Der s. und S. Jahrgang ist nod) vorrätig und Kann nachbestellt werben. WM^ J^QfÖOiiSCOC-ITliSSiOTlS- A) ^fifscörist öerZöhne Des 0(gst. fjenerß «Äv TICSU. WW^ Organ örsITlarien -Dcrnn fürnfrifin Bin ganzer Jahrgang, einfach gebunden, kostet Nr. 2.30. InkcrLt: Nahud in KoMofan ....... 265 Eine Nacht in der Wildnis . . . . 267 Tagebuch des hochw. P. Stephan Claudius M. Vockenhubex F. S. C. . . . . . 277 Aus dem Missionsleben: Ans Oindnrman 280 Ein Phonograph im Schilluklande . . 280 Verschiedenes: Ans unserer Chronik . . 282 Bon der Ernte des Todes .... 282 Marien-Verein für Afrika.............284 - Die Glasindustrie Nordböhmcns und die Missionen ............................ 286 Gebetserhörungen und -Empfehlungen . 28$ Memento ........... 288 Abbildungen: Bahnhof in Khartum-Nord. —- Eseljnnge in Khartum. — P. Kohnen mit dem Sohne des Königs Nykang (Katechumene). — Teilansicht von Oindnrman am Nilufer. — Knabenschule in Oindnrman. — Mädchenschule in Omdurman. «BBS HZriei Küsten der- Weduktion. An mehrere. Postscheck (Erlagscheine) wurden an alle P. T. Leser des „Stern" Oesterreichs geschickt, auch an jene, die den Abonnements-betrag fürs nächste Jahr schon eingezahlt haben; sie können auch für andere Zwecke gebraucht iverden. Nach Eb. Das Tagebuch gibt noch Stoff für zwei Hefte, dann wird es sofort zugesandt. — Hoffentlich nimmt die Zahl der Abonnenten dort nicht ab; vielleicht können Sie noch neue hinzugewinnen. Nach M. Eine kleine Veränderung dürfte der neue Jahrgang schon bringen, doch nicht überstürzen. Entspricht nicht nur Ihren, sondern auch anderer Wünschen. Frl. M. Das schöne, heilige Weihnachtsfest naht; auch heuer hoffen wir vom Christkind ein schönes Geschenk. Nicht wahr? Hochw. H. K. S. Ist nicht zu verwundern, daß erst diese Nummer die Fortsetzung des interessanten Artikels des hochw. P. Huber bringt. Er ist missionarius exeurrens ; Und auf einer solchen apostolischen Wanderreise hat man Tinte und Feder nicht immer gleich zur Hand. H. Sch. in M. Hoffentlich das Versprochene schon in der Arbeit. Innerhalb zwei Wochen könnte ich es, schon brauchen. An mehrere. Kommt öfters vor, daß die Hefte irrtümlich vom Postboten nicht abgegeben, sondern mit dem Vermerk: „Unbekannt!" zurückgeschickt werden. Die Schuld liegt also nicht bei uns, wenn die Zusendung nicht mehr erfolgt. Br. Sch. in A. Wenn Notiz im letzten Briefkasten nicht gelesen, Litte ich, nachzuschauen und zu beherzigen. Nach B. Gewiß gibt es auch in Afrika Kaninchen; doch sind sie manchem ein Hindernis, mehr zu schreiben. Sie verstehen schon. An alle. An alle, die es vermögen, richten wir die innige Bitte, beim Einzahlen des Abon-nemcntsbctragcs ein Schcrflcin für unser Missionshaus beizulegen. Das gute Werk, das sic dadurch tun, wird ohne Zweifel ins Buch des Lebens eingeschrieben und gut verzinst werden. Redaktionsschluß 15. November. 5l6onnemeu£s=@rne«eruugert. Vom 15. Oktober bis 15. November 1907 haben folgende Nummern ihr Abonnement erneuert: 170 1249 1374 1692 1708 1843 1932 2187 2246 2406 2408 2 733 2983 2989 3546 4114 4218 4229 5111 5286 5343 5702 6056 6425 6481 6928 6933 6946. Sur Westekung des neuen Jahrganges und auch zu andern Zwecken haben wir unfern verehrten Lefern in Oesterreich zu ihrer Bequemlichkeit einen Postscheck (Erlagschein) beigelegt. Abonnenten des Auslandes bestellen am besten mittels Postanweisung; man kann jedoch auch in Briefmarken jedes Landes einzahlen. Bitte der Administration. Alle, besonders unsere neuen Abonnenten bitten wir dringend, den .vk ^ Abonnementsbetrag für 1908 reckt bald einzusenden. -O TT$Č>!* "83 Metli eornc&mlid) bcr Tanter« >»■—'«-Vlil Vfcl tiltytl fttit.:ung unb Stisbrcitun« bet /IDisrionstatlijlieit ber „Sobne bes kciltgsten Dertcns Jesu" und sucht Verständnis und werktätige Liebe des Missionswerkes in Morl und Schrift zu förbern. - Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Suban (Zentralafrika). „Wie sebön sind öle Füve derer, öle Öen Frieden, öle trobe Botschaft des Ivettes verkünden"! (TRöm. 10,15.) Der „Stern der Neger" JSrlien (Süottrol) beraußgegeben. B bonnement ganzjährig mit Postversendung 2 K = 2 /VK. — 3Fr. /Ubit Empfehlung vieler boebwürötgster Btscböfe. Dett 12. Dezember 1907. X. Zadrg. ......................................—.'...... Babub Ln IRorbofan. Von Ibocbvv. P. ©tto Ibuber F. 8. C. folgende Artikel kann als Fortsetzung und Schluß des früheren: „Besuch der Christen in Kordofan" gelten. — Der hochw. P. Missionär sandte uns denselben von einer seiner apostolischen 'Reisen, auf denen er den im Sudan zerstreuten Katholiken von Zeit zu Zeit Gelegenheit zum Empfange der heiligen Sakramente bietet.') Nach einem tüchtigen Ritt in der frischen Morgenluft gelangten wir zu einem Baumriesen, „tabaltiat Omm Divan“ genannt: es ist dies der gewaltigste Baum längs der ganzen Straße. Vor uns zur Rechten sah man deutlich zwei kleine Berge, beide neben einander, mit kleinen Bäumchen und Gestrüpp bewachsen; sie heißen die Berge von Nahud, von denen auch der Ort seinen Namen erhielt. Der Wald rechts und links der Straße nahm allmählich ab, um fruchtbaren Feldern Platz zu machen. Vor unseren Blicken dehnte sich nun eine große Ebene aus, in welcher zablreiche Feuer brannten, ein sicheres Anzeichen des Ortes; allmählich *) Ein interessanter Aufsatz über das den Europäern gänzlich verschlossene Land Dar-For aus der .Feder desselben Paters folgt in nächster Nummer. konnte man auch die Hütten unterscheiden. Nach langer, mühsamer Reise war ich endlich an mein Ziel gelangt. Nahud besteht erst seit ein paar Jahrzehnten und verdankt seine Gründung dem Emir Mahmud, dem Verwandten des Khalifen. Während der Mahdistenherrschaft war er Verwalter des westlichen Sudan, d. h. der Provinzen Kordofan und Dar-For, und pflegte sich gerne hier in Nahud aufzuhalten, da der Ort fast in der Mitte zwischen den zwei Provinzen liegt. Nahud ist heutzutage ein Platz von politischer Bedeutung wegen der Grenze von Dar-For, doch wichtiger noch ist er wegen seines Handels. Hauptsächlichste Handelsartikel sind Elfenbein und Straußenfedern. Das Elfenbein wird von ferne hergebracht, die Straußenfedern dagegen kommen großemeils aus der Umgebung von Nahud. Die Bevölkerung beträgt ungefähr 6000 Seelen und steigt beständig. Die Eingeborenen gehören dem starken Stamme der Hamur-Arab r an; sie sind fanatische Muselmänner, aber das hindert sie nicht, sich gehörige Merissaräusche anzutrinken. Drei verschiedene Qualitäten von diesem Getränke gibt es bort, deren letztere, d. h. die dritte Qualität, wohl stark ist. Dennoch schmeckt sie manchen der dortigen braunen Trinker nicht mehr; sie berauschen sich mit Schnaps, den man zu Nahud selbst aus der Durrah gewinnt. Viele Kaufleute gibt es dortselbst, die von allen Ecken des Sudan zusammengelaufen sind. Der Markt bestand meist aus Strohhütten wie das übrige des Landes. Da brach eines Tages ein Brand aus, der in einem Augenblick einen großen Teil der Verkaufsbuden mit empfindlichem Verluste einäscherte. Soeben arbeitet die Regierung emsig an der Erbauung reinlicher Kaufläden und Nahud hat Aussicht auf eine gute Zukunft. Europäer gibt es keine außer dem englischen Inspektor, auch keinen einzigen Griechen, die weißen Kaufleute sind alle Syrier. Sie wohnen meist in elenden Hütten und führen ein Leben voll von Entbehrung, nur des Gewinnes halber. Ich fand zur Zeit 38 Katholiken dort. Sie empfingen mich sehr gut und leisteten mir alle möglichen Dienste. Tag für Tag wohnten sie mit erbaulicher Andacht der heiligen Messe bei und fast alle empfingen die heiligen Sakramente. Meine Reise war also doch nicht zwecklos gewesen. Zu Zeiten des Emirs Mahmud litt Nahud sehr an Wassermangel. Damals zahlte man I mitunter 10 Franken einheimischen Geldes, um ein Gefäß von 15—20 Litern mit Wasser anzufüllen. Der Emir selbst lebte in Sans und Braus. Er schlug unter der oben erwähnten „tabaltiat Omm Divan“ für seine zahlreiche Familie nebst Dienerschaft ein Lager auf. 500 Kamele brachten Wasser von El-Odeia, ungefähr zwei Tage entfernt, um den Baum anzufüllen. Daraus können die Leser entnehmen, was für ein kolossaler Baum das sein muß, um solch eine Wassermenge in seinem Innern zu bergen. Mahmuds Soldaten zerstreuten sich hier und dort längs der übrigen Tabaltibäume, die ebenfalls mit Wasser angefüllt waren. Um die Not der Landesbewohner kümmerte sich niemand. Heutzutage ist das Wasser dortselbst reichlicher; man hat gegen lOoO Brunnen gegraben. Quellwasser ist keines vorhanden, es gibt nur Regenwasser. Sehr wenige der zahlreichen Brunnen liefern reichliches und zugleich gutes Wasser; manche geben im Verlaufe eines Tages nur so viel, um ein Gefäß von mittlerer Größe anzufüllen. Einige Brunnen sind ganz versiegt, viele enthalten bitteres, salziges oder stinkendes Wasser; ein Brunnen hat sogar vergiftetes Wasser. Menschen und Tiere sterben, wenn sie davon trinken, nur dem Kamel schadet es nichts. Von Zeit zu Zeit ereignen sich Unglücksfülle beim Viehtränken, dennoch wirft man den -Brunnen nicht zu, denn sein reichliches Wasser dient gut zum Bauen. Keine schützende Mauer umgibt diese Brunnen und schon mehr als einer ist bei finsterer Nacht im Zustande der Trunkenheit hineingefallen. Den romantischesten Anblick bietet das Land während der Regenperiode, wenn überall das Wasser in Hülle und Fülle vorhanden ist. In dieser Zeit kommen Viehherden zu Tausenden und Tausenden von El-Fascher nach Nahud. Von hier aus werden sie dann südlich nach dem „Bahr-el-Arab" geführt und zwar zum Austausch für Elfenbein. Alsdann ist Nahud nebst Umgebung ein einziges großes Lager und das Brüllen der Ochsen, das Schreien der Esel, das Blöken der Schafe scheint kein Ende mehr nehmen zu wollen. Wie überall in der Welt, so sind auch in Nahud die Muselmänner ein recht leichtgläubiges Volk, mit welchem schlaue, verschlagene Leute ein leichtes Spiel haben. Es gibt dortselbst einen Scheich, namens Zabbal, I dem es gelungen ist, sich als einen Heiligen auszugeben. Die dummen Araber haben für ihn eine außerordentliche Verehrung. Man erzählt über ihn die abenteuerlichsten Sachen. Scheich Zabbäl kann, nach Aussagen der Leute von Nahud, unter anderem mit den Vögeln fliegen, erfreut sich der Gesellschaft der Engel und übt auf die wildesten Tiere eine bezaubernde Macht aus. Eines Tages, so erzählt man, war er auf einer schwierigen Reise und ermüdete sich. Da sah er ein Nashorn in der Steppe herumlaufen. „O Nashorn," ries der Scheich aus, „komm' herbei und trage mich auf deinem Rücken, denn ich bin müde." O Wunder! Der wilde Dickhäuter näherte sich ihm und ließ sich reiten, wie wenn er ein zahmes Lamm wäre. Scheich Zabbäl geriet hierauf in Verzückung und rief mit aller Kraft: „O Großvater Mohammed, komm'herab, denn ich habe zu reden mit dir." Als der Scheich wieder zu sich kam, sah er wirklich Mohammed, der zu ihm auf einem riesigen Elefanten heranritt. Beide unterhielten sich in wichtigen Gesprächen. Hierauf brachte der Erzengel Gabriel das Mittagessen vom Himmel herab; alle beide aßen mit bestem Appetit. Alsdann kehrte Mohammed in den Himmel zurück samt dem Elefanten. Scheich Zabbäl ritt seine Straße entlang, bis er an sein Ziel gelangte. Dieser Scheich ist so heilig, daß er nicht mehr sündigen kann; deshalb gibt es für ihn kein Verbot mehr. Alles ist ihm erlaubt, somit auch das Schnapstrinken. Er trinkt wirklich genug davon. Wenn er ausgeht, folgen ihm gewöhnlich zwei Diener: der eine trägt eine volle Schnapsflasche, der andere einen Becher. Mitunter hat der Scheich erst eine kleine Strecke zurückgelegt und beklagt sich schon wegen Durst. Da eilen die beiden Diener herbei und füllen ihm den Becher; er trinkt ihn aus einmal aus. Doch die Leute behaupten, daß der Scheich keinen Schnaps trinkt wie die übrigen Säufer. Sie sagen, daß der Schnaps, wenn