IST Alrettag, den 81. HktoSer 1878. Jah»ga«g Die ^Marburge? Zeitung« erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Areitag. Preise — für Marburg: aanzjShrig 6 st..halbiShrig S si., vierteljährig 1 fl.bo e,; fürSustellung _in« Hauß monatlich 10 tr. — mit Postversendung: ganzjährig S fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Snsertiontgebühr 6 kr. pr. Seile A«sjttll«»gsdM «md MsttllmgsdM». Da» Ausstelluugsdefizit dürfte, so Veit die Staatttaffe ia Anspruch genommen tvird, zlvöls Millionen Gulden betragen. Manche hoffen. eS werde sich dasselbe bebrütend vermindern lassen durch den Vertaus der Ausstellüngsbauten. Diese Hoffnung ist aber eine trügerisch!?. Man darf vor Allem nicht verg'sseu, daß der Grund und Boden, auf »velchem die Welt-auöstellungsglbäude ruhen, Eigenlhum deö Fidei» kommißfondS ljt. Wir Aweif,!n, ob der Kaiser, al» Haupt der Familie, in die unbedingte Ber, Äußerung dieser Gründe willigen wird; und selbst wenn dies der Kall wäre, dürfte der größere Theil des Erlöses in den Privatfondö des taise?-llchen Famllienfideikommissks und nicht in den Ausstellungsfonds fließen. Sin Blick aus den bereits im vorigen Jahre dem Abgeordnetenhause vorgelegten Voranschlag für die Weltausstellung zeigt, daß die Zahl der zu Veräußernden Gebäude und der auS dmselben zu erzielende ErlSS ein oerhältnißmäßig geringer sein »Verden. Der Jndustriepalast sammt Rotunde kostete 6,989.018 fl. Nur die Rolunde und daS sie umgebende Häpserviereck sind massiv gebaut. Dieser Bautheil soll erhalten bleiben — zu wel« chen Zweckerl, darüber is^ man sich umsoweniger klar, als män über die Möglichkeit der Verwendung eines so kolossalen Raumes, der 30- biS 40.000 Menschen saßt, gegenwärtig noch sern von der Stadt liegt, durch seine Raumverhältnisse ganz uuakusttsch ist, Wind und Regen Smiaß «gestattet, keine Auskunft zu geben im Stande ist. Bielleicht daß sich später die Möglichkeit bietet, aus dem Räume der Rotunde Kapital zuschlagen; filr den Augenblick jedoch läßt sich über dieseS Erträgniß gar nichts Bestimmtes voraussagen. Die Maschlne»hal!e hat 951.448 fl. gekostet; e« lagen für dieselbe KaufSanträge von Seite einzelner Eisenbahnvcrwallungen vor, die aber mit Rücksicht auf die La^je deS Geldmarktes zurück tiezogen lvurden. Sollte sich die Frage über daS Elgenthum des GrundeS und BodenS, auf dem die Maschinenhalle steht, regeln lassen, so dürste sie so ziemlich daS Hauptobjekt für die Beräu-berung von WkltauSstkllungSgebäuden bilden. Wer sie aber kauft, der wird noch ein gewaltiges Kapital zur Instandsetzung opfern müssen, uad lveun er auch nichts weiter bezwecken wollte, alS sie zu emem Riesenmagazin, wozu sie einzig und allein taugt, umzuschasfeu. gerner bilden noch VerkausSobjekle velmöge ihrer Bauart: die Kunst-Halle, wrlche 742 000 fl., die beiden kavMovs 6os ^watvurs, welche 422,600 fl., und der Jurypavlllon, welcher 144.000 fl. gkkostet. Bei allen diesen Gebäuden ist aber die Frage ihrer künftigen Verwendbarkeit ein noch ungeläfteS Rathsel. Alle übrigen Gebäude find dem Untergange geweiht oder werden, wie der Pavillon des V