153Übersetzung oder Adaption... Übersetzung oder Adaption: Fallbeispiel Jakob Alešovec (1842–1901) Tanja Žigon Abstract Der vorliegende Beitrag setzt sich mit den essayistischen Skizzen Laybacher Typen (Ljubljanske slike) aus der Feder des Publizisten, Dramatikers und Satirikers Jakob Alešovec (1842–1901) auseinander, wobei hier der Frage nachgegangen wird, ob es sich bei der Übersetzung der behandelten Texte aus dem Deutschen ins Slowenische um eine (Selbst)übersetzung handelt oder man in diesem Zusammenhang doch lieber von einer Adaption sprechen sollte. Anhand der Lebens- und Schaffensgeschichte des Au- tors wie auch im Hinblick auf die im 19. Jahrhundert geltenden Normen in der slowe- nischen Übersetzungskultur wird gezeigt, dass es sich bei dem deutschen Ausgangstext überwiegend um eine Textvorlage für die slowenische Version handelt, welche als eine Zwischenstation zur originalen Produktion im Slowenischen zu verstehen ist. Schlüsselwörter: Selbstübersetzung, Adaption, Ausgangs- und Zieltext (Deutsch/ Slowenisch), Normen, Übersetzungskultur im 19. Jahrhundert ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 81'25:821.163.6-32Alešovec J. DOI: 10.4312/an.50.1-2.153-171 Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 153 13.11.2017 10:14:58 154 Tanja Žigon EINLEITUNG UND EINIGE WORTE ZUM AUTOR DER UNTERSUCHTEN TEXTE Das wissenschaftliche Interesse im vorliegenden Beitrag widmet sich den Texten von Jakob Alešovec (1842–1901)1, dem slowenischen Erzähler, Dramatiker, Sati- riker und Publizisten, über den sich sein Zeitgenosse Josip Vošnjak (1834–1911), der slowenische Politiker, Arzt und Erzähler, in seinen Memoiren kritisch, aber teilweise auch ungerecht, wertend2 und damit sehr subjektiv äußerte: Alešovec war einer derjenigen in den Fluten des Lebens versenkten talentierten Menschen, die zu schlecht gelaunt waren, um ihre, ich würde sagen, animali- schen Triebe zu zähmen. [...] Er hatte eine gute humoristische und satirische Ader, aber es fehlte ihm an der richtigen Bildung und an den eigenen Einfällen und Ideen (Vošnjak 1982: 627).3 Jakob Alešovec wurde vor 175 Jahren, im Juli 1842 in Skaručna, einem kleinen Dorf nicht weit von Laibach (Ljubljana) entfernt, geboren. Er wuchs in ärmsten Verhältnissen auf; während die Mutter den Haushalt führte, konnte der Vater mit seiner Arbeit als Handwerker kaum mehr als das Nötigste zum Überleben der Fa- milie verdienen (Alešovec 1973: 5 –9). Die Intelligenz des kleinen Jungen fiel dem Dorfpfarrer auf; dieser begann, Alešovec zu unterrichten und sorgte später dafür, dass er mit Hilfe der finanziellen Förderung der Franziskaner die Volksschule im nahegelegenen Ort Stein (Kamnik) besuchen konnte. Von 1856 bis 1863 setz- te Alešovec seine Ausbildung am Laibacher Gymnasium fort, jedoch schloss er diese nie ab. Bereits als Gymnasiast gab er das deutschsprachige Schulblatt Die Schwalbe heraus (Alešovec 1973: 303). Zu dieser Zeit beherrschte er eher ein ge- brochenes Slowenisch, denn nur in der Familie wurde untereinander Slowenisch gesprochen, während man sich ansonsten auf Deutsch unterhielt (Vošnjak 1982: 15–16). Nachdem er die Schulbank verlassen hatte, verbrachte Alešovec zwei Mo- nate in der Lehrerbildungsanstalt in Laibach und entschied sich danach, die Stelle des Hauslehrers bei Miroslav Vilhar (1818–1871), dem slowenischen Dramati- ker, Erzähler und Politiker, anzunehmen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Er griff auch immer öfter selbst zur Feder und veröffentlichte seine ersten Erlebnisberichte in den Blättern aus Krain, einer literarischen Beilage der Laibacher Zeitung. Bis in die 1860er-Jahre verfasste er seine Texte ausschließlich 1 Sein Familienname kommt auch in anderen Varianten vor, und zwar Aleschouz, Alešovz, Alešovc. 2 Zum Thema Emotionen in der Literatur vgl. Javor Briški (2012: 87–96). 3 Der slowenische Text lautet: »Alešovec je bil eden tistih v valovih življenja pogrezlih talentiranih ljudi, ki so bili preslabe volje, da bi znali brzdati svoje, rekel bi, animalske nagone. [...] imel je dobro humoristično in satirično žilo, nedostajalo pa mu je prave omike ter lastnih misli in idej« [diese und weitere Übersetzungen v. T. Ž.]. Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 154 13.11.2017 10:14:58 155Übersetzung oder Adaption... auf Deutsch, erst Miroslav Vilhar begeisterte ihn dafür, Slowenisch zu schreiben. So erschien im Jahr 1867 seine historische Skizze Kustoca in Vis [Custozza und die Insel Lissa], eine Beschreibung des Krieges an italienischen Kriegsschauplätzen im Jahr 1866. Ferner versuchte sich Alešovec auch als Schauspieler, Dramatiker und Übersetzer (Gostiša et al. 1967: 19–22) und übersetzte 1870 das Lustspiel von Georg Horn Glückliche Flitterwochen und Nestroys Zauberposse mit Gesang in drei Akten Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt. Mitte der 1880er-Jahre wurde das Sehvermögen von Alešovec immer schwächer, so dass er schließlich erblindete. Seine Blindheit und sein Alkoholkonsum trugen zu sei- nem traurigen Ende in einer Laibacher Armenanstalt bei. Er starb vereinsamt und von allen verlassen am 17. Oktober 1901. Es hat den Anschein, dass nicht nur seine Zeitgenossen, sondern auch die slo- wenische Literaturgeschichte Jakob Alešovec als einen widersprüchlichen Autor wahrgenommen hat, wohl auch deswegen, weil