'' ' E ' Erklärung des heiligen Messopfers, zunächst zum Gebrauche für -ie studierende Jugend, von QUobvLlurilL, Katecheten am k, k. akademischen Gymnasium zu Laibach. Mit Genehmigung des hochwürvigsten fürstdi¬ schöflichen Ordinariates. Laibach, 1838. Gedruckt bei Joseph Blasnik. KM- Aca-emilcher Jüngling ! LNesus Christus ist vom himmlischen Vater gesandt, auf die Erde gekommen, in der liebevollen Absicht, durch Sein Erscheinen und Wirken das Menschengeschlecht zu beglücken, und hat die Wahrheit seiner göttlichen Lehre durch freywilligc Hingebung seines Lebens bestätigt. »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er sei¬ nen eingebornen Sohn für sie in den Tod gab, da¬ mit keiner, der an ihn glaubt, verloren gehe, sondern alle durch ibn das ewige Leben erlangen.-- Joh. 3, >6. und des Menschen Sohn ist gekommen, das Verlorne zu suchen, und selig zu machen.« Luc. 19, 10. Der Tod Jesu am Kreuze war das große Versöhnungsopfer für die Sünden der Welt. Um das Andenken "an Sein Kreu¬ zesopfer in seiner h. Kirche bis an das Ende der Welt zu erhalten, hat Jesus am Vorabende seines Leidens den Aposteln und ihren Nachfolgern befohlen, das Andenken desselben zu erneuern, bis, daß er kommt, zu richten die Lebendigen und die Todten. Dieses Opfer, welches zum Andenken an Jesu Tod täglich dargebracht wird, heißt in der katholischen Kirche das h. Meßopfer. Wie gute Kinder sich mit Liebe und dankbarem Herzen am Grabe ihres guten Vaters einfinden, um sich seiner Liebe, seiner heilsamen Lehren und Wobl- thaten zu erinnern; eben so soll der Christ der h. Messe dem Gcdächtnißopfcr Jesu beywohneu, und dabcy seiner unendlichen Liebe, mit welcher er uns bis zum Tode geliebt hat, seiner göttlichen Lehren, seiner Demnth, Sanfmuth, Ergebung in den Willen seines himmlischen Bakers und seines blutigen Leidens und Sterbens für uns, sich dankbar erinnern. Kniend und mit gefalteten Händen soll dabey Jedermann sein dankbares Herz zu Gott erheben, und sich freuen, daß er den nähmlichen Sohn Gottes, seinen Heiland, welcher in den Himmel aufgcfahren ist, wo er zur Rechten des Vaters sitzet, um uns eine selige Wohnung zu bereiten, hier in der h. Messe unter "den Gestalten des Brotes und des Weines anbethcn kann. — Allein wie viele Christen verkennen den guten Hirten, den Erlöser ihrer unsterb¬ lichen Seelen, Jesum Christum! Ach! wie viele wohnen der h. Messe gedankenlos und kalt bey, und sind ganz fremd der hohen Bedeutung dieser h. Handlung, durch deren sinnliche Zeichen der Geist zu dem Uebersinnlichen, zu Gott selbst erhoben, und mit dem Gefühle der tiefsten Ehrfurcht, Liebe und Dankbarkeit gegen ihn erfüllt werden sollte. Der Mangel dieser wahren An¬ dacht muß einem jeden Menschen, der es mit dem Heile der so theuer erkauften Seelen seiner Mitbrüder redlich meint, wehe thun! Eben diese warme Theilnahme an deinem Seclen- heile ist es, o,J.!, die mich bestimmt hat, das große für uns Alle dargebrachte Versöhnungsopfer Jesu am Kreuze, welches in der h. Messe unblutiger Weife er¬ neuert wird, vollständiger und weitläufiger zu erklären.— Nun wohlan! nimm also o I.! dieses Büchlein hin, das dir mit theilnchmendem Herzen, und mit der zärt¬ lichsten Sorge für das Heil deiner unsterblichen Seele, zur fleißigen Lesung und Beherzigung, hiemit angebo- then wird. Einleitung. §- n Opfer des alten Bundes. ^^pfer sind überhaupt Gaben, oder Geschenke, die inan einem Andern ans Liebe darbringet, und opfern heißt, etwas, was uns angenehm und theuer ist, dem¬ jenigen schenken, oder geben, der uns noch lieber ist, als die geschenkte Sache, z. B. Jemand stirbt für sein Vaterland, oder ein treuer Unterthan befreyet seinen Herrn aus einer großen Gefahr, und büßt dabey sein eigenes Leben ein, so sagt man: jener hat sich für das Vaterland geopfert, dieser ist ein Opfer für seinen Herrn geworden. — Das sind uneigentliche Opfer. ,2. Eigentliche wahre Opfer sind jene Gaben, welche wir Gott allein dem höchsten Herrn aus Erkeuntniß seiner unumschränkten Oberherrschaft im Gefüble der Dankbarkeit, des Vertrauens und der gänzlichen Ab¬ hängigkeit darbringcn. Zu einem wahren Opfer gehö¬ ren also folgende nothwcndige Stücke: der Opfernde 1 2 mit seiner guten Absicht, die Opfergabe, und Gott, dem das Opfer dargebracht wird. Im alten Bunde gab es unzählige Opfer, in dem neuen ist nur ein Einziges. 3. Von Sem Ursprünge der Opfer. Mit aller Wahrscheinlichkeit dürfen wir den Ur¬ sprung der Opfer schon bey den ersten Menschen suchen, indem sie Gott selbst belehrte, wie sie die Gesinnungen und Empfindungen ihrer Hochachtung, Liebe und Dank¬ barkeit gegen ihn auf eine sinnlich - einfache Weise durch Opfer äußerlich zeigen, die Hoffnung der verheißenen Erlösung und der stellvertretenden Genugthuung durch diese religiöse Handlung in ihrem Andenken erhalten, und die eigene Strafwürdigkeit durch den Tod eines Opferthieres sinnlich ausdrücken sollten. Nur in dieser Beziehung hatte Gott an dem Opfer des frommen Abel sein Wohlgefallen, und an jenem des bösen Kain sein Mißfallen. — Die Opfer des alten Bundes deuteten hin auf das große Versöhnungsopfer Jesu am Kreuze, und waren dessen Vorbilder. — Sieh 4. Der Ort zur Verrichtung Ser Opfer bestimmt. Durch s5oo Jahre, d. i. bis zur Gesetzgebung auf dem Berge Sinai pflegte jedermann selbst einen Altar von Steinen zu errichten, und darauf zu opfern. So opfert^ Noe reine Thiere und Vögel, Jacob goß Ohl a d b 5 a r a ( Z § i r c r r s r s d c r s l 5 auf einen Stein. Nach der Gesetzgebung hingegen war das heilige Gezelt, und später der Tempel zu Jerusa¬ lem der einzige von Gott selbst zur Verrichtung der Opfer bestimmte Ort. Nur die Propheten und andere auserwählte Männer konnten in außerordentlichen Fäl¬ len, ohne sich des Götzendienstes verdächtig zu machen, an andern Orten opfern, z. B. Elias auf dem Berge Carmel, Gideon auf einem Felsen, David in Ornan's Tenne. §. 5. OpferthLsre. Die Opferthiere waren: Lämmer, Kälber, Böcke, Ochsen, Widder; unter den Vögeln: Tauben, und Turteltauben, dergleichen Maria zum Opfer brachte. Sie mußten ohne Makel seyn; alles Mangelhafte wur¬ de von Gott als seiner Majestät unwürdig verworfen, um den Menschen zu erinnern, daß ihn die Sünde vor Gott mißfällig, und nur ein reines Herz wohlgefällig machen kann. Die Opferthiere befahl Gott unter die reinen zu zählen, und sie von den unreinen zu unter¬ scheiden. Dieser Unterschied, und das Verboth das Fleisch der unreinen Thiere zu genießen, war ein siche¬ res Mittel die Juden von den Heiden zu trennen, und sie vor dem Götzendienste zu bewahren, indem der Ju¬ de das mit Ekel verabscheucte, was der Heide mit Lust genoß, z. B. Schweinfleisch, welches der alte Eleazar und die machabäischcn Brüder nicht essen wollten. Die¬ ses Gesetz beobachteten auch Daniel, Azaria, Anania und Misael in der Babilonischen Gefangenschaft. 1 4 §. 6. Blutige Qpfer. Die Priester führten die Opferthiere im Nahmen deS Volkes vor den Altar, als Zeugen und sprechende Beweise der Abhängigkeit und Strafbarkeit des Men¬ schen , dort wurden sie unter vielen Gebethen geschlach¬ tet, und die Ältesten des Volkes legten ihnen ihre Hände auf, um anzudcutcn, daß sie Gott dem Herrn über Leben und Tod dieses Opfer an ihrer Statt dar¬ bringen; daher die Benennung Schlachtopfer, und weil die zerstückten Glieder auf dem Altäre verbrannt wur¬ den, Brandopfer. Das Blut wurde um den Altar ge¬ gossen, daher blutige Opfer. — Die Opfersache mußte also verändert, oder auch vernichtet werden, um da¬ durch anzuzeigen, daß Gott unsere Gaben nicht, wie ein Mensch bedarf, und daß wir wegen der Sünde den Tod verdienen. Oft bewies Gott sein Wohlgefallen an einem Opfer dadurch, daß er es durch Feuer vom Him¬ mel entzünden ließ. z. B. das Opfer des Elias, Naron, Gideon, und des Salomon bcp der Tempelweihe. §. 7. Unblutige Dpfer. Außer den blutigen Opfern wurden auch Speise¬ opfer von Mehl, Ohl, Wein, Salz dargebracht, und das waren unblutige Opfer. Dazu gehört auch die Garbe der ersten Früchte, der Weihrauch, den man täglich opferte, und die zwölf Schaubrote auf eiucm goldenen Tische in dem Hciligthnmc, welche nur die Prie- s c c r i » t r c t l < c c r I < I 1 5 stcr allein am Sabbathe, nachdem sie dieselben durch andere Brote ersetzten, verzehren durften. Nur David auf seiner Flucht vor dem Könige Saul bekam sie zn Nobe von dem Hohenpriester Achimelek zu genießen. §. 8. Fried - und Dankopfer. Hatte Gott die Waffen Israels durch Siege, ihre Felder mit reicher Ernte gesegnet, sollte eine Landes¬ plage aufhörcn, oder der Himmel seine Schleußen öffnen, und Regen herabgießen; so wurden die Altäre mit Tausend und Tausend Opferthieren beschwert. Dieß waren Fried - und Dankopfer, welche theils angezün¬ det, theils den Priestern und andern Gläubigen zur Speise vorgelegt wurden. Dergleichen Opfer verrich¬ tete David, als er die Bundeslade zu Lo-imi, - ^earim hohlen, und auf den Berg Moria nach Jerusalem brin¬ gen ließ. Dieß war ein feyerlicher Zug: Die Fürsten Israels in Purpur gekleidet, die Priester im festlichen Schmucke, drcyßig Tausend Bewaffnete begleiteten die Bundeslade, der König frohlockend voran, Triumph¬ lieder und Trompeten erschollen. So oft sie sechs Schritte gethan, wurde ein Ochs, und ein Schaf ge¬ opfert. Hierauf ließ David unter das Volk Brot, Wein und Fleisch austheilen. — Noch feyerlicher waren die Opfer Salomon's bey der Tempelweihe, welche sieben Tage dauerten, und wegen des eingetretencn Laubhüt¬ tenfestes abermahl sieben Tage, wobei 22,000 Ochsen, und 120,000 Schafe geschlachtet, und geopfert wurden. 6 §. 9. Das merkwürdige Sühnopfer. Das merkwürdigste unter den Opfern war das Sühnopfer, welches die Juden an dem großen Ver¬ söhnungsfeste, an dem sie fasteten, und Buße thaten, mit großer Fcyerlichkeit begingen. Der Hohepriester erschien im festlichen Schmucke, schlachtete einen Wid¬ der zum Brandopfer, und ein Kalb für seine und sei¬ nes Hauses Sünden, nahm das Rauchfaß mit glühen¬ den Kohlen von dem Brandopferaltare, wo das ewig brennende Feuer war; eben so nahm er etwas von dem Blute des Kalbes, und trat mit Feuer und Blut in das Allerheiligste und zwar nur dieses Mahl im Jahre ohne Todesstrafe, wohin sich ein anderer Priester nie wagen durfte. Er räucherte die Bundeslade ein, um sich vor dem Tode zu sichern, und das Blut sprengte er sieben Mahl gegen den Gnadenthron, welcher die Lade deckte. Hierauf schlachtete er Einen durch das Loos dazu be¬ stimmten Bock, spritzte gleichfalls sein Blut sieben Mahl gegen den Gnadenthron, und besprengte damit die ganze h. Stätte sammt dem Rauchaltare. — Einen andern Bock stellte er Gott lebendig vor, legte ihm seine Hände auf, bekannte alle Mifscthaten des Volkes, wünschte ihm die Sünden aller Stämme Israels auf das Haupt, und verwies ihn dann mit dem allgemei¬ nen Greuel beladen in die Wüste. — Dieß war ein Vorbild Christi, welcher alle unsere Sünden auf sich genommen hat. Darum nennt ihn Johannes der Täu¬ fer das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hiuwcgnimmt.« Joh. i, 29. t r ( r 1 7 Kein Mensch, weder der Priester, noch die Levi¬ ten, weder der Opfernde, noch Andere genossen etwas von den Brandopfern, wenn sie einzig und allein zur Anbethung Gottes dargebracht wurden. Dieß sollte zur Erinnerung dienen, daß der Sünder zur Aussöhnung mit Gott eines weit vortrefflichern Opfers bedürfe. — LlstaoZui, §. 10. Die Hauptfeste Ser Inden. Ostern. i. Das Osterfest, -«-) und dieses von dem Hebräischen k>i>uss, oder der Vorübergang des Herrn) sollte die Befreyung der Israeliten aus Ägypten im Andenken erhalten, wo ihre Erstgebornen vor dem Todesengel verschont blieben. Für jede Hausfamilie mußte ein Lamm gebraten, und mit dem Feldsalate und ungesäuerten Brote gegessen werden, daher man Ostern auch das Fest der ungesäuerten Brote genannt hat, denn auch ihre Väter mußten vor dem Auszuge aus Ägypten ei» Lamm an einem Querbalken braten, ohne ihm ein Bein zu brechen. Beydes hat Christum vorgcbildet, dem man am Kreuze kein Bein gebrochen, und der geduldig litt, wie ein Lamm. — Das Oster¬ fest dauerte sieben Tage, und wer leichtsinnig unterließ das Osterlamm zu essen, der sollte aus dem Volke aus¬ gerottet werden. Vom Griechischen 8 Pfingsten. s. Das Pfingstfest sollte die Gesetzgebung auf dem Berge Sinai im Andenken erhalten, und weil dieß am fünfzigsten Tage nach dem Auszüge aus Ägypten ge¬ schehen war, so feyerten die Israeliten dieses Andenken am fünfzigsten Tage nach Ostern, daher pmitecvtts *) der fünfzigste Tag. Man opferte an diesem Tage zwey Brote, als die Erstlinge von der neuen Ernte, daher auch Erntefest genannt. Laubhüttenfest. 3. Das Laubhüttenfest, ItsMum 'L'rwsrnrwlllornm, erhielt das Andenken der Israeliten an die wunderbare Erhaltung ihrer Väter in der Wüste, wo sie unter Zelten wohnten. Es dauerte sieben Tage, an welchen die Israeliten auch in Zelten oder in Hütten von grü¬ nen Reisern wohnen mußten. Es wurde zugleich als Danksagungsfest für die gesammelten Früchte gefeyert. An diesen Hauptfesten mußte das ganze männliche Geschlecht in der Stiftshütte, später aber in dem Tem¬ pel Hu Jerusalem vor dem Herrn erscheinen, und Ga¬ ben oder Dankopfer darbringen. Einen halben Seckel, nach unserm Gelbe beynahe dreyßig Kreuzer, mußte jeder Jsraelite vom zwanzigsten Jahre seines Alters an, ent¬ weder selbst jährlich nach Jerusalem bringen, oder den in andern Städten dazu bestellten Einnehmern zur Unterhaltung des Tempels als Kopfgeld bezahlen, n. Mos. 3o, io. — So zahlte Jesus zu Kapharnaum einen '') Von dem Griechischen 9 i r n ) t) r e r n i- s t. >e l- r- :r t- !r ir i. ui ganzen in dem Munde eines gefangenen Fisches gefun¬ denen Seckel als Tempelsteuer für sich, und für den Apostel Petrus. Matth. 17, 23.- 26. Sabbath. Nebst diesen Festen fcyerten die Juden in jeder Woche auch den Sabbath. An einem Sabbathe mußten alle Arbeiten aufhören, es war nicht einmahl erlaubt Feuer im Hause zu machen, daher mußten die Speisen schon am Vorabende gekocht werden. Niemand durfte über zwey Tausend Schritte weit gehen, oder eine Last tragen, daher die Thore Jerusalem's am Sabbathe verschlossen waren. Darum sprach Jesus: Bethet aber, daß eure Flucht nicht an einem Sabbathe geschehe. Matth. 24, 20. §. 