Die Cyclonen dargestellt nach den einschlagigen Veroffentlichungen von Piddington, Meldrum, Reye u, a. von F. Attlmayr, Marine - Akademie - Professor. -<£s_ 1 s IMI anuscript g-edruckt. 1880 , Buehdruckerei Ig. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg in Laibach. Inhalt. Seite Bedeutung: »Cyclone, Wirbelsturm, Drehsturm, Drehorkan«.1 Regionen, wo Cyclonen haufiger vorkoramen.— Kurzer Rlickblick auf die Entivicklung unserer Kenntnisse liber die Wirbel- stiirme.'.— Gesetze der Drehstiirme. — Drehung des Windes innerhalb einer Cyclone . 2 Bahnbewegung der Cyclonen. 'Allgemeines liber deren Richtung .... 3 Cyclonenbalmen im nordatlantischen Ocean und in den angrenzenden Binnen- meeren.4 Cyclonenbahnen im slidatlantischen Ocean.5 Cyclonenbahnen am Cap der guten Hoffnung.— Cyclonenbahnen im indischen Ocean, arabischen Meere, Golf von Bengalen 6 Cyclonenbabnen im chinesichen Meere.7 Cyclonenbahnen im grossen Ocean nordlich vom Gleicher.— Cyclonenbahnen im grossen Ocean slidlich vom Gleicher.8 Die Cyclonenbahnen mit Rlicksicht auf die warmen oceanischen Stromungen und die Verschiebung der Passatgrenzen.9 Geschwindigkeit der Fortbewegung der Cyclonen auf der Balin.— Geschwindigkeit, beziehungsweise Heftigkeit des Windes innerhalb eines Wirbelsturmes. Ueber das Verhalten des Windes in einem Drehorkan 10 Windstille und unregelmassige Winde in der Orkanmitte.11 Ausdehnung der Drehstiirme im Sinne ihrer Durchmesser.12 Bezeichnung einzelner Theile eines Drehsturmes. Aeussere Gestalt der Cy- clonen.13 Bewegung der Luftmassen einer Cyclone in Spirallinien. Vertheilung der Winde auf dem Orkanfelde.15 Hohe der Cyclonen.20 Wolkenbildung und Niederschlag, elektrische Erscheinungen in Drehstlirmen 21 Verhalten des Barometers bei Annaherung und im Verlaufe eines Drehsturmes 22 Riickwirkung der Wirbelsturme auf den Zustand der See.28 a) Wellenbewegung . 29 b) Stromungen.— c) Cyclonenwelle.30 IV Seite Jahreszeiten, in denen Wirbelsturme besonders haufig eintreten.30 Schilderung von Orkanen. Mechanische Wirkungen derselben. Der grosse Orkan vom Jahre 1780. 31 Der Orkan Sr. M. Fregatte »Donau« am 18. November 1869 . 33 Reye’s Berechnungen behufs Darstellung der meehanischen Arbeit des Cuba- Orkans vom 5. bis 7. Oktober 1844.35 Atmospharische Zustiinde unmittelbar vor der Entstehung von Cyclonen . 36 Erklarung der Entstehung und Dauer der Wirbelsturme.37 Erklarung des Drehungsgesetzes der Drehstiirme.41 Ursachen, welche die Richtung des Vorschreitens der Orkane auf ihrer Bahn bestimmen.43 Warum sind die Cyclonen in den heissen Zonen heftiger, als in den ge- miissigten.45 Schiffahrtsregeln in Cyclonenstiirmen.— a) Anzeichen eines Orkans.— b) Bestimmung der Lage des Orkancentrums zum Schiffsort .... 46 c) Bestimmung der Bahnrichtung.48 d) Bestimmung der Seite der Cyclone, an welcher man sich befindet . 49 e) Manoverregeln, um aus einer Cyclone heraus zu kommen .... 50 f) Manoverregeln, wenn ein Schiff liber die' Natur des Sturmes oder iiber seine Lage innnerhalb der Cyclone im Ungeivissen ist . . . 51 g) Manoverregeln, wenn ein Schiff vor einem Orkan auf oder niichst dessen Bahn sich befindet.— h) Regeln beziiglich des Beiliegens, wenn man dem orkanartigen Theil einer Cyclone nicht mehr entkommen kann.— i) Die Manoverregeln in einem Orkan mit Riicksicht auf die Spiral- theorie.53 k) Besondere Manoverregeln in einer Cyclone ftir Dampfer.57 l) Ueber Ausniitzung von Cyclonen zur Beschleunigung der Reise . . 