Alešovec in einer Zeit der natio- nalen Differenzierung bzw. Neupositionierung4 sowohl auf Deutsch als auch auf Slowenisch schrieb, aber auch wegen seiner bissigen Satire, mit welcher seine Tex- te durchdrungen sind und die niemanden schonte. Wegen sehr subjektiver Urteile und oft auch ungerechter und unbegründeter Angriffe auf jede und jeden wurde auch der künstlerische Wert der Texte von Alešovec oft hinterfragt. Durch nega- tive Kritiken und Rezensionen seiner Werke,5 wurde er bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem damnatio memoriae verdammt. Doch trotz dieser Haltung der Literaturgeschichte ihm gegenüber muss festgehalten werden, dass Alešo- vec nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, denn seine subjektiven Darstellungen geben oft schonungslos das Bild der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der Landeshauptstadt Krain im 19. Jahrhundert wieder und beleuchten die kulturellen Zustände6 der damaligen Zeit von einer anderen Perspektive. Somit werden seine Texte des Öfteren als historische Quelle herangezogen, vor allem die im Weiteren analysierten Laibacher Typen. Alešovec verfasste seine ironischen und satirischen kulturhistorischen Skizzen in den 1860er- bzw. 1870er-Jahren. Zunächst wurden sie 1869 im Feuilleton der Zeitschrift für vaterländische Interessen Triglav (vgl. dazu Žigon 2004; Žigon 2007), welche Alešovec selbst redigierte, unter dem Titel Laibacher Typen veröf- fentlicht, zehn Jahre danach (1879) folgte die slowenische Fassung, die Alešovec zunächst im Feuilleton der konservativen Zeitung Slovenec [Der Slowene] und 4 Zum Einfluss der gesellschaftlichen, historischen und politischen Zustände auf den Einzelnen vgl. Maver 2015: 177–178. 5 Besonders kritisch und negativ waren die Rezensionen der Ausgewählten Werke von Alešovec, die nach seinem Tode herausgegeben wurden (L[enart] 1910: 41; Jurkovič 1912: 219). 6 Vgl. zum Thema Kulturdiplomatie z. B. Udovič und Podgornik 2016. Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 155 13.11.2017 10:14:59 156 Tanja Žigon im gleichen Jahr auch im Selbstverlag unter dem Titel Ljubljanske slike. Podo- ba ljubljanskega sveta pod drobnogledom [Bilder aus Laibach. Das Bild der Laibacher Welt unter der Lupe] herausgab. Der Autor selbst fungiert hier auch als Übersetzer des deutschen Textes. Doch soll hervorgehoben werden, dass in der slowenischen Fassung an keiner Stelle der deutsche Ausgangstext erwähnt wird und auch das von Alešovec aufs Neue verfasste Vorwort in der slowenischen Buchausgabe wird lediglich mit »Verfasser« (slow. »pisatelj«) unterschrieben und es wird völlig außer Acht gelassen, dass es sich um einen bereits in deutscher Sprache existierenden Text handelt; dies deutet auf einen relativ niedrigen Status der Übersetzungen in der slowenischen Übersetzungskultur (mehr zum Begriff Prunč 2008b) im 19. Jahrhundert hin. FRAGESTELLUNG UND THEORETISCHE VORÜBERLEGUNGEN Anhand des Vergleiches des deutschen Ausgangs- und des slowenischen Zieltex- tes (Laybacher Typen vs. Ljubljanske slike) wird im Weiteren überprüft, ob es sich bei der slowenischen Übersetzung um eine Selbstübersetzung handelt oder eher von einer dem „Zielpublikum emotionell ansprechende[n] kulturspezifische[n] Adaption“ (Prunč 2007a: 170; vgl. auch Prunč 2008a: 117–119) gesprochen wer- den kann. Die Adaption ist in diesem Sinne als freieste Form der Übertragung eines Textes in eine andere Sprache (Prunč 2007b: 77) zu verstehen, denn der Text wird in der Zielsprache bzw. Zielkultur, wie Newmark schreibt, neu geschrieben, also rewritten (Newmark 1995: 45). In so einem Falle wird dem Übersetzer die Freiheit zugestanden, gravierende Eingriffe in den Ausgangstext vorzunehmen, den Text sehr frei zu lokalisieren, zu erweitern, bestimmte Textstellen auszulassen usw. Bereits die von Alešovec im Jahr 1874 veröffentlichte Kriminalgeschichte Iz sodnijskega življenja [Aus dem Gerichtsleben] – zum Schreiben dieses Krimis wurde Alešovec von Miroslav Vilhar ermutigt – kann als eine Art Adaption bzw. Rewriting eingestuft werden. Obwohl der slowenische Literaturhistoriker Ma- tjaž Kmecl (1975: 113) diesen Text für den ersten slowenischen Kriminalroman hält und betont, dass Alešovec damit in die slowenische Literatur zum ersten Mal die Figur eines richtigen Detektivs, eines schlauen, ehrlichen und konse- quenten Ermittlers eingeführt habe, den es vorher in der slowenischen Literatur nicht gegeben habe, kann nicht übersehen werden, dass sich Alešovec von bereits existierenden ähnlichen fremdsprachlichen Texten inspirieren ließ und sich eine Reihe von deutschen, französischen und anderen historischen Sammlungen der Strafrechtsfälle zum Vorbild nahm, die man in seiner Zeit unter dem Namen Pi- taval (Hladnik 1985: 196) kannte. Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 156 13.11.2017 10:14:59 157Übersetzung oder Adaption... Der Begriff Rewriting wurde im Zuge der kulturellen Wende in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren von André Lefevere (1992) in die Transla- tionswissenschaft eingeführt, der zunächst noch den Begriff der Refraktion be- nutzte, womit das Adaptieren von Texten für ein bestimmtes Zielpublikum, eine bestimmte Situation oder Ideologie gemeint ist (vgl. dazu auch Prunč 2007: 255– 258). Es geht vor allem darum, wie fremde AutorInnen, diverse Texte und Kon- zepte in die eigene Kultur und Literatur eingehen, wie sie angeeignet und folglich rezipiert werden. In diesem Zusammenhang stellt Lefevere fest, dass jede Über- setzung eigentlich auch Rewriting sei und unter bestimmten Bedingungen zur Manipulation führen könne, was sowohl positive als auch negative Folgen habe: Translation is, of course, a rewriting of an original text. All rewritings, whatever their intention, reflect a certain ideology and a poetics and as such manipulate literature to function in a given society in a given way. Rewriting is manipulati- on, undertaken in the service of power, and in its positive aspect can help in the evolution of a literature and a society. Rewriting can introduce new concepts, new genres, new devices and the history of translation is the history also of li- terary innovation, of the shaping power of one culture upon another (Lefevere 1992: VII). Da die meisten Texte von Jakob Alešovec und damit auch seine Laibacher Typen bzw. Ljubljanske slike in einer Zeit der immer heftigeren slowenisch-deut- schen Auseinandersetzungen im Land Krain (vgl. z. B. Matić 2002) entstanden sind, kann die slowenische Übersetzung der Laybacher Typen auch aus der Sicht der Prozesse der slowenischen Sprach-, Literatur- und Nationalentwicklung be- trachtet werden (vgl. Almasy 2016; vgl. auch Maver 2010, Maver 2015). Das bedeutet, wenn man an das Normenkonzept von Gideon Toury anknüpft, der das Übersetzen als normengeleitete Aktivität definiert (Toury 1995: 55–60), dass die Vornormen in der slowenischen Übersetzungskultur im 19. Jahrhundert (vgl. Žigon, Almasy und Lovšin 2017: 52–77) durch „ein Bündel (national)ideologisch motivierter Aufgaben“ (Prunč 2012: 86) gesteuert wurden. Man verfolgte das Ziel, „den Einfluss des Deutschen auf die Sprache (und Denkungsart) zurückzudrän- gen“ (ebd.) und eine eigene slowenische Textproduktion aufzubauen, was „den Übersetzungen von vornherein einen sekundären Status zuwies“ (ebd.). Ferner bemühte man sich „ein eigenes Verlagswesen aufzubauen und neue Leserschich- ten zu gewinnen“ (Prunč 2012: 87), doch wegen der Diglossie des Bildungsbür- gertums, das ausgenommen der dramatischen Werke, „bei denen das Theater als gesellschaftliches Ereignis seiner nationsbildenden Funktion nur durch sloweni- sche Übersetzung gerecht werden konnte“ (ebd.), alle weiteren „literarische[n] Werke im deutschen Original oder in deutschen Übersetzungen“ (ebd.) lesen konnte, wurden zunächst „nur so genannte ‚niedrige‘ Genres (Gebetbücher und Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 157 13.11.2017 10:14:59 158 Tanja Žigon Katechismen, Sachbücher, Trivial- und Jugendliteratur) ins Slowenische über- setzt“ (ebd.; vgl. auch Hladnik 1993: 809).7 Gerade wegen der diglossischen Situation in den mit der slowenischen Bevöl- kerung besiedelten Gebieten gab es im 19. Jahrhundert oft Fälle von Selbstüber- setzungen der zweisprachigen AutorInnen, doch ist die Erfassung der Überset- zungen in Bibliographien und Bibliothekskatalogen mangelhaft bzw. können die übertragenen Texte gar nicht erfasst werden, denn der niedrige Status der Über- setzungen in der slowenischen Nationalkultur hatte zur Folge, dass viele Tex- te, auch Ljubljanske slike von Alešovec, nicht als Übersetzung kenntlich gemacht wurden (vgl. Prunč 2007a: 165–166). Im Blick auf die übersetzerischen Vornormen griff man auf der Ebene der Ausgangsnormen vor allem auf die bereits erwähnte zielkulturelle Adaption zu- rück, was in keiner Korrelation zu der kulturellen oder sozialen Rezeptionsfähig- keit des Zielpublikums stand; so entschied man sich für eine Adaption meistens aus »handfeste[n] ideologische[n] Gründe[n]«, z. B., um das Identifikationsge- fühl der LeserInnen im slowenischen Emanzipationsdiskurs zu stärken, wozu die Übersetzungen instrumentalisiert wurden (vgl. Prunč 2008a: 117). Dadurch wur- de den ÜbersetzerInnen auf der Ebene der Operativnormen, die sich auf konkrete Entscheidungen beim Übersetzen beziehen, relativ große Freiheit gewährt. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass Alešovec die slowenischen Texte zehn Jahre nach der deutschen Erstveröffentlichung herausgegeben hat. Nicht nur die zeitliche Distanz, die zwischen dem Entstehen beider Sprachver- sionen liegt, sondern vor allem die Tatsache, dass der Autor selbst auch Über- setzer des eigenen Textes war, lässt vermuten, dass es sich dabei nicht nur um eine übersetzerische, sondern auch um eine literarische Tätigkeit handelt. Es kann die Hypothese aufgestellt werden, dass der deutsche Ausgangstext dem Autor lediglich als eine Vorlage für einen völlig neuen slowenischen feuille- tonistischen Text diente. Jakob Alešovec bewegte sich nämlich zwischen zwei Sprachen in Krain und wuchs in einer Zeit und Umgebung auf, wo der Bi- lingualismus die Norm war, worauf bereits hingewiesen wurde. Die Sprache wechseln, das hieß für Alešovec in eine andere Welt wechseln (Kupsch-Losereit 1995: 1) – oder anders formuliert: Für Alešovec gilt, was Hokenson und Mun- son treffend formulierten, nämlich, dass „bilingual self-translators produce two texts, often publish them under the same title, und usually consider them to be comparable versions“ (Hokenson und Munson 2007: 3). Ferner war auch die so- ziolinguistische Realität für Alešovec von großer Bedeutung; sie determinierte 7 Aus diesem Grund, so Almasy, „bediente man sich des Genres der Lyrik oder griff auch zu historischen Romanen und Erzählungen, weil durch ersteres die kreative Schaffenskraft des Slowenischen bewiesen und durch zweiteres nationale Vorstellungen transportiert werden konnten“ (Almasy 2017: 127). Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 158 13.11.2017 10:14:59 159Übersetzung oder Adaption... ihn damals genauso wie das bei den ÜbersetzerInnen von heute in einer ähnli- chen Situation der Fall ist, denn sie arbeiten und leben not in a hypothetical gap between languages, between source und target cul- tures, but in the midst of them; they combine several languages and cultural competencies at once, and constitute a mid-zone of overlaps and intersections, being actively engaged in several cultures simultaneously. Hence every transla- tor is ‚a minimal interculture‘ (Pym 1998: 181). Es ist hervorzuheben, dass es gerade bei SelbstübersetzerInnen zu sprachli- chen und kulturellen Überlappungen par exellence kommt, und zwar sowohl in- nerpersönlich als auch in den Texten (Hokenson und Munson 2007: 4), was auch bei Alešovec deutlich zum Ausdruck kommt. DIE GESELLSCHAFTLICH-POLITISCHE UND KULTURELLE SITUATION IM LAND KRAIN In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spaltete sich die Bevölkerung der slo- wenisch besiedelten Gebiete in zwei Parteien mit unterschiedlicher Auffassung der staatsrechtlichen Konzeption. Während die Altslowenen unter der Führung vom Tierarzt und dem Herausgeber der slowenischen Landwirtschaftszeitung Kmetijske in rokodelske novice (1843–1902), Johann Bleiweis (1808–1881), eine gemäßigtere, kompromissbereitere Haltung gegenüber der deutschen „verfas- sungstreuen Partei“,8 welche für die Vorrangstellung der deutschen Sprache und Kultur eintrat, befürworteten, forderten die „liberalen“ Jungslowenen die kultu- relle, wirtschaftliche und politische „Wiedererweckung“ der Slowenen. Allerdings waren die heftigen slowenisch-deutschen Auseinandersetzungen u. a. auch auf dem Zeitungsmarkt zu spüren. In den 1860er-Jahren sind in der Krainer Haupt- stadt neben der offiziellen und meist gelesenen Laibacher Zeitung noch zwei wei- tere deutschsprachige publizistische Organe erschienen, die miteinander kon- kurrierten: Triglav, eine Zeitschrift, die sich als „slowenisch“ deklarierte und auf Deutsch slowenische Interessen vertrat, und das Organ der Deutschen in Krain, das liberal ausgerichtete Laibacher Tagblatt. Davon, dass die beiden Presseorgane auf völlig verschiedenen Seiten standen und dass Triglav unter der Redaktion von 8 Zu dieser gehörten vornehmlich die Beamtenschaft, das in der Wirtschaft aktive Bürgertum und Repräsentanten freier Berufe in den Städten und Märkten, jedoch wurde sie auch von den slowenischen Liberalen wahrgenommen. Liberale forderten persönliche, politische und religiöse Freiheit, eine Demokratisierung des Lebens auf allen Ebenen, die Einschränkung der Macht der Kirche, sie plädierten für Fortschritt und Modernisierung der Wirtschaft und unterstützten die individuelle unternehmerische Initiative (Vodopivec 1987). Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 159 13.11.2017 10:14:59 160 Tanja Žigon Alešovec sehr kritisch gegen die Überzeugung der Krainer Deutschen von der Vorrangstellung der deutschen Kultur gegenüber der slowenischen antrat, legt das nachfolgende Zitat aus Triglav ein illustratives Zeugnis ab: Glückliches Alterthum, wo keine „liberalen“ Blätter erschienen! Benei- denswerthes Publikum, das darin nicht Lügen fand! Beneidenswerth die Gänse, die nicht das Bewußtsein hatten, daß ihre Federn in so elende Hände kommen, daß damit so schändliche Artikel geschrieben, so schamlose Lügen fabrizirt werden, als man im „Laibacher Tagblatt“, diesem ungezogensten der journalistischen Gassenbuben, dieser Mißgeburt aller Fratzen, die durch ein menschenähnliches Geschlecht voll der diabolischsten Eigenschaften gefüttert wird, begegnet (Anonym 1869: unpag.). Im Jahr 1868 wurde Alešovec zunächst Mitarbeiter, später auch der verant- wortliche Redakteur der deutschsprachigen Zeitschrift für vaterländische In- teressen Triglav. Vornehmlich im Feuilleton der Zeitschrift nahm er sich die Freiheit und griff nicht nur die Deutschen in Krain an, sondern auch die mit diesen sympathisierenden liberalen Slowenen, die sog. Renegaten.9 Er kritisierte und verspottete sie, machte sich dadurch bei seinem Publikum immer unbelieb- ter und wurde dadurch bald zu einem Außenseiter, zu einem „einsamen Reiter“ (Lah 1991: 41–46). Er brachte, was ein typisches Merkmal der Feuilletonisten im Allgemeinen ist, immer alles aufs Papier, was ihm auf der Seele lag und ähnelte darin einem der damals wohl berühmtesten Wiener Feuilletonisten Ferdinand Kürnberger (1821–1879).10 DIE TYPEN AUS DER LAIBACHER GESELLSCHAFT: EINE SELBSTÜBERSETZUNG? Im Februar 1869 begann Alešovec in der Zeitschrift Triglav in Fortsetzungen seine Texte zu den sog. Laibacher Typen zu veröffentlichen. Seine feuilletonisti- schen Betrachtungen waren scharfe gesellschaftliche Satiren, in welchen er sich als ein begnadeter Sprach-Flaneur erwies, welcher seinem Publikum das Spiel der 9 Die Slowenen, die mit den deutschen Liberalen sympathisierten, wurden oft auch als „nemškutarji“, das ist „Deutschtümler“, bezeichnet (Grdina 1995: 263–285). Mehr zu den deutsch-slowenischen Beziehungen (Miladinović Zalaznik 2002). 