MOSABURG — ZALAVAR IM 9. JAHRHUNDERT Ag n e s c s, s ó s U ngarisches N ationalm useum , B udapest Die E rforschung der historischen E ntw icklung des w estlichen K ar­ patenbeckens, das heisst des heutigen T ransd an u b ien s im 9. Ja h rh u n ­ dert, k an n zw ar au f eine ziem lich lange V ergangenheit zurückblicken, doch befin d et sie sich zur Z eit eher in d er K ristallisierungsperiode der Problem e. Die ungarische Forschung h a t näm lich erst in den letzten Ja h rz e h n te n diese Periode ins Auge gefasst, u n d gleichzeitig auch neue Forschungszw eige, w ie die Archäologie, in diese Interessensphäre m it einbezogen. Eines d er bedeutendsten E rgebnisse d er bisherigen archäolo­ gischen Forschungen ist, dass sich die historischen Problem e in neuer B eleuchtung w eiter w erden entw ickeln können. Diese B edeutung d er A rchäologie lässt sich besonders an dem M aterial des F undortes M osa- b u rg -Z alav är erm essen. Im w eiteren m öchte ich die A usgrabungsresul­ ta te im R ahm en d er historischen Problem atik des 9. Jah rh u n d e rts d a r­ legen.1 Es ist eine bekannte historische Tatsache, dass das heutige W est­ u n g arn nach der endgültigen V ernichtung der aw arischen M acht u n te r fränkische H errschaft kam . D er Sieg der F ran k en b rach te die Eingliede­ ru n g W estungarns in die östlichen Provinzen des Reiches m it sich; als politischen O rganisations tr a t dieses G ebiet im 9. Ja h rh u n d e rt u n te r dem N am en P annonien auf. W enn w ir aber auf P annonien in der K aro­ lingerzeit zu reden kom m en, stellt sich uns eine G ruppe w ichtiger F ra ­ gen, die auch m it d er geographischen P roblem atik dieses B egriffs v e r­ b u n d en ist. Im G egensatz zu d er allgem einen A uffassung, dass dieser B egriff auch in d er K arolingerzeit eine geographisch schärfer um grenzte R egierungseinheit bedeutete, steh t auch die A nnahm e, dass eine solche In terp retatio n lediglich m it Bezug auf das röm erzeitliche Pannonien richtig w äre, und dass d er B egriff »Pannonia«, beziehungsw eise »Panno­ nia inferior« und »Pannonia superior« als fü r nichts m ehr als n u r fü r einen literarischen B egriff zu b etrach ten ist. Es ist nicht zu bezw eifeln, dass die innere A ufteilung des karolingischen Pannoniens nicht diesel­ be w ar wie die des röm erzeitlichen, und dass w ir in den schriftlichen Q uellen einem L ab y rin th von B egriffen begegnen, die sich u n te r gew is- 1 1 Â. Cs. Sós, Die Slawische Bevölkerung Westungarns im 9. Jahrhundert (eine Erörterung des historischen-archäologischen Fragen des Slawentums auf breiterer Grundlage, im Druck: München). sen U m ständen auch auf das G ebiet des heutigen W estungarns beziehen könnten. W ir können u ns jetzt nich t in eine eingehende A nalyse d er zu­ m eist gegensätzlichen M einungen einlassen, einige B em erkungen b etreffs dieses Problem s w ollen w ir uns aber doch erlauben. Die K larlegung d er Begriffe w urde dad u rch erschw ert, dass im Laufe des 9. Jah rh u n d erts selbst in der V erw altungsorganisation beziehungs­ w eise in den te rrito rialen E inheiten der V erw altung Ä nderungen d u rch ­ g efü h rt w urden. D iese Ä nderungen in d er V erw altungsorganisation sind im m er in V erbindung m it politischen E reignissen eingetreten u n d eben deshalb kann m an auch den M ethoden d er G eschichtsforschung beistim ­ m en, w elche bei d er E rw ägung d er B edeutung einzelner, auf die V er­ w altungsgebiete h in d eu ten d er Begriffe von d er bestehenden politischen Lage ausgehen. Das bedeutet m einer M einung nach auch, dass die Ä n­ derungen d er V erw altungsorganisation eigentlich auf die einzelnen S ta­ tionen eines D ezentralisationsprozesses in d er V erw altung hinw eisen, beziehungsw eise dass sich dieser Prozess als Folge der gegebenen poli­ tischen S ituationen im O stlande gestaltete. Diese G rundsätze schaffen auch eine G rundlage dafür, dass w ir die Problem atik der östlichen R andgebiete in d er E inheit d er B egriffe »Ostmark« und »limes P annoni­ cus- Avaricus« b etrach ten können, den B egriff »limes« als »Grenzzone«, »Grenzgebiet« auffassend. W enn w ir also die B edeutung dieser B egriffe in dem Sinne auffassen, dass sie die im einstigen aw arischen G ebiet und die im G ebiet des alten P annoniens entstandenen östlichen G renzgebiete bezeichnen, so können w ir vielleicht auch die A nnahm e wagen, dass der »lim es Pannonicus-Avaricus« eigentlich d e r O rganisationsbegriff gew esen sein dürfte, in dem sich das einstige aw arische G ebiet m it dem östlichen F rankenreich vereinigte. D as b ed eu tet auch, dass die B ezeichnung »lim es Pannonicus-Avaricus« eine um fassendere ist, da sie sich auch auf jenes G ebiet erstreckte, das sich ausserhalb der Z uständigkeit des O st­ p räfek ten befand u n d bis 828 dem M arkgrafen von F riau l u n terstan d . W enn w ir diesen G edanken w eiterführen, erh eb t sich die Frage: W ann w urde aus dem »lim es Pannonicus-Avaricus« »Pannonia«, im Sinne einer P rovinz beziehungsw eise G rafschaft? In A nbetracht dessen, dass die A ufsicht über den »limes P annoni­ cus-Avaricus« ausser d er östlichen P räfek ten auch der G raf von F riau l führte, ist die E ntstehung d er V erw altungseinheit »Pannonia« in einen Z eitraum zu setzen, in dem in den B eziehungen des G rafen von F riau l zu dem östlichen P räfek ten Ä nderungen von Belang stattfanden. Es kom m t also vor allem 828, die A ufteilung des Gebietes des fria u le r B al- derich in B etracht, d er der A u fru h r des V asallen des G ebietes zw ischen D rau und Save, L iudew it, und dann d er E inbruch d er B ulgaren ins fränkische H oheitsgebiet voranging. B edeutsam ist dabei, dass m an be­ w eisen kann, dass die im G ebiet zw ischen dem W ienerw ald und d er D rau lebenden Stäm m e u n d Stam m esgruppen nach 796 in vasallische A bhän­ gigkeit von den F ra n k