Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^»K R. Sechster Jahrgang. 4. Jänner R8G3. Doreas. K^a dranßen anf den Straßen Da buhlt dcr Wirbelwind, Ulid herzt mit tollem Umfassen ! So manches schöne Kind. Dn keckster von allen Freiern, ,! 3Vaö zerrst Tn mit lüsterner Hand ! Die Mädchen an den Schleiern ^ Und an dein zarten Gewand? 5 Entführtest wohl gern, wie weiland Dein Ahnherr, in Liebcswch, Solch Liebchen nach einem Eiland In südlich blancr See; ! Tort nntcr Nosen nnd Lilien, l Vom Vrantlicd dcr Wogen umranscht ^ 1 Zn feiern des 6^lückcs Vigilicn, z Friedlich nnd nnbrlauscht? ^ Nicht wahr, mit lieblichem Locken Lockt dich's übcr'ö Meer? , i Der Sehnsucht hallende Glocken, ' Sie klingen fcrucher; l Sie klingen wie in Traumen ! Von einem Wunderland, Wo Silbcrwellcn uerschänmen ^ In goldncm Ufcrsand. l Doch wisse, von Bcrgc?llauscn Pilgernd zum Lorbcrwald, Im Süden erstirbt dein Brausen i Im weichen Gelispel bald. i Gedenkst dn weise zu handeln, ! Harr' auS in nord'schcr Kraft; Unter den Palmen wandeln Auch Winde nicht ungestraft. Iwei Ncnjahrsnächte. Von Moritz Horst. In deiner Brnst sind deines Schicksals Sterne. Schiller. > ^3>l!l sterndürchl'litzler, klarer Wintcrhimnicl siand llber dcr alten, wenn auch nicht mehr altevlhnmlichen Stodt, von deren schlank« und dunkel» aufsteigenden Thürmen eben die achte Abeudsiunde ertönte. Der Schnee lag auf den Straßen ^ ! u:>d den Dächern, in den Stcinrssen der wenigrn, von der Neuzeit noch verschonten Giebelhäusern nnd dem wunderbar l steilen Schieferdachs der alten Haupikirche, deren hohe Vogen« ! fcnster von Licht strahlten, wahrend die riesige Drgcl in i vollen, tiefcrgreifenden Tönen ein bekanntes Kirchenlied begleitete, welches die Alumnen dcr zu eiucm städtischen Gymnasium verwandelten Klosterschule, vom Chor herab sangen, während vom Schiffe dcr Kirche ans viele Andächtige gleich« falls cinstiinmten: „DcS Jahres letzte Stunde Ertönt mit ernstem Schlag." Es war der Sylvestcrabcnd und dcr an ihm gebrauch« liche Abendgolteödienst, der die große gothische Kirche bis in ihre fernste Ecke gefüllt hatte, nnd ihr heul manches Gesicht zeigte, das sonst im ganzen Jahr nicht wiederkam, destcn sie sich aber vom vergangenen Sylvesteraliende her noch erinnerte, sogar mit demselben flüchtig feuchtem Glanz im Vlicf, den es vielleicht auch im gangen übrigen Jahr nur seltc» zeigte. Wer die alte Kirche nur von den gewöhnlichen Molgengottesdiensten an Sonn» und Feiertagen her kannte, mußte sich ubcr ihr gänzlich verändertes Aussehen vielleicht eben su wundern, als sie selbst über die einzelnen fremden Gesichter, so magisch feierlich vcrschniolzen die nächtlichen Schatten in den Scitengängen mit dem Licht von tausend Kerzen; so ge-heimuisiuoll undurchdringlich hingen zwischen den Eteinara« beskeu, hoch oben zwischen den Vögen der gewölbten Decks, einzelne Schattenschlcicr; so bis in die tiefste Tiefe eines jeden Menschcnherzcns drangen heute die mächtige» Orgel» töne, die klaren jungen Stimmen und die ernsten Worte des allbekannten Liedes. Mancher mochte über die heiligen Schwellen geschritten sein, ohne an den Einst der Stunde zu denken, wohl Keiner aber hörte die brausenden Orgel» töne in dieser Stunde, ohne zu fühlen, es sei „heilige Zeit", die heilige Zeit des