für « Vaterlands Künste Wijjenjchaft und geselliges Lebell. Der slovoiltsche Verein über die Ztatio-nalbühne. l^cr slowenische Verein, derzeit als die einzige au< nationaler Grundlage stehende Körperschaft, welche in det allgemeinen Entivickelung der slowenischen Nation als solcher ihr Lebensprincip findet, muß mit sorgsamen Blicken alle Richtungen des nationalen Aufiebens erfassen, prüfen, und nach dem Ergebnisse dieser Prüfung handeln. Die dra ma ci sche Kunst ist gewiß auch ein schönes, wichtiges Glied der nationalen Entwickelungskette, und hat als solches schon lange die volle Aufmerksamkeit des Vereines auf sich gezogen. Bei dem gedrückten Zustande unserer Literatur überhaupt wurde die dramatische ganz besonders vernachlässiget, und der slowenische Verein fand nur äußerst spärliche, meist unbedeutende Bühnen . Producte vor. Dennoch hat derselbe begonnen, auch diese wenigen vorhandenen Erzeugnisse nach sorgfältiger Sichtung im hiesigen ständischen Theater zur öffentlichen Aufführung zu bringen, dem spärlichen heimischen Vorrathe einstwellen durch llbecseßungen, besonders slavischer Bühnen-Producte, zu Hilfe zu kommen und so einer Nationalbühne für die Zukunft die Bahn zu brechen, indem nicht zu zweifeln ist, daß auch in diesen: Gebiete mit der Zeit Talente auftreten werden, die unserer Na-tion Ehre machen werden. Mir wirklich freudiger Überraschung berührte daher den Verein die Nachricht, daß auch eine zweite, mit dem Verein in keiner Verbindung stehende Dilettanten-Gesellschaft gesonnen sey, ein slovenil'chcs Bühnenspiel zur Aufführung zu bringen, indem die größtmöglichste Concur-l'enz überall, so auch in der Kunst, nur zum Frommen des betreffenden Kunstzweiges gereichen kann. Wirklich ging am 4. d. M. das Stück „TmoZnjüva «62 Tm<^nj:'tvo", eine Posse mir Gesang, nach dem Deutschen frei bearbeicer, und— wie es der Theaterzettel besagte '— den Zeit- und den Localverhältnissen angepaßt, vom Hrn. Joseph Babnigg, in I Acte, über die hiesige Bühne. Der flovenische Verein, weit entfernt, über die Auffüh-rungswcise des Stückes eine Critik abzugeben, halt sich nur als Begründer und natürlicher Beschützer der im Aufblühen begriffenen slovenischen Nationalbühne verpflichtet, öffentlich den Stab zu brechen über ein durch und durch verfehltes Stück, welches das gebildete Theacerpublikum Laibach's im Momente der Aufführung einstimmig verurtheilt hatte. Verfehlt in der Anlage, gemein und obscön in der Ausführung, triviul und fehlerhaft in der Sprache, ist dieses Product ein Beweis, daß der Herr Verfasser Babnigg entweder durchaus unfähig ist, für die Bühne zu schreiben, oder aber, daß er durch dieses Machwerk die slowenische Muse absichtlich zu verunglimpfen den Muth hatte, um die redlichen Bemühungen des slovenischen Vereins in die Nachtseite seiner Pygmäen - Welt zu stellen. Doch genug davon. — Tiefe, schmerzliche Entrüstung, welche aus dem reinsten Interesse für die gute Sache entspringt, hat den slovenischen Verein zu dieser Erklärung bewogen, welche Entrüstung um so mehr gerechtfertigt erscheint, als hier und da, sowohl in Laibach, als auch außer Laibach die Vermuthung entstanden, als ob im Verständnisse mir dem slovenischen Vereine selbst dieses Stück zur Aufführung gebracht worden, oder daß wohl gar die Vorstellung vom 4. December d. I. eine V erein svo rstel-lung gewesen wäre. Indem sich der slovenische Verein gegen iede derlei Zumulhung