v ' O * * * ' W . * . * ' V . O. * M » * « * « » * * * » O. . * Ht * O -e---.-EIWllL DIic'.e^UIOI,^ /^»»--t'-.^-Liu ,M'- Zweyte Sammlung Nützlicher Unterrichte/ herausgegeben v o u der «uf das Jahr 1771. D e m Merdurchlauchtigsten/ Großmächtigflm Römischen Kaiser Achph dcm ii Zu Germanien und Jerusalem Könige, Erzherzogen von Oesterreich. Monarch! Die Unsterblichkeit, die den Monarchen die Beförderung der Künste, und Wissenschaften ertheilet, ist in den Augen des Weisen nicht unter jener, die im Schlachtfelde ersiegel> und von dem größten Haufen fast allem bewundert wird: besonders da diese ost mit Thranen, jene allezeit mit dem blühendsten Glücke der Bölker verbunden ist. EjM die schon in dm jenigen Jahren, die sonst nur Jahre schmeichlender Hoffnungen zu jeyn pflegen, nach so manchen Aussichten ein Wunder von ganz Eu¬ ropa geworden, sind es auch in dieser Rücksicht geworden. Die so manigfaltigen gründlichen Kenntmße,die sich Mg- selbst erworben, und die vorzügliche Achtung, und Er- X 2 mun- munterung der Gelehrten/ die EUt in allen Gelegenheiten geauffert, zeigten uns alsobald einen August, der in der Geschichte die Epoche des goldenen Zeitalters auszeichnen wür¬ de. Vor andern aber schienen immer diejenigen Künste, die gera¬ de zu das allgemeine Wohl Hand haben, unter denen gewiß jene, des Ackerbaues, und der Viehzucht voranstehet, Lieblingskünste zu seyn, weil sie die sicherste Bahn zur Erreichung jenes erhabenen Zieles aufschließen, daß sich beym ersten Antritte ihrer glorwürdigsten Negie¬ rung vorgesetzet, und dem sie sich schon so sehr genähert haben, näm¬ lich das Glück ihrer Unterthanen im möglichsten Grade zu erhö¬ hen. hm. Mit Crstaunung, aber zugleich mit süssestem Vergnügen erin¬ nern wir uns noch daran, und so werden sich die spätesten Nach¬ kommen daran erinnern, daß EMt selbst jene Hand, die den Erdball lenket, an den Pflug zu legen sich nicht ge- scheuet haben. Die ausnehmende Hochschatzung des Ackerbaues bey den Römern, da man die Lincinnate vom Pfluge zur Diktatur wegrief, kann uns nun nicht mehr so seltsam, und wunderbar vorkommen. Diese Betrachtungen waren es, die uns Muth einflößten, die¬ se neuen Bemühungen zur Aufnahme des Ackerbaues, und der Vieh¬ zucht der uns anvertrauten GesellschaftM den Thron )( 3 Ma- zu bringen/ und damit einiges Opfer unsrer Ehr¬ furcht/ und Unterthänigkeit zu entrichten/ die wir dis zum Tode verharren Eurer Kaiserlichen Majestät nLrruntrrthäiilsfier/ allergehvrsamste» Joseph Freyherr von Lngido Direktor. Michael Gottlieb Freyherr von Naigersfeld Kanrler. Der Vesellschast de« Ackerbaues/ unv nützlicher Kunst, jm Herrostdume Kram. Kurzer Inhalt des ganzen Werkes. I. A^eantworlungsschrift über die von der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues, uni» der nützlichen Künste im Herzogthume Kram ausgestellte Preis¬ frage die Vereinbahrung der unterthänigen Dorfsbesitzungen unter ei¬ ner Grundobrigkeit betreffend, von Karl von Zallheim, welcher den 20 Wintermouats 1770. der dreyfache Preys von zwey goldenen Medallien, und Zo. Dukaten in Gold zuerkannt worden. Seite 2 II. Beantwortungsschrift über die nämliche Preisfrage von Johann Ne¬ pomuk Ursim Grafen von Blagaj, welche mit dem Acceßtt beehret worden. 44 III. Erfahrungsmaßiger Unterricht, wie die Schafe durch gute Pflege zur vollkommensten Art gebracht, und bey solcher erhalten werden können. Vom Pompejus des heil Römischen Reichs Freyherrn von Vrigido. erster Artikel. Von den Stallungen der Schafe. §. Alle Himmelssage ist der Schafzucht anständig. 8r 2» §» Niederer feuchter Grund ist zu Errichtung des Stalls imlaugli H. 8 r Z. §» Z. §. Gewölbte Schafstallungen sind nachtheilig. 8z 4. §. Hochraumige werden erfordert. 84 5. §. Die gemauert, oder hölzernen Wänden müssen glat, und rein ftyn. 8; 6. §. Ein aus Roggenstroh, oder Schilf verfertigtes Dach ist das beste. 85 7. Z. Der obere Heuboden muß angeworsen, oder wohl zusammengefüget seyn. 86 8. tz. Der untere erhoben und abhängig. 87 9. §. In den Stallungen ist öfters frische Lufteinzusühren. 88 ro. §. Die Raufen sollen längst der Wand stehen. 92 Fweyker Artikel. Bon der Eigenschaft, und Wahl der Schaft, und Widder. 1. §. Seltsame Schafart. 91 2. §. Spanien hat die besten Schafe, auch Italien nähret feine Schafe. 92 z. §. Mit und ohne fremden Widder kann man die Schafart bey achter Be- nehmung verbessern. 93 4. §. Natürliche Eigenschaften der Schafe. 94 5. §. Das Kennmiß der natürlichen Eigenschaften ist zur guten Pflege nicht hinreichend. 95 6. §. Kennzeichen eines guten Widders. 9^ 7. §. Kennzeichen eines Mutterschafes. 96 8. §. Das Wachsthum der Hörner ist unbedeutend. 96 Dritter Artikel. Von der Zusanunmxaarung. i. §. In welchem Alter die Schafe zu paaren 96 > 2. §. Wie das Alter der Schafe zu erkennen. 98 Z. §. Welche die fürträglichste Paarungszeit. 98 4. §. Die Widder sollen von den Schafen abgesondert bleiben. 99 5. §. Wie viel Schafe einem Widder zuzutheilen. io? 6. §. Warum oft piele Stücke unsmchtbar bleiben. ioi 7.§. 7. §. Mit was Vorsicht der Widder zu gebrauchen. r or 8. §. Wie die Abstammungen mittels Abwechslung der Widder zu unter¬ brechen. ' roz 9. §. Wie lang der Widder zu gebrauchen. 104 Vierter Artikel. Von der Lammerung, und Aufbringung der Jugend. 1. §. Die tragenden Schafe sind vor allem Ungemache zu bewahren. 10s 2. §. Was bey wirklicher Lammerung zu beobachten. 105 z. §. Wie mit den Zwillingen, und pon den Müttern verlassenen Lämmern zu verfahren. io5 4. §. Wie die Lämmer zu reinigen. 107 5. §. Wann sie von den Müttern abzuföndern, und wie zu besorgen 103 6. §. Mir was Nahrung selbe anfänglich zu versehen. 109 7. §. Und wie ferner zu versorgen. 129 8. §. Wann die Lämmer in die freye Luft und auf die Weide zu lassen, no 9. §. Worauf die Wahl der zur Zucht tüchtigen Lämmer zu gründen. in io. §. Die übrigen sind,, sobald möglich zu Hammeln, und wie sich dießfalls zu verhalten. m n. §. Wann den Lämmern die Schwänze zu stutzen. uz ir. §. Wann die Lämmer abzuspennen. 114 1 z. §. Das Melken der Schafe verkürzet die wahre Nutzung. 115 14. §. Verhindert das Auskommen einer guten Art, und verringert selbe. n6 15. §. Langer das Abspennen zu verschieben ist nicht rathsam. 118 Fünfter Artikel. Don der Schur, und Einsammlung der Wolle. 1. §. Zu allen Zeiten wäre die Schafschur hoch angesehen. ii8 2. §. Es gisbt ein - und zweyschürige Schafe. 119 Z. §. Mittels verschiedener Einführung der einen, oder zwey Schuren ist die Gattung der Schafe nicht zu verwechseln. 122 )()( 6. §. 4. §. Wann die Schur fürzunchmen. 122 5. §. Wie die Schafe zu stheeren. 121 6. §. Was Ordnung dabey zu halten. 122 7. §. Wie nach der Schur die Schafe zu bswchren, 12z 8. §. Wann die Lämmer zu scheeren. 12z 9. tz. Wie die zweyie Schur fürzunchmen. 124 10. §. Die Wolle einzutheilen. 124 11. §. Erstlich zu reinigen. 125 12. §. Hernach zu waschen, zu trocknen, und zu verwahren» 125 Sechster Artikel. Von der Sommer- und WinterfülLerung, dann sonst die߬ fälligen Pflege der Schafe. 1. §. Wichtigkeit dieses Gegenwurfs. 127 2. §. Zu welcher Zeit die Schafe auf die Weide zu führen. 127 z. §. Von Frost, Thau, und starker Nässe muß man sie bewahren. 128 4. §. Wie lang des Tages an der Weide zu lassen. 129 5. §. Welche Weidgegenden nützlich, oder nachtheilig. 129 6. §. Wie die Hutweide zu verbessern. igi 7. §. Von dem Getränke. izz 8. §. Von dem Salzgetecke. ig4 9. §. Wie die Schafe bey nasser Witterung zu pflegen. ig 5 10. §. Von dem Pferchen, oder Hordenschlagen. igs 11. §. Wann die Schafe von der beständigen Weide abzuruffen» ig6 ir. §. Was bey deren Einbringung in den Stall voczukehren. iz? iz. §. Wie das Ameispulver zu verfertigen, und zu geb rauchen. iz8 14. §. Mit was Nahrung die Schafe zu füttern. IZ9 15. §. Wie viel trockenes Futter auf ein Stück des Jahres ersorderlich. 142 16. §. Wie das Salzgeleck im Winter zu gebrauchen. 141 17. §. Von dem Getränke zur Winterszeit. 142 18. §. Ordentliche Pflege ist erforderlich. 142 19. tz. Wie den Schafen einzustreuen, und auszumisten. 14g 20. §. Was annoch vor dem Austrieb im Frühjahre zu beobachten. 144 Sie- Siebenter Artikel. Von den Vorbeugungen und Heilungsmitteln wider die Krankheiten der Schafe. 1. §. Wie den Krankheiten vorzukommen. *44 2. §. Was für Vorbeugungsmittel bey gefährlicher Fahrswitterung anzu- wenden. *45 z. §. Wie bev wirklich fürkommeuder Krankheit sich zu betragen. 146 4. §. Die Pest. - 147 5. §. Pocken, oder Blattern. *48 6. §. Kräzen, oder Nauden, wie sie zu heilen. *50 7. §. Das wilde Feuer, und Nothlauf. *^ 8. §. Die Wasserglockem *5Z 9. Egel, und Würmer. *54 10. §. Das Drehen, und die Betäubung. *56 11. §. Die Wassersucht. *57 12. §. Raupen, und giftiger Fraß. *59 iz. §. Das hinfallende, und der gähe Lod. *59 14. §. Der Durchlauf. 162 15. §. Das Blutharnen. *6* 16. §. Der kurze, und schwere Athem. *6* 17. §. Die Ergiessung der Galle, und die Gelbsucht. *6* 18. §. Lathar, und Flüsse. *62 19. §. Das Fieber, und Zittern. *62 20. §. Die Augenschnterzen. *6; 21. §. Die Mundfäule. *6Z 22. §. Giftiger Schlangen, oder wüthigen Hundesbiß. *6; 2z. §. Auesserliche Wunden. 164 24. §. Die Stockung der Milch. 164 25. §. Die Läuse. 164 26. §. Die beschädigten Klauen. 165 27. §. Das Einwärtswachsen der Hörner. ' *66 28. §. Die Hungerzähne. *66 29- 29. §. Der Beinbruch, za. §. Der Krampf. 166 167 IV. Abhandlung von dem Anbaue, und verschiedenen Gebrauche des Kohl- Lewat, von Franz Grisellini. 1. §. Von demKohl-Lewat, den allgemeinen Kennzeichen der Gattungen, imd den besondern Kennzeichen der Abänderungen. 176 2. §. Von dem Erdreiche, welches dem Kohl-Lewat am fürtraglichsten ist. 178 Z. §. Von dec Behutsamkeit in der Wahl des Samens. 179 4. §. Von zwoen Bauarten des Kohl-Lewats, derer eine in Holland, die andere in der Lombardei) üblich ist. igo 5. §. Die bey den Hollandern, und Flammandern übliche Weise den Kohl- Lewat anzubauen. i8i 6. §. Von dem in der Lombardey üblichen Kohl-Lewats Baue. 184 7. §. Annierkungen über die zwo Bauarten, die zeigen werden, daß die in der Lombardei) übliche vor der holländischen den Vorzug verdiene. 188 8. §. Von der Sorgfalt, die man bey beyden itzt beschriebenen Bauarten bis zur Aerndtszeit anwenden soll, und von den Zufällen, denen der Kohl- Lewat ausgesetzt ist. 190 9. §. Von der Aerndte des Kohl -Lewats' 192 10. §. Von der Übertragung der Pflanzen aufdic Tenne,selbe zu trocknen, zu dreschen, und zu entkernen, ingleichen wie man den Samen behandeln soll. 19g 11. §. Wie man das Erdreich, von welchem der Kohl-Lewat gesammlet worden, bearbeiten soll. 19s 12. §. Vom Kohl-Lewats Oele, und der Weise selbem den eckelhaften Ge¬ schmack, den es für sich hat, zu vertreiben. 19; iz. §. Von der Aufbehaltung des Kohl-Lewats Oeles. 200 14. §. Von dem Nutzen, welchen man aus dem Kohl-Lewat Lele sowohl für seinem eigenen Gebrauche, als auch in der Handlung zieht. 200 iz. §. Von andern Vortheilen des Baues des Kohl-Lewats die Landwirth- schaft betreffend. 224 Leanl- Beantwortungsschrift welcher den 20. Wintermonats 1770. der dreyfache Preyß von zwey goldenen Me- daillien, und 52 Dukaten in Gold zuerkannt worden. V 0 N Karl von Zallheim, gewesten ordentlichen Lehrer der politischen Wissenschaften in beyden k. k. adelichen Akademien zu Wienn, dann der Akademie der Ungenannten zu Florenz, und dec k. k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Roveredo Mitglieds. u e b er die von der kaiserl. königl. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nützlichen Kün¬ sten im Herzogthum Kram im Jahre 1769. kundgemachte, sodann auf das Jahr 1770. wiederholte Preisfrage, die Vereinbahrung der unterthänigen Dvrssbesitzungen unter einer Grundobrigkeit betreffend. Vivits Lontenü casullr L collldus iüis O pusri, -- r , i. ' j - 'i Kx3 M'- kxS LxS WZÄ k« Zaum wird man sichs bereden können, daß noch in Eingang. " " Betrachtung unseren Tagen, unter einer Regierung, die eifri- über die aufge- ger als jede andere die Verbreitung der besseren wie sie noch m . unseren Tagen poüttfchen, und ökonomischen Grundsätze sich an- ein Problem . /- < seynkann? gelegen seyn laßt, em Zweifel über die Frage habe entstehen können, ob die Vermischung der Obrigkeiten in den Dörfern auf die Wohlfahrt des Staats von schädlichem Einflüsse, und welches auf jeden Fall das Mittel sey derselben hinfur abzuhelfen. Aufgeklärt wie wir sind über unseren mindesten Vortheil, wo immer es um die Ver¬ grösserung unsrer Macht von aussen und um die Wohlfahrt der Nation in dem Mittelpunkte ihrer selbst — in der Wohn¬ stadt des Regenten und so weit um sie her seine Lustwalder reichen — zu thun ist, sollte man beynahe mit Zuversicht be¬ haupten dörfen, wir würden uns bestreben es um so mehr in denjenigen Gelegenheiten zu seyn, wo es von dem dauerhaften Be- A2 sten 4 ( o ) sten einiger Millionen Bürger, und von der Erhaltung des allge¬ meinen Ueberflusses,und des öffentlichen Ruhestandes in allen Thei- Wasdieur- len des Staats gehandlet wird. Gleichwohl hat eine traurige Er- saü^e dessen fahrung bisher uns fortan gelehrt, in der grossen Haushaltung des Staates seyen keine Gegenstände mehr übersehen, damit ich nicht sage, wissentlich vernachlaßiget, als eben diejenigen, welche unsrer vorzüglichsten Aufmerksamkeit und der thatigen Sorgfalt unsrer Vor hundert grossen Köpfe am würdigsten waren. Seit Leopold sogenannt dem man","daßdie Grossen, bis auf Joseph den Geliebten, und seine bewunderte Mutter, hat niemand einen Augenblick zu bekennen angestanden, daß die Vermischung der Obrigkeiten in den Dörfern, wo sie Platz findet, an vielem Unheile, das geschieht, und an noch mehr Gu¬ ten das nicht geschieht, die meiste, und vielleicht einzige Schuld Gleichwohl trägt. Aber auch seit dem Kaiser von dem vorigen Jahrhunderte mr>!ddarann' bis auf dieHeldinn des gegenwärtigen, hat niemand einen Augen- ste^aaMm- hMheo nachzudenken sich bemühet, ob die Schwierig eiten, welche die Abthuung dieses Msbrauchs im Anfänge begegnen wür¬ de, wirklich so beschaffen, wirklich so unüberstciglich seyn, als man sichs insgemein, aus Liebe zur Gemächlichkeit, und eben so¬ wohl auch aus Vorurtheil wider alles was theoretisch gut, oder Chevalier gewöhnlicher Neurung heißt, einzubilden gewohnt hat. Sin- char drnÄm zeudorftnwar es vorbebalten, die schlummerende Thätigkeit der- aber für jenigen aufzufordern, denen auf die Gebrechen des Staats, und Aich"un"' ihr? Heilmittel zu achten aufliegt, damit sie ihre Hand einem Ge- vnE^' schäfte hinfür leihen möchten, das, ohne ihre Mitwirkung nur lan- Die Agri, gsam, oder gar nicht fortrücken, und je länger desto ungewisser sAaft m säuern Ende genähert werden dörfte. Semem Fingerzeige meine Her- d ( o ) d 5 Herren! haben Sie, mit edleren Eifer, als jede andre vater- Lrain war ländische Gesellschaft nie gethan, beynahe die ersten gefolgt, und wird der Preis den Sie der glücklicheren Bemühung des vorse- Ernst angnef. hmden Schriftstellers aufgesetzt haben, durch ihren Ausspruch mir s^wÄsch"'! zuerkannt, dann werde ich — stolzer Gedanken! als Wegeleiter U ihren A» einst vor denjenigen nützlich hergehen können, deren mit Würde A?"' bekleideten Stücken die Last der Maschine bis an das Ziel fortzu- möste» tmgm aufg-l-gt w-rdm wird. »s Zwar enthalt der wörtliche Inhalt der Aufgabe, davon ^.ungeachtet Sie eine gründliche Bearbeitung zu sehen wünschen, nichts, das allgemein zu vermuthen Anlaß geben könnte, Sie hatten dabey eher auf es doch nicht dieß, als auf jedes andre Land Ihr Augenmerk gerichtet, Grain m^Ruasicht auf die beson» hätte ihren LieblinMick, vorzüglich vor Steyermarkt, Rärn- deren Lander ten oder Oesterreich an sich gezogen, kurz: Sie verlangten andere Aunuteacbe!- als blos allgemeine auf jede Landesart passende Vorschläge einzu¬ holen. Gleichwohl wird es dem Schriftsteller, dessen stets an die gegenwärtigen Gegenstände geheftetes Auge das, was äusser sei¬ nem Kreise vorgeht, oft mit Willen übersieht, nur schwer fallen zu vermeiden, daß nicht dennoch zuweilen eine oder die andere aus dem Lokal seines Aufenthaltes hergenommene Anmerkung seine Theorie unterstützen sollten. Wie ich Mir den Fall einbilde, wovon in der Aufgabe ge- Mb der ge. sprechen wird, so möchte sich ohngefahr folgender Begriff am rich- mMMchen' tigsten davon angeben lassen. Oesterreich, oder was immer für ein dem'Ä»de Land, nimmt einen Boden von einer gewissen Strecke, und Frucht- "Oesterreich!" A r bar- sondern in doch verschie» uencn anderen Provinzen. Begrif von der Grund» odrigkeit. 6 O) d barkekt ein, und nähret so viel Menschen darauf, als deren bey dem gegenwärtigen Zustande der Kultur, und der eingeführten Kunstgewerbe ihren Unterhalt gewinnen können. Ein Thcil des Lodens ist für die Wohnungen derjenigen bestimmt, die nicht von Ackerbau leben, eigentlich für Handwerker, Handelsleute re. das sind Städte. Ein jeglicher der sie bewohnt ist Herr in seinem Hau¬ se, und erkennet äusser dem Magistrat, der im Namen des Für¬ sten Ruhe, und Ordnung unter den Bürgern erhalt, ihre Gü¬ ter wider Unrecht schützt, die Steuern empfangt, und verrechnet, keine andere Obrigkeit über sich.— Alles übrige Erdreich ist zur Kultur und den Wohnungen derjenigen bestimmt, die es bau¬ en. Niedere an einander gereyhte Hütten, meist an dem Fuß ei¬ nes Berges gelehnt, oder von einem vorbeyfliessenden Bache geträn¬ kt, ohne Mauren, oft einzeln längst eines Waldes hin gestreut, empfangen den arbeitsamen Landmann in ihren Schatten. Rings umgeben das Dorf die Fluren und Felder,die sein Schweiß frucht¬ bar macht, und seine kleinen Heerden düngen. Zwar sind sie seine, die Aeckcr, die er pflückt, aber tausend Schritte jenseits des Bergs der seinen Gesichtskreis begränzt, hat der sein Gut, dem die ganze Gegend Früchten zinnset, und Frohnen dient, weil Er der adeliche Mann ist, dessen Vorfahren sieben hundert Jahr vor ihm das öde Land allein befassen, und denn an Zinnsknechte stückweise überliessen. Auch er ist des Fürsten Un¬ ierthann. Aber glücklicher als seine Brüder richtet der Fürst allein über ihn, und empfängt allein aus seinen Händen das Pfund das er, und die Bauren seines Amtes dem Staate nach jeglicher Aern- te entrichten. Indessen ist er Obrigkeit auf seinen Fluren. Vor ihm HF (o) 7 Hm ladet der dürftige Gläubiger feine Schuldner, und erlangt Zahlung. Verkauft ein Bauer seine Hütte, er schließt den Kauf, und wird selbst oft Käufer um den Preis, den der Bauer von sei¬ nem Nachbaren sich bedingte. Flieht der Zinnsmann seine Hütte, und laßt den Acker öde liegen, er zieht den Acker, und die Hütte ein, hehält sie als sein Eigenthum, und giebt wenn ihms gefallt, die Wirthschaft einem neuen Knechte über, der ihm die Bedingnis- scn halt, an die auch sein Vorgänger verbunden war. Zieht er wieder von dannen, und trägt seinen Pflug auf des nächsten Edel¬ manns Gründe, oder er stirbt, der Herr nimmt Sterbe - und Ab¬ fahrtgeld von dem Vermögen des Abgefahrnen, und heischt von dem, der ihm folgt, Gebühr für die Gewähr, die er für seinen Hof, und seine Grundstücke ihm leistet. Heurathet der Knecht, er giebt seinen Willen dazu, fertiget die briefliche Urkunde des Ehe¬ versprechens aus, und empfängt dafür einen Thaler. Mit einem Worte, er ist allein Zinns - und Geundherw in dem Dorfe, und spricht anstatt des Fürsten Recht unter den Theilen. Aber nahe bey dem Dorfe, von dem itzt gesprochen ward, liegt auf einem gähen Fels ein altes mit acht Thürmen befestig¬ tes Schloß, einst den Anfällen der Räuber und der Wuth des Türken unbesiegbar. Da flehet der unbewahrte Landmann Schutz und Hülfe an, wann Schwert, und Feuer seinem Weibe, und feinen Kindern droht, und schon seine Scheune in Helle Flamme aufbrennt. Zwar kann das löchrichte Schloß ihn, und den Edel- Mann, der es bewohnt, nun nicht mehr schützen, seitdem das Geheimniß mit Kohlenstaub Welten zu verheeren erfunden wor¬ den. Aber darum hört der Edelmann eben nicht auf der Schirm¬ herr — Schutz« Obrigkeit. 8 d O) Herr des Bauers zu seyn. Ihm gebühren alle Ostern ein jun¬ ges Huhn, und zwanzig Eyer, und acht Pfenninge im Gelbe, und der Bauer entrichtet sie mit Freude, nur damit er nicht selbst gegen dem nun Schutz anflehen muß, dem, äusser dem Namen, und der Gabe, von der vogtobrigkeit nichts mehr übrig geblieben ist. Noch hat der Landmann zween Obrigkei¬ ten zu gehorchen, wovon er die eine, zum Glücke nur von fer¬ ne kennt, und mit der andern allein am ersten Sonntag in je¬ den Monat, oder wenn ihms sonst widerfahrt, die Kanne über die Gewohnheit zu leeren, ordentlich zu thun bekömmt. Das nMEnr Landgericht, so nennet sich die Obrigkeit, die auf sieben Mei¬ len im Umkreise das strenge Recht mit Galgen und Rad voll¬ strecket, hat ihren fürchterlichen Sitz in einer alten Burg, ei¬ nige Stunden von unserem Dorfe abgelegen und wird ohnge- fahr von einem Manne besetzt, der anstatt des Fürsten, im Na¬ men des Gutsherrn, dessen Rindern er wartet, über Todschla¬ ger , Diebe, Ehebrecher, und Zauberer richtet. Ihm entrich¬ tet zur gesetzten Zeit das Volk in der ganzen Gegend Umgeld zur Aetzung der Gefangenen in der Burg, und stöhnet zum Galgen - Dorf» st oft seine Pfeiler einzugehen drohen. An dem äusseren Ende MiMt. Dorfs steht ein kleiner von harten Backsteinen gemauerter Hof mit einem weiten Thore und vielen Erkern. Noch sieht man über dem Thore das Wappen der von * * * in rauhem Steine gehauen und von grauem Moose ganz unkenntbar. Seit dem schwedischen Kriege besitzt ein guter Bauer den Hof, und laßt ei¬ nen Meyer darauf wirthschaften, Er ist Richter im Dorfe. Einst mochten viele Frohnbauern zu dem Hofe gezinnst haben; heut sind aber d ( o ) TsF 9 aber nur mehr wenig Fluren übrig, auf denen er die Zehnte behalten hat. Unser Gerichtsmann ist zugleich Polizey in dem Torfe. Ihm liegt ob, die Strassen, und Fuhren, die Granzen und Marksteine zu erhalten, und hat das Recht, Frohnen, so viel er nöthig hat, dazu zu gebrauchen. Ten Stundrieftr setzt er ein, ingleichen den Schergen, und Viehhirten. Bey ihm versam¬ melt sich die Gemeinde und werden öffentliche Schlager und Trun- ckenbolden gewandelt re. Mich daucht, nun war es Zeit den Pinsel für einen Au- genblick wegzulegen , und das Bild, wozu ich den Grund angele- log¬ get habe, einmal im Ganzen zu betrachten. Ta steht ein Torf, etwann zwanzig, dreysiig Haus in allen groß, und die es regie¬ ren , sind vier ohne Zusammenhänge unter sich gepaarte Obrig- O- keiten, deren Eintracht nur selten vielleicht nur in einem einzigen Falle anzuhoffen ist, der sogar für die Glücksumstande des Land- Händel, manns am allerwenigsten zu erwünschen ist. Alle Tage ertönen unsere höheren Gerichtsstuben von dem kriegerischen Getöse, daß die unter sich streitigen Obrigkeiten des offenen Landes ohne Auf- Hören erwecken. Vergebens hoft man, durch ein allgemeines Landgesetz die Granzen unter den verschiedenen Gerichtsbarkeiten festzusetzen, und ihren Uebertrettungen zu wehren. Welch' ein Ge¬ setz ward noch je so heilig gehalten, daß, wo nur die Gelegenheit es zu übertretten vorhanden, und dabey Gewinst zu machen war, nicht sogleich eingerissen worden wäre? Zudem: hat man je ver- <)DieGmn» nünftiqerweise sagen hören Friede und Ordnung könne in einer EM rem — . sind nicht ein» Gemeinde lange erhalten werden, wo z.B. die Obrigkeit des Orts mal richtig bc, nuv über die auf offener Strasse vorfallenden Handel zu wachen, B und I) Die Lanb- gericitSohrig » ke e, selbst an Ourern , wo Bannrichrer! auaestelirsind IQ ( c> ) unddabey ihre Rechte auszuüben, keineswegs aber immer die Dach- tropfen derjenigen Häuser einzugreiffen befugt wäre, die auf dem einer fremden Obrigkeit angehörigen Grunde erbaut sind. Noch hab ich gar nicht den Fall sich ereignen lassen, daß in einem, und ebendenselben Dorfe zugleich zwo Dorfobrigkeiten sich begegnen, ein Fall, der das Nebel noch böser macht, und wovon mir im Lan¬ de Oesterreich allein, mehr dann hundert Beyspiele zu Gebothe stehen sollen. Ich weiß es: nicht alle Länder, nicht einmal alle in dem östreichischen Kreise begriffenen Lander befinden sich in gleich schlimmen Falle. Die Landgerichtsobrigkeit z.B. hat in denjenigen Gegenden weniger zu bedeuten, und steht der Dorf- und Grund- obrigkeit weniger im Weege, wo eigne Blut-und Dannrichter ge ^Obngket» ^ür peinliche Fälle von dem Landesherrn aufgestellt sind, als wo keilcn mchtal« Landgerichtsherren für sich selbst zu verfahren und das Urtheil zu sprechen das Recht behalten haben. Kram wird also— von dieser Seite— einem Ungemache weniger als seine Nachbaren aus¬ gesetzt seyn, obgleich, wo immer der Landgerichtsherr über fremde Zinnsholden seinen Arm ausstrecken wird, hundert Hindernisse sich demselben entgegen stellen, und den geraden und schleunigen Lauf anmettMge^ der Gerechtigkeit hemmen werden. Mehr, oder weniger, aber al- i.Wovielerley lemal gewiß werden sich folgende aus der Erfahrung hergcnomme- u llerobviaktt- « . te.i sind, sieht ne Anmerkungen hleher anwenden lassen. I. Bey vielen vonein- esarmaufdem , , , . . Lande, und die ander unabhängigen Unterobrigkeiten läuft der Staat beständig Ge- kändlichen Ge» schäfte -era, fahr die ländliche Geschäfte in Zerrüttung, und seine Unterthanm thenmZetntt unterdrückt zu sehen. II. Wo der Regent diejenigen, aen?nm allen welche die Ausübung der obersten Gewalt unter sich theilen, in neÄrem auf den verschiedenen Verhältnissen, die sie gegeneinander behalten, und denn (o) ir -mn wieder in ihrem Zusammenhänge mit dem Ganzen zu über- bEanbEr sehen unfähig ist— und er ist es aller Orten wo die erstangc- ^"Eekannr zeigte Verfassung statt hat — dort mag es als die ungezwun- genste Folge davon angesehen werden, daß er entweder nicht alle die A Gesetze machen wird, die er zum Besten seines Volkes sonst unfehl- bar machen würde, oder, daß wenn er auch deren manches, nicht -los entwerfen, auch wirklich ausfcrtigen, und kundmachen läßt, woferne dieß Gesetz im mindesten den wahren oder eingebildeten Vortheilen derjenigen, die auf den Vollzug desselben acht haben sol¬ len, im Wege steht, er sich stets vergebens schmeicheln wird den sei¬ ner Erwartung zusagenden Erfolg davon zu erleben. Jenem Werkmeister ähnlich, der, bevor er alle, auch die sonst unwichtigsten Spannfederchen der Maschine, die er in Gang bringen soll, genau in Acht genommen hat, es ohne Gefahr nicht wagen -arf, den Wi¬ derstand, den er in den Triebwerken gewahr wird, mit Gewalt zu Gleichwohl bezwingen, wird der Regent ohne sein Ansehen und sich selbst ge- Gewalt nMs fährlich auszusetzen es nimmermehr unternehmen, die Befolgung wea"er ^75 eines ohne Wirkung gebliebenen Gesetzes gewaltsam zu erzwingen, er habe denn zuvor allen, auch noch so unmerklichen den geheimen Widerstand wirkenden Kräften sorgfältig nachgespührt, und sie zu¬ gleich auf eine behende, und unanstößige Weise abzuspannen ge¬ wußt. Wie wird er es aber? wenn es wahr ist, wie wir anneh¬ men, daß in jeglicher Dorfgemeinde derer zwo, drey, und wohl noch mehrere von verschiedener Art, und verschiedener Thätigkeit sich besinden. die er weder zu prüfen, noch einmal alle sich bekannt zu machen das physische Vermögen hat. Ich habe aus eben die- Eswäreda» sem Grunde einst den Wunsch erregen hören, daß in jeglicher Dorf- fthen,Vh!n, B 2 oder führ in jegli- chem Gute nur eine Obrigkeit rv ice. Der Be¬ amte, welcher sie verwaltete, so lre in Eid und Pflicht des Staats stehen. Dieser Wunsch kann nicht erreicht werden, solang auf einem Gut nicht allein mehrere O- brigkciten,son¬ dern sogar mehrere Grmrdherren angetroffen werden. 12 d (o) oder noch wohl lieber in jeglichem Gutsbezirke em einziger, von dem Gutsherrn eingesetzter, von dem Regenten aber bestätigter Landpoli- zeybeamter aufgestellet seyn möchte, dessen Aufsicht über alle nur mög¬ lichen Gegenstände der Staatsverwaltung, in dem ihm angewiesenen Umkreise, sich erstrecken, welcher zugleich Grund- Schutz- Ge¬ richts- und Lorfobrigkeit seyn, und nach dem Unterscheide der Ge¬ schäfte dem Kreisamte, und der Landesregierung unmittelbar zur Rechenschaft gehalten seyn solle. Lieser Wunsch, den ver- muthlich ein jeglicher Leser mit mir zugleich in dem Augenblicke erregte, als ich ihm das, nur erst untermalte Bild, eines von vier ganz verschiedenen Obrigkeiten regierten engen Landgutes aufstell¬ te, dieser Wunsch, den gewis niemand für unerfüllbar ansieht, so¬ lang er seinen Blick einzig an dieß Bild gehaftet hält, dieser Wunsch sag ich, wer würde es mir glauben, daß er noch so weit jenseits der Wahrscheinlichkeit entfernet ist, sobald auch nur einige wenige Pinselstreiche und die Gegenstände nur we¬ nig verrückt werden. Ich nehme demnach an— und dieser ist der eigentlichste Fall der Aufgabe— daß in dem Landgute von dem oben die Rede war, nicht der Gutsherr allein, auch der Dorf- Schutz- und Gerichtsherr Zinnsbauern hatten, über welche sie die grundobrigkeitlichen Gerechtsamen auszuüben pflegten, daß folglich in eben demselben Orte, dveyerley Grundherren, neben dem Gutsherrn, die bürgerliche Gerichtsbarkeit zu verwalten, und die derselben angehängten Verbindlichkeiten zu erfüllen hätten. Es versteht sich von selbsten, daß in dem Lande, aus welchem unser Beyspiel genommen ist, nicht etwa nur ein oder das andere Dorf, sondern alle oder doch die meisten Dörfer dieselbe Verfassung haben, d (o) d haben, daß folglich der Gutsherr, den wir angeführt haben, ganz wohl in dem Landgute eines anderen, Gerichtsherr, Schutzherr, Dorfherr, oder zum Thcile selbst mit Grundherr seyn kann, so wie es gleichfalls möglich ist, daß in seinem eignen Dorfe noch vie¬ le fremden Gutsherren dienstbare Hauser besitzen, und über diesel¬ ben, auf eben die Art, wie die anderen, Grundobrigkeiten seyn. Äusser den Nachtheilen, welche diese letztere Verfassung mit der obigen gemein hat, und die nothwendig nur noch vergrößert wer¬ den, da hier die Zahl der Obrigkeiten in einem, und eben demsel¬ ben Orte ins ungemessene vermehret werden kann, scheint es bey- nahe unmöglich, die vielen andern Schädlichkeiten zu verkennen, welche hieraus für die Hrivatsi'cheeheLt, den Nahuungsstand, und die Bevölkerung entspringen, und der Glückseligkeit des Staates früher oder später genaue Granzen setzen müssen. Ich enthalte mich von der Gehäßigkeit, und der Lust sich Mchselweis zu übervortheilen, etwas zu sagen, welche unter den verschiedenen Partheyen, die zusammen eine Dorfgemeinde' ans- machen, wahrgcnommen wird, und als die Quelle aller der häu¬ figen, und langwierigen Zwitrachten, an welchen zum öfteren die Gutsherren selbst mittheilnehmen, angesehen werden kann. Noch weniger will ich aus einzelnen Erfahrungen allgemeine Schlu߬ folgen abziehen, und behaupten, daß überall die Dorfobrigkei- Len, wo ihr zugleich ein Theil des Grundrechtes angehänget ist, als ein bequemes Mittel gebraucht wird, den Unterthanen des Dorfherrn, vor den fremden, Vortheile einzuraumen, welche ih¬ nen von diesen letzteren, natürlicherweise, nicht sehr gerne einge- ftanden werden. Die Abrechnungen, welche jedesmal über die B z Mili- Ausser de» Nachtheilen , welche die oben beschriebene Verfassung mit der gegen« wattigen hat, gicbr es noch eine Menge, andere in xoU- ticc>, juMtiLli, cecovomico, comerciaU, Lr conttMutlo- »sli. Die Mehrheit der Grundherr ren in einem Dorfe ist Schuld daran. i) Daß un¬ ter d e r Ge¬ meinde kein Ausammense- hen ist- 2) Daß die¬ jenige Grund» obrigkm, wel¬ che in dem Dorfe zugleich DorlhbrigkeiL ist,bey den ü- brigen in Ver- dachr fiehr ih¬ re Untcttha- n e n zum Nachtheile der anderen zu schonen, als bry Stand» quartieren, Durchmar- sehen, re. z) Daß keine einzige An« statt, wobey eine gewisse Einheit erfor¬ dert wird, von Seiten des Staats vorae« kehret werke» kann. z. B.die Ma« zazinirung. die Einrich¬ tung nohtwen- diger Hospitä¬ ler für arme o« dersiechgcwor« Vene Landleu¬ re; die Ein¬ führung einer besseren Dich« seuchordnung, Feuerordnung Feuer-Wasser- u. Wetterasse« kuranz;dieZer« stückung der Gemeinweidk; die Aufbrin- gungderSpin- nereyen auf Rechnung der Manufakture. 14 (o) Militär, und Provinzialfrohnen bey Standquartieren, Durchzü¬ gen und anderen Gelegenheiten von der Dorfobrigkeit besorget wer¬ den, sind so ungefähr die gewöhnlichen Steine des Anstosses, wo ein oder der andere Theil seinem Nachbarn Vorwürfe zu machen findet, die nur nicht allzeit durch Zuthun der Obrigkeiten abge- lehnet werden müssen. Aber dieß werde ich mit gemessener Zu¬ versicht behaupten dörfen, daß wo immer eine Anstalt, sie beträfe nun die Polizey, die Oekonomie, das Manufaktur, oder Finanz¬ wesen eine Einheit in der Operation erfordert, sie in einem Land¬ gute schlechterdings weggelassen werden muß, wo das Interesse des Gutsherrn durch den Eigensinn, die Eifersucht, oder das entge¬ gengesetzte Interesse der daran theilhabenden Grundherren alle¬ mal durchkreutzt wird. Warum z. B. scheinen nach dem Vor¬ schläge des Hrn.dü Hamel so empfehlungswürdigen kleinen Korn¬ magazine nirgend auf dem Lande cinzuführen möglich, als, weil die Vorthcile der Gutsherren getheilt sind? Warum findet man so sel¬ ten in den Dörfern Häuser der Versorgung armer oder siechge¬ wordenen Landleute gewiedmet, warum so unvollkommene Vieh- seuchanstalten, warum keine ländlichen Feuerordnungen, keine Feu¬ er- Wasser- oder Wetterassekuranzen, als weil die Vortheile der Gutsherren getheilt sind? die Zerstückung der Gemeinweyden, warum hat sie in so vielen Oertern zu blutrüstigen Schlägereyen Anlaß gegeben? warum kömmt die Spinnerey auf Rechnung der Manufakturen in den Dörferen, wo mehrere Grundherren sind, nicht über sich, esseynun, daß dem Manufakturantenanfangs bey Gründung des Gewerbes, oder in der Folge nicht gleicher Be¬ stand geleistet wird? warum endlich hat noch nirgend eine leichte, und ( o ) d und bequeme Weise ein richtiges Katastrum zu formiren aufgefun- ^dic EinrK^ den werden können, als, weil die Vortheile dec Gutsherren ge- richtigen, und beständigen theilt sind? Katastrum rc. Die Entle» Wäre die Mehrheit der ländlichen Grundobrigkeiten das Gmndherrm größte Uebel, dessen Folgen man zu empfinden hätte, so würde ich Ethanen' hier stille stehen, und für einen Augenblick Odem holen können. Mdern Gü^" Wie aber, wenn die Entlegenheit des Ortes, an welchen sie ihren da^z8cm? gewöhnlichen Sitz halten, von den hundert Oertern, an welchen sie macht, zerstreute Dienstbauren haben, auf höhere Betrachtungen führte, und die Ursachen noch vieler andrer Gebrechen entdecken ließ. Man durchgehe nach der Reihe alle Obliegenheiten des Grund¬ herrn gegen seine Zinnsholden, er erfülle sie nun entweder selbst, oder unterhalte an seiner statt einen Beamten— der Wirkung D auf nach gilt es einerley: welcher hat das Herz mir unter die Augen zu treten, und zu behaupten, daß er für seine abgelegenen Unter- ren. Lhanen alle die Sorgfalt anwende, ja daß er nur einmal sie an- wendm könne, die er für die nächstumliegenden, einheimischen möcht ich sagen, wo er anderst seine Vortheile versteht, allemal ge- Das Mpi« la r wesen wiß, oder doch mehremheilS anwcndet. Ein Bauer stirbt; er ver- schlecht besor* läßt Grundstücke und Kinder; aber der älteste Sohn hat nicht 15 Jahre, der nächste Nachbar im Dorfe wird sein Vormund. Zwey Jahre vergehen, und der Vormund legt nicht Rechnung. Er wird gerufen. Aber eben fällt ihm ein Rind. Möchte er die Seuche nach dem Hofe tragen?— er kömmt nicht, und man entschuldigt ihn. Das folgende Jahr erkrankt er. Nach der zehnten Woche genest er endlich. Aber, fünf gute Stunden bis zum Hofe zu ge¬ hen, 16 ( o ) hen, und noch fünf Stunden gen Berg zurück, wie möcht' er es! die Aernte kömmt, die Erde soll frisch beackert, und gedüngt wer¬ den, der Haber reift und nun— kömmt der Winter. Er wird abaerufen, er folgt. „Bauer! Noch kein Geld? Ja wohlstren¬ ger Herr! wo sollte auch das Geld Herkommen. Im ersten Jah¬ re schlug der Himmel alle Saaten nieder. Schlossen wie Tauben- eyer fielen zweymal das Jahr; was noch ff hn blieb, reichte nicht zu Brod fürs Haus zu schaffen, Ich selbst, gab von dem meini¬ gen, das wenige, das mir übrig war den Kindern, nur, daß sie nicht ganz verhungerten. Im zweyten Jahre war der Sommer dürre. Kaum übrigte so viel, daß ich mein Korn wieder bekam: und von der dritten Aernte-ward noch kein Körnchen verkauft" der Beamte merket den Betrug. Aber wie soll er es besser machen?— Soll er dreymal im Jahre, wenn der Bauer sichs nicht vermuthet, nach dem Dorfe gehn, und der Wirthschaft selbst nachsehen? Wer halt ihn schadlos für die Zeit, die er damit zubringet? oder ver¬ lohnt sichs auch der grossen Mühe! Freylich, geht Herren¬ dienst vor. Jndeß aber wird der Wcyse 2Z Jahr, er soll heura- schaft^memal then, und nun ist er ein Bettler. Nicht der unmündige Landwirth Nachsehen; alle, Bauren— oder man zeige mir die Ausnahm e — sind, ohne diese nothwendige Vorsicht, früh oder spat, was unser Weyse wirklich ist. Eiferet, großmüthige Patrioten, eiferet so viel ihr wollt, für die Aufnahme des Ackerbaus, für die Vermehrung der Viehzucht, für die Belebung des ländlichen Fleißes; solange die¬ jenigen, die zunächst über den Landmann ein offen Auge haben sol¬ len, den Abgang seiner Kenntnisse zu ersetzen, oder seine Trägheit zu strafen, oder seiner Armuth zu verschonen, entweder versäumen, oder (o) d 17 oder äusser Stand seyn werden, verlohren wird all— euer Gold und alle eure Medaillen für ihn seyn. Aus den Händen dieses mittellosen Volkes erwartet gleichwohl der Fürst jährlich ein rei¬ cheres Pfund, als er von allen seinen Schiffen an den Küsten Si¬ emens und Alikantens vergebens erwartet. Er erhalt cs auch. Aber wie lang tragt wohl der Vaum Früchte, dessen Zweige stets der Sonne ausgesetzt nie des wohlthätigen Schattens in der mit¬ täglichen Stunde geniessen? Ohne Zweifel empfängt der Herr oder ihre Aus- von fernem Unterthan nach Mm Herbste dre fürstlichen Steuern, sen lassen, und oder empfängt er sie auch nicht so erlegt er sie doch für ihn dem Fürsten, von dem er das Recht den Rückftändner auszustreichen und vor die Thüre zu werfen dafür erhält. Ein trauriges- Recht, sie gar ab- das, bevor noch zwanzig Jahre hingehen, den Herrn und den Bauer rollends in eine Klasse reihen, und den Fürsten ohne Unterthanen lassen wird. Wär' es nicht hundertmal besser, der Herr sähe der Wirthschaft des UnterthanS öfter im Jahre nach, leitete seine Aus¬ gaben, empfieng zur bequemsten Zeit, in kleinen Theilen, oder wohl gar in gewissen Früchten, die Zinnsen, die er entrichten soll, und hielt ihm dafür Rechnung, damit er folglich nie über dem ersten, oder zweyten Jahre Ausständncr bleiben könnte. Aber wie soll weusiedieser er es denn, wenn er von einem Dauer zu dem anderen jedesmal ei- cmI ne Tagreise machen, und indessen die Wolle von seinen Schafen, oder die Brut aus seinen Teichen und so weiter dergleichen verlie- zEheaÄ« ren soll. Lassen Sie mich meine Herren! diesen Betrach- Lungen ein Ende machen, und die Augen von einem Gegenstände, der, je näher man ihm kömmt, desto gerader auf das Bild des ländlichen Verderbens, und des allgemeinen Rachstandcs zuführt, L hin- in Behebung derSreuern sie entweder zur unbeque¬ men Zeit an» treiben, 18 ( o ) hinfür Mehren, sohin mit einem aus dem vorhergehenden sich un¬ mittelbar ergebenden unumstößlichen Satz schliessen. *) Schluß, und Länder, durch deren Verfassung es einem Gutsherrn tuns der er» erlaubt lst, rn dem Gutsbezrrke eines anderen sicu Frage. Grundunterthanen, oder was noch mehr Lst, eine eigne Gerichtsbarkeit zu haben, sind aller Vorthei¬ le einer weisen politischen Verwaltung unfähig. Uekergang Möchten doch diejenigen, denen gegenwärtige Schrift zu auf die zwevte Frage. gefallen das beneidete Glück haben soll, mir nunmehr einen Theil ihrer Einsichten leyhen, damit ich auf dem Wege, den ich einmal eingeschlagen habe, fortfahren; und die Schwierigkeiten überste¬ hen könne, welche die Wahl der Mittel, wodurch eine so fehlerhaf¬ te Verfassung verbessert werden soll, nothwendig hervorbringen muß. Der Vor» Man ennnert sich vielleicht noch des Wunsches von dem In» ich oben im Vorbeygehn gesagt habe er müsse zugleich der Wunsch AmLanEurö aller meiner Leser seyn, und nur denjenigen könne er unerfüllbar wudcmGms» scheinen, welche alle verschiedenen Seiten, von denen die Vermi¬ schung Mit Willen übergehe ich gewisse Seiten zu beruhen, die man vielleicht für nicht wichtig genug ansehen möchte, denselben seine Aufmerksam¬ keit zuzuwenderf. Wäre denn aber folgende Betrachtung wirklich so unwichtig, als man cs denkt: die Entlegenheit des Unterthans von dem Herrnhofe trägt in Gelegenheiten , wo der Bauer wider seinen Nachbarn Klage anzubringen hat, oft Schuld daran, daß er sein Recht verliert, weil die Entscheidung des Streits meist auf solche Unstände ankömmt, welche der Landvogt, ohne selbst Augenschein einzunehmcn, unmöglich erkennen kann. Lokalkommißionen, in der Ferne sind kost¬ bar. Ist sichs naher zu wundern, wenn der Bauer um sich Zeit, und Kosten zu ersparen, es versucht/ sich selbst Recht zu verschaffen. L-F ( O ) !9 schuug des Grundrechts betrachtet werden kann, genau übersehen hätten. Hier ist der Ort ihn zu wiederholen, und den Zweifel, den er noch von der Möglichkeit seiner Erfüllung übrig läßt, auf¬ zulösen. „Möchte es doch jemal dahin kommen, daß in jeglichem „ Dorfe, ja sogar in jeglichem Gutsbezirke nur ein einziger von „dem Gutsherrn eingesetzter, von dem Landesfürsten aber bestatt „ tigter Landpolizeybeamter anzutrefen wäre, der zugleich die Stelle ,,der Grund-Schutz-Gerichts- und Dorfobrigkeit vertreten, und „nach dem Unterscheide der Geschäfte dem Kreisamte, und der „Landesregierung unmittelbar Rechenschaft ablegen sollte.,, Gb es jemal dahin kommen wird?