58 Resume der Schiffahrtsregeln.59 Verhaltungsregeln, wenn man beim Herannahen einer Oyclone an einer offenen Kiiste oder in einem Strome vor Anker ist.61 Ueber Cyclonen. Die Cyclonen oder AVirbelstiirme — Drehstiirme, Drehorkane — sind Wirbelwinde, welehe sieh durch Heftigkeit auszeichnen und weit liber die Erdoberflache ausdehnen. Dieselben entstehen — mit Aus- nahme eines Giirtels beilaufig von 5° nordlich bis 5° siidlich vom Gleicher — besonders haufig innerhalb der Wendekreise, kommen aber auch in den gemassigten Zonen nicht selten vor. Die Theile der Erde, welche Wirbelstiirmen zumeist ausgesetzt erscheinen, sind: der nordatlantische Ocean, zumal die Gewasser Westindiens und Centralamerika’s, der indische Ocean, besonders der Golf von Bengalen und die Gewasser in der Nahe der Masca- renen, schliesslich die China und Japan begrenzenden Meere. In letzteren Meeren bezeichnet man die Wirbelsturme auch mit dem Namen Teifune. Wenn aber auch bestimmte Erdtheile von Drehorkanen ofter heimgesucht werden als andere, so ist doch die Annahme kaum zulassig, dass es einzelne Theile der Erde gebe, in welchen Wirbel- sttirme nie entstehen, oder doch, in welche sie nie eindringen. Es ist vielmehr in Anbetracht des Umstandes, dass die Kennt- niss der Wirbelstiirme erst seit relativ wenigen Decennien sich Bahn gebrochen, mit Recht zu vermuthen, dass einzelne Meere nur deshalb von derartigen Sturmen frei erachtet werden, weil die Sturme, welche sie getroffen haben, noch nicht zum Gegenstande einer eingehenden Untersuchung auf Grund hinreiehender Angaben gemacht worden sind. Von einzelnen Mannern ward es schon friih erkannt,, dass Sturme mit einer vollstandigen Drehbewegung vorkommen. So z. B. be- schreibt Dampier die Teifune des chinesischen Meeres als Sturme dieser Gattung. Doch erst Oberst Capper der ostindischen Compagnie Bedeutung »Cyclone, Wirbelsturm, Drehsturm, Drehorkan«. Kegionen, wo Cyclonen haufiger vorkommen. Biickblick auf die Entwicklung unserer Kennt- nisse iiber die Wirbelsturme. 2 GesetzederDreli- sttirme. Drehung des Wiiul.es innerlialb einer Cyclone. machte am Schlusse des vorigen Jahrhunderts die Sturme der in- dischen Gewasser zum Ziel seiner Forschungen, der en Ergebniss war, dass die Orkane der indischen Meere Wirbelstiirme seien. Seine Veroffentlichung (1801) blieb jedoch unbeachtet. Tm Jahre 1828 zeigte Dove, dass der Sturm, welcher zu Weihnachten 1821 Europa traf, ein Wirbelsturm war. Fast gleichzeitig mit Dove und unab- hangig von ihm entdeckte Redfield, dass die Sturme an den Kiisten der Vereinsstaaten meistens Wirbelstiirme seien, deren Drehung ent- gegengesetzt jener des Zeigers einer Uhr vor sich gehe, dass ferners in der Mitte dieser Sturme der Stand des Barometers auffallend niedrig sei und die luftdiinne Mitte derselben fortschreite. Oberst Reid endlich erwies, dass die Wirbelstiirme der Sudhemisphare im Sinne des Zeigers einer Uhr rotiren. Die genannten drei Manner sin d die Begriinder unserer Kenntnisse uber die Natur der Wirbel- stiirme. Denselben reihen sich zunachst Piddington und Thom an, welche sich grosse Verdienste um die Erweiterung dieser Kenntnisse er- worben haben. Vom ersteren riihrt der Name »Cyclone« her, unter welcher Bedeutung Piddington Winde begreift, welche um einen Mittelpunkt kreisen. Die Worte Briese, Kiihlte, steife Kiihlte, Sturm, Orkan beziehen sich hienach, wie friiher, nur auf den Grad der Starke des Windes. Um nun die Gesetze und eigenthiimlichen Erscheinungen der Cyclonen in Betracht zu ziehen, ist es vor allem hervorzuheben, dass in den Cyclonen der Sturmwind sich annahernd kreisformig um einen Mittelpunkt bewegt, und dass diese Kreisbewegung in einem bestimmten Sinne erfolgt. In beiden Erdhalften geschieht namlich die Rotation gegen die Sonne: auf der nordlichen Hemisphare von S. liber 0., N. und W., auf der siidlichen Halbkugel, wo die Sonne von 0. liber N. nach W. sich bewegt., von S. uber W. nach N. und O. Auf der Nordhalfte der Erde rotirt also der Wirbel im ent- gegengesetzten Sinne des Zeigers einer Uhr, auf der Slidhalfte im gleichen Sinne wie der Zeiger einer Uhr. Der Beweis fiir die Richtigkeit dieses Gesetzes wird hergestellt, indem man fiir einen und denselben Zeitpunkt und fiir verschiedene Orte im Bereiche eines Sturmes die Windrichtungen ermittelt und auf einer geniigend grossen Karte an den betreffenden Orten ver- zeichnet. So bat Redfield fiir den Guba-Orkan, welcher vom 4. bis 7. Oktober 1844 dauerte, 165 