DER CURORT ROHITSCH-SAUERBRUNN IN STEIERMARK VON DR- MAX. JOS. SCHÜLER KAISERLICHER RATH, ERSTER BRUNNENARZT UND DIRECTOR DER LANDES- CURANSTALT ROHITSCH - SAUERBRUNN, K. K. LANDES - SANITETSRATH CORRESPONDIRENDES MITGLIED DER K. K. GESELLSCHAFT DER ERZTE IN WIEN U.S. W. MIT ZWEI LITHO&RAPHIRTEN TAFELN. GRAZ 1877. Leuschner & LUbeNsky K. K. UNIVKKSITÄTS-BUCHHANDLUKG. LEYKAM-JOSEFSTHAL, GRAZ. HOCHGEBORNEN HERRN JOSEF GRAFEN von KOTTULINSKY K. K. KAEMMERER, MITGLIEDE DES STEIERMLERKISCHEN LANDES-AUSSCHUSSES, RITTER DES FRANZ-JOSEFS-ORDENS UND DES ORDENS DER EISERNEM KRONE II. CLASSE U. S. W. IN Hochachtungsvollster Ekgebenheit und Verehrung: DER VERFASSER. VORWORT. Vas ein 25jähriges badeärztliches Wirken überhaupt, was neunjährige Beobachtungen und Erfahrungen über die Rohitscher Säuerlinge insbe- sondere mich gelehrt, das habe ich in diesem Schriftchen niedergelegt, dessen Aufgabe vollkommen erreicht ist, wenn es zur genaueren Kenntniss, zur richtigeren Würdigung von Rohitsch-Sauerbrunn ein Schärflein beigetragen. Herrn Prof. Dr. C. F. Peters und Herrn Ferdinand Graf für die mir in bereitwilligster Weise gewährte Unterstützung meinen wärmsten Dank. Im März 1877. Dr. M. J. Schüler. INDEX. Seite I. Lage des Curortes............. 1 Klima.................. 3 Geologische Verhältnisse........... 6 Florengebiet................ 16 Bevölkerung................ 26 IL Chronik des Curortes............ 31 III. Physikalisch - chemische Beschaffenheit der Quellen................. 51 A. Die Wirkungsweise des Rohitscher Säuerlings beim innerlichen Ge- brauche (Trink-Cur.)........ 63 Specielle Anzeigen für den Curgebrauch .... 80 Dyspepsie................. — Chronischer Magenkatarrh.......... — Chronisches Magengeschwür......... 82 Chronischer Darmkatarrh.......... 83 Chronischer Katarrh des Schlundkopfes .... 84 Chronische Katarrhe der Respirationsorgane . . — Leberkrankheiten.............. 85 Gallensteine und Gallensteinkoliken...... 86 Gelbsucht................. — Milzanschwellung.............. 87 Habituelle Stuhlverstopfung......... — Chronischer Blasenkatarrh......... — Gries- und Steinbildung........... 88 Bleichsucht................ 90 Menstruationsstörungen........... — Hämorrhoiden............... 91 Gicht................... 91 Fettleibigkeit................ 92 Chronische Nierenentzündung......... — Gegenanzeigen ............. 93 B. Wirkungsweise beim äusserlichen Ge- brauche. (Bade-Cur,) ........ 95 Seite Die ganzen Stahlbäder........¦ . . 96 Die gemischten Stahlbäder..........102 Die erregenden Umschläge..........— Die Douchebäder..............103 Die Sitzbäder...............104 Methode des Curgebrauches......105 Wahl der Jahres- und Tageszeit für den Cur- gebrauch................106 Dauer der Brunnencur..........108 Brunnenfieber ............... 109 Nachwirkung der Cur............110 Brunnendiät .............. — Nachcur.................117 C. Der Säuerling als diätetisches und als Genussmittel............118 IV. Der „echte" Rohitscher Säuerling, seine Füllung und Versendung............125 V. Orts- und Administrationsverhältnisse .... 130 Leitung der Curanstalt...........131 Aerzte............. .... 133 Sicherheitsdienst.............. Restaurants...............— Kaffeehaus und Conditorei...........134 Curorchester...............135 Leihbibliothek............... — Postamt ................. — Telegraphenamt..............136 Preise der Wohnungen...........137 Zimmerbedienungstaxe ...........139 Wohnungsmiethe-Ordnung..........140 Preise der Bäder.............. — Badebedienungstaxe..............— Bade-Ordnung...............— Curorts- und Musiktaxe...........143 Cursaal-Ordnung.............144 Verkehr der Eisenbahnzüge zu Pöltschach . . . 145 Fiaker Fahrtaxen-Ordnung .........146 Stellwägen.................148 Preise des echten Rohitscher Säuerlings .... 149 V. Nächste und weitere Umgebung des Curortes . 151 Lage, Klima, Bodenbeschaffenheit, Bevölkerung. Wie das steierische Oberland in den uner- schöpflichen Erzadern seiner Berge einen unver- siegbaren Quell nationalen Wohlstandes, so besitzt das Unterland ein kostbares Kleinod an seinen Mineralquellen, die da theils als warme Heilwässer, theils als sogenannte Säuerlinge vielfach zu Tage treten und deren einige weithin bekannt und be- rühmt geworden sind. Unter den Letzteren nehmen die Säuerlinge von Rohitsch-Sauerbrunn unzweifel- haft den ersten Platz ein und der an sich unbe- deutende Marktflecken Eohitsch verdankt seinen weltläufigen Namen dem in seiner Nähe gegen Westen hin befindlichen Säuerlings-Quellengebiete, über dem sich die Landes-Curanstalt aufgebaut. An den Ostausläufern der karnischen Alpen 214 M. (= 675 W. F.) über dem Meeresspiegel, unter 46° 14' 0" nördlicher Breite und 33° 20, l — 2 — 4" geogr. Länge nahe der Landesgrenze im Süd- Osten gelegen, wird der CurortRohitsch-Sauerbrunn von der Bahnstation Pöltschach in anderthalb- stündiger Fahrt erreicht, die man auf schön an- gelegter, gut gehaltener Gebirgsstrasse und unter den wohlthuendsten Eindrücken eines im reichen Wechsel gebotenen landschaftlichen Eeizes recht angenehm zurücklegt. Erst völlig am Ziele gTüssen die ersten Häuser des Curortes, die den neugierig ausspähenden Blicken bishin von Höhen und Hügeln entzogen waren und nicht lange, so ist man in den Schatten der schönen Kastanien-Allee des Cur- platzes, der im lieblichen, von buchenbewaldeten Höhen umrahmten Engthale mit seinen stattlichen Gebäuden, mit seinen Terrassen und Promenaden inmitten eines bewegten Curiebens einen kaum geahnten, überraschenden Anblick gewährt. Fast in gleicher geographischer Breite mit Meran *), gegen Nord- und Nordost durch das von West nach Ost hinziehende, über 980 Meter an- *) Nördl. B. Oestl. L. W.-Fuss fl. d. M. Meran liegt 46° 39' 48" 8 28» 48' 10" 945-28 Ki-eil Marienbad . . 49° 58' 30" 30» 22' 45" 1932 David Karlsbad ... 50» 13' 38" 30» 32' 47" 1092 David Kissingen . , . 50° 12' 7" 27" 54' 27" 590 Stolz Homburg a. d. H. 50° 14' 30" 26» 18' 0" 620 Stieler Hofgastein . . 47" 10' 30" 30» 45' 21" 2599-45 Kreil Iscbl.....47» 42' 41" 6 31» 13' 44" 1557-96 » Baden b. Wien 48° 0' 9" 33» 55' 30" 638 n — 3 — steigende Wotschgebirge *) gegen das Andrängen rauher Nordstürme geborgen, durch die croatischen Grenzgebirge gegen den jähen Anprall scharfer Ostwinde geschützt, ziehen über das südliche und südwestliche Hügelmeer die milden Luftströmungen jener Himmelsgegenden in unser gesegnetes Thal, das in seiner üppigen Pflanzenwelt Kinder des Nordens und Südens beherbergt und in der glück- lichen Anordnung seiner Gebirgs- und Bodenver- hältnisse die wichtigsten Elemente seiner atmo- sphärischen Salubritätsbeschaffenheit besitzt. Das Klima unseres Curortes ist in der That ein solches, um das ihn viele in dieser Hinsicht hochgepriesene Curplätze beneiden können. Rohitsch - Sauerbrunn bietet die Vorzüge eines subalpinen milden Gebirgs-Klimas und besitzt in dem immer frischen üppigen Grün und in dem Dufte seiner Wälder und Wiesen nicht nur die reichste Bildungsstätte für den im Stoffwechsel der thierischen Organismen hochwichtigen ozonisirten Sauerstoff der Athmungsluft, sondern erfreut sich in ihnen auch jener wohlthätigen Agentien, die in den heissesten Sommermonaten die drückende Hitze des Tages mildern, und Labung und Er- frischung gewähren. Die Luft des Morgens und *) Der hohe Wotsch oder Bof 980 M. (= 3097 W.- Fuss); der Donati — der Rigi der Curgäste — 886 M. (= 2795 W.-Fuss); der Bacher 1580 M. (= 5000 W.-Fuss.) 1* — 4 — Abends ist wohlthuend kühl und erquickend; Morgen- und Abendthau, selbst bei anhaltend heissem regenlosen Wetter eine gewöhnliche Er- scheinung, verleihen der Vegetation eine seltene Ueppigkeit und Frische; leichte Morgennebel im Spätsommer, ja nach längerem Regen selbst im Hochsommer sind nicht selten. Der anderorts oft sehr empfindliche, rasche Temperaturwechsel nach Sonnenuntergang ist hier nicht zu treffen und überhaupt eine gewisse Stabilität der Temperaturs- verhältnisse vorherrschend. Nur nach Gewittern, die den Bergesspitzen des Oberlandes zuweilen eine Schneedecke bescheeren, findet ein rascher und empfindlicher Temperaturwechsel statt. Uebrigens ist unser Thal von Gewittern selbst wenig heim- gesucht, die in der Regel von Nord- und Nordwest kommend und zwischen dem Bacher- und Wotsch- gebirge in östlicher und südöstlicher Richtung ziehend, oft mit verheerendem Hagelschlag und Wolkenbrüchen zumeist über dem Pettauer Felde sich entleeren. Wegen des undurchlässigen Bodens und der seichten Flussbette der meist wasserarmen Bäche werden die Niederungen nach starken oder anhaltenden Regengüssen nicht selten in beträcht- lichen Strecken unter Wasser gesetzt. Von Winden, namentlich von anhaltenden oder rauhen, hat Sauerbrunn nichts zu leiden, es ist vielmehr eine auffallende Ruhe der Atmosphäre — 5 — vorherrschend. Die verschiedenen Windrichtungen können an der Wetterfahne des Triestinerkogel- Pavillons beobachtet und als ziemlich verlässliche Wetteranzeiger verwerthet werden. Das Fähnchen dem Hause XV zugewendet kennzeichnet den Süd- west, Richtung H. Kreuzertlial-Curanstalt: den Süd, entgegengesetzte Richtung: den Nord, dem Donatiberge abgewendete Stellung: den Ost, dem- selben zugewendete Richtung: den West, dem Wotsch abgewendetes Fähnlein: den Nordwest. Bei dem Mangel exacter meteorologischer Be- obachtungen, die hier bislang leider nicht möglich, gebe ich in Nachstehendem unsere den hieramts üblichen täglichen Aufzeichnungen entnommenen mit den Dr. Burghardt'schen übereinstimmenden baro- metrischen und thermometrischen Beobachtungs- resultate, zufolge welcher die mittlere Jahres- temperatur nach einem achtjährigen Durchschnitte 8-65° R. beträgt. Die Barometerschwankungen bewegen sich im Frühjahre durchschnittlich zwischen 28" 5" und 28" 8'", im Sommer zwischen 28" 6'" und 28" 10"*, im Herbste zwischen 28" 6'" und 28" 8'". In den Monaten des Curgebrauches ist also der Barometerstand ziemlich constant. Die Temperatursschwankungen verzeichnen sich: im Frühjahre: mit + 8° R. bis + 22° R.; — 6 — im Sommer: mit + 10° R bis + 26° R; im Herbste: mit + 9° R bis -f 20" R im Schatten. Seit einigen Wochen ist hier eine meteoro- logische Beobachtungsstation eingerichtet und so werden in Zukunft jedenfalls reichere und voll- kommnere Beobachtungsresultate zur Verfügung stehen, als dies heute der Fall. Der Güte des Herrn Prof. Dr. C. F. P e t e r s verdanke ich die folgende Skizze der geolo- gischen Verhältnisse des Curortes. Es ist Thatsache, dass die genauere Kennt- niss der geologischen Verhältnisse der ganzen. Landschaft, die Einsicht in die Entstehungsbedin- gungen der Heilquellen die Pietät gegen dieselben nicht nur nicht mindert, sondern sie vielmehr steigert. An den Mineralquellen des nördlichen Böhmens, des Taunus und anderen hat sich dies glänzend bewährt. Seit Jahrzehnten kennt man den Phorphyrstock von Teplitz in Böhmen und seine Thermen ziemlich genau. Durch die Arbeiten von Struve, Steinmann, den beiden Reuss ist die Genesis der Säuerlinge von Bilin und Giesshübl seit geraumer Zeit erforscht, und doch schlürft man sie mit nicht geringerem Behagen; mit dem alten Vertrauen auf ihre Heilkraft taucht der Kranke seine Glieder in jene weltberühmten Bäder, welche die Autorität eines Alexander von Humboldt, freilich auch die seines Königs geweiht hat. Nie- mals ist es der Zuversicht der Leidenden in die Heilkraft des Karlsbader Sprudels abträglich ge- worden, dass man wusste, sein Wasser sinke von den Höhen des Erzgebirges in eine Tiefe von etwa 2000 Meter, um in jener merkwürdigen Granit- spalte wieder aufzusteigen und da seit vorhistori- schen Zeiten jene eigenthümlichen Kalktuffarten abzusetzen, die als „Andenken von Karlsbad" mit den Curgästen in alle Welt gewandert sind. Hier am Born des steiermärkischen Säuer- lings gibt es allerdings keinen romantischen Schloss- berg aus Porphyr, kein nahes Erzgebirge, nicht jene wunderbare Welt von vulkanischen Bergen, deren Schoss, der spiichwörtliche Epigone vulka- nischer Thätigkeit, die Kohlensäure, mit ihrem Wasserstrahl entquölle; einfach und lieblich ist die Landschaft, nicht allzu verwickelt ihr geologischer Bau, doch ist sie werth, auch in ihrem Steingefüge näher gekannt zu werden; ja ich möchte sogar behaupten, dass dem Rufe der steiermärkischen Heilquellen in älterer Zeit kein Mangel schädlicher war, als der einer genauen geologischen Kenntniss ihrer Bezirke, der Mangel an Einsicht in die Gründe ihrer Entstehung. Diesem Mangel ist seit Jahren abgeholfen, und ich will es versuchen, auf wenigen Seiten — 8 — hier zusammenzutragen, was man über die geolo- gische Natur des interessanten und heilkräftigen Eohitscher Säuerlings weiss. Allerdings darf ich im vorhinein nicht verhehlen, dass manches davon meine subjective Ansicht ist, die. ich als Curge- nosse während einer Reihe von Jahren fasste. Ich nannte oben die Landschaft lieblich, nicht grossartig; der Wotsch mit seiner 980 Meter über dem Meere hohen Kuppe ist in der That der höchste Berg der Gegend. Dass er und seine Nachbarn nicht mindestens doppelt so hoch sind, dass wir uns in Sauerbrunn nicht in einem tiefen Kalkalpenthale, vielmehr unter dem Einflüsse eines milden Klimas befinden, dass diese köstlichen Sauerquellen überhaupt existiren, verdanken wir einem grossen geologischen Ereignisse, welches in einen der späteren Abschnitte der Tertiärzeit fällt, in die Zeit vor der Ausfüllung der grossen Beckenräume, von denen sich unser Thälchen abzweigt. Wer sich auch nur wenige Tage in Rohitsch- Sauerbrunn aufhielt, hat die herrliche Rundsicht vom Janinaberge genossen. Fern im Westen sah er die zackigen Gipfel der Sulzbach-Steiner-Alpen stehen und ihre steilen Wände ostwärts kehren. Von dieser letzten Kalkalpenmasse an den Grenzen der Steiermark ist die ganze in östlicher Richtung hinziehende Bergkettenreihe abgesunken. Mit einem — 9 — gewaltigen Bruche hat sich der ganze Erdtheil losgelöst, seine Gipfel erreichen nicht mehr eine Seehöhe von 1000 Metern und unfern von Kohitsch steht im Osten das Matzelgebirge, das Ivanez- gebirge südwestlich von Warasdin und ihre Anhänge als äusserste Ausläufer der südlichen Kalkalpen- kette, bevor sie unter den Terrassen und der Niederung von Croatien und Ungarn völlig unter- sinkt. Ein Anderer würde vielleicht sagen, nicht diese Region sei gesunken, sondern die Kalkalpen im Westen seien gehoben worden, doch glauben wir gute Gründe für den ersteren Ausdruck zu haben. Mit diesem grossen geologischen Ereignisse, das derv südlichen Steiermark ihren milden Berg- charakter, dem südöstlichen Mitteleuropa sein grosses ungarisches Tiefland gab, hängt das Emporkommen von allerlei Eruptivgestein, die Configuration der einzelnen Landschaft und die Entstehung der in ihr entspringenden Mineralquellen unmittelbar zu- sammen. Das älteste Steingebilde der Gegend ist ein weisslicher Dolomit, den man der sogenannten Triasgruppe beizählt und der in der ganzen süd- alpinen Zone eine hervorragende Stellung einnimmt. Er bildet den Wotschberg und die Grundlage seiner östlichen Nachbarn, an deren Nordseite er in grösserer Ausdehnung ansteht. Die Strasse, die von Pöltschach gegen Rohitsch führt, durchschneidet — 10 — nicht nur den Dolomit, sondern auch ein dunkel- graues, geschichtetes Gestein, das ihm zunächst der höchsten Steigung der Strasse an deren Süd- seite aufliegt (siehe Tafel I) und ein Tuff des nachbenannten Eruptivgesteins ist, aus dessen Abrieb es im Meere der „ ersten Mediterranstufeu entstand. Unter diesem Ausdrucke wolle der Leser einen mächtigen Complex von Mergel, Sand- und Kalkstein verstehen, der sich in einem frühen Stadium der mittleren Tertiärperiode in grosser Ausdehnung über das südliche Europa ablagerte. Das Grundskelet des Erdtheiles war damals längst vollendet, seine einzelnen Gebirgsmassen und Beckenräume aber keineswegs ihrem nachmaligen Bestände allerorten ähnlich. Ein weites Meer bedeckte einen grossen Theil des südöstlichen Continents und liess jene Ablagerungen zurück, die heute in steiler Schichtenstellung bis an die Kuppe des Wotsch heranreichen, den grössten Theil des anstossenden Plessivec und seiner öst- lichen Ausläufer zusammensetzen. Die oberste der Bänke, ein schön geschichteter Kalkstein, aus Organismen des Meeres beinahe völlig aufgebaut, sitzt heute als schroffer Gipfel, der 883 Meter über dem Meere emporragende Donatiberg, auf den Mergeln und Sandsteinen — diese sind aber nicht überall eine Ablagerung aus jenem Meere. — 11 — Ansehnliche Buchten mit Wäldern und Mooren, in denen sich Schildkröten und ein mächtiger, schweinsartiger Dickhäuter tummelten, waren ihm beigeordnet, namentlich in jenem Theile des Landes, den gegenwärtig der Sannflus in tief eingeschnittener Kinne durchströmt und der in seinen hohen Längs- mulden Schätze von älterer Braunkohle birgt. Auch am Südgehänge des Wotschberges und am Matzelgebirge gibt es noch ein paar Ueberreste von solchen Kohlenflötzen. Als nun aber jene grossen Zerklüftungen und Umgestaltungen des Festlandes begannen, die es seiner dermaligen Gestaltung näher brachten, das Meer der „zweiten Mediterranstufe" mit seinen indischen und atlantischer Communicationen in die grossen Senkungslücken, innerhalb von Steiermark bis in die.Nähe von dessen Hauptstadt eintreten liessen, drangen auch mancherlei Eruptiv- m a s s e n aus der Tiefe in jene Schichtgebilde ein, im Bezirke von Kohitsch namentlich zweierlei, deren Ueberreste als ebensoviele Felsarten vor- liegen. Die eine ist ein schwärzliches, auf den ersten Blick beinahe homogen scheinendes Gestein, das sich in Dünnschliffen als ein feldspathreiches Gemenge von grünlicher Farbe erweist, den unga- rischen „Grünsteintrachyten" zunächst verwandt. Das andere ist nahezu identisch mit jenen licht- — 12 — farbigen Porphyrgesteinen Nordungarns, die man ehedem Hornsteinporphyre nannte und im Bereiche des Dolomits und der ersten Mediterranstufe in der ganzen südlichen Steiermark reichlich entwickelt, zumeist wohl in der Gegend von Cilli und Tüffer. Ersteres hält sich nahe am Gebirge, dessen westlicher Richtung seine Durchbrüche und zugleich die Ursprungspunkte der Säuerlinge in einer Reihe von nahezu einer deutschen Meile in der Länge parallel laufen. Es hat zur Bildung des oben er- wähnten Tuffs das Materiale geliefert. Eine seiner bedeutendsten und lehrreichsten Massen befindet sich am südlichen Fusse des Plessivec, nächst dem Dörfchen Cerovec, wo ein wasserreicher Quer- graben eine sehr ansehnliche Felsmasse davon mitten in steil einfallenden Mergelschichten blosslegt. Das andere Gestein, ausser unmittelbarer Beziehung zu jenen Mineralquellen, bildet am südlichen Gehänge des Längsthaies der Sotla von heil. Kreuz an bis über den Marktflecken Rohitsch hinaus eine zweite Parallelreihe von zum Theil recht auffallenden, Schlösser- oder kirchentragen- den Gipfelchen. Sämmtliche Säuerlinge entspringen der Sohle kleiner Querthäler, die den Fuss des Wotscli- Plessivecgebirges mit dem Längsthaie verbinden. Wo die Auswaschungsrinnen tief genug die Säuer- lingsspalte treffen, da entquellen dem Boden einzeln — 13 — oder gruppenweise die an Kohlensäure reichen Wässer. Ihre mineralischen Bestandtheile sind aber je nach der Oertlichkeit, d. h. je nach der Be- schaffenheit der Lösungen, die ihnen aus den Schichten der ersten Mediterranstufe zukommen, in hohem Grade verschieden. Ein beinahe reiner Natronsäuerling ist die Quelle von Gabemig im äussersten Westen, wo sie auch oberflächlich nur aus jenen Tuffen gelöste Stoffe aufnehmen konnte; im Gegensatze zu ihr am reichsten an Schwefel- säure (schwefelsauren Salzen) die Quellengruppe am Curorte Sauerbrunn, wo die Mergel- und Sandsteine die grösste Terrainentwicklung und ihre in letzter In- stanz aus Schwefelkies hervorgehenden Zersetzungs- producte durch die Lagerung der Schichten die gün- stigsten Bedingungen erlangten, um dem emporstei- genden Säuerling beigemischt zu werden. So kommt jene wundersam heilkräftige Mineralquelle zu Stande, die unseren Tempelbrunnen, die Morizquelle, den Platzbrunnen und andere sorglich gefasste Quell- adern speist, ein eigenthümliches Mittelding zwischen einem Natronsäuerling und einem Bitterwasser, im unveränderten Zustande die Wirksamkeit Beider combinirend, durch Erwärmen evaporirt, den Karls- bader Thermen ähnlich und ebenso vorsichtig wie diese zu gebrauchen. Doch nicht von den Quellen als solchen will ich hier handeln, sondern vom Boden und seinem Aufbau. — 14 — Auch in den Landschaftsformen seiner näch- sten Umgebung ist der Curort im hohen Grade begünstigt. Ein weites Anschwemmungsfeld trennt eine lieblich bewaldete Hügelgruppe, darin die Quellen, vom Gebirge. In diesen Hügeln, von denen der Janina beinahe selbst ein Berg zu nennen, befindet sich der Mergelschichtencomplex mit einzelnen Kalksteinbänken in so glücklich ge- neigter Schichtenstellung, dass jene Stoffmischung in massiger Tiefe stattfinden muss und Formen entstanden, nicht schroff, nicht allzu milde, die der Anlage von Promenaden ungemein günstig, die behaglichsten Ruhepuncte und zu ferner Rundsicht nicht minder wie zur Vogelperspective über das Nächste Standorte bieten. Was den landschaftlichen Reiz nicht wenig erhöht, das ist der physiognomische Gegensatz zwischen den Gebilden der ersten und denen der unmittelbar anstossenden zweiten Mediterran- stufe. Hart am „Triestiner Kogel" und an der Pfarrkirche von heil. Kreuzr liegt nahezu horizontal über muschelreichem Sand und Thon der merk- würdige „Nulliporenkalksein", der in den öster- reichischen und ungarischen Weitungen eine wichtige Rolle spielt. Aus verkalkten Seepflanzen und zahllosen Conchylien, die in diesen Algen- polstern ihren Sitz hatten, zusammengebaut, bildet er hier eine weite, mit Ortschaften besetzte — 15 — und von Gräben angenehm durchfurchte Platt- form. — Von den nahen Hügeln und dem Gebirge dahinter sich abwendend, ruht das Auge mit Be- hagen darauf und auf den in südöstlicher Richtung wie neckisch aufspringenden Kuppchen aus Horn- steintrachyt. Ein Idealprofil in drei coulissenartig von Norden nach Süden gerichteten Abschnitten möge den Zusammenhang und die Altersfolge der besprochenen Gebilde näher erläutern (siehe Tafel I). Nicht die Grossartigkeit der Scenerien der Kalk- und Dolomitzone, wie sie jenseits der west- lichen Landesgrenze entwickelt ist, bietet dieser Landstrich hier, aber eine Lieblichkeit und einen Wechsel der Formen, wie sie anderwärts kaum gefunden werden. Bedingten die Modalitäten des Aufbaues der Gebirgsmassen und deren Wiederzerstörung durch quellendes und strömendes Wasser einander nicht gegenseitig, so möchte man sagen, die Natur hätte keinen reizenderen Erdenwinkel ais Ursprungsort ihres köstlichen Säuerlings Avählen können. Die Versicherung, dass sich der Leser in Sauerbrunn- Rohitsch im Mittelpuncte einer geologisch inter- essanten Gegend befindet, wird sein Gefallen daran nicht mindern, ja es will mich bedünken, dass sich die wahre Pietät für unsere Heilquellen erst — 16 — dann vollenden wird, wenn man den Donatiberg mit seinen schroffen Kalksteinschichten, wenn man jene Eruptivgesteine und Mergel hinsichtlich ihrer Auslaugbarkeit zum Gegenstande eingehender Stu- dien gemacht haben wird; dann wird sich jene weihevolle Begeisterung für die Gesammtheit der Naturerscheinungen, deren ich hinsichtlich der böhmischen Heilquellen eingangs dieser flüchtigen Skizze gedachte, auch über unsere steiermärkischen Quellenbezirke segensvoll verbreiten. Das Florengebiet von Eohitsch-Sauer- brunn wurde schon von dem verewigten Professor Dr. Franz Unger emsig durchforscht, der die bezüglichen Resultate in seinen Reisenotizen vom Jahre 1838 — steiermärkische Zeitschrift, V. Jahr- gang, I. Heft — veröffentlichte. Der bekannte heimatliche Pflanzengeograph Herr Ferdinand Graf war so gütig, mir Nachfolgendes über die Flora unseres Curortes zur Verfügung zu stellen. Steiermarks grösster Fluss, die Drau, welcher das Kronland von Westen gegen Osten fast quer durchschneidet, scheint eine natürliche Grenzlinie zweier Florengebiete zu bilden, von welchen das am rechten Ufer dieses Flusses gelegene nicht allein seiner Lage, sondern auch seines Charakters wegen als ein südliches bezeichnet werden kann. Immer mehr und mehr verschwindet hier der Nadelwald und an dessen Stelle treten ent- — 17 — weder der reine Buchenwald oder, was noch häufiger, das gemischte Laubholz, unter welch' letzterem die essbare Kastanie (Castanea vescaj, die Hainbuche (Carpinus Betulus), die Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia) und die Mannaesche (Fraxinus OrnusJ nicht selten stattliche Bestände bilden. Seltener wird hier der Wallnussbaum (Jug- lans regia) von -den Frühlingsfrösten heimgesucht als im mittleren Theile des Landes, seine schmack- haften Früchte erreichen die doppelte, ja drei- fache Grösse als jene von dort, und bilden bereits einen ganz einträglichen Exportartikel. Die seltsam- früchtige Pimpernuss (Staphylea pinnatq) gesellt sich zu kleinen Gehölzen und die Stechpalme {Hex aquifolium) ist hier keine Seltenheit. Im Schatten dieser Wälder und Büsche be- gegnen wir einer üppigen Fülle krautartiger Ge- wächse, darunter gar manchen, welche dem Ober- lande vollkommen fremd sind. So scheinen die sonst so seltenen Zahnwurzarten (Bentarien) ge- rade in diesem Gebiete ihr Hauptquartier aufge- schlagen zu haben, wie nicht minder die wunder- lichste, wenn nicht hübscheste aller Doldenpflanzen, die Haquetia Epipadis; der Mäusedorn (Ruscus) mit seinen blattartigen Blüthenstengeln mahnt an die istrische, die prachtvolle Türkenbundlilie (Lilium camiolicum) an eine noch weit südlichere Flora. Allüberall, an Hecken, am Waldesrande oder sich — 18 — sanft anschmiegend an dichtes Gebüsch erblicken wir hier die prachtvolle, grossblättrige Taubnessel (Lamium OrvalaJ mit ihren schönen rothen Lippen- blüthen, während sich im tiefen Dunkel verbergen die giftige Scopolina atrqpoides und der gefleckte Aronsstab fArum maculatum) mit seinen düten- fönnigen, weissgrünen Blütenscheiden, der Miniatur- ausgabe einer tropischen Pflaißienfamihe, eine Art, welche in Mittelsteiermark nur auf dem Mur- berge bei Fernitz ihre Heimat gefunden zu haben scheint. Auch die Alpen senden noch Boten in dieses Gebiet, so die Saxifraga crustata und S. cuneifolia bei Weitenstein, die Draba aizoiäes, Frinmla Auricula, Finguicula alpina, Sempervivum Wul- fenianum, Athamanta cretensis am Donatiberge; doch ist der südlichste Theil des Kronlandes, namentlich die Umgebung von Tüffer, noch weit reicher an rein alpinen Erscheinungen, deren Vor- kommen durch die Nähe der mächtigen Sulzbacher- und Steineralpen wohl leicht erklärt ist, ebenso wie im westlichen Theile, wo namentlich der Ursula- berg schon hoch in die Alpenregion hineinragt. Doch