Nr. 33. SllnMss den 19. NM 1865. 9. Iahrzang. Hlätter aus Arain. (Vcilage zur „Laibachcr Zeitung.") Die „Blätter aus Kram" erscheinen jeden Samstag, und ist der Pränumerationöpreiö ganzjährig 2 fl. östcrr. Währ. Lcrchenlicd. Wenn der Lenz, der schöne Knabe, Reich geschmückt und goldbetreßt Wieder aus dem dunkeln Grabe Gras und Blnme sprießen läßt: Sing' ich, um vor allcu Dingen Mir ein Liebchen zu crsingen. Wenn das Weibchen später brütend Weich und warm die Eier deckt, Oder Nest und Junge hiitcnd In den Saaten sich versteckt: Such' ich es mit immer ueuen Melodien zu erfreuen. Wenn darauf die Achre gelber Wlrd und, aus der Mutter Hut Lcis' entschlüpfend, für sich selber Sorge trägt die junge Vrut: Such' ich sie mit meiner Glocken-Stimme himmelan zu locken. Wenn darauf des Winters langes, Banges Regiment beginnt Und die Welle des Gesanges, Wie der Wiescnboru, gerinnt: Flüchten sich die heitern Klänge Eilig in des Herzens Enge. Wenn jedoch dem Winter wieder Beides schwindet, Macht und Glück, Kehren auch die heitern Lieder An das gold'uc Licht zurück, Und sie lnüpfeil so behende Mir den Anfang an das Ende. Mrad und Margret. ^ ! Märleiu von Ludwig Vowitsch. ! (Fortsetzung.) „Ei mm, das macht. Eure Haare sind noch nicht so weiß, ! als die meinen. Geseht, Ihr findet Eure Margret nimmer, könnt Ihr die unwiderlegbare Behauptung aufstellen, daß mit! >hr die Freuden- und FriedenZsonne Eures Lebens untergegangen? ^ Nagt Ihr mit Eurer Seele für die Ueberzeugung einzustehen, ! 5aß die holde Braut sich auch als holdes Weib bewährt haben > wüidc?" ! „Eher zweifle ich an den ewigen Sternen!" „Ich wünsche fast, daß Eure Forschung nach Margret vergeblich, denn die Erfüllung des heißesten Wunsches könnte dem ! Herzen nimmer eine solche Befriedigung gewähren, wie sie ein ! derart felsenfester Glaube gewährt." i „Die Erinnerungen der Meinigeu liegen Euch wohl zu ! ferne." ! „Meint Ihr, daß ein altes Herz uicht jugendlich zu fühlen im Stande ist? Wähnt Ihr, daß graue Locken vor dem Zauber- ^ hauch der Liebe schützen?" ! „Das will ich nicht bestreitcn, doch — " ! „Ich selbst kann Euch als Beispiel dienen. Auf, gebt ! Bescheid. — Es lebe die Liebe! — Was sie auch an Jammer ^ und Elend über die Menschheit bringt, sie ist doch der einzige i Silberfadcn, der die Kinder des Staubes mit dem Himmel ver- ^ bindet. Was mich betrifft, ich rühme mich vieler Erfahrungen, ^ handle uicht übereilt, werde nicht von heißem Blut beherrscht, ! und dennoch —" ! „Ihr sprecht in Räthseln." ' „Eure Offenheit ist meiner unumwundenen Erklärung - würdig. — Ein Jahr wird's werden bald, seit ich ein neues ^ Ebebündmß eingegangen. Das Mädcbcn war rein und hold, wie ! Man die Engel schildert — und ich, mit all meinen Erfah-! rungen uud Erinnerungen, vergaß mein graues Haar und ! pflegte einzig nur den süßen Wahn, fremdes Glück und eigenes ! zu fördern!" ! „Ihr seid nicht glücklich?" i „Auf, gebt Bescheid! — Ja, sie war engelsgut und ist's ! noch heute; Ihr Sehnen aber gilt einer Jugendliebe, von der ^ ich erst in jüngster Zeit erfahren. Sie grämt sich ab und über-^ dies ruft mein Geschäft mich wöchentlich drei Tage in die Berge. ! Da siht die Arme mm verlassen und grübelt in den Schachten « der Gedanken —" ! Empfangt Ihr denn keine Besuche von Verwandten?" ^ „Zu einsam steht mein Hof. Mit Mühe nur wehr' ich eine alte taube Magd." „Das ist allerdings eine entsetzliche Lage für ein junges ! Weib." „Ja, wenn ich — Ihr gefallt mir, mit Euch wollt' ich's ! unbedingt wagen. Ein junger Mann Eures Schlages könnte ^ und müßte sie erheitern. Ihr