cc-KönigS von Egypten und der Kaiserpavillon, in den Besitz deS HofeS übergehen. Abgesehen also von der Rotunde, haben die Gebäude, lvelche überhaupt veräußert werden könnten, 1,308.600 fl. gekostet; daraus lüßt sich in Schluß auf den auS dem Verkaufe derselben zu erzielenden Erlöz ziehen. Die übrigen Gebäude, und zwar der Jndustriepalast s«lbft, di« AgrikulturhaUea, die DlrektionS-, Post-, Telegra- phen- und Zollgebäude, die Wachhäuser, die Infanterie- und Kavalleriebaraken. die Marketeu-derei, die K«fselhäuser, die provisorischen Bauten, welche zusammen ungesähr 7,660.991 fl. gekostet haben, lverden nur den Ertrag deS aus ihnen noch zu verlverthendeu Materials an Elsen. Holz, Ziegeln u. s. w. abiveifeu. Alle anderen Herstellungen, darunter die Garten- uad Straßenanlagen, welche 1.118.410 fl. gekollet haben, und ähnliche Einrichtungen mit b^deutevden HerstellungStosten sind natürlich für den AusstellungSfond a!S verloren anzusehen. Per alte Weia. Weun uuS ein Weinbauer in seinen Keller führt, um unS sein Gewächs kosten zu lassen, so geleitet er unS zum Schlüsse noch — daS heißt nur dann, wenn wir ihm besonders werthe Gaste sind — IN einen verborgenen Winkel deS Kellers, um uns von seinem „Aelteslen" versuchen zu lassen. Und merke dir die Regel, lieber Leser: Ohne den Mann schwer zu kränken, mußt du diesen „Aeltesten" als die Krone sein'r Weine anerkennen oder dich der Gefahr aussetzen, von ihm a'.S gäazlicher Nichlkenver bezeichnet zu »Verden, an den eS schade ist, einen guten Tropjen zu verschwenden. Wenn eS nun gar geschieht, daß bei irgend einem Neubau ia einem großen Klosterkeller e n längst vergessenes Faß aufgefunden wird, das achtzig oder hundert Jahre unberührt gelegen, daß die Reifen verostet, die Dauben halb verfault sind, da macht die Nachricht von dem herrlichen Funde den Weg durch alle Zeitungen uud solcher Aenilleto«. Hiattt dtt Atosterpstrit. (Schluß.) Meine Mutter l^ ,Jch habe Ihnen gesagt, ich dulde keinen Widerspruch; lch fordere einfachen und stritten Gehorsam.^ ,Nun denn wohl, Madome; ich lvill nicht gehorchen,^ rief ich aus, empört über den Despotismus. ,Äch «vill mich nicht verleilen lafseri, Handlungen zu begehen, »velche nicht nur e«ner Nonne, sondern selbst jedeS ehrenhaften weltlichen Menschen univürdig sind. Im Gegentizerl will ich die arme alte Dame über ihre wahren Interessen aufklären. Glauben Sie denn, daß ich mich an den Manipualtio7.en zur Mitschuldigen machen lverde, durch ivelche Sie daS Vertrauen einer eiagesperrten alten Dame Mißbrauchen und Sie täuschen wollen ,Sie schwatzen Unsinn,^ «riviederte die Oberin. .Sie hoffen, durch Ihre Unverschämtheit nach Paris zurückgesandt zu werden, doch daS paßt nicht in meine Pläne. Wir »Verden Sie hier behalten uud mit GotteS Hülse Herr werden über Ihren erschrecklichen Charakter. Wenn Sie bei Ihrer Weigerung beharren, so schicken wir fie morgen aus'S Land. Ein paar Wochen ländlicher Arbeit werden Jhuea den Stolz schon austreiben. Ueberlegen Sie sich das wohl uad wühlen Tje?