Nr. 30. SlUiiMg w 29. Ick 1865. 9. Zch'Mg. glätter aus Arain. (Vcila^c zur „Lciibachcr Zcitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, nnd ist der Präuumcrationsprcis ganzjährig 2 si. östcrr. Nähr. Der scheidende Dichter. "ich einst der bewunderte Meister der Knnst Die mächtige Leier erklingen, So pflegt' er um Geld nicht, oder um Gunst, Doch wohl um die Ehre zu singen; Auch liebt' er, ein selbst sich zügelndcr Aar, Im fröhlichen Ncchselgesang mit der Schnur Nachstrebender Jünger zu ringen. Von diesen nmgab ihn immer ein Kreis Oft fernher pilgernder Gäste, Znmal wenn die Bäume, dic blühenden, weiß Und roth sich wiegten im Weste. Dann tönte Gesang in dcr Nachtigall Schlag Und machte den sanft sich neigenden Tag Zum schönen, gemüthlichen Feste. Und schieden die Freund' nnd wanderten heim Zum Herd' iu dic eigenen Hallen, Ta ließen sic manchen begeisterten Reim Zum Preise des Meisters erschallen; Und dieser, in Knust und Liebe beglückt, Sah Jahr' auf Jahre, dic Scheitel geschmückt Vom Lorbeer, heiter cntwallcn. Tcr Tag sank; aber umgaukcltcn dicht Dic Schauer dcs Abend's, die kalten, Sein Haupt auch: Alle ucrmochten sic nicht, Ein glühendes Herz zn erkalten; Warm spielten um dieses, iu blühendem Flor Der Dichtkunst Bilder; sic traten heruor ^ Gleich OssianS Ncbclgcstaltcn. ^ Und als ihm die Stnndc, dic scheidende schlng, ! Da trugen sie schwebenden Ganges, ^ Ein endlos scheinender, glänzender Zug, Uud taktvoll lieblichen Klanges — Wie die sel'gcn Engel den Heiligen dort — Den sanft noch lächelnden Meister ;nm Port, Zur Hcimath seines Gesanges. Dcr Geiger. ! Ein Märlcin uon Lndwig Bo witsch. ! ! Viel hatte Heinz schon unternommen, aber nichts mochte ! Klingen, fruchtlos erwies sich sein redlichstes Streben. Endlich gliff er zur Geige und wanderte als Spiclmanu uon Stadt Zu Stadt, von Torf zu Torf. Oft hatte er nicht einen Bissen ^lot, dennoch fidclte er so lustig und unverdrossen, als erginge ^ sich im Rosengarten des Glücks. Mochte kein Pfennig in ^r Taschc weilen, im Herzen lebte ein frischer, freudiger Muth. So waren Jahre um Jahre vergangen. Bereits begannen sich die Haare seines Hauptes zu bleichen. Tie Geige unterm ! Arm schritt er dcm Gehöfte entgegen, wo zu Lied und Tanz ! die Saiten klingen sollten. Scharf wehte der Wind über die Stoppelfelder und unter dcn Füßen des Wanderers krachten die gelben Blätter. ! Heinz blickte düster d'rciu. Ein banges Grauen, wie er nie gefühlt, zog dnrch die tiefen Schachte seiner Brust. Mahnicn ibn des Sommers letzte Schcidcgrüße, daß auch ! sein Leben sich zum Untergänge senke? Mahnten ihn die sterbenden Blumen, daß das Glück ibm nie geblüht? ! Unwillig zog er den fadenscheinigen Mantel fester um seine Schulter und drückte den morschen Hut tiefer ins An- ! gesicht. ^ ! „Warum.so mürrisch, licbcr Heinz?" rief plötzlich eine ! seltsam tönende Stimme. ! Heinz blickte um sich und gewahrte zwei Männer. ! Tuntcl wie die Nacht waren beide gekleidet und bleicb ! waren ihre Angeüchter. Ter, welcher gesprochen, trug eine rothe ! Feder auf seinem Varet, die wie Wetterleuchten auf und weder ^ schwankte. ,^ „Was wollt Ihr?" fragte Heinz. ! „Ick will Tir helfen, blöder Geiger," lautete die Entge- ! gnuug; „hast von den Wonnen des Lebens nur geträumt, i hast nie getrunken aus dem Becher der Lust!" ! „Wer seid Ihr?" j „Was kann Tich das lümmern, genug, ich habe dic ' Macht und den