Inhrcs, in dcr lange bevor das Chri« steothum seine gothischen Dome zum Schutz für das Kruzifir erbaute, von dem herab der gekreuzigte Gottessohn den Mühseligen und Vcladenen, an der dunklen Schwelle des < neuen Jahres die Anne erbarmend entgegenstreckt, die alten dunklen Götter segenspendend das wälder verdunkelte Land durchzogen, wo mächtige Opferfeuer, nicht unter tanncn-schlankcn Säulen, sondern im tiefsten Cchooße der heiligen Wälder flammten, und die Zukunft noch nicht in der Hand ewigen Erbarmens lag, sondern die Hören ernst und streng den Faden des Menschenschicksals abspannen. Es war ein junges, nicht regelmäßiges, aber von innerer Schönheit leuchtendes Gesicht, aus welchem der heilige Ernst der Stunde deutlicher, als aus vielen andern sprach, und zwar so überwältigend, daß sogar die junge Begleiterin den Ernst ihrer Freundin nicht zu stören wagte und schwei« i gend mit ihr die Kirche verließ. Draußen in den Straßen ! rollten die Wägen rasch und eilig über den Schuee, die ! beiden Mädchen schritten schnell vorwärts, ein Diener folgte ^ ihnen; da blieb die kleinere plötzlich stehen und sagte, mit der Hand aus ein stattliches Haus zeigend: ! „Sieh dort, Armgard, eben fabren Deine Verwandten ^ zum Vall, wären wir einige Minuten früher gekommen, so ^ l.'atten wir ste noch gesehen. Bereuest Du denn nicht, zu ^ Haus geblieben zn sein?" ! „Seltsame Frage, Lili; es war ja mein freier Wille. ^ Meine Tante ist mir sogar bös, daß ich zu Haus bleiben, ! oder besser gesagt, von der Güte, Deiner Mama Gebrauch ! machen wollte, sie hätte mich lieber auf dem Vall gesehen." ^ „Die g.nize Stadt wird dort sein," sagte die Kleine, ! alles was zur Cr«me gehört, alle Offiziere — nicht wahr, , meinzi Du nicht?" ! Armgard lachte leise. «Sehr viele wenigstens," ent-gegnete sie, „aber nicht alle werden ihre Freundinnen finden l — zum Beispiel der lange, blonde Iagerlieutenant Wolfs ! — der wird vielleicht mich bcnciden, daß ich es vorziehen ^ durste, mich ein Mal vermissen und meine sämmtlichen Tänzer > umsonst warten zu lassen, um ein armes kleines Fräulein ' zu trösten, welches, unverantwortlich genug, ohne Einladung ! geblieben ist. Denkst Du nicht, daß er mich sehr beneiden wird, Lili?" ! Die Gefragte.seuszte leise. „Ich bin nicht so philo- ^ sophisch, oder nicht so stolz wie Du, Armgard," sagte sie z traurig, «und nicht so sicher wie Du, daß ich vermißt werde, ! ich bin bloß traurig, daß ich nicht zum Vall gehen kann lind, ehrlich gestanden, mir ist es ein Räthsel, weßhalb Du, ! mit Deiner Toilette ganz vorbereitet, das Ballbouquet schon ! auf dem Tische, doch nicht hast gehen wollen, gerade heut, > der Sylvesterball ist immlir der schönste im ganzen Winter." „Nun sieh, Kind, Jeder hat seine Ansichten; meine ist es, daß die Eylvestcrnacht eigenllich keine Ballnacht sein soll. ! Vei uns zu Haus, bei meinen Eltern, dürfte in der Neu- j jahrönacht keiner fehlen, aber auch nur unsere Freunde, nicht ^ bloß Bekannte wurden dazu gezogen. Der Papa braute eine ! Vowle, uns Kindern zündete man den Baum noch ein Mal > an; die Erwachsenen gössen Vlei — und Alle waren heiter l und doch ernst. Ach, Lili, eö ist schon das dritte Mal, daß der weiße Schueemantcl über meiner Eltern Grabe liegt, z aber ist mir auch die liebe Heimat