^ Sie ward durch einen Besuch abgerufen, sagte mir aber, ich sollte auf ihre Rückkunft tvar-ten, da sie mit mir noch nicht fertig sei. Ich fand Mich in der größten Ausregung. Die Drohung, mich auf's Land schicken zu wolle«, war seltsam. Natürlich rvar darunter das Landhaus in der Nähe des Klosters verstanden, welches nur von fünf biS sechS Nonnen und ebensoviel Laienschwestern und Laieubrüderv bewohnt wurde. Ais ich im letzten Jahre mit einer jener Laienschwestern im Garten lustwandelte, zeigte sie mir einen unterirdischrn Kerker und sagte lachend: ,dahinein werden die Schwestern gesteckt, die sich nicht geziemend aufführen. Sie sehen, ivie unsere Mutter sür unser Seelen-hkll sorgt: sie ist aus alle Fälle gehörig vorbe-i-eitel.^ Es überlits wich kalt bei dieser EriN-nerung. ,Sle ist im Stai'de, daS zu tiiun/ jagte ich mir; ,denn sie hat weder Herz noch Gewissen, noch GolteSsurcdt und »veiß, daß sie am Mutter-t)ause einen Rückhalt findet.^ Leider brechen die Aufzeichnungen hier allzu rasch ab; eS kam ihrer Verfafferin nur darauf an, daS zu schildirn und zn sagen, »vaS sie hin- ter der Klosterpsorte AlleS geduldet uud getragen. Den Höhepunkt ihrer moralischen Leiden bildete daS eben geschilderte letzte Gespräch mit der Oberin, welche ihr elne so verhängvißvolle Zukunst in Aussicht stellte. Nun war kein Zeit zu verlieren, und in diesem Augenblick galt es, alle Kräste zusammenzuraffen und einen Eilt-schluß zu fassen. ES war sieben Uhr AbeudS und gatiz dunkel; nur im Kabinet der Oberin brannte ein .kleines Nachtlicht. Schwester T. öffnete da? Fensler, stieg hinaus und drückte es hinter sich gleise wieder zu ; dann ließ fie sich am Spalier ter Mauer hinab. Als sie den Erdboden erreichte, ward sie schwindelig, doch rasch gewann sie wieder Muth und Krast. Sie entdeckte eine Lücke in der Mauer, »velche ebln in der AuSbisserung begriffen war, und zwängle sich durch einen dicken Weißdorn-^'zaun. Zivar kam sie geschund'n. zerrissen und blntend aus der andern Seile an, — aber sie war frei l _ Die Teostlsiostl. Voit V. K. Bevor ich die TeuselSinfel schildere, unen der vielen DepolttUiovSorte der sranzösischeu Republikaner lvährend der bonapartiftischen Ge« Keia »ird geschätzt, al» wenn jeder Zropsen Gyld wäre. A»s dea Etiquette» der Weinflaschen fiodea wlr oft ein hohes Aller angegeben, und dann brauchen wir nicht erst im PreiSkourant nachznsehea, um zu w»ffen, daß wir für eine sslche Wasche heidenmäßig zahlen müssen. Iu England sieht man häujig ia den Schaufenstern der Weinhandlungea Maschea ausgestellt, welche handhoch mit häßlichem Schimmel übkr» kleidet find, vor ihnen die Ankündigung: Zsvvn Die Schimmtldeckt, welche eln Beleg siir da» hohe Alter seia soll, läb» sich, nebenbei gesagt, künstlich in wenig Wochen er« zengen. Mi» einem Worte ,alter Wein" wird überall verlangt und theuer bezahlt; das Publikum verbindet beim Weine den Begriff „alt" untrennbar mit dem Begriffe „ausgezeichnet", ja für Viele erscheint es unmöglich, daß der Wein die le^tere Eigenschaft haben könne, ohne die erftere im hohen Vrade zu besipen. Der Kaufmann muß dem Käufer das geben, was dieser verlangt; kein Wunder also, wenn da» Publikum von spekulativen