«Soblftmtdlt Wo« roh tegetren von btt fiulimfl Rtmtw S«6 Brol und lltbtli tms serüstei stehen. Daß unltte Kinder in der Schule lernen Und uajett ®rei[e eicht mehr betteln gehen. < ®. ßcneeeb. Gewerkschaftliche Pflichten während der Krieges. Der Krieg bewirkt in dem gesamten öffentlichen und staatlichen Leben tiefe und nachhaltige Eindrücke. Vor allem ist es unsere Volkswirtschaft, die am nachhaltigsten und am fühlbarsten von den einschneidenden Folgen des Kriegszustandes berührt wird und an die in diesen Tagen allgemein erschwerter Pflicht und erhöhter Leistungen ungeheure Anforderungen gestellt werden. Da ist es nun vor allem auch begreiflich und natürlich, daß die Kriegswirkungen zunächst auch auf unseren Gewerkschaften lasten, die als wichtigste Teile unseres gesamten Wirtschaftslebens und als so hervorragende Institutionen des sozialen Mechanismus am allerersten Durch die allgemeine Mobilmachung betroffen werden. Und zwar ist es nicht die Einbuße an Mitgliedern allein, die sich aus der Berufung so vieler Branchenangehöriger unter die Fahnen ergibt, sondern weit mehr noch kommen hier die Wirkungen, die sich aus der erhöhten Arbeitslosigkeit ableiten, in Betracht. Der Verbrauch von Waren, die nicht unmittelbarstem Bedarf dienen, sinkt und die Unzulänglichkeit der Transportmittel, wie sie gerade während der Mobilisierung durch die völlige Inanspruchnahme der Eisenbahnen für militärische Zwecke bewirkt wird, ist natürlich eine weitere Ursache, den Güteraustausch zu Verbrauchszwecken zu hemmen. So kommt es .natürlich, daß ganz speziell für die Gewerkschaften der Angehörigen der Privat--Industrie schwere Tage gekommen sind, da hier noch zu dem entstandenen Mangel an zahlungsfähigen Mitgliedern auch noch der Umstand hinzutritt, daß infolge der ausgebreiteten Arbeitslosigkeit höhere Anforderungen an die finanziellen Kräfte der Verbände gestellt werden. Nicht so ganz und mit so einschneidender Wucht treffen natürlich diese Voraussetzungen für die Eisenbahner zu, wenngleich auch hier vielfach Arbeiter, die sich in keinem fixen Anstellungsverhältnis befanden, entlassen worden find; ein Vorgang, der sich übrigens schon deshalb nicht rechtfertigen läßt, weil au die Eisenbahne im Krieg eher höhere Anforderungen gestellt werden als in normalen Zeiten. Aber ein anderer Umstand, der sich aus der inneren Natur des Eisenbahnbetriebes ergibt und der bewirkte, daß zahllose Abkommandierungen von Angestellten von ihrem Dienst- und Domizilort statt-gefunden haben, hat manche Ortsgruppe zerrüttet und in Unordnung gebracht, was natürlich einer Schwächung der Kräfte gleichkommt. Außerdem aber gibt es in der Organisation auch Leute — und das ist wohl leider in jeder Organisation der Fall — die aus der verhältnismäßigen Ruhe und aus der Zurückhaltung, die die abnormalen Zeitverhältnisse den Gewerkschaften auferlegen, den Schluß ziehen, d i e Tätigkeit s ei jetzt soviel wie ein ge-stellt und man brauche daher auch keine Beiträge zu bezahlen. Daß das natürlich grundfalsch ist, braucht nicht erst auseinandergesetzt zu werden, denn jedes Gewerkschaftsmitglied weiß aus allen bisherigen Mitteilungen und Kundgebungen, daß die Gewerkschaften nicht nur weiter funktionieren, sondern zum Teil auch noch erhöhte Pflichten auf sich genommen haben. Es werden daher auch die Situation, die die allgemeine schwere Lage für unsere Fachverbände geschaffen hat, nur solche Gewerkschaftsmitglieder dazu benützen, sich zu „d rücke n", denen bisher jedwedes Verständnis für die Aufgaben der Organisation gefehlt hat, die nur nehmen wollen und die sofort fahnenflüchtig werden, wenn es auch nur eine kurze Zeit in Geduld auszuharren und Treue ohne Nutzen zu halten gilt. Ganz anders wird natürlich der geschulte Arbeiter und Angestellte, der von dem inneren Wesen, von den Aufgaben und der Wirksamkeit seiner Ge- werkschaft erfüllt ist, seine Stellung und sein Verhalten zu dieser in der gegenwärtigen schweren Seit einrichten. Er wird nicht nur nicht vergessen, daß alles, was bisher in der Zeit des Friedens für die Arbeiterschaft erreicht wurde, auf oas Erfolgkonto der Organisation zu buchen ist und daß jeder Fortschritt nur durch diese und mit ihrer Mithilfe erobert wurde, sondern er wird auch auf die Zukunft und auf alles Kommende überhaupt nicht verzichten wollen. Wenn heute feststeht, was selbst wiederholt von namhaften bürgerlichen Nationalökonomen zugestauben wurde — daß unsere Gewerkschaften wesentliche Träger unserer Kultur sind — so wird man gerade heute daran denken müssen, diese wichtigen Kulturelemente zu erhalten und sieungesch w ä ch t und in voller Lebenskraft in die Zeiten nach dem Krieg binüber-znführen, als- unentbehrliche Hilfsmittel des allgemeinen sozialen Fortschritts. In der Stunde der Gefahr, wo Kultur und Gesittung von zaristischer Barbarei bedroht sind, ist der Pflichtenkreis gerade der Arbeiterklasse groß und weit. Und so wie wir alle begriffen haben, was wir der Allgemeinheit schulden und alle Beschwerden und erhöhten Unbilden, die der Ernst des Augenblicks uns auferlegt hat, willig auf uns nehmen, so wollen wir auch uns selbst nicht untreu werden und als Arbeiter und Gewerkschafter unsere Pflicht gegen die Organisation voll erfüllen. Jeder Gewerkschafter wird daher gerade in den schweren Zeiten nicht nur seine Beiträge pünk11 ich zah 1 en, um sich so selbst in den Genuß aller seiner Anrechte zu erhalten, er wird auch sonst alle seine Sorge darauf verwenden, seiner Fachorganisation zu nützen, denn er weiß, daß darin seine Zukunft verbürgt ist. Der klassenbewusste Arbeiter weiß und kennt seine gewerkschaftlichen Pflichten auch im Krieg! Krieg und Kapitalismus. Der englische Nationalökonom, David Ricardo, dessen Mehrwertlehre Karl Marx in dem nachgelassenen Teil seines „Kapitals" eingehend behandelt hat. huldigte der Ansicht, die sich aus seiner Arbeitslohntheorie sozusagen und von selbst ergab, daß die Arbeiter Vorteil davon hätten, wenn ein Land Krieg führe und genötigt sei, große Flotten und riesige Heere zu unterhalten. Diese Auffassung, die heute noch von den eifrigen Verfechtern des Militarismus in vollendeter Sinnlosigkeit wiederholt wird, vor denkenden Arbeitern erst noch zu widerlegen, wäre ein überflüssiges Unterfangen. Denkende Arbeiter fühlen mit seinem Masseninstinkt, daß umgekehrt, ein Schuh daraus wird: der Vorteil der Kapitalisten ist es, wenn ein Land Krieg führt und große Flotten und riesige Heere unterhält, zum mindesten der Vorteil einiger kapitalistischer Schichten, wie der Rüstungsfabrikanten und der Armeelieferanten. Die Armeelieferungen spielten seit jeher Bei der unrechtmäßigen und schwindelhasten Bereicherung gerissener Unternehmer eine große Rolle. Schon im 16. Jahrhundert, als der Kapitalismus in den Kinderschuhen die ersten Sprünge machte, war die Gaunerei bei Armeelieferungen eine lustig sprudelnde Quelle des Profits. Der Jesuitenpater Georg Scherer wenigstens entwirft uns in einer Predigt aus den Türkenkriegen dieses Jahrhunderts ein anschauliches Bild von dergleichen Praktiken: „Ebnermaßen tun auch unrecht, welche böses Ge* treib und böse, zähe, rotfuchsete Wein in die Proviant für die Landsknecht um teure Bezahlung geben, daran die Kriegsleut in Gränitzhäusern alle Bettboskrankbeiten und den Tod selber fressen und saufen müssen. Es ist unnot, daß solche Kriegsleut von türkischen Säbeln niedergehauen oder von türkischen und tatarischen Pfeilen und Kugeln niedergeschossen werden, die Christen, welche