10 Ferdinand Kürnberger war Feuilletonist, Kritiker und Erzähler. Wegen seiner Teilnahme an der Revolution 1848 musste er aus Wien fliehen und lebte als Korrespondent und Kritiker in Deutschland. 1856 kehrte er nach Österreich zurück. Kürnberger gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Feuilletons. Seine kunstvollen Texte, die sich kritisch mit politischen, kulturellen und sozialen Themen auseinandersetzten, prägten unter anderem Hermann Bahr und Karl Kraus (Wildhagen 1985). Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 160 13.11.2017 10:14:59 161Übersetzung oder Adaption... Individualitäten in verschiedensten Nuancen darbot. Seine Laibacher Typen kön- nen als ein eigenartiger Katalog von Menschen aus dem Laibacher gesellschaftli- chen und beruflichen Leben verstanden und gelesen werden. Bereits auf Makroebene sind zwischen dem Ausgangs- und Zieltext Unter- schiede zu verzeichnen. Erstens wurde der slowenischen Fassung eine dreiseitige Einleitung [Uvod] vorausgeschickt, die in der deutschen Fassung nicht vorhan- den ist, das bedeutet, dass sich der Autor auf der Ebene der Operativnormen erlaubte, den Text um einiges zu erweitern. Ferner versuchte er aber auch – in Be- zug auf die Ausgangsnormen – das slowenisch patriotische Identifikationsgefühl der LeserInnen zu etablieren, indem er alles verspottete, was er mit Deutschtum assoziierte. In der Einleitung erklärte Alešovec seinem Lesepublikum, wie die Laibacher Typen klassifiziert werden bzw. in welche Gruppen die Laibacher Be- völkerung eingeordnet werden kann, und zwar sind das: a) die Herrschaften, die nur Deutsch sprechen; b) die Renegaten, die als verlorene Seelen gelten und ein gebrochenes Deutsch sprechen, aber meistens auch die Landessprache (Slowe- nisch), verstehen und (jedoch ungern) sprechen, und c) die Vorstadtmenschen, die unter Schicksalsschlägen zu leiden haben; diese kommunizieren untereinander auf Slowenisch und verdienen ihr tägliches Brot meist als Handwerker (Alešovec 1911: I–III). Die Methode, die Alešovec anwendet, die Menschen zu beschreiben, be- schränkt sich also nicht nur auf eine einzige Gesellschaftsschicht, sondern erfasst alle, von den Hausherren, Beamten, Studenten über Dichter, Künstler, Redakteu- re bis zu den Damen, Hausfrauen, Müttern, reizenden Mädchen und Plauder- taschen, wie er die meisten Frauen bezeichnet. Wen auch immer Alešovec nicht mochte, der wurde gebrandmarkt und befand sich in seinen Augen auf einmal im „Klub der Renegaten“, die er besonders verachtete. Einen nach dem Anderen entwarf Alešovec vor den nicht wenig staunenden Augen seiner Leser die ver- schiedensten Laibacher Typen, die er jeweils mit selbst ausgedachten, oft ironi- schen „lateinischen“ bzw. „lateinisch klingenden“ Beinamen versah, die zugleich auch eine differenzierte Typsierung seiner Figuren bedeuteten, z. B.: der Pensi- onist (Spiritus familiaris), der Gastwirth [sic!] (Vampyrius), der Kaffeehausbesit- zer (Homo Giftmischer), der Professor (Dominus omnipotens), der Student (Genius universalis), der Beamte (Homo pauper), der Doktor (Spiritus intrigans), die Welt- oder Salondame (Domina Luxuriosa) etc. Die zweite Abweichung vom deutschen Ausgangstext auf der Makroebene stellt die Zahl der beschriebenen „Typen“ dar. Die in der deutschen Originalver- sion veröffentlichten Texte von Alešovec wurden in der Zeitschrift Triglav in 18 Nummern (von Februar bis Mai 1869) abgedruckt. Da in einigen Triglav-Ausga- ben Texte zu nicht nur einem, sondern zu mehreren Typen erschienen sind, kann festgestellt werden, dass in der deutschen Fassung 24 Typen aus der Laibacher Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 161 13.11.2017 10:14:59 162 Tanja Žigon Gesellschaft dargestellt wurden, während die spätere slowenische Version 29 Ty- penbeschreibungen enthält. Alešovec blieb somit dem Original nicht ganz treu; in der slowenischen Ausgabe wurden folgende Typen hinzugefügt: jezični dok- tor [ Jurist], duhovnik [Pfarrer], zasebnik [Privatunternehmer], privatni uradnik [Privatbeamter], predmeščan [Vorstadtmensch] und raznoterosti [Diversitäten] (Alešovec 1911). Bei einer Vergleichsanalyse des deutschen und des slowenischen Textes auf der Mikroebene wurde vor allem auf die Fragen eingegangen, inwieweit verschiedene Elemente des Originals beim Übersetzen modifiziert wurden, was ausgelassen, hinzugefügt, gekürzt, neutralisiert oder stereotypisiert wurde. In diesem Zusam- menhang stellt man bereits beim ersten, einleitenden Bild bzw. beim ersten „Ty- pen“ (Der Hausherr = Hišni lastnik ali gospodar) fest, dass der slowenische Text viel länger ist und nicht ganz dem Original folgt. Alešovec verändert nicht nur die quasi „lateinische“ Benennung des Hausherrn, er bemüht sich auch um eine zusätzliche Erklärung, nämlich, dass es sich um einen Hauseigentümer (slow. hiš- ni lastnik) und nicht etwa um einen Mieter oder Ähnliches handelt und schickt dem slowenischen Text einen Absatz voraus, der in der deutschen Fassung nicht vorkommt.11 Triglav, Jg. IV, Nr. 12, 9. Februar 1869, unpag. Ljubljanske slike. Ljubljana 1911, S. 1. Der Hausherr (Herus domesticus) Hišni lastnik ali gospodar (Dominus domesticus) /Auslassung/ /Erweiterung in der slowenischen Fassung/ Brez hiš ni mesta. Zato moram tudi jaz pričeti s hišami – ali pravzaprav z njihovimi lastniki. Ti so važni v trojem oziru: 1. plačujejo hišni davek – to je dobro za mestno blagajnico; 2. imajo pod svojo streho ljudi, ki nimajo svojih hiš, in od teh dobi- vajo najemščino – kar je za gospodarje dobro, ker bi jim brez tega hiše nič ne nesle; 3. So vsledtega volivci za mestni, deželni in državni zbor. Razen- tega so gospodarji tudi jako nevarni ljudje; kajti če bi svoje hiše podrli – česar bi se jim ne moglo braniti – bi ne imel nihče nikjer strehe, in mesta Ljubljane ne bi bilo več. „Mesto je naše,“ lahko rekó ti ljudje ponosno – in kdo jim bo oporekal? Zato je spodobno, da tudi jaz postavim te ljudi v vrsti ljubljanskih slik na prvo mesto. 