-----------„. M^i^?---'—------------- Beilage zur Laibacher Zeitung. ^U 44. Fünfter Jahrgang. 3. November R86R. Mo lel't das Glück? W^o lebt das Glück? wo mag es wohnen? Ist sein Gemach der Marmorsaal? Ergeht sich's nur im Purpurmantcl, Und in des Nnhmeö Sonnenstrahl? Wo lebt daS Glück? wo mag es wohnen? Dort, wo der Frost Demanten sprüht? Haust es, gebannt an Südland's Palmen, Nur wo die Rosc ewig blüht? Wo lebt das Glück? wo mag es wohnen? Im Wcltgewiihl, im wüsten Braus? Wie? oder in der Wildniß Ocde, Im abgcschied'ncn Sicdlcrhaus? Wo lebt das Glück? — cs lebt im Herzen! Es lebt im Herzen nnr allein! Und fehlt es dn — so bringt die Ferne Dem Pilger keinen Segen ein! Wo lebt das Glück? es lebt im Kusse, Verklärt von reiner Licbcsglut — Es lebt im sel'gen Eltcrnblicke, Der auf dcm Spiel der Kinder ruht! Der steinerne Jäger. Krainische Vnlkösagc, erzählt von Leopold Korde sch. ! Hu jenen zahlreichen Gotteshäusern in unserem pittoresken, an Naturschönheiten so reichen Kram, die von größevn und kleinern Bergeshöhen freundlich in die Thaler nicderschauen und den Vlick des Reisenden schon aus der Ferne fesseln, zahlt in ernn Neihe die Kirche des heiligen Primus bei Stein. Schon von Laibach aus sichtbar, hebt sich dieselbe wirklich imposant gegen den erhabenen, majestätischen Hinter» gründ, die Steiner Alpen, ab. Del hohe Berg, der das Kirchlein trägt, gehört z,l den Vorbergen der genannten Alpeu«Niesen und bildet gcwißermaßen den Mittelpunkt vor denselben. Dicht uuter dem Berge selbst, ist das sogenannte Oi-nn-Tbal, aus weichen: ein Schlnchtenweg über den Bergrücken des ?0clvc)lavlelv au die Grenze zwischen Steiermark und Kram führt, die mau u,it der Ersteigung des gedachten Bergrückens erreicht. Allein nicht die Beschreibung der herrlichen Gegend und des landesfürstlichcu Städtchens Stein, die wirklich zu d«n schönste» in Kram gehört, sondern eine Sage der Vorzeit, die uns zunächst auf die hoch oben am Vcrgc thronende St. Primus-Kirche verweist, ist der Zweck der nachfolgenden Zeilen: Kurze Zeit darauf, als gcgen die Mitte des fünfzehn» ten Iahrhundcrtcs (1430—1440) der mächtige Graf Ulrich von Cilli, Herr der Herrschaft und Vesse von Steiu, das Kirchlcin des heiligen Primus in Folge eines frommen Ge-^lübdes auf dem hohen Verge hatte erbauen lassen, lebte in der Umgegend von Stein rin reicher, ansehnlicher Gutsbesitzer, Namens Ulrich von Seepach, der vor Kurzem erst ein Adclssrauleiu aus der benachbarten Steiermark als sein Ehegemal uach Kram heimgeführt. Er zählte machlige j. Verwandte, worunter Haus von Seepach, dcr im Jahre <442 die Herrschaft und Veite von Stein *), nebst mehre« ren ansehnlichen Gütern vom Giafen Ulrich von Cilli erkaufte uud,später auf seine Nachkommen vererbte, wie denn das ob« gesagte reiche Adclsgeschlccht dcr Herren von Seepach in Ober« kram sehr vertreten nar. Mehrere Jahre lebte Ulrich mit seiner liebenswürdigen jungen Gemalin Adelheit in der glücklichsten Ehe. Neich, geehrt, geachtet und geliebt, fehlte den, beueidenswerthen Manne nur Eins, und dieses Eine ließ sich leider durch kein Gold erkaufen. Das Ehepaar war nämlich kinderlos. Endlich nach vollen acht I^hrel! sollte der heißeste Wunsch Beider erfüllt werden. An einem schönen Maitage, als Herr Ulrich eben von Laibach heimkehrte, brachte ihm ein eiliger Bote am Wege