wtM> lÄiiilll ki-°->uW°g-b°" ■»■ ^tgionffeu^to FAm - dchl'^m^M mMW M \ " (ffi IV— |^Sr' ill 11 llifc- ( Sl FIs' 'Set ^ 1 WM DU n 1 Wmm;<• 1 r% w l$yP fe- H fpj^. M. Gebet für Bekehrung der Ungläubigen, Irrgläubigen unö verstockten Kinder. Vom heiligen Franz Xaver. Allmächtiger, ewiger Gott, Du Schöpfer aller Dinge: gedenke, dass die Seelen der Ungläubigen, Irrgläubigen und Sünder von Dir, und zwar nach Deinem Ebenbilde erschaffen mmten. Sieh', o Herr, wie zu Deiner Schmach die Hölle mit denselben angefüllt wird. Gedenke, dass Dein lieber Sohn Jesus Christus für ihr Heil den schmerzlichsten Tod erduldet hat. Lass, o Herr, nicht ferner zu, dass Dein Sohn von ihnen verachtet und verschmäht werde, sondern lass Dich durch das Gebet Deiner Heiligen und durch das Flehen der Kirche, der Braut Deines Sohnes, versöhnen. Sei eingedenk Deiner Barmherzigkeit, vergiss ihrer Abgötterei, ihrer Hartnäckigkeit und all ihrer Bosheit und lass auch sie einmal erkennen, fürchten und lieben den Herrn Jesus Christus, welchen Du gesandt hast, und der da ist unser Heil, unser Leben und unsere Auferstehung; durch den wir erlöset und gerettet worden find- Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit. Amen. Gorrrresponöenz öer {Sxpeöiüott. Eingegangene Gaben. (Monat August) Rudolf Seiner, Kaplan in Göß. 5 fl. für das Missionsschiff; Heinrich Mayer, Kaufmann, Ried, Oberöst., 1.50 fl ; Maria Krill, Wien, 5 fl. für das Missionshaus; Johann Kalan, Kaplan, Stein, 20 fl; Hubertinc Blistain, Ahrweiler, 22 M.; ans Furth i Wald 70 M Messstip., 10.11 M. für die Mission, 27.11 M. für das Missionshaus; Thomas Zupan, Redacteur der „Danica", Laibach, 5 fl. für das Missionshaus; Johann Kalan, Kaplan, Stein, 20 fl. für hl. Messen: Alois Schmitt, Pfarrer, Kriegsfcld, 56 M.; Franz Unterhofer, Neupriester, Wien, 10 fl; durch Dr. I. Chr. Mitterrutzncr, Neustift, von Fürstin Waldburg-Wolfegg 100 M.; Maria Schildknecht, Wyl, St Gallen, 4.50 Francs; Karolina Fisch, Rorschach, St Gallen, 2 fl; Christian Perkmann, Pfarrer, Bischofshofen, 1 50 fl.; Ludwig Brunner, Cooperator, Fügen, 1 fl ; Marienhaus, Waldbreitbach, Neuwied 4.50 M.; aus Furth i. Wald 20 M. für die Missionen, 103.50 M. für hl. Messen, ferner 400 M.; Bruno Schneider, Pfarrer, Bcneschau (Oberschlesien) 6 M.; aus Bayern 21 M. zum Loskaufe eines Negerkindes; Ungenannt 1 fl.; A. Hcnögl, Frnncis-caner, Maria-Trost bei Graz 50 fl.; aus Ebersberg, Bayern, 60 M. Diesen und allen übrigen WoHklHätcrn sage» wir ein Herzliches „Dergelt's Gott!" und Villen um weitere milde Kaven für unser Missionshaus. ftWmrfe AeitsetykP fp in Jffrituu Organ des Mjsionshaufes der ,Höhne des (jsl'I. Herzens 3Je|uu. Erscheint am (Enbe jeden Monats. Ar. 8. August 1899. II. Jahrgang. Inhalt: Unser neues Missionshaus. — Das Gebet der Neger (Gedicht). — Cardinal (Brufdja. — Die Bischarinen. — Iusef Abdallah. — von Kairo nach Lhartnm. — Ans dein Leben einstiger Neger-Lelaven: 6. Edmund Bischara. — verschiedenes. Mjkl »kill's NsslSIlSlMIIS. žamt diese Nummer in die Hände unserer Leser gelangt, wird unser neues Missionshaus bereits bezogen sein. Am Montag, 28. Anglist, Fest des großen afrikanischen Bischofes und Kirchenlehrers hl. Augustinus, nimmt Se. Excellenz der Hochwürdigste Fürstbischof Simon Aichner die Einweihung des Baues vor und alsdann wird unsere Ordensfamilie in das von bischöflicher Hand geweihte Haus einziehen. Den Aiifenthalt im neuen Hause werden wir mit den Geistlichen Übungen einleiten, welche unter Leitung eines Priesters der Gesellschaft Jesu am 30. August ihren Anfang nehmen. In der nächsten Nummer werden wir mit dem Bilde des neuen Hauses auch einen Bericht über die Feier der Einweihung bringen. Das Haus steht da mit Gottes Hilfe: aber bezahlt ist es noch lange nicht ganz; dazu fehlt die Einrichtung und vieles andere, was zu so einem Hause gehört. Wir bitten daher unsere werten Freunde und Leser auch für die Zukunft um milde Gaben für unser Haus. Vergelts Gott für alle bisherigen und ferneren Gaben! — Der Du, o Dater, in dem Himmel wohnest, i Dein Hain’ sei heilig, stets gelobt, gepriesen; ; Und Dir, o (Seift, der ewig mit Ihm thronest 3m Himmelszelt, sei gleiche Ehr' erwiesen, j © sende uns Dein Reich, den fügen Frieden! f Dein heil'ger Wille soll erfüllet werden, Wenn Du die Gnade uns befchieden, 5o wie im Himmel, also auch auf (Erben! j „Hofanna!" jubeln stets die (Engelchöre, Und freudig folgen wir: „Dein Herrn sei j (Ehre!" <] Gib täglich Nahrung uns für Leib und Seele, Und unserer Sünden wolle nicht gedenken. 3n Deine Händ' ich meinen Geist empfehle, Will nach dem Hafen sich mein Schifflein lenken. Gelobet hab' ichs: „Allen ich verzeihe, Die mich beleidigt je in diesem Leben " Drum sieh' auch an, o Vater, meine Rene Und wolle meine Sünden mir vergeben! Den Geist der Lüge, Herr, leg' ihn in Ketten! Und wolle stets vor feiner List mich retten. Bernhard Zorn, 5. d. hl. £). 