t ^X3 ^7.5^./. <^ Bibliothek neueste niF/vc^^^ i l nt e re ssante sic n Reisebeschreibungen. Zwey und dreyßigster Band, enthält: Flivicrs Reise durch daS türkische Reich, Egyptrn und Persien. Zweyter Band. Wien, ,yoy. In Kommission bey Anton Doll. > ! V s' Magazin d e r neuesten und inter essante sten Reisebeschreibungcn. A ch t e r V a n t>, enthalt: Oliviers Ncise durch das Türkische Reich, Egyplen und Prrsien. Zweyter Band. Wien, igoy. In Kommission bcy Anton Dols. .' j G. A. H l i v i t r's Reise durch da« T Ü r k i sch e R e i ch, Egypttn und Persien, während der Jahre »792 bis l 798. Zweyter Band. Mil« Hup fern und » Karte. Wien, »809. In Kommission bey Anton Voll. Nachricht. ^7? .is- - 3!r!<«befchleil>„ngrl, sin» srlt einig«« Iabren eine Mode« tellürr aewordr«, und wirtlich hat das Publikum damit «iue auie Wahl «,lross«n — Die Hlenxtniß «„sever Erde, ihrer Loge, 'l»trr Gebirge nnd Produkte ist nicht nur an, geneh'n, sondern auch wichtig für den Staatsmann, dr« G«lehrttn, du» Kallfmanu und den Seefahrer. Selbst^rauen-zimmrr u?ld llngelrhrle, welch« ger.» etwas Unterhaltendes und Lehrreiches Irsen, und der oft so schädlichen als fitttnverdcrblichen und faden Romanenlektüre überdrüssig sind, finden dirn«HIfcilheit de» Pr«i« fts auszeichnett, da, «vo Rnpfev oder R.^ e<» nblhis sin^, werden sio auch geliefert werde«,. Niemalld ist verbunden die ganze Bibliothek, wie ste «ach und naci> erscheinen wird, abzunehmen, sondern jtde Äeisebeschreib,llig wird einzeln verkauft: man verlangt auch wcder Subskription noch Prä-numeratton, da dic Wichliakeit des Unternehmens ohnehin für eine zahlreiche Abnahme bürgt. Die b<6 jetzt erschl^nclien Zu Bände dieser Bibliothek enthalten folgende Arisen: I. Band. Pari^ ÄeiseninsIn. nere von Afrika; N. Nl. La Peroujcns EntheckungSrtlse; lV. Welds Äeise nach Nordamerika; v. Symes Gesandt»-schllflsteisr nach Ava; VI. Beownes Reise nach Aegyp»^ te», Syrien und Afrika; V^I, Turners Reise nach Boolan und Tibet; Vill. DallawapS Neise «ach Co»stanli>,opcl und in die Levante; IX. BarrowS Reise ins Innere von Südaslika z X, BoydS »nd Charpenlicrs Älcise ttach Cey» lon, Ehina und Bengale«; Xl. HchnlidlS u„d Vnmar^» toffs Neise nach Lappland und der Krinun i XII. Macken. ,ieS Re,se durch Nordwcstamrrila «ach oIl; XXVI. xxvu. Pauqueoill^ Reise nach Oynstanliuoprl. XXVIll. Herrin du Lac's Relse jn diebey. ven üouistaur!«/ und Reise nach Martinique, XXIX. Var-rawS Reis^: nach Cochinchina. XXX. Blunt und ßu'lter^. Re'sl'n lurch Ojimdien. XXXI. Olivier'S Reise durch das türkische Rlich, Egypt»««» und Persien ,ter Band. ' Da es aoer manchrn, be^inder^ ueu eintretenden Lieb«. Haber« von Rrlsen zu Mig fallt, stch eine solche Reihe volt Ba»dc» anzuschaffen, so ist die Veranstaltung aetsoff^n wor-dc«, daß man immer >» Bä»de unler einem besonder« all« zen»ei!»en Titel bekommen kann; daher ist der ».^te bis24le Band dieftr Bibliothek unter dem Ttlel: Archiv der uelle-stev Reis«'» > — ,2tcr Band zuhaben; nnd von dem ^ten «n bis dann zum Mc» wird der Titel: HtKgaM,djv neuesten Rrift» für neue Abnehmer gewählt. , ^ . .„' Oli Vier's Reise. Dritter Thett. .' Erster Abschnitt Abreise von Candia. — Ansüßt zu Älexändvien. — Größe ihrer ßüfe«. — Aevölker»»g, Stttcn und Gewerbe ihrer Einwohner^ —Regierung. —KrirgSsiand und Herechligkeitspfiege. "Nachdem ble Verachtungen, die wir auf der Insel Creta anzustellen hatten, zu Anfange des Bn«malre im zweyten Jahre (Nov. 1794,) geendigt warcn, begaben wir uns nach Candia, um mlt dem ersten Französische» Schiffe, welches von diesem Hafen aus dahin segeln würde, nach Acgyptcn zu kommen, wo wir noch vor Winters zu seyn wünschten. Der Capital« Iauvat, von Saint.-Tropös, welcher Seife, Ro-Wen, Honig und verschiedene Früchte für Alexandrt-en lud, nahm uns an Bord, und brachte uns den zweyten FriMlüre (22 Nov.) „ach Dia, wo er sich tn der Absicht vor Anker legte, um eine ooltto,nm-dung abzuwarten^ II. Band. tz Am achten Frimairebes dritten.Jahres (28 Nov. l794> gegen acht Uhr Magens, segelten wlr vonOla mir einem so schwachen Nordwestwmde ab, daß wlr nur mit Mühe aus diesem H,ftn k.unen. Oie Schaluppe mußte uns einige Zeit buzjsiren; nachher trieb uns ein schnell entstehender Wind zanfte'ner kleinen Insel gegen, über, auf welcher wir grüne Platze wahrnahmen. Als der Wind hernach ganz aufhörte zuwehen, schickte der Eapttaili die Schaluppe mit ewigen Matrosen an dieses Inselchen, theils um zu angeln und um Seeigel zu fan» gen, theils um die daselbst wachsenden Pfianzen zu sammeln. Wlr hatten länger als eine Etunbe Windstille; so wie ab« der Wind wledrr aufieng aus Nordwesten zu wehen, ließ der Capital« den Matrose" ein Zeichen zur Rückkehr an Bord geben. Der Fischfang war nicht sehr ergiebig gewesen, doch wurde das EchiffSvolk mit einer große« Menge Lauch versehen , welcher wild auf dieser kleinen Insel wuchs. Zugleich hatten wir das Vergnü< gen den baumartigen Schneckenklee (^leciica^o ardo« rea) in der Blüthe zu sehen. Wir schifften an der nördlichen Küste von Creta hln. Das Wetter war sehr schön, und der Horizont außerordentlich heiter. Während des ganzen Tags hat« ten wlr das Vergnügen, der schönsten Aussichten, welche dieser Theil oer Insel darbietet, genießen zu können. Unsere Blicke verweilten wechselweise auf be-wasserten Thälern, unt Holz bewachsenen Hl'lgeln, grünende» Küsten, wo Oehlb.nmie, Elchen und Soodbrod-bäume wuchien, und auf angebauetem Lande, wo Myr« ten^Mastix-und Terprütinbaume die Ctelleu elnnah» men, wo ehedtm der Wemstock grünete. Beym Untergänge der Sonnc waren wlr vor der Rheebe 00» Mrabel; und am andern Morgen besän. ! dm wlr uns an dem Kap Slbera. Der Wind drehte sich , so bald wir dieses Vorgeblrg vorbeygesegelt waren, und kam aus Norden; erwürbe sogar etwas stalker, und machte, daß wir in elner Stunde anderthalb Meilen zurücklegen konnten. Bald hatten wlr das Cap Salomon umsegelt, und Nachmittag verloren wir dle Insel aus dem Gesichte. Die folgenden Tage glengunftre Schiff« fahrt eben so glücklich von Statten ; der Himmel war immer heiter, der Wind blies sanft aus Westen oder Norden und das Meer schlug nur geringe Wellen. Am zwölften Abends, vor Sonnenuntergange, bemerkte Man oben auf dem großen Mäste den Thurm der Araber, welcher zwölf Metten westlich von Altxandrien llegt. Wir steuerten deohalb nach Westnordwest; des andern Tageo, am dreyzehnten Frimaire, Morgens, nahmen wir unsern vorigen Lauf, und landeten Nach-mittags um ein Uhr, in dem neuen Hafen von Ale, fandrttll an. Der Boden von Aegypten ist eben; ble Küste niedrig uno dt< Landung gefährlich. Dt< Schiffer nähern sich iin Winter nur mit großer Vorsicht und mit dem Sentblcye in der Hand. Sl« fürchte», mit Recht, von einem etwas starlci: Nord.-und Nordwestwinde Stran« dung auf elnem Boden , der sich , so zu sagen, den Augen entziehe. Sie bemerken sorgfaltig die Farbe des Wassers, welches sie ,» den Stand seht zu wissen, ob sie an der Ost-und Westselle von Alexandria sind. DaS Wasser ist l^hmllch ostwärts weißlich „nb «twas trübe, wegen des elllsNeßeilden Nils; westlich aber durchsichtig und klar. Wenn man oaS Senkbley dem Delta gegenüber wttft, jo ist jede Klafter von Tiefe, welche es angiebt, gleich einer Mme Cnttermmg voin kande. Hingegen muß man, wevmlS von Attxall« dmn oder gcrao« davor, ganz naye an ven Husten seyn. um Grund ztt stnben. Clne dritte Bemerkung, die nicht vernachläßigt ^u werdm verdient, ist dee, daß ma;, in den östllchin Gegenden von Mex.inorlen fast iib^all dattclbäume stcht, wahrend die westlichen Etliche kabl und unbebauet licgen. Ferner zeigt ihnen die Sonne, ob thre ^ah^t nach dem Delt^l, o!?, dcsscn Mitte sich eln großer Hof befindet, ln welchen wir zwey Kanonen aufkavetti l bemerkten, welchcmlt^ren Mündungen gegen dcll Thoreingaug gerichtet waliN?A!e- s M b» Umfange zugenommen, baß die Türken pon den Ruinen der arabischen Stadt darauf diejenige erbauen konnten, dle wir heut zu Tage sehen. Der neue Hafen muß eigentlich mehr für eine Nhee- d«, als wie ein Hafen betrachtet werden. Er ist zu of-, fen, und dem Nordwinde zu sehr ausgesetzt. Uebrlgens hat er auch nicht Tiefe genug, um große Kriegsschiffe auflieh nml zu können. Die Kauffahrtcyschiffe anker» lql?)s des Dqnncs, welcher die Iiiscl PharoS mit d«y Felsen verbündet, auf dem der keuchtthurm stand. Die einheimischen Fahrzeuge allein köimen länqs dem Etadte damme Anker werfen. In sil'irmischen Zelten lliuft ein großes, besonders etwas beladenes Schiff immer Ge, fahr , fich mit seinem Kiele aufben Boden zu sehen, nnb zu bersten. Eine noch größere Unbequemlichkeit lst eS, , baß die Schisse gezwungen sind , sich an einander zu schließen, und in mehrere Reihen zu stellen; lhre Taue kreuze» sich. Wenn also durch einen Windstoß die Taue «lnes Schiffes reißen, so kann dieses seinen Nachbar mit sich ziehen, und die Mannschaft des einen sowohl, als des andern kommt ln große Gefahr. Auf diese Are sahe man mehreremahl eine große Menge umkommen. Wir selbst waren, im Pluviose, Zeugen von dem Untergänge eines französischen Schiffes durch «inen stürmisch«» Nordwchwind. Es scheiterte im Hafen, etwas unter, halb des kleinen Leuchtthurms. Die Europäer dürfen nicht ln dem alten Hafen an» kern. Die Einfahrt ln denselben ist ihnen untersagt, :mb ble Regierung sowohl, alS das Volk widersetzen sich der« selben in gleichem Maaße. Alle Versuch«, die mandle-serhalb angestellt hat, waren fruchtlos. Kriegsschiffe können im Sommer am Eingänge des neuen Hafens, östlich von Diamant ankern; im Winter aber müssen sie den Strich von Egypten vermeiden, oder sich entschließen in die schlechte Rheebe von Ahuklr einzulaufen, um so schnell als möglich wieder daraus fortzuse« Keln. Ein Franzosisches Kriegsschiff, welches von seiner Fahrt ab, ln Abutlr einlaufen mußte, weil 5! hlllich fürRechmmg Türkischl'rßalldl'lilciile, diesieblfrüc<.l^>,voueinenlHaft»dcrLcvanlez»nna:lbern sahnn, gcuannf. genbaume, deren Fröchte, wle man uns versicherte, sebr wohlschmeckend seyn sollen. Um diese Bäume zu sHühen, macht man um jeden «inen Nohvzaun, oe» man sorg- fältig ausbessert. Lällgs dem Meere hln, sieht mau auf der Seite nachdem alten Hafen zu, Ruinen alter Gebäude, worlmter sich besonders Spuren von Cister-nen bemerkenswerth machen. Dieses beweist, baß die H<»lbi»rftl ch«dem sehr bewohnt war, und daß das Waf» ftr bes Kanals hierher gelangen konnte. Im Winter bemerkt man auf dieser Halbinsel eine Vertiefung mit gesalzenem Masser, welches im Frühjahre »ertrocknet, und im Sommer «ine große Menge Salz liefert. Der Felsen, aufweichen, her Thurm erbauetwar^, welcher den Seefahrern am Tage zum Kennzeichen dlmtt, und des Nachts mlt einer Leuchte versehen wurde, um hie Schiffe zu leiten, ist mit der Insel durch elnen schmalen Damm vereinigt, den man auf verborgenen Klippen angelegt hat. Statt jenes alten Denkmales, welches zu den sieben Wunderwerken der Welt gehörte, sieht »nan jetzt auf diesem Felsen «in halbverfallenes Ka-stell, ohne Artillerie, das nicht einmal im Stande ist, nur den Kanone» einer bloßen Korvette Widerstand zu leisten. Etwas welter über dem Leuchtthurme bemerke man elnen andern, vlei kleinern Felsen, den die See, leute unter dcm Namen Diamant kennen. Die Schiffe, die ln den neuen Hafen emlaufcn, müssen ihn sorgfältig meiden, und mehr östlich segeln. Zu wünschm wäre es,daß berDamm bis zumDiamant verlängert wurde, wodurch alsdann bee neue Hafen vortheilhafter wer» den könnte. Die Wogen ^ welcht der Westwind, Nord-Westwind und Mbwind erregt, würden mlt ryeniger IQ Ungestümen dlesen Hafen treiben, und der Ankerplatz erhielte eine größere Ausdehnung. nj?';-'2A .^t Die Volksmenge von Alexanbrlen belauft sich ungefähr auf zwanzigtausend Einwohner. Sle besteht aus einer Mischung von Sarazenen , den alten Erobe» rern von Aegypten; Arabischen Beduinen ober Hirten und kandleuten, welche, aus Faulheit oder Neigung zu ausschweifendem Leben, ihre vorlge, unabhängige kage aufgegeben haben; maurischen Magreblnen, oberAra« bern von der Ki'iste der Barbarey ; und elner kleinen An» zahl Türken, welche der Handel von Creta, Rhodus und Stancho hierher gezogen hat. Man findet auch einl« ge Griechen da, die sich schon seit landen Zeiten in Aegypten niedergelassen haben, und Christen, die ursprünglich aus Syrien stammen. Uebrigens rechnet man noch dreyhnndert Juden und hundert und fünfzig Europaer, t" Die Alexandrlnischen Araber besiyen einen ihnen eigenthümlichen Charakter, welcherin mehrerer Hinsicht von dem der Türken sehr abweicht. Sie sind lärmender und zuthätiger als sie, lebhafter und geistvoller, und haben weniger Widerwillen gegen die Sitten, Gebräuche und die Sprache der Europäer; lm Durchschnitte sind sie aber eben so fanatisch, bös'gesinnt und aufrührisch, wle jene. Die geringste Unzufriedenheit bewegt sie zu einem Ausstände; der seichteste Vorwand'gleot ihnen Ge« legenhelt, die Christen zu verklagen, und von ihnm mehr oder weniger drückende Taxen zu erpressen. Ihr Geiz, ihre Gewinnsucht, die eben so groß ist, wle bey den Türken, veranlaßt sie fast alle, irgend einGewer« be zu treiben; zumahl da ihnen der Vortheil desPlün« d«rnS und Gelderpr«ssens, welchen ble Türken haben, entgeht. Der größte Theil von ihnen find Seeleute, «yd machen Reisen nach Kairo und Rosettt. Vk< ft gebrauch^ man zum Transport der KaufmannöM l» ter; als Steuerleute, zu verriebenen Beblenur.cM bey dem Hafen, und zu allerley Geschäften, welche das Handlungswesen mit sich bringt. Unter den lc tern giebt es sehr geschickte Taucher, denen man Schuld qlebr, baß sie manchmahl zur Nachtzeit den Boden Europäische? Schisse durchbohren, um Gelegenheit zu bekommen, den Schaben, welchen sie selbst angerichtet haben, wieder ausbessern zu können. Gewöhnlich greifen sie beladen«, se-gelfertige und zum Auslaufen bereite Schisse auf solche Welse an, weil fie erwarten, daß der Kapitain sich lieber eher an die Taucher wenden, als die langweilige und kostspleligeMühebesWiederausladens desEchiffcs übernehmen werde. Der Araber, welcher den Schaden verursacht hat, ist gewöhnlich sogleich bey der Hand, und bessert das Schiff unverzüglich , gegen Bezahlung von fünfzig ober sechzig Piasters wieder aus. Man erzähltt uns, daß ein Italienischer Kapitain, der eben dergleichen Spitzbüberei) vermuthete, einige Tage vor seiner Abfahrt, Netze um sein Schiff herumziehen ließ, in welchen er einen Taxcher gefangen fand. Da dieser aber tobt aus dem Netze genommen wurde, so hatte dieser Vorfall unangenehme Folgen , theils für den Kapital«, theils für die Nation, zu welcher er gehörte, weil in Aeffypten, so wie in dem ganzen Türkin schen Reiche, nichts einen Ungläubigen entschul» dlgen kann, wenn er einen Muselmann um das Leben bringt. Der Ackerbau um Alexandria ist sehr gering', und beruht bloß aufden Arabischen Beduinen, welche unter Zeltin wohnen. Der Boden um die Stadt ist trockm und unfruchtbar ; man baut daher nur die niederern Gegenden, die zwischen dem Kanal von Alexa,,« drlen unb b«m See Mareotis lleam, so wie dih Wlchalb derRznaMnu.er derArabtfHenStadt lieaMm 5 H Gärten an. Dlt wettern lcmdstrlch« an b noch das Ansehend«? Mamelucken, welches diese an sich gel »ss?l» hatten. Ab« gleich das Gouvernement von Cairo einen Kriegskommandanten dahin schickt, und dle Karavellen des Großherrn jährlich in den Hafen kommen und daselbst an« . kern, so llestt doch die Obergewalt noch immer luden Händen der obersten Offiziere der Muteferrikas, welche den Namen Schorbadgls führen. Manchmal verewigt sie sich auch in den Echeikhs, oder den Handhabern der Gesetze. Mehreremalen hat es sich auch getroffen, baß Oberhäupter einer Partey sich furchtbar gemacht, und ihre Abficht, ble Magisiratspersonen zur Einwilligung in oie Forderungen eines gereizten und unzufriedenen Volks, zu zwingen, erreicht daben. Ader seit der Regierung des Ali Bey ist MeS nmd/r in die vo-ttge Ordnung gekommen, und Alexandria gehorcht bloß den Offizieren, die Cairo dabin schlctt. Der erste dieser Offiziere ist der Seroar, od^r Commandant der Ianitscharen. Er hat die OhffpK^y der Ctabt onter sicb, ist Aga der Zl tteinnahme, uM schlichtet alle Streltigkeiten, die auf den Handel BezuZ Pnbm. Er ist es hauptsächlich, h«r dq« Geschäft übe? sich bat, die Franken zu schützen, sie gegen alle Beleidigungen ln Sicherheit zustellen, und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lass«n, wenn sie dieselbe bedürfen. Der Zweite ist der Aga der Schlösser, der zugleich Oderbefchlshabec der Muteferrikas, oder der Arabischen Miliz der Stadt ist. Er bewohnt das Kastell am Eingänge ln den neuen Hafen. Die Aufsicht über diesen Hafen, und der größte Theil von dec Einnahme des Actergelbes, welches alle Schiffe entrichten müssen, die hier vor Anker liegen, siud ihm anvertraut. Der Dritte ist der Bey Klayassi, sonst auch Aga der Flaggen genannt. Er kommandirt in dem alten Hafen, und hat unter seinem Befehle die Tersanab» gts, ein alidilts Corps Arabischer Miliz. Die Be» wachung der Stadt in der Nacht, und die Aufsichtüber öffentliche Weibspersonen gehören unter seine Geschäfte. Er nimmt eine Abgabe Kon dem Weine, denjenigen aus-genommen, den die Europäer zu ihren Bedürfnissen kommen lassen. Die Elngebohrnen dürfen ohne seine Erlaubniß dieses Getränt weder einbringen, noch verlaufen. Eigentlich kann nur derPacha von Negropont diese stelle besetzen. Da aber der Kiayassi, den er schickt, feinen Firman von dem Paclia 'zu Cairo erhalten muß, und dieser schnn seit laüger Zeit in der Willluhr des kommandlrei'.den Beys von Egypten steht, so folgt hieraus , daß die SteUe eines Kiayassi - Bey heut zu Tag« ron ihnen abhangt, und daß sie dazu einen erwählen , oder erwählen lassen, der ihnen ergeben ist. Der Vierte ist der Aga des Pacha von Cairo. Cr überliefert den Europaischen Schissskapitäns die Fir« wans, wenn sie Nets rber Kaffee für die Türkey laden. Es ist nämlich bekann?, daß es außerdem verboten ist, diese Produkte auszuführen. E lit einiger Zelt aber M '5 der Oberzollbeamte von Cairo blese Firmans durch sel-ne« Vorgesetzten zu Alexandria liberliefern, der nachher dem Aga des Pacha dle Einkinste dieser Firmans berechnet. Nicht stltcn wirb diese.Stelle auch dem Serdar der Ianitscharen ertheilt. Der Fünfte ist der Serdar der AzabS. Er hat heut zu Tage kein anderes Geschäft, als eine Angabe ein« zufordern, die aufbte Häute gelegt ist, welche aus den, Innern Egyptens kommen, und wovon er den Zoll« beamten zu Cairo Rechnung ablegt. Das IanltscharenkorpS besieht nur aus fünfzlg Mann, welche Sold bekommen, und aus hundert und fünfzlg andern, dte keinen erhalten. Die einen sowohl als dte andern, sind Türken. Sie haben die Wach« bty dem Zolle, und machen bey Tage Patrouillen. Das beträchtlichst« Militmkorps ist das, der Mu-teferrlkas, oder der Soldaten, welche die Besatzung der Kastelle ausmachen. .Zwölfhundert derselben bekommen Löhnung, aber eine weit grössere zu ihnen gehörende Anzahl erhält nichts. Die, zur Löhnung für die Mute-ferritas des großen Kastells, welches auf dem Felsen des Leichtthurmes sieht, bestimmte Summe belauft sich lm Ganzen täglich aufzweytausend zwephundert und achtzig Aspers; für die des zweyten, welches gegen das Feld zu liegt, sieigt sie bis zu sechshundert und smlfzig ksper; uno für das drltte, weiches auf, der Halbinsel 3ias-el-Tin, am Ende des alten Hafens gelegen ist betragt die Summe dreyhundert Asper. Die Anzahl der Offiziere, welche den Titel Schor« babgies sichren, »ll fur o.,s große Kastell sechs und zwanzig; für das zweyte fuilfM)», und für das dritte zehen. Der Kommandaiu verlauf die Stellen, nach den» Tobe derjenigen, welche blese Hemrer bekleideten, und llehl davv» vndi: Löhnung, dlt cr bekommt, ist. DleSchorbaogls, die manwedec abseyen, noch zum Tode vcrurthellen kH-ni, sind sehr fnrchtbar geworden. Ander Spitze des zahlreichsten Mi« lltärkorps, haben sieden größten Einstuß auf öffentliche Angelegenheiten. Bey jedem Vorfall« hat man gesehen, daß sie selbst Zusammenrottirungm erregt, und den Pöbel aufgewiegelt haben, so bald es ihre Absichten und Interesse verlangte. Das Korps der AzabS ist unbeträchtlich und oh« ne Nachdruck, seit man es auf eine geringe Anzahl von Mannschaft herabgesetzt, und die Löhnung eingezogen: hat, die man ihnen ehedem verabreichte. Nur der einzige Serdar ober Kommandant dieses Corps beksmmt noch Sold. Die Tersanatgls belaufen sich auf sechshundert, und erhaittn täglich zweytausenb Asper. Z l ihnen gehöre« ewe große Anzahl Enroullirter, welche keinen Sold bekommen. Ich habe schbn gesagt, daß der Kiayassi«' Bey ihr Befehlshaber ist. Der Sold des Mllitärstandes von Alexandrlen, und andern Städten Egyptens, so wie alle öffentliche Ausgaben, werden von dem jährlichen Tribute bestrlttm. heim diese Provinz an die Pforte entrichten muß. Bey ber Eroberung wurde dieser auf zwölfhundert Beutel^ jeden zu zwölftachnd Medtncn ') gerechnet, festgesetzt, wel- ') Mcdin oder Para. Diese Münze ist fast eben si» viel als eine Franz. Ccutime öfter 3/4Pfe»nlq. Demnach machte dieses eine Million drephundert «n> fünf «nö siebenzigtauftstd Fnmken. welch« im Voraus von den Ländereyen und ter Zoll« einnahm« erheben werden. Das Iustiztrlbunal besteht aus einem blossen Kadi, ten die Pforte jqhrllch mit ewem andern vcrwech» selt, oder den vorigen wieder bcsilitigt; einem Na>b, der ein Araber aus der Etadt ist, und mehreren Schrei« Hern, die ebenfalls Araber sind. Es giebt drey Muftis, die man für orthodrj: halt, ob sie gleich in ihren Meinungen über einige Punlte der Glaubenslehre und der Rechtswissenschaft von elnan« der abweichen. Der Elsie heißt Mal'ti. Mufti. Seinen Grundsätzen hangen die Einwohner von Mekka, Me" dina, Cairo, Alexandlien und der Barbarey an. Der Zweyte ist der Hanefi Muftl, dessen Meinungen mit denen der Pforte, des größten Theils der Türkm und der Beis von Cairo übereinstimmen. Der Dritte ist der Chafy Vufti, dessen Lehrsatze in Eyrien und von dem größten Theile der Einwohner zu Rosette und Damleb-te befolgt werden. Es giebt noch einen Vierten Muf» ti zu Cairo, dessen Grunbsaye in Pemen, Bassora, Bagdad und von dem größten Theile der Bewohn« Romeliens angenommen sind. Zu Alexanbrien zählt man sechs und vierzig Mo« sckeen des ersten, und zwey uuo vierzig des zweyten Ranges. N. sand. ««t Zweyter Abschnitt. Von dcn Arabern der Wüste. — Streit der zwischen ihnen lind den Alexandrinern entstand. -- VorsichtSmaaßregeln, ' die man nehmen muß, wenn man aus der Stadt heraus geht. — Beschreibung drs Umfangs der Arabischen Stadt. — Obelisken der Kleopatra. — Künstliche Hügel. Ci-sicrncn u»d Gärten. ^-^ie ungebaneten und wüsten Lander, welche sich weit gegen Abend nach Mittag von Alexandrien aus, erstrecken, sind^stit mehreren Jahrhunderten das Eigenthum «lniger Arabischen Hirtenstämme, welche im Sommer die Wüsten Lybiens mit ihren Heerden mühselig durchstreifen, und sich im Winter in die Gegend des Meerufers und an den Strand des Sees Mareotis ziehen, um dle Gräserey, welche daselbst von deu ersten Herbstregen emporsproßt, abzuweiden. Gemeiniglich leben diese Arabischen Nomaden mit den Alexandrinern in Eintracht, und kommen z« ver« schledenenZeiten in die Stadt, umihleBulter und Käse und andern Ueberfiuß, deu ihnen ihre Heerden liefern, gegen Gerste, Hülsenfrüchte, Stosse und einige Metalle einzutauschen. Aber bey unserer Ankunft in Egypten war die schöne Eintracht, die so lange zwischen den Slädl» lern und diesen Bewohnern der Wüste geherrscht hatte, durch unerwarleteHtnrichtllngZwe,ier von di^en Letztern, denen man verschiedene Verbrecken zur Last leqte, ge« stört worden, Bey dieser Gelegenheit brach der Krieg los; die Tkore her nlten Ctadt waren geschlossen worden, und Man bereitete sich vor, jeden Angriff von Menschen zurück» zulcklagen, dle man nicht ohne Grund als nur w«n!« furc« tdar betrachtete. Tie Beduinen, die unter Zelten wohnen, m.d welche das Land, nördlich von der See bauen, waren in dle Etadt gekommen, und man saht ganz ruhlg von den Mauern herab manchmal in der Ferne Reiter herumstreifen, welche die Absicht hatten, «« nen Einwohner zu überfallen. Demungeachtet war man nicht gesonnen gegen sie zu marschiren, weil man weiß, daß sie bcy dien, und tausend zw«y« hundert Schritte oder fünfhundert Toistn von Norden nach Süden. Dle vorzüglichsten Merkwürdigkeiten darinnen sind elnlge Ueberblelbsel alter Gebäude, und die zwey Obelisken, die unter dem Namen Obelisken der Kleopatra bekannt sind; ferner zwey durch Kunst gemachte Hügel, Clsternen und Gärten, welche die neu» ern Alexandriner daselbst angelegt haben. Wenn man die Arabische Stadt durchstreicht, so muß man erstaunen über die Erhöhung des Bodens und über den Schutt, welchen man daselbst findet. Ueberall kündigen beträchtliche Haufen die zahlreichen Nachsuchungen an, die man veranstaltete, um die Trümmer hervorzuziehen, aus denen die neuere Stadt er-baut lst. Ueberall stößt man auf Arbeiter, welche be« schüftlgt find, die Erde bis auf zwey oder drey Toi-sen tief aufzugraben, um die Reste von dem Grunde alter Gebäude herauszubrechen. Aus dem Marmor und den Kalksteinen brennt man Kalk; die andern Materlallen benutzt man zu Aufführung neuer Gebäude. Dle etwas dicken Säulen werden zersägt uild zu Mühlstein n«n verwendet; die von mittlerer Dicke dienenzu Stützen der Gallerien an den Häusern, und werden immer ohne Kunst und ohne Geschmack angebracht; denn nie wird man zwey Säulen finden, dle einander an Höhe, Dicke und Bestandtheilen gleich waren. Das Kapital dient sehr oft zur Basis, und manchmal sieht man ein unförmliches Stück Holz auf den Schaft einer Säule von größter Schönheit gepaßt. Die Araber und neuern Alexandriner haben die alten Griechischen Denkmäler so zerstört, daß man sich wundern muß, noch drey Säulen von thebalschem Gra, nit stehen zu sehen, welche einen Theil der prächtigen Kolonade ausmachten, dle sonst längs der alten Straße Von Canopehinauf llef. Nahe dabey slehtma» einige Trümmer des Lyceums, dle aus Backsteinen b«sithen, helche mittelst eines harten Mörtels verbunden sind. Diese Ueberreste zeugen durch lhren Umfang von der Erhabenheit des Gebäudes, zu dem sie gehörten; man kann slcl) aber keine genaue Idee davon machen, well diese Ruinen größtentheilsmitdaraufgeworfenemSchutte bc-deckt sind. Die nahe bey dem neuen Hafen siehenden ObellS» len sind sehr beträchtliche Massen, UNd lhre Substanz ist so hatt, baß sie nicht leicht haben Schaden labe« köimen. Sie werben auch nock lange Zelt in dem Zustande bleiben können; und Mes um sich herum wird eher in Trümmer gehen, bevor man an ihnen auffallende Ver-«nderungen bemerken kann. Der eine von ihnen sieht aufrecht; der andere ist umgestürzt, und zum Theil tn dem Sande vergraben. Sie sind von rosenrothem Granit und von ihrer Spitze bis zur Basis mit Hieroglyphen bedeckt. Auf drey Selten sind sie noch vollkommen gut erhalten, aber auf der Nordseite etwas beschädigt. Die Basis deS noch aufrechtstehenden Obelisken steckt im San, de, so daß man nicht sehen kann, wie er gesetzt ist. Aber dem, welcher umgestürtzt lst, nach zu urtheilen, an dessen Unterseite man vier vlereckigte Höhlungen wahrnimmt, muß man annehmen, das der andere durch vler Würfel von Bronze gestützt »st, so wie der Aegyptiscke Obelisk auf dem Platze der Rennbahn zu Konstantl'no« pel. Merwürdlg möchte es seyn, die Basis des aufrechtstehenden zu entblößen, sowohl um sich über diesen Gegenstand zu vergewissern, als auch, um das Fuß. gestell zu untersuchen, auf dem er ruht. Zu gleicher Zelt ' könnte man hierdurch dle wahre Horizontalllni« des Bodens der alten Stadt ausfindig machen, die so viele, allmählig aufgehäufte Trümmer um mehrere Schuhe«« höht zu haben schien«". > ,.^: . ,;< ^ Ohne Zweifel wurden auch dle zwey Hügel, dle man innerhalb 5er Arabischen Stadt sieht, durch Menschen H'i'nde aufqetraaen, denn man findet darinnen allerley Bruchstücke von Töpferarbeit, Ziegelsteinen, Mar« mor, Granit und Porphyr. Wahrscheinlich ist es, daß die Araber nach Art der Griechen, dle lbnen hlerw «l« Beyspiel gaben, w ihrer Stadt erhöhte Oetter haben wallten, theils um die Seefahrenden zu leiten, theils um von ihrer Spitze aus die feindlichen Flotten, die sich in ihre» Gewässern zeigen konnten, schon i>, der Ferne zu erkennen. Man weiß, daß die alten Alexandriner auf einem, beynahe vierhundert Fuß hohen Thurme eine keuchte angelegt hat, ten^ um die Schisser an einer flachen Küste, wo so leicht Schiffbrücke entstehen können, zu leiten. Unter den Bruchstücken, deren wir eben erwähnten, fanden wir auch zerbrochene Po^ellanscherben und zwar ln sehr großer Menge. Wenn man dieselben rmher be« trachtet, so wird man aewahr, daß die Kunst des Por-zellanmachens in Aegypten bey weitem nicht die Vollkommenheit erreicht hatte, zu welcher sie heut zu Tage ln Europa gestkgen ist. Di< Masse hat nlcktdie Melße und Festigkeit, welche das Slnesiscke Porzellan besiht, fondern fallt ln das Grauliche, und die Glasur besteht aus geschmolzenem Glase. Sie ist ungleich ln ihrer Dicke, schuppig und von einer grünlichen Farbe. Alterthumsforscher haben behauptet, daß die vaz» murskinÄ nlchls anders als porzellanene Gefäße gewe« sen nmren. Pllnius konnte aber gleichwohl, lndem «r den ungeheuren Preis, welchen der Luxus in ben/eni» gen Zeiten, wo aNe Reichthümer des Orients nach Rom st'ömten, darauf gesetzt hatte, den Geburtsort dieser lostoar,n Geschirre nicht angeben. Er aber sowohl, als «noere Römische Schttftsteller, würden gewiß Anzeige davon gegeben haben, wenn ble Aegyptcr zu dieser Zeit die Verfertigung des Porzellans gekannt hätten. Uebrlgens würden auch diese Gefäße, den ihnen vom kuxus bestimmten Preis nicht behalten haben, da es den Römern so lelchtwar, sich Kunsterzeugnlsse derAegyp« und welche die Ochsen treten, wird das Wasser in die Hobt gehoben und i« Rinnen ausgegossen, die es hernach ln die Cistertten ltlten. Ob man gleich aus Nachlässigkeit die kleinern Clsternen der Privathäuser hat eingehen lassen, mehrere der größern verschüttet sind, ein großer Theil der noch brauchbaren zu Bewässerung der Gärten dient, und endlich, ob man gleich mehrere Kanäle, die sich außerhalb des Umfanges der arabischen Stadt verbreiteten, hat verstopfen lasscn, so bekommt Alexan? bllen bemungiachtet doch das zu seinem sämmtlich«» Gebrauche nöthige Wasser. Durch eine Nachlässigkeit aber, worüber man sich bey einem Volke, welches nicht dle geringste Rücksicht auf öffentliches Wohl nlmmt.kaum verwundern kann, bekommt dcr größte Theil der Cisternen, deren Mündung niedriger liegt, als der sie umgebende Boden, von dem Regen noch ein Wasser, welches mlt Mcersalztheilen, Salpeter und vielen andern Unrclnlgkel-ten geschwängert ist, die es von dem Boden, über wel, chen es läuft, annimmt. Hierdurch wird also das reine und gesunde Wasser des Nils, welches in ihnen enthalten t ?, sehl- verändert. Um nun den Geschmack des Wassers, den es theils von diesen fremden Substanzen bekommt, bcr aber auch zum Theil von den ledernen Schläuchen her, rührt, in welchen man es aus ben Clstesnen in die Hauserträgt, zu verstecken, pfiegcn sich die Alexandriner des Mastixes von Scio, ober geflossener Mandeln zu bedienen, welches aber den Fremden, die nicht daran gewöhnt sind, cben nicht behagen will. Alle Cisternen, deren man sich heut zu Tage bedient, liegen innerhalb der Ringmauern der arabischen Stadt. Diejenigen, welche außerhalb derselben lagen, hat man gsnz vernachlässiget, und in dem Bezirke der neuern Stadt keine gebaut, die vor Alters nlcht vorhanden war, und sich nur durch allmähllge Erschütterung um den Damm herum vergrössert hat. Die entfernteste» Ctster-nen der neuen Stadt dienen zu Bewässerung der Gärten. Es lst eben nichts seltenes, wenn man beydem Nach» graben auf eine neue stößt. Diese Entdeckung ist aber sehr wichtig, denn sie gewährt den Bewohner« neue Reichthümer, und giebt Gelegenheit zu Anlegung eines neuen Gartens. Doch braucht man die Vorsicht, die» jenlgen Ctsternen, die sich ganz nahe an ihrem Thore finden, für die Bedürfnisse der Stadt aufzuheben. »7 ^ Dle Gärten von Alexaubvlen sind mlt Dattelpal^ men «'gebaut, auch zieht man in ihnen Hcnnabäume, den Slbeslenblllim. Citronen und Pomeranzen. Es giebt auck eimge Feigenbäume, Maulbeerbäume und eine gsl'ke Art von Brustbeerbaumen darinnen. Apri? kosen ,Pfiaumen-und Glanatbäume sind schr selten; Kült engewäcksc hinaegen, wie zum Beyspiel, Kohl, Es.dwien. Garrensal.1t, Artischocken, Sellerie, Bohnen u,.d Orbsen sebr qemcw. Sehr häufig sindet man auch darinne Liebesapfel, Ketmien und Melochien. Ob gleich diese Gm ten nicht so schön, wle die von Damiel.e, Rosette und Kako sind, und bey wei, tem nicht so viele Abwechselungen, Schatten und Kühlung ve schaffen, so sind sie dock sehr angenehm. El« stehen sehr auffallend von der Nacktheit des sie umgebenden Landes und der Unfruchtbartclt, die man rund uni sie her bemerkt, ab. Die europaischen Kaufleute kommen zuweilen hierher, um von ihren Arbeiten auszuru, hen, und eines Vergmigens zu genießen, welches nur von den Bewohnern heißer Länder lebhaft geschmeckt werden kann. Hter fürchten sie die plündernden Araber nicht, die nicht selten bis unter die Mauern der Stadt kommen, und oft einen Menschen berauben,der sichln voller Zuversicht und mit dem Verlangen nach Erholung etwas unvorsich tig aus der Ceabt entfernte. Es ist wahr, diese Gürten, und der Raum innerhalb der arabischen Stadtmauern sind zu ben Svazlergcingen hinreichend, die man gewöhnlich zu Fuße, oder auf Eseln unternimmt, dcnen man immer den Vorzug giebt. Die Gange und Lustparthien um die Stadt und nach Kalidje erfordern Zubereitungen, Vorsicht, eine Gesellschaft bewaffnetet Personen und arabische Offiziere zur Begleitung ; und alles dieses mach« dieselben ciußerst kostspie, lig, weswegen sie auch außerordentlich selten sind. -3 Dritte« Abschnitt. Von der Eäule des Pompejus. >- Katakomben, welche sich theils in der Nachbarschaft, theils mehr westlich befinden. —-> Bäder der Kleopatra. — Zahlreiche Begleitung von Türken und Arabern. — Große Mittagsmahlzeit in der Gcgend des Sees Mareotii. — Ga>», «ach dem Cap Marabou. Äls wlr zum erstenmahle die Stadt verließen, war her Friede zwischen den Alexandrinern und Arabern noch nlcht vollkommen hergestellt. Dieses bewoq den Bürger Reboul, Prokonsul der Republik, uns zu begleiten> und uns zu unserer Bedeckung seine Ianitscharen, und einige Arabische Scheikhs mitzugeben. Mehrere Europäer schloffen sich an uns an, um ihre Neugierbe zu befried!» gen. Wir waren alle bewaffnet, so baß unsere Truppe mehr einem militärischen Kommando, welches gegen den Feind ziehen sollte, ähnlich sahe, als einer Gesellschaft neugieriger Personen, welche bloss die Betrachtung der Ueberreste jener kostbaren Monumente, die der Zerstörung von Jahrhunderten und der wilden Barbarey der Mm« schen entgangen waren, zur Absicht hatten. Unsere ersten Schritte lenkten wlr nach der Säule, die man gewöhnlich mit dem Nahmen der Säule des PplNpejus belegt, die man aber künftig, nach Sa-vary's Bemerkung, Säule des Severus nennen muß. Ihre Schönheit und ihre erstaunliche Masse flössen Bewunderung ein. Sie hat gegen neunzig Fuß Ho- he; der Schaft besteht auS einem einzigen Stücke von rosenrothem Granit, hat gegen vier und sechzig Fuß klinge, und an seiner Basis acht Fuß , vier Zoll im Durchmesser. Das Kapital ist in korinthischer Säulen- ordnung und hält neun Fuß zehn Zoll Höhe. DasFuß- gestcll ist ein Viereck von ohngefährzehn Fuß Höhe, und hat einen Ueberzug von welßem Marmor. Auf dieser Säule stand ehedem eine Statue, den Löchern nach zu urtheilen, welche die Offiziere von einer französischen Fregatte, die in Alexandria vor Anker lag, und welche sich, mit Hülfe e!nes Drachen, so hoch erhoben, auf der cbern Fläche des Kapitals bemerkten. DasFußgesiell hat an seinen bl. kn Enden einige Beschädigung erlitten. An t>er Osiseite sieht man eine fthr beträchtliche Spalte, da, wo es auf seinem Grunde ruht. Dieaufderwesill- chen Seite ehedem befindliche Inschrift ist so verloschen, daß es ganz unmöglich ist, nur ein einziges Wort z„ lesen, ja, man kann nicht einmahl die Buchstaben un« terscheiben. Dieses prächtige Denkmahl befand sich ehedem ln-mrhalb der Ringmauer von Alexandria; jetzt sieht es vier oder fünfhundert Toisen von der arabische». Ctcidt «ntfernt, auf der Südseite derselben. Da es auf der höchsten SteNe des Bodens von der alten Stadt befindlich ist, so liegt nichts höher, und verdeckt den Anblick desselben, daher es denn den Seefahrern zum Merkmahle dient. Wenn man zur See ankommt, so erscheine« die Minarets der Moscheen dünne und niedrig gegen dies?, ft hoch über sie erhabene Säule, ob sie gleich mehr als eine Meile jenseits der neuern Stadt liegt. Eine, eben nickt sonderlich wichtige Bemerkung, o!e wir aber doch nicht übergehen zu können glauben, be-tnfft den Boden, aufweichen, die Säule errichtet ist, der nähmlich Wgcsähr vier und ei„en halben Fuß niedriger tst, 3<> alS die Basis des Fußgestelles. DieOs leitet au^ ble Vermuthung, daß entweder smif oder scchs Siufen ruild herum gi«ngIah« r<» an Aegyptens Küste um nichts erniedrigt hat. Ich weiß nicht, was zu dem Nahmen, den dieser Ort führe, Gelegenhelt gegeben haben mag, und warum man il)!t lieber für Bäder, als fur eine Katakombe Mr. Mlr scheint es nlchtwahrscheinl»ch,daß bleKlcopatra,wemt man sie anders nach der Schilderung beurtheilt, welche die Geschichtschreiber vonihrgeben,5aß diese so prachtliebende und wollüstige Königin ble Nahe der Tobten, dieses, der Einsamkeit, Stille und dem Nachdenken gewei-hete Heiligthum zu ihrem gewöhlllichen Erholungsorte gewählt; daß sie einen Pallast für V.rgnügensgenuß an einer Stelle erbaut haben sollte, die mit Recht geehrt wurde, und einzig dazu bestimmt war, hier die heilig, sten Pflichten zu erfüllen. Wie möchte man sich ferner überreden, daß diese junge und schöne Frau so wenig besorgt für die Frischheit ihrer Hautfarbe gewesen seyn sollte, um diese der Berührung des Salzwassers auszusetzen, wenn sie an einem Orte, der sowcmg den Reizen ent-spricht, die sie lncr enthüllte, gewöhnlich Seebäder genommen hatte ? . Mir dünkt, daß diese Stelle cher eine Katakombe gewesen ist, so wie diejenigen, welche daSMeerlanaS derganzen Küste hin, entdeckt hat; u.ld vielleicht hatte man erst unter der Regierung der Araber die Idee Bä, der daraus zu machen, und hier eine Wohnung m,zulc-gen. Man darf sich nicht wundern, daß diese Kaia-kombe etwas tiefer alS dle Meeresfiache »st, gearbeitet wurde; denn der größte Theil derer, die sich ,üngs den, Ufer hin sinben, liegen ebenfalls tiefer; „„d hie Mu« Mienzellen, die man i„ ihnen findet, und welche aanz denm chnlich sind, die in sch, weiter Entfernung vm, dem Meerellegen, lassen keinen Zweifel übrig, da^ sie Katakomben gewesen waren. 35 Der erste Gedanke, der sick uns aufdrangt, wenn »vir unsere Blicle auf die zahllose Menge von Begräbnissen werfen, die emen beträchtlichen Etrich, längs dem Meere hin, in Westen des alten Alexandren, einnehmen, welcken Raum die Griechen unter dem Nahmen Nekropolis begriffen, ist der, was für ein so zahlreiches Volk es war, das diese grrßcn Arbeiten vollführen konnte, und welches wohl dli^eitperiode seyn möchte, in welcher «s diese Denkmähler der Frömmigkeit, der häuslich^nAnhänglichkeit und selbst des Etclzcs errichtete. Die Geschichte erwähnt nickt, daß Griechen und Nomer jemahls ihre Todten einbaisamirt, noch weniger daß sie in den Eingeweiden der Erde so geräumige Stellen gewühlt hält-n, um sie hier aufzubewahren, und fnr immer zu erhalten. Im Gegentheil ve>bra>mten sie dieselben, und errichteten dcncn, die s:cl) beriihmt oder um das Vaterland wohl verdient gemacht hatten, kostbare De»iknM)ier. Man muß also auf tie Aegypterzurlickge« hen, auf dieses sicißige, gelehrte und abergläubische Volk, und es ist interessant, den genauern Verhältnissen ihrer politisä.en und religiösen Existenz zu folgen, und sie zu erforschen. Wenn die alten Aegypter allew die Gewohnheit gehabt haben, ihre Todten ewzubalsamiren und aufzubewahren , so wlrd man oeneigt zu glauben, daß schon vor der Ankunft Alexanders »n Aeaypten eine sel)r bettlicktlicl e Stadtda gestanden haben müsse, an welcher dieser Ueberwinder nur den vorherigen Nahmen mlderte; denn wenn man annimmt, daß Alexander erst biese Stadt gegründet hatte, so must man auch voraussehen, daß sie zu gleicher Zeit mit Griechen und Aegyprern be« völkert worden sey, und daß entweder Letztere, mitten unter lbren Ueberwindern, ihre religiösen C^remoniell beybehalten, uio sortgesahrel, hätten, ihre Todten «in» C 2 zubalsamlren; oder daß dle Grlechen, nach ihrer Nieder lassung in Aegypten, dle Gebraucht des überwune denen VolkeS angenommen, und Gewohnheiten nache gecchmct hätten, welche der Eitelkeit der Menschen schmeicheln. Was es aber zu besteigen scheint, daß die zahlreichen Katakomben von Alexandrlen in frühere Al« ten fallen, als die Niederlassungen der Griechen und Römer in Aegypten, ist der Umstand, daß man nir» gends Griechische Bauart, und keine einzige Inschrift daran findet. Es ist bekannt, daß Griechen und Römer diese überall verbreiteten; daß sie ferner kein Denkmahl, so klein eS auch seyn möchte, errichteten, ohne die Zelt und die Ursachen, welche dazu Gelegenheit gaben, dar« «uf zu bemerken. Sollten sie also wohl bey den Kara« komben, deren Bestimmung es war, bis auf die späte« sie Nachwelt zu kommen, und ihr die Nahmen der be» rühmten Personen, die man hicr aufbewahrte, zu nennen, ermanqelt haben, sie m!t Inschriften anzufüllen? Die Türken und Araber unseres Gefolges, welche dle Wißbegierde nicht so beseelte wie uns/wurmten, ungeachtet sie mit einem reichlichen Frühstücke versehen wor» den, dennoch mltUngebuld aufden Augenblick, wo wir uns wieder auf ben Weg nach der Moschee- machen würden, wo, wie sie sehr wohl wußten, das Mittagsmahl ihrer harrete. Sie riefen uns oft zu, daß es schon spät wäre, und daß uns dle Nacht außerhalb der Etadtüber« laschen würbe. Endlich gaben wir ihren ungestümen Bitten nach, und nahmen den Nea nack der Moschee, lndem wir uns ein wenig recl^s hielten, um sehr geräu» mige, unterirdische Säle zu belucken, welche, wie die Araber uns sagten, öffentliche Magazine gewesen wären. All« Landstriche, die wir bis jeyt durchwanders hatten, sind durchaus keiner Beatbeitung/elhlg, Nur auf 37 ewigen nledrlg gelegenen, und sich eben nicht weit erstreckenden Orten, an der Seite des S«s, sahen wir Gersie und anderes, ziemlich schönes Getreide, well die Regengüsse von den höher liegenden Orten etwas gute Erbe herbeyführen. Uebrigens scheint dieser Strich ganz umgekehrt zu seyn. Wahrscheinlich haben die Araber don hier die Steine zu Erbauung ihrer Stadtmauer ge« holt, wodurch denn, ohne Zweifel, auch ewe ansehnllche Zahl von Katakomben zerstört worden lst. Jenseits dieses Erdstriches entdeckt man den See Mareotis, der eine sehr betrachtliche Strecke -innimmt. Sem Becken, dessen Ufer an der Stelle trocken sind, verschmälert die Landzunge, auf welcher wir uns befanden, und lüßt ihr kaum eine halbe Meile Breite. Bey unserer Ankunft an der Moschee fanden wir mehrere Zelter geschlagen, unter denen sich zwey durch ihre Schönheit und Größe auszeichneten. Im Inn«rn waren sie mit Matten und Teppichen bekleibel, und rund herum sahe man Polster und Kissen gelegt, die einen Tür» tischen Sopha bildeten. In die Mitte des unsrigen hatt« man eine Matte gebreitet, auf welche man eine gute Mittagsmahlzelt, halb auf Französische, halb auforlen, talische Art zugerichtet, auftrug. Türken und Araber speisten zusammen, und wurden in ihrem Zelte mit dem größten Ueberfiusse bedient. Ein großer Theil von denen, die weniger gewissenhaft, und etwas kühner wa« ren als die andern, kamen zu uns, nicht sowohl w der Absicht, um unsere Gerichte zu kosten, als vklmehr. um verstohlnerweise elnlge Glaser Nein oder Liqueur zu trinken. Dl« Mosch«, bey welcher wir uns befanden, wird sehr verehrt, sowohl von den Einwohnern der Stadt, «ls von denen der Wüsten. Der Iman bekommt außcr seinem festem Gehalte, sehr hciufig Opfergeschenke von der 35 lelchtzUllblM Frömmigkeit der Anh^nier Mahemeds. Doch, sagt man, daß er ssch sehr über Lauiqkeit der Recht;l'i'ubige^ ,,„d merklichen Verfall der Religion d?s Propheten beklage, wem, er seine Einkünfte mlt denen selner Vo-gänger vergliche. Zu Ende d?s Pluol?se schifften wir uns i>, dem alten Hafen ln der Absicht ein, u m uns nach dem Kap Marabu, welches zwey Meilen, westlich von Alexan-drlen liegt, zu begeben. Da wir an die Spitze der Halbinsel RaS el-Tlü kamen, sahen wlr unter dem Wisser eine Reihe von Felsen, die sich, gleichlaufend M^t d Nach «lnem dreyvlertelstünbigen Marsche sahen wie ble Spuren von dem Kanal, welcher ehedem das Wasser aus dem See Mareotls in das Meer leitete. Die tandstrecke, dlemandieserhalb durchschnitten hatte,war kaum eine halbe Melle breit. An der Mündung dleseS Kanals bemerkten wir eine Reihe Felsen, von denen wir vermutheten, daß sie vor dem den Hasen Kibotos gebll« det haben mögen. Denn zufolge der alten Schriftsteller, lommunizirte der See Mareotis auf einer Seite durch einen schiffbaren Canal mit dem See Moris, und auf der andern mit dem Hafen Kibotos, welcher nicht weit von dem Hafen Eurosie entfernt lag. Ehe wir das Cap erreichten, mußten wir einige Zelt über ein niedriges, ebenes, sandiges Land gehen. Zur kinkcn ließen wir Sümpfe llegcn, an deren Ufern sich schon elne sehr dicke Salzrinbe angesetzt hatte. EtwaS weiterhin sahen wir Trümmer und alte Mauern, die sich nordwestlich, längs dem Meere hln, erstreckten. Auf dem Cap selbst fanden wir eine Me, dle wir an ihren Blättern, besonders aber an ihrer schuppi ste Schlfforuch zu leiben, gierig berauben. Vierter Abschnitt. Von den Ruine«, die ssch am Ufer des neuen Hafens finde«. — Beweise, daß siH die Meeresfiächean der Küste von Aegypten ^it mehr als zwrytausend Jahre« »icht gesenkt hat. — Umfang der alte«» Stadt. «- Von dem CaMl. — See Mareotis. — iltatnrgeschichte. «Ü5cnn wir uns nun aufbte andere Seiteber Stab« längs oe.n Ufer des neuen Hafens, bis an das Kap Loch'as hmve^ebtn, so ergreift uns Erstaunen, wenn Wtr auf dieser ganzen Strecke, wohtn elnige Schrlftstel, ler oen Pallast oer Ptolewcier setzen, beträchtlich« Ruinen gewahr werden, derer Grund an einigen Orten weit un? Kr der Meeresfiäcke liegt. Besonders trlsst man unter denselben ein großes Stück Mauerwcrk, von Ziegelsteinen aufgeführt, an, dessen Masse durch die Dicke vorzüglich auffällt, und daß sich beynahe zehn Tolsen weit in das Vecr erstreckt Der Grund dieser Mauer besteht aus großen, gehauenen Quadersteinen, und liegt jetzt unter, halb des Nassers, ohne baß sich uur, wenigstens der horizontalen kageber Mauerstückt nach zu urtheilen, die geliilgste Zerstörung daran muthmußen ließe. Jenseits dieser Ruinen findet man an d«m Ufer des Meeres «ine sehr lange Reihe großer, gehauener Steine, welche hie Uederbleibsel eines OammeS zu seyn schelnen, dessen obere Theile abgetragen worden sind, um die Materialien davon zu irgend einem neuern Gebäude zu be-nutzen. Diese, so dauerhaft erbaute Mauer wurde vo« der Lanoseit« her durch starke Strebepfeiler gestützt, von denen sich mehrere sehr gut erhalten haben. Dieser ganze Raum, bis