■ = ■ t JL Vermischte Beitrage zum slavischen etymologiseheil Worterbucli. A. Einheimisches. bedak. Das serbokr. bedak bedeutet ‘homo stultus, Tor’. Das Wort findet sieh nur beim Serben Dos. Obradovid; der Slavonier Blagojevid und der Čakavac Mikuličic gebrauchen das Adjektiv bedast ‘stultus’, das jetztim Kajkavischen allgemein tiblich ist und schon bei Belostenec und Jambrošič belegt ist. Kristianovid kennt auch ein bedariti ‘schwarmen, verworrene dunkle Vorstellungen zum Bestimmungsgrunde seiner Urteile und Iland- lungen maohen’. Danieid wollte die beiden ersten Worter im Rjecnik I. 220, 221 aus ttirk. bed ‘schlecht, garstig’ ableiten, welcher Ansicht Miklosich (Tilrkisch I. 23) widersprieht, ohne seine alte Erklarung von bSda (Lexicon palaeosl. s. v.) zu wiederholen oder zu verteidigen. Im Arehiv XIV. 516 wollte ich es mit ital. bedano ‘dummer Menscb’ in Verbindung bringen. Das Wort ist indes kaum entlehnt. Daničic kam zu seiner Ansicht, weil er das Wort in seinen Quellen tiberall mit e ge- schrieben fand. Indes ist dies nur Zufall; denn die Schriftsteller, die es bieten, sind eben keine — wenigstens keine konsequenten — ikavci oder ijekavci. In derselben Bedeutung kennen das Wort auch die Slovenen; sie behielten aber auch noch die ursprlingliche Bedeutung ‘elender, armer Mensch’: Naj bo tolar al petak, vse rad vzeme ti bedak (Slov. nar. pesmi III. 5399); bei den WeijBkrainern lautet es bedjak, was fur *bednjak steht. Auch im Poln. bedeutet biedak nur ‘czlowiek biedny, ubogi’. Der Obergang von der Bedeutung ‘elend, bedrangt, arm’ in ‘toricht, blode’ ist unschwer begreiflich: von ‘elend = arm an irdischen Gfltern, darin beschrankt’ ist nur ein Schritt zu ‘beschrankt liberhaupt’, dann namentlich ‘beschrankt im Geiste, arm im Geiste, dumm, blod’. Beachte das d. blode , das ja ursprflnglich auch nur ‘sehwach, kraftlos, gebrechlich’, woflir man ja so oft auch ‘elend’ sagen hort, bedeutete (Kluge 6 49). Wir haben also an der alten Ableitung Miklosichs von bSda ‘Not, Drangsal, Armut’, das zu got. (ga)baidja?i ‘drangen^-tfotiiaS^-gestellt wird, festzuhalten. Arehiv ftir slavisclie Philologie. XXVI*t.''’’■■ e\ 31 j a sl 482 K. Štrekelj, burka. Das slov. burka ‘die Posse, der Scherz’; burke uganjati ‘Possen reiBeri’; feb- entsprache, ware dem- nach durch die obige Annahme ( *dmo ‘Bauch’ = *dobno) als unrichtig zuriickzuweisen. DaB eine Form *d~obno (mit b) anzusetzen ist, zeigt uns die auf der hoheren Vokalstufe stehende slav. Bildung *dubi, die im poln. duh vorliegt und auBer ‘Hohlung im Baume’ auch ‘podex’ be¬ deutet. Fiir unsere Annahme sprechen aber auch jene slav. kVbrter, die mit Tenuis statt Media gebildet sind, ein Parallelismus, der haufig be- obachtet werdenkann: Wie imGermanischen(cf.Kluge 6 sub tief) haben namlich auch die Slaven eine Wzl. d hup, von welcher merkwurdiger- weise gleichfalls W6rter gebildet sind, die ganz in unsere Kategorie fallen: s. dupe ‘After’, klr. dupa ‘SteiB’, wr. kurdupyj fiir das r. kur- guzyj. Man beachte endlich auch p. dno ‘Gebarmutter’. * Ih, no, dub, dupe gehoren demnach zusammen und bedeuteten ur- sprttnglieh ‘die Hohlung’. Neben dem Neutrum *dvno findet sich bisweilen auch das Femininum *dtna, so im Klr., wo es (vgl. poln. dno) die Be¬ deutung ‘Gebarmutter’ hat. Gewohnlich bedeutet jedoch *dT>na eine Krankheit; so »asi.«; bei Megiser ist dna croatice (= kajk.) mit ‘Darmgicht’ iibersetzt, poln. bedeutet dna ‘Huftweh’ und ‘Gicht’ (letzteres auch im Čech.) ; im Russ. ist dna (bei Dalb mit Fragezeichen versehen) 31 * A ^ ^ &-CLM Vyr&f^^ts mJfuu^ «sk**«M C k*?*', Zab^c^ / y^y c. - J w A j/-n^r)^^ znrtichtdtt' ‘Bandwurm’. Ich vermute nun, daB auch diese Bedeutung mit dem oben besprochenen *dmo zusammenhiingt: die Krankheit ward nach dem schmerzenden Korperteil Benannt: jb»f *dmo wjlrd mit ^-ein-Adh--ge- (t TOirde^ie-zitiA/.z?; ‘Darmgicht’ von xmAdg.fDaHa’. Das poln. dna ‘Hlift- weh’ weist/4och auf eine (fort jetztjtmgew6hiiliche Bedeutung von ‘d7.no’, 1-3) ‘podex)/hin: auch ‘podex’ und ‘Htifte’ werden vielfach verwechselt; aus dem ‘Htiftweh’ konnte sich dann ,/ifii^Begrjj^ ‘GicM’ entwickeln/ Betreffs Nb der Bedeutung ‘Bandwurm’ verweise ich auf die lat. Bezeichnung der ‘ Darmgicht als verminatio eig. ‘Wtirmerkrankheit T . Das urslav. dubno ‘Hohlung’ war wohl mit Ursache, daB sich das aus uridg *bhudhno (ai. budhndh, lat. fundus etc.) ‘Grund, Boden’ ent- wickelte urbaltischslav. * budno ihm assimilierte, d. h. eine Metathese der zwei ersten Konsonanten eintreten lieB, weil sich die Bedeutungen wenig- stens teilweise (z. B. bei einem Tal) deckten, vgl. Meillet, MA&oer ling. '101)430. Zu goviti. Die richtige Etymologie des Wortes hat gegen Miklosich, der darin ein Lehnwort aus dem ahd. gawihjan ‘sanctificare’ sah, Brugmann (Ber. d. sachs. Ges. der Wiss. 1889, 47) gegeben, der es zu lat. faveo stellt; die weitere Literatur und Yerwandtschaft siehe nun bei Walde, Lat. Et. Wtb. 211. Uns interessiert hier das Wort wegen seiner Bedeutungen. Nach dem Et.Wtb. Miklosichs pag. 75 sind es folgende: 1. ‘verehren’ (aksl., r.), 2. ‘lasten’ (bulg., klr., r.), 3. ‘willfahren, zu Willen sein’ (serbokr.), 4. ‘pflegen, Nachsicht haben T (čech.); 5. ‘gttnstig, dienlich sein’ (os.), 6. ‘sclmach, kraftlos werden’ (serbokr.). Keine dieser Be¬ deutungen ist indes ursprtlnglich, was schon deren meist abstraktes Wesen zeigt. Ich glaube nun, daB auch beim lat. faveo die gew6hnlich an letzter Stelle angefilhrte, ‘sehweigen r , die ursprttngliche ist; denn nur aus ihr lassen sich mit einiger Ungezwungenheit die anderen ableiten, nicht aber umgekehrt: schweigen = stili sein -»■ sich aus Rešpekt der Rede enthalten -v ohne Rede seinen Beifall ausdrflcken -»• klatschen -> seine Gunst bezeigen -> begllnstigen, untersttitzen. Von der gleichen Be¬ deutung hat man auch im Slavischen auszugehen. Einerseits haben wir: schweigen == nicht sprechen -> *durch Reden nicht quiilen —► Nachsicht haben -> zu Willen sein -*■ dienlich sein —*■ pflegen -> verehren, andrer- seits aber: schweigen —> sich der Rede enthalten -> sich enthalten iiber- haupt sich der Speise enthalten, fasten -> kraftlos werden. Und Vermischte Beitrage zum slavischen etymologischen VTortetbuch. 485 merkwtirdigerweise kommt das slav. Verbum noch heute in der ursprting- lichen Bedeutung vor. Die venezianer Slovenen kennen goreti in der Be- deutung ‘mttrrisch schweigen’, die Bulgaren aber in der Bedeutung ‘nicht sprechen’; vgl. Arkiv za povj. jugosl. VIII. 2 6 6 f. im Lied » C/JiHUOBa ace~ HHTrta Ha xy6aiiA rpos^aHK* «, abgedruckt aus Rakovskijs »Pokazalec«" ^eBATt MbceuH ,na roBtarai. *Ha CBeKpa h Ha CBeKbpB/t, *Ha m.pBO «iH(5e Btrniano* ... A Tpo3^aiiKH ca aouiojo, *,d(eBATb Micepii /sfl ro- akn! * t Ih e rpo3flaHKa roiib.ia ^cbat}, ro^niiH na cceicpa, *Ha CBeKpa h Ha CBeKbpBA, *Ha m.pBO Jiu6e C-iMUHUe . . ., wozu der kroat. Cber- setzer (?) die Bemerkung anfttgte: »Pripovjedaju, da je nevjesta u staro doba nosila bulu devet mjesecih, t. j. dok nije rodila, i za to doba je govjela, t. j. nista nije govorila svekru i svekrvi. Ovaj običaj se je sa- čuvao i do danas na mnogih mjestih, t. j. da govjeju mlade bulke nje- koliko danah i to ne samo svekru i svekrvi, nego i svim ostalim, koji su prisustvovali na svadbi, kao i kumu i kumici, koji moraju da ju zovu u opredieljeno vrieme na »prošku« (prošnja) i da ju nadare čim god. I to se zove, da nevjesta govjeje; a sa ženihom ne govori prvi večer, dok ju ne oprosti i ne podari čim; i ovaj podarak čuva ona kroz cieli svoj život, kao kakovu svetu stvar«. Hatte Miklosich diese Bedeutung im Auge behalten, so wUre er kaum je auf die Ableitung unseres Wortes von ahd. gavoihjan gekommen. korb. Das r. korb f. bedeutet ‘Masern’: om> vi v kori ‘er bat Masern’, korjucha\ korjuiki ‘id.’; klr. kir, gen. koru , und kur ‘id.’; poln. kor, kor und kur , chor ‘žarnice, odra, ošpica, spchlice’; im Polnischen hat sich d (m) aus dem nom. sg. in die tibrigen Kasus verbreitet, wahrend chor im Anlaut an chor , chorg ‘krank’ angelehnt ist. Schon Matzenauer hat (Listy fil. VIII. 204) zu den slav. Wdrtern lit. karaš , pl. karai ‘va- riolae siccae, Steinpocken’ gezogen. — Kort, *kon gehbrt zur Wz, *(s)qer- ‘abschneiden, abtrennen, spalten’, wovon mehrere ‘Haut, Fell’ bedeutende W5rter abgeleitet sind, z. B. lat. scortum, corium , cortex , slav. kora ‘Rinde’, ahd. herdo ‘vellus’ (vgl. Walde, Et.Lat.Wtb. 99, 143). Die Masernkrankbeit ist also als ‘Hautabtrennung, Hautung’ zu deuten, wofttr auch ein anderer slav. Name dafiir hinweist: poln. odra aus *o-\-dbra von der Wz. *dbr~, *der- (vgl. griech. depftor, doga ‘ab- gezogene Haut’); auch der ^lov. Nam ^ošpice, osepnice u.3.w. bezeichnet /- r OJfia. , die Krankheit als eine solche, die die auCere Haut abschuppt, abblattert, i« diinnen Schichten ablbst: stpn ‘spargere’. K. Štrekelj, 4&G Zu derselben Wurzel *[s)qer- ‘schneiden, spalten, sche^ren’ (gr. Hsigio, -/.a(>rjvcu, lit. kertu ‘haue scharf’, ahd. sceran ‘schneiden, ab- schneiden’) gehort r. korh f. in der Bedeutung ‘Motte: molt, tlja’: kon, vse šuby isportila. Die Motte ward als ‘Schererin, Schneiderin’ aufge- faBt. So\vohl in der ersteren wie in dieser Bedeutung ist demnach kon ein nomen actoris. Yon unseren W<5rtern ist jedoch zu trennen r. kon , gen. kr ja, da es einem *kbrb, č. ker ‘Staude’ entspricht, woriiber die Ausfiihrungen Matzenauers (Listy fil. IX. 42) zu vergleichen sind. koprvadlo. Matzenauer, Cizi slova 214, kniipft das ač. koprvadlo ‘poklička, Deckel’ an ital. coprire ‘bedecken’, Gebauer, Stč. slovnik II. 100, an lat. eooperio, cooperculum an. Kott hat schon im ersten Bande seines Worterbuchs das Richtige vermutet, indem er an Umstellung des ein- heimischen pokryvadlo ‘prikryvadlo, viko, poklicka, Deckel’ dachte. Ich glaube, daB schon die unmogliche Ableitung von coprire, woher wir auf keinem Wege zu koprvadlo gelangen konnen, diese Ansicht stiitzt. Die Lautversetzung ist ja namentlich zwisclicn p und k sehr beliebt; den umgekehrten Fali ( kopr- wird pokr -) finden wir gar in drei slavischen Spraehen bei demselben Worte bezeugt. Im Poln. ward namlich altes kopr~yt^a ‘Brennessel’ allgemein zu pokrzywa , ebenso in den Dialekten Mahrens \pokkivd aus kopriva) und im resianisehen Dialekt [piikrywa fur das sloven. kopriva , kropiva). DaB man bei pokryvadlo-koprvadlo an eine starke Beeinflussung des haufigen Prafixes po- zu denken nicht berechtigt ist, so daB dieses eine Umstellung verhindert haben mtiBte, zeigt prikopa ‘Graben’, welches trotz der Haufigkeit des pri gleichwohl zu kripopa umgestellt ward. Fiir die Urspriinglichkeit des pokryvadlo spricht namentlich auch das gleichgebildete prikryvadlo ‘Dečke, Deckel’. Bezuglich des Schwundes des y, das man ja im Resultat der Umstellung [*kopryvadlo) erwartet hatte, ist zu bemerken, dafi auch in der Lautgruppe tryt das y bisweilen eliminiert erscheint: trzniti-tryzniti , mlndr-mlynar (Gebauer, Hist. ml. I. § 220); es ist uberdies nicht unwahrscheinlich, daB Worter wio koprnik , koprka mit eingewirkt haben. reber. Das Wort reber ‘Abhang eines Hiigels oder Berges, Seite’ ist im Slovenischen meist feminin: na strmi rebri (Jurčič), v reber zeleno Vermischte Beitriige znm slavischen etymologischen Worterbuch. 