— Man lasse uns hoffen, erst ei¬ ne Schwierigkeit zu heben, undalle übrigen fallen mit einem male auf die Seite. Um uns davon zu überzeugen, so lassen sie uns für einen Augenblick annehmen, diese Schwierigkeit sey bereits gehoben, alle Gutsbezirke seyn geschlossen, daß ist: nur ein Gutsherr habe in dem ihm eingeräumten Bezirke die Rechte der Grundobrigkeit aus¬ zuüben, und die übrigen hatten ihm die ihrigen vollends abgetre¬ ten, und nun, welche Schwierigkeiten finden sie noch auf dem We¬ ge? zwar fehlen ihm noch die Schutz-Dorf-und Landgerichts¬ obrigkeit; Aber was ist ihm leichter, als alle diese Obrigkeiten zu erlangen. Äusser der Schutzobrigkeit, welche eine kleine, jähr¬ liche gewisse Gabe einträgt, sind sie alle sämmtlich, mehr aus- traglich, als gewinnhaft. Meist bringt die Dorfobrigkcit nur wenige Zehnten, den Vortheil des Blumsuchs, und kleine Straf¬ gelder ihrem Herren ein; dieser Ertrag läßt sich schätzen, und wel¬ cher Dorfherr, der sonst keinen Zinnsholden in eben diesem Dorfe L 2 hat, Herrn eknge» setzten, von dem Landes¬ fürsten abex bestatteten Beamten zur Verwaltung derPolizey,des Livils, und Lriminals,der Oekonomie, in gl eich en zur Behebung der Landsteuer re. zu. bestellen, würde sehr leicht ausu» führen seyn. wenn es nur erst dahin ge¬ kommen wäre, Laß der Guts» Herr in seinem Bezirke auch zugleich der einzige^runtt Herr wäre. denn, nachdem man die Beo¬ bachtung an¬ gestellt hat, daß beynahe alle übrigen Arten von O- brigkeiren mehr austrag» lieh, als ge¬ winnhaft sind, so rrätte sie folglich ein je- glichcr gern -em andern ab, und der Gutsherr ü- vernähme sie desto lieber,als er sich auf die¬ se Arr allein Herein seinem Hause sehen würde. Allein! wo existier er der Fall, daß auf einem Gure nureinGrund- Herr wäre! — darinne be¬ steht eben der Hauptpunkt zu wissen, wie man es einst dahin bringen kann. Von den all¬ zu grossen Gursbezirken ist hier die Re¬ de nicht. 20 d ( o ) hat, wird so eigensinnig seyn, seine Herrlichkeit, da sie ihm bezahlt wird nicht abtreten zu wollen. In diesem Fall könnte sogar der Regent, von welchem ohnedieß alle Gerichtsbarkeiten per äeleZa- tionem abstammen, ohne gegen jemand ein Unrecht zu begehn, in das Mittel treten, und befehlen. In einem anderen Dorfe gilt vielleicht sein Gesetz für eben den Dorfherrn wider welchen es hier gegolten hat. Noch ist die Landgerichtsobrigkeit übrig. Wer je¬ mal das traurige Recht über seine Mitbürger als über Verbrecher zu richten ausgeübt hat, der wird es mir, hoffe ich, gerne gestehen, daß ihm der Vortheil, den diese Gerechtsame einträgt, nie die Ko¬ sten und die Gefahren belohnt hat, die er dabey nothwendig ertra¬ gen müssen. Ein Wort von dem Regenten, und die Landgerichte liegen sammentlich zu seinen Füssen, womit er nun wie mit einem Amte, diejenigen belehnen kann, die von den Gutsherren in ihren ei- genthumlichen Bezirken ohnedem bestellt sind, die Polizey, die Oe- konomie, die bürgerlichen Handel re. zu besorgen. Ich sehe nicht, was mir hierauf geantwortet werden könnte, anders, als; wo exi- stirt er der Fall, daß auf einem Gute nur ein Grundherr wäre? Hier wollt ich meine Leser haben. Nun stehen wir mitsammen auf einem Punkte, und ich gehe weiter. Also liegt es einzig an der Frage: wie führt man auf den - Gütern die Einheit der Grundherrschaft ein.— und wenn man sic eingeführt hat, wie vermeidet man, daß sie nicht wieder zerrissen werde? Ich hatte bey Abhandlung der ersten Frage erinnern sol¬ len, daß ich gar nicht den unendlichen grossen Gutsbezirken das Wort sprechen will, welche um mich mit dem Dichter auszu- drückcn, ein beflügelt Roß nicht in hundert Sonnen umrennen wür¬ de: d (v) d 2i de: sondern, daß, wenn ich sage: die Landgüter müssen geschlos¬ sen seyn: ich schon voraussetze, daß es Güter von einem mäßigen, von solchem Umfange seyn, daß der Grundherr oder sein Beamter sie bequem übersehen, und allen Theilen ihrer Aufsicht zureichen können. Sonst würde es noch besser seyn, die grossen Güter, wo es möglich wäre zu zerstücken, und zwey oder drey kleineren aber im¬ mer geschlossenen Güter daraus zu machen, als in einem Lan¬ de etwa nur zehn oder zwölf solche— Viertlländer möcht ich sa¬ gen zu formiren, die mit der Zeit gerne kleine Fürstenthümer ab¬ geben, und ihren Herren wohl gar Lust machen möchten, sie die Un¬ abhängigkeit zu verschaffen. Ließ vorausgesetzt, erlaube ich mir folgende Wahrheit, als den ersten praktischen Grundsatz bey allen wichtigeren Staatsoperationen festzusetzen: Mit Gewalt vermag der Regent in dem Inneren seines Staats nichts, daß er, wenn es anderst in der Reihe der Möglichkeiten ist, nicht eben sowohl auch ohne sie vermöchte. Lieser Grundsatz, der zumal in denjenigen Gelegenheiten, wo es um eine, das Eigenthum seiner Bürger auch nur von ferne angehende Sache zu thun ist, nie dem Regen¬ ten zu oft wiederholt werden kann, bewahret gleich Anfangs vor ei¬ nem, in gewissen Regierungen nur allzu gemeinen, und meist desto beliebteren Fehler, je eine bereitere Entschuldigung derselbe indem Ehrgeize des Monarchen, und in der Gemächlichkeit seiner sowohl oberen, als unteren Staatsbedienten findet, dem Fehler Gesetze zu machen, wo nur Anstalten nothwendig sind. So gelinde auch die Sprache des Gesetzgebers dessen alleegnädigsten Wil¬ len und Meynung wir mit dem allerblindesten Gehorsam befol¬ gen sollen, insgemein zu lauten psteget, so kenne ich dennoch keinen L 3 so diese sollten freylich in mehrere kleine Güter abge- gerheilt wer» den. deßwegen kon¬ ten sie aber gleichwohl ge¬ schloffen seyn. Der erste Grundsatz bey allen wichti¬ geren Staats- Overationen r MitGcwalt yermagdcrRe- gent in dem Innern seines Reichs nichts, Laser, wenn anderst in dec Reyhe dec Möglichkeiten ist, nicht eben sowohl auch ohne sie ver¬ möchte, ist hier wohl in acht zu nehmen. Die Regie- rung sorge demnach erst dafür, daß die Gutsherren die 22 ( c> ) LzF so gutherzigen, damit ich nicht sage dummen Schreinerjungen, der, wo er nur mittelmäßig fertig das hochdeutsche der Kanzley in die Sprache der Werkstatt zu übersetzen weiß, den Ott nicht genau aufzuspüren wüßte, wo die tnnÄio xcenalis, zwischen einigen Hun¬ derten landesvätevlichen Sorgfalten, fürstlichen Zusiche¬ rungen rc. mitten darunter gleichsam vergraben liegt. Täuschen wir uns nicht meine Herren! das sanfteste Gesetz ist Zwang, wenn, um befolget zu werden es nothwendig war, es mit einer auf die Ue- bcrtrettung gesetzten Strafe zu waffnen. War aber die Strafe nicht nothwendig, warum verhängte sie denn der Fürst, und sagte nicht lieber mit dem zuversichtlichen Tone, den die Wahrheit giebt: das ist nützlich, das wir- also geschehen. Ohne bey diesem un¬ glücklicherweise zu wenig bekannten Grundsatz langer zu verweilen, kehre ich, von dem Allgemeinen, auf das Besondere, auf die Frage nämlich zurück, die vor mir liegt, und ich antworte: kein Gesetz wird jemal im Stande seyn die Vermischung der Grundherren auf dem Lande abzubringen, *) so lange sie selbst, nicht vollkommen übw- ») Ich finde hier nothwendig zu errknnern, daß ich eigentlich nur von den¬ jenigen Mitteln zu handeln mir vorgenommen hake, weiche den ab» gesehenen Endzweck am leichtesten, am schlcinigsten, und folglich denn am sichersten zu erreichen dienim, ohne deswegen diejenigen ganz aus- zuschlicßen, welche entweder blos mittelbar oder nur allmäliz und langsam wirken, aber dabey immer sehr nützbar find zu verhin¬ dern, daß das Uebel indessen nicht weiter sich ausbreite, uud künftig desto schärfere, und gefährlichere Heilmittel nothwendig mache. So z. B. wäre zu wünschen, daß die den Pfarrern, Bruderschaften, und Kirchen zugehörige kleine Gilten den nächstgelegenen größeren Begilte- ten verkauft, die weltliche kleine Gilten hingegen, nur bey ohnedem sich eräugnenden Veräußerungsfällen den nächstbegiltcten vorzüglich vor jeden andern überlassen, wie nicht minder in den Fällen, wo von ganzen Gütern einzelne Gilten Schulden halber excorpvrirr wer¬ den, ( 0 ) 2Z' überzeugt sind, daß es ihr eigner wahrer Vortheil ist ihre Bezirke einzuschlicffen. 2) Werden die Hindernisse, welche bisher, selbst diejenigen, die das Uebcl einsahen, in die Unmöglichkeit setzen es zu verbessern, htnführ noch langer fortdauren, so wird, auch bey dem bereitsten Willen ein Gesetz immer unbefolgt bleiben, deren Erfül¬ lung weder einmal in dem Vermögen derjenigen steht, die cs be¬ folgen sollen. Wollen, und können muß der UnterthaM dann spreche der Fürst das Machtwort, nur gebieterisch, nicht drohend, und seine Gesetze werden befolgt wer¬ Vortyeile der Loncentri» rung crken- nen lernen, dann, daß sie auch im Stan¬ de seyn die nö» thigen Aus¬ gleichungen unter sich M rreffen, und das nachkom¬ mende Gesetz wird keinen Widerstand finden. den. Ich habe es schon gesagt: erst müßen die Gutsherren voll¬ kommen überzeugt seyn, daß ihr eigener Vortheil ihnen eine An¬ stalt wünschenswerth macht, durch welche sie in ihren Bezierken die einzigen Grundherren , und endlich die einzigen Obrigkeiten werden können, bevor man von Seite der Negierung auch nur einmal daran gedenken darf, zu gebieten, daß sie ihre ausgezeich¬ neten Vezierke vor fremden Grundherren verschließen sollen. Ohne das verhaßte Vorurtheil, welches die ländlichen Gutbesitzer wi¬ der den Begriff einer Anstalt statts aufgebracht hat, wodurch ihr Eigenthumsrecht höheren Absichten nachgesctzt, ja zum Theil wohl gar geschmaleret zu werden schien , würde es heute nicht mehr nothwendig seyn, durch aufgesetzte Preise nach den Mitteln umzufragen, wie die Lonccntrirung der dienstbaren Gründe vom Vor allem muß das Dor- urtheil der Gutsherren gehoben wer¬ den,alswürde durch die Lon- centrirung ih¬ rem Eigen- thumsrechte nahe getreten. Das geschieht Staate erhalten werden könnte. Man fange demnach erst da¬ mit den, die Epcorporationen nur mit dem Bedinge gestattet werden wur¬ den, daß die excorportrte Gilten sogleich an die nächstgelegenen Be¬ sitzer verkauft werden müßten. 24 d ( e> ) d durch Gründ?, mit an / dieß Vortheil dadurch zu bestreiten , daß man den nm das Ge- Gutsherrn begreifen macht/ die Loncentrirung ihrer Güter habe rveist. nicht einmal einen näheren Endzweck / als ihnen den Besitz der¬ selben zu versichern; ihnen selbst / werde die Wahl der Mittel übrig gelassen, wodurch sie ihre Besitzungen am füglichsten zu¬ sammenziehen wollten: unter diesen Mitteln sey auch nicht ein ein¬ ziges/ daß ihrem Eigenthumsrechte gefährlich werden könnte, und endlich fordere man von Seiten des Staats nichts weiter von' denselben, als daß sie dem Werke einst Hand anlegen, und der Hofnung entsprechen möchten, welche der Regent von demPatrio- Sie werden tismus seiner Stände vorzüglich gefaßt habe. Kaum dürften sie Vermischung gegen emen also emgenchteten Vortrag etwas weiter ernzuwen- mem,"uÄie den finden , ausgenommen / die Mittel / worauf sie bisher ge- nmg ^/ö n ne rathen waren , seyir sämtlich von so einer Beschaffenheit, daß sie geschchn '^als dem Eigenthume des einen zulegen, indeß der andere ein Theil von dem a"dc rm dem Seimgen abzutretten, und sich auch wider seinen Willen zu- rück znziehen genöthiget wäre / ein Umstand der nothwendig eine MnebMtm Operation erschweren müßte, die nicht etwa nur auf dem Um- fange einiger Meilen, oder auf den Gütern einiger wenigen ver¬ sucht, sondern in einem ganzen Lande, und bey allen Gütern ohne wotter^ilmm Ausnahme angestellt werden müßte. So scheinbar dieser Einwurf wett^ie Ver- bey dem ersten Anblicke hcrsieht, so zeigt sich dennoch bey einer/ Egcmetn ist, nur wenig genaueren Untersuchung, daß mehr die Anhänglichkeit Loncmtti?'b an die alte fehlerhafte Verfassung, als die Furcht von seinem Ei- AMuLaus?. genlhume etwas zu verlieren, den Gutsherren Anlaß geben könne, handelaus^u. diese Sprache zu führen. Denn, welchen Namen man für das Geschäft nuch immer erfinde, allemal lauft der Handel auf einen wech- ( o ) s F- 25 wechftlseitigen Tausch, und nur in dem seltensten Falle auf einen ordentlichen Kauf und Verkauf hinaus, dessen Gegenstand noch meist unbeträchtlich und in Vergleichung mit dem übrigen in der That unwürdig ist angeführt zu werden. Selbst die Allgemein¬ heit der Operation, wovon hieroben, wie von einem beschweren¬ den Umstande Meldung geschieht, widerlegt eben den Einwurf als würde durch dieselbe dem Eigenthumsrechte wirklich Abbruch ge- than, da es ohne Zweifel einem jeglichen sehr einleuchtend werden muß, daß auf solche Art ein Gutsherr, wenn er gleich auf der ei¬ nen Seite einige Gründe für Geld weglassen muß, auf der andern durch eben das empfangene Geld wieder in den Stand gesetzt wird, die ihm abgängigen Gründe in seinem eigenem L ezirke, oder wohl gar eine andere außer demselben gelegene unabhängige Realität zu erkaufen. L ndlich— darf ich noch hinzusetzen: waren gleich die Falle dreymal häufiger, als sie es r icht sind, daß der Verkäu¬ fer eines Grundrechtes für das dafür eingelößte Geld nicht sogleich wieder ein anderes anßandiges Stück zu Kauf finden könnte, so sind ja die Zeiten nicht mehr vorhanden, da es schlechterdings un¬ möglich war sein Geld anderst, als auf Grundstücke und Häuser zu nützen, und die Zinsen aus Mangel der Beschäftigung zu 2. von hundert und wenn es hoch kam zu 2z oder zß standen. Man werfe mir nicht dagegen ein keine Nützung sey gewisser als die von unbeweglichen Gütern gezohen würde. Ich antworte: zu einer Zeit, da wegen der beständig wiederkehrenden Ausfuhrverbothen der Landmann nie einen Augenblick versichert ist, seine Erzeugnisse um den seiner Mühe lohnenden Werth anbringen zu können: zu ei¬ ner Zeit, da die Steuern beynahe einzig auf die Landwirthschaft D ange- AuchinVer- kaufe verlieren sie nichts. Denn, für das Geld, welches sie einnchmen, können sie mit der Zeit wie» der ankaufen. und fanden sie wirklich sobald keine Gelegen¬ heit dazu, so ist ja das Gelb auch äusser der Landwircy» schäft noch gut zu brauchen. Auf jeden Fall können es die Stande nehmen, und durch ro Jahr ein halb -K ü- der die ge- wöhnUcheZm» sen geben. 26 tzzF ( o ) angelegt werden, und die Industrie, zumal diejenige, die mit Pracht¬ künsten getrieben wird, so viel als möglich davon verschont bleibt: zu einer Zeit endlich, da alle Ermunterungen denjenigen ertheilt werden, die an der Seehandlung Anthcil nehmen wollen, stehen den Kapitalen mehr als zu viele Wege offen, sie äusser dem Feldbau und der Viehzucht eben so vortheilhaft, oder noch vortheilhafter zu nützen: zudem: Seit wann hatten unsere öffentlichen Stocks das Vertrauen entwürdiget, daß man auf sie immerdar vorzüglich vor jedem anderen Fond gesetzt hat. Unsere ständischen Banken, sollten sie vielleicht sich weigern, Summen, die ihnen bey solchen Gelegenheiten zugebracht würden, anzunehmen, und müßten sie auch durch einige, gesetzt durch zehen Jahre ein halbes, oder auch ein ganzes Procent dem Eigenthümer über das gewöhnliche rei¬ chen, damit er sich unter dieser Zeit nach einem anständigen Reale umsehen, und ohne seine Fonds anzugreifen indessen bequem leben könnte? *) Mich daucht, dürfte solchergestalt das Vorurtheil der Grundherren, vermöge welchem sie jeden, auch den kleinsten Eilt- verkauf für eine Beraubung ihres Eigenthums anzusehen bisher gewohnt waren, einst gehoben seyn, so würde es eben nicht mehr sonderlich viel Mühe kosten ihnen die wirklichen Vortheile der Lon- centrirung, die sie gegenwärtig nur überhaupt und gleichsam im Dunkeln einsehen, deutlich einleuchtend zu machen, zumal, wenn man zugleich das Mittel gefunden hätte, den einzigen wesentli¬ chen ') Weiter unten wird man sehen, daß die Stande für diese aufgenommc« ncn wenigen Lapitalien Auswege genug fänden, ohne, daß sie sich besorgen dürften, sie möchten an den Zinnsen allzuviel dabey verlie¬ ren. ( o ) 27 Einkn an» dern Anstand wider die Ton» centrirung, finden die Gutsherren darinne, daß sie,tn dcmFall, wo sie in einem fremden Be¬ zirke Unrertha» nen belassen, u. sieweglassen müßten, hin» führ die Brei¬ ten nicht mehr könte bestellen lassen, die sie in eben dem Be¬ zirke von unge¬ fähr befassen, und die sie auf eine andere Weife als auf Krohnen nicht zu geniessen wüßten. chen Nachtheil/ den ich bey dieser Art von Umsetzung entdecke, ver¬ schwinden zu machen. Der Fall, den ich hier verstehe, ist ohnge- fehr folgender. Ein Gutsherr, besitzt in dem Bezirke eines ande¬ ren, verschiedene eigenthümliche Breiten; Unweit davon liegt ein Dorf; In dem Dorfe gehören io Bauern dem Bezirksherrn, und io dem Eigenthümer der Breiten. Soll hier eineToncentrirung geschehen, so müssen ordentlicher Weise von dem letzteren die zehen Unterthanen, die dem ersteren fehlen, demselben überlassen werden; ich nehme weiter an, was nicht eben allemal so ordentlich eintref¬ fen wird: der Uekernehmer hatte an den Abtreter gerade wieder zehen andere Unterthanen, aus einem Dorfe, das dem letzteren, an- gchört, im Tausche dafür überlassen; der Vergleich wäre also so ziemlich leicht anaegangen. Aber vor dem, wurden die Breiten von den zehen Frohnbauern bestellt: gegenwärtig, wer wird sie bestel¬ len, da die zehen Frohnbauern weggekommen sind. — Wäre der Fall, daß der Gutsherr, der diese zehn Tauern in sein Bezirk ü- bernommen, und zehen andere auswärtige dafür gegeben hat, un¬ weit des Dorfes, wo diese letzteren wohnhaft sind, ebenfalls Brei¬ ten, in gleicher Anzahl und gleichem Werthe besäße, so könnte ganz wohl auch mit denselben ein Tausch, oder sonst eine Ausgleichung getroffen werden. Allein dieser Fall ist nicht. Was bleibt dem¬ nach dem Gutsherrn, welcher in dem fremden Bezirke Breiten be¬ sitzt anders übrig, als, sie entweder zu veräußern, oder von frem¬ den Miethlingen gegen Lohn bestellen zu lassen? beydeS bringt Ver¬ lust, da es in dem ersten Falle eben nicht sogleich entschieden ist, daß sich dafür Käufer, und besonders anständige finden werden, da sie wißen daß es dem Gutsherrn daran liegt, sie sobald als mög- D 2 lich Dieser Anstand wird gehoben/ wenn man die Gutsherren zu einemVergleich «mleiker/ durch welche» der Ue, beruehmer der fremden Unter, thantttsichgeae den/der sie ihm abtritt/verdind» lich macht / daß er die ober, wähnten Brei, re» durch ro n, der Jahre fürbasangesetzt« 28 '^ ( c>) lich anzuwenden; und in dem andern wird der Verlust, gerade den Überschuß des Ackerlohns den der Gutsherr gegenwärtig zah¬ len muß, vor den Naturalrobothen ausmachen, die er von seinem Abnehmer zu Geld angeschlagen, zwar vergütet erhalten, aber im¬ mer nach einem geringeren Ansätze, als was die Ackerarbeiten derma¬ len betragen, hat hindanlassen müssen. Man wird mir zwar da¬ wider einwenden: die Aecker, die nunmehr durch belohnte Fuh¬ ren bestritten würden, könnten nicht anders als gut, und recht sehr gut bestellt werden, in Vergleichung mit der Kultur, die sie vordem em¬ pfangen hatten, da sie von gesetzten schlechten Zwangfuhren bestritten wurden. Ich will auch ganz nicht laugnen, daß der Unterscheid dc§ Miethlohns vor dem Robothgeld durch diesen Vortheil einiger¬ massen ausgeglichen, oder wenigstens auf ein minder beträchtliches herabgesetzt werden können. Aber selbst diese Kleinigkeit ist in der Reihe der Ursachen, wegen denen sich d'e Gutsherren der Loncen- Lrirung entgegensetzen möchten, zu wichtig, als, daß man sie unbe¬ merkt vorübergehn, und die Mittel unangezeigt lassen sollte, wodurch der Verlust von jeder Seite verhütet, und die vorgesetzte Absicht, ohne deßwegen Schwierigkeiten besorgen zu Mffen, er¬ reichet werden kann. Ich— dächte demnach,daß in diefem Fal¬ le die Gutsherren von der Regierung lediglich zu einem Vergleich anzuleiten waren, durch welchen derjenige, welcher die in seinem Bezirke angesessenen fremden Unterthanen übernähme, sich gegen dem, der sie ihm abtritt, sogleich bey dec Uebergab verbindlich mach¬ te, daß er die Breite seines Nachbars zwanzig Jahr lang durch Frohnführer wegen Einsetzung des ankommenden RobothgeldS wolle bestellen lassen, inner welcher Zeit derselbe sich entweder nach ei- HzF ( v ) 29 einem Käufer umsehen, oder sonst eine andere ihm selbst gefällige Anordnung *) mit seinem Eigenthume machen könnte. Sollten endlich nach diesen Vorschlägen die Ursachen, welche die Gutsherrn bisher verhindert haben, die Ausgleichung ihrer wechselseitigen Be¬ sitzungen zu wollen, erst vom Grunde gehoben seyn, dann bleibt der Regierung keine andere Sorge übrig, als zu veranstalten, daß dieselben, das, wozu sie sich nun einmal bewilliget haben, auch wirklich ins Weck richten können. Fast sollte es überflüßig scheinen, hier besonders anzumer¬ ken, daß der Regent, welchem die Loncentrirung der Grundobrig- keiten zu begünstigen vorzüglich daran liegt, niemanden das Vermö¬ gen beschränken muß, in dem Falle, wo es auf Schließung, wech¬ selseitiger Verträge ankömmt, von seinem Eigenthume freywillig zu disponiren. Bey der offenbaren Unmöglichkeit, die gewünschte Ausgleichung unter den Eigenthümern anderst als durch eine Art von Tausch - und zum öfteren noch von wirklichen Kaufhandel zu gedenken, so wäre es ohne Zweifel äusserst widersinnig zu wollen, daß der Minderjährige die Gemeinde, das Majorat, die Kirche, de¬ ren Besitzungen sämmtlich der Staat zu unveräusserlichen Gütern gemacht hat, an dieß Geboth weiter, als höchstens in so ferne ge¬ halten seyn, daß sie vor Besieglung des Lontrakts die darinne enthaltenen Punkten dem Regenten unter die Augen le- Robotbgelb von dem ubernvm, mene» Bauern will bestellen lasse» / inner weicher Zeit sich der Eigenthu- mer uni eine« Käufer um se/ Heu / oder sonst eine wirth, schaftliche An, ordnniig damit machen kann- Hat man e» einmal dahin gebracht/ daß die Gutsherren fichlurConcen- trirung willig verstehen / so muß man ihnen auch das Der, mögen verschaff fen / daß sie es nunmehr wirk, lieh thu» kvn, nen. Bisher konnten die einen nicht vcrauffern/ und die andern nicht an sich bringen. Erstes Hinter, niß der Veräus- serung —Man, gel der zreyheit zu cvnrrahiren/ bey Majoraten/ Minderjähri¬ gen der Kir¬ che rc. diese Freyhei't muß/ zwar mit einiger, Dor, si ch t/ übrigens aber leicht/ m,» unentgeltlich erthkilt werden. L> Z gen, Auf jeden Fall könnte er diese Breiten an Bauern in Erbpacht über¬ lassen, ohne daß deßwegen ein nsxus emxd^teutlcus zwischen ihm und diesen Bauern daraus entstehen müßte. Zo d ( v ) d gen, und seine Genehmhaltung darüber erwarten sollen. *) Diese Vorsicht, die besonders bey Majoraten/ deren Aufrechthaltung noch immer für sehr wichtig angesehen wird/ und bey Kirchengütern, die man allenfalls nicht gerne anwachsensehen möchte/ mit unter die nothwendigern Vorsichten gehört, wodurch demUnverhältnisse unter den Standen gewährt wird, diese Vorsicht sag'ich, weit entfernet, daß sie dem Fortgang des Tauschgeschäftes hinderlich wäre, könn¬ te sogar als ein bequemes Mittel gebraucht werden, demselben, wo es nöthig wäre zu Hilf zu kommen, und seine Vollendung zu be¬ schleunigen. Denn um mich durch ein Veyspiel zu erklären, ge¬ schähe der Fall, daß eine geistliche Gemeinde auf der einen Seite eine viel größere Menge Umerthanen in ihr Gutsbezirk herein nähme, als sie dafür in ein fremdes hinausgäbe, und fände sich zugleich ein auswärtiger Käufer, der das mit neuen Unterthanen vermehr¬ te geistliche Herrengut an sich zu bringen bereit wäre, so könnte, da dem einmal eingeführten sehr heilsamen Amorlizationsgeseh durch diese neue Anstalt kein Abbruch geschehen muß, ganz wohl verordnet werden, daß der geistlichen Gemeinde zwar ihr Recht, ein Reale von dem Berthe der weggelasienen Unterthanen mit der Zeit wieder zu erkaufen, Vorbehalten, keineswegs aber in Gegen¬ wart des weltlichen Käufers ertaubt seyn solle, ihr vergrößert Landgut beyzubehaltcn , sondern allenfalls sich nach einen andern etwan ohnehin verkäuflichen, und den Werth ihrer vorigen Be¬ sitzung In Unterstreich und vielleicht noch einigen andern Provinzen der deut¬ schen Monarchie ist durch eine Hofenrschiießung vom Jahr 1767. den sammtlichen Fideicomwiß« und geistlichen Gütern der Alienattonscon» sens zu diesem Ende gratis angeboten worden. d (o) d n ftzung nicht übersteigenden geschlossenen Landgut sich umzusehen. Ich sagte: wenn derUnterscheid ein viel mehreres betrüge. Denn aus¬ serdem steh' ich ganz keine Ursache, warum der Regent einer Kleinig¬ keit Halberdas ohnedem nicht sehr beliebte Amortizationsgesetz noch verhaßter machen, *) und die Schwierigkeiten dadurch vermeh¬ ren sollte, welche der Toncentrirung ohnedieß genug entgegen ste- hm, und durch jeden auch sonst gleichgiltigm Umstand zu leicht vergrößert werden. Die Zweyte Ursache, wodurch den Gutsherren das Ver¬ mögen ihre Grundgerechtsamen gegeneinander, oder auch gegen Geld umzusetzen erschwert wird, ist die Unmöglichkeit, in der sie sich befinden, einen festen, und versicherten Anschlag von dem Berthe ihrer Besitzungen formiren zu können, solange sie selbst ungewiß sind, auf welchem Fuße sie dieselben genießen , und ob sie nicht etwann durch den Kaufansatz, sich selbst zum Schaden, Zweytes Hin» derniß. Unge« wißheit der Schätzung, wo lmmer die Einkünfte der Grundhcrren in Ehrungen, und anderen wandelbaren Gefällen beste¬ hen. ein geringeres dafür sich bedingen möchten, als sie vielleicht durch die Folge der Zeit oder sonst andere günstigeren Umstande davon beziehen könnten. Wäre ein jeglicher Bauer seinem Herrn gera¬ de so viel, als der andere nütze, oder möchten vielmehr, nach dem Wunsche *) Man errinncre sich bey dieser Gelegenheit, daß ein großer Thcil geist¬ licher Güter in dem östreichischen Kreise in den Händen solcher Besi¬ tzer sich befinden, die ihres aufhabenden Hirtenamteö von auswärti¬ gen Bischöfen abhangen, deren Einwilligung also, wenn sie gleich nach gewissen Grundsätzen nicht von der ersten Nothwendigkeit wäre, zum wenigsten doch nicht mit Gewalt gezwungen werden muß. 32 d ( v ) Wunsche eines gewissen Anonymus, *) die Bauern ihren.Herrm hinfür gar nichts mehr nütze seyn, so wäre in der Welt kein Leich¬ ters Geschäft, als eben die Verwechslung, wovon hier gedacht wird. Huben für Huben, Keuschen für Keuschen würde es heis¬ sen, wo die Anzahl von beyden Seiten gleich wäre, und wo auf der einen ein Ueberschuß sich zeigte, würde es auf ein angesehtes Ehrengeschenk für jeden überlassenen Kopf ankommen, wegen der, zwar' unfruchtbaren, aber für Menschen immer schmeichelhaften Herrlichkeit über ihres gleichen: hiemit hätte die herkulische Ar¬ beit noch denselben Tag ein Ende. Aber weit entfernt, daß es noch, zum wenigsten unter uns, auf diesem Grad der Gleichför¬ migkeit unter den ländlichen Giltbesitzern gekommen wäre, so ist es im Gegentheil in einigen Provinzen z. B. in Kärnten und Kram nichts so eben ausserordentliches zu sehen, daß ein Hubenstück in Zeit von hundert Jahren Beziehungsweise auf die Nützung des Grund¬ herrn im Werthe fünfmal gestiegen, und vielleicht eben so oft Wieder herabgefallen sey, je nachdem die darauf gesetzten Keuschner, um sich in dem Besitz desselben zu versichern, ihrem Gutsherrnho¬ he oder höhere Ehrungen davon abzureichensich bewilligten, das macht: Der Verfasser der Abhandlung über die Ungleichheit in -en lan-Ii» chcn Auflagen wünscht, daß die jährlichen Abgaben, welche die Bauern sonst ihren Herren entrichten; künftig vom Staate reluirt, d. i. der Betrag derselben den Herren an jährlichen Dominicale zu gu» tcn gehalten werden, der Regent hingegen solche, zugleich mit den ü» brigen Rustikalsteuern nach Proportion dieser letzteren beheben möchte. Hätte dessen Vorschlag den an gehofften Eingang gefunden, so wäre der Namen Herrengabe schon aller Orten vergessen, und die GutS» Herren wurden ihre Dienstholden nur mehr nach den Köpfen zählen, welches hier, ohne zweifel sehr bequem wäre. ( o ) zz der dienstbare Grund ist daselbst nicht des Bauers Eigenthum, wie er in anderen Landern, wo der nexus empll^teuticus äusser einen geringen Kanon (vielleicht von 4 jährlichen Pfenningen ia recoZllitionem äoinirüi ärreÄi) dem Einstandrechte bey Ver- aufferungsfällen und einigen anderen bestimmten Schreibgebüh¬ ren dem Grundherrn nichts weiter gilt, doch wenigstens in so- ferne dafür angesehen wird, als der Grundherr weder den Un- terthan übersteigern, noch ihn abßiften, noch sonst eine seinem ruhigen Besitze gefährliche Forderung an ihn machen darf. Wä- DieMchaf- re ein dieser Verfassung ähnliches System einmal durchgängig ftRr,"?n d emgefuhrt, dann war es den Gutsherren möglich, und zwar der Mieth- recht sehr möglich, ihre grundoberherrlichen, Gerechtsamen zu ^"me^Erb. Geld anzuschlagen, und sie, es sey denn im Tausche, oder was reÄgMch^ gleich viel ist, im Kauf, und Verkaufe hindanzulassen, so wie es Am rmel im Gegentheil denselben in jeder andern Verfassung stäts unmög- lich seyn wird, auf eine Loncentrirung, oder so etwas ähnliches zu gedenken. Zwar wird man mir einwerfen: auch in denjenigen Drittes Hm- Ländern; wo die jährlich wiederkehrenden Grundentrichtungen auf MderNnvm- em gewisses festgesetzt, und die Erbrechte erngefuh-et sind, sieht bey noch leben- man, daß die Grundherren eben die Schwierigkeiten der Scha- chenunrercha- tzung erfahren, weil sie das-bey Todfällen zu beheben gewöhnliche im Pausa, Md Sterbegeld, wie in Oesterreich, von einem noch lebenden Bauer, An'weAn' dessen Vermögen bis er stirbt vielleicht noch verdoppelt werden, vielleicht aber auch schmelzen kann, zum voraus nicht bestimmen, folglich denselben in keinen eigentlichen Anschlag bringen können.— Ich antworte hierauf: die arundobrigkeitlichen Gebühren bey Ster- befällen, kinnen, wie die Zehnten, und jede andere wandelbare E Ru- Z4 ( a ) Rubrik nicht anderst, als durch eine aus dem zehn- oder zwan¬ zigjährigen Ertrag gezohene Mittelzahl in die Schätzung gebracht diesem wird werden. Sollte dennoch der Vortheil, den mancher Grundherr durch Bestimm bet) dem Abscheiden eines, oder des anderen vermöglichen Bauers Nsrmaljahrs sich einst zu verschaffen hoffte, ihn so sehr reizen können, daß er N" das^vor dabey etwas ansehnliches zu verlieren glaubte, wenn er ihn zu- glM) mit dem übrigen an einen anderen Gutsherren in Pansch lA^ngenom» und Bogen Hingabe, und, wäre nebstbey dieser Anstoß allgemein meu werden eine Aufmerksamkeit von Seiten des Staats zu verdie¬ nen, so könnte derselbe durch Bestimmung eines Normaljahrs der Sache zu Hilfe kommen, nach welchen die respektiven Grund¬ herren die Abhandlung der verwechselten Unterthanen vorzuneh¬ men, und die davon abfallenden Gebühren zu beheben berechtiget waren. Gesetzt also z. B. das Jahr 1775. wäre bestimmt die Loncentrirung der dienstbaren Gründe in Kram zu vollenden, so könnte vorläuß'g festgesetzt werden, daß ungeachtet der in diesem Jahre vor sich gehenden obrigkeitlichen Vertauschungen, daS Recht die Unterthanen zu inventiven für den sich nächst äuße- renden Fall demjenigen Grundherrn Vorbehalten seyn soll, zu dessen Gerichtsbarkeit der Unterthan am letzten December des i774sten Jahrs gehörig war, Auf solche Art däucht mich könn¬ ten folglich alle, oder zum wenigsten die meisten, und wichtig¬ sten Hindernisse aus dem Wege geräumt werden, welche der Veräußerung der obrigkeitlichen Grundrechte von Seiten de¬ rer bisher entgegen gestanden haben die sie hätten weglasien sollen. Aber '( o ) ';z Aber auch von Seittn dcnr, die sie an sich bringen Rm r»r«m die Hindernis- sollttn, kntsiehcn mauigfältige, und beynahe noch ansehnlichere sederAnsich- Hindernisse. Eines, nämlich die Sorge, durch die Schatzung in Erstes Hin- dem Ankäufe übersetzt zu werden, wäre zwar durch die bey dem vorigen Absätze vorgeschlagenen Mittel größtenteils gehoben. Da es gleichwohl sich öfter zutragen könnte, daß der eine Gutsherr, A^ng2er derjenige n mlich, welcher feinen Grundholden dem anderen an- böthe, ihn dennoch um einen höheren Preis anschlagen möchte, als welchen der andere dafür zu bezahlen willens wäre, so scheint nebst- bey noch erforderlich zu seyn, daß für solche Fälle eine Art von Tariff zum voraus festgesetzt würde, *) nach welchem beyde Thei- le sich unter einander zu vergleichen, in widrigen es aber auf den stellung ge» . schwornev Ausspruch dreyer vom Staate bestellten, und beeidigten Schieds- Schtedsmaner männen ankommen zu lassen hätten. Gefahr. Ein zweytcs, und in gewissen Ländern beynahe einziges Zweytes Hm- Hinderniß des Ankaufs ist das Unvermögen derjenigen, welche die gei an Gew^m in ihre Bezirke eingezohenen mehreren Unterthanen auszahlen soll- Ler^auä'ch ten, und theils nicht baares Geld genug in Händen haben, um ausgehr §2 die Zahlung mit einem Male leisten zu können, theils auch wohl Bamem'au"- ganz von Kapitalen entblößt, und dafür mit einer Last untilgba- dm muß. E 2 rer ") Ware die Landesrektifikation auf den Grad der Vollkommenheit gebracht worden, den man zu erreichen sich vorgesetzt hatte, so könnte diesel¬ be ohne wcirerö noch Schicdsmanner zu erfordern, zum beständigen in dieser und noch vielen anderen Gelegenheiten nützlich gebraucht werden. Da sie aber meines Wissens noch weit davon entfernt ist, so sind die Schtedsmanner von darumen Labcy norhwendig, damit sie entscheiden, welcher aus den Theilen bessere Ursachen für sich anfüh- re, von der allgemeinen Richtschnur abweichen zu wollen- Dawids km» «eich nur zwey Mittel: Vorschuß aus dcrlandschast» liehen Bank auf eine bc» stimmte Zeit, und gegen nie» Lcre Zinnsen- oder Lredit vonSeitendes Verkäufers ge» gen zureichen¬ den Grund der Sicherheit, u. auf leidentli» che Fristen. 3 6 GF ( 0 ) rer Schulden überladen sind. Wider dieses in der That unüber¬ windlich scheinend Hinderniß seh' ich kein ander Mittel, als wel¬ ches in allen ähnlichen Fallen der Kredit an die Hand geben muß, das Mittel die Summe auswärts aufzuborgen, wenn es möglich ist, oder auf dem angekauften Reale in so lange haften zu lassen, bis eine vortheilhafte Gelegenheit erscheint, es von aller Verbind¬ lichkeit befreyen, und zu einen unabsönderlichcn Theile des Guts¬ bezirkes machen zu können. Zu dem ersteren würden die land¬ schaftlichen Banken — angenommen, daß sie die ihnen zufließen¬ den Summen, nach dem, was ich oben davon gesagt habe, nicht zurückweisen wollten — zureichende Quellen abgeben können; und zu dem andern würden die Verkäufer sehr leicht zu vermögen seyn, wenn ihnen zureichende Versicherungen geleistet, *) und die gewisse Zeit der zu erfolgenden Befreyung voraus bestimmt wür¬ de. Es versteht sich von sechsten, daß auch die landschaftlichen Banken nur auf eine gewisse Zeit z. B. von zehn Jahren für klei¬ nere Summen, und fünfzehen, oder höchstens zwanzig Jahren für die größeren ihren Jntermediarkredit leyhen müßten, nach die¬ ser Zeit ohne einige Rücksicht auf den Stand, oder die Person des Schuldners mit der Sequestration fürgchen, und wenn es die Roth erforderte auch wohl zur Erekution des ganzen, oder hal¬ ben Würde ihnen gleich der Vorzug von Len kefreytesten Gläubigern einge¬ räumt, so könnten sich diese letzteren dennoch nicht dawider beschwe» ren, da nun ein neues Lorpus zur Massa hinzuwächst, worauf sie zuvor nie ein Recht behaupten könnten. d (o) z? öen Gutes *) schreiten müßten. Man darf aber beynahe mit Gewißheit behaupten, daß es nirgend auf diesen äußersten Fall ankommen würde, wenn nur nicht die Stände durch eine übel angebrachte Oekonomie sich an den Zinnsen, die sie auf dieser Seite empsiengen, für die Zinnsen schadloß halten wollten, die sie auf der anderen ihren Gläubigern bezahlten, da im gegenwärti¬ gen Fall der Verlust, den sie dadurch erleiden könnten, gegen die Bortheile, die sie zu erlangen Hoffeten, nur eine unbeträchtliche Kleinigkeit ausmachen könnte. Denn angenommen, es wären in dem ganzen Herzogtum Kram über die unter den Gutsherren be- schehencn Verwechslungen zur vollkommenen Ausgleichung annoch Hundert tausend Gulden in Baarem ausgezahlt worden, wofür die Empfänger nirgend eine Realität zu kaufen bekommen, folglich der landfchäftlichen Bank gegen 44. pro Lent jährlich diesel¬ ben zugebracht hätten; hingegen seyn in eben diesem Herzogthum zur Auszahlung eingelößter Unterthanen andere Hundert tau¬ send Gulden erfordert, und von eben derselben Bank gegen jähr¬ lichen gä-Z den Partheyen vorgestreckt worden, wie groß könnte in einer ganzen Zeit von io Jahren der Verlust für die Land¬ schaft seyn? höchstens zehn tausend Gulden, wohlgemerkt, wenn noch unter diesen zehn Jahren die Gläubiger der Bank keine ein¬ zige anständige Realität aufgefunden, noch sonst einen anderen Ge- E 3 brauch So sonderbar es scheinen dürfte, daß ich eine Exekution für ein halbes Gut zu gestatten gedenke, so wird man sich sehr leicht mit mir ver« stehn, wenn man sich erinnern wird, daß ich nicht der Zerstückung, sondern nur der Zerstreuung der Gilten cntgegeneifcre, und daß es mir übrigens gleichgiltig ist io ganze, oder so halbe Gutsherren in einem Lande zu wissen. 