verwahrt, erklärt er ein für alle Mal, daß seine Vorstellungen künftighin immer auf allen Ankündigungen ausdr ü ckl i ch als Vorstellungen des slovenischen Vereins bezeichnet werden, und daß er auch in Zukunft die slovenische dramatische Muse sorgsam überwachen und jede absichtliche oder unabsichtliche Verunglimpfung derselben strenge beurtheilen werde. So sehr der slovenische Verein die Bemühungen zur Hebung der Sprache und Nationalität auf jeglichen! Felde mit innigem Antheile begrüßen uud patriotische Bestrebungen, sie m'ögen kommen, von welcher Seite sie wollen, stets nach Gebühr würdigen wird, so wird er im Gegentheile niemals Partei nehmen für das Schlechte, bloß deßhalb, weil es slovenisch ist, sondern wird ohne alle Rücksicht offen rügen, was verwerflich und der Hebung der Sprache und der Bildung der Nation nachtheilig ist. Laibach den 6. December 1848. 398 Die Höhle von Motier. Novelle von Carl T —tsch. ' (Schluß.) Meine Uhl- zeigte nun auf halb l l Uhr Nachts. Lauge hatte mein gespanntes Ohr nichts mehr vernommen, als das Tröpfeln des Wassers, einzig unterbrochen durch das Herab-fallen zerbröckelten Gesteins. Ich schöpfte Hoffnung zum Entrinnen, that einen herzhaften Schluck aus dem Reisefläsch-chen, das man mir gelassen, klebte mein Lichtstümpfchen auf einen Stein und walzte den ersten der Blöcke von den» Loche weg. Ich horchte — Schweigen des Todes herrschte. Ich machte mich an den zweiten, an den dritten. Plötzlich aber hörte ich das Ilnthier mit fürchterlichem Gebrülle nach mir zukommen. Mir Verzweiflung und Riesenkraft legte ich die Quadern an. Es stieß ein Wuthgeheul aus, streckte und klemmte seine Schnauze in die Spalte, daß s«e blutete, seine ro'thlichen Augen schauten mich mordgierig an und mit der Tatze kratzte cs die Blöcke ab. Als es sah, daß es hier durchaus nicht durchbrechen könne, wüthete es wieder fort. Indem Momente fiel mir wie der Blitz der Gedanke bei, daß solcher Gnmm des Thieres vielleicht eher dem hier so unfreiwillig versperrten Durchgang, als bloßer Mordgier gelten müsse und die Angst einer verfolgenden Jagd dasselbe in der Höhle herumstachle. Allein kaum hatte die Überlegung mit einem Leuchten der Hoffnung meine Seele durchschimmert, als die Aufmerksamkeit meines Ohres fürchterlich auf ein fernes, dumpf donnerndes Hinunterrasseln von Felsenstücken gelenkt wurde. Das Unthier hatte bei einem andern versperrten Höhlenspalt durch die Kraft seiner Tatzen Felsenschutt wegzudrücken vermocht und brummte plötzlich in dem Abgrunde vor mir gräßlich heran, — die Haare standen mir zu Berge, ich gab mich verloren — sollte ich hinterwärts fliehen, gegen den Teich, so erreichte es mich, sollte ich die Blöcke wegräumen, so war keine Zeit dazu. Verzweifelnd convulsi-visch stürzte ich daher mit meinem Lichte zum Abgrund hin; sein Schein fiel gerade auf das braunzottige, mordgrinsende Ungeheuer, das die schwarzen Klippen hinaufkletterte — aber mir einem Felsstück, das ich ihm jach auf den Kopf schmetterte, rollte es heulend wieder in die grause Tiefe hinab. Mit ihrem letzten Fünkchen konnte ich meine Kerze zum Glück noch rasch dem Boden entheben und in einen Steinspalt klemmen ; dann riß ich meinen Sommerrock vom Leibe und mit einem Ruck in zwei Theile zündete den einen an und warf ihn hellfiackernd in die Tiefe hinab. Beim Scheine dieses Lichtes sah ich, wie der Bär einen großen Satz rückwärts in die Finsterniß that, wohin