Berichte von Schiffen und Pliltzen, 3 welche von dieser Cyelone betroffen worden sind, gesammelt und dann fiir zwanzig verschiedene Zeitpunkte die Windrichtungen, wie sie sich an verschiedenen Orten ergaben, in seine Karten eingetragen. Aus dieser Art der Darstellung der Cjclonen ward es aber er- sichtlich, dass die Ro Lat i onsb e vv egung der Luftmassen nicht vollig einem Kreise entsprieht, sondern dass zugleich eine Bewegung der Luft gegen die Mil te stattfindet. Diese Abweichung des Windes von der Richtung der Tangente gegen das Centrum wurde von Redfield bis zu zwei Compasstriehen geschatzt; selbe diirfte aber bei ver¬ schiedenen Stiirmen verschieden sein. Einen zweifellosen Beleg fiir das eben Gesagte bietet unter anderen der Fali, welchen Piddington anfiihrt. Die Brigg »Charles Heddle« gerieth den 22. Februar des Jahres 1845 etwa 210 Seemeilen NzO. von Mauritius in eine Cyclone. Durch fiinf Tage lenste derselbe vor Topp und Takel, nachdem am ersten Tage das dichtgereffte Vormarssegel fort.geweht war. Piddington verzeichnete nach den Angaben des Schiffsjournals den Weg des »Charles Heddle« und fand, dass die Brigg die Mitte der Cyclone fiinf- mal, und zwar im Sinne eines Zeigers einer Uhr, umkreiste und sich hiebei mehr und mehr der Mitte naherte: — durch die erstere Thatsache erhalt das Gesetz der Drehung des Windes, wie es von Reid fiir die Siidhalfte der Erde aufgestellt worden, ihre Bestatigung, wahrend der letztere Umstand die eben erwahnte Abweichung der Windrich- tungen von der Richtung der Tangenten gegen das Centrum bezeugt. Ein interessantes Beispiel derselben Art fiihrt Meldrum an. In dem Orkan, welcher am 16. Mai 1863 im siidindischen Ocean zwischen 5—15° siidl. Br., 75—87° osti. L. von Gr. herrschte, umkreiste der »Earl Dalhousic« zu wiederholten malen den Focus der Gvclone. Die Art der Drehung des Windes innerhalb der Cyclonen, Baimbewegung der Oyclonen. jenachdem sie in der Nord- oder Sudhemisphare vorkommen, hat Aiigemeines ' # liber deren Eich- sich als ausnahmsloses Gesetz erwiesen; anders verhalt es sich be- m „ tung. Taf. II, Fig. 8. ziiglich der Bahnen der Wirbelsturme. Die Cyelonen sind namlich nicht stationar, sondern verandern ihren Ort. Dieses Fortschreiten geschieht, wenn eine Cyclone, aus t.ropischen Gegenden kommend, in eine gemassigte Zone iibertritt, auf einer Bahn, welche einer Parabel ahnlich ist, und zwar ist die Richtung der Bahn innerhalb der Tropen eine westliche und gegen die Wendekreise geneigte; in der Nahe dieser Kreise (zwischen 20—30° Breite) ist der Scheitel der Bahn, welche hierauf eine von Ost mehr oder minder polwarts abweichende Richtung einschlagt. 4 Cyclonenbahneii im nordatlanti- schen Ocean und in den angren- zenden Binnen- meeren. Taf. I, Eig. 1. So ist im allgemeinen der Verlauf der Bahn solcher Cyelonen in der Nordhalfte der Erde ‘innerhalb der Wendekreise eine nord- westliche, ausserhalb derselben eine nordostliche; in der Slidhalfte der Erde im Bereiche der Passatregionen eine sildwestliche, ausser¬ halb derselben eine sudostliche. Die fiir die einzelnen Zonen gegebenen Bahnrichtungen bleiben im Durchschnitt dieselben. wenn Drehorkane sich auf die eine oder andere Zone besehranken. Die Sturmcyclonen verfolgen innerhalb der Tropen und nordlich vom Aequator eine nordwestliche, siidlich von demselben eine sudwestliche Richtung. Cyclonen, \velche in der gemassigten Zone ihren Ursprung haben, bewegen sich in den nord- lichen Meeren nordostlich, in den sudlichen siidostlich. Diese hier verzeichneten Bahnrichtungen sind aber nur als mittlere — als Regel — anzunehmen, und es kommen Abvveichungen mehr oder weniger haufig und in grosserem oder geringerem Grade vor, je nach der Oertlichkeit, wo der Orkan auftritt. Bezuglich des Vorschreitens der Orkane auf ihrer Bahn ist schliesslich zu be- merken, dass Redfield der Orkanmitte eine oscillirende Bewegung zuschreibt, indem der Focus des Wirbelsturmes nicht in gerader Linie vorzuschreiten, sondern