Nr. .15. SWMg w I. Ipril .1865. 9. IchlMg. glätter aus Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Priinumcrationsprcis ganzjährig 2 fl. österr. Währ. Ich lieble... Von Joseph Vajza. Aus dem Ungarischen übersetzt von Fanst Pachter. Ich liebte glühend Und leide noch heut, Mein Her; ist zerrissen - ^ Von Traurigkeit. ^ Mein Kummer findet ^ Nicht Lino'ruug noch Trost, Mein Lcbcn durchweht schon Des Todes Frost. Doch findet mein Kummer Auch uimmcrmchr Trost, ^ Durchweht auch mein Leben ^ Des Todes Frost. Mit sanfter Freude Gedeuk' ich noch heut', O schöne Liebe, ! An deine Zeit! ' Eine krainischc Judith. ! Historische Novelle aus dem 15. Jahrhundert. ^ Von I. A. Vabnigg. (Fortsetzung.) ^ ^ Eines Morgens nach einer durchschwelgten Nacht, in wel- ! chcr er sein ganzes anzuhoffendcs väterliches Erbtheil im Nur- ! feispiele verlor, trat er vor Lenkowitsch hin. „Wo ist Helene, ! sprecht, Ihr Räuber meiner Ruhe und schadenfroher Störer aller meiner Hoffnungen." Dabei blitzten seine Augen , und seine ! kippen zuckten vor Grimm. ! Wolf sah mit aller Ruhe und voll Mitleid den Wütheu- z den an. ! „Gebt mir Helene, oder Euer Lebenslicht hat in dieser ! Minute aufgehört in der Welt zu strahlen", rief der im hoch- ! stcn^ Grade Aufgeregte, und stürzte auf den Alten zu, im Ve- ^ INNc, feine Drohung in Erfüllung gehen zu lassen. Wolf Lcnkowitsch's kräftige Hand warf ihn der Länge nach auf dcn Voden. „Du hast das graue Haupt Deines Vater mit Schande bedeckt, hast meine Gastfreundschaft schändlich vergolten, und die Würde Deines Standes in den gemeinsten Staub mit Füßen getreten. Fort, auZ meinen Augen auf immerdar, ich verfluche Dich im Namen Deines alten grauen Vaters!" Der Vernichtete floh, sobald sein Bewußtsein zurückgekehrt war. Wie ein wildes Thier irrte er in den Wäldern herum, denn immer gräßlicher erschien ihm seine That. 'Es gibt Stunden im Leben, die das verstockteste Gemüth dann und wann erschüttern. Uud an solchen hatte Hans von Hochstraß seit jenem unglückliches Augenblicke keinen Mangel. Ein Laster zieht wie die Lawine immer größere Massen nach sich. Dieß war leider auch hier der Fall. Hans gerieth in die Gemeinschaft des liederlichsten Gesindels, und endlich setzte er allen seinen Vcrirruugen dadurch die Krone auf, daß er mit schändlichen Nachrichten versehen sein Vaterland verließ, und sich ernstlich vornahm, nöthigenfalls auch dem Glauben seiner Väter zu entsagen, wenn auf diefe Weife sein neues Lebens-glück gegründet werden sollte. Wie ihm dieses gelungen,^ haben wir in dessen Erscheinung vor dem Pascha gesehen. Sein Einfluß wuchs seit jener Zeit mit jedem Tage, besonders dadurch, weil er dem gierigen Pascha von dem Reich-thüme seines Landes, von dessen weiten goldenen Weizen- und Kornfeldern, von den üppigen Wiesen und den zahllosen Hcer-den von Hornvieh und Schafen, sowie von dem fabelhaften Inhalte der Berge erzählte, wodurch die Lüsternheit desselben in einer Art erregt wurde, daß sie keiue Grenzen kannte, so daß er den Redner im vollen Vertrauen zu dem Großvezicr nach Stambul schickte, um durch ihn von dem Großherrn die Erlaubniß zu erwirken, die Feindschaft mit Eroatien uud Kram zu eröffnen, und in diese Länder feindlich einzufallen. Daß zur Unterstützung seines Ansucheus große und werthvollc Geschenke und noch größere Versprechungen beigefügt waren, konnte niemand in Abrede stellen, der mit den türkischen Sitten des 15. Iahrhundertes irgend in einem Grade vertraut war; zu jener Zeit waren die Großen des