kein Lichtstrahl drang, und hatte zugleich den Trost, wahrzuneh-men, daß der Abgrund überall so senkrecht sich schichtete, daß er nirgend anders, als kaum an dieser Stelle, überKlip-pen und Zacken, die Möglichkeit des Heraufklimmens darbot. Ich raffte daher mit übermenschlicher Anstrengung in einer Minute einen Haufen Steinblöcke zusammen, wobei ich mich der Vorsicht bediente, jedes Mal von dreien den dritten her-ttnterkollern zu lassen, um für die nächste Secunde vor Überfall gesichert zu seyn. Ein fürchterliches Geheul verkündete mir, daß einer der Klumpen die heraufklimmende Bestie wieder hinunlcrgeworfen haben mußte. In dem Augenblick schlug auch fernes Hundegebell und Halloh der Jäger an mein aufgereiztes, entzücktes Ohr an. Zwar meine Lage mußte dabei durch die Verzweiflung des Thieres furchtbar werden, allein ich war nun entschlossen, meinen Posten mit Felsklum-pen und Feuerbränden todesmuthig zu behaupten. Wußte ich denn, ob nicht vielleicht meine Gesellschaft noch im Innern der Höhle jammere? Sollte ich das grimmige Raubthier zu ihnen hinrasen lassen? Mein Leben hätte nach solcher Feigheit für mich keinen Werth mehr gehabt und mein Tod schien mir von einer stehlenden Perlenreihe von An toi-nettens Thränen umwunden. Und ohne daß ich Bebender es wußte, war mein Sieg auch schon erstritten; das Hinterbein des Barcn war zerschmettert. Es hatte die Meute der Rüden den Durchgang gefunden und stürzte im Abgrunde über die rasende Bestie her. Ein Feuerbrand, den ich hinabwarf, beleuchtete desselben wüthenden Todeskampf. Es drangen die Jäger mit Fak-keln herein und starrten mit einem gellenden Schrei des Entsetzens zu meinem Lichte und meiner furchtbaren Erscheinung hinauf, der ich, in weißen Beinkleidern und im Hemde, mit blutrothem Antlitze, verstörten Blicken und sträubenden Haaren, gleich einem Gespenste dcs Todes da oben stand. „Gott sey gelobt!" rief ich hinab, »ich bin gerettet!" Es erbebten die Gewölbe von donnerdein Büchsenknall, dem ein hallendes Victoria folgte. Ich hatte mich sogleich fteudia, daran gemacht, die Blöcke wegzuräumen, kroch durch den Engpaß und tappte mit dem Lichte in der Hand vorwärts, um die unbekannte Öffnung zum Abgrunde zu suchen. Der Fackelglanz, der aus einem Gewölbewinkel hervorbrach, wies mir die Richtung und über ein Chaos von Blöcken stand ich vor den Erstaunten. Alles drückte nur voll Mitleid die Hände, denn meine Geschichte war augenblicklich zu begreifen. Ich berichtete den ganzen Unglücksfall. Ausrufungen des Schrek-kens und der Verwunderung fielen ein. „Mein Gott! dem Henry nach!" riefen hastig zwei der Jäger, seine Freunde. Zwei andere erboten sich als Begleiter. Ich selbst fühlte mich von wildem Muthe und von Thatkraft bese.lt. Ein Jäger gab mir sein Oberkleid. Wir versahen uns mit Stangen und Vorrath an Fackeln. Der Bäl wurde indeß heroorgeschleifr, ein zerfleischter Hund mußte ihm noch aus dem krampfigen Nachen gerissen werden. Die Hälfte der Beute wurde einmü-thig mir zuerkannt. Wir Fünf aber krochen nun ungesäumt durch den Engpaß zurück, durchwateten den ersten Teich und kamen zu einem zweiten, wo der einzig mögliche Pfad links auf steilem, schlüpfrigen Gestein hinabführte. „Herr Gott!" rief ein Jäger, „da war's ein schweres Stück für ein Frauenzimmer! da muß Eines hinuntergeglitten seyn, die Schuhspur ist schmal." Mir erstarrte das Blut in den Adern. „Sondire mir der Stange!" rief ihm