von Seite zu Seit.e sclrvvankend eine Wellenlinie zu beschreiben scheint. Die Bahnrichtung der Orkane im nordatlantischen Ocean im Bereiche der niederen Breiten bis in die Nahe des Wendekreises des Krebses ist nordwestlich, westnordwestlich, nordnordwestlich; doch gibt es unter den bisher untersuchten Orkanen auch solche, deren Bahnen von obiger Regel abweichen. So z. B. be- wegte sich ein Orkan Ende August 1842 vom atlantischen Ocean west.warts iiber die Bahamas nach der mexikanischen Kiiste; ein Orkan im Oktober des- selben Jahres hatte seine Richtung aus dem Busen von Vera Cruz (Campeche) nordostlich iiber Florida in das atlantische Meer; eine mehr nordnordostliche Richtung hatte die Bahn eines Orkans im Oktober des Jahres 1844, der von den Iviisten von Honduras ausgehend iiber Guba und die Bahamas bis iiber Neufundland reichte; im Oktober 1847 traf ein Orkan mit westsiidwestlicher Bahnrichtung die Kiiste von Venezuela. Eine eigenthiimliche Abweichung in der Hohe von Florida, wo gewohnlich der Scheitel der aus den vvestindischen Gervassern in den atlantischen Ocean iibertretenden Orkane ist, zeigt die von Reid verzeichnete Cyclone vom August 1837, indem deren Bahn gegen die Kiiste sich abbiegt. Auf die Bahnabrveichung der beiden letzteren Cyclonen, sowie der von Redfield verzeichneten Orkane vom Juni 1831 und August 1835, deren Bahnen, eine gerade Linie verfolgend, mit westnordwestlichem Curse die Kiisten Mexico’s treffen, mag der Umstand nicht ohne Einfluss gewesen sein, dass im Hinblick auf die Jahreszeit des Vor- o kommens dieser Sturme uber den erwahnten Ktistengebieten eine starke Auf- lockerung der Luft platzgegriffen hatte. Beziiglicli der Stelle des Ursprungs der Cyclonen siidlich des 30. Breiten- grades lasst sich nach den bisher vorhandenen Beobachtungen und gegebenen Erfahrungen nur sagen, dass die Drehstiirme nordlich des 10. Breitengrades entstehen. Wenngleich die meisten Orkane, deren Bahnen bestimmt sind, dem west- lichen Becken des atlantischen Meeres angehoren, so gibt es auch solche, von denen nachgewiesen ist, dass ihre Bahnen bis nahe an die afrikanische Kiiste reichen. Dies gilt z. B. bezuglich des von Redfield verzeichneten Orkans Ende August bis Mitte September 1853, sowie beziiglich des Wirbelsturmes, welcher Anfangs September 1850 die capverdischen Inseln heimsuchte. Reid bestimmte die Bahn einer Cyclone von der Hohe der canarischen Inseln bis gegen die Kiiste Spaniens. Meistens ist aber die Ursprungsstatte der verheerenden Cyclonen, welche die atlantisghen Gewasser innerhalb der Tropen aufwiihlen, ostlich von den kleinen Antillen zu suchen. Die Bahnen der Cyclonen nordlich des 30. Breitengrades laufen nordost- lich, nordnordostlich, ostnordostlich. In der Nahe der britischen Inseln fand Reid Orkane mit nordostlicher und solche mit siidostlicher Bahnrichtung. Die grosse Ausdehnung, welche die Cyclonen in hoheren Breiten haufig erlangen, diirfte die Ursache sein, dass die Stiirme dieser Regionen seltener als Cyclonen erkannt werden. Dies mag daher auch bezuglich der Cyclonen Geltung haben, welche aus dem atlantischen Ocean gegen Westeuropa herankommen. * Dass auch im Mittelmeer Cyclonen vorkommen, hat zuerst Reid dar- gethan. Der Sturm, welchen im Dezember 1840 im Ostbecken des Mittelmeeres die englische Flotte zu iiberstehen hatte, erwies sich als eine Cyclone, deren Bahnrichtung O y 2 N. war. Piddington bestimmte die Bahn eines Drehsturmes, welcher Ende Dezember 1848 im Kanal von Malta wiithete; die Richtung des- selben war SOzO. Piddington glaubt, dass der Sturm, welcher am Anfange des nachsten Monates verheerend zu Konstantinopel auftrat, die Fortsetzung der eben erwahnten Cyclone gewesen sei. Verlassliche und ausreichende Daten (iber Cyclonen im siidatlantischen Ocean sind bisher nicht reichlich vorhanden; doch ist es immerhin als sicher anzusehen, dass auch im siidatlantischen Ocean Wirbelstiirme vorkommen. Nach den wenigen von Piddington