e n g eraten sind. Ih rem W esen nach en tstan d also in diesem G ebiet die gleiche Lage w ie in den karantanisch-slaw ischen G ebieten: die örtlich en H äuptlinge v erbliben auf ih ren P lätzen. Die einzige örtlich m it G ew issheit bestim m bare A w arengruppe ist jen e beim N eusiedlersee. W ass die B eziehung dieser A w aren zu den östlich der R aab lebenden Stäm m en b etrifft, so ist die L age ungew iss, und jede A nnahm e zieht eine R eihe von F ragen nach sich, die noch zu k lären sind. So viel d ü rfen w ir vielleicht doch als fü r einigerm assen w a h r­ scheinlich annehm en, dass d er H err des G ebietes zw ischen R aab—D onau —D rau in den ersten Jah rz e h n te n des 9. Ja h rh u n d e rts der V asallenka- g an w ar. Die Tatsache, dass nach 822 ü b er ein Erscheinen aw arischer G esandter vor dem F ran k en h errsch er nichts b erich tet w urde, bed eu tet noch nicht, dass das V asallenkaganat bereits im J. 823 auch aufgelöst w u rd e. W ahrscheinlich k am dies erst zu r Z eit d er O rganisationsreform im J a h re 828 an die R eihe. D as zw ischen dem W ienerw ald, d er Raab, d e r D onau und der D rau liegende G ebiet des »lim es Pannonicus-A vari- cus« d ü rfte das V asallen k ag an at als V erw altungseinheit abgelöst haben u n d ih re E ntstehung eine Folge der von durch verschiedene B ew eggrün­ de veranlassten D ezentralisation sein. Zusam m enfassend: B aldrichs W ehrlosigkeit gegenüber dem E infall der B ulgaren und die noch frü h e r aus dem A ufstand L iudew its erw orbenen E rfah ru n g en d ü rften den u n ­ m ittelb aren A nlass dazu gegeben haben, dass die D ezentralisation der V erfassung des östlichen G renzgebietes einsetzte. D ie A nnahm e, dass »Pannonia« im Ja h re 828 als V erw altungseinheit entstan d , löst die m it »Pannonia superior-inferior« verbundenen F ragen noch nicht. K onkrete A ngaben dafür, dass diese B enennungen m it B e­ nen n u n g en verschiedener V erw altungseinheiten identisch sind, stehen n u r seit den dreissiger vierziger Ja h re n des 9. Ja h rh u n d e rts zur V erfügung. A n h an d d er A nalysierung d er frü h eren Q uellenangaben, das heisst vor 828, sind die N am en (der angefü h rten Quellen) »Pannonia superior« und »Pannonia inferior« nich t als geographische B ezeichnungen, sie bedeuten d en oberen, also nördlichen, und den u nteren, südlichen Teil des »lim es Pannonicus-Avaricus«. A nhand dieser, zu r Z eit n u r in groben U m rissen dargelegten E rw ägungen w ürde ich glauben, dass d er D ezen­ tralisationsvorgang im J a h re 822 noch nicht seinen A bschluss fand, und dass die zwei kleineren E inheiten w ahrscheinlich kurz nach 828 e n t­ standen, und zw ar in dem Sinne, den der V erfasser d er Conversio Bagoariorum et C arantanorum « ihnen in gebietlicher H insicht gab, obw ohl er den Z eitpunkt des Geschehens, das heisst das J a h r 871, in die Z eit K arls des G rossen verlegte. D er V erfasser d er »Conversio« ge­ b rau ch te jedoch den T erm inus »Pannonia inferior« in seinem B ericht ü b er das J a h r 796 w ahrscheinlich ohne besondere Absicht, beziehungs­ w eise fü h rte er bloss das auf seine Z eit hinw eisende A ttrib u t »heutige« oder »jetztige« n ich t an. Im folgenden w erde ich über diese letztere V erw altungseinheit sprechen, über das G ebiet zw ischen R aab, D onau u n d Drau, das in d er K irchenorganisation — d e r allgem einen A nsicht nach — schon seit dem J a h re 796 zur S alzburger K irche gehörte. M it den P roblem en d er karolingischen V erw altungsorganisation h ä n g t teilw eise die F rage des sogenannten unterpannonischen slaw ischen H erzogtum s, m it anderen W orten, die F rage des sogenannten pannon- slaw ischen Staates zusam m en. D ie E ntw icklung dieses H erzogtum s fällt in die Z eit zw ischen 833— 854, als d er P rä fe k t des O stens d er G raf R atpot w ar, bei dem auch der H äuptling des südw estlichen m ährisch-slaw ischen Stam m es, P riw ina, Z uflucht fand. D er »Conversio« nach w urde P riw in a von dem m ährisch­ en Herzog M ojm ir gezw ungen, aus N itra zu flüchten, und der P rä fe k t stellte ihn dem K önig von B ayern vor. A uf fränkischem Boden nahm P riw in a auf Ludw igs W unsch das C hristentum an. W egen eines S treits m it R atpot m usste e r das fränkische G ebiet bald verlassen. E r begab sich in B egleitung seines Sohnes Kozel u n d d er »Seinigen« erst in das bulgarische G ebiet (südlich der D rau, Syrm ien), und d ann zu R atim ir, dem slaw ischen H äuptling des w estlichen Teils des zw ischen D rau und Save liegenden Gebietes. D er Feldzug d er F ran k en gegen R atim ir im J a h re 838 zw ang ihn, auch dieses G ebiet zu verlassen. Je tz t setzte P ri­ w ina ü b er die Save, u n d versöhnte sich m it dem Präfekten. Nach seiner V ersöhnung m it R atpot w urde er in U nterpannonien, in d er G egend des Flusses Sala (Zala), m it L and belehnt. D ies geschah nach der E rm ittlu n g von Professor Milko K os um das J a h r 840. D as ihm als Beneficium u n te r­ stellte G ebiet ging später, im Ja h re 847, in P riw inas E igentum über. M it dem Ja h re 840 h eb t also ein n eu er A bschnitt in der G eschichte des heutigen T ransdanubiens an, den w ir als die Zeit P riw in a u n d Kozel b etrach ten dürfen. D as Ende dieser P eriode ist durch das D atum des Todes von P riw in a beziehungsw eise von K ozel abgegrenzt. Beide Z eit­ p u n k te sind unsicher. Die letzte N achricht ü b er P riw in a stam m t aus dem Ja h re 860, und es ist w ahrscheinlich, dass er im M ärz des Jah res 861 schon n ich t m eh r am Leben w ar. D ie letzten N achrichten ü b e r sei­ nen Sohn stam m en aus dem Ja h re 873. W ie d er Z eitpunkt seines Todes, so sind auch dessen U m stände unklar. Es gib t A nsichten, w onach sein Tod in das J a h r 876 zu lagen und m it einem kroatischen A ufstand zur Z eit K arlm anns zu verbinden sei. Das b e ru h t jedoch, w