ^ ihnenzu Grunde liegenden Naturanschauungen und histor. Thatsachen, die häufig auf einen uralten heidnischen Kultus reichen, zurückzuführen, und wo sich ähnliche Anklänge bei den übrigen ' Slavenstämmcn vorfinden, ihre '>'on einander abweichenden ! Einzelnhciten, ferner die Metamorphosen, welche jene im ! Verlaufe der Zeiten durchgemacht haben, aus der Verschie- i denheit des National-Charakters, aus der Beschäftigung des ! Volkes und dem jeweiligen Bildungsgrade desselben nachzuweisen. Leider besitzen die Slovcncn kein Werk, worin dieses ! i:l kulturhistorischer Beziehung höchst wichtige Matcriale aus^ , gespeichert läge, und unsere realistische Zeit ist der Sammlung ! der i» dem Munde des Volkes noch lebenden Sagen keines- ! wegs günstig, indem sich der gemeine Manu gegenüber dem Gebildeten, aus Vesorgniß, cr könnte als Zielscheibe des ^ Spottes nud Witzes dienen, nur ungern zu solchen Grzah- ! lungen herbeiläßt, dic ihm selbst albern dünken, nach seiner ! Meinung nur in langen Winterabenden in den Spinnstuben, ^ "der als Kindermärchen sich noch anhören lassen. i Vei dieser Schwierigkeit im Sammeln ist der Werth z solcher Aufzeichnungen um so höher zu stellen, nur müssen z sie objektiv gehalten und von allen weitern Andichtungen und Ausführungen, wie sie Mancher als verschönernde (?) Beigabe hinzufügt, rein erhalten werden. Vei den einzelnen ^ Sagen thäte auch eine genaue Lokalisirung derselben, mit ! 'Angabe ihres geografischen Vorbereitungsbczirkes, noth. Die- ! N'r letztere Gesichtspunkt hat in einer erst in jüngster Zeit ! entstandenen Wissenschaft, nämlich in der Pfianzengcografie, ! die schönsten Resultate zu Tage gefördert, und seine Anwendung auf jenes Gebiet historischer Forschung dürfte um so mehr anzuempfehlen sein, da ja die Sage ebenfalls als eine Blume des Volkslebens, die leider im Aussterben begriffen ist, ! angesehen werden kann. Welche reichlichen Schätze davon die '»'mguistik, die Gthnografie und die kaum im ersten Keime befindliche slavische Mythologie zu erwarten hätte, ist von ! selbst einleuchtend. ! Als Sammler in dieser Richtung steht unter den Südslaven der Serbe Vuk ^lolttnovi^ unerreicht da, und so wie seiner Herausgabe der „Serbischen Volkslieder" die gerechte Bewunderung Europa's zu Theil wurde, ebcnso erregten auch seine vor einigen Jahren erschienenen „Erzählungen des serbischen Volkes" eine gleichgroße Sensation. Nur eine tiefe Empfänglichkeit für die leisesten Anklänge des echt Volks-thümlichen, verbunden mit ruhiger Objektivität und feinem Takte, vermag aus der Masse des mituuter Abgeschmackten, was sich das Volk erzählt, das rechte zu finden, das Korn von der Spreu zu sondern, und selbst einzelne Fragmente der Volkssage zu einem anziehenden Bilde zusammenzustellen. Auch den Sagen unseres Volkes wird endlich die verdiente Beachtung zu Theil, und eine lobenswerthe Rührigkeit gibt sich unter den jüngern slovenischen Schriftstellern auf diesem Gebiete kund, wie man fast aus jeder Nummer der sloven. Zeitschrift „^virl)" erfahren kann. Ginc kleine Vli'lthenlese aus dem dort Veröffentlichten dürfte auch für unsere Leser von Interesse sein. Es waren goldene Zeiten für den Bauer, erzählt die Sage, als sich noch dic weißen Frauen (dcl« /^nc) sehen ließen. In ganz Krain sind sie auch unter dem Namen rnjonieo bekannt, was füglich mit Fruchtspeuderin übersetzt werden könnte, da rnMnea an rmlovitnoßt, Fruchtbarkeit, die von ihnen ausströmte, erinnert und auch aus gleicher Wurzel stammt. Die kärnt. Wenden haben dafür die Bezeichnung /.