ar77880 Die Entwässerungsarbeiten in den Kesselthälern von Kram. Vortrag gehalten in der Wofthenversaminlnng des österr. Ingenieiu-- und Architekten-Vereines am 14. .Tiinner 1888 von Franz Kraus Höhlenforscher. Separat-Abdruck aus der Wochenschriß des österr. Ingenieur- und Architekten-Vereines, Ar. 13, 7,989. WIEN 1888. Im Selbstverläge des Verfassers. Druek von R. Spien & Co. 0 Sehr geehrte Herren! Wenn ilns Gefühl iler Zaghaftigkeit dein Höhlenforscher nicht von vorneherein verwehrt wiire, so inttsste es mich heute beschleichen, wo ich als Laie die Aufsähe übernommen habe, vor einem Fachpuhlicnm eine der schwierigsten technischen Fragen zu erörtern, eine Frage, wie sie schwieriger kaum gedacht werden kann, weil alle Erfahrungen tür die Durchführung der Aufgabe erst neu gesammelt und die meisten Theorien erst geprüft, werden mussten. Hätte ich nicht die Entwässerung der Kesselthäler von Krain selbst angeregt und hätte ich mich nicht seit Anbeginn fortwährend um die Fortschritte gekümmert, so hätte ich wohl nie den Muth gehabt, die physikalischen und technischen Ergebnisse der bisherigen Voruntersuchungen gerade in diesem Saale zu besprechen. Gestatten Sie mir vorerst Uber den Karst selbst eine kleine'Erläuterung. Jedem Reisenden, der über den Karst gefahren ist, wird das merkwürdige Bodenrelief aufgefallen sein. "Die Thäler sind von Mnhlen-form ohne jeden Ausgang, und die Plateaux sind von Tausenden grösserer und kleinerer Trichter durchfurcht. In der Theorie gehören alle diese Bodensenkungen einer gemeinsamen Gruppe von Karst-Erscheinungen an. und der ganze Unterschied zwischen Poline und Kesselthal besteht nur in der Ausdehnung der verschiedenen Senkuugstelder. Die Ursache der Senkungen ist: Einsturz in Folge von Unterwaschung. Der Thalbildungs-process vollzieht sich am Karste durch überirdische und durch unterirdische Erosion, wodurch eigenthiimliche Reliefformen entstellen, wie sie anderswo nicht vorkommen, wo die unterirdische Erosion fehlt, oder nur in verschwindendem Maasse an der Umgestaltung des Bodeii'-eliefs het-heiligt ist. Bricht nun ein Theil einer Hiihlendecke ein und stürzt in die Tiefe, so hat man zuerst einen Schlund, der ringsum Steilwäude hat, Durch atmosphärische Einflüsse (Frost, Verwitterung etc.) brechen diese Steilwände nach und böschen sich suceessive ab. Ans dem Schlünde wird nun ein Trichter. Ein Zweites, was von Wichtigkeit ist, betrifft das Verhältnis der Menge des Braclunaterials zum Räume in den es hinabfällt. Ist das Materiale nicht genügend, um den Raum der Höhle bis über die ehemalige Decke anzufüllen, so bleibt die Höhle beiderseits offen. In diesem Falle stürzt der Höldenbach über die Eiusturzbarre. reisst Stück um Stilck die Krone derselben ab. und wühlt sich eine Cnnette, aus, an beiden Ufern Schuttkegel zurücklassend. Ist jedoch die Decke Rehr mächtig, oder der Raum, in den das Materiale fällt, ein sehr niedriger, so wird die Höhle verlegt, der Hölilenbach verschlemmt selbst die engen Zwischenräume zwischen den Blöekeu und wird genöthigt sich einen neuen Weg zu suchen. Das ist die Ursache der vielen trockenen Grotten am Karste. die alle früher durch unterirdische Flusslänfe entstanden waren. Derlei Schnttkegel am Ende einer Höhle deuten daher auf eine Verlegung hin. und sind als Unterbrechungsstellen zu betrachten, hinter denen eine Fortsetzung der Galerie liegt. Die Erkenntnis des Zusammenhanges der oberirdischen mit den unterirdischen Karst-Erscheinungen war nothwendig, um die technischen Arbeiten vorzubereiten nnd ihnen eine gesicherte Basis zu schaffen. Den wesentlichen Antheil, den ich selbst hiebei genommen habe, glaube ich mir als ein Verdienst, anrechnen zu dürfen. Selbstverständlich wird in die Depressionen Erde. Lehm nnd Laub hinabgeschwemmt, nnd es bildet sich am Grunde ein unltnrfähiger Boden, der für den Karatbewohner sehr kostbar ist. weil er seinen sozusagen einzigen cnlturttthigen Boden repräsentirt. Schon in Colinen von geringer Ausdehnung findet mau am (Ti-unde ein Fleckchen angebauten Grundes mit Steinmauern geschützt. Mau heisst diese Umfriedungen Ogradas. In grösseren Dolinen liegen oft ganze Wirtschaften. Der meiste Ackergrand befindet sich aber in den grossen Kesselthälern, deren es bis zur Ausdehnung einer Qnadratmeile nnd darüber gibt. Ein auffallender Umstand ist es. dass die Ansiedlungen nur sehr selten am Thalgrande, sondern zumeist an den Lehnen liegen. Dies rührt davon her. dass wohl von jeher die Kesselthäler periodischen l'eberscliwenimnngen ausgesetzt waren, da< heisst zeitweise in Seebecken verwandelt wurden. Der grösste und bekannteste unter diesen periodischen Seen ist jener von Zirkiiitz. der als Typus für alle übrigen dienen kann. Die Ursache der Hildnng von derartigen periodischen Karstseen liegt nur