meine Aufgabe ist es nicht, ein so weites Florengebiet zu beschreiben, sondern viel- mehr die Grenzen eines solchen auf den Umkreis weniger Stunden um unseren Badeort zu be- schränken, denn bald wäre hier auch jene des — 19 — Kronlandes überschritten. Meine folgende Auf- zählung soll dem pflanzenfreundlichen Curgaste keine zu grossen Anstrengungen zumuthen, und ihn beileibe nicht über den gewöhnlichen Excursionsrayon hinauslocken wollen; sie soll ihn nur aufmerksam machen auf das viele Schöne und Interessante, was hier so nahe liegt. Ebensowenig möchte ich in dieser Aufzählung den Anspruch auf Vollstän- digkeit machen, denn unnöthig erscheint es mir, im Rahmen eines nicht botanischen Werkes eine vollständige Flora zu veröffentlichen, daher ich es vermied, die überall in Steiermark und den Nach- barländern häufigen Pflanzen aufzunehmen, sondern nur jene, welche in Ober- und Mittelsteiermark gar nicht oder nur selten anzutreffen sind. *) Wenn trotzdem nachstehendes Verzeichniss ein ziemlich reichhaltiges ist, so sei dies eben nur ein Beweis für die ganz exquisite Flora dieses Gebietes. *) Eine Monografie über den Donatiberg von G-ust. Jäger in Wien, enthält ziemlich ausführliche Pflanzen- verzeichnisse über die Flora des Wotsch, Donatiberges und von Rohitsch ; doch glaubte ich dieselben nicht benützen zu dürfen, da mir einerseits die Angabe der Quellen zu unsicher, anderseits das Vorkommen mancher aufgezählten Arten mehr als zweifelhaft erschien, weshalb ich mehr auf die Resultate eigener Beobachtung, sowie sehr ver- lässlicher botanischer Autoritäten, wie z. B. Dr. Franz Unger, Dr. Mally, Ritter v. Pittoni, v. Vest, Freiherr v. Fürstenwärther u. s. w. Rücksicht genommen habe. 2* — 20 — Verzeichniss der in der Umgebung von Rohitsch wildwachsenden selteneren phanerogamen Gewächse. Carex remota. L. In Wäldern. „ alba. Scop. In Holzsclüägen. „ niaxima. Scop. An feuchten Waldstellen. Cyperus glomeratus. L. Bei Stattenberg. Festuca silvatica. Vill. Auf dem Wotschberge. „ heterophylla. Host. Auf dem Wotschberge. Avena caryophylla. Wigg. Auf trockenen Bergwiesen am Donati. Melica uniflora. Retz. Unter schattigem Gebüsch; liebt mehr feuchte Stellen. Phleum Michelii. All. Auf Bergwiesen. Allium ursimim. L. Auf feuchten Stellen am Wotsch. „ moschatum. L. Auf dem Schlossberge von Rohitsch. „ carinatnm. L. Auf Hügeln. Lilium carniolicum. Bernh. Diese prachtvolle, purpurrot!, gefärbte Türkenbundlilie, findet sich ziemlich selten und sehr vereinzelt auf steilen und steinigen, mit Gebüsch bewachsenen Bergwiesen des Wotsch. Kuscus Hypoglossum. L. In Wäldern des Wotsch. „ aculeatus. L. Aut dem Matzelgebirge. (Vorbriack.) Tamus communis. L. Auf dem Wotschberge; oft ganze Gebüsche mit zierlichen Guirlanden überkleidend. Iris graminea. L. Am nördlichen Abhänge des Wotsch. Leucojum vernum. L. Feuchte, waldige Stellen des Wotschberges oft mit tausenden von Individuen bedeckend. — 21 — Leucojuni aestivuni. L. Bei Stattenberg. Orchis fusca. Ig. Auf dem Donati. „ ustulata. L. Auf Wiesen. „ pallens. L. Sehr vereinzelt am Wotsch. Anacamptis pyramidalis. Eich. Auf Bergwiesen. Ophrys aranifera. Huds. Am Wotschberge. Ceplialanthera pallens. Rieh. In Gehölzen. „ rubra. Eich. Ebenso. Epipactis palustris. Crantz. Auf sumpfigen Wiesen. Listera orata. R. Br. Auf feuchten Waldstellen. „ cordata. R. Br. Am Wotschberge. Spiranthes autumnalis. Rieh. Auf buschigen Wiesen am Wotsch; selten. Najas minor. Alt. Bei Stattenberg. Arum inaculatum. L. An dunklen, feuchten Waldstellen des Wotsch, oft in ungeheurer Menge. Taxus baccata. L. Am Wotsch, vereinzelt. Ostrya carpinifolia. Scap. Auf dem Donatiberge und Wotsch, oft ganze Bestände bildend; einzelne Bäume nicht selten die Stärke alter Hainbuchen erreichend. Quercus Cerris. L. „ peduneulata. Ehrh. Ficus carica. L. Nach R. v. Pittoni am südlichen Ab- hänge unter dem alten Schlosse Stattenberg ver- wildert. Salix acuminata. Hoffm. Auf der Spitze des Donati. (Unger.) Thesium intermedium. Seh. Auf Bergwiesen; unter Gebüsch. Daphne alpina. L. Am Wotschberge. Euphorbia fragifera. Lan. Um Rohitsch. „ angulata. Ig. Am Wotschberge. Aristilochia pallida. Willd. Ebenso. Dipsacns laciniatus. L. An Strassenrändem, auf trockenen Wiesen. — 22 — Scabiosa gramuntia. L. Am Donati, um Rohitsch. Homog-yne sylvestris. Cass. Am Wotschberge. lnula hirta. L. Ebenso. Acliillea tanacetifolia. Alt. Auf Bergwiesen. „ millefolium var. lanata. Spr. Am Wotsch. Doronicum austriacum. Ig. Ebenso. Cirsium cauum. M. B. Auf feuchten Wiesen. „ pannouicum. Gaud. An feuchten Stellen am Wotsch. „ Erisithales. Scop. Auf steinigen Waldstellen. Jtiriuea mollis. Rieh. Bei Stattenberg. Centaurea axillaris. Willd. Am Donati und Wotschberge. Picris hieracioides. Saut. Bei Rohitsch. Aposeris foetida. Less. In Wäldern des Wotsch, sehr häufig. Hieracium piloselloides. Vill. Auf Hügeln. „ cymosnm. L. Auf Wiesen bei Rohitsch. Phytheuma canescens. W. K. Zwischen Gebüschen bei Rohitsch. (Vest.) Cainpanula pusilla. Haenke. Am Donatiberg. „ latifolia. L. Am Gipfel des Wotsch. Galiiun lucidum. Alt. Bei Rohitsch. Lonizera alpig-ena. L. Am Wotschberge. Fraxinus Ornus. L. Am Donati und Wotsch. Calamintha grandiflora. Moench. Am Wotsch. Horminum pyrenaicnm. L. Bei St. Hemma nächst Sauerbrunn. Glechoma hirsuta. W. K. Auf Hügeln, häufig. Lamium Orvala. L. An buschigen Stellen. Stachys annua. L. Bei Rohitsch. Prunella alba. L. Bei Stattenberg. Teucrium montanum. L. Am Wotsch. Scopolina atropoides. Schult. Unter Gebüschen am Wotsch Scrophularia yernalis. L. Auf Wiesen des Wotsch. — 23 — Veronica austriaca. L. Ebenso. „ acinifolia. L. Bei Stattenberg. Digitalis laevigata. W. K. Auf steinigen Hügeln bei Rohitscli. (Vest.) Orobanche Galii. Dubg. Am Donati, auf Graliuni verum und G. Mollugo. „ Salviae. Schulz. AmWotsch, auf Salvia glutinosa. „ minor. Sutt. Am Donati, auf (Valium sylvestre. „ ramosa. L. Bei Rohitscli, auf "Wurzeln von Can- nabis sativa. „ Picridis. Schulz. Bei Rohitsch, auf Picris hiera- cioides. (Unger.) Pingnicula alpina. L. Am Donati. Primula Auricula. L. Auf Felsen des Donati. Lysiniachia nemorum. L. Auf feuchten, dunklen Wald- stellen. Erica carnea. L. Am Donati. Haquetia Epipactis. Dl. Unter dunklem Gebüsch und an feuchten Waldstellen am Wotsch, häufig. Astrantia carniolica. Wulf. Am Wotsch. Trinia vulgaris. D. C. Auf Hügeln. Athamanta cretensis. L. Am Donati. Peucedanum austriacum. Koch. Am Wotsch, Donati. Tomasinia verticillaris. Bert. Am Wotsch. Laserpitium Siler. L. Ebenso. Scandix pecten veneris. L. Unter Saaten bei Rohitsch. Conioselinum Pisclieri. Koch. Am Wege zum Schlosse Windisch-Landsberg, von Dr. Unger entdeckt, gleich- zeitig mit Pimpinella magna, L., vorkommend. Hedera Helix. L. Am Wotschberge, oft mächtige Baum- riesen bis nahe zum Gipfel mit seiner dunkelgrünen Decke überkleidend. Sempervivum Wulfenii. Hoppe. Auf der östlichen, felsigen Spitze des Donati, von Dr. F. Unger zuerst — 24 — aufgefunden, nach welchem dieser Standort die östlichste Abweichung dieser Pflanze von den Alpen bilden dürfte. Tlialictrum angustifolnm. Jg. Bei Rohitsch. Aralbis Tnrrita. L. Am Wotschberge. Cardamiue trifolia. L. Ebenso. Dentaria trifolia. W. K. In Waldschluchten oberhalb Studenitz, besonders zahlreich aber im sogenannten Schrottlauf am Wotsch. „ pümata. Lam. Am Wotsch nach Maly. )i polyphylla. W. K. ^Sehr zahlreich am Wotsch, an denselben Standorten, wie D. -trifolia. „ IbulMfera. L. In Wäldern des Wotsch un Donati. Hesperis matronalis. L. Auf Waldwiesen. Erysimum carniolicum. Doli. Am Wotschberge. Lnnaria rediviya. L. In steilen Schluchten oberhalb Studenitz, woselbst ich Exemplare von riesiger Grösse angetroffen, deren Blüthenstände die Grösse unserer schönsten Hortensien erreichten und weithin ihren lieblichen Duft verbreiteten. Draba aizoides. L. Am Donatiberg. (Unger.) Kernera saxatilis. Beich. Am Donatiberge. Thlaspi praecox. Wulf. Am Wotschberge. Helianthemum oelandicnm. Wahl. Ebenso. Sagina subnlata. Wimm. Bei dem Schlosse Statten- berg. Moenchia mantica. Barth Bei Stattenberg. Cerastinm silyaticnm. W. K. Bei Rohitsch. Dianthus Armeria. L. Ebenso. „ silvestris. Wulf. Am Donati und Wotschberge. Silene nutans, var. lhida. Willd. Am Wotschberge. „ Tiridiflora. L. Ebendaselbst. „ annnlata. Thore. Bei Stattenberg. HiMscus Trionum. L. Bei Stattenberg. — 25 — Hypericum yerouense. Schrank. Auf sonnigen Stellen bei Rohitsch. (Felicetti.) Polygala major. L. Am Wotschberge. Staphylea pinuata. L. In Vorhölzern an Waldrändern. Evonymus verrucosus. Scap. Am Donati und "Wotsch. Elms Cotiuus. L. Am Wotschberge. Dictamnus Fraxinella. Pers. Bei Stattenberg. Geranium pyrenaicum. L. Bei Rohitsch. Liuum tenuifolium. L. Auf trockenen Hügeln bei Rohitsch. Sorbus torminalis. Cranz. Bei Stattenberg in Wäldern. Aremonia ag'rimonioides. Neck. Auf dem Wotsch. Frag-aria collina. Ehrh. Am Donatiberge. Potentilla micrantha. Ram. Am Wotsch. Gfeuista scariosa. Viv. Ebenso. Cytisus austriacus. L. Auf Bergen bei Rohitsch. Ononis liircina. Jg. Bei Rohitsch, Stattenberg. Medicago minima. Lam. Am Donatiberge. „ carstiensis. Jg. Am Donatiberge. Trifolium ochroleucum. L. Bei Rohitsch. „ fragiferum. L. Bei Stattenberg. Doricium suffriiticosum. Vill. Bei Stattenberg, am Wotsch. „ herbaceum. Vill. Bei Rohitsch. Galega officinalis. L. Bei Rohitsch. Coronilla montana. Scap. Bei Stattenberg. Vicia oroboides. Wulf. Am Wotschberge. „ pannonica. Cranz. Bei Rohitsch. Lathyrus Aphaca. L. Bei Studenitz. Orobus tuberosus. L. Auf Waldwiesen des Wotsch. „ niger. L. Bei Rohitsch. — 26 — Die einheimischen Bewohner sind Slovenen — Wenden, Winden — Abkömmlinge jenes Slaven- stammes, welcher sich gegen Ende des sechsten Jahrhundertes in Steiermark festsetzte. Ihre Sprache ist das Slovenische — Windische — eine Mund- art der weitverbreiteten slavischen Sprache. Der Slovene ist in der Regel grösser, schlanker, als der Obersteirer, besitzt im Allgemeinen mehr Be- hendigkeit des Geistes und Körpers als sein deutscher Nachbar, dagegen aber weniger Aus- dauer. Unter den Mädchen und jungen Frauen trifft man nicht selten recht schöne Gesichter, dagegen ist das ältere Frauenvolk grösstentheils abschreckend hässlich und sehr geschwätzig. Der Slovene ist im Allgemeinen gutmüthig, dabei klug, schlau, stets auf seinen Vortheil bedacht, miss- trauisch; ein gewisser Sinn der Verneinung scheint ihm angeboren; nicht geradezu arbeitsscheu, thut er nicht gern mehr, als er eben thun muss; dagegen liebt er die übermässig vielen Markt- und Kirch- fahrten, bei denen es in der Regel toll und voll hergeht. — Seine Kost ist schlecht: Sauerkraut, Rüben, Bohnen, Erdäpfel, gedörrtes Obst, nur selten geräuchertes Schweinefleisch; ein Lieblings- gericht ist der türkische- und der Haidensterz, an besonderen Festtagen gewundene Kuchen (Butizen) oder flache (Pokanzen.) Auf Trunk wird viel ge- halten und das Wirthshaus fleissig besucht; der — 27 — Wein ist dem Wenden das liebste Getränk, bei welchem es ihm weit weniger um Qualität, als um Quantität zu thun ist. Das Trinken des selbst- erzeugten Weines bei den heimischen Weingart- Kellern wird besonders geliebt und oft so lange fortgesetzt, bis die Fässer auf dem Kopf stehen; selbstverständlich darf dabei der „Rohitscher" nicht fehlen. — Der Slovene lässt nur schwer von alter Gewohnheit; wie vor hundert Jahren, ist sein Haus auch heute noch armselig bestellt und schmutzig; nur die altslovenische Männertracht mit dem grosskrämpigen, rundgupfigen Hut, den lichtblauen Mantel mit kurzem Kragen hat er beinahe ganz abgelegt und von der originellen Tracht der Weiber und Mädchen haben sich nur noch das weisse Kopftuch und der unvermeidliche blau- oder rothleinwandene Regenschirm erhalten. — Der Slovene liebt die Musik und insbesondere den Gesang; bei den Arbeiten am Brunnen, bei den Feld- und Hausarbeiten, beim abendlichen Heimweg aus der Weinlese und in der Winter- stube singen die Mädchen ihre einfachen, meist elegisch klingenden Volkslieder und heilige Ge- sänge; die lustig klingende Schwegelpfeife des Hirtenknaben und die alte Panpfeife werden immer seltener. — Taufen, Hochzeiten, Sterbefälle bieten willkommene und nie unbenutzt gelassene Gele- genheiten zu Festgelagen und Todtenmahlen, die — 28 — oft mehrere Tage hintereinander währen und in ihren seltsamen Gebräuchen an altslavischen Aber- glauben und heidnische Sitten gemahnen. Die Landwirthschaft ist die Haupt- nahrungsquelle der Bewohner. Der fleissig bebaute Boden liefert ausser den gewöhnlichen Aehren- früchten Haidekorn, Mais (türkischer Weizen, Ku- kuruz) Flachs, Hanf, Kraut, Kartoffeln, Bohnen, Hirse u. s. w. und gewährt ein Feld im Wendenlande einen eigenthümlichen Anblick dadurch, dass der Bauer theils aus Gewohnheit, theils wegen Beschränkt- heit seines Grundbesitzes fast alle Fruchtgattungen darauf zusammendrängt, deren er für das Haus bedarf. Obst- und Gartenbau liegen hier noch darnieder; weit besser steht es um den Weinbau, wiewohl die hier übliche Cultur der Weinberge hinter der andererorts üblichen, noch sehr zurücksteht; selten stösst man auf Weingärten, wo die Stöcke in wohlgeordneten Beihen dastehen; statt der Rebenpfähle findet man mitunter unbe- hauene Baumäste der verschiedensten Höhe; ebenso wird die Kellerwirthschaft noch in gewohnter pri- mitiver Weise betrieben, daher auch das heimische Product mit den edleren Weinsorten Steiermarks nicht in Schranken treten kann. Aus Obstmost wird Cider für den Hausbedarf bereitet. Die Viehzucht ist im Allgemeinen ziemlich ansehnlich; man bemerkt hier zumeist weissgraue — 29 — und semmelfarbige Binder. Das Schwein fehlt in keiner untersteierischen Wirthschaft und die Bäuerin behandelt dasselbe oft mit mehr Sorgfalt als ihre eigenen Kinder; ebenso wird dieHühner- und Indianerzucht mit Vorliebe betrieben und zeichnet sich die einheimische Race von Hühnern durch grosse Mastungsfähigkeit und Schmackhaf- tigkeit des Fleisches aus, daher sich auch die steierischen Kapaune eines wohlverdienten Rufes erfreuen. Indianer (Truthühner), Gänse, Enten vermisst man bei keiner behausten Besitzung. Auch der Pflege des Maulbeerbaumes und den Anfängen der Seidencultur begegnet man hier ausnahmsweise und befassen sich namentlich einige Schullehrer mit derselben. Ziemlich ausge- breitet ist die Bienenzucht; allein bei dem Mangel an zureichender Weide für die sammelnden Bienen, bei dem Mangel einer rationellen Behand- lung der Biene überhaupt lassen sich volkreiche Stöcke nur schwer erzielen. D ie Jagd liefert nur geringe Ausbeute; wie überall, hat sich der Wildstand seit dem Jahre 1848 auch hier gewaltig vermindert; die Erlegung eines Hirschen gehört im Unterlande überhaupt dermalen zu den seltensten Vorkommnissen der Waidmannskunst; man trifft noch das Reh, den gemeinen Hasen, Bilche (Siebenschläfer, Myoxus Glis), Haus- und Steinmarder, Füchse, Eichhörnchen; — 30 — von wildem Geflügel: das Eebhuhn, die Wildente, Hasel- und Steinhühner, Wachteln, Schnepfen, Wildtauben u. s. w. Von Singvögeln ist unser kleines Gebirgsthal in auffallender Weise gesucht und bevölkert; in Buchenhainen und Birkengehegen lassen die Nachtigall und aus den grünen Saaten den blauen Aether hinansteigend die Lerche ihre Lieder erschallen; das Schwarzblättchen, die Gras- mücke, Schwarzdrossel, Goldamsel, das Kothkehlchen, Hänflinge, Grünlinge, Zeisige, Stieglitze, Finken, Kohl- und Blaumeisen u. a. w., sind in und um Sauerbrunn zu Hause. Chronik des Curortes. Wie die Entdeckung der meisten Gesund- brunnen, liegt die Zeit der ersten Entdeckung der Eohitscher Heilquellen im Dunklen. Die Römer,' deren Scharfblicke kaum irgend ein bedeutenderes Heilwasser entging, scheinen die Eohitscher Heilquellen nicht gekannt oder wenigstens nicht gewürdigt zu haben. Während die Thermen zu Tüffer — thermce Tiberince — jene zu Warasdin-Töplitz — Aquce Jasce, thermce Constantiniance, — zu Krapina — Aquce vivce —, zu Szutincsko — thermce Jasorvenses — u. s. w. von ihnen benützt und gepflegt wurden, fehlt jed- wede Berechtigung zu einer solchen Annahme in Bezug auf unsere Heilwässer und muss sich dar- über um so mehr gewundert werden, als es nach römischen Funden und Inschriften nicht nur un- zweifelhaft feststeht, dass der jetzige Marktflecken — 32 — Eohitsch — Rogatec — ein dem persischen Sonnen- gotte geweihter Ort war, wo die Eömer den in allen norisch - rhätischen Gegenden verbreiteten Mithrasdienst (Mithra: die Sonne oder Genius der Sonne bei den Persern) in einem eigenen Tempel feierten, sondern auch erwiesen ist, dass der die classische Römerstadt in Mittelnoricum Claudia Celeja — Cilli •— mit dem Hauptstand- quartiere der römisch-illyrischen Legionen, dem uralten pannonischen Petovium — Pettau — ver- bindende wichtige römische Heeresweg in dieser Gegend durchgeführt habe; dass der kolossale Grenzstein des Landes, der Donati, welcher die Marken von Noricum und Pannonien schied, als Mons Claudius den Römern wohlbekannt war und römische MarschsEationen — Mansiones — und Ansiedlungen nördlich und südlich am Donati und Wotsch bestanden. — Auch die spätere Geschichte schweigt von unserem Säuerling. Erst im sechs- zehnten Jahrhunderte finden wir im „Newen Wasserschatz" von Taoemcemontanus, Frankfurt 1605, eines „Steyermarker Sauerbrunnes" Erwäh- nung gethan und glauben wir die Stelle des XC. Capitels pag. 474: „In der Steyermark, nit weit von Reichenburg sol es auch ein Sawerbrunnen haben, der sol in seinem Gehalt mit sich führen die geistlichen subtilitäten des schwartzen Berg- schweffels, Vitriols und Operments etc. '•' für unseren — 33 — Säuerling in Anspruch nehmen zu sollen. Bestimmte geschichtliche Daten treten uns erst um die Mitte des siebzehnten Jahrhundertes mit Dr. Paul Sorbait entgegen. Professor Dr. v. Sorbait, Leibarzt Ihrer Maj. der Kaiserin Eleonora, Gemahlin Ferdinand's III., brachte das Eohitscher Wasser um diese Zeit zuerst nach Wien und machte mit demselben die glücklichsten Curen, die er in seinen „Observationes mcdicce" veröffentlichte. Schon damals war unser Säuerling in der Mischung mit Wein ein allge- mein beliebtes Erfrischungsgetränk. Dr. Sorbait gebührt das Verdienst, der Erste die Aufmerk- samkeit seiner Fachgenossen auf die Heilkräfte unseres Säuerlings gelenkt zu haben und bleibt sein Name, sowie der Dr. Gründl's in der Chronik unseres Curortes unvergesslich. Dr. Joh. Bened. Gründl, Physikus zu Marburg, war es nämlich, der in unermüdeter aufopfernder Hingebung für die gute Sache an Ort und Stelle selbst die sorg- fältigsten Untersuchungen und Beobachtungen an- stellte und in seiner 1685 zu Wien erschienenen „Rohitschokrene " die erste umfassende Beschreibung unseres Säuerlings in lateinischer Sprache ver- öffentlichte. Wir begegnen in diesem interessanten Büchlein, dem im Jahre 1687 eine deutsche und croatische Uebersetzung folgte, der ersten dem damaligen Stande der Wissenschaft entsprechenden 3 — 34 — chemischen Untersuchung des Tempelbrunnens und werden mit den durch den Säuerling bei Kranken erzielten Heilerfolgen Gründl's und mit jenen der Doetoren Wagner, Illmer, Sorbait, Her- dot, Fehr u. s. w. bekannt. Unter Anderen er- wähnt Dr. Gründl der enormen Steigerung des Appetites durch den Säuerling, so dass die Bauern in den theueren Jahren 1685 und 1686 „genöthiget worden, ihre hungerige Magen, vnd deren sauere Ftrmenta mit einem gemeinen Wasser auszu- schwemmen, als den Appetit mit dem Sauerbrunnen noch mehr zu erwecken vnd zu befördern". - Nach den mündlichen Mittheilungen Dr. Sor- bait's, schreibt Gründl, soll ein Graf Zrin um das Jahr 1640 gelegentlich einer Jagd in dieser Gegend durch Landleute, bei denen „diser edle Brun" schon lange in hohem Ansehen stand, auf die wunderthätigen Heilkräfte desselben aufmerksam gemacht und „weilen er mit der schwartzen Gelbsucht überladen, auch Leber und Milz hart gewesen" durch einen länger fortgesetzten Ge- brauch dieses Sauerwassers von seinem hart- näckigen Leiden vollkommen geheilt worden sein. Geschichtliche Angaben machen es wahrscheinlich, dass der genannte Graf Zrin kein anderer als der damalige Banus von Croatien, der als Krieger ebenso gefürchtete, wie als Dichter gefeierte Graf Niklas Zrinyi, der Urenkel des Helden von Szigeth, — 35 — gewesen ist. Begreiflicher Weise machte die Heilung dieses hochgestellten edlen Mannes allenthalben grosses Aufsehen „dahero solches in der Nach- barschafft vnd auch zu Wienn erschallen", wohin nun. Dr. Sorbait Rohitscher Sauerwasser bringen liess, um damit Versuche an Kranken zu machen, die von so vorzüglichen Erfolgen begleitet waren, dass man, wie Gründl schreibt, dieses „heylsambe sauere Wasser de facto nicht allein in die Kayser- liche Erbländer sondern auch zu frembden Nationen, als in Wrelschland, Pohlen, ins H. Römische Reich vnd mehr entlegene Oerther, ganz häuffig führet, dadurch vnzahlbar vi], von den gefährlichsten Zu- ständen befreyet werden". Nach Gründl entsprang die Quelle damals „mitten auff dem Weeg nahe bei den Dorff: H. Creutz auf einem etwas mora- stigen Orth, auss einem hollen Weiden- oder Fel- berstock, dessen Dianieter oder Zwerch-Linie fast einer Wiennerischen Ellen gleichet". Nachdem eine etwa fünfzig Schritte davon entfernte Sauer- quelle früher „von sich selbsten verschwunden, hat alsobald der jetzige Brun anfangen hervor zu kommen". Unter freiem Himmel, ohne Bedachung, war der Brunnen Jedermann zugänglich und allen Witterungsunbilden ausgesetzt. Die Anwohner getrauten sich nicht, ihn mit einer Mauer einzu- fassen „auss Forcht, es möcht etwan durch das Graben in der Erden die Natur in ihrer Operation 3* — 36 — turbirt oder ja eine neue Wasser-Ader eröffnet werden, auss welcher nachmahlen die Kräfften gar leicht geschwächet würden"; er war nur „mit einem höltzernen Zaun vmbgeben, damit er von dem vorbeygehenden Vieh, so über die massen gern dise sauere Wasser trinket, nicht etwan ge- trübt vnd verderbet würde". Dr. Gründl lässt den Poeten von diesem Brunnen also singen; Nicht weit von h e i 1 g e n Creutz ein edler Brunn entspringet, Der dem erkrankten Leib die Gsundheit wider bringet, Sein Krafft vnd Tugend ist, dass er die Gall purgirt, Vnd andern Unrath auch gantz lind vom Leibe führt. Wann in die Glider will der scharpffe Schleim marchiren, Vnd alldort mit Gewalt, die Hand und Füss torquiren, So wird mit disem Brunn verhindert solcher Fluss, Dass er durch andre Weeg von dannen weichen muss. Wann Miltz, vnd Leber ist verstopfft, oder entzündet, Wann man die Colicam in gröster Qual empfindet, Wann im erhitzten Haupt nichts anders ist als Schmertz, Wann von den Fiebern wird gemartert unser Hertz, Wann Sand vndGriess die Nieren vnd Blatter wollen plagen, Vnd sein nothwendigst Ambt vergessen thut der Magen, So zeiget diser Brunn, sein sonderbare Krafft, Was er in disem Fall vil Guts und Nutzen schafft; Drumb schweigt ihr Nymphen all, ihr sonst berühmbte Flüsse, Ob schon ihr dem Parnass ertheilt die edlen Güsse: Auch weicht ihr andre Brunn allhier in diesem Land, Weil diser Koitsche Brunn ist mehr als ihr bekandt. — 37 — Er ist wahrhafftig ja ein Götter-Trauck zu nennen, Wie solches immerdar vil tausend thun bekennen, Er ist ein Schatz im Land, dem S t eyrmarck ein Zier, Ein Kleinod der Natur; drumb trinck, und solchs probier. In dieser Zeit sprach noch Niemand ein be- sonderes Eigenthumsrecht der Quelle an; sie war Jedermann freigegeben, der jeweilige Pfarrer von H. Kreutz besorgte die Füllung und Versendung. Allein in dem Masse, als sich der Ruf des Ro- hitscher Säuerlings weiter verbreitete und die Be- deutung desselben als Handelsartikel stieg, wuchs auch die Zahl der sich an die Quelle drängenden Speculanten und mit ihnen Zank und Streit. So wusste sich vor Allen ein Peter von Hammer ein ausschliessliches Privilegium zur Verführung des Sauerbrunnens zu verschaffen, das ihm von Dr. Sorbait und von dem Gastwirthe Frank in Wien streitig gemacht wurde, die den Säuerling zuerst in die Residenz einführten; gleichzeitig sprach Baron Courty, Besitzer der Herrschaft Stermoll, das Eigenthumsrecht der Quelle an. In Folge dessen entstand ein viele Jahre hindurch dauern- der Process, während welchem Baron Courty nichts destoweniger von der Quelle förmlich Besitz nahm. Er errichtete daselbst ein Gast- und Wirthshaus (1676), verkaufte jede mit Pergament verwahrte — 38 — und versiegelte Flasche von 2% Mass um den damals enormen Preis von 30 kr. C. M. und liess sich überdies für das Packen von 250 Flaschen drei Gulden bezahlen, wodurch der Preis einer Flasche „Eohitscher" in Wien auf 8 bis 10 Schil- linge (1 fl. bis 1 fl. 15 kr. C. M.) stieg und Fälschungen dieses kostspieligen Wassers und Substituirungen von minder gehaltvollen Säuer- lingen immer häufiger wurden. Gegen das unwür- dige und rechtswidrige Vorgehen des Baron Courty wurde denn auch von allen Seiten, insbesondere von dem Stadtmagistrate Pettau, nachdrück- lichst protestirt, so dass endlich eine allerhöchste Entschliessung des Kaisers Leopold I. diesen Be- schwerden und Streitigkeiten damit ein Ende machte, dass das Schöpfen aus der Quelle wieder freigegeben und dem Gastwirthe Frank in Wien ein eigenes Privilegium ertheilt wurde, -dieses Wasser durch die ganze Monarchie allein ver- führen und verkaufen zu dürfen, „darbey ihm scharpff befohlen, allen Fleiss anzuwenden, damit ein jeder dises heylsam Wasser gerecht vnd vnverfälschet, auch in einem billichen Werth be- kommen kann". Leider wurde durch diese allerhöchste Ver- fügung die Sache nicht besser; die Füllung und Versendung des Sauerwassers gerieth in die Hände der anwohnenden Bauern, wurde in der nach- — 39 — lässigsten Weise besorgt, der Preis blieb der frühere hohe, Fälschungen und der Handel mit Pseudo-Rohitscher Wässern wurden immer ausge- breiteter , man fand in dem versendeten „Ro- hitscher" nicht mehr den allgemein gepriesenen Säuerling von früher, sein Ruf begann abzunehmen und alle Anstrengungen des Dr. Sorbait, der Bauernwirthschaft an der Quelle ein Ende zu machen, oder mindestens die Besorgung der zu versendenden Flaschen in bessere Hände zu legen blieben erfolglos. Der weitverbreitete Ruf unseres Sauerwassers sank immer mehr und mehr und hob sich erst wieder mit dem Beginne des 18. Jahr- hundertes, wo der „Rohitscher" namentlich in Wien wieder mehr gesucht wurde. Kaiser Josef I. bestätigte 1706 einem gewissen Joh. Conrad Henckl das demselben schon früher verliehene Befugniss „zur Einführung und Verschleissung des Rohitscher Sauerbrunnens", der damals in 2% österr. Mass hältigen, enghalsigen Flaschen und in die nahe- liegenden Orte auch in Fässern von Fichtenholz versendet wurde. Da derselbe jedoch in Wien nie in genügender Menge und in entsprechender Qua- lität zu finden war, so -schritten nach dem Er- löschen des Henckl'schen Befugnisses die „äylf bürgerlichen Apotheker in Wien" bei Kaiser Karl VI. um