38 d (o) dann läge an ihr zu fehlen, es ve- krauch von ihrem Gelbe hatten machen wollen, ein Fall, der mir eben nicht sehr wahrscheinlich, und wenn ich es bekennen darf, beynahe unmöglich scheint. Andere Mittel äusser diesen dem Un¬ vermögen der Gutsherren zu steuren, oder ihren Eigensinn zu bes¬ sern, oder überhaupt den Hindernissen der Loncentrirung entge¬ gen zu gehen, dürften entweder unzureichend, oder vollends un¬ schicklich ftyn. Zum wenigsten getraue ich mich zu behaupten, daß diejenigen, die man bisher hier angezeigt gefunden hat, nicht ohne sorgfältiger Wahl, und nach vielen angestellten sehr mühe- samen Vergleichungen ihren Platz eingenommen haben» Hatte erst die Regierung al» le vorbesagren Hiuderinße ge¬ hoben. Zeit? und wie? di? Loncenm- rung zu gesche¬ hen hatte. Wäre einst die Regierung so glücklich, und woran liegt es, daß sie es nicht bald werde? durch geschickte Anwendung obange¬ hörter Grundsätze die grösseren Schwierigkeiten der Koncentri- rung überstiegen zu haben, dann liegt es bey ihr, zur wirklichen Angänzung des Werkes das Looözeichen zu geben, ich will sagen, den gemessenen Befehl ohne eine einzige Ausnahme, zu ertheilen. Einmal kann ich mir nicht helfen, aber wie verträgt sich denn die Majestät des gesetzes mit allen den hundert, und hundert Ausnäh¬ men , die ihm stäts zur Seite gehen, und in deren Mitte das Ge¬ setz selbst, wie ein schwaches Weib unter wilden Kriegern einher¬ zieht, denen es sein bittweises Daseyn gleichsam noch zu verdanken scheint. Keine Ausnahme also, oder das Gesetz verfehlt ganz des Endzweckes, der eben hier einzig darinne besteht, eine durchge- jn welcher hends gleiche und einförmige Verfassung im Lande einzuführen. Das wichtigste desselben, zum wenigsten nach dem Bilde, das ich mir davon gemacht habe, dürste demnach in Bestimmung der Zeit, und d ( o ) rs und der Weise bestehen , nach welcher die ToneenLrirung zu ge¬ schehen hatte, vorausgesetzt, daß die Gutsherren saumseelig wä¬ ren, nicht sogleich nach hinweggeräumten Hindernißen, und ohne erst eine andere Vorschrift, als welche ihre eigene Vortheile ih¬ nen eingäben, zu erwarten, das Werk selbst anzugreifen. Unge¬ fähr also möchte das Gesetz in folgenden Worten sich ausdrücken. „Inner einem Jahre, und sieben Wochen, werden alle im Lande „befindlichen Güter dergestalt geschlossen seyn, daß indem Um- „ fange eines jeglichen hinfür nur ein Grundherr, nämlich der „Dorf-und Gutsherr die bürgerliche Gerichtsbarkeit, und zu- „ gleich alle übrigen dem Grundrechte anhängigen Gerechtsamen „über das Landvolk auszuüben befugt seyn wird. Diejenigen „Gutsherren, welche solches inner dieser Zeit zu bewirken unter¬ lassen werden, werden hiemit verbunden, zu Händen desjenigen „Kreisamteö, zu welchem sie ihrer Lage nach gehören, eine um- „standliche Anzeige der Ursachen, die sie daran gehindert haben „inner ebenderselben Zeitfrist einzusenden. — Ein Jahr, und sieben Wochen verstießen. Die Kreisämter senden in eignen hier¬ zu eingerichteten Tabellen die Verzeichniß derjenigen Güter zu Händen der Landesregierung ein , in welchen die Toneentrirung noch nicht zu Stand gebracht worden. Aus denselben erhebt die Regierung die neuen, vielleicht nur scheinbaren, vielleicht auch wirklichen Hindernisse, welche in den besonderen Fallen dem Aus- gleichungsgeschaste im Weg gestanden haben, bringt sie unter ge¬ wisse Gattungen, entwirft ein zweytes (sogenanntes Erläutern ngs-) patent, legt demselben ihre Vorschläge entweder zur Beschleuni¬ gung, oder zur Erleichterung der Sache hinzu, und gibt sodann das Wo dieGuts^ Herren selbst dem Werke Hand ankern, hat es gar kei¬ ner Vorschrift nöthig; ausserdem aber sind zum we¬ nigsten 4. Jah¬ re zu Beendi¬ gung des gan¬ zen Geschäftes nothwmdlg. das erste Jahr verläuft mit zusehen, welch elnenGangdte Sacke unge¬ fähr nimmt. Mit Anfän¬ ge des zwcyccir Lahrs haben dunengen, eie nickt concen- rrirt haben, ihre Ursache dem Kreiöam- te umständlich zu eröffnen, die Kreisam- ter solche der Regierung in Tabellen vor¬ zulegen,dieRe- gierung darü¬ ber nacher Ho¬ fe zu berichte, und von daher, in Fall es iwthwendig wäre, dieVor- schuftzu em¬ pfangen, nach welcher die Gutsherrn— im dritte ^äh¬ re wiederholt zur Loncentri- rung gesetzmä¬ ßig zu verhal¬ ten sind. Sollte cs mit dem Anfänge des 4tcn Jah¬ res noch un¬ geschlossene Güter im Lan¬ de geben, so harre das Kreisamt mit Beziehung zweyerLandcs- Mitglieder, u. der betreffen¬ den Gutöher- 40 ( v ) das ganze geschlossen nacher Hofe. — Eineaus dreyRathen,und einem Aktuarius zusammengesetzte Hofkommission verrichtet mit den eingelaufenen Berichten der verschiedenen Landesregierungen eben das, was diese vorhin mit den kreisamtlichen vorgckehrt ha¬ ben. Darüber wird nä plenum referirt, geschlossen, und ein all¬ gemeines Erlauterungspatent erscheint, bevor noch das zweyte Jahr vollends zu Ende ist. Der Schluß dieses zweyten Paren¬ tes ist mit dem ersteren dem Jnnhalt nach ganz einerley. — die siebente Woche des vierten Jahres verfließt; noch sind nicht alle Güter im Lande geschlossen, und nun, — nun fangt die Opera¬ tion des Staats erst an. Die Kreisamter erhalten mit einem Male die Vorschriften. Zwey Landesmitglicder werden dem Krcishauptmann zugegeben, sie verfügen sich an die Oerter, wo die Vermischung der Obrigkeiten noch angetroffen wird, ziehen die be- Es würde hier zu weitlauftig, und vielleicht darf ich sagen, so gar über- flüßig seyn, die besonderen Entwürfe zu diesen Vorschriften dieser Ab¬ handlung einzuschalten. Kaum dürfte einmal, denk ich, nach so vielen vorläufig genommenen Maßregeln der Fall sich äußeren, wovon hier oben die Rede ist. Geschähe er aber dennoch, so würde die Instruk¬ tion des Krcisamtes ohngefähr darinne zu bestehen haben, daß cs auf alles dasjenige, 'worauf sonst die Gutsherren allein zu sehen gehabt hätten, nur gleichfalls vorzüglichen Bedacht nehmen - soll: als z. B., daß nicht etwa mitte in dem Bezirke des einen ein einzelnes Dorf, worinne der Gutsherr allenfalls die weniger» Unterthanen hätte, durch Abtrettung derselben an einen andern Gutsherrn nunmehr eine Art von besonderem Bezirk ausmache; daß der Umkreis des Landgutes so viel als möglich ist in gleicher Entfernung von dem gutsherrlichen Wohnsitz gezohen; daß wo sein Umfang für eiiM einzigen Beamten zu groß, und zween wohlgelegenen Herrnhöfe vorhanden wären, daraus zwey Landgüter gemacht, daß endlich die Gränzen der, Bezirke genau beschrieben, und nach demselben die Einwürfe zu den künftigen ordenk liehen Urbarien aufgesetzt werden sollen- c °41 brtrefmdm Gutshcrrm m sich, formiren mit denstlben eine Art «»»-r s,«e noch in Lemsel« von Kommission, und ohne, daß eine Stimme hierbeymehr als die bm Jahre ftn andere zu gelten hat, entscheiden endlich die mrssora allein, was in chen. diesen besonderen Fällen an der Stelle vorzukehren sey. Auf die¬ se Art däucht mich, könnte in einem Staat groß dreymal wie Deutschland, worinne die Vermischung der Grundobrigkeiten noch dreymal gemeiner wäre, als sie es bey uns nicht ist, ohne mehr Zeit, oder mehr Hände dazu zu brauchen, die Loncentrirung leicht gewiß, und ohne Anstoß bewirket werden. Aber, hör ich einige, die mir sagen, wozu sollen alle die vielen Anstalten die Bezirke der Gutsherren vor fremden Grund- vbrigkeiten zu verschliessen weiter gut seyn, da -es gleichwohl eine stats unmögliche Federung bleibt zu verhindern, daß sie nie wie¬ der, auch nicht einmal in den Fallen, wo das Eigenkhum den Be¬ sitzern sonst unnütz wäre, angegänzet werden sollen? — Man er¬ Auflösuirg der dritten Frage. -- Las Mittel die ein« mal eoncen- rrirten Güter vor künftige Zergliederung zu bewahren besteht. laube mir erst eine Frage, und denn — will ich sehen, ob dem Einwurfe zu begegnen sey. Was sind das für Falle, welche die Zcrstückung der Grundrechte nothwendig machen? Ohne Zweifel Noch fälle, wenn nämlich der Eigenthümer des Guts seinem Be- dirfnisse auf keine andere Weise mehr, als durch Anganzung seines Hauptstamms Genüge, zu leisten weis. Sonst, kenne ich ihn nicht den Fall, wo die Zergliederung nothwendig war, so nothwcn- dig, daß sie auch durch Gesetze nicht verhindert werden könnte. Man sage mir nicht, ein Vater, der mehrere Kinder hätte, deren Zer» jegliches ihm so lieb, als das andere wäre, würde vielleicht em- Pfindlich dadurch gekrankt, wenn ihms nicht frey stehn sollte sein a u^e F Gut s) den durch Noth erzwun¬ genen Zerstü- Sungen durch zeitliche Zutheilung ge- richrlicher Se¬ quester vvrge- beugt, z) endlich dey unvermetdli-' cheu Zerstü» Bungen das Maaß vor« geschrieben wird, wodurch -l2 ( o ) Gut unter seine Kinder gleich zu Heilen, oder zum wenigsten ei¬ nem jeglichen derselben ein THE an dem grundherrlichen Besitze anzuweisen. Noch weniger hoffe man mich zu bereden, daß irgend eine fromme Seele dadurch Gefahr liefe, nicht selig zu werden, wenn sie nicht zum wenigsten durch Vermächtnis oder Geschenk einiger Gilten an eine Kirche, oder Kloster sich dessen künftig ver¬ sichern könnte. — Wir leben zum Glücke in aufgeklärten Zei¬ ten. — Nothwendig muß die Zergliederung seyn, oder der Fall ist nicht, auf den ich zu antworten mich anheischig gemacht habe. Also lassen wir es Schulden seyn, die ihn zwingen zu veräussern, entweder ganz, an alle seine Gläubiger durch Krida, oder nur zum Theile, als: wegen ausständigen Steuern, wegen angewiesener Hypothek re. an einen einzigen Abnehmer. Lieser Fall, dürfte vermuthlich unter hundert andern möglichen der würdigste seyn die Aufmerksamkeit des Staats zu verdienen. Wär' es möglich, ihm dadurch zu entkommen, daß der Regent dessen Wichten es ohnedem erforderen, daß er der beständige Vormün¬ der seiner Unterthanen sey, in Gelegenheiten, wo die aus ständi¬ gen Kontributionen oder die Privatschulden noch bey weitem nicht den ganzen Werth des Guts erschöpften, dem schuldigen Guts¬ herrn bey Zeiten einen Güterverwalter (Sequester) aufstellte, so dürfte der Fall sich desto seltner äussern, wo die ganzen, oder Heilweisen Abschätzungen (Exekutionen) uothwendig wären. Aber, gefetzt auch, alle Sorgfalt des Regenten reichte nicht zu, diese Falle zu vermeiden, warum wär es nicht möglich zu verordnen, daß wo die Schuldenmenge nicht den Verkauf des ganzen Guts uothwendig machte, zwar einen THE desselben, aber nur ein äus¬ serer, ( v ) serer, und noch dazu ein solcher Theil ausgeschnitten werden dörf- te, der, zur Noth, für sich selbst groß genug wäre ein geschlossen Landgut abzugeben. Warum kennte ferner nicht verordnet wer¬ den, daß solchen Veräußerungen allemal das Wiedervcrkaufsrecht, oder zum wenigsten für den nächstanliegenden das Einstandrecht an- gehangt, und überhaupt nie einen Gläubiger erlaubt werden solle, eine Gült mitten aus dem Gutsbezirke zu morxoriren. Ich darf zu diesen beyden vorhergehenden noch eine dritte, und letzte Frage hinzusetzen: Warum sollen die Gutsherren *) ihren eigenen Vor- theilen so feinde seyn, ihre .einmal concentrirten Güter vor der Zer¬ gliederung nicht zu bewahren — ? ^.eguö xauxeribuZ xroäeü, lOcuxffelibus se^ue — In Böhmen und Mähren kennt man gar den Fall der Vermischung nicht, wovon hier gehandelt wird. — Gleichwohl sind die Exekutio¬ nen noch viel strenger, als sie es in den sämtlichen östreichischen Pro¬ vinzen nicht sind, wo man doch bcynahe alle Schuld auf dieselben wirft, das macht: Die Gutsherren kennen dort die Vortheilc der ge¬ schloffenen Bezirke zu gut, als daß sie sich nicht sehr in acht nehmen sollten, sie durch irgendeine unvorsichtige Haushaltung mir einem Ma, le eingehen zu lassen. F 2 die Güter we¬ nigstens ge- schlossenerhal« ten, und mit der Zeit wieder ergänze werden kön¬ nen. Beantwortungsschrift, welche den 20. Wintermonats 1770. mit dem AccM beehret worden. Vom Johann Nepomuck Ursini Grafen von Blagai, Sr. kais. königl. apost. Majestät Kammerherrn, Kommerzial Konfeßraths, und Präsidenten einer löblichen Landschaft des Herzogthumeö Kral». Ueber die von der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nützlichen Künsten im Herzogthume Krain im Lahr 1769» kundgemachte sodann auf bas Lahr 1770. wiederholte Preisfrage, die Vereinbahrung der untetthamgen Dorfs besitzungen nnter einer Grundobrigkeit betreffend. M ?>«.-^.L«^ EKMMeK4KW^er«»MeKW^G ^P^^WWWWWLALAWWM Z :v'^2 ch «F"2^r.'-L'''^^'^'<'^'>'^^-^^' ^- '^'^ SL L -tz,-«r-° ----x!?- s3 C I^iner erleucht- löblich kaiserlich königlichen Acker- öaues- und der nützlichen Künsten Gesellschaft in tz LZ dem Herzogrhum Kram beliebte auf das i769te Jahr die Preisfrage zur Beantwortung aufzuwer- ftn; Ob in einem Lande, wo die unterthänige Grund¬ stücke also vermisihet sind, daß öfters die nächst an den Herrenwohnsitz befindliche anderweitigen Grundobrig- keiten angehörige Unterthanen, von selben ganze Tage weit entfernet lägen, und in einem Dorfe öfters so viel Grundobrigkeiten, als Häuser gezählet würden, die Ver¬ besserung der Bultur Erweiterung der Bimsten, und Manufakturen, dann die Einführ - und Beibehaltung einer bescheidenen Polizey grundhaltig gehoffet wer¬ den möge ? Im Falle aber nicht durch was für Wege, und Mittel, am reichtest minder schwürig- ehest- und Zesichersten die Austausch - und Ausgleichung folg- X -48 ( o ) folglichen Verembahrrmg der UnterchLnLgeu Grün¬ den zu den betreffenden nächsten Haupt-Grundobrigkeit- lichen Wohnsitz bewerkstelliget, und endlich durch was Wege, die einmal zu Standen gebrachte Concentrirung rn ihrer Lonsistenz erhalten werden könnte. Die löbliche Gesellschaft hätte in der That ihr Augen¬ merk auf kein würdigeren Gegenstand werfen können, als auf eben diesen, welcher so einen allgemeinen Einfluß auf das Beste sowohl des Herrn, als des Unterthans hat, daß kein redlicher Patriot, der nur von den angeerbten alten Vorurtheilen nicht gar zu sehr eingenommen ist, und der die Liebe gegen den werthen Va¬ terland mit den Pflichten eines treuen Unterthans, und nützlichen Bürgers zu verbinden weiß, sich der Erörterung, und entwick- lung dieser Frage entziehen solle. Und eben dieses eifert mich an, meine Gedanken, die mir Ley reifer Ueberlegung der aufgeworfenen Preisfrage beygefallen, mederzuschreiben, und ihnen, ansehnliche Mitglieder einer löbli¬ chen Gesellschaft, zur Beurtheilung vorzulegen. Drey Theile ent¬ hält die Preisfrage in sich; ich behandle einen jeden ins besondere. Sollte ich in diesen meinen Gedanken das erhabene Ziel rechtschaf¬ fener Patrioten erreichet haben, dann soll der ganze Verdienst ih¬ ren Bemühungen zugeschrieben werden. Zur Devise nehme ich diese unumstößliche Wahrheit: Comraria MXta te xoüta elucelcum. Der d ( o ) ^9 Der erste Theil würde meines Erachtens nicht viele Be¬ weise vonnöthen haben, wenn alle an dieser allgemeinen Frage Lheilnehmende Grundobrigkeiten von gleicher Einsicht, und glei¬ chen Begriffen, und nicht einige von alt hergebrachten Gewohnhei¬ ten geblendet wären : ich finde dannenhero notwendig, um den ersten Satz gründlich zu behandeln ein Leyspiel von zweyen in dem innerlichen Verhältnisse aber nicht gleich concentrirten, zu meiner Absicht dienlichen Landgütern, zu den vvrhabenden T eweis anzu¬ nehmen, in der Hofnvng, mit diesen den ersten Theil der Frage hinlänglich zu entwickeln. Ich setze also, das Landgut hat zoo ganze Löhner, oder nach hiesiger Landesart, sogenannte ganze Huben, die aber alle in einem Bezirke beysammcn, in der Nähe des Landgutes lie¬ gen ; selbes besitzet bey seiner Mayerschaft so vieles Dau - undWie- scnfeld, Zehender, und anders dergleichen Lominikale, daß zu dessen guten, und nothwendigen Arbeitspstege täglich Zo Arbeiter erforderlich find; dieses nun vorausgesetzt ist es gewiß, daß be- mcldtes Gut ihre Arbeit dergestalten einrichten kann, daß von al¬ len diesen zoo Huben die bestimmten Arbeiter alle zugleich an ei¬ nem Tage bey günstiger Witterung erscheinen müssen, die annoch übrigen 5 Tage jeglicher Woche aber, oder zusammen genommen L Jahrs Roboth mit Geld bezahlen, so nach der angenommenen Landgcbrauchlichen Berechnung von einer Huben L io st. von be- meldtcn i des Jahrs 2500 fl. richtig ausmachet. G Fv ( S ) Der Nutzen, der hieraus entstehet, laßt sich offenbar ein- sehen: weil bey einer so regelmäßigen Einrichtung an einem einzi¬ gen schönen Tage alle jene Arbeit verrichtet wird, welche sonst die ganze Woche hindurch sollte aögeführet werden, wo noch öfters wegen einfallenden Regcnwetter die Arbeit zu grossen Nachtheil des Besitzers unterbrochen, und auf günstigere Zeit muß verschoben werden. Ich will nicht sagen, daß die Unterthanen auch alle durch das ganze Jahr einfallende Feyer- und die zur Feldarbeit unbrauch¬ bare regnerische Tage, deren Zahl sich gewiß jährlich über ioo beläuft, gewinnen, und alle die Woche hindurch übrig bleibende 5 Tage zu ihrer freyen Willkuhr haben, damit, wenn sie keine Dienstknechte, oder Mägde halten, weder solche aus Mittellosig¬ keit zu halten vermögen, sie die schuldige Roboth selbst bestreiten, auch ihre eigene Grundstücke nach Erforderniß bearbeiten, sodann zu ihren eigenen, der Herrschaft, und des höchsten Landessürsten Nutzen, und Vortheil sich in bessere Bermögensumstände setzen können. Hiernächst erwachst bey einer solchen Verfassung noch der fernere besondere Vortheil, Laß man von innerlichen Streitigkei¬ ten mit seinem Machbaren allenthalben sicher gestellet ist, und äus¬ ser jener der Dezirksausmessung, oder Marksteine nicht leicht der¬ gleichen zu besorgen hat, welches aber einen grossen auf die Lon- centrirungsbeybehaltung nützlichsten Einfluß haben kann: und wenn auch unter den eigenen Unterthanen einige Streitigkeiten entstehen sollten, können selbe ohne den so vielen Weitläuftigkeiten bey den ordent- (c>) d 5l ordentlichen Gerichtsstellen, ohne den so grossen Geldanlagen von der Grnndobrigkeit selbst beygelegt, und gehoben werden; da es auch insgemein zur Erhaltung einer guten politischen Ordnung sehr vüles beyträgt, weil jener, der in einem jeden Dorfe von der Herrschaft als Richter aufgestellet wird, seine Gemeinde, die er m einem Bezirke beysammen hat, desto leichter übersehen kann, und betreiben, daß sowohl die allerhöchste landesfürstliche, als obrigkeitliche zum Vesten der Unterthanen ergangene allgemeine, und besondere Anordnungen mit aller Genauigkeit befolget, damit daß dem Müßiggang nachgehende liederliche Herrenlose Gesindel, als Diebe, Räuber, Landstreifer, und dergleichen sonst zur Ar¬ beit allerdings taugliche Bettler angehalten und zur weiteren Be¬ stimmung der Herrschaft eingeliefert werden. Nebst dem, daß der Inhaber eines solchen Gutes auch selbst mit besonderer Bequemlichkeit für die Erfüllung der allerhöchsten, wie auch der eigenen grundobrigkeitlichen Befehle wachen kann, zugleich aber auch Nachsehen, ob ein oder andere Gebrechen bey den Häusern, bey der Viehzucht sich äusseren, auf was sich die Hin¬ dernisse gründen, und wie denselben durch die gehörigen Vorkeh¬ rungen könne abgeholfen werden. Die Ausstande können ebenfalls ohne einigen Unkosten ein- getrieben, auch leicht nachgesehen werden, ob solche aus Fahr¬ lässigkeit, oder Faulheit, oder aus wahren Unvermögen herrüh¬ ren? in Zeiten aber, da den Herrschaften aufgetragen wird Sol- G 2 daten 52 ( O ) tz-F daten zu stellen, wird es einer so bestellten Herrschaft eben nicht viele Mühe kosten, die betreffende Mannschaft aufzutreiben, da eS keinen Ein- und Vorgriff von einer fremden Grundobrigkeit, we¬ niger eine gar zu voreilige Kundmachung besorgen darf, sondern im Stande ist in wenig Stunden die tauglichen Erbholden aufzu¬ heben, und den höchsten Dienst zu befördern. Eine gleiche Beschaffenheit hat es auch bey einer auszuschrei¬ benden Landesvorspanne, oder Landstrassenroboth, da ein einziger Ansager in drey, oder höchstens vier Stunden den Unterthanen die erforderliche Anordnung machen, so wie auch in Fällen einer allgemeinen Seelen - und Familienbeschreibung solche in wenig Ta¬ gen mit erforderlicher Genauigkeit ohne einigen Unkosten kann be¬ wirket werden. Die Auswechslung, und Austauschung ein oder anderer Unterthans Aecker würde einem dergleichen Gute gar nicht schwer fallen, cs könnte dieß ganz leicht bewerkstelliget werden, wenn je¬ dem Unterthan das seinem Hause nächst anliegende Grundstück (welches für den Unterthansehr zuträglich, und sehr zu wünschen wäre) zugetheilet würde, auf diese Act könnte mit Zuführung des Düngers, mit Einführung der Feldfrucht, und Bestreitung anderer nothwendigcn Arbeit in einem Tage mehr verrichtet wer¬ den , als dermahls bey Entfernung der Grundstücke von dem Bauernhause kaum in zween Tagen geschehen kann. Unter ( v ) 5Z Unter die Bortheile der Arbeiten, die dem Unterthan zu- !" wachsen, gehören die Wassereinleitung- und Ableitungen in die Aecker, und Wiesen nach Erforderns der Lage, und Verhältnis; des Erdreichs, nicht minder die Herstellung der Seitenstrassen, die dem Landmanne doch sehr zuträglich sind, welche Arbeiten alle ohne besonders grossen Unkosten ganz leicht können abgeführet wer¬ den, wenn sie sich bey Abgänge anderer Arbeiten versammlen kön¬ nen, um nut vereinigten Kräften ihre so beschwerlichen Wege zu verbessern, und solche Wasserleitungen zu verfertigen. Zur Einführung endlich der so verschiedenen nützlichen Ma¬ nufakturen kann eine solche Verfassung des Landgutes auch sehr vieles betragen; man kann den Leuthen die zur Feldarbeit nicht allerdings tauglich sind, oder auch die Tauglichen zu einer Zeit, da sie keine andere Arbeit unternehmen können, besonders in langen Winters Tagen die erste Bearbeitung der Stoffe übergeben, als zum Lcyspiele: die Wolle zubereiten oder zu schlagen, den Flachs, und Hanf zu spinnen, und dergleichen: Nun diese Arbeit besser zu befördern, und vollkommner zu machen, muß man die kleinen Unkosten nicht ansehen, einen eigenen Werkmeister zu halten, zu dem sie zu gewisser Zeit zur Anweisung, oder Unterrichtung be- ruffen werden, oder aber in dem Dorfe selbst zum bestimm¬ ten Endzweck zusammen kommen, der sie auch öfters in ihren ei¬ genen Hausern in ihrer Arbeit anleiten kann. Dieß würde ein solches Werk sehr erleichtern, den Unterthan aber selbst in bessern Nahrungsstand versetzen, wenn er nebst seiner Wirth- G z schäft, 54 ( o ) schäft, und Feldarbeit, auch noch anderwärts einen Gewinn zu hoffen hatte. Wir haben nun gesehen, welche Vortheile bey so bestellten Landgütern den Herrschaften sowohl, als auch den Unterthanen zuwachsen; lasten sie uns nun auch im Gegentheile betrachten, wie nachtheilig, und unbequem jene Vermischung der llnterthansgüter sey, welche wir dermahls erfahren, zu besten Erklärung setze ich ein anderes Landgut L. dieses hat gleichfalls zoo Huben, und eben so vieles Taufeld, wie das obige dabey aber alle ihre Un- rerthanen in allen dreyen Landesviertcln auf viele Stunden, auch öfters auf halbe, und ganze Tagreisen von einander zerstreuet. Wie wird wohl dieses täglich die erforderlichen zv Arbeiterin geschwelt gen Zoo auf einem Tage zur nöthigen Arbeit anstelle» können? und gesetzt auch, selbes erzwinge zur Bestreitung des Lominikals die täglichen 50 Arbeiter mit Gewalt, wer begreifet nicht, daß beyden zugleich dem Inhaber, und den Unterthanen nicht nur nicht geholfen, sondern vielmehr geschadet wird. Dem Gutmhabex zwar weil der entfernet liegende Handlanger, oder dessen Vieh un¬ möglich zu rechter Zeit, und bestimmter Stund einzutreffen ver¬ mag, auch wiederum wegen der grossen Entfernung ganz gewiß vor der gewöhnlichen Stunde von dem Gute abziehen muß, folg¬ lich ien.es kaum binnen 6 Tagen, wenn auch das Jahr hindurch kein Feyer- oder regnerischer Tag einfiele, bestreiten kann, was das oben zum Teyspiel gesetzte Gut in einem einzigen schönen Tage zu bewerkstelligen im Stande ist; dem Unterthan aber, weit sel- ( O ) 55 selber bis er zum Gute kömmt, sowohl sich als sein Vieh ermüdet, letzteren die erforderlich nothwendige Verpflegung nicht verschaffen, und über dieses, noch seine eigene Hubbaufelder zu Haus nach Nothdurft nicht bebauen, und bearbeiten kann , indem ftäts nur der an dem Gut näher gelegene dieNaturalroboth verrichten muß. Noch weit beschwerlicher aber muß einem solchen Gute fal¬ len, daß selbes, da es kaum zo nahe Huben zählet, und auch nur zv Arbeiter täglich haben kalm, den Abgang der übrigen 20 Ar¬ beiter durch Haltung eigens dazu bedungener Knechte, und Viehs (wie es fast allgemein geschehet;) zu ersetzen gezwungen ist. Ein kleiner Überschlag wird die Sache Mehrers erklären, und begreiflich machen: wenn die gedachten täglich arbeitenden z o Huben von dem ganzen der zoo abgeschlagen werden, so verblei¬ ben 270 diese ä ic> ff. berechnet entrichten jährlich 2722 ff. Ro- hothgkld. Von den 20 Knechten, welche, um den Abgang der Un- terthanen zu ersetzen, müssen bedungen werden , rechne man nur einen für Kost, Kleidung und Liedlohn sehr gering auf 50 ff. so fallt gleich eine Summe von 1000. ff. aus, schlage man darzu nue io paar Zug-Ochsen, L. 60 ff. Summa pr. 600 ff. (davon das Interesse jährlich zu 4. pro Lent, welches man entrathen muß, 24 ff. beträgt) nicht zu gedenken, daß, wie es die Erfahrniß nur gar zu viel bestätiget hat, durch Viehseuchen, und andere Un- glücksfälle auch öfters das ganze Kapital zu Grund gehet. Nicht min- 56 d ( -> ) ^ minder kömmt hiebey die nothwendige Rüstung, so auch sammt de¬ ren Verbesserung einen Interesse Entgang von jährlich wenigst 4O fl. verursachet, dann ist die Fütterung dieser 10 paar Ochsen in Betrachtung zu ziehen, welches zwar wiederum durch den in diesem Lande benöthigten Dünger in etwas ersetzet wird. Wollte man aber diese Fütterung verkaufen, oder für mehrere Melkkühe, und junges Mastvieh zu ernähren anwenden, würde dieses nicht nur in gleichen Verhältniße eben so viel Dünger abwerfen, son¬ dern noch über das einen sicheren Nutzen von wenigst 200 st. ein- tragen, anstatt dessen, daß das Futter mit 200 st. als ein unent¬ behrlich nothwendige Auslage betrachtet werden muß: anbey sind noch die nach obigen Satze jährlich einfallenden iooFeyertage,und regnerischen Tage zu betrachten, indem diese versäumten Ar¬ beitstage wiederum durch 50 andere darzu bedungene Arbeiter ver¬ mehret, folglich diese durch 5000 ersetzet werden müssen; nehme man nur den Taglohn nach dem angenommenen System der Stras¬ senarbeiten täglich pr. 9 kr. so erstrecket sich die Auslage für die¬ se allein versäumte Tage 1500 fl. von dem ganzen Gute aber 2764 st. mithin lieget es ja klar am Tage, daß dieses so zerstreute Landgnt L. um 64 st. mehr, als es an Robothgeldern empfängt, auszulegen habe: Wo im Gegentheile das oben bemerkte Landgut an ge¬ dachten Robothgeldern eine richtige Summe pr. 2zoc> fl. empfangt, und unter den Gewinn zählen kann. Dieses ist nun als ein Inte¬ resse von einem Kapital zu 62500 fl. zu betrachten, setze man noch hinzu ein anderes zu 1600 fl. welches die obigen 64 st. abwirft, die das Landgut L. noch über das Robothgeld auslegen muß, so ist ( o ) 57 ist das Landgut wegen einer so wohlbestellten Zusammenzie¬ hung der Unterthansgüter im Kapital um 64100 st. höher zu schätzen-als das Landgut 8. Und würde es ohne Zweifel noch um ein merkliches höher steigen, wenn man die geringeren Erzeugniße der Erdfrüchte in Betrachtung ziehen wollte, so bey den letztem nothwendig erfolgen muß, weil weder die Saat, noch die Ernd- te in der gewöhnlichen Zeit, und bey schönen Tagen geschehen kann, jch will nicht einmal gedenken, daß eben wegen der Zerstreuung der Unterthanen, das Heu und Grumeth durch den spateren Schlag gänzlich verdorben, und dadurch einem solchen Gut nach der ge¬ nauesten Rechnung gewißlich ein Schaden von jährlichen wenigst zoo fl. verursachet wird. Zu dem kömmt noch, was das Gut 8. für die Rechtsge¬ lehrten wegen Dertheidigung seiner Rechte, am Gelde abzufüh¬ ren hat, da bey einer solchen Vermischung nothwendig einige Strei¬ tigkeiten unter den Herrschaften sowohl, als unter den Untertha- nen entstehen müssen, welche öfters um eine richtige Eränzschei- dung zu machen, oder um dieses, oder jenes kleine Grundstück dem rechtmäßigen Cigcnlhümer einzuraumen durch langwierige Pro¬ zesse, und verdrießliche Weitläustigkeitcn müssen ausgemacht werden. Was aber die Einnahme der Stiftgelder belanget, diese einzubringen muß man öfters seine Beamte mit Anwendung nicht geringer Unkosten durch mehrere Tage entrathen, weil man wegen der weiten Entfernung nicht wissen kann, ob der Unterthan seine H Erzeug- 28 d < o ) Erzeugnisse schon zu Geld gemacht habe, folglich seine Schuldig¬ keiten abzutragen im Stande sey, oder nicht / daß man also dieser Ursache halben benöthiget wäre, die Anzahl der Beamten zu ver¬ mehren, deren einige zu Hause die nöthige Wirthschaft zu verwal¬ ten hatten, andere aber zu den in verschiedenen Bezirken ausgetheil- Len Untertanen müßten abgeschickt werden, die gebührenden Stell¬ ten emzutreiben. Und würde diese Vermehrung der Beamten noch notwendiger seyn, wenn man allen Unordnungen vorzubeugen ei¬ nige Vorkehrungen treffen wollte; denn, wie werden bey so weit entlegenen Bauerhöfen zween oder drey Beamte Nachsehen , und beobachten können, ob die landesfürstlichcn oder herrschaftlichen Verordnungen zur Ausübung gebracht werden ? wie werden sie die Fehler, welche etwann bey dem Feldbau, oder Wiesenpflege, bey dem Holzschlage, oder in den Waldungen eingeschlichen, abhelfm können? es sey dann, man lasse sie nur immer herum reisen, wo alsdann für die Liefergelder mehr als für ihre gewöhnlichen Be¬ soldungen selbst zu verwenden wäre; und würde bey aller dieser Sorge der Bauer es nichts destowemger bey seiner alten Gewohn¬ heit bewenden lassen, in der sicheren Boraussicht, daß er das gan¬ ze Jahr hindurch nicht wieder werde gestöret werden. Wenn eine Vorspann ungefähr ausgeschrieben wird, muß das Landgut 8. fast alle ihre Knechte von der Arbeit abnehmen, und zu den hin, und her weitschichtig zerstreuet liegenden Unter¬ tanen mit vielen Zeitversaumniß ausschicken. Eine gleiche Be¬ schaffenheit hat es bey einer allgemeinen Rekroutirung, als zu wel¬ cher d ( c» ) 59 cherBeförderung oft 8o Personen nicht erklecklich sind, die in die ver¬ schiedenen auseinander liegende Ortschaften abgehen müssen, wenn anderst der Gutinhaber die schädliche Folge nicht erwarten will, daß in diesem oder jenen Dorfe (wo oft so viele Grundobrigkeiten als Huben vorhanden sind) seine betreffendenErbholden von einem an¬ deren ausgehoben, auch öfters die diensttauglichen Bursche in die Flucht gebracht, sodann die Ausschickung so vieler Leuthe ganz fruchtlos gemacht wird. So viele andere Unbequemlichkeiten zu geschweige«, welche bey einem so zerstreut, und entfernten Landgute sich täglich äus¬ seren können. Die Verbesserung der Seitenstrassen, welche für den Landmann zu Betreibung seines Handels so vorteilhaft wäre, ingleichen die gemeinschaftlichen Wasserleitungen auf dieWiesenfel-. der sind Dinge, welche zwar zu wünschen, aber bey gegenwärtiger Verfassung nicht so leicht auszuführen sind, da die so vielen ver¬ schiedenen Herrschaften dienstbaren Unterthanen bald von einer, bald von der anderen zur Herrschaftlichen Arbeit abgefordert wer¬ den, daß also dergleichen gemeinschaftliche Arbeiten niemals zu Stande kommen können; alles dieses aber kann bey vorgeschlage¬ ner Zusammenziehung der Unterthansgüter, wie wir schon oben gesehen ganz leicht, und ohne allem Hindernisse ausgeführet werden. Nebst den übrigen Vorteilen derer noch mehrere könnten angeführet werden, welche in Vermehrung der Einkünften, und Verbesserung des innerlichen Nahrungsstandes dem Gute und H 2 dessen 6c> d (o) dessen Unterthanen zufließen , wenn ich nicht vermuthen sollte, daß solche einem gutgesinnten und einsichtigen patriotischen Manne oh¬ ne dieß wohl bekannt, und dem von Vorurtheilen annoch eingenom¬ menen Haus- und Landwirthe auch gar nicht unbegreiflich seyn werden, wenn er nur den richtigen Zusammenhang des einen und des anderen unpartheyisch überlegen will. Allein ungeachtet aller dieser Beweggründen könnte doch je¬ mand dem gegebenen Vorschläge entgegen seyn, in der Meynung, daß auch ohne der vorhabenden Loncentrirung das nämliche Ziel erreichet werden könnte, wenn das ganze, durch die gewöhnliche Roboth bear¬ beitende Dommikale, das istDaufeld, Wiesenwachs, und Zehend auf immerwährende Zeiten in Bestand ausgelassen würden, wenn die Lan¬ desregierung (obgleich die Unterthanen in einem Dorfe nicht alle ei¬ nem Herrn allein zugehötten) solches dennoch der nächst anliegenden Herrschaft sammt allen übrigen obbcmeldren guten Veranstaltun¬ gen anvertrauete, auch was sonst die wesentliche Loncentrirung für Vortheile enthält,durch eine gewisse regelmäßige Eintheilung der Be¬ zirken bewirket, folglich schon dadurch die größten Hindernisse geho¬ ben würden; jedem Gute demnach seine Unterthanen verbleiben könnten, welche selbes eben nicht gerne verwechseln, oder vertau¬ schen wollte, weil sie vermöglichere, und richtigere Zahler, weil sie an der Landstrassen gelegen, und schon dadurch einen sicheren Vortheil vor anderen hatten, endlich, weil sie auch bessere Hubthei- le, und Grundstücke nebst anderen besitzen. So stark jedoch die¬ ser Einwurf in dem ersten Anblick scheinen dürste, so leicht wird es ( o ) 61 es seyn, selben zu beantworten, und zu beweisen, das hiedurch das Ziel, welches wir zu erreichen suchen, bey weiten nicht erreichet werde; denn wir wissen es ja aus eigener Erfahrung nur gar zu wohl, daß in manchen in der Ebne grossen Dörfern angelegenen Ortschaften das Baufeld zwar allerdings, jedoch niemalen anderst, als mit namhaften Einbuße des Eigenthümers in Bestand gegeben werden könne; ich sage ausdrücklich, und mit Vorbedacht, mit namhaften Einbuße, weil es nicht so leicht zu hoffen, daß ein Bestandinnhaber dem Bestandgeber zu Nutze etwas vornehmen wer¬ de, sondern nach den allgemeinen natürlichen Lauf der Sachen-nur allein seinen gewissen Vortheil dabey suchen wird, wenn es auch wirklich dem Bestandgeber noch so nachtheilig seyn könnte, welches ja nothwendig der eigenthümlichen Herrschaft einen Schaden viel¬ leicht auf mehrere Jahre verursachen würde. Es entstehet weiter die Frage, ob dieses Bestandgeben in allen auch gebürgichten Orten, wo das Baufeld anstatt des Pfluges meistens mit der Haue be¬ stritten werden muß, in Otten, wo Weinberge vorhanden, und dec. Ilnterthan sein eigenes Baufeld wegen überhäufter Arbeit kaum bestreiten kann, in Orten, wo Bergwerke sind, und wo sich der Bauer wegen der besseren Einträglichkeit, mehr auf diese Arbeit verleget, Platz habe? besonders da es eine bekannte Sache ist, daß in Ober - und Unterkrain schon mehrere diesen angetragenen Be¬ standauslassungswege eingeschlagen, aber eben so geschwinde wie¬ derum von ihren Dorhaben abgelassen haben; Ich setze ferner, ob dann ein Göltensinhaber nicht etwann auch zu seinem eigenen Ge¬ brauche, und für seine Beamte eine Melkkühe, Reit- und Wagen- H 3 pftr- 62 ( o ) Pferde, einen Küchen oder Ziergarten, oder einiges Brennholz vonnöthen habe? welches alles ja vernünftigerweise, Wiesenwachs Einstreu, und Dünger erfordert; wenn nun deine also, so ist ja rwthwendig, daß, wenn auch alles übrige in Bestand könnte gege¬ ben werden, doch so viele gezählte Robothtage, welche allein die nächstgelegenen Unterthanen treffen würden, müßten vorenthalten werden, so dagegen mit dem obangezeigten, aus der Loncentrirung zu erzielenden Nutzen keineswegs zu vereinbaren, sondern demsel¬ ben vielmehr hinderlich wäre, wo nebst dem die Polizey, und alle andere Bortheile, durch ein solches System'gänzlich in der Unwirk¬ samkeit verbleiben müssen. Wir wollen auch sehen, wie der vorgeschlagene Satz dieses Einwurfes weiter statt finde, daß dieses nämlich ohne Loncentri- rung geschehen könne, wenn den Herrschaften gewisse Bezirke zuge- theilet würden. Aber wie kann man wohl jemals hoffen, daß ei¬ ne fremde Grundobrigkeit sich auch fremder Unterthanen eben so, wieder eigenen unentgeltlich annehmen werde? und ist nicht viel¬ mehr vorzusehen, daß selbe lieber ihre eigenen, vor den fremden schonen werde? Was für Folgen sind nun hieraus zu gewarten? gewißlich keine andere, als vielfältige Strittigkciten, und unange¬ nehme Beschwerden, und die bewiesenen Vortheile würden gleich¬ wohl nicht anders, als wenn man durch die fremden Unterthanen mit der Roboth dahin zöge, erreichet werden, welches dagegen nur noch weit größere Verwirrungen, als die dermaligen bereits sind, verursachen würde. Betrachte man nun ferner das größte Lon- centri- (o) d 6; centrirungshinderniß, so sich m dem gründet, daß einige Untertha- nen vermöglichcr, und richtigere Zahlen, auch an der Landstrassen gelegen sind, und ein besseres, und fruchtbarere Erdreich haben; allein ich finde, daß auch dieses nicht hinreichend sey, die allgemeine Nutzbarkeit der Lwncentrirung zweifelhaft zu machen weniger zu heben, denn ich will es ganz gerne zugeben, daß einer oder der ande¬ re aus den Unterthanen sein Vermögen vermehren könne, weil ihm die Lage des Ortes selbst oft die Mittel dazu darbietet, wa§ kann aber dieses verschlagen? Findet man nicht auch an den ent- legnesten Orten nach dem Verhältniße mehrere, nicht minder ver- mögliche Unterthanen ? zum Beyspiel betrachte man nur die Graf¬ schaft Gottschee, die Herrschaft Reifnitz, den Oblaker Strich, die Herrschaft Laack, die Herrschaft Wichgrätz, den St. Martner Boden, und mehr dergleichen Ortschaften, die alle insgesammt an keiner Landstrasse, sondern gänzlich abseitig gelegen, und dennoch, als eine bekannte Sache viele recht wohlstehende, und permögliche Unterthanen aufweisen können, mithin, ob cs an sich gleich unge¬ zweifelt ist, daß die Landstrassen zu einem besseren Vermögens¬ stand den Unterthanen sehr vieles beytragen, so ist dieses doch nicht das einzige Mittel die Aemsigkeit, und den ländlichen Fleiß zu be¬ leben, und zu verbreiten, nach meinem Satz (wie ich oben bewie¬ sen) wird durch die Loncentrirung die Herstellung der Seiten¬ strassen von selbsten ungemein erleichteret, folglich die Mittel den Unterthanen zum wesentlichen Vmheilan die Hand gegeben: Hw grössere und mehrere Fruchtbarkeit der Erde betreffend, ist es aber- mal eine ausgemachte Sache, daß in einer, und in der nämlichen Ge- 64 d ( v ) Gegend ein Acker dem anderen nicht gleich, auch in einem, und in dem nämlichen Dorfe die Huben nicht gleich groß, und gut, durch die Reihe aber genommen, im ganzen Lande sehr wenige Huben seyn, die von den Grundstücken allein ihr ganzes Auskommen Hätten, mithin bey allgemein geschehener Loncentriruna ins besonde¬ re ein sehr kleiner Unterschied, überhaupt oder im ganzen aber sich fast gar keiner äußern wird: Wenn endlich auch ein und anderer ins beson¬ dere besorgen wollte, daß ihm nicht dieser Vorschlag, wenn er zur Ausführung gebracht würde minder vortheilhaft, ja vielleicht auch in etwas nachteilig seyn könnte, weil er eben die vermöglicheren Unterthanen verliehren mußte, daß er also auch einen Verlust an seiner Stifteinnahme zu befürchten hätte, so ist ja dieses eine Furcht, welche nicht so sehr gegründet seyn kann, da der besorgte Nachtheil ganz leicht auf einer anderen Seite durch die leichtere Abführung der Robothen, und durch die anderen oben angezeigtcn Vortheile ersetzt würde, oder der Schade eben nicht so beträchtlich seyn könn¬ te, daß wegen einen solchen Privatschaden der Vortheil des Lait- desfürsien sowohl, als das Beste der übrigen Begültetcn, und der Unterthanen^sollte nachgcsetzet werden, indem ja der Vortheil eines oder des anderen insonderheit dem allgemeinen Besten aller zusam¬ men jederzeit weichet. Ich glaube nun meinen Satz in Beantwortung des ersten Theils der aufgegebenen Frage hinlänglich bewiesen zu haben, so wie ich auch die Einwendung, die noch wider meine Beweggrün¬ de könnte entgegen gesetzet werden, gründlich zu widerlegen gesucht habe; d (o) 65 habe; Ich wollte nur noch wünschen, daß diese meine Beweise vermögend wären, eine allerhöchste Verordnung auszuwirken, kraft welcher eine solche Zusammenziehung der llnterthanen im Lande Lrain veranstaltet würde, dieses sollte mir statt aller Belohnung dienen, weil ich eben nicht den aufgesetzten Preis zu erhalten diese Arbeit auf mich genommen, sondern nur aus einem patriotischen Eifer das Teste des Landesfürsten sowohl, als auch die allgemeine Wohlfahrt der Herrschaften, und der gesummten llnterthanen selbst zu beförderen, welches das einzige Ziel war, das ich mir bey ge¬ genwärtiger Arbeit vorgestecket habe. lkm aber die Sache vollkommen auszuführen, will ich nun meine Gedanken eröffnen, und den zweytm Theil beantworten: durch was Wege, und Mittel die Loncentrirung am leich¬ tes! minderschwürig ehestens, und am sichersten könnte zu Stande gebracht werden. Es scheinet zwar gleich in dem ersten Anblick, daß ein ru° Lcal-Bereitung nicht undienlich wäre, indem durch selbe sowohl die Strecke des Landes, wie viel ein jeder llnterthan besitzet, als auch die Eigenschaften des Toden selbst, ob er gut, oder schlecht wäre, könnten erhoben, und die Verhältniß mäßige Gleichheit der Gaben eingerichtet werden, dadurch würde auch der in dem abge¬ handelten ersten ? heile angeführte Einwurf vollständig gehoben seyn, allein diese Veranstaltung könnte meines Erachtens das Ziel der Lvncentrirung nicht nur auf viele Jahre hinaussetzen, sondern L auch 66 d ( o ) auch dem Lande selbst beträchtliche Unkosten verursachen, über die¬ ses stossen so viele wichtige, politisch - und ökonomische Gegenstän¬ de auf, weffentwegen ich dem Landfürsten eine dergleichen ruttical- Dereitung unmöglich anrachen wollte. Es könnte demnach dieses so vortheilhafte Werk meiner Meynung nach am leichtesten, und ehesten ausgeführet werden: wenn jeder Begültete eine getreue Dekenntniß verfassete, und ein- reichete beyläufig dieses Inhalts: Er habe seinen Wohnsitz in der Pfarr und besitze vermög der Aussage, welche in den Land- fchaftsbüchern eingetragen, an Rusticalhuben so viele, dann an Jn- wohnereyen, oder Hierlandes so genannten 4 Huben, so viele, die nächst an seinem Wohnsitz liegenden Dorfschafteu sind diese, und jene, unter selben befinden sich von seinen unterthanigen Huben... so viele, fremde aber diesem und jenem angehörige so viele. Für diese, und jene Huben wolle er geben, die, diesem oder jenem an nächsten gelegene, oder zum Fall deren keine so nahe, und solche nur einem dritten an der Hand wären, sey er davon das Geld zu geben urbietig. Dergleichen Bekenntniß müßte jedoch von dem Pfarrer des Orts, wo das Ort gelegen, dann von jenem, welchen die Aus¬ wechslung der Huben treffen soll, unterschrieben, und lediglich nur dieses bestätiget werden, daß nämlich die namentlich angezeigten Dorfschaften dem faßionirenden Gut wahrhaftig am nächsten, wie auch ( o ) d 67 auch die übrigen zur Auswechslung bestimmten, dem anderen an¬ gezeigten Gute ebenfalls am nächsten gelegen, oder im Falle das faßionirende Gut für diese, oder jene Huben keine derley Nahe hätte, so solle nach der Hand eine eigen dazu bestimmte Lommißion verordnet werden, welche die rechtmäßige Auswechslung-und Ver¬ tauschung gegen einander nach dem sogenannten reKEcatorium L 4. pro cento berechnen müßte, damit es sodann den Umständen nach ordentlich bewerkstelliget, und die gehörigen Urbanen also- gleich errichtet werden. Das ledigliche Dominirale aber kann da¬ selbst vollständig hindau bleiben, weil dieses ohnehin den Unterthan wegen der Roboth nicht kränket, weder zur Polizey, noch dem Nah¬ rungsstande etwas beytragt, auch sonst keinen betrachtungswürdi- gen Umstand im Lande erwecket; überhaupt aber ein derley Kon- centrirung fast unthunlich wäre, indcme viele kleine, und grosse Güter nach dem Verhältnisse der Lange ihre Wiesen, und den Holz¬ schlag in einem anderen Kirchspiele haben, ja, was noch mehr ist, nicht selten das Recht zum letzteren, und des hier zu Lande so ge¬ nannten Fornachschnitts, so gar in eines anderen Waldung genies¬ sen, auch die Weinberge, das Bergrecht, und Zehend in einem der übrigen Landviertel eigen besitzen, und so fort von mehreren ande¬ ren dergleichen Dominikalnutzungen zu gedenken; es ist übrigens aber äusser allen Zweifel gesetzt, daß sich die Loncentrirung des Dominicals, in so weit es thunlich ist, hernach von selbsten erge¬ ben werde, da einem jeden Eigcnthümer allerdings daran gelegen seyn muß, seine ganze Besitzungen beysammen, und näher an Hän¬ den zu haben, um selbe gleichsam mit einem Auge übersehen zu können. Z 2 Ich es d ( o ) d Ich habe zwar hierüber mehrere Betrachtungen angestel- let, und endlich nach vielen Ueberlegungen befunden, daß gleich¬ wohl ganz vernünftig einige Einwürfe könnten gemacht werden, und zwar erstens, was in dem Falle zu thun wäre? da ein sehr kleines Gut das nächst gelegene Dorf in ganzem, unmöglich über¬ nehmen könnte? um die Sache klarer vorzustellen, setze ich das Gut H.. habe dermalen in allem nur 16. Huben, das nächste Dorf L. aber hätte deren wirklich 2c> zum auswechslcn, ich frage also, wohin mit den mehreren4Huben? öderes könnte sich der Falt ereignen, daß in einem Dorfe so viele Huben vorhanden wären, daß selbes zweyen kleinen Gütern zugetheilet werden müßte: da nun ein dergleichen Fall kaum in dreyen Orten des ganzen Lan¬ des vorkommen dürfte, so sinde ich diesen abzuhelftn; Auf das i. ein gar leichtes Mittel, wenn nämlich einem solchen Gütel auch die obigen 4 mehrere Huben übergeben, und nur dafür zum Ersatz so vieles an demDommicali, falls es die be-> treffende Parthey nicht etwa verkaufen wollte abgenommcn und auf diese Art der Enthang geleistet würde. Auf das 2. aber dürfte es eben kein Bedenken machen, wenn ein Theil des so bestellten Dorfs einem, und der andere Theil dem andern Gute zugetheilet würde, da solches doch in dem Systeme der Loncentrirung nichts hauptsächliches andern könnte. Der zweyte Einwurf oder Anstand wäre in Ansehung der vielfältigen größtentheils nur einzelen Gülten, und Huben der Bru¬ derschaften, Pfarreyen, und Kirchen. Die- ( o ) d 69 Diesen könnte meines Erachtens abgeholfen werden, wenn alle diese Gülten, ehe und bevor noch die obenangeführte Bekennt- niße eingefordert werden, aus dem reEcaevrlo herausgezogm, und nach dem daselbst begründeten Berthe ä 4- pro cemo, demje¬ nigen