Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani 124434 Ethnographisches Gemählde der slavonischen Militärgränze, o d c r ausführliche Darstellung der Lage, Beschaffenheit und politischen Verfassung des Landes, dann der Lebens^ art, Sitten, Gebräuche, der geistigen Bildung und des Charakters seiner Bewohner. von Spiridion Äowit scl), Praktikant der l. l. Hofkrieg« , Buchhaltung. Gedruckt und in Comlmssion der Mcchitaristin-Congregations' Buchhandlullg. ^ ^ ^/.^ ^ 0« pay« — mal connu — a cle mal jug£ sinpport tin Usarechal IMarmont. 124434 Keiner Aochwohlgeboren d r in l.) c r r n Carl Nitter von ViVoll )U Eluiutenlmcl), k. k. wirklichciu Hofratkc und Militärgranz-Referenten, Beisitzer dcr b. k. Studien - Hofconllin'ssion, n, ostcrr. ^'andstandc, und Milcsiiedc dcr t. k. ^mdwirchschanö' (Gesellschaft in Wic», hochachtlinsssvoll zugeeignet vom ^ersasscr. Hochwohlgedorner Herr Hofrath! N5er immer an dem physischen und geistigen Gedeihett der Völker redlichen Antheil nimmt, muß die folgenreichen Bemühungen Gurer Oochwohlgeboren für die Wohlfahrt der k. k. Militärgränze mit dankbarem Gemüthe segnen. Wuer Mochwohlgeboren haben beinahe dreißig Jahre eines thatenreichcn Lebens diesem Gegenstande geweiht, und mit klarem Geiste und menschenfreundli- chem Herzen in die väterlichen Absichten unseres allergnädigsten Nandesvatcrs eindringend, kräftig mitgewirkt, das Land zu jenem achtungswerthen Standpuncte emporzuheben, auf welchem es gegenwärtig glänzt. Als ein Sohn der Gränze, fühle ich mich vorzugsweise zu freudigem Danke verpflichtet, und wage es, durch die ehrfurchtsvolle Zueignung dieses Werkes die Gefühle in« nigcr Verehrung und ausgezeichneter Hochachtung öffentlich auszusprechen, welche ich mit allen meinen Landslcu-ten theile. Mein Bestreben bei Ausarbeitung dieser Schrift ging einzig dahin, zur Kenntniß meines Vaterlandes ein Schärflein beizutragen, und das Dunkel zu lösen, in welchem dasselbe bis jetzt unverdienter Weise schlummerte. Wenn Gurr Oochwohl- geboren, als Kenner, mein eifriges Bestreben, nach meinen Kräften nützlich zu seyn, darin wahrnehmen, so sind die innigsten meiner Wünsche er-füllt. Guer VochwohlOtboren gehorsamster Diener, vorrede. ^)ie Militärgränzc ist in mehrfacher Beziehung ein höchst merkwürdiges Land. Seine geographische Lage, seine ganz eigenthümliche Verfassung, die in keinem anderen Reiche wieder gefunden wird; die merkwürdigen Schicksale seines Volkes, welches Jahrhunderte bindurch den Anfällen barbarischer Horden ausgesetzt, die zu verschiedenen Zeiten, verderbend wie die Sund? fluch, den Süden unserer Monarchie überschwemmten , - - zwar unterlag, aber doch nie vom historischen Schauplätze verdraht werden konnte, welches Jahrhunderte hindurch den Damm bildete, an dem sich die Gewalt der Muselmänner brechen musitc, ehe sie in das Herz der österreichischen Staaten dringen konnte, welches in so vielfältigen, meistens widrigen Verhältnissen, seine Nationalität, seine eigenthümlichen Sitten und Gebräuche zu bewahren wußte; — ein solches Volk dürfte wohl der Aufmerksamkeit der Gebildeten werth semi. llnd doch ist kein Theil unserer Monarchie dem größeren Publicum unbekannter geblieben, alö die Militärgrän^e. '^ei Vielen haben sich aus falschen Nachrichten falsche Ansichten entsponnen, und Viele babe>i mckt einmal von der Eristenz dieses Landes eine >ie,llit>usl. Die Berichte, welche von Zeit zu Zeit un- X ter das Publieum gebracht worden sind, waren freilich auch niä,t geeignet, deli Wißbegierigen über den wahren Stand der Dinge ;u belebren. Die ineisten derjenigen , welche Zufall oder Laune in jene Gegenden ge-leitet liattc, warcn unfälng, in das Leben des Volkes einzudringen, und konnten nur oberflächliche Bemerkungen schovfen, oder gehaltlose, zuin Tbcil M15 entstellte Anekdoten sammeln; andere abcr, welche besser unterrichtet senn wollten, n,al'lten nut ungeschickter Hand lächerliche Carrieatdrge,nälilde, welche sie mit plumpen Witzeleien begleiteten, und sich dann beeilten, unter die Lesewelt abgeschmackte Reisebeschreiblingen zu bringen, bei welcl'en man mit weiland (^baron, hoch-seligen Andenkens, auorufen innsi: Da kömmt nun alle Augenblick, Eiü Sclmavpbasm voller Q»i>lten, Zu »ms bcrab, stickt hicr scin (^lück, Brunft uns vorn und hmtcn, Zieht dann nach stiner Oberwelt, Und läßt von »ms fiir tlicures Gcld Infame ^'ügcn druckcn. ^ Eine ebrenvolle Ausnahine verdient die Statistik der Militärgränzc dcs Herrn Hofralbes Fr ei Herrn ^'n Hi hing er. ^r ,rar der (^'rste, welcker aus dem Labvrintbe der abentenerliMen Sagen, ividersvrecliendsten ^laclnicl>len, und mebr oder minder bral,cl,baren gedruckten und ungedruckten Duellen, an den« ssadcn einer gesunden'Uritik sich beraus-zuwinden wustte, und die Resultate seiner Aorsclmn-gen, verbunden mit örtlichen Beobachtungen und Er-fabrungen, in cincm eben so gediegenen alS unlfassen- « den Wrrke zur öffentlichen Kcnntnisi brachte. Da abcr dieses treffliche Werk nicht in Jedermanns Handen sich befindet, und übcrdicsi, vermöge seiner, nach einem streng wissenschaftlichen Systeme durchgeführten statistischen Darstellungen un'^ historischen Untersuchungen mehr s'iir den eigentlichen Statistiker, als für das gro-siere ^esepublicuin berechnet ist, und da endlich die Militärgränze seit jener Zeit sich in mancher Begehung zu einen: höheren Standpunctc emporgeschwungen hat, so dürfte vorliegendes Gemählde, treu nach dem gegenwäriigm Stande der Dinge entworfen, manchem Freunde der Völkerkunde nicht unwillkommen seyn. Man stellt sich noch immer unter der Militär-aränze ein ^and vor, welches von einem finsteren unbändigen l^isenfresservolke bewohnt wird, und in welchen: zahllose Räuberbanden und Trenkische Pandu-renhorden wimmeln, freuen würde es den Verfasser, wenn cS ihm nur zum Theil gelingen könnte, diese irri-geu Begriffe zu läutern, und die Grander so darzustellen, wie sie wirklich sind. Dann wird man finden, dasi die Granzcr nicht unwerth sind, ein Glied in dem grosien Völkerbünde ,zu bilden, welchen unser Staat mit Weisheit und straft zu einem sosclwnen Ganzen geflochten bat. Die geographischen Bestimmungen in diesem Werke sind gr^sttentheils aus der oben erwähnten Statistik des Herrn Hofrathes von Hitzin ger, die neueren statistischen Angaben aber aus anderen zuverlässigen 57.uellen geschöpft. Mes Uebrige flosi aus der eigenen Anschauung des Verfassers, welcher, ein gcdorner Gränzer, dic seligsten Jahre ftineo Lebens: XII die Feenjahrc der Kindheit und die goldene Zeit des Jünglingsalters, — in' jenem merkwürdigen Lande zubrachte; als Gränzcr mit dem Gränzer lebte; diesen in den verschiedensten Beziehungen zu beobachten Gelegenheit hatte; sich mit seinen Sitten und Gewohnheiten, Tugenden und Hehlern bekannt machte; seinen Charakter und seine Eigenschaften, sein Her?; und Gemüth kennen lernte, und somit wohl mit einigem Rechte wagen dürfte, ein öffentliches Wort zu spre-chen über ein Volk, welchem er angehört. Der Verfasser war redlich bemüht, ein getreues Vild seines Vaterlandes zu entwerfen, und hierzu nur von der Wahrheit und Unparteilichkeit die Farben zu entlehnen. In wie ferne es ihm gelungen ist, dieses Ziel zu erreichen, mögen Männer entscheiden, welche bei rechtlicher Unbefangenheit auch die hierzu nothwendige Kenntnis) des Gegenstandes besiizen. Personen, welche gegen uns eingenommen sind, olme selbst zu wissen warum; ^eute, welche bei Beurteilung weitentlegcner Reichsprovinzen dir Residenz zum Maßstabe zu nehmen pflegen; Nnekdotcnkrämer und Mähr-chen schmiede, welche tausend gräuliche Geschichtchen und schauerliche Sagen von der Grausamkeit der (5bro-baten zu erzähleil wissen, -werden den Verfasser vielleicht hier und dort der Parteilichkeit beschuldigen. Äl. lein er fühlt sich gegen diesen Vorwurf vollkommen beruhigt. Wenn es wal>r ist, dast es bei Völkergemähl-den nicht genug sei, die fehler und Laster cim's Volkes durch Mikroskope aufzusuchen, und sich dann darüber lustig zu machen ; sondern das; der Darsteller gehalten sei, auch Tugenden, wo solche vorhanden sind, her- XU, vorzuheben, und jenen entgegen zu halten, um das Vild nach allm seinen ^Schattirungcn dem Originale möglichst älmlich zu geben; — so dürfte der Verfasser sogar hoffen, die Meinung derjenigen für sich zu haben, welche Wahrheit schätzen und nach Wahrheit streben. UcbrigenS kann er jedem Ungläubigen getrost die Worte zurufen: Komm', prüfe und urtheile selbst'. Die Lieder, welche in diesem Werke vorkommen, sind aus dem Munde des Volkes genommen, ohne durch Aenderungen entstellt worden zu seyn. In der herrlichen Sammlung der serbischen Volkslieder, welche Herr N u k Stcphanowit sch herausgibt, findet man viele andere, welche die hier gegebenen in maü-chcr Begebung weit übertreffen; allein der Verfasser wollte nur solche Lieder hier aufnehmen, welche wirk-lick von dem Volke gesungen werden, welches er beschreibt. Die 'meisten derselben sind auch in der Wuk'schen Sammlung enthalten, wo sie aber etwas anders erscheinen; ein Anderer mag sie vielleicht wieder anders grlwrt haben, wie diesi bei Volksliedern gewohnlich der Fall ist; der Verfasser gab sie aber so, wie er sie gehört zu haben sich erinnert. Diese Bemerkung schien für jene nothwendig zu seyn, welche etwa geneigt seyn mochten, vorliegende Uebersetzung mit dem Originale zu vergleichen. Uebrigens biethen noch andere Provinzen der Militärgränze reichlichen Stoff zu ethnographischen Darstellungen, und Littaner, Kroaten, Wallachen, Szekler :c., durften im hohen Grade geeignet seyn, die Aufmerksamkeit der Freunde der Völkerkunde zu x>v feffeln. Die Aufnalnne, welche gegenwärtiger Vcr^ such bei dein Pub^'cum findcn wird, soll cntsckcidcn, ob cs dcr Vcrfaffcr waqcn darf, ähnliche Gcmalildc der hier genannten interessanten Völker, diesem Werke nachfolgen zu lassen. Wien, im Monate März 18.^5. Land. 4. Uage. HröjZc. Vcschaffcnheit. ^nter Milita r gränze werden jene Provinzen unserer Staaten verstanden, welche den äußersten südöstlichen Saum dcr österreichischen Monarchie bilden, und sie von dem ottomanischcn Reiche scheiden. Die Bewohner dieser Vä'ndcrstrccke, die Gränz er, sind nach Art der römischen Kolonisten, Soldaten «nd Ackerbauer znglcicb. Sie bilden eine immerwährende Vorpostcnkcttc und ein zusammenhängendes System von Wachen gegen feindliche Einfalle der Türken, nnd gegen die Einbrüche dcr Pest. Die Militärgränzc beginnt an dcr nördlichen (kränze Dalmatiens, zieht sich in ununterbrochener Verbindung längs dem türkischen Gebiethe durch Kroatien, Slavonien, Syrmien, Banat und Siebenbürgen fort, und endet an dcr goldenen Bistriz in dcr Wallachri. Ihre diagonale Vängc beträgt an IN) deutsche Meilen. Sie bat einen Flächeninhalt von Nli.> Quadratmcilen, und zahlt gegenwärtig lM.',.I7>'^ Einwolmer. Vciläufig in der Mitte dieser i.'ä„derstrcckc liegt die slavonische Militärgräuze, der cigentliche Gegeustaud unserer Mbandlung. Sie ist durch die Sawe von dcr Ba. nal-, nnd durch dic Donau von dcr banatischcn Gränze geschieden. Sie faßt einen sslächcnran», von ^40 Qua^ dratmrilen, worunter über IW Quadratineilcu «urbarer 16 Boden, und zählt gegenwärtig 324.057 Einwohner in 5 Festungen, 5 Marktflecken und 51^ Dörfern. Die slavonische Gränze ist im Ganzen flach und eben. Die Fortsetzung der Alpengcbirgc, welche Kroatien in verschiedener Richtung durchstreichen, und dann durch die warasdiner Gränze der Donau zueilen, berührt die slavonische nur im geringen Maße an ihrer nordwestlichen Seite. Aber auch hier erheben sich die Gebirge zu keiner bedeutenden Höhe. Noch niedriger ist der Rücken dcr wcin- und klösterrcichen l>'l-u»liku ^oi-a, welche ganz im Bezirke dieser Gränze liegt. Sämmtliche Gebirge Slavoniens sind mit einer üppigen und kräftigen Vegetation bedeckt, und nirgends sieht sich das Auge durch kahle, unfruchtbarc Stellen beleidigt. Dichte Waldungen, fruchtbare Rebcngärten, blumenreiche Wiesen und Weiden wechseln in angcncbmer Mannigfaltigkeit mit einander ab, und bcgränzcu den Horizont dcr tiefer liegende» Gegenden. Au^er diescn wenigen GcZirgszügcn besteht der Boden dieser Gränze durchaus aus breiten Niederungen und fruchtbaren Ebcnen, welche mit dcr üppigsten Vegetation strotzen. Sie ziehen sich in segcnvoller Abwechslung an den Ufern dcr Bossut und Sawc durch Synnicn ln», n„d werden nur im Tschaikistcnbezirke durch einige unbedeutende Sandhügel unterbrochen. Der wichtigste Strom dieses Bandes ist die Donau, welche auf ihrem linken Ufer die schiffbare und fischreiche Thees mit ihrem Flußgcbictlie aufnimmt. Bci Scmlin führt ilir die Sawc ihre gewaltigen '^lutbrn zu, welche von hier bis zur Banalglänze hinauf die slavonische Gränze vom türkischen Gcbietl'e scheidet, und aus dieser ganzen Strecke schiffbar ist. Außer den gcnamtten Gc-wässern verdienen noch die sslüffe und Bäche Tcrnawa, Orljawa, Struga, Bossut und Bigj einer Erwähnung, welche sich sämmtlich in die Sawe einmünden. 17 Aber die meisten dieser Gewässer verursachen dem Lande beinahe eben so viel Schaden, als sie ihm Nutzen bringen. Der größte Tbeil derselben ist fast jährlichen Uebcrschwem-mungcn ausgesetzt, untcr welchen jene der Sawe die verderblichsten und verheerendsten sind. Wohl an hundert Ortschaften, mit mehreren Tausend Joch des fruchtbarsten Bodens liegen in dem Bereiche ihrer verderblichen Flutbcn. In neuerer Zeit hat man angefangen, sich durch Aufführung zweckmäßiger Damme gegen die Wuth der Ucbcrschwcmmungen zu verwahren. Das linke Ufer der Sawe ist auf ibrem ganzen Vaufc durch die slavonische (kränze, mit einem Systeme von Dämmen verscbcn, welche wohl außerordentlichen Wasscrhökcn und gewaltigen Eisschoppungcn nicht immer widerstehen können, sich aber doch im Ganzen bis nun sehr wohlthätig bewiesen haben. Nicht minder thätig hat sich die hiesige Verwaltung hillsichtllch der Austrockmmg der Sümpfe und Moräste gezeigt, welche häusig den Vauf der Flüsse begleiten, und dem Vandc mehrere Tausend Joch nutzbaren Boden rauben. Zu den großartigsten Unternehmungen dieser Art gehört die Entwässerung der Vonjsko- und Biczkopol-j cr Moräste. Viele hundert Joche wurden hier durch zweckmäßige Anstalten trocken gelegt, und so nicht nur die Massc des urbaren Bodens bedeutend vermehrt, sondern aucl> die der menschlichen (Gesundheit so schädlichen Ausdünstungen für immer entfernt. Könnten nur die so gewonnenen Flächen immer vorthcilhaft benutzt werden! Wir wvllcu von der Zukunft das Beste hoffcn, köuncn jedoch "ickt unll'iu nnt Herrn Hofrath von Hihinger zu bemerken, das? alle diese Unternehmungen nur dann von einem günstigen Erfolge gekrönt werden, wenn die zuuetimciioc Voikömcugc den Werth des Aoocns erhöht haben wird. Der Boden dieser Gränzprovinz in agronomischer 2 16 Hinsicht, ist nicht überall von gleicher Beschaffenheit. Die gebirgigen Gegenden haben keine ausnehmend fruchtbare Ackererde, sind aber wegen ihrer üppigen Neiden vorzugsweise zur Viehzucht geeignet. Von hier aus nimmt der Boden immer mebr an Güte und Fruchtbarkeit zu, je mehr er sich den banatischen Ebenen nähert. In den Niederungen der Sawe, Donau und Thcis, ist derselbe so reich mit Humus gesättigt, daß er die geringe Mühe des Sandmanns mit bundertfachem Segrn wuchernd belohnt, und Herr Hofrath von Hitzinger konnte wolil mit Recht sagen, daß kein anderes ^and, „,ltcr einem gleichen Breitengrade, mit einer so überaus relchen und üppigen Vegetation begabt ist, als Svrmien. > Syrmirn ist das ^aud, wo Milch und Honig fliesten," sagt Taube treffend, ^ein immrrwabrender Lustgarten, in dem Hügel und Tbälcr mit Geschenken prangen, die Flora und Ceres in reizender Mannigfaltigkeit und in unübersehbarer Menge darbiethen.u Das K l i m a der slavonischen Gränze ist mild und warm, denn sie genießt denselben reinen Himmel, welcher der ^'ombardie und dem mittäglichen Frankreich lacht. Der Wcinstock ist hier zu Hause, und seine Frucht ftlwu im August vollkommen reif. Der Maulbeerbaum, der schon im Frübjahrc seines taubes, zum Bebnfe der Fütterung der Seidenraupen beraubt wird, begrünt sich in demsclben Sommer noch einmal; und die Melone erreicht an manchen Orten das ungeheure Gewicht von zwanzig Pfunden. N»ch edleren und zarteren Südfrüchten sagt das diesige Klima vollkommen zu; und wenn dil-se drj-se» ungeachtet hicr nicht glpsiegt und erzogen werden, so ist die Knacke in änfteren ^rl'ältnisscn, ""d nicht in klimatischen Einwirkungen zu suchen. Die Erfahrung hat bereits bewiesen, daft unter dem milden und heiteren Himmel Slavoniens nickt nur der tunestr Veizl'n kräftig gedeihen kann, sondern, daft auch der 5>teis, die Fei- 59 ge, die Mandel, der Oehlbaum und die Vaumwollstaude hicr ihre Hcimath wieder gefunden haben. Ein mildcr und freundlicher Himmel begränzt den ungetrübten Horizont Slavoniens. Der Winter ist kurz und nicht strenge, und nur äußerst selten im Staude, die Fluthen der Sawe und Donau in eisige Fesseln zu legen. Wohl deckt er häusig die Felder und Fluren mit dem blendenden Gewände des Schnees, aber dieser muß schon am nächsten Tage der Gewalt der freundlichen Sonne weichen, welche dem Slavonicr nur selten das Vergnügen einer Schlittenfahrt gö'mtt. Ein früher Lenz weckt die (Yabcn der Flora und Ceres zu neuem, kräftigen Leben, und bringt Wonne und 7ulbel mit sich. Ilnn folgt ein heißer Sommer, dessen brennende Hitze durch kühlende und erfrischende Regen gemildert wird; doch erzeugt er auch oft schwere Gewitter, die nicht selten des Sandmanns ganze Hoffnung vernichten. Ein langer und angenelmn-r Herbst bringt Pomona's wundcrliebliche Geschenke zur völligen Reife, und sieht nicht selten die Kinder des Früblings zum zweiten Male erblühen. Der Einfluß des Klima ist dem Gedeihen der menschlichen Natur überaus günstig. Die Vuft ist rein und gesund, und wirb es immer mehr, je mehr die Volksmenge anwachsen, und die ungesunden Moräste in den Niederungen in urbaren Boden verwandelt haben wird. Die Temperatur ist den verschiedenen Jahreszeiten gemäß, wid nur zuweilen im Sommer, nach Entladung schwerer (Gewitterwolken, einem plötzliche» Wechsel uitterwor-fcu. Darum sind die Bcwohucr der slavonischen kränze stark, gesund und kräftig, wozu ihre einfache Lebensweise nicht wenig beiträgt. Das Wechsel sieber ist wol'l eine gc-wödnllche Plage, wird aber von den Einwohnern so wenig beachtet, daß man nur selten ernstliche (Hcge>l,uittel in Anwendung bringt, sondern sich meistens nur auf seine ftesundc, kräsnge Natur verlaßt. Zuweilen reisn aber. 20 besonders im Herbste, ein verderblicher Durchfall unter den Einwohnern ein, der dem Tode zahlreiche Opfer bringt^ eine Folge des unmäßigen Genusses von unreifem Obst, und anderer diätetischen Fehler. So wie sich die Eingebornen in der Regel einer dauer^ basten Gesundheit zu erfreuen haben, so können auch Frcm^ de diese Gegenden getrost beziehen. Wenn Einige unter ihnen dem Vcchsclficber, oder wohl gar einem frühen Tode unterliegen, so liegt die Ursache nicht so sehr in den klimatischen Einwirkungen des Bandes, als in der Vernachlässigung einer naturgemäßen Vebensordnling. Zucker- und Wassermelonen, die syrmische, doppelt gebrannte Nakia und der Earlowitzer Wein, haben manchen Fremden früh' zeitig in's Grab gelegt. So mancher neue Ankömmling wird durch die ungemeine Wohlfeilheil der Getränke verleitet, die Schranken der Mäßigkeit zu übrrtrcteu. Die Leutchen gewöhnen sich nach und nach über den Durst zu trinken, und bringen es in dieser unseligen Kunst endlich so weit, daß man mit Recht sagen könnte, ihr ganzes Ve-bcn sei nur ein permanenter bausch gewesen. Die Folgen eines solchen unnatürlichen Lebenswandels sind immer, wie es sich von selbst versteht, von der traurigsten 3Irt; wer den aber, sonderbar genug, dem slavonischen Klima zur ^'ast geschrieben. Da sich in dieser Gränze keine bcdeutcudcn Gebirge befinden, so ist sic aucl, arm an Producten ans dem Mineralreiche. Vlußcr einigen, übrigens sehr ergiebigen Kalkbrüchcn, sind Steinbrüche nur in geringer Menge vor Handen, weicher Mangel besonders, für die vom Gebirge weiter cnlfernten Ebenen, bei vorkommenden Straßen- und ähnlichen Bauten sehr fühlbar ist. Dafür enthalt das Slan, kamener Gebirge reichliche Steinkohlenlager, wovon besonders jene um Carlowch so reichhalt'g seyn sollen, daß man sie anf Jahrhunderte für unerschöpflich hält. Um so mütterlicher hat die gütige Natur Slavoniens 2t Boden mit beschenken aus dem Pflanzenreiche bedacht. Ucbcrall sieht man eine Fülle von Gewächsen dem kräftigen Boden entsprießen, und sich zu üppigen, leben digen Teppichen gestalten. liebliche Blumen; zum Genusse einladendes Obst; heilsame Kräuter, die mit ihrem aromatischen Odem die heitere Luft durchdringcn; fette Gras-weiden und dichte, schattige Wälder, sind im überraschen-den Wechsel an einander gereiht. Sttrmien ist es vorzugsweise wieder, welches mit der reichhaltigsten Flora prangt, und auf seinen segcnvollcn Fluren die südliche und nördliche Vegetation in schwesterlicher Vertraulichkeit beisammen siebt. Alle Getreidearten kommen hier gut fort, und lohnen den ssleisi mit einer reichlichen Ernte. Am hausigsten wird der Mais < Kukuruh» angebaut, welcher den Bcsihern eines humusarmen Bodens fast ausschließlich zur Nahrung dient, sonst aber zur Mästung der Thiere verwendet wird. Verschiedene Gattungen O b st, zum Tbeil von Vorzüge lichcr Güte, wird hier in großer Menge angetroffen. Unter den vielen ylepfelartcn zeichnen sich die saftreichcn sogenannten Poschcganer-Aepfl l < t^rcl.lll«'> durch ihre Schmack-hastigkcit aus. Besonders im Oradiskancr-Regimentc wird viel Obst erzeugt. Das meiste davon wird in eigenen Oefen gedörrt, und dann in's Banat und nach Batschka ausgeführt, und dort gegen Schafwolle umgetauscht. Aber in der ganzen Gränze nnrd nur die Zwetschke im Groftcn erzogen. Ein jedes Haus ist mit einem oder mehreren Zwctschkcllgärten uersiben, welche sich von Haus zu Haus zu ganzen Wäldern reihen, und das Dorf freundlich umschließen. Diese Frucht wird fast ausschließlich zur Erzeugung des Branntweins ^> verwendet. Viel Tausend Eimer werden jährlich erzeugt und — versoffen. Der ei^ gcnllichc Slavonier und der Syrmier verfahren hierbei auf eine ganz entgegengesetzte Art. Während letzterer nam- 22 lich seinen Nuhm darin sucht, einen recht starken, geistigen Branntwein zu erzeugen, geht der Slavonicr darauf aus, recht viel zu gewinnen. Darum ist sein Branntwein schwach und geistlos, und könnte in der That für Wasser getrunken werden, wenn ibn nicht ein eigener, säuerlicher Geschmack für leckere Gaumen ungenießbar machen würde. Doch wird auch hier der zum Verkaufe bestimmte Branntwein besser gebrannt; und in jedem vcr-möglicbercn Hause wird ein vortrefflicher Sliwowicza svon ^livv:,, die Zwetschke» aufbewahrt, um bei vorkommenden Gelegenkeiten einem Vorgesetzten, oder einem andern werthen Gaste damit aufwarten zu könueu. Wein wird in den hiczu geeigneten Gegenden in ziemlicher Menge gebaut. Der beste ist jener, welcher am Carlowider Gebirge wächst. Er ist ein Abkömmling griechischer Neben, welche Kaiser Pro bus, ein Mitro-wiher von Geburt, im Jahre ^!I nach <5hr. Geb. auf dem Berge Almus < dem heutigen l'> n^lill,» ^ deu, obwobl sich Groß und Klein zu ilirem Untergänge verschworen hat. Solche offenbare Feindschaft suchen nun die Wölfe auf ilnc Art blutig zu rächen, und der Schaden, deu sir dem Vauoc durch ihre Räubereien zufügen, macht jabrlich ciue bedeutende Summe aus. Sie richte« in deu Hcrdrn oftmal gvoste Verwüstungen an. Manches unschuldige Schaf, manches breitgestirntc Rind ist von ihnen uerspcist wordeu; manches fctle Schwein mußte ciue *) Solche unrichtige Angaben habrn sich auch tg in die Wälder eingetrieben werden, — da babc-n die Wölfe ihre goldcncZeit. Denn obwobl sic sick unter die geschlossenen Haufen der größeren und stärkeren Thicrarten nicht leicht wagen, so wissen sie doch geschickt den Aligenblick zu erlauern, wo sie ungestraft einen Ansall ans einzelne Thiere wagen dürfen, um ihren Hunger, oft auch nur um ihre Raubsucht zu befriedigen, was ihnen, trotz der Wachsamkeit der Hirten leider! nur zu oft gelingt. Wenn aber beim Anbruche des Winters dic scttcn Herden heimwärts getrieben werden; wenn Weiden, Wiesen, Felder und Forste leer und öde steben, und sich allmählig mit der winterlichen Decke bekleiden, dann fängt die Notl» dcr vierbeinigen Räuber an, und sie müssen jetzt ^ist mit Muth paaren. So ängstlich sie nämlich in den Sommermonaten den Anblick beS Menschen fliehen, so keck wcig/n sie sich im Winter in die Nähe dcr Dörfer und Städte. In der Abenddämmerung, wenn die Männer in der niedern Stu be gemächlich ihr Pfeifchen schmauchen, während die Matronen in den beinahe glühenden Ofen noch immer Holz nachlegen; wenn die juugcn Bursche und munteren Mädchen das Vieh gepflegt, und mit dem Notlügen verftbcn haben, und nun schäckcrnd und singend den Sclmee durch waten uud in die warme Stube eilen, — da hört man brausten die Wölfe il,r furchtbares Concert anheben, welches von einer UnzM wachsamer Dorfhundc durch Heulen und Winseln ncompagnirt wird. Rüstige Bursche schleichen dann wohl vor das Oorf hinaus, und lauern auf den Feind, mit Hacken und geladenen Gewehren ver. 27 scben, und kehren gewöhnlich, von gutem Erfolge gekrönt, zurück. Dessen ungeachtet schleichen sich die Wölfe nicht selten mitten in das Dorf, und richten des Nachts unter dem Viehe große Verwüstungen an. Z» einem noch höheren Grade strict die Kühnheit der Wölfe, wcnn in ungewöhnlich strengen Wintern das Vieh zn sorgfältig vcrwabrt wird, als daß es ihnen leicht möglich wäre, durch einzelne Diebstahle oder Räubereien ihren Hunger zu stillen. In diesem Falle scheuen sie sich nickt, sogar Menschen anzufallen. Eben so kühn und rücksichtslos werden sie, wenn sie zur Zeit der Brunft in größeren (Gesellschaften herumziehen. Dann ist es nichts Celtcm's, Wölfe zu Dutzenden beisammen zn sehen, die sich auf offener Straße tummeln und beißen. Ihre Unböflichkeit geht dann so weit, daß sie Reisenden nicht Platz machen wollen ; und obwohl es fast unerhört ist, daß Menschen von Wölfen zerrissen worden wären, so ist es doch kcinc Seltenheit, zu.hören, daß Dieser oder Jener von solchen herumziehenden Landstreichern verhindert war, seine Reise fortzusetzen, und entweder gänzlich umkehren mußte, oder nur auf Seitenwegen den Ort seiner Vestimmung erreichen lonnte. Für Fahrende und Reitende ist ^chtercs oft nicht möglich, indem die armcn Pferde, von instinctmäßiger Angst getrieben, den Rückweg jedem andern vorzilbcn. Man glaube jedoch nicht, daß durch die Ilnart dieser bösen Thiere die Communication im Vande unterbrochen wäre. — Der Oränzer hat schon in seiner Kindliett gelernt, es mil Wölfen aufzunehmen, und mit seiner Hacke oder einem guten bewehre versehen, macht er sich getrost auf den Weg, ohne den Wolf mehr zu scheuen, als einen tüchtigen Hund. Die Einwohner lassen es nun ihrerseits an mörderischen ^l'achstellungcn auch nickt fehlen, und suchen zum Theil durch offene Ocwalt, zum Theil durch listige ^,, und ziehen sich nach und nach in einen immer kleineren Kreis zusammen. Die so von ibren Vagcrn aufgeschreckten Wölfe suchen zu entlaufen; da sie aber aus dem Kreise nicht leicht hinaus. kommen können, und von den Treibern