dasselbe ein und erhielten im Jahre 1721 das „Privilegium privatum zur einfuhr- — 40 — verleg- und verkauffung des Rohitscher Sauer- bruns sowohl als. des Pfefferwassers", indem sie sich verpflichteten, den Eohitscher Säuerling, sowie das in Wien damals sehr gesuchte Pfefferwasser stets in entsprechender Menge und Güte beizu- stellen, den „Eohitscher" nicht höher als um 36 kr. per Flasche in Wien zu verkaufen, den Säuerling „nur bei hellem Wetter" zu schöpfen, jede neu angekommene Sendung von einem Mitgliede der medicinischen Fakultät uutersuchen zu lassen u. s. w. Die „äylf bürg. Apotheker" wendeten ihr Augenmerk vor Allem dem verwahrlosten Zustande der Hauptquelle zu, Hessen dieselbe mit „quater- Steinen umb vnd umb belegen", errichteten Füll- localitäten, bestellten einen Brunnenaufseher und liessen die für Wien bestimmten Füllungen, die während der Sommermonate regelmässig alle vier- zehn Tage stattfanden, durch den Physiker von Pettau persönlich überwachen. Im Jahre 1730 ersetzten sie die durchlässige Quadersteineinfassung durch einen Steinkranz und schmückten den Brunnen (1732) mit der aus Sandstein gemeisselten Statue des heil. Johann v. Nepomuk, die noch heute, jedoch etwas entfemter von der Quelle, zu sehen ist. Die Kaiserin Maria Theresia bestätigte und verlängerte das den Wiener Apothekern seinerzeit verliehene Füll- und Verschleiss-Privilegium. Wie sehr der „Rohitscher" zur Zeit der grossen — 41 — Kaiserin gewürdiget wurde, erhellt aus dem im Jahre 1774 allerhöchst erlassenen Diplome, durch welches den Apothekern aufgetragen wird, „die noch vorfindige zweyjährige oder noch ältere Sauerbrunnflaschen fürderhin alle Jahr zu tilgen und die neuankommenden alsogleich bei ihrer Ankunft Flaschenweiss mit einem gewissen jährlich abzuändern kommenden Zeichen, anbey neben mit einem gedruckten Zettel und darauf anmer- kenden Jahrzahl zu signiren, da selbe ausser diesen von keinem für eine gerechte Waare passiren: solches auch nebst dem Beisatz, dass jede Flasche Sauerwasser, so von dem vorher- gegangenen Jahr obhanden, um die Halbscheide des sonsten gesetzten Preises zu überkommen sey, zur Nachricht des Publici von Jahr zu Jahr in dem Biario kundzumachen und das Zeichen bey- rucken zu lassen". Aller dieser Anordnungen und Vorsichten ungeachtet begann der Absatz des Rohitscher Säuerlings in Folge der durch dieselben „äylf Apotheker" in Wien favorisirten Einfuhr des Sel- terser- und Spaawassers allmälig zu sinken, zu- mahl für diese und andere minder wichtige Wässer in Zeitschriften sowohl als in besonderen Abhand- lungen fortan in ausgiebigster Weise gearbeitet wurde, während des „Rohitschers" seit Sorbait und Gründl von keinem ärztlichen Schriftsteller mehr — 42 — Erwähnung geschah. Dieses und der unwidersteh- liche Reiz des Neuen und des Fremdländischen trugen das Ihrige dazu bei, den bescheidenen, möglicherweise im Bewusstsein seines Ansehens auch zu vertrauensseligen heimischen Rohitscher all- mälig in Schatten zu stellen und zu verdrängen. Erst im Jahre 1771 —fast hundert Jahre nach Grün dl •— erschien eine chemisch-medicinische Unter- suchung des Brunnens von Dr. Dietel. Mit der Aufhebung des Collegmm pharma- ceuticum Viennensc durch Kaiser Josef IL (1782) erlosch auch das Befugniss der eilf Wiener Apo- theker zum Alleinverschleiss der Mineralwässer und mit demselben der wohlthätige Einfluss, den dieselben durch nahezu 61 Jahre auf die Rohit- scher Quelle ausgeübt. Der herrn- und obhuts- lose Brunnen gerieth nun abermals in Bauern- hände. Drei der nächsten Anwohner nahmen ihn kurzweg in Beschlag, richteten sich als Schenk- und Gastwirthe ein, nahmen Curgäste und Sauer- brunnfuhrleute bei sich auf, besorgten in ihren Füllhütten das Füllgeschäft und den Vertrieb des Säuerlings selbstverständlich in der elendesten Weise, und brachten den Rohitscher durch ihre horrible Wirthschaft bald um den letzten Rest seines ehemaligen Ansehens. So war es um unsere Quelle zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhundertes bestellt, als die Stände — 43 — Steiermarks derselben ihre Aufmerksamkeit zu- wendeten und, durch die Kegierung unterstützt, diesen vaterländischen Schatz unter ihre unmittel- bare Obsorge und endlich 1803 in ausschliess- lichen und dauernden Besitz nahmen. Vor Allem Hessen sie 1801 durch den tüchtigen Apotheker J. A. Suess eine chemische Untersuchung des Hauptbrunnens und einiger Nebenquellen vor- nehmen, deren hochbefriedigende Resultate Dr. Faby nebst einer Anleitung zum Curgebrauche 1803 veröffentlichte. Durch eine kaiserliche Verordnung wurde das Schöpfen des Sauerwassers aus der Rohitscher Hauptquelle, sowie die Füllung und Versendung der Flaschen allgemein untersagt und das Befugniss hiezu den Ständen Steiermarks aus- schliesslich zuerkannt. Unter dem Schutze und dem thatkräftigen Zuthun des damaligen Landes- hauptmannes Ferdinand Grafen v. Attems und des Abtes Gotthard Kugelmeyer von Admont wurden alle Bauernbesitzungen um die Quelle herum für die Stände angekauft, die moo- rigen Pfützen im Bereiche derselben trocken gelegt, die den Hauptbrunnen bedrohenden Waldbäche durch gemauerte Kanäle unschädlich gemacht, die alten elenden Hütten daselbst niedergerissen, an ihrer Stelle solide Wohngebäude aufgeführt, ein eigener Brunnenarzt und Inspector in der Person des Dr. Joh. N. Fröhlich (1804) angestellt und so — 44 — die Curanstalt Sauerbrunn gegründet, die unter umsichtiger Pflege von Jahr zu Jahr weiter gedieh und den alten .,Rohitscher" wieder zu wohlver- dienter Geltung und zu Ehren brachte. Schon 1810 wurde ein grösseres Badhaus hergestellt und die Erwärmung der Mineralbäder mittelst glühender Eisenkolben eingeführt, 1813 ein grosser Conver- sationssaal (der alte Cursaal) gebaut, dem in folgenden Jahren der Bau mehrerer Wohngebäude folgte. Dem wichtigen Füll- und Versendungs- geschäfte ward gleich von Anbeginn her ein be- sonderes Augenmerk zugewendet, die alte Flaschen- form mit dem zinnernen Schraubenverschluss auf- gehoben, die heutige Flasche, eine feste Verkorkung und eine eigene Verpichung derselben eingeführt. Im Jahre 1816 wurde die Hauptquelle mit einem neuen Brunnenkranz aus schwarzem illyrischen Marmor versehen, 1819 der auf zwölf jonischen Säulen und vier Pfeilern ruhende Brunnentempel nach dem Entwurf des Triestiner Baumeisters Nikolaus Pertsch errichtet, dem Mangel an Süss- wasser durch eine Wasserleitung abgeholfen, der Curort allmälig mit Promenaden und Anlagen versehen, für die Verpflegung der Curgäste durch Bestellung zweier Piestaurants gesorgt, 1828 zum bleibenden Andenken an den hochverdienten Lan- deshauptmann und eigentlichen Gründer der Anstalt Ferdinand Grafen von Attems die kolossale, von — 45 — Leopold Kissling in Wien angefertigte Bronze- büste desselben am Ferdinandshügel aufgestellt, geschmückt mit der Inschrift: FERDINAND GRAF VON ATTEMS IHREM UNVERGESSLICHEN LANDES- HAUPTMANNS DEM MENSCHENFREUNDLICHEN GRÜNDER DER ROHITSCHER HEILANSTALT IM IAHRE MDCCCI DIE STAENDE STEYERMARKS ZUR DANKBAREN ERINNERUNG IM IAHRE MDCCCXXVHI. Die Nachfrage um „Rohitscher" stieg nun von Jahr zu Jahr in so erfreulicher Weise, dass der Absatz im Jahre 1834 schon 38S.671 Flaschen, die Anzahl der Curgäste in demselben Jahre 745 Personen betrug. Die eigentliche Zeitrechnung für den Curort, wie er heute dasteht, beginnt erst mit dem Jahre 1836, wo die hochherzigen vaterländischen Stände im richtigen Verständnisse des von Ferdinand Grafen v. Attems dem Lande hinterlassenen kost- baren Vermächtnisses unter dessen Sohn und würdigem Nachfolger Ignaz M. Grafen v. Attems einen gänzlichen Umbau des Curortes beschlossen und unter der Leitung des dieser grossen refor- matorischen Aufgabe ganz gewachsenen neuen Inspectors Dr. Josef Sock mit der edelsten für- — 46 — sorglichsten Munificenz ins Werk setzten, um der Steiermark das heutige Sauerbrunn zu schaffen. — Der alte quer über den Curplatz gestandene Cursaal, das alte Badhaus und so weiter sind gänzlich verschwunden und nur wenige Gebäude erinnern noch an die Zeit vor 1836. Es sind dies: Haus 1 (Directionsgebäude) von dem ersten Besitzer der Hauptquelle Baron Courty gebaut, 1834 völlig umstaltet, 1840—1841 durch Zubau mit. Haus XI (dem sogenannten Grafenstöckel) vergrössert; Haus V (Kapellenhaus) gebaut 1812; Haus X (Agranierhaus) 1820 gebaut, vollständig reconstruirt 1838—1842; Haus VII (Musiker- stöckl) völlig reconstruirt 1839; das Gärtnerhaus 1833 gebaut; Haus VIII (Triestinerhaus) 1834 gebaut, ganz umstaltet von 1840—1841. Alle übrigen Gebäude gehören der Periode nach 1836 an und zwar erstanden in rascher Aufeinander- folge: Haus VI (Pesterhaus) von 1838—1839; Haus XIV (zweite Restauration) von 1839 — 1840, ganz umstaltet 1854; Haus XII (Badhaus) von 1841-1842; die Wandelbahn 1842—1843; der grosse prachtvolle Cursaal 1844—1845; Haus XHI (Kaffeehaus) von 1845—1847; Haus XV (Wienerhaus) von 1846—1848; Haus XVII (Bäcker- haus) von 1850—1851; Haus IX (Füllhaus) mit den im Erdgeschosse befindlichen geräumigen Manipulationslocalitäten 1852—1855; Haus XVI — 47 — (Douchebad) 1855; die erste Restauration mit dem grossen und kleinen Speisesaal 1856—1857; der schöne gusseiserne Musikpavillon 1858; Haus II über der ersten Restauration 1859. Gleich- zeitig wurde dem Bedürfnisse des Curplatzes durch anderweitige bauliche Herstellungen ent- sprechend Rechnung getragen und so der mitten durch den Curplatz hinabziehende, den Iriebach bergende Hauptkanal in den Jahren 1841—1848 ausgeführt, über der Janina-Süsswasserquelle zwei grossartige Schachte sammt Röhrenleitung 1843 hergestellt; die grosse Süsswasserleitung sammt stollenartigen Brunnenstuben im Jemenzathale 1843—1844 ausgeführt; die neue Strasse über den Gabernigg mit dem steinernen Denkmale auf der Höhe 1844—1845 gebaut; die Sauerwasser- leitungen aus dem Wald-, Ferdinand-, Gotthard- und Platzbrunnen 1843—1844 regulirt, der .Pump- apparat am Tempelbrunnen 1855 aufgestellt, die grossartigen Sauerbrunnflaschen - Depositorien in den Kellerräumen der grossen Wohnhäuser und zwei grosse Eisgruben im Johanniswäldchen 1861 angelegt, das Sauerwasserreservoir neben dem Bad- hause hergestellt, das Theater und das Süsswasser- reservoir der Janinawasserleitung' 1864 gebaut, neue weitausgedehnte Anlagen und Promenaden im Cur- orte und seiner Umgebung geschaffen, für ein Tele- grafen-, für ein Postamt, Leihbibliothek u. s. w. ge- — 48 — sorgt, mit einem Worte Alles vorbereitet und gethan, um Sauerbrunn zu dem zu machen, wozu es durch seine heilkräftigen Wässer, durch seine Lage an der südlichsten Grenze Deutschlands in der Nähe von Ungarn, den südslavischen Ländern und Italien berufen und bestimmt ist: der Hauptcurplatz des Südostens, ein steiermärkisches Karlsbad zu werden. Für den gewaltigen geschäftlichen Aufschwung, den Sauerbrunn in dieser Epoche genommen, mögen die folgenden, vom Jahre 1834 an in zehn- jährigen Zwischenräumen gegebenen amtlichen Ziffern sprechen: Jahr Gästezahl Flaschenabsatz 1834 745 388.671 1844 1.602 530.717 1854 2.442 648.949 1864 2.388 848.350 1874 2.603 1,822.355 Schade, dass dem schönen, in den vor- hnten grossartigen baulichen Herstellungen ausgesprochenen Ziele durch das zähe Festhalten an dem Principe der Exclusion, das jedweden fremden Besitz innerhalb des ständischen Terri- toriums aus kleinlichen Concurrenzrücksichten perhorrescirte und ausschloss, theilweise wieder entgegengearbeitet wurde, und muss dies um so unbegreiflicher erscheinen, als aus den Vorgängen — 49 — auf anderen Curplätzen ersehen werden konnte, was Association und Concurrenz gerade hier inner- halb der kürzesten Zeit zu schaffen vermochten. Jedenfalls wurde bei den Zukunftsplänen für Sauerbrunn die Stabilität der ständischen Ver- hältnisse und Anschauungen zu sehr ins Auge gefasst und einem eventuellen Wechsel des herr- schenden Systems zu wenig Rechnung getragen. Das mit der politischen Neugestaltung Oesterreichs inaugurirte landschaftliche Regime sah sich bei dem sichtlichen Prosperiren der aus Sauerbrunn alljährlich fliessenden Rente nicht veranlasst, den alljährlich mehr nach Erweiterung seiner Grenzen drängenden Curort im Sinne der Väter durch entsprechende Neubauten weiterhin auszudehnen; seine Sorgfalt war zunächst der Durchfühi'ung zeitgemässer innerer Reformen und Einrichtungen zugewendet, wobei nichtsdestoweniger auch sehr wichtige äussere Umstaltungen und bauliche Her- stellungen in's Leben gerufen wurden. Die schönen von gusseisernen Säulen getragenen Verbindungs- gänge zwischen den grossen Wohngebäuden des Curplatzes (1870), der neue zweckmässig con- struirte Pumpapparat am Tempelbrunnen und die Einführung der Verkorkungsmaschinen im Füll- hause; die Schutzdächer auf dem Packplatze, die Acquisition der für die Curanstalt hochwichtigen Gobetz-Süsswasserquelle (1872), die mittelst eines 4 — 50 — 1030 Meter langen Röhrenstranges dem Curplatze zugeleitet wird; die Reconstruction der Sauer- wasserleitungen zum Badhaus (1873), der Bau zweier grosser Süsswasserreservoirs auf der An- höhe hinter dem Hause- XV (1875); der Ankauf der Villa Jankomir mit der darauf befindlichen Morizquelle (1874) und die entsprechende Fassung der letzteren (1876); die Reconstruction sämmt- licher Bäder im alten Badehause, wo an die Stelle der hölzernen Wannen durchgehends Carrara-Marmorbassins kamen; die Verbesserung der Anlage der Douchebäder; der Bau des schönen, mit dem grössten Comfort ausgestatteten neuen Badehauses, dessen in jeder Beziehung gelungene Durchführung dem Landes-Baudirector E. Bartl zu danken ist, der, nebenher gesagt, an der un- glücklichen Placirung dieses schönen Gebäudes keine Schuld trägt; das eben in Ausführung begriffene grosse Wasserbecken mit Springbrunnen inmitten des Curplatzes gehören der jüngsten Epoche an und steht der empfindlich vermisste endliche Ausbau der Wandelbahn mit der Zeit zu erwarten. Unter den neueren Privatbauten wären die Villa Vosou, Hotel Ogrisegg und das Madille'sche Haus zu erwähnen. Physikalisch - chemische Beschaf- fenheit des Säuerlings. Wie schon früher erwähnt, verdanken wir die erste physikalisch-chemische Untersuchung des ßohitscher Säuerlings dem Physiker in Marburg Dr. Gründ.1 (1685). Genauer als diese waren die späteren Untersuchungen von Dr. Dietl (1771), Apotheker Suess (1801) und Dr. v. Vest (1821), welch' letzterer auch den Gotthards- und Ferdi- nandsbrunnen in den Bereich seiner Forschungen zog, denen zufolge dem Ferdinandsbrunnen die Bestandteile eines exquisiten Natron-Säuerlings zukämen, während der Gotthardsbrunnen eine dem Tempelbrunnen ganz ähnliche Analyse ergab. Allein alle die genannten chemischen Unter- suchungen können dem dermaligen Standpunkte der Wissenschaft gegenüber nur mehr einen histo- 4* — 52 — rischen Werth für sich in Anspruch nehmen und Averden wir uns hier nur mit den 1837 von Prof. A. Sehrötter und neuestens (1875) von Prof. M. Buchner gebrachten Analysen des Näheren befassen. Von. der Unzahl Sauerquellen, die im Ro- hitscher Quellengebiete zu Tage treten, nehmen nur die dem eigentlichen Rayon des Curortes angehörigen, physikalisch und chemisch einander sehr nahestehenden acht: die Tempel-, die Moriz-, die Josefs-, die Ferdinands-, Gotthards-, Wald-, Platz- und Johan- nes quelle unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Die wichtigste von Allen, das Musterbild unter den wohlschmeckenden Säuerlingen, ist die altberühmte Tempelquelle; ihr zunächst steht die Morizquelle; minder wichtig sind die sechs übrigen ausschliess- lich nur zu Badezwecken benützten Brunnen. Die Quelle des Tempelbrunnens tritt in einer Tiefe von etwa 2-85 Meter unter der Thalsohle aus einem Felsspalt von grauem dichtem Kalkstein hervor und ist ihre Fassung derart, dass das Wasser in einem auf den Fels angesetzten, nach unten marmornen, nach oben aus Nabresina- Sandstein bestehenden runden Brunnenschachte aufsteigt, der eine Tiefe von 3-80 Meter und eine Weite von 0*95 Meter hat. — Der Wasser- spiegel innerhalb des Brunnenkranzes ist durch — 53 — fort und fort aufsteigende, an der Oberfläche sich entbindende Gasbläschen in steter zitternder Bewegung; das Wasser, frisch geschöpft, ist voll- kommen klar, zeigt zahllose, oft perlenschnurartig zur Oberfläche aufsteigende und daselbst über- springende kleine Gasbläschen, mitunter auch kaum sichtbare rostbraune Flöckchen (Eisen- oxydhydrat) ; sein Geschmack ist äusserst angenehm, erfrischend, stark prickelnd; Geruch hat es keinen bestimmt ausgesprochenen; bei herannahenden Gewittern macht sich ein vom Brunnen ausge- hender schwacher Hydrotiongeruch geltend. In offenen Gefässen stehen gelassen, trübt es sich nach mehreren Stunden, wird aber später unter Absetzung eines leichten Niederschlages wieder voll- kommen klar. Diese Erscheinung erklärt sich aus dem theilweisen Entweichen des flüchtigen kohlensauren Gases, wodurch die im Wasser gelösten kohlen- sauren Salze theilweise reducirt werden, und deren Basen (Kalk, Magnesia, Eisenoxyduli in der Flüssigkeit suspendirt, dieselbe so lange leicht trüben, bis sie sich am Boden des Gefässes gesetzt haben, wornach das Wasser wieder voll- kommen klar wird. Derselbe Trübungs- und Klärungsvorgang findet begreiflicher Weise auch bei dem sorgfältigsten Flaschenverschlusse statt, da ein theilweiser Verlust an Kohlensäure bei dem Füllgeschäfte unmöglich verhütet werden — 54 — kann. In gut verschlossenen Gefässen hält sich das Wasser jahrelang vollkommen gut, bleibt auch bei langem Seetransporte unverändert. Die Ergiebigkeit der Quelle wechselt nach Jahres- und Tageszeit; im Frühling ist sie ergiebiger als im Sommer und gibt in den frühesten Morgen- stunden mehr Wasser als bei höherem Stande der Sonne. Als das Mittel ihrer Ergiebigkeit können 2,100.000—2,600.000 Liter oder zwischen 21.000—26.000 Hectoliter in einem Jahre ange- nommen werden. Der M o r i z b r u n n e n, nach unserem allver- ehrten Landeshauptmanne Herrn Dr. Moriz Edlen von Kaiserfeld benannt, etwa 300 Meter in nord- westlicher Bichtung vom Tempelbrunnen, wird von drei Quellen gespeist, von denen die eine ergiebigere am Boden des Brunnenschachtes in einer Tiefe von 11-40 Meter unter knisterndem Geräusche aus einer horizontalen, von Nordwest nach Südwest geneigten Felsspalte aus dichtem Kalkstein hervortritt, während die beiden anderen minder ergiebigen unter starker Kohlensäure- entwicklung aus einem 41 Meter tiefen Bohrloche aufsteigen und von einem 1 Meter weiten, theils in Thonmergel (Lapor), theils in Kalkstein ge- hauenen, theils mit Ziegelmauerwerk umkleideten Brunnenschacht aufgenommen werden. Der Brunnen ist von einem mit allen Füllvonichtungen aus- — 55 — gestatteten schönen Pavillon umgeben. Das Wasser, frisch geschöpft, ist vollkommen klar, sehr stark moussirend, von sehr angenehmem, erfrischendem, stark prikelndem Geschmacke ohne bestimmt aus- gesprochenen Geruch und bleibt, in verschlossenen Gefässen aufbewahrt, unverändert gut. Die Ergie- bigkeit der Quelle ist eine weit geringere als die des Tempelbrunnens und nach Jahres- und Tages- zeit wechselnd. Die Temperatur des Wassers der Tempel- quelle schwankt zwischen 8 und 9Ü K, seine Dichte beträgt 1-00853 bei 19° C; das Wasser der Morizquelle hat eine Temperatur von 9" R., sein specifisches Gewicht beträgt 1-00281 bei 14-1° C. Nach Professor Schrotter's chemischer Analyse vom Jahre 1837 enthält der Tempel- brunnen in einem Wiener Pfunde oder in 7680 Grantheilen Wasser: Schwefelsaures Natron....... 15-546 Gran Kohlensaures Natron........ 5 839 „ Chlornatrium........... 0-726 „ Kohlensaure Magnesia....... 9-931 „ Kohlensauren Kalk........ 11-874 ,, Kohlensaures Eisenoxydul..... 0-069 „ Thonerde............. 0-034 „ Kieselerde............ 0-146 „ Summe der fixen Bestandtheile . . 44-165 Gran — 56 — An doppelt kohlensaure Salze gebun- dene Kohlensäure........12-682 Freie Kohlensäure-.........17-125 Summe aller wägbaren Bestandtheile. 73-972 Gran Nach Professor Buchner's neuester Unter- suchung vom Jahre 1875 enthält der Tempel- brunnen in einem Wiener Pfunde oder 7680 Gran- theilen Wasser: Schwefelsaures Kali........ 0-297 Gran Schwefelsaures Natron...... 14-058 „ Salpetersaures Natron...... 0-091 „ Chlornatrium........... 1-301 „ Natriumjodid........... 0001 „ Kohlensaures Natron........ 5-996 j, Kohlensauren Kalk........ 5-517 „ Kohlensaure Magnesia....... 17-312 „ Phosphorsauren Kalk....... 0 007 „ Kohlensaures Eisenoxydul..... 0-057 ., Phosphorsaure Thonerde...... 0-007 „ Kieselsäure............ 0253 ,, Summe der fixen Bestandtheile . . 44-897 Gran Halbgebundene Kohlensäure .... 13 946 „ Freie Kohlensäure.........18-808 „ Summe aller wägbaren Bestandtheile. 77-651 Gran Der Morizbruunen nach Professor Büchner in einem Wiener Pfunde Wasser: Schwefelsaures Kali ........0-312 Gran Salpetersaures Kali........0-031 „ Schwefelsaures Natron.......4-003 „ Fürtrag 4-346 Gran — 57 — Uebertrag . . 4-346 Gran Chlornatrium........... 0-355 „ Kohlensaures Natron......; . 1-719 „ Kohlensauren Kalk........ 6-929 „ Kohlensaure Magnesia....... 4-274 „ Kohlensauren Strontian...... 0003 „ Kohlensaures Eisenoxydul..... 0-038 „ Phosphorsaure Thonerde...... 0-021 „ Phosphorsauren Kalk....... 0-004 „ Kieselsäure............ 0-164 „ Summe der fixen Bestandteile . . . 17.856 Gran Halbgebundene Kohlensäure..... 5-822 „ Freie Kohlensäure......... 17-847 „ Summe aller wägbaren Bestandteile. 41-525 Gran Die chemische Analyse zählt den Tempel- brunnen zufolge seines reichen Gehaltes an freier und gebundener Kohlensäure zu den stärk- sten bis jetzt bekannten Säuerlingen und qualificirt ihn nach seinen Temperaturs- und Mischungsver- hältnissen als eine Eigenthümlichkeit, der wir sonst bei keinem anderen alkalisch-salinischen Mineralwasser begegnen. Vergleicht man die Analyse des Tempel- brunnens von Prof. Schrötter mit der vom Prof. Buchner, so ist vor Allem ersichtlich, dass wälirend des Zeitraumes von 38 Jahren eine Aenderung in der chemischen Zusammensetzung unseres vor- trefflichen eisenhaltigen Glaubersalzsäuerhngs nicht stattgefunden habe, es wäre denn,. dass die Summe seiner fixen Bestandteile sowohl, als die seiner — 58 — freien Kohlensäure nach der neuesten, auf das sorgfältigste durchgeführten Untersuchung zuge- nommen. Durch die unanfechtbare Ziffer des Chemikers wird die nicht selten zu Gehör kommende An- sicht älterer Curgäste, dass der Tempelbrunnen an Kraft abgenommen am nachhaltigsten "widerlegt. Eine angebliche Kraftabnahme könnte sich offenbar nur entweder auf eine Einbusse am Salzgehalte oder an freier Kohlensäure beziehen. Von beiden aber constatirt die neueste Analyse nicht nur keine Abnahme, sondern vielmehr eine Zunahme und wird demnach obige Ansicht des alten Curgastes darin ihre Erklärung finden, dass derselbe bei seinem heutigen Urtheile über den Säuerling vergisst, dass er selbst älter, hiedurch aber seine Empfänglichkeit und Empfindlichkeit für die Dinge der Aussenwelt eine wesentlich an- dere geworden, als sie vor zwanzig und noch mehr Jahren gewesen, dass also er und nicht der Säuerling an Kraft abgenommen. Der Morizbrunnen wird nach der vor- liegenden Analyse als ein erdalkalisch-salinischer, sehr kohlensäurereicher Säuerling bezeichnet wer- den müssen, der sich durch seinen geringen Gehalt an schwe feisaurem Natron (Glau- bersalz) von dem T empelbrunnen wesent- lich unterscheidet, mit demselben jedoch — 59 — einen grossen Reichthum an Kohlen- säure, an doppelt kohlensauren Erd- salzen (Kalk und Magnesia) und das kohlen- saure Eisenoxydul gemein hat, demnach mit zu den kräftigsten und wohlschmeckendsten bis jetzt bekannten Säuerlingen zählt. Die Josef squellle, 1872 im Flussbette des Iriebaches aufgefunden und nach dem für die landschaftlichen Curorte rastlos thätigen und um Rohitsch-Sauerbrunn speciell hochverdienten Herrn Josef Grafen von Kottulinsky so benannt, etwa 90 Meter vom Tempelbrunnen in nördlicher Richtung, tritt T58 Meter unter der Sohle des angrenzenden Iriebaches aus vielfach zerklüftetem Kalksteine zu Tage und wird von einem drei Meter hohen Brunnenschachte aufgenommen, der nach unten von einem 1*36 Meter hohen Stein- kranz umgeben ist, über dem die aus Cement- mauerwerk bestehende weitere Fassung sich erhebt. Der Säuerling, der zur Stunde noch einer eingehen- den chemischen Untersuchung entbehrt, wird von dem Landvolke als Lückenbüsser für den Tempel- brunnen gerne getrunken. Die Ferdinandsquelle, die ihren Namen nach dem Gründer der Anstalt Ferdinand Grafen von Attems trägt, in nordöstlicher Richtung vom Tempelbrunnen hinter der Wandel- bahn gelegen, mit einem Kranze aus heimischem — 60 — Sandstein eingefasst und durch einen netten Holz- pavillon geschützt, liefert in einer Stunde gegen zwanzig Hectoliter Wasser und wurde zuletzt von Prof. von Vest chemisch untersucht. In Ermangelung einer neueren möge die Vest'sche Analyse hier Platz finden. Nach ihr sind in einer halben Mass Wasser enthalten: Kohlensäure...........66 W. C. Z. Kohlensaurer Kalk........13-0 Gran Bittererde............ 0-5 „ Eisen..............Spuren Natron, schwefelsaures, wasserfreies 3'3 Gran ,, salzsaures........ 0-4 „ „ kohlensaures.......18p3 ,, Feste Bestandteile in allem . . . 35'5 Gran Nach dem Abdampfen blieben 35-7 Gran Bückstand. Die Gotthardsquelle, zum Gedächt- nisse des um die Gründung der Anstalt hoch- verdienten Abtes vonAdmont GotthardKugel- mayer also benannt, ist nur wenige Meter nordwärts von der vorigen entfernt, ebenfalls von einer in heimischem Sandstein gehauenen Fassung umgeben, mit einem dem vorigen ähnlichen Holz- pavillon versehen und ebenso ergiebig wie die Ferdinandsquelle. Nach Prof. v. Vest enthält eine halbe Mass dieses Wassers: Kohlensäure..........76 W. C. Z. Kohlensauren Kalk........ 6-0 Gran Kohlensaures Eisen....... 0-4 „ Fürtrag . . 46 Gran — 61 — Uebertrag . . 4-6 Gran Katron, schwefelsaures, wasserfreies 9-6 ,, „ salzsaures........ 0-3 „ „ kohlensaures...... 9-5 ,, Feste Bestandteile in allem . . . 