60. PROGRAMM des Staats-Obergymnasiums ZU KLAGEN FURT. □ □ □ Herausgegeben = am Schlüsse des Studienjahres 1909/1910 vom Direktor. Klagenfurt 1910. Im Selbstverläge des Gymnasiums. Beiträge zur Volksliteratur Kärntens. Von Dr. Franz Kotnik. Kurze Biographie des Volkspoeten Andreas Schuster, vulgo Droboznjak. Oft tauchen ans dem Volke talentierte Männer empor, die, wenn sie eine entsprechende Bildung genossen, Tüchtiges geleistet hätten. Ein solcher Mann ist auch unser Andreas Schuster, der iti Michael Andreash, einem Weber in St. Jakob im Rosentale, einen tüchtigen Zeitgenossen hat. Andreas Schuster wurde am (i. Mai des Jahres 1768 als ehelicher Sohn des Peter Schuster vulgo oberen Droboznjak und seiner Gemahlin Magdalena, einer geborenen Karpniggin vulgo Ulrichin aus Terlach geboren.1) Die obere Droboznjak- (auch Droboznik-) Hube liegt östlich von Sternberg. Andreas war das sechste und jüngste Kind seiner Eltern. Von Schusters Jugend wissen wir eigentlich nichts. In diese Zeit fällt die theresianisch-josephinischc Schulreform iti Kärnten.2) Kalls die Schule in Velden vor 1780 errichtet wurde, konnte diese unser Andreas noch besuchen. Es bleibt aber Tatsache, daß er auch die deutsche Sprache sehr gut beherrschte, denn er übersetzte ja deutsche Bücher ins Slowenische. Die nächste Nachricht über unseren Volkspoeten bringt uns das Trauungsbuch der Pfarre St. Georgen am Sternberg. Nachdem er kurz zuvor von seinem Vater die obere Droboznjakhube übernommen hatte, verehelichte er sich am 23. September des Jahres 1793 mit »Agneß Weißin, ehelich erzeugte Tochter des Martin Weiß, gewesten Besitzer der Kamnigg Keusche zu Jeßerz und deßo Eheweib Maria, einer gebohrener Hermanin in dieser Pfarr am Sant, Katli. 21. Jahre, unverehelicht«.®) Andreas Schuster hatte im ganzen I 1 Kinder, von denen im Jahre 1810 noch 9 am Leben waren, 0 Knaben und 3 Mädchen. Das jetzige Bauernhaus des »oberen Droboznjak weist nicht mehr die frühere Gestalt auf. Es wurde vor etwa 50 Jahren umgebaut. Jetzt hat es einen sogenannten »oberdeutschen Typus. Doch wissen wir auch, wie es vor dem Umbau beschaffen war.*) Es war ein Rauchstubenhaus und umfaßte die Laube, die Rauchstube und zwei Stuben, deren eine unserem »Dichter« wohl als Bibliotheks- und Studierzimmer dienen mochte. Vorne ') Matricula Köstenbergensis. Liber baptizatorum a 1743—1770, sub: 17 Annus 68. 2) Vergl. darüber: Jos. Apih: Die theresianisch-josephinische Schulreform in Kärnten. Carinthia J. 1903, 1904. 3) Trauungsbueh Tom. II. S. 6. *) Mitteilung des im Jahre 1829 geborenen »alten Cavznik« in Jeserz. - mliA. hatte das Haus, welches mit der Front gegen St. Georgen gekehrt war, einen hölzernen Gang. Zur Behausung gehörten auch die »obere« und »untere« Badstube. Unter dem Volke haben sich noch bis auf den heutigen Tag viele Überlieferungen erhalten, die uns Einiges über das Leben Droboznjaks mitteilen. Haderlap erwähnt,1) daß man ihm von Wernberg aus die gedruckten Bücher wegnahm und die weitere Herausgabe untersagte. Man hat ihm wirklich seine Bücher konfisziert, denn davon spricht der Poet selbst in seinem »Svovenji OBACE«. Aber wer sie ihm konfiszierte, zu welcher Herrschaft die Drobozujakhube gehörte, weiß ich nicht.2) Andere Berichte wissen von einer Buchdruckerei, die der Poet gehabt habe, zu erzählen. Daß er selbst Bücher gedruckt oder zuhause sich einen Setzer und Buchdrucker gehalten hätte, ist nicht glaublich. Denn die im Druck erschienenen Bücher sind nicht von der Art, daß sie in einem entlegenen Bauernhause hätten im Druck erscheinen können. Trstenjak berichtet:3) »Wenn Andreas Droboznjak pflügte, hatte er an jedem Ende des Ackers ein Buch, in welches er seine »Reime« schrieb, die er beim Ziehen einer Furche dichtete.« Daß er auch während der Arbeit dichtete, bestätigt der Poet selbst am Schlüsse des »Svovenji OBACE«; »Tc raime sim narodov per moimi dele polete.« (Diese Reime habe ich im Sommer während meiner Arbeit gemacht.) Über die letzten Lebensjahre Schusters wissen wir sehr wenig. Im Jahre 1818 lebte er noch, denn er übersetzte in diesem Jahre das Passionsspiel in den Dialekt seiner Heimat. Kr hauste dann ab. Wann dies geschah, können wir wiederum nicht genau bestimmen. Warum es wohl mit seiner Wirtschaft abwärts ging? Dazu trugen mehrere Umstände bei. Schuster ergab sich dem Trunke (Vergl. die Wirtshausreime), er hatte eine große Familie; die Bücher, die ihn gewiß eine beträchtliche Summe kosteten, wurden beschlagnahmt. Seine Lebenszeit ist voll von großen kriegerischen Ereignissen. Die ungeheueren Heeresmassen, die nach Italien zogen, marschierten durch das Land und mußten vom Lande leben. Es folgt die Franzosenherrschaft. Während dieser erscheint 1811 die Marienpassion. Die Folge der kriegerischen Ereignisse war, daß im Lande eine große Hungersnot ausbrach. Die Bevölkerungszahl schrumpfte zusammen, ansteckende Krankheiten waren unter dem Volke verbreitet.4) Auch vor den Franzosenkriegen war es nicht viel besser.5) \\ ir suchen in den Sterberegistern der Sternberger, Köstenberger und Ossiacher Pfarre vergebens nach dem Todesjahre Schusters. Auch in der Gottestaler Pfarre ist kein Andreas Schuster unter den Toten.6) Wann und wo er starb, ist bis jetzt unbekannt.') ') Koroške bukvice S. 117. Anm. 2) Das Landesarchiv Kärntens hat keine Urbare von Wernberg. (Mitteilung des Herrn Landesarchivars Dr. lt. v. Jaksch.) 3) Slovensko gledališče (Slow. Theater) im Anhänge. *) Hermann, Geschichte Kärntens 111. 330ff. 5) Vergl. darüber, was R. Diirnwirth: »Volkswirtschaftliches aus Kärnten vor hundert Jahren« (Carinthia I. 1905) berichtet. fi) In der Ossiacher «+h! (iottestaler Pfarre soll er nämlich nach einigen Berichten die letzten Lebensjahre verbracht, haben. ') Ich werde nach dem Todesjahre natürlich noch naehforsohen und auch eine eingehendere Lebensbeschreibung, an der ich bereits arbeite, veröffentlichen. Bibliographie. Gedrucktes. Bis jetzt sind vier gedruckte Bücher und ein gedrucktes Blatt be-^ kannt, deren Verfasser Andreas Schuster ist. 1. »Svovenji OBACe« ') (slow. ABC). Es umfaßt 16 Seiten Kleinoktav und ist ohne Titel. Es fehlt auch die Jahreszahl und der Ort, wo es gedruckt wurde. In Simončič’s »Slovenska bibliografija« wird es nicht erwähnt, obwohl es F. Hadenap schon in den »Koroške bukvice« angeführt und ganz entstellt veröffentlicht hatte. Der Grund liegt darinnen, daß Haderlap nicht sagt, daß dies ein gedrucktes Buch ist, sondern nur erwähnt, daß sich dasselbe in Abschriften unter der Landbevölkerung erhalten hat. Das »ABC« ist keineswegs eine Fibel, sondern enthält 406 Verse, von denen jeder fünfte mit dem darauffolgenden Buchstaben des Alphabets besannt. Die Einleitung, welche 22 Verse umfaßt, entbehrt dieses Merkmals. Hierauf ist von Vers 23—406 (Schluß) das ABC viermal als Akrostichon verwendet. Weiteres siehe S. 7 — 9 ! 2. Ein zweites Büchlein, das bisher unbekannt war, ist S. — beschrieben. Es fehlt auch hier das Titelblatt und es war auch keines vorhanden. Doch woher wissen wir denn, daß Schuster auch der Verfasser dieses Büchleins ist? Nach der »Salbe« heißt es: »Tu je napraulano od Andreja Shuestarja Drobosniaka eniga Paura v’ koratane« (Dies ist von Andreas Shuestar, einem Bauer in Kärnten gemacht.) Weiteres s. S. 9— 1 1 ! 