immer mchr zusammen gedrängt werden, so gerathen sie endlich in dcn Büchsenbercicl, der lauernden Jäger, wo sie dann all die verübten Räubereien mit dem ^cbcn bezahlen muffen. — Auf dicft Art werden viel Dutzend Wölfe erschossen. Ein jeder Schütze behält die Haut der erlegten Thiere als Eigenthum, welche er dann verkauft, um fich aus dem gelösten Betrage mit Pulver und Vlei für künftige Jagden zu verschen, oder sich auf eine andere Art einen guten Tag anzuthun. , Während der Jagd wird gewöhnlich auf emcm der benachbarten ^tuns (eine Art Mcierhof, von welchem weiter unten gesprochen werden wird), ein Mahl für die auf der Jagd beftndlülien Tfsiciere und ausgezeichneteren Schützen bereitet. Wenn nnn das Tagwerk vollbracht ist, so wird das Mabl unter Scherzen und dachen verzehrt, wobei nach echter Weidmannssittc, wacker gezecht wird. Jeder Anwesende gibt die Jagdabenteuer, die ilim heute begegnet sind, und deren es manchmal schr drollige gibt, der Gesellschaft zum Besten. Ein solches Mahl wird «m-mer um so fröhlicher, je ergiebiger die Jagd ausgefallen war. Unter dem wilden Geflügel, welches die slavonischen Wälder und Sümpfe bewohnt, verdienen die Wildenten einer vorzüglichen Erwähnuug. Sie bedecken in uu-zähligcn Schaaren die Flüsse und Sümpfe, welche von den fruchtbaren Eichenwäldern umgeben sind, und finden hier ihre beste und liebste Nahrung. Sie kommen im Spät-herbste und Winter schaarcnweise aus dem türkischen Gebiethe herüber, wo sie sich, bei der wenigen Jagdlust der Muselmänner, erstaunlich vermehren, und dann wegen Mangel an lnnreicheudrr Nahrung, in die benachbarten Provinzen ziehen. Die Einwohner machen gerne auf sie Jagd, indem ihr Fleisch wegen der guten Mästung, die sie in den Eichenwäldern sindcn, sehr schmackhaft ist. Au» 50 ßer dem, daß viele Hundert dieser Vögel einzeln geschossen und gefangen werden, wird der Entenfang in manchen Gegenden, besonders in Provinzial - Slavonien, auch im Großen betrieben. Die^ geschieht auf eine leichte und hockst einfache 3lrt. Es werden nämlich an den Ufern der Flüsse, welche nahe an cincm Walde vorbeiströmen, Netze in einer, gegen die Waldseite schiefen Richtung aufgestellt. An dem entgegengesetzten Ufer verbergen sich einige Männer, und warten die Ankunft der Vögel ab. Sie dürfen selten lange warten, denn bald kommt eine zahlreiche Entenscliaar geflogen, d^e sich auf dem Wasser niederläßt. Wenn sie nun gerade dem Netze gegenüber schwimmt, so brechen die Männer ans ihrem Hinterhalte hervor, nnd treiben die Enten dnrch ein starkrs Geschrei auf, welche dann, indem sie dem Walde zufliegen wollen, in den Netzen hangen blci^ bcn, und nun mit leichter Mühe gefangen werdcn. Wir können dieses (5apitel nicht bescl,lies!l'n, obne noch einer ganz besondern Naturmerkwürdigkeit erwähnt zu haben. Wir meinen die sogenannten K o l um bacser Mücken. Obwohl ibr verheerender Zug niemals die gesegneten Floren Svrmiens trifft, und das periodische Erscheinen dieser Landplage bisher immer nur cine be-klagcnswerlhe Eigenthümlichlrit Banats geblieben ist; so ist doch die ganze Erscheinung zu merkwürdig, als daß sie nicht hier eine Ltcllc verdienen sollte. Diese furchtbaren Insccten, deren spec,sischer Charakter bisher noch uubclannt ist, fommcu aus del» innern Serbien, ans der Gegend des am rechlen i)onau-uftr gelegenen Scllosses Kolnmbacs, von dem sieanch den Nanll-u fuhren. Sie haben die Größe der gewöhnlichen Müekeu, aber in der Gestalt gleicken sie der Ochscn« bremse', in den Wirkungen jedoch mehr der in Vappland einheimischen ^nnlblrrbrcmse. Darum werden sie auch von Einigen zum Geschlechte der Bremse» gezahlt, ob. 31 wobl sich Blumen bach für jcnes dcr Mücke»» entscheidet. Ueber ihr Entstehen weiß man noch nichts Zuverlässiges anzugeben. Einige behaupten, sie kämen aus gewissen Höblen bei Kolnmbacs hervor. Andere sagen wieder, das? sic aus einem, mit allerlei schädlichen und giftigen Ungeziefer gefüllten Bache entstehen, und sehr oft arten die Bei ick'« c, welche man von Eingeborncn hierüber sammeln will, in's Fabelhafte aus. — So viel ist jcdocl, gewiß, daß sie aus der Gegcud des Schlosses Kolumbaes in Serbien kommen, und daß sich in mchre-reu, bei dem gedachten Schlosse befindlichen Bcrqrn, Hoblet: und Köcher befinden, aus wrlchen diese Insecte« entflicgrn. 3>on hier beginnen sie nun alljährlich ihre verheerenden Wanderungen in die benachbarten (legenden. Slc fliegen in ausgebreiteten Scliwärmcn, welche von weitem wie dicke Rauchwolken aussehen. Dieß geschieht in dcr Regel im Frühjahre, obwohl sie im Jahre 1776 auch im Herbstmonate erschienen, uud nnter andern zn Tcmeswar zwei ganze Tagc hindurch ibren Durchzug hielten. Sie kommen meistens in zwei oder drei verschiedenen Zeitpuncten, wovon dcr erste gewöhnlich in die zwl-ilc Hälfte des Aprils fällt. Hierbei theilen sie sich in zwci große Colonnen, wovon die eine ihren Zug nach Orsowa und Widdin in's türkische Gebieth nimmt, die andere aber in drei Richtungen < Mipalanka, Mehadia und Welsches) das Vauat überschwemmt. Hier fallen sie mm in dichten Schwärmen auf Ochsen, Kübe, Schafe, Ziegen, Schweine, besonders Pferde, und setzen sich an denselben mit wüthender Hartnäckigkeit sest. Umsonst suchen die armen Thiere dem fnrchtbarcn Feinde zn ent-gl'bcn, oder sich feiner zu erwcbrc»; in em,',!, 3lugru blicke sind alle von Haaren entblößten kmprrlheile mit diesen Unsteten bedeckt. Sie sehen sich am Kinne und an der Arust fest, benagen den Rand dcr Augen, und drin- 52 gen in Naftn- m»d Ohvenlöchcr, so wie in andere Ocff-nungcn ein. Ein jämmerliches Brüllen und Heulen be? weiset den gräßlichen Schmerz der angefallenen Thiere, die sich durch ein verzweifeltes Rennen und Laufen zu retten suchen, und sich im wilden Schmerze sogar in's Wasser stürzen, wenn sie es in der Nähe sinden. Endlich fallen sie entweder in den» Anfalle selbst, oder einige Stunden nachher, todt nieder. Die Wunden, welche an der Haut der angegriffenen Theile entstehen, schwellen und bedecken sich mit Blute; auch hat man beobachtet, daß die Mücken darin klcinc Eicrchcn zurücklasse», wie es die Ochscnbrcmsen zu thun pflegen. Ncbrigcns soll das Fleisch dcr so gltö'dtcten Tlncre giftig, und auch jcncn, welche davon essen, schädlich seyn. Der Schaden, den diese ^nscctt'n anrichten, ist ungemrin groß. So haben sic im Hahrc lM7» mehrere Tausend Stücke Vieh umgebracht. — Pis jetzt bat man kein zweckmäßiges Mtttcl entdecken tonnen, diesem Unglücke zn stenern. Das Waschen drr angegriffenen Theile mit Wasser, in welchem Wermnlhskraut abgekocht worden ist, bat sich wobl als nützlich blwäbrt, ist aber bei der Anwendung im (kroßen mit mmichen' Schwierigkeiten verknüpft. Auch bat man gefunden, dast diese lästigen Gäste durch Hlauch vertrieben weiden. Darum pstcgl man in der Zeit, wo sie zu e»icheinc,l anfangen, große Strohfcuer anzuzünden, weichem die armen Thiere, vom 7mst>>U'te geleitet, fthaarenweise zulaufen, sich um dasselbe uersammcln, und sick so grgcn den ungestümen Angriff des furchtbaren Feindes zu schützen suchen. Die Witterung, welche zur Zeit der Mandernng dieser Mückcn herrscht, ist nicht gleichgültig. Nl-gcn und starke Winde zerstreuen sie, und l'cmmcn den ohnehin kur zcn r"auf ihres Bebens; daher dcr Schaden, den sie in diesem Falle anrichten, minder beträchtlich ist. Wenn aber 33 das Frühjahr schön und trocken ist, und von Ostwinden beherrscht wird, so ist ihr Besuch um so verheerender. Bcmerkenswerth'ist, daß diese sodcr ähnliche) In-secten nur in Vappland und den« südlichen Sibirien wieder gefunden werden. — Auch ist es ein wahres Wunder der Natur, daß sie ihren verheerenden Ausflug auf keine weiteren Elttfernuna.cn ausbreiten, daß sie immer denselben Zug nehmen, und andere benachbarte Gegen? den verschonen. 9. Politische Verfassung. Die Militä'rgränzc, schon durch ihre geographische ^'agc zur Vormauer der österreichischen Staaten gegen die Gewalt der Türken bestimmt, mußte schon in frühester Zeit eine militärische Gestalt erbalten. Die gefährliche Nachbarschaft eines mächtigen Volkes, das durch seine Siege zum robcn Uebcrmuthc gereizt, und durch seine Rcligionsbegriffe zur Vertilgung der Christenheit aufgefordert, — immer in Bereitschaft war, in die benachbarten Vändcr einzufallen, um bort seine H'aubsucht zu befriedigen, oder seinen Glauben auszubreiten, — zwang die Bewobucr der heutigen Militärgränze schon seit mehreren Jahrhunderten, immcr unter den Waffen zu seyn. Sie mußten sich beständig bereit halten, nicht nur die feindlichen Angriffe der Türken abzuwehren, sondern auch sich, und alle bintcr ihrem Rücken gelegenen Provinzen, vor dem Einbrüche der gefährlichsten und verheerendsten aller Krankheiten, der Pest, zu verwahren. So erzeugte die Notbwehrc eine Einrichtung, drrru Mittel an Kraft und Schnelligkeit den zu bekämpfenden Gefahren entsprechen. Die Vortheile, welche mit einer solchen Einrichtung drs Vandcs verknüpft waren, offenbarten sich in der Folge so laut, daß man darauf 5 54 denken mußte, selbe durch eine geregelte, gesetzlich be, kräftigte Verfassung für immer zu sichern. So erhielt die Gränze allmäblig ciuc rein militärische Form. Der Grän^ zs-r ward hierdurch Soldat und Ackerbauer zugleich. Er führt als solcher die Waffe und den Pssug mit dc^ nämlichen Hand, und ist zu jeder Stunde bereit, seine friedliche Wohnung mit einem Feldlager zu vertauschen. Dic Kricgszucht trat bei ihm an die Stelle der bürgerlichen und peinlichen Gesetze, und er erhielt Vorgesetzte, welche nicht nur über seine bürgerlichen und politischen Verhältnisse die Aufsicht führen, sondern ihn auch zur Zeit der Noth in den Kampf zu führen wissen. Seitdem die Militärgränze auf diese Art zu einem eigenen, sclhstständigen Institute erhöhen worden, war der Staat unablässig bemüht, derselben eine, dem Zwecke entsprechende Verfassung zu geben. Es war natürlich, daß sich die zweckmäßigsten Schritte zur Erreichung des schönen Zieles, nicht im Voraus bestimmen lieften. Nl'an mußte erst die Zeit ruhig abwarten, die Folgen beobachten, und aus der Erfahrung jene kegeln und besetze abstrabiren, welche dem Staate zum Nlchcn, dem Vandc und Volke zum eigenen Wohlc dien!ick senn konnten. Daher k.im es, daß das Gränzinstitnt zu verschiedenen Zeiten, vcrstliie? dene Einrichtungen erbielt, und daß an seiner innern Ver, waltung und Verfassung mehrere, zum Tkeil rabil'alc Aenderungen vorgenommen werden musitcu,bis cs endlich dic gegenwärtige (Gestalt erhielt, welche wir dem Leser nunmehr in einem skizzirtrn Abrisse darstellen wollen. Seine Nl'aicstat, unser allgrliebter Kaiser, fanden sich durch 'die Bereitwilligkeit, den Mutb, die Stand, haftigfcit und Treue, mit welcher die ("rän.^r sich bei jeder (hslrgenhcit dcm Wassendienste gewidmet haben,» veranlastt, mittelst allerhöchster Entschl«e»)ung vom 7. August ll!07, die unter dem Namen der Gränz (^rundgesche bckamttell Institutionen zu sanctiottire«l, durch welche den 35 getreuen und tapfern Gränzcrn eine festere, dem Geiste der Zeit und der Nation anpasscnderc Verfassung gegeben; ihr Wohlstand im Ganzen dauerhafter begründet; das Recht der Gränzcr klar und bestimmt ausgesprochen; ihre Pflichten als Staatsbürger nach der ihnen angewiesene,! Bestimmung genau begränzt; die Nillkühr in die Schranken des (Gesetzes gebannt, und die Gränzcr ihres Zustandes und Eigenthumes für immer gesichert wurden.« — Diese Grundgesetze theilen sich ab m die Verfassung und die Verwaltung des Bandes. Wir wollen von beiden die Hauptgrundzügc in wenigen Andeutungen hier zusammenfasse», um den !i!escr sonach in das innere Nebelt des Granzvolkcs besser einführen zu können. Verfassung. Alle liegenden Güter in der Gränze werden als wahre Militärischen bcbandelt, über welche Seiner Majestät das Obcrcigrnthum zusieht. Diese Gründe werden dann an Vesitzfähige als ein beständiges, unwandelbares, immerwährend erbliches Nutzeigcutlmm überlassen. Zum Erwerbe dieser Güter sind alle jencPcrsonen ohne Einschränkung befugt, welche sich den Gränzobliege,iheitcn unterziehen, und für sich und ihre Familie die verfassungsmäßigen Pflichten übernehmen wollen. Der GrmldblM derGsänzer wird in Stammgut und Ucbcrland eingetheilt. Ersteres macht das Stammvcrmö-gen des Hauses aus, und darf, so wie der zum Stamm< gute gelwrige l»«n * 55» Quadratklafter, worunter '/.Wiesen und /'. Acker. Au ßcr dicscit gibt es noch Halbe, Dreiviertel und Ganzc Ansässigkeiten, welche nach obigem Maßstabe 1'.', IN oder 24 Joche Grund betragen. Kein Granzbaus kann mebr als Eine Ganze Ansässigkeit als Stammgut besitzen; der Grund, den der Gräuzcr darüber besitzt, wird zum Uc bcrlandc gerechnet. ^fftciere, Geistliche und Beamte können zur Erbauung der Wohnhäuser nur Ein Joch Gartcngrund; Handelsleute und Professionisten adcr, welche als solclie abge-sondert von ihren Familien leben, in der slavonischen Gränze 5 Joch Grund cigeitthümlick besitzen. Jeder weitere Grundcrwcrb ist diesen Individuen nicht gestattet; sie können jedoch über das ihnen gesetzlich zugestandene Eine Joch Haus- und Gartcngrund frei verfügen. Stirbt eine Oränzfamilic gänzlich aus, so kmm der letzte Sprosse derselben über sein sämmtliches beweg, liches Vermögen nach belieben tcstiren; stirbt er otme cine letztwillige Anordnnng, so tritt die gemeine Erbfol-geordnung nach den deutsch-crblandischen Gesetzen über Erbfolge olme Testament ein. llcbcr das u nbewegli ch c Vermögen jedoch, und den zum Stammgutc gelwrigcn llNülll» in>,liUl!tu^ kann der Trstillnde nur zum Vor-tbcile solcher Personen verfügen, welche nach dem Gc, setze zum Erwerbe des Grnndcs in der Gränze befäl'igt sind; alle jene Erben aber, welche dieses Vorrechtes nicht tl'eill'aftig sind, müssen sich eutwrder den Gräuzobliegen-britcn unterziehen, oder das Ererbte binnen zwei Iah« rcn an Bcsitzf^hige veräußern. In den« letztern ,>alle bc finden sich aUe jene Individuen, welche vom genuinen Gränzstaildc zu ^fftcieren oder Beamten vorgerückt sind, weil diese mit ihrer Beförderung aus dem obligaten Staude treten, somit auch alle hiermit verknüpften Rechte und Ansprüche verlieren. Ein jedes Grän;1,a„s muß, wie es weiter unten zu 37 ersehen seyn wird, Soldaten unterhalten. Damit nun die Wirthschaft der GränMuscr durch die Abwesenheit der Dicnstmänncr nicht in's Stocken gcrathc, ist es erforderlich, daß mehrere Menschen in einem und demselben Hause zusammen wohnen. Dieses Zusammenleben nennt man eine Haus-Co mm uni o n. Zu den Mitgliedern einer Communion werden alle jene Personen gerechnet, wclcl»e in demselben Hause für beständig con-scribirt sind, olme Unterschied, ob sie von einer Familie des betreffenden Hauses abstammen, oder durch Adoption aufgenommen worden sind. Dienstboten, welche gegen cincu bedungenen Vohu im Hause arbeiten, sind hiervon ausgenommen. Die Aufsicht über sämmtliche Commuuionsglicder fübrt ein Hausvater, uud an seiner Seite eine Hausmutter, welche Veide von den Familiengliedern durch Stimmenmehrheit gewählt werden. Sie führen das Haus-regiment, und haben über Ordnung, Religion, Sittlichkeit z>! wackeu, und die Wirthschaft zu leiten. Alle Mitglieder einer Haus-Commmiion haben gleiche Rechte uud Obliegeiilieitcu. Alle müssen, nach Maßgabe ihrer Kräfte und Eigenschaften, für das Haus ardeilen und diene», imd alle baben auf das gemeinschaftlich Erworbene gleiche Rechte und Ansprüche. — Was die Haus Communion bei thätigem Betriebe und zweckmäßiger Verwaltung der Virtbschaft erspart, d.h., was sich uach Abschlag aller Bedürfnisse und Auslagen, als reiner Ueberschust ergibt, wird mttrr die Communions-glicder getheilt. Als Maßstab hierzu dient die Anordnung, dal! dem Hausvater und der Hausmutter, jedem zwcsil)t, ist von der 'Mlitärpflichl ausgenommen. Selbst der Adel unterliegt diesem Gesetze, und kann sich dem, selben nur dann entziehen, wenn er seine Granz-Stamm, 40 guter zum Bcbufe ucucr Ansiedln »gen der Gränze unent-gcldlich udcrlasit. Solche Personen hingegen, welche keine Grauzwirthschafr besitze»,, welche keiner Gränz-Commu-nion angeboren, und sich ausschließlich mit dem Betriebe des Handels, eines Gewerbes ic. beschäftigen, sind für ihre Person uom Militärdienste befreit. Doch können auch dienstpflichtige Individuen mit höherer obrigkeitlicher Bewilligung ihre Entlassung erhalten, wenn sie in Camc-ral- nnd sonstigen Bcdicnstungcu ihr Fortkommen zu finden glauben. Von den waffenfähigen Männern einer Haus-Kommunion wird nur Einer oder Einige, nach einem gesetzlich bestimmten Verhältnisse, zum Militärdienste cnrolirt; die Ucbrigcn werden dem Hause zum Betriebe der Wirthschaft belassen. Nebrigens unterliegen die Granzsoldatcn keiner Capitulation. Sic dienen so lange fort, als es der Dienst erfordert, und il,re Wirthschafts' und Familicnvcrdalt-nisse gestatten. Wenn dic cnrolirtcn Männer in der Fol gc bci ihrer Wirthschaft unentbehrlich werde«;, so werden sie aus dem dienenden Stande ausgeschrieben, und ihr Abgang dnrch andere, von der Wirthschaft entbehrliche Individuen ersetzt. Ueherhaupt nimmt das Gescij auf die Wirthschafsvcrhaltnissc der (^r.lnzer so viel ^tück, sickt, daß in dringenden Fällen derlei Ablösungen sogar im Kriege gestattet sind. Die (Yranzsoldatcu erbalten nur die Armatnr und Nüstmig vom Aerario, und müssen bei allen ilnen Dienst-leistuugen von ikrcn Häusern selbst bekleidet und verpflegt werde». Nur dann, wenn sie in'S Feld ziehen, oder zu einem Dienste außer ihrem Regimentsbezirkc com-maudirt werden, erkalten sie die Montur <>li ^>< l<,,i», und »reten in die, für die Vinicn Truppen ausgcmcssene ararischc Verpflegung. Äls Cutschädignng für die 'Auslagen, welche ein («ranzl'aus bei der Unterhaltung der Soldaten zu traben 41 hat, erhält dasselbe für jeden Dienstmann die, unter dem Namen des Dienst-Constitutivums bekannte, Befreiung von der Grundsteuer. Diese beträgt fur jeden dienenden Mann vom Feldwebel'abwärts, in Frieoenszei-tcn zwölf (dulden, in Kricgszeitcn aber, wo die Mannschaft in ärarischc Verpflegung tritt, seclis Gulden jährlich. Ist der Betrag des Dienst-Constitutivums größer als jener der Steuerschuldigkcit, so wird der Nebcrschuß dem betreffenden Gränzhausc baar hinausbezahlt, im entgegengesehen Falle aber von dem Stcucrbctrage abgc-rccl'net. Zu den Obliegenheiten des Gränzcrs gehört noch schlüßlich die uncntgeldlichc Entrichtung der Hand- und Zugrobotten, zum Behufe jen^r Bauten und anderer Unternehmungen, wclckc zum allgemeinen Besten auf Staats-oder Ocmeindckosten veranstaltet werden. Diese Verpflichtung theilt sich ab in die A era rial- und Gemcinde-A rbci tsscbul digkcit. Erstere ist nach dem Grund und Boden, lel, die in der Gränze nicht zünftig sind, welche den Mann nicht ausschlieftlich beschäftigen, und gleichsam als eine ^lcbenbefchastigung betrieben werden könne», kann jeder Gränzer otme ^ilischranfung lernen. Der Handel mit Viel) und Früchten, und ,mt selbst, erzeugten Producten aller Art, ist dem Gränzer olme Einschränkung und ohne Entrichtung der Handels oder sonstigen Steuer gestcUtlt. 2^e»u» sich aber der Gränzcr von seiner Communion trennt, um sich ausschließlich mit dem Handel zu beschäftigen, so unterliegt er der Handels-steuer. M«t ^chuttt und andern Maaren dürseu nur liierzu eigeudS befähigte Gewcrbslcute handeln. >^ rrwal luu «F. Die Cinldlilnng nnd Verwaltung des Bandes grün det sich auf rein militärische Grundsätze. DaS ganze Vand ist in Regimenlcr ^iilgcll'eilt, w,e dieß in andern österreichische,, Proumzen i>l kreise, (5o,nitate n. z», ge> schchr» pflegt. Die Größe eines solche» Regimcntsbczir. tcs ist nicht überall gicuh; doch ist jedes groß genug, 43 um zur Zeit der Noth fünf vollzählige Bataillone in« Felde zu unterhalten, und außerdem noch so viel Männer zu zählen, um den Cordon bewachen, die übrigen Landesdienste versehen und die Hauswirthschaft bcstreiten zu können. Unter den slavonischen Regimentern ist das Peter-wördeiner das größte. Es faßt einen Flächrnraum von Ai Quadratmcilen, und zählt ?5.'>R> Einwohner. — Die meisten Regimenter führen den Namen einer in ihrem Bezirke liegenden Festung, oder sonst cmcs bedeutende, rcn Ortes. So hat das Brooder Regiment seinen Na, men von der Fcstnng Nrood; das (^radiskaner von der Festung 3llt-Gradiska; das Peterwar-dciner von der Festung Petcrwardei» entlehnt. Wenige führen den Namen des Volkes selbst, z.B. das Vikkancr Regiment in der kroatischen, das Wallach-illiri, stbe in der Banatcr, die Szcklcr und Wallachen Regi< menter in der siebcnbürger Kranze. Das in der slavo, «iscl'en (kränze liegende T schaiki stc n Batail l on bildet cme Art Donauflottc, und hat die Vein-mnmg von seine» Wasserfahrzeugen <<^>>ks») erhalten. — Ein je-dec« ^,'c^iment ist wieder in zwölf, das Tschaikistcn Bataillon in sechs Compagnien eixqrtl'eilt, zu welchen mehr oder weniger Dörfer gehören, je nachdem sie großer oder kleiner, mehr oder weniger beuöllert sind. Jede Compagnie führt den Namen desjenigen OrleS, in welchem der Commandant seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat. Das, mit der Verwaltung deS Vandcs beauftragte Personale, ist zu», Theil rein militäriMn, zum Tbeil politischen Standes. Zu den ersteren gehören die eigentlichen sscldofficierc, welche in Fricdcnszciten die militärische (Gewalt mit der bürgerlichen vereinigen, im Kriege aber den i^vänzer in den Kamps zn fubren babcn. ^u den letzteren gehören die sogenannten Verwaltungs-Ofsicicrc, welches eigentlich Beamte sind, dcnrn ein Of< 44 ficicss-Cbaraktcr verliehen wnrde, um den an Kriegs-disciplingewohnten Granzcr mchr imponircn zu können. 7'hr Dienst beschränkt sicl» gänzlich auf ökonomisch politi-sche Fälle. Ausicrdcm g,l't es noch eigentliche Civil Beamte, dcncn die Veitung einiger Ncbcnzweige der Bandes-Verwaltung ailvcrtraut ist. Den Befehl über ein Regiment fuhrt ein Oberster. Dieser ist zugleich bürgerliches und militärisches Oberhaupt seines Bczirles. (5r wolnit »,it den ül'riqen, z:,m Ltabc ssch^rigcn Personen, in dem ansclinlichsten Orte seines ^cgilnentsbczirkcs, welcher der Stabsort genannt wird. Der Stab des Brooder ^ieglmcnts liegt in ^ inlouczc, des (5lradiskaner zu ^t cu. Oradiska, des Peterwardeiner znMitrovih, und jener des Tschad listen Bataillons ;» Tittcl. — ^ur Erlcichtcrnng sei ucr so ausgcdlbüt^l und uiclfaltigc»» Llmtsvcrrichtnligen, sind dem Obersten mebrerc Individuen beigegcbcn, wovon einem jeden ein abgesonderter (heschaflszweig zur Verwaltung ausschließlich anvertraut ist. So z.B. silkrt das rein milltansche !)leserat der Regiments-Adjutant, daö ötonomischpolitischrund polizeiliche der Vcrwaltungs-H.Nlptmann, das inridischc der Auditor, das waldantt lichc der Waldberciter, und ein Bau-Hanplmann leitet die ärarischcn Baulichkeiten. Hcdcr Referent ist für seinen Geschäftszweig verantwortlich, und stelu unter den unmittelbaren Befeblen des Regiments ^ommandalitcn. Unter der Oberleitung des Obersten führt ein Haupt mann das Kommando einer Compagnie. So wie der Oberste im ganzen Regiment«,', übt der Hanptmann in seiner Compagnie die militärische und bürgerliche Gewalt aus. Ihm zur Seile steht ein Vcrwaltungs, Ofstcier , welcher ausschliesslich mit der Veitung der ökonomisch, politische» und polizelllchcn (>leschl»slc beaultragt, und dem <öompagnie>d'ommandanten untergeordnet ist. Die übrige» subalternenOfftcier»! sind in den allsthulichcren Dör 45 fern der Compagnie, z« welcher sic geboren, vcrtbeilt, und bilden bicr dic Ortsobrigkeit in militärischen und po-litisclien Fällen. In solchen Dörfern endlich, in welchen sich keine Offtcicre befinden, ist das Orts-Commando ei-ucm Unteroffiziere anvertraut. Der Richter des Gränzers im peinlichen und bürgcr-lichen Fache, ist sein ^fftcicr. Die Schlichtung weniger dedcntender Klassen und Processe, so wie die Bestrafung geringerer vergehen, geschieht bei der Compagnie. Um der Willkühr zu steuern, werden alle diese Gegenstände vor dem Compagnie-Gerichte verbandelt. Zn diesem Be lmfe wird die Sitzung (Sessions alle Wochen einmal, ge^ wohnlich am Mittwoche, abglätten. Me Bitten, Klagen, Beschwerden ?c. werden bis zu diesem Tage verschoben ; dringende Falle werden jedoch ohne Aufschub vorgenommen, Bei dieser Sitzung sind außer dem Haupt-mann, dein Pcrwaltungs- und den übrigen Feld ^fftcie-ven, noch einige Untervssiciere, und vertraute und rechtliche Ortsältcste gegenwärtig. Hier werden nur dlc frag lichen (Gegenstände nnlcrsltcbt und entschieden, oder, wenn sie nicht in der Befugnis! des Compagnie Kommando's liegen, dem Regimcnte zur Entscheidung vorgelegt. Pro l,cßvr,'l>nldll!ngc» beginnen bei dem Regiments (Errichte, von wo man weiter an das (Ycncral-Commanbo, oder das Appellations (bericht in Wien berufen kann. Die letzte ^n-stan,; ist der k. l. Hofkriegsrath. 3ln solchen GericlitStagetl müssen alle ^?rts^Co»nman, danten bei der Compagnie erscheinen, und über alle jene Vorfallrnbciteu genauen Bericht erstatten, wclcbe sich in der 'Woche zugetragen baben, wenn sie nicht schon in der Zwischenzeit angezeigt worden sind. Hicrber geboren z.B. die Meldungen liber die Vollziehung oder Unterlassung der ergangenen Compagnie und böberen Anordnungen, der Bericht über den Zustand der Wirthschaft der l^rän zcr, über die vorgefallenen TodtcnMr n. Nächstdem 4 gen, Urtheile ic. vorlesen, wenn diese „icht, ihrer Nichtigkeit oder Dringlichkeit wegen, schon ftahcr zur allge^ meinen Kenntniß gebracht worden sind. Auf eine ähnliche Art werden beim Regimcntsstabc wöchentliche Sessionen unter dcm Porsitze des Regime» ts-Commandantcn, und im Bciseyn dcr übrigen Stabsoffi, cicre, abgehalten. Jeder Referent bringt hier diejenigen Gegenstände zur Sprache, welche in sein Fach einschlagen, und einer näheren Erörterung bedürfen. — (5rimi-«alfalle werden im Regiments berichte abgehandelt. Dic< scs ist eigentlich ein Kriegsgericht, welches alls dem Au ditor, mehreren Ober- und ilnterosftcicrcn und (Gemeinen zusammengesetzt ist, und bei welchem ein Slabsoffi-tier das Präsidium führt. Nach den österreichischen Kriegsartikeln werden jedoch nur jene 7mdividuen abgeurtheilt, welche sich im Dienste als Soldaten eines ^rbrechens schuldig gemacht haben ; Vergebungen anfier dem Dienste werden »ach der allgemeinen Strafnorm.l bestrast. Die nächste vorgesetzte Stellc eines Regiments ist die Brigade, welch? gewöhnlich innner zwei Regimenter zu respicircn hat, »„d unter den Befehlen des VandcS-General Kommando steht. Der Sitz des slavonischen Ge,-neral (5om»ua,,do ist z» Petcrwardcin. Sämmtliche Gränz. 