ihnen ein schimmlig, foul und übelschmeckend Mehl oder Brot und körnigen, ungesunden Wein geben, die sind ihre Türken, von denen sie um ihren Gesund, Leib und Leben gebracht werden." Aber tnt großen Stil konnte sich doch dieser Lieferungsschwindel erst mit dem Anbruch des eigentlichen kapitalistischen Zeitalters, das will sagen, mit der fron-zösischen Revolution entwickeln. Das offenbarte sich sofort in den Revolutionskriegen selbst. Schon zu einer Zeit, als für Wucherer, Spekulanten und Börsenwölfe der Weg vom Revolutionstribunal zur Guillotine erstaunlich kurz war und sich deshalb in diesen Kreisen kein rechter Tatenmut regen wollte, wußten die Armeelieferanten ihr Schäfchen zu scheren. Das waren die Folge der Carnot-schen Massenaufgebote, der Helden in Holzschuhen und Lumpen. „Mit Hilfe von Brot unb Eisen, hat ber Kommissär des Konvents gesagt, kommt man bis ans Ende der Welt, von Schuhen hat er nichts gesprochen." Und, selbst dieses zerlumpte Heldentum der Revolutious-kätnpfer, der die Heeressäulen der feudalen Gegenrevolution zum Lande hinausdrängten, wurde dermaßen ausgebeutet, daß ein gewisser Espagnac die ihm vom General Dumouriez übertragene Besorgung der Kriegsfuhren an bas Haus Densson u. Komp. für 10.000 Frcs. täglich (!) vermietete. Wie gigantisch muß bet, um auf ihre Kosten um zu ihrem Profit zu kommen, bie ehrenwerte Firma Densson n. Komp. ihrerseits bas Heer begaunert haben! Unter Napoleon trieb dasselbe System neue Schwindelblüten, und zwar nicht selten unter dem Beistand napoleonischer Generale, bei denen meist die rein soldatischen Tugenden die einzigen waren. Dem Marschall Massöna zum Beispiel folgten wie Schakale ganze Schwärme von Intendanten. Lieferanten, Kommissionären unb Agenten ins Felb, mit benen gemeinsam er seine armen Soldaten um Löhnung unb Brot zu bestehlen pflegte, unb er war nur einer unter vielen! Daneben fielen für bie Jnbustrielleu in ben Tagen bes ersten Kaiserreiches Riesengewinne ab, benn was bie burch ganz Europa hin- unb hcrziehenben Heere an Kleidungsstücken. Schuhen und Waffen verbrauchten, ging ins Ungeheure. Da sich das zweite napoleonische Kaiserreich zum ersten verhält, wie die Posse zur Tragödie, so war es ganz in der Ordnung, daß hier unmittelbar kapitalistische Interessen nicht nur den Marschällen und Generalen ihre Gaunerpraktiken, sonbern auch bent Kaiser seine Politik vorschrieben. Der Ausbruch bes Krimkrieges wai über ein Jahr früher fällig, als er wirklich erfolgte, benn nach ber Kaiserproklamation Bonapartes hatte man nicht übel Lust, ben Kriegsfall herbeizuführen, weil bas Beglaubigungsschreiben bes russischen Botschafters bie üblichen Kurialien vermissen ließ. Aber im Mmisterrat entschieden sich bie Minister, bie in Börsenspekulationen verwickelt waren — unb das war die überwiegenbe Mehrzahl! — aus Furcht vor Börsenzerrüttung für Annahme bes Schreibens, unb von ähnlichen lauteren Beweggrün-ben geleitet, stellte sich Napoleon III. Aber wie hier ber Bonaparte um kapitalistischer Interessen willen einen Krieg vermieb oder doch hinausschob, so stürzte er sich ein andermal um kapitalistischer Interessen willen in einen Krieg. Vorwand und Anlaß zugleich zu dem mexikanischen Abenteuer bildete ein gigantischer Anleihenwucher des Genfer Bankiers Jecker, an dem durch Napoleons Halbbruder, den Herzog von Morny, die kaiserliche Familie unmittelbar beteiligt war. Je „moberner" die Kriege werden, desto gewaltigere Profitmöglichkeiten für den Kapitalismus bringen sie mit sich. Im russisch-japanischen Krieg trat das in klassischer Form zutage. Die Stadt Charbm, 1900 gegründet, zählte vor dem Feldzug rund 5000 Einwohner, bestand zu einem guten Teil aus Holzschuppen unb Bretterbuben und hatte im besten Falle als Durchgangsplatz nach bem Wlabiwostokgebiet einen gewissen Zukunftswert. Aber nun kam ber Krieg und walzte die wirtschaftlichen Verhältnisse um. Eine gewissenhafte zeitgenössische Darstellung schilderte die Entwicklung der Dinge: Anderthalb Millionen Menschen unb breieinhalb Milliarben Rubel ergossen sich über bie Manb* schurei. Sie alle — Gelb sowie Menschen — passierten Charbin, unb beibe ließen bort ihre Abfälle zurück. Char-bin wurde das Eden der Lieferanten, der Abenteurer und der Verbrecher. Zwanzigtausend Dirnen aller Länder, aller Nationen und Hautfarben, darunter sogar Negerinnen, "triumphierten in dem wüsten Getriebe, wie es unsere Zeit zum zweiten Male gewiß nicht mehr sehen wirb, Heber ein DUtzend Tingeltangels schossen aus dem morastigen Boden und die Preise stiegen ins Ungemessene... Die schlauesten Besucher waren zweifellos die Dirnen, und UM" Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auslage von 5>3.ÖOÖ Exemplaren. "WD Millionen sind in Brillanten von Charbin wcggetragen worden. Ein guter Prozentsatz dieser Damen hat russische Offiziere oder Beamte geheiratet, manche von letzteren sind im Dienst geblieben und bloß versetzt worden, nur wenige hat man kassiert. Aber bleiben ntußte die Kaufmannschaft. Diese Firmen waren erst zu Beginn des Krieges gegründet worden, hatten sich mit den ersten Verdienten zehntausend Rubeln große Magazine gebaut, in die Hunderttausende Kredit genommen, und da wirklich fabelhaft während des Krieges verdient wurde, hatten sie sich im tollen Wirbeltanz des Gennsses mitreitzen lassen und den größten Teil ihres Gewinnes verjubelt und verspielt, als müsse der Krieg ewig währen. Die Niederlagen der russischen Armeen im Süden wurden mit Jubel begrüßt, denn immer näher kamen die Riesenheere dem Norden und alle anderen Plätze wurden als Lieferungspunkte damit auZgeschaltet. Charbin bereitete sich auf eine Belagerung vor, Riesenreserven wurden aufgestapelt ... Sechzehn Mühlen im Bauwert von 40 Millionen wurden in wenigen Monaten in Betrieb gesetzt — da das Pud Getreide in den teuersten Zeiten nur 80 Kopeken kostete, das Mehl jedoch per Pud bis auf 4 Rubel 20 Kopeken stieg, so arbeiteten die Mühlen mit kolossalem Gewinn. Daö bekannte Zitat des Quarterly Reviewek, das Marx in seinem Hauptwerk anführt, sagt, daß das Kapital Tunullt und Streit fliehe und ängstlicher Natur sei. Aber „mit entsprechendem Profit wird das Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall an-wenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird eS sich beide er-couragieren". Was Wunder, daß das Kapital den heftigsten Tumult, den blutigsten Streit, den Krieg, lebhaft „excouragiertl" ................ Sie Arbeiter bei Be« österreichische» 8ife*k6*e» in Kriesrreiten. k. k. Handelsministerium gibt einen Erlaß nach dem anderen heraus, mit welchem die Unternehmer aufgefordert werden, ihre Arbeiter jo weit als möglich zu behalten, um das Heer der Arbeitslosen durch Entlassungen nicht zu vergrößern. Das ist alles gut und schön, doch soll der Staat in seinen Betrieben mit gutem Beispiel vorangehen. Leider laufen bei uns eine große Zahl Berichte ein, die das Gegenteil beweisen. Wir sind überzeugt, daß einzelne Vorgesetzte, die wenig Verständnis für die jetzigen sozialen Verhältnisse haben, mehr tun als dem k. k. Eisenbahnministerium und den Privatbahnverwaltungen lieb ist. Wenn wir auch diese Fälle in Abzug bringen, bleibt immer noch genug zur ernsten Kritig übrig. Die Süd bahn Verwaltung beruft sich bei ihren Verdienstreduzierungen ac. auf die Anordnungen des Eisenbahnministeriums, zu sparen. Arbeit ist bei den k. k. Staatsbahnen und Privatbahnverwaltungen um diese Zeit am Oberbau sicherlich genug vorhanden, und gerade diese Arbeiter läßt man zum großen Teil aussetzen und verurteilt so diese Arbeiterfamilien, bei reduzierter Arbeit mit ihrem geringen Lohn zum Hungern. Das muß nicht sein, da, wie schon angeführt, am Oberbau Arbeit genug vorhanden ist, und für die Werkstätten, Heizhäuser, Stationen rc. ebenfalls Arbeit vorhanden ist und ehestens gefunden werden kann. Es ist nicht notwendig, daß man in den Werkstätten der Südbahn, wie zum Beispiel in Marburg, Pettau rc., nur drei Vierteltuge arbeiten läßt. Arbeit gibt es genug und sie kann gefunden werden. Im Bahnerhaltungsrayon Pölitz (Bahnerhaltungssektion Tetschen) der böhmischen Nordbahn bestanden bis jetzt zwei Arbeiterpartien von je 24 Mann. Ab 1. August l. I., also sofort nach der Kriegserklärung an Serbien, wurden diese 48 Mann auf 24 reduziert, die anderen wurden entlassen. Aber auch die in Arbeit behaltenen 24 Mann arbeiten nicht voll. Sechs Mann müssen täglich aussetzen, was also für jeden Mann einen Ausfall von zwei Arbeitstagen in der Woche bedeutet. Es fei bemerkt, daß in dieser Sektion, wie beim Oberbau überhaupt, von Arbeitsmangel keine Rede sein kann. Auch sämtliche Prosessionisten dieser Sektion wurden mit 10. August l. I. außer Arbeit gesetzt. Es sind darunter Leute mit 24 Dienstjahren. Weiters müssen'die Stations- und Streckenarbeiter in Tetschen abwechselnd drei Tage in der Woche aussetzen. In Mauthausen wurden die jüngeren Oberbauarbeiter sofort entlassen. Bei der B a h n e r h a l t u n g s s e k t t o n Klagenfurt wurden 25 Arbeiter, davon 11 ständige, 14tägig gekündigt. Dafür wurden aber 50 Land sturm männer eingestellt, die die Arbeiten der entlassenen Arbeiter besorgen müssen. In der Werkstätte K o m o t a u (B. E. B.), wo zirka 180 Mann zur militärischen Dienstleistung teils schon einberufen wurden oder einrücken werden, also ohnedies ein stark reduzierter Personalstand ist, würde von dem Vorstand eine Betriebseinschränkung angekündigt. Von einem Mangel an Arbeit kann keine Rede sein, da noch 30 Lokomotiven dort stehen, die reparaturbedürftig sind, außerdem viele Personenwagen u. s., w. Die B. E. B. scheint aber zu vergessen, daß ihre Arbeiter auch Hunger haben, wenn sie nicht in den Krieg ziehen müssen. In der Werkstätte B o d e n b a ch (k. k. Staatsbahn) wurden die im Taglohn stehenden Arbeiter am 22. August verständigt, daß sie nur mehr vier Tage in der Woche beschäftigt werden. In Br ü n n (k. k. Ostbahn) wurden, 14 Hilfsbremser und eine größere Anzahl Magazinsarbeiter entlassen. Auch die Bahnerhal--tungssektion 33 i sch an entließ eine große Zahl von Arbeitern und ließ eine beträchtliche Zahl aussetzen. In Feldkirch wurden von zehn im Taglohn stehenden Brückenschlossern sieben entlassen. Mangel an Arbeit ist ausgeschlossen, da am A r l-b e r g genug zu tun wäre. Im Heizhaus E g e r müssen von drei Heizhausschlossern abwechselnd zwei aussetzen. Bei der Bahnerhaltungssektion S e l z t h a l müssen die Arbeiter ebenfalls abwechselnd jede zweite Woche aussetzen. Dagegen wurden nichtgediente Landsturmmänner zur Oberbauarbeit bestellt. Unter diesen sind viele, die in ihrem normalen Berus viel mehr verdient hätten als bei der Bahnarbeit. Jetzt müssen sie den Oberbauarbeitern, von denen viele 20 und mehr Dienstjahre haben, das Brot wegnehmen! Bei der Heizhausexpositur Saalfelden wurden die Kohlenpartien auf vier Monn reduziert. Sie erhielten den 12/24stündigen Arbeitsturnus. ES wird ihnen aber nur die Zeit bezahlt, wo sie faktisch im Dienst stehen, so daß sie in drei Tagen nur 2j4 Schichten verdienen. Durch die Reduzierung wird der Verkehr empfindlich geschädigt, da die ankommenden Lokomotiven stundenlang auf Kohlen warten müssen. Natürlich will die Südbahnverwaltung hinter der Staatsbahnverwaltung in dieser Beziehung nicht zurückstehen. Sie hat einen Erlaß herausgegeben, daß bei der Bahnerhaltung ab 30. August nur mehr halb tägig gearbeitet werden darf, und die geleistete Arbeit nach Stunden bezahlt wird. Von den bei der Bahnerhaltungssektion Marburg (südliche Linie) beschäftigten Oberbauarbeitern, 24 an der Zahl, wurde ab 4. August die Hälfte ausge-setzt. Es wurde die Verfügung getroffen, daß je die Hälfte der Arbeiter eine Woche arbeitet, die andere aussetzt. Außerdem werden in den dortigen Magazinen und Lagerhäusern 300 Landsturmmänner beschäftigt. Könnten nicht an Stelle der Landsturmmänner eventuell überzählige Oberbauarbeiter eingestellt werden? Der Landsturm ist doch ganz sicher zu anderetteßwecEen einberufen worden, als zu dem Zweck, den BaWarbeitern die Existenz wegzunehmen. Auch in Villach (Südbahn) dürfen die Oberbau* arbeitet nur abwechselnd je eine Woche arbeiten. Dabei gebe es dort noch massenhaft Arbeit, wie Austausch der Schwellen, Placieren des Schotters u. s. w. Die nicht ständigen Oberbauarbeiter des Bahn-erhaltungsbezirkes Innsbruck stehen vor der Entlassung laut Auftrag jet Baudirektion der Südbahn. Natürlich droht den nicht ständigen Oberbauarbeitern überall die Entlassung, wenn man so rücksichtslos — man könnte ein stärkeres Wort gebrauchen — vorgeht und die Arbeitslosigkeit steigt ins Unendliche. In dieser Frage sollte sich wirklich die Militärverwaltung ins teug legen. Sie hat doch alles Interesse daran, daß die licherheit der Strecken gewährleistet ist. Bei solchen Reduzierungen ist dies ziemlich zweifelhaft. Anderseits können die Arbeiter der Südbahn mit halben Bezügen nicht leben. DieS muß die Südbahnverwaltung in dieser schweren Zeit einsehen. Wir hoffen, daß man den Arbeitern, wenn sie auch nicht ständig sind — nicht ständige Arbeiter arbeiten oft schon 7, 10, ja noch mehr Jahre bei den Bahnen und sind noch nicht als ständige Arbeiter erklärt — das karge Stückchen Brot verdienen läßt und sie jetzt in dieser Zeit nicht entläßt. Auch die Aussetzerei und die Drei-vierteltagarbeit soll womöglich verschwinden; der Staat und die großen Bahnverwaltungen müssen in dieser Zeit mit gutem Beispiel vorangehen. Ser Weltkrieg. Unsere Approvisiomernng für den Fall eines langen Krieges. Der Direktor des LandeS-Agrikulturvercines Juliur b. Rubine! in Budapest beschäftigt sich im „Köztelek" mit der Frage, ob die Produktion der Monarchie für den Fall, als sich der Krieg hinziehen sollte, imstande sein würde, den Brot- und Fleischbedarf der Bevölkerung zu decken. Der Stute* des Artikels gelangt zu dem Schluß, daß diese Frage zu bejahen sei, da während des Krieges der Konsum auf der ganzen Linie abge-nommen habe, weil sich alle Welt einschranke. Die Armee im Felde konsumiere wohl mehr, als wenn die Leute zu Hause geblieben wären; da aber begründete Hoffnung vorhanden sei, daß sich die Kriegführung ständig auf fremden Gebieten abspielen werde, werden einen Teil der Approvisionierung der Truppen die von ihnen besetzten Gebiete liefern müssen, was auch die Preise der Lebensmittel vom Gesichtspunkt der Konsumenten günstig beeinflußen werde. Die Deckung des Fleischbedarfes der Monarchie gebe zu ernsten Besorgnissen keinerlei Anlaß, denn wir haben bisher ständig für den Export produziert; dieser sei aber jetzt unmöglich geworden, so Latz Fleisch reichlich vorhanden sei. Was aber die B r o t s r ü ch t e anlange, betrage die Weizen- upd Noggenproduktion der Monarchie ungefähr 95-2 Millionen Meterzentner. Der durchschnittliche Weizen-und Roggenkonsum betrug in den Jahren 1904 bis 1909 95 02 Millionen, in den Jahren 1909 biS 1912 aber 107-74 Millionen Meterzentner. Ungarn werde Heuer kaum mehr Weizen haben als im Jahre 1909, in welchem 34 Millionen Meterzentner