für Vaterlands Kunst > Wissenschaft und geselliges Leben. U^ OK« W»«R8tH3 ÄSN 13. ^usu«t. A 848. Altflavische Trachten in Kram. Von Leopold Kordesch. ^T-lle Völker der Eide unterscheiden sich durch die Eigenthümlichkeiten ihrer Lebensweise, Sitten, Gebrauche und Trachten von einander. Wer daher die Geschichte eines Volkes studiert, muß auch auf die Tracht desselben sein beson- deres Augenmerk richten. Ich glaube den Freunden der Sla- ven, welche in gegenwärtiger Zcir eine so wichtige Rolle auf dem europäischen Welt-Theater zu spielen beginnen, einen Dienst zu erweisen, wenn ich hier in einem kurzen Auszuge aus Anron Linhart's: »Versuch einer Geschichte von Kram" die Trachten unserer Nrältern aufgefrischt vorführe. Um die Zeit, als die Wanderungen der Slavenstäm- Me begannen, war auch die Kleidung derselben der Einfach- heit lind dem damaligen Zustande ihrer Bildung angemessen. Dic ersten Slaven, die von der Donau her nach Illyricn kamen, waren am Oberlcibe mit unbearbeiteten Thierhauten bekleidet. Die Bedeckung des Unterleibes kann nicht bestimmt angegeben werden, doch dürfte ein weites, togaähnliches, bis an die Fersen reichendes Gewand aus Leinwand dieselbe ausgemacht haben. In der Schlacht warfen sie zur besseren Behendigkeit die Oberleiböbekleidung gänzlich weg und waren bis auf die Hüften nackt, woraus zu vermuthen ist, daß das Hemdtragen trotz dem, daß sie die Kunst des Webens verstanden, erst in späterer Zeit aufkam. Ein Mantel (p!»W, der von den Schultern bis an die Waden reichte, verdrängte zuerst die Thiechaut. Später ga- ben sie dieser Art Bekleidung Aermel, machten sie enger und bildeten sogestaltig einen Rock (tmic^'a) daraus. Die Weste, oder das Leibet, welches bei dem gemeinen Manne ül Krain erst seit einigen Jahren mehr in Schwung kommt und hie und da noch gänzlich entbehrt wird, lernten sie erst später kennen. Die Beinkleider der alten Krämer waren einst sehr weit, wie man solche noch heut zu Tage in Croatien sieht, und aus grobem, leinenen Zeuge. Man nannte sie llill», daher KI»«« (Hosen). Ihre Kopfbedeckung bestand in einer Mütze, die sie klowlk, nannten, welches Wort aber jetzt in den meisten slavischen Mundarten einen Hut bezeichnet. Man sieht zwar noch jetzt häufig Mützen, allein in Unter- und ^berkrain sind diese von so verschiedener Gestalt, daß die Eigenthümlichkeit oer alten darin verloren gegangen ist, die ohne Zweifel hoch, etwa nach 'Art der heutigen Dalmati- ner, gewesen seyn müssen. Ihre Fußbekleidung hieß örvv, daher das heutige <'>6V«I, auch öl'ttVßl, und wird wohl den jetzigen sogenann- ren Opanken der Croaten, bestehend aus dicken Sohlen, oben mit Riemen nach orientalischer Art bis an den Knö- chel zusammengeschnürt, nicht unähnlich gewesen seyn. Stie- fel und Strümpfe kannten sie nicht; auch wären ihnen er- stere bei ihren langen Beinkleidern unnöthig gewesen. Die Frauenkleidung wird in der ältesten Zeit von je- ner der Männer fast gar nicht verschieden gewesen seyn, bis sie erst nach und nach immer mehr von der männlichen ab- wich. Zur Bedeckung der Brust diente ihnen wahrscheinlich ein grobes Halstuch mit Saum, welches sie i'ii!)