W. L Immer 1899. II. Jahrgang. MAW mmm UMNM mMMSM An unsers leset! Siv bitten die P. T. Abonnenten NM baldige Erneuerung des Abonnements für 1899. Der Preis beträgt mit Postversendnng fl. 1'50 (3 Mark). Der Herr hat allen zu Ehren seines heiligsten Herzens begonnenen Unternehmungen unb allen, welche zur Verbreitung der Verehrung seines göttlichen Herzens beitragen, besonderen Segen versprochen. Der „Stern der Neger" dient der Sache einer Congregation, welche berufen ist, die Segnungen der göttlichen Liebe den ärmsten Völkern zil bringen und ebendemselben gottmenschlichen Herzen Millionen von Anbetern in Centralafrika zuzuführen. Wir erlauben uns daher die innige Bitte zu stellen: Jeder bisherige Abonnent möge aus Liebe zum göttlichen Herzen und zu den armen Heiden Afrikas wenigstens einen Abonnenten mehr für das Jahr 1899 gewinnen. Die Redaction des „Stern der Neger' gforrefportöertg 6er Gnpeditrorr. Gaben: F. I., Lehrer-Aussig fl. 3'50; Dr. F. W.-Wien fl. 10; H. G. M. 9 und T. S -Freckenhorst 6 M Messstip.: A E.-Algund sl 0750; H. Pfr.-Komornik (Ober-Schlesien) M. 41 Messstip ; Exe. B. B.-Wien sl. 5.; Pfarramt Jenesicn b. Bozen sl. 10; J. U., Cooperator-Sterzing fl. 2; St. S-Dcschowitz M. 3 Messstip.; A. Sch.-Schalscha M. 20 Messstip.; P. St.-Klep-au (Baden) M. 12 Mcssstip; Dr. J M-Neustift M. 200; Bar. A.-Brixen fl. 10 Mess-flip.; M. K.-Brixen fl 1; $t. J.-Ahrweiler M. 10 50 Mcssstip ; M. J.-Ahrweilcr M. 10: R. S, Kapl-Jlz fl. 33'20 Messstip. u. Abonnement; Ungenannt-Wien fl. 3; J. B.-Rotlweil M. 11 ; M. K.-Mück'.en fl. 5; £i. N.-Sarns fl. 1; Pf.-Biberach fl 117; E. P.-Reith fl. —.50; F. G.-Peltau fl —.50; N. N.-Wicn fl. 5; llngcnannt-Wien fl. 14. Diesen unb alken übrigen Wohkthätern sage» ivir cin herzliches ,,Wergckt's Kolt!" mtb bitten um weitere milde Beiträge zum Baue unseres Missionshauses. Abonnements: M. 33., Eisenstein. — A. P. K, Linz. — Dr. E. ti. Sch. S3, Seit« meritz. — Fr. §., Landl. — I. S., Niederkappel. — A. K, Banjaluka. — A. 'M. Pf., Reith. — J. G. H. Pf., Bandans. — G. M. Stpf., Gmunden. — Sl. H. Pf., Nikolsdorf. — M. S., Niederlana. — Dr. I. 2., Laibach. — I. S3., St. Jakob. — I. Sch, Brixen. — Fr. F., Wien. — H. N., Bregenz. - I. F., St. Pölten. - I. S3. L., Leopoldschlag. - L. Br., Fügen. - I. W. Lahner. - P. W. Pf., Rein. — M. St. Dr., Earns. — A. P. D., Linz. - A. M., Maria Schmolln. — J. W., Krieglach. — St. L, Steinegg Pf — P. J Pf., Rodeneck. — J. M. Pf., Pleinfeld. M. L , Mazan. — A. M. Stallehr. — Gr. B. ti. B., Kältern. — F. G, Preltau. - P. M. G. u. A. S., Schnals. - J. V. Pf, Tils. — J. P. Pst, Muhland. - St P., Pufels. — Fr. H, Brixen. — Fr. N., Brixen. — Dr. Tl, Fr., Brixen. — A. H. Msg., Brixen. — Se. E. K. Sch., Prag. — J. St., Neutitschein. —' Eni F, Wien. — R S., Jiz u. Pich- ling. — P. W. Schni., Wien. — Fr. V. Pf., Svibno — Se. E. S3. S3., Brünn. — J. N., Schmaz. — M. S3. Pf., Krispl. - R. ®„ Kampill. — J. R. K., Bozen. — Ig». D., Lienz. — M. K. S3; Meran. - Karmel -Conti, Linz. — J S3. Pf, Sexten. - J. A., Volders. — Th. D., Flaurling. - J. B. H., Domkpl., Brixen. — G. L. Gedeir, Matrei. - A. E. A. Th. M. SV., Algnnd. — J. Sch. Pf... Mathon. - H. Sch-, Travnik. - E. B, Reith — L. K. Pf., Steimerkirchen. — Sl. H. Pf., Ötz. — W. P, Maissau. — J. Sch. Pf., Walchsee. — S3. Th, St. Panls-Eppan. — Th 9)i., Bcennbichl. — Sl. M. Pf., Obernberg. — Ig K., Pfalzen. — Dr. A. L., Graz. — P. A H, Maria Trost. - A. K., Laatsch. — K., Bergarb, Zinnwald. — K. 931., Graz. — K. F. T., Obcrglogau. — E. Sch., Potsdam. — S. Körnitz. — A. Sch., Kriegsfeld. - P. W., Saffig. - St. Pf. Biberach. - S. D., Ahrweiler. - S3. Pf., Postmünster. — J. Pf., Kochlowitz. — J. M., Domdec, Soloihnrn. — J. B, Tübingen. — P. M., Braunsberg. — A S. S3. Sch. M. Pl. ti. St. ti. U. H 38. S3., Rottmeil. — SL S., Grafenau. — M. Z., Kesseling. — E. B., Kvrberwitz. — J. H., Oberglogau. — W. L., Hintersteinhütte. — F. M., Hohenthann. — J. L. Pf., Ebersberg. — M. St. K., Rottweil. — D. N, Kairo. — K. H, Bertsdorf. — Gstl. R. K., Schcßlitz. — Ch. S3., Niedergießen. — L Pf. M Sch. W. E. W J. W., Bezirk Koblenz. - H Schr. Steele. — Sch Schalke. — O Essen. — S. Mitten-Upeib. — Schr. Bochum. WWW M §ktktSwMtt$ M Hnk. Organ des Missionshauses der „Söhne des HP. Herzens ft(uu. Erscheint am (Enöe jeüen Monats. Mr. 1. Jänner 1899. II. Jahrgang. Inhalt: Sudan-Lonvention. — Der „Stern der Neger" an seine Freunde (Gedicht). — Die Tiroler Missionäre in Lentral-Afrika. — Der Missionär (Gedicht). — Missionshaus der „Söhne des hlst. Herzens" in Brixen. — von Kairo nach Assuan. — Die Missionsthätigkeit der katholischen Kirche. — Mittheilungen aus den Missionen. — Suakin am Rothen Meer. lit Siiim-Comntiiiil. Q)|ie ägyptischen Blätter veröffentlichen ein vom ägyptischen Minister des Äußern Butros Pascha und Lord Cromer UnterzeichnetesAbkommen, betreffend den Sudan. Das Abkommen bestimmt, dass unter „Sudan" alle Gebiete südlich vom 22. Grad nördl. Breite zu verstehen sind, welche seit dem Jahre 1882 niemals von ägyptischen Truppen geräumt waren, oder die vor dem letzten Aufstande von der ägyptischen Regierung verwaltet wurden, dann zeitweise für Ägypten verloren giengen, aber durch das gemeinsame Vorgehen der britischen und ägyptischen Regierung zurückerobert wurden, oder endlich diejenigen Gebiete, welche daselbst später noch durch das gemeinsame Vorgehen der beiden Regierungen zurückerobert werden. Die britisch-ägyptische Flagge soll sowohl zu Wasser als zu Laude gemeinsam geführt werden, mit Ausnahme der Stadt Suakin, wo nur die ägyptische Flagge geführt werden soll. Die oberste militärische und Civilgewalt soll in die Hände eines Beamten gelegt werden, der den Titel eines Generalgouverneurs des Sudan führen, durch ein in Übereinstimmung mit der englischen Regierung erlassenes Secret des Chedive ernannt werden soll und auch nur durch. ein in Übereinstimmung mit der englischen Regierung erlassenes Decret des Chedive wieder abgesetzt werden kann. Die Gesetze, Anordnungen und Vorschriften für ein gutes 2 Der „Stern der Neger" an seine Freunde. Regiment im Sudan und die Bestimmung über das dort befindliche Eigenthum können durch eine Proclamation des Generalgouverneurs abgeändert oder außer Kraft gesetzt werden. Alle derartigen Proclamationen müssen dem britischen Agenten in Kairo, ebenso dem ägyptischen Ministerpräsidenten sofort mitgetheilt werden. Kein ägyptisches Gesetz oder Ministerialerlass oder eine sonstige Verfügung soll für den Sudan ohne eine diesbezügliche Proclamation des Generalgouverneurs Giltigkeit haben. Bei Festsetzung der Bedingungen, unter welchen den Europäern erlaubt sein soll, Handel zu treiben, sich im Sudan niederzulassen und daselbst Eigenthum zu erwerben, sollen keinerlei Vorrechte an Angehörige irgend. einer Macht verliehen werden. Eingangszölle sind für solche Waren, welche von Ägypten kommend nach dem Sudan eingeführt werden, nicht zu entrichten, jedoch sind sie von solchen Gütern zu entrichten, welche von anderswoher kommen. Aber in den Falle, dass Waren in Suakin oder in einem anderen Hafen des Rothen Meeres für den Sudan eingeführt werden, sollen die Zölle die entsprechenden Eingangszölle nicht überschreiten, welche für fremde Waren gegenwärtig in Ägypten erhoben werden. Die Ausfuhrzölle können auf Waren nach dem Tarife erhoben werden, welcher durch öffentliche Bekanntmachung eingeführt wird. — Die Zuständigkeit der gemischten Gerichte soll sich in keiner Beziehung auf irgend einen Theil des Sudan erstrecken, mit alleiniger Ausnahme Snakins; für den übrigen Theil des Sudan soll bis zur Regelung durch eine anderweitige Verordnung das Kriegsgericht in Geltung bleiben. Die Consuln, Viceconsuln oder Consular-Agenten sollen weder beglaubigt werden, noch ihren Wohnsitz im Sudan nehmen dürfen ohne vorhergehende Zustimmung der englischen Regierung. Die Ein- und Ausfuhr von Sclaven ist unbedingt verboten. Beide Regierungen sind dahin übereingekommen, dass eine besondere Aufmerksamkeit der Handhabung der Brüsseler Acte vom 2 Juli 1890 zugewendet werden soll, welche auf die Einfuhr, den Verkauf und die Herstellung von Feuerwaffen und Munition, sowie Branntwein und sonstigen geistigen Getränken Bezug haben. („Vtld.") Mer „Wem der Neger" itn seine Urkunde. Glück und Ejetl den treuen Freunden wünsch' ich nun im neuen Jahr! Unbewölkt des Friedens Sonne Leuchte ihnen hell und klar! Alles mög' das Jahr erneuen, Reichen Segen allen streuen. 3d) durcheil' die tiefen Thäler, Uebersteig der Alpen tMl'n, Bis zum Rhein, zum Donaustrande Segen allen zu erfleh'u. Wo nur deutsche Lieder klingen, Lil ich meinen Gruß zu bringen. In des Armen stilles Häuschen Kehr mit süßem Trost ich ein, 3hm erzähl' ich von der Neger Lebensnoth und Seelenpein. Trübe Herzen gern siä) laben. Wenn sie nur Gefährte haben. Arm, befdieiben, doch mit fjoffmmg Klopf ich an des Reichen Thor, Wunde Herzen ntilb zu heilen, Leg' ich meine Bitte vor. bfast den Armen du geliehen, Hohe Zinsen wirst du ziehen. Neues Leben, viele Gnaden Sdjenfe allen Gott der £)err > Nene Freuden, — dock) auch Sorgen Werden drücken mand)mal schwer, Bis wir hier auf (Erben weilen, Leid und Freud fid) ja nicht theilen. Trost entströmt dem £jer3cn 3efu/ Da ihm unsre Noth nidjt fern : Segnen roirb's mit neuem Segen, Zuflucht bieten allen gern. Und dies Herz der Huld und Milde Trag id) hod) in meinem Schilde. Mik sgiroler UW»»« in Von P. Josef Münch, F. 8. C. Apostolischer Missionär. Ilie intellectrielle Revolution an den bvurbonischen Höfen im verflossenen Jahrhundert und nach ihr die demagogische in Frankreich am Ausgange desselben hatten den Missionswerken der kathol. Kirche tiefe Wunden geschlagen. Viele Missionen führten fortan wegen Mangel an apostolischen Arbeitern ein kärgliches Dasein, ja einige, wie die Jesuitenmissionen im spanischen Amerika giengen geradezu unter in dem Sturme der begonnenen Umwälzungen. Dass aber Gottes Werke zu erhaben sind, als dass sie die Stürme menschlicher Leidenschaften zugrunde richten könnten, beweist klar der energische Aufschwung und der ungeheure Erfolg der katholischen Missionen seit der Mitte unseres Jahrhunderts. In alle Erdtheile, unter die barbarischesten Völkerstämme, sind zahlreich — aber bei weitem nicht zur Genüge — die Heldensöhne aller Länder gezogen, um die Heilsbotschaft, welche nach Gottes Anordnung für alle Menschen nothwendig geworden, allen