11 Die Erweiterungen, Veränderungen, Auslassungen usw. sind in den Beispieltexten kenntlich gemacht (unterstrichen oder fett gedruckt). Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 162 13.11.2017 10:14:59 163Übersetzung oder Adaption... Es wird in dem neugeschriebenen ersten Absatz in drei Punkten lexikonge- mäß, jedoch äußerst ironisch, erläutert, warum die Hausherren so bedeutend sind und worin ihre Rolle im gesellschaftlichen Leben besteht: Erstens bezahlen sie die Immobiliensteuer, was die Stadtkasse kräftig unterstützt; zweitens beherber- gen sie Mieter, die sich kein eigenes Haus leisten können, was wiederum dem Hausherrn zugute kommt, denn nur dadurch kann er sein Haus in Stand halten, und drittens bilden die Hausherren den sog. Wahlkörper, dem die Macht der Entscheidungen zusteht. Nach den einleitenden Worten geht Alešovec im slowenischen Zieltext zur Beschreibung des Hausherrn über und konstatiert: Triglav, Jg. IV, Nr. 12, 9. Februar 1869, unpag. Ljubljanske slike. Ljubljana 1911, S. 1. Seiner Abstammung nach gehört jeder Haus- herr, folglich auch der in Laibach, zu den Säu- gethieren, und zwar sowohl der allgemeinen Welt-, als auch der besonderen Hausordnung zufolge. Das letztere wissen und empfinden nament- lich die Parteien. Was seine grammatikali- schen Kenntnisse anbelangt, so liegt seine Hauptstärke im S teiger n ; so zwar, daß er stets nur den Superlativ im Auge hat und auf der Zunge führt, und dennoch ist er dabei der Ansicht, daß sein Superlativ den Parteien als Postitiv zu gelten habe. Po rodu je vsak hišni gospodar, torej tudi ljubljanski, sesavka, in sicer po splošnih postavah sveta in tudi po po- sebnih hišnih zakonih. To poslednjo lastnost občutijo najhuje najmeniki ali hišni gostači. Posebna la- stnost hišnega lastnika je namreč ta, da hrepeni vedno više – z najmeščino, ki se mu ne zdi nikdar previsoka. /Auslassung/ Wie aus der zitierten Stelle ersichtlich, handelt es sich beim ersten Satz um eine fast wortwörtliche Übertragung des deutschen Textes, doch bereits im zwei- ten Satz wird das Verb „wissen“ (poznati) ausgelassen; genauso wird der ganze Vergleich mit dem grammatischen Superlativ und den viel zu hoch gerechneten Mieten nicht ins Slowenische übertragen. Es heißt nämlich im slowenischen Text nur, dass die Höhe der Miete dem Hausherrn nie zu hoch scheint. Alešovec kürzt und formuliert den Ausgangstext um. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass er dem „einfachen“ slowenischen Leser diverse Kenntnisse der deutschen Gram- matik nicht zutraut und versucht deswegen mit einer knappen, klaren Aussage das Verstehen zu erleichtern. Auch im weiteren Verlauf des Textes fungiert Alešovec weniger als Übersetzer als als Autor eines neu konzipierten Textes. Es ist ihm wichtig, dem slowenischen Leser zusätzliche Informationen vorauszuschicken und darauf hinzuweisen, was er als Verfasser des Textes von den (meist deutschen) bürgerlichen Hausbesitzern hält. Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 163 13.11.2017 10:14:59 164 Tanja Žigon Bei der zweiten Typenbeschreibung (Der Handelsmann) wie auch in allen wei- teren sind etliche Abweichungen festzustellen und die Treue zum Original ver- liert sich allmählich, so dass sie letztendlich nicht mehr vorhanden ist. Alešovec benutzt die deutsche Fassung als literarische Vorlage und lässt seinen feuilleto- nistischen Betrachtungen freien Lauf. Es entsteht ein neues literarisches Produkt, bei dem man von einer Übersetzung gar nicht mehr sprechen kann. So wurde z. B. in der 23. Nummer der Zeitschrift Triglav der Dichter (Genius incognitus) dargestellt – jedoch unterscheidet sich die deutsche Fassung gravierend von der späteren slowenischen: Triglav, Jg. IV, Nr. 23, 19. März 1869, unpag. Ljubljanske slike. Ljubljana 1911, S. 108. Der eigentliche Dichter (Poëta natus) ist heutzutage fast ganz ausgerottet. In seinem Urzustande ist er unabhängig, seine Bega- bung entschieden ausgesprochen. Er lebt nur von edlen Stoffen, er schafft nicht ge- gen Zeitungshonorar, auch nicht für ande- re, sein Beruf ist ihm selbst die größte Be- friedigung. Gezähmt heißt er Hofdichter, unterjocht – Theaterdichter; dann verliert er häufig seine Flügelweite, die gestutzten Flügel vermögen ihn nicht mehr über die irdische Athmosfäre zu erheben. Während er im Urzustande keine Schranken, keine Grenzen kannte, respektirt er gezähmt die Zensur, welche seine Werke der Oeffent- lichkeit übergibt, ihn selbst aber in dunkler Zelle einsamen und erbaulichen Betrach- tungen überläßt. Es gibt wenige, die sich nicht zähmen lassen, denn der Käfig, in dem sie dann wohnen, ist vom Gold, der Gesang des