verloren, zum Vall hätte ! ich heute doch nicht gehe» mögen." ! Das junge Mädchen schwieg, ihre Slimme war un« ! sicher geworden, der Schleier verbarg die hellen Thränen, ! die über ihre Wangen rollten; auch Lili schwieg und so er« i reichten sie stumm das große Haus, in dessen Seitenflügel Lili's Mutter — ihr Vater war schon längst todt — mit ihren beiden Kindern wohnte. Als die beiden jungen Mädchen in das warme, helle Wohnzimmer der verwitweten Frau Doktor Linden traten, zeigte Armgard's Gesicht keine Spur ihrer »reichen Erregung mehr; mit freundlicher Sicherheit und heiterer Herzlichkeit begrüßte ! sie die alte Frau und die älteren Bekannten der Familie, ! dankte der alten Dame einfach herzlich für die Erlaubniß, ! den Abend in ihrem H.nise zubringen zu dürfen und nahm l dann mit allem stolzen Selbstbewußtsein einer gefeierten ge-z wandten Salondame die Begrüßungen von zwei bis drei jungen Leuten entgegen, welche als Freunde des Sohnes i vom Hause eingeladen »rare». Aringard von Pankow war keineswegs eine Schönheit, sie war weder reich noch durch andere Verhältnisse ausge-^ zeichnet; im Gegentheil ihre Stellung im Hause ihres Oheim?, ^ des Olierbauraths Bernhardt, hielt die Mitte zwischen der ! eines Gesellschaft« Fräuleins und einer Verwandten, aber ste > galt trotzdem für die bedeutendste Erscheinung unter den , jungen Damen der lumlo vol,'m Ver-! stände, eine gute Bildung, ausdrucksvolle feine Züge, und ! selten schöne, klare, stolze und doch wunderbar tiefe Augen; ! das waren die Vorzüge, mit denen sie sich in zwei Jahren ! eine Stellung und ein Ansehen in der Gesellschaft erworben ^ hatte, die man sonst nicht leicht geneigt ist, einem jungen ! alleinstehenden Mädchen etnzurä'umcn, wenn, wie in Arm» I gard's Falle,, die Familie, in welcher sie lebt, nicht besondere l Rücksichten für ihren Schützling fordert, was die Tante Arm» ! gard's keineswegs that, da sie im Gegentheil ziemlich unan« j genehm herausfühlte, daß ihre eigenen Töchler seit Anwesen-^ heit ihrer Nichte in ihrem Hause, zwar mehr als früher beachtet wurden, aber gewissermaßen unr als die Satelliten ! dieses glänzenden Sternes, der überall, wo er aufging, Auf« ! merksamkeit und Interesse erregte. ! Unter vielen eifrigen und eleganten Vornehmen und ^ mehreren wirklichen Bewerbern des jungen Mädchens hatte ! die öffentliche Stimme noch Keinen bezeichnet, der sich ihrer ! besonderen Gunst zu erfreuen gehabt hätte; aber wenn sie auch auf Bällen die elegantesten Tänzer bevorzugte, so be« hauptete mau doch, sie sei vor allem ehrgeizig und werde ^ einen Mann, der ihr eine einflußreiche, geachtete Stellung ! anzubieten habe, jeden jüngeren, vielleicht liebenswürdigeren Bewerber vorziehen. Noch ein anderes Gerücht aber ging in der Gesellschaft, und dicß wollte wissen, daß Armgard für den Bruder ihrer Iugendgespielin, den Sohn der Doktorin Linden, eine wahrhafte und ernste Neignng hege, und ! daß diese es sei, welche ihr verstatte, mit so völliger Un. ! befangenheit mit all ihren anderen Verehrern zn verkehren. ! Es war dieß indeß, wie gesagt, ein unbestimmtes Gerücht, ! denn trotz aller Aufmerksamkeit vermochte man in dem Ver-! kehr der "beiden jungen Leute keine Beweise für jenes >>«n j clil" zu entdecken; die Familien Linden und Pankow