darin, dass die Niederschläge ans grosseil Niederschlagsgebieten rasch in das Thalbecken gelangen, aber nicht ebenso rasch wieder ans demselben ahfliessen können, weil für den Abflnss nur Klüfte von unzulänglichem Querschnitte zu Verfügung stehen. Der Zirknitzer See (nnd nebst ihm alle anderen periodischen Seen), besitzt nicht jene regelmässige Periodicität. wie man sie ihm häutig zugeschrieben hat, sondern sein - Erscheinen hängt einzig und allein von der Menge und von der raschen Aufeinanderfolge der Niederschläge ab. und sein Verschwinden ist davon abhängig, ob die angesammelte Wassermenge Zeit hat., vollständig abzumessen. ehe neue Regengüsse sie vermehren. Thatsächlich ist es auch vorgekommen, dass der Zirknitzer See durch ein ganzes Jahr trocken geblieben, und zu anderer Zeit über ein Jahr nicht abgelaufen ist. Die Seebildung steht also mit dem Regenreichthum nnd mit der Trockenheit in untrennbarem Zusammenhange. Die übrigen periodischen Seen unterscheiden sich vom Zirknitzer See nur durch die Dauer der Ueberfluthnngen. Im Principe sind sie ihm gleich, überall ist rascher Zufluss und ungenügender Abflnss die Ursache der Wasseransammlungen. Nur einzelne Thäler sind von der Natur besonders begünstigt. Zu diesen gehört das Adelsberger Thal, welches ausser dem Schlnnde, der die Poik aufnimmt, noch eine zweite minder bekannte Schlundhöhle besitzt — die Schwarzbachhöhle bei Ottok. Das Planinathal dagegen erhält dnreh den weiten Rachen der Klcinhäusel-grotte grosse Mengen von Zuflüssen nnd hat keine bekannte Schlundhöhle. weshalb es auch sehr von Ueberschwemmnngen zu leiden hat. Diese mir bekannten Umstände bestimmten mich der Entwässemngs-frage seit dem Jahre 1881 ein Augenmerk zu schenken. Bei dem Studium der einschlägigen Literatnr fand ich. dass schon seit hundert Jahren anf die Dringlichkeit der Sicherung der Kesselthäler vor Ueherschwemmungeu wiederholt hingewiesen worden ist, dass aber die Hindernisse nnd die Kosten stets vor einer ernstlichen Inangriffnahme der Arbeit zurückgeschreckt hatten. Als Specialist der Höhlenforschung ward es mir bald klar, dass die Wiederherstellung des stellenweise unterbrochenen Zusammenhanges der Höhlensysteme die hilligste Art und Weise ist, die Entwässerungsfrage zu lösen. Nachdem ich aber nicht Techniker bin. so 2 versicherte ich mich der Mitwirkung von Fauhinüuuern, welche meine Vorschl&ge prüften und die mit ihrer Autorität für jene Grnudprincipien einstanden, die für die Voruntersuchungen festgestellt worden sind. Diesem Faclicoinite schlössen sich später eine Reihe einflussreicher Personen, insbesondere ans den Kreisen der Abgeordneten von Krain an, und diesem Zusammenwirken ist es hauptsächlich zu danken, dass man höheren Ortes auf das Pro.ject aufmerksam geworden ist. und dass heute die Entwässerung der Kesselthäler von Krain durch Staat und Land mir bedeutenden Mitteln in Angriff' genommen wird. Die ersten Untersuchungen vom Jahre 1885 leitete ich persönlich. Die Mittel hiefiir wurden durch Subventionen aufgebracht, von denen jene der Sildbahndirection die bedeutendste war. Meine Aufgabe bestaud darin, die Art und Weise zu ermitteln, wie man am besten in Wasserhöhlen vordringen könne, weil es diesbezüglich an Erfahrungen mangelte. Seit 1886 wird in zwei Sectionen durch eigens entsendete Ingenieure gearbeitet, und zwar in der Section „Laibachflussgebiet" durch Herrn Forstassistenten Wilhelm Fntick für Rechnung des k. k Ackerbauministeriums und in der Section „Gurkflnssgebiet" durch Herrn Landes-Ingenienr ,T. V. Hrasky für Rechnung der Landesregierung von Kraiu Herr Fntick begann im Frühjahre 1886 nncl Herr Hrasky im Spätherbste desselben Jahres. I. Section. Der Oberlauf des Laibachflnsaes entsteht aus der Vereinigung mehrerer Zuflüsse. Der südlichste Zuflnss ist die Foik. welche die Na-nosca aufnimmt und bald darauf in der Adelsberger Grotte verschwindet. Schmidi gibt die Länge der von ihm vermessenen Wasserhöhle in der Adelsberger Grotte auf 400 Klafter an. 31 an trifft etwa 3fcii von der Verschwindungsstelle die Poik wieder in der Poikhöhle oder Pinka-jaina an, wo sie wieder auf ca. 700 m weit verfolgt werden kann. Dann folgen unbekannte Räume und endlich erscheint sie wieder in der Klein-luinselgrotte, ans der sie in das Thal von Planina sich ergiesst. Sie fuhrt aber hier schon ein bedeutend grösseres Wasserqnantnm, weil sie einige Zuflüsse unterirdisch aufgenommen hat In der Kleinhäuselgrotte selbst bemerkt man einen mächtigen Zuflnss der nach den sicheren Pntick'sclieu Angaben aus dem Zirknitzer Tlmle herüberkommt. In das Plauinathal gelansrt ferner dnreh mehrere Ricsenquellcn des Mühltliales (eines Seitengrabens des Hanptthales) eine bedeutende Wassermenge, die als Mflhlbach sich mit der Poik nahe am Schlosse Haasberg vereinigt. Von