der obere Jäger zu. Das Wasser war keine vier Fuß tief. Leben goß sich wieder in mich. „lind, sieh' dort!" fügte der erste Jäger hinzu, „fünf Schritte wei- 3l>9 ter, wo die Terrasse herabgeht, ist sie wieder heraufgezogen worden; sieh', wie das träufelnde Kleid den Felsen abwusch!" Starke und häufige Trittspuren bedeuteten uns, das; sie sich hier geraume Zeit aufgehalten hatten. Wir stiegen jäh empor in einem ungeheuren Gewölbe mir zwei Ausgängen. Der-jenige rechter Hand hatte zweifache Trittspurren, der linke aber dreifache; so hieß es: »daher, links vorwärts !" Kaum hundert Schritte, so kam eine Art Schlott, durch den man abwärts mit Händen und Füßen kriechen und an den steilen Stellen rutschen mußce. »Arme Autoiuette! arme Lucie!" rief ich. „Der Windzug wird stärker," bemerkte ein Jäger. »Himmel! der Bär!" kreischte eine ferne weibliche Stimme. »A ntoinette! Henr y !" rief ich aus entzückter Brust. Der Zuruf wurde jubelnd entgegnet. Da saßen die Armen unter dem Sternenhimmel auf einem schmalen Felsenvorsprung und wollten den Tag erwarten zum möglichen Heruucerklimmen. — Ihre Kerzen waren längst erloschen. Wir fielen uns alle stürmisch um den Hals, auch Brinetund ich. An toi nette ns Kleid war noch der Verräther ihres Unfalls. Die Jäger untersuchten die Klippen uud hoben dann die Frauenzimmer gleichsam auf den Händen herab. W>r bedienten uns der stützenden Rechte. In einer halben Stunde pochten wir an einer Alphütte an. Die fi^berschauerude An toi nette wurde so gut als möglich gepflegt. Traurig und bange wachte ich an ihrem Lager und fühlte mich jedoch selig, wenn ihre Lippen: »Gustav! Adieu, mein Gustav!" riefen. Morgens trugen sie Hirten auf Asten, in duftende Kräuter gebettet, über das Gebirge hinab in ihres Vaters Haus. Das Gerücht war schon vorausgegangen; das ganze Fleurier lief zusammen. Die jammeinde Mutter, der bleiche fromme Vater drängten sich an die Bahre der Besinnungslosen. Henry und Lucie wurden heiß umarmt. Meine ganze Seele war aber bei der kranken Geliebten. Mein Auge hing an der Miene des Arztes ; sie wurde immer ängstlicher und verlegener. »Sie müssen alle Hoffmmg aufgeben," erklärte er mir, als ich ihn auf die Seite nahm. »Diese Blüthe ist gebrochen, des Fiebers Faust rüttelt schon am Innersten ihres Lebens; das Höhlenwasser ist zu gifcig, am dritten Tage wird ihr Ende seyn." Wer je geliebt hat, fühle meinen Schmerz nach. Den obersten Schaum habe ich genippt von dem Becher irdischer Seligkeit, und der Becher sollte nun ausgegossen und mit Wer-lnuch gefüllt werden! — Ich warf mich verzweislungZooll über die Fieberglühende her und meinte, es nmi'je seyn, mein starkes Nufen ihres holden Namens, meine heftigen, lauten, bcschwöienden Zuredungen sollten ihre Phantasien zerstören, aber vergebens. Sie ras're fort, bis ihr Leben gebrochen war. Mit der Ohnmacht kam ihr Bewußtseyn. Ich war allein bei ihr in diesem Moment. »Gustav!" lispelte sie und sah mich schmerzvoll an, »hienieden so kurz!