f'! 5-^ >«< '"«V5 .^^>, "n w _2L ; Ti iedrich Fleischer'9^ |luclih;iiicllun r t. Nir tonne» zu den, GiöfUcu uud Edelste», das rs ssicbt, nnr dadurch gcwnacn, dak >mr die bescheidensten W«M Wandel», (St. Hierouymns,) JapttlNl (>)aetano (5asat! ist i,u Ilü>vc I8i!8 in ^rsmo, einem lachcndcn ^ndstlichl.'vi.nl Vrilinz^, <^dorm, wo sein V^tcr vicle Jahre hindurch als Arzt wirkte nnd, als solcher sowohl, wie als Menschen-frennd, ein ehrenvolles Andenken hinterließ Als im M,re 185!» der dritte Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich ausbrach, trat lHasati bei den Bersaglieri ein, nnd, nachden, er ^n ^^rea Offizier geworden war, machte er sich mit seinem Bataillon nach den iiidlichen ProvinM ans, wo cr elf Jahre lang gegen die '^riganten, welche jene Berge unsicher machten, kämpfte, Hieranf,^nm Lehrer an der ^l'ormalschnle der Berjaglieri '<>'z> U!^, M.nlsledo C.lropei!!,, — VI — ernannt, blieb er an derselben zwei Jahre, ^lachdem er den ^eld.^ug von 1866, deu vierten uud le^ttu Nuabhäugigkeitskampf, durch' gemacht hatte, N'urdc er der topographische» Abteiluug des Institnt^ ,',ilr Ansertignng der großen Militärkarte Italiens von Livorno deigegebeu, woranf or seine Prüfungen, mn ,^nm Major befördert 5N werden, riihmlich bestand, Allein lHasati nährte in seinem Herben andere Ideale, nnd im Jahre 1«79 nahm er selbst seine Entlassung. Die Bitten des Obersten nnd sogar des Kriegsministers vermochten nicht, ihn von seinem Vorhabell abznbriugeu. Nachdem er den Militärdienst ver lassen hatte, warf er sich eifrig anf das Stndinm der geographischen Wissenschaften, indem er einige Zeit nachher in die Redaktion der Zeitschrift i/l^plor^toi-c« (Der Forscher) eintrat. Um dieselbe Zeit kamen uns von, (Nazelleuflusse her die packenden Verichte Gessi Paschas nber den wunderbaren Fcldzng zu, den er gegen die Rebellen des Sud ail, die nnter der Leitnng Snleiman Ziber Veys standen, durchmachte, nnd einige junge Offiziere sprachen bei nns vor, um dorthin geschickt zn werden, als der Redaktion ein Privatbrief de^ Paschas znkam, in welchem folgende Worte zn lesen waren: „Schicken Sie mir einen jungen Mann, wo möglich einen Offizier, der geographische Karteil ,',n entwerfen versteht. Sie werden, anßer der Reise nach Chartum, leiue dosten dabei haben, und, da der Rnbattino m Suakin landet, werden Sie auch eine Er-mäsuguug anf den Preis der Überfahrt erhalten. In Chartnm werde ich Befehl erteilen, daß Ihr Abgesandter mit den Nil-dampfern bis Mehsra-cl-Nek am (Nazellenflnsse gelangen kann, wo ich ihm Waffen, Instrnmcnte, Gefolge, Waren und Träger liefern werde, damit er sich an eine vollständige Erforschnng des ganzen Nellethales mache." Als ich den Brief zn Ende gelesen hatte, was ich lmtt that, wie immer, wenn es Schreibeu Wessis wareu, waudte ich luich zu Casatii — VII — „Nun, Kapitän, müssen wir sufort anf die Snche nach einem N'ackcrn jungen Manne gehen, der zn einer solchen Sendung passend und zum Anfbrnche gewillt wäre." Cafati, von Haus aus ruhig, nmsomehr, wenn man an ihm den Italiener im Ange hat, befand sich sichtlich in einer großen Erregung. Bleich war sein 'Antlitz, aus seiucu schwarzen Augen schusseu Blitze der Begeisterung. „Bin ich vielleicht für Gessi Pascha zu alt, oder halten Sie mich nicht für den richtigen Mann?" „Afrika, Sie wissen es ja, ist eine schöne Sirene, die ihre Liebhaber oft tötet. Das Leben, das Sie im Kampfe gegen das BrMntentnm führten, ist ein Nichts im Vergleiche zu dem eines Afrikaforschers. Dann will ich auch keine Verantwortung; zahlreich sind schou die Opfer unter unseren Abgesandten. Wenn Sie selber aber gehen wollen, niag Gott Sie schlitzen. Ich kenne niemanden, der alle nötigen Erfordernisse zu einer solchen Sendung derartig in sich vereinigte, wie Sie, nnd Ihre beneidenswerte Ruhe ist eine wertvollere Gabe als der Mut, von dem Sie bereits so viele Proben abgelegt haben. — Wann könnten Sie reisefertig sein?" „Morgen." „Man wird jedoch die Abfahrt eines Dampfers der Gesellschaft Nnbattinu abwarte., müfsen." „Gut!" Uud am 24. Dezember (187!>), dem Vorabend vor Weihnachten, schiffte sich Kapitän ^5asati, nnr mit den allcrnotwendigsten Hilfsmitteln versehen, in Genna nach Snatin ein, nm nach Chartnm zu gelangen. Was Kapitän Casati in diesen zehn Iahreu gethau hat — niemand wußte es bis jetzt. Seine an nns gerichteten Briefe sind wenige zuin teil auch infolge der auf einige Jahre unterbrochenen Verbindungen; sie enthalten ferner nichts, als rein geographische Notizen. ^asati, über allen Ansdrnck bescheiden, war stets ein Feind — VIll — davon, über sich selbst zu reden, nnd das ist vielleicht der einzige Mangel, den die Leser in seinem Bnche finden werden; ich spreche von jenen Lesern, die, wenn sie ein Reisewcrt znr Hand nehmen, darin nur aufregende Szenen von Jagd nnd Kämpfen sucheu. Seine Beschreibungen der Urwälder des Thales des Nepoko jedoch nnd des Bomokandi, der Monate nud Monate laug erlittenen Hnngersnot, der beständigen Märsche durch die Sümpfe, seiner Gefangenschaft nnd Vernrtcilung zum Tode, sowie seiner Flucht erwecken gewiß die fieberhafte Teilnahme jedes Lesers. Der lange Aufenthalt in jenen bezaubernden Gegenden, die vollständige Kenntnis verschiedener Sprachen jener Stämme und die fast völlige Vereinsamung auf ewige Jahre, die uur durch den kurzen Aufenthalt bei Emin Pascha und Dr. Junker Unterbrechung erlitt, werden diesem Vnche ein ganz besonderes Gepräge verleihen. Es ist vor allem die Wahrheit, was hier durch« leuchtet, nur die Wahrheit. Da zeigt sich nirgends das Kunstwerk eines berechuendeu Schriftstellers, der alle Effekte kennt, die er anf die Leser hervorbringen wird. Sein Nnch erinnert au deu alten Nersagliere; es gleicht dem Berichte eines Offiziers an seinen Vorgesetzten. Was dem ehernen Gedächtnisse Casatis bei dem Mangel der Aufzeichnungen der ersten Jahre entspringt, die ja zu Dschnaja in Unjoro verloren gingen, als er von König Tschua zum Tode verurteilt wurde, ist, weun mir ein etwas seltsames Gleichnis gestattet ist, wie ein Flnß, der nicht während seines Lanfes, nachdem er andere Nebenflüsse aufgenommen hat, die seine Gewässer trübten, sondern gleich bei seinem Ursprnnge, wo sein Wasser noch rein und durchsichtig ist, beobachtet wird. Man darf nicht vergessen, daß Casati nach der Rückbernfuug Gessi Paschas allein blieb, ohne Gefolge, ohne Hilfsmittel, gezwungen, sich wie die Eingebornen zn nähren, bis zu dem Tage, wo er von Emin Pascha nach ^ad^ zu einer Bcratnng iiber die — IX — zu ergreifeudeu Maßregeln gerufen wurde, als die Mahdisteu vor° schritten. Was aber überall an nuserem Schriftsteller hervorleuchtet, das ist die Liebe zum Nächsten, befouders zu dem Schwarzen. Wir wolleu uur eiuc Thatfache auführen, die man in Stanleys Werk „Im dunkelsten Afrika" (Deutsch von H. v. Wobeser, Leipzig, 1890. Bd. II S. 370) liest: „Kapitän Casati mußte wegeu zunehmender Krankheit in eine Hängematte gepackt und getragen werden. Als der Pascha zu mir kam, sprach er seiue Meiuuug dahiu aus, daß Casati eiu seltsamer Mensch sei, „Ich kam", sagte er, „soeben von meinem Freunde Casati nud fand ihn im Grase liegend, während die Sonne ihm mit solcher Glut auf deu uubedcckteu Kopf schien, daß sie mir sogar ungeachtet meines Toupet Unbehaglichkeit bereitete. Er hat vier Dienerinnen, außerdem zwei Maujema und seinen jungen Diener aus unserer Provinz; aber als ich ihn fragte, weshalb er sich nicht von seinen Lenten, die kanm vierzig Meter von ihm entfernt waren, ein Schutzdach aus Bauaueublätteru Horstellen ließe, gab er mir zur Antwort: „Ich habe keine Diener." Ich fragte ihn dann: „Wes> halb schicken Sie nicht nach der Badewanne, die ich Ihnen ver> sprochcn hatte? Sie sollten die heißen Quellen hier benutzen," „Allerdings", erwiderte er, „allein ich habe keine Leute." „Sie haben doch, soviel ich weiß, vier kräftige Dieneriuneu." „Ja", eutgeguete fr, „aber ich mag sie uicht geru aufforderu, etwas zu thun, damit sie uicht sagen können, ich ließe sie wie Sklaven arbeiten." Von dem Tage an, da er mit Emin Pascha verkehren konnte, war Casati einer seiner thätigsten wissenschaftlichen Mitarbeiter, uud eiu großer Teil der Aufzeichnungen über die Pflanzen-und Tierwelt, über Gebräuche und Geschichte Unjoros und des Niederuelle wurden, wie Cmin Pascha selbst in seinen nach Europa gesandten Briefen bezeugt, von Casati geliefert. Was nun die gespannten Beziehungen zwischen Emiu Pascha nnd Stanley anlaugt, so trübte Casati weder die Freuudschaft für den ersteren, noch die Dankbarkeit für den letzteren deu Blick, — X — und sein unparteiisches Urteil wird stets von Thalsachen nnterstiiht, die sich vor seinen Angen vollzogen, nnd ilber welche Casati allein sich Rechenschaft geben kann, weil er allein die politische nnd militärische Vorgeschichte Äqnatorias kennt. Er berichtet darnm mit großem Wohlwollen die Verwechslungen des jnugeu Iephsou, der, ein Neuliug in Afrika nnd ohue.Nenntnio des Arabischen, sich kein genanes Bild uon der Lage machen konnte, sodaß er sich für gefangen hielt, da er — nach lLasati nnd Wita Hasstm — es gar nicht einmal war. Das vorliegende Werk kommt etwas spät — ans zwei Gründen! 1. Ta der Verfasser aller seiner Papiere von König Tschna beraubt wurde, sah er sich gezwungen, einen großen Teil seines Tagebuches aus den« Gedächtnisse wieder herzustellen. 2. Stets ein treuer Frcnnd Emins in Glück und Unglück, blieb er fünf Monate in Zanzibar und Kairo, um deu kranken Fremch zn pflegen uud ihm zur Auszahluug des rückstäudigeu Gehaltes bei der ägyptischen Negiernng zn verhelfen, was alles Schwierigkeiten uud Zeitverlust für uuseru ,Napitäu iu sich schloß, der vor Nugeduld brauute, nach zehnjähriger Abwesenheit seine Lieben nnd sein Vaterland wieder zn sehen. Das denkwürdige Werk, das nnn ans Licht tritt, wird indessen allezeit eine hervorragende Stclluug iu der Geschichte der Geographie des Sudau eiunehmeu, Kapitän Manfreds Campcrio. Inhalt. seile Erstes Kapitel.................... 1 Zweites Kapitel................... 29 Drittes Kapitel................... 39 Viertes Kapitel................... 57 Fünftes Kapitel................... li7 Sechstes Kapitel................... 85 Siebentes Kapitel.................. 106 Achtes Kapitel................... 12" Neuntes Kapitel................... IN» Zehntes Kapitel................... 159 Elftes Kapitel ..............., . , 176 Zwölftes Kapitel................... 191 Dreizehntes Kapitel.................. 210 Vierzehntes Kapitel ,................. 223 Fünfzehntes Kapitel ................. 240 Sechzehntes Kapitel.................. 261 Eiebenzchntes Kapitel................. 275 Achtzehntes Kapitel.................. 295 Erste Beilage: Meteorologische Beobachtungen in Mambcttn , , . 9!" Zweite Beilage: Vergleichende Tabelle der Sprachen der Dinka. Morü, Mambetto, Bamba, Sandeh, Bari, k»r...... 331 Mrsies NapM. I nha Itsübersicht, Abreise von Mailand. ^^Ter Suczkaual. — Die^selZ7 treiber. — Umschiffuug des Roten Meeres. — Dschedbci. — Hodeida. — Die Abgeordneten der Gesellschaft für handelspolitische Forschung von Mailand. — Anlage der Faktoreien. — M assaua, -Eualin. — Dcr Bischof von Schoa, Kardinal Massaia. — Meine Karawane. — Tie Tüllen von Dschedda. — In den Ebenen zwischen Snatiu nnd Berber. — Das Kamel. — Die Kameltreiber. — Ihre Sorgfalt für das Kämmen. — Ihre Gefräßigkeit. — Berber. — Zu Schiffe an dem Nil.— Ausrüstung. — Aufenthalte. — Dörfer anf dem Wcsse, — In Khartum. — Die kalholische Mission, ^ Negicruilg^cinrichtnngen. — Her Garten der Regierung. — Historische Andeutungen ülier die erste Besetzung des Sudan. — Verrat des Königs Nemr (Tiger). — Deftcrdar Pascha. — Ibrahim Pascha nnd die Erhebnug der Steuer», — Der Vize-löuig Mohameo Ali im 2nd au, — Vrstc arabische Truppen un!er Ali Pascha, genannt der Affe. — Dcr Vizelöuig Said Pascha im Sudan, — Achmed Abu Bed an, der Schlächter. — Organisation des Sndan. — Der Mameluk Mussa Pascha. — Der Scheit Achmet, sienannt der Vater des Teufels. — Votschaft an den Wuia ^l, s„t!, He!,,, H»,I>>e in U^ualorii,. ^ »on Abcssinicn. —Thronbesteigung des Vizekönias Ismail. —Aufstand der Truppen in Kord ofau. — Unlcrwerfnua des Mnia,3 'liafsc^. — Die Pariser Weltausstellung Don 1W7. — Alidankmic, Gordons. ^ Gicglcr Pascha, — Widerstand argen ineinc Abreise — ^ucchi-nctti, — Mcsscdaglia Vay - Ankunft Nauf Paschas. — Allgemeine Regierung des Sudan. — Abfall eines Sudanesen lom (klauben. — Die Griechen und Syrer im Sudan, — Albert Marqnct, —To>.' Fraccarolis, Dell 24. Januar 1tt80. Mein lieber Camperio! Gestirn bin ich in Snakiu augekonmiel^ und beeile mici), Dir Nachricht von dem ersten Abschnitte meiner Neise zu geben, Dn wirst erstannt sein, wie lauge ich brauche, dieses Land zu berühren, allein was willst Dn? Die Verkehrsmittel zwischen Europa und der östlichen Küste Afrikas sind ja bisher noch immer nicht nach vernünftigen Grnndsätzeu eingerichtet. Doch znr Sache! Am Abend des 24. vergangenen Dezember brach ich an Vord des Sumatra, des Zweites Schiffes der Gesellschaft Nubattuw, voll Genua auf, am 25. begrüßte ich das hübsche Livorno, das durch seine Küste nnd die Hügel von Mouteuero eiu so heiteres Nild bietet, am 26. sah ich das schöne nnd nurnhige Neapel wieder, uud am 28., als ich mich von Messiua entferute, nahm ich nicht ohne einige Erregnug wahr, wie die letzten Punkte des italienischen Landes, in dem ich so viel Liebe nnd Erinnernng znrücklasse, kleiner uud immer kleiner wurden. Am 29. segelten wir nntcr dem 36. uördlichcn Vreitegrad, am 30. unter dem 34., am 31. uutcr dem 33., und am 1. Ia° nnar 1880 langten wir in Port-Said an. Port-Said ist eine kleine Stadt am Eingänge des Snezkanals, welche indes die fieberhafte Bewegung, die dort der Verkehr des Welthandels erzeugt und unter-hält, uuendlich belebt. Sie liegt auf dürren Sandflächeu, auf wtlchei, um so schöner der grüne Garten Lesseps' sich abhebt, mit ihreu regelmäßigen Straßen, ihren zierlichen Häuseru, welche reiche Läden schmücken, belebt durch die seltsame nud mannigfache Tracht, welche die Zivilisiernug in ihrem nnaufhaltsamen Erobcrnugsznge bunt dnrcheiuander wirft. Die arabische Porstadt, iu geringer Entfernung — 3 — gelegen, stcht mit ihrem Schmutze und ihrer abstoßenden Zügel' losigkeit als eiu sprechendes Denkmal des orientalischen Lebens und der eingeborenen Vildnng da. Nachdem wir Port-Said verlassen hatten, gelangten wir in den Snezkanal, ein kolossales Werk sowohl was Wissenschaft als was Arbeit anlangt, den zukünftigen Geschlechtern ein Zeugniß von der Thätigkeit nnd geistigen Stärke der gegenwärtigen Generation, Er hat eine Länge von l l)s)km, ist ans sandigem Erdreich ans-gehoben, wird durch Gegenströmungen belebt nnd gestattet, da er in seiner mittleren Linie eiuc Tiefe uicht unter acht Meter hat, auch schlurren Lastschiffen den Durchgang. Seine schiffbare Breite, welche darin angebrachte Indikatoren bestimmen, ermöglicht nnr einem Dampfer die Durchfahrt. Den Dienst verschen dort vierunddreißig Seelente. Verschiedene Stationen sind zur Förderung der Schifsfahrt augelegt, dereu Hanptverwaltnng in Ismailia liegt. Am 3. stieg ich in Suez ans Land. Von einer Unzahl mm Eseltreibern bestürmt, betäubt von ihrem Nnfen, von einer infolge ihrer beständigen Vewegnng vielgestaltigen Menge umringt und belagert, auf den Sattel eines fcnrigcn Sanmtieres eher gehoben als ihn selbst besteigend, durcheilte ich in kürzester Zeit die vier Kilometer, welche den Hafen vou der Stadt treuuen. Ich nahn« im „Orient" Wohnnng, einem Gafthofe, der mit hinlänglicher Bequemlichkeit mäßige Preise verbindet. Trübselig ist heutzutage die Stadt Suez, arm an Bevöl» kerung, mit unreinlichen Straßen, ohne Handel nnd Verkehr. Nur jene wenigen Kaufleute, welche eiust die große Arbeit der Erbauung des Kanals anzog, nnd die immerhin nicht mehr auswanderten, ob anch der Gewinn ein Ende nahm, verzehren hier noch den zn andern Zeiten leicht gesammelten Überschuß; die Schar der Be» dienstetcn, die einst das Land bedeckte, ist jetzt auf wenige Agenten der Schiffahrtsgesellschaft znsammengeschmulzen. Die italienische Kolonie zählt dermalen nicht mehr als etwa hundert Pcrsuueu. Der Konsul, Herr Vito, wird als eiu gebildeter, einsichtsvoller Mann von offener und höflicher Art geschätzt und geachtet. Er erwies mir alles Entgegenkommen während meines knrzen Anfenthaltes. 1' __4 __ Als ich von Snez abfuhr, dachte ich, in wenig Tagen Snakin erreichen zn können, allein Herr Bernard, der Agent der Dampfer der Gesellschaft Rnbattino, belehrte mich, daß das Schiff „Palästina" ans Gründen besonderer kommerzieller Übereiuknuft statt wie qe» wohnlich nach Sna» kin zn fahren, erst Dschedda, Hodcida nnd Masfana be-riihren innsse. (55 war in jenen Tagen kein ägypti-sches Schiff nach dieser Nichtimg Mr Abfahrt bereit. So entschloß ich mich, anch in der Er» wägnng, daß der vunjenenDampfern nach Dschedda nnd Snakin nnternom-mene Dienst regel' mäßig in nicht ge> ringerer Zeit als zehn Tagen voll» endet wird, mich anf dein Schiffe „Palästina" einzn-schiffen. Die erste Station war Dschedda, die stolze Besitzerin des Grabes der großen Mntter Eva, das die Einwohner anch nnter den Muselmanen ans religiösem Eifer verehren. Dschedda befindet sich zwei Tagreisen vom Wege nach Mekka, und der Znsammenfluß am Grabe des Propheten bildet die Hanpt' qnelle des Reichtums des Landes. Anch anf dieser Reise stiegen an dreißig Pilger ans, die sich zn dein frommen Besnche anschickten. Oichl'dt,«, __ 5 __ Am Morgen unserer Anknnft begrüßte Kanonendonner ^den Gouverneur, der aus Mekka zurückgekehrt war, gereinigt von den bisher verübten Plackereien, mit einem rnhigen nnd freien Gewissen, das immerhin bereit war, die alte Gewohnheit neu zu begiuncn. Durch den Archipelagus von Farsan, nnd indem wir die Insel Kameran, die einst, jeht aber nicht mehr, uon den Engländern besetzt war, hinter uns ließen, gelaugten wir am 17. nach Hodeida, einer wegen ihres Handels mit Kaffee, der dort von Moka her znsammenströmt, nnd der fast insgesamt nach Marseille geschafft wird, bedcntsamen Stadt. Das französische Hans Pascal hat dort einen Vertreter, nud viele Vaniauen (Indische Kaufleute) haben sich hier ans Haudelsrücksichten angesiedelt. Ich hatte das Vergnügen, bei meinem knrzen Aufenthalte Herrn Mazzuechelli, dem Abgeordneten unseres Komitees zur handelspolitischen Erforschnng Afrikas, die Hand zu drücken, und von ihm erfnhr ich, wie hinsichtlich des Importgeschäftes die frau^ zösischeu Häuser deu Handel in jene Länder, — besonders mit Likör, Seife, Zündhölzern nnd Nahrnngsmitteln — gänzlich in Beschlag nehmen, nnd wie seit einiger Zeit denjenigen mit vielen anderen Artikeln die Äanianen mit gutem Erfolge an sich reißen. Nachdem wir am 1K. nachmittags von Hodeida abgereist waren, kamen wir am Morgen des ^0. vor Massana an, wo wir nnbehelligt Aufnahme fanden, nachdem wir nns einer Quarantäne von vienmdzwanzig Stnuden unterzogen hatten, weil wir von der asiatischen Küste kameu. — Die Stadt Massaua liegt am Fuße der Gebirgskette, die sich vom Tigr^ weg ausdehut, einer Proviuz, mit der sie lebhaften Handel uuterhält, der jedoch in jenen Tagen mfolge der politischen Ver» . ,.^ Wickelungen, welche zwischen"^ 17 Abesfiuicn und Ägypten herrschten, etwas gestört war. Ich begrüßte nnsern wackeren Mitbiirger Tagliabne, dm Abgeordneten unserer Erforschnngsgesellschaft, ebenso Herrn Nnsti-chelli, nnd niit aufrichtigem Bedauern mnßte ich die freundliche Einladung ablehnen, den Abend in ihrer Gesellschaft zn verbringen, da der Kommandant des Schisses „Palästina" den Entschlnß faßte, von Massana noch an diesem Tage aufzubrechen, obwohl nach wenig Stundeu der Fahrt die Klugheit gebot, bei der Iuscl Telka Debir Halt zn machen nnd dort die Nacht zn verbleiben. Am ^3. gelangten wir nach Suakin, der ersten Etape auf dem Wege, den bei meiner Reise nach Zentralafrika zu verfolgen, ich mir vorgesetzt hatte. Suakiu ist die Pforte, durch welche mau vom Roten Meer nach dem Sudau auf zwei verschiedenen Wegen zieht. Der eine geht über die Hochebene von Kokreb nnd die Stadt Verber nach Char-tnm; der andere nberKassala nach dem Seunaar nnd dem Vlanen Nil. Snakin zählt etwa viertausend Einwohner; es hat wenig Hänser, die zum grüßten Teile den hier ansässigen Fremden als Wohnnng dienen, und viele und verschiedenartige Hütten, die anf Pfählen ruheu uud mit Matten verkleidet sind. Eine große Anzahl Griechen hat hier ihren Wohnsitz, nnd zn bestimmten Zeiten strömen nene zu vorübergehendem Aufcuthalte in Handelszwecken herbei. Herr Albert Marqnet, eine überaus liebenswürdige Persönlichkeit, hält hier, wie in Berber nnd Ehartnm, ein Kaufhaus. Ich fand frenndliche Anfnahme bei Herrn Dcmetrios Moskouas, eiuem einsichtsvollen und gebildeten Griechen, nnd wnrde auch von nnscrem Mitbürger, dem Herrn Paoletti, welcher die Direktion des Postamtes nnd der Seesanität in Händen hat, aufs liebenswürdigste empfangen. Während meines tnrzen Aufenthaltes hatte ich die Ehre nnd das Glück, den ehrwürdigen Bischof von Schoa zn begrüßen, der eben nach Italien heinikehrte, nm nach dreißig Jahren nicht nntcr-brochener Mühsalen nnd heldenhaft ertragener Entsagungen die wohl verdiente Rnhe zn genießen. König Johann Kassa von Abch'inien, von vernichten Anfhetznngen beunruhigt nnd eifersüchtig anf den Einflnß, welchen die Italiener, vornehmlich in Schoa, allmählich erringen, hatte den ehrwürdigen Prälaten nach Debra>Tabor — 7 - geschickt, um ihn dmm au die Grenzen des Reiches zu ver» bringen^ Diese meine kurze Seereise war fast ganz und gar unter gnten Verhältnissen vor sich gegangen. Sogar das Mittelländische Meer, das doch zn dieser Jahreszeit zur Unriche neigt, war sanft und ruhig. Im Noten Meer wehte der Wind beständig von Süden, und, eine kloine Verspätung im Wege abgerechnet, gab es auf der kurzen Überfahrt von Hodeida nach Massana keine fühlbare Störung. Ich muß anmerkeu, daß die Schiffahrt im Noten Meer reich an Gefahren nud schwierig ist wegen der häufigen Korallenbaute, die dasselbe entlang zerstreut siud, besouders wegcu der iu der Bildung begriffenen, uud daß sich auf jeuer ganzen Überfahrt, wenn mau von Snez herkömmt, nnr drei 5/enchttürme befinden, deren letzterer, jener des Tädalns, nnter dem ^5. Breitegrad liegt. Die Temveratnr wnchs von Genna her sinfenweise uud erreichte in Masslma ?N Grad, um iu Snatin anf 2? Grad zu fallen. Der Himmel erhielt sich fast bestäudig heiter; es gab Regen, doch nnr auf die Dauer weuiger Stnnden, uur am 5). uud ti., nnd heftigen Wiild ain 14. Iannar. Die durchfahreue Eutferuuug verteilt sich, nüe folgt. Von Genua uach Suez lii^O geographische Meilen; von Snez nach Dschedda 650; von Dschedda nach Hodeida 5l5; von Hodeida nach Massana 210; M'n Massana nach Suakiu 240. Freuudschaftlichst G. Casati. ' Aul Morgen des 29. Iauua, 1880 verließ ich mit vier Lastkameleu Suakiu, vou zwei Kameltreiberu begleitet, und nahm deu Weg über Berber. Diese Straße zu schilderu, die bereits von der gelehrten Feder Dr. Schweiufurths dargestellt wurde, uud in dem eiugeheuden Berichte, welchen darnber der Ingenieur Messe» daglia veröffentlichte, ist ein schwieriges nnd, ich darf sagen, nach deu Beobachtungen uud Studien der Genannten nnnötiges Unternehmen. Der Weg, den gemeiniglich die Karawanen verfolgen, ist der im Iahie 1868 von i>. Schweinfnrth dnrchmessene; ich aber schlug hinter dem Wadi von Derumkat, statt den Weg über Nahouiau zu uchwcu und die kleine Hochebeue von Schebderin, denjenigen ein, dcr nach Obak führt Die anfängliche Richtung bis nach Kokrcb hält sich wcstsüdwestwärts, dreht sich dann fast genau nach Westen, um sich nenerdings hinter dein Wadi von Laemby nach Westsiid-west bis Berber zu kehreu. Die legend bildet einen Nergvorsprnug des äthiopischen Massifs, der, allmählich sich erhebend, in Omareg die Linie der Wasserscheide zwischen dem Noten Meer und dem Nile bezeichnet, und von jenem Pnnkte an geht er mit mäßiger Höhe in die Nilebeuc über bei dem Wadi von laemby; nur der Abstieg zu dem Wadi von Kokreb ist steil und bietet etwas Schwierigkeiten. Dem Auge des Reisenden stellt sich das Gelände wie eine Reihe mehr oder miudcr umfangreicher Amphitheater dar, von denen eines anf das andere folgt, nnd die dlirch mehr oder minder lauge nud enge Pässe an eiuauder gekettet siud. Der Boden bietet trotz seines sonstigen Schwemmlandcharakters an einigen Pnnkten Felsen von Diorit und Granit, von welch letzterem hier ein gewaltiger isolierter Block über Obak hinaus sich findet. Die Eingeborenen heißen ihn Abu-Adfa — Vater des Einsiedlers. Die Vegetation, die sich bis znm Wadi von Kokreb darbietet, ist genugsam üppig; sie besteht besonders iu Akazien, k'IFoniI 5PM052, Hioloquiuteu, Senna nnd Drachenbänmen. Sie hört fast insgesamt hinter Obak anf, von welchem Pnnkte aus das Ge» lande den Anblick einer wahrhaften Wüste annimmt. Der Weg wird von einer Anzahl Wadis durchschnitten, dies sind Strombette, in welchen sich einige Zeit lang eine hinlängliche Feuchtigkeit erhält, um eine verkrüppelte Vegetation hervorzubriugen. Die hervorragendsten sind jene von Omareg, Akmet, Arab, Kokreb, Lacmby, Sclim. Zur Zeit dcr Regengüsse — cgsjf — treteu sie ans, machen den Weg nnbcgehbar nnd bestimmen so die Unterbrechung der Handelsbeziehungen. Jetzt, im Monat Februar, enthalten die verschiedenen Bruuuen, welche mau täglich antrifft, eine genügende Masse Wasser; nnr hinter Obak hat man einen Marsch von zwei Tageu, um die Vrnuuen von Abu-Taker zn erreichen. Die natürliche Beschaffenheit des Geländes ist jedoch derartig, daß auf den ihm zugäug' NIcine Aarawaüc. — o — lichen Wegen das Wasser rasch einsickert und man fast an allen Orten ohne besondere Mühe in geringer Tiefe dasselbe auffinden kann. Die hauptsächlichsten Punkte, die man anf dem Zngc findet, sind Sinkat, die erste Station hinter Snakin in 300 ^ Höhe, Omareg im Thale gleichen Namens, die Hochebene von Akmet nut 800 m Höhe, Kokreb mit 750 m, Dronmkat mit 600 m und die Brunnen von AbU'Takcr mit 370 m Höhe, wenig entferut von Verber. Die Entfernung zwischen dem Noten Meer nnd dem Nil ans dem von mir eingeschlagenen Wege kann mau auf vierhundert Kilo» meter schätzen oder, besser gesagt, auf etwa hundert, von Lastkamelen zurückzulegende Wegstunden berechnen. Da diese zehn Stunden im Tage laufen können, läßt sich die ganze Reise in zehn Tageu vollenden. Mit Sattclkamelen — I^T'n, Läufern — mag die Dauer der Ncise anf etwa sieben Tage sich beschränken. Das Kamel freilich, welches die Natnrforscher nns gelehrt haben, als mit höchst wertvollen Gaben ausgestattet uns zu dcuken, ist, wenigstens in dieser Gegend, recht weit davon, jene Eigenschaften Zu besitzen, welche jeder an ihm finden zu müssen glaubt, sei es, daß der Umstaud der Entartung, in welcher sich die Rasse befindet, daran die Schnld trägt, sei es die geringe Sorgfalt, welche man anf dasselbe verwendet, besonders hinsichtlich der Nahrnng oder auch vielleicht infolge der ungesunden Art des Wassers, mit dem man es zn tränken gezwungen ist. So viel ist gewiß, daß diese Tiere hier weder die gerühmte große Stärke, noch die Widerstands-kraft besitzeu. Sie trageu eiuc Last vou sechs Zeutuern, was etwa 250 Kilo» gramm gleichkommt, nnd die verbleichten Gebeine und die in Ver-wesuug übergegangeneu Leichen bezeugen stündlich das bejammcrns» werte Schicksal, das sie verfolgt. In der Mehrzahl der auf Krank' heiten gcfolgtcn Todesfälle hat man Affektioucn in der Lebergegend festgestellt. Möchte ihr Verfall die Zeit beschleimigen, in welcher der Zivilisation und dem Furtschritte mehr angepaßte Verkehrs» mittet sich anfthnn, um die Verwendung des historischen Schiffes der Wüste weniger notwendig zu machen! Am zweiten Tag meiner Reise erreichte ich eine kleine Karawane, — 10 — die von vier ^tanflenten mis Dschedda gebildet wnrde. Sie begaben sich nach Chartnm, ich glanbe, mn dort Sklaven einznhandeln. Ich schloß mich ihnen an, nnd wir verfolgten nnser Ziel bis Berber. Mohammedaner der fanatischsteit Art, welches Nnfes verdientermaßen die Türken jener Stadt sich erfrenen, ließen zu den vorgeschriebenen Stunden, ans der Straße anhaltend, jene eintönigen Klänge ihrer Anrufuugeu Allahs widerhallen, vu^c.^ clan^nte« in «^gerto; und da sie nicht mit der nöthigen Fülle Wassers versehen waren, so vollzogen sie ihre ritnellen Abwaschnugeu mit Sand. Übrigens, ob sie anch in ihren Mienen seltsame Züge zur Schau trngen, thatsächlich benahmen sie sich wie recht wackere Leute nnd warm mir gegenüber mit Dienstleistungen nnd Höflichkeiten bei jeder Gelegenheit freigebig. Die Reise bot keine bemerkenswerten Umstände. Gewöhnlich brach man früh 7 Uhr ans, hielt nm 11 Uhr all, nahm den Weg gegen 2 Uhr uachmittags wieder ans, nm gegen A Uhr abends zu rnhen nnd zn übernachten. Wir lagerten nns regelmäßig unter freiem Himmel. Des Tages über hatte man seine Unterhaltnng daran, irgendwo ein Rebhnhn zn jagen; aber so oft wir es anch ver» sucheu mochten, nnsere Anstrengungen blieben stets erfolglos gegen die Gazellen, jene lebhaften, beweglichen Bewohner der Steppen, deu ausprecheuden Schmuck inmitten der Trübseligkeit der Thäler, Die unangenehmste aller Arbeiten war die Überwachnng der Kameltreiber. Diese bijcherinischen Araber sind über allen Ausdrnck träge, gleichgiltig wie Felssteine, nnermndlich nnr im Esseu nnd Schlafen, geldgierig im höchsten Grade. Es war eine nberans peinliche Verpflichtnng, sie am Morgen wecken und anhalten zn müssen, die Kamele znsammettznbringen, die man während der Nacht frei anf der Weide gelassen, nnd deren man sich unr mit einer Kette, die man nm die Vorderfüße schlang, versichert hatte; ferner, sie anzutreiben, die Tiere anzuschirren nnd zn belasten, sowie zu verhindern, daß sie nicht nach ihrem Gefallen nnterwegs sich verhielten. Und nicht immer setzte man dies leicht dnrch; in den meisten Fällen mußte man sie dnrch Überreduugsküuste dazu zwiugeu, was nieine Reisegefährten mit einem gewissen Behagen anf sich nahmen. Der Schmuck des Kopfes ist cine der Sorgen, welche den Geist des Bischeriners am meisten quält und eiuen guten Teil seiner Freistunden des Tages über beschäftigt. Hinter einander in einer Neihe aufgestellt, kämmt der Zweite den ersten, der dritte den zweiten n. s. w. Die Haare werden vorerst mit Hulzstiftchen entwirrt nnd geteilt, alsdann in kleine Flechten gedreht, welche den Hals hinabhängen nnd bei einigen sogar über die Schultern; dann werden sie mit Schaffctt gesalbt nnd später mit roter lSrde bestrichen. Verfressen nnd anf das Fleisch erpicht, warfen sie sich eines Tages, da eine Ziege ausgeweidet wurde, einander bekämpfend mit tierischer Gier auf die Gedärme nnd den Magen des Tieres, indem sie jene Stücke noch warm nnd znckend saint ihrem schmutzigen Inhalte verschlangen. ^ Am 7. langte ich in Berber an. Berber ist eine kleine Stadt von etwa 5000 Einwohnern; sie liegt nntcr dem 18. nörd-lichen Breitcgrad nnd dem 3^. östlicher Länge des Meridians von Greenwich am rechten Ufer des Niles. Die Hänser sind von Ziegeln gebant, die an der Sonne getrocknet wnrden, außen mit Kot beworfen, nnr ans einem Stockwert bestehend; das Dach ist mit dem Laube der Palme Dnm bedeckt. Berber für sich hat keinerlei Hilfsquellen; es ist gleichsam der Übcrgangspunkt des Handels, der vom Sudan über Chartnm sich nach dem Noten Meere richtet. Wie Suakin wird es von einem Gouverneur verwaltet nnd hat ein Post- nnd Telegraphenamt. In den zehn Tagen von Suakin nach Berber, erreichte die Temperatnr ein Maximum von 36 Grad im Schatten nnd ein Mi» uimnm von 7 Grad bei der Morgendämmerung des 7. Februar 1880. Zwei Wege kann mau vou Verber einschlagen, um nach der Einstigen Hauptstadt des Sndan zu gelangen, den einen zu Land anf dein Nucken des Kamels, das rechte Ufer des Niles entlang, den anderen zn Wasser, indem man sich der kaufmännischen Segelbarken — murkad — bedient. Bei dem ersteren Verfahren, was das zmn Postdienste angenommeue ist, braucht man etwa sieben Tage; mit dem zweiten wechselt die Dauer der Reise je __ 12 __ nach der Jahreszeit; es hängt von dem Belieben der mehr oder minder gnädigen Winde ab. Um mich nicht der ersteren Art zu reisen cmsznsetzcn, die ich bereits als unangenehm uud mühselig erprobt hatte, zog ich cs vor, den Nil hinanznfahren, nnd verließ Berber am 12. Febrnar 1880 auf einem nu^r, den Neiß Keri, cin echter Typns Dongolas, spitzbübisch, unverschämt, gierig uud unwissend, befehligte. Die Bemannnng war außer dem Kapitän aus 10 Schiffsjungen gebildet, von denen vier Negersklaven waren, nnd von zwei Weibern, welche die Aufgabe hatten, das Korn — ^ui-i-a — auf einem Stein, Muriel genannt, zn mahlen und den Lebensunterhalt der Schiffs» bevölkerung zu bereiten. Ich spreche nicht von der Disziplin au Bord, auch nicht von der Art der Maiwvriernng; es ist leicht, sich dieselbe vorzustellen; genngen mag es zn erzählen, daß trotz der hinlänglichen Tiefe, welche die Gewässer nm diese Jahreszeit besitzen, man es doch fertig brachte, die Barke wohl zehn Mal stranden zn lassen. Und ange» sichts eines solchen Unfalles, wobei ein Teil der Schiffsleutc uuteu im Wasser stand uud mit seinen Schultern das Fahrzeug zum Bewegen bringen wollte, während die übrigen mit langen Stangen sein Bemühen von oben unterstützten, war die Arbeit doch von einem Liede begleitet nnd unterbrochen, das, wie sie sagten, unentbehrlich sei, um Gleichmäßigkeit ill das Manövrieren hinein« znbriugeu. Obwohl in dieser Jahreszeit günstige Winde wehten, die zwischen Nord und Nordost wechselten, nnd obwohl mit Hilft der Segel, da der Lanf des Flnsses sehr gekrümmt ist, es leicht war, Wind zu uehmeu uud sich über demselbeu zu halteu, brauchte man doch vierzehn lange Tage, nm nach Chartnm zu gelangen. Hänfig war das voll der Notwendigkeit nicht befohlene Anfhalteu; in Zed ab, wo der Reiß Verwandte hatte, verblieben wir Zwei Tage, in Metammeh einen Tag, nm der Mannschaft zu gestatten, sich dem Zeitvertreib hinzugeben, nnd fast all allen Orten verhielteil wir nils mehr als nöthig war, um Nahrungsmittel cinzuholeu, die Segel zn richten, langgedehnte Uuterhaltuugcu über die Ufer des Flusses zu pflegen. Mit Ausnahme dieser Unzukömmlichkeiten — 13 — vollzog sich im allgemeinen die Reise zur Befriedigung. Der Anblick der uns umgebenden Natur, neu, voll Abwechslung, heiter lächelnd, der beständig klare Himmel, nene Panoramen, Krokodile, ungeheuere Nilpferde, zahllose Scharen von Enten nud anderen Vögeln, die gute Temperatur, die durchschnittlich etwa 20 Grad von 9 Uhr morgens, 29 um Mittag betrug uud nur am 13. und 14. um 6 Uhr morgens 10 Grad auswies, währcud sie zu gleicher Zeit an andereil Tagen sich bei 15 hielt, bot der Annehmlichkeit viel. Der Nil hat auf der Strecke von Ehartmn bis Verber auf eine Entfernung von etwa 400 km ein namhaftes Gefalle; seine Ufer sind unregelmäßig geschnitten und ausgespült und zeigen die offenbaren Spuren der von den periodischen Überschwemmnngen herbeigeführten Veränderungen, Der Boden hat im allgemeinen eine sandige Beschaffenheit, hier nnd dort erheben sich zahlreiche Sandbänke, welche die Nilgewässer anschwemmen; an einigen Stellen begegnet man anch Felsmassen, und auf der Höhe der Spitze Nahoyau bildet der sechste Katarakt, deu feste Felscu zuwege bringen, eine schwierige, der Schiffahrt während der Periode der Ebbe gefähr? liche Stelle. Zwischen Berber uud Chartum empfängt der Nil keinen anderen wichtigen Znflnß außer dem Atbara, eiuem Flnße, der von den Bergen Äthiopiens herabkömmt, und dessen Mnndnng etwa sieben Stuudeu südlich vou Verber sich befiudet. Die Gewässer des Niles, welche dnrch den Schlamm, den sie mit sich führen, befrnchtend wirken, vernrsachen, nachdem sie mittelst des gaki^ ausgeschöpft wurdeu, eiu gutes Wachstum längs der Ufer, besouders für 6urra, cinkon (Hirse), Tabak und verschiedene Hülsenfrüchte. Statt weiter Landstrecken wird aber nnr der dem Flusse uächstgelegene Strich kultiviert. Entwickelt sich einmal eine Thätigkeit unter deu Ackerbaucru, nnd verbessern sich die Bewässerungssysteme, so können die Landstrecken, da sie fruchtbar sind, sich in blühende Gärten verwandeln. Stellenweise jedoch nnd fast unmittelbar hinter Metammeh zeigt sich das Land in üppigster Vegetation, mit Palmen — p.-»1ma ^c^Iliei-«!, p.^Im^ 6um — farnesianischen nnd Nilakazien, Banancnhainen nnd gemeinem Pisang — 14 — Die auliegeudeu Streckeu sind von Dörfern nnd Gehöften bedeckt. Schcndi, das in die Ruincn von Meroe eiugeschlusseu daliegt, ist hervorragend wegen seiner dichten Bevölkerung und der Handclsthätigkeit, Metammeh am rechten Flußufer, gleichsam ersterem gegenüber, ist berühmt wegen des üppigen nnd weichlichen Lebens seiner Frauen. Hier betreibt man im reichsten Maßstabe die Znbcreituug der Felle, die man mit den Schoten der Nilmimose herstellt und mit Gclbwurz nnd einer Art von Holms färbt. Es ist eine kleine Stadt von ziemlich unregelmäßiger Banart und dichter Bevölkerung. Tnmauia, Kerreri, Od-Alima, Halfaia haben Öfen, die gute Ziegel liefern, welche großenteils in Chartum Verwertung finden. Das Laud, das der Nil umfaßt, ist in seiner Gesamtheit eben;^unr stellenweise gelangt es zu bedeutenderer Erhöhung durch kleine Berge von beschränkter Ausdehnung, die, aus felsigeu Massen gebildet, jeder Vegetation entbehren, wie der Katerenl, Nahoyan, Akan, 'Obd^el'bassal (Zwiebclhaufeu), Der Nil wird gebildet von der Veremiguug des Bahr-el-Abiad oder Weißen Flusses, dem Ästapus der Alten, nnd des Bahr-ebAzrak oder Vlanen Flusses, vielleicht so genannt von der Indigpflanze (In6i^osera tincwl-iI), von welcher man die blaue Farbe gewiuut. Au der Stelle, wo die beiden Ströme zusammeu-fließeu uud deu Nil bildeu, ist Chartum erbaut, 16 Grad nördlicher Breite uud 33 östlicher Länge vou Greenwich, Diese Stadt ist der Sitz des Handels vom Sudau, das Hauptzentrum des Handels, der hier vou Seuuaar, Kordofau, Darfur uud dem ägyptischen Äquatoria zusammeuströmt, uud der iu Edelsteinen verschiedener Art, in Stranßenfedern, Tamarinde, Kautschuk und Elfenbein besteht. Die Stadt hat eiue Bevölkeruug vou etwa 60000 Einwohnern und viele fremde Handeltreibende, besonders Syrer uud Griecheu. Die katholischeu Missioneu Zeutralafritas, dereu Oberhaupt der Bischof Eumboni ist, haben hier eine Niederlassung uuter dem Schlche der österreichisch-uugarischeu Regierung; von diesem Hause abhängig sind auch uoch zwei audere kleiuere', das eiue iu El-Obeid in Kordofan, das andere in Nnba im siidlicheu 15 — Darfur. Die wohlthätige Wirkung, welche dieses Institut hervor« bringen sollte, begegnet nicht wenigen Schwierigkeiten in ihrer Nus-breitung sowohl dnrch die besonderen moralischen Bedingungen als auch durch jeue des Interesses und des Glaubens, Nisch^f Coml'mn Unter den Negierungsaustalteu verdienen aufgeführt zn werden das Arsenal, die Druckerei uud Militärschule, beide letztere von Gordon gegründet. Die Schule für die Apotheker hatte nur cm sehr kurzes Dasein, Die Altstadt wird großenteils aus Häusern gebildet, welche aus Schlamm und au der Souue getrockueten Ziegeln gebaut sind; die neuereu 'Aauteu werden ans gebrannten Ziegeln hergestellt. 10 Der Mangel an Kalk macht einen derartigen Luxus überaus kostspielig. , Die Häuser, welche durch Solidität uud Eleganz obenan steheu, siud die Katholische Mission, der Palast des Gouverneurs, der Sitz der Negiernngsbeaniten und andere Mlsstonzhau« in Chxnum, wenige reicher Kaufleute. Die einzige Moschee, die sich hier befiudet, hat keinerlei Kunstwert. Anßerdem ist hier ein weiter karten vorhanden, der, Eigentum des Staates, reich ist an schönen Pflanzen uud uon bequemen Chart»,ncr Tänzern,. <, 17 Pfaden durchkreuzt wird; bisweilen wird hier die alltägliche Ein» tönigkeit durch die Melodien einer Musikbande, die znm großen Tcilc aus Negern gebildet ist, nnterbrucheu. Mehemed Ali Pascha, der erste Vizekmtig Vlgyptens, dachte "" Jahre 1245 der Hedschra — 1827 der gewöhnlichen Zeit-^'chunng — zum ersten Male an die Eroberung des Sndcm. Dies "ltcrnehinen wltrde Ismail Pascha, seinem Sohne anvertrant, der ^ tschcrkessisch-inkissarischeu Truppen anszog. Er ging über den /^ erreichte Scheudi und schlng hier das Lager, indem er sich ^" Kastell als eigene Wohnung errichtete. König Nemr (Tiger) war Beherrscher jener Strecken. Ans ^"r Einladung hin sorgte er für die Bedürfnisse der Truppen, für "bensmittel, Holz nnd Stroh. Holz nnd Stroh wurde absichtlich ^gesamt rings iun die Wohnnng Ismails aufgeschichtet. Eines nchts unn verursachte eine schreckliche, voll dem Könige angeordnete MNersbrunst eine vollständige Zerstörnng des Lagerst Der Pascha Mg dabei mit allen seinen Leuten elcud zugrunde. — 18 — Die Völker des Sudan waren zu jener Zeit von einer wilden Roheit. Man erzählt, daß im Seimaar ein König mit dem Bei-namcn El'Golman (der Wilde), wenn er Vier trank, sich von ge-rösteter Menschenleber Zn nährell Pflegte. Um den erlittenen Verrat zn rächen, wnrdc Defterdar Pascha mit vielen Truppen Baschi'Bozuks abgesandt; er nahm seinen Weg über Assuan, Wadi Halfa nnd Dongola nnd vollendete, teilweise dem Nilufer entlang gehend, teilweise zn Wasser, seinen Marsch. König Nemr war nicht zn finden. Er hatte sich zn El Homran gegen die Grenzen Äthiopiens hin geflüchtet. Die rächende Wieder-Vergeltung war entsetzlich, das Morden unerhört; da gab es kein Mitleid, sogar schwangeren Weibern wurden ans barbarische Weise die Eingeweide ans dem Leibe gerissen. So dehnten sich durch Henkershand die ägyptischen Grenzen bis nach Kordofan ans. Ibrahim Pascha, der dein Defterdar gefolgt war, erweiterte seine Erobernng bis Ualed Madani. Als im Jahre 1832 der Vizetöuig Mehemed Ali über das Vorhandensein von Goldmiuen unterrichtet worden war, ging er in Person nach dem Sudan nnd dehnte seine Erobernng bis Fazoglu aus. Nachdem Ibrahim Pascha für das Kriegslager in Syrien bestimmt worden war, legte der Vizekönig selbst Hand an die Organisation des Landes. Er teilte das Kommaudo über die Trnvpen und ernannte Steuereinnehmer nnd Beamte, um die öffeutliche Orduuug nnd Sicherheit zn schützeu. Höchst originell nnd seltsam ist die Art und Weise, wie die Steueru vertheilt und eingehobeu wurden. Der Steneranteil, der die einzelnen traf, wlirde nach der Anzahl des Kamelmistcs berechnet, der in einem an einem Baume aufgehängten Sacke enthalten war. Mit aller Pünktlichkeit erlegten die Eiugcboreucn die gleiche Zahl Maria-Theresiathaler. Noch heute nehmen in Kairo die Sakkah, die Wasseruerkäufer, und ^die arabischeu Kafctiers bei der Bcdieuuug ihrer stäudigeu Kuudeu so viele Perlen oder Vohuen von einer ihnen von diesen vorher eingehändigten Snmme weg, als die Zeche beträgt; ist das Hinterlegte aufgebraucht, so fiudet die Zahlung iu Geld statt. Die damals im Sndan im Umlauf befindlichen Münzen Ware — 19 — die Maria-Theresienthaler, Mahmudieh — eine türkische Gold-münze im Werte von achtzehn türkischen Piastern, die Bargute, eine ägyptische Goldmünze von fünf ägyptischen Piastern, die Safrita oder der Österreicher Guldeu im Werte von 4'/^ ägyptischen Piastern, und der Piaster vom Jahre I^-j, genannt Massafaui. Die kommerziellen Verpflichtungen sowie die Stenern erledigte man noch mittelst Tausches, da die Anzahl des Geldes gering war, und zwar mit Elfenbein, Sklaven, Rindvieh, Goldstcmb u. dgl. Nachdem Mehemed Ali die Zustände im Sndan geordnet Mte, kehrte er nach Ägypten znrück, indem er als Gonvcrnenr "chmet Abn Bcdan El-Gazzar — den Schlächter, so genannt wegen bn unmenschlichen nnd nnnnterbrochcncn gegen die Bedninen Takas verübten Metzeleien — zurückließ. Die Nachricht von den- be-Migmen Grenelthaten gelangte nach Kairo; man gab Befehl zu feiner Rückbernsnng, uud als er demselben nicht Folge leistete, wurde eine hohe Persönlichkeit abgeschickt, nm ihn nach Ägypten Zu verbringen. Da er dem Machtgebote deu Gehorsam verweigerte, starb er, vergiftet von der Hand zweier tscherkessischer Weiber, welche bn Vizetönig hierzn angeregt Nltd bestochen hatte. Abdul Latif Pascha, der Nachfolger Kaled Paschas, welch ^tzterer ohne Lob nnd ohne Schmach nach nnr zwei Iahreu der -"egicrung starb, errang sich die Liebe und Hochachtung jener Völker-fasten dnrch weise Vorkehrungen nnd kühne Unternehmungslust, Uldem cr über die beständigen ihm von der M)ediveregierung zu-gedachton Veschränknngen hinwegkam. Er bantc zahlreiche Hänser, nrunter die Residenz der Reglernng, die Kasernen für die Truppen, 'k Magazine für Waffen und Pulver; er richtete anch eine Schnle >ur die Hauptscheitö eiu, uud im Verlaufe vou drei Iahreu, deun >v lange währte sein Amt, hatte er keine Anfstände zu unterdrücken ""d führte er keine Kriege. indessen war er bei Bestrafnng Schnldiger streng, U'ozn ihn lc angeborlie Wildheit der Völkerschaften zwang, Ein gewisser Muhammed Farak, ein Häuptling des Landes von Debba-El-^obra '" der Provinz Dongola, der schwerer Fehltritte schnldig war, ^urdc zu der Strafe der Stockprügel verurteilt, eiuer Bestrafung, 'e noch immer in Ägypten in Ehren ist. Der Unglückliche weigerte 2" — 20 - sich hartnäckig, Gnade und Verzeihung zn erbitten, und ertrug, ohne Klage zn erheben, die Marter. Als der Gonvernenr ^dic Masse des Mutes, das floß, und die zahlreichen Wnnden des Körpers sah, befahl er, die Prügel einzustellen. Da stand .der Bestrafte langsam auf, und nachdem er ein Messer ans der Tasche gezogen hatte, schickte er sich an, die Hant- und Fleischstücke, die von seinem Körper herabhingen, wegznschneiden. Der beständigen Opposition, die man ihm in Kairo machte, müde, gab Abdul Latif sein Amt ans nnd wnrde dnrch Ali Pascha Kato ^'lffe) ersetzt, welcher mit zwei ans dem syrischen Feldzuge zurückkehrenden Bataillons nach dem Sndan kam. Diese Truppen hatten keine Musik; sie spielten alls einer Guitarre das arabische Lied: Ya tamra tamercleni Ya beut konti fcni Kont and ei gheiuli 13akul kalava kentli lie nar ei habib Ya abu Ibrahim, das verdeutscht elwa lanteu luinde: „O Frilcht, 0 Früchte (meine Süßigkeit)— Wo warst dn, »uein Mädchen? — Ich war bei dem lieblichen (Herren), — Um süße Indianer zn essen — Mit dcm Fener des Geliebten — O Vater Ibrahims." Ibrahim Pascha, der Sieger von Nissib, verließ Syrien infolgc der Verbindnng der europäischen Mächte zngnnsten des Snltans. Ein Teil seiner Trnppen wnrde nach dem Sndan entsandt. Das Zloiegespräch des Liedes nimmt an, MeHeined Ali Habe das Hübsche jnnge Mädchen angernfen, wuranf es antwortet: „Ich gehe zn ineinem geliebten Ibrahim, nm süße Indianer mit dem Fcner der Liebe zu essen." Es waren dies die ersten arabischen Trnppen, welche man nach den nencn Besitznngen abschickte; das erste Bataillon nnter Osman Bey-el Arnanti uinrde nach Ualed Madan gesandt nnd das andere unter dem Befehle Ali Pascha Sebastopols nach Kordufan. Die übrigen Orte wnrden stets von türtischen Trnppen besetzt. Mit diesen: Znge war auch Halim Pascha, der Sohn des Vizekönigs. an Bord eines Dampfers, begleitet von einer DaHabich — 31 — mis Eisen, noch dem Sudan abgegangen. Doch kaum war er angekommen, als in Chartum die Cholera ausbrach, Nwranf er über Atmur und Abu Hamad floh uud uach Kairo zurückkehrte. Als Mehemed Nli ani 2. August 1849, schwach au Geist nnd an Körper, gestorbeu war, bestieg Abbas Pascha dcu Thron. Er behandelte die neuen Provinzen des Sudan in friedlicher Weise, aber seine Regierung war kurz; denn er starb unerwartet im Jahre 1854. Sein Nachfolger war Said Pascha, dcr sechste Sohn Alis, der stch im März 1857 nach Chartuni begab nnd, nachdem er genauen Augenschein von allen noch immer wachsenden Schwierigkeiten genominen hatte, welche zu überwinden waren, sich für Anfgabe des Sndan entschied. Er löste die Zivil- nnd Militärregierung cmf, verordnete die Entlassung der Beamten nnd Soldaten, ließ die Kanonen zerstören nnd befahl, dasi die Flinten nnd die Mnnition lu den Nil geworfen würden. Aber der Direktor der Magazine, kw gewisser Kater Effendi, gehorchte den Befehlen nnr znm Teile. Die Hänptcr der verschiedenen Stämme, über diesen Entschluß be> Mrzt, setzten beim Vizekönig die Vergünstignng dnrch, die Besitznahme weiterzuführen, die zur Sicherung der Ordnung nnd des ^lgentnms immerhin bereits nnerläsilich geworden war. Der Vizekönig gewährte ihre Bitte, ordnete neuerdings die "egierung des Sndan, nnd zwar teilte er ihn in vier verschiedene Provinzen, Chartnm, das als Gouuernenr Arakel Bey hatte, Taka "der Kassala unter Elias Pey, Berber nnter Ibrahim Bey nnd "vrdofan unter Ali Pascha Sebastovol. Sennaar nnd Fazogln sollten einen Teil der Provinz Chartnm bilden. Nachdem Said Pascha dem Obersten Osman Bey El Sndani Vch'hl erteilt hatte, El Maki Nasser, das Haupt der Eingeboruen, "^lche daZ Gebirge Tagle bewohnen, zn bekriegen, nahm er über ^ttnnr Gabra — die Wüste Gabra nnd Dongola — seinen Heim-weg nach Ägypten. Der Zng gegen Tagle hatte einen jämmerlichen Erfolg. Der Oberst wnrdc getötet, seine Truppen geschlagen nnd zerstrent; "ie Überlebenden zogen sich, das Land Marseknte, das der König Abd?el Rahman el Schafi beherrschte, durcheilend, über Wadi Haifa nach Ägypten znrück. — 22 — Der Mameluk Mussa Pascha, ein ehemaliger Sklave Achmet Paschas Abu Bcdan (der Manu mit dem Wasserbruch) wurde zum Oeneralgouvernenr des ganzen ägyptischen Sudan ernannt und brach gegen Chartum mit füuf Bataillons auf, dereu Soldateu den Sold auf eiu halbes Jahr vorausbezahlt crhielteu. Diese Truppeu wurden deu Befehlshabern vou Chartum, Ualad Madaui, Sennaar, Fazogln, Kordofan, Kassala, Meslemieh uud El Refaii zugeteilt. Die erste Sorge dieses Generals (mii-mii-Ili) war die, das Land militärisch zu organisieren. Er bildete zehn neue Kompagnien ans sudanesischen Soldaten nnd füuf aus solchen vou Baschi Bozuks, orduete au, daß jeder Stamm für seiue Verfüguug eiu Korps von fiiufhuudert bewaffneten uud nach jeder Hinsicht ausgerüsteten Männern unterhalte, mit Lanze, Schild, Pfeilen nnd Schwertern, sowohl anf Ochsen beritten als zu Pferd oder Kamel. Nachdem die Organisation beendet war, beschloß er, in Abessinicn cm-znfallen nnd es für die Belästigungen und Usurpationen, die man sich gegen die ägyptischen Schuhgebiete erlaubt hatte, zu bestrafen. Die Mitteiluug über feiudselige Handlungen seiteus der Abessiuicr war vou Achmet Abu Geiur oder Vater des Teufels, dem Haupt-liug der Beduinen Hamdas, hiuterbracht worden. Die Vereinigung fand ill der Nähe von Ualad Madaui statt. Der Marsch war beschleunigt uud mühevoll, da mail rasch vorwärtskommeu uud gleichzeitig Abteilungen iu provisorischeu Befestigungen zurücklassen mußte. Die Thätigkeit wurde durch Schmäh-licdcr gcgeu deu äthiopischen Köuig belebt. Nach Om Derissa auf dem Wege über Gondar, das Gelände Alm Ohemrs, gelangt, befestigte sich Mnssa Pascha an dem Flusse Deudar nud schickte dem ^tönig Abessiuieus Botschaft. Der christliche König autwortete nicht, llud so draug ^das Feldzugskorps bis El Kalabat vor, voll lvo audere Botell gesandt ninrden. Angesichts des beharrlichen Stillschweigens Kassas inachte sich der Geueral zum Eillfall iu das feindliche Gebiet bereit, als die Nachricht vom Tode Said Paschas nud der Thronbcsteiguug des Vizeköuigs Ismail eiutraf, im Jahre 1863. (1281 der Hedschra.) Mau trat deu Rückzug an; lauge, mühevolle Märsche, — 23 — Mangel an LebenZmitteln Mtd Wasser, Hinsterbcll dcr Soldaten und Kamele füllten ihn ans. Da war kein Bach, kein Snmpf. Die verendeten Kamele wnrden ausgenommen, nm nnr irgend etwas Flüssiges ans ihnen heransznsangen. lim drei Uhr nach Mitternacht erreichte man das Flüßchen El Nhad, sieben Tage nachher berührte man El-Sufi Mekercbba. Man gewährte eine dreitägige Nnhc, während welcher man hundert nnd einen Kanoncnschnß an den fünf Teilen des Tages abfcncrte, an 5ukali, clolll', 233r, Mc'l^in^d nnd C5^k^, das heißt bei Sonnen-anfgang, Mittag, Nachmittag, Abend nnd nm die Dämmernng. -......7.^ Von EbSnfi ans schickte er eine Abteilnng Trilppen ab, welche "nf das Gebiet Omars, des Sohnes des Königs Nemr, des Mörders Ismacl Paschas, Streifzüge unternehmen sollten. Das ^and wnrde geplündert, Omar aber gelang es, sich dnrch die Flncht zn retten; die Vente N'nrde, wie es Kriegsbranch ist, nnter die Trnppen «erteilt. Da die Blattern das Expeditionskorps befallen hatten, ordnete Mnssa Pascha an, daß die Bataillons in ihre bezüglichen Wohnsitze zurückmarschieren sollten, welche sie vor dem Kriege innegehabt hatten. Er selbst ließ sich in Kassala nieder. Nachdem die Epidemie gewichen war, gelangte Mnssa Pascha über Goz-Nagab nnd Damcr wieder nach Chartmn, von wo er nach ^rledignng der dringenden Geschäfte der Provinz gegell das Gebirge Tagle vordrang. Aber noch einmal beschützte den König Nasser das Schicksal; ein heftiger Negen, der sich vier Tage fortsetzte, uernichtetc gründlichst alle Kriegsvorräte nnd erzengte zahlreiche Krankheiten. Ein Ianitschar — 52VI55 — der es wagte, den Berg hiuanznsteigen, wnrde gefangen nnd in Stücke zerhanen. Man kehrte nach Ehartmn znrück; dcr Gonvernenr aber brach nach Kairo anf, wohin er von dem Vizetönig bernfen worden war. Kanin war Mnssa Pascha weggegangen, als die Mannszncht l'" den Truppen anfhörte. Die Kompagnie Ismail Bey Hakkis, die als Besatzung in Kordofan lag, stand nnter dem Vorwande "uf, daß ihr dcr Sold hintan gehalten werde, nnd da man zn keinem Ziele gelangen konnte, machten sich die Soldaten in Massen auf den Weg nach Kairo. Sic wandten sich nach dem Blancn Nil, verwüsteten alle Dörfer, dnrch welche sie kamen, nnd gelangten nach Dongola. Von dein Gouverneur dort mit ^ebeusmitteln ver-sehen, nahmen sie sechs Barken weg, schlugen ihre Besitzer in Ketten nnd eilten nach Wadi Halfa. Dort stießen sie ans Mnssa Pascha, der nach 5tairo reiste, nnd wurden von ihn: alle znsammen dnrch eine wunderbare List aufgehalten. Er verteilte getrene Soldaten als Verkäufer in einem zn diesem Zwecke abgehaltenen Markt von Lebensmitteln. Die Aufrührer kamen herbei; man snchte Händel, nnd bewaffnete Soldaten, die vorher absichtlich aufgestellt worden waren, erschienen plötzlich, faßten jene unversehens, knebelten sie nnd brachten sie nach Chartum znrück. Im Jahre 1803 (1281 der Hedschra) kehrte Mnssa Pascha nach Khartum zurück, wobei er die erste.'»lutsche, die man im Sndan sah, mitbrachte; kurze Zeit vorher hatte man vier Dampfschiffe dorthin gebracht. Gegen den Schluß des Jahres brach abermals eine große Blatternepidemie ans. Mnssa Pascha ließ die Trnppen im Freien lagern nnd verordnete, daß die Erkrankten mit den bei den Ein-geborncn üblichen Medikamenten gepflegt würden. Das Übel ver> nrsachte viele Todesfälle, und anch der Gonvernenr war nnter den Opfern. Auch eine große Viehsenche wüthete zn jener Zeit in Ägypten, nnd der Sndan sah sich um seine Rinder geplündert, die gewaltsam gefangen nnd nach dem Norden getrieben wurden. Da der Sndan seit mehreren Monaten ohne Gunvernenr war, standen die Trnppen der Provinz Taka auf, erbittert dar--übxr, daß ihnen das Versprochene nnd Geschuldete uicht geleistet wnrde. Sie erschossen ihre Offiziere, berankten die Magazine der Ncgiernng nnd plünderten die Stadt nicht ohne Gewaltthaten und Greuel. Da Osman Bey Fakry, der Vizegouverneur, ohn-mächtig war, den Nnfstand niederzuhalten, erhielt Ismail Pascha Ejnb das Amt, der mit Adam Pascha, Mnktar Aga nnd Said Aga sich nach El Taka begab, die Rebellen entwaffnete, ihre Hänpter gefangen nahm nnd sie alle ohne Ausnahme über die Klinge springen ließ. Sakgu^Agassi, ein Offizier und geheimer C h li r t « in. — 85 — Aufwiegler, wurde später alls Befehl Gaafar Pascha Mazaars ge> henkt. Der letztere lourde nachher zum Geueralgonverneur an StelleGaafarPascha Sadeks ernannt; er war ein ungeschickter Mensch, der sich nnr um die künstliche Ausbrütnng der Hühnereier kümmerte. Die Amtseinführung Mazaars wurde mit großer Feierlichkeit begangen. Schahin Pascha unirde zu dieser Zeremonie nach Kairo abgesandt, die Friedenswächter, genannt mu5t^dül/.me, wnrdeu gewählt, man gab große und kostspielige Feste, zu denen die Haupt» linge der verschiedenen Stämme geladen wurden, König Nasser vom VergTagle fügte sich in die Nnterwerfnng. Das Geschenk, das er anbot, war eine schwere über einen Meter lange goldene Kette. Er wurde alsdann vom Schahin im Triumphe nach Kairo geführt und seitens des Königs mit Geschenken und Ehren über-häuft. Es wurde ihm ein großes Besitzthum, uamens Metuk in der Nähe von Balo längs des Niles, als sein eigen angewiesen, wo er bis zu seinem Tod verblieb. Gaafar beherrschte den Sudali während sechs Iahreu zur allgemeinen Zufriedenheit, er ermutigte und schlitzte den Haudel, brachte neue Ordnnng in den Verwaltungsdienst und begann nützliche Reformen. Im Jahre I^l^ (1984 der Hedschra) sandte er eine Masse Tiere, Produkte, Knnstarbeiten uach Kairo, um sie nach Paris znr Weltansstellung zn verbringen. Unter den Tieren be» fand sich anch der heilige Vogel, der Ibis, nnd als Knnstgegew stände figurierten glänzende Filigranarbeiten. Hier will ich mit meinem Rückblicke auf die Besetzung und Eroberung des Sndan dnrch Ägypten innehalten; die folgenden Zeiten, welche die Thaten Ismail Ejnbs, Bakers und Gordons umfassen, sind so sehr bekannt und so oft dargestellt worden, daß jedes weitere Wort unnütz würde. In jenen Tagen hatte Gordon, vou seiner frnchtlosen Sendung bei dem Könige von Abessinien zurückgekehrt, dem neuen Khedive Mohammed Tewfik Pascha seine Entlassung eingereicht, nach ihm hatte Giegler Pascha, der Untergonvernenr, die Leitung der Geschäfte des Sudau übernommen. ^)urch die.Pflanzmansammlnngen im Nil waren die Beziehungen zn den südlichen Provinzen unterbrochen; man wußte nicht mit Be« — 26 — stimmtheit, auf luelchem Punkte die unter dor Direktion Marnos be» thätigten Eröffnnngsarbeiten stünden. Ich begab mich zum Vize» gouuerneur, um ihm meine Absicht abzureisen mitzuteilen. „Ich kann Sie nicht fortlassen", sagte mir Giegler. „Und warum nicht, Exzellenz?" „Es ist ein ausdrücklicher Befehl, den Gurdou gab, nnd der bis hente nicht widerrufen wurde". „Aber ich werde die Ankunft der Dampfer und die Eröffuuug des Weißen Flnsses nicht abwarten. Auf dem Wege über Kordvfau werde ich die Provinz Bahr el-Gazal betreten". „Sie werden das nicht thnu; uud ich rate Ihnen, es nicht einmal zu versnchcn. Ich wäre gezwungen, Sie daran zn hindern". Ich zog mich zurück. Die Zeiteu ließen anf radikale Ändernngen schließen. In Kairo dachte man eben über die Art nnd Weise nach, das Negiernugssystem im Sudan dnrcheinauder zu wirreu, uud hier hinkte man mit eiucm uollstäudig provisorischen Regiment einher auf Grundlage von Einschränknngcn nnd Mißtrauen. Doktor Zncchinetti wird verjagt, in dem knrzen Zeitraum vou drei Tageu angeklagt, an Verschwörungen gegen die öffent' liche Ordnung nnd Sicherheit mit teil zu haben. Der Ingenieur Messedaglia, der ehemalige Gonvcrnenr vou Darfnr, wird einer Untersnchnngskommission vorgeführt, nm ehren« rührigeu, mit Absicht gegeu ihn vorgebrachten Verleumdungen Lcbensberechtigung nnd Grnndlage zu verleiheu. Auch die Aukunft Rauf Paschas als Gencralgouveruenr des Sudan brachte keine besseren Garantien für das Vertrauen in die Znknnft. Obwohl scheinbar ein Freund der Europäer, wußte er sich weder ihn Achtnng zu erwerben, noch Furcht und Zweifel über die Araber zu zerstreuen. Ohue jede Initiative, selbst im Schlechten, ein Beobachter des Scheins doch nicht des Wesens, gestattete er, ja begünstigte er sogar das Wiedererwachen der Glaubens' nnd Rassenkämpfe. Ein junger Neger uud ehemaliger Zögliug der katholischen Mission hatte ein in derselben Anstalt herangewachsenes Mädchen geheiratet. Aber bald trübte die Un-Verträglichkeit des Charakters mit allen ihren traurigeu Folgeu deu häusliche« Friedeu, uud der Gatte sprach deu Wnnsch ans, sich — 27 — von seiner Fran zn trennen. Der Geistliche, den man zn Rate gezogen hatte, mißbilligte den nnrcligiösen Vorsatz nnd hielt an der Uuanflöslichkeit des Ehebandes fest. Der Unglückliche ging, betrübter als je, von danncn, nnd nach langem Hin- nnd Hererwägen, nnd nachdem er sich mit einigen Mnselmanen beraten hatte, entschloß er sich, vom Glanben abzufallen. Die Wiedcrgewinnnng dieses Christen für Mohammed wnrde in der Stadt mit dem prunkvollsten Gepränge und mit großem Lärm gefeiert. Der fromme Mann ward anf ein Pferd gesetzt, das reich gesattelt war, mit arabischer Kleidung ans feinen Stoffen und Stickereien angethan; Bläser nnd Tänzerinnen (iavultti nnd ^av^i) schritten voran, Würdenträger nnd nnzähliges Volk gingen nach; er wnrde im Triumph durch die Straßen geführt, begrüßt, mit reichem Anfwande von Erfrischungen bedient nnd mit Geschenken der hervorragendsten Muselmanen bedacht. Der Vorgang, der von Hohnausdrücken gegen die Ungläubigen begleitet wurde, fand die Dnldnng, vielleicht sogar den Beifall der Negierungsbeamten. — Die Zeiten wandten sich zum Schlimmeren. Znr Zeit der Negiernng Gordons hatten sich einige Enro-päer im Sndan niedergelassen, um Handel zu cröffucn. Außer den Griechen und Syrern, welche in Dscherdaref, in Sennaar, in Kordofan vieles fiir die Knltnr thaten nnd den Handel belebten, hatte der Franzose Marqnet in der Stadt Chartmn eine für jene Länder neue Industrie heimisch gemacht, die Sichtung des Gummis nach Qualität und Größe. Sie wird mit einer Maschine vorgenommen, die ans einer mit Eisendraht durchflochtenen Leinwand von verschiedener Stärke besteht. Dies Drahtgeflecht rollt sich um eine Walze nnd wird dnrch einen Handgriff in Vewegnng gesetzt. Ein Ventilator vervollständigt die Vorrichtung. Zu dieser Arbeit hatte er Frauen und Mädchen verwendet, die sich hier unter der Aufsicht überwachender Europäer an Ordnnng uud Genauigkeit gewöhuten. Aber nnr allzusehr war das Vertraueu erschüttert; die sieben hafte Neignng znni Handel war im Sudan erkaltet; die Ungunst des Klimas spnkte ill den Geistern; wenige Todesfälle verbreiteten Schrecken, und viele machten sich wieder anf den Heimweg. 28 Der junge Pole Mirski und die Italiener Mareoni, Buglioue und Araeearoli slavl'en in knrzer Zeit. Armer Fraeearoli! Ein verderblicher Ficbcranfall, der am 24. Mai auftrat, schnitt ihm scill Dasein ab. Der Schmerz dcr Kosouic aM'itote ihn zu (^rabe, (iin mutM-r, startcr, einsichtsvoller jlln^'r Mann, hatte er Proben seiner seltenen Befähigung für die afrikmw schen Unternehmungen gegeben, indem er, allein, ans dem Rücken des Kamels, begleitet von einem zwölfjährigen >tinde, tausend Schwierigkeiten überwand und den Weg hin und znrück in kürzester Zeit zwischen Chartnm nnd Ascher, der Hauptstadt Darfnrs, vollendete. 