17 L Belobt sind Cartagenas schwüle Straßen: vor Anker liegt mit Sclaven reich ein Schiff, i Man eilt, der Tross wird schändlich nun verhandelt, Das Fieber schnöder Habsucht langst ergriff ' Die Goldesdürst'gen —- ©, unsel'ge fjabgter! J Der Lebensfahrt stets drohender Felsenriff! j Wie viele Seelen ftnb’s, die an dir stranden,! Die nie im ero’gen Isafen werden landen. Wer eilt vor allen dort so ernsten Schrittes? i Gewinnsucht, Geldgier schuürt sein Herz wohl ein ? (Er wählt nicht, alle will er sie erwerben, ! Doch wählet er, so wird's der ärmste sein, Den er zuvor sanft väterlich umarmt: Er sieht der Seelen Wert, nicht äuß'ren Schein. | €r ist der Vater, ja der armen Neger! Sanct petrus Clav er, ihr getreuer Pfleger. \ Nicht Gold, noch Hoffnung nichtigen Gewinnes Flößt ein der Seele solchen Heldenmuth, Denn Gold kann wahren (Dpferfinn nicht geben: Die echte Liebe, glüh'nd wie Feuersglut Nur kann das eig’ue „Ich" vergessen, denkt stets An Seelen nur, den preis von Jesu Blut. Nur diese Liebe gibt beut Herzen Stärke, Nur diese Lieb' vollbringet Heldenwerke. M Oarer, hast schon alle Gott gewonnen, Nach mehr dich sehnend stehst du still am Strand, Erloschen sind nicht deines Eifers Flammen, Du sehnst dich über’s Meer ins theure Land Der Neger. — Blick' auf deine Schutzbefohlnen, An dich schließt sie dasselbe Liebesband; Sieh den verein, den Negern Heil zu bringen, Sieh die Apostel, die am Kampfplatz ringen. Bernhard Können, F. 8. C. >» 0^ -l Sie f(i)inet]l)afte Butter. (gum Zest der sieben Schmerzen Maria's, im September.) Bei dein Kreuz' die schmerzensreiche, Tiefbetrübte Mutter steht Und beim Anblick ihres Sohnes Durch das Herz ein Schwert ihr geht. Sieht ihn ganz entstellt von Wunden, Auf deut Haupt' die Dornenkron', Um ihn her die Feinde wüthen, Sätt'gen ihn mit Spott und Hohn. von bem Vater selbst verlassen, Sieht sie ihn in seinem Schmerz Leiden ohne Trost und Stärke; Welche peilt fürs Mutterherz! Schaudernd sieht sie ihn verbleichen, Sieht wie er schon kraftberaubt Nach so langen, bittern Stunden, Sterbend senkt sein göttlich Haupt. Drück', o Mutter, deine Schmerzen, Deine Qualen, deine pein, Die beim Kreuz' du hast empfunden, Tief in meine Seele ein. Stepi). IH. vockeilhuber, F. 8. C. m gardtnaC Anton Kruschcr, Fürsterzbischof bon Wien. EMls Organ des „Marien-Vereines" für Afrika" bringen wir unseren Lesern das ieM» aus früheren Jahren stammende Bild des hochverehrten Präsidenten des Centralausschnsses des Marienvereines, Sr. Eminenz des CardinalsAnton Joseph Grnscha, Fürsterz--b i s ch o s e s von Wien. _4.$ Cardinal LJ Grnscha zählt H zu den alte-sten Mitglie- —Ifff dem des Marienvereines, er stand an jü dessen Wiege und ist im Laufe der —f|| Jahrzehnte —§f! bis auf heute _d der treueste _Jj| und mächtig-ste Förderer dieses öfter- —F§|j reichischen Missionsvereines ge blieben. Geboren zu Wien am ■—if| 3. November —fl' 1820, zum Priester geweiht am 4. Mai 1843, zum Aposto-lischen Feld- -M nicar ernannt am 19. Jan. ^ und als Titu-lar-Bischof von Carrhä confecriert -jM am 28. April » JV 1878, als LI Für/lerz-M^bischof von Wienjinthro-nisiert am 6.Julil890, zur Cardi-nalswürde li— erhoben am §f-l.Sunil89l ist Grnscha tk? gegenwärtig § der rangälte-sie Cardinal Oesterreichs. Hß—Die allseitige Verehrung EL gegen den §" Wiener Oberhirten fand einen lebendigen Ausdruck bet Gelegenheit der letzten Staroperation, die ihm zur Freude aller das Augenlicht wiedergab. Es ist unmöglich, in den engen Rahmen einigerZeilen dieVerdienste Cardinal |l— Gruschas auf BF- verschiedenen I X Gebieten und in verschiedenen Stellungen, besonders als früheren Präses und jetzigen Centralpräses des Gesellenvereines, zu schildern. Unsere afrikanische Sache hat im Furst-erzbischof von Wien eine mächtige Stütze und die Mission von Centralafrika, welche Österreich so nahe steht, war unter den Missionen von jeher sein Lieblingskind. Die Bischanncii. 173 Indem wir cut dieser Stelle den ehrfurchtsvollsten Dank vor unserem hohen Gönner und Wohlthäter niederlegen, wünschen wir demselben noch viele Jahre geistiger und körperlicher Rüstigkeit zu segensreicher Wirksamkeit zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschen. |it Markt». Von P. Hlto Kukcr, F. S. C. apostolischer Missionär. (Fortsetzung.) ^T^^ie bischarinische Sprache ist fließend und dumpf tönend. Sie ist eigenthümlich und deshalb schwer zu erlernen. Harte Kehllaute hat sie jSjJ' nicht. Eine Besonderheit dieser Sprache ist ein d, das halb Zahn-- itnb halb Lippenlaut ist. Die Bischarinen nennen ihre Sprache tobedäuja, Ableitung von bedauietu (vielleicht das Beduiuische.) Hier biete ich den freundlichen Lesern das Vater unser, Gegrüßet seist dir Maria und Ehre dem Vater. Vater unser: bäbun ü teberetei, ösemok fekakämad, däiaitök etied, Vetok adamämtenid ariene, kalt teberetib t’ossedinki bältu. tämön mhäona hihona käresto toi, afuähona teschaguinei henen a lhasinän afunaine afüt afuätiona,- djaräbtida bäschumsähona, lakin alai tomägti wasähona. Gegrüßet seist bit: Ana rahabänhoki Märiamei, tu tön’om atäbtei, onäb hidäisok ehatem’äte batük barakätui, barakätu kalauaitökt molüc ne-biön Jesus, tefäkih Märiamei, aläia tefäranai, sileli henagelida henen. e schaguäba, önhob odörib iatöntu Atmn. Ehre sei dem Vater: bäbäid, u’örld, esehük alaiöda scha’ä. kalt heb edelele önhob karsöhob ltarsö ederib. Amin. Im Aufträge meiner Obern hatte ich mich etwas mit der bischarinischen Sprache beschäftigt und bediente mich dazu der hier zu Assuan sich befindlichen Bischarinen. Wie an andern Orten dem Nil entlang so haben sich die Bischarinen auch zu Assuan niedergelassen. Östlich