Händlern gelauscht wird und vier- bis fünfjährige Weine als zwanzigjährige Ulld uoch ältere erhält — die Welt will getäuscht fein, also . . . Es gilt nicht nur den Laien, sondern leider auch vielen Weinprodnzenten und Händlern als eine so ausgemachte Thatsache, daß jeu wahrhaft riesige sein. Verlegen wir uns also im re>» national-ökonomischen Interesse tüchtig auf s Poknliren, daß tvir uusern Enkeln keinen „recht alten" übrig lassen; unter Weiu gehört nicht für uitsere Nachkommen, sondern für uns, die wir ihn au der Rebe entwachsen gesehen. Dr. Josef B er sch. Zur Geschichte des Hages Von Rkgierungsblättern werden die „3un« ge »t" des neuen Abgeordnetenhau-s e s Sozialdemokraten genannt. Diese Behauptung zeigt Nicht allein, welche Stellung das Ministerium 0er vorgeschrittensten Gruppe der Vertretung ge- Republikanern entschieden. Die Abstufung der Strafen, welche diese Ko»umtssionen (im Geheimen) verhängten, stieg von der Ueverwachung durch die Hohe Polize» bis zur Deportal ion nach Eayeune." So Tenot. In Frankreich iveiß heute Je« .dermann, daß diese gemischten Kommissionen »n zwei Perioden, nach dem Staatsstreich de» Iah. res 1851 und nach dem Orsinl'schen Alleutat im Jahre 1853, thätig gewesen sind. D>e Ziffer der nach ISöl Deportirten hat fünfzigtausend, der nach dem Jahre 1859 ungefähr sünsund-zwanzigtausend betragen. Die zur Deportation bestimmten französischen Bürger sind theilS nach Algerien, theilS nach Guyana gebracht worden. In Algerien ivur.'en fle je nach den Graden ihrer politischen Gesählk lichkeit entlveber in den kleinen Slädten der Steppe — ich Verstehe unter Stcppe die Region, wtlche sich vom atlantischer» Oeean bis zum indischen Meere zwischen d,r sruchtb>^rtN Äutt l-meerregion und ztvischen der großen Wüste dura, das ganze nördliche Asrik^ auSöehnt — interniit oder IN den dortigen Gesängnifsen und Fori«', beispielsweise in Lambessa. und in d,n Forts von Bab'Azoun, Mostaganetn, Bugia, St. Grcgoire, in der EaSdah von Bona gefangen gehalten. Ich habe die drei Provinzen dtS sranzSsijchen Afrik.,, Oran, Algier und Konstantine vor einigen Iah. ren bereist und di.se Forts und Gefängnifse ge-fehen. Die Steppe hat eine Breite vo« unge-sähr zwei starken Tagereisen, an der schmaleren Stelle in der Provinz Konstantine habe ich be» guter, trockener Jahreszeit, Mtt alle drei Stunden wechselnden, sehr krästigen und schnellen Pferden, zivki Tagereisen gebraucht, um aus der Mittel-meerregion in die Wü^e zu gelangen. Die tägliche Reife begann Morgens um drei Uhr und dauerte bis Abends um neun. Den Charakter der afrikanifchen Steppe l)ot tvohl niemals Jemand in treffenderen Farben geschildert, ols Ferdinand Freiligrath; ich bediene mich deshalb zu iiirer Schilderung seiner Worte: „Sie dehnt fich aus. von Meer zu Meere; Wer sie durchschritten hat, den graust. Sie liegt vor Gott in ihre? Leere Wie eine leere Bettlerfaust. Die Ströme, die sie jäh durchrinnen. Die auSgkfahrnen Gleise, drinnen Des Kolonisteu Rad fich »vand. Die Spur, in der die Büffel traben: — DaS find, vom Himmel selbst gegraben, Die Furchen dieser Rteseuhand." Dle