könnt lesen, schreiben, an Büchern ! und Pergamenten fchlts in meinen Sälen nicht. — Grad' her-ans: Wenn Ihr mir Vertrauen schenkt, wie ich'Z Euch schenke, ! so nehm' ich Euch in meine Dienste; wohlgcmcrtt, die Verpflichtung erstreckt sich nur auf sieben Wochen und wird nach Ablauf dieser Zeit beliebig aufgelassen und erneuert. Der Müheaufwand, den ich fordere, ist gering. Ihr habt ein junges I3tt Weib in meiner Abwesenheit aufzuheitern und mir zugleich in Treue zu erhalten. Am Golde liegt mir wahrlich nichts." Ulrad blickte wie träumend vor sich hin. „Vier vollwichtige Kremnitzer für jeden Tag. — Nun gebt Bescheid." „Nehmt meine Hand auf sieben Wochen." „Eingeschlagen, ich baue auf Euer Wort, auf Cure Treue!" „Mein Manneswort." „Beim Geist der Geister und wenn Ihr Euch bewährt, ich will Euch segnen." „Mir däucht, sie brechen auf," flüsterte der Wirth. „Wir sind bereit," entgegnete der Wildschütz. „Ich nehme den schwersten Hammer," schloß der Steiger. Tiefstes Schweigen erfolgte, die Fremden schritten durch die Pforte. „Zusammengehalten!" warnte der Wildschütz, „kennen wir doch jeden Steig und Steg." Höher und höher, tiefer und tiefer in den Bergwald hinein wanderten Ulrad und sein neuer Gebieter. Ihren Fersen folgte ^ der Verrath. Jetzt standen die Beiden auf cincm Felsen. — Die Räuber empor — mit hochgcschwungcnen Waffen. ! „Tcufelssput," brüllte der Wirth, nach dcr Stirne greifend, j die einen mächtigen Stoß erlitten hatte. „Wir hauen in zweihundertjährige Tannen," lachte wüthend der Wildschütz. „Ist uns der Wein in die Augen getreten, diese Waldes« ^ liefen mit Menschengestalten zu verwechseln?" philosophirte dcr Bergmann. „Verpfuschtes Geschäft — nun ist dcr Alte nnd seine Börse für uns ein eitles Begehren, leine Spur führt uns mehr auf . ihre Bahnen, die tennen den Weg besser als wir. ! Zur Schänke gings zurück, grollend und fluchend. ^ „Ei so wollt' ich," ächzte der Wirth, „daß auch diese l vcidcn Kremnitzer mir nie zu Gesichte gekommen wären," und ! ließ sie über die mächtige Eichentafel rollen, an welcher Raub ! und Mord beschlossen worden war. Aber wie die Goldstücke rollten, huben sie an zu zittern und zu zucken und schwollen ! zu gräulichen Katzengestaltcn empor, die keifend und flammen- j sprühend durch die Stube rasten. „Das steigt ja empor, als ob's in die Ewigkeit ginge," ! bedeutete Ulrad von leisem Grauen erfaßt. l „Allerdings wohn' ich cin wenig hoch über dem Meeres- ! boden, doch befaßt Euch diesmal nicht mit Sorgen. Ich kenne ! jedes Etcinchen dicscr Berge und wandle nächtlicher Weile so ^ sicher, wie im hellen Sonnenschein. Hand in Hand legt sich ! die Fahrt spielend zurück." ! In dcr Thal fühlte Ulrad den Grund nicht untcr seinen ! Füßen: es war tein Klettern, es war cin Answärtöschwcbcn. ! Die Felsen und Bäume, so aus dcr Ferne im matten ! Mondlichtc riesiger erschienen, als sie wirklich waren, wichen, so bald die Pilgrime sich näherten, zurück. > Was ist das für cin seltsam Leuchten unter uns?" frug j Ulrad wieder. , ' „Die Schänke, in der wir gezecht, brennt nieder," ant- ! wortete der Alte. ' „Tie Schänke?" „So ist's, und kümmert Euch nicht weiter. Der mensch-liche Scharfsinn klagt oft die Härte des Schicksals an, weil er j die Gerechtigkeit desselben nicht zu würdigen versteht!" i „Ihr sprecht in Räthseln —" z „Wir sind am Ziele." i Verklärt vom Strahl der Morgensonne, die plötzlich au? , den Wolkenschleicrn trat, hob sich ein prächtiger Bau aul , weißen Marmorstcinen. Tie Vergzacken ringsum waren w>! > Schnee bedeckt, während an der Burg die