hier ans lieisst der Fluss die „Unz-1. Ausserdem speit noch die Skratonka (eine Höhle bei Haasberg) bei anhaltenden Niederschlägen ziemlich viel Wasser ans, und auch am westlichen Thalgehänge gibt es mehrere kleinere Speilöcher. Schliesslich kommt mitunter bei starken Niederschlägen ans der nordwestlichen Tlialecke das sogenannte Hotenkawasser dazn, glücklicherweise aber sehr selten. Für alle diese Zuflüsse stehen keine eigentlichen Abzugshöhlen zu Gebote, wie in Adelsberg, sondern nur sogenannte Sanglöcher, die dem Ost- und dem Nordrande entlang verstrent liegen. Bei normalem Stande gibt die Unz an die erste Sangergmppe, die sie passirr, schon zwei Drittel ihres Wasseniuantnms ab. Im Sommer ist das Ende ihres Bettes trocken. Bei Hochwasser geniigen aber diese Saugtrichter nicht mehr und es beginnt sich das Thal im Norden zu füllen, wobei das steigende Wasser immer mehr von den höher gelegenen Saugern in Action setzt. Nachdem durch das Plauinathal alles Wasser ans dem ungeheueren Niederschlagsgebiete passiren mnss, welches die grossen Thäler von Adelsberg. Zirknitz und Altenmarkt umfasst, so ist es klar, dass hier zuerst Hand angelegt werden muss. weil jede Ableitung des Wassers aus den höher gelegenen Thälern nur die Paternität in Planina vermehren würde, wenn hier nicht zuerst für einen ungehinderten Ab-fluss gesorgt ist. Wie erwähnt, sah man am Beginne der Untersuchung keine Rand-hülilen, durch welche das Wasser abgeleitet werden konnte. Theoretisch war aber deren Existenz ausser Zweifel. Es galt daher dieselben aufzusuchen. Auf Grund einer Tradition, die von einem verschütteten Sang-loche handelte, welches durch ein Gitter geschützt gewesen sein sollte, schürfte Herr Fntick in det rpnd steiiaim" (unter den Wänden) genannten Situation, und es gelang ihm im Spätherbstc 1886 die sagenhafte Kluft wirklich anzufahren. In dieselbe konnte er wegen der bald darauf eintretenden Hochwasser erst 1887 eindringen. Er fand, rlass hier zwei ziemlich parallele Höhlen in nördlicher Richtung gegen die be- kannte grossartige Rabenhöhle (Vranja jama) hinstreichen, die Wasser enthält, und hinter der eine zweite von Herrn Putiek 1886 nenent-deckte Wasserhöhle liegt, welche nach Herrn Hofrath Lippert .Lippert-höhle" benannt wurde. Trotz mühsamen und gefahrvollen Forscliens ist es nicht gelungen, in der Richtung gegen Oberlaibach weiterhin nochmals zu messendem Wasser zu gelangen, obwohl alle Naturschachte untersucht wurden, die auf dieser Strecke liegen. Der tiefste dieser grausigen Schlünde ist die Gradisnica mit 225 m, deren Erforschung und Vermessung eine ununterbrochene 3'2stiindigc Arbeit erforderte. Die Kalisnica mit 75 m und noch viele andere Schlünde lieferten alle ein negatives Resultat. Wenn man bedenkt, dass die Befahrung auf möglichst billige Weise geschehen muss. um die disponiblen Mittel nicht übermässig in Anspruch zu nehmen, so mnss man die Umsicht des leitenden Technikers bewundern, der es zu danken ist, dass keinerlei Unglücksfall in der zweijährigen Campagne geschehen ist. Die Höhlenforschung ist keine leichte Aufgabe, sie stellt an die Gesundheit nud au die körperliche Ausdauer mitunter so hohe Anforderungen, wie sie billigerweise von einem Beamten nicht verlangt ; werden können. Ich kann das Zeugnis den säinintlichen bei der Karst-Erforschung beschäftigten Technikern nicht versagen, dass sie mehr als ihre Pflicht geleistet haben. Ein besseres Resultat erzielte Herr Pntick weiter östlich nahe am Thalrande in der Situation „skofn lomu, wo am Nordgehänge ein Naturschacht sich befindet, dessen Vermessung ergab, dass er sich bis unter die Thalsohle fortsetze. Hier wurde ein Stollen durchgebrochen und eine Verbindung mit der Höhle hergestellt, die auf 100 «i weit verfolgt, werden kann, und die kräftige Erosionsspuren zeigt. Diese Höhle erhielt den Namen .Lorenz Liburnan-Höble". Bei den letzten Hochwässern sog dieser Stollen bereits grosse Wassermengen. Ferner entdeckte Herr Putick abermals den bereits von Urbas und später von Rudolf entdeckten Verbindungsgang von der .Mrzla jama" zum Rabenloche, der in der Literatur wohl erwähnt ist, der aber seither wieder in Vergessenheit gerarheu war. Die grossartigste Entdecknng wurde jedoch nahe am Orte Laase gemacht. Durch einen Schlund, der ungefähr halben Weges zwischen Laase und der Haltstelle Planina liegt, dransr Herr Putiek in eine Höhle von überraschenden Dimensionen, deren Länge über zwei Kilometer beträgt und die einzelne Räume enthält, die zu den grössten Höhlenräumeu des Karst gehören. Herr Putiek benannte diese neuentdeckte Höhle „Graf Falkenhayn-Höhle". Sie wird später noch von bedeutender Wichtigkeit werden, weil sie an drei Punkten fliessendes Wasser enthält und schon vermöge ihrer tiefen Lage (zwischen 10 und 20 »i unter dem