--------dort oben --------lang! Nimm meinen letzten Kuß, mein Gustav! Lebe wohl!" Heiße Thränen entrollten meinen Augen. „Nu'e!" -^ hauchte sie noch hervor lind ihi-e Seele entfloh. Henry begleitete mich über da-5 Gebirge im Tranerge-Wand. Stumm sielen wir uns einander im heißen Schmerze um den Hals. Ich aber stürmte fort in den Norden wie der Hirsch, dem ein Pfeil in der Brust sitzt, und am Sunde, an der Newa und hier sitzend frage ich noch immer in meinem Schmerze: »Auch du bis Hieher?" Horn lehnce sich in den Stuhl zurück, mit der Linken die düstere Stirne und die bethränten Angen verdeckend. Schweigendes, tiefes Mitgefühl herrschte eine Pause unter den Frennden. Dann erleichterte Baron Fehrenrhal sein Herz durch den Seufzer. „Das ist eine Geschichte! wahrhaftig, ich ginge auch in keine Höhle mehr hinein." »Wahrhaftig, ich auch nichr mehr!" sielen ihm die Andern bei. „Angespannt, Ihr Gnaden!" rief der Kncscher zur Thüre herein und machte die beste Diversion. Unter aufheiternden Gesprächen fuhren die Freunde Prewald zu. Feuilleton. Das merkwürdigste Document, —welches jüngster Zeit veröffentlicht worden, ist das vom Präsidenten der Een-tial-Iuuta Mazzini erlassene Programm des Aufstandes: »Jeder Italiener soll einen Österreicher in Italien angreifen und tödren, sey es offenen Angesichts, sey es mench!i,igs, bei Nacht, bei Tag, in der Stadt oder auf dem Lande; jede Waffe isi gut, Steine vom Fenster herab, das Stilet im Ärmel, die Flinte im Gesträuche, Degeu, Messer, Heugabel, Spieß, alles soll gegen die Fremden gerichtet werden; die Biücken sollen abgebrochen, die Bäume gefällt werden, um den Reitern den Weg zu versperren, die Eisenbahnen sollen zerstört werden. Jeder Italiener ist Soldat, jede Italienerin i>t barmherzige Schwester zurVerpflegnng der Verwundeten; jedes Kind soll nützlich seyn, indem es Munitionen, Char-pie, Arzneimittel den Partiian^! in die Gebirge bringt. Endlich der Schrei des Aufstandes ist : „Dio « il plipols)!" Auszug aus der Personal-Chronik des3lcichs« tages in der Paulskirche. — Obgleich die Mitglieder erst 6 Mal die wachsenden Hörer des Mondes gesehen haben , hat die kleine Schaar der Getreuen doch große Verluste im Ganzen, große Schicksale im Einzelnen zu bestehen gehabt. Es sind nämlich von ihnen: Zwei gestorben: Wirth, B r u n ck. — Zwei ermorder: ?! uerswald, Lichnowsky. — Einer hingerichtet: B l u in.—Einer zum Strange ver? urcheilc: Fr ö bei. —- Diei steckbrieflich verfolgt: Heck er, Werner Würrh. — Einer durch Beschluß ausgetreten (ausgeschlossen) Rüge. — Sechs in gerichtlicher Untersuchung: Fitz, Schlöffet, Simon (von Trier), Günther, Jürgens, öevysohn. — Eine traurige Zusammenstellung. Vorfall.— Aus Triqueville, im Departement der unteren Seine, meldet man einen Vorfall, der sich der zweitausend Jahre alten Erzählung vom stnmmen Sohne des Crösus anreiht. Ein Knabe war in seinem neunten Jahre aus einem Fenster gestürzt und hatte in Folge des heftigen Falles seine Sprache gänzlich verloren. Dieß währte sechs Jahre. Vor Kurzem sitzt derselbe am Fenster und schreibt, da fällt gegenüber ein Maurer, der auf dem Dache beschäftigt ist, herab. Dieß erregt eine so heftige Gemüthserschütterung in dem jungen Manne, daß er ausruft: »Ist er todt?" — lind seitdem hat er die Sprache wieder. P>apierkorb des Annisanten. In der »Leipziger Zeitung" wird für ein Landgut in der Umgegend von Dresden ein gesinnungstüchtiger Kuhjunge Attft gesucht. Er muß ein Junge des Fortschrittes seyn, da die ihm anvertraute Heerde ohne Peitsche gehütet werden soll. Nm denselben auch die Elrungenschafreu der Neuzeit genießen zu lassen, wird er von seinem Dienstheirn mit „Sie" angeredet werden. Vorausgesetzt wird, dasi sein Zeitbewusit-seyn ihm selbst sagt, daß Lohn und Kost nur spärlich gereicht werden kann. Über L. Gller's erstes Eoncert. Dieses kam »ach der Ankündigung