^N R7. * Vierter Jahrgang. SO. April KHOO. Nncrftrscht. z N ^cm Karfnnlel gleich im Schacht Ist cm großer Schmerz, Jenen birgt die tiefe Nacht, Diesen birgt das Her;. Wo der Erste funken sprüht, Gibt lein Mal dir kund, Wo der Zweite wühlt nnd glüht, Tas vertraut lein Mund. Blumen blüh'n ob dem Gestein Das den Ersten deckt, So auch manch' ein äussrer Schein Dir den Schnurz versteckt. Jede Qnclle wird verscheucht ! Von des Ersten Blitz, ! Nimmer wird das Auge sencht Wo des Zweiten Sitz. Bald zu Tag dnrch Hammerstreich ! Kommt Metall uud Er;, ^ Vergtief, dem Karfunkel gleich, ^lcibt ein großer Schmerz. Zur „Lenore." ! ^> > ^Hercmias Otto, dcr Kapellmeister an der königlichen Opernbühne, war heute in Mienen und Worten plötzlich ein An» derer geworden. Sonst ein Mensch voll ernster Munterkeit, glich er jetzt einen grübelnden Mystiker des Mittclalters. ^ Das lange, von einem grauen Lichtschimmer gestreifte Haar, ^ das er, gewöhnlich bloß das Haupt schüttelnd, ans dem ! Gesicht warf, durchfuhr er heute fort und sort lnit seinen ^ Fingern, nnd das blitzende Alige, das in der Ncgcl wie, ein ^ hupfender Vogel von Gegenstand zu Gegenstand hastig wan- ^ derte, rnhte heute in fürchterlicher Vestäiidigreit dauernd auf ! jedem Ding, das er betrachtete. „Wann hab' ich je früher ! mit meinem Weib im Geist mich beschäftigt?!" murmelte ! I?rclnias still und bedenklich vor sich hin; „man soll, wenn ! alles in Frieden steht, ebenso wenig fühlen, daß mau ein ! Weib besitzt, wic der Gesunde stch des Gesitzes von Fuß ^ oder Hand bewußt ist!" Die Magd meldete ihm eben einen Vesuch, den er, ohne auf den Namen zu achten, heftig ab- wies nnd aus ein ander Mal bcschied; dein Thcatcrdicne!, der einige Zeit nachher bei ihm vorkam, begegnete er nicht minder unhöflich, und bloß sein siebenjähriges Mädchen, das, der Hausordnung gemäß, den Nachmittagskaffch dem Vater hereinbrachte, litt nicht unter der Wuth feiner, wie es den Anschein hatte, tiefen Vcdränguiß. Er nah», das Kind auf seine Knie, frug es, ob es die Lektion auf dem Piano gc-leint habe, und küßte es oft— wiewohl mit falten Lippen — anf den Hiuterkopf. „Darf ich mit, darf ich mit inö Theater?" polterte das Kind, fest den Vater umschlingend. „Wenn Dich die Mutter mitnehmen will," erwiederte er, „so wirst Du gehen." Pfeilschnell rannte die Kleine nach dieser Antwort aus dein Arbeitszimmer des Vaters, mit der Feinfühligkeit dcr Kinder in solchen Dingen augenblicklich entdeckend, daß sonst jegliche Erlaubniß von ihm allein uud nie von der Mutter ausgegangen sei. »Der Vater hat gesagt, wenn Du'o erlaubst, ja Dn, so kann ich mit ins Theater!" rief das glückliche Kind dcr Mutter entgegen, die hoch und edel. den Vlick seitwärts auf die Straße gewandt, im Fenster lehnte und an einem Linnen nähte, das wic cin weißes, griechisches Gewand vor ihr niedcrfloß und am Vo-den aufgebauscht lag. Die Mutter sah auf, sprnch Nichts uud das Kiud lief in die Küche hiuans, und dcr Nüf, daß es ins Theater gehe, klang wic ein ermattetes fernes Echo in die Zimmer herüber. „Ob der Arme ahnt, was in mir vorgeht!" seufzte das Weib und ließ das Ende des Linnens, welches sie gehalten hatte, herabfallen. «Daß auch so Ctwa^ auf dcr C'rdc möglich ist!" Sie weinte bitterlich. „Dieß Gesicht weicht nicht von mir." — Mit großen