4S? (Volksl.); daher demin. rebrica ‘kleiner Abhang’. Doch erscheint es auch masculin (gen. rebra) und, was besonders wichtig ist, neutral ge- braucht (rebro, besonders im Plural). Die dem Wort haufig zugeschriebene- Bedeutung ‘AnhOhe, Hiigel’ ist nicbtganz entsprecbend; schon Belostenec hat II. 458 bemerkt: »reber clivus, collis, proprie sublimitas, 1. decli- vitas collium«. Als ‘Anhohe, Hiigel’ ist es nur insoferne aufzufassen, als damit nicht gerade die Erderhebung mitsamt ihrer Spitze, als vielmehr nur die Erderhdhung mit Rticksicht auf deren aufsteigende Seiten in Be- traclit kommt. Auch im Kroatischen findet sich rebar m. in der Bedeu¬ tung ‘Talhang, Abhang, Talgehange, Abfall, Seitenabfall des Berges’, rebrenica ‘Halde = geneigte Seite eines Berges, Berghang’; serb. rebriti bedeutet ‘auf Seitenwegen wandeln’, d. h. auf Wegen, die im Berghang verlaufen, da der Uauptweg gewohnlich im Tale dahinzieht. Slov. rebren, rebrna , o bedeutet ‘steil’: tod je zelo rebrno; navkreber ‘bergauf’ hat sein k von der Praposition h,: k rebri; nachdem der Ausdruck k rebri als Adverb zu kreber geworden ist (cf. die vielen -?/r aus -re [-ie]), ward ihm zunachst die Praposition m,, spaterhin noch na vorgesetzt. — Miklosich vergleicht (Fdworter 121, Et.Wtb. 274) mit unserem Wort das osterr.-d. leber ‘Grenzhiigel’, das auf mhd. leioer ‘Hiigel, kiigelartiger Aufvvurf als Grenzzeichen’ (pl. zu le ‘Hiigel’) zuriickgeht. Nachdem indes das slavische Wort, wie gezeigt wurde, nicht ‘Hiigel’, sondern zunachst nur ‘Berghang, Abfall eines Berges oder Hiigels’ bedeutet, ist die Zusammenstellung un- richtig, zumal wir die Bedeutungsent\vicklung aus einem einheimischen Wort unschwer erweisen konnen. Wir haben namlich von rebro ‘Rippe’ auszugehen; die Genusunterschiede traten nur infolge der Bedeutungs- differenzierung hervor und haben ihren Ausgangspunkt vvohl im loc. rebri , rebrih , der sowohl einem o-, \vie einem f-Stamm zukommen konnte. DaB der Begrilf ‘Rippe’ iiber den Begriff ‘Seite’ in den von ‘Ab¬ hang’ iibergehen kann, zeigen uns hinlauglich die romanischen Sprachen: ital. costa bedeutet ‘Rippe’ (costola), ‘Seite’, dann ‘Abhang (terreno in pendio)’ und ‘Ktiste (riva del mare)’; ahnlich heiBt friaul. cueste auBer ‘Rippe (costa, costola)’ auch ‘costa di mare’ und ‘lato di monte di šalita poco ripida’; das Deminutiv zum frz. cdte ‘Rippe’ coteau (co- teau) bedeutet gleichfalls ‘Abhang’, dann ‘Hiigel’ und ruman. costa, desgleichen neben ‘Rippe’ auch ‘Seite, Flanke’, und sodann auch ‘Ab¬ hang eines Berges’ und ‘Kiiste’ (Tiktin I. 422); costi§uri ‘Abhang eines Berges’. Die Abhange eines Berges werden also als dessen ‘Seiten, Flanken’, als dessen ‘Rippen’ aufgefafit. h. ^ » ICO 488 K. Strekelj, V/JjW- rysb. Der slavische Name des Luchses rysb ( rys, ris, risa, risev, risva) wird aligemein zu lit. luszis, lett. lusis, pr. luysis, ahd. luhsf gr. lvyŠ gestellt und an deasen Verwandtschaft mit ai. rugant- ‘licht, beli’ ge- dacht. Dem widerspricht aber das slavische r (vgl. Pedersen, IF. V. 39, Fick i I. 540, Kinge 6 s. Luchs). Brandt meint in seinen Bemerkungen zum Et.Wtb. Miklosichs (BFV. XXIV. 145), r sei hervorgegangen durch eine Anlehnung an diepVz. *ryk- (rykati ‘briillen’); aber von einem »Briillen, Heulen« des Luchses habe ich nirgends etwas geliilrt oder ge- lesen, so daB man es als sein Charakteristikon hinstellen kOnnte. Was Miklosich im Et.Wtb. darflber sagt (aus *ryksb) befriedigt noch weniger, weil dann auch das s unerkldrt bliebe. AuBer dem r bietet/aber auch das y Schwierigkeiten, da es ja nicht auf dieselbe Stufe mit den eingang 3 erwahnten Formen der verwandten Sprachen gestellt werden kann, wie- Wohl ich mir nicht verhehle, daB das Slavische hier seine eigenen Wege gewandelt haben konne. Das im Čakav. in der Bedeutung ‘Vampyr’ vor- kommende ris (Nemanič I. 8) hilft nichts, in dem dies erst eine vom blutdiirstigen Luchs auf den blutsaugenden Vampyr tibertragene, spatere Benennung ist. Mit ‘leuchten’ (»von den leuchtenden Augen des Tieres«) kann es nicht zusammenhangen, weil vir^-tUna im Slav. *ryclb und daraus *ry£b erwarteten. Ali den aufgezahlten Schwierigkeiten kann man steuern, wenn man die Ansicht an eine Verwandtschaft unseres Wortes mit den eingangs erwahnten Benennungen dieses Tieres aufgibt und dessen Etymologie anderswo sucht. Ich glaube namlich, daB nicht ai. rug- noch rukgas ‘hell’ oder lug- ( luceo ) unserem Worte zugrunde liege, sondem daB es auf der slav. Wurzel *rud- (idg. *rudh-) ‘rot sein’ beruht; der Luchs hat ja in der Tat ein rOtlichbraunes Fell mit unregel- maBigen dunklen Streifen. Von dieser Wurzel *rud haben wir auf der- selben Lautstufe im Slavischen noch: s. risulja ‘ein Kuhname (wohl einer rotlichen Kuh)’, 6. rysy, rysavy ‘rOtlich’, p. rysawy ‘id.’, alles ge- bildet aus *rudh-so~. Im Slav. war das Wort nicht bloB ein j-Stamm, sondern, wie risva, risev zeigt, auch ein M-Stamm. socha. Die Bedeutungen dieses Wortes gehen in den einzelnen slavischen Sprachen stark auseinander. Sie lassen sich in folgenden Gruppen unter- bringen: Vermischte Beitrage zum slavischen etjmologisehen Worterbuch. 489 I. a) ‘Pfahl, Pfeiler, Saule, Pfoaten, Stiitze, Balken, Stange, Hebebaum, Galgen’ — im Aksl. ( l yaQa^ vallus’), Bulg., Serbokr., Sloven., Russ. und Čech.; b) ‘Strank’ — im čech.; c) ‘GStzenbild’ — im Čech. (im Polniachen soli es in dieser Be- deutung aus dem čech: entlehnt sein, Archiv VI. 179); d) ‘Štab, Stecken, Stock, Knflttel’ — im Ajjfcsl. (Vitlov fustis’), j/'K Russ. ( posoch ), Čech. ( sochor , sochurek)\ II. ‘Ilakenpflug’ — im Poln. und Russ., ‘Pflugsech’ im Poln., ‘Balken beim Pfluge’ im Rdss., ‘Pflugsterz, Handhabe oder Ruster beim Pflug’ im Čech. ; III. ‘Gabelformiges Holz, Forkel, Zwiesel’ — im Serbokr., Sloven., Čech., Poln. und Russischen. Die richtige Etymologie wird sich nur durch Aufklarung der Entwick- lung dieser drei Hauptbedeutungsgruppen finden lassen; wie verhalten sie sich demnach zu einander? Meringer geht (IF. XVII. 117) von der ersten Gruppe aus, woraus sich zunachst die zweite und aus dieser die dritte entwickelt habe. Er nimmt an, dati socJia ursprllnglich ‘Pflock’, d. i. der beschnittene Baum, ‘Pfahl’ bedeutet habe. »Das war auch der Urpflug. Als die Zoche (= socha) mit ihrem doppelten Stachel auftrat, entstanden die anderen Bedeutungen, die auf Gabelholz zuriickgehen. Die selbstgeschnittenen, spitzigen Stachel der Zoche wurden schneidend in ihrer Verwendung.« Nach dieser Annahme war demnach der Hakenpflug (= die Zoche = socha) zunachst ‘der beschnittene Pfahl’, dann erst ward daraus ‘der schneidende Pfahl’, aus dem Passivum ein Aktivum; die Bedeutung ‘Baumstamm, Pfahl’ ist also das Prius, ‘die Schneide’ das Posterius. Meringer konnte sich fiir seine Auffassung auf Ausdrfleke wie d. Grab- scheit, slov. dr&vo ‘Pflug’ berufen, wo jedenfalls ‘das Gespaltene, Spalt- bare’ die Grundbedeutung ist, welche dann in die Bedeutung des ‘Gra- benden, des Pfluges’ tiberging. Indes gibt es auch Falle, wo das ent- gegengesetzte der Fali ist: ‘das grabende, aufreiflende, die Erde auf- kratzende J ) Gerat’ ward, weil Holz dazu verwendet ward, zu ‘Pfahl, Stamm, abgeschnittener Stamm, Klotz, Wurzelende’. Wir sehen dies ’) Das Pfliigen ist noch jetzt in manchen Gegenden des Balkana, beson- ders auf Stellen, wo Schafherden ihren Standplatz hatten, nur ein Aufkratzen der Erde mit dem primitiven Hakenpflug. 490 K. Štrekelj, h ! j/ z. B. bei slavischen, auf der Wurzel *ru- ( ry- ) beruhenden Aus- drflcken, indem rylf, njlo, ryhcb, rylica, ryč ‘Haue, Jathacke, Stech- sckaufel — ligo, sarculum, vanga’ — und ‘Rtissel’, auherdem aber auch ‘Stamm (čech. 100 ry!uov na prkna udelal), Stammstiick, Stock, Klotz, der untere Teil des Bauraes’ bedentet. Hier kann wohl un- moglich von der letzteren Bedeutung ausgegangen, kein Ubergang vom Passivum zum Aktivam gefunden werden, d. h. man kann nicht ‘das herausgegrabene, herausgewiihlte’ zum ‘Grabscheit, WublerJ stempeln. ] m Ahnlich ist d. Stecken und Stange urspriinglich ‘das Stechende’, und dann erst ist es zu ‘Stock, Pfahl’ geworden. Dasselbe gilt von gr. ydqu'% ‘Pfahl’, das von Prelhvitz, Gr. Etym. Wtb. 2 502 zu lat. furca ‘Gabel, Galgen, EngpaB’ gestellt wird und/dnit got. giljia ‘Sichel’, ai. hal d/s, /■// haldjm ‘Pflug (auch als Walfe)’, sam. jlem ‘furche, pflttge’ verbunden wird (von einer Wz. *ghel- ‘schneiden’, Walde, Lat.Et. Wtb. 255, Uhlen- beck, PBrB. XXYII. 120 f.). Ist dem aber so, so behindert uns nickts, auch bei socha-Zoche denselben Weg einzuschlagen und demnach nicht von der passiven, sondern von der aktiven Bedeutung auszugehen, darin also das ‘Schneidende, AufreiBende, Kratzende, Grabende, Hauende’ zu suchen, woraus erst die Bedeutung ‘der Pfahl, Stamm, Stange, Stock, Klotz, Strunk, Saule’ sich so entwickelte, wie bei ryh etc., weil znr Be- reitung des sehneidenden Gerates Holzbestandteile von der Form eines Pfahls, Stamms, Stamms mit Wurzel, Stamms mit zwei Wurzeln u.s.w. verwendet wurden. Es ist/clemnach der Ilakenpflug socha zunachst nur »der schneidende«, wie es r. kosttlja von kosa ‘Sense’ ist, mag nun dieses auf die Wz. *qes~ ‘kratzen, scharren’ (česati, lit. kasgti ‘kratzen’ neben kasv, kasti ‘graben’), wovon wir kosa ‘Haar’ haben, oder anf der Wz. *qop- ‘schneiden, hacken, hauen, graben’ (kopati, skopiti..) beruhen (Grundform *qopsa), was mir bei dem nicht leicht zu vermittelnden Be- deutungsunterschied der sonst gleich betonten Worter (‘Haar’ — ‘Sense, Schneide’) wahrscheinlicher dunkt. Betrachtet man die Formen des Ur- pfluges, wie sie Meringer (IF.XVII. 129) sehr instruktiv zusammengestellt b _ hat, so sehen wir gleich bei der ersten Figur / aj daB diese einer Haue und Sense formell nahe kommt: der Hauptteil des Gerates ist der mit a bezeichnete. Dieser heiCt beim Sensengerat (kosa) die eigentliche Sense; doch wird jetzt auch das ganze Gerftte samt dem Stiel und den Handhaben mit dem, eigentlich nur dem sehneidenden Teil (a) zukommenden Namen benannt. Ahnliches muh schon sehr friih beim Urpflug der Fali gewesen sein: der Teil a schneidet, grabt die Erde, kratzt sie auf, er ist der u f-: Vermischte Beitriige zum slavischen etymologischen "VVorterbucli. 491 eigentlich aktive Bestandteil; beideTeile, die Schneide a und derBalken b, bildeten zusammen das uoorgov avtoyviov, den Hakenpflug, wurden aber, wie bei der Sense, zunachst naeh dem Hauptteil socha-Zoche be- nannt, zumal sie vielfach ein Sttlck bildeten. Erst spater, als die socka naeb Hinzutreten der Sterze, des Sechs, der Pflugschar, der Griessaule, des Pflugbrettea u.s.w. vervollkommnet ward und nosnik (russ.) fflr ‘Pflugschar, Pflugeisen, Sech’ als der besser, gritndlicber scbneidende Be¬ standteil die alte socha , die nun zum ‘Haupt’ ( plaz) niedersank, ersetzt batte, ward ihr Name auch auf andere Teile des Pflugs tibertragen, so namentlich auf die Pflugsterze (die Handhaben) und den Balken (Grindel). Die Verwendung des Namens des Hakenpfluges fttr die Handhaben konnte um so leichter eintreten, als die ganze socha in ihrer altesten Gestalt ja die Form eines Knieholzes hatte und dieses also nach ihr eine Bezeichnung erhielt. Indem in weiterer Entwicklung die Handhaben gleichfalls eine Gabel, ein Knieholz bildeten, konnte der Name socha ganz gut auf sie tibergehen; doch glaube ich, daC diese Bezeichnung der Handhaben mit socha eher deswegen eintrat, weil die Handhabe (ursprunglich dine) mit der socha gewohnlich aus einem Stttcke bestand, indem ein Stamm mit zwei Wurzeln dazu verwendet ward. Nicht belanglos scheint dafiir auch der Ausdruck r. razsocha zu sein, dessen sloven. Betonung rdzsoha darauf hinweist, dali es ein Kompositum des Nomens socha mit raz und nicht eine Ableitung von einem mit raz- prafixierten Verbum ist. Heute unterscheidet sich razsocha von socha als ‘Zvviesel, Gabel’ nicht, doch muB sie einst die ‘Nebensocha, die Seitensocha’ bedeutet haben, so dafi sie als jene Handhabe anzusehen ist, die mit der Socha nicht aus eindm 'Sttick bestand, sondern daran erst befestigt \vard. Ja im Bussischen er- setzie razsocha geradezu die ursprilngliche. socha, indem dieser Naipe fur den ganzen Hakenpflug gebrauchlich ward. Diese letztere Verwen- dung von socha ist zugleich der Grund