1962 5tern cjerTsleger anuar/Februar Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Wichtig — aber nicht für mich ! Wir könnten so friedlich dahinleben. Trotzdem wirbeln Morde und Untergänge durch unser Gehirn, dunsten unsere Gespräche Katastrophen und Brandgeruch aus. Setzen wir uns mittags an den Tisch, dann setzt sich die letzte Korruptionsaffäre, der letzte Scheidungsprozeß, die letzte Ohrfeige, die ein Filmstar seiner Ständigen gegeben hat, unsichtbar daneben, um uns den Appetit zu verderben. In Werbeagenturen, Pressestellen, Auswärtigen Ämtern, Nachrichtendiensten, Funk- und Fernsehzentralen sind viele gescheite und kluge Menschen tätig, um aus allen vorkommenden Neuigkeiten sorgfältig das auszuwählen, was für mich wichtig ist. Und was glauben sie, mir alles mitteilen zu müssen! Da haben sie kürzlich in Australien einen Brandstifter geschnappt, der 15 Dörfer angezündet hatte. Wichtig ist das, sogar sehr wichtig, für die Australier —■ aber nicht für mich. Wenn die Filmschauspielerin Silwa Silwowica nun zum achtenmal geheiratet hat und nun die nötige Apanage erheiratet — erschieden — hat, um den Rest ihres Lebens in Reichtum, Schönheit und Stumpfsinn dahinfaulenzen zu können, so mag das für sie vielleicht sehr wichtig sein. Aber was geht es mich an? So geht es mit Meldungen weiter, spaltenweise, und jeden Tag neue, wichtige, sehr wichtige Meldungen sogar — nur nicht für mich! Seltsam, was die Agenturen alles für mich für wichtig halten. Da soll es mich zum Beispiel interessieren, wie die Rückseite des Mondes aussieht, und ich weiß noch nicht einmal etwas Genaues über die Vorderseite der Erde. Es soll mich interessieren, daß der berühmte Schlagersänger Flipps mit seinem prächtigen Stimmaterial wieder einen Film verbrochen hat und sich vom Reinerlös ein Haus in Ticino gekauft hat. Dabei würde ich im Höchstfall wissen wollen, was die Behörde gegen seine Steuerhinterziehung zu tun gedenkt. Es soll für mich von Bedeutung sein, so schrieb mir kürzlich meine Zeitung, wie wir 1980 leben werden: der Tod nur noch ein leichtes Einschlafen, keine Schmerzen mehr! Dabei wäre es mir lieber zu wissen, ob ich bis dahin noch leben werde, und ob das für mich gut wäre, selbst das weiß ich nicht. Und dann die Politik . . . Nur über eines, da schweigen sie sich beharrlich aus: Was denn nun für mich wirklich wichtig ist. In dem Buch, das für uns alle von Bedeutung ist, der Bibel, lese ich: Sich um Witwen und Waisen kümmern und sein Herz rein bewahren von der Welt! Also die hilfreiche Hand, das gute Wort und die reine Gesinnung machen den Lauf der Welt aus. Und es liegt nur an der Vorliebe der Agenturen für „schwarze" Meldungen, für Mord, Korruption und Brand, daß wir so wenig davon erfahren. Noch einen Satz, den finde ich nie in meinen Zeitungen: Die Zeit ist kurz. Sehe ein jeder, daß er von den Sorgen dieser Welt nicht so eingefangen werde, daß er das Himmlische aus den Augen verliert. Das ersehe ich nur aus den Todesanzeigen: Durch Autounfall im Blütenalter von 20 Jahren hinweggerafft. Durch Herzschlag im besten Mannesalter verstorben. Ja, da werden auf einmal alle Sensationsmeldungen belanglos, und es bleibt die einzige Sensation übrig, wie man vor Gott besteht. Darum nehme ich alles nicht gar so wichtig. Darum denke ich mir zu jeder schwarzen Meldung eine „weiße" hinzu. Zu einem Fall von Korruption einen Fall besonderer Redlichkeit, wie ich ihn jedenTag erlebe. Zu einem Fall von Gewalttat einen Fall von besonderer menschlicher Güte. Zu einer besonders schwierigen politischen Situation Gottes Güte und Liebe, die kein Haar von meinem Haupte fallen läßt ohne sein Wissen. M. M. Titelbild : Während diese Mutter aus dem Sudan an der Kommunionbank kniet, schläft ihr Kind friedlich in ihren Armen. Unsere Bilder: A. Mohn 1, J. Pezzei 4, R. Weiß 1, Fides 9 Weithin bedeckten die Fluten das Land. Häuser stürzten ein, Felder wurden verwüstet Überschwemmungskatastrophe in der Provinz Palencia In den letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Jahres wurde ganz Nordspanien von unaufhörlichen Regenfällen heimgesucht. Da es hier kaum Wälder gibt, die das Wasser wenigstens ein Zeitlang binden, schwellen dann jedesmal alle Bäche und Flüsse gewaltig an. Bereits im vergangenen Jahr beim Bau unseres Kollegs in Saldana und kurz nach dem Einzug erlebten wir zwei schwere Hochwasser, bei denen wir jedesmal im Keller das Wasser etwa 60 cm hoch stehen hatten. Pater Würz, unser Spezialist für Bauwesen usw., riet uns daraufhin, einen in der Nähe des Kollegs vorbeiführenden Bach um einen Meter tiefer zu legen. Das ließen wir noch während des vergangenen Winters vornehmen. Am 30. Dezember traf P. General Richard Lechner zur Visitation bei uns in Saldana ein, während es vom Himmel nur so herunterströmte. Als wir am 31. Dezember dem Bürgermeister von Saldana einen Besuch abstatteten, trug uns ein Mulakarren durch knietiefes Wasser, da alle Zufahrtswege zum Kolleg bereits überflutet waren. Aber der Regen wurde immer heftiger, vor allem nachts. In vielen Ortschaften stürzten Häuser zusammen, da sie nur aus an der Sonne getrockneten Lehmziegeln erbaut sind und solchen Wassermassen nicht standhielten. Im vergangenen Jahr stand unser Kolleg zweimal mitten im Wasser. Aber der tiefergelegte Bach bestand seine Bewährungsprobe. Das Wasser erreichte nirgends den Grabenrand. Rund um das Kolleg blieb alles trocken, wenn auch sämtliche weiter vom Haus entfernten Grundstücke völlig überschwemmt waren. Da nach und nach alle Verbindungsstraßen und Eisenbahnen der Provinz unterbrochen waren, waren wir von jeder Postverbindung abgeschnitten. Immer wieder fehlte auch der elektrische Strom. In der Nacht vom 2. zum 3. Januar erlebte die Katastrophe ihren Höhe- punkt. Allerdings wußten wir hier in Saldana gar nichts davon. Auf unserer Finca in Palencia, die sich über einen Kilometer lang am Carrión-Ufer hinzieht, waren die meisten Felder überschwemmt. Das Wasser machte erst kurz vor den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden halt. Von unserem Haus aus erstreckte sich ein mehr als einen Kilometer breiter See. Die Bewohner der tiefer gelegenen Häuser und Höfe, die alle sonntags in unserer Kapelle die hl. Messe besuchen, mußten nachts vor den Fluten auf die Dächer steigen und schrieen um Hilfe. Da keine Boote zur Hand waren, konnte ihnen niemand helfen. Gegen Morgen erschienen dann Hubschrauber der Armee und Pioniere in Pontons, welche die armen Leute aus ihrer verzweifelten Lage befreiten. Am stärksten wurde ein. Ehepaar betroffen, das gegenüber unserer Finca auf der anderen Seite des Flusses eine kleine Fabrik besitzt, aber nachts immer in seiner Wohnung in Palencia schläft. In ihren Gebäuden, die zum Teil einstürzten, stand das Wasser zwei Meter hoch. Bruder Matthias half ihnen nach zwei Tagen mit Traktor und Anhänger, aus dem Hause zu bergen, was noch irgendwie brauchbar war, da sie befürchteten, daß alles einstürzen würde. Im Stadtteil Sankt Anna, wo die Marianhiller Patres ihr Kolleg haben, wütete das Wasser am schlimmsten. Bisher sollen hundert Häuser eingestürzt sein, darunter auch das Pfarrhaus. Die Behörden geben den ganzen Stadtteil verloren. Nach Abflauen des Hochwassers werden nun viele Häuser geräumt, da mit dem baldigen Einsturz gerechnet wird. Und trotzdem hört man immer wieder die Leute „Gracias a Dios" (Dank sei Gott) sagen, weil bisher nicht ein Menschenleben zu beklagen ist. Spaniens bedeutendster Fußballverein Real Madrid hat schon versprochen, nach Palencia zu einem Wohltätigkeitsspiel für die Betroffenen zu kommen. Bisher läßt sich der riesige Schaden noch nicht überblicken. Einige Dörfer scheinen derart schwer getroffen, daß vielleicht alle Häuser niedergerissen werden müssen. Nachdem die Bauern nun schon vier Jahre lang wegen der Dürre im Sommer große Mißernten hatten, ist dies ein neuer schwerer Schlag. Der Vater eines unserer Buben, der Bürgermeister von Rivas de Campos, schriet) Unser Knabenseminar in Saldana inmitten einer Wasserwüste Vor 25 Jahren in Spanien: 6500 Priester-Märtyrer im 20. Jahrhundert Von P. Adalbert Mohn Wenn wir hier nur von Spanien sprechen, dann wollen wir nicht vergessen, daß bisher wohl in keinem Jahrhundert der Kirchengeschichte so viel Priester als Märtyrer gestorben sind wie in dem unsrigen. Es gibt doch kaum ein Land Europas, wo nicht katholische Priester um ihres Glaubens willen von Kommunisten, Nationalsozialisten oder Faschisten ermordet wurden, und außerhalb Europas, in etlichen Ländern Ostasiens, vor allem in China, und in Amerika Ende der zwanziger Jahre in Mexiko und jetzt in Kuba. Aber die spanischen Priester nehmen unter allen Nationen den ersten Platz ein; hier in Spanien wurden Priester, Ordensleute und Gläubige zu Hekatomben abgeschlachtet. Ich sage ausdrücklich: abgeschlachtet. Wer damals im ersten Jahr des spanischen Bürgerkrieges 1936/37 von den Roten „nur" erschossen wurde, durfte dem lieben Gott für einen solch gnädigen Martertod danken. Wieviele wurden auf grausame Art zu Tode gefoltert und gequält. Manche Spanier versichern uns des öfteren: Solche Grausamkeiten bringen nur wir fertig. Vielleicht haben sie recht. Vielleicht ist dies noch ein Erbe aus der Zeit der Araber, was sie in ihrem Blute tragen. Wir als Nichtspanier können aber hinzufügen: Es gibt wohl auch in einem Zeitungsartikel, daß sein Dorf zu den am schwersten geschädigten gehört. Doch wurden dort wohl keine Häuser beschädigt. Aber die Wassermassen haben die bebauten Felder und Weingärten einfach niedergewalzt und große Steinmassen angeschwemmt. Wir können nur danken, daß wir selber in keiner Weise geschädigt wurden. So weit die Brüder die Lage überblicken können, sind die angebauten Äcker der Finca nicht betroffen worden, da sich die Strömung des Flusses auf der gegenüberliegenden Seite ausgetobt hat. Wahrscheinlich müssen wir aber man- kein Volk, das in derartigen Scharen bereit ist, für Christus zu