Schritten wandelte sie nun in ihrer Stube auf und ub und' wühlte sich in dcn Gedanken ihrer ungeheueren Schuld hineiu. Doch je mehr ne solches that, desto geringer wurde dicse, das Her,.: ,:iach:c ihr Vorwüife und das Gewissen glich dieselben in dämonischer Verl'chrnng dcr innern Ordnung wieder aus. Sie bc-lnd sich mit Sünden, die sie nicht verübte, und cntt'cr-Ne, sich selbst unheimlich belügend, jeden eigentlichen Fehl. Sie ließ dem Gatten, den sie bis dahin abgöttisch lieble nnd verehrte, nur dort Gerechtigkeit widerfahren, ivo cö sein ärgster Feind mußte, und all' die wunderbaren Lichter, die sie allein kannte, die von ihr allein erblickt wurden, löschte sie ängstlich aus, wie der Verbrecher eine Kammer verfinstert, in dcr er frevelte. Sie konnte es endlich, mit ihren eigenen Vorstellungen beschäftigt, nicht länger so ertragen und ging langsam zu ihrem Mann hinüber. Er lag, ein Buch in den Händen, ans dem Sopha nnd athmete schwer, «ie er sein Weid erblickte. Sie setzte sich ihm zu Hä'npten l.'in, wollte seinen Kopf streicheln, doch ihre Finger glitten, ! wie mit Gewalt zurückgezogen, auf das gestickte Kissen hin, ! worauf er ruhte und dieß zerzupfte sie in fieberhafter Bewußtlosigkeit. «Ich habe der Magd eben gekündigt," sagte Ieremias tonlos, ohne seine Frau dabei anzuschauen. Diese erwiederte Nichts, so betroffen sie über die Rede auch sein mußte und so sehr sie darüber erschrack. —- „Du mochtest sie ja nie—" hub das mitlcidwürdigc Weib »ach einer folternden ^ Pause an. Diese Antwort bewog den Mann, seinen Kopf ;u wenden und die Frau mit einem Blick, der entzifferte und nicht ausholte, anzusehen. „Ich mochte die Dirne früher recht wohl, Eleonore," fuhr er fort, „aber seit go stern Abends glaubte ich das Lügen an ihr bemerkt zu hci-l'en." — „Lügt sie?" stammelte Eleonore. — „Nein," er- > wicderte Ieremias, „sie lügt nicht — aber sie log!" — ^ Eleonore stand auf, wischte mit ihrem zerknitterten Taschentuch die Glastafeln ab, die vor die Bilder der erlauchten Musiker, welche eingerahmt von den Wänden blickten, ge- ! legt waren, nahte sich dann dem Schreibtisch Ieremia's, ! blies den Staub, der nirgend zu entdecke»» war, von den Büchern und Statuetten — es knickte jetzt Etwas entzwei — ! Eleonore hatte den alabasternen Adler, dem Ganymed zn > trinken gibt, beschädigt. Weder Iercmiaö, noch Eleonore ! verloren ein Wörtchen darüber^ Sie entfernte sich leise, > schloß aber nicht die Thüre, weil ihr dieß, noch so still ge« ! thau, zu viel Geräusch gewesen wäre, und Ieremiaö blätterte ein Blatt im Buche um. Ieremias wurde, wie er lange in sein Auch hinein- i starrte, innc, daß es die Wahlverwandtschaften seien, die ^ cr vor sich habe, und diese direkte äußerliche Hinwcisung auf ! seinen gegenwärtigen häuslichen Zustand wirkre heilsam auf ihn. Er erhob sich rasch, schritt an den Kamin, warf ei- ! „ige Scheiter in's Feuer, öffnete gleich darauf das Fenster und lüftete das Hemd mit dem breiten weißen Kragen, der über den Nock gelegt hervorging. Dann wandelte cr wieder unmuthig in der Stnbe anf und ab. Auf dem Piano lag eine Geige, über diese fuhr cr, geistesabwesend, mit der flachen Hand, erschrack über den Ton und frug, der Thüre zueilend und dieselbe aufreißend, wild, ja beinahe zornig, in das anstoßende Zimmer biucin, ob