produziert wurden. Damals wurden in daS gemeinsame Zollgebiet etwa 10 Millionen Meterzentner Weizen angeführt. ES wäre jedoch ein großer Irrtum anzunehmen, datz unser Importbedarf an Brotfrucht auch heuer so viel betragen werde, Feuilleton. ReutralM im Himmel. Dacht' ich es doch! Das wird eine schöne Geschichte! brummte der heilige Petrus, indem er von, den Pforten des Himmels auf die Erde hcrabsah und seine Hornbrille wischte. Ja, ich habe recht gesehen und recht gehört, leider! In Frankreich setzen sie das Hochwürdigste aus und veranstalten Prozessionen, damit ihnen Gott den Sieg verleihe. In Deutschland verordnet Wilhelm einen allgemeinen Butz- und Bettag, »damit Gott in diesem Kampfe uns zum Siege führe". Unverbesserlich sind diese Menschen! Aus alter Erfahrung könnten sie'S längst wissen: der Himmel ist neutral und bleibt neutral. DaS wäre mir auch ein sauberer Himmel, welcher Partei nähme! Aber nein, immer ziehen sie den lieben Himmel in ihre Katzbalgereien hinein — mit jener Unheiligkeit menschlicher Leidenschaften, welche just von dem Himmel entfernt! Hopfen Und Malz ist an diesen Leuten verloren. Ich wundere mich nur, wo der alte Herr seine viele Geduld hernimmt. Wenn sie ihm aber doch einmal reitzt! Liebe hin, Liebe her; ich traue dem Neuen Testament nicht recht und fürchte immer, cs kommt wieder einmal die Reaktion von Anno dazumal, die Himmelkreuzschockschwerenot-Sintflut aus dem Pentateuch. Der alte Herr wird mir immer fuchsteufelswild bei diesen Kriegsbetereien: „Verleihe mir, o Herr, datz ich aus dieser Seite noch viel mehr von deinen Ebenbildern massakriere, als der auf der anderen Seite!" Aber ich weih, waS ich tu'. Niet-nagelfest schließ' ich die HimmelStür zu, datz mir kein Sterbenswörtchen heraufdringt: »Latz mich die Franzosen totschlagen!" «Laß mich die Deutschen totschlagenI" Der heilige Petrus bückte sich keuchend nach einem zentnerschweren Vorhängschloß, da kam flink und leicht Saint Deni» auS Rheims dahergesprungen und rief fast atemlos: Allez tout de suite, mon ami, Saint Pierre, melden Sie mir augenblicklick beim Alleröcksten! Ick aben fu rapporter die devotion und priörea von 89 Millionen französische Katholiken um Sieck über der mSchante deutsche Ohensoller-KönigS-macker. Ausgemacht, Peterchen! schrie der heilige Michael, der mit seiner großen Fahne daherstürmte, daß die Festen des Himmel» zitterten. Aufgemacht, Peterchen! sperrangelweit ausgemacht! Der Geist der Leipziger Schlacht will herein; mein großes, einiges Deutschland betet um Sieg über den Erbfeind! Da sind sie schon, die Narren! murmelte Petrus, der sachte retirierte. Ick müssen zuerst inein; ick müssen überall abe den Vortritt! rief St. Denis und drängte gegen die Tür. Den Nachtritt wirst du haben und den Futztritt dazu! Siehe Ems an der Lahu! lachte polternd St. Michael und stieß seine Fahnenstange gegen St. Denis. Mer meine Herren, bedenken Sie doch, daß Sie Heilige sind! sagte PetrnS. Ei was, Eilicke! widersprach St. Denis; wozu brauckte man Eilicke, als um sU proteger die Interessen von die uneilicke Menschheit. Und das will ein Katholik sein! murmelte Petrus, der spricht ja wie ein Ketzer! Der heilige Michael trällerte den Dessauer-Marsch. Vorwärts! nicht lang gefackelt! Melde mich beim Herrn, Petrus. Viele Millionen Deutsche melde an. Wir müssen den Sieg haben, hol mich der Teufel. Sieck und deutsche Mischcl! Daß ick nit lack! Ick sein abonnier auf Sieg pour V6ternit6! Monsieur, betrackten Sie mir de tous lea cotös, ick sein überall unüberwindlick. Bin ick Gallier — war ick BrennnS und aben überwunden Rom. Bin ick Romane — war tck Cäsar und aben überwunden die Gallier. Bin ick Franke — war ick Ehlodwi-k und aben über-wunden die Gallier und die Romanen. Toujours unüberwindlick. Wer bist du denn, waS warst du denn? Ein Frosch bist du, der sich zum Ochsen aufgebläht hat, derweil ich mich vom Dreißigjährigen Krieg ausschlief und ein wenig verschlafen habe. Wenn die deutsche Reichsfahne aufrollte mit dem wohlbekannten schrecklichen Michael im Wappen, da schrien sie entsetzt von Sizilien bi» ans Eismeer: »Der deutsche Michel kommt!" und krochen ins Hundeloch. Ich bin die große Nation, und im kleiner Franzosenknirps warst nur die Vize-große-Nation, ein armseliges Interim, solange ich geschlafen habe. Das hast du vergessen, Knirps, und schwindelst in deiner Vize-und JnterimSgröhe, KnirpL! Platz da, Haarkräusler! Heut reck' ich die Glieder, und wenn dev deutsche Michel sich rekelt, so braucht er Platz in der Welt! Geh mir aus dem europäischen Gleichgewicht, Knirps! Trnitre! perfide! scelerat! kreischte Saint Denis und entrollte die Orislamme, aber der heilige Michael hatte längst seine deutsche Fahne entrollt, und die Fahnen wehten stürmisch, und der heilige Petrus verwickelte sich in der vielen Leinwand, wurde zu Boden gerissen und schrie um Hilfe. Da tat sich die Himmelstiir auf und — der Herr traj heraus. Was gibt's? Sieg, o Herr, für die Franzosen, die deinen heiligen Namen... Sieg, o Herr, für die Deutschen, die deinen heiligen Namen... Der Herr lächelte. „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen", lieh ich meinen eingeborenen Sohn sagen; aber ich sehe wohl, für ein gut bestelltes Haus sind es doch noch zu wenig. Wir brauchen eine Abteilung für Geisteskranke, oder wenigstens eine Kaltwasserheilanstalt. Petrus, mache mir einen Plan Und Kostenanschlag. Bei dem Worte „Kostenanschlag" verzog Petrus den Mund und sagte kleinlaut: Herr, täten'S nicht ein paar nasse Wolken auch für die Hitzköpse? Mon Dien! meine Ernte ist ohnedies schon schlecht, und der spricht noch von nassen Wolken! Gibt es keine Gerechtigkeit mehr im Himmel? Protegiere ich darum den Stuhl Sankt Petri, du Undankbarer, und deine heilige Stadt und den Rest deines Patriotismus, und wirke Wunder'bei Mentana für dein armes hilfloses Alter — ich, ich, Saint Denis von RheimS, der ich eigentlich im Himmel wie auf Erden... Nicht räsonniert! rief der Herr mit starker Stimme. Laßt mir den Himmel auS dem Spiel! Prügelt euch, wie ih^ wollt, auf eurer verrückten Erde, aber der Himmel bleibt neutral! Punktum! Saint DeniS machte gute Miene und murmelte: Mehr will ich ja gar nicht. Bleibt nur der Himmel neutral, so müssen meine Franzosen notwendig siegen. Der heilige Michael murmelte: „Nicht räsonniert", hat er gesagt. O, er ist ein guter Deutscher! Er tut nur vor den Leuten so, aber im Herzen ist er der unsrige. Er hat unsere Gebete erhört, sagten sie beide zusammen und gingen. Der Herr und Petrus aber sahen ihnen lange nach, sahen sich kopfschüttelnd einander an und sagten lachend: Unverbesserlich! 25. Juli 1870. Ferdinand Nürnberger. (Siegelringe.) Sorget dafür, datz der «Eisenbahner" anch vom reisenden Publikum gelesen werde! Nr. 26 Wien, Donnerstag ..Der Dtsend.chrrer." 10. September 1914 Seite 3 —— ——...........................................................................................................................................................