osrikanische Steppe oder die FortS und Gefängnisse in der Steppe waren der Aufenthalt der nach Algerien auf fünf oder zehn Jahre deportirten französischen Bürger. Welche Existenz! Weit schrecklicher als daS Schicksal der nach Algerien Depoi.ttrten war das Schicksal der Unglücklichen, dir nach Guyana deportirt worden genüber einzuuthme» gedenk», sondern auch, daß die bttreffenden Blätter von der politisch-jozialen Parteiung im Reiche gar uichtS verstehe«. Und süe solche Weisheit hat der Reichsrath biSlang trotz aller schwere» Roth schwere Summen be-willlgt und wird höchstivahrsch'ialich in dieser Freigebigkeit auf Kosten deS BoltcS sortsahren. Die praktischen Schweizer hoben ein Mittel gtsuaden, die Organisation staatSseind. licher Prjest«r, welche in der Abhängigkeit derselben von den Vlschösen gipfelt, zu brechen, beziehungö-weise zu hindern: alle neuangestellten Pfarrer im Beraer Iura muffen schwören, mit keinem Bischof m Verbindung zu treten. Die französische Königspartei rechnet ganz besonder» auf den.„loyaltn Soldaten", wie Mac Mahou sich selbst genannt und stch gerne nennen läßt uad tiifft dieser bereits d-e umfaffkndsten Vorbereitungen siir „den inneren Feldzug". Wie aber dann, wenn im Falle eines AufstaudeS in den Städten und auf dem flachen Lande die bonapartiftisch oder republikanisch ge» sinnlen Truppe« den Äehoisam verweigern oder sich gar den Aussländilchen anschließen? Vermischte Itachrtchten. (Frauearecht.) Die englische Gesetzgebung hat den Frauen daS Stimmrecht bei Ge-meindewahltn eingeräumt und bestnden sich in den «eugewählten Schulvorständen auch Frauen. (Allgemeines Völkerrecht.) Dic „Nationalaffoziation der Wiffenschaften" in Lon. doa Hot einen Preis von dreihundert Pfund Sterling ausgeschrieben für die Beantwortung der Frage: „Aus welchem Wege soll eine interna-tionole Versammlung behufs Bildung eines Gesetzbuches des allgemeinen Völkerrechts kon-stltuirt werden und welche sollen die Grundsätze sein." (Eisenbahn-Wese«. Verminderung der Verwaltungstosten.) Die Generaldirektlonen jener Eisenbahnen, welche der Staat „subventiomrl", sollen von Wien weg au die betreffenden Bahnen verlegt werden. (Reue Benütz, ng deS AoalitionS. rechtes.) Die Miethparteien vieler Häuser m Wien haben beichlossen. ihre Hausherren auszu» fordern, sie mögen allen Parteien einen namhaften ginsnachlaß gewähren ; wird diese Bitte abgeschlagen, dann sollen Masseakündigungen die Folge sein. (Rechbaue r-S ti ft « n g.) Der Kom-munalvereia in Graz hat beschlossen, zur Unter» stützunz^ armer Studenten au beiden Hochschulen eine Stiftung ins Leben zu rufen, welche dem Abgeordneten Rechbauer zn Ehren den Namen desselben führen soll. Marburg er Berichte. von Gerechtigkeitssinn und Ehrgefühl begreistich (Aus dem steiermärklsche« Gl^oß-q r u n d b e s i tz e.) Die vier Mitglieder deS Abgeordnetenhauses, welche vom sleiermärkischen Großgrundbesitze gewählt worden, sind die Herren: Baron Kellertperg, Ritter von Carneri, Johann Paiier und Rudolf von Hackelberg — die letzteren drei aus dem Unterlande. (Brandschaden.) Der Brandschaden, welchen der Kreuzwirth