waren ' sehr befreundet gewesen, hatten in einer Stadt gelebt und die Kinder waren zusammen aufgewachsen. Zwar lebten die ! Linden's schon seit fünf Jahren in V., wohin die Witwe ^ sogleich nach dem Tode ihres Mannes gezogen, allein da-! dnrch war es auch ganz natürlich, daß Armgard die alte ! Freundin ihrer Eltern aufsuchte, nachdem sie, nach deren ! Tode, Aufnahme im Hause ihres Oheims gesucht mid gc-! funden hatte. (Fortsetzung folgt.) Die Frauen m dcr Sage und Geschichte Krain's Eine kulturgeschichtliche Studie von P. u. Vadics. „Die Frau ist die nährende uud wärmende Flamme dcr Geschichte." K. Wciuhold. Die StcNung dcr Frau ist in dcr Geschichte der Grad» nicsscr für die Kulturcntwickluüg dcr Völker, lind es ist schon oft hervorgehoben worden, wie du'ch das Christenthum das Weib aus der Sklaverei deS Alterthums und des Orientes befreit und in die Rechte eineS menschlichen Wesens eingesetzt wurde. Diesen wunderthätigcn Einstich auf die Menschheit übte aber das Christenthum kiaft der göttlichen Vorsehung vorzüglich in den Germanen und durch dieselben in den mit ihnen im 3'Nlfe dcr Zeiten in Berühiung gekommenen Völkern. Solchen Einflusses wurden in angedeuteter Weise aber auch einzelne Zweige dcr großen slavischen Völkcrfamilie theilhaftig, darunter auch der, welchen wir darstellen — das slove »ische Volk! Meine Absicht ist cs nun, die Stellung der Frauen in dcr Sage und Geschichte Krams zu charakleristren und zu« gleich, von der Wahrheit der Worte meines trefflichen Lch» rerö zu überzeugen, die ich als besten Haucjpruch diesen Zeilen vorangestellt habe. Ich theile nieinen Stoff in drei Gruppen, worin ich zuerst in einer historischen Ncbcrschau im Allgemeinen den Einfluß der Fiaucn Kiains auf die Kulturcutwicklung unse-reö Volkes, dann die Bedeutung einzelner hoher Frauen für dasselbe, und schließlich einige dem Lande durch Geburt oder Heirat angehöl'ige Frauen, die sich in der Geschichte llnscrer Heimat einen ehrenvollen Platz erworben haben, schildern will. Keineswegs verhehle ich mir die Schwierigkeit des Unter» nehmt'ns, da bei der »och herrschenden llnbekanntschaft mit den Quellen unserer 'Laisdesgcschichte viele Details zu meinen ^enrestückcn mangeln werden; doch ich hoffe, anch in lcich» ten Ciayonzügen werden die Bildchen anziehend wirken durch ihre Neuheit und durch das Intercssanle dcö Gegenstandes, sowie ich, den Griffel zur Hand »ehmcnd, ein gut Stück auf die Hilfe jener Anregung vertraue, die mich den Ge« danken zu dieser Arbeit fasscn ließ! l. Historische Neberschau. (Sagen: l^em^ — Wilcn. Geschichte: Nömerzeit — Anfänge des Christmthumö — Ncuc slavische Ausiedlung, dadurch Rilct-lehr zum Httdciühum — Bekehrung der Heidenslaveu durch die Fransn — Kolonisation durch ciugcwcmdcrte Deutsche — Wachsender , ^nifliif; deö Deulschthuniö in Krain — Tcnirnicre — Kreuzzilgc — Maril'M'rn'hrnna, — Stand dcr Klöster und ihr Wirken — Krain >und nstcrrcichisch — Türlenkriege — Vauernkriege — Reformation ! 