Thalniveau), sowie ihres Fassnngsraumes als Recipient für die Hochwässer herangezogen werden kann. Nächst Laase liegt noch eine Grnppe sehr wirksamer Saugtrichter, die zum Systeme der (iraf Falkenhayn-Höhle gehören dürften, und mehrere Höhlen an der Berglehne, die aber zn hoch situirt sind, als dass sie zn Entwässernngszweckcn dienen könnten. Die wirksame Saugergrnppe südlich von Laase an der Eibcnschnsser Lehne steht mit einer Brnchspalte in Verbindung, die auf 200 m weit schliefbar ist und weiterhin zu den grossen Räumen der Rinaidinihöhle führt. Alle diese vorerwähnten Sauger haben aber einen verschwindend kleinen Querschnitt gegenüber dein Gesammtcjuerschnitte der Speilöcher und Spei-liöhlen, und es muss daher eine Erweiterung der Abzugshöhlen, die man jetzt kennt, stattfinden, weil ein Zurückhalten des Wassers durch Höhlensperren bei der Klüftigkeit des Karstkalkes der Kreideformation keinen dauernden Erfolg verspricht. Im Sommer des Jahres 1887 dehnte Herr Putick seine Untersuchungen auch über die Thäler von Zirkuitz und von Altenmarkt aus. Das Zwischenglied zwischen Planina und Zirknitz bildet das Rakliach-thal, wo der Mühlbach wieder 2 km oberirdischen Lauf hat, hier aber Rakbach lieisst. Am Anfange und am Ende des von Osten nach Westen iliesscudeu Rakbaches liegt je ein Complex von Höhlen. Das ganze Rak-bachthal ist augenscheinlich nur ein Höhleneinsturz, was aus einzelnen noch stehen gebliebenen Resten der Höhlendecke deutlich ersichtlich wild. In der älteren Literatur heissen diese Höhlen ,Höhlen von St. Canzian". Nachdem aber bei Divacca eine Höhlengruppe gleichen Namens existirt, so schlug Herr Pntick vor, den Höhlen am Rakbache den Namen des Grundeigenthümers zu geben und heissen dieselben 3 nunmehr „Fürst Windisch-Graetz-IIöhlen in den Haasberger Forsten'1, was wohl zu keinen Verwechslungen mehr Anlass geben kann. Die Filrst Windisch-Graetz-Höhlen in den Haasberger Forsten haben den Vortheil, dass sie durch die Muniliccnz ihres Besitzers mit vortrefflichen Wetranlagen versehen sind, insoweit sie nocli theilweise vom Tngeslichte erhellt sind. In diesen Complex gehören auch die beiden Natnrbrilcken. Ueber diu grosse Natnrbriieke geht die Strasse, die kleine ist jedoch nur zu Kusse iihersclireithar. Letztere ist von so zarten und so kühnen Dimensionen, dass sich mancher Baumeister besinnen würde, ein solches Bauwerk herzustellen, wie es hier die Natur geschaffen hat. Wer übrigens den Thalbildnngsprocess im Rarste kennen lernen will, hat hier in dieser wunderbaren Umgebung die beste Gelegenheit. Etwa 1000 im vom westlichen und über Ii>00 m vom östlichen Filde des Bakliaeh-thales ziehen sich geschlossene Höhlen in der Linie Planina-Zirknitz hin. Diu östlichen nähern sich anf etwa 1 /.->» den Bandhöhlen des Zirknitzer-Tliales. welche die Hanptahllnssvcntile des Zirknitzer Beckens sind. Sie liegen in einer Gruppe beisammen nnd eommuniciren durch Hänge oder Spalten untereinander. Zwei dieser Bandhöhlen sind seit Jahrhunderten bekannte und schon mehrmals begangene Höhlen. Sic heissen die grosse und die kleine Karlovca (spr. Karluza). und dass sie untereinander verbunden sind, wurde erst 1887 durch Herrn Putick entdeckt. Die dritte Bandhöhlc war früher ganz unbekannt und scheint einem eigenen Höhlensysteme anzugehören, welches parallel mit dein der Karlovcas verlauft nnd an einem bedeutenden Einbrüche endet. Dieser Einsturz gehört der Dolinengruppe Glnboki dol an. und bemerkt man im Schnttkegel, der die Höhle abschliesst. einen kräftigen Luftzug, was stets anf die Verbindung mit dem Tage oder mit weiteren grossen Bäumen hindeutet. Diese nenentdeckten Abflussräume benannte Herr Putick zu Ehren seines Lehrers der Geodäsie an der k. k. Hochschule flir Bodencnltur in Wien als die „Schlesinger-Höhle". Dieser zu den früher bezeichneten Höhion parallele Höhlenzug scheint die Eichtling anzudeuten, in welcher das Wasser von Zirknitz nach Planinn, südlich von der Linie Zirknitz—Rakbacli—Mühlbachthal, in die Kleinhäuselgrotte hiniibergelanirt. Ausser den Bandhöhlen gibt es in Zirknitz noch zahlreiche sehr wirksame Saugtrichter, die jedoch alle einem der beiden erwähnten Systeme von Abzngshöhlen anzugehören scheinen. Die Höhlen nnd Trichter am Südrande des Zirknitzer Thaies I sind grösstenteils Speilöcher. Ausserdem erhält das Thal unterirdische : Zuflüsse aus jenem von Altenmarkt, welche den Seebach bilden, sowie ans dem Osten und Norden durch zahlreiche Bäche, von denen der Zirknitzer Bach den längsten Lauf hat. Diese gesaminten Zuflüsse sind im Stande den See binnen kurzer Zeit in einer Ausdehnung von 5000 Katastraljoch (oder 8000 ha) zum Vorscheine zu bringen. Das Ueber-schweminnngsterrain erreicht jedoch manchmal eine noch grössere Ausdehnung (bis zu 8000 .loch) und das Wasser braucht im