er seine Kehle berührt, in Zuckerwasser verwandelt wird. Eines Tages war Scheich Zabbäl so betrunken, daß er vom Esel herab zu Boden fiel. Da liefen die Araber herbei und jammerten: „O weh, heute hat uns ein schweres Unglück betroffen, der Heilige ist auf die Erde gefallen!" Sie hoben ihn auf und schläferten ihn auf ihren Knien ein wie ein kleines Kind. Der Scheich schlief gesund vier Stunden lang. Indessen beneideten ihn die Araber, indem sie sagten: „O glücklicher Mann! Jetzt ist sein Geist im Himmel; er hört eben die Engel singen, sieht Mohammed und unterhält sich mit Gott." Als er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, machte der Scheich einige sonderbare Gebärden, wie wenn er weiß was gesehen hätte, und stand auf. Da riefen die Araber voller Freude: „Gott Lob und Dank, daß der Heilige vom Himmel zu uns zurückgekehrt ist, gewiß wird er Aufträge für uns haben." „O Herr, hast du Gott gesehen?" fragten sie ihn. „Freilich hab' ich ihn gesehen," antwortete er. „Was hat er dir gesagt?" „Er hat mich beauftragt, euch mitzuteilen, daß jeder von euch mir einen Real (das heißt 2V2 Franken) geben muß." „Sehr gut," riefen alle einstimmig, eilten davon und brachten ihm jeder einen Real. Auf diese Weise gewann der Scheich nebst seinem Rausch noch eine Summe Geld. Es vergeht fast keine Woche, ohne daß der Scheich Zabbäl eine Heldentat verrichtet, und man glaubt ihm alles. Scheich Zabbäl kam auch zu mir und beklagte sich über den Verfall des Islam, denn die Moslim hätten ihre kriegerischen Tugenden vergessen. — Ohne Zweifel, dachte ich, doch auch er ist kein Muster hierin. — Diese armen Leute verdienen, bemitleidet zu werden. Möchten doch bald bessere Tage für sie kommen! Eine flacht in bet Milbms. Lrzühlt von P. Johann Schumann F. 8. C. s war am Vorabend von Mariä Himmelfahrt, als ich gegen zwei Uhr nachmittags Khartum verließ, nach Hal-faya oder Khartum-Nord übersetzte, um mich von dort zu Esel nach Dabba zu begeben, angeblich ein Ritt von drei Stunden. Zu meinem Nachteile sollte ich bald erfahren, daß es mehr denn drei Stunden sind. Die Sonne brannte glühend heiß vom wolkenlosen Himmel. El-Dabba ist ein kleines arabisches Dorf, fast gerade nördlich von Khartum am Nile gelegen. Unsere Schwestern haben dortselbst ein Landgut, wo sie die Ferienmonate verbringen. Um ihnen Gelegenheit zu geben, die hl. Sakramente zu empfangen und eine Messe zu hören, begibt sich jeden Sonn- und Feiertag einer unserer Patres dorthin. Diesmal traf es nun mich. Im Grunde genommen war es mir nicht ganz unangenehm, war es doch eine ganz angenehme Abwechslung in dem Alltagsleben und nebenbei konnte ich auch die Gegend etwas näher kennen lernen. So begab ich mich denn, wie erwähnt, gegen zwei Uhr nach Khartum-Nord. Mein Begleiter, ein schöner, schwarzer Esel, schien nicht so gut gelaunt zu sein wie ich, er war wohl nicht gewohnt, zu dieser Stunde und bei der Hitze — hatte es doch im Schatten über 40u C. — auszugehen. Doch alles Sträuben half nichts. Vier kräftige Männer packten ihn erhöhungen gekennzeichneter Weg; der zweite ist ein Pfad, der durch einige Dörfer führt und in El-Gadaru mit dem ersteren zusammentrifft. Als dritten Weg könnte man noch den Schienenweg bis zur ersten Station (Gadaru) benützen, jedenfalls der sicherste, aber auch weiteste. Weitaus der kürzeste von den drei genannten Wegen ist der zweite, weshalb ich ihn auch ohne weiteres wählte. Nachdem ich die letzten Strohhütten des ziemlich ausgedehnten und in seinen letzten Ansläufern armseligen Khartum-Nord hinter mir hätte, ging es in die Wüste hinein dem nächsten Dorfe zu, dessen Lehmhütten schon sichtbar waren. JBabnbof in 1Rbartum=1Rorö. und so wurde er auf die Fähre mehr getragen als geführt. Die leidige Geschichte kam auch mir ziemlich teuer zu stehen, denn bei dem Gedränge entglitt mir mein Geldbeutel und verschwand samt dem Inhalte in den Wellen des Blauen Nil. Auf nimmer Wiedersehen! Unwillkürlich kam ein ma’ alesch über meine Lippen; werde wohl auch ohne ihn weiterkommen. Zur Vorsicht stattete ich aber in Kharllnn-Nord bei unseren Schwestern einen Besuch ab, um mir ein paar Piaster zu leihen. Von hier führen drei Wege nach Dabba oder vielmehr nach El-Gadaru, wo sich alle drei treffen. Einer in der Nähe des Nil — eine ziemlich gute Landstraße, wenn man sie so nennen will, denn es ist nur ein etwas geebneter, durch zwei parallel laufende Erd- Das Terrain, durch welches mich mein Weg führte, ist eigentlich kein Wüstengruud. Unterhalb der dünnen Sandschichte, welche der Wind, von der Wüste kommend, darüber gedeckt hat, befindet sich der fruchtbarste Humusboden. Es braucht nur Wasser und fteißige Hände und alsogleich bedeckt sich die ganze Ebene, soweit das Auge reicht, mit üppigem Grün. Sollte ich nach ungefähr einem Monat wieder hier vorbeikommen, so würde ich tatsächlich die Gegend nicht mehr wiedererkennen, da wir uns gegenwärtig in der Regenzeit befinden. Ueberall waren auch schon die Fellachen, arabische Bauern, damit beschäftigt, sich die kurze Regenperiodc nutzbringend zu machen und ihre Dnrrah zu säen. Sie bedienen sich zu diesem Zwecke eines unten etwas ge- krümmten und zugespitzten Holzes, das am unteren Ende bei der Krümmung mit einem Sprossen versehen ist, um mit dem Fuße bei Benützung nachzuhelfen: es stellt unseren Spaten in primitivster Form dar. Es ist interessant, den Leuten zuzuschauen, mit welcher Behändigkeit sie mit diesen: einfachen Instrumente die Erde lockern oder vielmehr im Abstande von ungefähr einem gejätet. Ist nach anderthalb oder zwei Monaten die Durrah gereift, so wird sie eingeheimst und das Land wieder für zehn Monate seinem Schicksal überlassen; schon nach kurzer Zeit läßt es sich nicht mehr von der übrigen Wüste unterscheiden: der Wind hat von neuem eine Decke feinen Sandes darüber gestreut. Mehr Sorgfalt wendet man den am Flusse gelegenen Grundstücken zu. Sie werden größten- čJ Eseljunge in IRbavtum. V- T Meter Löcher machen, in welche ein Knabe oder Mädchen hinterher einige Durrahkörner wirft und sie sogleich beim Weitergehen mit dem Fuße zumacht. In kürzester Zeit ist ein großes Grundstück besät. Mit dem Säen ist' aber auch die Hauptarbeit getan, das übrige bis zum Einheimsen wird dem Himmel überlassen: Schickt er viel Regen, so gedeiht alles vorzüglich, andernfalls ist die Ernte sehr mager; höchstens wird später das größte Unkraut, welches die Ernte in Frage stellen könnte, aus- teils das ganze Jahr hindurch bebaut und nicht nur während der Regenzeit, die hier ungefähr zwei Monate währt (August, September), da der Vater Nil, der eigentliche Ernährer Aegyptens und des nördlichen Sudan, das nötige Wasser liefert. Sehr verschiedenartig ist die Art und Weise, wie das Wasser auf die Felder geleitet wird. Hier einige kurze Angaben darüber: Das am häufigsten anzutreffende Bewässerungsmittel bildet die Sakiah. Es ist das eine Art Schöpfrad, durch welches das Wasser des Nil auf die hohen Ufer geleitet wird. Am Uferabhang wird eine Höhlung gemacht, in der das Wasser sich sammelt; in horizontaler Höhe mit dem Uferland ist auf einem Gerüste aus Dattelbaumstämmen das hölzerne Schöpfrad aufgestellt. Auf der Peripherie dieses vertikal aufgestellten Rades sind vermittels eines Strickes und Dattelfasern Tongefäße befestigt. In das vertikale Rad greift ein auf dem Gerüste stehendes Horizontalrad ein, getrieben von einem zweiten Horizontalrad, das, durch eine oder zwei Kühe in Bewegung gesetzt, die Tätigkeit des ersteren bewirkt. Die Bewegungen des Vertikalrades bewirken das Auf- und Niedersteigen der an einem Seile befestigten Tongefäße, die ihren im Flusse geschöpften Inhalt in einen Trog abliefern, von wo er sich dann in die Wasserrinnen verteilt und durch die Felder gelenkt wird. Ist das Ufer sehr hoch, so wird das Wasser aus dem Fluß durch einen kleinen unterirdischen Kanal eine Strecke weit ins Land geleitet, wo es sich in einem ausgemauerten Behälter sammelt; hierauf wird es durch die Sakiah, die über dein Behälter errichtet ist, an die Oberfläche gezogen und in die Felder verteilt. Diese Behälter, welche die Form eines Brunnens haben, weisen manchmal bedeutende Tiefen auf, auch bis zu 12 Metern. Die Größe der Tongefäße ist verschieden, sie fassen aber selten mehr als 3—4 Liter. Je nachdem man die Zugtiere antreibt, geht das Aus- und Niedersteigen der -Gefäße mehr oder weniger rasch vor sich. Ist das Feld etwas weiter vom Flusse entfernt, so daß ein Kanal zu schwierig ist, so zieht man das unter die Erde sickernde Flußwasser aus einer Grube, in der es sich sammelt, vermittels der Sakiah an die Oberfläche. Dieser Modus ist aber weniger vorteilhaft, besonders weil das Wasser durch langsame Filtration im Erdreich die befruchtenden Stoffe des Nilschlammes verliert. Das Reiben der Vertikal-und Horizontalräder in ihren trockenen Fugen verursacht ein stetes Knarren in mannigfachen Tönen, bald dem Gesumme eines Bienenschwarmes, bald dem ermüdenden Geschnurre eines Dudelsackes ähnlich; schon von weitem macht es sich hörbar und zeigt auch dem Besitzer an, ob sein Knecht oder Sklave, welcher die Tiere antreiben muß, arbeitet oder nicht. Gewöhnlich befinden sich in der Nähe einige schattige Bäume, unter welchen Tiere und Treiber nach der Arbeit ausruhen. Eine weitere häufig vorkommende Schöps-vorrichtung sind die sogenannten Schaduf, die man neben der Sakiah antrifft. Aehnlich wie bei der Sakiah ist am Ufer ein Graben geöffnet, in dem sich das Nilwasser sammelt, stn einem Querbaum über dem Graben ist vertikal der Schlagbaum befestigt, von dessen oberstem Ende hängt ein Dattelstrick mit einem Eimer aus Bastgeflecht oder Zicgcnfell; am unteren Ende des Schlagbaumes bildet das Gegengewicht ein Klumpen getrockneten Nilschlammes. Ein oder zwei Arbeiter ziehen den Schlagbaum nieder und mit dem gefüllten Eimer wieder in die Höhe; bei dem Emporziehen verrichtet das Gegengewicht die Arbeit. Meist stehen zwei derartige Schöpfervorrichtungen nebeneinander oder vielmehr sind an dem Querbalken zwei Schlagbalken befestigt, damit die eintönige Arbeit durch Unterhaltung etwas gewürzt werden könne. Die Wasserschöpfer sind meistens nur mit einem leichten Lendentuch bekleidet und von schlanker, kräftiger Natur. Wenn ihnen die Laune kommt, werfen sie das Lendentuch weg, springen in den Nil, um sich in dem kühlen Naß etwas zu erholen. Ungeheuere Vorteile gegen diese Schöpfräder bietet die Bewässerung durch Maschinen, die in Unter- und Oberägypten sehr häufig, jetzt aber auch schon im Sudan ziemlich zahlreich anzutreffen sind, besonders in der Nähe von Khartum. Das ist also die Wüste, durch welche mich mein Weg führte. Gegen Osten ist die eigentliche Wüste unterbrochen durch den Schienenweg, welcher sich durch die in die Luft ragenden Telegraphenstangen bemerkbar macht; gegen Westen hingegen zeigt der Nil seinen Lauf durch ein grünes Band, das sich an seinen Ufern dahinzieht, an. Mein nächstes Ziel war Halfaya-Gadina oder Halfaya-el-Muluk (Halfaya der Könige), die frühere Hauptstadt des Sudan an Stelle Khartums. Vielleicht werde ich später einmal darauf zu sprechen kommen sowie auf das nicht weit davon gelegene Dorf Tamaniat, die einstige Fabriksstadt des Sudan. Infolge des in der letzten Zeit herniedergegangenen Regens war der Boden sehr aufgeweicht und dem Esel das Gehen sehr erschwert, da er fast bei jeden Schritte einsank; obwohl ich abgestiegen war, um ihm das Gehen zu erleichtern, kam er doch langsam vorwärts. Ich entschloß mich also, nach rechts abzubiegen und den Schienenweg aufzusuchen, der wegen seiner etwas erhöhten Lage trockner sein mußte. Wegen des Eisenbahnverkehrs brauchte ich auch keine Angst zu haben, da wir uns hier nicht in Europa befinden und zudem war ja schon seit Wochen jeglicher Verkehr unterbrochen. Die gewaltigen tropischen