Willen zu helfeu." ^ Heinzens Seele wogte im Aufruhr. „Ich will dir einen Schatz weisen — folge mir!" Heinz vermochte nicht zu widerstreben. Man stand vor dcr Mühle. „Nur nicht zittern, blöder Geiger; rasch über die Mauer, hier ruht ein Sack mit Gold, den der reiche Müller vergraben, ! dort lehnt eine Schaufel. — So, raffe Deine Kräfte zusammen ! und schleppe. — Es ist Nacht, kein Auge lauert. Nun magst ! Du Tich des Lebens freuen, doch Eines mußt Tu Tir gefallen ! lassen —" ! „Was meint Ihr?" rief dcr vom Glänze des Metalls ! betäubte Geiger. „Er, den Ihr als meinen Gefährten kennen gelernt, wird fortan Euer Gefährte sein. Zwar wird er nicht immer so tiefes Schweigen beobachten, als in den gegenwärtigen Augenblicken. Er hat zuweilen seltsame Launen —" „Ich steh' ohnedies; allein auf der Erde. Ein Gefährte kann mir nur erwünscht sein — ich bin'Z zufrieden." 118 „Mögest Tu'Z bleiben," höhnte der Fremde und verschwand. Donner rollten, Blitze zischten. Wie ein Rasender eilte Heinz, von der Wucht des GoldeZ > gebeugt, auf der öden Straße dahin. In der Entfernung we- ! uigcr Schritte solgte dcr mit dem Schatze zugleich erworbene ! Genosse. i „Ich bin reich, nun will ich genießen," fuhr Heinz auf, ! als die Raume seiner düsteren Etüde ihn umschlossen. „Nebe!" ricf des Gefährten dumpfe Stimme. „Ein sauberer Kumpan," murrte Heinz. „Nach einander habe ! ich Fragen gestellt und keine Antwort erhalten, und nun läßt so i ein Nabengeträckz' sich hören i doch ich bin reich , da läßt sich eine solche Gesellschaft ertragen. Ich will nun schlafen gehen." ! „Schlaft, ich will wachen!" Kaum hatte der Geiger seine Augen geschlossen, als eine , eiskalte Hand ihm übcr'ä Antlitz fuhr und schaurige Worte erklangen. „Zum Henker, wenn Ihr keiner Ruhe bedürft, so laßt ' doch Andere ruhen." ! Ter bleiche Gast achtete indeß nicht in Geringsten weder ! auf Mahnung noch Drohung. ! Ter Morgen dämmerte. ^ Heinz kleidete sich an und musterte seinen Schatz.' „Nun will ich mir schöne Gewänder taufe,n, will schöne ! Gemächer miethen.— Wenn ich nur dieses fatalen Genossen lcdig wäre; glotzt er mich an mit stieren, gläsernen Augen — nun, nun, ^ Gewohnheit wird mir ihn glcichgiltig erscheinen lasscn." ^ Bald halte der Geiger seinen Leib in Seide und Sammet gehüllt und wandelte in prächtigen Zimmern auf und nieder. ^ Aber er mochte was immer beginnen, dcr bleiche Gast wich ! nicht von seinen Fersen. i „Wie seid Ihr nur plötzlich so reich geworden, Herr Heinz?" ^ ricf dcr alte Hornist Wolf. ! „Mein Onkel war so vernünftig, scine Angcn zuzuschließen > und mich zum Erben seiner Habe zu bestimmen." ! „Lüge nicht, feiger Dieb!" ricf dcr schwarze Genosse. ! „Schweig!" brüllte Heinz. ! „Was ist Euch? Eure Augen leuchten wie im Fieber," , bedeutete Nols. „Dieser unheimliche Mensa) dalner —" „Ich sehe Niemanden." „Nnn," seufzte Heinz, sich ermannend, „so war's eine ! Aufwallung des Bluts, ich habe schon einige Nächte schlecht -geschlafen." Wolf empfahl sich. j „Frennd, das geht nicht an, das duld' ich nicht," wüthete ^ Heinz gegen seinen Gefährten. ^ Tiefer maß den Geiger mit kaltem Blick'. „Kümmert Euch nicht um mich." .Heinz besorgte ein glänzendes Mahl. Aber kaum hatte er sich an die Tafel gesetzt, so lehnte auch schon hinter ihm am Stuhle der blasse Gefährte, und nicht müssiger Zuschauer blieb derselbe. Nein, bald warf er Salz in die Speisen, bald warf er Pfeffer