^lik/^ne, welches hybride Wort so viel als selige Weiber bedeutet uud aus dem korrumpirtcn „selig" und »x<'N3« (Weib) zusammengesetzt ist. Die „weißen Frauen" warcu von ausnehmender Schönheit und zeigten sich stets, in weiße Gewänder gehüllt, mit gelösten Haaren. Am liebsten bewohnten sie die lustigen Anhöhen, zuweilen wählten sie sich auch Grotten zum Aufenthalt. Die geheimen Kräfte der Natur waren ihnen wohl bekannt, und wenn die Zeit kam, da es am besten war, diese oder iene Frucht zu säen, riefen'sie von den Anhöhen: „säe, säe!< ^ "Jenem, der ihrem Rufe folgte- er erntete tausend-I faltigen gen. Hier nur ein Beispiel davon. Lichtmeß war vorüber und tiefer Schnee deckte Berg und Thnl, da rief die weiße Frau jeden Morgen von der Höhe ' des Vnncove (in Oberkrarn): „Bauer, säe Bohnen!" Der Bauer zögerte Anfangs, aber da cr den Ruf jeden Morgen hörte utld sich dachte, die Rojeniza habe ihm bisher nurGuks ^ gerathen, entschloß er sich, Folge zu leisten und bcsäetc die Milte ! des schneebedeckten Feldes mit Bohnen. Als der Schule , geschmolzen war, bestellte er auch das obere und untere Stnk ! des Feldes mit jener Frucht. Was er spater gesäet, ging , vor dem dielen Ungeziefer zu Grunde, die Frühsaat abec ! wuchs erstaunlich in die Höhe, nur seyte ste keine einzige ! Hülse an. Aergerlich darüber, trieb er die Kühe in's Feld, um das grüne Kraut abweiden zu lassen. Da zeigte sich der > Segen der weißen Frau, alle Stengel waren mit reifen Samen angefüllt. Oft zeigten sie sich den Hirten auf der Weide uud molken ! - die Milch ihrer Kühe in silberne Melkgeschirre. Niemand hätte es gewagt, sie dabei zu stören, da dem Hause später dafür großes Heil widerfuhr. i Ihr Gesang war wundervoll, und von seinem Zauber ! ' weiß man Vieles zu erzählen. So lebte am Fuße des Obir i (in Kärnte») ein Jäger, der häufig nach Hirschen und Rehen ! pirschte. Einst verfolgte er eine weiße Hirschkuh und vernahm den wunderlicblichen Gesang der Rojeniza, der ihn so sehr entzückte, daß er auf sein Wild gänzlich vergaß. ! Obwohl sich die „weißen Frauen" der Menschenkinder ! nur aus Mitleid und Wohlwollen erbarmtau, war ihr Herz ! auch den Gefühlen der Liebe nicht fremd, leinst schlief ein ! schöner Hirt auf einer Alpe im Freien. Die Nojcniza schwebte ! ober ihm auf einer Wolke vorüber. Sie wurde seiner gewahr, ! stieg von der Wolke herab und küstte den schönen Schlafer. ! Der Hirt erwachte und fühlte unendliche Süßigkeit im Herzen 5 und auf den Lippen. Der Hauch der Rojeniza hatte ihm die ! Schnelligkeit des Hirschen und solche körperliche Schönheit ? gegeben, daß alle Mädchen des Dorfes bei seinem Anblick ^ närrisch wurden. Man warf ihn deßhalb in einen tiefen > Kerker, aus welchem ihn die Nojcniza entführte. Später wurde der Hirt nie wieder gesehen. Also wird in Kä'rnten erzählt. Die ,,wcißen Frauen" gingen mit ihren Lieblingen auch den Bund der Ehe ein. Doch mußten diese geloben, sie nie um ! die Ursache ihres Thuns und Lassens zu befragen. Wurde dieß j Angelobniß gebrochen, so verschwand die weiße Frau für immer, j An die Stelle der idyllischen „weißen Frauen" der ! Slovenen traten in den Sagen der kriegerischen Serben die Heldengestalten der „Wilcn" auf, denen in den epischen Dichtungen dieses Volksstammcs die Rolle der homerischen i Götter zugedacht ist. Auch die Wilcn sind