— da der Konsum infolge der verschlechterten Erwerbsverhältnisse in großem Maße abgenommen habe. Unter den obwaltenden Verhältnissen werde also unsere Weizen» und Roggenproduktion zur Deckung unseres BrotbedarfeS genügen, da auch die als Ersah der Brotfrüchte in Betracht kommenden M a i S. und Kartoffel-Pflanzen eine reiche Ernte versprechen und die Armee einen Teil ihres Bedarfes auf fremdem Gebiete zu decken vermag. Es könne nach all dem festgestellt werden, daß das Zollgebiet den Bedarf des Konsums selbst dann werde in vollem Matze beeten können, wenn der Krieg noch Monate dauern sollte. ' * . Die Wirksamkeit der Geschwornengerichtt für das ganze Reich eingestellt. Am 1. September ist eine Verordnung deS Gesamtministeriums erschienen, wodurch die Wirksamkeit der Eeschwornengerichte für das ganze Reich eingestellt wird. .Bisher galt die Einstellung nur für Galizien, die Bukowina, Dalmatien und zwei mährisch-schlesische Sprengel (Teschen und Neutitschein). Die Einstellung wird damit begründet, daß es erstens an den nötigen Menschen zur Bildung der Geschwornenbank fehlen wird: zweitens, daß den Geschwornen jetzt „die innere Ruhe und Iteber-legung" mangeln würde, dann daß sie, „durch mancherlei Sorgen ihres bürgerlichen Berufes bedrückt", es an Ruhe, Besonnenheit und leidenschaftlicher Beurteilung fehlen lassen würden, und viertens, daß man es nicht verantworten kann, so viele Menschen ihrer Arbeit zu entziehen. Die Gründe sind sicherlich nicht zu unterschätzen; um so mehr darf man erwarten, daß die Einstellung nicht etwa auch zu politischen Tendenzprozessen ausgenützt wird. Das muß wohl ausgeschlossen bleiben. JI3j Der ©und die Parteivertretung veröffentlichen folgenden Aufruf: Ein NotfondS. Genoffen, Genossinnen, Freunde! Am schwersten leiden unter dem Kriege die arbeitenden und besitzlosen Klassen. Ein großer Eifer, die Not zu mildern, tut sich auf verschiedenen Gebieten und^n den verschiedensten Formen kund. Aber es gibt eine Schicht, die nach Zehntausinden zählt, deren Massen täglich größer werden, deren Not in# Unabsehbare steigen muß, und für die aber eine noch so kümmerliche Unterstützung, wie sie für die Einberufenen und ihre Familien besteht, nicht vorhanden ist. Unsere Gewerkschaften mit ihren auSgebreiteten und mühselig feit Jahrzehnten auSgebauten Hilfsinstitutionen sind selbstverständlich dieser außerordentlichen Lage nicht gewachsen. Sie haben einen großen Ausfall an Einnahmen und müssen weit über ihre Kräfte hinaus auszahlen. Sie sind darum auch genötigt — oder werden es in kurzem sein — ihre Mittel einzuteilen und in weit beschränkterem Maßstab alS bisher werden sie Arbeitern Unterstützungen gewähren können, solange d66 überhaupt noch möglich sein wird, lieber Abhilfe im großen Stil wird beraten, aber ein ausreichendes Ergebnis* ist mindestens zweifelhaft. Wir einzelnen sind bei aller Opferwilligkeit nicht imstande, dem allgemeinen, überwältigenden Notstand abzuhelfen. Aber wir können versuchen und haben das Bedürfnis, wenigstens für die schlimmsten, verzweifelt sten Fälle Vorsorge zu treffen und einen Notpfennig beizustellen. Die Auswahl und die Entscheidung müßte selbstverständlich den einzelnen Gewerkschaften verbleiben, die wenigsten dort, wo eS sich um kinderreiche Familien handelt oder die Erwerbslosigkeit noch durch Krankheit verschärft wird, außerordentliche Hilfe gewähren sollen, wenn die normale Unterstützung entweder unzureichend ist oder wegen Mangels an Bezugsberech-tigung mit schweren Herzen versagt werden muß. Einen solchen NotfondS zu sammeln, fordern wir auf. Er soll der Gewerkschaftskommission übergeben und von ihr den einzelnen Gewerkschaften, deren eigene bereits eingeleiteten Not st and S» aktionen durch diesen NotfondS nicht berührt werden sollen, zur Verfügung gestellt werden. Kein Wort der Anforderung wollen wir hinzufügen. Jeder von uns und weit über den Kreis der Genossen hinaus hat das Bedürfnis, zu tun, waS in seinen Kräften, ja waS über seine Kräfte ist. Die proletarische Solidarität und die menschliche Solidarität werden von allen empfunden v— es wird danach gehandelt werden! Die Gcwerkschaftskommisston. Die Parteivertretung. A. Hiuber. B. Adler. F. Gkaret. Geldbeträge für den NotfondS sind zu richten an die GewerschastSkommissiün, A. Hueber, V, Rechte Wienzeile Nr. 97, oder an die Verwaltung der „Arbeiter-Zeitung", V, Rechte Wienzeile Nr. 97, Postsparkassenkonto 10.210. Zur Beachtung! Offizielle Sammelbogen werden für diesen Notfonds nicht in Umlauf gesetzt und es ist auch niemand berechtigt, ohne besondere Legitimation zu sammeln. Inland. Der Militärtransport auf unseren Eisenbahnen, der infolge der allgemeinen Mobilisierung in den letzten Wochen gewaltige Dimensionen angenommen hat, wird naturgemäß auch in den finanziellen Ergebnissen zum Ausdruck gelangen. Der Tarif für die Beförderung von M i l i t ä r p e r s o n e n entspricht allerdings nur ungefähr dem halben Fahrpreis für Zivilpersonen bei Fahrten in Personenzügen dritter Klasse. Die ungeheure Ausnützung des Platzes — im normalen Verkehr wird nicht einmal ein Viertel der vorhandenen Sitzplätze aus-genützt — und das dadurch bedingte außerordentlich günstige Verhältnis zwischen toter Last und der beförderten Personenanzahl lassen trotzdem den Transport als rentabel erscheinen. Wird noch in Berücksichtigung gezogen, daß der Weg, den die beförderte Person oder das Beförderte Gut im Durchschnitt auf der Bahn zurücklegen, bei Militärtransporten viel länger ist als im Zivilverkehr,' so ergibt sich, daß, wenn sich auch die Wirkungen des Kriegsverkehres bei den einzelnen Bahnen verschieden äußern müssen, die Gesamtheit der österreichischen Eisenbahnen durch den Ausfall an Bruttoleistung kaum eine wesentliche Einnahmenschmälerung erleiden, diese aber jedenfalls durch die bei vollkommener Einführung der Friedensfahrordnung zu gewärtigende rapide Verkehrssteigerung reichlich wettgemacht werden dürfte. Ist es doch eine bemerkenswerte Erscheinung jeder Eisenbahnunter-uehmung, daß sich die Ungunst der Konjunktur in ihren Erträgnissen nur langsam unif in sehr abgeschwächtem Maße geltend macht, während umgekehrt günstige Konjunkturen rasch und wirksam zur Geltung kommen. Es herrscht vielfach die Anschauung die Zahlung der Militärfrachten an die Staatsbahnen wäre eigentlich durchaus überflüssig. Es handle sich doch nur um eine Leistung innerhalb des Staatsschatzes: das Geld gehe „von einer Tasche in die andere". Diese Argumentation ist, ganz abgesehen davon, daß die Verrechnung der Leistungen eines Staatsbetriebes für andere staatliche Zwecke aus verschiedenen Gründen nicht vermieden werden kann, für unsere Verhältnisse ganz unrichtig. Denn die Ausgaben für die Militärtransporte bilden eine gemeinsame Angelegenheit, zu der jede Reichs-Hälfte prozentual beizutragen hat. Hieran partizipieren die Staatsbahnen entsprechend ihren Leistungen. Die Berechnung der Militärfracht ist somit auch für die Staatsbahnen von namhafter finanzieller Tragweite. Fahrbetricbsmittelbestellnngen der österreichischen Staatsbahneu. Zufolge des Regierungsbeschlusses zum Zweck der tunlichsten Förderung des Weiterbetriebes der gewerblichen industriellen Unternehmungen und damit auch zur Hintanhaltung von Arbeiterentlassungen soll mit der Hinausgabe von staatlichen Bestellungen und Aufträgen an diejenigen Betriebe, welche, wenn mcht ausschließlich, so doch zum überwiegenden Teil auf solche Lieferungen angewiesen sind, in möglichst unvermindertem Maße fortgefahren werden. Im Hinblick auf diesen Beschluß hat das Eisenbahnministerium die L o k o m o t i v- und Waggonbestellungen der Staatsbahnen für das zweite Semester 1914 und daS erste Semester 1915 den betreffenden Fabriken schon jetzt in dem voIIen, int Staatsvoranschlag für das Bud getjahr 1914/16vorgesehenenAUSmaß zugehen lassen. Was zunächst die Ergänzung deS LokomottvparkS betrifft, so gelangen 184 neue Maschinen zur Bestellung, und zwar 24 Schnellzugs-, 9 Personenzugs- und 