Regengüsse hatten in diesem Jahre noch mehr als in früheren in der Wüste ihre Gewalt an dem Damm der Eisenbahn erprobt und ihn auf weite Strecken samt den Schienen einfach weggeschwemmt. Der Postverkehr mit der Außenwelt wird inzwischen durch einige Dampfer auf dem Flnßmege aufrecht erhalten. Sollte die Bahnnnterbrechung jedoch noch lange währen, so könnte es auch für Khartum selbst noch verhängnisvoll werden; die ohnedies nicht billigen Waren sind jetzt schon bedeutend in die Höhe geschnellt. Auf dem Schienenwege angelangt, ging es tapfer weiter. Auch mein Reitesel bemerkte, daß der Weg besser sei, denn ohne weiteres beschleunigte er seine 'Schritte. Inzwischen bekam ich auch Gesellschaft. Ein Araber begab sich mit seinem Sohne, gleichfalls von Khartum daher kommend, nach El-Gadaru. Mein Esel schien sich mehr darüber zu freuen als ich, denn kaum hatte er seine zwei Kameraden, auch die beiden Araber hatten Esel, wahrgenommen, als er auch schon lebhafter wurde und seine Schritte noch mehr beschleunigte; er duldete nicht, daß ihn einer der anderen überhole, er mußte.stets an der Spitze sein. Bald entspann sich ein lebhaftes Gespräch, so gut es eben bei meinem Arabisch ging. Beide Teile hatten verschiedenes zu fragen; mich interessierte am meisten die Ansicht des Arabers über die jetzige Regierung und die des Mahdi und dessen Nachfolgers, des Kalifen Abdulahi. Es wunderte mich, daß er mehr für die jetzige begeistert war als für die frühere, denn es gibt noch viele Araber, besonders .in Omdurman und Umgebung, die den Mahdi nicht vergessen können. Er hingegen wollte wissen, woher ich sei und was ich hier im Sudan tue; von meinen Erklärungen wird er wohl wenig verstanden haben, denn wahrscheinlich hat er in seinem Leben noch nie etwas von Geographie gehört. Kairo und Alexandrien gingen noch in seinen harten Schädel hinein, denn er wollte dort gewesen sein; was aber darüber hinaus war, war ihm nnverstündlich. Unsere Freundschaft war schon so weit gediehen, daß er mir eine Zigarette anbot, die ich gerne annahm, zumal ich vergessen hatte, welche mitzunehmen. Um sie aber anzünden zu können, mußten wir in den nächsten Seitenweg einbiegen und uns nach Halfaya-el-Muluk begeben, dem wir uns inzwischen schon genähert hatten. Für einen halben Piaster (ungefähr zehn Heller) erhalten wir auch eine kleine runde Schachtel voll Zündhölzer, die, wie die Marke anzeigte — aus Graz in Steiermark stammten. Sie machen der Fabrik allerdings wenig Ehre, denn man mußte jedesmal zuerst wenigstens zehn anstecken, bis endlich eines Feuer fing. Wer mit diesem Fabrikat einmal hereingefallen ist, tut es gewiß kein zweites Mal mehr, wenn er sich nicht gerade in der äußersten Not befindet. Die Zigaretten brennen endlich und weiter geht unser Ritt direkt durch die Wüste, El-Gadaru zu, wo uns ein starker Mokkakaffee erwartete, denn auch dazu hatte mich mein Begleiter eingeladen. Jetzt mußte ich mir auch meinen so rasch gewonnenen Freund etwas näher betrachten. Er war von mittelgroßer, schlanker Statur, mochte ungefähr 25—30 Jahre zählen, von hUlbrauner Gesichtsfarbe; das Gesicht war mit einigen Querschnitten tätowiert, dann auf jeder Wange; sein ganzes Aeußere machte keinen schlechten Eindruck. Als wir in El-Gadaru ankamen, wurde gleich bei der ersten Hütte abgestiegen. Ich hatte eigentlich einen Widerwillen, in den Hof einzutreten, doch um meinen Begleiter und seinen asten Vater, der jetzt an der Tür erschien, nicht zu beleidigen, mußte ich mich doch dazu anschließen. Das ganze Gehöft war von einer Mauer aus ungebrannten Ziegeln umgeben. Das Wohnhaus stand in der Mitte, auf der dem Hofeingange zugekehrten Seite befand sich ein kleiner Krämerladen, die Wohnräume befanden sich an der anderen Seite, waren also den neugierigen Blicken der Eintretenden entzogen. Auch ich bekam von dem Leben in dieser Hütte nichts zu sehen, nur hie und da wagte sich ein Kleiner im Adamskostüm oder eine Kleine, mit einem einfachen Lendentuche umgürtet, heraus, um im nächsten Augenblicke wie ein aufgescheuchtes Wild zu verschwinden. Die wichtigsten Verkaufsartikel, welche im Laden ausgestellt waren, sind Tabak, Zigarettenpapier, Zucker, Kaffee, Tee und die berühmten Zündhölzer, mit denen wir schon in Halfaya-el-Muluk Bekanntschaft gemacht haben: ferner waren einige einheimische Gewebe zu haben. Vor dem Laden standen zwei neue Angareb, arabische Bettstellen, ob zum Ver- die Sonne schon bedenklich geneigt hatte; doch tröstete man mich damit, daß es nicht mehr weit sei bis Dabba und daß ich es noch ganz, leicht bei Tag erreichen könne. Endlich war auch der Kaffee bereitet. Zum Schluffe wurde noch eine Taffe Tee gereicht. Ich muß gestehen, daß mir beides gut bekam und daß I ich ganz befriedigt von meinen Gastgebern P. TRobnen mit dem Sobne des IRöuigs IRgbang (IRatecbumene) uš kauf oder zum Empfang der Gäste, kann ich nicht sagen: jetzt mußten sie dem letzteren Zwecke dienen. Nachdem der Hausherr einen Teppich aus Palmenblättern darüber gebreitet hatte, mußte ich Platz nehmen und warten, bis der Kaffee bereitet war, was allerdings ziemlich lange währte. Oesters blickte ich nach Westen und mußte zu meinem Leidwesen bemerken, daß sich Abschied nahm mit dem Versprechen, auf dem Heimwege wieder zuzukehren; es sollte jedoch anders kommen. Bevor ich aber weiter ritt, erkundigte ich mich noch einmal.ganz genau nach dem Wege und ob ich kein Chor (periodischer Gießbach) zu passieren hätte. Letztere Frage war für mich von großer Wichtigkeit, weil ich ^wusste, daß ich mit meinem Esel allein über kein Wasser kommen konnte, dazu hätte ich eines Treibers bedurft. Nachdem ich die gewünschte Auskunft und die Versicherung, daß kein Chor zu überschreiten sei, erhalten hatte, schwang ich mich auf den Sattel und trabte nach der angegebenen Richtung in der Hoffnung, spätestens nach einer Stunde an Ort und Stelle zu sein, obwohl man mir versichert hatte, es sei nur eine halbe Stunde. Die Sonne war bereits am Horizonte und sandte mir ihre letzten Abschiedsgrüße entgegen. Ich mochte ungefähr eine halbe Stunde in der angegebenen Richtung weitergeritten sein, als mir ein Araber begegnete. Auf meine Frage, wo das Dorf El-Dabba sei, antwortete er ganz lakonisch „hennak, hennak“, „dort, dort", und zeigte zugleich mit seiner Hand nach der Richtung. Es mußte also noch ziemlich weit sein, sonst hätte er das „hennak“ nicht so gedehnt wiederholt. War also keine Zeit zu verlieren, da es allmählich anfing, dunkel zu werden. Wir sind hier eben in den Tropen, eine lange Dämmerung ist hier etwas Unbekanntes; eine Stunde nach Sonnenuntergang ist es dunkel und fast das ganze Jahr hindurch geht die Sonne gegen sechs Uhr unter; der Unterschied zwischen dem kürzesten und längsten Tage ist höchstens eine Stunde. Hier in der Wildnis wollte ich nicht gern übernachten, zumal sich im fernen Osten bedenkliche Zeichen eines herannahenden Unwetters zeigten. Der Habub, dem ich schon lange aufmerksam gefolgt war, bewegte sich zum Glücke nicht in der Richtung gegen mich, sondern gegen Nordosten, so konnte ich also das Schauspiel mit Muße betrachten, ohne seine Folgen fürchten zu müssen, denn das wäre des Guten doch zu viel gewesen. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich dem verehrten Leser etwas über das Wesen dieses berühmten Habub erzählen. Da jetzt, wie gesagt, keine Zeit zu verlieren war, mußte ich im raschesten Tempo weiter. Doch was ist das! Von Westen her leuchtet von. Zeit zu Zeit ein Lichtschimmer 'herüber, dort muß sich ein Dorf befinden, vielleicht ist es gar mein ersehntes Dabba. Ich glaubte diesen Gedanken selbst nicht. Sogleich bog ich dorthin ab. Bei der ersten Hütte wollte ich mich erkundigen, wo ich eigentlich sei und ob ich Dabba bald erreichen würde. Auf mein Rufen hin huschte eine Gestalt an mir vorbei und verschwand im Dunkel der Hütte; auf all mein Bitten war sie nicht mehr zu bewegen, hervorzukommen. Ich mußte also weiter zur nächstenHütte, wo ich eine Frau beim Ziegenmelken antraf. „FenEl-Dabba?“(„$Bo ist D ab b a?") w ar m ein e kurze Frage; „hennak, hennak“. „Bald? Aiua bald, bald.“ („Ist es weit?" „Ja, weit, weit.") „Danke" und in der angegebenen Richtung weiter. Doch das war jetzt keine Leichtigkeit mehr, da ich mich in einer Steppe befand. Jeden Augenblick stieß ich auf eine dornige Hecke und mußte einen anderen Ausweg suchen, selbstverständlich, daß ich selbst hie und da mit den spitzen Dornen unangenehme Bekanntschaft machte. Von Zeit zu Zeit streikte auch mein treuer Begleiter, mein Esel, und es brauchte die nachdrücklichste Nachhilfe mit dem Krobasch (Nilpferdpeitsche), um ihn weiter zu bringen. Ein anderes Mal nutzte auch das nichts, er stand eben vor einer Pfütze; bleibt also nichts übrig, als nach einer anderen Seite hin auszuweichen. Uebrigens hatte ich auch mit dem armen Tiere schon Mitleid; seit Mittag hatte es nichts mehr bekommen und war beständig auf den Beinen; zum Glück hatte es nicht viel zu tragen, denn mein Schneidergewicht war leicht weiterzuschleppen. Da auf einmal wollte es absolut nicht mehr weiter, all mein Treiben half nichts; so viel ich im Dunkeln erspähen konnte, hatte ich vor mir eine ziemlich große Wasserlache, zur rechten und zur linken Seite dichte Dornhecken und nach meinen bisherigen Erfahrungen hätte ich nicht gern noch einmal mit ihnen Bekanntschaft gemacht. Was soll ich jetzt tun, zurückkehren? Aber wohin? Zum nächsten Dorfe, was soll ich dort machen? Lieber wollte ich doch noch hier in dieser Wildnis übernachten. Mein Begleiter machte allen Ueberlegungen ein Ende, denn er wollte auch nicht mehr zurückkehren. Es blieb also nichts anderes übrig, als abzusteigen und mich, so gut es ging, für die Nacht einzurichten. Der Esel wurde an einer Hecke angebunden und abgesattelt; in Ermangelung einer Decke bedeckte ich ihn mit meinem Ueberzieher, da er ganz durchgeschwitzt war. Nicht weit davon bereitete ich mir selbst noch ein notdürftiges Lager, d. h. suchte mit den Händen die Erde ab, ob sie nicht gar zu feucht sei, und entfernte die etwaigen Dornen; als Kopfkissen diente mir der Sattel. Um den verehrten Leser die anderthalb Stunden, die wir hier verbringen werden, etwas zu unterhalten, will ich ihm etwas von dem berühmten Habub*) erzählen. Was ist dieser Habub? Es ist nichts anderes als ein starker Wind, den man sehen und auch photographieren kann, wie ich schon selbst das Glück hatte, zu erproben. Wenn man hier in Khartum vom Habub spricht, so muß man wohl unterscheiden; gewöhnlich nennt man jeden stärkeren Wind Habub, wenn er auch nicht das Charakteristische des eigentlichen Habub hat. Erst wenn es heißt: „Kommen Sie schnell aufs Dach, wenn Sie den Habub von weitem sehen wollen; vergessen Sie nicht, den photographischen Apparat mitzubringen, dieses Mal ist er großartig!" dann scheint es Ernst zu werden. Man läßt sich kein zweites Mal bitten; in einem Nu ist man auf dem flachen Dache, um das großartige Schauspiel zu betrachten, denn wie unangenehm und lästig der Habub ist, wenn er in der Nähe ist, so großartig schön ist er, wenn man ihn von der Ferne betrachten kann. Der Guckkasten ist auch bald hergerichtet und so wartet man denn auf den geeigneten Zeitpunkt, um das herrliche Panorama im Guckkasten zu verewigen. Zuerst zeigt sich am Horizont eine unscheinbare schwarze Wolke, die sich von der Erde erhebt. Je näher sie heranrückt, um so größerund um so mannigfacher wird ihre Gestalt. Bald glaubt man, einen wild zerrissenen Berg vor sich zu haben, dann eine ganze Kette mit steil abfallenden Abhängen und Hunderten grotesker Höhlen; die Bergkette bewegt sich immer näher und näher, ein Abhang scheint den andern zu zertrümmern, ein Abgrund den andern zu verschlingen. Dort erscheint ein unergründlicher Abgrund und im nächsten Augenblicke erhebt sich aus