7" Gegenreformation — Aberglaube — Hexenwirthschaft — Einfluß ! N'anzösischl'r Sitten — Maria Theresias Wirten für die Volksschule ^ . Flanzüsischc ^wischenherrschaft in Kraiu — Krain wird wieder ! "slcrn'lchisch — Professur Richter, Kosct'ki und Pr^crn — Tic W. ^- llrsulincrinnrn — Vildnngöstnfc unserer heutigen Frauenwelt — Tarauf gegründete Hoffnungen für die Zukunft unseres Voltes!) ^ In jener grauen Vorzeit, wo der mächtige Vergriese ! ^'i-j^illv (Dieihaupt) und die „hellsch^inende" und „breit sich ergießende Save" göttliche Verehrung genossen, da > kannle und verehrte man in unserem Lande auch manch' ^ andere Gottheiten; so außer den männlichen: lin(w^l>5l (Sonnengott), Kol^ln (Gott der Festtage), I'lav« (Gott der Gerechtigkeit), und vielen anderen auch die weiblichen: Die Göttin des Lebens Heliivvll, die Erdgöltinnen ^orl^n, Umun» und ^li8ll>n <ülllill und manche andere niederen Ranges. In dieser Zeit wurzelt auch dcr noch heutzutage in slowenischen Landen herrschende Glaube an dic Schicksalsgöttinnen lio^nic«, denen man — wie in Deutsch« land den Nornen — einen hohen Einfluß auf das Schicksal neugeborener Kinder, sowie auf das Gedeihen dcr Fcldflüchtc zuschreibt, an die den Wunschwcibern der Deutschen ähn« lichen '/^lili /.^nk, an die „weißen Frauen" (t)elt? Xl>n<,>) und an die der serbischen Mythe ureigenen Wilen, die man den dentschen Elbincn an die Seite stellen mag. Die Mythologie dcr indogermanischen Völker kennt die ! Göttin Grdc alö dic Allmutter, als den Urgrund alles Lebens und in gleicher Weise erkennt ne der slavische Mythus. So wurde denn in jener angedeuteten frühen -Zeit, ^ von dcr unö so wenig sichere Knnde erhalten ist, auch i:« unserem Lande von den Bewohnern die finstere unterirdisch!.' Crdgöttin als Norc^n, die den Vcrgbewohncrn Segen spendende Vcrgmiitter, die tellnrische Produktionekras't der Berge als ^li8ullu!n, die das Gedeihen der Pflanzen und Gc° wachse fördernde Erd< und zugleich Mondgöttin als kmnn:» verkölpcrt, dazu verehlten sie noch die Lnliu als große Näh» rerin, die llrnlüttcrlichkcit in der Natur, die (^cl'^n als Göttin der Gesundheit n. s. f. Es ist hier uicht der Ort, den Untcrsuchuügen nachzu- l gehen, dic, durch die Sprachvergleichung angestellt, diese ^ Resultate über die heidnische Religion dcr alten Bewohner ^ Krains ergaben. Ausführlicher wollen wir aber die anderei» noch erhaltenen Momente und besonders die sogenannle-l lio^unio« betrachten. Das Wort kommt von l«6itj (slov. gebären) roj^n dcr Geborene, in^'l.',,« und das Diminutivem ro^cnioll die Geborene, oder in übertragener Bedeutung ein mit dem Geborenen in Verbindung gebrachtes weibliches Wesen. Der weit verbreitete Glaube in Betreff der lis>^n>'l:o ist dcr, daß sie bei der Geburt des Kindes zur Nachtzeit aus ihren Höhlen lso z. V. aus der Rojenica»Höhle, jiM!<» ! Ill^cüie, in Innerkiain) vor das Fenster oder in die Stube ^ der Wöchnerin kommen, und dem Neugebornen das Schicksal verkünden. Bisweilen — sagt man — nehmen sie hiebei Gestalten von bekannten Personen an, kommen in die Stube, setzen sich um den großen Tisch, berathschlagen und jede von den Dreien spricht in wenig Worten einen Theil der Lcben°» schicksale des jungen Vrdenbcwohners aus. Als Beispiel wollen wir ein Paar, im Jahrgange 18ii? der „Novicc" veröffentlichte, und von Dr. Klun in deut» scher Ucbertragung im Grazcr Aufmelksamcn desselben Iah» res zum Theil wiedergebrachte lin^nicn-Sagen hier anführen, zugleich aber noch zwei, von Klun nicht mitgetheilte, die uuS jedoch vom größten Interesse erscheinen, aus dem slove« nischcn Original des genannten Blattes übertragen. Zuerst die von Dr. Klnn mitgetheilten. 