jubelnd die Nachricht entgegen, daß er Vater eines lieblichen Töchterleins geworden sei. Hastig sprengt der 5) Nach der Meinung dcr besten Chronisten ist die Vcstc Stein uralt und zählte die Herren von Stain zu ihren ersten Besitzern, deren Geschlecht schon längst verschollen ist. Nach mehreren anderen Adrlsgcschlcchtcru kam Stein im Anfange des fünfzehnten Iahl'hnndertes an die Grafen Salamanka von Ortcn-liurg, die einen eigenen Burggrafen hier hielten, und im Jahre 1428 an den Grafen Her man von Cilli, dcr in der Gegend verunglückte, worauf Ulrich Graf von Cilli davon Besitz nahm. Hauö Seepachs, des spätern Bcsitzcrö Nachkommen, Wolf-gaua. uud Friedrich Adam Secpach verkauften die Herrschaft im Inhrc 1459 au Hcrru Andreas von Khrcig, uud von dilscm kam sie in: Jahre 1469 au den Grafen Georg von Lambcrg, damaligen Pflcgcr zu Lack, bci welchem Grnfcn-gcschlcchto die Besitzung so lauge blieb, als sich dicscs iu Kram behauptete. Anmerkung dcö Verfassers. Glückliche dem unferucn Schlosse zu, stürzt wonnetrunken in ! das Gemach seiner innigst geliebten Adelheit, allein — er i zuckt im unsäglichen Schmerze zusammen, als er zwar das neugeborne Kind wohl und gesnnd vorfindet, die Gemalin ^ aber als Opfer dieser langersehnten Hinnnelsgabe, eben noch einen letzten, scheidenden Sterbcblick anf ihren Eheherrn ^ richtet und nach einem langen Seufzer ins Jenseits hinüber l entschlummert. ! Dieser plötzliche, unerwartete Verlust versetzte Herrn ! ^on Secpach nahezu in Wahnsinn und in solche Raserei, ! daß er auf das erst geborene unschuldige Töchterlein wüthend losstürmte und es sicher als Sühne für den Tod der geliebten Mutter erwürgt haben würde, wenn die Frauen das ! Kind dem Tobenden nicht schreiend entrissen hätten. Die Lebensfreudigkeit, die Lust, die Nuhe des Schwer-Heimgesuchten war mit dein Tode der unvergeßlichen Gattin ^ dahin. Zwar milderte der beste und zuverlässigste Arzt, die ! Zeit, langsam seinen Schmerz, aber Ulrichs Gemüth blieb > düster, verschlossen, rauh und unfreundlich. Er suchte anö« z warts im Freien die Zerstreuung, die in seinem Schlosse selbst das lieblich cmporblühcude Kind, ein treues Ebenbild der Mutter, ihm nicht gewahren konnte. Er wurde ein Jäger i in der vollsten Bedeutung des Wortes, weil Jagd nun sein ! Hauptverguügen, seine Hauptleidenschaft wurde, und ihn > nichts bewegen konnte, davon abzulassen. ! Seine Tochter Ottilie, die inzwischen, einer reinen Lilie gleich, zur liebreizenden Jungfrau emporwuchs, so daß ^ man die einst milde waltende Aoelhcit in ihr zu erblicken vermeinte, bemühte sich durch Vitten und Vorstellungen ihren ranhcn, stets mehr verwilocrnden Vater von seiner Leidenschaft abzubringen und ihn wenigstens an den gehei-ligten Tagen des Herrn von der tollen Jagd abzuhalten. Vergebens! Selbst die innigsten Vitten des frommen, eugels» schönen Kindes vermochten den harten Sinn des eingefleischten wilden Jägers, wie man ihn überall nannte, nicht zu ! andern. Nur einige Male gelang es der schmeichelnden und stehenden Tochter, an Feiertagen dcn Vater zu Hause zu halten. Vald aber wurde derselbe, trotz seiner Liebe zn ihr, bei dergleichen Vorstellungen nur noch unwirscher, mürrischer, und mied sie endlich geflissentlich, indem er stch ein- ! schloß. Fast alle Tage im Jahre sah m>>n ihn mit seinem Iagdgcfolge in dcn Wäldern