von der Stadt in einer Entfernung von 20 etwa Minuten auf einer großen, wüsten Fläche, „Gatauia" genannt, erblickt man da und dort zerstreute Zelte von verschiedener Größe. Treffen viele Bischarinen aus ihrem Lande ein, so vermehren sich die Zelte, wandern dagegen mehrere in ihre Heimat zurück, so vermindert sich die Anzahl der Zelte. So genügt ein flüchtiger Blick über das Bischarinenviertel, um die Zahl der Anwesenden annähernd zu bestimmen. Ziegen und Schafe schlendern dort herum, um irgend einen genießbaren Bissen zu erhaschen. Kleine, oft nackte Kinder mit langen Haaren wälzen sich im warmen Sande herum. Im Schatten der Zelte sitzen einige Männer von wildem Aussehen, runzeligem Gesichte und schmutzigen Bärten. Sie haben keine Beschäftigung, weshalb sie die kostbare Zeit mit Geschwätz tobt« schlagen. Sie hocken nach arabischer Art mit verschränkten Beinen am Boden oder auf einem halbzerbrochenen Angareb (eine Art Ruhebank). Anderswo sitzen die Weiber und sind mit einer leichten Handarbeit beschäftigt, jagen auf Ungeziefer-oder legen ihre Hände müßig in den Schoß, wenn sich nämlich das Gespräch um so wichtige Dinge dreht, die ihre ganze Geisteskraft in Anspruch nehmen. Andere ziehen vor, in ihrem Zelte sitzen zu bleiben, und stecken den Kopf hinaus, um die Tagesereignisse zu überblicken. Wieder andere, des Sitzens müde, verlassen das 174 Die Bischarinen. Quartier und schleudern auf dem Markte herum, um ihre Neugierde zu befriedigen oder um ihre Sachen zu verkaufen. Eines Tages kauften wir von einem Bischarinen zwei Schafsfelle, jedwedes für 3 Piaster; das waren im ganzen 6 Piaster. Der Bischarine wollte sich von der Richtigkeit des ihm überreichten Betrages selbst überzeugen. Man hätte sehen sollen, wie sich der arme Mann quälte, auf seinen Fingern die große Addition von 2X3 zu machen. Endlich nach wiederholten Proben nickte er mit dem Kopf bejahend zu und gab uns so zu verstehen, dass er zufrieden sei. Die wichtigste Beschäftigung haben die Bischarinen am Donnerstag, wo sie Vieh verkaufen. Zur Winterszeit machen die Bischarinen hier zu Assuan gute Geschäfte während der Anwesenheit der Touristen. Sie lassen sich von ihnen photographieren, begleiten dieselben und erhaschen manch fettes Trinkgeld. Die bischarinischen Knaben umgeben schon anr frühen Morgen das Hotel. Sie gefallen den Touristen am meisten, denn nebst ihrer angenehmen Gestalt wissen sie sich gar hübsch zu benehmen. Freudestrahlend kehren sie mit dem erhaltenen Trinkgelde ins Lager zurück. In diesem trifft man überall Unreinigkeit und Schmutz. Es herrscht allgemeines Stillschweigen, das bisweilen vom Zanken und Streiten der Weiber unterbrochen wird. Es ist nicht empfehlenswert, sich zu sehr den Zelten zu nähern, sonst fallen die schmutzigen Insassen über den Fremden her und wollen auf jede Weise von ihm ein Trinkgeld bekommen. Das Bischarinenquartier befindet sich in der Nähe der Eisenbahnlinie. Die Eisenbahn ist für diejenigen Bischarinen, die zum erstenmale nach Assuan kommen, eine seltsame Erscheinung. Mit Erstaunen und Schrecken zugleich sehen diese unwissenden Menschenkinder das schwarze Fahrzeug einherbrausen, das Rauch und Feuer speit. Der Teufelswagen kommt, rufen sie aus und laufen davon. Bald aber gewöhnen sie sich daran. Die Bischarinen gehen immer zu zweien, mit Stöcken versehen; denn sie sind misstrauisch. Sie nennen sich immer Brüder. Wann ich mir zum Zwecke der Erlernung der Bischarinen-sprache einen kommen ließ, so trafen immer zwei ein. Ihre Sprache machte mir am Anfang unendliche Schwierigkeit; ich vernahm nichts als eilige, dumpfe Laute, die vom Anfang bis zum Ende ein Wort schienen. Dazu der mürrische, ungeduldige Charakter der Bischarinen, die mir für ein Wort zehn sagten und am anderen Tage nicht mehr kamen. Eines Tages gelangten hier zwei Bischarinen an, deren einer auf meine Fragen genau antwortete. Dieser ist für mich zu gebrauchen, dachte ich und lud ihn ein, alle Tage, Sonntags ansgenommen, 'zu kommen. Der Bischarine war mit meinem Anerbieten zufrieden, er kam täglich und so hatte ich meinen bischarinischen Lehrer gefunden. Hummed, so hieß er, war ein Bischarine echter Qualität, ein Jüngling von regelmäßigen Zügen, mittlerer Größe, dunkelbrauner Gesichtsfarbe und herrlichem Haarwuchs. Zu jener Zeit waren wir eben mit dem Neubau unseres Hauses beschäftigt. Hommed sah mit verwunderten Augen und größtem Erstaunen alle diese Sachen an. Eines Tages lag in der Nähe unseres Sitzes ein langer Nagel. Hommed erblickte ihn sofort, nahm denselben und zog ihn von Hand zu Hand damit spielend. Als die Schule beendigt war, kehrte Hommed in sein Lager zurück, und auch der Nagel war verschwunden. Ec hatte wohl in Hommeds Hosenbein Platz gefunden. Das Sprichwort sagt, dass niemand sich zwei Beschäftigungen zu gleicher Zeit widmen kann. Hommed aber verstand es, sich mit verschiedenen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen. Er antwortete nämlich auf meine vielen Fragen und verlor zugleich seine Hände in seinem weiten halakäba, wo er auf lästiges Ungeziefer jagte, und zwar mit Erfolg. Von Zeit zu Zeit bediente er sich auch seines hölzernen Stieles, den er als Schmuck im Haare trug, und kratzte sich an verschiedenen Stellen. Sein langes Haupthaar beschmierte er mit "reichlichem Fett. Eines Tages hatte er soviel davon genommen, dass ihm die eingefetteten Haare Die Bischarinen. 