dessen Schlunde eine felsartige Gestalt, die sich im Nu bis zu den Wolken erhebt. Das Ganze ist mit einem feenhaften Lichtstrom umgössen, ähnlich dem Alpenglühen in den Tiroler-Bergen. Und gerade der Lichteffekt ist es, welcher das Bild so großartig macht: Wir und unsere nächste Umgebung besinden uns im hellsten Sonnenschein und vor uns dies undurchdringliche Dunkel. *) Diese Zeilen über den Habub — nicht Hubub, ein Schreibfehler — dienen als Ergänzung des Artikels Heft 10, Seite 238. Wenn wir Umschau halten, so sehen wir alle Dächer mit Neugierigen besetzt, jeder will das großartige Schauspiel betrachten. Unten auf den Straßen rennt alles, um noch rechtzeitig sein Heim zu erreichen, denn im nächsten Augenblicke bietet sich dem Auge ein ganz -anderes Schauspiel dar. Schon sind die entfernteren Häuser von der sich mit Blitzesschnelle fortbewegenden Bergeskette verschlungen und unseren Blicken entzogen, obwohl wir noch vollkommene Windstille und klaren Himmel haben; doch jetzt ist es höchste Zeit, das Dach zu verlassen und sich in seinZimmer einzuschließen. Da erhebt sich auf einmal ein gewaltiger Sturm, das ganze Haus erzittert in seinen Fugen, der Himmel ist nicht mehr-klar, sondern dunkelrot und bald darauf pechschwarz. Obwohl Tür und Fenster sorgfältig geschlossen sind, erfüllt sich doch auch die Zimmerluft mit feinem Wüstensande, so daß das Atmen erschwert wird. Draußen ein Getöse, als ob die Welt untergehen würde. Jetzt kannst du dir ungefähr einen Begriff machen, was so ein Habub ist: Ein starker Wind, der den Sand der Wüste aufgewirbelt hat und in solcher Menge mit sich führt, daß er sogar die Sonne buchstäblich verfinstert. Ob er in der Wüste, wie wir schon als Knaben in der Schule gehört, ganzen Karawanen gefährlich werden kann, weiß ich nicht, da ich es noch nie erprobt habe; nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich es aber nicht glauben. Wie lange aber dauert dieses Schauspiel? Eine schwierige Frage, denn die entfesselten Elemente lassen sich an keine Zeit binden. Der dichte Sand ist allerdings in ungefähr einer Stunde vom Winde vertrieben, aber der feine Staub kann sehr lange die Luft anfüllen. Ich erinnere mich, daß nach dem ersten Habub, den wir dieses Jahr hatten, noch am anderen Morgen die Luft mit Staub erfüllt war; wenn man die Zähne aufeinanderbiß, meinte man, den ganzen Mund mit feinen Sandkörnchen angefüllt zu haben. Für gewöhnlich jedoch sorgt die Natur selbst dafür, daß die Luft bald gereinigt wird, indem sie bald nach dem Habub einen tüchtigen Regen schickt, der alles erftischt und reinigt. Möchte a6eisernem raten, in diesem ■ Regen mit einem weißen Kleide ins Freie zu gehen, denn jeden Tropfen, der ihn trifft, könnte man nachher sehen, da der Regen ganz lehmartig ist. Bemerkenswert ist noch der gewaltige Temperaturunterschied vor und nach dem Habub. Vorher herrscht gewöhnlich eine drückende Hitze, ja Schwüle. Für mich ist es ein fast sicheres Zeichen, daß der Habub im Anzuge ist, wenn das Thermometer schon zur Mittagszeit bis zu 46 oder 47 Grad, ja sogar bis 48 Grad Celsius im Schatten gestiegen ist und sich dabei am Horizont kleine, schneeweiße Wolken zeigen, während sich kein Lüftlein regt: selten hat mich dieses Anzeichen getäuscht. Nachdem der Habub nachgelassen, der Regen aufgehört, ist das Thermometer-gewöhnlich ibis auf 25 Grad Celsius oder noch tiefer gesunken. Daß sich ein solcher rascher Uebergang gewaltig bemerkbar macht, brauche ich nicht erst zu erwähnen. Im ersten Jahre, wenn man im Sudan ist, tut einem die Frische sehr wohl, wenigstens ist sie einem angenehm, aber später, wenn man sich einmal an die ständige Hitze gewöhnt hat, empfindet man sie als gewaltige Kälte. Das über das Wesen und die Folgen des Habub, zu welch letzteren man auch noch die Arbeit rechnen könnte, die man hat, mit sein Zimmer und seine Habseligkeiten vom L-taube zu reinigen. Doch, was höre ich da, ein schriller Pfiff! Ich richte mich auf, um zu sehen, woher er kommen mag, da es hier in der Wildnis nichts Alltägliches sein kann. Da bemerke ich gegen den Fluß hin ein Licht, das sich langsam weiter bewegt. Es war mir gleich klar, daß es der Postdampfer war, welcher von Schendi kam und nach Khartum fuhr: vielleicht brachte er auch für mich Nachricht von den Lieben in der fernen Heimat. Wie wäre es, wenn ich versuchen würde, gegen den Fluß durchzubrechen, und ihm ent-entlang bis nach Dabba weiterginge, da Dabba direkt am Nile, gelegen ist! Gedacht, getan! Der Esel wird gesattelt, ich schwinge mich hinauf und der Versuch wird gemacht. Doch, o weh: ein nutzloses Beginnen. Bei jedem Schritt und Tritt werde ich aufgehalten, hier durch ein Gesträuch, dessen Dörner mir ins Gesicht schlagen, dort durch eine Pfütze. Je mehr ich fortzukommen suche, mit so schlechter wird der Weg. Das beste war also, wieder umzukehren und den entgegengesetzten Weg einzuschlagen bis in die offene Wüste hinein und dann langsam gegen Norden weiter zu reiten; am Ende mußte ich doch nach meinem Bestimmungsorte gelangen, wenn vielleicht auch erst am nächsten Morgen. In der Tat stieß ich, gegen Westen reitend, bald auf Fußspuren. Nach näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß es Kamelspuren waren. Diesen folgend, mußte ich jedenfalls meinem Ziele näher kommen, wenn sie mich nicht direkt dorthin führen würden. Ich mochte ihnen ungefähr eine Viertelstunde gefolgt sein, als sie mich quer über den Schienenweg führten. Das konnte unmöglich stimmen. Bei der Dunkelheit und dem beständigen Hin-itrtb Herreiten, um den vielen Hindernissen auszuweichen, hatte ich also jegliche Orientierung verloren und jetzt wußte ich, wie ich zu meinem Schrecken feststellen mußte, nicht einmal mehr, wo Süden und Norden, wo Ost und West war. Auch das Firmament versagte mir jede Aushilfe, da der Himmel ganz mit Wolken bedeckt war. Das einzig Mögliche war also jetzt, zur Bahnstation El-Gadaru zurückzukehren, dort die Nacht zu verbringen und am Morgen mir einen Führer zu nehmen. Wo aber liegt jetzt die Station, wo ist Khartum? Eine schwierige und für mich augenblicklich unlösbare Frage. ^ Zur Rechten oder zur Linken? Ohne viel Kopfzerbrechen schlug ich die Richtung zur Linken ein und munter ging es weiter, ohne meinen guten Humor zu verlieren, vielmehr wurde mir immer besser zumute. Meine Gedanken schweiften sogar hin nach Norden über das Meer in die Bergwelt des schönen Tirol, wo ich mit manch liebem Kameraden schon verschiedene derartige Nächte durchlebt hatte, zwar nicht unfreiwillig wie heute, sondern in fidelster Stimmung. Mancher dieser Kameraden glitt am Geiste vorbei. Wo sind jetzt alle, wohin hat sie Fortuna verschlagen? In alle Welt sind sie zerstreut, in Europa, in Amerika und — in der Wüste bei Khartum, im sonnverbrannten Afrika. Nur etwas quälte mich heute, von dem ich damals nichts verspürte. Es war der leidige Durst. Zwar heißt es, daß die Studenten immer Durst haben, doch heute hatte ich noch einen stärkeren. Seit Mittag war kein Tropfen Wasser mehr über meine Lippen gekommen und dazu den ganzen Nachmittag in der tropischen Glühhitze! Schon oft hatte ich die Versuchung, meinen Durst mit dem Regen- wasser, das sich in den Pfützen neben dem Wege befand, zn stillen, doch überwand ich mich in der Hoffnung, bald die Station zu erreichen. Da auf einmal erblicke ich vor mir einen dunklen Punkt. Näher herantretend, sehe ich, daß es ein Gebäude ist, aber nicht die Station El-Gadaru. Macht nichts, vielleicht ist doch jemand darin, der mir Auskunft geben kann! Mache mich also ans Rufen: zwei-, dreimal, aber keine Antwort. Rufe also noch lauter: da ein Geräusch, im Dunkel der Nacht verschwindet etwas, dann wieder Todesstille. Ich trat etwas näher und bemerkte bald zn meinem Entsetzen, daß es eine halbzerfallene Hütte ist. Von neuem auf den Weg und weiter, die Station konnte doch nicht mehr weit weg sein. Jetzt beschäftigten mich näher liegende Gedanken als vorher. Hatte ich am Ende doch noch die Richtung verfehlt und ritt anstatt gegen Khartum dem Norden zu? Wie soll ich mir die Gewißheit verschaffen? Doch zu welcher Seite hatte ich eigentlich die Telegraphenleitung? Zur Rechten! Und heute nachmittags? Genaue Rechenschaft konnte ich mir darüber nicht geben, da ich nicht darauf geachtet hatte, doch soviel es mir schien, hatte ich sie auch damals zur Rechten. Unter diesen Umständen war es also ziemlich sicher, daß ich mich geirrt hatte. Ich kehrte also, ohne noch mehr Zeit zu verlieren, sogleich um, entschlossen, bei der Hütte den Morgen abzuwarten. Zuerst gedachte ich, in die Hütte hineinzutreten, es kam mir jedoch ein solcher Modergeruch entgegen, daß sogar mein treuer Gefährte zurückschreckte und nicht hineinzubringen war. Mußte also draußen bleiben. Wohin aber mit meinem Esel, wo soll ich ihn anbinden? Die Hütte hatte ich vergebens zwei-bis dreimal nach einem Pfahl durchsucht. Das einzige war, ihn an der nächsten Telegraphenstange anzubinden. Die Entfernung hatte wenig zu sagen, da zn dieser Zeit keine Gefahr vorhanden war; wer sollte zu dieser Stunde hier in der Wüste sich herumtreiben? Mein Lager war auch bald hergerichtet. Bevor ich mich jedoch niederlegte, mußte ich irgendwie meinen Durst stillen; aber womit? Eine Pfütze war zwar in der Nähe, aber aus ihr wollte nicht einmal mein Esel winken, vielleicht war sein Durst auch nicht so groß wie der meinige. In dieser Stunde hatte ich die Gelegenheit, zu erfahren, was der Mensch nicht alles vermag, wenn er in der Not ist, besonders wenn er vom Durste gequält wird. Mit einer Schale wurde etwas von der Brühe geschöpft, ein Tuch darüber gelegt, um sie einigermaßen zu filtrieren, und getrunken. Zum Glück sah ich nicht, was alles darin war, merkte aber, daß es mehr Lehm als Wasser war. Diese zwei, drei Schluck Wasser brachten gleich inehr Leben in meine Glieder; so begab ich mich denn neugestärkt zu meinem Lager hinter der Hütte, denn hineinzugehen hatte ich inzwischen alle Lust verloren. In der Hoffnung, mich bald in Morpheus Armen zu wiegen, machteich es mir, so gut es auf der bloßen Erde ging, bequem; als Kopfkissen diente mir wieder der Sattel. Aus dem Schlafe sollte nichts werden. Tausend Gedanken schossen durch meine nunmehr ziemlich aufgeregte Phantasie. Furcht hatte ich keine, da ich sicher war, daß mir hier nichts zustoßen konnte. Löwen und dergleichen Ungetüme gibt es hier in der Nähe von Khartum nicht. Höchstens hätte mir irgendein auf Raub ausgehender Skorpion gefährlich werden können. Mit Vorliebe halten sich dieselben in alten zerfallenen Hütten auf, wo sie sich während des Tages versteckt halten, um in der Nacht mit hochaufgerichtetem Giftstachel auf Raub auszugehen. Daran habe ich nicht einmal gedacht, sonst hätte ich mich vielleicht etwas von der Hütte zurückgezogen. Ich mochte ungefähr eine Stunde hier gewesen sein, als auf einmal mein treuer Gefährte anfing, unruhig zu werden; er schlug ans, stampfte mit den Vorderfüßen, dann sprang er wieder wie besessen und wollte sich mit aller Gewalt losreißen. Sogleich war ich an Ort und Stelle, um zu sehen, was los sei, es war jedoch nichts zu sehen, vielmehr beruhigte er sich gleich wieder; so begab ich mich denn wieder zu meinem Lager. Die Ruhe währte nicht lange; bald fing die alte Geschichte von neuem an. Da aus dem Schlafe auch nichts werden wollte, so fand ich es noch für besser, etwas herumzuschlendern. Als ich zu meinem Esel kam, um ihn loszubinden, hatte er sich schon so verwickelt, daß er sich nicht mehr rühren konnte und ich den Zaum einfach losschneiden mußte, um ihn loszulösen. Die Ursache der plötzlichen Unruhe war mir aber noch immer unerklärlich. Inzwischen hatten sich die Wolken zerstreut und der tropische Sternenhimmel kam zu seiner vollen Wirkung, ein Bild, das selbst ein niedergeschlagenes Gemüt wieder aufrichtet. Ich nahm also meinen Esel am Zaum, .schlenderte in allerhand Gedanken vertieft dem Eisenbahndamm zu, dort wandte ich mich zunächst wieder nach Norden, um zu sehen, ob ich vielleicht die zweite Station erreichen könne. Da es mir jedoch zu lange dauerte, machte ich kehrt, um wenigstens gegen Morgen in El-Gadaru anzukommen. An meiner letzten Ruhestätte vorbei, ging ich zunächst bis zur Stelle, wo ich in der Nacht das erstemal auf den Schienenweg gestoßen war: hier nun ließ ich mich nieder und betrachtete mit Muße den gestirnten Himmel. Meine Stimmung hob sich bald so stark, daß ich anfing, zu singen: „Maria zu lieben", „Es blüht der Blumen eine", dann „Still ruht der See" und vieles andere. Natürlich hätte sich ein geübtes Ohr wohl kaum daran erbaut, doch vor einem solchen ungerusenen Kritiker war ich hier in Gottes freier Natur sicher und inzwischen verstrich die Zeit etwas schneller, denn bereits zeigten sich die Anzeichen des herannahenden Morgens. Rasch setzte ich mich auf den Esel und gab ihm die Sporen. Da endlich bin ich um 4 Uhr 15 Minuten iit El-Gadaru, das ich gestern nachmittags gegen halb 6 Uhr verlassen hatte. (Fortsetzung folgt.) Tagebuch des bocbxw P. Stepban Claudius fll\ tDocbenbuber F. S. C. 19. IRrittfcbe Lage. 2. Juli: Sonntag. Häuptling Dud hat heute alles zurückgezogen, da wir ihm zu verstehen gaben, daß, wenn er nicht mehr unser Häuptling sein wolle, wir uns bei der Regierung um einen andern umsehen würden. 