4? General - i5ommandct« stchcn untcr dem k. k. Hofkricgs^ rathc zu 2llien. Sämmtliche ^sficicre und Beamte der Militärgränze sind an Naiiq und Cbaraktcr den übrigen k. k. ö'stcrrei-chischcn Offtlicll'n und Veamlcn glcich. Eo übcrsiüssig diese Bemerkung auch zu seyn scheint, so nolbwendig ist sic, um die irrigen Begriffe mancher Menschen zu bcrich tigen, welche da meinen, ein Granzofsieicr sei nur in 5>ieil) und Glied ein wirklicher Offtcier, und lege zu Hause, d. h. außer dem Dienste scinc Würde ab. Offtciere und Beamte genießen eine, ibrem Charakter angemessene Besoldung, und dürfen übrigens, wie es schon oben bei der Darstellung der Granzvcrfassung gesagt worden ist, weder eine Wirthschaft halten, noch sich sonst mit irgend einem Erwerbe beschäftigen. Von der so cbcn dargcstellicn militärischen Verwal-tmlgsari sind nur die sogenannten (5om,nuni täten ausgenommen. Hierunter werden jene Städte und Marktflecken verstanden, welche zwar in dem Gebiethe der Militär-gränze liegen, aber durch ein ausschließliches Privilegium Seiner Majestät nicht unter der Gcrichtsbarteit des .'d'e-giincnts stchcn. Eommunitätcn sind also in der (kränze ungefähr das, was die landcsfürstlichcn Städte in Oesterreich sind. Sie werden meistens von Kaufleutel^und Handwerkern, größtenthcils aber auch von Bauern bewohnt, welche unter der (Gerichtsbarkeit ihres eigenen Stadlma? qistratS strhcn. Dieser besteht aus einem Bürgermeister und einem Syndicns, welche beide Stellen gewöhnlich durch ^fftcicre aus dem Pensionsstandc beseht werden; dann aus mehreren Räthen, Beisitzern und Stadtschrei-bern. Die Gerechtigkeit wird nach dem österreichischen Civilrechte gcpsiegt. Die Proceßverhandlmigrn geben durch das Generalkommando und das 3IppellationsgericI»t in Wien an den Hofkriegsrat!,, wrlche Stelle die letzte Instanz ist. — Die Cominunilälen sind zur Stellung von 4ä Soldaten nicht verpflichtet, müssen aber in Kriegszciten zur ^andesvcrtheidigung, sowobl an Mannschaft, als an baarcm Gelde ihr Schärflei« beitragen. Dcr wichtigste Dienst der Gränztruppen, zur Zeit des Friedens, besteht in der Bewachung des Cordons. Hierunter vcrstcbt man jenes ununterbrochene System von Wachen, welches längs dem ganzen türkischen Gcbictke aufgestellt ist, und von dcr südlichsten Spitze dcr kroatischen Gränze bis zum nördlichsten Gränzpunclc Siebenbürgens, eine Linie von!^>7.7 geograplnschcn Meilen aus? macht. Die 5,'änge des slavonischen Cordons beträgt 6l geographische Meilen. Dcr Zweck des Gränzcordons ist mehrfach und wichtig. Einer der vorzüglichsten ist, um die Gränze, und die rückwärts derselben gelegenen öster^ reichischcn Provinzen gegen austrvordcntliche feindliche Angriffe, und gegrn den Einbruch dcr Pcstkrantheit zu schützen, welches llcbcl in den türkischen Provinzen fast ununterbrochen wütbct. Hiernächst soll der Granzbodcn das Acrarium gcgen Bankall'ccmträchtigungcn sichern, und die Desertion, so wie die Einwanderung von schlechtem und unnützen Gesindel vcrlnndcrn. Zu diesem Vclnlsc siild längs der ganzen Nachbar, schaft mit den Türlcn, mehrere Festungen angelegt, unter welchen Pc terw ardci n, die aber von dcr Sawc etwas entfernt licgt, dic Wichtigsse ist. ^nßcr der eben genannten, bcftnden sich in dcr slavonischen Gränze die Festungen Brood und Al't-Gr adi ska. Einer jcdcn Gränzfestnng gcgenül'cr haben auch die Türken ^estun-gen gll'aut, welche abcr, m,t cinzigcr Ansnal'mc dcö zu Serbien gehörigen Belgrads, sämmllich meinem schlechten Zustande sich l'efmdcn. Alliier dicscn Fcstnngcn sind zwischen denselben längs dem türkischen Gebiethe Wachtkanser < ^u> .!«!«.„> <,„f, gestellt. ^l,rc Entfernung lst dnrch ^ocalilalen bedingt, indem sie in freien Gegenden, wo dlc Aussicht durch keine 49 Hindernisse gehemmt wirb, weiter von einander stehen, in waldigen, gebirgigen Gegenden aber näher an einander gereiht sind. Sie werden überhaupt so gestellt, daß ein jedes Wachthaus seine beiden Nachbarn sehen kann, und daß also kein Fleck an der ganzen Cordons-linie unbewacht bleibe. Die (^l-K<»n noch temporäre Wachc,,, sogenannte Zwischenposten, aufge stellt, und so der Cordon verstärkt. Die ganze (5ordonslinie eines Regiments steht unter den Befehlen eines Cordons Commandanten, welches ein Stabsofficicr oder ein Hauptmann ist. Unter seiner Oberaufsicht baben andere subalterne Affiliere gewisse (5or-donöstreclen zu befehligen, und die Mannschaft einer jeden einzelnen (^ul-,.»i- den Kopf ab, steckt dicscn in sci„c 'i'ul-Iii,, uud übergibt ihn dann der Obrigkeit, die ibm uun den versprocheneu Preis anszabll.^Man siebt leicht ein, daß dieser Dienst den Seressaner in häuju.c (üolliswuen mit seinen türkischen Nachbarn bringen mul.', die nicht selten auch sein Vcben mit Gefahr bedrohen. In der Tbat kommt auch wobl nie ein Srrrssancrtrupp nnt einer bosnischen ^andc zusammen, olmc dasi nicht dem Tode einige Opfer gebracht werden. ^,, solchen Fällen lann der Seressauer sein Vcbcn nur dadurch retten, daß cr semen Gegner scharf aus's Korn faßt, und schnell genug losdrückt. , W bis 4^ Tage dauern, ^edcs löoutnmazamt bat noch seine Filialen, welche man Rastel lämtcr »cnut, und die bloß nur zur Erlcich' tcrung des Verkehres mit den Türken errichtet sind, in dein an solchen Orten die Markttage abgehalten werden. Bei diesen Rasteltplä^en kommen nun an dcn be< stimmten Markttagen die Türken über die Sawe herüber, um zu handeln. Die Urbcrfuhr geschiebt in Kah< nen und etwas größeren Naclien, und weil eine solche Ucberfuhr in der ^andcosprachc 5><»'l!n gcnanut wird, so nennt man auch die Markttage ftlbst Skellatage. Anden Rastellplätzrn ist man koncr (5outumazsprrre nntcrwor sen; nur darf man mit den ^eüseiligen in keine persönliche Berührung kommen. Wer von einem Türken berübrt wird, muß sogleich in die Coittumaz wandern. Zur Verhinderung solcher Berührungen ist der Marktplatz mit einer doppelten Barriere umgeben. Der Standort der Türken ist ganz umzäunt; die Christen stcben liinter einem l^cländcr, den Türken gerade gegenüber. Beide Pallrien sind jo weit von cinanoer cntsernt, daß sie sich wol'l bequcm besprechen, aber einander nicht mit den Händen berübren können. Zwischcn ihnen steht eine Bude, in welcher dl>r Nci-nigungSdieucr stcht, »,„d genau Vlcht gibt, daß zwischen den Türken und den österreichischen Unterthanen keme Be^ liihrung Statt findet. Mehrere Schildwachrn sind zu dem 53 selben Zwecke aufgestellt. Vor dem Reim'gungsdiencr steht eine große Schüssel mit Essig gefüllt. Hat nun der Türke cincm Christen eine Zahlung zu leisten, so zahlt er das Geld auf den Tisch hin, wobei dcr Betreffende zusieht, daß die Zahlung richtig geschehe. Hierauf wirft der Türke das Geld in die Essigschüsscl, wodurch dcr Ansteckung vorgebeugt wird. Dcr Reinigungsdicncr nimmt endlich das l>lcld aus dcr Schüssel heraus, und stellt es dem Betreffenden zu. Wenn ein Christ einen Türken zn bezahlen hat, so braucht es natürlich nicht so vieler Umstände. Man legt nur das Geld auf den Tisch, wovon sich's dcr Türke nimmt. — Ncr sich in das türkische Gebiet hin» über begeben, und an demselben Tage wieder zurückkehren will, muß einen Mauthaufsehrr mit sich nehmen, welcher bezeugen muß, daß dcr Reisende mit dcn Türken in keine Berührung gekommen sey; derienigc, wel< chcr mit einem Jenseitigen auf was immer für eine Art in Berührung kommt, muß sich ohne Widerrede der Cou-tumazspcrre unterwerfen. Noch strenger werden die Waaren untersucht und von den Anstl'cklmgsstoff.'n der Pcstkrankheit gereinigt. Dasselbe gilt von Briefen, indem alle aus der Türkei herüber kommenden Briefe eröffnet, durchlöchert, geräuchert und gereinigt, dann erst wieder versiegelt und weiter befördert werden. Die Haupt Niederlage dcr türkischen und österreichischen Waaren ist Ecmlin. Zu ihrer Aufbewahrung sind viele Magazine und Vorrathelhänser auf ärarischc Kosten erbaut. ^ Die HauptauSfuhrö Artikel sind: Tüchcr, ^ein« wand, Glaswaarcn, Körnerfrüchte ,c. Eingeführt wer, den Safslanlcder, Baumwolle, allerhand Zeuge, Tüchcln, Shawls, Wachs. Honig ic. Ä v o l k. T^cbcr die Abkunft der Bewohner der Mlitärgränzc überhaupt, uud jene der slavonischen insbesondere, ist schon viel, aber wenig sichtiges geschrieben worden. Einige Berichterstatter wollen uns in allem Ernste beweisen, die (kränze? seien erst gestern, weiß l^ott wolier! in das wüste Vand eingewandert; andere behaupten, dast in dem verhaltnißmä^ig nur kleinen Raum der Militärgränze, die Völkerschaften so verschiedener Abkunft und Zuugc sich zusammengedrängt haben, dasi man meinen sollte, sie wollen uns die berühmte Scene beim babylonischen Thurm. baue recht anschaulich vor das Auge, oder vielmehr vor da« Ohr, fübren; und wieder andere, welche in dieses Geheimnis am tiefsten eingedrungen zu se»n wähnen, geben uns nicht undeutlich zu verstehen, dafi die Gränzer einst gar keine Sprache gehabt, sondern erst von den Ungarn und Türken reden gelernt habeu. Man muß gestehen, dasi diese Meinungen eben so kühn als originell sind, »,ur schade, dafi sie am 'prässtein der Gcschichce die Probe nicht bestehen! Wir wollen es demnach wagen, ,,» ^»untlu bcrgern:c.; denn so wie sich die zuletzt genannten Völker mit Recht deutsche Brüder nennen, so gehören auch erstere alle zu einem und demselben Stamme; sie sind insgesammt Abkömmlinge der großen slavischen Familie. Ob n»n die Bewol'ner der slavonischen Militärgränze, mit welchen wir uns gegenwärtig vorzugsweise beschäftigen, insgesammt Abkömmlinge der alten Slavonier sind, oder ob es nicht unter ihnen auch Familien gibt, deren ^lhn. Herren nicht in gerader Vmie vou ^aphct, dem Erzah». Herrn aller Slaven, abstammen, ist eine Frage, die sich nicht mit diplomatischer Treue nachweisen laßt, und dic ohne Zweifel auch eine jede andere Kation in grausame Verlegenheit bringen könnte. Dessen ungeachtet können wir mit gutem Gewissen behaupten, daß unter den heu-tigen Bewohnern der slavonischen Gränze die Slaven das Haupt- und Kernvolk bilden. Neben ihnen wohnen dort noch etwa zweitausend ^'lementincr, und vielleicht cben so viel Deutsche, welche sich >u nencrer Zcit in jenen fegenden angesiedelt haben. Hiernächst trifft man noch hie und da einige Zigeunerfamilien an, welche aber selten lleibende 2üohusiyc ausschlagen, sondern ihr altgewohn, tcs Wanderleben forlfllhren, und das Dicbeshandwcrk betreiben, ^udeit, Armenier, Griechen ic. durchziehen wohl das Vand alsHausirer, Spekulanten, Kaufleuten.; daben sich aber in dcr Gränzc nirgends häuslich nieder- 56 gelassen, und erscheinen hier durchaus als Fremde.— Wir wollen nun diese verschiedenen Völkerschaften in ab gesonderten Abschnitten behandeln, um Wiederholungen zu vermeiden, und dem ^cscr die Uebersicht zu erleichtern, und beginnen mit dem Hauptvolke der stavonischen Militargränzc, nämlich mit den l. Slaven. Abstammung. Sprache unv Ncligion. körvcrliche »mv gristigc Dilvung. ö^>ie heutigen Slaven in der Militärgränze sind Scr^ bcn, und Abkömmlinge jener alten Slaven, welche noch in grauer Vorzeit die Gegenden zwischen der Donan und dem adriatischen Meere besetzten. Ueber den Zeitpunct ihrer Einwanderung sind die Meinungen der Geschichtsforscher verschieden. Einige setzen denselben in dir Mitte des siebenten, Andere in die Mitte des sechsten )ahrhun, derts; und noch andere behaupten, die Slaven seien schon in der frühesten Vorzeit, wo noch alle beschichte schwieg, in diesen liegenden heimisch gewesen. Merkwürdig sind iu letzterer Beziehung die Worte eines unterrichteten Rezensenten, welche derselbe bei Gelegenheit einer ähnlichen Frage in den A»nalcn der Vilteratnr und Kunst vom Jahre llM», S. -4,",«», niedergeschrieben hat. >^ol tiggi, 3lppendlni, so wie vor und neben ihm an. dcre dalmatinische Schriftsteller,« heifit es au der ange. führten Stelle, .gebrauchen die Benennung 5llyrisch als der von Slavisch ganz s»i»,on»>m, in der Meinung, dasi die alten, in der römischen Geschichte so berühmte» Myricr, dir Stammvater der Slaven gewesen seien. 57 und slavonisch gesprochen, und sich von diesem ihren Ur-sitzc aus nordwärts, über das alte Pannonicn und Da-zien, nach Pöble,,, Böhmen und Nußland verbreitet ha-bcn; welche Meinung aber von den deutschen Geschichtsforschern nicht sowohl widerlegt, als aufgegeben worden. Widerlegt wird sie seyn, wenn einmal ein schulge-rccktcr, schlöycrisch vorbereiteter Sprach- und Gcschichts, forscher *), die in den griechischen und römischen Class,-kern für illyrisch und dazisch ausgegebenen Worte, Personen-, Orts-, Fluß- und anderer Benennungen, wie es Fortis schon vorgeschlagen, und P. Hppcndini, nur mit zu schwachen Kräften versucht hat, untersucht, und für nicht-slavisch wird bewiesen haben! Bishin wollen wir mit denjenigen, die der Tradition, "daß Pannonicn und Illyrien, oder wenigstens nach Westen das Donau-ufer in Ungarn, der Ursih der Slaven sci,> glauben, Geduld und Nachsicht haben. Denn, wennschon der Name der Slaven erst im sechste» Jahrhundert in die römischen Geschichtsbücher kommt l vielleicht schon früher im Etra. bo); konnten sie nicht früher unter anderen Namen (II-lyrier, Gelen, Daken, Pannonier ?c.) versteckt gewesen seyn? Kommen doch auch die Griechen immer uur als (irueLl, nie als Hellenen; und die Deutschen als Germanen, nie als ll schränkt, sondern sich tiefer nach Ungarn hinein gezogen haben, welches letztere Engel in seiner Geschichte der Ungarn an mehreren Stellen ausdrücklich bezeuget. Hier bevölkerten die flüchtigen Serben mehrere Gegenden an der Theiß «nd Marosch, und streiften mit ihren ^icdcr-lassungen an der Donau bis an Pest und Ofen herauf. Daß viele serbische Familien, welche gezwungen waren, den heimathlichen Vodcu zu verlassen, sich bei ihren Stamm - und Sprachverwandtcn Brüdern diesseits der Sawe lnedergelassen haben, kann nickt geläugnrt werden; hieraus läßt sich aber noch nicht erweisen, daß die slavonische Gränze mit lauter Flüchtlingen bevölkert worden wäre. Es würden sich wohl noch mehrere andere Staaten nachweisen lassen, deren Bevölkcruug sich durch Einwanderungen vermehrt hat, ohne daß man hirbei ihre Ureinwohner übersehen bättc, wie man dieses beiden slavoui« schcn Gränzcrn zu thun geneigt ist. — Die Gränzcr in Slavonien spreche» ibre eigene Sprache, die slavonische. Sie ist ein Dialekt der serbischen, wie denn überhaupt Slavonier und Serben Abkömmlinge eines und desselben Nolksstammes sind. Die sla. voinsche Sprache theilt sich wieder in zwei Mundarten, die eigentliche slavonische und die siirmische. Beide sind un^ ter sich, und von der rcmserbischcu Mundart >,ur in der Aussprache des Vokales jo verschieden. Während nämlich der Serbe i« schreibt und spricht, gebraucht der Syruucr «ft ,,ur das reine e, und dcr Slavonicr das i; z. B. Iiez,o, l<^n, I<^<» schön, Iiiell,, !>l^1 aus dem Emfiuffc fremder Oberherrschaft hervor, deren gesetzliche Einrichtungen und Würden unübersetzbar bleiben ... Es ist auffallend, »heißt es weiter unten,' wie rein sich die südslavischen Dialekte von italienischen und ungrischen Wörtern erhalten haben, da doch umgekehrt aus ihnen eine Menge in das Nngrischc cingrfl offen sind. > Neben der serbischen ist die deutsche Sprache in der Kranze am meisten ansqrbrcitet. Sie ist die Dienst und (Ycschaftssprache, und wird in den vielen Schulen der Jugend gelehrt. Sie wird jetzt fast in der ganzen kränze ziemlich rein und geläufig gesprochen, kann aber doch mcht so recht zur Umgangssprache erhoben werden. Der Serbe liebt seine Muttersprache, weil cr ihrc Schonbcit füblt. Der (^ränzer kommt in vielfache Gelegenheiten, fremde Sprachen zu lernen. Er thut cs auch sehr gcrne, und hält sich dann auf seine Sprackkcnntnissc nicht wenig zu C>wte; aber in einem herzlichen Verkebre mit geprüften Freunden, in einem traulichen Gespräche mit geliebten Personen, drückt cr sich am liebsten in seiner eigenen Sprache aus. Selbst 7^'ne, welche aus einem übel vcr, standcnen Stolze, oder einer unzcitige« Vornchmthucrci sich einer fremden Sprache bedienen, kehren oft und gerne zn ihrer eigenen zurück. Doch gibt cs wobl auch Einige, welche, von eifrigen Proselytenmachcrn bcthört, licbcr eine fremde Sprache radebreclun, und welche hoch und thcncr schwören, nach einem zebnmonatlichen Aufenthalte in Narospatak — ihrc Muttersprache rein vergessen zu haben. — Die herrschende Religion ist, wie in unserer Mon, archie überhaupt, die kalln'lischc; aber ein scbr großer Theil, oder vielniebr die Hälfte der Bewohner dcsVandcs, bckcnilt sich zum griechisch nicht unirtcn Ritus. Von den neu ungcsildcllrn Deulschen sind dir meisten rcfornlirt. llnirte kriechen kommen nnr in unbedentender Anzat'l vor, und Juden trifft man gar keim'. - Den i^rieclien nennt der Katlwlike spottweise V>i« oder l^!c/., wofür der Katho-like wieder mit dem Spottnamen .^li.illnc,, bezeichnet wird. Uebrigens herrscht unter den beiden Rcligionsparlcien die volllumnienstc Duldung und Ruhe. ?iur die Verschieden-belt drs Kalenders N'lrkt zuweilen anf diese Verträglichkeit störend ein. Der nicht ll»ir an Verkehr mit gebildeten Nationen. Ringsum von rohen Völkern umgeben, und mit ihnen in beständiger und vielfacher Berührung, ist er gleichsam brmüssigt, mit ihnen ihre Rolchrit, ihre Unwissenheit, und ihren Aberglauben zu theilen. Der letztere Vorwurf trifft vorzugsweise das weibliche Geschlecht. Es hält noch immer viel auf sympathetische Mittel und Wnndcrkuren; nnd den Glauben an böse Geister, an Wilen und Herrn weiß manche pfiffige Zigeunerin sehr zu ibrem Vortheile zu benutzen. Noch immer steltt manches Mütterchen in dem Rufe, Zau bcrlränke bereiten zu lönncK, und siebt sich von jungen Mädchen umringt, welche durcl) Talismane und andere übernatürliche Mittel il,rc illuserkornrn zu ewiger Liebe und Trene zwingen möcliteü. ^u diesen und äbnliche» Vermittelungen reicht dann die Zauberinn bereitwillig die Hand, vielleicht nicht so sebr um zu betrüge», als weil sie selbst a» il,rc Macht glaubt. Dessen ungeachtet gleicht der beutigr Gränzer jenem vor fünfzig fahren nicht mel'r. Er ist in seiner Bildung bedeutend vorwärts geschritten, und zeichnet stch in dieser Bezirbung vor seinem nächsten Nachbarn vortheilhast aus. Wen» auch die Errichtung 65 von Akademien ,md Universitäten nicht in der Bestimmung der Gränze liegt, so trägt der Staat auf der andern Seite Sorge, daß so viele talentvolle Gränzjünglinge eine akademische Bildung erhalten, als es gerade zur Besetzung der wichtigeren Stellen im Lande erforderlich ist. So wird immer eine bestimmte Anzahl Gränzzöglingr an der josephinischen Akademie in Wien, an der Forstschule zu Mariabrunn n. zu brauchbaren Aerzten, Forstbeam-ten :c. erzogen, und dann, nach vollendeter Ausbildung, im Lande angestellt. Und weil einem Volke, das seine geistigen Keime eben zn entwickeln beginnt, c,n zweckmäßiger, den Zcitumständen und den Bedürfnissen des Volkes angemessener Elementarunterricht offenbar am meisten Noth thut; so hat der Staat diesem Gegen-stände von jcl?cr eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In Winkov cze, dem Stabsorte des Brooder Reg,, mcnls, blüht gegenwärtig ein Gymnasium, ganz nach dem Fus!c der deutschen Gymnasien eingerichtet, und mit würdigen und gebildeten Professoren beseht, und in mcb-rcren andern Orten bestehen mathematische Lehranstalten, an welchen (5adcttcn, Officicrs- und Beamtcnföbnc und talentvolle Grä»zjli»glinge zu brauchbaren und geschickte» Officieren ausgebildet werden. In jedem StabS - und Comvagnicorte besteht eine ärarische, nnd in jedem bc, denMideren Dorfe eine Gemcinde-Normalschulc, in welcher nebst der drnlschcn Sprache, die übrigen in den deutschen Mrmalschnlen vorgeschriebenen, Gegenstände gc: lehrt werden, lleberdiest werden jeht in alle» bedeutenderen Ocrtern a»ch Rationalschulen errichtet; und so dürfte es in einigen Jahren eben so wenig Veute gebe», die dcS Veftüs und Schreibens nicht kundig wären, als es vor einigen Occeniüen eine Seltendril war, bllesenc Indi-vidul-n allzutreffen. Alle diese Anstaltn,, ,„ucr der schü-yenden Acgide eiuer weise» Regierung begonnen, relfen i!«»,cr kräftiger zu erfreulichen Resultaten hcran, und au^ 5 6ti ßcrn auf den sittlichen und moralischen Charakter des Gran zcrs einen unverkennbar wohlthätigen Einfluß. So tragen die segenrcichcn Bemühungen des Staates, das treue Volk der Granzer aus dem geistigen Schlummer, in welchen es unter dem eisernen Joche barbarischer Macht-Hader versunken war, zu erwecken, jetzt schon schöne Früchte, und versprechen für die Zukunft nocl, schöneren, erfreulicheren ^ohn; und obwohl die Gränze bis jetzt mehr Helden, von welchen sie mebrcrc mil Stolz nennen kann, - als eigentliche Künstler und Oelchrtc hcrvorgr. bracht hat; so steht doch jetzt schon die M'assc des Kolkes auf einer vcrhaltnißmäßig weit vortheilliaftcr>'n Kulturs-stufe, als der Pöbel gewijser anderer hochgcrühmlcn Na> tionen. — Wt o h n u n g e n. Die Gränzer wohnen in geschlossenen, mehr oder weniger regelmäßigen Dörfern, wovon die ,'nseh^ichcrcn iM b»S 15,«» Häuser zählen. Sie liegen durcpgehends an Haupt oder Kommunikationsstraßen, und stehen durch Nebenwege in Verbindung unter sich. Sie smd nirgends in zu großen Entfernungen zerstreut, und folgen sich be, sonders an den Hauptstraßen in sehr mäßigen Distanzen. Dies gilt vorzugsweise von dem obern Theile des Gra. dlskancr Regiments, wo mehrere Dörfer so nahe, Haus an Haus, an einander liegen, daß der Reisende glanbl, durch «in einziges sehr langes Dorf zu sahren. ^ We>m ein Dorf groß genug ist, so hat es eine cigeuc Kirchr, welche meistens in der Mitte des OrlcS, auf cinrm regelmäßigen viereckigen Platze stel't. Neben der Kirche ste-bet das P^rrl,alls, und in den Kompagnie. Stationen ist dcr übrige theil des Platzes von dem Kompagnie '^acht, hause, dann den Quartieren für den Kommandanten und 67 die übrigen 57fficirre umgeben. Unbedeutendere Dörfer ha, bcn wenigstens eine Dorfwache, welche aber nicht immer im besten Vauzustande sich befindet, und eine Wohnung für den Ortskommandanten, wenn dieser ein Officicr ist. Mc diese Officers und Beamtcnwohnungen zeichnen sich durch ihre Größe und Solidität vor den Wohnungen der Gränzcr aus. Sie sind durchgehends < wenigstens die neueren) von solidem Matcriale auf ararische Kosten erbaut, und den.Officicrcn uneutgeltlich zur Bewohnung übcrlas-ftn. — Die i^brigen Häuser reihen sich langst der Dorf-straße an einander an. Sie sind gewöhnlich mit der Stirn-scite gegen die Straße gekehrt, und stehen in ziemlichen Entfernungen von einander, indem jedes Gränzhaus von einem ansehnlichen Hofe umgeben ist. Die Häuser selbst siNd, größtenteils von Holz, auf eine höchst einfache Art erbaut, und mit Stroh oder Schilf gedeckt. Fast jedes Haus hat an dcr einen langen Seite einen, gegen den Hof gekehrten Gang, welcher mehrere Stufen über dem Bode», erhöht, und bis zur Brusthöhe verschallt ist. Er ist durch einen Dackvorsprung gedeckt, und mit einem zierlichen Gclandcv versehen. Der, meistens lwlzerne, Rauch-fa»g ist künstlich Ht'schncht, und am Dachc mit hölzernen, grob geformten Tauben oder andern Figuren geziert. Im nordwestlichen Thrilc des Vandrs, im Bezirke dcs Gra-diölaner Regiments, ist gewöhnlich noch an cinrr langcn Seile des Hauses, gegen den Hof zu, eine Art Vorhaus angebauet, das durch dcn Gang vom eigentlichen Hause getrennt, und mit zierlich geschnitztem hölzernen Gcgittcr eingeschlossen ist. — Alle Hauscr smd mit Vehm oder Kalk-verputz bcworscn, und gcweißiget. Aermöglichcre Gran, zl v bauen jetzt jcooch Häuser ganz auö solldrm Malcriale, welche sie mit eichenen Schindeln dcctcn. (5brn so einfach wie die Bauart, ist auch die iniurc Eintl'rilung der Hallscr. Sic cnthallcn uur c»,c Kuchc, eine große gcmcmschaslllchc Wohnstube, und dann noch 5 - ei» kleineres Zimmer, in welcliem durchreisende Ofsiciere und Beamte bcqnartirt, oder sonst ansehnliche Gäste be berbrrgt werden. Der Fußboden in Zimmer und Küche bcstebl aus Vehmestri, welcher iiberdirft nicht immer im besten Zustande erhalten wird, und man wird äusierst wrnig Gräozhällser ftndcn, welche mit einem brctcruen Fußboden versehen waren. Die Fenster sind meistens klein und eiiqe, anck etwa^ sparsam angebracht, welcher ^ov wnrf aber dir neneren (Gebäude nicht so sehr trifft; „nd die Tburcn ermangeln fast durchgehends der eisernen Schlösser, nnd werden mit selbst gemachten hölzernen Schnallen lind Schiebern verschlossen. Vlu^cr dem eigentlichen Hanse hat noch jede Gränzfamilie im Hofe mehrere Nilj« >- (!<„«!,«>, /^«»«lil, eine Art Zimmer oder Schlaskammcr». ^cdcs verbeiralbete Paar b>,Mt cinc solche Kammer, in welcher es im Som Mlr sll'läft, und sein cigentli>»mlicl»es Habe aufbewahrt. Diese Kammern sind gewöhnlich unter einem gemein schasllichen Daclie, jedoch immer ansicr dem eigentlichen Wohilhause, erbaut, und nur durch bölzcrne Wände von einander abgesondert. An der Vorderseite dieses Ge bandes ist ein langer bedeckter Gang angebracht, aus welchem man in dir einzelnen Kammern gelangt. In dem übrigen Naume des grosien Hofes sieht man noch einige der unentbehrlichsten Wirlbschaflsgebande. Hierher gehören vorzugsweise: rinr Stallung fur Zug pferde und das übrige Wirthschastsvich, ein Fluchtma gazin, ein auf hölzernen Säulen stehender, von Flrcht wer? erbauter Knknrlchbambar, cin Krller, und ein eigenes Gebäude zur llnterbringuxg drr leeren Ausser und Bodinge, welches zugleich zur Branntweinbrennerei bemcht wird.— An den Hof scl»!,l-ftt sich endlich der Haus und Gemüse' garten, und an diesen wieder der Zwetschfengarteu an. Der ganze Hof« und Gartcnraum ist mit emem iannc umgeben, und so vom nachbarlichen Grunde geschieden. > 69 Hicr ist auch der Ort, der schon mehrmalen erwähn« ten 8ti>l,» zu erwähnen. Es besitzt nämlich fast ein jedes Gränzhaus eine ^lrt Meierei, welche in der Landessprache 6tan genannt wird. Diese ist gewöhnlich in ciner ziemlichen Entfernung vom Hause, in Wiesen und Auen, oder auch an der (Kranze der Waldungen angelegt. In dcm großen, mit einem hölzernen Zaune, oder mit lebendigem Gestrippe eingeschlossenen Raume, steht ein kleines hölzernes Häuschen, welches ein Zimmer und eine Küche enthalt. Rings um dasselbe sind einige hierher gehörige Wirthschafogcbäudc angebracht, an welche sich weiterhin 5?bst^ und andere Gärten anschließen. Die Vewirthschaftung der Meierei ist Einem Individuum ausschließlich anvertraut, wozu gewöhnlich ein schon bc jahrtcr Mann gewählt wird. Dieser erhält noch zuwci Icn eine in dcr Wirthschaft erfahrne Matrone zur Aushilfe. Eine unerläßliche Eigenschaft des Meiers ist Kenntniß und Erfahrung in der Bienenzucht, auf welche er sich auch in der Regel mit bcsouorrcr Vorliebe verlegt. Auster dcm must er auch Viehzucht und Milchwirthschaft zu betreiben wissen, indem alles Vieh, was zu Hause nicht unumgänglich „othwcudig ist, auf dem i,li,ü uuler gebracht wird. Von hier schickt dann dcr Meier Milch, Käse, Schmalz :c., so oft es nöthig lst, an sein Haus ab. 5. Die Granzcr sind, wie es aus dcr oben dargestell ten Verfassung zu cutnchmen ist, verbauende Krieger. Derselbe kräftige Arm. welcher den Pflug führt, muß auch in dcm ernsten Spiele dcr 'Waffen geübt seyn, und der Granzcr versteht eben so gut sem F.-id zu bebauen, und die Rebe zu pflanzen, alcl für seim'n.Kaiser zu ster« be», jein Vaterland zu vertheidige,,. „>ld seine Falme 70 mit den Lorbcrn des Krieges zu bekränzen. Dieser doppelte Zweck kann nur durch zahlreiche Familien erreicht werden. Darum wohnen in der Gränze, wie in China, mehrere Generationen in dem nämlichen Hause, und bilden eine einzige Familie oder sogenauntc Haus Kommunion. Eine solche Familie bestellt aus mehreren verwandten Ehepaaren, mit ihren Kindern und Augclwrigcn. Sind die Söl'nc herangewachsen, so verlassen sie nicht den väterlichen Herd, um etwa eine eigene Wirthschaft zu beginnen, sonder» bleiben bei ihren Äcltcrn wieder in ihrem Stammbausc, beirathcn, und bilden dann mit ihren Familien im engeren Sinne, neue Mitglieder der Haus Communion. So ist es leicht erklärlich, wie es inoglicl» sei, daß in der Gränze Familien von W bis 5»l1, ja ?U Seelen, nicht ungewöhnlich sind. Das Haupt einer solchen Hans Oonnnuuiou ist dcr <',<»^»l,«!i,l < Hausva-llv». wc>zn die Glieder dcr Familie den würdigsten aus ihrer Mitte wählen. Dieser hat nnn über Ordnung, Sittlichkeit uud Rübe im Hanse zu wachen; die vorkon^ mcndcn häuslichen Arbeiten und Verrichtuila.cn unter dic eiuzelne» Familienglieder zweckmäßig zu vertheilen, u>ld für die Bedürfnisse des Hauses zn sorgen. Bei Bcra, lbung wichtiger Familicuangclegciihltten, ^dcr in jene» Fällen, wo die Hausgenossen gegen die Fähigkeit oder Redlichkeit des Hausvaters Mißtraue» hcgen, haben die großjährigen Manner der (5om!nunion das Stimmen-recht. — Zur ^'cituuss des inneren Hausweseus und zur Aufsicht über die weiblichen Familiellglicdl'r, ist eine <><»!