Menschen auf Erden zu verkünden. Den hochherzigen Franzosen folgten bald die Deutschen aus Nord und Süd, aus Ost und West; da sie sich aber politischer Umstände wegen in ausländische Genossenschaften einreihen mussten, so blieb ihr Wirken der Welt wie der Kirche meistens verborgen, ja auch manchmal verkannt. Nur in neuester Zeit hat sich diese Sache geändert, da entweder selbst deutsche Missionsgesellschaften erstanden, oder auswärtige in Deutschland für deutsche Jünglinge Provinzen errichteten. Nichtsdestoweniger hat doch schon vor einem halben Jahrhundert deutscher Biedersinn, mit heroischer Aufopferung vereint, einer Mission ein unauslöschliche. Gepräge eingedrückt, welches so leicht die Zeit nicht wird hinwegwischen könnens Diese Mission war die Mission von Centralafrika! Vor allem waren es Söhne aus den Tiroler Bergen, deren Andenken ich mit einigen Federstrichen wieder aufzufrischen mir vorgenommen habe, welche weit nach Süden in ungastliche Lande gesteuert sind, wo alsbald, wenigen bekannt,, ein Stück der neueren Kirchengeschichte sich abspielte, wo der Glaubensheroismus und die edelste Humanität, wie der berühmte bayerische Gelehrte Dr. Sep st,in seinem Werke „Jerusalem und das hl. Land" schrieb, fort und fort die schwersten^Prüfungen bestanden. Ja, sie sind hinaufgezogen, aber die Stella m a tu tin a, die sie getragen, ist zum Todten-schiff, und der Stern am Maste zum Vorbild des Lichtgestirns geworden, das ihnen, ach wie balde, zur ewigen Friedensstation heimwärts leuchten sollte. P. Ryllo, ein polnischer Jesuit, welcher lange Jahre in Palästina thätig gewesen und so orientalischen Charakter und Sprachen studiert hatte, bis er als Rector des Collegium Urbanum de propaganda fide nach Rom berufen wurde, war es, der durch seine Erzählungen und Schilderungen der Verhältnisse des Morgenlandes und besonders des bedauernswerten Loses der armen Neger Afrikas P a p st G r e g or XVI. bewogen hatte, ganz Centralafrika zu einem apostolischen Vicariate zu erheben, was auch durch Breve vom 3. April 1846 wirklich geschehen. Dieses damalige apostolische Vicariat umfasste Nubien, das Saharagebiet und den ganzen Sudan mit den Felata-Reichen. An die Spitze dieser Negermission trat der Bischof A. Casolani aus Malta, nachdem im Frühjahre 1847 die dazu ausersehenen Priester in Alexandrien sich versammelt hatten. Nach manchen Verzögerungen, welche sich im Reiche des Halbmondes von selbst verstehen, konnte erst gegen Ende des Jahres 1847 die Nilfahrt von Kairo aus wieder fortgesetzt 4 Die Tiroler Missionäre in Central-Afrikci. werden, die mit dem denkwürdigen Tage, den 12. Februar 1848, an welchem die ersten Missionäre von Centralafrika ihren Einzug in Chartum, die Hauptstadt des Sudan, hielten, erst ihren Abschluss fand. Nach mancherlei Prüfungen.wurde endlich auf eigenem Grunde ein kleines Haus nebst Kapelle gebaut und die Missionsthätigkeit begonnen. Doch gleich nach ihrer Ankunft kehrte Bischof Casolani wieder zurück; P. Ryllo, der ihm in der Leitung der Mission gefolgt, wurde von heftigen Fiebern ergriffen, und nachdem er noch seine Vollmachten durch das mit zitternder Hand gefertigte Document «Ryllo moriente» an Dr. Ignaz Kn oblecher übertragen, segnete er das Zeitliche am 17. Juni 1848, und seine sterbliche Hülle nahm die heiße Erde des Sudan auf. Unter Entbehrungen aller Art wurde das Jahr 1848 überstanden; als im folgenden Jahre die Noth ihren Höhepunkt erreicht hatte, kam gerade noch zur rechten Zeit eine Spende aus Laibach, zwar klein im Verhältnis zu den zu bestreitenden Bedürfnissen, aber sie war der Ölzweig der Taube zur Zeit der Sündflnt, sie wies auf die Richtung hin, in welcher das fromme Unternehmen auch in Zukunft auf eine erfolgreiche Hilfe hoffen konnte. Dr. Knoblecher wollte nun sein Gebiet kennen lernen, dessen Leute und Verhältnisse; erschloss sich einer Elfenbein-Expedition des sudanesischen Hockmadär (Statthalters) an und gelangte unter die Bari-Neger, wo er den Boden der künftigen Wirksamkeit wähnte und ihn schon dazu vorbereitete. Schon am 16. März 1850 war die Expedition wieder wohlbehalten in Chartum eingetroffen. Da aber alles fehlte, Mittel, Unterhalt und Arbeitskräfte, um das verlotterte Kaufmannsgesindel abzuschütteln und christliche Bildung und Sitte unter jene Völker zu verpflanzen und sie gegen mögliche Anfülle raubgieriger Nachbarn zu schützen, so machte sich unser „Friedensfürst" abermals auf, vertrauend auf Gottes und der Menschen Hilfe, überließ seine Schätze, die geliebten Negerlein, der Obhut seiner Gefährten und zog in entgegengesetzter Richtung den Nil hinab, übersetzte das Mittelmeer und kam Ende August 1850 nach Österreich. Und was der fromme Missionär suchte, hat er im reichlichen Maße gefunden, namentlich in Wien und von dort aus dann im ganzen österreichischen Kaiserstaate. Ja er fand in seiner Noth Hilfe und Schutz bei Sr. apostolischen Majestät dem Kaiser, welcher sofort geruhte, diese Mission unter Allerhöchstseinen mächtigen Schutz zu stellen, dessen sie sich noch zu erfreuen das Glück hat. Über Bayern, Tirol und Italien kehrte Dr. Knoblecher nach großen Erfolgen wieder in seine Mission zurück. Von diesem Zeitpunkte (Sommer 1851) beginnt auch die Geschichte der Tiroler Missionäre in Centralafrika. Der erste war der Priester Joseph Gostner, in welchem sich schon während seiner theologischen Studien der Wunsch regte, Missionär zu werden. Dieser Wunsch wurde zur Sehnsucht, als der Ruf des apostolischen Provicars und seines heldemüthigen Wirkens nach Tirol gelangte (1851). Gostner wurde am 10. März 1822 als Kind rechtschaffener Bauersleute im lieblichen Dorfe Völs, das zum Kirchensprengel Trient gehört, geboren. Der Dorfschule entwachsen besuchte er zuerst die Zeichenschule in Bozen, dann von einem würdigen Priester unterstützt, das Gymnasium in Bozen; sowohl die Gymnasial- als die philosophischen Studien vollendete er mit Auszeichnung. Nun widmete er sich der Theologie in Trient und erhielt gerade zur selben Zeit, als Dr. Knoblecher sich in Trient befand, durch den Ehrw. Diener Gottes Fürstbischof Joh. Nep. von Tschiderer die hl. Priesterweihe (1851). Gleich darauf wurde er auf unbestimmte Zeit der Diöcese Br ixen zur Verfügung gestellt und kam so als Hilfspriester nach Täufers im Pusterthal, wo er sich nicht nur die Zuneigung seiner Vorgesetzten, sondern auch das unbegrenzte Zutrauen und die ungeteilte Achtung aller Pfarrkinder erworben hat. Die Tiroler Missionäre in Central-Afrika. 5 Aber _ nicht lange ließ ihn seine Sehnsucht den Tirolern. Er schloss sich andern deutschen Priestern nach Centralafrika an und der Fürstbischof von Trient gab ihm mit Freuden die Dimissorien „zu diesem heiligen Unternehmen". Sogleich schiffte sich nun Gostner mit seinem Landsmanne Alois Haller am 27. August 1853 in Triest nach Alexandrien ein. Dort erwartete sie Dr. Knoblecher, der in Begleitung einer schwarzen Hoheit, des Negerhäuptlings Mag ha aus dem Stamme der Bari, von Chartum herabgekommen war, um vom Marienverein besorgte Effecten und die neuen Missionäre nach Chartum zu geleiten. Während des Aufenthaltes in Alexandrien wurde der H. H. Provicar, seine Missionäre mitsammt der schwarzen Hoheit an^Bvrd der österreichischen Fregatte „Bellona" zur Tafel geladen. Als sich nachher die Gäste wieder vom Bord ent- 6 Die Tiroler Missionäre in Central-Afrika. fernten, verkündeten dreizehn Kanonenschüsse dem babelischen Alexandrien, wie ein wackerer, christlicher deutscher Officier seine verdienten Geistlichen und dadurch auch seine heilige Religion zu ehren weiß. Die Abfahrt von Alexandrien geschah am 17. September; die Reise aber dauerte besonders wegen Mangel an Kameelen über ket Monate. In Berber nahm sie die «Stella matutina», das Missionsschiff auf und führte sie am 29. December desselben Jahres in Chartum ein, das nun nicht mehr verwaist blieb, wohl aber seine Blüte entwickeln sollte! Gostner war also in der Mission! Der Provicar, welcher die vortrefflichen Eigenschaften Gostners schon auf der Reise kennen gelernt hatte, ernannte ihn gleich nach der Ankunft in Chartum zu seinem Generalvicar. Unermüdet wirkte nun dieser mit christlichem Heldenmuth und war wirklich der „rechte Arm der Mission". Davon ein Beispiel: Es gieng an den Bau des Missionsgebäudes in Charthum; doch fehlte alles, besonders aber Kalk. Viele Versuche missglückten, bis man endlich am blauen Strome, eine Tagereise von Chartnm, auf sporadische Klumpen von Kalkstein stieß. Aber ein Gesuch an die Regierung um Überlassung dieser Steine schlug fehl. „Ich wag's," sagte Gostner, und schickte drei Maurer mit sechzig Arbeiter in jene Gegend, um die Steine zu sammeln und einen Kalkofen zu errichten; es wurde Vorrath von Kalk für eip ganzes Jahr gewonnen. So wirkte dieser edle Mann vier Jahre in Afrika, ©eilte herrlichen Briefe wurden in Tirol veröffentlicht und gewannen der Mission nicht nur zahlreiche Gönner, sondern begeisterten auch mehrere junge Priester, seinem Beispiele zu folgen. Dass die katholische Mission in Chartum damals eine hoffnungsvolle war, anerkannten selbst berühmte Reisende, die nicht Katholiken waren. Im October 1857 reiste Dr. Knoblecher nach Europa; sterbend nahm ihn Neapel auf, wo er dann auch am 13. April 1858 selig im Herrn verschied. Die Gönner der Mission in Europa trösteten sich mit den Worten: es ist ja noch Gostner da, er wird sicher dieses Werk ebenso glücklich weiterführen. Aber drei Tage später war ihm eben dieser sein Generalvicar in den Tod gefolgt, im blühenden Alter von nur 36 Jahren. Der zweite Tiroler Priester, welcher mit Gostner nach Afrika gieng, war der schon erwähnte Alois Haller aus Unterfels, geboren am 7. Juni 1820. Zuerst studierte er in Brixen, absolvierte das Gymnasium in Bozen, die philosophischen und theologischen Curse in Trient und Brixen. Immer und überall zeichnete er sich durch Frömmigkeit und glänzende Fortschritte aus. Am 27. Juli 1845 in Brixen zum Priester geweiht, diente er in den folgenden acht Jahren als Hilfspriester und Cooperator in der Seelsorge zu Rode neck, Mareith, Volders, Telfes, Uderns und Lermoos. Längere Zeit fühlte er schon den Drang in sich, etwas für die armen Heiden zu thun und ihnen seine Kräfte zu weihen. Die Anwesenheit Dr. Knoblecher's in Tirol führte die Entscheidung herbei; mit Gostner reiste er nach Centralafrika. Ernst waren alle seine Hand- lungen, seine Gedanken nur auf die Pflichten und Gott gerichtet. Bei Berber kam ihnen bekanntlich die Stella matutina mit den Negerknaben entgegen, welche in einer Reihe auf dem Verdecke aufgestellt waren. Da war es, wo der heilige Missionär Haller das erstemal auf seiner ganzen Reise lächelte! In Chartum angelangt bestimmte ihn der Provicar zum Aufseher der schon blühenden Missionsschule und zum Religionslehrer an derselben. Seine sozusagen angeborne Heiligkeit verfehlte nicht auf die Neger ihren Eindruck auszuüben; sie hielten und verehrten ihn als Heiligen. Gott der Herr aber hatte dem lieben «Abuna Lojsi» eine gar kurze Frist der Thätigkeit zugemessen; ein heftiges Fieber raffte ihn schon am 10. Juni 1854 dahin. „Dieses Muster eines Priesters", schrieb der Generalvicar Gostner, „dieses Vorbild eines jeden Missionärs, dieses glänzende Licht unserer hl, Die Tiroler Missionäre in Central-Afrika. 