fttr die sp a ter o Einschrankuhg des Wortes auf den Pflugbalken oder Grindel, indem dieser als der beim Pfltigen am meisten sichtbare Teil des Pfluges zunachst auffiel. Yom Pflugbalken oder Zochenpfahl ward dann zuletzt der Begriff socha alg ‘Pfahl, Balken, Stange, Pfeiler, Saule, Strunk, Štab, Stecken, Stock, Knflttel’ abstrahiert; aus ‘Pfahl, Balken’ ist fernerhin einerseits ‘Galgen’, andrerseits ‘Gdtzenbild’ geworden. Meringer nimmt an, dafi die Bedeutung ‘Gabelholz, Zwiesel’ erst zu einer Zeit auftauchte, als die Zoche einen doppelten Stachel erhielt. Dies ist aber wohl ziemlich spiit der Fali, zu einer Zeit, wo socha bei den 492 K. Štrekelj, j £w- Slaven In ^iefžer Bedeutung schon allgemein verbreitet -war, selbst dort, wo man heute von einer Zoche nichts mehr weiB, weil sie dem vollkom- mendn Pflug weiehen muBte. Ich glaube daher, die Entwicklung der Be¬ deutung ‘Gabel’ schon in eine viel frtihere Zeit verlegen zu mtissen, wo die ‘Zoche’ nur einen Stachel hatte, also ein virklicheS, ganz primitives ccqotqov avr6yuiov, ein Knieholz war, Diese Bedeutung reicht wie bei lat. far ca ‘zweizinkige Gabel’ neben ydf>aS, ‘Pfahl’, got. gilpa ‘Sichel’, ai. halas ‘Pflug (auch Waffe)’ schon in eine recht weite Zeit zurtick. Das Resultat meiner Auseinandersetznng fasse ich also kurz in die Worte’zusammen: Socha-Zoche ist zunSchst das kratzende, schneidende, hauende Ackergerat; daraus entwiekelte sich nach dessen uralter Form einerseits die Bedeutung ‘Gabelholz, Gabel’, andrerseits ‘Balken, Pfahl, Pfeiler, Pflock, Saule’, aus diesem wieder ‘Strunk’ und ‘GStzenbild’. Wenn aber socha ‘das Kratzende, Schneidende, Hauende, die ( 7 Schneide’, geradeso wie das dem russ. ^osM^a/zugrunde liegende kosd ist, so muB es auf einen Verbalstamm zurflckgehen, der ‘kratzen, schneiden’ bedeutet Ich habe, bevor ich noch Zupitza’s Schrift »Die germanischen Gutturale« und die Abhandlung Uhlenbecks »Die Ver- tretung der Tenues aspiratae im Slavischen« (IF. XVII. 93 f.) kannte, worin als Grundform des slavischen Wortes * šoki a (Zupitza o. c. 138, Uhlenbeck o. c. 99) aufgestellt wird, selbstandig an eine Grundform *saksa gedacht, wo^R an. sax, ags. seax, ahd. sahs ‘Messer, Schwert’ und lat. saxum so genau wie mSglich paBt'). Aus * seksa konnte im Slavischen eben nichts anderes als socha hervorgehen; zudem stimmt dazu aucb die oben dargelegte ursprlingliche aktive Bedeutung des Wortes. Samtliche andere Ableitungen sind meines Erachtens zu- rtickzuweisen: Mit lit. szaka , ai. gakha 1 got. holm kann das Wort nicht in Verbindung stehen, weil das ch von socha dem entgegensteht und das entsprechende slavische Wort mit «-Infix aksl. sqh> ‘Ast’ lautet (doch vgl. Foy, IF. VI. 324, wo an ai. famku ‘Pfahl, Pflock’, ir. gec aus kanqua gewiesen wird). Ebensowenig kann es aus dem gleichen Grande zu ai. pisarni (Bragmann, VG. I. 444) ‘schneide’ gehSren, wie 0 •=Z. *) Vgl. Detter, Deutsches Wtb. XII: »mhs ‘Messer ..., d^s man direkt /<*' mit saxum ‘Fels’ zusammenstellt. Beide Worter sind mit secure ‘schneiden’ vemandt; aber lat. saxum zu si car e wird man wohl am besten vergleichen mit lat. riipes ‘Fels’ zu rumpere ‘zerreiGen’, Riff zu anord. rlfa ‘spalten’, Schure ‘Klippe’ zu scheren .« — Vgl. auch slav. skala ‘Fels, Stein) aus sqel- ‘schneiden, / spalten’ (lat. silex). '■ V ■ Vermischte Beitrage zum slavischen etymo!ogischen Worterbuch. 495 schon Pedersen (IP. V. 49, 50) hervorgehoben hat. Aus ahd. suohha, suohhili ‘aratiuncula’ kann es gleichfalls nicht entlehnt sein, weil diesea *suky ergeben hatte (cf. buky-buohha). Meringer will es (IF. XVII. 117 f.j aus einem germ. *sa%či erklaren und zwar deswegen, weil es auch bei den Romanen, im FranzčSsischen, ein soc ‘Pflugschar’, souche ‘Stamm r Wui-zelende’ gibt. Gegen diese Annahme kOnnte man nichts einwenden r wenn das Germanisehe wirklich eine Grundform batte, aus welcher so¬ vi obl das slaviscbe wie das romanische Wort ableitbar ware. Dies istr aber nieht der Fali, vielmehr ist Meringer gezwungen, eine solche Grund¬ form erst zu konstruieren, und zwar nicht bloB 6 ine, sondern, was be- son^ers milSlich ist, deren zwei, die eine fiir die Ostlichen, die andere fflr die westlichen Nachbarn der Germanen^ far die ersteren ein *sa%a, far die letzteren *socc (aus *sogn- ). Von Entlehnung kSnnte man reden, wenn sowohl socha als soc auf eine und dieselbe germ. Grundform sich zurackfahren IieBen; dies ist aber nicht der Fali, und aufierdem fehlt dem Germanischen jede Špur eines Grundes zu einer solchen Annahme. Diese braucht man, da sich die Ablautsverhaltnisse ja auch anders er¬ klaren lassen, aberhaupt nicht. Die Wurzel *seq- ist ja im Slavischen auch sonst nicht unbekannt; wir haben z. B. osoka ‘carex acuta’, eig. ‘das Kratzende, Schneidende’, vgl. ags. secg ‘Rohr, Schilf, Ried T , engl. sedge r cymr. hesq ‘lesche’, hesgen £ carex’ (nach Fick (Stokes) II . 4 202 von * sesku ‘Binsen’ aus *sekska). Ob das frz. soc, souche wirklich nur durch An¬ nahme einer Mischung des germ. *socc (*sogn ) mit kelt. hucc aus sukko ‘Schweinsschnauze’ erklarbar ist, dies entscheiden zu wollen maBe ich mir nicht an. Gleichwohl halte ich dafar, es sei natOrlicher, fUr da 3 frz. Wort eher Entlehnung aus dem Keltischen anzunehmen, da man noch jetzt bret. souch ‘soc’ und neuir. soc als ‘Pflugschar’ und ‘Schweins- schnauze’ hat; letztere Bedeutung ist nur eine Fortbildung der ersteren; wie slov. rilec ‘Schweinsschnauze’ aus alterem ryh ‘ligo’. Das ir. soc r dessen s im Anlaut vor sonantischen Vokalen wio im Gallischen erhalten blieb, kann ganz gut zur Wz. *seq- (lat. secare ‘hauen, spalten’, ksl. sSkcf) gehOren, so daB soc ‘das die Erde durchschneidende, durchwtih- Iende’ bedeutet. Die Entwicklung zu ‘Pfahl, Stamm, Wurzelende’ ware dann dieselbe wie im slav. ryh (frz. souche, catal. soca, davon socar ‘einen Baum umhauen’, ital. zocco ‘Baumstumpf’, frz. socle ‘der Sockel einer Statue’). Von Italien konnte sich das romanisierte keltische Wort viel leichter zu den Griechen [r^dnog) verbreiten, als von Deutschland aus, wo es ttberhaupt nicht nachweisbar ist; fflr den Weg flber Italien n 494 K- Štrekelj, spricht auch das t'C und das x des griech. Wortes (cf. G. Meyer, Neugriech. Stud. IV. 93). Auf die deutsche Form Zoche ist namlich nichts zu geben. Das vorausgesetzte Meringersche *saya mflflte ja ein *Sache ergeben und in alter Zeit ist anlautendes s vor Vokalen im Deutschen .nicht zu z geworden, was gescbehen sein mtifite, wenn man griech. r£dxog daraus ableiten will, da ja in diesem Falle slav. Vermittlung ausgeschlossen ware, slav. s aber im Griechischen nicht zu r'C wird. Das d. Zoche ist vielmehr aus dem slav. socha entlehnt, wie Meringer nachtraglich (IF. XVIII. 279) zuzugeben geneigt ist und als Beispiel dafiir d. Zabel aus r. scbol anfiihrt. Die Beispiele lassen sich jedoch noch vermehren; vor- vokalisches anlautendes slavisches s finden wir als z im Deutschen noch: mhd. zisimus, zisel aus r. susol, suslik ‘mus citellus’, prd. TVunzen, I Vonzen aus poln. wqsy, prd. Zock aus poln. r. suka ‘Htindin’, Zant, Zander neb. Sander aus p. sqdacž, sqdecz, gotsch. Zure ‘Langwiede’ j 1) aus slov. sora (*stvora), ferner in zahlreichen Ortsnamen: Zauclie, Zaucli, Zauchtal = Suha, Suhadol, Zelnitz == Selnica, Zihsat — Sčnozqtb, Zopoten, Zoputen — Sopota, Zeli = Selo u.s.w. Auf das čech. sochar ‘Bildhauer’ ist nicht zu viel Gevricht zu legen, da es erst eine moderne Bildung zu socha ist. Dieses konnte zur Bedeu- tung ‘Figur, Statue’ erst nachtraglich aus der Bedeutung ‘Pflock, Pfeiler’ gelangen, nachdem Gotzenbilder vielfach mit Ausdrtlcken belegt wurden, die ‘Pflock, Balken, Stamm, Klotz’ bedeute^n und auf Wurzeln beruh|en, die die Begriffe ‘besehneiden, behauen, bearbeiten, abmeifleln, abreiben’ in sich schlieflen. Der gottlich verehrte Pfahl wird ja wohl ursprflnglich wenig menschenahnlich gewesen sein, wie Meringer in seinen schonen Studien iiber diese Dinge hervorhebt. Im Čakavischen ist sohar nur ‘carnifex, der Galgenmeister, Seharfrichter’ (Nemanič I. 30). Da3 Besultat dieser Untersuchung ist: socha ist einheimisch und entspricht einem *saksa der idg. Grundsprache; d. Zoche ‘Hakenpflug’, mhd. zoche ‘Knflttel, Prttgel’ ist aus dem Slavischen entlehnt. struna. Miklosich leitet struna ‘Salte’ von der bekannten ai. "VVurzel eru- ‘horen’ ab, und schreibt ihm als Grundbedeutung »die tonende« zu. Diese Etymologie hat als unmoglich — fur das r von aru- haben die europfti- schen Sprachen ein l — bereits It. Brandt (RFV. XXIV. 183) zuriick- gewiesen und das Wort mit lat. struo verkniipft, indem er als Grundform *sfreugna ansetzt, so dali er struna die ‘ustroennaja (eingerichtete), Hill. Vennischte Beitriige zum slavischen etymologischen Worterbuch. 495 prilažennaja k instrumentu (dem Instrumente angepafite) ili naležennaja, gtrojnaja (gestimm-te)’ auffaBt. Sowohl Form als Bedeutung des Wortes widersprechen einer solchen Annahme. Das g kat sich ja erst analogisch ins lateiniscke Verbum struo, struži hineinentwickelt (cf. Walde, Lat. Et.Wtb. 602) und von struo ‘bauen’ aus ‘iibereinandersehichten’ ist es wohl nicht leicht zu ‘stimmen’ zu kommen, abgeseben davon, dat! man dabei ganz die moderne Saitenbehandlung im Sinne hat, was wohl kaum angebt. Meines Erachtens bat Miklosich die andere, in einigen slavischen Sprachen vorkommende Bedeutung von struna :jslov. ‘das lange Pferde- haar’, serbokr. ‘das $aar, Rofihaar, Ziegenhaar’ mit Unrecht bei Seite gelassen und sie nur beim Worte strunja, das er abgesondert behandelt, erwaknt. Zwischen struna und strunja bestehtfkein anderer Unterschied, Vokf als dali beim letzteren fiir a ein {a eingetreten ist, vielleicht weil es einst neben struna ein * s trum f. gegeben hat. Beide Worter sind demnach identisch. Gebt man nun von der Bedeutung ‘RoBhaar, das lange Pferde- haar’ aus, so entwickelt sich daraus fiir die alten Zeiten die Bedeutung- ‘Saite’ auf die natiirlichste Weise: denn das lange Haar von Tieren gab ja zunachst das Material zu Saiten her, wie dies noch heute bei den ser- bischen Gusle stets der Fali ist, indem daran sowohl die Saite wie die Bogensehne aus RoBschweifhaaren verfertigt ist. Saiten aus Gedarmen sind erst eine spatere, wenn auch schon sehr alte Erfindung. 1 >©m struna kommt demnach urspriinglich gar nicht die Bedeutung ‘Saite’, sondern nur die Bedeutung ‘langes, steifes Haar’, ‘das starke Haar der Tiere, das straff herunterhangt oder starr emporragt’ zu. Daher denn strunja im Serbokroatischen als ‘Boršte, starkes Haar der Tiere, Ziegenwolle, Ziegen¬ haar’, strun , strunjav als ‘haren, haarig, borstig’. Unter dieser Voraus- setzung laBt sich nun struna , strunja auf urslav. * strupna (aus *stroupna ) zurtickfithren, dessen Wurzelbestandteil, allerdings mit andersstnfigem Wurzelvokal, wir im ahd. straben ‘starr stehen, starreD, strauben’, nhd. strupi^) ‘rauh emporstehend’, mhd. strobeleht ‘struppig’, nhd. Gestrupp wiederfinden, womit Kluge 6 380 aksl. stropih ‘asperi- tas, varietas’, stripi tuni ‘asper’, s/.ripititi ‘asperum reddere’, r. stro¬ pa ti t strdpota ‘Rauliigkeit jkrivizna’, s trop tiri ‘widerspanstig, storrig’ vergleicht. Has o der russischen Formen beruht auf i: stropoti ist eine Kontamination des nom. *strpoti und des Cas. obl. *stropta , *stroptu etc.; stropota kann nach stropoti oder auch aus einem ehemaligen Adj. stropi aus * stripi, femin. * strpa gebildet sein. Meine Zusammenstellung 496 K. Štrekelj. von struna mit s triih en wird auch durch r. strop s ‘Schlinge’ sowie durch die Bedeutung ‘Kriimmung’ und ‘krumm’, die wir beim r. slropota , stro- potkij, stropotlivy finden, gestiitzt: Schlingen werden ja mit Vorliebe aus Pferdehaaren {struna, žima) gemacht. In unserem Worte ist der Schwund des Labials vor p ganz regelrecht. Die im Slovenischen dem Adjektiv strun , strunast zukommende Bedeutung ‘mager, schmachtig, schlank’ scheint erst relativ jung zu sein: eig. ‘diinn und lang wie ein Pferdehaar’. stvoh , cvoh; dbol. Das in einigen slavischen Sprachen gangbare Wort stvoh , cvoh ist meines Wissens bis jetzt noch nirgends aufgeklart. Miklosich bezeichnet es VG. II. 8 als dunkel, VG. I 2 . 