3. Pasion tu je popisvanie od terplienia Jesusa Kristusa inu niegoue shalostne matare Marie Deviza. Tae pasion je venka ußet is tajstih Bukou, katere se jemenujajo Kristusaua shiulenjä ali Chrisie Leben-Buch inu u’druk dane u’tem lete od Andreja Shueßterja Draboznika, eniga poredniga Paura u’ Koratane. (Ein Marienbild) MDCCCXI. S. 72. Format: 30 cm lang, 10 cm breit. Doppelduodez? Weiters siehe unter »Marienpassion« S. 12 ff! Das Buch zeichnet sich durch das sonderbare Format und den äußerst schönen Druck aus. Von S. 64 (Absatz Q,) wurden andere Lettern als vorne verwendet. Der Text ist am oberen und unteren und an den beiden Seitenrändern mit Linien eingefaßt. Die erste Nachricht über dieses Buch brachte fl. Scheinigg im »Kres« V. Jahrg. S. 424. 4. TO JE TA PRAVI INV TA ZI ELI Colemone Shegen. Kateri je biv vkcleranje taprvevobart vdrvkan vtam lete: 1321 noi v latinshzhei shprachi vnkei dan: potam pa nanemshko sedei pa ta prvvo bart nasoven jo novo kvhan inu frishno pazhan. D. K. 10. R. (Das ist der echte und der ganze »Colemoni-Segen«, der zuerst zu Köln am Rhein im Jahre 1311 gedruckt und in lateinischer Sprache herausgegeben wurde: hierauf aber in der deutschen Sprache jetzt aber zum erstenmal in der slowenischen Sprache neu gekocht und frisch gebacken.) Kleinoktav S. 283. 4 Stahlstiche am Schlüsse.2) ^---- ') Das Büchlein fand Herr Pfarrer J. Mahrhofer in Podersdorf. Es ist dies das einzige bekannte Exemplar. Daß Andreas Schuster Autor dieses Buches ist, hat Prof. Joh. Grafenauer in seiner Abhandlung: »O »Duhovni brambi« in nje postanku« (Über den »Geistlichen Schild« und dessen Entstehung) im »Časopis za zgodovino in narodopisje« (Zeitschrift, für (ieschichte und Volkskunde) Jhg. J907. S. 1—70 nachgewiesen. Der Stoff für den »Geistlichen Schild« und den »Colomoni-Segen« ist aus drei Quellen geschöpft: Aus 5. Ein einzelnes gedrucktes Blatt, dessen Autor anch Schuster ist, fand Herr J. Rudi in St. Michael bei Bleiburg. Es enthält auf der einen Seite »die Länge Mariens«, auf der anderen »die Länge Christi«. Die Autorschaft Schusters hat ebenfalls J. Grafenauer in der oben zitierten Arbeit nachgewiesen. Wie der »Colomoni-Segen«, so ist auch dieses Blatt, welches als Amulett dienen soll, das, wenn man es bei sich trägt, den Menschen vor verschiedenen Gefahren bewahrt, aus dem Deutschen übersetzt.1) Handschriften. Von den Handschriften unseres Poeten hat sich keine erhalten, wenigstens ist bis jetzt keine aufgefunden worden. Sonderbar klingt aber das, was mir bezüglich der schönen Magelohe Herr Pfarrer Stephan Singer in Augsdorf bei Velden mitteilte: Vor etwa 20 Jahren war in Augsdorf bei Velden noch eine Handschrift erhalten. 1. Das Buch, welches gebunden und 2 cm dick war, war von Schuster eigenhändig geschrieben. Der Titel und die Anfangsbuchstaben in den einzelnen Abschnitten sollen gedruckt gewesen sein.2) Nach Singer lautete der Titel folgendermaßen: »Ena liepa historia od tev liepe Magdalone in pa od ta Edelpetra v ani provineiji v Svajci. Spisal Droboznjak.« (Eine schöne Historie von der schönen Magelone (Magdaiona) und vom Edel Peter in einer Provinz in der Schweiz.) 2. a) Die älteste bis jetzt bekannte Abschrift des Passionsspieles ist aus dem Jahre 184-1. Der Titel lautet: »Komedija od zeliga grenkiga terplenja ino smerti Jesußa Krißtusa naßhiga lubiga Gospuda. Popißano od Andreja Droboßnjaka eniga paura v Korantane is nemzhiga v koroshko ßhpraho v rajme napraulano v letu 1818.« (Komödie vom ganzen bitteren Leiden und dem Tode Jesu Christi, unseres lieben Herren. Geschrieben (verfaßt) von Andreas Drabosnjak, einem Bauer in Kärnten, aus dem Deutschen in die kflrntnerische Sprache in Reimen übertragen.) b) Die Zweitälteste, mir bekannte Abschrift stammt aus dem Jahre 1854. Sie wurde von Anton Unikar, einem Keuschler in tSt. Ruprecht bei Klagenfurt, gemacht.3) c) Die dritte Abschrift, die ich zu sehen bekam, stammt aus dem Jahre 1881. a und c stammen aus Köstenberg. Alle diese Abschriften sind jetzt im Besitze des Seminars für slawische Philologie an der Universität in Wien, wo der Nachlaß des Slawisten Oblak sich befindet. Das sind natürlich nicht die einzigen Abschriften. Dieses Passionsspiel dein Volksaberglauben, aus der orientalischen und mittelalterlichen Magie, aus der mittelalterlichen Mystik und dem späteren M\>ticismus (ibid S. 15.) Auch die buch-händlerische Spekulation trug vieles zur Verbreitung solcher abergläubischen Bücher bei. ') Ich habe dies im »čas. y.;i zgod. in mir« (oben zitierte Zeitschrift Jg. 1906) nachgewiesen und mit anderen dergleichen veröffentlichten »Längen« verglichen. Vgl. darüber auch Zeitschrift, für österr. Volkskunde« IV. 1898. S. 152, 2Ö8; I (1895) S. 276, 380. '-’) Kaum glaubwürdig. ;1) b) erhielt Vatrnslav Oblak vom verstorbenen Prof. Lendovšek, der sie von Herrn Einspieler, dem damaligen Pfarrer in Arnoldstein, bekam. Dieser erhielt sie von der Tochter des Abschreibers. wurde in verschiedenen Gegenden Kärntens aufgeführt und so sind auch dort, wo es aufgeführt wurde, noch weitere Abschriften vorhanden.1) 3. Auch vom Hirten- und Dreikönigspiel haben sich mehrere Abschriften erhalten. Herr Realschulprofessor Hutter gab mir eine solche, die er vom Pfarrer Kapun in Pirk ober Krumpendorf bekam. Ich sah eine aus dem Jahre 1905, die der Zensurbehörde vor der Aufführung des Spieles zur Zensur vorgelegt wurde.2) Woher A. Trstenjak3) den Titel »Pastirci ali Rojstvo Kristusovo« hat, weiß ich nicht. In den angeführten beiden Handschriften fehlt der Titel. 4. Von Droboznjak stammt auch »der verlorene Sohn«. Ich stieß unlängst auf eine Abschrift, die im Jahre 1877 Joh. Lipič, ein Müller in Duel bei Velden, besorgte. Der Titel lautet: »Jgra od zgublanega Sina«. (Spiel vom verlorenen Sohn.) Lipič, der noch lebt, versicherte mir, er hätte die Abschrift nach einem gedruckten Exemplar gemacht. 5. Nach der Volksüberlieferung stammt von Schuster auch der ägyptische Josef (Egiptovski Jožef). Pis jetzt konnte ich jedoch noch keine Handschrift dieses Spieles ausfindig machen. Unter dem Volke haben sich noch viele derbkomisch-satvrische Verse Schusters erhalten. Doch müßte noch früher die Autorschaft Droboznjaks nachgewiesen werden. Man bürdet ja vielleicht ohnehin zu viel unserem armen Schuster auf. „Svovenji OBACe“ (Slow. ABC). Inhalt. Das ABC ist der Hauptsache nach ein Lehrgedicht, welches die traurigen sozialen Zustände der Zeit, in welcher es entstanden ist, beschreibt und zur Besserung auffordert. Die Verse 1—23 enthalten die Einleitung. Das erste ABC (Vers 23—116) umfaßt allgemeine Lehren, welche größtenteils der christlichen Religion entnommen sind und auch praktische Winke für den Landmann enthalten. Von Vers 1 17 — 304 reichen die Lehren für die Bauern (Mann und Weib, Knechte und Mägde, Söhne und Töchter). Sie umfassen das II. und III. ABC. Die, Laster der Bauern sind: Sie fahren oft in die Stadt, pflegen freie Liebe und spielen, trinken Branntwein, essen Braten — zu Hause aber sind Weib und Kind halb nackt. Aber auch die Frauen sind nichts besser. Der Hausherr und die Hausfrau sollen darauf sehen, daß die Knechte zu Hause schlafen und sollen keine solchen Mägde in Dienst nehmen, die nicht ohne Mannsbilder sein können. Die Söhne und Töchter ergehen sich in sündhafter Liebe. Hierauf sind einige selbstbiographische Verse eingestreut, worauf das Lob des Bauernstandes beginnt. Der Bauer war der erste, welcher uns das Brot verdiente. Wenn es keinen Bauer gäbe, wäre auch kein Herr auf der Welt und so stammt ein jeder Stand vom Bauer, der Graf, der Fürst und sogar der Kaiser. Obwohl der Herr alles vom Bauer hat, so verachtet er ihn doch und hält ihn zum besten. Der Bauer sorgt dafür, daß der Herr ohne ') Eine solche schickte Herr Univ.