an das Cap, ist mit Ruinen besäet, welche das Meer entdeckt hat. Unter andern bemerkt man auch daselbst Stücke Mauerwerk von Ziegelsteinen, die an ihrer innern Seite verkittet sind, und an jeder Seite eine perpendikulare Reihe von Stufen haben, um einem Menschen das Herabsteigen w ihre Tiefe zu erleichtern. Sie haben Verbindungskanäle, und sckelnen Clsternen von eben so viel besondern Häusern zu seyn, die zur Ausnahme des süssen Wassers bestimmt waren. Der größte Theil dieser Mauern besteht aus Ziegelsteinen, die so ftst unter einander verbunden sind, daß man große, in das Meer gestürzte Massen davon sieht, welche die Wellen nicht zerstören können, Unter allen diesen Ruinen alter Gebäude bemerkt man Pflaster von Zimmern; Becken von verschiedener Form, deren einige «inen Zirkel bilden, und in der Mitte eines beträchtlich starken Stückes von Mauer angebracht sind; Vettltfun» Z«n von sechs Fuß Länge, die an dem elnen Ende schmä, ler wie die Badevannen sind, u,»d wo mail ei'te Art vo« tvpfernem Kruge wahrnimmt, der in der M«l,er befe»li, ^et ist, und welcher zum Eingießen des Wassers ln die Badewanne bestimmt gelesen zu seyn scheine. Alle dlese Gebäude sind übrigens mit zwey ober drey Tolsen hohen Schütte bedeckt, ausgenommen aufder Meerselte, wo sie durch Wasser und Einstürzungetlgeöffnet sind. Deswegen kann man keinen genauen Be« grlff von ihrer Anlage haben, und auch nicht genau den Gebrauch einsehen, zu welchem sie bestimmt waren. Das, was man bemerkt, hat so wenig Aehnllchkeit mit unsern Gebäuden, die Kanäle sind so klein, die Brunnen, mit ihren Stufen zur Seite, so eng; die Zimmer so wenig geräumig; die Mauern so dick und unoerhältnißmäßig, daß man nicht anders muthmassen kann, als daß es in dem Hause eines jeden Eigenthümers mehrere Cisterncn, und mehrere Badezimmer, so, wohl für Meerwasser, als für süßes gegeben habe. Zu bedauern ist es, daß noch Nlennnd versucht hat, einen Theil dieses Schuttes wegschaffen zu lassen, um genau hinter den Plan, und die Vcrchelluug dieser Gebäude kommen zu können. Was aber bey diesen Ruinen am meisten auffällt, tst das, was einige von den Kanälen ihren Fall von dem Mccre nach dem Lande zu, andere darunter liegende, von dem Lande nach dem Meere zu, haben. Genau bell ach, tet, kann man nicht anders glauben, als daß bey den Ctsternen auch Badezimmer waren, die das Meerwasser durch irgend einen Mechanismus in den obern Kanal er» hielten, und es hernach durch den untern wieder ausleerten. Die Mündung dieser letztern ist oft nicht einmahl zwey Fuß über dcm Meeresspiegel erhoben. Dieses scheint uns ein unwiderleglicher Beweis, diß in einem Zeit- 43 räume von mehr als zweytauseno Iahmi, dieWasser-fil'icl-e an der Aeqyptlschen Küste nicht meorigergeworden ftl)n muß , denn sonst hätte man d?n Nlimli6)en Mechanismus anbrinqen müssen, um das Wasser herauszulei, ten. als 5er, welcher nöthig war, es hineinzubringen. Dann würbe es auch «nnützgewcf'el, seyn, einenuntern Kanal^zu babcn, weil er sich unter dem Wasserspiegel befunden haben müßte, wenn das Meer nur zwey F'iß ge? sunken wlire. Kommt man an die Spitze des Kap kochias, wo ssau am Ende desselben, der dicken Mauer gegenüber, m,f verschiedenen Felt die hinlängliche Quantität Wasser nicht Kälten erhalten könne,,, so wa e ihm das nöthige Augniß verweigert, und von dem Kommandant ten zu Cairo der Kopf abgeschlagen worden. Wenn man durch das Thor von Nosme gerade nach ^üoen geh?, so kömmt man, nach einem brenviertel, sil'indigen Wege auf ebenem Lande nach Calidje, wo man längs kleiner, unterirdischer Kungle hingebt, welche zu der jährlicher. Vercheilung des Flußwassers in die Stadt dienen. An der innern Mauer von Kalidje sieht man die Oeffnungen dieser Kanüle, die iiber einander stehen. Sie werden, einer nachdem andern, geöffnet, so wie sich die Wasserkiö'he vem,,dert; es ist aber wahrscheinlich, daß die »intern derselben hcut zl, T.ige verstopft find, ober sich nicht bis an die Stadtmauer der Araber erstrecken, weil bie Zisternen der Stadt nie voltto nmen angefüllt werden können, wenn das Wasser nicht durch die obern Ocffnungcn clüdringr. Um Calidjc herum >vol,nen einige Arab»sÄ,e Beduinen Familien, welcke das kand boxe,'. Gewöhnlich leben sie daselbst das ganze Jahr. ob sie gleich nuch derÄerndte welche von Germinal ,»nd Floieal an, bi5 zu der ^eit wo der Nil seine größte Höhe erreicht, dauert, nichtS mehr zu thun haben. Während des ^mmerS iji das da« siqe Land so dürre, daß es keiner A»t von Bearbeitung fah'g ist. Uebrlgens ist eS aber k.'inem Zweifel unter« worsen, daß die Araber nicht sehr reichliche Aerndten a« Fruchten, Melonen und verschiedenen Kl'ickenvssaiizen sollten m achen können, wenn sie ilne binderen n um diese Jahreszeit wasserten. Die höchsten Orte, und die, welche ttichtgelpl'rffettwerden können, sind «lit Tüttclbäunl«« 4? bepflanzt, ober mit Getraide und Gersie besäet. Das niedrigere Land, zwischen Calidje und dem Cee Ma-reotis trägt Weizen, Gerste, Bohnen, Erbsen, Klee und einige Kl'ichtngewöchse. Nach dcm See hln giebt es natürliche Wiesen, welche gegen Anfang des Floreal überfil'isslges Futter liefern. Der See Mareotis nimmt lm Winter elne sehr beträchtliche Strecke «in. Scin Wasser ist salzlg, ob eS gleich nicht unmittelbar mit dcm Meere in Verbindung sieht. Er isi so fiach, daß die Arabischen Bewohner der Dörfer, die gegen Abend oder Mittag liegen, ihn durch-waden, ohne daß ihnen das Wasser bis an dlc Kniee sscht. Doch ist es auch wieder gegründet, daß sie ihren Weg sorgfaltig bezeichnen, um sicl) nicht zu verirren, ober an Stellen zu vcrsinken, wo das Erdreich etwas zu weich ist. Gegen das Cnde dcs Floreal verschwindet das Wasser, und er bleibt alsdann den Commcr über trocken. Zu dieser Zeit kommen nun die Araber und sammeln ein Meer« salz ln grosser Menge, das weniger siark und nicht so scharf lst, als das gewöhnliche Eeesalz. Dieser Cee ist nicht durch Menschenhände gegraben worden, wie Maillet sagt, dcnn das ganze Land umher lst ln einer sehr beträchtlichen Clrecle ebenuudnle-drig. Wir hätten zu erfahren gewünscht, ob er liber oder unter der Meeresflache liegt; es fehlten uns aber die, zu solchen Beobachtungen nöthigen Instrulrenle. Uebrigclls können auch die Europäer, ln einem kande, wo das Volk den geringsten Verwand zu einem Aulsiaud« gegen sie, und zu Gelderpressungen nutzt, nlHt vorsich-ttg genug seyn. *) ') Kürzlich haben die Cnqlänber den Damm, auf wel-chem drr Kanal «n sllerandrie» ruhtr, durchbrochrli Dle Europäer, welche sich !n Alexandria nieder gtlassen haben, jagen oft an diesem See, jeooch mit der Vorficht, daß sie irgend einen in dieser Gegend wohnenden ArablschenBedumen zu lhrerBegieitung mit« nehmen. Die verschiedenen Atten von Bekassinen sind auf den Wiesen, wo das Wasser stehen bleibt, sobäufig, baß man in einem Morgen mehr als hundert derselben erlegen kann. Wenn man nach Calidje hin geht, tan« ma», wilde Enten, Kriechenten, Kiblye, Regenpfeifer, und Brachvögel schießen; aufden Dattelbäumen ftndtt man Turteltauben und Kukuke. Im Wlyter fängt man in den Wirten Drosseln, und schießt auch daselbst Sch.»^ pfen, die aber sehr selten sind. Gegen Ende des Fruk:ldoristber Strich ber Wach« ttln, die aus der Europäischen Turkey kommen, so stark, baß ein Schütze ln wenigen Stunden «ine außerordents llche Menge davon schießen kann. Die Araber verschaffen sich diese Vögel aufeine noch einfachere Art. Sie machen längs der Küste hin kleine löcher, deren Oeffnungen sie sorgfältig nach Norden zu anbringen. Die Wachteln ver» kriechen sich, sogleich nach ihrer Ankunft, ln diesen sseschützten Ort. Während der Tagesl)5tze nm, schleiche» sich die Araber vorsichtig dahin, und wenn sie die Hand ln das koch stecken, so können sie auch fast sicher darauf rechnen, ln jedem einen Vogel dieser Art zu finden. Sie siecten sie in Käfige und bringen sie nach Ale^andrien zum Verkauf, wo das Stück einen Para, oft nur einen halben Para gilt. Im Pluviose sieht man dle Wachteln aus dem innern von Afrika zurückkommen, und man ^___________ jagt Hierdurch lst das Mcerwasserin diesen Sce gebl-unarn, «nd hat ihn um einige Fuß bös>et qemacht. Dieses ist eln Beweis, das er «ntrr der MrereSflächc liegt. jM sie alsdann ln dem Getralbe und in den Erbsen. Ete sind aber nicht so fett, und nlchtso wohlschmeckend als im Herbste; doch kann man sie linger essen, ohne ihrer llberdrüßig zu werden. Diejenigen Europäer, welche Liebhaber von der Jagd Hnd, machen sich unter den Arabischen Beduinen dadurch Freunde, daß sie dieselben von Zeit zu Zeit beschenken, oder auch Pulver, Schrot unb Kugeln unter sie vertheilen. Wenn man ihren Zelten nahe kommt, so verstecken sich die Weiber, die jungen Mädchen und Kinder keines» weges, sondern kommen dem Jagenden entgegen, und bitten ihn um Gelb. Gewöhnlich theilt man alsdann elnlge ParaS unter sie aus. Auf dem See, und in der Nähe desselben, sieht ma» «nzähllg« wilde Cnten, Reiher, Pelikane, Flamingos, Ibis und ander« Wasservögel, denen man sich aber weder anschleichen, noch sie schießen kann. Die Araber spannen ln der RachtNche über den See selbst, und fangen auf diese Art viele wilde unb Krlechenten, die sie dann ln Alexanbrlen lebendig verkaufen. Sie binden ihnen gewöhnlich dle Füße, knüpfen die Spitzen der beyden Flügel zusammen, und sehen sie so zum Ver-kauf aus. In diesem See findet man auch Meerkonchlllen (?erintkium vul^ztum und dar^ium eciuie, banlt dte cyrunde Ampnllolle, welche blaß fleischfarb ist; sie scheint die heiss« Jahreszeit in die Erde eingegrabcn zu 'verleben. Eine andere Art von Ccnckillie, blaß oNvenfarb, mit einer grünlich beränberten Saumllpve ncnnen wir den einfarbigen Zlrkelrund ((^clostoma unicolar). Von vlerfWgen Thieren in Alexandria Gegend bemerken wir die Hyäne, wclche den Tag über sichln Felsenspalten, auch in Katakomben verwellt, dk man II. Band. , D Hl Fünfter Abschnitt. Reift nach Abukir. Rhcede daselbst. Ruinen von Kanope. Abreise von da nach Kairo. Gefahr des Bogas. An-k,,»ft zu Rosette. Beschreibung dieser Stadt. Kultur des Bodens. Betriebsamkeit und Handel der Einwohner. Naturgeschichte. ^egtn dle Mitte beS Vcntose reiseten wir nach Abu» llr, einem kleinen Dorfe, vier Meilen, oder zwey Myriamtters östlich von Alcxandrien. Man gelangt «uf einem sehr guten, zuweilen sandigen Mcge dahin. Das Meer bleibt links; rechts hat man ein ebenes? niedriges Land, das zum Theil mehrere Monate des Jahres hindurch unter Wasser steht. Hier findet ma» weder Wohnungen, noch gebauete Felder; nur an sehr wenigen Stellen unterbrechen einzeln stehende Dattel--bliume die Einförmigkeit dleseS dürren, und ungebaue« ten Landstrichs. Nach einem Gange von anderthalb stunden kommt man zu dem Lager des Cäslir. Eo neintt man näm-lich ein, zwey - bis dreyhundett Schritte langes Viereck, das mit einer hohen und dicken Mauer umgeben, an be« Seiten mlt Thürmen versehen, und ln geringer Entfernung von dem Meere, erbauet lst. In dieser Eln< fassung sahen wir einige Araber gelagert, und da sie den Scheikhs, welche uns begleiteten, zmnspflichti? ware:', so crhlelten wir mit llichter Mühe von ihnen eze D 2 nige Nl'lpfe Mllch, und tonnten ohne Furcht fas In» nere und Aeussere dieses Denkmahls betrachten, welches die Sage dem Cusar zueignet, das aber wohl mehr ein Werk lrgend eines morgenlä'ndlschen Kaiseis ist. Che wir unsern Weg welter fortsetzten, wollten wir uns erst nach Süden wenden, um den Kanal von Ale-xandrlen, nnb die niedrigen Gegenden, welche er durchstreicht , zu beaugenscheinigen. Er lsi mehrere Schuhe über die Oberfläche des Bodens erhaben, inwendig durch eine Mauer von Ziegelsteinen verwahrt, nnb außen mit aufgefahrner Erbe bekleidet, die «lnen ^eg blldct, an dessen Ende das Wasser des See? von Mableh heutzu Tage ausflleßt. Die Araber hatten an der alten Kanoplschen Mündung einen Damm erbauet, um zu verhindern, daß bas Meerwasser keine Ueberschwemmung des Landes anrichten könne; aber dl« Regierung der Mamelucken, die eben ss wenig für die Zukunft bedacht war, als die Türkische, sahe dleicn Bau allmählig eingehen, ohne nur daran zu denken, ihn zu verbessern. Der, ehedem sehr beschränkte See, welcher sein Wasser nur von dem Nil« erhielt, hat sich fett seiner Verbindung mit dem Meere um bestieg man freudig die Germen. Der ungeheure Um- fang der Segel machte, daß man kaum zwey Zoll vom Wasser war, worüber wir jedoch hier auf dem Flusse nicht erschracken. Ueberall sahen wir Wiesen, Äattel-bäume, Llckersleute und Viehheerben. Bald erblickten wir auch Rosette und die zahlreichen Fahrzeuge längs ftines Dammes. Hier kam uns der provisorische Agent der Republik, Arnaud, ein Kaufmann, obgleich unsere Germe noch nicht einmal g«nz angelegt war, entgegen , und lud uns ein, bey ihm Quartier zu machen, und da unsere Abreise nach Kairo abzuwarten. Rosette, von den Arabern Raschib genannt, liege w einer Ebene, am linken Ufer des Nils, fünf oder sechs Meilen von der westlichen Mündung dieses Flusses entfernt. Sie hat drey biSvlerhundcrt Schritte von Osten nach Westen in der Brette und von Norden nach Süden eine Meile in der Länge. Vor einigen Jahren belief sich die Volksmenge derselben auf fünf und zwanzigtausend Einwohner; aber nach der großen Pestepidemle vom Iah« re i7ttZ/ und den zwey Hungerjahren, die sie 1784 und i7<,3 erlitten hat, hauptsächlich aber, seitdem die reglerenden Beys durch ihre ungeheueren Auflagen, ihre häufig«« Erpressungen und zahlreichen Plackereyen, das tand gänzlich rniuirt haben, mag die Bevölkerung vo» Rosette kaum noch zwölftausend Seelen betragen. An dem westlichen Endc der Stadt sieht man nichts alS Nui-uen, und in den schönsten Quartieren, selbst auf dem Damme, sind die Häuser in so niedrigem Werthe, daß man bey dem Vertauft derselben nicht einmal die Hälfte des Werthes von den Baumaterialien wieder erhält. Man zählt zu Rosette dreyßig katholische Fami-lit«, die seit Kurzem aus Syrien gekommen sind; ebm ft vlel Griechische, welche aus Aegypten abstammen, und ungefähr gegen zweyhundert, sehr arme, Türkisch«. Äle Zahl der Türken ist daselbst sehr unbeträchtlich. Um die Stadt herum finden sich einige Gärten, ble aber ohne Ordnung, ohne Symetrie angelegt sind. Man bemerkt ln ihnen Zitronen, süße und saure Pomeranzen -und Cebratbäume, Mang-,Aprikosen- ,Psir-schen-, Granat-, Henna-, und Sebestcnbäume. Dazwischen finden sich Dattelpalmen, deren Glpfel sich wett über die übrigen Baume erheben, und etntge Myrten, welche die Höhe unserer Pftaumenstämme erreichen. Auch trifft man den weißen und schwarzen Maulbeerbaum, Olk venbäume, und einige Tamartndenfiämme darinnen an. Unter den viel älter als die übrigen scheinenden süd« lichen Hügeln findet man auf einem. Abu-Manbur genannt, viele Begräbnisse. Das nördliche Land und daS östliche lm Delta ist mit Dattelbäumen, Reis und Klee versehen. Gersie und Waizen sind selten. Aus den Datteln macht man oft grosse Kuchen für den Markt, auch zur Versendung nach Konstantinopel oder Syrien. Die knolligen Wurzeln der Dattel werden allgemein gerne gtgesscu. Die Wurzel, Kolokasie, wirb gleich den Erdäpfeln in Europa häusig auf den Märkten verkauft; da sie aber scharf und ätzend ist, muß sie in einer Salzlacke wohl abgewaschen werden, worauf sie zur angenehmen Nahrung dienen. Der Unterdrückung ungeachtet blüht doch Handel und Schifffahrt so ziemlich. Die Waaren, welche die Germen bringen, werden auf den Machen, welche nicht so tief sind als jene, und von etwa ia Personen besetzt sind, aus dem Nil welter geführt. Obgleich dle Kaufieute zu Rosette nur Faktoren jener zu Kairo sind, so machen T^anufaktt und Produkte We dennoch für Aegypttn sehr wlchtlg. Baumwollen, zeuge, worunter felne, gehen von Rosette tmch Marseille, man nennt sie DlmttteS, die leinenen Zeuge Mö> grebins genannt, gehen in die ganz« Levante, die hier verfertigten glatten leinenen Handtücher Fontes, wer-dm hier verbraucht. Alle nöthtge Baumwolle wird aus Cypern, Syrien und. Damanhour bezogen; aus diesen Landern kömmt auch Flachs, derber verfeinert wird. Lein-und Sesam-ol wlrd für die Gemeinen geschlagen; das Olivenöl für di« Reichen kömmt aus Tunis und Algier. Dle Rels-erzengung rechnet man auf iF«ooa Ardebs, bieder Erd-inandtln auf 50«, wobey zu bemerken ist, daß ein Ar« deb 470 bis 4»oMa4'sel8er Pfund wkgt. Von Thieren bemerkt man hier vorzüglich de» Ichneumon, ein ehemals hochverehrtes Thier, vermuth« Nch »vell es die Krokodil- Eyer verzehrt; sonst ist es w!ld> stlltkeno, sehr gefraffig. Auch fanden wir elnew Stlnz, den ich den bandartig gestreiften (8M,cu5 vit» ,i»tu») nenne, der vcm oben graugrün, von unten schmu-yiggelb und mit Schuppen versehen ist; sein Schweif lst länger alS ber Korper, er hat acht bis zehn Zoll Länge, dle Streifen lauftn bandartig. Er lst sehr geschwind, und gräbt sich seine Höhle in den Sand. Sechster Abschnitt. ' Abreist von Rosette. — Fahrt aufdcm Nile — Schrecke»» unseres Ianitscharcn.—Fuah.— Kanal von Mcimf. Terra« «eh.—Spitze oesDclta.—Ansicht der Pyramiden.—Bu, lak. — Ankunft zu Kairo. 'lr verließen Rofttte d?n neun und zwanzigsten Ventose Mittags um eilfUhr, und schifften unS auf et-ner leicht bcladenen Mache eln. T>er Mind blies aus Norden; das Wasser war schon sehr tief, und überall so ruhlg, wie in einem Becken. An keiner Stelle konnte» wir elnen Stromzug bemerken, und doch wogten wir mit der größten Schnelligkeit dahin. Die, gegen Rosette zu liegenden Ufer des Nils, sind lilcht hoch, und gewiihren den weitspähenden Blicken die Ansicht der schönsten Felder. So wie man sich aber weiter davon entfernt, wird das FlußlMte immer tiefer; die Ufer werben höher, und das Feld verschwindet. Es bleibt dann nur eine einförmige Anhöhe, von brauner Erde Übrig, deren Anblick sehr ermüdend seyn würde, wenn man nicht noch die Gipfel von Palmen und Maul-beerfeigenbäumen erblickte, welche die, an dem Flusse, aufewer künstlichen Anhöhe gelegenen Dörfer, umgeben; "nd einige der Inseln anträfe, die sich jährlich zeigen, so wie das Wasser fällt, und auf welche der arbeitsame Fellah Saamen von verschiedenen Melcnensorten, Gurken und Wassermelonen, in der gewissen Hoffnung be» bellt, die Früchte dieser Wanzen, noch vor dem An« 59 6o 333 wachsen des Flusses arnd««,-^ toxnelk Bey Annähe, rung an ein Äorf bemerkt man mit Verwunderung ^, Kinder beyderleyGeschlechts bis jl: benIHhrc!, dirMünn-barkeit »ackt herum laufen, welche an dem Wasser spielen und scherzen, ohne die Wirkungen der brennenden Sonnenhitze zu fürchten; und Weiber, v^n jedem Wer, mit «lnem bloßen blauen Hlmde bekleidet, welche mit elnem^ Kruge aufbem Kopfe zu dem Nil kolnmen. Hier legen sie gewöhullch ihr Hemd <,b, waschen, uüd breiten es anö, und schwimme'« einige Augenblicke ln dem Flusse.. Dann ziehen sie dieses nuch triefend nasstHemd wieder an, füllen ihren Krug, und gehen, ohncweber aufbie vorüber schwimmenden Fahrzeuge, noch aufden Reisenden , der. ihnen zusieht, zu achten, wieder zurück. Auf dieser Fahrt gfw^hrt alles Stoffzu Bemerkungen; »lles zerstreuet odil beschäftiget, vergnt'igt oder in-leressirt den Reisenden. Bald sieht man «in Floß, das von zusammen gebundenc» Kürbissen oder umgekehrten Krugen qemacht ist, und saift dahin schlüpft; bald den. zlerllchei« Kahn eiucs Mamelucken, der mit Hülfe von. zwanzig oder dreyßig Rudern schnell vorüber fährt. Hier machen singende Schiffer, welche bis au die H.ilfteder Schenkel im Wasser stehe,,/ ihr gestrandetes Fahrzeug wieder fioN; weiterhin, wo sich der Nll um sich selbst herum windet, müssen sie lavlren, oder an das LaiU» steigen, und lhr Fahrzeug bugfiren, bis si« eilten sehr spitzigen Winkel vorbey sind. Dort laufen die Büffel» welche man losgelassen hat, zu dem Wasser, und stürzen sich bis an die Nasen hinein, theils um sich abzukühlen, theils auch, um den Stichen der Bremsen und Wespen zu entgehen. Hort schlüpfen die Tauben, wlc bey uns dl« Schwalben, an der Oberfläche des Wassers hin, und Men, so wie jene, ihrm Schnabel ohne Unterlaß. Veberall macheft zahlreiche Heerden von Vögeln allerArt, Jagd ausFlsche, Amphibien und Gewürme. Als a egen Untergang der Sonne der Wlnd zu wehen aufhörte, so hielten wir, oberhalb eines Dorfes, welches Metubis hleß, x,n. Den andern Morgen setzten wir unsere Fahrt fort, und kamen nach zwey Stunden ln Fuah an. Diese Stadt, welche unter der Herrschaft der Araber «lne oerbelrä'chlllchsten von Vgyvten war, liegeaufbem östlickcn Ufer, neun oder zehn Meilen von dem Mecre. Seitdem aber Rosette der Stapelplay der Waarm, die auf dem Flusse kerauf oder herunter kommen, geworben ist, hat sie vlel von ihrer Volksmenge ^lnb von tbrem blühenden Zustande verloren. Indessen wlrb doch noch einiger Handel daselbst getrieben. Man verfertigt hier Webereyen, Saffiane, auch Tauwerk und verschiedenes Hausgerathe; und der größte Theil von 5en Einwohnern sind sehr gute Schiffer. Die Insel, welche westlich von der Stadt liegt, schien uns sehr gut angebaut zu seyn; denn sie ist mit Datteln, Pomeranzen, Zitronen und Hennabäumen bebeckt. Wir hielten uns nur einige Stunden zu Fuah auf; denn well uns der Wind günstig blieb, so spannten wir unsere Segel und fuhren weiter. Bald hatten wir den Kanal zurückgelegt, der das Wasser nach Alexandrlen leitet, so wie auch den, der sich bey Damanhour en« digit. Ersterer liegt mehr als zwey Meilen von Fuah; letzterer noch zwey Meilen welter, und kommt von Na-«nanich oder dem Platze, welchen die Franzosennach, her befestiget haben. Wir sahen nur einige unbeträcht« Nche Dörfer, und viel wüstes Land. Gegen Mitter, nacht, als wir auf dem Sande, nahe an dem linken Ufer festsaßen, erschrack unser Ianltschar, welcher Arabische Relter zu sehvey Arme, und v,n dem mittlern Tlieile durch eine Menge Kanäle, unte, stützt werden. Der Handel könnte darinnen eben sv ausge, breitet werden, als es die Umstände und die glüclllche Lage erlaubten; auch würde mail die Tranoportkostw, tt. Bano< (L 6^ die ma» hem zu Tage von Vulak nach Kairo aufwen» den muß, erspare» können. Ein anderer, hieiauS entspringender Vortheil würde der seyn, daüm^ndaS Masse«: imlmc il! beyde Arme gleichförmig vertheilen, uud so das östliche und westliche Niederägypten i,i glei, hem Maaste befruchten könnte. Die Araber wählten unter denFatiml?en diese für Kairo so ungünstige Lage, um daselbst eine Hauptstadt zu erbauen, well Fosi^t in Brand gesteckt worden war, damit es den Kreuzfahrern, welche in dem fünfhundert und vicr und sechzigste»» Jahre der Hegira gegen dasselbe anrückten, um es zu belagern, ni^ tin die Hände fallen sollte. Fostctt, oder das alte Kairo, war durch Llmru, General des Omar erbaut worden, um an die Stelle ron Memphis zu treten, und Memphis lag, wie bekannt, vier Metten südwestlich, auf dem abendlichen Ufer des Flusses. Die Lage dieser Eradt war den alten Aegyptern günstiger. Sie lag nahc an dem Hügel, wo sich dicPy-ramidm, die Begräbnisse der Könige befanden, und wo jeder Einwohner die Erlaubniß hatte, sich seinBcgräbuiß anzulcgen. Sie lag zwischen Obec.-und Nledcrägypten, nlcht weit ven Fayum, einer reichen und bevölkerten Provinz. Uebrlgens hatten auch die Llegyptier das obere Aegypten eher in Besitz genommen, als s,< sich ln das Niedere verbreiteten; Theben war lange Zeit thre Hauptstadt, und sie wählten nachher die Lage von Memphis, weil sie mehr gegen den Mittelpunkt zu war. Wenn aber Alexandria »Ulter den Griechen und Römern so beträchtlich anwuchs, und dcr Hauptort von ganz Aegypten wurde, so war dieses bloß lhrm zwey Häfen, uno der Aufmunterung, welche otest Völ« ter dem Sechandel ertheM««, zuzuschreiben. '< ^i^.. ..^<.., D ie Maulbeerfeigenbaum-Allee, welche sich von dem Meklas an, bis in die Mitte der Insel erstreckt, besteht heut zu Taqe liur aus einer einzigen Neihe von Bäumen, von denen nicht eln Einziger in gerader Linie, und gleich weit von dem andern sieht. Sie ist nur durch den Schalten, welchen sie gewährt, und durch das Wachsthum,wel-ches diese Bäume gezeigt haben, die, wie man versickert, kaum fünfzig Jahre standen, *) merkwürdig. Noch zeigt diese All« elne sonderbare Erscheinung'. Bey einigen dle-se? Bliume nämlich, welche einander zu nahe stehen, kmi-zen sich dle Zweige, lhre Rinde ist daher an mehreren Stellen durch das Reiben verletzt worden, Mld hler^ls ist eine Vereinigung zweyer Aesie, mittelst emcr lmtürli« chen Pfropfung entstanden. Diese kann aber nur bey Elchen Bäumen Statt finden, welche welches Holz und vielen Saft haben. Murad-Bey, den, man gerathen hatte, zu Cai< ?o, «ine furchtbare Marine zu unterhalten, ließ theils um den Mamelucken Schrecken clnzujaczen, theils um sich selbst zu sichern, und auf allen Fall einen, für andere unzugänglichen Zufluchtsort zu haben, ekne grosse Menge dieser Bäume fällen, und daraus eine Fregatte ') Dcr Bürger Gr^ert gab ihnen im neunten Jahre 5cr Republik nur ackt und zwanzig Jahre, welches mir aber unwahrscheinlich verkommt. 72 für vlerzlg Kanonen bauen, ob sse glelch ntcht im Stande war nur z vanziq derselben zu tragen. Auf diese Art hat also der mivissende Cirkassier, um sich einei? Popanz zuvcrschassen, den einzigen SpitzierMlg, welcher sich um Cairo herum findet, zerstört. Denn, wenn man elnlge, mit Palmen, Pomeranzen, Aprikosen, Cassabäumen und Akazlenartcn bepflanzte Garten, die an der westlichen Seite von Cairo, und auf dieser In/el befindlich sind, ausnlmmt, so ist alles übrige Land nackt, trocken, staubig und wüste. Siebenter Abschnitt. Gang zu den Pyramiden. — Gizeh, und die Kultur seiner Ebene. — Katakomben. — Beschreibung deS Cheops oder der großen «Pyramide. — Bemerkungen über den Che-phre», oder die zweyte, und über den Mycerinus oder die dritte. — Wohnung eines Marabou. — Von dem 5 Gphmx. ^31 gen ble Mtte des Germinal erhielt der Bürger Maqallon einen Empfehlungsbrief von Murad an den Arabischen Schelkh durch dessen Lander wir gehen muß^? ten, und nun waren wir bloß auf Anschaffung von Wegweisern und Lastthleren bedacht, und versahm uns mit Mundvorrcuh für sechs bls sieben Tage. Wir waren nmnlich Willens, nicht allein die Pyramiden von Gizel) zu besuchen, sondern auch noch die ganze Ebene pon ^akhara zu durchkreuzen, mehrere Katakomben zu bclcyeu, und «udllch ander Stcüe wieder zurück zu l^i n n.), Welches wir zum erstenmal sahen. C«W schönes Gefieder ist graugelb mit schwarz vermengt. Die Kehle schwarz, weiß getüpfelt, und gelb umzogen. Dle Brust rothgell,, mit einem schwarzen Saume. Der Schwanz endiget sich mit zwey langen, splhigen Federn. Alles dieses macht ihn zu elnem der schönsten Vögel ln der Wüste. -^' Wir giengen über die Spuren elnes Kanals, den man auf der DanvMischen Charte angegeben findet, welcher von dem See Möris, ln der Provinz Fayum, ansieng, westlich vor Memphis vcrbeygieng, und sich w den See Marcotis endigte. Ieyt ist er fast ganz ver? schüttet; und wahrscheinlicher Welse hat man die Erhaltung des Theils, welchen man nock siehet, nur der Sorgfalt der Einwohner zu danken, die sich sonst auf keine andere Art ihre» Wasscrvorrath das ganze Jahr hindurch verschaffen können. Diese Ebene «st, so wie alle Landstriche Egyptens, welche der Nil periodisch mit seinem Wasser überschwemmt, sehr fruchtbar und ergiebig. Besonders bauet man hier viel Safflor. Die Blumen dieser Pflanze, die in dem Handel unter dem Namen Safra, »nun geführt werben , geben bekanntlich eine schöne Pomeranzenfarbe, welche den Grund zu einer rothen Pfianzellfarbe giebt. Die beste Sorte von dem Saff, lor, welchen Egypten liefert, sammlet man ln der Gegend von Cairo, und in der Ebene von Glzeh. Der weiß blühende Klee, Feigbohnen, Gersie und Weizen, bedeckten die Felder, welche nicht millSasslor bcsellt waren. Die Gerste war schon geschnitten, und der Weizen reifte. Von Zeit zu Zeit sahen wir Dicklgte von Dattelpalmen; auch fanden wir Azederachbäume, Akazien, Napkas, baumartige Tamarisken, und Maul-bee,bäume, aus wllchcn allcn sich ergab, daß der Man- ?4 ^W^WlW^W» ES waren auch einige Fremde dabey , von denen ma» uns nicht mit Unrecht, große Lobeserhebungen gemacht halte. Am fünfzehnten Germinal Nachmittags zogen wir ab, und hielten unser Nachtlager in Gizeh, einem klel« uen, auf den, westlichen Ufer des Nils gelegene« Dorfe. Wir blieben diese Nacht l:i dem Hause eines Kaufmannes, wo wir durch die Flöhe und Wanzen, dle sich hier in großer Menge fanden, noch mehr aber durch das Gelag, welches unsere jungen'Wüstlinge anstellten, denen wir nicht begreiflich machen konnten, dass man, um seine Gesundheit durch die Beschwerlichkeiten des Tages nicht zu zerstören, unumgänglich des Nachts ruhen müsse, sehr beunruhiget wurden. Mohamed - Bey, und nach ihm Murab - Bey wollte» Glzeh durch eine Ringmauer und Thürme befestigen. Letzterer brachte einen großen Theil des Iah, res hierzu; und sei» Pallast, an der Nordseite des Äorfes am User beS Flusses schien geräumig und gut unterhalten zu seyn. Man erzählte uns, baß an der Himcrseitt dlefts Pallastes sehr große, aber eben so unordentliche und wenlg geschmackvolle Gärten befindlich wären, wie nm Cairo herum. Vor Tagesanbruch giengen wir von Gizeh weg. Von diesem Dorfe an, bis zu den Pyramiden rechnet man ungefähr drey Meilen. *) Der Boden ist ganz eben und während der Ueberschwemmung fast durchgängig mit Flußwasser bedeckt. Hier erlegten wir eine Art von Haselhuhn (nämlich das PyreiMche; I'etraa alckat» , "'*) Sechszehntausend Schritte, den Schritt zu zwey Fuß gerechnet, nach des Bürger Grobert, zivölftansenb ahrr nach Hiclr? HMValle's Angabe. l^i n,!.), welches wir zum erstenmal sahen. CM schönes Gefieder ist graugelb mit schwarz vermengt. Die Kehle schwarz, weiß getl'ipfelt, und gelb umbogen. Dle Brust rothgelb, mit einem schwarzen Saume. Der Schwanz endiget sich mit zwey langen, spitzigen Federn. Alles dieses macht ihn z>, einem der schönsten Vögel tn b«r Wüste. Wir giengen über die spuren eines Kanals, den man auf der Danvllliscken Charte angegeben findet, welcher von dem See Möris, w der Provinz Fayum, ansienq, westlich vor VIlemphls vcrbeygieng, und sich w den See Marcotis endigte. Ieyt ist er fast ganz verschüttet ; und wahrscheinlicher Welse hat man dle Erhaltung des Theils, welchen man noch siehet, nur der Sorgfalt der Einwohner zu danken, dle sich sonst auf keine andere Art ihren Wasscrvorrath das ganze Jahr hindurch verschaffen können. Diese Ebene lsi, so wie alle Landstriche Egyprens, welche der Nil periodisch mit seinem Wasser überschwemmt, sehr sluchtbar und ergiebig. Besonders bauet man hier viel Easssor. Die Blumen dieser Pflanze, die in dem Handel unter dem Namen Eafra« uu,n gsftihrt »verdcn, geben bekanntlich eine schöne Pomeranzenfalbe, welche den Grund zu einer rothm Pfianzenfarbe gicbt. Die beste Sorte von dem Saff, lor, welchen Egypten liefert, sammlet man in der Gegend von Cairo, und in der Ebene von Gizeh. Der we!ß blühende Klee, Feigbohnen, Gersie und Weizen', bedeckten die Felder, welche nicht mit» Safflor bcsellt waren. Die Gersie war schon geschnitten, und der Weizen reifte. Von Zeit zu Zeit sahen wlr Dictigte von Dattelpalmen; auch fanden wir Azedcrachbü'ume, Ak'zien, Napkas, baumartige Tamarisken, und Maul-bttlbäumc, aus wtlchcn allcn sich ergab, daß der Man- gitrÄlltur. Hi«t, 8, Fuß haben. Sie scheinen alle, so wie die Wände dcr Mauern, und der, in einem der Winkel stehende Sarkophag von rosenrothem Granit zu seyn. In den beyden Seltenmauern bemerktman zwey, ein-onder gerade gegen über stehende Löcher, von denen das hinelngedrungen sey, äußert, kann man unmöglich ihre tief« Scharfjmnigkelt und große Wahrscheinlichkeit absprechen. Uebrtgens verweisen wir auf das Wcrk Mail-lets selbst, oder auch auf Savary's Schrift, welcher ersteres nur ausgeschrieben hat. Man kann hierüber auch deS Bürger Grobert's Beschreibung der Pyramiden von Gizeh und seine Widerlegung der Meinungen Malllets nachsehen. Indem wir unsern voriqen Weg wieder zurück gien« H er" der Pyramide zuzubringen, um alles recht auf das genaueste besehen, beobachten, und »5 «tsse>, zu können, und schmeichelten uns, mlt einer ganz vollkommen richtigen Ibet über ihre innere Vertheilung, und die Bestimmung emes jeden Gegenstandes, den man daselbst bemerkt, wieder herauszugehen; aber dle Luft, welch« sich nur äußerst langsam erneuert, wurde in kurzer Zeit durch die Menge von Kerzen, die wir immer brennend erhalten mußten, und dl« große Anzahl von Menschen, dle uns begleitete, dermaßen verdorben, daß wir baldgenug lnne wurden, wie nöthig es sey, diesen Ort «lllgst zu verlassen. Demungeachtet blichen wir doch län« ger als vier Stunden darinnen, und als wir wleder her« auskamen, belästigte uns lm Freyen der erstickende Wind Hhrawsi, der seit einiger Zeit wehete, und die drücken« de Hlye der Luft fast eben so schr, als die mephitische kuft in der Pyramide. Ob uns aber gleich anfanqSdle Kräfte verließen, so frischte sie doch der Muth lieber auf, und wir wollten uns von der Pyramide, und von diesem Orte nicht entfernen, ohne vorher auch ihren Gl» pfel «rstlegen, und alles Merkwürdige, was da auf« zufinden ist, beobachtet zu haben. Ein Araber unseres Gefolges zeigte uns einen Weg, an dcm nordöstlichen Winkel derselben,auf welchem wir wlt großer Lelchtl^kelt hinaufstiegen. Iq wir können versichern, daß blest Unternehmung mit schr weniger Ge» fahr verknüpft lst; denn dle starke Neigung der vier Seitenflächen d«r Pyramid«, und die Absätze einer jeden ein» zelnen Stelnlage, gewähren den Händen und Füßen, hinlängliche Ruhe-und Vefestigungspunkte. Die Spitze bildet etn großeS Vlereck, aufwelchem man mit eben der Sicherheit herumspatzleren kann, wlt auf dem Gipfel eines abgeschnittenen Gebirges. Von diesem hohen Stand« punkte aus »ibersieht man einen unermeßlichen Horizont. Nördlich und südlich erblickt man die Hügel, wtlche das kruchtb«re Ägypten, von den Wüstln Lyblens rren- nen; man verweilt dann südlich elnige Zelt auf ben Py, ramlden vonEakbara, und dieser dürren Cbene,welch« wie bekannt, die Reste der Bewohner von Memphis ent? halt; westlich ermüdet ein graulicher sandiger Voben, der das Eigenthum der arabischen Beduinen lÜ, durch seine Einförmigkeit den Blick. Mit mehrerem Vergnügen wendet man sich südöstlich, wo der Nil mit seinem Gewcisser das Thal durchläuft, und erfrischt; man unterscheidet hier das Goldgelb der Fruchtfelder, das mit Süsslor untermischte Grün, und das einfarbige Grün der Kleefelder. Die nicht häufigen, auf oer Ebenezer-streuettn, und an den Ufern deS Flusses liegenden Dörfer erkennt man an den Baumpfianzungen, welche sie um« geben, Oesillch zieht die Stadt Kairo, die mit Bou, lak, Glzeh und Alt-Kairo, zusammenstießt, ewige Zelt alle Aufmerksamkeit des Reisenden an sich. Jenseits der Stadt bemerkt er den unfruchtbaren und unangeneho men Mokatam, und weiterhin, links, den jetztunbrauch-baren See der Pilgrime. Nordöstlich breitet sich «ine un, «rmeßliche Ebene aus, deren Ende der Blick nicht errel-chen kann;a«fwclcher man vergeblich befruchtende Kanci-le, blühende Städte, ergiebige und mannichfaltige Pro« dukte, betriebsame Menschen und zahlreiche Heerdcn sucht, welche seit langen Zelten Aegypten zu einem der schönsten und reichsten Erdstriche der Welt machten. Statt alles dessen sieht der Reisende ein unglückliches, unterdrücktes Volk, einige, aus Erde erbauet«, größtentheils vtllassene Dörfer, Ueberbleibsel von Kanälen, in welche» sich noch Wasser wahrend der Ueberschwemmung sammelt, und das ganze Jahr darinnen stehen bleibt; einige Er, zeugnisse, die der Ackersmann nur mit Mühe dem Boden entreißt, der ihm nicht eigen gehört. Ersieht den Des» potlsmus, und seine schrecklichen Folgen, dle Mnvissen, helt mit allen t'enen, sie begleitenden Uebeln; den Fana» tismns, mit seinem zweyschneldlgen Schwerdte; es ent, steigt lhm eln tiefer Seufzer, und er wendet die Augen von einem Uebel, das cr nicht langer mehr betrachten kann , und welches zu h^en, seine Kräfte zu schwach sind. Ms wir wieder heruntergestiegen waren, untersuchten wir genau, cb die Pyramide wirklich so tlef ln Sand vergraben wäre, wie mehrere Schriftsteller, und besonders Savary behaupten. Letzterer scheint davon' so fest überzeugt zu seyn, daß cr uus dieser Verschu't-tung den Unterschied, dcn man in den Messungsangaben vou d«? Höhe derselben, bey ältern und neuern Schriftstellern findet, zu erklären suchs. Wmn c^ ciber Mlt Aufmerksamkeit den Grund dcr Pyramide unter« sucht hätte, so würbe er gefunden haben, daß der Felsen, aufweichen sie aufgesetzt ist, an verschiedenen Stellen hervorguckt, und daß man daselbst deutlich die erst« Lage von Steinen seheu kann, welche drey - bis viermahl größer sind, als dle darauf folgenden; er würde ferner, aus der offenen Spalte, die wir in geringer Entfernung von der östlichen Fläche der Pyramids be« merkt haben, und deren Ränder den entblößten Felsen sehen lassen, die Unmöglichkeit haben beurtheilen können, baß dieses Denkmahl auch nur «ine Toise tief rund herum verschüttet seyn möge. Wenn man ja einige Erhöhun« gen deS Bodens fmket, so rühren sie augenscheinlich von Trümmern her, die theils von ihrer Bekleidung, theils von den Materlallen, die man aus bcm Innern herausschaffte, abstammen. Eine solche findet sich vor dem Ein» gange; dergleichen Anhäufungen sind aber nicht überall anzutreffen. Man bemerkt auch einig« Sandhügel, welche der Wind abwechselnd hcrbcy treibt und auch wlcder wegweht; sie find aber weder häufig, noch von großem Belange. Demnach kann man also, wenn man nur eln 88 ???? wenig aufmerksam ist, fürwahr annehmen, baß die Pyramide jetzt noch eben so hoch erscheint, wle in den früheren Zelten. DaS, was wir von dieser sagen, kann ebenfalls auch auf dle benachbarten, und überhaupt auf alle die in der Ebene der Mumien zerstreuet sind, angewendet werben. Sollten noch einige Zweifel in dieser Rücksicht übrlg bleib:?,, so werden sie wohl leicht durch Beobachtung der zweyten Pyramit,e,w«lche südwestlich von der erstem liegt, gchobcn werdcn können. Sie ist fast ebnnm,»ncr, die von oc.i Bruchstücken ihrer Bekleidung herrühren, und wovon sich noch eln guter Tkell an ihrem obere,! Ende erhalten hat; aber dieser SH ?^>?««^ Dimmer, ln die wir nlcht gekommen sind, erleuchten soll« «en. Es scheint, als wäre dieser ganze Theil des Felsen vor alten Feiten ausgehauen gewesen, und er enthält vermuthlich noch eine große Menge von Zimmern, ln de« nen vielleicht bey sorgfältiger Untersuchung noch manches Merkwürdige aufgefunden werden könnte. CS würde nur wenige Arbeit erforderlich seyn, um den Sand weg, zuräumen, der sie zum Theil verstopft. Als wir bey dem Sphinx ankamen, sagte man uns, baß die erstgenannten Zimmer, ln denen wir gewesen waren, sich »velt unter den Felsen hin erstreckten, daß dl« hintern Mauern wirklich mit Charakteren bedeckt wären, und daß man selbst Nischen, mit kleinen, in den Felsen gehauenen Statuen, darinnen fände. Die Art aber, mit welcher uns dieses erzählt wurde, ließ uns leicht be» merken, baß diejenigen, welche davon sprachen, nichts der Art selbst gesehen hatten, und ihre Nachrichten sich nur aus Hörensagen gründeten. Demmlgeachtet aber wollten wir wieder mit brennenden Lichtern zurückgehen, aber un» sere Führer wlberrlethen es. Es war freylich etwas spät, und wir mußten eilen , um den Sphinx zu betrachten , und dann in ein Dorf zu kommen suchen, wo wlr die Nacht zuzubringen gebachten. Diese so kolossalische Statue, von welcher fast alle Reisende gesprochen haben, hat, wie Volney bemerkte, die Züge einer Aethloplschen Figur. Der Kopflst noch sehr gut erhalten, aber der Hals und der Anfang der Schul« tern sind desto mehr zerstört. Bey Betrachtung der feinen Beschaffenheit des Steines, welcher fast von eben der Art ist, wie ln den Pyramiden, und ln den lyblschen Fel« sen, muß man wirklich erstaunen, daß der Kopf in noch so gutem Zustande ist; es scheint aber, als hatte er selne Erhaltung einer Lage von gelbbrauner Farbe zu dankn> 93 womit man ihn überzogen, und die man «och schr wohl erkennen kann. Der nach Westen hln liegende Rücken, steigt nur «inige Schuhe hoch über den, ihn umgebenden Sand. Er hat mehr als hundert Fuß ln der Longe, mW der Kopf mehr als fünf und zwanzig ll, der Höhe. Der obere Thell beS Kopfes hat ein Loch von fünfzehn Zollen lm Durchschnitte und neun Fuß Tiefe; die Richtung desselben geht etwas schief, und scheint mit hin. «lngeworfenen Steinen erfüllt zu seyn. Die ältern Schriftsteller sind über die Bestimmung dieses Loches nlckt ein, stimmig; einige halten es für die Oeffnung eines Brun, nens, welcher mit dem, der großen Pyramide ln Verbin, dung stand; andere glauben, daß durch dasselbe der Leichnam des Amasis, eines KönlgS von Aegypten, ln dem Schooße dieses Ungeheuers beygesetzt worden wäre; noch andere meinen, daß die Priester durch dasselbe Orakelsprüche ertheilten, um den unwissenden Pöbel zu leiten oder zu täuschen. Eben so wenig ist man über die Be« stimmung des Sphinx selbst einig. Sollte er wohl den Sand von Lyblen aufzuhalten gedient haben, damit er sich nicht über das gebauete La».d verbreiten konnte'i oder diente er vielleicht dem Volke zu einem Symbole, welches die Epoche des Jahres, wo der Fluß/aus seinen Ufern auf baS kind trat, und ihm Fruchtbarkeit zuführte, ins Gedächtniß zurückbringen sollte? Es ist noch die Untersuchung übrig, ob der Sphinx wie man geneigt ist, zu glauben, um zwey Drittheile seiner Höhe in dein Sande vergruben, oder ob er „ur ewige Fuß hoch über der Erde erhaben sey. Der Theil des Rückens, welcher frey liegt, scheint anzuzeigen, daß der übrige Theil des Kö'pers vollendet >il,s einem emzi? gen Stücke gehauen sey, und daß er, ohne irgend eine Rücksicht a lf religiöse oder politische Beweaungsgrünbe, die zu seine. Errichtung mitwirkten, welche Nachforschung gen die Geehrten angehen, dem blo>.I Beobachter die Menge von Steinen angiebt, welche aus diesemOrte gewonnen wurde, welche Menge aber doch nickt einmahl zu der ersten Lage der großen Pyramide hinreichen wm be. *) *) Man vergleiche danut die obe» angeführte Ncise nach Aegyplen. ^ Y5 Achter Abschnitt. Nachllagrrzu Aquisir. —Aufenthalt in diesem Dorfe. —Lage von Memphis.