Mittel bis sechs Monate zum Abfliessen. In technischer Hinsicht könnte schon dnrcli Entfernung der Scliutt-barreu in den Mündungen der Bandhöhlen soviel gewonnen werden, dass die Stauhöhe des Wassers die 3000 Joch Ackergründe nicht mehr erreichen kann, und dass die Dauer der Ueberflntlmng des Bestes wesentlich reatringirt würde Nachdem aber kein anderer Ablluss für die hier angesammelten Wasserniassen bekannt ist. als jener dnrcli das Planina-tlial, ho ist es klar, dass vorerst dort dafür gesorgt werden muss. den Hochwassern einen Ahtlnss zu verschallen, ehe man in Zirknitz die bestehenden Verhältnisse alteriren darf. Im Altenmarkter Thale. welches so ziemlich den Endpunkt des Niederschlagsgebietes der Laibachquellen gegen Osten im Karste bildet, befindet sich eine grosse Abzugsliühle Golobina (Taubenloch) genannt. Ihre Mündung liegt nnr zu hoch, so dass sie erst bei einem gewissen Hochwasserstande zu fnnetionireu beginnt. Hier dürfte ein Einschnitt genügen, mn eine Besserung herbeizuführen. Zum Gebiete der Laibachquellen gehört ferner noch das hochgelegene Kesseltlial von Loitsch (470 ml, welches im Westen ausgesprochene Erosionsthalbildnng in Dolomit zeigt, und im Osten rein typische Karstformation besitzt. Die aus dem Westen kommenden Quellbäche vereinigen sich zu dem Loitscher Bache, der nächst dem Bahnhofe bei Unterloitsch in ein grosses Sangloch fällt. Dieser Bach vereinigt sich unterirdisch initiier Unz und tritt mit ihr zugleich bei (»berlaibacli (2JH5 m) zu Tage. Ehedem soll von diesem Sangloche eine Höhle tief hinabgeführt haben, deren ' Mündung durch Verschlämuiung jetzt nicht mehr sichtbar ist. Ueber-schwemmungen sind in Loitsch übrigens selten und von kurzer Daner. Eine andauernde Verschlechterung der Abflussverhältnisse könnte aber zu grossen Calamitäten führen, wenn nichts zur Abhilfe geschieht. Das definitive Entwässernngsproject ist in Arbeit, nachdem die Voreihebungen so weit gediehen siiul, dass sie für die Verfassung eines Projectes als genügend betrachtet werden können. Es ist im Interesse der Wissenschaft nur zu wünschen, dass von Seite des Ackerbaumini-sterinins eine umfassende Publication den Fachlenten die Kenntnis der einschlägigen, mit einem so grossen Aufwände von Mühe und Scharfsinn erworbenen Erfahrungen zugänglich mache, weil sie ohne eine solche Publication bei ähnlichen Arbeiten stets wieder vom Neuen gewonnen werden miissten. Die Studien für die Entwässerungsarbeiten in den Kessclthälern sind so interessant und tragen ein so specitisches österreichisches Gepräge, dass sie die Kosten einer Veröffentlichung wohl verlohnen. früher ahnte mau den Zusammenhang der oberirdischen Karst-Erscheinungen mit den unterirdischen, die Beweise dafür wurden aber erst durch die neuesten Forschungen geliefert. Der Umstand, dass man ans oberirdischen Erscheinungen auf die unterirdischen Verhältnisse zu schliessen vermag, ist ein bedeutender Fortschritt, der dem Techniker seine Aufgabe wesentlich erleichtert. Die Sicherung des Planinathales nnd nach ihm der höher gegelegenen zum gleichen Flnssgebiete gehörenden Kesseltliäler kann nach den erhobenen Bedingungen als durchführbar erklärt werden, und es genügt vorerst den Querschnitt der Abzugshöhlen zu erweitern, eventuell auch bei dem Zulaufe Hölilensperren anzubringen, um dieses Ziel zu erreichen. Das unbewohnte Bakbachtlial kann immerhin als Zwisehenrecipient benützt werden. II. Section. In der zweiten Section wurden, wie erwähnt, unter der (Iberleitung des Laudes-Ingenieurs J. V. Hrasky die Vorerhebungen gepflogen. Das Überschwemmungsgebiet des Batsclmathales. dessen Sicherung die Hauptaufgabe bildete, beträgt bei 2000 Joch oder genauer 1120 An, wovon anf die untere Thalstufe 335 ha entfallen. Das Batschnathal beginnt im Norden au der Doloniitzone, die quer über den Karst sich weithin verfolgen lässt, und die anc.h hier ausgesprochene Erosionsthäler enthält. Bei der Thalenge von Weissenstein verliert das Thal sein Gefälle und es tritt daher häutig in der oberen Thalstufe schon ein Bückstau ein, der aber durch einfache Flnsscorrection zu beseitigen ist. Anders stehen die Verhältnisse in der unteren, 8«t tiefer gelegenen Thalstufe, in welche ans der oberen, der aus zahlreichen Znflüssen entstehende Dobrowkabach durch die Weissensteiner Thalenge tritt. Der Dobrowkabach (Dobrawa der Generalstabskarte) verschwindet nach kurzem Laufe in der unteren Thalstufe in einer Gruppe von Sang-löchern nahe am Orte Sagraz bei normalem Wasserstaude. Bei Hochwasser füllt er ein gewöhnlich trockenes Flussbett, durch welches er zu den Banilsaugerii der Ostseite gelangt. Genügen ancli diese nicht mehr, nm das Wasser zu absorbiren. so erreicht das Wasser den untersten Theil des Thaies nnd trifft dort mit demjenigen des Sicabaclies (Scliitza-baclies) zusammen. Die Sica ist ein Höhlenbach, der bei Klein-Batschna aus einem Syphon entspringt und bei starkem Niederschlage spinilelartig emporquillt. Die Sica hat einen oberirdischen Lauf von nur 3000 m, inclusive ihrer vielfachen Krümmungen, in der Luftlinie also kaum viel mehr als 1 km. So wie sie entspringt, verschwindet sie auch ohne jeden Zufluss in eirer Sangergruppe am Siidostraude des Thaies. Ausser diesen beiden Hauptzufliissen (Dobrowka und Sica) gibt es noch am Westrande zahlreiche Speilöcher, die mit den jenseits des Gebirges gelegenen westlichen Kessclthälern communiciren nnd bei stärkeren Niederschlägen viel Wasser in das Batschnathal werfen. Es ist klar, dass eine l'eberflnthuiig der Thalgründe eintreten muss. wenn von allen drei Seiten Wassermassen im unteren Theile des Thaies zusammenströmen, da die Sangtrichter nnr knapp das Quantum zu absorbiren vermögen, welches die Sica bei mittlerem Wasserstande allein liefert. Fängt aber die Sicaqnelle zn sprudeln au. so liefert sie eine halbe Million Kuhik-Meter pro Tag und tritt sofort über ihre Ufer, was aber theilweise dem Umstände zuzuschreiben ist, dass ein Theil fig. i- sitüationsplän DER kesselthä.ler VON innerkrain, iBJim. MX». löx*. fig. 2. längenprofil der kesselthäler von innerkrain. fig. 3- längenprofil der kesselthäler von unterkrain. Gurk-Thal. Arrta : ^urMflufsj Fig. 4. situationsplan der kesselthäler von unterkrain. Maassstab : 1: 150.000. Zeichenerklärung für Fig. 1 u 4. ..... Richtung dar unterirdischen Wasserlinie un>! Höhlen&üsae nachgewiesene veimuthata U't 'erirdiacbe Wusserläufe Einsänge in Höhlen und NaturschScbte (in Figur l) Trace der Südbahn (in Figur 4) Richtucgslinie des Linpenprofil» 6 ihres Gefälles durch die Wehren der Mühlen unwirksam gemacht ist. Hier dürfte eine Correction der Serpentinen sich jedenfalls als nötliig erweisen, um das geringe Gefälle zu vermehren und das Wasser rascher in die Sauger zu leiten. Bevor ich jedoch zu den Abllussverhältnissen übergehe, möge es mir gestattet sein, über deu eigentlichen Ursprung der Sica einige Erklärungen zu geben. Die Sica kommt aus dem Thale von Poniqne auf unterirdischem Wege herüber. Das grosse Gefälle zwischen beiden Thalern erklärt die Vehemenz des Sprudels am Sicasypliou. Die Identität des Wassers ist durch die Sägespäne nachgewiesen, welche von den Sica-iiuellen ausgeworfen werden, weil nur an der Rasica. die hei Poniqne verschwindet. Sägewerke bestehen, die höher als das Ratsclmathal liegen. Sehr berücksichtigenswerth sind auch die Sande, die an den sieaquellen ausgeworfen werden, und die so eigenartig sind, dass sie sofort auffallen müssen. Alles Wasser, welches in das Ratsclmathal gelangt, muss an der östlichen Berglehne des rGoli vrlr verschwinden. Ausser deu Sanglöchern von Sagraz standen früher nur eine Reihe von Trichtern und zwei unbedeutende Randhöhlen zu Gebote. Seit 1887 wurde jedoch durch Erweiterung der Randhöhle Pekel ein wesentlich erleichterter Alifiuss geschaffen. Diese Höhle wurde auf 200 »i weit verfolgt und scheint zu der Kategorie der Randhöhlen zu gehören, die parallel dem Thalrande fortziehen. ähnlich wie die neuentdeckte am Zirknitzer See und andere. Der Weg, auf dem das Ratsclma wasser nach Übergnrk in die Gurkquelleu gelangt, ist zwar nicht vollständig bekannt, es sind aber so viele Partien daran erforscht, dass der Rest sich theoretisch ermitteln lässt. Die Vereinigung der Gewässer, die bei Sagraz, Pekel und nächst der Zatocna jama verschwinden, geschieht unterirdisch. Nachdem Herr Hrasky durch meine Vorträge in Laibach und im Wege der Korrespondenz von der Art und Weise in Kenntnis sresetzt worden war, wie man am besten nach'unterirdischen Karst Hussen forscht, so adoptirte er das gleiche System, welches sich schon mehrfach bewährt hatte, und forschte nach Natnrschacliten, die ihn ausserhalb des Thalrandes zum Wasser führen könnten. Der Erfolg, den Herr Hrasky erzielt hat, ist ein neuerlicher Beweis, dass diese Manier die sicherste ist. wo es gelingt, derartige Naturschachte aufzufinden. Durch eine wenig bedeutende Höhle nahe am Thalrande, in welcher — wie die Leute behaupteten, zeitweise ein Geränsch. wie von einem Wassersturze, zu hören sei. schürfte Herr Hrasky. um nach 48stündiger ununterbrochener Tag- und Nachtarbeit in eine grossartige Wasserhühle einzudringen, welche den gesuchten unterirdischen Fluss enthielt. Von dieser Grotte wurde der Wasserlauf nun stromaufwärts verfolgt und nach Dnrchfahrung eines Schuttkegels eine Fortsetzung aufgeschlossen, die bis auf 5»i an den Thalrand führte. Hier wurde nun durchgesprengt und eine provisorische Verbindung mit der Aussenwelt hergestellt, deren Erweiterung und Con-solidirung für 1888 vom Landtage bereits beschlossen ist. Diese Grotte, deren Eingang den Namen