-Prof. Dr. Lessiak Herrn Univ.-Prof. Dr. Karl Strekelj in Cruz. 2) Herr Kustos Dr. Max Ortner machte mich auf die Sammlung des kiirntn. deutschen Volkslieder-Ausschusses aufmerksam, die ein solches Spiel aus dem Metnitz-tale besitzt., das mit unserem ziemlich übereinstimmt. :<) Slovensko gledališče (Anhang). Sorgen, betrunken und satt schläft. Wenn der Kaiser Steuern ausschreibt, so verabsäumen es die Herren gewiß nicht, dies sofort dem Bauer zu melden. Wenn es keinen Hauer mehr geben wird, werden auch die Herren vom Kidboden verschwinden. Die Gerechtigkeit auf der Welt ist einge-schlafen, und die Frömmigkeit hat sich versteckt. Hierauf werden wieder Fehler des Bauernstandes vorgeführt, wie: Spielsucht, unlautere Liebe, Veilogenheit, Betrügerei, Ungerechtigkeit usw. Hie Sölme schreien in der Nacht wie Krähen, wodurch sie die unschuldigen Mädchen verführen. Geistlichkeit (304—366). In scharfer Rede wendet sich dann Schuster gegen die Geistlichkeit, deren Lebenswandel nach seiner Schilderung keineswegs unbescholten war. Sie sind hoff artig und leisten durch ihre Untugenden dem sittlichen Verfall des Volkes Vorschub. Die alten lebten anders. Hie neuen kennen beim Trinken kein Maß, deshalb glaubt man ihnen auch nichts. Wer sich daher ihre Lebensweise zum Muster nimmt, ist Räuber seiner eigenen Seele. Sie wollen von uns Lehrer genannt werden, aber niemand übertrifft sie in der Schlechtigkeit. Deshalb glaubt man ihnen sehr wenig, wenn sie von der Kanzel herunter schreien. Wenn ein Gewitter naht, tm^ sie nichts für uns. Nur unsere Sünden sind schuld an dem Schaden, den der Hagel anrichtet. Einige leben zwar scheinbar fromm, aber so habgierig wie Judas. Christus und die Apostel haben ihre Lehre auch durch Taten bestätigt. Unsere »Farji« verstehen hingegen zwar gut zu predigen, geben aber ein schlechtes Exempel. Dies ist die Ursache, daß das Volk sittlich verkommen ist. Lebet daher nach ihren Worten, aber nicht nach ihren Taten! Wenn sie ein gutes Salz wären, wäre es leicht in den Himmel zu kommen. Ein guter Geistlicher kennt seine Schäflein, ein schlechter aber übergibt sie dein Wolfe. Ein solcher hat auch ein Herz wie ein Wolf. Ein guter Pfarrer ist immer zu Hause und führt ein frommes Leben. Kr ist nüchtern bei Tag und bei Nacht, damit, wenn die Pfarrinsassen ihn benötigen, sie immer Hilfe bei ihm finden. W enn aber der Pfarrer in den Tabernen schreit und schimpft, dann schlägt den Pfarrinsassen der Hagel alles zusammen.1) Bitten wir daher um gute Lehrer, damit wir beim Herannahen des Gewitters bei Gott Fürsprecher haben! Sic können ja durch ihr Gebet das Gewitter abwehren. \\ ir müssen ihre Lehren befolgen und Gott wird uns dann gewiß nicht mit Ungewitter heimsiiehen. Zum Schlüsse (Vers 367 —39!)) werden noch die Mittel zu einem glücklichen Lebenswandel und einem guten Tode angeführt. Wann entstand wohl dieses Büchlein? Annähernd beantwortet uns diese Krage Schuster selbst, indem er am Schlüsse sagt: Yas se shribam Andrejas Shvcstar / Pa jas she knism zuo i.itar / Yas mnin ane srednje liete / Te raime shn naredov per moimi dele po lete. (Ich schreibe mich Andreas Shucstar / Aber ich bin noch nicht sehr alt / Ich stehe in den mittleren Jahren / Diese Reime habe ich im Sommer während meiner Arbeit gemacht.) Wir werden wohl nicht viel fehl gehen, wenn wir als »mittlere Jahre« das kräftige Mannesalter annehmen, das rund 40 Jahre betragen dürfte, woraus wir als Zeit der Entstehung des Büchleins die Zeit um 1808 bekommen. ') Unter dem Volke ist. der Glaube verbreitet daß, wenn der Pfarrer zu Hause bleibt und betet (beschwört), der Hagel keinen Schaden anrichten kann. Wenn das ABC auch keinen poetischen Wert hat, so bleibt es immerhin ein wichtiges Dokument für die Kulturgeschichte Kärntens. Ein bisher unbekanntes Büchlein Schusters. Dieses Büchlein enthält folgendes: 1. Ena lepa zelu nova latania od tah liudali shien (Eine schöne ganz neue Litanei von den bösen Weibern mit einer Vorrede von S. 1—2 und der Weiberlitanei S. 2—7). 2. Spet ena nova ozhitna spued sapianze inu savinske bratre. (Wieder eine neue confessio generalis für Trinker und »Weinbrüder«.) (S. 7— 8.) Ena shavba (8—9) (eine Salbe). 4 Ena nova pesem od napitah Bratrov (Ein neues Lied von den betrunkenen Brüdern). 5. Raimi od mlinariov. (12- 14 Schluß). (Müllerreime.) Inhalt: Die Litanei ist nur für die schlechten Weiber geschrieben, die ihren Männern nichts Gutes tun, die frommen, welche ihren Männern treu sind, geht sie nichts an (S. 7). Originell verteidigt sich Schuster in der Einleitung, warum er diese Litanei drucken ließ: Man muß die Kinder zum Lesen an leiten. Weil sie jedoch früher etwas Schlechtes als etwas Gutes sich merken, so muß man diesen Umstand ausnützen. Wenn die Kinder das gelesen haben, so werden sie dann auch nach Erbauungsbüchern greifen, aus denen sie das aussuchen werden, was ihnen zum Seelenheil dienlich ist. Die Kinder werden diese Litanei öfters losen, deshalb weiden sich ihre schlechten Mütter schämen und vor solchen Fehlern, wie sie in dieser Litanei enthalten sind, hüten. In dieser parodierten Litanei werden nun alle möglichen schlechten Eigenschaften des Weibes aufgezählt und alle möglichen Vergleiche angewendet. Das Responsorium auf diese lautet: »Mi prosmo tabe spreoberni se« [Wir bitten dich, bekehre dich (o Weib.)] (S. 2—3) und »Mi prosmo dabe bli rieshani od tazhah shien« (Wir bitten, daß wir von solchen Weibern erlöst werden). Durch die guten Eigenschaften des Mannes soll das Weib bekehrt werden, deshalb wird da, wo die Mannestugenden aufg ezählt werden, als Responsorium: »Spraberni se o shena« (Bekehre dich, o Weib) angewendet. Auf die Weiberlitanei folgt die Parodie der »confessio generalis«, die für Trinker bestimmt ist und mit den Worten : »o Gospued biert bodi ti mena bojomi pianzi guadlov inu milustlou skues tvojo bivo kriedo Amen«, schließt. (O Herr Wirt, sei mir armen Trinker (Säufer) gnädig durch deine weiße Kreide! Amen.) Das Kreuzzeichen lautet: »In) Namen des Vaters, des Wirtes, des Sohnes, des Bäckers und des Geistes, des Kellners, Amen.