osmanischen Reiches nur durch namhafte Bestechuugen zugänglich. Das Vertrauen des Pascha, welches er in seinen Renegaten setzte, rechtfertigte dieser vollkommen dadurch, daß er nach kurzer Zeit mit dem gewünschten Ferman, und mit der feurigsten Versicherung der vollen Gnade und Zufriedenheit des Großherrn sowie mit jener seines Großveziers vor dem Pascha erschien. ! Ueber den so glücklichen Erfolg seines Auftrages war Ali ! Pascha so sehr entzückt, daß er den mit seiner Sendung Ve-! trauten sogleich zum Aga ernannte, und ihn in die Zahl seiner ^ vertrautesten FreunVe aufnahm, ihm eine der schönsten Villen ! zum Geschenke machte, und dessen Serail mit den üppigsten ! Tscherkcssierinen anfüllte, welche den Pascha manchen schweren ! Veutll Geldes kosteten. ! Des Aga Glück war nun gemacht. Beglückt mit irdischen ! Gütern, im Genuße namenloser Freuden, geehrt von feinem Gebieter und Herrn, in diesen undenkbaren Gaben des Glük- kcs genoß er das irdische Paradies im vollen Sinne des Wor- i tes> Zwar regte sich noch manchmal der innere Wurm, Ge- 2"' 'wissen genannt, aber dieser glich einem leichten Nebel, den die Sonne seines gegenwärtigen Glückes bald verscheuchte. Aber auch der Beherrscher von Bosnien schwelgte nicht minder in Glücksträumen. In Folge des großherrlichen Einverständnisses war in aller Eile ein Heer zum Kampfe ausgerüstet. Im Spätsommer des Jahres 1429 fiel seine Schaar, 10.000 Mann stark, in Croatien ein, bezwang Karlstadt, plünderte und verwüstete die Stadt durch Feuer, und ergoß sich, einem reißenden Strome gleich, über ganz Croaticn aus, überall Schrecken und Angst verbreitend. Das ganze Heer eilte in großer Schnelligkeit dem Culpastrome zu, um über denselben nach Kram überzusetzen, und das Land wo möglich eher, als es sich von seinem bangen Schrecken erholen und zur Gegenwehr stellen könnte, seiner Habsucht zu opfern. Hier theilte sich > das Kriegshcer in drei Zweige. Eine Abtheilung des zum Siege und Raube entflammten Heeres zog über Gottschee, Seisenberg, Neifnitz und Oblak, um dann gegen die Hauptstadt des Landes zu ziehen, eine andere über Pölland bcdrohete Rudolfswerth, nnd die dritte stürzte über die Culpa nach Weinitz und Mött-ling, um von da die zweite feindliche Abtheilung vor Rudolfs-werth zu unterstützen. Den Nachtrab führte der Renegat und nahm sein Hauptquartier als Aga in der Burg zu Gradaz ein. Dieser Ort war für ihn ein strategischer Punct, denn von da aus konnte er sein, jenseits der Culpa liegendes Lager übersehen, und von allen Seiten einen etwaigen feindlichen Ueberfall bemerken. Weinitz und die ganze Umgegend war mit Feuer und Schwert unnachsichtlich in wenigen Stunden verheert, und die vor Angst und Schrecken bebenden Bewohner in Ketten und Bande geschlagen und zu Sklaven gemacht. Der Aga wüthete in dem aufgegebenen Vaterlande mit einer solchen Wuth, wie sich kaum ein Moslem, als ein geborner Feind der Christenheit, jemals erlaubt hätte. Ein gleiches bcdauernswerthes Schicksal erfuhr auch durch den Pascha die von dem Erzfeinde der Christenheit überrumpelte Stadt Möttling. Auch sie unterlag dem blutdürstigen nach Beute lüsternem Feinde. Ausgeplündert , ihrer Heerden und ihres ganzen beweglichen Vermögens beraubt, schmachteten die Bürger, welche dem Schwerte entgingen, in den härtesten Sklavcnfesseln, und die Soldateska erlaubte sich an den Weibern und Jungfrauen Thaten zu begehen, welche der Mund auszusprechen und die Feder niederzuschreiben sich scheut. Keine Hilfe erschien in den Stunden