oder auf dcn Fclofluren, und z nie wurde ein Sonntag oder Feiertag geheiligt, ja an solchen wurde gewöhnlich, zum Aergerniß der frommgläubigen Nachbarn und zum Possen des ihn oft mahnenden Schloß« geistlichen, die große Jagd angestellt. Der unermüdliche Jäger trieb es so viele Jahre, nur fast immer toller und toller. An einem hohen Festtage war wieder großes Jagen angesagt. Als Frühmorgens mit dem Orauen des Tages der Schloßhcrr stch bereits zu Pferde gesetzt hatte, licf Ottilie, kaum angekleidet, über die Schloßtreppe hcrab, warf stch im Hofe dem Jäger zu Füßen und bat: „Vater, heute, nur hcntc ziehe nicht fort, ich be- schwöre Dich bei Deinem Seelenheile; es droht Dir ein Unglück, ein schrecklicher Traum hat mir das angedeutet. Laß Dich also erbitten und bleibe daheim, mir bangt nm Dich." „Geh, Ottilchen, süßes Kind, leg' Dich wieder in Dein Vett und träume weiter!" rief Ulrich von Secpach, unter eitlem Gelächter seiner Jagd-Kumpane, spornte sein Noß, daß es stch hoch aufbäumte und flog über die Thorbrücke hinaus, denn aus dem toUen Jäger war nach und nach ein Gottesläugner und Lästerer, ein Verächter der Religion, ein Frevler an dem Heiligsten geworden. Weinend kehrte das vom wilden Iagdtroß verhöhnte Cchloßfräulein in ihre Kammer zurück, die Jäger aber brausten in vollem Gallopp dahin. Nach vielem Hetzen, Herumtreiben und tollen Gejauchze hatten sie auch den Verg erstiegen, auf dem das Kirchlcin des heiligen Primus steht, und kamen oberhalb desselben ins Freie. Hier fand so eben feierlicher Gottesdienst Statt und fromme Gesänge der andächtigen Gemeinde hallten vom GottcZhanse herüber zur Schaar der erhitzten Jäger. Da wandte sich Ulrich von Seepach, hoch zu Noß, höhnend gegen die Kirche und sprach mit lauter Stimme: „Heiliger Primus, verlaß' dcn Himmel, wenn es einen gibt, und hilf mir jagen. Ja, komm, mein Revier ist groß, zögere nicht, ich brauche Jäger und nicht Heilige, komm, ich warte Dein!" — Vci diesem unerhörten Frevel erbleichten seine Begleiter und erzitterten. Die augenblickliche Strafe des Himmels blieb aber nicht aus. Als der Verwegene seine unheilvollen Worte drei Mal laut wiederholt hatte, zog plötzlich eine schwere dnnkle Wolke über den Verg, die Alles in momentane Finsterniß hüllte. Die Erde erzitterte und es erfolgte ein furchtbarer Schlag; darauf beleuchtete ein seltsamer Schein die Gegend und als die entsetzten Iagdgenossen nach der Stelle hinblickten, wo ihr Anführer zu Pferde saß, sahen sie seine Gestalt sammt Pferd und den Hunden in leblosen Stein verwandelt. — Schreckensbleich, an allen Gliedern liebend, stoben die Waidgenossen auseinander und den steilen Verg hinab, fürchtend, die gerechte Rache des Himmels werde auch sie, die sündigen Theilnchmer, ereilen. Als persönliche Zeugen dicser schrecklichen Strafe verbreiteten sie daranf die schauervolle Kunde zur Warnung in der ganzen Gegend, i Die fromme Christenschaar, welche während dieses ver- hängnihvollen Ereignisses in der Kirche betend auf den Knieen lag, erlebte hingegen ein anderes Wunder. Das Altarblatt mit dem Viloe des heiligen Primus strahlte plötzlich in einer ! nie gesehenen himmlischen Glorie und Töne einer so crha-! benen, harmonischen Mnsik, wie man sie nie gehört hatte, ! licßcn, wie ans der Höbe, feierlich sich hören. ! Als darauf der Gottesdienst sein