175 in Schwänzen herunterhiengen, die einen nicht angenehmen Geruch verbreiteten. Wegen dieser Umstände liebte ich nicht, in Hommeds unmittelbarer Nähe zu sitzen. Hommed, obwohl er noch Jüngling ist, hat dennoch schon einen großen Theil des Bischarinenlandes durchstreift. Er erzählte mir vom rothen Meer, das die Bischarinen ohemibhar, d. h. den Salzflnss nennen. Dem rothen Meere entlang hat er auch die Ruinen christlicher Orte gesehen. Verzeihen die Bischarinen ihren Beleidigern? fragte ich eines Tages Hommed. Die Bischarinen kennen keine Verzeihung. Wehe demjenigen, der uns beleidiget, antwortete,, er mit wildem Blick; es wird ihm übel ergehen, er muss seine Schuld büßen. Öfters brachte Hommed sein Morgenessen mit sich, das gewöhnlich in trockenem Brot bestand- Eines Tages hatte er auch Datteln bei sich und bot mir davon so aufdringlich an, dass ich einige annehmen musste, um ihn zu befriedigen. Hier zu Assuan essen die Bischarinen schlecht, sagte Hommed. Hier gibt es nichts als hartes Brot, das Bauchweh macht. Wie viel besser stehen die Unsrigen in Etbai! Zar Regenzeit haben sie Milch, Fleisch und Fett im Überfluss. Nach kurzem beginnt in unserem Lande der Regen; wenn bit lernen willst, so mache rasch, denn auch ich werde in mein Land gehen, sagte mir Hommed mit leuchtenden Augen. Eines Morgens erschien Hommed und hatte eine starke Erkältung. Ich bot ihm Medicin an. Er aber weigerte sich und antwortete: die echten Bischarinen brauchen keine Medicin. Am folgenden Tage befand er sich wieder wohl. Hommed verstand seine eigene Sprache gut, wusste auch hinlänglich arabisch und so drang ich von Tag zu Tag tiefer in das Verständnis dieser sonderbaren Sprache ein. Eines schönen Morgens erwartete ich Hommed, jedoch vergeblich; er erschien nicht. Am Ende meldeten sich zwei Bischarinen. Hommed, sagte mir der eine von ihnen, hat mich zu dir geschickt, um dich in unserer Sprache zu unterrichten; gestern abends ist er in sein Land abgereist. Hommeds unerwartete Abreise missfiel mir; dennoch war nichts zu ändern. Ich richtete an den neuen Bischarinen dieselben Fragen, die ich schon an Honuned gerichtet hatte, und mit großer Zufriedenheit fand ich, dass beider Aussagen übereinstimmten. Mohammed, so hieß dieser, kam regelmäßig zu mir, und so hatte ich meinen zweiten Lehrer gefunden. Er ist ein Jüngling, der ans die bischarinische Tracht verzichtet hat und arabisch gekleidet geht. Aber auf die lästigen Kleiderinsassen hat er nicht verzichtet; er ist damit wohl versehen und findet sie mit den Händen ohne besondere Schwierigkeit. Mohammed hält sich einen großen Theil des Jahres hier zu Assuan anf/besitzt ziemliche Kenntnis der arabischen Sprache und scheint ein Factotum der Bischarinen zu sein. Auch er ist schon weit und breit im Bischarinenland herumgezogen und hat schon vieles gesehen. Mit Begeisterung redete er zu mir von seinem Lande, von den großen Kameel-, Schaf- und Ziegenherden und vom Nahrungsüberfluss der ©einigen während der Regenzeit. Unter Mohammeds lebhaftesten Erinnerungen befindet sich eine Begegnung, die er mit einem Löwen hatte. Eines Tages, erzählt Mohammed, trieben meine Verwandten ihre Herden ans die Weide. Sie hatten sich schon weit vom Lager entfernt, als mein Vater mich ihnen nachschickte. Damals war ich noch Knabe. Ohne irgend welche Besorgnis gieng ich meinem Wege entlang. Plötzlich warf ich einen Blick um mich herum und sah in der Entfernung von ungefähr 15 m einen gewaltigen Löwen sitzen. Es überfiel mich ein unsäglicher Schrecken. Ich stetig an mit allen meinen Kräften zu laufen, und die Angst beflügelte meine Füße. Von Zeit zu Zeit wandte ich den Kopf zurück. Der Löive saß immer am selben Ort. Fast athemlos erreichte ich meine Verwandten. „Ich habe einem Löwen begegnet und aus Furcht bin ich gelaufen", stammelte ich mit zitternder Stimme. Und was hat er dir gesagt? fragten sie mich. Nichts, antwortete ich ihnen. „Du hättest nicht eilen sollen, erwiderten mir die Meinigen. Du hättest langsam und ohne Furcht 176 Die Bischarinen. an ihm vorübergehen sollen." Wer nämlich furchtlos am Löwen vorübergeht, dem thut er nichts an. Wenn aber einer furchtsam ist, so fängt der Löwe zu brüllen an und schüttelt seine Mähne und macht ihm noch mehr Furcht und verfolgt ihn, wenn er zu fliehen beginnt. Am anderen Tage zogen 6 Männer aus, den Löwen zu jagen. Denn der Löwe richtet unter den Kameelherden großen Schaden an. Mit Schilden und scharfen Schwertern bewaffnet, verfolgten sie seine Spur. Sie fanden das Thier in den Bergen, erlegten es mit wuchtigen Hieben und brachten seine Haut nachhause. Bei der Löwenjagd kommt es nie vor, dass einer der Bischarinen vom Löwen getödtet wird. Am meisten tragen sie Verwundungen davon. Sie haben nämlich zweischneidige scharfe Schwerter und wissen sich mit ihren Schilden wohl zu bedecken und zu schützen. Mitunter gehen nur zwei oder drei Männer auf die Löwenjagd. Mohammed lud mich öfters ein, mit ihm zu gehen, um sein Zelt anzusehen. Eines Tages gieng ich in der That mit ihm in Begleitung, eines Fremden, der sich wegen Krankheit hier aufhielt und der auch Interesse