29 Dwettes Mpitsl. Inhaltsübersicht Ich darf mich einschiffen. — Brnn Rollet. — Die Missionäre. — Gebiüdcr Poncct. — Miani. Tn ra-el-Kadra. — Dnemm e, — 5tawli, ^ Der maiestätische Nil. ^- Die Vaggara. — Die Insel Aba niid ihr künftiger Prophet. — Ktaka niid die Schillitk. — Faschoda. — Der Fluß Sobat. — Die Abgeordneten zur Unterdrückung der Sklaverei. — Der Gazellenfluß. — Mücken nnd Wespen. Die zahlreichen Nilpferde. — Die Skorpione, — Eine Methode, ihren Biß zu heilen. — Die Nuer, — Ihre Niualität mit den Dinka. — Der Fluß wird durch eine Pflanzcnansammlung gesperrt. — Arbeiten, um sich eine Straße zu öffnen, — Die schwarzen Soldateu. — Sechsundsechzig Hindernisse, — Der baiaenlcepä rex. — Olefautenherden. — Ankunft in Mesrha-el-Nek. In Chartnm gab es festliche Tage, vorerst wegen der Gebnrt einer Tochter des Gonvernenrs, dann Znr Feier der Wiederkehr des Tages der Thronerhebnng des Vizekönigs Tcwfik Pascha. Die Enropäer wnrden zn beiden Festlichkeiten geladen nnd mit Ans-zeichnnng behandelt. Im Verlanfe jener Zeit hatte ich Gelegenheit, mich mit Ranf Pascha zn nnterhalten, der sich Mi'che gab, mich von meinem Vorhaben, in die Provinz des Bahr-ebGazal zn gehen, abzubringen, und mir mit der Aussicht anf eine Erforschung der Gegend des Sobatflusses schmeichelte. tHMich nach langen Einzel' heiten und ängstlichem Hinwarten wnrde der Befehl zur Abreise zweier Dampfer nach dem Süden hinansgcgeben. Ich erhielt eitlen Erlaß Nanfs nud konnte mich dann nach den Provinzen des Bahr-el-Gazal nnd Äqnatoria einschiffen. Am Abend des 4. Inli 1880 begann ich, nachdem ich die Frennde noch begrüßt hatte, an Bord des Dampfers Safia auf dem Weißen Flnfse meine Reise. — 30 — Der erste Europäer, der jenen grüßen Flnß hiuabfuhr, war Vruu Rollet, dcr auf der Suche uach Elfenbein ins Land der Bari kam, die man nachher Dschillio, uach dem Vegrüßuugsrnf „Willkommen!", mit dein ihre Schar empfangen wurde, uauute. Im Jahre 1851 errichteten die katholischen Missionäre, die in Chartnm seit 1848 wohnten, ein Schwesterhans in Goudokoro, das sie im Jahre 1861 sowohl ans Gesundheitsrücksichten als wegen des geringen Er» folges ihres Avostolates verlassen mußtcu. Die Oraugeu» und Zitroueuhaiue, die dort uoch stehen und Früchte tragen, siud die ciuzige Er-iuueruug iu der Überlieferung der Eingeborenen. Unser Miaui kam im Jahre 1857 nach Dnfl6, und vier Jahre später grün-deten die Gebrüder Poucet Stationen mn oberen Nil. Mau kaun sagen, daß mit der Expedition Bakers der Fluh den Dampferu der ägyptischen Regierung eröffnet wurde. Mau begrüßt deu Baum Mouchy Beys, mau fährt au deu Bergen Nuel serster) und Moudorä (Spiegel) vorbei, mau berührt Tnra»el«Kadra, das auf dem Wege uach Kordofan liegt, Tuemme, wo später die Mahdisten mit Steineu uud Väumeu den Fluß ver» sperrteu, uud iudcm mau die Höheu dcr Grauitsvitze des Berges Etueu verläßt, erreicht man Kawa, dcu großeu Handelsplatz filr Sklaveu, die uö'rdliche Greuzc des Schillutvolkes. Der Fluß hat eiue beträchtliche Breite; es ist eiue iibcr^ wältigendc Masse mit Erdeugruud, vou der eiu gelouudeuer Weg Zeuguis giebt, auf dem sich mehr oder mmdcr ausgedehnte Inseln, — 3l — unendliche Einbnchtnngen nnd Seitenarme, die sich in weiter, weiter Ferne verlieren, befinden. Die Natur ringsnm zeigt sich in großartiger Üppigkeit und überraschender Fruchtbarkeit. Die Nilakazie nnd bunte Mimosen herrschen nnter den Vänmen vor, neben den Palmen und Tamarinden; weite, mit Korn bebaute Felder, Gärten mit Grün, mittelst des 53kie bewässert, größere mit Vossia nnd Papyrns bedeckte Strecken, flüchtige Antilopen und zahllose Scharen von Gänsen, Enten und Kranichen mit buschigem Kopf, die von einem Nfer zum audern schwimmen oder anf dem Grase der Inseln der Nnhe Pflegen, beleben die heitere Ansicht der Natur. Und unter den Tieren erhöhen große Riesen-schlangcn mit ihren hervorstehenden Köpfen, die sich nm die Baumstämme gewuuden haben, neben dem Absehen, den sie hervor-rnfen, die Großartigkeit des Gemäldes. Die Baggara, die Bewohner des linken Ufers, mit ausgczeichuctcn Körperformen, halten in den grasreichcn Gegenden Herden von Rindern und Kühen mit bnckeligcm Rücken. Wir kamen der Insel Aba nahe, die dem Gebiete von Kawa fast gegenüber liegt. Der Dampfer verzögert seinen Lanf, nnd das Pfeifen der Maschine widerhallt in drei bis viermal verlängerten Tönen. Der Kapitän, das Schiffsvolk, die Passagiere erheben, gegen die Insel gekehrt, ihre Gebete zn Gott. „Was machen sie da?" sagte ich, mich an eiucn griechischen Kanfmann wendend, der nach der Provinz Vahr-el-Gazal fuhr, um dort das Glück des Handels zu versuchen, das in Chartnm allgemach sank, „Man begrüßt eiucn großen Heiligen, der hier wohnt. Er ist unsterblich, berichtet die Ehronik; schon einmal ist er, ohne das Tudeslos zn teilen, zu Gott emporgestiegen, von dem er vor siebenhnndert Jahren znrückgckehrt ist." Die Leute grüßten mit Ehrfurcht Mohammed Achmet, den künftigen Mubdi Mahdi, der so viel Ungemach über deu Sudan briugeu sollte. Scholl frühzeitig hatte er übermäßigen Einflnß anf die um< liegenden Länder gewonnen, und der Gouverneur selbst umgab ihn mit Hochachtung, indem er verbot, daß man in jenem Land- — 32 — striche Holz oder andere Dinge zum Dienste der Schiffahrt aufkaufe. Michael Saad, eiu Kopte, der erste Finauzbeamte in Äqua-toria, erzählte, er sei, als er den Fluß hinanfuhr, als Teilnehmer ail der ägyptischen Expedition Sir Samuel Vaters, mit anderen Beamten all der Insel Aba ausgestiegen, um den heiligen Einsiedler M begrüßen. Mohammed Nehmet habe sie sehr höflich aufgenommeu und, wie es Sitte ist, mit Znckcrwasser nnd süßer Milch bewirtet. Die beiden Gefäße gingen im Kreise bei den Besuchern hernm, die ihrer mehr als vierzig waren; jeder trauk, bis Nil bei Verber. — 33 — er satt war, und trotzdem wurdm die Gefäße um gar nichts von ihrem Inhalte entleert. Macht der Wunder und mehr noch der Leichtgläubigkeit! Die Schilluk, ein mächtiger Stamm, der heute freilich im Verfall begriffen ist iufulge der schlimmen Plackereien seitens der ägyptischen Oberherrschaft nnd der engen Grenzen, welche die Baggara seiner Ausdehnung zogen, haben an Kraft und Einfluß, wie an Zahl verloren. Als Niudviehzüchter leben sie in zahlreichen, aus Hütten mit gernudeten Dächern bestehenden Dörfern. Sie sind tapfer, stark, aber wenig kriegerisch, da ihnen die militärische Tüchtigkeit nach wiederholten Schlächtereien, dereu Schauplatz ihr ^and war, immer mehr abhanden kam. Von Kawa nach Faschoda sind die Ufer des Flusses mit Echillnk Dörfern besetzt, von denen durch Regelmäßigkeit der Vau> art uud Lieblichkeit der Landschaft .ttaka bemerkenswerth ist, das eine Besatznug ägyptischer Soldaten hat. Die eintönige Ebene wird von den mäßigen Erhebungen des Flnsses Tefefan unterbrochen. Faschoda, das alte Denab, zum Mtze eines ägyptischen Gouvernements crbant, macht auf den Reisenden einen augenehmeu Eindruck. Es hat ans Ziegel und Kalk erbaute Hänser, zwar klein, doch getüncht, eine sogenannte Burg und einen Gouverneur-Palast uud ist ringsum vou Nutz- uud Ziergärten unigeben. Die Bevölkerung setzt sich ans Schaighei — Arabern uud Dauagla — zusammeu, anch fiudet sich da der eine oder andere griechische Kaufmann. Die Eingeborenen leben in Dörfern, die von der Stadt abgetrennt liegen. Die Dampfschiffe werden mit Holzvorräten versehen, die man längs den Ufern des Sobat schlägt, da die Gestade dieses Flusses reicher an Wäldern sind als jene des Niles. In der Entfernung einer etwa zweistündigen Dampfschiffahrt, von der Mündung ans gerechnet, hat man eine ägyptische Station errichtet, die ein Kapitän leitet, der auf diesem Wege die Sllavenkarawauen gemeinsam mit einem besonderen Delegierten überwachen sollte. Allein man hat mir versichert, daß diese meuschcnfrenndliche Einrichtung in einen schändlichen Handel uud Erwerb ausgeartet ist. — 34 — Das Gelände, innerhalb dessen der Sobat länft, bietet eine reiche Vegetation, eine hinlänglich umfangreiche Feldbebannng und große Herden mit zahlreichem Rindvieh. Der Fluß fiihrt eine Menge Wasser, das dnrch hohe, nnbewachsenc Ufer eingedämmt wird, an denen, spärlich verteilt, kleine Dörfer liegen. Er wird aller Hoffnung nach in nicht ferner Zukuuft die Ader sein, dnrch welche eine große Menge des Reichtums, der bisher im Dnntel verhüllt lag, aus den Gallaländern sich ergießeil wird. Faschoda und das umliegende ^and leiden infolge der Un-gcsnndheit des Klimas, besonders in der regnerischen Jahreszeit, unter einer nuerbaulichcn Berühmtheit; die Fieber der Malaria erfordern zahlreiche Opfer. Wohlweislich, sagt man, und mit sicherer Berechuuug hat die Regierung hier eine Strafanstalt für Verbrecher errichtet, nm raschestens von dem Dasein der Delinquenten und der sogenannten gefährlichen Individuen befreit zu werden. Am l6. Juli war alles zur Abfahrt bereit, die Soldaten waren eingeschifft, ^ebeusmittel, lange Stangen, massenhaftes Strick-werk war beschafft; man erwartete nnr den Befehl, die Anker zu lichten. Nach langem Warten kam richtig der Negiernngsabgeordnete zur Überwachung der Maßregeln gegen den Sklavenhandel mit eiuem befolge von Schreibern nnd Beamten au Bord, um die abreisenden Persönlichkeiten festzustellen nnd zu kontrollieren. Nachdem er ein-gehend und mit höchster (^euanigkeit die einzelnen Individualitäten, die meinige mitiubegriffeu, konstatiert hatte, gab uns die Thätigkeit an Bord die Versicherung baldiger Abfahrt. Eine seltsame Art der Kontrolle oder besser gesagt des Betrngs, die mau von Enroväern ausüben läßt. Deu Tag vorher sagte mir eiu griechischer kl ans-mann, seine größten Gewinue kommen noch immer vom Verkaufe von Sklaven an die Karawaneuführer. Sie zogeu in einiger Ent-fernnng von der Stadt vorbei, aber sie zogen straflos vorbei nnd sicher, nicht augezeigt zu werden. Mau fuhr etwa zwei Stnnden anf dem Nile nnd gelangte dahin, wo der Fluß sich in eine weite Sumpfgegend ausdehut, eiu trostloser Anblick! Uns nach rechts wendend, kamen wir in den Bahr-WOazal, deu l^azellenflnß. — 35 — Ta äuderte sich das Bild. Keiue Baunivegetatiun mehr, keine Törfer und Wohustätteu, keine Abwechslung der Natnr, die nns unigiebt, Eng ist der Fluß, hohe Kräuter stehen ans beiden Seiten, Versumvfuugeu sind allenthalben, das Wasser ist von dunkler Farbe, überall eine stumme, erdrückende (Gleichförmigkeit. Zu der ekelhaften Belästigung dnrch zahllose Fliegen, welche keine Rnhe die Nacht hindurch gewähren, gesellt sich vom Aufgange der Sonne bis über den Mittag hinans der beständige Kampf gegen <'ine Unzahl von Wespen besonderer Art, namens ^u-ecla. die, rasch und ohne Unterlaß im Bogen umherfliegend, einen an Gesicht, Hals und Häuden zerstechen. Allerdings ist die Folge des Stiches keine bedeutende, doch aber gehört das Spiel nicht zu deu erheiterndsten. Im Flnsse sind die Nilpferde häufig, die iu Gruppen vor» nehmlich iu dcu fast ruhigeu Gewässern der au deu Seiteu sich bildenden Altwasser nacheinander nns als Gegenstand der Nengierde beobachteten, indem sie etwas Grunzen hören ließen. Sie haben den Kopf über der Oberfläche des Wassers, da sie vollständig nnr in laugen Zwischenränmen nntertanchen. Wir begrüßten sie mit manchem Flintenschuß, aber das Tier, das manchmal sich duckte, erschien in knrzem wieder mit mwersehrtem Körper, wie nm nusere Ohnmacht herauszufordern. Das Holz, das im Fluß Sobat aus aufgeschichtetcu Haufen anfgeladcu wurde, war seit lange von den Soldaten der Militär-station geschlagen worden, denn dies gehört unter ihre Dienstesvorschriften. Es barg in seinen Löchern einen gefährlichen Feind. Von Zeit zn Zeit hörte man in nicht seltenen Zwischenräumen lautes Geschrei, dauu Schluchzen, das iu heisere, nnansgesetzte Klage anslief' ein Soldat nm den anderen ans der Schar war von eiuem Skorpiou gestochen worden. So ein Mann, eben noch übermütig, heiter nnd kräftig, verfiel plötzlich in tiefe Niedergeschlagenheit, die Folge eines kann: zn fassenden Schreckens. Ein Schnitt in die Wunde, um Vluteutzug zn verursachen, nnd oft die Anwendung glühenden Eisens bei dem Stiche waren die gewöhnlichen Mittel, die ein lnstiger sudanesischer Soldat, der durch die Verhältnisse sich zum Arzte herausgebildet hatte, verorduete. — 30 — Ich lachtt' damals, aufrichtig gesagt, über die übermäßige Dauer der Klageu der (bestochenen, aber später, da ich in einer Nacht am Flusse Kibali vou eiuem dieser unversöhnlichen Tiere am Beine gestochen wurde, mußte ich iufolge eigener Erfahrung das Urteil zurücknehmen, das ich mir gebildet hatte. In den vicrund-zwauzig Stuuden, da ich den glühenden Schmerz dulden mußte, der sich bis Zu dcu Schulteru uud dem Arme fortgepflauzt hatte, verweilte meiu Gedanke oftmals bei den armeu am Gazellenflusse cingeschiffteu Soldaten. Das Land, durch welches mau kommt, wird von deu Nner bewohnt, eiuem eiust friedlichen uud guteu, heutzutage aber kriegerische«, mißtrauischen und feindseligen Volke; die häufigeu vou deu Sklaveuhäudleru Chartuuis ausgefiihrteu Streifzüge haben ihre Gefühle iu Haß uud Feiudseligkcit verkehrt. Sie sind groß und schöu in ihrer Erscheiuuug uud vollständig nackt; sie wohnen in zerstreuten Hüttcu, die auf kleiueu, aus dem Wasser hervor-treteudeu Erderhebuugeu liegen; sie habeu zahlreiche Schafherden, siud sehr gewaudt, ihre gauz klciltei: Varkeu durch Schilf und Kräuter durchzubringeu, durch welche sie, kaum geseheu, mit ilber-raschcuder Schnelligkeit sich durchwinden. Da sie Rivalcu der uahe wohueudeu Diuka siud, so herrscht zwischen ihueu ein ständiger Kampf, deu Haß und Rachegeist unterhalten, die sie zu gegenseitigen blutigen Angriffen uud ruhelosen, stets wachsenden Kämpfcu veranlassen. Um die Langeweile nnd die Qual der Schiffahrt am uächsten Tage uoch zu verlängern, war ein echt afritauisches Naturhiudernis eingetreten, das, obgleich für die Reise wohl vorgesehen, uns dennoch eine recht nuliebe Uberraschuug verursachte. Eiu dichtes Netz vou Pflauzeu, fest, elastisch, meist niit beiden Ufern iu Verbiuduug uud von wechselnder Tiefe, von den Arabern 3^6 geuauut, das zum großen Teil ans Hermimera (amd^t^cli), Papirus (cli^) uud Vossia (3us^) bestaud, heunute mit eiuem Male die Schiffahrt, ^s mit Dampfkraft zu überwiudeu, geliugl iu den allerweuigstcu Fälleu; die Räder und das Vordertheil verwickeln sich fest iu die nicht zu durchfchneideuden Kränter, uud der Dampfer bleibt gefangeu, umgarnt, zu jeder Bewegung unbrauchbar. Geduld, Arbeit, Kraft- — 37 — anstrcngnng erzielen jedoch, wenn sie unter einheitlicher Leitung stehen, schnellen nnd günstigen Erfolg. „Die Sicheln Mr Hand!" rnft der Kapitän, „nehmt die Stangen, hinab ins Wasser, an die Räder, ans Vorderthcil, schafft die Pflanzen weg!" Nnd die Soldaten gehorchen, sie schneiden in aller Schnelligkeit nnd mit der größten Kraft-anstrengnng die Pflanzen dnrch, sammeln sie in Garben, lassen sie den ^ans des Flnsses entlang lnnabschwimmeu, helfen mit ihrem Nucken zn einem Anfang nemr Bewegung, indeni sie mit wachsender Regelmäßigkeit sich anstemmen. Dabei singen jene, die am Bord des Dampfers mit ihren langen Stangen eine Bewegung nach vorwärts zn erzielen snchen, ein Lied. „Dur!" rnft der Kapitän, nnd alles steht still. Man wiederholt die Ar» beit neuerdings nach dem gleichen Befehl, und so geht es weiter, bis der Dampfer frei gemacht ist. Ein einstimmiges, trium phiereudes ^reudengeschrei erwidert den Befehl des Kapitäns, wenn er die Wiederanfnahme der Fahrt in den freigemachten el. Rek. — 3!) — WMss Kapitel. Inhaltsübersicht Ein Brief Gessis, — Die Station Mesrha-cl-Nek. — Die Diuka, — Ihre Sitten nnd Gebräuche. — Anlagen. — Kultus der Schlange». ^ Großartige Niudvichzncht. — Die Araber nnd Gessi, — Geliebt von den Guten, gehaßt uon den Schlechten. — Gesang mid Tanz, — Der Elefant nnd der Hahn, -^ Acstäudisse Ausbreitnng des StanlNlcs der Dinla. — Neunzehn Tage des Hinwartens, — Anlnnft der Hitaultierc. — Dörfer längs der Straße. — Fruchtbarkeit des Boden?. — Die Waldtranbe, — Der Fluh Mohmnl. — Auknnft in Dschnr Gatthas, — Der Flnß Dschnr. — Kntschukali nnd die Wollpflan-znngeu. — Die zwei Arme des Dschnr, — Große Anzahl uou Krokodilen, — Bcgegnnna, niit Gcssi Kurzer bericht nber den Don Gessi gegen SolyUlan nnteruommcneu ^eldzng. — Ter 17, Juli 1879. — Er-schicßnng Solymans uud der tzanptrebellcn, — lKröffunng des Flusses Dschnr für die Schiffahrt, ^ Beginnender Wolilstaud. — Köuig Äldarania d.r Sandch. — Äesnch seinem Bruders in Wau, — Gessi entschließt sich, nach (5 härtn in zn geheu, - Seine Plane, — Die Wnifcl sind gefallen. Am Abcud Ml'in^r Aukuufl in Ml'srhN'cl'Rek übermal' lniv das Haupt des Kreises eineu Brief Gcssis, ill welchem geschrieben stand, es seien mit Rücksicht anf mich gcnane Befehle weqen der gewünschten Reise nach Wan erteilt, Erfrent nber eine solche Nachricht, vun der ich hoffte, sie werde mich von diesen Flußufern wegbringen, die allenthalben mit Sümpfen bedeckt und wegen ihrer mephitischen ^uft und übermäßigen Feuchtigkeit trostlos waren, gelangte ich teils zn Fuß, teils auf eiuem mir von dem Befehls-Haber der Soldateu gegebeuen Esel in kurzer Zeit nach der Regie-rungsstatiou bei deu Dinka, nach Rek. Der arabische Häuptling jedoch, der deu Brief Geffis falsch verstehen wollte, überredete mich mit znthnulicher, nachhaltiger nnd verführerischer Gefälligkeit, die ^ente abzuwarten, die mich zu holen kämen. — 40 — Ich konnte nnr nachgeben, ob ich auch mehr gefügig als überzeugt war. Ich ließ mich in einer gescheuerten nnd ansge^ besserten Hütte nieder nnd rüstete mich zn den ersten Gednldproben, Das Geschlecht der Dinka, das ans vielen Stämmen besteht, von denen jeder dnrch Verschiedenheit der Sitten nnd Gebräuche sich auszeichnet, nmfaßt Lente von sanfter Gesinnnng, die nnr auf das Jagen der wilden Tiere erpicht sind. Schüchtern im Verkehr mit fremden Renten, gefällig in ihrem Wesen, von gelenkem nnd kräftigem Gliederbau, schnell ans ihrem Wege nnd ^anzc nnd Vogcn mit überraschender Geschicklichkeit führend, bilden sie streng genommen politisch keine Gemeinschaft, sondern leben nnter patriarchalischer Oberherrschaft, anf Dörfer verteilt, die nnter Häuptlingen mit ererbten Vorrechten stehen. Die Wohnungen bestehen ans Strohhüttcn mit kegelförmigem Dache, sind geränmig nnd von wunderbarer Sauberkeit. Die Männer bedecken sich mit einem Ziegenfell, das um die Hüfte gebnnden ist, uiele jedoch sind völlig nackt. Die Weiber dagegen tragen, wenn sie erwachsen sind, beständig zwei ^elle an der Hüfte, die den Körper bis znr Höhe der Kniee decken. Die Nacht über liegen sie anf einem Bette von Asche, sei es nm sich vor den Stichen der zahlreichen Mücken zu schützen, sei es um die fühlbare Wirkung der gesunkenen Temperatur zu miuderu. Seltsam, übcrraschcud, ja eiueu Schauer des Schreckens hervorbriugeud ist morgens der Anblick dieser langen, weißgranen Gespenster. Sie pflegen sich die Ohren an mehreren Stellen zn dnrchbohren nnd kleine Eisenringe hineiltznhängen. Die Männer tragen Afcnbein-spangen am Arme, die Granen solche von lHisen an den Pnlsen und den Fnßgelenken, Nach Art sehr vieler anderer schwarzer Stämme ziehen sie sich zwei Schneidezähne des Unterkiefers ans. Selten nähren sie sich von Meisch, nnd ganz besonders verabschenen sie jenes des Nilpferdes, der Krokodile nnd der Natten, Vor allem leben sie von Milch- und Mehlspeisen nnd benutzen ein ans Moorhirse hergestelltes Vier, Mit Necht schätzen sie eine ans Vntter, Honig und Milch bereitete Mehlkost. Sie waschen ihre Töpfe mit Knlmrin und haben kein Salz. 3chiUukkricgcr. — 41 Die Butter wird auf ganz besondere Art hergestellt. Die gestandene 3)iilch N'ird il!, milieu großen Kürbis gegossen, den man oben schließt; eine meist ans zwei Holzschemelu sitzende Person schiittelt, mit den Händen wechselnd, bald mit der rechten, bald mit der linken, den Kürbis, indem sie denselben mit einförmigen, rhythmischen Bewegungen ans die Kniee schlägt. Die Arbeit erfordert einige Zeit, woranf sich die Bntter alsdann in mehr oder minder großen Klnmpen von der Milch absondert. Die Reinlichkeit bei alle dem, was die Znbereitnng der Speisen anlangt, ist völlig mnsterhaft. Im allgemeinen wird von den Schwarzen das Korn in Mörsern mittels eines hölzernen Klöpfels gestoßen. Das Weib, das einer derartigen Arbeit vorsteht, empfindet die Notwendigkeit, beständig befeuchtete Hände zn haben; dies wird in den meisten fällen erhielt, indem man von Zeit zu Zeit bald in die eine, bald in die andere Hand spnkt. Das Dintaweib jedoch benutzt hierzn Wasser, das stets in einem Gefäße neben ihm steht, Vei dieser überans schwierigen Thätigkeit bedeckt sich der Leib der Arbeitenden mit Schweiß; in diesem Falle wird die Arbeit von einer andern Person fortgesetzt, nm dieser Zeit zu lassen, den Schweiß abzutrocknen nnd den Körper zu waschen. Die Gefäße, — 42 — die zum kochen dienen, sowie jene, ill die man Speisen schiittet, lverden jedesmal, nnd zn>ar mit großer Sorgfalt, gewaschen. Wenn man von einer Frau einen Gegenstand oder irgend welchen Dienst verlangt, so wäscht sie sich, ehe sie sich darüber macht, die Hände. Wenn sich der Mann vom Dorfe entfernt, trägt er beständig die Lanze; im Inneren verwendet er eine kleine Keilte von Eben« holz. Die Dinka haben einen besonderen Schlangenknltns; fast in jeder Wohnung begegnet man irgend einem dieser Reptilien, das, meist als prophetisch verehrt, rnhig daliegt nnd sich ringelt ohne jegliches Mißtranen. Die Zntranlichleit dieser Tiere, die man mit Milch futtert, geht so weit, das; sie dem Rnfen nnd Locken der Fran des Hanfes folgen. Die Dinka leben in Vielweiberei. Die Fran wird vom Vater gegen Bezahlnng erworben; der Besitz mehrerer Franen richtet sich nach dem Reichtum des Gatten; die weniger Vermöglichcn begnügen sich mit einer einzigen Fran. Das erste Weib ist die Herrin des Hanfes, sie hat seine Oberleitung, überwacht nnd lenkt die Feld-arbeiten, die Zubereitung der Speisen, die Bestellung von Holz nnd Wasser, die Reinlichkeit der Knh- nnd Ziegenställe. Die >lnlie werden in Perschläge gesperrt, die ans Pfählen errichtet werden, nnd an Stöcke, die im Boden befestigt find, ge-lmndcn. Die Gewohnheit ist so mächtig, daß jede bei der Rückkehr von der Weide sich ans den angewiesenen Platz begiebt nnd wartet, bi5 sie dort angebunden wird. Meist geschieht das Znsammentreiben der Tiere dnrch Trommelschläge; die Tiere antworten sofort anf den Rnf. Der Besitzer vieler Herden ist gewöhnlich von dem Sitze der Familie abwesend nnd macht dort nur in Zwischenränmen Besnch. Vei seinem Antreffen Pflanzt er seine Lanze vor der Hütte anf, deren Bewohnerin auf diese Weife geehrt wird. Sie nimmt ihn anf nnd sorgt für seinen Unterhalt. Die Dinka banen gewöhnlich Hirse, Bohnen, Kürbisse, Sesam nnd Tabak, züchten Hühner und halten Hnnde von kleinem Wüchse, die aber gnte nnd getrene Wächter des Hanfes sind. Bei den Unterredungen, die ich bald mit dem Hanpte der Regiernngsstation, bald mit Soldaten und höheren Persönlichkeiten der die benachbarten Dörfer bewohnenden Stämme Pflog, war das — 43 — lv<^»is>>?n l!»d woffeii 1. Tabakbiichsc von Tierhaut u, Ninde, ain Halse zn trc,- ssl'N. i^, Olfeubcinrina, der Männer, an> Obennni^il triste», >'l iikculc, sselcgciillich alZ Sitz benutzt, 4, Stock, mit Beliältev für Rauchtabak im Mwpf. 5. Keule. <5. Lanzcuspitze. 7. 8. 9. W. Schilde und Bossen zuni Parieren uon Kenlenschlässen. N, Alarmpanke, 2 Mcter lauss. 1^, Wassertrug, l,!iMeter hoch, 13, .Helm, l l. Wohnhaus, die zwei Vorkammern sollen z»i' leichteren Abwehr uoü Eindringliussen dienen, _^ 44 — Lieblingsthema, das uiir damals stets auf don kippen schwebte, die Erzählung der Thaten unseres Gcssi. Es leuchtete aus den Antworteu, die uian nlir gab, hervor, daß er bei der einheimischen Bcvölkcrnug beliebt uud hochgeachtet war; daß aber das arabische Element bei allem Auschein der (Gefälligkeit nud des Respekts geheimen Groll hegte und au künftige Nache dachte. Die Befreiung der Sklaven, die Wegnahme vieler Vaudcu vou Sklavenhändlern, die wichtige Stellung, die mau nach einer Seite den Häuptlingen des Bandes gab, der Druck gegen das Ansehen und das Überwiegen der Araber, die beständige Jagd gegen ihren schmählichen Handel nach der andern Seite bildeten ein Gauzes vou offenkundigen nud verletzenden Thatsachen, die notwendigerweise zn dem Schlüsse führten i „Gcssi ist bei den Schwarzen beliebt, bei dcu Arabern uud ihren Anhängern gehaßt." Lob ihm, der sich die Liebe der Tinten, deu Haß der Vöseu zu verdieueu wußte! Ali den laugeu Abeuden wohnte ich bisweilen Gesang uud Tanz bei, die besouders kriegerische Ideeu zum Ausdruck brachtcu, Vor dem wegen des nicht gut ausgetrockneteu Holzes knisternden Feuer sitzend, die Lanze iu der rechten Faust und mit der linken deu Schild halteud, stimmte der Häuptling, welcher die Hcmdluug leitete, eiueu Gesang an, Strophen, welche Chöre, die vou männlicher Stärke widerhallten, unterbrachen. Auf ein gegebenes Zeichen erhob sich die dichte Masse mit impouiereudeu, scharf ausgeprägten Stellungen, nnd, gleichsam bereit, sich auf einen Feind zu stürzen, schlitzte sie sich hinter ihren Schilden nud schwaug mit der rechten die Lanze, als wollte sie mit derselben stechen. Das rechte Vein und der Körper ill ihrer Vorwärtsstellnug eriuuerteu an die Wucht vou Soldaten, die sich auf eiueu Feind werfen; endlich schloß ein eintöniges Geschrei aus aller Kraft nnd voller Brnst die Handlnng ab. Eine meiner liebsten Beschäftigungen während meines Aufenthaltes bei den Dinka war es, der Erzählung irgend eines jener Märchen znzuhören, welche fich durch mündliche Überlieferung so-znsagm in der Litteratur des Volkes fortpflanzen nnd die geistigen nud sittlicheu Gabeu desselben, die iufolge äußerer Wildheit oft falsch geschätzt und beurteilt werden, charakterisieren uud ins richtige Licht setzcu. — 45 — Traurige Ereignisse späterer Zeit haben mich zngleich nlit den Reiseanfzeichnungen eine Reihe von Äliärchen, die ich von den kippen der schwarzen hörte, und welche den hauptsächlichsten Stämmen, die ich antraf, angehörten, verlieren lassen. Das thörichte nud gransame Mißtrauen eines Bönigs fand sie des Scheiterhaufens würdig, Doch nnter den vielen erinnere ich mich eines charakteristischen, das den Titel führt: „Der Elefant nnd der Hahn". „Eines Tages forderten der Elefant nnd der Hahn einander „znm Wettstreite anf, wer von ihnen ein beharrlicherer Fresser „wäre. Als sie an dem vereinbarten Orte sich getroffen hatten, „machten sie sich sofort ans Werk. Gegen Mittag legte sich der „Elefant gesättigt nieder nnd versank in Schlaf, Nach einigen „Stnndcn wachte er anf nnd bemerkte zn seinem großen Verwundern den Hahn, wie er immer noch nnter dem Grase scharrte nnd „pickte. Auch er begann zn fressen, nnd, nenerdings gesättigt, zog „er sich znrück, indem er mit stets wachsenden! Stannen den Hahn „Nahrnng zn sich nehmen sah. Als sich die Sonne znm Unter „gang wendete, beeilte sich der Hahn, sich anf den Rücken dc5 „Elefanten zn setzen, der sich mittlerweile gelegt hat. Knrze Zeit „verstrich, da fühlte der Elefant Stiche auf seinem Rücken. „Wao „machst du?" rief er halb erschreckt, „„Nichts; ich nähre mich „von den Insekten, die ich in den Borsten deiner Hant finde."" „Entseht über eine derartig andauernde Gefräßigkeit, erhob sich „der Elefant nnd snchte wie ein Narr das Weite. Und seit diesem „Tage flieht er stets, wenn er das krähen des Hahnes hört." Derartig eingewindelt ist bei den Dinta dieser Glanbe, das; sie sich jedesmal mit einem Hahne versehen, so oft sie nachts eine Reise zn nnternehmen haben. Die große Familie der Dinka dehnt sich auf weite Strecken ans nnd vergrößert mit jedem Jahre ihre Erobernngen' dermalen sitzt sie bereits längs des nntcren Hanfes des Sobat fest und Hal die Grenzen der Gegend der Bari schon berührt. Endlich wurde ich von der Langweile eines wenig willkommenen Anfenthaltes befreit. Am 19. Angnst trat ich mit der mir ge sandten Begleitnng nnd den Lasttieren den Weg nach Südwest an. Die Strahe ist ziemlich beqnein, aber znr Zeit der Regengüsse an — 46 — vielen Orteu vom Wasser überschlvemutt, das an einigen Stellen sich sammelt ivegeu des uubebauteu, eines passenden Ablaufes ent» behrenden Bodens, Manchuial steht mau bis Mr Hüfte im Wasser, und oft erhält sich die Wasserstraße einige Stnnden lang. Häufig trifft mau Dörfer au, die ganz von Diuka belvohnt werden, welche nach dcm Kriege gegell Solmnan Bey zu ständigem Aufenthalt gezwungen, wieder Zuversicht gewannen und sich der Arbeit widmeten, l Man darf sageu, daß hierzulande der Ackerbau ans den Flächen, welche um Dürfer liegen, erst im Entstehen begriffen ist; allein der Anbau dcr Moorhirsc, einer Art Hirse, des Tabaks und des Grases geschieht doch schon in genügendem Maße. Die zahl' lösen Hühner, das häufige Zngvieh und die beträchtliche Anzahl Rinder zengen von Reichtum und Gedeihen des Stammes. Der Boden ist fruchtbar nnd zn jeder Art von Anban geeignet, man sagt, dem Boden fehlen die Salze, eine eitle Klage! Fortgesetzte Thätigkeit, der richtige Dünger nnd mehr uoch die Berührung der Erdschollen mit der äußereu ^uft werden diesem Boden eiue bebeneidenswerte lMte sicheru. Längs dieser Straße war es nur gestatttt, dic gute Waldtraube zu kosten, später faud ich sie in Menge iu audereu Gegenden, besonders in den Ländern des ,ttibali nnd Bomokandi. (is ist dies eine Pflanze, die alljährlich in dein Teile verdorrt, der über dem Boden steht, und die deu Nachteil liat, ihre Trauben nicht gleichzeitig zur Reife zu briugen, sonder» nacheinander und zu jeder Zeit. Fnuf Tage brauchte ich, nm an die Station Dschnr Gatthas zu gelangen, wobei ich stets in Dörfern übernachtete, immer mit Aufmerksamkeit seitens der Häuptlinge bedacht und mit dem Notwendigsten durch meine Begleitnng versehen. Die Straße, die in den ersten beiden Tagen durch offeues, grasreiches Geläude führte, betrat am dritten Tage eine leicht bewaldete Gegend, die nnr di,> Saatfelder in der Nähe bewohnter Strecken unterbrachen. Ein Arm des Molmnl, der in deu Ga-zelleufluß mündet, ist der einzige Wasserlanf, dem man begegnet, nnd den mau an einer Furt zu allen ^abreszeiteu überschreitet. — 47 — Gatthas, ein Kaufmann von Khartum, der reich geworden war dnrch deu Einkanf des weißen Elfenbeins, mehr aber noch dnrch den des schwarzen, wie man im Sndan gemeiniglich den Sklavenhandel nennt, war der erste Gründer des Dorfes, das noch heute seinen Namen trägt. (3s liegt in einer fruchtbaren Ebene, von Stämmen des Volkes Dschnr bevölkert, das stark und kräftig ist, doch die Gaben nicht besitzt, welche die Diuka charakterisieren, am wenigsten jene des (Gemütes. Der Boden ist außer den gewöhnlichen Erzengnissen des Bandes in den verflossenen Jahres dnrch die Einführung des Bananen» banmes bereichert worden. Da mau deu vou dem mühevollen Wege ermiideteu Manl-tiereu einen Rasttag gewährte, ging ich der Richtung vou Wau zu, wo in jener Zeit Gessi sciuen Wohnsitz anfgeschlagen hatte. Es sind zwei Tagreisen zwischen blühenden Dörfern, dnrch den ^ianf des Dschnr unterbrochen, der inmitten üppiger Landstrecken ein gntes Wasser führt. Das Dorf Kntschnkali ist wegeu seiner ans« gedehnten Banmwollezucht bekannt, deren überaus weißen nnd zarten nnd doch widerstandsfähigen Faden man mir rühmte. Der Fluß Dschur besteht aus zwei ansehnlichen Armen, die, von Süden kommend, sich etwas im Norden von Kntschukali und Wan zu einem einzigen Strome vereiuigeu, der sich iu der Nähe vou Mesrha-el-Nek in den Gazellenfluß ergießt. Der Fluß behält seiu Wafser das ganze Jahr, nnd die Überfahrt geschieht mit Bar« ken, die ans ansgehöhlten Baumstämmeu gemacht siud. Er ge» meßt eiuen weuig beueideuswerteu Ruhm wegeu seiner Meuge von Krokodilen, Als am Morgen des 26. August ich au deu Fluß gelangte, erwartete mich Gessi am entgegengesetzten Ufer. Von öffentlichen Beamten nnd einer gehörigen Zahl Neugieriger umgeben, stach er von diesen dnrch seineu weißeu Bart und den ernsten, fast krank haften Anblick ab. Ich setzte auf einer Barke über, die vorher bereit gehalten wurde, nuter dem Krachen der Fliutenschüsse, die mau löste, um die Krokodile ferue zu halteil uud die Überfahrt der Maul-tiere zu deckeu. Gessi uahm mich mit aller Höflichkeit nnd Leutseligkeit auf. 48 „Sie sind allzu lain^ nicht gekommen," sagte er zn mir; „ich erwartete Sir mit Nngednld," „Die Verzögerung geschah durch uiemauds Schuld. Die Entfernnng, die man von der Station Mesrha-el-Rek zurückzulegen hat, ist derartig, daß ich vielmehr glanbte, die Anknnft hätte früher als hente gar nicht ermöglicht werden können." „Nicht doch! Seit einem Vierteljahr hat der Hänptling angemessensten Befehl, Sie sofort nach Ihrem Eintreffen abgehen zn lassen, Es ist seltsam, daß er nach so vielen Briefen von mir weder meinen Wnnsch noch die Gefahr würdigte, die Sie in einer Örtlichkett mit so schlechtein Klima, wie in dem Thale der Rek, lanfen mnßten." „Benchigen Sie sich flir hente, ein anderes Mal wird er es besser machen." Wir gingen nach der Wohnnng, in knrzer Zeit waren wir Frennde. Reden, Fragen, freie nnd höfliche Erörterungen krenzten sich; nnr eine schmerzliche Wolke zog vorübergehend an feiner Stirne vorbei; die nenesten Briefe hatten ihm mit der Botschaft des Todes eines feiner lieben linder das Herz dnrchbohn, Gessi war der erste nnd genaueste Erforfcher des Albertsees, den cr mit zwei Eisenbärten nmschiffte. Watson nnd Ehippendall, die von Gordon abgeschickt worden waren, nm von Tnflö ans den ^cil l,inan,infaliren, war e5 nicht gelungen, an den See ;u ge- Francesco Cmiliaoi, Vie erbeuteten Trophäen 5olyman»Zibers. — 49 — langen; ersterer erreichte nicht einmal Wadelai, der letztere ließ sich, als er all diese Station gelangt war, dnrch einige Blatternfälle nnter den Seinigeu abschrecken nnd kehrte nach Dufl6 zurück, von wo er mit Natsou den Weg nach Europa einschlug. Im Jahre 1878 endlich übernahm Gessi anf Iuukers eindringliche Bitten hin von Gordon die Aufgabe, den von Solymau, dem Sohne Ziber Paschas, angezettelten Aufruhr zu uuterdrncken, Im Monat Dezember brach er mit etwa dreitausend Mann von Nmnbek anf. Von diesen war nur ein Dritteil regnläre Truppen, der Nest Freiwillige nnd befreite Sklaven, Das Land wurde von den Soldaten Solymans beim Rückzngc verwüstet, die Barken wnrdeu vernichtet, die ^ebcnsmittcl verbrannt. Die Flüsse hatten ihren höchsten Stand erreicht; allein am 15, desselben Monats lagerte Gessis kleine Armee in Wan, als Herrin des Laufes des Dschnr nnd gestützt anf diese feste Operationsbasis. Solyman mnßte sich anf eine erzwungene Defensive beschränken. Der Tag der Rache war für jene Völkerschaften gekommen; die Schwarzen standen gegen die Unterdrücker anf, und die Schandthaten der Sklavenhändler wurden mit Blnt getilgt; alle beim Anfrnhr Gefangenen wurden erschossen. Uni die Mitte des Dezembers besetzte nnd befestigte Gessi Dem Idris; in wiederholten Kämpfeil schlng er die feindlichen Truppen. Er hatte wenig Pnlver nnd Blei mehr, Fieber wütete nnter den Mannschafteil, die bereits dezimiert waren, aber er ließ den Mut nicht sinken; er verdoppelte seine Thatkraft nnd Wachsamkeit, Als er im März wiedernm Pnlver erhalten hatte, nahm er kühu die Offensive anf; er schlng, sie in Unordnung bringend, die Scharen Solymans. Solyman bemächtigte sich Dems, das geplündert wurde. Die flüchtigen Tschelabba richteten uuter deu Sklaven ein Blutbad au. Solymau versuchte, sich mit dem aufständischen Harnn zn verbinden, dev, voll Messedaglia uuo Emiliani verfolgt, in fester Stellnng am Berg Marra stand. Die Lage wurde immer schwieriger. Die Truppen teilte der Fluß Arab durch eilte ganz ansiergewühnliche Anschwellung. Gordon geriet in Anfregnng, er wnßte nicht, wo Solymau sich be^ fände, Oessi und Messedaglia trafen sich in Dara nuo vereiubarten — 50 — gemeinsames Vorgehen, Nach mühevollen Märschen uud Riick' Märschen durch Wälder unter strömendeln Negen und iiber nuisto Gegenden lim, nmlagerte (^efsi mit etwa dreihundert Soldaten das Dorf Gora, in dem sich Solyman befand. Die Überraschung war eine vollständige. Die Aufforderung zur Übergabe niurde verkündet «nd fand das ganze Lager in Schlaf versunken. Die Verwirrung war allgemein; wenige dachten daran, sich zu verteidigen, die meisten blieben unbeweglich, einige ent-floheu. Die Stunde der Vollendung des heldenhaften Epos schlug gleichzeitig mit jener der Rache. Es war der Morgen des 17. Juli l^7<.'. Solyman, der gefangen genommen worden war, versuchte mit einigen Getreuen in der Nacht zu fliehen; aber erfaßt, mußte er den Tod erleiden. Dasselbe ^os traf fünf der Hanpträdelsführer. Hier nnn entnehme ich den Memoiren Gessis, die eben in Mailand veröffentlicht werden, die Einzelheiten jener Hinrichtung. „Der Parlamentär, der abgesandt war, um wegen der Über» gäbe zu verhandeln, stellt sich dem Nebellen vor nnd fordert ihn namens des Paschas auf, die Waffen hnudert Meter vor dem ^ager abzulegen nnd sich anf Gnade oder Uuguade zu ergeben, Solyman nimmt es an. In Gruppen von zehn bis zwölf treten die Sklavenhändler gegen Gessi vor und legeu die Waffeu nieder, Es waren etwa 16W; die Truppen des Pascha etwa i?5'<> Nach Ab» legung der Waffeu stellte man Solyman gebunden Gessi vor nnd drückte ihm die Überraschung desselben aus, einer Hand voll Gegner gewichen zn sein. „Allah ist mit Ench gewesen und hat mich verlassen. Ich glaubte, Ihr hättet hier alle Truppeu gesammelt." „Allah", erwiderte Gessi, „bestraft die Schuldigen, und Ihr werdet für Eure Missethaten bestraft, Ich schenke Ench da>5 ^ebeu und werde Euch nach Ehartnm zu S. E. Gordon schicke»,, der Euch zn strafen gedenkt. Enere Hänptlinge werden Euch folgen." Aber in der Nacht versuchten Solymau und seine Getreue»'. M entfliehen, nnd der Pascha sah sich gezwungen, sie über die Minge springen zn lassen, da es zweihnndertfünfzig Mann nicht möglich war, sechzehnhnndert zn bewachen. — bi ^ Später nahni (iniiliani den Nebellenhänptling Harun gefangen und ließ ihn erschießen. Gessi Pascha. Der Kampf gec^en den Sklavenhandel, den mau der Befrei' nng der schwarzen Bevölternug nndmete, und der mit Heldemmtt geführt wnrde, vereint vor der Geschichte die Namen von drei be» 4» __ 7,2 __ rühmten Mitbürgern mm lins, Gessi, Messedaglia und Emiliaui, nlit dem unsterblichen Gordons. Das Ereignis liegt noch zu neu uor uus, als daß man ein leidenschaftsloses nud endgiltiges Urteil fällen könnte, allein bis jetzt darf man sagen, daß, wenn auch die Art nnd Weise und die Durchführung nicht korrekt politisch war, doch das Unternehmen ein hervorragend menschenfreundliches und namens der Zivilisation uud zu ihrem Triumphe ins Werk gesetzt worden war, Drei dieser bedeutenden Namen hat der Tod vereint, der vierte nahm ruhmvoll au den schrecklichen .Kämpfen anteil, welche in diesen letzten Jahren den Sudan mit Vlnt befleckten nnd verwüsteten. Gcssi war ein Mann, hervorragend durch scharfsinuigc Initiative, Festhalteu an seilten Vorsätxu und eine einsichtsvolle Thätig-keit. Er versuchte mit bewundernswerteu Werkelt die Nengestaltnug des seiner Regierung anvertrauten Bandes, er stellte die Ordnung nud Nuhe wieder ber, das einzige Mittel, das geeignet ist, die Sicherheit der Persoueu uud des Eigeutnms zu garautiereu, er bemühte sich, die Quellen des Maudes zu eröffnen und zu vermehren, er legte die ersten Grundsteine znm Volksnuterrichte. Mit dem Elfenbein, dem einzigen sicheren Erzeugnis jener Länder, sammelte er auch Tanmrinde, Kautschuk, Holz ans den reichsten forsten und hod den Schiffsbau. Er eröffnete der Schiff» fal)tt den Flnß Dschur bis zn seinem Zusammenflnffe, reiuigte ihn vou Papirus und deu Gewächsen, die seine Durchfahrt hemmten, und schuf so auch deu Eiugeborenen Erleichterung, die gezwungen waren, wie Lasttiere zn dienen. Er errichtete freie nnd blühende Kolonien für den ^audbau durch die deu Tschclabba abgeuommenen Sklaveu, die jebt außer den gewöhnlichen Pflanzungen mit bestem Erfolge die Pflege der Baumwolle treiben. Was ist heute noch vou so viel Edelmut sichtbar? Was war der ^ohu, der daraus cutsvraug? Die ägyptische Verderbtheit hat alles gestürzt, uud die Schwarzen machteu die Sache der Mahdisteu zur ihrigen! Währeud meines Aufenthaltes iu Wau kam der Bruder des Sultans Mdarama, der Häuptliug eiues ansgedehuteu vou Saudeh — 53 — oder Niam-niani ') bevölkerten Landstriches, mit zahlreichem Gefolge von Würdenträgern und mit hundert Lasten Elfenbein, um Gessi seine Grnße darzubringen nnd ihin anzllkiindigeu, daß sein Brnder in stürze in Person kommen werde, da er die freundschaftlichen Beziehungen fortznseyen lviinsche. Zambari mochte fünf nnd zwanzig ^ahre zählen; er >var ein Mann von regelmäßigen Zügen, dnnkel' olivfarbig, mittlerer Fignr, in seinen Formen wohl proportioniert, mit kleinem Munde nnd nicht aufgeworfenen kippen, mit wolligem, geflochtenem Haar nnd mit großen Glasperlen geschmückt. Um den Hals trug er eine Kette von Beeren einer Waldfrncht, das Hanpt hatte er mit einem Affenfell bedeckt, das als Mütze geformt war, voli der ein dichter Bnsch Hahnenfedern herabhing, was ihn sofort anf den ersten Blick als einen Häuptling von Kriegern erkennen ließ. Die Hüfte hatte er mit einem großen Strick nmwnnden, an der die Leinwandschürze befestigt war ans der Ninde eines ge-fällten Baumes, welche den Leib bis zn den Knieen bedeckte. Die Araber selbst liefen herbei, nm den Brnder des tapferen Mdarama zn schanen, der alle auf sein Gebiet versuchten Einfälle ',nrückgeworfen nnd zn nichte gemacht hatte. Und sie erzählten, wie die Scharen Anads, Abngornms und >Nttschnkalis, verbunden nnd wohl zweitansend Mann stark mit mehr als achthundert Gewehren, einstmals einen ännersten Anlanf genommen hätten, nm sich jenes Bandes zn bemächtigen. Aber Mdarama, rechtzeitig be-nachrichtigt, fiel mit Leichtigkeit über die Angreifer her nnd vernichtete sie fast vollständig. Die Häupter Anad nnd Abngornm ließen dabei ihr Leben. Andere in der Folge gemachten Versuche wnrden stets zn Wasser. Der gefürchtete Solyman selbst, den es nach jenen reichen Ländern gelüstete, gab sich Mühe, sein Ziel durch friedliche Mittel nnd freundschaftliche Verfnche zn erreichen, die aber stets von dem Könige der Sandeh zurückgewiesen wnrden. Kanm war mit dem Tode Solymans die Nnhe an Stelle der Fnrcht getreten, welche bis dahin jene Völkerschaften erregt hatte, als es sich Mdarama angelegen sein ließ, eine Gesandtschaft mit ') Zaudeh ist dev eittssrlwrc,ic 'Mine, N!mi>-,!iam liciszcn sie di» Araber, — 54 — reichen (beschenken an den Sieger ,yi schicken, hauptsächlich iu der Absicht, sich über die Stannen erregendell Nachrichten zn vergewissern, welche ilnn zngekomnien warm; alsdann hatte er sich Mist mit ,M-ihnndertfnnfzig Soldaten nach Dem Solyman begeben, N'o er mit großen Festlichkeiten empfangen Nutrde. Mit reichen Gegeli gaben beschenkt, trat er den Riict^ng ill sein ^and an, nachdem er das feierliche Versprechen gegeben hatte, er werde sich stets in gnten ^renndschaftsbeziehnncien nnd Bundesgcnossenschast mit der ägyptische» Negiernng halten. l^essi war eingeladen worden, sich nach (ihartnm zn begeben, nni mit dem nenen (>ieneralgonvernenr Nanf Pascha sich M benehmen. (5r vermochte sich leine Idee über die mehr oder weniger große Bedentnng dieses Vesnches zn machen, er kollnte sich nicht entscheiden anf^nbrechen, denn es qnälte ihn der (bedanke, e>ö möchte wäbrend seiner ?lbn>esenheit die iDrdnnng in der Provinz getriibt werden. „(is ist notniendig," sagte er mir eines Tages, „dasi ich nach Charlnm gebe!" „ltnd zn welchem ^',n>ecke?" „Es liegt mir daran, einmal, wie man M sagen pflegt, dem Nanf Pascha die karten offen alif den Tisch ,',n legen. Die Ne-giernng mnß anfhören, alle Er^engnisse des >Zndan zn monopoli sieren. Das Schicksal der Vevölkernng wird der Zwilisiernng dnrch die Freiheit des Handels nnd dessen vollständige ^iengestaltnng gesichert. Die Regiernng kann dabei nnr gewinnen; die Völker werden dem Rnfe antworten, das Geld wird seine Verwertung finden, die Industrien werden sich bethätigen, nnd mit der (5rrichtnng der Faktoreien werden diese Bänder im Verlanfe weniger Jahre die Edelsteine nnter den Pesitznngen HgWtens bilden." „Aber Nanf ist nicht der Mann, nm sich ans eine solche Bahn lenken zn lassen, nnd Giegler nnd Äc'arcopolu werden erbitterte Gegner sein, sei es ans Über^engnng, sei es ans Interesse." „Ich fnrchte sie nicht. Wenn mich Nanf nicht Hort, will ich meine stimme in Kairo vernehmen lassen." „Der Khedive mag die besten Absichten der Welt haben; seine Minister jedoch nnd die einflnstreichen Persönlichkeiten werden 55 niemals cine wenn auch noch so geringfügige Veleidignng dos mnselmanischen (Gefühles angeben. In der Abhängigkeit von einer türkischen ^legiernng werden die Schwarzen nieinals anf Aurrechte rder nnr Gerechtigkeit Ansprnch haben," „Nun, dann werde ich nieine Entlassung geben, nnd sei es anch mit schwerem Her/,eu. Aber der Anstand erfordert es. Es wiirde mir eine all^u erniedrigende ^agc sein, die Würde gestattet mir nicht mehr, ein einfacher Hüter eines Volkes zu sein, das die Negiernng zn ihrem eigenen ausschließlichen Schaden in Knechtschaft erhalten wnrde. Ich will M meiner Familie znrnckkehren, die meiner und meiner ^iebe bedarf, seit die Traner sie neuerdings betroffen hat." Andere Male wandte sich die Rede anf ähnliche Gegenstände, die Abreise war entschieden, es schien unnötig, ihn gegen dieselbe umstimmen zn wollen, „Und wann gedenken Sie abzureisen?" „So schnell als es mir möglich wird; sobald alv die Sol' datcn nnd die Mundvorräte in Mesrha-el-Nck vereinigt sein werden." „Tann gestatten Sie mir, dasi ich Ihnen nochmal rate, sich nach ^ad<» M begeben nnd von da sich nach Eliartnm einzuschiffen. öchI>, s5ic!ir 5eite 42.) — 56 — Ich wiederhole Ihnen, dasi die Anzahl der Hindernisse, welche den Flns; absperren, nnd die meine Reise verzögerten, für Sie ein noch ernsteres Hemmnis sein werden, da Sie statt aufwärts zu fahren den Flnsi abwärts fahren, und Sie wissen ja, daß die ^mda^e besonders das Fortkommen hindern, wenn sie dem Dampfer folgen, während sie, wenn man stromanswärts fährt, zurückbleiben." „Das macht mir keine Sorge. Ich habe ^ente znr Arbeit mehr als genügend, klorn fehlt nicht," „Ich belästige Sie weiter nicht mehr, ^hre Entschlüsse sind zn entschieden." „Ja, ich gebe es zn, Alanden Sie mir, ich würde es wohl können. Aber ich will nicht nach !l/ad<'i," Man kam überein, am !», September von Van über Dschnr ^nnthas abznfahrm. schwarze 3oldatcil des ^udan. ^Vasingcr). — 5? — Wertes Rapitel. Inhaltsübersicht, Der schwarze Soldat des Sudan. — Angestellte Proben in Mcjiko, in Unjoro, in der Gegend des Guir. — Die sudanesischen Soldaten im deutschen Dienst. — Die Soldaten Äquatorial als Abgeordnete uon Dr. Pclers. — Erbitterte Feinde des Mahdismus. - Ihre Mängel, — Abreise uon W au. — Erste Fieberanfälle. - Schwere Krankheit. - Chiuill in Pferddosen, - Letzter Gruh an Gessi. ^ Die öffentliche Ordnmiss wird erschüttert, - Sati Hffendi, der Vizcgouvcrneur. — Auf dein Marsche über N um be f. — Die Flüsse Tagn und Dschur, — Der Strom Mar, — Die Don go-la n er. — Dic Dörfer Tagn, Gog-el Hassan, Gog-Muttar. — Da-? Dorf Rumbek. — Eigenart des Banec' ^ Der Stamm dcr Diuka, der Atot und dcrGog. ^ Ihre Nwalität mit den angreilzcudcn Guir, Mohammed Mnla, das Haupt des Distrittes. — Operationsbasis gegen die Stlauenhäudler, Erzeugnisse des Bodens. — Wilde Tiere. Vines Tagcs, al<5 ich oincm EMzitinm dor Huldatrn bri-qcwohnt hatw und hciiiiünn, nnuidtc ich mich an Gcssi und fragte ihn um seine Meinung über den schwarzen Soldaten. „Es ist ein ausgezeichneter Soldat," versetzte Oessi, „wenn er recht geleitet wird; tapfer, ansdanernd, mntwll- man kann mit ihm Wnndcr thnn. Aber wenn er sich selbst überlassen uud nicht gepflegt, und was noch schlimmer ist, schlecht behandelt wird, kann er ein gefährliches Element werdeu." Und er traf das Nichtige! Ich hatte die ägyptischen Soldaten in Berber nnd Ehanum gesehen. Ich hatte anch sudanesische Soldaten in dieser letzteren Besatznng beobachtet. Sie hatten mir ein ou Fehlern, Mißtrauen, besonders bei den Schillnk nnd bei den Tiuka, die Geneigtheit, rasch grausam zu werden, schuell bereiten, sofortigen Haß gegeniiber unverdienten Ziichtiguugeu, großen Leichtsinn nnd strafbare Nachlässigkeit in allen Ausführungen, die nicht unmittelbar anf die Phantasie wirken, einen trostlosen Verlust allen Mutes bei physischem Nuwohlseiu, selbst weun dies nicht ernstlicher Art ist, Es uuterliegt freilich keinem Zweifel, das; die Mängel, welche dieser Soldat iu seinen Anlagen anfweift, von dem niederen Zu-staude der Er,^iehuug abhäugig siud, in loelcheiu er gegeuwa'rtig siä) befindet. Entreißt >nau ihn dem wilden Streiteu, uuuht man ihn durch Erziehuug besser, eutwickelt man seine geistigen uud sittlicheu Fähigkeiten unter der licbeuollcn, nicht tyrannischen Leitung europäischer Porgesetzter, so wird er uuumgänglich alle von ihm gefaßteu Hoffnungen dnrch die That bestätigen. — atte geglanl'l, ich möchte m lante Klagen ansbrechen. „(5'5 thnt niir leid," sagte mir ein gewisser Sati, aus Don-gola gebürtig nnd von i^essi anfgestellt, nm idn in der Regierung zu ersetzen, „daß der (Nonvernenr Sie nicht mir anempfohlen bat. Ich hätte viel für Sie gethan." „Es ist nicht nötig, mein Herr! Ich babe mich nur nocb kurze Zeit anfznhalten, nnd meine Bedürfnisse erfordern keine Aw strengnng über die vom (>wnvernenr erteilten Befelile liinans." „Um so besser! Aber wenn Sie anderweitig einen Wnnscl, bätten, Vorräte oder anderes zn haben, könnte icb ^hnen ohne — 01 — mein Amtsgewand weit nützlicher sein als Herr Hassau, deni Sir vom l^ouvevuenr empfohlen worden smd." „Ich danke Ihnen; nnd wenn ich mir eine Bitte gestatten darf, so wäre es die, mir die nötigen Träger zu verschaffen, mn mich nach Rmnbek zn begeben, so wie ich die Mäste gewonnen habe, nm mich anf den Weg zn machen." „Ohne Zweifel, und mit größtem Vergnügen," Rumbek, das Ziel dieses meines ersten Marsches, wnrde am fünften Tage erreicht, Gegründet von dem Kanfmann Melzae, ist es ein überaus bevölkertes Dorf anf engem Nanm zusammengedrängt, dessen Hütten über Pfählen errichtet sind. Der unter den Wohnungen liegende uicht geschlossene Teil gehört für die Sklaven und die Erledigung der häuslichen (Geschäfte. In dieser ganzen Strecke herrscht das arabische Element mächtig vor, ja sogar übermächtig. Die Sklaven, größtenteils eine Frucht der im Süden abgehaltenen Strcifzüge, sind ein Gemisch von Sandeh, Abnkaja, Morü, die herrschende Bevölkerung jedoch seht sich aus Atot uud Gog, Unterstämme aus der Familie Dinta, zusammcu. Kriegerisch nud wild von Namr aus, widerstanden sie stets den wiederholteil Angriffen, die mau seitens der Araber gegen sie versuchte; als Landbebaner nnd Besitzer vieler Viehherden, sowohl Rinder als Ziegen, nnterhielten sie gute Haudelsbeziehuugeu, immer daun, wenn ihre Unabhängigkeit nicht bedroht war. Sie liegeu jedoch in häufigen Kämpfen gegen die Stämme Dfchur, die westlich vom Flusse Tagu wohueu. Um die uach dem Flnßc Nohl beuauute Gegeud zu regiereu, hatte Gessi einen gewissen ^lohammed Muta bestimmt, der wichtige nud hervorragende Dieusle loährend des Krieges gegen die Sklavenhändler des Gazellenflusses geleistet hatte. Er war in Dongola geboren nnd von Ehartnm unter den ersten aufgebrochen, welche den Weißen Flnß dein Elfenbeinhaudel eröfsueteu. Einsichtsvoll und nintig, verband er mit seinen Handlnngcn in hohem Maße Aufrichtigkeit nnd Loyalität, sowie große Hochachtung uud Liebe für Gefsi, so daß ich ihn mit vollem Rechte die weiße Fliege seiner Art uennen möchte. Er hatte eine gute Zahl Araber und Schwarze, die ihm ergeben nnd gehorsam waren, veranlaßt, Partei im Kriege — 62 — gegelt tollman zu nehmen, und frein'illig schüttle er das ihm that^ sächlich unterworfene ^and der ägyptischen Regierung, deren Banner er nur ano hochherziger Gefälligkeit aufhißt«,'. Später wurde er fur seine Sympathien für den heldenhaften Sieger im Kriege bestraft und zugleich mit anderen seiner ^andslente nach Chartnm geschickt. Ich mußte meiueu Aufenthalt länger als ich vordem geplant hatte, Hinansschieben, Das Wechselfieber hatte mich heimgesncht. Am 14. Oktober verließ ich mit meiner Karawane, die ans meinen Dienern nnd einer gewissen Anzahl von Lastträgern bestand, die Station nnd wandte mich nach der Gegend des Flusses Rohl. Die Straße bildet ein bequemer Pfad, der in einer ausgedehnten, großenteils grasbewachsenen Ebene sich hinzieht, nnd der eine Richtung, die uun Nordwest nach Ost nnd Südwest geht, verfolgt. In der Nähe der Dorfer nnd der zerstreuten Hütten der Ackerbaner trifft man weitmn Anban von clc>1<«>,, einer Hirseart, Moorhirse, Sesam, Arachis, Bohnen und Tabak; in beschränktem Verhältnisse findet man anch Bananenfelder, Dattel-, Zitronen nnd Orangenbäume. Die Danagla oder Dougolauer, einstens iu deu Dienst der Elfcnbeinhändler gekommen, ließen sich nach der Verteuerung ähnlicher Anstalten vonseiteu der Negiernng hier nieder und widmeten sich mit Sorgfalt dem Ackerban. Die Sklaven genießen bei ihrer Abhängigkeit ein gewisses Wohlbefinden, da sie mit nngewohnter Mildc behandelt werden, nm sie gelehrig und geschickt bei der Feldoerrichtnng zn haben. Anf drei Wasserstrome stoßt man längs des Weges. Auf den Tagn, der von Sndwest nach Nordost länft nnd in den Gazellen-ström mündet; in der trockenen Jahreszeit anf Fnrten nberschreitbar, hat er eine Breite voll etwa dreißig Meter nnd führt während der Regenzeit große Wassermassen mit sich. Der Flnß Dschuau, der in den obeugenannten mündet nnd anf einem Floße überschritten wird, das ans einer Masse aufgehäufter uud start verbundener Binsen gebildet ist, hat einen raschen ^anf nnd eine Breite von etwa zwanzig Meter. Znletzt überschreitet man den Fluß Mar, mit steimgem Grnnd nnd spärlicherer Wassermasse, der sich in den Rohl ergießt. — «3 — Das Jahr 1880 war mit Regen überaus beglückt, und die weite Ebene, die wir durchschnitte, bot sich uus stellenweise voll von großeu Beckeu Negenwassers, die manche gute Stuude erfur-dertcu, um über sie hilnvegznkommelt und sehr unangenehm waren, wegen der eingetieften Fußtritte der Elefanten, die dein Auge uicht sichtbar waren. Die Dörfer Tagn, Gog»el Hassau, Gog Muktar, dies letztere so genannt nach dem Namen eines großen, noch immer hochverehrten Priesters, bestehen aus Hütteu, iu welchen jede einzelne Wohuung durch Verpfählnng abgeschlossen ist. Dies ist eine Art des Abschlusses und der gegenseitigen Isolierung nach arabischer Sitte. Nnmbeck diente infolge seiner wichtigen Lage in wunderbarer Weise znr Sammluug der Streitkräfte für deu Feldzug am Tschnr. Gessi, der mit Nccht auf eine gute Vorbereitung uiel Wert legte, da sie der wesentlichste nnd entscheidende Faktor bleibt, wie immer das System sei, mit dem man Krieg führt, umgab das umliegende Gelände mit einstweiliger Befestigung, ließ dort die einzelnen Ab-teiluugeu zusammenkommen, um' sie zn einem Gauzeu zu ver» schmelzen, zn ordnen, zn künftigen Kämpfen ruhen zn lassen, um eine gewisse Wahrscheinlichkeit anf Erfolg bei seiner Eroberung der militärischen Linie erzielen zu köuuen, einer Linie, die für den Fluß Tschnr teiue geringere Wichtigkeit hat als die, daß er von ihr ans die künftigen Unternehmungen hätte regeln können. In der Gegend handelt malt mit einer großen Meuge Elfenbein, Kautschuk, Tamariude, Straußenfedern uud Baumwolle. Was das Tierreich anlangt, finden sich hier anßer den Elefanten iu Meuge Löwcu, Leoparden, Schakale, auch Büffel, Giraffen nnd Antilopen. Zahlreiche Krokodile bevölkern die Flüsse. Zur Zeit, als ich mich iu Nnmbeck anfhielt, hatte ich Gelegenheit, den Festlichkeiten nnd Gebränchen beizuwohnen, welche die Hochzeitsfeier bei den Danagla begleiten. Es sind Feste nnd Gebränche, welche gemeiniglich auf Ehartum zurückweisen. Das Freien, die religiösen Zeremonien bei demselben, der Kontrakt über die Mitgift unterscheiden sich nicht von dem, was man bei deu Arabern gewohnt ist; aber die Eigenart der Feste und gewifser seltsamer Gepflogenheiten verdient erwähnt zu werden. — 64 ^ Am Nachmittag des Tages, welcher demjenigen der Hochzeit vorangeht, besteigt der Bräutigam, nachdem er den Leib mit wohl-riechende»! Fette gesalbt nud einen Mantel ans einem Leintuche feinster Surte Hingeschlagen hat, ein schönes Pferd nnd reitet, von einigen seiner Frennde begleitet dnrch die Hauptstraßen der Stadt. Wenn die Formalitäten der Heirat vorüber sind, lädt der (Hatte die nächsten seiner Verwandten nnd seiner Frau in ein eigenes (Gemach. Die Fran hat ihren Leib nnr mit einem racl bedeckt, cinem kurzen Kleid aus Lederfädeu, die au eiuem Gürtel befestigt sind und bis ans vier Finger vom Knie hiuabreicheu. Sie beginnt im Kreise mn die Versammelten zu tanzen, mit den Fingern zu schualzeu uud Zu allgemeiner Befriedigung, besonders zn jener des satten, sich herumzutnmmeln. Um sciue Teiluahme und die Begeisterung, die ihu erfaßt, zu bekunden, zerkratzt der Gatte mit seinen Nägeln, die zu diesem Zwecke mit Sorgfalt schon seit längerer Zeit hergerichtet wurdeu, deu Körper semer Geliebteu an mehreren Stellen, an der Seite, auf der Schulter, au der Brust, und mn der Mutter die Liebe, die er zn ihrer voll ihm gewählten Tochter fühlt, zn beweisen, müssen die zerkratzten Stelleu blutig erscheiueu. Das Hochzeitmahl, dessen Üppigkeit je nach dem Wohlstande der Familie verschieden ist, mnß immer gesottenes Fleisch, gebratenes und mit Zucker und Honig bestrichenes Fleisch nnd Pfauueu-tucheu briugeu, alles mit reichlichem Vier, das mau inc,-,^ neuut, Lärmen ist stets die uuzertrenuliche Begleituug der Heirats' feierlichkeiteu, Täuze, Gesänge uud Guitarreklänge, Schellentrommeln uud Pfeifeu fehlcu uicht. Das Verguügen, an dem die Brant uicht teil hat, zieht sich drei Tage nach emaudcr hin, vom Sonnen-aufgaug bis zur Morgendämmernng. Der Ball des ersten Tages wird mit einer besonders seltsamen Zeremonie und ganz eigentümlichen Allegorie eröffnet. Die Jünglinge nnd Inngfranen, die ill getreunteu Gruppen dasitzen, lassen fröhliche und Liebeslieder widerhallen. Mit einem Male erhebt sich ein Mädchen und tritt mit eiuer Peitsche aus Nilpferd' haut vor eiuen der Jünglinge hin, der ihr dieselbe sich bedankend abnimmt. Er läßt seine Blicke über die Versammlung hinschweifeu — 65 — und ruft dann: „Vorwärts, wer nach Liebe und Bewunderung strebt!" „Ich bin bereit!" antwortet einer der Anwesenden, tritt vor und bengt dm entblößten Nucken. Der Jüngling mit der Peitsche läßt mm etwa fünfzehn wohl geschwungene Hiebe auf den Nucken des glücklichen Kämpen herabsansen, der zu seiner Ehre und als Huldigung der Treue und des Gehorsams gegen die bestehenden Vorschriften sprechende Veweise auf seinem Körper davontragen muß. Der Vorgang wiederholt sich, nur die Rollen wechseln, und die beiden Spieler ziehen sich, rnhmgekrönt durch die sich gegenseitig beigebrachten Wundmahle, die sie heldenhaft erduldet haben, zurück, stolz, den anmntigen Mädchen ihre physische Gewandtheit und ihre Scelcnstärke bewiesen zu haben. Die Gesänge uud der Tanz, die am dritten Tage ihr Ende nehmen müssen, werden in einer noch überraschenderen Art ab» geschnitten. Das lärmende Fest ist nun nahe daran, ein bakchantisches Gelage zn werden, da wird es schroff durch das Erscheinen einer alten Fran unterbrochen. Es ist die lelet-ei-ka^dia, die Nacht des Nimm-uitliin! Die Megäre löscht die Lichter ans, die Jünglinge stürzen sich, schreiend nud einander drängend, anf die Mädchen, diese verteidigen sich nicht, und Arm in Arm verlassen die Paare das Hans. Die Festlichkeiten aber ziehen sich bei den Verwandten der zwei Familien bis znm vierzigsten Tage hinaus, an welchem auch die junge Frau antcil nimmt, um den Schluß des Festes zu feiern. Die Rnhe des häuslichen Lebens hat von jenem Tage ihren Anfang. Anf die Dauer eines Jahres lebt der jnnge Gatte im Hause seiner Frau, ohne daß es ihm jedoch darmn gestattet wäre, die Schwiegermntter zu sehen, mit welcher er erst zur Zeit der Geburt des ersten Sohnes in Verührnng tritt. Sie wird indes von ihm stets als eine Persönlichkeit von höchster Verehrnngswürdigkeit geachtet, nnd wenn es die Gelegenheit bietet, daß er schwören muß, so thut er dies bei ihrem Nameu. Für die dringendsten Bedürfnisse des jungen Gatten während der Zeit, wo er iu der Familie seiuer Frau wohnt, sorgt die besondere Aufmerksamkeit der Schwiegermutter, die jeden Tag um Mitternacht ihm eine besondere Erqnickung bereitet, die sogenannte tasatl, Zehn )ahrr i>, Uquatorla. «: — 66 — Erqnicknng der Bettstellefüße — ^olk an^areb —, welche in Reis in Milch, Tauben nnd süßen Bäckereien besteht. Nicht minder seltjmn sind einzelne Gepflogenheiteil bei Todesfällen. Hat man sich über den Hintritt eines Menschen vergewissert nnd seinen Tod dnrch Geheul und Weibcrklagen zn allgemeiner Kenntnis gebracht, so wird die Leiche gewaschen, während der Priester Gebete spricht. Die Weiber richten ans einem weiten Platze, meistens ini Freien, das Beste zusammen, was sich unler dem Eigentum des Verschiedenen findet, wie Waffen, Kleider und Schmnck. War er Besitzer eines Pferdes, so wird dieses ausgerüstet, wobei mau darauf achtet, ihm den Sattel nmgekehrt aufzulegen; es wird mit Kot beschnmtzt uud der Schwauzhaare beraubt. In die Mitte legt man den Leichnam anf ein mit einem großen weißen Leintnch überdecktes Nett. Die Frau oder die Schwester des Verstorbenen stellt sich, das Gesicht mit Asche bestrent, einen Säbel schwingend uud von eiuem Zuge ouu Weiberu begleitet, au die Bahre. Sich schüttelnd und die Glieder nach dem Winke der Wütenden krümmend, die das Schwert erblitzen läßt, danu wieder bisweilen sich anf den Bodeu wirft, vollführen sie unter Gesängen, Geschrei, heiseren Klagerufen einen mehr oder minder langen Tanz, der mehr deu An-scheiu der Wildheit uud Narrheit als jenen des Mitteides uud des Schmerzes bietet. So vollzieht mau das Lob des Toteu. Der Leichuam wird dauu zur Begräbnisstätte getragen. „War es ein gerechter Manu?" forscht der Priester. ,,/5en —- ein gnter", antworten im Chore die Umstehenden, nnd dann schreitet man znm Begräbnis. Lautet aber die Antwort ^cken — „ein schlechter" —, dann wird die Sache schwierig, woferne nicht die Verwandten durch Geschenke und Opfer Verzeihnug für die Fehler des Verschiedenen erlangt haben. Auf das Grab strcnt man wohlriechende Asche. Znhause hält mau sieben Tage lang Gebete ab und empfäugt Kondolenzbesuche; die dort bleibeudeu erhalten täglich iu ehreu-voller Weise Erfrischung und Mahlzeit. Am vierzigsten Tage — 67 — beschließt man die Ehrung dcs Toten mit reicher Anzahl von Eß-waren, die man erst auf das Grab legt, dann nnter die Armen verteilt. Sie bestehen in Vackwcrk, Datteln, getrockneten Tranben nnd einer süßen Torte, die man 3e6 el I12 nnck swas den Mnnd schließt) nennt. Annftes Rapitel. Inhaltsübersicht, Langsame Märsche. — Abreise uou Rumbek. — Ajak. — Der Fluß Nohl. — Die Danagla. —Die Agar. — Ein Oricchc. Anbau. — Industrien. — Beziehungen zwischen Arabern lind Eiugeborneu, — Befreiung von Sklaven. Der Mndir Mnla. — Der Löwe wnrde uns genommen. Merdschan Ali. Zerstörung Rumdeks. ^ Blutbad. — Gin Überlebender, - Erstürmung Ajaks. — Rückzug nach Bufi. — Der Distrikt der Lesi. - Der Hänptling von Vufi. — Seine Tapferkeit. - Sein Aberglaube. — Eiu Talismau, mu sich gegen Löweu und Krokodile zu schützen - Bufi frei von Angriffen der Leoparden. - Ist Chartum gefallen oder nichts -- Ärztliche Mmst. — Das Volk M 0 r n. — Tabak maci,-. - Die K 0 dd 0 und die K odder u. — Der Fluh Iei. — Station Amadi. ^ Ihre militärische Wichtigkeit. Mohammed Nbdn. -^ Vurei. Orasbraud. — Großes Feuer verursacht großeu Wind. Verbot, meine Ncise fortzusetzen. - Der Fluß Ire. — Die Morü. — Kolonie Abutaja, ^ Wasserscheide zwischeu Nil und Maqua. — Die Gruppe dcs Vadschinse. — Wasserscheide zwischen Nil nud Kongo, — Die Abata. — Durchbohrte Lippen. ^ Ersatz für den Tabak, — Auzia, - - Vederi, Velledi, ^ Edi. — Meriddi. — Issu. — Ibba, -- Mombia. - Nembia. -Metiuga. —Der Fluß Duru. — Salzdicbstahl und Flncht der Lastträger. — Negen. — Gczwnngeucr Anfcuthalt. Schwierigkeiten auf den Märscheu. — Wasserscheide zwischeu Duru und Tungu. - Tauil. — Bougola. — Basinge. ^ Baginde. — Die Flüsse Akka nud Oaramba. ^ Baginde iu Aufstand. ^ Will den Übergang auf sein Gebiet verhindern. ^ Uilterrednng. — Ohne Autwort. Ich brach oon Rnmbek den N». November l^W anf, von Fiebern schwer heinigesncht, die sich in heftiger Weise wiederholten nnd mich dann mit geringen Unterbrechungen big in die Gegend des Maqna begleiteten. Der Gebranch des Chinins vernrsachte mir, — 08 — ohne entschiedene Erfolge zn erzielen, eine lästige Schlaflosigkeit, sodaß ich ihn einstellen nnd die Knr, freilich mit besserem Erfolge, nur ans kalte Bäder beschränken mußte. Infolge dieses Gesundheitszustandes konnte ich keine mühsame»,, andanernden Märsche unternehmen, wie dies mein Wnnsch war; anch gestatteten nur die erschöpften Kräfte nnr selten Ausflüge in die Umgegend meines-Aufenthaltsortes. Eine weithin ausgedehnte Ebene mit niederem Graswuchs, arm cm Bäumen, hier und dort dnrch Gruppen von Hütten nnter^ brochcn, mit mehr oder minder weiten, mit Moorhirse, Hirse, Sesam, Arachis nnd Bohnen bebauten Feldern, ein Ganzes, anf welches das hellste Sonnenlicht herabfällt, eine ermüdende, wohl zehn Wegstunden lange Strecke — so bietet sich das ^and zwischen Rmnbek nnd Ajak dem Auge dar. Der Fluß Nohl ist der einzige Wasserlauf, der es nahe bei Ajak dnrchfnrcht. Er entspringt ill dell höheren Gegenden des Gebiets von Kodnrma nnd Anzia nnd wird von kleinen Flüssen gebildet, die sich allmählich am Flnsse Aire vereinigen, denn so heißt der Nohl bei seinem Ursprünge. Er dnrchströmt die Gebiete von Abukaja, Lest uud jene der Agar und läuft in gerader, nördlicher Richtung in deu Nil. Bei Ajal ist er bereits ein bedeutsamer Fluß mit ausgcspülteu, unregelmäßigen, von der großen Wasser» masse, die er mitführt, umgestalteten Ufern; zur Regeuzeit stcigeu die Gewässer unter Tosen. Die Eingebornen der Gegend sind Dinka-Agar. Man setzt in Barken über den Fluß, nnd zur Zeit des niederen Wasserstandes kann man ihn anf Fnrten überschreiten. Der Flnß hat einen sandigen Grnnd, sein Wasser ist gnt und trinkbar; seine Breite beträgt etwa dreißig Meter, Die dem Dorfe nächsten Ufer werden mit Küchengewächsen bebaut, welche in den Monaten der Dürre mittelst der .