— Besuch der Grüfte heiliger Vögel. — Beschreibung von Mumten des Ibis und der Mumie von einer SpitzmuuS. — Bemerkimstcll über dic Wüsten. — Beobachtungen über das Kameel. ^^ahrend dem wir mit Beobachtung des Sphinx beschäftiget waren, nahmen einige unserer Reisegefährten, die sehr richtig urtheilten, d^.1 der Khramsi mehrere Tage dauern würde, und welche wohl wußten, wie gefährlich es sey, sich seinen nachthelligen Wirkungen auszusetzen, ihren Weg nach Cairo zurück, und baten uns unsern Gang in die Ebene der Mumien bis auf ew anderesmahl zu versparcn. Wlr würden dem Beyspiele, welches man uns gab, gerne gefolgt seyn, wenn wir nicht eine ungewisse Gefahr der Schande, zu frühzeitig zurückzukommen vorgezogen, und überdleses auch nicht unsere Reuglerbe über die Beschwerlichkeiten hätten siegen lassen. Wirklich war der Wind , ob gleich die Sonne schon ziemlich tief stand, noch immer heiß, und die Luft mit einem unangenehmen Staube geschwängert. Wir selbst fühlten eine allgemeine Ermattung, und einen unersättlichen Dmsi; der Appetit zum Essen fchlte, und unser Athmen war beklommen. Dem allen ungeachtet aber beharrten wir doch auf unserer erst gefaßten Entschließung, und stiegen auf unser« Esel, um die Nacht« Herberge zu erreichen, wo „nsere Führer mlt uns zu^ bleiben gedachten. Da wir nun südlich gtengen, sahen wir et»v>i ein« Viertelmeile von dem Sphinx einen Weingarten, in welchem wir eine Art von Regenpfeifer, den wir nirgends wieder bemerkt haben, und der weißliches Gefieder halte, erlegten. Wir verweilten uns einen Augenblick bey einem Radebrunnen, der mit einigen Dattel-und Napkabnumen umgeben war, auf wclchcil wir dens^ö-Nen grünen Bienenfresser mlt gelber Kehle ( kieropz >Vpi»N«s I>!nn,) tödteten. Hinter uns ließen wir zwey oder drey fast unbewohnte Dörfer, und nach an« derthalbstündtger Reise gitngei, wlr durch daS Dorf Abukir, welches am Nande der Wüste liegt. Es ist das alte Busirls, wo sich/ nach Pllnius Erzählung, die Manner befanden, welche die Pyramiden bestlegen, ob diese gleich sonst mit platten, polirten Steinen überzogen waren. Im Vorbeygehen bemerkten wir einen steinernen Sarkophag, dessen Inneres wie eine Mumie ausgchauen war; hier diente er zu einer Trimle. Anstatt in diesem Dorfe zu bleiben, welches nahe bey den Mumlengrüften war, in welche wir hinabsteigen wollten, setzten »vlr vielmehr unsern Weg bis nach Hquifir fort, wo sich der Arabische Scheich befand, an den wlr Briefe abzugeben hatte«. Wir mußten nock länger als eine Stunde ln südöstlicher Richtung quer durch gebauetes Land reisen, worauf wir plele» Flachs sahen und wovon ein guter Theil schon gerauft war. Endlich durchstrichen wir noch einen beträchtlichen Tbe'l dcs Aclieron, odcr des alten Kanals, der von dcni See Mörl's zu dnn Sce Maieotis gieng, und kamen ln Aquisir an. So wie der Echeikh den Brief von Murad gelesen, und vernommen hatte, daß wir geneigt wären, ihm ein 97 Geschenk zu machen, versprach er, dle Mumiengrüsie vstnen zu lassen, und uns eine hinreichende Bedeckung zugeben. „Sie sind, sagte er, von diesem Augenblicke an meine Gäste, und ich bürge für Sie mit meinem Kopfe." Sogleich befahl er einem seiner Offiziere, uns wegen unserer Ankunft Glück zu wünschen, ein bcquemcs Quartier auszumachen,, und uns alles zu verschaffen , was wir nöthig hätten. Diese Befehle k^men uns sehr gelegen; denn unsere Führer, welche weniger als wir, von dem Khramsi beschwert, und genöthiget wurden, dl« Körbe mlt unserm Munbvorrathe zu offnen, hatten schon bemerkt, daß alle Fleischspeisen dermaßen verdorben wa« ren, daß es platterdings unmöglich sey, etwas davon genießen zu können. Als der Scheikh dieses erfuhr, schickte er uns einen sehr fetten Hammel, der aber auch in weniger als einer Etmioe zerstückt, gekocht, und verzeblt war. Er schickte uns auch noch Pntter, frische Milch und Iugur ober geronnene sauere Milch. Die friscte Milch gewährte mir bey jetzigen Umstanden das größte Labsal, und war mir unschätzbar; sie machte fast das «lnz'ge Nahrungsmittel aus, wclcheS ich, während dieses häßliche» Khramsls gcnleßcn konnte. Der Scheikh ließ uns des andern Tages, bcy Ueber-schlckung von neuem Munbvorrathc, sagen, deß die Grüfte noch nicht geöffnet wären, und baß diese Arbeit r milii» paN'uum, »IVIemp^i 5ex vicc» oppoilc«, c^iem va^^ni. Ilusirim, nur vier Metten wett von der Nächstliegenden Lyblschen Bergkette entfernt war. Wetl uns die Nacht übereilte, so sehten wir unsere Nachsuchungen nicht welter sort; übrigens erwarteten wir auch auf dieser Ebene welter keine Ueberbleibsel von Denkmählern. Die Nähe deS NilS begünstigte dte Fortschaffe der Materialien zu sehr; und wahrscheinlich wurden sie schon ln frühern Zeiten weggenommen, und nach Fostat und Cairo gebracht, als diese Städte allmähllg an die Stelle von Memphis traten. Es lst gar teinem Zweifel unterworfen, daß nicht alle die Spulen, Frise, Zierrathen, und alledle kostbaren Materialien, die man in Kairo findet, von der alten Hauptstadt Egyptens herrühren sollten. Uebrigens mag auch der Boden, thetts durch den Anbau, theils durch die Erhöhung des Landes, welche buich den jährlichen Nie« dersatz des Flusses entsteht, fast liberal! geebnet seyn. Demnach kann der Reisende mehr nur die Bestimmung des Ortts, wo Memphis ehedem stand, als die Be« schreib^g ihrer Ruinen, vor Augen haben. Herodot sagt, daß Memphis auf der schmalen Seite'Egyptens, westlich vom Nt!e, dem arabischen Gebirge gegeniiber, gelegen habe. Nack Strabo»var sie drey Schönen oder ungefähr fünfzehn Römisch« Mli» len von dem Delta entfernt. UebrigenS sagt er noch, daß sie vierzig Stadien oder eine und eine Vlertelmeile weit von dem hoher liegenden Landstriche, mifwelelilM die Pyramiden standen, befindllcl, sey. Demnach stimmen diese Weiten schr wohl mit der Lage Gerein, die wlr vor Augen haben. Plinius, welcher die drey Py« ramiden von Gizeh zwischen Memphis mid das Delta setzt, sagt, daß die and:rn Pyramiden zwischen den» Uvlnos Arsmoe oder F>U)um lägen. Den achtzehnten Germinal relseten wir, begleltet von fünf und zwanzig arabischen Reutern, mit Tages Anbruch von Aqmsir ab. Nir gingen ungefähr eine Stundeaufder Ebene, und eine halbe Stunde auf dem Hüj,e! hin, woraufwiruns andem Nande einer geöffne» ten, tn den Felsen gehauenen, viereckigen Gruft besän, den. Ele hatte ungefähr fünf und zwanzig Fuß Tlefe und sechs oder sieben in der Breite. Der San d, womit sie ehedem angefüllt gewesen, war rund herum trlchter, sormig aufgehäuft, und würd« durch elne Nethe von Steinen, die man an dem Rande der Gruft herum gelegt hatte, zurückgehalten. Etn Palmenstamm, welcher querüber berOeffnung lag, sollte uns, mittelst an ihm befestigter Seile, die Einfahrt erleichtern. Zwanzig Araber warteten schon seit Anbruch des Tages unlerer an dieser Gruft, und waren, um uns elnen N«g z» bahnen, die ganze Nacht hindurch mit Wegräumung des Sandes beschäftigt gewesen. Zwey oder drey von ihnen giengen in Begleitung des Coquelaure, und einiger Personen von unserer^esell« schaft, w dlesen unterirdischen Ort, um ihn zu besichtigen, und uns Nachricht davon zu «rthctlen. Wahrend wir nun auflhre Zurückkunst warteten, heftete sich unsere Aufmerksamkeit aus eine Menge von irdene« Bruchsiü« cten, dte wir an mehreien Orten, aber immer nur auf gewisse Plätze eingeschränkt, liegen sahen. Eie schienen unS deutliche Anzeigen, von eben so vielen andern Grus-ten zu seyn. Weiterhin sahenwir menschliche Gebclne, um andere, ebenfalls von dem Sand« verschüttete Grüfte, zerstreut liegen. Auch sammelten wtr einige ln der Blüthe stehende Pflanzen, und siengen einen llei, nen Epringhasei, den wir aus seinem Baue jagten. Er war nicht größer als «ine Maus; seln Fcll fein, oben OelbröthllH, am Bauche schönwelß, »,„o er hatt« fünf F Zehen an febem ber vler Füsie. Hlerdurch unterscheidet er sich von allen andern Arten der Springhasen. Wir ließen uns ln die Tiefe der Gruft hlnab. Wo wir nach einigem Kclechen in eine geräumige Gal« lerle, dann in damenbretförmig vertheilte Zimmer ka men. In einer derselben fanden wir zahlreiche vom Boden bis an die Decke übereinander gehäufte Töpfe aus gebrannte: Erde, welche Mumien von Jots in feine Leinwand ober Wottensioffe gehüllt enthielten. In einem Topfe flindcn wir erstaunend die Knochen elnes vier-süffige» Thieres, welches für eine grössere SpitzmauS-art erkannt wurde. Wir machten uns nun auf und wanderten weiter durch die Wüste. Es ist nöthig einm wichtigeren Be-griff von diesen Wüsten zu geben. Allerdings führt der Wind aus dem Innern Afrl« las durch ganz kybien einen feinen zarten Sand. Doch kann der stärkste Wind binnen einigen Stunden nicht so viel Sand zusammentreiben, daß nur die Füsse elnes Menschen bedeckt würben. Jedes lebende Thier kann sich durch die geringste Bewegung auS einer Sandmasse bcfreyen. Der Boden erzeugt viele Pflanzen, Gazellen, Svrlnghasen u. s. w. Vögel von allerley Arten und Insekten. Zwar lst die Erde des Anbaues unfähig, und die Jagd bey dem siä'ren Ausgleiten auf dem beweglichen Sande beschwerlich, aber mittelst der Hausthlere und des Kanals irrt der Mensch ohne Furcht durch diese Gegend, zumahl er die Kunst versteht, Brun-nen zu graben, das er übrigens mit Hilfe der Milch Mehrere Tage entbehren kann. Der Boden dieser Gegend lst für den breiten und fielschtgen Fuß des Kamcels ganz passend. Bey diesem Anlasse lst zu bemerkn, daß daS Dromedar den Rö« wern und Griechen zum Laufen und Reuten diente, übcl- gens aber von dem Kameel gar nicht verschieben sey. Aber das Baktrianlsche Kam weaen seiner persönlichen Sicherheit, dle neuen Unter-thanm schonen zu Ml'issen glaubt, so besteht diese Scho-nung nlcht sowohl in einer Verbesserung ihres Schicksals, als vielmehr darinnen, daß er sie nicht einer gänzlichen Ausplünderung, ober der Habsucht seiner Untergebene» bloßgestellt laßt. Bald überläßt sich sein Nachfolger, welcher die er, zeigten Dienste vergißt, oder jede Achtung, jedes Ansehen, welches ihm nachchellig werden konnte, fürchtet, >,nd l'iberdieß gerne alle Reichthümer, und alle Macht an sich ziehen möchte, jedem Lasier, das ihm, wie erhofft, nützlich werden musi. Sc!»cm Beyspiele zu Folge, wird auch der geringste Bediente, ei» um so gefährlicherer Tyrann, weil er, angetrieben von der Gier, reich zu werden, und in dem Vertrauen, über eine seiner Maaß, regeln bestraft zu werden, jedes Mittel für erlaubt hält, wodurch er sich Geld verschaffen kann; und wenn diese Tyrannen nicht, wie die fleischfressenden Thiere, die auf einerley Beutegierig sind, unter sick in beständigen Kriege» lebten, so würbe das Volk keinen Augenblick Ruhe haben. Es würde sich kclner einzigen Minute lang set, «es Clgenthmms freuen, oder nur einige Tage seines Abens versichert scyn können. Wenn man bey dcm Hof anfügt, dessen Regierung durch erzwungene Abdankung, schändende Abseyung p5er gewaltsamen Tod abgekürzt werden kann, und ge« llich n>»r ewige Jahre, ja wohlgar nur einige Mo« Rat«, ohn Tag« oauert, so «ntstcht eine ulMlUtrbrochelie Kette von Tyrannen unb Untertyrannen, dle ssch so lange ln Aeste vertheilt, bis sie endlich auf Einmahl zerreißt, unb durch einen neuen Usurpator vom frischen wieder hergestellt wird, dessen Triumph weniger sein Werk, als das der Schwäche, der Verdorbenheit, unddesMißoer-gm'igens ist. Dieses ist der kurze Abriß der Geschichte von Aegyp-len, seitdem es eine Beute der Fremden geworden ist. hauptsächlich aber. seitdem es unter die Bothmäßlgkeit seiner letzteren Eroberer fiel. Wenn wir nn»; bloß aufdie Regierung der Kalifen und Sultane, die selne letzteren Herren ausmachten, be-schränken, welch eine Folge von Regenten, die dutch alle Verbrechen der Tyranney, und alle Lasier der Sklaverey entbehrt waren, finden wlr da nicht! Es ist bekannt, baß dle ersten Muselmänner, welche Aegypten beherrschten, nur Viccköntge der Kalifen waren, Anfangs R.ichidincn, dann Ommiaden von Syrien, und endlich Ab^ss»den von Iraque wurden. Im Jahre 563 machte Thulm,, abgesandt von dem Kalifen Molar-Billah, die Obergewalt wankend, und ließ sich zum Könige ausrufen, ohne berRe< glerung würdiger zu seyn. *) '^ Achmed Iby. Thulu» regierte sechzehn Jahre zwey Monathe. Er starb im Jahre der Hcgira 27«;uach Christi Gebllrt SöZ. Man begrub ihn nahe an dem Thore von Cairo, welches jetzt Babel» Karese heißt. Sein Nachlaß bestand, j» Folge her arabischen Geschichtschreiber in zehn Millionen Dinare, siebentausend Pferden, sie» bentausenb Sklaven, und drey und dreyßig Kindern. Vr baucle das Schloß von Cairo, worinne« erwohn« le, und nrnnte es Kqtta, die Stadt selbst aber stand Aegypten kam nun gegen Cube des Jahres 904 bls zu dem Jahre 9^3, wieder unter die Herrschaft der Mas-stoischen Kalifen. Dann bemächtigte sich Akhchldi, un« ter dem Kalifate des Rhady, desselben durch die Gewalt der Waffen; und. dieser schickte ihm, zwey Jahre nachher, die Bclehnung damit, zu. Unter den Akhchl-diten findet man einen gewissen Klafur, einen Verschnkt« tencn, von äthiopischer Nation, der für achtzehn D!» nare erkauft wurde, und welchen mehrere arabisch« Schriftsteller gelobt haben, dessen Regierung aber vo» zu kurzer Dauer war, um einige bemerkcnswerthc EpU-ren zu hinterlassen. Moez, der Nachfolger seines Vaters Almanzur, auf dem afrikanischen Throne, ist der erste von den Obel« dltischen Fatimiten, der in Ägypten herrschte. Durch eine Anzahl Mißvergnügter angerufen, schickte er seinen Vezier dahin, welcher im Namen seines Herrn Besitz davon nahm. Well er nun in der Pracht den Kalifen von Bagdad übertreffen wollte, so legte er, in dem Jahre 963 *) den ersten Grund zu der Stadt Kairo, und zu dem Pallasie der Kalifen, der unter dem Namen Khasreln bekannt ist. Unter der Obeidltlsch,Fatimltl-schen Famllle findet man auch den Fürsien, der, als ein zweyter Nero, sich ein Vergnügen barauS machtH ln damals noch nicht. Die Einkünfte Aeapptens betrugen zu jener Zeit vier Millionen Dinare. Man schätzt di« Zahl drr Menschen, welche er hinrichten, oder in dem Gefängnisse sterben ließ, auf achtzehn Millionen. ») Sie wurde, „ach Aussage arabischer Geschichtschreiber im Jahre ZH8 der ßegira erbauet. Kalro Feuer anlegen, und mehr alselnenDrittheilder Stabtabbrennen zu lasse». *) ^ "^ Den Fatimiten folgten dle Iobltcn Kurden. <3a-lahebdln, ober bey uns bekannter unter dem Namen Saladln, war Anfangs Offizier des Noraddln, Sultans von Eyrien; und naclcher VezlervonAegypten. Er bemächtigte sich nach dem Tode des Adhabh des Throns, regierte vler mid zwanzig Jahre, unt, starb in, Jahr« ,il,H. Er war e untergeordnete Tyrannen, welche sie verübten, und dle dunkle Rolle, welch« su spielten, überheben uns der Mühe, Meldung davon zu thun. Mehr als zwey Jahrhunderte entschwanden in einer Art von politischen Stagnation. Ein so langer Stil-lestand in Revolutionen, mußte auch elne Ursache haben , und wlr werden diese in der, durch Selim einge« richteten Reglerungsform finden. Er suchte, durch das einzige Gefühl be,vogen, nach welchem sowohl Despoten, als ihre Sklaven handeln, nämlich durch dle Furcht, nicht sowohl das Glück der, seiner Macht unterworfenen Generationen zu gründen, als vielmehr sein Ansehen gegen seine Repräsentanten in einer, von d?m Sitze des Reichs so entfernten Provinz zu schützen. Er hatte weniger die Absicht, elne Regierung zu organlsiren, als ein Gleichgewicht, oder v'eimchr «inen Kampf der Kräfte, anzustellen, damit keine vor der seinigen hervorstechen könne. Er bildete einen Divan, oder ein Regierungskol.» legium, welches aus dem Pacha, und den Obersten der sieben Militälkorps bestand. Das Geschäft des Pacha war, diesem Rathe die Befehle der Pforte kund zu thun, den Trtbut in den Ochay dcS Fürsten»« liefern, über Sicherheit des Lan- des gegen äußere Feinde, zu wachen, und sich b« Vergrößerung einzelner Glieder zu widersetzen. Die Befehle des Pacha's hingegen, mlt Angabe der Ursache von dieser Zurückweisung, zu verwerfen, lhn selbst seines Amtes zu entsetzen, und alle bürgerliche oder politische Ver« ordnungen zu bestätigen, lag den übrigen Mitgliedern dieses Rathes, ob. Vier und zwanzig Beys, oder Gouverneurs der Provinzen, die aber aus deu Mamelucken gewahltwer« den mußten, waren mit der gesammten innern Polizey beauftragt. Sie mußten die Araber in ihren Wüsten erbalten, und über den Empfang der Auftagen wachen. Einer von ihnen resiblrt zu Cairo, unter dem Titel Schetkh-el-Beleb, oder Gouverneur des Landes. Es ist lelckt zu beurtheilen, daß das Loos besVol« kes, welches in dieser Organisation nicht mit begriffen ist, oder wenigstens nur stillschweigend dazu gerechnet wird, gleichsam, als wenn es dazu dawäre, die AuS« gaben der Reqicrung zu bestreiten, und den auferlegten Tribut zu bezahlen, wohl keiner Verbesserung fähig seyn kann; daß der militcirische Despotismus mlt sewer ganzen Last auf ihm ruhen müsse, und dasi or für immer be« stimmt sey, dem Geize seiner Vorgesetzten, und deren Agenten zur Beute zu dienen. Dock müssen wir auck bier nocb der Fakte und Verordnungen, welcl'e die Polizey Aegyptens zum Gegenstände haben, erw.'itmen, ble kurz nack der Eroberung von Rhodus unter dem Namen Canun - Nam6, auf Befebl S'llelm.ins, d?s Sohnes von <3elim, abgefaßt worden. Dieses Monument könnte dem.Andenken des Fürsten Ekre machen, denn man erkennt daraus den eifrigen Beschützer des Ackerb^uiH, u,,o den abqe-sagten Feind aller derer, die ihn mtterdnicfen, oderver« nachlässigen. Was nutzt aber tin solches Verdienst, und selbst dle Weisheit dieser Verordnungen, wenn eine gemißbrauchte, oder tyrannische Gewalt sie entbehrlich zu Machen, oder selbst zum Nutzen ihres Mßbrciuches zu kehren sucht? Uebriqens erfüllte dieseReglerunqsform bleAbstchten ihres Stifters mehr, als cr voraussehen konnte. Endlich aber mußte sich der Kampf dock mit den, Siege der einen Partey, über die andere endigen; und die Parley, welche lhn davon trug , war gerade diejenige, welche die Verachtung mit dem vollkommensten Necl.tc verdiente. Diese Mamelucken, welche nur leidende Werkzeuge des Divans seyn sollten, erlangten durch ihre Stellen Reichthum; durch ihren Reichthum Ansehen, m,d dmch d?n Reichthum sowohl, als durch das Ansehen genelk auch die höchste Stufe der Macht, und alles Ottomam,ische Ansehen in ihre Hände. Lange Zeit vernachlässigte die Pforte Egyptcn, und weil sie mehr ihre Pascha's, als den Divan fürchtete, so glaubte sie, sich der Machtausbreltung mMtmischer Oberhäupter nicht widersetzen zu dürfen. Nachdem nun dtese, die weise Verfügung, nach welcher sie keine besondern Grundeigenthümer besitzen durften, aufgehoben hatten, so wurden sie in gewisser Rücksicht den Mamelucken, welche die Länder und Dörfer bedrücken, oder verschonen tonnten, zinnsbar. Die Mamelucken, welche bisher von den Militärpersonen verachtet wurden, streb, <«n nun bloß dahin, üder diese die Oberhand zu gewinnen, weil sie bemerkten, daß sie ihnen gefährlich oder nützlich werden konnten. Um sich Anhänger zu verschaffen, vermehrten sie ihre Stlaven, und erhoben sie nach ihrer Freylassung zu Militär-oder RegierungSbeblemm-gl„. Dieses war der Gang, den Ibrahim-Miya nahm, um in dem Jahre l?4ü zuc höchsten Gewalt z» ge« langen. z»2 ^^» Ibrahim war mit dem Gedanken, elne wlllkÜhr» llche Gewalt zu behaupten, zu sehr beschäftiget, alS daß er 3«tt lmd Gelegenheit gehabt haben sollte, dieselbe burch nützliche Veränderungen befestlgen, ober selne Regierung durch ein merkwürdiges Ereigniß bemerkbar machen zu können. Nach seinem, in dem Jahre 1757 erfolgten Tode, setzten seine Freygelassenen, die zwar llnter sich getheilt waren, aber gegen ihre gemein« schastlichen Feinde doch zusammen hielten, die Aus-Übung, der willkürlichsten Gewalt fort. In einem sehr kurze» Zeitraume, folgten nun viele Befehlshaber auf einander. Ali, ein von Ibrahim erkaufter 115b freygelas, sener Sklave, den er auch in den Rang der vier und zwanzig Be^s erhoben hatte, mischte sich in alle Handel, und alle Unruhen, welche auf den Tod seines Gönners erfolgten. Nach zweysähriger Landesverweisung beriefen ihn seine Anhänger nach Cairo zurück. Kaum war er daselbst angekommen, so richtete er vier Beys seiner Feinde hin, verwies vier andere des Landes, und be, fand sich nun an der Spitze einer zahllosen Menge. Mit seiner Macht wuchs auch sein Ehrgeiz; er strebte nach dem Titel elneS Sultans von Egypten; verjagte den Pacha, der so nur noch ein tliusshendes Schattenbild,, ja selbst ein Gegenstand dcr Erniedrigung war; verwel-gerte den Tribut, und ließ Münze mit seinem eigenthümlichen Stempel schlagen. Er benutzte in einem Augenblicke, wo die Pforte, die immer auf ihren clgcnelt Grundfesten schwankt, durch mehrere Angelegenheiten in Unruhe gesetzt war, sehr geschickt die Umstünde, und wußte weislich durch Gift und Dolch die seidene Schnur der Kapidjts zu entfernen. Scin Günstling, Mohammed- Bey, dcn er nach Eaid schickte, stürzte die Macht «Ulks Arabischen Lcheilhs, und eilte, um sich Mekta's ,13 zu bemächtigen, welches er der Plünderung preist gab. Bald hlelt fich All für den mächtigsten Herrn der Erde, und sehte seinen weit aussehenden Plänen keine Gränzen. Syrien war die erste Eroberung, die er sich zumachen vornahm. Damaskus war ln der Gewalt seiner Armee, dl< Mohameb kommandirte, als dieser durch Verrätherey, Eifersucht oder Mißtrauen bewogen, auf Einwahl seinen Sieg ln eine gänzliche Zerstreuung ver. wandelte. Er entwischte der Rache Ali's, zog fich nach Saib" zurück, und weil er, seiner Celts, das Glück zu nutzen wußte, so wurde er ln Cairo eingeführt. All hatte kaum so vlel Zelt, sich nach Gaza zu retten. Bald glaubte er einen günstigen Zeitpunkt ersehen zu haben, um nach Cairo wieder zurilckkehren zu können, als er durch den junqen Murad-Bey überfallen wurde, der ihn, mitten unter seiner, in Unordnung gerathenen Armee, angriff, verwundete, gefangen nahm, und ihn zu Mohamed führte. Dieser empfienq sclncn alten Herrn mit allen Bezeugungen der knechtischsten Ehrfurcht; aber drey Tage nachher erfuhr man, daß Alt todt sey. So war die Regierung dieses neuen Eroberers von Egypten beschaffen, der ln Europa einigermaßen be« rühmt war, aber diesen Ruhm ebenso wenig verdiente, als die Mittel, dle er anwendete. Elne Art von Wohl« wollen, welches er den Franken erzeigte, mußte ihm von ihrer Seite wohl einig« Achtung erwerben. Man muß lhn aber, nicht sowohl nach seinem Glauben an Stern« deuterey beurtheilen, wenn man «inen Maaßstab seiner Unwissenheit haben will, als vielmehr nach der Meinung, die er von sich selbst, und von der Große seiner Macht hegte, nach der verschwenderlschen Freygeb-gklit, durch welche er einige s«l»er Günstlinge mit unermeßlichen llelchthümern überhäufte, ohne zubeolnken, daßersie II. Band. H "4* hlerbusch zu den ersten Werkzeugen seines Unterganges machte; nach seinen Verrä'thereyen, Meineiden, und Er» mordungen mehrerer seiner Wohlthäter; ferner, nach dem ungeheueren Aufwande, den er zu vergeblichen und ehrenlosen Kriegen, wozu er oft nlcht einmahl einen Bewegungsgrund hatte, verschwendete; nach den drückendesten Abgaben, die er auflegte, und n,lt eben so schrecklicher Tyranney einforderte; und endlich nach der Hungersnoth, welche er die Einwohner von Cairo und die Fellah's der Dörfer, in den Jahren 1770 und 1771 erdulden ließ, obgleich eine reichliche Aerndte gewesen war. Mohammed trat im Jahre 1773 an die Stellt All's, und regierte zwey ober drey Jahre, um einenge» wissenlosen Rmlber und treulosen Verröther, der dle Machtzu schadenln den Handen hatte, vorzustellen. Cr überzog Syrien mit Krieg, um einen anscheinenden Eifer für das Interesse der Pforte zu zelgen; mehr aber wohl, um seine Rache und seinen Geiz zu sättigen; und ließ der Stadt Jaffa alle Schrecklichkeiten einer Plünderung und der Stadt Akre alles Elend einer feindlichen Einnahme und Preißgabe fühlen. Glücklicherweise raffte ihn ein bösartiges Fieber ln eben dem Augenblicke hin» weg, wo er sich zu der Ermordung aller Französischen Haufteute bereit machte. Murad-Bey, welcher durch die Gunst Mohammeds ein großes Ansehen erlangt hatte, eilte Cairo zu gewinnen, um dem Ibrahim.Bey, der ebenfalls «in Freygelassener und Günstling des Verstorbenen war, die Regierung streitig zu machen. Da diese beyden Nebenbuhler sahen, daß sie einander an Kniften fast gleich wären, und sich mit einander zu mcsscn, beyderseits fürchteten, so wurden sie tlnlg, die Oberherrschaft unt«r "5 elnanber zu thellen; und Ibrahim behielt sich bloß den Titel eines Scheikh-el-Bey, vor. Bald standen Hassan-Bey, elne Creatur Ali's und Ismael, eln anderer Bey, und Anhänger des er» stern, Ibrahim, an der Spitz« von Mißvergnügten, und jagten Ibrahim und Murad ans Cairo. Dicse flüchteten sich nach Sald, sammelten dort in kurzer Zeit Kräfte, und kamen nach Cairo znrsick, woraus sie den Hassan und Ismael wieder verjagten, die nun ebenfalls nach Said glengen, welches die gewöhnliche Freystatt der Vertriebenen oder Flüchtlinge ist. Im dem Jahre i?A3 suchte sie Murad zu vernlch? t?r von Geburt, Sklaven «lnes Herrn; in dem nähmlichen Hause «rzo, gen; von eine. ley Lehrer in den Waffenübuugen unter-lichtet, waren oon ihrer Kindheit an Gesellschafter untz KreuAde, und wutten nur dann erst, als sich der Ehr» gelz ihrer Seele bemächtiate, Feinde. Die sanften Ge» fühle ihrer Jugend, nwßlen der unversöhnlichen Eifer« sucht Platz machen; und ihr Geschmack an Vergnügungen und Zerstreuung, wurde durch Oolddurst, l,„d durch daS brennende Verlangen zu herrschen, verdrängt. Anstatt wie wahre Freunde, eine Macht auszuüben, deren sie sich angemaffet hatten, lauert« jeder nur auf den Augenblick wo er den andern ermorden, und sich oiesc Herrschaft O ausschließlich zueignen tonnte. Ibrahim ist nachdenkender, verstellter, und ge» Wandler, als Murad. Seine Freygelassenen und Skia-ven legen mehr Mäßigung in ihre Aufführung, als dle des Mur^d. Sle sind zwar eben so geizig, eben so ungerecht, aber sie bedieln sich mchr sanfterer, wente ger tyrannisch scheinender Mittel. Murad ist eben so muthig, wie Ibrahim, aber hitziger, ungestümer, und fihlg durch kleine Mittel große Endzwecke zu erreichen. Er ist großmüthig, stolz, und llebt die Pracht, und alle Vergnügungen, benenn sich ganz überläßt. Dagegen verabscheuet er den Zwang, und die Arbeit, und seht deshalb ein unbegrenztes Zutrauen auf seine Geschäftsleute. Seine Freunde, Rä« the und Sklaven , bestehen aus lauter muthigen, furchtlosen, und wcnig nachdenkenden Leuten. Ibrahlm ist reicher als Murad, weil er seinen Aufwand mehr ordnet, und genauer «lnriHtet. Er be» zahlt die, welche ihn umgeben und dlenen, gut, unk zwar sehr pünktlich, aber ohne Verschwendung, und Nicht überflüssig. Ibrahlm hat medr Sklaven a>< Murad, ohne deshalb stärker als s«ln Nebenbuhlers seyn. Wenn diese beyden Veys zu einem Handgemenge gekommen wären, so ist es wohl unbezwetfelt richtig, baß Ibrahlm in ebenem Felde, und durch eine zusammen» gesetzte Bewegung gesiegt hätte; dahingegen Mu« rad in allen den Mlen, wo Tapferkeit, Kühnheit Und Schnelligkeit mehr vermögen, als ein nachden-lender Muth, den Sieg gewiß davon getragen haben würde. Die Pforte konnte keine bessere Gclegenhnt ,mhen, um lhr Ansehen wieder herzustellen. Die Unzufrieden, heit der Aegypter hatte, durch Plünderungen aller?lrr, ungeheure TchahlMM, durch Monopollen, und den scbändllcbssen Handel lhr volles Maaß erreicht. Dle Tbeiln'ig der Beys, uach dem Tode Ali'S, und der wechselseitige Haß dieser beyden Befehlshaber, alles dieses mußte dle Pforte einladen, sich lhrcr Macht wieder anzumasien; alles begünstigte lhre Polltlk, und scbrieb lhr schnell wirkende, kräftige und entscheidende Maaßregeln vor. D!e Ergreifung solcher Maßregeln, wurde allgemein gewünscht, und erwartet, als ln dem Jahre 1786 Hassan, K^puban-Pascha, von Alexandria aus kam, welker eine einzige Karavette kommandirte, die wci, ter keine Mannschaft nnt sich führte, als etwa tausend oder zwölshulldert Giliondgi's. Hassan-Pascha landete ohne Widerstand. Mu» rad, d.r zu Ramanich mit seinen Truppen zurück geblieben war, sandte einigt Corps Mamelucken nach Fna, dle aber balk zerstreuet wurden. Nnn gienc, Hassan den Nil hinauf. Murad kam nach Cli'0 zurück, um ssch mlt Ibrahim zu vereint-Hen; anstatt abcr, daß sii! mit ihren vereinigten Krü'f, ten fünf bis sechstausend Türken hätten in die Flucht schlaqcn komien, lachten sie nur auf ihre Flucht nach Obcrl'i'aovt«!^ Hassan fam, ohne Widerstand zu finden, m Cac» eo an, und licß sich da nieder. Als Herr von Egnp-,!, mit Geld tonnten sie sich immerfort Sklaven erkaufen, und durch die Sklaven floß ihnen wieder elne unerschöpfiiche Geldquelle zu. Da sic aber zu unwissend blieben, um ihrer Tyran» ney Gränzen zu setzen; zu fremd in dem waren, waS man Politik, oder blc Kunst, andere Mächte zu schonen mm,t, so mußtcnstauch wohl ein Volk, nicht bloß in feinen Kaufleuten, sondern selbst in seinen Repräsentan» ten auf alle Weise bedrücken, und zwar ein Volk, welches die Bedrückungen zu ertragen, am wenigsten fähig tst. Hierdurch ertrotzten sie nun elne gerechte Züchtigung, die ihrer schon erwartete, und den rächenden Blitzstrahl, der sie bald treffen sollte. Zu große, zu außerordentliche Crelgm'sse bereitet! sich hier vor, und bieten sich unsern Augen dar, als baß wir uns nicht bemühen sollten, ihre Grundursachen zu entwickel«, und Bettachtungen anzustellen, wle dtesezu ltchtfe"tigen sind. Oer Handel Frankreichs mit Aegypten war, trotz der Unzuverlässlgkelt des Gouvernements der BeyS, ungeachtet des erniedrigenden Zustandes, in welchem sich die Franken zu Cairo befanden, und ungeachtet der Untreue der christlichen Einwohner, durch deren Hände alle Angelegenheiten gehen mußten, fest genug gegrün» dee, und wurde auch mit hinlänglichem Vortheile betrieben. Ohne Fwelfel wurden wohl dle Kapitulationen oft verletzt, well der Konsul zu entfernt war, um sich bey der eben so stolzen, als unwissenden und fanatischen Mameltlckenrasse ln Respckt zu sehen. Die Vortheile waren abcr so beträchtlich, daß die Kaufleute billig die Opfer brachten, dle sie zu Erhaltung der Sicherheit und des Schutzes zu bringen gezwungen waren. Durch Abgabe einer geringen Summe auflhre Waaren, hatten sie «ine Kasse zusammengebracht, dic zu jeder Bedrückung offen stand. Die Zahl der Handelshäuser warbis aufzehn, und dleder Franzose» auf hundert angewachsen, alsdieNc? glerulig in dem Jahre 1777, den Generalkonsul von Alexandrl'en zurl'ictbcrufen zu müssen glaubte, theils, well er die Bedrückungen, welche die BeyS den Kaufleute» empfinden ließen, nicht verhindern konnte; theils « weil er dle Achtungnichtgenoß, die einem Agenten einer großen Nation gebührt; vielleicht abcr auch Mlssiloch andern uns unbekannten Ursachen. *) Die Regierung hatte gehofft, daß sich die Kaufieutt mit dem Konsul nach Alexandrleu begeben würden, und baß der Handel von da aus mlt dem nämlichen Vor, thelle, und mit der nämliHen Leichtigkeit fortgeführt werden könnte; allein sie täuschte sich. Die Kaufleute erduldeten lieber die Erniedrigungen, und blieben zu Cairo, well sie fürchteten, der Profit möchte sich unl zwey oder drey Procent verringern, wenn sie lhre Häuser in Alexandria elnslchtelen. yoch müssen wir bemerken, baß nach der Entfernung des Consuls die Bedrückungen nicht häufiger, und ') M. s. Ne uäch der Besitznahme »on Egppten erfolgt« Proklamation der Franz. Regierung. ,24 die Abgabe» nicht stärker wurden, als zuvsr. Jede» Haus kaufte sich durch Geschenke den Schutz irgend eines Neys, unter welchem sich ihre Geschäfte gut machten, und der Nutzen immer noch groß genug blieb. Wenn sich also nachher die Zahl der Handelshäuser allmähllg bis auf vier verringert hat, so ist dieses nicht sowohl der Entfernung des Consuls, als vielmehr der wirklicken Abnahme unseres Handels, tn fast allen Stapelstädten der Levante zuzuschreiben. Uebrlgens kam auch der> Consul bald wieber in seinen vorigen Posten. Die Expedition deS Hassan-Pacha W dem Jahre 1786 brachte diese Lage der Franzosen «twas in Un» ordlluug. In der Erwartung nämlich, daß er die Macht des Großherrn in Egypten auf eine festere Weise wieder herstellen würde, bezeugten sie eine ungemeine Freude; machten Geschenke, und schafften Vorräthe ay, alles in der Meinung, durch den Schuh des Pacha für die Smnmcn, wclche die Regierung, und mehrere Privatpersonen ihnen schuldig waren, entschädigt zu werden. Allein mit dem Rückzüge Hassans, fiel auch das ganze Gebäude ihrer Hoffnungen zusammen, und durch die Rückkunft Murad's und Ibrahim's, hatten di< Bedrückungen und Erpressungen keine Gränzen mehr. Won dieser Zeit an wurden die französischen Kaufleute gewlssermaaßeu den Ray.is d<6 Landes gleich geachtet, und so gedrückt, daß sie sich ln dem kurzen Zeilraum» von zwey Jahren völlig ruinirt sahen. Seit der französischen Revolution, und Haupt« sächlich nach dem Umstürze der Monarchie, waren dle Feinde des französischen Volkes hler eben so geschäftig wie an allen Orten Europens. Ele benutzten den Eia« fluß, w:lchcn eil» Italiener und kaiserlicher Consul, Na» 125 mens Rosetti bey Muiad has, „m den Fran^sen alles U del anzuhängen, was sie nur konnten. Abgerechnet die übertriebenen oder lächerlichen Cr, zahlungen, welcbe sie verbreiteten, so p aqten sie dm Beys noch eln, daß die Fi-anzosen weqen ihrer Revolution kraftlos wmen, dasi sie daheim keine Regierung, und bey dem Grosil'erm keinen Echuh hätten, daß sie, ohne üble Folgen zu befürchten, geplündert werben könnten, und bas nrch dazu mit Recht, weil es Rebellen wären, hie «ine ausgezeichnete Strafe bald treffen würde. Die persönliche Bestrafung der Franzosen, und die Vernichtung lhres Handels ln Egypten auf ewig, waren ohne Zweifel die Absichten, welche die Agenten der feindlichen Mächte Frankreichs vor Augen hatten. Wenn aber ihre Bemühungen auch zu Alexanbrlen durch die Klugheit berKaufleute und unsern provisorischen Agenten in dies» Handelsstadt, fehl schlugen; somuß man bocl, gestehen, daß sie unS in Cairo einige Stöße beygebracht haben, die aber ohnfehlbar wleoer auf sie zurückprallen mußten. Der exekutive Rath glaubte in dem ersten Jahre der Republik, baß die Zelt gekommen sey, um unsern Consul zu Cairo wieder herzustellen, um dadurch unserem tayptlschen Handel einen höhern Grab von Auöbrel-rung zu geben. Der Rath wurde von der wahren kage der Franzosen zu Cairo, und dem Geiste der Egyptischen Re? glerung falsch berichtet. Uebrigens wurde er auch durch «ine zu voreilige Bitte bcr Marseille? Kaufleute hlerzn verleitet. Diese mimlich s^meichellen sich, daß der Agent einer neugebornen Rcpub/lk, welche fast das ganze, gegen sie verbundene Europa zernichtete, we!t mehrere Achtung genießen wuroe, als je der Agene elnes Monarchen, so m^'chtlg er auch wäre, ^genyssm hätte< Der Bürger Magallon, welcher, als er noch Kaufmann zu Cairo war, beträchtliche Dlenstegeleistet hattt, und dessen Frau übrigens auch Zutritt bey den Wel» bern der beyden Regenten, Murad und Ibrahim hatte, zog ble Augen des exekutiven Rathes auf sich, und wurde zum Generalkonsul von Egypten ernannt. Er kam, kurz nachher, an dem Orte seiner Bestimmung an. Merkwürdig ist es, daß die Ankunft des Konsuls, das Schicksal der Franzosen nicht verbessert hat. Es scheint selbst, als wenn es dadurch verschlimmert wor. den wäre, sey es nun, daß unsere Felnde ihre Bemühungen verdoppelte» , oder daß Murad zeigen wollte, wie wenig Werth er auf den Agent einer Nation sehe, die man ihm mit den schwärzesten Farben abmahlte, oder endlich, daß die Franzosen «icht alle die Vorsicht beobachtet hätten, wclchc 5er Aufenthalt ln einem Lande der Sklavercy und Tyranney verlangt. Den andern Tag nack der Ankunft des Consuls, erhielt dieser, MendS zehn Uhr, den Befehl, auf der Stelle zwanzig Balls» Tuch zu schaffen. Der Offizier, welcker dlcftn Befehl überbrachte, und «ine beträchtliche Macht mlt sich siihlli, begleitete seine Forderung mit Drohungen, und ehrmmhriqen Reden. Kaum und mit vieler Mühe tonnte der Consul diesen Offlzler Murad's bewegen, sich zu entfernen, und nur. ausdas Versprechen, morgc» daS verlangte Tuch zu liefern, und nach einem erhaltenen Geschenke von zweyhundert und vierzig Piaster, verließ er ihn. Einen Monat nachher verlangte Murad eine Summe von lwolftausend und fünfhundert Piaster, bey Gelegenheit der Abreise einer Karawane nach Mlka. Auch dieses wurde ihm sogleich eingehmldlgtl. Cs würbe umlüthlg seyn, alle Befehle, dle ihm zu verschiedenen Zelten Übermacht wurden, anzugeben. Dahin gehören, um nur einige anzuführen: ,) der, wodurch den Franzosen auserlegt wurde, lhr Tuch nicht eher zu verkaufen, als bis die Regen«- ten das davon genommen hatt««, was ihnen an« standig wäre, dieser dauert schon fünf Monate; 2) die Forderung von zehn Barrlls Cochenille, die mit elner bewaffneten Macht, in dem Striche der Franzosen begleitet war, wodurch man sie zwingen wollte, diese Cochenille zu liefern; und wel» che eine Aufopferung, von dreytausend zweyhundert Piastern, theils zu Geschenken, theils zu erzwungenen Bestechungen, um eine Verringerung der Forderungen Murad's und Ibrahims zu be, wirken, zur Folge hatte; 3) neue Forderungen von Geld zur Abreise für die Karawanen, und mehrcre dergleichen. Wir wollen nur ncch erwähnen, daß einige Kaufleute, well sich die französischen Niederlassungen in Kur« zem, theils durch die wiederholten Forderungen, theils durch eine gänzliche Stockung ihres Handels, total rui« nirt zu sehen glaubten, elligst alle ihre vorräthigen Waaren los schlugen, um sichlnach Alexandrien zu be-geben, und dort elne Gelegenheit abzuwarten, mit der sie nach Fratikltlch zurückgehen könnten. Mmad wollte indessen seine Beute nicht fahren lassen ; er fürchtete über dieses noch, daß ble Franzosen nach Consiantinopel gehen würden, um sich dort über so viele Bedrückungen zu beklagen. Daher hatte er ihnen schon mit Kopfabschlagen gedrchet, wenn sie sich unterstehen würden, ihre Klagen an den Sultan zu schroben, oder sie «hm selbst vorzutragen. «3 Kaum waren die Franzosen fortgerelset, als Mural» seinen ersten Serrach und fünfzig Offiziere nach Rosette abfertigte, um sie anzuhalten. Sie begaben fich in das Consularhaus, begleitet von den Oberhäuptern der Stadt Rosette, und machten dem Deputirten, welcher das Consulat führte, den Befehl, welchen sie zu Festnehmung und Zurückbringung der Franzosen nach Cairo, hätten, bekannt. In dem nämlichen Augen, blicke zerstreuten sich die Leute von dem Gefolge des Serrach in alle Zimmer des Deputlrten. Einige waren ln dem Hause der Madam« Warsy, und drangen in ihr Schlafzimmer, welcheS doch sonst ganz gegen Türkische Sitten und Gesetze ist, und bemächtigten sich daselbst mehrerer Franzosen. Diese Offiziere erlaubten sich, nicht allein üble Begegnungen, die um so unnöthiger waren, weil Niemand ihnen Widerstand leistete, und Jeder ihnen zu folgen versprach ; sondern sie stießen auch gegen die Narion selbst die unbescheidensten und ehrenrührigsten Vorwürfe aus. Ja, sie waren auch noch so grausam, die nämlichen Franzosen während lhreS zweystündlgeil Essens, dem Spottgelächter und den Beleidigungen «lnes groben Pöbels (der, ungeachtet der Schandflecken, und des Elen, des, in dem er steckt, eS dennoch wagt, alle Europäer zu verachten; und sich noch mehr berechtiget zu seyn glaubt, alle diejenigen zu quälen, die der französischen Nation angehören) auf offener Straßepreiß zugeben. Der Consul, welcher von dcr Ursache der Abreise von Murad's Offizieren unterrichtet war, erhielt M" so viel, daß die Franzosen in ihre Quartier« gefühlt werden sollten; aber kaum koimte er hlnd»rn, baß ihz e, zu den Bcys geschafften Küsten, niclit geöffnet, und, wle fsiluuqcr, furch" tete, daß dieser Abgang nur 'Alikülluigmlg eines Bruchs > II. Baud. I seyn möchte, und widersetzte sich demselben. Der Consul aber beseitigte alle Schwierigkeiten, unr nahm einige Tage nachher alle Kaufleute, und fast alle Franzosen, die sich zu Cairo befanden, mlt hinweg. Könnten wir nun wohl ferner in einer so ernledrl« genden Lage in Egypten bleiben? und sollt« wohl die französische Republik, die schon zu sehr am Triumph« gewöhnt ist, diese Erniedrigung ertragen können? Sollte sie wohl das außer Augen setzen können, was fieder Natlonalwürde sowohl, als den Vortheilen des Han» dels zu danken hat? Die Beys hielten den Abzug be« Consuls, nach Alexandria für nichts weniger, als für einen Bruch, sondern vielmehr für eine Ueberelnkunfts-und Spar-samteitsnmßregel, und zweifelten kewesweges, daß die Franzosen gelegentlich nach Cairo zurückkehren, und das Consulat wieber herstellen würden. Aber, stimmte es wohl mit der Würbe der fran» zösischen Regierung und mlt dem Interesse des Handels übereln, das Generalkonsulat in Egypten herzustellen, wenn nicht eine hinreichende Entschädigung für die ge« machlen Erpressungen bezahlt würde, und wenn nicht zugleich volle Sicherheit für dle Zukunft zu erreichen wäre. Beydes ist unwahrscheinlich; so lange die Lethar« gie des türkischen Reiches oder vielmehr, so lange es selbst fortdauert. Egypten muß eine selbstsiandig« Regierung, wenigstens wie die in den Raubstaaten, oder eine vollzlrte Europaische erhalten, die aber zu jeder Stunde ihre Gesetze mit Gewalt unterstützen tann. Läßt sich der unwissende Egypter von achttausend Sklaven unterdrücken, so würbe eS auch wohl an» gthen, hier einer Regierung Nachdruck zu verschaffen. l3« «elche ble dreyfache ober was auch lelcht möglich wäre, fünffache Anzahl europäischer Truppen besitzt. Nur würbe es darauf ankommen, daß sie für die ganze Zukunft dlese gewählte Mannschaft aus Europa wleder ergänze. Denn im entgegengesetzten Falle würden die Anführe? und Truppen mahome-dänischer Religion wenigstens nach Jahren das alte Schauspiel der Tbronunsicherheit, der Staatsauflösung berbeyführen. Dagegen würde in dem zuerst ssesetzten Falle Egyvte« bey der Vortrefflichkeit seines Bodens in kurzer Zeit in den Stand gesetzt werden können, die Anzahl seiner Einwohner auf eine unglaubliche Menge arbeitsamer und glücklicher Menschen zu vermehren , und als das erneuerte Kornmagazin vun E»-ropa durch Herabbrinzzung der Gctreidcpreise selbst ble Bewohner unsers Weltthells in elne behaglichere Lage zu versetzen. ^^. Eilfre? Abschnitt. Elesische Windr. — Von drm Khramsi und beM Samiel. ^. Unterschied dicscr zwev Winde. "- Temperatur von Egypteu. ^- Sei»e Krankheiten. — Prüfung dcr Mri< «,n»2, daß sich Fremde darinnen nicht uaturalisirrn könn««. Ägypten, welches vom zwey und dreyßlafien unh Nilem halbln Grade nöcdliche? Breite an, bis unaMH? RZ2 zu dem zwey und zwanzigsten r«cht; welcheS lm all^ grmelnen vonBaumei, entblößt; mle dt'irrin, sanbiqen Wüste» umgeben »stj kcitlen Re^en l?al, »nid inmiereines reinen, heitern Himmels genießt; dieses, nur we-niq über die Meei-essi^^c cchadcne Land, würde d!e schrecllichsie Sonnenhitze aufzustehen habei^, wenn nicht von dcn Monathen Floreal und Prairlnl an, bis zu Ende des F,l,ktidol'»5 den Tag über el>, regelmäßiger, starker See>vlnd wchete. Da die Sonne dle kuft dcs nordüäien Theiles eon Africa bitrcichtlfch verdünnet, su erl^t sse einen reissendin, täglich vom M'MÜäüdischen Meere kom» mende« kufestrom, von welchem die Alten unter dem Nahmen des Etesischen Windes gesprochen habe^ Man flihlt diesen Wind b^ nach Sad und Nublen, unt> dm'ck ihil eihebt sich l>ie Wärmetcmpcratur l'nter» üizyptinS r.!,e«nat)ls über den 27' und zu Cairo ,'iber den 28". Der Südwlnd Khramsi ober der Fl'mfzelger qe-nannt, der nur wcingc Tage zur Zeit der Frühlings« Tag-mld Nachlgkiche wch^, ist dageaeü sehr unangenehm, und erschwert das Alhemholen durch 35us, tr^cknung dei' l'uft. Er ist nicht mit dem Samiel zu verwechseln, der sich, wiovohl ,!ur seilen, in Ai'abwl, Mesopotamien und Persieils Süden ze^gt, >,nd mit Essslckm'g d,oht. Man vermeidet sclne schädliche En.sllj^, wenn man stck sckne« platt niederlegt, nilddie Tl^e,e hängen deß» halb vo"l»cklö'vetse die Schlump z,«r Cl'de. — Dieser Wind n(N'err slcv oen verschiedenen O'let: cuch von ver« schlcdenen ^t!teu; er falit Ba^oad a^ö Westen, Da, mast aus Olien an. H,' U>n»ialld, daß d>r Boden des unteren Meso» potAUnw u»lb bis llrttiichin ^irijbielisg^po^ltlgbe. >53 silken wurde, erklärte uns den Salzzeschmack allen Brunneüwassers. Selbst in den kältesten Tl>nle„ Egyptens steht das reaumüvsche Thermometer nie bitter dem sechsten Grad, m«d »lie ist man daher zur ^cneitzung der Zimmer ge» «öthlgt. Das Klima in dlesen, La>,de lst immer heiter, ge» lind, nicht sehr wechselnd. Dn Umschaffung de<^ Land« sirlchs von Mokalan bls zum Meere in Saatfelder, Wiesen, Dattelwälder und ^aumgärren würde dle Temperatur noch gelinder und gleichförmiger machen, dann den Khramsi verbannen. Ungeachtet der vielen Sümpfe und Kanäle t'st dk-ses kand der Lebensdauer seit den ältesten Zelten kochst zuträglich. Die Ursache duvoi, ist, daß das Wasser der Sümpfe durch Uebeischwemmuuq des Ntls sich da« Mahls erneuert, wann sie gefährlich werden könnten, dann daß dic nockene brennende kuft dle schädlichen Gasarten aufzehlt, und d..ß der Nordwind oon fau» le» Dünsten reinigt. Massigkeit, Enthalru«^ von Fl» schen und wohlerhaltene Ausdünstung schlitzen wohl» thätig gegen Krankheiten, die soust die Sommerhitze verursachen könnte. Die Gallel.fieber zeigen sich äusserst selten, häuft, ger lst das entzündliche Fieber in Obe^egypte», durch schwere Albeit m,d angestrengte Märsche oerursachs. Schwache u» Arm des Meeres floß, von welckcm bcrS.ee Mareotis und Madieh noch ileberl'leibsel sind. Dieser Meersarm mußte folglich erst ausz^fl'illt werden, ehe die Küste an der Eelte von Abukir zunehmen konnte.*) Herovotglaubte, daß, wenn sich der Nil in den arabischen Meerbusen ergösse, der Schlamm, noelcken er daselbst absetzte, hinreichen würde, diesen Busen innerhalb «lnes Zeitraumes von zehntausend Jahren, ausznfl'illen. Allein hlerinnen ist dl< Rechnung Herodots zu überttie» *) Wenn ßomrr den Menelaus sagen laßt: ,,in dem stürmi, schen Meere, welches Tgyv^en bespült, lieqt eine Insel, welche Pharos genrnnt wird. Ihre Entfernung von dem Ufer ist so groß als einSchiss,von günstigem Winde yetrie-be«l,in eiliem Tage segeln kann. Sie hat einen gute» Hafen, in welche» ich einlief"; so darf man, wie ich qlaube, nicht, wieSavary gethan hat,annehmcn,daß dieKüsie von Alez-andrien noch nicht vorhanden gewesen wärr, weil die Landzunge, die sich von Marabu an, bis zn den Felse» von Abukir erstreckt, immer eben so hoch gewesen, jawohl an einigeil Stellen noch höher gewesen seyn muß, als die Insel Pharvs. Man konnte also von dieser Insel nicht ehcr in den Flnfi kommen, als bis man znvor das Vorgebirge von Äbnlir «msegell hatte. Der Hafen , voll welchem Menelaus spricht, war nichts anders, als dcr Raum, der zwischc» derInsel Pharos, und der benachbar, ten Küsic lag, das heißt, der alte «l,d der große Hafen, die späterhin, durch den Damm, welchen Alexander anlegte, getheilt wurdrn. Dicsc Erklärung tritt, wie man sieht, '^oer tovostravhischcu Grnauigkcit Homers, die ich immer als der Wahrheit fthr gemäß gcfmldcn habe, nicht zu nahe,.! e?^l''l,-.^<' ,^;^,^^«-' ^^<^ l.vv..^» ben. Keineswegs würben zehntausend, ja nlcht elnmahl zwanzlgtausend Iahrc, wie er anfangs sagte, hinreichen, um das Wasser dieses Meerbusens zu verdrängen. Vielleicht waren dreyßlgtausend Jahr nöthig, um das Delta, und das sämmtliche Land, welches sich von Cairo an, bis an dasMeer befindet, zu bilden. Ich sage absichtlich bre!s-ßigtausend Jahre; well jener Raum beynahe dreyßig Met-len beträgt, und das Meer von Bolbltlne und dem Delta ln zweytausend Jahren, nur zwey MelltN weit zurückgewichen zu seyn scheint. Man könnte zwar muthmaaßen, daß der Nil wohl ehedem :?rkm'n, dec zwi» schen dem Mokatan und den Felsen von Abukir hln» liegt, auszufüllen, die Oberfläche an dem Fuße dieses Berges um zweyhundert Fuß erhöhen, uüd dieses winde auch, zur Erhaltung des Falles für den Mlaufder Gewässer, unumgänglich nöthig seyn. Hier noch «la« Thatsache, welche Herodo! erzählt, ble aber von elnlqen Reisenden und mehreren Menhums? forscher« verschiedentlich erklärt wo den ist, und -velche uns «inen neuen Beweis von der Zunahme des Bodens von Egypten giebt. Dieser Schriftsteller sagt, daß unter der Regierung des Mris, der »ttunhlmdert I^hre i4l 5rsihm lebte, das Mwassersichin hinlänglicher^cn^ ^ufdaskanb vc.breitet halte, wenn dlestr Fluß u'ltcc-halb Memphis aufockt Cllen (cub wg) stieg. 