7 Kirche darf nicht unter dem Scheffel verborgen werden, sondern leuchten soll es, damit es die Menschen sehen, Gott preisen und sein herrliches Beispiel nachahmen". Bald nach seinem Hinscheiden verirrte sich eine weiße Taube in die Schule unter die Knaben; sogleich riefen alle einstimmig: „Die Seele des Abuna Lojsi"; so dachten die Negerknaben von ihrem Aufseher und Lehrer, und das will viel sagen. Trotz mancher Todesfälle unter dem Missionspersonal fruchteten die Briefe des Hoch. H. Generalvicar I. Gostner neuen Zuwachs aus Tirol; mehrere seiner Landsleute wollten die Leiden und Freuden mit ihm theilen. So schlossen sich schon im Jahre 1854 wiederum zwei Priester mit den Missionslaien Leonhard Koch aus Elbigenalp, Andreas Ladner von Strengen, Anton Gostner, Bruder des Generalvicars, und Johann Kirchmair aus Schwaz einer Missionskarawane an. Der eine der zwei Priester war Anton Überbacher, zu Ratz bei Brixen am 17. August 1827 geboren. Er studierte das Gymnasium und die Theologie in Brixen, die philosophischen Curse in Innsbruck, und wurde am 25. Juli 1852 zum Priester geweiht. Zwei Jahre diente er in der Seelsorge, bevor er zu den armen, verlassenen Negern eilte. Am 28. October 1854 wurde Chartum erreicht. Überbacher jedoch war für die Station Gondokoro bestimmt; zum Stamme der stolzen Bari sollte er wandern und ihr Apostel werden. Die Reise Nil aufwärts dauerte 4 Wochen; mit 11. April 1855 traf er an seinem Bestimmungsorte ein und wirkte nun durch nahezu drei Jahre höchst segensreich unter diesen Wildlingen. Der Provicar selbst führte ihn nebst einem Laien auf der Stella matutina zu den Bari. In ihrer Gesellschaft befand sich auch die schwarze Durchlaucht Mugha, der von seinem Ausfluge nach Alexandrien heimkehrte. Bei der Landung eilte alles herbei unter dem Freudenrufe „Unser Schiff kommt, das Schiff der Bari kommt, herbei zum Strome!" Dann aber schallte es wieder von allen Seiten: „Mugha, Mugha", als die Leute seiner in dem rothen Paradekleide ans Alexandrien ansichtig wurden. Welche Gefühle mussten nicht die Missionäre durchzucken, als die Menge sie schon in der Ferne vom Ufer aus mit Freudengesängen begleitete, kleine Knaben und Mädchen ihre Händchen zusammenschlugen und in weithinschallenden Tönen sangen „Unser Vater kommt, unser Vater liebt uns!" Doch vernehmen wir, was Überbacher dabei dachte! „Mein Inneres," schrieb er unter anderem, „gab mir Zeugnis, dass der Boden von Gondokoro manchen Schweißtropfen als Tribut verlangen wird, dass da meiner Tage warten, wo ich die Mühe und die Last des Lebens zu tragen haben werde. Doch die Freude siegte in diesem Augenblicke; es umgab mich ja eine Gott lobpreisende Jugend. Und diese kohlenschwarzen Knäblein beeiferten sich einen ankommenden Fremden weißer Farbe freundlich zu grüßen. Sie riefen „baba, a baba Antun, do doto, do apö": Vater, Vater Anton! geht's dir wohl, bist du angekommen? Nacheinander ergriffen sie meine Rechte, küssten sie und drückten sie an ihre Stirne ..." Das war nur das „Hosanna"! Der Übermuth, Stolz und die rücksichtslose Gier der Bari bereiteten ihm häufig manche schweren Prüfungen, aber in seinem Gottvertrauen war er das Muster eines ganz in seinen Beruf eingegangenen Missionärs. Es gelang ihm schon im ersten Jahre seiner apostolischen Thätigkeit und etwas später mit Hilfe zweier Mitarbeiter'eine christliche Gemeinde zu bilden. Eine besondere Freude erlebte er an dem alten Häuptling Lätweri, der die hl. Taufe empfieng und als erster erwachsener Christ in Gondokoro starb. Ein besonderes Verdienst erwarb sich Überbacher durch das fleißige Studium der wohlklingenden und wahrhaft schönen Sprache der Bari. Am 22. Februar 1858 hat Überbacher sein mühevolles Tagewerk vollendet. Einige Tage früher fteng er an zu kränkeln; am 21. abends klagte er über große Schwäche; Tags darauf ließ er in aller Frühe seinen Beichtvater Morlang rufen und empfieng die 8 Missionshaus der „Söhne des hlst. Herzens" in Brixen. hl. Sacramente. worauf er verschied. Unter Schluchzen und Thränen trug sein Liebling Franz Logwit das Kreuz beim Begräbnis voran. Glücklich er, dem jene Erde, welche einst seinen Schweiß eingesogen und die Seufzer seines kummervollen Herzens vernommen, jetzt bedeckt; beneidenswert, weil er auch todt von seinen Schmerzenskindern sich nicht trennen durfte! Der Reisegefährte des Hochw. Herrn A. Überbacher war der Hochw. Herr Franz Rainer, geboren zu Gasteig bei Sterzing am 3. October 1822. Das Gymnasium und die Theologie studierte er in Brixen, die philosophischen Curse in Innsbruck. Am 1. August 1847 zum Priester geweiht, brachte er sieben Jahre in der Seelsorge zu. Wie H. Überbacher wurde er für die Station Gon-dokoro bestimmt, Gott aber begnügte sich mit seinem guten Willen und nahm ihn nach wenigen Wochen zu sich, am 19. December 1854 zu Chartum. Kräftig und gesund war er dort angekommen, tonnte jedoch nie schlafen und klagte sehr oft über die unerträgliche Hitze. Nach einigen Tagen stellte sich ein heftiges Fieber ein, zu dem noch eine Gedärmentzündung kam, und beide machten dem jungen Leben ein Ende. (Schluss folgt.) Arme Heiden zu bekehren. Zog er hin ins Negerland; predigt liebreich Jesu Lehren Denen sie noch unbekannt. Schreckt zurück nicht vor Gefahren, Zaget nicht in schwerer Noth, Zittert nicht vor Feindesscharen: Felsenfest baut er auf Gott. Zögert nicht, ja gibt mit Freuden So es gilt, sein Leben hin, Denn für Gott den Tod erleiden, Nacht der Ar one würdig ihn. Steps}. 111. vockeiihuber, F. 8. C. Wssmshaus der,Löhne des hlß. Herzens" m Amen. ir brachten in Nummer 8 des Jahrganges 1898 das Panorama unseres Missionshauses. Auf jenem Bilde hebt sich im Vordergründe eine von Balken umrahmte Fläche ab, sie bezeichnete die Stelle, wo unser neues Missionshaus zu stehen kommen sollte. Gott sei Lob und Dank! Am letzten Novmeber wurde der im Juli begonnene Rohbau unter Dach gestellt. Der Bauunternehmer hat ein tüchtiges Stück Arbeit geleistet und Gottes Segen war sichtlich mit der Von Kairo nach Assuan. 9 Arbeit. Heute steht nun der Rohbau bn, wie ihnen unsere Leser auf dem Bilde Seite 7 sehen. Es ist nur ein Theil des projectierten Gebäudes. Aber selbst dieser Theil ist noch nicht bezahlt und zur Fortsetzung und Einrichtung des Baues ist noch kein Kreuzer vorhanden. Werden unsere lieben Freunde und Wohlthäter uns mitten in der Arbeit im Stiche lassen? Werden unsere werten Leser den Ban belassen wie er ist? Nein, das hlst. Herz Jesu wird seine Söhne nicht im Stiche lassen! Unbegrenzt ist unser Vertrauen auf Jesu Herz! Im Vertrauen auf dieses göttliche Herz richten wir an alle Freunde die herzliche Bitte um Beiträge zur Vollendung des so nothwendigen Baues. Die Arbeiten können nur nach Maßgabe der einlaufenden Almosen fortgesetzt werden. Welch' herliches Verdienst, mitzuhelfen am Baue eines solchen Hauses, in welchem berufene, gottbegeisterte Jünglinge zu Ordensmänner und Missionären vorgebildet werden! Unsere Wohlthäter sollen theilhaben an den Verdiensten der Söhne des hlst. Herzens Jesu, welche dieselben durch ihre Arbeiten, Leiden und guten Werke erwerben, sowie an den Gebeten für die lebenden und verstorbenen Wohlthäter, welche in den Häusern der Congregation täglich verrichtet werden. In unserer Herz-Jesn-Kirche in Kairo werden allwöchentlich zwei hl. Messen für die lebenden und verstorbenen Wohlthäter der Mission gelesen. ----------=Ä2$X0Der größte Theil des fortgeschwemmten Erdtheiles bleibt aber im Wasser, färbt es gelbbraun und lagert sich erst an der Mündung im Mittelmeere ab, woselbst sich alljährlich ein neues Stück Uferland bildet. Bei der diesjährigen Überflutung ist das Dorf Sorbits in der Provinz Assint ganz verschwunden; die Bewohner wandten sich an das Ministerium um Gewährung von sieben Feddan (3'Hectar) Boden zur Wiedererrichtung des Dorfes. Nach beendeter Überflutung erblickt man zumeist Getreide und Klee. Ersteres kommt gegen Ostern zur Reife; letzterer hat die Eigenthümlichkeit, dass er Jahr für Jahr auf einem und demselben Grundstücke ausgezeichnet gedeiht, während er in Deutschland nur in Zwischenräumen gesäet werden darf. Auf Getreide mich Klee folgt im Frühjahr Mais, Durra und anderes, das alles bis zur nächsten Überflutung, Mitte August, zur Reife gelangt Von Bäumen trifft man die Sycomore, ^Akazie und einen anderen mit gelben stark duftenden Blüten, von den Arabern Sunta genannt, die alle nur ein schlechtes, 12 Von Kairo nach Assuan. krummes Nutzholz liefern. Der eigentliche Brotbaum Ägyptens ist die Dattelpalme, die sich auf beiden Seiten des Nil sehr zahlreich findet und der ganzen Landschaft einen dunkelgrünen Anstrich verleiht. In Ober-Ägypten, wo sie stellenweise die einzige Vegetation bildet, findet sie sich gewöhnlich in Gruppen, die schon von weitem ebensoviele Fellachen-Dörfer anzeigen. An einer einzigen Palme haben öfter mehrere Familien ein Nutznießungsrecht, ein Umstand, der bei Landveräußerungen große Schwierigkeiten bereiten kann. Die Dattelpalme muss bei der Blüte durch Menschenhand bestäubt werden. Es ist interessant zu sehen, wie behende die Araber bei dieser Gelegenheit und beim Einsammeln der Früchte die hohen Bäume besteigen. Einen um die entgegengesetzte Banmseite geschlungenen Strick halten sie fest in beiden Händen und klettern mit den Füßen auf den von früheren, abgebrochen Zweigen zurückgebliebenen Zacken empor. Zuweilen klettern sie auch ohne Strick mit Handen und Füßen an den Zacken hinauf, mit einer