in den Wein. Heinz verlor scine Fassuna, und stürzte fort. „Das muß ein Teufel gewesen sein, der mir zum Schak verholfcn: doch ich will auf Mittel sinnen, daß mir die bleiche Bestie nicht jedes Vergnügen von vornhincin verbittert. Will ihr, wenn sie so starr und regungslos hinbrütet, Arme und Füße binden und die Thüren vcrsperen." Gesagt, gethan. Jubelnd eilte er von danncn, jubelnd sticq er die Treppen des Maierhofs empor, jubelnd pochte er an Mirza'Z Kammer. „Mädchen, ich bin reich, — laß Dich umarmen, laß Dich küssen." „Was wollt' Ihr, — Ihr seht so bleich!" „Das kommt, schöne Mirza, von dem Entzücken, wclckos durch meine Nerven strömt." „Mir bangt vor Euch —" „Laß Dich umarmen, laß mich schwelgen an Tciner Brust. Mirza, Tubist arm, arm, wic ich's selber vor Kurzem gewesen, hier ist Gold, funkelndes Gold. Mirza, schöne Mirza —" In dem Augcnbliäe fühlte sich Heinz von kräftiger Hand auf die Schulter gefchlagen. Er fubr zusammen: „Wütherich'." stöhnte er, „so vermögen Ketten und Riegel Dich nicht z'.c zwingen?" „Erbärmlicher Wüstling!" tlcmg'ö von dc5 schaurigen Mannes blassen Lippen. „Um Gott, Ihr seid wahnsinnig," rief Mirza und stürzte sort. „Verfluchte Fratzcngcstalt", begann Heinz nach e'mer Paus<-, „Tu bist unerträglich —" „Man hat Dich früher aufmerksam gemacht, Tu erklärtest Dich einverstanden." „Satan!" „Der bin iH nicht —" „Wohlan," ricf Heinz zu sich selbst, „ich will da> Gold der Hölle zurücl geben, ich will fideln gehen, ich n?i^ —", doch seine Augen sielen auf daZ glänzende Metall, und die Seele war gebannt, ' Rafcnd siürzte er sich vom Genuß zum Genuß, obnc ge' rinaste Befriedigung zu finden. Fort und fort zifchte des schaurigen Gefährten Hohn in scinc Ohren, in scine Seele. „Ich will zu beten versuchen," rief dcr im Innersten Zerknirschte, Vernichtete. Doch vergebens war dcr Versuch. Nicht gelang es ihn:, scine Gedanken und Gefühle nach dem Hohen, Heiligen, Ewigen zu lenken. Ter bleiche Gefährte glotzte ihm unaufhörlich ir.-i Antlitz und schlug eine fürchterliche Lache auf. ! „Satan, wer bist Tu, wenn Tu nicht Satan bist? I Entsetzlicher, ich habe Tich schon so oft gefragt um Teinen ! Namen und Tu bist ihn mir stets schuldig geblieben. Wer ! bist Tu?" ! „Ist Tir'Z noch nicht kund geworden, witziger Gesellet" l „Laß den Hohn, gib Bescheid —" „Ich bin das schlechte Gewissen, Freund, und werde Dich begleiten bis ans Ende Deiner Tage!" „Ha! — so war daZ ein Satan, der den Schal; mich stehlen hieß!?" „Möglich -" „Nehmt das Gold zurück, ihr finsteren Mächte —" „Meinst Du noch über das verfügen zu können, was Tu bereits vergeudet? — Der Nest im Sacke ist wahrlich eine Bagatelle!" „Fort von mir, Scheusal!" „Ich bleibe bei Dir bis ans Ende Deiner Tage!" „Bleibst Du — in der That, — ich will sorgen, daß Dir ! die Zeit nicht lange wird. Will ein so verfluchtes Leben nicht weiter schleppen!" Sprach's und stürzte hinaus gegen die Mühle, ihm nach jagte das schlechte Gewissen. Wo der Vach am tiefsten und reißendsten, galt cs den Sprung der Verzweiflung. Andern Tags, nächst der Mauer, unfern dem Orte, wo dereinst der Schal; gelegen, fanden MiUicr'ourschcn den Leichnam des Geigers. ! Die GrenM Krams im Anftllze der llchtziger! Zahrc des 18. Jahrhundert!;. Nach eincr Handschrift dcö historischen Vereins für Krain. , Von A. Dimitz. Krain grenzt gegen Norden an Kärntcn und Steiermark, i gegen Westen an Frianl, die