weltlichen Gute, so indem betreffenden Dorfe die meiste Un¬ terthemen besitzet, käuflich übergeben, das blosse Dominirale aber kirchspielweise dem Meistbietenden verkaufet würde, dann ebendie¬ se kleinen Kirchen, und Bruderschaftsgülten machen, nach unserer Erfahrung dem so genannten Landescatastro viele Verwirrung, und Mühe durch ihre so mannigfaltige Einzelheit, man darf nur einen Blick in das Hauptgültbuch werfen, so wird man in Ober- krain Zi 7. in Unterkrain 176. und in Jnnerkrain 104. in Sum¬ ma also in diesem kleinen Lande an der Zahl 597. derley geringe Gültenstücke finden, deren jedes dennoch seine besondere Ruörique haben muß, da nun bekanntermassen diese Gülten ohnehin nicht vieles tragen, dabey auch die Unterthanen niemals gut stehen, so würde es ja für die Kirchen und Bruderschaften weit vortheilhaf- Ler seyn,wenn selbe von besagten Gülten das jährliche richtige Inte¬ resse in baarem Gelde ziehen könnten, folglich würde man auch weit leichter den dießfälligcn Rechnungen auf den Grund sehen können. Drittens könnte man fragen, wie dann die Sache mit den so genannten landschaftlichen Freysassen, die bekanntermassen in al¬ len dreyen Landesvierteln hier, und dort zerstreuet Herumliegen zu behandeln wäre? hierauf antworte ich, wenn man nur ihre We¬ senheit betrachtet so wird man gleich erkennen, daß selbe keine ei- Jz gmt- 7v d ( o ) gentlichen Erbholden seyn, sondern ihre besitzende Huben ohne wei¬ terer Anfrage verkaufen können, solche aber jedoch bey ihrer von Len Landesständen vorgesetzten ersten Obrigkeit nämlich einen zeit¬ lichen landschaftlichen Buchhalter gehörig umschreiben lassen müs¬ sen, dergestalten, daß sie dem Buchhalter ihre Gaben jedesmal zu entrichten, auch diesen für ihre erste Stelle anzusehen, und selben alle Unterthänigkeit zu leisten schuldig sind: Nun aber, wenn sie jenem Gute, so die übrigen llnterthanen in diesem, oder jenem -Dorfe besitzet, mit dem nämlichen Rechte, als sie dermalen genies¬ sen, zugetheilet werden, so ist es ungezweifelt, daß sie ihre Um¬ stände dadurch noch mehr verbessern, weil sie die nämlichen Abga¬ ben, und zwar in der Nähe reichen, auch für ihre erste Stelle nicht einen ständischen untergeordneten Beamten, sondern einen Landesmitstand in der Nähe werden zu erkennen haben. Viertens dürfte die Einwendung gemacht werden, daß ver¬ schiedene Huben eine dergleichen Gebühr unter dem Namen des Robothgeldeß entrichten, oder nebst dem nur gewisse gezahlte Ta¬ ge hatten, wenn also mehrere derley Huben einem näheren Gut Zu¬ fällen sollten, wofür dagegen andere, welche die landesgebräuchli- chen Rebothen richtig abzuführen verbunden sind, wiederum hin- dangegeben werden müßten, so würde ein solches Gut nicht allein sein Dominikale nicht bestreiten können, sondern es würde noch über dieses der durch die Doncentrirung zu hoffende Nutz desLan- desfürsten, des Inhabers, und des Unterthans selbsten nicht errei¬ chet werden, folglich gänzlich hindan fallen. Die- T'F ( o ) 7r Diese Schwierigkeit abzulehnm muß ich nur ganz kurz anmerken, daß hier zu Lande, wie es bekannt ist, alle Unterthamn ohne Ausnahme die landesbräuchliche Roboth (vermög bestehen¬ den sogenannten Landeshandvest) zu leisten schuldig seyn; wenn nun einige Huben anstatt der Roboth die Gebühr im Gelde ent¬ richten, oder nur gewisse gezahlte Tage abzuführen haben, hat die¬ ses eben nicht anderst, als durch gewisse Privatvertrage, welche die Herrschaft mit den Unterthemen eingegangen, können eingefüh- ret werden; So ist demnach meine Meinung, daß diese Vertrage im angeführten Falle von der neuen Herrschaft mit allem Rechte können aufgehoben werden; denn, ob cS schon ein richtiger Satz ist, Huoä contraÄus äet IsAsr», so ist es doch im Gegentheile wie¬ derum unstreitig, daß ein solcher Vertrag nur jenem, der ihn ge¬ macht, und seinem Erben, nicht aber auch einem dritten eine solche Verbindung auffege, dem solche Huben aus landcsfürstlichem Be¬ fehle zufallen, noch viel minder aber mögen dergleichen Verträge den höchsten Landesfürstenselbften binden, als der sich lediglich dem allgemeinen Nutzen zum vorzüglichen Augenmerk ausgesetzet, da er zu dem noch niemals nach unserem Bewustsein, dergleichen unter Privatpersonen bestehende Verträge mit seiner Genehmhaltung be- stättiget hat. Endlich könnte der fünfte, und letzte Einwurf dahin aus¬ fallen, daß man in jenen Fällen nicht würde im Stande seyn, Mit¬ tel zu verschaffen, wenn jemand mit seinen Gülten dergestalten zer¬ streuet seyn sollte, daß er unmöglich eine Verwechslung, undAuS- tauschung treffen, oder begreiflicher zu geben, daß er für die eknzu- lesen- 72 HZ? ( o ) d lesende Huben, seinem Nachbarn nichts in der Nahe gelegenes hin- Lan geben könnte, sondern diese seine zerstreuten Gründe nothwen- dig ein dritter erhalten müßte Diesem Falle abzuhelfen finde ich zwey besondere Wege, näm¬ lich, wenn ein dergleichen Parthey nur etwas Geld hat, so solle selbe dem Nachbarn dafür die betreffende Summe um so leich¬ ter erlegen, als ihr solches wiederum von einem dritten für dessen so zerstreuet Herumliegende Gründe wird ersetzet werden, welches überhaupt genommen, im ganzen Lande am Ende kaum einen Unterschied von looofl. ausmachen kann; Da aber hierauf vermuthlich eingewendet werden könnte, daß man nicht allzeit die erforderliche Eaarschaft bey Händen habe, so könnte 2ten mit dem ausgeholfen werden, daß von dem allerhöchsten, und gnädigsten Landesfürsten eine Summe von beylaufig zv, ovo. jedoch nur in kleinen Papieren ohne Entgelt ü 4. xro cemo dergleichen Par- theyen, die mit baaren Gelde aufzukommen nicht vermögend sind, vorgestreckct würde, welche aus einer Hand in die andere laufen, und sodann nach zu Stande gebrachter Koncentrirung wiederum Heimfallen sollten, weil auf diese Art jedweder so viele Gülten in der Nahe, als er vopmals m einer grossen Entfernung zerstreuter befasse, erhalten wird, der Unterschied, der sich am Ende zeigen wird, dürfte sehr klein seyn, und wegen der nicht leicht zu vermeidenden Brüchen (wie bereits oben gedacht worden) höchstens auf r ooo ff. ausfallen, da etwa ein anderer Parthey nur 50,60,70, oder auch hundert fl. mehr oder weniger am Kapital Zufällen würde, so jedoch in keine besondere Betrachtung gezogen werden kann. Nun ( o ) LtzL 7Z Nun wollen wir den dritten, und letzten Theil der Preis¬ frage behandeln: wie öie einmal zu Stande gebrachte Lon- centration in ihrer Consisienz zu erhalten? dieses zu ent¬ scheiden, glaubte ich das sicherste und ausgebigste Mittel sey die Toncentrirung durch eine allgemeine Verordnung fest zu setzen, daß, ohne jemanden jedoch die Freyheit gänzlich zu benehmen, keiner ei¬ ne Rusticalgölte anderst, als in toto einem Fremden, oder xartem totLw dem nächsten Nachbarn käustich hindangeben dürfte. Aber auch wider diesen meinen Vorschlag wird man mir ei¬ nige Einwendungen machen, daß nämlich dadurch dem ELgenthümer die Verkaufsfteyheit benommen, oder nicht wenig beschranket wür¬ de, diese oder jene Huben hinweg zu geben, denn wo mehrere Käu¬ fer vorhanden, könne man auch ein Stück Grund mit mehrerem Vortheile anöringen, im gegenwärtigen Systeme aber könnte nur der nächstanliegende Nachbar diese oder jene Huben kaufen, folg¬ lich würde er auch, weil totLM kein anderer, als er ver¬ kaufen darf, einen sehr geringen Anbot darauf legen. Hierauf ist meine Antwort, daß dem ELgenthümer diese Freyheit nur in so weit beschrenket werde, daß er die Gültentheilc nicht zerstückln könne, welches eben zum Nutzen des Landes gereichet. Im übri¬ gen wenn er in der Noch ist, bleibet ihm ja immerhin frey, von seinemLominikahwenn er will,etwas zu verkaufen: ist er aber nicht in der Noch, so sehe ich nicht, warum er etwas zu verkaufen Ursache ha¬ be, da er sich vielmehr glücklich schätzen sollte, daß den gewöhnli¬ chen Verschwendungen und Verkaufe mit einer heilsamen Verord¬ nung Ziel und Maaß gcsetzet werde, damit doch wenigst für seine K Nach- 74 d c °) Nachkommen, wenn nicht für ihn selbst eine Vorsehung geschehe: Hat er aber Neigung Schulden zu machen, so ist es ihm ja auch nicht benommen, indem er, da das Landtafelamt vorhanden ist, im¬ mer einige finden wird, welche ihm Geld auf Zinsen anbietcn wer¬ den, solange sie ohne Gefährde, ihre Sicherheit auf dem Gute wissen. Gedenket aber eine solche Parthey in Ansehung der vori¬ gen Fceyheit ein mehreres, als das wirkliche Vermögen ausmachct, aufzunehmen, so ist es wiederum ganz billig, daß der allerhöchste Landesfürst dergleichen unerlaubten Ränken, und Vetrügereyen, durch das obenangeführte allgemeine Gesetz, die bcnöthigten Schranken setze, und dadurch für alle Zeit seine Insassen in besse¬ ren Kredit erhalte, damit nicht etwann die Gläubiger, wie es nur gar zu oft geschieht, der Gefahr ausgesetzet werden, das ausgelie¬ hene entweder gar zu verlieren, oder wenigst sich gezwungen sehen, selbes mit lang anhaltenden Weitlauftigkeiten mit grösseren Unko¬ sten bey Gerichtsstellen zu suchen. Wenn nun ein solches Gut, so viele Schulden, als es Ver¬ mögen besitzet, gemacht hat, so ist cs ohnehin der Ordnung, und Nothwendigkeit gemäß, daß es auf Ansuchen dec Gläubiger durch ei¬ ne gerichtliche Veranstaltung öffentlich feilgeboten, und dem Meist¬ bietenden verkaufet werde, dadurch wird nichts als die Billigkeit beobachtet, folglich weder der Freyheit des Eigenthümers zu nahe getreten,noch der Koncentration etwas benommen Sollte aber der Fall vorhanden seyn, daß ein Gut nur ein und andere Schulden hatte, und der Gläubiger, weil er sein Kapi¬ tal zu erhalten, wenige Hoffnung sieht, sich ein und andere Grund¬ stücke ( o ) 75 stücke einschätzen lassen wollte, solches wäre zur Beschallung der Concentrirung auf keine Weise zu gestatten, sondern ein solches Gut wäre lediglich mit einem Sequester zu belegen, welcher dem Darleiher sowohl das Interesse bezahlen, als auch selbst das Ca¬ pital in so viel möglicher Zeitfrist abstossen, dem Inhaber dagegen nach dem eigentlichen Verhältnisse der Umstände den benöthigtm Unterhalt abreichen müßte. Es wird dieses eben wiederum von einigen als eine Hem¬ mung der bisherigen Freyheit angesehen werden, da es doch von allen gutdenkenden Patrioten für eine sehr nützliche Verordnung gehalten wird, welche die Inhaber stäts in dem Genüsse ihrer Gü¬ ter zu erhalten vermögend ist, in Erwegung wie viele Familien heut zu Tage, sich in dem kmmmrvollcsten Stand ihres nothwen- digen Unterhalts wegen heruntergesetzet befinden würden, wenn nicht ihre einsichtigen Voreltern mit Fideicommissen, Majoraten oder Substitutionen solche Vorsehung gemacht hätten, daß diese Güter nicht kör wen veräußeret werden, sondern zu allen Zeiten bey ih¬ ren Geschlechte verbleiben müßten. Durch die Sequestration, wenn sie schon nicht so gemächlich, als sie vielleicht wünschten, le¬ ben, so stehet doch dieses Glück wieder ihren Nachfolgern allerdings zu hoffen bevor; dahero scheinet die Unrichtigkeit dieser Vermu- thung, daß durch ein solches Gesetze die Freyheit benommen wür¬ de, hinlänglich bewiesen, weil jedwederen frey, und unbenommen bleib et das purum vommicals nach eigener Willkühr, wann, wem und wie einer will, verkaufen zu können, nur das einzige Rustiew le an Fremde pro parte zu verkaufen wird auf eine gewisse jedem K 2 nutz- 76 ( o ) nutzbare Art gebunden, es ist auch hiebey gar nicht zu besorgen, daß der Nachbar auf dergleichen ihm nahe - und bequem liegende Rusticalstücke einen gar zu geringen Anbot legen werde, weil er es sehr wohl von selbst einsehen muß, daß im Falle er seinen Nach¬ barn diese, oder iene, ihm anständige Huben, oder Gülten nicht in einem verhältnißmäßigen guten Werthe bezahlet, der Verkäu¬ fer gezwungen werden dürfte, das ganze zu veräußern, folglich er sodann im öffentlichen Verkaufe mit mehreren anderen Mitwerbern würde zu thun haben, und den höchsten Anbot zu seiner eige¬ nen Veschwerniß für das ganze Gut machen müssen. Sehen sie, ansehnliche Glieder! diese sind die Gedanken die mir bey Ueberlegung der aufgeworfenen Preisfrage beygefal- len; beherzigen sie selbe wohl; ich schmeichle mir allenthalben zur .Genüge bewiesen zu haben, daß auf solche Weise die Freyheit nicht gekranket, sondern die von einsichtigen, durch Vorurtheile nicht ein¬ genommenen wahren Patrioten schon längst sehnlich gewünschte Toncentratlon in ihrem Stande erhalten, der allerhöchste Dienst, und das mit selbem auf das engeste verbundene Veste sowohl der Unterthanen, als Gülteusinhabern ganz sicher beförderet, folgsam durch so eine hochpreisliche Unternehmung dieses bisher in Anse^ hung ihrer Gültensbesitzern so sehr zerstreute Land Kram sich künf¬ tig in einer ganz andern Gestalt mit der Destattigung zeigen werde, daß es wahr sey, was ich gleich anfangs angenommen: Lontraria Mta le golita mLZis elacsleant. Erfchmngsmäßiger Unterricht wie die Schaft durch gute Pflege zur vollkommensten Art gebracht, und bey solcher erhalten werden können. vom Pompejus des heil. Römischen Reichs Freyherm von W N. T 6- L » O Herrn auf Mahrenfels, Sr. kais. königl. und apostol. Majestät wirklichen KalMem, Rath, und KreiShauptmann in Inrmkraln. L W M Z. A " X K X X ch X X X X X?x X X ».K« Kchr rZr --ä A ^..F- V XX)<).:(>!<>'( Eingang. r^t aß alle Himmelslage der Schafzucht anständig sey, wird wohl Niemand mehr in Zweifel ziehen, nachdem Spanien, En- Himmels gestand, und Schweden, so warme, mäßige, und kalte Gegenden Schafzucht vorstellen, dennoch unter sich um den Vorzug in der Feinheit der Wolle bekanntermassen in die Wette streiten; unser Land, so wie fast alle österreichischen Lander, kann man den mäßigen zuzäh¬ len , doch ist solches nicht so gelinde, daß die Schafe das ganze Jahr hindurch unter dem freyen Himmel ohne Obdach, und also auch wider die Anfälle der Hierlandes zahlreichen Raubthiere ge¬ nugsam sicher in dem Freyen bestehen könnten, daher bey Bestellung einer Schaferey die Errichtung schicklicher Stallungen die erste Stallungen. Beschäftigung seyn solle, und weil es dießfalls nicht nur auf die gu¬ te Wahl des Platzes, sondern auch auf die Bauart des Gebäudes selbst sehr vieles ankömmt, wollen wir vorzüglich von jenen, so¬ dann von den verschiedenen Theilen derselben in mehreren kleinen Absätzen ordentlich handeln. II. In Folge dieses ganzen Werks werde ich öfters nachdrücklich Empfehlen, die Schafe vor Nasse, und Feuchte sorgfältigst zube- L wah- 82 d (o) d wahren, indem eben vom solcher Vernachläßigung die mehresten Krankheiten, und Unglücke entstehen; am schädlichsten ist aber die- Medercr feuch- Stallungen, allwo die von den Ausdünstungen des Viehs ter Gründest enstehende Hitze alle etwa in dem Grunde befindliche Feuchte aus- d^Scallö ziehet, welche sodann in das Innerliche der Schafe eindringet, die Wassersucht, Räude, Blattern, und mehr dergleichen Krank¬ heiten hervorbringet, folglich in der Wahl des Platzes für dem Stall niedere feuchte Lage allemal zu verabscheuen ist ; ein let- tichter Grund ist der schlechteste indem solcher immer schädliche Feuchte enthalt, und schwarz, oder rvthe, dicke Erde ist nicht viel besser, und gleichfalls untauglich. Eine erhobene abhängige Smn^oder Felse, von welcher alle Nässe abfliesset, oder ein aus weissem sandtchr sepn. Hügel, so alle Feuchte in die Tiefe verschlin¬ get, auch, so viel thunlich, von den stärker wütenden Nord- und Sudwinden gedeckter lieget (worauf bey Stellung des Gebäu¬ des selbsten, damit die Thore, und mehrere Oeffnungen von solchen abgewendet werden, nicht zu vergessen) verdienen den Vorzug, und wo keine derley Lage vorfindig, und man sonsten seine Heerde den gefährlichen Krankheiten nach Möglichkeit zu entziehen verlan¬ get, muß der für dem Schafstall beliebte Platz durch verschiedene Anschüttungen von Stein, und weissen Sande wenigst um eine Elle, oder drey Schuhe erhoben werden, aufdaß das darein zu stehen kom¬ mende Vieh wider die üblen Wirkungen der feuchten Dämpfe be¬ wahret bleibe; nach gehörig zubereiteten Grunde ist es um die An¬ gabe des Gebäudes selbsten zu thun. §. III. ( o ) 8 z §. m- Nicht wenige Wirthschaftsbeamte dachten die gewölbten Stallungen vorzüglich einzurathen, in der Meinung, daß mit sol¬ chen der Feuersgefahr sowohl, als auch der guten Erhaltung der Schafe fürgesehen sey; allein da ohnehin die Schäfereyen meistens in abseitigen, von den Dörfern entlegenen Gegenden bestellet sind, scheinet die Feucrsgefahr eben nicht sonderlich zu fürchten zu seyn, und da die gewölbten Stallungen überhaupt zu niedrig ausfallen, kann ich diesem Vorschläge nicht so leicht den Beyfall geben, es sey dann, man wollte mit nicht geringen Geldaufwand mittels Auf¬ führung kostbahrer hoher Mäuer solche zur rechten Höhe bringen; denn niedere Stallungen sind jederzeit für sehr nachtheilig angese¬ hen worden, weil in selben die erforderliche Verbreitung der Aus¬ dünstungen ermangelt, die daraus entstehenden dicken Dämpfe blei¬ ben in den Gewölbern gleichfalls concentrirter, und fallen auf die Schafe, die mcistcntheils auf einem Haufen versammelt liegen, zu¬ rück; welches eine übermäßige Hitze, und diese einen entkräftenden Schweiß verursachet, wovon das Vieh ganz abgemattet, dem Un¬ gemache einer kältern feuchten Witterung bey dem unvermeidentli- chen Austrieb zur Weide im Frühjahre, und öfters auf die Trän¬ ke im Winter nicht widerstehen kann; es werden auch durch die sol- chergestalten zu sehr eröffneten Schweißlöcher die Übeln Einflüsse schwerer Nebel und scharfer Winde in den erhitzten Körper ein- dringen, sofort mittels Stockung des Geblüts, Verdickung dec Safte, Spannung der Flechsen, und so weiter allerley Krankhei¬ ten, und Seuchen, so die Unwissenheit dem Unglücke, oder dem Verhängnißebeymesset, einreissm. Ls §-IV. Gewölkte Schafstallun» gen find nach, rhetiig, 84 ( o ) §. IV. Nichts ist dm Schafen zuträglicher, als eine immergleich mäßige Warme, wie solche bey künftigen Sommer, oder schönen Herbsttagen sich natürlich einsindet; um diese zu erlangen muß sondern hoch. Ulan genugräumige Stallungen aufführen. Ein Stall, so in der Länge dreyßig wienner Ellen, funfzehen in der Breite, und vier in der Höhe messet, kann für 150 Stück Mutterschafe, wenn sie alldort auch lämmern sollten, ganz füglich dienen; und in diesem Ebenmaße, wie sich die Anzahl des Viehs vermehret, sind auch die Stallungen zu vergrößern, doch also, daß die Höhe auf zehen El¬ len, in der Länge höchstens eine Elle, und weiters noch weniger zu¬ nehme. Las Veste aber scheinet die Stallungen nicht allzu groß anzutragen, sondern ungefähr aufzwey hundert Stücke einzuthei- len, indem auf solche Weise die Absonderung der starker, und schwa¬ chem leichter geschehen kann, jene nicht diese vom Futter verdun¬ gen, und überhaupt unter einander sich nicht so sehr drücken, welches hauptsächlich bey annahender Lämmerungszeit gefährlich ist, und oft nachtheilige Folgen mitbringt. §. V. Die Wände des Stalls können gemauret, oder vom Holz angeleget werden; im ersten Falle, so allemal, wenn es thunlich, vorzuziehen ist, müssen die Mäuer inwendig glat angeworfen seyn, hie gemauret, oder hölzernen damit in den zwischen dem Steine da, und dort vorkommenden Wände muffen . alat, und rem Höhlungen kern Ungeziefer sich Neste, und die Schafe Nicht an den rauh, und scharf hervorragenden Steinen die Wolle abstreifen; sollte man aber wegen Abgang des Steines, oder wegen Unvermö¬ gen (O)HZF 85 gen benöthiget seyn, sich des Holzes zu gebrauchen; so ist dieses vor allen von der Rinde zu entledigen, und den starken Sonnen- stralm einen Sommer hindurch auszufetzen; damit das Harz be¬ sonders im Nadlholze, ausgezohen, und von solchen nicht mehr die Wolle, wie es sonsten zu ihrer empffndlichen Abwürdigung geschieht, im Stalle beflecket werde; nebst dem sollen die innern Wände, wenigstens in so weit die Schafe solche mit ihrem Körper errei¬ chen, von allen Speilen, Hackenhiebe, oder anderen scharfen un¬ gleichen Vorschüssen gereiniget werden; an welchen die Wolle han¬ gen bleibt, und sich unter den Füssen verlieret, die Thiere aber Ri¬ tzen, und Wunden in der ohnehin durch die starken Winterausdün- stungen feiner gewordenen Haut überkommen, wovon selbe abneh- Men, und oft zu keinem Nutzen gereichen. 5 vi. Auf die, mit beschriebener Vorsichtigkeit aufgeführte, ge¬ mauerte oder hölzerne Wände gehöret ein wohlgcbundencs gutes Dach, so ich vor allen von Stroh zu wählen einrathe; weil man hierzu am wenigsten Bauholz, und andern wenigem Auslagen be¬ darf, auch unter solchen das dahin in Verwahrung kommende Futter am sichersten sich befindet, wo das Schindl, und Ziegeldach öfters den Regen, und den Hierlandes vom Winde begleiteten Schnee einzudringen gestattet, welche Nässe die Fütterung, den Boden, und alles Gehölz beschädiget. Ein von gutem Roggen¬ stroh wohl befestigtes Dach kann ganz leicht zwölf Jahre, ist eS mit feinem Schilf zur Halbscheide vermenget, auch zwanzig, und bestehet es ganz aus letzteren, bis dreyßig, und vierzig Jahre aus- L z Hal- Ei» auS Roggenstroh oder Schilf verfertigtes Dach ist daS Beste. 86 ( ° ) halten, zerrüttet man solches, um es auszubessern, so dient der Aus¬ wurf zur Streue, und nichts bleibt unbenützet; Vortheile die meines Erachtens eine Strohbedachung vor allen andern nützlich erweisen. In dem Dache selbsten, oder gleich unter solchen muß man ein, und andere beyläufig drey Schuhe in der Lichte große, sich doch mit guten Thüren wohl verschliessende Dcffnungen von der Seite, wo der schwaches Windanfall zu seyn pfleget, anzubrin¬ gen suchen, um durch solche das Futter aufzuwerfen, und es, so viel thunlich, wider die vom Winde getriebene Nasse zu hüten. §. vii. So emsig man sich um eine gute Bedachung bestreben sol¬ le, eben so vielen Fleiß und Aufmerksamkeit erfordert das unter das Dach kommende Heu, oder der ohere Loden wo selbes aufbe¬ halten wird, indem an dessen guter Bestellung die Erhaltung des Futters, und die höchst nöthige Reinlichkeit des Viehs, und der Wolle beruhet; ist dieser obere Boden von glat neben einander lie¬ genden Brettern verfertiget, so werden die von dem Vieh und des¬ sen Unflat aufsteigenden Feuchtigkeiten und übelriechenden Däm¬ pfe zwischen die offenen Fügungen besagter Bretter in das oben lie¬ gende Futter eindringen, selben einen widrigen ungesunden Ge¬ schmack, Feuchte, ja wohl auch den Schimmel beybringen, wodurch das Heu endlich gar unbrauchbar gemacht wird, und geschiehet durch das Auftreten an dem Boden, Ueberwerfung des Heu, oder was immer für eine Bewegung, die mindeste Erschütterung, so fällt durch gedachte Oeffnungen vieler Staub, und allcrley Unrath auf das darunter stehende Vieh, wovon ein Theil bis zur Haut getan- (v) §7 gelanget, und ein beschwerliches Zücken, zuweilen auch sogar die Räuden verursachet; die stärkeren Hilfen und Sprossen aber ver¬ wirkten sich in der Wolle und verunreinigen solche dergestalt, daß man es nicht ohne beträchtlichen Abgänge, sonderer Mühe, und Versäumniß kämmen, daher auch um einen viel ringercn Werth an die Fabrickcn abgeben mag. Diesem so wichtigen Nachtheile vorzubcugen, muß besagter Boden entweder mit Kalkmalter (wie der obere Heu. es in den Menschenwohnungen gewöhnlich) angeworfen, oder die g?,vörftn8?r Bretter sehr genau in einander gepfalzet, und die sich mittlerweile bey stärkerer Austrocknung des Gehölzes äußerenden auch kleinen Oeffnungen mit Werch wohl verstopfet, denn etwa mit Schifpech überzogen werden. §. VIII. Der untere Boden, worauf das Vieh ruhet, muß erho¬ ben, und abhängig seyn, damit alle vom Vieh, oder sonst wo im- der untere er. " hoben, und ab. mer herkommende Feuchte sogleich ablaufe; welchen Abfall man hängig seyn. nach Wohlgefallen dahin richten kann, wo man diesen zur Dün¬ gung der Felder, oder Wiesen sehr diensamen Ausstuß zu versamm- len am schicksamsten erachtet; es sey dann man dächte nach dem Beyspiel einiger Landwirthe besagten Fußboden ungefähr in der Höhe eines Schuhs mit guter Erde anzuführen, auf das solche alldort in der Zeit von drey oder vier Wochen durch den Urin und Pferche der Schafe mit fruchtbringenden Theilen geschwängert, so¬ dann als ein Dünger auf die schlechteren Aecker geliefert würde, zu welchem Vorhabender Abfall des Bodens nicht auswerts, sondern etwas weniges einwerts gegen der Mitte geneiget werden müßte, um - 88 ( o ) d um alle vom Vieh kommendcFeuchte zu dieser Absicht in der eingeführ- Len Erde zu erhalten, ob ich zwar meines Orts noch anstehe, die¬ sen Wirthschaftsgebrauch allerdings gutzuheissen, aus Erfahrung, daß den Schafen nichts besser, als ein trockenes reines Lager ge- deye, welches man sich bey der im Stalle besagtermassen erhalte¬ nen Feuchtigkeit, und dem Eintreten der eingeführten oft verschie¬ dener Orte naßen Erde nicht so vollkommen, als es erforderlich, versprechen kann, wessentwegcn ich lieber solche nutzbare Ausflüsse äusser der Stallung sammlen, und alldort den gekünstleten Dünger mit fast weniger Mühe, und gewiß bessern Pflege der Schafe ver¬ mehren wollte, §. IX. Nebst dem trockenen reinen Lager müssen die Schafe auch einer gesunden Luft, und munteren Lichte in ihren Stallun¬ geniessen: zu Verschaffung des ersteren, lassen einige in der Mitte des Stalls ein ziemlich räumlgeö Luftrohr durch den obern Boden fA über das Dach gleich einem Schorsteine aufgehen, nach welchem «/s die Ausdünstungen, und übermäßige Hitze in das Freye aufsteigen, "" / - und also mit frischer Luft abwechseln sollen; andere machen an den obern Theilen der Wände ungefähr einen Schuh unter der Dachrinne, in der Entfernung etwa von drey Schuhen, mehrere drey, oder vier Zoll Breite, und nicht viel längere immer offene Löcher, wodurch die Luft beständig ab-und einziehen könnte, und ununterbrochener Bewegung, und folglicher Abänderung stunde. Wenn ich aber bedenke, daß unsere Thiere sich nach einer immer gleichmäßigen Wärme sehnen, und die schwereren seichten Dämpfe nicht ( o ) HZB 89 nicht leicht die Höhe erreichen, so finde ich beyde vorerwähnte Vor¬ schläge nicht genug wirksam angemessen; indem durch keinen, am wenigsten aber durch gedachtes hohes Luftrohr die verlangte erfor¬ derliche Abwechslung der Luft erfolgen würde, da die schweren eben schädlicheren Ausdünstungen in der Tiefe verbleiben, und niemalen eine gleiche Hitze, weil solche nothwendig der äußerlichen folget, sich einffnden möchte; da noch dazu die Hierlandes öfters wehenden starken Sud - und andere Winde durch diese Oefnungen die Feuch¬ te, den Regen, und Schnee zum Nachtheilder Gesundheit in Stall einführen würden; darum ich auch das unausgebige Zugrohr, und erwähnte Löcher in den Wänden gar beyseits lassen, oder letz- tere wenigstens mit Bälklein, die man nach Erforderniß auf-und zulehncn müßte, versehen wollte: gute mit Gläsern versicherte un- stefehr dritthalb Schuh hohe in allen vier Wänden der Stallung Nach Maß der Größe vier und sechs, oder mehrere angebrachte Fenster, so zwischen doppelten Leisten wohl einpassen, und man nach Gutdünken mehr, oder weniger, auf- und abschieben könnte, würden zur Mäßigung der Hitze, und vollkommener Auslüfterung des Stalls am bequemsten dienen, wenn nämlich bald eines bald das andere, wie die widrigen Winde anfi'elen, und es erforderlich schie¬ ne, der wachsame Hirt öfnet, und bey Gelegenheit, wenn das Vieh zur Tränke, oder in stillen heiteren Tagen, in die freye Luft auf einige Stunden ausgetrieben wird, alle Fenster aufmachet; sol- chergestalten wäre die gefällige Hitze, ohne den gefährlich, und be- schwersamen Gebrauch einer Leiter, um zu den oft besagten obern Löchern zu gelangen, am leichtesten beybehaltcn, und von Zeit zu M Zeit 90 - ( o ) Zeit -er Stall auf -as Teste ausgelüftert. Derlei) Fenster sind - auch unembährlich, um die von den Schafen beliebte Lichte in dm Stall zu bringen, bey welchem selbe munterer, und gesünder, als in dec traurigen Dämmerung verharren. §. X. Nichts ermanglet mehr zu vollkommener Herstellung un- fers antragenden Gebäudes, als anuoch von der Beschaffenheit der zur Verlegung des Futters benöthigten Mausen etwas zu erwäh¬ nen; an einigenOrten pssegt man selbe nach der Mitte des Stalls Men zu richten, damit das Vieh von beyden Seiten zukomme, ich erach- ter.Wand ste- es aber aiMMger ringsherum an den Wänden so nieder anzu¬ legen, als das Vieh leicht gelanget, den unteren Theil in Abstand von der Mauer etwas einwärts abhängig zu machen, und vorn mit einer von drey, zu drey Zoll abgetheilten ringen Leiter zu versehen, der verlangte Abstand von der Mauer versichert das Futter wider alle Feuchte, so es etwa von dort her anziehen könnte, Md die län¬ gere Strecke nach allen vier Wanden schaffet mehr Raum, und Bequemlichkeit, daß jedes Stück ohne Gedränge ganz gelegensam ihre Nahrung erlange; an beyden Gewahrwänden müssen vom obern Boden zwey, aus Brettern zusammengeschlagene, viereckichw Rinnen von etwa drey, oder vier Schuhe breite Rinnen, bis zum untern To- den herablangen, und alldort mit einem Thürl verschlossen seyn, Ang" des^ nach welchen die Hirten das Futter ohne einen Unrath auf die Lmms. Schafe zu bringen, herablassen, und es sodann von beyden Seiten vorsichtig gleich in die Raufen vertheilen. Zwey- ( o ) Zweyter Artikel. Von der Eigenschaft, und Wahl der Schafe und Widder. §. I. Mach zu Stand gebrachten Stallungen muß man sich um die Schafe bewerben, und zwar die nützlichsten wählen, damit man mit einer Mühe den größten Vortheil sammle. Vielerley sind die Arten der Schafe, und fast jedes Land unterscheidet die Seinigen: Ich könnte mich in eine weitläuftige Abhandlung ein¬ lassen, wenn ich nach Anleitung verschiedener Geschichtschreiber, und Gelehrten von jeder Gattung ins besondere ausführlich spre¬ chen wollte: Plinius erzählet (jedoch ohne Beyfall) daß es m dem Königreich Aonto Schafe gebe, so eine schwarze Milch dar- Seltsam reichen; Aldovrandus, und Gesnerus in Kiüoria ümnuüiuw äe huaZruxeäidus berichten, daß in Rußland eine Gattung wilder Schafe, doch ohne Wolle, anzutreffen wäre, die man mit dem Trommel, oder Pauckenschlag fange, auf dessen Schall diese Thiere zn Hüpfen anfangen, und so lang ununterbrochen fortfahren, bis selbe ganz entkräftet niederfallen, und ihren Verfolgern in die Hän¬ de gerathen; Zigler in seinem Universal Lexicon beschreibt eine andere Art in Arabien, deren Schwänze drey deutsche Ellen in der Lange, und eine in der Lreite messen, welche oft in der Schwere bis vierzig Pfunde wägen, die sie aufgerollt, und in ein auf vier Rädeln laufenden Küstel verwahrt, nachschleppen. Allein da alle diese, und mehr wunderliche Erzählungen zu dem vorgenommenen Unterricht nichts beptragen, so werde ich mich mit dem nicht ver- M2 wei- 92 d ( o ) weilen, sondern nur jene Gattungen hervorziehen, welche wir am leichtesten überkommen, und am Besten benutzen können. §. II. Schweden hat gute feine Schafe, allein wir können uns selbe wegen der allzuweiten Entfernung, und den zu kostbaren Ausgaben eben nicht so leicht beyschaffen; dessen Abgang aber Spanien hat das benachbarte Welschland, und das nach der See auch nicht all- Schafe/^" zusehr entfernte Spanien genugsam ersetzen kann. Engelland, so mit Spanien diesfalls um den Vorzug streitet, wäre eben an der Hande; die Eifersucht jedoch, mit welcher selbes diesen Gegen¬ stand betrachtet, verbietet auf das schärfeffe alle Ausfuhr ihrer edlen Schafe: wo hingegen Spanien, obschon es ein gleiches Ver¬ bot erlaßt,' nicht so wachsam sich verhält, daß man dessen unge¬ achtet nicht einige Stücke erhalten könnte; wie ich selbsten zu mei¬ ner Schaferey bereits verschiedene Widder, und jüngst deren meh¬ rere auf allerhöchsten Befehl fürs Königreich Böheim beygeschaf- fet habe. Die spanischen Schafe sind dem allgemeinen Beyfall nach in der Feine der Wolle die vollkommensten, und gleichwie die wich¬ tigste Nützung diese Eigenschaft ausmacht, so muß man sich, so viel möglich beeifern, wenigstens spanische Widder, wo nicht auch einige Schafe zu erlangen, um mit solchen nach folgender Anlei¬ tung unsere innlandischen wenig geltenden Geschlechte zu veredlen; gemeldtes Hinderniß der Ausfuhr aber wird uns lang nicht die benöthigte Anzahl zulassen, daher wir uns nacher Welschland zu wenden haben. Daß Apulien, und vorzüglich die Gegenden um rer auch feine Taranto die beste, und feinste Wolle den welschen Fabriken auch in Schafe. den d (o) d sr den altem Zeiten lieferte, zeiget Kolumella in dem siebenten Buch seiner berühmten Ackerbrusatze, und noch itzo sind solche Länder des¬ wegen beruffen; eben also in den neueren Jahrsgängen rühmet sich das an uns nächst gelegene Paduamsche, dessen edle Schafe eine recht feine, zu allen Manufakturen taugliche Wolle tragen, und weil selche am leichtesten, und mit den geringsten Ausgaben zu haben find, da ein Schaf ungefähr sammt den Ueberlieferungsunkosten bis fünf, und ein Widder bis zehen Gulden zu stehen kömmt; woll¬ te ich vor allen anderen die Einfuhr der edlen paduaner Schafe um so sicherer einrathen, indem ich bereits selbst auf meinem Land¬ gut so glückliche Versuche angestellet habe, daß ich nicht nur von den Originalcrzeugnißen, sondern auch von den sonst schlechtesten inländischen, mit den feinen paduaner Widdern bis in die dritte, und vierte Abstammung verbesserten Schafen die schönste Wolle überkommen, die ich, zur Verfertigung der feinsten Tücher in die Fabrik nachcr Klagenfurt geliefert habe, die mir auch Herr von Thysder Eigentümer selber Fabrik vorzüglich angerühmet hat. §. m. Man kann demnach sowohl mittels Einführung fremder Heerde, als durch Zusammenpaarung der inländischen Schafe mit Mit- und oh. bessern auswärtigen Widdern die Schafereyen eines Landes verbes- Widder'"kana fern: ja es würde dieses auch allein mit den Inländischen (ob- gleichviel langsamer) gelingen, nachdem bewußten Veyspicl der in Brandenburg, und Schlesien üblichen Schafzucht, sofern man nur in der Wahl der zur Fortpflanzung dieses Geschlechts benö¬ tigten Schafe, und Widder, dann deren Pflege eine gewiße Vor- M z sicht 94 ( o ) ficht brauchen wollte, und nicht diesen wichtigen Wirthschaftszweig, so zu sagen, dem ungleichen Zufall überließ; welche Fahrläßigkeit eben hauptsächlich unsere Schafe am Werthe so weit heruntcrse- tzct: und nicht anderst würden die besten spanischen ausarten, wenn man sie mit gleicher Nachläßigkeit behandlete; Fleiß, und ächte Maßregeln können alles emporbringen, so wie es das Gegentheil verderben kann. Unsere aufmerksameren Nachbarn überzeugen uns täglich dieser untrüglichen Wahrheit; um solchen also ferti¬ ger nachzueileu, müssen wir alle hierzu schicksame Mittel gebrauchen, fremde edle Schafe, gleiche Widder auch für unsere innlmdische Schafe einführen, und mit diesen selbst alle erforderliche Aufmerk¬ samkeit anwenden. Damit man aber nicht etwa wegen der ge¬ ringen Erfahrung irre gehe, wollen wir allhicr die wesentlichen Eigenschaften dieser Thiere, und die Kennzeichen der bestes unter denselben betrachten. §. IV. Die Schafe sind sanfte, gute, doch einfältige, dumme Thie¬ re, dagegen haben sie vor allen andern eine sehr lebhafte Einbil¬ dungskraft, die man in ihrer Verwunderung über jede Neuigkeit, oder mindesten Vorfall bemerket; sie sind ungemein furchtsam, so, EigEastm daß selbe vom Geräusche, Feuer, besonders vom Donnerschlage, ter Schaft. starken Knalle zum Erstarren, und grösten Nachtheil ihrer Gesundheit erschrocken; sonst ohne Waffen, und überlassen sich gänzlich der Sorge ihres geliebten Hirtens, dessen Anleitungen sie ganz willig nachgehen; lieben vorzüglich das Helle Taglicht, und hie Gesellschaft, sie verabscheuen von selbst die sumpst'chten Gegen¬ den. H-F ( o ) d 95 Leu, und ob sie sich gleich sehr begierig auf das Sch zeigen, so können sie doch leichter, als ein jedes anderes Thier auf lange Zeit das Wasser entmthm. Die starke Sonne und andere Hitze, auch starker Frost, Thau, und feuchte Witterung ist ihnen sehr schädlich, sind auch vielen Krankheiten, meistens aber der Wassersucht unter¬ worfen, weil die innerliche Bestellung ihres Körpers viele Feuch¬ te enthalt. Cs scheint, daß, wenn man die innerlichen Eigenschaften das Kenntmß . . . , , - - . /- der natürliche mrt einsichtiger Ueberlegung erwäget, man sich einen genügsamen Eigenschaften Begriff von einer nützlichen Schafzucht machen könne, die Wichtig- Pfleg?nicht . -c hinreichend. kett des Gegenstandes ttdoch verdient eine nähere Betrachtung, und wie wir erst die innerliche Beschaffenheit dieses Geschöpfes angese¬ hen haben, also müssen wir auch zu unserer Absicht die äußerlichen Kcmizeichm eines guten Schafes, und Widders untersuchen. §. VI. Der zur Zucht taugliche Widder muß jung, lang, stark- beinig, breit in Schultern, und Kreuz seyn,muß einen dicken Hals, Widders. große,muntere, etwas röthlichte Augen haben,eine breit runde Stirn, eine glate nicht sprecklichte Zunge, eine kurze gerade Nase, die Füsse müssen stark seyn, der Schwanz dick, und wollreich, er muß einen freyen, nicht übel riechenden Athem, einen sicheren, fe¬ sten Austritt haben, gegen fremde Widder muß er sich herzhaft, und eifersichtig zeigen, die Wolle solle besonders am Hintern Theile weiß, lang, durchaus fett, dicht, fein, und die Haut gleichförmig ohne Flecken seyn. §. VII, 96 ( o ) §. VII. Ein gutes Mutterschaf ist lang, doch nicht auf allzu ho- Jcne eines Füssen gesellet, dessen Hals lang, und etwas aufgesetzet, die MutterM« Mgen frisch, und röthlicht, der Leib nicht allzu schmal, die Lenden voll, und rund, das Kreuz breit, und stark, der Schwanz dick, und wollreich, die Wolle obschon etwas weniger, doch in der Güte, und Feine gleich dem Widder, die Haut licht, fleischfarb, und der Gang schnell und geschäftig. §. VIII. . Einige wollen annoch auf die Hörner, besonders der Wid- thumder Hör- der ihre Aufmerksamkeit erweiteren; da ich aber dieses durch die drmerrd. Erfahrenheit ganz und gar gleichgültig finde, und kN beyden Gat¬ tungen den besten Fortgang erfahre, so erachte ich derley Anmer¬ kungen zu übergehen, und vielmehr zu wiederholen, daßdieangezcig- ten äußerlichen Kennzeichen uns ungezweifelt der bessern Art der Schafe versichern können, auf welche wir folglich in der Wahl derselben, so viel es möglich ist, jederzeit unsere Aufmerksamkeit richten sollen, wenn wir uns des gewünschten Erfolgs erfreyen wollen- Dritter Artickel. Von der Zusammenpaarung. §. I. (zXie nach den gemeldten Kennzeichen ausgewählten Schafe zu vermehren, muß man sie zusammenpaaren, und dieser ist der vornehmste Gegenwurf,wovon meistens die Erhaltung, und so viel mög- d ( V ) 97 mögliche Verbesserung der beygeschaften Heerde abhängt; dahero wir auch die gegenwärtige Anleitung mit größerer Genauigkeit behandeln müssen. Ob zwar ein jähriges Schaf zum Sprung gelassen wer¬ den kann, so ist es dennoch nicht rathsam, dieses vor achtzehen Mo¬ naten zu gestatten; indem ihre Kräften, und das Wachsthum eben in solchem Alter hierzu tüchtig zu werden scheint; wird man es bis in das dritte Jahr davon abhalten, so werden auch ganz sicher die Lämmer, weil die Mutter stärker, und vollkommener ist, größer fallen. Ja einige behaupten, daß, wenn man die Schafe allererst in dem fünften Jahre, wo sie ihre größte Vollkommenheit er¬ reichet haben, zum erstenmal belegen läßt, dieses Geschlecht zu ei- MerdUSch!^ ner ausserordentlichen Größe gebracht werden könnte. Allein wie man die allzu frühzeitige Zulassung vermeiden soll, um nicht all¬ zu schwache Lämmer zu überkommen, und solchergestalten die Art zu verringern, eben so wenig vorthcilhaft scheint es zu feyn, selbe so lange davon abzuhalten, und der so vieljährigen Lämmernutzung zu entbären, und zwar um so weniger, als uns die Erfahrenheit bey gedachten Antrag der achtzehen Monate den guten Fortgang bestätiget, welchen immer gleich zu erhalten, das Schaf nicht län¬ ger, als bis in das siebente, oder höchstens achte Jahr zur Zucht gebrauchet, und nach solcher Zeit der Bank geliefert werden solle, da es eben bey diesem Alter allzu schwache, geringe Lämmer her- vorbringt; wäre es jedoch um die Vermehrung besonders feiner fremder Schafe zu thun, die man nicht leicht bekommen könnte, so müßte man die älteren Schafe bis etwa in das eilste Jahr, nach N wel- 98 ( o ) welchen! sie ganz unbrauchbar sind, und ohnehin meistens emgehen, mit Haberschrott und Kleyen bey guten Kräften erhalten, auch denselben die stärkest und vollkommensten Widder zutheilen, äusser solchem Nothfalle aber sich der gegebenen Vorschrift gebrauchen. 