sterben wie das spanische. Der Berliner Bürgermeister Willi Brandt hat als Journalist einmal die Meinung geäußert, damals (1936/37) sei ein reinigender Sturm durch die spanischen Klöster gebraust. Zu dieser Meinung steht er auch heute noch. Nun, vor 1936 gehörte schon einiger Mut dazu, in Spanien ins Kloster zu gehen, denn die kommunistische Revolution, der blutige Bürgerkrieg war nicht der Anfang, sondern nur das Ende einer langen Reihe von Metzeleien, die sich in kürzeren oder längeren Abständen über ein Jahrhundert lang in Spanien wiederholten. Vor einigen Monaten erschien ein Buch, das über diese Dinge erschütternd Auskunft gibt. Es liegt bisher noch nicht in deutscher Übersetzung vor (Antonio Monterò Moreno, Geschichte der Kirchenverfolgung in Spanien 1936—1939). Doch ist zu hoffen, daß eine solche bald erfolgt. In diesem Buche ist alles verarbeitet und zusammengetragen, was bisher in einer Vielzahl von Veröffentlichungen an Einzelheiten berichtet wurde, und zu einer gewaltigen Komposition vereinigt. So wissen wir in Deutschland nichts davon, daß bereits am 17. Juli 1834 in chen Buben, deren Familien schwer betroffen wurden, die Zahlung der Pension erlassen oder ermäßigen, so daß auch wir dieses Unglück indirekt spüren. Wie in Deutschland der Heilige Abend, so ist hier in Spanien das Dreikönigsfest höchstes Familienfest. Wie viele Familien haben in diesem Jahre diesen Tag, anstatt in ihrem Heim in Notunterkünften nach Verlust fast all ihrer Habe verleben müssen! Wir können uns nur immer wieder an diesen gläubigen Menschen erbauen, die in solch einer Not noch sagen: Gott sei Dank! Wir sind noch alle am Leben! Madrid fast hundert Ordensleute ermordet wurden, vor allem Jesuiten, Dominikaner, Franziskaner und Merzedarier. Ein Jahr später dehnten sich diese Unruhen und Angriffe gegen Kirchen und Klöster auf viele spanische Städte aus, vor allem gab es regelrechte Massaker in Zaragoza, Murcia und Barcelona. 1840 bis 1843 verschlechterte sich noch die Lage für die Geistlichen, bis damals das katholische Volk die gottlose Regierung zur Abdankung zwang. Ihr Chef, der grausame General Espartero, floh nach England. Aber 1854 gelang ihm die Rückkehr, und wiederum wütete er zwei Jahre lang gegen die Kirche. 1868 wurde die erste spanische Republik ausgerufen, die bis 1870 dauerte. Wie schon 1854 begann die Kirchenpolitik damit, den Nuntius auszuweisen und das Konkordat zu kündigen. Die Ordensleute wurden vertrieben, die Orden verboten. Von 1876 an beruhigte sich wieder die Lage. Damals waren aber die spanischen Orden derart dezimiert, daß die spanischen Klöster vom Ausland, vor allem von Frankreich aus, aber auch von Deutschland neu bevölkert werden mußten. Diese große Anzahl Ausländer führte dann wieder zu neuen Angriffen gegen die Klöster, wenn es auch nur ein sehr durchsichtiger Vorwand war, um durch die Vertreibung ausländischer Ordensleute vor allem spanische Ordensberufe zu verhindern. Am 13. August 1917 brachen erneut heftige Unruhen aus, die vor allem um die soziale Frage ging. Es kamen dabei in erster Linie führende Männer der katholischen Arbeiterbewegung um. 93 Morde zählte man am Ende dieses Tages, allein 37 in Barcelona, 26 in Bilbao und 14 in Madrid. Die Könige waren zu schwach, um Einhalt zu gebieten; die Regierungen, die während des vergangenen Jahrhunderts zum größten Teil aus Freimaurern bestanden, sahen diese Schreckenszeichen mit wachsendem Wohlwollen. Einmal unterlief der Regierung dabei ein Mißgeschick. Natürlich mußte sie wenigstens symbolisch etwas gegen solche Verbrechen aufbieten. Sie bemühte sich aber, möglichst zahm vorzugehen, um die Mörder und Verbrecher zu weiterem Tun zu ermuntern. 1934 fand gleichsam das Vorspiel zu der Revolution von 1936 statt; eine lokal begrenzte Revolution in Asturien, die vom 5. bis zum 14. Oktober dauerte. 34 Priester und Ordensleute wurden in diesen Tagen umgebracht, 58 Kirchen zerstört. Aber diese Erhebung richtete sich gegen jegliche Ordnung, nicht nur gegen die Kirche. Es kamen auch 219 andere Personen ums Leben, 63 öffentliche Gebäude, 730 Privathäuser, 58 Brücken, 26 Fabriken wurden zerstört. Die Regierung, die im Grunde mit den Aufrührern sympathisierte, mußte bei den Vorfällen natürlich etwas unternehmen. Sie beauftragte einen jungen General damit, diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Er erledigte die Angelegenheit so gut und schnell, daß er der Regierung unheimlich wurde und sie ihn alsbald weit fort auf die Kanarischen Inseln schickte, um ihn nicht mehr im Mutterland zu haben. Dieser General hieß Franco. Die Zeichen standen auf Sturm, als am 13. Juli 1936 der Parlamentsabgeordnete und Journalist Calvo Sotelo schamlos ermordet wurde. Die Regierung unternahm nichts gegen die Mörder, da sie diese selbst gedungen hatte. Das war das Signal zum Losschlagen für die Generale. Bis dahin war Calvo Sotelo jener Sprecher im Parlament, der sich trotz wiederholter Todesdrohungen immer noch öffentlich und weithin hörbar für Ordnung und Gerechtigkeit einsetzte. Als er gefallen war, war auch die Hoffnung zerschlagen, auf gütliche Weise zu einer Lösung zu kommen. In schnellem Handstreich gelang es den Militärs, einen großen Teil Spaniens in die Hand zu bekommen. Geradezu unglaublich ist der Handstreich des Generals Queipo de Llano, mit dem er Sevilla in seine Hand brachte: Er besetzte mit seinem Adjutanten den Sender, nachdem er den Stadtkommandanten unerschrok-ken festnehmen ließ. Dann schickte er einen mit Soldaten besetzten Lkw durch die Stadt, der immer genau den Anwei- sungen des Senders folgte. Der Sender sagte: In diesem Augenblick besetzen die nationalen Truppen den und den Stadtteil, und schon erblickten die Leute aus den Fenstern jenen einen Lkw. Es war immer ein und derselbe. Er hat ganz Sevilla erobert. Bis der Bürgerkrieg damals vor 25 Jahren ausbrach, hatte die Kirche Spaniens bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Es ist kein Wunder, daß sie für Franco Partei ergriff, der ihr zum erstenmal nach über hundert Jahren Frieden, Freiheit und Recht brachte. In Deutschland sind heute Presse und Rundfunk derart in den Händen der Roten und Freimaurer, deren Genossen so viel Unglück über Spanien gebracht haben, daß die deutschen Zeitungen über Spanien viel Entstellendes und Unwahres berichten. Wir haben hier oft Gelegenheit, auch mit Gegnern der Regierung und der Partei zu sprechen. Keiner von ihnen möchte eine Änderung, weil jeder Angst hat, es könnte eine Zeit wiederkehren wie jene, die vor 25 Jahren zu Ende ging. Die Spanier leben friedlich und haben nur eine Sorge: Was wird einmal werden, wenn Franco stirbt? Vor 25 Jahren aber, als sich Franco und mit ihm viele Generäle gegen die Volksfrontregierung erhoben, stand die Kirche noch weithin unentschieden da. Bis dahin sah man auch in der kirchenfeindlichen Regierung die von Gott gewollte oder doch zugelassene Obrigkeit. Deshalb ist es eine Lüge zu behaupten, die Roten hätten die Priester umbringen müssen, um sich vor deren Staatsfeindlichkeit zu schützen. Es gab hier eigentlich nur einen Teil des Landes, damals wie heute, wo sich die Priester aktiv in die Politik einmischten: in den baski-schen Provinzen, wo heute noch ein starker Separatismus herrscht, und sich heute noch Priester gegen die staatliche und kirchliche Obrigkeit aus politischen Gründen auflehnen. Bekannt sind die Briefe baskischer Priester, über die auch viel in Deutschland geschrieben wurde. Aber diese baskischen Nationalisten standen damals auf seiten der Roten gegen Franco. Es sind auch eine Reihe sol- cher Priester tatsächlich von den Franco-Truppen umgebracht worden, eine Tatsache, die heute in Spanien nicht verschwiegen wird. So ungerechtfertigt diese Priestermorde durch die nationalen Truppen sein mögen, sie geschahen aus politischen Gründen. Die Roten ermordeten die Priester, weil sie Priester waren. Aber die Welle des Kirchenhasses traf die Kirche nicht unvorbereitet. Da sich die Kirchenfeindlichkeit von Jahr zu Jahr gesteigert hatte, bedeutete es schon allerhand Mut, in den Jahren vor dem Bürgerkrieg den geistlichen Stand zu erwählen. Deshalb kennt man auch kaum Priester, die sich feige dem Martertod entzogen haben. Die voraufgegangenen Wirren hatten die Kirche derart geläutert und geheiligt, daß der Sturm 1936 die Kirche zwar im entscheidenden Augenblick unverhofft, aber ganz und gar nicht unvorbereitet traf. So tagte gerade bei Ausbruch des Bürgerkrieges im Escorial das Provinzialkapitel der spanischen Augustiner. Die Roten stürmten herein, metzelten schon viele dabei nieder, führten den Rest gefangen ab und brachten ihn später um. Damals kam die gesamte Elite der spanischen Augustiner ums Leben. In Katalonien wurde auf jeden Priester Jagd gemacht. Ganz selten gab es menschliche Kommunisten, wie in jenem Städtchen, wo sich wegen der Friedlichkeit des Kommunistenhäuptlings sieben oder acht Priester zusammenfanden, die dann gemeinsam feierliche Gottesdienste veranstalteten, bis er sie schließlich rufen ließ und meinte: Kompromittiert bitte nicht euch und mich! Aber das waren ganz seltene Ausnahmen. In der kleinen Diözese Barbastro in Aragon kamen 88 °/o der Priester ums Leben (123 von 140), in Lérida in Katalonien 66% (270 von 410), in Malaga 48% (115 von 240), in Toledo, das durch die heldenhafte Verteidigung des Alcazar berühmt wurde, 47 % (286 von 600), in Tortosa in Katalonien (wir haben aus Tortosa zwei Buben hier in Saldana im Kolleg) 62% (316 von 510). Im allgemeinen konnten sich die Priester in den großen Städten besser verbergen als auf dem Lande; dadurch verloren die Diözesen Madrid (Alcalä) „nur" 30 % (334 von 1118), Barcelona 22 % (279 von 1251) und Valencia 27% (327 von 1200). Auch die verschiedenen Ordensgenossenschaften erlitten hohe Verluste. 