mit allen Reizen der Schönheit ausgestattet. Das Volkslied kann zum Lobe ! des serbischen Mädchens, nachdem es sich in der Schilderung ! aller weiblichen Vorzüge erschöpft hat, nichts mehr hinzufügen, i als „daß die Wila im Waldgebirge nicht schöner sei." Sie besitzen die Schnelligkeit des Windes und jagen auf den Wolken einher. Die Rosse der berühmtesten Helden werden, mit Rücksicht auf diese Eigenschaft, „Wileurossc" geuannt. Auch die ! Wilen erscheinen in weißen wallenden Gewändern, mit ge-. ! löstcm Haare, sie bewohnen die Berghohen, tanzen daselbst ! auf offenen Plätzen den Rundreisen, wetteifern im Gesänge mit Menschenkindern und kennen alle Heilkräfte der Natur. Doch wäre es für ihren hohen Sinn zu niedrig, de:n Landmanne berathend zur Seite zu stehen, über seine Saaten eine Aufsicht zu führen; sie sind Verschwisterte der Helden, mit denen sie Bündnisse schließen. . Sie warnen diese ihre Lieblinge vor drohenden Gefahren und leisten ihnen in der größten Noth auch persönliche Hilfe. Das Wohl der Nation liegt ihnen zunächst am Herzen; wird es durch feindliche Einfälle oder durch innere Zwietracht gefährdet, so lassen sie ihren Mahnruf ertönen. In Oberkrain und Kärnten sind die Wilcn nicht einmal dem Namen nach dem Landvolkc bekannt, wohl abcr in dem Gürtel Uuterkrain's, welchen die weißen Krämer bewohnen, und in dem an Kroatien angrenzenden Theile von Unter-fteiermark. Wir wollen eine nach der Erzählung des Volkes in der Umgebung von Warasoiu wörtlich niedergeschriebene, auch an der Kulpa einheimische Sage, worin von der Wila die Rede ist, in wortgetreuer Uebcrsetzung des slav. Tertes (Mvj«o, p. 149) hier wieder geben. Einst war eine Mutter, welche den Xl-nl^vio Mgj-lio gebar. Sie hatte ihn anferzogen und auf Heldenfüße gestellt. Als Marko heranwuchs, mußte er Schweine hüte»; aber er war schwach und ein kleiner Knabe, so daß ihn seine Gefährten schlagen konnten, und sie wollten, daß er ihr Diener wäre und ihre Schweine hüten sollte. Er aber wollte es nicht thun, und sie schlugen und mischandenen ihn also, daß er von ihnen fliehen inußle. Er lirf davon lind gi»H in's Fcld, lind inte herum, indem er sich dabei dachte.' sie würden micbHen ganzen Tag schlagen, bald der cinc, bald der andere, so aber, wenn ich Abends zu ihnen komme, wird es bloß ein Mal geschchcu. Umherirrend, kam er zu einen» Kinde. Er gewahrte, daß es schön war und an der Sonne läge. Er bereitete ihm Schatten von Zweigen und ging ein wenig weiter, rro, er sich setzte. Als er also saß, kam die Nila herbei uud sprach bei sich selbst: „Lieber Gott! wer hat das getban? mag er mich, bitteu um was immer auf der Welt, ich würde es ihm geben/' Marko erblickte sie, trat näher und sagte- „Schwester, ich habe dieß gethan." „„Du thatest es, Brüderchen? Wohlan, um was immer du mich bittest, will dir schenken, weil du so gut warst, dem KindvSchacten zu bereiten."" „Aber, theure Schwester, das, um was ich dich bitten würde, könntest du mir nicht geben." „„Nun, was wäre das? sage es mir nur."" Er dachte daran, daß ihn seine Gefährten auf der Weide nicht schlügen, und bat sie, daß er gerne stark und kräftig wäre, damit ihn jene nicht mißhandelten. Und sie antwortete- „Wohlan, da dieß dein Wunsch ist, so sauge an meiner Brust." Er folgte ihr und that es. Darauf sagte ihm die Wila.