5 n. Das Alter der Schafe, und Widder ist eben nicht schwer zu erkennen. Sind sie einjährig, so findet man in deren unterem Gebisse acht etwas spitzige Milch - oder sogenannte Hundszähne, Wie der wovon zwem das zweyte, zween das dritte, so viel das vierte, und zu erkennen.' fünfte Jahr ausfallen, an deren Statt aber jährlich zween stärke¬ re, die wirklichen Schafzahne hervorbrechen, nach vollendeten fünf¬ ten Jahre hat man kein sicheres Kennzeichen des Alters, sondern man kann solches nur aus einer vielfältigen Erfahrenheit an der Abnutzung letztgedachter stärkeren Zähne mit wahrscheinlicher Muth- massung beurtheileu. §. nr- Ein Schaf, dem ordentlichen Lauf nach tragt zwanzig, bis zwey und zwanzig Wochen, was frühzeitiger die Lämmer wirft, oder langer hinaus tragt, ist mangelhaft, und dergleichen Lämmer sind zur Zucht untauglich. Nach solcher Anmerkung stehet es bey eines jeden Eigcnthümers Wohlgefallen, die Springzeit zu bestim¬ men; verlangt er im Herbst und Winter Lämmer, aus der Absicht, solche besonders in der Nachbarschaft der Städte für einem ansehnli¬ chen Werth zu verkauffen, so muß selber, wie es in manchen Or¬ ten wirklich geschieht,seine Schafe imApril, und May zusamenlassen; . solches hingegen auf den halben Oktober verschieben wenn er eine gute ( o ) 99 gute Zucht dem Lämmerhandel vorziehct, weil nach letzter Derau- wE die für» staltung die Jugend im Märzen fallet, und an der bald darauf folgenden grünen Weide ausgebigere Nahrung sechsten, und bcy der Mutter findet, folglich geschwind und besser, als im Stalle mit dem auch weit kostbarem trockenen Futter auskömmt. §. VI. Wie man zur guten Zucht junge wohlgestaltete, starke Mutterschafe verlanget; auf gleiche Weise, ja noch mehr muß man auf einen gleich anständigen Widder sehen; da von solchem das Lamm die Natur, und von der Mutter die Nahrung empfängt; je schöner und stärker der Vater ist, desto vollkommener wird dessen Erzeugniß werden: darum ist auch der Widder das ganze Jahr 'hindurch sorgfältig zu pflegen, und um sol¬ chen nicht unnütz zu schwächen, solle er beständig bis zur Spring- dieMddkrsol, zeit von den Schafen abgesondert bleiben; weil die in solcher Ge- Schafm sellschaft sich öfters erregenden geilen Begierden ihn zu sehr ent- A?" kraften würden; aus diesem richtigen Grunde ich eben den an einigen Orten üblichen Gebrauch schädlich achte, womit man zur Ver¬ hinderung einer allzu frühzeitigen Zusammenpaarung dem Wid¬ der oder Schäferin Tuch zwischen die Füsse bindet, und selbe doch immer bcysammen läßt. Sie vergeblichen hitzigen Bemühungen schwächen selben nicht viel weniger, wo nicht mehr (weil sich die Natur im Zwange befindet) als ob er seine Triebe erfüllen könn¬ te, welches um so mehr zu mißbilligen ist, als die vorgeschlagene Absonderung desto leichter geschehen könnte, indem die Widder mit den Hammeln, welche ohnehin bey gut eingerichteten Schäfereycn N 2 von lc>o ( o ) von den Schafen abgesondert seyn sollen, gehalten werden können. Es wäre auch zu wünschen, daß jede Gemeinde zur Erhaltung dieser kostbaren Stammenväter einen eigenen Hirten gemein¬ schaftlich bedingen wollte, so würde diese kleine Auslage durch die wichtigen Vortheile welche hieraus zu hoffen waren, reichlich erse¬ tzet werden. Um sich aber des Vortheils in der Schafzucht noch mehr zu versichern, würde es sehr dienlich seyn, den Widder wenig¬ stens vierzehen Tage vor dem Springen mit etwas Haber zu fut¬ tern, wodurch dessen Same vermehret, und wirksamer würde. §. v. Einem also wohlgenährten, das ganze Jahr hindurch sorg¬ fältig bewahrten Widder kann man ohne allem Bedenken zwanzig Stücke Schafe zugesellen; obgleich andere diese Anzahl auf fünf- Scha^etnem zehen, und zwölf herabgesetzt wissen wollen: die Erfahrenheit als Widder zu^ beste Lehrmeisterin» aller Unternehmungen zeiget die Kräften der Widder vermöglicher zu seyn, als ich es allhier, um in diesem wichtigen Satz verläßlich, und vollkommener fürzugehen, zum allge¬ meinen Gebrauche angegeben; selbst bey meiner Heerde gebrauche ich mit bestem Erfolge für alle dreyßig Schafe einen Widder, weil ich die¬ sen immer von vollkommensten Kräften aufzubringen suche; und wenn man dem berühmten Khomel glaubet, so konnte die Anzahl auf noch mehrere hmaufgcsetzet werden, er schreibt in seinem vi- Äioriario LeconomiLo, daß die klugen Engellander, als selbe die spanischen Schafe in ihre Lander überbrachten, durch solche die ei¬ genen in dem Lande durchaus veredletcn. Die zur Besorgung dieses Geschäftsangeordnete Kommißionvertheilte zudenvcrmög- lichc- tz-F ( o ) IVI kicheren der Ortschaften, und Pfarreyen zwey Schafe, und einen Stier, welcher nicht nur besagte zwey Fremdlinge, sondern annoch fünfzig inulandische Schafe zu belegen hatte, und es hat diese Ver¬ anstaltung nach sichtbaren unwidersprechlicheu Zeigniße recht gut gelungen, es ist demnach lang nicht übermäßig, da ich auf einem Widder, in Betrachtung, daß solche nicht aller Orten von gleicher Vollkommenheit seyn dürften, zwanzig Schafe überhaupt rechne; ich begreife auch nicht, warum wir in dieser Sache unser löbliches Vorhaben ohne Nothwcndigkeit einschranken sollen, da uns viel¬ mehr die Beschwerlichkeit fremde Widder zu erlangen, und die Be¬ gierde in diesem beträchtlichen Gegenstände andern Völkerschaf¬ ten fertiger nachzukommen, dießfalls zur möglich fleißigen An¬ wendung beru stell §. VI. Wenn etwann die Beobachtung, daß bey einer zahlreiche¬ ren Schaare mehrere Stücke unfruchtbar verbleiben, zu einer so sparsamen Eintheilung Anlaß geben sollte, so wäre solcher Ent¬ schluß ebenfalls irrig gefastet, weil eines Theils erst vorgestellte sichere Deyspiele das Widcrspiel beweisen, andererseits die ersah- rungsmaßige Nachforschung gedachter Unfruchtbarkeit eine andere wahre Ursache anzeiget, so man hauptsächlich in der Unvollkommen- verbleuen, heit eines oder des andern gepaarten Geschlechts, und in dessen Unzuthun findet; erstere ist nicht leicht zu vermuthen, sofern man bey der Wahl der Schafe, und Widder die an die Hand gegebene gu¬ ten Kennzeichen beobachtet; dem zweyten aber kann abgehosfen werden, wenn man dem tragen Stiere ein Seidel Hanfkörner, und N z den 102 ( O ) den unthätigcn Schafen etwas von einem Leinsamenkuchen mit we¬ nig Salz bestreut zum Futter giebt. Ein fleißiger Hirt hat auf die Wahrnehmung und Vermittlung solcher Anstände aufmerksam zu wachen, besonders, da nach der Naturkündigen Meinung ein Schaf selten bey dem ersten, sondern erst bey dem dritten und vier¬ ten Zusammentritt zur Fruchtbarkeit gebracht wird; nebst dem ge¬ schieht es nicht selten, daß. ein Widder, der stärker an Kräften, und so zu sagen, der herrschende ist, alle seine übrigen Mitbuhler verfolge, und also sich, und die andern in der vorhabenden Verrich¬ tung verhindere, welchen man demnach von der Schaarc mit den ihm bestimmten Schafen absöndern solle. Ich beobachte ein glei¬ ches mit allen meinen Widdern, damit ein jeder nach Maaß seiner Kräften ohne Hinderniß nutze, ich finde es auch meinem Wunsch einstimmend, und gar nicht beschwerlich, da es nur auf eine Zeit von ungefähr vier, oder sechs Wochen ankömmtt 5 vn. / Solle der Widder gute Dienste leisten, so muß er nicht vor dem vollendeten zweyten Jahre, und so viel cs möglich ist, mit der Mit was Dor« sicht dcc Wld- Vedachtsamkeit gebrauchet werden, daß solcher ein Jahr mehr, als bor zu getrau« «heu. die ihm zugegebenen Schafe zahle, vvn einer ältern Erzeugniße als diese, herkomme, und überhaupt alle Abstammungen unausgesetzt unterbrochen werden, das ist: der Widder, welcher mit den ihm an¬ gewiesenen Schafen einige Lämmer erzeuget, solch die erste Er- zeugniß nenne, darf nicht diese nämlichen Lämmer befruchten, son¬ dern man muß hierzu wiederum einen fremden wählen, um vor; solchem die zweyte Erzeugniß zu erhalten, und also soll man stets ab- d ( o ) LzF log abwechseln, gleichfalls darf das geschwistert nicht gepaaret werden, sondern solle immer fremde Freundschaft, und von vollkommener Art gesuchet werden. Ein umständliches Beyspiel wird diese höchstwichtige Vorschrift annoch deutlicher aufklären. §. VIII. Man gebe von unfern innländischen Schafen zwanzig Stü¬ cke einem nach voriger Beschreibung wohl bestellten spanischen Wid- stnwMmgn! der, die davon fallenden Lämmer werden in der Wolle, und dem "w cA iu!g Wachsthume weit mehr dem Vater, als der Mutter Nachkommen, und solche nennet man die erste Erzeugnr'ß, die darunter best'nd- lichen Männchen muß man, ehe selbe zum Sprung tüchtig werden, Hammeln, oder schlachten, weil solche ihrer Unvollkommenheit we¬ gen zur verlangten Veredlung sehr wenig dienen würden; die Weibchen hingegen kann man zur weitern Zucht erhalten, und da sie das achtzehnte Monat nach der Anleitung des ersten §. dieses Artikels vollendet, nicht wieder ihrem Vater, sondern einem neuen in den erforderlichen Eigenschaften nicht mindern, ja, wo es möglich, besseren spanischen Widder zutheilen. Die von dieser zweyten Zusammenpaarung geworfenen Jungen machen die zwei¬ te Erzeugnis und werden weit mehr, dann die ersten ihrem Va¬ ter gleichen. Mit den Männchen dieser Abstammung verfahre man, wie es für die erstere vorgeschrieben worden, und für die Weibchen verschaffe man seiner Zeit eben einen ganz fremden gu¬ ten spanischen Stier, so wird die dritte Erzerrgniß da seyn, welche sehr wenig von der original spanischen Art sich unterschei¬ den dürfte, und wovon die Männchen zur Befruchtung unserer schlech- 104 d ( o ) schlechten inländischen , oder einer dieser dritten Erzeugniß an der Schönheit minderen Art dienen könnten. Um aber unsere drit¬ te Erzeugniß zur letzten Vollkommenheit zu bringen, gebe man die¬ sen Weibchen noch einen neuen spanischen Vater, es werden dessen Lämmer in dieser vierten Vermehrung den spanischen gar nichts mehr nachgcben, und solchergestalten kann man sich in sechs, oder acht Jahren von unsern grobhaarichten Schafen die feinste Wolle schaffen; sind die zur ersten Erzeugniß genommenen Schafe von bes¬ serer Art, so wird sich die gesuchte Verbesserung auch in der drit¬ ten, oder zweyten Abstammung schon finden.' §- IX. Es ist demnach unumgänglich nothwendig, die Widder be¬ ständig abzuwechscln, und selbe allzeit von einer ältern, und schö- Wie lang Lee nern Erzeugniße, als seine Schafe sind, einzutheilen, man solle auch keinen länger als drey Jahre bey der nämlichen Schaare lassen, wozu die benachbarten Schäfereyen sich wechselweise helfen, oder die nach meinem eigenen in dem 6ten §. dieses Artikels erwähnten Gebrauch zur Springzeit beobachtete Absonderung eines jeden Wid¬ ders mit seinem Gefolge einführen können, nach welchen ich jähr¬ lich jedem Stier frische, und so zu sagen, ihm fremde Schafe zu¬ gebe. Hat der Widder das siebente, oder achte Jahr zurückgele- get; fo ist er meistens entkräftet, und zur guten Zuchtbefvrde- nmg untauglich, folglich dem Fleischer zu überantworten. Mit genauester Beobachtung dieser Maßregeln, und einer gehörigen Pflege kann man ganz sicher die inländischen Schafe, auch ohne fremden Widder, unglaublich verbessern; werden hingegen solche nur ( v ) rož nur in einem Stücke vernachläßiget, so wird mittlerweile auch die beste Gattung ungezweiffelt ausarten. Vierter Artickel. Von dek Lämmerung, und Aufbringung der Jugend. §. I. An allen Zeiten muß man die Schafe, besonders aber, wennselbe ihre zarte Frucht tragen, möglichst schonen, vor aller schröck- Die tragenden baren Vorstellung, starken Knall, vielen Lauffen, Mauer - oder Ar allem un» Gräbenspringen, vordem Anblicke einer Feuersbrunst, feuchten Ge- Witter, und Südwinden, der übermäßigen Hitze, oder allzu starken Kälte, und allen dergleichen Ungemache bewahren; denn aus einer solchen Ursache verwerfen sie oft, und zeugen allerley Mißgebur¬ ten. Ihre Einbildungskraft ist so eindrückcnd, daß man selber die Verschiedenheit der Farbe, so die Lämmer an der Wolle mit¬ bringen, beyleget, hierüber ist die in heiliger Schrift beschriebene Geschicht Jakobs jedermann bekannt, und aus dieser Beurteilung wollen viele die inneren Wände der Stallungen weiß ausgeputzet, und von gleicher Farbe die Tröge, und Wannen, wo man selbe tränket, haben, um durch diese Vorsorge nur die weiße zu den Manufakturen, und für die Färbcrey schicklichste Wolle zu erzielen. §. n. Kömmt nun wirklich die Zeit der Lammerung für, da ist die Aufmerksamkeit zu verdoppeln, weil dieser der gefährlichste Zeitpunkt ist, wo sie und ihre Jugend eingehen können. Aus sol¬ cher Besorgniß wird ein verständiger Schafmeister seine Lieblinge D et- IO6 ( o ) etwa vierzehen Tage vor der Absetzung etwas besser futtern, damit ihre Kräften Zunchmen, und sie sich leichter ihrer Bürde entledigen. Taöbc-Ywirk» Können diese schweren schwachen Thiere in besondere Absönderun- rm,g gestellet werden, ist es sehr zuträglich; wenigstens müssen räu- bachren. mige Stallungen bey Händen seyn, um die gefallenen Lämmchen wider das Tretten, und Drücken zu schützen, wozu auch in den näm¬ lichen Stallungen mittels einiger Leiter, und Schranken mehrere Abheilungen zu machen sind, wohin die zugewachsene Jugend mit ihren Müttern zu stehen kömmt. §. III. In unserem Lande ist es als etwas seltsames anzusehen, wenn uns die Schafe mit Zwillingen beschenken, wo verschiedene andere Gegenden sich dessen rühmen können. Man liest in dem Buch der Erschaffung, daß bey den Juden in den vorigen Zeiten die Schafe zweymal des Jahrs ihre Lämmer warfen, woher man die Lämmer des Frühjahrs und Herbstes unterschied. In dem Herzogthume Jülich und Kleve, im Frießland, in dem Königreich Engelland, und anderer Orten sollen die Schafe nach dem Zeug- niße der Geschichtschreiber meistens zwey, zuweilen auch drey, und vier Lämmer bringen. Geschieht es bey uns, daß ein SchafZwil¬ linge zeuge, ist eines abzunehmen, und einer andern Mutter, so ihr Junges verlohren, unterzusctzcn; indem ein Schaf nicht leicht mit der eigenen wenigen Milch zwey Lämmer aufbringen könnte; will ZwUltM'^u! das andere den Fremdling nicht annehmen, so muß man es nächt- ncn^rstR licher Weile, wofern es annoch thunlich ist, mit der Haut desum- ruvÄrem" gestandenen Lammes bedecken, und also wiederum der neuen Mut¬ ter ( v ) ic>7 ter unterlegen/ welche durch solche Verstellung irrig gemacht, mit dem eigen vermeinten Lamme sich begnügen wird, dem alsdann des andern Tages die Haut wiederum abgenommen, und ohne ferner etwas vorzukehren selbes bey dem zugegebenen Schafe gelassen wird. Ist aber dieses Mittel wegen Mangel der Haut nicht mehr auszuführen/ so wird vielleicht das fremde Schaf auf mehrere vorsichtige Versuche dennoch das zugetheilte Lamm annehmcn, oder man ist genöthiget, die Mutter zu halten und mit solcher Hülfe an selber das Junge zu nähren. Zuweilen verstossen die Mütter, be¬ sonders die Erstlinge ihre eigene Frucht, oder sind einige Lämmer so dumm, daß selbe sich zu dem Saugen nicht schicken. In einem Falle bestreiche man mit wenig fein zerstossenen Salz das Lamm, so wird es die Mutter lecken und lieben. Bey dem zweyten An¬ stand bedarf das schwache Thierlein ein-oder das andermal die Hülfe des Hirten, sodann der natürliche Antrieb das weitere erfüllet. §. iv. Die gefallenen Lämmer haben mehrere Stunden bey ih¬ ren Müttern zu verbleiben, damit sie von selben abgelecket, und Wie rre kam. rmr zu remi» von allem Unflat gereiniget werden; können sie aber Schwachheit gen. halber, oder wegen der etwa annoch wahrenden rauhen Witterung dieses selbst nicht hinlänglich erfüllen, so muß man die hülstoscn Jungen mit weichen feinen Heu oder leinenen Tuch ring, vorsich¬ tig gut abtrocknen, auch ihnen mit erst gemolkener warmen Kuhmilch das Maul auswaschen, wovon sie sich gleich munterer, und kräfti¬ ger zeigen werden; zu ihrer innerlichen Reinigung aber kann man ihnen ohne Bedenken die erste Muttermilch gönnen, obgleich einige O 2 unver- (o) IO8 unverständige Hirten solche ausmelken, und verwerfen, in der Furcht, dieses ihrer Meinung nach unreine Getränk möchte den Läm¬ mern, wie man es zuweilen wahrnimmt, dm Durchbruch verur¬ sachen, da doch eben dieser Durchlauf nicht so viel schädlich, son¬ dern vielmehr eine Reinigung und Abführung der übermäßigen Feuchtigkeit zu seyn scheinet, so die vorsichtige Natur auf diese Weise veranlaßt; wenigstens bey meiner Schäferei) geniessen die Neulmge allzeit die so gefährlich angesehene Nahrung, und der bey dm meisten darauf folgende Durchlauf hat mir noch nichts entris¬ sen; ich glaube demnach nicht unvernünftig zu handeln, wenn ich der Erfahrenheit folge, und selbe auch andern zur Richtschnur vor¬ stelle. V. Nachdem die Lämmer auf diese Art getrocknet, und gerek- niget worden, sind solche von den Schafen abzusöndern, und in be¬ sondere Abheilungen, oder welches noch besser ist, in benachbarte wann von den SEmtgen zu übertragen, damit in der Entfernung das beyder- Müttern ab' seitige Blecken die Mutter, und Jugend nicht beunruhige, welches rme zu besov' dm Jungen besonders beschwerlich fallt; alldort muß man sie vor aller Kalte bewahren, welche ihnen sehr empfindlich seyn würde; doch darf auch die Hitze nicht zu groß seyn, ob es schon etwas stär¬ ker seyn könnte, als in einem Stalle, wo die Schafe eingestellet sind, welche nicht ohne Nachtheil eine gleiche Wärme ertragen wür¬ de. Das öftere Angreifen ist den zarten Thierlein schädlich, und noch schädlicher das Wassertrinkm, von welchem sie die erste Wo¬ che ganz abzuhalten sind, da ihnen die Muttermilch genügsame Feuch- ( o ) d 129 Feuchtigkeit verschaffet, das Wassertrinken hingegen an selber einen Ucberfluß, und gar bald auch Krankheiten nach sich ziehet. §. VI. Die durch die Lämmerung geschwächten Schafe müssen eben sowohl, als ihre Jungen, besonders gleich Anfangs mit kräfti¬ ger Nahrung versehen werden, so für die ersten in guten Futter, mit etwas geflossen, und geschnittenen gelben, oder vorzüglich weissen Ru¬ ben bestehen kann; davon werden Kräften, und Milch, folglich so¬ wohl eins als das andere zunehmen; doch, wenn jemand ein oder an¬ deres Stück vorzüglich aufzubringen, es bey drey, oder mehr gu¬ ten Schafen, mit häufiger Milch nähren wollte, ohne zu sehen, was dessen Nothdurft erforderte, dieser würde eben in seiner Absicht unrichtig fürgehen; indem das Junge Vieh sich übertrinken, und solche Uebermaß es zu Grunde richten könnte. Das sicherste ist demnach, die natürliche Ordnung nicht zu stöhren, und nur jenem Stücke mit mehrerer Nahrung beyzustehcn, welches von schwächer» Kräften, und bey der eigenen Mutter nicht genügsame Nahrung findet, so man ganz leicht aus den äußerlichen beyderseitigen mi߬ lichen Umständen wird abnchmen können. §. VII. Viermal des Tages sind anfänglich die Schafe zu den Lämmern zu lassen, deren ein jedes ohne Irrung zu seiner Mut¬ ter eilet, um sich bey solcher zu sättigen. Wie aber ihre Kräften etwa in acht, oder zehen Tagen zunehmen, also muß man nach und nach der stärkeren Erfoderniß mit trockenem Futter Vorse¬ hung machen. Zartes feines Heu, und gutes Laub solle hierzu O z sorg- H2 ( o ) imd wiewcl» sorgfältig Zubereitet, und m verschiedenen Orten des Stalls/ oder tcro dU x>rsc» rings an den Wänden gerichteten in dem zchenten §. des ersten Artikels angegebenen Raufen aufbehalten werden. Ich be¬ diene mich vorzüglich des Eschenlaubs, so ich im Herbste sammt kleinen Staudlein zusammenhacken/ und getrocknet in den mit Strohe gedeckten Schobern, oder unter dem Dache zu solchenDien- ste bewahren lasse. Die jungen Thier lein beschäftigen sich fleißig dieses Laub von den Stauden abzurupfen, und gedeyet ihnen sehr wohl, es giebt auch für sie eine gute Nahrung; die Schafe selbst sind darauf begierig, und geniessen es mit Nutzen. §. VIII. Haben die Lämmer bereits mehrere Tage ihres Alters zu- rückgeleget, läßt man sie bey schönen Hellen Tagen mit den Müt¬ tern äusser den Stallungen in die freye Luft tretten, und die war¬ men Stunden alldort zubringen; allwo selbe frische Luft schöpfen, mer^n^e scherzen, und springen, aus Munterkeit nach dem Beyspiel ihrer auf dUWe"de Mütter an ein und anderen Gräßchen rupfen, und also sich nach ru lassen. M nach an die Weide gewöhnen, auf welcher sie nach Maaß ih¬ res Wachsthumes, und der günstigen Witterung auch länger kön¬ nen gelassen, endlich wohl gar täglich mit den Schafen ordent¬ lich ausgetrieben werden, da ihnen alsdann bey zureichenden grü¬ nen Fraß kein trockenes Futter mehr vorgeleget wird. Abends solle man sie aber allemal von den übrigen absöndern, theils um das ihnen sehr nachtheilige Treten, und Drücken der stärkeren Schafe möglichst zu verhindern, theils auch um die Schafe von der bestän¬ digen Plage der Lämmer zu befreyen. §. XI. ( o ) d m §. ix. Bey dem Alter von drey oder vier Wochen ist die Wahl zu trefen, welche von den Männchen gehammelt, oder zur Zucht die gelassen werden sollen. Ein zur Zucht tüchtiges Lamm solle WM der^r in gewissem Ebenmaße die nämlichen Kennzeichen haben, als man hämmer bey einem guten Widder fordert; man kann es auch gleich bey der ersten Geburtszeit öeurtheilen: ist die Feuchte, so selbes aus dem Mutterleibe mitbrmgt, etwas gelb, davon den dritten, oder vierten Tag nichts mehr zu sehen ist, und wenn es an verschiedenen Orten, besonders am vorderen Theile mit einigen spißigen Haaren, die nach und nach ausfallen, bewachsen, auch überhaupt starkbeinig ist, so hat man sich die beste Hoffnung sowohl in Ansehen des Wachsthumes, als Feine der Wolle zu machen; welche Beurtheilung die in zwey, oder drey Wochen weiters aufgehende Gestalt, worinn erwähnte Kennzeichen sich sichtbarer entwickeln, bestätiget. Nebst dem, wenn ein solches wohlgestaltetes Lamm geschäftig, mit kurzen, und schnel¬ len Schritten auf der Weide mukhig herumlauft, und da es den Leib beugt, die Wolle bis zur Haut sich theilet, ist es eben ein Zei¬ chen einer guten Art. Mit derley Merkmalen und Vorzügen be¬ gabte Stücke sind aufmerksam auszusehen, um sich durch solche der Fortsetzung einer guten Zucht zu versichern. §. X. Die übrigen sollen, sobald möglich, gehammelt werden, denn, solang die Zeugungstheile klein sind, und mit schwachem Adern, und Flechsen versehen, geschieht die Verrichtung mit dem bekannten Ausschnitte leichter und mit minderer Gefahr. Gleich 112 ( o ) darauf muß mau sie drey, oder vier Stunde langsam übergehen, und nicht liegen, hernach aber von Frost- und Hitze wohlbewah- ren, ein Paar Tage, oder noch länger, falls die Witterung naß, und windig seyn sollte, ruhen, und an den gewöhnlichen Stunden zu den Müttern lassen. Einige verschieben das Hammlen bis in Herbst, oder gar den nachfolgenden Jahrsfrühling hinaus, so aber allemal mit des Viehs größeren Empfindlichkeit, und Gefahr er¬ folget, welche zu vermeiden, und dennoch die Hammlung zu ver¬ späten andere anstatt des gedachten Ausschnitts sich einer ganz be¬ sonderen Art gebrauchen; sie richten nämlich zwey Hölzlein, mit wel¬ chen sie ober den Aepfeln den Schrot fassen, und selben mit den zu¬ sammengedruckten Hölzlein vom Leibe dergestaltm hinwegziehen, daß die von den Aepfeln weiters zu den Nieren, und Glied hal¬ tende Samenadern, und Flechse stark gespannet werden, dann füh- Arten ren sie mit einem kleinen Beile einen mäßigen Streich auf die Hölz¬ lein, damit die Samenadern abgesprenget werden; sie pflegen auch entweder die Aepfel zwischen zweyen Brettlein zu zerdrücken, oder an eine Bank gelehnt mit einem hölzernen Hämmerchen durch drey, oder vier Streiche zu brechen, auf welche dreyfache verschiedene Art man zwar ohne blutiger Eröfnung das Vieh zur Erzeugung un¬ fähig machet, weil nothwcndig die Aepfel abdorrcn, und schwin¬ den müssen, doch ist es allemal mit Gefahr, und scheinbarer stärkcrn Empfindlichkeit begleitet, da der Schrot, und oft das Geschlechts¬ glied, und die Hinteren Beine sehr aufschwellcn, auch nicht wenige Tage bis zur gänzlichen Heilung verstreichen, da indessen, wenn was immer anderer Umstand dazukömmt, mehrere Stücke dahin fallen d ( o ) d HZ fallen, zu geschweigen, daß das nach diesen drehen Vorschlägen ge- ter Ausschnitt hammelte Vieh lang kein so edles Fleisch giebt, als so man sich mei- ncr Vorschrift gebrauchet; da auch bey dem Ausschnitte die der Jugend wenig empfindliche kleine Wunde in sechs oder acht Ta¬ gen vollkommen heilet, und an der kräftigen Muttermilch das Lamm bald wieder zunehmen, und besser aufwachsen kann. Ich habe eins und das andere versuchet, und nach der Erfahrung entscheide ich. §. XI. Gegen Ende des Maymonats, wenn die Lämmer daszwey- te Monat vollendet haben, sind selben die Schwänze zu stutzen, und Wenn dm zwar den Männchen bis auf die Lange von ungefähr zwey, und Schwan;- M den Weibchen auf drey Zolle, Man schmiert die Wunde mit et- was Vocksunschlitt, und Pech, damit es geschwinder heile; denn später in der Hitze wäre dieses nicht rathsam, der Fliegen wegen, so die Wunden mit Absetzung ihrer Eyer verunreinigen, und also annsch Würmer entstehen könnten. Es ist aber dieses Stutzen aus der Ursache keineswegs zu unterlassen, weil die langen Schwänze den Widdern zur Springzeit nicht wenig hinderlich sind, und daS Schafvieh mit selben allen Unrath, und Koth sammlet, welcher, wenn er austrocknet, gleich einem schweren Stabe ihnen die Füsse zerschlägt, die Wolle abstreifet, oder die Haut öffnet, wovon öfters in dergleichen Verletzungen Würmer entstehen, wodurch endlich das arme, gequälte Vieh beginnt abzunehmen, und zuweilen wohl gar verdirbt. Auch dieses habe ich aus eigenem Kenntniße der Meinung derjenigen entgegen setzen wollen, welche nach einem un- gegründeten Vorurtheil behaupten, daß die ungestutzten Lämmer P woll- H4 ( 2 ) HZF Wann die Lämmer alM- speimen. wollreicher wären, und man den an den Schwänzen Hangenden Koch mit Wasser abspülen könnte; weil das erste in gemachten Versuchen unrichtig ausfallt, und das zweyte eine unnothwendige Mühe ist, welche eben nicht ohne Beschwerlichkeit kann ausgefüh- ret werden. §. XII. Keine Vorsorge in Erziehung der Lämmer ist mit größe¬ rer Aufmerksamkeit zu gebrauchen, als die Bestimmung der gehö¬ rigen Abspennungszeit; weil sie eben daher ihre vollkommenen Kräf¬ ten, und das Wachschum herhohlen. -Doch ist Hierlandes kein Zweig der dießfalligen Pflege einer wahren Nutzungmehr zuwider, als dieser, und mit so eingewurzelten, ungegründeten Vorurtheilen behandlet, daß die Aufklärung dieses obgleich handgreiflichen Jrr- thums annoch viele Zeit, und Bemühung einsichtiger Manner er¬ fordern dürfte. Aus so verschiedenen Begriffen kömmt es, daß die Abspennungszeit auf sechs, acht, und zehen, oder sechzehen Wo¬ chen bestimmet werde. Jene, so der irrigen Meinung nach die Milchnutzung für reich ansehen, entziehen solche den Lämmern frü¬ her, nach Maaß ihrer übel berechneten Gewinnsucht; welche aber sich einer sicherem, von der Erfahrenheit, und den richtigen Ver¬ nunftsschlüssen hergeleiteten Rechnungskunst bedienen, opfern ganz willig die wenige Milch ihrer geliebten Jugend auf, um in solcher sech¬ sten, und dessen feineren Wolle einen mehr, dann vierfachen Nu¬ tzen mit bescheidenen Wucher einzubringen. Und da ich eben mit den letzteren einstimme, werde ich in diesen meinen Sätzen die Abspcn- nungszeit bis Ende Julii, oder bis Anfang des Auguflmonats hi¬ naus d ( o ) d 115 naus setzen, das Melken der Schafe aber als eine verwerfliche Sa- Das MMn che beweisen, weil solches den ansehnlichsten Gewinn verringert, die Erziehung einer guten feinen Schafart verhindert, und zur Verringerung des Viehs selbsten gedeyet. §. XIII. Um aber die Wahrheit meines Satzes desto klarer vorzu- siellen, will ich die von mir selbst erfahrne doppelte Berechnung ei¬ nes jnnlandischen gemolkenen, dann eines anderen feinen ausländi¬ schen Schafs welches nicht gemolken wird, zu jedermanns wei¬ terer Bcurtheilung allhier vorlegen. Nach offenbaren Kennt- niße wird hicrlandes die jährliche Milchnutzung eines Schafs auf 12 Kreutzer, jene der Wolle auf 24, und das sechs oder sieben Wochen alte feilgebotene Lamm auf 34 Kreutzer berechnet, so ei¬ nen Betrag von 1. fl. ro.kr. zeiget; dahingegen eines meiner edlen verkürzet die Paduaner, oder spanischen ungemolkenen Schafe in beyden Schu- tzung? ren aufs geringste gerechnet, Zwey Pfund rein ausgewaschener Wolle, und das an der Muttermilch bis Anfangs Augusti gelassene Lamm ein halb Pfund, zusammen zwey und ein halbes Pfund giebt, nebst dem, da es zu solcher Zeit an Fleische, nach Zeugniß aller hiesigen Einwohner zwanzig, bis sechs und zwanzig Pfund wäget, kann ich es ganz leicht für i. fl. 42. kr. verkaufen, zu welchen Em¬ pfang der Werth besagter zwey ein halb Pfund Wolle, so ich der Klagenfurter Tuchfabrik ü i. fl. das Pfund einliefere, mit 2. fl. go. kr. zugerechnet, überkomme ich an Nutzung dieses Schafs4.fl. 12. kr. welche nach obigen Anschlag der Nutzung fast vier anderer jnnlandischen gemolkenen Schafen gleichet. Wer wird wohl so P 2 wider IIS ( v ) widersinnig denken, und den vierfachen Gewinn gegen den einfa¬ chen verschmähen. §. XIV. Daß aber diese ansehnlichen Vortheile mit dem Melken der Schafe gar nicht zu vereinbaren sind, zeiget die Sache selbst; da natürlicher Weise das Lamm, dem man die kräftigste Nahrung mit der Milch entziehet, unmöglich gleich dem andern, das durch¬ aus mit der Muttermilch genahret wird, im Wachsthume und Vollkommenheit zunehmen, folglich weder so gutes und vieles Fleisch, noch eine Wolle, die manselben beydem angetragenenVer¬ kaufsalter der sieben Wochen zulaßt, geben kann, eben so wenig kann ein, durch das allhier zweymal des Tages übliche Melken AustoÄen^ beständig geplagtes Schaf feine Wolle tragen, und eine gute Art nee MknAtt. aufbringen. Man bemerke nur die oben beschriebenen natürlichen Eigenschaften dieser Thiere, deren Furchtsamkeit und zaghaftes Wesen, man beobachte zugleich mit was Gewalt, und Bemühung sie sich dem Melken zu entziehen trachten, so ist es leicht zu erach¬ ten, daß ihnen dieses schröckbar, und empfindlich fallen müsse, um so mehr, als die Grausamkeit einiger dummen geizigen Hirten das Melken oft bis zur Erpressung der Blutstropfen treibet. Da demnach diese Mitchnutzung jederzeit von der Angst und Marter begleitet ist, und überhaupt alles übel hehandelte Vieh grob spißi- ge Haare trägt, kann es dann auch den Schafen nicht anderst er¬ gehen; sie werden dann mager, und fangen an abzunehmcn, wo¬ rauf endlich auch die fetten ölichten Theile, so der Wolle die Fei¬ ne und Vollkommenheit beybringen, ermanglcn, die Lämmer blei¬ ben ( O ) H7 den stecken, und sind Mehrern Krankheiten, welche bey der Mut¬ termilch nicht so leicht erfolgen, ausgesetzt, folglich, da vornehm¬ lich die Besserung oder Verringerung jedes Geschlechts von der gu- ten, oder vernachläßigten Erziehung der Jugend abhanget, wer wird zweiflen, daß sich solche mit der Milch besser, als ohne der¬ selben besindet? also auch unwidersprechlich die Art der Schafe bey meinem Vorschlägezunehmen, beydemMelken aber abnehmen müs¬ se ; wo ferner das von dem Nelken verschonte Vieh bey vollkom¬ menen Kräften viel langer zu erhalten wäre, mithin, wenn man dieses, um es besser zu p stegen, auch auf die Halbscheide gegen der gegenwärtigen Anzahl der grobhaarigen herabsetzte, solche dennoch mit weniger Gefahr des darinn steckenden ringeren Kapitals weit größere Nutzung schaffen könnte. Ich glaube zwar genug bewie¬ sen zu haben, daß das Melken der Schafe keine wahre Nutzung einbringe, sondern vielmehr verringere; daß es das Aufkommen einer guten Art Schafe verhindere, und solche selbst in geringeren Werth setze. Sollten jedoch meine Beweise nicht den erwünschten Eindruck machen können, so beliebe man auf das tägliche Beyspiel so vieler verständigen Landwirthen, und auf die einstimmige Vor¬ schrift aller gelehrten Schriftsteller ohne Vorurtheil zu sehen, wel¬ che eben insgemein das Melken für schädlich halten, und ich hoffe, man wird doch endlich, um nicht dem allgemeinen Zeugniße so vie¬ ler gelehrten, ja der Vernunft selbst zu widersprechen, mit mir die¬ sen Gebrauch verbannen, und das Abspennen der Lämmer bis An¬ fangs Augusti versetzen. Pz §. XV. n§ ( o ) §. xv. Länger aber dieses zu verschieben, wäre eben nicht rathsam. Länger das Eudem die bey eingerathener guten Pflege allzu stark gewordenen verschieben ist L^Mer, wenn solche nicht gchammelt sind, die Triebe der Natur Nichrrathsam. oft noch bevor es gewöhnlich, empfinden würden, und also die Schafe äusser der Zeit belegen, folglich zur Verringerung des Ge¬ schlechtes wirken könnten; ja sofern man solche Unordnung annoch früher wahrnchmen sollte, müßte ohne Vermessung zur Absonde¬ rung der allzu muthigen Stücke geschritten werden. Nebst dem wurden die Schafe von den Lämmern allzu stark geplaget werden, fürnehmlich, da selbe spaterhinaus meistens die Milch verlieren, und solchergestalten gequälet, nicht hinlängliche Kräften hätten, um sowohl zur Springzeit, als bey dem Eintritte der rauhen Wit¬ terung im gehörigen Stande sich zu finden; wornach man eben zur Erzielung einer guten Schafart besonders seine Absicht rich¬ ten sollte. Und da diese den beträchtlichsten Nutzen in der Wolle uns weiset, wollen wir besonders von Sammlung derselben handeln. Fünfter Artikel. ;u allen Men rvare die Schafschur hoch angese¬ hen. Von -er Schur, und Einsammlung der Wolle. §. K H Unsere Voreltern hatten die Schafschur jederzeit sehr hoch an- gesehen, und ich könnte mehrere Blätter ausfüllcn, wenn ich die Beschreibungen der vielen, auch prächtigen Freudenfeste, so sie bey selber anstellten, allhier umständlich einschalten wollte, die heiligen Bücher geben selbst Zeugniß davon, und verschiedene Ge¬ sucht- v ( o ) 119 schichtschreiber haben ihre Wohlredenheit m derley Erzählungen Vorzüglich angewendet; doch ich will eben nicht bey diesen feyerli- chcn Gebräuchen verweilen, sondern nur darum angeführt haben, damit jedermann desto unverdrossener diesem wichtigen Gegenstän¬ de Mühe, und Fleiß opfere. Ich schreite aber zur Sache selbst. 5. II. Zwcyerley Gattung der Wolle ist überhaupt bekannt, näm- Es Mt em» lieh die ein- und zweyschürige, nach welcher eben die Schafe also benennet werden, daß ist: einige Schafe scheeret man einmal des Jahrs, andere zweymal, und daher haben selbe den verschiedenen Name der ein - und zweyschürigen erhalten. Welche aber von die¬ sen zweyen Gattungen, der Wolle wegen den Vorzug verdiene, sind die Meinungen getheilet. Viele verteidigen, zwey Schuren er- AAAn/ zeugten mehr Wolle, als eine; überläßt man jedoch die Entschei¬ dung dieses Streits einer genauen unpartheylichen Untersuchung, so dürfte der an der Wage abführende Versuch zum Vortheil der zweyschürigen einen sehr kleinen, oder gar keinen Unterschied zei¬ gen, wogegen es sicher ist, daß die einschürigen Schafe sich zu Ver¬ besserung der Art besser, denn die zweyschürigen schicken; weil die ersten, da sie ihre Wolle im Herbste behalten, leichter der Nasse, und dem Frost widerstehen, wo letztere also entblößt, besonders, wenn die rauhen Witterungen früher einfallen, viel Ungemach, und Schaden empssnden. Zudem ist die einschürige Wolle kostbarer, weil sie auch meistens feiner, und von den Fabrikanten auch ihrer Länge wegen, so ein besseres Gespunst giebt, beliebter ist. Ich möchte dahero in Erwägung dessen die Einführung der einschüri- W !20 (0) gen Schafen einrathen, um so mehr, als dieses bereits vor vielen Jahren in anderen Ländern, wo es feine Schafe giebt, eingeführet, und verordnet worden; besonders merkwürdig ist das dießfällige Geboth des Lhurfürsten in Brandenburg Johann Georg, der ^n- No 1572. mithin vor zwey hundert Jahren in feinem Lande die zweyschürigen Schafe abgestellet, und die emschürigen eingeführt haben wollte. §. nr. Es würde aber jener weit sein Ziel verfehlen, der die wirklich innhabenden ein - oder zweyschürigen Schafe mit vcrschie- s^benEn' dener Einrichtung zwey, oder einer Schure zu verwechseln dachte; rmen^o d'k r indem, wie die emschürigen ob Mangel der Herbstwolle die kühlen istdlErung Regen, und Winde nicht erdulden könnten, also möchten die zway- nicht^?vm schürigendie wider den angcwöhnten Gebrauch beybehaltene nämli- MchsM. Herbstwolle annoch im Winter verlieren, und solchergestalten im Frühjahre, besonders bey derLämmerung aus Kalte sammt ihrer Jugend vergehen, daraus erhellet, daß eine solche willkührliche Verwandlung der Schafe nicht thunlich wäre, sondern jede Gat¬ tung besonders beygeschaffet werden müßte. §- iv. Myfchünze Dem ungeachtet, daß ich die emschürigen Schafe über- Mnhaa! hüUpt angerathen habe, tragen doch auch die zweyschürigen feine ns- Wolle, wo es ihnen an der ächten Pflege nicht gebricht, allein sie sind in Ansehen der Schur anderst, als die emschürigen zu benutzen; Wann die diese scheeret man allererst am Ende des Brachmonats, jene An- fangs May, und Septembers, sowohl die einen als die anderen aber HZB ( o ) Ä2I aber pflegt man vorläufig zu waschen, und also die Wolle an dem Leibe des Viehs von dem stärkeren Unrath zu reinigen. Vey die¬ ser Verrichtungrrittder Hirtin ein reines an weißsandigen Grunde fließendes Wasser so tief, daß solches ihm bis an die Helfte seiner WierieScha« Schenkel reiche, übernimmt das Schaaf von dem am Ufer stehen- Schurs wa» den Gehülfen, stellt es zu sich mit erhobenen Kopf, schwemmet mit der Hand links, und rechts die Wolle aller Orten aus, und so¬ dann treibt er es auf die andere Seite unter die Aufsicht des drit¬ ten dahin bestellten Menschen, also fährt er fort, bis alle gewa¬ schen sind. Beschäftigen sich mehrere Leute mit dieser Arbeit, so wird es geschwinder geschehen. Die Behutsamkeit ist jedoch da- bey zu gebrauchen, daß kein Wasser in die Ohren der Thiere kom- A^aßÄn me; als wovon sie betäubet werden könnten. Ein trübes, und unsauberes Wasser wäre hierzu untauglich, weil von solchem die Wolle, und das Vieh mehr verunreiniget, und also beschädiget wur¬ de. Sind, die Schafe gewaschen , so hat man solche auf trocke- Wasnachrem nen Hügeln an der Weide, und gleich säubern Lager zu erhalten, bis die Feuchte-innerhalb zwey, oder drey Tagen von der Wolle ab¬ trocknet, und man sie hernach zur Schur treibt. Gar feine woll- Feine rvollrei- reiche Schafe solle man nicht waschen, weil die dichte bis zur Haut genetzte Wolle, so nicht leicht trocknet, zuweilen dem Vieh nachthei- 'He¬ ilige Feuchte erhält. §. V. Gute, scharfe, sich selbst aufschliessende, ohnehin genugsam bekannte Scheeren, und geschickte, geduldige Leute sind zu dieser Verrichtung vorzüglich anzuwenden, womit die Wolle gleich in ei- Q ner 122 ( O ) per Höhe, und nicht so zu sagen staffelwcise, wie cs bcy uns nur allzu gemein geschehet, abgenommen werde, weil sonst bey dem un¬ gleichen Scheercn nicht wenig Wolle entgehet; da entweder die zu lang gelassene den Winter hindurch ausfallt, und unter den Füssen verschwindet, oder die zu sehr entblößte Haut den Strauch - und Dornverletzungen, und den üblen Wirkungen der allzeit gefährli¬ chen Feuchte ausgesetzet wird. Unsere benachbarten Paduaner ver¬ dienen dießfalls einen besonder» Lobspruch, da selbe ihre Schafe dergestalten geschickt scheeren, als ob ihnen hierzu nur scharfe Mes¬ ser, und nicht Scheeren gedienet hatten. Es lohnte meines Dun¬ kens der Mühe, und Ausgabe, ein und andere dieser Leute an uns zu ziehen, damit sie dießfalls unsere unwissende Hirten unterrichten. §. vi. Die im Scheeren selbst beobachtete'Ordnung ist verschie- und tvas Ord- den. Einige machen den Anfang bey dem Halse, andere am Bau- che, und Füssen, oder sie Lheilen dieß in drey nachfolgende Tage ein. Ich erachte es das anständigste zu seyn, wenn erstlich der Bauch, die Füsse, und Seiten, endlich der Rucken also geschoren wird, daß die Wolle unzerrittet gleich einer Decke beysammen bleibe, welche man wie in eine Rolle leget, um sie nach vollendeter Schur in die fein - und gröbere Gattungen abzutheilen. Sollte es sich ungefähr zutragen, daß das Schaf mit der Scheere blutig gezwacket würde, ist die Wunde ohne Verzug mit Vocksunschlit, und Theer zu schmieren, alsdann hat man keinen widrigen Zufall davor zu befürchten; doch ist zu Verhinderung dessen alle mög¬ lichste Vorsicht den Hirten einzubinden, weil dcrley Verwundun¬ gen (o ) I2Z gen dem Viehe allzeit schmerzhafte Empfindungen verursa¬ chen. §. vil. Überhaupt muß man die Schur auf eine solche Zeit an- tragen, da man wahrscheinlicher Weise gutes und beständiges Wet¬ ter hoffen kann, man soll also schöne Tage erwarten, indem keine Kalte den Schafen nachtheiliger zukömmt, als die solche etwa in den vierzehen Tagen nach der Schur überfallt, aus dieser Bcsorg- niß darftn sie inner dieser Zeit nicht weit von den Stallungen Me nach der weiden, um Mort den nöthigen Schirm wider die rauhen Win- Schaf/z/re« de, Nässe, und heissen Sonnenstrahlen zu finden, von welchen letzte- ren sie oft taumlicht, oder gar närrisch werden. Gleich den ersten Tag nach der Schur ist es zuträglich, die Schafe ungefähr vier und zwanzig Stunde in einem warmen Stalle zu behalten, damit selbe in einen mäßigen Schweiß gerathen, welcher vieles zu der Fei¬ ne, und zu dem Wachsthume der neu hervorschiessenden Wolle beyträgt. Nach erlangten solchen Schweiße, und nach Verlauf der vier und zwanzig Stunden müssen unsere guten Thiere in ei¬ nen raumigern Ort, und zu den warmen Stunden in fteye, etwas beschattete Gegenden getrieben werden, allwo sie ohne gäher Er¬ kühlung wiederum der anständigen Luft genießen mögen. §. VIII. Die Lämmer scheeret man, ohne solche mit dem Waschen zu plagen, am Ende des Vrachmonats, und allzeit vierzehn Tage Wan dieLE später, als ihre Mutter; sonst möchte das Ungeziefer, so in einer gewissen Gattung größer - und kleineren Wanzen, oder Läuse be- O 2 stehtz 124 ( o ) sieht, auf diese zu ihren nicht geringen Beschwernis; übergehen, von welchen sowohl die Schafe, als ihre Jugend auf das behendeste zu befreyen, in dem siebenten Artikel dieses Unterrichts wird ge¬ handelt werden, wo übrigens kein Fleiß und Sorge zu sparen, um diese zarten Thierchen vorzüglich geschickt, und ohne fonderer Ab¬ mattung zu behandeln. §. IX. Gleiche Aufmerksamkeit, und Maßregeln, wie bey der ersten erwähnet worden, bedarf auch die zweyte Schur. Allem das vorläufige Waschen kann bey dieser unterbleiben; Theils weil die Wolle nicht wie jene des Winters so sehr verunreiniget ist, Theils auch weil man die Zeit, da eben die schöne warme Witte- tt Schurs rung nicht allzulang anhalt, vielmehr mit dem Scheeren vorsichtig Manien. ^bringet, welches besonders nicht zu spat hinaus verschoben, noch die Wolle zu tief an der Haut genommen werden solle, auf daß diese annoch vor der kaltem Witterung zu erforderlicher Verwah¬ rung des Viehs wider Nasse und Kalte nachwachscn möge. §. X. Nachdem die Schur auf die vorgeschriebene Art vollendet, wird die Wolle, welche in besondern Rollen zusammgelegt seyn solle, nach den verschiedenen Grad der Feine abgesondert, noch bes¬ ser aber, und mit weniger Zeitverlust geschieht dieses gleich bey der Schur selbst. Die Wolle des Halses, und Ruckens ist die fein¬ ste, die Seiten geben die Mittere,und die geringste erhalt man von MhMn!dem untern Theile des Bauchs und der Füßen. Durch gleiche Absonderung verschaffet man sich den größten Vortheil, indem die Feine d ( o ) chzF I2Z Feine ihren vollkommenen Werth behalt, an welchem sie, wenn sie untereinander vermischt ist, vieles verlieret, da es auch die Fabri¬ kanten selbst viel lieber in höhern Preis übernehmen, weil sie die sonst erforderliche Abtheilung zwischen der vermischten Wolle nicht so genau machen können, folglich allemal mit etwas Schaden entweder ringere Wolle unter die feineren Waaren, oder eben das Widerspiel verarbeiten. Winter- Sommer - und Lämmerwolle ist allemal abzusöndern, wohingegen jene der Widder, Hammeln, und Schafe von gleicher Feine ohne Bedenken beysammen bleiben kann. §. ' XI. Die auf solche Weise emgetheilte Wolle muß erstlich gerei- niget, hernach gewaschen werden. Man hanget selbe vor allen auf aufrecht gestellte Stangen, die nach der Lange mit herfürrei- chenden etwa anderthalb Schuh langen Gabeln versehen sind, in die freye Luft, und Sonnenhitze, damit aller Koth, und Feuchtig¬ keit auftrockne; sodann bringet man es auf lange und breite, an vielen Orten durchlöcherte Banke, wo man es mit ellenlangen, spannbreiten, und einen Zoll dicken, an kurzen Stillen gerichteten Schaufeln so lange klopfet, ausschüttlet, und wendet, als das zu Staub gewordene Koth, und sonst stärkerer Unrach durch die in der Bank.angebrachten Löcher abfällt. §. XII. Bon dieser ersten Säuberung kömmt solche zum Waschen. Einige große mit Wasser, dann zur Halbscheide, oder einem drit¬ tel Urin gefüllte Wannen werden vorläufig zubereitet. Man le- hemachzu ws, get die Wolle nach, und nach in große Siebe, senket diese in die O Z Wan- W ( o ) Wanne, und waschet es alldort in dem Siebe selbsten mit besag¬ ten vermischten Wasser gut aus; gleich darauf aber muß es in an¬ dern vollkommnen reinen Wasser ausgeschwenket, gut ausgedrü- cket, und hernach wieder auf vorgedachte Stangen aufgehangen Tranen, werden, damit sie gänzlich austrockne. Man kann die gewaschene Wolle auch auf Brettern, und Strohedecken zur Trocknung aus- breiten, doch muß man wohl bedacht seyn, solche öfters zu wenden, weil sie sonst nicht sogleich trocknen, und die unteren feuchtenThei- le verschiedene braune, oder gelbe Flecken, welche nicht leicht her¬ auszubringen waren, überkommen möchten. Die beschriebenen Stangen sind hierzu die besten, fordern wenigen Raum, und Arbeit, die Lust, und die Sonne wirket alldort in die Wolle viel ausgebi¬ ger, daß sie nicht nur besser austrocknen, sondern auch viel schöner und weisser ausfallen würde, und ob es gleich immer zunimmt, je langer man es also ausgesetzt hangen läßt, soll es doch auch nicht über die erforderliche Zeit gelassen werden, damit nicht die Sonne alle zurückgebliebenen ölichten schwereren Theile ausziehe, und man also am Gewicht zu viel verliere. So gewaschene Wolle wird entweder gleich an die Fabrikanten abgegeben, oder man verwah- «nd MWh- es in trockenen kühlen Kästen, doch soll sie in Verschlüge ein- geschwert, und vor Staube gut gedeckt seyn, damit das Ungeziefer davon abgehalten werde. Sech« c->) r-!' Sechster Artickel. Von öep Sommer - unö Winterfütterung, Hann sonst dießMigen Pflege der Schafe. §. r. 1 -m die zusammenhängenden Anweisungen über die Vermehrung, * und Benutzung der Schafe nicht zu unterbrechen, habe ich bis nun in keiner besonderen Abtheilung von der eigentlichen Fütterung, und Wege derselben den Sommer, und Winter hindurch gespro- Wichtigkeit chen, und nur da und dort etwas weniges erwähnet; da jedoch die- ser Gegenwurf all jenes, so zu ihrer täglichen Nahrung erforder¬ lich, dann zur Aufnahme der Kräften, und den beständigen Ge- jundheitsumständen gedeylich, folglich das wesentlichste ihrer Er¬ haltung einschliesset, scheint es mir unumgänglich, nach der Wich¬ tigkeit der Sache solche ausführlich, und umständlich zu jedermanns Kenntniß, und nützlicher Ausübung auszulegen, und wie die Scha¬ fe den größten Jahrstheil an der Weide zubringen, so will ich sie erstlich alldort ansehen, und immer fort bis in den Stall begleiten. §. II. Der erste Austrieb zur beständigen Weide geschieht im Frühling; so wenig man aber den ersten Tag dazu benennen kann; eben so unrichtig ist auch die Stunde zu bestimmen, an welcher das Austreiben solle vorgenommen werden. Die Milderung der Witterung, und die übrigen Umstande derselben müssen zur Richt- zuführe^nd^ schnür dienen, wann der Schnee, und Frost vorüber, wann die her¬ zunahende Sonne mit ihren stärkeren Strahlen die Luft erwär¬ met, Dor Frost, Thau, u. star¬ ker Nässe muß man solche de» wahren. 