259 Claretiner, 226 Franziskaner, 204 Aesku-lapier (spanische Genossenschaft), 176 Maristen-Schulbrüder, 155 Augustiner, 132 Dominikaner, 114 Jesuiten und viele andere starben als Blutzeugen. Relativ gering sind nur die Verluste der Ordensfrauen, die auch von den Roten meistens verschont wurden. Insgesamt wurden „nur" 283 von ihnen ermordet, während 4184 Weltpriester und 2365 Mitglieder der männlichen Orden ihren geistlichen Beruf mit dem Blute besiegeln mußten. Wenn wir hier von „Verlust“ und „verloren" reden, dann tun wir dies nach Art der Menschen. Wir wissen als Christen, daß Gott damit Spanien und der Kirche das größte Geschenk gemacht und die größte Gnade erwiesen hat, die Er ihr geben konnte; eine derart stolze Zahl von Märtyrern. Und noch haben wir ja nicht von den vielen namenlosen Blutzeugen der Laienwelt gesprochen. Uber 300 000 Menschen wurden von den Roten umgebracht, viele aus politischen Gründen, aber weitaus die meisten um ihres katholischen Glaubens willen. Der Weltkommunismus wollte aus Spanien das Musterbeispiel eines gottlosen und kommunistischen Staates machen. Wieviel Mächte haben hier doch ihre Finger im Spiel gehabt: Stalin, Hitler, Mussolini, England, Frankreich. Wer hat es schließlich vermocht, über den Kommunismus zu triumphieren und Spanien den Frieden zu geben? Die militärische Hilfe Deutschlands? Die Spanier sind uns heute noch dankbar dafür. Aber derselbe Franco, der bereitwillig Hitlers Unterstützung zum Wohle Spaniens annahm, folgte dem deutschen Diktator doch nicht in den wahnsinnigen zweiten Weltkrieg, sondern erhielt seinem Land den Frieden. Verdankt Spanien seinen Frieden also Franco, oder nicht vielmehr dem Blute all der vielen unzähligen Märtyrer, die für Christus und das wahre Spanien gestorben sind? Das soziale Gewissen der Spanier Eine bemerkenswerte Selbstkritik „Bei den meisten von uns ist die Überzeugung verwurzelt, daß das spanische Volk sich in Hinsicht auf Sozialmoral, speziell auf sein Gerechtigkeitsempfn-den, nicht mit anderen Völkern vergleichen kann." So steht es in der Einleitung der gedruckt vorliegenden Einführungsrede „Das soziale Gewissen der Spanier", die der ehemalige spanische Außenminister und langjährige Präsident der Katholischen Aktion, Alberto Mar-tin-Artajo, bei seiner Aufnahme in die spanische Akademie für Moralwissenschaften und Politik gehalten hat. Auf 150 Seiten und mit an die 300 Zitate von Aussprüchen spanischer Moralisten, Erzieher, Soziologen und Politiker aus Vergangenheit und Gegenwart wird hier die These belegt, die der langjährige Mitarbeiter und Mitstreiter des Verfassers, Bischof Angel Herrera von Malaga, unlängst an die Spitze einer Analyse des spanischen Katholizismus stellte: „Der tiefste Bruch im spanischen Katholizismus ist die ungenügende Formung des sozialen Gewissens." Die spanischen Denker, so schreibt Martin-Ar-tajo, hätten dem Sozialgewissen ihrer Landsleute ein schlechtes Zeugnis ausgestellt, gar nicht zu sprechen vom Ausland, dem Spanien wegen der Behandlung der sozialen Frage ein ständiger Anlaß des Geredes, der Kritik oder gar des Skandals bildete. Das Allgemeinempfinden des Volkes ließe sich wie folgt charakterisieren: Fehlen des sozialen Bewußtseins — Sichfernhalten von allen sozialen Bestrebungen, aus Furcht, von den Mächtigen gekreuzigt zu werden — Deformation der Gewissen mangels Erziehung oder aus Eigennutz. „Die Gesamthaltung unserer Gesellschaft ist antisozial." Wäre das Buch nicht in Spanien erschienen und wäre der Verfasser wie auch sein konstruktives Anliegen nicht bekannt, möchte man glauben, dieses sorgfältig zusammengestellte Kompendium der sozialen Untugenden Spaniens wäre die Hetzschrift eines böswilligen Emigranten, der seinen Landsleuten aus sicherem Port am Zeug flicken wollte. So ist es aber die Akademie der Moralwissenschaften, die sich als Herausgeber mit ihrem ganzen Gewicht hinter die Ausführungen stellt und — es geschieht in der beigefügten Erwiderungsrede eines Akademiemitglieds — die Verdienste des Autors um Vaterland und Kirche ausdrücklich betont. Die Unterentwicklung des Sozialgewissens, „Ursache dafür, daß bei uns eine veraltete und ungerechte Sozialordnung fortbesteht", sei umso schlimmer, als Spanien an religiösem Empfinden, Festigkeit im Glauben und Treue zur päpstlichen Lehre einen besonderen Rang beanspruchen könne. Aber bedauerlicherweise sei der Ausspruch des Bischofs Angel Herrera nur zu wahr: „Spanien im allgemeinen ist in der sozialen Frage der Stimme Roms nicht gefolgt." Trotz ihrer unbestreitbaren Religiosität hätten die führenden Schichten, von Ausnahmen abgesehen, den Ruf der Kirche in sozialen Fragen überhört: „Es ist erschreckend und zudem ein großes Ärgernis für das einfache Volk, daß unsere „christlichen Caballeros", die in ihrem individuellen und familiären Leben ein so entwickeltes, wenn nicht verfeinertes Gewissen an den Tag legen und die Gebote der Kirche befolgen, die Lehren der Päpste und das Wort der Bischöfe verschmähen, wenn es sich um Fragen der sozialen Gerechtigkeit handelt." So sei es auch nicht zu verwundern, wenn ein Bischof seine Anklage mit den Worten schlösse: „Die Kirche kann sich unter keinen Umständen mit jenen vermögenden Katholiken solidarisch erklären, die ihre Weisungen in Fragen der sozialen Gerechtigkeit nicht kennen lernen, geschweige denn praktizieren wollen." Den breitesten Raum der bemerkenswerten Ausführungen nimmt eine Untersuchung der sozialen Haltung der führenden Schichten ein, die der Reihe nach behandelt werden: Klerus, kirchliche Hierarchie, Intelligenz, Politiker, Be- amte, Militärs, freie Berufe, Besitzbürgertum, Großgrundbesitzer, Kapital und Finanz, Unternehmer, bürgerliches und großbürgerliches Frauentum. Mit Ausnahme der kirchlichen Hierarchie fällt das Urteil denkbar schlecht aus. In mehr oder weniger starkem Maße gelte für alle diese gesellschaftslenkenden und wirtschaftlich führenden Schichten die Meinung des Politikers und ehemaligen Arbeitsministers José Antonio Girón: „In Spanien herrscht in allen, absolut allen sozialen Schichten ein totales Fehlen des Sozialempfindens." Daraus erkläre sich auch, und diese Feststellung sei unbestreitbar, daß alle sozialen Errungenschaften Spaniens den herrschenden Klassen abgerungen worden seien: „Der soziale Fortschritt der letzten 25 Jahre ist ein Werk der staatlichen Gewalten, erkämpft gegen die Obstruktion und den in vielen Fällen organisierten und systematischen Widerstand eines guten Teils der führenden Kreise unserer Gesellschaft." Diese Kreise, so heißt es weiter, seien außerordentlich geschickt und tüchtig, wenn es heiße, den sozialen Reformprojekten der Regierung Widerstand zu leisten. Eine Sozialreform auf dem Wege der Belehrung und des Zuredens würde zu langsam vorangehen. Es fehle noch viel, sehr viel, um in Spanien einen Typus der Gesellschaft heranzubilden, der den Forderungen einer christlichen Gesellschaft entspreche. Im letzten Vierteljahrhundert habe sich zwar einiges geändert. Das sei einer Minderheit von Denkern, Erziehern, Soziologen und kirchlichen Mahnern zu verdanken, die, gegen den Strom schwimmend, einen heroischen Kampf gegen die soziale Stumpfheit führten und das Sozialgewissen zu wecken suchten. Aber man müsse schon mit sehr feinen Instrumenten arbeiten, um die schwachen Herztöne einer neuen Sozialordnung wahrzunehmen. So gelte das Wort des Bischofs Angel Herrera zu Recht: „Noch ist es uns nicht gelungen, jenes religiös-moralische zivile Bewußtsein heranzubilden, das allein das unverrückbare Fundament einer neuen stabilen Ordnung bilden kann." Neue Schule in Pozuzo P. Johann P e z z e i, seit Jahren Seelsorger der Urwaldpfarrei Pozuzo, die vor einem Jahrhundert von deutschen und österreichischen Auswanderern in einem Urwaldtal Perus gegründet wurde, konnte während seines Heimaturlaubs reiche Geldmittel von kirchlichen und staatlichen Stellen und von privaten Wohltätern erhalten, um die Seelsorge und das kulturelle Leben seiner weltabge- schiedenen Pfarrei weiter auszubauen. Er schreibt unter anderem: Nun ist die neue Schule als Pfarr-schule von der Regierung anerkannt worden. Im November war ich persönlich beim Direktor der Volksschulen. Dieser erreichte, besonders auf Betreiben der Schw. Johanna Eifertinger vom Co-legio Santa Maria Goretti in Lima, beim Unterrichtsminister die Genehmigung. Oben: Straßenfront der neuen Pfarrschule von Pozuzo Links: Die eingebaute Bühne gibt die Möglichkeit zum Theaterspiel Rechte Seite, oben: Blick in ein Unterrichtszimmer. Links die Flagge Perus Unten: Die Glocken aus Oberinntal (Tirol), für die neue Kirche von Pozuzo. Rechts P. Pezzei Auch der Deutsch-Unterricht wurde erlaubt. Die Lehrerin vom Zentrum der Gemeinde, Delfine Randolf, kann weiter- hin unterrichten und wird vom Staat entlohnt. —• Mit dem Bau der neuen Kirche geht es jetzt schneller voran. Humboldt-Kolleg in Lima, die schönste deutsche Schule von Lateinamerika Jahrelang galt die deutsche Schule in Lima, die 1872 maßgeblich von peruanischer Seite ins Leben gerufen worden war, als die beste der Hauptstadt. Es waren immer Kriege, die die völkerverbindenden deutschen Schulen in Peru zerstörten. Der peruanisch - chilenische Krieg von 1879 bis 1883 ließ das „Insti-tuto de Lima" auseinanderbröckeln. Einer 1910 von deutschen Kreisen gegründeten deutschen Schule wurde der erste Weltkrieg zum Verhängnis, obwohl sie ihn unter schwierigsten Verhältnissen überdauern konnte. Der zweite Weltkrieg brachte 1942 ihre völlige Schließung. In diesen Monaten nun geht in Lima-Miraflores eine deutsche Schule ihrer endgültigen Fertigstellung entgegen, die ein glänzender Höhepunkt in der Reihe der deutschen Schulinstitute in Peru ist. Man bezeichnet das neue Gebäude des „Colegio Alexander von Humboldt" und seine Einrichtungen als das modernste deutsche Schulhaus Südamerikas. Seit 1952 begann der allmähliche Wiederaufbau der deutschen Schule in Lima. Bald reichte das alte Schulgebäude nicht mehr aus. Dr. Eugen Gerstenmaier konnte 1958 den Grundstein zu einem Neubau legen. Im April 1961 war die Errichtung der Klassenräume abgeschlossen, der Unterricht begann. Die Schulaula wird demnächst eröffnet. Turnhalle und Schwimmbad sind die letzten Bauabschnitte. Ein prächtiges Gebäude, hervorragend ausgestattet; vom Fotolabor bis zur Schulküche ist alles vorhanden. 