>-^«,.!i>i i«/,« < HlNlsmilltrr» aufgestellt. Dicß ist gewöhnlich das Cbrwcib des Hausvaters; und nur dann, wc,,„ dirsc der Unfähigkeit mit Recht beschuldigt werden kaun, schrei ten die Familienglieder zu einer anderen Wahl. Mf diese einfache An wird ^rdnimg, Ruhe und häuslicher Friede aufrecht l'allen, und die jo zahlreichen Vewohncr eiucS Hauses wirken alle zu einem gemei„schast< 71 lichen Zweckc, und leben friedlich zusammen, ohnc Zank und Hader. Wenn einzelne Individuen dem Alter die schuldige Achtung und Ehrfurcht verweigern, so ftndet der Hausvater Schutz und Hilfe bei dem Gesetze. Wenn aber cine Communion endlich zu zahlreich wird, wcnn tue Blutsverwandtschaft der Familienglieder durch zu cnt, ftrnte Verzweigungen ihre bindende, sympathetische Kraft verliert; so reißen auch oftmal Unordnung und Uneinig kcit in der Familie ein. Sie spaltet sich dann in zwei oder mehrere Parteien, und der so gestörte Haussriedc, »vor« an gewöhnlich zanksüchtige Weiber die Hauptursachc sind, kann uur durch eine gänzliche Familientheilung wieder hergestellt werden. Der Orund und das ganze übrige gemeinschaftliche Vermögen wird dann, „ach Verhältniß der grosijahrigen Mitglieder dieser Parteien, getheilt; eine davon bleibt im Stammbausc zurück, die andere aber zieht l'inweg, und bauet sich ein anderes Haus. Solche Theilungen gehen gewöhnlich ruhig und mit aller Ordnung vor sicli, und uur selten siehl sich die Obrigkeit zn Zwangsmitteln genötbigrt, wcnn die eine oder andere Partei zu mchillige Forderungen macht. Nach dem Sinne der Gränzverfassung ist Alles, was cine Communion durch gemeinschaftliches Zusammenwir, ken erwirbt, ein gemeinsames Gut, an welches alle Familienglieder gleiche fechte und Ansprüche baben. Das Erworbene zweckmäfiig zu verwalten, uud zur Deckung der Bedürfnisse des Hauses und jedeS einzelnen Individuums zu verwenden, ist eine Obliegenheit des Hausvaters. Eine seiner weseutlichsten Pflichten besteht auch noch darin, ^orratl'e anzulegen, um sich und seine Familie m den feiten bcr Noth gegen Mangel und empfindliche Ent behrungen zu sickern. (5ntbcbrlicl»e Aorrathc werden zu Markle getragen, und in l^elo umgesetzt, um hiermit baarc Auolageu bestreuen zu können. Wcnn sich nach An. schaffung dcs Nothwendigen noch cm Ucbcrschuß ergibt, so wird dicscr zu künftigem Gebrauche aufbewahrt - in vie. len vcrmoglicheren Häusern herrscht aber auch die Sitte, daß von dem, durch den Verkauf verschiedener Erzeugnisse gelösten Betrage, einc verhältmßmäßigc Summe Geldes in die Hauscasse zurückgelegt, das llebrigc aber unter die großjährigen Familienglieder zu gleichen Thei. lcn vertheilt wird. Von dcn wehrhaften Mannern einer jeden Communion werden einige, nach einem gesetzlich bestimmten Verhältnise (siehe oben, Artikel: Verfassung» zu militärischem Dleustc cinrollirt; die übrigen haben die Wirthschaft zu besorgen. Hicrzn sind die weiblichen Familienglieder nicht nur wesentlich behilflich, sondern haben auch oftmal diese Sorge ganz auf sich zu nehmen. Ucbcrdicß liegt ihnen die Verrichtung des handlichen Geschäftes in ihrem ganzen Umfange ob, und sie haben alles, was zur Bekleidung ihrer selbst, ihrer Männer und Kinder erforderlich ist, zu besorgen und eigenhändig zn verfertigen. Sie erzeugen Kotzen, Tcppiche, Vinnenzeug, das ordinäre Haustuch (Huknu) und andere Kleiderstoffe. Zu diesem Zwecke wird die erkaufte, oder von der eigenen Herde gewonnene Wolle unter die Weiber vertheilt. Die Anzahl Personen, für welche eine jede zu sorgen hat, dient hierbei zum Maßstabe. Nächstocm erbält jedes Weib, und jedes erwachsene Mädchen am Flachsfeldr ein besonderes Peet zum ausschließlichen Elgmtl'ume, welches dann chrer serneren Pflege überlassen bleibt. Flachs und Nolle werden dann von den thätigen Eigen!bümrrinen mil unermüdetcm Fleiße zu wetteren Zwecken verarbeitet. >der freie Augenblick wird mit weiblichen Handarbeiten ausgefüllt, u„d man wird wohl uie ein Weib oder ein Mädchen sehen, welches müßig sitzt und die Hände in dcn Sl!»oost legt. Der Spinnrocken stcttt immerwährend im Gürtel; und ob ein Weib über die Gasse lustwandelt, um ihre vertraute Freundin zu besuchen, oder ob sie zur Ernte, zur Hcu> math, zur Weinlese u. s. w. gesit, immer lauft der feme Flachsfadcn durch die geübten Finger, und die Spindel tanzt lustig und munter in der fleißigen Hand. Es gewahrt einen eigenen, rührenden Anblick die junge Mutter zu sehen, wenn sie einen Gang unternimmt, der sie auf einige Stunden, vder auf einen ganzen Tag vom Hause entfernt. Soll sie sich da von dem geliebten Säuglinge trennen, oder ihre Spindel einstweilen ruhen lassen? Sie vermag weder das cine noch das andere; sie legt das Kind in die Wiege, und nimmt es auf den Kopf, damit sie unter Wegs die Kun, tcl drehen kann. So sieht man die Weiber, mit der tl'eucrn Bürde belastet, nnd die Spindel drehend, des Morgens anf den Äcker, und des Abends nach Hause ziehen, und die Mädchen, welche auch »die fleißigen Hände regen ohn' Ende,' sind rastlos mit Spinnen, Wcbcn, Sticken ic. beschäftiget, um so allmählig ihren Brautschatz vorzubereiten. Des Tages, wo die sämmtlichen Familienglieder vom Hause abwesend, und mit Feldarbeiten oder sonstigen ihnen vom Hansvatrr zugewiesenen Verrichtungen beftbäf, ligt sind, bleibt die Hausmutter zu Hause, und versiebt das Geschäft des Kochens, Mclkcns, Fütterns?c. Ist aber dir Familie zu zahlreich, oder sind Viehstand und an^ dcre Wirthschaftsvcrhältnisse zu ausgedehnt, um von Ei, ner Person bedient und übersehen werden z» können; so erhält die Hausmutter noch eines dcr Wciber zur Aus, Hilfe. Hierzu wird in der Regel nicht Eine Person ausschließlich bestimmt, sondern dieses Mcschäft müssen sammt lichc Weiber reihenweise, gewöhnlich nach der Woche übernehmen. Diejenige nun, wclcke der Hausmutter hilft, ober in besonderen Fallen wohl selbst die häuslichen Tags. geschästc zu übernehmen bat, heisit >'»<>.l.^l.n .<. Ordnung, Ncihc>. Diese n,u,j die gekochten, und sonst zubereiteten Speisen den Arbeitern auf das Feld hinaus' tragen, das Koch und Eßgeschirre wieder zurückbringen. 74 scheuern etc. Die meiste Arbeit gibt der Morgen und Mend. Wälircnd nämlich die l^eciu«^« melkt und füttert, l,at die Hausmutter vollauf zu thuu, dir Hirten, gcwölm-lich junge Knaben und Mädchen, die zu schwereren Feld? arbeiten noch unfähig sind, in Ordnung zu bringen. Sie muß die Siebenschläfer vom Schlafe wetten, auch wobl die unmündigeren ankleiden bclfcn, muß das Frühstück bereiten, und dic Torba mit Proviant für den ganzen Tag füllen. — Der Abend bringt noch mehr Verwirrung mit sich. Das Vieh kehrt blockend und brüllend von der fetten Weide nackHause zurück, und fordert die gewolmtc Wariung und Pflege. Das Jungvieh dringt mit Ungestüm aus Ställen und Psiaumengärtcn hervor, durchlauft mit eiliger Hast die Hecrdc, bis es die Mnttcr gefunden, und beeilt sich nun, die ibm von reclitswegen zukommende Milch gierig einzusaugen, bevor die !»<>e auf dem niedrigen Herde brennt, und erst dann, wenn die winterliche Kalte völlig angezogen lommt, ,icl»t sich Alles in die gemeinschaftliche Wobostube zurück. Aber auch jetzt werden Ordnung, Rulie und eine aitstanoigr Stille nur selten und momlnlan gestört, ungeachtet so viele Menschen iu Einem lokale beisammen wohnen. Des TageS sind ohnehin die meiste,, Familicuglicdcr in verschiedenen M häuslichen und Dienstgesckäftcn vom Hause abwesend; da wird Ruhe und Stille nur durch das Geklapper der We-bcstühle unterbrochen. Aber auch des Abends, wenn sicl» die ganze Familie in der Stube versammelt, gebt es bei weitem nicht so lärmend zu, als es vielleicht Mancher denken würde. Dies ist aus dem Umstände leicht erklär lich, weil Achtung und Ehrfurcht vor dem 3llter ein schö ncr und hervorstechender ^nq in dem (5barakter des Gränzers ist. N'ubig und sittsam sitzt die ganze Familie in der durch eichene Späne oder eine dünne Talgkerzc schwach beleuchteten Stube, in anständiger Stille beis.nn men. Die Männer lagern sich um den warmen ^fcn, ihr Pfeifchen schmauchend, oder mit dem Schnitzen von aller lci hölzernen Geräthschaftcu beschäftiget. Die jüngeren hören anfmerksam zu, während die älteren die Thaten berülimter Manner, die Begebenheiten älterer Zeilen, Makrchcn und Geistergrschichtcn, oder eigene Abcu theuer erzählen, welche sie auf Feldzügcn und in Schlachten be^ standen haben. Die Weiber sitzen, den bocken in der Hand, in traulichen Gesprächen beisammen, und die Mädchen spinnen, und scherzen und kichern, oder singen, wenn es die Eltern erlanben mögen, im Chore nationale bieder. Mitten unter den Erwachsenen kriechen oder sitzen dic Kleinen, »nd treiben ihr kindisches, unschuldsvollcs Spiel. Hier sieht man ein goldlockigeö Madcben schmeichelnd und koseud an die Hausmutter sich schmiegen, nm von ihr Obst, Kuchen, oder andere Vcckerbissen zn erbitten, wäh rend dort ein müder Hirtenjunge schlummernd in einem Winkel lehnt, und hier ein lieblicher Knabe das schl^fri «e Haupt in den Sclioost der Mutter birgt. So erwartet man die Stnndc dls Schlafengehens in !>»'uhe und anstän^ diger Stille, ^cschieht es den» doch znwl'ilcn, daß sich ein ungezogenes Kind, oder ein von 5antippet!l,ja»i gewunden, und darüber eine tuchcnc Weste angezogen, welche mit zwei Reihen dicht an einander genähter Knöpfe geziert ist. Der Hals ist gewöhnlich nackt, und nur an Feiertagen wird ein seidenes Tnch locker umgebunden. Ein runder Hut, mit breiten Krempen, und bei ledigen Burschen mit Blumen geziert, oder im Winter eine Pelzmühr, bedecken den Kopf, dessen Haar nach mil italischer Art kurz geschnitten ist. Zur Fußbekleidung dienen weiße leinene, oder bunte wollene Fuftsockei, und Opanken, eine Art Sandalen, welche mit Schnüren oder dü.inen Rinnen an die Beine befcstiqt wer-den. Die Vermöglicheren tragen aber Schnürstiefel < >lu«» >v>, oder, gleich dem Mllitär, Schnürschuhe, häufig auch Stiefel (l^ixnw). Ueber die Achsel hängt noch an einem Riemen ein lederner Schnappsack mit künstlich geschnitzten Riemchcn geziert, nnd mit glänzenden metallenen Knöpfen ganz überdeckt. Ohne diese Torba würde sicl> der Slavonier keinen Scl>ritt vom Hause entfernen. Er trägt darin seine Tabakspfeife, den Tabaks. und Geldbeutel, Feuerzeug, sein Messer, das in einer liölzerncn Scheide steckt, meistens auch seinen Vöffcl und einr t^abel überall mit sick. (Nebt er weit vom Hause weg. "der muß cr übrr einen ganzen Tag ausbleiben, so hangt 7« neben dcr Torba auch rinc '1ik>va sKürbisssaschc) ober ei»c (^utulu l hölzerne Flasche, welche dic Gestalt eines Brodlaibcs Hal), mit Nasser, oder noch lieber mit kukia gefüllt. — Im Winter tragen dic Gränzer lange, cngc Beinkleider von weißem Hausluche, eilt tnchenes Vribchcu, und darüber ein dunkelbraunes Waimns < l'.uni««/,), welcher bis an die Schrnlcl reicht, und gleichfalls vom Hans-tuche angefertigt ist. Vor übler Witterung schuhen sie sich mit Mantel« vom weißem HauStuche. Vermöglichere bullen sich in kurze Pelze mit Äermel, oder in lange Pelzmantel, welche bis an dir Erde reichen, und mit allerlei scheckigen Zirratbcu reichlich versehen sind. Die Weiber tragen im Sommer ein langes weites Hrmd, dao durch den Güllel an deil ^c,b gejchlossen, und in zahlreiche Halten gelegt wird. Die weiten Acrmcl, so wie alle Saume und Lander, sind mit bunten Stickereien reichlich geziert. Illbcr dcm (^lirlr! l'ängt vorne eine bunte wollene, oder eine blaue odcr schwarze let nene Schürze. Die VerheiratlietlU binden ihr Haar rückwärts zusammen, und darüber eine eigene Art weißer Hauben, slbcr viele bedienen sich statt derselben, bunter, künstlich gelegter Tücher <5l>.»,i,i,>» oder bedecken ihr Haar nur mit einem weißen Tuche. Die Mädchen tragen den Kops blos. Das Haar wird in Zöpfe gesiochteil, >md mit einem .Kamme, oder noch lieber »mt einer metallenen Scymucknabcl, am Scheitel befestigt. Än Feiertagen siebt man wobll'abendcrc Frauen-zimmer in .^cken uüd Velbchcn von Seide; un« den Hals ein jeldenes Tuch, u>ld über der 5l».>»>>!» ein seiner, gestickter, oder m,t falschen Goldborte» bcsc^lcr Schleier. Än schönen Tagen, beim Kirll>l»g, wei^'e oder gefärbte Snmnpse und uctte Schuhe; bei »chm,lhiqe,„ Wrtlcr aber gehcu sie meist baar-f»ß, und schürzen ihre ^'öelc hoch über die >t»ie l'iücnlf. -Gcgen dic Kalte lchu^cu sie fich durc^ tuchene ^lünser 79 oder buntvrrzicrte kurze Pelze; die winterliche Fußbekleidung besteht, so wie bci den Männern, in wollenen Socken und Opanken. Eine vorzügliche Aufmerksamkeit wenden die Mädchen auf ihren Kopfputz an. jungen, noch nicht mannbaren Mädchen ist es nicht gestattet, sich zu putzen; die erwachsenen aber schmücken sich mit Kränzen von natürlichen und künstlichen Blumen, mit Schmucknadeln u. dgl. Ein wc scntlichcr Theil des Schmuckes sind rothe und schwarze Glasperlen, an welchen vorn^' Gold- oder Silbcrmünzcn herabhängen, dann Ohrgehänge und Hinge. Auch der Schminke wissen sie sich geschickt zu bedienen, und versieben es überhaupt sehr wohl, ilire natürlichen Reize aus mannigfaltige Weise zu erhöhen. — Ncbrrhaupt hegt das Gräuzvolk eine große Viebe zur Reinlichkeit und Nettigkeit. Wenn auch die minder ^ermöglichen nicht in Seldc und Flitterstaat glänzen können, so ist doch das Hemd und dcr einfache leinene .^ock immer rein und weiß, und eine Gränzerin läßt sich in dieser Beziehung auf den ersten Plick von einer Nachbarin aus dem ungarischen Proviuzialgcbicte unterscheiden. 5. x HiMn und Hrdräuchc. Sitten, Gewohnheiten, Lebensart uud die bei ver« schicdenen wichtigeren Gelegenheiten Statt ftudeuden Zeremoniellen (Gebrauche, weichen wohl in den verschiedenen (legenden der Gränze von einander ab. Die Ursache hiervon liegt offenbar in der gegenseitigen Einwirkung der Na>bbalvölker ans einander, besonders dcr jcnseili-stcn Slaven, welche mit dem Gränzer einerlei Sprache und Abstammung haben. So gleicht dcr Gränzer des oberen Slavoniens mehr dem Bosnier, wahrend der Syrmicr auffallende Spure» serbischer Sitten an sich litt frägt. Dessen ungeachtet zeigt der Gränzer in den verschiedensten Gegenden eine deutliche und unverkennbare Aehnlichkeit in seinem inneren Volksleben. Der Unterschied in seinen Sitten und Gebräuchen besteht meistens in minder wesentlichen Nebendingen, so daß man nachfolgende Beobachtungen, iliren Hauptzügcn nach, in allen Theilen Slavoniens bewährt finden wird. Zuvor müssen wir aber eines auffallenden Zuges in dem löha rakter des Gränzcrs erwähnen, aus dem sich manche Eigenthümlichkeit in den Sitten und Gebräuchen dieses Volkes leicht erklären läßt. Dieser besteht nämlich in der leidenschaftlichen Neigung des Gränzcrs zu lärmenden Gelagen, welche er bei jeder Gelegenheit zu befriedigen eilt. Der Bau eines Hauses, die Ernte, Weinlese, Untersuchungen und Berathungen, welche er für wichtig und bedeutend hält; — alles dieß gibt ihm Anlaß zu ausschweifenden Gastereien. In früherer Zeit pflegten solche Oastmale oft mehrere Tage nach einander zu dauern, welcher Unfug aber gegenwärtig durch das Gesetz hintertrieben worden ist. Bei der Taufe finden keine besonderen Gebräuche Statt. Sie wird gleich nach der Geburt vollzogen, wobei jede Secle die Forderungen ihrer Religion befolgt. Am nächsten Sonntage oder einem andern, zunächst einfallenden Feste, werden Freunde und Bekannte zu einem Mahle eingeladen. Hierbei herrscht die Sitte, daß jeder Geladene ein Schärflein z» dem Mablc beitragen mnß. Der Eine bringt ein gebratenes Ferkel, der Zweite Wein, der Dritte Kuchen und Branntwein u. f. w. Namensfcste werden in der Gränze nicht gefeiert, und derjenige würde sich wenig Dank verdienen, welcher sich beeilen wollte, den Grenzer an ü'incm Namenstage mit schön ersonnene» Phrasen zu beglückwünschen. Dieß ist jedoch nur von dem gemeinen Volke zu verstehen; die Honoratioren und Bürger in ocn Städten und Markt- 61 flecken halten sehr vicl auf Aufmerksamkeiten dieser Art. Um desto solenner feiert der Serbe das Fest seines Fa-milicnpatrons. Jedes Haus oder jede Familie hat näm, lich einen eigenen Schutzpatron, welchen schon die Ahnväter nach Belieben aus dcr Zahl der Heiligen erkoren haben, und dessen Verrhrung sich dann in der Familie vom Vater auf den Sohn vererbt. Am Tage dieses Heiligen wird dann alle Jahre ein Familienfest veranstaltet, zu welchem Freunde und Bekannte geladen werden. Die Einladung geschieht immer schon den Tag vor dem Feste, und kann in dcr Regel nur diejenigen betreffen, welche nicht denselben Familieupatron verehren, indem Niemand am Tage seines Schutzheiligen außer seinem Hause speisen wollte. Wahrend nun am Vormittage des Festes die Familienglieder sich in die Kirche begeben, hat die Köchin mit ihren Gehilfinen vollanf zu thun, um das Mahl gehörig zu bereiten. Unter dessen versammeln sich die geladenen Gäste, die Familie kehrt nun auch, nach verrichtetem Bctopfer, aus der Kirche zurück, und nun werden die Speisen aufgetragen. Bevor man sich zu Tische setzt, wird eine Wachskerze angezündet, und in einer Rauchpfanne Weihrauch gebracht, wobci sich sämmtlich».- Gäste um den Tisch stellen, und das Tischgebet in dcr Stille ver, richten. Hierauf bringt ein Jeder dem Hausherrn seine Glückwünsche dar, und setzt sich an den ihm angewiesenen Plal). Und nun ist jeder Gast verpflichtet, den dampfenden Scküsscln und den vollen Flaschen wacker zuzusprechen, wozu er von dem gastfreien Hausvater, ohne Un, terlaß aufgemuntert und gcnöthiget wird. Der erste Theil dcr Mahlzeit geht ziemlich still und ruhig hin; so wie aber einige Flaschcn gclccrt werden, lösen sich die Zungen zu Scherz und Sang und Frohsinn, wrlcher immer lärmender wird, jc naher der Zeitpunct der /<I,e1o! (warm und fett!) den Vorübergehenden anpreiset. In seiner Nachbarschaft sctzt eine junge Wirthin in ihrer Hütte alles zu reckt, um Gäste würdig zu empfangen. Sie stellt die spiegclrcinen Gläser auf den nett und sauber gedeckten Tisch, und reiht die vollen Flaschen in solche verführerische Gruppen, daß mancher Vorübergehende nicht dem Dränge widerstehen kann, bei ihr einzusprechen. Gleich neben ibr sitzt ein altes Mütterchen, welches mit unbc> schreib! iclicr Geschäftigkeit um das gewaltige Feuer her-umtrippclt, und Kuchen backt und Würste bratet, und von Zeit zn Zcit durch den dichten Rauch und Qualm, welcher aus den großen Bratpfannen aufsteigt, unsicht, bar gemacht wird. Das zcrlasscue Schmalz erfüllt dic Vuft mit einem lauten Zischen, wie das Gcplätschcr ei' nes anhaltenden Regens, welches zeitweise von drn L^ prcisungeu unterbrochen wird, wclchc sie ihrem Fabrikate hält und so die Eßlust der Vorübergehenden zu erwecken trachtet. Während so in den Zelten und Vuden und Lauberhütten die Geschäftigkeit ihren Wohnsitz aufgeschlagen zu ha, bcn scheint, gebt os draußcn in dcn Gassen und Zwischcn-räumen der Markthüttcn nicht minder lebhaft zu. Ueber-all sieht man zahlreiche Schwärme von Menschen herumziehen, deren Gesichter von Frcude strahlen. Einige wandeln zwecklos hcrum, und bcscbcn das bunte Vrbcu und Traben dcs lustigen Volkcs; andere aber lagern sich in die einladenden Vaubcrlmtten, und tlnm sich bei Nein und Bratt-n einen gutcn Tag an; und wieder andere kaufen und verlaufen. Bn solchcn Gclc^lil^iten wcsi>cn die verschiedenartigste» Geschäfte gemacht. Hicr ist gewöhnlich dcr Ort, wo der zulüllftig«- Schwiegervater d<„ Braut-Wmlllk uild lNldcrc Hochz^itsbcbürfllissl' für dic Braut ^i- ncs Sohnes anzukaufen pflegt. Hier sieht man eincn jungen Herrn mit gierigen Blicken das junge hübsche Weibsvolk mustern, auch wohl um allerlei kleine Lurnsgcgen? stände, mit welchen er seine Auserkorene zu gewinnen glaubt, mit jüdischer Unverschämtheit handeln, während dort ein junges Mädchen mit wehmüthigen Blicken das Waarenlager eines pohlnischcn Juden betrachtet, sich von dem glänzenden Schmucke und anderen herrlich schimmernden Gegenständen ihrer sehnlichsten Wünsche gar nicht trennen zu können glaubt, und seufzend ihre Armuth verwünscht. Dort sieht man eincn Haufen zerlumpter Zigeuner sinnend und spähend hcrumschlcichen, nach langem Zögern endlich in irgend eine Bude hineinfallen, und die vorteilhaftesten Geschäfte machen, indem die eine Hälfte von ihnen handelt, und die andere stiehlt. So ist bereits bcr Nachmittag herangekommen, und Bürger und Honoratioren finden sich allmählig auch auf dem Marktplatze ein, um sich daS lustigeren anzusehen. Während sich nun in den Lauberhütten der zu übermäßige Genuß des Weins und der l^ul den, und sich die guten Speisen und köstlichen Weine sehr wohl schmecken lassen. Der Pfarrer muß sich diese und ähnliche Beweise der freundschaftlichen Ungezwungenheit um so mehr gefallen lassen, als ihm bei ähnlichen Gelegenheiten Repressalien zu Gebothe stehen. — Mer dicse Märkte und Kirchweihfcste biethen auch noch eine Erscheinung dar, welche für den Freund der serbischen Volkspocsic von einem besonderen Interesse ist. Hier ist nämlich der Ort, wo sich blinde Bettler in ziem> lichcr Anzahl versammeln, und nationale bieder singend vortragen. Dicse Lieder gehören fast durchgehcnds zu je, uer Gattung serbischer Gesänge, welche Herr Wuck Ste. phauowitstli nltter dem allgemeinen Namen Hei den lie. der zusammengefaßt hat, und welche meistens Mährchen, Sagen, Mythen und die Thaten der Heroen der Nation zum Gegenstände haben. Da nun die Blinden überhaupt bettelnd und singend ihren Untcrbalt suchen müssen, und das Volk gcrnc ihre Gesänge hört, so hat ein jeder Plin-de einen unerschöpfliche» Vorrath der herrlichsten Natio> nalliedcr in seinem tnuen Gedächtnisse hinterlegt, welche er an Kirchwcihftsten und andern älmlichcn Gelegenheiten den Zuhörern, gegen klcmc Geldalmosen, vorträgt. Zu diesem Behufe nimmt der Blinde neben der Kirche, an ci. ner Brücke, oder sonst an einem schicklichen und stark be, suchten Platze, seinen Stand, und lastt die einfachen, melancholischen Töne seiner Guole in einigen kunstlosen Präludien vernehmen. Dicse Guslc hat ungefähr die Ge. stalt einer Mandoline, uub ist mit einer einzigen, aus mehreren Roßhaaren nach Ärt der Geigenbögen zusam men gcsehteil, Seite bespannt. Sie wird mit einem cben so bespannten Bogen gespielt. Der Epielcude nimmt im mcr cme sihenoe Stellung an, und h^lt dic Gusle, m. 68 dem er sie auf seinen Schooß stützt, aufrecht, ungefähr so, wie man das Vwlonzrllo zu ballen pfiegt. Dieses Instrument dient dem Blinden zur Begleitung seines Gesanges. Sobald nun ein Blinder seine Stellung genommen bat, und ein ^icd zu singen beginnt; so versammelt sich sogleich eine Menge Zuhörer um ihn, welche mit der gespanntesten Aufmerksamkeit seinen Gesang belauschen. Der Vortrag dieser bieder ist einförmig und ruhig, nnd eigentlich mcbr deklamircnd als singend. Ein Vers wird wie der andere abgesungen, und nur gewisse Stellen, welche einen Nachdruck bedingen, etwas gehoben. Die aus einfachen Tönen bestehende Begleitung fällt meistens immer gegen das Ende eines Verses ein, und wird mit einer ganz kurzen Kadenz geschlossen. Nur bei gewissen Rubepunktcn spielt der Sänger etwas länger fort, um den Zuhörern Erholung zu gönnen. Uebrigens weiß mancher Blinde seinem Gesänge so viel Ausdruck und Gefühl einzuhauchen, daß die Zuhörer bis zu Thränen gerührt werden. Der Inhalt dieser Lieder ist, wie schon erinnert, der Geschichte oder der Mythe entlehnt. Die Poesie, welche in denselben lebt, hat einen ganz eigenthümlichen l5ba, raktcr, welcher nirgends an Fremdartiges anzustreifen scheint. Einfach und schmucklos werden die Thaten und Begebenheiten geschildert, und der Charakter der handelnden Personen wird aus ihren Handlungen und sieden anschaulich. Bilder und Vcrgleichuugcn kommen nur sparsam vor, und auch die wenigen sind kurz aber treffend, und aus den nächsten Umgebungen des Volkslebens gegriffen. Sie bewegen sich, mit Ausnahme einiger wenigen, durchaus in fünffüßigen Trochäen ohne Reim, und es wechseln darin erzählende Stellrn mit dramatischen ab, wie es gerade das Fortschreiten der Handlung und der Wechsel der Szene» zu begründe» scheint. Der Schluß ist natürlich und 99 Utlgesilcht, und, wie das Ganze selbst, einfach und befriedigend. Dieß ist Alles, was über dicse Art serbischer Gesänge hier gesagt werden kann, und damit der Leser in den Stand gesetzt werde, selbst prüfen und urtheilen zu können, wollen wir noch ein Paar Proben solcher bieder, in möglichst getreuer Uebcrsetzung, hier beifügen. l. Hage von vcr Entstehung ves Mattensees. Es befahl einst Gott der Herr Drricn seiner Engelein: »Höret, meine Engeleln! »Woiwoden des Himmelreichs! »Steigt vom Himmelszelt herab, »Und drei Geigen bauet euch «Von gedörrtem Ahornholz; «Wandert durch die Welt sodann, »Wie dte Bicn' durch Blumen zieht, »Fangt bei Gottes Fenster an, „Ml dem Aufgangc der Sonn'-, »Prüfet alle Glauben mir, »Alle Burgen nach der Reih', »Ob ein Jeder weist von Gott, „Und von Gottes Name» auch." Und die Engeln stiegen ab, Ab vom hohen Hlmmclczelt, Und sie bauten Geigen sich, Von gedörrtem Ahornholz, Und durchzogen bann die Wclt, Wie die Men' die Blumenfllir, Von dem Fenster Gottes an, Von dem Aufgangc der Sonn'; Alle Glauben prüften sie, Me Nurgen nach der Reih', Und elu Jeder weiß uon «Hott, Und von Gottes Namen auch. Und so kamen endlich sie sx> Hor des relchen Gavan Schloß; Grad am heilten Sonntag war's. Standen hler die Engelcin Einen halben Sommertag-, Füße schmerzten sie vom Stelsn, Und die weißen Hände auch. Wehrend sich vom Schlofscshund, Nis Iierauöl'am Ietma, Dieser Schlösser stolze Frau. Dicncrlnen gehn vor lhr, Diencrinen hinter lhr; Pfauen sitzen ihr am Haupt, Ihr mit Flügeln Schatten weh'n. Und es brachte Iclcna, Diese, üdermütlsgc Frau, Cin verbranntes Schmttchcn Vrot, Das geknetet Freitag», schon, Samstags in den Ofen kam, Sonntags ausgcbacken war. Dieses gab nicht Ielena, Wie der Herr eil gerne sieht, Sondern stößt c6 Ielena, Mit dem Schuh vom rechten Fuß: »Nimm es hin, du Bcttelvolk! ,.Was für Oott ist euer Gott, »Welcher nicht ernähren rann »Seine Diene,- bei sich selbst, »Sondern schickt sie bis zn mir'i »Had' zu Hause eine» Gott, »Welcher mir erschaffe!, hat »Dlese Schlosser hier von Blei, »Und von Silber Hausgeräth', »Aielc Herden, Kold und ^cld.