das Kind schlnchzc nnd warum man der Kleinen Etwas zu Leide thue?! „Sie spielt ordentlich im Flur, mein Iercmias!" antwortete Eleonore mit sanftem Klang; „wer sollte ihr was zn Leide thun?" Dieß Wort und die Weise, in der es gesprochen worden war, erquickte Iercmias in dessen tiefsten Tiefen. Er ließ sich von diesem Eindruck übermannen, seinem Weibe zuzurufen: „Gut, gut, Lcnorchen!" — „Nun, nun!" waren die Laute, die jetzt als Erwiederung von Eleonoren's Lippen absprangen. Ieremias fühlte in erneuertem, ungleich gräßlicherem Schmerze das Fremde, das zwischen ihm und ihr hin- und herstrich, er ging in seine Stube zurück, schlug aber, weil das Element des Grimmes mit Einem Male heraufstieg, die Thüre so gewaltig zu, daß alle Scheiben klirrten und Leuchter nnd Tassen zn zittern ansingen. Er brannte sich eine Zigarre an, stachelte sich in ewigem, krausem Selbstgespräch zur Erbitterung gegen sein Weib auf und setzte sich endlich, die Arme am Körper herabgesuuken, vor den Flügel und brütete so steißig, so ameiscohaft die Gedanken zusam-mentrageud und die Stelle so eng pressend, bis ihm große dicke Thränen in den großen grauen Augen standen. Unwillkürlich spielte er nun ' „Es ist bestimmt in Gottes Rath" — und als das Lied zn Ende war, sagte er: „es ist gut Ieremias! In diese Welt kann denn doch Niemand hinein, um Verwirrung zu stiften, nicht einmal Gott!" Eleonore hatte, als sie früher aus dem Zimmer ihres Mannes gegangen war, durch seinen Anblick und sein Wesen sich nur desto mehr innerlich von ihm entfernt. Es begann in ihr jene Dialektik der Schuldigen, welche das Schiefste gerade zu biegen versteht und jedes Schlimme, das die Brust gekirrt, als ein von unbekannten Mächten Erzeugtes zu erklären trachtet. „Wer trägt die Ursache davon, frug sie sich, daß mir ein Mann außer meinem Gatten gefiel und daß ich den Eindruck nicht hinunter zu bannen vermag? Hätt' ich den Ersten nicht eigentlich geliebt? denn wenn ein Zweiter mir den Frieden stiehlt, kann's d«nn nicht auch einmal ein Dritter? war ich auch glücklich bisher? Ja — du warst's, aber uur zum Schein — du wußtest es bloß nicht bis zu dem Augenblick, der ihn, — o, ich lieb' ihn nicht, er ist mir bloß werth, nicht einmal werth — er ängstigt mich — ich kann ohne ihn leben, doch er hindert mich im Gehen, wie ein Zweig, den mein Kleid nachschleift. Warum verlangte Ieremias nicht Aufrichtigkeit von mir, warum war er seltsam edel und kündigte der Magd den Dienst! Ich will solchen Stolz nicht, er ist ein erlogener! Schließt Ieremias die Pforte zu, durch die das Unheil hereinkam, so öffnet sich die Pforte wieder von selbst; er hätte sie noch weiter ! aufthun und mit mir den dunklen Gang durchschreiten sollen, ! dann erst wär' ich ruhiger geworden. Er überläßt mich mei-> ner eigenen Tugend — ich sehe sie aber nur — gerechter ! Gott! — und glaube nicht an sie. — Und worin besteht mein Verbrechen? daß der Vrinz mich einige Gassen beglci-^ tcte und mir eine Blume reichte — oder erfand die Magd ^ schändliche Verleumdungen?" ^ In diesem Moment ritt dcr spanische Prinz an dem z Hause Eleonoren's vorüber und sie kauerte sich hinter den ! breiten Schrank und klammerte sich an ihn an. „Wenn er ! nur schneller ritte, da er nnn sieht, daß ich nicht an's Fcn-^ sier kommen will — er ist