angefuhrten Berichten zu schliessen, diirften siidlich des Wendekreises des Steinbocks die Cyclonenbahnen eine ostliche bis siidost- liche Richtung einhalten. Reid gibt an, dass die Sturme in den Gewassern zwischen Cap Horn und dem Cap der guten Hoffnung, analog wie an den Kiisten der britischen Inseln, aus Richtungen zwischen NW. und SW. kommen. Das Capland liegt im Bereiche von Cyclonen, welche, von ONO. anlangend, dasselbe auf ihrer westsiidwestlichen Bahn durchstreifen. Meistens westlich vom Cap wenden sich die Cyclonen ost- und siidostwarts. In der Nahe des Cap hat demgemass die Bahn dieser Orkane ihren Scheitel. * Nach Prof. Loomis passiren iibrigens die Bahnen der nordatlantischen Orkane meistens nordlich von Schottland. (Annalen der Hydrographie 1879.) Cyclonenbahnen im siidatlanti- schen Ocean. Cyclonenbabnen am Cap dsr gu¬ ten Hoffnung. 6 Cyclonenbahnen Zwischen dem Cap der guten Hoffnung und Vandiemensland werden Ocean, arabi- Cyclonen mit ostlicher Bahnrichtung gemeldet. Die heftigen Winde, \velche in Golf von 1 Ben- den Siidaustralien bespiilenden Ge\vassern aus NW. einsetzen und dann auf W. gaien. un( j SW. iibergehen, durften Nordhalften von Cyclonen angehoren, deren Balin ostlich verlauft. In der Nahe der Basstrasse mag manchmal die Bahn mehr nach NO. abvveichen oder auch in Anbetracht des hohen Landes, dem der Sturm begegnet, eine Verzogerung der Geschwindigkeit der Cyclone in ihrer Bahnbewegung eintreten. Im Theile des indischen Oceans zwischen Natal und der Siidspitze Ma- dagascars trifft man nach Piddington bisweilen auf Cyclonen mit westsiidwest- licher Bahn. Im Kanal von Mozambique ist nach den wenigen verfiigbaren Daten die Bahnrichtung der Cyclonen WSW. Im indischen Ocean siidlich vom Gleicher zwischen der Ostkiiste von Madagascar und der West- und der Nordwestkiiste von Neuholland ist im Durch- schnitt die Bahn der Cyclonen eine westsiidwestliche; in der Nahe der Masca- renen biegt dieselbe sudwarts ab, um alsdann im Bereiche der gemassigten Zone einem ostlichen bis ostsiidostlichen Curse zu folgen. Ausnahmen von der Regel sind aber auch in den besagten Regionen nicht selten, zumal im ostlichen Becken von 6—25° siidl. Breite. Hier kommen Cyclonen vor, welche stationar sind oder doch eine sehr geringe Ortsveranderung zeigen. — Piddington be- stimmte die Bahn einer Cyclone, rvelche sich anfangs von SO. nach NW. be- wegte und sich erst dann nach SW. wendete. In der Timorsee ist die gewohn- liche Bahn ONO.—WSW.; doch Piddington verzeichnet auch eine Bahn, welche von S. ausgehend nach NW. verlief. An der Westkiiste Neuhollands findet man auf der von Piddington ent- worfenen Sturmkarte des indischen Oceans die Bahn eines Orkans mit der Richtung SW. — vom Land seewarts — eingetragen; andere hingegen (siidlich von ersterer) mit der Bahnrichtung ostlich und ostsiidostlich — von der See landwarts. Taf. i, Fig. 2. Wenn man nun die Bahnen der Cyclonen im nordlichen Theil des in¬ dischen Oceans in Betracht zieht, so sind in der arabischen See zweierlei Haupt- richtungen zu unterscheiden: die eine nach WNW. und NW., die andere (bei den Laccadiven beginnend) nach NNW. Doch ist auch auf diese Regel mit volliger Sicherheit nicht zu bauen, und muss man auf mehr oder minder grosse Ab- weichungen gefasst sein. So bewegte sich beispielsvreise im Monat April 1847 eine Cyclone mit NO.-Curs gegen die Siidkiiste von Malabar. In der Bai von Bengalen, und zwar im nordlichen Theile derselben, sind die Bahnrichtungen: W., WNW., NW. und NNW. bis NzW., am haufigsten sind die Bahnrichtungen W. und NW. Zwischen den Andamanen und der Kiiste Coromandel wechselt die Bahn¬ richtung zwischen W. und NW.; doch wenn Cyclonen in beilaufig 6 oder 8° nordl. Breite und ostlich bis zu 90° Lange vorkommen, so scheinen sie zuerst nach NNW. oder NW. vorzuriicken und dann eine westliche Richtung einzu- schlagen. In den Gewassern des Andaman-Archipels mag man (nach Piddington) Drehorkanen seltener begegnen; die Bahnrichtungen zweier Orkane, deren Bahnen bestimmt vrorden, waren WNW. und NWzN. Eine auffallende Ausnahme 7 beziiglich der Bahnrichtung bildet die Cyclone, welche der englische Dampfer »Pluto« im April 1854 im Golf von Martaban zu bestehen hatte: dieselbe be- wegte sich von SW. nach NO. Im chinesischen Meere haben die Cyclonen in der Regel eine Bahnrich¬ tung, ivelche innerhalb der Grenzen NW. und SW. sich lialt. Abweichungen bis NzW. und SzW. treten vornehmlich im Monat September, solche bis zu SzW. im Oktober auf.