« -Und die Angeln wollten geh'n, Da ersahen Stephan sie, (Havana lreuergtb'ncn Knecht, Und die Ongcl datcn ihn, ,»Bruder Stephan, höre doch! „Mb Almosen uns um Gott!" llnd zu ihnen Stephan spricht: 9t „Bettler, Brüder! hilrct mich — „Habe nichts, was mein gehurt, ,.Außer einem Lämmchcn nur! „Hab' dem Gavan ich gedient, „Treu gedient neun volle Jahr', „Und er gab mir nichts dafür, „Als da« eine Lämmchen nur. „Hab' erbettelt ich die Milch, „Und damit das Lamm genährt, „Und jetzt ist das Län-mchen^mir, „Wohl baö schönste in der Schaar. ,,Wa'r' das Lämmchen jetzt bei mir, „Gerne gäb' ich es euch hin, „Weil die falschen Hirten mich „Listiger Art mit Raub bebrol/n." Doch als Stephan rückwärts schaut. Sich! da tom das Lämmchen schon; Hüpfte blockend durch das Feld, Und sich snnem Stephan freut, Gleich wie seinem Mütterchen. Und bcr Stephan nimmt das Lamm, Und er küßt es dreimal noch, (Hibt es bann den Bettlern hin. „Bettler, Vrlldcr! nehmt cs hin! „Milde Gabe sei es euch, „Und Vorblttc mir bei Gott'." Und die Engeln zogen fort, Nahmen auch das Lämmchcn mit. Und alü nun die Engelein Kamen vor den Thron des Herrn, Treulich zu berichten ihm, Wie'S auf Erden ihnen ging, lMaü der Herr doch besser weiß), Gaa.te ihnen Gott der Herr: „Hört mich, meine Enaelcin? „Steigt vom Himmelszelt herab, „Und bcgebt euch zu dem Schloss' „Jener ü^rmüllsgen Frau-, „Machet auö dem Schlosse mir, „Oleich zur Stund' den Plattensee; 98 ,Dam> ergreifet Ielena, ,,Icne übermüthige Frau, „Bindet ihr Steine an den Hals, „Und Dämonen an dcn Stein, „Die sie durch die Hölle ziel/n, „Wie ein Schiff durch's tieft Meer." 2. Vie Kochjtit vrs Doyann MunMv. XlS der Siebenbürger Ianko *), freite, Wing er alle Schlösser durch und Bergen, In Bosnien und Herzegowina, Dalmatien, Likka, Korbannen-, ?iirgenbs konnt' er eine Blaut sich finden, Als in Tcmc6war die schöne Ianja. Er erhielt sie, ward mit ihr verlobet, Kehrt' dann glücklich i» die Heimath wieder. Kurze Zeit nach diesem war verflossen, Kam cln Brief von seincm Schw-iegeruater: „Sammle, Ianlo, schmucke Hochzeitsgäste, .,Santmle Gäste, hole dlr dein Mädchen, „Aber bringe nicht den Neffen Sltul *"), „Weil man mir als Zänker lhn beschrieben.« Als dalj Schreiben Ianko wohl verstanden, Fhat er, wic scin Schwiegervater wünschte, Sammelt Waste, zieht dann um sein Mädchen, Ohne Srlula mit sich zu nehmen. Doch es sprach zu Sekula die Mutter: „Sohn! Es hat nichts (Attrö zu bedeuten, „Daß dich Onkel nicht zur Hochzeit ladct; „Mir ist um sein themes Leben bange. „Denn er war mit sei»cm Schwiegervater, „Vor nicht langer Mt in offner Fehde. -) S» wirb Johann Hn,n,ad von den Serb^i genannt, "> Ioyan» V^lcl,, czil« ,lni» große» Hcld^». l5r snl in dcv Schlacht am Kossowo, wtlch« Hunyab »^,l> g»gen bic Türle» v«lor. 95 „Darum sattle Sohn! dein bestes Nößleln, „Das du immer sonst geheim gehalten, „Hülle dich in bulgarische Kleider, „Folge, wie von Ungefähr, der Hochzeit, „Daß, wenn Ianko etwa sich in Noth sieht, „Er an dir doch Hilf' und Beistand finde." Als vernommen Sekula die Mutter, War dct Held behende aufgesprungen. Und begann zur Reise sich zu rüsten: Erstlich zog er an ein feines Hemde, Nis zum Gürtel von gediegnem Golde, Und vom Gürtel an von weißer Seide, Ueber'S Hemde eine feine Weste, Einen Dollman dann mit gold'nen Knöpfen, Und cln Beinkleid noch mit gold'nen Hefteln. Dann umschnallte er den schweren Küraß, Welcher viele Marken Gold gewogen, Und darüber einen Bulgar-Mantel, Daß der Glanz den Helden nicht verrathe: Und auf seinem allerbesten Äampfroß Folgte er der Hochzeit aus der Ferne. AIS bcr Zug des Ma'ochenv Schloß erreichte, Lief ihm eine Dicncrschaar entgegen, Die den Waste» Pferde hielt und Waffen; Doch um Setula sich niemand kümmert. Freundlich führte man in'ü Schloß die Gästc, Setzte sie an reich gedeckte Tafeln i Doch den Bulgar niemand sehen mochte, Draußen blieb er an der Steinbant sitzen. , Uis erfreut die Gäste sich am Weine, Wollten sie ergötzen sich durch Spiele: Einen Apfel bringt man an der Lanze, Und bedeutet dann dem Woiwod Ianko: »Schieß' herab den Apfel.von der Lanze, »Und vermagst du nicht das Ziel zu treffen, »Oder icmanb sonst von deinen Gästen, »Sollst den Kopf du nicht von hinnen tragen, »Noch das schöne Mädchen mit dir nehmen!« Als der Ianko nun das Wort vernommen, Sah den Gästen fragend er m's Antlitz , 94 Doch M Icöcr bllckle finster nieder. Schmerzlich seufzte jetzt dcr Noirood Ian^o: «Ei, Sclula! Ei mein lieber Neffe! „Tollkühn hab' das Veben ich verloren'.« Doch dcr Bulgar hatte dies vernommen, Und er sagte zu dem Woiwod Ianko: „kasi mich zielen, Siebenbürgcr Ianko! „Eine Schwalbe kann im Flug ich schießen, ,,Warum nicht den Apfel von der Lanze'?" Und cr schwang sich auf das muih'ge Rößlcin, Flog zum Ziele wie dcr graue Falte, Schoß im Lauf' den A'pftl von der Lanze, Und erlöste aus der Noth den Ianko. Und ein zweites Spiel ward aufgegeben: Bringt neun muth'ge Rosse au6 dem Stall«, Jedes trägt am Sattel einen Säbel, Dessen Spitzr himmelwärts gekehrct, Und bedeutet nun dem Woiwod Ianro » „Jetzt neun muth'gc Rosse libersprinne; „Kannst du Ianko nicht hinlibel springen, „Sollst nicht leben, noch dae Mädchcn haben." Doch der Vulgar sprach zu Ianko iricdcr: „Sei du ohne Sorge Bräut'gam Ianko! „Will dir diesmal wieder Hilfe leisten. ,,Hab" im tühncn Spiele mit dcn Hirten „Ungeheure Klüfte übersprungcn i „Warum sollt' ich diesen Sprung nicht wagend Ianko mahnte nun den schwarzen Bulgar: „„Nimm doch ab den schweren Vulgar- Mantel, „„Daß er dlch im Sprunge nicht vcrhindrc!"" Doch dcr ti'ihne Bulgar ihm rntgegnct: „Neh dem Vogel, den die Federn irren'." Und er brachte noch das eigene Kampfroß, Stellt ecl zu den andern in die Reihe; Und mm lief er, leicht wie cinc Schwalbe, Uebersprang die Rosse und die Säbel, Seinem Rosse sprang er in den Sattel. Jetzt ein drittes Spiel ward aufgegeben -Bringt neun schone Mädchrn miü dem Schlosse, Gleich gekleidet, 6hnUch sich vom Antlitz, 96 Und bebeutet nun dem Wolwob Ianko: „Jetzt errathe, welches ist dein Mädchen; „Und vermagst du nicht sie zu erkennen, „Sollst nicht leben, noch das Mädchen haben." Ianko stand verloren in Gedanken, Doch der schwarze Bulgar tröstend sagte: „Sei du ohne Sorge, Bräut'gam Ianko! „Hab' zu Hause an zwölftauscnd Schafe, „Die mir viele hundert Lämmer geben; „Jedes Lamm ich nach der Mutter kenne, „Will die Vraut auch nach dem Vater kennen." Und er warf von sich den Bulgar-Mantel,— Es erglänzte Srlul' wie die Sonne. Und den Dollman zog er aus von Purpur, Vrntct ihn den Mädchen zu den Füßen, Streute auf den Dollman gold'nc Ringe, Slrcute 'Perlen noch und Edelsteine, Und bedeutet dann den schönen Mädchen: ,,Welche tst von euch de6 Ianro Mädchen'!' „Diese nehme sich die goldncn Ring«, „AU' die Perlen und die Edelsteine; „Doch, wenn eine Andre darnach greifet, „Hau ich ihr die Hand av mit dem Schwerte!" Alle Mädchen traten da zurücke', D^'ch des Iaoko Mädchen will nicht iveiche», Eonbern nimmt die golb'nen Ri„ge alle, Nimmt die Perlen und die Odclstciue, Und die Ringe steckt ft> an die Finder. Bei der Hand nimmt Setula das Mädchen, Fädlet >iV dem Vräut'gam in die Arme: „Nimm dir Onkel jeht das schiine Mädchen, ,,Dei«c Vraut und meine liebe Tante," Woiwod Ianko sagt mit Freude,ttl,ränen: ,,.,Nohl mir, baß ich selchen Resse» hade, „„Dir verdank ich Sieg und Vraut und Leben!"" Und nun eilten all' die Hochzeitsgcistc Mit dem Vrautpaar nach des Ianko Heimath, Fröhlich singend und dle Nosse tummelnd. — 96 3. Marko Hialjewitsch *) unv vev Araber. Gin Araber baut' am Meereestrand« Eine Burg von zwanzig Stockwerk Höhe. Als Araber nun die Burg erbauet, Ließ er Gläser in die Fenster schneiden. Sammt und Scidc auf den Boden breiten, Und zum hohen Schlosse sprach er also: „Wozu bist du, wüste Burg am Mccre'f „Niemand ist, der sich in dir erginge; „Kcinc Mutter had ich, keiue Schwester, „Und bin noch zur Stunde nicht vermählet/ „Daß mein Liebchen sich in dir erginge; „Doch, so wahr auch mich ein Nelb geboren? „Will beim Kaiser um sein Mägdlein werben, „Und der Kaiser wird sie mir auch geben, „Oder sich im Zweitampf stellen müssen!^ Al< Araber so zur B'irg gesprochen, Schrieb zur Gtunbe er «t» feines Brieschen, Und dem Kaiser schlcft er es «ach Stambol: „O Gcbielher! Kaiser in dem Stambol! „Hab' mir eine Vui'g crvau't am Meere; „Niemand ist, der sich darin erginge, „Und bin noch zur Stunde nicht vermählet; „Gib mir brine Tochter zur geliebten. „So du aber nichl sie geben wolltest; ,,Ml>ßt im ^weilampf du als Held wir stehen." Als der Vrief in Stambul angekommen, l?ieß der Haiser Kämpfer jetzt cnlbiclhen. Und vcrheisiet Jenem gloße Ochähc, D«r im Kampfe tüdtet d«n Araber. «) 2ln« b»« giiiß«,» Hcroen d« Sag« v«rl«»!)t ihm llb«lmenschler w den Fenstern klirr,«,. 7 96 Als der Kaiser so sich in der Noth sah, Gab cr ihm das Mädchen sich zur Schande. Der Araber nun die Zeit bestimmte, Wann er sich das Mägdlein holen wollte: ' »Werde binnen fünfzehn Tagen kommen, ,.Biö ich an die Meeresküste gehe, „Schmucke Hochzcitsga'ste mir zu sammeln.« Dann bestieg «r seinen Rappen wieder, Eilte in die Heimath um die Gäste. Als des Kaisers Mägdlein dieß vernommen, Ucbcrmanntc Schmerz sie und Betrübniß. «Weh mir! Güt'ger (Hott, dir sei's geklaget! »Mr wen hab' mein Antlitz ich gepflogen; «Ein Araber soll c6 nunmehr lüsscn!« Doch, als mm die Nacht hcrangcbrochcn, Sah die Kaiserin ein Traumgesichte, Welches tröstend so zu ihr gesprochen: »Irgendwo in deinen Staatrn, Herrin, „Liegt die Eb ne Kossowo ') geheißen, »In Kossowo, einc Festung Prilip, „Und der Marko Kialicwitsch ln Prlllp. „Marlo wird als großer Held gerühmet; «Send' ein Schreiben an Kraljcwitsch Marko, „Und erkläre ihn zu deinem Sohne, „Unzählbare Schätze ihm verspreche, »So drin Kind cr vom Araber rettet.« — Al« nun kaum der junge Morgen graute, Lief zum Kaiser hin sle, zum Gebieter, Und erzählte ihm, was ihr geträumet. Als der Kaiser sie vernommen hatte, Schrieb rr ellig cmcii feinen sserman, Ucbcrschickt ihn in die Festung 'prilip, In die Hände des Kraljrwitsch Marko ', „Scl in Oott mir Sohn'. *') Kraljewitsch Marko, ») AmMfcld, cinr deutend« (lbenl in ««rbl«», a"s wclchcr >nrl,lnc «lindruck »nacht, NMstand ^^^ einmal zurück kommen 99 „Komm', be^be dich zn mlr nach Stambol, „Und erlc^ im Zwcikampf dm Araber, «Daß er mir das Mägdlein nicht entführe, »Will drei Lasten Schähe ich dir geben.« Als den Ferman Marko nun erhalten, Und ersehen, was der Kaiser wollte, Sprach er so zum kaiserlichen Voten -»Grüße mir den Kaiser, meinen Vater, „Fürchte mich zu ftrdern den Araber, »Denn er ist ein großer Held im Zwcikampf; «Rlmmt er meinen Kopf mir von den Schultern, „Wozu kann ich dann die Schätze brauchen?« U„d zum Kaiser tehrt der Bote wieder, und erzälM, was ihm Marko sagte. Als die Kaiserin nun dieß vernommen, Schrieb sie selbst ein zweites feines Brieflein, Und dem Marko sie es übersendet: ,.Scl in Gott mir Sohn! Kraljewitsch Mar?o.' „Nettc mir die Tochter vom Araber, „Will fünf Lasten Schätze ich dir geben!" Marko Kraljewilsch erhielt das Schreiben, Doch, als er den Inhalt eingesehen, Sprach er so zum kaiserlichen Noten: ,Ml) zurück, du kaiserlicher Vote, >,<«rh zurück, und grüße meine Mutter, ,.Fürchie mich zu fordern den Araber, „Denn er ist ein großer Held im Zweikampf, ,,Wirb bcn Kopf mir von den Schultern schlagen i „Und mein Kopf ist mir wahrhaftig lieber, ,,AlS gesammte Schätze deines Kaisers!" Und zur Kaisrin eilt der Bote wieder, Ihr des Marko Antwort zu berichten. AIs des Kaisers Mädchen dieß vernommen, Will sie selbst noch einmal es versuchen, Nahm zur Hand "Papier und Schrcibefeder, Schlug sich mit der Feder in das Anllih, Fing dav Mut, das aus dem Anttlh quillte, Schrieb dem Marko dann ein feines Nriefchen: „Heldcnmarko, sei in Gott mir Bruder! „Bei dem wahren Gott ich dich beschwüre, 7* !M „Und bei eurem heiligen Johannes, „ssaß mich nicht entführen vom ?lrale» ' „Will dir sieben «nsten Schatze gcbci:, „Will dir sieben feine Hemden schenken, „Welche nicht gewoben, nicht gespoimr,,, „Sondern von gediegnem Gold gegossen -> „Will dir einen Tisch von Golde geben, „Auf dem Tische 'ne geflochtene Schlange, „Welche hoch das Haupt empor gehoben; „Emen Edelstein sie trägt im Mundc, „Der so hell beim Abendessen leuchtet, „Selbst um Mitternacht, so wie zu Mlctag. „Und dann geb^ tch dir noch einen Säbel, „Welchen qold'ne Griffe breifach zieren, „Und ein Edelstein in jedem Griffe, „Gleich an Werth drei Festungen des Kaisers „Will dir noch des Kaisers Siegel geben, „Daß dich Wcssir nicht enthaupten dürfe, „Wenn vorher den Kaiser er nicht fraget." Schickt den Brief sie Marko durch den Voten. UlS das Schreiben Marto mm erhalten, Und des Schreibens Inhalt eingesehen, Hub er an, so mit sich selbst zu sprechen-,,Wehc, wehe! meine liebe Schwester! „Schlecht lsrs gehen, schlechter wohl nicht gehen! „Fürchte nicht den Kaiser, nicht die Kaisrin, „Fürchte Gott doch und den heil'gen Johann. „Will doch geh'n lind sollt' ich nimmer kommen!" Und zurück entsendet er den Noten, Sagt nicht, ob er will, ob nicht will kommen. Und er geht, zur Äeise sich zu rüsten: Auf die Schullern nimmt er cinen Wolfspelz, Auf den Kopf von Wolfefcll eine Mütze, Dann umgürtet er den scharfen Säbel, Und erfaßt die mörderische Lanze-, Steiget in den Gtall hinab zum Schecken, Schnallte ihn mit siebenfachen Ywrte»; FliUt' mit rothem Weine eine» Blasbal^, Han^t ihn aus des Schecken rechte S<>n>, Auf die Unk« ble gewicht'gl Keule, 101 Daß die Last im ttjleichgcwichre bleibe^ Schwang sich dann dem Schecken ouf die Hchultem, Und nach Stamtwl zog er grades Wegcs. Als er nun in Stambol eingetroffen, Geht rr nicht zum Kaiser, nicht zur Kais'rin, Sondern gehet in die u«ue Schenke, In der Schenke will cr übernachten. Als der Abend schon herangedunkelt. An die See er seinen Schecken führte, Um mit kühlen Wasser ihn zu tränken. Doch der Schecke will nicht Nasser trinken, Sondern sieht sich um nach allen Seiten i Sich! da kam daher cm Türken - Mädchen ^ Gold'ner Schleier ihr Gesicht verdeckte. Als des Meeres Ufer sie erreichte, Vor dem grünen Meer' sie sich verneigte, Und begann die Wellen anzureden: »Scl, o grünes Meer', sei mir gegnißet'. «Sei gegrüsiet, meine cw'ge Wohnung! »Werd' in dir die Ewigkeit durchleben, »Werde nun, o See! mich dir vermählen, — »Doch viel lieber dir, als dem Araber!« Marko uah't dem Mädchen mit den Worten: »M doch, Herrin, ei doch Türken ^ Mädchen' »Was vermag dich in die See zu treiben? „Wärmn willst dem Meere dich vermählend »Welcher großen Nolh bist du verfallend Und das Türken-Mädchen ihm erwiedert: ..Laß', zerlumpter Derwisch, mich in Frieden! ..Warum frägst du, wo du nlcht kannst helfen?« Sie erzählt ihm doch den ganzen Hergang, Und warum sie in di« See sich flüchtet: „Endlich nannte man mir noch den Marko, «Dort in Prilip, in der weißen Festung ', „Sagte mir, es sei ein Held der Marlo, ..Das' tr könnte todten den Araber i „Hab' in A0tt ihn Bruder anMlifen, ,.Nei dem heil'gen Johann ihn dcschworc,,, „Viele Gchäye ihm noch angeboten, ..Doch umsonst! der Marko will nich« kommt». 102 „Will nicht, mag der Mutter er nicht kommen!" Doch der Marko Kraljewitsch erwiedert: „Fluch' mir nicht, o meine liebt Schwester; „Den ich bm ja selbst Kraljewttsch Mark»!« Als das schöne Mädchen diec» vernommen, Schmiegte sie sich Marko um den Nacken: „In Gott Bruder, o Kraljewitsch Mcnko! ,,O errette mich von dem Araber!" Marko Kraljewitsch nun ihr entgcgnet-, „Türkenmäochcn, meine liebe Schwester! „So lang ich den Kopf an mir noch trage, „Hast du vom Araber nichts zu fürchten. „Aber Niemand andern von mir sage, ,,Sondern sag' dem Kaiser und der Kaisrln, „Daß sie mir ein Nachtmal zubereiten, „Doch an Wein es nicht ermangeln lassen, ,Md mir in die neue Schenke senden. ,.Kommt Araber mit den Hochzeit«g6sten, ,,Sollen artig sie ihn dort empfangen, „Und dich dem Araber übergeben, „Dasi er leinen Vänn erhebt im Schlöffe; „Und ich weiß schon, wo ich weg dich nehme, „Wenn es Gott will, und das Glück der Helden!" Marko ging nun in die neue Schenke, Und das Mädchen in die Burg des Kaiser«, Und erzählt, daß Marko angekommen. Als daö Kalserpaar vernahm die Kunde, Ließ es ihm «ln lecter'e Mahl bereiten. Und ihm selbes ln die Herber^ schicke». Al6 der Marko rothen Wcin will trinken, Sperrte man in Srambol schon die Thore. Kam der Gastwirt!) auch die Thllr zu schließen, Doch, der Marko Kraljewitsch lhn fragte: „Warum sperr't ihr doch so früh die Thore 7" Und der Gastwirlh ihm die Wahrheit sagte: „Gl, b«l («ott! du Held', du Unbetannter! "Gin Araber frri't die Kaiserötochtcr. .,Heule Abend«, fomml cr um da» Mädchen; ,,Und auo prosier Hmcht uor t^m Araber, >Ml«n wir, so früh uns einzusperren," 505 Marto läßt die Thüre nicht versperren, Denn er wollte sehen den Araber, U»d auch dessen schmucke Hochzeitögästc. 3>>' erdröhnt' es,'n den Gassen Stamdolö, Der Araber kam daher gesprenget; Hii.^er ihm fünf hundert HochzeilSga'ste. Alle Hoch zeitsg äste sind Araber, So der Führer und auch so der Beistand, Weil der Bräut'gam selbst auch ein Araber. Wild sich bäumte unlrr ihm der Nappe, Daß die Steine unterm Hufe sprangen, Und die Stücke in die Häuser flogen. Als sie vor die neue Schenke kamen, Sprach bei sich verwundert der Araber: „Lieder Gott! welch übergroßes Wunder! „Alles hat in Stambol sich verriegelt, „Ob der Furcht, die man vor mir empfindet^ „Nur die neue Schenke stcht noch offen! ,,Ob sich Niemand wohl darin befindet'? „Ober ist ein junger Tollkopf d'rinnen, „Der noch tcinc Furcht vor mir empfunden ^ —" Zog Araber vor die Burg des Kaisers, Wo die dunkle Nacht er übernachtet. Als des andern Tags der Morgen graute, Nab der Kaiser s Mägdlein dem Araber, Und zwölf «asten Schätze noch zur Mitgift. Heimwärts zog durch Stambol der Araber, Mit dem Mädchen und bei, Hochzcitsgästen Als sie vor die neue Schenke kamen, Stand die Thür" der Schenke wieder offc» Der Araber spornt den schlanken Rappen, Um zu sehn, wer sich darin befindet; Marko saß da mltten in der Schenke, Und gemächlich rothen Wein er trinket. Trinkt ihn nicht, womit m>m Wein sonst trinket, Trinkt mit Humpen, die zwölf Masi entHallen, Hälfte trinkt er, Hälfte gibt dem Schecke». Will Araber einen Fant erheben, Doch der Schecke, bei der Thür' gebunden. l'ieß lhn gar nicht in die Schenl« tommrn 104 Denn er schlägt den Rappen mit den Füßen. Der Araber lenkte seinen Rappen, Und begab sich zu den Hochzeitsgastcn. Marko dacht«, jetzt wird's an der Zeit seyn. Er verkehrte seinen Pclf von Wolfsfell, Und vcrkchlt' von Wolfsfell auch die Mütze, Schnallte fest die Gurten seinem Schecken, Und verfolgte dann die Hochzeitsgäste. Als er nun den Hochzeitszug ereilte, Fing er gleich an Handel zu beginnen / Und die hintern , das Blut ganz überströmet. Furchtbar war cs Freunde! anzusehen, Als ein Held den andern angegriffen! Weder lcisit Araber sich besiegen, Weder rann er Marko übcrwält'gen; Und sie kämpften so vier volle Stunden, Bis di« Schwerter brachen und die Lanzen. Als Araber endlich jeyt gesehen, Daß ihn Marlo doch besiegen werde, i^nNe cr den schwcißbcdecktcn Rappen, Um durch Slamliols Gaffen zu entfliehen, Ihn verfolgte Marko auf drm Schecken^ Doch noch schneller ist der flink« Mappe, Ist so schnell euch wie des Vergwald« Wlle', Wäre bald dem Schecken er cmiommcn. Da erinnert Marro sich der Keule, Und er schwang sie mächtig in der Rechten, Den Araber traf cr in die Schulter; Der Araber fiel, da sprang der Marko Hin und haut den Kopf ihm von dem Rumpfe, Und ergriff dann seinen flinken Rappen. Und jetzt will er auf den Zug sich stürzen ^ Doch die Gaste waren all' entflohen '-> Blieb allein daü schöne Ma'gdlnn stehen, Und um sie ln-rmn die reichen Schatze. Marla nahm nunmehr das schöne Mägdlein, Und geleitet sie zur Burg deo Kaiftrs. Mi »Hier, geehrter Kaiser! ist dein Mägdlein, „Und hier ist dcr Kopf auch des Arabers, „Und hier endlich deines Kindes Schätze." Hierauf schwenkt er heimwärts seinen Schecke», Und zog wieder nach dcr Festung Prilip. Tag's darauf, als fchon dcr Morgen graute, Kaiser sieben Lasten Schähc ladet, Und das Mädchen legt zurecht dic Hemden, Welche nicht gewoben, nicht gesponnen, Gondcrn vom gediegenem Gold gegossen; Und das Tischchen auch von purem Kolde, Auf dem Tischchen 'ne gcflocht'nc Schlange, Welche, hoch das Haupt empor gehoben, Einen Edelstein im Munde traget, Der so hell beim Abendessen leuchtet, Gelbst um Mitlernacht, so «ie zu Mittag, Und dann noch den Damascener Säbel, Welchen gold'nc Griffe dreifach zieren, Und ein Edelstein in jedem Griffe, Gleich an Werth drei Festungen de« Kaisers ^ Zwischen lynen steht des Kaiser« Siegel, Dasi ihn Wesir nicht enthaupten dürfe, Wenn vorher den Kaiser er nicht fraget. Alles dieß dem ^raljewitsch sie schickten: «Rehme Marko diese wen'gc» Schätze^ „llud iveim dirs an Schätzen je ermangelt, »Komm du nur zu deinem Valcr wieder!« Wenn dic Freude des Volkes bci Gelegenheit dcr Kirchweihfeste leicht Anlast zur Ausgelassenheit findet, so feiert es die eigentlichen heiligen Tage mit desto mehr Andacht mid frommem Jubel. Mit Sehnsucht erwartet cS die heiligen Tage dcr Weihnachten, und begrüßt sie mit lindlicher Freude. Am heiligen Abende wird Stroh i" das Zimmer gestreut, zur Erinnerung an den On, an welchem der Heiland geboren wurde. Dcr Tisch wird gedeckt, das Nachtmahl aufgetragen, und unter gewissen religiöse» Ceremvme» verzehrt, an dcren Beobachtung die Hausmutter strenge hall. Am Lhristtage selbst be. 4N7 gibt sich Groß und Klein ill die Kirche, um seine All' dacht zu verrichten. Der Gottesdienst wird mit allcr Solennität, unter Glockengeläute und dem Abfeuern der Pöllcr, abgehalten, und nach beendigter Messe strömt Altes nach Hause an die mit Speisen und Getränken r.ich besetzten Tische. Ein Hauptcrfordcrniß der Tafel an diesem Tage ist ein Schwcinbratcn. Es wird nämlich ein Schwein geschlachtet, dessen Größe von der Anzahl der Familienglieder abhängt, und nach Hcrausschaffung der Eingeweide ganz, d.h., ohne in Stücke zertheilt zu werden, gebraten, und so auf den Tisch gebracht. Bei den nicht unirtcn Serben wird vor dem Anfange der Mahlzeit in einem Gefäße ein Gemische von allerhand Fcldfrü'chtcn auf den Tisch gestellt, und eine brennende Wachskerze hinein gesteckt. Nach beendetem Tischgebete wird das M?t mit jener Frucht beschüttet und ausgelöscht, worauf sich alle Familienglieder wechselseitig küssen, und sich dann zu Tische setzen. Diese Sitte beschränkt sich aber nicl» nur auf die Glieder der Familie, sondern alle Bekannten, welche einander auf offener Slraße oder auf dem Felde begegnen, umarmen und küssen sich. An diesem schönen Tage, an welchem uns der Erlöser erschien , mnß jeder Haß und jeder Groll verstummen, und derjenige würde sich der allgemeinen Verachtung Preis geben, welcher an diesem Versöhn nngsfeste einen Kuß auch seinem Todfeinde versagen wollte. -^ Ucbrigens bleibt der Tisch drei Tage lang gedeckt, und das Stroh wird erst am vierten Taqe hinweg geräumt, und das Haus gereinigt. Während dieser ganzen Zeit wird Jedermann mit der zuvorkommendsten Gastfreundschaft empfangen; jeder Eintretende muß dem am Tische bereit liegenden Braten, und den vollen Rakia - und Weinflasche zw sprechen, und an der Freude der Hausgeuossen Theil nehmen. Abcr in diese Festlichkeiten haben sich auch einige t08 abergläubische Gebräuche cingeschlichen. So wird z. B. jeder, der am heiligen Abendtage in's Zimmer tritt, mit dem oben erwähnten Fruchtgcmengc, welches zu diesem Behufe in einem Gefäße auf dem Tische bereit liegt, beworfen, damit die Früchte im kommenden Jahre ge-« dcihen mögen. Der Fremde, welcher au diesem Tage zuerst das Haus betritt v^linu l't»lü «wahrlich, er ist geboren!) folgt. Dieses wird vom ersten (5hristtagc bis zum Neujal'rotagc beobachtet. 3lm heiligen Dreikönigstage wird von den Veken-uern dcr morgcnländifchcn Kirche die Wasserweihe auf eine sehr feierliche Weise begaugcn. Die ganze Gemeinde versammelt sich in der Kirche, und begibt sich von da in feierlicher Procession an den nächsten, hierzu geeigneten Bach oder Fluß. '>'dcr Mitgebende trägt riuc brennende Wachskerze ii, der Hand, und der Gastliche gcht, „m dem prachtvollsten Ornate geschmückt, unter einem trag. baren Himmel, ei» Krucisir in der Hand tragend. Zahl reiche Fahnen flattern in der l?nft, und Heiligenbilder, auf vergoldeten Sonucnscheiben gemalt, und nach Mt 109 der Fahnen auf hohen Stangen getragen, werfen die Strahlen der Sonne tausendfach zurück. Am Ufer des Baches "dcr Flusses stehen auf einem gedeckten Tischchen kleinere, mit klarem Wasser gefüllte Gefäße, und auf der Erde rechts und links andere größere Gefäße, ebenfalls mit Wasser angefüllt. Der Priester stellt sich nun zu dem Tischchen hin, und beginnt die heilige Ceremonie, welche von zahlreichen Pöllerfchüssm begleitet wird. Nach Beendigung derselben besprengt der Priester die Versammlung mit rem geweihten Wasser, und ein jeder Anwesende nimmt sick' davon in eitlem kleinen Gefäße mit, worauf sich die Pro cession wieder in die Kirche zurück begibt. — Wenn kein Fluß in der Nähe vorbanden ist, oder wenn wegen übler Witterung die Wasserwcihe im Freien nicht vorgenommen werd.n kann, so wird diese Ceremonie in der Kirche ab gehalten. Eben so feierlich wie die Weihnachten, werden auch die Ostertage zugebracht. Mit Sehnsucht erwartet man das Ende der langen, einförmigen Fasten, welcke besonders von den nichl unirten Serben mit vieler Strenge eingehalten werden. Wenn aber dcr letzte Tag der Fasten verstriche», ist; wenn dcr mittel.i.ichlliche Stern den An-brull) des Ostersonntagcs verkündet; — da erwacht .illes zu einem neuen, freudigen ^eben. Gleich nach Mitternacht regt und bewegt sich alles in Städten und Dörfern, denn die Auferstehung wird um zwei, an einigen Ü7rten um vier Uhr des Morgens gefeiert. I>l jedem Hause ist man geschäftig; das Vott beginnt sich in den Gassen und Straßen zu sammeln, welche von dem hellen Scheine der Fa. ctrlu und Laterne» erleuchtet sind, und alles deutet an, dasi man sicl> zu einem großen, heiligen Festc vorbereitet. Das Volk strömt in die hell erleuchtete Kirche, und die heilige sseier beginnt. Bald darauf verkündet das Geläute der Glucke» und dcr Donner zahlreicher Pöllcrschüsse die "llersrcucndc Auferstehung des Heilandes. Die ganze in Ill) Andacht versammelte Gemeinde begibt sich hierauf in feierlicher Prozession aus dem Gotteshause hinaus, und macht einen Gang um die Kirche. Hicbci tragt Jeder eine brennende Wachskerze in der Hand, was bci einer schönen Nacht einen imposanten Anblick gewahrt. Erst mit der Morgenröthe gebt der Gottesdienst zu Ende, und die fromme Versammlung verläßt die Kirche, um sich nach Hause zu begeben. Am Ostcrtage wird für den Tisch eben so Sorge getragen , wie zu Weihnachten, nur wird jetzt ein Lamm als Braten aufgetragen. — Wenn aber der kühle und unangenehme Dezember das Volk zur Zeit der Weihnachten in den engen und unfreundlichen Stuben gefangen hält; so locken die freundlichen Ostern, als Verbothen des Frühlings, Groß und Klein ins Freie binaus. Allcs begibt sich da an schone» Tagen zu der Kirche oder sonst an einen freien und offenen Platz, und feiert mit fröhlicher Vaunc das Wiederrrwachen der ewig jungen Natur. Die Purschc schlagen den Ball, oder versuchen ihr Glück im Spiele mit rotken Eiern; und die Mädchen tanzen, ergötzen sich in allerlei unschuldigen Gesellschaftsspielen, oder geben ihre fröblichc Stimmung in biedern zu erkennen. Auch diese Feiertage geben dem nicht unirten Serben Gelegenheit, die gewöhnliche Grusisormel zu verändern. lUklli!