hatte, das Bischa-rinenzelt von innen anzusehen. Als wir uns dem Bischarinenlager näherten, machte mich Mohammed auf verschiedene beladene Kameele aufmerksam, die von der anderen Seite ins Lagereintraten. Siehst du jene Kameele dort? Sie kommen soeben aus Etbai, sagte Mohammed; sie bringen tosäna. Nun werde ich dir diese Pflanze zeigen. Und was will jener Soldat dort machen? fragte ich Mohammed, der ja in jeden Sack die Nase hineinsteckt. Der will sehen, ob nichts Verbotenes darin ist, antwortete mir Mohammed. Die Bischarinen nämlich haben keinen guten Ruf. Die Kameele waren indessen ins Lager gelangt und von ihrer Last befreit worden. In kurzem waren wir von den Bischarinen umgeben, die uns den manig-sachen Gebrauch der tosüna-Pflanze beschrieben. Darauf führte uns Mohammed in sein Zelt. Niedergebeugt bis auf die Erde mussten wir hineinkriechen. Das Innere war wie vorher beschrieben. An einem der Pfähle befand sich ein Glöck-lein angebunden, das wer weiß woher seinen Ursprung hat. Eines Tages führte ich Mohammed in unserem Garten herum und zeigte ihm verschiedene Pflanzen. Wachsen solche auch in euerm Lande? fragte ich Mohammed. Verschiedene wachsen auch bei uns, antwortete er mir. Es wächst z. B. unter anderem eine Art Wassermelonen. Was macht ihr mit den Früchten? unterbrach ich ihn. Um die Früchte kümmert sich niemand, erwiderte er. Wir überlassen sie den Thieren als Futter. Und warum esset ihr dieselben nicht? Die Bischarinen wissen nicht, wie man die Früchte isst, sagte Mohammed. Übrigens sind sie leichte Speisen, die uns nicht sättigen. Wir Bischarinen wollen uns mit einem kräftigen Imbiss den Hunger vertreiben. Wie kommt es, dass die Sonne am Morgen aufgeht und am Abend untergeht? fragte ich einmal Mohammed. Das ist das Werk der Engel, antwortete er. Die Sonne (toi) ist nach unserer Meinung ein sehr starkes Feuer. Während der Nacht wird sie von den Engeln eingeschlossen bewahrt. Morgens in der Früh öffnen die Engel der Sonne die Thüre. Hierauf ergreifen sie die Sonnenscheibe und schleudern sie in die Höhe mit solcher Gewalt, dass sie in einem großen Bogen das ganze Himmelsgewölbe durchzieht und nun nach Verlauf vieler Stunden niederfällt. Solche Arbeit müssen die Engel in einem Lande jenseits des Salzflusses (des rothen Meeres) vollbringen; denn wenn wir am Ufer des Salzflusses sind, sehen wir die Sonne vom Wasser aufsteigen. Wenn die Sonne niederfallt, schließen sie die Engel ein, und so wird es Nacht. Während einige der Engel mit der Einschließung der Sonne beschäftigt sind, haben andere bereits eine zweite feurige Scheibe ergriffen und in den Himmel geschleudert, damit sie die Nacht erhelle. Wir nennen sie t’eterek, d. h. Mond. Sein Licht bringt keine Wärme mit sich; und das müssen wir den Engeln verdanken. Diese nämlich haben Die Bischarmen. 177 denselben mit Wasser wohl begossen und abgekühlt, damit er uns mit seiner Hitze nicht belästige, sondern während der Nachtzeit schlafen lasse. Auch diese Scheibe macht am Himmelsgewölbe die Runde; endlich fällt sie am Morgen und wird eingeschlossen. Bisweilen lassen sie die Engel während der Nacht verschlossen, sei es aus Vergessenheit oder aus irgend welcher anderen Ursache. Anderemale bedecken sie bald einen größeren bald einen kleineren Theil derselben, und so ereignet es sich, dass der Mond mitunter nur theilweise am Himmel erscheint, anderemale vollständig unsichbar ist. Die Engel müssen sehr stark sein, sagte ich zu Mohammed. Ja wohl, erwiderte er; einer von ihnen ist stärker als 1000 Löwen. Habt ihr je die Engel in der von dir beschriebenen Beschäftigung gesehen? fragte ich ihn. Keiner von uns hat es gesehen, antwortete er; unsere Leute indessen meinen und behaupten so. Neben der Mondscheibe ziehen aber noch viele andere kleine Scheiben Kruppe von ZZiscHarinen. durch den Nachthimmel. Und woher kommen diese? bemerkte ich Mohammed. Auch diese sind von den Armen der Engel in die Höhe geworfen worden, lautete seine Antwort. Wir nennen dieselben haiuka, b. h. Stern. Diese jedoch sind sehr zahlreich, sagte ich zu ihm, und wie ist es möglich, dass die Engel imstande sind, sie alle in die Luft zu werfen? Wie die Sache vorgeht, weiß ich nicht, erwiderte er; das nur kann ich dir sagen, dass wir so meinen. Übrigens wisse, dass die Engel recht zahlreich sind und im Werfen viel Übung haben. Ferner sind die Sterne nicht schwer wie Sonne und Mond; deswegen ist für die Engel das Sternwerfen ein Handspiel, nicht eine ermüdende Arbeit. Wie viele Jahreszeiten kennt ihr? fragte ich. Wir kennen eine heiße und eine kalte Jahreszeit, antwortete er. Die Külte jedoch ist in unserem Lande nicht so empfindlich wie hier zu Assuan. Was ist die Ursache dieser verschiedenen Jahreszeiten? Die Ursache sind die Engel, warseine Antwort. Die Engel nämlich wissen 178 Die Bischarinen. wohl, dass eine beständige Hitze für uns nicht gut ist. Deshalb übergießen sie die Sonnenscheibe zu einer bestimmten Zeit mit reichlichem Wasser. Hierauf roerfeit sie dieselbe in die Höhe, und wir fühlen sofort, dass die Sonne kühler geworden ist. Diese Zeit nennen wir önria, d. h. der Winter. Nach Verlauf einiger Monate schüren die Engel von neuem das halbeilöschte Sonnenfeuer, und so wird es heiß. Diese Zeit nennen wir m’hägai, d