* Abweichungen von der gesvohnlichen Bahnrichtung finden sich tibrigens am haufigsten in der chinesischen See verzeichnet. So z. B. zeigt Piddington’s Cyclonenkarte dieses Meeres Bahnen, welche verschieden gestaltete Curven verfolgen: ein Teifun (September 1803) bewegte sich anfangs nord- westlich, dann \vestlich, endlich nach WzN.; ein anderer (November 1837) west- nordwestlich, dann sudwestlich; ein dritter Teifun (November 1847) ging (wahr- scheinlich aus dem grossen Ocean kommend) von der \Vestkiiste Luzons aus, bog zuerst nordwarts, dann ostwarts ab, um durch die Bashee-Strasse in das stille Meer zu verlaufen; ein vierter (September 1846) hatte anfanglich einen siidvvestlichen Curs und \vendete sich dann nord\vestlich gegen das Land. Andere Teifune mit auffallend abnormer, wenn auch gerader Bahnrichtung sind auf der envahnten Karte, einer mit NNO.-Curs gegen Formosa, ein zweiter mit beilaufig SWzS.-Curs gegen Cochinchina angegeben; ein dritter hingegen, mit der Richtung vom Lande kommend, tritt mit nordostlichem Curs in den Kanal von Formosa. Cyclonen in niedereren Breiten als 9° nordl. sind jedenfalls selten, doch liegen Berichte aus der Anamba-. Banda-, Celebes- und Sulu-See vor, welche den Schluss gestatten, dass auch diese Gewasser von derartigen Stiirmen niclit frei sind. Im grossen Ocean ist ungefahr zvischen 8—30° nordl. Breite die Bahn¬ richtung eine nordvvestliche. Je naher dem IVendekreise man sich befindet, desto eher sind Abweichungen von obiger Hauptrichtung zu erwarten. So wird von Cvclonen in 19—20° nordl. Breite berichtet, deren Bahnen, aus O. kommend, zuerst nord-, dann nordostwarts verliefen. Die franzosische Corvette »La Bayon- naise« hatte unter der Iviiste von Guam einen Teifun zu bestehen, fiir dessen Bahn sich eine nordostliche Richtung ergiebt. — In der Nahe des Landes er- fahren die Bahnrichtungen haufig Abweichungen. Hierauf wird man auch in den westlichen wie ostlichen, die Continente begrenzenden Gewassern des grossen Oceans zu achten haben. So ist an den Kiisten Mexico’s die nahe liegende Moglichkeit einer Abweichung in nordostlicher, daher in der Richtung landwarts ins Auge zu fassen. — Im nordlichen Theile des grossen Oceans polwarts vom IVendekreise des Krebses kann als Durchschnittsrichtung der Cyclonenbahnen eine nordostliche angenommen werd.en. Der Ursprung dieser Cyclonen ist zu- nachst innerhalb der Tropenregion zu suchen, aus welcher sie in die gemassigte Zone iibertreten. Der Scheitel der Cvclonen liegt in denselben Breiten, wie im nordatlantischen Ocean. Auch die japanischen Gewasser sind iibrigens des * Nordlich von 20° nordl. Breite herrscht die Bahnrichtung zwischen W. und NW. vor; siidlich von 20° nordl. Breite jene zwischen W. und SW. Am unregelmassigsten sind die Teifunbahnen nordlich von Formosa zwischen China und Japan. (Annalen der IIydrographie 1878.) C,yeloiienbahuen im chinesicheu Meere. Taf. I, Fig. 2. CyclonenbahneD ira grossen Ocea d nordlich vom G-leicher. 