128 d ( c> ) LzF met/ und dl'e unwirksamen Säfte der Gewächse in frische Bewe¬ gung bringt, so forthin neue Früchte aufgehcn macht, und mit sol¬ chen die entblößte unermüdete Erde mehrfärbig kleidet, ist die von dem Hirten, und dessen Heerde gesehnte Zeit, nach dem Maße als diese erfreuliche Widerkunft zur Vollkommenheit gelanget, und mit der unvermeidentlichen allgemeinen Verwechselung wiederum abge¬ het, nehmen unsere Schaaren hieran Antheil, folglich brauchen sie auch weniger oder mehr trockenes Futter zu ihren gehörigen Unter¬ halt im Stalle. §. m. Die erste, und letzte Woche dieser Neuerung ist am we¬ nigsten zuträglich, weil eines Theils die annoch jungen Schossen nicht genug hervorragen, oder die überstandenen wieder verwelken, und andererseits bey solchem Anfänge, und Ende, mehrere rauh - windige und frostige nasse Tage einfallen, wider deren schädliches Ungemach die Schafe im Stalle ein mäßigeres Unterkommen, und ihre gewöhnliche Nahrung suchen müssen, besonders im Frühjah¬ re, da sie lämmern, solle man solche, und noch aufmerksamer ihre Jugend davon verwahren, durchaus aber Sorge tragen, daß gar kein Vieh, am wenigsten die Schafe, bis nicht die Sonne denThau oder Frost abtrockne, auf die Weide gelassen, und Abends bevor solcher aufs neue die Obersiäche der Erde überziehe, eingetrieben werden, denn obgleich der zuweilen angenehme Hönigthau die Scha¬ fe zu begierigem Rupfen des damit befeuchteten Grases anfrischet, und davon auch etwas zunehmen könnten, so verwandlet sich jedoch diese unstandhafte Fette bald in eine wässerige Schärfe, welche die cd- (o) 129 edlem innern Theile verletzet, und das Vieh gählkngs dahin fal- - len machet. Wie demnach die schwächere und stärkere Sonne frü¬ her oder später den Frost, und Thau vertreibet, und dieser wider¬ fällt; eben also muß man die Zeit die Schafe ein und auszu- treiben bestimmen. Im Herbste, wenn die Spinngewebe die Güpfe der Gewächse, so zu sagen verstricken, ist es rathsam das Vieh, noch bevor es die Weide ergreift, fertig hin und wieder führen, damit die Gewebe mit den Füssen zerrittct, und aufgefangen, nicht zum Nachtheile der Gesundheit so häufig verschlungen werden. §. IV. Bey schönen warmen Sonnentagen, da ein frischer Wind wehet, und kein Thau fällt, noch auch die Sonnenhitze zu empfind¬ lich wäre, kann man die Schafe frühzeitig, und den ganzen Tag an Wie laug res der Weide lassen, sonst aber muß man fie, und furnehmlich die Weide ru las' Lämmer auch von der allzu starken Hitze hüten. Es kann ihnen diese fast schädlicher, als die Kälte seyn. Meistens leiden dadurch die feinen Schafe ihrer vielen dicken Wolle wegen. Es entzündet das Geblüt, und schmelzet ihr schwaches Hirn, wovon hernach die Lungen, und Ringsucht entstehet. In den heissen Stunden dem¬ nach sind selbe unter eine Bedachung, oder schattigte Bäume zu führen, wohin man auch, wenn ein starker Platzregen, und Hagel fällt, oder ein starkes Ungewitter zu befürchten wäre, die Zustucht nehmen solle. §. v. Nicht alle Hutweiden sind den Schafen gleich anständig: eine untaugliche Weide kann fie alle in Kürze hinrichten. Etwas Ä' R nie- rzo d ( o ) berst rur Ma- ^ledere, feuchte, und grasichte Trusten, wie auch gleich bestellte Schümng^ diesen nach der zweyten Math können für die Hammeln, Wid- Schaft'"nütz- und Schafe, die den Winter hindurch zu schlachten sind, mit na?- Nutzen Vorbehalten, und gebrauchet werden; weil diese Weide zu deren geschwinder ausgebigeren, und minder kostbaren Mästung der Erfahrung nach noch am meisten beyträgt. Äusser dem, und über¬ haupt muß man die Schafe von sumpfichten, leimichten, mit hohen dicken Grase, oder Mose überzogenen Gründen, und 'wo Ganse, Distel, Pfenningkraut, Steinklee, Weggraß, Schierling, Egel¬ kraut, und allerley spißigcs scharfes Gras wächst, wo sich viele Welche Weibe Insekten, als Spinnen, Heuschrecken, u. d. g. aufhalten, auch von üVer'hau p t starken besonders Nadelholz besetzten Waldungen, dann dicken Ge- nachrhülig. und deren Strauchen sorgfältig abwenden; dagegen soll man ihnen die erhobenen mit kurzen feinem Grase gedeckten Hü¬ geln, so verschiedene einschichtige Baume, und hoch aufgeschossene Büsche zum Theil beschatten, überlassen: auch die nicht allzu fet¬ ten Brachfelder dienen ihnen zur Weide, so wie sie auch nach der Erndte auf die Stoppeln können getrieben werden. Doch ist, so viel es möglich, darauf zu daß sie stets eine gleichmäßige Nahrung haben, und nicht etwa sich an einem Tage übermäßig an¬ fressen, und dem andern wieder Hunger leiden, darum nicht allzu rei¬ che, sondern mittelmäßige Trüften zu wählen sind, nach welchen man sie also leiten solle, daß sie immer ihre Erforderniß finden, worzu eine wirthschaftliche Abtheilung vieles beytragen könnte, daß nam- Wie die Hut» lich das Vieh nicht täglich durch die ganze Strecke der Hutwci- den herumirren, sondern einige Tage an einem Orte, die Nachfol¬ gen- ( o ) IZI genden an dem andern, und so fort stets abwechslend seine Nah¬ rung suchen müßte. Auf solche Weise würde es immer frische nahrhafte Gewächse antrefen, da die abgczwackten Stämmchen von dem fast täglichen Auftritt des Viehs verschonet, bis zu dessen Rückkunft neu aufzuschiessen Zeit gewinnen, und zu einem wieder anständigen Fraß dienen würden. Jeder Bezirk wird nach dieser Einrichtung am vortheilhaftesten benützet, und auch zur Unterhal¬ tung einer großen Heerde hinreichend seyn, da es nebst dem fast nicht glaublich scheinet, wie viel das Ueberlaufen des Viehs das Wachsthum hindere, und wie ungern selbes auf den abgefressenen Plätzen verweile, wie fertig es darüber zu kommen trachte. §. VI. Nebst dieser wirtschaftlichen Einteilung könnten auch die schlechtem Triften selbst auf verschiedene Art verbessert werden. Man müßte die mit unnützen spißigen Grase, und schlechten Bü¬ schen bewachsenen Heiden zur Winterszeit durch vorsichtig angeleg¬ tes Feuer abbrennen, und im Frühling entweder mit dem Pffuge, oder, wo dieser nicht zu gebrauchen wäre, mit der Haue aufschar¬ fen, sodann die Samen, der den Schafen gesund, und beliebtesten Kräuter, als Taubenkropf, Honigklee, Gaißbart, Betonien, Fünf¬ fingerkraut, Weinraute, Pimpernell, und dergleichen ausstreuen, von dort aber, bis diese neuen Gewächse nicht recht aufgeschossen, und eingewurzelt sind, das Vieh abhalten. Auf den von allen Bäumen entblößten Hügeln, und Alpen wäre es nützlich, da und dort in schicklicher Ordnung mehrere Bäume, und vorzüglich die mit ihrem Laube eben zur Schaffütterung dienlichen, als nach Un- R 2 tcr- und wie zrr verbessere. IZ2 ( o ) terschied der Lage: Pappel, Erl, Achatien, Mer, und meistens Eschen, so in unserem Lande gut fortkommen, auch der Erfahrung nach das beste Futterlaub geben, anzusetzen. Nicht minder wür¬ den einige von den dicht auswachsenden Rothbuchm angelegten Zau¬ ne nützen, welche Pflanzungen alle mit ihren erhobenen breiten Ar¬ men die heissen Sonnenstrahlen, dann die eindringenden rauhen Frühlings - und Herbstwinde entkräften, und also dem Vieh auch die sonst beschwerliche Hütungszeit angenehm, und erträglicher ma¬ chenwürden. Und wären diese Verbesserungen eben nicht so schwer/ als es vielleicht bey dem ersten Anblicke scheinen kann, auszufüh¬ ren, weil diese Triften nicht einem oder andern Insassen, sondern ganzen Gemeinden, und Nachbarschaften eigen sind, folglich auch deren versammlete Kräften hierzu sehr leicht zureichen würden, wenn sie mit ernstlichem Fleiß einige sonst freye Tage dem allge¬ meinen Wohl opfern wollten. Und könnte man die volkommene Ausführung dieser höchst lobwürdigen Uitternehmung nach Gele¬ genheit auf mehrere Jahre eintheilen. Der daraus erfolgende wichtige Nutzen sollte wohl die Opferung solcher Bemühung, und Fleißes verdienen. Wie viel zahlreicher konnten unsere Schaa- ren aufziehen, und mit wie viel größeren Vortheile könnten sie in Ansehen der Gesundheit, und des Zuwachses darauf bestehen? Wenn dieses überhaupt an allen unseren wcitschichtigen Alpen, und unnützen Triften geschehen sollte, so könnte man sich m der That ansehnliche, itzt unbekannte Nutzungen versprechen, und ge¬ dachte Unternehmung gleichsam für eine merkliche Landeserobe¬ rung ansehen. §. VII. d (v) IZZ §. VII. Wie alle Thiere, so haben auch die Schafe das Getränk vonnöthen, weil sonst die Fließigkeit ermanglen würde, ohne wel¬ cher die Verdauung, so in der Absonderung der verschiedenen Nah¬ rungssäften bestehet, nicht erfolgen könnte. Aas ungegründete verderbliche Dorurtheil, womit einige glauben, das Sauffen sey den Schafen nachteilig, und es ihnen auch darum auf lange Zeit entziehen,hat oft eine große Menge dieser nützlichenThiere an der Lun¬ gensucht, oder Entzündung hinweggeraffet, denn, obgleich ihre in¬ nerliche Bestellung viele Feuchtigkeit enthalt, so ist jedoch nur ein solches unrecht beygebrachtes Uebermaaß, wie erdeuter Abgang zu befürchten. Verständige Naturforscher werden über dieses eben- tränke, mäßige Verhaltniß die ausführliche Ursache zu geben wissen. Ich halte mich indessen bey der unfehlbaren Erfahrung, nach welcher ich meinen Schafen so wenig am Getränke als auch Futter einen Mangel empfinden lasse. Des Hirten Wachsamkeit muß unaus¬ gesetzt auf alle ihre Erfordernisse sehen, um diesen gehörig beyzu- springen. Dürstet sie besonders zu Sommerszeit täglich, so müs¬ sen sie alle Tage zum Wasser geleitet werden. Die Triebe der Thiere sind meistens ihrer Dürftigkeit angemessen; das Stück, so des Trunks nicht bedarf, wird sich auch nicht um solchen Beugen, wo das Dürftige von ferne hinzueilet. Man kann demnach ohne Sorge den Schafen öfters, und zu den warmen Zeiten auch täg¬ lich das Sauffen gönnen. Ist hingegen das Gras frisch, saftig, und wahren feuchte, nasse Witterungen, daß das Vieh mit der Nahrung auch einen Theil der erforderlichen Feuchtigkeit zugleich R z em- IZ4 ( o ) d empfangt, kann man seltsamer hinzugehen. Nur mit der Wahl des Wassers, und der Stunde zur Tränke ist behutsamer Zu ver-' Delcdes Was- fahren. Ein morastig/ lettichtes/ trübes Wasser ist schädlich/ und skr schämch. noch gefährlicher jenes, so mineralische Antheile mit sich führet, welches man ganz leicht an der gelblichten blassen Farbe der he- Welches zu- rumwachsendcn Gräser erkennet. Das reine am weißsandichtcn ttagllch. Grunde fließende, oder auch stehende Wasser muß Man für die Schafe aufsuchen, und immer bey dem nämlichen, wo es möglich, beharren/ da solche Veränderung nach einiger Meinung die Mehr- färbigkeit der Wolle verursachet, und sonst ungesund scheinet. Die Zu welcher Zeit zur Tränke darf eben nicht willkührlich/ sondern vorzüglich Stunde die Schafe zu des Morgens, oder auch Abends, niemalen aber auf die heisse tränken. Mittagsstunden bestimmet werden, wo die gleichfalls entzündeten Körper durch das kühle Getränk gefährliche Verletzungen an der Leper, und Lungen überkommen könnten. §. VIII. Alle vierzehen Tage, besonders wenn das feuchte regneri¬ sche Wetter anhält, giebt man den Schafen Salz zu lecken, man rechnet von unserem gemeinen Meersalze aufljedes Stück so viel Bom SalW- als sich mit drey Fingern fassen läßt, schüttet solches in einen Trog, oder auf glatte Steine an der Weide, und läßt es auffres- fen, oder man verlege das nämliche Gelecke, so man tiefer unten zur Wintersfütterung anräth. Diesen nämlichem ganzen Tage a- ber sollen sie nicht zum Wasser kommen, weil sie zu gäh mit Scha¬ den sauffen, und das meistens zu Abtrocknung der überflüßigen Feuch¬ tigkeiten gerichtete Salz unwirksam würde. Den Lämmern, nach¬ dem HF ( o ) IZS Lem solche einige Wochen auf der Weide gestanden, ist auch etwas weniges Salz vorzustreuen, doch besonders vorsichtig, damit selbe mcm sEs nicht zu viel bekommen. Wollen es aber einige gar nicht «Grei¬ fen; wird ihnen der Mund damit gerieben, wo sie es alsdann von selbsten begierig suchen werden. §. IX. Dey starken: regnerischen Wetter, wie es öfters gesagt worden, sind die Schafe, so viel es möglich, unterm Dach zu er¬ haltens und wird es ihnen sehr wohl gedeyen, wenn man sie an sol- WieLie S-ha« chen Tagen in den Stall treibet, und selben zuweilen mit einem, Mmmüg m aus Viehklauen, Wachhodlderstauden, und alt wollenen Lumpen ge- machten Rauchwerk gut ausrauchet, doch muß man dem Rauch, sobald die Schafe zu husten anfangen, mittels Oeffnung des Thors, oder eines Fensters den Ausgang gestatten, welcher widrigenfalls gar zu lang anhaltend, nachtheilig werden möchte. §. X. Unter die Benutzungen der Schafe im Sommer, und Herbst wird auch das Pferchen, oder Hordenschlagen gerechnet, welches geschieht, da man seine Heerde in einige mit Lat- tenwerk auf den zur nächsten Aussat gewidmeten Feldern deMagm. aufgerichtete Umfänge des Nachts emtreibet, und so lang durch mehrere Nachte in verschiedenen, nach der Menge des Viehs, dann Lange und Breite des Feldes erforderlichen Abheilungen erhält, bis die gewählten Aecker mit dem zurückbleibenden Mist hinläng¬ lich gcdünget werden. Und also überträgt man solche Umfänge zu gleicher Absicht von einem Orte zum anderen. Andere pfer¬ chen IZ6 ( o ) chen ihre Felder, da sie mehrere kleine Hütten auf kleine Rader aufsteüen, damit man sie nach Belieben überrucken könne, in wel¬ chen zur Nachtzeit die Schafe etwa zehen oder zwanzig Stücke in einer zu stehen kommen; diese Hütten werden nach Erforderniß entweder von den Hirten selbsten, oder durch Leyhülf der Pferde von Zeit zu Zeit zu gedachtem Ende überführet. Obzwar letzte¬ re Art zu pferchen anständiger scheinet, weil nach solcher das Vieh unter dem Dache wider all zufälliges Ungewitter, obere Nasse, und kalte Winde gesicheret wird, so bin ich jedoch weder für eineWch für die andere Art geneigt; indem das auf der flachen Erde lie¬ gende Vieh, besonders wenn die Felder etwas tief bestellet sind, allemal aus solcher schädlichen Feuchte anziehet, nebstdem aber die Wolle in dem durch das Tretteu aufgeworfenen Staube, und von ihrem eigenem Unflat ganz gewiß verunreiniget wird. Dahero ich wenigstens in Ansehen der edlen feinen Schafe das Pferchen gänzlich widerrathen wollte, wenn aber feuchte und nasse Tage an¬ halten, wäre es ohnehin allenthalben zu unterlassen. §. XI. Es ist bereits öfters gemeldet worden, >wl'e die Schafe auf¬ merksam von den feuchten nassen Witterungen zu bewahren sind, als welche sehr vjcl ihrer Gesundheit schaden, noch mehrere Sor- Wam die ge aber ist deswegen in spätern Herbste, wo die schädlichen Sud- ^Äändü winde schärfer, und rauher herfürbrechen, zu gebrauchen. Für solche verwelken die Gewächse, eine blasse gelbe Färb überziehet sie, nnd die vorhin prächtig aufrecht gestandenen Fluren sinken kraft¬ los zur Erde zurück. Jedes Geschöpfe trauert über die bevorste¬ hen- d (o) d IZ? hende unfreundliche Abwechslung, und alle Thiere suchen sich nun ihre Wohnungen auf, in welchen sie vor der rauheren Witterung ihr Unterkommen finden können. Der vernünftige Hirt darfdem- nach noch weniger ferne sonst hülstose Heerde verlassen, sondern er muß mit selber nun auch die hierzu gewidmeten Gebäude beziehen, und alldort für ihre gute Erhaltung sorgen. §. XII. Die erste Verrichtung muß seyn, die Alters, oder anderer Gebrechlichkeit halber zur Zucht, und Überwinterung untüchtigen Was key Lere Stücke abzusöndern, und dem Fleischer zu übergeben, damit selbe m d?m Träu. weder den übrigen das Futter, noch dem Eigenthümer mit dem et- wa spater erfolgenden Umfall die letzte Nutzung ihres Dascyns entziehen. Nach solcher Absonderung muß alle Aufmerksamkeit auf die zurückgebliebenen gewendet werden. Diese fettsten, wenn man ihnen wohl will, können nach Unterschied ihrer Jahre, und Kräften in verschiedenen Stallungen oder Abheilungen zu stehen kommen. Die Gesundheit ist der wichtigste Gegenstand, und weil die übermäßige Feuchtigkeit für die Schafe immer der gefährlich¬ ste Feind zu seyn befunden wird, so hat man sie, so viel möglich, davon zu entledigen, um so mehr, als sie den Sommer, und Herbst hindurch bey den nicht allzeit zu entgehenden feuchten Tagen auf der Weide vielleicht nicht wenig gesammlet haben. Zu dem En- übnMFcuch, .. c < - ' - . rejurcinWn. de machet man die Schafe gleich nach den ersten acht Tagen der Rückkunft in den Stall, mittels enger Zusammenbringung, und guter Verwahrung der Fenster mäßig schwitzen, kühletsie langsam ab, und ungefähr vier Stunde hernach giebt man ihnen zu fressen, S aber IZ8 ( v ) aber den ganzen Tag nicht zu trinken. Ich könnte allhier die Zu¬ sammensetzung verschiedener Pulver, und Mittel anführen, die zu Abtrocknung der vielen Feuchte den Schafen einzugebcn eingera- then werden. Allein da man dieses in mehrer» Büchern vielfäl¬ tig antrift, und ich gegenwärtigen Unterricht so einfach als mög¬ lich, um solchen dem Landmann leicht, und beliebt zu machen, an die Hand zu geben erachtet habe, so werde ich alles dieses überge¬ hen, und nur etwas von dem sonst bekannten wenig gekünstelten Ammeispulver melden, damit solches wenn es vielleicht noch unbe¬ kannt seyn sollte, und gefällig wäre, dienen könnte. §. XIII. Man fasset im spaten Herbste, da die fleißigen Ammeisen bereits ihren Haufen zur Ueöerwinterung vollkommen bereitet ha- Wie das Nm- den, solchen sammt der Erde, den Thierchen, und allen darin be- verftÄgen/m südlichen in einen Sack, bringet diesen in einen Ofen, und laßt ihn rugkdrauchen. MhM so stark austrocknen daß man daraus ganz leicht ein feines Pulver verfertigen könne; dieses wird fein durchgesibt in einem wohl trockenen mit Haring, oder gesalzenen Fleisch verfällt gewe¬ senen Geschirr aufbehalten. Von solchen nimmt man ein viertel Seidel, mischet es mit doppelt so viel Habermehl, streuet etwas weniges Salz darunter, oder man befeuchtet es mit Menschenurin, und giebt gleichviel einem jeden Schafe zum Futter, mit der fer¬ neren Vorsorge, daß es solchen Tag kein Wasser bekomme, welches man nach vierzehen Tagen wiederholen kann. Die Zubereitung und Gebrauch des gedachten Pulvers ist ganz einfach, so, daß es Niemanden schwer fallen; möge, sich dessen auch um so lieber zu be- die- d c ->) d iz- dimen, al§ für dessen beste Wirkung einstimmige Zeuznißermhan- den sind. §. XIV. Wer aber auch dieses Mittel unterläßt, kann sich doch kei¬ neswegs von der unvermeidentlichen Sorge entbinden, daß die vor kurzem in Stall zurückgekommenen Schafe mit solchem Futter versehen werden, welches zu Verminderung ihrer innerlichen über- uZÄ flüßigen Säfte beyträgt. Das Heidekraut ist in dm ersten Ta- gen das beste, und überhaupt kann man sich des Roggen, Haber, Gersten, Tuchweitzcn, und Erbsenstrohes, dann der Wicken bedie¬ nen, welches anfänglich ohne einiger Vermischung, hernach geschnit¬ ten, und mit feinem guten Tergheu untermengt den Schafen vor- geleget wird. Richt wenig hilft auch das Laub fort, so man im Herbste, bevor es abfallt, an den gehackten Streischen hangend einbringet, als jenes der Pappel, roth, und weiß Tuchen, Weiden, Erl, und Eschen, welches letztere ich unter allen das anständigste schätze. In den E egenden wo sich viele schwarze Waldungen vor- findcn, wird auch gegen die Mitte des Brachmonats die Rinde der Fichten, und im Winter jene der Pappelbäume gesammlet, welche zermahlen den Schafen dargereichet wird. Weil aber dieses nur eine Verwüstung der Wälder, deren wir hierlandes nichts übriges haben, anrichten konnte, und sonst solches Futter das schlechteste ist, so will ich vielmehr die Sammlung des verschiedenen Laubes an¬ empfehlen, mit dessen wirthschaftlicher Verwendung man vieles Heu ersparet. Alles Futter ist trocken einzubringen, und in glei¬ chen reinen Orten unter guter Bedachung, oder in gehörig S2 . ge- Die Schafe sotten imStall nicht abueh- merr. Wie viel tro¬ ckenes Futter auf ein Stück des Jahrs er¬ forderlich. ( o ) gelegten Schöbern zu verwahren, worzu sich jedermann selbst ge¬ bührend wird zu verhalten wissen. Die Feuchte, ein übler Ge¬ ruch , oder Dampf machet die Fütterung nicht nur widerwärtig, sondern auch schädlich. §. XV. Die fernere Sorge muß auch dahin gerichtet seyn, daß die Schafe im Stalle nicht abnehmen, sondern wenigstens bey sol¬ chen Kräften, und Fleisch erhalten werden, als sie waren, da sie eingetrieben worden. Dahero ist es nicht rathsam, daß solche all¬ zufett, und nur bey guten Fleisch von der Weide zurückkommen, weil, soferne sie abzunehmen anffengen, eine bald folgende Sterb¬ sucht zu befürchten wäre. Wie viel eigentlich trockenes Futter für ein Stück des Jahrs erforderlich sey, ist nicht leicht zu bestim¬ men. Bey schönen gelinden Winter, und in trockenen Jahren wird viel weniger gefordert, weil die Weide länger fortdaurct/ und sie im Winter selbst zu den warmen Stunden, so viel immer möglich, ausgetrieben werden, auch unter unserer nicht allzu kal¬ ten Himmelslage zwischen den Steinen da und dort mehrere, ob¬ gleich etwas verdorrte Gräßchen finden, und an solchen einen Theil ihrer Erforderniß genießen können. Ueberhaupt rechnet man auf ein Stück drey, oder höchstens vier Lentner, wovon etwas für dem Sommer, und Herbst, da zuweilen mehrere regnerische Ta¬ ge anhalten, übrig bleiben solle, um auch durch solche Zeit das Vieh nicht aushüngern zu lassen. Ley schöner Winterszeit sind auf meinem Landgut auf ein Stück, ohne selben an dem Erfor¬ derlichen etwas abzubrechen, nicht gar zwey Lentner verfüttert worden. §. XVI. (o) S.F 14! §. XVI. Wider die so gefährliche innerliche übermäßige Süßigkei¬ ten ist auch das Salzgeleck nützlich und erforderlich. Es wird die¬ ses auf verschiedene Art zubereitet, und eingegeben. Ich werde jedoch nur die einfacheste, und bey meinen Schafen gebrauchte Art anführen. Nach den ersten acht Tagen ihrer Einstellung streuet man ihnen in dem nämlichen Maße, als es für die Sommersalz- M Mau¬ leck eingerathen worden, von unserem inländischen Meersalze vor, läßt es ihnen genießen, und wiederholt ein gleiches nach andern acht Tagen, ferner aber wird vierzehen Tage also fortgefahren, oder es wird ein Stück von einem Erlenbaume ausgehöhlet, dessen inneren Raum man nachmahls mit unserem inländischen Salze fül¬ let, und die Oefnung auf das beste verkeilet; Es wird das gan¬ ze Stück in das Feuer geworfen, worinn das Holz von Flammen verzehret wird, das Salz aber in einen harten Stein schmelzet. Das Salz, welches auf diese Art zubereitet worden, wird gestos¬ sen, mit Wacholderbeeren, und etwas Haber vermischet, sofort den Schafen, wie oben gesagt worden, vorgegeben. Es ist auch an einigen Orten üblich, einen Salzstein an verschiedene, nach der Mitte des Stalls gerichtete ausgehöhlte Stöcke zu befestigen, und mit einem Deckel zu bedecken, welchen man abnihmt, da die Scha¬ ft zu dem Gelecke gelassen werden sollen, so man ihnen ungefähr alle dritte, oder vierte Tage gestattet. Wie immer aber der Salz- gcbrauch beliebet wird, ist doch allemal die Vorschrift unabänder¬ lich, solchen Tag die Schafe nicht zu tränken, um die Wirkung die¬ ses der Gesundheit sehr zuträglichen Mittels nicht zu vernichten. S Z §. XVII. l42 ihzF ( o ) §. XVII. Don dem Wasser muß man die Schafe auch die ersten Ta¬ ge ihrer Einstellung abhalten, sodann alle zweyte Tage (wenn sonst keine hinderlichen, und erheblichen Ursachen vorfallen) zur Don dem Ge- warmen Mittagsstunde tränken. Ein rinnendes reines Wasser, wie es schon in dem 7ten §. dieses Artickels gesagt worden, muß dazu gewahlet werden, und nachdem das Vieh von solchem zurückkömmt/ ist es mit guten Heu, und Laube zu füttern. Wäre das Wetter allzu ungestümm, müßte man das Wasser zum Stall bringen, und in sauberen Trogen vorstellen, ohne es jedoch aufzuwarmen, oder mit einem Mehl, und andern Einguß zu mischen, weil cs ihnen nicht wohl bekömmt, und ein warmes Getränk schaden möchte. §. XVIII. Mit beschriebener guten Fütterung allein würde die Heer¬ de eben nicht nach Wunsch aufgebracht werden, wenn man nicht überhaupt eine ordentliche gute Pflege brauchen wollte. Die Le- -rdenttiche obachtung »gleicher Ordnung trägt das meiste bey, dahero man ih- nen viermal des Tags immer zu gleichen Stunden, und in gleichem Maße, dann auch des Nachts, ehe die Hirten sich zur Ruhe be¬ geben, das Futter vorlegen solle, also werden sie von Zeit zu Zeit ihre mäßige Nahrung mit Lust, und wohlgedeylich, auch ohne Verschwendung aufzehren. Eine gleiche Ordnung solle auch, so viel es möglich, das Salz, und die Tranke betreffend, nach obi¬ ger Anweisung beobachtet werden. §. XIX. ( o ) I4Z §. XIX. Die Reinlichkeit im Stalle, wie aller Orten, ist unumgäng¬ lich nothwendig. Alles Ungeziefer, als Spinnen, Ratzen, Mau- ft, und Meserln, so den Schafen die Wolle abnagen, muffen aus allen ung^e, fer zrz rellU* dem Stalle, und selbiger Gegend verbannet werden. Zur Em- gen. streue ist Schabstrohe das beste, als welches sich nicht in die Wol¬ le verwickelt, und am leichtesten täglich mit Gabeln gehoben, und ausgeschüttelt wird, damit des Bichs Unflat unter solches falle, folglich das obere Lager immer trocken, und möglichst sauber ver¬ bleibe. Ist solches Stroh zu viel zertretten, und verunreiniget, MebcnScha» ftn emzustreu» so etwann in vierzehen Tagen geschehen mochte, muß es samt dem en,undaM'.l- Unrath in die Miststatt gebracht, und ein frisches eingeführet wer- den, indem die an einigen Orten beobachtete Gewohnheit, die Schafe auf ihrem Mist liegen zu lassen, bis solcher zwey, oder drey Ellen hoch anwachse, und nur zuweilen frisches Stroh einzu¬ streuen, meiner Meinung nach eben nicht die nützlichste ist, weil nicht nur die Wolle mehr verunreiniget wird, sondern auch die von dem gehäuften Mist aufsteigenden Düffte, und Hitze das Vieh oft beängstiget, und zum Nachtheil der Gesundheit entzündet; die erforderliche Wärme kann man in gut gebauten Stallungen, ohne dieser unsauberen gefährlichen Hülfe erhalten, man muß vielmehr aufmerksam wachen, daß die Wärme nicht übermäßig werde, da¬ von schwere Krankheiten entstehen könnten. Dessentwegen nach Erforderniß, und Lehre des 9ten §. des ersten Artickels öfters fri¬ sche Luft einzulassen, und der Stall auszulüftern ist. §. XX. 144 ( o ) §. XX. Medle Schafe zur Lammerungszeit, und bey der Rückkunft des Frühjahrs samt ihrer Jugend zu pflegen, und auf die Weide zu führen sind, habe ich bereits in dem vierten Artickel, angemer- . ket, nur solle annoch errinnert werden, daß, wenn man die Scha- tm^lmFrüh^ vollkommen auf die Weide setzet, ohne selben mehr ein tro-cke- Futter im Stalle zu geben, es nützlich wäre, ihnen abermaL das angcrühmte Ammeispulver, wie zur Zeit der Wintereinstel- lung einzugebm, als mit welchem die an dem frischen, oft nassen jungen Grase verschlingende viele Feuchte abgeführet, und solcher gestalten das Vieh bey gesunden Kräften erhalten würde. Loch sind die Schafe sehr vielen widrigen Zufallen, und Krankheiten unterworfen, wie sie aber von selben möglichst behütet, und allen¬ falls entlediget werden können, müssen wir annoch untersuchen. Siebenter Artickel. Von den Vorbeugungen, und Heilungsmitteln wider die Rrankheiten der Schafe. ' §. I. (TXie genaueste Erfüllung des bis nun vernommenen Unterrichts, wenn man nämlich die Schafe an der Weide, und im Stal¬ le gehörig pfleget, füttert, und tränket, dann von aller übermä- Wie den ßigen Hitze, Kalte, und Schrecken bewahret, ist das richtigste Arzukommm. Vorbeugungsmittkl, solche, so weit die menschliche Hülf vermag, bey vollkommener Gesundheit zu erhalten; das oft erwähnte Amers- pulver wird zu dessen Erhaltung sehr vieles beytragen, obwohl ich da- - c °) i^; dadurch so vielen anderen Mitteln , welche jedermann nach Belie¬ ben gebrauchen kann, nichts will benommen haben. §. II. Die meisten Krankheiten zeigen sich bey nassen Jahren, starkem Thaue, nnd Reife, frühzeitiger Kälte, und weichen ne- blichtcn Winter. Wie man sich bey solchen Vorfällen zu verhal¬ ten habe, ist oben §. 9. des sechsten Artikels angezeigt worden. Was für Vor. Vorzüglich wird das öftere räuchern im Stalle mit Viehklauen, te?bn"Ahr. Schweinborsten, Hirschhorn, Schwefel, Wacholderholz, und Bee- rvUterunge? reu, wollenen Lumpen, Menschenhaien, und dergleichen stark rie- chenden Unrathe nützlich seyn. Auch der Gebrauch des bekannten Krauts Seinrauten genannt, wird von vielen, und mei¬ stens in der berühmten Schaferschule des Herrn Beyer anempfoh¬ len, auf daß man solches nicht nur dem Futter als ein stärkendes Heilmittel untermengen, sondern auch in verschiedenen Drten des Stalls, ja in fein leinenen Tüchern an dem Halse des Viehs bin¬ den solle, welches auch zur Weidezeit, besonders in den Gegenden, wo man giftige Schlangen, und verschiedenes Ungeziefer befürchtet, zu lassen wäre, als welches den Geruch dieses Gewächses verab¬ scheuet, und sich von solchen entfernet; in eben dieser Absicht könn¬ te man es nächst den Schäfereyen, und auf den Hutweiden im Samen ausstreuen, um dadurch das Ungeziefer von solchen Ge¬ genden abzuhalten. Uebrigens soll kein Todtenaas in der Nähe liegen bleiben, sondern alles tief verscharret, und die beständige Auf¬ merksamkeit angewendet werden, damit unseren achtungswürdigen Thiercn nichts widriges begegne. T §. III. Wie vey wirk« lich fürkomen» der Krankheit oder Seuche sich zu betra¬ gen. 146 d ( o ) §. m. Wenn aber aller fleißigen Obsicht unerachtet eine Krank¬ heit, oder Senche einreiffen sollte, so muß dieses die erste Sorge seyn, daß man seine gesunde Heerde von der angesteckten Gegend allenthalben abhalte, oder die schon kranken oder verdächtigen eige¬ nen Stücke von den gesunden unverweilt absöndere, und überhaupt in Ansehen des Viehs, und dessen Wartung alle dienliche Maßre¬ geln nicht anderst, als bey einer Menschenkrankheit gebrauche. Vey solchen Umständen solle den gesunden Schafen von Zeit zu Zeit eben das Ameispulver, oder ein anderes nützlich erachtetes Ver- wahrungsmittel eingegeben werden, dessen Maaß oder Menge aber nach dem Alter, und Kräften des Viehs zu bestimmen ist, also zwar, daß für die sechs Monate alten Lämmer die Halbscheide gegen ei¬ nem Schaf, und, oft noch weniger, wenn sie schwach sind gerechnet werde. Oesters, oder auch täglich frühe, und Abends solle man den angegebenen Rauch gebrauchen, und sonst auf das ordentlich¬ ste und genaueste mit allen ErfordernissendasVich pflegen. Aufsolche Weise wird man mit Gottes Beystande dem Unglücke gar entgehen, o- der nicht viel hieran zu klagen haben. Ist die Krankheit vorüber, so sind die Stallungen auf das genaueste zu reinigen, besonders bey den ansteckenden Krankheiten, die innerlichen Wände frisch anzuwerfen, oder wenigstens wohl abgckratzt stark mit Kalk auszuweissen, der Fußboden muß ausgegraben, und neu eingelegt werden, dann das ausgegrabene mit allem Unrath abseitig Lief verscharret, die Rau¬ fen mit starker Lauge gut ausgewaschen, oder, welches noch sichel rcr wäre, von anderem Hol; neu verfertiget werden, nichts von LF ( v ) !47 von dem, was zur Zeit der Krankheit bey dem Vieh gebrauchet worden, solle wieder zum Gebrauche dienen; endlich ist das über- krankte Vieh selbst auf das beste von aller beygebrachten Salbe, und anderer angrriftnden Fette, und Unreinigkeit mit klarem Was¬ ser zu waschen, und zu säubern, bevor man es zur gesunden Heer¬ de einstellet. Um aber dem wirklich kranken Vieh thätiger bey- zuspringen, muß man die Krankheiten selbst unterscheiden können. Ich gedenke zum Unterricht des Landmannes lediglich die gefähr¬ lichsten und bekanntesten abzuschildern, auch nur die nützlichsten und einfachesten Heilungsmittel an die Hand zu geben, um selben nicht mit vielfältig ümwthigen Erzählungen in feinen Begriffen irrig zu machen, noch ihn durch die Angabe allzu gekünstlet, und kostbaren Zusammensetzungen gar von allen solchen Versuchen und Gebrau¬ che abzuschrecken. Ansteckende Krankheiten unter den Schafen sind drey, nämlich: die Pest, die Pocken, oder Blattern, und Räu¬ de, oder Krätzen. Diese wollen wir vorzüglich, hernach die an¬ deren, auch oft nicht minder gefährlichen untersuchen. §. IV. Die Pest ist unter allen Krankheiten zwischen Menschen, und Vieh die schreckbareste, und wenn selbe eine Heerde angreifet, werden meistens alle bis auf das letzte Stück aufgerieben. Bey feuchten weichen Winter, da schwere, verfaulte Dünste der Erde die Luft verunreinigen, wird dieses Unheil bedrohet. Man erken¬ net solches an der Traurigkeit und Mattigkeit des Viehs, so immer T2 den Die Pest. 148 ( o ) d den Kopf zum Boden sinken läßt, beständig kraftlos liegt, mit fast erloschenen gelben Augen matt aufschauet, aus dem Maul gleich einem Aa§ stinket, und an der Zunge mehrere gelblichte Blattern hat. Innerhalb zwey, oder drey Tagen ist das kranke Stück er¬ kaltet, und brechen an selben zuweilen die Pestbeule wie bey den Menschen herfür, das betrübteste dabey ist dieses, daß man annoch kein sicheres Heilungsmittel wider dieses leidige Uebel erfunden hat. Und scheinet dießfalls eine politische Vorsehung, daß die Kranken von den Gesunden allenthalben abgesondert bleiben, für die Men¬ schen sowohl, als für das Vieh noch immer das nützlichste zu sepn. Uebrigens kann jenes, was als ein VcrwahrungSmittel angera- then worden, auch für ein Heilmittel dienen, da uns die Erfah¬ rung öfters an verschiedenen Orten dessen gute Wirkung bezeuget. §. V. Gleich nach der Pest sind die gefährlichste Krankheit für die Schafe die Pocken, oder Blattern, welche von der überstüßigen Pocken, oder Blattern. innerlichen Feuchte, den stinkenden Dampfen in allzu warmen Stal¬ lungen herrühren, öfters aber können sie von daher entstehen, daß die Schafe im Herbste allzu fett eingetrieben worden, und nachmals im Winter an der nöthigen Nahrung Mangel leiden müssen. Die¬ se besonders vom geilen Fras herkommende Fettigkeit zerfließt, verwandlet sich in scharfe saure Säfte, welche hernach, wie die durch das Athmcn verschlungenen Unreinigkeiten in das Geblüt eindringen und Pocken verursachen. Einige unterscheiden dreyer- lcy Gattungen der Pocken, und nennen sie die Frühlings, Som¬ mer, und Herbstblattern, so wie sie nach den verschiedenen JahrS- zei- ( o ) 149 zetten fürkommm; doch haben fast alle einen gleichen Ursprung, und müssen alle auf gleiche Leise behandlet werden. Wenn man die Blattern bemerkt, welche das Vieh selbst durch ihr steifes Auf- tretten besonders an den Hintern Beinen anzeiget, oder wenn man am Bauche, wo wenig oder gar keine Wolle ist, die Pocken gleich mehreren kleinen Knösplein unter der Haut durch das berühren fühlet, müssen solche Stücke alsobald in besondere Stallungen ge¬ bracht werden, allwo man jedem Stücke ungefähr ein viertel Loch Mitridath, oder etliche Tropfen Kienrus-oderHirschhorngeistein- gtebt, sodann sie wohl zusammen verschließt, um den Schweis zu befördern, mittels welchen die Pocken gänzlich herausgetrieben wor¬ den. Durch die Zeit der Krankheit wird ihnen das Getränk ver¬ saget, öfters Salzgeleck, und abtrocknendes Futter gegeben, damit die innerliche übermäßige schädliche Flüßigkeit, wovon die Pocken entstunden, desto geschwinder abgehe. Fangen die Blattern an zu trocknen, so kann man diese mit einer aus Theer, und süsser Milch verfertigten Salbe Frühe, und Abends schmieren. Wird die Hi¬ tze im Stalle gar zu stark; öffnet man etwas wenig ein Fenster, auf daß das Vieh nicht ersticke; und mit solcher fleißigen Wartung dürfte der größte Theil der erkrankten Schafe innerhalb zehen, oder vierzehen Tagen genesen. Wer aber nach der oben angeführten Vorschrift sein Vieh gehörig besorget, und wider die schädlichen Witterungen bewahret, wird nicht so leicht dieses Unheil zu be¬ fürchten haben. Zn Erwägung dessen wollte ich keineswegs auf die Frage einiger Wirthschaftsbeamten: ob man den Schafen die Blattern einimpfen solle, wie es bey den Menschen mit bestem Er- Tz fol- Wie diesen zs begegnen. Die Pocken sind den Schn- fen nicht ein» zuimpfen. Kratzen und Räude. Wie solche M heilen. D ( o ) folge geschiehet, einen gleichen Versuch einrathen, weil die Schafe nicht so allgemein, wie die Menschen, dieser Krankheit ausgesetzet sind, sondern der größte Theil derselben, ohne die Pocken zu be¬ kommen, ihren Lebenslauf beschliessen, wie mau mehr Schäfereyen findet, die seit zehen, fünfzehen, zwanzig, und mehr Jahren keine Blattern kennen, und also ihre Heerde zu zweymal, und öfters oh¬ ne der Gefahr dieser Krankheit verwechselt haben. Daher» es der Bescheidenheit zuwider wäre, ein Uebel an sich zu ziehen, wel¬ ches man sonst nicht so leicht zu befürchten hätte, besonders, da man die Anweisungen solches zu vermeiden sorgfältig gebrauchet. > §. VI. Die Krätzen, und Nauden sind wie die Pest, und Pocken ansteckend, und meistens auf die