Schnelligkeit und Sicherheit, die beim Zuschauer Schwindel erregen. Der Stamm der Palme ist wegen seiner Fasern zu Brettern ungeeignet, aus den Zweigen macht man Stocke und Stäbe für Flechtwerk, aus bereit Bast und den Blättern werden Körbe und Matten geflochten, und aus den Fruchtbündeln bereitet man Besen. Die Fellachen-Dörfer, die, wie bemerkt, meist unter Palmenhainen liegen, bieten bent Europäer einen abstoßenden Anblick. Eine Anzahl von Hunden, Ziegen, halb und ganz nackten Kindern vergnügt sich auf den großen Schutthaufen, unter denen nicht selten kostbare Alterthümer aufgefunden werden. Schmutzige Frauen in dunklem Gewände schreiten mit ihren Wasserkrügen aus dem Kopfe dein Nil zu, waten einige Schritte ins Wasser, füllen ihren Krug und kehren heim, während zuweilen der Herr Gemahl gemächlich auf seinem Esel desselben Weges kommt, ohne dem armen Weibe seine Last abzunehmen. Die einzelnen Häuser haben meistens einen Durchmesser von zwei bis drei Metern und eine Höhe von zwei Metern. Sie werden nach dem Zurücktreten des Nil aus dem feuchten Schlamme gebaut, der mit Stroh durchsetzt wird. Entweder schaut der blaue Himmel hinein, oder sie sind mit Stroh, Palm-zweigen, Lumpen und Schutt überdeckt. Das ganze Haus bildet nur ein einziges Gemach, in dem die Menschen mit ihren Hühnern, Ziegen und Hunden übernachten. Ein solches Haus, dessen bare Kosten sich auf etwa einen Gulden belaufen, stürzt nach einigen Jahren, öfter auch nach einigen Monaten schon zusammen, um abermals mit der gleichen Leichtigkeit wieder aufgebaut zu werden. Dauerhafter sind schon die Häuser aus ungebrannten Ziegeln. In der unmittelbaren Nähe des Bauplatzes hackt man den Boden auf, vermischt ihn mit Wüstensand, gießt Wasser dazwischen und knetet alles zu einem Teig. Nach einigen Stunden durchschneidet man diesen Lehmteig mit einem großen Messer der Länge und Breite nach, und der Ziegel ist geformt. Später stellt man die einzelnen Lehmklumpen in Reihen zusammen und lässt sie von der Sonne austrocknen, Bauten ans Bruch- oder gebrannten Ziegel-Steinen werden nur von der Regierung, Europäern und in größeren Städten aufgeführt; dem Fellachen erscheinen sie als Unsinn, denn er begreift es nicht, dass ein vernünftiger Mensch ein Hans bauen kann für Kinder und Kindeskinder. Aus der Vogelwelt trifft man bei der Nilfahrt häufig den Pelikan. Er sitzt am Ufer, schnappt kleine Fische, die in seinen unter dem langen, breiten Schnabel befindlichen Vorrathsbeutel und von da nach Bedürfnis in den Magen gelangen. Der Pelikan zieht sich vor der Nilanschwellung zurück; man sieht ihn alsdann in großen Zügen von Ober-Ägypten dem Mittelmeer zufliegen. Der weiße Ibis stellt sich umgekehrt bei beginnender Flut ein und wurde deshalb von den alten Ägyptern als heiliger Vogel verehrt. Allenthalben erblickt man große Taubenschwärme, ja, es besteht in Ägypten eine förmliche Taubenzucht. Man bemerkt Bon Kairo nach Assuan. 13 häufig in der Nähe der Dörfer Taubenhäuser, die nach Größe und Höhe die Wohnungen der Menschen bei weitem übertreffen. Sie sind pyramidenartig aufgebaut, die Außenmanern sind durchlöchert, und oben ist ringsum eine Reihe Palmzweige angebracht, auf welchen die Tauben sich sonnen. Die letzteren müssen sich ihre Nahrung im Freien suchen und werden zahlreich abgeschossen; doch weil sie das ganze Jahr hindurch brüten, so ist kein Mangel an Nachwuchs. Dem Züchter ist es hauptsächlich um den Taubenmist zu thun, den er um 3—4 Gulden den Zentner verkauft. Eine eigenthümliche Erbreiterung des Nilthales ist das sogenannte Fayum am westlichen Ufer bei der Bahnstation Weste. Es ist ein sehr ergiebiges Fruchtland, das von dem Josephs-Canal bewässert wird und dadurch schon in alter Zeit der Wüste entrissen wurde. Die Erstlinge der Früchte, die in Kairo feilgeboten werden, namentlich Trauben, stammen aus Fayum, was die Ausrufer ausdrücklich bemerken, z. B.: „Ich habe hier Trauben, so süß wie Zucker, sie kommen von Fayum und kosten fast nichts." Die Dampferfahrt von Kairo bis Assuan dauert 6 Tage. Des Abends gegen 9 Uhr hält das Schiff an und setzt am folgenden Morgen bei der Dämmerung die Fahrt fort. Außer dem Maschinisten und Wirt besteht die Mannschaft aus Arabern. Der Steuermann ist regelmäßig ein Berberiver oder Nubier, auch Halbneger genannt. Er hockt die ganze Zeit vor dem Steuer auf ein Holzbänkchen, mit aufgezogenen und verschränkten Beinen, eine Stellung, die dem Orientalen die gemüthltchste zu sein scheint, während sie für einen Europäer das reinste Martyrium wäre. Unter der Mannschaft herrscht ein einträchtiges Verhältnis. Beim Anbruch der Gebetszeit, werfen sich alle, die frei sind, auf dem Verdeck nieder und verrichten gemeinsam ihr Gebet. Die Mahlzeiten sind von staunenswerter Einfachheit. Einer nimmt eine große irdene Schüssel, brockt arabisches, aus Getreide und Hülsenfrüchten bereitetes Brot hinein, dann gießt er eine Linsensuppe darüber und rührt mit einem hölzernen Lösel das Ganze durcheinander. Ist das Brot ganz durchweicht, so stellt er die Schüssel auf ein handbreithohes Holzbänkchen, 5—8 Mann setzen sich int Kreise herum, natürlich auf ebenem Boden und mit verschränkten Beinen. Nun beginnt der Schmaus: mit drei Finger greift jeder in die gemeinsame Schüssel und führt die durchweichten Bissen in behaglicher Ruhe zum Munde. Ist die Schüssel geleert, so erhebt sich einer, nimmt die an einem langen Strick befestigte irdene Henkelkanne, wirft sie über Bord und zieht dieselbe mit Wasser gefüllt empor. Nachdem der Krug im Kreise herumgegangen, ist das Mahl beendet: fürwahr einfach und kräftig, aber nur für einen arabischen Magen verdaulich. Schon mehr ein Hochgenuss ist es, als Nachtisch eine Wassermelone oder Gurke zu essen. Ich sah, wie bei der Station Edfu ein Heizer sich eine fußlange Gurke kaufte, die er, ohne sie zu schälen oder auch nur abzuwaschen, in großen Bissen verzehrte, worauf er einen gehörigen Schluck ungereinigten Nilwasser trank. Ohne Zweifel ist ihm beides ausgezeichnet bekommen. Filtriertes Wasser verschmäht der gewöhnliche Araber, weil es für ihn keinen Geschmack hat. Von größeren Städten, die man auf der Nilfahrt passiert, seien erwähnt am westlichen Ufer Beni-Snef, dem gegenüber in der arabischen Wüste einst der hl. Antonius lebte, Minye, woselbst ein koptisch-katholischer Bischof residiert, Assint, das ehemalige Lycopolis, Tachta, gleichfalls koptisch-katholischer Bischofsitz, wo gegenwärtig auf Kosten des heiligen Vaters Kirche, Seminar und bischöfliche Wohnung errichtet werden und schon größtentheils vollendet sind, endlich am östlichen Ufer Luksor, das einstige „huvdertthorige" Theben, und Assuan. Die einzelnen Alterthümer, die entweder vom Schiff aus sichtbar sind oder in der Nähe liegen, aufzuführen, ist unmöglich; die beiden Nil-Ufer sind förmlich damit besät. Die Pyramiden beginnen bei Kairo und ziehen sich über das west- 14 Von Kairo nach Assuan. liche Ufer hin; die letzte findet sich südlich von Esna, 800 Kilometer von Kairo entfernt. Sie ist arg verfallen, ohne Spitze, und macht, vom Schiffe aus gesehen, den Eindruck eines alleinstehenden Steinhügels. Die bedeutendsten Tempel sind die von Setis I. und Ramses II. (1350 vor Christus) erbauten Tempel zu Abydos. Der Hathor-Tempel zu Denderah-Theben, die ehemalige Haupfftadt des alten Ägyptens, weist so viele Alterthümer auf (Tempel, Gedächtnismonumente, Königs-gräber, Obelisken), dass ihre Besichtigung Mehrere Tage in Anspruch nimmt. Der Hans-Tempel bei Edfu gilt als der besterhaltene Ägyptens; man erblickt seine hohen Thore schon von weitem, und sie winken dem Schiffe auf eine lange Strecke hindurch nach. Die gegenwärtige ägyptische Regierung entwickelt einen löblichen Eifer in der Freilegung und Erhaltung der zahlreichen Alterthümer. Für 25 Frs. gibt sie Karten, die zur Besichtigung sämmtlicher Monumente berechtigen. Eine Erscheinung, die dem Nil seinen eigenthümlichen Stempel aufdrückt, sind die Barken, deren man oft 50—100 in den Häfen von Kairo und Assuan erblickt. Schleppdampfer, die auf den europäischen Flüssen den Güterverkehr vermitteln, gibt es hier nicht, alles wird mit Barken befördert. Sie sind durchschnittlich 10—15 Meter lang, 3—4 Meter breit und von einem hohen Mastbaum überragt. Da die gewöhnliche Windrichtung Ägyptens die nördliche ist, so haben die Barken bei der Auffahrt meist günstigen Wind, bei der Rückfahrt werden sie von der Strömung fortgetrieben. Aus diesem Grunde gebrauchen die Barkenlenker fast nie Ruder, sondern höchstens zuweilen eine lange Stange, mit der sie das Flussbett 'untersuchen. Weil am Morgen und Abend meistens auf dem Nil ein kräftiger Wind weht, so ist er um diese Zeit mit vielen Barken bedeckt, die mit geschwelltem Segel gemüthlich weiterfahren. Bei eintretender Windstille wartet die Mannschaft geduldig am Ufer auf günstigen Wind. Geht ihr die Geduld aus, oder befindet sie sich dem Ziele nahe, so werden mehrere Mann ans Ufer geschickt, die an einem langen Seile die Barke vorwärtsziehen, dabei ununterbrochen einige Sprüche laut hersagend, z. B.: „Rufen wir den Propheten an, dass er Kraft verleihe." Dieses Rufen ist nicht so sehr Ausstuss ihrer Frömmigkeit, als vielmehr ein vermeintliches Mittel gegen Ermüdung. Die Barken brauchen für die Fahrt von Kairo nach Assuan in der Regel 40 Tage aber auch zwei Monate und länger. Je weiter man in Oberägypten vordringt, desto enger wird das Nilthal, desto spärlicher die Vegetation, desto näher rücken die Felsenketten der arabischen und lybischen Wüste an die Ufer heran. Hier und da trifft man auch fruchtbare Flächen unbebaut, z. B. bei der Station Kus, angeblich wegen der Trägheit der Bewohner, die lieber ihre zähen Datteln kauen als im Schweiße des Angesichts die Felder bebauen. Merkwürdig ist ferner die Erscheinung, dass das Gestein der Gebirge den Nil hinauf immer dunkler und härter wird. Während man bei Kairo den weißen, weichen Kalkstein findet, der sich fast wie Käse, zerschneiden lässt, verdunkelt und verhärtet sich nach Süden zu das Gebirge stetig, bis man in Assuan den schwarzen, harten Granit trifft. Dem Gebirge entsprechend verändert sich auch die Farbe der Bewohner. Die Araber Unterägyptens sind röthlichgelb, die Ober-ägyptens bräunlich, die dann folgenden Nubier oder Berberiner halbschwarz mit schwachem Schnur- und Kinnbärtchen, die Neger von Centralafrika endlich schwarz und bartlos. Diese allmählige Änderung der äußeren Erscheinung beweist, dass die letztere ihren alleinigen oder wenigstens Hauptbeweis im Klima hat. Bei Assuan erreicht die Dampferfahrt ihr Ende; der oberhalb dieser Stadt beginnende erste Nilkatarakt bietet der Schiffahrt ein großes Hindernis. Assuan ist hart am östlichen Nilnfer gelegen und zieht sich im Hintergründe sanft die Hügel hinauf. Auf den umliegenden Bergen finden sich Forts. Am westlichen Gebirge zieht sich eine Reihe Felsengräber hin, deren Eingänge vom Ostufer deutlich Die Missionsthätigkeit der katholischen Kirche. 