49 Güterzugslokomotiven sowie zwei schwere Gebirgslokomotiven. Hiezu kommen noch 165 Tender. In nicht minder großem Umfang bewegen sich die Waggonbestellungen. ES wurden vergeben: 305 Personenwagen (darunter 56 vierachsige), 89 Dienstwagen sowie 980 gedeckte und 910 offene Güterwagen, insgesamt 2284 Wagen. Um auch der eiet» trischenJndustriedie Gelegenheit zur Betätigung zu geben, werden 28 vierachsige Personenwagen mit elektrischer Beleuchtung ausgerüstet. Die Gesamtbeschaffungskosten für die genannten Fahrbetriebsmittel stellen sich auf rund 40 Millionen Kronen. Die einschlägigen Verhandlungen mit den österreichischen Lokomotiv- und Waggonfabriken sind in der Hauptsache bereits abgeschlossen, so daß nach erfolgter Verteilung auf die einzelnen Etablissements mit der Ausführung sofort wird begonnen werden können. Staatliche Notstandöarbeiten. Am 26. August ist im Ministerium für öffentliche Arbeiten eine unter dem Vorsitz deS Ministers T r n k a stehende interministerielle Konferenz eröffnet worden, die sich zunächst mit der Feststellung der Grundsätze befaßt hat, die bei der! Vergebung und Ausführung der Not-! standsbauten festzuhalten wären. Die Konferenz stellt naturgemäß solche Arbeiten in den Vordergrund, bei welchen eine größere Zahl von jeder speziellen Qualifikation entbehrenden Arbeitern verwendet werden kann, demnach vor allem (5 r barbeiten der verschiedensten Art, wie sie bei Eisenbahn-, Straßen-, KanalisierungL-, Flußregulierungs- und anderen Wasserbauten mannigfach Vorkommen. In zweiter Linie kämen mit Rücksicht auf die Zahl der erforderlichen Arbeiten Hochbauten des Staate» und staatlich verwalteter Fonds, wie Amtsgebäude, Schulen, Spitäler, Kasernen, Bahnhöfe und dergleichen in Betracht. Nach Maßgabe der vorhandenen Mittel könnten schließlich auch andere staatliche und Öffentliche Unternehmungen, Betriebe und dergleichen in die Aktion einbezogen werden. Der Konferenz obliegt eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Arbeiten auf die einzelnen Notstandsgebiete. Arbeiten, für welche die Bedeckung noch nicht sichergestellt ist, werden ausnahmsweise nur in dem Falle ins Auge gefaßt werden können, als sie die ganz besondere Notlage eines bestimmten Gebietes unbedingt erfordert. Die Konferenz wird sich in der Folge mit den bereits abverlangten konkreten Vorschlägen der Landeschefs zu befassen haben. Ausland. Deutsches Reich. Ein deutsche» Eisenbahnbetrieb»«»»« ttt Lzenstochnu. Die königliche Eisenbahndirektisn Kattowitz macht im „Amtsblatt" bekannt: Errichtung eines Betriebsamtes und eines Maschinenamtes in fizen stoch au. Für die — ttt dein von deutschen Truppen besetzten russischen Gebiet liegenden — Eisenbahnlinien Eosnowic e—P e t r i k a u—9t u s s i s ch - H e rb y— Czenstochau und demnächst auch Czenstochau—Kielce sind am 24. v. M. in Czenstochau ein Betriebsam! und ein M schinenoint errichtet worden. Frankreich. Die französischen Arbeiter gegen den Krieg. Der Pariser Mitarbeiter der „Deutschen Metall-arbeiter-Zeitun g", dem es glücklich gelang, nach Deutschland zu entkommen, sandte seinem Blatte folgenden Bericht von seinen letzten Erlebnissen: AlS nach dem Ultimatum Oesterreich» an Serbien die französische chauvinistische Presse die öffentliche Meinung gegen Oesterreich und Deutschland auszupeitschen begann, da veranstalteten zur besseren Unterstützung dieser Hetze die Schreier der Action Frangaise auf den großen Boulevards Kundgebungen gegen Deutschland und für einen Krieg. Vor dem „Matin”, dem bekannten Hetzblatt für Deutschenhaß, kam eS zu lärmenden Austritten. Dem Rufe .Vive la guerre" und „ä Berlin" wurde von den Friedensfreunden „ä bas la guerre" entgegengeschleudert, jedoch, ohne sich wirksam durchsetzen zu können. Da begannen sich die französischen Arbeiterorganisationen ju regen. DaS Pariser GcwerkschaftSkartell, der Bauarbeiterberband und noch andere Organisationen forderten gemeinsam mit der syndikalistischen Tageszeitung „La Bataille Syndicaliste" zu großen Straßenkundgebungen aus den Boulevards auf. Nur eine zwolfstündige Vorbereitung war notwendig, um in der inneren Stadt eine Kundgebung zu organisieren, die sich an Umfang und Wucht den gäßten Pariser Straßen-manifestationen würdig zur Seite stellen kann. Ueber 50.000 Menschen kamen nach 8 Uhr abends von den Vorstädten noch der inneren Stadt geströmt. Vom Faubourg St. Antoine, von Belleville, von Montmartre, von Grenclle und von Plaisance, kurz aus allen Arbeitervierteln wogten Menschenmassen den großen Boulevards zu. Und einfach überwältigend war der Augenblick, wo diese, von einer einheitlichen, glühenden Friedensbegeisterung erfaßten Massen sich plötzlich gruppierten und reihenweise Arm in Arm gefaßt einen langen unübersehbaren Zug bildeten, a»S dem „& bau la guerre“ gesungen wurde. In dieser Kundgebung äußerte sich Naturgcwaltig die Meinung der Pariser Arbeiterschaft gegenüber den unverantwortlichen Hetzereien einflußreicher revanchelustiger Politiker. In den späten Abendstunden des 27. Juli wurden zwar die FriedenSmanifestanten auf höheren Befehl durch die Polizei in Brutaler Weise auseinander« getrieben — gegen 500 Verhaftungen «fügten — aber trotzdem wagte selbst die gewissenloseste Hetzvresse cs nicht, am anderen Morgen die Bedeutung und die Wucht dieser Kundgebung in Abrede zu stellen. Am Mittwoch abends sollte in einer Riesenversamlnng im Saale Wagram, die ebenfalls von den Gewerkschaften einberufen war, über die Haltung der Arbeiterschaft int Kriegsfälle referiert werden, Diese Versammlung wurde verboten. Die Pariser Parteileitung berief deshalb für Sonntag den 2. August eine neue Versammlung ein, die jedoch infolge der Inzwischen erklärten Mobilmachung unterbleiben mußte. Die Haltung der Parteiorganisationen war itt den erregten Tagen vor dem 2. August eine viel zurückhaltendere als die der Gewerkschaften. Unbegreiflich erschien das Vertrauen der Partei in die Friedensliebe der französischen Re-gientng, die erwiesenermaßen alle» für einen Krieg vorbereitete, und der schon am 30. Juli das Mißgeschick widerfuhr, ihre gedruckten Ausweisungsbefehle für alle Deutschen und Oesterreich« in Glicht), einem Pariser Vorort, cntgeklebt zu sehen. Ferner konnte man beobachten, daß zum Beispiel in den großen Automobilwerken von Renault und Chenard u. Walker die jüngeren Jahrgänge der Reservisten schon am 31. Juli aus den Fabriken geholt wurden. In den Partei-versamlungen, die in den Bezirksgruppen stattfanden, rechnete man einfach nicht mit der Möglichkeit eines Krieges. Diel-leicht war man auch durch die Nachrichten der bürgerlichen Presse, die ja leider noch einen großen Einfluß auf die französischen Arbeitermassen ausübt, davon überzeugt, daß Deutsch« land nur auf eine günstige Gelegenheit warte, loSznschlagen, Besucht nur Lokale, in welchen der aufttegt! und daß deshalb eine einheitliche Haltung des gesamten französischen Volkes mit Einschluß der Arbeiterpartei die beste Friedensgarantie sei. In „La Gnerre sociale" vom 1. August beschwört Hervö, der bekannte frühere insurrektionelle Generalstreikler und Antimilitarist, alle Parteigenossen und Gewerkschaftler, die etwaige Mobilisation nicht zu sabotieren. Der bekannte Vers der Internationale, der zum Erschießen der eigenen Generäle auffordere, dürfe nicht mehr gesungen werden, denn der augenblicklichen Gefahr gegenüber gebe es nur noch ein einheitliches Volk der Franzosen. Alle seine „Beweisgründe" stimmten überein mit den seit über zehn Tagen von