11. Kraftlosigkeit der Opfer des a. B. Die Opfer des alten Bundes hatten nur die Wir¬ kung, daß der Mensch dadurch von der ihm gesetzlich zugedachten Strafe befrcyet wurde, z. B. Die Aus¬ sätzigen durften, wenn sie genasen, nach einem verrich¬ teten Opfer ihrer Gemeinde wieder einverleibt werden, aber den Willen konnten jene Opfer nicht zurecht brin¬ gen, noch das Gewissen reinigen. Sie waren also kraftlos, und unvermögend den Menschen mit Gott zu versöhnen; daher sagt David in dem 5o. Bußpsalme: Du hast , 0 Gott! kein Wohlgefallen an Brandofern, gern gäbe ich sie dir. Das Opfer, welches dir gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein geängstetes und gcoe- müthigtes Herz, wirst du, o Gott! nicht verachten.— 10 Reue, Buße, Besserung des LebenS und die Hoffnung auf den verheißenen Messias durch blutige Opfer dar- gestellt, war im alten Bunde das Mittel zur Vergebung der Sünden. §. 12. Das einzig wahre Versöhmmgsopfer. Die stellvertretende Genagthuung. Das einzig wahre, Gott wohlgefällige Versöh¬ nungsopfer muß in jeder Beziehung alle Bedingungen eines höchst vollkommenen Opfers erfüllen, und zwar: Der Opfernde muß ganz unbefleckt, sittlich voll¬ kommen und heilig seyn, wie Gott selbst heilig ist, folglich mehr, als ein bloßer Mensch, aber doch wah¬ rer Mensch zugleich seyn, so, daß nur Gott allein ihm gleich komme; also ein Gottmensch ohne den mindesten Makel der Sünde, und doch durch freywilligen Tod sich opfernd für die Sünden der Welt, denn so spricht der Prophet Jsaias von ihm: Fürwahr unsere Schwachhei¬ ten trug er, und unsere Schmerzen lud er auf sich. Er wurde durchbohrt um unserer Sünden willen, zerschla¬ gen wegen unserer Missethat. Die Strafe ruhete zu unserem Wohle auf ihm, durch seine Wunden wurden wir geheilt. Jehova warf auf ihn die Sünde von uns allen. Er ward geopfert, weil er selbst wollte, und öffnete nicht seinen Mund, dem Lamme gleich , das man zur Schlachtbank führt. Getödtet ward er für die Sün¬ den meines Volkes. Er der Gerechte trug unserer Sün¬ den Schuld.« lsniks 5ö, i -12. 11 Durch dieses Opfer wird die größte Erniedrigung, die tiefeste Demüthigung, und der vollkommenste Ge¬ horsam des erhabenen Gottmenschen gegen Gott auf das vollständigste ausgedrückt. Diesem einzig wahren, großen Versöhnungsopfer, und der dadurch Gott gelei¬ steten Genugthuung kann nichts gleich gestellt werden, deßwegen steht es von Jesu Christo dem Gottmenschen geschrieben: »Brand - und Sündopfer hast du nicht ge¬ wollt, und alles, was nach dem Gesetze geopfert wird, gefällt dir nicht. Da sprach ich: sieh! ich komme.« Psalm 3g, 7. 8. Er hat die Gerechten mit einem einzigen Opfer ewig vollkommen gemacht.« Hebr. 10, 14. 13. Das Kremvsopfer des GotLinenfchen Jesus Christus. Den Mangel der alttestamentischen Opfer sollte also Jesus der verheißene Erlöser durch seinen Tod am Kreuze ersetzen. — An ihm, der vom heiligen Geiste empfangen, geboren aus Maria der Jungfrau, ganz heilig lebte, war keine Schuld, ihn konnte man keiner Sünde beschuldigen. Folglich hat er unschuldig und freywillig die Schuld und Strafe der sündhaften Men¬ schen auf sich genommen, an ihrer Statt der göttlichen Heiligkeit und Gerechtigkeit durch seine schmerzlichsten Leiden, durch seinen qualvollsten Tod am Kreuze genug gethan, und sie durch diese Versöhnung von dem Mi߬ fallen Gottes, und von der ewigen Strafe der Sünde bcfrcyet. — Dieß erklärte Jesus mit lauter Stimme, indem er am Kreuze sterbend sprach: »Es ist vollbracht!« das Erlösungswerk des sündhaften Menschengeschlechtes 12 ist vollendet,« worauf die alten vorbildenden Opfer hinschwanden, wie ein Schatten vor dem erscheinen¬ den Lichte. Nach Jesu vollbrachtem Versöhnungsopfer am Kreuze zerriß der Vorhang im Tempel zum Zei¬ chen, daß nun die Opfer des alten Bundes ihre Bedeu¬ tung , ihren Werth verloren, und dem einzig wahren, großen Versöhnungsopfer des neuen Bundes wichen. »Gott hat also die Welt so sehr geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn für sie in den Tod dahin gab, auf daß keiner, der an ihn glaubt, verloren gehe, sondern alle durch ihn das ewige Leben erlangen.« Joh. 3, 16. Nur durch seinen Tod also konnten die schreckli¬ chen Strafen und Folgen der Sünde getilgt werden. Ja die Sünde ist schrecklicher, als Tod und Hölle, denn durch die Sünde kam der Tod in die Welt, und die Sünde baute die Hölle. §. 14. Einsetzung -es heiligen Abendmahles. Wenn das Osterlamm der Israeliten gegessen wer¬ den sollte, pflegte der Hausvater zu sagen, das ist das viiass, der Vorübergang des Herrn. Auch ein Brot- und Weinopfer gab es im a. B., wovon ein Theil von dem Priester und den mitopfernden Israeliten genossen wurde. Der Priester pflegte das Opferbrot unter Gc- beth in die Höhe zu heben, und den Kelch zu segnen. So hat der Hohepriester Melchiscdek als Vorbild Christi Brot und Wein geopfert.« (Nuruvtt vomiuu«, m noupW- uitvlut 8UIN, tu s» «»csrclos in wteruuin seouuNum »rcUuei» Neioiüssiisir. l»s. lug.) Beydes that auch Jesus bey dem letzten Abendmahle, wobey er ein Erinnerungszeichen 15 an seinen Opfertod anordnete, welches, wie es das vollkommenste Opfer nachbildete, auch in seiner Art das vollkommenste sepn , und die bezeichnete Sache selbst enthalten sollte. Nach genossenem Osterlamme endigte und befehlest er den alten Bund, und wollte sogleich den neuen stiften. Darum ließ er auf das Vorbild das Vorgebildete selbst folgen, und feyerte eben dasselbe Opfer, welches er den Tag darauf am Kreuze blutig vollbrachte,, auf eine unblutige Weise, indem er Brot in seine heiligen Hände nahm, die Augen zum Him¬ mel erhob, dem himmlischen Vater dankte, es seinen Jüngern gab, und feperlich darüber die Worte sprach: »Nehmet hin und esset alle davon, denn das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird in den Tod.-- — Auf gleiche Weise nahm er den Kelch mit Weine, wie- derhohlte sein Dankgebeth , reichte ihn seinen Jüngern, und sprach: »Nehmet hin, und trinket alle daraus, denn das ist mein Blut, das Blut des neuen Bundes, welches für euch, und für Viele wird vergossen werden zur Vergebung der Sünden. Thut dieß zu meinem Anden¬ ken.« — Dadurch hat Jesus das h. Abendmahl, oder das allerbeiligste Sacrament des Altars, und zugleich das wahre unblutige Opfer des n. B. eingesetzt. Die¬ ses Opfer heißt die h. Messe. Brot - und Weinofer sollte also eine Abbildung des Opfertodes Jesu seyn, aber eine Abbildung und ein Erinuerungsmittel von besonderer Art, wobey nicht bloß, wie einst im alten Bunde ein künftiges Opfer vorgebildet, sondern wo Eines wirklich dargebracht, und dadurch ein Darzubringendes dargestellt würde, doch so, daß das Abgebildcte dem ganzen Wesen nach zugleich zugegen wäre. 14 §. 15. Entstehung und Bedeutung des Me߬ gewandes. Der Talar gewöhnlich von schwarzer Farbe aus Tuch, oder Zeug, bedeckt den ganzen Körper bis auf die Fersen, Knöchel, Ow«, daher taiaris vesti«, qui» »a t-tios uscjiis cieSuit.) Darüber kommen folgende prie¬ sterliche Meßkleider: I. »umsr^is, oder Lmiotus das weiße Achseltuch, welches der Priester zuerst umlegt, um den Hals und die Schultern damit zu bedecken, und die gemeine Kleidung zu verbergen, hat den Ursprung von den Morgenländern, die ihren Hals damit bedeckten, so oft sie eine Handlung vornehmen wollten, die ihnen heilig und ehrwürdig war. — So soll auch der Priester seine Augen und alle seine Sinne auf die heilige Meß- handluug richten, und jedem andern Gegenstände gleich¬ sam verschlossen und zngedeckt seyn. — In Beziehung auf das Leiden Christi bedeutet es jenes Tuch, womit man ihm die Augen verbunden hat. — Bis zum zwölf¬ ten und drcyzehntcn Jahrhunderte pflegte man auch den Kopf damit zu bedecken, wie es einige Mönchsorden noch heut zu Tage thUN. (Sieh 6-nrI. Loil-r, Uer. ItturA. INb. II. o.-lp. 24. Z. 5.) (uähmlich vestis,) die Albe das lange weiße Kleid, war die Tracht der Priester im alten Bunde, und die Ehrentracht der edlen Römer. Christus bey seiner Verklärung auf dem Berge Tabor glänzte in einem schneeweißen Gewände. In einem solchen Klei¬ de ließ ihn Hcrodes verspotten. Die Alba bedeckt den ganzen Körper, und bedeutet die Unschuld und Rei- 15 nigkcit des Herzens. — Es war eine nothwcndige Sitte, damit dieses lange weiße Kleid anliegen konnte, das¬ selbe auszuschürzen, um bey einem Geschäfte nicht ge¬ hindert zu werden. So that es Jesus bey der Fu߬ waschung. Dazu wird der Gürtel, (OiuZoluw) erfordert. Der Chorrock, ein kurzer Rock, bey der höhern Geistlichkeit koceiiet genannt, entstand aus der langen Alba, und wird bey minder feyerlichen Verrichtungen gebraucht. Sieh (6a k'resos u. Ouraml. Kation, äiv. okkc. lNb. Hl. 6a>>. I. llum. io. U. I I.) eiiiKuium, der Gürtel, welchen der Priester um seine Lenden bindet, damit die Alba anliege. Dieß erinnert ihn an die Tugdnd der Keuschheit, wobey er um göttliche Hülfe seufzet, und um Gnade bittet, der Würde seines heiligen Standes gemäß leben zu können. — Die Israeliten mußten, als sie das Osterlamm ein Vorbild Christi genoßen, umgürtet seyn. n. B. Mos. 12, II. inanipuius die Armbinde am linken Arme, gegen, wartig eine Zierde mit einem Kreuze, war in den alten Zeiten eine Nothwendigkeit. Denn der Gottesdienst dauerte oft mehrere Stunden, die Anstrengung trieb gewöhnlich den Schweiß aus, und das Andenken an die vielen Sünden, und den Tod Jesu bewog zu häu¬ figen Thräncn. Darum trugen die Gläubigen auf dem linken Arme ein Schweißtuch, »aciai-iuiu genannt, an- gchcftet, um damit den Schweiß abzutrocknen, und Thräuen abzuwischcn. — «toi», die Stole, eine von dem Halse kreuzweise auf den Schultern fliegende, von einem einst ganzen Uuterkleide übrig gebliebene Binde, ist das eigentli¬ che Sinnbild der priesterlichen Würde, und Vollmacht. 16 Auch dieses Stück des Meßgewandes war ursprünglich vielen Menschen gemein. Es war eine feine Leinwand, § deren man sich bediente, die Reinlichkeit der Hände zu s erhalten, und etwas mit Ehrerbiethigkeit anzurühren, k Einst urai-iuin, eine Art Schweißtuch genannt. (Lieuill. c lid. cks st. Riss. vnp. 5.). ^nnuius der Ring, römischen Ursprunges, bedeutet die Vereinigung mit Christo und mit der Kirche. eiilrotiioo«! Handschuhe bedeuten die Reinigkeit der Werke, und gute Gesinnungen. Ininin, Nitrn, die Insel, Bischofsmütze, Bischofs¬ hut römischen Ursprunges, war ehedem eine Kopfzierde der Priester, auch eine Nachahmung der 'rmrn des Ho¬ henpriesters im alten Bunde, und bedeutet die Wissen¬ schaft des alten und neuen Bundes.« vara. von». I-Ästorais (nähmlich l'eMim) Hirtenstab, Bischofsstab, weil das hohe Amt des Bischofes so oft mit dem eines guten Hirten verglichen wird, und von den Aposteln auf ihren Reisen öfters eines Stabes erwähnt wird. Cs bedeutet die geistliche Gewalt das Laster zu be¬ strafen, die Schwachen zu stärken, und überhaupt die Heerde Christi zu regieren. u-lMiim aus der reinsten Wolle gemacht, hängt von den Schultern herab, und bedeutet die väterliche Sor¬ ge, welche der gute Hirt für seine Schafe trägt. 16. o-mx der Kelch bedeutet den Kelch des Leidens, und das Grab Christi. k-uso-r die Kelchplatte bedeutet den Stein am Grabe. kuri6e»toriom das leinene Tüchlein über den Kelch, zu dessen Reinigung bestimmt; vorpornis, das geglätcte leinene Tuch, welches unter dem Kelche ausgebreitct wird, und andere leinene Tücher des Altares bedeuten di w vl b< dl e v bl Ui Ä ei n ii n e u l d i b i l l 19 die Leinwand, in welche der Leichnam Christi einge¬ wickelt war. kaim Minor der kleine viereckige Deckel über den Kelch von gleicher Farbe mit der easvm, 8toia und srauixei, bedeutet das Schweißtuch Christi. k>aii» heißt der größere viereckige Deckel über den Kelch, und ist zugleich als ein Behältniß für das oorpvrais von gleicher Farbe mit der kalin, Minor. Vsiium die oberste Decke über den ganzen Kelch von gleicher Farbe mit der 8wia und Rnoipei, bedeutet den rothen Mantel Christi. Das Baret, oder Birret Mrrstum von dirrnm oder kirrus eine Kopfbedeckung einst der oberste Theil eines Mantels, bedeutet die Dornenkrone Christi. Der Altar, Bitars von -Mu» hoch, erhaben, daher ein erhöheter Ort, bedeutet den Tisch des letzten Abend¬ mahles, und das Kreuz Christi. Die ersten Christen hielten ihren Gottesdienst oft in der Nacht an finstern Orten, wo sie der Lichter not¬ wendig bedurften. — Wir brauchen sie zur größer» Feierlichkeit des Gottesdienstes, und zur dankbaren Erinnerung an Jesum, und seine Lehre, wodurch er unfern Verstand, so wie das Licht die Finsterniß, er¬ leuchtet, wie er selbst sagt: Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit keiner, der an mich glaubt, in der Finsterniß der Unwissenheit bleibe. Joh. 12, 46. Christus der höchste Priester des neuen Bundes hatte bey dem letzten Abendmahle die Opferung, Wandlung, und Communion verrichtend, keinen besondern priester¬ lichen Kleiderschmuck, und die Apostel verrichteten zur Zeit der Verfolgung den Gottesdienst kn ihrer gewöhn¬ lichen Tracht an verschiedenen Orten, zu jeder Stunde, 20 oft zur Nachtzeit, wie der h. Paulus zu Troas. Apo- stelgesch. 20, 7., in Privathäusern, z. B. bey Phile¬ mon, wo die Christen ihre gottesdienstlichen Versamm¬ lungen zu halten pflegten. 17. Bedeutung der Farben des Meßge¬ wandes. Die weiße Farbe, welche die Unschuld, Reinigkeit und Freude bedeutet, wird an den Festen des Herrn, der seligsten Jungfrau Maria, eines Bekenners, und einer Jungfrau gebraucht. Die rothe Farbe bedeutet das Blutvergießen der heiligen Apostel und Märtyrer; am Pfingstfeste aber die Erscheinung des h. Geistes in der Gestalt zungen¬ förmiger Feuer - Flammen. Die blaue Farbe ist das Kleid der Buße und De- muth, bedeutend die Trauer in der Fastenzeit, im Advente, in Vigilien und Frohnfasten. Die grüne Farbe bedeutet die Hoffnung des ewi¬ gen Lebens. In dieser Farbe richtet die Kirche unsere Hoffnung zu Jesu, der zur Rechten des Vaters sitzet, um uns einen Ort zu bereiten. Die schwarze Farbe bedeutet die Trauer, und das Mitleiden. In schwarzes Trauergewand gehüllt flehet die Kirche in einem Todtenamte, und vorzüglich am aller Seelentage zu Gott um Erbarmung für die lei¬ denden Seelen im Fegefeuer. 21 §. 18. Von dem heiligen Messopfer. Die heilige Messe ist das wahre unblutige Opfer des neuen Bundes, das immerwährende Denkmahl des blutigen Opfers, welches Jesus am Kreuze vollbracht hat. Es ist ein Versöhnungs -, Dank -, Bitt -, Lob - und Preis - oder Anbethungsopfcr. — »So oft ihr dieses Brot essen, und diesen Kelch trinken werdet, werdet ihr den Tod des Herrn verkündigen, bis er kommt.« I. vor. n, 26. Die Beantwortung der Fragen: «Wer opfert? was? wem? für wen? warum? dient uns zum sichern Beweise, daß die heilige Messe, mit dem Kreuzesopfer Jesu in Bezug auf die Substanz, oder Wesenheit ein und dasselbe Opfer ist; denn 1. Die heilige Messe hat den nähmlichen opfern¬ den Priester, wie dort an dem Stamme des Kreuzes, Jesum Christum. 