Ende erreicht hatte ! und das Volk sich zur Kirche hinaus begab, blieb es vor den seltsamen Sceingcbildcn ober derselben verwundert stehen. , Auch Ottilie war mit ihrem Dienstmädchen in der Kirche gewesen. Als man der Harmlosen daS Steinbild zeigte, fiel l sic, sogleich das Schreckliche ahnend, in eine schwere Ohnmacht. Nach ihrer Erholung lief sie den Berg hinan, fiel an der Seite ihres unglücklichen, zil Stein verwandelten Vaters auf die Knie und weinte bittere Thränen ihrem Erzenger, dann ergab sie sich der Fügung dcö erzürnten Himmels, faltete andächtig ihre schönen Hände und betete in» brünstig für die arme Seele des Versteinerten. Lange Zeit sah man die Trostlose fast täglich den steilen Berg hinauf Pilgern, um von Gott die Erlösung ihres unglücklichen Vaters zu erbitten. Alles Flehen blieb jedoch fruchtlos. Das Verbrechen der Gotteslästerung war zu gräßlich uud zu groß. Der Fluch des Himmels konnte in so kurzer Zeit nicht gemildert werden, obschon die Bittende rein und schuldlos war. Einer lieblichen, in reinster Unschuld blühenden Iuugfrau spaterer Jahrhunderte soll es vorbehalten bleiben, den steinernen Jäger zu erlösen und tief im ^(.'i'nN'Thale wird einst ein hoher Eichenbaum er» ! wachsen, dessen Bretter zur Wiege der künftigen Erlöserin ! Ulrichs von Secpach dienen sollen. Ein volles Jahr lang beweinte und betrauerte Ottilie ihren Vater. Einsam lebte sie im Schlosse, bezwäng zur Sühuung der väterlichen Schuld das Heiligste der Gefühle, die Liebe zu ciuem schönen, jungen Nittcr in der Nachbarschaft, der in früherer Zeit ihr ganzes Herz besessen, uud lvics alle seine Versuche, bei ihr vorzukommen, unter har- ^ tem Kampse, aber entschieden zurück. Sie sah ihn nie wieder. -— Nachdem sie über ihr Vermöge« zu Gunsten der Arme» uud der Kirche Verfügung getroffen, begab sie sich in ein Frauenkloster in Kraiu (der Name desselben ist nicht bekannt) lind starb dari" nach vielen Jahren, alt, hochgeehrt uud geliebt als Acbtissin, indem sie täglich für das Seelen« heil des Vaterö betete, was sie auch noch in der Sterbestunde that. Der wilde Jäger sucht vergebens Nlihc. Als höhnen» des, schadenfrohes Gespenst durchjagt er iu stürmischen Nach« ten im sauscuden Galopp die Gebirge. Wcit und breit umher tönen zu solcher Zeit sein Pfeifen und sein Hörnerklang in schauriger Weise. Mehrere wollen das Gespenst in vollkommener Iägertracht auf kohlschwarzem Nossc ge-seheu haben. Die seltsamen Steinfiguren oberhalb der Kirche St. Primus aber sind noch heutigen Tages sichtbar, uud wenn man dieselben näher betrachtet, so wird mau ganz deutlich eiucu Maun zu Pferd und ihm zur Seite iu einer Gruppe mehrere Hunde wahruehmen können. Der Phosphor. Es ist gewiß höchst merkwürdig, das; das feste Gerüste, welches die Grundlage im Baue des animalischen Organismus bildet, die Küochcu im Thier» und Mcuschcukörpcr, aus Theilen besteht, von denen der cine gerade solche Eigen« schaften an sich trägt, welche den Hauptcigcnschaftcn der Knochen, ihrer Härte und Festigfeit geradezu entgegengesetzt sind. Die weiche, leicht trennbare, ivachsartige, leichtentzündliche Substanz, welche wir Phosphor nennen, ist ein Hauplbestandthcil aller Knochen, die der Hauptsache nach nichts weiter als phoöphorsaurer Kalk si»d. Der Name dieses Grundstoffes war eigeuthü.nlicher Weise wcit früher bekannt