70 aber vergleicht er damit lit. stulis ‘Baumstamm’. Danižid denkt im Bječnik I. 874 an die Wurzel stva von stu ‘stehen’. Wiirde dies angehen, so erwartete man flir stvoh ein *stvah , das aber nirgends vorkommt. DaB stvoh auf eine mit st- an- lautende Wurzel ftir ‘stehen’ zurtickgeht, ist indes offenbar, nur hat noch niemand gezeigt, wie es daraus erwachsen ist. Was bedeutet stvoh , cvoh ? In altkirchenslav. Denkmalern ist es nieht zn finden; was namlich Miklosich im Et.Wtb. s. v. als »asi.« angibt, ist nach den Zitaten des Lesicon pal.-sl. 883,1104 nur in einem serbischen Kodex des XVI. Jahrh., woraus es von Miklosich m8glicherweise ganz unrichtig mit ‘folium’ vdedergegeben wird (ne o6pkToxoy ciikcTH irnue- coate tbkt>mo E(tBOxi. TpaBOy eejiLHoy: ‘aufier Schachtelhalmen, Feld- gras’, das zweite als Erklarung des ersteren), und in einem die Propheten enthaltenden russ. Kodex des XV. Jahrh. an der Stelle Esaia 55, 13, wo stvolije filr ‘Nessel, urtica ■/.ovvCa\ nach anderen far ‘Dorne’ steht. Im Bulgarischen cvol , cvoMe ‘Halm, Stengel’ (‘stalk of grain’ stebld, cvoh. bei Morse). — Im Serbokroatischen hat cvolika die Bedeutung: 1) Sten¬ gel : stablo u prorasla črnoga luka, na kojemu je gore sjeme; 2) Schien- bein: golijen, tibia; 3) Pflanzenname: Schierling (cicuta, conium macula- tum); in letzterer Bedeutung findet sich dafiir auch cvolina , wie denn fttr cvolika ‘Stengel’ auch camo\ika gesprochen wird: ‘deblo, krupna trava osobito od duvana i boba’ (Rječnik I. 152). Im Russischen kommt stvoh , stvolina in folgenden Bedeutungen vor: 1) Rohre, rohrenartiger Stengel, Schacht, 2) Stengel, Stamm, Baumstamm (»raaBHHH, Kopeimofi nodkra pacTeubu, tepena«, CTede-ii., x.itieT r L, -ikcuna, roaoMH, b% koto- poMt ecTb nyeTOTa xh6o cepAHeBniia), 3) Pflanzenname: Pastinaca, Conium, Anthriscus. — Das čech. stvol ist in neuerer Zeit aus dem Vermisclite Beitrage zum slavischen etymologischen Worterbuch. 497 Russischen entlehnt; echt čechisch ist štbolj dessen Bedeutung aber nicht ganz klar ist: ‘jeleni koreni ma koren černy a štbol ušlechtily’ bei Kott III. 945, wo es zweifelnd mit strboul, das mit ‘Kraut, Krautig’ 'vrieder- gegeben wird, nach den dabei und beim gleicbes bedeutenden strbel stehenden Beispielen aber auch ‘Trieb, Stengel’ bedeuten muB, wobei letzteres aucb als ‘knolliges, in die H(5he ragendes dttrres Zeug’ erklart wird. — Zu merken ist endlich noeh kroat. stevelj ‘Halm’, das bei Fili¬ povič gebucht ist. Das Slovenische kennt stvol in der Bedeutung ‘Rohre, bes. Pflanzenrohre’, stvolika und cvolina als ‘Wasserschierling’ und cmolje ( cmulje ) in der Bedeutung ‘Simse, juncus’. Die Grundbedeutung des Wortes ist demnach offenbar ‘rohrenfčrmi- ger Stengel, Halm, Schaft, Stamm, Baumstamm’; daraus erst haben sich die tibrigen entwickelt, indem bei den damit bezeichneten Gegenstanden (Pflanzen) deren Stengel, Schaft, Stamm in hervorragendem MaBe auf- fallt. Ist dem aber so, dann steht unser Wort in engster Verwandtschaft mit einem zweiten slavischen Wort von der Bedeutung ‘Schaft, Stengel, Stamm’, d. i. mit stbblo , stbbh, von dem es meines Erachtens nur durch das Suffrs verschieden ist: stbblo — *sthibh-lom, stbbh — *sthibh-lios , stooh hingegen = *sibb-oh aus * sthibh-ol-oSs Das kroat. stevelj ist schwer zu beurteilen, da man nicht weifl, aus welcher Gegend Kroatiens es stammt ; mir scheint es kajkavisch zu sein und ich vermute dalier, daB sein e in štev- nach steblo aus stbblo rekonstruiert sei, wo es wieder nach dejf gen. pl. stbbh — stebl in ein alteres *stblo , gen. sg. s Ib la (; zdblo , zdbla etc.) tibertragen ward. Diese Vermutung drftngt sich mir wegen des Ersatzes des b durch v auf, welcher sonst nicht begreiflich \viire. Wir haben daher bei stvoh von der aus der Wurzel *stha- ge- bildeten baltisch-slavischen Wurzel *stib- ‘das stari7 feststehende’ aus- zugehen, die wir im lett. stiha ‘Rute, Stock’ (cf. r. stooh ‘chjstTi = Gerte, Rute’), stibt ‘ohnmachtig, eig. stan- werden’, stibdt ‘schwer gehen, hin- ken’, stilni ‘strecken’, lit. stebas ‘Stock, Pfosten, Bildsaule, Halm’ (siehe Zubatv in den SB. der k. bohm. Ges. d. Wiss. 1895. XVI. 19) finden, im Slavischen aber auBer in Bildungen mit -lo, -l{o auch in solchen mit -e/-, -ol-: *stibelb, *stbboh. Derartige Dubletten mit e und o im Suffixe sind namentlich in Verbindung mit Liquiden nichts seltenes : vgl. S. mrtvola neben r. McpTuejn, ‘cadaver’, p. pierdola ‘qui pedit’ neben č. pr del ‘po- dex’, s. prdelj ‘Blutkraut’; p. modzel , slov. viozel neben č., slov. mozol ‘Schwiele’; aksl. (?) pipela ‘sambuca’ und pipola ‘tibia’; slov. grbela und hrpela ‘Buckel’ und č. hrbol ‘HSeker’; auch -el- wechselt mit -ol- : Arciiiv fiir slavische Philologie. XXVIII. 32 / / 498 K. Štrekelj, f-ht 6 poln. pierdziel-pierdota, bulg. Bitola , Bitolja On., das auf obitčlh ‘mo- nasterium, deversorium’ zuruckgefiihrt wird; fflr die r-Suffixe venveise ich auf die Dublette aksl. r. kotoryj-koteryj, kroat. žuber-zubor , das Distributivsuffix ero-oro : četvero , četooro u.s.w. Als altslavische Bildungen haben wir demnach fflr stvol, stevelj jim Formf* s/bboh, *stbhelb vorauszusetzen, die neben stbblo, shblbj ge- braucht w\/rde| Durch den Schvund des wurzelliaften Halbvokals muBte, sobald im Anlaut die stimmlose Konsonanz st erhalten werden wollte, das stimmhafte b eine Wandlung erfahren. Die Wahl lag nur zwischen p und v. Vor Vokalen wahlte die Sprache meist das letztere, wie wir es aus mehreren ahnlichen Prozessen ersehen, deren ich einige anftihren will: Aus Intela ward nsl. čbbela, čbela, letzteres zwar so geschrieben, in Wirklichkeit aber džbela gesprochen. Wo jedoch diese Aussprache nicht durchdrang, muBte b zn v werden; so spricht man in Cirkno čoiela ‘Biene’, in einem Liede aus Luža im Pollandertal in Oberkrain lese ich: [rože] dajo čvelcam med. Aus shba fflr isibba ‘Štabe’ \vard im Osorb. stwa , stmca ‘Beistube’; ahnlich haben vir im Slovenischen pdjštoa aus d. Badstube ‘Gebaude in dem der Flachs vor dem Brecheln gerostet wird, es dient auch zum Waschen, als Backofen, sogar als Taglohnenvohnung’ (Unger-Khull, Steir. Wortschatz 44); die Mittelformen sind *pačtuba , paš tuba, *paštba, *puštva und (mit j nach dem Akzente 'j pdjštoa. Ahnlich mulite b auch nach einzeln stehendem t zu v werden, sobald das Grundvort unverandert erhalten verden wollte: nsl. ta tv a fflr latbba, tatvina fflr tatbbina. Fflr čbbam ist čcara nur durch die Annahme er- klflrbar, daB zur Zeit, als čoan auftrat, der Halb vokal schon verstummt war und daB, wenn čbvam geschrieben wird, hierin Altes und Neues vermischt ist: čoan, čvarija, s. dzban, žban etc.; venn čech. čber ge¬ schrieben wird, so ist dies nur etym. Schreibung statt d zb er (aus čbbbn), velche Neigung sogar Schreibungen wie tbdti fflr das richtige dbdti her- vorbrachte; das Os. hat bei 6 regelrecht v dafflr: tvor, čverjen ‘Zuber- stange’. Auf gleiche Weise wie in čoela , stwa, pajštva, čoan kam nun auch in stbhelb , stbboh das v auf: * sto eh, stvol. Das erstere erlitt die Anlehnung an steblo , das letztere konnte sein st in c vandeln. Dies ge- schah, wie uns das serbokr. cablo, caklo aus cblo, cklo fflr stbblo, stbklo belehrt, nicht »izgubivši t i promijenivši s na c«, wie Daničic im Rječnik I. 152 meinte, sondern durch lamstellung der ersten ( fconsonanto Bj -he i:- vor gerufe n-durch den schver sprechbaren, unmittelbar' folgenden zwei- Vermisehte Beitriige zum slavischen etymologischen ^Vorterbueli. 499 / faehen VerschlufJ, den des t und des Z;) 1 ). Das oben angefuhrte serbokr. jZ' cvtr&j eamolika und das slov. cmoZ/e/verdankt sein m der Neigugg des Slavi¬ schen, fiir sv, švfeia sm, šmj\cm, čm) eintreten zu lassen (vgl, nsl. črnela aus 6vela, č. cmera ‘podmasli’, slov. cmer aus cvera: skvera,. kr. cmara aus cvara : skvara, slov. črnila aus cvila, cmod aus smod, svod, č. šmoudem — svoudem ; slov. črnela aus cvela ‘Winslerip’ u.s.w. In eamolika ist a parasitisch zwischen c und m eingeschoben, gewissen Dialekten die Gruppe cm, unbeliebt ist, vgl. s\o\.fcemreka fflr cmreka, smreka, Wie bei stvblo , *stbbica (vgl. ArchivXXVII. 61) auch die .progressive Assimilation eintreten kann, so daC wir e. zdblo , zblo, kroat. žbica er- halten, konnte ihr in gleicher Weise auch *stbboh unterliegen: *zdbol. Daraus erklare ich mir das slovakische dbol, dbolec ‘Biepenstock’, in- dem in der Verbindung ze zdbolu , ze zdbolem (— *izb stbbola, st> stb- bolomv) das z des Substantivs als Auslaut der Praposition zes, sez (— izb und s?,, vgl. auch slov. undbulg. sbs) aufgefaBt und dann nur dbol als Sub- stantiv angesehen ward. Die Bedeutung des Wortes sviderspricht unserer Auffassung nicht, wenn man bedenkt, daB hohle Baumstamme als Bienen- stbeke benutzt wurden (cf. nsl. bdenj). ščajn. Russ. ščapz ‘Stutzer, Zierling’, ščdpitb, ščdpstvovalb ‘prapgen, Staat machen, paradieren’, Ščaplenie ‘Luxus, Staat’ ist meines Wissens bis jetzt unerklart. Miklosich hat im Lex. pjl/sl. 1135 aus Quellen, die alle jung und russisch sind, mit št (statt šč) noch angefilhrt: ščapiti ‘luxuriose vivere’, ščapljenije ‘vestis elegans, pigritia, mollities’ (pianstvo i šeaple- nie), ščapliv ‘elegans’, ščapovstvo ‘luxuria’, ščapbstvn ‘elegantia, pi¬ gritia’, ščapstvmikb ‘mollis’ (aus den ksl. Lexicis der Akad., Alekseevs, Beryndas und Polykarps); im Et.Wtb. 342b erwiihnt er sub stav-2 noch ščaplivpj ‘schvvelgerisch’ und ščapiti i droeiti sja. — Aus ‘Eleganz, Staat, Luxus’ konnte sich unschvrer die Bedeutung ‘mollities, pigritia’ entwiekeln. Was ist aber die Etymologie und ursprfingliche Bedeutung des Wortes, nachdem die Bedeutung ‘Zierling,,.Luxus’.. ihm sicber nicht i) Andrerseits beruht der Ubergang des s, š vof Spiranten in q, č auf der Neigung, mit einem VerschluG anzufangen, bzw. denselben vorwegzunehmen. wobei er dann doch.noch wiederholtrwird! cvara aus skvara iiber *tskrara favftr &r cmela-a,\w liber * tsrvfy; vgl.. d. dial. kiklaf, ‘Sklave’ (in G raz gehiirt). l / HPp IrtjV- i(p)f^ rt**# j/VA.&f' Vn 32 * 500 K. Štrekelj, seit altersher anhaften kesate? Wenn man sich gegenwartig halt, daB r. ščapb auck ‘Anhau, Anhieb eines Baumes’ bedeutet, so wird man ,kaum diese Bedeutung bei fat Erklarung^ur Seite schieben dilrfen; ja ich glaube sogar, daB wir von ihr aus die Entwicklung der weiteren Be- deutungen zu verfolgen haben. Etymologisch ist das Wort mit der Wurzel *sqep- zu verknttpfen, die uns im griech. a-7.