15 sichtbar sind; die Gräber stammen aus der sechsten und zwölften Dynastie. Westlich von Assuan liegt im Nil die Elefcmten-Jnsel, ehemals Cultnsstätte des Kataraktengottes ; gegenwärtig befindet sich ein Militärspital darauf. Eine weitere kleinere Insel ist angekauft vom Sirdar Kitchener Pascha, dem Sieger von Om-durman. Im Winter wohnen auf beiden Inseln reiche europäische Curgäste. Assuan zählt 19.000 Einwohner, von denen nur wenige Christen und diese meist Schismatiker sind. Seit vier Jahren besteht hier eine Niederlassung der centralafrikanischen Mission, die zugleich Sitz des apostolischen Vicars ist. Sie hatte anfangs viel unter dem Fanatismus der Eingebornen zu leiden, die ihr aber jetzt wohlgesinnt sind. Seit einem Jahre besitzt die Mission ein stattliches Haus nebst Kirche Zwei der Patres und drei von den Brüdern sind Deutsche. Als Winter-Curort nimmt Assuan den allerersten Rang in Ägypten ein. Der Ort ist den Ausdünstungen des Mittelmeeres völlig entrückt; keine Vegetation beeinflusst die Atmosphäre, es weht beständig die reine und trockene Wüstenluft. Es ist zu bedauern, dass wegen der Armut an Futterpflanzen Milch und Fleisch schlecht sind; der Mangel an Gemüsen und Früchten ist dem Fremden lästig. Vielleicht bessert sich mit erweiterten Verkehrsmitteln dieser Übelstand, und wird dann die Wüste Oberägyptens mit kranken und reichen europäischen Curgästen bevölkert, wie ehedem mit frommen, weltabgeschiedenen Mönchen. Die MislmstMizkrit her lintljolildjrn Kirche. Rede des P. A. Huonder 8. J. uf der letzten großen Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Krefeld hielt P. A. Huonder S. J. eine mit vielem Beifall aufgenommene Rede über den in der Überschrift angegebenen hochinteressanten Gegenstand. Wir glauben unseren Lesern angenehm zu fein, diese gehaltvolle Rede zu ihrer KennKs zu bringen. Hochansehnliche Versammlung! Die Missionsthätigkeit der katholischen Kirche ist der Gegenstand, über den ich zu Ihnen sprechen soll. Ohne weitere Einleitung stelle ich vor allem zwei Sätze oder zwei Fragen an die Spitze: 1. Wie viel Menschen sind heute Christen? Neunzehn Jahrhunderte sind vergangen, seit der Heiland seiner Kirche die -göttliche Sendung gab: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker." Nicht traf einmal, sondern allmählich sollte diese geistige Welterobernng sich vollziehen. „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt." Nehmen wir nun heute alle christlichen Gemeinschaften zusanimen, so ergeben sich in nmber Zahl 480 Millionen. Ihnen gegenüber stehen 8 Millionen Juden, 174 Millionen Mohammedaner, 890 Millionen Heiden. Somit umfasst die christliche Religion wohl etwa ein Drittel der Menschheit. Sie ist somit zwar numerisch noch nicht die stärkste, wohl aber die universalste, die einzige Weltreligion, da sie in allen Ländern der Erde, unter allen Völkern ohne Unterschied der Rasse, Farbe und Nationalität ihre Anhänger zählt. Uitb wem verdankt nun die christlich gewordene Welt das Gut des wahren Glaubens, das Gut der christlichen Civilisation, die sie hoch über den Rest der Menschheit stellt? Sie verdankt es schließlich und letzlich einzig und allein der Missions-thätigkeit der katholischen Kirche. Oder wer hat denn ganz Europa, Amerika, einen großen Theil von Asien und Indonesien christianisiert und civilisiert, ehe noch irgend eine andere sogenannte christliche Kirche überhaupt ans Missionieren dachte? Und auch die von der katholischen Kirche getrennten Gemeinschaften — wem schulden sie denn schließlich ihr Christenthum? Ist es nicht das Erbe, das sie aus dem Vaterhaus der römischen Kirche mitgenommen? 2. Der zweite Satz, den ich an die Spitze stelle, ist dieser: Wie kommt es, dass vierhundert Jahre nach der Entdeckung der Neuen Welt und der Eröffnung Ostasiens, dass nach einer vierhnndertjährigen Missionsthätigkeit in jenen Ländern das Christenthum doch erst ein Drittel der Menschheit umfasst, dass beispielsweise das gewaltige Asien im großen und ganzen noch in seiner starren Unbeweglichkeit, in seinem blinden Götzenwahn verharrt? Die Antwort liegt zum Theil in den unergründlichen Rathschlüssen Gottes verborgen: eine Haupt- 16 Die Missionsthätigkeit der katholischen Kirche. Ursache dieser traurigen Thatsache aber liegt klar zu Tage. Es ist die unglückliche Glaubensspaltung des sechzehnten Jahrhunderts. Sie hat das christliche Europa, das nach den Plänen Gottes der Apostel der übrigen Welt sein sollte, zerrissen, in zwei feindliche Lager gespalten. Sie hat die katholische Kirche gezwungen, einen großen Theil ihrer Apostel dem Missionswerke zu entziehen, um in Europa selbst ihre gefährdete Stellung im gewaltigen Kainpfe gegen die Irrlehre zu behaupten. Die Glaubensspaltung trug ferner die Hauptschuld, dass die christlichen Mächte nicht geschlossen gegen den Islam, den Erzfeind des Christenthums, vorgegangen sind, ihn vielmehr gestützt und bis heute ganze Völker und Länder seinem vergiftenden Einfluss überlassen haben. Die Glaubensspaltung hat endlich die Einheit und Kraft des christlichen Missionswerkes geschwächt: sie hat zwei feindliche Missionsarmeen geschaffen, die sich bekämpfen, statt zu unterstützen; sie hat den religiösen Zwiespalt von Europa hinausgetragen in alle Länder bis zu den letzten Inseln des Oceans und die traurige Zerrissenheit der christlichen Welt vor allen Heidenvölkern bloßgestellt. Wem und was sollen die armen Heiden denn glauben? dem katholischen Glaubensboten, oder aber dem Anglikaner, Wesleyaner, Lutheraner oder sonst einer der Hunderte von Seelen, die als Sendboten des christlichen Glaubens die Welk durchziehen? Muss diese jämmerliche Zersplitterung den Heiden nicht verwirren? Kann er nicht den christlichen Glaubensboten mit einem gewissen Recht zurufen: „Was wollt ihr? Geht, einigt euch erst selbst, ehe ihr uns bekehren wollt!" Wie unendlich dadurch nicht bloß das katholische sondern überhaupt das christliche Missionswerk erschwert worden ist, liegt auf der Hand. Also nicht die katholische Kirche ist schuld daran, dass es heute noch so viele Heiden gibt sondern diejenigen, die sich von ihr getrennt, die alles thun, um auch ihre Missionsthätigkeit aufzuhalten und überall zu durchkreuzen. — Doch genug davon. Ich komme zu meiner eigentlichen Aufgabe. Kein Vernünftiger kann und wird leugnen, dass die katholische Kirche in vergangenen Jahrhunderten der einzig wahre Apostel des Christenthums gewesen, dass sie gerade auf dem Gebiete des Apostolates ihre schönsten Lorbeeren gepflückt, dass sie zu jeder Zeit, Heldengestalten großer Apostel hervorgebracht hat, mit denen keine anderen sich vergleichen lassen. Es gäbe ein herrliches Bild, wollte ich die neunzehnhundertjährige Missionsthätigkeit der Kirche in einem Gesammtüberblick vor Ihnen aufrollen. Doch das gienge weit über den Rahmen meines kurzen Vortrages hinaus. Die Frage, die ich hier zu beantworten habe, ist die: Wie steht es heute mit der Missionsthätigkeit der katholischen Kirche? Hat sie vielleicht ihre glorreiche Vergangenheit vergessen und steht sie heute in dieser Beziehung nicht mehr auf der Höhe der Zeit? Es gibt ja Leute, die so zu denken scheinen. Die Antwort ergibt sich aus einem einfachen Rechenexempel. Wir gehen zurück an den Anfang dieses Jahrhunderts. Wie stand es damals mit den Missionen — wie steht es heute? Das Ergebnis wird zeigen, dass die katholische Missionsthätigkeit des neunzehnten Jahrhunderts der glorreichen Vergangenheit würdig ist, und dass auch heute noch die katholische Kirche auf diesem Gebiete Großartiges leistet. Die Missionen am Anfang dieses Jahrhunderts. Der Zustand der Missionen im Beginn dieses Jahrhunderts war ein überaus trauriger. Wie kam das? Wer war schuld daran? Ich will nur die hauptsächlichsten Ursachen kurz erwähnen. Die erste war der theilweise Sieg der jungen protestantischen Seemächte, England und Holland, über die spanische, portugiesische, französische Krone. Dieser Kampf spielte sich vornehmlich in den Kolonien, somit in den Missionsgebieten ab. Kanada, ein Theil der Antillen und Indiens, Ceylon, Malakka, die Sunda- und Molukken-Jnseln u. s to. giengen verloren, und da der Kampf zugleich ein fanatisch-religiöser war, führte er gleichzeitig zur Vernichtung oder schweren Schädigung der dortigen katholischen Missionen. Hunderte von katholischen Missionären lvurdcn damals/ von englischen und holländischen Kapern aufgefangen und in Tod oder Gefangenschaft geführt. Die nächste Ursache war die Aufhebung der Gesellschaft Jesu. Mit einem Schlage standen ibre zahlreichen, herrlich blühenden Missionen im Orient, in Amerika, Asien, Indonesien verwaist und sanken in Ruinen. Der Schlag war um so empfindlicher, da kein genügender Ersatz in die entstandene Lücke trat; 3257 wackere Streiter find eben nicht so bald ersetzt, und bald hörte Europa fast ganz auf, neue Verstärkung zu senden. Denn nun kam die französische Revolution mit ihrem gottesschänderischen Treiben; Säcularisation und Klostersturm vernichteten den Besitzstand der Kirche, entvölkerten zahllose Klöster, Missionsanstalten und Pflanzstätten kirchlichen Lebens. Spanien und Portugal, bisher die Hauptstützen der Mission, verloren den größten Theil ihrer noch übrigen Kolonien; die Revolution rast durch die Länder Amerikas und zerstört dort in wenigen Jahren einen großen Theil dessen, was die Missionsthätigkeit von drei Jahrhunderten mühsam aufgebaut. So zeigt uns ein Blick auf die Missionen im Beginn dieses Jahrhunderts fast überall nur Ruinen, verödete Missionsgebiete, ein kleines Häuflein von Aposteln, die kaum im stände find, die alten Posten zu halten, geschweige denn, neue Eroberungen zu machen. Die Missionsthätigkeit der katholischen Kirche. 