2. Die nähmliche Opfergabe, Jesum Christum, als Versöhnungsopfer. 3. Den nähmlichen Herrn, Gott den himmlischen Vater, dem es allein dargebracht wird. 4- Den nähmlichen Nutzen für alle lebenden und verstorbenen Menschen. 5. Die nähmliche Bestimmung, um dadurch die höchste Oberherrschaft Gottes zu bekennen, das sünd¬ hafte Menschengeschlecht mit Gott zu versöhnen, und ewig selig zu machen. — Die heilige Messe ist also in Beziehung auf die Wesenheit eben dasselbe Opfer, wie das Opfer Jesu 22 am Kreuze, welches Er selbst sichtbar verrichtet hat. In der Messe verrichtet Er es unsichtbar, der Priester aber sichtbar. 19. Unterschied zwischen dem Meßopfer und dem Krenzesopfer. Der nicht wesentliche Unterschied zwischen dem Kreu¬ zes- und Meßopfer besteht nur in der Art und Weise zu opfern, und zwar: 1. Anf dem Kalvarienberge hat Jesus nach der Ordnung des Hohenpriesters Aaron sein Blut vergos¬ sen, in der h. Messe wird aber dieses durch die Ver¬ wandlung des Weines in das wahre lebendige Blut Christi nur vorgestellt, wie Er es selbst beym letzten Abendmahle gethan hatte. Jenes war also blutig, die¬ ses unblutig, jenes verrichtete Jesus sichtbar, dieses verrichtet Er unsichtbar. 2. Auf dem Kalvarienberge wurde Jesus nach der natürlichen Leibesgestalt gekreuzigt, litt unaussprechli¬ che Schmerzen, eine Lanze durchbohrte sein Herz, seine Seele trennte sich vom Leibe, nachdem er das letzte Wort am Kreuze gesprochen hatte: Vater! in deine Hände empfehle ich meinen Geist, worauf er sein Haupt neigte, und starb. In der Messe leidet und stirbt Jesus nicht mehr, dieß wird durch die abgesonderten Gestalten des Brotes und des Weines nur vorgestellt. 3. Das blutige Kreuzesopfer Jesu wurde nur Ein Mahl, und zwar nur an Einem Orte, aus dem Berge Golgatha auch Schädelstätte genannt, dargebracht; das unblutige Opfer der h. Messe hingegen wird Gott 25 cm allen Orten nach der Weissagung des Propheten Malachias i, io.-is. von einem Ende der Welt bis zum andern, vom Aufgange der Sonne bis zum Nie¬ dergange, jeden Tag, und zu jeder Stunde des Ta¬ ges unzählige Mahle entrichtet; denn, wenn es bey uns Nacht ist, so ist es auf der andern Halbkugel der Erde Heller Tag. 20. Jesus Hut das heilige Meßopfer ein¬ gesetzt. i. Um ein würdiges Opfer in seiner Kirche bis an das Ende der Welt zu hinterlassen. s. Um ein immerwährendes Denkmahl des blu¬ tigen Opfers am Kreuze in seiner Kirche zu erhalten. 3. Um uns ein besonderes Merkmahl seiner Lie¬ be zu geben, damit wir eine sichtbare Theilnahme an dem geschlachteten Opfer d. i. an dem Genüße seines Fleisches haben. So wie im alten Bunde zum Zeichen des Friedens und der Einigkeit bei den Friedopfern die Opfergabe getheilt war, eben so dürfen wir zum Be¬ weise unserer Aussöhnung mit Gott von dem am Kreuze geopferten Fleische, und vergossenen Blute genießen. Diese Theilnahme würde für uns mit dem bloßen Kreu¬ zesopfer, ohne Meßopfer verloren gehen.« — §. 21. Das Meßopfer wird Gott allein dar¬ gebracht. Nur Gott allein gebührt Anbethung, Lob, Dank, und unumschränkte Oberherrschaft über alle erschaffenen 24 Dinge. Durch das h. Meßopfer beweisen wir ebn diese frommen Gesinnungen gegen Gott; also kann das¬ selbe auch nur Gott allein dargcbracht werden. In der Messe wird Jesus der Sohn Gottes selbst seinem himm¬ lischen Vater aufgeopfert, welcher in dieser Beziehung größer ist, als sein eingeborner Sohn der Gottmcnsch Jesus Christus; also kann das Meßopfer keinem En¬ gel, keinem Heiligen, keinem Geschöpfe, sondern nur Gott allein dargcbracht werden, weil der Sohn Got¬ tes über alle erschaffene Wesen erhaben ist. Darum wer¬ den auch die Gebethe an Gott den Vater durch Jesum Christum seinen Sohn gerichtet. Die h. Messe zum An¬ denken, zu Ehren eines Heiligen verrichten, heißt seine schönen Tugenden zur Nachahmung betrachten, Gott für die ihm verliehene Gnade danken, und ihn um sei¬ ne Fürbitte bey Gott anrufen. Durch diese Verehrung der Engel und Heiligen verehren wir Gott selbst, folg¬ lich ist im Grunde eine solche Messe eben das, was Andere sind, welche zum Andenken an die Geburt, Auf¬ erstehung, Himmelfahrt Christi rc. gelesen werden- 22. Verschiedene Zuschauer bey dem Kreu- zesopser Jesu. Bey dem Kreuzesopfer Jesu waren verschiedene Zuschauer gegenwärtig: Pharisäer, Schriftgelehrte, Gerichtsdicner, Soldaten und Missethäter. Von furcht¬ baren Verwünschungen und Gotteslästerungen wieder¬ hallte der heilige Berg , gotteslästerisch verschmähete der Sünder das kostbare Blut, welches für ihn am Stam¬ me des Kreuzes floß. — Tief gerührt über das Ge¬ st st ss 1' g s u e 25 schehene standen dagegen am Fuße des Kreuzes der geliebte Jünger Johannes, und Maria, zu denen Je¬ sus sprach! »Sieh da deinen Sohn! sieh da deine Mutter!« und noch andere fromme Frauen. Voll Ver¬ trauen empfahl sich der reumüthige Missethäter: »Herr! gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst, und selbst der römische Hauptmann schlug an seine Brust und sprach: Wahrhaftig dieser war ein Gerechter, er war Gottes Sohn!« Luk. 23, 47. Matth. 27, 54. §. 23. Verschiedenes Betragen der Christen bey dem h. Meßopfer. Eben so verschieden ist auch das Betragen der Christen bey dem h. Meßopfer. Einige erfrechen sich die heilige Stätte, wo die Engel nur zitternd stehen, mit dem Stolze jenes Pharisäers im Evangelio zu betreten, und gleichen ganz den Feinden Jesu, die ihn am Fuße des Kreuzes lästerten, uneingedenk seiner Worte: »Mein Haus ist ein Bcthhaus, ihr habet es aber zu einer Räuberhöhle gemacht.« Luc. 19, 46. »Wer mich vor den Menschen verläugnen wird, den werde auch ich vor meinem Vater verläugnen, der im Himmel ist.« Matth, io, 33. — Andere hingegen fin¬ den sich ein voll Eifer für die Ehre Gottes, und für das Heil ihrer Seele, reumüthig schlagen sie an ihre Brust, und sprechen mit jenem Publikan im Evangelio: Herr! sey mir Sünder gnädig, Luc. 18, r3. eingedenk der Verheißung Jesu: »Wer mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater, der im Himmel ist, bekennen,« Matth, »o, 32. In 26 ihrem ganzen Betragen äußern sie fuomme Gesinnun¬ gen, und die Vereinigung ihres Geistes mit dem Ge¬ deihe des Priesters. So soll auch unser Aller Betra¬ gen bey der h. Messe beschaffen seyn; mit versammel¬ tem Geiste, ehrerbiethig, reumüthig und andächtig sol¬ len wird allezeit dem h. Meßopfer beiwohnen. Um aber seinen Geist bey dem h. Meßopfer andächtig zu beschäftigen, muß man mit den Meßgebethen, und den dabey üblichen Ceremonien nebst ihrer Bedeutung be¬ kannt seyn. Diese aber sind, wie folgt: §. 24. Messe Ser Katechumenen. Staffelgebeth. Während der Priester in der Mitte des Altares eine kurze Betrachtung macht, erwartet ihn der Meß- diencr auf der untersten Stufe kniend. Der Priester steigt vom Altäre herab, und bezeichnet sich mit dem Zeichen des Kreuzes, welches ihn erinnert, daß nur jenes Opfer Gott dem himmlischen Vater wohlgefäl¬ lig sey, welches ihm Jesus sein viel geliebter Sohn am Kreuze dargebracht hat. Dieses erinnert uns auch an Jesus und seine Jünger am Öhlberge, wo Er, sein Angesicht bis zur Erde neigend, bethete. — Nun beginnt das Staffelgebeth, zu welchem folgende drey Stücke gehören: 1. Ein Psalm David's 2. Das öffentliche Sündenbekenntniß, Confiteor 3. Die allgemeine Lossprechung. v h si f' l a z 27 n- ^e- a- >l- r- m u n e- Der 42. Psalm David'S. i. David bethete dcn 42. Psalm auf der Flucht vor seinem Sohne Absolon, und sehnte sich nach dem heiligen Orte, wo die Stiftshütte stand. Er tröstete sich, und vertraute auf Gott, daß er ihn noch dahin führen werde, wo er ihm auf der Harfe spielend Lob¬ lieder zu singen verlangte. Die nähmlichen Worte spricht auch der Priester, und macht die Gesinnungen David's zu den Seinigen. Vor dem Psalme spricht er mit dem Meßdiener abwechselnd die Antiphon: »latroibo -w »uars vsi. — LN vsum, qui lWtiüclid Mvontutsor insklin. Nahen will ich mich dem Altäre Gottes. — Zu Gott, der meine Ju¬ gend erfreuet." Dieß nennt man die Antiphon. *) Dann beginnt der eigentliche Psalm mit den Worten: alu6U8 sw. — lind IlläulKsntinm, «.dsolutiniisiii st rswissio- vei» xsoontorum nostroruin tribunt oobis vinniputso-- st ini- «srivors vnrniuus. — Darauf folgt: von« tu convsrsus viviüsnbis vo« — Ostsnäs unbis vomins inissricoräinrn tu- nm — vomins sxnuäi orntioiiei» monm. — vominus vobis- vum. — Der allmächtige Gott erbarme sich euer, ver¬ gebe euch eure Sünden, und führe euch zum ewigen Leben ein.« — ÄUvrolvA. äs evolo«inst. nbssrvÄt. enthält die ersten Spuren unsers Staffelgebethes. Man begann mit der Antiphon imroibo, wegen der Ähnlichkeit dieses Wortes mit dem Introitus. Man sprach hierauf den Psalm: äiiäisu ms Dons« — weil dieser Anfang zu dem darauf folgenden Sündenbekcnntnisse zu passen schien. Z dei un ne AI de bi dc w E s- si b t t l 29 §. 25. Der Priester nähert sich dem Altäre. Nach dem verrichteten Staffelgebethe nähert sich der Priester dem Altäre, und bittet Gott, er wolle unsere Missethaten hinwegnehmen, damit wir mit rei¬ nem Herzen in das Heiligthum eingehen mögen. Den Altar küßend bittet er durch die Fürbitte der Heiligen, deren Reliquien sich daselbst befinden, um die Verge¬ bung der Sünden. — Der zu küßende Altar stellt uns das Kreuz, und auch Christum selbst vor. Der Kuß war bey den alten Völkern überhaupt das Zeichen der Ehrerbiethung. So küßte Samuel den zum Könige ge¬ salbten Saul, auch der Verräther Judas küßte Chri¬ stum seinen Lehrmeister. Die ersten Christen besuchten häufig die Gräber ihrer verstorbenen Mitbrüder, pfleg¬ ten solche zu küßen, daselbst zu bethen, und den Got¬ tesdienst zu halten. Daher die Aufschrift in den Me߬ büchern : 8tatio ad 8t. I.auro»tium extra moros, in Oorlio Monte, ad 8t. ketrum, weil die ersten Christen daselbst stehen blieben, um ihren Gottesdienst zu halten. Spä¬ ter hat man, wo möglich, an den Begräbnißstätten der heiligen Blutzeugen, Kirchen und Altäre gebaut, oder wenigstens Reliquien der Heiligen unter den Altarstein gelegt. Daher entstand der Gebrauch, Reliquien in den Altarstein zu legen. §. 26. Introitus. Von der Mitte des Altares geht der Priester auf die Epistelseite, Jcsum vorftellend, als sr zu Annas 30 geführt wurde, und liefet den iiNrottu»-, Eingangspsalm, oder eine kurze Antiphon, d. i. eine Stelle aus dem alten Bunde, oder in Bezug auf das Fest, dann einen Vers eines Psalmes mit der Dorologie vinrm kstri sw. worauf die Antiphon wiederhohlt wird, die in den alten Zeiten von dem ganzen Volke während des Zu¬ ges nach dem Versammlungsorte gesungen wurde. Der Priester bezeichnet sich, wenn er den imrottns bethet, mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes. In der Messe für die Verstorbenen bezeichnet er das Buch mit dem Kreuzzeichen, weil das unblutige Opfer nicht sowohl für die lebenden Christen auf Erden, als vielmehr für die leidenden Seelen im Fegefeuer verrichtet wird. — Zn einem feyerlichen Hochamte wird vor dem imrottus das 8siivti88lmuill, das Kreuz, die Reliquien der Hei¬ ligen, und der ganze Altar beräuchert, um die größte Ehrerbiethung zu bezeigen, die wir Gott schuldig sind, und damit unser Gebeth, wie ein angenehmer Geruch aufsteigen, und zu Gott sich erschwingen möge. — So brachten die drey Weisen Jesu dem neugebornen Köni¬ ge der Juden Weihrauch zum Opfer, und verehrten dadurch seine göttliche Natur und Würde. Das Volk versammelte sich einst in der Hauptkir¬ che, um sich gemeinschaftlich und paarweise nach dem Orte zu begeben, wo man stehen bleiben, und den Gottesdienst halten wollte. Daher h^ben die Bittgänge, Prozessionen den Ursprung. — Während das Volk in die Kirche den Einzug hielt, sang der Chor einen Psalm mit der Antiphon, daher die Benennung imi-ottus Einzug, Eingang. In der Folge wurde der Psalm weggelassen, nur die Antiphon ist geblieben. 31 §. 27. eLeisoir. Nachdem in den ersten Zeiten die obgenannte An¬ tiphon mit dem Psalme abgesungcn war, verrichtete der Bischof mehrere Gebethe, und das Volk erwieder- te auf jedes: eleison! lllwists eleison! — Daher bethet der Priester, wenn er gegen die Mitte des Al- tares gehet, wechselseitig mit dem Meßdiener neun Mahl das kr^rie eleison! Herr erbarme dich, Lkriske eleison, Christe erbarme dich! um anzudeuten, wie sehr wir der Barmherzigkeit Gottes bedürfen, und von der Sünde befreyt zu werden wünschen. §. 28. blLor»« , oder LMKeUou«, auch VoxoLoKiÄ liLqZor, genannt. Gleich nach dem L^ris eleison stimmt der Priester den englischen Lobgesang, Kiorin in exoeisis vso an in der griechischen Kirche jor genannt *) **) und preiset darin Gott den Vater durch Jesum Chri¬ stum seinen Sohn, dessen Geburt die Engel den Hir¬ ten mit freudiger Stimme verkündiget haben. Wir müssen dabei) Jesu innigst danken, daß Er die menschliche Na¬ tur angenommen hat, um uns von dem ewigen Unter¬ gänge zu befrcyen. *) Von dem Griechischen Ko/E, Herr, und «x«« sich erbarmen. Von Aloria, und carrrion, U^mnur. 32 In einem Hochamte werden die Anfangsworte laut gesungen. — In der Messe für die Verstorbenen, und in der blauen Farbe insbesondere an den Sonntagen in der Advent- und Fastenzeit wird das oiorm zum Zeichen der Trauer und der Buße weggelassen, weil es den leidenden Seelen noch nicht gestattet ist, den himmlischen Lobgesang mit den Engeln abzustngen, und weil die Advent- und Fastenzeit der Buße gewid¬ met ist. §. 29. Nach verrichtetem Lobgesange wendet sich der Prie¬ ster zu dem anwesenden Volke, und grüßt es mit den Worten Dominus vobisoum! Der Herr sey mit euch! Dicß ist ein frommer Wunsch, daß der Herr die Her¬ zen der Gläubigen durch seine Gnade zum Guten ent¬ flammen, und mit seinem Segen bey ihnen verbleiben wolle. Denselben Wunsch erwiedert auch das gläubige Volk dem Priester durch den Mund des Meßdieners, der da spricht: Ld «mm sxirUu tuo, und mit deinem Gei¬ ste. Dieser wechselseitige Wunsch wird während der Messe öfters wiederhohlt. Die Bischöfe sprechen: voius, der Friede sey mit euch! weil Jesus nach der Auferstehung seinen Jüngern mit diesen Worten den Frieden wünschte. — So begrüßte auch Booz im alten Bunde seine Schnitter auf dem Felde: Der Herr sey mit euch! und der Erzengel Gabriel sprach zu Maria: »Der Herr ist mit dir.« i i ! i ! ! i < H.) §. 30. OrrM« evUeeta. Nach dem Dominus vokisoum kehrt der Priester auf die Epistelseite zurück, Christum vorstellend, wie er zu Pilatus geführt wurde, ermuntert das gläubige Volk mit dem Zurufe: Oi-smns! lasset uns bethen! zur An¬ dacht, und verrichtet ein dem Festtage angemessenes Kirchengcbeth, daß uns Gott durch die Fürbitte der Heiligen gnädigst erhören wolle. Er verrichtet es mit ausgestrcckten Armen; denn so bethete Jesus am Kreu¬ ze, so bethete auch Moses 2. B. 17, n.