šnaqov ‘Beil’ vorliegt, docb mtissen wir fur unsere Wortform eine Dehnform der Wurzel, *sqep -, an- nebmen, aus welcher sich ščapb regelrecht entwickeln muBte. Dieselbe Wurzel finden wir in abgetdnter Gestalt vor im slav. skop-iti ‘verschnei- den’, lit. skapoti ‘schaben, schnitzen’, griech. ovMJttio ‘grabe, behacke’, got. skaban ‘schaben, scharren, die Haare abschneiden’; ohne anlauten- des s begegnet sie uns im slav. kopati ‘graben’, gr. 7.6 ret oj ‘schlagen’, y.6navov ‘Mosserkeule’, r.mtig ‘Messer’, v.ortag ‘beschnitten, gestutzt (von Baumen)’. Die ursprtingliche Bedeutung dieser Wurzel ist den angeffihr- ten W8rtern entsprechend als ‘schlagen, hauen, hacken, schneiden’ an- zusehen: daher r. ščapb ‘der Anhieb, Anschnitt’. Wie d. Stutzer von stutzen ‘schneidend verkiirzen, dem Objekt den reehten Schnitt, die ge- horige Fagon geben ..., so daB es die erforderliche oder gewiinschte Art des auBeren Erscheinens hat ..., zunachst von der Tatigkeit des Baders, dann verallgemeinert’ (Sanders), so ist auch r. ščape aus *sqep-os ein ‘beschnittener, zugestutzter, geschnigelter Mensch’, und wie d. stutzen die Bedeutung von ‘prangen, in Putz erscheinen, sich so bewegen’ (San¬ ders) annimmt, so auch r. ščapitb, das wohl ursprflnglich ‘zuschneiden, zu einem ščap-r, machen’ bedeutet haben muB. Wir haben demnach in ščapt ‘Anhieb’ und ščapb ‘Stutzer’ die gleiche Wurzel und Bildung \vie im aksl. štape, slov. ščap, serbokr. ščap , štap u.s.w. ‘baculus, Štab’ (cf. Zubaty, Archiv f. sl. Phil. XVI. 414). Fassen wir also štapb als den beschnittenen, behauenen Stamm, Pfahl — mit ‘Stamm, Pfahl’ wechselt vielfach die Bedeutung ‘Štab’ ab —, dann braucht man keinesvvegs mit Walde 550 (sub scamnum) an Entlehnung des slavi- schen Wortes aus dem gr. o/.fjTtTfjov, a^rjniov zu denken, welche Ent¬ lehnung in eine Zeit versetzt werden mflBte, wo von einem Verkehr zwischen Griechen und Slaven pečk keine Rede sein kann, wahrend wir andrerseits in einer spiiteren Periode nur *štipt oder gar nur *skipt hatten. Und wie solite man dann r. ščapb in der Bedeutung ‘Anhieb’ erklaren ? tJbrigens kennt das Slavische auch Ableitungen von der ungedehn- ten Wurzel *sqep-. Hierher zahle ich die sloven. Worter ščep m., ščepa Termischte Beitriige z um slavischen ttjmologischen 'VVorterbueh. 501 f., ščepica, ščepek m., ščepka f. ‘Holzspan, Holzsplitter, Holzscheit’; ware e hier Vertreter des 6, so mflBte man in Gegenden, wo diese Wflrter vorkommen, *ščap, *ščapa , *ščapek , *ščapka erwarten; nachdem dies nicht der Fali ist, haben wir von e auszugehen. Das gleiche gilt vom kroat. oklepali ‘Hobelspan’. Fflr das Sloven. und Sei-bokroat. in diesen W auch nachgestellt, am Karat sogar verdoppelt vverden: ta-le, to-le, tu-le, oni-le, ona-le, ono-le, ta- le-le, to-le-le u.s.w. Unser šta, leta ist auf dieselbe Stufe zu stellen wie lat. eccum aus ecce *hum ( hun-c) (Walde, Lat. Et.Wtb. 190). toroph , raztoropngj. Bereits Miklosich hat im Et.Wtb. 355, 359 das poln. sir opic si^ ‘sich entsetzen’, klr. toropot ‘Schauder’, gr. torpetb ‘erschrecken’, ofo- ropb ‘panischer Schrecken’, po toropi, ‘Bestiirzung’, welche Worter er mit terp-1 (utnpiti ‘erstarren’) als Ablautsformen verkntipft, richtig zu lat. torpeo, torpor gestellt (vgl. Fick I 4 444, Walde 631; beziiglich der strple ovce ‘gelte Schafe’ und sterilis siehe den zweiten Absatz bei tor¬ peo' in‘Waldes Wtbi). Von diesen angefiihrtern Wiirtern .trennt Miklo- Vermisehte Beitrage zum slavischen etymologischen Worterbuch. 50Ž sich mit Recht unter torp-3 das r. toropn, ‘Eile, Hast, Sturmwind’, toro- pitb ‘beschleunigen’, toropčtb ‘eilen’, toroplivyj ‘hastig, eilfertig’, toro* pyga ‘eilfertiger Mensch’, klr. toropjgvost ‘Eile’, auf ihre Etymologie laBt er sich aber nicht ein. Diese Worter beruhen auf einer Wurzel, die zwar lautlich identisch ist mit der Wurzel von torpeo (Miklosichs torp-2 ), davon aber der Be- deutung nach abweicht. Sie bieten namlich den Ablaut einer Basis, welclie Hirt (Ablaut 585) in der Form ter ep- ‘drehen’ ansetzt und die in gr. 'csojrr/.toavpog ‘fulmina torquens’, žgemo ‘wenden, drehen, lat. trc- pit ‘vertit’, ai. trdpate ‘schamt sich, wird verlegen’, ion. rodmo ‘wende’ vorliegt. Demnach ist a) r. toropi urspriinglich ‘das Drehen, das Wen- den’, ‘das sich drehende, der Wirbelsturm, der Sturmwind’, b) toropitb urspriinglich ‘machen, dah sich etwas drehe, wende’, c) tor op e ti, aber ‘sich drehen, sich wenden’. Aus diesen ursprtinglichen Bedeutungen ent- wickelte sich sehr leicht aus a) die von ‘Hast, Eile’, aus b) die von ‘in Bewegung setzen, antreiben, beeilen’, tor opit hsj a ‘sich sputen, hasten’, aus c) die von ‘in Bewegung versetzt werden, sich sputen, eilen’. Wer eilt, wendet sich schnell hin und her wie ein Kreisel. DaB der Begriff ‘flink, schnell’ mit Verben, die ‘sich drehen, wenden’ bedeuten, ausgedriickt wird, sehen wir auch an anderen slavischen Wortern. Zunaehst r. pro- vorngj ‘flink, behend’, das zur Wz. ver- ‘biegen, drehen, kriimmen’ (wo- von vert-, lat. v er to nur eine Variation ist, so daB von und vrel ta nicht bloB der Bedeutung [‘Sack’], sondern auch den Wurzeln nach aufs engste verwandt sind). Das slov. okreten ‘regsam, flink, gewandt’ beruht auf der slav. Wz. kret -: okninati ‘wenden, drehen’. Auch das c. rychly , r. rychlyj ‘schnell’, klr. rijrhhjj ‘beweglich’, gebort mit p. ruch ‘Be- wegung/zur slav. Wurzel ruch-, die zunachst ‘wenden, umdrehen, um- wenden’, dann erst ‘solvere, diruere’ bedeutet: das ‘Zerstoren’ ist wie ryti ‘wuhlen’ im Grunde genommen ‘ein Umwenden, Umdrehen’. Diese Beispiele stiitzen zur Genlige die semasiologische Entwicklung von toropn, ‘Drehen, Wenden’ in ‘Hast, Eile’. Die gleiche Entwicklung trat bei der Wz. desWortes toropb (d. h. ter p-) auch in anderen vervvandten Sprachen ein': ai. tpprds , tppalas ‘hastig’, gr. evrgdrcelog ‘beweglich’ aus ‘sich leicht drehend’. Die bei Miklosich unter torp-1 angefiihrten Worter poln. roztropmg ‘klug’ und r. raztoropnyj sind, wie schon Brandt (RFV. XXIV. 200) be- merkt hat, der auf aksl. rlnjtn, ‘listig, klug’ und serb. h it ar ‘schnell’ hinwies, von dem eben behandelten toropn, ‘Eile’ aus der Basis ter ep- 504 K. Štrekelj, ‘dreken’ liiclit zu trennen. E. raztoropmjj bedeutet ja auBer ‘flinb, be- hend, geschwind’ auch ‘gewandt’, woraus sich leicht ‘klug’ ableiten lafit, Gerade die Beden turi g gewandt (von vienden, mhd. wenten , vgl. gr. 7ColvTQ07tng ‘vielgewandt, verschlagen, listig’) weist geradezu mit dem Finger auf die angefiihrte Basis terep -, gr. roejtio ‘dreben, wenden’ hin, M / / trag. Im ^iteerbisehen bedeutet tracp> ‘postori’, jetzt ‘vestigium FuBstapfe’, traga ‘Tierrasse’, natraga ‘Anvvuchs’, natražke ‘rucklings’, ostrag ‘hin- /ris ten, 'i ‘hinterer’, tražiti ‘suehen’. Das Wort ist auch im Slov. und JlM i, Bulg. bekannt: slov. trag ‘Špur’, tražiti ‘investigare spiireu’ (Unterkrain), bulg. traža ‘sptlren’. Das Kašub. kennt nach Miki. Et.Wtb. 360 tragi und tregi ‘nazadt’. Diese letzteren Formen veranlaBten Miklosich, als urslaviscbe Grundform *tragu anzusetzen. Doch scheint mir gerade deren Zweifachheit (mit a und e) dahinzuweisen, daB der Aufzeichner des Wortes einen Laut gebort habe, der vielleicht weder a noch e ist. Man beachte, daB im Slovinziscben a nur nach anlautendem alleinstehen- den r zu e wird. Bei Eamult fehlt das Wort ilberhaupt. Berka (Biskup- ski) vergleicht (Prače fil. VII. 651) mhd. torugge ‘zuruck’, doch bleibt es unklar, ob nur als Parallele oder als Stammwort. Nekmen wir an, der Aufschreiber habe trogi gehort, so wiirde es zu slovinz. drogi = p. drogi , srogi— p. srogi so stimmen, daB man fiir * tragi von *torg?i auszugehen hat. Ist jedoch tregi, tragi aus dem D. entlehnt '*torugge : betreffs des m cf. derng-durng , dregi-drugi ), dann kommt es flberhaupt nicht in Be~ tracht, und man kann fiir die siidslav. Worter gleichfalls ohne Bedenken von tor g v ausgehen. Ist dem aber so, dann stimmt zj unsere^d AVortrrf/^)^ lat. tergum ‘Eiicken’, tergas ‘Riickenleder, Haut, Fell’, gr. t egcpog ocio- cpog ‘Fell, Leder, bes. die Riickenkaut der Tiere’ (Walde, Et.Wtb. 623); beztiglich des Ubergangs der Bezeichnung eines Korperteils in die des Leders, das aus der Ilaut auf diesem Korperteil gewonnen wird, vgl. ttirk. sagre ‘die Kruppe’, dann auch ‘gekOmtes Leder, Chagrin’ (Miklosich im Archiv XI. 110 f.). Die Grundbedeutung von slav. t/ragij ist demnach ‘Rticken’; cf. natražke ‘riicklings’. Daraus entwickelte sich die Bedeu- tung ‘das was hinten ist’, daraus ‘der Nachwuchs, die Nachkommen- schaft’| andrerseits aber, weil man beim Sptiren einem nachgeht, ihm im Rticken ist, auch die Bedeutung ‘sptiren, Špur’. Das slav. natrag entspricht daher der Bedeutung nach genau dem d. zuruck (von Rticken) und engl. back (zuruck, Rticken). Vermischte Beitriige zum slavischen etymologischen Worterbueh. 505 - 1 / umor. Das serbokr. umor ‘Mtidigkeit, Ermtidung, ErschOpfung’, umoran ‘miide, erschopft’, umoriti ‘matten, abmatten, mtide machen’ wird im Et. Wtb. nicht erklart, obwohl dies der Bedeutung wegen hatte geschehen sollen; mit mehreren Lexikographen wird es namlich mancher von umor ‘Mord, Ermordung’ trennen wollen, wiewohl dies nicht angeht. Auch das Čech.-Slovak. kennt umoremj , umoren ‘abgeplagt, entkraftet’ neben ‘getotet’: čekala som, nespala som, čekala som po tri noči, pre teba su umorene moje oči (sind meine Augen mtide). Im Sterbenmtlssen und in der volligen Erschopfung liegt der Bertthrungspunkt beider Bedeutungen, was wir tlbrigens auch im lat. enectus ‘erschopft’ und enectare ‘um- bringen, toten’ von neco ‘toten’ sehen (Walde, Lat. Et.Wtb. 408); vgl. auch den deutschen Ausdruck ‘ todmude , mordsmiide'. Im Deutschen lcann ich, von dieser letzteren Verbindung abgesehen, keine Amvendung von Mord , morden in der Bedeutung ‘Ermtidung, ermtiden’ nachvveisen; merkwttrdig ist daher č. umordovati ‘sehr ermtiden, abplagen’, poln. mordomač ‘mtide machen, strapazieren,’ umord ‘Ermtidung’, bez umordu ‘unermfidet, rastlos’, umordoioa.6 ‘sehr ermtiden, sehr mtide machen’, die mit ihrem d ganz entschieden auf das d. Mord himveisen. Es scheint erst auf slavischem Boden, nachdem nach Entlehnung von mord ftir das einheimische moriti ‘toten, morden’ das aus dem entlehnten mord ab- geleitete mordovati eingetreten war, auf dieses auch die alte Bedeutung jun r moriti ‘ermtiden’ iibergegangen zu sein. r. verzfi, verzitb. Das r. verzti , vjrzjtb ‘etwas lange Zeit, aber toricht tun oder sagen’, ‘faseln, ltlgen’; ‘phantasieren’, wr. verzci, klr. verzti/ ‘faseln’ zieht Mi- klosich im Et.Wtb. 383a zur Wz. * ver-, von der er das r. vru, vratb ‘plauschen, schwatzen, ltlgen, faseln’, vrum, vralb u.s.w. ableitet und die, wie Solmsen (Untersuchungen zur griech. Laut- und Verslehre 263 f.) klar nachgewiesen hat, auch dem Subst. vračb ‘Arzt’ und vraka ‘leeres Geschwatz’ zugrunde liegt, so dafi man daher im Aksl. die Schreibung *vbračb (erwarten wtirdg /fwie auch *sedblo , *metbla 77T^ Trotz der C, Ahnlichkeit der Bedeutung ist Miklosichs Annahme nicht zu billigen, da 2 unerklart bliebe und das Wort kaum dazu als »Wurzelvariation« von *ver (siqco, verbum, wort ...) anfgefaCt werden kann. Die russ. Worter weisen auf eine Wz. urslav. *virz hin, und ich glaube nicht, daB man sie von jenem *vbrz werde trennen mtissen, das im r. otverzti ‘offnen’, ) 506 K. Strekelj, aksl. -vrbzq, -vrčsti ‘binden’, ohvrSsti ‘offnen, eig. losbinden’ vorliegt. Denn unsere Worter passen ganz gut in die Gruppe von r. kd-verza, kd-verza ‘Ranke, Griibelei’, ka-verzitb ‘Ranke schmieden, intrigieren’, kd-verznja ‘Liige, Klatscherei’, das ja auch Miklosieh selbst zu *vvrz- ^ (verz-1 j) stellt. Wenn wir namlich sehen, daB der Russe fiir ‘Iilgen, flun- kern, faseln, Unsinn reden’ auch das Verbum plesti (es geschieht dies auch bei andern Slaven, poln. pleše ‘plauschen, salbadern, schwatzen, narrisches Zeug reden’, s\ov. plesti u.s.w.) gebraucht, also ein Wort, das eigentlich ‘flechten, schlingen, winden’ bedeutet, so konnte dafflr ebenso leicht auch ein anderes Wort ahnlicher Bedeutung eintreten, - vnzq , -vrdsti, das ‘binden, verkntipfen’ bedeutet; vgl. d. stricken ‘in- oder aneinander schlingen, flechten, kniipfen: einzelne Bftume eines Flosses oder ganze FloBe aneinander stricken = sie mit einander verbinden’ (Schmeller- Frommann II. 809). Das Binden [-vrčsti) ist ja nicht anders moglich, als durch das Schlingen oder Winden des Bindemittels [povrazv). Wie nun d. '•Ranke' von renken (faktitiv zu vzrengan , rir/gen) ‘drehen, winden’, so ist kd-verza ‘Ranke’ von *vbrz- ‘binden’ abgeleitet: die Ranke sind Schlingen, die einem gelegt werden, damit er sich darin verfange, daher slov. kroat. mreže plesti, slov. zapleta ‘Verwicklung, Schlinge’; zaplete delati ‘intrigieren’, zaplefki ‘die* Intriguen’. Vgl. auch die deutschen Ausdrflcke ‘etwas aus spinnen, an zetteln, auf ^inden'. Demnach gehort r .verzti, verzitb ‘faseln, liigen’ zur Wurzel *vbrz~, got. tern g go ‘schlinge’, mhd. enoergen , nhd. wiirgen , ae. wriggan ‘drehen, pressen’, lit. vveržiu ‘schniire’ (Zupitza 206), und russ. kd-verza ist dem d. Rank , Ranke sowohl der Wurzel wie der sinnlichen Entwicklung nach aufs engste verwandt. . .. Auch das serbokr. uvrzii, uvrzem ‘einfadeln, einziehen, einftigen: uvrzti konac u iglu’ braucht nicht von Miklosichs verz- 1 getrennt zu ■sverden. Die ursprungliche Bedeutung ist ‘den Zwirn in die Nadel ejn- knttpfen, ihn mit der Nadel verbinden’, um damit zu nfthen; die primitive Nadel hatte wohl noch kein\Ohr; eine ki A ne Einkerbung rund umMas dickere E^de konnte zunachst als Befestigun^sstelle des Fadens^dienen. vrveti, vreea. Slov. vrveti, vrvim ‘wimmeln’: ljudstvo vrvi ‘concurrit populus’, vrvnja ‘Gewimmel, Gedrange’, vrvetati ‘hin- und herschweben (von Schneefloeken)’; serbokr. vrniti ‘schwarmen, wimmeln, wogen’: snijeg vrvi ‘stobern’, vrv/jeti ‘vcohin stremen’, vrva ‘Menschengevvithl, Gewim- ■l/iEf. iin Ae ‘'Voliti, v/c>io(&n/ Vermischte Beitr&ge zum slavischen etymologischen Worterbueh. 