der größten Noth und Vedrängniß. Das Maß der schändlichen Thaten des Feindes war noch nicht voll, und die Gräuel des Renegaten hatten ihr Ende noch nicht erreicht. Das geraubte Vieh jeder Art weidete am Tage in den reichen Weizen- und Kornfeldern. Was es nicht fraß zerstampfte es, und wo vor Kurzem noch der fleißigen und thätigen Menschen frohe Hoffnungen blühten, lagen die öden Felder in trauriger Verwüstung. Des Nachts wurde das ge-sammte geraubte Vich in die heiligen Räume der verwüsteten Kirchen zum Höhne des frommen Christenthums unterbracht. Den armen nun heimatlosen Bewohnern von Wcinitz und Tschernembl, sowie von der ganzen Umgebung im stun- denweiten Umkreise, welche nicht dem Schwerte verfallen waren, ging es noch viel ärger. Tag und Nacht in finstere und tiefe Keller eingepfercht, fehr selten mit der miserabelsten Kost verpflegt, lechzten die Unglücklichen nach jedem kleinsten Lüftchen, und litten den heftigsten Durst, der sie zum wil-den Wahnsinne trieb. Sie sehnten sich nach dem Tode, der ihnen der willkommenste Freund geworden, weil sie ihn als den wohlwollenden Erlöser ihrer namenlosen Leiden betrachteten. Dieß war der bellagenswerthe Zustand der Gefangenen und zur Knechtschaft Verdammten. Der Renegat sah alle diese Leiden. Die namenlosen Qualen waren ein süßes Labsal feinem Herzen geworden. Noch nicht gesättiget von diesem unaussprechlichen Jammer seiner unglücklichen Landslcute, erwachte plötzlich in ihm die Sehnsucht, noch einmal seinen Geburtsort, die Burg Hochstraß, welche am Fuße des heutigen Ustotengebirges zwischen dem jetzigen Gute Frcihof und Preißegg lag, zu sehen. Nicht minder wurde in ihm der Wunsch rege, einmal noch das Antlitz seines greisen Vaters zu erblicken, obwohl er bei dem lw festen Gedanken an ihn innerlich erbebte, und wie vor einem strafenden Richter zurückschauderte, denn er erinnerte sich noch recht lebhaft des, von dessen Freunde und Waffenbruder Wolf von Lcnkovitsch in seinem Namen ausgesprochenen Fluches, der ihn auZ der Gemeinschaft der Christen und aus dem Verbände seines Vaterlandes zu treten wie ein Engel der Vernichtung mit flammendem Schwerte hinaus in die weite und unbekannte Welt getrieben. Bei der einbrechenden Nacht führte er jedoch trotz dieser schauerlichen Erinnerung sein Vorhaben aus, und als der Morgen graute, lag vor ihm in einer mäßigen Ferne der 5)rt seiner Wiege größtentheilsin einentraurigen Schutthaufen verwandelt. Die dachloscn, vom Feuer geschwärzten Gemäuer zeugten von der Wuth der wilden Horden, die auch diese Gegend nicht verschont hatten. Zu allen diesem ward ihm aber auch noch die ihn ganz niederschmetternde Nachricht, daß sein armer Vater schon vor einem Jahre von einem Würfelspieler aus Zengg aus seinem Wohnsitze mit Gewalt vertrieben, worüber er von innerem Grame erfaßt über den Verlust seiner Habe und seines unglücklich ausgearteten Sohne, in kurz« Zeit im Kloster zu Landstraß starb. Da stand er, einem starren gefühllosen Felsen gleich, an welchem die Wogen der schäumenden Brandung zerschellten. Vatermörder, Verräther des Vaterlandes, tönte es noch einmal durch sein tieferschüttertes Inneres. Es war zum letzten Male. Von nun an wich sein Schutzgeist weinend von seiner Seite. Er stand allein, ein Ungeheuer, in dem weiten Weltenraume! Beinahe vernichtet jagte er auf seinem wilden Noße durch die Nacht der Wälder nach Gradaz, ^ seinem einstweiligen Aufenthalte zu. (Fortsetzung folgt.) Die Sonne. Die Inkas von Peru hatten ihre besonderen Ansichten