— und so pflegten nach dem Zeugnisse des Tertnllian. Lpol. 0. 3o. die ersten Christen zu bethen. Dieses Wird, weil wir nur im Nahmen Jesu, und nur wegen seiner un¬ endlichen Verdienste erhört werden, mit den Worten: vor Dominum uostrmn assnm Dliristum eto. durch unsern Herrn I. Chr. beschlossen. Der Meßdiener antwortet: Linon, um anzuzeigen, daß Priester und Volk Stimme und Herz vereinigen, und ihr Anliegen Gott vortragcn sollen. — Dieser Beschluß der Gebethe: um- ommn, «m- cutn, «mouiorum von Ewigkeit zu Ewigkeit, kommt in der h. Messe häufig vor. Bisweilen kommen meh¬ rere Orntionss, Gebethe vor, von denen die erste und die letzte auf diese Art beschlossen werden; z. B. in den Weihnachts-Feyertagcn, wo das Andenken des Festes, vommsmorutio, durch acht Tage vorgenommen wird; daher OoMv» mos, als: XutlviMti», 8t. stopimni, In der griechischen Kirche 7-^" 34 8t. onauni» k?». Ivnoveot. — In einem Hochamte werden die Orationos laut gesungen. — Die Benennung Ooiieota (von völlig», sammeln, versammeln abgeleitet), heißt hier, das Gebcth, «»-nttn «oiioom, weil alle An¬ liegen, Seufzer, Verlangen der Gläubigen darin ver¬ sammelt sind; also gleichsam eine Sammlung der Ge- bethe, weil sie ehedem über das versammelte Volk verrichtet wurden. §. 51. CpiM. Auf die Oratio coiiseta folgt die Epistel, d. i. ein Stück aus der h. Schrift des neuen Bundes. — Die Apostel konnten sich dem göttlichen Befehle gemäß in keiner Gemeinde lange aufhalten, sie mußten daselbst neue Lehrer bestellen, und ihren Beruf weiter verfol¬ gen; dieß veranlaßte sie an die von ihnen gestifteten Gemeinden von Zeit zu Zeit zu deren Belehrung, War¬ nung, Ermahnung, zu schreiben. So entstanden die apo¬ stolischen Briefe oder Sendschreiben, in der lateinischen Sprache opistnia, genannt, *) und wurden von einem Lector öffentlich vorgelesen; bcy uns thut dieß in einem Hachamte der Subdiakon. — Wenn ein Stück aus dem alten Bunde gelesen wird, so vertritt es nur die Stelle der Epistel, z. B. i-ootto iu,ri Rexum. Das Wort isetio, Lesung wird immer vor die Epistel gesetzt, als: Re-nio epistolao lieati kauli Apostoli aci Romanos — Zn der Fastenzeit werden zuweilen mehrere, und in den vier - Quatembcrzeiten werden immer an der Mittwoche zwey, *) Von dem Griechischen Worte 35 am Samstage sechs Lektionen gelesen, deren letzte al¬ lein aus dem neuen Bunde genommen, die eigentliche Epistel ist. Vor jeder Lection wird eine Orutto ooiisct-». gedeihet. Am Ende der Epistel sagt der Meßdiener: Den Krmias, Gott Dank, daß er uns durch die Prophe¬ ten, und durch seinen eingebornen Sohn belehren ließ. 32. Nach der Epistel bethet der Priester eine kurze Stelle größten Theils aus dem alten Bunde, welche vor Zeiten aus einem ganzen Psalme bestand, den das Volk in der Kirche abgesungen hat, während der Dia¬ kon die Staffel, xraäus auf- und herabging, um von seinem Bischöfe den Segen zu erhalten, ehe er das Evangelium singen durfte. Daher kommt die Benen¬ nung kranualö, Staffelgesang. §. 33. Vra«t«8. Auf das kraNualo folgt ein Versu* mit zwei) LIIs- uchl, dann wieder cin Versus mit einem Lileilßa. Das hebräische Wort nuiieiusilii, bedeutet so viel als laun-us Dominum, lobet den Herrn- Der zweyte Versus mit dem sviieiu^u wird von dem Sonntage Septuagesima bis Ostern weggelassen, und durch eine andere Schrift¬ stelle ersetzt, welche man i'raotu» nennt, (von traiio, ziehen) weil man dieß, um die Bußzeit anzudeuten, langsam gesungen, und vor Zeiten die letzte Sylbe deS fröhlichen LiiviPu mit veränderter Stimme lange ge- 36 zogen hat. Sobald das Liieiuj« angcstnnmt war, fiel die ganze Gemeinde mit einem Freudengeschreye ein, nnd jeder sang, was ihm die Andacht cingab. Kein Wort, nur ein undeutlicher, aber angenehmer Wieder- Hall ließ sich hören, (8on»s insmms «ins verbi«) ein Jubclschall ohne Worte, sagt der h. Augustin. §. 54. Vor dem Evangelium. Gebeth in der Mitte des Altares. Nach Ablesung des 't'raotus wird das Meßbuch auf die Evangelienseite übertragen, um anzudeuten, daß die Lehre des Evangeliums von den hartnäckigen Juden zu den Heiden überging (vextsrir aucmso«, Mmrie« la^vit s^urM) die Rechte bedeutet die Juden, die Linke die Heiden. Das Meßbuch mußte auch wegen der Bequem¬ lichkeit übertragen werden, weil ehemals die Gläubi¬ gen ihre Opfergaben auf die Epistelseite hinlegten. iVlunäa eor- ineuin, Reinige mein Herz. Indessen bethet der Priester in der Mitte des Al¬ tares um göttliche Kraft nnd Stärkung, um das Evan¬ gelium mit Würde und Nutzen verkündigen zu können; so wie der Prophet Jsaias durch einen Engel gereini- get und gestärkt wurde, ehe er dem hartnäckigen Volke Israel die Buße predigte. Er bethet unter andern: (.lubs vttinins bsvEoei-s!) gebiethe o Herr! gib deinen Segen! In der Messe für die Verstorbenen wird die¬ ses nicht gebethet, weil die leidenden Selen noch nicht den vollen Segen des göttlichen Wortes empfangen haben. 57 §. 55. Evangelium. *) Nun tritt der Priester auf die Evangelienseite, Christum vorstellend, wie er von Pilatus zu Hcrodes geführt wurde, und spricht: Dominus vüMsenm, der Herr fey mit euch. — LehUüMin sancti Lvnvxelii seouo- Unm (Nntilineum - Rnreum - Ducnm - ^onnllein.) Vernehmet die folgenden Worte des h. Evangeliums', und indem er diese Worte spricht, bezeichnet er das Buch, und sich selbst mit dem Krcuzzeichen, um anzudeuten, daß da¬ rin die Lehre Jesu Christi enthalten seh, der für uns am Kreuze gestorben ist. Auch das anwesende Volk bezeichnet sich mit dem Zeichen des h. Kreuzes, und der Ministrant spricht in dessen Nahmen Le spirUu tno, und mit deinem Geiste, und oinri» tn,i Dumm«! Eh¬ re fey dir o Herr! — Stehend hört die Christenge¬ meinde das Evangelium an, theils wegen der schuldi¬ gen Hochachtung gegen das Wort Gottes, theils wegen der Bereitwilligkeit dasselbe zu befolgen, und es bey jeder Gelegenheit mit Herz und Mund zu vertheidigcn. Mit diesen frommen Gesinnungen soll man also bey deni Evangelium ehrerbiethig von seinem Sitze üufstehen. In einem Hochamte werden zwey brennende Ker¬ zen neben dem Evangelienbuche gehalten, um dadurch Evangelium ist griechischen Ursprunges, angenehme Nachricht, frohe Botschaft, aus r'l- gut, wohl, und «77-xx-Ä Botschaft bringen, daher Botschafter, Engel, »nZelus. nrintius. 38 anzudeuten, daß die Heiden, welche einst in dem Schat¬ ten des Todes saßen, und in der Finsterniß der Un¬ wissenheit sich befanden, durch das Evangelium das Licht der Wahrheit erblickten. Aus Hochachtung gegen das untrügliche Wort Gottes wird von dem Diakon das Meßbuch beräuchert, und das Evangelium laut gesungen. Am Schlüße küßt der Priester das Meßbuch, um seine Anhänglichkeit und Ehrfurcht gegen die Lehre des Evangeliums zu bezeigen, und spricht: l>sr svanAviio.-» liict!» ckeieaiitur uostrn cksiiet»! O, daß unsere Sünden nach den Verheißungen des Evangeliums getilgt werden möchten! Der Meßdiener dankt im Nahmen des Vol¬ kes für die göttliche Lehre, indem er sagt: Lau« um oiirists! Lob sey dir Christus! In der Messe für die Verstorbenen wird das Buch nicht geküßt, weil die lei, denden Seelen im Fegefeuer noch nicht den Kuß des ewigen Friedens, und die gänzliche Tilgung ihrer Sün¬ den empfangen haben. — Hierauf geht der Priester wieder in die Mitte des Altarcs, und stellt Christum vor, wie ihn Herodes zu Pilatus zurückschickt. §. 56. Predigt. Ende der Katechumenen-Messe. Nach Ablesung des Evangeliums folgte in den ersten Zeiten des Christenthumes die Predigt, welche mit dem Evangelium dem ersten Haupttheile der h. Messe verbunden, und von derselben nicht getrennt war. Der Bischof selbst, oder ein Priester erklärte dem versammelten Volke das Wort Gottes, und er- 39 munterte Alle zur genauen Befolgung deS göttlichen Willens, und zur Standhaftigkeit im Glauben. Wäh¬ rend der Predigt stand die Kirche allen Menschen, den Heiden, Ungetauften, Ketzern, Sündern, Büßern und Juden, ohne Unterschied offen, weil das Wort Gottes das tauglichste Mittel ist, die Menschen zu bessern, und selig zu machen. — Dieser erste Haupttheil der h. Messe, oder des öffentlichen Gottesdienstes war die eigentliche Vorbereitung, oder die Messe der Katechu¬ menen genannt. Katechumenen *) waren jene Men¬ schen, welche das Verlangen hatten, sich zum Christen- thume zu bekehren, und durch den Unterricht zur Taufe vorbereitet wurden. — Dieser Haupttheil der h. Messe enthielt den Psalmgesang, die Lesung der h. Schrift, die Predigt, und die besondern Gebethe über die zu entlassenden Katechumenen, Energumenen (Besessene), Competente», die man am Vorabende vor Ostern, oder Pfingsten zu taufen pflegte, und öffentliche Büßer. §. 37. He ML88» v8t. Nach vollendeter Predigt mußten sich die Heiden, Juden, Ketzer und die bloß zuhörenden Büßer sogleich aus der Kirche entfernen, und durften nicht einmahl den Gebethen beywohncn, welche hierauf über die auch bald zu entlassenden Katechumenen und Büßer verrich¬ tet wurden. Darum trat nach vollendeter Predigt der Diakon aus dem Heiligthume hervor, bestieg einen erhabenen Ort, und sprach über sie mit lauter Stimme *) Von dem griechischen Worteunterrichten. 40 die fcyerliche Entlassungsform aus: Xe -rmneott- h um, US «zum illNllsüuiii. *) '( §. 58. Ehemalige Entlaffungsform aller Gat- tnngen der Katechumenen. Hierauf rief der Diakon den Katechumenen nach > gebothenem Stillschweigen zu: Orats vutsoiuimsni! bethet i Katechumenen! und zu den Gläubigen sprach er: Om- noz Ackole^ pro Ulin utteuts oreiit, cUoontss: Kzi-is eleisoa! ! Alle Gläubigen sollen für sie andächtig bethen, und sprechen: Herr! erbarme dich ihrer. Dann bcthete er ihnen ein öffentliches Kirchengebeth vor, wrmuiu prs- oum genannt, wobcy die Katechumenen für sich selbst mitbetheten. Die Gebethform ist in den Vonstittik. Lpost. L.. Vlil. 6. 6. enthalten, und heißt OiMioui», oder krs- euu> iuliietin pro 6,'ctiieciniinsuis. Daher jene Redens¬ art: Oratiousm Nurs, «Uoutium iixlicoro. — Darauf sagte der Diakon: 8>irrcito Oatsclnimeui I pacsm vei per Olmi- I .^Uim ejus petico. — Stehet auf Katechumenen! und bit¬ tet nm den Frieden Gottes durch Christum seinen Sohn. Auf jede einzelne Bitte wurde von dem Volke, und vor allen andern, von den Kindern mit liz-rw oietson er- wiedcrt. Endlich befahl ihnen der Diakon ihre Häupter zu neigen, und den Segen des Bischofes zu empfan¬ gen, worauf er die fcyerliche Entlassungsform über sie, so wie später über die ganze Versammlung der Gläu- I bigen mit den Worten aussprach: ns est, das 41 heißt Nissio, oder (iimissla 68t, (von mitt», schicken). Gehet,» es ist eure Entlassung, ihr seyd entlassen. *) Daher die Redensart L'ii ANss» 6Mcvi>nme»is, m Mi»«:» k'iäeuiins. Daß dieses der ächte und zuverläßige Ur¬ sprung des Wortes sey, bezeugen alle altern Schriftsteller der h. Kirchengebräuche, sagt «eivsKZi» Li. II. 6. 6. als; /Xloimns Lvitu« Vieouoiis. Lpiseop. »ä L- vem 8sculi V. Kx. i. aä 6unI>nlMuin Hessin, I»iäor. Ritdanii« Llaurii» sto. Don der feyerlichen Entlassungsform: lts Miss» SSt bekam die ganze h. Opferhandlung den Nahmen imssa, welches Wort mit einer geringen Veränderung in die Sprachen jener Völker überging, die den katholischen Glauben angenommen haben. So heißt sie im Deut¬ schen die Messe, im Französischen In. s-w-ss, im Jtaliä- nischen in >i688n., im Slovenischen Liarinc, im Polni¬ schen Ai«»'.-», sprich: RQicc, im Böhmischen Rkks, sprich: Ei.s, im Spanischen Ris», ste. Die griechische Kirche nennt sie NiturxM, Sz^llnxis. — Seit dem jeder katholische Christ dem h. Meßopfer beywohnen darf und soll, wird die Entlassungsform: ns .vii««» am Ende der Messe zum Andenken an die alte Kir- chendisciplin, ohne weitere Bedeutung gesagt. In der lateinischen Kirche kommt die h. Opferhandlung auch unter den Nahmen: Odimic», LMmcm, vommwum, 6oiie- *) Diese Worte entsprechen der griechischen Ent¬ lassungsform: sr I^siitc, oxitk, ^atkcclinrncni in pacc! tretet ab, gehet hinaus im Frieden! Li ^uis ost Latccknnic- nns, exeat so ras. 8i ^nis non cornmn- nicat, clct locum. Lancia Zanctis. 42 ') Im Archive der Stadtpfarr Krainburg ist ein Meßbuch vom Jahre 1578, mit obigem Ito iVstiiLa ost, vorft'ndig. ot», vor; so wie die Redensarten: »»««srnm Loli«, crktsum SIiss»run> oslebratio, Missurum solömvi:» eeledrare, »lissits oslsbrars, Missas tnesrs, 8»cr!i in^sterM cvnssersre, »a Äliüs»s. Diakon sogleich zu den Energumenen: Orklto LuerAii- msoi! —- bethete ihnen vor, beobachtete alles, wie bey den Katechumenen, und entließ sie unter der nähm- lichen Entlassungsform» Dasselbe gilt auch von den Compctenten, und Pönitenten oder Büßern. Diese ließ er aufstehen, und ihre Häupter neigen, um den Segen des Bischofes zu erhalten. — Nachdem alle Gattungen der Katechumenen entlassen waren, schloß man die Thore, und der Eingang wurde von den Kirchendie- u 6 8 f t t i l i l I ! 1 45 nern verwahrt. (lUI^stsrik» oluiisls sanul« cslsbrumus, st sus, Pii voodum lllitiatl suut, ndssss prollibemus 8. 6Iir^- «ostoniiis.) Man verrichtete, wie Seivo^Aio versichert, für die Katechumenen auch nach ihrer Entlassung noch besondere Gebethe vor dem Altäre, bepnahe eben so, wie es noch heutiges Tages am Charfreytage üblich ist, wo der Priester auch für die Juden und Heiden bethet. Diese Gebethe nannte man des Unterschiedes wegen Gebethe der Gläubigen, krssss Ldsiium, oder sommiinss populi Orutiovss. Unmittelbar nach der Entlassung der Katechume¬ nen betheteten die Gläubigen in aller Stille zu Gott, bekannten ihre Sünden, und trugen ihm ihr Anliegen vor, daher wurden diese Gebethe prsoss sub siievtro genannt. Gleich darauf betheten die Gläubigen dem vorbethenden Diakon laut nach; daher die Benennung dieser lauten Gebethe precss per sxolaivLttovsm, denn der Diakon rief nach der Entlassung der Kate¬ chumenen mit lauter Stimme: lvsmo sorum, yuidus von liest, exeat. tzui Weiss sumus, Sectuinus xsvun. prsesmur Osum per klliristum esus, vnives ivtsnti Osuiv per Oliri- «tuin ejus appeiisinus. Oremu», und das Volk antwor¬ tete : Xz^ris slsisnu. Diese Gebethe verrichteten die Gläubigen kniend, und mit gebogenem Körper, beynahe auf die nähmli- liche Art, wie heut zu Tage die Litaney gebethet zu werden pflegt, welche die Stelle jener Gebethe vertritt. — Hierauf sprach der Diakon zum dem Volke: sürgn- 44 miis: Ornntss iotsotl , vos ipsos, »o mutno vivooti von psr vilristuiu SMS sommkllSemus. — Nach der Eonsecration munterte der Diakon die Gläubigen wieder *) zum Gebethe auf, und das Volk erwiederte mit ^msn. Er fvrach: LUKuo, kltMS Itclliuo orsmus vsum per Oliristum SMS xro miiusrs, Mock vomioo vso odlntum ost, ut Deus gut dnllus ssb, ilUxi insNiouts Oliristo suo rsoixMt in eoels- ste suuw altnrs, aä oäorow suavitutis. §. 