3,1 H.w, dots Zelten waren aber fünfzehn oder sechszehn EUen «r-furderl^ch, und heut iu Tage sind ln der Gegend von Cairo nicht wen'ger als zwey und zwanzig bis vter und zwanzig Fuß hierzu nöthig. Ohne Zweifel war das Anschwellen des WasserS l» den frühesten Zelten eben so beschaffen, wie heut zu Tage, daß heißt. um so größer, je weiter man sich vrn dem Meere entfernt. Bekanntlich sielgt es in Oberegypten auf dreyßig bis fünf und dreyßig Schuh, ln Mittelegypten auf zwanzig bis fünf und zwanzig, ln Nlederegypten auf vier bis fünf, und zu Rosette gar nur aufungefähr drey Schuh. Uebrigens zeigen uns die acht Ellen Wasser-höh« unterhalb Memphis, während der Regierung des Morls, dle Entfernung dieser Stadt von dem Meere an, welchefast die nähmliche ist, die heut zu Tage Chäbur und Tanta haben. Die fünfzehn oder sechszehn Ellen Höhe zu Herodots Zelten, beweisen deutlich, daß Egyp-ten, seit der Relse dleses Schriftstellers dahin, sich fast gar nicht vergrößert hat, wcll das Wasser an den nähn», lichen Stellen sich k.ium zu zwey und zwanzig bis drey und zwanzig Fuß erhebt, da eS damahls aufzwanzlg oder eln und zwanzig Eckun stleg, wenn wir nähmlich aufdlt Elle (cubitu«) fünfzehn Zoll und einige Linien rechnen. Ieht ist uns nur noch die Untersuchung übrig, ob der N»l in der Arabischen Wüste durch den Bahar-bela, me, oder der Fluß ohne Wasser stießen koilntt, wie dieses «inlge neucre Rillende geglaubt zu habe»! schelilcn. S ,-Vary, welcher den Sinn Hcrooois umändert, glaubt, daß der 3l»l, längs durch d,e kybisch« Bergkette, Mitch von Memphis hinflösse, sich w LlMen verbreitete, und l» ben arabisch«« Me«rbusm «rgössc. Aber Herohot sagt j« 1^2 ganz bestlmmt, daß der Nil längs der lyblschen Bergsette hingeflossen sey, ehe Men es seinen kauf geändert, und ihn ln «tner gleich großen Entfernung zwischen afrikanischen lmd arabischen Gebirgen hiugeleitet hätte. Und in der That, wenn man nur die knblsche Bergkette gesehen hat, so wirb man überzeugt seyn, daß nie ein Fluß hin« durch fließen konnte. Denn ln einer sehr frühen Epoche und zu einer Zelt wo das Delta noch nicht vorhanden war, mußte auch das Bette des Flusses viel tiefer seyn, als es fetzt ist. Wenn er nun übrigens quer durch die ly-blsche Bergkette geflossen wäre, so müßte man doch an irgend einer Stelle eine Zerreißung, oder elnetiefe Spalte bemerken, durch welche das Wasser gehen konnte. Wenn der Nil durch den Bahar- bela-me gegangen wäre,so hätte dieses nirgends anders Statt finden können, als durch Fayum, wie der Bürger Andreossy muthmaßet. Dle Franzosen,welche diese Gegend untersuckten,würben vlel-lelckt bemerkt haben, ob der Boden tiefer ln dieser Pro« vinz einige Anzeige von irgend einem Laufe des Wassers wahrnehmen lteße. In der Erwartung al^o, ob Beobachtungen dle Muthmassung des Bürgers Andreoss« bestätigen odee verwerfen werden, bemerken wir nur noch, daß, wenn das Nilwasser durch das enge Thal des Bahar.bela-m6, ober durch das, der Seen, welche bcis Natron llcfern, geflossen wöre, so müßte e6 daselbst ähnliche Gpuren zurückgelassen haben, wie wir sie ln dem Thale von Oberegypten sehen. Ueberall also würde man aufgeschwemmte Erde, und aus dem Wasser abgesetzten Scklamm entdecken. Der, wenig über die MeereSsiä» che erkabene Boden, würde, wie ln Egypten eben seyn^ und der Fels elne dlcke Erdlage haben; hauptsächlich aber würde man ln dem Grunde des arabischen Meer-busenS einen Schlamm finden müssen, der dem, «eli Her das Deltii bildete, ähnlich ware. Man würde ferner «in ausgeschwemmtes Land antreffen, dessen mehrere oder mindere Größe sick nach der Zahl der Jahrhunderte richten würde, während welcher der Nil sein Wasser daraufergossen Hütte. Wenn aber nun der Vahar-b«l<,« wi heut zu Tage keine, aus einem Bodensätze erzeugte Erde, welche der in Egypten entspricht, zeigt, und wenn Man auf dem Grunde des arabischen Meerbusens nur Sand und Felsen antrifft, so können wir kühn behaupten, daß der N,a des Holzes nicht in Flüßen, sondern im Grunde des Meeres beweMewget. Der Bürger Ändreossy fand daselbst auch elnen Nlickenwlrdel von eioem großen Fische, der ihm versteinert zn seyn schi.n. i)b er gleich daraus barthun zu können glaubt, daß der Fluß ehedem hier geströmthabe, so beweiset dicseS ^Ucö doch nur, daß die dortige Gegend vor Zeiten, so wie ganz Lyvien, ultter dem Meerwasser gestanden hat. Man sieht auch ln diesem Thale abgxrollte Kiesel; es finden sich dergleichen ab:r auch ln allen den Wüsten, dle Cgyvten umgeben, und vorzüglich auf dem Wege, der von Cairo nach Suez führt. Wü^man wohl sagen können, daß der Strom auch hier geflossci, habe? Der nämliche Fall ist es auch mlt den, Sand oder Erde enthaltenden Adlersielncn, und allen den Körpern imd Substanzen, welche der Bürger ?lndreossy an jenem Orte bemerkt hat- Sie beweisi'i alle nichts a,idcrs, als daß ehedem hier Meeresboden war. Dock, wir wollen wieder zu dem Eee zurückkehren, der sich in Fayum findet, und dessen wir nur ganzrvil-fiächllck erwähnt haben. Einige Gelchrre glaubten, daß der Vlrtet Kerun, oder See Möns v,n nur eincn Blick auf dle Charte von EgYP«n werfen. Hi«v sieht man, baß das ganze Fayum eine fiache,an das Thal, in welcken» derNll fileßt, stoßende Ebeneist, und daß es durch oiö lybllche Bergkette, welche an dieser Sttlle eine sehr große Einbiegung macht, beschrankt wird. Nir haben schon bewiesen, daß der Fluß nicht in die lyblschen VMen strömen konnte, well man daselbst keinen Bodensah fins bet, und auch keine aufgeschwemmte Erde vorkommt; folglich wollen wir uns «ey diesem Punkte nicht mehr auf» hatten. Eben so wenig wollen wir uns bey dcr Meinung der Alten, daß dieser See e»ne mMrirolsche Abzuckt in die lybische Sandbank habe, verweilen. Wäre dieses gegründet, so wurde sich das Wasser durch dieselbe vertäu-fen haben, und der See, wahrend dcr sechs Monathe, in welchen er keinen Zufluß aus dem Nlle bekommt, verschwunden , oder wenigstens betnichtllch gesunken seyn. Die Arbeiten des Königs Möris betreffend, merken wir nur an, daß dcr König, welcher einen See von der Art, wie dteser ehedem wae, graben konnte, eine weit grössere Arbeit unterkommen hätte, als die Errichtung zweyer oder dreyer Pyramiden ist. Wäre diese Arbeit gc» Macht worden so hätte die Erde müssen weggeschaft wa< den >< und man würde noch Spuren davon finden; denn aufgetragene Erd< »st fast unvergänglich. Beyspiele dar,»" .qeben die Grabhügel in der Ebene von Troja; die Hiigcl von Syrern, Mesopotamien, Curdlstan Mid die in Ale-Pandrien. Dieser See hatte nach Herodots Angabe breytauseud sechshundert Stadien (ungefähr hundert und zw.uizig U. Hand. K »45 Meilen) lmUmkelse, unb gegen fünfzig Klaftern Tlef«. Wenn nun all« aus diesem Orte geförderte Erde aufge< tragen worden wäre, so hatte sie, wl« leicht zu begreift« ist, , eilüge>t Gegenden wtrb gar nicht gepflügt, auch bedarf die Erde keiner Ruhe zur Hervorbrlngung neuer Gewächse. Äoch wechselt man mit der Cultur ab, nach dem Walzen wird Gerste, nach dem Klee Reis, nach dr«n betreibe Safflor gebaut. Mit kluger Vorsicht sichert man sich gegen bic Nachthelle einer zu geringen und einer zu starken Ueber» schwemmung, gegen erstere durch wagcrechtc Ebeuung, gcgen letztere durch Ablaufkanäle. Waizen wird noch beträchtlich genug erzeugt, um Ausfuhre zu gesiatttn. Der Khramsi beschleunigt seine Reise, und schadet wenn er zu früh oder zu stark weht. Gersie lsi die Nahrung des Volks, auch sie bie, tet Ausfuhr au. Rcls wtrd bey Rosette, Damlette und Fayum gebaut, er lst die Hauptnahrung des VilttilmallNts. Nuch er wlrdMsgeslihrl. Bohnen werben häufig gebaut und von Mensche, unb Tbleren genossen. Durra, Hirse wirb zu>n Brod bcs kanbmanns »mb alS Brey mit Milch verwendet. Dasselbe gilt vom Mays, lelcht geröstet dient er zu einer keckerey für Frauen und Kinder. Hülsenfrüchte unb Arzneygewächse, bann Küchen-gewachst find häufig. - . Abesobe, der Saame des damaszenischen Schwarz, tümmels wlrb in Salb im Grossen gebaut. Man be-streuet das Brod damit, unb bereitet aus selben ein Oel, das man nach dem Bade zur Stärkung sich einreicht. Sesam, diese lm ganzen Orient häufige Pflanze wlrb zum Brod gemischt, und giebt ein susses Oel. Mohn, wird selten gebaut, ehemahls tam er aus Thebais. Hanf, dessen Blätter dlenen b«m Gemeinen als wohlfeiles Opium, er gedeiht schlecht. Lein ist aber hier höher als ln Europa. Alte Glosse, w welche der Einwohner sich kleidet, werden aus dieser Substanz bereitet, die guten Handel ver» schasst. Baumwolle kann ln diesem kanl»e nicht häufig gebaut werden, sie ist das Hauptprodukt der Gegend von Damanhour. Safior lst hier unendlich häufig und dient zur Färbung der Stoffe und des Gesichtes. Indigo wird allgemein gebaut, lst aber minder gut als der Amerikanische, vermuthlich weil man lhn nicht geschickt genug baut. Sein Glanz unb selne In, tensität lass.,! aber behaupten, daß er bey besserer Pflege dem der Kolonlen weit vorzlenae. , Henna, oder die glatte kawsonle brlngt grosse Summen aus dem ganzen Orient «in. Dieser Baum trcidt Blumen, die elnen bocksartlgen Geruch haben. Aus lhnen bereitet man ein Wasser, dessen man sich in den Bädern, bey feyerllchen Anlässen bedient. Das Pulver aus selben wlrd zur Färbung der Nägel, und der Haare verwendet. Es giebt eine schöne Pomeran, zenfarbe, und konnte zu wollenen Zeugen vorthellhaft verwendet werden, auch würde es in Verbindung mit Aloun ober Eisenvitriol allerley Farbenschattlrungen gestatten. g., Zucker könnte ln Salb und Fayum sehr wlchtlg werden, er ist sehr gut, wlrd aber schlecht raffinirt. Er bietet elnen Handelsartikel für Constantinopel und ftlbst für Trlest schon dermahl an. ^Habak, Waid, Sumach sind von schlechter Beschaffenheit. Von Bmlmen nenne lch hler den Dattelkaum, den Maulbeerfeigenbaum (^icug sicomoru«), die Röhrenkasste, die Baummlmose, welch« besondersbey Cairo sehr gemein und so hoch ist, wie unsere gemeinen Akazien, den Gummlbaum, den Oelbaum, von welchen man bey den beträchtlicheren Dörfern einige vorfindet, den Zypressenbaum, welcher besonders zu Cairo so gut wächst, daß bey dem Mangel an Zimmer - und Tischlerholz nur mit Verwunderung bemerkt werden kann, wie wenig sein Anbau befördert wird, den Aprikosen-Blrn-Pfirsich - und Pflaumenbaum, dessen Früchte hier nur schlecht seyn sollen, den Pomeranzen-und den Zittonenbaum, die vortrefflich ge-dechen. — Myrthen erreichen hier die Höhe der Ae-pfelbmlme, der Welnstock wächst sehr schnell, hat qber wenige Trauben, zu Fayum wirb seh Bau für «55 den Markt von Cairo im Grossen getrieben. DerBa-nanasbaum würde sehr häufig anqebaut werden, wenn nicht seine Früchte die Quelle vieler Bedrückungen geworden wären. Und nun hon noch anderen Produkten Egyptcns, die beträchtliche Ausfuhrsartikel werden könnten. Wachs wird jetzt nur für tausend Thaler ans-geführt, die Cophthen betrieben die Bienenzucht w Salb sehr glücklich. Die Wolle ist sehr mittelmäßig , und es fehlt an kleinem Vlehe. Bey besserem Ackerbau und mehreren Canälen, die dem Büffel zum Bade dienen, würde dieses Thier hier trefflich fortkommen. Das Salz Natron wird aus den von Terraneh zwölf Meilen welt westlich lie» genden Seen reichlich gewonnen; auch Salmiak ist häufig, man erhält lhn hauptsächlich durch Su-bllmazlon. Diese Notizen über Egyptens Produkt« werden hoffentlich beweisen, baß das Land in Kurzem der Garten und die Vorrathskammer der halben Erde wer« > den könnte. 54 Vierzehnter Abschnitt. Vortheilhafte Laee Egyptens zu einem allgemeine« Nied«. lagsortc des Handels aller Nationen. — Uebersicht der Produkte, welche durch Egypttn über Europa vcrbrei» » civilisirten Nationen spielen. Durch sewe tage zwischen dem mittelländischen und dem rothe» Meere, an den Gränzen Asiens und Afrikas, am Ein« gange von Europa und Ostindien ist dieses Land be» stimmt, zu dem Berührungspunkte aller Völker der Erb« zu oleuen; der Mittelpunkt ihrer Vereinigung und der allgemeine Stapelplatz lhres Handels zu werben. In seinen Häfen, auf seinen Märkten nu'issen alle Schiffe ber E,em.ichte laden, müssen alle Produkte, alle Kunst« el'zmgnisse der Erde niedergelegt werden. Hierher be» k'bcn sich Sineser und Perser, Caffern und Alglerer, Abyssmier und Indus, Banianen und Juden, Grle-chcn, Arn,enler und Muselmänner. Hier schwören sie, zur Seite der Europäer und Amerikaner RellgionShas und Nctti?nalvorurthell ab, und von hier aus werden auch die Funken ausgehen, welche allmahlig das Licht der Vernunft auf den Küsten, und lm Innern von 'Afrika, auf allen Inseln des indischen Oceans und i, aüen Theilen dcs welttn Asiens anzünden werden. Man Hütte glauben sollen, daß das Heer von Gelehrten und Kriegern, welches so glücklich tn Eaypte« «ns Land trat, ohne Widerstand die Fesseln der Menge zerbrechen, die Traumbilder des Aberglaubens verscheuchen, und den gesunkenen Muth heben würde. Man war berechtigt zu glauben, daß «in unterdrücktes, erniedrigtes, verachtetes Volk setnen Bcfrcyern entgegen gehen. Und thätige Mitwirkung zu der Verbesserung, dle sie bey lhm eillfl'ihrell wollten, leiste würbe. Aber das Gutt wirkt evst nach Beilegung aller Hindernisse, die ihm eln besonderes Interesse entgegensetzten, und nur hinter dichten, stark bedornten Aesten pflückt man die besten Fruchte. Dle Egypter zeigten sich anfangs bey Bertreibung der Mamelucken ziemlich gleichgültig, weil der Landbewohner in den Franzosen nur neue Beherrscher zu sehen glaubte; weil der Stadter für seine Habe besorgt war; der Muselmann sich durch Gehorsam gegen bcn, welchen er vorher verachtete, für erniedriget hielt; der Cophrhe nur mit Schrecken das Ziel seiner Rä'ubereyen erblickte, und der Araber endlich mußte sich der Niederlassung derjenigen widersetzen, welche seine Plünderungen weder erlauben, noch länger dulr den wollten. *) Obgleich die Franzosen diesen wichtigen Posten aufgegeben, und obgleich das Bedürftig des Friedens sie genöthlget hat, ihre Eroberung zu verlassen, so lehrt übrigens doch ihre Expedition, wie leicht es sey, sich Egyptens zu bemächtigen, und wie *) Alle diese Classen würden, erstaunt über bie gute MannSzucht der Franzose» un!> über die Gerechtigkeit ihrer Vorgcsctztcn, sich bald an ihre Regierung gewöhnt Habe«; die Bedrückungen wurden ernstlich verboten, die Austagr» gehörig vertheilt, und dir Relizionssache» ^ ßeilig respektirt worden seyn. lelcht man sich auch daselbst, ungeachtet de-r Tllrfen, Araber, Mamelucken, und selbst der Englander, behaupte« könne, wenn der übrige Theil Europens auf Ein.-mal daran Antheil nehmen wollte, und bereitwillig w'ire, allmählig die Bevölkerung eines Landes zu erneuern, dessen Einwohner von Vorurtheileii so verblen« det sind, daß sie selbst ihr wahreS Interesse verkennen. Alle clvilisirte Nationen werden vielleicht einstens einmal fühlen, wie wlHtig es für sie seyn würde, eine Meuschelnasse aus Egypttn zu vertreiben, die es seit mehreren Jahrhunderten entehrt, und deren e!n;kqes Besinnen immer darauf hinaus gieng, es zu schwächen, oder zu vernichten. Die Menschlichkeit sowohl, als dle Politik muß sie bewegen, in diesem, jetzt so unglück« lichen Lande ein neues, mnibhänyüics, aufgeklärtes Volk anzusiedeln, welches sich mit den Lanbeseinwoh» nern vermengt, seine Häfen öffnet, allen Kaufmanns-gütern freyen Zutritt gestattet, und der menschlichen Betriebsamkeit alle Mittel an die Hand giebt, sich voll« kommen entwickeln zu können. Aber, wird man mir einwenden, eine handelnde Nation wird sich dagegen setzen, weil sie der Industrie anderer Völker Fesseln anzulegen strebt; weil sie nicht zugeben wlll, daß andere Schiffe, als dle ihrigen, den weiten Raum des Oceans durchschneiden; well sie nicht erlaubt, daß die Produkte dcs Orients, durch jemand anders, als sie, gegen die des Occidents vertauscht werden; kurz, weil sic jich die Herrschaft zur See, als ihr eigenthümlich anmaaßet. Möchte doch in diesem Falle Egypttn ewig in Barbarei) versenkt bleiben, möchten die Häfen Alexandria's sich verschlemmen; die Candle sich verstopfen, und der Sand aus den Wüsten das gebaulte Land mit Un« fruchtbarkett bedrohen! Dennoch aber bleib: dcr Weg «57 um dos Vorgebirge der guten Hoffnung herum frey, und die Engländer nehmen die Umseglung der Welt über sich. Aber nicht also. Das allgemeine Interesse wird früher oder später das Interesse des Einzelnen überwiegen. Der Weg nach Indien, durch das rothe Meer ist so kurz, die Sckissfahrt so wenig gefahrvoll, das Ziel der Reise so gewiß, die Ruhepunkte so wohl gtleaen, die Strlchwlnde so beständig, so regu, lä'r, lxisi man »hm einstens unstreitig den Vorzug vor dem andern geben wird. Welche Vortheile würde nickt Egypten lnNüclsichtderVerprovlantlrungund der Erfrischungen geben, die jedes Schiff, nach einer Fahrt von mehreren Tagen nöthig hat! Wie viele Vortheile würden nicht aus einem gemeinschaftlichen Nlederwgsorte; so erhalten sie beyde Meere immer im Glelchgewlchse. Ohne Zweifel kann wohl eine sieben oder acht Meilen breite Ocff»ung diese Wirkung erzeugen; denn wenn es sich anders verhielte , so würbe elne Abweichung in der Wasscrhöhe des mittelländischen Meeres die unausbleibliche Folge seyn. Der Wasserspiegel dieses Meeres müßte dann im Sommer, wo ole Ausdünstung weit beträchtlicher ist, als im Wlnter, und wo weit weniger Wasser hineinströmt, sehr auffallend sinken, und im Winter eben ss auffallend steigen. Und doch hüt dieses noch Niemand beobachtet, und man sieht auch nichts davon < weder ln den Häfen noch an irgend einem Ufcr. Demnach muß man also annehmen, daß ber Wassergehalt des mittelländischen Meeres, mit dem des Oceans im Gleichgewichte stehe, und daß der Unterschied zwischen demselben und dem rothen Meere darinnen liegt, daß letzteres elne sehr bestimmte Ebbe und Fluth hat, während sie tn dem andern fast gar nicht merklich ist. Mer, welcher europäische Ingenieur würde wohl, selbst wenn dte Differenz gegründet wäre, von seinee Arbeit abstehen, da er durch «we oder mehrere anzu» bringende Schleußen e!n einfaches und leichtes Mittel in den Handen hat, diesem Uebel abzuhelfen. Uebrlgens ist «»lle Furcht wegen dieses Punktes überflüssig, denn es war schon «in Canal da, und man kann die Spuren desselben quer durch die Sanbwüsten hindurch verfolgen. Sesosirls, jener tugendhafte und großmüthige Kö, nig f dem man wegen d«s Guten, das er seinen Unter« «hanen erzeigte und ihnen noch zu erzeigen Wtllens war, den verwegnen Wunsch, die ganze Welt zu erobern, zu Gute hält; Sesostrls sage ich, hatte zuerst die Idee, den Rll mit dem rothen Meer durch einen Canal zu verbinden. Necao nmr der zweyte König von Egyp-funfr die Europäischen Waaren zu verlieren fürchttt^n, von denen sie doch immer Nutzen zu zielen strebten. So bald man ihnen aber bemei klick gemacht hatt?, da «4 3???? ^^^^ sind, vielleicht von der Eifersucht der Türken, in Rück« sicht ihrer Frauen, und von dem religiösen Grundsatz«, welcher in dem qanzen Oriente die Wohnungen der Men, schen für geheiligt hält, ab. Daher kann jede heimliche EmschletäMig ln eitt Haus auf der Stelle durch den Eigenthümer oder den Micthsman» desselben, esgenmäch-tlg mit dein Tode bestraft werben, wenn er nicht der Berufung gerichtlicher Hülfe, die ihn auch niemahls zu rächen verfehlt, den Vorzug giebt. Der Anblick dieses Menschen, welchen man lilder Nacht gespießt hatte, ftößte uns «inen solchen Abscheu ein, daß wir desselben, so baldals esnur möglich wäre, entübrtgt zu seyn wünschten. Wir erreichten unsere Absicht auch durch Erlegung einiger Piaster. Der Leichnam des Hingerichteten, und de? Pfahl wurden elne Viertelstunde nach der Auszahlung des Gelbes weggenommen, und wir erhielten zugleich die Versprechung, daß in Zukunft ähnliche Hinrichtungen, weit von dem Hause deS Agenten der Republik vollzogen werden sollten. Den zehnten Floreal lteß uns der Reys des Bogas sagen, daß das Wetter zur Abreise günstig, und die Mündung des Nils ganz frey ware. Wir giengen daher früh Morgens um acht Uhr von Rosette unter Segel, und kamen gegen drey Uhr Nachmittags zu Alexandrien an,woder Agcntder Republik, «nd alle Franzofen, un-serer schon seit mehreren Tagen mit Ungeduld erwartet hatten. Sie waren unsertwegen sehr bekümmert gewesen, well sie sich uicht überreden konnten, baß die Oberhäupter der Regierung in die Abreise des Generalkommlssars und aller Kaufleute willigen würden; und auck bann, als sie unsere Ankunft zu Rosette erfahren hattln, fürchteten sie noch immer, daß der gühzornig« Murad ulio der listige Ibrahim uns anhalten und nach Cako zu- n'lckfü hren lassen würben, wic sie es einIahr vorher mit «lnigen unserer Landsleute gemacht hatten. Wir würden auf dcr Stelle von Alexanbrlln abgereist seyn, wenn wir irgend ein Griechisches, Türkisches oder Europäisches Schiff nach Constantinopel, Smyrna oder Salonlchi segelfertlg gefunden hätten, denn wir waren sehr begierig die Vewegungsgrimde unserer Zurückberufnng in die Hauptstadt b«S Türkischen Reichs/ gena« zu erfahren, und eilten auch selbst, ein Land zu verlassen, in dem wir nicht sicher reifen, ja nicht einmahl ohne Begleitung, oder ohne den Schutz irgend eines arabischen Scheikhs, aus einer Etadtgthe» konnten. Indem wir nun aufbie erste Gelegenheit, die sich darbieten würde, warten mußten, so durchwanderten wir noch einmahl mit großem Auswande dlc Gegend von Ale-xandrlen, glengen noch einmahl nach Marabu, und Abukir, und machten auf allen unsern Gangen eine sehr reichliche Sammlung von pflanzen und Thieren allerArt, denn es war eben jetzt die günstigste Jahreszeit für alle Gegenstände verNaturgeschichte, hauptsächlich des Thier-und Pflanzenreichs. Wir fuhren den neunten Pralrial des dritten Jahres der Republik auf einen venetianlschen Schisse, welches für Constantinopel Reis, Datteln, Egyptische Stoffe, und verschiedene Kaufmannsgütcr aus Indien geladen hatte, von Alexandrien ab. Eln schwacher West-und Sübwestwind trieb uns innerhalb sieben Tagen gegen die Küste von Karamanlen, wo wir die Gegend des Hafens Kassel-Rosso beaugenscheinigen komiten. Da sich dieser Wind aber drehete, und aus Norbwesten kam, und uns also ganz entgegen war, so blieben wir neun Tage lang vor diesem Hafen liegen. Die Strömung, welche sich deutlich von Westen nach Osten er« sireckte, entzog uns wahrend der Nachtruhe das, was ein l66 ^^?3ÜÜ? gelinder Wlnb Uns den Tag über burchkaviren vergönnt«. Wir hatten also Zeitgenugdie hohen Gebirge von Kara-manlen zu betrachten , ble in der Ferne weißlich, und von Bäumen entblößt zu seyn scheinen. Manchmahl näherten wir uns der Küste so sehr, daß wir durch die grossen Spalten der Felsen, welche das Ufer begränzen, Thäler und Ebenen wahrnehmen konntcn,aufwelchen wir mit Hülfe unserer Gläser delttlich Kiefern, Soobbrodbäume, Oclbäume, Cistusarten, Styraxbäume, Myrthen, Platanen, seltene Weinstöcke und Feigenbäume erblickten. Wlr/ahen aber weder Wohnungen, noch Viehherden, uoch kalldbau, kurz nichts, was uns erfreuen over zerstreuen konnte. Ueberall entdeckten wir nur stolze, auf-gethürmte Gebirge, wenig einzeln stehende Bäume, dichter stehende Mastlxbäume, und«lni'ge Bäche, an deren Ufern Oleanderbäume und Platanen standen. Ueberall herrschte Stille und Einsamkeit; nirgends hörte man ein anderes Geräusch,als dasBrausen der Meereswcllrn, die sich gegen die Felsen am Ufer brachen und da zu Schaum wurden. Welch einen traurigen Anblick gewährt nicht ein Land, das sich so wild zelgt, welches de? Mensch nicht durch seiner Hände Arbeit umgeschassen hat, und dem kein lebendes Wesen durch seine Gegenwart auch Leben giebt. Die Backe, ln denen ein frisches, klares Wasser fioß, die blühenden Oleanderbäume, die Platanen an den Ufern, der grüne Rasen, welcher unter dem Schatten ihres taubes wuchs, alles dieses lud uns ein, das Schiff auf einige Augenblicke zu verlassen, uns dort zu erholen und frische Luft zu schöpfen; aber die Felsen, welche die Küste beg'änzten, schreckten uns zurück. Wir würden uns selbst in elner weit größern Entfernung von ihlie.i haben erhalten müssen, wenn das Mm „icht ruhig, das Wetter sckwn gewesen, und der Wlnb nicht beständig zu seyn geschienen hatte. Den sechs und zwanzigsten Pralrial drehte sich der Wind südlich , und wlr segelten fort, ohne die Küste aus den Augen z„ verlieren. Gegen drey Uhr Nachmittags endlich landeten wlr in dem Hafen von Rhodus. Diese Insel, welche die Türken in dem Jahre »522 den Rittern des helligen Johannes von Jerusalem weg, nahmen, kann, wegen ihrer Wichtigkeit, ihrer Lage, Große und Fruchtbarkeit, als die dritte der Levante betrachtet werben. Sie ist von dem festen Lande nur durch elnen, drey oder vier Meilen breiten Meeresarm getrennt. Gegen» über llegt der Rittcrhafen, nördlich der Meerbusen von Syml, nordöstlich der große und tiefe Meerbusen von Makri, in welchem vor zwey Jahren die Engländer ihre Macht vereinigten, als sieEgypten, welches von den Franzosen eingenommen worden war, angreifen wollten. Alle inländischen Fahrzeuge, und fast alle Schisse, dle von Constantinopel, Smyrna, Salonichi, ober irgend einem andern Hafen, von Griechenland und dem Archipelagus aus nach Syrien und Egypten gehen , oder von da zurückkommen, passiren durch die Meerenge von Rhodus, ankern in den Hafen, und nehmen Vorrath ein. Dieses verursacht einen Zusammenfluß von vielen Fremden, und macht, daß dieser Ort elne Niederlage aller Produkte der Gegend wird. Dle Ausfuhrartikel von Nhodus bestehen in Baum« wolle, Wein, Oel, Pomeranzen, Honig, Wachsund «lnigen trockenen Früchten, wie zum Beyspiel Feigen, Rosinen , und Mandeln. Weizen und Gerste, den m, Pascha von drey Roßsckweisen, der unter seinem Befehle Stancho und einen Theil von Karamanien' hat. Zur Seite des Hafens ist ein Schiffswerft, auswelchemman KriegS-Mffe aus Pignen, die man aus dem Innern der Insel holt, und aus Eichen, welche man von den Ge» birgen Karamaniens erhält, bauet. Diese Insel zeigt, wenigstens in ten Theilen, die wlr durchsucht haben, keine Spurelnes unterirdischen Feuers, obgleich Savary glaubt, daß sie von der benachbarten Küste durch vulkanische Wirkung losgerissen worden sey. Die Gebirge sind kalkartig; nördlich von der Stadt, nicht weit von dem Meere findet sich ein Ouarzkonglomerat, und weiterhin Sandstein, der weiter nichts als ein Gemenge von Kies und Sand'st. Rhodus scheint uns ble Folqe der Gebirgskette Karamanlens auszumachen, und sich an die von Creta und dem Pelo» ponnes anzuschließen. Cerlgo und Cerigote auf der einen, und Kaxo und Scarpante auf der andern Sette, sind die Vcrmittelungsglieber dieser Kette. Vler oder fünf Meilen westlich von dem Hafen sahen wir auf einem, ebenfalls talkartigen Gebirge die Ruinen elner Stadt, in welcher sich wahrscheinlich die Iohannlterritter niedergelassen und verschanzt 5aben, als sie sich in dem Jahre 13,0 dieser Insel bemächtigten. Wir fanden in einem sehr großen Umfange Ueber-reste von Mauern und große Stelnblöcke, auf welchen Rüstungen der Ritter elrigehauen waren. Diejenigen, welche es für eine große Chre halten, zu diesem, seit mögen dor ln Nagara. In dieser Zwischenzeit versuchten wir es zweymahl, mit einem schwachen Westwinde unter Segel z« gehen,und zweymahl kamen wlr auf denAnkerplatz zurück. Zum Drlttenmahle aber gelangten wlr an einem Ankerplatze drcyviertel Meilen von Galata, *) wo wlr drey Tage blieben. Den vlerund zwanzigsten Messlbor gien' gen wlr wieder unter Segel, und kamen den sechs und zwanzigsten Abends-, ln Consiantlnopel an. *) Galata ist ein Dors auf einem Hügel, rine Viertelmeile von dem Canale, »md eine Meile von Gallipot» entfernt. Oli Vier's Reise. VierterTheil. Reise nach Syrien und Mesopotamien, Erster Abschnitt. Abreise von Constantinopcl. — Rückkehr auf die Inscln.des Archipelagus, um Puzzolanr aufzusuchen. — Unterlial« tung mit>em Kapudan-Pascha zu Mitilene. — Aussüh« rnng eims Gerichtsdicners. — Vorschlage der Primaten von Eantorin. — Sendung zweyer von ihnr« a»die Pforte. — Auftnthalt zu Rhodus. Ankunft zu Burut. >2ogleich den andern Tag nach unserer An5unft in Konstantmopel, begaben wlr unS in den französischen PaUast, u„d eilten Erkundigung einzuziehen, ob die Regierung noch immer willens ware, uns nach Per-sien zu schicken, wie uns dieses der Bürger Descor, ch«s in seinem letzten Briefe angekündiget hatte. Da uns nun der Bürger Vernlnac sagte, daß in dieser Angelegenheit keine Anordnung getroffen worden wäre, so malytell wls sogleich unltte3urüstunizen,damlt wir die 176 erste Karawane, welche nach Dlarbekir ziehen würde, benutzen könnten. Wir hatten die Absicht quer durch Kleinasien zu gehen, um theils desto eher an den Ort unserer Bestimmung zu gelangen, theils um zu gleicher Alt unsere Wißbegierde zu befriedigen. Wirklich schien uns diese Gegend, welche nur wenige Reisende zu beobachten Ge-leiMheit und Zeit harten, eine reichliche Fmwgruoefur Erdkunde und mtere Geschichte zu seyn. Hier wollten wir auch zu gleicher Zeit ein siegreiches Volk näher kennen lernen, welches fern von der Hauptstadt, und von Handelsstädten, die Sprache, Sitten und alle Gebrauche seiner Vorfahren unverändert erhalten hat. Der Bürger Verninac theilte uns die folgenden Tage die Absichten des exekutiven Direktoriums mir, qab uns Briefe an den ersten Minister des Königs von Pcrsien, und an den Pascha von Bagdad; vertrauete uns andere nothwendige P «piece an, und traf die nöthigen Maaßregeln, damit wir die für uns bestimmten Summen heben konnten. Die Pforte bewilligte uns ohne Sckwierigkeilen die nöthigen Firmans; trug uns selbst wörtlich einen wichtigen Auftrag an die Persische Regierung auf, und der Großvezier ließ uns Briefe an den Pascha von Sagoad zustellen, in welchen wir sehr angelegentlich empfohlen wurden. Schon waren wir zu unserer Abreise bereit, und unterhandelten deswegen mit demAnführereinerKarawane, als wir auf einmal unsern Weg andern mußten. Es war nähmlich damahls lm Werke, daß für das Zeughaus ln Constantlnopcl ein Bassin nach der Form des Tou-loner gebaut werden sollte. Die Pforte hatte auch schon einen Europäischen Ingenieur verlangt, welcher dle Arbeiten, die man anfangen wollte, zu leiten im Stande wäre. Nun hatten Armenische Kaufieute gehört, daß dass wlr auf den Inseln des Archipelagus Puzzotane gesehen hätten; 'sie suchten uns demnach unter Bedingungen, welche wir zu ewer andern Zeit für sehr vor-theWaft hätten halten können, zu bewegen, ihnen unsere 'Entdeckung mitzutheilen. Allein wir waren aufBefehl der Republik in der Levante, und glaubten also nicht eher Mit den Armeniern unterhandeln zu dürfen, als 5ss wir zuvor mit ihren Abgesandten darüber gesprochen hätten. Der Bürger Verninac, dessen Absicht es war, di?ses Bassin durch französische Ingenieurs erbauen zu lasscn, ersuchte uns, die Anträge der Armenier auszuschlagen. Cr versicherte, daß uns die Pforte weit voi-theilhafler belohnen würbe, und schickte, ohne welfeleZeitzuverlie« ren, den ersten Drogman der Gesandtschaft an sie, um sie von unserer Entdeckung zu benachrichtigen, um lhr Unsere Diensie anzubieten. Die Pforte schien über die Nachricht, daß sich in ihrem Reiche Pl,zzo!ane fünde, welche sehr leicht, und mit wenigen Kosten gewonnen werden könnte, sehr zufrieden zu seyn. Sie verlangte Von uns eine Note, und wir schickten sie ihr auch sogleich zu. Wir sagten, daß wir Puzzolaüe von geringerer Güte an dem Candle des schwarzen Meeres, auf b«r Prinzeninseln, und verschiedenen Inseln des Archlpela« gus entdeckt; aufder Insel Santorin und Therasia aber Püzzdlane von austlehimnder Güte, wenigstens eben so gute, wie ln Italien gefunden hatten; und fügten noch «inlg? Bemerkungen über die Anwendungsart derclnen sowohl als der anderen, bey. Bey dem Empfange unseres Berichtes sagten die Mt« Nlster der Pforte zu dem Drogman, daß die Armenier für ' bicse Entdeckung sechzigtausend Piaster verlangt hatten, bc, sie uns dock nur drenßigtausend geboten hatten. Sie fügten hinzu, daß ihre Erkenntlichkeit gränzenlos seyn würde, wcnn wir «njer Versprechen erfüllen könnten, N, Band. M Der Tschellbi-Cffenbi, welchen wlr dleserhalb zwcy-mal, besuchten, versicherte uns ebenfalls, daß die Pforte auf eine, ihr angemessene Art, die wichtige Entdeckung belohnen würde, welche wir ihr mittheilen wollten. Dieser Minister hatte zugleich den Auftrag, ein Schiff zu Miethen, welches uns ohne Verzug auf dle Inseln des Archipelagus bringen sollte. Mal, gab uns auch einen Chiaoux zu unserer Begleitung mlt, der nachher einige Säcke voll Puzzolane mitbringen sollte, weil man erst einige Versuche damit anzustellen willens war, ehe sie im Großen angewendet wurde« Am dreyzehuten Fruktldor des dritten Jahres d8a gen, die an mich gethan wurden, genö'thlget, die Ursa-chen, welche sie veranlaßt hatten, und dle Resultate, welche davon zu erwarten waren, aus elnander zu setzen. Wlr sprachen noch einige Zeit über den Bewegungs» gründ, welcher uns antrieb an den Persischen Hof zu gehen; unterhielten uns von dem Charakter und den Thaten des neuen Eroberers dieses unglücklichen .Reichs, und von dem Kriege, welchen die Plünderung von Tif« lis zwischen der Katharina und ihn veranlassen mußte. Dann trennten wir uns, und lch reiste noch denselben Abend ab, um mich nach dem Schisse zu begeben, welches lch nordwestlich von kesbos zurüclgelas-sen hatt«. Ich brachte dle Nacht ln einem sehr kleinen Griechischen Dorfe zu, welches mitten auf der Ebene llegt die sich bey dem Hafen des Oelbaums (port alivier) endlgt. Das Oberhaupt, bey welchem mich der Ehlaonx absteigen ließ, hatte seit einigen Tagen ein anhaltendes Fieber; seil?« Frau war schon sechs Monathe lang wassersüchtig, und die meisten seiner Kinder ge-schwollen. Der Anblick dieser Unglücklichen, die gegen den Tod kämpften, hätte wohl daS Herz eines Tigers erweichen können; aber auf das bes Chlaoux machte er kel-nen Eindruck. Ob wlr gleich mit einer sehr guten Mahlzeit versehen waren, so verlangte doch dieser, bulch Vorurtheile seiner Nation verhärtete, und durch die ihm verliehene Gewalt sich mächtig dünkende Mensch, mit dem Stocke ln der Hand, alle diejenigen Gerichte, die seiner Meinung nach in diesem Dorfe zu finden seyn mochten. Vater, Mutter und Kinder, alle glengen, au-geübllcklich vl'n Haus zu Haus, um von oen Fleischoän« ken Fleisch, und außerdem noch Hühner, Eyer, Honig, Milch, Käse, Weintrauben, Feigen, Melonen, und be- sonders Kaffee herbey zu schaffen. Vergebens sagte lch zu dem Chlaoux mehrercmahle, daß lch nicht essen wollte, «nb daß man mit dem Vorrathe eine ganze Schwadron spelsen könnte; ich kannte ober weder selne Forderungen »naßigen, noch etwas Sanftmuth in selne Geberden und Ausdrücke bringen. „Wie? sagte er, Sie lnteressiren sich auch noch fl'lr diese ungläubigen Hunde? Nun, für Wen anders müssen denn ds< Christen des Reiche arbeiten, als für die wahren Diener Gottes?^ Ich er, staunte ntcht im Geringsten über diese eigerni'jhia/Mo« ?al, denn sie findet sich bey allen unwissenden Völkern» Gewiß wurde man sie auch bey den Christen dieser Gegen-öen antreffen, wenn fie mächtiger werden sollten, und fich wie die Muselmänner einbildeten, daß der Allmä'ch, tlge nur für sie alle selne Wohlthaten so verschwenderisch auf die Erbe verbreitet habe. Den andernTag Nachmittags kam lch in den^Hafen von Petra an. Da der Wind immer noch aus Norden lvehte, so segelte der Kapitän schon denselben Abend wieder ab, «nb nahm den Weg nach Mllo, wohin wir uns zu begeben wünschten, damit wir die Theile der Insel noch besehen könnten, welche wir auf unserer ersten Reise nicht zu sehen bekamen. Den zwey und zwanzig, sten Frultldor befanden wir uns bey Aufgang der Sonne zwischen Sclo und Ipsera. Unter dem Winde dieser letzten Insel bemerkten wlr eine engllscke Fregatte, die Westlich segelte, und uns bald aus dem Gesichte kam. ^en nähmlichen Abend kamen wir zwischen Tine und Mlcony, fuhren nahe bey Groß.-Delos vorbey, und ba der Wind immer gleich stark blieb, so zogen wlr d'e ^acht i'iber einige Segel ein. MitAnbruch des Tagcs ^segelten wlr das östliche Vorgebirge von Argentina, "nd gicngen aufdem Ankerplatz?, welcher sich unterhalb b«r Stadt befindet, vor Anker. !8lt »»»««»lm»»n» Der Chiaoux eilte nun sich sein Recht zu Nutze zu machen, ließ sich bey einem der Primateil einquartieren und lebte daselbst auf Unkosten der Einwohner. Er verlangte von ihnen außerdem noch ein Geschenk, welches endlich nach mchrerinSchwierlgkeitenlmdWortwech, scln auf dreyhundert Plaster bestimmt wurde. Was uns betrifft, so blieben wir am Bord, und wollten es nicht einmahl gestatten, daßglan uns kebcnsmlttel dahlll brinr gen sollte. Der Chlaoux schmeichelte ssch mit der Hoffnung, zu Milo entschädiget zu werden, und sich dort nach Maaßgabe dts Umfangs der Insel bezahlen lassen zu können; allein er erstaunte mcht wenig, daß, als er in den Hauptort kam, fast gar kein Einwohner zu finden war, und gerieth sehr ln Zorn, als er von ihnen nur hundert Piaster erpressen konnte. In Castro bekam er nur mit vieler Mühe fünf und fünfzig Piaster. Der geldgierige Mensch, welcher sich ln dem, worauf er rechnete, getauscht findet, tröstet sich äußerst schwer. Co gieng es auch unserm Chlaoux denselben Tag, als wir von Milo zurüctglengen, um wieder zu Schiffe zu gehen, und unsere Reise weiter fortzusetzen. Er war so übler kaune, daß er alle Augenblicke über sein Malllthier zornig wurde. Buld gleng es seiner Meinung nach nicht schnell genug; einen Augenblick darauf ermüdete sein Trott, dann stolperte es zu oft. Da er es nun nach allen Seiten hinan dem Zügel ruckweise zente mid zog, und scln Prügeln kein Ende nahm, so schlug das Thier auf einmahl so stark hinten aus, daß es seinen Retter herunter warf. Anstatt nun über sei» Last-thter immer zorniger zu werden, welches uns sehr belu» siigtt haben würde, hielt sich der ungeschliffene Chiaoux' au den Primas, welcher uns begleitete. Er behauptete, haß dieser sür das Betrogen seines Maulthleres verant- Wortllch seyn Ml'lßte, und kam, wie cln Rasender, mit dem Plsiol in der Hand auf ihn zugestürzt, und hatte die Absicht ihn zu ermorden. Glücklicherweise konnte er für 3orn nicht genau genug zielen, und die Kugel fuhr zwischen uns allen durch, ohne irgend Jemanden Scha» den zuzufügen. Erschrocken über diesen ausgelassenen Zorn gleng ich sogleich dem Chiaoux entgegen, um ihm Vorwl'irfc zu machen, und ihm sein tadelhaftes Betragen ernstlich vorzustellen. Ganz frech aber gab er mir zur Antwort: „ich wollte ich halte ihn ermordet, dann würde ich einen Vorwanb gehabt haben, Erpressungen ouf selnrr Insel ausüben zu können." „Und ich, antwortete ich ihm, würbe Dich, so bald Du lhn um das Leben gebracht, oder auch nur verwundet hättest, haben knebeln und nach Constantinopel bringen lassen, würde mich selbst dahin begeben, und diese Stadt Nichteher verlassen haben, als bis ich der Vollstreckung Deines Tcbesurthells beygewohnt hätte. Morgen werde lch ein Fahrzeug an die Pforte abfertigen, um sie von Deiner Aufführung zu benachrichtigen, und bey ihr anfragen, ob es ihre Meinung gewesen scy, uns einem Meuchelmörder preiß zu gcbcn." Der Chiaoux wurde bestürzt, stieg wieder m,f seln Maulthler, und folgte uns, ohne ein Wort zu sagen. Als wlr zu Ar-gentlera ankamen, verließ er den Primas nie, und seine ersten Worte an ihn bestanden w Entschuldigungen. Nachher erkundigte er sich, ob ich Bcfehlzu Ve-relthaltung eines Fahrzeuges gegeben h^'tle, m,d auf die Antwort, welche ihm der Primas gab, daß den, wirklich so sey, kam der Chiaoux mit Anbruch des Tages an Bord, und ersuchte uns nicht nach Constantlnopcl zu schreiben. Er flehte, daß wir Mitleid mit seinen Kindern haben sollten, kü-5te demsithig unsere Schuhe Und dm Saum.unserer Kleiber, und schwur bey scinem Barte und bey seinem Propheten, sich in Zukunft besser aufzuführen. Und wahrhaftig, er hielt Wort; den gan-> zen übrigen Theil der Relse hindurch war er geduldig wie ein Lamm; und wir erstatteten daher wegen seiner Aufführung keinen Bericht an die Pforte. Den acht und zwanzigsten Fruktidor fuhren wlrvon der Rheede von Argentlera ab, und ankerten noch denselben Tag zu Santorln. Die Einwohner schmeichelten sich, baß wir mit Aufsuchung der Puzzolane auf ihrer Insel eben nicht glücklicher seyn würden, als wir es zu MlloundArgentiera gewesen waren; als wir ihnen aber auf eine sehr positive Art sagten, daß Santorln dergleichen, und zwar von bester Güte enthielte, und als sie besonders sahen, daß wir uns unterhalb Apanom«rla fertig machten, zwanzig Säcke damit anzufüllen, um sie nach Constan-tlnopel zu schicken, so versammelten sich die Primaten, um auf Mittel zu denken, wie der Schlag, welcher ihnen zu drohen schien, abzuwenden wäre. Das Resultat ihrer Berathschlagungen fiel dahin aus, uns Geld zu bieten, wenn wir an die Pforte schreiben woll^ ten, daß ih« Insel keine Puzzolane, oder nur eine schlechte Art derselben enthielte. Ihr Antrag war mlt einer Aufzahlung von Bedrückungen und allen dem Elende begleitet, dem sie ausgesetzt seyn würden, wenn ihnen die Pforte Türken zuschicken, oder dte Substanz durch die Snwohner aufgraben ließe. Wi? verwarfen aber den Antrag der Primaten und versicherten ihnen, baß wir, weil uns der türkische Despotismus mehr als zu genau bekannt sey, vor allen Dingen erst alle die Vorsichtsmaaßregeln ergriffen hätten, welche uns die Menschlichkeit nur hätte einstoßen können. Die Minister hatten uns fest versprochen, daß die Vluskörde-rmlg del Puzzolane nur durch Griechen, ble auf der Insel fremd wären, und ansehnlich bezahlt werden würden, geschehen solle, und daß die Bcwolmer fernerhin das Recht ihre Felder anbauen, oder fiir dic Regierung gegen Bezahlung arbeiten zu können, behalten sollten. Dieses Versprechen wurde auch gleichfalls dem Gesandten der Republik gegeben, so daß man zu Eantorln weder die Gegenwart der Türken noch die Bedrückungen zu furch? ten hatte, deren Angabe uns eben erst vorgelegt wurde. Die Primate» beruhigten sich jedoch bey diesen Versprechungen nlcl't. Einige Tage lang lagen sie uns beständig ln den Ohren, und als sie endlich sahen, daß ihre Anträge bey uns nichts auszurichten im Stande wären, so sandten sie zwey aus ihrer Mitte nach Consta»-tlncpel ab. In der Folge erfuhren wir, daß diese Abgeordneten bey ocn Personen, welche einen unmittelbaren Einfluß in die vorhabenden Unternehmungen hatten, glücklicher gewesen wären. Man rüstete in der Eile acht Schiffe für Italien aus, mit dem Befehle, die nöthige Puzzo« lane zu kaufen und zu laden, und nun war in der Folge von der auf Cantorin nicht mehr die Rede. Eben so wenig wurde an die Entschädigung gedacht, dl« man uns versprochen hatte, obgleich der Bürger Verninac deshalb mehreremalen durch den ersten Drogman der Gesandtschaft Erinnerung hatte thun las, sen. Uebrlgens müssen wir noch hinzufügen, daß wir die Pforte zwey Jahre nachker, als nach unserer Zurückkunft aus Persmi, durch Vermittelung des Bürgers Carra-Eaint-Cyr, sowohl an ihre Versprechung, als an die ihr geleisteten Dienste, deren Benutzung nur von ihr «bhieng, erinnern llesien. Nur mit vieler Mühe erhielten wir eine Antwort. Endlich ließ uns der Reys-Ef-fendi einen Brief an den Minister der auswärtigen Tn-üelegenheite» und ein Geschenk von 2000 Piastern zukom- i86 . men. Der Brlef gab uns ein gutes Zeugniß von unserer Aufführung während unseres Aufenthaltes im türkischen Reiche. Was das Geschenk mllangt, so standen wlr auf demPunkte es auSzuschlagen, denn cs stand mit unsern Mühseligkeiten, unserem Kostenaufwand«, milder Wichtigkeit dcr Entdeckung, dem Opfer, welches man von uns verlangt hatte, und besonders mit den Versprechungen, die uns gegeben worden waren, tn gar keinem Verhältnisse; wir überlegten aber, daß eine Regierung, die elnes großmüthigen Verfahrens so wenig fähig ist, den Bewegungsgrunb unserer Ausschlagung nicht merken oder ^ wohl lr wollen auch noch zweyer, sehr sonderbarer und außerordentlich häufiger Konchytten erwähnen, die man ln den Gmten findet, und welche sich ohne Unterschied von allen den Pflanzen »mhren, die man daselbst bauet. Die erstere gehört zu der Gattung Helix ^Ueüx). Ele «st weiß und sieht wie zerfressen und abgenutzt aus. Ihr Nabel ist sehr groß. und sehr tief. Wir gaben ihr den Namen: der zerfressene Hclix.") Die zweyte ist ein Bulimus, und macht sich durch ihre Größe, die Ausbreitung ihrer Lippe und elnen Höcker an dem Gl unke der Säule, bemertcnswerth. Uebrigens lst sie schmutzig weißlich. Wir nannten sie beu groß« Üppigen Bulimus/") Wir hatten, als wir nach Syrien reisten, die Ab-sichr, uns zu Damaskus mlt elner Karawane zu vereinigen, welche, wie man uns gesagt halte, gegen Ende des Herbstes nach Pagdad abreisen müßte. In Ba-rut konnte unS Niemand hierliber bestimmte Auskunft gebe», und wir beschlossen daher uach Seyde zu gehen, *J Papilio D. C. Fausra, alls flavis, nnticis puncto fas- ciisquc duabus posticis nigris, secunda terminali flavo - putictat«, "•; Helix cariosa, tota alb?, minutim crispato -rugellosa, exonti-earinaia; uinbilico abrupto proiundo. **fjBi;limus labrosus, cylindraceuv, 5ordide exalbidus , spira ot>tusa, rut'esccaie, labio explanato extnutc; co- luniella busi obscure gibba. ,95 um die daselbst befindlichen französisch«,, Kaufleute hierüber zu Rathe zu ziehen. Bald hatten wir einen Mrukre oderMaulthlertre!-l>er ausgemacht, welcher uns die nöthigen Esel lirhe. Man gab uns aber den Rath, beyden Verfügungen, die wir mit ihm treffen würden, es ja nicht zu vergessen, ihm zugleich die Bezahlung des Gaffars, der aufdiesem Wege zur Sicherheit der Reisenden angelegt ist, aufzutragen. Es geschieht nähmlich sehr oft, daß die äußerst geringen Gebühren, welche die Wache der Gassms von jedem Reisenden und seinen Thieren zu erheben bei ecl tlgt ist, ihnen eine Me Gelegenheit geben, die Europäer, welche sie gewöhnlich für reich halten, nach ihrem Belieben zu prellen. Von Barut nach Seyde rechnet man dreyßig Mel-len. Die erster» zehn Meilen hat man einen sandigen, für die Lasithlere sehr ermüdenden Weg zu machen; dann wird er felsig, und dieser dauert bis in die Nahe von Seyde, wo der Sand wieder zum Vorschein kommt. Auf diesen» Wege macht man alle Krümmungen der Küste, und an mehreren Stellen wird man sogar durch die vordersten Ketten dc6 Libanon eingeschränkt, welche sich bis an das Meer erstrecken. An dem AbHange dieser Gebirge bemerkt man zer, streut liegende Häuser, und ziemlich betrachtliche Dörfer, welche gewöhnlich uufschroffen, fast unzugänglichen Or< ten liegen. Manchmal findet man an oem Fuße oicser jähen Berge beträchtlich grosse Ebenen und Thäler, und überall sieht man immergrünende Bäume, verschicone» ley Feldbau und zahlreiche Viehheerden. Unsere Thiere giengen einen so langsamen Schritt, daß wir die in der That schönen Gegend««« betrachten, und alles das genau untersuchen konnten, was uns alls unserem Wege vorkam. Eine Stunde früher, Dritter Abschnitt. Abreise nach Tyrils« — Beschreibung der Stadt und ihrer Gegend. — Größe ihres Hafens. — Bemerkungen «ber diesen Gegenstand. — Brunnen des Sslomo. — Was« serleitung. — Untersuchunssen über die Lage von Alt-Tyrns, u»d übcr den Zeitpunkt, in welchem die In« sel-Tnr„s gegründet wurde. — Bon dem Tyrischen Pur» pur» — Die zwey Rheeden von Tyrus. Nachdem wir einige Tage zu Seyde verlebt halten, entschlossen wir uns nach Tyrus zu gehen. Konnten wir wohl diese Gegenden verlassen, ohne ber berühmten Stadt unsere Bewunderung zu zollen, welche auf Si-don gegrünbet, ober von ihr vergrössert, reicher und mächtiger wurde, als ihre Mutterstadt? Der Haftn von Eldon hatte uns durch selne Kleinheit überrascht, wir eilten also um zu sehen, ob uns der von Tyrus elne höhere Idee von dem Seehandel und der Schlfffahrts-künde der alten Völker geben konnte. Wir wollen den Plan davon aufnehmen, ungeachtet ein solches Unternehmen mit vieler Gefahr verknüpft war, denn wlr befanden uns in feindlichem Lande. Wir wußten wohl, daß der PaschaDgezar sehr übel aufdte Franzosen zusprechen war, und daß er auch nicht den geringsten Vorwand verabsäumt haben würde, mit seinem ganz«! Zorne über uns loszubrechen. Es giebt aber Gelegenheiten, wo die Klugheit schwelgt. Die Erwartung eines seh» nahen Vergnügens siegtoftgenug über dteFurcht einer entfernten Gefahr. Man schätzt die Entfernung zwischen Seyde und Sour *) auf zwanzig deutsche Meilen. Der W«g ist eben, sehr schön, und geht ingeringer Entfm.uugvon demMeere hin. Außer zwey Meilensteinen, welche Lateinische, zum Theil verloschene") Inschriften hatten, und dle Oessnung einiger Höhlen, die wlr für ehemahlige Katakomben hielten, zeigte sich uns nichts Merkwürdiges, Wlr sahen weder die Ruinen von Carcpta, noch dle Eisenbergwerke, welche den Reichthum der Bewohner dieser Stadt ausmachten, noch die Weinberge, die ihnen elnen kostbaren Wein gaben. Nlrstießen aufclnlgegc-ringft'iglge Bäche, anderen Rindern sich mehrere Grasarten befanden, wo auch die europäische Tasmarlske, und die breyArten von Schilfrohr wuchsen, welche wlrzwl-schen Seyde und Barut schon bemerkt hatten. Uebri-gens war das Land nackt, und zeugte nur traurige Ge-ljppe von Pfianzen, die es ehedem geziert hatten, und wOHe die Rüclkehr der Regenzeit erwarteten, um von Neuem wieder zu grünen. Unter ihnen befand sich ble Gundelie (^un^eUa), welche Tomnefoit im Norden von Kleinasien gesammelt hatte, und die Koloquinte, «ine drasiisch.-purglerclide Wanze aus der Familie der kürblsartlgcn Gewächse, die wild an den Ufcrn des Me« res wächst, und deren runde, glatte, kaum wie eine Pomeranze große Frucht, em Handelsgcgenstand für Sy-lien ist. Die ganze Küste war mit «iner Art von Krabben bedeckt, welche den Alten unter dem Namen Reiter"') ') Sour P der neuere Nahme für den alten Tyrue. "> Maundrrll hat m ftiiicr Arise von Mppo »ach If« rusalew dirse Inschrift angrgrbcn. ""> Clade Cl>v2lier. ^MU3, not« 5«r I'liistoiiv ll«^ ^mmilux t, Denkmahlen der gebildete» Vorzeit. Der Umfang des Hafens hat nicht mehr als i^c» Eci^rltte und wenn man auf die Macht der Tyrier zuriict-blickt, so kann man sich halb nur dadurch erklären, daß immer eln sehr grosser Thetlber Scl iffe auswärts umher strich. Uebrigens war dieser Hafen durch zwey Thüren geschlossen, under wurde von der Etabt so gut vertheidigt, daß Alexander die größte Schwierigkeit fand in lhn einzudringen. Die Brunnen, welcke in einiger Entfernung südwärts liegen, heissen die Brunnen Salomons, weil man glaubt, daß er in seinem hoben Liede von ihnen spreche. 3u den bcreitö davon vorhandenen Beschreibungen Maundrells und Volncys könne» wir nock hinzu sehen,, daß man zu den berühmten aus Kalksteinen zusammen^ gesetzten, achtzehn Ful5 hohen Behältern auf einer seh? wandelbaren Treppe steige, „nd daß sie jeon'M voll ü,c)ü «M«!