von der Sonne. Sie wußten, daß die Sonne ein Gott und daß sie znglcich der Ahnherr ihres Hauses sei. Aber auch unter den Inkas regten sich schon ketzerische Gedanken. Ter vorletzte der regierenden Monarchen von Peru zweifelte sehr stark an der Göttlichkeit seines Aszendenten, denn nach dem Einerlei ihrer Bewegungen, meinte er, gleiche die Sonne einem Stücke Vieh an einer Leine. Solche ehrenrührige Dinge, äußerte ein Inka in Peru über die oberste Gottheit seines Reiches, als bereits die Spanier den Rand der Südsee erreicht hatten! Hätten die Spanier damals schon einem dieser gekrönten Kinder der Sonne das photographische Faksimile eines Sonnenfleckens > vorgelegt, dem Inka wäre gewiß bange geworden beim Anblick ! seines Großvaters und er hätte vielleicht sich gedacht, daß auch ^ dort etwas faul sein müsse im Staate Dänemark. ^ Die meisten Sonnenstecken bestehen aus eincm schwarzen j Kern und aus einem Schattenrande um diesen Kern, der dunkler als der Lichtmantcl der Sonne und heller als der schwarz erscheinende Fleckenstern ist. Lange Zeit stritt man sich darüber, vb die Flecken Erhöhungen oder Vertiefungen in dem Licht-Mantel seien. Lalande meinte noch, das Lichtmeer der Sonne erleide eine Bewegung wie Ebbe und Flut und bei starken Ebben würden Felsen und Klippen entblößt und erschienen uns wie schwarze Flecken. Lange noch nach Arago's und A. v. Humboldt's Tod glaubte Jedermann, daß die schwarzen Kernfleckcn der Sonne nichts anderes seien, als die nackte Haut des Lichtlörvers und des Urahnen der Inka von Peru. Man sprach von einer festen Kugel der Sonne, die von eincm Lichtmantel umgeben wäre, der bisweilen zerreiße, um den entblößten Leib des Fixsternes zu zeigen. Man glaubte sogar, es könne unter jenem Lichtmantcl auf der lerril. ftriua der Sonne, wenn nicht kalt, doch kühl sein. Man dachte sich diesen Kern der Kugel auch ziemlich hell beleuchtet, obgleich die Flecken unseren Sehwertzeu» gen gänzlich lichtlos erscheinen, denn auch das schärfste, künstliche Licht der Menschen, nämlich die Hydrooxvgengasflamme erscheint., vor der Sonnenscheibe betrachtet, wie cln schwarzer Körper, so daß also die Dunkelheit der Kernflecken nur dem Lichtkontraste ihren Ursprung verdankt. Im Jahre 1862 kündigte ein englischer Astronom, Herr Nasmyth, dem Reichstag der brittischen Naturforscher (Llitiäli ^.Wooi^tion) an, er habe an den Rändern der Sonnenflecken, besonders in den Räumen, die man bisher den Schattenrand (?6iiuuidrn.) der Flecken nannte, Körper wahrgenommen, die wie „Weidenblätter" aussehen und die nch bisweilen wie Brüllen über Flecken selbst hinüberlegen sollten. Ein Jahr später hatten andere Astronomen die „Weidenblätter" auch bc-merkt, aber nicht eigentlich „Weidenblättcr", sondern Reiskörner oder linsenförmige Lichtkörper. Nach späteren Astronomen erschienen die Weidenblätter oder Reiskörner eher wie Krystallnadeln, anderen wie die Ränder eines Strohdaches, endlich noch schärfere Seher verglichen sie mit einem Schwärm oder einem Geschwader von Fischen. Noch ein Schritt weiter und man wagte den Ausspruch, es könnten Organismen, das heißt belebte Wesen, sein, zumal wir wissen, daß belebte Wesen Licht und Elektrizität zu entwickeln vermögen. Damit nicht etwa ein unvorsichtiger Leser allzu rasch sich über eine solche Kühnheit entsetze, fügen wir hinzu, daß Niemand geringer dieses große Wort gelassen ausgesprochen habe als Sir John Herschel. Die Vergleiche bestätigen sämmtlich, daß jene Körper schlanke und zugespitzte Gestalten