wunderlieblichsteü ! Rosen sich emporrankten. ! Ulrad schüttelte den Kopf, als jedoch der Wirth freundlich ! zu folgen befahl, brachen Zweifel und Bedenken zusammen. ! Ein leiser Schlag genügte, die hohe Eichenpforte auffliegen i zu machen. ! Durch hohe aus Krystall gemeißelte-Säle ging es fort unl ^ fort in eine silberne Erkerstube. ! „Hier ist mein Lieblingsaufenthalt," äußerte der Schloß- ! Herr und öffnete die Fenster. ! Meilen- und meilenfern schweifte der Blick über Gewässer > und Landschaft, Eisfelder und Wiesen, Felsen und Wälder. l „Welche Pracht und welche Einsamkeit," flüsterte Ulrad iü ! sich hinein. „Umgibt mich Wirklichkeit, oder spukt vielleicht der ! feurige Wein im Gehirne?" ! „Ihr werdet der Ruhe bedürftig sein — die nächtliche Zeche, die Bergfahrt — das Gemach nebenan steht zu Eurer - Verfügung. Es foll mich freuen, wenn Ihr's hier wohnliä ! findet." Ein erquickender Schlummer' fchloß des Jünglings Augen-Als er erwachte, stand ihm wieder der Alte zur Seite. „Begebt Euch jetzt zu meiner Ebcfrau und tragt ihr Eure Dienste an. Sie wird sich freuen, des bin ich sicher, ist au^ bereits schon vorbereitet. Ich geh' indessen in den Garten." Sprach's und wandte sich ab. Wenige Augenblicke dar-nach erschien cin kleines uraltes Mütterlein. „Willkommen, Herr Ulrad, die Herrin wünscht Euch zu empfangen." Das Herz des Junkers pochte in hörbaren Schlägen. Durch Gänge, von Vlumenduft erfüllt, leitete die Dienen" den Fremden bis zu den Stufen einer Rotunde von schwindelnder ' Höhe, hicß ihn weiter fchrcitcn und verschwand. „Diese ungeheuern Räume und keine Bewohner! Wessen Hände walten über dieser Pracht?" Noch stand er wie berauscht, als aus der Tiefe eine scklankc Frauengcstalt in den Vordergrund trat. (Fortsetzung folgt.) Das Macher Dcrgschloß. Historische Skizze von Leopold Kordesch. Wir »vollen diese Zeilen unserm landcsfürstlichen altei: Nergschlosse widmen, von dem bisher in öffentlichen Blätter»'-so wcnig Erwähnung geschehen. Ist das, was wir hierübec berichten und bringen können, auch noch nicht ganz vollständig, ! so bietet der Gegenstand doch immerhin vaterländisches Interesse: ! wir aber geben die Versicherung, daß wir nicht verabsäumten, alle ! möglichen Quellen auszubeuten, deren wir zur Ermöglichung z dieser historischen Schilderung habhaft werden konnten. Das Alter dieses festen Kastells verliert sich im grauesten Alter- ! thume, so wie die Erbauer desselben unbekannt sind: soviel ist lonsta-tirt, daß zur Zeit der einstigen Stadt Aemona, die auf der Stelle von Laibach stand und vom Hunnenkönige Attila im Jahre 452 ! nach Christi Geburt zerstört wurde, das Vcrgkastell noch nicht ! bestand. Auch befand sich Aemona bekanntlich am linksseitigen Ufer des Nauportus oder Laibachflusses, in der Gegend des ! deutschen Grundes, der Gradischa- und Kapuziner-Vorstadt. ! Die Slaven kamen zwar schon nach der Meinung der > Geschichtschreiber um das Jahr 550 nach Chr. Geb. ins Land, ! aber dasselbe war zur Zeit immerwährenden Völkerwanderungen ! der Vandalen, Heruler, Gothen und Longobarden ausgesetzt, ! so daß cs von diesen durchziehenden Horden viel zu leiden ! hatte. Die Slaven tonnten sich daher erst in der zweiten Hälfte ! des siebenten Iahrhnnderteö in Krain bleibend niederlassen, ! und da wurde endlich auf den Trümmern Aemona's das heutige ! Laibach uud zwar auf beiden Ufern des Flusses erbaut. ! Zur Zeit Kaiser Karls des Großen entstand der Kram- ! gau; er setzte auf dcm Reichstage zu Preßburg im Jahre 778 ! Erich zum ersten Herzoge von Krain ein. Markgrasen von ! Krain