Vrsnica trägt, hat eine Länge von 670 m. die Vorgrotte hat 265 m und eine Seitengrotte, fast am Ende der Hanptgrotte, 325 m, zusammen also 1160 m. Die Seitengrotte beginnt dort, wo in einem Bassin das Wasser verschwindet und geht parallel dem Thalrande fort. Sie hält auf die zwei Schlünde na dnani zu. die aber arg verstiirzt und sehr enge sind, deren Situation jedoch vielversprechend ist. Die Seitengrotte führt den Namen Sandgrotte, weil in ihr grosse Mengen desselben Sandes vorkommen, wie an den Sieaquellen, weshalb anzunehmen ist, dass ausserhalb des Thalramles noch eine Verbindung existiren muss. durch welche die Hochwässer geleitet werden könnten, ohne das Thal zu berühren. Die Existenz einer solchen Verbindung ist umso wahrscheinlicher, als bei den Sieaquellen nicht das •ranze Quantum des bei Poniqne verschwindenden Wassers zu Tage kommt. Allerdings geht ein Theil des Raschitzawassers nach dem Guttenfelder-tliale, wo es in der Grotte von Podpec (spr. Podpetseh) sichtbar wird nnd das Thal mit Trinkwasser versorgt. Gabelungen kommen bei Hohlen nicht selten vor. Gewöhnlich rühren sie davon her, dass hinter einer Verengnng das Wasser durch Stauung in höher gelegene Klüfte getrieben wird nnd durch dieselben einen Abfluss erhält. In sehr trockener Zeit bleibt dann das Wasser in deu oberen Cauälen aus, weil die unteren für den Ablluss genügen. Aelin-lich dürfte es auch im Ratsclinathale sich verhalten. Das Sieawasser lässt sich bis zum Bassin in der Vrsnica verfolgen. Dort scheint aber ein Syphon zn liegen, dessen Bewältigung von obenher nicht möglich ist. Es wurden allerdings einige Klüfte angefahren, allein überall steht das Stauwasser im gleichen Niveau nnd an ein Vordringen ist deshalb nicht zu denken. Derartige Syplions können überhaupt nur von untenher bezwungen werden, u. zw. ganz einfach, indem man die aufstauende Barre dnrehgräbt und das Stauwasser so weit abzapft, bis die Decke wieder frei wird. Auf diese Weise, habe ich selbst die Louisenhalle in der Pinka jama entdeckt, welche ihren Namen von der ersten (und bisher einzigen) Besuclierin erhielt, die bei sehr gefährlichem Hochwasserstande die Fahrt in Begleitung ihres Vaters (des Generals v. Pollini) gewagt hatte. Mit Hilfe einer C'unette hatte ich das letzte Wasserbassiu in der Piuka jama um lVgi» entleert, wodurch die früher unter dem Wasserspiegel verborgene Decke auf 15 cm frei wurde. Dort wurde die Decke abgesprengt nnd so eine Durchfahrt hergestellt. Das Vordringen auf diese Weise kann mühsam und kostspielig werden, es ist aber sicher. Herr Hrasky hat sich viele Mühe gegeben, um hinter deu Syphon zu gelangen und ihm auf die vorbeschriebeue Weise beizukommen, alle Schachte aber, die er untersuchte, gaben ein negatives Resultat, weil sie nicht bis zu fiiessendem Wasser reichten. Tu diesem Winter werden nun Beobachtungen angestellt, um neue Schachtlöcher aufzufinden. Diese ver-rathen sich durch apere Stelleu im Neuschnee, weil die aus deu Klüften emporsteigende wärmere Höhlenluft, den Schnee zum Schmelzen bringt. Gelingt es nicht, einen geeigneten Natnrscliacht aufzufinden, ho bleibt nichts Anderes übrig, als von Obergnrk aus vorzudringen. Es ist znm besseren Verständnisse nothwendig, vorerst die Gurkquelle und die mit ihr in Verbindung stehende Grotte zu beschreiben. Die Gnrk entspringt aus zwei Quellen von verseliiedener Qualität, die also keinen gemeinsamen Ursprung haben können. Die Gewässer des Ratschnathales treten durch die nördlicher gelegene Quelle heraus. Der Auftrieb der Quelle ist kein bedeutender und würde sich noch vermindern, wenn nicht ein Mühlenwehr den Quellenspiegel erhöhen würde. Senkrecht über-der Quelle und 18 «i höher als der Normal Wasserspiegel derselben, befindet sich der Grotteneingang, zu dein man über einen steilen Sclmtt-kegel gelangt, der sich weit in die Grotte hinein fortsetzt. Die Länge der Grotte dürfte kaum viel über 200 m betragen. Sie schliesst mit einem Wasserbecken, dessen Tiefe an der senkrechten Rückwand 6 m beträgt. Weiter als bis hielier war früher Niemand gedrungen. Vermessungen ergaben, dass der Spiegel dieses Bassins kaum 1 m über dem Quellenspiegel gelegen ist. Als ich am 13. August 1887 in Begleitung des Herrn Hofrathes v. Hauer die Grotte besuchte, fiel mir sofort die Analogie des Grottenabschlusses mit jenem der Pinka jama auf, nnd ich deutete den Schuttkegel in der rechten Ecke als das Resultat eines Dolineueinbruches, der den alten Höhlengang verlegt hat. Herr Hrasky war so freundlich, durch eine oberirdische Controlmessung zn constatiren, dass ober dem Sclmtt-kegel thatsächlich eine 40 m tiefe Doline liege, deren Sclmttkegel eine Mächtigkeit von noch 00 m hat. Nachdem der Fall nun sicher lag, dass hinter diesem Sclmttkegel sich noch offene Räume befinden müssen, so wurde