507 JŽ r> mel, Gedrange, Sclrsvarm’, vreva ‘Menschengewiihl, Sturm, Tumult, Larm’; bulg .vrvja ‘gehen’, vnvez ‘Gang’: vojska provrtvelo, vnvolica ‘Schwarm’ — diese Worter latit Miklosich im Et.Wtb. 386, wo er fttr sie von einer Grundform v er v- auszugehen geneigt ist, unerklart. Vergleicht man die slov. Ausdrucksweise ‘ljudje so privreli od vseh strani = kamen herbeigestromt’, ‘voda je privrela — kam siedend, sprudelnd, wallend hervor’, ‘ljude vro vkup = laufen, stromen zusamihen’, ‘vrSti = in Menge und schnell sich hin und her bewegen’, ‘izvreti s= entquellen, hervordringen, hervorspringen’ mit den obrigen Anftihrungen und halt dazu noch slov. vrvrati, vrvreti ‘sprudeln, wallen: voda vre in vrvra v loncu, iz zemlje’, poln. ivrzeč ‘brausen, kochen, unruhig sein’, wrzenie mrdwek ‘das Gewimmel der Ameisen’ u.s.w., so ist leicht ersichtlieh, d alt die ersteren Worter nichts anderes sind als Ableitungen von der redupli- zierten Wurzel *ver- auf deren Tiefstufe, die auch im PrSsens vorliegt: aksl. vbrja, vbriši ‘sieden, wallen, Jn unruhiger Bewegung sein’, nur ist darin das r der n sich sten Silbe durch das r der ersten dissimilatorisch verdrangt worden. Es ergab demnach *vbrvbr-čti , III. sgl. vvrvbr-iti, zunachst vpvbrSti, vrcbritb, welche Form im slov. vrvreti noch vorliegt; daraus ward mit Verdrangung des zweiten r vrvi ti, vrti , serbokr. vrvjeti (woraus mit epenthet. I trotz des sekundaren Charakters der Lautgruppe vrvljeti) und vrviti. Von vrveti ist weiter abgeleitet vrv n/a, vrv etati, vnvjz, vnvolica. Ahnlich ward ijij-sl. *vbrvbra zu vfvbra (erhalten ip vrvrati) und daraus vrča. Hingegen beruht vreva nicht auf redupli- ziertem ver-, da daraus nur *vr£vera entstilhdc; abgeleitet ist es viel- mehr nach der das altere Iterativ fvirati ersetzenden Neubildung vre- vati (gebildet zu vjrSti wie ogrevati zr greti , veUoati zu veleti u.s.w;), die namentlich durch das Aufkommen des neueren Prksens trem, vreš, vre fflr alteres vhrjei, vbriši, v briti, befordert ward (vgl. auch prem-ptrjq, zrem-ztrja). Das poln. wrzawa mit a fttr das erwartete e (vor Labialen!) ist wohl gleichfalls eine erst verhaltiiismaliig junge Bildung statt wrzewa, wie rozdziaivač aus rozdiatoa fttr rozdzfezva = *rozzeoa ; hervorge- rufen ist sie wahrscheinlich durch das Partizip torzai, mrzata, wrzaio. Mit lat. ferveo, ere, fervo, ere (Wz. *bheru-) lassen sich nnsere W5rter trotz der Ahnlichkeit der Bedeutung nicht verkntipfen, auJEer dali alte Assimilation des anlautenden b an das folgende v im Slavischen ap- genommen wilrde; indes sprechen Formen wie vrvrati, vrvreti entschie- den far die obige Erklarung. tih ja, t- 503 K. Štrekelj B. Entlehntes. barnast,. Belostenec tlbersetzt I. 593 das lat. fuscus mit ‘škur, temen, siv, sučrn, barnast , vučje farbe’. Im Kajkavischen kommt burna, barnulja als Kuhname, barnek als Ochsenname vor (Valjavec im Rad 43, 41, 43, 46, 13). — Das Wort ist aus magy. barna ‘braun, brunet’ entlehnt, wel- ches die Magyaren ihrerseits aus dem d. braun, mhd. briln ‘dunkelfarbig’ entnommen zu haben scheinen. burlati. Das serbokr. burlati bedeutet ‘heulen’, burlikanje ‘A rt heulenden Weinens’; burljati ‘kollern’: burljaju mi crieva ‘es kollert mir im Leibe, der Bauch knuiTt’. — Entlehnt aus dem Rom.: friaul. burld ‘romoreg- giare, rimbombare, ululare; ruzzolare, muoversi rotolando’ (Pirona s. v.). Das ital. burlare ‘rotolare, gettare via’, altital. barullare ‘rotolare’ aus * barrotulare ‘in schleehter Weise hin- und herdrehen, kreiseln’ (Korting 2 130, Nr. 1248) paBt nur fiir burljati. Beruht M. burla ‘romoreggiare, ululare’ nicht auf (a)b-ululare? Ululare ergab bekanntlich urlare. Vgl. burtati. burtati. Das serbokr. bitrtati bedeutet ‘cornu petere, bosti rogom’: koza me je burtala, und ‘nauseare, stuživati se na moru’ (Rječnik I. 742). Das erstere ist wohl aus dem Romanischen; friaul. sburta ‘spingere, sospin- gere, pignere: far forza di rimuovere da se, o di caeciare oltre checches- sia; urtare, spignere incontro con impeto’ (Pirona s. v.). Das frl. Wort ist wohl als *ex-ab-urtare aufzufassen: urtare ‘stolien’. Vgl. burlati. cafolet. Das čeeh. cafolet m. (in der m&hrischen Walachei) ‘kapesnl šatek, Sacktuch’ ist umstellt aus dem ital. fuzzoletto ‘Tasckentuck’ (cf. Kor¬ ting 2 381, Nr. 3720). čakati. Das čecli. čakati bedeutet ‘uderiti, schlagen, stofien, anfallen, an- greifen, berennen, unverntinftig reden’; čakal = kdo čaka. Das Wort ist deutseh; vgl. zecken ‘einen leichten Stoli geben, necken, reizen, joco convellere’; zecken ‘dretzen, reizen, lacesso’; Vilmar, Kurhess. Idiot. 463: zacken, henneb. z!ickern\ cf. auch zicken ‘mit scknellem, kurzen Stoli Vermischte Beitriige zum slavischen etymologischen Worterbuch. 509 berlihren’; gezicken einen oder an einen ‘ihn leise bertthren’ (Schmeller- Frommann II. 1081—1082). cank , czanka. Das čech. canlc, cank m. bedeutet ‘GebiB (udidlo), Brechzamn’; cahkai' ‘udidlar GebiB-, Zaummacher’, cahkovati ‘das Gebill anlegen’; poln. czanka ist ‘dnižek n mnnsztuka konskiego, Stange am Pferdezaum’. Kartowicz, Wyrazy obe. poch. 111 vermutet darin eine Abkilrzung aus *diščanka von diska, was kaum richtig ist, weil es poln. in diesem Falle *szczanka lauten m(i 15te. Auch mit d. Zaum [zam, z6m, zoum) hangt das Wort kaum znsammen, trotz der Ahnlichkeit der Bedentung; im Čech. wttrden wir ja dann sicher *canek, *canek haben, wenn das k erst auf slavischem Boden angetreten ware. Ich sehe in unserem Wort das d. Wort fttr Zacken, mit einem n erweitert, wie wir solche Formen in bair.-Osterr. Dialekten finden: bair. Zanken, Zangken, ‘Zacken, klei- ner Zweig’, Zainken, Zuenken ‘id.’; steird. Zacke f. und Zanken. Es ist also cank der Zacken am GebiB. an dem der Zaum befestigt ist, dann das GebiB selbst, vgl. die Abbildungen des Gebisses (munsztuk) mit dem Pferdezaumstangen bei Dorohostajski, Hippika albo ksi^ga o koniach (Biblioteka polska 213), p. 131 f. Deutsches z konnte im Polnischen zu 6 ( cz ) werden; siehe Korbut, Prače filologiczne IV. 417. carboch. Das čech. carbocli ‘biicho nadute, pandero, Wampen’ ist wohl nichts anderes als d. * Zarbauch, *Zehrbauch fttr Schmerbauch ; wie namlich fttr I Vagenschmer ‘Wagenschmiere J auch I Vagenzehr gesagt wird, so konnte auch in Schmerbauch das Bestimmungswort durch Zehr- ersetzt werden; vgl. Zehr m. ‘Theer’ Vilmar, Kurhess. Idiot. 465 f., Schmeller- Frommann II. 1145. carda, car. Das čech. carda m., ‘človek vesely, lustiger Kerl, SpaBvogel, Schlau- kopf’ ist gebildet von čarali , auch courati , entlehnt aus d. zeren, bair. zdr'n ‘ziehen, reifien’, das besonders auch in der ttbertragenen Bedeutung gebraucht wird: einen zdr'n oder an einem zdr'n ‘ihn reizen, necken, ihn durch Spottcn, auch wohl Bitten quiilen’; einen abzdrren, aufzdrren (Schmeller-Frommann II. 1146)', ‘ihn aufziehen’, was ja der PossenreiBer gerne tut (vgl. das Wort škumpa in meiner Schrift »Zur slavischen Lehn- w3rterkunde, Denksehriften WAW. L«). — Ein anderes carda f. ‘das 510 K. Štrekelj, Madchen, das Mensch’ ist wohl abgeleitet von čara ‘Schlampe, Schrnu- del’, dieses von car ‘Hader, Lumpen, Fetzen’ aus d. Zdr ‘der Rili’, dann wohl auch ‘das Zerrissene, lacinia’, vi e denn iiberhaupt Ausdriicke fflr ‘Fetzen’ hilufig zur Bezeichnung unordentlicher Frauenzimmer angewandt werden (vgl. meine zitierte Schrift 18 sub /laka, siehe aber auch unten cqdra ). Von diesem carda haben wir weiter č. cardati ‘cmyrati, pant- schen’. — Andere čech. Ableitungen von čarati ‘reiGen, ziehen, schlep- pen, schlendern’ sind: cdračka ‘schlechte Hausfrau’, čarovnice ‘ženska sem tam chodtct, žadndho stanu nikde nemajlci’, sowie das augmentative caragula ‘starala stara (hepice)’. Zu car in der Bedeutung ‘Umschweif’: nedelati mnoho čaru, k čemu tolik čaru ‘wozu so viele Umschweife ? ’ ver- gleiche das bair. sich zirren ‘sich weigern, sich spreizen’, niederd. tiiren ‘zogern’, sich tieren ‘sich geberden, anstellen’ bei Schmeller-Frommann II. 1146, 1148. cqdra. Das poln. cadra ‘dziewczyna publiczna, Ilure’ ist vie č. cundra ‘ženska nepekne spravena’, cunda ‘nečista, špinava ženska’ aus magy. condra ‘Fetzen, Hure’, voraus auch kajk. condrati ‘vagari’, condranje ‘vagatio’ entlehnt ist. Bei magy. condra ist von der Bedeutung ‘Fetzen’ als, der ursprtinglicheren auszugehen. Fraglich ist es freilich, ob das Wort von Haus aus magy. ist; wir haben namlich das slov. cander m., cdndra f. ‘Fetzen, der Zerlumpte, die Zerlumpte, unordentliches Frauen- zimmer u.s.w.’ nicht auGer Acht zu lassen. Dieses hat allerdings schon Matzenauer 1. s. 128 mit ma gy.condra, condor verkntipft, aber Pleteršnik hat, zweifelnd zwar, doch nicht ohne Berechtigung das karntd. zalder , zader ‘etwas Faserichtes’ zur Vergleichung angezogen. Aus zalder konnte, abgesehen davon, daB in Fremd\vortern vielfach unorganisches n vor t, d sich einstellt, ganz gut cander hervorgehen; was die Bedeutungs - entwicklung betrifft, ist der tlbergang von ‘faserig’ zu ‘zerrissen’ leicht begreiflich, wie denn Zader im Steirerdeutsch nicht bloG ‘sehniges mit Muskeln und Fett durchzogenes Stiick Fleisch’, sondern im Ennstal geradezu ‘zerrissenes Tuch, Fetzen’ (Unger-Khull 641) bedeutet, wahrend zaderet alleweil noch nur ‘faserig’ ist. Das magy. Wort, das zunachst ‘Zerfasertes, Zerrissenes, Fetzen’ bedeutet haben mochte, konnte also ganz gut aus dem Deutschen stammen. Sache der Germanisten vitre es, dasj d. Wort zu erklaren. Andere slov. Formen des Wortes sind cundra und cendra. Trstenjak wollte in Novice 1880. 71 das erstere davon mit d. Zun- der In Verbindung bringen, das nach ihm ‘Lappen’ bedeuten soli, eine Vermischte Beitriige zum slavischen etymoIogischen Worterbuch. 