59. Die vier Stufen der öffentlichen Büßer. Nach der alten Kirchendisciplin gab es vier Stu¬ fen der öffentlichen Büßer, für welche besondere Ge¬ bethe verrichtet wurden: 1. Weinende tkiorsntss, itiootos oder iinmNinti.) Diese mußten vor dem Kirchthore außerhalb dem Vor¬ hofe im roßhaarenen Bußkleide angethan, ihre Sün¬ den beweinen, und die vorübergehenden Gläubigen um ihre Fürbitte auflehen. 2. Znhörende (Luaisatss) durften mit den Kate¬ chumenen im Vorhofe der Kirche das Wort Gottes an- hvren, mußten sich aber entfernen, ehe man die Ge¬ bethe zu verrichten anfing. 3. Kniende, auf dem Angesichte Liegende (pro- strnti) durften bis zur Mitte der Kirche kommen, und mit den Gläubigen bethen. Nach vollendeter Predigt mußten sie sich mit den Katechumenen aus der Versamm¬ lung entfernen. ") Durch den Ausruf 45 4. Stehende (o»v«>stsnts«) durften mit den Gläu¬ bigen zugleich allen Gebcthen und selbst dem Opfer beywobnen. Es war ihnen aber nicht erlaubt eine Opfer¬ gabe zu bringen, oder zu dommuniziren. Nachdem man alle jene, die dem Opfer nicht bey- wohnen durften, entfernt hatte, und zur Opferhand¬ lung alles bereitet war, redete der Diakon die Gläu¬ bigen noch ein Mahl mit diesen Worten an: Xs qu.s ex vateoduiuenis, vs Mis ex LuUisMibus, us Mi« ex lo- liclelibiis, ue c>uis ex Heteroüoxis, Mi priorsm ureeMionem keeistis , seosNits. irlokrss -eäsumits ousro«, us M>8 eoutra Misjuein, es Mis in Iiz-puciisi. Lrseii sä Dominum cuin ti mo¬ re , ne tremore «bemus u8tu.iUin- Ism p-rtri — einer Wesenheit mit dem Vater, um des¬ sen Gottheit vollständiger zu erklären, und gegen je, den Jrrthum zu beschützen. In dem Jahre 38i versammelten sich i5o katholi¬ sche Bischöfe unter dem Kaiser Theodosius auf der zweyten Kirchenversammlung zu Constantinopel, und erklärten ausführlich die Gottheit des h. Geistes, der von dem Vater und dem Sohne ausgeht, 564, wel¬ ches Alle ablegen müssen, die aus einer andern Reli- , gion zur katholischen Kirche übertreten. . In der Messe eines Bekenners, Märtyrers, oder , einer h. Jungfrau wird kein orem» gebethet. Dasselbe . gilt auch von der Messe für die Verstorbenen, zum Zeichen der Trauer, indem das Lrecio zur Feyerlichkeit , gehört. , Das 6re6a bcthend hebt der Priester seine Hände gegen Himmel, wie ein Mensch, der Gott für eine . große Wohlthat dankt, mit Freude seine Hände in die Höhe schlägt, dann zieht er sie zurück, und faltet sie über der Brust zusammen, um anzudeutcn, daß er den . Glauben als den kostbarsten Schatz im Herzen verbirgt. Bald demüthiget er sich, und beugt bey den Worten: gesegnet, und mit dem Weine vereiniget wird, bethet der Priester zu Gott, er wolle uns durch das Geheim- niß des Wassers und des Weines an der Gottheit Jesu Christi Theil nehmen lassen, da er sich gewürdiget hat,, 4 50 unsere menschliche Natur anzunehmen. In der Messe für die Verstorbenen wird das Wasser nicht gesegnet, weil es die lebendigen Gläubigen vorstellt, und doch die erste Wirkung dieses Opfers nicht den Lebenden, sondern den leidenden Seelen zugeeignet wird. — Der Priester tritt nun in die Mitte des Altarcs, erhebt den Kelch, und bethet: Wir opfern dir o Herr! diesen Kelch des Heils, stehend zu deiner Güte, daß dieses Opfer im Angesichte deiner göttlichen Majestät für unser Heil, und zum Besten der ganzen Welt mit lieblichem Ge¬ rüche aufsteige. Amen. Zu dem Opfer des neuen Bundes wählte der Gott¬ mensch Jesus Christus Brot und Wein, d. i. solche Opfcrgaben, welche an den meisten Orten zu haben sind, indem sie dem Menschen zum Unterhalte dienen. — Während der Opferung sollen wir unsere Leibes- und Geisteskräfte Gott aufopfcrn, und sie nur zur Aus¬ übung des Guten gebrauchen. Auf der runden Hostie steht entweder das Bildniß des göttlichen Lammes mit der Siegesfahne, oder des gekreuzigten Heilandes, oder der süße Nähme Jesus, damit dieses Brot dadurch von dem gemeinen Brote unterschieden, und schon vor dem Opfer in Ehren ge¬ halten werde, da es bestimmt ist in den wahren, le¬ bendigen Leib I. Chr. verwandelt zu werden. Man braucht zu den Hostien *) ungesäuertes Brot aus dein feinsten Weitzenmehle. llosUo, ir«, i. fei io schlagen, schlachten, daber UosU» Schlachtvpfer, auch Siegopfer, Opfer. 51 §. 44. Opfergaben. ^apss Liebesmahle der ersten Christen. In den ältesten Zeiten war es üblich, daß die Gläubigen ihre freywilligen Opfergaben * * ) unmittelbar vor der Opferung auf den Altar uiederlegten, und ihren Nahmen schriftlich dem Diakon überreichten, den er mit lauter Stimme genannt hat, um die Anwesen¬ den zum gemeinschaftlichen Gebethe für jeden Opfernden zu ermuntern, daher der Ausdruck n<»avu otivrro. Die gewöhnlichsten Opfergabcu waren nach dem -ri-ost. 3. Brot und Wein; nach dem o-lu. 4. auch Ohl, Rauch- wcrk, Ähren, Weintrauben, Früchte, Honig. Diako¬ nen reichten dem Priester von dem Brote und Weine so viel, als er zum Opfer, und zur Communion nö- thig Hatte. Die Kirchenväter verwiesen es Allen, welche genug vermögend waren Opfergaben zu entrichten, aber solche aus Mangel an christlicher Liebe zu brin¬ gen unterließen. — Das Uebrige vom Brote und Weine wurde durch priesterliche Gebethe eiugesegnet, und am Ende der stillen Messe als Liebes - und An¬ dachtsmahl ***) unter die Armen, Kirchendiener, *) Odlata von vstero, vdiuli, odlstum. Oires es, ei parlem cke 8acri6eio, r^uost pair^er oblulii, surrris? 6^10. <> moMem, ioteotivuom riuntis) eines Lebenden oder Ver¬ storbenen insbesondere gedenke, und dessen Anliegen Gott vortrage. Der Priester verwendet diese freywilli- ge Gabe nach dem Wunsche der Kirche auf die Unter¬ stützung der Armen, zum Ankäufe nöthiger Bücher, auf Geschenke für kleine Kinder, um sie zur sscißigcn Erlernung der Christenlehre zu ermuntern, und zu seinem eigenen leichtern Unterhalte. — Wer dem Altäre dient, der soll vom Altäre leben, i. Oor. 9, i3. §. 45. Der Priester bethet mit gefalteten Händen. Segnung des Opfers. Nach dargcbrachtem Opfer neigt der Priester sei" Haupt, wie im a. B. das Opferthier, wenn es de» Streich empfangen sollte, und tief gebogen als ei» 55 dcmüthiger Sünder unter der Hand des Herrn, bereit alles zu leiden, bethct er: Im Geiste der Demuth, und mit zerknirschtem Herzen mögen wir von dir o Herr! ausgenommen werden, und lyß dir unser Opfer vor dir wohlgefällig seyn, du unser Herr und Gott! Dann macht er das Kreuzzeichen über die Opfergaben, und spricht: Komm Hciligmacher, allmächtiger, ewi¬ ger Gott, und segne dieses Opfer, welches zur Ehre deines heiligen Rahmens bereit ist! In einem feyerlichen Hochamte werden hierauf die Opfergabcn («uima); der Altar, und der Priester selbst zum Zeichen der schuldigen Hochachtung inzensirt. §. 46. Lavabo. Händewaschung. Auf der Epistelseite läßt sich der Priester auf seine geweiheten Finger Wasser gießen, und bethet den auf die Seelenreinigung passenden o5. Psalm: Rein will ich meine Hände unter den Unschuldigen erhalten, und mich Key deinem Altäre einfinden o Herr! damit ich dein Lob höre, und deine Wunderthaten erzähle. Ich liebe die Herrlichkeit deines Hauses, uud den Ort deiner herrlichen Wohnung. Ruf' mich nicht ab aus diesem Leben mit den Sündern, deren Hände voll Laster sind. Ich wandle in meiner Unschuld, erlöse mich, und er¬ barme dich meiner. Mein Fuß ist nie vom rechten Wege abgcwichen. In den Versammlungen will ich dich loben, o Herr! Ehre sey Gott dem Vater rc. 54 Die Händewaschung hat aus den ältesten Zeiten ihren. Ursprung. Nachdem der Priester das Nöthige van den Opfergaben abgesondert hatte, mußte er sich die Hände waschen, ehe er die heiligsten Altarsgeheim- niffe berühren durfte. Sie ist auch das Sinnbild der Reinigkeit des Herzens, mit der man sich den h. Ge¬ heimnissen nähern soll, und erinnert uns zugleich an Pilatus, der durch die Händewaschung vor dem gan¬ zen Volke Jesum für unschuldig erklärte, und dennoch in seinen Tod einwilligte. §. 47. Der Priester bethet irr der Mitte des Altares. Christum vorstellend, da er unter der Last des Kreuzes tief darnieder gebeugt auf den Kalvarienberg geführt wurde, bethet der Priester in der Mitte des Altars mit tief geneigtem Haupte und mit gefalteten Händen: Nimm an, o heilige Dreyfaltigkeit! dieses Opfer, welches wir dir darbringen zum Andenken an das Leiden, an die Auferstehung und Himmelfahrt un- sers Herrn I. Chr., zur Ehre der seligsten Jungfrau Maria, —und aller Heiligen, damit es ihnen zur Verherrlichung, uns aber zum Heile gereiche, und daß sie für uns bitten im Himmel, da wir ihr Andenken feyern auf Erden. Durch Christum unfern Herrn. Amen. -e sc z' n a ei z' x ( e n d n h f l z I i I 55 §. 48. vrate fratre«! BetheL Brüder! Der Priester wendet sich zum Volke, streckt seine Hände aus, und schließt sie dann über der Brust zu¬ sammen, (wie ein Mensch, der eine wichtige Bitte vor- zutragen hat, und inständig anhält, man möge sie ihm nicht versagen), wendet sich völlig um, als wollte er an allen Orten der Kirche alle Anwesenden zur Ver¬ einigung ihres Gcbethes mit dem Seinigcn ermuntern, zum Zeichen, daß die h. Messe das gemeinschaftliche Opfer aller Mitglieder der Kirche sey, und spricht: (OrMs Fratres!) Bethet Brüder! daß mein und eu¬ er Opfer Key Gott dem allmächtigen Vater ange¬ nehm werde. — Der Ministrant erwicdcrt im Nahmen des Volkes: Der Herr nehme dieses Opfer von dei¬ nen Händen auf; es gereiche zum Lobe und zur Ver¬ herrlichung seines Rahmens, wie auch zu unserer Wohl¬ fahrt, und zum Besten seiner gesammten h. Kirche. — Der Priester sagt: Amen. — Bey Or-ne Ui-mi-es stellt der Priester Christum vor, als ihn Pilatus dem Volke zeigte, und sprach: Sehet welch' ein Mensch! Loes i,o- mo! Dieses erinnert uns auch an Jesus, als Er sich zu den Frauen Jerusalems, die ihm nachfolgten, wand¬ te und sagte: Weinet nicht über mich, sondern über euch und eure Kinder! 56 Z. 49. Seorvta orati«, stilles Gebeth. ?rsoiatio. In tiefer Andacht begriffen verrichtet nun der Priester, die inneren Leiden und Schmerzen Christi vorstellend, in der Stille ein Gebeth (oratio «oorota genannt), welches vor Zeiten über die zum Opfer ab¬ gesonderten Gaben verrichtet wurde; daher ssorot» (von soosroo.) — Wenn vor der Epistel mehrere Ge- bethe (Orat-ous« voiioctao) vorgekommen sind, so kom¬ men auch hier eben so viele vor, und werden, wie jene mit den Worten beschlossen: Durch unfern Herrn Jesum Christum re. kor Dominum oostrum Vissum Oliristum sto. Auf einmahl unterbricht der Priester die Stille, laßt seine Stimme hören, und singt, oder bethet ver¬ nehmbar die Worte der kraekstiou, oder Vorrede: per omnia Savoula 8aoeulorum. — Ministrant: ^mon. Dominus voliisoum. — M. Lt eum Špiritu tuo. 8ursum oor s e i sein Nichts versinken. — Bis hicher geht der erste Theil der l>r»skÄUou, oder vielmehr die eigentliche kr-',«- e!,uoQ d. i. Vorrede, Vorspruch, Vorbereitung, und Aufmunterung des Volkes zum folgenden Danksagungs- gebethe. §. 50. Or»Uarru» und VriSAKLNin 8. 8. 8. Hierauf folgt das Lob,,Preis- und Danksagnngs- gebeth (kr-tti-trum ^otio genannt), daher die Benen¬ nung 8«. Luolisristias *) 8rsx gehcimnißvolles Gebeth, Sstn'ötum, oder Ssorstn. Während desselben mußte vor Zeiten die größte Stille herrschen, die Angst Jesu am Ohlberge und seine Schmerzen am Kreuze, wo er keine Klage hören ließ, bedeutend. Ps. 21, 1. Nur der Diakon unterbrach die feyerliche Stille, indem er vor der 6ommuuiou mit lauter Stimme ausrief: 8nnetn «Nllvu»! das Heilige ist für die Heiligen! — So sprach einst Gott zu Moses bey dem brennenden Dornbüsche, und ein Engel zu Josuc vor Jericho: Zieh' deine Sandalien aus, denn der Ort ist heilig, an dem du stehst, n. B. Mos. 3, 5. — Jos. 5, 16. *) Von dem griechischen Worte 60 52. Das erste Gebeth des Oanvi» und Me- iiLvnto VivoZ uin. Der oanvu enthält eine Sammlung von geheim- nißvollen Gebethen, bestehend aus den Worten Chri¬ sti, aus den Uebergaben der h. Apostel, und einigen Zusätzen der heiligen Kirchenvorsteher: 6000. 'rrm. sess. 22. 0ui>. 4. und fängt mit den Worten an: 2's i§i- tur ei8msLti88ims katar eto. — darum 0 gütigster Va¬ ter rc. — Hier küßt der Priester im Geiste der Demuth den Altar, wo der h. Leib Jesu bald liegen wird, macht drey Kreuzzeichen über die dem himmlischen Va¬ ter geweiheten Opfergaben, und bethet sowohl für die geistliche, als weltliche Obrigkeit, für die Wohlfahrt der h. katholischen Kirche, für alle rechtgläubige Chri¬ sten, vorzüglich aber für diejenigen Gläubigen, welche sich in sein Gebeth cmemsnto) insbesondere empfohlen haben, deßgleichcn für seine Acltern, Geschwister, Ver¬ wandte, Wohlthäter, Freunde und Feinde, indem er spricht: Momaoto Vvinios Mmulorum, eamularamizuo tuarurn, gedenke 0 Herr! deiner Diener, und Dienerin¬ nen ! dann faltet er die Hände über seiner Brust zu¬ sammen, um anzudeuten, daß ihm ihr Heil, und ihre Nöthen am Herzen liegen. — In den ältesten Zeiten standen die Nahmen ver¬ schiedener Personen und Stände, für welche der Prie¬ ster zu bethcn hatte, auf einem schriftlichen Verzeich¬ nisse vorgemerkt, raduius saeras, oder gewöhnlicher vivt^oila, genannt, *) das ist eine zweyfache Tafel, ei- *) Von dem griechischem d. i. zwey- 61 ne Klrchentafel, Schreibtafel aus zwey Blättern; auf einer Seite wurden die Nahmen der Getauften, Leben¬ den, auf der andern der Verstorbenen ausgezeichnet. Es gereichte zur größten Schande, aus diesem Ver¬ zeichnisse gestrichen zu werden. — In der morgenländi¬ schen griechischen Kirche hat der Diakon die Nahmen der Opfernden von der Kanzel laut verlesen, in der latei¬ nischen hingegen mußte sie der Subdiakon am Altäre mit leiser Stimme dem Priester an das Ohr nennen. Als aber in der Folge die Zahl derselben zunahm, legte man die Nahmen auf einem Papiere geschrieben auf den Altar, und der Priester bethete in der Stille für sie. §. 53. Intra Erinnerung an die Heiligen. Auf das Alomoutc, Vivvruin folgt ein Gebeth iukra detlovem, oder iutrtz Oannusm genannt, (weil im Mit¬ telaltar oft iotrs. für iutrs, gebraucht, und ouuon auch Lotto genannt wurde. Manche sehr alte Msssis haben in leraottous) und fängt mit den Worten an: 6»mmu- uiouvto» et womnrMvi vouoruiites sto. Wir ehren mit Theilnahme unsers Herzens das Andenken der Heili¬ gen rc. Da erhebt sich der Priester zu der triumphi- renden Kirche im Himmel, und vereiniget sein Gebeth, wie vorher mit den Engeln, eben so jetzt mit den Heiligen durch deren Verdienste, und Fürbitte er wün- fach, doppelt, und die Falte, also doppelt zusammengelegt. 