h. Sommer. Wie kommt es, dass die Engel das Feuer handhaben, ohne sich wehe zu thun? bemerkte ich. Die Hände der Engel sind nicht wie die unserigen, erwiderte er. Das Feuer verursacht ihnen keinen Schmerz. Essen die Engel auch? Ja freilich, antwortete Mohammed. Wer ist derjenige, der lebt und arbeitet und nicht isst? Was die Engel essen, wissen wir nicht. Das nur wissen wir, dass sie sich kräftiger Speisen bedienen. Und was behauptet ihr über die Wolken? fragte ich. Auch die Wolken (eschuou) sind das Werk der Engel, sagte Mohammed. Mangeln die Wolken am Firmamente, so vereinigen sich die Engel zum Rath. Es fehlen Wolken, spricht der eine zum andern. Hierauf steigen alle insgesammt in den Salzflnss hinab und machen sich an die Arbeit. Sie werfen das Wasser in die Höhe. Dieses, von englischen Händen emporgeschleudert, fällt bis in den ersten Himmel hinein, wo es hängen bleibt, hart wird und die Wolken bildet. Nach vollbrachter Arbeit kehren die Engel zum Himmel zurück. Dort finden sie das Wasser verhärtet. Sie ergreifen ein gewaltiges Feuer (oiälau, d. h. der Blitz) und werfen es auf die Wolken. Dieses eilt von Wolke zu Wolke und verursacht ein dumpfes, starkes Getöse (töhut, d. h. der Donner). Hierauf fällt der Regen (öbera). Die Engel versorgen uns nicht nur mit Wasser, sagte Mohammed. Sie wollen zu gleicher Zeit auch unsere Angen ergötzen. Von Zeit zu Zeit malen sie sodann am Himmelsgewölbe einen leuchtend n Bogen von wunderbarer Schönheit. Die Farben selbst intnehmeu sie vom Himmel. Wie nennt ihr diesen Bogen, fragte ich Mohammed. Wir haben für ihn kein besonderes Wort, erwiderte er. Wir nennen ihn nur die Himmelsstraße. Die Engel steigen an ihr auf und ab. Wer macht, dass die Erde Gras und Früchte hervorbringt? Das sind die Engel, erwiderte Mohammed. In wessen Austrage thun die Engel alles dies? Im Auftrage Gottes, der ihnen so befohlen hat, lautete seine Antwort. Meinen eure Leute wirklich so? fragte ich von neuem. Sie meinen in der That so, erwiderte er. Keiner von uns hat je die Engel in solchen Beschäftigungen gesehen; dennoch erkennen alle unsere Leute dieselben als Ursache der erwähnten Wohlthaten an. Die Engel selbst stehen im Dienste Gottes, dessen Willen sie erfüllen. Wenn du andere von unseren Leuten fragen willst, so thue es nur; du wirst von ihnen dieselbe Antwort erhalten. Liebet ihr die Engel? Sicherlich, wir lieben sie; sie thun uns ja alles Gute. Thut ihr auch etwas aus Liebe zu ihnen? Ja antwortete er, mitunter bereiten wir große Mahlzeiten, an denen die Armen nach Belieben theilnehmen können. Diese Mahlzeiten halten wir zu Ehren Gottes und der Engel. Außer den Engeln, die uns gut wollen, gibt es noch andere Geschöpfe, die uns übel wollen. Es sind dies die Teufel. Diese boshaften Teufel wollen die Bischarinen des Lichtes berauben. Sie schwirren durch das Himmelsgewölbe, stürzen sich einmal auf die Sonne, anderemale auf Mond und Sterne. Bisweilen werden Sonne und Mond von einem Schatten bedeckt. Das ist eben ein böser Teufel, der dieselben verschlingen will. Was thun eure Leute bei solcher Gelegenheit? Sie verfluchen und drohen dem Teufel und klirren mit ihren Schwertern. Sie schreien: Verfluchter Bösewicht, ziehe ab. Der erschrockene Teufel ergreift hierauf die Flucht. Sonne und Mond sind gerettet. Mitunter sieht man während der Nacht eine leuchtende Sache vom Himmel auf die Erde herabfallen. Das ist das Werk des Teufels, der von einem der Sterne dieses Stück abgehauen oder abgebissen hat. Die Teufel regen die heißen Winde auf, verursachen die Krankheiten, Die Bischarmen, 179 Streit und Feindseligkeiten. Sie sind die Urheber alles Übels, Fürchtet ihr die Teufel? Nur die Weiber und Kinder fürchten dieselben. Wir Männer aber haben keine Furcht vor ihnen; im Gegentheil, die Teufel fürchten uns. Dschaber, so heißt unser schwarzer Diener, gebürtig aus dem Golo-Lande, war immer in Furcht, seine kleinen Knaben allein hinausgehen zu lassen. Die Bischarinen werden dieselben stehlen, wenn sie sie finden, sagte er. Auch die Neger, die in geringer Entfernung von unserem Hause wohnen, behaupten dasselbe. Es ereignet sich bisweilen, dass man am Abend ein starkes Weinen und Schreien vernimmt: ein kleines Negerkind ist verschwunden, und alle sagen, dass es von den Bischarinen gestohlen sei. So fragte ich denn eines Tages Mohammed über diese Dinge. Er lachte mit vollem Munde. Ja freilich, erwiderte er, die Bischarinen stehlen die kleinen schwarzen Kinder. Mitunter aber kaufen sie dieselben. Hier zu Assuan haben die Bischarinen Furcht; aber wenn sie eines stehlen können, so thun sie es. Ein schwarzer Knabe, der allein einem Bischarinen begegnet, kommt nicht ungeschoren davon; er verschwindet in des Bischarinen weiten Schultertuch, und sofort bringt ihn ein Kameel in eiligem Laufe nach Et6cii. Der Knabe ist verschollen, keiner wird ihn mehr finden. Und was thut ihr mit den Knaben? fragte ich. Wir machen aus ihnen Schaf- und Ziegenhirten, antwortete er; wenn sie uns gut dienen, so behalten wir sie in unserem Lande, sonst verkaufen wir dieselben an der Küste des rothen Meeres nach Arabien. — Dass er mit diesen Worten die Wahrheit gesagt, geht daraus hervor, dass im laufenden Jahre in Arabien verschiedene schwarze Kinder aufgegriffen