750 Schüler, von denen im Augenblick etwa die Hälfte die deutsche Muttersprache sprechen, finden darin Platz. Viele müssen aber auch jetzt schon wieder abgewiesen werden; bis 1965 ist die Schule vollkommen ausgebucht, der Jahrgang 1966 ist fast belegt. Wer also jetzt heiratet und sein zukünftiges Kind einmal zum Colegio Alexander von Humboldt schicken möchte, muß es schon heute vormerken lassen. Dieser starke Andrang zur deutschen Schule ist natürlich nicht in den Superlativen des Gebäudes und seiner Einrichtung begründet. Die pädagogische Leistung der deutschen und peruanischen Lehrkräfte am Colegio Alexander von Humboldt ist ausschlaggebend; man weiß sie in Lima zu schätzen. Bei manchen Schülern bestätigt sich das durch erschöpftes Seufzen „Man will uns alle zu Musterschülern machen". Das Colegio Alexander v. Humboldt, an dem deutsche und peruanische Lehrer zu gleichen Teilen unterrichten, wird von einem in Deutschland beurlaubten Lehrer geleitet. Als Unterrichtssprache dient in allen Klassen überwiegend das Deutsche. Der Lehrplan wird von deutschen Lehrplänen und Unterrichtsmethoden stark beeinflußt. Die Schule muß sich als Privatschule natürlich dem Aufbau und den Lehrplänen des peruanischen Schulwesens anschließen. Das bedeutet unter anderem, daß die Kinder vor staatlichen Prüfern Examen ablegen müssen. Der Schulträger des Colegio Alexander von Humboldt ist der „Deutsche Schulverein Lima", dem zum überwiegenden Teil Deutsche angehören. Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland übt keinen Einfluß auf die Schule aus. Es gibt von peruanischer Seite keinerlei unerfreuliche Strömungen gegen diese deutsche Schule. Die Kosten des Schulneubaus und der modernen Einrichtung wurden durch Spenden privater und kommerzieller Kreise in Peru, durch Zuschüsse des Auswärtigen Amtes in Bonn und durch den Verkauf des alten Gebäudes und Grundstückes aufgebracht. In Lateinamerika zählt man etwa 170 deutsche Schulen; Chile ist dabei das Land mit den meisten deutschen Schulen. In Peru gibt es außer dem Colegio Alexander von Humboldt weitere deutsche Schulen. In Lima eine deutsche Nonnenschule, in Arequipa —- einer Stadt im Süden Perus — eine Schule, die dem Aufbau des Colegio Alexander v. Hum- boldt gleicht, in der Hafenstadt Callao existiert eine kleine Schule, an der eine bewunderungswürdige Lehrerin die Erinnerung an das dort einmal gewesene „Colegio Alemän" hochhält. Schüler des alten „Colegio Alemän" bekleiden heute zum Teil führende Posten im politischen und kommerziellen Leben Perus. Ab und zu veranstalten sie Schultreffen. Es ist rührend, wie schon ältere Damen und Herren dann plötzlich in aktzentuiertem Deutsch Gedichte aufsagen, die sie einst in der „Deutschen Schule" lernten. Deutsche Volkslieder werden mit Begeisterung gesungen. Aber es ist nicht nur diese hübsche Erinnerung geblieben; oft zeigen sich Sympathien für Deutschland, die aus der Schulzeit am Colegio Alemän resultieren, in ernsthaften Taten. Und es liegt nicht zuletzt an einer in Jahrzehnten gefestigten gegenseitigen Achtung und Freundschaft des peruanischen und deutschen Volkes, daß in Lima die augenblicklich modernste deutsche Schule Südamerikas gebaut werden konnte. R. U. Die Intelligenz packt die Koffer In der Südafrikanischen Union, die von den Kämpfen zerrissen wird, welche die Politik der Rassentrennung mit sich bringt, hat eine Abwanderung der gehobenen geistigen Schicht eingesetzt, die manchen Südafrikaner nachdenklich werden läßt. Die liberalen Elemente in Südafrika, unter ihnen die englischsprachigen Zeitungen, machen kein Hehl aus der Flucht vieler Ärzte, Forscher, Wissenschaftler und Professoren der Universitäten, die sich lieber in einem anderen Land neu ansiedeln. Und sie bedauern es, daß in ihrem Land die Intelligenz beginnt, die Koffer zu packen. Vielerlei Gründe werden für diesen „Exodus der Kultur" angegeben. Einige der Universitätsprofessoren nennen als Grund für ihre Abreise ganz offen den Protest gegen die strikte Rassentrennungspolitik der südafrikanischen Regierung. Sie halten diese Politik für unfair und für altmodisch und sie sehen kein Ende des Kampfes voraus. Und einige Ärzte sagen unverblümt, daß sie ihre Familien lieber nicht in einem Lande haben wollen, in dem man fürchten muß, eines Tages in ein Blutbad rassischer Ausschreitungen zu geraten. In jedem Falle ist eines klar: die Abwanderung der gehobenen Geistesschicht ist ein Verlust für ein Land, in dem nur drei Millionen Weiße unter viermal so vielen Farbigen leben, über die sie herrschen. Ein bezeichnender Leitartikel über das Problem der Abwanderung der Intelligenz aus Südafrika erschien jüngst in der Johannesburger „Rand Daily Mail". Darin heißt es: „Die Tatsache, daß 80 führende Ärzte, Wissenschaftler, Professoren und Dozenten innerhalb eines Jahres Südafrika verlassen haben, ist sehr viel ernster, als zunächst erscheinen mag. Diese Zahl enthält nämlich nicht die jüngeren Intellektuellen, die ebenfalls ausgewandert sind, und sie berücksichtigt nicht die im privaten Geschäftsleben führenden Männer und Frauen, die beschlossen haben, lieber anderswo ihr Domizil aufzuschlagen. Auch hat man keinen Aufschluß über die Anzahl der jungen Menschen, die am Beginn ihrer Berufskarriere beschlossen, lieber ins Ausland zu gehen. Die Gründe für diese Abwanderung der Intelligenz sind recht offenkundig. Der wichtigste von ihnen ist die Unsicherheit der Zukunft, die wiederum in einer Geldknappheit für langfristige Er-ziehungs- und Ausbildungspläne resultiert. Schlimmer aber ist noch die Tatsache, daß es in Südafrika praktisch keinen neuen Zustrom der Intelligenz gibt und daß all unsere Universitäten, Hospitäler und anderen Einrichtungen, die hohe Qualifikationen voraussetzen, keineswegs mehr attraktiv zu sein scheinen. Immer weniger erstklassige Köpfe haben wir, die unsere jüngere Gene-• ration erziehen und ausbilden können, und es wird nicht lange dauern, bis unser Land für diesen Notstand teuer bezahlen muß, indem der Standard der Erziehung, der Technik und der Wissenschaft in Südafrika absinkt. BUNTE MISSIONSWELT AMERIKA Vereinigte Staaten: Die Kämpfer gegen die Rassendiskriminierung haben einen erfreulichen Sieg davon getragen: alle Gaststätten an der Autostraße von Washington nach New York, in der Gegend von Baltimore, lassen in Zukunft nicht nur weiße, sondern auch schwarze Gäste zu. Kuba: Jeder Kubaner, der die Insel verlassen will, kann dies tun. Für die Rückkehr ist jedoch eine besondere Genehmigung der Regierung erforderlich. Jeder, der heimlich nach Kuba zurückkehrt, wird durch Fidel Castro mit dem Tode bestraft. Vereinigte Staaten: Der „Catholic Digest", der 1936 mit nur 7000 Exemplaren sein Erscheinen begann, erscheint heute regelmäßig in einer Auflage von 750 000 Exemplaren. Außer dieser ersten amerikanischen Ausgabe gibt es den Katholischen Digest noch in zehn anderen Ländern. Für 1962 sind zwei weitere Ausgaben geplant, eine für Spanien, die andere für Lateinamerika. Dominikanische Republik: Im Jahre 1936 benannte der Diktator Rafael Leonidas Trujillo die Hauptstadt des Landes nach sich selbst „Ciudad Trujillo" (Trujillo-Stadt). Jetzt wurde ihr amtlich der alte Name „Santo Domingo" (Sankt Dominikus) zurückgegeben. Die katholische Kirche hat dem Ersuchen des Diktators nie stattgegeben und für den kirchlichen Bereich den Namen Santo Domingo immer beibehalten. Santo Domingo ist das älteste amerikanische Bistum und wurde am 8. August 1511 gegründet. Im Gebiet dieser Diözese wurde am 6. Januar 1494 die erste hl. Messe auf amerikanischem Boden gefeiert. Hier wurde auch die erste amerikanische Universität errichtet, und von hier nahm die katholische Mission der übrigen Länder Amerikas ihren Ausgang. Die Stadt erhielt den Namen Santo Domingo von den Dominikanern, die zusammen mit anderen Orden hier zuerst missionierten. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten. Unter den etwa eine Million zählenden Katholiken des Erzbistums Santo Domingo wirken nur 22 Diözesan- und 70 Ordenspriester in 36 Pfarreien. Die Ordenspriester sind bis heute vor allem Dominikaner, Franziskaner, Merzedarier, Jesuiten, Benediktiner und Augustiner. Der Priestermangel in der Dominikanischen Republik auf der Insel Haiti ist wie in allen Ländern Lateinamerikas erschreckend groß. Im Erzbistum Santo Domingo steht nicht einmal ein Priester für 10 000 Katholiken zur Verfügung. Vereinigte Staaten: In dem katholischen Exerzitienheim in Marydale (Kentucky) gab ein katholischer Priester dreitägige Exerzitien für 45 protestantische Geistliche verschiedener Kirchenzugehörigkeit. Da diese Linke Seite, oben: Exz. Johannes Zoa, der neue Erzbischof von Yaunde, Kamerun. Unten: Am 31. Dezember 1961 erhielten die beiden neuernannten Apostolischen Delegaten von Nairobi (Exz. Del Mestri) und Tananarive (Exz. Pirozzi) in Nairobi durch Kardinal Rugambwa die Bischofsweihe. Wir sehen sie während der Allerheiligenlitanei auf die Stufen des Altars hingestreckt. Rechte Seite: Nach der Weihe machten die Neugeweihten mit drei weiteren päpstlichen Vertretern (aus Addis Abeba, Leopoldville und Pretoria) eine Wallfahrt zum Heiligtum der Ugandamartyrer in Namungongo. Einkehrtage streng vertraulich abgehalten wurden und dem gegenseitigen Verständnis der Konfessionen dienen sollten, ließ man keinerlei Pressevertreter zu. ASIEN Japan: Prinz Takahito Mikasa, ein Bruder des Kaisers, übernahm auf einer Tagung für orientalische Studien in der katholischen Universität der Steyler Patres in Nanzan den Vorsitz. Während der Tagung lebte der kaiserliche Prinz gemeinsam mit den Patres, aß mit ihnen und wohnte auch einer hl. Messe in der Universitätskapelle bei. Die Tagespresse, Rundfunk