^a nann- ten. Noch ist bei allen Slavinen das Gesäumte und Gefal- tete sehr beliebt, und besonders den Oberkrainerinen eigen, Alles in zierliche Falten zu legen. Das kurze Hemd <^i5. Z)«l6l) und der Kittel (Mtiklüiika, von m«22g jaul», ein Zeug, halb Wolle halb Linnen), besonders ersteres, wird am Arm und auf der Brust in unzählige kleine Falten gelegt, was sehr gut läßt. Linhart glaubt, daß jenes ursprüng- liche Halstuch bei den Weibern später wahrscheinlich in ein kurzes Hemd überging. Auf dem Kopfe trugen sie eine Art Haube oder Kopftuch, welches o«p«o hieß. Unsere heutigen Krainerincn tragen ein weißes, mousselinenes Haupttuch und nennen es psc-a. Man vermuthet, daß hier die Con- sonanten verwechselt wurden und daß es oop», von der ori- ginellen Kopfbedeckung der Slavinen, heißen sollte. Neben der P6«-» sind noch jetzt Hauben verschiedener Art im Ge- brauch, von denen sich die sogenannte «aviju^ der Ober- krainerinen durch eigenthümliche Einfachheit beson reis aus- zeichnet. Die Mädchen unterschieden sich durch ihren Kopfputz von den Weibern. Die Krainerinen hatten einen schwarz- sammetnen, drei bis vier Finger breiten Kranz (^gp«!), rück- wärts mit Flittergold aufgeputzt. Zur besonderen Zierde ge- hörten flimmernde Häkchen auf der Brust und ein mit Messing, Zinn oder auch Silberdraht beschlagener, lederner Gürtel (p38). Die Haare flochten sie in zwei Zöpfe (Kilo) und wanden sie um einen messingenen Reif, an der Stirne 262 mit einem Sammetband befestigt, zu einem Kranze. Auch wurden bei besonderem Putze die Zöpfe fliegend getragen, was man noch heutiges Tages in Obcrkrain in mehreren Gegenden siehr, so z. B. in Steinbüchel, meinem Ge- burtsorte, dann in Kropp, Radmannsdorf, Veloes, Wochein :c. Es versteht sich von selbst, daß die letzrbe- schriebcnen Trachren der Weiber und Madchen mehr einer neuern Periode angehören, wie solche stufenweise sich heranbildeten und zum Theile noch der gegenwärtigen Zeit geblieben sind. Das Frühmahl Ncmellcttc uon /rn»., Wilhelm ucm Slicl'enhiiclU'r. »Iu Ihrem Knopflochc hängt das Ehrenzeichen der Ta- pferkeit, Onkel! Niemand darf daher bezweifeln, daß Sie ein murhiger Soldat gewesen sind. Aber, was ist denn ei- gentlich der Much? Ich glaube, eö gibt eine Gränze des- selben, über welche hinaus das, was wir Muth nennen, wohl nicht viel mehr als Brutalität, dreiste Herausforderung des Schicksales ist. Es ist natürlich, daß ich hier nicht von jener moralischen Kraft spreche, welche uns befähigt, der Tugend — dem Rechte — einer übernommenen Pflicht auch die herbsten Opfer zu bringen; nicht von jener Seelenstärke, die uns erhebt über die Anfälle kleinlichen Entsetzens vor schwerem Unvermeidlichen über kindische Verzweiflung bei dem Hereinbrechen selbst verschuldeten oder unverdienten Un- glückes. Ich meine vielmehr die Unerschrockenheil, das Be- wußtseyn materieller Kraft, welches mehr oder minder in jedem Nichtfeigling ausgebildet, sich so gerne mit der Ge- fahr Aug' im Auge sieht. Mit einem Worte, lieber Onkel! damit ich die einfache Frage nicht weiter umschreibe: ich möchte wissen, was Sie empfunden, da der Schall des ersten Kanonenschusses, der eisten Schlacht von den vielen, die Sie mitmachten, an Ihr Ohr schlug." Der Hauptmann ließ mich einige Augenblicke ohne Antwort, und es schien, als ob er sich Mühe gebe, die ge- wiß ernsteste Stunde seines Kriegerlcbens sich recht deutlich in's Gedächtniß zurück zu rufen. Ein leises Lächeln spielte dann um die dünnen Lippen, doch war nicht anzunehmen, ob dieses Lächeln seinen Erinnerungen, oder ob es der Frage selbst gelte. Indeß umging er die Antwort. „Siehe!" sagte er, »ich bin grau geworden in Feldlagern; bin mehr als fünf- zig Mal dem feindlichen Feuer gegenüber gestanden in Schlach- ten, in größeren