17 Jetziger Stand der katholischen Missionen. So stand es damals. Wie steht es jetzt? Folgen Sie mir int Geiste ans einem Rund« gang durch die Welt und lassen Sie die Zahlen ihre trockene aber beredte Sprache führen. Vergleichen wir zunächst in runden Ziffern die Katholikenzahl der verschiedenen Missionsländer um 1800 und um 1898. 1800. 1898. Türkei: 65 000. 1 300 000. Persien: Einige irrende Schäflein. 10 000. Das steinige Arabien: 0. 1500. Vorderindien und Ceylon: */2 Million. 2 000 000. Hinterindien: 2 - 300 000, 800 000. China: 150—200 000. 6-700 000. Korea: Eine birken- und priestcrlose Herde von circa 5000? 30 000. Japan: 1854 erst eröffnet. 50 000. Indischer Archipel iSnnda-, Molnkken-Jnscln, Philippinen): 2 '/„ Millionen. über 6 000 000. Australien und Oceanien: 0. 1000 000. Britisch Nord-Amerika: 120 000. 2 000 000. Vereinigte Staaten: 70 000. 10 000 000. Afrika: Million (Festland bloß 50 000). 3 000 000. Und wohlgemerkt, gleichzeitig mit diesem Zuwachs in den überseeischen Ländern hat die Katholikenzahl in Europa nicht ab-, sondern um viele Millionen zugenommen. Sind dies nicht tröstliche Ziffern? Und doch, sie allein geben noch kein volles Bild von dem großartigen Aufschwung, den das katholische Missionswerk in unserem neunzehnten Jahrhundert genommen. Um denselben entsprechend zu zeichnen, müsste ich ausführen können, wie sehr auch die politischreligiöse Lage der Katholiken in diesen Ländern sich gebessert hat. Während sie um 1800 beispielsweise in den Vereinigten Staaten, in Vorder- und Hinterindien, in Ceylon, in Australien als kleine verachtete Minorität sich vor dem Sturme der Verfolgung ängstlich verborgen hielten und nur eine Handvoll Priester zählten, steht dort heute die katholische Kirche mit ihrer stattlichen Hierarchie von Cardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen, mit ihrem zahlreichen europäischen und einheimischen Clerns, mit ihren Tausenden von Kirchen, Cathcdralen, Klöstern, Collegien, Schulen, Anstalten aller Art in imponierender Größe und Freiheit da. Wollen Sie einen einfachen, aber schlagenden Beweis, dass das katholische Missionswerk in diesem Jahrhundert sich großartig entwickelt hat: er liegt in folgendem. Sie wissen, dass man aus einer neuen Mission nicht gleich eine Diöcese machen kann; sie muss sich zuerst aus ihren Anfängen herausarbeiten, dann wird sie zur Apostolischen Präfectnr erhoben: und erst wenn sie aufblüht, sich hoffnungsvoll weiter entwickelt, dann erhält sie einen eigenen Missionsbischof und wird ein sogenanntes Apostolisches Vicariat. Werden endlich die Verhältnisse in einem Missionslande noch günstiger, dann wird die geordnete Hierarchie dort eingerichtet, das heißt die verschiedenen Vicariate in einen Metropolitanverbnnd mit Erzbischöfen unb Suffraganen vereinigt, wie bei uns. Die Errichtung von neuen Apostolischen Präfecturen, Bicariaten, Hierarchien bildet also den besten Gradmesser für die Missionsentwickelnng. Wie viele solcher Missionsdiöcesen sind nun seit 1800 in den Missionsländcrn errichtet oder wiederhergestellt worden? Nicht weniger als rund vierhundert und nicht weniger als zehn neue Hierarchien, so dass heute die goldene Kette der katholischen Hierarchie fast die ganze Welt umspannt. Und eine Kirche, die mitten in den Stürmen des neunzehnten Jahrhunderts eine solche Lebenskraft entwickelt, so mächtige neue Äste und Zweige treibt, soll in Rückstand gerathen und altersschwach geworden sein? Die Träger der katholischen Missionsthätigkeit. Doch ich eile voran, um wenigstens mit kurzen Worten diejenigen Ihnen vorzuführen, denen loir diese Erfolge in erster Linie verdanken. Bor allem Gott die Ehre, an dessen Segen hierzumal alles gelegen. „Ich bin bei euch," hat Christus seinen Aposteln versprochen, als er sie hinausgesandt. Er hat dies Versprechen gehalten und hält es noch heute. Er zieht mit unseren Missionären hinaus durch Länder und Meere und ist ihr Licht, ihr Trost, ihre Kraft. Wenn wir aber aus die menschlichen Träger des Weltapostolates schauen, dann gebürt die erste Stelle den römischen Päpsten. Wie einst von Rom, der Stadt der Cäsaren, die siegreichen Legionen, so geht seit neunzehn Jahrhunderten von Rom, der Stadt der Päpste, die geistige.Wclteroberung aus. Sie senden die Apostel, sie leiten das Werk, sie bringen Plan, Einheit und Kraft ins Ganze. So war es stets, so ist es heute. 18 Mittheilungen aus den Missionen. Ein Pius VII. stellte die von der Revolution so schwer geschädigte Propaganda, diese großartige Centralbehörde der katholischen Missionsthätigkeit, wieder her. Mit Gregor XVI. beginnt die neue Blüteperiode der katholischen Misstonsthätigkeit in diesem Jahrhundert; der feurige Pius IX. führte das Begonnene weiter, und Leo XlII. hat es gekrönt. ES ist bewunderungswürdig, was dieser Papst auch für die Missionen gethan. Allein unter seiner Regierung wurden zweihundertachtzehn Patriarchate, Apostolische Delegataren, Erzbisthümer, Bisthümer, Vicariate n. s. to. zumeist in Missionsländern errichtet. Er hat die slavischen und orientalischen Kirchen mit der Liebe eines Vaters an sich gezogen und die Bewegung zur Wiedervereinigung der getrennten Kirchen in Fluss gebracht, er hat der Reihe nach fast für alle Missionsländer tiefgreifende, wohlthuende Einrichtungen getroffen. Er hat mit dem ihm eigenen Scharfblick überall die günstigen Gelegenheiten wahrgenommen und ergriffen, um dem katholischen Weltapostolat neue Bahnen zu öffnen, hat in zahlreichen herrlichen Rundschreiben den katholischen Missionseifer entflammt und die Missionen selbst mit fürstlicher Freigebigkeit unterstützt. (Schluss folgt.) Mitihnimgni »ns int Hlislionni. Wirkksirrnkert utxfevex Missionäre im Icrhre 1898. FM-ufere Leser werden einen kleinen Überblick über die Thätigkeit, welche unsere WM Missionäre in den einzelnen Stationen während des verflossenen Jahres entfaltet haben, erhalten aus einem Berichte des hochwst. Herrn A. Roveggio, apostolischen Vicars, an Se. Eminenz den hochwst. Herrn Cardinal Dr. Anton Gruscha, Fürsterzbischof von Wien. In dem aus Kairo vom 7. Jänner d. I. datierten Briefe heißt es: Durchdrungen von dem Gefühle freudigster Hoffnung beeile ich mich, Ihnen, hochw. Cardinal, einen gedrängten Bericht zu erstatten über das, was ihm letztverflossenen Jahre in unserer Mission zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen gewirkt wurde. Vor allem danken^ wir der göttlichen Vorsehung aus dem tiefsten Grunde unseres Herzens dafür, dass sie sich würdigte, unseren Geist mit einem überaus erfreulichen Ereignis zu trösten und aufzurichten, nämlich mit der Zerstörung des Mahdi-Reiches und der dadurch ermöglichten Wiedereröffnung unserer theuren, bisher so schwer geprüften Mission von Centralafrika. Einige unserer Missionäre hätten bereits zur Zeit von unserer ehemaligen Hauptstation Chartum Besitz ergriffen, wenn die maßgebenden Behörden im Interesse der Ordnung und öffentlichen Sicherheit es nicht für nöthig erachtet Hütten, nicht bloß den Missionären, sondern auch allen Europäern eine Niederlassung im Sudan unter den jetzigen Umständen zu verwehren. Diese Maßregel kann sich jedoch nur auf kurze Zeit erstrecken. Daher warten wir mit ungebeugtem Vertrauen und heiliger Ungeduld auf die Stunde, wo es uns vergönnt sein wird, unsere apostolische Thätigkeit im Centrum der Mission wieder aufzunehmen. Doch auch im letzten Jahre waren wir keineswegs müßig und unthätig. In dieser Zeit unserer Prüfung und harten Verbannung hat uns der Herr inmitten der Trübsale manche Tröstungen bereitet, da wir allenthalben neue erfreuliche Früchte in feinem Weinberge einheimsen konnten. Um mit unserer Residenz Assuan zu beginnen, so ist der Herr unserer Schwachheit zu Hilfe gekommen und hat unsere Arbeiten zum Heile der Seelen sichtlich gesegnet. Wir konnten, freilich nur mit großer Mühe, ein neues Local erstellen, welches zur Aufnahme von Waisenkindern bestimmt und diesem Zwecke entsprechend eingerichtet ist. Zwanzig Knaben haben bereits darin Unterkunft gefunden. Der Bau eines Waisenhauses für das weibliche Geschlecht wäre ebenfalls dringend nothwendig, da zür Zeit nicht weniger als fünfzehn Waisenmädchen im Hause unserer Missionsschwestern nur ein noth- Mittheilungen aus den Missionen. 19 dürftiges Unterkommen haben. Doch aus Mangel an Geldmitteln war uns dies bisher unmöglich. Die Schulen beiderlei Geschlechtes gewähren uns sowohl durch die stattliche Zahl der Schüler als auch wegen ihres Fleißes im Schulbesuch großen Trost trotz des verlockenden Einflusses der Regierungsschule und trotz all der Anstrengungen und Ränke, welche die protestantische Schule aufbietet, um unser Erziehungswerk zu schädigen. Unsere Knabenschule zählt nun gegen 70 Zöglinge, während ungefähr 50 Mädchen die Schule unserer Missionsschwestern besuchen. Wir konnten ferner im letzten Jahre, Dank der liebevollen Fürsorge und opferwilligen Mühewaltung einer Katholikin aus Syrien, eine zweite Mädchenschule int Mittelpunkt der Stadt eröffnen; es geschah dies in der Absicht, eine möglichst große Zahl zarter Kinderseelen den Händen der Protestanten zu entreißen. Die Zahl der Zöglinge dieser Schule beträgt gegen dreißig. Allen Knaben und Mädchen, welche unsere Schule besuchen, wird ein regelmäßiger Religionsunterricht ertheilt. Mit Hilfe unserer Apotheke ward es uns möglich, einer Menge von Unglücklichen die Gesundheit des Leibes und vielen unter ihnen auch das weit kost- barere geistige Heil zu verschaffen. Im verflossenen Jahre zählten wir nicht weniger als 96 Taufen, größtentheils eine Frucht der Krankenpflege. Doch die Unterhaltung der Schule für die Auswärtigen und die Apotheke, und vielmehr die unentgeltliche Verpflegung der in der Mission wohnenden Waisenkinder legt uns fortwährend große Auslagen auf, weshalb wir der Unterstützung unserer theuren Wohlthäter in hohem Grade bedürftig sind. An dieser Stelle kann ich ein anderes großes Liebeswerk, das wir gegen Ende des verstossenen Jahres übernehmen konnten, nicht mit Stillschweigen übergeben. Die englische Fwma John Aird, welche die Arbeiten der Bewässerungsanlagen in Schellal bei Assuan übernommen, gründete daselbst ein Hospital für die an diesem großartigen Unternehmen beschäftigten Arbeiter. Die Seelsorge dieses Hospitals wurde einem unserer Missionäre anvertraut, während die Krankenpflege unseren Missiousschwestern, den „Frommen Müttern des Negerlandes" übertragen wurde. Unter unseren anderen Stationen nimmt unsere Antisclaverei-Colonie in Gesira den ersten Platz ein. Dort nehmen die Arbeiten für das leibliche und geistige Wohl unserer Neger einen gedeihlichen Fortgang. Diese Station, welche, dem Zwecke der Mission entsprechend, ausschließlich dem Wohle der Neger ge-ividmet ist, verdient schon aus diesem Grunde ein besonderes Interesse. Die geistige und sittliche Ausbildung von 80 Negerknaben und 50 Negermädcheu, die sämmtlich in der Colonie ständigen Aufenthalt haben, wird sowohl von den Missionären als auch von den Mssionsschwestern mit opferfreudigem Eifer und gutem Erfolge betrieben. Die im Dorfe angesiedelten Negerfamilien unterscheiden sich sehr Vortheilhaft von den Negern der Umgegend durch ihr arbeitsames geregeltes Leben; ihre Anhänglichkeit an die Missionäre beweist, dass sie sowohl die leiblichen als auch geistigen Wohlthaten zu schätzen wissen, die ihnen auf der Colonie täglich zutheil werden. Kranke aller Art finden dort Aufnahme und Verpflegung, und nicht gering ist die Zahl derjenigen, welche sich für den Glauben an die Wahrheiten unserer heiligen Religion recht empfänglich zeigen und vor ihrem Absterben die heilige Taufe empfangen. Der Tod dieser Neger ist stets erbaulich und gewährt dem Missionär, der für ihr leibliches und geistiges Wohl besorgt ist, stets neuen Trost. Wenngleich die Erkenntlichkeit und Dankbarkeit keineswegs eine charakteristische Tugend des Negers ist, so lassen ihn doch die Werke der christlichen Nächstenliebe besser als alles Andere die Erhabenheit unserer heiligen Religion erkennen. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt seiner Bekehrung zum Christenthum, ein Grund, weshalb die Krankenpflege und alle sonstigen Werke 20 Mittheilungen aus den Missionen. der leibichen Barmherzigkeit einen wesentlichen Theil der Missionsthätigkeit unter den Negern ausmachen. Ein ausgezeichnetes Liebeswerk betreiben sodann noch die Missionsschwestern außerhalb der Colonie. Ihr Eifer verdient alles Lob. Überall eilen sie hin gleich Engeln der Liebe, um unsägliches Elend zu lindern; sie finden Zutritt und vertrauensvolle Aufnahme sowohl in den Häusern der Reichen als auch in den Hütten der armen Fellachen. Ihrem opferwilligen Eifer gelang es, unter den unmündigen Kindern eine schöne Seelenernte zu erzielen. Außerdem gewähren sie kranken oder altersschwachen Negerinnen in ihrem eigenen Hause Unterhalt und Verpflegung und thun ihr möglichstes, um denselben vor ihrem Ende durch Ertheilung der heiligen Taufe die Pforte des Himmels zu erschließen. Diesem Liebeswerke unserer Missionsschwestern haben wir es vornehmlich zu verdanken, dass im Pfarrregister der Colonie fürs Jahr 1898 die schöne Zahl von 109 Taufen verzeichnet ist. Auch in unserer Pfarrei in Heluan, einem Curorte, der durch eine Eisenbahnlinie mit dem nahen Kairo verbunden ist, macht unser Missionswerk Dank dem beharrlichen Eifer unserer dortigen Missionäre erfreuliche Fortschritte. Gegen 80 Zöglinge besuchen die Knabenschule, und über 50 Mädchen genießen in der von unseren Missionsschwestern geleiteten Schule Unterricht und Erziehung. Auch die hier in Kairo wohnenden Missionäre, die theils mit der Verwaltung, theils mit Sprachstudien beschäftigt sind, unterlassen es nicht, für die Rettung der Seelen mit Eifer thätig zu sein, indem sie vornehmlich den in der Stadt wohnenden Negerchristen ihre Obsorge zuwenden und ihnen in den verschiedensten Bedürfnissen zuhilfe kommen. In dem soeben verflossenen Jahre hatten sie den Trost, sechs heilige Taufen zu spenden. Unter den Täuflingen befand sich auch eine Erwachsene, welche von der jüdischen Religion zum Christenthum übertrat. Schließlich habe ich noch den Eifer und die Selbstverleugnung zu erwähnen, mit welcher unsere Missionsschwestern im österreichisch-ungarischen Spital „Rudolph" sich der Krankenpflege widmen und jenen Unglücklichen nebst dem leiblichen auch das geistige Wohl zu verschaffen suchen. Aus diesen flüchtigen Angaben über unsere wichtigsten Missionsarbeiten ersehen Sie, hochw. Herr Cardinal, dass, wenn auch das Kreuz uns nicht erspart blieb, wir doch mit Trost und nicht ohne eine gewisse Befriedigung auf die Früchte unseres apostolischen Wirkens Hinblicken können. Dem Urheber alles Guten sei dafür Preis und Dank. Doch jetzt, da wir im Begriffe stehen, in das uns vom Herrn angewiesene Arbeitsfeld im Sudan unseren Fuß zu setzen, befinden wir uns fast in derselben Lage wie vor 50 Jahren. Durch den Sturm der mahdistischen Revolution wurde unserem Missionswerke im Sudan ein jähes Ende bereitet. Nichts davon blieb uns erhalten. Unsere ehemals blühenden und so viel versprechenden Missionsstationen, welche mit so großen Anstrengungen und Opfern gegründet worden, sind von Grund aus zerstört. Von unserem kolossalen Missionsgebäude in Char-thum, welches vom apostolischen Provicar Dr. Ignaz Knob lecher begonnen und von Msgr. Daniel Comboni hochseligen Andenkens vollendet wurde, und das durch seine massive Construction Jahrhunderte zu überdauern schien, sind jetzt nur noch wenige Trümmer vorhanden. Alles muss daher von Grund auf neu geschaffen werden. — Angesichts dieser Thatsache sehe ich mich jetzt mehr denn je genöthigt, Sie, hochw. Herr Cardinal, und alle verehrten Mitglieder des hochverdienten Marien-Vereins um geneigte Unterstützung anzuflehen. Der eifrigen und opferwilligen Thätigkeit des Marien-Vereines verdankt ja das große Unternehmen der centralafrikanischen Mission sozusagen sein Entstehen; eben dieser Verein hielt dasselbe unter so gewaltigen Geldopsern bis heute aufrecht; seine Sache ist es also, ©ucifiir n m rothen Meere. 21 "ns auch jetzt, too wir der Unterstützung mehr als je bedürftigt sind, zuhilfe zu kommen. Die erhabenen Pläne unserer hochseligen Vorgänger Ryllo, Knoblecher nnd Comboni sind auch die unsrigen; möge uns daher der Herr gestatten, das zu vollenden, was sie unter so vielen Mühen begonnen, und die Früchte dessen zu ernten, was sie in Schmerz und Trauer gesäet haben! Das walte Gott! Siutliin mn votlini Ernt. wenige von den Hunderten von Reisenden, die das ganze Jahr hin-i3uril ‘)QŽ rot!e Meer in seiner ganzen Länge durchfahren, um sich nach Australien, China oder Zanzibar zu begeben, oder von einem Js59S1€s> dieser Länder nach Europa zurückzukehren, sehen von den Küsten des rothen Meeres mehr als die Berge im Golfe von Suez und von Aden. Es ist daher nur natürlich, dass man in Europa von jenen entfernten Ländern bessere Kenntnis hat und mehr über sie liest, als über die viel näher liegenden am rothen Meere. Und doch sind diese Gestade, wenn auch meist unwirtlich, doch nicht uninteressant; liegt ja doch dort der aus der heiligen Geschichte bekannte Berg Sinai und das den Mohammedanern heilige Land Hedschaz mit den berühmten Städten Mekka und Medina, too jährlich Tausende von Pilgern aus den fernsten Ländern und aus allen Windrichtungen zusammenströmen. Auf der afrikanischen Seite finden wir die, nun zu einer traurigen Berühmtheit gelangte italienische Colonie Erhthräa, und hinter derselben erheben sich die Berge Abissyniens, wo ein tapferes Volk inmitten einer heidnischen und mohammedanischen Umgebung seinen leider durch Häresie und Schisma befleckten, aber immerhin christlichen Glauben durch Jahrhunderte zu erhalten wusste. Freilich kann ich in diesen Zeilen nur von jenem Theile der afrikanischen Küste berichten, der heute unter ägyptischer Herrschaft steht, der sozusagen keine Geschichte hat, und nur in neuester Zeit durch die unglücklichen Kämpfe der Ägypter und die erfolglosen, wenn auch siegreichen Schlachten der Engländer gegen die fanatischen und grausamen Anhänger des Mahdi in den Achzigerjahren etwas aus dem Dunkel herausgetreten ist. Die ägyptische Besitzung des Küstengebietes des rothen Meeres erstreckt sich nun int Süden nurmehr bis Ras (Cap) Kassür, wo die italienische Colonie Ery-thräa beginnt, die früher auch ägyptisch war. Sie untersteht einem Gouverneur mit Pascharang, seit der englischen Besetzung stets ein englischer Officier in ägyptischen Diensten mit dem Titel eines Generals, der zugleich Befehlshaber der dortigen Truppen ist. Die ganze Verwaltung hängt vom Kriegsininisterium in Kairo ab, und selbst die Civilbeamten werden von diesem angestellt und bezahlt. Es ist eben eine Militärregierung, was ja nicht verwundern kann, wenn man bedenkt, dass sich das Land seit mehr als 14 Jahren im Kriegszustand befindet, der erst seit der im vorigen Jahre erfolgten Einnahme von Berber etwas gesicherten und ruhigeren Zuständen Platz gemacht hat. Das war jedoch nicht immer so. Schon vor zweihundert Jahren hatten sich die Türken des Landes bemächtigt, aber nach löblicher Gepflogenheit sich mehr um Eintreibung der Steuern und des Zolls als um die Civilisation gekümmert. Erst nach Abtretung des Landes an Aegypten in den Sechzigerjahren trat ein Umschwung ein. Die Karawanenstraße von Suakin, der Hafenstadt und Residenz der Regierung, nach Berber, der weitaus beste und kürzeste Weg nach dem Sudan, wurde aufgefunden, und bald war 22 Suakin am rothen Meere. Suakin der Stapelplatz' für beinahe den ganzen Ans- und Einfuhrhandel des Sudan. Die eingebornen Bedscha widmeten sich ganz dem Karawanenverkehr und zeigten dabei solche Redlichkeit, dass kein Kaufmann sich scheute, die Waren, die er wegen des Zusammenbrechens eines Kameeles nicht weiterbefördern konnte, mitten in der Wüste zurückzulassen, weil er sicher war, dass er sie entweder unbeschädigt an demselben Platze wieder finden, oder dass eine weniger schwer beladene Karawane dieselben gegen die gewöhnliche Entlohnung an ihren Bestimmungsort befördern würde. An der Herstellung dieser friedlichen Zustünde hatte Muntaz Pascha, wie ich glaube, der erste ägyptische Gouverneur, nicht geringes Verdienst. Viel Bcöschn-GiiMöovne in Ostsuöan. wurde mir über seine Gerechtigkeisliebe, seine unerbittliche Strenge, seine Umsichtigkeit und Unbestechlichkeit erzählt. Er war es, der Suakin mit ausreichendem und trinkbarem Brunnenwasser versah, indem er vor der Stadt einen langen Damm ausrichten ließ, durch den das von den Bergen kommende Regenwasser in Brunnen geleitet wurde, anstatt wie früher nutzlos im Meere zu verlaufen. Dass er Diebe und Räuber so lange pxügeln ließ, bis sie ihre That gestanden und ihre Helfershelfer genannt hatten, wird in Europa wenig Anklang finden; der Erfolg zeigte aber, dass es das einzig richtige Verfahren, wenigstens in jenen Gegenden war. Streng ahndete er jede ungerechte Bedrückung der Eingebornen von Seiten seiner Unterbeamten und Soldaten, und im ganzen Sudan war es bekannt, dass er nie Suakin am rothen Meere. 