« Schuster war auch Bauerndoktor und verschrieb verschiedene Hausmittel und Salben. D i e Salbe aber, die er den Leuten in diesem Büchlein verschreibt, dient nicht körperlichen Leiden, sondern soll dazu dienen, daß sie nicht in die Hölle kommen. Man soll 5 Lot des größten Kreuzes und Leidens nehmen, dazu 10 Lotrechter Geduld, 15 Lot Unbescholtenheit, 20 Lot Mäßigkeit und 25 Lot Freigebigkeit. Das alles soll man zusammenmischen, es im Mörser der christlichen Gerechtigkeit zerstoßen und noch andere Tugenden dazugießen. Mit dieser Salbe soll man sich dann morgens und abends salben. Sie hilft, daß man nicht in die Hölle kommt. Solche »moralische Recepte« sind schon sehr alt. Tihomir Ostojič veröffentlichte1) »ein mittelalterliches moralisches Recept.« das sich in einer Handschrift seibischer Redaktion, wahrscheinlich aus dem Ende des XV. Jahrhunderts vorfindet und dessen Inhalt, da er unserem Recept ähnlich ist, ich hier deutsch wiedergebe: Ein Mönch kommt ins Spital und sieht mehrere Kranke, die an verschiedenen Krankheiten leiden. Jedem von diesen wurde je nach Bedarf ein Arzt zugewiesen. Als nun der Mönch eingetreten war und ihn der Arzt gesehen hatte, fragte er ihn: »Warum bist du zu uns gekommen?« Und der Mönch antwortete: »Gibt es ein Kraut, das eine große Sündenlast austilgen könnte?« Der Arzt erwiderte: »Geh, Kind, und nimm die Wurzel der geistlichen Armut, Blätter der Geduld, die Blume der Demut und Zweige des Gebetes! Nachdem du das alles zusammengestoßen hast, mische es im Kessel des Gehorsams. Sobald es durch das Sieb der Überlegung gesiebt ist, gib es in den Topf des sanften Gewissens, gieße das Thräncnwasser darauf, decke es zu mit Liebe und zünde darunter die Flamme der göttlichen Sehnsucht an, damit das alles gut siedet, dann schütte es in die Schüssel der Beurteilung (razsoditi), kommuniziere mit dem Löffel der Reue, wische dich ab mit dem Tuche der Beichte, so wirst du die Sündenschuld austilgen und von da an wirst du ein wahrhafter Christ genannt werden.« Es ist höchst unwahrscheinlich, daß Schusters moralisches Recept sein Eigentum wäre. Er dürfte es irgendwo gelesen und dann eine Salbe daraus gemacht haben. Wie so manches, das uns von Schuster erhalten blieb, so bekunden auch die Weiberlitanei, die conf. generalis des Trinkers und diese Salbe viel Volkshumor. An die »Salbe« ist ein Gedicht angefügt, das in humoristischer Weise das Leben und Treiben in den »Tabernen« und die Folgen, die. der häufige Gasthausbesuch für den Poeten hatte, behandelt. Das »Gedicht« wollte er allen Säufern widmen, doch so mancher schämt sieh dieses Namens, wie auch der »Poet« selbst; denn auch er trinkt gerne: »Kier ga tudei rad serklam«. In den Wirtshäusern sind die Trinker alle reich. Ihre Krauen gebärden sich zu Hause wie die Gehörnten. Weder zu Hause noch in der Taberne hat der Poet Ruhe. Dort schilt ihn seine Frau aus, hier lockt der Wirt das Zechgeld von ihm heraus. Solange noch bare Münze in seinem Sacke klang und er noch nicht eine zerrissene Hose trug, lobte ihn der Wirt. Jetzt aber geht er von Kot beschmutzt aus dem Wirtshause fort und der Wirt heißt ihn nicht wieder- kommen. Er fügt sich aber in sein Schicksal und äußert den Wunsch: »Solls sein, wie’s will, wenn ich nur zu Hanse genug Mehl habe.« Das letzte »Gedicht« ist gegen die übermütigen und lügenhaften Müller gerichtet. Sie lügen und versprechen den Bauern das in die Mühle gebrachte Getreide sofort zu mahlen, wollen aber auch dafür Trinkgelder haben. Doch obwohl sie solches auch erhalten, geben sie dennoch ziemlich leere Säcke zurück. Sie trinken Branntwein, essen Braten, tragen Sackuhren, spielen, ziehen mit ihren Geliebten dort herum, wo Musikanten spielen und beschenken die Mädchen mit schönen Kleidern. Wer leidet da Schaden? Der Bauer. Um reich zu werden, betrügen sie auch beim Mahlen. Sie stellen unter den Trog ein Schaff Wasser, damit das Mehl anquillt. *) Archiv für slavische Philologie Bd. XXII. S. 618. Wenn dann die Bäuerinnen solches Mehl bekommen, mißrät das Brot. Wenn jemand mit Getreide kommt und den Müllern ein schönes Trinkgeld gibt, so mahlen sie ihm sofort das gebrachte, obgleich sie schon anderen die Fertigstellung für die ganze Woche versprochen haben. Wie es einst um ihr Seelenheil bestellt sein wird, daran denken sie gar nicht. Schlau sind sie wie die Füchse. Die Säcke tauchen sie ins Wasser, damit sie, wenn sie dann getrocknet sind, weniger fassen. Und so bekommt der Bauer natürlich weniger Mehl zurück. »Doch, Bauer, ich will dich belehren, wie du’s wissen kannst, wann der Müller den Sack ins Wasser getaucht hat. Miß den mit Getreide gefüllten Sack mit einer Schnur ab! Wenn du ihn dann aus der Mühle bekommst, miß den Umfang wieder ab! Und wenn dann der Faden länger ist, so ist das ein Zeichen, daß die Müller dich um Mehl betrogen haben. Ein jeder Bauer soll wissen, wann der Müller den Sack ins Wasser taucht.« Der Inhalt ist so beschaffen, daß dieses Büchlein unter der Landbevölkerung gewiß große Verbreitung fand. Die Gedichte wurden abgeschrieben, gingen von Mund 7,11 Mund, von Geschlecht zu Geschlecht. Noch jetzt gibt es alte Männer, die dieselben auswendig kennen. Die A\ irtshausreime geben aber ein trauriges Bild vom Leben des Poeten. Die Entstehungszeit und Drucklegung des Büchleins läßt sich nicht sicher bestimmen. Es entstand in einer Zeit, da es mit der Wirtschaft Droboznjaks schon abwärts ging. Gegenüber dem »Svovenji OBACe« weist es einen Fortschritt in der Sprache auf und enthält auch nicht so viele Druckfehler wie dieses, woraus man schließen könnte, daß es nach ihm entstand. Die schöne Magelone. Nach einer Mitteilung des H. Pfarrers Stephan Singer in Augsdorf hat Andreas Schuster auch die schöne Magelone ins Slowenische übertragen. Das Buch läßt sich nicht mehr auffinden, wurde aber noch vor 20 Jahren von der Jugend gerne gelesen. (Singer.) An der Mittelmeerküste Frankreichs liegt ein Inselchen mit Namen Maguelone.1) Auf dieser ist eine stattliche Kirche, die im 11. —12. Jh. erbaut wurde. Die Entstehung der St. Peter und Paul geweihten Kirche hat dichterische Phantasie durch die rührende Liebesgeschichte eines provenzalischen Prinzen Peter zu einer fremden Königstochter Namens Maguelone verklärt. I11 Wirklichkeit hat aber die Insel der Prinzessin zum Namen Maguelone verholfen. Ihr Geliebter Peter ist nach dem Schutzheiligen der Kirche benannt.*) Der französische Roman ist in den Jahren 1453—1457 geschrieben. Die Fabel ist orientalischen Ursprunges.3) Die eigentliche Verwicklung und Lösung erscheint nämlich zuerst in der arabischen Novellen-sammlung Tausend und eine Nacht. Durch mündliche Vermittlung kam sie aus dem Orient nach Europa. Wir finden feie im XV. Jahrhunderte sowohl in der Provence als auch in Unteritalien. ') Dieser Abschnitt ist, aus Johannes’ Bolte: »Die schöne Magelone, aus dein Französischen übersetzt von Veit Warbeek 1527<', Weimar 1894 (Bibliothek älterer deutscher Übersetzungen. Hgg. v. A. Sauerl genommen. 2) 1. c. IX.