^ki^ bewässert werden, die Kühe m Bt> wegung setzeu. Eiu ähnliches Verfahren wird nur von der arabischen Be> vo'lkerung bethätigt. Ajak ist ein umfangreiches Dorf, das am Ufer des Flusses liegt, nnd dessen Behausungen Hütteu mit abgeschlossenen Gemächern ans Rohr bilden Dauagla bewohnen dasselbe, die sich im Laude — 6V — angesiedelt haben und sowohl nach ihrem moralischen als ihrem materiellen Einflnsse hin durch Landbautolouicu, die sie mit Sklaven begründet haben, gewachsen sind. Schon in jener Zeit verfertigte man in Ajak und anderen nicht fernen arabischen Stationen, wie Rumbek, Bufi, Lesi, Amadi, Goza, eine grobe Leinwandart, die, ans geschmeidigem, starkem Banmwollfaden hergestellt, sehr widerstandsfähig ist. Die Gewebe waren ganz vorzüglich, die Wolle dnrchans weiß und fein und mit ägyptischen Saaten im Lande gebant. Die Leinwand ist die gleiche, wie die, welche mau seit uralteil Zeiten in Dougola machte und äamur heißt. Jene Araber bereiteten anch die Felle mit Akazienrinde und machten gute Schuhe nach der niaikub genannten Art darans. (Kill Grieche, Gaspari Marko, der später mit der Expedition Stanleys heimwärts kehrte, war mit ansgewählten Waren hierher gekommen und in Handelsverkehr mit den Danagla und den Ein« geborenen getreten; dann blieb er im Lande, brachte die Land» wirtschaft znm Gedeihen, indem er die Urbarmachung verbesserte, den Dünger verwendete und die Pflege der Dattelbäume, der Oraugen und Zitronen woitcr verbreitete. Vieh, besonders Rindvieh, ist in Überfluß bei deu Dinka>Agar vorhanden, welche das Land bevölkern, nnd, was eine natürliche Folge ist, die bei ihnen Einfall Verübenden sind auf gründ alter nnd neuer Übermacht reichlich damit ausgestattet. Die Beziehungen zwischen deu Dauagla und den Agar waren damals äußerst herzliche- das Haupt des Distriktes hat seinen Einfluß geltend zn machen gewnßt, indem er Wechselseitigkeit des Tausches, Feststellung der Abgaben und ein erträgliches System der Justiz eiuführte. Die Dinka-Atot und Agar uamtten ihn „nnsern Mann"; sie machten zwar unter sich Streifzüge, aber außerhalb ihres Stammes; nud das genügte ihnen, da sic die Sachc nicht gar so genalt nehmen. Aber eine Ursache zu Mißlicbigkeit störte alsbald dieses gegenseitige Wohlbefinden. Der Gouverneur erließ bei einer In» spektion der Provinz, überrascht durch die unendliche Anzahl von Sklaven, um das Ende des Jahres 1881 eiuen Befehl, sie freizu- __ 7(! __ geben und etwa vierhundert Danagla nach Chartnm zn schicken. In ihr Vaterland zurückgekehrt, fielen sie, entgegen der menschenfreundlichen Absicht, welche die Maßregel veranlaßte, entweder als Vente den Häuptlingen zn, die an Erbärmlichkeit den Sklavenhändlern gleichkamen, oder sie wurden zerstrent nnd pflanzten nnter den Ihrigen die Elemente der Verderbtheit fort, die sie in so vielen Jahren der Sklaverei gelernt hatten. Mnla, das ^Hanpt der Provinz, stand ebenfalls anf der Ächtuugsliste. Die Eiugebornen litten dabei hart, nnd die künftigen Gewaltthaten ahnend, drückten sie ihre Vage einstimmig in den Worten ans: „Unser Mann ist abgereist, der Löwe ist uns genommen worden, seien wir anf der Hnt!" Sie begriffen wohl, daß ein Nachfolger der Rnl,e, die ihnen bisher gelächelt hatte, ein Ende machen würde, nnd daß bitteres Weh in Ansficht stehe. Die ^age wnrde gespannt. Soldaten und Dauagla teilten sich ans Eifersncht um die Oberherrschaft, sie erschütterten die Wirksamkeit des Einflusses der Regierung; die beständigen Streif-züge und die Beunruhigungen erbitterten täglich die Gemüter, lind die Schwarzen, denen die Gerüchte voll den .Uämpfen, die sich im Norden abspielten, zn Ohren gekommen waren, schickten sich an, Aufruhr zn stiften, nnd sannen auf Rache. Die Vorsehung ließ nach so viel Jahren erduldeter Leiden einen schrecklichen Vorfall zn. Es bednrfte eines kleinen Funkens, nnd der Funke zündete. Ein gewisser Merdschan Ali Aga, das damalige Hanpt der Station Rnlnbek, war eben auf dem Rückzüge von einem Streifzuge uach Ochseu uud Sklaveu in der Nähe des Dorfes, als er vou eiuer bewaffneten Menge Dinka augegriffen, heftig bekämpft und bis in das Dorf hinein verfolgt wnrde. Dort wnrde er mit zweihundert Soldaten nnd mit den fechzig Familien, welche die Bevölkerung desselben bildeten, niedergemacht. Die nach Rache nnd Blnt dürstende Menge stürzte, wie eine Woge, die Menschenkraft nicht mehr aufhalten kann, anf jene Unglückseligen, denen der große Magier mit dem Rufe I'i ^edil l^Nu (Um Gottes Willen!), der verhängnisvollen arabischen Anrufung, welche der Mahdismns in den nördlichen Gegendell erschallen ließ, und der sich ringsum verbreitet, voranschritt. — 71 — Es war im Mai 1883. Dor Goldschmied Wod-el Melik, der einzige, der dem schrecklichen Vlutbade entronnen war, brachte die Schmerzensbotschaft nach Ajak. Am dritten Tage nach dein traurigen Vorfall wnrde Ajak im Duutel der flacht kräftig angegriffen, nnd die Besatzung mußte nach eineln ungleichen dampfe ohne jede Vorbereitung und nach erheblichen Verlusten sich suach Bufi, einem am Flusse Iei gelegenen, zwei Tagereisen weit entfernten Dorfe, zurückziehen. Das i^and der i^esi, der großen Familie der Mittu, zeichnet sich durch seinen Reichtum der Tierwelt, insonderheit au Elefanten, ans. Die Jagd auf diese Dickhäuter wird von den Eingeborenen durch Verbrennnng des ausgedörrten Grases veranstaltet, was als natürliche Folge die sichere Vernichtuug dieser Tiere iu absehbarer Zeit herbeiführeu wird. Eiu derartiges Vorgehen ist in allen jenen Bändern fast allgemein, da mau keine raschwirkendeu Mordwaffen, wie Gewehre, zur Haud hat. Iu Lesi traf ich einen Türken, einen ehemaligen Vaschi Bozuk-soldaten uud wackereu Jäger, der aber zu gleicher Zeit den 5topf voll lächerlichen Aberglanbeus uud phautastischer Prahlereien hatte und bereits einmal und späterhin wieder Emiu Paschas Nerven aufregte, übrigens eine wackere, heitere uud gefällige Persönlichkeit. Er besuchte mich nnd überließ sich ganz seiner gewandten Redefertigkeit, indem er mir die Geschichte seines Daseins entwickelte. „Ah, Sie sind ein Jäger", unterbrach ich ihn, „lind was für ein Jäger! Thne mich könnte der Mudir ficher seine zoologischen Sammlungen nicht fortsekeu," „Ei, giebt es denn in der Provinz keine anderen bellte, die fähig sind, einen Flinteuschuß abzugeben?" „O ja, sehr viele, Aber Puluerverschwender und Tierveniichter sind sie alle! Ein Vogel, znm Beispiel, mnß an der Brust getroffen werdeu, damit ihu der Tieransstopfer in seiller ganzen Erscheinung herstellen kann. Das Reinigen der federn vom Blute, das Auf-hängeu am Schuabel beim Trageu, das Schüheu vor jedem Schaden, das siud Diuge, die eiue gewisse Raffmiertheit der Behandlung voranosetzen, welche die Danagla lind die Schwarzen niemals losbekommen werdeu." — 72 — „Mir scheint es doch nicht gar so schwer zu sow, das, was Sie da verlangen, zu erlernen, Eiucm guteu Willen fehlt es nie an Fleiß und Hingabe zur Vollendung." „Es sollte so sein, aber es ist nicht so hier bei uns. Und danu möchte ich behaupten, daß die grüßte der Schwierigkeiten einer solchen Arbeit, bei der mich niemand, wie ich glaube, über' treffen wird, darin besteht, das Opfer, das mau niedermacht, aus-weideu zu kbuueu. Ein Vogel, der in weuigcu Eremplareu iu der Sammlung vertreten ist, kommt durch die Zeit und den Staub henmter. Und das ist — ich versichere Sie — nicht bei alleu der Fall. Der Mndir weiß das, und ich erwarte, daß er mich eines Tags wieder bittet, zu ihm zurückzukehren." „Und warum'hat er Sie verabschiedet?" „Er hat mich nicht verabschiedet; ich wollte gehen. Er im Gegenteil war, trotz häufiger Ungeduld, von mir so befriedigt, daß er mich zum Haupte der Station Bnfi erhob." „Und wie befinden Sie sich in Bufi?" „Ziemlich gut. Bei meiner Aukunft war die Uuruhe bei jenen Völkerschaften ziemlich offenkundig. Aber ich wußte diese Dinka-Elliab zu ihrer Pflicht zu zwingen. Stellen Sie sich vor, keine Nacht verging, ohuc daß Scharen von Leoparden iu die Station eindrangen, in der Umgegend herumstreiften und mordeten, sodaß niemand mehr sich der Nuhe zu überlassen wagte. Alles lanerte, und dennoch hatte mau täglich einige ^pfer zu beklagcu. Da halfeu keine Gräben, und i)ie Gewehre wandte mau erfolglos au. Ich aber faud eiu Mittel. Raten Sie, welches?" „Das kann ich doch nicht. Sie haben wolfl Gift auge-wcndet?" „Das hätte nichts geholfeu. Hexerei war hinter der Ge» schichte. Man mußte unr herausbringen, wer fie leitete." „Das ist doch seltsam, und gewiß uoch seltsamer wird das Mittel dagegen geweseu sein. Dessen biu ich sicher." „Höreu Sie mich, uud urteileu Sie. Diejenigeu ^eute, welche «m einer Verlegung der Station Interesse hatten, kounten nur die Eingebornen sein. Diese also, um so mehr als sie alle Hexereien loshaben, mußten auch hinter den Leoparden stecken, woferu sie Abakaneger. Abakanegerm. — 73 - nicht Mr selbst dic Gestalt dieser Tiere annahmen, um in eigener Person zn schaden." „Unmöglich, mein Lieber! Dieser Glaube ist thöricht." „Nicht so sehr, als Sie glauben. Sie sind erst eben angekommen. Bleiben Sie noch geraume Zeit in diesen Ländern, uud Sie werdeu, ich zweifle gar nicht daran, Ihr Urteil ändern. Nach langen Versuchen habe ich viele Geheimnisse gelernt und mich von der Wirksamkeit so vieler Talismane überzeugen müssen, über die ich vordem lachte, wie Sie es jetzt thun." „Ein recht ernster Fall! Doch fahren Sie weiter! Was haben Sie denn gethan?" „Ich lnd die Häupter der Elliab, Bewohner der Umgegend, ein, beehrte sie mit Hirsenbier in Masse, nnd zuletzt regalierte ich sie mit Tabak. Es war aber kein Tabak, es war Haschisch — can-N2bi5 inclica. Ich drängte sie znm Rauchen, alsbald berauschten sie sich in ihrer Schwachheit an den mit Opium getränkten Substanzen. Hatte ich meinen Zweck erreicht, so konnte der Nusgang uicht zweifelhaft sein. Glanben Sie nicht anch?" „Es ist ein seltsamer Fall, dessen Abschluß ich jedoch uicht ahnen kaun. Ich bewundere Ihre Kunst." „Ich ergriff die Flinte, meiuen treneu Gefährten, meinen verlaßigen Vertrauten, uud, gegen die erschreckten Vetrnukeueu sie anlegend, rief ich ans: Wer voll ench hat den Mut, Unordnung, Furcht, Trauer in das Dorf zu bringen, wo ich befehlige? Ihr seid Hexenmeister, ich weih es; Ihr übt böse .Künste aus, ich weiß es; aber ich sage Euch, daß ich das nicht mehr länger dulden mag. Euere Schandthat ist offenkundig, versteht Ihr? — Alle antworteten in einem Chore: Ja! — Nun, wollt Ihr mit Euerem Spuk aufhören? Werden die Leoparden künftig fich nicht mehr in dieser Gegend zeigen? — Alle schwnren. Voll diesen» Tage an sah man keine Leoparden mehr bei uus; die Station war befreit von jeder Gefahr; ich glaube, auch der Mudir wird mir Dank wissen". Ich lachte »licht, nein; allein ich war nahe daran zn platzen. Er aber betrachtete mich mit triumphierender Miene. „Und meine geheime >lnnst erstreckt sich uicht nnr anf dieses, Ich besitze noch ganz audere magische Eigenschaften. Ich uehme teinen __ 74 — Anstand, mich allein in deu Wald zu wagen, einen Fluß zu überschreiten, Tor Löwe nnd das Krokodil haben keine Kraft, luir zn schaden". „Das überrascht mich noch mehr, mein guter HassaU'Aga." „Sehen Tie dieses Holzstückchen, das ich um den rechten Puls gebunden habe! Es schicht mich gegen schaden vor dem Krokodil. Sehen Sie jenen andern Talisman, den ich nm den Arm geschlungen habe; er macht den Löwen, der sich ans meinem Wege mir entgegenstellt, bewegungslos nud harmlos; er wollte gerne, aber er lann sich nicht ans mich stürzen, und, vou seiner Unterlegenheit überzeugt, schlägt er uur vor Zorn und Unmut mit dem Schweife," Später sah ich den Mann in Wadelai wieder, im 7Mre 1885. Er war Emin Paschas Jäger geworden, nnd statt daß er seinen (heist vou dem alten Aberglauben losgemacht hätte, hatte er ihn noch mehr mil all den Lächerlichkeiten der Lnr angestopft. Oft lud er einen Hexenmeister des Landes eiu und fragte ihn um Sein nud Nichtsein Ehartnms und nm die Resultate des sudanesischen Krieges; nnd der gefällige Schwarzkünstler las ans der verschiedenen Lage, welche einige von oben fallen gelassene Leder-stückchen annahmen, die Uneinuehmbarteit der Hauptstadt des Sudan, die Siege der ^lgnpter nud die demnächstige Eröffnung der Nilstraße. ^u jener ^eit hatte ihn eine medizinisch'chirnrgische Monomanie befallen; er fnchte die Heilnug irgeud eines Leidens im Eutzieheu des Blutes am Kopfe, an den Händen, au den Füssen, je nach der Krankheit, die, wie er sagte, in dein anormalen ^u-staude irgend eines Nerves ihren Urgrund hatte. Der Ärmste! Seine Söhne gingen an den Mühsalen den Weg entlang zu gruude; er selbst, wenig besorgt anfznbrechen, fand deu Rückweg verschlossen. - - ^ehu Wegstunden weiter, wenn man das Thal des Rohl verläßt und eine südwestliche Richtung verfolgt, führen den Wan-derer nach Amadi, einem ausehulicheu Dorfe der Morü. Die Bevölkerung dortselbst ist stark, thätig uud fest; es siud besonders Ackerbauer, und dem fruchtbaren Boden gewinnen sie Korn, Sesam, « !» Zuckerrohr und Tabak ab. Außer der amerikanischen Ärt giebt es hier uoch eine andere Sorte Tabak, die man im Lande macir heißt (nicotians rustic), und die stark, von scharfem Geschmack nnd besonder» znm Kauen sehr beliebt ist, Diese Pflanze kommt vom D in ka lande. Das Volk der Morü bilden zwei große Stämme, Koddo und Kodderö, deren Gebiet der Flnß Iei teilt, nnd die im Norden von den Tinka-Agar nnd Atot, im Osten von den Mandari nnd Niambara, im Süden von den Vari-Ligi nnd im Westen von den Lest begrenzt werden. Dies Volt hat eine besondere Sprache. Der Flnß Iei entspringt in den Erhöhnngen der Vtatuu, in der Kette, welche der Dnngn scheidet- er wird ans seinem Laufe von den Geniässern gespeist, die vom Westeil der Berggrnppe Niambara herabfallen, so wie von jenen, welche die Kette Matraka entsendet. Auf seinem Lanfe berührt er Amadi nnd Bnfi, dnrchflicßt das Land der Awt und geht in den Nil in geringer Entfernung nördlich von Gaba Schämt»^. Zur Zeit der Regengüsse ist er wasserreich; aber stets kann mau ihn anf Fnrteu an jedem Pnnkte bei niedrigen! Nasserstande überschreiten. Das Gelände dnrchschneiden kleine Erhebungen, die, leicht mit einander verbunden, zum größten Teile ans Felsmasseu bestehen. Die Station der Negicrnng, die einst anf dem linken User lag, wnrde anf dem rechten neu erbant, als der mahdistische Einfall heranzog. Die Lage ist bedeutungsvoll für eine knrze Verteidigung, vermochte aber in jener Zeit keine ernste Ovcrationsbasis abzugeben, da sie rückwärts iufolge der Feindseligkeiten der Schwarzen die Straße nicht frei hatte. Die Danagla waren in jener Zeit gewerb-thätig und arbeitsam, in Nnmbet wie in Ajat, nnd trieben mit einer nnendlichen Anzahl von Sklaven ausgedehnten Feldban. Einige von denen, die ich hier kennen lernte, waren bereits in der Geschichte des Landes berühmt — Mohammed Mdu durch den schändlichen Handel mit Ennnchen, Bnrei wegen der Auteiluame an dem Morde des Königs Mnnza. Im gauzen Sndan herrscht bei der Zubereitung des Landes zur Vesämnng der Gebrauch, das verdorrte Gra-5 in Brand zu steckeu, sei es, um deu Bodeu zu reinigen, sei es als Dnngnngsmittel. Eine derartige Gepflogenheit briugt iu deu meisten — 76 — Fälleu ernste Mißstände und Schäden niit sich, sowohl wegen der Fenersgcfahr, da dcr Brand weit iiber die gewünschten Grenzen hinansgeht, als anch weil dcr Wind du- brennenden Kränter über die Dächer der Wohnungen hinwegfegt und so ganze Durfer zerstört werden. Diefcr barbarische Branch, der später (im Jahre 1886) grüßen Schaden an den Stationen der Regierung, die alle von dem Feuer von Lad« bis Wadelai ergriffen wurden, anrichtete, fand auch in Amadi Eingang, und auch ich trug meinen Schaden davon. Man hatte die Kräuter der westlich vom Dorfe liegeuden Felder ill Brand gesteckt, und das Feuer pflanzte sich regelrecht fort. Nach einigen Stunden, als der Brand bereits große Aus-oehnnng angenommen hatte, erhob sich eilt Wirbelwind. Rasch wälzte sich das Fenermeer dahin, bis es in wenig Augenblicken die Flnßnfer erreicht hatte. Das Dorf umhüllte ein Mantel von Rauch mit flammenden Punkten. „Fener, Feuer!" rief man. Die angebrannten, vom Winde fortgetriebenen Pflanzen wurden anf die Hansdächer geworfen, nnd diefe fingen Feuer, das sich mit Blitzesschnelle einer Hütte nach der andern mitteilte. „Ein großes Fener erhebt großen Wind", sagt der Koran, Und die Schwarzen fügen hinzu: „Wenn der Schakal des Nachts schreit, so ist Fenersgefahr". Und so trösteten sie sich wechselweise über den erlitteneu Schaden. Auch ich hatte meinerseits einige leichte Verlnste erlitten. Eben wollte ich zur Abreise aufbrechen, als mir eine Botschaft des Mndir von Makraka nberbracht wurde, derznfolge mir die weitere Neise durch sein Gebiet verboten wurde. Nicht wenig über diese seltsame Verordnung überrascht, sandte ich einen Brief an den Gouvernenr von Ladö, und ohne das geringste Zögern ging ich dnrch die Gegend von Abnkaja weiter, wo ich die höflichste Aufuahme erfuhr. Durch die Höhen, welche die Thäler des Rohl und des Iei iu eiuer leicht bewaldeteu Gegend trennen, dnrch die üppigen und an Erzengnissen reichen Felder, stets dnrch die arbeitsame Bevölkerung der Mori, alls einer hinsichtlich dcr Festigkeit des Bodens sowohl, als der Bequemlichkeit bezüglich der Überschreitnug der zahl- — 77 — reichen Wasserläufe guten Straße, ob sie auch von wenig Bedeutung und sandigem Grunde ist, steigt man auf eiuem Wege von etwa zwanzig Stunden, stets in südöstlicher Richtung, in das Thal des Rohl hinab, der hier bei den Völkerschaften von Abnkaja den Namen Ire führt. — 7tt — Es sind keine fühlbaren Unterschiede, welche diese beiden Stämme kennzeichnen. Sic gelten nut als dir ältesten der Gegend, Durch ivechselseitige Beriihrnngen und lange Zeit fortgesetzte Heiraten hat sich die Eigenart der einzelnen Typen so abgemindert, das^ sie heute fast nilr inehr eiu einziges Volt bilden. (Hinige Verschiedenheiten in dor Sprache, etliche überkommene Gebräuche nnd mehr noch der angeborene Nationalstolz erhalten eher dem Namen als der Thatsache nach den Unterschied. Tie Kolonie von Abnkaja, die sich längs des ^lnsses Dnncpt findet, zeigt wieder den Gegensatz der Typen mehr hervortretend, Voll schwächlicherer Gestalt, von hellerer Farbe, von weniger hol)em Wnchs als ihre nordischen Brüder, könnte diese Nasse sich als Typns der Ureinwohner vorstellen, ol' sich anch in ihr viel Charakteristisches der Sandch-Vomb<^ findet. Die Wasserscheide der beiden Stromgebiete des Niles lind des Maqna zeigt sich hier als eine buchtenreiche ^inie, die, südwestlich von Wadelai, nngefähr sechzig Kilometer vom ^'il, vorerst der Gebirgskette der Wallegga oder ^endü folgt nild dann gegen .ttalik einbiegend, das ^and der Kakick streift, mit ilordnurdwestlicher Rich-tnng nach den Bergen von Ndirfi sich wendet, Tandia nud den Berg Tnngn erreicht nnd in die Gegend der Abak.'l bei den bergigen Gruppen uon Tomajä eindringt. In diesem ersten Landzngc sind die loichtigsten Ströme des hydrographischen Systems des Niles: der Äju, der Iei, der Torre, der Ire oder Nohl, nnd im Lande des Maqna oder Uelle- der Bomokandi, der .^ibali, der Tnngn, der Garamba, der Akta, Verfolgt man die ^inie dnrch die Gegend der Abatn, so läuft sie westlich nnd geht nach der Gruppe des Badschinse, wo der höchste Pnnkt der Wasserscheide ist, von dem der Issn nnd der Sneh nach Norden einerseits, der Duru nnd der ^lapili anderseits gegen den Maqna zu herabrinnen. Die allgemeine ^inie der Wasserscheide des ,^ong0'Nil folgt dann vom Badschinse beständig der Richtnng nach Nordwest. Von Goza betritt man über Konfu das Land der Abaw, das man durchzieht, wenn man einer Straße folgt, die am Norden der Wasserscheide entlang länft. — 79 — Der Weg führt in laugen, endlosen Windungen, ivelche die Gestaltung der Höhen bilden, bald auf der Spitze des Hügels hin, »ft dnrch cm kleine Thal, Hoho Kräuter, dicht an einander und stachelig, hemmende nnd belästigende Rohre, Gießbäche mit schlammigem Bette, wirkliche Sümpfe, Wäldchen mit dornigen Pflanzen bietet dastand; selten nur sieht man offene und bebaute Strecken. Die Makil sind dnrch Gebräuche, Sprache nnd Sitten verschieden. Mißtrauisch nnd gleichzeitig geldgierig, sind sie wenig arbeitsam nnd noch viel weniger kriegerisch. T'ie bebanten Strecken sind nicht umfangreich; der teladmn ersetzt hier die Moorhirse, weniges ^and ist dem Tabakbau gewidmet. Selten ist hier das Rind-vieh, dafür findet man Ziegen in Überfluß. Tie Weiber, mit start entwickelten, hervortretenden Hüften nnd kräftigen: Ban, entbehren der Anmnt. Ihre Koketterie nnd Eleganz besteht darin, daß fie sich in der Oberlippe ein großes ^och anbringen, in welches sie einen Pfeil von Elfenbein oder Holz stecken; ebenso macheu sie iu die Nuterlippe ein solches von geringem Umfange, von dem ein kleiner Holzzylinder herabhängt. Den ganzen Körper und die Haare salben sie reichlichst erst mit Fett, dann besprengen sie ihn mit einem roten Mehl, das sie sich verschaffen, indem sie den Bast eines Banmes, desseu Name mir entfallen ist, zcrmahlen. Die Frauen sind noch mehr als die Männer Liebhaber des Tabakranchens. Zn diesem Zwecke bedienen sie sich eiserner Pfeifen ans einem einzigen Stücke, an welchem das Nöhrchen sehr laug ist. Da sie jedoch nicht immer Tabak, wie. es ihr Wnnsch wäre, znr Verfügung habeu, so fröhnen sie dem Laster des Rauchens, indem sie ein Gefäß mit angebrannten .Kuhlen füllen. Der Tabak wird aufgehoben, um zeitweise den Sinnen zn schmeicheln. Sie sind Menschenfresser, ohne jedoch umnenschlich oder wild zu sein. Als Jäger der zahlreichen Elefanten im ^anoe haben sie in jeuem Stamme, wo mau sie autrifft, Nadeln von Elfenbein als Echmnck. Sie arbeiten anch etwas in Eisen. Die hauptsächlichsten i>te des Bandes sind Anzia, zu ,dcm man, von Goza ausgehend, in etwa zehn Stnnden gelangt, wobei man ölonsci auf halbem Wege berührt, Beoeri sieben Stnnden von — 80 — Anzia, und Belledi vicr Stuudm von Bederi. Von Velledi nach Batanga, zwischen den Völkern MM und den Sandeh oder Niam-Niani im Südosten der Grnppe des Badschinse — sieben Weg-stnudcn — ilber cine sehr mühsame Straße, die gewundene und rauhe Pfade dnrchschneidet, gelangt man nach der Gegend des Badschinse in etwa sieben Stunden. Zahlreich sind die Wasserströmc dieser Gegend, aber großenteils von wenig Bedeutung, da bei allen die Quelle noch nicht weit entfernt ist. Indes ist zn nennen der Edi, der sich in den Ire ergießt, der Meriddi, welcher den Dschau nnd den Issn mit seinein Nebenflüsse Ibba bildet, der Mombia, der Nem-bia und der Metinga, die ihreu Teil zur Bildung des Such beitragen; der Durn nnd manch anderer, dein Maa.ua tribntärer Fluß. In Vclledi, dem Hauptorte des Landes, erbot sich ein Mann von trefflicher Gestalt und dem Anschein nach sehr diensteifrig, mich anf dem Wege zu begleiten, in Rücksicht auf die Schwierigkeiten, wie er sagte, welche der Gang dnrch die Schluchten der Berge böte. Gerne nahm ich das Angebot an, Er übernahm es, mich nach Baranga zu begleiten, wobei er mir riet, den Weg in zwei Teile zu teilen, um ihn weniger beschwerlich zn haben. Leideud, wie ich iu jeueu Tagen infolge der Hartnäckigkeit des Fiebers war, gab ich nach, ohne einen solchen Nat weiter in (Zrwägnng zu ziehen. Nach fünfstündigem Marsche, unter beständigein Regen, lagerten wir uns am Ufer des Metinga; der Hänvtling behandelte mich mit aller Rücksicht, versah nuch mit einer hiulänglichen Menge Brennholz nnd ließ dann uon seinen Renten eine Hütte zn meinem öandelpiegeiln. Ueberschreinmg eines Flußarmes. - 81 (Hebranche aufschlagen. Ich dankte ihm, nnd ruhigen Herzens, gegenüber so viel Anfmerksanlkeit, überließ ich mich dcr Rube, die meine schU'ochc'N Kräfte dringend verlangten. Aber wie groß war mein Entsetzen nnd meine VerU'underuug, als ich von dem Diener, der mich nach einigen Stnnden weckte, erzählen hörte, das; »nein freundlicher Reisegefährte in aller Stille, nachdem er verschiedene große Feuer angemacht hatte, geflohen sei! Am andern Murgen ergab sich bei der Untersnchnng der basten, daß der ehrliche Häuptling sich seine Mühewaltung mit einer Ladnng Salz, die er sich aneignete, bezahlt gemacht habe. Drei Tage mnßte ich an jenem Orte bleiben unter reichlichen, strömenden Regengüssen in der Erwartung, daß mir Lastträger voll dem Häuptling vuu Batanga gesandt würden. Die Zeit der Regengüsse war herangekommen. Die zahllosen Ströme und hänfigm Versumpfungen des Bodens machten die Reise überaus mühsam nnd schwierig' die fortwährenden, fast tag-täglichen Regen erhöhten das Mißbehagen, sowohl durch ihre unmittelbare Folge, als anch dnrch die Unlust der Eingeboruen, als Lastträger zn dienen. Die Schwierigkeit, die Lente mit ihreu Lasten schon bei An» zeichen nahen Regens beisammeu zn halten, das häufige Verschwinden irgend eines Schwarzen, mitnnter samt der Last, tanseud Widerwärtigkeiten, tauseud Störuugeu, das ftäudige Mißbehagen, das jegliches Vorgehen unendlich lästig machte, wirkte äußerlich sowohl als moralisch auf deu Znstand meiner Gesundheit, der ohneln'n nnverlässig und schlimm gcnng war. ^iachdem man die Grnppe des Badschinsc überschritten und die Wasserscheide zwischen Turn nnd Dnngu in sanftem AbHange nach dem Thale des letzteren herab hinter sich hat, gelangt man nach Überschreitung von Flüssen nnd Bächen geringerer Bedentnng, wie des Bodnma, des Gnagna, des Niana endlich in das Thal von Tanil. (April 1881.) Dies Land hat als Bevölkerung Sandeh, die arbeitsam, thätig nnd weniger mißtrauisch als die anderen Stämme sind. Es ist frnchtbar, zn gntem Teile mit Moorhirse, Telabun, Bohnen, Arachis, Tabak bebaut, mau findet anch etwas Bananen- — 82 — anpflanznng. Verschiedene Häuptlinge regieren es; sie sind nnab' hängig, erkennet« jedoch die Oberhoheit der Stationskommandanten der arabischen Dörfer an, die einst znm Ankauf uon Elfenbein und Sklauen gegründet wnrden. Solche Häuptlinge sind außer in Tanil bis zum Düngn noch in Bongola, Basii^gi, Baginde nahe dem Dnnguflnsse. Der Akla, der bedeutendste Fluß des Landes, hat seinen Ursprung in der (Gruppe von Tomaja und Gabologgo; die Gewässer, die von Westen herabfallen, von den Bergen von Tcmdia, unter diesen der Garamba, der die seinigen in den Tnngn ergießt, nachdem er einen mäßigen Teil des Landes durchströmt hat, verstärken ihn. Weniger bedenteud ist, was vom rechten Ufer kommt. Das umliegende (Gelände ist bewachsen mit Kräutern, unter denen cinch die Papirnsstande stellenweise sich zeigt; es ist wenig fruchtbar und auch spärlich bebaut. Der Akka wird auf Barken überfahren während der Zeit der Regengüsse, zn welcher seine Gewässer eine ansehnliche Tiefe aufweisen. Später sah ich den Häuptling von Baginde wieder, als ich im Jahre 1883 mich nach Ladu begab. Er hatte seine Berühmtheit durch seine beständigen Plackereien der Agenten der Negierung erhöht; er folgte dem Beispiele seines Vaters Beschir nicht, der, ehedem ein Sklave, nachher von den Danagla znr Macht erhoben wurde. Der Unglückselige verfiel in schrecklichen Ehrgeiz, verbrauute zuletzt die Korrespondenz der Regierung und plünderte die innere um alles, was sie besaßen. Diese Handlungen trngen ihn, später seine Verurteilung zum Tode ein, Anf diesem Wege wurde ich vou einem sudanesischen Offizier begleitet, der mit geringem Gefolge von Soldaten eine Mission bei dem Häuptling Uando auszurichten hatte, Als wir am Flusse Dungu angekommen waren, weigerte sich Baginde nicht nur, Last' träger zu liefern, sondern trieb die Kühnheit so weit, den Soldaten Nahrungsmittel zn versagen und mir den Dnrchgang dnrch das Gebiet zn verwehren. Nachdem alle Versnche, ihn dnrch Vermittler zn bewegen, 83 — uon seinem feindlichen Vorhabm abzustehen, vergeblich waren, entschloß ich mich, ihn nm eine Uutcrrednug an dem Orte, der ihm als der günstigste schiene, zu bitten. Er gewährte die Vittc, jedoch unter der Bediuguug, daß ich mich nicht von Soldaten der Rc» giernug begleiten ließe, Wir trafen uns an dem kleinen Flusse Nakoia ill einer tränterreichen Gegend, mit üppigen Nasen, mitten in einem Sumpfe. „Ich habe Ihren Wnnsch erfiillt, nnd da stehe ich denn, ohne jede militärische Vegleituug, nnr mit meinem Tieuer, vor Ihnen," „Sie brauchen mich nicht zn fürchten", antwortete er; „ich habe feinen Groll gegen Sie, aber mit den Soldaten will ich nicht verhandeln." „Aber das Laud ist doch schon seit lange von den Danagla namens der ägyptischen Regierung besetzt, nnd darum liegt doch nichts Nencs vor, was Ihnen mißfallen könnte," „Die Zeiten haben sich geändert, Die Danagla machten zwar Streifzüge, schädigten die Ländereien, nahmen Sklaven weg; aber ich zog Vorteile daraus, nnd meine Person nnd mein Eigentum wurde stets geachtet, Als vor etwa zwei Jahren znm ersten Male die znm .Kampfe gegen Mambanga bestimmten Soldaten durchzogen, wnrde mein Land verwüstet und ich selbst nnter Verachtung meiner Autorität mißhandelt. Fortwährend erlaubte man sich dann Übergriffe, und da ich sicherlich mich nicht anschicken wollte, zn einer solchen knechtischem Stclluug herabznsteigen, wurde ich zn offenem Kampfe gezwungen," „Und warnm haben Sie die Übergriffe nicht dem Haupte der Provinz angezeigt?" „Es wäre schlimmer gewescu. Er ist von nns zu weit weg. Ich hätte schließlich bei meiuer Rückkehr größere Gefahreu gelaufen." „Aber ich, der Sie nm eiueu Gefallen bittet, gehöre nicht znr Regierung. Sie können mir dcnselbeu ja gewähren." „Für Sie habe ich gar keine Schwierigkeit; aber ich habe große Furcht, daß die Lente, die ich zu ihrem Dienste abordne, von den Soldaten mißhandelt oder gefangen gehalten würden." „Ich verbürge Ihnen, daß ihnen teiu Haar gekrümmt wird, und daß sie auf der Straße zurüclkehreu köuueu, welche ihnen als — 84 — die beste erscheint, da ich, wie Sic wissen, allein, ohne jede^ null' liirische Gefolge reise." „Ich will sehen", schloß ov; „ich u>erde mich mit den Meinigen beraten und Ihnon Nlorqon Antivort in Ihr ^agcr schicken," Die AntU'^rt kam nicht, Die ,'^U'ei Räte, die ihn beeinflußten, waren zwei Schwarze, ehemalige Flüchtlinge ans den arabischen Stationen, nnd ich N'av qe,;wnnl^n, Lastträger bei einen, Hänptliiig der Bamba an,^nn»erben. — 35 Vechstes Napitel, Inhaltsübersicht, libciMna, übcr den Tnnssn, -^ Barken Nilpferde. - .^lrotodile, - Giftpflanzen. Kolonie drr Mari. ^- Mom-liuttn oder Man« bettn. — Der ^lus; 5tibali. ^ Das Volk der Mam bettn. - Alte Bewohner drr (hegend. DieMand',. — Die Abisanga. TicManibar^, - Die Mcdsche, die Maiss,'» nnd die Abarambo. — Die Bamba, — Die Akta weichen zurück. - Ncm-dimbali und die Mambcttn, Die Mali ode. — Tic Sandch. — Eisen, — Rote ^lftalinc. - (^anlbari, zladel"'», Ianssara. — ValdM liegend. — lilrokodilfleisch. — Berg Tina. — Dcr^lns; Gadba. — Bcllima, ^ Bcflcinnl, O am bar is. Tcr nranc Papagei mit dem roten 3chmcif. -- Monfü. ^ <^anc,o. — Tie Obä. — Die Monfü, eine niedrigere Nasse, Ackerban. Bercitnnss dcs Palm» öls. — Der n»l» fiihrcn. - - Von den Sklavenhändlern veranstaltete Etrcifzüsse. — Ein er-ziiruter Sklavenhändler, — Die Kolonie B o na.o. Wieder nach Bcllima. — Tangasi, — Der Gadda. Der (5llo. Tic Wohnnngen der 3chimpa»sen. - Die Vomba nnd die Niaftl,, — Die Oedeine Mianis. — (5i» Totenträgcr. ^-Mnnza nnd seine vcr^ansscnc (tröste, — Vitto, — Ein Gnrtcl Mnnzas, — (^cfläfüssleit eines Zwerges. ^ Ein Brief l's. InnkcrS. — Ingalicto, - Ich fahre den Maqna herab. ^ Eine Fnrt dcs Mac,na. - Schildwache, an»ncpas;t! ^ Feindliches Land. — Mssänfsnnss, — M a m d a n n a, der Enkel M n n z a ö. — Vcrtcidissnngs« znftand des, Landes. - - Begegnnng mit i>>-. Innkcr, 7>ch war daran, Momdnttu, dir von ('^org Schwcinfurth ^cschildcrtc (^csscud, ,^u dctretc». Wuud^rbarc Dinge hattc ich von dicn'm ^audc cr,'>ählrli hörcn. Tic Majestät seincs Anblicks, scillc ?flnssc mit dri, licroit^ l'^viihnttcn C>!alcrim'), die Bankette ulit Mcnschcllfll'isch. die ^wersilieviilkeriinH, die I6)in«pansen mit der ') Den Namen Galerien snr die Wälder längs der Flußufer verdankt man Piasssiia, der als der eiste Enropäcr die Länder der nördlichen Sandeh erforschte. - 86 - halben Menschengestalt, das tragische Ende.^önig Mllnzas, die von den Arabern verübten Schandthaten, alles das erregte meine Nen» ssierde, (indlich zog mich mich das Gefühl für das Vaterland zur Grabesstätte Mianis; Liebe znr Wissenschaft, zur Erforschung des Uelle, des geheimnisvollen Flnsses, nnd nach dem von Piaggia besuchten See. Am Düngn erwartete mich (Mai 188 l) der Häuptling Sullga, ein Mann von hohem Wüchse, mager, mit heiter lächelnder Miene nnd, ich möchte sagen, boshaften kippen, Er hatte Parken bereit, deren jede etwa zwanzig Personen fassen tonnte, nnd nachdem er mich bewillkommnet hatte, lud er mich ein, mich derselben zur Überfahrt über den Fluß zu bedienen. Diese Barkeu sind aus Stämmen des Baumes unk^l-iu gemacht und zwar mit Feuer und Eisen ans' gehöhlt. Es ist ein sehr weiches Holz, das mit überaus großer Leichtigkeit sich modeln nnd bearbeiten läßt. Ans diesem Holze bereiten die Eingebornen Trommeln, Stühle, Schilde und viele andere künstliche Gegenstände. Der Vamu wächst zu einer über raschendeu Höhe nud weist einen Stamm mit Durchmessern, die bisweilen zwei Meter erreichen, anf. Man sagte mir, daß der König Mnnza an den Tagen festlicher Bankette die Speisen für die zahlreichen Geladenen in großen Töpfen ans einem einzigen Stücke auftragen ließ, die man 5?aw nennt, und die aus Stämmen dieser Banmart ansgehöhlt waren, Zum Fortschaffen derselben waren einmal, da fie mit Lebensmitteln gefüllt waren, vier Diener notwendig. Der Dnngn, der seinen Ursprnng in der >tette hat, wo sich jene des Iei trennt, im Lande der 5taf»ck, wird anf seinem Laufe nach Westen von zahlreichen Flünchen genährt, unter denen der Ottna nnd der Atka, die von Norden herabfallen, die wichtigsten sind. Au mehreren Stelleu wird er von Felsen unterbrochen, welche die Schiffahrt anf ihm während der heißen Zeit nnmöglich machen. Zur Regenzeit aber führt er solche Wassermassen mit sich, daß er selbst mit großen Schiffen befahren werden tann. Er hat ein rasches Gefalle, wenig Bnchten nnd ergießt sich in den Kibali uugefähr bei 28° 30' östlicher Lauge von Greeuwich. Die Völkerschaft Loggo heißt ihn Iton Lande sind noch jene dieser beiden Stämme, freilich, die Mambetto verschwanden, aber ihr Idiom, ihre Sitten, ihre Zivilisation blieb nndherrscht noch immer vor. Tie Niapü, die so viel zur Verjagnng der Mambetto bei' trngen, und welche um jene ^eit sich im Lande den Medsche gegenüber seit den fernsten Tagen ansiedelten, kamen hin und wieder, um den Anstausch von (5ber nndHund^schwänzen gegen Palmöl zu bethätigen. Den Abisanga schreibt man die Akklimatisation der roten Olftalme (I^liliZ Fuincx2N8!3) zn, Ten Medsche gesteht man heute noch die größte Geschicklichkeit anf der (Aefantenjagd zu, und die Sandch sind wnnderbare (iisenarbeiter. Die Mambetto vervollkommneten die Holzarbeiteu, die Abarambo jene von Elfenbein. Die Moufü werdell ncnestcns oo ihreo Fleißes im Ackerbau qerilhmt. Zn jener Zeit war das Land der Mambetto ill drei .^öuig» reiche geteilt, die ans dein zerstückelten Reiche Mnnzaö entstanden. Gaml'ari im Norden, .ttadeb«', im Süden nnd Iangara im Osten tamen znr Macht mehr durch das Vorherrschen der Danagta, der Mörder Mnnzas, als nach historischem Rechte oder nach dem Wunsche der Bevölkerung, Plebiszite sind in Afrika noch nicht eingeführt. Wir befinden nns in einer waldigen Gegend, die dunkel infolge ihrer dichten Vegetation, snmpfig und kalt ob der regnerischen Jahreszeit ist. Bei jedem Tritte begegnet man Bächen, die zwar ^_ 9i — hinsichtlich der Wassermcnge, die sie mit sich fiihrcn, wenig bedeutsam, doch aber lästig nlld beschwerlich sind wegen der ausgedehnten Sümpfe, welche sie bilden, Das Land erhebt sich stufenweise allmählich vor nus. Von dem Hänptling Azanga, einem Vrllder (^ambaris, lvnrde ich mit Krokodilfleisch bewirtet, das mit Maniokblättern gekocht war, sowie mit sehr schiinen Vanancn, die ill ein Gefäß uoll Paliilöl zn tanchen er mich cinlnd. Ich war noch zn sehr Neuling in den afrikanischen Gebränchen; der Moosgeschmack war mir zn scharf, nnd ich beschräliktc mich auf die Banauen. In der Nähe bei den Abflüssen der kleinen Erhcbnngen, die gegen den Berg Tina hill sich ucrinehren nnd ill, Süden gegen Gango an dem Ursprnnge des Flusses Iubbo, der sich ill dell Tnngn ergießt, flieht der kleine ^-luß 5toa.uaro, der einen der Arme des Gadda-ftusses bildet. In Vellima traf ich Karbad«,, den Sohn Gambaris (18. Mai 1881), der zeitweilig an Stelle seines Vaters das Land regierte, welch letzterer noch immer anf Befehl Wessis nach Dschnr Gatthas verbannt war anf die Anktage, an der schändlichen lHntmannnng von Knaben nnd Jünglingen teilgenommen zn haben. III der That hatte Gambari infolge eines von den Sklavenhändlern erhaltenen Auftrags das schmMiche Amt geübt, das ihm angesichts seines völligen Erfolges abgenommen wnrde. Er gewann die Macht wieder, als der Gonvernenr von i^ad« das Land der Mambetto seiuer Provinz einverleibt hatte nnd er die Übertragung desselben an Mnssv Bey, der die Wahrnehmnng der Geschäfte der Provinz des Gazellen-stromes innehatte, verlangte, Von dem jllngen Manne erhielt ich einen grauen Papagei mit rotem Schweif zmn Geschenk. Der päittacuL erytliacuZ ist in den Zentralgegenden Afrikas sehr verbreitet. Mall schätzt ihn sowohl wegen seiner roten Federn, die als Echmnck dienen, als anch wegen seines zahmen Wesens, mit dem er im Hanse lebt, sehr hoch. Er heißt Naqne bei den Mambetto nnd Kuknrü bei den Sandeh. Er geht nordwärts über den Magua nicht hinüber nnd findet sich hanptfächlich im Lande der Wallegga, in Unjoro, in Uganda bis gegen Msoga im Osten des Viktoriasees, Als ich ill Unjoro war, — 92 — liatte ich (Gelegenheit, seinen Abzng iit Scharen mil dein ,^-lUge vun West nach ^?st siegen c!i!l erreicht dae> Gebiet de>erv des Bandes N'av, Tav' Torf l^aiM lie^t N'eslüch vol! der Hii^ellinie, vun welcher der 7uiblw herabfällt, und die ihn von ^miwkandi tieunt. Tie Bewolnier sind Mmyü, deren Stämme sich weithin nach Südniest ausdehnen, in dem Mscheu dem .'»tilmli und dem Bonwkandi i^eleqenen l^ebiete bis ,',nr (^e^eud der Walleqqa oder ^endu. Ec' in nicht weit vom Bomutaudi, der mit Barken zu alleu Zeiten des ^uihres übcrfahreu u>ird, entfernt, Viele der von mir amietrosfenen ^iilnpfe sind wahre Misse, mit angehäuften Erinnern bedeckt, die ein elastisches Bett m'ldeu, in das man ost mit Leichtigkeit bis zum.Nnie eiusintt. In Flüssen mi: einem geU'issen Umfang, »vie ans dem Mekka und ans dem Nala, gestaltet sich die Überfahrt für die Menschen seln' schwierig und für Tiere mit großem Gewicht fast numoglich, Diese reicheu Pflan^eiwegetatioueu, ^bä genannt, werden con einem >l'ränterwnchse l>ervorgedracht, den das Wasser herbeigeführt lial; sie verursache» bei der Überfahrt »veniger Unannehmlichkeiten als die 5ceit zu Zeit machen sie Ttreifzngc in ihrem ^ande, mn Sklaven __ 9H __ für ihreu ^audoau ,',u bekommen, Man behauptet, daß diefe Sklave» von frühester Jugend au da,zu bestilnmt iverden, das Verlangen des Voltes nach Menfchenfleisch zu stillen, re Viiiben, Tie Monfü genießen einen gewissen Nnl>m lvegell der beschick-lichkeit, init dcr sie das Ol der Palme Elais, N'elche den ReichNnn des Bandes aiwniacht nnd sich in demselben in Masse vorfindet, ane-pressen. ?chr Vor,^ng besteht darin, daß sie ein Öl hervorbringen, da^ nicht bitter ist, welch letzteres die Folge schlecht durchgeführten Kochens ist, Ihr Verfahren ist folgende, "m großelt Gesäßell, welche Wasser enthalten, sieden sie die Früchte, welche den gewünschten Reifegrad erreicht haben; dann gießen sie das Wasser weg, zer reiben die Früchte iu Mörfern, wobei sie sorgfältig einige Termiten beimischeu, nm wie sie sagen, das Verdichten der Masse zn er» leichtern. Hieranf drücken fie den Teig in den Händen ans, nud das unreine Ol wird mittelst eines sehr seinen au5 Kräutern hergestellten Siebes filtriert. Das Ol heißt im i^aude n^o ilnd der Banm no13ia<:2), die sozitsagen die Grundlagen der Ernährnng der Bevölkerung bilden. Man ißt sie stets, ehe sie reif sind, im Wasser gekocht oder ans buhlen geröstet. Die reifen Bananen dienen dann, indessen nur eiue gewisse Qualität, wenn sie geguhren sind, um Bier zn bereiten. Die Moufü sind nicht kriegerisch, sie mißbrauchen ihre Stärke nicht gegen ihre Grenzn ach darn, wenn sie nicht gereizt werden, Ihre Art, .ttrieg zu führen, beschränkt sich darum vorzugsweise auf die Verteidigung, wobei sie durch Kunstgriffe nud List ihre inaugelude Kriegstüchtigkeit zu ersetzen suchen. Wenn sie von einem Feinde angegriffen werden, ziehen fie sich zurück, indem sie die Straßen, durch welche er vorrückt, mit gefällten Bänmen anfüllen, was ihnen angesichts der Wälder und Haine, die über ihr Land hin zerstrent sind, ein Leichtes wird. Alsdann snchen sie den ^eiud in eine verwickelte Lage zn bringen. Die Ansführnng der Operations wird so geregelt, daß an gegebenen Stellen, nud zwar immer an den geeignetsten, die Eingebornen aus einem vorbereiteten Hinterhalt auf, die Angreifenden stürzen uud meistens unter ihneu ein entsetzliches Blutbad aurichten. Das war gegcn den Ausgaug des Jahres 1883 das Ende der Völkerschaften, die Gambari, voll Ehrgeiz, sein Reich zu erweitern, eingeladen hatte, die Moufü zu bekriegen. Die bei den Monfü gebräuchlicheu Waffen sind Lanzen mit leichter Stange, langem, geschmeidigem nnd in Gleichgewicht ge-haltcucm Eisen, um weit geworfen werden zu Wunen, ferner Pfeile, deren Spitzen ans sehr leichten Holzstängchen befestigt sind; die Pfeile sind vergiftet. Die Vergiftnng der Pfeile geschieht mittelst des Saftes verschiedener Pflanzen, über welche man das tiefste Geheimnis bewahrt. Der Schild der Monfü ist etwa anderthalb Meter hoch, von elliptischer Gestalt nnd weit; er hat am untersten Ende nach innen zu eiue Höhlnng, um die Lanze dort anstemmen zn können; hergestellt wird er aus verflochtenen Streifen indianischer Niude. In jenen Tagen waren die Araber zu einem großeu Strcif-zug nach den Ländern südlich vom Bomokaudi anfgebrochen. Ich 95 befand imch eden iil ^eiga, eiuein kleinen Torfe der Schwarzen, als ich etwa zwanzig Weiber herankommen sah, die mittelst starker Stricke nm den Hals an einander gebnndeu wareu. Etwas später kam ein gewisser Ibrahim, den ich schon in Amadi hatte kennen lernen. Ich sprach kein Wort. Er grüßte mich. Ich erwiderte seinen Grnß, Der Araber schickte sich zn seinem gewöhnlichen Gebete an; ich ließ ilm gewähren. Als er es beendet hatte, fragte ich ihn: „Ibrahim, habt Ihr mit Inbrnnst zn Gott gebetet?" „O ja!" erwiderte er mit Zögern. „Und Ihr habt ihm wohl für die Ventc gedankt, die Ihr gemacht habt?" Er antwortete nichts. „Und Ihr habt ihn gebeten, Ench eine zweite, znm mindesten nicht geringfügigere cmgedeihcn zn lassen?" „Ich bin ein armer Mensch; ich arbeite, nm zn leben; ich stehe im Dienste Mohammed Abdns." Ich brach über diesen Gegenstand ab nnd sprach von anderen Dingen. Während der Nacht gelaug es der Mehrzahl der Sklaven, sich von den Stricken frei zn machen, nnd sie ergriffen die Flncht, Des Morgens ging Ibrahim von dannen, diister, indem er nur einem Götzenbild einen Grnß znwarf, ohne sich mir zn nähern. Um der Wahrheit die Ehre zn geben, muß ich gestehen, daß mich au jeuer Flucht weder ciue Schuld noch ein Verdienst traf. Au den Tagen, da mir das Fieber Ruhe ließ, machte ich einige knrze Ausflüge in der Umgegend von Gango, nm das Land zu stndiercn. Eines Tages gelangte ich in ein abgelegenes Dorf mit Hütten, welche mit weiten nnd festen Grasmatten bedeckte Dächer, ähnlich deujeuigeu iu der Gegend des Gazellenflusses, hatten. Es war eine Kolonie der Völkerschaft Vongo, die seit lauge sich hier niedcrge-lasseu und uoch immer ihre überlieferten Sitten nnd die Sprache ihrer Ahnen beibehalten hatte. Infolge des Gemetzels nnd der Spaltnugeu, welche von Elfenbeinhändleru iu das Land gebracht wnrdeu, wareu viele ausgewandert, seit die Einheit ihres Stammes — 96 — vernichte: worden n'ar, Nnerinndlich^ und fleißige Ackerbauer, in guten Beziehungen mil den Eingebornen, doch in ihrer eigenen Art dahinlebend, dildeien sic init ihrer rotbraune», ^arbe, ihren kräftigen Gliedern nnd ihrem hohen Wnchse einen seltsamen Kontrast zu den bellten de^ Bandes. Anl «. ^nli (l.^l) kehrte ich ans der ^tmste, die westlich vom Bcr^e Tiu.l sich hinzieht, nach Bellima zurück. Der Tinil ist ein kleiner ^erq von !^erin<^er Höhe, der si^li einsam in eineln etwas wellenförüMM (^rlände echebt^ sein (Gipfel hat die Gestalt einer weiten Terrasse, In Vellima dlied ich einige Ta^e, n>n ^astträ^er '/,l beloiii-men, deren ich dednrfte; am i;«>. 7>nli lnachte sich meine kleine Karawane nach Tangasi auf, indem sie einen dem ^lnsse l^adda parallelen We^ einschlnq, Ter l^iadda, der an enliven Pinitte» des Ne^es in der Eiw scrunliq sichtdar N'ird, lm seilieil llrsprnn^ eins dem ^er>^e Tillil aus den Bächen, die vom Ver^e nnd seinen Vorspringen herad-stnr.zeil. Während seines Hanfes wird er dnrch kleinere ^-Iiisse sowie dnrch die (^iefü'äche, die ans der Gegend der Wasserscheide des Äumokandi'Gadda nnd Maqna-Gadoa herabfallen, verqrös;.'N, Unter ihnen verdienen der Mo, der Tombi nnd der An erwähnt ,;n werden, welche znr Zeit der Ne^eligiisse eine ^el>öriqe ^iasse Wasser filhren, ?er Gadda hat eine Breite von etwa dreißig Meter nnd erreicht ,znr regnerischen Jahreszeit eine beträchtliche Höhe; dann wird er ans hölzernen Prncken iiberschritten. Ter Gadda ergiem seine Gewässer in den Maqna int ^ande der Mambar^. Ter Ello, den inan überschreitet, nm nach Tangasi zn gelangen, hat eine Vreite von etwa zehn Meter nnd wird anf Stämmen von gefällten Bänmen überschritten. Tas ^and ist mil Wäldern bedeckt, zwischen denen bebaute Strecken liegen; dänfig sind Fliisse, die unangenehme Sümpfe bilden, Ter Elefant nnd der Bnfsel sind hier gewohnlich nnd grnppen-weise vereinigt, den Schimpanse erblickt mau mit seinen anf großen Bänmen errichteten Wohnungen, Häufig sind die Hntten von Hecken nmschlossen, mittelst deren man die wilden Tiere abwehrt. Dic Einwohner banen Mais, Sesam, >lolotasien, Kürbisse. Tas — 97 — lß __ Munza, den Schweinfurth verewigte. Die Wildheit der Sklaven-Händler legte diese Stadt an dem Tag in Asche, der den Tod des großen Königs beschloß. Dreizehn sehr hohe Pfähle, vom Feuer geschwärzt, sind lwch übrig, nnl die vergangene Größe und den liistorischeu Glanz der >touig5burg zu bezeugen. Hat man deu Vitto, uördlich vom Dorfe, überschritten, und steift man in nordöstlicher Richtung eine halbe Stuude Wege^ ans der wciteu Fläche eiues Hügels hinan, der, arm an Bäumen, mit Kräutern bedeckt ist, welche die Trostlosigkeit der Örtlichkeit er-l,öhen, so bezeichnet eine ungestaltete Erderhöhnng das Grab des arnien Miani. Nachdem ich das Gras nnd die über demselben empor» geschossenen Pflanzen hatte entfernen lassen, nnternahm ich schoneudst mit meinen Renten die Änsgrabnng, wobei ich sorgfältig die aufgeworfene Erde untersuchte, in welcher ich wenige menschliche Knochen nud einen Teil einer Amphora auffinden konnte. Diese wenigen Neste, die ich immer mit Sorgfalt aufbewahrte, uud die ich dem Vaterlande znrückznbringen dachte, hat mir die Wildheit des Bönigs .^tabrega von Unjuro abgenommen und vernichtet. Waren es auch wirtlich Mianis Gebeine? Wnrde er nicht bei dem Dorfe Nnnia mtter den Sandeh begraben? Ferner der nüt vier Nägeln geschlossene Sarg? Als Zeugen der Unternehmungen Mianis nnd seines bejammernswerten Endes lieferten mir übereinstimmend die ^eute, die darüber wie von wohlbekannten Dingen sprachen, nach dieser Hin-sicht die genauesten Einzelheiten, Miani verweilte nicht nnter den Sandeh des rechten Maqna-nfers; er berührte nnr Bakangoi, von wo ans er sich neuerdings-zu Mnnza zurückzog, kränklich, vom Wechselfieber heimgesucht, wurde er bald uach seiuer Nückkehr vou heftiger Dysseuterie befallen, die ihn in kurzer Zeit zum Tode brachte. Seme sterblichen Überreste wnrdeu nach dem voll ihm vor seinem Tode geäußerten Wnnsche in den Holzsarg gelegt, den er selbst angefertigt hatte, mit allen Kleidern, mit einer Pfeife von gebrannten, Thon nnd einem gleichfalls irdenen Gefäße voll Tabak. Das Ganze wnrde in einen weiten Teppich gelegt, der zugenäht wurde. — 99 — Nachdom der Sarg mit vier langen Nägeln geschlossen worden war, wnrde er von den Arabern von Tcmgasi und einer großen Zahl Eingeborner zur Begräbnisstätte gebracht. Anf dein Grabe wnrden znr Ehrung des Toten Flintenschüsse abgefeuert. Tie einzige Vcrstünimelnng, die man an der deiche vornahm, war das Abschneiden des langen Bartes, den Mnnza zn einem Stricke flechten ließ, den er stets als Gürtel trng — ein entschuldbares Vorgehen, das man mehr der Achtung nnd Liebe als der Geriugschähimg zuschreiben darf. Aber einen Tag nach dem Begräbnis, während der Nacht, raubten nnbekaunte Tiebe, welche das Grab heimsuchten, den Sarg, die vier Nägel, den Teppich nnd das gesamte Gewand. Gewiß hätten sie anch die deiche fortgeschleppt, nm dieselbe zn verzehren, wenn sie nicht vor dem fleische eines Weißen Abscheu gefühlt hätten. Als Munza von dem Porgange Kenntnis erhielt, ließ er Nachforschungen anstellen, nm die Schnldigen festznnchmen, aber er bekam weder diese, noch die geraubten Gegenstände. Am Abcud bei meiner Rückkehr uon dem frommen Amte, als ich eben das teuere Unterpfand in eine Kiste legte, rief ich einen meiner Diener nnd befahl ihm, mir einige Bananen von der Traube zu briugeu, von der ich wnßte, daß sie im Hanse war, da ich mich von dem gezwungenen fasten des Tages geschwächt fühlte. „Es sind keine Bananen mehr da," sagte er mir. „Wie? nnd die gestern von Iangara geschickte Tranbe —" „Sie ist nicht mehr vorhanden." „So habt Ihr alles anfgezehrt?! Eine Tranbe von wohl hnndert Früchteu —" „Ataugo (so hatte man einen Akka genannt, der mir in Gango gegeben worden war) hat sie gegefsen." „Alles?" „Ja, alles. Während des Tages trafen wir ihn, als er wiederholt Früchte holte, und es gelang uns nicht, ihm Gehorsam beiznbringen." Ich sprach kein Wort. Nachdem ich den Schnldigen hatte rasen lassen, bot ich ihm eine mit Mehlspeise nnd Fleisch angefüllte — 100 — Platte und lud ihu zum Essen cm. Er kauorte sich znsammeu, uud mit der gewohnten Gleichgiltigkeit aß er alles bis zum letzten Bissen. O die Macht der Gefräßigkeit! Er erzählte mir dann, er sei, als er von den Monfü als Sklave gefangen wnrde, anf einem Bauanenbaum betreten worden, von dem eiue Traube abzuuehmeu ihm Schwierigkeiten machte. Dieser Bursche gab mir iwch bei verschiedenen audereu Gelegenheiten Beweise seiner Freßkuust. Ein Brief des Dt-, Iliuker, der mir am 18. September (1881) znkam, teilte mir mit, wie er bei den Abarambo angekommen sei und sich in kurzem zu dem Häuptling Mambanga, der zu jener Zeit in Krieg mit den Völkern der Regieruug sich befand, begeben wolle. Erfreut über eiue solche Nachricht, die mir das Vergnügen ill Aussicht stellte, deu bernhmteu dentschrnssische« Reisenden persönlich keuueu zu lerucu, stieg ich uach zwei Tageu über die bereits beim Besuche au Miauis Grab zurückgelegte Straße zum Maqua hiuab uach Ingabeto zu dem Häuptling der Mambare. Ich suchte uach dem bestell Wege, der einzuschlagen wäre; der Weg zn Wasser war länger, der zu Laud kürzer, aber er führte durch dichte Wälder, die hänfigc Flüsse dnrchschnitten, ohne Einwohner nnd bebaute Strecken, da die Eiugeboruen sich seit jenem Tage, wo der Krieg gegen Mambanga ausgebroche», war, eutfernt hatten. Der Hänpt-liug Malm kouute mich anf jenem Wege nicht begleiten infolge der Feindschaft, die ihn von Mambanga trennte. Jedoch but er sich an, mit mir auf eiuer Barke bis zur Müuduug des Flusses Wawu zn geheu. Ich nahm es mit Begeisterung au, indem sich mir dadurch eine Gelegeuheit bot, deu Lauf des Flusses nud seiue Ufer während der Zeit der Fahrt wohl zn stndieren. Iu zwei Tagen bildete mau eiue kleine Flotille voll sechs großen Barken, deren jede vierzig Personen fassen konnte, nnd die zwölf Nnderer führten. Der Hänvtling, der mich am vereinbarten Orte aussetzte, benutzte die Gelegenheit dazu, die Büffel in den Sandehländern des rechten Ufers zn jagen. Es war eine prächtige Neise, bezanbernd durch die Großartigkeit des Maqua, dnrch die Majestät der Vegetation, den er- — W1 — «nickenden Schatten, der sich über jene Gewässer ausbreitet, und die durch frische Brisen leicht erregte Luft. Unruhige Affen, in beständigem Kriege nnter sich umherspringend, Vögel mit glänzenden Farben, die einen ans den Bänmen flatternd, die andern anf den bewässern schwimmend, fliegende Fische, das rasche Untertanchen der Krokodile, eine kompakte Masse, gebildet von Köpfen von Flnßpferden, die, anf den majestätischen Wassern schwimmend, nach allen Seiten hin Wasserstrahlen spritzten — alles half zn-sammen, um ein Bild zn schaffen, das zu beschreiben ich nicht wagen möchte. Das linke Ufer fällt senkrecht ab; die Wälder, die es beschatten, geben ihm ein dunkles Anssehcn; das rechte, minder hoch, neigt sich sanft; weniger dichte Haine bedecken es, die hänfig offene Stellen zeigen, wo man dann endlose, grasbewachsene Ebenen schaut, die sich in weiter Ferne im blanen Horizont verlieren. Unsre kleine Flotille rückte vorwärts, belebt von den Gesängen der Ruderer, Gros; war die Frende aller, grenzenlos mein Stauuen. Tansend Fragen, tausendfaches Forschen, das znm teil des Stoffes halber, znm teil wegen der sprachlichen Schwierigkeiten nnver» standen blieb, „Seid Ihr in Freundschaft mit den Sandeh von Uando?" „Gegenwärtig ja! Sonst aber lagen wir in Streit." „Ihr habt aber immer ihre Angriffe abgeschlagen?" „Das wohl, aber einmal liefen wir ernstlich Gefahr." „Aber wie konnte Uando einen derartig breiten nnd tiefen Flnß wie diesen überschreiten?" „Nnn gestatten Sie mir, daß ich Ihnen alles genan erzähle. Solange Uando, wenn anch mit manchem Zehent von Barken ver-snchte, des Nachts znr regnerischen Zeit in das Land einzndringen, fielen uus seine Truppen leicht als Beute zu. Einmal aber, nnd das war gerade knrz nach Mnnzas Tod, da gestaltete sich der Krieg recht blntig und schwierig. Zwei Stnnden von Ingabeto giebt es znr Zeit der Dürre ein necianZu^), das den Sandeh völlig unbekannt ist. Verschiedene Parteien hatten sich im Lande ') Furt. — 102 — beim Tode des Bönigs gebildet, nnd Nando, begierig, die Lage auszunützen, wnßte für sich einen gewissen )t'Tongo zn gewinnen, den Vater des ElMas, den Sie bei dem Gonvernenr der Provinz des Gazellenflusses sahen. N'Dongo verriet ihm die Stelle, wo die Furt war, Nando kam mit vielen Bewaffneten; als oder die Araber ihre Gewehre demaskierten, wnrde er geschlagen und lieft viele Tote und Verwundete an den Ilfern des Maqna. Indes gelang es ihm, sich mit wenig Anhängern zu retten." „Sind noch andere rie^lan^u^ im Flnsse?" „So viel ich weist, Ilönig besiegt nnd gefallen; allein noch übrig, stürzte er sich verzweifelt gegen den Mordstahl nnd fand dabei den Tod eines tapferen Soldaten, Bc>n der vergangenen tröste blieb nnr ein hänfen von Ruinen, nud anf diesen ranchenden Trümmern errichteten die Sklavenhändler ihre Herrschaft. Die schwache Schar hatte blindlings der eigenen Knechtschaft die Hand geliehen, Tie Araber zögerten nicht, ihr Programm in Ansführnng zn bringen, Iangara wnrde all die Spitze der Bamba gestellt, die bereits Mnnza unterworfen waren. Gambari, ein unbekannter Eisenarbeiter, erhielt .Nnbis Herrschaft; .Nadebo, ein elender An» geber, bekam jene bei den Monfü, >tnbi lvnrde geschlagen, flüchtig, im (^rase versteckt, barbarisch hiugemordet anfgeflindeu; sein Binder Iangara wagte nicht, einen .tt lagelaut zn erheben. Gango, am Berge Tina geschlagen, wnrde nnter den Toten gefunden. Balanga, ^.linnzas Sohn, verließ seinen Staat nnd flüchtete sich zn den Sandeli, wo er ein Blntbundnis mit dem Hänptling Banli schloß. Aber die Araber ließen dnrch Umtriebe nnd Drnck Balanga an» klagen, als stelle er dem ^eben und deni Throne Äanlis nach. Als Balanga von dem Herannahen Bewaffneter >tnnde erhielt, ging er ans seiner Ortschaft hinaus nnd rüstete sich, um dieselbeu am ^lnsse ^ietlima zn erwarten. „Ich bin rill >tönigssohn", rief er der bewaffneten Schar entgegen, die auf ihn herankam; „ich bin kein Sklave. Tötet mich immerhin; ich fliehe nicht." Das vom Nnmpfe getrennte Hanpt wnrde Banli überbracht. Tie Niapü saßen noch immer im ^ande nnd hatten mehrmals nnter der Führnng El Mais verflicht, sich 5tabraf5s zn bemächtigen, des Herrn der Medsche nnd Binders Mnnzas, Mehr» mals geschlageil, zogen sie sich anf das rechte Ufer des Vomotandi znrück, wo sie sich niederließen. — Ill ^ Azauga nahn: hierauf, vou seiuem Bruder Kabrafil, der freiwillig abdcmkte, eingeladen, deil Titel eines ne lo'i^e der Mam-betto an. Sem Neffe Mbala, der einzige noch lcbeudc Sohn Mnnzas, wurde vou ihin au Kindesstatt angenommen. Die Szene ist aw Maqna. N'essngo, in seineu ehrgeizigen Hoffnungen getäuscht, sinnt anf Rachepläne, unterstützt von dein Rat seines jüngeren Bruders Mambanga, eines einsichtsvollen nnd kühnen Jünglings, dessen Herz von Haß gegen die bundesbrüchigen Fremden schwoll. Nachdem die bewaffneten Versuche mißglückt waren, verband sich Nessngo, indem er sich als ihren Vasall und Freuud stellte, mit den Arabern in den Kämpfen, welche diese im Gebiete der Sand eh uuteruahmeu. Nachdem er sich ihr Pertranen gewonnen hatte, zettelte er eine List au, nm eine Vernichtung unter ihnen anzurichten, iudem er ihnen getrocknetes Fleisch sandte, das mit feinem Gift zubereitet war. Aber er hatte die schlimme Idee, mit ihneu spielen zn wollen, iudem er Stücke von Menscheufleisch beigab, ein Vorgehen, desseu er sich vor seineu Lenten rühmte. Die unkluge Prahlerei wurde verhäugnisvoll für ihren Urheber. Ein Weib floh während der Nacht ins arabische Lager, um die 5tnnde von dem Mahle, das ihnen bereitet würde, dorthin zu briugeu. Übermütig, des Gelingens des ruchloseu Attentats sicher, stellte sich Nessugo am folgeuden Tage, von vielen Bewaffneten begleitet im nahen Lager ein, uud zu seiner höchsten Verwnudernng und mit uur schlecht verhehltem Grimme sah er hier blühenden Gesnndheitszustand. Die Danagla verstellten sich nnd feierten mit der gewohnten Zuvorkommeuheit den Fürsten nnd sein Gefolge. Am dritten Tage aber lnd Veschir Talab, welcher die Trupveu befehligte, uachdem er die Häuptlinge Iangara, Rembi, Numbi, Mondogi (den ersten der Vamba, die nbrigeu der Niapü) versammelt hatte, Nessugo ein, über die nächsten Kriegsoperationen mit ihnen sich zn berateu. Er machte sich auf deu Weg; aber als er das Lager betrat, traf ihu eiue wohlgezielte Kugel zu Tode. Die Herrschaft der Mambetto hinterließ, ob sie anch mit — 112 — der Vergewaltigung und Zerstreuung des Stammes endete, doch ein dauerndes Andenken an ihre Thaten, den Zauber ihres Namens, die Überlegenheit nud den Vorrang in den Künsten, in Sitte und Bräuchen znrück. Die Art der Kleidung und der Schmnck des Hauptes, die abergläubischen Gepflogenheiten, die Bewaffnung im Kriege, die Feste nnd Tänze, die Geräte für den häuslichen Gebrauch, alles ist ihrer Weise entlehnt. Die Sprache vollends erzielte einen vollständigen und uw begrenzten Triumph. Weuu anch die Stämme ihr eigenes Idiom aufweisen, so erkennen doch alle ihren Vorrang an, sowohl was die Hochachtuug vor deu ruhmreichen Überlieferuugen betrifft, als was das Idiom aulaugt, das dem Bedürfnis, die gegenseitigen Beziehungen zu erleichtern, entspricht. Ich befand mich eines Tages beim Fürsten Iangara, als Mbala sich einfand, um einen Besuch abzustatteu. Alle warcu auf deu Füßen, und Iangara forderte ihn, indem er sich beeilte, ihm entgegenzugehen, anf, seinen Sitz einzunehmen, indem er sich znm Zeichen der Hochachtung auf einer viel niedrigeren Bank niederließ. Es war ein Andenken an die vergangene Groß'.', die stets gläuzeud und lebeudig war, und die deu Geisteru Hochachtung gebot. Die Kleidung ist je uach der ^age der eiuzelnen mehr oder minder gesucht. Von dem reichen Gewände, das in umfangreichen Falten die Brnst bedeckt und, bis zu deu Knieen hiuabreicheud, zurückgeschlagn: den Nucken bis znr Höhe der Schultern umgiebt, voll dem farbigen, roten oder brauueu oder aschgraueu Kleide aus feiner Arbeit, das am Gürtel mit dicken Stricken zusammeugehalteu wird, kommt man in einer langen Zwischenreihe bis zn den Lmupen, welche mehr oder weniger einige Körperteile bedecken und von irgend welcher Schnnr gehalten werden. Die Weiber beschränken ihre Kleidnng auf eiue zweifelhafte Schürze. Wenn auch die Fraueu der Mambetto weniger zurückhalteud siud, als jeue der benachbarten Stämme, so wäre es doch ein Irrtum, all eiue zu große Leichtfertigkeit der Sitteu zu glaubcu; denn diese häugt immer mit einem gewisseu Grade vou Koketterie zusammen. Diese Art des Gewandes, von den Mambetto nu^i, von Mambanga im Uampfc mit den Arabern i „Mein ^ohn soll tciu Sklave werden!" -- in; deil Sandeli lakico genannt, wird ano Streifen der Rinde des urosU^m^. einer Fcigenart, gemacht. Nachdem man die Ninde vom Vaumc abgezogen und gereinigt hat, schlägt man sie entweder mit Hämmern von Holz oder mit Elfenbeinstücken, bis man das (Gewebe zn gleichförmiger Ausdehnung bringt, ohne es zn zerreißen. Man verbindet hierauf die einzelnen Stücke untereinander durch eine Naht; das Gewand färbt man alsdann, indem man es entweder mit roter Tünche, die man ans Holzstanb herstellt, tränkt, oder indem mau es eine gewisse Anzahl von Etuudeu in Schlamm eingräbt. Der Schmuck des Kopfes ist Gegenstand größter Sorgfalt. Die Haare werden fleißig gereinigt, gekräuselt, anf tausend Arten gekämmt, stets aber zylinderförmig nach rückwärts gedreht hergerichtet. Auf der Stirne entfaltet sich dann das Haar zu einem Netze, das ans kleinen Flechten, die hinten am Fuße des Zylinders anschließen, gebildet wird. Dem Mangel au Haaren hilft mau mit solcheu ab, welche deu Toteu abgeschnitten wurden. Die Mäuner tragen über diesem Haarturm eiuen kleinen, leicht geflochtenen, farbigen Strohhnt, der mittelst Stecknadeln von Elfenbein oder Eisen befestigt ist. Einige gebrancheu auch Steck' nadeln, die von Menschen' oder Schimpansenknochen gefertigt sind. Die Franen tragen nnr Stecknadeln. Eine nicht geringere Sorgfalt verlegen sie alls die Reinlichkeit nnd den Schmuck des Körpers. Täglich gebrauchen sie Wasser, und wenn der Körper gereinigt ist, salben sie ihu erst mit Öl, und dann bestrcneu sie ihu mit rotem Staub vou !tarbad<>, ein Sohn des Häuptlings von Bcllima, traf wohl anf dreißig Schritte tief in einen kleinen Ranm, der an einem Banmstamm vorher bezeichnet wurde. Uuglaublich ist die Sicherheit, mit welcher sie mit ihren Pfeilen fliehende Ratten und Schlangen, sowie Vögel, die zwischen dem Grase nnd dem Nasen da hinflattern, zn treffen Nüssen, 8' — Il« — Die Lanzen, welche znr Jagd anf große Tiere im Gebranche sind, haben umfangreichen' nnd stärkere Eisenspitzen nnd die Schäfte einen größeren Dnrchmesser nnd größere Länge. Der Trombask, das Kriegsmesser, die Waffe, welche die Stelle des Schwertes einnimmt, ist ein sichelförmiges Messer, an seinem äußersten Ende zweischneidig, mit einem Holzgriff, der zum teil oder auch ganz mit Eisendraht oder Messing umhüllt ist. Er ist die Waffe des Befehlshabers — eine Auszeichnung, Wenn der König sitzt, so legt er ihn neben sich anf einen Schemel, nnd gewöhnlich schwingt er ihn, lange gestikulierend, wenn er spricht. Überraschend wirkt der Ehrgeiz, den die Hänfttlinge in den Besitz eines feinen nnd funkelnden Trombask setzen. Vei Hinrichtungen ist es eine für den Schuldigen ehrenvolle Ausnahme, mit diesem Werkzenge getötet zu werden. Unter den Schmuckgegcnständen verdienen die Elfenbeinnadeln, mit denen das Haar anf dem Hanftte gesteckt wird, eine besondere Erwälmnng. Die Franen tragen dieselben qner dnrch das Haar, Sie siud verschieden in ihrer (Gestalt nnd trotz ihrer Einfachheit elegant. Der feine Stiel, der regelmäßig gegen den Nadelkopf zn dicker wird, endet an diesem mit einer kreisförmigen Anschwellung, die entweder geschliffen ist, oder mit einem geglätteten Qnerplättchen, oder anch nach Art eines Kammes. Die aus menschlichen uder Schimpanseknochen gefertigten Haarnadeln sind nnr am Ende des Stieles gespitzt nnd am oberen Teile geglättet. Die Feinheit aller dieser Kunstarbeiten ließe von vornehereiu eine gewisse Vollendung der Arbeitsinstrumente annehmen, aber es überrascht, zn sehen, mit welch unvollendeten Mitteln, die alle noch ans der primitivsten Stnfe, stehen, man durch löbliche Hingabe die von ihrem erfinderischen Genins entworfenen Arbeiten fertigstellen kann. - Ein ans zwei Thongefäßen gebildeter Blasbalg, dessen äußerste Teile mit Vananenblättern bedeckt siud, die man an der Hitze des Feners mürbe nnd biegsam gemache hat, ein kleiner Ambos von gehämmertem Eisen, irgend ein Meißel, ein roher Hammer, ein Stück Sandstein als Feile, das macht die ganze — 117 — Werkstätte eines Eisenschmiedes dcr Mambetto ans. Die Geduld, die Beharrlichkeit im wiederholten Glnhendmachen und Hämmern des Eisens ersetzt die vollendeteren Werkzeuge und giebt dem Material eine Reinheit, die mau bei anderen Stämmen nicht findet. Nach-dun das zum Glühen gebrachte Eisen seine Hämmeruug durchgemacht hat, wird es iu deu Boden gesteckt. Der Eiscnschmied ist cine wichtige Persönlichkeit, nud die erfahreneil uud arbeitsamen unter ihnen wohnen mit dem Fürsten ill der Residenz. Die geschicktesten machen ohne Hilfe von Zangen oder Feilen ans dem Eisen die feinsten Drähte, kleine Ninge, Bänder, nm die Gelenke, die Arme, die Knöchel der Füße zu schmücken, Buckel zur Zierde der Schilde, Nadeln nach der Art der elfeubeiuerueu. Auch das Messiug und das Kupfer werden in derselben Art mit nicht ge ringerer Genanigkeit und Eleganz bearbeitet. Nicht mindere Vollendnng erreichen sie in Holzarbeiten. Zwar verwenden sie gewöhnlich nur eine Qualität von weichem nud weuig widerstandsfähigem Gewebe, aber selbst für solche Arbeiten lassen die Werkzeuge uoch geuug zu wünschen übrig. Die Spnndmesfer siud klein und keilförmig, in einem am Ende anschwellenden Handgriff eingelassen. Die Messer sind klein und werden geschliffen, indem man sie an einem Felsen oder an einem andern Eisen reibt. Und selbst bei dieser Ärmlichkeit der Mittel sichren sie, iudem sie rechtzeitig vom Feuer Gebrauch macheu, sehr feiue Arbeiten, verwickelte Schnitzereien, die stets in leichten uud symmetrischen Formen gehalten sind, ans. Kurz, wie sie mit diesen weuigeu Werkzeugeu Elfenbeinarbeiten, wie die Stecknadeln, Mörser, Bettfüße ausführen, ist wirklich schwer zu glaubeu. Aber die Thatsachen lassen dem Zweifel uicht das geriugste Feld offen nud briugeu uns vor Bewunderung zum Verstummen. Die Holzindustrie umfaßt deu Bau der Barken, Betten, Sessel, Gefäße, Schachteln und Schilde. In dieser Art vou Arbeiteil siud sie unbestritten allen andern durch die Güte ihres Eiseus voraus. Georg Schweiufurth ^ ') Im Herzen lion Afrila. Nciscii und Eiitdcckmigen im zentralen Äqnatorialafrika währinid dcr Jahre 1868 bis 1871, Neue, umgearbeitete ^rissiimlmisgabc. 1874. (Lpzg. Brockhmis.) Vd. II, S, 1^0, äußert sich hierüber, wie folgt: „Tic Vervollkommnung ihrer Werk zeuge befähigt die Mombuttu muh zu einer größeren Entwickelung von Kunstfertigkeit in der Holzfchnitzerei. Sie sind das einzige ^olk, welche mir in Afrika begegnete, selbst die heutigen Ägypter llicht ausgenommen, welches den olebrallch des einschneidigen Messers kennt; ein Fortschritt m der Holzschnitzerei läßt sich daher hier dnrch die Anwendung solcher Messer erklären, deren Vorteil auf der Hand liegt, da die Unterstützung des Zeigefingers beim Schnitzen eine im Dötail weit sicherere Handhabung ermöglicht," Der ^aladra. der angled, wie es die Araber heißen, «st ein ans Stangen des Imkere spaima rapkia) gefertigtes Bett. Die verschiedeneu der Länge nach laufenden Streifeu hält ein Band, das ans Rinde von pucklu, dem indischen Rohre, gemacht ist. Man benutzt leine Nägel, nnd die Fuße sind in die Seitenteile eingelassen und nnr dnrch ihre Lage gebalten. In derselben Art nnd Weise macht man auch Stühle. Die Schemel, welche gewöhnlich den Granen dienen, da ill Mambettn niemand sich ans die Erde legt uder setzt, wenn er iu seinem eigenen Hanse ist, heißen sie nc bala nnd machen sie ans einem einzigen Stück Holz der unicarm. Der Schemel ist rund, hat einen einzigen Fnß, ist üben etwas ausgehöhlt und verschiedenartig, je nach der Phantasie des Arbeiters, geformt. 5Ie bamda ist eine Art Lehnstnhl, die man ans den Asten dcS Qnirlbaumes macht, nnd die man mit zwei Anßen am Boden stntzt. Die Arme werden mit Eisen nnd >tnpferdraln geschmückt. Es ist dies das einzige der Würde nnd dem Pvnnle eines Königs unentbehrliche Möbel. Die Bevölkerung von Mambettn ist mehr kriegerisch als ackerbaueud, da ihr Boden überaus fruchtbar ist und Überstns; au Bmmnen, au Maniok nnd süßen Kartoffeln hat, die leine besondere Arbeit erfordern. Die Mnben des Feldbaues fallen den Franen zu, wobei sich die Männer nnr die allgemeine Zndereitnng des Vodeus, das Verbrennen der gefällten Bäume und dcs Grases vorbehalten. Die Häuptlinge und die höhere Klasse bedienen sich auch der Arbeiter, die sie ans Streifzügen von den benachbarten Stämmen und besondere von dem der Monfn sich holen. Anch — 119 — dic Ackerbaugerätschaften befinden sich noch in einem sehr primitiven Zustande, da sie nnr ans einer kleinen Hacke mit kurzem Stiele, kon^o genannt, nnd einem am Ende abgestumpften, zweischneidigen Messer — Kit« — bestehen. Was Eleganz der Form und Bequemlichkeit der Handhabung betrifft, verdient das Geschirr die erste Stelle vor allen der übrigen Stämme. Vom grüßen Gefäße au, das znr Bereitung des Vieres dient, nnd das sie docjuo^uo heisien, bis zu dem Fenergeschirr, — cl<.