wurden, die hier zu Assuan gestohlen worden waren. Stehlt ihr auch arabische Kinder? Nein, erwiderte er, die arabischen Kinder taugen für nichts; wir wollen nur schwarze. Ist es nicht eine böse That, die schwarzen Kinder zu stehlen, zu kaufen und verkaufen? Wir halten es nicht für bös, antwortete Mohammed; denn Gott hat uns-das Recht dazu gegeben, — Wie? Ihr habt das Recht dazu? unterbrach ich; erkläre dich etwas besser. Mohammed begann: Nach unserer Meinung waren auch die Bewohner des Sudan von rother Hautfarbe wie wir Bischarinen, Jemals führten sie ein gutes Leben und Gott fand an ihnen größeres Wohlgefallen als an uns. Jedoch allmählich wichen sie vom Weg des Guten ab und beleidigten ihn mit ihren Missethaten. Am Ende fuhr sie der erzürnte Herr an und fragte sie mit strenger Stimme: Warum seit ihr boshaft geworden? Als Strafe eurer Sünden sollt ihr schwarz werden wie die Kohlen. Hierauf wandte sich der Herr an uns und sagte: Wisset, dass die Schwarzen eure Sclaven sind. Verkaufet sie nach Belieben. Ich selbst gebe euch das Recht dazu. Lange Jahre übten wir solches Recht ohne Schwierigkeit. Auf dem Markte kaufte und verkaufte man sie wie das Vieh. Für 4 oder 5 Thaler hatte man einen Schwarzen, Das waren gute Zeiten. Heutzutage hat die Regierung die Schwarzen frei erklärt, benützt aber dieselben als Soldaten und Arbeiter. Der ganze Schaden ist für die Bischarinen; diese können heuer mit Schwierigkeit und nicht ohne Gefahr hier und dort nur selten eine schwarze Haut erwischen. Hier zu Assuan kaufen wir seit längerer Zeit keine Schwarzen mehr. Wir stehlen sie nur, wann wir können. In den letzten Zeiten kauften wir dieselben in den Gegenden von Berber. Wir zahlten 15—20 Thaler und auch mehr für den Kopf, gemäß den Umständen. Einen Theil von ihnen verkauften wir den Seeleuten am rothen Meere, Bisweilen hatte man einen guten Gewinn davon, z. B. wann man sie für 35 oder 40 Thaler verkaufte. Mitunter aber kamen kaum die Kosten heraus. Heuer gehen leider auch zu Berber die Geschäfte schlimm. Auch Mohammed gieng zur Regenzeit in sein Land, und nach seiner Rückkehr beschrieb er mir seine Reise, Wir waren zu 6 Personen, begann er, und hatten zwei kleine Knaben bei uns. Auf unseren Kameeleu führten mir Weizen und gute, volle Wasserschläuche mit. Wir reisten bei Tage, und in der Nacht 180 Die Bischarinen. ruhten wir auf dem Sande ans. Es war eben Winterszeit. Im Sommer jedoch reisen wir zur Nacht und ruhen am Tage ans. Der Weg gieng durch ein Thal. Unsere Nahrung bestand in trockenem Brot und Kameelmilch, und den Durst löschten wir mit Wasser. Die Kameele fanden in den seltenen Wüstenpflanzen kärgliche Nahrung und blieben ohne Trank. Sie hatten sich bei der Abreise den Seit) vollgetrunken. Die Reise war schwierig nnd ermüdend, hauptsächlich für die kleinen Kinder, welche weinten; aber ihr Vater befahl ihnen zu schweigen. Endlich nach 5 Tagen öffnete sich das Thal in eine weite Ebene. Dort fand sich ein Brunnen, von Gras und Wald umgeben. Wir ließen uns am Brunnen nieder. Die Kameele tranken und grasten und erholten sich rasch. Auch wir erfreuten uns des frischen Wassers und ruhten ans. Darauf legten wir Schlingen, um Wild zu fangen: zwei herrliche Gazellen geriethen hinein. Der einen banden wir die Füße und brachten sie unseren Leuten als Geschenk, die andere aber schlachteten wir für uns. Es wurde eine Art Herd gebaut aus glatten Steinen und darunter das Feuer angezündet. Nachdem sich die Steine recht erhitzt hatten, legten wir das Fleisch darauf und bereiteten uns einen schwackhaften Braten. Das ganze Thier wurde auf einmal verzehrt. Die Bischarinen lassen nichts übrig als Haut und Knochen. Auch die Knochen zerbrechen sie nnd trinken das Mark. Das macht Kraft. Und wie zündet ihr das Feuer an? fragte ich, habt ihr vielleicht Zündhölzchen? Zündhölzchen kennt der Bischarine nicht, antwortete er. Er macht sich Feuer aus Stahl und Stein; letzterer ist von doppelter Art: ein grauer (sünn) und ein weißer (sikol’äua). Statt des Zündschwammes bedient sich der Bischarine eines besonderen, von ihm hergerichteten Mittels. Er nimmt nämlich die Frucht der bandal-Pflanze (osina). (In Oberägypten wie auch an anderen Orten findet sich eine Pflanze, welche wie unsere Gurken über den Boden rankt. Sie bringt eine der Orange ähnliche Frucht, auf arabisch liandal genannt, in der bischari-nischen Sprache osina. Im Innern der Fruchtkapsel sind wohl gegen hundert äußerst bittere Sammenkörner, welche hierzulande gemahlen und mit Zucker vermischt von den Leuten als sehr wirksames Purgativ genommen werden ) Er legt sie ins Feuer. Ist sie halb verkohlt, so wickelt er sie in einen Fetzen benetzten Katuns. Hierauf reibt er das ganze so lange, bis die Bestandtheile der halbverkohlten Schale sich völlig mit dem Katun vermischt haben. Das so zubereitete Mittel gebraucht der Bischarine als Zunder (ödena). Mohammed fuhr weiter und sagte: Zwei Tage ruhten wir am Brunnen aus. Hierauf setzten wir die Reise fort durch ein anderes Thal. Längs der Weges fanden wir mehrere Brunnen und erjagten eine andere Gazelle, machten aber erst nach 4 Tagen Rast, und nach 3 anderen Tagen gelangten wir endlich in unser Land. Unsere Ankunft und unser Geschenk verursachten allgemeine Freude. Hierauf