in Roßwein durch daS Fruer am letzten Sonntag (S. Bericht der „Mar-burger Zeitung" vom 29. Oktober) erlitten trägt 2712 fl. Die BerficherungSsumme sich auf 1200 fl. (A r b e i t e r»B i l d u n g S v e rein.) In der Sißung dieseS BereinS. welche heute AbendS um 7 Uhr (Gasthof zum Erzherzog Johann, Saal vom Haupteingange rechiS) stattfindet, wird Herr Dr. Tausj»lnSki auS Graz einen geschichi-ltchen Bortrag halten. (V o l k S v er s a m m l u n g.) In der Volksversammlung, welche morgen Vormittag 9 Uhr in der Götz'schen Bie,Halle stattfindet, werden anch die Herren: Dr. TauschinSki uad SchSnhofer auS Graz al» Redner auftreten. Gegenst'ZNd der Verhandlung ist bekanntlich : „DaS allgemeine, gleiche and unmittelbare Wahlrecht und der neue Reichs-ralh". (Zuin Austritt deS HerrnKarl Renter auS dem Gemeinderath.) Der Gemeinderath hat von Herrn Karl Reuter nachstehendes Schreiben empfangen: „Löbliche Gemeindevertretung Marburg l Die jetzige Reichsrathsivahl hat es neuerdings gezeitjt, daß ehrliches Streben und eine uneigennützige opferwillige Thätigkeit in Mar. durg nicht genügen, um sich eine bleibende An-erkennung zu sichern. . Einer geiviffensloser Agitation meiner Geg. ner und der Treulosigkeit vieler vermeintlicher Freunde verdankt die Stadt Marburg die beschämende Thatsache, daß ihr Vicebürgermeistcr und Vertreter im Landtage und ReichSrathe, wel-chem noch vor ivenigeu Monaten die vollste und einmkthige Anerkennung gezollt wurde, bei der jetzigen Wahl hat unterliegen müffen. Daß unter solchen Umstände» meine Kräfte für ein weiteres, freudiges Mitwirken für die Interessen der Stadt erlahmen, wild jedem Manu erscheinen. Ich bin daher entschlossen, mich vom öffentlichen Leben in Marburg gänzlich zurückzuziehen und lege meine Stelle als Gemeinderath und Vieebürgermeister hiermit zurück. Ohne je irgend einen Ersatz für die vielen materiellen und pekuniären Ops^r beansprucht zu haben und zum Beivejse meiner warmen Theil-nohme für meine zweite Vaterstadt Marburg, welcher ich seit 10 Jahren angehöre, widme ich den entfallenden Betrag der von der Gemeinde-Vertretung als FunktionSgebühr für den Vice-biirgermeister votirten ö00 fl. (von welchen ich Nicht» behoben habe) als: Siftung für arme verwaiste Bürgerkinder Marburg'S Nicht berührt von den fchamlosen Verleum-n, be- düngen der letzten Zeit, trete ich mit einem reinen beläuft fleckenlosen Namen und dem Bewußtsein treu erfüllter Pflicht zurück und kann eS nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit meinen aufrichtigen Freunden meinen wärmsten Dank für die Unterstützung meiner gutgemeinten Bestrebnngen und die so oft ausgesprochenen Beweise der Anhänglichkeit nad Anerkennung auszudrücken." Die Abordnung, welche dem Beschluß deS GemeinderathcS zufolge Herrn Karl Reuter ersuchte seine AustrittSerklärung zurückzunehmen, bestand aus den Herren: Dr. M. Reiser, Dr. Dnchatsch und Marco. Herr Reuter verweigerte dic Zurücknahme. (Tanzunterricht) Der diplomirte Tanzlehrer, Herr Etchler j. aus Graz eröffnet Heuer außer einem KurS für Erwachsene auch einen KurS für Kinder in der ästhetischen