511 Behauptung, die ich nirgends bestatigt finde und die nur aus dem Um- stand zu erklaren ist, daB haufig Lappen als Zunder benutzt werden. ceniti. Das eeeh. ceniti zuby ‘die Zahne fletscben’, ceniti ‘weinen’ ist nicht aus ceriti ‘ringen’ (cf. Miklosich, Et.Wtb. 299: iker-) entstellt, sondern aus dem Deutschen entlehnt: bair. zennen, zanneti ‘(von Teilen, die ge- schlossen sein soli ten, besonders vom Munde und seinem Gebisse) aus- einanderstehen, hiare; sie auseinanderstehen machen; gaffen,hohnlacheri, grinsen; insonderheit: weinen’, Scbmeller-Frommann II. 1127. dilja, dila. Das ziemlich allgemein ‘Brett’ bedeutende Wort (slov. dilja, dila, slovak. dil\ p. dyl, dyle ‘podlaga’, klr. dyle, coli. delyna, ns. dela ) wird gewdhnlich (Miklosich, Et.Wtb. 46, UMenbeck im Archiv XV. 486) auf ahd. dilla, dil, dih ‘Brett, Bretterwand, bretterner FnBboden’ (womit slav. tblo verwandt ist) zurltckgefilhrt. An der Entlehnung von dilja aus dem Germanischen ist sicher nicht zu zweifeln, entschieden muB man indes £ogen die Annahme ^Uftreten, daB das Wort bereits in so alter Zeit, in ahd; Periode, von den Slaven, die es gebrauchen, aufgenommen worden sei. Dagegen spricht vor allem das d im Polnischen und Nsorbisfchen, tvelches bei einer Entlehnung vor dem XIII. Jahrh. vor folgendem Palatal- vokal hatte erweicht werden milssen. Das Wort kann zu den Slaven erst riach dem XIII. Jahrh. gelangt sein. Gerade die Beibehaltung des d hat die Wandlung des i in y und daraus in e zur Folge gehabt. frajati. Das Wort f rajat fiihrt Milčetič in seiner Abhandlung »Čakavština kVarnerakih otoka« (Rad 121, 131) unter jenen an, die aus dem Deut¬ schen entlehnt sind, weil man daselbst /raj ‘snubi j enj e’, jr oj ar ‘Freier’ und frajdt ‘freien’ gleichfalls gebraucht; es bedeutet indes ‘trošiti bez potrebe’ (unniitz vergeuden) und in dieser Bedeutung ist es dem Ital. entnommen: tries t.fraia ‘baldoria, crapula, gozzoviglia, orgia’, fraiada ‘gozzovigliata’, fraiar ‘crapolare, gozzovigliare; far brigata; dilapi- dare, dissipare, fondere, scialacquare, spargere, sperperare’ (Koso- vitz 2 180); friaul . fraje (frage, fradaje) ‘brigata, compagnia, unione di persone a fine di sollazzo e di gozzoviglia; gozzoviglia, pusigno, convito in brigata, e propriamente quello'ehe si fa dopo cena’; fraja ‘frater- 512 K. Štrekolj, nizzare, gozzovigliare, sguazzare ne’ cibi’. Das rom. Wort hat nichts mit d .freien zu tun; schon das frl. fradaje weist auf den Zusammenhang mit fratellus, frater hin (= confraternitas). Zu gobelja , gobela, gombela. Dieses Wort, welches ‘Radfelge’, ‘der Bogen liber der Wiege’ be- deutet, habe ich bereits in meiner Schrift »Zur slav. Lehnw8rterkunde« 20 als Entlehnung aus dem Roman, (istroit. gaveja) erwiesen. Die dort erwahnte Ableitung Ives aus *gavello ist aber wohl zuriickzuweisen, wenn man ptg. camba ‘Radkrttmmung, Felge’ und cambuio ‘krummbeinig’ (Grober im Archiv f. lat. Lex. II. 432), sowie bret. camhet an rot ‘cant de roue’ aus *kambitos ‘Felge’ (Stokes-Fick 4 II. 78) dazuhalt. holstra , hulstra. Ač. holstra , hulstra f. wird erklart mit ‘pouzdro na pušku, Gewehr- futteral’ (Gebauer, Ste. slovnik I. 455); holstra ‘pouzdro na pištole, va¬ gina, Pistolenhalfter’, holstra k ručnicim ‘Handgevvehrfutteral’ (Brandl, Gloss. 519). Gebauer zitiert zum Wort noch aus Diefenbachs Glossar: »cornieus = pharetra, arnbrustscheit, bogenkocher« und vergleicht nach Kinge sub Halfter das niederl. halser (richtig halster ) ‘Halfter, Strick’. Im neueren Čechisch bedeutet holstra ‘velika buchta nadivana povidly nebo makem groBe mit Zwetschkenmus oder Mohn gefUllte Wuchtel’ (Kott VI. 329, nur aus Neu-Bydžov bezeugt). — Die zuletzt angefuhrte Bedeutung — die man doch nicht aus so weiter Ferne, wie die Nieder- lande es sind, erhalten haben kann und womit man abnliche Benennungen anderer Mehlspeisen wie č. tuškg ‘Tascben, ArtKnodel’, kart-d .Tascheln oder slovak. poln. klr. r. pirog , wahrscheinlich von pira, pira ‘Beutel, Tasche’ (slovak. pirohg, pirg neboli laiki] poln. pjrz ‘Tornister, Reise- tasche’: griech.-lat. Ttrjga- pera) u.s.w. vergleichen moge — gibt uns einen Fingerzeig an die Hand, daB das č. Wort auch in den anderen Bedeutungen ‘Futteral, Hftlle, Kocher’ gleicherweise dem Deutschen, nicht aber entfernteren germanischen Spracben, wo das Wort noch heute vorkommt (ndl. holster, engl. holsler ‘Pistolenhalfter’, schw. hglster ‘theca’ u.s.w.) entlehnt sei, daB also holster einst auch im Deutschen be- kannter gewesen sein muB. Schmeller-Frommann I. 1097 fiihrt aus dem nieders. Donekenbok 199 Holdster fttr Holster in der Bedeutung ‘Reise- sack’ an. Wie im ahd. hulst ‘Dečke, Hfllle’ vorkommt, so muB also einst, nach dem čech. holstra zu schlieBen, auch holster , hulster f. tiefer in Vermischte Beitrage »urn slavischen etymologischen Wi>rterbuch. Stiddeutsehland gesprochen worden sein. Dieses zu got. hulistr ‘Halle, Dečke’ aufs genaueste stimmende Wort ist jedoch in Deutschland jetzt durch holfter, hulfter ersetzt, wie denn schon frilh neben ahd. huht auch ahd. hulft, huluft erseheint. Das d. holster , huhter konnte durch holfter, hulfter , dessen ursprungliche Bedeutung ‘Halle, Kocher’ natur- gema.fi erst in nhd. Periode zu ‘Pistolenbehaltnis am Sattel’ geworden ist (cf. Kluge B sub Holfter), um so leichter verdrangt worden sein, als das letztere an einem ahnlich lautenden Wort eine Stiitze fand, das seinerseits vielfach dem Einflufi von holster, huhter unterlag und davon ein st fur ft abernahm. Es ist dies das Wort Hulfter f., m. (ahd. hulftra), das uns mit s nicht blofi im ndl. huhter , sondern auch auf hochd. Boden be- gegnet, indem im Bairischen neben Hulfter ‘Hosentrager, brachiale’ auch Huhter f. (Schmeller-Frommann I. 1097), in Unterkarnten gar h as ch ter (Lexer 191) gesprochen wird, eine Form, die neben der Form Hulfter auch ins Slavische Eingang fand: ns. h ul str a und hulftra , slo v.ašterzilj neben avšteižilj ‘Hosentrager’ (aus huhter [unterkarnt. hdsrht/r\ und sil (nicht /Se/7, wie Pieteršnik meint; cf. Kopitars Mitteilung bei Schmel- ler 1. c.) und (/ultra \ydwtra) ‘Halfter, capistrum’. Die Kreuzung bleibt im Deutschen nicŽt dabei stehen, sondern das « von Hulfter verdrangt teilweise das o von Holfter , wenn der selteneren Schreibung Hulfter ‘Futteral’ eine reale Aussprache zugeschrieben werden darf. Das os. Z/o/zad, horuik m. ‘Hahn’, honučik ‘llahnchen' soli nach Pfuhl eine onomatopoetische Bildung sein. Es ist nichts anderes als das mit -aS, -uk erweiterte deutsche Hahn, mhd. han mit o fttr d. 5, 40). Das Wort hat offenbar ein fremdes Aussehen: es ist das d. Kohlbarm. ‘Scheune, worin bei Hiitten- werken die Kohlen (das Kol) aufbewahrt \verden’ (Schmeller-Frommann I. 2 7 S), ‘das zweckmaBig eingeriehtete Magazin zur Ansammlung und Aufbewahrung der Kohle’ (Scheuchenstuel, Idiotikon der Berg- und Htlttensprache 142). Im Slovenischen trat Metathese von l und r ein; statt barm wird namlich auch im Deutschen schon barn gesprochen (woi'aua slov. parna neben parmu). An mhd. korbeUn, kurbelin ist der Bedeutung wegen (‘Reuse’) nicht zu denken. k/išpet. Die Kajkavci nennen ‘das TisehgesteU’ krti pet m.: »trifzpet vulgo krifzpet trapezophorus« bei Belostenec II. 54 7, geschrieben mit fz wie trifzto = tristo, II. 185 aber kri/prt. Das Wort ist das altital. trespede, trispede ‘DreifuB’, im alten, von Mussafia benutzten Vocabular mit ‘dri- spicz’ iibersetzt; dieser Forscher vergleicht weiter: »trespi ‘Schragen’, ven. trespio wohl statt trespido , bresc. trespec ‘DreifuB’, ebenso se^l. /TU trespide\ ital. trespolo ‘Schragen, dreieckiges TisehgesteU’ [d zu / wh! f-criurtJL Einflufl der beliebten Eudung -olo), sic. trespit.u id., comsk. tresped ‘sorta di telajo che porta il colatojo di latte’, wohl ebenfalls in der Form eines DreifuBes« (Mussafia, Beitrag, Denkschr. WAW. XXII. 216). Das slavische krispet , krUpet mit seinem k zeigt uns, daB es aus einer dial. Form wie bresc. trespec entlehnt ist, in welcher der anlautende und aus- lautende Konsonant umstellt wnrden. krnata. Das istročak. kennt fttr ‘Wurst’ den Ausdruck krnjtta, krndtina , (Nemanič 11.39,53). Das Wort scheint von den Rum&nen Istriens ent- I* Vermischte Beitrage z um slavischen etymo!ogischen Worterbuch. 521 lehnt zu sein. D as Kum. (Mold.) kennt rimat ‘Wurst’, welches Puscariu aus *carnaceum ableiten will. Das Dakorum. kennt cirnal , das me¬ glenk. ravnat ; nach Puscariu (Et. Wtb. 37 4) sind dies falsche Singular- bildungen; hjiltj man indes das ital.-sassaresische car na tu ‘salsiccia o altro di simile’ dazu, von dem zwar Guarnerio, Gli statuti della rep. sas- sarese, Archivio glott. XIII. 117 sagtr/carnatu ... e carni£u non hanno fisionomia indigena[/-e« ist p g "gk‘iohwoh l- wi iini n d ogt cbcnoo \vnhr s ichoin - !/!'&) rmM lich, /kfi—man vom lat. Adjektiv f. g. * ravnata (span. carnada ‘Stiick Fleisch’) auszugehen wobei das kinzugehorige Substantiv sahieka lC oder luranicu einfach als uberfltissig unterdriickt wurde| die ‘Fleisch- £ vvurst’ im Gegensatz zur ‘Blutumrst^ tJh ltn£, mi-,(Mi- a& Jzfei a&u>. (Jtft Javor , lovor , lorbega , vavrin. Das slov., serbokr. Javor , lovor ‘Lorbeer’ ist aus lat. laurus , it. lauro unmittelbar nicht erklarbar, da man daraus *Jav?i>, lovn, d. h. im Sloven. und Serbokroat./nach Analogie von v etn, (■ ve tur, vjetar ein *lavt>r, ] °r--uda! *lovar erwartete, ef. russ. laon>. Der Ausgang -or ist dabei unbegreif- lich. Man mufi desvvegen filr das slov. und serbokr. Wort von einer anderen Grundform ausgehen. Bine solche ist das ital. dial. Javor (mai- land.), das sich in den dem slavischen Gebiet nachsten ital. Dialekten in der Form lavurno (istroit. bei Ive 34, triest. bei Kosovitz 2 226b) findet, woftlr das Venezianische bereits lavrano besitzt. Das kroat. javor, ja¬ vor ika ‘laurus nobilis’ (in Nerezine auf Lošin, Let. Mat. slov. 1882/83, 290) scheint keine volksetym. Verwechslung mit javor ‘Ahorn’ zu sein, sondern hat sich vermutlich regelreeht aus * Javor entwickelt; hingegen beruht os. Ju ver j ene filr ‘Lorber’ sicher auf der Einmischung von Lau- renz in das Wort *tuwrin , welches wir auch ftir das Čechisclie vavrin annehmen miissen, entlehnt aus lat. lauiiuu ••, indem ftir J das u eintrat (obalovžni, Gebauer I. § 283). Die Slovenen nennen den Lorber auch lorbek und lorbega : ‘Fige, rožiče za mlade dekliče, starim babam pa lorbege’ (oberhalb Marburg); die gevvbhnlichste Form ist lorber aus d. Lorbeer , resp. das daraus ent- standene lojber , im Istročak. findet sich lumber ‘bacca laurea’ (Nemanič I. 29), irovoM, jarbol neben jambor ‘malus’, tumban fUr turban zu ver- gleichen ist. Die Formen torbe g a, lorbek sind jedoch nicht anf d. lorbeer zurttckzuftihren, was nur durch Annahme einer Suffixvertauschung {vkv) mtiglich ware und ja bisweilen eingetreten ist. Ich glaube vielmehr an Entlehnung aus dem Italienisčhen, wo allerdings das anlautende /, das 522 K. Štrekelj, als Artikel aufgefafit ward, vielfach verloren ging: it. orbacca , tir. bresc. orbaga , berg. riibaga aus lauri bac, das Schmeller-Frommann I. 2 78 ver- zeichnet. Die ‘meta foeni = Heuhaufen’ entspricht genau dem istrorum. ^ SynonymO» kopq fiir p e rnfit, aus slav. kopa ‘Heuhaufen’ und -fiahl auch / ^ ‘Garbenhaufen’ (im Ktistenland). h £af/ rabelj. Das slo v. rabelj, rubeljn, rablin ‘der Scharfrichter’ ist bis jetzt un- erklart. Miklosich, Fdw. I 2 1 dachte an das d. raben, raffen und Raben- stein\ aber das a dieser W ‘Kraft’, it. appena, 528 [K. Štrekelj, frz. a peine v. poena , woraus d. P ein ‘Plage, Qual’, kroat. težke muke mučno je vjerovati ‘es ist kaum glaublich’, r. st, trudom *, nas.Uu ), und daG ferner der Begrifif‘Verrichtung, Arbeit’ vielfach mitjMiihe, Plage, Qual, Zwang’ abvveehselt. Demnach ist auch das mhd. geschaft, ge- schefte , das neben anderen Bedeutungen auch die von ‘negotium, Ver¬ richtung, Beschaftigung, Arbeit, Aufgabe’ besitzt, leicht ftir die mit der Arbeit verbundene Mtihe und Qual, ftir die MuGarbeit verwendet worden. Das Wort ist in ersterer Bedeutung noch im Resianischen erhalten, wo es heiGt: nicon moet šahtb z nikohiir ‘ich will mit niemandem zu tun (ein Gesch&ft, eine Arbeit, Plage) haben’, masa mu šahtb za pysat ‘ein recht schvveres Geschaft (eine recht groGe Miihe: mn )tol+l gleieh moč , slov. moč{ am Karst muč, vor š schwand d: masa moč šafti) zu schreiben’ (Baudouin de C., Materialy I. 98, 555). Der Genitiv ist als der zumeist gebrauchte Casus, wie beim Adverb šaliti, auch zu einem