-t3cl^kele-— bis zum kleinsten herab, 6ct«;ck^^!en^uc znin Wasser, findet man anch die blimmu, die Flasche. Tiese letztere wird durch Neliefschmnck in feinster Arbeit verschönert, ist klein, von eleganter, seichter nnd dauerhafter Form. Die Flasche ist die unentbehrliche Begleiterin des Trombask mn dem Schemel, der dem König znr Seite steht. Die Leitung des Haines und vornehmlich der 5tüche ist den Franen anvertraut, die mit beneidenswerter Reinlichkeit derselben obliegen. Alles ist hier mit Ordnung und mit einer gewissen Symmetrie eingerichtet. So die Waffen, die Betten, die Stühle — aber das Auge ruht mit besonderer Freude auf deu knnstvollen besaßen, die mit Sorgfalt und Fleist gehalten sind nnd einen gnten Teil des hänslichen ^nxns ausmachen. „Am meisten >tunst", sagt Schweinfnrth, der so sehr bei seinen Schilderungen mit aller Genauigkeit ins kleinste eingeht, „verwenden sie auf die Wasserflaschen, welche die vielgepriesenen Erzeugnisse Oberägyptens in den Schatten stellen könneil; ihre Formen nnd Verzierungen verraten eine ungewöhnliche Erfindungsgabe." (A. a. O, ll, I24.I 120 - Achtes Napites' Anhalts Übersicht, MaMbauga, der (3vbc dcs Hasses seines Vrndcrs — Blutbad der Araber. — Heldenmut Main bang as. — Mein Sohn darf den Danagla nicht in die Hände fallen. — Mambettu — Truppencittscndung, ^ Ttunn auf die Militärstatiou, — Pauik uutcr deu Soldaten, — Dr, Iuu k c r, — Dcr mapin^o. -^ Die Abarambo. — Jäger, — Holzschnitzrrarbcitcu, — Dcr alte Mbrno, —Seine über-natürlichen Heldenthaten — Die n^Kiima. — Dcr Häuptling Lug or von Latsla. ^ Der Ncgeilzertciler in Ilnjoro. — Traurige Nachrichten, — Gessi Pascha tot, - Stücke dcr dein Forscher abgenommenen Korrespondenz, — Verstopfung des Nilcs, — Vielhnndcrtfünfziss Todesfälle infolge Uon Hungersnot, Maruo, dcr Befreier. — llrsacheu der Verstopfung dc'? ^iiles, — Mchü und Fula. — Barrieren i>u Gazellen-ftussc. Wahrscheinliche Orüudc deö Uuglnckeö. - Die Abaramdo alö Elcfantenjäger, ^ Sie werden nur uou den Mcdsche übertroft'eu, ^ In Mambettu gebräuchliche Arten der Jagd, ^ Vrand der Savanne, - Äitt Lanzenstichen. Die ncmdüla. Verteilung nach der Jagd. Rechte des Königs, (5'lfcnbein, Umfang der .^öuigsburg von Dschakodä Die Hänser Äzangas, Orgcl'cuhritögcschcnke, — Dcr ncmdi-ü^e lind der »nmbonL"' ^ Die nekolübe. — Eiu elegante» Mörser, — Ncichtum an Elfenbein. — Notwendigkeit, der Gewaltthätigkeit zu entgehen, — Iangara, r>on ciucm Hauer, vier Füs;c>l und einem Rüssel gereizt. — Nache niid Euttäuschnng. — Die Bnffcl ^ Jagd-lind Kriegstrophäen. Mambcmga hattc sich zur Zeit dos Todcs sciues Vrudcrs au den Ufern dcs Flnssos Wannl bofostisst; abcr kurzc Zeit nachher von den Arabern, die cin bcrühmtt'r Sklciucnhändlcr, Mcchommcd Abdn^ fi'lhrtl', ailgcgriffon, ziolan^ co ihln, inv^ch^in! dic ^rtschlift zn vcrlasson und sich ans die Hochclxnc mi die (Grenze emes ans-l^'dchnten Waldes zmi'lckznzicheu, nw er N'ohlerdarhte Befesti^nngen aufrichtete, Eines TM's griffen ihn die Araber an; da sie aber nuklM'r-weife in die allseitig gelegten Hinterhalte fielen, wurden sie zum Ein Binsa'Iauberer. großen Teile niedergemacht- die Weiber, Kinder, Sklaven, eiue Schar, die stets die Heere in: Kriege begleitet, wurden die Beute des Siegers. Mambanga besaß dainals (1880) etwa dreißig Flinten, eine Anzahl, die angesichts der Mittel, über welche der Feind verfügte, viel zu gering war. Aber als ein Mann von seltenem Mute, von nicht gewöhnlichem Talente nnd einem eisernen Willen, begriff er, wie schwer der Sieg zn erringen sei, und warf sich zuerst im günstigen und entscheidenden Augenblicke in das wütende Handgemenge, iudem er im rechten Arme sein kleines Söhuchen, ein Kind von etwa zwei Jahren, trng. Fragte ihn später jemand um den Grund dieser seltsamen Handlungsweise, so antwortete er ihm: „Wenn alle Hoffnung ver loren gewesen wäre, so hätte ich meinen Sohn mit eigener Hand ermordet; er dnrfte kein Sklave der Danagla werden," Er siegte, lind sein Rnlim und die Fnrcht vor seinem Namen verbreitete sich im ganzen ^ailde. Die Provinz Gnrngnru, wie Mambettu hieß, war lurz vor dieser Zeit aus der Gerichtsbarkeit von Bahr-cl-Gazal ill jene von Äquatoria übergegangen, Der Gouverneur von Ladö hatte Truppen geschickt, um die Sicherheit der Straßen und der Gegend zn schlitzen. Der Sitz dieses Korps war erst im i^ande der Abarambo, in der Absicht, die erlittene Beleidigung zn rächen, nnd den gefährlichen Feind niederzuhalten. (August 188 l.) Mambauga ließ uicht lauge anf sich warteu, sondern marschierte festeutschlosseu nach der Station, uud nachdem er stolz über die Höhe des Hügels hinweggeeilt, erreichte er, dem Hagel der Kugeln Trotz bietend, mit einigen Gefährten, deueu er semen Mnt uud seine Tollkühnheit einzuflößen wußte, deu Befestigungsgürtel, Hätten sich nicht einige Soldaten zn einem eigenmächtige nnd nnzeitigen Porgehen, von ihm unbemerkt, hinreißen lassen, so hätte Mambanga noch all jenem Tage die auf dein kleinen Furt anf-gchißte Fahne in den Stanb getreten. Der nun nötige Rückzug konnte ohne schwere Belästigung vor sich gehell. Die ^age der RegieruugHtruppeu war gegenüber einem der- — 132 artig mächtigen Feinde durchaus uicht tröstlich. Der Mangel au Kriegsmnnition, dcr die Folge des außergewöhnlichen Verbrauches am Angriffstage war, wirkte auf deu Geist der Soldaten schlimm, da sie ohnehin schun beunruhigt und erschüttert waren, einem so furchtbaren Feinde gegenüber zn stehen, Die Abisanga, zwar nichi geschulte aber vertrauensvolle nnd unerschrockene Soldaten, wären ans den ersten Wink ihres mutigen Hänptlings mit Vegeisternng in den stampf zurückgekehrt, Dr. Junker, der sich zn dieser Zeit, mit seinen eingehenden und gewissenhaften Forschungen beschäftigt, in jener Gegend aufhielt, durchschaute mit seinem hervorragend praktischen Blicke die Notwendigkeit einer Stabilisierung der politischen !^age des Maqna-beckens; er nahm die Aufgabe, eine Prüde zn machen, auf sich uud leitete geschickte Vorverhandlungen eiu. Mambanga wies zwar die Friedens und Nnterwerfnngsvorschläge nicht geradezu ad, uahm sich aber Zeit zur Überlegung, Wie es bei deu abergläubischen Böllern Sitte ist, angesichts dcr einfachsten Entschlüsse eher das ^os als Vernnnft nud Interesse sprechen zu lassen, wollte auch Mambauga seine (Hutscheidung einer Anfrage bei dem Mapingo anheimstellen. Was ist der Mapingo? Er ist das Krakel der Mambetto, dessen Antwort geheiligt ist. Anf wohlgeglätteteu Stämmen von Äananenbänmen, die horizontal aufgestellt werden, richtet man in Hansen, zu je drei, tleiue Hulzzylinder auf, die mit Ol getränkt sind. Man richtet zuvor die Abteilungen, die in betracht kommen, zn gnnsten des Forschenden ein, dann schreitet man znr Befragung des Krakels. Ter Mapingoubie, oder Priester des Mapingo, erholt die Antwort, indem er in die Hände klatscht nnd rnft: „Es trinmptiiere die Wahrheit, es falle die 5/üge!" Der Ritus setzt sicl» einige Stnnden, bisweilen anch ganze Tage fort. Wenn man die Befragung beeudet, ergiebt die jeweilige ^age der Gebliebenen oder Gefallenen, welche die einzelnen Abteilnngen darstellen, die Antwort. Am zweiten Tage weigerte sich Mambauga, auf die ibm gemachteu Vorschläge einzugehen. Über weite Landstriche hin zerstreilt, eiuer geregelten Herrschaft sich nicht fügend, in Gruppen von Familien, wild nnd ungeschlacht, hatten die Marambo den feindlichen Einwandernden nicht lviderstcheu können. Besiegt, ehe sie kämpften, hatten sie sich dem nenen Joche gefügt, indem sie sich in das ^os der Sklaven fügten, was allmählich die Freiheit ihrer Sitten hcrnnterbrachte. Die natürliche Roheit überhob sie des Wuusches nach vielen Bedürfnissen. Obwohl^ sie ihre ursvrüugliche Sprache beibehielten, nahmen sie doch .Zugleich jene der erobernden Stämme an, nnd so verschwindet allmählich die frühere Nasse, indem sie sich langsam mit den nenen vorherrschenden Elementen vermengt. Es sind erfahrene Jäger, die sich wenig nm Ackerban kümmern; ihr Talent äußert sich vornehmlich in Holzschnitzereien, kleine Statnen Mm Anhängen an den Gürtel, ans Bauinrinde gemachte Schachteln, deren Deckel cin menschliches Haupt iiberragt, Guitarren mit Außen^ teilen in Menschenforni, .^iistchen ans einem Stück Holz gefertigt, besonders nackte Franeugestalten sind die Frncht ihrer Gednld nnd Thätigkeit. Bemerkenswert ist, daß ihr Bestreben stets ans die Darstellung menschlicher Wesen gerichtet ist, niemals anf jene voll Tieren. Der alte Mbruo hatte nns init großer Höflichkeit ausgenommen. Als erbitterter Feind der Araber hatte er mit Erfolg gegen sie gestritten, von den Fürsten der Sandeh nnterstüht, deren Schntz er angerufen hatte. Er war einer der ersten, welche sich den ehrgeizigen Plänen Mambangas widersetzten, indem er mit Begeisterung die Truppen, welche die äglwtische Negieruug gesandt hatte, aufnahm. Ein jovialer, von seinen königlichen Vorrechten eingenommener Mann, fand er in jenen Tagen Gelegenheit, nns eine Probe seiner übernatürlichen Eigenschaften ab,',nlegen. Eines Tages unterhielten wir nns mit ihm, vor der ^ast der Sonnenstrahlen geschlitzt, nnter einem anf dem Platze des Dorfes aufgerichteten Dache, Plötzlich vcrdWerte sich der Himmel, ein stürmischer Wind erhob sich von Mittag her, nnd in Strömen goß der Negen herab, indessen Blitze leuchteten nnd Dunner rollten. Wir standen anf, um uns besfer zn decken, Mbruo aber hielt uns lächelnd Mrück; er werde, sagte 124 — kr im Tune der Auioritäi. den Wirbelwind aufhalten^ er habe die Mach: hierzn. Er stand auf, gestikulierte init aufgehobenen Händen, um mit gebietender Miene die Wolken zu verjagen, und blies mehrmals init gesteigerter ,^raft in cm l>ölzernes Zanberpfeifchen. Aber der Regenschauer verdoppelte seine Heftigkeit statt jeder Antwort; diesmal gelang dem n<_-1<üm<-! die Probe nicht. Das Bedürfnis zu lachen befiel nuo, und, Wind nnd Regen tnchend, eilten wir in schnellsten» ^anf nach den llicht fernen Wohnungen, indem wir den olinmächtigen Wnnderinmm in seinem nlagischen .Mmpfe mit don Elementen allcill ließen. Diese neküm.l oder Negenzerteiler sind in ganz Afrika überans gewöhnlich, und, von der Vet.nilkernng verehrt, ziehen sie nicht wenig (Gewinn ans ihrer Indnslrie. Sie ül'en diese Vorrechte mit ^nstinmlilug der Häuptlinge ans, die, so zu sageu, die Päpste der priesterlicheu Ordnung sind. Die geioohnliche (Nntmütigkeit der Tchn,arzeu gen'ährt.N'eun sich die mekünm zu ihreu uicht immer glncklicheu Heldenthaten vorbereiten, doch bisweilen anch einem allgemeinen llnmnt Raum, der sich iu gcwaltthätige Akte umsetzt. Zu W.'ckala nnirde der Häuptling Lngor der ^atilfa schmählich nach mißglückten, dereits durch reichliche Ge schenke belohnten Proben, den Regen auf die iu Gefahr schwebenden Ernten herabzusenden, verjagt. Aber mn den Aberglauben zn bestärken, fiel nach wenig Tagen ein reichlicher Negen, nnd der verbannte ^audesverwiesene wurde znr Herrschaft zurückberufen. Mau sagt, das; iu eiuzeluen fällen der Vetrng und die osfeubare Ohnmacht anch die Todesstrafe nach sich zogen. Man sieht darans, das; die Würde eine^ Angnr^ nicht l.'hne l^efahren ist, Ec- giebt keine Nosen ohne Dornen, Später, al5 ich im Jahre 1888 in Unjoro war, beklagte sich ein Eingeborner mir gegenüber über die hartnäckige Dnrre. „Nnd wer regelt denn", forschte ich, „den Negenfali in diesem ^inde?" „Matüma" lj, evtoiderte er mir. — 125 — „Nun, so wendet euch an ihu; er muß Vorsorge treffen." „Wir haben schon Geschenke von Kühen, Ziegen, muen6e l), tiumde^) und viele andere Dinge dargebracht, aber bisher sind wir immer noch in der Erwartnng, unsere Wünsche befriedigt zu sehen." „Seht Vtatilma eucrc Bedürfuifse auseinander . . ." „Ach, das braucht es wohl nie! Er kennt sein Geschäft; und N'eun er uicht regnen läßt, so ist eo ein Zeichen, das; er seme (Men (Gründe hat." Ich sah ein, daß die Furcht diese letzten Worte eingeflößt hatte. „Und wenn ihr zum Könige gehen windet, um ihn zn bitten, was würde er wohl antworten?" „Er würde nns ohne weiteres töten lassen. Seine höchste Macht in Zweifel zn ziehen, ist ein Verbrechen." Die erfreulichen Zusammenkünfte mit Dr. Innter wurden durch eine schmerzliche Nachricht getrübt, die uns die europäische, vorerst mit so viel Frende begrüßte Post brachte, (hessi war in Suez als das Opfer einer schweren Krankheit, der Folge nnerhörter Duldnngen, die er auf seiner Neise am Gazellenstrome zn tragen hatte, gestorben. Der offene Krieg, der ihm nach (Cordons Abgang von Arabern und Europäern, die ihu um seinen Ruhm nnd die hervorragende im Sudan erworbene Ttellung beneideten, hatten sein beiden noch schlimmer gemacht. Die Einzelheiten jener Katastrophe führe ich mit (Wessis eigenen Worten an, die seinem Neisejonrnal entnommen sind. „Am Vord der „Tafia", am l(). Oktober 1880. Ich befinde mich auf dem uach Ehartum geheuden Dampfer; iu vierzehn Tagen haben wir nur den Naum durchfahreu, den man an einem Tage znrücklegt, wenn der Flnß nicht von Kräutern, Papirns und Ambask gehemmt ist. . . . „Tie Lebcnsmittel fangen an zu fehleu; ein Trittel der ^ente leidet am Fieber; ich habe fast alles Chinin verbraucht. . . . „Heute sind es neunzehn Tage, daß ich von Mesrha-el-Nek weg bin, nnd uoch immer befinde ich mich da, wo ich vor sechs Tagen war. Der Hunger pocht an unsere Thore; es sind Soldaten ') Leinwand aus Bcnilmmdc, ') Zn Mcidcin bcrcitctc Fellc. — !26 — nnter liil^, die seit drei Tagen sich von luilden, ttlttcr dem Papirus gesammelteu Kräutern ernähren, „Den 25. September 1880. Man fälirl mit dem Dampfer „Safia", der einen ,^!c,'p. einen lin^nr, einen ^iin^cl nnd einige schlechte Barken im Schlepptau hat, ohne fünf Stnnden nach einander Schwierigkeiten zn finden; wir fahren an der Stelle vorbei, wo der Flnß Dschnr anslänft, nnd loerdelt von einem faft 1800 »» landen Hemmnis aufgehalten. „Den 30. September l^!!->0. Hellte sind loir immer nnter Dampf gewesen nnd überwanden weitere uier Hindernisse; da jedoch das Holz anszngehen anfing, hielt man es für kllig, mit dem Hlabestan zn arbeiten nnd die ttabeltane ansznlassen. Es lag uns viel daran, schnellstens an das Ufer des Bahrel Homr zn gelangen, wo wir die nötigen Brennmaterialien gefnnden hätten, aber wegen der Schwierigkeiten, anf welche wir stiemn, blieb die Eutfernnng noch bedentend, „Nicht wenig erstannt war ich, den herabgekommenen Anstand der Greling zn beobachten, Anßer nm eine lommandanten nns anf eilte große Berspätnng gefaßt machen müßten, tilld daß man infolgedeffen die nutwendigen Maßregeln zn ergreifen hätte, darüber zn wachen, daß; die Soldaten nicht mehr als die halbe Tagesration verzehrten, „Den 9. Oktober 1880. Man arbeitete beständig an einem — 127 — einzigen etwa 4000 m langen Hemmnis. Von Tag zn Tag gestaltet sich die Arbeit für das Schiffsvolk schwieriger, da die Leute von dem beständigen Anfenhalt im Wasser schon schwächer wnrdm. Da mail über viele Mannschaft verfügte, so hatte ich dein Kapitän geraten, den Tag zn teilen, indem man eine Hälfte der Lente von Morgen bis Mittag, die andere von Mittag bis Abend arbeiten ließe. Er versprach mir zn thun, wie ich riet, hernach gab er aber gar keinen hieranf bezüglichen Befehl nnd achtete meines Nates nicht. In diesen letzten nenn Tagen wnrde die Arbeit täglich zwei bis drei Stunden lang durch heftigsten Negen unterbrochen. „Die Mücken sind während der Nacht eine entsetzliche Qual. Ganze Nächte bringt das Schiffsvolk ohne Schlaf, flnchend oder mch uud abgehend, zn. „Der Kapitän mißhandelt die Mannschaft ill brutaler Weise. Alle haben große Narben, und einem Matrosen war der Daumen der linken Hand durch einen Schlag, der ihm mit einem Holzstiick versetzt wnrde, gebrochen. „Von Ferne sieht man die waldigen Ufer des Bahr-el-Arab; aber eine ununterbrochene Fahrt von wenigstens vier Stunden ist nötig, nm sie zn erreichen. „Die Vorräte sind nahezu erschöpft; mau hat meinen Rat nicht hören wollen. „Unsere einzige Hoffmmg ist, im Falle einer Hnngersnot, zwischen dem Schilfrohr die Pflanze surep zn finden, welche die Gestalt einer Artischoke hat und voll von Samenkörnern steckt, die kleiner sind als Hirse. Sie erseht die cluri^l, . . , „Dell 10. Oktober. Anf 1500 m hatten wir freies Gewässer vor nns, nnd man hoffte in drei Tagen dies ungehenere Hemmnis überwunden zn haben; aber nnsere Hoffnnngen wurden vereitelt, da hente ein entsetzliches Gewitter losbrach, dem zweistündiger Hagel folgte. Die Schloffen waren von ungewöhnlicher Größe nnd ficlen mit solcher Heftigkeit, daß sie in wenig Minnten eine Ziege erschlngen, die nnter freiem Himmel vergessen worden war. Auf dem Deck lagen die Hagelkörner 10 cm hoch, uud die P5ärme reichte nicht hin, sie anfznlösen wegen der großen Menge, in welcher sie fielen, — 128 — „Dies Hemmnis war höchst verhängnisvoll, da es nach allen Seiten hin andere abgerissen hatte, die nns nnn nmgaben, als ob wir innerhalb einer Maner wären, Der Dnrchgang, den wir von vorne hallen, schloß sich nenerdings, ohne daß man hätte wahrnehmen können, wo das Gewässer frei wäre, Nnch von der Höhe des Mastbcmmes können wir keine genane Berechnung seines Umfanges anstellen. „Ich bin stark voreingenommen nnd sehr bennrnhigt iiber die Znknnft. Ich denke allgemach daran, was man für die allgemeine Rettnng thnn könnte, „Zuriukzugehen ist hente eben so schwer als vorznschreiten, Voten ansznschicken, nm Hilfe zn verlangen, ist nnmöglich, da die beiden Ufer des Gazellenflnsses von wilden, kriegerischen nnd den Nucr befeindeten Stämmen bewohnt werden. Es bleibt nichts übrig, al5 in der Arbeit auszuharren nnd nns nach dem Walde des Vahr-el-Arab zn begeben, wo wir vielleicht <;utep oder d.^cium anffmdell könnten. „Die zahlreichen Nilpferde, die ich anf anderen Neisen getroffen hatte, nnd die nn5 vielleicht als Nahrnng dienen könnten, fehlen hier gänzlich, oder man hört ihr Grunzen nnr anf unendlich weite Entfernung her, ?lnch von Wasservögeln sehe ich keinen einzigen, „5ch bin fnrchtbar schlecht versehen, Ich hatte elf Kisten Mehl; jelu habe ich noch sechs nnd einen kleinen Vorrat 5turn von acht-nndzwanzig körben, die ich für jeden kritischen Fall gerettet habe. „Verdrossen über meine widerspenstigen Soldaten, die nicht arbeiten wollen, machte ich den Offizieren Vorstellungen. Diese aber blieben einflnßlos; ja man zeigte fich selber glcichgiltig dagegen, ob wir vorwärts kämen oder an Ort nnd Stelle blieben, Man erwiderte mir, die Soldaten hätten Hnnger, nnd man könne von ihnen nichts Weiteres mehr verlangen, da sie sechzehn Tage fortgesetzt gearbeitet hätten, indessen der erzielte Erfolg im Vergleich zn dem, was noch zn thnn übrig bleibe, nichtig sei. „Nnn denn, was denkt Ihr zu thnn? Wenn man hente den Hnnger erdnldet, stirbt man morgen. Gott hat gesagt: Hilf dir, nnd ich will dir helfen. Can^ Pantomimen nach einer Vüffeljaad. „Besser sterben, als unnütz arbeiten! 129 „Diese Herren glauben nun, sie könnten mir den Gehorsam aufkündigen, weil sie annehmen, ich kehre nach Chartuni zurück, da ich abberufen nud meines Amtes enthoben worden sei. Sie hetzen unter der Hand die Soldaten gegen mich auf, indem sie ihnen nahe legen, ich führe sie zu einem sicheren Tode, weil ich es verabsäumt hätte, hinreichende Vorräte für mindestens zwei Monate einzunehmen. So wird die Haltnng der arabischen Soldaten mit jedem Tage verdächtiger. Ich lasse meine drei Karabiner nicht mehr ans den Augen, nnd des Nachts schläft einer meiner Mom-buttu auf ihnen qner hingestreckt am Eingang der Koje. „Den W, Oktober. Man arbeitete angestrengt; allein man unisne die Arbeiter, einen nach dem anderen, zu den Schilfen hinabdrängen; waren sie nuten, so fingen sie au, die Binsen zn kanen, Lev Kapitän selbst bleibt ganze Tage laug iu seiuer Koje, um .Korn, Absinth, Sftiritns, Tabak, Honig, Tamarinde zu fabelhaften Preisen Zu verkaufen, . , . Tie 5toje des Kapitäns ist ciue wahre Militär-tautiue geworden nnd er ein Kellermeister. „Drei Soldaten nnd fünf Kinder sind gestorben; die Soldaten ivaren seit mehr als acht Monaten krank, aber alle sagten, sie seien Hungers gestorben. „Die Offiziere kamen zu mir mit der Bitte, ilmen die achtundzwanzig Körbe Korn zu geben, dmm würde das Echiffsvolk sich von morgeu an eifrigst auf die Arbeit verlegen. Ich ließ ihnen das Korn aushändigen, aber es war recht wenig für so viele Leute; ich sehe voraus, das; innerhalb zweier Tage dieselbe Geschichte wieder eintreten wird. — — — — — — — — —--------- „Den 22. Oktober. Die Soldaten fangen au, sich von den Häuten zu uähren, die sie besitzen, um ihre Sachen zum Schutze gegen den Regen einzuwickelu." Die Disziplin der Soldaten ist dahin. Der Kapitän verspricht, jegliche Schwierigkeit zn überwinden, woferne er Holz erhält. Man geht um Holz; es ist bald wieder aufgebraucht; der Hunger nnd seine entsetzlichen Folgen qnälen die ^cnte. Gessi besitzt, nachdem er seinen spärlichen Vorrat unter die Mannschaft verteilt Casali, Zehn Iahie In Äquatona. Q — 130 — hat, selbst nur noch drei Kilogramm Gerste und dreißig Zigarren. Doch lassen wir wieder lieber sein Neisetagebuch sprechen! „Den 15. November, Der Augenblick ist kritisch. Keine Hoffnung auf Rettung. . . . Alle fangen an, sich der Verzweiflung zn überlassen, und erwarten gesenkten Hanptes, anf dem Decke sihend, den Tod. In diefcn Tagen starben zweinndzwanzig Kinder, nenn Soldaten nnd achtzehn Weiber, „Man kam zn mir mit der Bitte, acht kräftige Männer aus-znwählen nnd in einer Varke nach Faschuda zn fahren, nm von dort Hilfe zn holen. Allein bei alle dem fand ich es wenig ehrenvoll, meinen Posten im Augenblicke der Gefahr zn verlassen, da ia die Annahme, als dächte ich nur an meine eigene Nettnng, nahe lag. Ferner wären, nm dnrch die Hemmnisse, deren Umfang nnd Dichtigkeit wir ja nicht kannten, hindurch nach Faschoda zn ge> langen, selbst im günstigsten Falle zehn bis zwölf Tage notwendig gewesen nnd wiedernm so viele, nm Mnndvorrat, Verstärknngs» Mannschaft n. s. w. zn finden. Als dritte Erwägung kam hinzn, daß, nm den Flnß wieder hinaufzufahren, ein Dampfer für nns erforderlich gewesen wäre, nnd da die Dampfer abgerüstet waren, so war es höchst wahrscheinlich, daß ich ein Mittel, nm zurück-znkehren, nicht gefundeu hätte. Überdies verfügte ich nicht über die nötigen Lebensmittel während der Hinfahrt weder für mich, noch für die Seeleute, die, den ganzen Tag mit der Arbeit beschäftigt, die Schwierigkeiten nicht hätten überwinden tönneu, ohne zn esfen, nnd schließlich hätte ich ein Land dnrchfahren müssen, dessen Bevölkerung auf nichts Anderes als anf Rache an seinen Unterdrückern und Angreifern, die es seit so langer Zeit beraubten nnd in Sklaverei brachten, sann." Und so folgt noch eine Neihc von peinlichen Erwägnngen, was alles schrecklicher als der Tod selbst war. Gessi ward seiner wenigen nnd letzten Vorräte beraubt. Täglich starbeu sechs bis zehn Leute. Der entsetzliche Geruch der Leichen verpestete die Lnft. Den Pascha befiel das Fieber; er besteigt den nu^.-lr Dschinau Beys, untersucht die Hemmnisse, läßt 5urep sammeln...... „Den 12. Dezember. Das von mir verlassene Dampfschiff hat sich nähern können. Während dieser fürchterlichen Zwischenzeit — 131 — starben Soldatm, Weiber, Kinder, Dongolaner. Unser Dampfer zählte nur noch einige Mann. Der Kapitän kam an Bord der Barke mit dem Wunsche, daß wir ihm helfen sollten; neuerdings hatte er alles Holz verbraucht uud kciue Leute zur Arbeit. Alsdann kam mein Diener, der Maschinist nnd andere, nnd man benachrichtigte nns, daß der Kapitän es znm zweiten Male uuterlasseu habe, eiuen großen Teil des aus der Varke gewonnenen Holzes mit sich zn uehmeu, daß die Lcntc ans Land gegangen seien, nm ^utep zn finden, uud daß der Kapitäu, ohue auf sie zn achten, abgefahren sei, indem er ihrer dreinudvierzig der Gnade der Wilden überließ. Die ans Land Gestiegenen erreichten mit großen Mühen das Ufer, er weigerte sich aber, die Barke ansznschicken, um sie holen zu lassen," Unter entsetzlichen Schwierigkeiten, welche die Ungeschicklichkeit des Kapitäns noch vermehrte, nnter den Schrecknissen des Hnngers nnd des Todes, brach der 31. Dezember an. Die Seelenangst hatte ihren Höhepunkt erreicht. „Der schrecklichste Zeitpunkt ist gekommen, In meinem Leben erinnere ich mich an nichts Ähnliches. Kanin ist einer gestorben, so wird er unmittelbar daranf während der Nacht von den Überlebenden aufgezehrt. Den gestorbenen Franen schneidet man sofort die Brüste ab uud ißt sie roh. Uumöglich ist es, das Schauderhafte solcher Szenen zn schildern. Ein Soldat verzehrte seinen eigenen Sohn, Einen Tag darauf erlagen die Kannibalen. Es muß bemerkt werden, daß die Araber die ersten waren, welche sich von dem Fleische der Toten nährten. Von zwcinndneuuzig Soldaten sind nnr fünf noch am Leben, die schwerlich werden anshalten köuuen. Was die übrigen siebemmdfünfzig sudanesischen Soldaten betrifft, so waren — zwölf, die ich auf dem nuFFZs nnd dem ziep zurückließ, ausgenommeu — unr noch drei am Leben, aber in verzweifeltem Zustande. Über die Sterblichkeit der Franen nnd Kinder insbesondere vermag ich im Angenblicke keine genane Rechenschaft zn geben; ich glanbe, daß es mehr als zweihundertsiebzig Tote gab ... — 132 — „Wir sind am Vorabend von Neujahr, ein recht trauriger Tag für mich! Ich denke an mein Hans, an mein Weib, an meine Kinder, die in ihrem heiteren Sinn nicht ahnen, in welch jammervoller Lage sich ihr Vater befindet. Wie viele Gedanken qnälen mich alt diesem Tage, inmitten so vieler Leichen, welche die Lnft verpesten, nmgeben von gefräßigen Geiern, in einem unentwirrbaren Felde von Röhricht, Binsen nnd Papirns! „Den I. Iannar l«8I. Der Tag bricht an. Es ist Nen-jähr, nnd im Geiste sende ich meiner Familie, meinen Verwandten nnd Frennden meine Grüße, „Es war tanm sieben Uhr morgens, als ich meine Lente znr Arbeit rief." Nnter unerhörten Kraftanstrengnngen, mit entsetzlicher Mühe, ans Angenblickc von einem Hoffmmgsstrahlc belebt, konnte man einen kleinen Schnb nach dem Walde von Gudera vorwärts machen. Aber kanln erreichte man eine Viegnng des Flnfses, so stieß malt schon wieder auf ein nenes Hemmnis, nnd tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich neuerdings der Gemüter. Gessi schreibt seinen letzten Willen nieder. „Den 5. Iannar, Nachdem ich gestern abends meine Pläne gemacht hatte, wollte ich znr Rlche gehen, da mich Schlaflosigkeit seit lange tein Ange schließen ließ, Ich befand mich anf der Barte Dschinan Beys, als ich mit einem Male Flintenschüsse vernahm. Das Banner wnrde aufgehißt, die Mannschaft rief: „Ein Dampfer! Ein Dampfer! Es ist das Schiff Ismailia! Großer Gott, Dir sei gedankt!" Allen flössen die Thränen, ich selbst konnte meine Erregnng nicht znrnckhalten; alle küßten mir Füße und Hände; Gott sei's gedankt, wir sind gerettet! „Als der Dampfer „Boordeen" an die „Safia" hcranfnhr, stand ich an Bord des nußßar; ein Hemmnis ermöglichte uns nicht, uns zn nähern. „Wir bahnten uns mit der Barke einen Weg, nnd nachdem die Schwierigkeiten überwunden waren nnd ich näher gekommen war, erblickte ich die Gestalt eines Enropäers, an der ich nicht uuterscheiden konnte, wer es sei. Er fragte, ob S. E, der Pascha sich in der Barke befände. Ich stand anf und fragte, mit wem ich die Ehre hätte zn sprechen." „Manu," Darf man die Ursache eines solchen Verhängnisses ganz nnd gar der Verstopfnng des Flusses durch die Gewächse zuschreiben? Oder liegt sie znm großen Teil in der völligen Unfähigkeit des Kapitäns der Safia, iu der schlechten Disziplin der Soldaten, in dem Maugel an Lebensmitteln, der sich seit den ersten Tagen sichtbar machte, in dem schlechten Znstande, iu welchem sich die Taue, die Grcling und das ganze nuentbehrliche Material befand, doppelt unentbehrlich bei schwieriger Schiffahrt, nnd in der geringen Brauchbarkeit des Dampfers, um durch jene Flnßstrecken hiudurchzutommen? Die Pflanzenbarrieren des Niles werden nach der Anschauung hervorragender Reisender durch geringes Gefalle stromaufwärts verursacht, wodurch Überschwemmungen in großem Maßstabe bedingt sind, welche die Höhluugen anfüllen nud kleiue Seen mit offeueu Kanälen selbst in der trockenen Zeit bilden. Diese kleinen Seen, die zusammeuhängen oder vereinzelt stehen, heißen md-Im, wenn sie nicht sehr tief sind, lulu, wenn sie ihr Wasser zn jeder Jahreszeit behalten. Sie wechseln natürlich nach Gestalt uud Umfaug, weuu die Regeuzeit eiufällt. Zu huuderteu siud sie verteilt uud macheu die Schiffahrt schwierig nnd mühevoll. ^Wenn die Gewässer anschwellen, reißen sich die hohen Pflanzen am Grunde der Seen los, nnd die Winde und Stürme peitschen sie den Nil hinab. Da nnn die Vereuguugeu an den Stellen, wo die Flußufer hoch siud, dieseu schwimmeuden Masseu eiuen raschen und freien Durchzug uicht gestatteu, so müssen sich dieselben anhäufen, nnd durch deu Druck der hiuzukommenden Gewächse bildet sich bisweilen eine dichte Masse, elastisch zwar, doch so understands' kräftig, nm die ^ast eiues Meuscheu zu trageu. Nnu giebt es aber im Gazelleuflnße keine meka und tu!^ in großer Zahl, nnd die Erweitcruugeu zeigen sich in regelmäßiger Weise. Die Zähigkeit der Masse bcsiht demuach iu diesem Flusse gewöhulich uicht deu schlimmeu Charakter iu dem Umfauge, deu sie im Nile hat. Darum — 134 — darf man annehmen, daß, wenn die Schiffahrt ernsten Schwierigkeiten infolge der Hemmnisse begegnete, dieselben wohl anders, als geschah, hätten gehoben werden können, wenn nicht andere, seltsame und bisher geheimnisvoll gebliebene Gründe zusammengewirkt hätten. Die Abarambo sind wackere Elefantenjäger, nnd nnr die Medschc übertreffen sie an Tüchtigkeit. Sie wenden anf der Jagd, je nach den Jahreszeiten oder je nach der größeren oder geringeren Vorbereitung, die man trifft, verschiedene Arten an. Znr Zeit, da das Verbrennen der Kräuter in Anssicht steht, vereinigen fich die Iägerscharen, nnd der Anführer verteilt die einzelnen Dienste, die sich gemeiniglich anf drei geschiedene Arbeiten beschränken, das Zusammentreiben der Dickhäuter, das Anbrennen nnd ihre Erlegnng. Die Schar, der es obliegt, die Elefanten zusammenzutreiben, besetzt einen breiten Strich Landes, nnd mit Schreien, Lärmen und Trommelwirbeln schencht man die Tiere anf, in der Absicht, sie in die vorher schon bestimmte Örtlichteit zu treiben. Sind sie mm in großer Allzahl an einem Orte, der grasreich sein mnß, beisammen, so zünden die hierzn bestimmten Leute alles ringsnm an. Die dnrch die Flammen erschreckten Elefanten stürzen sich eiligst in die Flncht; wo sie dem Fener entgegenlaufen, werden sie wütend nnd rennen nach allen Seiten hin; die Mehrzahl fällt nnd verendet ill knrzer Zeit, vom Nanche geblendet und von den Flammen überrascht. Die wenigen, denen es gelingt, die einzige enge Straße, die offeil bleibt, zn erreichen, eilen gleichsam in der Freiheit nnd gerettet davon, fallen aber in den vorher gelegten Hinterhalt der Jäger, die sie mit Lanzenstichen töten. Die Trommel schlägt Alarm; man signalisiert das Vor-handensein eines oder mehrerer Elefanteil. Wie der Vlitz wenden sich die mit Schild nnd Lanze bewaffneten Leute gegeu die be-zeichnete Örtlichkeit, nnd geschickt lauernd stehen sie bereit, den Dickhänter anzngreifen. Dieser weidet entweder, der Gefahr, die ihn bedroht, nicht bewnßt, weiter, oder, Verdacht schöpfend, eilt er nach der bekannten Straße. Der Jäger, welchem das Tier die Seite bietet, stößt ihm kräftig die Lanze hinein. Ist das Tier an der rechten Stelle getl offen, fällt es zn Boden; dann springen 135 alle herbei und macheu ihm dm (daraus. Ist aber die Wunde nicht schwer, so stürmt sich der wütende Clefant gegen den, der ihn stieß; ein Niugen zwischeu dem Jäger und dein gewaltigen Tier beginnt alsdann, nnd viele Male zahlen Opfer an Menschenleben teuer ihren Erwerb, Der mkon^u') wird auch mit einer besoudereu Falle, welche n^inl^öl.l heißt, gefangen. Zwei fest in den Boden gesteckte Pfähle werden oben durch einen dritten Querbalken verbunden. Ein schweres Stück eines Baumstammes, au dessen unterem Teile ein spitziges und scharf geschliffenes ^/// Messer befestigt ist, wird mit ') Elefant, so ncnaimt von den Abarambo. Noku heihen ih» die Mambetto u»d kidana die Sande!). Glefantenfall». — 130 — einem Stricke an demselben angebracht. An einem Pfahle wird dor Strick durch eiueu Stock gehalteu, b^'r horizontal gegen die Mitte der Falle gerichtet ist, und durch einen andern, der in einen: passenden Winkel zwischen diesen und den Strickcu gesteckt ist. Wenn das Tier mit seinem Fuße hinstößt, so bringt es die Vorrichtung, zum ^osschnappen; das Messer fällt mit Wucht herab uud trifft mit wunderbarer Genauigkeit deu Elefauteu au der Stelle, wo das Gehiru mit dem Rückenmark zusammenstößt. Der Stich thnt blitzes-schnell seine Wirkung, Wenn die Vorrichtung gnt gemacht ist, so siukt das Uugetüm zusammen und stirbt. Man brancht lvohl nicht anznfiigcn, daß die Vorrichtung mit Äänmeu, Sträuchern und anderem geschickt verdeckt werden mnß. Die Verteilung der Beute nach der Jagd regelt sich nach Gewohuheiteu, die wie strenge (besetze ihre Anweuduug finden. Dem König gebiihreu uach seiuer Wahl eiuer der Haner, die Füße llud der Rüssel; iiu Falle, daß das Tier nur einen Zahn besaß, gehört dieser dem Herrscher. Das Elfeubein macht eiue der Quellen des Reichtnms der Fürsten ans. Mächtig ist jenerKönig, welcher umfassende Magazine-hat, die mit diesem wertvolleu Erzenguis angefüllt sind, Dschakodk, das Haupt der Maig«, hat rings um seine Resideuz kolossale Elefauteuzähue aufgepflauzt. Azanga schmückt die Pforteu seiuer Wohnungen mit Pfosten von Elfenbeinhauern, Tie Fürsten mit geringerer Macht pflegeu, weun sie einem großen König die Huldigung ihrer Hochachtuug dardriugeu wollen, vor ihm irgend ein Stück Elfenbein niederzulegen, das durch seine Größe, seine Farbe, die Reinheit seiuer Oberfläche besouderen Wert besiht. Das Elfenbein wird auch Gegenstand der ^earbeitnng. Aus großen Stücken macht man eiue Posauue mit eiuer länglichen Öffnnng und etwas schwächer au ihreu äußersten Teilen. Der Klang dieses Instrumentes ahmt das Geschrei des Elefanten nach, das man nelndi'055e heißt. Ein kleineres, uon den niedrigen Häuptliugen angewendetes Horn brancht man znr Jagd, nnd nm die Aukuuft von Leuteu auznzeigen. Die Mambctto nenueu es münbönFo uud die Saudeh nd^icl. Diese letzteren gebrancheu deu lienibro^e nicht. Sie machen anch elegante Mörser, die sie verwenden, nm — 137 — Samen, Kräuter, doch niemals Korn zu zerstoßen. Es ist dies der nelcnlüde der Mambetto, den die Scmdeh ^n^u nennen^). Es ist allgemein Sitte, sich mit Armbändern nnd Nadeln, die aus größeren oder kleineren Elfenbeinstücken gemacht sind, zn schmücken. Der Ehrgeiz der Häuptlinge, reiche Besitzer von Elfenbein zn seiu, ist so gewaltig, daß sehr viele Kriege deshalb nntcr den Stämmen entbrennen. Die weniger Mächtigen verstehen es ganz geschickt, um der Räuberei und der Übermacht ihrer Nachbarn zn entgehen, ihren Neichtmn zn verbergen. Di-c Zähne werdeu, statt prunkhaft gezeigt zn werden, bei trenen Renten an den Flüssen mit der größten Heimlichkeit vergraben. Ich erinnere mich des Tages, wo die Königsburg des Häuptlings Iangara, die sonst nur durch Gesang nnd Tanz erheitert wnrde, von kriegerischen Rnfcn nud Klängen widerhallte. Mit einem kriegerischen Gewände bekleidet, von einer bewaffneten Schar umringt, stieg der König nnter Nnfen, Veifallsbczeignngen nnd Heldenliedern den Hügel hinab nnd wandte sich dem Walde zn. ') Die Sandeh heißen dcii Stüßcr nü^n^u. Ränig Ncssligoz Call, (S. 4^,) — l38 — Die Weiber und binder begleiteten ihre kriegerischen Männer und Väter eine gewisse Wegstrecke lang. Ich dachte, das Land liefe ernste Gefahr . . . Einer der niedrigeren Häuptliuge hatte einen Elefanten erlegt, und indem er zum Ausstände schritt, hatte er sich geweigert, vor dem Könige den Zahn und die Füsse des Ungetüms niederzulegen. Die Strafe war fürchterlich; das Dorf wurde den Flammen preisgegeben; die Einwohner flüchteten aus dem Lande nnd stellten sich unter die Votmäßigkeit eines anderen Oberhauptes. Iangara kehrte ohne Veute iu seine Residenz zurück, uur mit dem einzigen Jubel, die Feuer- nnd Rauchsäulen zu schanen. In ähulicher Weise jagt man die Büffel, doch mit größerer Gefahr uud häufigereu Uuglücksfälleu. Die Iagdtrophäen, die aus den Schädeln der getöteten Tiere bestehen, werden an getrockneten Baum-stämmeu in der Nähe des Wohnsitzes des Jägers aufgehängt. Sie gelten als wirkliches Wappeu, das die Tapferkeit auf der Jagd iu derselbeu Weise bezeugt, wie die Schädel der im Streite Getöteten den Mut des Kriegers belegeu. — IW Neuntes Kapltsl. Inhaltsübersicht, Die Königin Ncnzima. — Wehe dem, der Verdacht liegt gegen die Frau des Cäsar«! — Iligenderinncruna., — König Ian-gara. — Leidenschaft für Volköreden. — Vakchns in Ehren. — Die nu2. — Die Tänze. — Die >'?>?. — Dcr ccilil^ulr. — Die >>lmc!ima. — Weibliche Koketterie. — Kriegerische Pantomimen, — Rasende Weiber. — Der "Kdi. — Zauber, nm il)>i zli vcrjagcil. — Die afrikanische Athernra, — Der O^cetum)^ t^a„>>>>a»u!<, — Dcr mduma, — Die Lcnte uon kleiner Gestatt. — Ein Skelett des Britischen Mnscnms, — Die Akka nnd die Tiki-Tiki. — Anscheinende Zwistinleiten, — Ef^. — Ehe». — Vorhandensein abergläubischer Gepflogenheiten. — Hütten. — Hauseilirichtnxa,, — Es sind keine Menschenfresser. — Art der Negiernng, — Sie verschlingen alles. — Art dcr Bezahlung, — Waffen. — Elefautenjägcr. — Auf Lcbeilsinittcl anssschende Aktawciber. — Gefürchtetc und nuerschrockenc Krieger. — Dcr eigenen ^iraft bewnkt, — Zlnekdoten, — Art, die Schuldigen z» richten nnd zu bestrafen, — Mord. — Dicbstahl. — Ehebruch, — Der Zauber, — Die Tapfern. — Schreckliche Verstümmelima,, — Der nunßo. — Die Hennen »ach dem Gesetze Iangaras, — Der königliche Tisch, — 'i>rmr>, in«!-c>llx, — Ein Schmetterling, der das Leben tosten kanu. — ^,i^e!iü me kmü, nn^kü Ml,' 1lopf mit einem Affenfell bedeckt, die - 142 — Arme mit Wildtatzeu- und Eberschwäuzeu geschmückt; die Knöchel der Füße sind mit eisernen Schellen versehen. Er beschreibt weite Kreise, macht Bockssprüuge, groteske Bewegungen, die stufenweise immer rascher werden, alles das nnter unaufhörlichem Rhythmns, dem Wirbel der Trommel nnd den Gesängen der Weiber. Der Tänzer begrüßt das Pnbliknm mit Verneignngen, indem er ihm jedoch den Nucken zuwendet. Dieser Tanz heißt beie und ist je nach der Gewandtheit nnd Geschicklichkeit des Gauklers mehr oder minder vergnüglich. Der cobezoi-e besteht in einer Hcrcmsfordcrnug der Geschick-lichkeit und Widerstandsfähigkeit zweier Kämpfer unter einander. Die Bewegung nimmt allmählich au Raschheit zu und erreicht einen wuuderbareu Grad schwiudelhafter Schnelligkeit. Die begeisterten, wahnwitzigen Beifallsrufe wachsen im Verhältnis zur Geschwindigkeit des Reigens. Die Tänze schließt ein allgemeiner Ningeltauz, den man bInclimg heißt. Bei demselben steht eiuer der gewandtesten Tänzer in der Mitte, die anderen bilden in gewisser (5'ittfernuug einen Kreis nm ihn. Tie Weiber nehmen au den Tänzen eigentlich nicht teil, sondern mengen sich erst gegen das Ende unter die Männer, uon der Hitze des Tanzes mtd der seltsamen Mischnug der Töne und Gesänge mit fortgerissen. Die Frauen erscheinen bei den Festlichkeiten fein geschmückt, iudcm sie die Haare mit einigen Blumen oder Blättern, die Arme und Fnßgelenke mit eisernen oder messingenen Spangen, die Finger mit Ringen und mit Kettcheu aus Schmelz oder ^'xobußoköruern (mu52 endete) zicreu. Der größte Teil färbt sich Gesicht oder Brust uud auch deu gauzeu Körper mit Pnlver ans rotem Holze. Der Gebranch, au gewisseu Tagen mit rot bemaltem Leibe öffentlich zu erscheinen, ist ein Beweis der Liebe uud ciue Eiuladuug des Geliebteu seiteus des Weibes. Der Köuig giebt uur bei gegebenen Gelegenheiten Proben seiner Tüchtigkeit im Tanze; öfter unterhält er seine Weiber mit kriegerischen Pantomimen. Eines Tages wurde ich von Iangara zu eiuem dieser Nitterspiele geladen. Der König strahlte im Glänze und Schmucke seiner Waffen. Papageienfedern, Leopardenfelle, — 143 — eherne tanzen, ein infolge seiner Buckel leuchtender Schild, Eberschwänze, die ihm von den Schnltern herabhingen, Armsvangcn von Eisendraht den ganzen Vorderarm entlang, Beinschienen aus demselben Metalle, ein getürmter Hnt, von den schönsten Nadeln gehalten, schmückte ihn. Der König war die Bewnndernng seiner Weiber, die nicht aufhören konnten, jeden Angenblick ihrem Herrn ihre Frende zu bezeugen, indem sie in die Hände klatschten nnd langgedehnte Triller lant schreiend ansstießen. Vei diesen königlichen festen haben die (kroßen des Neiches die Ehre, zum Trommelschlagen, Eisenrasseln nnd Blasen in die Elfenbeinhörner gernfen zu werden. Die Handlnng, welche sich entfaltet, ist ein fingierter Kampf. Einzelne Krieger liefern die ersten Proben. Sie springen vor, paradieren mit ihrem Schilde, knien sich nieder, machen Lnfthicbe, schwingen die Lanzen nnd zeigen ihre kriegerische Fertigkeit. Andere wetteifern mit den Kriegern im Gcbranche von Lanze und Schild an Tüchtigkeit lind Gewandtheit, indem sie hinter Hemmnissen ihre Pfeile vorschießen, sich znr Erde niederwerfen, rasch nnd geblickt einen Lauf unternehmen, den Bogen schütteln, um sich ans ihm einen Schntz gegen Angriffe zn machen. Die Kette, die vorn und hinten kämpft, ist bereits zahlreich geworden. Kricgsrufe zeugen von der Hitze des Streites; der König tritt vor. Ililegerlsche Pantomimen. — 144 (^Prächtig in seiner Erscheinung, von beweglichen Gliedern, fein und hervorstechend durch den Reichtum seines Schmnckes, ruft er durch die richtige Handhabung der Lanze nnd des Schildes, durch Raschheit nnd Lebendigkeit in seinen Vewegnngen, sowie dnrch das Ebenmaß und die Entschiedenheit seiner Haltung den begeistertsten Beifallssturm wach; seine Weiber werden wahnwitzig, sie fahren unter Heulen uud Gebärden auf. Der König kehrt zu seinen Kriegern lächelnd und heiter zurück; im Kreise herumgehend begrüßt er die Damen des Hofes und seine Freunde uud uimmt wohlgefällig die Worte des Lobes und der Ergebung auf. Die große Trompete läßt den Kriegsrnf erschallen; allgemeine Stille tritt ein. Die Truppe setzt sich iu Äewegnng, voran schreitet der König; die nuAFIi^ kliugeu. Plötzliches Innehalten, Unikehren, erneutes Kämpfen, Lanzenwürfe, Kriegsruf und Gesang wechseln ab. Mit eiuem Male schleudert der König seine Lanze ab, alle ahmen ihm uach, und, deu Trumbask iu der Haud schwiugeud, stürzen alle zum Angriff. Es entsteht ein Kampf Leib au Leib. Beifallsrufe werden lant, der König kehrt um und zieht sich in seine Gemächer znrück, nm sich den edlen Schweiß abwischen zu lassen. „Ke :m^l85englcich init vl^lcn andorcu Tängcticrcn, ^ö^l'ln und Hchnu'ttcrlingm. Ticsc ^annn' lniMN sind l'Nthaltt'N und licordlN't in d^'N /.onla^ical llollt:ctio^> ma6e d>' I^min ?25ckcl i» I^ciu^t^iilii ^Xslicö n<^di irird in demselben als eine nen^ Species unter dem Mmen Denciio^> iax I^niini anfgefnhrl. 7ul dieser ^annnlnn^ verdiellen besondere Erwalmnn^ die ^tl^(.!<.!!<» ,'lslic^nil, der (^ri^etom)','-; (^:lnil)ic»n^i8^ der ^Xnom.iIuru« pu8>II>^ nnd eine zierliche, lleine «Hnte voll gelber Farbe mit brmmen Flügeln nnd liellbrannem >tmper, die ,nmi s^icr^uc^vil^ ^laltlilubl benannt lmt. Die ^tlicl'ui.l .^slic^iui, bei den M'mnbetto 1 sie Mst sind, dessen Körper mit kürzeren stacheln ln'ileidet ist, nnd das einen Schweif liat, der in Vüschelforni endet. (5s baitt sich seine Wohnnnsi alls erbabeneli Punkten, wobei es .^alillose (Galerien mit vielfältMN Ans^än^en anbringt, ^änql man das Tier in der Schlinge, so zappelt es so 147 lange, bis es eiit ^eiu ,',ltriickläf;t und cutflicht, ^eiu fleisch n'ird sel,l' geschäht. Der.^»umba ((^ricetom/s (Faindjunu,^) hat (Gestalt und Art e,uer großen Ratte; er balit sich unterirdische Höhlen >uit ^l'ei i7ffnnngen, nahe an Vächcn. (tr uiinmt nnr jedeu ^N'citcn Ta^ ^lahrnug ciil. Tic 7u^^d anf dicscc' Ticv ist sl'ln' schnn^visi, da l'5 un^lalll»' lich misnnnusch und schlau ist, C'5 späln di^ Önlich' koit ailv, ol»l' ^ sich ' licralinia^t, ulld dringt mit 1'cincm ^chlvoifc dic ;i^ lcqtt' ^allc vl'Vi^'blich,'^uut ^uschilappru. ämi fleisch <^ilt als dic bl'stt' Nal>vuuq auch d^'i dcu ^ölk'ru Ui^iuvus, N'o l's sicli lik'ich falls siudct. Tas flicgcudc aren die Akka. ^cit dcu ferustcu Zciteil dcs Altertums wurdc das Vor-liandcnscin cincr autuchthoncu Äcrnschcnrassc vou klcim'r Gestalt in ^eutralafrika in der Überlieferung fortgepflanzt uud in den Schriften der (^eschtchtschreibcl- niedergelegt. Als eiu Ausfluß der Phautasie Fllfglndez chl)örnchen (nldu!»»). — 148 — der Dichter angescheu und von den Historikern ohne Weitcrc Er» örterung als eine zierliche Darstellung uou Schriftstellern, welche gerne Fabeln mit der Wahrheit verflechten, beurteilt, blieb die That» sache im Bereiche der Chimären uud der Sage bis zum Jahre 1871, wo Dr. G. Schweiufurth dieselbe uach seinem Besuche am Hofe des Bönigs Muuza als eine wissenschaftliche feststellte. Seit jcuem Tage war dic Aufmerksamkeit der Geographen und das Studium der Mäuner der Wissenschaft mit uucrmüd' licher Sorgfalt darauf gerichtet, Augaben und Mitteilungen zu verciucn uud zu scheiden, um den Schleier uach zwei (Gesichts' punkten hin, nach dem anthropologischen und geographischen, zu lüfteu. Während meines Aufenthaltes in Mambettn und bei den verschiedeneu iu deu Ländern der Monfü, der Saudeh uud der Medsche dnrchgefiihrten Forschungen hatte ich Gelegenheit, nicht wenige Exemplare jeuer seltsamen Gruppe des menschlichen Stammes zu sehen nud Mitteilungen über ihre Sitten uud Gebräuche zu sammclu. Unglücklicherweise wurden auch diese Notizen bei der Veraubuug, die ich in Uujoro erlitt, vernichtet; die Frucht meiner fortgesetzten Mühen beschränkt sich heute nur noch auf das Skelett einer Zwergin, das ich Dr, Emin Pascha schenkte, und das im Britischen Museum hinterlegt ist. Im Süden der vou deu Sandeh bcwohuten Gegenden, die zwischen die Stämme Medsche, Maigu, Monfü und Mabode hineiugeschoben sind, leben zahlreiche Kolonien kleiner, kühner, unabhängiger nud gefürchteter Meuschen. Die Eft, so heißen sie sich in ihrer Sprache, werden von den Mambetto Akka, vou deu Saudeh Tiki-Tiki, vou deu Monfü Wotschü und von den Mabodc Afifi genannt. Bisweilen hört man auch bei den Mambetto dcu Namen Tiki-Tiki; man nmß indes den Unterschied anmerken, den sie dabei machen. Die kleinen und flinken Zwerge, welche, mit rötlich' branner, reich behaarter Haut bedeckt, Bewohner des Waldes sind, nennen sie Akka. Dagegen heißen sie Tiki'Tiki die übrigen Ein» wohner der hohen nnd offen gelegenen Ortschaften. Diese sind von etwas höhcrem Wüchse nud stärkerem Glicdcrbau, vou dunklerer — l49 — Farbe dor Haut, dir mit dickerem, aber seltenerem Haare brdeckt ist. Der Unterschied besteht; bedingt dieser jedoch auch eine bestimmte Verschiedenheit der Art? Atka und Tiki'Tiki führen oft gegenseitig Krieg und leben selten in brüderlichen Veziehnugeu. Die Efö haben einen Wuchs, der zwischen 1,30 m bis l,50m wechselt. Der grüßte Teil derselben überragt die Höhe von 1,40 m nicht. Sie sprecheu einen besonderen Dialekt, der indes nicht bei allen gleichförmig ist; es ist eine verdorbene, durch die Berührung mit auderen Völkerschaften veränderte Ursprache. Die Mischen dem Äomokaudi uud dem Mpoko zerstreuten Akka sagen ata Vater, 3u6,^cd2 Mutter, owu Wasser, opi Flauer, ild'l Pfeil, ^edil Bogen; bei den Monfü dagegen heißen die geuaunten Worte laa, «2, ^ou, Ihren ,^topf bedeckt überreiches, rötliches Haar, das jedoch in einzelnen Fällen braun, gekräuselt, wollig, nie aber in Büschelu ist; erwachseue Männer tragen Kinn uud Waugeu mit Bart geschmückt, mit wenig Haaren an Stelle wirklicher Schnurrbärte. Sie bezeichnen sich mit originellen und fremdartigen Namen; Otiko^ci-li. I^'<'imd — lipekitiin^ die Weiber. Tic ^liehrzahl der ^ente geht völlig nackt, und jene wenigen, lvelche die Schamteile zu bedecken Pflegeli, nehmen dazn einen Streifen roh geschlageller und gedehnter Baumrinde, die vorne nnd hinten mit einein Schnürchen nm die Hnftei^ gebnnden ist. Die Weiber begnügen sich alsdann mit zwei mehr oder ininder großen Blättern, wie ihro Mnttl'r (?) (iva., Sie bmiiheu kl'im'rlci Schmuck- dir grauen durchbohren sich dir Ohren nicht, , Die Männer freien ihre Bräute, indeiu sie nm ein verhqltui>ö-< mnßiqcs (beschenk von Pfeilen sie vou ihrein Vater keinfcu. Jede Fainilie rc^iert sich selbst nnd bereitet sich teilweise die Nahrung. Bei Todesfällen wird die deiche de^ ''lb^eschiedenen mi der stelle wo er starb, begraben, »bne jeden Prnnt der Zeremonie, ol>ne Zeichen künftigen Anredent'en5. Der Schatten der Heinigeqan^enen > plackt ihren (^eist nicht, nnd der Schmerz hat in ihren Her^en > keinen ^nß gefaßt — ein voll der Natnr ererbter, in keiner Schnle ^ erlernter Stoizismus! ' Sie wellden keilte Arzneimittel an, sie kenllen keine Zanberei, sie haben keinen Aberglauben, ja nicht eillinal den der Her.erei. Sie keuueu keine Art, ^ener anznziillden, nnd um dasselbe sich stew verschaffen ^u können, brennen sie rechtzeitig große, verdorrte Biinme an nud wachen über die Erhaltung des wertvollen (5lemeltte^, wie die alten Vestalinnen. Tie Hütten der lHft sind klein nnd kamn imstande, zn'ei Personen zn fassen. In dell Woliunngen der Zwerge, die sich in den Wäldern des Bandes der Awamba, am rechten Ufer des Semliki vorfinden, enthält die Hütte eine oder mehrere kleine Hüttcheu nir die noch sängenden binder. Tie armselige Wohnung bildet ein Gebälk von Halbkreis artig er Gestalt, etlva anderthalb Meter lwcl, nnd zn'ei Meter dreit, das mit großen Blättern von pw-v^mim, einer Pflanze, welche sie tianna jdie Thatsache bestätigt, daß sie im kriege mehrmals die Akka als Hilfstrnppen benutzten. Nach deu dämpfen, sagten sie mir, N'ährend die Mambetto uud Ncedsche, Saudel, und Marambo sich aus die Leichen uud die ^^erU'nndeten stürzten, um sie aus' znzehren, liefen die kleinen bellte nach Früchten uud Wurzeln. Zwar lebten sie am Hufe Munzas in Aiassen, aber nur als Jäger/ von Schimpansen, Assen, Eberu nud (Gazellen,, ^,'lm königlichen Hofe trug inau wohl Ragout ans Meuscheufleisch ans; aber es war ein Tribnt, deu die armen Stämme der Monsi, und Mabode zahlten. Die einzelnen Stämme erkennen einen Hänptliug an, der uach (Gewohnheit die Herrschaft ausübt, da eiue erbliche die Aelehnnng erfordert. Er ist Nichter in den Streitigkeiten, leitet die Jagden, führt die Streifzüge an, befehligt die Bewaffneten im kriege. Er trägt keine Abzeichen znr Unterscheidung, hat keinerlei Hofstaat um sich, doch wird er gefürchtet nud geachtet uach dem l^esetze der Überlieferung. Jegliche ^>!rt der Eruäliruug ist ihnen willkommen — fleisch oon Elefanten, Büffeln, Ebern, l^iazelleu - nud gleichzeitig lebeu sie von Ratten, Henfchrecken, Termiten, Schlangen nnd Fischen. Sie kaufeu oder stehlen Bananen und.Norn, gebrauchen kcin Salz nnd züchten keine Hnhner. Sind sie nach einer glücklicheil Jagd im Besitze von Fleisch, so fallen sie in die Bananenwälder ein nnd hängen für jede abgerissene Traube von Früchten anf den einzelnen Bänmen ebeuso viele Stücke Fleisch anf. Die Bewaffnuug besteht iu Pfeileu, kleiuen tanzen nnd Schilden. Die ersteren kanfeu sie von den benachbarten ^Stämmen nm Tieres die anf der Jagd getötet wnrden; die Schilde machen sie, indem sie Bänder der Rinde des indischen Rohrs flechten. Der Schild ist von länglich-ovaler Gestalt, etwa sechzig Zentimeter — 152 — hoch und dreißig breit. Der Gebrauch des Pfeiles ist allgemein; er bildet ihre eigentliche kriegerische Bewaffnung Die Sitte, Schild und Lanze zu tragen, ist eine Nachahmung der angrenzenden Stämme und beschränkt fich anf eine geringe Anzahl von Leuten, gelegentlich der Jagd. Die Gewandtheit dieser kleinen Menschen ill der Fnhrnng des Bogens ist wahrhaft überraschend. Ein geschicktes Ange, eine sichere Hand, Schnelligkeit im Abschießen, ein fester Mnt macht aus ihnen uunberwindliche Bogenschützen. Sie fürchten sich nicht, einen Elefanten zu stellen. Nachdem sie ihn mit wohlgezielten Pfeilen an beiden Altgen blind gemacht hat, stürzt sich die Jäger-schar kühn auf den Koloß nnd tötet ihn mit Lanzenstichen. Als» dann lagert man sich an Ort nnd Stelle nnd bleibt da, bis das Fleifch völlig aufgezehrt ist. In ähnlicher Weise töten sie den Büffel. Die Tiere kleineren Umfangs, sowie die Vögel, erlegen sie mit Pfeilschnssen, die An» wendnng von Netzen und Schlingen kennen sie nicht. Die Geschick' lichkeit der Zwerge im Fischfang beschränkt sich daranf, daß sie einen Teil der kleinen Wasserlänfe mit Dämmen ans Schlamm abschließen; ist dann in dem Kanal das Wasser abgeleitet, so sammeln sie die im Trocknen zurückgebliebenen Fischlein. Sie pflegen gar keinen Feldbau, uud da sie Pflanzeukost vor» nehmlich lieben, macheu sie bewaffnete Streifzüge in die Ländereien der benachbarten Stämme nnd holen Korn, Bananen, süße Kartoffeln, Maniok, Buhnen. Die Männer nehmen bewaffnet vorgeschobene Positionen nnd kämpfen im Notfall mit den Eigentümern der Felder, indessen die Franen die Lebensmittel sammelu, sie mit Kräutern oder großeu Blätteru zusammenbinden und sich rasch auf den Heimweg machen. Die Akka werden als Kriegsleute wegen ihrer Gewandtheit in der Handhabung des Bogens, wegen der Schnelligkeit ihrer Bewegungen nnd ihres angeborncn Mntes sehr geschätzt. Die Häuptlinge der Stämme wetteifern, sie im Kriege als Hilfstrnvpen zu haben, nnd belohnen ihre Dienste mit Gcschenkeu vou Pfeileu und Lebeusmitteln. König Kanna versicherte nur, daß während des Krieges, deu er gegen seilten Nachbar Azanga zn führen hatte, — 153 — seine Sandeh, die tapfer den Medsche» und Mambettohorden gegenüberstanden, snrchtsam zurückgingen, als Hänfen dieser kleinen Krieger heranstürmten. Ihre Pfeile, sagte er mir, fliegen und verwunden, ehe sie die Angreifenden wahrnehmen können. Im Hinterhalte pflegen sie sich mit zwei großen ted^Vlättern, die sie über den Kopf Herabwallen lassen, das eine über die Vrnst, das andere über den Rücken, zu dcckeu. Viele dieser Zwerge finden sich in Mambcttu, bei den Sandeh, am Hofe des Königs Azanga, bei dem Fürsten Kin der Medsche' Madschö. Den Bogen in der Hand, den Köcher anf der linken Schulter, erhubeneu Hauptes, mit hochfahrender Haltnng, in be» eiligtem Schritte, kommen sie heran, legen die Vente ihrer Jagd ab, macheu Huldignngsbcsuche, grüßen mit wnndervollcr Haltnng die au Einfluß nuter ihuen Stehenden und beschränken ihren Aufenthalt anf die knappe Zeit, die zur Abwickeluug ihrer Geschäfte erforderlich ist. Eingeladen hierzu führen sie kriegerische Pantomimen nnd Balletts in raschen und leichteu Bewegungen anf, schießen mit Pfeilen nnd nehmen mit wahrer Frende wenige Geschenke ent> gegen, indent sie nnter Hüpfen und beweglichen Bockssprüngen ihren Dank bezeugen. Es sind kleine Lente mit verhältnismäßig wohlgestalteten Gliedern, uud, weuu sie auch kein schönes Gesicht und keine regel» mäßigen Züge haben, so tragen sie doch nichts Groteskes oder Lächerliches zur Schau. Jeder fortgesetzten sitzenden Arbeit ab» geneigt, sind sie dagegen Liebhaber jener Beschäftigungeu, welche Phantasie und wenig Mühe erheischeil, der Vogeljagd, des Auf-spnrens der Höhlen der Ratten, des Insektenfangs nnd des Sammelns der Waldpflanzen. Sie fassen keine Znueiguug zu deu Leuten, mit denen sie beisammen wohnen, sie sind Meister der Verstellung und gefräßige Wesen. Wie iu ihren kleinen Leibern so viel Speisen Platz haben, überrascht >). ') Mau höre, was ich von einigen Zyrcuäcrn, die, nachdem sie das Orakel AmmonÄ befragt hatten, mit Mcarchos, dem Koma des Bandes, eine Zusammenkunft hatten, vernommen habe. Eines Tages, sagte ihnen Ntcarchos, kamen Ncisa-mone» an mcinenHof, Die lylnschenMsamoncn bewohnen dieGegcnden südlich der Syrten, Nachdem er sic gefragt hatte, od sie ihm etwas Neues zu erzählcn hatten, antworteten sie, dafz einige Jünglinge aus fernen nnd mächtigen Familien des — 154 — Als freunde heiterer (bespräche, n>ie es dir Mamlietttwölker sind, fü^eu sie oft in ihre 9iede Erzählungen nnd (Heschichtchen eili. Dcr Nedner ist meist einer ^dcr Allsten drs Stammes, der mit passcuder Stimme und geeigneten (Gebärden die lm» gerissenen Zu» Hörer au seinen ^i;'pen hängen läsn. Ich will zN'ei dieser tte' schichtchl'n als Probe anführen, deren eines lebhaft an eine bekauuie plattdcntschc ^-aln'l crinucrt. Der Schakal und d l'r Leopard, Tl'r ^^opard hattc ^iiu' ^azcllc ^'fau^'u lind l,'cr^cl>rt. Tas sah der Schatal. „Tu l'ist allerdiusss nmäsua, uutcr dcu Til'rm", sagtc cr .^n ilnn, „allein cs i»,'ird dir uicht flclinqcn, mich au <^'. fräni^lcit zn iilicrnvsfcu", Trr Vcopavd lachte, „^cnn ;m- Probe!" autworictc cr. Tev Schakal l>lMl> sich in ciu weilcs ,^l'!d von wciftlichcu .^türbisieu lind, nachdem er sie von den Blättern ^croini^t hatte, ließ er sich in der Mitte nieder, nachdem er sich den >lopf rot gefärbt l>ane. ^)er Leopard kam da,^i nnd versuclite, sich ihn« .^n uäheru- da er ader die .'»tiirbisse n,>ahrual)ln und ^laulne, es seien Schädel verzehrter Tiere, schritt er, von Schrecken erqrifsen, znriitt. „Warnnl kommst du nicht uähcr?" rief ihul der Schakal ,',u. „Ach, ich fürchte mich", verselue der Leopard, seiuen Wez^ N'eiter nelimend, „ich erkenne, dan dn wilder nud blutdürstiger bist als ich." Tas l^Immäleou nnd der lHlefant. Eines Tages lud das (5liamäleou den Elefanten ,;nm kaufen eil«. Ter Elefant nahm die Herausforderung au, deren l5'nt- Maudes l^iif de,l <°>>cd(U>lcil ^ckoiinnc» seien, fiios Iiüll'r sich dmchö ^oos >II I'estimlnc», wclchc die Wüsten ^lidicnei llntersuchcn sollte». Mchdcm sich diese ^üugliussc imt Wasser lilld Lebeii^lüittclil versehen hatte», gelangten sie duich die Wüste i» ciu ^cind uoll wilder Tiere Von da ihre Ncise nach Westen sortsclIl'lid. sahen sie. imchdem sic andere Wüsten durchkreuzt hatten, eine (5'licuc, anf welcher viele ^äuinc standen. 3ie näherten sich nnd aszen von den Früchten, »lit wclchcil diese Bänmc dcladeil waren. Während sie cihcn, stürzten sich kleine Menschen, etwa von halvem Wüchse, anf sie und führte» sie gewaltsam als befangene fort. Weder verstanden die Aasamoncn die Sprache der ,'iwcrge, noch diese dir ihrige, 2ie führten sie dnrch snnipfige Orte, liitz sie zu einer vo» schwarzen Zwergen bewohnlcn Ttabt kamen (Hcrodot, Pnch Ä. Kap. 3^.1 — 15'.') - scheidnug auf den folgenden ^iorgen verlegt lonrde. Wäbreno der stacht vorteilte das Eliamäleon viele seiner Brüder in kurier Ent-fennttig den Weg entlang, der ,^n dnrchlatifen n>ar. Als der folgende Tag grante, kam der Elefant nnd fing olme loeiteres ,^n lanfeit an, Das Ehantäleon stieg hurtig deni Elefanten anf den Schwan,;. Bei jeder Begegnnng mit einem ^haniäleon fragte der lHlefaut: „Aist dn nicht mnde?" ,/)iei!l," antwortete daöl lM-a^e Tier, da>? fich jel,tt erst anschickte, den kleinen ilnn angewiesenen Teil ,;n dnrchllNlfen. ^)Nleltt blieb der Elefant ateiiilo^ iliid niiide neben, indent er sich fiir befielt bekannte. Tie (''iereclnigteii' wird von dein Könige verivaltel^ er spricht die Urteile in öffentlicher ^ersainmlnn^ Appellation ist nn,;nlässi^ die Urteile werden sogleich vollstreckt. Ter de§ Tiebstablel Schuldige lvird bestraft, indem ilim ein i?I)r abgeschnitten wird. Ter Mörder wird an dem Äst eine5 Baumes anfgelieut't. Tie Blntrache, loie bei andern Stämmen, ist nicht gestattet. Der de>5 (thebrnchs iiber filhrte Mann mnß eine Entschädigung an den beleidigten Cyatten zahlen. Wel,n die schnldige ,^ran dein ,vatise de5 ^tönig^ ange-liört, loird der Vnhle, N'ie die (beliebte, getötet. Tie Schnld der Angeklagten wird dnrch den Mapingo nachgewiesen. Bei den Sandeh von Makrata nnd in Ilnjoro werden die Ränber dnrch Abhauen einer Hand bestraft. 7m Uganda werdeil denjenigen, welche die Verfnhrnng von Weibern des >lo'nig5hause5 versncht haben, die Angen ans den 'Angenböblen gerissell. Der klönig ändert bei Eliebrnchen in einzelnen fällen die Art des Urteilssprnches. Tie ^ran nnd chr Bater werden ge-fangen gesetzt, nnd wenn dieser eine andere Tochter an Stelle der schuldigen geben kann, so bleibt seiu ^ebeu gerettet, sowie jenes der nngetreuen Gattin, welche wieder in die Familie znrnckkehrt. Im gegenteiligen ^alle aber erleiden Bater und Tochter den Tod. ^n Mambettn herrscht der Aberglattbe bei dein geringfügigsten Borkomumisse des menschlichen Bebens. Die allernatiirlichste Er scheinuug muß ihre Ursache in der Bosheit irgeud einer Persönlichkeit haben. Krankheiten, Todesfälle, eiu verheerender Sturm, der Tod eines Tieres, der Brand einer Vobnstätte sind Folgen der Hererei, — ,56 — Der nuto^) wird verschiedenen Gerichtsformen unterstellt, je nach dem Ernste der ihm znr Last gelegten Vergehen. Bisweilen ist es der n^pin^o, öfter rnft man die Proben des ne kao nnd des no ueie^) an. Nachdem man eine Wildtatze hat kochen lassen, legt man ein Stückchen ihres Fleisches nnter die Zunge des Angeklagten; man zwingt diesen dann, den Mnnd mit Wasser zn füllen, es umzukehren und mit einem Male ansznsfteien. Wenn der Bissen Fleisch, der unter der Zunge liegt, nicht mit dem Wasser herausfällt, so wird der Angeklagte für schnldig erklärt; kommt dieses aber herans, so wird er für unschuldig gehalten. Als zweite Probe richtet man eine Mischung aus dem Safte giftiger Kränter zusammen und läßt sie den Beschuldigten In'nabschlncken. Wenn er unschuldig ist, mus; er sie wiedergeben. Wenn er aber nntcr schrecklichen Schmerzen stirbt, so wird der Todestampf des Uu» glücklichen mit Freudcugeschrei nnd Beifallsrufen begrüßt. Ist die Anklage bewiesen, so wird der nuro getötet nnd ein Stück seiner Eingeweide ausien au seiner Behausung aufgehängt. Das Verlangen nach fremdem Reichtum, die Leidenschaft, das Weib eines anderen zu besitzen, die Notwendigkeit, eiucu Neben» buhler mit Gewalt wcgzuschaffeu, das Bedürfnis, sich einer Persönlichkeit, die große Volkstümlichkeit, Einflnß, (^nnst besitzt, zu cutledigen, bringt die Könige oft so weit, von den gewohnten Go richtsformen abzuweichen, In solchen Fällen werden geeignete Meuchel» mörder, die zn diesem Zwecke mit guteu Messern versehen sind, mit dein Hinwegräumen der betreffenden Personen beanftragt. Znr Zeit, da ich mich bei Iangara anfhielt, wnrden einem Unglücklichen, der in Verdacht staud, eine Vorliebe für eine Dame des Königshanses zn haben, in schrecklicher Weise die Ohren, die Nase nnd gewisse andere Teile abgeschnitten und als Trophäen au der Thüre der für nutreu gehaltenen Dame aufgehängt. Solche Schreckensthaten sah man übrigens in Enropa anch von Frauen ausführen! Mit dem uunAo färbt mau deu Körper rot, uachdem man ') Zauderer. ^) Der ,Mi,c imd ded (Rifles. — 1b7 — ihu vorher mit Ol gesalbt hat. Den nui^o schicken, bedeutet ein Bündnis schließen wollen. Mambanga hatte in jenen Tagen (Oktober 1881) insgeheim einen Boten geschickt, nm ein feines Messer zn Iangaras Füßen niederzulegen, Die Annahme des Vertrages sollte in dem Aufhebcu dcs Instruments nnd dem ^Niederlegen desselben im eigenen Hanse bestehen. Tie Regnngslusigkeit, welche der ^önig bewahrte, veranlaßte den Abgesandten, das Messer wieder aufzuheben nnd seinem Herrn zurückzubringen, Das Bündnis wnrde anf diese Weise abgelehnt. Mit dem nunxo schlagen, bedeutet ein Todesnrteil, Die znr Ausführung desselben bestimmte Persönlichkeit wird vor den.Nönig gernfen, der ihr ein Messer überreicht und eine Lanze, deren Eisen gegen die Spitze zu gekrümmt ist, wobei er den Namen des Opfers ausspricht. Der gezwungene Menchelmörder wird mit dem sichern Tode bestraft, wofern er nicht mit seinen: Anftrage zur festgesetzten Zeit fertig wird. Eine der gewöhnlichen Beschränkungen an Speisen, die fast allgemein in Mambettn ist, bezieht sich anf die Hühner, die man zn gewissen prophetischen Zwecken benützt, Iangara macht von dieser traditionellen Enthaltsamkeit eine Ansnahme; uud obgleich er die Zukunft mittelst derselbeu befragt, erscheinen doch die Hühner auch auf seiner Tafel. Geräucherte Fische, Fleisch vou Büffeln, Autilopen, Gazellen, Schimpansen bildet die gewöhnliche Speise. Maniok, süße Kartoffeln, Bananen vertreten hier die Stelle des Brotes; das Bier nnd die süßen Rohre sind Hauptsache. Die Termiten bilden keine der Königsbnrg würdige Speise, nnr eine Art, welche die Mambetto i^oi^'ü, die Sandeh eN heißen, genießt bei den Königen ein Vorrecht. Wehe dem, der im Besitze solcher Insekten ist und sie nicht dem Könige bringt! Mit den: Leben würde er eine solche Beleidigung zahlen. Nicht nur die Insekten, anch die Ameisen nützen die Schwarzen aus. Eines Tages traf ich einen Medsche, der Ameisen in Masse verschlang, um sich vou eiuer Verkältnng der Brust zn heilen. Die terme.», maläax ist im ganzen Maqnabecken sehr verbreitet; der Schaden, den das Tier in Pflanzungen und Wohnungen anrichtet, ist unermeßlich. Tic Zerstörung derartiger ^liueisen taun iuau uur dadurch erreicheu, das; man der >töuigiu de^ Ameisen' Haufens das ^eben ninliut. Ta ader dav Tier, weun es sich ,„i geflügelten Zustande befindet, einen groß- Term.ie. artigen (5rnäl>rnngc>gegenstaud aufmacht, so geht man uie auf seine ^eruichtuug ans, und die 7nn^d ln-schräukt sich nur auf da^ Inncn' li^loohntl'r ^iäuinc, und auch nicht immer hicranf, Til' Tcrmitcu ln'imi !n^töuig ausschörcu, uud uul dic erste Finstenus der Nacht aus-fliclM- ^'cl^cdada »dcr ^ncl.^cluid^i, vou klciucin .^mpcr, die U.'ährcud des Ncgens au«>gcheu^ I^e P0P0 oder a popo> größer alo die vorherMU, die gleichfalls, weuu e^ refuel, aus.zieheu. Die beideu ersteu Spielarteu lverdeu mit au^ebrauuteu Feuern uud da^u hergerichteten ^öcheru qefaugeu. Tie sehr schN'acheu Flügel haben t'aniu die Marine der Flammeu verspürt, so U'erdeu sie ohu-mächtig zum Flu^ uud lasseu das uoch lebeude Tier zu Boden fallen. Zum Faua. der n'cKcUQd^ macht mau Bekleidungen aus Blättern auf den Hügeln, innerhalb deren sich das Tier verbirgt, welches, wie man sagt, ans seiner Höhle hervorkommt, weuu es das Geräusch zweier an einander geschlagener Hölzer hört. l) Der erste Name ist der umi dcn Mambctto gcdrmichtc, drr zweite jcncr der Saudeh. — 159 — Die lebte Tpielan nills; erscheineil, son'ie die gleichzeitigen /snßtritte cieler Person,.'!! da^ Tier dazu zwingen. Tic Jagd wird von einem Liede begleitet, das loie eine scidcn ichaftliche Nielodie erklingt' ^n^elvü, me I derer. Um das Lebe», Aza»ssas! er ist tot! Urtciltzsprüche geae,i Vergehen, ^ Auch die Tiere werden uor Ocricht acfiihrt, — Scheint dic Sonne in (5hartllin^— Königliche Tafel. -Verschiedenheit derVmianc», — Die Vidongo, ^ Äier niit Vananensaft. — Tic ^aizc des itönigK, — Blitzschläge, Tic Schimpansen. — Ihr Anfenthalt. - Sie vergessen die Beleidigungen nicht, Schlan nnd diebisch. Ter m^d^lo. — Pantomime, — Die Favoritin des itönins. - Mißtrauen nnd Aerdacht Azangas. ^ Plackereien, ^iii Flintenschnß. —Niemals!