und kleineren Scharmützeln; dennoch ist mei- ne Haut immer heil geblieben, ich habe sie unverletzt mit- gebracht in meinen Invalidenstand. Da ging ich einst in meiner Wohnung über die Stiege hinab, glitschte aus und verlor das Gleichgewicht. Unten in der Hausflur siel ich mit der Brust auf die Schneide eines Scheites Holz, das des Hausmannes muthwilliger Junge aus dem Hinterhofe her- dei geschleppt hatte, vielleicht, seine kindische Kraft auf die Probe zu stellen. Dieser Fall, und wenn Du willst, jener Muthwille eines siebenjährigen Knaben haben ernstere Folgen für mich gehabt, als alle fünfzig Affairen und alle Feld- fatiguen mich erfahren ließen. Meine Brust wird nie wieder heil werden, der Schwamm, welcher ihre linke Seite be- deckt, wird mich frühe genug in's Grab legen." Ich verstand den alten Mann; seine Geschichte sollte mir sagen, man könne überall umkommen und allenthalben wohlbehalten bleiben, wie's nun gerade kömmt, oder viel- leicht auch kommen soll — wozu also eine nutzlose Furcht? und wo die nicht ist, ist wohl auch Muth. »Also niemals ein Erzittern, Onkel," begann ich wie- der — »und auch nicht vor dem Tode?" »Niemals," war die Antwort — »niemal, auch nicht vor dem Tode." Aber der schwankende, unsichere Ton, mit welchem er dieses »Niemals" aussprach, koimre doch nicht ganz für eine Bestätigung des Gesagten gelten. »Und in der That," fuhr er nach einer kleinen Weile fort: »es gibt wohl Lagen auch für den muthigsten Soldaten, die das Blut in's Herz znrück treiben, d. h. dieses in einen unsicheren Takt bringen. Aber der offene Kampf, die freie, Kraft aufrufende Wehr ^oll dieß nicht kennen. Was es aber kcmn, ist der Verrath, der elende, meuchelnde Verrath." »Sind Sie diesem auch begegnet, Onkel?" »Ein Mal, ja, und dieses eine Mal ging über manche Schlacht. Es war im Jahre l814, nuch dem Frieden von Paris, als das Regiment, zu welchem ich gehörrc, seinen Rückmarsch aus Frankreich antrat und, der G>'änze schon nahe, eines Morgens eine wunderschöne Gegend durchzog. Ein Theil der Officiere ritt hinter der Truppe, bald in grö- ßeren, bald kleineren Entfernungen von dieser sich haltend. Zwei Lieutenants und ich — damals regierender Fähndrich, hielten gewöhnlich zusammen. Da erblickte Einer von uns, etwa 500 Schritte von der Heerstraße ab, eine einzeln ste^ hende Mühle." »Wie wäre es, wenn wir dort frühstückten?" fragte einer der Lieutenants uns zwei Andern. »Gut," war die Antwort, »wir werden nicht vermißt werden, in einer halben Stunde sind wir wieder bei der Truppe. Und vor zwei Stunden erreicht diese noch nicht die Station. Versuchen wir's!" Gesagt, gethan. Wir blieben noch etwas zurück und sprengten dann, als uns Niemand vom Regimente mehr be- merken konnte, mit verhängtem Zügel der Mühle zu. Am Hofthore derselben stand ein junger, wohlgeklei- deter und auch nicht unfreundlich aussehender Mann. »Können wir hier eine Tasse Kaffeh oder Chocolade erhalten?" »So viel Sie befehlen, meine Herren!" war die so- gleiche Antwort, »vielleicht ist Ihnen ein junges Huhn oder dergleichen ebenfalls gefällig?" Wir erklärten, daß wir auf eine lange währende Zu- bereitung unseres Frühmahlcs nicht würden warten können und baten, uns zu geben, was am schnellsten fertig zu ma- chen ist, was der Müller uns denn auch zugestand. Mittlerweile waren wir von den Pferden gestiegen und führten diese nun in den Mühlhof. Aber es fand sich dort nichts vor, an das die Thiere hätten angebunden werden