« >vo«keli, l löhristus ist erstanden,) ruft er dem Glaubensbrudcr zu, welcher mit frommer Ueberzeugung erwiedert: ^vuiAlinu >vo»ker3, wahrlich, er ist erstanden ! — Der Carncval hat auch in der Gränze seine usurpirte Macht geltend gemacht. Wen» auch, dem Himmel sci's gedankt! der V»nus der Großstädter seine verderbliche« Arme noch nicht bis Hieher ausgestreckt hat; so begelit der Gränzcr um diesr Zeit doch tolle Streiche genug, um einst einem schlichten Türken die Hragr z» entlocken: »Was ist das für eine Zeit, wo die Christen darren werben?« IN Wcnn schon während der ganzen Faschingszeit geschwärmt wird, so bringen doch crst eigentlich die letzten Tage des Carncvals cixc ganze Verwirrung mit sich. Da wird unausgesetzt getanzt, gesungen, gegessen und getrunken, als wcnn man sich für die lange Fastenzeit, welche nun folgt, und besonders von den Vckennern der griechisch nicht unir-tcn Religion strenge eingehalten wird, entschädigen wollte. Da wird mancher Eimer Rakia geleert, und mancher sauer erworbene Gulden in den Schenken uud Tanzsälrn gelassen. Da schwärmen die jungen Bursche bei Nacht und Tag, die Mädchen vergessen den Rocken und Webestuhl und Stickrahmen, und umringen den unermüdlichen Dudelsackpfeifer, der sich fast lungcnsüchtig blasen möchte. Zahlreiche Haufe» durchziehen das Dorf singend und jubelnd, oder treiben, als Masken gekleidet, tolle Streiche. Selbst die alternden Matronen, für die sich kein Tanz und öffentlicher Jubel mehr schickt, bringen zu Hause der Zeit ihr Opfer, indem sie in der warmen Stube fröhlich beisammen sitzen, und den mit Wein oder Branntwein gefüllte» Topf wacker in der Runde herumgehen lassen. Am Aschermittwoche zieht uoch eine Schaar lustiger Bursche, in tarrikirtc Masken gekleidet, im Dorfe herum, schleppt an eine», einrädrigen Karren eine unförmliche hölzerne, oder mit Stroh ausgeschopptc Figur, der man so viel möglich eine menschliche Gestalt zu gebe» sucht, hinter sich, und trägt so »den Fasching zu Grabe. > Eine Art ('»«"üli oder Bajazzo beschließt den phantastischen Lcichenzug, und singt komische Klagelieder. — Wir kommen jetzt zu einem Gegenstände, welcher vielleicht unter allen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens auf unsere häusliche Glückseligkeit den entschiedensten Ein-ssuß liat, und dock, wie es die tägliche Erfabrmig lehrt, mit dem größten Leichtsinne behandelt wird; — wir mci nen die Ehe. Man hat schon ziemlich stark angefangen, Hymens Tempel zu einer Mätlcrbudc zu rittwürdigen, in der sich wucherische Spekulanten mit imcrlwrter Frechheit herumtreiben; und schon gibt es leider! auch in der Gränze mehr Ehen, welche aus spekulativen Rücksichten geschlossen werden, als solcher, welche Amors Vande knüpfen. Den meisten Anlaß zu spekulativen Ehen findet der Gränzer in seiner ganz eigenthümlichen Bebens- und Wirthschaftsart. Neil nämlich, wie wir schon oben gesehen haben, das Weib verpflichtet ist, für die Kleidung und Wäsche seiner Familie zu sorge», so trachtet man die heranwachsenden Burschen so zeitlich als möglich zu verehc lichen, um auf diese Art die Sorgen und Lasten der Mutter zu vermindern. Hierbei erwächst dem Hanse noch der nicht unwichtige Vortheil, oast die Familie ein Paar tüch-tigeHände mehr bekommt, welche ihr beider Bestellung der Feld- und häuslichen Arbeiten sehr zu Statten kommen. Dies ist eine der Hauptursachcn, warum die Gränzb >r-schcn schon »m sechzehnten, ftmszchntcn, manchmal wohl gar schon im vierzehnten Jahre sich verheirathrn. Dic Wahl fällt dann immer auf kräftige, völlig erwachsene, zuweilen schon fünf und zwanzig jährige Mädchen. Daß ein solches Mißverhältnis! der ^abre nicht selten unangenehme Folgen nach sich zieht, leuchtet von selbst ein; doch dürften die ärgerlichen Scenen unznfrü-dner Eben zu sebr besannt sein«, alo dasi wir nöthig hätten, cin solches Gemählde hier au ozu mahlen. Uebrigens ist eine solche Heirathsgeschichte beiderseits mit vielen Unkosten verbunden. Wenn der Bräutigam nicht nur die, ofl sehr bedeutenden, Hochzcitökosten zu tragen hat, sondern auch seiner zukünftigen Gattin ansehnliche Geschenke zu machen verpflichtet ist; so wird auf der ander» Seite auch dic Freigebigkeit dcr Braut ziemlich stark in Anspruch genommen, und sic mnsz, der landesüblichen Sitte gemäsi, einen großen Theil ihres Braut-schatzes an die Eltcrn und Anverwandten des Bräuti gauw, und an ihre, gewöhnlich jchr zahlreichen, Hucl,- «5 zcitsgäste verschenken. Diese Sitte und die Ueberzeugung, daß sie vom Tage der Hochzeit an für die Wäsche und Bekleidung ihres Gatten Sorge tragen muß, machen, daß jede Dirne wahrend der ganzen Zeit ihrer Mädchen-jghrc unablässig bemüht ist, sich einen ansehnlichen Brautschatz (k<«vvo) zu erwerben. Dieser besteht größtenthcils in Reinwasche für sie und ihren Zukünftigen, worauf vor allem Andern gcsebcu wird; dann in der Bett- und Tischwäsche, in der nothwendigsten Einrichtung, und zuweilen auch noch im baaren Gelde. Zu dem Erwerbe aller dieser Gegenstände leistet die zärtliche Mutter mit unermüdeter Sorgfalt hilfreiche Hand; wenn aber ein Madchen nicht mehr so glücklich ist, eine Mutter zu besitzen, — so bleibt diese Sorge ihr ganz allein überlassen, und die Geschenke, welche sie am Tage der Hochzeit austheilen kann, fallen dann natürlich um so sparsamer aus. — Sobald man nun beschlossen hat, den Sohn des Hauses zu rerhcirathen, so ist es die Pflicht des Hausvaters, ein Mädchen für ihn ausfindig zu machen. Hat man nun ein solches auserschrn, so begibt sich der Vater dcs Hciratkslustlgm, oder der Oheim, oder sonst der Acttcstl' i,n Hause, zu den Eltern der Dirne, und bringt diesen sein Anliegen vor. Schon dieser erste Gang ist mit Auslagen verbnudrn; denn der Brautwerber muß eine volle '1'oi liu und (^liUn a mit sich nehmen, wenn er sich einen günstigen Erfolg versprechen will. jedenfalls wird der Gesandte mit sammt seinen Geschenken liebreich aufgenommen ; er bekommt aber diesmal keine bestimmte Antwort, sondern es wird sich eine Bedenkzeit ausbcdungen, nach deren Verlauf er sich wieder anzufragen hat. In der Zwischenzeit w»rd in dem Hause der Dirne über diesen Gegenstand cmc Beratbmig abgehalten, bei welcher nicht selten dic Stimmen der Weiber den Ausschlag gcbcn. Findet man die Verbindung vortbcilhaft, so wird die Dirne hierüber vernommen, und im Falle sie dem allgemeinen U 4 lie; denn seine persönliche,« Eigenschaften, seine Jugend, sriil Alter, seine Schönheit oder Häßlichkeit, — kommen hier in keinen Anschlag. Toch srtzt das Mädchen ziiweilen dem Beschlusse der ganzen Familie eiuc so kräftige Oppl,' sition entgegen, daß sich ostmal die ganze Verhandlung zerschlägt. Wenn die festgesetzte Zeitfrist verstrichen ist, so erscheint der Brautwerber wieder, eben so beladen wie dao Erstemal, uud frägt sich bei dem Vater der Dirne noch mals an. Fällt nun die Antwort günstig ans, so wird bei dil-ser Gelegenheit zugleich das Nähere verabredet, und aucl> der Tag festgesetzt, an welchem der Vräntigam m Begleitung seiner Eltern odrr nächsten Anverwandu-n ,n, «,^!l!abcn, so erhält die Braut gewöhnlich cin llcines Geschenk an Geld, und es wild zugleich das.kirchwcibfcst bestimmt, an welchen beide 115 Parteien an dem bezeichneten Drre zu erscheinen versprechen, um dieHockzcitsbcdürfnissc anzukaufen. An dcm bestimmten Tage treffen dann beide Brautleute in Begleitung ihrer Eltern oder nächsten Anverwandten an dem verabredeten Orlc ein. Hier werden mm vorerst in einer der obcn beschriebenen Lauberhütten einige Erfrischungen eingenommen, und dann schreitet die kleine Gesellschaft von Bude zu Bude, und hält Schan über die darin zum Verkaufe ausgelegten Gegenstände. Nenn man alle Marktgassen einigemal auf und abgegangen ist, so bequemt sich die Braut endlich die Gegenstände zu bezeichnen, welche sie zu der Hoclizeit unumgänglich benöthigct, nämlich: Pelz, Rock, Bettkohcn, Zischmen oder Schuhe, Tüchcln, Ohrgehänge, Ringe ic. Alle diese Sachen kann die Braut nach eigenem Gutdünken und ganz nach ihrem Geschmacke auswählen, und der Hausvater des Bräutigams musi Alles bezahlen. Nach geschlossenem Kaufe tchrt die Gesellschaft entweder nochmals in eine Lauberhütte ein, oder spricht auf offencm'Felde, unter dcm Schatten eines Baumes, dem in den eigenen 'l'oi'lx'n mitgenommenen Mund-vorrathe zu, und kehrt dann wieder nach Hause. Nicht lange hierauf gehl der Ningwechsel, .Ii>I>„!<.» > vor sich. Bei dieser Zeremonie wird der Braut ein Apfel s.Ii,!>ulili, von dcm die ganze Zeremonie den Namen hat) verehrt, in welchen, nach Verhältnist der Vermögcnsum-ständc des Bräutigams, mehrere Gold oder Silbermün. zrn gesteckt werden. Außerdem werden auch noch an die Eltern und Geschwister der Braut ansehnliche Geschenke verabreicht. Hier w»rd auch endlich der Tag der Hochzeit festgesetzt. Und nun wirb die ganze Sorgfalt und Thätigkeit des Hausvaters des Bräutigams in Anspruch gcnom-men, um allcS, was zur Hochzeit gehört, gehörig uor^ zubereiten. Die ganze Woche vor dem Hochzeitstage ist beinahe ausschließlich diesem Geschäfte gewidmet. Das ljs' ganze Haus wird gereinigt und festlich geschmückt; Kücbe und Keller mit binlanglichen 2'orrälhcn versehen, und einige Stücke ans der Herde verkauft, um an baarem Gelde nicht aufzuliegen. Auch musi der Hausvater fur eine ansehnliche Menge Hochzritsgastc Sorge tragen, weil es für cine Schande gilt, wenig t^astc bei der Hochzeit zu zählen, und il,rc Menge gleichsam den Maßstab abgibt, nacl, welchem man dir Vermögensumstände einer Familie beurtheilt, ^n der Tbat siebt man auch au solchen Tagen an der Tafel der vcrmöglicheren Gränzcr cine so grosie Anzahl (^astc beisammen, das? wir es für nöthig erachten, den Veser erst mit denselben bekannt zu machen, bevor wir die Darstellung der Hochzcits Ceremonien selbst beginnen. Schon einige Tage vor der Hochzeit bezeichnet der Hausvater diejenigen Personen, welche er zu Hochzeits-gästen zu habeu wünschet, und übertragt dann das Geschäft der Einladung den Brautführern. Die Hochzcits gciste bcstel,en nun aus Haupt und Nebenperson^,,. Zu den ersteren gehören vorzugsweise die beiden Beistände, wovon der eine «I^ln'll Km», (der dicke Ocvaler), und der andere xwt-i 5>vi»l lBeistand), genannt wird; ferner zwei «l)«nl!ll lBrautführer), zwei «lilvvlluxll«? <:/.« tin, beilällsigcn Sinne Schmarotzer», belegt wird. - Der «l«l>< !i l,u„, 1t7 ist die wichtigste und angesehenste Person der ganzen Versammlung, und gleichsam der Befehlshaber der übrigen Hochzeitsgäste. Er hat bei der Hochzeit Alles anzuordnen und zu veranstalten, und seinen Befehlen muß sich alllis unterwerfen; aber mit dieser Gerechtsame ist zugleich die Verbindlichkeit verknüpft, der Vraut ein Geschenk mit einem Kleiderstoffe u. dgl. zu machen, und auch sonst allerlei kleinere Auslagen bcstrcitcn zu müssen. Der >V!?>-U!jllo aus den Geschwistern oder Gespiclincn der Braut gewählt werden. Der (^n,«l» ist der Narr, der Spaßmacher der Gesellschaft. Hierzu wird immer der drolligste Kautz in der ganzen Gegend ausgesucht. Er darf sich närrisch tragen und gcbcrdcn wie cr will, und besitzt übrigens das Privilegium, daß cr sich gegen alle Pcrso< nen, ohne Unterschied des Standes und Geschlechts, Spässe, mitunter recht derbe, erlauben darf. Er muß von Amtswegen unausgesetzt tolle und lächerliche Streiche treiben, und das Zwerchfell der Gäste zu erschüttern trachten. — An dem Hute bat cr einige Fuchs? oder Wolfsschweife, odcr ciucn Gansflügel angcbcftet, und führt an einem Bindfaden einen, oder ein Paar Hähne, Gän, sc ,c. als Gefangene hinter sich. In der einen Hand trägt cr einen IVi'^ji'K oder N,>/,l!<»,vun leine Keule), mit der cr an alles schlägt und klopft, was um ihn her ist. Er ist stets mit einer vollen t^utui-u versehen, aus welcher alle Bekannte und Unbekannte, welche ihm begegnen, zu trinken genötlnget werden, und die cr, so oft es nöthig ist, im ersten beste» Haust wieder füllen lasit. Am Tage der Hochzeit, oder wenn der Wolnwrl der Vraut zu weit entfernt ist, dcn Tag vorbcr, versammeln sich sämmtliche Hochzrilsgäste in dem Hanse des Bräuli, gams, und schicken sich zur Abholung der Braut an. Vor dem Ausbruche wird ein frugales Mahl. halb stehend, Iltt eingenommen; dann besteigen die Gäste die vielen, meistens mit vierBossen neben einander bespannten Wagen, und treten die Reise wohlgemut!) an. Auf dem ganzen Wege wird gesungen und gejubelt; der ^aiüjui- oder die Musikbande muß unausgesetzt lustige Melodien aufspielen, und der <>5a„«!l lästt scincm Witze und seiner Vaune freien Lauf. So gelangt man an den Bestimmungsort; die Angehörigen der Braut harren ungeduldig der Gaste, und führen sie in das festlich geschmückte Haus. Nährend nun die Hoclizeitsgästc abermals Erfrischungen zu sich nehmen, wird die Braut von ihren Geschwistern und Gespiclincn angekleidet, und bräutlich geschmückt. Vci dieser Gelegenheit muffen die Brautführer die ihnen anvertraute Braut strenge bewachen; denn, wenn sie ihnen von den schalkhaften Gespielinen gestohlen wird, so können sie solche nur gegen ein namhaftes ^öscgcld wieder herausbekommen. Nährend nun viele Hände wetteifern, die natürliche Schönheit der Braut durch Schmuck und Putz möglichst zu erhöben, läßt man brausten die sogenannten inilü 'lul'lnvi (slcme Geschenke) unter die Hochzcitsgäste austheilen. Diese bestehen gewöbillich in kleinen leinenen, selbst gewebten Tüchcln. Jeder Gast bekommt ein solches Tuch, und ähnlich» Tücl'rln, von geringerem Wertbe, werden mit seidenen Bändern und Schleifen geziert, und den Hochzeitspserdon "n den ^auin gebunden. Sobald man nun mit der Braut fertig geworden ist, begibt sich der Zug in der vom l^i«u piani >vu bendiges oder gebratenes Vamm, der Zweite ein Spannferkel, der Dritte ein Huhn, einen Indianer?c.; aber ein Jeder muß wenigstens eine 1'n^l^u (Kuchen), und eine (^zuluru Wein oder Branntwein mitbringen. Wenn nun sämmtliche Gäste beisammen sind, so nimmt jeder seinen Platz an der Tafel ein, wobei aber die strengste Rangordnung beobachtet wird. An manchen Orten sitzt die Braut oben an, und der Bräutigam muß die Gäste bedienen; an anderen Orten hingegen dürfen Beide nickt bei Tische erscheinen. Hat man nun den Hunger gcstills, und sich bei Wein und Branntwein erheitert; so werden die Geschenke producirt, welche ein jeder Gast mitgebracht hat. Dieses Geschäft wird dem l^i»,l5!i übertragen, wobei er hinlänglichen Stoff zu witzigen Ein, fällen und drolligen Bemerkungen findet. — Nach einer Weile wird dann zur Austhcilung der ^vliki «laruwi lgroße Geschcukc) geschritten, welche die Braut zu ma chcn verpflichtet lst. Der kuin, die Schwiegereltern, und einige der vorzüglichsten und angesehensten Gäste bckom men jedes cm Hemd; die übrigen Hochzcitsgäste und Hauslcutc aber jeder ein Tuch, ei» Paar Strümpfe u. dgl. Alles dieses wird dem <_)»»u»l, stückweise und in der Stille übergeben, welcher es dann laut ausruft, auf seinem !>^jul< in die Höbe hält, damit es Jedermann sehen kann, und dann mit drolligen Bemerkungen dem Betheiltcn zustellt. So sagt er z. B., wenn er Je munden ein Hemd übergibt: Hier bringt unsere sunge Frau dcm Herrn N. N. ein Hemde, welches so fein ist, daß man es durch einen Fingerring durchziehen könnte, wenn der Ring eiue Pstugbindc *) wäre, und vier daran ") Go mnnt man dc„ Rm^ bn die Pflu,,lvibcr mit dcr ^irr vtr-dlndet, und welcher g,wöh»lich auü wllbe» Wcinrcben qesloch «f>, wlrd, und ,mgc»min groß lst. .'22 ziehen, und zwei mit Schlägeln üachklopfen möchten. — ^enu alle Geschenke ausgetheilt wurden sind, so trinken sämmtliche Gäste auf die Gesundheit der Braut, und überlassen sich dann wieder einer ungestörten Fröl'Iickkeit. So bleibt man nntcr beständigem Singen, Tanzen und Trinken bis Mitternacht beisammen, welches die Stunde ist, wo das Brautpaar in ca^,»,-«, unter Anführung drs ,!l'l><>l !>„,»,, in die Scblafkammer geführt wird. An einigen Orten herrscht noch die Sitte, daß die Braut leute vordem Schlafengeben einander wechselweise entkleid den müssen. — Hierauf wird das junge Paar sich selbst überlassen, und dic Hochzcitögäste begeben sich ebenfalls zur Ruhe. Am nächsten Morgen muß dic junge ssrau s^n.i«!,.-») im ganzen Hanse zuerst ausstehen. Sie reinigt und scheuert die Slube, bereitet das Frühstück, und bringt den Hoch zeitsgasten frisches Wasser zum Waschen, wofür sie von ihnen mit Geld beschenkt wird. Ucberbaupt ist rs eine Obliegenheit der Brautführer und des l^^li, allerlei Scherze z« ersinnen, wodurch sie der ^nnxliu Gescheukc verschaffen köunru. So fangt z. B. der ^^»n^l» wahrend dcm Niable ein Spanferkel, bringt es in die Stube, wo die glaste schcn, uimmt es unter den Arm anstatt eines Dudelsackes, und laßt es so lange schreien, bis die (^«ste durch (Ncldgescheuse ilm vcrnn'grn, sie von dieser widerlichen Musik zu befreien ; das Geld wird dann der jungen Frau übergeben. — Wenn nun die Gäste das Frühstück cmgenommeu haben, so wird die Brant unter Begleitung der Mnsik, bei dcu bekannten im Orte aufgeführt. Sie muß jeder alten Person die Hand, und jeder jungen die Wange lüssen, wofür sie wieder kleine Geschenke an Geld bekommt. Nacl, Beendigung dieser Pisilc febren die Gäste wieder uacl, Hanse zur Tasel zurück, »eh, men nochmals die Erzeugnisse der Köcl'iu und des Keller. mcistcro in Anspruch, und zerstreue» jnli dann (zuweilen 125 erst am dritten Tage), indem sie stets schwere Köpfe und heisere Stimmen davon tragen. — Eine wesentliche Obliegenheit der jungen Frau besteht darin, dem Oo«^>urc Verstorbenen oft acht Tage lang, täglich dreimal, lallten. — Die Veichc wird gleich nach dem Erkalten rein gewaschen und festlich angezogen. Hier !24 auf legt man sic auf cm Bret, welches auf dem Tische oder auf Sesseln ruht, und gibt ihr ein Kreuz in dic Hand. Während n»m dic Nachbarn dcu Sarg cmfcrtia.cn, wird dcr Leichnam von Verwandten und Bekannten besucht, welche für das Seelenheil des Entschlafenen bethen. Es werden eigene Vente, gewöhnlich alte Weiber oder Pettier, aufgenommen, welche den Todten Tag nnd Nacht bewachen müssen. In dem Zimmer, in welchem der Todte liegt, wird kein Hund und keine Katze gelitten, weil unter dem Volke der Maul",- herrscht, daß ein solcher Un< glückliche, über welckcn eines dieser Thiere springt, als >V >,!">,!I,^ (Pampyr) nmbcrwandcln müßte, und unter den lebendigen viel Unbcil anrichten würde. — Um die Begrabnisistnnde versammeln sich viele Menschen in dem Hanse deö Todten, und schicken sich zu dem traurige» Zu ge an. Der Leichnam wird »icbt in die Kirche gelragen, souderu der (Geistliche segnet denselben in, Hause ein, und begleitet ihn bis zum («rabe. Das Traucrbaus läßt, wenn es nnr etwas vermöglich ist, unter sämmtliche 31»--wcsendc Wachskerzen anStbeilcn, welche brennend in der Hand getragen werden. Zwei Kirchcufal'uen und ein Kreuz eröffnen den Zug, der sich in Prozessionsordnung langsam fortbewegt, die (Geistlichkeit gebt in »brem Traner ornate, mit brennenden Wachskerzen in der Hand. und biuter derselben wird der Sarg getragen. Unmittelbar hinter diesem geben die nächsten Vlngebörigl'N, und erbe bcn in einem wehmülbigen Tone rübrcude Klagen, welclic das Vob und die Tugenden des Verstorbenen cntbaltcu, und von sanften Vorwürfen begleitet si„d, warn»! er Wc,b, Kind, Eltern, Hcimath n. ve»lassen l,,,be Diese Klagen haben oft einen rührcilden, w^hrbaft clegischs» Cbarakter, welcken nur ein fübllo!>> (Gemüth lächerlich ftuden kann. - 2^ird ><»<„ der Todte lu's ^rab versrlikt, so hält cs jeder, der dem Veichenznge beigewohnt l,at. für seine Pflicht. auf den Abgeschiedenen ein Krümchen Erde mit eigener Hano zu werfen, wozu der Pfarrer den Anfang machs. Dann begibt sich der Zng wieder nach Hause, wo unterdessen ein Mahl veranstaltet worden ist, zu dem die Freunde und Verwandten des Verstorbenen geladen werden. Die allgemeinen Graberbesuchc, welche die Katholiken am Allerseclentagc unternehmen, haben die nicht unirtcn Serben auf den Ostermontag verlegt. An diesem Tage begibt sich beinahe die ganze Gemeinde auf den Kirchhof, bethet auf den aufgefrischten und mit Blumen geschmückten Gräbern ihrer Abgeschiedenen, und bringt für das Seelenheil derselben zahlreiche Opfer dar. Diese drsteben in reichlichen Almosen an Geld, dann in Speis«-und Trank, welches an die Bettler ausgetheilt wird, dic sich an diesem Tage reichlich cinzusinden pftcgen. Daß diese Bettler bey solchen Gelegenheiten gerne des Guten zu viel thun, und oft mit einem ansehnliche» Rausche den Kirche Hof wieder verlassen, ist wohl keine ungewöhnliche Er? scheinung ; daß aber solche Gräbcrbcsnchc mit einem Tanz,-enden, wie man in manchen Brrichlen lesen kann, ist eine völlig erdichtctc Angabc; wenigstens hat Verfasser dieses uoch niemals Gelegenheit gehabt, einen solchen Unfug zu beobachte,». — Nir verlassen jetzt die öffentlichen Feierlichkeiten des Gränzers, und wenden uns zn seinen häuslichen Unterhaltungen. Hierbei benimmt er sich nicht so lärmend und ausgelassen, wie wll bis jetzt zu beobachten Gelegenheit gebabt haben, sondern drückt scine Freude auf eine weit unschuldigere Art in Tanz und Gesang aus. Beide liebt der Gränzer leidenschaftlich. Nicht nur an Festtagen und in lustigen Gesel!scl asten ist er zum Gesänge aufgeregt, sondern auch in der Einsamkeit, und bei allen seinen Ar beitrn. Wem» die Mädchen und jungen Leiber des Mor-genS auf das Feld ziehen, wenn sie drö Abends nach Hause kehren; so hört man sie immer einzeln, oder noch lieber 1'Ai im Chore, ihre Liebchen vortragen. Oft sihen sie Abends bei mondhellen Nachten, im fröhlichen Kreise vor dem Hause, die Kunkel drehend und zartsiimigc Liebcslieder singend. Mcli die Manner lieben den Gesang. Ob sie noch spät am Abende Wälder und Aue» durchziehen, um den Hecrdcn nachzusehen, oder ob sie der erste Strahl der Morgenröthe schon in Ä'icsen und Weiden trifft, von wo sic das Zug- und Vinl'sckajtsvirh hcimtreibcn; so ist der Gesang ihr beständiger Begleiter. Venn Männer in ein-zclnen Stimmen singen, so beginnen sie gewöhnlich jeden Vers, oder wenigstens jede neue Strophe, mit einem langen, in weichen Tönen hcrabsinkcnden, mit vielen Trillern verzierten Ob! Oflmal smgcn sie aber auch ei, gcntlichc Fraucnlicdcr, deren einfache Melodien in der Nc-gcl sich in weichen Tonarten bewegen, und meistens einen wehmüthigen, elegische» ^baralter beurkunden. Der Anhalt diejcr Vieder ist mehr romantischer, lyrischer Art. Sie haben meistens Liebe znm Gegenstände, oder drücken Gefühle und Empsindlmgen, Klagen, Wün? sche und Hoffnungen des Sallgers zart nild sinnig aus. Die Spracke «st poetischer n»ld bclderrricber, alo bci dem Heldenlicde, bewegt sicli aber auch oft in einer gemüthli, cheu, rührenden Clnfcill, und verschmäht allen künstli-chcn, erborgten Schmuck. Die meisten derselben zeichnen sich dnrch eine bündige Kürze aus, doch sind einige auch weitläufiger ausgcsülnt. Hlcr folgen einige der bekannte sten d«eser ^leoche»: iHllrgcr« Älbschlcv. Wlinc nicht, GeKlblc! Wem, <»'«! Meld , .««clnzen; Oincn hat sie für sich salbst gewunden, Einen gab sie thrcr Jugendfreundin, Und de» dritten warf sie in die Flutlim. Schwimme, Kränzchen, schwimme, sprach sie leise, Schwimme bit! zum Schlosse des Geliebten. Unter seinem Fenster d»)rt verweile, Frage ihn,,warum er nimmer kommet'! Hat er elwa Mutterchen begrabe» ^ Ober ist er selbst mir krank geworben ^ Oder ist sein Msilein ihm erlahmet? Sag' dem Trauten, daß er zu mir komme, Werde mlt ihm Mütterchen beweinen, Werbe seine schweren Wunden pflegen, Und mit Gold da«i Hohlem il„n beschlagen. l!H 3, Liebchens Hfllsn. Weichselb^um hat Frucht getragen Reichlich wie noch niei In dem Schatten sitzt cm Herrlein, Seine Frau mit ihm, Eine Kannc Wein vor ihnen, Und ein Spiegel auch. Und sie küssen sich und trinken. Und bespiegeln sich. — Leichen flogen auf zum Himmel, Trillerten gar fein, Daß daß junge Herrlcln schöner AIs die Herrin sei. Und hierauf das junge Herrlein Iu der Herrin sprach: Hörst du Herrin, hörst du Liebchen, Was der M^el Sang? Daß ich mlr ti» Liebchen wähle Schöner noch als du! Nimm sie Holder, nimm sie Lieber, Meinen Segen dir! Sind zwei Bäume groß gewachscn, Gchlank und hochgestrectt, An der Donau wuchs der eine -, filier an dem Meer i Wann zu Olnem sich verschlinget Ihrer Wipfel raub, -Magst dann mit dem neuen Liebchen Dich vereinen auch. Schmtlj vc» Trennung. Hwei der Blümchen in dem War«e» blühten, Blaue lylockc und die rolhe Rose. Blaue M«te musile in die Ferne, Blieb dle «oft einsam r gcrile ihre», zauberischen Töne» leiht; so wird doch diese göttliche Kunst bri weitem nicht mit jenem Eifer und jener Sorgfalt gepflegt, 451 als man es nach der entschiedenen Neigung des Volkes zum Gesänge, vermuthen sollte. Der Grä'nzcr kennt nur sehr wenige musikalische Instrumente, und auch diese wenigen sind höchst mangelhaft und unvollkommen. Die gewöhnlichsten sind eine einfache oder doppelte Pfeife (öu-lluli) und der Dudelsack (g«>'o«l-r viel Enthaltsamkeit dazu, um bci der bekannten Vorliebe fur den Ralia, bei diesem Geschäfte stets nüchtern zu bleiben. Aber von der Langeweile wird der Branntweinbrenner auch nicht geplagt. Auster dem, dasi sich die Hauoleute stets bei ihm cinfinden, und die Güte des Gebrannten 155 prüfen, sieht er sich auch stets von Nachbarn und Bc. kannten umringt; ja, cs gibt Kenner mit so bewunderungswürdigen Geruclisorgancu, daß sie von einem Ende des Dorfes bis zum anderen, einen dampfenden Brannt-weinkcsscl wittern. Sie begeben sich dann wie von un> gcfäbr dahin, fragen um den Ertrag der heurigen Ernte, ob die Zwetschken saftrcich genug sind, wie viel Mast ein Kessel gibt, und wic viel Eimer der geliebte Nachbar, oder Vruder, oder Vetter zu gewinnen hofft? Wcnn dieser dann die Kürbisflaschc nimmt, sie mit dem noch warmen Nakia füllt, und dem Gaste zum Verkosten auf' dringt; so schwört dieser hoch und theuer, daß cr nicht in solcher Absicht gekommen sei, leert unter fortwährendem Ncigcrn die '1'iKwu aus, und versichert, daß es im ganzen Dorfe keinen so guten Branntwein mehr gebe. Von hier geht cs dann zur nächsten Brennerei, wo sich dieselbe Scene wiederholt. Uebcrall sieht man Branntwein-liebhabcr mit funkelnden Blicken und unsicheren Echrit. «en muhcnaumeln, und selbst daö weibliche Geschlecht macht sich diese Gelcge„heit zu Nutzen, weil spater der Branntwein unter die Sperre des Hausvaters kommt. Der Branntwein wird in l^ului,»,, Kiirbirflaschcn und Töpfen maßweise verschleppt und vertragen, und man kann sagen, daß auf diese Art eine beträchtliche Quan^ tität dieses Getränkes consumirt wird, olmc jc in Fässer und Keller eingebracht worden zu seyn. — Daß üb rigcns die Syrmier den bcstcn Branntwein erzeugen, ist schon oben erinnert worden. Bcuor wir diesen Abschnitt verlassen, wollen wir nocl, der sehr merkwürdigen Scene erwähnen, welche sich beim Ausmarsche einer Gräuztruppe, oder bei ihrem Einrücken aus dem ^elde, dem Beobachter darstellet. — Schon der Befehl zum Aufbruch bringt Trauer und ^am^ mer ln die bclreffenocu Familien. Während der Krieger feine Rüstung iu Ordnung bringt, um dem 3iufe der t34 Ehre nachzukommen, erheben Mutter, Gattin, Kinder und Geschwister rührende Klagen, pressen den Scheidende» an den beklommenen Busen, und bedecken ilm mit Thränen und mit