haben. Sie sind beträchtlich länger als 200 und beträchlich breiter als 40 deutsche Meilen, also etwa doppelt so lang, aber nicht viel breiter wie die Halbinsel Italien. Sie sind über die ganze Sonne verstreut in unparteiischer Unordnung, und nur an den Rändern der Flecken stehen sie stets nach einwärts geordnet, wie die Haare eines Pelzwerles, oder Halme von Gräsern am Rande der Gewässer und ebenso ist bei den „Brücken" über die Flecken eine gewisse Anordnung nicht Zu verkennen, daher denn auch schon manche Beobachter l Aeußerungen polarer Kräfte aus der Stellung diefer Lichtlör-per wahrgenommen haben wollen. Diese Körper sind nicht ruhig, sondern sie verändern beständig ihre Lage. Zwei entfernte und getrennte Beobachter bemerkten gleichzeitig an demselben Sonnenflecken wie ein Aufruhr unter den „Weidenblättern" entstand, welche sich mit der lobcnswürdigen Geschwindigkeit von 1500 Meilen (oder fast eines Erddurchmessers) in der Minute vorwärts stürzten, um den Schlund eines schwarzen Kernfleckes zu überbrücken. Die Erde blieb bei dieser Bewegung in der Sonne nicht cmpsindlungslos, denn auf allen magnetischen Ob- ^ scrvatorien wurde ein sogenanntes magnetisches Gewitter beobachtet, alle Telegraphendrähte waren elektrisch überladen und ein Nordlicht zitterte am Himmel. Cs war das nicht anders zu erwarten nach der schönen Entdeckung von Schwabe, daß die Zeiten der höchsten Frequenz der Sonnenstecken periodisch zusammenfallen mit den Zeiten der höchsten Frequenz, der magnetischen „Gewitter" auf Erden. Die Keruflccken der Sonne, schw« sichtbar mit unbewass-netem Auge, bedecken ungeheure Räume häusig bis zu 40 Millionen deutsche Quadratmeilen, einer ist sogar gesehen worden von 180 Millionen Quadratmeilen Oberstäche, so daß sich Sir John Herschel verbindlich machte, die Erde durch dieses Loch im Lichtmantel der Sonne bindurchzuwerfen und rings um den Rand noch einen freien Raum von 200 deutschen Meilen übrig ! zu lassen. Arago erfand ein schönes Instrument, das Polariskop, mit Hilfe dessen er zu unterscheiden vermochte, ob ein Strahl aus natürlichem oder polarisirtem Lichte bestehe. Wäre die Sonne eine weißglühende Eisenkugel, so würden die Strahlen von ihren Rändern oder selbst Strahlen, die sich einigermaßen vom Mittelpunkt entfernen, Polarisationsmerkmale zeigen. Wäre sie ein feuerflüssiger Körper, wie schmelzendes Glas, so würde das gleiche der Fall sein. Die Strahlen, welche die Sonne selbst von den äußersten Rändern uns zusendet, erscheinen aber im Polariskop als sogenanntes natürliches Licht, und da nur Gaslicht natürliches Licht unter diesen Bedingungen ausstrahlt, so schloß Arago, daß der Lichtmantel der Tonne aus Gas bestehen müsse. Diese Ansicht ist noch jetzt die herrschende. Dagegen hat der französche Astronom Faye, gestützt auf die Verschärfung des teleslopischcn Sehens und auf die Fortschritte der Physit und 52 Chemie seit Arago's Zeiten, eine neue Lehre über die Natur der Sonne, aufgestellt, die wir versuchen wollen, in möglichster Kürze wiederzugeben. Die Lichtentwiälung an der Oberfläche der Sonne kann keinem chemischen Verbrennungsprozeß zugeschrieben werden, denn dieser würde nach Helmholtz' Berechnungen unter den günstigsten Verhältnissen nur 3000 Jahre haben dauern können. Das ist einestheils zu wenig für die Lebenslust des Menschengeschlechtes und die historische Chronologie und andererseits, was viel wichtiger ist, nicht in Einklang zu setzen mit geologischen Erkenntnissen, da wir ganz sichere.Urkunden