25-8 Gran Durchs Abdampfen wurde das Nämliche erhalten. Die Wald quelle, im einsamen Waldes- dunkel am Fusse des Janinaberges in der Nähe der sogenannten Seufzerallee, mündet in ein unge- fähr zwei Meter tiefes steinernes, von einem ge- mauerten Brunnenstübchen umgebenes Reservoir und liefert einen guten, kräftig moussirenden Säuerling, der vor circa 25 Jahren noch in Flaschen gefüllt und versendet wurde. Die Ergiebigkeit dieser Quelle beträgt circa 30 Liter per Stunde. Der Platzbrunnen liegt am Curplatze, ungefähr 40 Meter von der Tempelquelle in süd- westlicher Richtung, dicht neben dem Cement- trottoir, wird von zwei aus dichtem Kalkstein hervorkommenden, ziemlich ergiebigen Quellen gespeist, die von einem in Sandstein gehauenen Steinkranze umgeben sind, der im Niveau der Thalsohle mit einer mächtigen Steinplatte bedeckt und durch darüber ausgebreitetes Beschotterungs- material den Blicken entzogen ist. Die eine schwächere der beiden Quellen des Brunnens liefert einen der Tempelquelle ganz ähnlichen, besonders kräftigen, wohlschmeckenden Säuerling. - 62 — Die Johannes quelle trägt den Namen weiland des Erzherzogs Johann, ist am nord- westlichen Ende des Johanneswaldes in einer Wiesenmulde gelegen, der zwei Meter tiefe und ein Meter breite Schacht von Neustifter Sandstein umkleidet und mit einer Steinplatte überdeckt. Die Qualität dieses Säuerlings ist eine geringere, als die der Waldquelle, die Ergiebigkeit eine der- selben beinahe gleiche. Die Wässer der letztgenannten sechs Quellen werden nur zu Badezwecken verwendet und zu diesem Behufe mittelst unterirdischen Röhren zu den Badeanstalten geleitet. Die Wirkungsweise des Rohitscher Säuerlings und seine Verwerthung. A. Wirkungsweise beim innerlichen Gebrauche (Trink - Cur). Es dürfte kaum irgend ein Mineralwasser geben, über dessen Heilwerth derzeit noch so ver- schiedene, einander oft geradezu widersprechende Ansichten zu Gehör kommen. als über den Ro- hitscher Säuerling. Die Erklärung hiefür ist unseres Erachtens darin zu suchen, dass die Urtheile über den Werth dieses vorzüglichen Heil- mittels einerseits durch dessen ausserordentliche Popularität als Erfrischungsgetränk von vorne- herein mannigfach beirrt, andererseits durch eine einseitige Parteinahme für den einen oder den anderen seiner Bestandtheile unrichtige Folgerungen — 64 — auf dessen Wirkungsweise abgeleitet wurden, die, wenn auch durch die Erfahrungen an der Quelle längst richtig gestellt, nichts destoweniger heute noch theilweise sogar die ärztlichen Urtheile be- einflussen und bestimmen. So ist der „Rohitscher' dem Einem nur das beste, wohlschmeckendste Erfrischungsgetränk von keinem oder nur sehr untergeordnetem medicinischenWerth; dem Anderen gilt er als ein exquisit ausleerendes Mittel, das den Unterleib und-mit diesem Kopf und Brust freier und leichter macht, Leberleiden heilt und Fettleibigkeit benimmt; wieder ein Anderer scheucht vor dem „Rohitscher" als ausleerendem Mittel wegen seines congestionbefördernden Eisengehaltes zurück; ein Vierter und Fünfter können den Säuerling gegen jahrelang dauernde Diarrhöen nicht genug anpreisen; einem Sechsten endlich ist der „Rohitscher" in erster Linie ein eisenhaltiges Wasser, das bei anämischen und Schwächezuständen die richtige Anwendung 'findet und ginge es nach dem Alten: „vox populi vox Dei" im Sinne des anwohnenden Landvolkes, nun! da gäbe es auf dem weiten Erdenrunde kein köstlicheres Erfri- schungsgetränk und kein souveräneres Heilmittel, als den „Rohitscher", den es nicht nur bis zum Excess gerne trinkt, sondern den es auch meilen- weit herbeiholt, um ihn als die ultima appettatio noch einem geliebten Kranken zu reichen. — 65 — An der Hand reicher Erfahrungen, die ich während einer neunjährigen nicht unbedeutenden Brunnenpraxis durch alljährlich wiederholte Ver- suche an mir selbst und durch vorurtheilsfreie Beobaclitungen an Anderen gesammelt, und gestützt auf die Ergebnisse exacter chemisch-phj'sikalischer Untersuchungen wird es meine Aufgabe sein, im Nach- stehenden die Heilkräfte des Kohitscher Säuerlings, seine therapeutische Wirkungsweise des Näheren zu besprechen, wobei sich nur an Thatsächliches gehalten, allem ostentativen Geschäftsgeflunker und doctrinären Hypothesen, die man nicht wider- legen und nicht beweisen kann, sorgfältigst aus dem Wege gegangen werden soll. Wird der Säuerung dem leeren (magensäure- freien) und relativ gesunden Magen in seiner natürlichen Temperatur und in massigen Gaben von 150—180 Gramm in viertelstündigen Zwi- schenräumen zugeführt, so wird in Folge der hiedurch hervorgerufenen Reizung und regeren Bewegung der Magen Wandungen in der Regel ein Theil der Kohlensäure unter gleichzeitig wahr- nehmbar vermehrter Schleimabsonderung in der Mund- und Rachenhöhle und in den Respirations - organen unter der Form von Ructus ausgetrieben, wobei die hie und da eintretenden Erscheinungen einer leichten Anregung der Nervencentra als: Anflug vom Taumlichsein, leichter Schwindel, — — 66 — der Brunnenrausch — rasch vorübergehen. Mit dem grössten Theile seines Gasgehaltes versehen verweilt nun der Säuerling eine Zeitlang im Magen und wird ein Theil desselben in Folge der un- zweifelhaft nachgewiesenen Magenresorption directe in die Capillargefässe der Magenwandungen und so in den Blutstrom übergeführt, der andere Theil aber durch den Magenausgang in den Darmkanal gebracht, um dort einer fortgesetzten Kesorption seiner gelöst in denselben eintretenden Bestand- teile anheimzufallen, während die ungelösten unter vermehrter Thätigkeit der Schleimhaut des Darmrohres und unter einer vermehrten Peristaltik desselben mit den Excrementen aus dem Darme entfernt werden. Während dieser Vorgänge, die grösstentheils unter sehr behaglichen Gefühlen (erhöhtes Wärmegefühl) im Magen, unter wahr- nehmbarer Steigerung der Hautthätigkeit und oft merklich erhöhter Pulsfrequenz stattfinden und durch entsprechende Köperbewegung gefördert werden, macht sich vor Allem die Einwirkung auf die Harnorgane durch vermehrte Ausscheidung wässerigen Harnes von meist neutraler Beaction geltend, in welchem der Harnstoff vermehrt, die Harnsäure vermindert erscheinen. Das ofte Be- dürfhiss des Hamens und die Menge des abge- gebenen Harnes machen den Unerfahrenen an- fänglich sogar besorgt und ängstlich. Unter weiterer — 67 — Zufuhr massiger Gaben tritt die Einwirkung der in den Darmkanal überführten Salze, insbesondere che des schwefelsauren Natrons auf die vermehrte Peristaltik desselben zu Tage; es kömmt nach kürzerer oder längerer Zeit unter häufigerem Abgange von Blähungen zu einer vermehrten, weniger consistenten aber nicht wässerigen Defä- cation, die sich je nach der genommenen Menge ein- oder mehrmals wiederholt. In den Fäces findet sich der grösste Theil des Glaubersalzes theilweise oxydirt als Schwefeleisen, welches den Entleerungen die olivgrüne Farbe gibt, daher die charakteristischen Kohitscher Stühle. — Letztere Wirkung kömmt in der Regel nicht gleich in der ersten Tagen, sondern oft erst nach acht- bis zehntägigem Curgebrauche zur Geltung. — Häufig aber kömmt es nicht nur nicht zu ver- mehrter Defäcation, sondern diese wird im Gegen- theile eine weniger ausgiebige, ja es wird der Stuhl oft auch ganz angehalten. Die Ursache dieser Erscheinung finde ich in der sich Geltung ver- schaffenden Einwirkung des secretions-beschrän- kenden Kalk- und in der adstringirend-styptischen des Eisengehaltes des Säuerlings und nicht in eine» Einzelnwirkung dieser Salze. — Unter den eben geschilderten Erscheinungen rascheren Stöff- umsatzes wird das Verlangen nach Stoffzufuhr ein regeres, es stellt sich in Folge dessen und in 5* — 68 — Folge der gesteigerten Thätigkeit der sensitiven Nerven des Magens ein vermehrter ja oft ganz ungewöhnlicher Appetit ein, so dass das Frühstück kaum erwartet werden kann, nach welchem in der Kegel die wohlthuenden Defäcationen stattfinden. Wird der Säuerling in grösserenMengen getrunken (800 bis 1000 Gramm und noch mehr Morgenquantum), so kommen die eben geschil- derten Erscheinungen in markanterer Weise zum Ausdruck und treten oft in sehr ungestümer Weise auf. Unter heftigen öfter wiederkehrenden Ructa- tionen wird zuweilen ein Theil des zu viel einge- führten Säuerlings zurückgeworfen; die durch stärkeren Druck der Capillaren auf die Elemente der Nervencentra bedingten Erscheinungen von Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel (Brunnen- rausch) werden durch eine gleichzeitig wesentlich vermehrte Harnsecretion in der Regel rasch aus- geglichen; nur sehr selten treten Erscheinungen von Gehirnhyperämie mit länger dauernden Schwin- delanfällen ein, die auch in Apoplexie übergehen können. Vorzugsweise aber machen sich die Wir- kungen des Glaubersalzes auf die Darmperistaltik und Defäcation geltend, die unter schmerzlosem Kollern im Bauche mit der durch die hygrosko- pische Eigenschaft des Glaubersalzes bedingten Eigenthümlichkeit vermehrten Wassergehaltes je nach Gabe und Individualität ein- oder mehrmals — 69 — erfolgt. Merkwürdiger Weise kömmt der sogenannte Brunnenrausch gerade bei mit den Alkoholicis vertrauteren Curgästen häufiger zur Beobachtung ; in der Hegel sind es aber gerade diese, wekhe auch während des Curgebrauches in Spirituosis und anderen Dingen Aussergewöhnliches leisten, was sich mit demAussergewöhnlichen des Säuerlings am Morgen eben nicht gut zusammenreimt. In kleinen Gaben, zu 40 bis 80 Gramm in viertelstündigen Zwischenräumen verabreicht, machen sich die Eingangs erwähnten Wirkungen des Säuerlings in ungleich milderer Weise geltend und tritt insbesondere die Wirkung desselben als eines gelinden Reizmittels für die Nerven der Magenwandungen und für die secernirenden Organe, sowie eine den Stuhl befördernde ganz entgegen- gesetzte nämlich die Stuhl anhaltende in den Vordergrund. Den bei dem Gebrauche des Säuerlings nicht selten vorkommenden Klagen, dass er, selbst in massiger Gabe getrunken, das Gefühl der Schwere, des Druckes im Magen verursache, was doch wohl nur der Ausdruck für eine erschwerte oder ver- langsamte Aufsaugung sein kann, wird durch die Erwärmung des Säuerlings — bekannter- massen ist höhere Temperatur ein Beschleunigungs- moment für den Diffusionsvorgang — und durch längere Pausen zwischen den einzelnen Gaben — 70 — abgeholfen und dieses Vorgehen regelmässig auch dort eingehalten, wo Eingenommenheit des Kopfes, vorübergehender Schwindel dem Trinken des natur- kalten kohlensäurereichen Säuerlings folgen. Der Erste hat Dr. Lorenz von Vest — 1821 — auf die Erwärmung des Säuerlings auf- merksam gemacht und auf die Aehnlichkeit des erwärmten „Rohitscher" mit den Karlsbader Wässern hingewiesen. Durch den Erwärmungsvorgang wird unser Säuerling allerdings in ein dem Karlsbader ähnliches Wasser umwandelt und in dieser Metamorphose auch von mir vielfach praktisch ver- werthet; allein ich kann die Ueberschwenglichkeiten Jener nicht theilen, die in dem erwärmten Rohitscher ein den Karlsbader Wässern gleichwerthiges Wasser und noch mehr anpreisen und dergleichen Privatansi chten durch allerlei „exacte" Versuche erprobt haben wollen. So viel steht bis heute fest, dass beim Ge- brauche unseres Säuerlings die Verdauung eine raschere, die Esslust eine gesteigerte, die Schleim- secretion in der Mund- und Rachenhöhle und in den Respirationsorganen eine lebhaftere, die Harn- absonderung eine vermehrte und qualitativ ver- änderte wird; dass der Säuerling speciell auf die Anregung und Vermehrung der Peristaltik und Secretion des Dünndarmes, auf vermehrte Defäcation hinwirkt, die entsprechend der Gabe und der — 71 — individuellen Empfindlichkeit mit einer massig oder stark vermehrten Wasserausscheidung ver- bunden ist, ohne dass die Verdauung hiebei in irgend, einer Weise beeinträchtigt wird, weshalb unser Säuerling in besonderen Beziehungen zu den Unterleibsorganen steht; dass kleine Gaben des- selben den Stuhl anhalten; dass einzelne Bestand- teile des Säuerlings durch die Magenresorption in's Blut übergeführt, vom Blute aus wichtige physiologische Veränderungen im Organismus her- vorrufen und wichtige therapeutische Wirkungen auf die gestörten Verhältnisse des Stoffwechsels entfalten, insbesondere einen vermehrten Umsatz der stickstoffhaltigen Gewebselemente und eine gesteigerte Ausscheidung der entsprechenden Um- satzproducte bewirken; dass die Besserung oder Heilung der verschiedenen zur Beobachtung kom- menden Krankheitszustände fast immer von einem gewissen Grade der Abmagerung auf Kosten des vorhandenen Fettes begleitet ist, ohne dass die Muskulatur sich an dieser Abmagerung betheiligt oder das Allgemeinbefinden darunter leidet. — Das nach einiger Zeit des Curgebrauches nicht selten auftretende, in der Regel bald vorübergehende Gefühl der Unlust zu gehen, der Schwere in den Füssen, so dass man sich kaum „schleppen" kann, erklärt sich aus der Wirkung der Kohlensäure, die nach Lerch „eine muskelfeindliche ist, Trägheit, — 72 — Unlust zu gelien und beschwerlichen Gang er- zeugt". •— Ein prüfender Blick auf die vorherrschend wirksamen Bestandteile unseres Säuerlings soll obige Wirkungen klarer stellen, wenn ich mir hiebei auch wohl bewusst bin, dass die aus der chemi- schen Zusammensetzung der Mineralwässer allein gezogenen Abstractionen und die darauf gegrün- deten differentiellen Indicationen grösstentheils nur den Werth von theoretischen Ergiessungen pro domo beanspruchen können. — Die wichtigsten Bestandteile des Säuerlings sind: Kohlensäure, schwefelsaures Natron, kohlensaure Magnesia, kohlensaurer Kalk und kohlensaures Eisenoxydul. Die Kohlensäure gibt unserem Säuerling vorzugsweise seine Würze, erzeugt das angenehm prikelnde Gefühl beim Trinken desselben; im All- gemeinen flüchtig erregend, wirkt sie im Munde und im Magen als Reizmittel auf die sensitiven und motorischen Nervenausbreitungen und auf die Schleimhäute daselbst und indem sie ^u lebhafteren Bewegungen der Magenwandungen und zu ver- mehrter Schleimabsonderung anregt, wird die Esslust gesteigert, die Verdauung eine raschere; dabei ist es insbesondere die Schleimhaut der Re- spirationsorgane, dieser wichtigsten Entkohlungs- organe des Körpers, in der sie Vermehrung der Secretion, Verflüssigung und leichtere Entfernbarkeit — 73 — des Schleimes hervorruft. Vom Magen in's Blut übergeführt, äussert sie ihre Einwirkung auf die vasomotorischen Nerven und auf die Centra des Nervensystems in beschleunigter Bespiration und Herzbewegung, in lebhafterer Geistesthätigkeit und kann in grossen Gaben, den alkoholischen Mitteln ähnlich, Congestionen nach dem Gehirn, Schwindel u. s. w., hervorbringen. Die Wirkung des schwefelsauren Na- trons äussert sich vor Allem in vermehrter Darmperistaltik, in vermehrter Defäcation und steht dasselbe durch diese Wirkung in besonderer Be- ziehung zu den Unterleibsorganen und zur Blut- bewegung in denselben, 'indem es die durch An- sammlung von Blut, Galle, Schleim und Koth entstandenen Stauungen und Stockungen und ihre Folgezustände beseitigt, wobei es weder die Ver- dauung noch die Resorption der übrigen Quellen- bestandtheile stört; ausserdem erhält dasselbe einen speciellen Heilwerth durch den unzweifelhaft festgestellten Einfluss auf die Resorption und Con- sumtion des im Körper abgelagerten Fettes, welcher Vorgang physiologisch bisher noch wenig aufgeklärt bei unserem glaubersalzhältigen Wasser meines Erachtens in der gemeinsamen Action dieses Salzes mit der des kohlensauren Natrons und des Chlornatriums zu suchen und mit Dr. Jul. Braun dahin zu erklären ist, dass durch die — 74 — locale Wirkung des Glaubersalzes und unter der Blutwirkung des kohlensauren Natrons und des Chlornatriums eiweisshaltige Absonderungen auf der Darmschleimhaut veranlasst werden, hiedurch aber ein vermehrter Verbrauch der Proteinstoffe gesetzt wird, der seine Ausgleichung in der Re- sorption und Consumtion des in den Geweben abgelagerten Fettes findet, die durch eine gleich- zeitig vermehrte, wenn auch nicht diarrhoische Defäcation gefördert wird. — Grosse Gaben wirken wie starke Abführmittel und stören bei längerem Gebrauche die Verdauung und Ernährung. Die kohlen sau reMagnesia findet sich in geringen Mengen im Blute und in fast allen Geweben und Secreten, hat jedoch als Bestandteil des menschlichen Organismus nur eine unterge- ordnete Bedeutung. Die wenigen über den Werth der kohlensauren Magnesia feststehenden Sätze können uns über ihre Wandlungen im Organismus, über ihre Bedeutung für den Stoffwechsel keine genügenden Aufschlüsse geben, welche mit Rück- sicht auf die in unserem Säuerling vorkommende Menge' dieses Salzes um so erwünschter wären. Die Hauptwirkung der kohlensauren Magnesia findet im Magen und Darmkanal statt; sie bindet die im Magen vorfindigen Säuren und gehört da- her in erster Linie zu den säuretilgenden Mitteln. Grössere Gaben bringen theils durch directe Reizung — 75 — der Schleimhaut theils durch Vermehrung der peristaltischen Darmbewegung eine leicht abfüh- rende Wirkung hervor und findet sich das Salz in den Stuhlentleerungen grösstenteils unzersetzt wieder. Jedenfalls bleibt die kohlensaure Magnesia bei den Glaubersalz Wirkungen unseres Säuerlings auf den Darmkanal nicht unbetheiligt. Dem kohlensauren Kalk ist im Haus- halte der Natur unzweifelhaft eine sehr wichtige Rolle zugewiesen. Alle Säfte und Gewebe des Körpers, insbesondere die Knochen- Muskel- und Nervensubstanz enthalten Kalkverbindungen als wesentliche Bestandtheile. Im Magen wird der kohlensaure Kalk durch die vorfindige Milchsäure des Magensaftes zersetzt und dann als milchsaures Salz oder, wenn das Mineralwasser in den nüch- ternen säurefreien Magen gelangt, in unveränderter Form theilweise resorMrt. Ueber seine weiteren physiologischen Beziehungen zu den Ergebnissen des Stoffwechsels findet sich nur sehr wenig Positives. Wie die kohlensaure Magnesia, bindet er zunächst die im Magen vorfindigen Säuren, gehört daher wie diese zu den säuretilgenden Mitteln; ebenso erwiesen ist die secretionsbeschrän- kende austrocknende Wirkung der Kalkpräparate, die sich im Bereiche der Darmschleimhaut als eine Stuhl anhaltende äussert. Ueber seine physio- logische Bedeutung als directes Ersatzmittel bei — 76 —• mangelnder oder sistirter Kalkablagerung sind die Ansichten verschieden; nichts desto weniger be- hält seine Anwendung bei krankhaften Störungen in Folge mangelhafter Kalkablagerung ihre volle Berechtigung. Ob und inwieweit der kohlensaure Kalk durch Bindung der überschüssigen Säure auf harnsaure Concremente oder, wie Manche wollen, auf die Lösung der fibrinösen Infiltrationen bei Morbus Brightii Einfluss übt, muss dahinge- stellt bleiben. Das kohlensaure Natron findet sich im Blute, in der Lymphe und in den meisten Secreten und betheiligt sich bei allen Vorgängen des Stoffwechsels in hervorragender Weise. Im Magen erhöht es die Verdauung durch Vermehrung des Magensaftes und bindet einen Theil der vor- findigen Säuren; in's Blut übergeführt, erhöht es den Oxydationsprocess in demselben, bewirkt die Verbindung der daselbst vorhandenen Säuren zu Salzen, unterhält dadurch die Alkalescenz des Blutes, die für den flüssigen Zustand des Eiweisses und des Fibrins behufs ihrer Assimilation uner- lässlich ist und schafft die im Blute vorhandenen verbrauchten Stoffe durch Oxydation derselben als Kohlensäure und Harnstoff aus dem Körper. Die allgemein anerkannte antikatarrhalische Wir- kung des kohlensauren Natrons ist dermalen noch am allerwenigsten erklärt und existiren darüber — 77 — nur Hypothesen. Durch das in unserem Säuerling enthaltene kohlensaure Natron dürften die Glau- bersalzwirkungen desselben" wesentlich beeinflusst und modificirt werden. Das kohlensaure Eisenoxydul. Das Eisen ist bekanntlich ein integrirender Gewebs- bestandtheil des Körpers und steht namentlich zu dem Blute in nahen Beziehungen. Das kohlensaure Eisenoxydul wird im Magen und Dünndarm ent- weder als solches, oder als milchsaures Eisen dem Blute zugeführt und ist seine Wirkung zunächst der Blutbildung, der Veränderung der Blutmasse zugewendet, indem es durch bisher noch nicht genügend ermittelte physiologische Vorgänge dem Blutkörperchen- und Eisenmangel im Blute abhilft, wobei eine geringe Steigerung der Blutwärme ohne oder mit nur wenig vermehrter Pulsfrequenz beobachtet wird. Ein Theil des wenn auch in kleinen Gaben genommenen Eisens geht als milch- saures oder reducirtes Eisen in den Darmkanal über, wirkt in Berührung mit der Darmschleimhaut die Absonderungen derselben beschränkend, den Stuhl anhaltend und wird endlich als Schwefel- eisen mit den Fäces ausgeführt. Die Eisenwirkung unseres Säuerlings, die von Einigen überschätzt, von Anderen gar nicht oder nur wenig gewürdigt wird, macht sich nach unseren Beobachtungen und Erfahrungen durch Erscheinungen geltend, die sich — 78 — eben nur aus dem Eisengehalte desselben erklären lassen, wenn hiebei auch den bei jeder Brunnencur wirksamen Agentien: den veränderten klimatischen Einflüssen, der Gebirgsluft, dem Land- und Wald- leben, einem veränderten psychischen Regime u. s. w. gebührend Rechnung getragen wurde. Diese Eisenwirkung geht bei grösseren Gaben des Säuerlings durch die von dem grösseren Glauber- salzgehalte getragene abführende Wirkung aller- dings verloren, nichtsdestoweniger tritt sie bei entsprechend massigen Säuerlingsgaben entschieden zu Tage. Der Eisenwirkung mag es auch theil- weise zuzuschreiben sein, dass unser Säuerling erfahrungsgemäss in solchen Krankheitszuständen noch mit Vortheil angewendet wird, wo wegen drohender oder bestehender Schwächezustände der Gebrauch anderer Glaubersalzwässer, z. *B.: Karlsbad, Marienbad, nicht zulässig ist. Bei der Betrachtung der in unserem Säuer- linge wirksamen Agentien wird auch seiner natür- lichen Temperatur gedacht und insbesondere das mit demselben eingeführte Plus von Wasser hin- sichtlich seines unzweifelhaft festgestellten Ein- flusses auf den Stoffwechsel berücksichtiget werden müssen. Die Kälte des Säuerlings (9" R.) wirkt auf den Magen als örtlicher Reiz, vermehrt sonach den Reiz, den der Säuerling als solcher auf den Magen übt, in Folge dessen das Hungei'gefühl ein — 79 - lebhafteres wird; — durch die grössere Menge des eingeführten Wassers und dessen rasche Ueberführung in den Blutstrom wird der Blut- druck in den Capillaren ein erhöhter, hiedurch die Harnausscheidung eine wesentlich vermehrte, wobei das Hauptproduct des regressiven Stoffwechsels, der Harnstoff, in grösserer Menge im Harn sich findet. Was die von mancher Seite befürchtete schäd- liche Einwirkung des Säuerlings auf die Zähne anbelangt, so ist mir von einer dergleichen Ein- wirkung bis jetzt nichts bekannt. Möglich, dass schadhafte Zähne in irgend einem Falle den Schwefelwasserstoff als Materiale zu einem auf den Vorderzähnen sich ablagernden Schwefeleisen ab- gaben ; — ich habe solches noch niemals beobachtet und käme eine dergleichen Ablagerung auch vor, so wäre sie jedenfalls nur vorübergehender, ganz unschädlicher Natur. Fassen wir die Resultate der gegebenen Darstellung der Wirkungsweise unseres Säuerlings kurz zusammen, so ergibt sich, dass die medi- cinische Wirksamkeit desselben den Verdauungs- organen und ihren Schleimhäuten, der Neutralisi- rung vorhandener Säuren, der Reactivirung der darniederliegenden Magen- und Darmthätigkeit, der Beförderung der Stuhlentleerung, der Ver- mehrung der Harnausscheidung, der Beseitigung — 80 — der im Bereiche der Unterleibsorgane vorhandenen Stauungen und Stockungen, der Resorption über- mässigen Fettes, der Verbesserung der Blutbe- reitung zugewendet ist, dass er sonach vorzugs- weise bei chronischen Störungen der Verdauung, bei chronischen Functionsstörungen der Unter- leibsorgane seine Anwendung findet, wo gleich- zeitig eine tonisirende Einwirkung angestrebt wird. Die speciellen Indicationen für seine Anwendung sind: Dyspepsie und zwar jene Form der chronischen Dyspepsie, die sich in Folge darnieder- liegender Magenthätigkeit bei wenig oder gar nicht belegter Zunge und bei oft ganz ungestörtem Appetite durch eine langsame, schwere Verdauung unter abnormer Gas- und Säurebildung ausspricht, wobei die Gesammternährung entweder gar nicht leidet, oder aber das Allgemeinbefinden physisch und psychisch intensiv gestört sein kann, wie sich dies bei durch geistige Ueberanstrengung, durch geschäftliche oder anderweitige Sorgen Herabge- kommenen, bei Anämischen und Chlorotischen findet. Unbehagen, Uebelkeit, selbst cardialgische Beschwerden nach der Mahlzeit, Flatulenz, Darm- trägheit, unregehnässige Stuhlentleerung, geistige Verstimmung sind grösstentheils ihre Begleiter. Chronischer Magenkatarrh. Eine schmutzig weiss-grau oder gelblich belegte Zunge, — 81 — mehr oder weniger hochgradige Ausdehnung und Empfindlichkeit des Magens, Mangel des Appetites, abnorme Gas- und Säurebildung nach der Mahl- zeit, Gefühl von dumpfem Druck, Zusammenschnüren, Ekel, Brechneigung, wirkliches Erbrechen schlei- miger Flüssigkeit, tiefe Ernährungsstörungen, lästige Flatulenz, Unregelmässigkeit der Stuhlentleerung, trübe hypochondrische Stimmung sind seine Er- scheinungen. Beim Magenkatarrh wird die Secretion des normalen Magensaftes aus den Laabdrüsen durch die krankhaft vermehrte Absonderung und Ansammlung zähen Schleimes mechanisch gehemmt, durch die infiltrirte Schleimhaut überdies die Magenperistaltik verlangsamt und hie durch tief- greifende Verdauungs- und Ernährungsstörungen gesetzt. Magenkatarrhe mit vermehrter Säur ebildung, mit Stasen der Unterleibsorgane, mit allgemein anämischem Zustande sind bei uns am zahlreichsten vertreten. Vorzugsweise ist es die örtliche Wirkung des Säuerlings, die hier theils als eine chemisch ver- bessernde, theils als eine die Magen- und Darm- peristaltik anregende directe zur Geltung kömint. Der Säuerling wird in seiner natürlichen Tempe- ratur in massigen, auch den Tag über öfter wie- derholten Gaben sehr gut vertragen und nur bei grösseren Reizungserscheinungen erwärmt getrun- ken; grosse Atonie der Schleimhaut und Neigung 6 — 82 — zum Erbrechen machen warmes Wasser grössten- theils unverträglich und verlangen als Keizmittel die Kälte. Selbstverständlich ist' eine consequent durchgeführte strenge Diät die Conditio, sine qua non bei allen Magenerkrankungen. Als Nachcur lasse ich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Diät in der Regel Süssseebäder in höherer Ge- birgslage mit dem besten Erfolge gebrauchen. Das chronische Magengeschwür; heftige katarrhalische Beschwerden, heftige Magen- krämpfe zumeist nach der Mahlzeit, fixer um- schriebener Schmerz in der Magengegend, zuweilen mit eigenthümlichen Rückenschmerzen verbunden, endlich stärkeres Bluterbrechen sind die gewöhn- lichen Erscheinungen. Ich habe selbst in Fällen, wo wiederholtes Bluterbrechen vorlianden war, die überraschendsten Erfolge mit dem erwärmten Säuerling erzielt, der durch Neutralisirung der Säuren, durch Verminderung der sauren Gährung des Speisebreies und dessen möglichst rasche Ueberführung in den Darm allen bei der Behand- lung des Magengeschwüres zu erfüllenden Indica- tionen vollkommen entspricht und speciell bei der nach dem Magengeschwüre zurückbleibenden Anämie und bei den durch die Narbenbüdung bedingten Verdauungsstörungen, cardialgischen Beschwerden und Schwächezuständen die besten Dienste leistet. Beinahe ausnahmslos verbinde ich bei der Be- — 83 — handlung des Magengeschwüres mit dem inner- lichen Gebrauch des Säuerlings die äusserliche Anwendung desselben in Form von sogenannten erregenden Umschlägen. Der chronische D a r m k a t a r r h, der sich durch langedauernde diarrhoische, mit