begann die Begrüßung. Meinen nächsten Verwandten musste ich zum Gruße mit meiner Nase ihre Nase reiben. Meine entfernteren Verwandten und Bekannten waren mit meiner Hand zufrieden. Mehrere Monate blieb ich bei den Meinigen. Öfters hielten wir Gazellenmahlzeiten. Darauf kehrte ich wieder nach Assuan zurück. Was war nun aber aus Hommed, meinem ersten Lehrer geworden? Mir fehlte jedwede Nachricht über ihn, und ich hatte ihn fast vergessen. Eines schönen Tages kamen mir zwei Bischarinen entgegen, deren einer mich sofort grüßte und zu reden anfieng. Höchst verwundert fragte ich ihn: Wer bist du? Ich bin Hommed, antwortete er mir. Kennst du mich nicht mehr? Ich bin ja vor Zeiten zu dir gekommen, um dich in unserer Sprache zu unterrichten. Ich bin aus meiner Heimat nach Assuan zurückgekommen. — Es verfloss wieder längere Zeit, als Hommed von neuem erschien. Er wollte in unserem Hause arbeiten. Er sagte: Ich wohne nicht mehr in der Gatama (Namen des Platzes, wo sich hier zu Assuan das Bischarinenquartier befindet), ich wohne nun zu Gatära (ungefähr 181 $ufcf Abdallah. eine Stunde nilabwärts.) Die Bischariueu sind Diebe, Lügner, mit einem Worte böse Seilte; deshalb habe ich mich von ihnen getrennt und will nichts mehr mit ihnen zu thun haben. Und hast du keine Furcht ganz allein zu wohnen? fragte ich ihn. Ich fürchte mich nicht, erwiderte Hommed, und bei diesen Worten zog er einen Dolch unter seinem Gewände hervor. Ich ahnte, dass zwischen Hommed und den ©einigen etwas vorgefallen sei, und ans mein Nachfragen erfuhr ich, dass Hommed in der That mit seinen Leuten Streit gehabt hatte, wobei ihm gehörige Stockprügel verabreicht worden waren; sie hatten ihn sogar aus dem Lager verjagt. Der Fuchs, als er die Trauben zu hoch sah, sagte: Ich will sie nicht haben, denn sie sind noch sauer. Hommed, nachdem er von den ©einigen vertrieben worden, sagt: Ich will nicht mehr mit ihnen beisammen wohnen, denn es sind böse Leute. Obgleich die Bischariueu nicht zur Negerraee Centralafrikas gehören, so liegt doch ihr Gebiet innerhalb unserer Mission. Daher empfehle ich dem frommen Gebete der Leser dieses wilde Naturvolk, damit sie vom Irrwahn des Islam zur Wahrheit des Christenthums gelangen. =#-8©6lS-§k-illg»IPI> der CHregatisk der Mißt des heilißsten (mm Jesu. Die Congregation besteht aus Ordenspriestern und Ordenslaienbrüdern. Es werden in dieselbe außer Priestern aufgenommen Studenten und Laienbrüder. Hiezu wird von der Regel erfordert: 1. Für Studenten: dass sie wenigstens 16 und nicht über 34 Jahre alt, von guter körperlicher Gesundheit, hinreichenden Fähigkeiten, gediegenem und beständigem Charakter, von habituell guter Aufführung, frei von Schulden und Familienhindernissen sind; ferner, dass sie nie in Missionen gewesen sind und nie einer anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben, dass sie den aufrichtigen Willen besitzen, Ordensleute zu werden und sich für immer der Mission zu weihen; dass sie so viele Studien gemacht haben, um regelrecht der Philosophie und Theologie sich widmen zu können, zum mindesten jedoch, dass sie die 5. Ghmnasial-classe absolviert haben. 2. Für Laienbrüder: dass sie das 20. Jahr vollendet und das 30. nicht überschritten haben, feste Gesundheit und körperliche Kräftigkeit, offenen Sinn und gesunden Verstand, Kenntnis irgend einer mechanischen Kunst oder eines Handwerkes , genügenden Unterricht und Befähigung, um an Ort und Stelle fremde Sprachen zu erlernen, besitzen; dass sie von bürgerlichen und militärischen Verpflichtungen und von Seite ihrer Familien frei sind, keine Schulden oder sonst, Verpflichtungen welcher Art nur immer haben; dass sie noch nicht in Missionen gewesen sind und keiner anderen geistlichen Genossenschaft angehört haben; vor allem aber, dass ihre sittliche Aufführung derart ist, dass man mit Grund Gutes von ihnen hoffen kann. Alle müssen zwei Jahre Noviziat machen, worauf sie, wenn nach dem Urtheile der Obern kein Hindernis entgegensteht, die heiligen lebenslänglichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Die Studenten setzen dann ihre Studien für das Priesterthum fort. Beim Eintritt in die Congregation muss jeder eine bescheidene Ausstattung an Kleidung und Leibwäsche mit sich bringen und soviel Geld, als zur Rückkehr in die Heimat erforderlich ist, wenn solche aus einem triftigen Grunde sich als nöthig erweisen sollte. Nach ihrem Eintritte, seien sie Studenten oder Laie», übernimmt das Institut ihre Versorgung in allem Nöthigen, in Gesundheit und Krankheit, wie für seine Söhne. Behufs Aufnahme in die Congregation ist an den ?. Rector des Missionshauses der Söhne des hlst. Herzens Jesu in Mühland bei Brixen (Tirol) Folgendes einzusenden: 1. Ein Aufnahmsgesuch mit kurzer Lebensbeschreibung und der Erklärung Ordensmann und Missionär für die Neger lebenslänglich sein zu wollen; 2. das Zeugnis des Bischofs der eigenen Diöcese; 3. das Tauf- und Firmungszeugnis; 4. ein Sittenzeugnis, ausgestellt vom eigenen Pfarrer; 5. ein ärztliches Gesundheitszeugnis; 6. (bei Minderjährigen) die Zustimmungserklärung des Vaters oder Vormundes; 7. (bei Studenten) die Zeugnisse der absolvierten Gymnasialclassen, besonders der letzten; 8. (bei Laien) im Gesuche angeben, ob sie ein Handwerk verstehen.