des „Iüyrischen Blattes" vom Sonnabend den 9. d. an di>ftm Abende im stand, Theater zur Ausführung, lind es hatten die bereits angezeigten, vom Herrn Louis Eli er vorgetragenen Solopiecen cine recht nette dramatische und musikalische Einfassung. Wenn I.mand kurz fraate, welches der beiden vom Herrn E I l e r ausgeführten Toustücke mehr gefallen hade, man würde wahrlich um die Antwort verlegen seyn, und — den richtigen Ausweg zu finden —sie ungefähr in folgender Art geben müssen: Wer an gemüthlichen Melodien, an einfachen, der Natur abgiborgien Weise» sich zu vergnügen liebt, wie sie der Violine so getreu zu entlocken sind, dem mußten dir mit der seelenvollsten Empfindung, mit der rührendsten Zartheit und Reinheit vorgetragenen „Erinnerungen an Pellini" von Ar tot. die innersten Saiten des Herzens erklingen machen, d>n musjte der durch wunderschöne Vogenführung und Gefühlsausdruck hervorgezauberte Schmelz der Töne wonnig durchschauern und seinen Geist in ein Eden entrücken. aus tem Aeolsharfenklänge säus>l».— Den Freund der Vravour, des lasciven tändelnden, wie des kecken gigantischen Spieles dageaen wird der »C a r > neval von Venedig" entzückt haben. —Diescr S>lon der ausgesuch« testen Geigenkünste, dieses unerschöpfliche Magazin der modernsten und beliebtesten Tonfiguren, dieser Tumm.lplatz der verschiedenartigsten Mas, ken - Charaktere, in sprechenden Farben gezeichnet durch den meisterhaften pinselnden Bogen, unterstützt von einer vollendeten Fingertechnik. Und wer Herrn Eller all' diese schönen und pittoresken Natur- u»d Kunstbilder auf seinem herrlichen Instrumente zeichnen, wer ihn, jede Charlatanerie verachtend, den einfachen dramatischen, Gesang, wie die großartigsten Schwierigkeiten ohne Grimassen oder zum Beifall herausfordernde Attitüde» mit größter Ruhe, Anstand, Sicherheit. Leichtigkeit und seltener Reinheit ausführen sah und härte. lan» über die hohe Meisterschaft dieses Violin-Virtuoscn durchaus nicht in Zweifel s.yn, wie sich dieses Urlheil auch in dem oft wiederholten Beifallsstürme des' kennenden und nichtkennenden Publikums deutlich aufsprach. Wir wünschen Herrn Eller für seine noch weiter beabsichteten Kunstproductionen recht herzlich die vollste verdiente Theilnahme, deren er sich bereits in diesem ersten Concerte so wür'ig erwies. Als Beigabe trug unsere geschätzte Vaudeville - Lä„gerin Fräulein Schiller das »maurische Ständchen- von Kücken mit Gefühl und jugendlich frischer reiner Stimme sehr bci,fällig vor, so wie der Regisseur Herr Boulet das Getickt: „Vajazet" von Baron Schlecht«, recht brau t.clamirte und sich mehrseitige Anerkennung erwarb. Dem Concerte voran wurde das s»hr gute. heilere, zweiactige Lustspiel: „Mein Mann geht aus. oder: Er muß in die Stadt", aus dem Französischen von V ö r n st e i n gegeben, worüber ich mir lein Urtheil an» m,s,e. sondern dasselbe dem stationären Herrn Theater-Referenten anheimgebe. Ledcmg. Erwiederung a^f die in Nr. H9 der „I^uvice" Nr.hss, der „älove,»!^" und in dem Ar« li.'el des slovenischen Vereines vom heutigen Tage in diesen, Blatt gemach, len Bemerkungen lücksichtlich des zur Aufführung gebrachten slovenischen Lustspieles ..