der bürgerlichen Presse Frankreichs verbreiteten Nachrichten: Das imperialistische Deutschland will Frankreich übetfallen, und dagegen gelte es den letzten Mann ins Feld zu bringen. Herve sprach selbst von einem Verteidigungskriege Frankreichs und verglich den beginnenden Kampf mit dem Freiheitskampf der Revolutionsheere der großen französischen Revolution gegen das anstürmende Europa. Am 1. August habe ich mit dem letzten nach der Schweiz durchfahrenden Zug Paris verlassen und seitdem keine Pariser Blätter zu lesen bekommen. Aber ich möchte doch warnen vor dem Glauben an ausbrechende ernste Unruhen in Paris, wie sie vielleicht nach dem jetzt durch die deutsche Presse gehenden Stimmungsbild der Wiener „Neuen Freien Presse" über die Straßenzusammenläufe nach der hinterlistigen Ermordung unseres großen Genossen Jaurös angenommen werden könnten. (Wir haben den Bericht der „Neuen Freien Presse", der hier gemeint ist, auszugsweise im „Eisenbahner" wiedergegeben. Die Red.) Das Schlagwort der in dritter Auflage am Samstag nachmittags dem 1. August verkauften „Guerre sociale" war: „Sie haben uns Jaurös ermordet, aber wir werden Frankreich nicht ermorden." Und in „l'Humanitö" vom 1. August fordert ebenfalls unser einflußreicher Genosse Albert Thomas zu kaltem Blut auf und beschwört die Pariser Arbeiter, von Kundgebungen abzulaffen. Aus d?m GerichLsfaal. Heilverfahrensrente und Rentcnerhöhung. Adolf Möser, pensionierter Lokomotivführer hatte am 25. Oktober 1910 in der Station Jenbach einen Unfall erlitten. Infolge eines Zusammenstoßes zweier Züge wurde Moser auf der Lokomotive von der Steuerungskurbel in die linke Leistengegend getroffen. Moser war infolge dieses Unfalles dauernd krank und dienstunfähig und muhte pensioniert werden. Die Berufsgenossenschaftliche Unfallversicherungsanstalt hatte das Leistenbruchleiden Mosers als Unfallsfolge anerkannt und ihm unter Annahme von 25 Prozent Einbuße eine Rente von 22-5 Prozent zuerkannt. Moser brachte im Jahre 1913 gegen diese Bemessung Klage beim Schiedsgericht ein, in der er auch ausführte, daß die nervösen Beschwerden, an denen er leide, Unfallsfolgen seien. Diese im Jahre 1913 eingebrachte Klage wurde vom Schiedsgericht abgewiesen, da der Wiener Gerichtsarzt angab, daß die Einbuße genügend hoch eingeschätzt sei und die nervösen Beschwerden MoserS nicht auf den Unfall, sondern auf andere Umstände gurückzuführen seien. Nach Wweisung dieser Klage ließ sich Moser infolge ärztlichen Rates im Innsbrucker Krankenhaus wegen des Leistenbruches operieren. Moser war 14 Tage im Spital und war dann noch durch mehrere Wochen bettlägerig und in häuslicher Pflege, ohne daß ihm jedoch die Operation die gewünschte Erleichterung seines Zustandes gebracht hätte. Moser hatte bei der Unfallversicherungsanstalt die Operation zur Anzeige gebracht und unter Hinweis auf die mit der Operation verbundene Krankheit und Bettlägerigkeit um Neübemessung der Rente angesucht. Die Anstalt trug auch diesem Ansuchen Mosers teilweise Rechnung und erkannte Moser für die Zeit des Spitalaufenthaltes, das ist also für 14 Tage, die 90prozentige Heilverfahrensrente zu. Für die nächsten zwei Monate nach der Spitalsentlassung anerkannte die Anstalt noch eine gewisse Schonungsbedürftigkeit und sprach Moser für die Zeit vom 30. Juli 1913 bis 30. September 1913 eine 45prozentige Rente zu, während am 1. Oktober 1913 Moser dann wiederum die alte Rente von 225 Prozent beziehen sollte. Gegen diese Bemessung brachte Moser nunmehr durch Doktor Anton Braß Klage beim Schiedsgericht ein. In der Klage wurde guSgeführt, daß oie Heilverfahrcnsrente, die die Anstalt nur für einen Zeitraum von 14 Tagen zuerkannt habe, viel zu gering bemessen sei. Mit Rücksicht darauf, daß Moser auch nach dem Spitalsaufenthalt zu Hause krank gelegen, hätte ihm die Heilverfahrensrente zummindeften bis November 1913 zu erkannt werden müssen. Mer auch die Dauerrente sei zu gering bemessen, da der Zustand Mosers nach der Operation eigentlich schlechter sei und die nervösen Beschwerden sich gesteigert hätten. Die über Antrag der Klage vernommenen Zeugen, die behandelnden Aerzte in Innsbruck, bestätigten, daß Moser bis November 1913 an der Operationswunde behandelt wurde und schonungsbedürftig war. Der Sachverständigenbeweis, der üun-mehr nicht mehr in Wien, sondern in Innsbruck durchgeführt wurde, hatte zum Ergebnis, daß die Jnnsbru-^er Gerichtsärzte wiederum das Vorhandensein nervöser Beschwerden konstatierten. Bei der vor dem Schiedsgericht unter Vorsitz des LandeS-gcrichtsrates Dr. Trenkwalder durchgeführten mündlichen Ver-Handlung verwahrte sich nun die Anstalt insbesondere dagegen, daß die nervösen Beschwerden, über welche das Schiedsgericht bereits einmal rechtskräftig erkannt hatte, als Unfallsfolgen anzusehen seien. Demgegenüber führte der Klagevertreter aus, daß man nicht davon sprechen könne, daß über die vorliegenden nervösen Beschwerden oes Klägers bereits rechtskräftig erkannt worden sei. Die jetzigen nervösen Beschwerden des Klägers seien offenbar ganz anderer Natur als jene Beschwerden, über welche im Jahre 1913 daS Gericht geurteilt habe. Inzwischen hätte Moser schwere operative Eingriffe durchgemacht und eS fei selbstverständlich, daß solche operative Eingriffe bei einem bereits leidenden Menschen von doppelt starker Einwirkung sind und schwere nervöse Beschwerden auSlösen müßten. Dem Klüger sei daher eine Heilverfahrensrente bis 80. November 1914 so-wie auch eine erhöhte Dauerrente zuzusprechen. In vollständiger Akzeptation dieser Ausführungen ver-urteilte daS Schiedsgericht die beklagte Anstalt, dem Kläger die 90prozentige H e i l v e r f ah r e n S r e n t e bis 3 0. November 1913 und an Nachzahlung hiefür einen Betrag von Kr. 928-60 sowie ab 1. November 1913 eine 30prozentige Dauerrente, monatlicher Kr. 96-40 und die Prozeßkosten zu bezahlen. gebracht, so daß der Verdienstausfall 50 bis 70 Prozent und in einzelnen Fällen noch mehr beträgt. Da die festen Löhne infolge des Akkordsystems niedriger sind als die üblichen Minimallöhne der sonstigen in der Privatindustrie beschäftigten Arbeiterschaft, und selbst diese nicht zur Gänze ins Verdienen gebracht werden können, so tritt ein Zustand ein, wonach viele Arbeiter durch Monate hindurch keinen Heller Geld auf die Hand bekommen j werden. Wie sie ihren anderweitigen Verpflichtungen werden | Nachkommen können, ist für jeden etwas ganz Unfaßbares und es besteht für viele die Gefahr, ihrer erworbenen Rechte in so- ! zialen und humanitären Institutionen verlustig zu werden. Es ; soll aber nicht in allen Werkstätten der Südbahn so sein. Es wurde allerdings die Akkordarbeit in den übrigen Werkstätten auch abgeschafft; es wird aber wenigstens der ganze Taglohn ins Verdienen gebracht. Warum gerade für Marburg, Und in Pettau ist es nicht anders, eine Ausnahme bestehen muß, ist gar nicht recht einzusehen. Die Generaldirektion der Südbahn sollte in unserer gegenwärtigen schweren Zeit ihre Arbeiter zumindest gleich behandeln und nicht deren Schicksal der Willkür einzelner maßgebender Faktoren in den einzelnen Werkstättenleitungen überlassen. Ewig wird auch der Krieg nicht dauern und die Südbahn wird ein arbeitskräftiges und arbeitsfreudiges Werk-stäitenpersonal nachher um so notwendiger brauchen. Pragerhof. (Die Naderer an der Arbeit.) Auch die Deutschnationalen in Pragerhof fühlten sich berufen, nach eigener Art zur Rettung des bedrängten Vaterlandes beizutragen. Wir haben auf die Pragerhofer