— Flucht. Bitten, Trolnmgcn, Kurze Abweisung, Azana.a kommt wieder zur Vcrnlinft. ^ In Tang asi. „^ituht an'ö! Wir nmsM dic Barke crwartcn, /Vxan^ ne Knn^Q^^ um über dcn Äicaio hiunbrrznsctznt!" Wir warcit (15. Oktober 1881) an das Ufcr des Vumokandi gelangt, und der Mann, der also rief, war der mir vom König der Medschc gesandte Führer, der mich zn ilim begleiten sollte. ') Komm Heralls in Masse, gleich dem Regen! ") Bei den Fünen AzangaS! — 160 — Der Fluß, majestätisch infolge seiner Wasserinasse und der großen Langsamkeit seines Gefälles, war mit Dnnkel bedeckt dnrch das dichte ^anbdach, das von der Höhe des schweigsamen Waldes herab seine Schatten warf, die, rnhig über ihm lagernd, die glühenden Sonnenstrahlen ferne hielten. Das Gelände des linken Ufers zeichnete in einem scharf hervortretenden Abhang die Fortsetzung der Hügel; ein dunkler einförmiger Mantel, der sich in dem fernen Horizont anfznlösen schien, breitete sich über ihm hin. Das dnrch die letzten nnanfhörlichen Regengüsse gebräunte Wasser war frisch und gut; die uns umgebende Natur im Reichtum ihrer Blüten wies anf den sinkenden Herbst hin. Alles das spiegelte sich in glänzender Form in jenem Feenlande, das nnr die bildende Hand menschlicher Thätigkeit erwartet. „Nömite man nicht," unterbrach ich nach langem Schweigen, „den Tag hier zubringen?" „Nach Ihrem Belieben. Wir könnten diese Nacht im Hanse des Flnßwächters Unterknnft finden, ^?.an^i ne coropo!'), wenig Schritte von hier, anf dem Hügel." Die Nassennebcnbnhlerschaft mit den am rechten Flußufer wohnenden Niapü, die jeden Augenblick trotz der Herzlichkeit, welche die beiden Fürsten Azanga nnd Iangara vereinte, in offenen Krieg ausznbrechen drohte, riet jedoch zn strengster Überwachung der Grenze. Die Niapü, stark nnd übermütig infolge des ihnen von den Danagla gewährten Schnhes, warm, ob anch gering mi Zahl, stets zn kleinen Reibereien bereit. Wir betraten den Wald, der Weg führte dnrch einen hoch ansteigenden, mühevollen nnd von Schlingpflanzen ganz verwach» senen Weg. „Warnm ist diejcr Weg nicht gangbar gemacht, es kostete doch nicht viel Arbeit?" „I^e n^umä ^7.an^n6e!2) Da würden die Feinde ganz nn» Versehens anf nns hereinstürzen." Ein dnrch nnseve Stimmen nnd das ungewohnte Geräusch anfgeschenchtes Tier floh an nns vorüber. „Es ist der p^o')." l) Beim Halsc Azangas! ^) Vcim 2childe Azaugas! ') Roter Eber. Vestattungsgcbräuche bri dcn!l^a?nbcttu. — 161 — „Giebt es nicht mich eine Art schwarzer Eber hier im Lande?" „Drei Arten von Ebern haben wir in nnsern Wäldern, den ne^ö mit rotem Haar, klein von Körper, wenig wild, dessen Fleisch am wenigsten schmackhaft ist; den pe.^o, den Sie eben gesehen haben, von dnnkler Farbe, größer nnd anch wilder, der sich nicht schent, sich mit dem Leoparden zu messen; endlich, freilich in geringer Anzahl, den mnkolü, der größer als die beiden ersteren ist nnd eine dem Büffel ähnliche, imr mit wenigen Borsten besäte Haut hat." Als wir endlich ans diesem dichten, wilden Walde heraus» gekommen waren, befanden wir uns anf einer ausgedehnten Hoch» ebene mit hohem, stechendem Gras, das anfing, gelb zn werden. Auf einer kleiuen Erhöhung, ein paar huudcrt Meter von der Straße weg, erhob sich eine Hütte. „Wer wohnt in diesem Hause?" „Es ist keine Wohnnng, es ist ein über dem Grabe eines im letzten Kampfe gefallenen Kriegers anfgerichteter md61«i>." „Gegen wen hat Azanga den letzten Krieg geführt?" „Gegen den Sohn Ntikimas. Wir haben ihn in die Flucht gejagt, ne n^uma ^^n^ancie!" „Warnm ist dieses Grab so ferne von dem bewohnten Lande?" „Es ist Sitte, die Helden an dem Orte zn begraben, wo sie gefallen sind, nnd sie mit dem mdölcu zu ehren. Von Zeit zu Zeit kommen die Eltern, Verwandten nnd Frennde, nm das Grab zu putzeu und die Körbchen, die sie aufgehängt sehen, mit Speisen nnd vollen Wassergcfäßen zu füllen. Der Heimgegangene sieht mit Wohlgefallen derartige Aufmerksamkeiten seiner Lieben." „Und wird diese Ehre allen im Kampfe Gefallenen zu teil?" „O uein, nur Mäunern von Auszeichnung. Die andern werden entweder ohne den Luxus eiuer Eriunernngsstätte begraben oder . . . . zurückgelassen." Er wollte mir natürlich nicht sagen, daß die Mehrzahl das Los hat, den Hinterbliebenen als Speise zn dienen. „Legt man kein anderes Erinnerungszeichen anf das Grabmal der Abgeschiedenen?" „Gewöhnlich legt man anf die Stelle, welche dem Kopfe des Begrabeneu entspricht, einen eiserneu Ring oder eine Axt." lasati. Zehn >chre ,i> Äqualorla. 11 — 162 — „In welcher Absicht?" „Es ist ein Familieuaudeukeu, das bei ihm bleiben mus; vun dem Angellblicke an, in welchem er weggegangen ist." „Und wo wird der König, wenn or stirbt, begraben?" „Nahe bei dcm Laufe eines Wassers, nnd dort errichtet man ein Hans mit Umfriedignng." ^ Es ist herkömmlich bei den Mambetto, das Grab der ver> storbenen Könige, dadnrch zn ehren, daß man ans demselben Menschen» opfer schlachtet; man trifft dabei unter den Häuptern des ^lieiches die Wahl. Über dem Grabe geringerer Persönlichkeiten schlachtet man Tiere als Opfer. Die Klagen nnd Wehernfe sind die unentbehrliche Begleitung der Bestattungsfeicrlichkeit, nnd lange klingt der nekkö widerlich nnd tranrig in den Ohren nach. Im Kreise aufgestellt, Hände nnd Füße schüttelnd, nnter rhythmischen Bewegungen nnd ein eintöniges Klagelied singend, das die düsteren Schlage einer Trommel unterbrechen, bezeugen die Trauernden mehrere Tage lang ihr Herzeleid, in das nnr die reichlichen Bier» spenden Abwechslung bringen. Die Gräber bilden indes keinen Gegenstand der Zierde oder großer Sorgfalt wegen der hänfigen Entweihung, denen sie seitenF der hin und wieder als Menschenfresser auftretenden Lente unterworfen sind. Noch erinnere ich mich der seltsamen Art der Bestattnng, welche Mbrno, der Häuptling der Abarambo, der nnsclige Zerteiler von Negen nnd schönem Wetter, sich vorbehalten wissen wollte. Er wählte sich selbst einen alten Bamn alls, der in geringer Entfernung von seiner Residenz stand, nnd von der Idee durchdrungen, daß es für einen Fürsten unziemlich sei, mit der Erde in Berührnng zu kommen oder gar noch nnter ihr zn liegen, befahl er, daß uach seinem Tode ill dem oberen Teile des Vanmstammes der Längen» achse nach ein Loch gebohrt nnd er stehend in dasselbe, den Kopf gegell Himmel gerichtet, gestellt wnrde. Und sein pietätvoller Sohn vollzog, als Mbrno in die Ewigkeit ging (1885l), gewissenhaft den väterlichen Willen. Wir wanderten an der Grenze der mit türkischem Weizen und Maniok bebanten Felder hin, kamen dnrch Bananenwäldchen nnd an Gruppen von Hänsern vorüber, ails denen uus das Bellen der — 163 — Hunde, von don Eingebornen aber mir ein schcncr Blick begrüßte, und erreichten su am Morgen des vierten Tages nach unserem Auf-brnch Tangasi am Ufer des Flüßchens Tago, in dem die große Residenz des Königs Azanga besonders hervortritt. Am Eingangsthur in Olupo hingen sechs menschliche Schädel, noch ganz mit Fleischfetzen nnd Haarbüscheln bedeckt. „Wem gehörten diese Köpfe an?" „Unseren Feinden, den Sandeh, die Kanna vor knrzem gegen uns führte." „Wurden sie in der Schlacht getötet?" „Beim Schilde Nzangas! Nein! Es waren Gefangene, die wir bei der Rückkehr schlachteten, nm den Sieg zn feiern." „lind hattet Ihr keine gefangenen Brüder bei den Feinden?" „O gewiß!" „Warum wechselte man sie nicht gegen jene aus?" „Die Auswechslung von Gefangenen von hohen: Rang ge» schieht wohl, nicht aber jene von Sklaven," „Ich wurde eingeladen, nnter der Hütte Platz zn nehmen, die zn feierlichem Empfange dient. Azanga ließ nns lange Zeit warten; dann ließ er mir sagen, er kleide sich eben an, nm mich würdig zn empfangen. In meinem Herzen hegte ich nnr einen Wnnsch, es möchten die abergläubischen Versuche, mit denen er eben beschäftigt war, zn meinen Gunsten ausfallen. Die große Trompete erklang. Allgemeines Stillschweigen folgte. Von ferne kam ein Mann von hohem Wnchs, starken nnd feinen Formen, der seinem Schritte dnrch übermäßiges Einbiegen der Knie und Hüften Nachdruck verlieh, gegen mich heran; eine Schar von Kriegern und Frauen folgte ihm. Ein ik, ik, ^HNAÄ lllnnl^dc!') ertönt ans voller Brnst; die Trommeln, die Trompeten erschallen. Er tritt zu mir heran uud giebt nnr die Hand; wir fetzen nns. Er sei erfreut über meine Ankunft; er werde für mich sorgen. Nach einigen anderen Worten zieht er sich, von der ehrfurchtsvollen Menge begrüßt, wieder zurück. Am Hofe Azangas werden die Familienüberliefernngen der Erü strenge beobachtet. Wenn der König ansgeht oder heimkehrt, ') Schön der Kömy! 11* 1C4 wird er von Trompetenstößen und den Znrufen der Umsteheuden: ^.23liF2 mon^or^!^) begrüßt. Am Abends wcnn das grof;c Horn mit verlängertem Ton verkündet, daß der König sich in seme Gemächer zurückzieht, so ist I>le K,'n^ nomdro odatui^) der Rnf^ der von Hans zn Hans, von Dorf zn Dorf wiederholt wird. Wenn der König niest oder hnstet, ertönt es: ?tranke stirbt?" „Oh, beim ^eben Azangas! Dann wird er vor das Tribnual des Königs geschleppt, der, nachdem er seine Orakel befragt hat, über ihn das Todesurteil aufspricht." Die Gerechtigkeit ist strcug, hart, bisweileu thöricht uud grau» sam. Eine Frau, der bcständigeu Grausamkeiten müde, verließ das Hans ihres Herrn und zog sich zu eiuigeu Freuudinueu zurück. — 167 — Vor Gericht geführt, wurde sie zum Tode verurteilt uud dcs Trostes des Begräbnisses beraubt. Die Großen des Hofes wurden an jenem Tage mit einem der liebsten Gerichte erfreut und ich durch den schrecklichen Anblick eiuer gebratenen Wade entsetzt. Die Vorliebe, welche die 3iiapü für die Huude haben, veranlaßte einen Unglücklichen dazn, sich znm Tiebstahl eines der schönsten Tiere wcitum verführen zn lassen. Verhaftet nnd vor Gericht geführt, wurde er nach wiederholten Befragungen des mapin^a verurteilt, Sklave des Klägers zn werdeu oder deu Schadeu durch zwei andere Hnude gut zn machen. Da er natürlich wegen ihres hohen Preises die Mittel nicht hatte, die Tiere zu kcmfen, mußte er sich dazn bequemen, seine Freiheit zu verlieren. Auch die Tiere sind zu Verurteilungen zulässig. Ein starker Bock, der eutlaufen war nnd von einem Hnnde verfolgt wnrde, versetzte bei seinem VerteidignmMamvfe dem uichts ahueudeu Gegner einen Stoß mit dem Hörne. Der Hnnd, das teuere Besitztum eines mächtigen Mannes, verendete knrz daranf. Der ernste Fall wnrde besprochen, klar gelegt nud dem fürstlichen Gerichte übertragen. In Gegenwart seines Oftfers wnrde der arme Bock vernrteilt, die iiehle abgeschnitten zu erhalten. Sein Fleisch wurde den Mambettu vorgesetzt, jenes des Hundes den Medsche. „Erglänzt die Sonne anch in Chartum?" fragte mich eines Tages Azanga. „Gewiß." „Das kann nicht sein; es wird eine audere Soune sein," „Welche Notwendigkeit besteht znr Annahme, daß es eine andere Sonne sei?" „Das ist doch die Sonne meines adul pere. Ihr bewohnt eine andere Welt." „Wie Sie wollen. Aber die Sonne ist groß nnd steht an solcher Stelle, daß sie Ihr ^and uud das meinige beleuchten kann," „Das kann ich Ihnen nicht glanben. Schon mein Neich ist so ansgedehnt nnd seine Grenzen so ferne; nnd hinter mir giebt es noch andere große nnd ausgedehutc Reiche, daß ich nicht zugeben kann, die Sache verhalte sich anders' als ich sie mir vorstelle." — 168 — „Nun es sei, wie Sie wollen. Aber ich rate Ihnen, über die Vorrechte der Sonne keinen Streit zn erheben. Sie möchte darüber beleidigt sein nnd Sie strafen," Er verstummte nnd sah mich mit großen Angell an. Ich brach in Lachen ans, das er in einem eher krampfhaften Tone nachahmte, und der Gegenstand des Gespräches ging anf andere Dinge über. Der königliche Tisch ist mit Fleisch von Antilopen, Gazellen, Affen beseht; die Fraueu des Hofes aber dürfen sich nnr von dein Fleische großer Tiere, wie Elefanten nnd Büffel, nähren. „Das Fleisch der Schimpansen," sagte mir Azanga eines Tages, „wird an Feinheit des Geschmackes voll keinem andern erreicht;" nnd anf meine Frage nach dem Geschmacke desselben, erwiderte er mir' „Es ist so gnt wie Menschenfleisch." In späterer Zeit bemerkte mir Nganzi im ^ande der Sandeh, daß das Fleisch der Affen im Geschmacke sich dem Menschenfleische nähere. Als ich mich eines Tages bei ihm befand, bot er mir ein Dntzend frisch getöteter Ratten an. Ich dankte nnd lehnte das hochherzige Allgebot ab, wobei ich mir ein ironisches Kopf' schütteln des Königs znzog, das sein Mitleid mit meiner Anschan-nng anzeigte. Er verteilte alsdann die Natten nnler die frohlockenden Franen, welche ihn umgaben. Wenn der König ißt, entzieht er sich den Blicken aller, ein vielen afrikanischen Völkern eigener Branch. Die Neste seiner Tafel werden in einen hierzu bestimmten Brnnnen geworfen. Das Pflanzenreich liefert der Mehrzahl der Bevölkerung Nahrnngsmittel in Masse, Endlose Felder mit Maniok nnd süßen Kartoffeln, weit ansgedehnte Bananenwälder trifft man, wohin immer man die Schritte in der Nähe der Dörfer lenkt. Der Reichtnm an Bananen ist so groß, daß in den Jahren, wo die Kriege die Anfmerksamkeit und die Arbeit des Landes für sich in Ausprnch nehmen, die Lente den Anban der Moorhirse, des Tela-vnn und des Mais ansschen nnd anf den überaus leichten der Banane sich beschränken, die ihnen ihre Nahrung hinreichend ver» schafft. Ich habe sechs verschiedene Bananenarten') anfgezeichnet, l) Die Banane heißt bei den Mamlietto me68ckumdo, bei den Sande!) >>ü, die Frucht bei den ersteren i^o, bei den letzteren ebenfalls Kü, - 169 — die sich dnrch Größe, Farbe und Wohlgernch der Frucht nnter» scheiden. >Ie bira ist eine Frucht, die, auch wenn sic reif wird, die grüne Farbe der Haut beibehält; sie läßt sich uicht anfbewahrcu. I^u mdipi, vou den Sandel, di^ui genannt, ist eiue große, laug» liche, gelbliche Frucht; jede Traube trägt zwischen zehu bis drei» zehn Früchte. Der 5501^6, von gelber Farbe, hat, weuu er reif ist, lauge und reichbesetzte Trauben. Der anärobußo gelaugt uicht ,^u völliger Reife, Der m^nlu hat kleiue Früchte vou köstlichem Wohlgeruch; auch der Ivumk^-Kumba ist sehr wohlriechend, seine am obern Teil der Traube sehr großen Früchte werdeu gegcu die Spitze zn immer kleiuer. Der maitsclie kommt von einem Banme mit roten, deui Weinblatte gleichenden Blättern, ähnlich der Haut der Frncht. Der ^in6a hat große, knrze Früchte uon lebhaftem Gelb. Als Geträuk ist eine Biersone ilt (Gebrauch, luelchc man mit Pauanensaft znr Oärnng gebracht hat. Von den Eingebornen werden die Vananen mehr als Gemüse denn als Frucht betrachtet. Für eiuen Manu ist es schmählich, sich uou rcifeu Friichten zu nähren. Man überläßt diese den Weibern nnd Kindern. Die Banane wird von ihnen im Znstande der Reife als bi6onF« oder getrock» nete Banane gegessen. Man zieht den Früchten die Hant ab nnd setzt sie bei Tage den Souueustrahlen uud uachts der Wirkung des Feners aus, bis sie vollständig gedörrt sind. So erhält man eine Frncht von der Farbe des gemahlenen Kaffees, teigig, süß und wohlriechend, Als ein besonderer Leckerbissen gilt bei jenen Völkern diese in rotes Palmöl getanchte Frncht. Znr (intledignng seiner Staatsgeschäfte bedient sich der König eigener Gesandter au die nntergeordnetcn Häuptlinge nnd öfter noch befreundeter Leute, besonders da, wo es sich nm Dinge, welche Ver-schwiegenheit und Geschicklichkeit erfordern, handelt. Der Abgesandte wird sür diese Zeit mit einer ^auze ausgestattet, die er vor der Person, an welche die Botschaft gerichtet ist, in den Boden steckt. Das Vorzeigen dieses Emblems wird mit Beifallsrnfeu begrüßt, uud die mit demselben versehene Persönlichkeit darf anf alles Ent» gegcnkommeii und anf blinden Gehorsam rechnen. — 170 — Am 10. November (1881) um zehn Uhr nachmittags wurde eiu gewisser Iangar^, cm Vertrauter des Königs, vom Blitze getroffen, der in seine Wohnung einschlug. Er genas nach einigen Tagen von der Lähmung, die sich am rechten Arm gezeigt hatte. Ähnliches hatte ich bei verschiedeneu Gelegenheiten zu bemerken, deren ich nur weuige, die mir eben im (Gedächtnis haften, anführen will. Zu Wcmdi in Makraka wnrde am 17. März 1883 gegen zehn Uhr vormittags die Stauge der Fahne vom Blitze getroffen und zertrümmert. Ein Soldat wurde dabei zu Bodeu geworfeu und litt etwa drei Tage au Kopfweh. — Am l>. Juni 1885 gegen drei Uhr nachmittags zündete der Blitz eine Hütte in Muggi nnd warf drei Weiber wohl zwanzig Schritte weit, ohne ihnen merkliche Verleimugeu znznfügen. Im Palaste des Königs Kabrega iu Dschnaja sank am Nachmittag des 20. Inli 1886 eine Favoritin des Bönigs, vom Blitze getroffen zn Boden; nnd im gleichem Jahre, am 17. September nachmittags fünf Uhr, starb eiu Maun vom Gefolge Mabnzis, des Gesandten Ugandas, der mit Köuig Kabrcga Fricdeu schließen sollte, zwei Tage, nachdem ihn der Plitz gerührt hatte, unter entsetzlichen Verzerrungen. Ter antkrc)pitkecu8 trn^ioa^tea heißt bei den Mambetto noxo uud bei deu Saudeh manxul-uma. Die legende der Mam-betto weiß zn erzählen, daß dies Tier einst ein Mensch war. Ter fortgesetzten Verpflichtung zn arbeiten müde, hielt er es für angezeigt, die Gesellschaft zu verlassen und sich allein mit seiner Familie in deu Wald zurnckznziehen, wo er sich von Früchten nährte. Allmählich verlor er den Verstand und bante sich znletzt auf den hohen Bänmen eine Hütte. Wenn es regnet, fährt die legende fort, rettet er sich anf das Dach, nicht nnter einen ZnflnclMort, weil er des festen Glanbens lebt, das Wasser komme von unten nach oben, eiue Annahme, zn welcher ihn das Geräusch, das es hervorbringt, wenn es anf den Boden aufschlägt, veranlaßt. Er läßt sich herbei, mit dem Menschen zusammenzuleben, nnd wird dann ein Nachahmer seiner Gewohnheiten; er kocht Fleisch nnd Pistaziennnfse nnd zieht dem Zuckerrohr die Niude ab. Vou Jugend auf ist er sehr stark und tapfer; man sagt, daß er zur Verteidigung seiner Inngen selbst den Leoparden anzugreifen wagt, nnd daß er, — 171 — ver Schimpanse, vum Menschen überfallen, die nach ihm geschleuderten Lanzen im Fluge erfaßt und sie mit sicherer Hand zuriickwirft. Er wandert gern von Land zu Land, durch die Verfolgung der Menschen hierzu getrieben. Am Äomokandi, bei dem Dorfe — 172 — Mulis zeigte sich eine Niederlassung dieser Vierhänder, welche die Bcvölkeruug wegeu der Nachstellungen, die sie dm Fraueu bereiteten, wenn diese nach Wasser gingen, in Schrecken versetzten. Auch im Hanse erzogen, erinnert sich dieser Affe mit grollendem Herzen der empfangeneu Beleidigungen, Baugue, ein Sandeh' Häuptling, erzählte mir von einem alten Schimpanse, der, um sich für beständige, voll einem Schwarzen erdnldete Quälereien zn rächen, kein besseres Mittel fand, als ihm ein kleines Kind zu rauben uud es auf einen hohen Baum zn schleppen. Als nach der Rache dem Affeu seiue große Missethat klar wurde, »nachte er sich sofort in den Wald auf, um uie mehr wiederzukehren. In Makraka sah ich einen Schimpanse, der, nm Rache au eiuem Maune, der ihm täglich aus der Ferue Steine nachwarf, zu uehmeu, ihu, als es ihm eines Tages gelang, ihm unbemerkt uäher zu kommen, beim Beine faßte, ihn zn Boden warf nnd an mehreren Stellen im Gesichte biß. Die Wildheit des gereizten Tieres war derartig, daß es den herbeigeeilten Personen nur mit Mühe gelang, ihm seiu Opfer aus den Häudeu zn eutreißen nnd e5 weg-zubringen. Schlau nud diebisch, weiß er die für seine Missethaten güw stigen Momente zn erhäschen. Ein Schimpanse in der Station am Gadda benutzte die augenblickliche Abwesenheit der Frau eines Sol-dateu, uahm ein Gefäß, in welchem mau Fische kochte, und uer-schwand damit. Am Abend stellte er das leere Gefäß wieder an die Thüre der Wohnung. Die Art, mit welcher die Mambetto den Gruß zn erwidern pflegen, ist herzlich. ^'F355e65ckc (Ich grüße dich!), sagt der eine, und der andere erwidert mit einer Reihe von ii... ü ... ü; beide drücken sich wiederholt die Hand, wobei sie dieselbe nnr am äußersten Teile berühren uud jedesmal die Finger kualleu lasseu. Mau stellt sich vor, spricht deu Gruß zur Aukuuft uud verabschiedet sich mit den eiufacheu Worten m^o n,Ä<^l (ich gehe), Endlich kam der große Tag, wo der klöuig, seinem gegebenen Versprechen tren, sich im großen Tanze (madölo) zeigen ninßte. Die königliche Familie, die Grosnvürdenträger, Krieger uud eine unzählige Schar von Fraueu waren alle iu dem weiteu, vou Harz' — 173 — fackeln erleuchteten Saale vereinigt. Trommel» und Pankeuschläger, Hornbläser, Schelleuträger lvaren auf einer Seite des Saales auf» gestellt. Alle standen in großer Erwartung da, die Fraueu uahmen ihren Mund voll Rauch aus den langen Pfeifen, die von einer zur andern gingen - die Männer harrten in Gruppen und im Ge> spräche, das seltene Schauspiel erwartend. Tic Trompeten verkünden die Ankunft des erhabenen Tänzers; ein einstimmiger, lauter gedehnter Ruf dnrchdriugt die Luft: ,,/^anAa amomde! Wie schön ist der König!" Tie kl leidung des Königs ist, das muß man sagen, elegant, Leopardenfelle, Katzenschwänze, Ringe, Halsketten, glänzende Arm» spangeu, eine feine Mühe aus Affenbalg nnd das Fell des n^bi, das an, Gürtel hängt, schmiicken ihn. Der König beginnt zu tanzen; die Mnsikauten spielen; Sprünge und Hüpfen folgt; hoch in die Lüfte erhebt er die Beine; Trehungeu und Wendungen macht er eine um die andere, das Ganze mit wachsender Schnelligkeit, sodaß es ans Schwindelhaftc streift. Tie Begeisterung der Umstehenden hat ihren Höhepunkt erreicht; die Beifallsbezeuguugen und das Händeklatschen überschallt den heiseren Tun der Musik; der König ruht aus, Nach kurzer Erholung nimmt der königliche Tänzer mit neuer Kraft seine Aufgabe wieder auf. Er thut, als verfolge er ein hübsches Mädchen, erreiche und ziehe es all sich; es versteckt sich, läuft, springt. In das Gauze siud wieder die gewohnten, tanmeludeu Riugeltä'nze eingeschaltet. Neuer Applaus, wahnwitzige Rufe be-grüßen das Ende der Pantomime. Der König zieht sich in seine Gemächer znrück, die Männer zerteilen sich im Saale, die Fraueu werfeu eifersüchtige Blicke auf die bevorzugte Tame des Tages, an welche der König am Abend die meiste Anfmerksamkeit verschwendete, indem er bisweilen stehen blieb, um vor ihr zu tanzen und sich bei ihr zu wenden. Die Höflichkeiten uud Artigkeiten Azangas hatten ein frühes Ende; bald änderte er mir gegenüber die Art seines Benehmens, Tic Nachricht von der Ankunft von Soldaten zur Verstärkung der Station bei den Abarambo, nm Mambanga zu bekämpfen, erweckte iu Azangas Seele Mißtrauen und Verdacht. Er ver- — N4 - weigerte mir die versprochenen Führer zn einem Vesuche im Innern seines Reiches nnd schlng mir die Bitte, mir die Heimkehr m gewähren, rundweg ab. Er verlangte die Ansliefernng der Waffen, welche ich besaß, nnd angesichts der entschiedenen Weigernng meinerseits änderte er in wenig Tagen seine Haltung, indem er mir mit unverschämter Kaltblütigkeit nnd mit der größten Frechheit alles abnahm, was ich mit mir gebracht hatte. Nachdem ich in den Znstand vollständiger Verlassenheit gekommen war, nahmen die Eingebornen an den Plackereien des Fürsten teil nnd versuchten, mit bewaffneter Hand in der Stille der Nacht in mein Haus einzudringen. Anch am Tage wurde ich einmal auf der Straße von einem unverschämten, jungen Vnrschen angefallen, dem ich mit Hilfe eines meiner Dieuer das Messer abnahm, das er in der Hand trug, Ja, mau hatte sogar die .Kühnheit, mir einen kleinen Knaben zu entreißen, den ich nnr mit Gc» walt wieder bekam, indem ich die vier Schurken vun Medsche, welche den Nanb veranlaßt hatten, «erfolgte nnd in die Flncht jagte. Seit einigen Tagen hatte ich keine Mitteilungen vom Könige nnd keine Beziehungen mehr zn ihm gehabt, als er mir eines Morgens einen seiner Vertrauten sandte, nm mich zum madölo, der am Abend statthaben sollte, einzuladen. Indem ich Unwohlsein vor» schützte, lehnte ich die Einladung ab nud nahm sie nur für die ^cnte an, die bei mir waren, Es war gegen Mitternacht, der Himmel duukel nnd mit Wolken bedeckt, ich befand mich nnr wenige Schritte von meiner Hütte, als ein Hagel von Steinen in geriuger Entfernung von mir niederzufallen begann. Überrascht von diesem neuen Ereignis stand ich anf nnd eilte dem Orte zu, vou woher die Angriffe kameu. Nachdem ich wenige Schritte gethan hatte, fühlte ich einen heftigen Schlag auf der Brust, Mit Blitzesschnelle ging ich rückwärts, ergriff eine geladene Flinte nud feuerte sie nach der Nichtnng hin ab, in welcher die Duukelheit mir die Thäter verhüllte. Die Ruhe kehrte wieder, nnd von jenem Tage an wählten die Medsche einen von meiner Hütte weitab gelegenen Weg, nm sich znr königlichen Residenz zn begeben. Der König ließ über diese Zwischenfälle kein Wort verlauten; aber der erneuteu Bitte uiu Erlaubnis zur Rückkehr setzte er ein energisches „Niemals!" entgegen. Am 7. Dezember 1881 gegen Mittag, nachdem ich mich versichert hatte, daß der König nnd seine Leute nach reichlichem Zechen sich der Rnhe überlassen hätten, nahm ich einen trenen Burschen mit mir nnd begab mich über ausgedehnte Wiesenflächen hinweg nach einem unbewohnten Lande, den: Wohnorte Kabrafäs, des Brnders des Königs. Er hatte mir stets großes Entgegen« kommen bezcngt, nnd mehrmals hatte ihm das Benehmen seines Bruders mißfallen. Ich eröffnete ihm mein Vorhaben, nicht mehr nach Olopo zurückzukehren. Er versprach mir Schutz nud riet mir, uenen Mut zu schöpfen. Noch in derselben Nacht wollten zweimal Gesandte Azangas erst mit Vitten, dann mit Drohuugen mich zur Rückkehr zu demselben veranlassen. Ich weigerte mich entschieden. Am dritten Tage nach meiner Flucht, iu den ersten Murgenstunden, erschien, begleitet von den Großen der Mambetto, Azauga selbst vor seiues Bruders Hütte und verlangte uach mir. Er kam, mir gute Reise zu wünschen, nnd gab mir reiche Geschenke an Lanzen, Pfeilen, Stecknadeln, Schilden, Papageien und Ziegen. Der König war wieder zn besserein Rate gekommen; der Verstand hatte über den Instinkt gesiegt. Ich brach uach Taugasi anf, wo ich am 20. Dezember (1881), anf der ganzen Reise von verlässigcn Führern begleitet, ankam. — !?<> -^ MPeZ Uapitel. Inhaltsübersicht, Natur mid Einwohner in Zentralafrita. — Jäger und Krieger. — Bewunderung für das Schöne, — Liebhaber der Unabhängig-keit, — Milde der Mittel, Herzlichkeit der Beziehungen, — BKnli flüchtig und uuslät. — Zwei Worte über deu Albinismns. — Totemnnsik, -Nache in Sicht, — Die Hand eines Mörders, — Gleichgiltigkeit gegen Furcht. — Polemi und fein König, — Die Verge Mam bag a, Zungli, Maftolior, — Ala bar a uud Nzaba, — Reichtum an Tieren, — Äuföra. — Eine stürmische Nacht. -- Die Hütten der Abarambo, — Holzfigürcheu. — Im Kauipfe mit einem Affen, — Das Fleisch der noc^u« ist vorzüglich, wie Menschcnftcisch, — Der König als Musiker. ^ Die ciuenlba. — ^li ^kun^o iole clöte. — Kopfschmerzen, — Übergang über den Bonic> kaudi. — Am Flusse M amba u a. — Bakangoi, - Erzengnisse feines Königreiches.— Fünfhundert Franen. — Des Königs Garderobe, - Milde Gerechtigkeit. — Liebe zu den Frauen. — Aie kriegerischen Frauen. — Verbot, mich im Laude der Ababüa weiter reisen zu lassen. ^ Ein Schimpanse. Jungfräulich ist die Nntur, primitiv du- Mouschcn! Jahrhunderte alte Väunil', ciue dichte, veruiachscltc Vegetation, reichliche, wilde Gewässer, ein rauher Boden, Nachstellung wilder Tiere, ein gleichartiger Wechsel der Naturerscheinungen — kurz der Meusch verliert sich in jenem Chaos des Reichtums der Erzeugnisse, wird uur vou seinem Instinkte belebt, ist in ewigem Kampfe mit allem uud mit allen — uud vornehmlich mit seines Gleichen. Su ist der schwarze Bewohner Zentralafrikas. Er ist Jäger nnd Soldat, nnbesorgt um das Morgeu, der Arbeit des Bodeus abgeneigt, mit beschräukteu Wnnscheu und wenig Bedürfnissen. Sein Dasein geht in dämpfen nud gegenseitiger Vernichtung auf. Die Kriege führen uene Gründe des Hasfes uuter den Stammelt herbei, und dieser, schou durch Überlieferung überkommen, gestaltet sich immer wilder uud unversöhnlicher. N iam ° Niam»Neger. — 17< — Das Gefühl der Liebe für die .«iuder walirend dor Jahre ihrer >liudheit uud die Achtung der Erwachsenen für die Eltern und die alten Leute ist fast allgemein. Die geistige Entwickelung ist eiue rasche uud scharf markierte, aber sie läßt schnell nach nud be- Casllli, Zcbn Jahre m Aquawlm. i>> Hentralafrikanische Il)aldsHe!icrie, LupdorlHia und ^.caci^ v^lu^eis. — 178 — schränkt sich auf den eugsteu .^treis. Tie ^ente habeu eine ungezügelte Phantasie, eine Lebhaftigkeit, die an Wahnwitz streift. Singen zur Mandoline, tanzen, sich betriuken sind ihre tägliche Beschäftigungen. Tanzend feiert mau die Geburteu; anch die Todesfälle beklagt man unter Tänzen. Jede Nenigkeit regt sie auf; die N'eugierde für alles Unbekannte ist bei ihnen lebhaft, aufreibend. Tie Bewnndcrnng für das Schöne ist tiefgefühlt nnd wird enthnsiastisch an den Tag gelegt. Ein Schwarzer, der einen Vogel halbtot von einem Flintenschüsse getroffen herabfallen sah, wollte in das Nohr der Waffe schanen; es war ihm der Verdacht gekommen, daß dies ein ^ager von Viigeln sei, nnd er wollte das Rätsel lösen. Anfänglich gedauken» voll «nd stutzig geworden, machte er seiner Spawning in lärmender Heiterkeil ^uft. Tie Eigenschaft des Spiegels, das Bild wider-zngeben, macht sie stannen, zwingt sie znm Nachdenken nnd guält sie. Der Besitz einer Flasche ist für sie Mund berechtigten Stolzes. Von Natnr ans mißtranisch, fiigen sie sich einer Meinung mehr ans Schlauheit als ans innerer Überzeugung, Sie lieben ihre Unabhängigkeit, ja sie sind eifersüchtig auf dieselbe' wenn sie gezwungen werden, eiuer Partei zu folgen, so stndicren und spionieren sie, um schließlich auf feiten des Stärkeren zn steheu. Tie Schuli schauten von ihren Höhen herab der Schlacht zn, welche die Soldaten Baters und die Horden der Elfenbeinhändler unter sich ausfochteu. Wenn die ersteren dem Siege zuneigen, werden wir uns mit ihueu verbinden, um den Triumph derselben zn sichern; so werdeu wir die schöueu Schmelzwareu der Danagla teilen; wenn sie aber geschlagen werden, so wird nns das Bündnis mit den letzteren einen guten Teil bei der Verteilung der Beute eintragen. Eine treue Kundgebung der inneren befühle! Welch aufgetiänfter Haß gab fich währeud der ägyptischen Okkupation kund! Tie nubediugte Macht iu deu Händen der Angreifenden, der niedergekämpfte nnd uerlMnte Einflnß der ein-gebornen Häuptlinge, die inneren Zwistigkeiten vor dem Schieds» gericht fremder Entscheidnng, das alles gab eine lange, beständige. blutige Beleidigung ab, welche zu verhängnisvollen, uicht mehr gutzumachenden Folgen führte. Die Verschiedenheit der Farbe, deren nur zu oft mit Verachtung erwähut wurde, uud zu der sich die angeborne Eifersncht gesellte, entflammte die Gemüter mit Haß, nnd man eilte zum Streite, um erlittenes Unrecht zu rächen nnd eingebildete Übel zn bekämpfen. Ohne das unselige Bündnis zu bcrcchucn, warf mau sich dem Mahdismus in die Arme; man hatte die Ruhe uicht, die Folgen zu erwägen. Diese Menschen sind tapser, lühn, den Eindrücken zugänglich, eifersüchtig anf ihre Unabhängigkeit, und so werden nnr gegenseitiger Verkehr, Handel und mehr noch milde Mittel und Herzlichkeit der Beziehungen einen Weg zu ihrer Wiedergeburt eröffueu können, uicht aber die Gewaltthätigkeit, das Fühleulassen der Übermacht — dies würde zu eiuem Vernichtungstampfe führen. Im Thale des Bomokandi, an der Grenze von Iangaras Land, welche der Fluß Qnali zwischen den Sümpfen des Dschima nnd des Ncklima bezeichnet, kam ich mit Vmili, dem Fürsten des Bandes, zusammen, der infolge der erbitterten Verfolgung seitens der Danagla flüchtig und obdachlos war. (IN. April 1882.) Sein Pater Mandschi war unter dem Schwerte Nessugos, des Verbündeten der Sklavenhändler, gefallen, Er sühnte das Vergehen des Mordes Balangas, des unglücklichen Sohnes Munzas, dem man Hoffnnng anf ein Bündnis, das nachher zum Untergang seines Staates führte, gemacht hatte. Ohne bestimmten Aufenthaltsort, von wenigen Sandeh begleitet, dnrchirrte er sein Land, vergeblich sein Volk zur Erhebung cmfeuernd. Die meisten zogen es aus Fnrcht vor der ungewissen Gegenwart und mehr noch wegen der in Anssicht stehenden Tyrannei vor, den Flnß zn überschreiten nnd sich unter Mannas Schntz zu stelleu. Die traurigen Gegenden, die verbranuteu Dörfer, die iu deu Wälderu umherirrcudeu Eiu-gcborueu, die furchtfam und mißtrauisch die stets zum Verwunden bereite Waffe in ihren Händen trngcn, das alles gab eine klare Idee der Traner und Verwüstnng, die über das Land gekommen 12" — 180 — waren, Ta war kein Gewerbefleiß mehr; verlassen nnd unbebaut lag das Neich. Bauli hatte einen Sohn, der an Albinismns krankte. Mehrmals hatte ich Gelegenheit, ans meiueu Ausflügen Fälle einer solchen Erscheinung wahrzunehmen: bei den Ä^iedsche sah ich einen Mann, der bereits in reifem Älter stand; bei Nganzi ein Kind, einen Sühn Ba tango is, einen Sühn Mannas. Den größten Teil der von mir betroffenen Albinos beobachtete ich bei den Sandeh. Albino ist ein Wort portugiesischen Ursprungs. Tie Albinos haben eine ganz weiße Hant nnd Haare nnd Bart weiß, sehr fein und licht; die Bindehaut des Auges, wie die Pupille, zeigt eine blaßrosa Farbe. Weun sie einen Gegenstand betrachten, zieht sich ihr Auge zusammeu, wie wenn sie die Sonne fest anblickten, nnd in der Dunkelheit und des Abeuds ist ihre Sehkraft stärker nud klarer. Albinos finden sich in allen Gegenden uud bei allen Nassen; es scheint aber, das; sie bei den Schwarzen in größerer Anzahl vorkommen. Tie Ursache des Albinismns liegt nach Aussage der Ärzte im Maugel der Pigmente in den tiefen Schichten der Hant nnd in der Bindehaut des Auges; diese Erscheinung ist noch in Dnnkel gehüllt, Er ist gemeiniglich erblich, bisweilen jedoch anch sporadisch. Auch einige Tiere können vom Albinismus befallen werdeu, wie Kaniucheu, Mäuse, Rabeu, Taubeu; auch die in Siam verehrten Elefanten sind Albiuos, woferue es uicht eiue Art von Aussatz ist, was ihre Haut teilweise weiß färbt. Wenn der Albiuismns vollständig ist, wird die Hant farblos. Ich näherte mich Bondimano, als eiu Trommelwirbel an meine Ohren schlug. Ich glaubte, iu eiueu der gewohnten Tänze gerateu zu sein, wo es reichlich von Bier trieft. Es war jedoch Zebo, der Fürst, einer der Söhne Ntikimas, der mit allem Ernst nnd aller Würde ein afrikanisches Orchester dirigierte. Bei meinem Erscheiueu heftete er deu Blick anf mich, immerhin iu seiner Thätigkeit fortfahrend. Nach kurzer ^eit stand er auf. Ein Mann von hohem Wnchs, voll Ebenmaß der Glieder, mit entschiedener Miene, verriet er in dem init ,^ohlenpnlver geschwärzten Antlitz mehr Wildheit 181 als Mut; ciu zerrissenes Gewand ans Baumriude bedeckte ihn vom Gürtel abwärts; er hatte keinen Schmnck, weder an den Gelenken noch am Halse. „Ich habe Sie warten lassen," „Das thut nichts." „Was wünschen Sie? Es ist ein frommes Werk, das ich M dieser Tagesstunde ausübcu mnß. Ich beklage den Tod zweier unglücklicher von den Ababüa getöteter Brüder." „Wie kommt es, daß sie bei diesem Volke waren?" „Sie zogen auf einen Streifzng ans, wie es Branch ist. Die A'pe dition wurde geschlagen und zerstrent; und meine beiden Brüder, die obdach los im Walde nach einem RcttmMwegc snchten, wurden überrascht, erkanul nnd ohne weiteres ge tötet." „Haben Sie anch Gewißheit über ihreu Tod erhalten?" „Ja; einer der Nnsrigen befalld sich am Tage der Gefangennahme bei ihnen; er konnte fliehen nnd zn nns gelangen. Aber der Tag der Nache ist sehr nahe. So wie die übliche Klage zu Ende gegangen ist, werde ich die Verwüstuug über jeues Land ergehen lassen. Unterdessen hat mein Brnder Vakangoi insgeheim zwei Meuchelmörder abgesaudt, um zwei als die ersteu Urheber des Mordes bekannt gewordene Häuptlinge niederzustechen." Vierzehn Tage später befand ich mich in Nedupia; dem Bakangoi, der mich eben besncht hatte, überbrachte ein Schwarzer VI» aufgespießte Hand. — 182 — cine menschliche Hand, die an ein Stäbchell gesteckt war. „Schon gut!" sagte der ^löuig mit einen: kalten Blicke. Es war die Hand eines der Aiörder. 9tachdeln ich ihm gesagt hatte, wie ich Zebo über ihren Tod tiefbetrübt nnd sein Herz von Rache geschwellt gefuudeu hätte, erwiderte er mir: „Zebo ist ein überspannter Narr; sie sind ja schon längst tot. Die Ababüa aus diesem Gruude zn bekämpfen, ist Thorheit." Nach kurzer Pause hob er wieder an: „Zwar wiederholen mir auch meiue (betreuen: „Was thnst du? Du bist nicht energisch; die Ababüa haben, von den Äbisauga unterstützt, deine Brüder gemordet; machcu wir uns einmal auf, sie aus' zurotteu und ihre Weiber davon zu schleppen." Allein sie haben unrecht. Sich an jene wilden Völker macheu, heißt einem sichern Tod entgegen eilen. Wissen sie etwa nicht, daß ein Nbabüaweib einen Leoparden geboren hat?" Wenn man den Wald verläßt, der von Boudimano an sich dichter und undurchdringlicher längs den Ufern des Bomokandi fortsetzt, uud die Berggruppe umgeht, welche au diesem Punkte die Wasserscheide zwischen dem Bomolandi uud dein Maqua bezeichnet, weun mau, eine gerade nördliche Richtuug verfolgeud, zur liukeu die Hügel Mambaga, Zungli, Mapolior liegen läßt und durch das Land der Abarambo zieht, gelangt mau uach ModcuM in der Nähe des Maqua. Von hier sich südwestlich weudend, von da au dann westlich, kommt mau nach Polemi, der Residenz Ngauzis, eines andern der Söhne Ntikimas. Dies ist ein Mann von seltener Thatkraft, stolz aber mutig. Er hat gegen die Brüder Kanua, Bataugoi, Mobra uud seinen Neffen Muli ^rieg geführt. Damals war er iu Streit gegen sciue Unterthauen, die Abarambo, die eiuen Aufstaud unternommeu hatten; indessen auch bei den Sandeh wenig beliebt, wurde er gegeu das Ende des Jahres lW2 verräterisch ermordet uud au seiuer Stelle sein Ädoptivsohn Ndschima als .Nöuig ausgerufeu. Sein Neich unifaßt den zwischen dem Maqna und dem Bomokaudi eiugeschlussenen Landstrich, der im Osten vom Flusse Moick und im Westen vom Mambia begrenzt wird. Der östliche, wellenförmige Teil neigt sich allmählich stufenweise nach Südwest und bildet ausgedehute — 183 — Steppen gegen den Bomotandi, deren bedentendfte Alabara nnd 9tzaba heißen nnd von nnzähligen Herden von Gazellen, Büffeln, Elefanten bevölkert werden. Schimpansen, Affen, Vögel mit buntem nnd hübschem (Gefieder tummeln sich iu Wäldern, Feldern nnd auf den Hügeln. Der Seidenbanm, harzige Pflanzen, der Kautschnkbaum und die Elaispflauze gedeihen dort in den sumpfigen Orten in großer Menge. Ziemlich beschränkt ist der Anbau der Bananen, und die Eingeburnen nähren sich mit Vorliebe von Mais, Telabnn und süßen Kartoffeln, Die Zeit der Regengüsse ist hier fehr unbehaglich nnd von starken Gewittern begleitet. Den Negenstürmcn, welche ungeheure Winde, Donner nnd Blitz verkünden, folgen stets wahre Wolken» brüche. Gewitterreiche Nächte sind schauerlich wie das Weltende. Ich war gedeckt in einer weiten, aber iufolge ihrer alten und schwachen Stützen schlecht befestigten Hütte. Das ferne Pfeifen des Windes durch die Äste nnd Blätter des Waldes verkündete das Herannahen des Gewitters, nnd in der That kam es heran, seinen ^auf beschleunigend. Der Negen plätscherte herab, der Blitz zuckte unheimlich ohne Nuterlaß, der Donner rollte nnd war weniger dumpf zu hören. Das Dach der Hütte fing an erschüttert zn werden, der Orkan trat in feiner ganzen Majestät anf, Zngleich mit meinen Knaben die Stützbalken umfassend, versuchte ich alles, um mich der Macht des Wirbelwindes, der uns bekämpfte, zu widersetzeu. Es war umsonst; das Dach ward aufgehoben, uud wir blieben dem Uuwetter, das um uns tobte, ansgesetzt. Am andern Murgen stieg die Sonne strahlend in ihrem ganzen Glänze empor, während wir den armen Esel antrafen, der, noch immer den Balken, an den er angebnnden war, mit sich schleppend, wohl zwei Stnnden weit von dem Dorfe weidete. Anf den Abhang der Hügel verteilt nud von den hohen Gewächsen in der Ebene versteckt, erheben sich die Wohnstätten der Abarambo, je eine, je zwei, selten iu kleiuen Gruppen; sie scheinen eher rasch zn vorübergehendem Unterschlnpf aufgeschlagene Hütten als ständige Wohnsitze zn sein. Eine kegelförmige Bedeckung, die ans dem Boden aufsteigt, mit Gewächsen belegt — das ist ihr ganzes Haus. Hiu und wieder haben sie einen roh — 184 — gearbeiteten Schemel, mi Volt, auf vier Füßen aufgerichtet, die in don Bodeu riugeschlageu, und auf denen der Länge uach Stangelt niit einein ^ager von getrockneten Pflaumen angebracht find. Wic die ^n'ichestätte so ist auch die Einrichtung des Innern: Pfeile von verschiedener Art, Schilde der Sandeh und Mambetto, wenige irdene Geschirre, verschieden in der Form, gleich in ihrer Roheit. Aber eine besondere Industrie weist anf ihren Geist hin. Die .Kunst, geschnitzte kleine Holzfignren Zu entwerfen, ist hier mehr als bei irgend einem anderen Stamme ausgebildet. Die Griffe ihrer Mandolinen, die Deckel ihrer ans Rinde gefertigten Schachteln, die Schnur, welche ihre Kleider einfaßt, sind niit Menschenlöpfeu, mit kleinen Bildnissen geschmückt, in denen eine gewisse Regelmäßigkeit der Zeichnung sich mit der entsprechenden Feinheit nnd mit Fleiß der Arbeit paart. Vor der Morgendämmerung des dritten Tages uach meiner Anknnft ertönte in dein Dorfe ein Kriegsruf. Eilend liefen bewaffnete Männer zusammen, die Franen waren in Vewegnng, indem sie gellend schrien; da hörte man abgebrochene Reden uud sah, wie sie mit den Häudeu uach dem Thale hin wiesen. Ein großer huudsköpfiger Asse, der Schrecken der armen Randbauer, war in einem benachbarten, mit Mais bepflanzten Felde gesehen worden. Das arme Tier wurde getötet uud, uon Pfeilen und Lanzenstichen durchlöchert, im Triumphe herbeigeschleppt. Der König bot es mir an. „Was soll ich damit macheu? Uud so verdorben durch die. Wuudeu ..." „Es esseu. Es hat ein ganz besonders gntes Fleisch," „Ich danke. Wir pflegen nns nicht von solchen Tieren zu nähren." „Sie haben nnrecht. Das Fleisch des woquo ist das beste nach dem Menschenfleisch." Ich lächelte, Es war das zweite Mal, daß ich ein so freiwillig erteiltes und klares Äeleuutuis des Geschmackes der Menschcn-küche vernahm. Nganzi ergötzte sich an Mnsik. Sein ^ieblingsinstrnment war die quenibii. Sie besteht ans einer gewissen Anzahl Tasten, Musizierende Heger. — 185 Tandchsängrr, — 186 — welche mittelst Stöckchen, die niit Kautschuk überzogen sind, den Ton durch Schalen von verschiedenem Umfang weiterleiten und Notenabstnfnngen erklingen lassen. Ein geschickter Künstler entlockt ihr ziemlich gefällige nnd zarte Melodien. Die Tandeh zählen wie die Mambetto die 3)iandoline zn ihren musikalischen ^ieblingsinstrnmenten. Sie hat gewöhnlich fünf Saiten, welche ans znsammcngeflochtenen Fäden ans Pflanzen bestehen nnd oben an Wirbeln befestigt sind. Die Stelle, wo die Wirbel eingesteckt werden, macht den einzigen Unterschied von der kleinen Gnitarre der Mambetto ans. Diese heißen sie 6<.,mo, die Sandeh Iield. Als ich mich eines Tages, wie gewöhnlich, mit Nganzi unterhielt, kam das Gespräch auf das ^anb des Seidenbaumes (Iviodencll'mn 3mpw'2cMo5um), uud ich sprach den Gedanken ans, es könnte dazn benüht werden, ein Kopfkissen auszustopfeu. „Thun Sie es ja nicht", sagte er zn mir; „das erzeugt die heftigsten Kopfschmerzen. Wir haben es erfahren." Als ich schied, stellte mir Nganzi zwei seiner Getrenen vor, welche beauftragt wareu, mich in die Residenz Bakanguis zn geleiten. Nachdem nur Nagugo in der Nähe des Maqna berührt hatten, bogen wir südwestlich über die grasreiche Ebene nnd erreichten das Nfer des Voinokaudi. Man überschreitet den Fluß anf Barken, die ans Vanm-stämmen ausgehöhlt siud nnd mit bindern fortbewegt werden, welche in eine kreisförmige Scheibe anslaufen. An der Stelle der Überfahrt mißt der Fluf; in der Breite etwa 100 m, hat eine Tiefe von — 187 — 4 m und keine erhebliche Geschwindigkeit; an der Übergangsstelle in Nekorä, als ich mich zn den Mcdsche Azangas begab, maß der Fluh etwa 80 m all Breite. Drei Stunden vom Bomokandi, in Negokolo, wnrde ich volt dem alten Judeni, 9ltikimas Brnder, einer hochgewachsenen Persönlichkeit, von gerader Haltmig, tnit grauem Haar, herzlicher Art und stets lächelndem Antlitze, empfangen, „Bakangoi, mein Neffe, erwartet Sie," sagte er zu mir, „ich weiß es; aber Sie müssen noch einen Tag bei mir bleiben. Va-kangoi kann es mir nicht übelnehmen; er nenut mich seinen Vater; ich habe also die Rechte eines solchen." Am 2. Mai 1882 erwartete mich am Flusse Mambana ein Abgesandter des berühmten Wirtes Miauis. Nachdem er mich namens seines Fürsten begrüßt hatte, bot er mir in seinem Auftrage eiue Lanze cm, eine wunderbare Arbeit der Ababüa, Der Honig nahm mich mit eiuer uicht gewöhnlichen Zuvorlommeuheit auf uud gab mir eine passende Wohnung. In den zehn Tagen, die ich mich bei ihm aufhielt, vergalt er mir meine (beschenke mit Waffen nnd (Geräten heimatlicher Indnstrie, Bakangoi, der Zweitgeborene Ntikimas, ist einer der mäch» tigsten Hänpter der Sandeh. Er ist ein feiner nnd schlauer Mann. Die Härte des Barbaren vereinigt sich in ihm mit der Nachahmung der liebenswürdigen Züge, welche er von den Elfenbeinhändlern gelernt hat; er ist bei seilten Unterthanen wellig beliebt, aber sehr gefürchtet. Noch als Jüngling tötete er auf Antrieb seiner Mutter seinen Brnder Rufüla. Die Mntter sühute unter dem Schwerte ihres Gatten die wahnsinnige Herrschbegierde. Erbe eines kleinen Reiches, dehnte er es durch Eroberungen znm Schaden seiues Bruders Ngaudua weit aus. Die Bevölkerung besteht zum großen Teile aus Sandeh; auch viele Abarambo und Abisauga giebt es dort. Das Laud ist reich alt Eiseu, Elfellbein uud Kautschuk, Ol der Elaispalme uud harzigeu Hölzern; die Erzeuguifsc des Landbans sind Telabun, Mais, Sesam, Pistaziennüssc und Honig. Der König hat eiue überaus große Wohuuug, er besitzt wohl fünfhundert Weiber, behält sie aber nicht länger als zwei Jahre — 188 — bei sich und verheiratet sie dann an seine Getreuen. Die kleinen Mädchen teilen das Los der Mutter, die Knaben bleiben beim Vater. Die Lieblingsweibcr werden nicht an andere verheiratet, die Töchter aber, wenn sie herangewachsen sind, den Brüdern nnd Verwandten angeboten, Bakangoi trägt fast immer Stoffkleider, die er von den Kanf' lenten erhält. Er hat ein arabisches Bett mit reichen Decken nnd eleganten Kopfkissen, Lampen, Geschirr nnd Geschmeide aller Art. Eines Tages zeigte er mir mit Stolz die Geschenke von Glas» perlen, die er von Miani erhalten hatte. Es ist nntcr diesen Potentaten ein allgemeiner Glaude, daß ein König nm so tapferer, mächtigcr nnd energischer ist, je mehr er Leute tötet, nnd daß die Furcht, nicht die Liebe, den Gehorsam der Unterthanen ansmache. Darnm steht er im Rnfe eines strengen nnd gransanun Mannes nnd ahndet ohne jedes Zögern den geringsten Fehltritt mit dem Tode. Ehebrnch nnd Diebstahl werden mit Erdrosseln bestraft- eine Änderung der Strafe ist nur in Ansnahmsfällen zu» lässig, nnd dann nnr für die Großen des Reiches, niemals für Lcnte ans dem Volke. Eine Frau, die seinem Sohne Akangoi angehörte, flüchtete sich in Veglcitnng ihres Geliebten in das Land des Häuptlings Bangue. Dieser verlangte, nachdem der Entführer getötet worden war, wie es das Herkommen will, seine rechte Hand für Bakangoi, indem er gleichzeitig nm Gnade nnd Perzeihnng für die Fran bat. „Wenn ich dieses Weib nicht töte, so wird mein Sohn ein Sklave," sagte er nnd ließ sie ohne weiteres ermorden. Ein Knabe, der angeschuldigt war, sich etwas Kupfer angeeignet zu haben, wurde gehenkt. Ein Mann, der eine beim Feldban beschäftigte Fran zn verführen suchte, wurde ebenfalls getötet. Die Erdrosselung geschieht anf eine mehr als barbarische, entsetzliche nnd unerhörte Weise. Man bindet den Verurteilten mit dem Halse an einen Baumstamm, und dann zieht man ihn an den Füßen so lange, bis er nuter schrecklichen Qnalen den Geist aushaucht. „Wem: sie mich uicht mciucr Weiber beraubeu würden," sagte er mir eines Tages, „so hätte ich keine Schwierigkeit, Bündnis — 189 — und Schutz von der ägyptischen Regierung gegen die Ababüa zn erlangen, wie mein Bruder Nganzi zu thnn die Absicht hat." „Und warum sollten diese Sie Ihrer Frauen berauben? Tic Regierung hat doch an diesen Dingen kein Interesse." „Die Regierung nicht, aber ihre Soldaten. Ich habe schon davon Lente, welche ans dem Lande der Mambetto kamen, sprechen hören." Bakangoi hat eine Vorliebe für das schone Geschlecht. Nach Sonnenuntergang geht er statt mit einem Gefolge von Kriegern, die ihn begleiten, mit einer Schar junger Franen ans, die Schild und Lanze tragen. Die Favoritin nnter den Anwesenden hat die ehrenvolle Anfgabe, die Lanze und den Schild des Königs zu halten, wenn er ansrnht oder sitzt. Meine Absicht war, mich all den Maqna dnrch die Länder der Ababüa uud der Idw zu begeben. Nichts halfen meine Bitten; ja nicht einmal die Anssicht, eine Flinte zn bekommen, beugte deu Häuptling. Hinrichtung durch Erdrosselung, — 190 — „Wissen Sic denn nicht, daß dir Ababüa sehr wild sind?" „Ich weiß es wohl; allein deshalb fürchte ich mich nicht." „Wenn Sie sich nicht fluchten, so macht das mir große Furcht." „Warnm sollten Sie sich nm das Gedanken machen, was mir zustößt?" „Wenn Sie getötet werden, werden ihre Frennde kommen, nm mich zu bekriegen, uud mich beschuldige«, daß ich die Ursache Ihres Todes gewesen bin." „Ich habe doch Waffen, nm mich zu verteidigen." „Die genügen nicht. Da bränchte man viele Flinten. Die Ababüa dnldcn keinen Fremden in ihrem Lande. Bilden Sie sich nicht ein, daß sie einen Weißen durchziehen ließen!" „Sie könnten mir aber Führer verschaffen und mich das Land dieses Stammes heimlich auf unbekannten Wegen, die abseits liegen, durchwandern lassen." „Ja, wenn das Land nicht so groß wäre; aber glanben Sie, daß die Leute, deuen ich Sie anvertrauen würde, Sie auf dem Wege begleiteu würdeu?" „Warum nicht? Wer würde Ihren Befehlen nicht zu gehorchen wagen?" Er begann zu lachen. „O!" versetzte er alsdann, „so lange ich sie erreichen kann, gehorchen sie mir alle; aber glanben Sie, baß dies auch geschieht, weun sie sich iu der Ferne befinden? Bei der geringsten Fnrcht würden Sie alle verlassen. Sie würden sich schließlich verirren und ermordet werden. Um meinem Zorn zn entfliehen, würden sie nicht mehr ins Land zurückkehren. Nein, nein! Sprechen wir davon uicht mehr! Ich werde Ihueu me gestatteu, Ihreu Weg iu dies verfluchte Land zu uehmcu." Ich sah ein, daß es nnnntz sei, länger daranf zn bestehen, nnd entschloß mich, die Länder der Sandeh in, Osten zn besnchen. Erfreut über diesen meinen Entschluß, schenkte mir der König einen jnugen Schimpansen, einen berüchtigten Dieb, der Bewunderung erregte, wenn man ihn im vollsten Laufe fliehcu sah, iudes er zwischen der Hüfte uud dem Schenkel einen Maiskolben festhielt, ohne den» selben anszulassen. — 191 — lwölftes Uapitel. Inhaltsübersicht, Das Thal des Vomokandi. — Wälder und Felder. — Die Sand eh, — Schmuck nnd Meidnng, — Rüstung. — Beschäftigungen der Männer, — Die arbeitenden Franen, — Beweise der Achtung, — Ma muie, — Das Volt Idio, — Ntilima rächt seinen Vater, — Ntikima als Politiker, — Raub einer Leiche. -^ Krieg, — Das Grab zu Ndnbala, — Die afrikanisch,,'!! Vcstalinnen. — Vrndermörderische Kriege, — Der tumnni, — Groszc Hühner lind Zwcrghiihner. — Der Fluß Poko, — Schön bebaute Felder, — Der alte ZMala. — Von Hundm belagert. — Die Hunde der Sand eh. — In Ndubala, — Kau na weniger wild als seine Brüder. — Die Toten kehren nicht wieder. — Das auf dem Gral'e seines Mannes geschlachtete Weib, — Die Beschwörung und die Pricstcnnncn, — Eine Favoritin des Königs. — Mein gutes Glück, — Blutbrnderschaft, — Der Freund der Weisten. — Feine Politik Kann as, ^ Der uerstorbene Vater, der über das Gedeihen des Reiches wacht. ^ ^wciliimdertfünfzig Gazellen, — Tas gute Vorzeichen für die Reise, — Die von M iaui zurückgelegte Rollte. — Der Elefant und die Spitzmaus, — Der toie Mann nnd der Mond, — Der Graben der Büffel, — Die quemba, das ^iculingsinstrument der Sandch, Das hydrographische System des Bomokandi wird zum großen Teil voll den Gewässern gespeist, welche von der ihn vom Nepoko trennenden Wasserscheide herabkommen. Die bedeutendsten derselben sind der Nala, der Teli, der Potu nnd der Malongo. Vei sand» reichem Grnnde haben sie einen perennierenden, knrzen, wenig raschen Lanf. Sie verfolgen eine nordwestliche Richtung und nehmen alle die Wasserzüge auf, welche sich von der verlängerten i^inie der Hochebene herabstürzen. Ter Boden ist hier fruchtbar; die Aubauteu werden nicht von den Termiten verwüstet. Die Gegend rechts vom Teli ist von zahlreichen Elefanten bevölkert; Herden von Gazellen schwärmen zwischen dem Tcli und dem Poko umher. Das Land Vakangois ist wegcn der Menge seiner Büffel berühmt, Tie ^lpalme ist hier nicht verbreitet; cine Ansnahme macht nur der ^äilderzug, der zwifchen dem Matungv und dem Bomukaudi ciugcschlusseu liegt. Der Wald, der einen großen Teil des ^midcs bedeckt, sieht insolqe der Masse alter Väume majestätisch aus. Stellenweise wird cr uuterbrucheu nud macht Hochebenen mit niederem kträuterwuchse oder von weiteu und blühenden bebauteu Fcldcru umgebeueu Dörfern Platzt Mais, Telabun, ein wenig Moorhirse, Pistazienuüsse, Bohnen in Masse, süße Karlofselu, Atauiok, Sesam bilden die haufttsächlichsten Erzengnisse. Der Verkehr zwischen deu beiden Uferit des Vomokandi wird Behexung einer Krankheit. — 193 — durch Barken mnerhalten in Nea.ukolo, Bondimano, a,n Flusse Quali, in Nekork und iu Selinde infolge der Beziehungen zu den Moufü. Dieser Landstrich wird ^on dlni ^oltc der Saudch l'l'wohut, ciuem der Stilluinc, dir dazu dcsiimmt sind, sich im Hcrzcn Afrikas anszubrciten, und der bereits über mi nx'ites (Gebiet liiu ^'rstrcut ist, nämlich vom uurd'iwrd-üstlichm Bussen der Woss^scheide Nil-Nona.» bis zur Siida,essmd dos Maqua. Die Maiu^-ttu uenuen ihn Mawuugula. Die Sandeh siud zmn qriißereu Teile von mittlerer Figur, breiter Stirue uud rötlich^branner Hautfarbe. Die Männer traben 13 — 194 — aus kleinen Flechten gefertigte Hüte, welche oon der Spitze weg auseillaildergehen. Einige pflogen die Haut dilrch Eiuritzuug zu tätowieren; die meisten finden fie schwarz niit Puutteu uud Linien mit dem Safte der Gardenia, Sie legen .^leider an uou deu Hüften bis zum 5tuie, die ans gepreßter nnd geklopfter Baumrinde hergestellt und denen der Mambetto nachgeahmt, nur unvollkommener sind, Ihr Haupt schmückeu fie mit einem ans Kräutern gewobenen Hut, der Ähnlichkeit mit unferen Blnmentöpfen hat. Die Weiber wickeln ihre Haare zn Büscheln anf aus Haareil vou Verstorbeuen oder .^räntern, welche sie fast wie Kronen auftürmen, und binden sie mit rotgefärbten Streifen; eiu Netz ans dieseu Streifen umgiebt die Stirne nnd fällt den backen hinab, in ganz zierlicher Ärt gerollt. Die Mädchen, ebenso dielinder, gehm völlig uackt; die Frauen tragen eiuen Streifen von Stoff in sehr bescheidener Große, der uorne au einem Strickgürtel befestigt wird, hinten aber einen Grasbiischel, der rot oder schwarz gefärbt ist. Alle Weiber färben sich die Haut mit Pnlver ans rotem Holz nnd mit Öl, das sie ans einer Waldbeere gewinnen. Die Fraueu wie die Männer stecken in die Haare Radeln vou Elfenbein, Eisen, Kuocheu von Schimpansen nnd auch Menschen; am Arm, am Halse, an dm Füßen tragen sie 5tetlchen, Armbäudchcu und Eisen reife Die Bewaffnung der Sandeh besteht ans Schilden von fast elliptischer Form, die alls Weiden geflochten find, ferner ans Lanzen und laugen Messe-ru. Die Sklaveu trageu Bogen uud Pfeile. Sie siud Krieger uud Jäger, offeucn uud leuksameu Gemütes, höflich, gast» freundlich nnd sprechen gerne. Die Sorge für ihre Wohnstätten und die Besamung ihrer Felder sind Arbeiten, welche in das Bereich der Franen fallen. Die Männer knüpfen Iagduetze, bearbeiten Elfenbein und Nadeln, schmieden das Eisen uud schmückeu es mit hübscheu Eingraviernngen, sie flechten Strohhüte, klorbe uud Gürtel» stricke. Sie machen anch Betten uud Schemel, aber in sehr roher Weise, die weit davon entfernt sind, die Eleganz der Form uud die Sauberkeit der Arbeit zu erreichen, die man an älmlicheu Geräten bei deu Mambetto findet. Das Fleisch der Verstorbenen, vornehmlich der im kriege — 195 — befallenen, ist ein Leckerbissen und der Lieblingsschiiinck der Tafel. Der Nanb der Granen ^ählt M den beliebtesten Beschäftigungen. 3l>nd»hwaffe». Die Sandeh sind, so weit man so sagen darf, achtungsvoll gegen den ^lmlig und Persönlichkeiten in hoher Ttellnng. Wenn sie sich 1-! — 196 — vorstellen, bengen sic sich und gehen mit gebücktem Nucken; dann bleiben sie mit gebengtem Knie stehen; wenn sie sich entfernen, was wieder ill gekrümmter Haltung geschieht, blicken sie den Nucken und erheben sich erst wieder, wenn sie in weite Entfernung gelangt sind. Wenn die öffentlichen Vereinignngen stattfinden, kommt jeder Häuptling mit seineu Kriegern, welche, ehe sie Plcch nehmen, kriegerische Spiele aufführen, indem sie Angriffe nnd Kämpfe mit seltener Beweglichkeit nnd (Gewandtheit nachahmen. Wenn sie sich dem König vorstellen, erheben sich die Umstehenden nnd stoßen den Äcgrnßnngsrnf- ttia muie Kon! — (Nuten Tag, König! — ans; die Alten ihrerseits neigeu sich anch mit den Worten: lüa inipe Kutil'ö! — König, wir grüßen Dich! Einen ähnlichen Grnß gebrauchen sie anch, wenn er hnstct oder niest. Bei den Ver-sammlnngen nnterbricht eine Weibcrschar, die hinter dem Nedner steht, bisweilen die Nede, nm lmttschallende Nnfe in langgedehnten Trillern ansznstoßen. Die Herkunft, die Zeit der Einwanderung und die beschichte dieses Staiunles und seiner Könige verdiencu des weiteren erwahut zn werden. , Man hat es hier mit einer von den periodischen Völterstößen in Flnß gebrachten Woge zn thnn, mit einem jener Völker, die sich wechselweise forttreiben, stets in Bewegung, nach der Oberherrschaft nnd nach Reichen strebend, die dadnrch meisten» teils ihrer Vernichtung entgegengehen. An den Ufern des Flusses Mblio herrschte our achtzig Jahren Awnugnla, ein despotischer Fürst des Volkes Iow, das über ein sehr weites Gebiet hin zcrstrent war. Unter den Großen seines königlichm Hofes befand sich ein gewisser Ndcni. Awuu» gnla traf diesen Mann bitter ins Herz, indem er einen Brnder desselben znm Tode verurteilte. N)eni erstickte indesscn den Zorn über die Beleidignng in seiner Brnst, weil er ohnmächtig war, Rache zn üben; er verließ den Herrscher nnd sein Vaterland und wanderte mit wenigen Getreueu in das ^aud der Ababüa aus. Das Glück lächelte dem Verbauuteu uicht; er wurde zugleich mit seinen armen Gefährten auf barbarische Weise hingemurdet. Ntikima sah als Kind aufmerksam nnd mit Schmerz ans die Gewaltthaten, die sein Vater zn dnlden hatte; er borte mit Angst — 19? — von seinem jammervollen Ende. Er schwieg nnd verstellte sich. Als er ml Alter zugenommen, verließ er, mit hohem Sinne und mit seltener Energie begabt, nachdem er einige seiner tapfereu Getreuen gesammelt hatte, heimlich den Hof Awnngnlas nud durcheilte das Laud der Ababüa, Krieg führeud uud verwüstend, erzürnten Herzens nnd Nachc schnanbeud ob der erlitteneu Schmach. Verwüstung und Mord verbreitete er anf seinem Wege, und nicht eher gab er seine Rache auf, als bis er über dem Grabe des geliebten Vaters staud, Der Nnf seiller Thaten flog bald in sein Geburtsland, und viele Idw, die sich für den jnngeu Heldeu begeistert hatten, eilteu, sich mit ihm zu verbinden. Nachdem er au Leuteu uud Waffen stark geworden war, wandte er seiueu Blick uach Osteu, besiegte nnd überwältigte uach einander die Völker Abisanga, Abarambo uud Akka. Auch die Mambetto bekriegte er mit günstigem Erfolge, nnd in den dämpfen, die sich eine Reihe von Jahren Hinzugen, begründete er das Neich der Saudeh iu den von dem Maqna uud dem Vomokandi bespülten Ländern. Müde eines von beständigen Kriegen nnd unablässige,: Müheil bennrnhigteu Lebens, im Alter vorgerückt nnd iu seiner Gesundheit angegriffen, zog er sich in seinen letzten Jahren nach Ndubala zurück, teilte seiu Neich uuter seine ältesten Söhne Kanna, Bakangoi, Mandschi, Ngauzi, Bangne, Ngaudua, Mkkala nnd Mubra und stellte die jüngeren als Grostwürdenträger bei den verschiedenen Fürsten anf. Ntitima lvar hochgewachsen nnd von schöner Fignr, mit kilhnem, durchdringendem Blicke; er ging ohne jeden Schmnck nnd Pflegte Gesicht nnd Hals mit feiuem Kohlenstanb zu färben. In seinem Geburtslande hieß er Kipa; er wollte Ntikima — der Eroberer — genannt sein. Sein Haus hatte die schönsten Frauen, die er zur Ehe geuommen oder bei den Mambetto, den Abarambo, deu Abisanga erbeutet hatte; er besaß zahlreiche Nachkommenschaft, uuter welcher sich fünfzig Söhue befanden. Streug in Bestrafung der Verbrechen, besonders der Ent führuug der Frauen uud des Diebstahles, tötete er, wie ich schon oben (S. 187) anzuführen hatte, die Mutter Vakauguis. Da half weder Schönheit, uoch Bittcu, noch die lebhafte Zuneigung, die er zn — 198 — jener unglücklichen Schuldbeladenen fühlte. Er hielt gnte Be-ziehuugen mit den Häuptern der beuachbarteu Stämme, besonders niit Muuza; er war freigebig nnd hochherzig gegen alle, ailch gegen die Elfeubeinhändler. Im Jahre 1868 starb er nud ernannte seinen Liebliugssohn Mandschi zuln Erben seiner Weiber nnd Reichtümer, Seine deiche wnrde seinem letzten Willen gemäß an dein Orte seines Todes, zugleich mit seinen Kleidern, Waffen nnd Schmuckgegen' ständen, begraben, Gewaltig war derRnhm des großen Mannes in den umliegenden Ländern- er war geachtet melir noch als ein Held, ein Halbgott-die ihm gehörigen Gegenstände wnrden wie ein Talisman geschätzt. Die Medsche hatten kanm von seinem Tode gehört, als sie, von abergläubischen Anschauungen geleitet, in grußer Auzahl zu seinem Grabe zogen nnd den ^eichnain samt allein, was mit ihm begraben worden war, raubten. Aber Mandschi nnd Kanua gewannen die. Hilfe des Königs Mnnza, brachen gegen die Räuber auf, richteten uuter ihnen ein schreckliches Blutbad an nnd konnten einen Teil der Gebeine wieder gewinnen, welche sie in einer hölzernen Urne bestatteten. Noch hellte werden sie von derVevö'lkerung begeistert verehrt. Die Urne wird von fünfundzwanzig jungfräulichen Weibern bewacht. Das Feuer brennt beständig in der Tutenhntte, Beim Anfgehen der Sonne wird der Boden mit Wafser gewaschen, nnd alle Abende legt man Speisen im Überfluß dort l)iu, welche am andern Tage unter die Saudehvölker verteilt werden. Die Vestalin, welche Beziehung zu einem Manne hat oder da^ ^euer erlöscheu läßt, wird zum Tode verurteilt. Aber der Keim der Zwietracht erhob sich bald unter den Brüdern. Kauua, Bakangoi uud Bangne waren mit der Borliebe des Vaters für Mandschi nicht einverstanden; Nganzi tadelte sie wegen de5 wenig achtungsvolle« Benehmens; indes unterdrückten sie ihren Zorn uud brüteten im Stillen, mdesseu Mandschi wegen seiner geistigen uud Herzenseigcnschaften bei dem mächtigen Munza große Achtnng genoß, "^ Als Muuza von deu Sklavenhändlern getötet worden war Uud Nesfngo Mandschi ermordet hatte, da war das Zeichen zum - 199 — Brnderkampfe gegeben, Ngauzi wurde auf den Vergeil Mambaga nnd Zltugli augegriffen; Bakaugoi vorjagte Ngaudua aus seineu Landeril, Kanua schlng seiue Brüder Mubra, Baugue, Z.-ikkala. —- ^ncmlia <^1 hat, vier Tagrciscn südöstlich von Ndnbala; nach eiuer uordwestlicheu Biegung vermischt er sein Wasser mit jenem des Bomokandi in geringer Ent-sernnug vom Berge Mondschaua. Er hat eiuc Breite von etwa ^.'»in nnd eine Tiefe von etwa 1,5 >n. Nachdem ich Moralida, den einstigen Sih Nganduas, berührt uud hierauf verschiedenes Ströme lind auch den Flnß Maiango ilberschritten hatte, /befand ich mich in den der Oberherrschaft Kannas unterworfeueu Läuderu, Ich kam über Bategande, Tiwo, Gnatapo, Mbek^, Viadolnba, Äiakoniba, ^cadllmbaia, die unter den — 200 — Klauen mehr oder minder despotischer kleiuer Herreu schmachten, wie Mbua, Bangnc, 9!umandschi, Ngcmdua, Zickkala, Mbiutu, Molnboiko, lauter Brüder uder nahe Verwandte Kannas, des Siegers über die nebenbuhlerischen Brüder. Aöilig Ramm beschwört seiil !