ü«- Wasser sind. Sie scheinen ursprünglich zur Zelt Kä» „ig Hterans vor Salomo erbauet zu ssyn, um Tyrus ullt Wasser zu versehen, dann aber mögen die Griechen und Römer sich vervollkommnet haben; denn man erkennt ihee Bauart. Die Gründung von Alexandria scheinen dem alten Tyrus am nachtheiligsten gewesen zu seyn. Hierzu kann die Zunahme der egyptlschen Seemacht unter den Ptolemäern. Doch hielt die Gleichgilrigkeit der Römer den Handel der lbchie» aufrecht, und hauptsächlich kam ihnen damals zu statten, vaß sie die Kunst Purpur zu färben besassen. Sie erhielten diese schöne Farbe von verschobenen Sceconchyllen, die man »n den Küsten von Phönlcien, Cicilien, Afrika und Griechenland auffischte. Man unterschied drey Arte'.! davon, eine, welche einen langen gekrümmten Schwanz hatte, ferner die, welche eincn schr kurzen hatte, und endlich cine, bey welcher die Säule gar nicht hervorragte« Dlese Conchylien waren unter den Namen murex, conckvlium und pur^'urH bekannt. Neuere Naturforscher, welche hierüber einige Untersuchungen anstellen wollte»», konnten die Arten nicht gcnau ausfindlg macheil, von welchen die Tyrier ihren Purpur bekamen, weil sie fast von allen Conchylien aus der Gattung Klnkborn (Kuccinum), Kräuselschnecke strockuz), Flügelschnecke (^tramdus) und Purpurschnecke (l'ui-puia), die nmnllche Farbe erhielten. Es giebt auch einige Flußconchyllen, zum Beyspiel, die Schüsselschnecke 5tielix z)lHna.bi5) und BulimuS, welche sie in geringer Menge liefern. Aber das Quallebotchen (tteljx ^umlnna) welches wlr sehr häufig auf den Rheeden von Tyrus, Alcxandrlen und Abukir gefunden haben, ist vieUelcht diejenige Con, chylie, welche die größte Menge dlessr Farbe giebt- Das ganze Thier bekommt, wenn es siirbt, elne sehr schöne violette Farbe, welche in das purpurothe spielt, und die es seiner Echaale sowohl, als alle dem, was ihm zur Hülle dient mittheilt. Der Saft aller dieser Conchyllen ist entweder grün, ober weiß, so lange das Thier noch lebt, und man ihm aus seinem Behälter herausnimmt; zugleich ist er auch außerordentlich zähe. Verdünnt man ihn mit «iner gewissen Menge von Wasser, und setzt ihn der freyen Luft aus, so wird er erst roth, und endlich purpurfarbig. Selten ist dieser Behälter größer als eine Erbse. Man sieht also leicht ein, welche Menge von Conchylien dte Tyrler ihres Purpurs wegen lobten mußten; daher denn diese Farbe auch ungeheuer theuer war, und anfangs nur siir die Könige von Persien, in derFolge aberanch für die römischen Kaiser, Senntoreli, und die reichsten Privatpersonen aufgehoben wurde. Um diese Farbe zu erhalten, bedienten sich dlc Tyrler zweyer verschiedener Handgriffe. Sie nahmen näm« lich entweder jeder einzelnen Cunchylie bloß den Saft-behälter, und spalteten zu diesem Endzwecke das ganze Thter, vom Kopfe an, bis zur Hälfte des Leibes. Hierdurch erhlelt man eine schönere und reinere Farbe; vter sie zerstießen eine große Menge dieser Thiere auf einmal, in einem sehr großen Mörser. Durch diese Verfahnxlgsarl ersparten sie sich zwar eine mühsamere Arbeit; da aber dieser Saft mit dem Fleische und oen Flüchtigkeiten des Thieres vermischt wurde, so war der hiervon erhaltene Purpur etwas weniger schön, und Nicht so lebhaft, wie jener. Es scheint, als halte man dieses mit Wasser verdünnte Gemengsel, um es von fti-Ue>, fremdartige!! Theilen zu vcfreyen, zehn Tage la^g ln zinnernen Kessel» gekocht, und «ine sehrsroßeMrnqc ^alz dazu gesetzt. Uebrtgeus kennen wir olese Versah.- rungsal te»t nur sehr unvollkommen, und seitdem man tu der Cochenille eine eben so schöne, ebcn so dauerhafte, und bey weitem nicht so kostspielige F.irbe, als der lyrische Purpur war, gefunden hat, so Üinn die Auffindimg desselben künftighin nur Gelehrte und Wißbegierige lnttresslren. Syrien hat heut zu Tage kelne Hafen, weil das Ufer. des Meeres zü wenig buchtig lsi, und weil die, der Küste fast gleichlaufenden Gebirge zu jä'yeln die Hohe gehen. Wirklich findet man auch von dem Ausflusse des Orontes an, bis Gaza, nur einige, nicht sonderlich tiefe, ziemlich unsichere Rheeden, und einige kleine Bassins, welche die Kunst anlegte, oder verbesserte, dl< aber mit der Zeit wieder verschüttet worden sind. Net Hafen v<.'ll Latakle, welcher der größte von allen ist, kann heut zu Tullc»blöcle wegzubringen, di« sich, wie wir oben sagten, nordwestlich von dem kleinen Hafen, in dcm Meere befinden. " Dieser Traum, welchen wir bey dem Sondircn der großen Rheedc hegten, wm'dc einige Jahre nachher zur Wirklichkeit gediehen seyn, wenn sich die Franzosen nicht genöchlget gesehen bättm, die Unternehmung, welche sie gegen Scilnt Jean d'Akre vorhatten, wieder aufzugeben, weil ihnen plötzlich alles Belagerungsgeschütz, dasaufocm Meere herkam, weggenommen wurde. Die« ser Umstand hat in dem Oriente elne Revolution verzögert, die, früher oder spater, dennoch vor sich gehen wird, weil Europa für die Eröffnung der , Häfen des indischen Oceans, zum Handel, interess.tt lst. We,«ll die Franzosen Geister von Akre geworden wären, und über Damascus und Aleppo, ulm Seybe unl> Trlpolls hätten marschiren können, so würden alle unterdrückte Völkerschaften Syriens geeilt haben, das Otlomannische Joch abzuschütteln , und sich unter ihren Panieren zu sammeln. Die Fahne der Freyheit, welche zum erstenmahle auf dem Gipfel des Libanon gewehet hatte, würde ln allen Punkten Asiens bemerkbar gewesen seyn. Augenblicklich würden Drusen und Maroniten, Juden und Griechen, Armenier und Guebres, emer Armee auf den ersten Ruf geantwortet haben, die bloß kam, um ihre Fesseln zu zerbrechen, Wahrheit an die Stelle des Irrthums, und die Herrschaft der Gesetze all dle Statt der Regierung des Eigensinns und der Gewalc zu setzen. Alle blese unwissenden Völkerschaften, welche einander hassen, und sich beständig zu erwürgen suchen, well sie sich wechselsweise als Ungläubige betrachten, die aber der Eigennutz wieder verbindet, würden auch bald ln den Metnungen übereinstimmen. Die, aus allen Seiten angegriffenen Türken, würden den Menschen nicht haben widerstehen kennen, welche die Freyheit bewaffnete, und Klugheit leitete. Auf immer wüi-den sie aus einer Gegend verschwunden seyn, welche sie seit drey oder vier Jahrhunderten entehren. Wir werden bald den Dgezar, Pascha von Ak» rt kennen lernen, jenen außerordentlichen Menschen, welchen glückliche Umstände su sehr beqünstlaet bc»l>en.' Volne»? hat die Geschichte seiner ersten Lebensjahre gegeven, die auf jene folgenden, sind nicht wentg«r interessant. Os 2l2 . Vierter Abschnitt. Kur^r Abriß der 2ebe»sgeschichte dr< ch seme Gewandtheit in körperlichen Uebungen und eine unbedingte, blinde Unterwürfigkeit gegen die Befehle seines Herrn beumkbar zu machen. Wenn es hauptsächlich darauf ankam, lrgeny cine blutige Efekutlvl; zu vollz'eheil, den Kopfelues Bey's 2'F ober Kachef's abzuschlagen, oder ^n Vluttad und eine Verwüstung durch Feuer in einem Dorfe a»'^uric< ten, ft war er am meisten gescl aftlq, und man las schl?n im Vor, aus in leinen Augen das Vergnügen, welches er empfand, Blut fileßen zu leben. Wegen mehrerer Vorfälle, wobey er seine gleiäigiil« tlge Grausamkeit gezeigt hattc, erhielt er von seinen Kameraden , und selbst von seinem Herrn den Nahmen H^ar, welcker so viel helßt als Metzger, Würger. Seit dieser Zeit fl'ihrt er diesen Nahmen, welchen er nur zu wohl verdient, mit Stolz. Der Nahme Ach-».let wurde ihm aber gegeben, als er die wahomedanlsche Religion annahm. Sa er schnell blszu dem Range eines Kachef's sileg, so würden ihm ohne Zweifel sein Muth, seine Klihnhclt, und die Gunst Ali's, zu den ersten Würden im Staate verhelfen haben, wenn er nicht durch cinen Zweifel, den er nlcht zu beseitigen vermochte, bewogen, gezaudert hätte, selnem Herrn den Kopf eines NeyS *) zu bringen, dessen dieser gern los seyn wollte. Dgezcir erfuhr el-nlge Tage nachher, daß die Araber diesen Auftrag vollzogen hatten, und da er wohl wußte, daß es, wenn man einem Tyrannen mißfallt, eben so gut ist, als wenn man sein Todesurthcil empfängt, so entflöhe er in dem Jahre 1772 heimlich aus Cairo, und schiffte sich nach Constantinopel ein. Well er aber weder Gcld noch Kredit hatte, so war die Hauptstadt kein Ort für ihn, und mehrere Monathe verstrichen mit unnl'itzen Gesuchen. Er mußte sich also entschließe,,, sein Glück anoerw.ntS zu *^ Des Galeb-Bey, Gouverneur der Provinz Char-lieh. Er wurde a»f Anstiften Ali's durch einen Trupp vo» Arahern grlödltt. versuchen, «nb ein Schlff, welches nach Barut segelte, bestimmte den Dqezar sich darauf einzuschiffen. Als er ln Eyrlen ankam, begab er sich auf die Gebirge von Kesruan, und bot seine Dienste dem Doussef, Emir der Drusen an. Der Fürst empfieng ihn sehr wohl, und gab ihm Empfehlungsbriefe an den Pascha von Damaskus, zu welchem sich Dgezar elnl«, ge Zeit nachher verfügte. Der Pascha legte lhm den Titel ewesAga bey, und erthellte demselben das Com» mando über fünfzig Mann. Dgezar aber schmeichelte sich, daß er zu höheren Geschäften geeignet sey; doch beruhigte er sich, «nd erwartete mit aller der geHelmen Ungeduld, welche der Ehrgeiz verursacht, ewe Ge-legenhelt sich auszeichnen zu können. Diese zeigte sich auch bald. Barut, die einzige Seestadt, welche den Drusen gehörte, wurde von den Türken und Arabern bedrohet. Poussef wollte das Commando derselben el-nem eben so geschickten als muthigen Manne anvertrauen, und warf deshalb seine 'Augen auf Dgezar. Aber kaum hatte sich dieser ln Barut eingerichtet, als er sich bestrebte die Gunst der Soldaten zu erhalten, und d!? Pforte schriftlich bat, «hm ein Geschenk mlt der Stadt zumachen, deren Vertheidigung man ihm anvertrauet hatte, und ncch ehe er Antwort aufselnen Brleferhlelt, erklärte er laut, baß er keinen andern Herrn anerkenne, als den Sultan. Zu der nehmlichen Zeit empörte sich ein Schelkh der Araber, Nahmens Daher, welcher aus dem Gebirge von Saphet hervorkam, gegen dle Pforte. Nachdem «r sich Gsliläcis bemächtigt hatte, konnte er zu Akre den Sitz elner Herrschast gründen, die lhn mä'chtlg genug wackle, «m die Starke seiner Nachbarn, der Pascha's, und dle Firmans des Großhcrrns verachten zu können. Er war es, mlt dem Pousses z„ s^,«, w'wllltn eine Verhandlung abscllof, deren Hauptbedingungen die waren, daß man mit vereinten Kräften Barut angrei« sen, und es dem verrätherlschen Dgezar entreißen wollte. Kaum war dieser Vertrag geschlossen, als zwey von dem Geschwader des Russschen Admirals, Grafen Or-low, abgeschickte Fregatten, recht zu gelegener Zettln den Syrlscken Gewässern erschienen. Die Unruhen, wel« che diese unglücklichen Gegenden zerrissen, waren den Vlussen sehr wohl bekannt, und die Absicht, warum sie dahin kamen, war vermuthlich auch die, von denselben Nutzen zu ziehen. Eie erhielten von Daher und Ious» sef eine sehr große Summe Geldes, um Barut zur See anzugreifen, während beyde es zu Lande belagern wollten. Da die Russen ln Verbindung mit Daher und Mousses ihren Angriff in das Werk richteten, so zeigte Dgezar so viel Muth, entwickelte so viele Talente, legte so viele Behendigkeit und Uebereinstimmung ln seine Verlheidlgungsmittel, baß er sich hierdurch, ob er end-llch gleich zu kapituliren gezwungen wurde, die Achtung seiner Feinde erwarb. Daher bot ihm selbst seine Freundschaft, und das Commando von Jaffa an, wenn er verspräche, diesen Platz gegen die Macht der Pforte, und aller seiner Feinde so zu vertheidigen, wie er jetzt Garut vertheidigt hätte. Dgezar versprach leichtlich alles, was man von ihm verlangte. Dgezar hatte bey der Vertheidigung von Ba-rut^Beweise von seiner Tapferkeit und von seinen mili' tarischen Kenntnissen gegeben. Dieses war zwar für seinen Ruhm genug, aber viel zu wenig für jenen Ehr-s«'z. Als ein geschickter Staatsmann urtheilte er,daß Daher, welcher schon sehr alt war,*) nicht Mqe mehr sstge,, die Macht des Sultans kämpfen würbe, und da er über dieses ein Geschwader znmAuslaufen nach Syr'm bereit skhe, so verließ er I^ffa, gl«ng zu der Partey der Türken über, und «rwattete zu Damaskus die Ankunft des Geschwaders von demKapudan.Pascba. So wie dieser vor Seyde erschien, stellte sich ihm Dgezar vor, erzählte die Aufopferungen, welch? er zu Gunsten der Pfotte gemachthätte, ge.vann sein Zutrauen, und folgte ihm zu der Belagerung von Akre gegen Daher. Die Mlßhelllstkelten, welche in der Stadt herrschten , erleichterten die Uekergabe derselben. Daher bekam aufseiner Flucht «ine Kugel in d'c Seite, wodurch er das Leben verlor, und sich dieser für Syrien so traurl» ge Krieg endigte. > Lanqe Zeit her hatten dle Drusen eine völlige Un» Abhängigkeit zu erhalten gestrebt. Mit Hülfe lhreS Fleißes und ihrer Arbeiten hatten sie von ihren fast nack, ten, aber für Menschen und Sklaverey unzugänglichen Felsen Nuyen zu ziehen gewußt. Ihre unerreichbaren Wohnplätze schützten sie geqen .ille äußere Unternehmungen. Ihre große Menge und der krleqerische Muth der-selben mußte sie noch furchtbarer machen, als die Mo-tualis ihre Nachbarn, wesche dle Thäler bewohnten. Es lag also sehr viel daran, ihnen Barut, den Schlüssel zu ihren Gebirgen, den Nlederlaqsolt derer zu ihrem Verbrauche nothwendigen Produkte, und den Ausgangs-ort derjenigen, die sie in den Handel brachten, zu entreißen. ') Er war 34. Jahr alt. 2IY Die Grcmzen des Paschallks von Seybe sollten lünstlghln weiter ausgedehnt werden, und Eeyde, Eour, Akre, Kaiffe, daS Land Saphad, und die weiten und fruchtbaren Ebenen von Galiläa begreifen, ^ugte man südlich Casarea, und nördlich Barut hinzu, so gab mau dem Pascha dieses Gouvernements hinlängliche Macht »md Mittel in dle Hände, wodurch er sowohl den kriegerischen Drusen, als den furchtlosen Motualls, den ungelehrigen Naplousinern, und den unbändigen Sakrischen Arabern überlegen seyn konnte. Diese Betrachtungen entgicngcn dem Hassan nicht; allein man mußte hierzu einen tapfern, listigen, kühnen und geschmeidigen Mann haben. Dgezar hatte bey der Belagerung von Barut viel Muth und Ein-sickten gezeigt; er war feindlich gegen Voussef gesinnt; «r konnte sich mit den Eöhnen des Daher, deren Vater er verrathen hatte, nicht aussöhnen; er schien übrigens der Pforte ergeben zu seyn; kurz Dgezar war der Mann, welchen man suchte. Er verlangte die dreyRoßsclwelfe, und erhielt sie. So wurde nun Dgezar aus einem bloßen Aga, Vezir und Gouverneur von einer beträchtlichen Provinz. Kaum war er ln dem Jahre 1775 zu seiner Würde «rhoben, als er nur darauf dachte, Seyde, den Haupt? vlt selnes Paschaliks zu verlassen, und sich nach Akre zu begeben, welche Stadt schon von dem Daher befestiget worden war. Scyde, welches von allen Ceiten offen war, weder Mauern noch Festungswerke hatte, konnte «lnem Manne nicht ansieht" , der schon damit umgleng, G lich entweder durch Güte oder durch Gewalt auf seinem Posten zu behaupten. Aus den nähmlichen ehrgeizigen Absichten überhäufte er den Emir Mousses mlt Gunst, bezeugungen, und versprach ihm sogar, Barut wieder iun'ic^.geben. Icr Emlr, welcher alle diese Freund- H»0 schaftsbezeugungen für aufrichtig hielt, kam mit vollem Zutrauen nach Akre, Allfangs wurde er mit allen Eh-ren-u!lbErkenntlichkeltsbe tonsnl b'Utediese»; Austrag gern ausgelchlogcn; n tonnic «s aber nicht wohl. ohne einen Mann zu erzürnen, welcher Herr der Stadt war, eine furchtbare Armee zu seinem Befehle hatte, und gegen das, fast ganz von Soldaten entblößte Akre zog. Uebrigens schlen auch Seltm ein Freund der Fmnzostn zu seyn, und hatte lhren Handel zu schützen geschworen. Dgezar hingegen, welcher den Alleinhandel mit Gettaibe trieb, und den inländischen Kaufleuten unl» Landbewohnern Geld gegen übertriebene Interessen lieh, konnte unmöglich Kausieute mlt Wohlgefallen ansehen, deren recktli-cheS und gesetzmassigcs Betragen gegen seine gierige Aufführung sehr abstach. Dgezar bedrohet« alle Augenblicke, das Vermögen und Leben der Kaufleute; man weiß, daß er mehreremahlen auf dem Punkte stand, sie alle miteinander fortzusagen, und baß er davon nur durch die Furcht, die Pforte zu sehr gegen sich selbst aufzubringen, abgehalten wurde. Demnach nöthigte beydes, Klugheit sowohl, als Interesse, den Vtcekonsul, diese Summe zur Verwahrung anzunehmen, von welcher Dgezar, in dem Falle eines glücklichen Ausganges wohl nicht die geringste Kenntniß haben konnte, und worüber er sich auch nicht zu beklagen Ursache hatte. Mein, das Schicksal wollte es anders. Ehe Sellm das Land der Drusen verließ, fertigte er «inen Boten mlt einem Briefe an den Vicekon-sul ab, in welchem bloß gesagt wurde, daß man an «ine bestimmte, aber nicht genannte Person dasjenige abgeben sollte, was den französischen Drogmans un-ter dem Zelte zugestellt worden wäre. Dieser Brief fiel ln Dgezars Hände, welcher in diesen wenige« Worten eine, gegen seine Person angesponnene Verschwörung, eine geheime Verbindung zwischen seinen Feinden, und den französischen Kaufleuten, und von de- ««5 deren Celte ein Versprechen, den Rebellen dle Munition und das Gelb darzureichen, dessen sie bedurften, zu finden glaubte. Seit dieser Zelt erwähnte Dgczar der französischen Kaufleute nie, ohne sie mit Schmähungen;« überhätte fen, und drohet«, sie alle auf Einmal ermorden zü lassen. Elne Menge Cplone streiften um sie her; die unschuldigsten Vorgänge, die unbedeutenden Unternehmungen, wurden dem Tyrannen alle, mit jener geschickten , meineidigen Wendung vorgebracht, die jeder An« Zeber bey dem anzuwenden dasteht, welcher ihn bezahlt, und her nur darum bezahlt, um Straffällige zu finden. Der Handel ward nun gebunden; der Preis der Produkte willkllhrlich bestimmt; die Austagen über« trieben, und zum Uebcrmaaße des Unglücks hielt sich, «in Haufe von Räubern, von unbckmmten und ver» worfenen Menschen für berechtiget, schätzbare Männer beleidigen zu dürfen, weil sie bey demjenigen ln Ungnade gefallen waren, welcher Gunstbezeigungen ertheilen und Züchtigungen aufcrlcgen konnte. Nur eine fvanzösi''che Fregatte, die von dem Herrn von Parade kommandirt wurde und in dlM 5.ah^i79<> auf der Rheeoe von Akre ankerte^ vern'«elte a fflir-z« Zelt die Rache Dgezars. Als aber nach ihrer Entfernung ein Firman des Großkerrn vem Dgezar auferlegte, eine sehr bcträchtliche Summe Geloes, welche «r von den A>?ö'nchcn von Nazarelh erpreßt hatte, wieder zu erstatten, s" gieng dieses Un-lchcuer so wett, baß er Befehl gab, deil Dr^>',m.nl dieser Mönche ^u ermorden, und wenige Tage nachher, am sechsten Oktober 1790, dem Consul sagen lleß, daß er das Land räumen solle. Dieser begab sich nach Iiffa, und uit^» ichen Tage nachher wurden alle Kaufieute gezwungen/ thn, Gesellschaft zu leisten. U. Band. P Bey der Verjagung der französischen Kaufleute zwang der Pascha dieselben, ihm die Schlüssel zu den Haus« ,1, welche sie bewohnten, zu überliefern, und erlaubte ihnen, nur die geringfügigsten Effekten mitzunehmen. Zu gleicher Zelt ließ er den Mast von dem Pavillon des Consularhauses abschlagen, und die Kirche der Europäer auf die ungeziemendeste Art plündern und niederreißen. Von der Erhebung dieses, zum Unglücke Syriens, gebornen Menschen, zum Commando von Barur, an, kann man rechne», daß er mehr als jemals die A?uße« rungcn seiner blutdürstigen Laune, und unersättlichen Habsucht fühlen ließ. Vielleicht wäre es nützlich, wenn alle Grausamkeiten, die er begicng, mit ihren kleinsten Umstanden öffentlich bekannt gemacht würden. Man würde daraus sehen, wie sehr ein Mensch v?n großem Charakter »mo heftigen keidensö asten das Ansehen miß, brauchen kann, welcles er von seinen Vorfahren ererbte, oder unter günstigen Umständen an sich zu reißen ver-siand. Eben so würde man auch sehen, daß ein unwis, sender, und lange sckon zur Skiavem) gebildeter Mensch das drückenbeste Joch ertraae» kaun, ohne nur einen Versuch zu dessen Abschüttele zu wagen; man wurde bemerken, daß er seine Nachbarn, seine Freunde miß Verwandt?» zum Tode o^er der Schlachtbank führen sieht, chn« es zu wagen, ein k^dcn, welches, wie er wohl weiß, beständig beorohct ist, auf das Spiel zu setzen. Ich we-be mich bloß begnügen hier einige Thatsachen anzugeben, welche dle schseMicke Grausamkeit Dgezars aufdecken sollen, und wclchc hinlänglich seyn werden, ihn» in der Geschichte den Platz ,inzuwciscn, den er verdient. Dann will lch noch die H.mptzüge von oe:y physisch«« und moralischen Zustande dieses aufferordentllchen Men» schen aufstellen. Bey der Belagerung von B^rut hatte Dzegar einige von den Finden zu Gefangenen gemackt. Dlese ließ er vor sich trlngen, übe«häufte sie mitSchm^bun«-gbt,daß ein Bewohner seiner Provinz Geld hat, so läßt er ihn in seinen Pallast kommen, und verlanit von ihm eine, mehr oder wenl? ger beträchtliche Summe, je nachdem er nun sein Vermögen schätzt. Weigert sicl) dieser, oder lst er nicht im Stande, die verlang Summe aufzubringen, so läßt ihm Dgezar Slocksckläqe geben; beftarrt er dann noch, so werden ihm die Ol^en und Nase abgeschnitten; er läßt lhm die Auaen ausstechen, und oft unter verschiedenen Torturen sterben. Konnte er von dem Manne nichts erfahren, so läßt er die Frau kommen, und wenn sie nicht den Augenblick dcn Ort entdeckt, wohin das Geld versteckt worden ist, so läßt er ihr die Brust so lange ln einen Schraubestock spannen, bls die Unglückliche unter der schrecklichsten und unerhörtesten Todesstrafe stirbt. Als Bgezar nach der Empörung der Mamelucken/ von welcher wir schon gesprochen haben, dle Beleidigung erfuhr, ole man ihm dadurch, daß man bls ln seinen Harem eingedrungen war, zugefügt hatte, so war er «ine kurze Zeit eiferst, chtw; aber ln eben dieser Zelt nahm die schrecklichste Wuth ihren Anfang. Der größte Tbeil der Unglücklichen, welche er seinem Blutbursie opfern wollte, war entflohen; «S waren aber noch eine hinreichende Menge vorhanden, durch die er seine Rachsucht «sättigen konnte. Alle seine Frauen wurden bezeichnet, und zu ver» schiedenen kebenssirafen bestimmt. Diejenigen, welche nicht sonderlich schön, und bejahrter waren, packte man ohne Ordnung in Fahrzeuge, und lMrte sie aufdie offen« See, um sie zu ersäufen; andere stalte man ln lederne Väcke, und warf sie in oeu Meerbusen von Akre» Die> lenlgen, deren Todesstrafe er ve'-l.i'naern wollte, erduldeten tausenderley abscheuliche Foltern, und wurden nachher lebendig in eine tiefe Clsterne, das Grab mehrerer seiner ersten Offiziere, gesperrt, aus welcher verpestete Dünste aufstiegen; die jüngsten und schönsten verstümmelte er, und schlitzte ihnen mit eigener Hand den Bauch auf. Unter der Zahl dieser Unglücklichen befand sich auch tin bezaubernd schönes, äußerst junges, und vorher sehr geliebtes Madchen. Dgczar behielt sie zu seinem letz< ten Schlachiopfer auf. An dem bestimmten Tage schloß sich das Ungeheuer, den Dolch ln der Hand, mit ihr und dem schrecklichen Vollzieher seiner Rache, ln ein von seinem Pallaste entlegenes Ammer ein. Hier befahl er ihr, dle Kleider abzulegen, und sick, nackt auszuziehen. Vo bald sie sich ln diesem Zustande befand, nähere er sich ihr, schwang den Movt^stchl. womit sclne Hand bewaff«-net war, und sagte: „Unglückliche! bekenne mir dein Vergehen! Nicht wahr, du hast m!ch verrathen?" DaS Mädchen fiel von Schrecken betäubt, fast ohnmächtig ln die Arme seines Vertrauten, und antwortete mit schwacher Stimme: „Nein, Herr! ich habe dich nicht verrathen." „Meineidige, schrie Dgezar, mit dem Tone «lnes Wüthenden, empfange den Lohn deines Verbrechens"; und sogleich hieb er ihr, mit einem Zuge seines Dolchs dle beyden zusammengefalteten Hände ab. Das Blut strömte häufig hervor; die Unglückliche rang mlc dem Tode, und doch wurde Dgezar nicht bewegt. Er hob nochlyals den Arm, und beraubte s,e, mit zwey andern Hieben, ihres Busens. Der Vertraute erschrack, siieß vor Schrecken einen Schrey aus, und ließ diese, noch mit dem Tode ringende Unglückliche, aufden Boden fallen. Dgezar betrachtete dieses schreckliche Schau-ft>lel mit VtrgnÜgtN, und badete mit Wollust seine Füße ln dem Blute, welches das Ammer überschwemmte. Demungeacttet war er noch nlcht befriediget. ....Noch einmal sckwang er sclile» Dolch.....Oas Ungeheuer sckl'hte ihr den Bnlch auf.....und sei^e Hand spielte mlt ihren, noch zuckenden Eingeweide«! .... . Noch ein Jug, und dieser sey der letzte. Das Herz blutet mir, lndem die Hand ähnliche Schandthaten aufzeichnet. In dem Jahre 1791 hatte DZezar auf einer Wallfahrt nach Mecca als Emir « Hadgi *) , za Aussöhnung einiger Sünden, deren er sich bey seiner Ankunft ln den heiligen Tempel für schuldig zu erklären beliebte, das Gelübde gethan, eine gewisse Au-z.chl pen Christen zu opfern. Bey seiner Zurüctkuxft nach Äkre, macht» er es sich zur Pfiicht, sein blutiges Gelübde zu erfüllen. An dem bestimmten Tage befahl er, da« man ln den äußern großen Hof sel-ncs Palkistcs, so viele Menschen zusammenkommen lassen solile, als er nur fassen könnte. Seine Wache verhüttete sick in der Smdt umher, und trieb mit n'i^cigm Etockschlägen, alle diejenigen zusammen , welche ihr begegneten. Ei« g>na«n sogar in die Hmlser, und schleppten Jünglinge, Kinder, Greise und Menschen von allen Ständen ln den Pallast, welche alle bestürzt und muuhig darüber waren, sich auf eine ') Für'l odrr Anführer der^5ilfilimc. Dieser titel wird dlm ^puscha 00» T^conascill! qegcbe», welclicr allc Pil« gl's dcS Reiche noch Mccca führt. Man giebt ihn,,uch dem Bay vo» Caicl», welchl'r d>e Karawane anführt, die von Egvpte» aus rcist, nnd sich mit der a»s der Bardarey vereimgct. Dg«'zar datle damals das Pa? schM von Damaskus, m»t dem voll Akre yereinigit» so sonderbare Art, in ber Wohnung b,s Tyrannen beysammen zu finden. Dgezar stand oben auf einem Altane, sein Gesicht war ruhig, aber sein wildes Aug? erschreckte alte diejenigen, welche seines Blickes nlcht gewohnt waren. Einen Augenblick nachher kam er ruhig, Kno ohne Waffen, bloß von einige» semer kelbwache begleitet, herunter. Er näherte sich der versammelten Menge, und da er keine Ordnung unter allcn diesen Menschen fand, so bildete er verschiedene Haufen aus thne». Dann gieng er von einem Haufcnzu dem andern, las einige Person heraus, betratet? sie aufmerksam, sagte mit eluem bitter» kacheln zu ihnen, er läse auf lh» ren Gesichtern die Ahndung, dliß ihr letzter Tag gekome »«,, sey, und ließ sie besonders auf einen leere» Platz des Höfts treten. Da ?r nun die Zahl seiner Opfer bis aufsieden und fünfzig erhöhet halte, befahl er, daß man hlc übrigen wieder entlassen sollte. Nachdem d!e Meng« verlaufen war, ließ er dm sieben und flinfz!gen, welche nn Wegweiser, als seine kcl-denschaften, keinen andcrn Zaum, als die Ohnmacht z<: handeln, kennt, Ogezar, sage ich, lst nichtsdestoweniger allen religiösen Vorurtheilen, und allen Volksirr-thü'mern unterworfen. Man sieht ihn die meisten Vorschriften der katholischen Religion eben so befolgen, als die, des Islamismus. Man sieht ihn Todte hervorrufen, Zanbereyen begehen, und dle Gestirne befragen. Von lhm werden Mönche und Derwische, Priester und Imins, Astrologen und Hexenmeister, Quacksalber und V)?arktschreyer, ausgezeichnet, aufgenommen, und wech-selswclse, bey den einfachsten Vorgängen sowohl, als bcy den schlveresten Umständen, befragt. Wahrscheinlich gber will sich dieser verschlagene Mensch hlc> durch bey «wer schlechten, unwissenden und abergläubischen Volksklasse, ein Ansehen geben. Er selbst hat das Gerede Verb eltet, daß er «in Hexenmeister wäre, um mittelst der bösen und guten Geister, mit welchen er in Unter» Handlung stände, alles, was man gegen lhn anspänne, entdecken, alle seine Feinde vernichten, und leicht zu dem Zwecke aller seiner Unternehmungen gelangen tonnte. Nicht allein in Syrien, und auf den Gebirgen des Libanon lsi man überzeugt, daß Dgezar elu Zauberer ist, sondern es giebt auch vielleicht nicht zehen Menschen zu Damaskus, Aleppo und Bagdad, welche so hinreichend davon unterrichtet wären, daß sie sich Zweifel dagegen zu erheben getraueten. Cln solclier Mann lst der Pascha, welcher heut zu Tage dle Mittägliche und Abendländische Küste SyrienS jthertscht. Man sichl, baß die Natur einen außeror- «ä5 dentlichln Menschen aus lhm bildete; daß ihn vielleicht elne sorgfältigere Erziehuuss, und bic Rachschläge emes Weisen , zu elnem großen Manne gemacht habe« würben ; daß lkn aber ungünstige Umstände zu einen. Lasterhaften, elnem Tyrannen und einem ntMnPhalarts bildeten. Fänfter Abschnitt. Rückkehr nach Varilt. — Bemellungen über dcn Boden, n«l> das Clima von Syrien. — Biblos. — Tripolis — Ara» dns — Ankunft z» Latakie. — Brschrribung des Hafen< «nd drrStadl. — Besuchnng ciniger K.uatomben. —An« blilk rincrneoeslich rrmprdclctt Frau. — Naturgeschichte« -^ Slaatsoerwaltung. — Ackerbau und Handel. <ü)^ reisten den fünfzehenten Brum<,ue von Tyrus, in der Absicht, weg, um n»s nach Parut zu begeben, und unfern Weg zu Lande über Tripolis und Aleppo fcrtzusctzen. Aber ein kleines Französisches Schiff, wel--ches von Damittle kam, mid nach Latakie bestimmt »var, landete fast ln der n^hnilichen Zeit vcr Varut, ais wlr daselbst ankamen, und benog uns diesen Weg zu Wasser zu machen. Es ankerte in der Rheede, u» einige Ballen ReiS auszuladen, welche a» einen Kaufman» dieser Stadt kamen. Das Wetter w^r sehr schön; das Echljf segelfeltlg; die Uebe« fahrt kurz, und wir glaubte^ also diese Gel.genheit nutzen zu müssen; ob wir gleich' den Weg ltebtt zu Lande gemacht Men. 5M fülchte^ ten nähmlich die herannahende stürnMe Jahreszeit und woNten l'iberdieses auck Syrien, und nicht das Meer/ welches seine Küste,, benetzt, beobachten. Syrien zeig? so viel angenehme Gegenden, so mancherley verschiedene Produkte und Völker, so viele alte Städte, und ln der Geschichte berühmte Orte, baß der Reisende bcy jedem Schritte verweilen muß, und Me Augenblicke einer angenehmen oder verdrüßllchen Empfindung, einer erfreuenden obcr betrübenden Erln« nerung genießt. Hier fündet sich etwas zu bedauern; dort etwas zu wünschen. Da bemerkt man unterdrückte Völker zur Seite unabhängiger Menschen; hier laßige und dumme Muselmänner aufdemAoden der Aradlcr, Sibomer und Tyrier; dort ungebändigle Araber in den Gegenden, ble jene Israellten bewohnten, welche uns die heilige Geschichte als so unruhig und aufrl'lhrerisch beschreibt. Hier, elende Marktflecken, oder Schutthaufen an der Stelle der berühmtesten Städte des Alterthums; dort fruchtbare Ebenen, bewässerte Thäler, grü-nenbe Hügel, mit Bäumen bedeckte Gebirge, die sichln den Molken virileren, weiterhin fast unzugängliche Fel< sen. von denen kleine Bäche, oder reißende Ströme hln-abstießen, die bald Bäume entwurzeln, bald sehr fruchtbaren Schlamm auf dem kande verbreiten. Hier elne Q.,elle, die ihr süsses und häufiges Wasser auf einen dürren Boden ergießt; dort, wilde Genenden, der Auf» enthalt von Hyänen, kuchsen , wilden Schweinen und Schakalen; weiterhin fürchterliche Abgründe, dle 3»^ siuchtsmter der Adler, F.ilken und Geyer. Syrien end« lkch lst das Land, wo man die heiße Zone an dem Fusse der Geblrge, die gemäßigte, in dem mittleren Theile de. selben, und die kalte mlf ihren höchsten Gipfeln an« treffen kann. Westlich begränzt es das Meer, östlich pnd südlich Wüsten; nördlich jene Gebirgskette, die von Karlen und kyblen aus, sich nach Clliclen hinzieht, bis an die Gränzen Mesopotamiens reicht, sich wit dem Taurus verbindet, und endlich durch verschiedene Aeste in Armenien und Persien verliert. Keln großer Strich des fesien Landes ist so genau bekränzt, so leicht zu vertheidigen, so fruchtbar, und fähiger eine starke Bevölkerung zu ernähren, die auS einem einsäen Volke bestände, was durck die n^mll« chen Gesetz? regiert u»'d von den nähmlichen Sitten und Gebrm,chcn geleitet werden könnte; und keiner ist Mehr zerstückelt, mekr von verschiedenen Völkerschaften bewohnt, beunruhigt und gestört; keiner die Beute don so vielen fremden Eroberern worden, als eben Eyrlen. Von Gaza und dem todten Meere an, bis zu dem Meerbusen von Mxandrette, und den Syrl-schen Hafen; von dem Mittelländischen Meere bis aa den Eupk)rat und die Wüste des nördlichen Arabiens, könnte Syrien, in einem 3laume, welcher von dem fünften Grade der Breite, und dem dritten der klinge, an, reicht, gern fü)>f;elien Millionen Menschen erhal» ten, und wahrscheinlich hat es deren jetzt wohl kaun« drey Millionen. Wieviele, dem Menschen nöthige und nützliche Produkte kündet man nicht in diesem glücklichen Klima! ÄLelche erstaunliche Abwechselunq des Bodens, und der Temperatur siehet man! Hier gedeihen zu gleicher Zeit alle Früchte, Getraidcarten und Gemüse Europens, und der größte Theil derer von Asien, Afrika und Amerika. DerOltvcnbaum lmo der Welnstock, derMaulbcerbaum und die Baumwollt können in diesem glücklichen Lande oberer erwabnen, die diese Gegenden plünderten, oder in so verschiedenen Zeiträumen die verschiedenen Völker unterjoll'ten. Ich will wich von melnem Plane nicht entfernen; denn lcl) tuil»« mehr die Absicht, dieses kand so darzustellen, wie es jetzt ist, und was es dereinst werden konnte, als zu untersuchen, was es ehedem war. Wir wollen lioffe't, baß die Zelt Veränderungen bewirken möge, welche dl« Men»cl)llc^kelt verlangt; und wollen unsere Relse weit« fortsetzen. Wir segelten am achtzehnten Bruma're des Abends, Mlr einem so schwachen Westwinde ab, daß wlr den neunzehnten frühmorgens noch immer die Stadt sahen. Von der Mündung des Lycus, heut zu Tage Nahr-Kalb genannt, eines sehr betrachtltcken Stromes, welcher von dem Kesr^uan herabkommt, waren wlr Nicht welt entfernt. Dle Gebirge strelcken hier bis an die Küste, find sehr hoch, und ihr Abhang geht sehr schroff. Bey guter Zelr pass'rlen wir vor dem Nähr-Ibrahim, oder dem Adonisstuß vorbey, und unterschieden das, mehr als eine Meile jenseits des Ufers, o»,f einel El hl hung, nahe bey dem Meere, gelegene Dorf Gebail. Dieses Dorf ist an die Stelle von Btbloa getreten, dessen Einwohner von den Torlern für die besten M> tr sen und Ammerlcute gehalten wur» den. Nebst den Sidouiern wurden sie zu dem Fällen, Fl rtschaffung und der Zurichtung des, zur Erbauung von Salomons Tempel, t'öchigen Holzes gebraucht. Die Alube,- ließeit sich unter b^'m Kalifate des Omar in Bibloö mede'. Die Kreuzfahrer aber eroberlen es ln dem Jahre 1109, wurden einiqe 3<,it nachher von Sa^ !adiü wieder daraus oesjiqt, kamen aber doch hernach Wieder hinein, und blleven, so lange sie sich im Orient hielten, Herre' davon. Wir bcfaübe» uns n.ich Sonnenuntergang dem Cap Carouge, das von den Griechen Theouprosopoy ober Antlil) dir Gölter geil.,nnt wird , gegenüber. Die Nacht war windstill, ^^-zwanzigsten waren wlr kaum bey Tripoli, welkes von den Orientalen heut iu Tag den Nahme« Tarabolos bekommt, vorbey, Tripoli lag ehedem an dein Ufer des Meeres, und bestand aus drey Stovten, Heien jede ctn Stadium von 24<» der andern entfernt war. Dle elne dieser drey Städte bewohnten dle Tyrier, die andere die Eldonler, und die dritte die Arabier. Da aber die Volksmenge zunahm, und^sich durch die Ankunft verschiedener Fremden vermischt hatte, so bildeten die drey Städte bald nur eine einzige. Sie wurde von den Arabern unter dem Kalifate des Omar eingenommen, und zu Ende des brey-zchnten Jahrhunderts durch die Mamelucken zerstört. Kurz nachher bauete man sie, elne halbe Meile welt> von dem Meere entfernt, an der Stelle wieder auf, wo wir sie jetzt noch sehen. Die Gegend von Tripoli ist angenehm, abwechselnd , und wlrd fast durchaus von den Gewässern b?, feuchtet, welche von den Gebirgen Kesrouan herab» kommen. Der Zwergmaulbeerbaum findet sich überall häufig, und wird mit großer Sorgfalt gezogen. Dlt> bey der Stadt befindlichen Gärten sind mit Pomeran» zen> Feigen-, Aprikosen-ulid Granatbäumen bepflanzt. Weiterhin sieht man Olivenbäume und Wetnstöcke. Die Felder stub mit Baumwollenpflanzungen bedeckt. Auch bauet man in der Gegend eine sehr große Menge von Gerste und Walzen. Diese Stadt ist zu Ende des Sommers, wegen der Sümpfe, die an der Mündung des N.chr-Kades befindlich sind, sehr ungesund. Die Europäer ziehen sich dann um diese Jahreszeit aus der Stadt zurück und bewohnen Landhäuser, welche verloren wir die Küste aus dem Gesichte. Kaum konnten wir noch das Vorgebirge Ras-el-Hesn, hinter welchen sich Orthosia befand, unterscheiden. Wlr sahen die Mündung des Eleutherus, heut zu Tage Nähr-el« Kibbls genannt, eben so wenig, als den FelseN Von Aradus, dessen Große wlr wessen wellten. Unter allen Staaten Syriens war Aradus, bekanntlich die ledere, welche von den Arabern ln dem Jahre 648/ nach einer langen, und hartnäckigen Belagerung, erobert wUrde. Sie wurde daher auch v< m Grund aus zerstört; aber dl« Einwohner hatten vorher die Erlaubniß erhalten, sich hinzugeben, wohin sie wollten, und lhre Rtichthümir mitnehmen zu dürfen. Da uns die Erde verschwunden wär, mußten wlr uns mit Betrachtung der Medusen begnügen, welcht auf der Oberfläche des Wassers tausenberley verschiedene Formen tmnahmen. Wir schössen einigemahlennachfliegenden Fischen, und mußten über die Ungeschicllichkelt Unserer Matrosen lachen, die einen großen Fisch an der Angel gefangen hatten, und ihn indem nähmlichen Aui genbllcke, wo sie alle Werkzeuge ihn zu zerstlicken, fertig Machten, wieder entwischen ließen. Den ein und zwanzigsten, Nachmittags, sahen wit öle Küste wkder, und frühmorgens am zwey und zwatts z»ssi«n liefen wlr ln den Hafen von Latakit eln^ N. Bands H «4" Dieser lst eln etwas größeres Wasserbecken, als das vor Slbon und Tnruö. Der westwärts liegende Ein« gang ist auf einer Selte durch einen starken, indem Meere «rbaueten Damm, welcher beynahe in einer Richtung von Norden nach El'iden geht, auf der andern Seite aber durch etn verfallenes Schloß, hinter welchem sich ein anderer Damm befindet, der auf Felsen ange-legt ist, und von Westen nach Osten gehet, verengt. Südwärts verewiget sick eine, zum Tbeil in dem Meere « richte« Mauer mit dem ersten Damme in einem rechten Winkel. Der Gruno des HafenS zeigt eine andere Mauer, welche «in amphitheatrallsch erhobenes Erdreich unterstüyt. Dieser Hafen ist heut zu Tage mehr als um die Halst« verschlammt, der übrige Theil kann nur solcheSchiffe fassen, die kaum zwölf oder dreyzehn Üuß tief geben. An dem Grunde des Hafen links findet sich der Zoll, und elwas weiter hin eine mtt geräumigen Ma» gazinen besetzte Strafe, in welchen der in dem Lande erbauet« Tabak, welcher zu dem Pachte aehörl, »ueber» gelegt wird. Die Stadt selbst liegt eine VierrelmeUe von dem Meere, auf einem hohen Boden. Der erste Gegenstand, der einem bey der A>>tunft in t»aS Auge f.iLt, ist ocr Begmbnisiplatz der Franken. Glucllich ist der Fremde, welchem dieser erste Anblick einc lchre tsi, seine Geschäfte eiligst zu Ende zu bringen. Denn es ist zweyhundert Schritte welter von hier, sahen wlr einen ochtectigen Pfetlcr aus grauem Marmor von vier bis fünf Fuß Höhe, der jetzt zur Stütze desHolzwcrks von einem Radebrunnen dlent. Er ist auf fünf von seinen Seiten mit e,iner Griechischen Inschrift versehen. Ob» glelch die Buchstaben sehr schön, und gut erhalten wa, ten, so konnten wlr sie doch nicht lesen, weil der um» gekehrt gestellte Pfeiler zum Theil von einer andern, aus Bruchsteinen bestehenden Stütze, zum Thell auch, bonder, darum aufgehäuften Erde, verdeckt war. Wir kamen mit dem Gärtner überein, daß er, gegen «ine Vergütung von etlichen Piastern, den Pfeiler vcn seiner Stelle wegbringen, und wieder umkehren sollte, damlt wlr des andern Taqes mit Bequemlichkeit die Inschrift koplren könnten. Wlr kamen auch wirklich, mit Dinte und Papier versehen, wieder zurück, allein der Pfeiler stand noch an seiner vorigen Stelle. Wlr erfuhren, daß sich der Eigenthümer der Vollführung des Vertrags, den wlr mit seinem Gärtner geschlossen hatten, förmlich widersetze: „Wer weiß, hatte er gesagt, was die Christen , die lhre Kenntnisse von dem Teufel empfangen haben, für eine Anzeige von irgend einem Schatze, der in meinen Feldern vergraben liegt, in dieser Ja» schrift finden, den sie mir dann ohne Zwelfel helmllch wegstehlen wollen? Wer weiß, ob sie nicht damit Zaubereyen vornehmen, dle meinen Saaten und Fn'ich-len nachtheilig seyn können ?" Je mehr wir darauf drangen, und je mehr wir Gelb boten, desto mehr Mißtrauen setzt« er in uns, so daß wir, obgleich äußerst ungerne, davon abstehen mußten; denn diese Inschrift, die sich wahrscheinlich aus den Zeiten der Seleuci« den herschrelht, ist die einzige, hie sich in tatakle findet. »46 Ocstlich von der Stadt bemerkten wlr eln antikes Gebl'iude von großen, gehauenen Steinen, einem Triumpbboqen ü'hnllch; es hat eine vierecklgte Gestalt. An jeder Seite sieht man «lnen Iris von elner guten Ordnung, geziert mit Helmen, ^tichblättern und Schilden. Fwcy von diesen Selten sind mehr mltZlerrathen versehen, als dle beyden andern. Der untere Theil ist terrassenförmig. Man stieg ehedem auf elner Treppt hinauf, von welcher man an einem der Winkel noch Spuren findet. Ein« Halde Viertelmeile von der neuern Stadt, und an dem östlichen Ende der alten, erhebt sich eine Bergkette, auf welcher wahrscheinlich die Cltadellevon kaodlcea stand; denn man findet daselbst sehr dicke Mauern , und einige Spuren von alten Thürmen. Man ficht auch an dem Fuße des BergeS Ueberreste von der alten Wasserleitung, welche mehr als zwey Meilen welt her, einen Theil Wasser von dem Flusse, von welchem wir schon gesprochen haben, ln die Stadt leitete. Wenn man längs dem Ufer des Meeres, nördlich von dem Hafen hingeht, stößt man auf Katakomben, die in einen talkartigen, sehr harten Felsen gehauen sind. Ihre Oeffnimg ist der Erde gleich, und man geht durch vaf,r wur< den. Der lclchenhafte Geruch, der sich zu zeigen an» fieng, liess «ns vermuthen, baß sie schon mehrere Tag« todt wqr. Wir rüsten sogleich den Ianltscharen, wel» cher unS begleitete, herbey, und dieser machte uns auf die Straße von Blut, welches diese Frau vergossen hatte, und auf die Wunden, durch welche ste ln diese» Zustand gerathen war. aufmerksam- Einige Tag« nackher erfuhren wir, haß eln Ga« liondgk, weqen der Zechinen und anderer Kostbarkelten, welche dlese Unglückliche trug, den Entschluß gefaßt habe, sie zu ermorden, und sie deswegen an diese dü, stern und entlegenen Orte gelockt hotte. De^ Goupzr» ncur wußte von dieser Greuelthat; aber der Mörder wurde, entweder weil man ihn schlitzen wollte, oder well ec, wie das Gerede gteng, seine Beule dem Golr-verneur überlassen habe, »nter dem Vorw«nde, baß man elnen brauchbaren Eeemann, und guten Muiel, mann deswegen eben nickt um das keften zu bringen »rauchte, well er eine Frau von lü'derllchem Leben er? Mordet hätte, nicht verfolgt. Da wir uns dem Meere näherten, bemerkten wir «lne große Menge langer und schmaler Vierecke, welche dem Aüscheme nach eben so viele, besondere Begräbnisse wa-en. Andere, dreymal breitere, sahen wir auch unter dem Felsen hingehen, die w.,hrschelnllcherweise zur Auf» Nahme der Leichen von mehreren Personen bestimmt waren; und an dem Ufer selbst, auf den Stellcn, die, wenn das Meer stürmisch ist, unter Wasser stehen, bemerkten wir ln einer sehr gi oßen Strecke viereckige Höh-len, oder eine Art von Zimmern, welche in den Felsen geli.n,c,l waren, und die, w(e man glaubt, z» A5oh, «mlgen gedient haben. Demnach zu urtheilen, was wir eben von katakl« .in,^ der »«ls «n ?'>,,vc,;in sci< ner qr,'il»en Bekleidung, „id ^«'r Ve^sch'ed.'ili^t seiner Er;e>«.;nlsse. mcs 3n>'l ^'i')5te. Cin kirwcr Bach folaseden ^"«'immunasn ^c^c!!^',, i,,,d verbreitete barin ^iben und F-l,<1 lvark't,. Matl w.nde hter D<-<5i<»e vo» Bmlmen llnd Stt.'nl^eii gewohi-, trasbcstellt« Ä« ter und Wiesen, die sick welt hm erstrecttett, an, »ml» zn beyden Seiten erhöbe» sich ampklthealrallsa, Wctn« berg« und Wilder von Myrttlibliumen m!t weißer u>^ violetter Frucht., Wle fanden hler die F.ntaocsli *), tlne merkwürdige Pflanz«, aus dcr Famille der Jasmin-Artigen Gewächse, vrn welcher wir auch Salmen mito »ahmen, und eine Eiche von mittlerer Grove, und schö» »er grauen Farbe, welche sich von der kasiantenblätteri« gen Eiche des nördlichen Amerika ") durch die Blatt« zahne unterscheidet, die sich bey der Syrischen in scharfe Spitzen endigen, statt baß diese bey der Amerikanischen siumpf sind. Uebrlgens sind auch die Blätter bey der unsrigen Art «twas länger. Die Eichel ist dick und kurz und sitzt in einem Becher, dessen Schuppen rautenfö>H mig geblldtt find, und deren oberer Winkel etwas hoher ulld stumpfer ist. Ich nannte sie die Eiche des «tbanon. *") Nach andertbalbstllndlgem Marsche veränderte sich die Ansicht des Landes, und wurde wleder so wüste u«tz •) Die ©tetnlinfcen a&nUdje&ontaiufle. Fouranefis phil-lyrcoides, foliis ovato- tblongis utrinquc acutisi fl** ribus racemosis. LaliiMard. icon. p!. Syriae ar. p. 9, **J Quercus Prinus. IVIichaux hifcoire dej chöaes Ue l'Amer. sept. yl. 6. 7. 8 ct 9. •**> Qucrcus Libani, ioliis avato-lancenlaiis, serratia, «upuk simplici, squamis rhomboidalibus. 256 felsig, daß es sich nur wenig von dem unterschieb, wel» chcs wir vor dem Eintritt ln das Thal gesehen hatten. Auf den Steinen, womit der Weg umgeben war, bemerkten wir auch Abdrücke von Flschen. Diese Abdrückt waren schwarz, und der Stein derselben welß, kreiden-artig und blätterig. Wir stiegen ab, um diese Abdrucks ln ber Nahe betrachten unb diejenigen aussuchen zu können , dle wir zur Vermehrung unserer Sammlung be-silmmen würden. Allein unser Suchen war vergebens, denn keiner derselben war mehr ganz unb gut zu erkennen. Doch würben wlrwahrschelnlich für unsere Mühe hinlänglich entschädigt worden seyn, wenn wir schickliche Instrumente zum Zerschlagen der Steine, und die zu einem solchen Geschäfte nöthige Zelt gehabt hätten; sa aber war es schon sehr spät, denn die Sonne neigte sich fick, wenn man ln Syrien alle Städte aufsuchen will, vorzüglich an die Katakomben hallen, denn alles scheint dle Meinung zu bestätigen, daß die Einwohner vorder Niederlassung der Griechen ln icbsen Gegenden so gut, wle ihre Nachbarn und vielleicht Vorfahren der Syrier, die Egypter, ihre Toütcn darinnen zu begraben pflegten. Wir verließen nun das Thal von Abdama, und sengen überungebaucee Hügelu»d rauhe Gebngc hin, welche von zahlreichen Hcerden besucht werden. Die Rind-viehart, welche wir hicr sahen, ist mager, und von niedrigem Wuchst. Das hicr gewöhnliche Schaf ist dlc Art mit dem breiten Schwänze; scine Wolle ist von mittelmäßiger Güte, aber sein Fleisch schmackhaft. Ziegen finden sich daselbst häufiger, als Schafe, und eS giebt zwey sehr verschiedene Arten derselben, derenVcrmischung unter einander man sorgfältig zu verhüten sucht. Die cine Art ist klein, hat kurze Ohren und lst am gemeinsten; die andc-re hinqegen, ist fast noch einmahl so groß, hat sehrlan« gc Ohren, einem starken Höcker aufdcr N^se, »mb so große Euter, daß sie fast bis auf die Erde hängen. Sie schien uns von der nähmlichen Art zu seyn, wie die ln Oberegyvten. Man versicherte uns, daß diese zwey Ziegenarten öfters zwey oder drey Junge würfen. Als wir den Gipfel des Gebirges, welches westlich von der kleinen Stadt Gcsser-Churl, die an den Ufern des Orontes in einem tiefen und gebogenen Thale erbauet ist, liegt, erstiegen hatten, so genossen wir lange einer außerordentlich angenehmen und uncud-llch mannlchfaltigen Aussicht. Die Stadt, ihre Bm-cten und Gärte«, über welche wir su zu sagen hinschwebten; das Thal, welches sich südlich hin e, streckt, und 4lne schöne, so wie jenes Thal mit weitläufigen Wiese:,, angebaueten Feldsrn, Obsthämnen und Kückengewächs«« 4Ner Art b»dettte Ebeüt bildel; der Oiioenbaum, dtt es N 2 umqrä'nzt, und durch das grauliche Grün seiner Blatter, mit dem gelbliches und dem dunkler« Grün der umliegenden Gegend sehr schön absticht; das Wasser des Orontes, welche wir mchrere Meilen weit verfolgen konnten, und das uns die strahlen einer schönen Sonne zurückvarf; eine Gebirgskette, welche den Horizont vor uns in der Ferne schloß;'eine andere, ihr gleichlaufende, die wir hinter uns lichte; ole Myrten, Styrax-bäume, Ändr^chnen, Erdbeerdäum? und immer grü'ien Eichen, welche auf allen Abhänqen zerstreuet standen, und einen Theil der Felsen verbargen, mit denen diese Gebirge versehen sind; alles dieses sigre uns, daß die in se« tzlger Jahreszeit, wirklich schöne kusstcht, noch majestä« tischer und prächtiger seyn müss^ wenn die ganz mit Grün bekleidete Erde, die bis an die schroffestcn Glpfcl wieber belebte Vegetation, der angenehme Duft dee Blumen, der melodische Gesang der Vogel, und der glänzende Schmuck der Schmetterlinge, allen Wisen die Wiederkehr eines neuenLibens und seiner süßestenGenüsse verkündiget. Von diesem hohen Standpunkte aus, brauchten wlr mehr als eine Stunde, um tu die Stadt zu kommen. Wir stiegen lneinemKarawanserai ab, den wir fast ganz Mit Moucres und Kaufleuten erfüllt fanden. Es war nur noch ein einziges Zimmer übi-ig, welches wir mlt unsern Reisegefährten theilen mußten. Da wlr diesen Tag nur vier Meilen gemacht, und ziemlich zeltig angekommen waren, so hatten wir nach Tische hinlängliche Zeit, die Gärten und dle Stadt zu besuchen, uno an den Ufern des Flusses hinzuspazieren. Gesser - Churl ist klein, und scheint kaum viertausend Einwohner zu h,ibe,l. Es liegt abhängig, an dem linken Ufcr des Orontes, da, wo das Thal am eng-sten ist. Die Straßen sind schmutzig, imd u.lt Dünger bebeckt; die Häuser haben im Durchschnitte l!