Grasschaft Görz, das mittelländische Meer und das venetianische Istrien, gegen Süden weiter an Istrien, das venetianische Meer oder den Ooitc» HulU'Nt'i'0, gegen Osten an Kroatien und einen Theil von Unterstcicrmark. Die Grenze gegen Kärnten bestimmen der Weiß- und Wulzbach an Nchlthal, dann das Gcbirg Xopi, ^oteiinalc, Eteinbückcl, Sotl, Laöii, XoW, IIoixttKH, 6o1e^, Müi 8to1, Lc>FÄN8i(N) Loibl, über welchen die Straße geht, dann der Verg ?i68ivio, cr Liullc. Die Linden sind wohl Bäume, welche unter den europäischen Bäumen den größten Umfang erreichen. Die größte und älteste dürfte die bci Freiburg in dein Dorfe Vi11lU'8 on NoinA befindliche sein, welche schon im Jahre 1-176 ihres Alters und ihrer Größe halber berühmt war. Man nimmt an, daß dieselbe zu jener Zcit wenigstens 850 Jahre zählte, und so würde ihr Alter jetzt ungefähr 1200 Jahre betragen. Nach äo ^aicourt hatte sie im Jahre 1831 einc Höhe von 70 Fuß und 4 Fuß über der Basis einen Umfang von 36 Fuß. Etwas höher theilt sie sich in zwei dicke schwere Aestc, wclche sich wieder vielfach l verzweigen. Die größte Linde in Deutschland wird warschcinlich die zu Neustadt am Kocher sein, die nach Klöocr ungefähr ! 660 Jahre alt ist. Es ist cine Will Nuki'opliviiü, nnd dieselbe ^ muß schon im Jahre 1229 eine beträchtliche Größe gehabt ^ haben; denn Ducumenten zu folge wurde die zerstörte Stadt l Helmbundt bei diesem Baume wieder aufgebaut und man nannte sie jetzt „Neustadt bci dcr großen Linde." Der Gipfel theilte sich früher in zwei dicke Aeste, von denen der cinc noch jetzt vorhandene 106 Fuß lang ist, der andere nicht so lange im Jahre 1773 durch cincn Sturm abgerissen wurde. Evelyn berichtet, daß dcr Stamm im Jahre 1664 einen Umfang von 37 Fuß 4 Zoll hatte; Tempcltey fand im Jahre 1831, daß er 6 Fuß über dcm Boden 37 Fuß 6 Zoll stark war, wor-^ aus hervorginge, daß dcr Baum in der letzten Zeit sehr wenig zugeuommcn hat. Einc uralte Linde befindet sich ferner bcl ^ dcm Schlosse (Hailli« bei Noilos, im Departement cl63 äsux ^ 86V1-L8; dieselbe soll 1076 Jahre alt sein und im Jahre 1804 einen Umfang von 15 Ellen gehabt haben. Andere sehr alte ^ Linden sind die bei Noruich in England, die 530 Jahre alt 5 scin soll, die Anuabcrger Linde und die in dem Dorfe Eaditz ! bei Dresden, die über 400 Jahre zählen soll. (W. K.) ! Anekdote. ! In Untcr krain hat sich vor einigen Jahren folgende > wahrhafte Anekdote zugetragen. Eine Ungarin, die flovenisch gar nicht und deutsch nur nothdürftig sprechen konnte, bestellte bci einem Schuster in N. ein Paar Schuhe, die sie jedoch noch i in derselben Woche fertig haben wollte. „Unmöglich", erwiderte > der Schuster; „ich muß in dieser Woche für Frohnleichnam 60 ! Paar Schuhe fertig machen." „Jesus !" rief die Ungarin entsetzt, ! „wer ist denn diese Frohnleichnam, daß braucht er so viel Schuh?" > ^ ! ! Ein orgineller Satz aus einer Ochilml-Novelle. ! In dem „Mädchen aus Rhcingau," Original-Novelle von ! Anthony, abgedruckt in den „Familien-Blättern," Beilage zum ^ „Frankfurter Anzeiger", findet man untcr andern drolligen ! Dingen auch folgende Gedankenlosigkeit: „Mein Vater war roh und gefühllos; ich glaube cr liebte meine Mutter niemals. Als sie bald nach meiner Geburt starb, sah ich ihn keine Thräne vergießen." (Jahreszeiten.) Verantwortlicher Iicoictcnr I. v. Kleinmayr. — Trucl und Verlag von Ign. v. Kleinmayr 35 F. Bamberg in Laibach.