62 schet, daß uns Gott seinen Schutz und seine Gnade wolle angedeihen lassen. Dieses Andenken an die Hei¬ ligen erinnert uns zugleich an die Gemeinschaft der streitenden Kirche mit unsern verklärten Brüdern, die vor dem Throne Gottes stehen. — Der Priester be¬ schließt dieses Gebeth mit den Worten: durch denselben Christum unsern Herrn. Amen. §. 54. Vor der OonseeratiE, oder Wand¬ lung. Auf die Erinnerung an die Heiligen folgt ein an¬ deres Gebeth, welches mit den Worten: »u»o iZitui-mo. anfängt: So sieh denn auf diese Gabe, die wir, deine Knechte, und deine ganze Familie dir opfern, gnadenvoll herab. (Das Pfingst- und Osterfest haben ein Eigenes.) Dieses Gebeth beschließt der Priester mit den Worten: Durch Christum unsern Herrn. Amen. Der Priester streckt dabey seine Hände über die vor¬ liegenden Opfergaben aus, so wie im alten Bunde die Hand auf das Haupt des Opferthieres gelegt wurde; bezeichnet sie drei) Mahl mit dem Zeichen des Kreuzes, indem er Gott bittet, er wolle dieses Opfer von sei¬ ner gläubigen Kirche gnädig aufnchmen, und macht wieder über jede Opfcrgabe ein besonderes Kreuzzeichen. Nun handelt er nicht mehr in seinem eigenen, son¬ dern in dem Nahmen Jesu Chr., denn der Priester sagt nicht: Iwo 68t oorpus oiiristi; sondern Christus spricht durch den Mund des Priesters: i>no sst e<» piw moum. Der Priester ist das Organ, durch welches die Ver¬ wandlungskraft Christi hcrvorgcht. Er thut also, was 63 Jesus bey dem letzten Abendmahle gethan hatte. Er nimmt das Brot, und dann den Kelch mit dem Wei¬ ne in seine Hände, erhebt die Augen gegen Himmel, dankt, segnet und spricht als der sichtbare Abgeordne¬ te und sein Stellvertreter, darüber, auf eine wirken¬ de und kraftvolle Art folgende Worte, die Jesus einst selbst ausgesprochen hatte: Matth. 26, 26.-3o. und Luk. 22, rg. 20. §. 55. Wandlung, Maltrin 11» das Geheimnis des Glaubens ge¬ nannt. llno 88t suini 6ori>»8 IN8IIM. Ilie 88t enim onkix 8NN- xuinis M6i 8te. — »denn das ist mein Leib, und dicß ist der Kelch meines Blutes, des neuen und ewigen Bundes, das Gehcimniß des Glaubens, welches für euch und für Viele zur Vergebung der Sünden wird vergossen werden.« So oft ihr dieses thun werdet, so thuet es zn meinem Andenken.« — Durch diese Ein- setznngswortc wird Blut und Wein augenblicklich in den wahren lebendigen Leib, und in das wahre leben¬ dige Blut Jesu Christi verwandelt, daher nennen wir diesen wichtigsten Thcil der Messe die Wandlung, Ver¬ wandlung, Substanzen-Verwandlung ('ri-anssuUst-rutintio), die Handlung des heiligsten Geheimnisses, und das Geheimniß der heiligsten Handlung cmz'8teiium rnuei), auch !^»i:tition,ti(> nach dem h. Augustinus. — Nach dem Aus¬ sprechen jener heiligen geheimnißvollen Worte beugt der Priester seine Knie, um den unter Brot - und Wein¬ gestalt wahrhaft gegenwärtigen Sohn Gottes anzube- 64 then, hebt dann sowohl die h. Hostie, als auch den Kelch über sein Haupt in die Höhe, um auch die Gläu¬ bigen durch Vorzeigung derselben zur ehrfurchtsvollen Anbethung des göttlichen Heilandes aufzufordcrn, wo¬ zu sie durch das Zeichen des Glöckleins ermuntert, auf ihre Knie nicderfallen, und ihn göttlich verehren. Sie beugen tief ihre Häupter, schlagen an die Brust, ru¬ fen um Gnade, um Erbarmung, und bekennen, daß es nicht mehr Brot und Wein, sondern der wahre Leib und das wahre Blut Christi ist, der einst blutiger Weise am Kreuze für uns Sünder starb, und jetzt unblutig für unsere Sünden sich aufopfert. — Dieß stellt uns Je- sum am Kreuze leidend, und in die Höhe gerichtet vor. Durch Gottes Allmacht wurde eines Menschen (des Moses) Stab zu einer Schlange, und die Schlange wie¬ der zum Stabe. Zu Kana in Galiläa verwandelte der Gottmensch Jesus durch seine allmächtige Wunderkraft Wasser in Wein, und beym letzten Abendmahle Wein in sein Blut, und Brot in sein Fleisch. Joh. 2. 1.-12. Matth. 26, 26.-3o. Alle Dinge sind durch ihn den Sohn Gottes gemacht, und ohne ihn ist nichts von dem, was gemacht ist, gemacht worden. Joh. 1, i.-5. Er sprach, und cs ward, was zuvor gar nicht gewe¬ sen war. Wird er nicht auch dasjenige, was schon da ist, in etwas ganz Anderes, was noch nicht war, ver¬ wandeln können? —Sehr treffend bezeichnet dieses der h. Ambrosius mit den Worten: G" ex viimo i>»tuit e.i- cers, yuock llvll erat, oonno etiam potest en, quas snnt, in ick inutars, <^uock von erant? — 6oolum non ernt, i»are non erat, terra non «rat; sock aucki ckieentoin: Ipso ckixit, et kaota sunt, ip8s uianckavit; et eroata sunt. ks. 5. Bey Gott ist kein Ding unmöglich. Luk. I, 37. 65 §. 56. Nach -er LoirseeraUov, Nach geschehener Wandlung verrichtet der Priester drey Gebethe nach einander, und wiederhohlt seine Bitte: Gott wolle sich dieses h. Opfer gefallen lassen, wie einst das Opfer des gerechten Abel, des Patriarchen Abraham, und des Hohenpriesters Melchisedek, daß er alle jene mit seinem göttlichen Segen erfülle, die einen würdigen Antheil daran nehmen, und das wahre Fleisch und Blut seines göttlichen Sohnes empfangen werden. Die verschiedenen Kreuzzeichen des Priesters erinnern uns an die unaussprechlichen Leiden, Schmerzen, Wun¬ den und Verspottung Jesu, da er zwischen Himmel und Erde am Kreuze hing, litt und starb. §. 57. Das erste Gebeth wir- mit airsgestreckten Hän-en verrichtet. Das erste Gebeth fängt mit den Worten an: Dncks et wswors« nos Dewins, xsrvi tui, «eck et piek« tun senetn. ete. So erinnern wir uns nun o Herr! wir deine Diener , und dein heiliges Volk, des Leidens unsers Herrn, wie auch seiner Auferstehung von den Todten, und seiner glorreichen Himmelfahrt. — Bey den Wor¬ ten: und so opfern wir deiner unendlichen Majestät von deinen Gaben und Geschenken, eine reine, f hei¬ lige, f und unbefleckte f Hostie, das heilige Brot f des ewigen Lebens, und den Kelch f des immerwäh¬ renden Heiles macht er drey Kreuzzeichen über beyde Opfergaben zugleich, und noch zwcy andere über jede 5 66 insbesondere, um anzuzeigen, daß unS Jesus am Kreu¬ ze alle Gnaden erworben hat. 58. Das zweyte Gebeth wird mit ausge- streekten Händen verrichtet. Das zweyte Gebeth fängt mit den Worten an: Kiipr» yuilk! xropiUo »o serouo vultu respiesrs °oeris eto. Ans dieses Opfer sieh mit gnädigem und heitcrm Ant¬ litze herab, und laß es dir wohlgefällig sepn, wie du einst mit Wohlgefallen herunter sahst auf das Opfer Abel's, deines gerechten Dieners, auf das Opfer un- sers Patriarchen Abraham, und auf das heilige unbe¬ fleckte Opfer, das dir dein hoher Priester Melchisedek entrichtet hat. Der Priester bethet mit gefalteten Händen, und tief geneigtem Haupte. Das dritte Gebeth fängt mit diesen Worten an: kNipplicss te rox-emu« omuiiinten« vsus eko.! Demüthig bitten wir dich allmächtiger Gott! laß dieses Opfer durch die Hände deines heiligen Engels, im Angesichte deiner göttlichen Majestät zu deinem erhabenen Alrare gelangen, damit wir alle, die wir an dieser Altarsga¬ be Theil nehmend, das heiligste Fleisch und Blut dei¬ nes Sohnes werden genossen haben, mit allem himm¬ lischen Segen, und mit deiner Gnade erfüllet werden. Durch eben denselben Jcsum Christum, unfern Herrn. Amen. Während dieses Gebethes küßt der Priester den Altar, macht über jede Opfergabe ein Kreuzzeichen, womit er sich am Schlüße selbst bezeichnet. §. 59. 67 Meineirto Mortuornin, Erinnerung an die Verstorbenen. Hier bethet der Priester für die verstorbenen Mit- christen, Jesum verstellend, da er am Krcnze für die Sünder bethete, und spricht: iusmcuto ctium vomine tumuloruw, kuittuiucumclus tuarnm, I<>r!Uorum, in suocls tudulis) ausgezeichnet, daher das Verzeichnis der Bischöfe ge¬ nannt. **) Hierauf folgte in der morgcnlandischen Kirche die zweyte mehrfache und eigentliche Brechung der h. Hostie, die schon vor der Wandlung bey dem Aussprechen des Wortes: k'resit, er brach cs, in drey Theile getheilt war. H Li/ das Verzcichniß der im Herrn ruhenden Bischöfe. 8. 2. 68 §. 60. Ach sey uns Sündern gnädig! So lange der Priester in der Person Christi re¬ det, bethet er in der Stille. Nnn aber schlägt er reumüthig auf seine Brust, und spricht laut: AoMs er 6>iri- ktum Dominum Iiosi.ruin. Laß uns, wir bitten dich, in ihre Gesellschaft kommen, nicht weil wir es nach dei¬ ner gerechten Schätzung verdienen; sondern weil du Sündeuvergeber bist. Durch Christum unfern Herrn. Nach dem Beschlüße dieses Gebethes wurden in den alten Zeiten nebst dem Weine und Brote, wie oben gesagt, auch Feldfrüchte, Honig und Milch durch ein besonderes Gebeth gesegnet, zu dessen gewöhnlichem Schlüße auch die Worte kamen, welche in jeder Messe gesprochen werden: Der -Niem, Imso omuM Domine, Sem¬ per Noim oreus ff sunotikvns, ff viviLcns ff bsneUieis, et pruestus uoiiis. Durch den du o Herr! alles Gute erschaffest, heiligest, belebst d. i. zu unserm Leben an¬ ordnest, segnest, und uns austheilest. Bey diesen Worte» macht der Priester drey Kreuzzeichen über die 69 Opfergaben, wodurch dieselben einst auf die zu segnen¬ den Feldfrüchte und auf das h. Opfer zugleich bezogen wurden. §. 61. Ende -es t)a»o», oder der stillen Messe. Hierauf nimmt der Priester die h. Hostie in die rechte Hand, macht damit drey Kreuzzeicbell über den . Kelch, und zwcy andere zwischen sich selbst und dem - Kelche, um anzuzeigen, daß Bepdes Jcsum auf eine unzertrennliche Weise enthalte, und spricht die Worte: kör ipsiim ch st vom ipso ch öt io ipso ch sst tiki voo krr- I tri ch om in polenti , in noitots Spiritus ff soneti, omni» kn- vor et Kiorio. Durch ihn, und mit ihm, und in ihm , ist dir, Gott, dem allmächtigen Vater in Einigkeit des h. Geistes aller Ruhm, und alle Herrlichkeit, indem er i den Kelch mit der h. Hostie etwas erhebt. — , Nun sagt er laut, und in einem Hochamte im sin- I genden Tone: kor omni» soooul» soooulvrum. — M. ^inea. §. 62. läster »oster. > Eingang und Vorbereitung zur h. Communion. Hier beginnt die Vorbereitung zur h. Communion durch das Gcbeth des Herrn (kotor vnstor genannt) , welches in einem Hochamte gesungen wird. Die Kirche wählte hierzu vor allen andern dieses vortreffliche aus sieben Bitten bestehende Gebeth, weil cs Christus unser Herr selbst gelchret hat, und weil es der Inbegriff von 70 allen dem ist, um was wir Gott den himmlischen Vater im Nahmen seines eingebornen Sohnes Jesu bitten sollen. Es erinnert uns an die sieben Worte Christi am Kreuze, und es ist kein Wort dieses erhabenen Gebethes, über welches die heiligen Kirchenväter nicht ganze Reden verfaßt hätten. Ein Christ, der cs recht versteht, und andächtig bethet, gibt Gott die vollkom¬ menste Ehre, und wer das darin Begehrte erlangt hat, der empfängt alle Gnaden des Heiles. Die Ehrerbie- thigkeitkgegen dasselbe war bey den ersten Christen so groß, daß sie es, wie das 6re2si ^sr ö/zer. 74 aris sehr wichtigen Gründen bewogen die Reichung des Kelches für die Gläubigen zu unterlassen, wobei) die Gläubigen nicht den geringsten Nachtheil erleiden, in¬ dem sie auch unter der Gestalt des Brotes Christi Fleisch und Blut ganz und vollständig empfangen ; denn das Brot wird in der h. Messe, wie beym letzten Abend¬ mahle in den lebendigen Leib, und der Wein in das lebendige Blut Jesu Christi verwandelt. Der lebendige Leib aber besteht aus dem lebendigen Fleische und aus dem lebendigen Blute, und damit er leben könne, muß die Seele mit ihm vereiniget scyn. Körper und Seele aber geben die menschliche Natur; und weil Jesus auch die göttliche Natur hat, so ist er unter der Gestalt des Brotes als Gott und Mensch, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut wahrhaft und wesentlich gegen¬ wärtig. Dasselbe gilt auch von der Gestalt des Weines. §. 64. Daß Jesus in jedem, auch dem kleinsten Theile der h. Hostie und in jedem kleinsten Tropfen der Wein- gcstalt, so wie unter der Gesammtheit beyder Gestalten wahrhaft wesentlich und persönlich gegenwärtig ist, ist eine der allerwichtigstcn Glaubenslehren unserer h. katho¬ lischen Kirche. Unzählige Seelen genießen sein Fleisch und sein Blut, und diese geistige göttliche Speise nimmt nicht ab. Jeder empfängt so viel, als Tausende, Tausende empfangen nicht mehr, als Einer, und was Alle em¬ pfangen, bleibt unversehrt; gleichwie ein einziges Siegel auf verschiedene Wachsstücke gedrückt in jedem Wachse seine ganze Gestalt zurückläßt, und dennoch dasselbe unverletzte Siegel bleibt. Die Sonne ein Geschöpf 75 Gottes erleuchtet verschiedene Gegenden der Erde zu gleicher Zeit, ohne etwas von ihrem Lichte zu verlieren. Sollte der Sohn Gottes, den alle Himmel und die ganze Erde nicht zu fassen vermögen, nicht in jedem kleinsten Theile der h. Hostie, und in jedem kleinsten Tropfen der Weingestalt, wie auch an allen Orten des Erdkreises zu gleicher Zeit gegenwärtig seyn können, ohne den Thron seines himmlischen Vaters zu verlas¬ sen ? Hier, wie bey allen Geheimnißlehren der göttli¬ chen Offenbarung staunt die durch die Erbsünde ge¬ schwächte menschliche Vernunft, und beruhiget sich mit dem Gedanken an die Allmacht Gottes. Gott spricht, gebie- thet, und alles, was er will, geschieht. So viele Tausend Menschen theilten in der Wüste so wenige Brote unter sich, sie aßen Alle bis zur Sättigung, und es blieb zwölf Mahl mehr übrig , als es vor dem Essen vorhanden war. Nach dieser wundervollen Sät¬ tigung sprach Jesus zu den Juden: »Ich bin das leben¬ dige Brot, welches vom Himmel herabgekommen ist; und das Brot, welches ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.« Da murrten einige Juden darüber, auch einige seiner Jünger fanden diese Rede hart, und nahmen Ärgerniß daran. Allein Jesus widerrief nichts von dem, was er gesprochen, sondern wiederhohlt es im nähmlichcn Sinne noch deutlicher, bestimmter und nachdrücklicher mit den Worten: »Wahr¬ lich, wahrlich,, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen, und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben; denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch ißt, und mein Blut trinkt, der bleibt in 76 mir und ich in ihm.« Joh. 6, 61.-70. Als hierauf einige seiner Jünger ihn verließen, sprach er zu den Zwölfen: »Wollet auch ihr weggehen?« Da antwortete ihm Simon Petrus im Nahmen Aller: »Herr! zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens; wir glauben und bekennen, daß du Christus der Sohn des lebendigen Gottes bist.