12. Juli: Mittwoch. Socii will uns verlassen. Ist das der Fall, dann ist unsere Stellung mehr als kritisch. Br. Fanti ist seit mehr als einem Monate krank und kann sich kaum von der Stelle bewegen. Die Dschnr sind uns abhold; wir sind ganz auf uns selbst angewiesen. Nun aber, so Soal fortgeht, ist niemand, der uns das Essen bereitet. Der Bruder kann nicht, wir zwei Patres verstehen aber nichts davon. Zudem sind die Fleischbüchsen alle leer, Hühner gibt es keine, der Vorrat neigt zu Ende und vom erlösenden Dampfer keine Nachricht. Doch Gott hat bis jetzt immer geholfen, Gott wird auch weiter helfen! 13. Juli: Donnerstag. Als Soal zum Religionsunterricht kommt, lege ich ihm noch einmal den ganzen Sachverhalt nahe und lege ihm ans Herz, daß, wenn er uns jetzt gegen den Willen seines Vaters verlassen würde (Häuptling Dud ist nämlich nicht damit einverstanden), Gott mit ihm nicht zufrieden sein würde. Nach eiuigerZeitkommtSoal wieder und erklärt mir, daß er willens sei, zu bleiben, da er nicht wolle, daß Gott, wie ich gesagt hatte, mit ihm unzufriedensei. Sein Herzscheintden Glaubenswahrheiten sich zu erschließen und der Same des Wortes Gottes aufkeimen zu wollen. Das walte Gott! Auch Häuptling Dud kommt zum hochw. P. Obern und nimmt alles samt und sonders zurück. Der bewölkte Horizont scheint sich zu klären. Gott gebe, daß alles wieder in das rechte Geleise komme. 20. Juli: Donnerstag. Vormittags etwas unwohl mit leichtem Erbrechen. Nachmittags kommt P. Zorn von Kayango auf Be- such an, begleitet von einem Soldaten ans Wau als Führer. 21. Juli: Freitag. Vormittags hatte ich heftiges Erbrechen von Galle. Nachmittags ziemlich ruhig. 22. Juli: Samstag. Vormittags und nachmittags heftiges Gallerbrechen. Schreckliche, schlaflose Nacht ob der großen Magenschmerzen. Keine Medizin im Hause. 23. Juli: Sonntag. Vormittags schickt Hochw. P. Obere einen Mann nach Wau zum englischen Doktor. 24. Juli: Montag. Der Mann kehrt von Wau mit den Medizinen zurück. Mein Gesundheitszustand hat sich indes bedeutend gebessert, so daß ich der Medizinen nicht mehr bedarf. 20. Ifflieöer Dungersnot im Lande. Düte. 4. August: Freitag. P. Zorn reist nach Kayango zurück. Das Schiff, das von Meschra Durrah bringen soll und deshalb vor einiger Zeit von Wan abging, kam wegen Wassermangels nicht zurück. Wir können daher den hungernden Dschur nicht zu Hilfe kommen, zumal auch unser Vorrat schon zu Ende geht und vom „Redemptor", der uns für Juli versprochen worden war, kein Sterbenswörtchen bis jetzt vernommen wurde. Die Zeit ist kritisch, denn selbst dem Griechen von Wau, bei dem wir uns hätten versehen können, ist aller Vorrat an Mehl, Reis, Del usw. ausgegangen. 13. August: Sonntag. In Ermangelung von Mehl und Durrah mahlten wir mit der Kaffeemaschine das wenige Korn, das uns zum Säen geschickt wurde. Doch in zweimal ging uns auch dieses aus und wir essen nun Brot von der Gerste, die für die Suppe bestimmt wäre. Haben bereits gestern einen Dschur nach' Wau um Durrah geschickt in der Hoffnung, daß das Schiff von Meschra indes zurückgekehrt sei. 14. August: Montag. Kommt der Dschur mit einem andern, der mit ihm ging, von Wan zurück. Beide tragen einen Sack Durrah, die uns aus Gutherzigkeit und Mitleiden mit unserer Bedrängnis von dem katholischen englischen Offizier Erstling geschenkt und für uns dem P. Firisin übergeben wurde, der es uns schleunigst sandte. So sind wir wenigstens ans einige Zeit mit Brot versorgt. Wie ist der Herr so gut mit denen, die auf ihn ver- trauen ! Vere digitus Dei est hic. Das Schiff der Regierung ist nämlich noch nicht von Meschra zurück. Auch in Wau ist kein Durrahbrot mehr zu haben. Vom Redemp-tor keine Nachricht. Wären wir auf ihn angewiesen, hätten wir nichts mehr. Doch es sorgt die göttliche Vorsehung für ihre Diener und die göttliche Mutter, deren Fürsprache wir auch durch die Novene angefleht. 22. August: Dienstag. Oktav Mariä Himmelfahrt. An ihrem Feste hatte uns die göttliche Mutter so auffallenderweise mit Versetzung von Durrah geholfen; an diesem Tage wollte sie ihrer Güte die Krone aufsetzen, indem sie uns den langersehnten Dampfer sendete, der an diesem Abend in Njduk ankerte. 23. August: Mittwoch. Gehe nach dem Frühstück zum Dampfer und begegne P. Kohnen und P. Vignato mit Br. (Stori, die alle mit dem Redemptor gekommen waren und sich jetzt zu uns hinauf begaben. Br. Giori kommt mit mir zum Dampfer, um die Ausladung zu bewachen. Gegen 11 Uhr mittags kommen die Leute; es wird den ganzen Tag fleißig getragen. Abends kehre ich heim. 24. August: Donnerstag. Nach 11 Uhr-mittags, als alles weggeschafft, fährt der Redemptor ab. P. Tappi reist mit nach Wau, um mit dem Mudir über verschiedenes betreffs der Station zu verhandeln. 26. August: Samstag. P. Tappi kehrt von Wan zurück. Die Unterredung war von Erfolg. 21. Grove Trockenheit. Lin Leopard. 31. August. Donnerstag. Der Regen blieb schon fast über eine Woche aus. Die Durrah, die einzige Hoffnung der Dschur, beginnt zu leiden. Wir fügen bei der heiligen Messe eine Kollekte um Regen hinzu. Es regnete bis jetzt bedeutend weniger als vergangenes Jahr und doch klagten auch dann die Dschur, daß es so wenig geregnet. 18. September: Montag. Der Regen bleibt fast gänzlich aus. Die Durrah ist in Gefahr, , zu verdorren; wenn der liebe Gott nicht bald ausgiebigen Regen sendet, sind die ganzen Saaten verloren und eine furchtbare Hungersnot steht unseren Dschur bevor. Die Arbeiten am Brunnen schreiten seit einer Woche rüstig voran. Gestern hatten die Dschur einen Tag zu Ehren des Atschiek, um von ihm Regen zu er- langen, doch bis jetzt fiel noch keiner; sie selbst scheinen bereits an der Macht dieser Gottheit zu zweifeln, nachdem auch wir ihnen wiederholt gesagt, daß Atschiek nicht existiert. 25. September: Montag. Während der Nacht bellt der Hund. Br. Fanti eilt hinaus, sieht aber nichts. Des Morgens finde ich 17 unserer Schafe tot, eines über dem anderen im Blute liegen. Ein Leopard, der in den Stall eindrang, hatte sie alle bis auf sechs ermordet. Abends, als es schon dunkelte, hören wir auf einmal den Küchenjungen Apada schreien: „Der Leopard! Der Leopard!" Wir laufen gleich zur Küche, doch die Bestie ist verschwunden. Sie hatte den Stall wieder heimgesucht, da wir aber die Schafe in einer anderen Hütte imtergebracht und er sie nicht fand, kam er zur Küche herangeschlichen, vor deren Türe die Katze sich an den Knochen gütlich tat. Im Sprunge erhaschte er sie, überschlug sich an der Türe, die der Junge schnell schloß, und suchte das Weite. Wir hatten seinen Besuch zwar mit Sicherheit, aber nicht so früh erwartet. 22. St. Joses erhört unser Flehen. 26. September: Dienstag. Nachmittags heftiger Regen mit Sturm. Wir hatten zum hl. Josef eine Novene um Regen angefangen. Erst wurde unser Vertrauen auf die Probe gestellt, der Regen blieb immer aus. Die Dschur befürchteten schon, die Ernte gehe zugrunde und sie müßten Hungers sterben. Da endlich kam nach einem schwachen ein heftiger Platzregen. Wenigstens die bereits herangewachsene Durrah war hiedurch gerettet. Heute nun- am letzten Tage der Novene wollte uns der hl. Josef durch den ausgiebigen Regenfall einen besonderen Beweis seiner Macht und Güte liefern. Die Dschur versichern mir, daß nun die ganze Durrah gedeihen werde. Dem hl. Josef sei Efjrc! Das Vertrauen der Dschur in Atschiek hat sich bedeutend vermindert, seit auf den ihm zu Ehren aufgeführten Tanz kein Regen fiel. Da ich den Katechumenen einmal im Unterrichte mitteilte, daß wir im „Hause Gottes" (Kapelle) zu Gott um Regen für die Dschur beten und sie es den Erwachsenen dann sagten, ist man nun, da der Regen fiel, fast allgemein der Ueberzeugung, daß ihn Gott auf unsere Gebete hin sandte. Man beginnt jetzt um vieles mehr von Gott zu sprechen; es ist in dieser Beziehung eine große Bewegung im Volke bemerkbar. Möge Gott die Augen und das Herz dieser armen Chamiten der Wahrheit öffnen und sie zu seiner Erkenntnis bringen! 4. Oktober: Mittwoch. Novene zum hl. Josef begonnen, daß, wie er uns Wasser von oben schenkte, er uns nun solches durch seine Fürbitte im Brunnen finden lasse, der bereits bei nenn Meter tief ist. Die Katechumenen nehmen an Zahl zi und kommen auch regelmäßiger zum Religions unterrichte.^ Die Stechmücken sind Heuer in auffallend großer Zahl vorhanden und gestalten sich zu einer wahren Plage. 28. Oktober: Samstag. Heute beim Graben des Brunnens auf Wasser gestoßen. 4. November: Samstag. Brunnen vollendet. Wassertiefe 75 Zentimeter. Gesamttiefe des Brunnens nahezu 12 Meter. 23. Verschiedene Ereignisse. Exerzitien. Wischet in tlftbili. 12. November: Samstag. Einige Jünglinge vom Dorf Dud nach Dschur gegangen, um die Zeremonie ihrer Großjährigkeit zu begehen, und einige auch, um sich von den Denka dort tätowieren zu lassen. 21. November: Dienstag. Abends Gewitter mit heftigem Regen. 22. November: Mittwoch. Der Regen dauert bis nachmittags fort. Verhandlungen im Beisein des Häuptlings Dud und Abo über den Fall der jungen Frau aus dem Dorfe des letzteren Häuptlings, verheiratet im Dorfe Kangor, die sich ans Verzweiflung wegen der Mißhandlungen seitens des Gatten vor einigen Tagen erhängte. 1. Dezember: Freitag. Nachricht von dem am 28. November in Wau erfolgten Ableben des teuren hochw. P. Peter Paul Kostner bekommen. 4. Dezember: Montag. Erster Tag der heurigen Exerzitien, zu denen sich außer Pater Vignato, dem Leiter derselben, auch noch P. Firisin und Br. Heinrich Seirdker aus Wau eingefunden hatten. In dieser Nacht wurde an der Mündung des Njiduk in den Dschur ein Mann aus dem Dorfe Dud von Löwen während des Schlafes überfallen und dann vollends aufgezehrt. Sein Gefährte, der Bolis von A-Leo, entkam und überbrachte des Nachts die Trauernachricht. 280 Stern der Neger. Heft 12 6. Dezember: Mittwoch. Nachmittags wird uns die Ankunft des Dampfers gemeldet. 7. Dezember: Donnerstag. Abends Schluß ber' Exerzitien. 8. Dezember: Freitag. Fest der Unbefleckten Empfängnis. Der hochwst. Herr Bischof trifft vormittags auf der Station ein. In seiner Begleitung außer Br. Cagol und Br. Giori sind auch Br. Divina und ein Knabe der einstigen Gesira, welche für hier bestimmt sind. Nachmittags nimmt der hochwst. Herr-Bischof mit den übrigen Abschied. (Fortsetzung folgt.) f^=— ii ns= Bild dem fllbtfftoneleben. 