Stuhl- verhaltungen wechselnde Defäcationen und grosse Flatulenz charakterisirt, wobei die Ernährung unter ungestörter Magen- und Darmverdauung entweder noch nicht gelitten oder aber, wie dies bei schweren Erkrankungen der Fall, der Ernährungsvorgang und das Allgemeinbefinden schon namhaft beein- trächtigt sind, hat im Dickdarm seinen Sitz und wird grösstentheils durch Stauungshyperämieen als Folge gehemmten Blutunilaufes in den Unterleibs- organen bedingt und unterhalten. Unser glauber- salzhältiger Eisensäuerling wird je nach dem Grade der vorhandenen örtlichen Hyperämie und Atonie entweder in seiner natürlichen Temperatur oder erwärmt, in kleineren oder grösseren Gaben ver- abfolgt und der innerliche Gebrauch sehr häufig mit erregenden Umschlägen auf den Unterleib verbunden. Allgemeine Schwächezustände, anämische Erscheinungen indiciren insbesondere dessen An- wendung. Hat der Darnikatarrh in Hautschwäche und häufigen Erkältungen, seinen Grund, so ist eine Brunnencur wirkungslos. — 84 — Chronischer Katarrh des Schlund- kopfes. Hyperämie, Anschwellung der Schleim- haut des Gaumensegels, der Uvula, der Tonsillen, der hinteren Bachenwand, Absonderung und An- sammlung zähen Schleimes auf denselben sind die örtlichen Erscheinungen, die sehr häufig mit Stasen in den Unterleibsorganen verbunden oder durch dieselben bedingt sind und die mannigfachsten Beschwerden und Functionsstörungen im Gefolge haben. — Als sehr wirksames Unterstützungs- mittel des innerlichen Gebrauches des Säuerlings verbinde ich das Gurgeln mit demselben, indem unter den hiebei stattfindenden heftigeren Contrac- tionen der Muskel der Schlingorgane das krank- haft abgelagerte Secret der Schleimhaut leichter entfernt und dadurch die Contacteinwirkung des Säuerlings wesentlich gefördert wird. Chronische Katarrhe derEespira- tionsOrgane bei gleichzeitig bestehender Com- plication mit Stauungshyperämieen und Stasen in den Unterleibsorganen, mit Fettbildung und Träg- heit der Darmperistaltik. Hier wirkt unser Säuer- ung durch Anregung der Darmperistaltik und durch Beseitigung der Unterleibsstasen entlastend auf die Organe der Brust, indem hiedurch sowohl als durch den regeren Stoffumsatz eine vermehrte Thätigkeit in den Lungencapülaren hervorgerufen und so der bestehende hyperämische Zustand der — 85 — Schleimhaut und die krankhafte Schleimabsonderung möglichst beseitigt werden. Wenn sich der Säuer- ling auch im Allgemeinen für Katarrhe der Ver- dauungsorgane mehr eignet, so bewirkt sein Gebrauch bei Lungen- und Bronchialkatarrhen nichts destoweniger die in diesen Fällen überhaupt anzustrebende möglichste Besserung. Bei irritableren Schleimhäuten wird der Säuerling mit erwärmter Milch oder Molke gemischt getrunken. Leberkrankheiten; Hyperämie — Anschwellung— der Leber, wie sie bei üppiger Lebensweise, bei übermässigem Genüsse geistiger Getränke und geringer Muskelthätigkeit, bei Hämorrhoidariern, Gichtkranken, in klimakterischen Jahren, nach Wechselnebern und bei Malariacachexie in Folge von Kreislaufsstörungen und Stasen im Unterleibe auftritt, wobei die Leber sich bedeutend vergrössert anfühlt, über Druck, Schwere, Unbe- haglichkeit im rechten Hypochondrium geklagt wird. — Fettige Infiltration der Leber, die als Folge anomaler Fettablagerung mit den Erscheinungen gestörter Mägen- und Darmfunction, erschwerter Gallenausscheidung, unregelmässiger, gewöhnlich träger, zuweilen auch diarrhoischer Stuhlentleerung, hypochondrischer Stimmung, mit Hämorrhoidalbeschwerden unter deutlich fühlbarer Massenzunahme der Leber vorkömmt, vorausgesetzt, — 86 — dass nicht schon eine fettige Degeneration des leidenden Organes Platz gegriffen hat. — Hier ist unser Säuerling in seiner Wirkung auf den Dann sowohl, als in seiner auf die Resorption und Con- sumtion des Fettes gerichteten Einwirkung an der Stelle und kann selbst bei vorhandenen grösseren Schwächezuständen, bei welchen die Karlsbader Wässer nur schaden dürften, noch Nutzen schaffen. Gallensteine kommen nicht blos in der Gallenblase, sondern auch in den grösseren Gallen- gangen vor und bewirken durch Ausdehnung und Zerrung der Wände oft die heftigsten periodisch kehrenden Gallensteinkoliken, oder sie verursachen ohne diesen Kolikanfällen nur einen dumpfen anhaltenden Druck in der Lebergegend bis zum Magen und Rücken hin; die Verdauung ist zumeist gestört, die Kranken leiden in der Regel an Verstopfung und sind habituell ikterisch. — Hier ist es nicht nur die purgirende Wirkung des Säuerlings; die durch vermehrten Abfluss der Galle den Abgang der Concremente erleichtert, sondern auch sein Natrongehalt überhaupt, der ihre Neubildung verhütet oder wenigstens ver- zögert. — Gelbsucht, wenn sie durch gestörte Gallenausscheidung in Folge von Katarrhen der Gallenwege oder durch Gallensteinbildung ver- anlast wird. -— — 87 — Bei allen den genannten Erkrankungen des Leberparenchyms und der Gallenwege ist die Wirk- samkeit unseres Säuerlings der der Karlsbader oder Marienbader Wässer ebenbürtig an die Seite zu stellen und sein diesfälliger Ruf im Lande traditionell. Milzanschwellung -- chronischer Milztumör — in Folge lange dauernder Wechsel- fieber, durch längeren Aufenthalt in Malariagegen- den erworben, wird selbst mit den Attributen tieferer Ernährungsstörung: Abmagerung, erdfahlem Aussehen, bedeutender geistiger Verstimmung u. s. w. verbunden, an unserer Quelle oft mit überraschen- dem Erfolge behandelt. Habituelle Stuhlverstopfung, die durch sitzende Lebensweise, durch träge mangel- hafte Peristaltik und Secretionsthätigkeit des Darmes veranlasst, allerlei Verdauungs- und Kreis- laufsstörungen : Brustbeklemmung, Schwindel, Kopf- weh, Ohrensausen u. s. w. im Gefolge hat. Durch Bitterwässer erreicht man hier momentan allerdings einen entschiedeneren Erfolg, allein es tritt in der Regel nachher wieder eine um so hartnäckigere Stuhlverstopfung ein, was bei einem entsprechenden Gebrauch unseres eisenhaltigen Glaubersalzsäuer- lings nicht der Fall ist. Chronischer Blasenkatarrh, Unangenehmes Druckgefühl in der Blasengegend, — 88 — häufiges Bedürfniss des Harnlassens, trüber, eitri- ger Urin charakterisiren den Blasenkatarrh, der entweder als selbstständiges Leiden oder als Begleiter von Gries- und Steinbildung. Prostatalei- den, Stricturen u. s. w. auftritt. Blasenkatarrhe mit schlaffem, atonischem Charakter eignen sich insbesondere für unseren an erdigen Bestand- teilen reichen Säuerling und kömmt hier neben der diuretischen und antikatarrhalischen speciell auch die allgemein und local-tonisirende Wirkung desselben in Betracht. Bei grösserer Empfindlichkeit der Schleimhaut, namentlich des Blasenhalses, -wird der Säuerling erwärmt getrunken. Durch laue oder kühle Säuerlings-Sitzbäder wird der Curgebrauch wesentlich unterstützt, der selbst- verständlich bei strenger voi'geschriebener Diät stets ein mehrwöchentlicher (sechs- bis achtwöchent- licher) sein muss. Gries- und Steinbildung; der Harn- gries, der bei gesteigerter Acidität des Harnes sowohl als bei krankhafter Alkalescenz desselben sich bildet und am häufigsten aus den bekannten rhombisch-prismatischen Krystallen der Harnsäure und harnsauren Salzen, welche am Boden des Ge- fässes einen röthlichen feinen Sand oder Gries bilden, oder aus Erdphosphaten besteht, bewirkt durch mechanische Beizung der Schleimhaut der Harnorgane eine vermehrte Schleimabsonderung — 89 — und indem diese den überschüssigen Salzen als Krystallisationsmedium dient, kann sie zur Bildung und zum Wachsthume von Concrementen beitragen. Ob die natronhältigen Wässer durch ihre alkali- sirende Wirkung die Harnsäureausscheidung unter Bildung von leicht löslichen Uraten vermindern, mag dahingestellt sein; die denselben bisher zu- geschriebene auflösende Kraft bei harnsauren Concrementen innerhalb der Harnorgane ist heut- zutage jedenfalls nicht mehr zulässig und können nur die diuretischen und antikatarrhalischen Wir- kungen derselben in Betracht gezogen werden, durch welche eine rechtzeitige und leichte Ab- führung der vorhandenen Concremente bewerk- stelligt wird. — Die durch den Gebrauch unseres Säuerlings bei' harnsauren Concrementen alljährlich verzeichneten günstigen Resultate lassen sich that- sächlich nur auf eine leichtere Abführung derselben in Folge vermehrter Diurese, sowie darauf zurück- führen, dass durch die wässerige Verdünnung des Harnes die Nieren- und Blasenschleimhaut weniger gereizt, von dem das Gährungsferment bildenden Schleime ausgiebiger abgespült, hiedurch die be- gleitenden katarrhalischen Erscheinungen in den Harnwegen und damit die Beschwerden der Kran- ken stets wesentlich gemässigt und zeitweise ganz zum Verschwinden gebracht werden. Ich beschränke mich in diesen Fällen nicht auf das — 90 — Morgenquantum, sondern lasse den Säuerling in entsprechender Weise auch den Tag über trinken. Anaemie — Bleichsucht; Anaemie nach starken Blutverlusten und die unter dem Namen Bleichsucht bekannte selbstständige Anaemie, bei welcher die Blutkörperchen- und Eisenarmuth die Hautblässe, die grösstentheils sparsamen Menses, die Mnskelohmnacht, das Herzklopfen, das Sausen in den Venen u. s. w. bedingen. Gewiss werden dergleichen Kranke bei entsprechender animalischer Kost, Landleben, Gebirgsluft und zweckmässigem anderweitigen Regime oft auch ohne therapeutischem Eingriffe allmälig gesunden; allein wenn in jenen lange dauernden Bleichsuchten, wo das zweck- mässigste Regime und alle angewendeten pharma- ceutischen Mittel entweder gar keine oder nur vor- übergehende Resultate zu Stande brachten, durch den Gebrauch unseres Säuerlings die überraschendsten Erfolge erzielt werden, dürfte wohl der Annahme einer diesfalls thätigen Eisenwirkung die Berech- tigung kaum abgesprochen werden. Sowohl der innerliche Gebrauch des Säuerlings, das Quantum des zu Trinkenden, als der damit verbundene Ge- brauch der Bäder bedürfen einer genauen Indi- vidualisirung. Menstruationsstörungen und zwar die auf fehlerhafter Blutmischung beruhende A m e- norrhöe (fehlende oder mangelhafte Menstruation), — 91 — die auf dieselbe Ursache zurückzuführende Dys- menorrhöe — mit aussergewöhnlichen Schmerzen verbundene Menstruation —, und endlich die auf Anaemie und Erschlaffung der inneren Theile basirte Menorrhagie — übermässige Menstruation — Hämorrhoiden; Erweiterung und Ueber- füllang der Venen des Mastdarmes, die in Form der bekannten Hämorrhoidalknoten aus dem After hervortreten und durch Beeinträchtigung des Stuhlganges, durch Druck, durch Kreislaufstörungen die unangenehmsten Zufälle, die lästigsten Be- schwerden verursachen. Erschlaffung, mangelnder Tonus sind die Grundlagen des Leidens und der Werth des diesfälligen Gebrauches unseres Säuer- lings von selbst verständlich. Die Gicht, welche, wohl zu unterscheiden von chronisch-rheumatischen Affectionen, auf krank- haften Processen in der Assimilation beruht und bei welcher ein Missverhältniss zwischen Zufuhr und Verbrauch das wichtigste ätiologische Moment bildet, ist ein chronisches Allgemeinleiden, das sich in den kleinen Gelenken des Fusses und der Hand als periodische Gelenksentzündung localisirt, dort durch Ablagerung harnsaurer Salze und Erden die sogenannten Gichtknoten veranlasst und häufig von Verdauungsstörungen, Säure in den ersten Wegen, Magenkatarrh, von Katarrhen der Harn- wege mit Griesbildung und von Unterleibsstasen — 92 — begleitet ist. Ob das Vorkommen von Harnsäure und harnsaurem Natron im Blute Gichtkranker — die harnsaure Diathese — die Bedeutung hat, die man ihr im Allgemeinen beilegt, mag dahin gestellt bleiben; — gewiss ist es, dass bei einer entsprechend geregelten strengen Diät der Gebrauch unseres Säuerlings besonders in jenen Fällen vor- zügliche Dienste leistet, wo Complicationen mit Verdauungsstörungen, Leberanschwellung undDarm- trägheit vorhanden sind. Fettleibigkeit als solche oder als Symptom anderer Krankheitszustände findet an unserem Glaubersalzsäuerling ein ziemlich sicheres Mittel, bei dessen Gebrauch unter einer streng fettwidrigen Diät immer ein gewisses Mass der Fettverminderung auch ohne heftige Darment- leerungen erreicht wird. Bei vorhandener Neigung zu Hyperämien des Kopfes oder der Lungen, ebenso bei Complicationen mit Klappeninsufficienz wird der Säuerling erwärmt getrunken. Bei chronischerNierenentzündung — Morbus BrigMU — die hier namentlich in den letzten Jahren öfter zur Beobachtung kam, habe ich in Fällen, wo bei vorhandenen Verdauungs- störungen nur massige hydropische Anschwellungen des Gesichtes, der Hände, der Füsse jahrelang bestanden, während eines vorsichtig geleiteten Curgebrauches und unter einer sorgfältig geregelten — 93 — analeptischen Kost stets eine Abnahme des Eiweiss- gehaltes im Harn und mit dieser eine Abnahme zuweilen auch ein völliges Verschwinden der öde- matösen Anschwellungen und der durch sie erzeugten Beschwerden, also in der Kegel eine auffallende Besserung eintreten sehen. Gegenanzeigen. Durch die Erwärmung des Säuerlings, durch die Art der heutigen Dosirung hat sich das Ge- biet der therapeutischen Verwerthung desselben wesentlich erweitert und gar manches gegen dessen Anwendung früher erhobene Bedenken ist seither zum Schweigen gebracht worden. Nichtsdestoweniger wird es uns nicht einfallen, den Säuerling in acuten, fieberhaften Krankheiten, bei acuten Blutflüssen zu verordnen, wenn wir auch keinen Anstand nehmen, denselben mit gewöhnlichem Trinkwasser gemischt als angenehm schmeckendes säuerliches Getränk unter gewissen Verhältnissen in gastrischen, exanthematischen, typhösen Fiebern zur Bewältiguug des quälenden Durstes zu em- pfehlen und wenn bäuerlicher Unverstand fieber- hafte Kranke ohne Unterschied mit demselben tractirt oder unersättliche Geschäftsgier gewisse Säuerlinge bei herrschenden Epidemien der leicht- gläubigen Menschheit "als wunderthätige Panacee anzupreisen die Stirne hat, nun, so werden wir uns wenigstens nicht zu Anwälten solchen Vor- — 94 gebens beigeben. — Wir werden den Gebrauch des Säuerlings in seiner natürlichen Temperatur bei allgemeiner Plethora, bei activen Congestionen widerrathen, darum aber keinen Anstand nehmen, denselben bei vorhandenen Con- gestionszuständen nach Kopf oder Brust erwärmt namentlich dann trinken zu lassen, wenn diese Congestionszustände mit Abdominalstasen, Stuhl- verstopfung verbunden oder gar durch selbe be- dingt sind, wobei uns selbst der im Uebrigen sehr beachtenswerthe sogenannte apoplektische Habitus- keine besonderen Besorgnisse wird einzuflössen vermögen. Weit vorgeschrittene organische Leiden des Herzens, aneurysmatische Ausdehnungen der grösseren Gefässe ver- bieten den Gebrauch unseres die Herz- und Ge- fässthätigkeit lebhaft erregenden naturkalten Säuer- lings; allein die Erfahrungen, die wir bei Anwen- dung erwärmten Säuerlings gegen mit geringgradiger Insuffizienz und Hypertrophie combinirte Unter- leibsleiden gemacht, rechtfertigen dessen Anwendung auch bei, selbstverständbch aber nicht gegen bestehende Herzleiden. — Die Anwendung des Säuerlings hat zu unterbleiben bei krebsigen Ent- artungen, bei tief herabgekommenen Tab eti kern, Phtysikern, Hydropikern u. s. w. selbst auch dann, wenn etwa ein gleichzeitig mitbestehendes anderweitiges Leiden zum Curgebrauche einladen — 95 — sollte. Für dergleichen Kranke ist Rohitsch-Sauer- brunn, gleichviel ob ohue, ob mit „constantem Strom", nun und nimmermehran gezeigt und kann unseres Erachtens nur widerlich doctrinärer oder gewissenlos geschäftlicher Schwindel sich nicht scheuen, die Interessen eines Curplatzes durch Kranke zu schädigen, bei deren Hilflosigkeit die häusliche Pflege, der häusliche Comfort die erste und einzige Bedingung einer möglichen Linderung und eines leichteren Endes ist. — Gehirn- kranke, nach vorausgegangener Apoplexie oder bei bestehender Gehirnerweichung, gehören eben- sowenig an unsere Quelle, als sich hohes Alter mit derselben befassen soll; während der Men- struation, insbesondere wenn sie stärker ist, soll der Säuerling nicht getrunken werden; ebenso eignet sich die Schwangerschaft im Allge- meinen nicht für unsere Brunnencur und ist Schwangeren, die an periodischen Blutungen leiden oder zum Abortus geneigt sind, entschieden zu widerrathen. B. Wirkung des Säuerlings beim äusserliclien Gebrauche (Bade-Cur). Die äusserliche Anwendung des Säuerlings in Bädern ist bei uns im Allgemeinen ein integriren- der Theil der Cur. — Sie werden als sogenannte — 96 — ganze Säuerlings-Stahlbäder, als ge- mischte Stahlbäder, als einfache Süss- wasser-, als Douche- und Sitzbäder verabfolgt. Das ganze Stahlbad besteht nur aus Sauerwasser, das gemischte Bad aus Sauer- und Süsswasser. Bei der niederen Temperatur unseres Säuerlings muss derselbe für den Badgebrauch selbstverständlich erwärmt werden. Bei den sogenannten ganzen Stahlbädern geschieht die Erwärmung mittelst rothglühender Eisenkolben, einer Procedur, die, ein Unicum in der Bäderwelt, hier näher besprochen zu werden verdient. Sie datirt in das Jahr 1810 zurück und wurde von dem damaligen Inspector der Curanstalt, Dr. Johann N. Fröhlich an die Stelle der bis dahin üblichen Erhitzung des Säuerlings in Kesseln eingeführt. Mit Bücksicht auf die damalige Zeit muss es gewiss als eine sehr gelungene Idee be- zeichnet werden, an die Stelle einer barbarischen Kesselerhitzung die Erwärmung des Säuerlings innerhalb der Wanne durch Versenkung glühender Eisenstücke zu setzen. Sie haben jedenfalls etwas Imponirendes diese rothglühenden Eisenmassen und der Gedanke an die mit ihnen pfundweise in das Bad versenkte und demselben mitgetlieilte stählende Kraft hat begreiflicherweise etwas unwi- derstehlich Packendes. Man kann sich vorstellen, wie wunderbar influenzirt sich der Kranke in einem — 97 — Bade fand, in dem er die Kraft von zehn und oft noch mehr rothglühenden Eisenkolben in sich auf- nahm ; denn je mehr glühendes Eisen, desto stärker selbstverständlich das Stahlbad. — Der Erfolg konnte natürlich nicht ausbleiben; die „Rohitscher Stahlbäder" wurden bald weithin bekannt und be- rühmt und wir werden es begreiflich finden, dass auch heute noch Hunderte und Hunderte von Leidenden die wunderbar stärkenden Wirkungen der Rohitscher Stahlbäder nicht genug preisen können. Mit wahrhaft stolzem Bewusstsein konnte Vater Fröhlich auf sein vielumworbenes Werk blicken, bei dem er von der Ueberzeugung getragen war, die Eisenwirkung des Säuerling- bades durch so und so viele glühende Eisen- kolben um das so und so Vielfache potenziren zu können, eine Ueberzeugung, die ja ganz der Anschauung jener biederen Zeit entsprach, in der die Eisen- und Elisabethinerkugeln in der Heil- kunst noch eine sehr wichtige Rolle spielten. — Indess auch die neuere und neueste Aera von Rohitsch-Sauerbrunn hat das System der Erwärmung des Säuerlingsbades mittelst glühender Eisenkolben wohlweislich beibehalten und sie konnte dies mit um so grösserer Beruhigung, als einerseits die anderwärts üblichen Erwärmungsmethoden durch- aus nicht so entschieden zur Nachahmung einluden und als andererseits selbst das Urtheil von Männern 7 — 98 — der Wissenschaft, mit denen ich über unsere Stahlbäder zu sprechen vielfach Gelegenheit hatte, schliesslich immer dahin verclausulirt zu sein pflegte, dass man gegenüber so eclatanter Bade- wirkung denn doch nicht wissen könne, ob nicht vielleicht gerade bei der Glüheisenkolbenerwärmung besondere Kräfte in Action träten u. s. w. Nun! wir wissen es auch nicht und werden uns über die Frage, ob mehr ob weniger Eisen, oder ob etwa gar noch andere unwägbare Agentien in unseren Stahlbädern thätig, hier nicht weiter den Kopf zerbrechen. Zum Glücke kann uns diese Frage auch so ziemlich gleichgiltig sein bei dem heutigen wissenschaftlichen Standpunkte, der von einer Aufsaugung des Eisens im Bade nichts weiss und den Werth der sogenannten Stahl- bäder nur nach ihrem grösseren oder geringeren Kohlensäuregehalt bemessen wissen will. Es wird sich demnach auch bei unseren Stahlbädern nur mehr um die Frage handeln, ob in denselben nach unserem Erwärmungsvorgange und nach der Länge des Weges, welchen das Wasser bis zur Wanne zurücklegt, eine genügende Menge Kohlensäure zurückbleibt, um die specifische Wirkung derselben entfalten zu können und diese Frage werden wir ohneweiters bejahen, da die charakteristische Wirkung der Kohlensäure nämlich: grösseres Wärmegefühl bei niederer Badetemperatur in — 99 - unserem Stahlbade mehr oder weniger fast aus- nahmslos beobachtet wird. — Wenn es einigen Eisenenthusiasten gefällt, auf Grund des Eisen- gehaltes des Säuerlings unseren Stahlbädern so- gar eine adstringirende Eigenschaft zuzuweisen, und dieselben deshalb bei Metrorrhagien, pro- fuser Menstruation, bei chronischen Blenorrhöen u. s. w. anzuwenden und zu empfehlen, so wider- spricht das zwar aller Wissenschaft und Erfahrung, allein es bleibt Jedem unbenommen, zu glauben was er will; — uns genügt die Gesammtwirkung der bei der Cur thätigen Factoren vollständigst zur Erklärung der diesfalls häufig beobachteten schönen Erfolge, auch ohne adstringirenden Hirn- gespinnsten. Die Wirkung der Kohlensäure im Bade äussert sich zunächst als Reiz auf die sensiblen Nerven der Haut. Es stellen sich in dem Stahlbade, das in der Regel möglichst kühl (18 bis 23° R.) genommen wird, anfangs vorübergehende Erscheinungen der Wärmeentziehung, Gefühl der Kälte, Gänsehaut, Runzelung des Scrotums, be- schleunigter Puls, hie und da vielleicht in Folge der über dem Niveau des Bades eingeathmeten Kohlensäure leichte Eingenommenheit des Kopfes, leichte Brustbeklemmung, bald aber in Folge der Reizwirlamg auf die Haut das Gefühl leichten Prickeins und eine wohlthuende Wärmeempfindung 7* — 100 — besonders in der Genitalgegend ein, die Haut wird weich, der Puls grösser und langsamer; der an der Peripherie gesetzte Reiz pflanzt sich auf die Nervencentra und von diesen auf das übrige Ner- vensystem fort und findet seinen Ausdruck in einem belebten Allgemeingefühl,- das unmittelbar nach dem Bade empfunden wird, in gesteigerter Esslust, in den Erscheinungen eines gesteigerten Stoffumsatzes. Verlässt man das Bad, bevor die wohlthätigen Wirkungen der Erregung aufliören, so bleibt das Gefühl allgemeinen Wohlbehagens, allgemeiner Kräftigung längere Zeit zurück und wird durch massige Bewegung in freier Luft unter- halten und gefördert und es ist begreiflich, dass die tägliche Wiederholung dieser wohlthätigen Erregung, die Summe solcher Einzelnwirkung der Stahlbäder einen mächtigen Einfluss auf die Ge- sammternährung und Blutbildung üben muss, bei welchem der Grund nicht in einer Eisenaufnahme aus dem Bade gesucht zu werden braucht, sondern einfach einem Bade zuzuschreiben ist, welches durch seine wohlthätig erregende Wirkung auf das Nervensystem, durch seine nachhaltige Wirkung auf den Stoffwechsel und die Ernährungsverhält- nisse den kranken Organismus in den Stand setzt, das fehlende Eisen wieder aus jener Quelle zu beziehen, aus der es der Gesunde nimmt, nämlich aus den Nahrungsmitteln. — In der Uebertragung — 101 — des peripherischen Reizes auf die Nervencentra und das Gesammtnervensystem ist die Wirkung der Stahlbäder bei Schwächezuständen, aber auch die Vorsicht ihrer Anwendung bei Congestions- zuständen begründet. Es ergibt sich aus dem Ob- gesagten in Bezug auf die Dauer des einzelnen Bades, dass dasselbe nur so lange zu währen habe, als das gesteigerte Wärmegefühl anhält und dass es nicht bis zu einem Zeitpunkt auszudehnen sei, in welchem sich das Wärmegefühl verliert; — selbstverständlich ist diese Zeitdauer individuell, beträgt übrigens gewöhnlich 15 und niemals über 30 Minuten; — es resultirt aus dem Gesagten fenier die Notwendigkeit eines möglichst ruhigen Verhaltens im Bade, um die Einwirkung des flüchtigen kohlensauren Gases nicht durch heftige Bewegungen zu stören oder zu behindern; es erklärt sich weiters die Gepflogenheit und der Nutzen der Bewegung in freier Luft unmittelbar nach solchen Bädern, von der nur schonungsbedürftige Kranke dispensirt sind, sowie die Rücksichtnahme auf eine möglichst niedere Temperatur derselben, bei welcher sich der Badende übrigens noch behaglich fühlen muss. In der Bäderpraktik bin ich überhaupt von dem Grundsatze geleitet, niedere Temperaturen nur Jenen zu empfehlen, denen noch ein gewisses Kräftemass zu Verfügung steht., schwächlichen — 102 — Constitutionen aber wärmere Bäder zu verordnen und habe ich so immer die besten Erfolge erzielt. — Die gemischten Stahlbäder, bei welchen der kalte Säuerling durch eine entspre- chende, am Boden der Wanne vor sich gehende Beimengung von warmem Wasser zu dem ge- wünschten Wärmegrad (in der Regel zwischen 24 bis 27° R.) gebracht wird, sind indifferente Bäder mit massigem Kohlensäuregehalte- und werden als Unterstützungsmittel der Trinkcur bei Magen- und Darmkatarrhen, bei Leber, Gallen-, Harnblasen- leiden u. s. w. am häufigsten und zwar grössten- theils durch einige rothglühende Eisenkolben poten- zirt in Anwendung gezogen. Auch das gemischte Stahlbad soll die Dauer einer halben Stunde nie- mals überschreiten und wird nach demselben ebenso wie nach dem ganzen Stahlbade Bewegung im Freien gemacht und nur Schwächeren entspre- chende Ruhe empfohlen. Sehr häufig wird der Säuerling in der Form von sogenannten erregenden, oder besser feuchtwarmen Umschlägen angewendet, unter deren Einwirkung die Hautcirculation eine regere, die Hautturgescenz eine nachhaltigere, da- durch aber die Entlastung chronisch-hyperämischer innerer Organe vom Blutdrucke eine dauerndere wird, demnach sie insbesondere bei Magen- — 103 — geschwüren, Magen- und Darmkatarrhen, bei Leber- und Milzanschwellung von ausserordentlichem Nutzen sind. Ich finde die diesfällige Verwerthung unseres Säuerlings vorzugsweise mit Eücksicht auf seine niedere Temperatur der unseres gewöhnlichen Trinkwassers vorzuziehen. Die gewöhnlichen Süss w asser bade r wer- den grösstenteils nur zu Reinigungszwecken benützt. Mit den Douchebädern wird bei uns häufig Missbrauch getrieben und darum will ich etwas länger bei ihnen verweilen. Die Douche gehört zu den eingreifendsten localen Badeformen; ihre Anwendung erfordert grosse Vorsicht und kann unter gewissen Umständen gefährlich werden. Vor Allem kömmt die mechanische Reizung durch den Wasserstrahl mit der intensiv reizenden Wir- kung der Kälte und die darauf folgenden Reactions- erscheinungen zur Geltung und nicht die abküh- lende, beruhigende Wirkung des kalten Wassers. Nach dem Aufhören der ersten Einwirkung der kalten Douche, die mit einer Gefässcontraction, mit einem Zurückweichen des Blutes aus den Capillaren der Haut nach den inneren Organen, daher mit Blässe der Haut, Athembeklemmung u. s. w. verbunden ist, folgt schnell als Reaction: vermehrter Blutzufluss zur Peripherie, Hyperämie der Capillaren, welche sich sogar bis zur Entzündung — 104 — steigern kann. Für die beruhigende, abkühlende Wirkung des kälten Wassers, die bei unseren Douchebadbesuchern ja grösstentheils angestrebt wird, gibt es bessere Formen als die Douche in einer einfachen kalten Waschung, in einem kalten Bade. Die locale Wirkung ist der Hauptzweck der Douche und kann dieselbe dort, wo Belebung, Zertlieilung angestrebt wird, also bei torpiden Exsudaten und Wucherungen, bei atonischen Fuss- geschwüren u. s. w., ihre Anwendung finden; bei Kopf- und Rückenmarksleiden ist ihre Anwendung jedenfalls bedenklich und ihre Empfehlung bei Menstruationsstörungen, Hyperämien und Anschwel- lungen innerer Organe unbedingt zu verwerfen. Zum Glücke wird die Douche bei uns grössten- theils nur in der milden Form des Regenbades gebraucht und kann da unter gewissen Um- ständen sogar recht Erspriessliches leisten. Allein auch hiebei beobachte man gewisse Vorsichten und halte sich immer gegenwärtig, dass insbe- sondere der Kopf und der Magen einen grösseren Strahl nicht vertragen; man begnüge sich mit einer mehrere Minuten langen Dauer des Bades und fördere die angenehme Wirkung desselben durch unmittelbar darauf folgende entsprechende Bewe- gung im Freien. Die Sitzbäder kommen als kalte, laue und warme in Verwendung. Das kalte Sitzbad wirkt — 105 — je nacli der Dauer seiner Einwirkung local gefäss- verengernd, zusammenziehend, ableitend, belebend, kräftigend, stärkend und wird bei passiven Pchleim- fiüssen, bei Hämorrhoidalblutung, Trägheit des Stuhles, bei Congestionszuständen in Anwendung gezogen. — Die lauen und warmen Sitzbäder wirken local beruhigend, reizmildernd, zertheilend, erschlaffend und werden bei Anomalien der Rei- nigung, bei Amenorrhoe, Dysmenorrhoe, bei ent- zündlichen neuralgischen und krampfhaften Zu- ständen der Blase u. s. w. angewendet. Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Bäder je nach der Individualität und dem Krankheits- Charakter entweder täglich, oder mit ein- oder .zweitägigen Unterbrechungen genommen, oft aber auch gar nicht in Anwendung gezogen werden. Methode des Cur gebrauche s. Begreiflicherweise ist ein streng geregelter, methodischer Brunnen- und Badegebrauch für den Curerfolg von grösster Bedeutung und das häufige Misslingen desselben nur in dem Ausserachtlassen oder in der Nichtbefolgung der diesfalls vorge- zeichneten Regeln und Vorschriften zu suchen, die zunächst Sache des erfahrenen individualisirenden, Arztes in ihren Details nur von diesem gegeben und in dem engen Rahmen einer Badebroschüre nur im Allgemeinen besprochen werden können. — 106 — Was vor Allem die Wahl der für den Rohitscher Curgebrauch geeignetsten Jahreszeit anbelangt, so ist es wie an anderen Curorten so namentlich bei uns zur herrschenden Mode geworden, vorzugsweise nur den Hochsommer zum Curgebrauch zu benutzen. Gerade einem so kohlensäurereichen Säuer- ling wie dem unseren gegenüber, muss im Interesse des Curerfolges vor diesem abusus gewarnt und darauf aufmerksam gemacht werden, dass für nervös reizbare, zu Congestionen geneigte Curbedürftige, für - Unteiieibskranke, denen viel Bewegung im Freien nothwendig, die kühlere Frühjahrs- und Herbstzeit (Mai, September) zur Rohitscher Trink- ern- die geeignetste ist, während sehr empfindlichen, anämischen, zu katarrhalischen Affectionen hin- neigenden Kranken, sowie Jenen, die der Zer- streuungen eines bewegteren Badelebens bedürfen, in der Regel die Sommermonate sich vorzugsweise empfehlen. Nach der Ankunft im Curorte soll der Kranke nicht sofort mit dem Trinken des Brunnens beginnen, sondern sich erst von den Anstrengungen der Reise erholen, mit den Eigentümlichkeiten des neuen Aufenthaltes Bekanntschaft machen und erst nach ein oder zwei Tagen die Cur beginnen. Die passendste Tageszeit für die Trinkcur ist erfahrungsgemäss der frühe Morgen und wird die Hauptquantität des Brunnens am Morgen ein- genommen, wo der Magen noch leer und zur — 107 — raschen Resorption und Verdauung des Wassers besonders disponirt ist, abgesehen davon, dass der Genuss des Morgens im Freien überhaupt von unschätzbarem Werthe und um so werthvoller ist, wenn er in angenehmer Gesellschaft und unter anderweitig günstigen Eindrücken, wozu auch die Musik gehört, stattfindet. Schwächliche Personen mit sehr empfindlichem Magen oder denen es unab- weisbares Bedürfniss ist, vor dem Brunnen etwas Warmes zu sich zu nehmen, lasse ich ohne Anstand ein Schälchen schwarzen Kaffee oder Suppe ge- messen, oder unter gewissen Umständen den ersten Becher auch im Bette trinken. Der Säuerling wird entweder in seiner natür- lichen Temperatur oder erwärmt, je nach Umständen mit Milch oder Molke gemischt und in sehr vielen Fällen zu massiger Gabe auch vor Tisch und gegen Abend getrunken. Die Menge des täglich einzuverleibenden Säuerlings ist selbstverständlich so verschieden, wie die Krankheitszustände, gegen die er gebraucht wird. Die Consequenzen des Grundsatzes: „"Viel hilft Viel" werden bei uns oft in sehi1 unangenehmer Weise empfunden. — Man beginnt in der Regel mit kleineren Gaben, steigert diese allmälig bis zu einem gewissen Punkte und geht gegen Schluss der Cur mit der Becherzahl wieder zurück. — Die zwischen den einzelnen Bechern eintretende viertelstündige, zuweilen auch — 108 — längere Pause wird in massiger, dem Kräftezu- stande des Kranken entsprechender Bewegung; abwechselnd auch sitzend zugebracht und ein gleiches Vorgehen während der nach dem letzten Becher stattfindenden einstündigen Pause beobachtet. Durch forcirte Brunnenpromenaden wird oft sehr geschadet und warne ich vor dergleichen Aus- schreitungen namentlich Jene, für welche die Mor- genpromenade überhaupt eine ungewohnte Strapaze ist, die sie für den ganzen übrigen Tag erschöpft. Nach Ablauf der einstündigen Pause geht man zum Frühstück, sodann je nach Vorschrift im Laufe des Vormittags in's Bad; zuweilen wird in ent- sprechenden Intervallen zuerst gebadet und dann erst gefrühstückt. Häufig treten die gewünschten Wirkungen auf den Stuhlgang nicht gleich in den ersten Tagen des Curgebrauches ein, es macht sich vielmehr unter stark vermehrter Harnausscheidung das Gegentheil geltend. In solchen Fällen werden ver- mehrte Dosen des Säuerlings oder ein entspre- chender Zusatz von Quellensalz oder ein Lavement die Wirkung nicht verfehlen, die sich übrigens bei ruhigem Abwarten in der Regel am fünften oder sechsten Tage und oft auch später ausgiebig und dann täglich regelmässig einstellt. Die gewöhnliche Dauer unserer Brun- nen cur beträgt drei bis vier Wochen. In den — 109 — meisten Fällen wird diese Zeit für den Curgebrauch an der Quelle vollkommen genügen, in vielen da- gegen weitaus nicht hinreichen ; das hängt eben von der Art und dem Grade der Erkrankung, von der Individualität des Erkrankten und von äusseren Verhältnissen und Vorkommnissen während der Cur ab, für die es keine Berechnung im vorhinein gibt. Nicht selten treten nach Ablauf einer drei- oder vier wöchentlichen Trinkcur, zuweilen auch früher, Zustände von Uebelbefinden ein, die je nach der Individualität verschieden, früher sehr unrichtig unter dem Collectiv-Ausdrucke des Brunnenfiebers zusammengefasst wurden. Der Brunnen mundet nicht mehr so wie in den ersten Wochen, er wird nicht mehr mit Lust, sondern sogar mit Widerwillen getrunken, die Esslust nimmt ab, es stellen sich unruhiger Schlaf, Herzklopfen, Appetitlosigkeit ein, das bisherige allgemeine Wohl- befinden lässt nach, der Aufenthalt im Curorte wird unangenehm u. s. w. Treten diese Erschei- nungen ohne bestimmt;, nachweisbarer anderweitiger Ursache auf, so sind sie ein Fingerzeig, dass eine gewisse Sättigung des Organismus mit dem Brunnen eingetreten sei, bei welcher derselbe weiterhin nicht mehr vertragen wird. Man setzt den Gebrauch des Brunnens aus und beendet die Cur oder man unterbricht den Brunnengebrauch nur auf kurze Zeit, um ihn mit Kücksicht auf die weitere Lei- — 110 — stungsfähigkeit des Organismus nachher wieder aufzunehmen, insbesondere dann, wenn die Sätti- gungserscheinungen sich sehr früh einstellten. Gar häufig wird während des Curgebrauches nur eine geringe, wohl auch gar keine Besserung ersichtlich, ja es treten oft sogar anscheinende Verschlimmerungen ein, die den Kranken begreif- licherweise untröstlich und an seiner Genesung- völlig verzweifeln machen; niclit so den erfahrenen Arzt, der weiss, dass bei dergleichen Curgästen oft erst Wochen und Monate lang nach beendeter Badereise die günstigen Wirkungen des Brunnens ohne jeglichem weiteren Zuthun zur Zeit der Nach- wirkung sich einstellen, weshalb er mit vollster Berechtigung auf eine solche hinweisen und mit der Hoffnung auf sie trösten kann, zumal dann, wenn der Curgast nach seiner Rückkehr in die Heimat durch ein längere Zeit fortgesetztes zweck- mässiges Regime das später eintretende Heil be- streben der Natur entsprechend unterstützt. Aller- dings fehlt uns in den meisten Fällen der Schlüssel zur Frklärung dieser nachträglichen Heilwirkung, allein sie ist nichtsdestoweniger eine Thatsache, vor der wir uns beugen müssen. Brunnendiät. Sind zweckmässige Diät, geregelte Lebens- weise schon für den Gesunden .resentliche Be- — 111 — dingungen seines körperlichen und geistigen Wohl- befindens, so begreift sich die Wichtigkeit und Notwendigkeit eines zweckmässigen, strenge ge- regelten diätetischen Regimes bei der Brunnencur, die leider allzuhäufig nur deshalb von keinem oder nicht von dem erwünschten Erfolge begleitet ist, weil das diätetische Verhalten nicht das ent- sprechende. Wenn irgendwo, so können für die Diät der Kranken, wie sie an unserem Brunnen sich finden, keine allgemein bindenden Vorschriften gelten, da jeder Kranke seine individuellen Bedürfnisse hat; was dem Einen frommt, kann dem Anderen schaden; bei dem Einen ist die darniederliegende Ernährung und mangelhafte Blutbildung durch eine mehr restaurirende Nahrung zu heben, bei dem Anderen eine zu reichliche Anbildung durch eine mehr entziehende Diät zu restringiren. — Vermeidung von Excessen, Massigkeit ist eine Cardinalregel für Alle ohne Unterschied und der aus einfachen, leicht verdaulichen, gut bereiteten Speisen beste- hende bürgerliche Tisch Allen zu empfehlen. Eine aus Fleisch- und Pflanzenkost zusammengesetzte Nahrung ist die beste, und je einfacher sie ist, desto gesünder. Das bei uns eingeführte Speisen nach der Karte, wo jeder Gast die ihm zusagen- den ' Speisen selbst auswählt, ist deshalb dem table d'hote-Geftige unbedingt vorzuziehen und — 112 — sind die landschaftlichen Eestaurants sogar con- tractlich verpflichtet, ausser den gewöhnlichen auch stets eigens für Brunnentrinker redigirte Speisekarten zu offeriren. Mit specieller Bücksicht auf die Brunnen cur empfehlen sich von Fl eis ch- gattungen: gebratenes und gedämpftesOchsen- und Kalbfleisch, aber auch ein gutes Stückchen gewöhnlichen Rindfleisches, das im Gasthause in der Regel vorzüglich, ist nicht zu verschmähen; Hirsch-, Reh-, Hasenfleisch, das Fleisch des Haus- huhnes, des Reb- und Haselhuhnes, der Schnepfe, der jungen Tauben; Schinken kann massig ge- nossen werden; weich gesottene Hühnereier sind eine leichte, gute Nahrung. Von Fischen sind der Hecht und die Forelle und Seefische, welche Schuppen haben, die leicht verdaulichsten. Von den vegetabilischen Nahrungsmitteln ist Brod das unentbehrlichste und das Weizenbrod Leidenden mehr als das sogenannte schwarze Roggenbrod zu empfehlen; Gries, Reis, Grütze sind in Wasser oder Milch gekocht nahrhaft und leicht verdaulich, getrocknete Hülsenfrüchte den Curbeflissenen nicht zu empfehlen; grüne Erbsen, grüne Bohnen, Spinat, Kochsalat, Spargel, Blumen- kohl, gelbe und weisse Rüben, einfach und nicht fett zubereitet, sind die besten Gemüse; Kartoffeln dürfen nicht speckig sein. Die einfachen gekochten Mehlspeisen können ohne Anstand genossen werden; — 113 — mit Germ und Topfen bereitete, gebackene, fette Mehlspeisen sind nicht zulässig. Unter den Früchten sind die Erdbeeren und Himbeeren, nach Tisch massig genossen, je nach Umständen durchaus nicht schädlich; die übrigen Obstarten: Kirschen, Weichsein, Aprikosen, Pfirsiche, Pflaumen, Birnen, Aepfel, sind nur als Compote zuträglich. Als Getränke steht das gute Wasser oben an; wer aber an Wein und Bier gewöhnt ist, soll sich den Genuss eines guten Tischweines oder eines Gläschen guten Bieres nicht versagen. Dessertweine sind zu vermeiden und schwarzer Kaffee nach Tisch ist nur Jenen gestattet, die daran gewöhnt sind. Cur widrige, während des Brunnenge- brauches verbotene Speisen sind: Alle zu fetten, stark gewürzten, schwerverdaulichen und blähenden Gerichte, fettes Fleisch, Leber, Niere, geräuchertes Fleisch, Schweinefleisch, Würste, Schwarzwild, Gänsebraten, Karpfen, Aale. Lachse, Stockfisch, Muscheln, Krebse, Pilze, Trüffeln, getrocknete Hülsenfrüchte, die meisten Kohlarten, saure Salate, Gurken, harte Eier, Butter. Käse, schwere, mit Germ bereitete Mehl- und Eierspeisen, Kuchen, Butterteige, Pasteten, fetter Schmetten, Milchrahm, rohes Obst. — Schliesslich sei noch speciell des T h e e s erwähnt, den man wegen seines Gerb- säuregehaltes bei.unseren Brunnentrinkern jüngst 8 — 114 — in nicht ganz zutreffender Weise zu discreditiren versuchte. Ich kenne unter gewissen Ver- hältnissen nichts Vorzüglicheres als Thee mit gebähtem Weissbrod zum Frühstück oder zum Goüter und kann ihn mit vollster Ueberzeugung insbesondere den daran Gewöhnten nur bestens empfehlen. Die Abendmahlzeit werde um 7 oder 8 Uhr genommen und dabei nur leicht verdauliche Speisen genossen; gebratenes oder gedämpftes Fleisch, kalter Braten, Schinken, Zunge oder Thee mit kalter Küche, gekochtes Obst. Dem daran Gewöhnten wird ein Glas guten Weines oder Bieres zu seinem Abendessen recht gut bekommen, Viele werden mit einfacher Suppe sich begnügen, Andere, die spät goütirt, des Abendessens gar nicht bedürfen. Wie die Nahrung so ist die Luft eine Grundbedingung des thierischen Lebens, des körperlichen Gedeihens. Das Land, der Strand, das Gebirge ist die Heimat robuster Menschen und der Aufenthalt in freier Luft in unzähligen Fällen die Bedingung der Genesung. Was die Heilquelle allein nicht bewirkt, das bewirkt sie oft in Verbindung mit guter Luft und ist demnach der Genuss freier, reiner Luft in möglich reichstem Masse eine Bedingung der Cur. Nichtsdesto- weniger sollen sehr empfindliche, an gichtisch- rheumatischen oder katarrhalischen Affectionen — 115 — Leidende allzukühle feuchte Morgenluft sorgfältig vermeiden, erst einige Zeit nach Sonnenaufgang das Freie suchen, mit untergegangenem Tages- gestirne sich zurückziehen, bei regnerischem, stürmischem, kaltem Wetter durch zweckmässige Bekleidung vor Verkühlungen sich schützen. Körperliche Bewegung im Freien bewirkt Beschleunigung des Blutumlaufes, grössere Energie des Athmungsprocesses, regeren Stoff- wechsel, macht grösseren Appetit, bessere Verdauung und ist als diätetisches Förderungsmittel der Cur von unschätzbarem Werthe; allein sie soll stets der Individualität, dem Kräftezustand angemessen sein, das Gefühl angenehmer Müdigkeit nicht über- schreiten und niemals bis zur Ermattung ausge- dehnt werden. Insbesondere sollen durch längeres Leiden Herabgekommene, oder an ein sitzendes Leben Gewohnte, oder durch Fettleibigkeit Schwer- fällige nicht mit einem Male des Guten zu viel leisten, sondern nur allmälig aber beharrlich täglich ausgedehnteren Bewegungsübungen nach- kommen. Die nächtliche Kühe, der Schlaf, ist für jeden Menschen, namentlich für den Leidenden ein hochwichtiges Bedürfniss behufs des Ersatzes von Kräften, die das wache Leben dem Körper entzogen und die weder durch Speise noch durch Trank ersetzt werden können. Darum soll nament- 8* — 116 — lieh der vormitternächtliche Schlaf nicht vernach- lässiget, nicht durch erregend lange Abendgesell- schaften beeinträchtigt oder durch langes Lesen im Bette hintangehalten und gestört werden. Das Schlafen nach dem Mittagmahle, wozu man während des Curgebrauches oft eine unwiderstehliche Neigung fühlt, ist denjenigen, die nicht daran gewöhnt sind, zu widerrathen und nur sehr Schwachen oder Jenen, die eben daran gewöhnt sind, auf kurze Zeit zu gestatten. Sehr wichtig endlich ist es auch, dafür zu sorgen, dass während des Curgebrauches Alle jene Einwirkungen auf den Geist möglichst ferne gehalten werden, die in ihrer Rückwirkung auf den Körper die Kräfte desselben durch zu grosse Anstrengung erregen und erschöpfen. Geistige Thätigkeit nährt sich auf Kosten körperlicher Kraft. Anstrengende geistige Arbeiten, ernste Studien, ermüdende Correspondenzen u. s. w., sollen strenge unterbleiben. Mit dem Abschiede von den Seinen, nehme der Curgast Abschied von seinen Geschäften, von häuslichen Verdriesslich- keiten; von Sorgen und Kummer; Hoffnung, Heiterkeit, Frohsinn, seien seine Begleiter, sein Losungswort: Zerstreuung und Erholung, und die findet er hier im Umgange mit der herr- lichen Natur und in der Gesellschaft lieber Men- sehen. — -- 117 Die sogenannte N a c h c u r besteht im Allge^ meinen darin, dass die während des Curgebrauehes an der Quelle beobachtete Lebensweise, je nach Umständen auch der Gebrauch des Säuerlings nach dem Verlassen des Curortes noch einige Zeit fortgesetzt werde, gleichviel, ob man dann den heimatlichen Herd sucht, oder ob man, was in den meisten Fällen vorzuziehen ist, einen ander- weitigen geeigneten Aufenthalt nimmt, oder ob man den Zerstreuungen einer Reise sich zu über- lassen für gut findet. Eine längere Reise wird selbstverständlich nur dann dem Zwecke entsprechen, wenn sie mit den nöthigen Bequemlichkeiten und Vorsichten gemacht werden kann. Das tagelange Sitzen und Zusammengepferchtsein in den Waggons, die anhaltenden Erschütterungen, der Kohlendampf, das schnelle Abgefüttertwerden zu ungewohnten Stunden u. s. w. gehören eben nicht zu den An- nehmlichkeiten einer Reise, wie sie der vorange-- gangene Curgebrauch etwa wünschenswerth macht. Am Besten ist es in der Regel, wenn man nach dem Verlassen des Curplatzes einen angenehmen Landaufenthalt wählt, sich noch einige Zeit aller häuslichen und geschäftlichen Anstrengungen ent- schlägt und in möglichster Ruhe und angenehmer gesellschaftlicher Umgebung das während der Cur eingehaltene Regime unter allen Umständen noch einige Wochen fortführt, was insbesondere Jenen — 118 — zur unerlässlichen Aufgabe gemacht wird, bei "welchen die gewünschten Erfolge während des Cur- gebrauches nicht eingetreten und von einer ent- sprechenden Nachwirkung anzuhoffen sind. Das sofortige Wiedermediciniren oder das sogleiche An- treten einer anderen Mineralwassercur bringt er- fahrungsgemäss in den meisten Fällen mehr Schaden als Nutzen. Die näheren Weisungen bezüglich des weiteren Verhaltens nach der Cur werden der Einsicht und dem Ermessen des Arztes überlassen bleiben müssen, der allein zu bestimmen hat, ob und wie lange im gegebenen Falle der Säuerling nach einer gewissen Pause etwa wieder zu trinken, oder ob sich mit der während des Curgebrauches beobachteten Lebensweise zu begnügen, ob etwa See- oder andere Bäder zu gebrauchen, ob ein entsprechender Land- oder Gebirgsaufenthalt zu nehmen, oder ob die Förderung des Genesungs- werkes in den Abwechslungen und Zerstreuungen einer Reise zu suchen sei. C. Der Säuerling als diätetisches und als Genussmittel. Der allgemein anerkannten Vortrefflichkeit und ausserordentlichen Beliebtheit des „echten Rohitschers" als diätetischen und als Genussmittels ist wohl zunächst der enorme Verbrauch zu ver- — 119 — danken, dessen sich kein anderer Säuerling der Monarchie und ausser Selters und Vichy kein Säuerling Europas zu rühmen vermag. — Vor zweihundert Jahren schon wanderte der„Rohitscher" weit über die Grenzen der Monarchie hinaus nach Deutschland, Italien, in die südlichen Donaugegen- den und auch nach Frankreich und ward als bestes Erfrischungsgetränk allen anderen Sauerwässern vorgezogen. Begreiflicher Weise aber hat gerade, der Euf und der massenhafte Verbrauch desselben als Erfrischungsgetränk seinem medicinischen An- sehen am meisten Eintrag gethan. Von Kindheit an gewohnt, das Eckelhafte als nothwendiges Attribut einer wirksamen Arznei mit in Kauf zu nehmen, ja vielleicht den Grad ihrer Wirksamkeit nach dem Grade ihres widrigen Geschmackes zu taxiren, waren die Anfechtungen und Bedenken gegen den gleichzeitig gepriesenen Heilwerth eines Sauerwassers wohl natürlich, das wegen seines Wohlgeschmackes, wegen seiner erfrischenden Eigenschaften in Palästen und Hütten gekannt und gesucht war. Die epochemachenden Heilwir- kungen des richtig angewendeten reinen Quell- wassers haben die Anschauungen der Menschheit in dieser Beziehung wesentlich geklärt, und ihrem Urtheile eine andere und bessere Kichtung gegeben. Als diätetisches oder Gesundheitspflegemittel wird es namentlich in den unteren Donaugegenden, — 120 — in Ungarn, Croatien, Slavonien und auf den joni- schen Inseln hochgehalten und ist speciell in Ge- genden, wo Wechselfieber epidemisch vorkommen (in Malariagegenden), bekanntlich das beste Schutz- mittel gegen dieselben, das beste Surrogat oder Corrigens des meist schlechten Trinkwassers und als solches Einheimischen sowohl als insbesondere Fremden geradezu - unentbehrlich. Es gibt über- haupt eine zahllose Menge von Menschen, die anscheinend eines vollkommenen Wohlseins sich erfreuen, während ihr Körper nichtsdestoweniger durch erbliche Anlage, Berufsanstrengungen, unre- gelmässige Lebensweise u. s. w. die Keime für später zu Tage tretende krankhafte Zustände in sich trägt. Es werden insbesondere alle Jene hieher gezählt werden können, bei denen dem Körper relativ zu viele oder zu reichliche Nahrung zuge- führt wird, die nicht in entsprechender Weise verarbeitet und verbraucht wird; also so ziemlich alle den höheren Ständen, der höheren Beamten- und der Gelehrtenwelt angehörige Personen und solche mit angeborner oder erworbener Schwäche der Verdauungsorgane, erblicher Anlage zu Hä- morrhoiden, Darmträgheit u. s. w. Bei dem Mangel eines entsprechenden Stoffumsatzes, wie er in den meisten dieser Fälle statthat, wird die nothwendige Ausscheidung überflüssiger oder verbrauchter Blut- bestandtheile nicht in entsprechender Weise be- — 121 — werkstelligt, hiedurch anfänglich nur die Neigung zu mannigfachen Störungen, namentlich des Ab- dominalblutumlaufes gesetzt, die im weiteren Ver- laufe endlich zu wirklichen, dauernden Störungen, zu Congestionen nach Leber, Milz und Magen, zu mannigfachen Formen von Gicht, Nieren-, Blasen- beschwerden, Hämorrhoiden u. s. w. Veranlassung geben. Wo es sich sonach bei angeborner oder erworbener Schwäche der Verdauungsorgane, bei erblicher Anlage zu Hämorrhoidal-, Leber-, Nieren-, Blasen- und gichtischen Leiden weniger um Be- seitigung schon bestimmt ausgesprochener Krank- heitserscheinungen, als vielmehr um Erstickung, Eliminirung der Keime für später zu Tage tretende krankhafte Zustände durch Unterstützung der natürlichen Thätigkeit der Organe und um ent- sprechende Förderung des Stoffwechsels handelt, wird der Rohitscher Säuerling als diätetisches Mittel erfahrungsgemäss mit dem entschiedensten Nutzen gebraucht und kann Personen mit Neigung zum Sodbrennen, Blähbeschwerden, unregelmässiger Stuhlentleerung, Solchen, die zur Unterleibsvoll- blütigkeit, Leber- und Milzanschwellung, Fettleibig- keit, Gicht, Magen-, Darm-, Blasenkatarrhen incli- niren nicht genug empfohlen werden. Man trinkt ihn zu diesem Behufe am Besten des Morgens nüchtern oder auch den Tag über in einer dem Durstgefühle entsprechenden Menge. — — 122 — In heisser Jahreszeit, an schwülen Sommer- tagen, nach körperlicher Ermüdung und Abspannung, nach geistigen Anstrengungen, nach Schlemmereien u. s. w. gibt es kein wohlthuenderes, kein erfri- schenderes und lieblicheres Getränk als den „echten Rohitscher" mit etwas säuerlichem Wein, oder mit Citronensaft und Zucker, mit Limonade- pulver oder mit versüsstem Himbeeressig gemischt. Das Gemisch muss während des Aufbrausens, welches man durch leichtes Schütteln noch ver- mehren kann, getrunken werden. „Es schmeckt, sagt der Physikus Dr. Wagner, fast wie Cham- pagnerwein, regt die Lebensgeister schnell aber sanft auf, stimmt zum Frohsinn, wirkt gelind auf- lösend und zugleich den Organismus stärkend". — Zur guten Mischung sind nur säuerliche Weine geeignet, am besten: steierische, österreichische, auch Rheinweine u. s. w.; von den steierischen Weinen empfehlen sich insbesondere der Schilcher, Pickerer und Sandberger, wohl auch unsere ge- wöhnlichen säuerlichen Tischweine. Säuerling mit Wein gemischt bei Tisch getrunken, vermehrt in der Regel die Esslust und bewirkt eine leichte Verdauung; von sehr Vielen wird übrigens die Mischung während der Mahlzeit nicht gut vertragen und das scheint auch der Grund zu sein, warum man dem Curgaste, bei dem schon die Möglichkeit einer etwa vorkommenden Störung in's Auge zu — 123 — fassen ist, den Säuerling mit Wein gemischt während des Essens im Allgemeinen widerräth. — Bei längerem Stehenlassen der Mischung wird ihr Geschmack in Folge Verlustes der Kohlensäure minder angenehm und ihre Farbe verändert sich in's Dunkle. Die Erscheinung des Dunkelwer- dens der Mischung hat man bisher mit Un- recht dem Eisengehalte des Säuerlings zugeschrieben; sie ist vielmehr allen alkalischen Säuerlingen .eigenthümlich und hat ihren Grund darin, dass der im Weine enthaltene Gerbestoff von den über- schüssigen kohlensauren Alkalien in chemische Verbindungen übergeführt wird, die sich bei Luft- zutritt rasch dunkel färben. Ist es eine Consequenz des geistigen Fort- schrittes der Menschheit, die bei dem Werke ihrer intellectuellen Vervollkommung einem grösseren Bedürfnisse nach körperlicher Erholung und E r- frischung Rechnung tragen muss, oder haben wir den alljährlich sich steigernden Verbrauch natür- licher Sauerwässer nur einem neuestens mehr denn je dem Gebiete der Mineralwässer überhaupt und speciell dem der Säuerlinge zugewendeten Schaffens- und Ausbeutungsdrange zu verdanken, der uns den hygienischen Werth derselben in allen möglichen Tonarten täglich, tagtäglich unab- lässig zu Gemüthe führt und so die Welt für seine Zwecke zu gewinnen versteht, wir wollen darüber — 124 — nicht entscheiden; Thatsache ist es, dass der Ver- trieb der natürlichen Sauerwässer als Erfrischungs- getränke ein enormer, ein von Jahr zu Jahr grössere Verhältnisse annehmender ist. Wenn man sich gegenwärtig hält, dass Selters, Vichy, Rohitsch- Sauerbrunn, Giesshübel zusammen alljährlich min- destens eilf Millionen Flaschen in die Welt senden und davon nach unseren approximativen Berech- nungen wenigstens sieben Millionen an die erfri- schungsbedürftige, dürstende Menschheit abgeben; dass ausserdem die Unzahl von mehr weniger bedeutenden Säuerling - Versendungs - Anstalten