^olk bei den Auochen seines Vaters. — 201 — Am 29. Mai (1882) desnchte ich in Mbek Ngmidna, einen Mann von gcmMm kriesscrischen ^lntc, aber einen flcißMN Äcker 3andehgeliöfte. bauer, dcr scineu ganzen Ehrgeiz in die Pflcge dev Welder nnd der Wicscn verlegte. — w^> — Der alte ^ilkkala hatte nlich in sein Haus geladen, um mir die Wahl zwischen verschiedenen Fleischsorten zu bieten, welche die Jagd des Tages eingebracht hatte, jianm n>ar ich in eine weite große Hütte eingetreten, als ein Nudel Hunde, die keuchend am Boden lagen, anffnhren, mich bellend, kläffend nnd drohend um sprangen; ich weiß nicht, wie ich mich ans der Verlegenheit gezogen hätte, wenn nicht die mächtige Stimme des Herrn sie fort» gejagt hätte, nm in einer nahen Hütte weiter zu knnrren. Es sind die Hnnde, von denen Dr. Schweinfurth (A. a. 57. II, I7j sagt: Ten Hnnden der NiaiwNiam (Sandes „fehlt, wie bei allen Hunderassen des Nilgebiets, die Afterklane an den Hinterfüßen. Den Hunden hängt man aus Holz geschnittene Glocken um den Hals, angeblich zu dem Zwecke, damit sie sich nicht im Grase der Steppe verlaufen, Tie Tiere sind, wie ihre Herren, außerordentlich znr Fettbildnng geneigt, was von letzteren auch ganz besonders beabsichtigt wird, da Hnndefleisch einen ihrer vorzüglichsten Leckerbissen ausmacht.....Sie geboren einer kleinen, dem Spitze nahestehenden, aber knrz« und glatthaarigen Rasse an, mit großen, stets anfgerichteten Ohren nnd kurzem, dürrein, nach Art eines Ferkelchens stets aufgerolltem Schwanz. Die Farbe ist immer ein helles ^edergelb, auf dem Nacken ist eine weiße Binde befindlich. Tie febr spitze Echnanze ist plötzlich vom gewölbten Kopfe abgesetzt. Tie Beine, ziemlich hoch nud gerade, beweisen, daß diese Rasse nichts mit dein DachMmde anf altägyptischen Tempelbildern zu tl,un hat, dessen afrikanische Herkunft bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte". Am Al. Mai (l88'_>) um Mittag kam ich in Ndnbala an, wo ich von dem König Kauua empfangen wnrde. >tanua ist eiu Mann von harter nnd rauher Art, offen, doch -nicht immer loyal. Er kümmert sich wenig um Person nnd Kleidung, 1st von starkem Geist, mutigem Herzen und festem Sinn. Tie öffentliche Stimme klagt ihn besonderen Geizes an. Vor dem Tode des Vaters beherrschte er ein kleines ^and zwischen dein Maqna und dem Bomotandi, mit den, er seinen Brnder Kamsü belehnte. Er führte Krieg nnd machte sich die Brüder zinspflichtig; er breitete sein Reich im ^aude der Medsche nnd der Akka ans. — 203 — Von Natur hartnäckig, stritt er mehrfach gegen dm König Azanga, und im November des vorigen Jahres gelang es ihm in einein erbitterten Kampfe, verlassen von den Seinigeu, kaum, sein Lebeu zu retteu, indem er schwöre Wunden an einem Schenkel und nu der rechten Hand davontrug. Klageu N'erdeu dem Köuige in öffentlicher Versammlung vorgetragen, worauf unmittelbar die Urteile erfolgen. So verlaugt es die Laudcssitte der Saudeh. Änch die Vollstreckuug des Urteils ist eine unmittelbare. Handelt es sich nm Todesstrafe, so tritt der Straug ein. Der Körper bleibt eutweder als Fraß für die wilden Tiere oder als Raub für die Vögel liegen, oder er wird auf» gezehrt, oder auch je nach dem Urteilsspruch begrabeu. Bisweilen verfügt als besondere allerhöchste Gnade ein Erlaß, daß die eine Hälfte des Körpers begraben, die andere aufgezehrt oder liegen gelassen werde. Im Gegensatz zu Bakaugoi und seiuen Brüdern ist Kanna nicht leichtsiuuig bei Fälleu vou Todesurteilen. Und deshalb liebt uud achtet ihn das Volk. Ehebruch, Inugfraueuraub nud Diebstahl belegt er mit Geldstrafen oder Beschlagnahme des Vermögens, wobei er stets von der Wegnahme der Landdangeräte Umgang nimmt, „Die Toteu kehreu nicht wieder", sagte er mir eiues Tages. „Ich würde mir selber schaden, wollte ich mit der Todes» strafe allzu freigebig sein." Wehe aber deujeuigen, welche uersncheu, das Reich zu ver^ lassen uud mit ihrer Familie uud ihren Waffen ans demselben zu scheideu! Für sie ist der Tod noch eine leichte Strafe. Nno um sein Wort zu bestätigeu, wurde eiu Unglücklicher, der wenige Tage vor meiner Ankuuft ertappt wordeu war, als er auf dem Wege war, ans dem Lande zn fliehen, mit Arthieben niedergemacht. Schlachtet man Menschenopfer anf den Gräbern der Hin» geschiedenen? Solange die Thatsache, wie man mir versicherte, vereinzelt dasteht, bleibt auch der Zweifel hierüber bestehen. Über der Leiche eines Hingerichteten wnrde anch eine seiner Fraueu geschlachtet. Der König verfügte, nngehalteu darüber, die Todesstrafe gegen die Schuldigen. „Eine ähnliche Grausamkeit darf ich in meiuem Reiche uicht — 204 — dulden. Ntikimas Schatten würde das Land mit Verheerung schlagen und seinen Schntz zurückziehen." Die Zuknnft, der Ansgang eines Unternehmens, die Heilung einer Krankheit, die Bitte um Regen wird dnrch Beschwörungen von besonderen Hexen nnd Zauberinnen erledigt, welche man den Priesterinnen gleichhält. Der König selbst fragt sie und beachtet ihre Antwort. Eine der schönsten und gefälligsten Favoritinnen verlor langsam ohne einen wahrnehmbaren Grnnd ihre Gesnndheit. Vergeblich blieb die ihr verschwenderisch zugewendete Sorgfalt, eitel waren alle ihr gereichten Träukleiu nnd gewöhnlichen Heil mittet; man mnßte znr Großpriestcrin flüchten. Zahlreiches Volk wohnte der Zeremonie bei; anch ich befand mich nntcr den Geladenen. Zwei Zauberinnen mit rotgefärbtem Gesichte, die Hüften nnd Schenkel mit zngeschnitteneli Bananen-blättern bekleidet, die Fußgelenke mit Schellen versehen, betrachten die dem bösen Geiste verfallene Fran. Die in den heiligen Ge> bränchen bereits erfahrene Priesterin tritt heran nnd berührt den Körper der Unglücklichen. Die nu^.ii-e schlagen lärmend einen Rillgeltanz, die Hexen tanzen einen phantastischen kon^o, den sie mit Schicksalssprüchen begleiten. Bisweilen nähern sich die Zanberinnen ihrem Opfer; dies zeigt Entsetzen, windet sich, strampft, wälzt sich am Boden, eilt herzu, läuft wieder weg, weint, lacht, stößt einsilbige, abgebrochene Worte ans; nud so setzt die Zauberszene bald etwas aus, bald beginnt sie nen, nnd nach guten zwei Stunden steht die Kranke auf, bewegt sich und geht endlich. Sie wird geheilt werden. Ein geheimnisvoller Trank, der ihr die nächsten drei Tage gereicht werden soll, nnd einige geröstete Kränter werden ihr die frühere Gesuudheit wiedergebe». „Ich habe iu der Zukunft gelesen", sagte mir die ältere Hexe, indem sie zn mir herantrat, „dn wirst glücklich sein, dn wirst lange leben." Es ist ein allgemeiner Brauch bei den afrikanischen Völkern, znm Zeichen des Bündnisses oder der Freundschaft Blut zu tauschen. Die Mambetto bethätigen dies, indem sie wechselseitig — 205 — zwei kleine Wunden, welche sie sich am Arme beigebracht haben, aussaugen. In Unjoro taucht man zwei Kaffeebuhncn in das Blnt und ißt sie dann. Bei den Saudeh benimmt man der Sache jeden Schein des Entsetzlichen. Der Operateur ist mit einem scharfschneideuden Messer versehen und trägt nnr das Blut aus der einen Wunde in die andere über. Kauua machte mir oft Besuche uud unterhielt sich mit mir über alles Mögliche. Bald sprach er mir von dem Hasse, den er gegeu die Sklavenhändler hege, bisweilcu vou seiner Furcht, seine Soldaten hätten Angriffspläne gegen ihn, öfter noch von seiner Lieblingsidec, das Thal des Bomokaudi mit Aktastämmen zu bevölkern und die Sandeh mehr nach dem Süden zn leukeu. Eines Abends, da er sich längere Zeit mit mir unterhalten hatte, erhob er sich, nm heimzugehen. „Ich möchte von Ihnen eine Guustbezeugnug", sagte er zu mir. „Verlangen Siel Einem dig ftlöuig) schlägt mau uichts ab." „Ich hatte deu Wunsch, mit Ihnen eiu Vruderschaftsbündnis MW gehen." „Ich nehme es an, uud zwar gerne." „Ich danke Ihneu; ich hätte gedacht. Sie schlügen es mir ab." „Warnm sollte ich eiuem derartigen Wunsche Ihrerseits entgegen sein?" „Weil Sie jeden Tag sagen, Sie wollten mich verlassen." „Aber ich habe doch viele andere Länder noch zu scheu und viele andere Leute noch zu besuchen. O, ich wünschte nur, daß alle sich so freundlich gegen mich erzeigen möchten, wie Sie es sind." „Nnn also — morgen!" Beim Granen des folgenden Tages nahm der Hofstaat des Königs, die Weiber, eine große Masse Krieger und Volk im weiten, für die festlichen Versammlungen bestimmten Hofe Platz, Der Blutaustausch giug unter dem Wirbeln der Trommeln nnd dem tollen Beifallsrufeu der Umstehmdeu vor sich. Kanua hatte einen unerhörten Triumph erreicht, er war Verbüudeter und Freund der Weißen geworden. — 20l> — Sein vertrauter Ratgeber ist der Bruder sciuer Mutter, der alte Ndeui, don er wie einen Vater verehrt und hochachtet. Er bewahrt den verstorbenen Verwandten gegenüber tiefe Ergebenheit. Zu Ndubala bewacht er aufs gewissenhafteste die sterblichen Neste seines Vaters, in anderen eigens dazu bestimmten Gräbern jene seines Großvaters nnd seines Bruders Mandschi. Er sagt, sei es min geistige Überspanntheit oder feine Politik, seinem Volke: „Ntikima ist Euer König; ich regiere ans seinen Befehl, nach seinem Willen." Eines Tages erzählte er seinen Völkern, wie ihm der grosie König im Schlafe erschienen sei, mit betrübtem Antlitz nnd entrüstet, nnd wie er zu ihm gesagt habe: „Was thnst dn mit deinen zahlreichen Weibern, du Memme! Bebane meine Felder, besorge meine Bedürfnisse!" Und alle eilten, vuu dem hohen, übermenschlichen Befehle hingerissen, gerne nnd voll Ehrfurcht zur Feldarbeit auf den Äckern des Königs herbei. Ich hatte das Glück, einer allgemeinen dul<^) beizuwohnen, welche Kanna wenige Tage nach meiner Ankunft einberufen hatte. Angesichts der väterlichen Graburne warf er dem Volke vor, es sei schwächlich nud unkriegerisch. Er hielt ihm seine Feigheit vor, die sich im letzten Krieg gezeigt hätte, nnd kündigte ihm die demnachstigc Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen Azanga an. Er schloß damit, daß ihm sein Vater befohlen habe, ihm zu Ehren eiue große Jagd zu veraustalteu. Am auderu Morgen brach der König an der Spitze von fünfhnndert Jägern mit Hunden und Netzen über deu Poko auf, von wo sie fünf Tage später mit zweihuudcrtuudfüufzig Gazelleu zurückkehrten. Am Abeud, der meiner Abreise vorherging, machte mir Kanna einen Besnch und überreichte nur eineu Hühuerflügel. „Es ist eiue gute Vorbedentnng für die Ncise", sprach er zu mir. „Fürchten Sie sich nicht. Ich habe das Orakel befragt; es hat gesprochen. Ich lasse Sie ziehen. Ich habe keine Furcht uni Sie", Um die Vorzeichen zu gewinnen, hatte er achtzig thörichter» weise vergeudete Hühner gebraucht. Die Sandeh Pflegen die l> Versamnilimss, In Mcimlicttii Kallolu. Hühller, ill verschiedener Zahl, je nach der Wichtigkeit, ihrer Frage an das Schicksal, ill einen reißenden Fluß zli werfen. Je nachdem eine größere oder kleinere Zahl wieder ans den: Wasser herauskommt, zeigt sich das angerufene Vorzeichen als ein gutes oder schlimmes. Natürlich sind die entkommenen Hühner etwas Geheiligtes nnd fortan frei. Als ich das ^aud der Sandeh durchzog, hatte ich (Gelegenheit, genaue Berichte über die von Miaui eingeschlagene Reiseroute einzuziehen. Er war von Mnuzas Residenz anfgebrocheu nnd hatte sich nach dem Flnfse Qnali gewendet, von wo ans er westliche Richtung einschlug nnd den Hänvtling Mandschi besnchte, der ail denl Flusse Neklima wohllte. Inlluer eilien init dein Bomokaudi parallel laufenden Weg einhaltend, erreichte er die Länder Nganzis, ,dcr ihm einen Schimpanse schenkte. Er überschritt den Fluß in der Nähe des Berges Mondschana nnd begab sich, nachdem er Ndeni besucht hatte, zu Bakangoi. Der König nnd sein Volk erinnern sich noch mit ^iebe des armen Miani nnd sprechen mit Vegeisternng voll seinem langen Barte, seinen überans langen Haaren nnd noch mehr von den schöllen Glasperlen, die er ihnen schenkte. Auf seiucr Rückreise hielt er sich an das linke Ufer des Vomokandi. In Znmbl überschritt er den Poko nud zog voll da in das ^and Ngandnas. Hier wnrde er, znr Wiedervergeltnng der Entführung zweier Weiber dnrch .^tanflente der ^tarawalte, seines Esels beraubt. Mianis Gesundheit wurde hier schwächer. Baugue sagte mir, seine linke Hand sei schwarz geworden, nud das Leideu habe sich in deu dreißig Tagen, welche Miani bei ihm verblieb, über den ganzen Arm hin alisgedehnt. Von Bangne ging er in das Gebiet des Häuptlings Zebo, sah Mandschi nochmals, der ihm zwei Akta schenkte, lind in wenig Tagen, nachdem er Nnma, den Bruder des Mwigs, am Zusammeuflnsse des Ndimba mit dein Bomokandi besncht hatte, kehrte er uach der Residenz Mnuzas znrück, wo er knrze Zeit uachhrr, llachdeul sich zu den Fiebern, die ihn längst qnälten, eine heftige Rnhr gesellte, zu Grabe getrageu wltrde. — 208 — Angesichts der hartnäckigen Regengüsse mnßte ich in Gmnba, einem Kanna nnterlvorfenen nnd von seinem Sohne Vazimoi, einem harten nnd unfreundlichen Manne, regierten Landstriche, halt machen. Das reine Gegenteil zu seinem Vater, sich anf-lehncnd gegen sein Ansehen, voll Zorn wegen des vollzogeuen Blutaustausches, wagte er es, kllrz nach meiner Aukuuft, mir init (Gefängnis zn drohen. Thöricht, voll wilden Stolzes, hatte er ins Horn stoßen lassen, nm seine Krieger zusammenznrufen, als ich einem meiner Diener befahl, eine Flinte zn bringen, die ich anf Schnßweite herlegen ließ. Der Erfolg war zanberhaft; der Zweck wnrd" ohne Lärm erreicht, er ließ mir nnn sofort von den Herbeigekommenen hnldigen. Er fürchtete sich vor dem Gewehre, indessen ich mich hätte fürchten sollen, es zn ergreifen. Die Waffe war gar nicht geladen. In den vier Tagen meines gezwungenen Aufenthalts dortselbst verkehrte ich mit Vorliebe mit den Lenten des Gefolges, das mir der König geliefert hatte. Unter den verschiedenen Gesprächsthemen war das bevorzugte jenes über die Fabeln, welche in der Überlieferung des Volkes in Umlanf sind, nnd von denen ich einige als Probe wiedergeben will. Der Elefant nnd die Spitz mans. Unterwegs traf der Elefant die Spitzmaus. „Geh mir ans dem Wege!" rief diese. „Ich bin der größere, nnd dir als dem kleineren kommt es zu auszuweichen", versetzte der Elefant. „Ver-flucht seist dn, nnd das hohe Gras soll dir die Beine umstricken!" erwiderte zornig die Spitzmaus. „Und du sollst fortan den Tod anf den Straßen finden!" sagte der Elefant, indem er mit seinen, gewaltigen Fuße nach ihr trat. Die beiden Verwünschungen faudeu ihre Erfüllung. Seit jenem Tag bringt sich der Elefant Wnndcn bei, wenn er dnrch die Gräser läuft, nnd die Spitzmaus findet ihren Tod, wenn sie über die Straßen eilt. Der tote Mann nnd der Mond. Eiu alter Maun sah eineu Toten, anf welchen der Schein des Mondes fiel. Er rief eine große Anzahl Tiere znsammen nnd — 209 — redete sic also an: „Wer von euch als tapferen Leuten will es auf sich nehmen, diese Leiche aus das entgegengesetzte Flnßnfcr zu tragen, nnd wer den toten Mond?" Zwei Arten von Kröten meldeten sich; die eine mit den langen Beinen übernahm den Mond, die andere mit den kurzen Beinen den toten Menschen. Der Trägerin des Mondes gelang ihr Unternehmen; diejenige des Menschen aber ertrank infolge der Kürze ihrer Veinc. Und das ist der Grund, weshalb der tote oder untergegangene Mond immer wieder erscheint, der Mensch dagegen, wenn er einmal tot ist, nicht mehr znrückkehrt. Dnrch ranhes Land, zwischen hohem Kränterwnchs, dem Aufenthalte einer außergewöhnlichen Anzahl von Elefanten, hindnrch, über dichte Wälder mit üppig wuchernden Lianen, während der Nächte infolge des Gebrülles wilder Bestien besorgt, am Tage dnrch die beschwerlichen, hin und wieder durch die von den Füßeu der großeu Dickhäuter getretenen Löcher uugangbar gemachten Wege ermüdet, kamen wir allmählich an nnscr Reiseziel. Nachdem wir den Berg Doköto überschritten hatten, hatten wir am 23. Iuui beschlossen, nns an den Bomokandi zu begeben. Schon war seit einigen Stnnden die Nacht eingefallen, uud mau schritt dahin, einer nach dem andern, schweigsam iu der Ebene, welche einstmals die Wohuuug eiues Zwergengeschlechtes war, als ein schmerzlicher, von dem Führer, der uns voranschritt, aus' gestoßener Schrei vernehmbar wnrdc. Er war in eine für Elefanten, Büffel nnd Antilopen hergerichtete Grube gefallen. Anch ich lief hinzu, worauf er, so wie er meiner ansichtig wurde, zu mir sagte: „Werden Sie nicht zornig, fürchten Sie sich nicht, Ihre ^uenid^ ist nnvcrsehrt", „Um so besser", sagte ich; „aber Ihr?" „Nichts Ernstes!" Wir zogen ihn aus dem Loche heraus uud verfolgteu vorsichtiger unsern Weg. Am 28. Juni 1882 langten wir in Tangasi an. Tasati, Zehn Iabr« O auazzi ini Jahre 1668. — Tnckey im Jahre I«16. — Uclle - Nisscr, Dcr llelle. — Gebrüder P o u c c t, — (5 arlo P iaga, i a. - i>r, G eorg Sch weiu furth. — Der i i), März 1870. — (5l,arattcr des Flusses. — Gs ist dcr Oberlauf des Sch ari. — Die Xilopia ae^iopic». — Kuu» bo und Kubanda, — Woher kommt der S ch a r i? — Dr. Na chtigal. — Vcrmntuu^ eines U c l le - K u b a n d a. — Sibling alif dem Pariser Kongresse im Jahre I8?l>. — U cl l e - A r u wi m i. — Der grosze ssluß Obi — 5kibali — M a q u a — Helle — D „ a — Obai, dschi, — Schwieristkeit, Venmttmissen aufzustellen, — Die Verteilung dcr Ge-Wässer iu Afrika. — Orossrafthischcs System. — Zambesi-Kougo und Nil - Ko n g o. ^ letzte (örsorschunsscn des Kapitäns N o a. e t und des 5lapitäns Becker— Ursprnna, des IIellc - M a qua, — Nördliche und südliche Nebenflüsse, — Verschiedene Höhen seines Kaufes, — Gestaltung des Bodens, — Natur und Reichtum. — Pflanzenwelt. — Anbau. — Tierwelt. — Fehlen des Salzes. — Eisen. — Kantschul und Glfeubeiu, — Klima. — Kindheit der Pflanze „Mensch". Im Jahre 1485 entdeckte Diogo Cao die Mündung dcs Kongoflusses. Ein Iahchuudcrt später hielt sich Duarte Lopez dort auf, uud im Jahre 1668 schickte der Kapnzmerpater Antonio Gavazzi, dcr an jenem Orte lange geweilt hatte, einen sehr eingehenden Bericht über das Land nnd den Handel, welchen dort die Portugiesen trieben, nach Num. Im Jahre 1816 unter' nahm der Engländer Tnckey eine Forschnngsreise nach dem unteren Kongo, die einen sehr unglücklichen Ansgang nahm; er fuhr den Flnß etwa zweihnudertachtzig Meileu hinab, allein der Tod iiber^ raschte fast alle Teilnehmer der Expedition. Die englische Marine setzte hierauf die Forschungen fort, welche bis zu den Katarakten von Malalla reichten. Die von Tnckey gemachten Angaben waren genan, da sie den großen Bogen, den der Kongo nördlich oom — 211 — Äquator beschreibt, verzeichneten. Und doch unterließen die Karten, welche in der Folge entworfen wurden, stets diese Angabe, welche man erst nach ihrer Bestätigung dnrch Stanleys Forschungsreise einzeichnete. Die Idee einer Verbindung des Niles und des Niger war schon von den arabischen Geographen Edrisi nnd Abucl'Fcda vorgebracht worden. Alu man später von einem Flusse Babnra (dem Uelle) sprach, nahm mau au, er komme von dem Albert-See nnd ergieße sich mit einem Arme in den Schari und mit dem andern in den Benn^, eiueu Zufluß des Niger. Und man kam vorerst zn der Hypothese von einem Uelie-Niger. Der Nelle! . , . Ein dichter Schleier lag eiue lauge Neide von Jahren über diesem geheimnisvollen Flusse und entzog ilm der Kenntnis der eifrigen geographischen Forscher, die sich später dann an die dünnsten Fäden oberflächlicher uud nnsicherer Angaben klammerten nnd auo ihnen die seltsamsten nnd verschiedensten Hypothesen woben, die zu uugereimten nnd widerspruchsvollen Schlüssen führten. Was alles über diesen Flnß geschrieben und gesprochcu wurde, M wiederholen, wäre zu weitläufig; es wäre auch zwecklos uud ohne wissenschaftlichen Wert, seine ganze Geschichte darznstellen. Es verlohnt dagegen der Mühe, mit wenigen Worten anf die Phasen hinzuweisen, welche die stnfenweife Entdeckung des Laufes dieses wichtigeu Flusses durchgemacht hat, uur zu dem Zwecke, um klar zu machen, wie schwierig und mühselig in geographischen Dingen die Ansstellnng von Hypothesen ist, dann besonders, wenn es sich um Gegeudeu handelt, in welchen der Ban nnd die Ge-staltnng des Landes sich nnter speziellen Formen darstellt, wie dies in denjenigen Zentralafrikas der Fall ist. Die Gebrüder Poncet, Italiener, hatten dnrch ihre eigenen vekil — Abgesandte zum Aukanf von Elfenbein — ebeuso wie der Italiener Piaggia, als er zwischen 1862 uud 1865 das Thal des Flusses Mbruole erforschte uud Gast des Hänptliilgs Kifa der Sandeli war, zuerst eine unklare Kenntnis von dem Vorhandensein eines großen Flnsses erlaugt, der in der Richtung von Ost nach West, im Süden der Landstriche des Bahr-el-Gazal uud Makrakas seiueu 14' — 212 — Lauf habe. Seit jener Zeit hat sich die Aufmerksamkeit der geographischen Welt in Europa auf das Studium des hydrographischen Systems jeuer Gegend geworfen. Der sslnß Uelle, sonst auch Maqna genannt, von lvelcheni jeue italienischen Reisenden Kenntnis besaßen, mußte uatiirlich vorerst dem Systeme des Niles eher als jcuem des Tsad-Sees oder des ^c'iger zugewiesen werdeu, da mau keine bestimmteu Anzeichen hatte, um zu einer sicheren Auweisuug zu schreiten. Der erste europäische Neiseude, der au den geheimnisvollen Fluß gelaugte, war Dr. Georg Schlueiufurth, der iu seiner Eigenschaft als Manu der Wisseuschaft zuin teile den Schleier zerreißen und uns sichere Augabeu lieferu koullte ^). Es war der 19. März 1870. Der Fluß war uoch in seinem niedersten Wasserstande uud bot uicht deu überwältigenden Anblicks der ihn später, wenu die reichlichen Negei^giisse der Hochebene des Albert-Sees herabfallen und seiueu ^auf verstärken, so sehr auszeichnet. Das Aneroid Or, Schweiufurths bezeichuete au den Ufern eiue Höhe von lü^l n^ über dem Meeresspiegel. Schweiufurth schreibt, der Fluß mache gauz deu Eiudrnck eiues Gebirgsstronies^ und die Farbe seiueu Wassers erinnere ihn au deu blauen Nil bei Ehartum. Die Nachrichten, welche er damals eiuzog, führten ihn zu dem Glauben, der Uelle könne uichts Anderes als einer der Arme des Schari seiu, uud die Aunahme, daß er iu nördlicher Richtnug sich iu deu Gazellenflnß ergieße, sei auszuschließen. Diese Ausschließung war logisch, allein die Hypothese zu uubedingt, eine Frucht der vou deu Arabern erhaltenen Mitteilungen, welche für alles, was auf Stndimn und Wissenschaft hinausgeht, gleichgiltig siud, eiuen besonderen (hefallen aber darin finden, Anftlärnngeu zu geben, die dem wahrscheiulicheu Wunsche der Frageuden eut» sprechen. Schweinfnrth schließt weiter, der Uelle könne aller Wahr» scheiulichkeit uach nicht der östliche Arm des Schari sein, den im Jahre 1824 Major Deuham gesehen hatte, da dieser eiue Wasser^ fnbrnng von etwa 85000 ^nbikfuß Wasser habe, während der ') A< a. O, I, 589—593; 595. U, 171, 409. — 213 — erstere kaum cms' »iOOOO käme, Mr ihn ist der Uelle der obere Lauf des Schari uud genau derjenige Arm, den Varth im Jahre 1ttb2 erreichte; er könnte recht wohl mit dem Mambettnflnfse identifiziert werden, wenn mau zugiebt, daß er in seinem Lanfe von Znflüsscn ans dem Süden gespeist wird. Die Wissenschaft unterstützte den Forscher in seiner Annahme und bestärkte ihn durch Beweise. Die Thatsache, daß Barth gewisse Kenntnis von diesem Flusse hatte, der unter drei Grad nördlicher Breite fließt und mit dem Namen Kubanda belegt wird, sowie daß auf seinen Ufern der Vanm kumda. die Xilopi^ aetkiopica, vor» kommt, die anch an den Ufern des Nelle gedeiht, und welche die Sandeh !'. l^nstav Nachtigal, von den Ufern des Mittelländischen Meeres her den Schari erreicht und legte zum teile sein hydrographisches System klar, indem er anch seine hauptsächlichsten Nebenflüsse, den Ankadebbe, den Bahr-el-Abiad, mit dem ihm zugehörigen Bahr-el-Asrek, uud eiucu auderu Fluß, dcu >iuta, mit dem kleiuereu Bahret-Ardhe darstellte. Die Hypothese vou einem Uelle-Schari war iufolge dieser Entdeckungen aufs tiefste erschüttert. Aber auch Nachtigal zog seine eigenen Schlüsse. Indem er den Neden seiner Sklaven ans Darfnr vertrante, Neden, welche mit ähnlichen, Barth nud Schwcinfnrth gegenüber gefallenen ubereiw stimmten, identifizierte er den Kubauda mit dem Knta und kam zu der Annahme, daß der Unterlauf des Uelle der Oberlauf des Kuta sein muffe. Anch hierbei wurde das Vorhandensein des Knmbo nnd die Existenz von Völkern anf den Ufern des Flnfses, die sich weiß kleideten, knieend beteten nnd nach Sonnenaufgaug blickten, festgestellt. Weuu jedoch die Bewohner des Unternelle der Annahme nach Muselmanen waren, so waren auch jeue von Vagirmi, — 214 — Boruu und von anderen seit Jahrhunderten zn Muhammeds Glaubeu bekehrteu, dem Flilsfc nahe gelegenen Bändern Muselmanen, und man weiß, daß seit alten Zeiten vou jeuen Ländern her Nraberzüge ausgingen, lvelche sich sildwärts vorschoben, nicht nnr bis znni Uelle-Obaudschi, sondern bis znm «Uougo ^ nnd zwar ans Handel^zwccken. Die wissenschaftliche Erörterung zivischen den beiden berühmten Forschern spann sich weiter nnd wurde anch auf dem Pariser Kongresse im Jahre 1875 Gegenstand der Besprechung; derselbe widmete ihr eine seiner Sitznngen, ohne daß jedoch dadurch irgendwie Licht in die verwickelte Frage gekommen wäre. DieKonguerforschnng, welche Stanley vollendete, der den großen von Tnkey gesehenen, bis znm zweiten Grad nordlicher Breite reichenden Bogen bestätigte, zog endlich die Linie, innerhalb deren eine endgiltige Lösnng des Problemes möglich war. Nicht der Kubanda oder Knta mit seinem unter dein dritten nördlichen Breitegrad beobachteten westlichen Laufe, nicht der Arnwimi, wie Stanley daran festhielt, können mit dem Uelle identifiziert werden, wohl aber ist der Obandschi, den Greenfeld und belgische Offiziere erforscht hatten, der identisch ist mit dem von Di-. Junker bis Ali Kobbo besuchten Maqna, der große Strom — der von I>. Schweinfnrth entdeckte Nelle. Wir haben es also mit einem großen Flnssc zn thnn, der Obi, Kibali, Magna, Uelle, Tna, Obandschi heißt, je nach den Ländern, durch welche er fließt, und der dem Kongo seinen Tribut entrichtet. Auf deu Ufern seines westlichen Teiles wird dieser Fluß, wie wir geseben haben, seit Jahrhunderten von Muselmanen, Händlern mit Elfenbein und Sklaven, besncht. Die über den Lanf diefes Flusses von deu hierzu berufensten Männern wie Schweinfurth, Nachtigal, Stauley aufgestellten Hypothesen, die sich der Erfahrung gegeuüber als trügerisch und fehlerhaft erwieseu, blcibeu immerhiu ein Beweis dafür, wie schwierig uud verwickelt das hydrographische nud Wasserscheideusystem iu Zentralafrika ist. Darum ist es nnbedingt notwendig, bei Erforschungen fich nicht von theoretischen Schlüsseu leiteu zu lasfen und der Be^ — 215 — völkerung um so weniger Glauben zll schenken, je weniger dir Araber infolge ihrer gewolmheitsmäßigeu Unkenntnis nnd des Interesses, das sie daran haben, die Wahrheit zn verbergen nnd die Schwierigkeiten der Entdeckungen zll erhöhen, einen solchen verdienen. Die Verteilung der Gewässer ist ferner in Afrika weit verwickelter nnd schwieriger zn verstehen, weil dieser Erdteil angesichts des Mallgels an ausgesprochenen Systemen sich viel komplizierter nnd unklarer darstellt, als dies in Enropa, Asien und Amerika der Fall ist, wo die Bergketten scharf die verschiedenen hydro» graphischen Systeme in verschiedene Becken trennen, Woferne wir in Afrika thatsächlich die Wasserscheiden zwischen den hauptsächlichsten Flüssen beobachten, stellen sich uns dieselben größtenteils so schlecht abgegrenzt vor, daß es leicht ist, in Irr» tümer zu verfallen. Als Cameron die Wasserscheiden, wenn ich nicht irre, am zwölften südlichen Breitengrade zwischen den Nebcn» flüsseu des Zambesi und des Kongo analysierte, entwickelte er, in sein Vaterland zurückgekehrt, eines seiner Projekte der Verbindung der beiden großen Ströme, nnd dies beweist, daß die betreffenden Quellen fast aus demselben Nivean lagen, und daß keiue Hindernisse sie tremtteu. Eiu derartiger Fall tritt auch eiu, weuu man die Wasserscheide zwischen dem Nil nnd dem Kongo beobachtet, deren Nebenflüsse von einer so wenig ausgesprocheneil Hochebene herabkommeu, daß die (Gewässer, welche in die beiden Ströme münden, ganz leicht irrtümlich klassifiziert werden können, wofern die Beobachtung uicht »lit aller Genauigkeit und Geduld angestellt wird. Die von liuserm Frennde Os. Iuuker durchgeführte Arbeit, die auf gruud dieser Voraussetzuugeu vollendet wnrdc, verdient alles Lob nnd unsern vollen Glauben, soweit sie den Lauf des von ihm er» forschten Gewässers betrifft. Die letzten Forschungen des Kapitäns Noget nnd des Kapitäns Becker vervollständigten die heiß ersehnte Lösnng des Problems, was nnsern Uelle Maa.ua betrifft. Der erstere, oou Itembo am Kougo ausgeheud, folgte dem Itimbiri Greenfelds, nnd nachdem er ihn stromanfwärts überschritteil hatte, gelangte er ill geringer Eut> fernnng von Ali Kobbo an den Uelle und errichtete dort eine — 216 — Militärstatiou des Kougostaates unter dem Befehle des Leutenants Milz mit geringer Besatzung. Becker brach von Iambnia auf, fnhr den Aruwilni in seinem schiffbaren Teile hinan, nahm alsdann eine nord'Nordwestliche Richtung, überschritt den Lulu, dann den Itimbiri oder Loika, der mit dem Nnbi oder Lubi identisch ist. Ein wenig abwärts von den Schnellen des Timda, welche im Jahre 1884 den Missionär Greeufeld aufhielten, nimmt der Itimbiri den Niketti anf, der identisch ist mit dem Nikitti Iuukers, einem Flnsse, der, anfänglich von West nach Ost laufend, sich dann nach Süden wendet nnd in den Itimbiri mündet. An der Stelle, wo Becker den Niketti verließ, maß er etwa fünfzig Meter an Breite und war für Barken schiffbar. Die Reise der beiden belgischen forscher ging dnrch dichte Wälder, die indessen lichter wnrden nnd stellenweise offene Orte aufwieseu, welche sich dem Uelle-Maqua näherten. Vom Aruwimi zum Uelle hatte Kapitän Becker eilten Marsch von viernnd-zwanzig Tagen. ?/ Der Maqna hat seinen Ursprung in der Gebirgskette, welche sich im Westell von Wadelai, etwa hundert Kilometer von dieser Ortschaft, erhebt. Mit einer uord-uordwestlicheu Richtung durchstießt er das Laud Kalikü, von da biegt er nach West uud geht durch die Gegend der Loggo, wo er den Namen Obi annimmt. Durch den Iubbu, Düngn, Dnru, Kalvili, Gadda und andere Flüsse vou geringerer Bedeutung wasserreich geworden, berührt er Mambettn nnd durchströmt dann das Land der Sandeh. Von den Völkern Mambettns 5tibali genannt, heißt er Maqna bei den Sandeh, uud dicseu Namen behält er eine sehr lange Strecke. Schon au dieser Stelle hat der Maqna eine beträchtliche Wassermasse; er läuft zwischeu hohen Ufern, wiudct sich ill Krüm-muugeu fort, wird immer breiter, wobei er Iufelu bildet, doch auch wieder stellenweise enger, vom Lande zusammengedrängt, Am liuken Ufer ist er fast beständig von Wäldern nmsänmt, während das rechte Ufer offen ist nud oft ausgedehnte Stepveu aufweist. — 217 — Vorerst verfolgt er eine nord-nordwestliche Richtung bis zur Höhe von Ingabeto; dauu wendet er sich uach Westen, nud, die nrspriing» liche Richtung wieder annehmend, bildet er eine ziemlich ausgesprochene 5trümmnng, die auf seine größte Anschwellung nahe bei Madnugule hinweist, Er erhält zahlreiche Wässer, uuter diesen den Barauza, den Netuku, deu Walun, den Nekango, den >toqnarci, den Nembneri und den Nebabuto. Von nebensächlicher Bedeutuug, führen^ sie nur in der reguerischeu Jahreszeit eiile ergiebige Wasser-masse. Zahlreiche Krokodile und Flnßpferde beUölkern sie. Die Höhe des Flusses am Orte seines Ursprnnges beträgt an 13N0 Meter; an der Stelle, wo er sich mit dem Sir vereinigt. — 218 — 1200 Motor- an dor Mündung des Dnngn, nach don Angaben Or. Emins, 7><» 3,1lotor; beim Znsamnionflnsso mit dom Gadda 680 Meter; Madnngillo zn, etwa achtzig Kilometer vom Gadda, 630 Meter. Bei Ali Kobbo bestinnnto Ol-. Innkor dio Hoho mit 440 Motor nnd dio Mündnng dos Obandschi in don Kongo nnt 2^3 Mctor. Wonn loir dioso Angaben vorgloichen nnd Mammon» stellen, so könlien wir varans don Schlnß ziehen, daß dor Maqna odcr Uello in soinon l0^f) Kilometer vom Nrsprnng bis Ali Kobbo 760 Meter Gefalle hat nnd in soinoni ganzon folgenden Lanfe von 2!0l) Kilomoter otnia tansond Motor Gofällo ansivoist. Vei Ali Kobbo hat dor Uollo nach Kapitän Bockor oino Vreito von eintausend fnnfhnndort Motor. Es giobt keine Katarakte und Stroinschnollon bis zn dem Vogon, wolchen dor Flnß bildet. Er hat violo Insoln, bosondors an denjenigon Stollon, nio der Strom dnrch seino Znflilsso wächst. Der Nolle wird volt Garten dnrchkrollzt; alloin die Boziohnngon zwischen den verschiedenen Ländern boschränkon sich, angosichts dor Rivalität zwischen den einzelnen Stämmon, wolcho iinmor mohr in blntige Kriogo ansartot, ans enge Kreise. Während seines langen Lanfos wird der Nollo von einer großen Anzahl von Flüssen mit beträchtlichem Wasserreichtum, besonders von den nördlichen Gegenden her, gespeist nnd zn einem Strome von ansehnlicher Vedentnng erhoben, Anßor dem Dnngn haben wir die Flüsse Dnrn nnd Kalpili, die, von der Wasser' scheide des Vadschinse kommend, in südwestlicher Nichtnng nicht fern von einander sich mit dom Maqna an oinem Orte verbinden, der nicht weit oberhalb des Einflnsscs des Gadda gelegen ist. Der Mbruole, der vom Gobiete von Nando kommt, nnd der Gnrba von den Erhebungen Mdaramas sind Flüsse von kurzem Laufe, welche bei dem großen Bogen gegenüber dem Lande der Abarcnnbo den Maqna erreichen. Der Opi nnd der Mbomü haben gleichfalls ihren Nrsprnng in der borgigen Gogond des Landos Mdarama; sie lanfen in sndwestlichor Nichtnng, erhalten verschiodone Zuflüsse und ergießen sich, der orstoro im Lande der EmbattI, der letztere bei den Addiddschi, in den Nelle. Der Nelle nimmt anch einige Flüsse aus den südlichen Land' — 219 — strichen auf, so den Inbbo, den Oadda, den Bomokandi, den Blima und den Nawa. Der Inbbo nnd der Gadda, Flüsse von nntergcordneter Be» deutuug, kommen von der Wasserscheide des Bomokandi-Maqua herab, sie nehmen zahlreiche Bäche ans, die sich in der regnerischen Jahreszeit bilden nnd sich nach kurzem Laufe in den Maqna stürzen. Wichtiger ist der Vomokandi, der seinen Ursprnng an demselben Orte wie der Maqna hat. Er dnrchfließt Monfü, berührt das Land der Medsche, der Niapü, der Sandeh, nimmt die Ge» Wässer des Nala, des Tcli, des Poko ans, welche von der Berggruppe Ambambnla hcrabkommen, nnd des Makongo, der seinen Ursprung ans den Erhebungen im Lande der Abisanga hat, nnd ergießt sich etwa hnndert Kilometer westlich von der Überfahrtstelle m der Nähe des Verges Mondschana in den Uelle. Der Vlima hat gleichfalls seinen Ursprnng in dem Massiv der Berge Nmbambnla; er verfolgt eine mit dem Bomokandi parallele Richtung nnd führt seine Gewässer nahe bei dem Znsammenflusse mit dem Opi dem Uelle zn. Der Flnß Naloa, der seinen Ursprnng gemeinsam mit dem Vlima hat, geht in den Kongo; er ist der Obcrlanf des ^lnsses Itimbiri, Der Landstrich, der in den Oberlanf dieser südlichen Nebenflüsse des Maqna eingeschlossen liegt, weift keine wesentliche Verschiedenheit der Gestaltung auf. Gleichförmige und oft unmerkliche AbweclMnngen zwischen Erhebungen und Erniedrigungen, vereinzelte Berge von beschränkter Höhe, cine Masse kleiner Wasserbäche, hänfige Versumpfungeu bildeu den allgemeinen Charakter, der den Anblick der Gegend bestimmt. Die Vegetation ist hier üppig und überwältigend. Sie bietet Jahrhunderte alte Wälder ohue Eiuförmigkeit der Baumgattung; ausgedehnte nnd grasreiche Wiesen, auch Steppen, doch ill beschränktem Umfange; malerische Galerien; Abhäuge an den Wasscr-läufeu, die aus unentwirrbaren Verschliugungen von Lianen, die sich nm die höchsten Bäume klammern, gebildet sind; dichte, fest verwachsene Büsche, die selbst inmitten jener infolge ihres überwuchernden Lebens glänzenden Natur, die mit ihren NInmen in — 220 — den lebhaftesten Farben lacht, noch eine unendliche Abstufuug von Dornen nnd verletzenden Stacheln ausweist, welche ans uns als Veweise der trotz ihrer Erzeuguugsfähigkcit noch innner rauhen und wilden Natnr abstoßend wirken. Der Überfluß der Gewässer, die lauge, lange Monate, beständig durch das Gesetz der Vorsehung geregelt, herabstürzn, er-leichtert die Zeuguugskraft des von Natur aus schou fruchtbareu Bodens. Wäldchen mit Bananen, Ölftalmen und nraZti^ma l l) kln?äm^>la hei dcu Mmubctto, Numü bei dcn Saudch, ^) i<<,„^o h^i den Vtainbctto, Klamma bei dc>: Snndch, ^) Un^a bei den Mauibetto, ^e^c bei dc» Sai'dch, ^) ^ezzi dci den Mantbetto^ ^r'«" bei den Tandeh, — 221 — fliege!) nicht mit gutem Erfolge gezitchtet warden. Zur Entschädigung für dieses schwere Ungeiuach wird der Mensch hier von den Flöhen nicht gequält, welche in der ganzen Gegend unbekannt sind, Man sagt überhaupt, daß der Floh mit dem sechzehnten nördlichen Breiten-grade anfhö're. Es giebt hier kein Salz, nnd man hilft diesem Mangel dadnrch ab, daß man die Wasscrlösnngen der Asche, Neste, die sich beim Verbrennen der Vananen-blätter, der Wasserkränter nnd der Pal- ^ menästc ergeben, abklärt und filtriert. Die Mabode treibeil mit diesem Erzeugnisse, welches sie aus den Pflanzen gewinnen, die in dm massenhaft ihr Land bedeckenden Sümpfen vorkommen, einen ziemlich ausgebreiteten Handel. Unter den Metallen ist das Eisen in mehr oder minder großer Menge über das ganze Land hin verbreitet. Es findet sich in dem roten, eisenhaltigen Boden, der weite Landstriche bedeckt, nnd wird von Schmieden bearbeitet, die eine besondere Klasse von Handwerkern bilden, deren Gewerbe in einzelnen Familien erblich ist. Man kann sagen, daß das Eisen die alleinige Währnng der Zentralländer bildet; mit ihm zahlen sie die Tribute, erlegen sie den Eltern die Mitgift für die Frauen, mit ihm erwerben sie sich die znm Dasein unentbehrlichen Gegenstände. Aber die reichsten Erzeugnisse des Thales des Vomokandi und der südlichen Gegend des Maqna sind der Kautschuk und das Elfenbein, Der erstere, allenthalben verbreitet, wo der Boden Spnren von Feuchtigkeit zeigt, wird nur insoweit mchbar gemacht, als er zur Herstellung des Knopfes au den Trummelschlägelu und zur Befestigung der Spitzeu au den Pfeilen notwendig ist. Anßerdem wird er thatsächlich nicht beachtet uud uicht geschätzt, ja 'meistens wird der Bauin von der Sichel der Feldarbeiter umgehauen. Das Elfcubcin liefert eine überans große Anzahl von Ele° santen, welche in den Wäldern nahe bei den Flüsseu wohucu, cin l) dseiee t!l der Sprache der Mambetto. ^««fliege. — 222 — Ziel fortgesetzter Jagd seitens der Eiugebornen, sowohl um sich in den Besitz der Zähne, eines selbst für den Wilden wertvollen Reichtums, zu setzen, als auch wegen der Masse Fleisch, nach dem die Eingelwrncn sehr lecker sind, als auch endlich, um sich vor den fortwährenden Verwüstnngen der Hirsefelder, der Vananenftflanzuugeu und des Znckerrohrs zn schichen, welche diese Dickhäuter anrichten. Das Klima ist milde und sehr gesuud; die Luft balsamisch infolge des Reichtnms der Vegetation; keine miasmatische Aus-düustuug, kein Übermaß von Hitze macht hier das Dasein lästig oder gar schmerzhaft. In diesem glücklichen Klima erfordern die Kinder keine übermäßige Pflege; die Liebe zur Knust ist instinktiv, die Leidenschaft für die Musik ist allgemeiu. Und iumitteu dieses aufgehäuften Reichtnms der Natur fehlt der Mensch, der ihn nntzbar machen könnte, nm sich sein Dasein durch die Wohlthateu der Zivilisatiou zu verbessern. Wird er dann auch glücklicher seiu?! 223 MerzelMes Rapitel. Inhaltsübersicht. Krieg gegen Azauga. — Hawast Moutasser. — Seine Thaten seit 18?<5. — Vandalismus und Freude. — Mißerfolg gegen M ambanga. — Oberst Valit Bcy. — Ma mb an ga flüchtig, — Ein neuer Alboin. — Zu Munza 3 Andenken. — Mambanga. Teilnehmer des Verrates. — Azanga «erraten. — Einen König tötet man; man erniedrigt ihn nicht n,id tritt ihn so nicht in den Staub. — Dreihundert Opfer. — Mainbanga im Besitze der Macht, — Omar Erif, — Ein wenig religiöser Bock. — Danga, der Sohn Azangas. — Pläne. — Unuerdanlichkcit meines Akka, — Bedauerliche Folgen, — Wiedereinsetzung Azangas, — Entfernung Hawa3k', — ^an^ obeir«, !lii2M2 ne daku,— Das Mcdschevolk, ^-Berühmter Mais. — Nagizil, der Fürst der Verge. — Die Medsche als Jäger. — Zahlreiche Stämme. — Kin, der Herrscher in Ännazza. ^ Schreckliche Züchtigung. — Eine Lektion im Schieße,,. — Die püküta, — Nüchternheit in den Speisen. — Tapfer, wenn betrunken, — Der Hunger und ein Stück Schnur. — Hüllenfmsternis, — Gehör nnd Gesicht. — Farbensinn, — Der Mambetto Zcnzö. — In Nebetto. —- Schöne Ziegen. — Gleich-giltigteit gegen den Schmerz, — Ein nencs Leben, — Die alten Wege nach Mambettn. — Vom Dnngn nach Tendia. — Die da^ia l^rkn. — In zwölf Tagen. — Nindscho und seine Sandeh, — Ein hartnäckiger Sünder. — Ibrahim Guru guru. — In Ladü. Die Trompeten erschallen, es wirbeln die Trommeln; dem König Nzanga ist der Kriess erklärt, ihm, dem Erben der Dynastie der (irü nnd der Größe MnnM. Es ist der letzte Schlag, der gegen die Freiheit des Mambettovolkes geführt wird; es ist der letzte Stein zum Anfban des Zerstörnngswcrkcs, das die Sklaven« Händler begonnen haben, Seltsam klingt es, die Truppen des Reiches werden oon einem ägyptischen Offizier geführt, der einstens (18Iü), M- Zeit der schrecklichen Niederlage, welche die Trnppen Hassan Paschas von den Abessiniern erlitten, schändlicher Thaten angeklagt worden war. — 224 — Hawask Montafser, von Emm Bey, dem Gouverneur Äqua-torias, eingeladen, nm dm freien Pan und die Äranchbarkeit der Wegc in der Provinz des Maqna^Bomotandi zu sichern, welche bis dahin (188!) den Nachstellungen der Sklavenhändler iiberlassen gebliebell n>ar, begann seine Sendung mit offenbaren Gewaltthaten und Gransamkeilen Hessen den Fürsten der Bamba, Iangara, nnter dem Vorwande, daß dieser ein Verbiindeter Mambaugas sei, welcher damals ini offenen dampfe nut den Arabern lag. Die Wuhnnng des Königs wnrde in ein militärisches Biwak umgewandelt; Schändnngen nnd Gewaltthaten, Raub, ein wilder, siebentägiger Festestanmel waren das Vorspiel seiner Heldenthaten. Nuu kehrte er seine Waffen gegen Mambanga, nnd infolge des hartnäckigen Widerstandes nnd der Tapferkeit desselben wurde dem Werke des Vandalismns anf kurze Zeit Einhalt gethan. Aber wenn die Furcht nnd Unsicherheit sich seines Gemütes bemächtigten nnd ihn tlng gegen die äußeren Feinde machten, so ließ ihn die Bosheit nnd die angeborne Gewaltthätigkeit jegliches Gefi'chl des Wohlwollens gegen die Seinigen verlieren. Diese die Militärbesatznng bloßstellende Lage setzte Dr. Junker in einem Briefe alt den Gonvernenr in Lad^ haarscharf ans-einander, dem ich dann eine tnrzgefaßte Bestätignng der Notwendigkeit von Vorsichtsmaßregeln beifügte, da ich mich zn jener Zeit noch nicht in freundschaftlichen Beziehungen zn dem Gouverneur befand. Emiu Bey schickte, ohne irgend welche Zögernug, den snda> nesischcn Obersten Bakit Bey, einen Mann von nnbengsamem Nacken, aber von erprobter militärischer Tüchtigkeit, der sich schon ehren» volle Auszeichnungen von der französischen Negiernng während des Krieges in Mexiko verdient hatte, ab. Dieser zerstreute durch rasche Bewegungen nnd Kühnheit der Angriffe die Krieger Mam-bangas nnd fügte zn den Schäden des Krieges auch noch die Schrecken des Sieges, Die Befriedignng der militärischen Ehre erforderte dies. Am 18. November 1881 traf ich, anf der Rückreise vom Lande der Medsche, nicht weit vom Bomokandi, den besiegten Mambanga, flüchtig, mit wenigen Getrenen, einen Zufluchtsort — 225 suchend, Herz und Sock voll Haß nnd Wut über die erlittene Niedcr-lage. In der Verwirrung der Flucht, infolge des unerwarteten, raschen Triumphes der Soldaten, hatte er alles vergessen und verlassen, uur die ans dem Schädel eines arabischeil Häuptlings, deu er gefangen geuommeu hatte, gefertigte Schale uud das Messer, das bei dem schrecklichen Werke gedient hatte, teuere nnd wertvolle, Andeukeu, hiugeu an seiner Seite. Ein zweiter Alboin, benutzte er keinen audereu Becher, Er sprach mir vou den letzteu Ereignissen, von seinem verlassenen Sohne nud dem schou eutworfeucn Plau, sich unter die Stämme der Monfü zu wageu. Am andern Morgen schlug er den Weg nach der Residenz Azanga^ ein. Später erfnhr ich, daß er, erschreckt über meine znfällige Begegnung nnd ängstlich, von den Soldaten noch weiter verfolgt zu wer-den, während der Nacht einen Boten an seinen Oheim Azanga gesandt habe, um von ihm die Zustimnnmg zu meiner Ermordung zn erholen. Mau sagte mir anch, daß der König ihm geantwortet habe i „Ich habe dem Weißen meiu Wort gegeben, daß ich ihu in vollster Sicherheit nach Tangasi zurückkehren lasse, und, beim Andenken Muuzas, mein Versprechen darf nicht verletzt werden." Das sind Gefühle, die eines zivilisierten Mannes würdig wären. Residenz Azangas. IS. auch S. 4tz2.) lasatl, Zel>n ^al^re i„ Aquatorill, 15 — 22« — Tie Abwesenheit Emm Beys, der sich nach Mmrmm begeben hatte, wohin er vom Geueralguuvcrneur prüfen wurden loar, lieh deni U'ahnfinnigen Übermut des Kapitäns Hawask alle Zügel schießen. Er schickte sich nun an, mit den Sklavenhändlern und mit Gambari, dem Häuptling von Bellima, 511 liebängeln, nnd faßte die Idee einer Besetzung des Landes der Medsche, als der Mitschuldigen Mambangas. Ihm lächelte der Glanz des Thrones, nnd dies erstickte jedes edle Gefühl; er setzte alles in Bewegung für das Werk des Verrates znm Schaden seines Onkels nnd Wohlthäters. Die Erobererbande, die ans Arabern nnd den Kriegern Gambaris und Iangaras bestand, lagerte sich an den Ufern des Bomokandi. Sei es Scham, sei es Fnrcht, man ersparte deu Soldaten die Schmach, an dem Unternehmen teilzuhaben, das sie offen als ein schimpfliches bezeichneten. (August 18«2.) Die Frende, der Jubel begeisterte einige schwarze Massen, Der Sieg ist gesichert! Der Mapingo hat seine wahrsagende Antwort gegeben; die Führer kamen triumphierend zurück znm Beweise der Beschwörung, ein schmntziger Priester hat die Gerechtigkeit des Unternehmens ans-gernfen, hat die Billigung des Himmels zugesichert! „Der Besitz des Landes wird den gerechten Dienern gegeben." Azanga, überrascht und auf die plötzliche Drohnug nicht vorbereitet, schickte die Botschaft der Unterwerfung nnd bcngte sich vor der Saline des Halbmondes. Von seinem Hofstaate begleitet, zur Seite seinen Brnder Kabrafä nud seinen Neffen Mambanga, machte er sich auf, dem Kapitän entgegenzngchen, brachte ihm Geschenke und lnd ihn in seine Residenz ein. Zwei Tage nachher lagerte die Horde der Eingefallenen in Olopo. Der König war anfgebrochen, um die Gemüter seiner Unterthanen zur Nuhe uud Ergebenheit vorzubereiten, uud der Kapitän traf mit Mambauga die letzten Vereinbarungen wegen des vollständigen Gelingens des Unter» nehmeus. Azanga, begleitet von den Häuptern der größeren Dörfer nnd von zahlreichem, waffenlosem, mit dräniern und Pfählen znr Erbannng nener Wohnungen beladeuem Volke, legte dem Kapitän reiche Geschenke, Schimpansen, Affen, Papageien, Ziegen, Schilde, Lanzen, Bogen nnd Pfeile zu Füßen nnd bot ihm anch noch eine — 227 — seiner Töchter zum Zeichen des Friedens uud des Bündnisses an. Ein großes Fest wurde abgehalten, Fleisch, Bananen nnd Bier verschwenderisch verteilt; an der Tafel des .Könige saßen anßer seinem Sühne der Befehlshaber Hawask nnd die Häuptlinge Gambari nnd Iangara. Die herzlichsten Ausdrücke, die schmeichel» haftesten Versprechungen, das freundschaftlichste Entgegenkommen minderte bereits den Schmerz des .Königs über seine verringerte Macht. Nnu steht der Befehlshaber anf, reicht Azanga die rechte und kehrt in seine Wvhnnug zurück. Dies war das vereinbarte Zeichen. Die bereitstehenden Schergen werfen sich auf Azanga nnd .Kabraf.,, der König ergreift den Trombask nnd macht einen Schritt rückwärts, indem er sich znr Verteidigung stellt. Aber er wird eutwaffnet. Die beiden Unglücklichen werden gefangen und mittelst des bekannten gabelförmigen Holzes am Halse sicher gemacht. Man sagt, daß Iangara, der nnr mit Widerwillen nnd ans Fnrcht vor Verfolgung sich dem Znge angeschlossen hatte, entrüstet ausrief: „Einen Nöuig tötet man; man erniedrigt ihn nicht nnd tritt ihn nicht auf solche Weise in den Stanb." Zur selben Zeit stürzte sich dnrch die großen, mit Vlbsicht offen und frei gehaltenen Eingänge Mmubauga mit seineu Au Hängern, den Abisauga nnd den Horden Gambaris und Iangaras, die von den Arabern, denen ihre Sklaven folgten, ermntigt wnrden, mit bewaffneter Hand wütend in die weite »eriba, nnd indem sie die zahlreichen Mambetto nnd Medsche überfielen, welche, unbewaffnet nnd die Gefahr nicht ahnend, sich in den verschiedenen Höfen nnd Wohnungen in Gruppen geteilt hatten, verübten sie ein schreck» liches Blutbad. Höher als anf dreihundert belief sich die Zahl der Opfer. Der rote Schein der angefachten Flammen beleuchtete von dem brennenden Dorfe her schrecklich die fürchterliche Szene, indessen die Trompeten uud Trommeln die Orgien der hochherzigen Sieger erheiterten. Mambanga wnrde als Herr des Bandes eingesetzt, eine Station von Arabern dort errichtet, und die nnglncklichen Fürsten wnrden als Gefangene nach Tangasi geschleppt. .Kaum hatte der Gouverneur 15' — 228 — die Nachricht von der Thatsache erhalten, als er die Abberufung des Kapitäns Hawask und seines Eingebers Omar Effendi Erif, eines Schreibers schlimmster Art, verordnete. Der letztere ließ, nachdem er Chartum, Faschoda und Äqnatoria mit seinen unsittlichen Thaten erfüllt hatte, bei dem Giraffenstnsse nnter dem Schwerte der Nner im Jahre 1885 sein Leben. Er war jedem ehrlichen Gefühle abhold, nnd, ohne ein über-Mgungstrener Muselman zu seiu, haßte er die Christen ans Herzens» gründ und hielt die Schwarzen den Tieren gleich. Meine nach außen höflichen Veziehnngen zu ihm erlitten eiues Tages eine fühlbare Erschütterung, als ein mir gehöriger wilder Bock ihn mit einem wohl angebrachten Stoße seiner Hurner zu Boden warf, da er eben sein Gebet verrichtete. Im Monat November 1882 entschloß ich mich, ueuerdings jene anf meiner ersteu Exkursion iufolge der mir von Nzanga entgegengebrachten Feindseligkeit unr unvollständig erforschten Länder zu besuchen. Die augeborne Wildheit der Medfche hatte sich wesentlich gemildert; von gerechtem Unmnte über die neuesten Umwälzuugeu ergriffen, hegten sie nnr Wünsche für die Rückkehr ihres Königs uud die Eutferuuug Mambaugas. Bereit, lieber den Kampf mit den Waffen aufzunehmen, als sich der Herrschaft jenes Verräters zu fügen, hatten sie sich, da die kleineren Dörfer niedergebrannt waren, in weite Zerib^ zurückgezogen, die dnrch Zänne abgeschlossen nnd mit Gräben verteidigt waren. Die über lange Strecken hin verwüsteten Ländereien, die aufgerifsenen und mittelst gefällter Bäume unbegehbar gemachten Straßen, bewaffnete Krieger auf allen höher gelegenen Punkten boten das Bild eines Volkes, das entschieden ist, alles für seine Unabhängigkeit zu opferu. Eiues Tages traf ich mit Danga, dem erstgeborueu Sohu des gefaugeueu Köuigs zusammen. „Ich danke Ihnen," sagte ich zu ihm, „daß Sie mir die Möglichkeit gewährt haben, Ihr Land zn besuchen." „O, Sie sind uuser Freund. Wir haben weder Fnrcht noch Mißtranen, wenn Sie hier sind," „Und doch wnrde ich gerade in diesem Lande ehedem verdächtigt." — 229 — „Ja, allerdings! Mein Vater hatte später seinen Irrtnin zu berenen. Er hatte damals anf die nnseligen Einflüsterungen der Araber gehört, welche Sie als einen gefährlichen Spion hinstellten." „Nnn haben Sie aber selbst den thatsächlichen Beweis, daß die Anklage ungerechtfertigt war. — Aber was denken Sie jetzt zu thnn?" „Den Krieg zu beginnen, nie aber Mambanga mich zu fügen." „Und wenn Sie Unglück mit den Waffen haben?" „Das Land zn verlassen, nach Monfü zu gehen, uns dort bei den Mabode niederzulassen, zwischen nns und nnsere Feinde einen infolge der Obä l) schwer zu überwindenden Landstrich zn legen oder nns anf den Höhen des Ambambnla anznsiedeln." „Und warum wollen Sie ein so reiches Land verlassen?" „Was bleibt nns anderes zu thnn übrig? . . . Doch wir hoffen, siegreich ans dem Kampfe hervorzugehen." „Wenn ich Ihnen einen Nat geben, wenn ich Ihnen eine gnte Idee beibringen würde, wenn ich Ihnen behnlflich wäre, sie durchzuführen, wären Sie bereit, mir Glauben zu fchcnken?" „Sprechen Sie, ich höre auf Sie; aber es wird bereits schwierig sein, einen andern Weg einznschlagen," „Hören Sie mich denn. Sie würden sich dem Haupte der Araber vorstellen . , ." „Niemals! Er ließe mich töten." „Das wird er nicht thnn. Ich garantiere Ihnen dafür." „Ach, Sie kennen ihn noch nicht." „Unterbrechen Sie mich nicht, Hören Sie mich bis znin Ende an, und daun sageu Sie mir Ihre Anficht." „Gut." „Sie werden sich also dem Hanpte der Station vorstellen nnd den Akt der Unterwerfung unter die Regiernng vollziehen. Sie werden als Bedingung anfstelleu, von Mambanga ganz unabhängig zu sein, der nnr seinen Abisanga befehlen darf. Sie werden sich bereit erklären, Lebensrnittel, Stroh nnd Holz je nach den Bednrf nisfeu der Soldaten Zu liefern." ') Belmuttlich (ogl. S, 92) Ströme, die oberflächlich mit dichter Pflanzendecke belegt sind, sodafz sie der Wanderer oft nicht bemerkt, wobei er Gefahr läuft zu uersmscu — li30 — „Und glauben Sic nicht, daß man mich, wenn ich so spreche, festnehmen wird?" „Nein, weil ich Sie begleiten werde nnd mein Wort ohne Einwurf gehört werden wird, ^ch bin der Bruder des Pascha; er will keine Ungerechtigkeit, nnd wenn er meine Briefe erhält, wird er Ihren Vater befreien nnd ihn wieder zum Haupte des Bandes machen." „Nun denn, wann wollen wir zur Station gehen?" „Morgen, wenn Sie wollen." „Morgen," Diesen Abend war, zur großen Freude meines Akka, das Abendessen, das nns von Danga gesandt wurde, reicher an Speisen als sonst, da er zu nener Hoffnung sich aufgerichtet hatte. Angesichts des bejammernswerten Znstandes, in welchen das Land uersnnken war, war es nicht leicht, etwas zu finden, nm seinen Hunger zu stillen, und diesmal hatte seit mehr als viernndzwanzig Stunden unser Magen umsonst Anspruch auf Speise erhoben. Schon am Morgen hatte sich während des Marsches mein Akkango beklagt, daß er Hnnger habe. „Was habe denn ich gegessen?" fragte ich ihn, nm ihn zu ermutigen. „Nur Mut, nur Mut, heute Abeud wird uus Danga etwas liefern, nm nns zn erquicken." Der Unselige aß, und trotz meiner Ermahnungen nnd jener der anderen, sich deim Essen Zu mäßigen, bewies er die Anlage znr Gefräßigkeit, welche jene Nafse ganz besonders auszeichnet. Nachts jedoch litt er an einer mehr als beschwerlichen Unuerdanlichkeit. Bald mit lauten, bald mit wimmernden Wehrnfen klagte der Ärmste, bis er, nahe bei einem großen Feuer zusammengekauert, endlich einschlief. Am andern Morgen, als die Stnnde des Anfbrnchs gekommen war, hatte er eine Brandwunde am rechten Schenkel nnd am Beine, so zwar, daß ich bis znr Rückkehr von meiner Begleitung Dangas ihn hier zurücklassen mußte, Emiu Beli gab später dessen Vater die Macht zurück und strafte Mambanga mit einem Todesnrteile. So lärmend und zügellos die Schwarzen bei Tanz nnd frendigen Gesängen sind, ebenso ernst und jämmerlich treten sie bei den Klageliedern ans, mit welchen sie die Toten betrauern oder — 231 — ihren Schmerz nm ferne oder in schlimmer Lage befindliche Personen bezeugen. Im Dunkel der Nacht im Kreise um ein knisterndes Fener sinend, begleiteten die Söhne Azangas nnd eine Schar anderer Lente anf ihren Mandoline» ein Tranerlicd um den gefangenen Vater nnd König. Es war eine schmerzvolle Erinnerung, die immer lebhafter das Andenken und die Sehnsucht nach dem uer-lorenen Manne wach hielt, ^an^a odeiro, adama ne daku? Netica <;e ,ne38iÄ? ?a pan6u anönnxi <,-n6ii2 wa! — „Azanga ist gefangen; warum kehrt er nicht in das Land zurück? Was können loir ohne ihn machen? O, wenn er sterben müßte, nnser Schmerz würde nie ein Ende nehmen," Und dieser Klang ooll Teilnahme erscholl jeden Abend in jedem Dorfe, an jedes Ohr. Das Medscheoolk kann man als einen Bestandteil der Mam-betto ansehen, nachdem es Sprache und Sitte seiuer Eroberer, der Mambetto, angenommen hat. Zn den Zeiten Tukbas und Mnnzas hatten sie blntige Streitigkeilen dnrchznfechten, in deuen sie trotz ihrer Tapferkeit erlagen. Nachdem fie also ein unterworfenes Volk geworden waren, galten sie als Lente einer niedrigeren Rasse nnd wurden verjagt, teils um ans ihnen Sklaven zn machen, teils zur Befriedigung menschenfresserischer Gelüste. Anch hentzntage noch kennzeichnet ein mit Wildheit gepaartes Mißtranen alle Beweise ihres Daseins. Sie haben eine sehr dnnkle Hantfarbe, ziemlich grobe Gcsichtszüge, sehr breite Nasenlöcher, uuterschteu, aber kräftigen Gliederbau nnd tragen ihre Haare in Flechten. Als Elefanten-jäger nnd Erleger wilder Tiere haben sie keine Nebenbuhler; in der Mhrnng des Bogens werden sie nnr von den Alta übertroffen. Sie branchen weder Schild noch Lanze, da diese Waffen den Häuptlingen nnd den Mambetto allein vorbehalten bleiben. Sie sind wegen des Reichtums an Bananen nnr mittelmäßige Ackerbauer. Anch bei den Eandch ist eine Spielart des Mais berühmt, die sie sorgfältig Pflegen, nnd die der Mais der Medsche heißt. Der Tabak, den sie mit besonderer Knust bauen und zubereiten, ist überaus wohlriechend. Das Land unterscheidet sich im allgemeinen wenig von jenem der Sandeh nnd weist anch keine Verschiedenheit in seinen Erzengnissen auf. Es wird vou den abschüssigen Bergen von Ambambnla gebildet, wo neben zahlreichem Volke von Maigo — 232 - auch Kolonien von Akka und der Fürst Nagiza herrschen, der ml einem Ange blind und ein Urenkel des großen Mnnza ist. Von jenen lachenden Bergen mit ihrer herrlichen Natnr und ihrer bal' samischen Lnft kommen die Flüsse Teli, Poko, Blima, Nawa, Rungn und Nosso herab. Die Wege in jenem Lande, besonders znr Nachtzeit, zn be-schreiten, ist eine unangenehme, ja oft gefährliche Sache wegen der häufigen Hinterhalte, welche man den Tieren, vornehmlich den Leoparden, gelegt hat, indem man in einem gewissen Abstände Bänme bogenförmig biegt und Fallen mit Schlingen anbringt. Es ist immer klng, einen Führer, der mit solchen Vorrichtungen vertrant ist, vorangehen zn lassen, damit er die Federn anfschnappen läsn, auf die man unterwegs stößt Das Medschevolf hat einen langen Streifen Landen inne, der sich, so weit mir möglich wnrde zn erfahren, sehr tief nach Südwest erstreckt. Es teilt sich in zahlreiche Stämme, die rroh ihres gemeinsamen Ursprunges oft untereinander in Streit liegen. Unter diesen Stämmen führt man anf die Mabika, Mamlm, Mangö, Maböli, Maud^n.', Map:ua, Mambnnga, Mele, Mapan, Madig«'., Abnl, Mambaia, Madsch.,, Mapam^, Makl^, Mekka, Ämbala, ^iemunwm^, Eknb^, Madnla, Mamlw und Maiubil,, Madschabö, Epüpa, Madschigö nnd 3iiapü ^). Die Namen bezeichnen wirklich verschiedene Gruppen der Medschcbevölkcrnng, nnd jede derselben hat andere, nnter der Abhängigkeit einzelner Fürsten stehende Hänptlinge, Kin war der Hänptliug, den ich in seiner Residenz Vunazza besuchte, nachdem ich das Land Dangas verlassen hatte. Ein Mann von außergewöhnlicher Stärke nnd mißtrauisch von Natnr, machte er anfangs gegen nieinen Eintritt in sein Gebiet alle möglichen Schwierigkeiten. Endlich nach einem mehr als laugen Hiuwarten ließ er mich mit einer Ergebenheit nnd Gednld, deren tiefe Qual ich damals fühlte, vor sich hiutreteu. Ich erinnere mich noch der ersten Nacht! Wenige Schritte von der Hütte, in welcher ich ruhte, schlug ») Die Medschc-Niapü sind uon dcn obenerwähnten, gelegentlich der Mambetto besprochenen Niapü verschieden nnd also von ihnen zn trennen Ansicht cnics Abaka Gcböstcs. — 233 Kin »ersuch! das Schießen. ein weiblicher Klagelant, heiser, ohne Unterlaß, herzzerreißend während der Ttnudeu der Ruhe an mein Ohr. Am Morgen erfuhr ich, daß es die unglückliche Frau des Häuptlings gewesen, die, über frischer Untreue ertappt, von den Händen ihres eigenen Mannes an mehreren Stellen des Leibes mit dem Messer jammer« lich zerfetzt und gemartert wnrde. Kin war ein sehr neugieriger Mann, voll Verlangen, alles zu sehen nnd auszuforschen. Das Losschießen der Flinten brachte ihn in eine Begeisterung, die sich mehr krampfhaft als wohlthnend änßerte; und doch wollte er immer wieder Schliffe hören. „Versuchen Sie es, diese Waffe loszuschießen," sagte ich zn ihn, eines Tages, indem ich ihm meinen Winchester anbot. Er stand einen Augenblick in Zweifel da; dann, sei es, daß ihn Eigenliebe trieb oder das Gefühl der Neugierde den Höhepunkt erreichte, nahm er mit ziemlicher Leichtigkeit die Waffe und legte sie an die Schulter, ^ch unterstützte ihn bei dein ernsten Unternehmen, nnd nach Unterweisungen, Verbessernngen und wiederholtein Zögern ging der Schuß los, Der arme Mann ließ das Gewehr fallen, nnd mit hängenden Armen, zitternden Lippen nnd Augen, welche infolg-e der übermäßigen Aufregung nnbeweglich waren, stand er mehr tot denn lebendig da. Ich glanbte, eiueu — 234 — ungeschickten Streich gemacht zu haben, uud erschrak etwas. Man kann sich so leicht mit einer Kleinigkeit in jenen Ländern 11>i> auuchnilichkeiteu aussetzen. Doch lächelte ich ihn an, nahm ihn bei der Hand und ließ ihn einen Schlnck Wasser nehmen. Mit einer anfangs zitternden Stimme, die sich aber allmählich kräftigte, lachte auch er zuletzt über die fremdartige Anfreguug und wollte, daß ich ihm die Frende eines nenen Schnsses machte. Ein solches Heilmittel von wenig Wert ihm zn bieten, zögerte ich keineswegs; der Kranke war in wenig Minuten geheilt. Er selbst wollte eine neue Probe machen; zwei Schlisse, dann ein dritter schnfen ans jenem Manne in wenig Minnten einen Helden. Die Nenheit der Sache hatte ihn anf Augenblicke nmtlos gemacht; allein der überans feste Wille verstand es, über die natürliche Schwäche zn triumphieren. Man benützt bei den Medsche, was ich schon bei den Sandeh nnd bisweilen anch bei den Mambetto anwenden sah, eine gewisse, ans Maismehl bereitete Brotsorte, welche ohne Unterschied p<>Iilage laut werden zn lassen, ist nüchtern anch beim Gelage, besonders wenn er zu Diensten, denen er sich willig fügt, bernfen ist. Den Schmerz des Hungers unterdrückt er und bringt er znm Schweigen, indem er nach Belieben einen Strick nm den leeren Magen Windel. Ich verließ Ännazza, die Residenz Kins, nnd mit Rücksicht auf die Abreise der Boten, welche der Hänvtling an Danga schickte, ließ ich mich herbei, nachts zu reisen. Der Mond war hinter dichten Wolken verschleiert, schreckliche Finsternis herrschte, Der Hölle Dmikel, eine Nacht, die keinen Planeten auf dein armen viminel gisste. So finster als die Nacht nur taun erscheinen, / Ich ging nnter großen Schwierigkeiten einher nnd staunte über die Sicherheit, mit der meine Begleiter ans diesem ranhen nnd beschwerlichen Marsche dahin wanderten. Man hätte sagen können, daß ihre Sehkraft durch jene für mich vollständige Finsternis nicht verringert wurde. Gehör uud Gesicht sind die vollendetsten Sinne, welche den Wilden auszeichnen. Die häufigen nnd unvorhergesehenen Gefahren, die Hindernisse des Bodens, die Aufmerksamkeit, die sich stets anf das Wild richtet, mnß schließlich dazu führen, daß durch die beständige Übnng in ihnen die uatürlichen Kräfte sich entwickeln und vervollkommnen. Und doch! wenn wir, nm anf die Bollendnng des Gesichtssinnes, der unzweifelhaft, was Schärfe betrifft, hoch entwickelt ist, einen Schlnß Zn ziehen, die Worte als Grnudlage nehmen, mit welchen sie den Eindruck beknuden, der auf die Neb- — 236 — haut ihres Auges ausgeübt wird, so finden wir nur drei Bezeichnungen für ^arbenabstnflmg: weiß, rot und schwarz'). Die Angellkrankheiten sind bei ihnen sehr selten, nnd selbst diese wenigen beschränken sich nnr ans ganz leichte Unpäßlichkeiten Ich besuchte Zeuze, einen freundlichen nnd höflichen Main» betto, dessen Geist vou der Größe seiner Dyuastie erfüllt war; er war ein Freund Azaugas nud tiesbetrübt wegen dessen Vertreibuug; aber uäher noch stand ihm die eigene Person nnd das eigene Interesse. Ich blieb nur einen einzigen Tag bei ihm, nnd am folgenden wandte ich mich anf einem dnrch Bananenhaine nud Maniolfelder bezeichneten !Wege, über leichte Bodenwellen nach Nebetto, wo ich am Vormittag des nächsten Tages alllangte. Karauga herrscht dort als Fürst. Ein Mann von groben Formen, von mehr als reifem Alter, von roher Art, ist er indes mehr Hirt als Herrscher. Seine nntergebenen Medsche-Mavan klagen über ihn, daß er änßerst räuberisch sei. Er besitzt viele Schafe, die er mit großer Sorgfalt züchtet, nnd mit drum er, uoruehmlich mit den Stämmen der Maia/>, Tauschhandel treibt. Die Nasse dieser Z'iegen ist jener, die man in Monfü findet, ähnlich, von woher sie auch ins Land eingeführt wurden. Es sind Tiere von starkem ,«örver. bau, graziöseu formen, gewölbter Nase, lnrzem Haare nnd glänzendem Schwanz. Sie werden leicht uud ill überraschender Weise fett. Eines Morgens, da ich von einem kleinen Ansflnge znrnck» kehrte, deu ich iu die Umgegend gemacht hatte, nm sel,r schone Vogel zu jagen, die sich längs der Hecken nnd über hohen Pflanzen herumtrieben, stich ich am Anfang eines kleinen Dorfes anf eine Grnppe bewaffneter Leute. Die Neugierde veranlaßte mich hiuzu-gehen, und zn meiner großen Überraschnng sah ich, daß es sich Um eine chirurgische Operation handle. Die kranke war eine Fran aus dem Stamme der Monfü, an Iahreit vorgerückt, mager, was mau uur so heißeu kaun, uud überreich an Falten. Ihre rechte Hand war dnrch eine Geschwulst entstellt. Der geschickte und mutige Ope-ratenr schnitt, mit einein kleinen Messer bewaffnet, lange i7ffmmgeu ') Die Mamtictto sagen muu!,u, mkamb», mekku — die Sandcli ^u^ie, 22lnIiÄ, l)iö — die Tillkli elvitüdx), alli-, »5clntim — die Moiü un^gck^, oltk, oni mit) die Naleggn nu.il!, unoilu, aliali. — 237 — nach allen Richtungen ein, cms dcnen in Massen das rote infizierte Blut strömte. Die kranke Hand wnrde nnbeweglich ausgestreckt, da gab es keine Hilfe eines Assistenten, die Alte ranchte vielmehr in allem Frieden nnd aller Rnhc ans ihrer langen Pfeife. Welche Gleicha.iltia.kcit dem Schmerz gegenüber, der doch gewiß heftig sein mnßte! Oder ist es wahr, was einige glanben, daß die Schwarzen mit geringerem Gefühle begabt sind? Die ersten Ausflüge in die Maquagegenden wurden von den Sklaven- nnd Elfenbeinhändlern gemacht, welche ihre Handelsplätze in den südlichen Pnnkten des Nahr-el'Gazal oder in Ajak am Flnsse Rohl errichteten. Der Weg, den die ersteren gewählt hatten, führte über den nördlichen Abhang der Wasserscheide Nil-Kongo, durch die Länder der Sere, Bellanda nnd Vabnker; nnd von da ins Land Uando nnd Gnrngnrn, wie sie Mambettn nannten. Die Karawanen, die von Ajak aufbrachen, durchzogen das Gebiet der Bongo, wendeten sich zn den Babnker nnd von da dnrch die Thäler des Kalpili nnd des Dnrn nach dem Maqua. Später jedoch, nachdem Abd-es'samath sich mit starker Hand zum Herrn dieses Weges aufgeworfen hatte, wnrden die Händler von Ajak gezwungen, ilire Straße zn ändern, nnd nicht mehr über das Land der Vougo, soudern über das der Morü nnd der Abak^ erreichten sie die Gegend der Sandeh. Die Gewohnheit einer bekannten Route nnd die verhältnismäßige Sicherheit, welche sie bietet, hatten zur Folge, daß die Beziehungen zwischen Ladi> nnd Mambettu auf dem Wege über Makraka aufrecht erhalten blieben, indem man erst zu den Abaka und von da über die alte Straße ging. Der Weg wnrde dadurch außerordentlich verlängert, znr Zeit der Regengüsse ziemlich beschwer» lich und mühevoll und war hänfig mit Sümpfen bedeckt, besonders im Lande der Abaka. Der Gedanke an eine nene Straße über Ladö, den man früher nicht faßte, ging mir schon seit langer Zeit dnrch den Kopf. Die Gelegenheit, ihn ansznführen, lich nicht lange anf fich warten. Emin Bey hatte mich schon früher eingeladen, ihn in Ladö zn besuchen; jetzt schrieb er mir, daß die Anknnft eines von Chartum — 238 — kommenden Dampfers bevorstünde, und ich entschloß mich abzureisen. (Febrnar l88Z.) Die Wasserscheide zwischen den Nebenflüssen des Niles nnd jenen des Duugu, welche uou den Erhebungen, die von Ndirfi gegell To:naieist ill der Nähe von Tendia einen Sattel auf, der zum Übergang auf das Gebiet von Makraka sehr günstig ist. Folgt man dem Thale des Dnngn, nnd geht man dem Ufer dieses Flnsses bis Bä entlang, nimmt man dann eine nordöstliche Richtnng, so gelangt man anf die Hochebene von Tendia. Die Straße ist ziemlich gut nnd be-quenl nnd nicht von Bächen nnd nnbequemen Sümpfen unterbrochen. Der Flnß Garamba, der am oberen Teile seines Laufes Fnrten aufweist, ist der wasserreichste. Das Gelände ist znm größten Teile mit hohem Grase bedeckt, unter welchem ein zahlreiches Volk von Büffeln nnd Antilopen lebt. Weite uud reiche Felder vou Moor» Hirse nnd Maniok umgeben die häufigen Wohnungen der Eilige» bornen. Na^ia ?