1. (zineili reichen Bauer wurde ein langersehntes Knäb-lcin gebore». Die Frende darüber war allgemein im Hause. Da erschienen die lio^nicu und verkündeten zu großem Leidwesen der Eltern das Schicksal des Neugeborenen. „Froh-locket nicht zu sehr — sagte die Eine — über die Geburt dieses Kindes. Denn sein Lnde wird ein trauriges sein; es wird noch in seiner Jugend im Wasser zu Grunde gehen und euch großes Herzlcid verursachen." Nachdem dieses ge» sprochen war, verschwanden die I5l)^nicli ohne eine Spur zurückzulassen. Die Eltern hatten nun keine Freude an dem Kinde mehr. EincS Tages fragte sie nun dcr Knabe: woher kommt f es wohl, daß andere Eltern so viel Freude an ihren Kin- ! ^ dcrn haben, ihr aber habet jedesmal Thränen in den Augen, z so ost ihr mich ansehet? Die Eltern 'rollten anfänglich - dem Knaben dis Ursache nicht sagen, als er aber wieder» ^ holt seine bittenden Fragen an sie stellte, offenbarten sie ihm ^ die Prophezeihnug der Ilo^nicc;, welche ihm sehr zu Herzen ! ging. Der Knabe theilte diese Vrophezeihuug seinein Beicht» ! vater mit, und di ein heiliger Mann, aber dennoch wirst Du dem Vatcr und ! der Mutter den Kopf abhauen!" — Diese Erzählung schnitt i dem Knaben tief ins Herz hinein, denn er liebte nnendlich ^ seine Eltern. Da macht er sich des Nachts auf, entflicht ^ uus dem älterllchen Hause, gebt Tag und Nacht vorwärts ' durch unbekannte Gegenden, bis er ins „neunte Land" ') ^ kommt. Im neunten Lande laßt er stch heimisch nieder, nud denkt l Vater und Mutter werden gcwiß nicht erfahren, wo -ich bin iii.d ich werde ihnen die Köpfe nicht abhauen. Dort ! verheiratete er sich und führte ein gottseliges Leben. Ein» ! mal befand er sich in Geschäften auf der Neise. Da bc« ^ regnet ihm ein Weib, welches ihm zuruft: „Mathias, Mathias, Dn verweilest hier, daheim bcsiudet sich aber ein anderer bei Deiner Frau!" Er sieht das Weib mürrisch un und sagt: „Was Weiber reden, ist häusig gelogen,,. , Bald darauf begegnet ihm ein Jüngling, der ihm dasselbe ! zuruft; er sieht ihn mürrisch an und gibt dieselbe Antwort, ^ nie früher. Nun begegnet ihm aber ein alter Mann, der , ll)N deßglcichcn anredet. Er sieht den Alten an und sagt: ! „Was Greise gesprochen, ist ehemals wahr genesen." Er techrt nun heim nnd begibt sich eiligst in die Schlassammer, ! nv sein und seiner Frau Betten stehen. Da reißt ihn sein ^ Zorn fort, er haut mit der Art den beiden in den Betten ^ liegenden die Köpfe ab und geht aus der Schlafkammer hin« ans. Da eilt ihm seine Gattin freudig entgegen und ruft: , „O Mathias, ich verkünde die frohe Votschaft, wi: haben , liebe Gäste auf Besuch — Dein Vater und Deine Mutter ! nnd zu uns gekommen — sie ruhen nur ein wenig von den Anstrengungen der Neise in unserer Schlafkammer aus. Das *) Die Neunzahl, die den Slaven, gleich den Skandinaviern, nnd Orientalen heilig ist, bezeichnet im Liede des Südslaven die größte denkbare Zahl; es kennt diese« nicht mehr als n e n n Länder, daher die Ausdrücke: ins nennte Land klingen, ins neunte Land reisen u. s. f. — A. Grün, Volkslieder ans Ärain, p. 153. Anm. ?. bricht dem Armen das Herz und die Verzweiflung preßt ihm nur den Schmcrzeusschrei aus: „O Rojenice, o