Deutschlands, Frankreichs, Ungarns, Böhmens, Steiermarks, Kärntens u. s. w. auch mindestens vier Millionen Flaschen auf den Markt bringen; dass dabei noch die künstlichen Sauerwässer- und die allerorts wuchernden Sodawasserfabriken fort- schreitend einträglichere Geschäfte machen, so kann man über das der Welt alljährlich zufliessende Erfrischungswasser - Quantum nur staunen und constatiren wir schliesslich mit besonderer Genug- thuung, dass keiner von allen bisher bekannten Säuerlingen dem echten Rohitscher an Wohl- geschmack und Güte gleichkömmt. Der „echte" Rohitscher Säuerling, seine Füllung und Versendung. Den echten landschaftlichen Rohit- scher Säuerling liefern nur der im Besitze der steiermärkischen Landschaft befindliche Tem- pel- und der Morizbrunnen. Im Rohitscher Quellengebiete gibt es eine Unzahl von Privatbesitzern angehörigen Sauer- quellen, die, in ganz gleicher Flaschenform wie der echte Säuerling, unter den landschaftlichen ähnlichen, mehr oder weniger verfangenden Kapsel- marken in Handel gebracht und besonders im Klein- verschleisse mit begreiflicher Vorliebe als „echter Rohitscher" abgegeben werden, mit diesem jedoch, was Qualität anbelangt, auch nicht im Entferntesten verglichen werden können. Verzugsweise sind es der Kostreinitzer-, der Obrohits eher-, der Gabernigger-, der Rosalien- und Marienbrunnen, mit denen das Publikum — 126 — getäuscht wird und muss deshalb dieser Pseudo- Kohitscher Sauerwässer hier ausdrücklich erwähnt werden. Die ausserordentliche Popularität, deren sich der „Rohitscher" als Erfrischungsgetränk erfreut, die hohe Bedeutung desselben als Heilmittel sind die Ursachen seines enormen Verbrauches und seiner dermalen — reäudis reducmdis — gegen zwei Millionen Flaschen betragenden alljährlichen Versendung, die aller anderen Säuerlings- und Sodawasserconcurrenzen ungeachtet gerade in dem letzten Decennium diese respectablen Dimensionen angenommen hat. Mit Stolz verzeichnen wir es, dass Rohitsch-Sauerbrunn nach Selters und Vichy die erste und wichtigste Säuerlings-Exportanstalt Europas ist und spricht diese Thatsache mehr als alles Andere für die grossen Dienste, die unser Sauerwasser der Menschheit leistet. Abgesehen von einem unvermeidlichen aber geringen Entgang an Kohlensäure verliert der Säuerling durch den Transport nichts von seinen Bestandtheilen und Eigenschaften, bewahrt selbst nach langer Seereise seine Kraft unverändert und hält sich bei entsprechender Aufbewahrung jähr e- lang vollkommen gut. Die Füllung geschieht mittelstKrahnen in Glasflaschen, die sich in Mass-, Halbmass- und Viertelmass-Flaschen unterscheiden. Jede Flasche wird, bevor sie zur — 127 — Füllung gelangt, mittelst einer Spritzkrahnen- Vorrichtung nach innen sorgfältig gereinigt, die gefüllte Flasche sofort durch gute Korke unter der Korkmaschine geschlossen, der Verschluss ungesäumt mit erwärmter Verpichmasse umgeben und darüber die markirte Metallkapsel befestiget. Die dermalen an allen Versendungs - Anstalten gebräuchliche Metallkapsel ist von Rohitsch-Sauer- brunn ausgegangen und von dem früheren Director Dr. Sock zuerst hier in Anwendung gebracht worden. Metallkapsel und Kork sind es, auf welche das Augenmerk gerichtet sein muss, um vor Un- terschiebung unechten Rohitscher Wassers sicher und vor nachmaliger Enttäuschung bewahrt zu sein. — Die Metallkapsel des Tempelbrunnensäuerlings zeigt, wie auf nebenstehender Abbildung ersichtlich, in ihrer Mitte das Steiermark. Panther- tliier im Schilde mit dem Her- zogshute darüber, die laufende Jahreszahl daneben und führt als Randschrift die Worte: St. land. Rohit- scher Sauerbrunn. — Auf der Metallkapsel des Morizbrunnen ist ausserdem noch die Bezeichnung: Morizbrunnen unterhalb des Wappen- schildes deutlich ersichtlich gemacht. — 128 — Jeder Kork hat an seinem unteren, dem Flascheninhalte zuge- kehrten Ende das nebenstehend abgebildete Zeichen eingebrannt: einen sechseckigen Stern mit der Chiffre Jß. Mit Rücksicht auf diese Zeichen wird insbe- sondere vor Flaschen gewarnt, auf deren Kapseln eine rohe Nachbildung des steiermärkischen Pan- therthiers, jedoch ohne Herzogshut und ohne der Randschrift: St. land. Rohitscher Sauerbrunn sich befindet; Flaschen mit solchen Kapseln enthalten kein Rohitscher Sauerwasser. Man wen- det sich deshalb mit Bestellungen am Besten an die Direction der Curanstalt, oder man bezieht seinen Bedarf aus den Haupt-Niederlagen, die die steiermärkische Landschaft wegen überhand neh- menden Missbrauches mit den Pseudo-Rohitscher Wässern und wegen vorgekommener Fälschungen des Rohitscher Säuerlings auf künstlichem Wege in Wien, Budapest und anderen grösseren Städten zu errichten sich bestimmt fand. Der Absatz in sogenannten Massflaschen ist der bedeutendste und wird diese Flasche als die verhältnissmässig billigere besonders von Wirthen und dergleichen Geschäftsleuten begehrt; die Halb- massflasche eignet sich vorzugsweise für Cur- zwecke entfernt von der Quelle und wird wie die — 129 — Viertelmassflasche in von Jahr zu Jahr höher stei- genden Zahlen abgegeben. Die Versendung geschieht grösstentheils in Kisten und zwar nur in Kisten zu 50, 25, 20 und 12 Flaschen grösseren oder kleineren Kalibers; aber auch im losen Zustande, auf Wagen sehr geschickt und sicher verpackt, werden Tausende und Tausende von Flaschen alljährlich weithin verfrachtet. Jede Kiste ist nach aussen mit dem glls Herzogshute und der Chiffre: LS (steier- märkische Landschaft) wie nebenstehend gezeichnet. Es sei hier nur noch in Bezug auf den ver- sendeten Säuerling bemerkt, dass derselbe bei seinem Eintreffen am Bestimmungsort, gleichviel ob er dort zu Heilzwecken oder als Erfrischungs- getränk benützt wird, nicht sofort in Verwendung genommen, sondern vor Allem in einen guten Keller gebracht und erst nach 3—4tägigem Ruhen- lassen in Gebrauch gezogen werde. Nie darf ein natürlicher Säuei'ling in Eis eingekühlt, auch die Kiste mit dem Säuerling nicht über Eis gelegt werden. 9 Orts- und Administrations - Verhältnisse. Eohitsch-Sauerbrunn besteht dermalen aus 28 der Landschaft gehörigen und aus mehreren Privatgebäuden. In den das Centrum des Curortes und des Curiebens umge- benden landschaftlichen Häusern stehen 395, in den verschiedenen Privathäusern, als: „Villa Kopac", „Stoinschegg", „Ogrisegg", „Madille", „Badlhof" u. s. w. ausserdem 'noch über hundert vollständig eingerichtete Zimmer für Curgäste zur Verfügung, so dass im Ganzen über 500 Zimmer an Gäste abgegeben und über 1000 Personen zu gleicher Zeit unter- gebracht werden können. Man findet in Sauerbrunn die Bequemlichkeiten und Zerstreuungen der Gross- stadt inmitten eines anspruchslosen idyllischen Land- lebens. Dem Naturfreunde bietet die an pittoresker Mannigfaltigkeit reiche Landschaft seltene Genüsse; — 131 — dem Naturforscher erschliessen sich in den inter- essanten geologischen Verhältnissen des Rohitscher Gebietes und in einer reich vertretenen Flora Quellen zur Befriedigung seines Wissensdurstes; dem Geschichtsforscher entrollen die Schlösser, Burgen und Burgruinen der Umgegend Bilder längst vergangener Zeiten; Freunde des Glanzes und der Gesellschaft begegnen des Morgens am Brunnen des Abends auf der Terrasse, im Cursaale, im Theater, bei Reunionen, Bällen, Concerten, Tom- bolas u. s. w. einem so bewegten anziehenden Badeleben, wie es sich auf einem so kleinen Räume nur in einem Curorte finden lässt, der Gäste aus aller Herren Ländern zu den seinigen zählt. — Mit Recht gilt Sauerbrunn als das Eldorado für alle Jene, die dem Hof- und Etiquetteleben, den Actenfascikeln, dem Bücherstaube, den Comptoir- wänden auf einige Zeit entfliehen und gleichzeitig ihre zerrüttete Gesundheit wieder herstellen und festigen wollen. Die Leitung der Curanstalt führt ein vom steiermärkischen Landesausschusse ernannter und demselben verantwortlicher Director in der Person des ersten Brunnenarztes und ist als solcher zugleich Vorstand des hier befindlichen landschaftlichen Rentamtes. Ihm unterstehen: ein Brunnenverwalter zur Besorgung aller die Füllung und Versendung des Säuerlings betreffen- 9* — 132 — den Geschäfte; ein Cassier, an den und durch den sämrntliche Ein- und Auszahlungen in der Directions-Eanzlei erfolgen; ein controlirender Amtsschreiber, dem auch die Geschäfte der Einquartierung, das Arrangement der Tombola und Concerte zugewiesen sind; ein Füllmei- ster zur unmittelbaren Ueberwachung der Ar- beiten im Füllhause und auf den Packplätzen; eine B e s c h 1 i e s s e r i n, die die Wäschevorräthe der Anstalt besorgt und das Zimmer wartper- sonale überwacht; ein Gärtner zur Instandhal- tung der Blumen- und Parkanlagen und sämmt- liches Dienst- und Arbeitspersonale der Anstalt. Die Directionskanzlei, die zugleich das Amtslocale der k. k. Curinspection ist, be- findet sich im Amts hause Nr. 1, wo auch der Director wohnt. In derselben liegt ein Wünsche- und Beschwerdebuch auf, in dem alle die Anstalt betreffenden billigen Wünsche und gegründeten Beschwerden ausgesprochen werden können, und muss jede derartige Einzeichnung mit der betreffenden Namensunterschrift versehen sein. Alle die Wohnungsangelegenheiten oder die Wasserversendung betreffenden Anfragen und Be- stellungen werden in frankirten Zuschriften un- mittelbar an die Adresse: „Direction der Landescuranstalt Rohitsch - Sauer- brunn — Steiermark" — gerichtet. — 133 — In die ärztlichen Verrichtungen theilen sich drei Brunnenärzte und ein Wundarzt, dessen Officin im Hause Nr. 5 untergebracht ist; in demselben Hause befindet sich auch die mit allem Nöthigen bestens ausgestattete Apotheke. Der Sicherheitsdienst wird, den Cur- inspector an der Spitze, von einem im Hause Nr. 6 stationirten Gendarmerieposten, von zwei seitens der Anstalt bestellten Polizeimännern und von Nachtwächtern besorgt. Jeder Ankommende muss innerhalb 24 Stun- den bei der Curinspection gemeldet werden. Zu diesem Behufe und zum Zwecke der unbehinder- ten Drucklegung der Curliste ist der dem Gaste bei seiner Ankunft in der Wohnung vorgelegte Meldzettel in allen Punkten genau und deut- lich auszufüllen und der Zimmerwärterin zu ver- abfolgen. Insbesondere hat jeder P. T. Gast die Dauer seines Aufenthaltes d. i. der Wohnungs- miethe im Meldzettel genau anzugeben und für den Fall eines längeren als dreiwöchentlichen Aufenthaltes ein bestimmtes Uebereinkommen mit der Direction zu treffen, indem sonst unter An- nahme einer höchstens dreiwöchentlichen Aufent- haltsdauer üljer die Wohnung weiter verfügt wird. Man speist bei den zwei Restaurants der Curanstalt nach dem Couvert oder nach der — 134 — Karte zu billigst festgesetzten Preisen von 12 Uhr ab bis zum späten Nachmittag. Ausser den beiden landschaftlichen Kestaurants gibt es im Rayon des Curortes noch mehrere Gasthäuser, wo sowohl nach dem Couvert, als nach der Speisekarte gut und billig gespeist wird, so: bei „Stoinscbegg", im „Badlhof', bei Ogrisegg", in der „neuen Welt". — Israeliten finden eine ihren rituellen An- forderungen entsprechende Restauration im soge- nannten „Fuchsloch". Im Kaffeehause werden Kaffee, Gefrorenes und alle in einem derlei Geschäfte üblichen Ge- tränke bestens servirt; es liegen dort die gelesen- sten Journale des In- und Auslandes auf und wird daselbst auf zwei Billards und in zwei Spiel- zimmern gespielt, In der nebenan befindlichen Conditorei findet man stets die feinsten und vorzüglichst bereiteten Bäckereien. Zum Vergnügen der P. T. Curgesellschaft dienen: ein prachtvoller Cursaal, in welchem Bälle, Concerte, Reunionen, Tombola u. s. w. ab- gehalten werden; elegante Conversations- und Speiselocalitäten, die Terrasse, die Wände 1- hahn, die bei schlechtem Wetter zur Morgen- promenade dient und die Geschäftslocalitäten ver- schiedener Galanterie- und Modewaarenhändler, den Uhrmacher, Goldarbeiter, Friseur u. s. w. beher- — 135 — bergt; ein aus 20 Musikern bestehendes Cur- orchester, welches täglich Morgens und Abends durch zwei Stunden seine Productionen im Musik- pavillon hält; die Leihbibliothek im Hause Nr. 8 (Triestiner Haus), schöne Parkanlagen und Pro- menaden, Ausflüge in die reizende Umgegend u. s. w. Das k. k. P o s t a m t ist im Hause Nr. 8 (Triestiner Haus) untergebracht und besorgt Briefe und Fahrpostsendungen nach allen Kichtungen. Amtsstunden: von 8—12 Uhr Vormittags und von 3—6 Uhr Nachmittags. Die Post kommt täglich von Pöltschach mit- telst Poststellwagens, der auch Passagiere auf- nimmt, um 7 Uhr 30 Minuten Morgens und um 1 Uhr 15 Minuten Mittags; von Krapina-Töplitz und Kohitsch um 2 Uhr 50 Minuten Nachmittags, von Agram-Kohitsch um 5 Uhr Abends. Ein eigens bestellter Fussbote bringt die mit dem Eilzuge Nr. 2 täglich um 2 Uhr 52 Mi- nuten in Pöltschach einlangenden Briefe und Zei- tungen nach Sauerbrunn und treffen auf diese Weise die Wiener Blätter noch am Tage ihres Erscheinens zwischen 5 — 6 Uhr Nachmittags im Curorte ein. Die Ausgabe der Briefe und Postsendungen erfolgt täglich viermal: um 8 Uhr Früh, um 2, 3 und um 6 Uhr Nachmittags. — 136 — Schlusszeit für aufzugebende Briefe und Post- sendungen : Nach Wien für recom. Briefe bis 12 Uhr Mittag „ „ „ einfache „ „ l'/2. Nachm. „ Triest „ recom. „ 4'/äB „ „ „ . „ einfache „ „ 5'/2„ „ „ Krapina-Töplitz recom. „ 12 „ Mittag „ „ einfache „ „ 12 „ „ „ Agram über Rohitsch recom. „ 0 „ Nachm. „ .., „ „ einfache 6 „ „ Briefe in der Richtung Wien vor 11/2 Uhr aufgegeben, kommen 12 Stunden früher an den Bestimmungsort als später aufgegebene. Man bedient sich bei Adressen nach dem Curort am besten nur der Bezeichnung: „Sauer- brunn, Untersteiermark", da Briefe und Postsendungen unter der Adresse: Bad Rohitsch, Rohitsch-Sauerbrunn oder Sauerbrunn bei Rohitsch, zumal wenn der Name Rohitsch etwas dominirt, sehr häufig nach der Poststation Rohitsch instra- dirt und von dort erst wieder hieher zurück- befördert werden. Das k. k. Telegraphenamt befindet sich im Hause Nr. 17 (Bäckerhaus) und ist wäh- rend der Monate Juli und August bei vollem, die übrige Zeit des Jahres hindurch bei be- schränktem Tagesdienste in Thätigkeit. — 137 — Die Amtsstundeh bei beschränktem Tages- dienste sind an Wochentagen und an den auf Wochentage fallenden Festtagen von 9—12 Uhr Vormittags und von 2—7 Uhr Nachmittags; an Sonntagen von 8—9 Uhr Vormittags und von 2—5 Uhr Nachmittags. Bei vollem Tagesdienste beginnen die Amtsstunden um 7 Uhr Morgens und dauern bis 9 Uhr Abends. Die Telegramme können in allen bei uns gangbaren Sprachen abgegeben werden. Die Preise der Wohnungen in den land- schaftlichen Gebäuden, die Preise der Bäder, Curorts- und Musiktaxe, der Tarif für das Zim- mer- und Badebedienungspersonale. für Kleider- putzer, Wäscherin, für Beleuchtung, die Preise des Sauerwassers u. s. w. sind vom steiermärki- schen Landesausschusse billigst fest- gesetzt und müssen strenge eingehalten werden. In den Monaten Mai, Juni und September sind die Zimmerpr eise am niedrigsten; — man hat die Wahl zwischen Zimmern von 48 kr. bis zu 2 fl. täglich; — vom 1. Juli an bis 15. August werden sämmtliche Zimmer- preise um ein Dritttheil höher berech- net und kömmt sodann das billigste Zimmer auf 64 kr., das theuerste auf 2 fl. 68 kr. täglich zu stehen. — 138 — Die Wohnungen sind mit allem nöthigen Comfort ausgestattet und die grösste Reinlich- keit und. Ordnung allen Dienern zur strengsten Pflicht gemacht. In jedem Hause sind die für die laufende Saison fixirten „Preise und Anordnun- gen" affichirt; jeder Gast erhält bei seiner Ankunft mit dem Meldzettel zugleich ein Programm mit detaillirtem Preistarif, und werden diese sowie kleine Broschüren über Wunsch jederzeit unent- geltlich verabfolgt. Bei dem im Tarife angesetzten täglichen Zimmerpreise ist nur die Benützung eines einzigen Bettes per Zimmer inbegriffen und werden die ausser diesem noch benöthigten als sogenannte Extra-Betten in Rechnung gebracht. Preise der Extrabetten. 1 separates feines Bett.........täglich 30 kr. 1 Divanbett.............. „ 30 „ 1 Ordinäres Bett............ „ 25 „ 1 Bettstelle mit Strohsack...... „ 10 „ Die Entlohnung für die Zimmerbedie- nung erfolgt von Seite des P. T. Gastes zu Händen des betreffenden Bedienungspersonales nach der festgesetzten Zimmerbedienungstaxe. Zur Zimmerbedienung gehören: das tägliche Aufräumen und Reinigen des Zimmers, die Beischaffung des nöthigen Trink- und Wasch- — 139 — wassers und anderer Zimmererfordernisse, nicht aber das Kleider- oder Stiefelputzen, das Bügeln, das Zutragen der Speisen, die Krankenpflege u. s. w., und hat die Entlohnung für diese Dienste entweder nach den bestehenden Bestimmungen oder nach dem gegenseitig getroffenen Uebereinkommen zu geschehen. Zimmerbedienungs-Taxe. P. T. Cur- und Besuchsgäste ohne eigener Diener- schaft ..........per Bett täglich 10 kr. P. T. Cur- und Besuchsgäste mit eigener Diener- schaft ..........per Bett täglich 5 „ Dienerschaft.................5 „ Für Keinigung der Kleider und Schuhe täglich . . 7 „ 1 Millykerze.................15 „ 1 Unschlittkerze...............7 „ Die Zimmerbedienungstaxe wird dem betreffenden Bedienungspersonale auf die Hand gezahlt. Die am Platze beschäftigtenW äscherinnen haben sich an die vorgeschriebenen, bei jeder Zimmerwärterin erliegenden detaillirten Waschpreise zu halten. Equipagenbesitzer finden gute Stallungen und Wagen remisen bei dem ersten und zweiten Restaurant, die bei ihren Berechnungen über die diesfalls normirten Preise nicht hin- ausgehen dürfen, und zu einem entsprechenden billigen Uebereinkommen stets gerne bereit sind. — 140 — Preise der Stallungen. Im Communstalle für jedes Pferd sammt Streu täglich 5 kr. Im gewölbten Pferdestalle dto. dto. dto. 8 „ Im Pferdestalle des IL Kestaurant dto. dto. 7 „ Für einen in die Wagenremise eingestellten Wagen 10 „ Mit Kücksicht auf die durch die grosse Frequenz in den Hochsommermonaten eintretende Wohnungsnoth ist es gerathen, sich seine Woh- nung namentlich in den Monaten Juli und Au- gust dadurch im vorhinein zu sichern, dass man sie immer schon mehrere Wochen voraus bestellt. WolHiungsiniethe-Ordnung1. a) Jede Wohnungsbestellung wird unmittelbar an die Direction der Curanstalt in frankirter Zuschrift mit einer entsprechenden Darangabe gerichtet und muss darin der Tag des Eintreffens und die Dauer des Auf- enthaltes genau angegeben werden, weil die Weiter- vermiethung der Quartiere an letztere Bestimmung ge- bunden ist. b) Bei einer Wohnungsbestellung ohne bestimmter Angabe der Aufenthalts-, d. i. der Miethdauer, wird eine solche von drei Wochen, d. i. von 21 Tagen, als der gewöhn- lichen Curzeit, angenommen und in Vormerkung gebracht. c.i Dauert der Aufenthalt länger als drei Wochen oder als bei der Bestellung festgesetzt wurde und ist nicht rechtzeitig ein bezügliches bestimmtes Uebereinkommen mit der Direction getroffen worden, so versteht es sich von selbst, dass die P. T. Partei ein anderes Quartier für den Fall beziehen muss, als über das Ton ihr bisher bewohnte schon anderweitig verfügt worden wäre. — 141 — d) Die Zahlung der Wohnung ist von, dem zum Eintreffen festgestellten Tage an zu leisten und kann weder ein späteres Eintreffen noch ein früheres Abgehen bei Be- rechnung der Miethe berücksichtigt werden. e) So wie die Anstalt bei Wohnungs-Bestellungen durch die verabfolgte Quartier - Anweisung einerseits die strenge Verpflichtung übernimmt, das bestellte Quartier für die festgesetzte Zeit der P. T. Partei vorzubehalten und nicht weiter zu vergeben, so verpflichtet die Bestellung der Wohnung anderseits die P. T. Partei, im Falle des Ausbleibens und der Unterlassung einer wenigstens vierzehn Tage vor dem Bestellungs-Termine einzusenden- den Absage zur Zahlung des für die festgesetzte Mieth- dauer entfallenden Geldbetrages. Preise der Bäder. Einzelne Bäder. Ein Sauerbrunn-Stahlbad mit oder ohneWäsche Ein gemischtes Stahlbad, aus Sauer- und Süss- wasser bestehend, mit oder ohne Wäsche Ein gewöhnliches Bad, nur aus Süsswasser bestehend, mit oder ohne Wäsche. . . . Ein Sitzbad mit oder ohne Wäsche » . . . . Ein Douchebad mit oder ohne Wäsche . . . Im neuen Badhause. Ein Sauerbrunn-Stahlbad......... Ein gemischtes Stahlbad.......... Ein gewöhnliches Bad........... Bade-Cabinet I. Classe II. Clas-e fl. kr. fl. |kr. — 80 — 60 — 60 — 45 __ 50 _ 35 — 35 — 35 35 — 90 70 — — — 60 — — 142 Bade-Cabine I. Classe 11. Classe fl7|krT fl. kr. 8 6 __ 6 — 4 50 5 __ 3 50 3 — 3 — 3 9 7 6 50 — — — Bäder im Abonnement. (Das Abonnement umfasst 12 Bäder.) 12 Sauerbrunn - Stahlbäder mit oder ohne Wäsche............... 12 gemischte Stahlbäder mit oder ohne Wäsche 12 gewöhnliche Bäder mit oder ohne Wäsche 12 Sitzbäder mit oder ohne Wäsche . . . . 12 Douchebäder mit oder ohne Wäsche . . . Im neuen Badhause. 12 Sauerbrunn-Stahlbäder . . . '...... 12 gemischte Stahlbäder......... 12 gewöhnliche Bäder........... Badebedienüngs-Taxe. Die Badebedienungs-Taxe beträgt 96 kr. für 12 Bäder im Abonnement, 10 kr. für jedes Bad ausser Abonnement. Diese Taxe wird bei der Lösung der betreffenden Bade- karten an der Badekasse eingezahlt und von dort aus an das Bedienungs-Personale verabfolgt. Eigene Bedienung ent- bindet nicht von der Zahlung dieser vorgeschriebenen Taxe. Bade - Ordnung. a) Ohne Badekarte wird kein Bad verabfolgt; dieselbe ist dem Bademeister — Bademeisterin — beim Eintritte in das Badecabinet einzuhändigen; b) die Badekarten für einzelne Bäder sowohl als für Bäder im Abonnement werden von den P. T. Gästen an der im Badehause befindlichen Kasse gelöst. Dem Bade- Bedienungspersonale ist es auf das strengste verboten, Geldbeträge behufs der Einlösung von Badekarten ent- gegenzunehmen ; c) die Bade-Bedienungsgebühr beträgt 96 kr. für 12 Bäder im Abonnement, 10 kr. für jedes Bad ausser Abonne- ment. Diese Gebühr wird bei Lösung der betreffenden — 143 — Badekarten an der Badecasse eingezahlt und von dort aus an das Bedienungspersonale verabfolgt. Eigene Bedienung entbindet nicht von der Zahlung der Be- dienungsgebühren ; d) die Badestunden werden nach der Priorität der An- meldung ausgegeben und müssen zur Vermeidung von Störungen genauestens eingehalten oder bei allfälliger Verhinderung frühzeitig abgesagt werden, widrigenfalls die unbenutzte Badestunde durch Abgabe der äquiva- lenten Badekarte zu vergüten ist; e) der jedesmalige Aufenthalt im Badecabinet darf bei Wannenbädern nicht über eine Stunde, bei Douohe- und Sitzbädern nicht über eine halbe Stunde dauern; f) das Tabakrauchen in den Badecabineten ist nicht ge- stattet und dürfen Seifen oder stark riechende Einreibungen bei den Bädern nicht in Gebrauch gezogen werden; g) so wie der Badedienerschaft die grösste Reinlichkeit und Ordnung in den Baderäumen und die genaue Be- folgung der ärztlichen Weisungen bei Bereitung der Bäder zur' strengsten Pflicht gemacht ist, so wird auch von den Badenden die Reinhaltung der Badecabinete um so sicherer erwartet. Curorts- und Musiktaxe. Jeder P. T. Gast hat bei einem Aufenthalte von fünf Tagen die Curortstaxe mit 3 fl. und die Musik- taxe mit 2 fl. per Person zu entrichten; Kinder unter 12 Jahren zahlen die Hälfte; Domestiken 1 fl. per Person. — Vom 1. Juni an werden diese Taxen, so lange die Cur- musik dauert, auch bei einem Aufenthalte unter fünf Tagen und zwar mit 30 kr. täglich per Person ohne Unterschied des Alters berechnet und nur von Domestiken nicht eingehoben. Curorts- und Musiktaxe werden bei der Contozahlung im Rentamte verrechnet und eingehoben. — 144 — Cursaal - Ordnung'. a) Der Cursaal ist zur freien Benützung der Curgesellschaft von 6 Ulir Morgens bis .10 Uhr Abends, über Verlangen auch länger geöffnet und werden Bälle, Concerte, Reunionen, Tombola u. s. w. darin abgehalten. b) Das Tabakrauchen im Saale sowie das Mitnehmen von Hunden in denselben ist nicht gestattet und der Saal- diener diesfalls zur strengsten Pflichterfüllung angewiesen. c) Die in demselben und in dem anstossenden Nebenlokale befindlichen Pianos sind dem Schutze der Gesellschaft empfohlen und nach jedesmaligem Gebrauche zu schliessen. dj Uebungs- und Unterrichtsstunden sind auf dem im grossen Cursaale befindlichen Piano nicht gestattet und können mit Rücksicht auf die Gesellschaft nur auf dem im Nebenlocale untergebrachten von 10 bis 12 Uhr Vor- mittags und von 2 bis 5 Uhr Nachmittags zugelassen werden. e) Die während der Saison alljährlich im Cursaale statt- findenden grossen Bälle werden auf Kosten der Land- schaft gegeben und ist selbstverständlich die ganze P. T. Curgesellschaft ohne specieller Einladung hiezu gebeten. f) Geschlossene Unterhaltungen oder solche gegen Entree dürfen im Cursaale, der der ganzen Curgesellschaft angehört, nicht veranstaltet werden. Bei Concerten, die nur nach vorhergegangener Bewilligung der Direction dort abgehalten werden, steht der Saal während der Dauer der Production nur den Entree-Zahlenden offen. g) Tanzreunionen oder sogenannte Kränzchen können nur mit specieller Erlaubniss der Direction stattfinden und werden nur unter den diesfalls üblichen Modalitäten und Bestimmungen zugelassen. h) Das Lärmen und Herumtreiben der Kinder, Ballen- spielen u. dgl. verbietet sich im Cursaal wohl von selbst. — 145 — Die Hauptverkehrslinie unseres Curplatzes ist die von und nach der Südbahnstation Pölt- schach führende Strasse, Pöltschach der Knoten- punkt unseres Fremden- und Güterverkehres von und nach Wien, Budapest, Triest, Agram, Klagenfurt u. s. w. Es stehen dort bei Ankunft aller Personen- und Eilzüge zweispännige Miethwagen (Fiaker) und Stellwagen zur Fahrt nach dem Curort Sauerbrunn immer bereit. Für die von Budapest Ankommenden führt eine andere, jedoch selten benützte Linie von der Station P e 11 a u an der Orientbahn in vier Fahrstunden nach dem Curort. Die Fahrzeit von Wien bis Pöltschach be- trägt mittelst Eilzug 7 Stunden 52 Minuten, mit Postzug 12 Stunden 44 Minuten, mit Eilpostzug 9 Stunden 21 Minuten; — von Triest mittelst Eilzug 7 Stunden 5 Minuten, mittelst Postzug 10 Stunden 32 Minuten, mit Eilpostzug 9 Stunden 3 Minuten; — von Budapest mit Postzug 10 Stunden 30 Minuten exclusive des Aufenthaltes in Pragerhof; — von Agram 43/4 Stunden. Abfahrt der verschiedenen Eisenbahnzügre. Richtung: Pöltschach — Wien. Eilpostzug Nr. 3 Abf. von Pöltschach 7 U. 33 M. Vorm. Gemischter Zug „ 98 „ „ „ 10 „ 32 „ „ Eilzug 'V „ 1 „ „ „ 1 „ 50 „Nachm. Postzug ' „' 3 „ „ „ .") „ 44 „ Abends 10 — 146 — Richtung: Pöltschach — .Triest. Postzug Nr. 6 Abf. von Pöltschach 10U. 14 M.Vorm. Eilzug „ 2 „ „ „ 2 „ 52 „Nachm. Gemischter Zug 98 „ „ „ ä , 59 , , Eilpostzug „ i „ „ „ 11 „ 4 „ „ Die Preise der Fahrgelegenheiten nach den verschiedenen Punkten der Umgegend des Curortes sind strenge fixirt und müssen genau eingehalten werden. Die Pi •eise der F a h r g e e g en h eiten Falirtaxen - Ordnung1 für die zweispännigen Miethwagen (Fiaker) mit oder ohne Reisegepäck. Von Sauerbrunn nach Pöltschach .... 