^rKii-Bänme sind allenthalben zu seheu. Die Frucht dieser Pflauze mit ihrem ziemlich aligenehmen Geschmacke dient dazu, ein von den Eingebornen vielfach gebrauchtes vegetabilisches Fett herzustellen. Die Bevölkerung anf dem rechten Ufer des Dnngn besteht anö Sandehvölkern, einer kleinen Kolonie von Madi nnd ans Abnkaia im oberen Thale des Garamba. Das linke Ufer des Duugn ift von Sandeh nnd Logg» bevölkert, welche mit den Monfü verwandte Sprache nnd Sitten haben. Vom ziibali erhebt sich das Gelände stnfeuweise, ohne übermäßige Steigung, bis znr Höhe voll 670 Meter, um bei Tandia 800 Meter zu erreichen. Wir langten in Tandia am zwölften Tage nach nnserer An-knnft von Tangasi all. Die Jahreszeit war gnt, das Gelände trockeu, die Bäche wareu loasserarm. Iu Kabaiendi traf ich Rilldscho, den Häuptling der Bomb^ deuu so heißen die Sandeh dieser Ortschaften. Ursprünglich ein Bediensteter Petericks, dann in den Dienst der ägyptischen Negiernng übergetreten, wnßte er mit eiserner Hand nnd nicht geringem Verstande seinen Leuten, die von haus ans mehr znr Unabhängigkeit neigten, Mannszncht beizubringen. Zur Zeit der Negieruug Gordons — 239 — half er bei dem schwierigen und mühevollen Transport der Dampfschiffe „Khedive" nnd „Nyanza", die in Stücke zerlegt wurden, von Muggi nach Dufl<^ mit viertansend Arbeitern nnd Trägern mit. Er hat eineil heiteren Humor, eine höfliche, entgegenkommende und rücksichtsvolle Art, Kurze Zeit vorher hatte ihn Uando, der große Häuptling der westlichen Saudeh, besucht; mm schilderte er mir mit seltenem Wohlgefallen dessen Widerstreben, von den alten Gewohnheiten abzulassen, „Stellen Sie sich vor," sagte er mir, „eines Tages kam er und änßerte, er könne wegen der seinem Magen nicht zuträglichen Gerichte meiner Tafel nicht länger mehr bei mir bleiben." „Was!" erwiderte ich ihm, „Du bist mit dem Fleisch nicht zufrieden, das ich Dir gebe? Ziegen, Kälber, Hühner schlachte ich jeden Tag, nnr um Dir eine Ehre anzuthnn." „Ach, mein Lieber!" fügte er mit einem tiefen Seufzer bei, „nach so viel Zeit des Fastens verzehrt mich die Sehnsucht nach Menschenfleisch. Aber ähnliche Dinge giebt es in Makraka nicht mehr, und ich würde nicht dulden, daß man solches je wieder versuchte." Iu Waudi überhäufte mich der Häuptling Ibrahim Mohammed, mit dem Beinamen Gurugurn, mit Höflichkeiten. Der Gonvernenr hatte ihm meine Ankuuft augezeigt, uud er war mir gegenüber über alle Maßen dienstgefällig. Zwei Tage nachher (20. März 1883) zeigte mir ein Brief Gmins die Aukuuft des Dampfers Telahuiu an, uud ich nahm eilig deu Weg nach Ladd, — i?4U — Muchchntes Kapitel. Inhaltsübersicht. Dr. Gmiu Pascha, — Gordons Abgeordneter nach Uganda und Uujoro. — Gouverneur von Lado, — Seme Art zu regieren. — Zn überwindende Schwierigkeiten, — Besondere Sorgfalt für Bebauung des Bodens. — Studium des von ihm regierten Bandes. — Seine Anlagen, — Seine Fehler, — Die Quellen Äqnat'orias uach einem Berichte Emius. — Elfenbein. — Übersicht über die Mfcnbeinausfuhr von 1853 bis 1879. — Die Sttaubeufcdern. ^- Honig uud Wachs. — Felle. — Pelze. — Lebende Tiere — Orzengnisse des Pflanzenreichs. — Korn. — Fette Pstauzeu, — Gummi und Harz, — Tamarinde. — Zuckerrohr. — Baumwolle. — Tabak. — Kaffee, — Muskatnüsse, — Eisen, — Der 11, Juli 18>j2 zu Alexandria in Ägypten. — Verfall des Ansehens des Khedive. — Die Oberste,: oc-5 ägyptischen Heeres. — Araber. — Muselmanen gegen Unglänbige. — Tel-el-Kcbir. — komischer Schlus; des Dramas, — Die Nachrichten aus dem Sudan begiuueu ungünstig zn werden. — Der Dampfer Tclahuin kehrt uach Khartum zurück. — Ich hoffte uicht einmal soviel. — Dl-. Harald Dabbene. — Unterwegs mitOmin. — Die Sicherheit der Dungustraßc gewährleistet. — Gezwungener und weuig erfreulicher Aufenthalt. — Zwei Hindernisse. — Man schließt Frieden, — Oiu biblischer (5'scl. — Der gute Iangara. — Jede gute Handlung ist ihres Lohnes wert, — Eulin in Mambettu. — Aufstand am Äohl. Im Jahre l876 trat Doktor Eduard Schnitzer unter dem Namen Emin Effeudi in den Dieust der ägyptischen Regierung nnd wurde als Arzt nach den Äquatorialprovinzcn gesendet zur Disposition des Geuerals Gordou, der sich dort seit 1874 iu der Eigenschaft eines Mudir oder Gonuernenrs befand. Emin wurde zum Direktor des Gesuudheitsweseus und zum Vorstand der Verwaltung ernannt; später ward er mit besow deren Senduugen zu deu Königen oon Uganda nnd Unjoro betraut. Der bei dieser Gelegenheit bezengte lHifer uud seine Intelligenz erwarben ihm Cordons Ächtung nnd Wertschätzung so — 241 — sehr, daß cr im Jahre 1878 ihm die Leitung der Mndiria an> vertraut!', nachdem er selbst da^ Ämt eines Gcnoralgouverncurs des ägyptischen Sudan übernommen hatte. Seine verständnisvolle Thätigkeit bei der Nenordmmg des Landes wurde von günstigen Erfolgen qet'lönt. Er regelte die 16 - 242 — Verwaltung zum besten des Negiernngsinteresses; er unterdrückte eingewurzelte 3)iißbräuche und wachte über die Entwickelung der ^ebeuskräfte der Provinz. Umgeben von mitschickten beuten von erprobter Uuehrlichteit, wußte er doch dnrch unermüdliche Wachsamkeit und feinen Scharfblick die Befugnisse eines jeden abzugrenzen nnd, soweit es thunlich war, ihren schädlichen Einflnß zu beschränken. Beamte von schlechter Führung fortzuschicken und sie dnrch andere voll besseren Fähigkeiten uud tüchtigerer Haltung zn ersehen, war ihm nicht möglich, da die ägyptische Negierung gerade ^ad<> als eine Strafkolonie Ägyptens uud des Sudan ansah. Die Thätigkeit des Doktors entwickelte sich hauptsächlich iu deu nördlichen Gebieten der Provinz, entsprechend den Absichten Gordons, der befohlen hatte, alle Etatiuueu läugs des Viktoria Nils zu verlasseu, sowie Gcssis, des Geueralgouverncurs des Bahr-ebGazal und Äquatorias, der das Gebiet, welchem der Einflnß der Negieruug von Wadelai zugewendet werden sollte, bezeichnete. Es war darum zuuächst in Makraka, im ^aude der Bari und späterhin in Mambettn, wo Emins Ideen fortschreitender Zivilisieruug die erste Nnwendimg fanden. Auf häufigen Ausflügen, bei denen er vermöge seiner scharfen Beobachtungsgabe mit der Politik die Wissenschaft vereinigte, hatte er Gelegenheit, persönlich die Bedürfnisse der Bevölkerung, das Maß der zu überwindenden Schwierigkeiten zu überblicken nnd die dein Unternehmeu augcpaßteu Mittel zu bestimmen. Allein die weite Ausdehnung des Gebietes, der geringe Glaube der Veamteu au eiue gedeihliche Eutwickeluug der öffeutlicheu Auge-legcuheiteu uud mehr uoch die beständige Abweisnng seiner Forde-ruugeu uud Vorschläge seitens der Zeutralregieruug bildeten für die Eutfaltuug femes Programmes keiu geringes Hindernis. Weuu später die Revolution iu deu ägyptischen Besihuugeu alles über deu Haufen warf, so muß mau die erste Ursache der Uuruheu, von denen anch Äquatoria heimgesucht wurde, iu der geheimeu, zersetzeudeu Wüh' lerei suchen, die seit lauge olme Unterlaß das Ansehen der Regierung erschütterte uud waukeud machte uud vou ihr jedes Gefühl des Wohlwolleus ferue hielt. Die Revolution überraschte Emiu unvorbereitet; anch er wurde vou deu Ereiguisseu mit fortgerisseu, verfiel in Zweifel nnd Irrtümer, und wenn seine Provinz nicht — 343 — das traurige Los ihrer Schwestern teilte, so ist es eine Pflicht dor Gerechtigkeit anzuerkennen, daß dies nnr eine natürliche Folge des Zanders war, der ihn umgab, nnd den er sich bei der moralischen und materiellen Entfaltnng der lebendigen Kräfte des Landes er» warb, welcher er Geist, Herz und Nissen, ja sein ganzes Leben gewidmet hatte. Zu Gordons Zeiten wurde Ladö direkt von Ehartum her mit Getreide verseheu. Emin, welcher den Ackerban zu heben uud das System der Stenereintreibnng zn regeln suchte, brachte es dahin, daß die Magazine soweit gefüllt wurden, nm den Bedürfnissen der Provinz zu genügen. Er weckte uud förderte die Liebe uud Teil-uahme am Ackerbau durch Verteilung verschiedener Samenarten, die er von Ägypten nnd Europa her hatte bringen lassen. Ter Melonenbanm (^apa^a), Zitroueu, Orangen, Baumwolle, Guiawa, Tranben — kurz Pflanzen jeder Sorte prangten in den Gärten Ladös, Makratas uud Naklcks. Das eingehende Stndimn des Bodens und seines natürlichen Reichtums war beständig eine vou Emins größte» Sorgen; uicht minder die Erschließung neuer Bahnen, die Verwenduug der Tiere zum Transport, die Ziichtnng von Rindvieh. Wenn ihm auch die Ereignisse nicht gestatteten, so manche ni'chliche Umgestaltung durch-znfnhren, so ist es doch eine Pflicht der Ehrlichkeit festzustellen, daß er nicht nur theoretisch, souderu auch durch praktische Unterweisung zn allem den Grnnd gelegt hat. Von ernstem uud gefestigtem Eharakter, den Naturwissenschaften nnd der Einsamkeit zngethau, blieb Emiu jeder fremden Berührung ferne. Es schien, als ob er, wenn cmch nicht gerade stolz, so doch überans pochend anf seine eigene Überlegenheit, das genaue Studium der Anlagen der Leute, die ihn umgaben, verachtete; er glaubte, allein allem genügen zn können, An dem Tage freilich, wo er allein die eilends hereinbrechende Auflösung nicht mehr auf» halten konnte, irrte er in seinen Urteilen, änderte sie oft und schadete damit sich selber schwer. Es verlohnt wohl der Mühe, einen flüchtigen Blick anf die Vesihqnellen Äqnatorias zn werfen, das unter den zentralen — 244 -. Provinzen Afrikas gewiß hinsichtlich dcr Vortrefflichkcit und der Menge seiner Erzeugnisse, seiner Wasscrmassen, der Gesnndheit seines Klimas und seiner Natnrschönheiten, eine der reichsten ist. Es MM hier cm von Emin Pascha stammender Bericht an die Zeitschrift ,,I.'I^3p lactose" Platz finden. „Wie bekannt, bildete das Elfenbein den ,^anptfattor im sudanesischen Budget, Das ans den bergigen und trockenen Landesteilen östlich vom Nil stammende Elfenbein ist als das härteste bekannt nnd darnm mehr gesncht nnd tenrer bezahlt als andere. Aber seit der Verwaltungsperiodc Gordons wnrde für die Folge alles Elfen» bein als ausschließliches Besitztum dcr Negiernng erklärt, währeud in Uganda, iu Unjoro u. s. w, der Handel mit demselben frei blieb. Ans diesem Grnnde giebt es für die Elefantenjagd keine privaten Unternehmungen, uud da die arabischcu uud europäischen Liebhaber nie den Mut besaßeu, sich in die Äquatorialländer vor» znwagcn, so beschränkte sich die ganze Elfenbeinprodnktion anf das, was die Neger anf ihrer Jagd mit Lanzen nnd mit dem Fcner-gcwehre gewannen. Darum sind die Elefanten auf dem ganzen Gebiete der Provinz, die eigentlich die äquatoriale heißt, überaus zahlreich, ja an einigen Orten sind diese Dickhäuter sogar zur Landplage geworden, indessen im nördlichen Teile des Bahr-el-Gazal ein Elefant etwas ganz Seltenes ist. Wenu bis hente die Elfenbeinproduktion sehr reich geblieben ist, so darf man darnm nicht vergessen, daß nene Länder uud Streckeu gegeu Süd und West erschlossen wnrden, nnd daß die Snche nach dcr kostbaren Ware auf Gebiete ausgcdehut wurde, die weit über das ägyptische hiuausreichen. Trotzdem hat man seit einigen Jahren eine fühlbare Abmindcrnng des Elfenbeins bemerkt. Die Äquatorialprovinzen schicken jährlich etwa zwölftansend Zentner Elfenbein mit einem Dnrchschnittswerte von dreißigtanscnd Pfuud Sterliug auf dcu Markt. Es läßt sich schwer sageu, wie viel hiervon das Gebiet des Bahr-el-Gazal liefert, da der größte Teil des Elfenbeins, das von dorther nach Ehartmn geschickt wird, nicht das wirkliche Iahrescrzengnis beziffert, sondern dcu Nest des — 245 — Hinterlegten der alten Vesiher vou .^eriba, wie Siber Pascha, Ali Amuri u. a. Indessen wäre es irrtümlich, wollte man ans dic größere oder kleinere Produktivität des Landes einzig nnd allein nach den Elfeubeiuerzeuguisseu schließen, Tie VerwaltnnaFkosten sind sehr bedeutend nnd müssen natürlich in dem Maße steigen, als sich nene Länder anfthnn. Das unglückselige System des Staatseigentums, das im ganzen Gebiet des Weißen Nil in settling ist, hemmt die Kolonisation des Landes, und so wird angesichts der wachsenden dosten eine regelmäßige nud feste Erhöhung der Einkünfte nnmöglich, sowohl was den Handel, als was den Ackerban betrifft; deshalb wird bald die Zeit kommen, wo die Erzeugung des Elfenbeins die dosten nicht mehr wird decken können. Ein Prodnkt, das noch nicht geschäht ist, es aber bald werden wird, sowie Afrika fich dem Handel eröffnet, sind die Zähne der Flnßpferde und die Hörner der Nhinozerosse. Diese beiden Tiere sind allenthalben in Unzahl vorhanden, uud daß mau sie bisher in Nuhe ließ, hat seilten (^rnnd nnr in dem Mangel au .^änfern." Um den Hinweis anf dieses Prodnkt zn vervollständigen, bringen wir, gleichfalls aus dem I^wr.-uo,^, eineu Überblick der Elfenbeinansfnhr, welche in den letzten fünfnndzwan.',ig Jahren statthatte, nnd den wir der Gefälligkeit des Herrn W. Westeudarv vou dem Hanse H. A. Meyer verdanken, welches uuter alleu dieseu Artikel führenden Kaufhäusern Europas, deu größten Handel mit Elfenbciu treibt. Jahr: Kilogramm: Jahr: Kilogramm: Jahr: .Moa.vamm: 1853 92 000 1862 186 000 1871 16? 000 1854 149 0^)0 1863 115 000 1872 107 000 1855 123 000 1864 160 000 1873 155 000 1856 79 000 1865 97 000 l874 113 000 1857 144 000 1806 l 30 000 1875 166 000 1858 202 000 1867 137 000 1876 120 000 1859 174 000 1868 95 000 1877 185 000 1860 154 000 1869 138 000 1876 205 000 1861 114 0U0 1870 113 000 1879 80 000 — 246 — „Im Westen des Bahr-el-Dschebel", fährt (5min Pascha in seinem erlvähnten Bericht fort, „ist der Strauß, da das Land von Wäldern bedeckt ist, ziemlich selten; östlich jedoch findet mau ihn schon in Latnka in großen Truppen. Noch zahlreicher aber kommt er in den weiten, sandigen flächen der Langoländer vor, deren Einwohner die Federn gegen das Eisen der benachbarten Stämme eintauschen. In den großen Dörfern der Umiro'), die weitab südöstlich liegen, sieht man oft Ställe für die Stranße, die morgens mit den Ochsen nnd Eseln auf die Weide gehen uud abends wieder mit ihnen heimkehren. „Die Art der Federn ist ausgezeichnet; sie stehen nm nichts den besten Federn von Kordofau nach nnd könnten eineu wertvollen .Handelsartikel bilden. Seit etwa zwei Jahren (1881) begann man die Züchtung von Stranßen au deu Statioueu, doch hat mau bis heute kein ganz genügendes ))tesnltat erzielt, was vielleicht von dem noch zarten Älter des größten Teiles der in Gefangenschaft gehaltenen Strcmße herrührt, einem Alter, das sie zur Fortpflanzung noch nicht fähig macht. Unter allen Umständen verdienen diese Versnche die allergrößte Beachtnng, Der Preis eines jnngen Stranßes ist so niedrig und sein Aufziehen so leicht, daß das daranf verwendete Kapital sich hinlänglich lohnt. „In den von den Schwarzen bewohnten Ländern kann man von einer eigentlichen Bienenzucht nicht sprechen, weil eine Zucht dort nicht nötig ist. Der Eingeborne beschränkt sich daranf, i>tö'rbe an die Wipfel hoher nnd einzeln stehender Bäume zu hängen, Körbe, die bisweilen, wie in den Ländern von Makraka nud bei dcu Dinka, geflochten, bisweilen, wie im Südeu, ans Banmrinde gefertigt sind; gewöhnlich trägt der Banm nur einen einzigen Korb, bisweilen sind cs auch mehrere, doch dürfen sie nicht neben einander hängen. „Die Bienen, froh über die ihnen gebotene Wohnnng, besorgen das Übrige. Hält man nachher eine Untersnchuug ab und zeigt sich, daß der Korb voll ist, so verjagt man die Bienen mittels Ranch nnd sammelt den Honig, dessen Güte nach Ort nnd Zubereitungsart vielfach verschieden ist. ') Lango, Etmimi dcr Galla. — 247 — „Der Honig des Landes von Makraka uud jener dor Dinka hat gewöhnlich eiln' dunkle, oft schwärzliche Farbe, weil man ihn am Feuer zerläßt. Der beste von den bergigen Gegenden stammende ist überans aromatisch nnd durchsichtig wie Wasser. „Das Wachs wurde bis in die letzten Zeiten herein allgemein weggeworfen; in seltenen fällen wnrde es zn Kerzen verwertet, da sich die Neger damit begnügen, den Honig auszudrücken, worauf sie das Wachs wegwerfen; nie sah ich sie es verzehren. „Die Honigprodnktion ist sehr reichlich, und infolge davon mnß es anch jene des Wachses sein; allein die Lente kümmern sich nicht viel darnm, und, um die Wahrheit zu sagen, man kann es ihnen gar nicht verargen. „Oft wurden große Massen Wachs gesammelt und in die Magazine gebracht, wo sie dann aus Maugel au Transporten nach Khartum so lauge liegen blieben, bis allmählich die Würmer sie gänzlich vernichteten. „Im ganzen Jahre 188^ kam eiu einziger Dampfer in die Äqnatorialprovinzen! „Würde den Kaufleuten die Erlaubnis gegeben, Wachs zn kaufen, fo würde auch die Regierung ihre Rechuuug dabei finden. „Die Häute der von den Trnppcn geschlachteten Ochsen würden allein schon hinreichen, nm den Markt von Chartum zu füllen. Fügen wir noch jene der von Privaten verzehrten Rinder und derjenigen, welche man nm ein (Geringes besonders bei den Stämmen des Südens erwerben kanu, au, und weiter noch die Felle von Schafen und Ziegen, die mau bisher völlig unbeachtet ließ, so würde man eine unerwartet hohe Ziffer erreichen. Zwar würde der Transport die dosten erhöhen, aber man tonnte meines Erachtens teilweise abhelfen, wenn man die Häute an Ort nnd Stelle gerben würde. „Kein Land ist so reich an verfchicdeneu und oft vorzüglichen Gerbestoffen, wie Zentralafrika, und eiu Versuch uach dieser Richtung hin könnte sehr einträglich werden. „Vis anf den heutigen Tag hat man die Hänte höchstens an Ort nud Stelle verarbeitet oder als Packzeng verwendet, ohne ihnen irgendwelchen wirklichen Nutzen abzugewinnen, weil man es — 948 - in Chartnm nie für angezeigt hielt, deu Markt jenes Platzes mit den Produkten dieser Länder zn versehen, unter dem Vorw^inde, die hierher geschickten Hänte fänden keinen Abgang, „Felle von Büffeln, von großen Antilopen, uon Giraffen, all das kann man leicht Habens im Lande selbst werden fie ans Mangel an Nachfrage verwendet, um Leder, Sandalen, Wasserkübel n. dgl. ans ihnen zu fertigen. Ans der Hant der Flnßpferde, die man zn langen Streifen schneidet, werden Peitschen nnd ^ieitgerten gemacht'). „Von Verwendung der Felle bat man liier nicht im entfern-testen eine Idee. Anßer den großen Raubtieren, loie den Löwen, den Leoparden nnd anderen Htcchenarten, giedt es dort iiber das ganze i^and hin zerstrent eine unendliche Anzahl kleinerer wilder Tiere, Zibethkal>'n, Ichnenmons n. dgl., deren Fell ohne Zweifel nntzbar gemacht werden könnte. Vorzügliche Pelze, liefert insbesondere eine in allen großen Flüssen des Landes gewöhnlich vorkommende Fischotter, deren Pelz an Weichheit nnd Tchöndeit jenein des Bibers gewiß nicht nachsteht. Ferner darf man die bnnten Felle einiger Affenarten nicht vergessen, wie z. B. des colod^ ^»cr(.^a, das gesprekelte Fell einiger Antilopen, wie des t,3^cl^pdu8 scripts, des 2ice1apku5 dud:M^. der Giraffen, des Zebra nnd des ly^on pictuz. Alle kann man fast nm nichts von den Eingedornen bekommen nnd zwar in einer Menge, die jeder Nachfrage geinige leisten könnte. „Dazu füge man endlich noch die Schafpelze und jene der Ziegen mit ihrem langen Haare, die von Mfoga nnd vom Lande der Lur stammen, Felle, die jenen der Angoraziege gleichkommen. „Iu deu Strecken des Bahr^el-Gazal ist der Vefih einer Knl) schon seit langer Zeit etwas Besonderes, Ziegen nud Schafe sind hier nicht im Überflnsse vorhanden, während anf dem eigentlich so genannten äquatorialen (Gebiete die Bedingungen besser liegen, da hier seit vier Jahren die Streifzüge verhindert wnrden, das Rindvieh ill Überfluß vorhauden ist nnd eine rationelle Züchtung Quelle reichen Gewinnes werden könnte^). !) HcntziitlM wird dkscllic uelschicdrntlib z» Ncisealtikcln venveudet, ') Die von den Lkllwc,ihä,>dl>,'l!i vcnvüsulc,! L.ittdcr des Gazellcnflusses wllrdeu - 24^ — „Aber im ^sten mW Südosten giebt es zwei andere Tiere, deren wir hier gedenken müssen — dm Esel und das .<,tamel. i „In allen Dörfern jenes Teiles des weiten Bezirkes der Laugo, der nns zugänglich ist, von Akkara bis Tnrtalli u>erden die Esel in Herden gezogen, und niemand denkt daran, sie znr Arbeit nutzbar zu machen, indem mau sich nur uni ihre Milch fümmcrt. Der Esel der ^augo ist von mittlerer Höhe, hat weiße Haare an den Fußgelenken und schwärzliche streifen au den Schultern, Er ist ziemlich stark, nud die Erfahrung hat gezeigt, daß er viele Jahre anshält, wenn er gut behandelt wird. In den Äqnatorialprooiuzen säugt mau jetzt hier und dort au, ihn zu züchteu, treibt Handel damit nnd führt ihn iu Bahr-el-Gazal eiu, wo er seines geriugeu Preises halber leicht Abnahme findet. „Etwas mehr gegen Norden der oben erwähnten Gebiete findet man das .^amel bei den westlichen Oialla. (is unrd bisweilen m Hcrdcn von fünfhundert bis sechshundert Stück gehalten und unr wegen seiuer Milch geschäht; im übrigen läßt »nan es iu einem halbwilden Zustande, Zwar sind die weiten Saudflächen jenes Landes mit ihren spärlichen Wäldern uud ihren Brunnen mit salzigem Wasser zur Znchtuug des Kamels überaus geeignet, aber unr wenige dieser Tiere bewährten sich, wenn wir sie nach Nedschaf brachten, dort gut. „Seit langer Zeit habe ich immer wieder darans hingewiesen, wie vorteilhaft es wäre, hier den zahmen Büffel einzuführen; aber obwohl solche auf den Straßen von Chartum herumlaufen, war cs mir bisher uicht vergönnt, einen in Vesitz zu bekommen. Hier wären die nötigen Bedingungen ihres Fortkommens, nämlich die Wärme, das Wasser, der Schlamm, die bitteren ^rassorten, so überreich vorhanden, und die geringen Ansprüche des Büffels paßten so sehr zu der Trägheit der ^eute, daß dieser Vierfüßler den Achsen trefflich ersebeu würde, der doch viel empfindlicher ist, während dann die reichliche Milch der Weibchen die beste Mhrnng geben würde. liruestells durch Ocssi »lasscülMt mit Rmduicl, ucrschl,'». (Ncssi haltc dci Verteilung desselben l!tt>g"ete Vorlehruiigell ^loffeii, um dessen Nasfc zi> erhalten uud zu entwickeln. — 250 — „Während der Handel mit lebenden Tieren, vornehmlich mit Vögeln, nach Europa an einzelnen Orten der West» und Ostknste Afrikas, angesichts der giillstigeu Lage einen überraschenden Auf» schnnnig genommen hat, hat noch niemand daran gedacht, ähnlichen Nntzen a,l'> nnserem Lande, das doch so reich in diesem Artikel ist, zu ziehen, „Wäre einmal die Schiffahrt in verständiger Veise geregelt, so würde ein derartiger Handel von hier nach Chartnm nnd derber nnd dnrch die Wüste nach Suatiu weuig Schwierilikeit dielen. Tie beständigen Nachfragen der stets wachsenden zoologischen Gärten Enropas wiirden qenngen, n:n diesem Handel ^eben M verleihen." Ter Bericht Emin Paschas giebt dann einen Überblick über das noch umfangreichere nnd üppigere Pflanzenreich. „^erealien werden in grostem Maßstabe angebant: «.Ini-r.-» (8or-Aum vul^.lie). Telabnn (eieu^ine coraciln^), c!ul geführt und hier leider nur zu gerue verbraucht. Warnm sollte man ihn nicht im Lande selber bereiten? Die bisher angestellten Versnche, ihn an Ort und Stelle zu erzeugen, haben ein geringwertiges Produkt vom Charakter des ^nsels ergeben, das sich zu keinerlei Gebranch eignet- aber bei besseren Testillationspruzesseu __ «51 __ würde man ohne Zweifel bedentendere Resnltate erzielen. Das türkische Korn, ans dem man einen besseren Alkohol gewinnt, steht vorzüglich in dem ganzen Lande, nnd sein Anban nimnit zn; dazu müßte man noch viele andere Früchte, Knollengewächse n. dgl., die zn derartiger Erzcngnng passen, fügen. Sir Samncl Baker konnte Branntwein ans den süßen Kartoffeln herstellen, nnd bei den Lenten von Zanzibar, die in Uganda ansässig sind, fand ich eine Art Vananenbranntwein stark im Gebrauche. Alle diese Getränke haben jedoch einen ihnen eigentümlichen, nicht gerade angenehmen Geruch, der aller Wahrscheinlichkeit nach von ihrer unvollkommenen Zubereitung hcrstammt. „Die Versnche, Weizen zu bauen, haben bisher keiue guten Erfolge gehabt; es scheint, das; der ägyptische Same für unser Klima nicht paßt. „Auf jedeu Fall bietet die bergige Gegend des Landes ein vorzügliches Versuchsfeld, besonders für den Anban von Zercalien, und es besteht kein Zweifel, das; mit geeignetem Samen man die besten Erzengnisse erzielen könnte. Als Beweis dessen führe ich den Anban des Reises an, der hente bereits die Mühen des Feld' arbeiters lohnt. „Im Jahre 1878 erhielt ich von einem in Uganda wohn-hafteu Araber eiue kleiue vou ihm gebante Qnantität Neis, deren ich mich zn einigen Proben bediente'). Der damit erzielte Reis ist sehr gnt, freilich klein uud etwas rötlich. Später machte ich Versnchc mit ägyptischem Neis, den mir I>. Schweinfnnh nnd Stone Pascha geschickt hatten, nnd die hcnte angebanten Neissorten stehen nicht nnter den ägyptischen. „Wie es natürlich ist, beschränkt sich hier, wie auf der ostlichen Küste, der Anban bisher uur auf die Statioueu. Die schwarze Nevölkeruug nimmt an diesen neuen Pflanzungen keinen Anteil; was dem Vater genügte, befriedigt auch den Sohn. Sowie es ein recht seltener Fall ist, daß ein Schwarzer sich zuhause einen Vogel oder ein Säugetier hält, so scheint ihm anch die Geschick» lichkeit znr Pflege nnd Anlage eines Gartens abzugehen. ') Ter Nubml des Reises wurde uou dcu Arabern Zauzibars cmch in Uganda uud zwar mit gutem Erfolge cmgeführt. (Wilson nu ,,l^,w^lu^"). - 352 — „Vor allem Pflauzeufett wird das Sesamöl überall in großen Massen gesammelt; ein gutes Drittcil jedoch geht infolge des mangelhaften Prozesses des Ansdrückens verloren. Frisch bewährt es sich vorzüglich beim Gebranch in der Küche; aber mit der Zeit wird es dick nnd nimmt einen eigemümlichen (Geschmack an, der an denjenigen der Nüsse erinnert. „An zweiter stelle kommt ein Ol, das man von der ^i.^lii,^ d)'p0F3ea erhält, nnd das dem Scsamöl vorznziehen ist. Es ist von heller Farbe, klar nnd hält sich lange Zeit, ohne sich zn ver-ändern; da es vollständig geruchlos ist, wird es als das beste nnter den Speiseölen betrachtet. „Die Arachis wird besonders ausgedehnt in den weiten Sand' flächen des Landes der Dinka gebant; die Sandeh nnd die Mam-betto banen sie anch mit Vorliebe, nnd jetzt schreitet ihr Anban von Dnflo nach Osten vorwärts, wo das Land sich hierzn eignet. „Da das Auspressen ans dieser Nnß viel schwieriger ist aw ans dem Sesam, so geht hierbei anch mehr verloren, obwohl die Frncht ölhaltiger als dieser ist. „Eine seltsame Thatsache ist hier zn verzeichnen. Vährend man überall die Nüsse mit Vorliebe ißt nnd die Tiere sie gerne unter der Erde Heransgraben, will man doch in einigen legenden ihr Öl nicht anwenden, indem man von ihm behanptet, daß es Krankheiten erzenge. „Ein sehr gntes Ol liefert anch die Iivpli5 5pici^c,il. die überall reichlichst angebant wird; desgleichen rühmt man ferner das ans dem Samen einer kleinen, im Gebiete von Makraka umlxl.^ genannten .Mrbioart gewonnene Öl. „Im Südwesten nnseres Landes findet man in großer Anzahl die cl.li^ ^uio^cn^i^. deren Früchte reichlich Öl liefern, In den westlichen Ländern scheint dieser Vanm sich mehr gegen Norden ansznbreiten, weil eingelaufenen Briefen znfolge Lnpton Vey sie noch nnter 6" 42^ nördlicher Breite nnd ^b" -^^ östlicher Länge von Greenwich ziemlich hänfig gefnnden hat. Ohne Zweifel tonnte die Elais hier gebant werden, nnd ich erwarte mit Ungednld die mir versprochenen Samen, nm ihren Anbcm zu versnchen. „Die bisher erwähnten Pflanzen geben flüssige Ole; noch — 253 — bleiben zwei weitere zu erwähnen, deren Fett bei gewöhnlicher Temperatur fest ist: das ^rcroo^^crinu,^ nnd die da.^ia I'mkii. Das erstere giebt wenig Fett, das infolge seines Geruches selbst vou den Negern bloß zu Einreibungen verwendet wird; ans der Frncht der d^ill, jedoch, welche der Kastanie ähnlich ist, werden große Mengen Fett bereitet, das mau oft als Nahruug verwertet, obwohl es emeu besonderen, braudartigeu Geschmack besitzt. Der Baum ist alleuthalbeu sehr verbreitet; ich traf ganze Wälder desselben im Südwesten unseres Landes. „Die Muster, die ich zur Scifenfabrikation nach Chartum schickte, erzielten so gute Erfolge, daß mau ihrer eiue größere Anzahl verlangte. Visher stammte fast alle im Sudan verbrauchte Seife aus Ägypten; es wäre darum ein gewiuubrmgendes Nuteruehmeu, sie in großem Maßstabe, angesichts der Masse der ebeu erwähnten Öle und Fette, in diesem Laude zu bereiteu. Da man bisher Soda hier noch uicht gefunden hat, so müßte sie vou Ägypteu gebracht werden; da aber der Preis dieses Artikels sehr niedrig steht, so wäre dies für die güustige Eutwickeluug der Scifeufabrikatiou au Ort uud Stelle kein erustes Hiuderuis. „Weun mau vou dem geriugeu Quantum (Rimini aiadicum absieht, das mau hier uud dort in den Akazienwäldern sammeln könnte, müssen wir in erster Linie des Kautschuk Erwähnnng thnu. Die Pflanzen, welche ihu hauptsächlich liefern, der clil-poämi.,5 ac>6u8 und der cZrpociinuZ cluici^, findcu fich vom achten Grad nördlicher Breite gegen Südcu hin fast überall, hauptsächlich aber an den Ufern der Gewässer, wo die Gipfel der Hügel mit ganzen Wäldern desselben bedeckt sind. Hier gesammelte Proben wurdeu nach Chartmu geschickt uud dort vou Kaufleuten als vorzüglich erklärt, obwohl man fand, daß einige Stücke Wasser euthielteu'). Diesem Übel abzuhelfen, wäre uicht schwer; es kam uämlich daher, daß mau die Verdichtung des Milchsaftes mit heißem Wafser beschleunigen wollte; mau wird also nur eine bessere Methode an Stelle der bisherigen auwendeu müsseu. ') EiuePmbc wurde auch der Gesellschaft für handelspolitische Erforschung Afrikas übcvsaudt und uon dcrFadrikPirclli, Casazzan, Co.iu Mailand lnitersuchl, dtc sie von guter Qualität faud, aber mit dein Nachteile, daß sie Wasser enthielt. — 354 — „Die Neger sind gerne bereit, Gumun zu sammeln, wcnu mau ihnen cine kleine Beluhnnng in Anssicht stellt; die Zahl der Pflanzen ist groß genug, um gute lirnteu für eiue lange Zuknnst zn versprechen. Es versteht sich von salbst, daß im Lanfe dor Zeit neue Pflanzungen nötig werden, wenn man nicht in tnrzent dies Erzeugnis will vernichtet sehen. Die größten Massen wurden bis jetzt vom Lande der Mambetto geliefert, aber, sellsam, seine Qualität wnrde etwas nnter derjenigen des Nantschnks befunden, der aus dem trocknercn Lande der Dinka staninn, das vollständig reinen und geruchlosen Htantschnk liefert. „verschiedene andere, anch wohlriechende Harze erwarten eine chemische Analyse, welche über ihren praktischen Wert M entscheiden hätte. „Die Tamarinde ist sehr bänfig, die Sträncher sind produktw. Das Mark, das mau hier erhält, ist nicht so bitter, wie jeue^ von Darfur, und deshalb angenehmer. „Das Zuckerrohr ist im ^ndeu, in Uganda, reichlich vertreten. Hente baut man es an allen Stationen, und bei genügender Ve> wässernng erhält es starke und sehr saftige Rohre. „Die Banunoolle kommt au eiuigen Orten nutcr besonderen Gestalten vor; so 5. V. trifft mau im Laudc der Vari eiu 55035V-pium, dessen reife Körnchen grnn sind, die Baumwolle aber hat lange nnd feme Fäden. Einige hier lebende Dongolaner, welche in der Weberei bewandert sind, verfertigten eineu Webstuhl, uud hente verdienen viele Leute ihr Brot, iudem sie deu sogenannten llamur herstellen, einen im Lande erzeugten Baumwollstoff, der fich sehr gut zu unserem Mima eignet. „Besondere Erwähnung verdienen die Tabake von Nnjoro nnd von Latnka. Die Tabatfabritation geht natürlich über das Bedürfnis nicht hinaus, aber sie könnte beträchtlich gehobeu werdeu, „Der Kaffee befindet sich im Überfluß in Uganda; niemand aber denkt dort an Ausfuhr' mau müßte seiuen Anban in nufern bergigen Bezirken versnchen. „Die Muskatnüsse stehen in Masse im Si'ideu, besonders im Lande der Mambetto. „An tüchtiger Botaniker könnte viele andere zu Handels- zwecken nützliche Pflanzen auffinden, sei es, daß sie zur Nahrnug dienten, sei es zn anderen Zwecken. „Es ist z. V. eine ganze Gruppe von Pflanzen vorhanden, welche sich znr Herstelluug von Gewcbeu oder Gespiuusteu eignen würden; andere geben gute Färbstoffe, wieder andere Gerbe-stoffe u. s. w, „Ein weites, reiches Feld eröffnet fich hier, besonders im Süden, der Industrie und dem Handel und macht im Interesse des Landes selbst den Wnusch rege, man möge nicht länger zögern, aus den Stoffen, welche die Natur iu solchem Überflüsse bietet, Nutzen zu zieheu." Dieser interessante Bericht Emin Paschas, der im,,k^p!oi'awl'e" veröffentlicht wurde, ist iu Europa weuig bekauut; er schließt mit einem Hinweise auf das Eisen, als auf das einzige Erzeuguis des Mineralreiches. „Das Eisen ist allenthalben in Überfluß uud iu guter Qualität vorhauden. Im Lande gegossen und bearbeitet, ist es ein sehr gesuchter Handelsartikel, vor allem in den nördlichen nud westlicheu Länderu, wo die grob gearbeiteten Spitzen der Pfeile und Lanzen an die Stelle des Geldes treten uud, wie die Ochsen, Wert haben, um fich die Frau zu kaufen. Die besten nnd künstlerisch volleudetsteu Eisenarbcitcr finden sich im Südeu; die geschicktesten im Laude der Mambetto uud bei den Makraka, wo einige Stammhäupter großeu Nuf als Schmiede genießen. „Bisher haben wir keine Kenntnis von anderen Metallen; allein das schließt noch nicht ans, daß es solche giebt; im Gegeu-teil, man darf annehmen, daß besonders der Osten uach dieser Hiu-ficht nicht gctränmte Schätze birgt." Die Nachrichten, die nns mit dem Dampfer zngckommen waren, waren mannigfaltig und ernst. Ägypten war der Schau-Platz trauriger Ereigniffe geworden. Die Stadt Alexandricn war am 1l. Juli 1882 bombardiert wordcu; die Erbitterung über eine derartige That hatte zu deu Metzeleien in Tanta nnd an anderen Orten geführt. Die tragikomische Revolution, die iu Ägypten losbrach, faud — 256 — cadü. ihre erste Knndgcbnng in dein Gegensatze zweier Mi-litärpartcicn. Die Fellahs, in früherm Zeiten dnrchans nicht geachtet, erhielten die ersten Gnnstbezengnngen vom Vizekönig Said, der sie zn Beförderungen im Heere nnd in der Verwaltuug zuließ, Ismail, sein Nachfolger, der stets daranf bedacht war, sich der Abhängigkeit des Sultans von Konstantinopel zn entziehen, hob das Ansehen der Eingebornen, die bis dahin niedrig nnd unterdrückt waren, noch mehr. Aber während das Heer sich aus nationalen Elementen stärkte, kam das Khediventnm jeden Tag immer mehr herab, sowohl wegen der sogenannten Controlle als anch der Mitherrschaft Englands nnd Frankreichs. Als Ismail gefallen war, fand sich der jnnge Tcwfik, ein Mann von milder Gesinnnngsart nnd voll Bedenken, mit einem Male ohnmächtig, den erbitterten Haß zn zügeln, der zwischen den eingebornen Offizieren einerseits nnd den Türken und Tscherkcssen anderseits herrschte, nnd so erwnchs darans ein wirklicher Vorteil für die eingeborne Partei des Heeres. Die seit einer langen Ncihe von Jahren gednldete nnd still ertragene Verachtung wurde nicht länger mehr gelitten; nnd jetzt, da man sich nach Zahl nnd Einflnß — 357 — zum Kampfe befähigt sah, brach man mit wiederholten Demonstrationen und Meutereien los, die sich zu vollständigen militärischen Kundgcbuugc« gestalteten. Der Kriegsminister wurde abgesetzt, die drei Obersten Tnlba, Abd^el-Al Haschisk nnd Aräbi waren die Herren der Lage, Ar^bi wurde der Führer und die Seele der Bewegung. Die arabische Beweguug, die in der Kaserne entstanden nnd herangewachsen war, verbreitete sich alsbald nnter dem Volke; die gegen den Khedive und die Europäer genährte Erregung gestaltete sich unter der anspruchsvollen Form einer nationalen Vewegnng zu einem Kampfe der Muselmaueu gegen die Ungläubigen, zu einem Aufstaude der Barbarei gegen die Zivilisation. Und so mußte es natürlich damit eudeu, daß die Beweguug, da die Idee des Vaterlandes und die Liebe zu demselbeu von den Arabern Ägyptens nicht erfaßt worden war, in Fanatismus ausartete. Mordthaten, Brandstiftnng, Meuterei, Plünderungen waren die schreckliche Folge der angeblichen Umgestaltung; nnd nachdem Arabi bei Tel'el-Kebir in eiucm leichteu Siege gegeu schwacheu Widerstand iiberwnnden war, sich schnldig bekannt und eine gar nicht verlangte Gnade gewährt erhalten hatte, schloß das große Drama in komischer Weise. Die Nnhe kehrte mit einem Male ins Land znriick, die getreuen Unterthanen jauchzten Tewfik Pascha zu'). Aber die Nachrichten, welche mehr zn denken gaben, waren diejenigen, welche die Hartnäckigkeit der Mahdistischen Neuolntion im Sndan nnd den beständigen Abfall uud die fortwährendeu Niederlagen der Regiernngstrnppen betrafen. Der Horizont erglänzte in einem Lichte, das für eine nicht allzuferne Zukunft verhängnisvoll erschien. Am 14. April 1883 morgens zehn Uhr begrüßte die in der Station Lad5 anfgchißte Fahne den Dampfer, der fich in der Richtnng nach Chartmn hin entfernte. Die Hoffnnng auf ein baldiges Wiedersehen jenes Dampfschiffes machte mich fast nngcduldig, <'v abfahreu zn sehen. l) ?. ?elul.ii-l ivl^iini^nHli, ^'l^^illc, 3«ni2^i2>a>ii. (Agyptcu ul>»eÄgl)ftter,) — 258 -> Und ich hegte diese Hoffnung nicht allein! In jenen Tagen kehrte Di-. Harald Dabbene, ein junger Mann mit tüchtigen Stndicn nnd für Afrika begeistert, von dem anf seine Gesnndheit vernichtend nurkenden ^tlima hierzn gezwuugeu, nach Italien znrück. Er hatte die Länder am Nil füdlich von Lad5 befucht nnd Fatiko sowie das Land der Schnli berilhrt, U'u er umfangreiche entomologische Sammlungen anlegte. Ich schickte mich an, in die westlichen Länder zurückzukehren; Emin, eifrig, wie er war, die Sicherheit des Verkehrs anf der neuen Straße nach dem Dnngn zu gewährleisten und Mambettn zu besuchen, wollte mich begleiten. Über Wandi und Ndirfi hinweg berührten wir Tandia, das er mit einer Besatzung irregulärer Truppen versah, danu ging es hinab nach dem Duugu, wo Emin Bey zwei Stationen errichtete, die er Mundü nnd Dnngu nannte, nachdem er Vereinbarungen mit den eiugeborneu Häuptern getroffen hatte. Ich ging ihm nach Mambettu voran, und da ich den bereits bekauuteu Weg uicht uuchmal durchziehen wollte, eutschloß ich mich, das zwischen den Flüssen Gadda nnd Ellu liegende, von einer starken Kolonie Maigö bewohnte Laud zu desucheu. Das Land ist infolge seiner reichlichen Bevölkerung, seiner Menge von Wohnorten uud der weit ausgedehnten bcbautcu Felder blühend. Aber kaum gelaugte mau iu die Nähe des Flusses Gadda, so wurdeu die Leute, die vor mir gingen, festgehalten und geschlagen, die Lasten auf den Boden geworfen und die Träger zu eiliger Umkehr gezwnngeu, Ich wollte sie aufhalten, nicht einer folgte mir. An der Stelle angelangt, fand ich in den Bananenhainen, welche das Dorf von der Seite, die nach dem Flusse hiu sieht, umgeben, Eingeburne zum Kampfe im Hiuterhalt aufgestellt. Zwei lange Tage war es nicht möglich, diese Leute eines besseren zn belehren, sie waren mißtrauisch uud hauptsächlich von der Bevölkerung aufgehetzt. Der Häuptliug vou Gaugobü erklärte mir hierauf in wmig Worten, ich müßte den Rückweg antreten; sein Land sei den Fremden verschlossen. Man verbot uns sogar, das Wasser des Flusses zu beuützm. Bei jeder Beweguug meiuer Burscheu gebot eiue erhobeue Lauze, eiu gespannter Bogen rück^ wärts zn gehen. Übergang über den Gadda. Da ich wohl einsah, daß die Nachricht von der Anknnft Be-waffneter die hauptsächliche Ursache solcher Anfügung, writ mehr als die natürliche Wildheit der Schwarzen sei, suchte ich die erhitzten Geister meiner Burschen, die stets znm Kampfe bereit waren, zn beschwichtigen, indem ich mich mit aller Rnhe nnd Gleichgiltigkeit in den Hänsern des verlassenen Dorfes znrechtmachte. Aber in der Nacht vom zweiten anf den dritten Tag, als ringsnm die Aufsicht weniger rührig gehandhabt wnrde, wagte ich mich in den ersten Morgenstunden, indem ich mit mir einen Bnrschen nahm, der, wie ich, mit einer Flinte bewaffnet war, in den Wald. Überall Nnhe, nirgends menschliche Wesen! Nach einem kurzen Wege gelangten wir zn einer Hütte mit offener Thüre. Zwei Männer fchliefen drinnen fest. Mit Blitzesschnelle machten wir nns über sie her, und ohne weiteres lnden wir sie ein, nns zn folgen. Verstört, halb schläfrig, halb fnrchtsam gingen sie ohne den geringsten Widerstand mit nns zu unserm Lagerplatz. Die Unterhandlungen mit dem Häuptlinge dauerten den ganzen Tag mit Hilfe der beiden Gefangenen, von denen einer eine angc-sehene Persönlichkeit war. Die Gemüter hatten sich bernhigt, die Vernunft hatte die Geister wieder zur Ruhe gebracht, nud, uoch ehe die Sonne sank, hatten wir das feierliche Versprechen erhalten, daß man uns am andern Tage nicht nur den Übergang über den Steg des Flnsses gewähren, sondern anch bis zum nächsten Dorfe eines anderen Häuptlings Begleituug geben wolle. Ill früher Morgenstunde vollzogeu wir unseren Übergang über die Brücke, die aus zwei verbnndenen Pfählen bestand, welche auf biegsameu, gabelförmigen, im Schlamme des Flnsses eingetriebenen Pfosten rnhten, der nnter uns als starker Strom dahin rauschte. An den Händen von zwei Schwarzen gestützt, barfuß, um auf der engen Brücke, die mit jeder Erhebung des Beines sich bog, besser schreiten zu können, langte ich, zu meiner nicht geringen Überraschnng nnd Befriedigung, am anderu Ufer an. Noch blieb die schwierige Arbeit übrig, meinen Esel hinüber zu schaffen, schwierig, da der Fluß einen sehr raschen Lauf nnd hohe, bergige Ufer hatte. Das Problem war ernst. Aber während ich in meinem Geiste eine Aushilfe für diesen Fall ersann, erfaßten zwei Schwarze das hals' 17* — 2.'r, — Die zniu Fasten verpflichtete» Üammer-herren, — Der um einen Teller Fleisch Bekehrte. — Rivalität zwischen Sudauesen und Arabern. — Ibrah im Gurna. ur u. — Oberstlcutcnant Bakit Bey. — Der Kopf Nindschos, — Loron, der Feind Ba. lers. — Der Aufstand am Bahr-el-Oazal. — Johann Maria Schüwer. — „Bis iider uns da« Meer sich schloß," — Brief Einintz vom 28. Mai 1«84, — Entweder gewinne ich deu Tag/oder ich sterbe. — Vorladung Keremallahs, Überlegung unter dem Eindrucke der Fmcht. — Es war ein Traum — Schwierigkeiten dcS Mckzngs. - Auszug dcr Araber, — Dcr Baum versendet Schatten, uud der Koran ist meiu, Über die Lngc der Schwarzen in deu ägyptischen Bcsitzungcu bis zum August l<^3 richtete ich an den Herausgeber des ,,T8pIo-l-atoi-e", Kapitän Manfredo Camperiu, eiuen Brief, den hier wieder-zugeben selbst nach den Ereignissen, welche teilweise die in demselben in betracht gezogenen Verhältnisse änderten, ich noch für angezeigt halte. „Tangasi, den W. August 1883. —--------- — Wenn man anch sagen darf, daß der Sklaven- Handel im Augenblicke etwas eingeschlafen ist nnd zurückgedrängt — 262 — wurde, so kann er bei irgend einer gegebenen günstigen Ge» legenhcit immerhin wieder nen anftreten nnd znr Gcltnng kom-men, wofern nicht radikale nnd logische Maßregeln in Anwendnng gebracht werden, welche den elenden Händlern weitere Hoffnungen benehmen. Anch die Schaffung eines eigenen Amtes mit dem Sitze in Chartnm nnd dein Zwecke, den schändlichen Handel zn überwachen nnd niederzuhalten, kann das ersehnte Ziel nicht er» reichen. Nnr mit guten gesetzgeberischen nnd praktischen Maß-nahmen, welche geeignet sind, die Ursachen, die ihn begünstigen können, ans der Welt zn schaffen, wird man einer Bevölkerung, die ihr Dasein zwischen Hast, ^nrcht nnd Mißtrauen hinbringt, Friede», nnd Sicherheit schenken. Mehr als die prnntvoilen deklamatorischen Rundschreiben, die nnr zu dem Zwecke cutworfeu werden, das Übel zn verbergen, indem mau es ableugnet oder seinen Umfang verkleinert, wird eine ernste nud anständige Leitnng der Regiernng zn stände bringen, welche znr Entfaltung nnd Steigcrnng der Thätigkeit der Vevölkernng den ersten Anstoß giebt. Man müßte eine vollständige Trcnnnng des Landes der Schwarzen von den arabischen Gebieten oder jenen, wo die Araber überwiegen, anstreben nnd die Bänder von Bahr'ebGazal nud Äqnatoria unter eine eigene nnd autouome Verwaltung stellen. Wollte mau diese zerstreuteu Glieder zn einer einzigen Gruppe vereinigen, so würde man eine natürliche und logische Grenzlinie erzielen, man würde in den Schwarzen das Vertrauen erwecken, das jetzt noch recht schwach ist, daß die Negiernng für sie die ganz gleiche Sorgfalt, wie für die anderen Provinzen des Staates hege. „Die Araber, welche sich ans dem Gebiete zerstrent finden, ohne festen Wohnsitz nnd ohne Hoffnnng, sich mit dem cingebornen Elemente je zn verschmelzen oder ihm gegenüber irgend welche Überlegenheit zn gewinnen, die stets, ohue jegliche Ausnahme, Diebe oder Bettler sind, müßten entfernt nnd in ihr Stammland geschickt werden, ohne jede Anssicht, wieder zn kehren. Wäre so die nene Provinz von einem oft verderblichen, immer aber gefährlichen Elemente gereinigt, so würde es ziemlich leicht werden, ihr auch eine der Gerechtigkeit entsprechende Ordnnng zn verleihen, die zugleich den dringendsten Bedürfnissen Rechnung tragen würde. — 263 — „Die Herrschaft über den Süden wird auf Grundlage ara» bischer Elemente geübt, die von der eiugcbornen Bevölkerung durch Verschiedenheit der Nasse, der Sprache, der Sitten nnd Neignngen weit absticht. Um die NegierunMhätigkeit zu erleichtern, müßte das nenc Gebiet in drei große Statthalterschaften, die nördliche, östliche nnd westliche, mit Abhängigkeit von dem Haupte der Pro« vinz, geteilt werden. Dies müßte seinen Sitz am Sobat haben, in einer überaus günstig gelegenen Örtlichkeit, wo die Wasserstraßen über Ehartnm, Lad^ nnd den Bahr-cl'Gazal sich verbiudeu. „Unumschränkte Macht für den europäischen Gouverneur, ^rei» heit des Handels, offener Zutritt zum Markte für die Kaufleute, Erleichterung der Transporte, Hebung und Belohnung der Land« wirtschaft, Elementarschulen — das wären die ersten, grundlegenden Reformen. „Man hebe uur vor allem das Vertrauen, und die Schwarzen werdeu, überzeugt von dem Werte nnd dem Einflüsse des Wohl» standes, der ihnen geboten wird, wenn auch nicht aus Dank, so doch ans Interesse auf die neue, ilmeu angewiesene Bahn gezogen werden." Die Frage der Sklaverei ist überaus verwickelt, und ihre Lösung kann »veder mit raschen, noch mit gewaltthätigen Mitteln rrreicht werden. Dieselbe mnh die stufenweise Entwickelung eines historischen Verlanfs nehmen, jede nicht in rationeller Weise unter» nommene Handlung würde die Wunde nnr verschlimmern und die Schwierigkeiten erhöhen. Die Zivilisiernng Amerikas war ein Werk der Eroberung und Vernichtung, in Afrika muß sie das der Verschmelzung werden. Von dem Tage, da die Bosheit der Menschen der Verflnchnng Hams ihren Beifall zollte (Genes. I, 9), waren seine Söhne zur Nacktheit und Sklaverei verdammt. Die Hindernisse, welche die Natur in Afrika aufgehäuft hat, setzten der geistigen und moralischen Entwickelung seiner Bevölkerung stets Schwierigkeiten entgegen; der Mensch, der sich in dieser besonderen Lage des Klimas und Bodens befand, konnte, in enge Kreise von Wünschen nnd Bedürfnissen eingedämmt, die Wohlthat einer ausgedehnten geistigen nud moralischen — 264 — Verbesserung nicht genießen. Als Folge dieses Znstandes sind die Neigungen des Schwarzen von seinem Instinkte abhängig. Mintranen, Nachsncht, Haß, gegenseitige Vernichtung wnrden die vornehmsten Eigenschaften der Neger, nnd ihnen zn genügen, bildete den Wert ihres Daseins, Die Übermacht der Starken nnd die Schwäche der Mehrzahl führte zn einer ersten Unterscheidung von Herren und Dienern, die in ihrer Fortsetzung infolge von Feigheit des Herzens nnd abergläubischer Ergebenheit endlich znr wirklichen Sklaverei ansartete. Der Besiegte wnrde ein Sklave, der, znr Arbeit verurteilt, ein Gegenstand des Wechsels, wie eine Ware, wurde. „Und selbst dabei blieb das Übel nicht stehen. Die Häuptlinge, die später Berührnng mit den arabischen Sklavenhändlern gewannen, vereinigten sich, den Untergang, dem sie entgegeneilten, nicht bedenkend, mit denselben, von dem Besitze der Gegenstände, die ihre Neugierdc befriedigten, nnd der su> ans niedriger Lage emporhob, angelockt. So wurde der Handel organisiert; die Schwarzen wurden Lasttiere, ans ihrem Lande herausgerissen nnd unmenschlich ans den Märkten verkanft. Die Araber aber, stark durch ihre Geringschätzuug der Leute ohne Religion nnd jedes Menschenrecht mit Füßen tretend, jagten nach ihnen, wie nach Wild. Ägypten nnd Zanzibar genossen den Nnf großer Handelsplätze für Menschenfleisch. „Enropa rief nach Unterschriften in Verträgen; es erhielt sie; allein das tiefe, eingewnrzelte Übel mit seinem ganz ansehnlichen Gewinne wnrde nnr zum Scheine unterdrückt. Die käuflichen Beamten, die stets dnrch Geschenke bestochen wnrden, waren oft Genossen des schändlichen Handels. Man kaufte die Niederlassungen der Sklavenhändler von der Regiernng Ismails, ohne daraus praktischen Nntzen zn ziehen; man griff zn den Waffen, allein ohne die Erfolge zn erzielen, mit denen man sich schmeichelte, Samnel Baker wnrde dnrch die Intrignen der Beteiligten überwunden. Gordon, der die Operationen mit viel Umsicht eingeleitet hatte, verließ, in den .Urieg am Bahr«el'Gazal verwickelt, den Sndan in der Erregung des Anfstandes uud unter der Last der Interessen, die ihr Gleichgewicht verloren hatten, was alles die öffentliche Nnhe erschütterte. Das vergossene Vlnt trng keine — 265 — Früchte; dor Gebrauch der Waffen verschärfte die Gegeusätze, statt sie zu lösen; nud als Bekuudung dieses Widerstandskampfes erschien der Mahdi, der Mann, der die Menschheit loskaufen, und der Welt den, Frieden geben sollte. ^ Dem Sklavenhandel den Krieg erklären, ihn bis in seine ver-borgeusteu Winkel verfolgen, ihn oadnrch, das; man den Verkauf der Ware au den Handelsplätzen verhindert, unmöglich machen, ist ein mehr als menschenfreundliches, es ist ein wesentlich politisches Werk, Die Übermacht der Araber, dieses fanatischen, die grundlegendsten Ideen von Vaterland nud sittlichem Fortschritte uicht begreifenden Volkes, niederzuhalten, wird das einzige, das eigentliche Mittel sein, um das Ziel zn erreichen. So lange diese Nasse in Afrika die Oberhand behält, wird jeder Versnch einer Zivilisiernng zwecklos und unfruchtbar seiu. Der Araber lastet wie eiu Alp auf dem afrikanifchen Volke; der erste Schritt muß dahin abzielen, diesen Todfeind zu zügeln und unschädlich zn machen. Ganz anders liegen die Bedürfnisse hinsichtlich jener Sklaverei, welche ich die einheimische heißen möchte. Entstanden als eine Notwendigkeit in dem Zustande der Kindheit der menschlichen Zivilisation, mnß sie verschwinden nicht durch die Macht der Ereignisse oder infolge plötzlicher Veräuderuugeu, sondern als Nach-wirkuug eiuer laugsameu und fortschreitenden Umgestaltung des sozialeu Aufbaus. Geduld uud Ausdauer, thatsächlicher Schutz müssen die znr Hebung der Verrohung der Schwarzen erdachten Bemühungen begleiten nnd sie klar nnd annehmbar machen. Wehe, wenn ihr natürliches Misttranen aufs äußerste gebracht würde! Die Thätigkeit der Missionen, wenn sie sich in richtigen Schranken bewegt nnd praktischen Zwecken gewidmet wird, braucht leiuc mystischen Formeln; das Ansehen der eingcbornen Haupt» liuge darf nicht gemindert, sondern must in geschickter Weise nach besseren Zielen gerichtet werden; die Veziebnngen müssen nnter allen Umständen anf das Wohl der Völker, nicht anf das verhaßte Ansnützen ihres natürlichen Reichtnms abzielen; knrz, man muß die Leute veranlasse,!, auf das Morgeu zu denkeu uud besorgte Wächter ihres Eigentums zu werden. Der ^oslauf der Neger mnß zur Thatsache werden „vom Tag, wo Heirat, Altar nud Gerichtshof" — 260 — ihnen werden wird, um ihr Glück zu sichern, indem man sie zu festen Wohnsitzen an ihren häuslichen Herden bringt. Im Laude der Mambetto nnd Saudeh wird die unbedingte, despotische Oberhoheit der Fürsten, die dnrch Beihilfe der kleineren Häuptlinge sich fast zn einem feudalen Regime gestaltet, den Völkern mehr oder minder von Nnhen, je nach den besonderen Herzens» nnd Geistesanlagen des Hanptes des Staates. Bakangoi drückt anf das Volt, das ihn haßt, mit schwerer Hand; aber Herköm inliche Gewohnheit sichert il>m die Hochachtung. Kanna, eisern in seinen Vorsätzen, aber llng nnd vorsichtig, weiß sich die Zuneigung sciuer Volker zn erringen, ^angara, dnrch den Einfluß der Sklaven« Händler in Fesseln gelegt, begnügt sich mit seiuem eigenen Wohl» befinden, indessen Gambari sich znm freiwilligen Werkzeuge nnd zum Genossen aller ilirer Schurkereien »nacht. Während man bei den Saudeh dem Einflüsse der Sklavenhändler mit Gewalt Widerstand leistet, dnldet nnd begünstigt man in Mambettu den schmählichen Handel. Der Einfluß nnd die Soldaten der Negiernng sind — zwar nicht aus Prinzip, wohl aber thatsächlich — die Werkzenge, welche die Arbeit erleichtern, indem sie jeden Tag mehr die Gewalt nnd den Einflnß der eingebornen Häuptlinge erschüttern. Die Masse der Untergebenen seht sich ans freien Männern nnd Sklaven znsammen. Die Gesamtheit der Sklaven wird einer» ieits dnrch die Geburten, anderseits dnrch Kriege nnd Razzias, welch letztere immer nene Mengen von Sklaven liefern, vermehrt oder doch anf gewisser Höhe gehalten. Die Monfü in Mambettn, welche als eine niedrigere Rasse gelten, liefern den reichsten Veitrag zur Sklaverei; allein die Knechtschaft, in welcher man sie hält, hat weder einen die Würde der Menschheit schädigenden Charakter, noch anch läßt sie die Herren als Tyrannen erscheinen. Die Sklaven werden meist zur Feldarbeit verwendet, genießen zwar gewisse, den höhereu Ständen gestattete Vorrechte nicht; allein man ist nm ihr Wohlbefiudeu überaus besorgt. Die Abarambo bilden gauze Kolouien im Lande der Sandeh, sie haben keinen Einfluß auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, werden zn den schwersten nnd mül,-iamsten Arbeiten verwendet, haben aber keine schlechte Behandlnng Ailsicht von Vciw^oliman in Dar-FerNt. zu dulden, sowie sie auch die Gefahr, sich ihrc Familie entrissen zu scheu, nicht zu fürchten haben. Der frcie Mann kann Zwar kraft einer Vcrnrteilnng wegen begangener Vergehen ein Sklave werden, aber er wird es nnr infolge eines vom Fürsten ausgesprochenen Urteiles, und seine neue Stellung ändert die Gewohnheiten seines früheren Lebens nicht gerade viel. Indem die Sklaven die Sorge nm das Innere der Häuser zn übernehmen haben, werden sie gewöhnlich znletzt als Familienglieder betrachtet. Die Herrschaft in der Familie, die Leitnng der Aussaat und der Ernte wird der Fran anvertrant. Sie übt Einflnß ans das Gemüt ihres Mannes ans nnd nimmt an der Gestaltnng der täglichen Ereignisse thätigen Anteil. Wenn anch die Vielweiberei allgemein ist nnd die Anzahl der Weiber, besonders bei den Hänpt-lingen, beträchtlichen Umfang annimmt, so wird doch die Verteilung der Obliegenheiten nnd der Rechte einer jeden in einer Weise vorgenommen, daß jede Reibung vermieden wird. Die Eifersucht tritt nnr in einer gewissen, ganz besonderen Form anf; sie hat keine Berechtigung, woferne die individuellen Gorrechte beachtet bleiben. Die Frauen, die zu harter Arbeit vernrteilt sind, haben sonst keine schlechte Vchandlnng zn dulden; im Gegenteile, sie sind Gegenstand der Sorgfalt nnd Rücksicht, woferne sie nicht im Herzen ihrer Gebieter Keime der Eifersucht erregen. Bei der Bildung der Gesellschaft herrscht bei diesen Völker» schaften im allgemeinen Billigkeit nnd Gerechtigkeit vor, nnd sickerten nicht die verderblichen Grundsätze, welche die Araber hereinbringen, dnrch, so hätte »nan allen Grund, uou dem Werke der Zivilisation das Beste zn hoffen, „Mambanga ist anfgestandcn, er eilt rachgierig unter seinem Lcopardenfelle mnher; der hingerichtete Baginde hat die Schlangengestalt angenommen nnd verbreitet Schrecken und Verwüstung." So lautete die legende, die sich allenthalben Bahn brach, als Emiu Mambettu kanm verlassen hatte. Die Gräber wurden ihrer deichen beraubt; die furchtsamen oder nach Rache schnaubenden Geister — 268 — erwarteten nahe Ausstände. Iori, ein Stiefbruder Mambaugas, wiegelte die MismM anf nnd reizte sie zum Kriege. Die bald heiteren, bald traurigen Wechselfalle des Streites brachten das Gefühl des Volkes in Unruhe; die Abarambo erhoben sich gegen die Oberherrschaft der Regiernng, die Monfü, von Kadebü geführt, versuchten, sich aus ihrem Sklavenjoche zn befreien, das über fie seit einiger Zeit verhängt war. Mbruo fiel unter dein Stahle seiner eigenen Unterthauen, der Abarambo; die Trnppen der Re» gierung liefen ernste Gefahr. Aber Gambari schloß mit letzterer einen Bündnisvertrag; mit seinen Soldaten herbeieilend, schlug er Kadeb^ und nahm ihu gefangen, indessen die von Iangaras Renten unterstützten Trnppen die Abarambo zum Gehorsam zurücktrieben und Joris Abisanga vernichteten. .Nadebü ivurde niedergemacht, Gambari dehnte die Grenzen seines Reiches ans. Mbitima, der gegen seinen Vater Uando rebellische Sohn, befestigte sich anf dem einstigen Throne Mambangas. Eher der Schntz der Negierung war es als ihr Ausehen, was ihren Sieg entschied; aber an der Art nnd Weise ist ja nichts gelegen; — man rnft die Schließung des Iannstcmvels ans. Mnselmännischer lHinflnß herrscht jetzt, uicht der Geist des Fortschrittes nud der Bildnng. Indessen Gambari zwei !Kber, die er seit einiger Zeit sehr gerne gehabt hatte, ,;nm Tode verurteilte, weil sie vom Gesetze Mohammeds in die Acht erklärt seien, was ihm Nehan Aga, der Major der Trnppen, ein Sudanese von Geburt, eingeredet hatte, verpflichtete er hernach seinen Hof nnd die Hänpter znm Fasten des Namadhan. Der Hauptmann Farag Adschok') giebt einem Vambahänptling Stnnden in muselmännischer Theo-logie, wobei sich dieser als fleißiger nnd frommer Hörer erweist; es geschieht aber mehr des Essens halber, das ihn envartet, als um der Theorien willen, welche seine Seele retten nnd ihn zn den überraschenden Freuden des Himmels führen sollten. Schwierig nnd unluhnend war es immer in den Ländern der Schwarzen von Aquatoria, die Aufgaben der Negiernng, sei es dem ') Farag Abschol, ein alter Soldat, war weaen Desertion von Sir Smmiel 3?alcr zum Tode verurteilt, jedoch auf die Bitten seiner Frau begnadigt worden. — 2li9 — militärischen, fei es dem arabischen Elemente anzupassen. Die Nebenbuhlerschaft zwischen diesen beiden Parteien, die angeboren ist, zugleich aber anch ans der Verschiedenheit der Rasse entsteht, nahm an Umfang infolge der räuberischen Handlnngen der Sklavenhändler zn, ob sie anch dnrch dir Pflichten des Regiernngsdienstes etwas gcziigelt wnrde. In den mrist^n Fällen erwnchs darans eine Eifcr-sncht, die, still nnd verschlossen hiubrntend, Gestaltung gewann, losbrach nnd sich stets zmn Schaden des richtigen Handelns der Regierung offen bekundete. Emin hatte mit großenteils gerechten Maßregeln, welche er angesichts des übermäßigen Vorherrschens des arabischen Elementes in den Gcbielcn von Nnmbck, Ajak und Amadi traf, das sudanesische Militärelement Hoffnuug schöpfen lassen, einen unbedingten Vorrang bei der Verwaltung des ganzen Landes ein° nehmen zn können. Entgegen aber den Hoffnnngen, die er im Gebiete von Makraka, znm Schaden der militärischen Elemente, hatte aufkommen lassen, hatte er dem Araber Ibrahim Mohamed Guruguru umfassendes Vertrauen nnd unumschränkte Macht gewährt, Dank der geschickten Thätigkeit des letzteren hatte das Land zwar eine sehr gedeihliche Entwickelung in seinen materiellen Interessen genommen, allein der Keim der moralischen Anflösnng nahm jeden Tag, infolge der Kunstgriffe der Sklavenhändler, die immer mehr znr Blüte gelangten, größere Verhältnisse an. Der Oberstlentenant Vakit Bey, der im Lande wegeu seiner gemeinen Herknnft, bei den Eingebornen und bei den Soldaten wegen seiner achtenswerten kriegerischen Tugenden beliebt war, konnte die untergebene Stelle, die man ihn einem offenkundigen nnd berüchtigtem Sklavenhändler gegenüber, wie Ibrahim war, spielen ließ, nicht dulden- er ertrug die Ungerechtigkeit nicht nnd rüstete sich zur Gegenwehr. Aber geschlagen nnd besiegt, wurde er nach Ehartum geschickt. Dem triumphierenden Araber opferte man damals als Lohn und Entgelt den Kopf des unglücklichen Rindscho, des großen Haupt» lings der Sandeh-Vombö, des Mannes, der seit der Zeit Petericks soviel zur Erhaltuug geordneter Znstände uud zur materiellen Entwickelung des Gebiets von Makraka beigetragen hatte. An den Ufern des Niles, in Gondokoro, regten sich die Van. — 270 — Loron, der unversöhnlich»,' Feind Vaters und Gordons, arbeitete au der Verteidigung der Nuabhäugigkeit semes Volkes schou lauge; sciuc natiu'lichc Hartnäckigkeit uud luehr uoch dic beständigen Plackereien seitens der Befehlshaber der Rcgierungsstationeu iu sciueu Gebieten veranlaßten ihn hierzu. Loron fiel später, am 27. Iuui 1884, uuter dem Stahle Ibrahim Hamagilis eher als Übelthätcr, deuu als rebellischer Uuterthau. Die Beschlagnahme vou dreitausend Ochsen, die Verwüstung des Landes, die itnmer zuuehmeude Ent-fremduug der Gemüter der Vari waren die traurige Folge. Die Zurückgabe uou sicbeuhuudert Ochsen bildete die einzige Genngthnuug, die mau jeuen Uugliicklichen gewährte. Nicht besser war die Lage in der Provinz des Bahr-el-Gazal. Die Diuka standen iu osfeuem Aufruhr; Nafai, der erprobte Manu uud kühne Soldat, war kämpfcud gefalleu; der letzte Dampfer, der im August IK83 deu ini Gebiete der Nek gransam gemordeten Iohauu Maria Schnwer gebracht hatte, u>ar nach Chartum zur Abholuug der besten Soldaten abgegangen. Die Verbinduugeu zwischen Äquatoria uud Dschur Gatthas wurdeu durch die Fciud-seligkeitcn der Agar uud Atot unterbrochen; der westliche Weg durch Mambettu aber war wegen seiner Schwierigkeiten uud seiner Entfernung zn gegenseitigen Mitteilungen vou Nachrichten nicht ausreichend. Lnpton uud Emiu käiupften getrennt, jeder iu seinem eigeueu Gebiete, für die eigenen Interessen, die inehr anf einer uubegrün deten Hoffnung anf bessere Zeiten als anf der iuuereu Überzenguug oon einer gnustigeu Lösung der Ereiguissc beruhte. Die mahdistische Beweguug schritt heran, sie erreichte die Pforten Äquatorias, und keine Maßuahmeu unirdeu zu gemeinsamem Vorgehen augesichts der taglich wachseudeu Gefahr getroffeu. Die Irrtümer der Meuscheu glicheu der Widerwärtigkeit der Ereiguisfe, uud träunieud erwartete man stets den morgigen Tag iu der Hoffmmg auf etwas Besseres, „bis über uus das Meer sich eudlich schloß". Eiu Brief Emius nlit dem Datum des 28. Mai 1884, der mir bei meiuem Aufenthalte iu der Nähe des Flnffes Gadda zugekommen war, forderte mich auf, augesichts der sehr erusteu Vor-tommuisse, die sich in der Prom'uz des Bcchr-el-Gazal ereigneten. — 27 l wila l)llsftn. unch nach ^sten znrückznzieheu. ^npton benachrichtigte ihn in einem Briefe vom 13. April von dem Herannahen dcr Armee des nenen Propheten; sie hatte sich sechs Stnndcn von seiner Residenz Dem Suleyman gelagert. Zwei Derwische hatten ihn aufgefordert, sich dem Scheit .^ieremallah Muhammed, dem Abgesandten des falschen Propheten, zn übergeben. „Ich will," so schrieb er, „bis Mn äußersten kämpfen; ich habe drei Kanonen anf dir Bastion gestellt nnd hoffe, die Feinde znriicktreiben zn können, wenn sie mich angreifen. Ver» liere ich das Gefecht, so N'erden sie sofort über Sie kommen; also auf der Hut! Vielleicht ist dies mein letzter Brief. Meine Lage ist ver-zweifelt;meineLente haben sich den Ne> bellen in großer Anzahl ergeben; entweder gewinne ich den Tag, oder ich sterbe." Emin fügte in seinem Briefe an, daß dcr Emir Keremallah lhn über die Siege des Mahdi im Sudan, über die Niederlage des Generals Hicks, über die Übergabe nnd Gefangennahme Slatins, des Gouverneurs dcr Proviuz Darfnr, benachrichtigte nnd von ihm verlangte, anch die Mndirie von Äquatoria den siegreichen Waffen des Propheten zu überlassen. Er schloß damit, daß eine allgemeine Versammlung der Offiziere nnd Bediensteten, die in ^adc', anwesend — ^72 — warm, sich einstimmig für die Unterwerfung mitgesprochen habe, und daß er am nächsten Montag den 31. Mai 1^84 nach Dem Snley» man, zugleich mit der Kommissiuu, welche die Unterwerfung erklären sollte, zu Keremallah abgehen werde. Diese bestaud außer ihm aus dem Arzte Wita Hassnu, dein 5tadi, dem Schnllehrer, dem Lentenant Mnssa, Osman Arbab nnd Achmet Baba, Beamten der Verwaltung. Dr. Junker fügte einen Brief seinerseits bei, in welchem er mir seinen Entschluß, nach dem Südeu aufzubrechen, mitteilte und mich dringlichst einlud, ihm zu folgeu. Überrascht uud erstaunt über ein so rasches Fortschreiten des Sturmes schon gleich am Beginne, überlegte ich, was der beste Entschluß wäre, uud ich eutschied mich, auf dem Wege über den Dnngu mich nach Makraka zu begeben. Am 20. Juli verließ ich die Ufer des Gadda. Die schönen gefaßten Hoffnungen, der Plan, dem ^aufe des Uelle zu folgen, alles ging in Ranch anf wie ein eitler Tranin! Die Wucht der Ereignisse jagte uns vou dauueu; Wahuwik wäre es geweseu, ihueu zu trotzeu. Die Schwierigkeiten der Reise waren außerordentliche, kaum zu bewältigende. Die Schwarzen, durch die Nachrichten über die Sachlage erregt, uoll Schrecken angesichts eines nahen feindlichen Einfalls, aufgereizt gegeu alles uud gegeu alle, klagteu nus au, an ihrem Nuiu gearbeitet zu habeu, verschlossen uns die Wege, verweigerten uns Unterstützung, ja verstiegen sich sogar zu Drohnngen. Selbst die bevölkertsten Mittelpnnkte, die besuchtesten Straßen boten beständige Gefahren; die Klugheit uud der Scharfblick verlaugteu, daß wir zu nächtlichen Stuudeu oder auf schwierigeu Pfaden dahinzogen nnd die Straßen in weiten Bogen umgiugen. In den Gebieten, wo die Stationen der Regiernng, wie Dnngn, Mnndü, Tendia, sich befanden, schwärmten die Sklaven der Danagla, die nach dem Norden aufgebrochen wareu, oeivaffuet nnd Beute machend, iin ^aude umher. Endlich am ^. August tonnte ich nach Wandi gelangen. Dort erfuhr ich, daß Emiu noch in Lad« sei. Briefe ans Nnmbek hatten Nachricht von den durch die Mahdisteu verübteu ^reuelu gebracht, uachdem diefelben die Provinz besetzt hatten. Nachdem sie die Bücher nnd Doknmente der Regiernng uerbramtt hatteu, plünderten sie die Magazine, vertanften die Gewehre, entwaffneten die Soldaten — 27^ und verkauften sic zugleich mit Frau und Kind als Sklaven. Das warm die Wohlthaten, welche die Truppen des neuen Propheten, des Npustcls der Freiheit, brachten! Angesichts dieser Nachrichten war man in Lad« vmi dem am 27. Mai voreilig gefaßten Beschlusse zurückgekommen; man hatte sich entschlossen, eine Gesandtschaft au Keremallah mit dein Cr- ^usllti, Zel^il Icihre i» Ilquataria. 