zudringlich!" hauchte sie schmel-! zend hin — und das gelbe Antlitz des Spaniers, mit den schmachtenden Augen eines Germanen, kroch aus dem Nichts hervor und klebte, wie ein von Fackeln beschienener Echat-! ten an dcr Seite des Echranks, den Eleonoren's brennende ! Wangen berührten. Die Hausthüre öffnete sich jetzt draußen und siel ins Schloß — ihr Gatte war fortgegangen. „Er hat dich nicht eines Lebewohls gewürdigt!" sagte sie laut und bestimmt, indem sie sich aufraffte und das Zimmer mit schnellen Schritten durchmaß. „U„d dn warst indeß deiner Weibestreuc eingedenk und eiltest nicht zum Fenster, wie Andere gethan hätten. Nur ein Mal will ich ihn noch sprechen" — murmelte sie, wie gleichgültig, „das ist kein Unrecht— gewiß kein allzu schweres." Während sie Licht entzündete, sich ankleidete und auf die verweinte Magd, die ihr dabei behilflich war, schwel-gend und verachtend niedelsah, lief die Kleine ein und aus, kramte keck in der Lade der Mutter herum, ergriff, die Agonie der sonst strengen Eleonore sich zu Nutzen machend, Bänder und Spitzen, wie sie dem Kinde unter die Finger kamen, so daß das Töchterchen im Sommcranzug vor der ! Mutter stand und dem Januar, der heute eisern sein frostiges Recht übte, Hohn zu lächeln schien. „Du bist ver- ! rückt^, sagte die Mutter, als sie schon zum Weggehen bereit im Flur sich befanden, „nimm schnell Dein Pclzcheu ^ über und erwarte morgen Deine Strafe!" (Schluß folgt.) Der Maulwurf vom landwirthschaftlichen Stand-punkte aus betrachtet. Wer kennt nicht den kleinen Philosophen, der in aller Zurückgezogenheit seine bescheidene Wohnung unter der Oberfläche unserer Gärten und Felder aufgeschlagen hat! Er läßt sich gar selten a:n Tageslichte schen, als ob er nur zu gut einsehe, wie stiefmütterlich ihn die Natur mit äußern Reizen und Vorzügen ausgestattet. Er hat kleine Augen, man möchte beinahe sagen, nur ein Paar dunkle Flecken statt derselben, mit sehr untergeordnetem Organismus; sein Gesicht —> wenn man eine verhältnismäßig lange Schnauze mit eiuem hornartigen Vorsprung so nennen darf — ist wunderlich anzusehen, seine Glicdmaßen sind plump und kurz, seine Bekleidung rauh und haarig; und trotz all' dieser Nachtheile ist er doch mit seinem Loose zufrieden, murrt nie gegen das Geschick. Ueber jedes Lob erhaben, weiß er mit dem ihm eigenen praktischen Verstande die wenigen Vortheile bestmöglichst auszubeuten, die seine Lage mit sich bringt, wohl begreifend, daß er nicht gemacht ist, auf der Oberwelt eine Rolle zu spielen. — Auf seine unterirdische Behausung, auf seine nächtliche Arbeit angewiesen, trachtet cr seine starken Arme, seine schwieligen Hände, seine scharfen Ohren und seine feine Nase nach Möglichkeit zu verwerthen, und bohrt und gräbt nach Insekten und Würmern, um sein nacktes Leben zu fristen. Lange tunnclartige Gänge, die cr hinter sich läßt, zeigen von seiner Gcschicklichkeit und Ausdauer. Die Landleute von ehedem bis auf dic neueste Zeit verfolgten und verfolgen noch diese kleinen Mineurs mit unerbittlicher Wuth, wchc dem Unglücklichen, der ihnen in Wurf kam, ein schmachvoller Tod erwartete ihn; förmliche Kreuz« züge wurden organisirt, um diese verhaßte Na^e auszurotten. Wie gan; anders dürfte sich das in nicht zu ferner Zeit gestalten! Viele rationelle Landwirthe