Gymnastik (systtmalischer Tanzunterricht »ur körper-licheu Ausbildung) und trifft zu diesem Behufe in der zweiten Hälfte deS nSchsleo Monates hierorts ein. sind. Sie find vor ihrer Einschiffung nach Guyana in den Depots der Baguos von Toulon uad Brest oder im Gefängnisse von Marseille, sowie auf der Fahrt über den Ocean wie Galeerensträflinge behandelt worden. Man hat ihnen Bart und Haare abgeschnitten, sie mit den Füßen an eine eiserne Barre geschmiedet und ihnen die Kleidung eines ZüchtlingS angelegt. Manche von diesen nach Guyana deportirten lKe-publikanern haben das dortige Klima und die dortige Misere überstanden und sind iheilS, weil die „sünf oder zehn Jahre Cayenne", zu denen sie von der gemischten Kommission verurtheilt wurden, abgelaufen sind, theilS in Folge der Am» nestie zurückgekehrt; der größte Ttietl dieser Unglücklichen ist aber dem Fieber, dem Klima und der Misere jenseitS deS öceanS erlegen. Mehrere von den Deportirten nach Cayenne Hobe ich in Paris kennen gelernt und mir ihr Etend uad ihre Leiden in Guyana schildern lassen. Zu ihnen gehört CharleS DeleScluge. Er hat, bevor er nach Cayenne gebracht wurde, drei Wochen auf der TeufelSinsel, einem von den Vcr> bannungSorlen für politisch Deportirle in Giiyana, zugebracht. Ich werde nun seinen Aukentholt auf der TeufelStnsel nach seinen mir gemachten mündlichen Mittheilungen und nach seinen eigenen Auszeichnungen, tvelche das Feuilleton des Reveil veröffentlicht hat, schildern. DeleScluge gehörte noch zu den Glücklichen unter den Deportirten der TeufelSinsel. »Ich habe," enäjlte er mir, „als einer der Letzten aus der Proskriptionslafel Bonapar-te's, nicht mehr nöttiig gehabt, mich mit dem Diensteifer von Kerkermeistern herumzuschlStien. welche sich die Mühe gaben, durch ihr brutaleS Benehmen gegen die politischen Deportirten um den Beifall ihrer Borgesetz'en zn buhlen. Als ich am 16. Otto1»tr 1853 in^ Guyana landete, fand ich wenigstens Seitens der Regierungsbehörden geregelte Zustände vor." Geregelte Zilstände! Man höre, wie diese geregelten Zustände auf der TeuselSinsel gewesen sein müssen, alS die Deportirten ganz und gar der Willkür der GenSd'armerie preisgegeben waren. Ich werde den Deportirten der TeuselSinsel selbst sprechen lassen. „Während meiner Uebersahrt von der Kö-iiigSinsel nach der TeuselSinsel hatte ich den Ort Meines Exils vor Augen. Wei! kleiner olS die benachbarten Inseln, hinter denen sie sich diScret verbarg, bot die TeuselSinsel, von der Balte aus gesehen, die mich hinüberführte, ein ergreisendes Bild der Oede und des Elends. (Fortsetzung folgt.) Letzte Graf Honenwarth beabstchtigt, die Führerschaft der staatsrechtlicheu Vpposttion im At^eordnetenhaufe zu übernehmen» England hat der Pforte empfohlen, den Forderungen V esterreich-Ungarne^ M willfahren und die geeigneten Gntschuldigu»,-gen zu geben. Der J-suitengene al wird in Rom bleiben. Eingesandt. Wir geben hiewit unsere Zustimmung zu der schon von früheren Jahren erprobte» Theater-rezeiision und ersuchen den betreffenden Herrn, in seiner unparteiischen Kritik zum Wohle der Theaterbesucher gefälligst forilufahren. Die bodenlose» Grobheiten des TheaterdirektorS werden sich von selbst rächen. Mehrere atisgehlitl>tue Cheattrbesncher. Danksagung. Statt der üblichen Grabbeleuchtung am Allerheiligen Abend haben zur Veriheilung an HauSarme gespendet: Frau Franziska Delago 5 fl. Frau Johanna Baronin Rast 3 fl., Frau Antonia Wutt 2 fl., Herr Friedrich Leyrer 4 fl., Herr Cduard Rauscher 2 fl., Herr Mi-koletzky, k. k. Hauptmann. 