ie G rafen au er bew eist, auf einer irrtü m lich en A uslegung des Textes des K apitels 30 von K onstantinos Porphyrogennetos, das die kroatischen Ü berlieferungen des A ufstandes L iudew its w iedergibt. W ir w issen nichts Gewisses und die A uffassung von M ilko Kos scheint re c h t begründet, als er ü b e r »das geheim nisvolle V erschw inden« Kozels red et. Zusam m enfassend lässt sich soviel sagen, dass die Z eit P riw inas und K ozels in Pannonien etw a drei Jah rzeh n te um fasst. W as noch die chronologischen F ragen betrifft, die historischen P ro ­ blem e, die sich auf das letzte D rittel des 9. Jah rh u n d e rts beziehen, so lassen sie sich um den Fragenkom plex des grossm ährischen F ü rste n ­ tum s gruppieren. Von grundlegender W ichtigkeit ist die F rage der E x p an ­ sion der m ährischen M acht in südlicher R ichtung. Die A ngaben d er zeit­ genössischen schriftlichen Q uellen sind äusserst karg und aus diesen Q uellen k ann m an nich ts m ehr erfah ren als n u r das dass die M ähren m ehrm als (883, 884) in P annonien eindrangen und dass B razlaw , der slaw ische H äuptling des Save—D rau Z w ischenstrom landes von A rn u lf m it der V erteidigung U nterpannoniens gegen die M agyaren b e a u ftra g t w urde. Dies geschah im Ja h re 896, als die M agyaren im K arpatenbecken als L andeseroberer erschienen. M an kam in V erbindung m it ein er v o r­ ausgesetzten m ährischen O kkupation zu den gegensätzlichsten M einun­ gen, aber die Theorie der E inw erleibung des G ebietes des h eutigen T ransdanubiens ist eine unbew iesene B ehauptung geblieben, tro tz dem, dass die A nhänger dieser H ypothese auch die A ngaben sp äterer Q uellen (K onstantinos Porphyrogennetos, die ungarischen C hroniken) als Beweise an zu fü h ren versuchten. D ie Q uellenangaben sprechen viel eh er dafür, dass die fränkische H errsch aft im w estungarischen G ebiet erst durch die ungarische O kkupation, im J a h re 900, gestürzt w urde. D ie chronologischen F rag en abschliessend, w enden w ir uns einer an d eren w ichtigen F rag en g ru p p e zu die sich au f den P riw ina-B esitz bezieht. Diese F ragen verzw eigen sich in m ehreren R ichtungen; ein er­ seits ist das Problem des B esitzes als Problem d er geographischen E in­ h e it vorhanden, an d ererseits b esteh t die F rage d er B egriffe: Besitz, H erzogtum und Staat. B ei der Ü bersicht d er einschlägigen L ite ra tu r fä llt vor allem die völlige U ngew issheit auf, die in diesen F ragen herrscht. U nd es ist b e­ m erkensw ert, dass es eingentlich keine B estrebungen gibt, die auf die K larlegung der B eziehungen zw ischen dem P riw ina-B esitz und dem so­ gen an n ten H erzogtum P riw in as gerichtet w ären. D ie Frage, ob es m öglich ist, dass P riw in a und K ozel auch ausserhalb U nterpannoniens G üter besassen, w urde doch von m anchen Forschern gestellt; diese F rage w ird jedoch m eistens m it den Lokalisierungsm öglichkeiten der O rtsnam en aus dem 9. Ja h rh u n d e rt w erbunden. A nnähernd 40 ist die Zahl d er O rts­ nam en, die m an hinsichtlich dieser F ragen an fü h ren kann, aber tro tz etlich er V ersuche sind es n u r 4 der O rtsnam en, deren Lokalisierung be­ ziehungsw eise Identifizierung sich als richtig erw iesen hat. Diese sind die folgenden: M osaburg-M osapurch, wo P riw inas B urg stand, und das m it dem heutigen Z alavär am U n terlau f des Z ala-Flusses identifizierbar ist; Q uinique Basilicae, das heisst, die röm ische Sophiane, das heutige Pécs; Bettobia, das m it P e tta u -P tu j identisch ist, u n d O rtahu, das heutige Veszprém . N ehm en w ir aber je tz t auch die F rage des sogenannten »pannon- slaw ischen Staates« u n te r die Lupe. Den neueren H ypothesen nach soll P riw in a eine solche S taatsorganisation in P annonien zustande gebracht haben, die als eine O rganisation der pannonischen Slaw en b etrach tet w erd en kann. D ieser S ta a t w urde als te rrito ria le E inheit nich t n äh er g eprüft. Die H ypothese w u rd e zunächst der K ritik seitens d er sprach­ w issenschaftlichen Forschungen ausgesetzt und S tephan K niezsa bewies, dass die Theorie eines pannon-slaw ischen Staates, d er schon eine fertig e staatsrechtliche Term inologie besessen h ätte in u nm ittelbarem W ider­ spruch m it den sprachw issenschaftlichen E rgebnissen steht. Ich zitiere dabei auch die M einung des H istorikers Josef Perényis: P riw ina und Kozel können schon deshalb nich t die H äu p ter eines entw ickelten frü h ­ feudalen Staates gew esen sein, w eil allein die fränkische M acht die E ntstehung des sogenannten pannon-slaw ischen Staates erm öglicht h a­ ben könnte, w as aber eine schiere U nm öglichkeit ist. A ber in den ange­ fü h rte n M einungen fig u rierten P riw in a und sein N achfolger bloss als F eudalherren slaw ischer H erkunft, w om it w ed er ih re politische Rolle noch das V erhältnis zw ischen dem Priw ina-B esitz und U nterpannonien e rk lä rt w urde. M eines E rachtens nach könnte m an den K ern der Sache n u r durch schärfere T ren n u n g beider B egriffe — Priw ina-B esitz und H erzogtum — erfassen. D iese T rennung der B egriffe steht auch m it der A nnahm e in V erbindung, dass Priw ina, m indestens seit dem J a h re 847, —• als fränkischer W ü rd en träg er auch m it d er V erw altung eines A m ts­ bezirks b e tra u t w urde. D ieser w äre m it dem G ebiet U nterpannoniens bis zur D rau identisch gew esen und d ü rfte als eine w eniger gelungene B enennung auch das H erzogtum bezeichnet haben. D agegen könnte sich die B enennung P riw ina-B esitz n u r auf die Lehngüter, beziehungsw eise auf seine A llodien beziehen, die teilw eise in U nterpannonien lagen. W ahrscheinlich kan P riw in a in dieselbe Lage wie die anderen frä n k i­ schen W ürdenträger, die bestim m te B ezirke verw alteten, aber nebenbei auch grosse G üter, teilw eise in denselben A m