indeklinable^n Wort ge- geworden: kaj za no šahti ni majo ‘was fiir ein Geschaft (Arbeit, Be¬ schaftigung) haben sie’? (ibid. 281); am moel no šahti za rumunet z ni mužom ‘er hatte (ein Geschaft, eine Arbeit, einen Auftrag) zu sprechen mit einem Mann’. Man beachte auch d. schaffen ‘arbeiten, sich beschaf- tigen, sich plagen’. škuram. Ftir das serbokr. škuram , gen. š karma, ‘Ruderholz, Ruderpflock, Dolle, Hengst (an Kahnen)’, bei Mikalja škuram od broda ‘schelmo, pala- schermo, scalmus’, gibt Miklosich im Et.Wtb. 340b ‘Schirm’ als Bedeu¬ tung an; diese finde ich indes nirgends angeflihrt, und sie dtirfte nur auf einem Versehen Miklosichs beruhen, indem er darauf aus ital. schermo schloG. Unser Wort ist aber ital. k car m, o ‘Ruderring, Rudernagel’ neben scalmo aus lat. scalmus (frz. echuumc , span. escalmo ), wie dies bei Miklosich Frdw. 125 richtig hervorgehoben ist, nur daG er da das Wort unrichtig s karam schreibt. Durch EinfluG des nur im Wurzelvokal ver- schiedenen ital. schermo ‘Schutz, Schild’ (aus ahd. skirm ) ist der alte Wurzelvokal a im ital. Worte zu e geworden, zunachst in der Form mit r: schermo, dann aber auch in der mit l : schelmo. špata, špatr/g. Das č. špata bedeutet ‘HaGIichkeit, Abscheulicheit, UnfOrmliehkeit, auch schlefjhter Mensch’, špatiti ‘haGlich oder schlecht machen, špalo- vati ‘schimpfen, tadeln’, špatng (das bei Miklosich, Et.Wtb. 342 er- wahnte sputng ist Druckfehler) ‘^ring, schlecht, elend, erbarmlich, bose, Vermischte Beitrage zum slavisehen etymologischen Worterbuiyir] be- ruhte. Noch groBere Schwierigkeiten als tralje bietet das in Črna gora gebrauchliche tranja (Irana), indem darin die Lautabwechslung l -j* h lautlich nicht erklart werden kann. Vuk umschreibt es mit dem tiirk. tezgere (tdzgerd), Jukič 621 mit tralje. Die sporadische Lautabwechs- lung diirfte — ein deutsches Wort ist auch in Montenegro nicht uner- hort — auf einer Kreuzung mit Substantiven auf -nja, -na beruhen. Hat vielleicht nicht auch ital. trdino, tratno ‘Ladung, Last, Fuhre, Schleife’ mit eingewirkt? Das serbokr. tralje in der Bedeutung ‘Fetzen, Lumpen, Hadern, Lappen (am Schnabel der Hiihner)’ ist natiirlich von obigem tralje zu trennen und eine einheimische, wenn auch etwas ungewohnliche Bildung von der Wz. tw : trČti. Entstanden ist ^ie-nach tkalja, pralja, ursl. *tbkadlja, *pbradlja. Wie pralja dem pbrati, perq entgegensteht, so ward wegen drSti neben dbrati, derq, dbrq auch zu tri ti, tbrq ein *tbrati vorausgesetzt und daraus tralja ‘das abgeriebene, abgeschabte, das scha- bige Kleid, d. h. Fetzen’ gebildet. Ein solches *tbrati setzt auch das slov. trača ‘Handtuch’ (neben tirada) und poln. tracz ‘Sagemiiller’ voraus. Das neben tralja vorkommende tralja ‘lacinia’ ist wie vrulja keine Bildung mit -Ija — wie Miklosich VG. H. 106 meint —, sondern gehort unter die Bildungen mit dem Suffis -ulja wie odrpulja ‘pannus’, grehu ja und ahnliche, worunter wir bei Miklosich VG. H. 112 dem vrulja neuer- dings begegnen. Zu trs. Ich habe tiber trs ‘vitis etc.’ bereits im Archiv XII. 471 f.gehandelt und dem dort gesagten nur hinzuzufiigen, daB, ahnlich wie die Slovenen, auch die Italiener den Kukuruzkolben mit torsolo (del grano turco) be- zeichnen und dali man auch in der d. OststeiermarJ Dur se und Tur se (Turs) f. ‘Strunk, Stumpf’ spricht und )hli Tursenpfanne ‘Bez. filr eine besondere Art strunkartig geformter Pfannen’ in einer steir. Urkunde aus dem Jahre 1680 vorkommtj Bei Miki. Et.Wtb. findet sich das Wort auf S. 364b, aber unerklart. Neuerdings hat sich mit dem Wort Ferd. Som- mer, Griech. Lautstudien 57, beschaftigt und es als echt slavisch mit gr. O-givia • aujitlog Iv (Hesych) verkniipft, welches er auf *trisnia zuruckfiihrt. Ein *triso~, das man dann dem slav. Wort zu grunde legen mliHte, wtirde aber nur ein * trbclvb ergeben. Die slavischen W6rter trs ll h' d L 536 K. Štrekelj, ‘Strunk, Rebe’ sind daher Bach wie vor als fremd anzuseben und zu thyrsus , tur ms , 'jqoos ‘Strunk, Thyransstab’ zu stellen, cf. Korting 2 pg. 859, 860, Nr. 9532. trušec. Im slov. trušec ‘Speisentrager’ (Miklosich, Et.Wtb. 363b sub truk- ^ čašij) ist der Ausgang ec nicbt das eigentl. slavische -t>ci£ sondern es ist j ^ nur durch Ubertragung (Volksetymologie) aus der deutschen Endung -(s)asze in truhsoeze entstanden, wie etwa Šnoptc aus d. Schnaps. Dieses trušec (*trusLct) ward in der Folge als nomen actoris aufgefafit und da- zu ein Verbum trušati gebildet, das seinerseits den Stamm fiir die Neu- bildung trušar ‘TruchseB, Speisentrager’ abgab. Das slov. trunšar dlirfte daraus mit Einwirung von tranširati , tranšerati ‘tranchiren’ entstanden sein. — In trušec ist das dem d. chs (hs) entsprechende kš zu š verein- faebt worden, wie aucb sonst hiiufig (puša — pukša etc., vgl. oben šafti). urbas. Das slov. urbas m. bedeutet ‘Oberleder der Schuhe’. Pleteršnik fflhrt s. v. aus Cafs NachlaB ein schlesisch-d. Furbuji ‘Vorschub’ zur Vergleichung an. Das Wort ist das d. FurfuJI, das im deutschen Teile Steiermarks gleichfalls, wie im Sloven., ‘Oberleder ftir Schuhe’ bedeutet (Unger-Khull 259). Aus Furfufi-Vorfufi bildete der Slovene zunachst *borbus, *burbus , *vurbus , *urbus , daraus durch die Mittelstufe fur bos endlich urbasj (rutem o <■*_ a*,. /V <. i dt / )>»-' n rin Jš [p n T Das slov. vadvačka , welches Megiser mit ‘Watsack, bolgiaj, tasca, 1% bisaccia erklart, habe ich in der Schrift »Zur slav. Lehmvorterkunde« 71 betreffs des ersten Teiles falsch erklart. Das Wort ist nichts anders als das steir.-d. Weidwatschker m. ‘die Weidtasche’ (Unger-Khull 625) von TVeid ‘Weg, Jagd’ und Watschger ‘Reisetasche, Felleisen’ mnd. weske, we[t)$cher , icetsker, auch icatscher, worflber Tamm in den IF. IY. 397 handelt: vaška entstand aus I Vatsckker ( TVatschger), indem das aus - lautende er wie ein unbestimmter Vokal %)oder ^ klingt. vetrih , wytrych. Das slov. vetrih m. ‘Nachschliissel, Diebeaschltissel, Beischlussel’. poln. wytrych ‘id.’, lit. witrikas ist nicht unmittelbar aus dem d. Diet- rich (urspr. Personenname', vgl. Kluge 6 78), das in cech. dštrych vor- liegt, sondern aus Formen ohne das anlautende d. Eine solche kann ich Vermischte Beitrage znm slavischen etymologischen Worterbuch. 537 aus dem Steirischdeutschen nachweisen: vJetrich : hette er von einem Tradt ein J. gemacht« (Unger-Khull 364). Im Poln. scheint allerdings auch das Prafix wy mit eingewirkt zu hab on (Korbut, Prače fil. IV. 382, 385, 455); doch mufi dies erst spater der Fali gewesen sein, indem der Personenname Dietrich zu wietrzych (Wietrzychowice) ward (neben Dzietrzech). Da& w im Anlaut selbst vor einem palatalen e antritt, zeigt poln. Wqgelsztejn ans Engelstein, docb war hier sicher wqgle ‘Kohle’ mit im Spiele. Was der Grund filr den Schwund des anlautenden d im Deutschen ist, ist dunkel; vielleicht haben Worter mit it, einer alten Vor- silbe, dem lat. re- entsprechend, eingewirkt, z. B.: it-rucken, itaru- chan, itterichen ‘ruminare’ etc. (Schmeller-Frommann I. 176). všegarica. Das slov. všegarica ‘babica, die Hebamme, Geburtshelferin’, všegar- stvo , šegarstvo (šegarstvo) ‘die Kunst eineFHebamme’, všegarim ‘zur Geburt helfen’ schien mil' ein von Pohlin gebildetes Wort zu sein. Ich tat dem Mann Unrecht; die lautliche regelrechte Entwicklung zeigt, dali das Volk es entlehnt hat nnd zwar aus dem Deutschen: steir.-d. Be- seher-ei ‘Wartung einer W6chnerin’: »was ich in Psechereyen gewonnen«; Beseher-in (Bsechnerin ) ‘Weib, das eine Wdchnerin bedient, Warterin fflr eine Kindbetterin, Hebamme’, Besehschaft ‘Hebammendienst’ (Unger- Khull 72); bair, Beseh-Amm , Besech-Amm, Bsechnerin, Bsennerin ‘Frau, -vvelche einer Wochnerin beisteht und die ersten 4 oder 5 Wochen hindurch die Warte des Kindes besorgt; pisehati = besehen ein Kint oder ein wibe; der Bsehher, Bsehherin, Schmeller-Frommann I. 246; nost. Bsenarin ‘Wochenbettwarterin’ (Castelli 98); mhd. besehen ‘be- schauen, besuchen, besorgen, filr etw. sorgen’. Aus besehen, bsechen entstand zunachst *pi>zegati, pšegati', dies ergab dann *všegati, wovon všegar, všegarica, zuletzt šegarstvo, (wie aus pbšeno, pšeno, všeno, šeno, aus pijšenica — všenica, šenica ) ward. Ahnlich ist das d. Prafis be- ge- schvranden in štant : v štant dati ‘verpachten’, das nicht das d. Stand, sondern das d. Bestand ist: pštant (cf. Časopis za zgod. in nar.V49 aus d. J. 1775), woraus *vštant und daraus erst štant ward. Bei Beurteilung des Sclnvundes von Prafizen oder anlautenden Silben hat man flberhaupt vorsichtig zu sein. Wiirde jemand sagen, slov. škant ‘Geige, Violine’ sei aus Diskont durch Abfall von di- entstanden, so wiirde er damit kaum eine richtige Vorstellung von dem ganzen Vorgang beweisen; viel- ,mehr ist das unbetonte i der ersten Silbe zunachst zum Halbvokal herab- 4 > 3 & K. Štrekelj, gesunken und dann ge3chwunden, worauf 'jlškant zu 'fUkant, darin aber die Lautgruppe Uk ( čk ) zu šk vereinfacht ward. Zu želj ar. D as sloven. želj ar, slovak. želiar , č. želir u.s.w. ‘Imvohner, Haus- ler’ habe icb bereits Archiv XIV. 554 f. erklart und hingewiesen, daB e 3 auf einer Form des d. Seldner , Selder ‘Bewokner eines Seldhauses’ be- ruht, worin Id zu ll ward. Man findet diea z. B. im Personennamen Fellner , Feller fiir Feldner , Felder. Nun kann icb diesen Lautwandel bei unserem Worte selbst nachweisen: steird. Gesoller ‘Bezeichnung fiir gewisse Knecbte bei der Meierei Seckau’ (Unger-Khull 289); auch der H&usler oder Inwohner ist gegeniiber dem Besitzer, auf dessen Boden er wobnt, zu gewissen Arbeiten und Leistungen verpflichtet. Die i enthal- tenden Formen unseres Wortes in einigen Sprachen, so im magy. silhjer, zsiller , woraus das serb. žiljer stammt, lassen sich aus dialektiscben d. Formen wie ateird. Sille = Selde (Unger-Kbull 596) erklaren. žlombrt. Ich habe in meiner Abhandlung »Zur slav. Lehnw5rterkunde« 7 6 (Denkschriften WAW. L.) das istročak. Wort žlombrt ‘pars carnis por- cinae dorsalis’ aus dem d. Lungenbraten mit Vorschlag des s (slav. ž) wie in den benachbarten ital. Dialekten, wo es auf ex, dis beruht, er¬ klaren zu kiinnen geglaubt. Diese Ableitung ist im ganzen ersten Teil unrichtig. Das Wort ist identisch mit dem in einer Glosse vorkommenden d. nschlatobrdt lumbus« (das aw-ow undeutlich), » sloucprato vel scubi- line, inductilis«, » Schlachpratte« , » porci schlagbradales« , alles bei Schmeller-Frommann II, 518, der von *Schlaug ausgehen will; naher scheint indes zu liegen mhd. sldch , sluoch ‘die Haut, der Schlauch’, und wenn man bei Schmeller die Stelle aus der Munchner Schlachtordnung v. 1529 betrachtet, wo es heiBt ollochrucken, Schlachpratte und das Abprat umb 3 dn.«, so ist damit wohl der sogenannte ‘Netzbraten’ ge- mcint, der in der Gedarmenetzhaut wie in einem Schlangenschlauch ge- braten wird. Spater erst ward daraus die aus Schweinefleisch gemachte Wurst ( slovbrate farcilio). Verschieden davon ist »lumbus slierbraten« bei Schmeller-Frommann II. 533 sub Schlier; an ein *sliemprato ‘Braten in der Netzhaut (== sitem)' zu denken verbietet das o des slavischen Wortes. In žlombrt wird m demnach ein sekundar vor b entv ickelter Konsonant sein, woruber meine zitierte Schrift pg. 10, 11, 79 zu ver- gleichen ist. Vermischte Beitrage zum slavischen etymologischen TVorterbuch. 539 iventuljica. D as čak. iventuljica ‘Faclier, ventaculum’ (Nemanič II 52) ist aus dem Italien. entlehnt: triest. sventola ‘ventaglio’, sventola del fogoler ‘ventola’, sventolar ‘soffiare, ventolare’ (Kossovitz 2 457 b); istroit. (rov) iguqntula ‘ventaglio’ (Ive 34); in der ital. Schriftsprache sventolar e ‘liiften’ aus *exventilare. G raz. K. Štrekelj. - ; - 1 - - - 1 - 1 - NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJI (17U (17UNICA 00000461845