-X. 3) 1. c. S. XII. Der Roman wanderte fast zu allen Völkern Europas und wurde auch von Dichtern behandelt. Hans Sachs behandelte die Geschichte von der schönen Magelona dreimal.1) Doch bildete die schöne Magelone bis zur Romantik außer der Zeit, ii. welcher sie entstanden, nur ein ausgesprochenes Volksbuch. Durch die Romantiker aber kamen die alten verachteten Volksbücher auch bei den höheren Gesellschaftskreisen wieder zu Ehren.2) Besonders hat sich dadurch Ludwig Tieck durch seine Bearbeitung des Mageloncromanes große Verdienste erworben. Eine Abhandlung über dieselben schrieb 1807 Görres (»Die deutschen Volksbücher«, Heidelberg).8) Eine genaue Übersicht über die Verbreitung des Mageloneromans bei den europäischen Völkern bietet uns Holte in seiner Bibliographie (S. LVI—LXVII). Es sind da 52 französische, 16 spanische, 2 katalonische, 3 portugiesische, 6 italienische, 1 suerselvische, 9 neugriechische, 2 niederländische, 62 hochdeutsche, 1 niederdeutsche, 25 dänische, 4 isländische, 1 schwedische, 8 čechische, 14 polnische und 3 russische Handschriften und Ausgaben angeführt. Die erste čechische Bearbeitung stammt aus dem Jahre 1565. Bei den Polen wird im Jahre 1591 im Bücherinventar des verstorbenen Lemberger Buchhändlers Balthasar Hubner eine »Historya o Magellonie« zum erstenmale erwähnt. Es sind russische Handschriften aus dem 17. Jahrhundert vorhanden. Während also zu den Nord- und Westslawen die Magelone schon im 16. und 17. Jahrhunderte kam, erhalten die Slowenen die erste und auch einzige Übertragung erst im Anfänge des 19. Jahrhunderts. Beiden Deutschen hilft der Romantiker L. Tieck 1796 der Magelone-historie wieder zu Ansehen — zu den Slowenen dringt um dieselbe Zeit ein Stück mittelalterlicher Romantik zum Volke, während in den slowenischen literarischen Kreisen die deutsche Romantik ihren Einzug hält und später in Verbindung mit der slawischen Romantik von entscheidendem Einflüsse auf die Entwicklung der slowenischen Literatur bleibt. Auf Grund welcher deutschen Ausgabe Droboznjak seine Übersetzung der schönen Magelone bearbeitete, läßt sich aus dem Titel, von dem wir nicht einmal sicher wissen, ob er gerade so lautete, wie er uns überliefert ist, nicht schließen. Jedenfalls war es aber ein deutsches Volksbuch, dessen er sich zu der Übersetzung bediente. Vielleicht wurde der Volkspoet zur Übersetzung dieses Romanes auch durch die Namen seiner Eltern, die Peter und Magdalena hießen, bewogen. Magelona heißt ja im 'Titel M a g d a 1 o n a. Marienpassion. Das unter der slowenischen Bevölkerung Kärntens am meisten bekannte Buch Schusters ist die Marienpassion. Es ist kein originelles Werk sondern eine Übersetzung. Das gibt ja auch der Verfasser selbst ‘) I. c. LU. 2) 1. c. LIV. ;>) Die deutschen Volksbücher. Gesammelt von Karl Simmrock I. lid. Frankfurt a. M. 1845. S. X. zu, indem er im Titel sagt: »Tae pasion p venka ußet (ß steht in dieser Arbeit für slowenisches s, s für slowenisches z, woran sich aber Schuster nicht immer streng hält)' is tajstih Bukou, katere se jemenujajo Kristusaua shiulenjä ali Christe Leben-Buch.« (Dieses Buch ist jenem Buche entnommen, welches Christi Leben-Buch heißt.) Das im XVIII. Jahrhunderte am meisten verbreitete Christi Leben-Buch ist wohl „Pas (Sroffe £eben Ctjrifti" bes P. Martin Cochem. Und in der Tat ist dieses auch das Original. Mir stand folgende Ausgabe zur Verfügung: „Das (ßroffe Ceben <£ in' t ft i / ober ausführliche / anbäcbtige pnb betpöglicfye B e f d? rei b intg beg Cebens unb Ceybeus nuferes £)(£mi 3®fu (£t)rifti / Hub feiner (Slomnirbigften 21 Cutter MARIJA, Sambt aller it^rer Befmnibteu / als nemlid) S. 2lunae / pitb ifyrer ilTutter : S. 3ofepfys pnb 3oacbi»ts : 5. 3oann's Baptiften unb €pangeliften : S. iHagbaleitae pnb JlTartfyae : S. Hicobenti pub 3°f‘;Pfy5 110,1 2Irtmatfyaea. €rfter Cfyeil bartun bie füruembjte Ding / fo ftd) i>oii Crfdjaffung ber IDelt big itacfy ber Derftöfyruug 3mifalemž / ^ie bes alten unb neuen Ceftameuts be* tieffenb / im 3>'kifd}en £anb jugetrageu / pnb in ber Bibel ettpas butifel ober für^Iict) befctjribeu feyuö / aufjfiifyrlid} erflärt tmb angejeigt tperbeit. Sambt einer betpögltcben Befd)reibuug befs 3üitgften <5erid?ts pnb ber t)öllen. Authore P. Martino Cochem, Ord. Capucin. Cum Facultate Superiorum & Privilegio Sac. Coef. Maj. Kt Seren. Elect. Bavaria. — München / ©ebrucft pnb perlegt / burd? 3°bann 3ä o d) n a l) m e 211 a« ria tfyren So^u allein in ein <5immer / pnb wollte ifynt in groffer Dertraulicbfeit ihr grof (es ^erjenleyb f lagen. Derot»egen/als f i c b e y e i n« a ti b e r n i b e r g e f e f f e n »aren/ f p r a dj b i e b o cb b e t r ü b t e 211 u 11 e i: 21T e i ii allerliebfter 5 o b n / ob icb Jroar nid?t tüürbig bin mit Dir / als m e i it e m (ß ® C C v n b ^€rrn 5 u r e b e 11: b e u 11 o / tu e i 1 Du a 11 d) 311 g 1 e i cb mein maljrei' n a t fl r 1 i dj e r S 0 b 11 bi ft/brauch td? bic 21TütteiIid?e ^reybeit / mb u? i 11 e t ip a s p 011 Dir begehren : ID e I d? es Du mir tiidjt molieft perfagen. (£br'ftns f p r a d): 211 ein Ijertj« allerliebfte 211 n 11 e r / Du maift / b a f i d) a 113 e i t eine f i n b I i dj e Sieb Piib «Ehrerbietung gegen Dir getragen ab / barumb fage an / ipas beiu Begehren feye/unb i d) ir> i 11 D i r s n i cto t a b f d) I a g e n. U. s. w. die korrespondierenden Stellen des und dürfte im großen und ganzen 4 beginnt die Passion. Pasion S. 4. Na velko Srido usäme Maria Jesußa samiga naßtran u’ eno Kamro inu sahzne n i e m u svojo velko n a d1u e g o inu shauoßt toshiti. Kir ßta pak 011a dba ukupa ßedeua, pravi ta shaußtna Mati k’niemu : oh! moi prelubeß-n i v i S i n. Der Absatz, der mit Q, beginnt, fehlt im deutschen Text. R a j t a 111 j e ß t, de t i k 11 a b o s h mojo p r o s h 11 j o d o 11 i 11 ’ d a r o 11, kir s i t i m o j 111 b i sin, inu jeßt tvoja prava Mati, satu ozhem jeßt ßtabo serzhnu koker is mojem Buegam govoriti inu Tebe lepu sa eno rez h proßiti. Saj ti viesh, pravi Jesus k’ Marii: oh! moja zartana Mati, jeßt sem ußolej prueti tebi eno otrosli-k o 1 u b i e ß e n j e 111 o u, satu povej kaj je tvoja proshnja, inu jeßt tebi jo nabodem doui u’darou, aku ni zhes-volo m o j g a Ozheta. Cochem S. 6, linke Spalte » S. 6, rechte „ » S. 7, 8 Coch. S. 8, 2. Sp. Jllaria fpradi / mein aller* liebfter Sofyn / es ift mir leyb baf id? Dein Kreu£ cermefyre : gletd)* tcol ift mir nidjt möglid) / baf id) meine ,3äfyren einfyalte; [siehe den slowenischen Text!] es feybenn/ baf Du in id? in einem Ding / fo icfy bilten werbe / erfyöreft. Pasion S. 4. „ S. 6—7. „ S. 8—9. Na tu pravi ta zartana inu shanoßtva Mati: oli! mej prelubeßnivi inu zartani Sin mene je sho«, de jeßt tvojo s h a u o ß t gmeram, a 1 meni vender ni mogozhe se od joka sdershati. [Quemej je ta veßoko sha-uoßtna inu objokana Mati tu s’go-voriua je rakua k’ niemu ! oh ! moj zartani inu lubesnivi Sin, jeßt se na bom poprej potroshtaua,] de ti mene ano proshnjo u’shlishish, sa katero bom jest tebe pro-ßiua. (S. 9. 