besitzen, das; schon vor Hunderttausenden von Jahren auf Erden die Sonne geschienen hat und Negen gefallen ist. Tie Wärme der Sonne verdanken wir vielmehr der Zusammenballung von Stoffen nach den Gesetzen der Anziehungskraft. Durch dicfcs Zusammenballen wurde die ursprüngliche Bewegung der Stoffe aufgehoben, und wir wissen, daß, wo Bewegung durch Widerstand vernichtet wird, eine ganz bestimmte Quantität Wärme erzeugt werden muß, nach dem Mayer'fchen Gesetz, das; Wärme umgewandelte Kraft oder Bewegung ist. Die Sonne ist nach Faye's Vorstellungen ein verdichteter Gasball, der durch die Verdichtung selbst einen ungeheueren Schatz von Wärme in sich eingeschlossen bat. Fänden keine innerlichen Störungen Statt, so würde dieser Gasball aus lauter konzentrischen Schichten oder lauter Zwicbclschalen von Gas bestehen, deren Temperatur von Außen uach Innen zunähme. Ein solcher Gasball könnte sich nur äußerst laugsam abkühlen, denn da die von Innen ausstrahlende Wärme von jeder nächsten äußeren Gasschicbt wieder verschluckt oder aufgesogen würde, so könnte die äußerste Schale dieser Gaszwiebcl nur sehr wenig Wärme empfangen und ausstrahlen, so daß die Sonne den Bewohnern ihrer Planeten als ein vergleichsweise sehr kalter Körper erschiene. Allein das Innere der Sonne tauscht seine Wärme beständig mit der Oberfläche aus durch Vermittlung aufsteigender und niedersinkender Strömungen. Gelangt ein heißer Strom aus dem Innern an die kühle Oberfläche, so werden Niederschläge oder Dünste verdichtet werden. Diese, dem Gesetze der Schwere gehorchend, werden später wieder durch die äußeren Schichten in die wär-' meren Eonnenschichten fallen und abermals in Gas aufgelöst werden. Auf diefe Art wird die starke Wärmestrahlung der Oberfläche durch die aufsteigende Strömung gerechtfertigt. Jene Stoffe, die an der Oberfläche ihre Gasform verlieren, geben, da sie glühend werden, dem fönst lichtlosen Sonncngas eine Leuchtkraft, genau wie es bei unfcren gewöhnlichen Gasflammen der Fall ist. Das Gas, womit wir unsere Zimmer und unsere Straßen erlcuckten, verdankt seine Lichtwirkung nur dem Umstand, daß die Verbrennung seiner Luftarten nicht vollständig erfolgt, sondern einzelne Bestandtheile des Gases nur weißglühend werden. Wir können eine vollständige Verbrennung unseres Gases sogleich herstellen, wenn wir statt der gewöhnlichen einen sogenannten Vunsen'schcn Brenner an die Gasrohre schrauben. Diese Vunsen'sche einfache Vorrichtung leitet nämlich atmosphärische Luft in die Gasflamme, worauf eine vollständige Verbrennung des Gases erfolgt, die Flamme aber bei einer auf's Höchste gesteigerten Wärmcentwicklung allen Glanz und alle Leuchtkraft verliert und sich in eine sogenannte dunkle oder finstere Flamme verwandelt, ähnlich wie anch der Weingeist eine lichtlose Flamme verbrennt. Faye stellt sich also das Innere der Sonne als einen Gasball im Zustande höchster Erhitzung vor, dessen aufsteigende Ströme dunkel, wie die Flamme eines Bnnsen'schen Brenners, nach der Oberfläche gelangen, wo sich ihre Luftartcn verdichten und, weißglühend erhitzt, zu leuchten beginnen. Da wo der aufsteigende heiße Gas-strom den Lichtmantcl verdrängt, wird sich ein Flecken zeigen. Was wir also schwarz sehen, ist nicht ein fester kühler Körper, sondern die lichtlose heiße Gasmasse der Sonne. Aus der Zerlegung des Sonnenlichtes in dem von Kirchhofs erfundenen Spektroskop hat sich ergeben, daß in dem Lichtmantel der Sonne Dämpfe von