23 Bakschisch nahm. Als er aber später in den Sudan versetzt wurde, scheint er in letzterer Hinsicht größeren Versuchungen ausgesetzt gewesen zu sein als in Suakin, und denselben nicht so herzhaft widerstanden zu haben; denn auf einmal kam an die Kaufleute von Suakin ein mit ihren Geschäftsgenossen im Sudan verabredetes Telegramm an, das lautete: El fil uagaa d. h. der Elefant ist gefallen, dessen geheimer Sinn aber war: Endlich hat-sich auch Muntaz bestehen lassen, ©ei dem wie immer, für Suakin war seine Regierungsführung jedenfalls ein Segen. Auch waren die Eingebornen damals noch nicht von ihrem Landsmanne Osman Dig na sanatisiert worden, und zahlreiche europäische Kaufleute und katholische Missionäre haben den Weg zurückgelegt, ohne dass einem von ihnen ein Haar gekrümmt wurde. Ja selbst als die Wogen der Empörung Arabi Paschas auch an dieses ferne Gestade schlugen, und die ägyptische Besatzung bereits drohte sich am Eigenthum und Leben der Europäer zu vergreifen, waren es die B e d s ch a, die die Bedrohten einluden, während der kritischen Periode in ihren Bergen Zuflucht zu suchen, und niemand hätte gedacht, dass eben dieselben Nomaden bald zu den blutdürstigsten und entschlossensten Rebellen und Anhängern des Mahdi gehören würden. Diese Sicherheit des Handels hatte bald europäische, ägyptische, arabische und Hindukaufleute nach Suakin gezogen, und lange Kameelreihen brachten tagtäglich Gummi, Elfenbein, Straußfedern, Ebenholz und Sennesblätter dorthin, um bald mit europäischen und indischen Manufacturen beladen nach dem Sudan zurückzukehren. Leider war es mir nicht vergönnt, Augenzeuge dieses glücklichen Aufschwungs zu sein. Derselbe hatte schon lange vor meiner Ankunft in Suakin im Jahre 1889 sein Ende erreicht, und wird wohl nie mehr zurückkehren, da nun die von den Engländern und Ägyptern am Nil gebaute Bahn allen Handel aus dem Sudan an sich ziehen wird. Doch bevor wir die Geschichte Suakin's fortsetzen, wird es gut sein Land und Leute ein wenig zu betrachten. Suakin, oder nach der Aussprache der Eingeborenen richtiger Sauaken liegt 191/2 Grade nördlich vom Äquator, - 720 Seemeilen von Suez und 600 von Aden entfernt. Es besitzt einen natürlichen Hafen, der wohl den Dampfern, besonders solchen von großem Tonnengehalte bedeutende Schwierigkeiten bei der Einfahrt entgegenstellt, aber innen sehr geräumig und sicher ist. Der Dampfer muss sich wohl eine Viertelstunde lang in einer engen Straße langsam fortbewegen, an deren beiden Seiten sich unter seichtem Wasser Korallenriffe fortziehen, die all-mählig gegen das flache Ufer aufsteigen. Doch eben diese schmale Verbindung mit dem Meere macht, wie oben bemerkt, das Innere des Hafens um so sicherer; denn auch bei heftigem Winde ist das Wasser verhältnismäßig ruhig, und selbst zwei heftige Wirbelstürme, die ich selbst dort mit erlebte, konnten keinen beträchtlichen Schaden unter den Dampfern, und den zahlreichen, dort ankernden arabischen Segelbarken anrichten. In diesem geräumigen Hafen liegen zwei Inseln, deren jede vielleicht einen Kilometer im Umfange misst. Auf der einen befindet sich eine von der Regierung betriebene große Distilliermaschine, die das Meerwasser in Trinkwasser verwandelt. Dieselbe war während der englischen Expeditionen aufgerichtet worden, und versorgte die Truppen. Heute wird das Wasser an die Beamten, und gegen Entgelt auch an jedermann-verabreicht. Ferner befindet sich dort eine Maschinenwerkstätte der Regierung, das Militärspital und eine Kaserne. Auf der andern liegt die eigentliche Stadt Suakin. Der Ankömmling, der sich dieselbe mit einer üppigen Phantasie ausgemalt, und von schlanken Minareten, Kuppeln, Säulengängen und kühnen Bögen in Hufeisenform geträumt und die ganze Scenerie in orientalische Farbenpracht gekleidet hätte, der würde sich 24 Suakin am rothen Meere. sehr enttäuscht fühlen, wenn ihm die schlecht und unregelmäßig gebauten Häuser in einförmigem Weiß entgegenstarren. Keine Kuppeln sind zu sehen, denn die meisten Moscheen bestehen nur aus einem Hofraum mit einer Mauer umgeben, und nur im Innern derselben zieht sich ein plumper Säulengang ihr entlang. Die Minarete sind niedrige, dicke sechseckige Dinger, und die einzige architektonische Schönheit mancher Häuser, die sogenannten Muscharabien, große balkonartige Fenster aus Holz, sind meist ohne Symetrie angebracht und hätten sehr einen Anstrich nöthig. Die guten Bürger von Suakin geben eben nichts auf Stadtverschönerung, und sind überdies schlechte Baumeister. Obwohl sie schöne weiße behauene Korallensteine zn ihren Bauten benützen, sind sie nicht imstande eine ordentliche Mauer aufzuführen. Tritt man in die älteren Häuser ein, so erhält man den Eindruck, als ob dieselben ganz ohne Plan und nur aufs Geratewohl gebaut worden wären. Wie wäre es sonst möglich beim hinaufgehen über die halsbrecherischen Stiegen, alle 3 oder 5 Stufen eine Terrasse oder einen Wohnraum zu finden? Von eigentlichen Stockwerken und geraden, paralellen Fensterreihen, wie man sie in Europa gewohnt ist, kann natürlich hier nicht die Rede fein. Ja, in dem Hause, das unsere Mission zuerst gemietet hatte, befand sich ein ziemlich großer Raum, der aber unbenützbar war; denn es war, wie weiland das Rathhaus von Schilda, in ägyptische Finsternis gehüllt aus Mangel eines Fensters. Dass es in der ganzen Stadt nur wenige Glasfenster gibt, ist sehr begreiflich, weil man es bei der großen Hitze in einem geschlossenen Raum nicht aushalten könnte. Wozu also der Luxus von Glasfenstern, wenn die Zugluft eine Lebensbedingung ist? Mehr als die Einwohner thut die Regierung für die Verschönerung des Ortes. So hat sie in den letzten Jahren die Insel ziemlich von den schmutzigen Matten und Fetzenhütten der Eingebornen gesäubert und eine Petroleumbeleuchtung in den Straßen eingeführt, so dass man nicht mehr genöthigt ist, in feierlicher Weise unter Vorausgang eines Dieners mit brennender Laterne der etwaigen Einladung zu einem Abendessen nachzukommen. Auf der Insel liegt die Wohnung des Gouverneurs, die Kanzleien, das Zollamt, und die meisten Handlungshäuser. Seit dem Jahre 1885 hält die katho-lische Mission von Centralafrika, der ja durch den Aufstand des Mahdi das Verweilen im Inneren des Sudan unmöglich gemacht worden war, dort eine Station mit zwei Priestern, und hat seit einigen Jahren ein Kirchlein für die dort ansässigen Katholiken gebaut. Auf der Insel leben die Beamten meist Syrier Kopten und Ägypter und Kaufleute aus Arabien und Indien. Die englische Eastern Telegraph Company hat dort ein Haus, ebenso gibt es ein türkisches Telegraphenamt, das Depeschen nach dem Hedschaz (Mekka, Medina rc.) übermittelt und endlich ein ägyptisches, das nun wieder wie früher Suakin mit Berber und Kassala verbindet. (Schluss folgt) P. Karl Ditz, apostolischer Missionär. Für ine Redaction: P. XaUcv Geyer, F. S. C. — Druck von A. Weger's f. b. Hobuchdruckerei, Brixen. Anfmhins-Kk-illgiiilgkil der (foiigrcplion kt Söhnt dts liciliiiltrii ßetWS Its». Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrudern. Es werden in dieselbe außer Priestern aufgenommen Studenten und Laienbrüder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, frei von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen s dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sich widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 5. Gymnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes , genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensteht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen dann ihre Studien für das Priesterthum fort. Beim Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sich bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laien, übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme in die Congregation ist an den?. Rector des Missionshans e s der Söhne des h l st. Herzens J e s n in M ü h l a n d bei B r i x en (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Aufnahmsgesuch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung, Ordensmann und Missionär für die Reger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Tauf- und Firmungszeugnis; 3. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 4. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 5. (bei Minderjährigen) die Zustimmuugserklärung des Vaters oder Vormundes; 6. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Gymnasialclassen, besonders der letzten; 7 (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen. Die EhrLfkmelte in Gestrg. us Ge s ir a schreibt uns eine Missionsschwester unter dem 8. Januar 1899: Wie schön und feierlich wurde die HI. Christuncht in der Pfarrkirche unseres Sieger« dorses Gesirn begangen! „Stille Nacht, heilige Nacht" hörte man es auch hier erschallen, L ■ und wirklich fühlte man sich, unter diesen armen Schwarzen vor betn lieben Heiland knieend, der in seinem Leben stets das Ärmste und Niedrigste am meisten liebte, noch viel tuehr hinversetzt in diese heiligste aller Nächte. Die Kirche war sehr festlich geschmückt, eine schöne Krippe hatte man errichtet, alles war für den göttlichen Heiland mit großer Siebe vorbereitet. Unsere Schwarzen hatten sich schon lange vorher arts das hl. Weihnachtsfest gefreut und besonders auf die Christmette Die Glocken hatletr diese schon angezeigt, die Mitternachtsstunde nahte; da ließen sich von fern unsre Negerknaben vernehmen, die mit ihrer Musikbande jubelnd durch das Dorf zogen, um allen Gläubigen anzuzeigen, dass es Zeit zum Loben und Danken uitb die Feier des großen Geheimnisses der Geburt des göttlichen Erlösers nahe sei. So, von SJhtfii begleitet, zogen die Krtaben bis zur Kirche hin und begaben sich hier in größter Ordnung auf ihre Plätze. Auch die Schwestern waren mit ihren schwarzen Zöglingen schon angelangt; alle, Knaben sowohl wie Mädchen, waren weißgekleidet, wie es bei den Hauptfesten üblich ist. Punkt um 12 Uhr begann das feierliä> Hochamt, das von beut Gesang einiger hochw. Paters und der Negerknaben begleitet wurde. i'se hatten mit großem Fleiße die schwere dreistimmige Messe eingeübt und sangen sie mit üt. Ausdruck. Sehr erhebend war das