10.) Hier mußte der Übersetzer etwas ein fügen, um den neuen Absatz mit einem Q beginnen zu können, da er im vorliegendem Texte kein entsprechendes Wort fand, das im Slowenischen mit qu beginnt. Er hielt sich ans deutsche Alphabet und wählte bei Q dialektische Wörter, die ähnlich wie das deutsche Q anlauten, da die slowenische Sprache kein qu hat. Öfters erzählt er auch mit eigenen Worten und schiebt Jesu Worte Maria in den Mund und umgekehrt, wie z. B. S. 12. Cochem II. S. 10. „3a ibv ganzer Ceib u>ar gleicfy« fambt gefoltert / als fie biefe grau» fame JHarter ihres Sofynes anfjörte. Deswegen fiele fte auff ifyre Tinye" etc. Pasion S. 15. »ja nie zieu shevot je ves toh poußtau, koker de be napou mertou bin. Quemej je ona na nogah ßtaua kader je to martro ßvojga zar-taniga Sina saslishava«. Auch hier unterbricht er wegen des darauffolgenden Q im ABC die wortgetreue Übersetzung und schiebt einen eigenen Satz ein, ohne jedoch den Zusammenhang zu verlieren. Und so sind vielfach zu Anfang eines neuen Absatzes eigene Worte eingefügt, da der Übersetzer ja darauf achten mußte, daß jeder neue Absatz mit dem folgenden Buchstaben des Alphabets begann. Der Absatz F auf Seite 18 und 19 findet sich im Original nicht vollständig. Er lautet: | Kauglisti niso popißali vße Mariene shauoßti, inu grenkueßti; ampak ona je ßama reßsodeua enem, noi drugem ßvojem perja-telzam, koker S. Bergita povie, noi pravi: o Bueg s’nebes,| kaku je p a z h Marii, tißtikrat per Serzi bu kir je Krißtus nie vße tri proshnje; doui udarou. Coch. II. S. 12. Hie mag ein initleydiges Hertz bedenken / wie der Mutter zu Muth wäre / als fie fafye / baf 11) r Cfyriftus alle brey Bitten a b f d) l u g e. Auch liier mußte Schuster den Anfang des Abschnittes umändern, um den Buchstaben $ als ersten verwerten zu können. Das zweite Kapitel des II. Teiles des Christi-Lebensbuches, welches die Marien-Passion beschreibt, reicht in der Passion bis Seite 20, Absatz N. Das Gebet welches im Original S. 13—14 dem Kapitel angereiht ist, fehlt in der Übertragung. Das III. Kap. des II. Teiles des Christi Lebensbuches Cochems betitelt sich: „IDie CLt?rtftu5 poit feiner ZITutter 2Ibfi?ieb nafyme." Es ist bei Schuster gleich ans frühere ohne besondere Überschrift angefügt und beginnt mit Absatz N auf Seite 20. Mißverstanden hat er folgende Stelle: Cochem S. 15. PasionS. 21. „Denn Sohn ond ITlutter »Olli so bli taku shauoßtni, fallen fo fläglid? aus / bafj es ju de je usaki mogou jokati, kateri erbarmen war. Ein Jedes fyatte jeh je vidou, iim vßi okueli tfto- eiu paar 2lngen / die gantz jezhi, so jemeli rozhe ozhi, Feuerroth wahren. (Dbfcbon fie kok er kri, inu de so glih oni liad) ITtöglicfyfeit if^r gehabtes £eyb souse noter dershali, jih je vender ju perbergen fiutiten: Dennocfy fonnte vßaki uahku posnou, kaku so mans ifynen nur gar ju Dtel an* shauostni bli.« merfen." Die Absätze R und S auf Seite 21 und 22 sind ebenfalls Eigentum des Übersetzers und stehen nicht im Original. Wie der Übersetzer im Anfänge eines neuen Abschnittes verfährt, dafür mögen noch zwei Beispiele angeführt werden : „€r tpenbete feine 3erflie§enben Werimo she tu od Jeßusa klugen immerbar gegen tjimmel /" Kristusa, kaku on obrazha ßvoje u.f.ip.„X)urdj bijj erbärmliche H?aiiten miuoßtive ozhi, prueti nebeßam« rnb Klagen umrbe ber gütige £)€rr etc. fo gar 511m UTitleyben betDÖgt / baf Moj lubi Krißtjan, le pomißli, er für IDaiueu eine gute IDeil nicfyt de skues tu neußmileno jokanje, reben fonnte." (S. 20. 2. Spalte.) inu kuagvanje, je bin ta dobrotlivi Krißtus taku delezh pergnan, inu obnainagan de 011 od prevelike shauoßti, en doug zait, ni uezh mogou govoriti.« Die Stellen auf S. 23—24 E sind stark verändert. (Vgl. Orig. S. 16.) Hie und da fehlen ganze Sätze, so 2 auf S. 31 bei I, K. Vgl. Orig. S. 20. Die Stelle, die im Original von S. 20. 2. Sp. „als er ju Jllagbaleita fame" . . . bis S. 22 links unten reicht, fehlt in der Übertragung vollkommen. Es wird hier die Abschiedszene zwischen Magdalena und Jesus behandelt. Vielleicht hat sie Schuster weggelassen, weil da viel von der Liebe zwischen Magdalena und Jesus die Rede ist. Ebenso fehlt auf S. 34 Pas. die Stelle, welche im Original (S. 22, 2. Sp.) folgendermaßen lautet: „IDer jentabl fyat gefeiten Jipey oerliebte l)er(jen non ein-anber fcfyeiben / ber fall ficfy etwas bapon einbilben / tpas für ein erbarm« liifyes Scheiben jipifcfyeu biefen beyben geipefeit feye." Die Stelle S. 34 : Xarna (X für S!) povje per S. Bergiti rekozh : kader ßim jeßt, en dober zajt ßtaua 11 temu sdyhvanju, de nezh nißem saße vedaua« ... bis »Oh« S. 35 lautet im Original anders. Das 3. Kap. des II. T. Cochems »Leben Christi« umfaßt im Original mit Ausschluß der daran angefügten Gebete die Seiten 5—25; in der Übersetzung reicht es von S. 20 Absatz N bis S. 41 (A). Im Original sind an das 3. Kap. 2 Gebete angefügt, nämlich: „(ßebett 31! Cfyreu bejj 2tbfd^icbs l11t^ iHariä“ unb „(ßebett am I). ©riinbonnerftag" (S. 25—28), die der Passion fehlen. S. 41 Absatz C beginnt die Fortsetzung der Marienpassion und zwar mit dem XVIII. Kap. § 2, S. 173 des Originals. A und B S. 41 sind selbständig eingeschaltete Absätze, die in Kürze die Leiden Mariens in jener Nacht rekapitulieren. Fortsetzung S. 41. Coch. II. S. 173. § 2. »Cader je Kristus ujet „21 Is (£fyriftus gefangen biu, je shitro ta ßtrashna ui a r e j fame i t? r alsbalb poßhta k’ Marii pershua;inu biefe leybige Poft 311 (Dfyren. koker je oua ßama rekua, ti IDtc aber biefe gefcfjefyen feyen / Jogri so ßankej pertekli, inu fyat fte fejbften ben 1}. 2Iufelmo soupili s’Soußsnimj ozhmi: offenbartet / f p r e d) e n b : Pie Oh: prelubeßniva Mati, Tvoj jünger tarnen geloffen / pnb prelube inu zartani sin; inu f ctj r y e n m i t m e i 11 e 11 b en 2t ug en: našli Mojster; je ujet, inu © allerliebfte ^rau/beiu ge« 111 i uavimo kam ga on i pope- lieb ter Sofyn / unfev I1T e i ft e r lajo, inu kaku ga bojo mar- ift gefangen / rnb U)ir toi ff en trali, inu morili.« nidjt/mofieifynfyinfüfyreu/ ober mas f i e mit i t) m 11) nn u> e r b e n." Hier läßt Schuster die Stelle weg, daß dies dem h. Anselmo ge-offenbart wurde. Interessant ist es, daß er Stellen, die ihm nicht glaubwürdig schienen, nicht übersetzt, so Orig.: »ona je padua, 11a en kamen inu ta je pod njo mezhek gratou inu ni nezh udaron?«, während es im Original noch weiter heißt: „lüeldjer Stein je^unb 511 Xom ein 2lltar Stein ift / barin man bie fünft Ringer IlTaiiä norf? fe^en fann." Alles, was nicht mit Marias Herzleid zusammenhängt, ist weggelassen. Schuster hat sich also genau an den Titel gehalten. Er wollte nur die Marienpassion schildern. Sein Eigentum ist die Stelle S. 51.: »Kolker krati so ti frajmanski Huapzi njega udarili, entekajkrat je Maria umehniua inu ße je nje Serze ßtreßsuo.« Die Stelle auf S. 179 Coch. II. von »o frommer Christ (1. Sp.) bis zum Gebet fehlt. Es ist eine Betrachtung. Das XVIII. Kap. des Originals II. T. von § 2,. S. 173-179 1. Sp. (o frommer Christ) umfaßt in der Übersetzung S. 41 Absatz C—S, 51 R. »Das Gebett zu Ehren der Zeitung, so Maria wegen ihres gefangenen Sohns bekäme«, welches S. 179 —180 Orig, steht, fehlt in der Uebersetzung. Mit S. 53. (Zelu potem, kader . . .) beginnt das XXXIII. Kap. des II. Theiles von Cochems Leben Christi, welches die Begegnung Marias mit ihrem kreuztragenden Sohne behandelt. Der Abschnitt auf S. 322 (rechts) bis 323 ist auf S. 54 Pas. in ein paar Zeilen gekürzt. Es mißfielen Schuster die langwierigen Betrachtungen. Wiederum fehlt das (Jebet, welches sich im Original auf S. 323—324 § 2 befindet. Mit Absatz G auf S. 55 wird die Übersetzung § 2 S. 324 fortgesetzt. S. 56 und 57 ist die Übertragung stark verändert, denn es 2 finden sich Stellen, die im Orig, nicht Vorkommen, so H, J, K. Auch die Betrachtung S. 327, wo Maria niedersinkt, als sie Jesu begegnet, ist stark gekürzt; ebenso Ubers. S. 60, 61 — Orig. S. 328. Das »Gebett zu Ehren des ändern Falls« S. 328—330 fehlt. Mit § 2 S. 330 wird auf S. 61 C. die Übersetzung fortgesetzt, die wiederum gekürzt ist und die eingehenden Betrachtungen über Mariens Schmerzen beiseite läßt. Mißverstanden ist die Stelle S. 331, 2. Sp.: tüit'b mir gebrochen »Oh! ßedej bode ta palza ber Stab meines HlterS." mojga Altarjn suomlena.