- „Nun, rüttle an diesem Steine, ob du ihn wohl wirst bewegen könneil." Der Stein wog zwölf Zentner. Er versuchte es, abcr er brachte ihn nicht von der Stelle. Da sagte die Wila- „Sauge nochmals, hernach versuche ihn von der Stelle zu verrücken." Er that beides, und lockerte ein wenig den Stein. Dann trank er nochmals, und konnte ihn schon heben. Und abermal trank er, da konnte er den Stein schon in die Höhe werfen, wen über dic Verge, ! daß er nicht mehr zu sehen war. Und zuletzt befahl ihm die z Wila, noch zu saugen. Dann aber sagte sie- „Gehe nnn ! überall hin, wo es dir lieb und theuer ist, dich wird Niemand ! mehr schlagen, auch nicht deine Gefährten." ^ Eine sonderbare Weihe für seine künftigen Heldenthaten erhielt nach dieser Erzählung der vorzüglichste Held der Südslaven. In den serbischen Volksgesängen findet sich keine, auch ^ nur entfernte Andeutung dieser Sage, und obwohl dem Ruhme ! des Helden der Umstand, daß er Schweine gehütet, keinen ! Abbruch machen würde, da die homerische Anschauung dieses 5 Standes, der im Schweinhirten Eumäus der Ooysse seine ! epische Verherrlichung erhielt, auch bei den Serben gang und ! gäbe ist, so wird doch in den Marko-Li:dcrn seine königliche ^ Abkunft besonders hervorgehoben. , In den spätern Thaten dieses abenteuerlichen Helden i stimmen die slovcnische Sage und das serbische Volkslied ! mehr überein. Verschiedenes Vürger's Grab. Auch nach dem Tode wurde Bürger l von einem mißgünstigen Geschicke verfolgt. Sein Grab war i lange Zcu unbekannt. Im I. 1846 wurden Studirende in ! Göttingcn durch Otto Müllcr's N^man, welcher Vürger's , Leben zum Gegenstande hat, veranlaßt, Vürger's Grab zu ! ermitteln; es gelang anch wirklich durch einen Todtengräbcr, der sich der Erzählung eines Schneiders erinnerte, daß einmal ein armer Mann, Bürger geheißen, an einem gewissen Orte begraben worden. Der Mann sei vor Elend gestorben, nnr ! der Buchhändler Dietrich sei gefolgt und dieser habe eine ! Akazie auf das Grab gepflanzt. Man fand die Akazie und z erkannte daran die Ruhestätte. Die Studirenden ließen sich auf ewige Zeiten die Stätte schenken, um ein Denkmal darauf zu errichten. Aber das Denkmal kam nicht zu Stande, obwohl man scinethalb auch die Aka;ie gefallt hat. Zur Naturgeschichte der Forelle. Was dic viel- ! besprochene Frage betrifft, ob die Forelle höre, so scheint es ^ ausgemachte Thatsache zu sein, daß sie einen außerhalb des Wassers erregten Lärm nickst hört. Man hat wenige Ellen von einer Forelle entfernt Gewehre abgefeuert und keinerlei ! Symptome der Unruhe bei ihr wahrgenommen, was gewiß geschehen wäre, wenn sie den Knall gehört hätte; und obgleich einige englische Werke über das Angeln dem Angler annuhcn, bei diesem Geschäfte nicht laut zu sprechen, weil er sonst die Fische verscheuchen könnte, so ist so viel gewiß, daß der Angler weder durch Sprechen noch durch sonst einen Lärm, den er macht, Gefahr läuft, die Forellen zu verscheuchen, j Man hat sie häufig unter einer Eiscnbahnbrücke gerade in dem Augenblick gefangen, wo der Zug auf ihr dahinrollte. ! Von aller Sinnen, welche dic Forelle besitzt, ist das Gesicht der vollkommenste und derjenige, welcher dem Angler am meisten zu schassen macht. Die Naturforscher behaupten zwar, Man könne aus dem Aussehen und dem Vau des Auges nicht schließen, daß das Gesicht der Forelle ein sehr scharfes sei; allein der Angler hat allen Grund, entgegengesetzter Ansicht zu sein. Die Forellen können selbst im fließenden Wasser die klc!nste Fliege entdecken, und Nachts, wenn es so dunkel