« — Hier redet der Heiland von einem erhabenen, die Fassungskraft unsers Verstandes übersteigenden, nur durch kräftigen Glauben, welcher eine Gabe Gottes ist, zu erfassenden Geheimnisse, welches unsere h. Kirche im o»ii»o der h. Messe ein Geheimniß des Glaubens tm^stsrium nnei) nennt. Wir müssen daher unfern Verstand zum Gehor¬ same Christi gefangen nehmen, 2. Kor. 10, 5. und mitchem Apostel Petrus sprechen: »Herr! du hast Worte des ewigen Lebens.« Schweigend muß also die mensch¬ liche Vernunft dem untrüglichen Worte desjenigen glau¬ ben, dem die ganze Natur gehorcht, dem nichts un¬ möglich ist. Die Weisheit Gottes will, daß wir an alle Geheimnißlehren, so auch an dieses allerheiligste Geheimniß fest und unerschütterlich glauben sollen, und das Verdienst des Glaubens haben; denn begriffen wir es, und läge es entschleyert vor unserem Verstände da, so wäre es kein Geheimniß mehr, und wir hätten das Verdienst des Glaubens nicht. »Selig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben.« Joh. 20, 2g. 65. Nachdem der Priester den Kelch zugedcckt, und eine Kniebcugung gemacht hat, schlägt er drcy Mahl 77 an seine Brust, und spricht zum ersten und zweyten Mähte: Del, yni inllis psoe-rt-t miiviii, niissrsr« Ilvbis, o du Lamm Gottes, welches du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme dich unser! und da er zum dritten Mahle an seine Brust schlägt, sagt- er: vsi, ^ui toiiis xeecMa rnuviii, Nou«, vol^is pucem, o du Lamm Gottes, welches du hinwcgnimmst die Sünden der Welt, schenke uns den Frieden. Dieß erinnert uns an Johannes den Täufer, der zu dem anwesenden Volke sprach: »Sehet das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt!« Joh. i, 29. und an die Zuschauer der Kreuzigung Jesu, welche an ihre Brust schlugen und mit bußfertigen Gesinnungen zurückkehrten; wobey der römische Hauptmann selbst Gott verherrlichten»:!) sprach! Wahrhaftig, dieser Mensch war ein Gerechter, Er war Gottes Sohn! Matth 27, 54. In der Messe für die Verstorbenen schlägt der Prie¬ ster nicht an seine Brust, und spricht zum ersten und zwey¬ ten Mahle: Vsi, Ylli toll!« pecvatn niuiuii, ei« remiism. O du Lamm Gottes, welches du hinweg¬ nimmst die Sünden der Welt, gib ihnen die Ruhe; und zum dritten Mahle sagt er: — son» si« re^uiem »einxiieruum, gib ihnen die ewige Ruhe. §. 66. Vor der Comnmnion, oder SmntLvi». Unmittelbar vor der Communion verrichtet der Priester folgende drey Gebethe: I. VoiiUus ^S8»I oiirists: l,ui Uixisti Apostoli« tui« eto. Herr Jesu Christus! der du zu deinen Aposteln gesagt hast: den Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden 78 gebe ich euch. Ach, sieh nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben deiner h. Kirche herab, und laß sie nach deinem Willen im Frieden und in der Einigkeit immer mehr befestiget werden. Der du lebst und regierst Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. In der feyerlichen Messe pflegt der Priester den Diakon zu umarmen, und ihm den Friedenskuß im Nahmen aller anwesenden Gläubigen zu geben. In den ersten Zeiten des Chri- stenthumes thaten es auch die Gläubigen unter einander. In der Messe für die Verstorbenen wird dieses Gebeth weggelaffcn. 2. Das zweyte Gebeth fängt mit den Worten an: Doinill« oiiiisttt, Nit vei vivi Herr Jesus Ehri- stus, Sohn des lebendigen Gottes, der du uach dem Willen des Vaters in der Kraft des h. Geistes durch deinen Tod der Welt das Leben ertheilet hast: bewahre mich durch diesen deinen heiligsten Leib und dein Blut von allen meinen Sünden, und allen Übeln; und gib mir die Gnade, daß ich deinen Gebothen stets anhän- ge, und von Dir nimmermehr geschieden werde. Der Du mit eben demselben Vater und dem h. Geiste lebst und regierest Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 3. Das dritte Gebeth beginnt mit den Worten: keroeptto Oorporis tut v»mius lUnisto ete. Der Genuß deines Leibes Herr Jesus Christus! den ich Unwürdi¬ ger zu empfangen wage, gereiche mir nicht zum Gerichte und zur Verdammung, er werde mir vielmehr nach deiner Güte ein mächtiger Schutz und eine heilsame Arzney des Leibes und der Seele. Der du lebst und regierst mit Gott dem Vater in Einigkeit des h. Gei¬ stes , Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 79 Diese drey Gebethe, die der Priester gebeugt, und in der Stille verrichtet, sind Andachtsübungen, durch welche er sich zum würdigen Genüße des allcrheiligsten Altarssacramentes vorbereitet. Die Gläubigen, welche an der h. Communion nicht Theil nehmen, müssen ein inniges Verlangen haben geistlicher Weise zu commu- niziren, und mit Jesus vereinigt zu werden. §. 67. Communion. Bey den Worten: Nlinern ca^Isstem aevinwm eto. das Himmelsbrot will ich genießen, und den Nahmen des Herrn anrufen, nimmt er die h. Hostie in die linke Hand, und bekennt seine Unwürdigkeit, das Fleisch und Blut des Herrn zu genießen, durch die drey Mahl ausgesprochenen Worte des evangelischen Hauptmannes: vomine! voll 8UIN cii^uus ew. Herr! ich bin nicht wür¬ dig, daß du eingehest unter mein Dach, sondern sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund werden, wobey er drey Mahl auf seine Brust schlägt. So schlug der Publikan im Tempel reumüthig an seine Brust und sagte: Gott! sey mir Sünder gnädig. Luk. 18, i.Z. und Petrus fiel Jesu zu Füßen und sprach : Herr ! geh Weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch. Luc. 5, 8, Er genießt hierauf das allerheiligste Altarssacra- ment mit Demuth, Ehrfurcht, Anbethung und Liebe zuerst unter der Brotesgestalt, indem er mit der h. Hostie durch ein Kreuzzeichen sich segnet, und spricht; vorpii« vomioi N08tri ^6SII tNxisti 6te. Der Leib uusers Herrn Jesu Christi bewahre meine Seele zum ewigen Leben. Amen. Nun steht er eine kurze Zeit in stiller 80 Betrachtung, und überläßt sich den Emfindungen der Dankbarkeit; dann deckt er den Kelch ab, genuflectirt, und sucht die kleinsten Theilchen der h. Hostie sorg¬ fältig auf. §. 68. Während der Priester die kleinsten Theilchen der h. Hostie sorgfältig aufsucht, spricht er: (Uiiä retriduLm vomill» eto. Wie kann ich dem Herrn alles das ver, gelten, was er an mir gethan hat?, nimmt den Kelch in die rechte Hand, und sagt: Trinken will ich den Kelch des Heiles, und anrufen den Nahmen des Herrn. Lobpreisend will ich den Herrn anrufen, und gerettet werde ich von meinen Feinden seyn: s-tvZuis Domini oi>8tkl Okristi sie. das Blut unsers Herrn Jesu Christi bewahre meine Seele zum ewigen Leben. Amen. Bey diesen Worten macht er mit dem Kelche ein Krcuz- zeichen über sich, und genießt das h. Blut. Die Com- muilion des Priesters erinnert uns, wie Joseph von Arimathäa, und Nikodemus den Leichnahm Jesu cr- furchtsvoll begruben. — Der Priester genießt das h. Abendmahl unter beyden Gestalten, weil zum Me߬ opfer beyde Gestalten des Brotes und des Weines erfordert werden, indem Jesus das Opfer des n. B- unter beyden Gestalten eingesetzt, und seinen Aposteln als Priestern des n. B. sein Fleisch und Blut unter beyden Gestalten zum Genüße dargcreicht hat. Nach der Einsetzung hingegen gab er sich den zwey Jüngern zu Emaus nur unter der Gestalt des Brotes zum Ge¬ nüße. Luk. ,4, 3o. 81 ' §. 69. ' KLrchengeSethe. Wein wird in den Kelch gegossen. Erste Ablution. Während der Priester den Kelch hinhält, und der e Ministrant Wein hincingießt, verrichtet er dieses sehr a alte Kirchengebeth: »puias ewuiw oUm Ers- I bat, rssxonäebat, et oommunicabat.) §. 70. Wein und Wasser wird in den Kelch gegossen. ' Zweyte Ablution. Bey der zweyten Ablution hält der Priester mit beyden Händen den Kelch hin, und während der Meß- Il diener Wein und dann Wasser hineingießt, bethet er: k Oarpus tuum Oomios, sr vommum nostrum -tesiiin Oilristum Mo. — M. — Dann geht er in die Mitte des Altares, wendet sich zu dem Volke mit dem gewöhnliche Gruße: vowinu« vokisoum, Jesum vorstel¬ lend, als er von seinen Jüngern Abschied nahm. — M. Lt cum špiritu tuo. 84 §. 73. LtV ML88LL «8t. Zr«N6S1«»INIR8 No- ULLLL«. W«qsLLLS8«KILt LIL L*LI6«. Nach dem Dominus vobmoum entläßt der Priester die Gläubigen mit dem gewöhnlichen, oben angezeigten Spruche: iw »iss» ost. Gehet, die Messe ist zu Ende, das Opfer ist vollbracht, hindeutend auf Jesum, da er seine Apostel in die ganze Welt sandte, das Evan¬ gelium zu verkündigen. — M. voo Kr»t>»si Gott scy Dank! In den Messen in blauer Farbe wird statt des Ito Riss» ost, Dsnecliesmus Domino gesagt: Lasset uns den Herrn preisen! Mit diesen Worten wurden einst die Gläubigen an Buß- und Fasttagen zur Fortsetzung ihres Gebethes eingeladen. Sie blieben also in der Kirche versammelt, verharrten einmüthig im Gcbethe, und sangen religiöse Lieder; daher der Priester zu die¬ sem Andenken noch heut' zu Tage in der Fastenzeit an einigen Tagen nach dem Gcbethe Dosteommunio ein be¬ sonderes Gebeth über das Volk, ehe es entlassen wird, verrichtet, indem er spricht: 0,-omus, immiimts ospit» vost,-» Ho»: Neiget eure Häupter vor Gott! — Ito Riss» ost, und Nolioi!» innter st v»i>nt. Nach erhaltenem Frieden that es bald eine christliche Gemeinde der andern in der Verfertigung der Altäre 89 zuvor, bis endlich die Kirche es verordnete, die Altäre aus Stein zu baue». 77. Fey erlicher Gottesdienst im alten Bunde. Schon im alten Bunde, wo das Gesetz nicht so vollkommen war-, wurde der Gottesdienst mit großer Pracht, und vielen Ceremonien gehalten, wie es Gott selbst dem Moses befohlen hatte. Ein langes, bis auf die Füße herabhängendes Kleid trug der Hohepriester Aaron; das Oberkleid glänzte von Purpur, von him¬ melblauer, rothgefärbter Seide, und von Goldstoff; der Saum war mit künstlich gewirkten Granatfrüchten, und hellklingenden goldenen Schellen behängt; über diesem ein kleiner Rock ohne Ärmel, Lxiwa genannt. Auf bcydcn Seiten des 8pi>oä hoch auf den Schultern befan¬ den sich zwey kostbare Onirsteine, auf welchen die Nah¬ men der zwölf Stämme Israels, auf jedem zu sechs gestochen waren. Auf der Brust trug der Hohepriester ein viereckiges, goldenes Brustblatt ksomi-ais genannt, und mit zwölf Edelsteinen besetzt, deren jeder den Nah¬ men eines Stammes enthielt. Auch die Worte rirlm und 'in.»»»-!» Licht und Wahrheit, oder Wissenschaft und Vollkommenheit standen auf dem Brustblatte. Auf dem Haupte trug er eine erhabene Mütze, und über der Stirn strahlte auf einer goldenen Platte die Überschrift: ^siinven heilig, oder die Heiligkeit Gottes. — So hat cs Gott selbst wegen der hohen Würde des priesterli¬ chen Amtes , und zum Unterschiede des Priesterstandes angeordnet. Darum hat auch alles eine sinnreiche, schöne Bedeutung, n. B. Mos. 28. iu. B. Mos. 8. 90 §. 78. Feyerlicher Gottesdienst im neuen Bunde. Je vollkommener das Gesetz ist, desto fcyerlicher und'vollkommener soll der Gottesdienst seyn. Demnach müssen wir katholische Christen als wahre Verehrer des wabren Gottes unsere Verehrung durch innere und äußere Andacht bezeigen. Die Anbethung Gottes soll in unseren Kirchen mit vereinigten Stimmen Statt fin¬ den, und unsere Herzen sollen bis zum Throne des -Allerhöchsten sich emporschwingcn. Als die wüthenden Juden den Sohn Gottes am Golgatha kreuzigten, er¬ bebte der h. Berg von Schmähreden und Lästerworten seiner spöttischen Feinde. Da Er von uns Christen mit Glauben und Liebe gopfert wird, soll Er Lob, Preis Ehre, Dank und Anbethung empfangen. Kaiser und Könige, Priester und Laien, Reiche und Arme, alle Völker und Nationen des Erdkreises sollen vor Ihm auf ihrem Angesichte liegen, und Ihn anbethen. Alle Geschöpfe verkündigen das Lob des Herrn, jedes nach seiner Art. Ps. 148. §. 79. Don der feyerlichen und stillen Messe. In den ersten Zeiten des Christenthumes wurde nicht alle Tage die h. Messe gelesen, sondern nur an Sonn- und Festtagen, oder in der vierzigtägigen Fa¬ stenzeit, und dieß mit einer Art von Feyerlichkeit, an der alle Gläubigen der christlichen Gemeinde Thcil nahmen. Der opfernde Priester war der Bischof selbst. 91 umgeben von den gesammten Priestern und Altarsdie¬ nern. — Als sich später bey zunehmender Verbreitung des Christenthumcs die Zahl der Gläubigen sehr ver¬ mehrte, erlaubte die Kirche, daß, um alle Mitglieder an dem h. Meßopfer Theil nehmen zu lassen, nicht nur an Sonn - und Festtagen, sondern alle Tage sowohl von!den Bischöfen, als Priestern die h. Messe in der Stilles mit Hülfe eines Altarsdicners gelesen werde; daher auch diese Messen heut zu Tage Privat- oder stille Messen genannt werden, zum Unterschiede von der öffentlichen Messe (Mssa xudiio», vonveutuali«, oano- vics, Ill-sior ehedem genannt), und von der feyerlichen gesungenen Messe oder dem Hochamte, welches an großen Festen bey großen Feyerlichkeiten in Gegenwart des Klerus und des Volkes gehalten wird. GregoriuS Nazianzenus beschreibt die Stellung des Klerus bey dem feyerlichen Hochamte der ehmahligen Zeit auf folgende Art: 8sNs alta, I>au6 alt» ovasisters mente vlcksbar Xam osyus per somaum mente snperkus sram krssU^tsrchus Araves «ellis utrinjaš seclsbant vsmissi»; astas Iseta, üuoes^us Arsgis. §. 80. In der Charwoche am Gründonnerstage liefet in der Regel nur Ein Priester die h. Messe, und com- munizirt die Uebrigcn, gleichwie Jesus beym letzten Abendmahle das unblutige Opfer allein verrichtete. 92 und seinen Jüngern sich selbst zum Genüße gab. An diesem Tage werden drcy Hostien consecrirt: Eine für denselben, eine andere für den folgenden Tag, und die dritte für das Ostenforium (Monstranze); daher die Messe des folgenden Charfreytagcs kein vollständiges Meßopfer ist, weil keine neue Hostie consecrirt wird. Da nähmlich der Heiland selbst an diesem großen Ver¬ söhnungstage sein blutiges Opfer am Kreuze darge¬ bracht hat, und sein Leichnahm todt im Grabe lag, so wird billig das unblutige Opfer unterlassen. Diese Messe, wo die Hostie für den folgenden Tag am vor¬ hergehenden Tage consecrirt wird, heißt ?ru--s»uv- tiüontoruin (von prk»e und sunvlitwo; dieses V0N snootus und c-roio, vorher heiligen. 2'ert, ul. Us Orat. 3. l'ruäsllt.) Weil in den letzten Tagen der Charwoche nicht alle Priester die Messe lesen, so erlaubt die Kirche am Weihnachtsfeste jedem Priester dreh Mahl das h. Me߬ opfer darzubringen; und zwar zu Ehren der aller¬ heiligsten Dreyfaltigkeit, insbesondere aber zum feyer- lichen Andenken der dreyfachen Geburt Christi, nähm¬ lich: der ewigen, da er als Gottes Sohn von Gott Vater von Ewigkeit her gezeugt ist; der zeitlichen, da er in der Zeit für uns als Mensch geboren wurde; und der sittlichen, da er in dem allerheiligsten Altars- sacramente durch seine Gnade, und den Glauben in den frommen Seelen gleichsam wieder geboren wird. *) Bey den Juden war der vorhergehende Freytag als Rüstrag, oder Vorbereitung für den fol¬ genden Sabbath, in der griechischen Sprache ^arssoore, , genannt, Von sich rüsten, vorbereiteu. - 93 §. 