oder Krainburg kommen crst unter Kaiser OttoI. vor. ! Da auch die Herzoge von Kärnten über Krain herrschten, so ! ist es unermittelt, ob das Laibacher Vergschloß von ihnen oder von den Markgrafen von Krain, die zugleich Markgrafen von ! Isterreich waren, aufgebaut worden sei, denn der vom Kaiser s Karl dem Großen ernannt« erste Herzog von Krain scheint ! nur ein Titularherzog gewesen zu sein, weil er nirgends weiter ! Vorkommt. i Die verschiedenen Bauslyle dieses alten Bauwerkes weisen ! deutlich nach, daß das ursprüngliche Schloß nach und nach viele Zubauten erhalten habe nnd nur allmälig zu der nachmaligen ! Größe und Ausdehnung gekommen sei. Diese Zubauten aber scheinen jedoch crst im fünfzehnten Jahrhundert dazu gekommen ! zu sein, denn alte Chronisten bezeichnen dasselbe um das Jahr ! 1470 wohl als recht fest und stark, aber auch als ziemlich klein. ! Ulrich III., Herzog von Kürnten, der Krain im Jahre ! 12ll0 im Besitz hatte, hielt sich gern und öfters auf dcm ! Schlosse auf. Der nämliche Herzog trat das Laibacher Verg-schloß im Jahre 1261 an den Patriarchen Gregor von ^ Aquileja ab. Wenige Jahre später wurde cs vom Könige ! Ottokar von Böhmen gewaltsam erobert, aber Rudolf > von Habs bürg nahm ihm dasselbe im Jahre 1275 wie- ! der weg. ! In den ältesten Zeiten hatten die jeweiligen Landcsfürsten ! ihr Absteigequartier immer oben auf dem Bcrgschlossc, später i diente es dem jedesmaligen Landeshauptmann zum Ausenthalte. Endlich wurde der Aufenthalt auf dcm Schlosse den Landes- ! Hauptleuten beschwerlich, sie wählten sich ihre Wohnungen unten in der Stadt. . , ? 131 Im Iah« 1515 siel es rebellischen Bauern ein, das Berg-schloß zu belagern, aber sie kamen übel dabei weg. Tcr damalige tapfere Landeshauptmann H a n ö von Aucrspcrg machte mit seinen Leuten einen Ausfall und verjagte nicht nur die Belagerer vom Platze, sondern tödtete auch einige und bekam mehrere in Gefangenschaft. Unterhalb des Berges im dichten Walde, ungefähr wo jetzt das alte verlassene Gebäude am Wege steht, der von St. Florian zum Kastelle cmporführt, befand sich im Jahre 1237 eine Eremitage, die ein frommer Eremit Namens Hierony -mus viele Jahre bewohnte und der von allen Theilen des Landes fromme Besuche erhielt. Das sehr feste Schloß war und ist noch gegenwärtig von fünf starten Thürmen flankirt. Tie Schloßgcfängnisse waren ehmals unter cinigcn Thürmen eingerichtet, namentlich unter dem sogenannten Hungerthnrm gegen Westen. Sie waren sehr tief und schauerlich nnd dienten besonders zur Haftbaltung der gefangenen Türken. Diese wurden auf langen Stricken in die unheimliche Tiefe der Thurmverließe hinuntergelassen und sahen dann wahrscheinlich das Licht der Sonne nicht wieder. So soll ein gewisser Nuebenbcrger aus Kärnten, der reich begütert und der Letzte seines Stammes war, hicr gefangen gehalten worden und in einem dieser Thürme elendlich ungelom-men sein. Ueber diesen unterirdischen Gefängnissen befanden sich stoclweise auck noch andere Thurmgcfängnisse. Zur Zeit des zweiten PrenßenknegeZ wurde das Laibacher Kastell von gefangenen Preußen so angefüllt, daß wegen des zu engen Naume« bei ihncn dic Sterblichkeit an PcteHen pestartig einrih. Die Aerm-sten wurden dann massenweise im Kastrllgraben beerdiget. Im Schloßhofe, der groß und geräumig ist, befindet sich eine sehr tiefe Zisterne: auch vor dem Schlosse auf dcm Plateau ist eine ähnliche Zisterne zu sehen, die erst zu Tage kam, als man einen Hügel daselbst abtrug, um den Wallgraben des Schlosses zu verschütten, daber das Alter dieser Zisterne aus den