ist, daß der Angler weder seine Fliege noch selbst seine Angelruthe sehen kann, wird die Forelle eine Schnakenfliege wahrnehme und ergreifen, was gewiß ein Beweis ist für den Besitz außerordentlich scharfer Sehekräfte. Die Augen der Forelle liegen in der Stirne des Kopfes und schauen seit" wärts, so daß sie nicht nur nach vornen, sondern auch nach beiden Seiten und selbst ein wenig nach hinten sehen kann. Pariser Blätter erzählen folgende Anekdote. Unlängst wurde einer armen Frau, dic ihre Miethe nicht bezahlen konnte, das Mobilar öffentlich versteigert und das Meiste vom Micthsherrn erstanden. Ein Gemälde — reiner Schund — wird für 1 Francs ausgerufen. Der berühmte Maler F., zufällig anwesend und von dem Elend der Unglücklichen tief ergriffen, laßt sich die Leinwand hcrreichcn, prüft das Fabrikat mit ernster Kennermiene und gibt es zurück mit dem laut tönenden Angebot von 100 Fr. Als der Mkths-hcrr dieses hörte, dachte er: Wenn der 109 bietet, so ist das Ding mehr als das Doppelte werth, und rief- „Zweihundert." „Fünfhundert," entgegnete dec Künstler. „Sechshundert" der Andere. So trieben sie sich gegenseitig rasch in die Höhe, bis der Hausherr das letzte Angebot mit zweitausend zweihundert Francs hatte. Auf ein Mal wurde es still; der Hommiisär rief zum ersten — zum zweiten — zum dritten Mal; der Hammer fiel und das Gemälde hatte seinen Besitzer geändert. Der neue Eigenthümer wendete sich hierauf an den Künstler mit der Frage, was er denn eigentlich dem Ding für einen Werth gebe? — Aufrichtig gestanden — wenn Sie 3 Fr. l'0 Cent. dafür bekommen, so können Sie sich gratulireni ich wenigstens wollte es nicht für diesen Preis. -7-Sie scherzen. — Nicht im Mindesten. — Sie boten ja selbst zweitausend Francs! -- Allerdings! Aber nur, um einem Manne, der 26.000 Fr. Renten hat und eine arme Frau wegen 200 Fr. schuldiger Miethe auspfändet, eine Lektion zu geben. Ich habe auf Ihre feine Nase spckulirt und gewonnen. Die Rollen sind jetzt gewechselt. Sie sind der Schuldner und die Frau der Gläubiger, und Sie werden Hetzt hoffentlich die Versteigerung nicht weiter fortsetzen. Sprach's — empfahl sich und komponirtc seither die „Auktion dcr armen Frau" für eine dcr nächsten Pariser Ausstellungen. Eine Uhr aus - - Stroh! In einem der Pariser Strafhäuscr befindet sich ein junger Mann von 18 Jahren, der, in eine Diebstahlsgcschichte verwickelt, vor beiläufig einem Jahre zu fünfjähriger Gefängnißstrafe verurtheilt lvurde. Der junge Mann hat eine wunderbare Begabung zum Kopfrechnen und zur Anwendung desselben auf mechanische Kombinationen. Trotz des Mangels an geeigneten Werkzeugen führt er ohne Unterlaß seine kleinen Erfindungen aus. Das Außerordentlichste leistcle er jedoch vor einigen Tagen; er fertigte, wic die „Patrie" meldet, ei:.e Uhr aus Stroh an. Als dcr Direktor, dcr sich für das junge Talent int,ercssirt, den Künstler in seiner Zelle besuchte, redete ihn dieser mit den Worten an.' „Wollen Sie, Herr Direktor, mir wohl die Zeit auf Ihrer ! angeben, auf daß ich die meim'gc darnach richten kö,me." ^ „Sie babcn also eine Uhr? f.'ug der erstaunte Direktor, z „Ja, scit gestern," lautete die Antwort, und er wies sein kleines Kunstwcrl vor. Dasselbe m'ßt beiläufig fünf Centi-metcr im Durchmesser, bei einer Stärke von zwei Centimeter; die Uhr läuft, einmal in Gang gebracht, ununterbrochen durch drei Stunden. Sie ist aus Stroh, Zwirufädeu, zwei Nä'h-und einer Stecknadel angefertigt, das Zifferblatt ist aus Papier. Der Erfinder hofft, dieselbe bis zu einer Gangdauer von zwölf Stunden zu vervollkommnen. Die schwersten Glocken dürsten etwa folgeude sein- ! Moskau besitzt eine Glocke im Gewicht von 307.824 Pfund, ! eine andere von 423.442 Pfd., drei andere von 32.690 bis 62.l;ü0 Pfd. — Nowgorod 63.63« Pfd. — Ollmütz 36.362 Pfd. — Wien 33.