und Fernsehen berichteten ausführlich über den Aufenthalt des Prinzen in der Universität. Süd-Vietnam: Anläßlich der Hunderjahr-feier der Gründung des Karmels von Saigon schrieb die nicht-katholische Zeitung „Dong-Nai": „Wissen wir, daß für die Fehler und Vergehen, deren ein jeder von uns fähig ist, es in Klöstern eingeschlossene Seelen gibt, die für uns sühnen und wiedergutmachen?" An beschaulichen Orden gibt es in Süd-Vietnam Benediktiner, Zisterzienser, Kar-meliterinnen und Benediktinerinnen. Japan: Man rechnet, daß etwa 20 Millionen Japaner einen Fernsehbericht aus der Vatikanstadt gesehen haben, der den Heiligen Vater im Gespräch mit Angehörigen der japanischen Kolonie in Rom zeigt. Bereits früher einmal hat das japanische Fernsehen einen katholischen Film gezeigt: einen Be- Der neue Flügel der Missionsärztllchen Klinik in Würzburg, eingeweiht ara 1. Juli 1961 durch Kardinal Agagianian. Kardinal Agagianian im Gespräch mit dem Rektor der Propaganda-Universität in Rom und dem neuen Erzbischof von Yaunde. Nächste Seite: Republik Mali. Zur Begrüßung des Präsidenten der Elfenbeinküste in Gao traten auch die Schüler der Privatschulen an. Hier eine Gruppe von Schülerinnen der Schwestern vom Hl. Schutzengel. Auch eine Abteilung weiblicher Soldaten mit Gewehr war zur Begrüßung aufmarschiert. Unten: In Dalat, Südvietnam, leiten die Vinzen-tinerinnen ein Waisenhaus mit 400 Kindern, genannt Domaine de Marie. rieht über das Martyrium der Christen von Nagasaki am 5. Februar 1597, bei dem auch berühmte Schauspieler mitwirkten. Die drei Priesterrollen wurden von drei Steyler Patres gespielt. AFRIKA Südafrikanische Union: Bisher wurden die katholischen Missionsschulen in Südafrika von einer großen Anzahl nichtkatholischer Kinder besucht. Laut Anordnung der kir-chen- und negerfeindlichen Regierung dürfen diese Schulen fortan nur noch katholische Kinder zulassen. 60 Schulen mit bisher 19 000 Schülern mußten daraufhin schon die Pforten schließen. Von den 16 Millionen Einwohnern der Südafrikanischen Union sind 68 Prozent Schwarze. Die Katholiken sind nur eine geringe Minderheit von 7,5 Prozent. Unter den Katholiken sind die Schwarzen mit 78 Prozent weitaus in der Überzahl. Südrhodesien: Bisher waren in Südrhodesien nur getrennte Ordensgenossenschaften und Klöster für Weiße und Schwarze erlaubt. Die neue Verfassung gestattet nun auch den verschiedenen Rassen das klöster- lidie Zusammenleben. Daraufhin haben spanische Missionsschwestern das erste Noviziat, das weiße und schwarze Schwestern gemeinsam heranbildet, eröffnet. Am 15. September 1961 wurden die vier ersten schwarzen Mädchen in das Noviziat der weißen Schwestern aufgenommen. Kongo: Im Kongo fand die sechste allgemeine Bischofskonferenz und gleichzeitig erste nach Erlangung der Unabhängigkeit statt. Die einzige derzeit bestehende Universität des Landes, die Universität Lo-vanium, konnte das neue Studienjahr 1961/62 mit 632 Studenten aus elf afrikanischen und europäischen Ländern eröffnen. Uganda: Der Dekan der Kathedrale von Rugaba, Msgr. Josef Ssebayigga, wurde zu später Nachtstunde in den Königspalast gerufen und als „verantwortlich" für ein Hirtenschreiben des Erzbischofs Msgr. Josef Kiwanuka, in welchem dieser die politischen Rechte der Katholiken Ugandas verteidigt, eine Stunde lang festgehalten. Am folgenden Tage versammelte er die Gläubigen in der Kathedrale, um für den inneren Frieden zu beten. Uganda erhält am 1. März die Selbstverwaltung und am 9. Oktober die Unabhängigkeit. Das Land ist bereits zu einem Drittel katholisch. Ghana: In Ghana steht die Gründung zweier neuer Universitäten für Schwarze in den Städten Legon und Kumasi bevor. Ghana steht stark unter kommunistischem Einfluß. Ägypten: Am 15. November 1961 hat Ägypten das metrische System eingeführt (= Dezimalsystem). Kongo: Ein Soldat des Kongo verdient als Mannschaftsdienstgrad 500 DM monatlich. Die Armee des Kongo ist die am besten bezahlte auf der ganzen Welt. Kenia: Jomo Kenyatta, der Anführer der Mau-Mau-Bewegung, ist von den Engländern aus der Haft entlassen worden. Man befürchtet nun ein Wiederaufleben der Terrorakte, die von den Diplomaten der Sowjetunion und Rotchinas in Somaliland geschürt werden. Kamerun: Sechs junge Kamerunneger gestanden bei ihrer Festnahme, daß sie in Rotchina im Partisanenkrieg und in Sabotageakten ausgebildet wurden. Elfenbeinküste: Vor einigen Monaten veranstaltete die Afrikanische Gesellschaft für Kultur im Rahmen der UNESCO einen Kongreß in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, an der führende Gelehrte aus Europa und führende Politiker Afrikas teil-nahmen. Alle Kongreßteilnehmer waren sich darin einig, daß die Seele des Afrikaners zutiefst religiös ist und von Natur aus Abneigung empfindet gegen allen Atheismus und Materialismus. Zwei Tage sprach man über das Heidentum, je einen Tag über die katholische Kirche, die protestantischen Kirchen und den Islam. Guinea: Guinea erhält von Rotchina eine Wirtschaftshilfe von 35 Millionen Dollar Weltweite Hilfe Bauorden international organisiert Die katholischen „Bauorden" in der Bundesrepublik, Österreich, Belgien und anderen Ländern Europas sind in dieser Woche in Loewen (Belgien) zu einem „internationalen Bauorden" zusammengefaßt worden. Präsident wurde der Ingenieur Steenbergen (Brabant), Vizepräsident der Fuldaer Rechtsanwalt Josef Schmitt. Deutscher Sitz des Ordens, der von dem Prämonstratenser-Pater Werenfried van Straaten gegründet wurde, ist Worms. Seit 1953 haben die nationalen Organisationen des Bau-ordens 4000 Eigenheime gebaut und bei vielen anderen Bauvorhaben mitgeholfen. über 34 000 junge Menschen haben dabei als freiwillige Helfer mitgewirkt. Kurse für Entwicklungshilfe Am 6. Februar beginnt auf dem Klausenhof in Dingden/Westfalen der vierte Vorbereitungskurs für landwirtschaftliche Fachkräfte, die für drei bis fünf Jahre in die Entwicklungsländer gehen. Es ist zugleich der erste internationale Vorbereitungskurs „ Entwicklungshilfe ", zu dem sich neben deutschen bereits mehrere belgische, holländische und österreichische Teilnehmer angemeldet haben. Caritas half 10 000 Kubanern Die amerikanische katholische Caritasorganisation NCWC nimmt sich gegen- sowie Techniker für die Errichtung des Par-lamenisgebäudes, einer Rundfunkstation und einer Autostraße. Ägypten: Nasser hat für die Ägypter die Ehescheidung erschwert, Bisher bedurfte es keiner Formalitäten, um seine Frau zu entlassen. Jetzt ist dies nur noch mit staatlicher Genehmigung möglich. Äthiopien: In Addis Abeba, der äthiopischen Hauptstadt, hat der Lutherische Weltbund einen großen Sender errichtet, der den ausdrücklichen Beifall des Kaisers Haile Selassi gefunden hat. Mit einer Stärke von 100 Kilowatt sendet er bis zu 230 verschiedene Programme täglich in verschiedenen afrikanischen Sprachen. Der Lutherische Weltbund hat auch anderen christlichen wärtig besonders der aus Kuba kommenden Flüchtlinge an, deren Zahl bisher schon 150 000 übersteigt. Die Bemühungen gehen dahin, die geflüchteten Kubaner in den USA anzusiedeln und ihnen eine Existenz zu verschaffen. Im vergangenen Jahr hat NCWC insgesamt 10 000 geflüchtete Kubaner in den Vereinigten Staaten angesiedelt. Fünf-Jahres-Plan Einen Fünf-Jahres-Plan für die Ent-wicklungs- und Sozialarbeit haben die 53 ost- und südafrikanischen Diözesen aufgestellt. Diesen Fünf-Jahres-Plan erläuterte der Vorsitzende der ost- und südafrikanischen Bischofskonferenz, Bischof Joseph Blomjous von Mwanza (Tanganjika), jetzt in der Zentrale der österreichischen Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft (MIVA) in Stadi-Paura bei Lambach. Die österreichische MIVA hat ihre Mithilfe bei der Erfüllung dieses Planes zugesagt; sie will u. a. eine Reihe von Ambulanzwagen für die medizinische Betreuung der afrikanischen Bevölkerung zur Verfügung stellen. Hilfe hat sich gelohnt Mehrere Jahre lang hat die österreichische Männerbewegung die Mission auf der Sundainsel Flores tatkräftig unterstützt. Mit den österreichischen Spenden, die sich auf insgesamt rund 417 000 DM beliefen, wurden Kranken- Kirchen, darunter auch der katholischen, die Benutzung des Senders gestattet, der den Namen trägt: „Stimme des Evangeliums". Ägypten: In der Kirche des armenischorthodoxen Patriarchen von Alexandrien versammelten sich 1500 Gläubige verschiedener christlicher Bekenntnisse, um für die Einheit der Christenheit zu beten. Es wurden verschiedene Ansprachen in griechischer, arabischer und französischer Sprache gehalten. Am Schluß der Kundgebung betete jeder Teilnehmer leise das Vater unser in seiner Muttersprache. Südafrika: Katholiken der Hauptstadt Pretoria luden protestantische Familien zu einer Abendmesse mit anschließendem brüderlichem Liebesmahl ein. Viele Protestanten folgten der Einladung. häuser und Schulen gebaut, die hygienischen Verhältnisse verbessert und den Missionaren zahlreiche Hilfsgüter zur Verfügung gestellt. Diese Hilfe aus Österreich hat sich gelohnt, stellt jetzt der Kustos des Wiener Völkerkundemuseums, Dr.Myllus, fest, der von einem längeren Besuch aus Flores zurückkam. Nicht zuletzt auf Grund der Missionshilfe aus Österreich habe Flores die Chance, zu einem Brückenkopf der katholischen Missionen in Südostasien zu werden. Nahezu die Hälfte der 1,8 Millionen zählenden Bevölkerung sei bereits katholisch. Laienelite in den Missionen Zwölf Diözesandirektoren des „Päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung ", die sich in der Aachener Zentrale des Werkes zu einer Arbeitstagung trafen, besprachen unter dem Vorsitz von Prälat Dr. Mund und Msgr. Görtz eine Koordinierung und Intensivierung der deutschen Missionshilfe. Dabei wurde beschlossen, in den Entwicklungsländern noch stärker als bisher eine katholische Laienelite heranzubilden und die deutschen Katholiken aufzufordern, dafür Patenschaften zu übernehmen. Sankt Valentin In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs ist es Brauch, daß man sich zum Fest des hl. Valentin Blumen schenkt. Wie und wann dieser Brauch entstanden ist, wissen wir nicht. Eines aber ist sicher: Man gibt sich diese Blumen als äußeres Zeichen einer liebenden Verbindung von Mensch zu Mensch und ahmt damit die größte Tugend des Heiligen nach, dessen Fest man an diesem Tage feiert, des hl. Valentin. Aus Liebe zu Gott verließ der Heilige seine Heimat, die am Ozean gelegen war, und zog in das Gebiet zwischen Donau, Salzach und Inn bis Passau, um hier die Frohbotschaft vom Reiche des Gottessohnes und die Erlösung aller Menschen durch Jesus Christus zu verkündigen. Das war keine leichte Aufgabe, denn einmal war die Bevölkerung in diesem Gebiet, bedingt durch die Völkerwanderung, ziemlich bunt zusammengesetzt aus Goten, Vandalen und Rugiern, zum anderen war um jene Zeit dort eine römische Besatzung, die nicht immer das beste Beispiel für ein christliches Leben bot. So erntete seine Liebe hier wenig Gegenliebe. Daher zog Valentin nach Rom zu Papst Leo I. und erbat sich von ihm den Segen für seine missionarische Arbeit. Der Heilige Vater erkannte die Fähigkeiten und die Frömmigkeit des jungen Missionars, weihte ihn zum Bischof und vertraute ihm das Gebiet der beiden Rätien als Arbeitsfeld an. Leo I. und Valentin dachten wohl damals schon daran, Passau zum Bischofssitz zu erheben, doch kam es erst in der Folgezeit zur Gründung dieses Bistums. Neu gestärkt und ermutigt kehrte Valentin in das ihm nun auch offiziell anvertraute Gebiet zurück. Was aber fand er hier vor? Der Arianismus, die damals herrschende Irrlehre, hatte durch die römischen Besatzungstruppen seinen Einzug in der Stadt Passau gehalten, und wo nun Valentin den wahren Glauben predigen wollte, trat man ihm feindlich gegenüber, ja man warf ihn sogar zur Stadt hinaus und verschloß ihm die Tore. So war ihm denn die Möglichkeit einer Bekehrungsarbeit für diese Stadt genommen, seine Liebe schlecht vergolten worden. Doch dies entmutigte Valentin nicht. Hatte man ihm auch die Stadt verschlossen, so blieb ihm dennoch das Land, und hier bot sich Arbeit in Überfülle. Bis in die Gegend von Meran durchwanderte er predigend das Land, erbaute und weihte Kirchen und errichtete Pfarreien und Außenstationen. In Mais bei Meran erbaute er sich ein Kloster, um so einen dauernden Stützpunkt für seine Missionsreisen zu haben. Dorthin zog er sich immer wieder zurück, um sich im Gebet neue Kraft zu holen. Im Jahre 472 gab er dort auch seine Seele dem Herrn zurück. Sein Lebenswerk war getan, seine Liebe aber dauert über sein Grab hinaus. Oskar Hofmann' MFSC Die scUwavze Biute Erzählung aus der Kongomission Nach einer Aufzeichnung von P. SpiegeleerMSC, gestaltet von Hugo Kocher 11. Fortsetzung Der große Jäger ist tot Mit aufgerissenem Rachen schoß eine Boa, eine Riesenschlange, auf ihn nieder. Ohne es zu wollen, hatte er sie am Hals ergriffen. Von sich aus hätte ihn die Schlange nicht angegriffen, jetzt aber, da sie sich bedroht fühlte, warf sie sich blitzschnell auf den Jäger herab, der unter ihrem Gewicht in die Knie brach. Ingongwa war ein Wilder, ein kampfgeübter Mann. Instinktiv tat er alles, was er tun konnte. Doch ehe er sich zur Seite zu schnellen vermochte, schlangen sich schon ein halbes Dutzend Körperwindungen der Boa um seine Brust, seinen Leib. Er stieß einen schrillen Notruf aus, der in keuchendem Pfeifen erstarb. Als die Jagdgefährten aus den Büschen brachen, war es schon zu spät. Ein Speerstoß aus nächster Nähe traf den Schlangenkopf. Die Boa löste den Biß vom Hals ihres Opfers, schnellte auf und verendete. Zwei, drei ihrer Windungen lösten sich, die andern umschlossen den unglücklichen Ingongwa noch wie mit Eisenklammern. Stück um Stück mußten die Jäger die Schlange aufrollen. Ingongwa stöhnte, Blut rieselte aus seinen Mundwinkeln. „Tragt mich, tragt mich zum Grab meines Vaters", keuchte er, dann sank er sterbend zurück. Während einige der Jäger den Toten an zwei Stangen banden, schnürten die andern die erlegte Schlange an einen Tragast. Schweigend schlugen sie den Rückweg ein. Totenklage Und jetzt lag Ingongwa auf seiner Matte dicht neben der Türöffnung seiner Hütte. Die Kinder weinten und schrien. Marga hatte sich zu Boden geworfen. Mit den Fäusten schlug sie um sich, riß sich ganze Büschel Haare aus, zerkratzte sich Gesicht und Brust. Hemmungslos gab sie sich ihrem Schmerz hin, heulte in tierischem, durchdringendem Schreien, während sie sich am Boden wälzte, stän- dig bemüht, die seelischen Qualen durch körperliche Leiden zu mildern. Die Nachbarinnen und Freundinnen stimmten in ihre Totenklage mit ein. In markerschütterndem Klagechor sammelten sie sich um die Hütte, in der Ingongwa lag, Ingongwa, der große Jäger, der Held von Doronga. Die Männer aber schickten sich an, den letzten Wunsch des toten Gefährten zu erfüllen. Im hellen Licht des Vollmondes trugen sie ihn durch den nächtlichen Urwald, dorthin, wo der Geist seines Vaters auf einem Hügel zu Füßen einer riesigen Königspalme saß. Ingongwa hatte immer wieder Schädel und Gehörne seiner Beutetiere hierher getragen, mit ihnen den Grabhügel geziert. Sie sollten daran erinnern, daß hier ein großer Häuptling ruhte. Jammernd folgten die Frauen, deren durchdringende Klageschreie zuweilen den Gesang der Männer übertönten. Marga hatte sich bereits über und über mit Lehm beschmiert, um ihre Trauer äußerlich zu zeigen. In eine Matte gewickelt senkten die Männer den toten Ingongwa in die schnell aufgewühlte Grube, legten ihm seine besten Waffen, eine Kalebasse mit kühlem, frischem Wasser, Fleisch und Maniok zur Seite. Sorgfältig häuften sie die Erde über den Toten und stampften sie fest. Das Moskitonetz, unter dem Ingongwa geschlafen hatte, hingen sie über dem Grabhügel auf, und an einem Speer banden sie die Haut der Schlange fest, die ihn getötet hatte. Langsam entfernte sich der Trauerzug durch den nächtlichen Wald. Die Klageschreie gingen in dumpfes Summen und Murmeln über. Noch zwei Tage sollte der Tote auf diese Art betrauert werden, ehe der Totentanz begann, bei dem Marga noch einmal all ihren Jammer und ihre Verzweiflung zeigen mußte, unterstützt von ihren Freundinnen und Verwandten, die, gleichfalls mit Lehm bemalt und mit Lianenranken behängen, erschienen waren, sie Tag und Nacht ablösten. Weithin verkündete die große Signaltrommel die Trauerbotschaft, die von Dorf zu Dorf weitergegeben wurde. Jeder Booli, auch die benachbarten Munji sollten es hören, Ingongwa, der große Jäger, ist tot, Ingongwa, der Held von Doronga. Veronika hört die Trommel Am Ufer des Lomelaflusses schritten Schwester Theresia und die Schwester Rektorin mit Veronika-Njoli entlang. Seitdem das Mädchen getauft worden war, opferten sie manche Stunde ihrer knapp bemessenen Freizeit, um Veronika in freundschaftlichen Gesprächen weiterzubilden, sie vor manchen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Sie gehörte ja nun, unmittelbar vor dem dritten Studienjahr, bereits zu den Größeren, und manche ihrer Altersgenossinnen dachte mehr an die jungen Burschen in den Arbeitskolonnen als an Schule und Kirche. Veronikas Augen strahlten. Die Ferien standen nahe bevor, und sie erwartete sie voller Ungeduld. Durfte sie doch den Ihren von ihrem großen Erlebnis berichten, ja noch mehr, sie wollte einen Strahl der Gnade, die auf sie niedergegangen war, auch in die kleine Hütte zu Doronga tragen. In ihrer ersten, heiligen Begeisterung dachte sie nicht anders, als daß sie Vater, Mutter und die Geschwister von einem Tag zum andern für Christus gewinnen würde. Doch was machte sie plötzlich so stumm, ihre Blicke so stier? Mit vorgestrecktem Kopf lauschte sie auf die Trommeltöne, die der Abendwind über den Fluß trug. Längst hatte sie ja die Sprache der Lokolé, der Signaltrommel, erlernt. Die Schwestern tauschten einen erstaunten Blick. Sie wollten Veronika aus ihrer Erstarrung wecken. Doch das Mädchen stieß ihre Hände zurück, warf sich mit gellendem Schrei zu Boden, fuhr mit den nackten Armen und dem Gesicht in einen Dornstrauch, wälzte sich, zerriß ihre Kleider. Was war geschehen? Erst nach und nach konnten es die Schwe- stern aus ihren Klagerufen erraten. Die Lokolé hatte ihr die Nachricht vom Tode ihres Vaters gebracht. „Aber Veronika!" Schwester Theresia kniete neben dem Mädchen nieder, das ganz außer sich war. „Ist das auch die Trauer einer jungen Christin? Veronika, so höre doch, mäßige dich, Trost und Hilfe findest du nicht in diesem wilden, heidnischen Gebaren, komm mit uns. Am Altar, bei der Gottesmutter, wollen wir in diesem Leid Zuflucht suchen." Es währte eine ganze Weile, ehe es den Schwestern gelang, die Verzweifelte soweit zu beruhigen, daß sie mit ihnen nach Bokela zurückging. In den Armen der Schwester Theresia weinte sich Veronika aus. Sie hatte das Mädchen mit in ihr Zimmer genommen und behielt sie die Nacht über bei sich. Endlich war Veronika, erschöpft, unter Tränen in Schlaf gesunken. Das Licht der Kerze warf einen unruhigen Schein über ihr reines, von tiefem Schmerz gezeichnetes junges Gesicht. Mitleidig neigte sich die Schwester über sie, um dann vor dem kleinen Marienaltar in der Fensterecke für Veronika und für den armen, im Heidenglauben dahingegangenen Ingongwa zu beten. Veronika war nicht mehr zu halten. Sie mußte nach Hause, sie wollte das Grab ihres Vaters auf suchen, die Mutter, die Geschwister trösten. Und nun war sie da. Die Trauerfestlichkeiten für Ingongwa waren zu Ende. In ihrer Hütte kauerte Marga, mit Lehm beschmiert, in dessen Kruste Schweiß und Tränen kleine Rinnsale gegraben hatten. Der Ruß des Hüttenfeuers trug dazu bei, die trauernde Witwe noch mehr zu beschmutzen. Veronika wußte, daß die Mutter sich bis zur dritten Wiederkehr des Vollmondes nicht mehr waschen durfte. Mit Fasten und Klagen mußte sie beweisen, daß sie Ingongwa auch wirklich betrauerte. Marga hatte keinen Blick für Jomono, den jüngsten Bruder des Verstorbenen. Der Onkel Veronikas