fangen jetzt schon an, dem Maulwurfe im Stillen Abbitte zu thun, sie sehen in ihm nicht mehr das verhaßte Thier, was ihnen irrthümlich so vielen Schaden verursachte, sondern den Meister, dem sie noch so Manches nachzumachen haben, der sie anf neue Ideen gebracht, sie sehen nach der fein zerriebenen Erdkruste, die cr bei seinen unterirdischen Arbeiten aufwirft und sinnen auf Mittel, wie auch sie diesen Zermalmungsprozeß im großartigsten Maßstabe auf ihre Felder übertragen könnten. Nach dem ebeu Gesagten fragt es sich nun, wie ist das Vorgehen des Maulwurfes dem Prinzip nach auf die land» wirthschaftliche Kultur anwendbar? — Der eigentliche Nahrungsstoff des vegetabilen Lebens liegt in der Luft und im Waffer, diese beiden dürfen aber nicht in reinstem Zustande sein: das Wasser muß eine gewisse Menge salziger und am» moniakalischer Theile enthalten, die Luft muß geschwängert sein von jenem schweren kohlensauren Gase, das von den animalischen Lungen ausgeathmet wird. Wasser und Luft sind, strenge genommen, nur Nahrnngsstofflcitcr, an und für sich sind sie nicht nährend, man hält sie nur dafür, weil im Allgemeinen die nährenden Atome, die sie mit sich füh« ! ren, für unsere Sinne nicht wahrnehmbar sind. Pflanzen sind an die Scholle gebunden, sie können nicht wie die Thiere ihrer Nahruug nachgehen, diese muß ihnen also zugeführt ! wcrdeu. Der Negcn, der in den porösen Boden eindringt, löst dic salzigen und ammouiakalischen Theile, die er da sin« det, auf, und bringt sie durch die Wurzelfasern nach dem ! Innern der vegetabilischen Strukturen. Die Luft nimmt die ! kohlensauren Substanzen i» Gasform aus, und blast sie in ! dic, an der Oderfläche der Blätter vertheilten Poren. Eine j verdünnte Auflösung von Salzen wird durch die Wurzeln j aufgesogen, eine Menge Blätter brechen hervor, und durch Myriaden von Mäulern wird der Kohlenstoff eingcathmct. An den Boden wird keine weitere Anforderung gestellt, als ^ daß er eine hinlängliche Quantität salziger und a.nmoniaka-^ lischer Stoffe liefere, die durch daß Waffcr gelöst und fort-! geführt werden können, und daß cr möglichst locker und porös ! sei, damit das Wasser und die zarten Wurzeln sich leicht ! durcharbeiten können. In der ältern Bewirthschaftung wurde ! die Kraft des Bodens einzig und allein damit erhallen, daß ! man ihn gut düngte, doch mit andern Worten, daß man ^ die, in dem Dünger enthaltenen salzigen, ammoniakalischen ^ und kohlensauren Stoffe unicrackertc. Seit aber Professor , Licbig bewiesen hat, daß der größte Theil der Kohlensaure ^ nicht durch die Wurzeln, sondern durch das Laub den Bäumen und Pflanzen zugeführt wird, ist man zur Ueberzeugung gekommen, daß sich in der Bestellung der Felder eine große Ockonomie machen ließe. Wenn Hunderte und Tausende Fuhren Stalldünger untcrgeackert werden, so kommen doch ! nur so viele Zentner kohlensauren Stoffes dem Boden zu ! gute. Man ist also auf die Idee gekommen, sich anstatt des so voluminösen Düngers, eines konzentrirten salzig amino« „iakalischen zu bedienen, und in allcrneuester Zeit ist Professor May noch weiter gegangen; er behauptet, der Voden brauche durch viele Jahre gar keine Düngung, und selbst dann nur eine leichte Neberllcioung von salzigen Materien. Seiner Ansicht nach ist der Lehm größtentlicils nnr aus