«no>n" men wenlg in d!e Augen fallendes, und liickts zengt von einem bohen Aitt'thume. Am Enle der Etadt ist eine sehr dallechaft crbauete Brticte mit mcln eren Bogcn, auf welcher einTbor angebracllist, welches aNe Nachte geschlossen wi^d, damlt man nicht hinein kommen könne, ohne dcm Zolleinlzehn.cr die Ab.qabe zu bezahlen, die er don allenWaarcn zn erhsl'en hat. Die Gatten, welche an den beyden Ufer« des Oroiues hin liegen, sind sehr gut angcbaut. Man wassert sie mittelst einiger in dem.Ufer angebrachter N'lissergraben, oder man bedient sich auch zu dieser Absicht sehr großer Rlivaceo-nigrf* , cans, callo columcllari fuscato. 26^ dichten Lava bedecktes Erdreich. Dlese Bruchstücke lle> gen mehr als eine halbe Meile weit auf der Oberfläche umher, und scheinen alle von der Spitze eines Hügels herzurühren, der ungefähr hundert Tojsen hoch über den ihn umgebenen Boden erhöbt seyn mag. Nachher kar men wlr über dürres und kalkiges Land, worlunen dcr Vryraxbaum häufig wuchs. Endlich stiegen wir in ein kleines Thal herab, ws sich cm Wachthaus befand, in welchem fünf coer sechs Menschen lagen, von denen einer mit einer Pistole bewaffnet, heraus kam, und sie zu den Füßen unserer Pferde abbrannte,wcihrend ein anderer einige Tassen Kaffee eben dahin ausgoß. Diese Höflich, keltsbezengung kostete uns zwanzig Plasters, und wlr hatten alle Unerschrockenheit unsers Ianltscharen, alle Gewandtheit unsers Moucres, und auf unserer Seite alle unerschütterliche Fassung nöthig, um die Fodenm-gen der Wache, mit unseren Waffen nur aufdieft Cume me zu beschränken. Ueberall wird »nan finden, daß diese Gaffars, welche Anfangs zur Sicherheit der Wege angelegt wurden, heut zn Tage die Geißeln derselben sind. Die Rauber ttchtcn lMt auf sie, und bloß die Reisenden haben sich vor lhnen zu fürchten; denn niemals werden sie bey einem derselben ankommen, ohne sich lange Zeit dort herumstreiten, öf» tevs auch herumschlagen zu müssen, und ohne mehr oder Wender daselbst gebrandschaht zu werden. Der Weg jenseits dieses Wachthaufes ist bald bergig, bald eben, im Durchschnitte genommen, aber trocken, und unangebauet. Nach dem Marsche von einigen Stunden, ließen wir rechter Hand ein großes Dorf lie-gen, dem zur Ceite sich eine kleine, fast senkrecht abge-schnrttene Bergkette hinzog, in welcher wir viele Gr?t> tenöffnungen zu bemerken glaubten. Isi man über diese Stelle hinaus, so wird der Boden eben, und bildet eine große, von allen Bäumen entblößte Flache. Unser Moucre e,zählte, daß sie ehedem mlt Olivenbiiumen bepflanzt, und eine nherfiWge Quelle von Reichthümern für die ganze Gegend gcwesen wäre. Das, hier gewonnene Oel hätte man fast alles in den Selfeusiederenen verbraucht, die ln den mc'sten umliegenden Dörfern befind« lich gewesen wären. Wir wurden dieser Erzählung kaum Glauben beygemessen haben, wenn wir nicht bey unserer Ankunft zu Saarmin eine große Menge Aschenhaufen bemerkt hatten, welcbe um die Stadt herum, wie eben so viele kleine Berge liegen. Unser Moucre fügte hinzu, daß nach elner außerordentlich strengen Kalte, alle Oll-venbä«,ne dieser Ebene erftorenwärcn, wodurch sich die Einwohner zu Grunde gerichtet und außer Stande gesehen hatten, diesen Verlust wieder zu ersetzen. Seit dieser Zeit hätten sich die Fabriken, und mit lhnen der größte Theil der Bewohner dieser Dörfer, verloren. Nach einem zehnstündigen Marsche hielten wir zu Saarmln an, welches dreyßig deutsche Meilen von Aleppo liegt. Es nimmt zwar einen schr großen Raum eln, aber dic bewohnten Häuser machen kaum den zchnten Theil von denjenigen aus, welche verlassen stehen, und zusammenfallen. Die Einwohner, welche aus Curden und Arabern bestehen, und die sich zu dem ma-homedanischln Glauben bekennen, treiben weiter kein anderes Geschäft, als dost sie Weizen und Gerste boucn; daher sieht man den» auch bey lhnen das schrecklichste Clend. Das Trlnlwasser erhält man hier aus Ctsternen, die ehedem angelegt wm den, und welche, außcr dem Regen noch mittelst angelegter Gräben gefü!lt werden; heut zu Tage aber sind mehr als zwey Drittheile dieser Clstcrnen verlassen. Aus ihrer Menge, und dem Umfange des Bodens, den sie einnehme», kann man dcu beträchtliche V^l„st bercHucn, welchm diese Stadt 564 an ihrer Bevölkerung, seitdem Absterben der Ollven- bäume und dem Eingehen der Selfensiedereyen, erlitten hat. Man kann diesen Verlust, ohne die Sache zu übertreiben, auf neun Zehenthelle der Einwohner seyen. Die Christen waren ehedem hier zahlreicher als jetzt. Man sieht noch mitten in der Stadt einen hohen, viereckigen, sehr alten, und äußerst dauerhaft erbaueten Thurm, welches der Glockenthurm ihrer Kirche war, der aber heut zu Tage zum Minaret der Hauptmoschee dient. Wer Hütte wohl geglaubt, daß wir in dleftm Wohnorte des Elends und der Verlassenheit beynahe unser Nachtlager mit den Schakalen und Schuhus Hütten theilen müssen? Wir irrten lange in dieser großen Einöde herum, die noch immer den Namen und das Ansehen eines Dorfes hat, ohne daß wir Jemanden hätten finden können, welcher uns einen Zufluchtsort gegönnt hatte. Selbst die Habsucht, jener Abgott der Mahome-daner, konnte keinen der Einwohner bewegen, Verworfene, oder Chrlstenhunoe bey sich aufzunehmen. Schon mehr als Einmahl halten wir unserem Moucre und Ianltscharen den Vorschlag gethan, unter dem Zelte zu bliiben, in irgend eine Cistcrne oder Katakombe zu kriechen, oder uns zwischen den Ruinen irgend einer alten Wohnung zu verstecken, als uns noch eine Mahlmühle vorgeschlagen wurde. Glücklicherweise war die Mühle, in deren Mitte sich ein Mühlstein, und ein Pftrd zu dessen Umdrehung befand, viereckig. Wir verfügten uns also alle in die Ecken, und sahen uns wohl vor, unsere Füße nicht auszustrecken, denn sonst würden sie mit denen des Pferdes, zusammengetroffen haben, so enge nähmlich war diese Mühle. Bey unserer Ankunft zu Saarmin erfuhren wir auch das, ,vas man uns so sorgfältig vcchchlt hatte. nahnMi, daß die Gegend um Ile'ppo wegen Räubern so unsicher wäre, daß kcin Reisender, keine KarawUne ohne geplündert zu werden, ^diesen Weg gehen töin:«'. llllser Moucre, dem die Araber auf einer der v?rh«rgi-henden Reisen drey Pferde geraulxt hatten, bedeutete uns, daß er nlcht von dannen qelicn würde, wenn wir nlck.t eine hinIl'nlgliche Betccklnig h.uten, oder eine Karawane ankäme, die man von Damaskus her erwartete. Da es mm abcr seyn komttc, daß die Karawane lange verziehen wl'ndc, so mlißml wir darauf denken, wie wir uns elnc, von demMllicre verlangte Bedeckung vc>« schaffen machten. Ein Europäischer Faktor, der von Aleppo kau», um Getraide aufzl>ka«lfen, machte uüs Hoffnung, daß uns einAga, der se!n Fennd war, u»,d zwey Meilen von Eaarmin wohnte, wohl für fünf und zwanzig oder dreyßig Pläsiers, zchen .Reiter ftndcn würde. Wir ersuchten ihn also, augenblicklich einen Eilboten an diesen Aga abzuschicken. ,,, w>?h ^« Unterdessen kam die Karawane »och denselbenMend an. Sie war zwey Meilen von Saarmin cm^egvlffcn worden, und hatte die Araber, welche mcbreremahkl, zum Gefechte znrl'ichiekchrt waren ^»mckgeschlaqen.Diescn glücklichen Ausgang verdanlte sie ftinszchn Füsiliern, dle sie auf ihrem Wege angenommen,und einigen türkischen Kaufieu-ten, welche mit dem größten Muthe gefochten hatten. Un-glücklicherweise hatte e!ncr dicser kehtern, auselnerwel, ten Elitfcrinlng her, cinc» Stoß mit der Lanze bekommen , wodurch er ein Augr, Und einen Theil des Ge-sicl-ts eingebüßt halle. Dcr Ei-z^hlungnach waren zwey Araber anf dem Pl^ye g^blicdcn. Gegen eUf Uhr dcs ÄdendS erhielten wir Antwort auf unsern Brief. Der Aqa meldete uns, daß er, weil er alle seme Leute zur Verfolgung der Araber, welche 'bm seme Hcc.dtn geraubt, ausgeschickt hätte, jetzt 35n nicht lm Stande Härt, Hi« verlangten zehen Reiter zlt sende». ^^' Am andern Morgen sahen wir leicht ein, daß aus der Abreise nlchts werden würde, wenn wlr uns nicht «lne neue Bedeckung verschaffen könnten. Die Furche hatte flch unserer Moucres, so wle aller derer, welche die Karawane von Damaskus ausmachten, dermaaßen bemächtiget, daß Niemand seine Einwilligung zum Aufbruche geben wollte. Alle fürchteten elnen neuen An« griff von den Arabern, welche den Tob zweyer ihrer tanbSleute röchen mußten, und, wie man sagte, sich vereinigen, und in größerer Anzahl zeigen würden, um Rache zu nehmen, und sich für den, Tags zuvor erlittenen iibeln Erfolg, schadlos zuhalten. Indessen blieb man unschlüssig. Wlr hätten demnach unausbleiblich so lange zu Saarmin liegen blel» ben müssen, blS sich dl» Furcht verloren hätte; wenn wlr nlcht aufdcn Einfall gekommen wären, an ben Bürger Bichot, «inen Kaufmann zu Aleppo, der das Amt eines Commissars verwaltete, zu schreiben, und einen Eilbote« an ihn D schicken, um ihn von unserer Lage zu benachrichtigen, und thn zu bitten, ein Mittel ausfindig zumachen, wodurch wlr aus dieser Lage kommen könnten. Dieser schickte uns fünf und zwanzig Cur-den von der Schloß.vache. „Reisen Sie, schrieb er uns, nur ohne Furcht. Die Leute, welche ich Ihnen hier schicke, smd tapfer, und können mit ihrem Feuerge» wehre drcyhundert Araber in die Flucht jagen, denn diese führen nur Lanzen." Die Karawane von Damaskus, welche wegen unserer Bedeckung wicber Much bekam, setzte sich am s"" benzchnten November eine Etunhe von Tagesanbruch !n Marsch. Wir brachen aber erst nach Sonnenaufgang ans, und beschleunigten »::ftrc Reift, um bey gutcr Zeit ln Aleppo anzukommen. Dle Karawane lhrer Seits aber eilte nicht so schr, um nlcht eher als wir, bey der gefährlichen Stelle von Tell-Sergle anzukommen, so daß wir sie drey Meilen wett von Eaarmln wtcder einholten. So bald sie uns erblickten, bezeugten ble Manner lhre Freude durch das Abbrennen ihrer Ge» wehre, und die Weiber begrüßten uns durch ein all-gemelncs Allellija. Wtc müssen hler bemerken, daß das Meluja oder Freudcngtschrey ber syrischen Frauen nen aus das Auge einegroße Landstrecke übersehen kann. Hierher stellen sich gewöhnlich die Araber, wenn fiedle Absicht haben, eine Karawane anzugreifen; weil sie hler d<„ Vortheil haben, daß sie die Stärke derselben beurtheilen; sie, wenn fie dieselbe schwach genug glauben, überfalle»; oder sich flüchten können, wenn sie sich selbst Nicht für zahlreich genug halten. Von Saarmln an bis Tell-Sergle ist das Thal vollkommen cbcn, und fast ganz lmangcbaut. Hinter uns lleßen wir tn weltcr Ferne die Gebirge liegen, welche wir überstiegen hatten, und die uns von dem mittelländischen Meere treniltcn; wir kamen sogar noch höher als sie, woraus es denn erklärbar wird, warum die Temperatur dieser Ebene und der Gegenden von Alcppo im Winter oft sehr kalt, und lu» Sommer im» mer sehr gemäßigt ist. Wirklich wlrd auch dieses Land in der schönen Jahreszeit durch einen Westwind gekühlt, welcher täqlich von denlmlttelll'nidlschen Meere herkommt, und im Winter durch einen Nordwest-ober Nordwind beträchtlich ei frischt, der manchmal von den Gebirgen her wehet, die, wle wir sagten, von Osten nach Iye-sien strichen, und von dene» wir kaum noch die entfernten Gipfel bemerken konnten. Unsere Curden entfernten sich von Zeit zu Zelt von dem Wege, um Katas, eine Art von Rcb-oder Ha-sclhlihiern zit schießen, ble sich hler truppweise zu lausenden bey einander finden. Eben so zahlreich, und eben so häufig findet man sie auch in der ganzen Miste, ble sich von Aleppo an bis nach Bagdad hm erstreckt. Man kannn nlcht einsehen, wle diese Vogel in so grosser Menge auf etnem fast ganz unfruchtbaren Boden Lebensunterhalt finden können, und warum sie nicht auch eine Menge von Feinden nach sich ziehen, die sie ausrotten ober ihre Zahl vermindern. *) Auf diese Art kamen wir also ohne Anstoß bey der so seh? gefürchteten Stelle Tell-Sergie vorbey. Kaum waren wir eine halbe Meile weit davon, als der An< flihrer der Karawane von Damaskus das Zeichen zum Stillstande gab nnd Halt machen ließ. Wir setzten aber unsern Weg, ungeachtet der bringenden Bitten, dle man an uns eichen lleß, nur so lange zu warten, bis ble Karawane etwas ausgeruht hätte, fort, well wir entschlossen waren, noch diesen Abend in Aleppo einzutreffen, und durch ble Gärte» von Ramouze zu gehen, wo wir erwartet wurden. Unsere Entschließung veran- "^Von diesem Vogel haben wir schon im dritten Theile gesprochen. laßte elnen großen Lärmen unter diesem Hausen von Kaufleuten, welche aufmerksam aufdlc Ctlmme lhres Anführers, und von dem Bedürfnisse zu essen genöthl-get, schon abgestiegen waren, ihre Teppiche ausgebreitet, und den Mundvrrrath herausgehohlt hatten. Jeder eilte wieder aufsein Pferd oder Kameel zu steigen, um uns zu folgen, denn Niemand glaubte, schon außer Gefahr zu seyn. Wir waren auch noch nicht weit von Tell-Ser-gie, und man wußte übrigens sehr wohl, daß die Araber auch jeden andern Posten wählen konnten. Da sich aber eine Karawane nur langsam fortbewegt, unbun« sere Pferde frisch austraten, so ließen wir sie welt hinter uns, und verloren sie bald ganz aus dem Gesichte. Um drey oder vier Uhr Nachmittags kamen wir bey Kan-Toman, einem geräumigen, in einem kleinen Thale liegenden Karawanserai, durch welchen mitten durch der kleine Fluß von Aleppo fließt, an. Hier wollte die Karawane ihr Nachtlager halten. Rechts von diesem Kan ist elne Schlucht, welche eine sehr angenehme Aussicht darbietet. Man sieht hier viele Olivenbaume, auch einige andere Bäume, die mit der Nacktheit der umliegenden Gegend sehr schön absiechen. Von hier aus bis nach Aleppo verändert sich die Ansicht des Landes. Cs ist keine einförmige Cbenc mehr, sondern man sieht falkartige Bergketten, dle entweder unfruchtbar, oder mit Cisiusarten, Eaturey, Thymian und Tragalitsirü'u.» chen bedeckt sind. DaS Verlangen, noch Vor Einbruch der Nacht nach Namouze zu kommen, machte unS gegen die drohcnde Stimme von fünf oder sechs Türken, die aus dem Karawanserai heraus zu uns, mit einem Papiere in dee einen, und einem Schreibezeug in der andern Hand ka-Men, taub. Selbst unser Moucre verweilte nur einen Augenblick. Bloßm,sirIa.nitschar übernahm, es, ihum zu antivsrtm, und lhre Drohungen zu stillen, deren U» fache wlr nlcht wußten. Wir erfuhren sie auch nlcht eher, als bis der Ianitschar wieder zu uns kam. ES waren nämlich Kommlssire des Zollcinnehmers von Aleppo, die er hlerher gesetzt hatte, um die durchgehenden Waaren einzutragen, und die Erklärung der Reisenden, in Rücksicht threr Habscllgketten anzunehmen. Well sie uns für Christen, die dem Reiche unter» than wären, hielten,denn wir waren so wie diese gekleidet, so zeigten sie uns sogleich an, und hofften auch ihren Antheil von den Erpressungen zu erhalten, welche der Zollelnnchmer gegen uns verüben würde. Allein ein einziges Wort desIamtscharen vernichtete alle ihrt Hoff, nungen und besänftigte sie. Von einem Europäer glaube man in der Türkey, daß er dle Gebräuche und die Spra« che nicht versteht. Uebrigens stiegen wir auch bey dem Kommissär der Republik ab, unb dlestm lages ob,durch seinen Drogman bey dem Zolleinnehmer die in ähnlichen Fällen erforderliche Erklärung zu geben. Kan-Toman liegt neun oder zehn deutsche Meilen von Aleppo entfernt. Wir hatte» nun noch sieben oder achte zu gehen übrig, wenn wir in Namouze eill-lreffen wollten, wohin die französischen Kaufleute gekommen waren, um uns zu erwarten, und wo wir auch eine Mahlzeit zu finden hofften. Da es aber beynahe schon Nacht war,als wir dasVergnügen lMtcn,sie zu umarmen, so setzten wir mit ihnen, ungeachtet des Hungers der uns zu quälen anfieng, unsern Weg fort, und stiegen endlich bey dem Bürger Vichot ab, welcher schon die Güte gc« habt hatte, für unsere dringendsten Bedürfnisse im Vor" aus zu scrgen. «7l Siebenter Abschnitt. Die Gegenden um Aleppo werden von de» Arabern ,Tur< komannenund Cllrdcn uilsicher gemacht. — Beschreibung dcr Stadt, ihrer Temperatur, Volkemei'ßc und ihres Handels. — Von den Scherifs; Unordnungen, welche sie veranlaßten, und ihre Bestrafung. — Ersetzung derselben durch die Ianitschare». — Sitten der Einwohner. — Von Keftin und Martavan. — Chinganes. -»- Er-, zeugnissr dcs Bodens. — Natnrgrschichle. «^ie ungebauten und wlisien Gegenden, dle sich öst, lich und südlich hin von Aleppo erstrecken, werden durch zwey zahlreiche arabische Beduinenhorden bewohnt, welch« sich um den Titel Emir streiten, den man in die» ser Stadt gewöhnlich einem der beyden Oberhäupter zu geben pflegt. Dieser Titel isi mit elnem jährlichen sehr betrachtlichen Geschenke begleitet und bringt auch die Erlaubniß zu einigen Privilegien, welche den Verkauf der Produkte, dle dle Araber auf den Markt schicken, betreffen, mit sich. Mittelst dieser Erlaubniß soll die Stadt und ihr Gebiet vor aller Plünderung sicher, die Karawanen aller Beleidigungen überhoben, und selbst gegen den Angriffjeder andern arabischen Parthey geschützt seyn. As wir zu Aleppo ankamen, bekriegten sich diese beyden Horden, «m durch dlc Macht der Waffen zu «Ntscheiocn, welchem von beyden Oberhäuptern do Arabern. Es duldet ferner, daß die Tu komannen aus Armeniens Gebirgen einen Theil des Jahres hindurch auf seine Gebiete ihreHeelbcnweiben, endlich, daß die Curden ron dm? zwischen Aleppo und Alexandrette liegenden Gebirge herabkommcn, die Reisenden zu plündern. Dennoch kann die Stadt Aleppo in jeder Hinsicht als die dritte des Türkischen Reichs angesehen werden. Sie ist mit einer sehr hchen Mauer aus Bruchsteinen umgeben, die aber den Kanonen keinen Widerstand leisten können, so wie man auch dle Stadt aus einigen Orten der Berge wegen bestl eichen kann. Sie hat bey» nah sechs deutsche Meilen im Umfang und enthält, wie gesagt, i^o,ocQ Einwohner. Ihre Häuser sind aus Ereinen wohlgebaut und mit vielen schr schönen Terrassen Väschen. Gegen den Mittelpunkt der Stadthln echimask zumarscklren, wel-cher Kairo bedrohte. Abderaman schien dcn Befehl eifrigst befolgen zn wollen, nahm das dazu nöthige Geld ln Empfang, worauf er aber siatt den Bey mit Krieg zu überzlehen, nach Bcylan zog, und als ruhiger Prl-vatmann sich niederließ. Nach dem Rückzüge des Abderaman bemächtig» ten sich bleIanltscharen allmählich der Gewalt, undbe-glengen die nähmlichen Excesse, wclchemandenScherlfs Schuld gab. Wie diese, setzten sie die Privatleute tn Kontribution; schätzten die Kaufmannsgüter; kauften die dringendsten Lebensbedürfnisse auf; erhielten Personen die ihnen günstig waren, auf ihren Posten, und stürzten diejenigen, welche lhnen mißfielen, oder mit ihnen nicht einstimmig waren. Durch den Einfluß der Ianltschareu brachte es elner aus ihrer Mitte so weit, baß er den Zoll des Paschallks, und den allgemeinen Pacht der Auflagen zusammen vereinigte, und noch dazu den Titel eines Mutsellms erhielt. Durch die Tyranney der Scherifs und nachher der Ianltscharen endlich, giengen in der Gegend von Aleppo, ln einem eben nicht gar zu laugen Zeltraume, mehr als zweyhundert Dörfer ein. Seitdem beläuft sich der Ertrag der Zölle, der Karacht, und die Auflage auf Ländereyen ln diesem Paschallt nicht höher, als aufvlechundert Beutel, oder viermahl hunderttausend Franken, statt baß er vorher achthundert der» selben eintrug. Man hält übrigens mit Recht bie Alepplner sür dle gebildetsten, muntersten und liebenswürdigste» Menschen ln der Turkey; sie uuterschelt.n sich auch von den andern Muselmännern durch die Alt sich auszudrücken und sich zn kleiden. Selbst die Frauen zeichnen sich von andmi Musellnänucrtnncn durch eine an-genehmere und geistreichere Unterhaltung aus; ihre Stimme hat einen sanfteren Ton, und fic selbst ein ungezwungeneres Wcse«!. Man hält sie im Mgemcinen für sehr schön und sehr liebenswürdig, aber auch flir wollüstig uuv ausgelassen, we, n sie es ohne Gcsahv sey^ G a tonnen. Aleppo ähnelt in dieser Rücksicht tln«, Hauptstadt, wo lange Zelt hindurch dte Hofstaat «ines Fürsten war, und wo die Einwohner mittelst dieses Ho« fes gebildeter und artiger, aber auch verdorbener ge-worden sind. Doch ist aber die Verderbnis der Sitten hier nicht so groß, als man vieNeicke denken sollte; denn malt handhabt daselbst dle Beschelde,chelt; und ble verlieb« ten Abentheuer, die ohne Zweifel häufiger, alsln an» dern Städten des Reiches, fa als in der Hauptstadt selbst sind, finden sich demungtachtet immer noch sel« tener, als in Europa, nnd das öffentliche Aergerniß ist hier auch weniger häufig. Der Goubachi hütet sorgsam die gute Ordnung, und ble Wache, welche« Tag und Nacht hält, ist sehr streng, Uebrigens fin« den die Ianltscharen, als die größten Wollüstlinge, hinlängliche Sättigung in den Dörfern Keftln unb Martavan, welche zehn Meilen westlich von Aleppo liegen. Hler treffen sie durchgängig ein Geschlecht an, welches sich eine Pflicht daraus macht, seine Reize dem Fremden umsonst anzutragen, und nach der Ehre des Vorzugs begierig strebt. Schon viele Reisende haben von diesen zweyDör» fern, und von den Sitten der Einwohner gesprochen; haben sich auf einige nähere Umstände, wie nähmlich der Pesevlng - Bachl die Frauenzimmer nach dem Geschmacke eines Jeden vertheilt, auf die geringe Zahlung, welche er empfängt, auf die Geschäftigkeit, mit welcher die Verwandten eines Mädchens, oder der Mann einer Frau sich bestreben, die Wahl der Fremden zu bestimmen , eingelassen; aber keiner hat etwas von dem Ursprünge dieser Gebräuche, welche mir von den Vorsah» ren dieser Einwohner herzusiammeli schelncn, und die augenscheinlich mlt einem religiösen Grundsatze, nähmlich «lt dem, durch verschiedene Völker, der in dem ganzen Weltall zerstreuten zeugenden Kraft, erwiesenen Vereh-llW, zusammenhängen, gesagt. Bekanntlich war tn der Nachbarschaft von Aphaka, «in« kleinen Stadt, die zwischen Heliopolls und Bib-los lag, vor Alters ein Tempel, welcher an dem Ab» hange eines Gebirges erbaut war. Hier wurde Venus Urania von allen Bewohnern der Gegend verehrt. Zu gewissen Tagen im Jahre kam das Volk haufenweise herbeygelaufen. Keuschheit, Schamhaftlgkeit, Zucht und Bescheidenheit waren ganz aus dlcsem, einzig der Erzeugung des Menschen gewidmeten Orte verbannt. Constantin schickte in einer Anwandlung von religiösem Eifer Soldaten nach Aphata, welche den Tempel dee Göttin von Grunde aus zerstörten. Zu Hellopolls, heut zu Tage Valbek, befand sich noch ein anderer, weit berühmterer Tempel, welcher ebenfalls der Venus gcheillget war, und wo die Einwohner auS Reltglonsgrmidsi'ihen, gewöhnlich ohne Bedenken und ohne Entehrung, ihre Weiber und Töchter ös, fentllch Preiß gaben. Constantiu ließ auch diesen Tempel Niederreißen, und durch ein von lhm gegebenes Gesetz wurde es den Einwohnern verboten, sich noch ferner zu versammeln, von den falschen Göttern clnen Dienst zu erweisen, welchen die Religion Christi mißbillige. Cr ermähnte sie selbst, das Christenthum anzunehmen, und nach den Vorschriften der strengsten Ehrbarkeit zu leben. Auf gleiche Art wlrb man, wenn man alle Völkerschaften Syriens durchmustert, eine Menge von alte« Gebrauchen finden, welche mehr od?r weniger durch Einführung nemr Religionen, oder Vermischung der siegenden Völkermit den Einwohnern abgeändert sind. Ohn< bie Dmseu, M lronltln, Ansarles, MotuallSund Na,- ploufmer ln Erwägung zu ziehen, bey welchen man noch eln!ge Gewohnheiten der Syrier, Israelitin und Phönicier findet, trifft man in ganz Syrien eine Kaste von Arabern an, die clne von den andern verschiedene Reli-glon zu haben scheinen, «nd vielleicht vondenAmmoni-tern oder Moabitern herstammcn. Diese Araber sind beschnitten, und besuchen dle Moscheen eben so gut wie ble Muselmänner; sie haben aber unter einander noch besondere Gebräuche. So sagt man, daß sie nach Sonnenuntergang niemals eln Licht brennten. In Aleppo kennt man sic unter dem Nahmen Chlnganes, zu Akre aber, ,md an der Küste nennt man sie GoarneS. Sie sind Mg, diebisch und besiänd'g unsiät; es giebt zwar einige unter ihnen, welche sich des Ackerbaues befleißigen, aber die grössere Menqe derselben lebt unter Zeltern, wie dle Beduinen. Sie machen Stricke, Matten, und besitzen elmge Heerden. Die, welche zu Aleppo wohnen, find Bedienten, Falkenlrer, fegen die Abtritte, und decken die auf den Schindanger geschleppten Hausthlere ab. Die Beschäftigung der meisten besteht ln Vertilgung der Schakale, und in der Jagd auf Hyänen, welche sie eben so jagen, wie nnin ln Europa den Wölfen nachstellt, mid hierdurch bekommen sie von den Landleuten etwas Geld. In der nähmlichen Absicht fangen sie die letztern «nch lebendig, und führen sieln den Straßen von Aleppo herum. Die Art, womit sie sich dieses wilden Thieres bemächtlgen, scheint uns sehr merkwürdig zu seyn. Dle Chinganes gehen nähmlich bey Tage mit einem kichte in die Höhlen, Grotten oder Felftnspalten, von denen siewlssen, daßeineHyäne in ihnen ihren Aufent-balt hat. So bald sic eine derselben bemerken, nähern sie sich ihr kühn, schreyen oder sprechen sehr laut, um sie zu erschrecken. Dle Hyäne, welche des Nachts so furchtbar ist, thut bey Tag keiükü Schaden; cs chelnt ü« 279 übrigens auch, als wmdesie von dem Scheine der Fa-«keln furchtsam, denn sie zieht sich, so wie sie ihn bemerkt, ganz in den Grund ihrer Höhle zurück. So bald tle Wnganes das Thier erreicht haben, knebeln sie es fest, legen lhm einen Maulkorb an, und ziehen es so aus der Höhle hervor. Die Chlnganes schienen uns von den Zigeunern nlcht Verschieden zu seyn; denn man findet bey ihnen die nähm-lichen Sitten, sie haben das nähmliche Betragen, mit, reden dle nähmliche Sprache. Sie geben sich mit Zaubere») «b, und suchen hier eben so gut Betrogene zu machen, wie die Zigeuner in Europa. Einer von ihnen, welcher uns «in« Hyäne abgezogen hatte, die er uns l«bend'g brachte, wurde auf dem Tische einige Französischen Bii« cher gewahr, und bat uns inständig um eines derselben. Wir versprachen es lhm gerne zu schenken, jedoch nur unter der Bedingung, daß er uns sagen müßte, wus er n»lt einem Buche machen wolle, das in Zeichen abgefaßt Ware, welche er nicht kenne. „Eben darum wünsche lch es zu haben, sagte er, denn aus diesem Buche wirb meine Frau zukünftige Dinge vorhersagen können. Eie wirb bestimmt daraus sehen, ob ein Mensch in seinen Unternehmungen glücklich oder „ngll':<5llch seyn, cb ein Sklave «inen guten oder bösen Herr,, bekommen; ob «ine Frau einen jungen oder einen alten Mann hetta, »hen; ob sie viel oder wenig Kinder haben werde. Wenn )"töme 2nall>n,i^ue ss« sz>iK-lji-upöcle« f»»r Vicq ci'^/is, welches eilten Tbeil der ^n-c/c!a^6äi« lnel,li«äi<^u« ausmacht, untir dem ^rsikel ZiNüll «89 3«mni nachschlagen. Wir wollen nur noch bemerken > daß Pallas, und nach dessen Vorgange Vicq d'Azii», dieses Thler sehr unschicklich zu dem Zemni Buffon's rechnen. Der Zemnl hat, zufolge dieses berühmten Schriftstellers, die Gestalt eines Eichhörnchens, kurze und zugerundete Ohren, eben so kleine, und eben Ankunft zu Orfa. —Beschreibung der Stadt, ihres Kastells, und ibrer Katakomben. — Sitten dcr Einwohner. —> Volksmenge, Handel, Produkte, und Temperatur derselben. ^vir verweilten uns länger als drey Monathe zu Aleppo tn der beständigen Hoffnung, da»? sich eine Karawane , die ncn Danville zufolge drr älttrnl Schrif.sicllrr bey ^rs« vcrbsyftiefn» 298 eckiges Becken erbauet, welches ungefähr hundert Schritte ln der Länge hat, und ü, dem fich eine ungeheuere Menge von Fischen findet. Ihre Zahl h.tt sich uur daru.ni so sehr vermehrt, weil man sie für helllg hält, und glaubt, dasi sie denjenigen, welcher sicher-kühnen würde, sie zu essen, ober ihnen nur das geringste Leid zuzufügen, mit unausbleiblichem Tode bestraften. An den Ufer dieses Beckens halten Kucl/enhändler feil, damit Andächtige und Geschäftlose diese Fische füttern, und sich das Vergnügen machen lö'nuen, zu sehen, wl< sie von allcn Orten hcrbeykoinmen, sich drängen, stoßen, umwerfen, um die Stückchen zu erHaschen, welche man ihnen hinwirft. Bey dem Vorurtheile, das ihrentwegen entstanden ist, muß ma-l die Geschlckllchkeit desjenigen bc-.vllnd^'n, der es gründete, und derer, welche es un« tvchaltci:. Denn diese, für einen so beschränkten Raum, ungeheuer zahlreichen Fische, gewahren zu jeder Zeit ein «'.'.aenck'nes Schauspiel, und machen den Ort zu dem besuchtesten ber Stadt. Das Becken stösit auf einer Seite au die Mauern einer Moschce, und wird auf der andern von sehr schönen Platanen beschattet. Die Häuser von Orfa siud sehr dauerhaft von ge; Hellenen oder gebrochenen Steinen erbauet, sind nicht hoch, il^d endigen sich m elne Terrasse. Die Straßen haben in ihrer Mitte einen zwey oder dreyFuß breiten Can^l, ln welchen sich das Negenwasser und alle Unrel- läsit. Was den Giallab betrifft, welchen er einige Meilen östlich von dieser Stadt setzt, so ist er da nicht zil sinden, we er ih» angiebt, wenn es nicht ctwa entweder ein Wasserungskana! ist, auf den ich «icht gemerkt habe, oder ei» anderer geringer Bach, welcher ^fast niemals Wasser hat, nnd östlich an den Mauern der Stadt hingehet. ' ^ nlgkeiten ergießen. Hierdurch «ntsichcn zu beyden Eel-ten zwey Arten von sehr reiflichen We^cn, zur Bequemlichkeit der Fußgänger. Man sieht ln dieser Stadt, so wie in allen andern des türkischen Reichs, weit mehr Moscheen, als lnben katholischen Städten Europa's, Kirchen. Alle haben einen, mehr oder weniger schönen, höheren oder niedrigern Minaret, je nachdem die Einkünfte der Moschee sind. Die Armenier habcn in dicscr Stadt eine Kirche, neben welcher der Bischof derselben Gemeinde wohnt; auch haben sie ein Wirthshaus außerhalb der Stadt, in welches uns zu bringen der Mmicre für dienlich erachtete. Es qlebthier auch viele Kaufmannsgewölbe, die sehr gut gebauet sind, und von denen einige von Kaufleuten, die mit Stoffen handeln, andere aber von Goldschmieden und andern Arbeitern benutzt weiden. Die Stadt ist mit Arabern, Curden, Türken, Armenier,, und Jude» bevölkert. Die drey ersicri,, welche ihrer Religion nach Muselmänner sind, machen drey Vicrthcile der Volksmenge aus. Die Juden sind arm, m:d ihre Zchl gering. Die Armenier, cb sie gleich un-tcrdrü'clt werden, besitzen doch viele Reichthümer, weil ihnen der Handel, den sie nach Aleppo, Diarbetir und Mossul treiben, eln Mittel an die Hand giebt, wodurch sie sich für den Verlust schadlos halten tö-mcn.dcn ihnen dic Agenten der Regierung oft genug verursachen. Orf« ist nicht bloß ein Niedcrlagsort; es ist auch im Stande eine große Menge Weizen, GersteundHül? senfrüchtc, zum Beyspiel, Bufbchnen, Kichererbsen, Zu-ctcrbohnell; etwas baumwollene Zeuge, die in der Stadt gemacht wccden; und einige Goldschmicde-uud Juwelier-arbeiten, womit sich die in der Stadt wohnenden Künstler beschäftigen, verkaufen zu können. Man verfertigt hier auch fthr schöllen Saffan, dcr nach Allppo und ZO0 Äiarbekir gehet, und von da aus nach Syrien und Kleinasien verfuhrt wird. Um d!< Stadt herum sieht man wenlg Weinbau, Juden und Armenier bereiten für sich einen rothen und weißen Wein, welcher sehr gut seyn würde, wenn sie n'cht die Gewohnheit hätten, Fl^tenzapfen hineinzu-welchen, wovon er einen Pechaeschmack bekommt, wel, cher denjenigen, die nicht daran gewohnt sind, sehr unangenehm ist. Die Frauen si.ld mit einem großen Stücke weißen Auges vcrschleyert, welches st« bis auf die Füße einhüllt, «>ib sich über den Kopfzurückschlägt.Außerdem tra, g?n sie noch ein viereckiges Stück von schwarzem pferde-kaarnen Zeuge über das Gesicht, wodurch sie alles sehe., können, ohne gesehen zu werden. Die Manner haben keine, von denen, welche wir in Syrien suhen, verschiedene Kleidung. Aufden Reisen tragen sie entweder ganz schwarze Abas, ober gestreifte, bey dcncn die Streifen der Länge nach gehen, schwarz und weiß, breiter ober schmäler sind, und in Rücksicht der Form viel Aehnlichkcit mit de,, Meßgewändern der katho» tischen Priester haben. Die Armen in der Stadt, und dle Bewohner der benachbarten Dörfer tragen zu ihrem Putze eine Art von Reiserock mit kurzen Aermcln, der nur etwas weniges über den Gürtel herabgeht. Auf den Rücken sind sie mit bunten, sehr abstechenden Farben, d!e lauter Dreyecke bilden, geziert. Nach den Seeküsten hl», ist diese Tracht nicht s^emeln. Man verfertigt ikrer viele zu Marrhas, einer kleinen Stadt, welche süd-nestlich von Alepvo licqs. Ele kosten acht bis zehn Piasters, und bestehen aus s.hr seiner Wolle. Die Abas sind entweder von Wolle allci», rder von Wolle und Kameelgarn, ve-fcrtlgt; die gemeinsten werden für zehn oder zwölf Pwflcrs verkaust, bie theuetstell kosten auch wohl hundert Piasters. Man hat hier die Gewohnheit, den Mädchens!,» ihrer Kindheit em Nasenloch zu durchbohren, um einen silbernen oder goldenen Ning einziehen zu können. Wir sahen einige Frauen, deren Nafenscheldwand turchln hlt, Und mit einem glosien, goldenen Rlnae geziert war. Schon auf den Küsten von Syrien fanden wir m,ttr den kandbewohl.crn den Gebrauch, die Nasenlöä er zu durchstechen, aber er war dort nicht so allgemein, als zu Orfa, Metdiu, Mvssrl, Bagdad, und andern, «veiter im Innern liegenden Städten. Während der vierzehn Tage, daß wir uns zu Orfa aufhielten, war ble Witterung veränderlich, und etwas kalt; es fror zuweilen; oft regnete es auch, und om fünf und zwanzigsten Vcntosc fiel auf den, nlcltsonder-llch hohen Gebirgen, ble zwey Meilen nöldllä von der Stadt liegen, Schnee, welcher aber an dem nähmlichen Tage wieder schmolz. Auf dem nordwestlich vrn der Stadt gelegenen Hügel, fanden wir einig« Hyaclnten, und verschiedene Schorengewächsc in der Blüthe, und wir urtheilten aus den Fortschritten, welche die Vegetation gemacht hatte, daß die Teniperalur von Orfa in diese? Jahreszeit beynahe die nähmliche seyn müsse, wie zu Aleppo. Vielleicht «st es aber hier im Sommer, wegen der größern Entfernung vom Meere, etwas heißer, denn ein und derselbe Wind kühll beyde Städte. Das aufdem Gipfel eines Kalkfelsens erbauete Ka^ stell erregte unsere Neugierde, und wir stiegen auf einem sehr rauhen, an manchen Otcllcn in den Felsen gehauenem Wege hinauf. Als w!i in bic Ringmauer bessclbcil gekommen waren, sahen wir weiter nichts, als Ruinen, eingestürzte Gewölbe, wandelbare, halb eingefallene oder den Einsturz drohende Miuern, «lngesunkclic unter zoz irdische G^n'ge, mit einem Worte, nichts Ganzes mehr, als eine» großen Saal, wo verschiedene IaiUtscharen wohnen, welche dcr Wache dieses Kastells vorstehen. 3ln der Seite nach der Stadt zu, und nahe an den Wällen, erhebt sich eine längliche Masse von Mauerwcrk, dica« jedem ihrer Enden eine sehr dicke Säule von korinthischer Ordnung unterstützt, deren Kapital sehr belustiget, und das Fußgestell mit einer Mauer von neuerer Arbeit versteckt ist. Nachdem wir diesen Ucberresi von einem Gebäude, mitten durch den Schutt, womit er umgeben ist, umgangen hatten, fanden wir, daß er die Form eines länglichen Vierecks hat, und daß er durch ein Gewölbe gestützt ist, welches eine Thür, und zwey viereckige Fenster auf jeder großen Seite hat. Bloß eine einzige von den Sanlen scheint eine Inschrift gehabt zu haben; wir erkannten sie an den regulären Einschnitten, die sich an ihrem Schafte, an dem vierten Theile ihrer Höhe zeig» ten, ulld an einigen sehr schlecht erhalteilen arabischen Buchstaben, von denen man noch die Spuren auf den Stücken der gehauenen Steinefmdet, woraus die Säulen gebildet sind. Einige Schritte weiter von diescm Gcb^dc, welches wir für ein Grabmahl halten, sieht man;w?y ungeheuere Pfeiler, die einen Portikus tragen, dessen Bauart mit der der Säulen gleichzeitig zu seyn scheint, die aber bis in ihren Grund erschüttert sind. Die Mauern, womit dieses Kastell umgebcn ist, sind schr hoch, ob sie gleich auf schroffen Felsen stehen, und sind von arabischer Bauart, den Inschriften nach zu urtheilen, die ln dieser Sprache cingehaucn sind Es scheint uns aber, alswm'cn sic nur eine Bekleidung von andern wett Ollern Mauern, die man an dcn Stellen wahrnehmen kann, wo die arabische Mauer ei»g" stürzt ist. Was uns aber bey dieser alten Festung am meisten auffiel, war der tiefe Graben, welchen man ln den Felsen gehauen hat, und der sie auf d«r ganzen Selte, die nach dem Felde zu siehet, umglcbt. Wir schlitzten seme Tiefeauffl'mf und d'.eyßlq bis vierzig Fuß, und scwe Breite auffünf und zwanzig oder dreyßig Echuh. Diese Arbeit mußte wohl sehr langwellig und sehr mühsam seyn, weil der Felsen eine beträchtliche Härte besitzt. Jenseits dieses Grabens erhebt sich der Boden so beträchtlich, daß das Kastell eben so leicht besirichenwerden kann, als » geordnet sind, nur mit dein Unterschiede, dast man in den Katakomben von Orfa »mr eine einige 3icihe von Zellen findet, während in den Alc^andriniscz/en drey oder vier Reiften l'iber einander angebracht smb. Die Katakomben von Orfa sind besser erhalten, als die ln Egypten, well sie ln einen sehr harten Kalkfelsen gearbeitet sind, der langer dauern konnte, als der gries-sige Muscheltuff, welcher den Boden von Alexandria äuSmacht. Hlese Arbeiten schreiben sich ohne Zw^fel aus einem Zeitraume her, wo die schönen Künste zu Orfa im Flor waren; wir schlössen dieses unter andern aus etner schönen Verzierung, und einem Laubwerke aus Kleeblättern, welche an dem Umrisse des Eingangs zu einem dieser Zimmer angebracht war, und keine neuere Arbeit verunstalten würde. DaS Innere bestand aus einem großen, Viereckigen Zimmer, das geräumiger war, als die andern, und weder halbrunde Vertiefungen, noch Bänke> noch sonst eine Spur von Sarkophagen hatte. Im Hintergrunde lahe nian bloß eine, wie eine halbe Kuppel gearbeitete Nische, welche das Ansehen einer Kapelle gehabt haben wlirde, wenn wir nlcht noch andere, sechsmal kleinere gefunden hätte», inwelchcn wir kaum aufrecht stehen konnten, und die ähnliche Nischen bildeten. Der größte Theil dieser Katakomben hat ein obtt zwey Fenster, die, aller Wahrscheinlichkeit nach, späterhin angebracht wurde», als man nähmlich diese Freystätten des Todes, in Zufiuchtsörter, oder Wohnungen der Lebendigen verwandeln wollte. Man wird von dieser Absicht durch die Verschiedenheit der Arbeit überzeustl,welche man an diesen Oessnungen findet. Die alten Oeffnun-gen nähmlich, welche zum Eingänge dienten, haben alle mit einander eine tiefe, in den Felsen gehauene Fuge, tn welche eine hölzerne, oder sicinerne Thür, dic den Eingang verschloß, paßte. An den Fenstern findet man nichts voll dergleichen Fugen; sie sind l'ibrigens auch ganz grob gearbeitet. Uebel dies sieht man auch noch »n dem Innern allcr Katakomben, welche mit Fensternvcr-sthtn smo, die Spuren von Feuer, welcheS lange da. lü mttcr- unterhalten worden ist, und sie aelAwä'szt hat. Heut zu Tagenochsind die, be^ Stadt!,unächst ll«gend:n, flist alle von Cnrdischen Familien bewohnt. Der Berg, welcher das Kastell besireicht, und ln welcher man die meisten von diesen alten Begräbniß-Plätzen findet, fl'jhi-t dey den Lanbcsctüwohnmi den Na« Men Top - daag oder Kanonenberg , wahrscheinlich deswegen, weil man ln neueren Zelten diese Festung mit «!n!gen Kanonen angriff, die man auf diese Anhöhe führ«. Am Fuß« des Berges sahen wir eine unbekannte Landsckneckenart, welche, wie man uns sagte, dleAr« menier zn Orfa sehr wohlschmeckend finden. Sie unterscheidet sichln Rückficht der Form wenig von den Arten, die man in Italien, Spanien und dem mittäglichen Frankreich speiset. Ele lst röthllchgrau, l» die Quere gestreift, und hat zwey dunkelere Bänder, die mit einigen gelben Flecken bezeichnet sind. Ihre Mündung lst ganz weiß und zurückgekrümntt. Wir nannten sie die getüpfelte kandschnecke. *) Man findet ln dieser Stadt vlele kupferne Medaillen und Münzen der abgarischen Könige; sie sind nicht gut erhalten, und bestehen aus einem zerbrechlichen, sehr schlechten Metalle; die der Seleuclden sind seltener, ab« viel schöner. Wir bekamen hier auch Silbermünzenzu sehen, dl« außerordentlich schön, und vollkommen gut «rhalten waren. Man trifft auch einige bronzene Medaillen der römischen Kaiser an. Die Münzen des Niedern» Reichs, der Kreuzfahrer, und die der Araber sind hier *) Helix guttata, depressa, otrinque tnediceconv«xa, te-nuiter plicata, guttatim rufo ibizonatn; labio candidn tecurvj; urabilicum demum obtuyant«. IT. «Br\^, H zo6 --------.^^ sehr gemein; man brachte uns von 3elt zu Zelt ganz« Sacke davon voll, u»d bot uns jede Münze ober Medaille, für einen oder zwey Paras zum Verkaufan. Unter die« sen letzteren findet man auch verschiedene mlt Flguren; einige nehmlich haben aufeiner Seite arabische Buchsta« ben, und aufd« andern Griechische Köpft. Wir hatten auch Gelegenheit zwey parthlsche Amulete zu kaufen, wovon das erstere kleiner, aber besser gearbeitet ist, als das andere, und Charaktere sowohl als Flguren hat. Es besteht aus blutrothem Jaspis. DaS andere hat bloß Figuren, und ist ein ganz schwarzer Serpentin oder Topfstein. Bekanntlich war Ebessa lauge Zeit hindurch die .Hauptstadt von Osrhoene, einer östlich vom Euphrat gelegenen Provinz; und so langedle Seleuciben in Sy, rlen regierten, waren diese Herren derselben. Nachher gehörte dieses Land den Abgaren, die zu Edessa rest, dlrten. Einer dieser Könige ist in der Klrchengeschichte wegen eines Briefes bekannt, welchen er, wie Euse-bius vorgiebt, an Jesus schrieb, worwnen er thn zu kommen, utlb vom Aussatze zu hellen bat; und durch die Antwort, die er darauf empfieng, welcher zu Folge Jesus versprach, dieserhalben ellien seiner Schüler M schicken. Wirklich kam auch nach dem Tobe Jesus der Apostel Thaodmls, heilte den König, und bekehrte die Einwohner von Edessa. Gegen zwey Iahrhun» derte nachher bemächtigte sich Caracalla dieses Landes, und machte es zu einer römischen Provinz. Er wurde hler auf Befehl des Macrinus ermordet, der aus el' nem gemeinen Fechter praetectug p-ael«,,, gewordell war, und endlich nach der Ehre strebte, den Thron der Cäsare» zu besitzen. Unter dem Kalifate des Abubekec nahmen dle Araber Edessa den Kaisern des OrientS weg, und ln dem Jahre 1092 bemächtigten sich die Kreuzfahrer desselben, und erhoben es zu einer Graf, schaft. Nach vlelerley Veränderungen, und nachdem es die Sultane von Aleppo, dle Mamelucken in Egyp-l«n, besessen, und nachdem es von Tamerlan geplündert worden war, fiel Edessa, so wie ganz Mesopotamien in den Jahren 15,^, unter Sellm dem Ersten, in dle Gewalt der Ottomannen, und ist auch seitdem unter dieser Herrschaft geblieben. D!e einzigen Unglücksfälle, dle es seit der Zelt, als es den Türken gehört, durch Krieg zu erdulden hatte, rührten immer von den Pascha's her, dle sich mehreremalen daselbst fest zu setzet, suchten, ob sie gleich weder dle Einwilligung dts Sultans, noch hinlängliche Macht hierzu bcsaßcn. Dle Geschichte der Empörungen dieser Paschen, der Kriegszüge, welche sie veranlaßten, und die Bestrafung durch Schwcrdt oder Gift, die ihnen zu Thcll wurde, !st weiter mcht inte« ressant, und beweist bloß, wie fehlerhaft die Grundsätze der Paschen sind, und wie schwer es der Pforte fallt, sie in den Gränzen ihrer Pflicht zu erhalten, oder sie wlcoer zur Unterwürfigkeit zu bringen, wenn sie sich derselben entzogen haben. Doch können wir etwas nicht mit Stillschweigen übergehen, wovon wir Augcnzcugcn waren. AIs wir zu Orfa anlangten, waren die Einwohner desselben l„ sehr großer Unruhe. Der Pascha von Diar-bekir nämlich, unter welchem sie standen, rüstete sich an der Spitze von zweytausend Mann zu einem Zuge gegen sie, und drohete, sie alle über die Klinge springen zu lassen, und ihre Stadt der Plünderung preist zugeben. Dle Veranlassung zu diesen Drohungen war die, baß alle Einwohner der Stadt seiner Tylaimey, seiner Bedrückungen und der Insolenz seiner Offiziere müde, sich auf einmal aufgelehnt, verschiedene nene Auslagen, U a die dcr Pasckii von ihnen erheben wollte, zu erlegender» lv ligcl t, und mit dem Entschlüsse zu den Waffen ge^rlssett hatten, ihm, wenn er auf seinen Forderungen beharren würde, Widerstand Zu leisten. Ihr Betragen würbe unter andern Umstand»» die Pforle g?rchs, und ihnen eine un« end^.lie Mi.ige ron Uebeln zugezogen haben; da sich abcr der Pascha gcgcn bicsclbe empört hatte, so war sie über oen Widerstand der Einwohner von Orfa nicht lm Geringsten lln^chl;cn, uiid glaubli vicimehrhierdurch lhre Absicht zu erlcichen, n^mlicl', «inen Schuldigen be^ strafen, ,mb die ungchcuern Riichthl'imer desselben, die «r erpreßt hatte, ln dcn offentllcheu Schay ziehen zu können. Mehrend dieser Krlegszun'istungcn getraute sich keine Karawane abzureisen. Es war bekannt, daß die im Solde des Pascha stehenden Räuber, wahrend sie auf Vefehl gegen Orfa aufzubrechen, warteten, um Dlar, bttir herumstreiften, bis in die Gegend von Merdlu vordrangen, und ohne Unterschied alle diejenigen plünderten, die ihnen vorkamen. Glriclllchelwelse konnten wlr nach vlcrzchnt.jglgem Lauern einige ruhige Augenblicke benutzen, welche durch Frledensvorschtage, die der Pascha lhat, veranlaßt wurden, und wodurch alles auf einmal wieder ln seine vorige Ordnung lam. In der Folg« aber erfuhren wir, daß dennoch teln Friede erfolgt wäre, sondcru daß sich die EllmohnervonOls" tapfer gehalten, und der Pascha endlich voll der Pfotte die verdiente 3llchligung erhalten habe. ?oy Neunter Abschnitt. Abreise vonOrfa. — Katakomben von Alkaoui. " Diaoul-. Kiouri. — Spuren e«>«r alten uutcrirdlschcn Stadt. —^ Allfenlbalt zu Kl.ro5lr reisten am sechs und zwanzigsten Ventose, in Begleitung des Superios der Karmeliter ln Bagdad, welcher von Aleppo kam, und sich wleder in sein Kloster zurückbegeben wollte, von Orfa ab. Die Gesellschaft dieses Mannes mußte uns eben so atiqc«ehm seyn, als sie unsnüylich werden konnte. Ein dreyßigjährlger Aufenthalt in diesen Gegenden hatte ihn ln ben Slant» geseht, die Sitten der Bewohner kennen zu lernen. Er sprach die orientalischen Sprachen sehr fertig, hatte auf Befehl seiner Obern Palästina, Syrien, und Mesopotli-mlen und Kurdistan mehreremalen durchreist, und war selbst bis aufdie Gebirge von Senjaar gekommen, wo «S doch für einen Europäer sr gefährlich ist. Unsere Karawane war sehr zahlreich. Sl« bestand aus fünfzig bts sechzig Armeniern, die fünfzig Pferde und yegen achtzig Esel, größtenthells mit altem Kupfer beladen, bey sich hatten. Außerdem waren noch einige europäische Waaren, einige Stosse von Aleppo, etwas weniges Zucker und Kaff«, und . ' *') Mau sehe die französische Uebersetzung davon S. 