tsbezirken, besassen. W ir dürfen auch den F all nich t ausschliessen, dass P riw in a seine W urde als w ohlverdienten Lohn fü r seine T reue erhielt, dadurch dass seine B ene- fizien sich gleichzeitig in A llodien verw andelten. Die F rage d er N ach­ folge von Kozel kann ebenso auf G rund dieser V oraussetzungen b eh an ­ d elt w erden. Es b ed eu tet kein Problem , dass P riw inas A llodien nach seinem Tode sein Sohn geerbt hat. A ber die Frage der Erbfolge w urde m eistens in einer solchen In terp retatio n behandelt, als ob K ozel in einem F ü rsten tu m oder V asallenstaat T hronfolger gew esen w äre. Das w ar jedoch nicht d e r Fall, denn Kozel erb te verm utlich neben den A llodien auch den V erw altungsbezirk seines V aters, und sein A m t w urde ihm zum L ehen gem acht ebenso w ie im F alle seines V orgängers. P riw i­ nas B ennenung als »d u x « und Kozels als »dux« und »comes« können auch au f diese Rolle hinw eisen. Es stellt sich n a tü rlic h auch die Frage, ob der Titel »dux« in diesem F alle allerdings eine fränkische W ürde vorstellen muss. Es stim m t dass die B enennung »dux« in den fränkischen A nn alen oft auf slaw ische Stam m eshäuptlinge verw eist, m an m uss jedoch b ed en ­ ken, dass diese T itulieru n g d er slaw ischen H äuptlinge nich t im m er die gleiche politische Lage deckt und dabei ste h t auch noch fest, dass m an im F alle U nterpannoniens einer speziellen E ntw icklung gegenüber steht. W enn die Q uellenangaben slaw ische H äuptlinge selbständiger slaw ischer G ebiete als »duces« erw ähnen, entspricht d er T itel »dux« dem B egriffe des slaw ischen »knjaz«, d er nicht genau ü bersetzbar w ar. Es w erd en ab er auch jene slaw ischen H äuptlinge »duces« genannt, die ihre G ebiete, obwohl sie durch die F ran k en okkupiert w urde, im N am en der frä n k i­ schen R egierung auch w eiterhin v erw alteten. Es besteht geringe W ah r­ scheinlichkeit dafür, dass ih re T itel m it denen, die der fränkische A del benutzte, gleichw ertig gew esen w ären. In d er Stellung d er ortsansässi­ gen slaw ischen S tam m enshäuptlinge bedeute die R eform König L udw igs einem gew issen W endepunkt. D er König, gew itzigt durch die E m pörung des H äuptlings der Slaw en an d er Save, L iudevit, löste auch die H äu p t­ linge K arantaniens du rch fränkische G rafen ab. Diese G rafen sin d uns dem N am en nach b ek an n t; einer von ihnen, P riw inas Zeitgenosse Pabo, w urde ebenfalls »dux« genannt. M it R atim ir, bei dem P riw ina Z uflucht suchte, rechneten die F ran k en im Ja h re 838 ab. Dies w ar die politische Lage, in d er sich die slaw ischen Stam m eshäuptlinge befanden in d er Zeit, als sich P riw in a in Pannonien ansiedelte. Selbst diese Lage erw eckt schon Zw eifel darüber, dass der »dux« P riw in a eine solche politische S tel­ lung erreichen konnte, w ie sie durch die fränkische R egierung in d er N ach- b arsch aft U nterpannoniens eben kurz vor P riw in as N iederlassung liqui­ d ie rt w urde. Das b ed eu tet auch zugleich, dass sich die T itel d er o rts­ ansässigen slaw ischen H äuptlinge sowie der von P riw in a m it d er poli­ tischen S tellung ih re r T räg er nich t deckten. A ll die besagten A nnahm en können auch dam it u n te rstü tz t w erden, dass, w äh ren d die fränkischen W ü rd en träg er ausserhalb U nterpannoniens dem N am en nach b ek an n t sind, w ir keine ähnlichen A ngaben über dieses G ebiet besitzen. M eines E rachtens nach w ar die S tellung von P riw in a u n d Kozel dieselbe, w ie die je n e r fränkischen G rafen, die die u n m ittelb aren U ntergeordneten des P rä fe k te n w aren, u n d die in den Q uellen bald »dux«, bald »comes« ge­ n a n n t w erden. P riw in a und Kozel w a re n überdies von slaw ischer H erkunft, und d arau s ergibt sich eben die F rage, aus w elchem G rund sie die W ahl d e r fränkischen R egierung traf. V ielleicht ist es keine allzu gew agte B ehauptung, w enn w ir an eventuelle Fam ilienbeziehungen m it d er frä n ­ kischen A risto k ratie denken. Die neueren Forschungen deuten genau d a ra u f hin, dass bei der B esetzung der V erw altungsäm ter eben die F a ­ m ilienbeziehungen die grösste Rolle spielten u n d dass die V erw altungs­ tä tig k e it im O stland eigentlich u n ter einigen adlige Fam ilien v erteilt w ar. Es kann noch angem erkt w erden, dass es auch die A nsicht gibt, w onach die F rau P riw inas oder Kozels eine D eutsche gew esen w äre, u n d dieser U m stand verh alf den beiden zu G ütern, die ausserhalb U n ter­ pannoniens lagen. Die Rede kam schon öfters auf die ethnische Zusam m ensetzung des karolingischen Pannoniens. Die bisherigen R esultate d er historischen u n d sprachw issenschaftlichen F orschungen ganz kurz zusam m enfassend, kann m an folgendes sagen. Es gilt heute schon als ein überw undener S tan d p u n k t dass die poli­ tische Tatsache d er fränkischen O kkupation gleichzeitig auf eine gross- angelegte bayrische K olonisation h indeuten w ürde. Die V ertreter dieser T heorie bauen m eistens au f den O rtsnam en u n d Personennam en des fränkisch-karolingischen Q uellenm aterials, es w u rd e also die M öglich­ k e it d er p arallelen O rtsnam en nich t in B etrach t gezogen, obw ohl als b e­ stes diesbetrügliches B eispiel eben der slaw ische und der deutsche N a­ m e des Priw ina-Z entrum s, B latenski K ostel-M osaburg g enannt w erden kann. W as die Personennam en anbetrifft, ist es beachtensw ert, dass in den U rkunden n u r N am en von Personen d er leitenden G esellschafts­ schicht von verschiedener, m eistens b ayrischer H erkunft, auftreten. D ie­ se G esellschaftsschicht ist jedoch nicht m it d er B evölkerung Pannoniens identifizierbar. In der F rag e der V olkszugehörigkeit können w ir den L ehnw örtern des ungarischen W ortschatzes eine grössere B edeutung zu­ schreiben. M an m uss vor allem die O rtsnam en, beziehungsw eise