5 fl.; — statt der üblichen Verabreichung von Allerheiligenstritzela Herr Heinrich Frohm öfl.; — serner übergibt der Hochiii. Herr Dom- und Stadtpfarrer Georg Matl)iaschitsch zum Holzantauf für HauSarme 20 fl., wofür der innigste Dank auSgS Star-ti« Weine heuriger Fechsuna am «. November Bormittags lO Uhr am Lagerorte der Weine. Grazervorftadt Marburg, Haus Nr. 176 vorgenommen werden, wozu Xaustustige höflichst eingeladen werden. Der Wein wird sammt Gebinden veräu« ßert und kommt der Meistbot sogleich bar zu Sauden der Lizitionskommission zu bezaljlen. Die Weine können durch 8 Tage an ihrem gegevwürtiigen Lagerorte verbleiben, jedoch wird von Seite der Feilbieter uach dem Zuschlage str die Weine keme wie immer Namen habende Haftung übernommen. Marburg am 29. Oktober 1873. Der k. k. Notar al» TerichtSkommissär: 883) Dr. M. Reiser. Das istöckige Haus Str. i« der Draugaffe, zu jedem Geschäfte, wie auch zu Wohnung-n ge-ign-t, ist zu ««rpachtea und vom IS. Nov.mbti an zu bttiehtn. Räh>«i bci Georg Stark, Haupt-Platz Nr. S2. _(8ök Kundmachung. Am S. November d. 3. werden Vor« mittag von 9—12 und Nachmittag von 2—5 Uhr alle noch vorhandenen Ledervvrräthe aus dem Bincenz Felber'schen Konkurse im ungefähren Berthe von 10.000 fl. in größtren und kleineren Partien in Vineenz Felberschen Hause in der Lendgaffe öffentlich versteigert und gegen sogleich baare Bezahlung an den Meistbietenden hintangegeben werden. (871 Der Konkursmassa-Dervalter. Mehrere Wohnungen »u vtlmiethen. Ein Paar Augpferde (braun) billi« zu verkaufe». Mrllingcrstrabr^^Nr^^. (858 Gtsihifls-ErSsstW. Frisch angekommen: SalanRl« Svlitnl^eii, div ^aß»e?avl»vl> le., letzteres auch frisch gekocht, dann HUUÄpret vom 1. Novemb. an täglich in der Draugaffe, (885 jM Herren Brüder Staud i n ger'schen Hause. NM-Iijeliitilr-Atllt. Bei der Stadigemeinde Marburg ist eine Jt.geni-ur'Stelle mit dem jährlichen Gehalte von 1000 fl. nebst Aktivitätszulage von 2K0 fl. in Erledigung gekommen. Bewerber um diese Stelle haben ihre Te-suche unter Nachweisung der absolvirten Studien und bisherigen Verwendung im Hochbaudienste bis 15. Dezember 1873 anher zu überreichen. Stadtroth Malburg, am 20. Ott. 1873. 864) Der Bürgermeistec: Dr. M. Reiser. Aelle-Gesllch Ein 31 Jahre alter, comereiell theoretisch gebildeter, Hüttenmann beschäftigter Mann, der gute Referenzen befiKt, sucht in Marburg oder Umgebung als Magazineur, als Rechnungsführer odrr fönst lvie passende Beschäftigung. Nachfrage beliebe man im Comptoir diefe« Blattes zu halten. (847 Sriisst«» mlÄ bUllxst«» l.»e«r von WGlÜGWGW KsIIdSG«ÄGWSIl» KlskÄGI'StMsil!» IVwmvntueli» aller Veelivn öi Veppiedvn F. U bei Viv I»v8tv UN