'HZ dargesieNt. Bclon sahe ihn in Crela und Macedonien, und in den Gegenden von Rom und Slclllen ist er ebenfalls gemein. Acllan versichert, er fände sich im Nlle. DloscortdcS, Gale«, Pllnius, Avlcenna, M- candcr erwähnen dtcscr Krabbcnart ebenfalls; allein wedcr Llnnc, noch Fabricms, noch Hcrbsi haben lhe rer gedacht. Dcn ersten Gcrminal relsien wlr um zwey Uhr des Morgens ab, und gicngen ln einem fort, bis une ellf Uhr. Nach anderthalb Stunden kamen wir l'iber einen kleinen Fluß Ellelt genannt, dann über eine wüste Ebe, uc, wo wir Epuien von Vulkanitnt fandcn. Eine Stunde früher, alS wir in das Nachtlager famen, sahen wlr cw Curdisches Dorf, Namens Cara-Mosc^k oder Decmi, welches auf vullanischen Felsen erbauet ist, und ,'idcrttackteten ln ewcm andern Dorfe, welches den Nahmen Knosmana führte. Am zweyten mußten wir wegen des Regens liegen 'bleiben. Der Wind kam aiiSSlidwcsten, unbdaSWet-ter war gelinder geworden. Mau hatte mls b?y cinem Curden einquartiert, dessen Haus mulneincr Unterstube von zehn Fuj; im Quadrate bestand. Unser: Betten stießen an einander, und waren in cwer Ecke angebracht. Mlrhlitte» die Vorsicht gcbraucht, unsere Waffen unter die Matratzen an der Mauer zn legen. In der Nacht wurden wlr durch ein dumpfes, anhaltendes Geräusche erweckt, welches, wie es uns schien, von Icmand hervorgebracht wurde, welcher dlc Mauer durchbrechen wollte. Wir weckten bcn Bedienten, und das Gcmusch hörte auf. Als wir uns Licht abmacht hatten, sah:n wir ln der aus Erde erbaue-ten Mauer ein großes Loch, wodurch man uns wohl ohne 3'veifel unsere Waffen zu stehlen Willens war. Der Hausherr, welcher mit seiner Frau und seinen Kindern ln ewer andern Eckt lag, stieg soglelch <»uf, Mb glenß zum Hause hinaus; kam aber einen Augenbttct darauf wkeder zurück, und hatte nichts entdeckt; doch hatte er «lnen Nachbar ln Verdacht, welcher t>eS Abends vorher da gewesen war, und gesehen hatte, wo wlrunsce Waf«j fen beym Niederlegen aufhoben. Den dritten giengen wir nach einem elnstlindige« Marsche über elncn Etrom, welchen das Regenwasser beträchtlich angeschwellt hatte, denn das Wassergieng den Pferden bis an den Bauch. Drey Meilen weiter mußten wir einen kleinen Fluß passlren, über welchen «ine sehr schmale Brücke gieng, die keine Brustwehr hat« te, und ln sehr üblen Umständen war. Ein Theil der Karawane trennte sich von uns und blieb in einem Dorfe, welches ln der Ebene liegt, durch welche sie ihren Weg weiter fortsetzen wollten. Nir hingegen bestiegen mit dem andern Theile derselben das Gebirge. Der Weg dahin ist ra,lh und uneben, und wir brauchten ändert« halb Stunden, um »ach Merdln zukommen, und schon waren sieben und eine halbe Stunde seit unserer Ent» flliiung aus Kerosmana verflossen. Merdln, welches man fl'ir das alte Marde oder Mirlde hält, liegt nahe an dem Gipfel eines hohen Gebirges, unter dem sieben und drcyßigsten Grade neun» zehn Minuten nördlicher Breite, an dem südlichen Ab» hange desselben. Das Auge übersieht von diesem hohen Standpunkte aus einen sehr beträchtlichen Landstrich. Die fruchtbaren Ebenen Mesopotamiens, welche man vor sich hat, werden nur durch die Gebirge von Senjaar unterbrochen, die zwanzig Meilen südsüdöstftch llegen. Sie werden von Icsiben, einem bösen, grausamen, un« gastfreundlichen Volke bewohnt, welches andere Gewohnheiten und eine andere Religion haben soll, als die übrigen Bewohner von Mesopotamien. So sieh« man 3'? «uch filnf,ebn Mcllen fildwesslich und gegen Osten vu» der «lten Charoe einige andere Gcbtrvar schwacher sey, aber von dem Fürsien zu Gezlreh, welcher relch, mächtig, und ew Freund des Pascha yyn Bagdad wäre, geschützt werbe. Der Aga, und alle Araber, welche bey uns zum ^«luch gekommen waren, versicherten, baß wlr zuver« wenn wlr unseren Weg ^«setzten. D«r Aga rleth uns, nach Merdin zurück«, lukehren, ober durch Gezlreh, einer jenseits des Ti« ürls, zehenlohi auf der Slelle für ihre Verwegenheit strafen könn« ?" Die Kara« wane, welche durch unsere Gewehre und Standhaftigkelt wieder Muth bekam, entschloß sich auch, dte verlangte« zehn Plasters zu verweigern. Hierauf erhob sich eln solcher Zank, daß man Hütte glauben sollen, es würde sich wlt einem Blutvergießen endigen. Mehreremahlen drohen ten diese Araber loszuhauen, mehrmahls streiften sie um uns herum, um unsere Waffen zn beaugenscheinig««. Und vielleicht auch um zu sehen, ob wir erschrocken wa« »en. Wir hatten uns entfernt gestellt, und sagten zu alle« kein Wort, waren aber immer bereit, <> bald cs die Umstände erfordern würben, Antheil zu nehmen. Da sich indessen dieser Streit etwas zu sehr in die Länge zog, und uns außerordentlich lästig wurde, so ließen wir den Urabern durch den Mönch, welcher bey uns war, sagen, fi« möchten entweder ihrer Wege gehen, oder schwelgen, denn, wenn sie noch langer fortführe«», uns zu trotzen, so würden wlr Feuer auf fie geben. Sie erboten sich Nun, uns gegen eine gewisse Summe, die sie verlangten, bis zur nächsten Horde zu begleiten. Man sagte ihnen, fie sollten die Waffen von sich geben, man würde sie ihnen, so bald e<5 Zelt wäre, wlcder zustellen; allein hier-«in willigte» sie nicht, sondern verließen uns. Drey Meilen welter glengen wlr durch einen andern Fluß, und befanden uns nun auf dem Gebtete der ge-fürchteten arabischen Horde. Es war noch nlcht fünf Khr; abcr Niclnano wollte zu dem Oberhaupte oerselvm ß28 üü???ü??? gehen. <3o lange eS noch Tag war, schwebte jedermann ln der erschrecklichsten Unruhe. Vor unserer Abrelse aus dem Dvrfe, wo wir geblieben waren, hatte der Aga zu unsern Moucres gesagt, baß er von dem Gouverneur zu Merbin eben einen Befehl erhalten habe, einen vo» Constanlinopel geschickten, und nach Bagdad bestimmten Kourier, in der Nacht, mit einer hinlänglichen Bedeckung welter zu bringen. Er hatte auch der Karawane den Vorschlag gethan, sich mit thr zu vereinigen. Dieses Anerbieten hatten unsere Moucres mit der größten Freude angenommen; da sie sich aber ln der Nacht mit ihren beladenen Eseln und Pferden die beyden, auf diesem Wege gelegenen Flüsse, nicht zu passlren getraueten, so hatten sie sich entschlos» sen voraus zu gehen, um den Aga zu erwart««, wel» cber ihnen gegen zehn Uhr einzutreffen versprochen hatte. Da er aber bis gegen Mitternacht nlcht tan», so glaubte man, daß er entweder nicht kommen würde, oder schon vorbey w»ne, ohne daß man ihn gehört hätte. Alle MoucreS hatten sich versammelt, und lauschten auf« wertsam auf jedes geringe Geräusch, und unterhielte« sich in den Zwischenzeiten von den unglücklichen Schick-faltn der Karawanen. Bey unserm Schlafengehen wa, ren wir mit ihrer Fassung äußerst unzufrieden. Elno Stunde nachher, als wir schon eingeschlafen waren, weckte uns der Mönch wieder, und sugle, die ganze Karawane wiire auf den Beinen, und in großer Verlegen» helt, weil man von Zeit zu Zelt Menschen lnderZerne Mit einander sprecken hörte. Man ist auch, setzte er hinzu, ^uf Recognoscirung ausgegangen, um zu ersah» r«n, was es wohl seyn möge. „Warum fürchtet man sich, sagten wlr, es ist ja der Aga, welcher vorbeyzle» het. Man schicke schnell zu ihm, um ihn einzuladen, elu wenlg bey uns auszuruhen, uuo einen Augenblick zu verziehen." Nlemanb aber hatte Muth genug, bis «uf den Weg zu gehen, der nur zweyhunbert Schritte don dem Orte entfernt war, wo wir kampieren, und diejenigen, welche, wie man sagte, auf Recognoscirung «usgegangen waren, hatten sich kaum zehn Schritte wett von uns entfernt. Am fünfzehnten war die Sonne schon lang« an dem Horizonte, ohne daß man noch einen Entschluß gefaßt hatte. Man wagte es noch nicht, sich auf den Weg zu ma« chen; wagte es nicht, zu dem Oberhaupte der Horde zu gehen, ja man getranete sich nicht einmal laut zu reden, und ließ doch den Eleln ihre Glocken, die viel welter zu hören waren, als eine menschliche Stimme. Uebrlgeus /iulZerten diese Thiere von Zelt zu Zelt ihr Liebesverlan, gen auf eine sehr geräuschvolle, und äußerst unangenehme Art, ohne daß unsere Moucres deswegen unru« hig« geworden waren. Was ist das doch, sagten wlr für «ine sonderbare Aufführung? Welch eine Dummheit un5 Furchtsamkeit! An dergleichen Menschen wendet sich also der Kaufmann, und vertrauet ihnen täglich el, nen Theil seiner Glücksgüter an? Me können nur die Curven, Turkomaunen und Araber eine Karawane pas» siren lassen, bey welcher zwey Menschen hinlänglich sind, allen ein Lösegelb abzufordern? Wir warcn fest über» zeugt, daß den Tag vorher die drey Menschen, wovon nur ein einziger eine Lanze, und die zwey andern nur «in elendes Messer im Gürtel hatten, gewiß die verlang-ten zehn Piasters erhalten haben würben, wenn ihnen nicht unsere Gegenwart Furcht eingeflößt, unb derKa« tawane Muth gemacht Hütte. Wir stellten sehr niederschlagende Betrachtungen über den Dummheltszustand au, ln welchen die Arme« nier dieser Gegenden, wegen einer Regierung, ble nur ben Starken schützt, die ei«en unermeßlichen Zwischen- WM» räum zwischen einem Muselmann und Nichtmuselmann, zwischen einem freyen, von der Personensteuer ausg«« «omwknen Menschen, und einem, weicher der Kopfsteuer unterworfen ist, setzen, versunken sind; als wlr auf Ein-mal ein Schreckensgeschrey hörten, welches kurz daraus wiederholt, und endlich ein allgemeiner Chor wurde. Elner nämlich hatte von fern arabische Reiter wahr« genommen. Bey diesem Anblicke liefen alle Armenier dec Karawane zusammen, umarmten sich, und baten elnan« der um Verzeihung; wir sahen ferner, daß siedaSZe^ chen des Kreuzes wachten, dl« Crbe küßten, und sich an die Brust schlugen. Dieser wunderliche Anblick entlockte uns anfangs ein mitleidiges Lächeln; nachher aber flößte er uns eine solche Verachtung gegen sie ein, baß wlr beynahe gewünscht hatten, sie plündern und mißhandeln zu sehen. Es waren ihrer mehr als fünfzig, und doch raubte lhnen der Anblick von zehn Arabern den Gebrauch aller lhr« Sinne. Wenn fie den Tod so s?hr fürchteten, warum wollten sie ihn erleiden, ohne ihr Leben zu ver, theibigen? Hielten sie aber den Verlust lhrer Waaren und ihres Geldes für das größte Unglück, warum woll» ten fie nicht ihr Lebenzu der Vertheidigung desselben wagen? Bey dem Anblicke einer Gefahr zu zittern, ist eine Schwachheit, die manchmahl entschuldigt werden kann, und immer Mitleib verdient; aber auf alles Verzicht zu thun, sich nicht vertheidigen, nlchr rühren zu wollen, wenn das Eigenthum, oder das Leben bedrohet wird, ist bey dem Menschen, welcher Widerstand zu leisten fähig lst, eine Feigheit, die ihn des Lebens unwürdig macht, und nur Verachtung gegen ihn erregt. Dtwungeachtet aber mußten wlr auf unser« Sicherheit bedacht seyn. Wir ergriffen demnach unsere Waffen und glengen mit dem Mönche und unserem Bedienten abseilS, und well wir nur eilf Reiter zählten, so muth- Mftßkn wlr, baß dlescs vielleicht der Aga und dle zchen keute seyn möchten, die er mit sich nehmen mußte. Die, ser Gedanke, welchen dle Karawane freudig auffaßte, be» luhigte auf elnnial ihre Furcht. Eilien Augenblick nach, her sahen sie deutlicher, unl» erkannten den Aga wlrkllch, d«r an der Splye seiner Leuti vorrückte. Er grüßte uns, und .ülßerte seine Bewunderung darüber, daß wirunS nicht mltlhm vereiniget hätten, als er vorüber gezogen Ware. Er erzählte uns, daß er den Kourier bis jenseits bes Gebietes der Horde gebracht habe, ohne auch nur elnen einzigen Araber anzutreffen, und riech uns aufzubrechen. 5 » Futter Gerste dazu. Die Pferde ln den Städten sogar bekomme»» kein anderes Futter; bloß im Frühjahre giebt mnn ihnen vierzehenTagelang grünes Futter,um fie zu purglren; ben iibngen Theil des IahreS hlnburch aber füttert man sie mit Stroh und Gerste. Den sechzehnten, wo eS den ganzen Tag, und einen Theil der Nacht hindurch siarkregnfte,gienqcn wir acht Stunden lang. Wir kampirten auf einem Felde, wo das Gras sehr hoch und dick, und der Bodcn uneben war. Um unsere Betten und Geräthschaften vor der Nässe zu sichern, wurden wlr genöthiget, einen kleinen Graben um unser Zelt herum zu ziehen. Am siebzehenten dauerte der Regen fort. Mr giengen sechs und eine halbe Stunde, und ruheteu eint', ge Etunden an dem Ufer eines Baches aus, dessen Wasser leicht gesalzen war. Nach dem Cssen machten wlr noch zwey und elne halbe Meile, Der Boden wurde nun, ob es gleich noch eine Ebene war, «twas höckerig. Vor uns lag eln kleiner Berg ln einer Entfernung von anderthalb Meilen. Den achtzehnten glengen wlr nur sechs und elne Viertelstunde, und rubelen an dem linken Ufer eines Baches (Niebuhr nennt ihn Kasfi-Kuprl), an wel-cktm wlr die Ruinen einer sehr hohen Brücke mit drey Bogen und vrn einer sehr schönen Bauart sahen. D:r Boden war noch immer uneben. Mau bemerkte grauen und sehr schönen weißen Gips, welcher dem Marmor ähnlich ist. Das Wasser des Baches war selenit, haltig. Einige Kameele, die wlr ln der Ferne gewahr wu?f den, ließen uns ewen Ueberfall ln der Nacht befürchtet Dem zu Folge brachen wlr um sechs Uhr des Abends wie-der auf, und giengen noch bis um zehn Uhr. Eine Vier-telsiunbe, nachdem wlr wieder zu Pferde gestiegen waren sahen wir links viele Zelter, nachher auch an zwey Perschiedenen Orten W,itt, Und in welchem sich nicht ^lnmahl ei„e Kanone befindet. Unterdessen wä>« aber doch die Stadt, sclbst tn derVe'-, sqssung, worinnen sie sich befindet, im Stande, allen Angriffen, die von Selten der Curden und Araber sowohl, als von der Seite der Perser auf sie gemacht werden könnten, zu widerstehen. Ueber dle letzteren hat st« auch mehrere Mahle aus eigenen Kräften gesiegt, bc« sonders in dem Jahre 1742, obgleich Nablr-Chah fle. Nlit einer furchtbaren und mehrmahls siegreichen Armee angriff. Der Wall erstreckte sich ehedem längs dem Flusse hin; h^ut zu Tage aber sieht man nur noch Ueberblelbsel da, von. Man hat seine Unterhaltung und Ausbesserung vermuthlich darum vernachlassger, well man glaubt, daß die Stadt von dieser Selte durch den Fluß hinlänglich geschützt sey. Südwestlich scheint er nicht so alt zu seyn sa selbst nur aus einer einfachen Matte, wenn es Aermn'e sind. Beyde, so^ wohl Reiche, als Arlne nniM ewe etwas dicke Decke haben, weil die NäcW Hier eben so kühl, als b!e Tage helß sind^uM uz m«^ n„l?M » H fi'6 P, ,f?' !M Einige HäufteM St/tt^t^'ser gfößte Theil abe^ aus Erde'aufgeMrt, doch sind die W.mde allemahl mtt «mer Ghpsläge uberzogMuÄNld weiße» Mar- Harmor ähnelt, aber die PoNtur desselben nlcht an. nimmt. Hleser Stein, welchen Niebuhr auch für Marmor ansähe, ist in der Gegend von Mossul sehr hmlfig, und es schelnt, als hätte man ihn schon seit langen Zelten gebraucht; denn wir sahen ihn tn großer Menge von den Trümmern hervorholen, dle, wie n'ir sagten, südlich bey der Stadt liegen. Dle größer» Glücke wurden wieder slisch gehauen, und vollrt; der Ueberrest aber zu Gyps verbraucht. Man zählt zu Mossul sieben bis achttausend Chrl. fien, sowohl Iakoblten, alsNesiorianer, ungefähr tausend Juden, fünf und zwauzigtausenb Araber, fünfzchcn oder sechszehntausend Curdin, und beynahe eben so vltl Türken. Die Iesiden haben es nie versucht, sich hier Niederzulassen, weil sie daselbst noch weit verachteter sind, «ls die Juden, und well man ihnen kiine freye Religions« »'ibung gestatten würde; sie bleiben daher lieber auf lh-»«n Gebirgen von Scnjaar, und ln emlgcn, östlich vom Tigris gelegenen Dörfern, wo sic eine Art von Unab, hä'ngiakeit erhalten haben. ^ Ehedem war zu Mossul ein Pascha von drey Roßschweifen; der jetzige hat ab?r nur zw?y, und muß folglich , in dem Falle eincs Kriegs gcgen Pcrslcn, unter den Fahnen dcs Pascha von Bagdad dienen. Unt.r sich hat er sieben Sangiak« Vcys und zweyhundert und vier und siebenzig Zaims oder Timarioten, die mlt chren Gebells ungc^hr scchlü'^üdert Mann regulirte Truppen ausmachen können. Zu dieser Netterey muß Man noch ungefähr zweyhundert Spahls rechnen. D'e Anzahl der Ianitsch<,re'l belauft sich heut zu Tage nlcht über zweyhundert M.?nn. Dieses Paschalik hat keinen sonderlichen Umfang. In Mesopotamien seht es nicht bis über den Eskt, Mo^ul und.Kasft.Kuprt; südlich aber eMcit ^ ll. «and. V 335 33????!!^ sich blS nach Tekrlb, und westlich vom Tigris bls zum großen Zarb, und zu den ersten Gebirgen von Kurd!» sta«. Das, von Bagdad umfaßt nlcht allein den ganzen östlichen Lauf des Tigris, bis zum grossen Zarb, fondern selbst auch Kurdistan, und westlich ganz Mesopotamien bis nach Merdin, und w die Gegenden von Gezireh. Die Volksmenge des Paschaliks vnn Mossul rechnet man auf zweymahl hunderttausend Einwohner, die, der Hauptstadt mit einbegriffen, und die Einkünfte für den Schatz nach Aozug aller Abgaben auf höchstens hundert Beutel, hunderttausend Franken. Nie man siehet, su ist dieses Paschalik sehr volkreich, ob es gleich nur auf einen kleinen Raum beschränkt ist. Sein Boden ist fruchtbar, und giebt Produkte im Ueber-fiuß. Die hohen Gebirge von Kurdistan liegen zwölf bis fünfzehen Meilen von Mossul; die Schneegebirge aber drey Tagereisen davon entfernt. Doch sieht man auch in einiger Entfernung von Norden nach Westen, Gebirge und Hügel, die mau als den ersten Anfang b«r hohen Gebirge in Kurdistan betrachten kann, von denen sich diejenigen trennen, welche Perfien von dem türkischen Reiche scheiden, und von Nordwesien nach Südosten streichen. Die Temperatur von Mossul ist im Sommer sehr heiß, und im Winter sehr veränderlich. Wenn in dieser letzter» Jahreszeit die Seewinde wehen, so ist die Luft sehr lau, und ganz ret,»; sie wird aber kühler, und selbst etwas streng bey Ost-und Nordwinden. Im Winter verursachen die Westwmde Regen, und im Sommer Kühlung. Dieses Land würde, so wie das ganze untere Mesopotamien in den heißeren MonatendeSJahres gar nicht bewohnt werden können, wen» der Wind am Tage nlcht regelmäßig von dem mittelländischen Meere her wehett. Von dm Prakta! an, bis in t«n 3W 33Y ^elidimiaire sieht 1nän fiist ciar feine Wolke am Himmel, i,nd es ist ganz beyspiellos, daß es zu dieser Zelt geregnet h^tte. Hingegen 5nb im Fll'ihjah're', und zu Ende des Herbstes dw'Regengüsse häufig. Dic Som» wernli'chte sind klihl, a^rvon cilfbiszw^lfuhr Mittags «N, ist die Hltze bis gegen Abend sehr stark. " Die Lust ist hier, im Allgemeinen genommen, sehr gesund, und diese'Stadt selten ansteckenden Krankhelten allsgesetzt. Die Wechsel-u'idb'k nachlasscndcn Gallen-lieber finden sich hier scltm/'unv die Pcsi, welche anf den Küsten von Syrien so gr^Venvüssungek anrick-M stehendes Wasser um sich herum haben, durchist Gesundheit und gute Konstitution ihrer Ein-wohn« merkwürdig. Doch haben lmn?er die erste» e,k bor allen anderen den Vorzug, wetl sie aus'dem Fluffs «in wtlt gesünderes Wasser, als daS aus QuMln, B^M" »m, nnd C»st«rnen ist, haben ttnnen^ " ' , nen elnes andern Oberhauptes zu dienen, das sie bess^ ^-solden kann. Der Pascha von Akre hat, um sich i>, seiner Usurpation behaupten zu können, eine Armee nii-»hlg, imd wie lam? cr diesclindcrs unterhalten, als rr»i Plüllderu«5cn, Vedluctung«« und Vonopollcl.? ^üe 846 ben Pascha von Mossul lst ein« einfache Wache nöthig, um ihn ln seinem Passastc zu bedienen, und seine Befehle auswärts kund zu machen; und btese Wache wlrd von den gewöhnlichen Einkünften der Provinz bezahlt. Welch eln anderer Unterschied findet sich aber auch noch ln der lebenSweise dieser beyden Paschas! Den «inen erhält der Wille seines Obcrhcrrn auf seiner Stelle; bcr an» Here ist ein Rebell gegen ihn, unb kann seinkcben gegen dle Versuche bcrCavibgl-B^chls nur durch Mißtrauen und Splonereyen schützen. Der eine kann ruhig unter seiner Wache, wie w den» SchoosescincrFamMe, schlafen, statt daß sich der andere tief ln seinen Pallast verkriecht, und sich, ungeachtet der Gewehre, Pistolen und Dolche, die er um sich hat, doch nicht sicher glaubt. Der ewe kann allein, und ohne Waffen überall hingehen; der andere muß sich mit dem zurückschreckenden Anblicke der Gewalt umgeben. Dem einen zelgt sich dlc Wahrheit und das Zutrauen; dahingegen sich bloß Schmei-cheley mlt dem andern zu sprechen getrauet. Der eine hört überall nur Dankgesänge, und sieht durchgängig nur Glück und Wohlstand; dem andern tönt entweder das Klaggcschrey des Unglücklichen, den er foltert, oder er sieht bloß das ausdrucksvolle Stillschweigen derUnzufrie-benheit. Seelenfttede und Achtung der Gebildeten sind für den einen der Lohn seiner Aufführung; der andere hingegen wirb von Gewissensbissen gequält, und mit öffentlichem Fluche beladen. Nach dem Tode endlich erregt der «ine Betrübniß bey dem Volke; dem andern aber folgen drückende Flüche nach. Es hieng bloß von uns ab, ewe Audlenz beydem Pascha zu erhalten; man sagte uns sogar, daß er es wünsche, um mlt uns über die merkwmdlgen Ereignisse sprechen z^ töünen, dtc sich in Europa zugetragen hat-ten; allein da wtr über dergleichen BcZebelcheitennicht gerne, am allerwenigsten aber mit Paschas sprechen; übrigens auch Feinde von alle» den Ceremonien sind, welche dergleichen Besuche erfordern, wo man weiter nichts mehr davon lernen kann, da sie einander allcähn, lich sind, so baten wir den Prior des Klosters, daß er «s versuchen sollte, uns derselben zu überheben. Wir stell, ten ihm unsern Firman zu, und zeigten ihm den Brief des Großvczlrs an den Pascha von Bagdad. Hierauf ließ uns der Pascha von Mossul einen Offizier seiner Wache anbieten, der uns bis Tekrid, wenn wir über den Tigris nach Bagdad gehen wollten, oder biS nach Kerkuk, wenn wir lieber zu Lande dahin zu reisen wünsch» ten, begleiten sollte. Die Nachrichten, welche wir von der Form der Fahrzeuge, deren man sich hier bedient, und über ole Art, auf dem Flusse zu schiffen, einzogen, waren nicht lm Geringsten gazu geeignet, uns Zutrauen einzuflößen. Manchmahl ereignen sich widrige Zufälle, well man diese Fahrzeuge nicht gehörig regieren kann; es geschieht nähmlich, daß sie zuweilen an dcn Felsen, welche wegen des trüben Wassers nicht zu sehen sind, oder an Baumstämmen, welche der Fluß, wenn er angeschwollen ist, mlf fortreißt, scheltern. Aber dle größte Gefahrverursacken die Araber aus Mesopotamien, welche den Augenblick, wo die Fahrzeuge fest sitzen, aufspüren und sie plündern. Diese Fahrzeuge, welche den Namen Kellcks führen, sind eigentlich weiter nichts, als eine gewisse Anzahl vcn aufgeblasenen Schläuchen, die mittelst langer oben darauf gebundener Weiden-ooerTamlmci, kenstangen, an einander befestiget sind. Auf diese l^t Man sichten« Bretter, und dann werden die Waaren bav-aufgeladen. An einem Ende des Fahrzeuges legcn dle Reisenden eine Erhöhung an, um sich daranfaufhaltcn. 348 «--«?- zu können. Vier ober fünf Tage sind hinreichend, u» «ach Bagdad zu kommen. Dle Kellcks gehen nlcht welter, well die Schlf, fahrt von Bagdad nach Bassora auf Fahrzeugen und Schiffen mit Segeln versehen, vollbracht wirb. In Bagdad werden die Kelleks zerlegt, und die Schläuche derselben verkauft. Man benutzt biefe zu Herbeyschaffung des Nassers aus dem Tigris in dle Häuser der Privatleute, und auch zum Aufbewahren der Datteln, zu deren Erhaltung sie eln vortreffliches Mittel sind, well dle, nagenden Insekten lhre Eyer nicht darauf absehen kcmneu. Wir fanden keine Karawane, die zu einem 3"ge nach Bagdad reisefertig gewesen wäre; allein man versicherte uns auch, daß der Weg sicher sey. Wlr wähltenalso den Ausweg, daß wlr uns von dem Pascha einen Tcho-cadar zur Begleitung, und elnen Befehl ausbaten, vermöge dessen uns auf der ganzen Reise Postpftrde gegeben werden möchten. Dieses Begehren wurde auch ohne weite Schwierigkeiten erfüllt. Ehe wir noch Mossul verließen, waren wlr neu» gierig d:c Gegend zu durchsuchen, worauf, wie man glaubt, das berüchtigte Ninlve, dle Hauptstadt des assyrischen Reichs stand. Wlr hofften noch «inlge Vpu-ren von einer Stadt zu finden, welcher die Juden längs dem Flusse hin einen fünfzehn Meilen großen Umfang gaben, und von der sie so'viel Wunderbares erzählten. Dlodor von Slcllien bestimmt diese Weite auf hundert und fünfzig Stadien (ungefähr fünfzehn deutsche Mtten) tn die Lange, und neunzehn Stadien (neun deutsche Meilen) tn die Breite. Ihm zufolge waren dle Mauern Nlnwcs hundert Sckuk hoch, und breit ge-nug, daß drey Wä'cM neben eiuaüder darauf fahren konnten. Dle Thürme, deren Zahl sich a.'f fünfzehn- 343 httndert belles, waren nock einmahl so hoch, als dieMM. Die Chrlsicn und die Juden in Moss„l qlaubcn, daß Ninlve ben Raum einnahm, der zwischen KadlkenV und Icrindsja, zwey Dörfern, die etwa sieben oder acht deutsche Meilen von einander entfernt liegen, be, finblich ist. Alle neuere Geographen scheinen übesble kagedle, ser alten Ctadt einstimmig zu seyn; alle sehen sie auf das östliche Ufer bcs Tigris , Mossul gegenüber. Wirklich scheint dieses auch die natürlichste Lage zu seyn; lndessen mllß man doch gestehen, daß sich auf Ver ganzen angebaueten Ebene, die wir durchwandert haben, fast gar keine Spur einer Stadt findet. Allem es lst möglich, baß man nach der Zerstörung derselben, die Mate-rlallen zu Erbauung anderer Erädte wegschaffte, und daß hernach der Pflug den Buden ebnete, besonders wenn die Mauernder Häuser, wie man annehmen, nW,.voft Erde wareu; den» so findet man sie noch jetzt in stÜen.^ sowohl alteif, als nellercl, ^l^dtcn dieser Gegenden. We«»: abcr ^uch die Ebene fast nkgeüds eine Spur von elner Stadt ^l^t, so finden ,vtr hingegen auf der Bergkette,.weich? diese Ebene östlich bcgranzt, einige Ueber-«ste vo>, ?,?auer>verk. Dieser Ort führt auch den Nah» Men Kalw Nlmia, oder Ciradclle von Ninive. Etwas weiter slidllcli silidet man auch auf dem nähmlichen Berge ein Dorf, Nehmens Nunia, in welchem, wie die Juden und Christen zu Mossul behaupten, der Prophet Iomis begraben liegt. 35« Eilfter Abschnitt. Abreise von Mossul. — Uebergang über den Lycus aus Helleks« -— Betrachtungen «ber diesen Gegenstand. — Bemerkungen über die Gegend, wo das Treffen vonAr< bcla geliefert wurde. —Beschreibung von Erbil, Altun, Kupri, Kerkuk, Taouk, Dus.Hormal, Kara-Tepc.-'' Ankunft zu Bagdad. 6> "^en fünf und zwanzigsten Germinal nahmen wtr vierzehn Postpferde, und retsten gegen zehn Uhr des Morgens, unter Anführung elneS Tchocadar ab. Cs war tln regnerischer Tag. Wir brauchten fast eine Stunde, um auf einem großen, von GchDel siarft FlUs, 355 --üü^«ü!» elnem Strome, der damahls viel breiter und reißender, üls die Seine vor den Invaliden, im Winter ist, an. Er ist der Zabatus der alten Perser, und der kycus der Griechen. Ein Haufe von Iefiben, den wir antrafen, eilte unsere Pferde abzuladen, und ihnen bleRelt-unoPack« ftttel abzunehmen. Einige von ihnen, welche einen auf» geblasenen Schlauch bey sich hatten, nahmen feder ein Pferd bey dem Zügel, und schwammen mit lhm fort; mit der einen Hand hielten sie den Zügel und in der andern hatten sieden Schlauch, auf welchem der Unterleib und die Hüften lagen. Mittelst der Füße bewegten sie sich vorwärtS; der Strom riß ste zwar weit mtt sich fort, doch kamen sie alle ohne ein Unglück zu nehmen, an das Band. Unsere Geräthschaften wurden aufKelleks geladen, die aus zwey und dreyßig aneinander gereihßten Schläuchen bestanden, welche man an anderthalb zölllge Weldenstangen befestiget hatte. Wir selbst begaben uns darauf. Man ruderte mit einem raketenförmlg durchbro« cheneu Nuder, durch welches wir gewiß nicht an das jenseitige Ufer gekommen seyn würben, wenn uns nicht eln Pferd bugsir«thätte, welches eln Ieside führte, indem er ln seiner rechten Hand die Mähne, und den Zügel, und in der linken Hand seinen Schlauch hielt. Dem zufolge war «r über dem Strome. Wir hatten zwey Fahrzeug- genommen, damit sie nicht zu schwer beladen würden, und wir folglich nicht Gefahr liefen, unsere Effekten und Papiere durchnäßt zu erhalten. Wir waren mit derGeschlcklichkelt dieser Seeleute, und der Schnelligkeit, womit sie unsere Pferde abluden, unsere Geräthschaften auf ihre Kefleks brachten, und selbst über den Fluß setzten, und alles wieder auf dle Pferde packten, äußerst zufrieden. Unser Tcho-cqdar mußte ihnen also ewige Piasters einhändigen, wo? mit «53 Mit sie sehr zufrleden war. Wlr brauchten zu diesen» lleberganqe nur elne Stunde.' Diese Art überzusehen ist so einfach und so ökonc« Wisch, dasi man sich wirklich wundern muß, warum sie Nicht manchmahl bey europäischen Armeen benutzt wl.d, wo es auf schnelle und gefahrlose Passage von Kanälen Ullb Flüssen ankömmt. Jedermann weiß, daß der glückliche Erfolg ben dergleichen Unternehmungen fast lmmcr Von der Schnell'^keit abhangt, mit der man sie in das Werk rlckret. Wenn nun der. Fiuß von einem Theile d>,r Armee passirt ist, ehe sick der Feind dagegen setzen komu.; wenn man der Mühe überhoben ist, Führten aufzusuchen, hie oft wttl entfernt, und fast immer besetzt sind; weim Man hierdurch Fahrzeuge wegnehmen kann, die sich an dem entgegengesetzten Ufer ctwa finden möchten, wenn Man sich die mangelnden Lebensbedürfnisse verschaffen, schlecht bewachte Posten besetzen könnte, und wenn end« lich, um das Maaß der Vortheile voll zumachen, jeder Soldat etwas bey sich hätte, wodurch er seinen Rückzug tbm so schnell und so sicher bewerkstelligen könnte, so muß man zugeben, daß dieses Mittel wohl manchmahl die Aufmerksamkeit eines Kricgsmannes verdient. Wahrscheknlickerweise wurde diese Versahrungsart seit undenklichen Zeiten auf verschiedenen Flüssen des Orients gebraucht. Bey der Unternehmung des Cy us> «nd dem Rückzussc der zehntausend sehen wir, wie sich die Griechischen Soldaten Flösse aus Häuten machen, die sie mtt Heu ausstopfen, und damit über den Euphrat sehen, um keben^mltlel aufzusuchen. Einer von ihnen thut hierauf den Vorschlag, auf t we «tausend aufgeblasenen Schläuchen viertausend Mann Fußvolk über den Tl» »lls setzen zu lassen. Als Alexander über den Ister wollte, um die Geleu anzugreifen, so nahm man sein» Zuflucht zu ledernm Men, woraus man Schläuche l.I. Band. 3 Z54 ,33-??^!» «achte, und diese mit Stroh ausstopfte. DaS nähmliche i Mittel braucht« er auch, um «in Korps Relterey über den Hydaspes zu setzen, und er selbst gieng auf diese Art Tiber den Fluß AcesinuS. Man kann wohl annehmen, baß die Griechen nach Tenophon's und Alexanders Zeiten bey ihren Unterneh» mungen in Asien, manchmahl zu diesem Mittel gegrlf, fen haben werden; und wenn sie auch hierdurch nicht gerade allemahl ihre Armeen übersetzten, so wendeten sie es wenigstens doch wohl da an, wcnn sie sich alles das verschaffen wollten, was ihren Uebergang zu erleichtern im Etande war. Nicht allein die Griechen und Römer haben den Euphrat unti Tigris, nebst mehreren anderen Flüssen des Orients auf Schiffbrücken oder Flössen aus aufgeblasenen Schläuchen passirt, auch heut zu Tag« bedient man sich noch dergleichen Flöße, zur Schiffahrt auf den leyben erstgenannten Flüssen. Aufdiese ökonomische Art schasst man nicht allein Kaufmannswaaren, und dle kostbarsten Produkte in sehr grosse Entfernungen, sondern auch die Menschen sind gewohnt, entweder einzeln, oder ln Gesellschaft, jeder auf seinem Schlauche ziemlich lange Vicisen zu unternehmen. Als wir bey unserer Rückkehr aus Persien, wieder an den Cuphrat zurückkamen, sahen wir oft ganze Familien mittelst ihrer Schlauche längs b^m saufe des Flusses hi»fahren. Väter u»d Mute ter trugen die jüngsten Kindern auf ihren Schultern, dahingegen die, welche ihr siebentes oder achtes Jahr erreicht hatten, sehr fertig auf einem Schlauche aus jungen Ziegenfelle» schwammen. Der Mundborrath lag auf «incm oder mehreren Schläuchen , welche hinten nach« kamen. Am Abend begaben sich diese Reisenden an das Land, schliefen ruhig an dem Ufer, und machten sich des ai'dcren Morgens srilh wieder anf den Weg. 355 Mir hielten uns in einem Dorfe, welches sich am linken Ufer befand, nicht auf; es schtcn nlckt groß zu scyn. A«f eincr handschriftlichen Charte von Beauchampwirb ^s Kellek genannt, »md ist bloß von Iesiden bewohnt, 'l^'buhr seßt auf das rechte User des Zarb ein Dorf Nahmens Abd-el Ws; wir sind aber wahrscheinlicher-weis« einige deutsch« Meilen unterhalb desselben überge» sehf. Man erzählte uns, dasi auf beyden Ufern mehrer« audereOö'rfer der Iesidcn lägen, die threAgas hätten, und lhrer Lage nach entweder von dcm Pascha ln Mossul, oder von dem in Bagdad, abhiengen. Diese Iesiden hab?n die nähmlichen Sitten und die nähmliche Rellglon >vle die von dem Senjaar, sie sind aber abhängiger Und ihre Oberhäupter bezahlen die Abgaben viel rtch« ti^er. In diesen Dl'rfcin find sie alle ansässig und beschäftigen sich mit dem Ackerbau, oder betreiben die Viehzucht. Mehrere von ihnen haben auch kein anderes Geschäft, als die zahlreichen Karawanen, welche von Amadien, Gezlreh und Mossul nach Erbil, Kerkuk, Shehrzur und Bagdad gehen, oder auS diesen Srä'o^ t«n zurückkommen, auf ihren Kelleks überzusetzen. Es warnoch nicht Mittag, als wir wieder zu Pferde llleqen. Einige Meilen weit links, lagen Gebirge, von denen wir uns aber entfernten. Wir tttten schnell, öfters !m Gallop; und brauchten nicht mehr, als vter Und drey Viertelstunden um nach Ankona zu kommen. Dieses Dorf mag etwa sieben Meilen von vem großen 3arb entfernt liegen; es wlrd von Curden und Syrischen Katholiken bewohne, und gehört einem curblschen Aga. Von dcm großen Zarb bis zu diesem Dorfe, ist b«s Land eben, sehr fruchtbar und ist fast ganz angebauet, Es lst eine der schönsten Ebenen, die wir tn diese« G<« 9,le„, »vcgMmime»! hätte, schlug er eine Schiffbrück« iibcr dtn kycus, nickte achtzehn Stadien weiter vor, und schlug a»l dcm Ufer des Bumadus seln Lager auf. Alexander hatte bey seinem Zuge gegen den Da< tlus, den Tigris zur Rechten, und die Gordische» Verge zur Linken. Auf dle empfangene Nachricht, daß sich der Feind annähere, stellte er seine Armee ln Schlachtordnung, denn Darlus war nur noch hundert und fünfzig Stadien, oder ungefähr fünfzehn deutsche Meilen entfernt. Uebrlgens wird nicht erwähnt, ob Alexander, zur Lieferung des Treffens, über den Bumadus gieng. Qulntus Curtlus sagt lm Gegentheile, daff Da< rius, welcher an seinem Ufer kamplrte, noch zehen Stadien welter vorrückte, als er den Muth verlohr, sich fchlachtfertig zu halten. Da übrigens der zwi« schen beyden Flüssen liegende Raum, nur sieben oder acht deutsche Meilen beträgt, und von dem Schlachtfeld de bis zum Lycus nur neunzig Stadien, oder neun deut« sche Meilen sind, so scheint es uns erwiesen, baß Da, rlus über den Bumabus gleng, und baß das Treffen auf dem rechten Ufer dieses Flusses vorfiel. Alexander hingegen, welcher sich so hielt, daß er den Tigris auf der rechten, die gordischen Berge aber auf der llnkenSelte hatte, marschierte südöstlich, und gieng wahrscheinlich an der Stelle über den Tigris, wo heut zu Tage Mossul llegt. Nach der Niederlage des DarwS erwähnt man des Bumabus nicht mehr, well dieser Fluß zu Ende des Sommers, und vor dem Elntrltte der Herbsirege« 358 welche wdtcsen Gegenden schr langsam kommen, *) fast gar kein Wasser hat. Eswlrd aber gesagt, daß Da-riuS auf der Fwcht gegen Mend wieder über den 5ocus gieng, und um Mitternacht iü Arbela ankam. Bemnach zu urtheilen, i'.-nß man glauben, daß die Schlacht von frühmorgens an, dls Nachmittags vler Uhr dauerte, und daß Darlus ungefehr zwey Stunden ssleng, um an den Lycus zu kommen, und fünf oder sechs, um ln Arbela einzutreffen. Wirklich trifft auch dieses mit dem Abstaube überew, den wir fanden, denn wir glengen beynahe zwey Stunden von Khaser-Soui l»s zum Iacb, und fünf und eine Viertelstunde von Zarb bis nach Erbil. Den sieben und zwanzigsten verließen wir Ankona, und kamen nach einem halbstündigen Wege unter Erbil vorbey. Dleft Stadt Negt zum Theil auf einem kl'inst, llchen, sehr hohen Gcrge, der aufsetuer Spitze eben ist. Sie nimmt heut zu Tage die Stelle ein, wo vor Zeiten die Citadelle stand, und wird von elner allen Mauer umgeben. Dieser Berg ist weit beträchtlicher, als der v»ü Alevpo und alle diejenigen, welche wlr in Mesopotamien gesehen haben. Man würde sich auch kaum libcr-rcdeil können, daß er von Menschenhänden ausgeführt wäre, wcnn man nicht ln diesem Theile von Asien noch eine große Menge derselben fä'nde, und wenn mannlcht an allen die auf elnem ebenen Boden zusammengeführte Erde wahrnHme. Der Abhang dieses Berges ist sehr jähe und mit Gras bedeckt; am Fuße desselben befindet sich ein, zum Theil verschütteter Graben. Der ander« Theil der Stadt liegt auf der Ebene, südlich von dem Berge hin. -5.5' ' *) Dieses Tressen siel den zweyten Oktober vor. In CM zählt man heut zu Ta^e nicht mehr als zweytausend Einwohner, welches größtentheils Curb«n, vder Chaldäer sind; allein man sieht, daß diese Etadt «hedcm ln der Ebene einen weit größeren Umfang ein« nahm. Maü bemerkt daselbst einige Ruinen, und tn geringer Entfernung von der Stadt c'ücn vlerecklgen Thurm, welcher zu den Zelten der Kalifen ein Minaret gewesen zu seyn scheint. Nlebuhr sagt, baß er durch elnen Sultan Namens Mussafer erbauet worden wäre. Er besieht aus Ziegelsteinen mit Kalk gemauert, und Man steigt auf zwey Wendeltreppen hinauf. Crbil hängt von dem Paschallk von Bagdad ab, hat einen Sangiak-Bey und eine starke Besatzung von Ianitscharen, die von Constantlnopel aus hierher geschickt werben. D«n ganzen Tag über war es regnerisch, und der Wind blies aus Westen. Wir gingen nur c^t und eine halbe Stunde. Im Vorbengehen sahen wir Kostevpe, ein unbeträchtliches Dorf, giengen über einige, aus ei« nem Gemisch von Kieseln und Erbe bestehende Bergt, die mit Grün bedeckt waren, und kamen in dem Dorfe Altun-Kuprl (Goldbrücke) an. Es ist auf Felsen, zwischen zwey Armen eines Flusses, welches der kleine 3arb oder Zab, und der Caprus der Alten ist, erbauet. In das Dorf selbst kommt man mittelst einer, auf einem Konglomeralfelsen erbaueten Brücke, und geht auf elner anderen, die einen sehr hohen und großen, und zwey sehr kleine Bögen hat, wleder heraus. Letztere Brücke können die Pferde nur mit Mühe erklettern. Der Fluß war durch Regen,unddasSchmelzen desSchnees beträchtlich angeschwollen, und schien uns ebc:i so groß zu seyn, als die Selne lm Winter. Wlr lehtten bey dem Aga des Dorfes ein, speisten mit selnei! Söhnen und seme Hatlsbebiutten wartete:! uns auf. Eil, Mau von Reis,zln weschem etllche Stücken Hammelfleisch lagen, elne sehr grosse Schüssel voll Schaafmllch, und eine Schussel voll Iougourt, ober geronnene sauere Milch machten das Abendessen aus. Wir hatten keine Teller, und jeder mußte folglich aus der Schüssel essen. Wir baten uns Löffel aus, und erhielten auch hölzerne, weil man in der Türkey und in Persien keine andern kennt. Die Söhne des Aga bedienten sich statt derselben ihrer Hände; sie vermischten den Pillau mit einigen Stückchen Fleisch und mit Iougourt. Die Milch trank man der Reihe nach, und endlich wurde« wir mlt Pfeifen und Kaffee bewirthet. Fast aufdte nähmliche Art wurden wir während un< serer ganzen Relse traktlrt. Der Pillau war gewöhnlich mager und wurde nur des Abends aufgetragen. Man gab uns auch Eyer. Waren wir aber in Dörfern, wo Dattelbä^ne wuchsin, so trug man uns, statt aller andern Gerichte, am Tage Datteln in Butter gebacken auf »Nld gab bey der Abendmahlzeit Plllau. Eine Viertelstunde nach den Essen ließ uns der Aga sagen, daß er Wtlleus sey, diesen Abend bey uns zuzu-bringen; wlr ließen ihm aber für sein« Gütigteit danken, und entschuldigten uns damit, baß »vlr der Ruhe sehr benöthiget wören. Er erließ uns also seinen Besuch, und seine Söhne giengen auch schnell von uns weg, nachdem sie uns zuvor auf Morgen eine glückliche Reise gewünscht hatten. Nen acht und zwanzigsten hatten wlr einen Nebel, her sich erst gegen acht Uhr des Morgens verzog. Anfangs war der Boden ungleich und steinig,nachher gten-gen wir zwischen zwey Bergketten hin. Die Ebene vret-tete sich vor uns aus, und schien noch neun oder zehn demsche Meilen zu haben, als wlr u,ls nach drey und einer Halden Stunde Weges aufetnmahl rechts nach einem ÜÜÜÜÜÜÜÜÜ3Ü3 3^l recbten "tkel b< Mutse, lim hierher. Ein Theil der Stadt liegt am Fuße des Hügels. Kerkuk gehörte langt Zelt unter das Paschalik Sherhzur; nachher hatte es einen Pascha von zwey Roßschwelfen. Heut zu Tage aber hat Kerkuk, well Eherhzur und der ganze östlich vom Tigris gelegene Strich vom großen Zarb an/ferner weil Kurdistan selbst Mit dem Paschallk von Bagdad vereiniget ist, nu? el-nen Mutselim, welchen der Pascha hierher schickt. Diese Stadt scheint uns die Stelle des alten Men, nls einzunehmen, und hier find die Gründe, auf welche wir unsere Vermuthung stützen. Qulntus Curtius sagt, daß Alexander mit seiner Armee auf dem Mar-sche nach Babylon in vier Tagen von Arbela nach Mennis kam, welche Stadt durch eine Höhle merkwür, big war, aus welcher eine so große Menge Erdharz quoll, daß man, der Erzählung zufolge, glaubte, die Mauern von Babylon wären damit, statt des Mörtels erbauet worden. Man gewinnt auch wirklich in der Gegend von Kerkuk Erdharz, wie wlr weiter oben «rwahuten. Wir kamen mit Postpscrden ln fünfzehen Stunden von Erbll nach Kerkuk. Die erstere Stadt llcgt unter dem sechs und breyßigsien Grade, cilf Ml, nuten, und die zweyte unter dem fünf und dreyßigsten Grade, neun und dreyßig Minuten, welches zum wenigsten eine zwanzsg Meilen weite Entfernung, ober einen viertägigen Marsch für eine Armee ausmacht. In der umliegenden Gegend findet man weder Ruinen, noch «ine vortheilhafrere Lage, als die von Kerkuk ist. Uebrl-gens legte man diese, liuf einem ebenen Boden, mit großen Kosten errichteten Hügel lm Alterthume wohl ln keiner andern Absicht an, als um eine wichtige Stadt darauf zu erbauen. Velt unserer Abreise von Mossul hatten wlr keine «Nbtte Beleuchtung, als mit Stelnöle gehabt. 