vernachläßigten Krätzen folgen die Räuden, welche als ein bereits eingewurzeltes, in stark, und Liefe¬ ren Wunden verbreitetes Uebel nicht so leicht zu heilen sind. Da- hero gleich bey dem ersten Kennzeichen dieser Krankheit die Hei- lungsmittcl müssen angewendet werden. Wenn man merket, daß die Schafe sich öfters mit den Klauen kratzen, an den Wänden, und Bäumen reiben, und selbst mit den Zähnen beißen, kann man sol¬ che sicher für krätzig ansehen, welches auch wirklich da, und dort, vorzüglich wo die Wolle am dickesten stecket, bald sichtbar seyn wird. Bor allen bringe man die krätzigen Schafe in besondere Stallungen, damit das Uebel nicht weiter unter die Heerde greife; sodann nehme man zwey Pfund Tobackblätter, und Stengel, nebst acht Loth Schwcfelblüthe, dieses lasse man in einer starken Lauge, oder Urin wohl versieben, und wasche frühe, und Abends, oder auch drey- HF ( v ) izr dreymal des Tages das krätzige Stück, so wird es bald genesen. Ich habe auch durch oft wiederholtes Schmieren mit Pechöl die Kratze vertrieben. Sind aber die Räuden starker eingewurzelt, muß man solche mit austreibenden Mitteln wohl hervorbrechen machen, und die kranken Schafe in einen Schweis zu bringen su¬ chen, worzu das angerühmte Ameispulver mit etwas Weinraute ver¬ mischt vorzüglich dienet, doch soll man zugleich die äusserliche Sal¬ be gebrauchen, unter den vielen Salben, so eingerathen werden, habe ich jene von besonderer Wirkung befunden, welche aus wohl zusammen versottenen gleichen Theilen Theer, Schmeer, oder Speck, und Schwefel verfertiget wird, mit welcher öfters des Tages die Wunden, und angesteckten Theile sollen geschmieret werden, wovon auch die in der Haut herfürkommenden Würmer abstchen, und ver¬ schwinden. Doch mag jedermann die, der eigenen Erfahrung nach nützlich befundenen Mittel gebrauchen; dieses allein wollte ich auf das nachdrücklichste empfehlen, daß man den Ursachen, aus welchen dieses Mel entspringet, sorgfältig auszuweichen suche. Daß die Krä- Kratzen,und Räude öfters von überflüßiger Feuchte, von dem schar- fen, und durch die allzu starke Hitze entzündeten Geblüte herkom- sen. me, ist unwidersprechlich, doch nebst dem verursachet auch solche die Nässe, wenn bey lang anhaltenden kalten Herbstregen die Schafe nicht unter das Dach gebracht werden, da nach der Schur ihre entblößten Häute von Dorn, oder anderen spißigen Gewächsen verle¬ tzet, oder die bey dem Scheeren selbst zufällig empfangenen Schnitte nicht mit einer heilenden Salbe gleich verschmieret worden. Der Hunger, die vielen Läuse, und überhaupt alle Unreinigkeit, ja nach der 152 ( o ) der Meinung einiger Schafmeister die Verwechselung des zum Ge¬ tränke gewidmeten Wassers bringen besagte gefährliche Krankhei¬ ten hervor, wie man also diesem vorzubeugen habe, braucht es kei¬ nen anderen Unterricht, als daß man dessen Ursachen vermeide. §. VII. Das wilde Feuer ist eine Krankheit, so sich eben nicht gar Das wilde oft einst'ndet, doch so gefährlich ist, daß es nicht leicht zu heilen ge- linge; es bricht meistens aufdcm Kopfe, in eine Wunde aus, wel¬ che die Haut und das Fleisch bis zum Beine auffrißt. Zuweilen fallen die Augen auch und die Helfte des Leibs wird zur Wunde, ehe das erkrankte Vieh dahin fällt, und dieses ist öfters der Aus¬ gang eines vernachläßigten, und zn weit gekommenen Rothlaufs, wovon die sehr erhitzte Haut roth entzündet anscheint, die Wolle ausfällt, und endlich sichtbare Fäulungen nach sich zie¬ het. Beydes entstehet von der Schärfe der Säfte, und Entzün¬ dung des Geblüts, worzu auch nach der Veurtheilung verschiede¬ ner Schriftsteller ein übermäßiges Salzgeleck nicht wenig beyträgt, so man den Schafen in trockenen Sommer allzu freygebig mitthei- let. Aus den dawider versuchten mehreren Arzncyen verdient je¬ ne den Vorzug, so man erlanget, wenn man drcy Unzen Roßma¬ rin in anderthalb Seite! Eßig gut versieben läßt, und mit solchem zurückgebliebenen Breye das kranke Vieh fleißig waschet, welches von dem gesunden auch darum (weil diese Krankheit zuweilen ansteckend besunden worden) abgesöndert, und besonders warm, da es von der Wolle entblößt, so zu sagen, ganz nackend da stehet, erhalten werden muß. §. VIII. (o) d §. VIII. Gewisse mit Wasser/ und Luft ausgedehnte, an dem Ma¬ gen, der Leber, und Lunge, an den Rippen, und Eingeweide des Viehs ausgehende Blasen nennet man Wasseralocken, solche sind slockkn. meistens von der Größe einer Erbse, zuweilen jedoch ein, und an¬ dere den Taubeneyern gleich. Lesters kommen sie auch äusserlich hervor, dahero sie von den Unverständigen für Pocken angesehen werden, zwischen welchen doch ein großer Unterschied bemerket wird. Die Blattern stecken viel häufiger aneinander, sind roth, gelb, und blaßer Farbe, wo die Wasserglocken sehr schitter, und ganz klar, fast-durchsichtig sich zeigen; wenn solche weiters zunehmen, und zerplatzen, wird endlich durch deren Schärfe das Eingeweide an¬ gegriffen, und besonders die Leber zur Faulung gebracht. Der Ursprung dieser Krankheit wird zwar insgemein der überflüßigen Feuchte, und dem verschlungenen giftigen Thaue beygemessen, doch, wenn bey allzu trockenen Sommer die erforderlichen Säfte cr- manglen, oder das Vieh an allzu geilen Kräutern weidet, und da¬ von eine unstandhafte Fette erlangt, welche bey dem trockenen Win¬ terfutter in flüßige Schärfe aufgehet, sind die Wasserglocken, und die folgliche Faulung der Leber ebenfalls unvermeidlich. Die un¬ unterbrochene Beobachtung dessen, was man wegen der Weide, Tränke, und Fütterung der Schafe oben angeführet, wird die Heerde von solchem Unglücke sicher stellen. Sollte aber aller Vor¬ sicht ungeachtet, dieses Uebel dennoch einreissen, müßte man die äußerlichen Wasserglocken mit einem Hechtenzahn öffnen, und mit warmen Wermuthwasser rein auswaschen, dem kranken Vieh aber U solang 154 ( o ) so lang dessen Athen: übel riechet, abtröcknendc Arzneyen eingeben, und meistens mit Heidekraut, Erl- und Eschenlaub, dann etwas Haber füttern. Ein Messerspi; fein gestossener Austerschaalen alle Frühmorgen in warmen Bier eingegossen, dürfte eben gute Wir¬ kung schaffen, überhaupt solle das mit solcher Krankheit behaftete Vieh wenig, oder höchstens alle vier, oder fünf Tage trinken, auch von den gesunden, wie in allen Krankheiten, abgesondert seyn, da¬ mit man selben leichter mit den Heilungsmitteln, und erforderli¬ cher besonderen Fütterung bcyspringen könne. §. H. Verschiedenen Gattungen der Würmer sind die Schaft un¬ terworfen : Einige entstehen in der Leber, andere in der Lunge, in dem Gedärme, unter der Haut, und in dem Gcblüte selbst, die Egel u Wär« S^öMchsten darunter sind die Egel, als welche das Blutaussau- nm/ ' gen, bis zum Herz eindringen, und den baldigen Tod verursachen; doch sind auch die übrigen, wenn man solche vernachlaßiget, und überhand nehmen laßt, eben so verderblich; und werden alle, ob sie schon in der Gestalt, und Eigenschaft sehr unterschieden sind, da einige mit Flügeln, den Mucken ähnlich, andere sehr lang, und dünne, einige kurz, und dick, in der Farbe schwarz, oder grau, und weiß, gleichwohlen aufglciche Weise gesammlet; indem die herum¬ schwebenden Insekten nach den unerforschlichen Anleitungen der nicht genug zu bewundernden Natur die zur Erhaltung und Ver¬ mehrung ihres Geschlechts erschaffenen Eher so vorsichtig absetzen, daß auch verschiedene andere Thiere mit dem Futter, Wasser, oder Luft solche verschlingen, selbe an die zu deren Entwicklung schick- same ( o ) r55 same Thekle bringen, allwo sie von der ebenmäßigen Wärme bete- bet, aufgehen, und endlich mit der erstaunungswürdigen Abwech¬ slung die wahre Gestalt ihrer ersten Abstammung erlangen. Der berühmte Wilhelm Derham in seiner IlleoloZia palica, be¬ handlet mit ganz besonderer Gelehrsamkeit die djeßfällige Fürse- hungcn der ewigen Weisheit, nach welcher die Insekten so verschie¬ den den Absatz ihrer Eyer erwählen. Einige suchen die Federn der Vögel, andere die Haare der Thiere, und sogar die Schöp¬ pen der Fische; die aber unsern Schafen so schädlichen hangen meistens an dem fetten geilen Grase, und den Schwämmen, anden sumpsigt morastigen Weiden, wo das besonders gefährliche Egel¬ kraut wächst; schwimmen ober den stehenden Platzen, und verfaul¬ ten Wässern, und werden in grosser Menge mit dem Thaue aus der Luft auf alle auch niedrige Gewächse gezogen. Von so ver¬ derblichen Triften muß man die Schafe abhalten; denn widrigen¬ falls werden sie hart den Egeln, und Würmern entgehen können. Der Herbst ist zu derer Sammlung, und folglichen Entwicklung die anständigste Zeit. Wenn die Schafe trübe Augen bekommen, die Köpfe sinken lassen, wenig fressen, sich öfters unter dem Bau¬ che umsehcn, und mit den Klauen kratzen, kann man bey selben die Würmer vermuthcn, dessen man sich noch richtiger versichert, so man eins oder das andere verdächtige Stück schlachtet, und bey Unter¬ suchung des Eingeweids solche Insekten sichtbar bemerket. Gleich bey Wahrnehmung dessen muß den übrigen Stücken, die man zur scrneren-Zucht aufzuhalten gedenket, mit Heilsmitteln Fürsehung gemacht werden; denn, weil die ganze Heerde gleiche Weide be- U2 suchte IZ6 hzF ( o ) suchte, und diese Würmer eben an solcher gesammlet werden , so ist nicht zu zweifeln, daß die übrigen eben so, wie die geschlachteten dieses Unheil eingefressen haben; wovon ohne fertiger Hülfe den Winter hindurch fast alle eingehen würden.. Lahero man jedem Stücke das bewußte Ammeispulver geben solle, welches in der Er¬ fahrung auch bey solchen Umstanden sehr gute Wirkung that: oder man brauche drey, und vier Tage nacheinander, sodann ein, und zwey Tage ausfetzend, bis die Schafe zu ihrer vorigen Mun¬ terkeit gelangen, ein etwas warmes Getränk, für jedes Stück un¬ gefähr ein Seidel guten, mit wenig Salz, und fein zerstossenen glanzenden Ofenrus vermischten Eßig. Andere nehmen Weinrau¬ te zwey kleine Hande voll, Nesselkörner einLöfel, und Angelikapul- ver eben so viel: alles wird fein zerrieben, und in einem Seidel Eßig ein Einguß gemacht, noch mehrere dergleichen Mittel wer¬ den von verschiedenen Schriftstellern angeführt, welche jedermann nach Belieben gebrauchen kann. Nur dieses beobachte man wei¬ ters, daß, soferne zuweilen «ebenden Hörnern einige Würmer her- fürschauen, man alldort vorsichtig die Haut ein wenig ablösen, und die Würmer herausziehen könne. §. X. Man flehet die Schafe bisweilen schwindlicht, und gleich¬ sam unsinnig irrend von der Heerde abgehen; dann lenken sie den Kopf fast beständig auf eine Seite, und nach selber laufen sie in Das Dre, einem Kreise herum. Verständige Schäfer behaupten, diese Krank- heit bestehe in einer scharfen, an einer Seite des Hirns'versamm- Leten, bey Eröffnung desselben gleich einem Wasser befundenen Feuch- O) 157 Feuchtigkeit/ welche ihnen schmerzhafte Empfindungen erreget, von welchen das Vieh taumlicht, und betäubet wird/ und nach der ver¬ letzten Seite sich wendet, und immer nach selber herumlauft. Die starke Sonnenhitze, so ihr schwaches Hirn schmelzet, die Übermaß^ ge Warme in den Stallungen, wovon die Schafe in einen ent¬ kräftenden Schweis gerathen, der gahe Austrieb von den warmen Stallungen auf die eindringende Winteröfröste, und der Abbruch des nöthigen Getränks zur trockenen Sommerszeit, oder die allzu häufige Beybringung der austrocknenden Arzneymittel, alle diese Ursachen können die Betäubung, und das Drehen erwecken. Eine Aderlaß unter den Augen, und kn den Nasenlöchern, verschiedene auf den Ohren, und dem Schwänze beygebrachte Schnitte, nach welchen das Blut ausrinnt, und ein Einguß von gestossenen Wer- muthsamen in etwas warmen Bier, oder Wein sind Mittel, welche in besagten Umständen schon vieles geholfen. §. XI» Vernachlaßigte, und schlechte Pflege verursachet die Was¬ sersucht; wenn man mämlich der gegebenen Vorschrift entgegen, das Vieh auf nasse Weide treibt, mit schlechtem Wasser, und in den warmeften Sommersstuuden, da ihr Geblüt erhitzet ist, trän- Die Wasser» ket. Bey lang anhaltenden regnerischen Witterungen aber ist sol- suche- chcm Unglücke fast gar nicht zu entgehen, weil das Vieh eben nicht immer im Stalle kann erhalten werden, folglich nothwendig auf der Weide das feuchte Gras fressen muß, welches sodann ebenfalls diese Krankheit verursachet; doch soll die Sorge in solchen Um¬ standen meistens dahin gehen, daß man die Weide an den höchsten Uz Ge- IZ8 ( o ) d Gegenden wähle, und den Schafen öfters Salzgcleck, dann einige abtrocknende Vorbeugungsmittel gebe. Die Kennzeichen dieses Uebels sind ganz leicht zu bemerken: der Kopf fangt an aufzu¬ schwellen, an dessen unteren Theilen setzen sich Beule an, die Au¬ gen werden blaß und eben verschwollen, nach, und nach läuft end¬ lich der ganze Leib auf. Ist die Krankheit so weit schon gekom¬ men, so wird nicht leicht mehr zu helfen seyn. Gleich Anfangs hingegen kann man unter dem Kopf eine wollene Haarfeile durch¬ ziehen, welche täglich etwas vorgerücket wird, auf daß nach solcher das schädliche Wasser abrinne, Nebst dem werden gleiche Theile von Lorber undWachholderbeeren,Eschensamen,Wermuth und Wein¬ raute zu Pulver gestossen, welches mit einigen Tropfen Kienrusöl vennengt, unter Habermehl zu einem Teig geknätet, dem Vieh in kleinen Kugeln eingegeben wird, man kann demselben auch Wer- muthwasservon Zeit zu Zeit zu trinken vorstellen, alles übrigeGe- trank aber wird versagt. Ein anderes Mittel wird von vielen als sehr nützlich angerühmt: daß man nämlich von einem wohl- gereinigten abgedürrten, und zu Pulver gestossenen Maulwurf, in der Größe einer Erbse dem kranken Vieh in einem Löfelvoll war¬ men Bier eingiessen solle, und in dem bekannten Werke, den engli¬ sche Ackensmann, wird versichert: daß ein Edelmann in der Landschaft Kent lediglich mit einem Dekokt des Krauts 8eäum minus, genannt, wovon er jedem Stücke täglich ein Seidel eingab, fast alle Wassersüchtige Schafe hergestellet habe, da solcher Ein¬ guß allein, ohne etwas anderes dabey zu gebrauchen, alle schädli¬ che Feuchte abgeführet hat. §. xir. (v) I5S §. XII. Nach starkem Regenwetter findet man öfters daß viele Raupen auf dem Grase liegen, welche von den Bäumen abfallen, oder von den Winden übertragen werden. Es geschieht demnach MzecMS. nicht selten, daß solche Raupen oder sonst etwas giftiges von den Schafen mit dem Grase eingefressen werden, welches man gleich erkennet, da das kranke Stück aufzuschwellen anfängt, man siehet selben in den Mund, und die alldort unter der Zunge, an dem Gaumen, oder dem Munde selbst fürkommenden Blattern werden mit einer aus Wacholderholz verfertigten Nadel aufgestochen, das Maul, und der etwa geschwollene Kopf mit einem Hechtenzahu etwas aufgeschärfet, diese Oeffnungen aber mit Schmeer, und Salz ausgerieben, man kann ihnen alsdenn auch etwas von einem guten Theriak in der Größe einer Haselnüsse, oder mehr, nach Un¬ terschied des kranken Viehs auf einem Stücklcin Vrod eingeben. §. XIII. Wir sehen, daß die dem Ansehen nach gesunden und stär¬ ksten Schafe plötzlich dahin fallen, und auf der Stelle, oder nach wenig Stunden sterben. Las Kennzeichen dieser Krankheit ist meistens, wenn das Vieh auf einmal das Fressen verschmähet, noch Das Hinfau wiederkeuet, dann traurig dahinliegt, oder ganz matt einhergeht; und weil man noch kein richtiges Mittel dawider gefunden hat, ist das zuträglichste, das verdächtige Stück, ehe noch das Fleisch, und Eingeweide angegriffen werden, zu schlachten, wovon das Fleisch nach vielen Proben der menschlichen Gesundheit nicht schädlich zu feyn scheinet; doch kann man bevor eine Aderlas in den Nasenlö¬ chern !6c> ( o ) chern versuchen, und Theriak,mit gestossenen Austerschallen, in war¬ men Bier abgetrieben eingiesscn. Auf das sorgfältigste aber sind die Ursachen dieses Unglücks zu vermeiden, daß die Schafe nicht zu fett im Herbste eingetrieben werden, noch auch zu gähe sich anfres¬ sen, welches geschieht, wenn sie lange gehungert haben, oder auf ein mit Honigthau befeuchtetes Gras kommen; daß ihnen nicht i ungefähr ein Schrecken verursachet werde. Alles dieses könnte öfters einen unvermuteten Umfall der Heerde anrichten. §. XIV. Der so gefährliche Durchlauf, welcher meistens von un¬ gesunden Triften, oder von überflüßigen Getränke herrühret, ist eben nicht so gleich zu stillen, damit nicht jene Scharfe, welche die¬ ses Uebel mit sich führet, zurückbleibe, das Eingeweid verletze, und endlich den gewißen Umfall nach sich ziehe. Man solle also Der Durch he« Durchbruch Anfangs etwa durch vier und zwanzig Stunde, weniger oder mehr, nach den Umständen, und Kräften des kranken Viehs unangefochten lassen, oder besser mit Rhabarbar, und an¬ deren abführenden Mitteln zu befördern suchen, und alsdann erst zur Heilung schreiten. Dafür dienen einige aus gleichen Antheil fein zermahlener weissen Kreide, und Weitzenmehl zusammen ge- knatete, und gebackene Nocken, die man dem kranken Vieh eingiebt, auch gutes Küchensalz in rothen Wein gelegt, und im Dfen ausge¬ trocknet, verschaffet ein für diese Krankheit sehr nützliches Gelecke, und also werden noch mehrere dergleichen Vorschläge angerühmet, die ich aber Kürze halber übergehe. L. V. ( o ) d I6r §. xv. Das Blutharnen entstehet, wenn das Geblüt durch allzu gewaltsame Bewegung entzündet, oder das Vieh bcy dem Schee- DasBMtW» reu, Waschen, und auf andere Weise mißhandelt wird. Viele Heilungsmittel werden dawider vorgeschrieben. Ein Löfelvoll blutiges Salzwasser, so man von gesalzenem Schafffeisch abziehet, ist vortreflich, denn ein kleine Handvoll Büchenasche, mit Salze ver¬ mischt, ist eben von guter Wirkung. §. XVI. Scharfe Saure, viele innerliche Feuchte, und ausgestan- Derkum und denes Schrecken, wovon das Geblüt in dem freyen Umlaufe etwas lchwerMhe. gehindert wird, ist die Ursache des kurz und schweren Athems, wo¬ von öfters die Schafe belästiget sind. Dawider ist rathsam, wohl vcrsottenes Wermuthwasser mit Salze vermischt, dem kranken Vieh ein wenig warm beyzubringen, auch die Adern auf dem Ohre, und zwischen den Nasenlöchern zu öffnen. §. XVII. Allzu fette Weide vermehret die Galle, welche sich sodann Die Ergieft ergiesset, das Geblüt verunreiniget, und das Eingeweid faulen macht, und daher entstehet endlich die Gelbsucht, so sich auch mit Gesuche, der innerlichen Faulung endet. Die also erkrankten Schafe wer¬ den traurig, bleiben zurück an der Weide, und die Augen merket man gleich allen Anfangs gelb, und eingefallen. Man reinige erstlich L die Lathar,und Kiüssk. Das Fieker «nd Zimrn. 162 ( O ) die kranken Stücke mit abführenden Mitteln, hernach Theriak mit Theer vermischt auf Vrod gestrichen, und Wermuthwasser wird selbe Herstellen. §. XVIII. Wenn die Schafe gählings starke Hitze mit der Kälte ver- weckslen, auch den eindringenden Sudwinden, und feuchten Ne¬ beln öfters ausgesetzet sind, entstehen Flüsse und das Schnupfen, wovon zuweilen der Kopf aufschwilt und ihnen aus dm Nasenlö¬ chern schleimige Feuchte, oder Rotz rinnt. Bey solchen Umstän¬ den nimmt man wohlgedürrte, und zermahlene Erlwurzen, ver¬ mischet sie mit nicht gar zu scharfen Meersalze, oder einem anderen und giebt es zum Geleck den kranken Schafen; wenn aber der Schleim, und Rotz nicht flüßig seyn sollte, und die Nasenlöcher verstopfet waren, müßte auch in solche fein gestossenes Salz einge¬ blasen, und wenig zu trinken gegeben werden, §. XIX. Das Fieber, und Zittern bekommen die Schafe vom plötz¬ lichen Schrecken, üblen Tranke, und starker Kälte. Vey dem Fie¬ ber fühlet man die Haut, und besonders an Füssen sehr heiß, sonst zittert das Vieh an allen Gliedern. Eine frische Speckschwarte, oder ein anderes eröffnendes Mittel, denn die Aderlaß an den Oh¬ ren hat meistens wider diese Zufälle genutzet. §. XX. ,6z §. XX. Augenschmerzen entstehen von schädlichen Flüssen, Erhi¬ tzung des Eeblüts, und Magens, starken Winden, und von solchen bey- gebrachten Staube, oder Sande, die also erkrankten Schafe kön¬ nen nicht leicht die Augen öffnen, und zuweilen überziehet solche ein grau- oder weisses Fell, so ihnen endlich gar das Gesicht be¬ nimmt. Bemerket man, daß diese Krankheit von widriger Feuch¬ te herkomme, bedient man sich der im vorgehenden 18. §. angerathe- nen Mitteln. Da man aber nach Errinnerung der vorläufigen, die Schafe betrefenden Umstände, ein Uebermaß des Geblüts, oder dessen Entzündung vermuthet, so wird die Aderlaß unter den Au¬ gen, oder einige Einschnitte an den Schwanz, um dem gahrenden Geblüte Luft zu geben, eingerathen. Anbey solle man fein gestos¬ senen Toback,mit fernem weissen Zucker vermischt, durch einen Fe¬ derkiel in die Augen blasen, welche davon rinnen, und mit den ab¬ gehenden Feuchtigkeiten die angesetzten Felle verschwinden werden. §. XXI. Die Mund- « faule. Nebst andern Krankheiten bringet der Thau den Schafen auch Blasen, und Krätzen im Munde hcrfür, wovon die Fäulung, und der Schorf folget, diese Krätzen schmieret man mit Honig, und Gansfette, so werden solche bald vergehen. §. XXII. Die von einem Schlangen - oder anderen giftigen Biße auf- S EgÄ" gehende Geschwulst soll man mit einem schwarzen Dornstachel auf- Andes Ms" Ss stechen höB (o) ' 16^ stechen, und wohl ausdrücken, hernach dem kranken Vieh Theriak eingeben. Der Biß eines wüthigen Hundes hingegen machet zwar keine Geschwulst, ist aber weit gefährlicher, als jener einer Schlan¬ ge, wenn man nichtalsogleich abhilft. Ein bewahrtes Mittel da¬ wider ist das Holz vom Weißdorne, welches man drey, oder vier Finger ober der Erde vom Stamme abnimmt, die Rinde abstoßt, so fort das Holz rasplet, und davon einen guten Messerspitz drey aufeinander folgende Tage, mit frischer Butter vermengt dem ver¬ wundeten Vieh eingiebt. Dieses Mittel hat von dieser sonst so grausamen Krankheit nach dem Zeugniße glaubenswürdiger Leute Hunde, und Menschen selbst der Wuth entrissen. XXIII. Alle äusserlichen Wunden, so die Schafe durch Schnitte, Aeußerliche Feuer, Biße, oder wie immer zufällig überkommen, kann man mit Wunden. frische ungesalzener Maybutter, oder Theer schmieren, und also heilen. §. XXIV. Das Schrecken, ein ungesunder Fraß, und gahe Erhitzung durch starkes Herumtreiben macht bey den Mutterschafen die Milch Die Stockung stocken, wofür man eine Zwiebel in süsser Schaf- oder Kuhmilch der Milch, ahjttdch und davon ein Seidel etwas warm eingießt. §. XXV. Zweyerley Gattungen der Lause sind die Schafe unter- Die Lause, worfen, einige sind groß, fast wie die Wanzen, andere viel kleiner, und röth- LF < o ) 165 röthlicht, letztere find die schlechtesten, die das Vieh angemein pla¬ gen, und abnehmen machen. Bey der Schur sicht man solche oft häuffg an der Haut stecken. Da ist es zuträglich, wenn man in fünf, oder sechs Maaß Wasser ein halb Pfund Toback siedet, da¬ rein eine linde Bürste tauchet, und damit gedachte Lause hinweg streifet, welche gleich hindan fallen, und abstehen. Hernach müs¬ sen die Schafe mit reinem frischen Wasser abgeschwemmet werden; auch äusser der Schurzeit kann man wider dieses Ungeziefer ein gleiches Mittel anwenden, da man nämlich Tobackstengel so lang versteden laßt, bis eine schwarze Brey zurückbleibet, welche man längst dem Rucken langsam, und mit Bedacht aufgießet, damit die¬ se Nässe auf beyden Seiten unter der Wolle nach dem Leibe ab- rinne, und die Läuse verdringe. §. XXVI. Wenn die Schafe lange nicht aus dem Stalle kommen, all- dort in ihrem Koth ungesaubert stehen bleiben, und zu warm ohne Verwechslung der frischen Luft erhalten werden, entwicklet! sich in beM- ihren Klauen gewisse lange, den Haaren fast gleiche Würmer. Ein sehr kleines dem Stich einer Radel gleiches Löchlein, so man mit aufmerksamer Untersuchung an dem untern Theile der Klauen wahr- nimmt, versichert uns dieses Umstandes, wobey man die beschädigten Klauen gegeneinander reibet, und durch solche Verrichtung einige lange Haare, und gedachte Würmer hervorkommen, die man ganz vor¬ sichtig, damit sie nicht abbrechen, außziehet, und die Klauen mit ei¬ nem Messer so weit abschneidet, oder mit einer Feile abfeilet, bis sich das Blut zeiget. Hernach führet man die Schaft auf trocke- Xz ne 166 ( o ) ne Weide, oder in reine Stallungen, so werden fle sich bald wie¬ der erhöhten. §. XXVII. Das Cm. Gleichwie einige Schafe, und besonders die Widder, und Hammeln Hörner führen, so geschieht es, daß solche zuweilen ein¬ wärts wachsen, und zu großer Beschwernis des Viehs die Hirn¬ schale drücken. Deme abzuhelfen fasset man die unrecht aufge¬ henden Hörner mit einer heissen Zange, und giebt selben die gehö¬ rige Wendung, bey welcher sie auch verbleiben. §. XXVIII. Die Hunger. -Da den Schafen an ihren Hintern starken Zähnen lange rahm. Vorschüsse auswachsen, welche sie im Fressen hindern, und also nothwendig abnehmen müssen, welches man an deren Gestalt, und dem Unlust zur Nahrung erkennet, haben selbe die Hungerzähne. Man stosset ihnen vorsichtig diese Vorschüsse mit einer Feile ab, und füttert sie mit weichen, nicht allzuspißigen Heu, von wessen letzteren allzu beschwerlichen Nagen eben solche Hungerzähne für- kommen. §. XXIX. Der Bein. Ueberkömmt das Schaf durch ein Unglück einen Bein¬ bruch, wird solcher anständig geschienen und mit mehreren warmen Umschlägen vom Brandwein, oder starken Wein gestärket, und e§ wird ( o ) 167 wird der Bruch innerhalb einer Zeit von ungefähr dreh Wochen von selbst verwachsen. ' §. XXX. Der Krampf überfällt die Schafe, wenn selbe zu starker Der KMpf. Kälte, und Nässe ausgesetzet sind, unglücklich springen, daß die Glieder erschüttert werden, oder im Winter zu dick aneinander im Stalle stehen. Die Füsse werden ihnen gleichfalls steif, sie hin¬ ken, und können nicht leicht fortkommen. Um solche Schafe wie¬ der herzustellen, waschet man ihnen die Füsse mit warmen auf wilden Senfblättern wohl versottenen starken Weineßig, und giebt jedem Stücke ein Seidel Dekokt von Angelikawurzel, oder Bier warm zu gemessen. §. XXXI. Es sind zwar noch verschiedene andere Krankheiten, denen die Schafe unterworfen sind, da ich aber deren Ursprung, und Ei- ^Muß. genschaften genauer untersuche, finde ich selbe von den bereits be¬ schriebenen eben nicht so sehr unterschieden; daß ich also zu Ver¬ meidung aller übrigen Weitläuftigkeit vielmehr den geneigten Le¬ ser in dergleichen Vorfällen zu genauer Erwägung dec hier ange¬ führten verweise. Ich schließe demnach den gegenwärtigen Unter¬ richt mit der aufrichtigen Versicherung, daß, obgleich solcher we¬ der die Zierlichkeit eines Wohlredners, noch die Gelehrsamkeit ei¬ nes verständigen NaturkündigerS vor sich hat, auch nicht allent- hal- 168 d ( O ) halben mit den Sätzen anderer Gelehrten Abhandlungen einstim- met, dennoch gewiß nichts enthält, so nicht größten Thals meine eigene Erfahrung, die Wesenheit der Sache selbst, oder unverwer- siiche Zeugniße rechtfertigen könnte. Uebrigens werde ich mich glücklich schätzen, wenn ich mit dieser meiner vielleicht unzulängli¬ chen Bemühung den theuersten Pflichten eines treuen Umerthans, und redlichen Bürgers, zu Folge dem allerhöchsten Befehle unseres besten Landesfürsten nachgelebet, und dem Wohl des unerfahrnen Mitbürgers auch nur den geringsten Dienst geleistet habe. Abhandlung von Lem AnLaue und verschiedenen Gebrauche des Kohl-Lew at, Don Franz Grisellini Ehrenmitglied der königl. Gesellschaft in Londen, und Lyon/ dann der Ge¬ sellschaften zu Bern, Görz, und Laybach. ^A. x ,^. -asy-r-ä^- A^H Die gelehrten Ackcrbausgesellschaften, die unter der glor- reichen Regierung ihrer kaiserlichen Majestäten in den V Staaten ihrer Reiche aufblühen; Die Vorsehungen, M welche diese gütigsten Fürsten in der Landwirthschaft also getroffen, daß sie nebst dem Ackerbaue auch für die Zunahme aller übrigen nützlichen Künste, und des Handlungswesens gesor- get, sind mehr als überzeugend, von was für thatiger Liebe und Menschenfreundschaft sie belebet werden, das Wohl ihrer Unter¬ gebenen auf alle nur mögliche Weise zu befördern. Denn ist wohl etwas, so dem gemeinen Besten fürtraglich ist, Höchstdererselben einsichtsvollen Güte entgangen? oder haben sie nicht jederzeit auf jene Dinge ihr erstes Augenmerk gerichtet, welche, da man sie Wit allem Rechte Schatze der Natur nennet, N 2 zu IZ ,7, ^7 r-^7 172 ( o ) d zu Schätzen der Völker werden, wenn man der Erde solche in vol¬ lerem Maaße auszuschütten durch einen vaterländischen Fleiß zu Hülfe kömmt. Unter diesen ist das Del eines aus jenen, derer man am mindesten entbehren kann. Der Olivenbaum giebt zwar selbes in gehöriger Güte, und Ueberfluß, doch, da diese Pflanze nicht alle Himmelsgegenden erträgt, wird dessen Preiß nach einem zusam¬ mengesetzten Verhältnisse der Entfernung der Orte, in welchen sel¬ be wachst, und der Beschwerlichkeit der Zufuhr erhöhet, daß sich also viele, und besonders der gemeine Mann, und die Ackersleute äusser Stande befinden, sich mit Oele zu versehen, obwohl sie des¬ sen nicht minder, als die wohlhabenden bedürfen. Nebst dem, da ei¬ ne große Menge des Oels bey verschiedenen Künsten, und Hand¬ arbeiten unumgänglich nothwendig ist, so könnte es sich leicht fü¬ gen, daß bey einem erfolgenden Mißwachse diese, oder jene den Ab¬ gang entgelten müßten, wenn keine andere Gattung des Oels könn¬ te ausfindig gemacht werden, die die Stelle des Olivenöls verträte. Diese Erwegung hat den Fleiß der Menschen allzeit rege gemacht, aus andern Früchten, und Samen der Pflanzen andere Gattungen des Oels herauszuziehen, die den Abgang des Oliven- oels ganz, oder größten Theils ersetzten. Plinius macht ein lan¬ ges Verzcichniß der Oele, die zu seinen Zeiten bekannt gewesen; und insbesondere rühmet er im fünften Abschnitte des 19. Buches seiner Naturhistorie Egypten der Menge des Oels wegen, welches sie d < o ) 17Z sie aus dem Samen des Kohls, oder der Steckrüben 0) auspreß- ten, denn nach Meinung des Harduinus seines Herausgebers Ver¬ stand dieser alte Naturkündige unter dem Rahme Rapanus, die Steckrübe (K) Da es nun vor Alters her schon im Schwange gewesen, Del aus dem Samen der Steckrübe zu pressen, so wird es uns nicht wunder nehmen, daß dieser Vorheil auch von andern Land¬ schaften ist in die Uebung gebracht worden. Dey allen diesen, obwohl selbes zur Zubereitung der Wol¬ le, der Seife, zur Nahrung der Flamme in den Ampeln, und über¬ haupt zu allem übrigen haußlichen Gebrauche kann angewandt wer¬ den, so machet doch dessen eckelhafter Geschmack, daß viele selbes bey der Speise verwerfen. Seinen Unterthanen unter die Arme greifen ehe sie sich nach einer Hülfe sehnen, ist (sagt Xenophon, da er vom jungen Lyrus redet,) eine von den vortrestichsten Eigenschaften jener Re¬ genten, die der Glanz ihrer Hoheit nicht hindert, auf das Elend ihrer Untergebenen herab zu sehen, um selben thätigst zu steuern. Keine Pflanze bequemet sich leichter nach was immer für Himmelsgegenden, als der Kohl-Lewat. Den Dau dieser Pflan¬ ze in jene Länder des Durchlauchtigsten Hauses Oesterreich einzu- A 3 füh- (2) nur« celekrstur Procter olei iertilitstsm, guoä e ismius e^us (wsprmi) ksciuut; Koc wsxime cupiuut lerere, ü liesst, huomsm yueKus xlus, gusm s srumsuto, L minus tributi eK, nullumnus co- xiollus oleum. (b) Naturgeschichte des Plinius mit den Anmerkungen des P. Ärdmnus. PariserAusgah. r68Z. B. 3. Pl. rs^. Anmerk. s. 147. ( o ) d führen, ln welchen selbe annoch unbekannt ist, oder das Wachsthum zu befördern, wo selbe schon gepflanzet wird, und das Oel, so man aus dem Samen erhalt, zu dem allgemeinen Gebrauche tauglicher zu machen, ist der Gegenstand der wirksamsten Sorge dieser gü¬ tigsten Fürsten; nachdem sie von dessen ungemeinen Nutzen für ih¬ re Unterthanen überführet worden. Oerohalben ist auf ihre höchste Anordnung, die Frage an¬ gestellt worden. Welche die beste Weise sey den Kohl-Lewatzu säen, und aus dessen Samen Oel zu erhalten, ohne daß es jenen eckclhaften Geschmack behält, den selbes für sich hat. Oder auf was Weise man den Kohl-Lewat pflegen soll, daß man Oel in hinlänglicher Menge ohne den eckclhaften Geschmack erhalte, den es sonst allzeit hat. Oer Preiß, der jenem bestimmt ist, der da die in diesen Fragen enthaltene Sätze am besten beantworten würde, muß mei¬ nes Erachtens nicht so reizend seyn, als die Ehre ist, die ihm zu Theile wird. Sehen sie, eben dieses süsse Gefühl des Ruhms ist es, welches mir Muth zuspricht, mich über mich selbst zu erhöhen, daß ich für gewiß halte, daß man mir selben, wenn ich auch gegen¬ wärtigen Gegenstand nicht nach Genüge erörtern sollte, wenigstens des gewagten Versuches wegen nicht gänzlich absprechen werde. Und damit ich meine Abhandlung, so viel es meine schwa¬ che Einsicht zuläßt, ordentlich verfasse, so werde ich die aufgestell¬ ten Fragen nach den darinnen enthaltenen Hauptpunkten auf fol¬ gende Weise beantworten: ich werde i. den Kohl-Lewat, und die Verschiedenheiten desselben nach ihren Kennzeichen schildern: zu¬ gleich ( O ) d k75 gleich auch Meuten, was für ein Erdreich demselben am fürträg- Lichsten sey. Zweytens. Werde ich die Beschreibung des Baues des Kohl-Lewats von dem Säen an bis zur Einsammlung des Sa¬ mens, aus welchen man das Oel presset, fortsetzen; nebst dem die beste Weise und Art, die in den Landen üblich ist, wo der Kohl- Lewat mit größten Vortheile gepfleget wird, erwähnen. Drittens. Werde ich mich nicht lange bey der Auspres¬ sung des Oels aufhalten, als welches schon'genug bekannt ist, an dessen Statt werde ich aber die Weise, welche nach den gründlichsten Sätzen der Naturkunde das Erfahrniß selbst bewährt, aufklären, wie man das Oel von jenem unangenehmen Gefchmacke also be¬ stehen könne, daß cs ohne allen Eckel zu den Speisen, und übri¬ gen Gebrauche könne angewandt werden. Viertens. Werde ich endlich nicht nur den Nutzen anfüh¬ ren, den man von dem Kohl -Lewat in Ansehung des Oels erhält, sondern ich werde auch zeigen, wie man alle übrige Theile dieser Pflanze theils zur Nahrung der Thiere zu gewissen Zeiten des ' Jahrs, theils auch statt einer Dünge die durch vorgegangene Nu¬ tzungen entkräfteten Felder wieder zu erfrischen, oder zu einer rei¬ chern Erndte zuzubereiten, nutzen könne. Ohne mehrere Worte zu verliehren mache ich gleich den Anfang die angeführten Sätze der Ordnung nach zu erörtern. 5 I. !7S ( c> ) §. I. . Von dem Rohl-Lewat, den allgemeinen Rennzeichen dee Gattungen, und den besondcrn Rennzeichen dee Abänderungen. verschiedenen Gattungen des Kohls, der Rüben, der Steck- rüden (Rübsameu) des Meer Senfs, und des Rettichs, Pflanzen einer Llasse mit Kreutzförmigen, vierblätterichten Llüthen derer Staubwege sich in zweyfacherichte Schotten verwandeln, sind nebft andern Vortheilen auch des Oels wegen, welches man aus dem Samen erhält, in großer Achtung; Dcrohalben werden sie alle vom Teofrasius unter die Oelpflanzen gerechnet (c) Bon den Gattungen, welche das meiste Del liefern, gehö¬ ret eine unter das Geschlecht des Kohls, und die andere unter die Steckrüben. Das Bunion der Griechen, oder die Nsxus 8^1- veüris (6) (Naßsteckrüben) der Lateiner ist eine Gattung der Steckrüben; Der Waldkohl, oder Steckrüben, Kohl, oder Kohl- Lewat (e) gehöret unter das Geschlecht des Kohls. Der Bau ist von beyden Gattungen einerley; die Steck¬ rübe (Rübsamen) bringtmehr Vortheil in Bettes desOels (k) al- (c) Geschichte der Pflanzen. r.Buch. (ä) Die Franzosen nennen sie Nsveete; die Engländer ^ve»n, und Kohl» saat; die Deutschen Rübsaamen, Winterrübchen, und die Jtaliäner in einigen Landschaften der Lomdardie, (c) Die Franzosen nennen es cdoux isve», groß l>lsvee, oder die Holländer, und Flammander Koolsaat; die Engcländer Äoolseet, und LabaM, und die Deutschen Kohllewat. (f) ok 1'domss Ušle. D. A. x. ingleichen I.e geutiUiow« rviüvLtöur u. ISS. Pariser Ausgad in IL. l?6z. ( o ) 177 allein ich schränke meine Abhandlung den aufgesetzten Fragen ge¬ mäß nur auf den Kohl - Lewat ein. Die allgemeinen Kennzeichen/ durch welche sich diese Gat¬ tung von allen übrigen unterscheidet/sind: sie hat eine dichte Wur¬ zel in Gestalt einer Möhre, mit rings herum laufenden Fasern, aus der Mitte der Blätter, die aus der Wurzel hervorkeimen er¬ hebet sich ein Stamm zu einer Höhe von etlich Schuhen, dieLur- Zelblatter sind gestielet, lang, breit, gekräuselt, und tief eingegra- ben (eingeschnitten:) der Stamm theilet sich, nachdem er eine gewisse Höhe erreichet, in dreh, oder vier Neste, und diese in Ne- benästc, an derer Stengel, kleine, schmale, getupfte Blätter wech¬ selweise sitzen: alle diese Nestchen find oben auf mit Bk'tthen gekrö- net; derer Geruch durchdringend, der Saft milchicht, und alka¬ lisch ist; jedes dieser Blüthenkrönchen bestehet aus vier eyförmi- gen Blätterchcn, die ein eben vierblätterichter Kelch umgiebt, aus der Mitte einzelner Blumen erheben sich sechs Staubfäden, an de¬ rer Spitze kleine, und getupfte Staubbeutel sitzen, zwischen diesen Staubfäden befind sich das Lefruchtungsgefaß, oder der Staub- weg, der in der Höhe mit einem Griffel von mehrern Oeffnungen versehen ist, um durch selbe das befruchtende Staubmchl zu em¬ pfangen, welches aus den Staubbeuteln, da sie sich auffchliessen, hervorschießt. Nachdem die Blüthen und Kelchblätter abgefal¬ len, verwandeln sich die Staubwege in lange zweyfächrichte Schot¬ ten, derer Fächer ein zwerchhautchen voneinander scheidet: in die¬ sen liegen viel kastanienbraune, runde glanzende Samen. Die- Z 178 d ( o ) Diese sind die wesentlichen Kennzeichen dieser Gattung: was die Abänderungen anbelangt, so unterscheidet sich eine durch weiße Blüthen, und ist jene, deren Plinius (§) unter dem Na¬ me des weissen Senfs (Iskana) erwähnet, eine andere hat ei¬ nen gestreiften röthlichten Stamm, und gelbe Blumen: eine drit¬ te, welche der Waldkohl ist, und die man auch Meerkohl (cram- de) nennet, trägt auch gelbe Blumen, doch unterscheidet sie sich an dem Stamme, der glatt, rund, und sechs bis sieben Schuh hoch ist. Alle diese Abänderungen bauet man in Holland (K) und in den Niederlanden an. Die erste kömmt mit dem weißen, die zweyte mit dem warmen, die dritte mit dem kalten Kohlsaat überein. Die letztere ist von größten Nutzen; nichts destoweni- ger wähle man eine oder die andere, so wird sich doch die Menge, und Güte des Samens meistens nach der Beschaffenheit des Erd¬ reichs, des guten Laues, der Witterung, und nach andern Zufäl¬ len, denen die Pflanzen ausgesetzt sind, verhalten. ' §. n. Von dem Erdreiche, welches dem Roh!