<>.':4 Pfd. — Westminster 32.330 Pfd. — Erfurt 27.988 Pfd.'— Paris 26.178 Pfd. — Köln 22.648 Pfd. — Vreslau 22.344 Pfd. ^ Görlitz 23.602 Pfd. — ! Mork 21.836 Pfd. — Brügge 13.438 Pfd. — St. Peter ! iu Rom 16.230 Pfd. u. s. w. Äa5 Porträt dez ^. P. Vergeriu^. ! Dic iu der vorletztcil Nummer dieser Blätter enthaltene Mittheilung Dr. H. E. (^osta's über ein im Besitze Dr. Aler. Volpi's befindliches, ailgeblich von Tizian hcrrührrndes Bild des P. P. Vergerius bedarf ! mehrfacher Berichtigung. Das fragliche Gemälde ist zwar fein „Pracht- ! werk", aber doch ein hübsches Bild, das leider ziemlich gelitten hat und ! dem eine „Erfrischung der Farben", wenn cS außer der Uebermalung eine solche gäbe, recht noth thäte. Ist es aber schon zweifelhaft, ob dieses ^ Bild überhaupt von Tizian herrühre, so ist es anderseits zweifellos, j daß dieses Bild nicht das Porträt des Vcrgcrius ist. Findet sich ! zwar in den Gesichtsziigcn eine weit entfernte Ähnlichkeit mit Ver-gcrius, so stimmt doch schon daS auf dem Stuhl angebrachte Wappen mit dem des Vergerilis (nach Dr. Kandler eine WIrsiügstaudc im v<ü?,!i) nichl llberein, und dieser kann hier durchaus nicht dargestellt sein, da wir '.as Bildniß eines Kardinals vor uus haben, P. P. Vergc-rius aber uicmals Kardinal war. P. P. Vcrgcrius — dessen Lcbcusgeschichte für Kram insofern wichtig ist, als er es war, welcher im Januar 1555 zuerst Primus Trüber veranlaßte, dic Bibel in die slovcnischc Sprache zu übersetzen — war im I. 4498 in Capo d'Istria gebore», studirtc in Padua, war sodann Richter in Verona, Kriminalrichtcr in Padua und Rechtsanwalt in Venedig. Ohuc jemals verheiratet gewesen zu sein (wie ans seinen eigenen Briefen an Pietro Arctino hervorgeht), trat er svätcr in dcu Dienst der Kirche, wurdc vom Papst K lcmcns VII. mit dem Ll-gatcu Campeggi u'.',d deni Nuntius Pimpinclli zuin Reichstag nach Augsburg (l530) abgcrrdnrt und dann am Hofe des Königs Ferdinand als Nuntius beglaubigt, von welchem lctztern er Bcnefizien iu Ungarn, Istricn und Friaul erhielt. Papst Paul IU. rief nach seiner Thronbesteigung (1534) Vcrgerius zurück, sandic ihn aber neuerdings als Nuntius nach Deiltschlanr. Nach seiner Rückkunft von da entsagte Vcrgcrius der Nuutiatur «nd wurdc am 5. Mai 153<» zum Titularbischof von Modrusini» (in Kroatien), bald darauf zum Bischof von Cavo d'Istria ernannt. Im I. 1549 bcgclh cr sich nach Frankreich und zum Kolloquium nach Worms. ?lls er von hier in scinc Diözese zurückgekehrt war, erwarteten Viele seine Grncnimng zum Kardinal, die aber . nicht erfolgte, und es wird sogar iu Abrede gestellt, daß sie jemals M beschlossen gewesen sci. Im I. 1548 trat cr zur cvangcl. Kirche übcr; cr begab nch nach Graubünden und vou da nach Württemberg, wo cr am 4. Oktober l565 starb. Vcrgerius war nie verheiratet, nie Kardinal, also auch uicht „als solcher" mit der Nuutiatur betraut und nach Deutschlaud gesendet - wie Dr. Costa angibt, indem cr noch hinzufügt, daß das hier in Nedc stehende Kardinals-Porträt als Porträt dcs Vergcrius „oft genannt und zitirt werde." (!) Wer