hatte wie seine Nichte die Kunde vom Tod Ingongwas durch die Trommel erhalten. Unverzüglich war er aufgebrochen und hatte die Plantage, auf der er arbeitete, verlassen. Nach einem Marsch von mehr als fünfzig Meilen erreichte er Doronga und schickte sich jetzt an, ganz selbstverständlich für Marga und die Kinder zu sorgen. Ebenso selbstverständlich war es, daß er Marga nach einer angemessenen Trauerzeit zur Frau nehmen würde. Am Grab des Vaters Die Perlen des Rosenkranzes ließ Veronika durch die Finger gleiten, während sie den Pfad einschlug, der sie zu ihres Vaters Grab führen sollte. Buntschillernde Tangaren (Vogelart, Honigsauger) umschwirrten sie, von den Bäumen am Fluß regneten Blütensterne herab. In leuchtendem Rot und Gelb hingen die Orchideen in den Astgabeln und füllten den Wald mit betäubendem Duft. Veronika hob nicht ein einziges Mal den gesenkten Kopf. Ganz ihrer Trauer hingegeben schritt sie durch den Urwald. Jetzt stockte ihr Fuß. Dort unter der Häuptlingspalme erhob sich der Hügel mit seinem barbarischen Zierrat an wurmzerfressenen Gehörnen, mit Speer, Schlangenhaut und Moskitonetz, mit all den Zeichen des Heidentums. Veronika krampfte die Hände über der Brust ineinander. Ein plötzlicher Eifer ergriff sie. „Fort mit all diesen Dingen, die nur der Geisterwahn hier aufgestellt hat", rief sie und riß den Speer aus dem Hügel, schleuderte ihn in die Büsche, das Moskitonetz folgte. Nur die Gehörne konnte sie nicht entfernen, allzu lief waren die Schädel in den Boden zwischen das Wurzelwerk hineingesunken. Zwei Äste band Veronika-Njoli kreuzweise zusammen und pflanzte sie auf das Grab. Erst jetzt senkte sich der Friede in ihr Herz. Hatte sie ihrem Vater schon nicht das Christentum bringen dürfen, so wollte sie doch das Zeichen des Kreuzes, der Erlösung, auf sein Grab setzen. Sie kniete nieder und betete für die Seele des Dahingegangenen. Wohl hatte er die dargebotene Hand mehr als einmal zurückgestoßen, aber Ingongwa war allezeit ein treusorgender Mann und Vater gewesen. Gott, der ein Gott der Liebe und Güte ist, würde sich seiner erbarmen. Wie merkwürdig! Veronika fühlte sich gar nicht mehr wohl in der heimatlichen Hütte. Die schmutzverkrustete Mutter flößte ihr manchmal Ekel ein, ein Gefühl, gegen das sie vergeblich ankämpfte. Dann war da immer Jomono zugegen. Er blieb ihr fremd. Sein lautes, lärmendes Gebaren paßte so gar nicht in die Hütte eines eben erst Verstorbenen. Mit ihm stellte das Leben bereits wieder seine Forderungen. Jomono fühlte sich schon jetzt als Herr in der Hütte, und er betrachtete Veronika mit Blicken, die dem jungen Mädchen das Blut in die braunen Wangen trieben. Jomono grinste und zog vergnügt die Augenbrauen hoch. Wäre es nach ihm gegangen, hätte Veronika das Dorf nicht mehr verlassen. Sie war alt genug, um verheiratet zu werden, und Jomono war ein kluger Händler. Er wußte den Wert eines jungen, hübschen Mädchens zu schätzen. Am abendlichen Feuer bei den Männern machte er darüber seine Bemerkungen. Kein Wunder, wenn sich bald der und jener junge Bursche in der Nähe der Hütte umhertrieb, in der Veronika hauste. Wenn sie mit dem Krug auf dem Kopf zur Wasserstelle ging, wenn sie im Reisfeld, im Maniok arbeitete, immer tauchte einer der Burschen von Doronga in ihrer Nähe auf, schob sich halb verlegen, halb selbstbewußt näher heran und versuchte mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Elongwa ... Aber Veronika-Njoli blieb abweisend. Noch hatte sie den Kummer um des Vaters Tod und den Schmerz über die sich anbahnende Veränderung nicht überwunden, als daß sie schon wieder an das eigene Leben oder gar an Tändeln und Schäkern hätte denken mögen. Sie sah auch kaum auf, als Elengwa in Doronga erschien. Der junge Bursche wollte jetzt, da die Ferien zu Ende gingen, nach Bo-kela zurückkehren und wartete in dem Nachbardorf auf den Fafa, um sich seiner Karawane anzuschließen. Wußte er doch, daß er dabei auch Veronika antreffen würde. Er lachte, als der Tag des Aufbruches kam und sich Veronika mit ihrem Korb in die Reihe der Mädchen stellte, die der Fafa nach Bokela geleitete. Da waren auch zwei Munjiburschen, die sich erboten, Veronikas Korb zu tragen. Aber Elengwa maß die Zudringlichen mit blitzenden Augen. Ganz selbstverständlich nahm er Veronika den Korb ab und band ihn an die Stange, an der auch sein Bündel hing. Das Mädchen mußte ihm nun wohl oder übel einen Blick schenken und ein halblautes Dankeschön murmeln. Aber vielmehr eroberte auch der breitbrüstige, starke Elengwa nicht. Während des Marsches hielt der Pater strenge darauf, daß Mädchen und Burschen gesondert blieben. Aber trotz ihrem Kummer mußte Veronika über die Bemühungen der jungen Burschen lächeln. Sie hörte auch, wie die Freundinnen darüber sprachen, nicht ohne Neid. Waren sie nicht ebenso hübsch und jung? Warum stellten sich die Burschen nur so an um diese Veronika? Am letzten Abend hatten sie sich sogar geprügelt. Elengwa war Sieger geblieben und hatte ungerührt die Strafpredigt des Paters über sich ergehen lassen. In seinen Augen, die er unter halbgesenkten Lidern barg, leuchtete der Triumph. Hoheu, wer konnte sich mit ihm messen? Er war jung und stark, seine Haut glänzte wie matte Bronze in der Sonne. Die Muskeln spielten darunter, wurden zu dicken Knoten, wenn er die Arme beugte. Hoheu, er konnte mit einer Hand einen gleichaltrigen Burschen über sich emporstemmen. „Dieser Elengwa ist nicht gerade der Mann, den ich unserer Veronika wünschen möchte", sagte der Pater zu Schwester Theresia, als er mit seinem Trupp in Bokela einzog. „Aber es scheint sich zwischen den jungen Leuten etwas an-zuspinnen." Schwester Theresia seufzte. „Elengwa ist ein schlechter Schüler. Dieses Jahr soll er zum Arbeitstrupp kommen und nur noch den Katechismusunterricht besuchen. Er ist eigenwillig und jähzornig, ein richtiger junger Wilder, der nicht von den Einflüssen der Alten zu Hause loskommt." Der Pater nickte. „Vielleicht glückt es Antonius, dem einheimischen Lehrer, ihn zu gewinnen. Er hat einen ebensolchen Dickkopf wie Elengwa und setzt seine Ehre darein, den Burschen zu bekehren. Wir wollen es hoffen und wünschen, Veronika zulieb. Es wäre jammerschade, wenn sie in Unrechte Hände käme." Die schwarze Schwester Einstweilen schien es, als kümmere sich Veronika weder um Elengwa noch um einen anderen Burschen. Sie ging voll Eifer zur Schule, versäumte keine ihrer kleinen Pflichten und war häufiger als andere Mädchen ihres Alters in der Kirche zu treffen. Mehr als einmal begegnete sie dort Schwester Elisabeth und sie konnte kein Auge von ihr lassen. Aus der weißen Haube sah ein tiefbraunes Munjigesicht hervor. Elisabeth gehörte dem Bantuvolk an; und sie war, wie Veronika, aus der Schule von Bokela hervorgegangen. Wie merkwürdig, bislang waren Veronika die Schwestern wie Wesen aus einer anderen, unerreichbar hohen Welt vorgekommen. Elisabeth schlug die Brücke. Gleichberechtigt stand sie an der Seite der weißen Schwestern, kniete neben ihnen in der Kirche und sollte in den nächsten Tagen einen selbständigen Dienst im Lepradorf antreten. In Veronikas Seele regte sich eine heimliche Eifersucht. War sie nicht die erste in der Schule, hatte sie nicht ihr Taufexamen weit besser als alle andern bestanden? Und nun kam diese Schwester Elisabeth aus Bokote zurück, aus dem Schwesternseminar. Sie hatte ein Ziel erreicht, das hoch über allem lag, was Veronika erstrebt hatte. Eine seltsame Unruhe machte dem Mädchen zu schaffen. Hatte sie bislang nicht eigentlich immer nur an sich selbst, an das Nächstliegende, vielleicht noch an die Ihren zu Hause gedacht? Es gab etwas, das weit höher emporführte, das strahlend wie ein ferner Stern am Nachthimmel über ihr leuchtete. Aber ehe sie den Mut fand, über das, was sie bewegt, mit Schwester Theresia zu sprechen, trat etwas anderes in ihr junges Leben. Den bauchigen Krug auf dem Kopf schritt Veronika zu dem Brunnen, den Bruder Leonhard vor kurzem gegraben hatte. Sein Wasser war kühler und von besserem Geschmack als das des Baches. Fortsetzung folgt Bibelkiirs auf Burg Feuerstein Von Frt. Reinhold Weiß Anfangs ist das Lesen der Bibel noch schwierig. Aber sehr bald kann man die Heilige Schrift verstehen und immer tiefer in sie eindringen. Man muß oft staunen, was da alles steht, das man schon lange wissen wollte. Hier steht die lang gesuchte Antwort. Das können wir Bamberger Theologiestudenten, die wir doch immer mit der Heiligen Schrift umgehen, bestätigen. Wir fanden das aufs neue bestätigt, als wir im vergangenen Jahr wieder einen Ferienkurs auf Feuerstein über die Heilige Schrift mitmachen durften. Vom 8. bis 18. Oktober hörten wir von elf Fachleuten Vorträge, die die Bibel von den verschiedensten Aspekten beleuchteten. Universitätsprofessor DDr. Karl Schelkle, Tübingen, sprach über „Die Stellung und Bedeutung des Wortes Gottes im Aufriß der Heilsgeschichte und die Folgerungen daraus für die Seelsorge". Darin stellte Prof. Schelkle die Wichtigkeit der Schriftlesung und vor allem die richtige Schriftlesung heraus. Pastor Werner Keuk, Gefrath bei Krefeld, richtete seinen Blick ganz auf die seelsorgliche Tätigkeit. Er sprach über das Thema: „Die biblische Durchdringung der Seelsorgsarbeit und der Existenz des Seelsorgers." Dabei war es erfreulich, von den vielen erfolgreichen Bibelarbeiten zu hören, über die Dr. Werner Keuk aus eigener Erfahrung berichten konnte. In einem eigenen Lichtbildervortrag über „Die Bibel und ihre Verkündigung im kirchlichen Raum und Gottesdienst" erfuhren wir, wie man die Liebe zur Heiligen Schrift wecken kann. Spiritual P. Dr. Josef Grotz SJ, Würzburg, brachte uns den aszetischen Wert in seinem Vortrag: „Die persönliche Beschäftigung des Priesters mit der Heiligen Schrift" näher und gab uns eine Anleitung zur Meditation und Kontemplation nach den Texten der Hl. Schrift. Dozent Dr. Bruno Dreher, Stuttgart, behandelte in seinem Vortrag das Thema: „Kinder und Schüler im Umgang