« Statt „meines Jllters" steht „meines 2Iltars". Wiederum fehlt das Gebet am Schlüsse des Kap. S. 332. Das 23. Kap. reicht in der Übersetzung von S. 53—63 (L). Daran schließt sich das 41. Kapitel, das im Original von S. 396—-412 steht; in der Übersetzung reicht es von S. 63—66. Die Betrachtung auf der 1. Spalte S. 397 entfällt wieder. Auf S. 65 nach T sollte das Gebet »O Schmerzhafte Jungfrau« etc. folgen, das S. 398 Orig, sich vorfindet, doch ist es wiederum ausgelassen. Sehr gekürzt hat Schuster S. 399 des Originals. Hierauf fehlt der ganze andere Teil des Kapitels, das noch bis S. 412 reicht. Daran schließt sich S. 66 das 44. Kap. (S. 434 Orig.): »Von der Sonnenfinstern iss.« Falsch ist folgende Stelle übersetzt: „IDeiter toiffe / bafj imfer f^ey» S. 66. Abs. 7. lanb / iDie aus 3°fyam'i;=' Coangelio N>po judouskim je biu (m) flärlicfy ju fetten ift / nadj imfer Utjr Krißtus na krißh perbit, apou rechnen / »mb fyalber eilff Ufyr Dor* peteh, ponashim pak, opou adnai- mittag jum Cobl fey rerurtfyeilt ßtih.« roorben." (Orig. S. 435.) Und doch steht im Orig, gleich darauf »Um halber zwölf wurde er gekreuziget«. Schuster übersah diese Stelle. Der Übersetzer übergeht die lange Erklärung von der Entstehung der Sonnenfinsternis und sagt nur: »Biua ja pak te Luna tißtikrat, kir je glih pod ßemlo ßtaua, inu ße je glih pred Sunze poßtaveua; inu potem je bu tud tu lubu Sunze otemneuo, de je ena goßta täma, poßtaua zhris vesvolen Svit; taku, de soße opouna te Sviesde videle.« Die Sonnenfinsternis wird aber im Original auf einer ganzen Seite weit und breit erklärt. Gleich darauf ist wieder viel ausgelassen. Es wird mit dem 45. Kap. ,,&)as ITCarta imter tt>efyreitber ^infternu|š gelitten", das mit S. 443 beginnt, angeknüpft. Hier ist wiederum viel gekürzt. Die Betrachtung S. 444 (2. Spalte) entfällt. Die Fortsetzung beginnt mit § 2 S. 445 in gekürzter Form. Dieses Kapitel reicht bis S. 69, Abs. P. Die eingeschobenen Betrachtungen und Gebete entfallen, ebenso das Gebet am Schluße des Kapitels. Hierauf werden noch weitere Klagen beschrieben, und es wird erzählt, wie Maria ihren toten Sohn betrauerte. Auf S. 70 sind die Abschnitte V und W dem 52. Kap. entnommen, welches sich „I?ou ber (Eröffnung ber Seyten (£brifti“ betitelt. (§ 2. S. 509). Mit Seite 70 schließt das von mir benützte Exemplar der Marienpassion. Das Buch umfaßt im ganzen 73 Seiten. Schusters Marienpassion ist also folgenden Kapiteln des II. Teiles Cochems »Leben Christi« entnommen: 2. Kap.: „IPie (£fyriftus feiner iTCutter feine £eyben offenbafyrte." 3. Kap.: „IDie <£fyriftus rott feiner Jlcutter 2lbfd?ieb nannte." 18. Kap.: „illariae fombt Leitung / ifyr Sofyn feye oiefangen!" 83. Kap.: „<£fyriftus mit bem Creu^ begegnet feiner IlTutter." 41. Kap.: „UXis 21Tarie in. ber Kreuzigung gelitten fjat." 44. Kap.: „Don ber Sonnenfinfteruii" (Fehlt viel in der Übersetzung). 45. Kap : „lUas iltaria unter irebrenber ^infternuf gelitten" (Sehr gekürzt). Die Grundideen, von denen sich unser Übersetzer leiten ließ, sind folgende : 1. Eine eigene Idee Schusters liegt schon in der Auswahl des Stoffes, indem er nur diejenigen Kapitel übersetzt, die sich auf das Leiden Marias beziehen, sie harmpnisch verbindet und zu einem Buch gestaltet, während von Cochem kein Buch, das nur die Marienpassion behandelt, vorliegt. 2. Seine eigene Idee, für die er jedoch, wie wir später sehen werden, Vorbilder in der deutschen Literatur finden mußte, ist auch, daß er den Stoff in Absätze teilt, deren jeden er mit einem neuen Buchstaben des Alphabets beginnt, also ein alphabetisches Akrostichon schafft. 3. Die Übersetzung schließt sich im großen und ganzen vollkommen an das Original an. 4. Manches wird jedoch auch frei erzählt und oft kurz und bündig wiedergegeben, was im Original lang und breit erörtert wird. 5. Alle Gebete fehlen, ebenso ist Schuster kein Freund von langwierigen Betrachtungen. Was nicht glaubwürdig erscheint, wird nicht übersetzt. » Falls Schuster aber die gekürzte Ausgabe, das kleine »Christi Leben Buch«, benützte, welches ich nirgends bekam und daher auch nicht beim Vergleiche verwenden konnte, dürften die Punkte 4 und 5 darauf zurückzuführen sein. Das Buch ist im Dialekte der Heimat Schusters (Sternberg—Kösten-berg—Kranzeihofen) geschrieben, doch hat auch das Schriftslowenische seiner Zeit einen nicht unbedeutenden Einfluß ausgeübt. Es ist von Germanismen durchsetzt, nicht nur was die deutschen Fremdwörter, sondern auch was die Syntax betrifft. Immerhin bleibt es aber eine nicht zu unterschätzende Erscheinung auf dem Gebiete der slow. Literaturgeschichte Kärntens, denn es stammt von einem Bauer. Das alphabetische Akrostichon. Andreas Schuster wendete das ABC als Akrostichon in zwei Büchern an, im »Svovenji O B A C E«, das in Versen abgefaßt ist, und in der Marienpassion, die in Prosa geschrieben ist. Wir begegnen diesem Akrostichon zuerst in der byzantinischen Literatur.1) Von Ignatios, Diakon in Konstantinopel und späterem Metropoliten von Nikaea im Anfänge des 9. Jh., haben wir 24 alphabetisch ') Krumbacher: Geschichte der byzant. Litteratur, a in Müllers Handbuch. Uber iikrostichische Gedichte, Krebsverse KaJv.tioi und andere metrische Spielereien der Byzantiner. Siehe Lit. S. 652. 1 geordnete jambische Sentenzen religiösen Inhaltes.1') Fr. Müller veröffentlichte im Rheinischen Museum 46 (1891) S. 320—322: »Ignatii Diaconi acrostichon alphabeticum«. In der byzantinischen Literatur existieren jambische Alphabete und erbauliche Alphabete.2) Erbauliche Alphabete, ähnlich dem des Ignatios Diakonos, erfreuten sicli in der byzantinischen Zeit der größten Beliebtheit. Sie sind nach Form, Umfang und Inhalt ziemlich verschieden; die Verfasser solcher Lehrgedichte konnten sich in der Erfindung neuer Varianten nicht genug tun. Der einfachste und wohl älteste Typus besteht aus 24 durch alphabetische Akrosticha (stets A - ii nicht L2-A) verbundenen jambischen Trimetern; später setzte man an die Stelle des Trimeters vielfach den politischen Vers, zuweilen auch Anakreonteen, an Stelle des akrostichischen Einzelverses einen Doppel-vers oder eine Strophe; in den Strophen wurden nur die ersten drei Verse durch die Akrosticha ausgezeichnet. Auch Alphabete in rythmischen Maßen und alphabetische Dialoge religiösen Inhaltes kommen vor. Der Ursprung der erbaulichen Alphabete ist in den alphabetisch geordneten profanen Gnomensammiungen zu suchen.3) Auch in der Kirchenpoesie spielt die alphabetische Akrostichis eine bedeutende Rolle. Als Verfasser erbaulicher Alphabete nennen die Handschriften den Gregor von Nazianz, den Neilos, den Helias, Synkeilos, den Ignatios Diakonos, einen anderen Wohl späteren Ignatios, Leon den Weisen, Konstantin usw. In der kirchlichen Poesie wird auch das Akrostichon 12 - A angewendet. Diese Akrosticha übten ohne Zweifel einen bedeutenden Einfluß auf den Umfang der Hymnen aus; da nämlich durch sie die Strophenzahl (24) festgesetzt wurde, gewöhnte man sich auch ohne dieselben an diese Strophenzahl.4) Die ästhetische Beurteilung kann der Akrostichis nur eine untergeordnete Bedeutung zuerkennen. Während der Tonfall, der Reim und sonstige poetische Mittel zu Ohren dringen, bemerkt man die Akrostichis nur auf dem Papiere und muß sie mühsam zusammenstellen. Man könnte zur Verteidigung höchstens anführen, daß durch sie die Strophen oder Verse deutlich auseinandergehalten werden; aber häufig boten sich andere graphische Mittel. Auch der angebliche Vorteil, daß durch die Akrostichis das unbemerkte Ausfallen einer Strophe oder eines Verses verhindert wird, vermag den künstlerischen Wert derselben nicht zu erhöhen. (Krumbacher.) Solche Akrosticha gibt es in der byzantinischen Literatur eine Unmasse.5) Sic stammen aus dem !)