16 — ^74 — bieten, die Provinz zu übergeben, abzuschicken, aber nuter der Bedingung, daß Dampfs von Chartum kämen, unt Soldaten nnd Beamte abznlösen. Diese Gesandtschaft, die aus dem Kadi, dein Schnllehrer, eiuem Offizier und zwei Schreibern bestand, war am 3. Juli 1884 von Lad« aba.egana.eu. Aber zu der äußeren Gefahr, welche die Provinz bedrohte, wareu neue, innere Nnrnhcn hinzugekommen, um die Lage noch mehr zn erschweren. Ibrahim, das Haupt von Makraka, hatte Kenntnis von der zu Ladu in solcher Eile und Sinnlosigkeit erfolgten Abstimmung erhalten; sicher der drohenden Anarchie und getragen von seiner religiösen Richtung, versenkte er die Barke am Flusse Iei in Wandi in deu Grund, und uachdem er die Negicrnngs-magazinc geplündert, Matraka, Zogaier und Kaba^endi verwüstet und eine große Anzahl Franen und Kinder der (5'ingelwruen zn Sklaven gemacht hatte, schlng er sein Lager iu Kodnrma auf. Seinem Beispiele folgte eine große Anzahl bewaffneter Sklavenhändler der Stationen der Provinz. Der Auszng der Araber hatte Schrecken im Lande verbreitet. Die Schreiben, welche Keremallah an die Beamten gerichtet hatte, luden zum Ausstände ein und fugten benurnhigcnde Nachrichten bei; der Sudan fei verloren, Chartum belagert nud nahe daran, sich dein Mahdi zu crgcbeu. Der Glaube an die Mahdisten erschütterte die Geister nud die Genüssen. Die zur Fahne des Streites gemachte Religion und das neue Dogma galten als unbestritten. Alles widerhallte von dem neuen Glanbcnssatzc: „Der Baum spendet Schatten, lind der Koran ist mein nnd ist das Licht. Es giebt keine anderen Götter anßer Gott, nnd Mohammed Achmet ist sein wahrer nnd letzter Abgesandter. Ich habe nm Gottes nullen mein Blnt, meine Habe und meine Kinder verkauft". — 275 — MBe»tzehnte,s Napitel. Inhaltsübersicht, Ein neuer Moses, — Ein Sack voll Heuschrecken, — Wir Weiße werden uns retten, — Militärische Maßnahmen. — Erstes Blutvergießen. — Tod Ibrahim Guru gurus, — Nat, Amadi zu verlassen, — Ächtungslisten, — Schrecken und Blutbad, — Tas Land Makraka, — Einc Moudsfinstcnns. — Blutbad von Bor, — Die Mahdisten vor Amcidi, — Ich gehe nach Ladö. — Niambara zwischen den Bergen Rego und Mira, — Improvisierte Sklavenhändler. — Die Bari. — Sitten nnd Neigungen. — Wohnungen. — Das cupkoi-dium can^oladrum. — Bäume, — Vogel. — Krokodile und Flnßftfcrdc. — Blittcr und Salz. — Beschwörung wegen der Regengüsse. — llr. Innkcr siedelt sich am Viktoria-Nil an. — Nachrichten über die Verhältnisse Amadis. — Aufgabe A mad is. — Brief Kcrcmallahs. — Unterredung mit Em in. — Mein Vorschlag wird angenommen. — Zwei Tamvfer ill Pflanzcuverschlingungen, -^ Schlacht bei Nimo. — Nachrichten über die Einnahme (5 hart ums. — Tod Gordons den 24. April 1«85. — Emins Abgang nach Goudoloro. — Abdallah Niambara und feine Zweinndsiebzig. >— La do nach Ein ins Abgang. — Kcrcmallah geht nach dem Vahr-el-Gazal. Die Aufregung infolge dcs Auszugs, das Schauspiel täglicher Gewaltthaten, die Übermacht und Zügellosigfeit der T»ldaten hatten das Land terrorisiert. Ein nener Moses mit erhobenen Händen, vernichtete der Mahdi mit seinen Gebeten die nenen Amalekitcr. Die Gewehre der Unglanbigen verwundeten die Schießenden zn Tode, nicht aber die Gläubigen, die ohne Waffen siegten. Das Wasser sprudelte, das Korn hänfte sich ans, nur auf einen Wiut Muhammed Achmets. Die Veruichtnng der Feinde war von Gott beschlossen worden; der trene Diener dcs Propheten, Said Achmet, der Sohn des Said Omar cl Mukaschafi, zeigte anf einem öffentlichen Platze im Sennaar einen Sack voll Henfchreäeu vor und rief alls: „Die Seelen der Gianren halte ich hier gefangen; 18» — 270 ^ der Sieg gehört den N'ahren Gläul'igell; eilt vertrauensvoll zur Vernichtung!" " Dic Phantasie dcr Vevolkernng nud dcr Soldaten, welche durch diese Erzählung von Leuten, die ans dem Norden gekommen wareu, iu mannigfacher Weise aufgeregt wnrde, bereitete das unheil- — 277 — voile Kriegsdrama vor, Nielches dm Sudan verwüsten sollte. Bei der allgemeinen Ermattimg des 27. Mai liattc Enn'n, mehr uin einen Massatancgrr. Ncttnugsgcdmiken zll suche», an dem man sich anklammern könnte, und um seinen eigenen Zanber zu retten, ein unvorsichtiges Wort ans-^stoßen: „Wir Weihe werden uns retten; das ist meine Aufgabe, — 278 — Wir werden die schwarzen Soldaten Kabrega, dem König von Uujoro, nu'incm gllten Frennde, übergeben, und er N'ird uns dcn Dnrchzitg dnrch sein Land gestatten." Er sagte so, lind die Geschwätzigkeit der Ägypter verbreitete dieses Wort des Hanptcs der Provinz alsbald weiter; die schwarzen Soldaten vernahmen es. nnd mit der gewohnten Zurückhaltung, dem Vorzug ihrer Nasse, fühlten sie das Erschütternde dieser Worte, schlössen aber ihre Lippen. Das Mißtrauen und der Verdacht erzeugten vorerst Verweigerung des Gehorsams; später schritt man zum Aufruhr; die Leute betouten ihre Eigenschaft als Soldaten nnd schüttelten die, Schmach des Etlaventmns ab. Dic Rettung beruhte ans den Waffel!; das Land war in ihren Händen, sie brauchten lind mißbrauchten ihre Überlegenheit. Die Stationen des Nordens, Numbek, Ajak nnd Vufi, jcue voli Mambettu nnd des Ostens wnrden geräumt. Amadi und Lado wnrdeu zur Verteidigung eingerichtet, die Negicrnngsämter in Dnfl^ znsammengezogen. Nmadi wnrde mit etwa fünfzehnhundert Gc-wehrm verstärkt, cbmsoviele wurden an die Stationen von Makraka und an jene des Niles verteilt. Der 16. Nngnst 1884 führte zn dem ersten Blutvergießen; vier Soldaten wurden von den aufständischen Danagla von Lesi getötet, die von einem gewissen Ali .^ortkntli angestihrt wnrden, einem ehemaligen Elcfanten^äger, dem sich die Nebellen von .^ndlirma beigesellt hatten, nachdem ihr Häuptling Ibrahim bei Duggnrn von den Lenten Abd el Ssamats niedergemacht worden war. Verschiedene Kämpfe fanden mit Unterbrechung statt, darunter eil! bedentender am 8. Dezember. Bei diesem Zusammenstoße drangen die Soldaten von Amadi ills Lager der Umzingelten ein, wnrden aber dann gezwnngen, sich infolge des bewafsuetm Dazwischenkommens der Eiugebornen znrückznziehen. Es war indessen offenkundig, daß die militärische Thätigkeit, die uicht hinreichend war, um dem wachsenden Aufruhr dic Stirne zu bieten, bald lahmgelegt würde, nnd daß Amadi in nicht allzu ferner Zeit sich den Truppen .^eremallahs werde ergeben müsse»!. Da es meine Pflicht war, in so schwieriger Lage dem Gouverneur meine Dienstleistung zur Verfügnng zu stellen, schrieb ich ___ 279 — ihm, mit dem Nate, Amadi zu verlasseli, Kobajeudi, Waudi und Ndirfi in Makraka und !)liambara zwischen den Bergen an der Straße nach Ladu zn befestigen und nuttelst dieses Kranzes von Festnngen Lad« und die Nilstraßc zn decken. Um eine solche Vc^aß-nahmc angezeigt erscheinen zn lassen, fügte ich hinzn, daß Amadi jeden Wert für den Krieg verloren habe, nachdem die Mahdisten sich anf dem rechten Ufer des Iei anf den Höhen von Täkfara verschanzt hätten; das; der Fluß in der nächsten Jahreszeit überschritten werden köunte, daß die Festling im Nucken aufständische Bevölkerung hätte, daß die Verproviantierung derselben gefährlich und schwierig würde, da man nur auf einer Seite operieren könnte. Mit einem Lächeln nahm man diesen Vorfchlag anf; man brachte ihn nicht einmal zur Besprechung; am Ausgaug dos Krieges zn zweifeln, galt damals für Thorheit. Seltsame Täuschung! Un-stichhaltige Ausflüchte, Erzeugnisse des Irrtums, die man rasch erfand, und die sich widersprachen, sowie die stete Hingabe an unbegründete Hoffnnngcu beseelten die Kriegslcitung und schwellten für den Augenblick das bethorte Herz desscu, der sie anssprach. Zur Zcit, da der Widerstand in Erwägung gezogen und die Übergabe an die Militärbefehlshabcr ansgeschlossen wnrde, war strenger Befehl erlassen worden, mit summarischem Verfahren gegen alle jene vorzngchcn, welche der Nachgiebigkeit gegen den Feind oder der Neignng zn der revolutionären Bewegung verdächtig wären. Die Ächtungslisten wnrdeu das Tagesgesetz, nud Echnldigc nud Unschuldige, bnnt durcheinander, an Zahl etwa dreihundert, wurden dem öffentlichen Wohle nud der privaten Nachc nnd Gier geopfert. Aber wie aus Scham über das schreckliche Hinschlachten wurden die Hinrichtungen nnter hohen Gräsern und in den Sümpfen vollzogen; die Wildheit ging vereint mit den Dnldungen. Ein Häscher zeigte mir mit seltenem Wohlgefallen in Wandi das kleine Messer, mit dem er wenige Stnuden vorher einen Araber ermordet hatte, dessen Schuld darin bestand, etwa hundert Thaler nnd fünfzig Ochsen zu besitzen. Man ging soweit, in Amadi sechzig Araber, denen man feindliche Gesinnnug zutraute, in die Hände der Eandeh-Vamba zn geben, welche herbeigeeilt waren, — 280 — uui dm Belagerten Hilfe zu leisten. Wie Schlachttiere hingeniordct, dienten sic dcu huugrigm Menschenfressern als Mahl. Der Gouvcrumr, ohnmächtig, den U'achseilden Vlut und Rachedurst gegeuüber der nberinächtigen Militärgewalt zu zügeln, uuißtc uur dic Ilrtcilc uuk'rzcichü^l, sic biswcilm von sich auö gchcu lasscn, mit Lob vcrschwcudcrisch sciu und dm Mmchcl-mördcru dic Haud drücken. Noch hmtc lvirlt die Ermucvung on jmc Zcitcit mtsctzlich! lNotnckmn'gev. Das Land dcr Alakr^ka, cincs Ta^cs llU'hmd dnrch scinm Überfluß und die Üppiqtcit soiucs Anbaus, durch dic hcitcrcn Dörfer eincr thätigcn und wcitschancndcn Vcvölkernng, wurde ins tiefste Elcnd gestürzt. In dm schönen Gärten Achmet M'mis in Mlikraka Zogaier, die reich an^raugcu llnd Zitronen ivaren, auf den lveitausgedehntcn BlNimN'ollanbautcli, übcr dcn gewaltigen Feldern von Ntrnsk in Kubajel^di und Wandc wuchs Gras; sie wurden verlassen. Die Bevölkerung, teils in Schrecken versetzt, tcils N'ütend gemacht, zerstreute sich und kam wieder je uach dem Verlauf der Ereignisse zusammen. Ansicht eiucs Dorfcz in Makraka. — 2«1 — Es war, wenn mich die Erinnerung nicht trügt, eine Noveinbcr-nacht. Ein plötzlicher Lärm, ein Geklirre von Eisen, ein entsetzliches Geschrei brachte mit einem Vüile das Dorf und die zahlreichen Gehöfte der Eingebornen in der ganzen llingcbnng in Anst'ogl>ng. Dic Tionlpeton nnd Tronnneln begleiteten jene wüsten Wligen; Nagende Frauen nnd Kinder waren unterwegs anf der Flncht, Araber, die ihre Gebete heulten, Soldaten, dic schreckliche Flüche nnd Gotteslästerungen ansstießen. Das Land war dnrch die Erscheimmg einer Mondfinsternis in Aufregung gebracht. Ein Vorzeichen von Blutvergießen, ein Vote des Unglücks nnd der Zerstörung, brachte das unselige Zeichen ain Himmel zn den alltäglichen Leiden auch noch den moralischen Verfall. Der Hanvtmann Farag Iusef sagte nur, das Hanftt zn den Händen hcrabgeneigt und cs nicht aufhebend, wie er jedesmal zn tlnm Pflegte, wenn ich zu ihm kam, am andern Morgen: „Es ist alles eins, ob Kcrcmallah, ob Emm Bey; wir werden doch immer arbeiten müssen: wir sind Soldaten". Und er begleitete mit einem — 282 ^ langen Seufzer dm eigentümlichen Grnndsatz, don sein Verstand ihn hattc auffinden und in Worte kleiden lassen. Dic Disziplinlosigkeit der Soldaten, das Großthnn der Häuptlinge führte jeden Tag zn neuen Klagen; ich schrieb Emin, daß die Lagc ernste und energische Vorkehrungen erheische; er möge sich nach Amadi, dem Schauplätze des Kampfes, begeben, möge die mutlos gewordenen durch sein Wort beleben und den schwer erschütterten Einfluß wieder heben; die Danagla, die Zielscheibe nud der Spielball für den mächtigen Zorn der Militärpartei, müßten anf das Gebiet jenseits des Niles beschränkt werden. Emin antwortete mir, er halte seine Anwesenheit in Ladu für nw entbehrlich; er befahl den Abzug der Araber, plötzlich aber nahm er den Befehl wieder znrück. Die Lage gestaltete sich immer cruster nnd düsterer. Kcrcm-allah sandte beständig Briefe, die bald znr Unterwerfung mahnten, bald drohtet:; die Schwarzen ergriffen überall für den Mahdistcn gegen die Negiernng Partei. Das Jahr schloß mit der traurigen Nachricht, daß in der Besatzung von Bor, am östlichen Nilufer, hnndert nud sieben Soldaten, darunter ein Hanptmann und ciu Lcutcuaut, vou den schwarzen verbündeten Bor, Agar, Nner und Ellmb getötet worden seien, wobei auch noch zehn Mmntionskästen für den Krieg und nennundfünfzig Rennngtungewehre verlorengingen. Alich das neue Jahr (1885)) begann mit keinen besseren Aussichten; keine Nachricht voll Chartnm, die Hoffnungen auf Unterstützung vereitelt; die abgeschickte Gesandtschaft hatte mit den Angreifenden gemeinsame Sache gemacht. Am <;. Januar schrieb Osman Arbab, eines der Mitglieder derselben, er befinde sich mit vierhundert Bewaffneten Amadi gegen über in Erwartnng weiterer Streitkräftc nnd rate znr Übergabe; er habe zmn Wohle der Provinz es auf sich genommen, Soldateu nnd Beamte nach Dem Solyman zn Keremallah zn führen. Drei Znsammenstöße hatten mit Verlnst von Mannschaft nnd Mnnition ohne praktischen Erfolg stattgefunden; in Amadi stellten die Miß' Helligkeiten zwischen den Führern nnd die schlechte Disziplin der Truppen das Los der Zukuuft in Frage; die vou Mambettu zurückgerufenen Truppen hatten bis ^etzt dein Befehle, sich anf 283 Makraka zurückzuziehen, keiue Folge geleistet) die Einheitlichkeit dos Kommandos iu der Provinz war evschnttert; das Schicksal allein lenkte iwch die Erfolge. Den wiederholten Emladuna.en Junkers uud Ewius nachgebend, entschloß ich mich, Waudi zli verlassen, und schlug am 2s). Januar 1.^5 den Weg nach Ladö ein. — 284 — Die Linic der Wasserscheide zwischen dem Flusse Iei und dem Nile trennt das Gebiet der Makrata von jenem der Bari mittels der Erhebung des Anslänfers, der in der Gegend der KaklUl vorspringt und allmählich gegen Amadi und Vllfi abfällt. Der Hauptknoten des Systclns in seinem nördlichen Teile wird von den felsigen Gebirgen Negu nnd Mire gebildet, welche das Land der Niambara ntnschlicßeu. Das Land, ranl), schwer zn dlirchwandern, arm an Wasser, mit Wäldern bedeckt, bildet von Natnr ans eine Vormauer für das Hanptthal des Nilcs. Die Bergkette, welche sich südlich nach Gumbiri, Korbe und Ganda hin ausdehnt, ist eine Schranke, welche das ganze Thal bis Dnflä deckt und verteidigt. Die Lage von Niambara ist also von höchster Vedentnng sowohl wegen ihrer defensiven Eigenschaften, als anch wegen der Bequemlichkeit der Ansgänge sowohl nach Ladö als nach Amadi nnd Wandi hin; es ist demnach überans gnnstig, sowohl um einen Nnckzng nach Süden in das Flnßthal zn schichen, als anch als vorgeschobener Posten Znr Verteidigung Ladös selbst. Die ganze Straße geht man in bcqnemcu Märschen in fünf Tagen. Ich langte am 23. Iannar an, da ich ans Wassermangel meinen Weg beschlennigt hatte. Da das Land von zahlreichen wilden Tieren heimgesucht ist, so sind die Schwarzen mehr als abgeneigt, in den Etnnden dcr Nacht Wege zn machen. Bitten, Zureden, alles war nmsonst. Es gab ein langes Hin- und Her-svrcchen. ,,Wir sind Bari", sagten sie; „der Löwe uud der Leopard richten unter den Nnsrigen Vernichtnngen an." Dabei spielten sie ans den in Makraka verbreiteten Glauben an, das; die Bari nnd die Leoparden verwandt seien, daß also die Seelen jener nach dein Tode sich anf den Körper dieser übertragen. Endlich aber war das Mittel gefunden; jeder Träger mnßte ein Bündel getrockneter Kräuter mit sich tragen uud der Zug au verschiedenen Punkten beständig mit Feller erleuchtet werdeu. Trotzdem aber war man stets zn unvorhergesehenen Aufregungen bereit, welche die fnrchtsamc Erinnerung uud die lebhaften Einbildungen schnfcn, die bei jedem Schritte die fenrigcn Angcu der wilden Tiere zwischen dem Gestrüppe und dem Nasen vorlcuchten ließ. — 285 — Das Volk dor Vari hat ein weit ausgedehntes Land inne; cs ist in viele Etäinnie geteilt, von welchen die hanptsächlich-stm jene der Fadschellü, der Ligi, der Mandari, der Schir, dcr Knko, dcr Liria nlit ctN'ci hluid^rttlNisciid Scclcn sind. Man untcvschridct sic dnrch ihrc physischcn Formcn, dic sich in dem hohm Wnchsc, cincm zicnilich longcn Nnmpfc nnd engem Bcckcn aussprcchcn. Männer N^ic Frauen pflogen sich dcn Kdrpor rot zn färben nnd hübcn Hcmrc nnd Angcnl'wnen beständig abrasiert. Die Männer gehen ganz nackt, die Weiber bis znr Zeit der Verheiratung. Zwillinge zu bekommen, gilt als schlechtes Vurzeichen, und, wo ein solcher Fall vorkommt, wird die Mntter ihrem Vater zuriickgeschickt, der dann gehalten ist, einen Teil der erlegten Mitgift znrnckznerstatten. Die Begräbnisstätten werden im Innern der Wohnungen augelegt und ans viereckigen Gräbern gebildet, in welche der Tote, auf den Fersen stehend, die Armc ans die Schulter gebogen nnd ge bunden, hinabgelassen wird. Sowie die Lücher angefüllt nnd mit (5rde — 280 — geschlossen sind, werden sie nut dein Blnte geschlachteter Ochsen odor nut Bier, wenn es sich mil arnie Leute handelt, befftrengt. Die Vari haben cine besondere Liebe zu dm Rindern, von denen sic uur die Milch llnd das Blut benutzen. Dies wird ihnen zu bestiinmteu Zeiten mittels Aderlaß, den man um die Leistengegend hernm vorninnut, cntzogcn. Man nährt sich von Floisch nur l>ci dcm TodcZfallc cincs Ticrcs. Dic Nohmmgcn, dic sich als wenig umfangreiche Hütten zeigen, stehen in Grn^pen nnd werden von dichten Hecken von eupkordium canäei^drurn nmschlossen. Der Saft dieser Pflanze wird anch znin Vergiften der Pfeile beniiht. Dic tamarin6u8 in6ica, die dliWia I'urkii, der Vora^, das rote pentastemum und der ^ivu» pre^toi-iuI sind sehr bekannte Pflanzen. Scharen von plectropreruI z^amden8l5; nnd anderen Schwimmvögeln tummeln sich an den Flußbäuken hermn, Der Adler mit dem weißen Kopfe, Tausende von Webern, der eupwcwi, i>anci3c:mu8-finden sich überall. Zahlreiche Krokodile, Massen von Flnßpferden leben an der Mündung der kleinen Flüsse, bereit, auf das geringste Geräusch hin unterzutauchen. Und auf beiden Ufern Hansen inmitten des Pflanzenwuchses, anf den Hügeln, in deit Büschen Löwen, Leoparden, Elefanten, Büffel, Antilopen und Eber. Herden vou Kühen liefern Milch in Überfluß, von dein man ausgezeichnete Butter bekäme, wenn mau die üble Gewohnheit, die Gefäße mit Urin zu waschen, anfgeben wollte. Das Salz, das mau zwifcheu Nedfchaf und Lada in Über-flnß iu dünnen Schichten findet, bildet für die Bevölkerung eine beträchtliche Einuahmc^nelle, befunders was deu Tansch von Getreide mit dein, Bezirke von Makraka betrifft. Die Mourhirse, die man hierzulande baut, giebt ein wenig gutes und nahrhaftes Mehl; bei den Fadschellü gedeiht Telabnn (I^lou^inn. cnrucuuci.) m Überfluß. Eefam baut man in geringein Verhältnisse, da die Eingeborenen als Würze das Pflanzenfett vorziehen. Die Vari sind auf ihre Freiheit, sowie auf die Erhaltung der Reinheit ihres Stammes eifcrfüchtig. Sie lafseu sich zu fortgesetzten Dienstleistungen nicht brancheu, gehen auch nicht gerne - 387 ^ unter die Soldaten und hassen Ehcvcrträgc mit Leuten einer andern Nasse. Sie sind nicht allzusehr in Aberglauben befangen, doch haben sie besondere Verehrung und Hochachtung für den Negenzerteiler, ja eine weit größere noch als für die Hänptlingc des Bandes. Die znr Erzeugung des Negens angewendeten Beschwörungsformeln tragen dem Zauberer oft reichen Gewinn ein, bisweilen bringen sie diesem auch den Tod, dann nämlich, wenn der Erfolg ausbleibt. Weder die politische noch die militärische Lage gewährte Aussicht auf bessere Tage, und während man Verstärkung von Leuten und Munition nach Amadi schickte, brach Dr. Innker am 26. Iannar nach dem Süden anf, um anf dem Wege über Unjoro Nachrichten nach Uganda zu schicken. Er hielt sich bei dem Sultan Anfinn am Viktoria Nil') auf, der Häuptling eines Kefalüstammes war. Am 22. Februar kehrte der Abgesandte der Regierung, der über die Lage von Amadi Erkundigungen einzuziehen hatte, heim, und in einem wirren und widerspruchsvollen Berichte hielt er, nachdem er die Anknuft Kercinallahs an dem Platze mit vielen Danagla und bewaffneten Schwarzen angekündigt hatte, die Möglichkeit, daß Amadi, wohin nnn in aller Eile Soldaten und Lebens-mittel geschickt wurden, Widerstand leiste, aufrecht. Seltene Verblendung! Man entsendet Soldaten, man befiehlt Makraka die Liefernng von Proviant' aber die Operationen der Belagerer schreiten rasch vorwärts; die Beziehungen mit der Festung werden abgebrochen; und am 29. März bringen drei flüchtige Soldaten die Nachricht, Amadi sei geräumt worden. Die von Hunger getriebenen Soldaten hatten sich, nachdem sie vergeblich ihre Führer darnm gebeten, mit den Waffen in der Hand einen Weg durch die Belagerer gebahnt und sich gegen Makraka gewendet, wobei sie — seltsames Ereignis in einem Kriege — ihre widerwilligcn Führer mit sich schleppten. Das Blutbad war entsetzlich; Soldaten, Weiber, Kinder fielen unter oem feindlichen Schwerte oder wnrden gefangen genommen. So sank Amadi, nachdem es einen gntcn Teil der militärischen Hilfsquellen der Provinz verschlungen hatte. l) Vittoria-Ml ^ Somerset Nil, — 288 — Infolge einer derartigen Katastrophe, welche die Vcahdistcli für die letzte Phase des Kampfes hielten, kündigte Kercinallah in seinem Schreiben vom 3. April 1385 den erfochtenen Sieg (?) :nd den Fall des Kommandanten Merdfchan Aga Tanassnri mit dem Schlnsse an, daß, „wenn innerhalb zehn Tagen die Regierung sich nicht bei ihm einfände, er gegen Lad« anrücken würde". Man hielt Kriegsrat der Offiziere nnd Bediensteten und, einstimmig im Gehorsam gegenüber den Wünschen der Vorgesetzten, beschlosseil diese, Ladu zu verlassen nnd nach dem Süden zu gehen. Emin schrieb hierauf einen Vricf und fandtc ihn an Kcremallah, worin er ihm unter anderem sagte, er hätte sich sehr gerne zn ihm begeben, allein er sei von feiten der Soldaten daran verhindert worden. Emin war an jenem Tage mehr als aufgeregt. Die Lente Keremallahs standen nnr mehr fünf Stnnden weit entfernt- eine derartige Anfregnng in einem Manne, anf defsen Haupte soviel Verantwortlichkeit lastete, ist leicht begreiflich. „Ich verstehe wohl, Doktor", rief ich ans; „aber es ist kein Grnnd vorhanden, weshalb wir fliehen sollten." Ansicht von Ret»M mit dein Verge toawck. Nachtmarsch bei Fack^lbelruchtlnig. — 28!) — „Und was bleibt noch übrig?" „Uns zu verteidigen. Lado kann in knrzer Zeit nicht fallen; der Feind kann sich mit vielen Renten nicht bei der Belagerung aufhalten; das Land bietet keinerlei Vorrat an Lebensmitteln; er mnß das Getreide in Makraka kaufen, nnd die Entfermmg ist nicht gering." „Aber sie werden sich verproviantieren; die Araber wissen alles zu bekommen, was sie wollen. Und wir in Ladö hier werden, wenn wir nicht nnter den Waffen fallen, gezwnngen sein, nns ans Hunger zu übergeben." „Das ist nicht möglich! Hinter nus haben loir den Fluß; wir Wunen uns mit Getreide aus dem reichen Lande von Gondokoro uud Befo verschcu." „Gut! aber wenn wir uns südwärts zurückziehen, werdeu wir Getreide im Lande der Madi finden, uud weuu wir uus auf das Laud der Lur stützen, wird es uus leicht seiu, Verbindungen mit Unjoro nnd Uganda einzurichten." „Lieber Doktor, bedenken Sie nicht, daß der Nückzng eine weit schwierigere nnd gefahrvollere Unternehmung ist als die Ver-teidignng?" , „Wie? Was haben wir zu fürchten?" „Keremallah, sagcu Sie, wird als Sieger gegen Lad« marschieren. Ehe er dahin gelangt, wird er erfahren haben, welche Htichtnng wir auf uuserm Rückzug eingeschlagen haben. Er wird uns verfolgen nicht dem Wege des Flusses eutlang, sondern indem er über Vcdden, Kiri, Mnggi, Labore, von den reichen Ländern der Fadschcllü her den Weg über Gumbiri nnd Korbc? nimmt. Stellen Sie sich den langen, auf dem Marsche überraschten Zug vor, wie er vou deu Höhen herab bekämpft, vom Flusse anfgehalten wird, nnd sagen Sie mir, ob das Unglück dann je wieder gutzumachen seiu wird?" /Was wollen Sie thun? Was denken Sie?" „Das Land zu verlasseu und gegen Nordost aufzubrechen. Um aber dies zu thuu, muß mau den Abmarsch vor allem mit Nuhe nnd Umsicht ausführen. Ich spreche uicht vou den Soldaten. Voll Furcht, wie sie iufolge des Unglücks von Amadi sind, werden kasat!, Zehn Jahre in Äquawna , >> — 290 — sic sich dem Abzüge nicht widersetzen. Wenn wir aber dann ans eine Straße kommen, die nordwärts einbiegt^, werdm sie Zutranen gewiuncn und sich führen lassen." „Wie machen wir diese Operation mit so geringen Streitkräften, wie wir sie hente haben?" „Dahinter ist keine große Schwierigkeit; das Bessere ist bisweilen schlechter als das Gute — nnd da5 ist nnjer Fall. Das linke Flußufer mnß eines Tages doch einmal verlassen nnd die Stationen müssen auf das rechte Ufer dem verlassenen Orte gegenüber verlegt werden. Die beiden Dampfer Khedive und Nyanza werden in den Grund gebohrt, nachdem sie dienstuntauglich gemacht worden sind; alle Barken der Eiugebornen werden zerstört. Ist die Überfahrt vollendet, so zieht sich die Garnison von Ladö nach Gondutoro zurück. Eine derartige Operation schützt nns vor jedem Angriffe seitens der Mahdisten. Ein Hindernis wie der Nil sorgt für Sicherheit und Ruhe." „Und glauben Sie, daß Keremallah uicht den Flußübergang versnchcu wird?" „Ich glaube es uicht; aber zugegeben, es käme ihm eiuc solche Lust, so wird er uns uicht mehr finden. Wir werden uns in Bor oder in Goudokoru allmählich zusammenziehen, nnd von da werden wir den Weg nach dem Sobat einschlagen. Es ist dort ein an Rindvieh und Getreide reiches Land nud eine Bevölkerung, die noch keine Feuerwaffen befitzt." „Und denken Sie, daß ein solcher Plan, weuu ich ihu deu Offizieren znr Villignug vorlege, nicht zurückgewiesen wird?" „Zweifeln Sie nicht. Freilich muß die Sache, da jeue gc» wohnt sind, anf die Worte des Meisters zu schwöreu, durch Ihre volle Zustimmung unterstützt werden." Am Morgen, der auf dieses Gespräch folgte, wurde ich iu früher Stunde von Emin eingeladen, mich iu seiue Wohuung zu ') Man darf nicht ucra.csscn, und das erklärt uirle KrciaMsse ill Äqxa-toria anch nach Stanleys Ankunft, daß die Soldateil stets nnter dein Banne der ssnrcht waren, in Unjoro oder in anderen ihnen feindlichen Bändern cinuial zurückgelassen zn werden; »nd daher schreibt sich ihre Scheu, sich gegen Suden zurückzuziehen. — 291 — verfugen, Ich fand alle Offiziere und die an der Station anniesenden Beamten znsammengernfrn, Ich setzte meinen Plan anseinander; er fand einstimmige, begeisterte Aufnahme. Man schrieb die daranf bezüglichen Befehle; noch am selben Tage wnrden sie hinans- 1!»°» — 292 — gegebeu. Ich war erfreut über die glückliche Wendung, welche die Dinge nehmen sollten. Allein ich täuschte mich, Ein geheimer Erlaß gebot das Gegeuteil. Der Kommandant, die Offiziere und Beamten von Dnfi^ lehnten den Vorfchlag ab, angesichts des Schadens, der den Finanzen Ägyptens aus der Zerstörung der Dampffchiffe erwüchse.--------- Emiu nahm den Plan nicht an und ließ ihn von den andern abweisen. Ich sprach kein Wort dazu. Soviel Zartgefühl und Treue verdienten Rücksichten?! Indeffeu die Feiglinge in Amadi bei dem Feinde zurückgeblieben wareu und die Böswilligen sich unterwegs zerstreuten, hatte sich eine gute Zahl Offiziere nnd Soldaten — etwa sechshundert — in Makraka wieder mit dcu vor kurzem vou Mambettu gekommenen Streitlräften vereinigt und neu organisiert. Die Truppen Kcremallahs, stolz auf den Erfolg von Amadi, entschlossen sich, Makraka zu zwingen, ehe sie sich auf Ladü warfen, Danagla nnd Schwarze griffen iu den ersten Apriltagen (1885)) die Negiernngstruvpeu, die sich eben anschickten, nach Ladn zn marschieren, in Nimo an, Der Kampf in offener Schlacht war ernst und erbittert; die Mahdisteu eilteu, vollständig geschlagen, nuter großen Verlusten au Mannschaft und Waffen aufs rascheste gegeu Amadi zurück. In der Zwischenzeit sandte der Emir Keremallah, der sich iu Amadi festgesetzt hatte, beständig Briefe, nm die Offiziere, Beamten und Soldaten Zur Unterwerfung aufzufordern; dem Gouverneur fchrieb er, er ziehe vor, daß dieser, statt Abgesandte zn schicken, selbst in Person käme, da er doch hoffe, er sei bereits zn seiner Begeg' nnug uuterwcgs. In seinem letzten Schreiben schloß er Abschrift eines Briefes Mohammed Achmets aus Ehartum vom 28. Januar 1885 — 12 radi auö! 1Z02 — bei, iu welchem der falsche Prophet mitteilte, daß die Stadt am 2-'>. Januar iu seiue Hände gcfalleu sei, und daß alle Feinde, mit Ausuahme der Weiber uud Kinder niedergemacht worden seien. „Gordon," sagte er, „der Feind Gottes, der sich nicht hat ergeben wollen, ist mit seiueu Leuten tot." Er schloß, indem er Keremallah wünschte, er möchte mit Gottes Hilfe das Gleiche vollbringen. — 293 — Die Erregung in unserm Lager, als diese Nachricht einlief, war groß nud allgemein. Die siegreichen Truppen von Nimo waren in die Stationen längs des Niles zurückgegangen, indem sie den Bezirk von Makraka räumten; Keremallcch, durch den Fall Char-tums, der den Mahdi znm Herrn des Sndans machte, neu er-mutigt, kouute einen entscheidenden Schlag wagen; die Eingebornen würden ja mit ihm an dem Unternehmen anteilhaben. Unter dem Alpdrücke dieser schmerzvollen Eindrücke nud ohne zu warten, bis iu die bestürzten Gemüter wieder Ruhe käme, berief mau am ^2. April 1ttA5 in Lado eine Generalversammlung ein, welche mehr oder weniger gerne ohne Beschränkung den Antrag ans Rückzng nach dem Südeu annahm. Zn jener Sitmng geladen, deren Teilnehmer mir mehr den Eindruck von Möucheu als vou Soldaten machten, zog ich mich entrüstet über das unkluge Vorgeheu zurück. Niemand nnter ihnen billigte im Herzen den Antrag; alle aber nahmen ihn ans Wohldienerei an. Der Gouvernenr betrat den znr Abstimmung bereiten Saal, dankte den Anwesenden nud ermntigte sie mit schönen Worten, An jenem Tage wurde die Politik der Zweideutigkeit eiugeweiht. Am folgenden Morgen, den ^4. April, verlies; Emin Ladö. Ich war allein an dem Hafenplatze mit dem Commandanten Nehau Aga, um ihn zn begrüßen. Das schien mir ein schlimmes Vorzeichen. Abdallah, ein Araber nnd Sohn einer schwarzeu Mutter, genamtt der Niambara, vordem Commandant in Ndirfi, hatte seit der Zeit des Losbrechens des Aufstanden in der Provinz dnrch seinen Einfluß etwa siebenzig Dcmagla um sich zu scharen gewnßt, welche der Regierung gnte Dienste leisteten. Als trener Mann erachtet, war er mit den Seiuigen den Plackereien der Militär-Partei entflohen, die nichts unversucht ließ, um ihu zu veruichten. In den Tageu, da in den Stationen längs des Niles Mangel an Getreide herrschte, hatte er mit Liesernngen gnte Dienste geleistet. Als es sich darnm handelte, Lad<> zn ränmen und die Residenz einstweilen in Gondoloro anfznschlagen, hatte er es anf sich genommen, das Magazin i"'"' Station zn versehen. Er kam in der That mit siebenhnndert Lasten Getreide nnd mit zweinndsiebzig — 294 — Bewaffneten seiner Gefolgschaft nach Nedschaf, nnd nachdein er dort das Getreide gelassell hatte, begab er sich nach Lad<>. Aber in» dessen ihn Emm uiit Dank überhänfte, ihm einen höheren Grad zugestand nnd eine Erhöhung des Soldes gewährte, versnchte der .«iloinmandaut von Nedschaf, sein Gefolge zn entwaffnen nnd fest» znnehmeu. Dieses jedoch setzte sich zur Wehre nnd zog sich anf die Höhen zurück. Als Abdallah nach Nedschaf kam, fand er die Seinigen nicht; er erfnhr den Vorfall, ergriff nachts die Flucht, erreichte seine Gefährten nnd verschwand. Weitere Nachrichten von ihm erhielt man nie mehr wieder. Der Major Nehan Aga, dessen Schwester die Mutter Abdallahs war, fühlte sich von der nngerechten Verfolgnng, welche den Ver-lnst seines Verwandten verursachte, beleidigt, nud, da er den Vorfall einer späten Rache für die vorgebliche Frenndschaft des Betroffenen gegen den Obersten Vackit Bey in der Streitfrage, die dieser mit dem Gonvernenr hatte, zuschrieb, machte er ans seinem Zorne kein Hehl. Sein vorgerücktes Alter, eine seltene Unbescholtenheit, ein jederzeit erprobter Mnt, gerechtes, strenges, aber väterliches Benehmen hatten ihm vunseiten der Truppen Achtnng nnd Liebe erworben. Eine des andern Tages abgehaltene Versammlnng beschloß, ans Lad5 nicht zu weichen und den Gonvernenr zu veranlassen, die Festung mit Lebensmitteln zu versehen- inzwischen begann man andere Vcr-teidignngöarbeiten. Ich schrieb Emin sofort über den Znstaud der Diuge; ich bat ihn, in Goudokoro zu verweilcu und den Bruch zu vermeiden, der sich kundgeben wollte. Er hörte mich nicht; mit seinem eiligen Marsche dnrch die Länder des Südens schuf er sich selbst den Untergang seines Ansehens, seines Zaubers und eine Neihe von Betrübnissen. Noch einmal entfaltete die Vorsehung ihre Flügel zn unserm Schnhe. Die Straße wnrde frei nnd offen, da Kcremallah in jenen Tagen eiligst Makraka nnd Amadi verließ nnd sich nach dem Bahr-ebGazal zurückzog. — 28b — Nchtzetzntss Napitsl. Inhaltsübersicht. Tie sudanesischen Soldaten. — Die Offiziere. — ÄM'-tische Schule. — Schwierigkeiten des Gonverxcurs. — Erste llugliicksftlle. — Emin ucrläßt Gondotoro. — Gemachte Versprechungen.— Hawask Gffendi, das .Haupt von DufN. — Im Süden. — Mein Anfliiuch von Lad», — Straße uon Lado nach Mnggi. — Die Bari. — Das Weib und die Hyäne. — Ich will abreisen. — Emin widersetzt sich. — Hinterhalt, — Ich stehe zu dein Frcuudc. — Von M nggi uach Duflö. — Die Madi, ^ Von dein Gouucruenr in Dufl^ getroffene Maßregeln. — Anlnnft des Dampfers, — Ein schlechter Anfang. — Zn Wadelai. — Emin tröstet sich mit dem Studinm. —Anfschwung des Ackerbaues. — Nene Industrien. — Das Haupt der Lur.— Sitten und Gebräuche des L nrUolkes. — ^ypi-aea »noi^w. — Die Erde lind der Hase. — Der ^öwe und der Eber. — Ohne Erregungen. — Die Bari in Aufstand, — Der große Magier. — Sein Tod. — Die D inka machen sich selbst bezahlt — Die in ihrem Herzen befreiten Soldaten, — Wiedcrbesetzuuss des Vczirts von Malrala. — Briefe der Araber. — Doktor Emin Effcndi, — Abreise Junkers und Hassän Witas. —Der Brief Nubar Paschas. — Der Tod Gordons, — Mohammed Viri ans Tripolis. — Krieg zwischen Uganda nnd Unjoro, — Hnngcrsnot und Blattern. — Der Faden zerrissen, — Entgangcue Gelegenheit kehrt nicht wieder. — Notwendigkeit eiucr Hilfe. — Wir hängeu uon den Soldaten ab. — Meine Schädelstätte. — Abreise nach llnjoro. Tic Soldaten Äquatorias, zum qrößtm Toil> Sudaucscil, wurdm niemals Zu militärischou Üduugcn im ciiMttichcu Siuuc d»,'s Wortes hcraugezogeu, uoch U'^'uiger für dio wahreu Tu^elldeu ihres Standes ausgebildet, die da Gehorsam, Selbstverleugnung, Ergebenheit, Mäßigung, Achtung gegen alle nud anf alles sind. Die Offiziere, ans der Masse des Volles genommen nnd ohne besondere Sorgfalt erzogen, hatten für sich weder Ansehen, noch Einflnß, noch Achtung. Sie ließen die täglichen Erfordernisse dnrch die Disziplin der Peitsche befriedigen, die häufig uach Laune znr — 296 — Perweudung kam. Offiziere und Soldaten rivalisierten in Raub» sucht und schlechten Sitten mit ihren Herren, den Ägyptern. Sklaven erbeuten, die Hand anf anderer Besitztum legen, die Cillgcbornen mißhandeln nnd qnälen, war etwas, woranf sich anch jene ver» legten, welche sonst den Rnf ehrlicher Lentc genossen. Dazn kommt noch, daß in den Reihen der Offiziere einige Ägypter waren, die meistens wegen schlechter Fnhruug nach dein Sndan verbannt worden waren'). Dieses schädliche Element, eine Schnlc der Heuchelei und (Gewaltthat, das tägliche Hindernis zu allem Gutem, übte einen vernichtenden Eiuflnß auf die Massen sowohl, als anf die ein» zelnen. Das (Element der bürgerlichen Beamten ferner, das sich ans Ägyptern nnd dopten zusammensetzte, nnterschied sich nicht viel von dem militärischen; es glänzte durch Werke des Raubes, der Veruntreuungen, der Verienmdnng nnd dnrch noch Schlimmeres. Tie Ansdehnnng der Provinz, die Schwierigkeit der Ver-biudnugeu machte ciue strenge Oberaufsicht unmöglich, sodaß ein großer Teil der unehrlichen uud schimpflichen Handlungen unbekannt nnd unbestraft verblieb. Mäuuer von Tüchtigkeit, ehrliche, that» kräftige, loyale Lente waren nicht da, nm das schwierige Werk des (Gouverneurs mitzunnterstützen; er war allem, um gegell den Strom der Demoralisation anzukämpfen. Bereits zn wiederholten Malen hatte Emin den Stand der Dinge so gezeichnet; öfter hatte er Ver> weuduug von ehrlichen Beamteu, deu Wechsel der Trnppeu uud jeueu der Beamten verlaugt. In dieseu Zeiten nahm man jedoch die Angelegenheiten des Sndan nnd besonders jene Äquatorias sehr leicht; das Land der Sklaven verdiente keine Aufmerksamkeit nnd keine große Sorgfalt; die klngen Forderungen waren keiner Autwort wert. So blieb Emin allein über der schwierigen Arbeit, welcher er sich gewidmet hatte. Er besuchte die Bezirke des Maudes, ent» fernte böse Häuptlinge, schickte Massen vou Sklaveuhäudleru nach Chartnm; aber die Ausdehnung der Proviuz uud das Vergnügen, das man oft in Chartum daran faud, seine Eutschließuugeu rück« !) Wie man bei uns Offiziere, die eine Strafe verdienten, auf Festungen schickt, so verbannt mail sie in Ägypten nach dein Zcntralsndan, in die gefährlichen und schwierigen Stationen am Nil. — 297 — gängig zu machen, waren sehr ernste Henunnissc, um zu wirksamen Erfolgen zu qelanqen. Unter dl'r Herrschaft solcher Ulwrdmmg der Diu^c brach die Revolutiou aus. Der Krieg kani übcr das Land; die Daua^la standen auf; die Eiugcborucn inachton mfolsic der erlittenen schlechten — 298 — Äehaudluug mit ihueu gemeinsame Sache- die Soldaten erwiesen sich bei der Probe als völlig unzulänglich. Wenn nicht alles verloren ging, wenn die euu die Gemiitcr vou ihrer Erregliug sich erholt hätteu, sie besfereu Rat an» nehmen würden, uud daß dauu die Räumung der Statioueu des Nordens iu uächster Zeit ausgeführt werden köuute. Die Lage loar iudes mehr als unangenehm- ans ihr heraus» zukommeu, U'ar, ohne fich zu ciuem Kompromiffe herbeizulasfeu, sehr schwierig. Mau kam zu Verträgeu, der gauze Glauz der Macht lag iu der Willtür des ilommaudauteu von Dufl<^, Hawask. Dieser war zum Major befördert, und feine Leute waren mit Sold» crhöhuug begünstigt worden. (H.' war der feste Entschluß des Kouverueurs, sich iu die Gegeud der Seeu zurückzilzieheu; iudem er jedoch seine Absichteu verheiullichte, ermutigte er zu eiuer lHxpeditiou uach Bor zu dem Zwecke, die schwache Besatzung jeuer Station zu verstärkeu, zugleich mit dem Auftrage eiuer Rekognoszierung gegen Faschooa, nm Neuigkeiten über deu Staud der Diuge iiu Sudau zu veruehmeu. Ihrer eiuhuudertachzig an der Zahl bracheu die Truppen von Bor auf, itnd schon waren sie am Bahr-el-Zeraf angelangt, als schwere Vcißhelligteiten entstanden, ob die Expedition fortgesetzt werden sollte oder nicht. Der Entschluß zurückzukehren obsiegte; aber am achten Tage ihres Marsches wurde der Zug von einem Hinterhalte, den ihm die Dinka gelegt hatlen, überrascht und jammervoll niedergemacht. Wenige Überlebende brachten die verhängnisvolle Nachricht. Am !». Mai i l-^5 reiste ich von Lad<) ab, und am 2.".. des-selben Monats nahm ich in Muggi Anfenthalt, um mich von jeder Einmischnng in die Angelegenheit der Provinz ferne zu halten, schmerzlich berührt über die rasche Folge nnd das Zusammenkommen so wenig erfreulicher Verwickelungen. Von diesem Tage au zog ich mich in ein wirklich privates nnd einsames Leben zurück. Der Weg, der von Lad6 nach Mnggi führt, folgt der Nich-tnng des Flusses, wenu mau den ersten Zug von Lad6 nach Red' schaf wegnimmt, der einen langen Bogen beschreibt, nm zahlreiche snmpfige Stellen zn vermeiden. Dieser Teil des Weges erstreckt sich seiner ganzen Länge nach im Westen an der Reihe von Berg' vorsprüugen hin, die von der (Gebirgskette, welche nach dem Lande der Niambara hinlänft, hervortreten. Ncdschaf, Bedden, Kiri, Mnggi sind von Barilenten bewohnt, einem arbeitsamen, thätigen Volke, das jedoch seinen größten Neich' tum an Vieh ans den Weiden am östliche,: Ufer des Flnfses hat. Die Straße ist ziemlich beqnem nnd gnt, von kleinen fließenden Gewässern unterbrochen, die jedoch selten uud nur iu der Regenzeit den Übergang hindern, und anch dies nnr anf wenige Stnndeu. Das ganze Gebiet ist häufigen Erdbebenstößen unterworfen, indessen ist uuter deu Eiugeborueu das Andenken an ernste Gefahren, die sich ereignet hätten, nicht vorhanden. Anch während meines Aufenthaltes (Inni I^li) nahm man solche Erscheinungen mit wellenförmiger Beweguug wahr, allein die Bevölkerung zeigte keine besondere Erregnng dabei. Die Bari sind an Eharakter nnd Alllage von den anderen benachbarten Stämmen sehr verschieden; sie sind tapferer als die übrigen uud durch ihren Unabhängigkeitssinn sonne die eifersüchtige Vcwachnng ihrer Familienreinheit ausgezeichnet; in ihren durch — 300 — mündliche Überlieferungen überkommenen Erzählungen haben sie die OcsckMte ihrer geistigen nitd moralischen (5'Ntwickelnna. knrz nieder- gelegt, wobei sie fast immer die lMslichen Tugenden besonders hervorheben. Unter den vielen Anekdoten möchte ich die folgende anführen. Das Wcid und die Hyänc. „Ein Mann hatte zwei Weilx-r, das cine «.elchria, u:>d dionst- iNaVinfger. ^«.'fälliss, das andere so schwatzhaft, das; c5 sich oft scincn Zorn zil' zog. Vorwilrfl.', Schläl^' halfon nichts, sodaß er daran dachte sich dieser Fran zn nulcdiqcn nnd sie in drn Wald M den Hyänen — 302 — hinaus verbannte. Sie bante sich dort eine kleine Hiitte, aber elue Hyäne nahm bald bei ihr Wohnung und machte sich's bequem, wie wenn sie Herrin des Hauses wäre. Die Frau suchte dagegen zu wirken; aber die Hyäne, uicht zufrieden mit dem Essen und Triukeu, das ihr die Frau bereitete, zwaug sie auch uoch, als sie Junge geworfen hatte, die Wärterin derselben zu werdeu. Eines Tages befahl die Hyäne der Frau, Wasser an das Feuer zu scheu und sie zu erwarteu. Kaum war das wilde Tier ihrem Blicke entschwunden, als der unglücklichen Frau plötzlich ein Gedauke dnrch den klopf fuhr; sie nahm die kleinen Tiere uud warf sie iu den Topf, in dem das Wasser sott. Nachdem sie die Unthat vollführt hatte, floh sie und lief keucheud zum Hause ihres Gatten, Er saß ruhig, die Lauze iu der Haud, an der Thüre seiner Wohunug. Das Weib warf sich ihm zu Füßen, um Hilfe zu erflehen, als plötzlich eilenden Laufes, pusteud vor Zorn, die Hyäuenmntter herankam und, Nache für ihre Kinder schuanbend, sich drohend gegeil das Weib stürzte. Alsbald aber streckte der Gatte mit eiuem Lauzeu-stoße, den er dem wildeu Tiere ius Herz versetzte, dasselbe zu Boden. Diese Lehre fruchtete bei dem Weibe; es wurde veruüuftig und führte von jeuem Tage au im Schoße seiner Familie ein heiteres uud glückliches Lebeu." Da ich wenig überzeugt war von der Wahrscheinlichkeit eiues Rcttuugsweges für die südlichen Provinzen, der infolge der Spal> tung, die zwischen den Truppen nnd den Beamten der Provinz unzweifelhaft sich ergeben mußte, immer bedeuklicher wurde; da ich ferner nach dem Äusgauge der letzteu Versuche es weder für geeignet, noch für angezeigt hielt, eiu Wort über Verfügungen zu äußeru, die zu meiner Überraschuug sich täglich änderten, schrieb ich an Emiu, es sei meine Absicht, mich ans der Provinz zu eutfernen, indem ich einen nordöstlichen Weg nach Fadasi einschlagen wollte. Ohne über die Gefahren oder die Hoffnuugeu der Zukunft weiter zu sprechen, bat ich ihn, mir zu gestatten, ans den Negiernngs' Magazinen etwas Glasperleu nnd ein wenig Messingdraht entnehmen zu dürfen. Er erwiderte mir, er könne meine Bitte nicht gestatten, da auf ihm die Verantwortlichkeit für den Fall, daß mir ein Unglück — 303 — zufticßc, zu schwer lasteu würde. Ich antwortete, iudom ich ihm mim Brief schickte, der bei eiuem derartigen Ereignisse seinen Namen vollständig reiu waschen würde, lind eruenerte nieiue bereits gestellte Bitte. Als ich mich zu jener Zeit uach Laborö, das größere Vorteile und Leichtigkeit der Hilfsquellen bot, begeben hatte, erhielt ich von Emiu eine Einladung zu einer Besprechung. Er hatte sich entschlossen, nach Dufl<^ zu reisen; vielleicht wünschte er, sich Nats zu erholen. Ich folgte eilig der Einladung, und ohne mich bestimmt über mein Vorhabeu auszudrücken, versprach ich eiue entscheidende Ant' wort für deu folgeudeu Tag, Diese Zögernug war Emms Rettung. Nach Labors zurückgekehrt, werde ich währeud der Nacht von dem Kommaudauten der Soldaten geweckt, der mich in Kenntnis seht, es sei anf der Straße von Labors nach Dnfl^ ein Hinterhalt gelegt uud der Tod der Mutter und Tochter Achinet Mohammeds, des Adjutauten Emms, herbeigeführt wurden. Mit eben dieser Kara» wane sollle der Gouverneur abreisen, hatte es aber glücklich auf' gcschobeu, nur um meiue Autwvrt zu erwarten. Der Hinterhalt ward ihm und niemand anderem gelegt; die Schwarzen, welche dem Dieuste der Station Dufl<^ bcigegebeu waren, veraulaßteu ihu. Major Hawask hatte das erbärmliche Attentat augezettelt. Emiu wollte es damals uicht glaubeu; erst später sollte er sich dcwou überzeugeu. Ich lies; keiue Zeit verstreichen. Am Morgeu begab ich mich zu dem Gouveruenr; ich vergaß meine Pläne uud widmete jeden (bedanken nur der schwierigen Lage meines Freuudes. Ohne deu Entschlnß, die Stationen des Nordens zn konzentrieren, zu be» tämpfeu, wies ich auf die Notwendigkeit uud das Iutcresse hin, zn einer Versöhnung zn schreiten, welche das bis dahin in Frage gestellte Zusammenwirken der Streitkröste der Provinz wieder ci> ueneru würde. Ich schlug Emin vor — und er nahm es au — zeitweilig deu Sitz uach >!iri zu verlegen, bis die Soldaten vou Lad^, von Redschaf uud Beddeu sich nach den südlichen Stationen begeben hätten. Aufaugs willigte er eiu, änderte aber seine An-schauuugeu weuige Stuude uachher. Aul Morgen des andern Tages <30. Inni I8.^j folgte ich ihiu uach DM. ^ 304 — Mnggi bietet ein ganz malerisches Bild, da es auf der Höhe des Hügels liegt, von dem ans man die ganze umliegende Gegend beherrscht. In der Ebene schlangelt sich der Nil in strndelartiger Bewegnng durch die Klippen hindurch, mit denen sein Bett übersät ist. Von rückwärts zeigt sich eine Neihe blauer Linien, welche dem Abhang entlang den Lanf der Bächlein bezeichnen, zwischen waldigen Abhängen nnd frnchtbaren Feldern. Die Bevölkerung bestehl ans Bari. Der Weg, der Mnggi mit Labore verbindet, geht der — 305 — Bergkette entlang, die sich in südöstlicher Richtung ansdehnt nnd dadnrch, daß sie sich an den Flnß anlehnt, den Gang noch mühe» voller nnd an einigen Stellen schwierig macht. Hochgewach» scne, rauhe nnd dichte Gräser bedecken das Gelände, nnd ans dem östlichen Ufer bilden die dunklen Maulbeer» nnd Tamarindenwälder einen lieblichen Kontrast, indem sie die Hügel bekleiden nnd ein liebliches, von der Majestät des Flusses unterbrochenes Panorama bilden. In sieben Wegstunden gelangt man nach ^abor^, dem ersten Torfe der Madi, eines Volkes, das durch Sprache sowohl als Gebräuche sich von jenem der Bari unterscheidet. Der Stamm der Madi dehnt sich auf einem weiten Gebiete an den Ufern des Niles ans nnd schiebt sich gegen Süden bis in die Nähe von Wadelai vor. Wenn man von Labors herkommt, begegnet man nach etwa zwei Stunden Weges dein Flnssc Ajn, der stets wasserreich ist, selbst znr trockenen Jahreszeit. Die kleine Station liegt am Fuße einer (^rnpftc von Hügeln, die aneinander geschoben sind, nnd zwischen denen sich enge nnd unbequeme Pfade lnnschlängeln, Elefanten, ^öwen, Leoparden herrschen im Gestrüppe nnd in den Wäldern znm Schrecken der Bevölkerung, die, statt an ihre Vernichtung zn denken, sich damit begnügt, sich durch Klugheit gegen dieselben zu schlitzen. Iu uicht großer Entfernung von der Station dringt die Straße, vom Flnßnfcr abzweigend, in die Gebirge von Ellingoa ein. An den durch Felsen eingezwängten Gießbächen niedersteigend, betritt man bald Kiespfade, bald wieder Grasland, öfter aber noch mit Schlingpflanzen durchsetzte Äanmgrnppen nnd kommt so endlich eignisse stossen die Tage dahin. Kein Gerücht kam von außen; die inneren Zwiste waren eingeschlafen, wenn anch nicht ans» gekämpft; das Leben schwand schwerfällig und eintönig in Er-wartnng eines Morgen, das immer noch nicht hereinbrach, dahin. Tie Blicke richteten sich nach den von den beiden Seen eingeschlossenen Ländern, nach dem Gebiete uon Uujoro und Uganda. Aber um uns aus dieser ansteckenden Einschläferung der Kräfte aufzurütteln, erklang das Kriegshuru von Norden. Die Bari hatten mit den Dinka ein Büudnis geschlossen und Lad<», Gondotoro nnd Redschaf angegriffen. Tie zügellosen (Gewalt« thateu der Befehlshaber, die beständigen Streifzüge znm Schaden der Eingeboruen und die alleu offeuknndige nud bekamtte schN'ierige Lage der Negierung hatteu ein Bündnis zwischen den schwarzen Häuptlingen hervorgerufen, das dahin abzielte, dem wauteudeu ägyptischen Ansehen den letzten Stoß zu versetzen. Sofort sandte man Hilfe an Waffen und Bewaffneten, und ein wilder, erbitterter Kampf brach los, ein Kampf der Nache, um alte Nechte wieder zu erriugeu. Bor Lad« hatte sich (Oktober 1865) die überwältigende Menge der Velagerer, ohue fich um den Tod zu kümmern, gleichsam zn Festesfrende uuter dem Klänge von Hörnern nnd Trommeln in den Festuugsgrabeu gestürzt; aufgehäufte Gras- uud Holzbnndcl mnßten den Übergang anf den Platz ermöglichen; die Eile, womit die Angreifer vorwärts drangen, versprach dem Unternehmen Erfolg, als eine Kngel von der Bastion herab den großen Magier tötlich an der Stirne verletzte, der, nnerschrocken vorwärts schreitend, bereits die Redute erstiegen hatte. Er fiel, mit einem Angstruse der Verzwcifluug, in den Graben zurück; die Meuge wiederholte ihu, wich erschreckt und warf sich eilig in die Flucht. Ladü wnrdc befreit; der .Nrieg hatte ein Ende, nnd die Bari zahlten die Kosten, da die Dinta, erbittert über den Tod ihres Großpriesters, im ganzen Lande ranbten, was sie alt Rindvieh finden konnten. Tic Soldaten wurden infolge des unverhofften Sieges über» mutiger denn je; sie hielten sich nun fnr stark und unbesiegbar; — 311 — Slucm auf lodü und Tod de« großen Magiers. sic beschlosscn, nicht nur sich ans die Stationen Kiri, Mnggi nnd Labors zn werfen, sondern verabredeten auch die Wiedcrbesetznng des — 312 — Landes Makraka, um den Stationen der Flüsse das nötige Getreide, zu liefern. Ohne den Gouverneur davon auch uur iu Kenntnis zn setzen, ordneten sie das Land nach ihrer Weise. Um nns jedoch über die tranrigen Ereignisse, welche drohten, in knrzem die Provinz Zn vernichten, zn trösten, langten am 19. Oktober Boten mit Briefen uun den Arabern an, die in Unjoro seßhaft wareu, und am I. November gingen sie mit den nusrigen wieder ab, die als Antwort nach Uganda gesandt wnrden. Am 23. Dezember 1885 kamen nene Voten von Kabrega, nni den Wunsch des Königs vorzutragen, er wolle einen Vertreter der Regiernng in seinem Lande anfuehmen und gestatte den Dnrchgang der Korrespondenzen über Uganda. Diese Zugeständnisse machte er, nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Gonvernenr von Wadelai Doktor Emin Effendi sei, der ihn etwas später besuchte, und für welchen er hohe Achtung nnd Freundschaft gefaßt hatte. Der gute Steru, der zu erlöschen schien, erglänzte von nencm; den Wünschen des Königs entsprechend, reisten am 2. Januar 1886 I>. Junker und der Arzt der Provinz, Herr Hassan, ab, nm ihren Wohnsitz in Unjoro zn nehmen. Der erste Schritt war gethan; die zivilisierte Welt war nicht mehr so weit weg; man konnte in nicht langer Zeit Be» ziehnngen mit den englischeil Missionen Ugandas anknüpfen. Aber nicht lange währte es, daß diese Hoffunngcn enttänscht wnrden. Am 27. Febrnar 1886 langte in Wadelai ein Brief Nnbar Paschas, des Ministers des Khedive, an, in dem er nns anfforderte, die Provinz zn ränmen nnd nns nach Ägypten über Zanzibar znrnck' zuziehen, da die Regieruug seit Mai 1885 endgiltig die Vesitznngen des Sndan aufgegeben habe. Dnrch eine Reihe von Depeschen, die nns von Herrn Mackay, dem Agenten der englischeil Missionen in Uganda, mit seltener Höflichkeit zngesandt wnrden, wnrden wir über das jammervolle Ende Gordons nnd anch über die hauptsächlichsten Ereignisse belehrt, welche sich in der gebildeten Welt, ohne daß wir es wnßten, vollzogen hatten. Mohammed Biri, ein Araber von Tripolis, welcher der internatioualen afrikanischen Vereinignng gnte Dienste erwiesen hatte, war der Überbringer dieser Briefe nnd anderer des englischen — 313 — Konsuls in Zanzibar, Sir John Kirk, in welchen die geeigneten nnd notwendigen Mittel, nm den Rnckzng anzutreten, angegeben waren, Emin Bey wnrde mit vollster Macht von der ägyptischen Regierung ansgestattct. Diese Thatsache, welche anch die Hartnäckigsten belehren mnßte, fand nnr Ungläubige nnd Gleichgiltige nnd genügte nicht, die Vemühnugeu der einzelnen nach dein einzigen Ziele zu richten — nach der allgemeinen Rettung, Um das Unglück voll zu machen, entbrannte in den ersten Tageil des März der Krieg zwischen Uganda nnd Unjoro, nnd die ans Augenblicke geöffueteu Thore schlössen sich wieder vor uns. Dr. Junker schlng den Weg nach Uganda ein, und Herr Hassän eilte nach dein westlichen Ufer des Albert-Sccs. Der Krieg in Unjoro wnrde ohne entscheidende Siege geführt; der Tod eines Häuptlings der Waganda gab das Zeichen znr Beendigung der Feindseligkeiten. Der Krieg ränmte das Feld der Hnngersnot und den Blattern. Es war dringend notwendig, den so unvermittelt abgerissenen Faden wieder anzuknüpfen. Nachdem wir jede Hoffnnng auf Thätigkeit verloren hatten, mnßten wir uns auf das harte Los beschränken, Hilfe zn erwarten, und uns damit begnügen, einen Weg für Mitteilungen zu bekommen. Die Nneutschlosscnheit, der Mangel an Wagnis, die übermäßige Klugheit hatteu nus auf das Znwarten nnd aus die Ungewißheit augewieseu uud uns jegliche Möglichkeit, frei zn handeln, benommen. Nochmals erwähnte ich meines Planes, den man tollkühn genannt hatte, uns einen Weg nach Fadasi zn eröffnen; denn Tollkühnheit ist oft, einem größeren, unabwendbaren Übel gegenüber, Klngheit, Aber eine einmal entflohene Gelegenheit kehrt nicht wieder; der Gonvernenr war dnrch die Macht der Ereignisse, die sich unseligerweise vorbereiteten, ver> Pflichtet, eine Hilfsexpedition, die sich den Weg zn ihm und seineu Völkern eröffnen sollte, zn verlangen. Statt zn einer nnmittelbareu Rückkehr mnßte man sich jetzt zu einem zweifelhaften Hinwarten herbeilassen; statt den Weg frei zu wählen, wnrdeu wir verurteilt, auf der Straße zu ziehen, welche die meisteu Feiude aufwies. Das uuklugerweise iu Ladö entschlüpfte — 314 — Wort kettete nns fest; die Soldaten alleiil kmmten nns jetzt aus der Verlegenheit reißen; diese aber, eingedenk des vun ihnen geschauten Gespenstes, wiesen es mit Unmnt ab. Tie Hiettnng, die mau nnr den Weißen versprach, wnrde uu« den Abfall der Schwarzen erkaust; sie hatte nns Mr Ohnmacht uernrteilt nnd nns den Negern anf Gnade uder Ungnade iiberliefert, Und doch, als Emin sich bemühte, die Beziehungen zn Kabrega wieder aufzunehmen, von dessen Znneignng nnd Vnndnis cr sich alles (Nnte versprach, nahm ich aus Hingabe nnd Freundschaft das nicht leichte Amt anf mich, ihn bei dem 5tünig von Nnjoro zn vertreten. Es war eine Schädelstätte; allein ich zögerte nicht, sie zn besteigen. Am W. Mai verließ ich Wadelai an Bord des Dampfers „Khedive", der nach Kibiro ging. Ende des ersten Bandes. Mrjke Neilags. Meteorologische Veobachtungen in Walllkettll. — 317 — V trockenes l feuchtes ^ Nr, 1 Nr. 2 A ^ ^ ^ ! ^ i: " ! ^» Station Gadda, .vi,>hc clwa 740 m Januar 1«84 1 7V 16°.20 16°.- 685 695 N 0 h. 2N 34.80 21.40 685 695 N-O 2 , h. w. 9N 20.40 19,- 685 695 N-O 0 l). 2 7V 16.10 15.80 685 ^ 695 l N-O 0 h. 2N 36,- 22,- 686 695 S-O 1 h. w. 9N 21,— 19,— 685 694 S-O 0 h. 3 7V 18,— 17,— 686 695 N-O 0 h. 2N 33,80 24,20 687 696 N-O 1 h, 9N 23.20 20.— 684 694 N 0 h. w. 4 7V 17.40 16.80 685 695 N 0 h. 2N 35.20 21.40 l 686 695 N-O 1 h. 9N 26. 22.- ! 685 694 ! O 1 Y. w. 5 lV 19.80 1!).40 686 i 696 ! N-O 0 h, w. 2N 33.40 21.80 686 696 ! N«O 2 h. 9N 20.20 18.10 685 695 ! N 0 h. 6 7V 17— 16.4" ! 686 696 ! O 0 h. 2N 33.60 20.30 685 ! 695 N-O 1 h. 9N 21— 18.80 685 695 ! N 0 h. 7 7V 18.- 16.80 686 695 N-O 0 f. H. 2N 33,— 19.40 686 695 N-O 2 h. w. 9N 19.20 16.80 685 695 N 0 h. 8 7V 15.20 13.60 687 697 N 0 h. 2N 31.40 18,— 688 697 N 2 h, 9N 20.— 15.40 686 697 N-O 0 h. 9 7V 13,80 12,— 688 ! 699 O 0 t). 2N 29,- 15.40 690 699 N 2 h, 9N 19.80 15— 687 W6 S-O 0 h, 10 7V 14.20 13.20 687 ! 698 S-O 0 f. H. 2N 31.60 18.— 687 697 O 2 h. 9N 18.20 15,- 687 697 N Oh. 11 7V 14.4'' 13,— ! 688 ' 697 N-O 0 h. w. 2N 33.40 23.40 688 698 N 1 h. 9N 18.2!» 1l>.20 686 ^ 696 N 0 h. 12 7V 13.W 13- 687 697 N-O 0 h, 2N 33.40 20.20 688 ! 697 N 1 h, 9N 18.20 16.— 686 . 696 N.O 0 h. 13 7 V 13.40 13.- 68? 697 N 0 h, 2N ° 34.60 22,40 68? ! 697 N-O 1 h. w. 9N 20.20 ! 18,40 686 ! 695 S-O 0 h. 14 7 V 18,60 17.60 688 ! 698 N-O 0 w. h. 2N 35.60 22.40 686 696 N-O 1 h-9N 23.80 20,20 686 696 N-W 1 w.h.') 15 7V 20.40 20,— 688 699 W 0 w, 2N 32.20 24.40 690 699 N'W 1 h, W. 9N 21.49 19.60 685 695 N-O 0 h, 16 7V 22.60 21,— 688 , 697 N-W 0 h. 2N 33.40 24,— 687 697 W 2 h. w,«) 9N 19.80 19.40 687 696 N 0 w.h. — :-Utt — 3 ^ Mchro«.« ^«^, ^FZ^^M G trockenes, feuchtes Nr. 1 z Nr, 2 i ^ U ^ ^ G^I 17 7V 19°,60 19",- 687 696 N-O 0 f.h. 2N 33,60 24- 686 695 N-W 1 h. w. 9N 20,40 19,80 686 696 N 0 l,. 18 7V 16,80 16,60 688 698 N 0 h, 2N 33,60 ! 22,10 688 697 N«W 1 h, w. 9N 20,40 , 19,— 685 696 N-W 0 h. 19 7 V 21,- 20.40 687 696 ! N-W 1 h. w. 2N 33.40 23,20 687 697 W 1 h. 9N 20,60 19.- 686 696 , N-O 0 h. 20 7V 17.20 16,80 687 ! 697 N-O 0 h. 2N 33,40 23.4" 687 z 6^7 N-W 0 h. w. 9N 24,— 19.^ 68i 697 W 0 h. w. 21 ?V 13.40 12.20 687 697 N 0 h. 2N 34,- 16.40 686 ! 695 N 2 h. 9N 20.40 15- W6 ! 695 N 0 h. 22 ?V 10.60 ! 9.80 687 ! 698 N 0 h. 2N 33.— 23,— 688 697 N-W 2 h, 9N 16,60 14.60 689 699 N-W 0 h. 23 7V II.«'» ,0,2'^ 688 698 N-W 0 h. 2N 3N.20 , 16.6» 687 696 N 1 h. 9N 14.80 12,40 l>«7 <>i)<> N 0 l), 24 ?V 9.40 > 8.80 688 699 N-W 0 h, 2N 31.20 17,- 688 . 697 N-O 1 h. 9N 15.80 13.4.0 686 > 696 N-W 0 h. 25 7 V 10,40 9.40 687 ,697 N 0 h. 2 «>____ ____ __ __ __ __ __ 9N 17/20 > 1>'20 687 697 N-O 0 h. 26 7V 13.-, 10.6" 687 697 N-O 0 h. 2N 34,— 18.60 689 698 O 2 h. 9N 17.80 15.40 687 696 N-O 0 h. 27 7 V 16,40 14.20 687 698 N 0 h. 2N 34,60 18.80 688 698 N-O ! h, 9N 17.80 15.40 686 696 N-O 0 h, 28 ?gj___________________ __ __ — h. 2N 34,80 20'40 689 > 698 N 1 — 9N 18.40 15.60 686 696 O 0 h. 29 7V 16,40 14,80 686 696 O 0 ! h, w. 2N 35,80 20. l0 686 6!)6 O 1 h. 9N 19,40 17.- 685 695 E-O 0 h. 30 7 V 15,40 14.20 686 ! 69l! S-O 1 h. 2N 35,60 20.60 686 696 E-O ^ 1 h. 9N 19.80 17.60 686 696 S-O 0 h. 31 7V 15.80 15,— 686 696 O Oh. 2N 34.80 18.60 687 696 N-O 1 h. 9N 18,20 16,— 686 696 O 0 h. > Februar 18«4 1 7V 12,— 10.60 688 698 N 1 h. 2N 32.20 17.- 689 698 N-O 2 h. 9N 19,60 12M 689 697 N-O 0 h. — Z19 2 7V 11.°- 9°W 687 697 N 0 h. 2N 31.20 16 — 687 697 N 2 Y. 9N 16,40 13.10 687 697 N 0 h. 3 7 V 10.40 !^.^ 686 696 N-W 0 l), W, 2N 80.80 16,40 687 696 N-W 1 h. W. 9N 14.40 12 — 685 696 N-O 0 h 4 7 V 10.60 9.60 686 696 O 0 h. 2N 33.40 18,60 687 696 S-O 1 h, 9N 16.40 13.80 685 696 S 0 l). 5 7 V 11.60 10.40 684 695 S-W 0 h. 2N 34.40 18.20 686 695 2 h, 9N 2» ».40 16.20 684 694 S-W 0 W, 6 7 V 17.80 16.20 685 695 E-O 0 w. h.. 2N 36.— 20.40 685 694 O 2 h. W. 9N 26.40 17.60 685 696 N-W 0 W. 7 ?V 17.40 16.80 687 697 N'O 0 h. w. 2N 32.20 17.60 687 69? 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") 9N 19.20 19.20 685 695 S-W 0 h. w. 26 7V 19.20 18.80 685 695 W 0 f,h. 2N 30.40 24,- 685 695 S-W 1 h, W. 9N 22- 21.20 685 695 N>O 0 w. h."> 27 7V 18.40 18.40 687 697 O 0 gl.b. 2N 21,20 21.- 686 698 S-W 0 w. 9N 19.20 16,80 686 696 N-W 0 h,w. 28 7V 18.20 18,20 686 697 N 0 h. 2N 32,80 20,- 685 695 N-W 1 li. w. 9N 20.60 19,60 687 697 O 1 w. 29 7 V 19,- 19,- 685 696 N 0 fh. 2N 32,80 24.4'» 685 696 S-O 1 f.h. 9N 21,40 20.80 685 695 N-W 0 h 3Ü 7 V 20,40 20.20 685 695 N 0 l). 2N M,^ 25.- 685 695 S-O 1 l), w. 9N 21,80 21.49 684 694 O 0 l), ") Mai 1884 1 7 V 19.60 19.40 685 695 N 0 h, 2N 23.20 25.60 685 695 N-W 1 > f. h. 9N 21,— 19.60 685 695 S-W 1 ! w, h. 2 7V 21,- 20.60 687 697 N-W 0 w. h. 2N 33.20 24.80 686 69 l; 7 V 20,20 19.80 666 696 S-O 1 w. h, 2N 26.60 24.20 686 696 O 1 h. w, 9N 20.40 20.20 68? 697 S 1 h, w. 7 7 V 20.20 19,80 686 697 O 0 h, w. 2N 31,60 24,60 68? 697 N-W 1 W.H.") !)N 21.— 20.80 687 697 N-O 1 w. 8 7V 20,— 19.40 686 69? N-O 1 I), w. 2N 32.80 24,— 686 696 N-O 1 w.!) 9N 22,40 22,- 68!» 699 N 0 h. 9 7V 20,40 20,40 68<; 696 N 0 h. 2N 36,20 25M 686 697 S-O 1 h, >u. 9N 22,40 21.80 685 695 N-W 0 h. — 325 G Psych trockenes rometer feuchtes A»e baro Nr. l. ro'id-meter Nr. 2 ^» 10 7V 20'.40 20°.20 685 695 N 0 h. 2N 37.20 25.80 685 696 N-O 1 h. w. 9N 22.40 21.60 685 695 O 0 li. ") 11 7V 19.60 19.60 685 695 N-O 0 »v. h.") 2N 30.40 24.20 686 697 S-O 1 h. w,") 9N 19.40 19,40 688 698 S-O 1 al. b. 12 7V 19.80 19.60 687 697 O 0 h. w. 2N 34.- 24.80 686 697 S-O 1 f h. 9N 22.80 22.40 686 696 N-O 0 h. 13 7 V 22.40 22.20 687 698 N 0 h. 2N 36.20 26- 68? 697 S-O 1 h. w. 9N 2Z__ 22.20 685 695 S-W 0 h. 14 7 V 21'20 20.80 686 697 S-O 0 h. 2N 33.40 26.- 686 697 S 1 ii. w. 9N 23.60 21.60 685 695 S 1 w. h.«) 1.'. ?V 20,20 20.20 687 69? N-O 0 w. y. 2N 32.40 25,40 686 696 S-O 1 h. w. 9N 22.80 21.20 686 696 S-O 1 w, h.»l) 16 7V 19.- 19 — 690 699 S.O 1 gl.b. 2N 26.20 23.40 687 69? O 0 w. 9N 18,80 18.60 687 696 N-O 0 h' 17 7V 17,80 18.- 686 696 N 0 h 2N 34,40 25.60 687 69? S-O l h 9N 20.60 20.20 687 69? O 0 h. w. 18 7V 20 60 20.80 687 696 N-O 0 d. 2N 35.60 25.60 686 696 N-O 1 h. w. 9N 21,- 20.60 685 695 O 0 h. w. 19 ?V 19.80 19.80 W5 695 N-O 0 h. 2N 36. - 26,- 686 695 N-O 0 li. w. 9N 23.40 24.60 685 695 T-O 1 w. ") 20 7V 20.60 20,20 686 696 N-O 0 h,w. 2N 33.80 26.40 686 695 N-O 1 h, w.«) 9N 20.- 19- 685 696 O 1 w.h. 21 7 V 19.49 19.40 68? 69? N 0 h. 2N 31.20 21.60 687 697 N-O 1 w.h. 9N 21,80 21.80 687 697 N 0 h. 22 7V 20- 20.20 687 697 N-O 0 f.h. 2N 31.80 25.60 686 696 N-W w, h.«) 9N 19.80 20.80 687 69? N-O 0 w. 23 ?V 21- 20.20 687 697 N-O 0 h. 2N 35.40 26.60 686 696 N-W 1 w.h. 9N 22.60 21.80 686 6!»6 N-W 0 f. h. ") 24 7V 20.80 20.80 686 696 ! N 0 f, h. 2N 28.40 2l.10 685 694 ! N-O 1 w. <") 9N 19,20 19.20 686 696 ! S-O 0 w. 25 7 V 19.80 19.80 686 697 S-O 0 w. 2N 36- 25.20 687 697 ! N-W 1 f, h. 9N 21.80 21.40 686 69? O 0 h. w. 26 7V 20.20 19,80 687 698 S-O 0 t>. w. 2N 32.40 25.80 687 6!)? N-O 1 w. h.") 9N , 19.40 19.20 687 69? ! N 0 h. ^ 326 ^ O trockelie^ feuchtes Nr. l Nr. 2 A^ ^'" "^^ 27 7V 19",- 18-.60 68? 697 N 1 w. 2N ^ 31.80 25.— 686 69? N 1 h. W. 9N ^ 21.60 21.— 687 ^ 69? ! O 2 f. l, 28 ?V 21.20 20.80 686 698 ^ N-O 0 w, h.°«) 2N 28.20 24- 686 69? N-W 2 ti. w. 9N 20.80 20.<>0 86 696 z W i 0 h. w. 2N j 81,— 23.80 69.', S-W 1 h. w. 9N 20.80 ! 20.60 > 90 ^ 700 N^O ! 1 w. h. 9N 21.80 21.40 > W? ! 69? i N-W 0 h, 5 7V 20.40 20.- 690 ^ 699 N , 1 w, h, 2N 27.80 23.40 687 697 ! N-W ! 1 w. h. 9N 19.80 19.20 689 699 j N-O 0 f, h, 6 7V 17.40 17.40 687 697 ! N 0 li. 2N 31.1l» 23.80 ! 669 ' 699 N-O 1 t,. w. 9N 21.80 ^ 20.80 ^ 686 697 N-O 0 h. W. 7 7V 22.— ^ 22,— ^ 687 69? N-O 0 h. 2N 26.60 23.20 687 ! 697 N-O ^ 0 f. w.°') 93t 20.40 20.40 666 697 O 0 h. 8 7V 18.80 18.80 686 697 N 0 h. 2N -,- -- -----9N -.- -.- ----- Vom 9.—12. wurden keine meteorologischen Beobachtungen gemacht. (Slatiou Vellimci, Höhe ctlua ?li5 m,) ^ ?V^^____^__________ __ ! __ __ __ 2N 2<(— 23,40 680 685 S-O 0 W, l), 9N ^ 22.80 21.80 680 685 N-O 0 f. h, 14 7V ! 19.80 19.— li81 685 O 0 W.H.") 2N ' 25.60 22.20 681 685 O 1 W. h. 9N 2".^" 1!»,80 681 ! 685 O 0 l). 327 — „ Z Mchwme.« ^d- HZ ß^ «Z,I ^ G trockenes feuchtes Nr. I Nr. 2 ^-A ^'" ^^ Vom 15.—17. wurden leine mctcorolonisckicn VeobachtinMN gemacht. 18 7V __°__ __"__ __ __ __ !__ __ 2N 2?'— ! 22/,0 682 687 N-O 1 w. h.«) 9N 21.60 19 80 082 686 O 0 li. 19 7 V 19.60 19 40 681 687 N-O ! 0 h, w. 2N l 28.20 ^ 22.80 681 687 S-O l 1 f, w, 9N ! 21- 19,80 ! 682 686 S-O ! 2 nl.b.") 20 7 V 18.40 18.40 ! 681 685 N-O ! 1 l,. 2N 27.60 22.80 680 li85 S-O ^ 1 t). w. 9N 22.— 19.80 681 686 N-O j 0 h. Vout 21,-24. wurden keine mcleorolossiichcn Vcobachtungen gemacht. (Station Oadda. Höhe etwa 740 m,) 25 7V -.- - .- - __ ^ ^ __ 2N -^- -'- - - ^ _ _ 9N 21.20 19.80 ! 689 699 N-O 0 w.h.<") 26 7V 19.80 ! 19.40 ! 687 6!)7 N-O 1 w. h. 2N 29.00 ! 24,20 68? 699 S-O 1 s. w.<") 9N 20.— ! 19.80 ! 688 699 S i 1 f, w.°«) 27 7 V 20,— , 19.80 ! 689 698 O 1 h. w. 2N 30,40 i 24.— ! 687 697 N 0 h. 9N 21.60 21.20 ^ 688 697 N-W 0 l,. w. 28 7 V 20.80 20,60 > 689 . 6l)!1 N-W , 0 h. 2N 33.60 24,40 ^ 688 ' lj!)8 N 1 I), w. 9N 2l,60 21.20 687 697 N 0 I). ««) 29 7V 20.60 20,40 l 688 698 N-O 0 w. h. 2N 32.20 ! 25.40 688 ^ l>98 N-W 1 h. w.'°) 9N 19.20 ! 19,- 688 698 E-O 1 ssl. b. 30 7 V 18.80 18.80 ! 689 700 N-O 0 I). 2N 29.80 25.- ! 688 699 N-W 1 w. h. 9N 19.60 18,60 ^ 688 i 699 O 0 gl. b. Juli I884, 1 7 V 19.60 ! 19.20 ! 690 700 N-W ! 0 h. w. 2N 30.20 i 23.60 ^ 690 699 N-W 1 h. w. 9N ! 19.- ! 18.60 690 700 N 0 h. 2 7V ! 19.60 19.40 ' 690 ! 700 N-O 0 ! f. h. 2N 31.80 24.40 689 ! 700 N-W 1 l,. w. 9N 19.— 18.80 ! 689 i 700 N-W 1 h. 3 7V 20— 19.40 689 ^ 699 ! N ! 0 f. h. 2N ^ 30.80 ! 23.80 ! 689 700 N-W 1 w. h. 9N 20.60 ! 20.— 689 699 N-O ^ 1 h. w.") 4 7V ! 18.60 j 18.40 ! 690 ! 700 N-O , 0 w. ") 2N 31.20 ! 23.60 ' 689 > 698 ! N-W 1 w. h. 9N 20.20 ! 19.80 , 690 700 N 0 h. 5 7V 20.40 20.20 ^ 689 699 N-O 0 w. h. 2N ! 27.60 23.- 689 699 N-O 1 w. h.'«) 9N ! 19.80 18.80 689 698 N>O 1 w. ") ! ! > — 328 — Psychronlctcr Ancro'id-bcn'omctcr Z trockenes feuchtes Nr. 1 Nr. 2 « 7V 18",- 17°,60 689 697 N 0 h. 2N 30.60 24.00 690 700 N 0 !). W. 9N 21.60 20,- 690 699 S-O 2 w, ") 7 ?V 17.00 17,80 689 699 N 0 h. 2N 34.— 24.60 688 698 N-W 1 l), W. 9N 21,40 19,80 689 699 N-W 1 w. h. 6 7V 13.80 18.40 690 699 S 1 W. h.'°) 2N 30.40 24.40 688 698 N-O 1 h. W. 9N 19.60 19.60 6«7 697 N>W 0 h. 9 7V 20,40 20,40 689 699 N 0 h. 2N 32,20 23,40 68« 698 N-O 1 h. W. 9N 2l.80 21.40 687 696 N 0 h. 10 7V 18.80 18,40 689 699 S 0 W. ") 2N 30.40 23,20 689 699 S-O 1 f,h. 9N 19,60 19,40 687 697 N 0 l). 11 7V 19.20 18,80 687 697 T-O 1 w. h. 2N 34,40 25,20 666 695 S 1 l), W. 9N 21,- 21.- 686 695 2-O 1 f.h. 12 7V 21.80 21 — 686 697 N-O 0 f.l). 2N 31.40 24,60 687 697 N-W 1 l). W. 9N 21.20 20,60 687 697 N-O 0 w, h. 13 7V 19.60 19.60 688 698 N 0 2N 34,40 26.20 687 697 N-W 1 h. w. 9N 19.80 19.60 68? 697 N 0 h. 14 7 V 17,60 17.60 687 697 N 0 f.h. 2N 32.40 24.80 687 6!>? O 0 h. w. 9N 20.80 20.40 686 696 N 0 l). 15 7 V 19.80 19.60 687 bis 10 Uhr nachm. 22. Blitz, Donncr in S,-O. — Blitz, Donner, Südostwind mit Rcgcn uon 10 Uhr vorm, bis 4 Uhr nachm. 23. Blitze im N. 24. Blitz, Tonncr, heftiger Nordostwind mit Regen uon 4 bis « Uhr nachm. 25. Regen uon 4 bis 5 Uhr nachm. 26. Regen uon 0 bis 6,30 Uhr nachm. 27. Blitz nnd Donner in S-W. 28. ^litz, Donncr, mit Regen von 7 bis 10 Uhr vorm. 29. Blitz, Donncr, Ostwind mit Regen von 4 bis 6 Uhr nachm 30. Blitz, Donner, Ostwind mit Regen uon 3 bis bis 11 Uhr nachm, 45. Blitz, Donner, Oi'twind mit Rcgcn von 7 bis II Uhr nachm. 4 Uhr vorm. 50. Blitze im N. nnd im S. 51. Blitz, Donner mit Regen von 7 bis 8 Uhr nachm. b^. Regen von 3 bis 4 Uhr nachm. 53. Blitze im S-O. 54. Blitze, Donner mit Regen von 1,30 bis 10 Uhr nachm. b'>. Blitz, Donner, Südostwind mit Regen von 3 bis 5 Uhr nachm. 56. Regen von 7 bis 10 Uhr vorm. 57. Regcn vo>« ? Uhr vorm. bi, 2 Uhr nachm. 58. Rc^en von 2 bis 11 Uhr vorm. 59. Regen von 3 bis 8 Uhr vorm. 60. Regen von !0 bis 1l Uhr uonn. 61. Blitze im S. 62. Regen von 10 bis 11 Uhr vorm, 63. Donner im S. 64. Blitz, Donner im S. 65. Blitz, Donner im N. 66. Regen uon 4 bis 6 Uhr nachm. 67. Blitz im O, 68. Blitz, Donner mit Regen von 3 bis 5 Uhr vorm, 69. Blitz, Donner, Südostwind mit Regen von 7 bis 10 Uhr nachm. 70. Blitz, Donner, Südostwind mit Regen von 7 Uhr vorm. bis 2 Uhr nachm. 71. Blitz in N'O. 7' a r i: Lur: _ Wlisa — — — Zilicnzire Tabidin Mit Keli De Näquan Dakö Taltu Mulla Totu Botu Solu Wua Dor Limi Mbongo Mbana Tome Lickk Guinba Gumba — — Guan/a Guanza Loe Kero Tschokossi Ue Kimän Mag Mbokali Ende Munjie — Nama Wlina Longozer Nduko Pao Zele Kalcrot — Tubu Ngunke Balot Sano — Giniböle — — Dongu Koudo Sokkor Gueno — Bakkondo — Tongueno — Wonde Landi Matäma Mbomu Mbaia Torino Nuäge Simanokö Elleml Lokolon — Unga Zi^e Baron Ngu Mama Mama Koka Quakk — Bomü Kamirö — Kongamo Bosso Goro Ton — Momussž Le Tscliak — Divvi J«ipa Due — Potumbä Lribio — — Menäs Nie