81. Kraftvolle Wirkung des Dersöhrrungs- opfers Jesu Christi. Wenn das Volk Israel durch die Opfer des alten Bundes, welche nur Schattenbilder des Opfers Jesu waren, den ausgestreckten Arm des erzürnten Gottes entwaffnet, und Gnade vor ihm gefunden hat; so können wir durch das Opfer des neuen Bundes gewiß alles erlangen, was sich mit unscrm Scelenheile ver¬ trägt: Damus- kktri Milium, N:>I>it ills nwuem AnilUkN». Ja dieses Opfer erstreckt sich über die Gränzen der Erde, es sprengt die eisernen Riegel des Reinigungsortes, und öffnet die verschlossenen Pforten des Himmels; denn so spricht der sich selbst opfernde Sohn Gottes zu seinem himmlischen Vater: Groß sind die Unbilden, welche dir die Sünder zugefügt haben, aber noch grö¬ ßer ist meine Genugthuung für sie, mein Blut floß z u ihrem Heile, zu ihrer Versöhnung. Vater! mein Va¬ ter! sey dem Sünder gnädig. Sich! mein Fleisch und mein Blut, Leib und Seele, meine Gottheit und Mensch¬ heit, alles, was ich habe, und bin, opfere ich dir auf daß du den Sünder nicht verstossest, und nicht auf ewig verwerfest. — Bezeigen wir sonach Jesu für seine unendliche Liebe zu uns Menschen durch genaue Befol¬ gung seiner h. Lehre die größte Gegenliebe und Dank¬ barkeit, erkennen wir unsere Unwürdigkeit, nnd gänz¬ liche Abhängigkeit von Ihm dem Gottmenschen in tiefe- ster Demuth an, und wirken wir mit der göttlichen Gnade eifrigst mit, um der unendlichen Verdienste Jesu Christi theilhastig zu werden. 94 §. 82. Wozu -Lenen -Le Ceremonien bey -em h. Meßopfer? Die Ceremonien bey der h. Messe gehören nicht zu der Wesenheit des Opfers. In den ersten Zeiten der christlichen Kirche waren sie wegen der häufigen Verfolgungen der Christen gar nicht möglich. Seit dem aber die Kirche den Frieden erhalten hatte, ist es recht und billig, daß sie das heilige Meßopfer als ein Lob-, Dank-, Bitt- und Versöhnungsopfer mit aller Feierlichkeit der Ceremonien begleite, wie es bereits oben gezeigt worden ist. 1. Damit die heilige Handlung gleichförmig und auf eine anständige ehrwürdige Weise verrichtet werde. 2. Damit durch äußere sinnliche Zeichen die über¬ sinnlichen Wahrheiten anschaulicher gemacht, und unsere Herzen von dem Irdischen leichter zu dem Himmlischen und Göttlichen erhoben, und mit frommen Gesinnun¬ gen und Empfindungen der tiefsten Ehrfurcht, der in¬ nigsten Dankbarkeit und des größten Vertrauens gegen Gott erfüllt werden, denn das Äußere ist das Bild und das Gefäß des Innern. 3. Damit das Leiden und Sterben Jesu Christi anschaulicher dargestellt, und dem Gemüthe tiefer ein¬ geprägt werde, denn der Ausdruck aller einzelnen Cere¬ monien und Gebethe ist inhaltreich, voll Würde und Salbung; der Sinn derselben ist wahrhaft heilig, und herzerhebend, alle tragen das Gepräge des heiligen Geistes, der die Kirche Gottes regiert, und ihren Wor¬ ten Kraft und ihren Zeichen Rcichthum und Fülle gibt. 95 §. 83. Warum wir- die h. Messe in -er lateini¬ schen Sprache gelesen? Zur Zeit der Geburt Christi, und überhaupt unter der Regierung des römischen Kaisers Augustus hat die lateinische Sprache den höchsten Grad ihrer Vollkom¬ menheit erreicht. Sie war die allgemeine Muttersprache, nicht nur in dem großen römischen Reiche, sondern auch bey andern von den Römern besiegten Völkern. Daher konnte in den römischen Provinzen der Gottes¬ dienst in der lateinischen Sprache abgehalten werden, und die christliche Kirche hat sie auch nach dem Verfalle derselben aus folgenden Gründen beybehalten: Die lateinische als eine tobte Sprache altert nicht, und ändert sich nicht, wie die lebenden. Wäre die deutsche Sprache in den deutschen Provinzen die Kir¬ chensprache, so müßten wenigstens alle fünfzig Jahre die Meß - und Cercmonienbücher, welche die Ausspen¬ dung der heiligen Sakramente, und Kirchengebethe ent¬ halten, neu umgebildet, geändert werden, um mit der zunehmenden Bildung der Sprache gleichen Schritt zu halten. — Allein, mit welchen Kosten, Gefahren und Schwierigkeiten! denn, es ist oft schwierig lateinische Ausdrücke mit der nähmlichen Kürze und Bestimmtheit in jeder andern Spracbc wieder richtig zu geben, was in so wichtigen Sachen doch unerläßlich ist. — Die Erfahrung lehret uns, wie sehr in den Gegenden, wo die deutsche Sprache bey dem Gottesdienste eingeführt ist, die verschiedenen Ucbersetzungen von einander ab¬ weichen; und doch darf bey einigen Glaubenslehren, um sie rein zu erhalten, kein Wort, kein Ausdruck, ja 96 kein Buchstabe geändert werden, denn die katholische Glaubenslehre ist unveränderlich, sie hat einen bestimm¬ ten, festen Ausdruck, und die Worte sind das Gefäß des Glaubens. Auch die uothwcndige Einigkeit im Glauben wird durch die Gleichförmigkeit der gottes¬ dienstlichen Sprache leichter erhalten. Die lateinische Sprache ist ferner durch das Altcr- tbum geheiligct, auch die schönste, und würdigste zur Feyer kirchlicher Geheimnisse, wie keine andere Spra¬ che der Welt, so ganz der Erhabenheit des Gottes¬ dienstes angemessen. Sie ist die allgemeine Sprache der Gelehrten überhaupt, und der Bischöfe in kirchli¬ chen Angelegenheiten insbesondere. Daher hat der Kir- chcnrath zu Trient 22. im Decrete -m otErvavM« st evit. ill völkin-at. A-lis«ae) die Beybehaltung der lateinischen Sprache in der Liturgie mit vollem Rechte verordnet. Unsere heilige Kirche ist überdieß eine gütige und sorgfältige Mutter aller Rechtgläubigen. Sie ist in Glaubens - und Sittenlehren unfehlbar, und erfreuet sich fortwährend des verheißenen göttlichen Bepstandes und Schutzes; darum müssen wir die Kirche hören, und auf ihre Unfehlbarkeit vertrauen, was Jesus mit den Worten befahl: »Wer euch höret, der höret mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich, wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.« Luc. io, ,6. Uebrigcns ist es- der Wunsch, und der ausdrückliche Wille der Kirche, daß die Gläubigen durch priesterli¬ chen Unterricht, oder auch aus den Meß-, Gebeth- und Ccremonienbüchern mit der Bedeutung gottesdienstlicher Gebräuche, und mit dem Inhalte der Kircheugebethe bekannt gemacht würden. — 97 §. 84. Die Ueberschrift des Kreuzes. Außer der vortrefflichen lateinischen Sprache, in welcher die h. Messe gelesen wird, kommen darin auch einzelne Wörter aus der griechischen, und aus der hebräischen Sprache vor. z. B. icz-ris und eiiristo eleison ist aus der griechischen, LiieiP», Sosoon» und Linen aus der hebräischen Sprache genommen. Durch eine besondere Fügung der göttlichen Vorsehung verfaßte Pilatus in diesen drey Sprachen die Ursache des To¬ des Jesu, und ließ sie nach der damahligen Sitte der Römer als Ueberschrift des Kreuzes über dessen Haupte setzen, damit sie die ganze Welt lesen und wissen solle, daß Jesus von Nazareth der König der Juden ist. In der lateinischen Sprache lautet die Ueberschrift so: ^esus Sln^arsnus Rex ^uäaoorum, oder mit bloßen An¬ fangsbuchstaben: i. n. k. i. JesuS von Nazareth König der Juden. *) Joh. 19, 19. Diese Ueberschrift war bedeutungsvoll, und wollte eben so viel sagen, als hätte Pilatus geschrieben: Dieser da ist Christus der Messias, weil zu jener Zeit der erwartete Messias allgemein der König der Juden genannt wurde; darum erstaunten und erschrocken die Juden über den Titel des Kreuzes, und dachten, wenn dieser der Messias ist, so sind wir Königsmördcr, die Rache des Himmels liegt aus uns, und sein Blut kommt über unsere Kinder. Nein, diese Ueberschrift kann nicht bestehen, sprachen sie zu Pilatus, sic muß 7 93 geändert werden, sie enthält unser eigenes Urtheil. Schreibe: Er hat sich für den Judenkönig ausgegeben. Allein Pilatus erwiederte dicß Mahl unerschrocken und standhaft: was ich geschrieben habe, das habe ich (mit Bedachtsamleit) geschrieben, und nichts soll daran ge¬ ändert werden. Es ist, und es bleibt wahr, eure Nach¬ kommen, und alle Völker der Erde sollen es lesen, und wissen, daß Jesus am Kreuze, der König der Juden ist. Auch hierin müssen wir abermahls die Fügung Gottes erkennen, daß Pilatus Jesum schon vor der Kreuzigung, wenn auch spottweise einen König nannte, da er zu den Juden sprach: Sehet da euren König! — Euren König soll ich kreuzigen? Sic aber riefen ihm zu: Ans Kreuz mit ihm! Wir haben keinen König, als nur den Kaiser. Sein Blut komme über uns, und unsere Kinder! Mit diesen schauerlichen Worten trotzten sie gleichsam der Gerechtigkeit des Himmels, und spra¬ chen wider sich, und ihre Nachkommen eine Weissagung aus, welche bald in Erfüllung ging, und noch heut zu Tage fortwährend erfüllt wird; sie haben nähmlich den Messias ihren König verworfen, und wurden von Gott selbst verworfen. Seit der Zerstörung Jerusalems leben sie, in der weiten Welt zerstreut, ohne Vaterland, ohne Tempel, ohne Opfer, ohne König, wie es die Propheten vorhergesagt hatten. Eben so genau ging an der Person Jesu in Erfüllung, was der Erzengel Gabriel zu Maria sprach: Du wirst Mutter eines Kindes werden, welches der Sohn des Allerhöchsten wird genannt werden, dem sollst du den Nahmen Je¬ sus geben, denn er wird die Menschen von ihren Sün¬ den erlösen. Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob's V9 ewig herrschen, und seines Reiches wird kein Ende scpn. Luk. i, 5i. — 34. Der Kaiser Constantin der Große ließ zu Rom nebst mehreren andern Kirchen auch die Kirche, zum heiligen Kreuze, Lllsilioa Ssuvtk« Orucis iu ^sruxalsm genannt, erbauen, um den Theil des wahren Kreuzes Christi, den ihm seine sromme Mutter Helena von Jerusalem geschickt hatte, würdig zu verehren. o<>ruv- ii»s » L-tpicks *) versichert, die Ucberschrift des Kreu¬ zes Christi in eben dieser Kirche zu Rom öfters ge¬ sehen und verehrt zu haben. Sie ist jedoch unvollstän¬ dig, und enthält nur noch das Wort: mit griechischen und lateinischen Buchstaben von der rechten gegen die linke Hand auf Art der Hebräer rückwärts geschrieben (suusi-ir/.E.) Von den hebräischen Buchstaben ist keiner mehr ganz, vollständig und kennbar. — Uebri- gens war der Titel des Kreuzes nach dem Evangelisten Johannes 19, 20. in den dreh, zu jener Zeit gebräuch¬ lichen berühmtesten Sprachen so geschrieben, daß den ersten und höchsten Rang die hebräische als Landes¬ sprache der Juden von Palästina einuahm, den zwepteu die griechische, welche von den am Osterfeste anwesen¬ den hellenistischen d. i. unter Griechen lebenden Juden gesprochen wurde, und den dritten die lateinische als Gerichtssprache, in welcher der römische Landpfleger Pilatus zunächst den Titel des Kreuzes abgefaßt hatte. O. v. 6. *) In LolNinontariv in iVIallluvnin cap. 27, A7. - . 7 .7-77 . 7- 7 , .' 7.-7 ! 7 7 ' K - 4 7 7.7j7',7..7U .7-7:7 - - .. ' k!>7 !«,7 - -7 7 ... 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Sabbath . . ... 7 Kraftlosigkeit der Opfer des alten Bundes . . 9 Das einzig wahre Nersöhnungsopfer, die stellver¬ tretende Genugthuung io Das Kreuzesopfer des Gottmenschen Jesus Christus 11 Einsetzung des heiligen Abendmahles, oder des allerheiligsten Altarssacramentes . . .12 Entstehung und Bedeutung des Meßgewandes . 14 Bedeutung der Farben des Meßgewandes . . 20 Von dem heiligen Meßopfer, das der Wesenheit nach eben dasselbe Opfer ist, welches Jesus am Kreuze vollbracht hat . . . .21 Der nicht wesentliche Unterschied zwischen dem Kreu¬ zes- und Meßopfer 22 Warum hat Jesus das heilige Meßopfer eingesetzt? 23 Das heilige Meßopfer wird Gott allein dargcbracbt r5 Verschiedene Zuschauer bcy dem Krcuzcsopfcr Jesu -4 m -p' r» Seite. Verschiedenes Betragen der Christen bey dem hei¬ ligen Meßopfer ...... s5 Messe der Katechumenen ..... 26 Staffelgcbeth. Der Psalm David's, das vouütoor, und die allgemeine Lossprechung . . .26 Der Priester nähert sich dem Altäre, und bethet 29 Introitus ........29 Lz^rio eleison , . . . . . »3t 6Iorin, oder Duxologia mssior. . . . . 3l Dominus vobiseuin . . . . . . .32 Orntio eolleotr» ....... 33 Epistel.34 6rnckuaie ........ 35 'I'ruotus. ........ 35 Gebeth vor dem Evangelium in der Mitte des Altares verrichtet.36 Evangelium........ 37 Predigt, und Ende der Katechumenen-Messe . 38 Ito IViissu ost. . . . . . . .39 Ehemalige Entlassungsform der Katechumenen . 4'0 Die vier Stuffen der öffentlichen Büßer . . 44 Messe der Gläubigen. — Vroäo ... . .45 Domiuus vodiseum ....... 46 Oilortoriuin. Aufopferung der Hostie . . .48 Der Priester gießt Wein und Wasser in den Kelch, Aufopferung des Kelches . . . .49 Ehemalige Opfergaben; LZopno . . . .5» Der Priester bethet in der Mitte des Altares. Segnung des Opfers ..... 62 DuvuNo, Händewaschung.53 Ter Priester bethet in der Mitte des Altares . 54 Oruto Isruti-ss! bethet Brüder! . . . .55 Orutio 8eoi-ot!», stilles Gebeth, und i'ruotLtio . . 56 6rutiuiium Lotio und 'I'risuxium Loxoiioum . . 67 c'onon, die stille Messe.59 Das erste Gebeth im Ouuon... . .60 iVIomuutu Vivoruin ....... 60 Inl'r.-r Lotionoin, Erinnerung der Heiligen . . 61 Vor der vuiisooratiou , oder Wandlung . . .62 Seite. Ono s 601-» u »n , oder Wandlung . ... 63 Nach der Oon^oerotinn, worauf drey Gebethe folgen 65 Das erste Gebeth wird mit ausgestreckten Händen verrichtet ....... 65 Das zweytc Gebeth wird auch mit ausgestreckten Händen verrichtet . . . . ' . .66 Das dritte Gebeth wird mit gefalteten Händen, und mit tief geneigtem Haupte verrichtet . 66 Aemeoto iNol-cuornm, Erinnerung an die Verstorbenen 67 Knbi» qiinquo i'eeootorMu«! Ach sey uns Sündern gnädig! 68 Ende des Oonon, oder der stillen Messe . . 6c) Notsr on«tee, Vorbereitung zur Communion . . 6c) Die h. Hostie wird gebrochen . 7» ^Ziiiis Oei ........ 76 Vor der Communion, oder Suilltioo . . .77 Communion. . . . . . . .79 Sumtinn . ....... 80 Wein wird in den Kelch gegossen. Erste Ablution 81 Wein und Wasser wird in den Kelch gegossen. Zwepte Ablution ...... 81 Der Priester verrichtet auf der Epistelseite ein Gebeth, Oommuoio genannt . . . .82 Der Priester verrichtet abermahl auf der Epistelseite ein Gebeth, Noswoinmonlo genannt. . . 83 Its M'ssk est. LoootUeamos Domino. Nogniosoont in pnos. 8 s Gebeth in der Mitte des Altares. Das Volk wird gesegnet.85 Das letzte Evangelium. . . . . .86 Der Gottesdienst der ersten Christen . . .87 Feyerlicber Gottesdienst im alten Bunde . . 89 Feyerlicher Gottesdienst im neuen Bunde . . 90 Von der fcyerlichen und stillen Messe . . .90 Nissn I'enosnnotiüontnrum . . . . .9c Kraftvolle Wirkung des Versöhnungsopfers I. Chr. 93 Wozu dienen die Ceremonicn bcy dem h. Meßopfer? 94 Warum wird die h. Messe in der lateinischen Sprache gelesen? ..98 Die Uebcrschrift des Kreuzes . . . .97