11 jn Aus ©mburman. (Siehe Bilder Seite 281, 284 und 285.) Der hochw. P. Hugo Larisch schreibt aus Omdurman: „Auch hier haben wir mit Gottes Hilfe in der Schule schöne Resultate erzielt. Etwas Neues brachte der Schulschluß. Nach den Prüfungen, bei denen der hochw.' P. Anton Amin, Direktor der Schule in Khartum, den Vorsitz führte, wurde ein Tag für die Preisverteilung für die Mädchen, ein anderer für die Knaben festgesetzt. Im Hofe der Mädchen wurde eine Bühne errichtet, auf der die Mädchen ein hübsches Theaterstück in arabischer Sprache aufführten. Zwei Tage später produzierten sich die Kinder der Knabenschule, auf derselben Bühne und führten ebenfalls ein arabisches Theaterstück in wohlgelungener Weise aus. Der Zudrang war sehr groß, im Publikum waren besonders stark die Orientalen vertreten und alle waren sehr befriedigt. Unsere Kinder waren zum ersten Male öffentlich aufgetreten. In einem Zimmer waren auch die Arbeiten der Mädchen ausgestellt; die Eltern staunten über die schönen Leistungen und drückten den Patres und Schwestern ganz befriedigt ihren Dank aus. Um unsere Tätigkeit besser entfalten zu können, wäre unbedingt notwendig, die Schul-räume zu vergrößern. Doch wie tun, wenn das leidige Geld mangelt? Wir wollen auf die Vorsehung vertrauen, die ja über die Jugend besonders wacht." ¥ Lin Monograph im Lcbilluk-lande. Vor einigen Monaten kamen zwei österreichische Grafen nach Attigo, die einen Phonographen bei sich hatten. Eines schönen Tages lade ich sie ein, in die Station zu kommen, um die Neger dies wunderbare Ding hören zu lassen, und mit großem Vergnügen und größter Gefälligkeit folgten sie auch der Einladung. Ich versammelte alle Schwarzen, die bei der Arbeit waren, und sie setzten sich vor den Apparat. In wenigen Worten sage ich ihnen, daß dieses Ding da sprechen und sogar singen wird wie ein Mensch, nur müßten sie ruhig sein, sonst würde ich sie sogleich wieder an die Arbeit schicken. Seelenvergnügt, sei es wegen des kommendes Schauspiels oder wenigstens, weil sie nicht arbeiten müssen, erwarten sie den feierlichen Moment. Es beginnt — alles geht gut — man hört einen schönen Gesang — sie schauen einander erstaunt an. — Auf einmal läßt dies unerklärliche Ding zun: Unglück einen tiefen Baß hören. In demselben Augenblick springt alles auf und hinaus in aller Hast durch die Tür, die fast zu eng ist. Ich rufe: „Still, es gibt nichts zu fürchten!" Ich drohe, alle zur Arbeit zu schicken. Aber alles ist umsonst, alles verloren; hinaus durch die Türe, hinaus aus dem Hose. Als sie beinahe ans dem Dorf sind, halten sie Rast und schauen erschreckt um, um zu sehen, ob jenes dumme Ding ihnen noch nachlaufe. Nach urd nach kehren' die Mutigsten zurück. Aber so oft ein recht tiefer Ton herauskommt, zittern sie und stehen auf, um wegzuspringen: wenn ich nicht da wäre (denn zu uns haben sie schon das Vertrauen, daß wir es gut mit ihnen meinen), kein einziger wäre geblieben. Eine junge Nuerfrau war da, die den Pfosten der Türe hielt und ab und zu nachschaute, ob die Straße hinter ihr frei sei, um ausreißen zu können; so oft ihr nun das Ding ein wenig gefährlich schien, lief sie und wenn sie sah, daß jener Teufel, wie sie meinte, ihr Häuschen ein Mensch sei, unfaßbar, wieso eine ■ Menschenstimme herauskomme. Diese und ähnliche Apparate erregen bei den Schwarzen nicht soviel Bewunderung,, weil es Dinge sind, die ihre geistige Fassungskraft ganz und gar übersteigen und sind dann ganz sprachlos vor Erstaunen über eine so1 unerklärliche Sache. Ein Ding, das sie mit ihrem Verstände teilweise begreifen, wie z. B. eine einfache Maschine zum Haarschneiden, macht auf sie einen viel größeren Eindruck und sie werden nicht müde, ihr Erstaunen tteilansicbt von Omöuiman am IRüufer. nicht nach lief, kehrte sie ruhig auf ihren Posten zurück. Allmählich versammelten sich viele Leute, die diese Vorgänge von der Ferne beobachtet hatten, und sie wußten nicht, wie sie ihr Staunen über eine so wunderliche und unerhörte Sache ausdrücken sollten; es schien ihnen aber unglaublich, daß in einem so kleinen über die Kunst auszudrücken, mit der sie verfertigt worden, und sie Stück für Stück zu beschreiben. Das ist natürlich; denn „was der Mensch nicht weiß, macht ihm nicht heiß". P. $. TRobnen F. S. C. ¥ 1$ V- §H Verschiedenes. ü m] Aus unserer Chronik. Unser hochwst. Herr Bischof hat nun Europa verlassen, um auf sein großes Arbeitsfeld zurückzukehren. — Er ist durch Oesterreichs und Deutschlands Gaue geeilt, um besonders für seine neu zu erbauende Jesus Christus-Kirche in Khartum die Werbetrontmel zu rühren. Msgr. Geyer besuchte auch den Katholikentag in Würzburg und sprach dort ein kurzes Wort in einer besonderen Missionsversammlung. Er habe, so führte u. a. der hochwst. Redner aus, ein schwieriges Arbeitsfeld mitten im dunklen Afrika, aber rastlos breche er mit seinen Missionären der Lehre des Christentums siegreiche Bahn und wenn gerade in unseren Tagen, die Kolonialmächte mit neuem Eifer an der Arbeit sind, so könne er das nur auf das wärmste begrüßen, weil auch die Kolonialmächte in der Hand der Vorsehung ein wichtiger Faktor zur Ausbreitung des christlichen Glaubens seien. Seine bischöfl. Gnaden besuchte auch die Versammlung des Frauen-Missionsver-eins. Er richtete warme Worte für die Tätigkeit des Vereins an die Anwesenden und sprach dann im besonderen über das elende Los des Weibes in Afrika — wo es als minderwertige Ware gilt, wie ein Tier verhandelt und verkauft wird. In anerkennender Weise gedachte er der apostolischennnd charitativenTätig-keit der Misfionsschwestern, ohne die der Missionär wenig, oft gar nichts erreichen könne. In Wien wurde der hochwst. Bischof auch von Sr. Majestät dem Kaiser, dem Protektor unserer Mission, huldreichst empfangen. Vom 7. bis 9. November weilte unser hochwst. Bischof in unserem Missionshause in Milland. Samstag, den 9. November war eine kleine Abschiedsfeier, nach deren Beendigung Se. bischöfl. Gnaden eine kleine Ansprache hielt. Es waren väterliche Worte des scheidenden Hirten voll Salbung und Güte. Er nahm seine Reise über Rotn, wo er zu den Füßen des Papstes um den apostolischen Segen für sich und seine Herde flehte. Gestärkt durch diesen Segen, eilt er nun über Neapel und das Meer dem Nil entlang Khartum, seiner Residenz, zu. & von der Ernte des Todes. P. Augustin Planque, der Mitbegründer und erste Generalobere der Gesellschaft der afrikanischen Mission, bat am 21. August I9u7 das Zeitliche gesegnet. In Chemy (Diöz. Cambrai) am 23. Juli 1826 geboren und am 21. Dezember 1850 zum Priester geweiht, stand dem jungen Priester eine glänzende Laufbahn in Aussicht, da er, ob seiner hervorragenden Fähigkeiten, gleich nach seiner Priesterweihe als Professor der Philosophie an das Priesterseminar in Arras im Jahre 1856 berufen worden war. Da las er eines Tages im „Univers", der größten katholischen Zeitung Frankreichs, den dringenden Aufruf, den Msgr. de Marion-Bresillac in die Welt gesandt hatte, um Apostel für die Inangriffnahme des Missionswerkes an der Westküste Afrikas zu gewinnen. Msgr. Bresillac hatte auf der Rückkehr von Indien, wo er ein apostol. Viktariat verwaltete, mit eigenen Augen das grenzenlose Elend geschaut, in dem die Völker der Sklavenküste noch immer schmachteten, und alsbald reifte in ihm der Gedanke, eine eigene Missionsgesellschaft zu gründen, um auch hier das Bekehrungswerk endgültig in Angriff zu nehmen. Der junge Professor des Priesterseminars von Arras war das erste Mitglied der neuen Gesellschaft, zu der im Jahre 1858 auf dem durch Märtyrerblut geheiligten Boden Lyons der erste Keim gelegt wurde. Im März 1859 führte Msgr. Bresillac die ersten Missionäre nach Sierra Leone und einige Wochen später deckte den begeisterten Bischof und alle seine Begleiter an der fieberatmenden Küste ein frühes Küstengrab. Mit drei Priestern und sechs Missionsschülern blieb P. Plangue in Europa zurück und wie es die Kirche schon öfter erlebt, wurde auch hier das vielbeweinte Grab an der afrikanifchen Küste der Vorbote einer glänzenden Auferstehung. Es wäre ein herrliches Bild zu zeichnen von dem Leben und Wirken des edlen Priesters, der vorerst allein an der Spitze eines Werkes stand, das von Tag zu Tag an Bedeutung gewann und dein der Heilige Stuhl nach und nach eine Mission nach der andern an der westafrikanischen Küste übertrug. Bis heute sind es ihrer nicht weniger als sieben (nächstens sollen zwei neue errichtet werden) geworden, die alle, außer der Präfektur des Nildeltas, an der Küste Guineas liegen und ein Gebiet umfassen, das vom Palmenkap bis zur Nigermündung reicht. Wir brauchen nur die Namen Dahomey (1861), Beninküste (1868), Goldküste (1880), Elfenbeinküste (1887), Oberer Niger (1881) und Liberia (1906) zu nennen und der freundliche Leser erinnert sich sofort der gewaltigen Opfer, die jedes einzelne Gebiet im Laufe der Jahre erfordert hat. Noch heule i ist der Weg, den das Evangelium an jenen fieberatmenden Küstenstrichen genommen hat, durch die vielen Gräber gekennzeichnet, die mau für so viele junge Glaubcnsboten graben mußte, nachdem sie sich kaum an die mühevolle Arbeit gemacht hatten. Heute zählt die Gesellschaft 330 Mitglieder, von denen die meisten draußen auf dem Missionsfelde stehen, während 245 Aspiranten in den apostolischen Schulen und Seminarien der Gesellschaft den Studien obliegen. Besonders hervorzuheben aber ist, daß unter den Mitgliedern der Gesellschaft sich zurzeit außer den 3 Bischöfen: Msgr. Josef Lang A. V. der Beninküste, Msgr. Ignaz Hummel A. V. der Goldküste, Msgr. Franz Steinmetz A. V. von Dahomey, nicht weniger als 89 Elsässer befinden, während 29 andere auf afrikanischem Boden lange vor der Zeit ein friedlich stilles Grab gefunden . . . Im Jahre 1876 gliederte der rastlose Obere der Priestergesellschaft auch eine Schwesterngenossenschaft an,die bis heute in ihr Sterberegister nicht weniger als 110 Namen eintragen mußte. Zn keiner Zeit hat der ehrwürdige Priestergreis aufgehört, alle Kräfte seines Geistes und Körpers diesem großen Doppelwerke mit einer Selbstlosigkeit zu widmen, die ihm bei allen, die ihn kannten, eine grenzenlose Verehrung eingetragen hat. In seinem ganzen Leben hat er nur Gutes getan und nur unter den unsäglichsten Opfern ist es ihm gelungen, einem Werke den Bestand zu sichern, das mit dazu berufen ist, den Bewohnern eines ganzen, unermeßlichen Weltteils irdisches Glück und ewiges Heil zu sichern. 