Küssen. Wenn sich so ein Jeder, nach einem wahrhaft rührenden Abschiede aus den Umarmungen der Seinen losgerissen bat; so begibt er sich an den bezeichneten Ort zu seinem Vorgesetzten. Dieser führt sein Häuflein in den Compagnieort, wo sich die ganze Compagnie aufstellt, und vom Commandanten dem Stabc zugeführt wird. Dieser Marsch wird keineswegs in militärischer Ordnung gemacht, und es wäre für den Commandanten eine ungeheure Aufgabe, scinc Truppe in geschlossenen leiben beisammen zu halten. Auf zahllosen Wägen ziehen die Angehörige» mit, nehmen auch wohl ihre Krieger in den Wagen zu sich. Erst in dem Stabsorte stellt sich die Trnppc in Reihe und Glied auf, wo sie von der Vrigadc gemustert wird. Nenn dann nach der Musterung der Befehlshaber das vcrliängnisiuollc Marsch! commandirt, und die Krieger nun ernstlich den Weg betreten, den so manckcr unter ihnen nicht mehr znrück machen soll; — da erreicht der Jammer der Zurückbleibenden den höchsten Grad. Dort liegt ein Vater vielleicht, ach! zum letzten Male an dem Herzrn dcö einzigen Sobneo, und spricht mit entblößtem Silberpaare den Segen übcr ihn; hier drückt eine trostlose Mutter den geliebten Sohn krampfhaft an ihren schmcrzcr füll ten Busen, und hier legt die zitternde Gat> tin ihren Säugling zum lebten Male in die Arme des scheidenden Vaters. Die Officicrc sehen mit stummer Rührung dieser Scene zu. Ihr Herz nimmt daran den innigstcn, lebhaftesten Antheil, indem auch sie eine geliebte Familie zurücklassen müssen. — Erst dann, wen» diese zahllosen Begleiter des kleinen Hccrhaufcns zurück bleiben müssen, wen» die Krieger die Heimath im Rücke» haben ; dann stellt sich die militärische Ordnung wie- 155 der her, und die Truppe zieht getrost und muthvoll ih> rer Bestimmung entgegen. Nicht minder ergreifend ist die Scene der Heimkehr aus dem Felde. Eine jede Familie, die der Zurückkunft eines Allgehörigen entgegen harrt, eilt auf Wägen an den Ort, wo die Truppe sich aufstellen soll. Wenn nun nach der Musterung die Krieger entlassen werden, so eilt jeder in die Arme der Scinigcn, welche ihn mit Inbrunst an ihren Busen drücken. Aber ach! wie manches schnsnchts-vvllcs Herz hat sich in seinen Hoffnungen betrogen; — nicht alle Krieger kehren in die Heimath wieder! Angstvoll fragen die Getäuschten um das Schicksal der Ihrigen, und erfahren — ihren Tod! So ertönt in den Jubel der Glücklichen mancher Klagelaut, den tiefer Schmerz gebrochenen Herzen erpreßt, und man sieht manche kleine Truppe trostlos herum irren, welche, von dem kalten Arme der Verzweiflung erfaßt, einen schneidenden Contrast bildet zn den Scenen dcr Freude und Wonne, welche um sie herum vorgelien. Wälnrud die Glücklichen singend und jubelnd ibre Wiedergekommenen auf Wägen nach Hause führen, sieht man dort Andere, die in ihren Hoffnungen so bitter getäuscht wurden, jammernd uud wehklagend in il,r Dorf zurückkehren. Es bleibt uns nur noch übrig, einen Blick in das häusliche Veben des gebildeteren Theils dcr Gränzbcwoh-ncr zu werfen. — Unter den Honoratioren, «no den gebildeteren und wohlhabenderen Bürgern, herrschen deutsche Sitten uud Vcrgnügungsarten. Spaziergäuge und Vandparthicn in die meist angenehmen Umgebungen dcr Städte und Marklfieckcn; gegenseitige Besuche; Gesell schaftsspiclc, und im Winter recht niedliche Bälle, si,,d die gewöhnlichen Unterhaltungen. Die Männer ftnden auch Erheiterung beim Karten? oder Billarbspielc, in Kaffes und Wirthshäusern, welche Orte aber von den Frauenzimmern nicht besucht werden durft». ohne den Anstand zu verletzen. Hiernächst trifft man auch häufig Mustkdile-tantcn, wclchc abwechselnd, bald da bald dort, musikalische Unterhaltungen veranstalten; und die Regimcnts-Musikbandcn werden von den geschickteren Kapellmeistern immer dalun eingeübt, das; sic bei Wachtparaden, beim Zapfenstreiche, und an den Nachmittagen der Sonn? und Feiertage am Paradeplatze, die Meisterwerke eines Auber, Herold, Mozart, Rossini, Weber ic. recht geschickt aus> zuführe» wiffcn. Oft erscheinen auch wandernde Theater? truppen, welche das Publikum mit ihren Vorstellungen unterhalten, aber freilich mit geringen Kräften nur Geringes leisten können. — Wer endlich bei der Lektüre Zeitvertreib und Unterricht sucht, kann beides in den nicht unansehnlichen Regiments- Bibliotheken finden. Das bicr (besagte ist jedoch nur von den Bewohnern der Stabsorte und Kommunitätcn zu versieben. Officicrc und Beamte, welche in den Dörfern stationirt sind, haben nicht so vielfache ^ergnügungsartcn zur Wahl. In den Kompagnicorten, wo mchrcre Officiere, Mld meistrns auch ein Pfarrer in einem und demselben Dorfe beisammen wohnen, läßt sicl, die Langeweile wobl obne viclc Mühe banne», wenn die Herren nur cinigevmasien in Eintracht und gutem Vcrständmst leben wollen. ?iicht so glücklich ist aber jener Officie», welchen das Voos trifft, in einem unansehnlichen Dorfe untcr dem gemeinen Nolke leben zu muffen. Hier findet man klinc Seele, mit derma» ein ge^ bildetcs Zwcigesprach anknüpfen könnte, ja nicht einen Wirll,, der um das l'^rc <^cld eine schlechte Kost und eine noch schlechtere Uilterhaltung zu geben vermöchte. Hicr ist rs wabrlich eine Kunst, ein Hagestolz zu bleiben! Ein solches Individuum, sei es Offieicr oder Bramtcr, muß sich in der That zu einem ^iusirdlcrlcbrn bcqucinen, welches uur dann uuterbrochen wird, wcun zufalligl- Gaste eiuspreche» , oder wenn ihn Dieustgcschäfte mit seincS Meichcn inVerührung bringen. — Die gewöhnlichen Mit- 557 tcl die Langeweile zu todten sind: Lesen, Jagen, Spa-zicrcnfabren oder Reiten, und für Liebhaber ökonomischer oder botanischer Vcschaftiguna.cn der Garten. Ist das Do,f boch einigermaßen lebhaft, so kann man zuweilen der Versuchung nicht widerstehen, und besucht — Kuln und l^-ulo. — 6. ^ o l k V cl) a r a c t e r. Ueber den sittlichen und moralischen Charakter des Granzcrs sind die verschiedenartigsten und oftmal widersprechendsten Urtheile gefallt worden. Die Ursache liegt zum Theil in der Schwierigkeit, den Charakter eines Vol les überhaupt richtig aufzufassen und treu darzustellen, qrößtcnthcils abcr in dem groben Leichtsinne einiger Reisenden, welche mit der Schnelligkeit eines Kuriers das Land durchfloa.cn, sich mehr um den slavonischen Nein und fetten Braten als um Land und Volk kümmerten, und dann mit keckem Muthe aus einzeln aufgegriffenen Zügen ein Gemählde zusammcnstümpcrten, dessen Original nirgends anzutreffen ist. Um so dankbarer müssen wir die Bemühungen einiger würdigen Männer, in dieser Vc^ ziehung verdienstliches zn leisten, lobend anerkennen; solcher Männer, welche mit Acobachtungsgcist, regrm Fleiße „nd redlicher Unparteilichkeit ausgerüstet, dao Land in verschiedenen Richtungen bereisten, und durch längere Zeit barin verweilten; den Schein von der Wirklichkeit, die Schale vom Kerne zu unterscheiden wusilcn, und dann mit redlicher Offenheit gestanden, dast sie in der Gränze weder Kirgisen noch Hottentotten gefunden, sondern überall cin gutmüthiges, bcachtungswerthcs Volk angetroffen haben; ein Volk, dessen Geist wobl noch unter der Re belwolke liegt, welche immerwährende blutige Kriege, der Jahrhunderte lang gewahrte sklavische Druck und die 45« rohe Willkiihr barbarischer Machthaber, über ihm zusalw men gezogen haben; daß cs aber nur der belebenden Strahlen einer milden, menschenfreundlichen Regierung bedürfte, um die entehrende Finsterniß zu durchbrechen, und so allmalig der Aclitnng gebildeter Nationen entgegen zn reifen. Mit der geistigen Bildung des Gränzers verliert sich die Schattenseite seines Charakters immer mehr, und die Lichtseite tritt immer bemerkbarer bcrvor. — Ein hervorstechender Fehler des Gränzvolkes ist scin Hang zur Unwirtbschaftlichkcit und Schwclgerei. Nir haben schon obcn Gelegenheit gehabt zu bemerken, daß der Gränzer bald Anlaß findet, dieser Ncblingsncigung zu fröhncn. Seine Gastereien zeichnen sich noch immer durcl» Völlcrei und den unmäßigen Genuß der Getränke aller Art, besonders der !)>'akia, aus; aber die mehrtägigen, oft wochenlangcn Gelage, wie sie ehedem bäusig Statt gesunde« haben, hat nun das Gesetz abgestellt, welches aucl, einmal ohne Zweifel, bei fortgesetzter Beharrlichkeit, m,s dem Kampfe mit Gewobnheit und Leidenschaft siegreich ausgehen wird. Minder gerecht ist der Vorwurf der Trägbeit. Dieser Fehler kann wohl nicht unbedingt ge-längnet werden, und tritt manchmal im Einzelnen auffallend bcrvor j liegt aber n.cht sowobl in dem Charakter des Grangers, als in andern nachtbeiligen Einwirkungen von Außen. Hicher gehört, mtter mebrerrn andern Ilrsa chen, vorzugsweise der Mangel an Absatz und Handel. Nenn der Oränzcr sich bemüssigct siebt, ein Paar Ocbsen, oder ein balb Dutzend seiner, mit Mükc und Kosten gc^ mästetcr Schweine zn verkaufen, um die mäßige Summe von 5,0 bis MO Gulden zu lösen, die er zur Berichtigung seiner Stcucrjchuldigleit, zur Hiontirung und il>l,pfie gung seines Dicnstmannrs, oder zum Ankaufe des Salzes lind anderer Hausbeoitrsnisse unumgänglich benötiget; wenn er die, von seinen zahlreiche!, Kuh' und Schafj,ccr? den gewonnene, Milch und andere Erzeugnisse, dir nicht 139 zum eigenen Bedarfc verwendet werden, an Schweine zu verfuttern sicb gezwungen sieht; ^so kann er hierin wahrlich! kcincn besonderen Nciz zu angestrengtem Fleiße und beharrlicher Thätigkeit finden. Das Geld übt seine magische, gewaltige Kraft auf den Gränzer so gut aus, wie auf alle übrigen Bewohner der bekannten Welt, und es laßt sich mit Gewißheit behaupten, daß der Gränzer seine Erzeugnisse mchr beachten würde, wenn er nicht schon im Voraus überzeugt wäre, daß er um den Loh» seiner Mühe und Arbeit, — ob dem Mangel einer zweckmäßigen Kon< kurrcnz ^ von getauften und ungctauftcn Juden geprellt werden wird. Um so auffallender und ungerechter muß dem unbefangenen Eingeweihten der Leichtsinn erscheinen, mit welchem zuweilen auch solche Individuen, welche zunächst an dem Gränzcr stehen, und schon ihrer Stellung nach den Grund odcr Ungrund solcher Beschuldigungen naher kennen sollten, in die allgemeine Klage übcr die Trägheit des Gränzvolkcs, so recht aus voller Brust einstimmen! An dem Altherkömmlichen hängt der Gränzcr mit beharrlicher Festigkeit, und ist im Allgemeinen allen Neuerungen abhold. Dieser Zug ist aber kein BcwciS für die Trägheit des (Yränzcrs, und offenbaret sich auch in dem (Charakter eines i».'dm andern Volkes. Volker und Individuen haben Vorurtheilc, welche nur der Macht der Zeit weichen. Welches Volk der Erde l,at sich wohl von der untersten Stufe seiner ursprünglichen Rohheit und Uu-bel'ilftichkeit, zu dem Standpunkte seiner heutigen Bil« dung mit einem ^ill«» ,n">lul,! emporgeschwungen? Uno sind unsere gebildeten Nationcu aus reiner Viebc zur Arbeit das gcwordcn, was sie sind? Intcrcffc, lockende Vortheile, und Aussicht zum Gewinn, haben oft Wunder gewirkt. —Der Umstand, daß der Gränzer, ungeachtet der Fruchtbarkeit scincs Bodens, im Ganzen eher arm als reich ,st, beweiset i'ickts gegen uns, denn Armuth stcht mit Trägheit uicht immer in einer untrüglichen Ncziprozi- 14U tat. Der Gränzer ist Landmann, Ackerbauer; und als solcher kann er wohl die M enge, aber nicht den Werth seiner Vorratbc versilbern. Dcr mir Recht gerühmte Fleiß des österreichische» Bauers würde den Gränzer nicht reicher machen, als er jetzt ist; wenn aber dieser in die Vage käme, seine Vorräthe cben so vortheilhaft absehen zu können, wie dcr Vaucr bei Wien, so würde er ohne Zweifel mehr Thaler il> der Tasche führen, als er jetzt Knöpfe auf seiner Torba l'at. — Hinsichtlich dcs sechsten Gebothes verdienen die Grän-zcr leider! jenes ehrenvolle Zeugniß nicht mehr, wclckes ibnen ll>»t(j,n'l vor beilänsig fünfzig Jahren crtbeilte. Mcbrere Ursachen haben dieses Verderbnis; der Sitten herbeigeführt. Eine der vorzüglichsten mag wobl in dcr Menge lediger Ofticicrc und Vramteu zu suchen seyn. Ver-führerische (beschenke, und die bcklagcnswerthc Bercitwil> ligkeit, mit welcher sich untergeordnete Individuen zu derlei Vermittlungen herbeilassen, sind dem Rnfc der Iungfraue» äusicrst verderblich geworden. Eben so häu sig wird amli die Reinheit der Ehen verletzt. Die oft mehrjährige Abwesenheit der Männer, und das schon oben berübrtc Mßvcrbältniß dcr Iabre unter den Eheleuten, geben den Schlüssel zu dieser betrübenden Erfahrung. — Eine sehr häßliche Unart dcS Gränzers, «no des süd, lichen Slaven übsrbaupt, ist das bäustge Fluchen. Er si„bet sich durch den geringfügigsten Umstand biezu aufge fordert. Nichts ist ihm dann ehrwürdig, nichlS bcilig ge nug, das nicht seine frevelnde ^lmgc berührt. Er bedient sich hiezu der gemeinsten und niedrigsten Ausdrücke, und dürfte in dcr Wahl derselben höchstens den, Ungar nach stehen. — Zu den edleren Eigenschaften des Gränzers gekoren Gastsremldschasr, Freigebigkeit und Mildll'^tigkeit, wel che Tugenden er in zahllose» Gelegenheiten schön und rein offenbaret. Velomutt der Gränzcr achtbare Gäste, spricht N1 bei ihm cin durchreisender Osftcicr odcr Beamter cm, gleichviel ob in odcr außer Dienst; gibt ihm cin Geists cl>cr dic Ehre scines Besuches; - so kommt dcr Hausva-lcr seinem Gaste freundlich und artig entgegen, empfängt ihn mit Offenheit und ungcheuchclter Freude, und beeilt sich, ihm alle Ehren zu erweisen. Das Theuerste und Köstlichste, was seine häuslichen Verhältnisse zu bieten vermögen, wird dem Gaste vorgesetzt, und man findet sich geehrt, wenn er seinen Besuch auf mehrere Tage ausdehnen kann. Wenn der Gast wieder weiter zieht, so sorgt die Hausfrau dafür, ihn auf die weitere Reise mit Brot, Braten, Wein, oder zum Mindesten mit einer mit .Obst vollgepfropften Torba zu versehen, und würde sich gekränkt fühlen, wenn man diese Beweise ihrer Nebe und 'Aufmerksamkeit verschmähen wollte. Aber nicht nur Stan-dcspersoncn werden so herzlich empfangen; auch gegen seineö Gleichen ist dcr Gränzcr freundlich und gastfrei, und gegen die Armen äusicrst mildthätig. Durchreisenden aus der ärmeren Classe bietet er mit dcr größten Vereitwilligkeit seinen Tisch, und sein Haus zum Obdach an, und ermangelt auch niemals, sein Schärftein zu ihrem weiteren For«kommen beizutragen. Ungeachtet der Gränzcr in neuerer Zeit manches von der Reinheit seiner Sitten verloren hat, so ist er doch noch immer in dcr Religion sehr eifrig. Er hält mit aller Strenge auf die Heiligung dcr Feiertage, auf Einhaltung dcr Fasten und anderer Kirchcngcbote, welches Vob die Bckcnncr dcr griechisch nicht unirtcn Religion vorzugsweise verdienen. Er hegt gegen seinen Geistlichen eine große Ehrfurcht, welche um so unbegränztcr wird, je mekr sich dieser die Nebe und das Zutrauen seiner Psarrtinder zu gewinnen weiß. An dem Glauben seiner vorfahren halt dcr Grauzcr mit eiscnfcster Irene, und läßt uic von ihm ab. Au? ßrr den seltenen Fällen, wo cinige wenige nicht unirtc 143 Griechen zur Union übertreten, ist der Ncligionswechscl eine außerordentliche Seltenheit in der Gränze. So wie seine Religion, liebt der Gränzer sein?and und seine Sprache. Mag ihn die Laune des Zufalls oder seine kriegerische Bestimmung wo immerhin bringen; — kein ^'and, sei es auch mit paradiesischen Reizen ausgestattet, wird ihn den vaterländischen Vodcn vergessen machen. Diese Anhänglichkeit an seine Heimalh hat der Granzer in unzähligen Gelegenheiten bewiesen. Die letzten Krieg? haben ihn „ack Italien, Deutschland, Frank-reich, Spanien, nach den Niederlanden und nach Ruß land gebracht', aber überall verweilte er nur so lange, als es ihm Pflicht nnd Ebre geboten. Sobald er sich von diesen, ihm heiligen Banden nicht gefesselt sah, zog ihn seine unbesiegbare Vicbe zur Heimath über Berge, Strö mc und Meere fort. Kriegsgefangen in weit cntferulen Gegenden, bei einem Volke, dessen Sprache er nicht ver? stand; — wnßte er alle Wachsamkeit seiner Umgebung zu täuschen, und flog, bei aller Unkunoigkeit fremder Sprachen, dem heimathlichen Sterne zu. — Daft der Gränzcr auch seine Sprache liebt, haben wir bereits gesehen. Die hl-iligrn Bande der Frcnndftl'aft und Blutsvcr wandtschaft wurzeln in dem tiefen Gesiihlc des Gränzers fest und unerschütterlich. Mit rührender Zärtlichkeit sind Eltern Kindern, nnd mit dankbarer ^iebe diese jenen zugethan. Dasselbe schöne Verhältnist smdet auch zwischen den Geschwistern Statt; und selbst jene Communions-glieder, welche in einem entfernteren Grade, oder oft gar nicht, mit einander verwandt sind, leben zusammen wie Geschwister im herzlichen Einvernehme» und idyllic scher Ruhe. Ueberhaupt dürfte es nicht leicht ein anderes Volk geben, bei den, die Heiligkeit der Blutsverwandt, schaft mehr geachtet wird. Descendenzen und Vcrschwie. gerungen, welche bei audercn Nationen zu gar keiner Verwandtschaft mehr gehören, werden vou den Gräuzern 145 noch immer für nahe genug gehalten, um z. B. eine che liche Verbindung durchaus nicht zuzulassen. Darauf wird besonders von den nicht unirten Serben strenge gehalten. Wenn der Sohn einer Familie die Tochter aus einer an deren heirathct; wenn der Hausvater einer Communion das Kind einer anderen aus 5cr Taufe hebt :c., so treten nicht nur die betreffenden Personen, sondern sämmtliche Mitglieder ihrer Communion in das Verhältniß der Blutsverwandtschaft. Diese vererbt sich dann vom Vater auf den Sohn, dergestalt, daß zwei so befreundete Fa-milien, oft mehrere Generationen hindurch nicht mcbr eheliche Verbindungen knüpfen können. Auf dlesc Art sind oft beinahe halbe Dörfer mit einander verwandt; und in kleineren Orten tritt der Fall nicht selten ein, daß der heirathslustige Jüngling in einem fremden Dorfe eine Braut suchen muß, weil ihn die Vande der Freundschaft verhindern, ein Mädchen seines Geburtsortes zu ehelichen. — Unter den Verwandtschaftsgraden, welche nicht durch eigentliche Blutsverwandtschaft bedingt sind, nimmt der eines K,'liilvln !<»,»» den ersten ^'ang ein. Ein solcher !!>« uti,i»l>l>vu t Wahlbruderschaft, ll-alol-'.illl» l,,l<»l»llv«, — nach Wuk's Stephanowitsch serbischem Wörterbuche». Wenn sich nämlich zwei Freunde oder Bekannte durch die wunderbaren Bande der Syn^ pathic gegenseitig innig angezogen fühlen; so stlftcu sie unter sich eine solche Walilbrndcrschaft. Dann treten u»' n'r ihnen ganz dieselbe» frcundschasllichcn Verhältnisse IN ein, als ob sic wirklich leibliche Brüder wären. Oft unternimmt cin solches Brüdcrpaar gemeinschaftlich eiuc Wallfahrt zu irgend einen« Gnadcnorte, um sich da ewige, unverbrüchliche ^iebc und Treue zuzuschwörcn. Zuweilen wird aber cin solcher Bund auch unter ganz unbekannten Personen geschlossen. Nenn sich nämlich Jemand in einer augenscheinlichen ^/otb oder Lebensgefahr befindet, so ruft cr die Hilfe eines Ändern mil den Worten 1!l»» geiz des Grangers zu kränken und sein Gefühl zu vcrle, hen; wenn er, wo Strenge nöthig ist, dirse mit den, stechte zu paaren versteht; dann wird er nie Ursache sia, ben, über Mangel an Achtung und Hebe Klage zu füh- 10 ,46 rcn, denn eine gerechte, liebreiche, seiner würdige Be Handlung weiß der Gränzer sehr hoch zu schätzen. Es ist weder zweckmäßig noch edel, überall nur Strenge und Harte vorwalten zu lassen; liebreiche Vorstellungen, freundliche Ermahnungen und gut gemeinte Rathschläge vermögen oft mehr, als eiserner Zwang. Der Verfasser ist einmal selbst Zeuge gewesen, wie es einem alten wür digcn Ofsiciere gelang, durch solche humane Mittel ein sehr entartetes Individuum bis zu Thränen zu rühren. Es kehrte allmählig auf die Bahn der Sittlichkeit zu rück, und was jahrelanges Einsperren und eine Unzahl Prügel nicht vermochten; das bewirkten die väterlichen Vorstellungen ein^s menschenfreu»blichen Vorgesetzten. Nur hüte man sich, in den entgegengesetzten Fehler zu verfallen, denn Schwäche ist eben nicht geeignet, sich die Achtung Anderer zu gewinnen. Mit dem Gränzer nicht durch die Finger schcn,« sagt Taube sehr richtig, aber allen Schein der Ungerechtigkeit meiden, ist der sicherste Wca. für ci»cn Ober», ihrc Neigung und Vicbc zu ge winncn. Wer solche gewonnen hat, der kann versichert seyn, daß il,m seine Untergebenen bis in den Tod getreu bleiben, und für ilin durch das F'cner gehen werden." In dem täglichen Umgänge mit seines Gleichen be-ncbmen sich die Gränzrr freundlich, liebreich und berzlich, und begegnen sich gegenseitig freundschaftlich und artig. 1''«!)on lxu» (gelobt sei Jesus Christus > ruft der Katho like, und l'«»,nl,/.i N,»k (Gott helfe!» der nicht unirtc Serbe, fromm und herzlich dem Begegnenden zu. Ist dieses ein Vornclimer, so lüftet der Gränzer noch seinen Hut artig und anständig; dem Gruße gegen seines Glei chen aber fügt er noch die Frage: )«>iill xiw:' /.v? «lebst du? bist du gesund?) hinzu. Sie nenne» sich gc. genseitig beim Taufnaunn, welchem sie immer die Worte i)i»clli», Bruder, odcr Hli-ic?.' , Vetter, >!«">«', Gcvat tfs,, Pathc »c. vorsehen. Noch herzlicher sind die Bcnen- 147 nungen, welche zwischen den Frauen und Mädchen gewechselt werden. Iijudu, Liebe, Ui-«ssu? Liebchen, 8er«l-c/.e, Herzchen, 8t ibres Vebens erleuchtet halte. Das eiserue Joch des Ocjpvtiomns battr 449 ihren Nacken wund gedrückt, und viele von ihnen nahmen den muhamedanischcn Glauben an, um nur der Laune und Willkühr zu entgehen. Da erhob ein Mann kühn sein Haupt empor, und faßte den Entschluß, sein Volk vom Untergänge zu retten. Der Name dieses Helden war Clement. Er besaß viel Muth und Klugheit, hatte seine Tapferkeit schon unter dem berühmten Ka-striotich erprobt, und stand bei seinen Landsleuten in schr großem Ansehen. Er offenbarte seinen Anschlag einige» vertrauten Mitbrüdcrn. Bald darauf versammelte sich eine Zahl von beiläufig zwei Tausend Albanescrn, welche sich unter Clements Befehle stellten, und im Iah, re i4l!5, mit ihren Familien und Habscligkeitcn ihr Vaterland verließen, und die unzugänglichen Gebirge bezogen, welche Albanien von Serbien scheiden. Hier stifte? tcn sie einen kleinen Freistaat, und erwählten ihren Ret-tcr Clement zum Oberhaupte, von dem sie in der Fol-ssc anck den Namen erhalten haben. In ihren Gebirgen verschanzt, vertheidigten sie lange Zeit mit unbesiegbarem Muthe ihre Unabhängigkeit, und vereitelten allt Versuche dcr Türken, sie wicdcr zinsbar zu machen. Als abcr dic Christen im Jahre !5>'H» «ach der »nglücklichcn Schlacht bei Mohacs alle illyrischcn Vändcr an den Halbmond verloren j unterlagen auch die Clemcntincr dcr Ucbcrmacht des Feindes, und musttcn ihm einen jährlichen Tribut von vier Tausend Ducatcn entrichten. Sie blieben abcr ruhig in ihre» Gcbivgm, trieben hauptsächlich Viehzucht, und vermehrten sich zu einem ansehnlichen Volksstamme. Im Jahre 175? endlich bcwog sie der griechische Bischof von Belgrad, ArseuiuS Ioa-novich, zur Auswanderung nach Serbien, wozu er frü, her schon vielc doSmsche und bulgarische Haimlim beredet battc. Bei zwauj'g Tausend dieser Veute versammelten sich wirklich an dem ihnen bezeichneten Orte; aber ihr Vorhaben ward verrathen, sie wurden von den Türken 150 überfallen, und bis auf etwa Tausend Mann niedergehauen. Unter denjenigen, welche ihr ^'eben durch die Flucht retteten, befanden sich auch etwa dreihundert Clemen-tincr mit ihren Familien. Sie flüchteten sich nach Nes, grad, und dann, weil sie sich auch hier nicht sicher glaubten, über die Sawe herüber. So kamen sie unter der Anführung eines Geistlichen nach Syrmicn, wo sie in der Gegend von Mitrowih sich niederließen, und die zwei ansehnlichen Dörfer Uorllvc«o und I^iKincs« gründeten. Obschon die Clemcntiner nun an hundert Jahre mitten unter Serben wohnen, und schon durch die ganz eigenthümliche Verfassung der Militärgränze mit ihren Nachbarn in einer immerwährenden Berührung stehen; so haben sie doch bis auf den heutigen Tag ihren merkwürdigen Stamm unvermischt erhalten. Noch immer sucht sich der Clemcntincr die Braut unter dcn Mädchen seines Stammes, welche im Besitze eincr ausnehmenden Schönheit sind; und ^inc (ölcmentincrin wird sich nicht leicht einem Jünglinge einer fremden Nation vermäblen. Ihre Sitten und (Gebräuche haben nach und nach viel von ihrer ursprünglichen Eigenthümlichkeit vcrlo-sen. Die militärische Verfassung, welcher sie als Gränzer unterworfen sind, haben sie allmählig dem slavischen Gränzcr ähnlicher gemacht. Nur in der Kleidung unter, scheiden sie sich noch immer auf eine ziemlich auffallende Weise von dem eigentlichen Slavonier, indem ihre eigen, thümlichc Nationaltracht jene des Slavomcrs an Buntheit und Sonderbarkeit weit übertrifft. Das häusliche ifeben, die Beschäftigung und Hand-tbicrung des ClcmentinerS gleicht jene» des slavischen Gränzcrs. Sie betreiben Ackerbau und Viehzucht, wo-bei zu bemerken ist, dast sie eine eigene Art Schafe, al-bancsischcr »tare, ziehen, deren Wolle viel feiner ist. als 151 die der gewöhnlichen Landschafe. Ueberhanpt ist dieses Volk äußerst thätig, fleißig und betriebsam. Dic Sprache der Clementiner ist die albanesische, und dem Serben ganz unverständlich; auch scheint sie mit keiner bcr orientalischen oder abendländischen Sprache in einem Zusammenhange zu stehen. In wie weit sich die Meinung einiger Sprachgelehrtcn, welche in der Sprache der <5lemcntincr, die der alten Illyricr wieder finden wollen, durch historische Beweise rechtfertigen läßt, »ollen wir dahin gestellt seyn lassen. III. Deuts c>i e. c>)tt der neueren Zeit haben sich auch einige deutsche Familien in der Gränze angesiedelt. Sie gründeten zum Theil eigene Dörfer, gröfttenthcils aber wohnen sie in (Hränzdöksern, mit dcn Slaven vermischt. Ihre ?lnzahl mag sich auf etwa sechs Tausend Seelen bclaufcn. Die meisten derselben stammen aus Schwaben, Würtcmbcrg und den Rhcingegcndcn her. Sie werden von den Ein-geborncn durchaus mit dem Worte Schwaba bezeichnet. Auch sie bilden nun nach dem Sinne der Gränz-Verfassung, patriarchalische Familien, und nehmen all-mählig die landesübliche Lebensweise an. In ihrer Art sich zu kleiden, haben sie zum Theil noch die Sitte ikrer Vatcr beibehalten; die jüngere Generation hat aber, bis auf einige unbedeutende Abweichungen, angefangen, sich nach den Umgebungen zu richten. Ihre Weiber halten mit mehr Beharrlichkeit an ihrer nationalen Tracht; doch bedienen sic sich hierzu meistens schon der landcs-üblichen Stoffe. 1..2 IV. Z ig cune r. «<^ie der Spartaner an seinen Heloten, wie der ^n dicr a» seinen Parias, — bat der Ungar an seinen Zigeunern einen Gegenstand der Geringschätzung, der Verachtung, des Vlbscheues. Dieses räthselhafte Volk schmachtet in Ungarn, so wie in anderen Gegenden Euro-pens, wo es noch angetroffen wird, in dem Abgrunde moralischer Verworfenheit, obnc sich jrmals die Mühe gegeben zu haben, den Weg der Besserung zn betreten, und sich der Achtung der Menschen werth zu machen. Schon bei ihrem ersten Erscheinen in Europa sprach man von den Zigeunern nnr als von einer Scliaar von Ungeheuern und Bcizel'ubcn, und sie l»al'e,i bis auf gegen» wartigc Zeit noch immer nichts gethan, um nur einen Theil der allgemeinen Verachtung von sich abzuwälzen, welche auf ihnen so schwer lastet. Wohl hab?n einige Schriftsteller dieses Volk mit zu grellen Farben gemalt, und manclnnal, nicht zu seinem Vortheile, die Gränze der Wahrheit überschritten; doch wird leider! auch das meuschenfremldlichste Herz verstummen »nüjscn, wenn man es um die Tugenden des Zigeuners befragen wollte. Unter den verschiedenen Meinungen über die Abknuft der Zigeuner, hat jeue des Herrn Professors Grcll-mann, welcher sie fiir Indostaner, aus der Classe der Parias oder Guckers l'ält, die durch den Einsall ümurs im Ial>rc >4M und l-W!