Nickel, Kobalt, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Barium, Natrium, Magnesium, Chromium, Calcium, Aluminium, Strontium, sowie Sauerstoff und Wasserstoff gegenwärtig sind. Dies ist in kurzen Worten das Neueste, was wir von unserer Sonne wissen oder vermuthen dürfen. Ein Sun> als Eyieher. Vogt erzählt einen merkwürdigen Fall von Thiererziehung: „Wir fuhren eines Tages von Neuenbnrg nach Voudry, einem Neste an dem Eingänge des Val de Travers, welches höchstens z dadurch bekannt ist, daß Paul Marat, jene krächzende Rohrdommel der französischen Revolution, wie ihn Carlyle nennt, hier das Licht der Welt erblickte. Eins der Dörfer auf dem Weg dahin (ich erinnere mich seines Namens nicht mehr genau) l liegt auf einer Anhöhe, und die Chaussee führt ziemlich steil bergan, so daß die Wagen nur in langsamem Schritte gehen können. An dem Fuße dieser Steige liegt ein Landhaus. Kaum hatte unser Wägelcin das Thor desselben passirt, so stürzte i plötzlich ein ziemlich großer Hund mit lautem Bellen uns nach hinter dem Wagen drein, so daß das Pferd, erschreckt, schneller bergan ging. In demselben Augenblicke zottelte ein schon älterer ! Hund aus dcm Thorwege hervor, sprang eiligst, so schnell er z tonnte, dem andern nach. biß ihn in den Rücken, dann in den ! Nacken, packte ihn am Ohre und schleppte den Widerstrebenden, ! der laut schrie und sich wehrte, in den Hof des Landhauses zurück. ^ Der Besitzer des Landhauses erklärte uns die Scene, die wir mit gro-z ßem Erstaunen betrachtet hatten. Der ältere Hund, welcher seit längeren Jahren auf dem Hofe war, hatte oft Schläge erhal-^ ten wegen der üblen Gewohnheit, die er hatte, die Wagen zu verfolgen. Seit Jahren war er aber deshalb nicht mehr bestraft worden, da er feine Gewohnheit gänzlich abgelegt hatte. Jetzt, wo er alt, schwach nnd an den Hinterbeinen halb gelähmt war, sollte ihm ein Nachfolger in einem jüngern Hundo z gegeben werden, dessen Erziehung der ältere Hund sich auf die > angeführte Weise angelegen seiu ließ. Der Besitzer erzählte uns, i daß er, selbst durch die Handlungsweise des älteren Hundes ^ überrascht, demselben auch ganz die Erziebung des jüngeren ! überlassen und noch nicht nöthig gehabt habe, auch nur ein ! einzigesmal den jüngern zu strafen." ! ___________. Literatur. Die socbcn erschienene Märznumnicr der „Illustrirtc n ! Deutschen Monatshefte" (Vraunschwcig, George Wcstcr-! manu) enthält n, A. werthvolle Beiträge von Jakob Vcuedey „Florenz ^ und die Medicccr," G. Kirchhofs «die Sonne" und Ernst Förster, ! der eine Biographie des Malers „Chcmuin" gibt. Die Novellistik ! ist durch ciuc Erzählung vou Clairc von Glitmer „Dunkle Gaben" ! vertreten. Interessant ist ein Artikel, welcher „die Vcrschwägcrimgcn ! der Herrscherhäuser" behandelt, während uns ciu Reisebericht mit ! hUchst anschauliche Illustrationen in audcrc „Höhcrc Rcgioucu" uäm-^ lich unter die Eskimos — führt. i ^ Von dem Bande V des „I ll ustrirtcn Famili c ub uch s" ^ des Ocstcri eichischen Lluyd liegt uns das 5. Heft vor. Es bringt ein ^ Gedicht von R. Hamcrling „die Endcckcr des Meeres;" eine Erzäh-! lung von Iustiiö „Confliktc" ; eine kulturhistorische Skizze von Th. Lau „das moderne Familienleben" ; eine cuthnogravhischc Skizze von ! Kohl „die Walachcn uud Rumänen" ; ferner „Schildcruugeu aus der ! Heimat und Fremde" und „Litcraturbcricht." Drei Stahlstiche zieren wie gewöhnlich das Heft. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kle»nmayr. — Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr 35 F. Vamberg in Laibach.