3« dies sem Endzwecke mackte man dicke Baumwollendochte, die man mit diesem fiWgen Erdharze in eln irdenes Gefäß lhut, das einen Schnabel hat. Der Geruch, den diese keuchte in einem Zimmer verbreitet, würde unerträglich seyn, wenn man nicht die Vorsicht gebraucht hätte, an der Mauer eine Art von Kamin anzubringen, damit der Rauch und der Geruch dadurch entweichen könnte. Aus Kuhmiste und gehacktem Sttohe macht man Kuchen, ble man auch in dieses Erdharz taucht, und welche alsdann zur Erleuchtung der Höfe und zum Kochen der Speisen auf dem Heerde dienen. Aus alter, stark mit Stelnöl getränkter Leinwand verfertiget man ferner auch Fackeln zur Beleuchtung der Straßen. Der neue Tchocadar, welcher an die Stelle dessen von Mossul treten sollte, suchte uns noch denselben Abend in Tissm auf. Der Geistliche kam auch zu rechter Zelt wieder, und so konnten wlr unsern Weg den an« dern Morgen fortsetzen. Antxrthalb Stunden von Tlssln glengen wlr durch «inen breiten Waldsirom, der fast kein Wasser mehr hatte, und eine Stunde nachher burckwadeten wir einen kleinen Fluß, nahe bey einem unbeträchtlichen Dorfe, das mit Gärten u»5 ewigen Obstbäumen umgeben war. Hierauf kamen wlr nach sechs und einem halbstündigen Wege in Taout oder Daouk an. Taouk leidet keinen Mangel an Wasser und hat rundherum Gärten, in denen Dattelpalmen, Zitronen-, Feigen-, Maulbeer-,Aprl« kosen-, Pflaumen und Granatbäume stehen, und un-t.r diesen Bäumen sahen wlr auch einige Olivenbäume. DleseS Oorf war das erste, wo wlr die Dattelpalmen häufig sahen, und wo die Früchte gut reifen. Den breyßlgstel, sehten wlr «lne Mll< Welt voR Taouk über einen sehr beträchtlichen Strom, den Nie« buhr auf seiner Charte Dus nennt. *) Drey und eine halbe Meile weiter mußten wlr durch einen andern, der fast gar kein Wasser hatte, und kamen nach sechs Stunden langem Marsche zu Dus«Hormal, einem be< bewässerten, und wie das vorige, mit Gärten umgeben«» Dorfe an. Diesen Tag über hatten wir eine halbe Mette weit, linker Hand eln sehr hohes Gebirge. Die Cbene erstreckte sich rechts hin, war etwas abhängig und nicht ss fruchtbar, wie dlejenlgen, welche wlr btSher gesehen hatten. Die Einwohner von Dus - Hormal bereiten, ob sie gleich Muselm 'inner sind, Weln, von dem sie elnen Theil selbst trinken, den andern aber an die Chrl« sten in Bagdad verkaufen. Am Abend besuchten wlr dle Ruinen um das Dorf herum, die sich aber nur aus den Zeiten der Kalifen h«r» schreiben. Man bemerkt noch elnen stehenden Thurm von Backsteinen, welcher dem in Erbtl ähnlich ist und ehedem zum Minaret elner Moschee diente. Etwas welter hin befindet sich noch ein sehr gut erhaltenes Thor der alten Stadt, das Von Ziegelsteinen erbauet ist und weiter keine Merkwürdigkeiten hat. Der Umfang der alten Stadt scheint sehr groß gewesen zu seyn; dagegen ist aber das heutige Dorf sehr klein. Den ersten Floreal giengen wir sechs und eine halbe Stunde lang, um in das Dorf Kefferl zu gelangen. Eine Viertclmeile von Dus-Hormal sehten wlr über einen kleinen Fluß, welcher zur Bewässerung der Gärten *) Cs wird a»f den meisten Charten Ternatus oder Odor-neh genannt; und ist der Gorgus dls Pt»lemauS, un> der Physcus, dessen hep dem Henopl'»« U. 4. Erwähnung geschieht. bes Ortes und ber dabey liegenden Felder blent. Auf der Hälfte des Weges sagten uns unsere Posiknechte, daß man auf dem Gebllge, welches wir links hatten, und aw welchem wir TagS vorher hingereist waren, Steiuöl sammle. Wir bemerkten einige Anzeigen von Gyps, und man sagte uns, daß sich auf dem Gebirge viel der-' gleichen befände. Der Boden, auf dem wir hinreisten, war trocken, griesig und zum Anbau nicht sonderlich ^schickt. ^ 3« Kesserl wohnten wir bey dem AgadesDm'fes^ der von uns ein Geschenk fordern ließ. Nun hatten wir, aber nichts, was wie ihm darbieten konntcu; übrigens waren wir ihm auch nichts schuldig, well die Post in der Türkey frey lst, denn sie ersetzt eine andere Auflage, und bloß die Agenttn der Regierung, oder Personen, welche ble Pascha's ausdrücklich schützen, reisen mit ber Post^ Diese geben auch manchmahl den Kaufkuren dt< Erlaube! nlß, sich an die Tataren anschließen zu dürfen, die sie absenden; dann bezahlen die Kaufl so 366 wollen wlr hlerble ZurückkunftbesTchoradav erwarte», den wir an den Pascha zu Bagdad abmfertlgen habe», an welchen wlr Brief« an den Großvezier abgeben müs, sen." Diese Drohung brachte alle die Wirkung hervor, die wir davon erwartet hatten. Der Aga entschuldigte sich sogleich bey «nS, schwur, daß er uns fl'ir Christen des Reichs gehalten hätte, bat uns, von semer An-muthunq dem Pascha nichts zu sagen und behandelte uns weit besser, als eruns, ohne diesen Vorfall, viel« leicht behandelt haben würde. '.st:R. i Den zweyten waren wlr nur sechs Stunden unter-weges. Wlr ließen hinter uns das Gebirge liegen, an welchem wlr seit zwey Tagen hingegangen waren. Nach «wem fünfstündigen Marsche auf einer angebaueten Ebene, glengen wir l'lber einen Hügel, dessen Boden schlechtund grtesig ist, und stiegen auf einem sanften AbHange ln das Dorf Kara-Teppe herab. Dieses wirb von einem reichlichen Wasser genetzt, das wie man uns erzählte von einem Flusse abgeleitet war, den wlrmor» gen zu vassiren kaben würben. Das Dorf ist etwas besser gebaut, und die Einwohner scheinen wehr Unge-zwmiqencs zu haben, als w dem vorigen. Es ist mit Garten umgeben, die mlt Dattelpalmen und anderen Frucl>tbäumen bepflanzt sind. Am dritten kamen wlr nach siebensiiindlgem Wege ln dcn Karawanserai Deli-Abas, der an elnem Flusse, Nahmens Kh.Ues *), dessen Bette nicht tlef «st, liegt. Die Ebene von Kara^Tevpe ist mehr als drey Meilen groß. Nachdem wir über sie hlngeqangen waren, kamen wir über eine Bergkette, die aus Kieseln, Sand und ') Wir vermulben, baß dieser Fluß nnrein abgeleiteter Haual von der Diala ist. Crde bestehet; der Sandstein findet sich nur unten an verschiedenen Stellen. Hier fanden wir auch, seitun-s«rer Abreise von Mossul die seltensten und sonderbarsten Pflanzen. Wir gkengen den vierzehnten zwölf Stunden lang, um nach Doc-Khalir zu kommen. Auf dem Wege von Deli-Abas waren wir auf einer Brücke über den Khales gegangen, hatten nachher dürre und ungebauete Ebenen durchre'.st, die aber wohl bewässert werden könn« ten. Nach drey Stunden glengen wlr wieder auf einer Brücke, über einen andern, sehr kleinen Fluß. *) Auf der Hälfte unseres Weges sahen wir links einen Fluß, von d«m man uns sagte, daß es noch immer der Khales wäre;") ruheten hieraufkurze Zettln einemKarawan« seral aus, und kamen endlich in eine weite Ebene, wo sich auf alle» Seiten verschiedene Dickige von Dattelpal» men befanden, die eben so viele Zeichen von Mohnöl» tern sind. Die Einwohner von Doc-Khallr sind persischer Re, Uglon. DaS Dorf ist nicht groß, und mit Gärten um» geben, die fast alle mit Dattelpalmen bepflanzt sind. Auf den bewässerten Feldern dieser Gegend bauet mau Sesam, Baumwolle, Wunderbaum, und außerdem noch alle gewöhnlichen Getraidearten. Seit mehreren Tagen sahen wir vlele Frankolins, Blenenfresser, und Mandelkrähen. Alles das Land, waS wir von dem Khan Deli-Abas an durchreist waren, ist aufgeschwemmter Boden. Ehedem wurde es alles durch Kanäle gewässert, die von der Dlala abgeleitet waren, welche mau aber nicht sorgfältig unterhalten hat.. *^ Vermuthlich ist diefts ein .u d»rer Kttnal, "> Villk'icl,''! dir Diala. Z65 Den fünften giengen wlr acht Stunden, um nach Bagdad zu kommen. Wir waren genothlget worden, uns linker Hand zu halten, und uns von dem Dqrts z„ ktttfernen, well er einm Theil des Landes l'iber-scliwemmt batte, durch welches unser Wegaieng. Hierdurch wurde unsere Reise um «ine oder zwey Stunden verlängert. Zwölfter Abschnitt. Weschrribuna der Stadt Bagdad. — Epoche ihrer Gründuns« — Unter den abasstdischrn Kalifen ier Kalifen und Sultane, die i» Egvpten regiert ha, ' brn, wovon ich das Original und die Ucb erschnng i« Handschrift besitze. Bazards oder Märkte, sechzlgtausenb Bäder, achtzig/ tausend Kollegien und hunderttausend Moscheen, unter welchen sich auch die berühmte Moschee von Risafe b«, fand, welche hunderttausend Menschen fassen konnte. Zum Umgehen der Mauern dleser Stadt hatte man drey Tage und drey Nächte nöthig, und dle Breite dieser Mauern war so groß, baß sechzig Reiter neben elnan« der darauf hlni-eiten konnten." Bagdad blieb unter der Gewalt der mongolische«: Tataren bis zu dem Jahre 795 ( 1392 ), als sie Ta-merlan dem Sultan Ahmed, einem Sohne des Avis zum ersten, und in dem Jahre 82?, dem nämlichen Sultane, der wieder zurückgekehrt war, zum zweyten« mahle wegnahm. Als sie ihm aber Tamerlan wieder zurückgegeben hatte, so behauptete sie Ahmed so lange, bis er von Miranchah, dem Sohne Tamerlans wieber daraus verjagt wurde. Kara-Pousses, «w Turkoman nahm sie nun dem Abukekre, dem Sohne Mlranchah's weg, und behielt sie für sich und seine Nachkommen so lange, bls H.,ssan-Usum oder Usum-Assam, eln anderer turkomanischer Fürst sich in dem Jahre «75(1470) zum Herrn davon machte. Dle Fürsten dleser Familie besaßen Bagdad nun bls zu dem Jahre 914 (1503), wo sie ihnen Schah-Ilmael, ssönig von Persien wegnahm. Dle Türken kamen in dem Jahre 941 (»534) unter Solimau des ersten Anführung vor Bagdad, und bemächtigten sich dleser Stadt ohne Widerstand. Schah-Abas, Könlg von Persien eroberte sie von den Türken in dem Jahre i6tü wieder; aber Amurat der Vierte griff sie in dem Jahre 1633 ln eigener Person an, und nahm sie, nach sechs und dreyßlgtagtger Belagerung «ln. Er ließ darinnen mehr als dreytausenb Perser erwürgen, ble nach dem Tode lhres Oberhauptes ftey-wllllg die Waffen niedergelegt hatten, »mV denen cr das 377 feyerllche Versprechen gab, baß man weder ihr Leben, noch ihre Freyheit antasten wolle. Als Bagdad von den Tataren zerstört wurde, laq es , wie man sieht, auf beyden Usern des Flusses. Seit der Zelt aber, als der Sitz des Kalifates nach Eqyvten verlegt wurde, konnte dlese Stadt nur einen geringen Theil ihrer alten Volksmenge wieder erhalten. Der westliche Theil konnte gar nicht wieber hergestellt werden, und der andere wurde aufeinen viel kleineren Raum eingeschränkt. Doch erhielt dlese Stadt unter der Regle« rung der Cophis wieder einiges Ansehen, well sie der Nieberlagsort für den Handel war, welcher Persien mit Syrien, Babylonien, und einem Theile Arabiens ver, bindet. Bagdad war übrigens der Vereknigunasmlt» telpunkt zwischen Persien und Mekka; durch Bagdad giengen auch die Perser, wenn sie. die Gräber Ali's und Hosselns besuchen wollten. Seitdem aber dlese Stadt unter türkische Herrschaft fiel; seitdem besonders Amu-rat dreytausend Perser darinnen umbringen ließ, und alle Einwohner mit sehr starken Kontributionen beschwerte, verschwand die Volksmenge sehr schnell, und Bagdad wa? lange Zeit hwburck weiter nichts, als ein grosser, fast ganz verlassener Marktflecken. Tavernler fand in dem 1.1652 nur fünfzehntausend Ewwoh, ner darinnen; ob man gleich aus dem Grundrisse, den jedoch ohne den Ort zu waschen, an dessen Stelle pul-verisirte Indigoblatter, die man ebenfalls mit Wasser anfeuchtet. Pomade, zum Schwarzfärben der Haaren Man nimmt harte, schwere Gallü'pfcl, sechs und dreyßig Stück; Rastuck oder Spießglanz, vier und eine Viertel Drachme; Gewürznelken, zwölf Stück; guten Peinessig/ drey Glaser voll. D>e gröblich zerstoßenen Galläpfel wirden in etwas Baumöl geröstet, dann mit dem Sptcßglanze und den Nelken gestoßen, zusammengerieben und durch ein Haarsieb geschlagen. Dieses Pulver thut man nun in hie drey Glaser Weinessig, mid laßt es bey gelindem Feuer bis zur Konsistenz einer Pomade einkochen. A n w en du ng 6 a rt. Am Abend wascht man die Haare tüchtig mitwar« Men Wasser und Seife, trocknet sie mit einem leinenen Tuch wohl ab, und salbt sie bündelweise mit der vorgeschriebenen Pomade. Nun verolndet man den Kopf, wascht ihn des andern Morgens nochmahls mit warmen Wasser und Seife, und trocknet ihn, wic den Abend bocher, wohl ab. Die Haare werden hierauf lange 3eit schwarz bleiben. Dieser Pomade bedienen sich nicht allein die Frauen, sondern auch die Männer vo» hol>cm Älter, und selbst die jungen Leute farbm von Zeit zu Zeit ihren Bart; jene U. Bind. B b um ein jüngeres Ansehen, und diese, um eine Mllnnllchere F'gur zu bekommen. D'es« Gewohnheit ist zwar ln der ganzen 5»'irkey gebräuchlich, hauptsächlich aber zu Bag, dad und in Persicn. D iklbst sahen wir nle el«en Grels mit ws'ßem Barte, oder «inen jungen Menschen mlt tinlin röthüchen überblenden. Beyde Geschlechter legen auch, »n der Absicht, um ihre Schönheit zu erhöhen, auf ble Allgtnblaunen oder Augenlieder täglich eine schwarze Epießglanzsalbe. Dle perfischen Frauen ver« längern die schwarze Farbe, die sie an den Rand der Augenlieber auftragen, nach den Gelten hin, um das Ansehen zu bekommen, als hätten sie größere Augen; s,e schen «s auch gern, wenn die Augenbraunen zwey große schwarze zusammenstoßende Bogen bilden. Diese so bemahlten Frauen scheinen ohne Zwelfel den Persern, die sie täglich sehen und die selbst ein ss schwarz gemahlttS Gesicht haben, viel schöner zu seyn; wir aber müssen gestehen, daß sie auf uns di« entgegen» gesetzte Wirkung hervorbrachten, weil wir an die natürlichen Vchönheiten der europäischen Frauenzimmer ae« wohnt waren. Diese großen schwarzen Augenbraunen, die sich liber der Nase vereinigen, und die schwarzen, nach den Seiten zu verlängerten Augenlieder geben einem Frauen» zimmer «in hartes, rauhes und wildes Ansehen, besonders wenn es eine weiße Gesichtsfarbe und blaue Au-gcn haf. Pcy unserer Ankunft in Bagdad zu Anfange des Floreal stand das reaumursche Thermometer nur auf achtzehn Grad, die folgenden Tage kam cs aufein und zwanzig und zwey und zwanzig Grad. Allmählig stieg ^j in der Folqe l>!s weläier den Tag über regulär von dempersischcn Meerbusen b,i, dle tn eiliigerEntfernung von derStadt die Luft etwas verschlechtern , zu verhindern suchte; so würde es nicht lllcht eine Gegend in der ganzen Welt geben, die gesünder, belebter, reicher, ergiebiger und blühender wäre, als dlcse. Man sagt, daß die Astronomie aufdlesen Gegenden ihren Ursprung genommen hätte, und man wird zur Annahme dleser Meinung sehr geneigt, wenn mn» siehet, daß die Einwohner sechs Monate des Jahres hindurch ble Nacht auf den Terrassen ihrer Häuser zubringen. Die Atmosphäre ist zu allen Jahreszeiten so rein, und der Himmel so heiter, daß man die Stcr»e nllt einem solchen 39« Glanz« schimmern sieht, wie man ihn ln Europa nie zu sehen bekommt. Es ist auch nicht zu verwundern, das blese Wissenschaft in einem Lande entstand, wo ma« durch alles eingeladen wird, feine Blicke zum Himmel zu wenden, und woraus die Religion selbst eine Pflicht machte. Die Chaldaer wlirden, da sie sich mit emee Wissenschaft abgaben, die für ihre Eingeweihete!' so viele Relze hat, schon selbst durch die, dem Menschen eigeue Ntuglerde dazu verleitet worden seyn, wenn sie sich nicht wegen des Vortheils, den der Actcrbau daraus ziehen konnte, dazu bewogen gefunden hätten. Dreyzehnter Abschnitt. Umfang, Kriegssiandund Einkünfte drsPaschaliss »on Vag-dad. — Belagernng von Aassora. — Krunklirit dcs Hu« leima»« Pascha; seine Wiederherstelln»«;. — Aufführung seines Kiaya; stine Ränke, und sein Hod. «tz^as Paschalik von Bagdad war von sehr geringem Umfange, als sich noch zu Sherasul ein Pascha des ersicil Ranges, zu Bassora ein Pascha von zwey Noß« schweifen, und zu Mcrdln ein Waiwode befand. Dnrch Vereinigung aller dieser Gouvernements aber, lst es «ws der wichtigsten und größten deS Reichs geworde». Während der perfischen Unruhen, «md als Nadir-Schah Bagdad, Bassora und di' östlich und westlich von Tigris und Euphrat gelcaeiieil Provinzen be-drohcce, faßte d.e ottomalmische Politik den Ent, '392 ' ^"""üü!?!?! schluß, hier eine Macht zu vereinigen, welche lm Sta»-de wäre, seine Pläne zu vereiteln. Der Pascha von Bagdad kann als Beherrscher ei« ner eben so fruchtbaren, eben so handelnden, eben so volkreichen und fast eben so grossen Provinz, wie Eqyp-ten, leicht eine Armee von vierzig oder fünfzigtausenk Mann aufbringen und mit den Einkünften und Produkten feines Paschallks unterhalten. Die in Mesopotamien zerstreuten Araber, und die, welche aufbeyben Ufern des Schat-el-Arab, oder des FlusseS der Araber *) wohnen, würden ihm im Nothfalle zehen bis zwölftausenb Relter abgeben können. Allein, um diese zu erhalten, müßten alle Horden mit dem Pascha in Frieden leben und er selbst Geld genug haben, um sie pünktlich und reichlich bezahlen zu können. Er kann auch die brcy kurdischen Pascha's, die ihm untergeordnet smd und über welch« er zu hefehlen hat, marschlren lassen. Einer derselben residirt zu Shera» sul, fünfzehn Meilen ostsüdöstllch von Erbll; der andere zu Kalla.-Dsjolan an den Gränzen Persiens, und der dritte zu Saarpil, dem letzten türkischen Dorfe auf dem Wege von Bagdad nach Amadan. Diese curdischen Pascha's haben nur einen Roßschweif, den sie aus den Händen des Pascha von Bagdad empfangen, und welchen sie, nach Verhältniß der Einkünfte ihres Gouvernements und nach der dabey Ctatt findenden Konturen; mehrerer oder wenigerer, bezahlen. Sie können alle drey zusammen zwölf oder fünfzehn tausend Relter stellen, auf welche der Pascha von Bagdad mehr ^ *) Pasitigris der Alten. Schat°el-Arab ist 5cr Nahme, welchen dcr TiuriS «nd Euphrat nach ihrrr Verci»»-Kung muerhalb Korna bekommen. WZ rechnet, als auf die Araber, weil er mehr Mittel ba?, sie bestrafen zu können, wenn sie vor Endtgung des Felde zugcs ihre Fahnen verlassen. Die Garde des Pascha besiebt aus viertausend Nel-tern und zweytausend Fußvolk. Die Anzahl der Spadis oder türkischen Nektcr in dem ganzen Paschalik belauft sich auf tausend oder zwölfhundert Mann. Die in allen Städten eingeschriebenen Ianitscha-«n würden elne sehr zahlreiche Armee ausmachen, wenn es möglich wäre, sie alte marschiren lassen zu können. Doch kann man schr leicht über ftinfzehntausend Mann derselben unter den Fahnen vereinigen. Es sind ihre>.- achttausend zu Bagdad, welche dle Besatzung der Stadt ausmachen und die clnen Ianitfcha, ren-Aga haben, welcher von der Pforte ernannt wird. Sie werden von dem Pascha befehliget; crkann sich aber dieser Ianitscharen bey den lwufig vorfallenden N^inig? kelten, sowohl mit den Arabern, als milden Curven, nicht bedienen. Die Besatzung kann nHmlich nur zur Vertheidigung der Stadt muer dem Kommando des Pascha gebraucht werden. Ist es nöthig, daß sie gegen äussere Feinde mcnschiren muß, so cmpf^iqt sie hierzu den Befehlvon der Pforte, oder von dem Groß-vezier. Im Nothfälle errichtet man auch einige Komp^men freywllligen Fußvolkes. Ihre Zahl wiro schr bctrii-'. :lich, wenn der Pascha in dem Rufe der Tapferkeit und Klugheit steht ui,d wenn der Krieg auf persischem Gebiete zuführt wirb, wo sie die Hoffnung haben, elne reiche Bmle machen zu können. Man kann leicht sünfbis sechstausend Mann aufbringen. W!r konnten uns kclue ganz genaue Nlbersickt von den Einkmlften diefts Paschaliks verschaffen, aber allm Nachrichten zufolge, die unS darl'iber zu Theil wurbe»»^ schlitzte,, wlr sie auf mehr als viertausend Beutel (oder vier Millionen Franken), wovon kaum der achte Theil nach Konstalltinopel kommt. Diese Summe wirb fast ganz zu dem Hofstaate des Pascha, der Besoldung der vornehmsten Offiziere und zur Unterhaltung der Truppen verwendet. Im Falle eines Krieges gegen die Curden oder Araber wird der Theil, welcher für Kon-stantinopel bestimmt ist, noch um ein Beträchtliches verringert, und der Pascha verwendet ihn fast ganz zum Ersatze der außerordentlichen Ausgaben, die er zu ma? chen genöthiget war. Diese viertausend Beutel zieht man von dem Mirl oder der unmittelbaren Auflage auf Grundstöcke; von dem Karacht oder der Personensteuer der Ntchtmusel« manner; von dem den Mchassils abgetretenen Pach-te, die den Ertrag davon in den Schatz des Pascha liefern; von Kontributloaen, welche von den Arabern, Iesiden und Curden erpreßt werden; auch von den Zöl» len. Dieser letztere Artikel ist seit der Zeit, als die Waa« ren Indiens seltener durch Persien, aber desto häufiger durch Bassora und Vagbad gehen, sehr beträchtlich geworden. Außerdem giebt es noch mehrere andere Einkünfte, als, zum Beyspiel, von den Successionen; von den Ein« ziehungen nach der Hinrichtung eines Angestellten; von dem Verkaufe oder der Koncess'on eines Zlamet, eines Timar unb aller Aemter, Bedienungen und Stellen, wozu die Pforte ernennt; alle diese mi'issen gerabeswee ges in den Schatz des Sultans fließen. Wenn die Vereinigung von so großer Macht und so vielen Einkünften in gewisser Rücksicht etwas beygetragen hat, ll.n die Äilgrisse der Perser zu vereiteln, so hat sie aber auch den Paschas die Mittel in die Hände gegeben, 39F wodurch sie sich ln ihrem Posten, selbst wider dcn Willen ihres Oberherrn, erhalten konnten. Sie bedurften hierzu welter nichts, als eine gute Mcimmg bey dem Publikum, brauchten sich nur bey den Ianicscharen beliebt zu machen, und mußten in allen Offizieren lhrer Garde, ihnen ergebene Leute haben. D.nm mußte der Sultan jährlich den Bestätiguugsfirman schicken, wenn er anders nicht der Unannehmlichkeit ausgesetzt seyn wollte, daß /ein Ansehen verkannt würde. ^M ü^'' Demnach hat der Sultan, seitdem Hassan in dem Jahre 1702 zum zweytenmahle für die Regierung dieses Paschallks ernannt wurde, und welcher die Gabe hatte, sich zw«) und zwanzig Jahre hinter einander daselbst nützlich zu machen, fast nicht mehr das Recht, nach dem Tode des Besitzers einen andern zu ernennen, noch weniger den abzusehen, welchen der Wunsch des Volks und der Soldaten daselbst unterstühte.Hierzu wäre eine Armee nöthig gewesen, welche der neu crnannte Pascha niche würde haben aufbringen können, und die die Pforte mn geringer Vortheile willen herzugeben, nicht gesmmen gewesen seyn würde. In dem erbärmlichen Zustande nähmlich , worinnen sich dieses Reich jetzt befindet, ac-m'igt es dem Sultan, wenn cr nur clnen Schein von Oberherrschaft in seinen entlegenen, und zum Aufruhre glneigten Provinzen behält und besonders wenn er gcnau seine Einkünfte davon erhält. Sulcim<",>,, der gegenwärtige Pascha, befand sich zur Ait unserer Anwesenheit in einer höchst unglückll» chen tage. Seine Weisheit, seine Tapferkeit, seine thä-«lge Vorsorge für das Wohl des Laubes verhinderte Nicht, daß cr in seinem siebzigsten Jahre beynahe zu einem blossen Schattenbild!: herabsank. Er l>itte dcn Sohn eines seiner Stallknechte, liebgewonüeil, »md un« terrlchten lassen. Achmed, schieß er, warftin entschte? dcner Liebling, er qclannte durch seinen Wohlthatttzu bem kohen Posten eines Kiaya, und bane in «inem AK tervon sechs und dreißig Jahren das Glück, sich in der kleinen ZM der geliebtestcn und bewundertsten Männer des Reiches zu sehen, auch hatte er die glänzende Aus-isickt vor sich, einst der Nachfolger semes Aefltzers zu 'werden. ''^n^> Man murrte laut, als man ersähe, daß dieser Undankbare tn Suleimann dringe, bey der Pforte für ihn um den dritten Roßschneif anzuhalten, denn -zum Pascha von zwey Roßschwelfen hatte Sulelm.inn den junge» Mann schon erhoben. Man entrüstete ßch noch mehr, als er sogar in den Pascha drang, das Gtaatsruder ihm abzutreten, und in einen einsamen Pallast sich zurückzuziehen. Aber der Pascha ward durch diese Vorschläge nlcht erzürnt; er lehnte sie bloß mit der Zusicherung ab, daß er Maßregeln ^troffen habe, damit er ihm nach seinem Tode folgen tönnc. ' Unterdessen verfiel der Pascha unmerklich in eine auszehrende Krankheit, von der man die Ursache nlcht wußte. Seine geistigen Fähigkeiten wurden zuerst angegriffen. Auf eine tlcfe, und zur Gewohnheitgewordene Schläfrigkcit, folgte eine Schwere des Kopfes, eine dü-siere Melancholie; eine Unfähigkeit, Arbeiten vorzunehmen ; cm Widcm llle gegen alle Arten von Vergnügungen und eine Abneigung gegen allcS das, was ihm vor» her lieb war. Bald verrichtete auch der Magen seine Bestimmung nicht mehr, oder nur sehr schlecht, und der ganze Körper wurde von cinem fürchterlichen Marasmus befallen. Die Personen, welche sich am lebhaftesten für seine Gesundheit interessirten, glaubten, daß die Bewegung, dte Lalidluft und die Entfernung von Geschäften elne Wiederherstellung bewlrkm wurden, die zwey persist e Aerzte mit allen ihren ange»vendcten Arzeneyen zu bewirken ulchtim Stande waren. Es war gerade die Zeit, wo sich sonst der Pascha mit einem Theile seiner Leibwache auf dem Geblethe der Curden zu zeigen pflegte, um oie Abgaben von ihnen zu erheben; dlesesmabl mußte man lhn dazu zwingen. Er wurde von dem Kiaya und seinen ersten Offizieren begleitet; aber weder das Reiten, noch die freye,Luft, noch die Zerstreuung konnten eine solche Veränderung hervorbringen, wie sie das Volk und die Wache gleich stark wünschten. Nach zwanzl^tägiger Abwesenheit kam Suleiman viel kränker in seinen PaHst zurück, als er zuoor gewesen war. Wir waren schon vier Tage zu Bagdad, und Zeugen von dem Antheile gewesen, welchen jüdische uno armenische Kaufleute an seinen Leiden nahmen; wir hatten gesehen, daß Katholiken für die Erhaltung des Lebens des Pascha Gelübde gethan hatten; die Türken und Araber, welche daö Haus des Kommers der Handelsverhältnisse und das Karmelitttklosicr besuchten, schienen uns sehr bekümmert zu seyn; was aber die Unruhe und das Schrecken aller Einwohner noch mehr vermehrte, war, daß man bey der Rückkehr des Pascha allgemein sagte, die beyden persischen Aerzte, die beständig bey ihm geblieben waren, hätten ganz zuversichtlich seinen nahen Tod verkündiget. Selbst der Sterndeuter, de.i Man mchrercmahlen darüber befragt hatte, wollte jederzeit in den Gestirnen die Bestätigung dieser schrecklichen Nachricht gelesen haben. Man zweifelt wohl nicht, baß wir unsere Furü-siung zu einer Reise nach Persien sehr beschleunigten. Denn "b wir gleich tremd, und erst neuerlich angekommen wa« ren, so sahen wir doch deutlich im Voraus sich ewUn-gewitter zusammenziehen, welches uns lange Zeit ln bj^ ser Stadt zurückgehalten haben würde. Niemand zweifelte, daß nach dem Tode des Pascha mehrere Partheyen handgemein werden möchten, und daß in der ganzen Provinz so lange eine allgemeine Anarchie Stattfinden würde, bls eine von beyden über die andere vollkommen gesiegt, und von der Pforte den Bestätlgungsfirman erhalten hätte. Schon dachten die Großen auf Ränke, schon nisteten die Ianltscharen ihre Massen zu, um sich ihre Dienste bezahlen zu lassen, und schon machten sich Araber, Curden und Iesiden fertlg, dle Karawanen zu plündern; die Stadt war mit einem allgemeinen Aufstande bedrohet, und der Handel seiner Einstellung nahe. Ma, muthmaßete indessen doch, baß die Parthey des Kiaya triumphtren werde, denn der Dlvan war lhm geneigt; der, aufnatürliche Weise erfolgte Tob des Pascha machte ihn zum Herrn der Garde; sein Geld verfi« cherte ihn der Ianitscharen, und er hatte sich auch, w!e man sagte, unter den Curden und Arabern elnlge Verbindungen erhalten. Indessen hatten wir noch dem Pascha die Briefe des Großvezlrs, und den, welchen der Bürger Vernlnac, Gesandter der Republik zu Constantinopel, unsertwe-ge.l an ihn geschrieben hatte, zuzustellen. Wir theilten dieses dem Bürger Rousseau mit, welcher uns den Nach gab, daß wir uns selbst dem Klaya vorstellen möchten, und seine Gcl'.chmigmig zu unserer Abreise, und Empfehlungsschreiben an den persischen Hof zu erhalten. Der Klaya war von unsern, Vorhaben durch den Doll-metscher und Siegelbewahrer d^s Konnulssarlats benachrichtiget worden, und ließ uus sagen, daß er uns mit Vergnügen erwarte. Wir begaben uns also zu der angegebenen Stunde, in Verleitung des Bürger Rousseau zu lhm, und wurden mit allen den EhrenbezelzM' 39? gen aufgenommen, die der Komn.lssir der Ha^delsan.-gelegenheiten und ble Agenten einer Republik zu «warten berechtiget waren. Der Kiaya fragte unl?, «ach den vorhergegangenen Höflichkeiten, vieles über unsere Reise nach Persien, und schickte hernach unsern Firman und unsere Briefe, ohne sie erbrochen zu haben, durch den Dlvan-Essenbl andcnPascha.Balb schickte uns derPascha den Dtvan-Efftndi zuriick, und ließ uns bitten, zu ihm zu kommen. Unser Firman und die Briefe, welche wir zu besorgen gehabt hatten, bezeichneten uns als Aerzte, und dieses war schon hinlänglich genug, daß der Pascha uns zu sehen, und über seinen Zustand zu befragen, Verlangen tragen mußte. Der Kiaya vereinigte hierauf seine Bitten mit den an unsergangenen, undwirmuß, ten ihm versprechen, wieder zu ihm zu kommen, um lhm unser Urtheil l'ibcr die Krankheit des Pascha mlt, zutheilen. Wir fanden ihtt in einem erschrecklichen Zustande. Er hatt« ein sehr heftiges Fieber; seine Zunq? wartro» sen, schwarz und aufgesprungen und der Unterleib gespannt. Seine, von der Voraussagung (dcnn die Aerzte sowohl, als der Sterndeuter waren unbescheiden genug gewesen sie ihm anzukündigen) geriihrte Einbildungskraft, mußte nur die Krankheit vermehren, und die Arzeneyen, welche er brauchte, den Augenblick seiner Zer« strung beschleunigen. Diese Arzeneyen bestanden aus tlnem zusammengesetzten Opiate, daF, wie man uns sagte, mlt Opium, Bezoar und Perlen vermischt war. Und iü einer Bltthe von Granatäpfeln und süßen Ll» wonicn; siatt aller Nahrung; reichte man ihm Pillau wit Bllttcr, und siatt des gewöhnlichen Getränkes blosses Wasser oder mit Ambra und Moschus gewürzte Sorbets. Der Pascha verlangte dringend uüscrn Rath bnd bar uns, ihn so oft zu besuche^ qls wir nur tönnj ten. Er wollte überdies noch, daßwirihmbenAugerl«. blick Arzeneyen verschreiben möchten, die wir zu feinet Hinderung am zuträglichsten hielten. Wir machten dem Pascha bemerllich, daß wir eilen müßten, um unsere Bestimmung zu vollstrecken. „Wenn Sie doch, sagte er zu unS, so schnell wegreisen wollen, so sollen ihre Firmans in zwey Tagen fertig seyn; ab«r unterdessm gewahren Sie mir die Bitte, mich in ihre Behandlung zu nehmen. Der Himmel hat Sie in diese Stadt geschickt, denn er will noch nicht, daß ich stcr-. beu soll." . Gern hatten wir Bagdad verlassen, und uns auf, unsern Weg nach Persien gemacht, und zwar lieber,, als daß wir uns einer zwcifclbaftcn Kur unterzogen, und der Niederträchtigkeit auSgcseht blicbcn. Wle. konnten wir uns aber wohl entschließen, eine» Mcnsche»; sterben zu lassen, der noch zu retten war? Wie tonnz t«n wir dcn Thränen aller derer widerstehen, die ihn umgaben? Wir hatten clncn Franzosen, Namens Outrs» bey m,s, der sich schon lange ln Bagdad nicdergekissell. hatte. Er trieb daselbst die Arzeneykundi, und machtt auch Handelsgeschäfte; er war auch mit uns zu den» Ktaya gegangen und diente uns statt dcs Dollmctschers, Wir thaten dem Pascha den Vorschlag, ihn zu uns nehmen zu dürfen, »veil es uns schwer fallen möchte, al^es das, was wir nöthig hatten, zusammenzubringen, da wir btr arabischen Sprache nicht mächtig genug wärsi?. Der Pascha willigte auch gern ein. Wir jÄlugen ihm fcr-n«r vor, die ;wcy persischen Aerzte, welche ihn bisher behandelt hatten, rufen zu lassen; von diesen aber wollte «l gar nichts hö»««; s«e^ hatte,: selu Zutrauen glMlich verloren, wei'. sie a,: seiger Wiederherstellung gezweifelt hattt:^, und es nai' narlirlicl), daü er im Gcge'nlM !^en- denjenigen den Vorzug geben mußte, die ihm mlt der Möglichkeit einer Heilung schmeichelten. Ehe wjr unsern Kranken verliel/en, nahmen wir ihm daS Versprechen ab, keine andern Arzeneyen zu brauchen, als die, welche wir ihm vorschreiben würben. Er versprach es und dieli auch Wort; ja er nahm sogar kein Nahrungsmittel zu sich, wenn es nicht von seinen Frauen im Innern des Hattms bereitet worden war. Wir verließen den Pascha in der Ueberzeugung, daß sein Zustand nicht sehr gefährlich wäre; und daß er mit Hülfe unserer Arzeneyen seine Gesundheit wieber erhalten würde, wozu wir auch selbst Hoffnung hatten. Doch brauchten wir die Vorsicht, daß wir bey unserer Rückkehr zu dem Klaya, nichts bestimmtes aussagten. Wir benachrichtigten ihn bloß, daß sich der Kranke sehr übel befände, aber noch nicht ganz verloren zu seyn schiene. Am andern Morgen besuchten wir den Pascha und fanden lhn wett besser. Dle Hoffnung wieder hergestellt werden zu können, womit wir ihm geschmeichelt hatten, war für seine Seele lindernder Balsam gewesen; und die Unterlassung der bis jetzt gebrauchten Arzeneyen ware allein schon hinreichend gewn dieses schrecklichen Anblicks zu genießen. Dte Nachricht von dieser Begebenheit verbreitete sich augenblicklich in der ganzen Stadt; doch mit dem Unter« schiede, daß man zu gleicher Zeit auch den Tod dtsPascha «zählt«. Der Bürger Rousseau, welcher dle Nachricht auf diese Art, noch vor der Ankunft unsers Bedienten erfuhr, war unsertwegen sehr ln Sorge, weil er glaubte, wtr wären noch >n dem Serail. Er schickte also eiligst seinen Ianitscharen mit dem Befehle aus, uns, wenn es möglich ware, zu ihm zu bringen, ober *) Er hatte ihm nur das Hemd unl dic Hosen gelassen- ihm schnell von dem Nachr!ck>t zu geben, was sich zu» trüge; dock war er bald welliger besorgt, als cr erfuhr, daß wir uns b?y dem Bürger Outrey befänden. Da er indessen von dem Vorfalle noch nicht gehörig unter« flutet war, und von einigen erzählen hörte, daß der Pascha, von andern aber, daß bloß der Klaya tool ware, sa ließ er uns bitten, zu ihm zu kommen, weil wir ba auf jeden Fall sicherer seyn würden, als irgendwo anders. Da wir uns nun zu dem Bürger Rousseau verfügten, waren alle Läden verschlossen, und wir qlaubtin große Bewegung unter dem V^lke zu sehc». Wlr begegneten auch an verschiedenen Orten bewaffneten Leuten, dlc mit elner, in der Türkey ganz ungewöhnlichen Schnelligkeit glengen. Aber weder dicscr karm, noch diese Bewegungen waren von langer Dauer. Der Ianitschciren-Aga stieg, «m die von Suleiman erhaltenen Befehle zu vollstrecken, zu Pferde, ritt durch die vornehmsten Straßen, und verkündigte überall, daß sich der Pascha wohl befände, daß in dem Pall.iste weiter nichts, als die gerechte und hellsame Bestrafung des Kiaya vorgefallen wa're, und baß der Pascha bey ke-bensstrafe einen: jeden anbefehle, seinen Laden zu öffnen, und seinen Geschäften nachzugehen. Mehrere Abtheilungen vcn Ianitscharen verbreiteten sich in der nämlichen Absicht durch alle Quartiere der Stadt. Augenblicklich kam alles wieder in vorlge Ordnung. Man betrachtete diesen Vorfall bloß als ein: gewöhnliche Exekution, die sich der Äwya durch seine Aufführung zugezogen halte. Unterdessen erschöpfte man sick ln Ver-Muthungeil über die Ursachen dieses Todcs. Man sahe wohl ein, daß der Ehrgeiz des Kiaya Gelegenheit dazu gegeben hatte, man wußte aber ulchr, was den Pascha U'Ulr ven gegenwärtigen Umständen bestimmen konnt«. elnen Menschen so streng zu behandeln, an den lb sehr fruchtbar; auch befinden sich hier und zwar in der Gegend von Erscrllm und von Tredisondt Kupferbergwerke. Bey Keban sollen Silber - und Golbbergwerke vorhan» den seyn. Türken, Armenier und Cmden machen ble B:völle?l,n<, aus. Die letzteren sind gewöhnlich Hirten; ihre Religion ist der Mohamedanism, sie sind ein stärker gebauter und schönerer Menschenschlag als die Araber. Ihre Frauen sind sehr welß, üppig gebaut, Md nicht zurückhaltend. - / 4l«> ??? Der mittlere Theil ist mlnber hoch gelegen und eben, iiur hat er tlelne unregelmasslge Gebirge, worunter verloschne Vulkane. Dlese noch fruchtbarere Gegend ist, wle gewöhnlich, auch noch weniger a»ll, — Kufa und Mesched.Ali. — Die Ou» habis-Araber. <>^agbad ist, wle alle große Ctädte des türkischen Reichs, nur mit ungebautem kande umgeben. *) Kaum siehet man nur einige Gärten an seinem obern und untern Theile, welche man mühsam mit dem Wasser des Tigris benetzt. Und doch ware es so leicht, die Dia-la, einen ziemllch großen Fluß, der sich drly Meilen unterhalb der Stadt in den Tigris ergießt, dazu zu benutzen. Man winde mit wenigem Kostenaufwand« elnen Theil seines Wcissc"s bis an dcn Fuß der Mauern führen können, wle man es wahrscheinlich ehedem schon gethan hat, und dadurch östlich vom Flusse ein aufgeschwemm, tes Land befruchten, das nur Hände und Wasser bedarf, um sich mit den reichsten Erndten zu bekleiden. Das auf der Abenbseite liegende, ganz ungebaute/ fast durchgängig mit schlammigen Eü'mpfen, ln denen nur Binsen und Geröhrig wachsen, bebeckte Mesopotamien scheint letder einem Vollc zu gehören, welches nie dle eigentlichen Qncllcn von der wahren Glückseligkeit der *) Man vergleiche hiermit anch die Nachrichten, die Jack" son in seiner Reise tSprengelsche Bibliolh. VIII. Bd.) mittheilt. Natlc uen kamtte, und welches auf elnem fruchtbaren Boden, in ewer Gegend, durch welche die reichsten Produkte Indiens gchen müssen, um an den Ort ihrer Be-siimnrung zu gelangen, in Armuth lebt. Z)emnoch hntteii wir, wie man ssebet, von den Ge-gendett um Bagdad, in Rücksicht des Nutzens und der Vergn ügungen, nichts zu sagen. Hier finden wir feine kunbh mifcr, keine Spazier 4! 8 Tak wanken sahe, die Geburt eines Moßen Propheten verkündiget habe / welcher alle Völker zur Erkenntniß deS wahren Gottes führen würde. Es ist also glaub, lich, daß die ersten arabischen Muselmänner, angefeuert von ihrer neuen Religion, welcher sie eine ungeheure Menge von Wunderwerken andichteten, um sie auf den Trümmern der jüdischen und christlichen Religion zu er, heben, gesagt haben können: el-Tak-Kesere, der Säulenqang ist gesprungen." Es mag aber an dieser Erklärung seyn, was da will, so scheint uns doch der Tak,Kesre kein, der Sonne geheiligter Tempel zu seyn, wie man gewöhnlich geglaubt hat, sondern die Ueberreste eines großen PallasteS, den die parthischen Könige zu Ctesivhoner-baueten, und ben fie die ganze Zeit über bewohnten, als sie Herren dieser Gegenden ^varen. Sie ahmten hierlnnen den persischen Königen nach , die den einen Theil des Jahres zu Suze und Babylon, und den andern zu Ecbanata verlebten. Der Säulengang, welcher fast ganz unverletzt geblieben lst, war vermuthlich ein großer Saal dieses Pallastes, den die ungeheuere Hitze des Klima's nothwendig machte; denn es lst nicht zu zweifeln, daß er vermöge seines Umfanges, der Dicke seiner Mauern, und seiner Lage nach Osten zu, schr kühl gewesen seyn müsse, und die Stelle eineS Eer-baps, oder gewölbten, einige Fuß unter der Erde befindlichen Saales vertreten habe, worinnen sich alle Bewohner von Bagdad den Tag üblr aufhalten. Der Pallast der Könige mußte also einen, ihrer Pracht angemessenen Serdap haben, und er mußte wegen des Nutzens, der größte und schönste Theil des ganzen Gebäudes seyn. Die Stelle, auf welcher Clesiphon, aller Wahrscheinlichkeit nach, stand, hat beynahe zwey deutsche Metten im Umfange. Man geht <> n^ ^.- In einiger Entftttmng von Tuk-Kesre sieht maii elne Moschee, die, wie man sagt, auf dem Grabe des Barbierers Mahomeds , Nahmens Suleiman - Pat oder Suleiman der Relne, erbauet seyn soll. Dle Ma-homedaner wallfahrten zuweilen hierher, und bringen mehrere Tage mit Fasten und Beten zu. Der. arabische Scheilh, welcher den Dienst bey dieser Moschee versieht, rechnet weit mehr auf die Spenden der frommen Muselmänner, als auf den gering«, Gehalt, den ihm der Pascha zahlen muß. ^ p' ^>ft ' 3ln dem westlichen Ufer des Tigris, Ctesiphon gerade gegenüber, lag eine andere Stadt, von welcher diese nur die Vorstadt war; dieses war Seleucis, deren Zunahme unter den Griechen so beträchtlich war, daß Babylon darunter litt. Seleucis wurde die erste Stadt dieser Gegend, und die Residenz der König?. Sie lag achtzehn Meilen nordöstlich von Babylon. Wir haben ihre Ruinen nicht besuchen können, weil wir aus Mangel an Fahrzeugen nicht über den Fluß setzen konnten; aber mehrere Araber, welche diese Gegend genau D d 2 . 439 ???Ü!3!!!Ü3? kennin, sagten uns, daß man daselbst noch ble Spu, ren einer sehr großen Stadt fünde. Es giebt bort, wie zu Ctesiphon viele Ruinen, und vlele Trümmern, dle Wälle sind „och sehr deutlich und bestehen aus Back, steinen, die an der Sonne gedörrt sind. Diese zwey Oert ist, daß die Einwohner genöthlget wurden, ihre Zuflucht zu der Erde zu nehmen, welche die Flüsse absetzten, well diese Nabt auf einer Ebene stand, die gänzlichen Maligel an Steinen lltt, und in einer Gegend lag, wo das Holz immer selten ist. Von dieser Erde machten sie Ziegelsteine, dle fie an der Sonne hart werden ließen und die sie mit Gcröhrlg vercinla-ten, welches sie bey der Hand hatten. Aus der näm? lichen Ursache bedienten sie fich bey Errichtung von Gebäuden aus gebrannten Backsteinen, des Erdpeches statt des Kalkes. Man sieht aber wohl leicht ein, daß ei« aus ungebrannten Ziegelsteinen errichtetes Gebäude nach seiner Zerstörung nur schwache Spuren seines Daseyns zurücklassen konnte, weil sich die Trümmern bald mit der umgebenden Erde vermengten. »^ Ungeachtet aber der Zeit und der Araber; ungeachtet der geringen Dauer der angewendeten Mattria« Ii«n, «ntdcclt man lmmer noch einige Spuren vonschr grossen Gebäuden. Man findet sehr dicke Mauer», welche die Araber bls auf ihren Grund abtrugen, und die aus gebrannten Backsteinen bestehen. Das Merk» würdigste ab«r, und welches ein Ueberrest von dem Tcm, pel des Belus zu scyn scheint, den ^emiramiS erbauen ließ, ist ein sehr ausgedehnter Hügel, der auf seiner Oberfiäche aus Erde bestehet, in welchem aber die Ara, ber große, gebrannt« Backsteine holen, die unter ein« ander durch Erdpech verbunden sind, wie wir schon sagten. Zwiscken jeder kage von Backsteinen findet sich elne geringe Schicht Rohr und Erbpcck. In diesem kleinen Berge, welcker von viereckiger Gestalt zu seyn scheint, und dessen Umsang eilf oder zwölfhundert g^ wohnliche Echi-itte beträgt, hat man verschiedene Höh-lunqen gefunden; sie sind aber noch nicht hinlänglich aufqerällmt, mn sie in ihrem ganzen Umfange verfol-gen, und ihren Gebrauch errath m zu können. Dieser Hsjqel liegt eine Meile nördlich von Helle, und eine Vlertelmeile von dem östlichen Ufer des Euphrat. Der Tempel des Belus war, n.ich Herodots Er« zahluiig viereckig und hatte in jeder Richtung zwey Städten. In der Mitte desselben stand ein massiver Tkusm, von einem Stadium lm Umfange; auf diesen» stand ein anderer, u>U> auf diesem «ln dritter, und sy welter fort, bls auf achte. Nach dieser Erzählung Herodots wirb man geneigt zu glauben, baß dieses der Tempel und der ungeheuere Thurm seyn könnte, welcher Gelegenheit zu der Fabel von der Verwirrung der Sprachen gegeben hat, deren moralischer Sinn aber demjenigen, welcher die Sachen nach ihrem wahren Werthe zu schätzen weiß, nicht entgehet. Zwischen diesem Hügel und dem Flusse liegen viele Trümmern, und der Grund von mehrern alten Mau? ern. Hier findet man gewöhnlich große Ziegelsteine, auf welche unbekannte Charaktere gezeichnet sind. Ich habe einen dergleichen, der sich aber von andern schr unterscheidet, von daher mitgebracht. Er ist nur zwey und einen halben Zoll lang, und zwey Zoll breit, auf einer Sclte erhaben, auf der andern aber platt, und seine größte Dicke betragt einen Zoll. Man siehet darauf sieden Reihen von Buchstaben mit einem Zwischenraume zwischen der dritten und vierten Reihe. Diese .Charaktere scheinen mit mehrerer Sorgfalt gezeichnet, zu seyn, als auf den größcrn Ziegelsteinen^ .„^ ., ..^ ^ Westlich vom Euphrat findet man noch eintge Trümmern und entdeckt auch manchmahl Ziegelsteine mit Cha-.raktcrell bezeichnet. Umsollst aber bemühten wir uns die Spuren des königlichen Pallastes zu finden, und eben so wenig konnten wir nur an lrgend einem Orte die Wälle weder entdecken, noch ihnen folgen, die nach Herobots Aussage fünfzig Ellen dick waren, und hundert Thore von massivem Erze hatten. / An dem nördlichsten Theile der Ruinen von Babylon findet man auf dem rechten Ufer des Euphrats Helle, eine Stadt von zehn ober zwölftausend Einwohnern , die erst seit drey oder vler Jahrhunderten erbauet lst, um zur Niederlage für die Waaren zu dle-M, b^ nach Bagdad gehen, und lieber den Euphrat 423 als den Tigris heraufkommen, well das Wasser des trstern, weniger Fall hat, als daS, deS Letzlern. Helle lst aus dlesem Grunde eine sehr wichtige Stadt geworden. Mit Mesopotamien steht sie durch eine Schissbrücke in Verbindung. Der Pascha von Bagdad seht einen Zolleinnehmer und einen Sanjak-Bey hierher. Letzterer bewohnt mit seiner Wache das Kastelt, wel« ches an dem Ufer des Flusses liegt. Helle hat einen sehr beträchtlichen Umfang, wett es viele, mit Dattelpalmen, Zitronen-, süßen Limo, nlen und Granatbäumen bepflanzte Gärten enthält. Rund herum geht eine Mauer, welche der Pascha sorgfältig erhält. Die Straßen sind enge, und nicht gepflastert; die Häuser sehr niedrig, und von alten Bactsittneit erbauet, die mit Erde verbunden sind. MiMchmohl überzieht man auch die Mauer, sowohl außen, als inwendig mit einer Gypslage, um sie reinlicher zu machen und lhr ein schöneres Ansehen zu geben. Dies« Stadt liegt nach Nieblchrs Berechnung unter dem zwey und drey-ßigsten Grade, acht und zwanzig Minuten, dreyßig Sekunden der Breite. Zwey Meilen südsüdwestlich von Helle, giebt cs sthr beträchtliche Ruinen, wohin man uns aber wegen der arabischen Beduinen nicht gehen ließ. Bcauchamp, in seiner schon angeführten Abhandlung sagt, daß es gewissermaßen ein Gebirge von Ziegelsteinen und Erde wäre, wo man noch eine Art von Saal und auch einen großen, viereckigen Thurm fände. Er nennt diese Gegend Brusse, man glaubt, daß hier Borsippa oder Borjjta, «lne Stadt, deren Iosephus, Strabo und Ptolemäus erwähnen, gestanden habe. Nlebuhr nennt diesen Ort Nimbrod - birs. Ehedem lag neun Meilen südlich von Helle elne arabische Stadt, Nahmens Cufa oder Kufah, wovon 4?4 km,m noch elnllze Spuren l'ibrlg find. Ele war an el« ncm, von dem Euphrat abgeleiteten Canale, aufetnem fruchtbaren und üppigen Boden erbauet. Dieser Canal , welcher heut zu Tage ohne Wasser ist, führt bey den Arabern den Nahmen Dsfarri-Zaabe; es war der Pallacopa von dem Arrian sagt , daß er mit ei» nem großen, auf dem rechten Ufer des Euphrats, südlich von Babylon liegendem Sumpfe, in Verbindung siehe. Die drey erssern Kalifen schlugen, wie man weiß, lhre Residenz in Medina auf. Ali wohnte ln den letz« ten Jahren seines Lebens, so wie sein Nachfolger Hassan, zu Cufa. Die Ommiaden, welche nachher zur Regierung kamen, blieben w Damaskus, »der ln irgend einer andern Stadt Syriens, aber der erste Abas-side wurde zu Cufa erwählt. Almansur, als der zweyte, verließ aus den Gründen, die wir wetter oben angegeben habcn, diese Stadt, und legte den Grund zu Bagdad. Die Zelt, in welcher Cusa zerstört wurde, lst nicht bekannt, doch ist es wahrscheinlich, daß es erst nach der Einnahme von Bagdad durch die Tataren geschahe, denn unter der Regierung der Massiven wird der Stadt Cufa öfters gedacht. Zwey Meilen wesisiidw estlich von den Ruinen Cu-fa's sieht man Mcschcd-Ali, oder Iman-Ali, eine sehr große Stadt, die um eine Moschee herum erbauet ist, worinnen, wlc man sagt, dieser Kallfe begraben liegt, und die lange Zclt nach selNlM Tode, lhm zu Ehren errichtet wurde. Mesched - Ali ist mit Arabern und Persern bevölkert. Die Hälfte der Volksmenge ist folglich sunnitisch und folgt der Lehre der vier rechtgläubigen muselmcinnlschen Lehrer; di« andere Hälfte ist schulisch, oder vender Sett« Alis 425 All's. Unter den erstem befinden sich einigt Türken die zur Regierung gehören. Die Perser wallfahrten Mrllch zu fiinf bis sechs-taufenden nach Mesched- Ali und gehen fast alle durch Bagdad. Der Pascha dieser Statt erhebt von jedem Pilgrim eine Abgabe von vier Piasters, wofür er ihm auch allen den Schuh gewahrt, desscn er bedarf. Mesched-All «st aber nicht die einzige Stadt, Wohin die Perser wallfahrten; sie gehen auch nach Me-sched-Hosseln oder Iman-Hossein, wo sich, wie die Sage gehet, das Grab dieses Sohnes Ali's befindet, der mit einer großen Menge seiner Verwandten und Freunde in der Schlacht bey Kerbela umkam. Es ist bekannt, daß Hossell, nach dem Tode des Moavle, da er sich mit hundert und fmlfzig Mann und seinem ganzen Hause nach Cufa begeben wollte, wo sich eine Parthey gebildet hatte, die ihn erwartete, unterwegeck aufsechstausend Mann stieß, welche Iesid, der Sohn Moavie's gegen ihn ausgeschickt hatte. Hosseln fiel, mit den Waffen in der Hand, nachdem er sich wie ein Verzweifelter gegen diese Menge von Feinden gewehrt hatte. Man errichtete ihm nahe bey dem Schlachtfelde elnen Grabhügel, und auf diesen bauete man einige Zeit nachher eine Moschee, um welche herum sicherlich d'te Stadt gebildet hat. Mesched «Hossein ist etwas beträchtlicher als Me-scl,ed.'Ali. Es liegt sechs oder sieben Meilen nordwestlich von Helle, in einer sehr angenehmen Gegend. Es bekommt durch einen Canal von dem Euphrat Wasser, Uno hierdurch sind die Einwohner im Stande, um thre Stadt herum viele Dattelpalmen ziehen zu können. Wahrend unsers Weges nach Helle erzählte man Ms viel vött den Ouhabis (Wahabls), «iner arabi, schen Kaste, die einen Raum von mehr, als hundert N. Band. E e H26 Metten westlich von Bassora und dem persischen Mettbusen einnimmt, und sich dem Pascha von Bagdad, dem Iman von Maskate und dem Scherif von Mekka furchtbar macht, weil sie lelcht hunderttausend Mann zu Pferde zusammenbringen kann. *) Die Ouhabis besitzen, außer ihrer Hauptstadt, welche Neldsg oder Negeds heißt, und die gewöhnliche Residenz des Scheikhs ist, auch noch einige, in den furchtbarsten Gegenden liegende Marktflecken, die meisten aber ziehen unstät umher, und haben keine andere Wohnung, als ihr Zelt. Sie ziehen Pferde, Esel, Kameel« und Schaafe, welche sie nebst ihrer Butter, Käse und Wolle nach Bagdad und Bassora schicken. An verschiedenen Orten mndten sie auch Weizen und Gerste; sie bauen Datteln an, und einige von ihnen säen auf die, von dem Euphrat und dem Flusse der Araber überschwemmten Gegenden, Neis. Die Ollhaois glauben nlcht an die göttliche Sendung Mahomeds, sondern verehren ihn bloß als einen heiligen Mann. Sie befolgen auch die Gebote des Co-ranS nicht, und haben von dem mahomedanlschen Kultus ihrer Vorfahren bloß die Vielweiberey und die Beschneidung beybehalten. Sie richten lhre Gebete bloß an das höchste Wesen, so daß man sie heut zu Tage als wahre Deisten betrachten kann. Sie wallfahrten auch nicht nach Melka, sondern leben lm Gegentheil beständig mit dem Scherlf daselbst im Kliege. Ob sie glelck human, gastfrey, und eben so rechtschaffen sind, als die andern Araber, so treiben sie lh-l«n Fanatismus doch so weit, daß sie unter sich elnenIeden ») M. s. den Bericht über bie WahabiS im XVl.B. det Mg. gcpgr. Ephrm. E». «F? «. f. 427 «lmorden, welcher sich laut zu dem mahomebanlschcn Glauben bekennt, oder bey ihnen einen jede» andern Rcligionskultus einzuführen sich unterstünde. Die per-sisäeu Pilgrimme, welche auf ihrer Wallfahrt nach Mekka durck ihr Gebiet gehen, sind daher sehr vorsichtig, und sprechen, wo möglich, gar nicht von ihrer Religion, oder geben vor, daß sie an die Vortrefflich» kelt der Religion der Ouhabls glaubten. In Bagdad war man über den Ursprung und die Epoche dieser Religion nicht einlg; doch lief die Mehre hett der Behauptungen darauf hinaus, daß sie gegen die Mitte des letztern Jahrhunderts durch Abd-ul-Ouhab entstanden sey, der zu Neldsg gebohren war, und mit allen den Kenntnissen, die er zu Bassora, Bagdad und ln Persien erlangen konnte, eine lebhaste und überspannte Einbildungskraft verband, und au» ßerdem noch die Ehrfurcht besaß, über andere Menschen durch Betrug herrschen zu wollen. Abd-ul-Ouhab war seit mehreren Jahren abwesend gewesen, und kam als ein Insplrlrter in sein Vaterland zurück. Seine Gelehrsamkeit erregte Erstaunen; er sprach im Nahnlen Gottes, und wurde gehört, well seine Beredtsamkelt überzeugte. Seine Religion, welche frey von Almosen, Baden und allen den kindischen Gebrauchen des Mahomedanlsmus war, die übrigens auch das lange und beschwerliche Fasten im Ramazan entbehrlich machte, mußte nothwendigerwelse armen, und stets auf dürren Wüsten umherlrrenbenMenschen gefallen, deren Nahrung nicht reichlich, und mit weniger Abwech-selung verbunden ist. Sie, führte übrigens auch zu dem reinen und einfachen Glauben an elnen Gott, der immcr gerecht, immer gütig und stets bereit ist, die Fehler zu vergeben, die man in dieser unvollkommenen und schwach-hiltsvollen Welt begehet. Ct2 4-8 Nlebuhr sagt in selner Besckrelbung, die er veil Arable« giebt, ebenfalls, daß der Stifter dieser Rell« gwn ein Araber Nahmens Abb-ul-Waheb gewesen sey, der sich schon früh mit dem Studium der Wissenschaften abgegeben habe. Bey selner Rückkehr aus Persien führte «r in seinem Vaterlande eine neue Lehre ein, welche nach und nach alle arabische Schelkhs von der Kaste Benl-Chaleb angenommen haben. Nach dem Tobe Md-ul-Wahebs wurde sein Sohn Mahomed, so wie er, von der ganzen Kaste als das erste Oberhaupt der neue» Religion anerkannt. *) Sechszehnter Abschnitt. Produkte der Gegenden um Bagdad. — Nahrungssubsta«. zen. — Brennmaterialien. — Betriebsamkeit der Ein« wohnrr. — Handel der Türkey mit Indien und Persien durch Vagdad, Bassora und den persischen Meerbusen. Produkte. Nahrungssubstanzen.