gefangenen Vogels tönt durch die ganze Welt und trägt ihm Bewunde- rung und Lorbeerkränze bei Lebenszeiten ein. Stirbt er im Urzustande, so wird er erst nach dem Tode entdeckt, man reißt sich um seine Fotografien und Manuskripte und leitet Sammlungen für sein Denkmal ein, welches dann nach langen Jahren erst zu Stande kommt […] Pesnik (Poëta natus) Pesnik je živalca, ki živi najrajši v tihotnem gaju, pa se vendar tuinsem preseli med vi- harnost človeškega življenja. Pesnik prve vrste zbuja nežna čustva in povzdiga srca- zemeljske ruše držečega se človeštva – proti zvezdam, kamor se zaganja on s svojim lete- čim konjem „Pegazom“; druge vrste pesnik pa goni srca v boj človeških strasti; le redek je tak, ki poje zgolj zase, kakor ptica v gozdu, ne oziraje se okrog sebe, ga li kdo posluša ali ne. O starih pesnikih se pripoveduje, da so jim bile rojenice Vile, in da so jim čebele nosile že otročičem méd v usta, da se jim je cedili z njih. Zdaj pa je nekoliko drugače. Le redki so še taki, ki jih zibljejo Vile; zlasti Ljublja- na pa se ne more bahati z njimi […] in to zato, ker je Ljubljana jako neugoden kraj za prave pesnike; preveč je še nemčurske meg- le nad njo. Tudi čebel ni več okrog ust no- vorojenega pesnika, marveč le še muhe, ki si ogledujejo njegov obraz. Pravega pesnika je zato še težje najti nego pravega narodnja- ka. Tudi ne poje ljubljanski pesnik toliko iz pravega nagiba, ampak veliko več iz drugih vnanjih vzrokov, ki mu sprožijo pevsko žilo, in ta potem drdra toliko časa, za kolikor je bila prej navita. Čas je pač prematerialen, Slovenec preveč tlačen in zato se tudi pe- snik ne more vzdigniti kvišku […] Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 164 13.11.2017 10:14:59 165Übersetzung oder Adaption... Alle Motive, Behauptungen und Beschreibungen, die im deutschen Text vor- handen sind und neutral das dichterische Schicksal wiedergeben, verschwinden im Slowenischen. Alešovec schreibt seinen Text neu, er betrachtet die Situation im Land Krain gleichsam mit „slowenischen“ Augen und lässt sich von emoti- onalen Eindrücken leiten, indem er alle auf Deutsch schreibenden Dichter und Schriftsteller angreift und ihren künstlerischen Wert in Frage stellt. Vor allem ist er den Renegaten, d. i. den mit den deutschen liberalen Ideen sympathisie- renden Krainern gegenüber, sehr bissig. Die deutschen Poeten in Laibach, so Alešovec, gäbe es nicht, „doch findet man ab und zu Einen, der irgendetwas aus verschiedenen Texten schmiedet und zusammendichtet, was jedoch keinen Wert hat [...] Das Renegatentum besitzt keine Gedichte; und auch wenn es welche besäße, so wären dies keine Gedichte, sondern Lieder heiserer Säufer“.12 Im zweiten Teil seiner Laibacher Typen widmet sich Alešovec der Damen- welt, die ihn einerseits fasziniert, ihm andererseits aber große Angst macht. Er schildert in der deutschen Version die junge Frau (Papilio carus), die Kaf- feeschwester (Spatzus domesticus aut Rosenbachus), die Studentenfrau (Baba vo- rax) und auch die Kokette (Miles femininus), bei der er sich ironisch fragt, ob sie „dem Thier-, Pflanzen- oder Mineralreiche angehört“, und konstatiert, dass diese Frage auch „die Naturforscher bis jetzt noch unentschieden gelassen“ ha- ben, denn „dem Thierreiche wäre sie insofern anzureichen, weil sie auf Raub und Eroberung ausgeht; dem Pflanzenreiche gehört sie in Folge ihrer Farben- pracht [...] an, während sie infolge ihres steinernen Herzens dem Mineralreiche zufällt“ (Triglav, Jg. 4, Nr. 29, unpag.). Interessanterweise kommt dieses Bild in der slowenischen Version gar nicht vor, was aller Wahrscheinlichkeit nach damit zusammenhängt, dass Alešovec mit seiner Mutter eng verbunden war und sehr an ihr hing (Alešovec 1973), weshalb er unter den slowenischen „nicht bürgerlichen“ Frauen die Koketten nicht wahrnehmen konnte und wollte. Und während Alešovec im Schlusswort zu seinen Skizzen in der deutschen Fassung nochmals die Charakteristika aller Laibacher Typen zusammenfasst, sind sei- ne slowenischen Abschlussgedanken eher eine Abrechnung mit den Lesern. Allem Anschein nach hatte sein Publikum etliche Schwierigkeiten, sich mit den Laibacher Typen identifizieren zu können. Alešovec schließt seine sloweni- sche „Abhandlung“ mit dem bedeutsamen Satz: Resnica oči kolje (Alešovec 1911: 263) oder, wie man das auf Deutsch formulieren würde (was Alešovec in der deutschen Fassung jedoch nicht tat): Die Wahrheit sticht ins Auge. 12 Der slowenische Text lautet: „[…] pač se najde tupatam kdo, ki nekaj skuje in splete iz raznih besedil, kar pa ni podobno nikomur [...] Renegatstvo nima pesmi; in če jih ima, niso pesmi, ampak popevke hripavih pijancev“ (Alešovec 1911: 109). Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 165 13.11.2017 10:14:59 166 Tanja Žigon FAZIT Jakob Alešovec greift im Triglav-Feuilleton immer wieder die gleiche Problema- tik auf: Die deutsch-slowenischen Beziehungen, sein slowenisches Nationalbe- wusstsein, seine Überzeugung, dass die slowenische Sprache der deutschen eben- bürtig sei, und seinen Dissens mit der berühmten Äußerung Seumes, dass das Land Krain „das letzte Zipfelchen unsers deutschen Vaterlandes“ (Seume 1985: 150) sei. Bei Alešovec kann man von einem Grenzbereich sprechen: Er bewegt sich zwischen der Selbstübersetzung und Bearbeitung bzw. einer Fortschreibung seiner Texte, was mit seinen Erfahrungen und seiner Position auf dem kulturel- len und politischen Feld in Krain zusammenhängt. Er nutzt den deutschen Text (eine erste – fremdsprachliche – Fassung) als Vorlage, um ihn auf Slowenisch fortzuschreiben (vgl. Lamping 1992: 221). Die Fortschreibung geht weit über das Original hinaus, sie entfernt sich sogar von ihm. Die von Alešovec angefer- tigte Übertragung der eigenen Texte ist somit weder eine Annäherung an das Original noch eine Verdoppelung oder ein Ersatz derselben. Es ist vielmehr eine Fortsetzung seines deutschen Werkes, eine gleichsam erneuerte Texterstellung. Alešovec erweitert den slowenischen Text, erläutert die Situation und nutzt vor allem die Möglichkeit, die leitende Rolle des Deutschtums im Land Krain immer wieder zu hinterfragen, ironisch darzustellen und die Zustände in Laibach, wo das deutschsprachige Bürgertum eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben spielte, auseinanderzunehmen. In diesem Kontext sind seine slowenischen Texte gegenüber den Deutschen in Krain des Öfteren ungerecht und beleidigend. Eine solche Haltung hätte er sich in der deutschen Fassung gar nicht leisten können. Seine Kritik des Deutschtums hält sich in der deutschsprachigen Version noch sehr in Grenzen, denn als verantwortlicher Redakteur und sogar Eigentümer der deutschsprachigen Zeitschrift Triglav hielt er sich an die Norm und hatte sein Zielpublikum vor Augen, also nicht nur die Slowenen, sondern auch die Deut- schen, die sich über slowenische politische Ansichten informieren wollten. Zu viele bissige, emotionale, Deutsche in Krain angreifende und kritisierende Texte, hätten für ein noch früheres Eingehen der Zeitschrift gesorgt. Es steht fest, dass Alešovec selbst über die Wortwahl sowohl im Ausgangs- als auch im Zieltext entscheiden konnte, fungierte er doch gleichzeitig als Autor und als Übersetzer des Originals – er war in dieser Hinsicht also sein eigener Herr. Die Übersetzung verliert bei Alešovec ihren Status, auch weil das Original der Über- tragung nur noch von fern ähnelt und eher eine im weitesten Sinne verstandene dem slowenischen Zielpublikum emotionell angepasste kulturspezifische Adaption (Prunč 2007a: 170; Prunč 2008a: 117–119) bzw. Rewriting darstellt. Diese ist aller- dings als ein „Durchgangsstadium zu originaler Produktion“ zu verstehen, in dem „das zu übersetzende Original in des Wortes wahrster Bedeutung zum Prätext“ Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 166 13.11.2017 10:14:59 167Übersetzung oder Adaption... (Lamping 1992: 221) wird. Alešovec fühlt sich im Umgang mit dem eigenen Aus- gangstext viel freier – und auch produktiver, was einerseits auf Kosten der Treue zum Original geht, andererseits aber einen neuen selbständigen Text entstehen lässt. LITERATURVERZEICHNIS Primärliteratur Alešovec, Jakob: Laibacher Typen. In: Triglav. Zeitschrift für vaterländische Inte- ressen, Jg. 4, aufeinander folgende Nummern von Februar bis Mai 1869. Alešovec, Jakob: Ljubljanske slike. Podoba ljubljanskega sveta pod drobnogledom [Bil- der aus Laibach. Das Bild der Laibacher Welt unter der Lupe]. Ljubljana: Selbst- verlag 1879 (zweite Ausgabe Ljubljana: Katoliška bukvarna 1911; dritte Aus- gabe Ljubljana: Rokus 2003). Alešovec, Jakob: Kako sem se jaz likal [Meine Entwicklungsgeschichte]. Ljubljana: Prešernova družba 1973 (erste Ausgabe Ljubljana: Selbstverlag 1884). Anonym: „Unser Programm“. Triglav. Zeitschrift für vaterländische Interessen, Jg. 1, Nr. 1 (3. Januar 1865), S. 1. Anonym: „Journalistische Mefisto’s“. Triglav. 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Upoštevajoč avtorjevo življenjsko zgodbo in ustvarjalno pot kakor tudi norme, ki so veljale v slovenski prevajalski kulturi 19. stoletja, analiza pripelje do zaključka, da je nemško izhodiščno besedilo avtorju/prevajalcu večinoma predstavljalo zgolj predlogo za nastanek slovenskega Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 170 13.11.2017 10:14:59 171Übersetzung oder Adaption... ciljnega besedila, ki jo smemo razumeti kot vmesno postajo na poti k izvirni lit- erarni produkciji. Ključne besede: samoprevod, adaptacija, izhodiščno in ciljno besedilo (nemšči- na/slovenščina), norme, kultura prevajanja v 19. stoletju Translation or Adaptation: A Case Study of Jakob Alešovec (1842–1901) The present paper addresses the essay sketches entitled Ljubljanske slike by the publicist, playwright and satirist Jakob Alešovec (1842–1901). It deals with the issue whether the texts in question are (self )translations from German into Slo- venian or whether they should rather be considered adaptations. Taking the biog- raphy and opus of the author into consideration along with the dominant norms of the Slovenian translation culture in the 19th century, the paper shows that the German source text can be seen more as a textual outline of the Slovenian text and can thus be regarded as an intermediary stage of original production. Key words: self-translation, adaptation, source and target text (German/Sloveni- an), norms, translation culture in the 19th century Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literarurwisse- schaftliche Studien (P6-0265) entstanden; die Autorin erkennt die finanzielle Unter- stützung seitens der Slowenischen Forschungsagentur. Acta_Neophilologica_2017_FINAL.indd 171 13.11.2017 10:14:59