-Lewst am für- Lräglichsten ist. <7Xer Marquis von Turbilly, der eine Denkschrift vom Baue des Kohl-Lewats nach der Art der Flammander, und Hol¬ lander (!) durch öffentlichen Druck bekannt gemacht, schreibt, daß (ß) Inter L^IveKres UrsMcrr, L Dsxisns eil. Mio. NM. DM. 20. ' (iF Dieses kann man aus einer Denkschrift des Herrn ^lsr^uis von 'n. b>ir^, die schon den Schriften der Oekonomischcn Gesellschaft in Bern einverleidr worden, ersehen. (I) Man sehe den schon angeführten Band der Schriften der Gesellschaft von Vern. ( o ) 179 daß man eine gute Aerndte dieser Pflanze an trockenen und krei¬ denartigen Orten, welche durch das Gassenkehricht gedünget wor¬ den, gesammlet habe; er setzet noch Hinzu, daß selbe durch öfteres Düngen und tiefes Pflügen aller Orten gut fortkommen. Ob- wohlen nun diese Anmerkung auch jenen, die kein besseres Erdreich haben, Muth machen kann, dieses Gewächs anzubauen, so ist cs doch eine ausgemachte, und durch genügsame Erfahrniß bewahrte Sache, daß die Güte und Menge des Samens allzeit mit der Gü¬ te des Erdreichs in nächstem Verhaltniße zu stehen komme. Eine mild-und mürbe Erde, die Erde der Thaler hat sich diese Pflan¬ ze als zum eigentlichen Aufenthalt gewahlet; das beste Erdreich ist jenes der Moraste und Sümpfe, wenn sic einmal ausgetrocknct worden, und insgemein kommen alle jene Orte dem Kohl - Lewat die eine Ueberschwcmmung, sie mag entweder von Ausweitung der Flüsse, oder des Meers verursachet werden, aus¬ gesetzt sind; denn da der Kohl - Lewat häufiges Saftes für seine Nahrung nöthig hat; so ist cs eben so unumgänglich, ein gutes, oder wenigst' mehr, als mittelmäßiges Erdreich zu wählen, als die Sorgfalt in der Wahl des Samens unentbehrlich ist. §. HI. Von der Behutsamkeit in der Wahl des Samens. A^cr Same des Kohl-Lewats ist von einer weichen flcischich- ten Substanz mit einem feinen Häutchen bewahret; es kann sich derohalben gar bald ereignen, daß selber von der Feuchtigkeit verdorben werde, und denn verändert sich sein tief kästenbraune Färb allmählich in das schwarze; er verwehrt den natürlichen Z 2 Glanz ( o ) Glanz, und wird mit einem durchdringenden Gestanke behaftet, den er bey all angewendeter Sorgfalt, selben zu trocknen behält. Man verwirft derohalben dergleichen Samen und ersetzt dessen Stelle mit einem, der folgende Kennzeichen hat: Es soll der Same von einer lichten Farbe, und schwer seyn, wenn man ihn mit dem Nagel auf einer Tafel von hartem Holze zerkmtschct, muß er häuffg Oel geben. Nebst dem darf man keinen alten Samen zur Aussaat gebrauchen; denn allzeit lauft man Gefahr entweder gar nichts, oder wenigstens keine so häufige Aerndte, als wenn man sich frischen Samens bedienet hätte, zu überkommen. Zwei) Jahr nacheinander kann man den Samen vom näm¬ lichen Acker aussäen, das dritte Jahr hingegen ist es rathsam, ent¬ weder umzuwechslen, oder sich einen Samen, der in einem andern Erdreiche ist gesammelt worden, einzuschaffen, gleichwie man beym Getreide zu Lhun pflegt, aus Ursache weil der Same sehr leicht ausartet. Hat nun der Same die angeführten Kennzeichen, so verwahretman selben bis zur Aussaat in einer trockenen Scheun e, die der Wind durchwehen kann. §. IV- Von zwoen Bauarten des Rohl-Lewats, derer eine in Holland, die andere in der Lombardei üblich ist. Machdem man nun also die Wahl des Samens, und des Erd- reichs getroffen, kann man mit gesicherter Hoffnung aller Vortheile an das Werk selbst Hand anlegen. Da indessen des Kohl-Lewats auf zwo Weise gepfleget wird, so ist es vonnöthen sich ( o ) 181 sich zu einer, oder zur andern zu entschliessen; nach einer derer- selben werden die Pflanzen in dem nämlichen Erdreiche, in wel¬ ches sie gesäet worden, bis zur Reife des Samens bearbeitet; und diese werde ich durch den Namen der in der Lombardey üblichen unterscheiden; nach der zweyten müssen die noch kleinen Kohl-Le- wats Pflanzen in ein anderes Erdreich übersetzt werden, gleichwie es bcy den Holländern, Flammändern, und in einigen Orten von Frankreich gewöhnlich ist. Ich werde bcyde Bauarten beschreiben, um zu zeigen, wel¬ che aus selben mehreres Vortheils wegen den Vorzug verdiene, da beyde für sich gut sind; ich werde also von der Beschreibung der bey den Holländern üblichen Weise den Anfang machen, und dieses nach der Vorschrift des Marquis von Turbilly, der selbe haarklein auseinander gesetzet hat. §. v. Die bey den Holländern, und Flammändern übliche Wei¬ se den Rohl-Lewat anzubauen. §^>an pflügt die Erde zweymal vor dem Winter; cs liegt nichts daran, was man vorhero für eine Frucht davon eingearn- dtet habe. In Mayen des folgenden Jahrs laßt man den Pflug tief gehen, egget das Erddreich zwey, bis dreymal, und bewalzet dasselbe die Klose zu zermalmen. Gegen den 18. oder24. Heu¬ monat wird die Arbeit mit dem Pfluge, der Haue, und der Walze widerholet, bis die Erde in die kleinsten Theilchen fast dem Aschen gleich aufgelöst wird, hierauf wird der Same, doch nur drey Fin¬ ger voll auf einmal ausgesäet, mit der Egge ganz locker überdeckt, und .182 tzsF ( v ) und der Acker bewalzt, der sechszehende Theil eines Metzen Sa¬ mens (k) ist hinlänglich für z. Morgen, (1) und drey ange- säete Morgen geben genug Pflanzen, um zwölf Morgen zu be¬ pflanzen. Diese Umpflanzung kann man vornehmen, was immer vorhin für eine Frucht auf dem Acker gestanden. Das Erdreich, welches für den Kohl-Lewat bestimmt ist, muß alsogleich, nachdem die darauf gestandene Frucht eingesam¬ melt worden, umgeworfen werden; zehen, oder fünfzehen Tage darnach wird dasselbe ein - oder zweymal geegget, und zu Ende des Herbstmonats pflügt man es sehr tief, doch also, daß von zehen zu zehen Furchen allzeit eine'offen bleibe. Ist das Feld nicht eben, richtet man die Gewände mit dem Pfluge nach der Lage des Drts (pflüget man in verschiedenen Richtungen) also, daß die offenen Furchen daß Wasser an den Drt ableiten können, wo es den Schlamm, den es mit sich führt, ablegen kann, ohne Erdrisse zu verursachen. Der Kohl-Lewat wird in den ersten Tagen des Wemmo- uats versetzet, man wählet dazu die schönsten Pflanzen vom Säe- acker, man trägt sie in hinlänglicher Menge in Bündlein auf das Feld, wo sie umgepflanzt werden sollen. Die übrigen Pflanzen überläßt man dem Viehe zum Futter; man laßt sie auch nicht rei¬ ft (K) Es gilt fast 6 Pfunden Saamcns gleich. (1) Ein Hrpents, oder von Paris enthalt 100. Klafftet ins gevierte - eine solche Klassier betragt»- königliche Schuhe, mithin der ganze Raum <»8400. Quadrat Schuhe. LUriülani. von den Maßen Lrelcia, 1760. LI. 79. ü. H4. OB ( o ) I8Z ft werden ; es fey dann, um durch ihre Verfaulung die Aecker für eine andere Aussaat zu düngen. Man verseht den Kohl-Lewat in geraden Reihen, und überzwerch, die Reihen einen Schuh weit, und die Pffanzen jeder Reihe gegen 6. Zoll voneinander. Zu diesem Ende rücken die Ar¬ beiter in einer gleich weiten Entfernung gerade, oder nach der La¬ ge des Orts auf eine andere Weise fort, und bohren mit dem Pflanz- stocke (es ist selber ein Werkzeuge von einer Schaufel nur durch die zwey Endzacken unterschieden) geräumige Löcher in die Erde: In diese stossen Mädchen, und Knaben, die den Arbeitsleuten auf dem Fusse nachfolge-n, einzelne Pflanzen, und drücken die Erde, da sie die Füsse schliessen, ganz locker gegen dieselbe. Es können die¬ se zwo Arbeiten, die Zeit zu ersparen, von den nämlichen Perso¬ nen, da sie zugleich mit Füssen und Händen arbeiten, ganz leicht verrichtet werden. Wenn mm der Kohl-Lewat auf solche Weise überall ver¬ setzet ist; so muß man, es sey dann, daß die Erde vor dem Umgraben gedünget worden, selbe mit gepulverten Taubenkoch bestreuen. Es ist diese Dünge für das Wachschum des Kohl-Lcwats am für- träglichstcn. Eine Fuhr (ein Fuder) von selben erklccket für zween Morgen. Nach diesem wirft man mit der Schaufel die Erde der offenen Furchen beydcrseits zwischen die Reihen der Pflan¬ zen;'nach dem Winter wird diese Arbeit wiederholet, doch mit der Vorsicht, daß man die Schaufel nach der ganzen Höhe des Eisens in die Erde stoßt. Dergleichen Arbeit giebt dem Kohl-Lewat neue Kraft, erstickt das Unkraut, erhält die Erdelocker, und gleich¬ sam 184 ( o ) sam im Ruhestände, und die Kohl-Lewats Pflanzen kommen als- denn weit flacher zu stehen; wenn nun selbe etwas in die Höhe geschossen, werden die offenen Furchen überdecket; daß also ein sol¬ ches Pflanzenftld einem dichten Anwüchse eines jungen Waldes gleich sieht. Diese ist die Bauart der Holländer, und Flammän- der; die Samen werden zu Anfang des Heumonats gesammlet. §. VI. Von dem in depLombardey üblichen Rohl-Lewats Baue, ^cht fodert die Ordnung den in der Lombardey üblichen Kohl- Lewatsbau zu beschreiben, den ich also nenne, nicht nur allein um diesen von den itzt angeführten zu unterscheiden, sondern auch, weil ein vortreflicher Landwirth, mit dem ich Briefwechsel unter¬ halte, sich desselben mit grossem Vortheile schon viele Jahre hin¬ durch auf seinen Feldern, die eben in einer Provinz der Lombar¬ dey liegen, bedienet. Nachdem das dazu gewählte Erdreich der ganzen übrigen Aerndte entlediget worden, muß man selbes alsogleich mit der Haue und Schaufel umarbeitcn, und dann düngen, mehr, oder weniger, wie es die Umstände der Aecker heischen; der in den Gräben durch die Fäulung zubereitete Schlamm, ist die beste Dünge: denn mit¬ telst dieser, wenn sie von den kleinsten Erdtheilchen ist eingesogen worden, werden jene Salze, und Oele am leichtesten aufgelöset, die mit dem Regen, Schnee, und Frühlingseise vermischet, die ei¬ gentliche Nahrung der Pflanzen ausmachen. - Wenn das Erdreich gehöriger massen gedünget ist, ackert, und egget man selbes das erstemal gegen Mitte des Heumonats; diese ( v ) d l8Z diese Arbeit wird in den ersten Tagen des Augustus, und zu En¬ de desselben wiederholet: dann wird es noch einmal geeggct, und letztlich die Erde in kleinste Theilchen aufzulösen bewalzet. In dieser letzten Arbeit machet man breite Püffing, (Lethe) die von einander einen ziemlichen Raum abstehen, und abhängig seyn sollen. Der Same muß gleichförmig, und nicht zu dicht geworfen werden. Das Erdreich muß zu diesem etwas feucht seyn, sonst müßte man zuwarten, bis ein Regen einfiel, oder wenigstens im Anzuge wäre; denn der Same des Kohl-Lewats entwickelt sich in einer trockenen Erde, allzu langsam. Gegen 5.-Pfunde Sa¬ mens sind hinlänglich ein Feld von mittelmäßiger Grösse zu besäen. Die Ansat wird alsogleich mit einem hölzernen Rechen überfahren. Wenige Tage nach der Ansat keimen die Pflanzen hervor, und sie wachsen allmählich so gewaltig, daß sie binnen einem Mo¬ nate, daß ist bis zu Anfang des Weinmonats einen Schuh hoch aufschicssen. Damahlen ist es höchste Zeit die Pflanzen zu Verdün¬ nern, damit sie nicht etwann einander den Nahrungssaft rauben, dessen sie einzeln, sehr vonnöthen haben, da der Kohl-Lewat eine aus den gefräßigsten Pflanzen ist. - Zu diesem Ende dinget man eine hinlängliche Menge Ar¬ beiter für seine Pflanzungen: es müssen alle Theils mit Jäten, theils mit Hauen versehen seyn, und zu gleicher Zeit, da sie die allzu nahen Pflanzen ausjättcn, auch das Unkraut ausreuten, und die Erde auflockern. Dieses macht selbe viel tauglicher den güti¬ gen Einfluß des Himmels in sich zu saugen. Aa Leson- 186 ( o ) Besonders, wenn man diese Arbeit also einrichtet, daß die zurückgelasscnen Pflanzen zu einer geraden Linie sieben, oder acht Zolle voneinander zu stehen kommen, und alle änderten Reihen all-, öcit von der Mitte des zwischen zwoen Pflanzen befindlichen Rau¬ mes ihren Anfang nehmen. Die ausgereuteten Pflanzen, wenn man selbe nicht einzraben will, damit sie durch ihre Faulung die Erde düngen, werden zu- sammengesammlet, und äusser dem Felde den Schafen und Kühen vorgeworfen. Wenn nun die Felder auf solche Weise verdünnert worden, so kann man sich, wenn anderst der Himmel kein Unglück verhängt, richtige Rechnung auf eine überflüßige Aerndte machen. Der er¬ ste Frühlingsregsn giebt dem Kohl-Lewat ein neues Aussehen, und er grünet, wenn sein Wachsthum durch nichts ist gehcmmet wor¬ den, im Jenner, oder Hornung ganz frisch auf, bis er endlich in dem Mayen alle seine Schatze dem Landmanne aufthut, (m) Wenn der (m) In dem französischen Werke (De Qsntilliome cultivateur) im 12 Ban, de macht der Sammler desselben die Anmerkung, daß die in den kalten Monaten gewaltig hervvrkeimendcn Blatter nicht nur allein zur Menge und Güte des Saamens nichts beyrragcn, sondern selbe noch dazu sehr hindern, indem sie jene Besiandtheile allzu gefräßig in sich saugen, die zum Wachsthume der Stamme, Neste und Entwicklung der Blüchen hätten dienen sollen, er befindet es also für rathsam, sich dieser Blätter mit Vortheile statt des Futters zu gebrauchen; besonders da zu selber Iahrszeit gemeintglich daran ein Mangel ist. Man läßt also nach sei» neu Rathe, ohne darum einen Abgang in derAerndte zu befürchten, auf die Kohllewatsfelder das Wollenvietz, damit selbes die Blätter ab- fteffe. Damit man aber nicht Gefahr lauffe, daß die Widder und Schaft von den Blattern, als weiche sehr saftig find, angeblasen wer» den. d ( o ) d 187 der Kohl-LewaL zu blühen anfängt, welches in einem gemäßigten Landesstriche in der Mitte des Märzench und in einem rauhern ge¬ gen Ende desselben zu geschehen pflegt, muß man wieder mittelst der Jäte, und Haue die Erde gegen die Stengel, einzelner Pflanzen aufwerfen, und das Unkraut, welches etwann hervorgeschosftu, in die Erde stossen. Und diese Arbeit beschliesset diese fürwahr bescheidene, und leichte Tauart, die ich beschrieben. Denn nun höret der Stam¬ me auf in die Höhe zu wachsen, die Pflanzen werden belebet, die Aeste, die aus selben hervorgebrochen, vermehren sich sehr, und wer¬ den immerfort mit mehreren Augen versehen: aus dieser entwickle« sich allmählig die Blüthcn; die kleinen Schotten, in welche sich das Vefruchtungögefaß verwandlet, werden immer völler, also daß die Samen, wenn die Aussat zu gehöriger Zeit geschehen ist, in warmen Gegenden im Mayen, oder spätest im Lrachmonate, in mehr nördlichen aber mit Anfänge des Heumvnats zur Reife gelangen. Aa 2 §. VII. den, und Platzen, so kraucht man diese Vorsicht: Man treibt selbe das erstemal erst gegen Mittag ans die Felder, und eine halbe Stunde, oder in mehr mittäglichen Orten auch zwo Stunden vor Untergang der Sonne wieder nach Hause; das zwcytrmal läßt man sie ein wenig ehe hinein, und etwas später heraus; und also verfährt man den drit* tcn, vierten, fünften, und sechvsten Tag; den siebenten, und achten sotten sie gleich nach Aufgang der Sonne auf die Felder, was immer Hall dawider einwendet, vor Untergang der Sonne in ihre Stallungen ge» trieben werden. Auf solche Weise, fährt dieser Sammler fort, beugt man allen üblen Folgen vor, wenn man die Blätter statt des Futters gebrauchet. r§8 ( o ) d §. VII. Anmerkungen vbee -Le zwo Bauarten, die zeigen werden, daß die in der Lombardey übliche vor der hollän¬ dischen den Vorzug verdiene. A>enn es ein in der Ackerswissenschaft angenommener Satz G daß der Ackersmann in allen seinen Arbeiten darauf sehen muß, aus der Erde alle nur mögliche Vortheile zu ziehen, ohne dabey unnöthigeMühc, Unkosten und Zeit zu verschwenden, so wird sich ja selber auch auf-den Bau des Kohl-Lewats ausdehnen las¬ sen, dessen vornehmster Gegenstand die Menge und Güte des Sa¬ mens ist, aus welchen das -Oel gepreßt wird. Im vorgehenden Abschnitte habe ich ihnen die zwo Bau¬ arten, die eine der Hollander, und Flammander, die andere eines wohlerfahrnen Landmannes aus der Lombardey geschildert. Die erstem bedienen sich eines anderen Erdreiches für die Ansat, eines andern zur Umpflanzung; sie müssen i z. Felder bearbeiten, wenn sie die Aerndte von 12. einsammeln wollen: denn z. sind für die Ansat, zwölf andere damit zu versetzen, nach ihren Sätzen erforder¬ lich; der andere hingegen pflegt des Kohl-Lewats auf dem Sat- felde selbst, er ersparet also bey jeder Aerndte von zwölf Feldern drey Felder, wenn doch selbe bey ihm eben so reichlich, als bey den Hollandern ausfallt. Und ebendieses ist es,was man untersuchen muß. Die einzige Absicht, aus welcher die noch kleinen Kohl- Lewats Pflanzen aus dem Satfelde, in welchem sie aneinander ge- dranget stehen, in ein anderes wohl zubereitetes Erdreich in einer Ent- ( v ) L89 Entfernung voneinander versetzt werden, ist, daß selbe einzeln ge¬ nügsamen Nahrungssaft haben, daß sie desto häufigere Blüthen tra¬ gen, und die Schotten guten Samen in Ueberflusse dargeben. Wenn es deme also ist, so kann ich betheuren, daß man das nämliche Absehen durch die Weise der Verdünnerung der Pflanzen in dem Satfelde selbst erlangen könne, wenn noch dazu eine dop¬ pelte Jätung, eine zur Zeit der Verdünnerung, die andere zur Blü- thezeit erwähnter massen vorgenommcn wird; dieses Jäten kömmt nicht nur allein der ermüdenden, und vielfältigen Arbeit der Hol¬ länder, in seiner Wirkung gleich, sondern es hat noch ungemein mehrere Vortheile bevor. Dieses bestätigen wiederholte genau bestimmte Versuche, welche der schon oft angeführte vortrefliche Landwirth mit beydcn Arten gemacht. Er überkömmt nämlich, wenn er die Felder auf seine Act bearbeitet, fast um den dritten Theil mehr, als er erhält, wenn er sich der holländischen Bauart bedienet, und dieses noch da¬ zu mit geringeren Unköstcn. Diesen Versuchen stimmet auch bey Herr Peter Arduin öffentlicher Lehrer der Ackerbauwissenschaft an der hohen Schule zu Padua in dem ersten Bande seiner Denk¬ schriften, die in obbemeldter Stadtschon 1766. die Presse verlas¬ sen, allwo er von dem Vortheile des Baues der wilden Steckrübe (n) handelt, den man erhalt, wenn selbe auf dem Satfelde selbst bearbeitet wird- Aa z Und (n) Ich habe schon im ersten Abschnitte angemerket, baß die wilde Steckrübe, oder die Navizzone der Lombardcr gleiches Geschlechts mit dem Kohl, Lewar sey, und auf gleiche Art gebauet werde. 19» ( o ) d Und fürwahr kann wohl etwas verwickeltem seyn, als die¬ se Überpflanzung ist, die so viele Arbeiten, solche Genauigkeit in den gerade fortlaufenden Reihen, so vielfältige Uebertragung der Erde nach Holländischer Tauart fordert: da noch dazu ein grös¬ seres Stück Landes mit Zuwachs der Mühe, und Verlust der Zeit mit beträchtlichen Unkosten, die sich nach der Rechnung des Mar¬ quis von Turbilly bcy einem jeden Felde auf 12. französische Li¬ vres belaufen, bearbeitet wird. Wenn man decohalben nicht nur die nämlichen, sondern auch größere Vortheile durch die mehr einfache, geschwindere, min¬ der kostbare Bauart der Lombardei) erhalt, so folget ja ganz klar, daß man derselben den Vorzug vor allen andern zusprechen muß. §. vur. Von der Sorgfalt, die man bey Leyden itzt beschriebenen Bauarten bis zur Aerndtezeit anwenden soll, und von den Zufällen, denen der Rohl-Lewat ausge¬ setzt ist. /zrebrauche man sich nun was immer für einer Weise, so ist es doch allzeit nothwendig, daß man des Kohl-Lewats bis zur Aerndte sorgfältig pflege. Ein achtsamer Ackersmann entzieht sein machbares Aug niemalen seinem Pflanzenfelde; wenn er die Reihen auf und ab¬ gehet, wird er allzeit mit einer Jäte die unnützen Gewächse ausreu¬ ten, und die gefaulten, oder fast schon welkenden Blätter, ingleichen die von Würmern angefressen sind, mit eigener Hand abreissen. Ein ( o ) I9l Ein solcher Ackersmann wird sich in verschiedenen Zufäl¬ len, denen der Kohl-Lewat ausgesetzt ist, schadlos halten, von die¬ sen werde ich nun etwas in Kürze melden. * Kaum als die Pflanzen etwas in die Höhe schiessen, und Wurzeln fassen, fressen die Hasen und Kaninchen die Häuptel weg; derohalben ist es erforderlich selbe wenn es möglich ganz zu ver¬ treiben, oder wenigstens ihre Nester zu zerstöhren; oder aber an selchen Orten, in welchen es ein allzugrosse Menge solcher Thiere gäbe, den Kohl-Lewat nicht zu bauen. In einigen Jahren verzehren die Erdflöhe die BlüthendeS Kohl-Lewats, als sie sich kaum etwas entwickeln, besonders wenn dis Felder nahe bey Waldern, oder dichten Gebüschen liegen, fällt ein Regen zu rechter Zeit ein, so gehen die Insekten zu Grunde, und die spätem Blüchen liefern noch genug Samenschotten, sonst ist dieselbe Aerndte verlohren, und es übrigt nichts, als die Pflan¬ zen dem Viehe Preis zu geben, und das Erdreich für eine frische Sat umzupflügen, stehen diese Pflanzcnfelder nicht nahe'an den Waldungen, hat man sich dergleichen Ungemachs nicht sonders zu besorgen. LaderKohl-Lewat allmählig reif wird, muß man auf die Felder Wachen ausstellen, besonders wenn mehrere Taubenko¬ bel in der Nahe sind, denn nebst dem, daß sie, da die Schotten zei¬ tigen den größten Theil verderben, bekömmt auch ihr Fleisch einen eckelhaften Geschmack, und sic werden, obwohl sie darauf erpicht sind, von übermäßigen Frässe gleichsam aussätzig; es gefallt dieser Same auch anderen Vögeln. Uber 192 ( o ) Uber alles dieses wird diese Pflanze noch dann und warm von Mehlthaue überfallen, besonders in den Thalern, die allzuviel gedünget, oder den Nebeln allzusehr ausgesetzt sind; welches die Aufmerksamkeit eines Ackermannes rege machen muß, ftlcheözu verhüten. §. IX. Von der Aern-te des Rohl-Lewats. f^ch habe es schon oben gemeldet, daß man den Kohl-Lewat in gemäßigten Landstrichen gegen Ende des Mayens, oder An¬ fang des Brachmonats, und in den rauhern gleich in den ersten Ta¬ gen des Heumonats einärndten könne; nun so kömmt auf die gu¬ te Wahl der Zeit sehr vieles an, ist man zu voreilig, und sammlet den Kohl-Lewat, da die Schotten noch grünlicht, und die darin¬ nen enthaltenen Samen noch weiß sind, erlanget mm gewiß sehr wenig Del; zaudert man hingegen zu lange, bis die Schotten ganz getrocknet sind, lauft man Gefahr vielen Samen bey Abschneidung der Pflanzen zu verliehren. Die rechte Aerndtezeit bestimmen die Schotten, wenn sie nach Abfüllung der Llüthen allmählich aufschwellen, und gelb wer¬ den, doch muß man nicht zuwarten, bis die Schotten der äussersten Aeste gelb werden, und austrockncn, denn also würde der Same der untern, da sie aufspringen, verlohren gehen. DerKohl-Lewat wird bey der Aerndtenicht ausgeraufet, sondern abgeschnitten: es müssen darum die Schnitter mit wohl geschliffenen Sicheln versehen seyn, um selbe ganz sachte ohne sie zu schütteln, abzuschneiden; denn da der Stamm fäsericht, hart, und ( o ) I9Z und dicht ist, würden gewiß ohne diese Achtsamkeit viele, und be¬ sonders die zeitigen Samen verlohren gehen, aus eben dieser Ursa¬ che wickeln einige die Pflanzen ehe in Tücher ein, als sie selbe ab¬ schneiden. Nachdem man einen guten Tag zur Akrndte gcwählet, se¬ tzet man die Arbeit, wenn sich die Schotten nicht entkernen, immer fort, sonst arbeitet man nur in aller Frühe, und gegen Abend, denn damalen befeuchtet der Thau nebst den übrigen Theilen der Pflan¬ zen auch die Schotten,und verhütet auf solche Weise das Heraus¬ fallen des Samens. Wenn die Pflanzen von einem ganzen Felde nicht auf einmal reif werden, so muß die Acrndte Stückweise ge¬ schehen. - §. X. Von der Übertragung der Pflanzen auf die Tenne, selbe zu trocknen, zu dresthen, und zu entkernen, inglei- chen wie man den Samen behandeln foll. <^>er Marquis von Turbilly schreibt: (o) man binde den Kohl- Lewat in Büschel, und laste ihn auf den Beeten drey oder vier Tage liegen, darnach übertrage man selben auf kleinern Tü¬ chern hin, und her auf das Feld, allwo er in Haufen aufgethür- met bis in den Herbßmonat verbleibt; und denn schlage man auf dem Felde selbst gleichsam eine Tenne auf, dresche die Pflanzen, und letztlich schwinge man selbe mit dazu tauglichen Sieben. Es kann fürwahr keine schlechtere Weise ersonnen werden, als diese ist; denn nebstdem, daß eine große Menge Samens durch Bb LaS (o) In der schon angeführten Denkschrift LU. rsz. 194 ( v ) das wiederholte Übertragen ungeachtet aller Sorgfalt verlohrm, gehet, wird der Same selbst, der noch zurückbleibt, durch die Gah- rung verdorben, der der Kohl-Lewat, wenn er aufeinander gedrän¬ gte wird, unterworfen ist. Eben darum verwirft diese Weise Herr Thomas Hall mit allem Rechte, und das Erfahrniß bestät¬ iget sein Urtheil. Sehen sie nun die gehörige Weise: die abgeschnittemn Pflanzen werden von Hand zu Hand auf dichte leinene Tücher den Samen nicht zu verlieren gepackt, und von dazu sonders gedungenen Arbeitsleuten auf die Tenne eines Baurenhauses gebracht: alldor- ten breitet man sie in voneinander abstehende lockere Garben aus, in welcher Lage sie bis zur vollständigen Trocknung gelassen wer¬ den. Die aussern Schotten, die man, um den Samen der untern nicht zu verlieren, zur Zeitigung nicht hat kommen lassen, werden ebenfalls reif und trocken seyn. Alsdenn muß man nicht säumen, den Kohl-Lewat nach Art des Getreides zu dreschen; nach dieser Arbeit werden die Stämme, die dürren Blätter, und die leeren Fächer der Schotten abgesöndert, der Same wird mit dazu dien¬ lichen pergamenenen Sieben geschwungen, und auf das fleißigste gereiniget, dann in Speichern aufbehalten, öfters mit einer hölzer¬ nen Spate die Gährung zu verhüten, umgerührt, bis sich eine Ge¬ legenheit ereignet, den Samen entweder für sich zu verhandeln, oder aber Oel aus selben zu pressen. L. XI. ( v ) I9Z §. XI. Wie man das Erdreich, von welchem der Rohl-Lewat gesammlet worden, bearbetten soll. Me ich vom Dele rede, wird es nicht undienlich seyn, etwas von der Bearbeitung des Erdreichs, auf welchem der Kohl-Le¬ wst gestanden, zu erwehnen; man läßt also anfänglich eine Heer¬ de Widder in das Feld hinein, damit sie die übergebliebcnen Theile der Pflanzen abfressen, darauf wird die Erde mit der Schaufel umgeworfen, daß die Wurzeln oben auf zu stehen kommen; diese werden mittelst der Faulung statt einer Dünge dienen, daß man Getreid, oder eine andere Frucht, wenn die Erde vorhin gehörig bear beitet worden, darauf säen kann; es sey dann, daß man es für besser befinde das Feld Brach zu lassen; in welchem Falle es am fürträglichsten ist selbes mit Klee von verschiedener Art, oder mit einem andern Futterkraut zu besäen; der Kohl-Lewat hingegen soll nicht ehe, als wenigst nach vier Jahren wieder angebauet wer¬ den, sonst würde man das Erdreich entkräften. §. XII. VomRohl-Lewats Gele, und der Weise selbem deneckek- haften Geschmack, den es für sich hat zu vertreiben. HXas Del wird desto besser seyn, je größere Sorgfalt bey Er- Haltung, und Reinigung des Samens ist angewandt wor¬ den. Was das Oel pressen anbelangt, kann solches zu allen Zei¬ ten, und auf gleiche Weise unternommen werden, deren man sich bey Pressung anderer Oelc bedienet, die Preßmaschinen, die Stampf- mühlen, die Kelter, und dergleichen, als wie auch die dabey übli- Lb s chen 196 ( o ) chen Handgriffe sind ohnehin mehr bekannt, als daß sie durch mei¬ ne Beschreibung sollten aufgeklärt werden. Dieses allein melde ich, daß wenn der Kelterer allen erforderlichen Fleiß beym Oel prrssen anwendet, und wenn er solches bey kalter Witterung ohne Feuer verrichtet, das Del durch seine Klarheit auchhäckliche Per¬ sonen reizen wird, sich desselben zu bedienen, wenn man ihm vor¬ hin den bösen Geschmack benimmt. Wenn man nun der Ursache dieses eckelhaften Geschma¬ ckes nachspühret, so wird man finden, daß selber von den über- flüßigen alkalischen Grundmassen, die einen Bestandtheil dieser Pflanze ausmachen, herrühre. Es giebt dieses nicht nur der durch¬ dringende, wiederwärtige, scharfe Geruch, mit dem die Blüthen, der milchichtc Saft der Blätter, und der Same vor der Zeitigung behaftet sind, zu erkennen, sondern es lassen auch die mittelst des Feuers gemachten Auflösungen der Blätter, der Stamme, der Ncbenäste, und aller übrigen Theile der Pflanze keineswegs daran zweifeln. Diesen wiederwärtigen Geschmack zu benehmen, hat man verschiedene Mittel ersonnen, und in die Übung gebracht; das Be¬ ste aus den bisher üblichen ist: man laßt das Oel aufsieden, dann wirft man in selbes etliche Schnitten Vrod Birnen, Aepfel, eini¬ ge Zweige Rosmarin, oder andere gewürzhafte Kräuter. Die¬ jenigen die sich dieser Weise bedienen, versichern, daß das Oel durch dieses Mittel also gebessert werde, daß es statt der besten Butter für die Speisen dienen könne, (x) Alle (x) Sehe man dieses nach in den Schriften der Ökonomischen Gesellschaft von Vern- 1764. Th. 2. Pl, s». ( o ) d 197 Alle dergleichen Mittel verbessern zwar das Och und ma¬ chen dessen eckelhaften Geschmack minder fühlbar: allein sie beneh¬ men ihm selben nicht, weil sie den alkalischen Bestandtheil mit al¬ len seinen Kräften zurücklassen. Lie gegenseitige Wirksamkeit saurer Säfte und alkalischer Körper ist allen zu Genügen bekannt: sie ziehen^ sich einander wech¬ selweise an, vermischen sich, und verlieren ihre Natur beyderseitS, da aus selben ein Mittelsalz entstehet, welches weder die Kennzei¬ chen eines säuern, noch alkalischen Körpers hat. 'Ich werde hier jene überweisende Versuche der vornehm¬ sten Khymiker, eines Hofmanns, Boerhavens, Gellerts, und ande¬ rer nicht anführen, welche die gegenseitigen Kräften saurer Säfte, und alkalischer Körper, die sich bis zur Vermischung spühren las¬ sen, äusser allen Zweifel setzen. Es bestätiget selbe nebst diesen Versuchen, welche über einen in der Naturlehre so erheblichen Ge¬ genstand sind abgeführt worden, auch die Weise das Oel des Kohl- Lewats von dem wiederwärtigen Geschmacke, der von dem alkali¬ schen Grundtheile herkömmt, zu befreyen. Man nimmt ein verzinntes Kupfergeschirr, oder im Abgänge dessen ein eisernes, oder auch irdenes; dieses soll von bequemer Grösse, und mit Handhaben versehen seyn, daß man selbes auch, da es voll siedenden Oeles ist, von dem Feuer in eine andere Stel¬ lung bringen kann. Dieses wird bis auf 3 Zolle vom Rande mit Oele gefül¬ lt, auf einen Wind offen gefttzet, und so lange darauf gelassen, bis das Ocl zu sieden anfängt, alsdenn wird das Gefäß mit dem D b 3 sie- 198 ( o ) siedenden Oele in einen freyen, offenen Ort gebracht, und guter scharfer Eßig, den man schon in Bereitschaft haben muß, auf die Oberfläche des Oels zu widerholten mahlen gespritzt, doch mit der Vorsicht, daß jener, der dieses unternimmt, so weit es möglich, davon entfernet sey; da nun der Eßig die Oberfläche berührt, er¬ hebt sich von selber alsogleich ein bald überlaufender Schaum, die¬ sen nimmt man ohne Verzug mit einem Schaumlöffel ab; Und also ist das ganze grosse Werk schon zu Standen: das Oel ist mit feinem bösen Geschmacke nicht mehr behaftet. Zu dieser Erscheinung und Verwandlung trägt das auf¬ wallen des Oeles selbst viel bey: denn mittelst dessen werden die alkalischen Salze in die Höhe der Oberfläche zu getrieben: der saure Saft, der darauf gespritzet wird, beförderet, durch seine Käl¬ te die Aufwallung, welches der sich alsogleich erhebende Schaum genugsam beweist, bey der zähen Berührung dieses kalten Saftes erheben sich wechselweise die alkalischen Salze, sie kommen mit den Theilchen des sauren Körpers in jene Entfernungen, in welchen die gegenseitigen anziehenden Kräfte am stärksten sind, dahero sie sich vermischen, innerst in einander verbinden, und ein Mittelsalz gestalten, welches dem Oele die so gewünschte Aenderung mittheilt. Sehen sie also die Erörterung des wesentlichsten Theils der aufgestellten Fragen, das Erfahrniß wird einen jeden davon überzeugen können; denn die Ausübung ist sehr leicht, kann zu al¬ ler Zeit, an allen Orten, und bey allen Umständen vorgenvmmen werden. Zn ( o ) 199 Indem Herbsimonate des nächst verflossenen 1770 Jahrs verehrte mir der berühmte Herr Peter Arduin öffentlicher Leh¬ rer der Ackerbaueswissenschaft auf der hohen Schule zu Padua ei¬ ne Flasche wilder Steckrübenöls/ welches gleiches Geschmacks mit dem Kohl - Lewat Dele ist. Ich habe selbe seiner Excellenz dem Herrn Niklas Tron Rathsherrn zu Venedig zugestellt, auf daß er damit die Versuche in seinem eigenem Hause machen könnte; er Ließ dieses Del auf die schon angeführte Weise, die ich ihm eröff¬ net haby behandeln, mit solchem Fortgänge, daß, da er eben damal ein prächtiges Mahl gab, die mit diesem Dele zugerichtcten Speisen allgemeinen Beyfall erhielten. Ich könnte noch andere Versuche anführen, die ich um mich von allen Vorurtheilen der Eigenliebe zu versichern, in verschiede¬ nen Hausern abgeführt, ich könnte nicht weniger der Zeugnisse er- wehnen, die Personen, welche sich mit dem Kohl-Lewat Dele einzig beschafftigen, für diese Bearbeitung gegeben haben. Ich könnte endlich ganze Gemeinde der Drdensgeistlichen für mich spre¬ chen lassen, und ins besondere die der PP. Tapuciner von Brescia welche mir mittelst eines Briefs des Herrn Abts Pilati, Gcheim- schreibers der Akademie von Brescia Versicherungen gemacht, daß sie sich dieses Deles zur Zubereitung der Speisen bedienen, nach¬ dem sie selbes durch die Aufwallung und Bespritzung mit Eßig des herben Geschmacks entlediget haben, 5 xiii. 220 ( O ) §. XIII. Von der Aufbehaltung des Rohl-Lewats (veles. HAenn nun das Oel solcher Gestalten zubereitet worden, daß man es ohne Eckel auch für die Speisen gebrauchen kann, so wird man es ja auch einer Achtung in Aufbewahrung desselben würdig halten, es wird dieses Oel am besten in steinernen, oder irdenen, und glasirten Gefässen, die da mit wohl darauf passenden Deckeln versehen sind, in frischen trockenen Orten aufbehalten; auf solche Weise bleibt es beständig gut, ohne ranzicht zu werden, welches sich bey allem alten Oliven Oele eräuget. Das nicht al¬ so zubereitete Oel, welches für die Nahrung der Flamme in den Lampen, oder in verschiedenen Künsten, und Handarbeiten ver¬ braucht wird, kann man in Fässern, Bottichen, oder hölzernen Ku¬ fen in freyen Gewölbern aufbehalten. §. XIV. Von dem Nutzen, welchen man aus dem Rohl-Lewat Gele sowohl für seinem eigenen Gebrauche, als auch in der Handlung zieht. HX en grossen Nutzen, den man aus dem Baue des Kohl-LewatS mit dem Oele, sowohl in Ansehung des eigenen Gebrauchs, als auch der Handlung zieht, mehr einzusehen, ist es nur vonnö- then die ungemeine Sorgfalt zu erwägen, die von den Holländern, Flammandern, Engländern, Völkern, die gewiß auf ihre Vorchei- le am meisten bedacht sind, angewandt wird. Ich werde hier nur einen Beweis aus der schon so oft er-- wehnten Denkschrift des Marquis von Turbillp, an führen. Er schreibt (o ) ^4^ 2OI schreibt, daß aussen an den Thoren von I-ills einer französischen Stadt in Flandern, auf mehr als lOvStampsmühlen Kohl-Lewat Del gepresset werde: Ein Theil dieses Oels werde im Lande selbst verzehret, das überffüßige hingegen in die Prkardie, Lhampagne, und andere Landschaften in Frankreich verführet: daß die Abgaben, welche die Generalpachter einnehmen von dem Kohl - Lewat L)ele, welches allein in dem Amte einem Bezirke von 9. Meilen in der Lange, und etwas mehr in der Breite gemachtwird, nach Abzug der Unkosten 500000 Liv. abwerfen, da für ein Faß von beyläufig 250 Pfund Oel nur z Liv. bezahlt werden, aus welchem man leicht nicht nur die ungemeine Mengedes Kohl-Lc- wats, der in den Niederlanden gebauet wird, sondern auch die gros¬ sen Bortheile, die aus dem Baue desselben zufliessen, ermessen kann, da sich dessen jene Provinzen so eifrig annehmen, denen es an andern so guten und nützlichen Arten der Gewächse nicht gebricht. Und fürwahr man hat Ursache genug den Kohl - Lewat- bau vor andern zu wählen, sowohl was die Bortheile des Lands¬ fürsten, als auch der Eigenthümer, der Ackersleute,die denselben bearbeiten, und der Handelsleute anbetrift. Ich habe in einer Anmerkung, die ich beym 5 Abschnitte machte, gemeldet, daß ein Arpenta von Paris ein Stück Landes von 48400 königlichen Schuhen ins gevierte sey: nun so bemerket eben der Marquis von Turbilly, daß man von einem dergleichen Stück Landes 10 Metzen Samens überkomme; es beläuft sich al¬ so, da ein Metzen'(Pariser Maaß) in einem mittelmäßigen Jah¬ re 1 8 französische Liv. kostet, die Aerndte einer ^rxentn auf 180 Lc Liv» * Metzen ist hier und S. -es. fl'r einen ft-tiMchen LkxUer Mommes welche? s Wtenner Metzen, und beiläufig -Z- beträgt. 202 'd (o) d Liv. oder 72 Oesterreilhische Gulden: Eine fürwahr reiche Aern- dte, der man keine gleiche von einer andern Frucht an hie Seite sehen kann, man muß zwar davon die Unkosten für das Anbauen, und die Aussat abziehen, allein, da diese nicht mehr, als höchstens so Liv. betragen, so bleiben dennoch 160 Liv. oder 64 Gulden im Gewinn zurück. Ein Faß, welches bey 250 Pfund Oeles Markgewicht halt, dessen Preis sich auf 42 Liv. oder 16 Gulden beläuft, zufüllen, braucht man zween Metzen Samen, und etwas darüber: diese ko¬ sten Z6bis Z8 Liv. dahin kommen noch 2 Liv. für dem Kelterer, welches zusammen eben 40 Liv. oder 16 Gulden betragt; der Handelsmann gewinnt nichtsdestoweniger noch genug dabey; denn neben den 250 Pfund Oels erhalt er noch 114 Oelkuchenvon den ausgedrückten Samen, von denen ioo um 5 Liv. oder zween Gulden verkauft werden, denn da sie zur Nahrung des Viehs sehr dienlich sind, werden sie gar leicht, besonders an Orten, wo cs am Futter gebricht, verschlissen. Obwohl nun diese Äortheile nach der Berechnung des Marquis von Turbilly nicht klein sind, so sind, sie doch weit gerin¬ ger, als sie Herr Ernst ansetzt, wie man es in einem Auszuge von einer Denkschrift über den Kohlsat, die schon dem zweyten Theile der Schriften der ökonomischen Gesellschaft von Bern 1764 ein- verleibt worden, ersehen kann (*) Nach dessen Berechnung belauft sich (' Nach beS Herrn Ernst Berechnung belauft sich der Abtrag von einem schweizerischen rs-> Hlafter Stück auf so Reichsthaler, doch ist dieses nicht ( o ) 2SZ sich der Gewinn von einem schweizerischen ioo Klafter Stück ins gevierte, daß ist von 45000 Quadrat Schuhen auf 80 Reichs¬ thaler, welches mehr als doppelt von dem des Marquis von Tur- dilly austrägt, wie soll also eine so reichliche Acrndte nicht einem jeden Ackersmanne Muth zum Laue des Kohl-Lewats machen? wie wird selbem von dem Fleiße der Eigenthümer, und der Gunst der Fürsten ausgeholfen werden? ihre kaiserlichen Majestäten se¬ hen diese, und dergleichen Vortheile wohl ein, und würdigen, da sie auf das Wohl ihrer Untersassen einzig bedacht sind, auch diesen Theil der Haushaltung ihrer thätigsten Sorge, ja sie laden mit aufgestellten prächtigsten Preisen die Naturkündige, und Gelehrte ein, die Weise, wie man des Kohl-Lewats auf das teste pflegen soll, zu erörtern. 2 §. xv. nickt der Akttag vom Kohl - Lewat allein, denn nach seiner Vorschrift werden im Frühlinge, ehe die Pflanzen Stengel treiben, Möhren, oder Rüben, aufdie Kohl-Lewat Aecker geltet; diese werten in einem gu« ten Jahre 5» schweizerische Liv. ss) oder 20 Reichsthaler ab,-der Ab« trag des Kohl-Lewars al'o für sich beträgt nur 70 Reichsthaler; 70 Reichsthaler machen ioz fl. welches gewiß nicht doppelt mehr, als der von Turbilly angesetzte Abtrag von §4 Gulden ( wenn man nämlich 20 Liv- für die Unkosten rechnet) ist. Ich sehe es also nicht ein, wie Herr Griselin den Abtrag des'Herrn Ernst auf höher als das doppelte von dem des Marquis von Turbilly, wenn man den Abtrag des Kohl «Le« wats allein vergleichet, hat ansetzen können. (-») Ein schweizer Liv. betragt 12 Groschen; mithin um einen halben Thei! mehr, als eine französische von 8 Groschen. Übersetzer. 2V4 HF ( o ) HF §. XV: - Von andern Voptheilen des Baues des Bohl-Lewats die Landwipthschaft betrefend. H>ie Vortheile, die man aus dem T aue des Kohl-Lewats zieht, sind nicht nur allein die des Samens, Md des daraus ge¬ preßten Leis; der Stamm, die Matter, die Wurzel, mit einem Worte alle Theile der Pflanzen lassen sich sehr wohl nützen. Die Blätter des Kohl-Lewats dienen bey angehendem Lenze, da sie noch zart, und biegsam sind, zu einer guten Nahrung dem Meyer Gesinde in einem Gemüse, oder einer Suppe mir Speck, oder Butter, oder für sich allein mit Oele von der nämlichen Pflan¬ ze, Eßig, Salz und Pfeffer als ein Salat angemacht: Nach dem Zeugnisse des Plinius (gs) haben schon die alten Waldkohl gespeiset; es ist sogar der weisse Senf, eine Gattung des Kohls (UplanL ) durch die scherzhaften Liederder Soldaten des Lasar berühmt wor¬ den, durch die sie ihm vorgeworfen, daß sie aus Mangel besserer Belohnungen sich bey Dirrachium mit den Blattern desselben haben behelfen müssen. Wenn man nun den Kohl-Lewat zu dergleichen Gebrau¬ che nutzen will, soll man die Blätter nicht abschneiden, sondern mit der Hand abpflücken, denn also leidet die Pflanze keinen Schaden. Die Stamme und Aeste des Kohl-Lewats dienen getrock¬ net die Oefen zum Brodbacken zu Hetzen; die dürren Mater zur Streue für das Vieh in den Ställen, die auf dem Feld zurückge- lassene Wurzeln statt der Dünge. Ln (h) Naturgeschichte. Buch Abschnitt 45» ( o ) 205 In Engelland/ und andern Orten wird der Kohl-Lewat nicht selten, sowohl die Erde zu düngen, als auch zur Nahrung für das Dich angebauet, zu diesem Ziel und Ende muß die Erde schon für sich mürbe seyn, oder durch gehörige Arbeiten mürbe gemacht werden, 4 oder 5 Wochen nach der Aussat laßt Man das Vieh die jungen Keime der Pflanzen bis auf die Wurzeln abfressen, die Pflanzen fangen hernach an gewaltig zu wachsen, und sie schiessen geschwind auf, allein ein erfahrner Ackersmann hemmet ihren Wachsthum mit Pflückung der höchsten Häuptel, dann hören sie auf in die Höhe zu schiessen, die Saftröhrchen flocken, der Saft bleibt in den Blattern, welche auf solche Weife mürbe werden, und nicht nur allein den Wollenheerden, sondern auch dem Rindviehs zum besten Futter dienen; doch mit der Vorsicht, daß das Vieh selbe gemach, und sacht abfresse, und nicht in allzu grosser Mengt verschlinge; denn cs hat der Kohl-Lewat mit dem Klee diesesge¬ mein, daß selber, da er eben voll Saftes, und blähend ist, das Vieh plazen macht, welches man seine Lust daran büssen läßt; Wenn nun dieses Futter ausgegangen, wird die Erde mit der Haue, 0- der Schaufel umgeworfen, die Stämme, die Wurzeln mit der Er¬ de vermischet, welches dem entkräfteten Erdreiche seine treibende Kraft wiederum herzustellcn vieles beyträgt. Allein sowohl das Erdreich fruchtbar zu machen, als auch zur Nahrung, und Mästung des Viehes tauget nichts besser, als die Kuchen, die nach dem auskeltern Zurückbleiben; zu diesem En¬ de werden selbe zu Pulver zerrieben, und in warmen Wasser auf¬ gelöst, wenn sie nun mit Kleyen vermischt den Kühen vorgcwor- T c z fen 2v6 d ( o ) d fen werden, geben sie Milch im Ueöerssüsse; die Erde zu düngen, ist genug die Kuchen zu zermalmen, und gleich dem Vogelkoth auf die Felder zu streuen. Liese, und dergleichen Vortheile, deren ich in meiner Denk¬ schrift erwehnet, sollen fürwahr den Kohl-Lewat aller Achtung würdig, und den Fleiß aller Haushalter rege machen, den Bau des¬ selben in den Orten, wo er schon bekannt ist, zu aller Vollkommen¬ heit zu befördern, oder mit allem Muthe anzufangen, wo man sel¬ ben noch nicht kennt. Beschluß. <^ch habe vom Kohl-Lewat Taue die zwo bessern Weisen erör- tert, und den Leser sowohl mit Vernunftsätzen, als auch an¬ geführten Versuchen in den Stand gesetzt, von beyden das gehöri¬ ge Urthtil zu fallen, Ich habe hernach ein sehr leichtes und ein¬ faches Mittel vorgeschlagen das Oel des Kohl-Lewat seines ihm eigenen eckelhaften Geschmackes zu entledigen, ein gewiß thätiges Mittel, so es allen andern ungemein bevorthut, denn da die übri¬ gen das Del nur verbessern, hebet dieses die Grundursache dieses Geschmackes gänzlich. Ich habe neben der Erörterung dieser zween Punkte, die ich den ausgestellten Fragen gemäß zu behandeln mich bemühet ha¬ be, noch verschiedene andere nicht minder erhebliche Vortheile an¬ geführt, um einen jeden, und besonders die Eigemhümer grösserer Landesstücke von dem ungemeinen Nutzen zu überführen, der ihren aus dem Baue des Kohl-Lewats im vollem Maße zufliessen wir^ wenn sie selben erwehnter Massen einrichten werden. DaS ( c> ) 2c>7 -Das Erfahrniß, und Ansehen der berühmten Ackersbau- kündicen, derer Sätze mich geleitet haben, können für mich daS Wert führen. Ich werde mich genug glücklich achten, wenn Men¬ schenfreunde meine Abhandlung eines günstigen Beyfalls würdigen, und Ackersleute durch ihr Zutrauen gut heissen. Wenn aber mei¬ ne geringe Arbeit der gütigsten Sorgfalt großmüthiger Fürsten mir eines Theils entspricht, o! so soll keine Stufe des Glückes scyn, die ich mir nicht zueigne. Glück zu! diesem Jahrhunderte, in welchem die göttliche Vorsicht jene mit dem Zepter, und der Kaiserskrone gezieret, die in unseren Zeiten die Frömmigkeit, die Freygebigkeit, und den Großmuth der besten Regenten mehr als austcben machen; Noch mehr glückliche Unterthanen! denen es ver¬ gönnet wird, von jenen beherrschet zu werden, die sich ihr einziges Vergnügen daraus machen, die Wonne, die.Lust und die Glückse¬ ligkeit ihrer Völker zu sepn. L A M B A L H, gedruckt bey Johann Friedrich Eger, landschaftl. Buchdr. 177z. t