als der Stoff sclbst. Vis in die zweite Hälfte dcs 17. Jahrhunderts verstand man unter Phosphor eiuen jcden Körper, der die Eigenschaft besaß, im dunklen zu leuchten (zu phosphorcsiren), eine Eigenschaft, die mau sowohl au einigen Naturkörperu, z. B. am faulen Holze, faulenden Seefischen, den sogenannten Leuchtkäfern und Leuchtwürin» cheu ic., als auch an mehreren künstlich erzeugten Körpern, den sogenannten Lichtsaugern oder Lichtmagneteu, wie sie von den Alchemisten des Mittelalters genannt wurden, koü-ucu gelernt hatte. Zum nähern Verständniß mag hicr bemerkt werden, daß diese Lichtsaugcr aus kalkhaltigen Substanzen, z. V kalzinirten u»d gepulverten Austeruschaleu uud eiuem Theile Schwefel, welche eiucr heftige» Glühhitze ausgesetzt wurden, bereitet wurden und die Eigenschaft be» sitzen, ein intensives Licht im Dunkel» auszustrahlen, we-n, mau sie srührr durch mehrere Stunden dem Sonnenlichte ausgesetzt hatte. Durch Zufall eindeckte im Jahre 1669 der Chemiker Vraudt in dem Harne ebenfalls eiuen Gtoff, der dic Eigen» schaft besaß, im Dunklen zu leuchten uud daher ebenfalls Phosphor genannt wurde. Heut zu Tage wird nur noch dieser Stoff mit dem Namen Phosphor bezeichnet und diese höchst eigenthümliche und interessante Substanz ein »reuig näher zu betrachten ist der Zweck dieser Zeilen. Zu den früher schon aufgezählten Haupteigenschafteu des Phosphors gesellt sich auch noch die weitere Eigenschaft hinzu, daß sich dieser Stoff schon bei einer Temperatur vou 36—40" k. entzündet uud selbst bei der gewöhnlichen Temperatur mit dem Sauerstoffe der Luft unter schwacher Licht» entwicklung sich verbindet. In dem weit stärkeren Tageslichte ist diese Lichtcutwickluug nicht wahrnehmbar, im Dun« keln dagegen bringt sie auf uuserc Sehorgane cilicu wahr« nehmbaren Eindruck hervor uud so erklärt sich daZ Leuchten des Phosphors iu der Duükclhcit, es ist ein luiigsaiucs Verbrennen. Die leichte Eutzündlichkcit des Phosphors bedingt beim Gebrauche desselben die Vorsicht, ihn nie mit bloßen Hän» den zu beiührcn, da diese in der Negel eine Temperatur von 34—36" besitzen uud daher der Phosphor bei der Berührung mit deuselben sich leicht eutzüudeu konnte. Die Brandwunden vom Phosphor sind sehr schmerzlich und gefährlich. Für den mcnschlicheu uud thierischen Organismus ist Phosphor eiucs der stärksten Gifte, dahcr seine Anwendung als Rattengift, welches mau bereitet, iudem mau unter den iu warmem Wasser geschmolzenen Phosphor Mehl rührt. Der Phosphor schmilzt schon bei eiuer Temperatur von 36—37° k. uud siedet bei 232« k., er besitzt ciuen kuob-lauchartigcn Geruch und scharfen, widerlichen Geschmack. Eine höchst merkwürdige Veränderung erleidet derselbe, wenn er durch mehrere Stunden iu einer Alhmosphäre von Kohlensaure, bei einer Temperatur von 232° 15. erhitzt und die erhaltcue Masse mit Schwefelkohlenstoff behandelt uiid. Man erhält auf diese Art rothen Phosphor, der sowohl durch ! seiue physikalischen als chemischen Eigenschaften vom gewöhu-! licheu Phosphor sich unterscheidet. Er ist uämlich geruchlos läßt sich ohne Gefahr trockeu aufbewahren, leuchtet erst dann, wenn er bis auf 169" Ii. erhitzt wird und schu-ilzt schwerer als der gewöhnliche Phosphor. Wegen der vielfachen technischen Anwendungen, die man vom Phosphor selbst sowohl, als von seinen Verbindungen macht, wird