mehr übcr P. P. Vergcrius wissen will, lest das im I. t855 in Vraunschwcig erschicncuc, ausge-zcichnctc Werk: „P. P. Vergeriuö, von Ehr. H. Sirt." ,^ Üeslerreichischo Literatur. Vesterrcichischc Fcldlerchen. Lieder und Vesnugc ,'u obdcrsünsischer Mund-art, von K. Ä. Halteulirunncr. Iliirnl'crg 1857, dei Ebucr. Iu den Jahren 182tt bis 1840 hinaus erfreute sich das Laud ob der Cnns ciucr eigenen Dichterschulc, welche iil dem wackern Leopold Schleifer ihren Mittelpunkt, im unvergeßlichen Kompositcur Schubert den Ausdruck, in Stadlcr, Kunt, Schicdermaicr x. das Orgc,» ihrer Licdcr fand. Jener Vlüthenzeit obcröstcrrcichischcr Dichtung gehörten Schröckingcr, Anna Susan, Maria Scdclmaicr, Franz v. (5rko, Mifolasch, Otto Prechtlcr, Fraxz Stclzham> mcr, Wilhelm Pirkcrt?c. an; Gmunden war das sommerliche Stelldichein dieser geistigen Verbindung,' ihr innig befreundet standen Lcnau, bald «ach seiner Rückkehr auS Amerika, Hclminc v. Chczzy mit ihrcu Söhucu Wilhelm und Mar :c. Der rüstigste von allen diese» vatcr ländischcn Sängern aber, in voller Ingcndkraft, war und blieb K. A. Kaltenbrunuc r. Gr bewegte sich bisher fast in allen Zweige» voetischer Schöpfung mit gleichem Glüctc, wnvon stin Trauerspicl: ,,Dcr letzte Kunstautiu." zahllose lyrische Leistungen ic. den besten Vewcis liefern. Vor Allem aber versteht Kalteu brunner Denkweise und Sprache der eigens lichcn Obdercnustr, seiner Landslcutc, wie kein Zweiter. Wie cr ihre Ausdrucksweise aufzufassen weiß, erprobte cr iu dem 1845 erschienenen Vande oberösterrcichischcr Licdcr, in dem l848 herausgegebenen: „Alm uud (5ither", endlich in dem su eben vorliegende», 240 Seiten reichen ".. Vande, der ein stetes geistiges Fortschreiten des Versassers, bei dem festesten Trcuhaltcn an der alten warmen Gemüthlichkeit, der Lcscwelt ! alä willkommene Spende bringt. Hm auch jenen Leftrn, welche mit z dem Dialekte des Volkes, ans dessen S«le diese Lieder entlehnt sind, ^ nicht vertraut sind, mundgerecht ,nl machen, ist der 3. Band mit cnior ^ Einleitung zum grammatischen Verständnisse, 4 Seiten Anmerkungen ! und einem Idiotikoü von 5l) Sciteu versehe»: letzteres besonders zweck ! mäßig durch dic viele» Hinwcisungcn auf das Mittelhochdeutsch. — ^ Das Buch selbst zerfällt iu vicr Abtheilungen, vou dcucn dic erste „Lieber und Gesänge" durch die Dichtungen: D' Mucttersprach p. ^, Kreuz und Kreuzt p. 12. s' Schuadcrhüpst z,. 18, Tanzl zx 24, S' Oaw bamel p. 39, Politisch l'. 53, dü heili Zahl p. 66, s' Unglück p. 72, ! der vcrsötztc Banl (Spiegelbild dcs Dichters) i'. 75; die zweite: „Aller- l Hand Leut" durch: In der Stadt >>, 85, der Trauminöt i». 101; dic ^ dritte: ,,Gschichtcl uud Gschichtc" durch: Wic guct is's, wauu der ! Mensch was glcrnt hat p. 135, der Kaiser und der Lampswirth i>. 152, ! n' Schneider sein Rechnung p. 165, d' Gwikeit p. l84, ma mögc uno > nn'gc not i>. 199, Gcnsdarmcrie-Licd p. 219, besonders ansprechen. ! Dic vierte cuthält zu den 56 andern poctischm Stücke» 12 Geleges I hcits-Gedichte. Der Grundcharaktcr in allcn ist das naive, kerngesund,, ! humoristische, heitere, gemüthliche Volksclcmcnt. Vorherrschend als Vers-^ maß ist der muntere Daktyl, der ebenmäßige Begleiter zum Takte des > Ländlcrtcmzcs. — Das ganze Werk befriedigt als echt österreichische ! Natur- uno Kiiustgabc. H,„ N..^..fi'Fn!s, Trnck und Verlag von IgN. V. F?leinmayr s» F. Vamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.