ältesten Zeiten zu datiren scheint. Sie ist gegenwärtig nüt einem Häuschen überdeckt, hat cin großes Tretrad und liefert treffliches Wasser für das Kastell. Tie Schloßkapclle ist dem Patron des Kastells, dc? zugleich Landespatron in Krain ist, dcm heiligen Georg, geweiht. Sehenswertb und interessant sind hier die vielen auf die Wand gemalten Wappen der Landesbauptleute von Krain bis zu dem Jahre 1740. Seit den ältesten Zeiten war und ist noch am St. Georgstage KirKgang auf dcm Schlosse und kann Jedermann frei in das Kaslcl! cin und aus. In früherer Zeit wurde im großen Echloßhose an diesem Tage cin förmliches Kirch-weihsest abgehalten, wobei cs lnftig zuging und die Einwohner Laibachs sich schr zahlreich einsanden. Kaiser Friedrich stiftete im Jahre 1489 für diese Kapelle ciue tägliche Messe, welche lange Zeit von den eigenen Schloßgcistlichen, späterhin aber von FranziZtaner-Ordenspriestern ans Laibach besorgt worden ist. Nebstdcm, daß die jeweiligen Landeshauptleute hier wohnten, hatte das Schloß auch einen Pfleger, den man Burggraf nannte und dem 12 Soldaten zur Verfügung gestellt waren. 132 Ganz vmn im Angesicht der Stadt, wo jetzt der Uhrthurm befindlich, präscntirte sich bis zum Jahre 1813 der sogenannte Pfeif e r th urm. Von diesem Thurme ertönte jeden Abend in der Dämmerung, zuweilen auch des Morgens, so wie bei feierlichen Anlässen und Festivitäten, z. V. bei der Ankunft deZ Landes-sürsten, bei Aufzügen der Landeshauptleute, bei der Installi-rung irgend einer wichtigen Amtsperson, wie des Bürgermei« sters, des Stadtrichters :c., ein hell- und wohlllingendeZ Horn, das man weit hören konnte. Der Thurm, breiter und auch höher als sein jetziger Stellvertreter, war in der Höhe auswärts mit einem Gange versehen, von dem herab sich täglich um 11 Uhr Vormittags die Stadt-Thürmer, in grüne Livree gekleidet, mit drei Posauucn und Zinken hören ließen. Auch eine große Glocke befand sich allda, welche frühmorgens um 7 Uhr zur Erinnerung an den in dieser Stunde erfolgten Rückzug der Türken geläutet wurde. Tersclben Glocke bediente man sich auch zum Einläuten der zwei großen vierzchntägigen Jahrmärkte, am 1. Mai und am Elisabeth-Tage, so wie zum Ausläuten am Ende der Märkte. Das Ein- und Ausläuten geschah von 12 Uhr bis 1 Uhr Mittags. Wie der jetzige Thurm, hatte auch der chmahlige Pfciferthurm eine große Uhr mit Schlagwerk. In dem Thurme, wo sich der Eingang ins Schloß befand, und der jetzt zu einem Fcstungsrundel umgestaltet ist, hielt sich in der Höhe ebenfalls ein Wächter auf, der die Zugbrücke vor dem Eingänge zu observiren und überdies Feuerwächterdienste Zu verschen hatte. Der erwähnte Pfeiferthurm entstand im Jahre 1544 und wurde am 14. August 1813 von den Franzosen vom Kohl-derge (Oolove) aus zerstört, zu welcher Zeit^auch die sammt« lichen Festungswerke am Schloßberge demolirt wurden und in Verfall geriethen, so daß die sogenannte Vürgerschanze jetzt gänzlich eine Ruine ist. (Schluß folgt.) Der Gaiita-Schild. Im Mai 1861, bald nach dem Falle Gaeta'Z, erließen Prinz Sayn-Wittgenstein, Fürst Fürstenberg, Graf Erbach'Für-stenau, der Erbgraf zu Leiningen-Villighcim und Graf Eberhard Stolberg eine Ansprache an alle „Anhänger und Betenner des Königthums von Gottes Gnaden," worin dieselben aufgefordert wurden, dem ritterlichen Königspaar beider Sizilien eine ritterliche Huldigung darzubringen. Reiche Beiträge gingen ein. Die Idee eines Ehrcnschildes begegnete allseitiger Zustimmung. Professor Fischer stellte das Modell her; die Herren Ey und Wagner führten es in getriebenem Silber