81 Jahre alt, ist dieser edle Mann nun gestorben und die Liebe seiner geistlichen Söhne und Töchter hat ihm in Lyon, seiner zweiteit Heimatstadt, das Grab gesegnet. Wo immer man aber in Zukunft von dem afrikanischen Missionswerke sprechen wird, da wird man mit den Namen eines P. Liebermann und eines Kardinal Lavigerie auch den Namen des bescheidenen Priestergreises nennen, der im Dienste der Lyoner Gesellschaft >uid ihrer schwierigen Missionen sein ganzes langes Leben verzehrte . . . Möge er nun ruhen in Gottes heiligem Frieden! * * * Zum zweiten Generäloberen der Gesellschaft hat das am 9. September in Lyon versammelte Generalkapitel den hochwürdigsten Herrn Paul Pellet, Titnlarbischof von Rethymo, ehemaligen apostolischen Vikar der Beninküste, gewählt. * * * Am Vorabend von Mariä Geburt hauchte in Verona die ehrw. Schwester Elisabeth Tonolli im Institut der „Frommen Mutter des Negerlandes" ihre schöne Seele aus. Nach vollendetem Noviziate wurde sie in die Mission nach Khartum geschickt, um dort ihre Tätigkeit zu entfalten. Doch bald machten sich die Anzeichen einer Krankheit bemerkbar, die ihr den Tod bringen sollte. Sie wurde nach Europa zurückgeschickt. Doch auch dieser Klimawechsel vermochte dem Uebel keinen Einhalt zu tun und sie zu retten. Immer g 11115 ergeben und ruhig, sah sie ihrer letzten Stunde lächelnd entgegen und dankte Gott oftmals für die Gnade des erhabenen Ordensstandes. Auch versprach sie, im Himmel das Missionswerk nicht zu vergessen. Hoffentlich wird sie ihr Versprechen halten! * 284 Stern der Neger. Heft 12 Marien-Verein für Afrika. Die Pfarrgrnppe St. Rochus auf der Landstraße in Wien hielt am 23. Oktober eine sehr gut besuchte Versammlung ab, die besonders glänzend ausfiel, da der hochwürdigste Bischof Geyer von Afrika die Güte hatte, selbst die erste Ansprache zu halten. In fesselnder Weise schilderte er die dortigen Verhältnisse und manche seiner Erlebnisse. Von werden können. Die Muselmänner aber, die mehr den nördlichen Teil bewohnen, sind so eingefleischte Feinde der Christen, daß sie sich allen Bekehrungsversuchen widersetzen. Von der Zahl der Neubekehrten kommen auf Tausende von heidnischen Negern, die sich taufen lassen, kaum zwei Mohammedaner, die zur heiligen Taufe sich bewegen lassen. Nun folgte eine ausführliche Beschreibung der neuerstandenen Stadt Khartum, dem Zen- »^Jl n Imabenscbule in ©möurman. seiten der Neger und sogar der wilden Tiere drohen dem Missionär selten Gefahren, sein Hauptfeind aber ist das mörderische Klima, an das sich in den südlichen Teilen die Europäer niemals ganz gewöhnen können. Nur die äußersten Vorsichtsmaßregeln und zeitweise Entfernung können sie dort vor dem Tode retten. In kürzester Zeit wurden 4 Missionäre von dem entsetzlichen Klima hingerafft. Aber in den südlichen Teilen des so riesig großen Missionsgebietes sind es eben die heidnischen Neger, welche dem Christentum zuerst sich zuneigen und leichter bekehrt trum der Kultur in Inner-Afrika, die wohl prächtige Paläste und Kirchen der verschiedensten Konfessionen, aber für die Katholiken nur eine Kapelle hat. Der hochwürdigste Bischof hat nun eine Broschüre verfaßt, in welcher er die Geschichte und jetzige Entwicklung der Stadt Khartum beschreibt, deren Erträgnis dem Kirchenbaufonds zukommt. Es wurde auch, noch bei der Versammlung eine größere Zahl derselben zum Preise von 1 Krone verkauft mrd recht gebeten, sich für die Missionen und diesen so notwendigenKirchenban zu interessieren.. Gewiß werde durch die Unterstützung der Missionen zrir Ausbreitung des Glaubens in den Heidenländern der Segen auch für unser Vaterland herab gefleht, daß uns der wahre 'Glauben erhalten bleibe. — Der hochwürdige Herr Kanonikus Schöpf-leuthner zeigte nun in seiner gewohnten, zu Herzen gehenden Ansprache, wie alle Mitglieder und auch die Kinder in dreifacher Weise den Marien-Verein unterstützen sollen: 1. durch dankte den hochwürdigen Herren Rednern für ihre begeisternden Ansprachen und versprach, mit Hilfe der eifrigen Komiteemitglieder und aller Anwesenden mit Rat und Tat den Marienverein zu unterstützen, und überreichte dem Diözesanvertreter Herrn Kanonikus Schöpf-leuthner die bei der Pfarrgrnppe für den Marienverein eingegangenen Gelder, In den Zwischenpausen erfreuten Fräulein Knarek durch sehr schöne Liedervorträge und mehrere Mit- ■ 1 'tl < ■ ■ ,-x - /iMOcbenscbule in ©mburman. das Gebet, indem man doch wenigstens das täglich vorgeschriebene Gebet, das heißt ein Ave, für die Missionen bete; 2. durch das Opfer, indem mau durch Enthaltung mancher Dinge wenigstens die 10 Heller erspare, die j man als monatlich geringsten Vereinsbeitrag zu zahlen hat, und 8. durch Worte, indem man bei allen möglichen Gelegenheiten zum Beitritt zum Marienvereine und zu dessen Unterstützung aneifere und dafür spreche. Der neue Konsulent der Psarrgruppe : Hochwürden Herr Kooperator Nitschmann j glieder des „Apostolates der christlichen Tochter" vom III. Bezirk durch sehr gut vorgetragene Deklamationen die beifallslustige Versainmlung. Unter den Anwesenden waren auch die hochwürdigen Herren Pfarrer und geistl. Rat Gold, Pfarrer Neumann und Kooperator Schir vom X. Bezirk, auch Frau Baronin Scherbon und viele andere. Die Glasindustrie IRorbböbmene und die Missionen. (S4(uB.) Die Verwendung der einzelnen Erzeugnisse ist eine verschiedene. Am meisten begehrt sind wohl überall die Perlen. Sie erfreuen sich sowohl bei den Damen der Kaiserhäuser Europas wie bei den Kindern der Wildnis in den Urwäldern einer großen Beliebtheit. Deshalb haben die Entdecker am Anfange des 16. Jahrhunderts es nicht verschmäht, sich mit solchen zu versehen. Sogar der Bahnbrecher der Entdecker, Christoph Kolumbus, hat zu einer Zeit, da die Glasindustrie noch in den Windeln lag, Perlen für die Naturvölker mitgenommen und dieselben gut verwendet. Daß sie für den Verkehr in Afrika eine große Rolle spielen, ist hinlänglich bekannt : weniger bekannt dürfte sein, daß dieselben bei vielen Völkern bereits im Kleinverkehr als bare Münze angenommen werden und einen bestimmten Geldwert darstellen. In bezug auf Form und Farbe sind einzelne Völker und Stämme sehr wählerisch und es ist zweifellos auch für die Missionäre sehr ratsam, die Liebhabereien der Eingeborncn zu beachten. In Ostafrika sind sogar ganze Expeditionen infolge der Nichtbeachtung solcher Liebhabereien gescheitert. So schreibt in diesem Sinne Dr. Hans Meyer jDeutschostafrikanische Gletscherfahrten): „Jedes Reisegebiet in Ost-afrika hat bekanntlich sein kursierendes Geld, ohne welches der Reisende nichts anzufangen vermag. Wer zum Kilimandscharo wandert, braucht als Scheidemünze dunkelrote, dunkelblaue Perlen für das Dschuggaland und dunkelblaue Ringperleu für Ugueno, Kahe und die Masaigebiete." Doch gibt es auch Stämme, welche alle Perlen annehmen, wie z. B. der apostolische Vikar von Zentralafrika, Bischof Geyer, von den Frauen der Niam-Niam berichtet. Wer den Missionären Perlen sendet, kann sie in allen möglichen Formen und Farben senden. Die Anzahl der missionierenden Stämme und Gebiete ist so groß, daß alle Arten sehr gut verwendet werden können. „Um solche vielbegehrte Dinge zu erhalten, bringen die Eingebornen Eier, Hühner, Mais und was sonst ihr Land hervorbringt und sind in der Station bei verschiedenen Arbeiten behilflich, als Bau von Hütten, Graben von Brunnen, Anlegen eines Gartens, Herstellung von Straßen und Dämmen. . . Haben sie sich ein Stück Stoff oder einige Perlen erarbeitet, so bleiben sie häufig aus; andere sehen ihren Stammesgenossen mit einem Stück Stoff bekleidet, mit Perlen oder Messingringen geschmückt und wollen nun das gleiche: sie kommen und erarbeiten es sich. So findet ein häusiger Wechsel der Arbeiter statt. Für uns hat es den Vorteil, daß viele Leute in Verkehr mit den Missionären kommen." In ähnlichem Sinne wird von vielen anderen Missionsgebieten berichtet. Ebenso liefern unzählige Bilder in den Missionsheften Beweise, welches Ansehen die Perlen in den fernen Ländern genießen. Doch man darf sich nicht der Meinung hingeben, daß etwa andere glänzende Glas gegenstände weniger gerne genommen würden. So waren ^ B. Serviettenringe den Missionären des Bahr-el-Ghazäl noch nicht in die Hände gekommen und noch weniger den Eingebornen daselbst. Das Gebiet kann nicht im mindesten als Absatzgebiet bezeichnet werden, zumal es vor der Eröffnung der Bahn von Port Sudan nach Berber zu schwer zugänglich war. Trotzdem kam eine Sendung solcher Ringe den dortigen Missionären, beziehungsweise ihren Abnehmern sehr erwünscht und leistete ihnen ganz vortreffliche Dienste. Aehn-liches ließe sich von anderen Glaserzeugnissen berichten. Das ist vielfach jenen vollständig unbekannt, welche mit der Glasindustrie beschäftigt sind; man braucht sie nur darüber aufzuklären, dann sind sie meist sehr gern bereit, etwas von ihren Erzeugnissen für die Missionen zu opfern. Was soll übrigens der Lieferant und der Exporteur mit den veralteten Vorräten früherer Muster machen? Soll er sie für einen Spottpreis an den Juden verschleudern? Gerne wird er sie für Missionszwecke überlassen, wenn er entsprechend aufgeklärt wird. Weil die Aufklärung über die Missionen und die Verwendbarkeit der Glaserzeugnisfe für dieselben eine möglichst weitgehende und allseitige sein soll, so kann der Priester schon bei den Kindern manches zur Aufklärung der Glaubens-wahrheiten aus dem Missionswesen heranziehen. In apologetischer Hinsicht dient dasselbe dazu, den Kindern zu zeigen, wie tief jene Völker stehen, welche fern von Christus ihre Bahnen wandeln, und wie tief jene gesunken sind, die das Christentum verloren haben, wie z. B. die Völker Kleinasiens. In den höheren Mädchenklassen verdient immer und immer wieder hervorgehoben zu werden, daß nur die durch Christus zum Sakrament erhobene Ehe die Familie zum Herde der schönsten Tugenden und zur Pflanzstätte der edelsten Gefühle macht. Die Freude am Missionswesen kann jedoch bei den Kindern schon im zweiten oder dritten Schuljahre geweckt werden. Es ist meist schon sehr viel erreicht, wenn man die Aufmerksamkeit der Kinder auf das große Werk der Glaubensverbreitung lenkt, so daß sie stets mit Freuden an dasselbe denken. Diese Freude an den Missionen ist es, welche bei den Kindern so hoch anzuschlagen ist. Bei Gelegenheit kann auf das Werk der heiligen Kindheit Jesu hingewiesen werden, wie da die deutschen Kinder an erster Stelle stehen. Eine Aufforderung an die Kinder, Glasmaren für die Missionen zu bringen, könnte leicht mißverstanden werden, ist aber auch gar nicht notwendig. Es genügt meist die Aufklärung über die Brauchbarkeit der Glaserzeugnisse für die Missionen und der Hinweis auf das, was andere Kinder leisten. Bringen Kinder etwas, was etwa stark beschädigt ist, so wird das mit Rücksicht auf die hohen Spesen für Verpackung und Porto einfach zurückgewiesen. Die Kinder werden so frühzeitig von dem Grundsätze geheilt, daß für die Missionen alles gut genug sei. Mit den Kindern interessieren sich auch zahlreiche Erwachsene für die Missionen. Um jedoch diese mit dem Werke der Glaubens-Verbreitung bekannt zu machen, sind Vortrüge in Vereinen sehr zu empfehlen. Die Missionshefte bieten viel, sehr viel, was sich für solche Vorträge eignet. Hier hat man Gelegenheit, immer wieder etwas Neues zu bieten. Natürlich können bei solchen Vorträgen auch verschiedene Angriffe auf die katholische Kirche widerlegt werden. Den Höhepunkt erreicht die Tätigkeit in Vereinen durch Lichtbildervorträge, die von Missionären selbst gehalten werden. Natürlich wird bei all diesen Gelegenheiten auch für die Verbreitung von Missionszeitschriften Sorge getragen. Einen besonderen Nachdruck könnte der Seelsorger seinen Bestrebungen verleihen, wenn er sich entschließen würde, Seelsorgsblätter herauszugeben, wie im Konferenzblatte der deutschen katholischen Geistlichkeit Böhmens im Jänner-Hefte 1906 empfohlen wurde. Da könnten die einzelnen Gaben ausgewiesen, Briefe und Dankschreiben der Missionäre veröffentlicht werden. Die Missionäre würden es gewiß mit Freuden begrüßen, wenn ihnen so Gelegenheit geboten würde, sich über die Glaserzeugnisse auszusprechen. Sie könnten so für das Erhalteire ihren Dank zum Ausdruck bringen, sie könnten die Erfahrungen über die Verwendbarkeit der einzelnen Artikel aussprechen und eventuelle Wünsche vorbringen. Das Interesse für die Missionen würde so eine ansehnliche Steigerung erfahren und könnte leicht auf einer bedeutenden Höhe erhalten werden. Wer seine Gemeinde mit den Missionen beschäftigt, wird bald die Erfahrung machen, daß das Gute, welches den Missionen erwiesen wird, zurückströmt. Doch darüber mag ein Gegner zum Worte kommen; der evangelische Prediger Werkshagen schreibt im „Tag": „Der Sinn für die Missionen pflegt nur durch hingebende Arbeit der einzelnen Geistlichen in ihren Genieinden geweckt zu werden. Und die Erfahrung hat gelehrt, daß es wenigstens auf dem Lande kein besseres Mittel gibt, in „toten Gemeinden" Leben zu entzünden, als wenn es dem Pfarrer gelingt, Interesse und Liebe für die Missionssache zu erzeugen. Gemeinden, die einmal für die Sache der Heidenmission gewonnen find, sind in der Regel auch bald