die Phosphorbereitung heilt zn Tage in eigenen Fabriken betrieben, wo der Phosphor aus pul-vcrisirten Knochen, Knochenmehl, durch Behandlung mit Schwefelsäure nnd Kohle gewonnen wird. Von den Verbindungen des Phosphors mit dem Sauerstoffe ist namentlich die sogenannte Phosphorsäure von Wich« tigkeit, indem sie mit den Alkalien und basischen Substanzen, z. V. mit Kali, Natron und Kalk weitere Verbindungen, die sogenannten phosphorsauren Salze, bildet, die namentlich für die Entwicklung der Pflanzen von hoher Wichtigkeit sind. Den Pflanzen, namentlich den Getreide-und Hülsen-fruchten muß ein gewisses Quantum dieser Salze durch den Boden, in welchem sie wurzeln, zugeführt werden. Dem Boden werden diese Salze wieder durch den Dünger über« »nittelt und darauS ergibt sich von selbst die vorzügliche Eig« nung des Knochenmehles als Düngemittel. Obwohl der Phosphor an und für sich eines der stärk« sien Gifte für den menschlichen Organismus abgibt, so wird er doch, so wie so viele andere Gifte, in gewissen Krank«, heilen als Heilmittel mit vorzüglichem Erfolge angewendet. (Schluß folgt.) Literatur. Reise der österreichischen Fregatte „Novara" um die Erde. ll. Band. Wien 1861. Koocl srion6? N0 s««r? — Mit diesen Worten waren ^ die Reisenden der „Novara" am 23. Februar 1858 von den Bewohnern der nikobarischen Inseln empfangen worden, mit dieser Szene schloß der erste Vand des großen nationa- > lcn Werkes, von dem uns nun der zweite, hinter dem ersten in keiner Weise zurückstehende, vorliegt. ^ Der Aufenthalt der „Novara" auf den Nikobaren mährte ^ vom 23. Februar bis 26. März, also einen Monat und drei Tage. Als die ersten Besucher dieser Inselgruppe werden arabische Kaufteute genannt, welche auf ihren Fahrten nach dem südlichen China das erste Mal im Jahre 861 das ! zweite Mal im Jahre 877 n. Ch. hier landeten. Damals ^ hießen die Inseln noch Äll'guliuln und I.<>nnl)ul«. Am 1. ! April 1778 landete das erste österreichische Schiff „Josef i u»d Theresia" unter den Befehlen des Kapitäns Vennct im ! Nordosten von Kar-Nikobar, am 23. Februar 1838 kam , die „Novara" an. Wir können uns nicht versagen, die ^ Weltumscglcr bei ihren kleinen Abenteuern auf dieser Insel« ! gruppe stellenweise zu begleiten. Fast jeder der Eingebornen, erzählt der Reisebeschrcibcr, die sich unö vorstellten, brachte ein schmutziges, zerknittertes ! Zeugniß zum Vorschein, welches seinen ehrlichen Charakter ^ und seine Redlichkeit im Handel mit den Früchten der Kokos« palmc bestätigten sollte und von dem einen oder andern Schiffs-Kapitän herrührte. Dieselben enthielten mitunter drollige Bemerkungen; so staud z. B. in einem, dessen Besitzer sich Kapitän Dikson nannte (jeder angesehene Nikobare gibt sich diesen Titel): „Kapitän Dikson ist ein zwar lumpiger Kerl, aber doch ein Mann von Gehalt." Dieser Kapitän Dikson war auch der Einzige, welcher der Einladung Folge leistete »nd es wagte, an Bord der Fregatte zu klettern. Ein Zweiter, Kapitän Charley, ein kleines schmächtiges' Männchen, das statt aller Bekleidung blos; rinc schmutzige Tuchmütze mif dem Kopfe trug, zitterte vor Schrecken am ganzen Leibe, als er die, großen Kanonen sah. Für ihre Produkte verlangten die Nikobareu vor Allem schwarze Hüte, was daher zu kommen schien, daß sie zuweilen die Kapitäne englischer Schiffe in solchen Hüten