Nojenice!" Wir fiuden in diesen beiden Stücken die Sage einerseits sehr mit christlicher Anschanung, nämlich mit der Idee, daß im Anschlüsse an das Christenthum Schutz und Heil gegen die harten Schicksalssprüche des Heidenthums zu finden sei, durchflochten, anderseits den Glauben an die liuMioo geradezu in die christliche Legende vom h. Mathias hineingetragen. Weit ursprünglicher und zugleich durch ihre Uebereinstimmung sehr interessant erscheinen die nun folgenden, wovon 1. aus Kram, 2, aus Steiermark (Gegend Nohitsch) herstammt. 1. In einem Hause diente ein Knecht, der bereits in den Jahren vorgerückt war. Da erreignete sich der Fall, daß die Frau des Hauses ein Töchtcrlcin bekam. Die Ko^>-N!l)0 kamen unter das Fenster und verküxdeten, daß dieses Kind einst die Frau des Knechtes werden solle. Der Knecht hörte dieß und dachte bei sich: Wie könnte das wohl ge< schchen, da ich schon so alt bin, das Kind aber erst geboren ifl? — und prägte seinein Gedächtnisse ein, was die !il^0-nie« gesprochen litten. Als er einst das Kind wartete, siieß er demselben eme Stecknadel in den weichen Kopf, um später leichter zu erkennen, ob die lio^mce wahr gesprochen, ob nicht. Nach Verlauf einer Zeit ging er vom Hause weg in die weite Welt und lange hörte man nichts von ibm. Nach vielen Jahren verehelichte er sich, und erhielt, ohne es zu wissen, gerade das (ihm durch die liu^nicx! vorausgesagte) Mädchen zur Frau. Da ereignete es sich, daß er ein Mül ihr Haupt näher betrachtete und da fand er seine Stecknadel. So wußte er, daß die Ilo^iuc« Nccht hatten. Die Nadel aber, die in das Haupt ganz und gar eingewachsen war, nahm er nun heraus, wodurch im H.nipte ein Loch entstand, welches der Frau bald den Tod brachte. (Fortsetzung folgt.) Hilscher-Denkmal. Der Name Josef Vmannel Hilscher ist gewiß vielen Bewohnern unserer Stadt bekannt, ja es gibt noch Manche darunter, welche den Dichter und Soldaten persönlich kann« ten. Zu Leitmeritz in Böhmen, dem Geburtsorte Hilscher'5, hat sich ein Eomit« gebildet, welches dem Dichter ein Denk» mal zn setzen beabsichtigt, und zuin Behufe der Anschaffung der nöthigen Gelder eine Herausgabe seiner Driginaldich» tungen und Ucbersetzungen unter der Redaktion Ludwig Augusi Frankls in Wien veranstaltet hat. Der Verleger der Werke Hilscher's, der Buchhändler Heckenast in Pest bat auf sein Verlagsrecht verzichtet und das (5o:uit<> ladet nnn zur Subskription ein. Der Preis eines, mit dem Portrait Hilschcr's geschmückten Ercmplares soll ! fl. l'0 kr. öst. W. kosten, nach Schluß der Subskription (1. Februar 1862) soll der Druck beginnen nnd dann jedem Sudskribirtcn das Werk zugesendet werden. Gewiß dürfte es vielen Bewoh« nern Laibachö gelegen komme» , sich in den Besitz der Hil» scher'schen Werke zu setzen, zumal, da es zugleich gilt, dab Andenken eines so talentvollen und durch seine Lebenever» > hältnlfse einst so unglücklichen Dichters zu erhallen. In der ^ Buchhandlung v. Klcinmayr und Vamberg liegt ein Sub-, skriptionübogen auf, und wünschen wir, daß die Vetheili« gung eine recht große weide. In der heutigen „Llnbnchcr ! Zeitung" geben wir zugleich eine kurze biographische Skizze des Dichters. Nruct und Verlag von Igu. v. Kleiumayr t5 F. Bamberg in Laibach. — Vcrantwortlichcr Nrdactcur F. Vambcrg.