bereit, den Fragen und Sorgen des kirchlichen Lebens ihr Herz und ihre opferwillige Hand zuzuwenden. Man könnte beinahe sagen: Wäre die Mission nicht da, so müßte sie erfunden werden um der heimatlichen Gemeinden willen, wenigstens so weit es sich um ländliche Gemeinden handelt." Fast jedes Missionshest bringt neue Beweise, daß bei vielen Völkern die Zeit der Gnade gekommen ist, daß aber unseren Glaubensboten die Mittel fehlen, diese Zeit auszunützen. Die Freimaurer sind an der Arbeit, auch die Missionen empfindlich zu schädigen. Die Protestanten gehen mit aller Energie daran, möglichst viel für ihre Missionen zu tun und den katholischen Missionären zuvorzukommen. Welcher katholische Priester könnte sich da der Gleichgültigkeit hingeben? Kühn wäre der Gedanke, die Glasindustrie systematisch für den Missionsdienst nutzbar zu machen. Die Ueberbleibsel dieser Industrie, die aus den Gebieten unseres Verbandes jährlich um rund 80 Millionen Kronen Waren auf den Weltmarkt liefert, würden zweifellos einen ansehnlichen Posten im Haushalte der katholischen Missionen ausmachen, man mag den Prozent- satz annehmen, so gering man will. Doch dazu bedürfte es einer Organisation. Aber auch ohne eine solche läßt sich vorläufig schon manches erreichen, wenn jene unserer Mitbrüder, in deren Wirkungskreise Glasindustrie betrieben wird, das Sammeln solcher Gegenstände zielbewußt in Angriff nehmen und verläßliche Laien dazu anleiten wollen. Bei all den religiösen Bedürfnissen in unserem Vaterlande dürfen wir nicht engherzig sein. Bei dem universellen Charakter des Katholizismus sollen wir auch für die auswärtigen einen einsprechenden Beitrag leisten. Wir sind zudem auf einem übernatürlichen Arbeitsfelde des einen großen Arbeitgebers, der sich an Güte und Großmut gewiß nicht wird übertreffen lassen. „Gebet und es wird euch gegeben werden", sprach Christus wiederholt. Oder soll die Kunst nur im Solde des Reichtums Staunenswertes hervorbringen? Soll sie nicht auch höheren Zwecken dienen? Und selbst wenn unsere Bemühungen erfolglos sein würden, so wird es für uns ein Trost sein, zur rechten Zeit auf Mittel hingewiesen zu haben, wodurch das Reich Gottes erweitert werden kann. Unsere Nachfolger können uns dann den Vorwurf nicht machen, daß wir die Bedürfnisse unserer Zeit nicht verstanden haben. Doch wie bei jeder Missionstätigkeit wird auch hier der beständige Refrain lauten: „Trotz vieler Schwierigkeiten schöne Erfolge." Deutsch-Zlatnik. Fr. Tandler. (Bebetserbönmgen und »Empfehlungen. tgsB) Gebetserhörungcn und -Empfehlungen, bei welchen Name und Wohnort der Redaktion nicht angegeben werden, werden nicht veröffentlicht. — Die Abkürzung wird durch die Redaktion besorgt. N. N. aus R. Dank dem hlst. Herzen Jesu und dem 1)1. Antonius für Hilfe in einem besonderen Anliegen. Aus St. H. Gr. F. P. Unendlichen Dank der heiligen Rosenkranzkönigin für Erhörung in einem schweren Anliegen. Uugcnnnnt. Tausendfacher Dank dem heiligsten Herzen Jesu und Mariä für Erhörung in großen Anliegen. Ungenannt. Durch die Fürbitte des heiligen Josef von schweren Anliegen befreit worden. * * * Ans D. bittet je in and nms Gebet zum heiligsten Herzen Jesu in dringenden finanziellen Anliegen mit dem Veriprechen, im Falle gnädiger Erhörung die Danksagung zu veröffentlichen. Ans V. in V. Sitte ums Gebet zu den heiligsten Herzen Jesu und Mariä, um guten Geschäftsgang zu erlangen. Ans Kufstein. Eine kranke Person bittet um das fromme Gebet. Ans St. Eine kranke Dienstmagd bittet um das Gebet. Ungenannt. Bitte bei der heiligen Messe am Herz Jesu- und Marienaltare, das Anliegen um Bestehung einer. Prüfung zu empfehlen. A. F. i. R. bittet um das Gebet in einem besonderen Anliegen. I. Bl. aus St. bittet, zum göttlichen Herzen Jesu zu beten um baldige Erledigung eines Hausverkaufes, in Gesundheitsangelegenheiten und zwei jahrelangen Anliegen einer Familie. — Veröffentlichung im Falle der Erhörung versprochen. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Fräulein Agnes Malchcr (Obrau), ehrw. Schwester Elisabeth Tonolli (Verona), Freifrau v. Orff (München), Hochw. Herr Pfarrer Franz Ccrncnsck (Pragerhof). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" IDcrantwortlicber Scbtiftlelter IRefctor P. Dr. M. IRaffeiner F. 8. C. — spreÜveretns-Lucbdruckeret 3Brtxen, Düdlirol. HabenTMevgerchnis vom 15. Hbtobev bis 15. Wovembev 1907. ----------ln Kronen.---------- Opferstock: Axams C. Sch. 10.—; Brixen | Pr. M. 20.—; eine Dienstmagd 10.—; Czerno-toilj V. M. 2.—; Ehrenburg N. N. 6.—; Freyung M. S. 58.50; Hartkirchen Pfr. W. 2.35; Hausen R. S. 7.04; Hittisau G. F. 1.— ; Innsbruck L. S. 3.—; Karlsbach G. P. 0.33; Landeck I. H. 10.—; Linz I. St. 1.— ; Mann ceau A. Kl. 1.17; Milland L. P. 1.16; Mayrhofen N. N. 20.—; Obermieming A. M. 8.—; Rodeneck 18.—; St. Andrü I. F. 20.—; L. 100.—; Schwabmünchen C. S. 22.98; Sillian M. N. 2.—; E. F. 4.—; Sterzing ung. 20.-—; Sankt Leonhard i. P. B. M. K. 2.20—; Vand ans Ch. Sch. 5.58; Warmbrunn R. Gr. Sch. 1004.66. Zur Pcrsolvicrnng von heiligen Messen sandte» ein: Joh. Schmid 6.40; Schaffgotsch 168.82; Engelb. Keßler 58.—; Tertiarschwestern i. K. 20.— ; Rosa Schwaibold 14.04; Freun Devivbre 8.22; Maria Freund 2.40; Maria Neuner 20.—; N. N. Ried 40.—; Koop. Lorenz 8.—•; Lehrer Schröer 10.57; 9 t. N. Ehreuburg 4.— ; Theres Zöbl 10.—; Karl Müller 100.—; Baronin v. Nagel 61.35; Leopold Weiseneder 2.— ; Joh. StanW 8.—; M N. Renkte 5.— ; Jos. Wilfting 8.— ; Luise Sax 5.—; Gräfin Mervetdt 62.40. Für Khartum: Anna Steidt 10.—; Andreas Wettig 2.— ; Jos. Bäustlinger 3.—; N. N. Ried 10.—-; Karl Schrampf 3.—; Jos. Wilfliug 2.—; M. Soldenwanger 58.50; ans Jglan 15.—; Prof. Wolf 100.—; Josefa Felbermaier 5.—; Karl Schober 5.'—. Für die Mission: Pfr. in Ott. 2.—; Tertiär-schwestern i. K. 20.—; Aug. linterweger 17.—; ans Hohendorf (Patengeschenk) 15.21. Für Msgr. Geyer: Aus Ober-Schlesien 409.02. Für die Heidenkinder: Durch die Kapuziner in Sterzing 50.—. Zur Taufe von Heidenkinder»: I. R. Hl.-Kreuz a. Maasen 20.— (Josefa); aus-Hohendorf 74.94 (Eulalia, Johanna, Margareta). * * * „O Herr, verleihe allen unseren Wohltätern um deines Namens willen daS ewige Leben!" !. Mru§ LlGA Zohltlität für die afrikanischen Missionen. 2öcr ans Liebe zu den verlassensten Seelen in Afrika sein Leben in den Dienst der afrikanischen Missionen stellen möchte, wird auf die St. Petrus LIaver-SodalilSt aufmerksam gemacht, eine vom Belügen Stuhle genehmigte weibliche ksllfsniissionsgesellschast zur Unterstützung der afrikanischen ITtiffioncn. Genannte Sobalitiit hat ihr Zentrum in Rollt und eine andere Niederlassung in Maria Sorg bei Salzburg >Besterreich). Fräulein mit sorgfältiger Erziehung, in erster Linie solche, welche die Kenntnis mehrerer Umgangssprachen besitzen, sind für dieses apostolische lverk besonders geeignet. Erläuternde Druckschriften stehen zur Verfügung. Klan wende sich an die Generalleiterin Gräfin Maria Theresia Ledöchowska, Rom, via'bell' Glmata 16, oder an die Leiterin von Maria Sorg, Post Rasern bei Salzburg ((Oesterreich). •Könvmäfions- Gesamtpms 1 ° H100' ° J slDifTiOnSfreunbe, abonniert und verbreitet den „Stern der Aeger". Der „Steril tier Neger" erscheint jährlich zwölfmal. preis pr» Jahrgang für Oesterreich-Ungarn Kr. 2.-, für Deutschland Uüft. 2, —, für die übrigen Länder des Weltpostvereins Frli 3.—. Missionshaus in Milland bei Brixen in Tirol. In jedem Hanse, too gute Musik gepflegt wird, sollte auch eine Daus-Orgel »tSf Herrlicher, orgelähnlicher Ton. Prächtige Ausstattung. Ein Schmuck für jedes Zimmer. Billigste Preise, von Mk. 78 an. Illustrierte Kataloge gratis. Alois Maier, Hulda, Hoflieferant. Gegründet 1846. — Illustrierte Prospekte auch über beit neuen Spielapparat „Harmonista", mit dem jedermann ohne Nvtenkenntnisse sofort vierstimmig Harmonium spielen kann. $ur Meccchtung. 1. Solange keine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, gilt die Annahme der Zeitschrift als Abonnementsverpflichtung. 2. Unter dem Titel Ab onnementser-nenerung werden wir jeden Monat auf dem Umschlag die Schlcifennummern jener Abonnenten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten, stets ihre Schleifennummern zu beachten und sich zu vergewissern, indem sie dort nachsehen, ob der Abonnementsbetrag zu uns gelangt ist. 3. Um nicht jährlich den Abonnementsbetrag einsenden zu müssen, inöchten einige Abonnenten wissen, wie viel ein lebenslängliches Abonnement des „Stern der Neger" kostet. Zn diesen: Zwecke wurde die Summe von 50 Kronen oder 50 Mark bestimmt. 4. Wer mindestens 20 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Negerkindcs fungieren und ihm den Namen, den er will, beilegen. 5. Wer unser Missionswerk in vorzüglicher Weise unterstützen will, der suche zehn Abnehmer des „Stern der Neger" zu gewinnen; er erhält sodann, wenn er alle unter einer Adresse bezieht, das elfte Exemplar umsonst. 6. In hervorragender Weise kann unserem Missionswerk auch gedient werden durch Zusendung von Meßstipendien. Wie i,s. Elisabeth hau Thüringen, ------------------z——--------------------.........— ----- Jahre gefeiert wird, ist eine der beliebtesten Heiligen des katholischen Volkes. Eine willkommene Ergänzung zu den zahlreichen Legenden und Lebensbeschreibungen der großen Heiligen, von welchen die eigenartige von Alban Stolz besonders bekannt ist, dürfte daher eine Zusammenstellung der nach ihr benannten Genossenschaften und Vereine bieten, wie das soeben vollendete Hcrdcrsche Konversationslexikon (Band III) enthält. Zwei religiöse Genossenschaften verehren die hl. Elisabeth, „die erste deutsche Tertiarin", als Schutzherrin, die beide die sogenannte dritte Regel des hl. Franziskus befolgen. Die von der sel. Angela di Corbara, Gräfin von Marsciano (j 1435), im Jahre 1395 zu Folignv gestifteten Elisabethinerinnen hatten um 1600 über 4000 Mitglieder. Die Säkularisation hat der Kongregation wie so vielen andern schwer zugesetzt, so daß sie heute in Deutschland nur mehr etwas über 600, in Oesterreich an 400 Schwestern zählt; vereinzelte Klöster bestehen in Frankreich, Belgien und Holland. Von größerer Bedeutung sind die unter dem Namen Graue Schwestern bekannten Elisabethinerinnen von Neisse. Diese sind hervorgegangen ans der Vereinigung von vier jungen Mädchen, welche sich 1842 auf Veranlasfnng von Klara Wolff zu Neisse in Oberschlesien zur unentgeltlichen Pflege hilfloser Kranken gebildet hatte unb; nach mancherlei Kämpfen 1850 unter der ersten Generaloberin Maria Merkert neubegründet, 1859 die und 1864 auf besondere Fürsprache des Kronprinzen Friedrich Wilhelm die staatliche, 1887 die päpstliche Bestätigung erlangte. Neben Krankenpflege aller Art widmet sich diese Genossenschaft auch der Erziehung in Waisenhäusern, Kind erb ewahranstalten und Schulen. Auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen entfaltete sie ebenfalls eine überaus segensreiche Tätigkeit. An mehr als 200 Orten in Deutschland, Oesterreich, Skandinavien und Italien wirken über 2000 Schwestern. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß das Jahr 1907 auch das Gedenkjahr einer andern Elisabeth ist, nämlich der sel. Elisabeth von Reute, die, wie wir ebenfalls dem Hcrderichen Konversationslexikon entnehmen, seit dem Jahre 1407 im Kloster Reute bei Waldsee in Württemberg als glühende Verehrerin des Leidens Christi ein an Wundern und mystischen Gnadengaben reiches Leben geführt hat. seien auf de'' -tat, unentgeltlich zur Verfügung stehenden Prachtkatalog LIkUIIUI tier als gebteg«... bekannten Firma Alois Maier in Fulda, Hoflieferant (gegründet 1846), aufmerksam gemacht. Besonders hervorzuheben sind die zahlreich abgebildeten Salon-Orgel-Harmoniums, anerkannt die fetten« und gemütvollsten aller Hnnsiiistrnincnte. 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