aus. Die Arbeit, die Jahre iu Anspruch nahm, ist eben jetzt beendet: wir versuchen nachstehend eine Beschreibung derselben. Der Schild ist ein Nundschild von mehr als zwei Fuß Durchmesser. Den Rand bildet ein Geflecht von goldenen Bändern, die ein silbernes, sich der Rundung des Schildes anschließendes Stab-Vündel umschlingen. Goldene Lilien, in gleichmäßiger Entfernung von einander, halten außerdem krampcnartig das Stab-Bündel zusammen. Das Mittelstück ist aus einer Platte in Silber getrieben. Hautreliefartig aus dem Schilde heraus springt der Felsen von Gaüla; auf ihm, in voller Nundung der Figuren, stehen König Franz und Königin Marie. Die Rechte deZ Königs ist zum Schlage erhoben, aber dem ermatteten Arme versagt bereits die Kraft. Neben ihm erhebt sich die Königin, den baierischcn Löwen im Kroncnrcif. Ihre Rechte streckt sie ! einem Schwerverwundeten entgegen, der vom Abhänge her bittend, vertrauenZvoll zu ihr ausblickt; iu der Linken hält sie das Königsbanner, mit Kreuz und Krone geziert und mit der i Inschrift vsi 6i-^tiii. Gegen den Felsen, die letzte Zufluchtsstätte des königlichen Paares, stürmt die Revolution. Unter den ! Stürmenden zerrt einer am Schild, ein andrer am Hermelin des König. Bestechung und Vcrläumdung sind thätig unter dem , andringenden Volle, ein Dritter bläst in die Flamme des Auf-! ruhrs; der Vater aller Lüge steht zur Seite und freut sich ^ seines Werkes. Zu Füßen des Felsens liegen die erschlagenen ^ Treuen. Auch in den Lüften tobt der Kampf. Zu Häupten des ^ königlichen Paares sind die dämonischen Schaarcn geschäftig; ! gezückten Schwertes, bewehrt mit dem Schlangenschild, umdrohen ! he den Felsen. Wie ein aufsteigendes finsteres Gewölk wollen ^ fie den hellen Gotteshimmcl schließen. Aber die Himmlischen ! steigen rettend hernieder. Können fie auch das Geschick nicht wenden, das sich unten vollzieht, sie wollen nicht, daß dem unglücklichen Paare der Aufblick zu Gott, der Trost von oben genommen werde. In Wehr und Waffen steigen sie hernieder, Schwerter und Palmen schwingend, Kelch und Kreuze tragend, und vor dem Sternenschild beugt sich der Schlangcnschild. Zwei i Engel tragen die gefallene Königskrone nach oben; wie sie durch ! die Gnade Gottes empfangen wurde, fo kehrt sie an den Quell ! der Gnade zurück. Dies im Wesentlichen der Inhalt des Dar-! gestellten. Die Krone, die die Engel emporheben, ist heraldisch ! genau der neapolitanischen Königskrone nachgebildet und mit ! Diamanten, Rubinen, Smaragden, Saphiren und Perlen besetzt. Was den Schild selbst angeht, so ist er — weil nicht zusammengesetzt, sondern aus einem Stücke getrieben — das bedeu-! tendste und größte Kunstwert der Art, das eristirt. Selbst das ! mittelalterliche Italien hat nicht Gleiches auszuweisen; die ent-i sprechenden Arbeiten jener großen Kunstepoche sind entweder ! überhaupt kleiner, oder, wenn größer, jedesmal eine Ancinan-i Verfügung mehrerer Stücke. , ___________ Zur öjtcrr. Thelltttjtatistik. ! Inder österr. Monarchie befinden sich derzeit, abgesehen ! vom italienischen Gebiet, 59 Theater, darunter 16 ersten Nan-! ges, welche das ganze Jahr hindurch spielen, 19 zweiten Ranges, die nur 0 Monate Vorstellungen geben, endlich 24 dritten Ranges, die blos eine unbestimmte Zeit des Jahres spielen, sogenannte Saison- und Kurtheater. Diesen Theäkrn stehen 57 ! Direktoren vor und die Zahl der an denselben beschäftigten l Schauspieler aller Fächer belauft sich auf 2400. Verantwortlicher Redacteur I. v. Kleinmayr. — Druck und Verlag von Ign. V. Hleinmstyr 35 F. Vamderg in Laibach.