^M^I^NV!» ö<3X Am«L»i.llV0." Ich glaube immer: Derjenige . der etwas tadelt. ohne das Tadelns-n>erthc näher zu bezeichnen, mus, entweder einen bösen Willen, oder gar keine K.nntnisj von dein haben, was er tadelt. Lüge», jisuitische Frömmelei, so wie die Dreschflegel-Angriffe aber sind keine Vewei'se. Alle diese Um-fiände treffen bei d,m erfolgten Tadel dieser Vorstellung die Herren Re» ferenten. Durch die Nichtaufführung der tadelnswerthcn Stellen haben sie lcn bösen Willen dargethan und zugleich angezeigt, daß ihnen die Fest- stellung und die Durchführung der zu geißelnden Charaktere, so wie die Lehren des Älchiles, Horaz, Lcßina, Engel. Garue, Sl. La« hiere, Shakesveare, Dante, Goethe, Schiller n. spa« nl'sche Dörfer s,y>n. Hierüber nlchts weiter; ich kann mich mit Ri,>l«8niävll ^62 55m«,^ÜV0" ^^„ r^s B a bn i g g ist hinsichtlich der Handlung und Scenerie ganz treu dem K o tzebu e'schen Lustspiele: »Die Zerstreuten« nachgebildet; ein Slück aber, welch>s als deutsches Product noch unter der seliaen Cenlur an« stand los uns gar oft auf dieser Buhne amüsirte» kan» doch, nachdem es ins Slavische übertragen ist, unmöglich bezüglich der Anlage und Tendenz die N e st r o y'sche» Zote,!stück>', gegen die ich immer beharrlich eiferte, an Odscönität hundert Mal (!! 1 überragen, daher die gebrauchte Metapher offenbar zu stark ausfallt. Vergebens habe ich mich nach den vielen Gemeinheiten. Trivialitäten und Zoten, von denen eine Partei dieses Ttück !cbon mehrere Tage vor seiner Aufführung förmlich wimmeln lies,, obschon das Vühnen-product nc>K Niemande» bekannt seyn konnte, im Manuscripte umgesehen, welches sammt den Rollen jedem Unbefangenen zur Eiosicht bereit liegt- In Hinsicht der sehr unglücklich verstandenen Worte: »Aa'NI-liNN» «<5N6 l6!'«i»!l<6« (verschrumpfte Betschwestern) deren obl'cönes Syno-nyüium ich mir eben so wenig hier niederzuschreiben erlaube, als ich es öffentlich von der Bühne auszuspreche» je zugegeben hätte, kann ich wenigstens zehn der ehrenwerlhesten Männer dieser Stadt nennen, die jene Worte im rechten Sinne verstanden haben, so wie sie ausgesprochen wurden. Das einzige Wort „8vii>)ll- (Schwein) welches vorkam, mag tri° vial seyn; aber einem schlichten Vauer, der gegen G'ldwucherer im gerechten Zorne eifert, kann man immerhin diese» starken, unästhetischen Krafcaus^ruck verzeihe» , ohne daß — meines Dafürhaltens — die Ehre der slowenischen Nation darunter leidet. — Ich erlaube mir hierbei be» scheiden auf G ö t h e's classisches dramatisches Product: »Götz von Berli» chiügen" hinzudeuten, worin der geniale Gothe mit 500 Säuen herumwirft, ohne daß seine ihn vergötternde Nation sich dadurch gekränkt oder be-' leidigt gefühlt hätte; von den Dramen Shakespeare's will ich gar nicht reden. Ich habe das löbliche, nach allen Teilen hin sich kundgebendeStre» ben des slovcnischen Vereines vielleicht mehr als irgend Jemand anerkannt und diese freudige Anerkennung vielfältig öffentlich dargelegt und bcthä, tiqt; diese mißliche Angelegenheit soll wahrlich nicht im Stande seyn, mich andern Sin»es zu machen, allein es Hit mich schmerzlich berührt, daß einige Mitglieder dieses Vereines in ihrer Leidenschaftlichkeit so weit gehen konnten, das noch unbekannte, ungesehene Stück gleich n l>i'iol'i schlecht zu finden und dann nach Aufführung auf Kosten der Wahrheit ein Streben zu verdächtigen, welches gewiß keine Verunglimpfung unlerer Nationalsprache zum Zwecke halte, sondern nach den vorhandenen Kräften einzig nur zur Erzielung eines heitern Theaterabends für Slovenen beilragen wollte. Leopold Kordesch. Verleger: Ign. Al Kleinmayr. — Verantwortlicher Redacteur: Leopold Kordesch.