gesehen und dieses Toilettestück für das Abzeichen der Kapitänswürde oder des Mannes vom Range hielten. Von den Dänen haben die Nikobaren keine gute Mei« nung; sie erzählten z. B.: „Die Dänen sind ein feindliches Volk, sie wollten uns unsere Insel wegnehmen (Anspielung auf den Besuch eiuer dänischen Korvette im Jahre 1846.) Angenommen,, wir kämen auf Eure Insel nnd wollten Euch die wegnehmen! Das ist nicht gut. Das ist kein gutes Volk." Die Weltsahrer besuchten auch ein Dorf, Sani genannt, dessen Häuptling Kapitän John heißt. Derselbe hatte einen alten ausgemusterten blauen Uniformfrack, der von einem Vandistcn der ehemaligen Triester National-Garde herstammte, zum Geschenk erhalten, und machte nun große Anstrengungen, seine wenig biegsamen Glieder in dieses enge Tuchkleid hineinzuzwängen und dasselbe trotz der tropischen Hitze bis an ocn Hals zuzuknöpfen. Kapitän John trug auch Schuhe und gehörte unstreitig zu der bevorzugten Klasse, denn in seiner Gesellschaft befanden sich die Kapitäne Morgan, Douglas, Lord Nelson, Lord Byron ic., welche ihre Namen sämmtlich den bizarren Einfällen englischer Schiffs« Kapitäne verdankten. Die Bewohner von Nikobar sind die vollkommensten Naturmenschen. In ihrem Verkehr mit den „Novara".Nei» senden zeigten sie sich als ein kindliches, unwissendes, aber biederes, zutrauliches Volk, ohne Ehrgeiz und Wissensdrang, aber auch ohne Neid und Scheelsucht. Als man einen Ein« gebornen fragte, auf welche Weise man hier Verbrechen be« strafe, entgegnete dieser naiv: „Wir begehen keine Verbrechen, wir sind Alle gut; aber in Eurem Lande muß es viele böse Menschen geben, wozu braucht Ihr sonst so vicle Kano« nen und Gewehre?" Ueber die Sitten und Gebräuche dieser Insulaner wird noch manches Interessante erzählt; wir verweisen indeß den Leser auf das Buch selbst, das so sehr reich an belehrenden und unterhaltenden Ski;;en ist. ! Von den Nikobaren gingen die Reisenden nach Singa- pore, wo sie vom 13. bis 21. April blieben, zogen dann nach Java, wo der Aufenthalt vom 3. bis 29. Mai währte, besuchten dann Manila, wo sie vom 13. bis 23. Juni ver» weilten, kamen hierauf nach Hongkong, der kleinen Insel an der Südküste von China, dem Stapelplatz des englisch- chinesischen Handels, wo sie vom 6. bis 18. Juli blieben, betraten hernach die alte Chienesenstadt Schangai und damit das Reich der Mitte, wo der Sohn der Sonne herrscht und wo es ihnen vom 23. Juli bis 11. August zu verweilen beliebte, stal« teten dann der Insel Puynipet (Vulkaninscl), die erst 1828 von einem russischen Seefahrer entdeckt wurde, cinen ein« ^ tägigcn Besuch ad (am 18. September), deßglcichen derKoral» leninsel Sikayana (am 17. Oktober) und warfen am 3. No- ! vcmbcr in dem großartigen Port Jackson im Nordosten der ! Stadt Sioney in Australien Anker. Hiermit schließt der zweite . Vand der Beschreibung der Reise um die Welt, und der ^ Leser, begleitet er die Reisenden auf ihrer Tour nach dem vorliegenden Werke, findet darin nicht nur 13 Karten, welche ihm das Verständniß erleichtern, sondern auch 78 Holzschnitte und 7 Beilagen, mit deren Hilfe er sich Alles anschaulich gemacht sieht. Wir sehen mit Spannung dcm 3. Theile des Neisewerkes entgegen. Druck mio Verlag uou Ig». v. Kleinmayr N F. Vambec'st in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur F. Vaulbci'g.