., 10., 1 1., 12. Jahrhunderte und sind auch in die vulräigriechische Literatur übersregransren. ö O o o o Aus der byzantinischen gingen sie auch in die altkirchenslawisch e über. Die ältesten stammen aus dem XII.—XIII. Jh.®) Es sind dies die von Sobolevskij genannten I. Azbučna molitva na Konstantina B’lgarski •) 1. c. S. 717—720. 2) 1. e. S. 717. ') Eine Solche hat Leo Sternbach: Wiener Studien 115 (1891) 57—62 veröffentlicht. 4i Krumbacher 1 S. 697. *) Vgl. darüber 1. c, S. 254, 256, 257, 507, 713, 786, 812—813. '*) A. Soholcv.-kij: »Oerkovnoslavjarisktc stichotvorenja ot IX.—X. veke i technoto znacenje za eerkovnoslavjanskija ezik. Sbornik Nur. Uniotv. Kniga XVI. i XVII. S. 314—324. Sofia. po prepisa na Sinodolnata biblioteka XII.—XIII. veke. II. Azbučna molitva po ruskija prepis ot vtorata polovina na XIII. vek. Es sind »alphabetische Gebete«. Während im ersten Gebete jeder Vers mit einem neuen Buchstaben des Alphabets beginnt, folgt im zweiten nach jedem zweiten Verse ein anderer Buchstabe. Das akrostichischc Alphabet drang aber auch in die kirchliche lateinische Literatur des Mittelalters ein. Vor allem sind es Hymnen, die diesen Charakter aufweisen. Die Jesuiten Guido Maria Dreves und Clemens Blume veröffentlichten eine große Sammlung solcher Hymnen.1) Im XV. Bande: »Reimgebete und Leselieder des Mittelalters« haben wir folgende Abecedarien: Nr. 49: De Nominibus et Titul is B. M. V. (S. 61—68), Nr. 50: De Nominibus B. M. V. (S. 63—64), Nr. 87: Alphabetuni archangelicum in laudem B. M. V. (S. 107—108) [aus dem Jahre 1518], Nr. 88: Aliud Alphabetum. Abecedarien und Bruchteile derselben sind noch vorhanden in: II. 13. A—T.; II. 23; II. 60. A—J. X, Y; II. 134. A—Z folgen weitere 12 Strophen; IV. 5. A—E; IV. 75. A —F; XI. 175. A—E; XII. 2. A—Z; XIV. a, 11. A—S; XIV. a, 19. A-Z; XIV. a, 40. A —H; XIV. a, 72. A—V; XIV. a, 84—86. A—Z; XIV. a, 137. A D; XVI. 183. A—G; XIX. 6. A—X; XIX. 7. A—L; XIX. 8. (Doppelakrostichon) XIX. 22. A-Z; XIX. 62. A —H; XIX. 392. A—Z; XIX. 470. A-Z + Amen. XXII. 500. A—Z; XXIII. 8. A—Z; XXIII. 10. A—Z; XXIII. 29. A-Z; XXIII. 31. A—G; XXIII. 70. A-N; XXIII. 74. A —S; XXIII. 75. A—U; XXIII. 78. A —D; XXIII. 204. A—Z; XXIII. 251. und 252. + IV. 413. A —X; XXIII. 295. A—G; XVII. 6. A—Z, 9. A—Z, 16. A—Z, 108 A—H.2) Auch die weiteren Bände weisen noch solche Abecedarien auf. Aus der mittelalterlichen lateinischen Literatur gingen sie in die deutsche und westrussische über. In Wackernagels deutschem Kirchenliede finden sich sowohl in den lateinischen als auch in den deutschen Liedern ABC-Akrostichen. In lateinischen: »Versus confessionis de luctu poenitentiae« (1. S. 12—13.) Caelius Sodulius: Hymnus acrostichis, totam vitam Christi continens. (I. S. 45, 46.). In »In nativitate domini ad laudes« reicht es bis G, in »in nativitate domini ad vesperas« bis N, fortgesetzt wird es von S an. (S. 46, 47.). In den »llymni de s. Maria, matrc domini«, wird das große und kleine ABC verwendet. (S. 110.). »In epiphania ad noctur-nain« weist abwechselnd große und kleine Buchstaben auf: »A Patre unigenitus ad nos venit per virginem baptisma . . .« etc. Meister Jacob von Müldorf hat ebenfalls ein Lied »Ad beatam Mariam virginem« (S. 220), welches ein ABC - Akrostichon enthält. Zacharias Ferrerius: »In die festo resurrectionis Christi et paschali tempore iambicum ajphabeticum« (S. 257, 258) verwendete es in jeder ersten Zeile seiner vierzeiligen Strophen. ■) Analecta hymnica medii aevi. Leipzig. O. R. Reisland. Die Benützung dieser Publikation verdanke ich Herrn Univ.-Prof. Hofrat Sehönbaeh, der mir dieselbe aus seiner Privatbibliothek zur Verfügung stellte. 2) Entnommen aus AnaJ. hymn. 29. Bd. S. J0. 11. In deutschen: Im zweiten Bande S. 440 befindet sich „bas qulben 21bc mit ril fubtiliteten". Es zeichnet sicli dadurch aus, daß in der ersten Strophe jedes Wort mit einem neuen und jede Strophe mit einem anderen Buchstaben beginnt. Heinrich von Loufenberg (15. Jahrh.?) hat S. 557— 559 ein »Marien ABC«. Im ganzen hat er fünf ABC. (S. 557—562 |NL 732 —736]). Die »Bukvice* des serbischen Schriftstellers Dositej Obra-dovic (1744-—1811), die 1765 geschrieben sind, weisen ebenfalls ein alphabetisches Akrostichon auf. Bei der Bearbeitung dieses Buches hatte er das »Duchovniij Alfabit« (geistliches Alphabet) des Isaias Kopinski (-}-1614), eines Schülers der Kiewer scholastischen Schule, wohin diese Species aus der mittelalterlichen lateinischen Literatur drang, vor Augen.1) Aber auch in der deutschen Prosaliteratur findet es sich. In Julius Hart’ »Geschichte der Weltliteratur und des Theaters aller Zeiten und Völker« (1894, I. Bd.) ist auf S. 119 der Abdruck eines Blattes des von Lienhart Holl in Ulm gedruckten Buches der Weisheit (1484). Auf diesem Blatte steht: „21s i)t bj Keigifler über bas 23ud) ber roci^eit / pub fcinb barimi all artifel / in welchem capitel / pub nad) roeldjer ^itiur / tmb in tr>eld?em budiftabcu. €s i)'t aucfj jeiuiffen bas ein itjlicbes capitel mit feinem a. b. c. aufabet unb figureu. Das anber capitel fyat jroat a. b. c. tntb bas anbei- a. b. c. fallet an a a. Darnach trifj Diefy jeridjten." Es entsteht nun die Frage, woher Andreas Schuster das alphabetische Akrostichon hat. In der slowenischen Literatur hat es außer ihm meines W issens niemand angewendet. Wohl ist es aber, wie wir gesehen haben, in der byzantinischen, altkirclienslawischen, westrussischen, serbischen, der mittelalterlichen lateinischen und deutschen Literatur vorhanden. Es können bei unserem Bauerndichter wohl nur die deutschen Vorbilder in Betracht gezogen werden. Wir haben es in deutschen Volksliedern und in der Prosaliteratur im Buche der Weisheit (1484) gefunden. Es müssen also noch mehr deutsche Dichtungen und Prosaschriften vorhanden sein, es muß die unterbrochene Kette, die in der byzantinischen Literatur im Anfänge des 9. Jahrhunderts beginnt und in Kärnten 1811 endet, durch deutsche ABC Akrostichen des XVI., XVII und eventuell des XVIII. Jahrhunderts ergänzt werden. ') Vgl. darüber: Tihomir Ostojič: Dositej Obradovic u Hopovu. I' Novora Sadu 1907. Knjige Matice Sipske. Broj 19 i 20. S. 366—368 und 307.