4 fl. — kr. n n „ Rohitsch . . 3 n n n n „ Kostreinitz . 3 n » n n „ Gabernigg . 3 ?i 15 , n « „ St. Marein . 3 n 50 „ !) 11 „ Kis-Tabor . 4 n 50 „ n n „ W.-Landsberg 5 5 n 2ö „ 25 „ 7) V n n „ Donatiberg . t n „ Pregrada . . 5 n n ji r> „ Bad Krapina für die Hinfahrt .... 8 V « « n „ Bad Krapina für die Hin- u. Rückfahrt 10 n n n n „ Cilli für die Hinfahrt 8 n n r> 7} „ Cilli für die Hin- und Rückfahrt . 10 n ji Mit Ausnahme der Fahrt zur Bahnstation Pöltschach geltea diese Preise für Hin- und Rückfahrt an demselben Tage. - — 147 — a) Die Fahrtaxen - Ordnung ist von jedem Kutscher bei sich zu tragen und über Verlangen vorzuzeigen. Jede Ueberschreitung der Fahrtaxe wird nach voraus- gegangener Untersuchung und gefälltem Erkenntnisse bestraft. b) Jede Zudringlichkeit von Seite der Kutscher zur Er- langung einer Fuhr ist strenge untersagt und denselben insbesondere der Zutritt zu den Räumlichkeiten der Wohnhäuser verboten. c) Dem Kutscher ist das Rauchen während der Fahrt nicht gestattet. d) Wird der zur Fahrt gedungene Wagen einen halben Tag früher abbestellt, so ist keinerlei Entschädigung zu leisten, desgleichen auch dann nicht, wenn die Be- stellung unter der Bedingung gemacht wurde, dass zur Abfahrtszeit nicht etwa Regenwetter eintrete. Unter anderen Umständen ist eine entsprechende Entschädigung zu entrichten. e) Tritt bei der Fahrt durch die Schuld des Kutschers oder durch den Sturz eines Pferdes, durch einen Achsen- oder Radbruch die Unmöglichkeit der Fahrt ein, oder entsteht hiedurch ein längeres Zeitversäumniss, so ver- liert der Wagenvermiether den Anspruch auf Empfang der ganzen, der halben, oder eines Theiles der Fahr- taxe, je nach dem Umfange der dadurch herbeigeführten Störung. f) An Trinkgeld sind dem Kutscher bei Fahrten auf einen halben Tag 50 kr., auf einen ganzen Tag 80 kr. zu bezahlen. Die Verköstigung hat der Kutscher selbst zu bestreiten. Die Bestellungen auf Fahrgelegenheiten werden im Geschäftsiocale des Herrn Vosou und bei den beiden Re- staurants der Curanstalt entgegengenommen. 10* — 148 — Alle die Fahrangelegenheiten betreffenden Beschwer- den sind hei der Curinspection anzubringen. Ausser den Fiakern verkehren von Juni bis Ende August täglich regelmässig ein Post- und zwei andere Stellwägen zu vier Plätzen zwischen Sauerbrunn und der Bahnstation Pölt- schach. Preis eines Platzes im Stellwagen 1 fl., wobei 15 Kilo Eeisegepäck frei sind; das Ueber- gewicht wird mit 1 kr. per Kilo berechnet. Die Fahrkarten für den Poststellwagen werden im Postamte, die für die andern Stellwägen im Expe- ditionsbureau des Herrn Vosou ausgegeben. Der für Kranke zur Benützung innerhalb des Rayons der Curanstalt bestimmte Rollwagen und die Tragsessel werden durch das Zim- merwartspersonale bestellt. Für die y4stündige Benützung des Rollwagens sind 15 kr. zu ent- richten ; die Tragsessel werden von der Anstalt unentgeltlich zur Verfügung gestellt, mit Trägern muss sich abgefunden werden. Es sei hier noch auf eine Unverschämtheit eigener Art aufmerksam gemacht, die sich einige Pöltschacher Kutscher dem mit den hiesigen Ortsverhältnissen nicht Vertrauten gegenüber dahin erlauben, dass sie ihn, der im Curorte selbst un- tergebracht zu sein wünscht, beim nächstbesten Hause ausser dem Curorte, das sich ein paar „Sechserl" kosten lässt, mit der frechen Ver- — 149 — Sicherung absetzen, dass er da an seinem Ziele sei. Jeder Fremde wolle den Kutscher strenge verhalten, vor der Directionskanzlei im Amtshause Halt zu machen, das am Ende der grossen Kastanienallee inmitten des Curplatzes gelegen und durch das über dem Thor-e ange- brachte steiermärkische Wappenschild gekenn- zeichnet ist. Preise des landschaftl. Rohitscher Säuerlings. Tempelbrunnen. Eine Kiste mit "2b grossen Flaschen 7J » T) 20 „ n n »1 15 n n n 12 „ » 71 j: 50 Halbflaschen . . •n n 51 36 T) •n » 25 n » Jl 12 n 71 n 50 Viertelflaschen . » n n 36 n r. •n n 25 12 Morizbrunnen. Eine Kiste mit 2ö grossen Flaschen n H jj ^u n ji 71 JJ 71 15 jj r> r> n n * - n n Xi c c o Sauerbrunn | Bahnstation J Pöltschach fl. kr. 1 fl. | kr. r. — 5 20 4 9 4 25 3 18 3 32 2 57 2 69 6 86 7 11 5 16 5 36 3 59 3 73 1 78 1 88 4 15 4 30 3 15 3 28 2 30 2 40 1 22 1 28 4 62 4 83 3 79 3 95 2 95 3 10 2 39 2 51 150 — Morizbrunnen. Eine Kiste mit 50 Halbflaschen . . n n n 36 . . n n » 25 n n )' 12 . . n n « 50 Vierteln* aschen . n n n 36 . . n n n n 25 12 . . L o c o Sauerbrunn Bahnstatiun Pöltscliack fl. kr. fl. | kr. 6 4 3 1 4 3 2 1 61 98 46 72 In 15 30 22 6 5 3 1 4 3 2 1 b6 18 61 82 30 23 40 28 Bestellungen werden gegen Franco-Einsendung des Betrages oder gegen Nachnahme effectuirt. Nächste und weitere Umgebung des Curortes. Mich reut kein Tag, da ich in Thal und Hügeln Durch meines Gottes schöne Welt geschwärmt, Umsaust im Sturm von seiner Allmacht Flügeln In Sonnenschein von seiner Huld gewurmt. GEROCK. Sauerbrunn ist sowohl in seiner nächsten als in seiner weiteren Umgebung reich an schönen Punkten, an lohnenden Sehenswürdigkeiten, die dem Besucher mannigfache Genüsse gewähren. Seine nächste Umgebung ist ein von der Natur angelegter lieblicher Park, der auf vielfach verzweigten, sorgfältig gepflegten Waldwegen mit Ruheplätzen, Bänken und Tischen versehen ist, unter denen der Curgast bald sein Lieblings- plätzchen gefunden, um entweder einsam und un- gestört sich selbst anzugehören, oder mit lieben Freunden und Bekannten den Aufenthalt im Freien zu theilen. An die schöne Kastanienallee des Cur- platzes seitlich anstossend ist zunächst der Jo- hannes- oder Erzherzogwald, in welchem sich der im Andenken der Steiermark verewigte — 152 — Erzherzog Johann während seines wiederholten Curaufenthaltes mit Vorliebe erging und sich bei der Anlage des diesen Hain nunmehr durch- ziehenden grösseren Waldweges 1811 selbst be- theiligte; in nächster Nähe des Brunnentempels, nordwärts von demselben: der Ferdinands- hügel mit der kolossalen Bronze-Büste des Gründers der Curanstalt, des edlen Grafen Ferdi- nand Attems; in nordwestlicher Kichtung vom Tempelbrunnen: der Parkhügel Jankomir mit der gleichnamigen Villa und dem Morizbrunnen, weiterhin die vielbesuchte Restauration zur „neuen Welt"; über den Ferdinandshügel hinaus an dem oberhalb desselben befindlichen Pavillon vorbei den Gebirgsrücken entlang die Wiener höhe mit herrlicher Rundschau, als Morgen- und Abendpartie besonders beliebt; weiter östlich das reizend gelegene ehemalige Cafe-Restaurant zur hohen Warte mit dem einer Riesenpyramide gleich daliegenden Donati; unterhalb derselben die ländliche Speisewirthschaft zum „Jackl". Oestlich vom Brunnentempel: Der dichtbelaubte schattenreiche Janina- berg mit der lohnendsten Rundschau von seinen beiden Pavillons aus, und zwar: gegen Nord der hohe Wotsch oder Boc mit seiner schönen, gröss- tentheils mit Weingeländen geschmückten Vor- hügelkette; gegen Ost hin der gleichlaufende — 153 — Bergrücken des Plesivec, weiter: der die ganze Landschaft dominirende Bergkegel des Donati, das Macel - Gebirge und die Hügel Sagoriens mit den Krapina - Bergen im Hintergrunde; im Vordergrunde: die Pfarrkirche Maria-Ta- borska, die Burgruinen von Koste], die ersten croatischen Edelhöfe, die gastliche Burg Kis- Tabor, endlich der Bernberg bei Agram; gegen Süden zu den Füssen des Beschauers : das Pfarr- dorf heil. Kreuz, das T£irchlein zur heil. Dreifaltig- keit und auf isolirtem Rebhügel die Pfarrkirche zur heil. Emma; weiters: das Schloss Windisch- Landsberg, die Rittersveste Süssenheim, im Hin- tergrunde der Berg Veternik bei Drachenburg und das Wachergebirge bei Montpreis; gegen Süd- west die Gebirge bei Geyrach, Tüffer, Cilli. über die der Kumberg in Krain hervorragt; gegen West hin das mit unzähligen Kirchlein geschmückte Hügelmeer des schönen Sannthaies, das von den schneebedeckten Häuptern der Sulzbacher Alpen, dem Petzengebirge in Kärnten und dem bewal- deten Bacher eingerahmt ist. Der Triestinerkogel mit einer reizenden Uebersicht des Curortes, wegen seiner Nähe und seiner schattigen Waldwege besonders beliebt; die Hochebene von Bär neck mit dem Drei- faltigkeitskirchlein, von wo aus die das Rohitscher Quellengebiet einschliessende und nährende Berg- — 154 — kette so schön- wie nirgends zu überblicken ist; das Weingartenhäuschen „zum Zinngiesser", der Louisenhof, St. Florian am Boc, die Thalebene von Cerovec, Maria-Terzise, die hochgelegenen Weingärten von Rodein sind sehr empfehlenswerthe Fusspartien. Zu Ausflügen in die weitere Umgegend empfehlen sich: der '% Stunden vom Curort ent- fernte Marktflecken Rohitsch, hart an der croatischen Grenze, schon den Römern bekannt, die da in einem eigenen Tempel den Mithras- dienst feierten, mit den zwei auf Bergesvorsprün- gen sich gegenüber liegenden Schlössern Ober- rohitsch (Ruine) und Stermol, dermalen im Be- sitze des Fürsten Alfred Windischgrätz; in un- mittelbarer Nähe des Marktfleckens an der zum Donatiberg führenden Strasse der amerikanische Eiskeller mit vorzüglichem Pilsnerbier; ebenso in nächster Nähe die Glasfabrik Straza, die Hauptbezugsquelle unserer Sauerwasserflaschen, ober ihr die reizend gelegene Kirche Maria-Ta- borska; eine Stunde von Rohitsch die Glas- fabrik»im Log-Walde, der interessanten Glasfabrikation wegen von Curgästen gerne be- sucht; die hochgelegene gastliche Burg Kis- Tabor jenseits des Grenzflüsschens Sotla in Croatien; die zwei Stunden vom Curorte entfernte Burg Windisch - Landsberg auf hohem — 155 — Bergesrücken, den gleichnamigen Markt zu ihren Füssen, mit entzückender Fernsicht; der Wall- fahrtsort S t. M a r e i n, 1 % Stunde von Sauer- "brunn mit der hochgelegenen Kirche zum heil. Rochus, zu dem einzelne Andächtige über die sogenannte heilige Stiege auf den Knien pilgern; ausserhalb St. Marein: Schloss Erlachstein auf schönem Parkhügel, mit einer Sammlung von orientalischen Kunstschätzen und sehenswerthen Gewächshäusern; die pittoreske, an Säuerlings- quellen • reiche Gegend von Kostreinitz, in dessen Pfarrkirche das aus Polen übertragene Gnadenbild St. Maria de Czenstochau verehrt wird; weiter am Fusse des Hochgebirges das uralte Kirchlein zum heil. Leonhard, Beschützer des Al- penlebens ; durch das liebliche Thal von St. Leon- hard der Weg auf den hohen Wotsch- oder Boc-Berg (ohne Anstrengung in drei Stunden zurückzulegen), der in dem reizenden Alpen thale St. Nikolai, in rauhen Felsabhängen und Höhlen, an die sich wunderbare Sagen knüpfen, in einer reich gesegneten Flora, in dem wechselvollen Zau- ber der schönsten Fernsichten eine Fülle der sel- tensten Genüsse bietet. Auf der alten Strasse nach Kostreinitz, von der ab ein Fahrweg zur fürstlich Windischgrätz'schen Dampfsägemühle hin- aufführt, lässt sich der hohe Wotsch von Sauer- brunn aus in kürzerer Zeit erreichen. Westlich — 156 — von Kostreinitz: das Thal von St. Rosalia mit dem gleichnamigen Kirchlein auf «inem Hügel, das Jahrhunderte hindurch der Zielpunkt von Pestprocessionen aus Polen und Ungarn gewesen sein soll; in der Nähe von St. Rosalia der Markt L e m b e r g, wo einst die Grenze zwischen den römischen Provinzen Noricum und Pannonien durchgelaufen sein soll. Zu den interessantesten und beliebtesten Aus- flügen gehört der Donati- oder Rohitscher- b p r g — der Rigi der Curgäste. — Man fährt von Sauerbrunn über Markt Rohitsch 1V2 Stunde bis zum Fusse des Berges, dessen mittlere und höchste Bergspitze, 886 Meter (2795 W. F.) über dem Meere gelegen, im erquicklichen Schat- ten riesiger Buchenbäume ohne Anstrengung in in 2 — 3 Stunden erreicht wird. Auf dieser Höhe stand einst ein dem heil. Donatus geweihtes, im Jahre 1740 vom Blitze zerstörtes Kirchlein; zu Römerzeiten soll hier ein Tempel des Sonnen- gottes geprangt haben. Von den Ruinen des Kirchleins aus bietet sich den überraschten Bli- cken eine der wundervollsten Fernsichten, eine Rundschau, wie sie sich nur selten findet. Zu den Füssen des Beschauers gegen Nord: ein Meer von blühenden, mit Kirchlein geschmück- ten Rebhügeln, darüber hinaus das Pettauerfeld mit den Schlössern: Pulsgau, Freistein, Kranichs- — 157 — feld, St. Nikolai, Ebensfeld, Thurnisch und unzäh- ligen Pfarrdörfern; an den Ufern der Drau die altehrwürdigen Städte Marburg und Pettau, zwi- schen beiden auf steiler Bergeshöhe die einstige Templerburg Wurmberg; weiterhin die Schlösser Gutenhaag, Obermureck und Oberradkersburg, die Gleichenberger Kogel mit ihrer Burg, die stolze Felsenfeste Kiegersburg; in derselben Richtung: der Wildonerberg, die Platte, der Schöckl bei Graz; in tiefem Hintergrunde: die Kette des Hochschwab, der Stuhlegg bei Spital am Sem- mering, der Schneeberg bei "Wien, der Wechsel und nebelstreifähnlich die Gebirge bei Güns. Gegen Nordost: über die unzählbaren Weinhügel der Kolos hinweg das Schloss Anken- stein über der Drau, die Gegend um Sauritsch, die Schlösser: Dornau, Meretinzen und Gross- sonntag, die Städtchen Friedau und Polsterau, die unübersehbaren Rebenhügel von Jerusalem und Luttenberg, darüber hinaus der Balaton-See und die Ebenen Ungarns mit dem Stammschlosse der Zrinyi Czakathurn und dem Städtchen Len- dova als vereinzelte Punkte. Gegen Ost: Zu Füssen das die Steiermark von Croatien scheidende Macel-Gebirge, über den heil. Dreikönigsberg hinweg das Kaiser Constan- tinsbad bei Warasdin mit einigen Thürmen dieser Stadt, das Ivancica-Gebirge, die Höhen bei Krapina. — 158 — Gegen Südost: das blühende Sagorien mit seinen Edelhöfen und Kirchen, der mächtige Bam- berg bei Agram, an dessen Fusse Oroslavija und der Wallfahrtsort Maria-Bistra'; mehr gegen Süden die Burgruinen von Kostel, darüber hinaus die Ruinen von Kaisersberg und Königsberg, die Ebene bei Eann mit dem Spiegel des Save- stromes, Schloss Mokriz in Unterkrain und zwi- schen den Ruinen von Podsosed und Okic in blauer Ferne die Berge an der Kulpa und Glina- als mächtige Grenzsäulen gegen die Türkei. Gegen Süd: der Markt Rohitsch, die Burg Kis-Tabor, die Hügel Sagoriens, die Gegend von Horvacka und Grosstabor, St. Emma, Windisch- Landsberg, der Veternik bei Drachenburg, der heil. Berg bei Wisell, die Burg Hörberg, das Wachergebirge bei Montpreis, die waldigen Höhen bei Reichenburg und Lichtenwald, und im tiefsten Hintergrunde das Uskokengebirge. Gegen Südwest: von Wäldern umschlossen der Curort Sauerbrunn, Heil.-Kreuz, St. Marein mit St. Rochus und Schloss Erlachstein, die Ritter- vesten Süssenheim und Montpreis, Heil. Dreifaltig- keit bei Geyrach, die Ruinen von Reicheneck, die Kirche von Svetina, im Hintergrunde der Kossiak und der Kumberg in Krain. Gegen West: zu Füssen des Beschauers die Kirchen Maria-Loretto und St. Florian, der Plesivee — 159 — und Wotsch, die Umgegend von Kostreinitz, Süssen- berg, die Gegend der einstigen Karthause Seiz, die Burgruine Obercilli, einige Kirchen von Cilli, darüber hinaus in dem von der silberglänzenden Sann durchflossenen Sannthale die Schlösser Neu- cilli, Sallach, Heilenstein, Schöneck mit dem Oel- berg, Ruhethal, die Ruinen von Sannek, Märkte, Dörfer und weissglänzende Kirchen; unter den Bergen: der Gossnik bei Pragwald, die mächtigen Sulzbacher mit der Rinka, Oistriza und der ge- dehnteren Raduha, das Petzengebirge in Kärnten, der Ursulaberg bei Windischgratz. Gegen Nordwest endlich: der langge- streckte mächtige Bacher mit zahlreichen Kirchen und Dörfern und die am Fusse desselben gelegene Stadt Windisch-Feistreitz. Zu den weitesten Ausflügen gehören: Krapina-Töplitz in Croatien mit vor- trefflichen heissen Mineralquellen, von Sauerbrunn aus in vier Stunden erreicht; das im Jahre 1811 entdeckte Schwefelbergwerk Radoboj, die be- rühmte Fundgrube der interessantesten Petrefacte; das historisch berühmte Pettau, Marburg, Gonobitz und die in Trümmer liegende altbe- rühmte Karthause Seiz, das gewerbsfleissige Weitenstein, die Sozka, nach Radoboj der berühmteste Fundort versteinerter Pflanzenreste, Bad Neuhaus, Cilli.Bad Tüffer u. s. w. Von den sieben Quellen des Curortes wird der Tempel- und Morizbrunnen zur Trinkkur und zur Versendung, die übrigen nur zu Bädern benützt. — Der Tempelbrunnen liefert den altberühmten Rohitscher Säuerling, der an Wohlgeschmack und Güte alle bisher bekannten natürlichen Sauerwässer weitaus übertrifft und seiner ausser- ordentlichen arzneilichen und diätetischen Eigenschaften wegen zum populärsten und gesuchtesten aller Säuerlinge geworden ist. Ihm zunächst steht die Morizquelle als Heilmittel und als Erfrischungs- getränk. In heisser Jahreszeit, in heissen Ländern, nach körperlicher Erhitzung und Ermüdung, nach geistigen Anstrengungen gibt es kein köstlicheres und wohltuenderes Erfrischungsgetränk als den Eohitscher Säuerling mit etwas säuerlichem Wein oder Citronensaft und Zucker oder mit Limonade-Pulver gemischt; in Gegenden, wo Wechselfieber herrschen, ist derselbe als tägliches Getränke bekannt- lich das beste Schutzmittel gegen dieselben; — mit gewöhnlichem Trinkwasser gemischt, ist er in typhösen, gastrischen, galligen, exan- thematischen Fiebern zur Bewältigung des brennenden Durstes das angenehmste, erquickendste Getränke. Als Heilmittel ist das landschaftliche Eohitscher Sauerwasser erfahrungsgemäss von unübertroffener Wirkung: bei allen auf Ver- dauungsschwäche und übermässiger Säurebildung beruhenden Formen von VerdauungsbesChwerden, Appetitlosigkeit, bei Magen- und Darmkatarrhen, bei Katarrhen der Harn- und Sexualorgane, bei Unterleibsstockungen und deren Folgezuständen, bei Leber-, Milz- und Gallenblasenleiden, Hämorrhoiden, Gicht in Folge zu üppiger Lebensweise, bei übermässiger Fettbildung, bei mangelhafter Blut- bereitung, Bleichsucht, bei Hypochondrie u. s. w. Die Trihkcur wird durch kräftigende Sauerbrunnstahl- und Süsswasser-, durch Sitz- n. Douchebäder unterstützt und ist die Anstalt ausserdem mit allen für den Curgast wünschenswerthen Ein- richtungen und Utensilien: chirurgische Officin, Apotheke, Bollwagen, Tragsessel u. s. w. bestens versehen. Das in grossen, in Halb- und Viertelflaschen versendete Wasser behält selbst nach langem Seetransporte seine Kraft unver- ändert und wird auch entfernt yon der Quelle mit dem besten Erfolge zur Trinkcur verwendet. Taf. I. GEOLOGISCHES IDEALPROFIL von SAUERBRUNN-ROHITSCH. Wotsch Vlessivec Cerovec Donatiberg Sauefbninn Plateau v. Badein SotIlathal D Dolomit. M Mergel und Sandstein. K Kalkstein, Mf Kohlenflötze ) P Grunsteinartiges Eruptivgestein Pt dessen Tuff. d. unteren R S Hs Nk HornsteinporphijraTtiges Erupliogestein Quellspalte des Kohlensäuerlings. Sand \ Nulliporenkalkstein d. oberen Mediterran stufe. Taf. II. PLAN DER LANDES-CURANSTALT SAUERBRUNN Lith. Leykam-Josefsfhäl G-raz:. 1. Tempelb rannen. 16. 2M Restauration. 1. Wandelbahn. 17. Trieaterhaua Haan-Nr. VIII i. Kapellenhans Haus- Nr. V. 18. Theatergeb&ude. 4. Dienerei. 19. GraienstSckel Haus-Nr. XI. Jb. 1 Reatauration »i a. SO. Amtshaus ,, i. 6. Curaaal. 81. AgramerhauB „ X. 7. CafehaoB ii XTTT. SS. FOllhaiu „ IX. 8. BadehKuser a u. b »» xn. 88. KorkhKnBchen. 9. Wienerhaua i> XV. 84. Musikpavillon. 10. Tischlerei. SS. StaÜgebKude nnd Bemiien. 11. PeBterhaus ii VI. 86. Villa Jankomir. 13. Wäscherei. 87. Glashaus. 13. MuBikerstöckel. 88. Qärtnerswohnung. 14* Bäckerhaus „ xvn. 89. Feuerl5sch-Beq.uisiten. 15. Douchebad ji XVI. SO. Schmiede. PBEISl Dil WOMUMCES. J® ä6? M *k% M *el M 7Ü M s S ° M *£? M sei M 5ed des r~ des «s des g„« des ä^ des des iN" des 1*2 des , irJ CO 5° s S O Ol Ö'Sß fll CO CO w CG r-l «D GQ CO CO S HM CG <£> C | Sa IS o o »2 s-s-g |il CO CO § CG SS 1 e 'TS © ss-S-g III D2 CC =S Ca w 02 r-l ss | c3 ^4 o ¦** ZG. J » >. H CG S W CO g S o 8-S'g PI CO CD CO 3 w CO £ £3 sc CG CO S w xn n a i « tr E ii. kr. fl.|kr. f. kr. fl. Ik, fl. | kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. II 1 84 V lJLä __ 48 VIII 10 80 IX ! 24 1 86 XI 1 & 1 74 XIII 1 1 74 XV 33 20 XV 81 48 2 5 12iis — 54 11 38 25 1 50 2 S — 84 2 — 84 34 14 82 — 481 31 0 13 II — 54 13 i£ 80 26 & 1 50 3 £ 1 8 3 ^ 1 8 35 M 14 83 __ 48 4 74 14 © 80 27 % 1 50 4 . — 54 4 S 1 38 36 © 5 84 — 48 N 5 68 15 11 28 5b 1 50 1 5 — 48 5 m 1 38 37 rJl 5 85 __ 48 6 S VI i — 63 16 80 29 • 1 86 ------- 6 . 1 38 38 . 14 86 ^ __ 48 7 08 2 — 54 17 38 30 M 1 74 6 2 54 54 54 48 7 M 1 20 39 14 87 i — 48 8 68 3 m — 54 18 80 31 1 8 a 8 1 20 40 20 88 —. 48 9 86 4 CG o — 54 ¦ 8 10 •5 9 1 20 S9 •5 — 48 10 11 5 5 5 6 <0 — 54 63 19 84 32 1 5 I — ------ 90 91 § — 4S 48 12 47 7 SC — 63 20 i SO 33 1 74 10 — 57 74 44 44 14 92 — 48 13 14 15 © sc 47 47 47 8 9 10 H — 54 54 54 21 22 23 © l i 5 4S 60, 34 35 36 1 1 1 74 44 44 MI 1 1 1 1 1 80 50 50 11 12 13 g g - 57 57 57 42 43 41 93 94 95 — 48 48 48 , 16 17 47 47 47 47 11 12 13 __ 63 78 75 24 25 26 27 SC l l l l 74 5 74 38 37 38 39 40 © 3S 1 1 1 1 44 44 44 74 4 5 1 1 1 1 50 50 50 50 14 15 'S — 57' 57 57 57 45 46 47 -18 50 20 74 96 48 18 19 6 7 © 16 fi 17 20 21 22 23 24 25 26 27 ____ 47 32 32 35 38 5 5 54 14 15 16 17 18 19 20 21 © 1-3 — 75 75 75 75 78 78 75 75 28 29 30 31 32 33 l 74 48 48 48 48 48 41 H 42 43 44 45 46 47 1 1 1 1 1 1 1 47 47 47 47 74 74 5 S 9 10 11 12 13 14 15 1 1 1 1 1 1 1 1 50 80 35 35 35 35 35 35 XV 1 2 3 4 5 6 1 1 1 1 1 74 44 44 44 44 84 84 44 44 44 44 74 49 50 51 52 53 54 55 56 o © 00 M 44 44 44 74 14 8 8 99 XVI 1 2 3 4 1 1 2 2 57 57 28 29 s 32 — 54 54 54 60 60 22 23 24 o,5 - 75 78 75 IX 1 2 3 l l l 47 47 Rfi 4S 49 50 51 ^ 52 S - 54 54 54 54 5 » „ , 12 „ „ „ „ 50 Halbflaschen . . n n n OD n ' ' n n -i ^° n • • 12 „ „ ., 50 Viertelflaschen . r> n !) 36 ., >i n :i iü n J) » n 12 „ 4 3 2 2 6 4 3 1 4 3 2 1 62 79 95 39 61 98 46 72 15 15 30 22 83 95 10 51 86 18 61 82 30 28 40 28 ., „ 50 Halbflaschen .... ., „ 36 „ .... 25 12 „ „ 50 Viertelflaschen . . . , „36 „ ., 25 . ... , „ 12 6 0 3 1 4 3 2 1 Bestellungen werden gegen Franco-Einsendung des Betrages oder gegen Nachnahme effectuirt. Curorts- und Musiktaxe. Jeder P. T. Gast hat bei einem Aufenthalte von 5 Tagen die Curortstaxe mit 3 fl. und die Musiktaxe mit 2 fl. per Person zu entrichten; Kinder unter 12 Jahren zahlen die Hälfte; Domestiken 1 fl. per Person. — Vom 1. Juni an werden diese Taxen, so lange die Curmusik dauert, auch bei einem Aufenthalte unter 5 Tagen und zwar mit 30 kr. täglich per Person ohne Unterschied des Alters berechnet und nur von Domestiken nicht eingehoben. Cnrorts- und Musik- taxe werden bei der Contozahlung im Rentamte verrechnet und ,eingehoben. Restaurants und Cafes. Man speist bei den zwei Restaurants der Curanstalt nach Couverts und nach der Karte zu billigst festgesetzten Preisen von 12 Uhr ab bis zum späten Nachmittag. Ausser diesen beiden Restaurants bestehen im Curorte noch mehrere Gast- häuser, wo sowohl nach dem Couvert als nach der Speisekarte gut und billig gespeist wird; für Israeliten ausserdem eigener Restaurant. — Im Kaffeehause werden Kaffee, Gefrornes und alle sonst üblichen Getränke bestens servirt und liegen dort die gelesensten Journale des In- und Auslandes auf. Oeffentliche Verkehrsanstalten Das im Hause Nr. VIII befindliche k. k. Postamt befördert Brief- und Fahrpostsendungen nach jeder Richtung. Die Ausgabe der angekommenen Briefe und Postsendungen erfolgt täglich viermal. Amtsstunden: Vormittags von 8—12, Nachmittags von 3—6 Uhr. Das im Bäckerhause etablirte permanente k. k. Staats-Telegraphenbureau verkehrt nach allen Punkten des grossen europäischen Telegraphennetzes, und zwar vom 1. Mai bis Ende Juni und vom 1. bis 30. September mit beschränktem, während der Monate Juli und August mit vollem Tagesdienste. Amtsstunden bei beschränktem Tagesdienste an Wochentagen von 9—12 Uhr Vormittags und von 2—7 Uhr Nachmittags; an Sonn- und Feiertagen von 8—9 Uhr Vormittags und von 2—5 Uhr Nachmittags. Bei vollem Tagesdienste beginnen die Amtsstunden um 7 Uhr Morgens und dauern bis 9 Uhr Abends. Fahrgelegenheiten. Zweispännige Miethwagen — Fiaker — zur festgesetzten Taxe von 4 fl. stehen bei Ankunft der Personen- und Eilzüge in der Bahnstation Pöltschach zur Fahrt nach Sauerbrunn jederzeit bereit. — Die Fahrt mittelst Stellwagen zu 4 Plätzen kostet 1 fl. per Person, wobei 15 Kilo Reisegepäck frei sind; das Uebergewicht wird mit 1 kr. per Kilo berechnet. — Für Vergnügungsfahrten in die Umgegend des Curortes besteht eine eigene Fahrtaxe, die strengstens ein- zuhalten, von jedem Kutscher bei sich zu tragen und über Verlangen vorzuzeigen ist. Bestellungen auf Fahrgelegenheiten werden im Geschäftslocale des Herrn Vosou und bei den beiden Restaurants der Curanstalt entgegengenommen und bei ersterem auch die Fahrkarten für die viersitzigen Stellwagen ausgegeben. — Jede Zudringlichkeit von Seite der Kutscher ist strenge untersagt und denselben insbesondere der Zutritt in die Gänge und Räumlichkeiten der Wohnhäuser auf das strengste verboten. — Der Rollwagen ist für Kranke zur Benützung innerhalb des Rayons der Curanstalt bestimmt und für dessen Benützung y4stündlich 15 kr. zu entrichten. Zum Vergnügen der P. T. Curgesellschaft. Prachtvoller Cursalon, elegante Conversations- und Speiselocalitäten, Cafes, Terrasse, Wandelbahn, Theater, grosses Curorchester, Restaurants, Reunionen, Bälle, Concerte, Tombola, Leihbibliothek, schöne~Parkanlagen und Promenaden, Ausflüge in die reizende Umgegend u. s. w. Anderweitige Anordnungen und Weisungen. a) Der dem P. T. Gaste bei seiner Ankunft in der Wohnung vorgelegte Meldzettel ist zum Zwecke der unbehinderten Drucklegung der Curliste in allen Punkten genau und deutlich auszufüllen und der Zimmerwärterin zu verabfolgen. b) Insbesondere hat jeder P. T. Gast die Dauer seines Aufenthaltes, d. i. der Wohnungsmiethe im Meldzettel genau anzu- geben und für den Fall eines längeren als dreiwöchentlichen Aufenthaltes ein bestimmtes Uebereinkommen mit der Direction zu treffen, indem sonst unter Annahme einer höchstens dreiwöchentlichen Aufenthaltsdauer über die Wohnung weiter verfügt wird. c) Dem Director der Anstalt ist das Amt der k. k. Cur-Inspection übertragen. d) Im Cursaal darf nicht geraucht und dürfen Hunde dahin nicht mitgenommen werden; derselbe ist zur Conversation, für Concerte und Bälle bestimmt, demnach auch Kindern das Herumtreiben daselbst, spielen mit Ballen u. s. w. durchaus nicht gestattet ist. e) Alle die Anstalt betreffenden billigen Wünsche und gegründeten Beschwerden können in dem im Directionslocale aufliegenden Wünsche- und Beschwerdebuch ausgesprochen werden und muss jede derartige Einzeichnung mit der betreffenden Namensunterschrift versehen sein. f) Die gedruckte Curliste ist an der Badecasse und in der Wandelbahn um 5 kr. per Nummer zu bekommen, Preistarife und Broschüre über den Curort unentgeltlich. g) Allen Dienern der Anstalt ist ein artiges, zuvorkommendes Benehmen, ferner die grösste Reinlichkeit und Ordnung im Dienste zur strengsten Pflicht gemacht und bittet man im gemeinschaftlichen Interesse, mit jeder diesfälligen gegründeten Beschwerde sich sogleich und unmittelbar an die Badedirection zu wenden. LEYKAM-JOSEFSTHAL, GRAZ.