mit der Heiligen Schrift." Den Beweis, daß die Hl. Schrift wirklich die Kinder anspricht und geradezu fesselt, gab Dr. Dreher durch seinen Vortrag selbst. Immer wenn er eine Probe seines Unterrichtes gab, wurde es merklich still im Saale, und alle folgten gebannt dem Worte des Referenten. Es besteht also wirklich kein Grund, den Kindern das Wort Gottes vorzuenthalten. Prof. Dr. Josef Schmid, München, gab uns eine Übersicht und eine Beurteilung der gegenwärtigen deutschen Bibelübersetzungen. Studienprofessor Adam Steinfelder ging das Problem von einer ganz anderen Seite an. Er bewies uns, daß das Verständnis der Heiligen Schrift auch von der Kenntnis des Heiligen Landes abhängt. In seinen vielen Bildern, die er uns aus dem Heiligen Land zeigte, lernten wir manches Gleichnis aus den Gegebenheiten des Landes besser verstehen. Auch die Technik befaßt sich mit der Bibel. So konnte uns Msgr. A. Kochs, Kirchliche Hauptstelle für Bild und Filmarbeit, Köln, den Film: „Die zehn Gebote" zeigen. Anschließend wurde der Film von uns kritisiert und von Msgr. Kochs kommentiert. Es bleibt hier immer die Frage offen: Wie kann man das Wort Gottes bildlich darstellen und es vor allem so darstellen, daß es den Menschen unserer heutigen Zeit anspricht und in der richtigen Weise trifft? Bei diesem Ferienkurs sprach auch der Protestant Pastor Robert Steiner, Wuppertal. Er sprach über „Die Bibelarbeit in der evangelischen Kirche und bei den Sekten". Zum Vergleich sprach Stadtpfarrer Hermann Breucha, Stuttgart-Degerloch, über: „Formen der Verkündigung und der Erschließung des Gotteswortes in der Seelsorge". Mit dem Vortrag von Dr. Schückler, Priester-Missionsbund, Aachen: „Die Bibel in der katholischen Weltmission" weitete sich das Bild auf die ganze Welt aus. Es war erfreulich, von den vielen Im beptemoer des vergangenen Jahres fand im Missionshaus St. Heinrich in Bamberg eine Studientagung zum Thema „Der Laie von der Mission für die Mission“ statt. „Gott braucht Menschen“, vor allem geschulte Laien aus den Missionsvölkern. Erfolgen und Versuchen zu hören, die man in der Mission unternommen hat, um die Bibel den Menschen nahezubringen. Den Abschluß des Ferienkurses bildete Dr. Otto Knoch, Direktor des kath. Bibelwerkes, Stuttgart, mit seinem Vortrag über „Stand, Aufgabe und Ziele der katholischen Bibelbewegung in Deutschland". Wenn auch schon vieles getan wurde, um die Schätze aus der Bibel zu heben, wie die reichhaltige Bibelausstellung, die Dr. Knoch mitbrachte, bewies, so ist doch noch ein reiches Feld unbearbeitet. Die meisten Menschen lesen jeden Morgen mit banger Sorge die Zeitung. Sie suchen gute Nachrichten, sie finden aber immer wieder neuen Stoff zur Beunruhigung. Wie wenige lesen aber die Heilige Schrift, wo sie doch das finden können, was sie suchen, die Frohbotschaft. Preisgekrönte Arbeit Zum erstenmal konnte die philosophischtheologische Hochschule in Bamberg einen Preis für eine im Vorjahr gestellte Aufgabe verleihen. Philosophieprofessor Dr. Hans Pfeil, bekannt durch seine vielen Schriften und Reisen, war beauftragt, das Thema zu stellen. Es lautete: „Die Deutung der psychisch-geistigen Wirklichkeit in der Wirklichkeitsphilosophie von Heinerich Maier". Heinerich Maier ist ein wenig bekannter Philosoph. In Heidenheim (Württemberg) geboren, lebte er von 1867 bis 1933. Zuletzt war er in Berlin Universitätsprofessor. Neben anderen umfangreichen Werken schrieb er auch eine dreibändige Wirklichkeitsphilosophie. Von dieser Abhandlung galt es nun, den 3. Band, der über die psychisch-geistige Wirklichkeit handelt, in seinem Gehalt dar- zustellen und ihn kritisch auf seinen Wahr-heits- und Gültigkeitsanspruch zu prüfen. Dieser Aufgabe unterzog sich Frt. Josef P r a 11 e s aus Prarath bei Gleinsstätten (Österreich). Er machte seine Arbeit so gut, daß ihm bei den diesjährigen Feierlichkeiten zum Rektorenwechsel der Hochschule der Preis von DM 250.— zugesprochen wurde. Stifter des Preises ist seine Exzellenz Dr. Josef Schneider, Erzbischof von Bamberg, der bei der Preisverteilung zugegen war. Damit war Josef Prattes der erste Preisträger der Hochschule in Bamberg, zugleich auch der erste Preisträger unseres Missionshauses in Bamberg. Seine Mitbrüder freuen sich mit ihm über den Erfolg und gratulieren ihm recht herzlich. R. W. «Ja, es war ein fremder Stamm, der den zwei zu Hilfe kam; aber nicht, um sie zu retten und zu lösen ihre Ketten. Nein, bei diesem Überfall ging es so wie überall: Zanken irgendwo sich zwei, freut der Dritte sich dabei. Kaum daß man die zwei befreite, suchten sie auch schon das Weite und versteckten sich alsbald in dem nächsten besten Wald. Ja, das war nicht ganz geheuer und ein böses Abenteuer. Doch wohin soll man sich wenden, um das Übel zu beenden? Und so wandern mit Bedacht sie die liebe lange Nacht, bis sie früh in gutem Glauben einen Schlummer sich erlauben. Da wird Poko plötzlich wach, sucht den Koko und sieht, — ach! — eine Schlange riesengroß, wie sie geht auf Koko los. Doch der Arme schläft ganz friedlich, und das Untier, das bemüht sich, ihn, fast ohne zu berühren, ganz und völlig einzuschnüren. Und es ringelt sich und ringelt, bis der Schlingel ganz umzingelt. Und das Biest wird immer länger; die Verschnürung immer enger. Endlich fällt dem Negerlein seine böse Lage ein, es erwacht, beginnt zu schrein, und es dringt durch Mark und Bein. Poko sieht es denn auch ein: „ Hier muß schnell gehandelt sein. Und er sucht sich einen Stein, um den Koko zu befrein. Und mit Glück und mit Geschick trifft das Tier er ins Genick. Immer loser wird das Schnüren: Koko kann sich wieder rühren. Und vorbei ist alles Leid, Furcht und Angst und Müdigkeit, und sie setzen drum von dort frohgemut die Reise fort. ADAM Des Rätsels Lösung war diesmal aber einfach. Oder welcher Unterschied besteht zwischen einer Stunde 20 Minuten und 80 Minuten? Der Nachtwächter Ein Fabrikant wollte frühmorgens eine Flugreise antreten. Da kam sein Nachtwächter gelaufen und bat ihn: „Fliegen Sie nicht, es gibt ein Unglück!" Der Fabrikant lächelte, verschob aber die Reise. Am andern Morgen berichteten die Zeitungen, das Flugzeug, mit dem der Fabrikant hatte fliegen wollen, sei abgestürzt. Sofort suchte dieser seinen Nachtwächter auf und bedankte sich herzlich: „Ihnen verdanke ich mein Leben. Aber wie kamen Sie denn dazu, mich zu warnen?" Der erwiderte: „Nun, ich habe es vorgestern nacht geträumt." Darauf der Chef: „Dann muß ich Sie leider sofort entlassen. Zugleich ernenne ich Sie aber zu meinem persönlichen Sekretär auf Lebenszeit." Warum mußte der Fabrikant so seltsam handeln? Schloß Pommersfelden, beliebtes Ausflugsziel AUS ST. HEINRICH, BAMBERG Ausflug nach Pommersfelden Am letzten Tag der Weihnachtsferien machten sich elf Theologen des Missionshauses St. Heinrich in Bamberg zu einer großen Wanderung auf den Weg. Als Ziel hatten sie sich eine besondere Kostbarkeit ausgesucht: das Schloß Pommersfelden. über gefrorene Felder, durch nebelverhangene Täler und Wälder, auf Asphaltstraßen und Feldwegen zogen sie singend dahin. („Hell grüßt ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten ...") Am Ziel angekommen, erwartete sie zunächst eine arge Enttäuschung: Zu dieser Jahreszeit findet keine Schloßbesichtigung statt. Darauf kehrten unsere Wandersleut im Goldenen Löwen ein und hielten Kriegsrat. Man kam zum Beschluß, den Herrn Pfarrer als Nothelfer anzurufen, und siehe, wie durch ein Zauberwort öffneten sich die Tore des Schlosses. Das Treppenhaus und die verschwenderisch ausgestatteten Säle dieses Sommerschlosses, das im Auftrag eines Bamberger Fürstbischofs in den Jahren 1711 bis 1718 erbaut worden war, zeigte den Besuchern die ganze Pracht barocker Kunst. An der Geschichte dieses Bauwerkes und seiner Erbauer wurden ihnen manche Vorgänge aus der Kirchengeschichte klar, nicht zuletzt auch die Tatsache, daß die Kirche in den letzten Jahrhunderten solche Schicksalsschläge auszuhalten hatte. Dann wurde der Heimweg angetreten. In der schönen Sambacher Dorfkirche beteten unsere Theologen den Rosenkranz und bestiegen dann den Schienenbus, da die Nacht schon ihre Schleier über das Land zu breiten begann. Der Laie in der Mission Vom 26. bis 29. September des vergangenen Jahres fand im Missionshaus St. Heinrich eine Studientagung über das Thema „Laien von der Mission für die Mission" statt. Die sechs Referate hielt P Wilhelm Kühner, Südafrika, der anläßlich des Generalkapitels der Kongregation in der Heimat weilte. P. Kühner führte zunächst in die Stellung des Laien in der Kirche, seine Rechte und Pflichten, seine Möglichkeiten, im Reiche Gottes zu wirken, ein. Dann behandelte er die Ausbildung für sein Wirken in der Mission, in Presse, Rundfunk, Film, Fernsehen, im Unterrichtswesen, in der Verwaltung, in der sozialen Arbeit und im Wirtschaftsleben. Auch das Verhältnis des Laien zur Liturgie kam zur Sprache. Echte Missionsarbeit muß ja vom Altar, von der Eucharistiefeier ausgehen. Jährlicher Bezugspreis: DM 3.---S. 15 — Lire 500 Einzahlung : Deutschland: Missionshaus Josefstal, Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Österreich: Scheckkonto 862 11 „Stern der Neger“ Italien: Herz-Jesu-Missionshaus in Milland, Bres-sanone/Brixen C.C.P. 14 / 7392 Trento Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen/Jagst Schriftleitung : P. Edmund Schümm, Missionsseminar Ritterhaus, 699 Bad Mergentheim (Württ.), Postfach 266 Druck : Schwabenverlag AG, Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern. Groß ist der Bildungshunger der Eingeborenen Sie erstreben sozialen Aufstieg und Einfluß aul' politischem und kulturellem Gebiet. Wenn sie ihre Bildung nicht, aus den trüben Quellen atheistischer und materialistischer Schulen schöpfen sollen, müssen für das katholische Schulwesen der Missionen und die Betreuung der Überseestudenten in den christlichen Ländern erhöhte Anstrengungen gemacht werden. Auf dem Bild ein Schüler aus dem Sudan.