Bestandtheilen zusammengesetzt, welche eine besondere Anziehungskraft auf die flüchtigen, scharfen ammoniakalischen Stoffe ausüben, mit denen die Luft geschwängert ist. Diese Stoffe, welche das vegetabilische Leben bedingen, werden dem Boden durch die Luft zugeführt, sowie die kohlensauren Stoffe den Bäumen und Pflanzen durch das Laub und die Blätter, die atmosphärische Luft ist also der eigentliche Ernährungsbehälter, und der Vodcn spielt nur eine sehr untergeordnete Nolle. Außer seiner Substanz ist er bei dem ganzen Produktionsprozesse nur mit einem kleinen Perzcnt von salzigen und erd-artigcn Stoffen betheiligt, die beim Verbrennen der vegetabilischen Gebilde als Asche zurückbleiben. Selbst der ärmste Boden enthält genug salzige Ingredienzien für mehrere reichliche Grittcü. AüZ den angeführten Daten folgt nur, daß cs bei Erzielnug eines ergiebigen Ertrages hauptsächlich darauf ankommt, die oberste Erdschichte möglichst locker und fein gerieben zu erhalten. Man bearbeite den Voden so, daß alle Theile seiner Substanz mit der Luft in Berührung kom< ! mcn, und er wird seine Produktionssähigkeit durch eine Neihe ^ von Jahren beibehalten. Wenn des verehrten Herrn Pro- ! fessors Ansichten richtig sind, so könnte man ohne alle Dün» z gung Jahr für Jahr auf eine gute Ernte rechnen, voraus« ! gesetzt, eö werde immer die nöthige Sorge und Arbeit darauf verwendet, daß die Lnst auf die Substanz des Bodens ^ in allen ihren kleinsten Theilen einwirken könne. Wenn es stch nun, um zu einem solchen Resultate zu gelangen, hauptsächlich darum handelt, eine verbesserte, bis aufs höchste gebrachte Pulveristrung des Bodens zu erzielen, dann steht freilich ein großer Umsturz aller bis jetzt brannten Bodenlockerungs.-Werkzeuge in Auesicht. Der Pflug, w«e er noch besteht, ist inir ein rohes Werkzeug, dessen Erfindung in eine Zeit fällt, die stch mit einer rationellen Landwirthschaft noch wenig befaßte. Der Spate» hebt die Erdscholle auf, lcsst stc um, und läßt ste als gelockerte Schichte liegen. Die Pflugschar drückt einen Theil nieder, während sie einen andern lockert und ihn umwendet. Augenscheinlich ist, wo es angeht, die Bearbeitung des Bodens mit dem Spaten dem Pflügen weit vorzuziehen, aber in einer Zeit, wie die linsrigc, wo die Arbeit so theuer ist, kann an eine solche Bestellung der Felder nicht einmal gedacht werden. Die Aufgabe unserer Zeit, mit Hinblick auf landwirtschaftliche Zwecke, wäre also, ein Agens zn finden, das in sich selbst die Geschicklichkcit des Menschen nnt der ! Kraft des Thieres verbände, oder mit andern Worten, die animalische Arbeit durch eine mechanische crsctze: der Dampf, , dieser unermüdliche, so sehr in Anspruch genommene Sklave der Neuzeit dürfte wohl wieder berufen sein, den Lanowir-thcn auch in dieser Richtung hin unter die Arme zu greifen. Er muß aber, um dem Zwecke zu entsprechen, nicht ganz einfach dem Pfluge vorgespannt werden, wie gar Viele der ^ Meinuna. waren und stnd, er wär? da eben so wenig an > seinem Platze, wie das Pferd beim Umgraben. Der Dampf wirkt am besten, wenn dcr Widerstand, der ihm entgegengestellt wird, in einer krcisförniigen Bewegung zu bewältigen ist. Dcr Dampf-Kultivator (wenn wir das neue laüdwirth-schaftliche Instrument so nennen wollten) müßte ganz die Gestalt eines