> aus il,rem Vatcrlandc vertrieben wurden, die meiste Wahrscheinlichkeit für sich. Die Zeil ihrcr Ankunft in Europa läßt sich nicht mit Gewiß, beit angrbrn; doch findet man Nachrichten, dasi sie schon um das Jahr 141? i,» Ungar» sich gezeigt haben. Slc mö- 153 gen vielleicht zuerst in Siebenbürgen erschienen seyn, wo auch heut zu Tage unter allen Provinzen unseres Kaiserstaates die meisten Zigeuner anzutreffen sind. Von hier mögen sie dann, wie dies noch immerzu geschehen pflegt, zu unbestimmten Zeiten und in unregelmäßigen Haufen, Wanderungen in die benachbarten Gegenden Ungarns unternommen haben, um auf Erwerb auszugchen. Viele kchrtcn dann nach einiger Zeit zu ihren Landsleuten nach Siebenbürgen zurück, sehr viele blieben aber in fremden Gegenden, wo sie sich allmählig heimisch machten. Auf eine solche Art mögen sie dann in die Militärgranzc gekommen seyn. Weil aber der Zigeuner nicht so leicht zu einem bleibenden Wohnorte und zum Betriebe einer Wirthschaft zu bewegen ist, und ihn, in der (kränze das Wanderleben nicht gestattet wird; so haben bis jcht nur wenige Zigeu, nerfamilicn die Gränze zu ihrem Aufenthalte gewählt. Wenn sich dann doch einige zu einer regelmäßigen Bebens? weise entschliefen, so werden ihnen in irgend eincm Dcrfe Plätze angewiesen, wo sie sich häuslich niederlassen, und — wenigstens im Vergleiche zu den vagirenden Zigeunern,— ein ziemlich ordentliches Vcbcn führen, welches wir weiter unten darzustellen versuchen wollen. — In Hinsicht der physischen Eigenschaften und der körperlichen Beschaffenheit, sind die Zigeuner von der Mutter ^iatur keineswegs stiefmütterlich behandelt worden. Sie sind sehr gewandt und findig, und wissen sich in zweifelhaften und bedenklichen Fällen eben so schnell als geschickt zu bclfen. Vei der Behandlung jener Arbci ten, mit welchen sie sick zu befassen pflegen, zeigen sie viele Geschicklichkeit, und man wirb unter ihnen überhaupt vcrhältnißmäßiq nur wenige Individuen treffe», welche nicht mit guten natürlichen Talenten und Anlagen ausgestattet wären. — Die schwarzbraune oder ollvcufar« bige Haut dcs Z'gcuners macht auf den Schönheitssinn des Europäers keinen angenehmen Eindruck; im Ucbrigen l54 ist aber seine körperliche Bildung ziemlich vorthcilhaft. Sic sind gewöhnlich von mittlerer Größe, und haben wohl proportionirte, gewandte und sehr gelenkige Glicd-maßen. Sie h^bcn stark marquirtc Gesichtszüge, schwarze, lebhaft umher rollende Augen, und weiße, gesunde Zähne, welche zwischen den rothen Vippcn hervorschimmern. Ihr langes, meistens schwarzes Haar lassen sie in natürlichen Vockcn frei über die Schultern herabhängen, und lassen es nicht gerne abschneiden. Sehr wenige unter ihnen sind mit kcibesgcbrrchcn bokaftet, und Dickbäuchc eben so selten, als Vuckcl, Blindheit :r. Sie crfrcnen sich durckge-hcnds einer dauerhaften, eisenfesten Gesundheit, und sind gegen jedes Ungemach, gegen jeden Wechsel der Witte rung abgehärtet. Weder die brennendste Hitze noch die schneidendste Kälte äußern auf den Zigeuner einen nachtheiligen Einfluß, und wenn auch diese beiden Ertreme noch so schnell auf einander wechseln sollten. Im Winter unterbält er i,< selner elenden Hülle ein gewaltiges Feuer, weil ihm vorzüglich die Hitze behagt. Er setzt odcr legt sich dann so nahe zu dem Feuer hin, daß mm, befürchten möchte, er werde selbst mit aufbrennen; dessen ungeachtet wird er aber augenblicklich diese Htellung verlassen, und in einem zerrissenen Hemde, mit bloßen Füßen und unbe decktcm Haupte, bei größter Kälte und Frost, bei Re> gcnguß und Schneegestöber, von einem Dorfe in das andere wandern, ohne Husten, Katarrh odcr sonst irgend ein Ungemach zu spüren. Diese eiserne Gesundheit verdankt der Zigeuner seiner eben so eisernen Erziehung. Das Kind ist noch seinen Monat alt, und die Mutter wiclrll rS schon in cin elendes Tuch, bindet es so auf ihren Mckrn, und nimmt es auf ihren Wanderungen mit. Solche Züge unlcrnimmt die Mutter im Winter und Sommer, bei kaltem und warmem Netter, ohne sich weiter zu bekümmern, was dem Kinde zustoßen könnte. Wenn das Kmd zwci ober drei Jahre 155, alt geworden ist, so muß es sich allmählig an eine noch härtere Lebensart gewöhnen. War es früher in elende Lumpen gehüllt, und hates an der Brust der Mutter seinen Hunger stillen können; so muß es jetzt ans beide Wohlthaten Verzicht leisten, und Frend und Leid mit den Eltern theilen. Von aller Kleidung entblößt, und ganz im nackten Naturzustande sieht man die Kinder über Frost und Eis laufen, und sich im Schnee herumbalgen. Hat sich das Kind heute satt gegessen, so muß es gleich darauf oft mehrere Tage eine strenge Faste halten, weil die Eltern nicht selten kein Krümmchen Brot in ihrer Hütte haben. So wächst der Knabe, so das Madchen heran, und reift durch Ungemach und Elend zu eincr so dauerhaften Gesundheit. — Bekanntlich hegen die Zigeuner eine besondere Vorliebe für das freie, ungebundene Nomadenleben, und wechseln ihren Aufenthaltsort oft und gerne. Diejenigen aber, welchen dcr Aufenthalt in der Gränze gestattet ist, müssen, wie schon oben erinnert wurde, bleibende Wohnsitze aufschlagen. Eben so trifft man auch in Ungarn und Siebcnbürgc» schon vicle Zigeunerfamilien an, welche sich an stäte Wohnplätzc gewöhnt haben. Die große The, lesia befahl, diese angesiedelten Zigeuner Neubauern zu nennen, theils weil sie sich ihres Volksnamcns schämten, und theils um, wo möglich, mit dcm Namen auch das Andenken an ihre vorige Redensart auszurotten. Aber auch diese ansässigen Zigeuner sind dcm Alkcrbaue nicht sehr geneigt, und die wenigsten unter ihinn widmen sich den landwirthschaftlichen Beschäftigungen. Dcr grösitc Theil von ihnen beschäftiget sich auch in der Gränze mit verschiedenen Eiscnarbcitcn, welche sie ungeachtet der sehr einfachen und mangelhaften Werkzeuge, doch geschwind und gut zu machen wissl,,. Diese Beschäftigung ziehen sie allen andern vor, und das Schmicdehandwcrk schcint auch von jeher unter ihnen gaugbar gewesen zu seyn. Dessen i5,<: ungeachtet liefert der Zigeuner selten größere Schmiede» arbeiten, mid beschränkt sich meistens auf die Verfertigung von Hufeisen, Messern, Gabeln, Hacken, Nageln, Zangen und anderer Kleinigkeiten. Andere befassen sich wieder mit dem Ausbessern von altem Eisen, und Kupferge-rathe, und wieder andere verfertigen Ringe und Ohrgehänge , und verschiedene andere Sachen aus Zinn und Messing. Sehr viele beschäftigen sich auch mit verschiedenen Holzarbeiten, worunter die Anfertigung hölzerner Troge am «nisten betrieben wird, und sehr viele» Zigeuncrfami, lien den Unterhalt verschasst. Das Holz hiezu erhalten sie, gegen Crlag einer mäßigen Waldtare, in den ärarischcn Waldungen, wo sie gewöhnlich auch gleich ihrc Vcrkstättc aufschlagen. Außerdem verfertigen sie noch hölzerne Vöf. fel, Teller, Schüsseln und andere Holzgeräthschaftcn, welclie sie dann von Haus zu Haus, von Dorf zn Dorf führen, und zum Verkaufe anbiethen. Diese und ahnliche Wanderungen dürfen sie aber nur mit einem obriglcitli» chcil Passe unternehmcli, und müssen nach Ablauf der bewilligten Zcitfrist wieder in ihr Dorf zurückkehren. Sehr viele verlegen sich auch auf Musik, zu welcher Kunst sie unstreitig vicl Talent haben. Sie sind auch die einzigen in der ärmeren Volksklasse, welche die Violine spielen, und viele mtter ihnen bringen es auf diesem Instrumente zu einem ziemlich hohen Grade der Meisterschaft. Dieser Umstand ist um so bemcrkenswcrther, als der Zigeuner sclte» oder nie eine gründliche Anleitung in der Musik erhalt, sondern scinc Ausbildung immer sich selbst zu verdanken bat. — Mehrere vereinigen sich zu einem Quartette, Quintette, oder zu größeren Gesellschaften, und lasse» dann aus Jahrmärkten, Hochzeiten und ähnlichen Gelegenheiten ihre Kunst um cinc mäßige Velol'nung hosen. — Die Zigeuncrincn suche» ihrerseits auch etwas zur Erhaltung der Familie beizutragen. Sie spinnen für den 157 eigenen Bedarf, so wie auch das grobe Linnenzeng für die (Nränzerinen; oder helfen diescn Waschen lc. Auch ver-dingen sie sich auf einige Tage zu Feldarbeiten gegen eine mäßige Belohnung. Ucbcrhaupt zeichnet sich manche unter ihnen durch Fleiß und Arbeitsamkeit auf eine lobenswcrthc Weise aus. Viele trödeln mit alten Kleidern, mit Ringen nnd andern Erzeugnissen ihrer Männer; andere ziehen wieder als Wahrsagerinen herum, und verkaufen Talis-mane und Arzneimitteln. Letztcrc bestehen meistens aus besonderen Wurzeln, welche die Verkäuferin selbst nicht kennt, und aus Amulctcn, die mit verschiedenen Figuren bezeichnet sind. Urbrigcns wartet die Zigeunerin nicht etwa, bis man sie und ihre Kunst in Anspruch nimmt, sondern sie trägt ihre Dienste mit der ihr eigenen Zudringlichkeit jedem an, dem sie begegnet. Aus den Linien der stachen Hand, aus den Augen und den Gcsichtezügen weiß die Zigeunerin dic ganze Zukunft eines Menschen vorauszusagen, und ist übrigens geschickt gcnng, jedem das zu prophezeien, was er gerade gerne hört. Auch haben sie tausenderlei gchcinmisivolle Talismane in Bereitschaft, welche die Eigenschaft besitzen, in dcr Liebe, im Spiele, und in andern Dingen glücklich zu machen. Für alle diese wich tiqcn Dienste nehmen sie mit cincr sehr mäßigen Veloh nung vorlicb; einige Krcnzrr genügender Wahrsagerin, und will man ihr einige Groschen schenken; so kaun sie gar nicht aufboren, einem die angenehmsten Di»ge zu sagen.— Obwohl man in der Haushaltung der Neubauern hausig auf Gegenstände stößt, welche auf ihre altgewohnte Lebensweise erinnern; so sieht es in ihren Häusern doch vri weitem nicht so schmutzig und armselig ans, als in den Wohnungen dcr nomadischen Zigeuner. Man findet sie schon mcbr bequem eingerichtet, und mit dem Nothwendigsten vcrfthc», was zu einer gewöhnlichen Naucruhaus-baltung erforderlich ist; ja viele besitzen wol'l auch einige llciue Gcgcnstandc drs Luxus. — So wirkt dcr Ciufiuß 15« einer gesitteteren Umgebung langsam aber wohlthätig auf diese Mcnschcnklassc zurück, und führt nach und nach viele Familien in dcn Schooß der Menschheit wieder. -- Die Zigeuner in der Gränze kleiden sich nach der landesüblichen Tracht, und die fleißigeren und ordentlicheren unter ihnen schenken diesem Gegenstände schr viel Aufmerksamkeit. Ucbrigcns geht der Zigeuner mit seiner Kleidung schr schonend um. Die Holzarbeiter pflegen das Hemd auszuziehen, und in der brennendsten Sonnenhitze mit nacktem Obcrlcibc zu arbeiten, um dasselbe nicht unnöthigcrwcisc abzunützen. Diese Vorsicht beobachten sie auch noch bei einer Gelegenheit, wo man es am wenigsten vermuthen sollte. Wenn nämlich zwei von ibncn in einen ernstlichen Streit gerathen, welcher durch handgreifliche Argumente entschieden werden soll; so gewinnen sie noch immer so viel Oberhand über die Flammen des Zornes, daß sie vor dem Auebruche der Feindseligkeiten einen Waffenstillstand von einigen Minuten schließen. Während dcmsclbr» z»chen beide Parteien ik'ock und Hemd aus, damit die gegenseitigen Viebkosuna.cn um so inni, gcr empfunden werden könne»; und dann arbeitet jeder aus Leibeskräften auf dem nackten Buckel des andern herum. Außer diesen behausten, ziehen alle Jahre ganze Ka-ravanen siebcnbürgischcr Zigeuner in der Gränze von Ort zu Ort, um sich etwas zu verdiene». Diese führen ein unstäles ^lomabenleben, niid gehören zu der niedrigsten Klasse diejrS überall verachteten Volkes. Mit gar keinen Vortheilen der Zivilisirung bekannt; durch angcerbtc Vorurthcile und eine entartete Erziehung unfähig gc macht, die aus der Umgebung sich darbietenden Gele? genheiten zur Verbesserung ihres Schicksals zu benutzen; führen diese Menschen ein höchst kümmerliches, elendes Vcbcn. Ucbcrbies erfreuen si< sich nicht immer eines aus gezeichnete» RujVS, »md sichen manchmal i» rilum so 15,!' schlechten Renommee, daß sie von einem Dorfe zum andern cskortirt, und wenn sie nirgends eine Arbeit bekommen, wieder aus der Gränze hinausgeschoben werden. Dieser Vorsicht ungeachtet, müssen die Dorfbewohner, welchen diese Zigeuner die Ehre ihres Besuches schenken, sehr auf ihrer Huth seyn, denn der Zigeuner laßt sich die Hühner und Gänse des Bauers unbezahlt sehr wohl schmecken, und besitzt überhaupt eine große Gesthicklichkcit, alles, was er gebrauchen kann, sich auf unerlaubten Wegen zuzueignen. Sobald diese nomadischen Zigeuner die Erlaubniß bekommen, bei einem Dorfe durch einige Zeit verweilen zu dürfen, so schlagen sie dort ihre Wohnungen auf. Diese bestehen aus Zelten aus grober Leinwand, oder groben braunen kandluche, welche abgenützt und zerrissen, und mit zahllosen bunten Flecken nolhdürftig ausgebessert sind. Die Zelte werden über eine horizontale Stange, die auf zwei vertikalen Trägern ruht, dachförmig ausgespannt. Sie sind vorne offen, und nach hinten zu an einen Hügel, eine Erdwand, an eme» Vaum, oder den eigenen Wagen angelehnt. Sobald sich nun die Zigeuner nach ihrer Art eingerichtet habcn, wozu sie kaum eine Stunde Zeit brauchen ; so begeben sie sich mit Wcib und Kindern in das Dorf, wo sie sich in vielen Gruppen zerstreuen. Die Männer biethen ihre Erzeugnisse, welche sie allenfalls vorrä-thig habcn, zum Verkaufe an, und sammeln alles alte Eisen und Geschirre zum Flicken und Ausbessern. Die Weiber verkaufe» allerlei Gegenstände, die sie an andern Orten gestohlen habcn, und dringen Jedermann ihre Zauberkünste auf; u»d die Kinder bctteln. Bei dieser Gelegenheit spähen sie mit Argusaugcn jeden Winkel aus, ob sie nicht etwas finden, was sie allenfalls brauchen könnten ; und wissen allerlei Kleinigkeiten mit einer solchen Geschick-lichkcit mitzunehmen, dasi man es garnicht bemerkt. Mit den Hausgeräthschafte» und Habscligkcitcn des 460 nomadischen Zigeuners sieht cs jämmerlich aus. Ein irdener Topf, eine eiserne Pfanne, ein Löffel, ein Wasserkrug, ein Messer, und zuweilen noch eine Schüssel, mit der sich die ganze Familie behilft, macht sein ganzes Habe aus. Ist der Familienvater ein Schmid, welches Handwerk die meisten Zigeuner betreiben, so findet man in der Hütte noch ein Paar kleine Handbälge zum Anfachen des Feuers; einen kleinen Ambos aus Stcin; eine Zange und ein Paar Hämmer verschiedener Größe. Rechnet man hinzu nocl» einen Schnappsack, den die Zigcunerinen bei ihren Bcttclzügen um die Schulter hängen; fcrncrs das schon beschriebene Zelt, einen elenden Karren, und einen betagten, invaliden Gaul; ^ so hat man ein vollständiges Inventarium von dcm Ncichthume eines nomadischen Zigeuners. Aus dem so eben Gesagten kann man beiläufig entnehmen, wie es in der Hütte oder dem Zelte eines solchen Zigeuners ausschcn mag. In dem engen Raume von einigen Quadratschuhcn drängt sich die ganze, oft sehr zahlreiche, Familie zusammen. In der Mitte des Zeltes wirb rin Feuer untcrhaltcn, das zum Kochen, zum Sclimieden, und im Winter zur Erwärmuug dient. In der letztern Absicht liegen Vater, Mutter und Kinder durch einander so nabc als möglich am Fcuer; erstere in elende lumpen gehüllt, und letztere nacks wie die Frösche. — Die Einrichtung der Hütte ist höchst einfach, denn die Zigeuner sitzen, essen und schlafen auf der bloßen Erde, oder lagern sich höchstens auf einige lumpen. Hat der Hausvater Vust zum Arbeiten, so richtet er seinen Ambos am Eingänge des Zcltrs, oder im Sommer anck vor drin Zelte im Freien, auf, setzt sich mit krciizwei^ über einander geschlagenen Beinen hinzu, und bamnnrt darauf los. Neben ihm sitzt ein erwachsctlls Kind, um den BlaSbalg zu bewegen. Dickt am Feuer sitzt die Frau, und flickt oder kocl't, wc»n fic etwas hat, oder sitzt in bck.'glichrr Nuhc, und 16! schmaucht ihr Pfeifchen. Um sie herum balgen sich die nack-ten Kinder, oder schreien um Brot, und erheben oft cin solcbcs Zetergeschrei, daß sich der Vater genöthigct sieht, auf gut zigeunerisch den Hammerstiel auf den nackten Buckeln der hoffnungsvollen Nachkommenschaft herumtanzen zu lassen. Mitten durch diese Gruppe zieht ein mageres Schwein gruuscnd herum, und wühlt den Fußboden der Wohnstube auf, um sich Wurzeln zur Nahrung zu suchen; und ein abgemagerter, lebensmüder Hund liegt in stoischer Gelassenheit in den alten lumpen und Fetzen, welche im Hintergründe der Hütte in chaotischer Unordnung durch einander geworfen sind. So wic Wohnung und Gcräthc, ist auch die Nahrung bcr Zigeuner beschaffen. Bald leiden sie Hunger und Durst, bald leben sie nur bei Brot uud Wasser, und bald schmausen sie Hühner und Gänse, welche sie jedoch niemals kaufen, sondern sich immer auf verbothcncn Wegen zu verschaffen wissen. ^ Die Zubereitung der Speisen kostet der Frau eben nicht viel Mühe. Ob das Fleisch nur zur Hallte gesotten, ob der Braten halb roh und halb verbrannt ist, wird nicht beachtet, und was das Feuer nicht mürbe maclite, müssen die gnten Zahne zerkleinern. Suppe und Fleisch werden in die Schüssel geworfen, welche so eben dem Schweine und dem Hunde zum Troge qe. dient hat, und die ganze Familie versammelt sich «n, dieselbe, langt mit gieriger Hast zu, indem die blosic Erde zu Tellern dienl, und Finger und Zäbne die Dienste der Gabeln und Messer verrichten. — Wasser ist das gewöhnliche Getränk zu dieser delikaten Mablzeil, aber nicht etwa ans diätetischen Rücksichten, sondern weil, rs dem Zigeuner an Mitteln fehlt, sich geistige Getränke, welchc'er «„gemein liebt, zu verschaffen. Den Branntwein zieht er allen andern Getränken vor, uud sobald er einige Groschen verdient, oder sich selbe durch geschickte Handgriffe erwirbt, eilt cr in dic Schenke, um sich Branntwein zu laufen. Kommt cr mit diesem geliebten Getränke in sei i>cm Zelte an, so jubelt ihm die ganze Familie entgegen, und eine mit Branntwein gefüllte Flasche gibt nickt selten Anlaß zu crnsthafteu Balgereien zwischen den Eltern und Kindern; denn ein Jedes will sich zuerst mit dem Götter tränke laben. Haben sie dessen genug genossen, so ist die ganze Welt ihre, und sie ermangeln dann nicht, durch Schreie» und barmen zu zeigen, wiewohl ihnen sei. Dieser Durst nach Branntwein wird aber von dcrVe gierde nach Tabak noch weit übertroffcn. Dicscr beiden scbaft sind nicht nur die Männer ergeben, sondern auch die Weiber; und diese wohl noch mehr als jene. Männer und Weiber, Knaben und Mädchen sieht man Tabak rauchen; aber n,cht nur an dem blauen Dunste, der unter ihrer Nase aufsteigt, sindrn sie Vergnügen; sondern sie kauen und verschlucken auch die Blätter und Stängcln dicser edlen Pflanze mit Heister Begierde. Ihre Pfeifen sitzen meistens auf so kurzen 5k'öhre>,, daft nicht selten die Rase in Gefahr kommt, zu verbrennen. Wenn dieses hölzerne Robr bereits eine ziemliche Portion Tabakssast in sich a.Mgc,i bat, so wird der Pfeiftnkopf abgenommen, das so gebeizte Rohr in den Mund gesteckt, und so lange mit unglaublicher Wollust benagt, als nocl, ein Spänchen davon übrig ist. Ncbrigens ist es dem Zigeuner gleichviel, ob das Rohr in seinem eigenen, oder in einem fremde» Munde jene köstliche Eigenschaft erworben bat. Er nimmt es von ^edem, dcr c» ibm reicht, mit gvösitem Danke als ein sel,r wertbes Geschenk an. Die Klcldung des nomadischen Zigeuners läsit sich sehr schwer beschreiben, indem bei der Wabl der Stoffe, des Schnittes, der ,'^arbe, sehr zufällige Umstände ent^ scheide», und er sich an gar kciu Modcjournal bindet. Sie ist im Ganzen, wie leicht zu errathen, ziemlich armselig, jchmnhig und imsaul'er, i» welchen schöne» Eigenschaften sich besonders die Weiber auszeichnen. Kleider nach miM 463 rischcm Schnitte zieht dcr Zigeuner allcn andern vor. Ucb-rigcns kümmert er sich wenig darum, ob die einzelnen Kleidungsstücke, welche er trägt, in einer Uebereinstimmung stehen oder nicht; er zieht jedes Stück so an, wie cr es gerade durch Schenkung, Kauf oder Stehlen bekommt. Er seht einen Kastorhut auf, wenn er auch mit bloßen Füßen und zerrissenem Hemd herumgeht, und trägt Sporen, wenn auch die Stiefeln hundertfach mit den Kunstwerken des Flickers bedeckt siud. Der eine stolzirt in einem rotlttüchencn, mit Kold- oder Silbcrschuürcn verzierten ungrischcn Dollman einher, während der untere Theil des Körpers mit sehr armseligen Fragmenten einer leinenen Hose uothdürftig bedeckt ist; der andere trägt cinc rothe, rcichbordirtc Hose, entbehrt dabei aller Fußbekleidung, und hat entweder nur ei» halbes, oder gar kein Hemd an; und wieder ein anderer besieht selbstgefällig seine gelben Stiefel, an welchen stählerne Sporen klirren, während seine Hose keinen Vordem oder Hinter-thcil hat, oder sonst mit einem sehr bösartigen Schaden bcdaftel ist. — Noch erbärmlicher ist der Anzug der Weiber. Ihre gauze Bedeckung besteht zuweilen in einem großen halbzerrisscueu Tuche, das sie übcr den Kopf werfen, und um die senden schlagen; oder sie hüllen sich i» Uebcr-bleibsel abgenützter Kleider, welche kaum die anstösngsten Körpcrthcilc nothdürftig verdecken. Bei allem dem schmücken sie sick leidenschaftlich gern, und^'ingc, Ohrgehcnke, Halsgeschmeide, sind Gegenstände, welche sie nicht leicht entbehren können. Von der häuslichen Verfassung und dem innern Familienleben der nomadischen Zigeuner läßt sich auch wenig Glltts sagen. Der Mangel an sittlichem Gefübl bringt es mit sich, daß die einzelnen Familienglieder wenig Achtung gegen einander hegen, und auch nicht immer in Eintracht lebe». Die Erziehung ihrer Kinder macht ihnen wenig Mühe; an Unterricht und Schule wird gar „icht gedacht. 1lI4 Sobald das Kind laufen kann, wird es von der Mutter überall mitgenommen, und zum Vetteln und Stehlen angeleitet. Der Knabe wird zu dem Handwerke nicht angehalten; er drückt höchstens dcn Vlasbalg, und sieht seinem Vater zu, ohne dasi sich dieser die Mühe gebe, den Sohn das Wenige zu lehren, was er selbst weiß. Kann der Knabe einmal ein Hufeisen schmieden, oder eine Pfanne flicken, so wrisi er genug, um eine eigene Schmiede aufzuschlagen. Ist der Junge 15 oder 54 Jahre alt geworden, so merkt er schon, daß ibm etwas mehr fehle, als Essen und Trinken, lmd es wird der Wunsch in ihm rege, — auch cin Vater zu werden. Diesen Wunsch setzt er auch ohne viele Umstände in Erfüllung, und macht das erste beste Mädchen von l'^ oder l7» Jahren zur Gattin. Diese muß immer wieder eine Zigeunerin seyn; übrigens kommt es wenig darauf an, ob es eine Fremde oder eine sehr nahe Verwandte ist. Die Zeit des Brautstandes dauert nur so lange, als beide Tkcile sich über ihr Vorhaben ver ständigen. Die Trauung wird zwar nicht für eine ganz überflüssige Sache angesehen; doch liegt auck nichts daran, wenn sie erst hintcndrrin, nach erfolgter Vaterschaft, vollzogen wird. Ist auf diese Weise die Ehe geschlossen, so sitzt sich der junge Gatte hin, und fängt an zu dämmern, oder sonst sein Gewerbe anSznüben. Västt sich seine Frau in der Folge irgend ei» Versehen zu Schulden kommen, so wird sie mit einigen Dutzend Ohrfeigen an ihre Pflicht erinnert, oder wohl gar olmc alle Umstände fortgejagt. Wenn es den nomadischen Zigeunern in einem Dorfe nicht mehr behagt, so beben sie ihr Vager auf, und zn-hen weiter. Der Gaul wird eingespannt, Zclt, Werkzeug und andere Habscligkcitcn; Weib, Kinder und Spanferkel auf den Karren geladen, und die ganze Bande setzt sich in rincm laugen Zuge in Bewegung, um an einem andern Orte, oder in liner andern Gegend ihr Heil zu versuchen. Doch geschieht diese Uebcrsicdlung nicht i»m i<;5 mcr so ruhig «nb unangefochten; zuweilen sprechen die Zigeuner frcmdcm Eigcnthume so fleißig zu, daß die Dorfbewohner, welche nach gerade dies und jenes zu vermissen anfangen, mit Knittcln und Zaunpfählen unter die unge-bcthcncn Gäste hinausstürzen, und ihnen so ernsthaft zureden , daß sie augenblicklich den Wandcrstab ergreifen. Doch sind die Zigeuner vorsichtig genug, nicht immer eine solche Erckution abzuwarten; denn wenn sie an einem Orte ein wenig arg ausgeschweift haben, so machen sie sich noch frübcr davon, als ihr Vergehen im Dorfe kund? bar geworden ist. Ucbcrhaupt verlegt sich der Zigeuner mehr auf's Stehlen, als aufsein Handwerk, und läßt dieses Talent besonders aufMärkten uubKirchwcihfcstcn wuchern. Ihre Weiber gehen ihnen hiebci trefflich an die Hand, und machen es oft noch den Männern zuvor. Nenn sie allerlei Waaren im Dorfe zum Verkaufe hrrumtragcn, so nehmen sic ihre Kinder mit, welche einstweilen im Hofe, in der Küche, im Stalle ic. zugreifen, während die Mutter in der Stube ihren Verkehr hat. Hiebci biethet sich ihr oft rinc Gelegenheit dar, auch bics und jcncs mitgehen zu machen. Wenn sie bei einem Dicbstahlc attrapirt wird, und in die Gefahr kommt, mit dcm Beschädigten in eine handgreifliche Berührung zu kommen; so ergreift sie das Kleinste ihrer Kinder, und hält es dem Stürmenden entgegen , um ihn so zum Mitleid zu bewegen, und ihren Rücken vor unangenehmen Empfindungen zu sichern. Eben so häuftg als auf den Dicbstahl, gchcn sie auf das Betteln aus, wobei sie sich recht zudringlich und un-verschämt benehmen. Wenn man in der Nähe ihrer Vager-platze vorübergeht, so sicht man sich in einem Augcubli-!na, und dessen Einfluß a»f inenschliche Gesundheit. — Mincralprodukte. — Getreide. — Vlst, — Branntwein und Wein. — Wälder. — Zahme Hausthie-re, — WNd. — Wölst und Wolfsjagden — Weslügel. — ^nlen-fan — Kolumbacser Mucken. 2) Verfassung und Verwaltung.......3Z Allzzeun iner Ueberdlicr. - V erfassunssi Von d«m Erwelbe liegender wüler »nd deren u< in Stammgut und Ueberland.-'„it»lw»m. - Avbeitüsckuidiql^t. — Zu-lassunss d^l Gränze, zu,» Handel »nd Vewerle - Verwalt« » ss'. Polltis<<,o EinlDeilxnft de»l t!a»deö — Polizei und Recl'tspftege. — Osslclere und il^amle. - Kommunitäten; ihre Versassung und Anwalt«,,!,, ^ Im„lerw»!,r^„d^- Kordon gegen di« Uürken. — ^kordontttschardar.,,, KordonOkommande». ^ftickten der Kor-don»!wach,- — Schwierigsten dts KorbonsdlenNes ^n der sosse-nannten tro>tvnen Gränze. — Konlumazen. — gusammentünfte mit den HUrlei». - Volk. Ueberbllck der verschiedenen Völker, welche dle Vränze bewohne,,. — Spezielle Darstellung derselben, und zwar: l. Slaven. 1) Abstammung, Spracht und Religion, körperliche und gtl- stlge Bildung........55 Altünft. — Ist bl, Mllltärgrän« bloß durch ssinwandenm-«e« »'cvöllerl worden? — Sprach«. — Neli^io». — Körperllche Ve? schaffenhel«, — «Äeisltge «ildung und Bilbunqsanstaltrn, — 2) Wohnungen.........66 Diirlcr, ihre Vröfte »nd Veschassenheit. — «auart b«r Häuser ,,,,d der ?tebenqedäude. — Meiereien (Stans). — 2) Hausliches rebcn........«9 «roße der ssamilien — Ihr patrlalckal'sches Zus.lminenle? . ben. — Wi, lhschaftsart. - Etntheilunst der Geschäfte. — Vcenen au« d«« «nn^n LHmU'enlcl'eu, — Seitc ^«leldun?der M.nlnel.- D«r Fsauin und Mädchen. — Puy und Reinlildleit d»i Kleider. -5^ Sitten und Nebräuchc ....... ?^ Twleiluna. — 2"»f^remon!e,i.—Fe««rl«'lt.'.. l'el den Vastorenn. ^ 3r,mmei,»ünfte dr N>iauna de« ««!k.« zu Galiestien. - In wi« ^ „ '- «aN,re«ndschafl d,r »ra„,.r. -Allg.i.ol.ta». - Vaterland«-eb,. ^ »''rl'alwlff, t,» «lu<«vern,<'ndtscka,t.-P°l'r.»,m!»wo.- hau«, ^ N'der«..«, d,. «ollo'wanh.'r«n<,'^ Körperlich, «es««f. ll^r^^'" ^:'N:."3^u3'^.:^:^ ' " ' ,N'!^s^ r nn.>, ^^,n.S.!chev 3u»and der ^t.»!'au