versucht, in dieselbe zn dringen. Ein Durchteufen von obenher wäre zu kostspielig gewesen, dagegen lieferte die eingehende Untersuchung der Umgebung des Schnttkegels das Resultat, dass eine Lücke in der Steilwand entdeckt wurde, die in einen Wasscrcanal hinüberführte, " der hinter der nur 8 m starken Wand begann. Dort hineingeworfene Sägespäne erschienen bald im Bassin und die Identität des Wassers unterlag daher keinem Zweifel. Leider erfolgte die Entdeckung dieser Fortsetzung der Obergurken-Grotte gerade zu einer Zeit, als Herr Hrasky zn den Waffenübungen abberufen wurde. Bis derselbe die Arbeiten wieder aufnehmen konnte, war es znm weiteren Vordringen zu spät, da Hochwasser eingetreten war, welches das Wasser bis an die nur 60 «m vom Niederwasserspiegel entfernte Höhlendecke trieb. Dass hier der Schlüssel zn einein grossen Geheimnisse der Natnr liegen müsse, ist vollkommen sicher, nnd die hier zu machenden Entdeckungen sind für die Theorie und die Praxis der Höhlenforschung von grösster Bedentnng. Gelingt es, in der nächsten Saison hier weiter vorzudringen, so wird die Richtung klar werden, in welcher die Ergänzung etwa noch fehlender Tlieile der Verbindung zwischen Ratsclma nnd Obergnrk zu suchen ist. Es wird aber auch klar werden, in welchem Zusammenhange die Wasserausbriiche ans der Grotte ; von Leitsch mit den Hochwassern von Ratsclina stehen. Wahrscheinlich liegt zwischen der Grotte von Obergurk und dem Ende der Vrsnica noch irgendein Widerstand der die Hochwässer durch das Ueherfallloch von Leitsch herausdrängt. An diese ziemlich erschöpfende Beschreibung der hydrographischen Verhältnisse muss noch eine kurze Darstellung der Veränderungen angefügt werden, welche die mit einem Kostenaufwande von nicht ganz 11. 2500 hergestellten Versuchsarbeiten heute schon bewirkt haben: Die Schneeschmelze des Frühjahres (Ende März) 1887 brachte einen Niederschlag von 114 mm zum Abflüsse, welche das Thal 2-5 m unter Wasser setzte nn l die Conununicationen durch zehn Tage unterbrach. Der Sica-sprudnl dauerte fünf Tage. Nachdem die Arbeiten in der Vrsnica im Spätsommer bis zur Herstellung eines provisorischen Durchhruches gediehen waren, trat ein neuerliches Hochwasser ein. Der Sicasprudel dauerte 6'/s Tage und das Hochwasser trat nicht ausserhalb des gestrichen vollen Rideau. Auch die Dobrowka stürzte, ohne zn überschwemmen, in die erweiterte Höhle „Pekel-, nur in der oberen Thalstufe fand ein Wasseranstritt statt. Allerdings hat der Schwall den noch nicht versicherten provisorischen Einschnitt zur Vrsnica arg beschädigt, aber der Erfolg ist doch sehr ermuthigend, weil er beweist, dass die Entwässerung der Kesselthäler mit verhältnismässig geringen Kosten durchgeführt werden kann, wenn Technik und Höhlenkunde miteinander Hand in Hand gehen. Dieser Erfolg mag auch die Laudesvertretung von Krain bewogen haben, auch für das heurige Jahr einen Betrag von il. 2000 für die Fortsetzung der Arbeiten in Ratschua zu bewilligen, wobei auf einen Beitrag von gleicher Höhe von Seite des Ackerhauministerinins zu rechnen ist. Wie viel pro 1868 für die Arbeiten im Gebiete des Laibachflusses bewilligt werden dürfte, ist mir heute nocli nicht bekannt. Die Sicherung der begonnenen Arbeiten in Ratschna und die t'orrection der beiden Wasserläufe sSica und Dobrovka ist für 1888 als definitive Arbeit bestimmt und dürfte in diesem Jahre vollendet werden. Die Versuchsarbeiten in der Grotte von Obergurk können jedoch nicht in den Rahmen des Meliorationsgesetses gebracht werden, welches für derlei Arbeiten keine Vorsorge getroffen hat. bei denen der Techniker nicht in der Lage ist Pläne und Kostenüberschläge vorzulegen, wie es das Gesetz vorschreibt. Die Kosten müssen daher vorselmssweise aufgebracht werden, insoweit liiefHr Fondgelder disponibel sind. Ich muss nun uni Entschuldigung bitten, dass ich die Geduld der verehrten Zuhörer so übermässig in Anspruch genommen habe. Sie begreifen jedoch gewiss, dass man solche Arbeiten, mit denen man sich sozusagen identiiieirt hat. für die man die grössten Opfer au Zeit, Geld und selbst an Gesundheit gebracht hat. so sehr liebgewinnen kann, dass man im Eifer die Rücksicht vergessen kann, die man dem Publicum schuldig ist. Meine Absicht war die beste, denn ich wollte Ihnen die höchst eomplicirten hydrographischen Verhältnisse eingehend schildern und Ihnen zeigen, was in dieser Angelegenheit bereits geleistet nnd an Plänen, Karten etc. gesammelt worden ist. Mein Wunsch geht nun dahin, dass mein Vortrag, so lückenhaft er auch sein musste. einen oder den anderen der verehrten Zuhörer veranlassen möge, diese in technischer Hinsicht wirklich hochinteressanten Arbeiten persönlich in Augenschein zu nehmen. Wenn diesen Herren mein Rath nützen kann, so steht er jederzeit zur Verfügung. *