Lokomotivcs haben,-und einen rotircnden Zylinder mit stählernen Klauen nach sich zichen. Die Maschine eröffnet nnn bei ihrer Bewegung nach vorwärts die Laufgräben , wie der Maulwurf seine Hohlgänge nnd verschüttet ste wieder mit der, durch die Bewegung des Zylinders, resp. dcr daran angebrachten tlauenartigcn Vorrichtung, zu Pnlver verriebenen Erdscholle, gerade so wie es unser kleiner Mincur macht, der auch die Erde hinter stch wirft, die er mit seinen Klauen aufgekratzt hat. Vielleicht erleben wir die Ausführung und Anwendung cincs solchen Dampfmaulwnrfes recht bald! Die KrugpÜanze und die Kompaßlilumc. Die Krugpflanze findet nch in großer Fülle in den steinigen, dürren und unfruchtbaren Theilen der Insel Java, aus welchen, wenn diese nicht ein vegetabilisches Wunder hätten, die kleinen Vögel und vicrfi'ißigen Thiere alle auszuwandern genöthigt wären, wegen Wassermaugels., Nnten an den: Stengel jedes Blattes befindet stch ein kleiner Sack, gerade wie ein Krug geformt, mit einem Dackel versehen und eine Art Klappe, welche stch über der Handhabe des Kruges erbebt und denselben mit dem Blatte in Verbindung setzt. Diese Klappe ist eine starke Fiber, welche sich zusammenzieht bei regnerischem Wetter, und wenn der Thau fällt. So werden zahllose kleine Becher mit süßem, frischen Wasser gefüllt und bieten einen köstlichen Trank, sowohl den winzigen Thierchen, welche an den zarten Zweigen hinan» klimmen. wie einer mannigfaltigen Menge geflügelter Besucher ; kaum ist aber die Wolke vorübergezogen, und die Sonne wieder mit ihren warmen Strahlen am Firmamcnt erschienen, so f.i'ngt die schirmende Fiber an, nch auszubreiten, und den Becher so fest zn verschließen, daß jede Verdunstung verhindert und dcr Inhalt bewahrt wird, bis ihn das Bedürfniß eines andern Tages erheischt. — Kompaß-» blume ist der Name einer in den Prairien von Tcras entdeckten Pflanze, welche unter allen klimatischen Verhältnissen, Regen, Frost, Sonnenschein, beständig nach Norden stch wendet, und abgesehen von ihrer wissenschaftlichen Merkwürdigkeit vielleicht von Bedeutung für die Schissfahrt wer« den kann. Literatur. Von der bei Friedrich Manz in Wien erscheinenden T a sch cn a usga b e der öster r. Gesetze ist so eben dcr eiste Band, umfassend die Gesetze und Vorschriften für Gewerbe-, Fabriks« nnd Handels-Nnternehmungen ausgegeben worden. Dieser Band enthält: 1. Gewerbeordnung, 2, Pri-vilegiengesctz sammt Vollzugsvorschrift, Marken- und Muster^ schuyqesetz/Hausirpatent, Gesetze über Firmavrotokolliruug, Verein^csetz; A. Wechselordnung, Verfahren in Wechscl-sachen, Börscoidnung, Gcsctz für Warenbörsen und Naren-scnsale, Gesetz über das Vergleichsverfahren, sammt allen zn diesen Gesetzen erschienenen nachträglichen Verordnungen, und ist durch zweckmäßige ausführliche alphabetische Register für den praktischen Gebrauch lehr gut eingerichtet. Ein besonderer Vorzug dieser Sammlung ist nebst dem außerordentlich billigen Preis (broschirt 8!) Nkr., hübsch i„ cugs. Leinwand gebunden st. 1.20 Nkr.), daß alles Ueücrflüssige und durch die neiie Gewerbeordnung Aufgehobene weqgelafseil wurde, und daß auch jedes der drei einzelnen Bändchen sepcrat zu haben ist. Druck m'.d Bcrlag ven IgN. V. Klcinmayr A F. BlttUberg in LaN'ach. — Vcrautwrrtlichlr i1tcd^!cin- F. Nanlberg.