geogra­ phischen N am en prüfen, die in der ungarischen Sprache die älteste Schicht der L ehnw örter bilden. Die A nalyse dieser N am en le h rt uns, dass die B ew ölkerung T ransdanubiens im 9. Ja h rh u n d e rt überw iegend aus Slaw en zusam m engesetzt w ar, in der Frage aber, in w elche R ichtung die W urzeln dieser G ruppen reichten, gehen die M einungen der F o r­ scher auseinander. Die A useinandersetzungen w erden vor allem durch den M angel an gew issen sprachlichen K riterien hervorgerufen. A uf G rund linguistischer Feststellungen sind n u r w enige u n d dazu noch schw ankende phonetische K riterien vorhanden, die als Basis zur A bson­ derung d er slaw ischen L eh n w ö rter von süd-u n d w estslaw ischer H erk u n ft dienen könnten. Ih re Z ahl ist gering, d enn phonetisch b e tra c h te t sind die slaw ischen S prachen eng verbunden, u n d die K riterien sind auch unsicher, denn die E ntsprechungen, die h eu te erw iesen sind, w a re n im 9. Ja h rh u n d e rt noch n ich t alle vorhanden. W egen dieser U nsicherkeit d er sprachlichen K rite rie n versuchten es einige Linguisten, sich a u f die historischen Q uellen zu stützen, obw ohl dieses Q uellenm aterial f ü r die ethnische Zusam m ensetzung der slaw ischen B evölkerung keine festen A n h altspunkte bieten kann. G egenw ärtig k a n n m an bloss die V erm utung w agen, dass die B evölkerung des heutigen W estungarns im 9. J a h rh u n ­ d e rt keinesfalls einheitlich w ar. N eben dem süd- und w estslaw ischen E lem ent d ü rfte auch eine geringe Z ahl b ay risch er A nsiedler gelebt hab en u n d w ir können auch m it der K o n tin u ität d er aw arischen B evölkerung rechnen. V ersuchen w ir nun, ein B ild d arü b er zu gew innen, w ie v iel die archäologische F orschung bisher von positivem W ert zu r angeschnitte- te n Frage, besonders z u r F rage des P riw in a-Z en tru m s b eitragen konnte. A ls erste F rag e soll das P roblem d er G estaltung dieses Z entrum s g e p rü ft w erden. Die »Conversio« erzäh lt uns, dass P riw in as Benefizium »in partem circa flu viu m dicitur Sala« lag, und dass P riw in a »in palude Salae flu ­ m inis« eine B urg b au te: die schon erw äh n te M osapurch. D er O rtsnam e M osaburg, und auch d er A usdruck »in palude Salae« entsprechen völlig dem geographischen Bild, das im 9. J a h rh u n d e rt fü r die U m gebung des heutigen D orfes Z alav är kennzeichnend w ar. Dieses D orf liegt am U n­ te rla u f des Zalaflusses, etw a 9 km südw estlich vom Plattensee. D ie G e­ gend w ar ja h rh u n d ertelan g ein Sum pfgebiet, aus dem sich einige fü r m enschliche B esiedlung geeignete Inseln — h eute H ügel — erhoben. D iese Inselw elt schliesst im O sten ein P la te a u ab, w orauf das h eutige D orf liegt. Die A usgrabungen w urden auf m eh reren ehem aligen Inseln be­ gonnen, und auch am P lateau kam en archäologische O bjekte zum V or­ schein. Die w ichtigsten Fundstellen sind gegenw ärtig die sogenannten R écéskut-Insel und die B urginsel, m it deren F reilegungen A ladar R adnóti u n d etw a sp äter der im Ja h re 1955 verstorbene Géza F eh ér angefangen haben. In der F rage d er G estaltung des P riw in a-Z en tru m s b rach ten die A usgrabungen der J a h re 1962-63 an d er R écéskut-Insel w ichtige E r­ gebnisse.2 2 Die Resultate der Ausgrabungen an der Burginsel in den Jahren 1951— 1954 sind ausführlich publiziert: Â. Cs. Sós, Die Ausgrabungen Géza Fehérs in Zalavär. Archaeologica Hungarica XLI, Budapest (1963). Die ausführliche Publikation der Ausgrabungen an der Récéskut-Insel in den Jahren 1961— 1963: A. Cs. Sós, Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen von Zalavär — Récéskut in den Jahren 1961—1963. Acta Arch. Hung. 21, 1969, S. 5 1 -—103, Taf. V—XL. Während der Ausgrabungen an der Burginsel in den Jahren 1963—1966 kamen nur Grubenhäuser zum Vorschein, die von dem Denk­ malmaterial aus dem 9. Jahrhundert erwähnungswert sind. Die Ausgrabungs­ resultate sind noch nicht publiziert. E ine der w ichtigsten historischen F ragen dieses Zentrum s bezüglich ist, w arum P riw in a eben im Z alatal seine B u rg erbaute, beziehungs­ w eise w arum sich die »civitas Privinae«, wie die Q uellen die Siedlung benennen, eben h ier ausgestaltete. Es k an n keinesfalls ein blosser Z ufall gew essen sein, dass die sogenannte S ta d t in dieser Inselw elt entstand. Dass in ih rer A usbildung auch die geographische U m w elt m itspielte, erk en n en w ir vor allem aus den ähnlichen Siedlungen Südm ährens, wo die geographischen S ituationen d er slaw ischen M oorsiedlungen auffallen­ de A nalogien darbieten. Es w äre jedoch falsch, die V orbedingungen fü r die A usbildung von M osaburg auf diesen einzigen F ak to r zu reduzieren. W ir m üssen auch m it a n d eren K om ponenten rechnen, aus denen sich zw ei als grundlegend hervorheben. Erstens: die Siedlungsgeschichte die­ ses G ebietes vor dem 9. Ja h rh u n d e rt, und in Zusam m enhang dam it die A nsiedlung der Slaw en im Z alatal. Zw eitens: die politischen Faktoren, die sich als Präm issen b ei d er W ahl der Lage des Zentrum s ausw irken konnten. H auptsächlich fü r die Erforschung der ethnischen F ak to ren ist es bedeutsam , jene F u n d o rte zu erschliessen, die ausserhalb der »civitas«, jedoch in nerhalb d er G renzen des Priw inabesitzes lagen. Da die genauen G renzen dieses Besitzes nich t k lar vor uns stehen, m uss das G ew icht vor allem auf die E rforschung der sich in der N ähe von Z alavär befin- denen F undorte gelegt w erden. B isher haben w ir zwei S tützpunkte im Z alatal, näm lich F undorte, wo slawische U rnenbestattungen zum V or­ schein kam en. E iner von beiden ist Keszthely, in d er L uftlinie n u r 10 km von Z alavär entfernt, d er andere ist Pókaszepetk. Da uns das V or­ kom m en der U rnen in K eszthely n u r aus der F ach literatu r b ek an n t ist u n d da w ir über ihre F