Germanen nicht viel gehalten, da erst vor kurzem ein Führer derselben vor Gericht öffentlich als Betrüger gebrcmdmarkt wurde, und weil alle von ihnen bisher unternommenen Aktionen resultatlos blieben. Nun sind wir auf einmal belehrt worden, daß dieselben auch, wo ein offenes Auftreten gefährlich wäre, sich der Denunziation bedienen, nur um die verhaßte Sozialdemokratie und ihre Vertrauensmänner unschädlich zu machen. Samstag den 22. August kam der Sekretär des allgemeinen Rechtschutz- und Gewerk-schaftsvereines für Oesterreich, wie so oft zuvor, nach Pragerhof. Seine Mission war, einzelne Leiter der Ortsgruppen seines Rayoncs auf die durch den Krieg veränderte Lage in der Organisation aufmerksam zu machen und ihnen einzuschärfen, daß der Dienst auf den Eisenbahnen während dieser schweren Krise anstandslos und opferwillig abgewickelt werden muß. Kaum wurden die Nationalen des K o p a c ansichtig, als auch schon in dem Kopf des Bahnhofrestaurateurs Tröster, des Zementfabrikanten Z e l a n, des berühmten Magazinsmeisters Z o r e c und noch anderer ihnen gleichwertigen Herren der feine Plan ausgcdacht wurde, der sozialdemokratischen Parte« eins am Zeug zu flicken. Der diensthabende Bahnhofoffizier wurde sofort von der Gefährlichkeit des Genossen Kopac verständigt und- die Folge dieser eiligen Anzeige war die Verhaftung des Genoss e n Kopac. Um 12 Uhr nachts wurde er aus dem Bett geholt, in Ketten gelegt und mit starker Bedeckung auf die Gendarmerie p o st e n w a ch st u b e geführt, woselbst er bis 7 Uhr abends des nächsten Tages verblieb, um sodann von Pragerhof nach Marburg eskortiert zu werden. Herr Zelan hat sich persönlich, den Wagen passierend, überzeugt, ob der „große Verbrecher" wirklich im Wagen sitzt. Einige Liter Wein und Bier wurden bei dem allgemeinen Jubel der Pragerhofer Naderer vertilgt. Unsere Genossen waren fest überzeugt, daß diese Verhaftung eine grundlose ist. Wie groß war aber das Erstaunen, als Kopac schon Sonntag in Pragerhof erschien, und zwar diesmal ohne Begleitung. Die Herren Nationalen, die den Kopac schon auf den Galgen baumeln gesehen haben, haben sich beschämt wie die Mäuse in ihre Löcher verkrochen, und mußten blutenden Herzens die Ovationen ansehen, die dem Verbrecher Kopac von seiten der Genossen gebracht wurden. Auf der Vezirkshauptmannschaft haben sie eingesehen, daß dem Kopac Unrecht geschehen ist, und haben ihn selstverständlich entschuldigend sofort srcigelasscn. Der ganze teuflische Plan ist diesmal zu Wasser geworden. Die Blamage für den gewesenen 9t c i ch 5 b u » d und seine biederen Naderer war eine vernichtende. Aus den Organisationen. Kufstein. Den Mitgliedern der Ortsgruppe diene zur Kenntnis, daß der Obmann Genosse Johann Berger die Geschäfte der Ortsgruppe wieder übernommen hat. Alle Zu-schriften sind daher an Genossen Johann Berger, Kondukteur-Zugsführer in Kufstein, Krankenhausgasse 14, zu richten. Mistclbach. Achtung! Die Mitglieder von Staatz, Laa und M i st e l b a ch wollen ihre Beiträge an den Kassier Josef Leser, Streckenwächter Nr. 3 3n, Post Mistelbach, abführen. Prerau I. Den Mitgliedern der Ortsgruppe I wird bekanntgegeben, daß die Vereinsleitung weiter fungiert. Die Monatsbeiträge sind an die Genossen Kondukteur Wrasek, Kondukteur B a r v i n e k, Zeitungsausträger S m o l k a 'und beim Bartheldy einzuzahlen. Mitteilungen der Zentrale. Sitzung am 2. September 1914. — 1. Unterstützungen: a) Hinterbliebenenunterstützung: für 29 Fälle 3926 Kr. bewilligt; b) aus Vereins Mitteln: von 61 vorliegenden Gesuchen für 69 Fälle 1330 Kr. bewilligt, zwei Fälle abgewiesen. — 2. Rechtsschutz für 31 Fälle bewilligt, 1 Fall abgewiesen. — Bericht über den Stand der Mitglieder. — Personalfragen. —■ Erledigung des vorliegenden Einlaufes.___________ Sammlungsausweis. Sammlungen für de« Unterstützungsfonds der Organisation. Die Angestellten unserer Organisation haben in Berücksichtigung der herrschenden Verhältnisse beschlossen, 8 Prozent ihres Gehaltes dem Unterstützungsfonds der Organisation zu-zuführen. Erste Rate 150 Kr. Verschiedenes. aus dem Theater, der mir, wie er sagte, ein glänzendes Geschäft offerieren wollte. „So, mein Herr, Sie haben mich gestern schon bemerkt? Mit zwei Damen? Ganz recht, ich reise nicht allein, ich habe zwei Schwestern bei mir, jawohl!" Für 30Ö.000 fl. wolle er unserer Firma auf 6 Jahre das Recht übertragen, aus den Orenburger Staatswaldungen nach Belieben Bäume abzuholzen und die Stämme nach dem Schwarzen Meer anzuflößen. Mehr als eine Million Gulden Nutzen im Jahre könnten wir dabei herausholen und das Holz ganz bequem auf dem Wasser fortschaffen. Nur seien die dortigen Grenzstämme sehr kriegerisch und, um diese im Zaume zu halten, müsse er uns raten, eine Schutztruppe von mindestens 200 Mann, tüchtige, in Waffen geübte Leute, zu unterhalten. Von seiner Seite aus würden wir jede Förderung und alles Wohlwollen genießen. Für ihn sei es, wie gesagt, die Hauptsache, daß er die bewußten 300.000 Gulden bekomme! Nur er allein habe in der Provinz etwas zu sagen und er wolle schon die Hand über uns halten! — Wir haben das Geschäft selbstverständlich nicht gemacht, aber interessant war uns die unverfrorene Art des Angebotes von Staatsgut durch einen hohen Würdenträger. Korrespondenzen. Marburg. (Von der Südbahn.) Die Arbeiter in den hiesigen Südbahnwerkstätten wurden infolge der kriegerischen Ereignisse ebenfalls empfindlich hart getroffen. Die Mkord-verdienste wurden aufgehoben, und wird nur im Taglohn gearbeitet. Aber auch dieser wird infolge der Verkürzung der Arbeitszeit um zwei Stunden täglich nicht voll ins Verdienen Eingesendet. Arbeit für Frauen! Der Verein der Heim- und Hausarbeit e-rinnen ersucht alle Parteigenossen und -Freunde, bei Vergebung von Hausarbeiten, wie Waschen, Bügeln, Wohnung reinigen k., sowie für Näharbeiten, sich seiner Arbeitsvermittlung zu bedienen. Die gegenwärtigen, so überaus ernsten Zeiten zwingen eine außergewöhnlich große Zahl von Arbeiterfrauen, sich um Hausarbeiten zu bemühen, um ihre Kinder zumindest zur Not vor Hunger schützen zu können. Es bewerben sich demnach beim Verein viele Frauen um derartige Arbeiten, und hofft deshalb die Vereinsleitung, daß ihr Appell an die Genossen und Genossinnen nicht ungehört bleiben wird. VI, Schmalzhofgasse 20. DäS Geschäft deS GcneralgouvernrurS. Ein hübsches Pröbchen von der „heiligen Tradition" der echt russischen Leute gibt der „Frankfurter Zeitung" ein Leser, der dem Blatt folgende Reminiszenz mitteilt: Mitte der Siebzigerjahre war ich Prokurist einer großen holländischen Firma. Eines Abends fiel mir im Theater ein sehr eleganter, schneidiger, exotisch auS-sehender Herr mit zwei Damen, offenbar Pariser Kokotten, auf. Am folgenden Tage wurde mir in daS Privatbüro eine Karte gebracht, nach der mich Fürst $., Generalleutnant, General« adjutant des Zaren, Generalgouverneur der Provinz O r e n b u r g, zu sprechen wünschte. DaS war der Fremde Für de* Inhalt der Inserate Übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o Entwertung, o o Inserate Für den Inhalt der Inserate Übernimmt die Redaktion und Administration keine wlo Immer geartete Vor-o o antwortung. o o Postentrmsch. unter „Günstig" an die Administration, Wiens beste u. billigste Ein-kaiifstnieile ist die in Eisenbahnerkreisen allbekannte und langjährig bestehende Fünfhauser Möbelniederlage ölen Xö/l, Matlahnferstrasse Ul (neben der Löwendrogerie). 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