undum stände keine genauen D aten besitzen, ist d er F u n d o rt von Pókaszepetk von grösserer B edeutung. H ier haben w ir ein U rnengräberfeld freigelegt. Es lässt sich feststellen, dass das G räberfeld frühestens in d er zw eiten H älfte des 8. Ja h rh u n d e rts en tstan ­ den sein konnte und das bedeutet, dass die B evölkerung der zugehörigen slaw ischen Siedlung noch w ährend der A w arenzeit, verm utlich gegen A usgang der Epoche, in das Z alatal eingew andert w ar. Die R ichtung ih re r W anderung lässt sich bloss aus dem F u n d m aterial schw erlich be­ stim m en, aber die Ä hnlichkeiten in dem B egräbnisritus deuten eher da­ hin, dass die pókaszepetker Slaw en aus nordw estlicher R ichtung in das Z alatal eindrangen, auf ähnliche W eise w ie jene, die sich im Raum e der heutigen S tadt K eszthely niederliessen. Selbst die A usgrabungen in der U m gebung von Z alavär lieferten bis heute keine slaw ischen U rnenbe­ stattungen, aber eben die neuesten Forschungen auf der R écéskut-Insel b rach ten D enkm äler aus d er Epoche u n m ittelb ar vor der A nsiedlung P riw in as zum V orschein. A uf der R écéskut-Insel steh t die aus der F ach­ lite ra tu r gutbekannte g em auerte Basilika, die bis heute in das 9. J a h r ­ h u n d e rt d atiert w urde. Die neuesten Forschungen brachten nun die Ergebnisse, dass in der U m gebung und u n ter d er gem auerten B asilika noch m ehrere K ulturschichten liegen. Die u n terste Schicht entspricht den Ü berresten einer zu Ende des 8. oder zu B eginn des 9. Ja h rh u n d e rts abgebrannten Siedlung m it slaw ischem K eram ikm aterial. Die zw eite Schicht bestand aus G räbern, die in m ehreren Schichten, auf ein enges G ebiet zusam m engedrängt, lagen und zum T eil in die T rüm m erschicht d e r Siedlung eingetieft w aren. Diese G räb er um gaben einen zen tralen g räb erfreien Platz, w o eine H olzkirche gestanden sein dürfte. Die D a­ tieru n g der G räber g rü n d e t sich auf einige P erlen vom Typ des 9. J a h r­ hunderts. Die d ritte Schicht stam m t schon aus der Z eit von P riw in a- Kozel: eine D reischiffkirche m it S tein- u n d H olzkonstruktion sowie G rä­ ber. Die gem auerte B asilika ist also die d ritte K irche, die m an gu t b eg rü n d et schon in das 11. Ja h rh u n d e rt d atieren kann. Was bedeuten n u n die D enkm äler von Récéskut? V or allem bew ei­ sen sie die K o n tin u ität d er sakralen B edeutung der Stätte, deren W ur­ zeln in die Epoche v o r d er A nsiedlung P riw in as zurückreichen. Z w eitens bew eisen sie, dass bei d er A usbildung des Z entrum s P riw inas die e th n i­ schen Präm issen eine w ichtige Rolle spielten, da sich die Siedlung, die u n m ittelb ar vor dem B au der ersten H olzkirche v ern ich tet w urde, zu den slaw ischen Siedlungen des Z alatals zählen lässt. F ern er bew eisen die erste H olzkirche und die um die erste K irche erschlossenen G räber, dass die B evölkerung der sp äteren M osaburg von P riw in a schon vor d e r Zeit seiner N iederlassung in die kirckliche O rganisation eingegliedert w ar. W ir wissen, dass d er S alzburger A rno b ereits im Ja h re 789 in den ero­ b erten Gebieten, »in partes Sclavorum «, u n te r den Slaw en und A w aren, tä tig w ar. Sollte die E rrichtung der H olzkirche von Z alavär als e rste r M issionskirche dieser Gegend m it dieser M issionstätigkeit nach den A w arenfeldzügen Zusam m enhängen, so k ann w ohl angenom m en w erden, dass das G ebiet von Z alavär von d er fränkischen H errsch aft fü r P riw in a bestim m t w urde, w eil es kirchlich bereits org an isiert w a r und die örtliche G eistlichkeit dem e rst vor kurzem g etau ften P riw in a g uten B eistand leisten konnte. Das bedeutet auch, dass die ersten S chritte zu r kirchlichen O rganisation schon vor P riw in a vollzogen w orden w aren, und dass seine diesbezügliche T ätig k eit eine F ortsetzung des W erkes w ar, das die fränkische K irche in diesem G ebiet bereits begonnen h atte. F ern er dürften, da die S alzburger M issionstä­ tig k eit nach dem fränkisch-aw arischen K riege auch politische A u sw ir­ kungen haben konnte, auch diese politischen R ücksichten w ohl dazu beigetragen haben, dass dieses G ebiet fü r ein Z entrum geeignet schien. Die Frage, ob es in M osaburg eine frü h e re fränkische Festung, bezie­ hungsw eise ein fränkisches V erw altungszentrum gab, k an n heu te noch n ich t entschieden w erden. Die archäologischen B eobachtungen können auch in Bezug auf die gesellschaftliche Schichtung d er B evölkerung des P riw inazentrum s B e­ w eise liefern. Von diesem S tan d p u n k t aus b etrach tet, b ietet das G räb er­ feld des 9. Ja h rh u n d e rts auf der B urginsel ein gutes Beispiel. D ie B e­ stattu n g en tru g en einen christlichen C h arak ter, d er R itus u nterschied sich jedoch dadurch, dass sich h ie r B estattu n g en m it und ohne S arg befanden. B eide A rte n d er B estattungen w a re n ziem lich arm an B eiga­ ben. Von den B estattu n g en ohne Sarg son d erte sich eine G ruppe ab, die m it fränkischen S poren — und Scram asax-B eigaben gekennzeichnet w ar. Diese B eigaben sollen als R an g attrib u te ein er gew issen fü h ren d en so­ zialen Schicht aufgefasst w erden. Das anthropologische M aterial dieser G ruppe zeigt enge Z usam m enhänge m it jen em der sogenannten gross­ m ährischen G räb erfeld er in der Tschechoslow akei. M einer A nsicht nach können w ir diese B eobachtungen m it den A ngaben d er »Conversio«, die von dem m it den »Seinigen« flüchtenden P riw in a berichtet, in Zusam ­ m enhang bringen. Die Schicht, deren M itglieder m it diesen A ttrib u ten b e sta tte t w urden, gehörte v erm u tlich zu d er u n m ittelb aren G efolgschaft P riw inas, und daraus w ü rd e auch hervorgehen, dass diese G efolgschaft aus jenen Leuten, beziehungsw eise ih ren N achfolgen bestand, die das m ährisch-slaw ischen G ebiet nördlich der D onau m it P riw in a zusam m en verlassen hatten. Obw ohl die genaue B eurteilung ih re r gesellschaftlichen Rolle im P riw in a-Z en tru m n ich t möglich scheint, k an n m an doch dam it rechnen, dass auch die H erausbildung der höheren sozialen Schicht u n te r fränkischem Einfluss stan d u n d dam it kom m en auch die fränkischen W ürden in B etracht. S ollten Personen slaw ischer H erk u n ft in M osaburg fränkische W ürden bek leid et haben, so fielen die fränkischen W ürden u n d die slaw ische fü h ren d e Schicht notw endigerw eise zusam m en. In den G räbern, die in Z alavär freigelegt w urden, fanden sich n a ­ tü rlic h nich t n u r G egenstände fränkischer H erk u n ft. Den C harakter der m ateriellen K u ltu r jen er Slaw en, die im 9. J a h rh u n d e rt das G ebiet T ransdanubiens bew ohnten, ist jedoch schw er zu beurteilen. T ran sd an u ­ bien b ild ete in H inblick auf die allgem eine geschichtliche E ntw icklung im 9. Ja h rh u n d e rt bloss ein R andgebiet, und so w urde es die äusserste N iederschlagstelle der ben ach b arten K u ltu ren . Die Volkselem ente, die sich nach den A w arenfeldzügen in T ran sd an u b ien niederliessen, v e r­ pflanzten die m itgebrachten V olks- und K u ltu rtrad itio n en in die neue U m gebung, ihre K u ltu r dagegen kam u n te r den Einfluss der örtlichen E lem ente. Es kann n atü rlich E lem ente u n d E rscheinungen geben — und sicherlich gibt es auch solche — die m ehr oder w eniger genaue A nalo­ gien zum archäologischen N achlass der südlichen oder w estlichen S la­ w en, oder der B ayern aufw eisen, die m aterielle K u ltu r beider V ölker im P annonien des 9. Ja h rh u n d e rts kann jedoch nich t in so entscheiden­ den Form en, w ie au f dem M utterboden dieser K u ltu r, zutage treten. Die G räber d er Z alav arer B urginsel g ru p p ierten sich w ahrscheinlich u m eine Kirche. Die »Conversio« erzählt, dass in M osaburg drei K irchen e rb a u t w urden. Eine d er K irchen, die M arienkirche, stand in P riw inas B urg und w urde vom S alzb u rg er Erzbischof L iu p ram im Ja h re 850 ein­ gew eiht. Die anderen K irchen standen d er »Conversio« nach »infra ci­ vita tem Priwinae«. H öchstw ahrscheinlich ist, dass w ir u n te r diesem A us­ druck jene Inseln verstehen können, die sich u m die grösste, die soge­ n an n te B urginsel gruppieren, wo auch die B efestigung der P riw inazeit stand. Das heisst, dass die in der sogenannten S tad t erb au ten K irchen zw ar nicht auf d er B urginsel, aber doch in n erh alb dieser Inselw elt ge­ sucht w erden m üssen. W ir können h eu te n u r so viel sagen, dass die zw eite K irche an der R écéskut-Insel m it der Johannes-K irche der »Con­ versio« identifizierbar ist, u n d es ist w ahrscheinlich, dass diese grosse K irche m it Holz- und S teinkonstruktion nich t lange nach d er N iederlas­ sung P riw inas erb au t w urde. Die H erausbildung des Z entrum s und der B evölkerungszuw achs erfo rd erten eine neue, grössere K irche fü r die B e­ völkerung der U m gebung. F ü r die B estim m ung des O rtes der neuen K irche w aren die alten sakralen T raditionen entscheidend. Die M arien­ kirche, die w ir auf d er B urginsel gesucht haben, w urde leider — w ie unsere R esultate zeigen — durch den S andabbau der D orfbew ohner ru i­ n iert. Die schon erw äh n ten G räber gehörten w ahrscheinlich zu d er M a­ rienkirche, aber w ir konnten n u r das R andgebiet des G räberfeldes frei- legen. Diese G räber kam en schon in der N ähe des B urgw alles zum V or­ schein, der sich im 9. Ja h rh u n d e rt am R ande der Insel erstreckte. A uf seine einfache K o n struktion w eisen die p arallel laufenden, an einer S telle durch ein T or unterbrochenen P fostenreihen hin. Den R ekon­ struktionsversuchen nach bestand der W all aus zwei Flechtw erken, zw i­ schen die m an Erde gestam pft hatte. Beispiele von ähnlichen K o n stru k ­ tionen zur V erteidigung von Toren befinden sich im frü h m ittelalterlich en D enkm alm aterial d er Tschechoslowakei. D ie innnerhalb des B urgw alles zum V orschein gekom m enen B aureste sind Reste von H olzbauten und G rubenhäuser. Das aus den letzteren stam m ende M aterial d eutet au f die Siedlung ein er gew erbetreibenden B ew ohnerschaft hin, die sich beson­ ders m it d er H erstellung beinerner G egenstände beschäftigte. Es fan d en sich auch zahlreiche G efäßscherben, die d er K eram ik d er slaw ischen G ebiete entsprechen, u n d ein Flaschentyp, d er sich w ahrscheinlich auf pannonischen Boden aus röm ischen W urzeln entw ickelte. Im V orangehenden beabsichtigte ich n u r in ganz groben Zügen d a r­ zulegen, inw iefern die Ergebnisse d er bisherigen A usgrabungen von Za- la v ä r durch die Lösung einiger F ragen zu r Förderung d er F orschung beigetragen haben. Die w eiteren system atischen Freilegungen w erd en der G eschichtsw issenschaft in Z ukunft hoffentlich noch viel m ehr zu v erläs­ sige D aten lieferen können und uns zur Lösung der grundlegenden F rag en des Priw inabesitzes u n d auch der ungarischen Geschichte verhelfen, da die kurzgeschilderten historischen P roblem e des heutigen T ran sd an u ­ biens sich nich t von dem Problem kreis d e r ungarischen G eschichte ab ­ sondern lassen. Eine d er w ichtigsten F ragen d er ungarischen G eschichte, näm lich die Frage, u n te r w elchen E inw irkungen sich die landnehm enden U ngarn bis zu r H erausbildung des feudalen Staates w eiterentw ickelten, k an n nicht entsprechend bean tw o rtet w erden, solange das historische B ild des K arpatenbeckens im 9. Ja h rh u n d e rt und die Rolle des sla­ w ischen E thnikum s in U ngarn nicht g ek lärt w orden sind. Die derzeitigen A usgrabungsergebnisse in Z alavär sind also E rgebnisse einer Forschung, deren E ntfaltung eine d er w ichtigsten A ufgaben der ungarischen G e­ schichtsw issenschaft ist. POVZETEK Blatenski Kostel (nem. Mosaburg, madž. Zalavâr) v 9. stoletju Prim. naslednja avtoričina dela: Die Ausgrabungen Géza Fehérs in Zalavâr. Archaeologia Hungarica 41 (1963). Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen von Zalavâr-Récéskut in den Jahren 1961—1963. Acta archaeologica Academiae scientiarum Hungari- cae 21, 1969, 51—103. Izkopavanja na t. im. ,Grajskem otoku’ (Burginsel) so bila v letih 1963 do 1966. Doslej še niso objavljena. Historično-arheološke pripombe k slovanski poselitvi na zahodnem Ma- djarskem v 9. stoletju so v tisku. Vprašanje Panonije. Po avarskem zlomu je prišla današnja zahodna Ma­ džarska pod Franke, ki so jo nazvali Panonijo, včasih tudi z dostavkom in­ ferior oziroma superior, vendar ti pojmi ne označujejo teritorialno-upravne enote iz rimske dobe. Modifikacije izpeljane v teku 9. stoletja kažejo fran­ kovsko tendenco administrativnega prilagajanja danemu položaju ter ten­ denco po decentralizaciji. Sčasoma se razširi oznaka Vzhodna marka delno tudi limes Pannonicus-Avaricus, pri čemer pomeni limes mejno področje. Ker pa je prišel le-ta iz območja prefekta Vzhodne marke v območje, ki ga je do 828 upravljal furlanski mejni grof, pomeni, da je pojem limes Pannonicus- Avaricus starejši. Zato meni avtorica, da se je izraz Panonija uveljavil pose­ bej po vdoru Bolgarov, po Ljudevitom uporu in predvsem — kot posledica vsega navedenega — - po razpustitvi upravnega teritorija Furlanske marke, leta 828. Istočasna oznaka inferior in superior se rabi bolj v geografskem smislu. Slovanska organizacija v Panoniji spada v leta 833—854, ko je opravljal službo prefekta Vzhodne marke Ratpot, h kateremu se je iz Moravske zatekel Pribina, se tu pokristjanil, a zaradi nesoglasij umaknil čez Dravo v bolgarsko področje, pozneje pa k Ratimirju, slovanskemu knezu med Dravo in Savo. Frankovski pohod nad Ratimirja je Pribino prisilil 838 k pomiritvi z Ratpotom. Frankovski vladar mu je okrog leta 840 v območju reke Zala naklonil kot beneficij področje, ki je 847 postalo njegova last. Živel je nekako do leta 861 a njegov sin in naslednik Kocel vsaj do leta 873. Težko je ugotoviti, kaj sta Pribina in Kocel dejansko posedovala, kaj upravljala. Z njunega teritorija je sporočenih okrog 40 krajevnih imen, zgolj 4 pa se dajo lokalizirati (to so Blatenski Kostel, Peč, Ptuj, Veszprém, ki se v virih imenuje Ortahu). Čeprav so Moravani poslej še večkrat vdrli v Panonijo (883, 884) so da­ našnjo zahodno Madžarsko Franki posedovali do madžarske okupacije v letu 900. Leta 896 so poverili slovanskemu knezu Braslavu obrambo Panonije in­ ferior med Dravo in Savo. V nadaljnjem zavrača avtorica mnenja, da bi bila Pribina in Kocel ustva­ rila panonsko-slovansko državo. Gre samo za frankovsko kneževino. Obrav­ nava pomen pojma dux, s katerim je njuna služba označena in ki v tem pri­ meru označuje prefektovega podrejenca. Vprašanje, zakaj so ju Franki na­ stavili, če sta bila Slovana, rešuje avtorica z mnenjem, da sta bila s frankov­ skimi velikaši sorodstveno povezana. Za določitev etnične sestave Panonije v karolinški dobi so na razpolago predvsem krajevna imena, ki predstavljajo v madžarščini hkrati najstarejšo plast izposojenk in privzemkov. Ta je v pretežni večini slovanska in pripada zahodnim in južnim slovanskim elementom, nekaj tudi bajuvarskim in nekaj avarskim. Listinsko omenjene osebe so v dokajšnji meri frankovsko-bajuvar- skega porekla, vendar so to osebe iz vodilne plasti. Kakšno je bilo Pribinovo središče, imenovano tudi civitas Privinae. Bla­ tenski Kostel je ležal v spodnjem toku reke Zala, 9 km jugozahodno od Bla- tenskega jezera v močvirni pokrajini, iz katere se je dvigalo nekaj gričev in ki jo je na vzhodu zaključevala terasa z mestom, čigar nadaljevanje je današ­ nji Zalavâr. Izkopavanja so vršili skoraj po vseh gričih, najvažnejši arheolo­ ški točki t. im. Récéskut-otok ter Grajski otok (Burginsel, glej uvodoma cit. literaturo). Mesto je nastalo na tem prostoru delno po analogiji z moravskimi na­ selji sredi močvar, delno zaradi tam že koncentrirane slovanske poselitve in delno iz frankovskih političnih nagibov. Deset km oddaljena je slovanska žarna nekropola v mestu Keszthely, druga pa je bila odkrita v kraju Póka- szepetk (90 grobov). Obe sta iz druge polovice 8. stoletja*, torej iz zaključne avarske dobe. Pod baziliko na Récéskut-otoku iz 9. stoletja so raziskovanja odkrila dve plasti. Starejšo (nižjo) s konca 8. in z začetka 9. stoletja kot ostanek požgane slovanske naselbine. Mlajšo (višjo) predstavlja slovanska ne­ kropola, na gosto stisnjena okrog centralnega praznega prostora, ki ga je po vsej priliki zavzemala lesena cerkev. Sledi pribinska troladijska lesena cer­ kev na kameniti os-novi s pripadajočim grobiščem. Tej sledeča zidana bazi­ lika je torej tretja zaporedna cerkev na tem prostoru in spada v 11. stoletje. Vsi ti ostanki indirektno nakazujejo gosto slovansko poselitev ob Zali, spričujejo že izvedeno kristijanizacijo pokrajine in približujejo misel, da so Franki ta prostor Pribini namenoma izbrali, ker je bil bolj kultiviran. Nekropola na Grajskem otoku spada v 9. stoletje, pokopi nosijo krščanski pečat, pridevki so skopi, izstopa nekaj grobov s frankovskimi ostrogami in skramasaksi. Analize približujejo misel, da gre v teh primerih za Pribinove ljudi. Pripadajoča cerkev je bila uničena ob arheološko nekontroliranem ko­ panju v peskolomu. Omenja jo Conversio. Gre za Marijino cerkev, ki jo je 850 posvetil nadškof Liupram iz Salzburga. Odkriti sektor nekropole na Grajskem otoku je ležal na robu utrjene naselbine. Od utrdb se je dalo ugo­ toviti nasip iz pletenih sten, med katerimi je bila naphana zemlja. Odkrili so tudi ostanke lesenih hiš in zemunic. V slednjih so živeli predvsem obrtniki, ki so se ukvarjali z obdelavo kosti. Odkrili so tudi številne keramične ostanke ter poseben tip steklenice, ki se je razvil prejkone iz rimskih osnov.