8 Cy clon enb ahnen im grossen Ocean sudlich vom Aequator. ofteren der Platz, wo die Wendung der Bahn aus der nordwestlichen in die nordostliche Richtung vor sich geht. Diese letztere Richtung ist aber ebenfalls nur als Mittelrichtung anzusehen, und man bat Abweichungen von mehr oder minder grossem Belang zu gewartigen. So z. B. verfolgte der Teifun, welcher die k. k. Fregatte »Donau« am 18. November 1869 in 34° 20' nordl. Breite und 148° 38' osti. Lange von Gr. erfasste, anfangs eine nordwestliche Richtung; spater diirfte sich die Bahn nach SO. gewendet haben. Der Orkan, welchen die genannte Fregatte am 28. November desselben Jahres in 36° nordl. Breite und 180° osti. Lange zu bestehen hatte, verfolgte aber die normale Richtung NO. — Dass Drehorkane der gemassigten Breiten, gleichwie derartige Sturme des nord- atlantischen Beckens, auch in dieser Zone selbst ihren Ursprung finden mogen, diirfte eine begriindete Ansicht sein, und sowie Wirbelstiirme, aus dem nord- amerikanischen Festland kommend, sich iiber das nordatlantische Meer verbreiten, wird es sich auch ereignen, dass Cyclonen, welche das nordliche Becken des grossen Oceans durchziehen, innerhalb des asiatischen Continentes entstanden sind. Bezilglich des Vorkommens von Cyclonen im grossen Ocean sudlich vom Aequator berechtigen die vorhandenen Erfahrungen zum Schlusse, dass das ganze Gebiet der australischen Inseln von der Ostkiiste Neuhollands bis zum niedrigen Archipel nicht frei von Drehorkanen ist, und dass solche auch in den Gewassern auftreten, welche die Westkuste Siidamerika’s bespiilen. So wird von Orkanen berichtet, welche — zweifellos Cyclonen — die Samoa- und Fidschi-Inselgruppe mit siidwarts gerichteter Bahn durchstreiften. In den Gewassern zwischen den Schiffer- und Freundschaftsinseln wiithen nicht selten orkanartige Sturme. * Dasselbe gilt von den Neu-Hebriden und Neu-Cale- donien. Einzelne Sturme, welche liber die letzterivahnten Eilande dahinrasten, diirften in krummer Bahn vorgeschritten sein. Bei Neuseeland kommen Drehstiirme vor, und ward z. B. die Bahn eines solchen mit der fiir diese Breiten abnormen Richtung NO. bestimmt. Beziiglich der Gewasser zwischen Vandiemensland und dem Cap Horn sind Nacbriehten vorhanden, welche das Vorkommen von Cyclonen zu vermuthen gestatten. End- lich lassen die bisher gegebenen Daten betreffs der schvveren Sturme, welche sich an der Westkiiste Siidamerika’s polwarts vom Wendekreise des Steinbocks ereignet haben, die Folgerung zu, dass sie mitunter Cyclonen sind, welche die Bahnrichtungen von W. nach 0. oder von NW. nach SO., daher von See gegen Land einhalten. Eine allgemeine Regel fiir die Orkanbahnen im Bereiche des in Rede stehenden Theiles des grossen Oceans lasst sich mit Sicherheit dermalen noch nicht aufstellen. Denn wenn auch die Annahme nicht unbegriindet ist, dass beziiglich der Bahnrichtungen der Cyclonen im siidindischen Ocean und im * So wurde z. B. vom Capt.-Lieutenant v. Ahlefeld des kais. deutschen ' Schiffes »Gazelle« die Bahn eines Drehorkanes bestimmt, welcher im November des Jahres 1875 Tongotabu beriihrte. Der Orkan verfolgte anfangs eine beilaufig siidsiidwestliche Richtung bis gegen 19° siidl. Breite und nahrn dann bei seiner Annaherung an Tongatabu eine mehr ostliche Richtung an. (Annalen der Hydro- graphie 1877.) 9 grossen Ocean derselben Breiten eine Analogie bestehe, so diirften doch die zahlreichen Archipele des letzteren Oceans nicht ohne Einfluss auf die Bahn- richtungen der Wirbelstiirme desselben erscheinen. Wenn man die Gestaltungen der Gyclonenbahnen liberblickt und jene Regionen der Oceane ins Auge fasst, wo sie besonders haufig auftreten, so drangt sich die Wahrnehmung auf, dass der all- gemeine Verlanf derselben jenem der oceanischen warmen Strome folge, dass im Bereiche warmer Gewasser die Haufigkeit solcher Orkane grosser ist, als liber relat.iv kalten Meeresflachen, dass end- lich der Umfang und die Verbreiterung der Wirbelsturme mit der Breitenausdehnung und der raumlichen Erweiterung der warmen Meeresstrome in einem Zusammenhange zu stehen scheint. Es mag weiters die Annahme nicht als grundlos gelten, dass die Ver- riickung der Polargrenzen der Passate Einfluss auf die Oertlichkeit des Bahn- scheitels iibe, und dass die geographische Breite des Ursprungs der tropischen Orkane je nach der Lage der aquatorialen Grenzen der Passate eine Verschie- bung erfahre. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Ortsveranderung der Cyelonen vor sich geht, ist bei verschiedenen Cyclonen verschieden und auch bei einer und derselben Cyclone nicht stets die gleiche. So wird die Geschwindigkeit der westindischen Orkane zu 14 bis 20 Seemeilen per Stunde angegeben. Die Orkane des atlantischen Oceans in hoheren Breiten haben hingegen nach Reid bisweilen auch eine Geschwindigkeit von 50 Meilen erreicht. Nach Mohn’s Unter- suchurigen ist die Geschwindigkeit der europaischen Wirbelsturme 24 bis 30 Seemeilen. Im indischen Ocean wechselt, die Geschwin- digkeit der Cyclonen zwischen 3 und 10 Meilen,* im Golf von Ben- galen zwischen 3 und 15 Meilen, im chinesischen Meere zwischen 7 und 24 Meilen. Im ostlichen Becken des sudindischen Oceans innerhalb der Tropen kommen Cyclonen vor, welche keine Orts¬ veranderung zeigen oder doch eine sehr unbedeutende Bahnbewe- gung haben. So z. B. ward die Geschwindigkeit einer Cvclone in den besagten Gewassern fiir den Verlauf eines Tages zu etwa 17 Seemeilen berechnet,. * Bridet gibt die Geschwindigkeit der Cyclonen auf ihrer Bahn im indi¬ schen Ocean an, wie folgt: Von 1 bis 5 Meilen z\vischen 5 und 10° siidl. Breite, » 5 » 10 » » 15 » 25° » » » 12 » 18 » in den hoheren Breiten. Die Cyclonen- bahnen mit Rucksicht auf die warmen oceanischen Stromungen und die V erschiebung der Passat- grenzen. Greschvvindigkeit der Fortbewe- gung der Cyclo- nen auf der Bahn. 10 Geschwindig- keit,beziehungs- weise Heftigkeit des Windes innerhalb eines Wirbelsturmes. Ueber das Ver- halten des Win- des in einem Dreh orkan. Die gegebenen Erfahrungen lassen im allgemeinen den Schluss zu, dass die Vorriickung der Orkane auf ihrer Bahn innerhalb der Tropen langsamer erfolgt, als in den gemassigten Zonen, und dass an den Biegungsstellen — den Scheiteln -— der Bahnen eine Ab- nahme der Geschwindigkeit des Vorschreilens stattfmdet. So hat Redfield ermittelt, dass der sogenannte C. Hatleras- Orkan vom August 1853 an der Biegnngsstelle nur eine Geschvrin- digkeit von 13 Meilen hatte, wahrend selbe innerhalb der Tropen 22 Meilen betrug nnd in den hoheren Breiten 50 Meilen erreichte. Die Geschwindigkeit des Windes innerhalb eines Wirbelsturmes betragt 70 bis 100 und mehr Seemeilen per Stunde. Da der Orkan unten an der Meeresoberflache den Widerstand riesenhafter Wellen zu iibenvinden hat., »deren Gipfel er zu Schaum peitscht und in deren Thalern er sich fiingt«, so muss seine Geschwindigkeit an der Basis immerhin geringer sein, als in einer hoheren Region, wo er diesen Widerstand nicht fmdet. — Infolge der Ortsveranderung der Orkane wird die Geschwindigkeit. des Windes an der Seite der Bahn, an welcher die Rotation im Sinne der Bahnrichtung geschieht,, grosser sein, als auf der entgegengesetzten Seite; im ersteren Falle wird selbe um den Betrag der Geschwindigkeit der Cyclone auf der Bahn vergrossert, im letzteren vermindert,. — Die Geschwindigkeit, und Heftigkeit des Windes wachst von aussen nach innen. Je mehr sich daher ein Schiff von der Orkanmitte entfernt., desto mehr nimmt der Wind an Starke ab, bis es in Gegenden gelangt, in welchen allerdings eine Rotationsbewegung der Luftmassen noch stattfmdet, die Geschvvindigkeit derselben aber die volle Benutzung der Segel gestattet.. Kleinere Wirbelstiirme sind in der Regel heftiger als solche, die weit, sich ausdehnen: die Gvclonen der Tropenregionen sind heftiger als jene der gemassigten Zonen. Der Sturnrvvind in einer Cyclone bliist ilbrigens nicht gleich- massig stark, sondern ineistens in heftigen Boen und Stossen, deren Richtung mehr oder weniger schwankt. Reiye erklart dieses stossweise Wehen des Windes dadurch, dass auf- steigende Luft die Regentropfen gleich nach ihrer Bildung zunachst mit sich emportragt, bis sie in solcher Menge sich anhanfen, dass sie mit Gervalt sich einen Weg nach unten bahnen. Diese fallenden Wassermassen drangen unten die Luft nach allen Seiten, sie verstarkeu die Sturmgewalt an der einen Seite zu der eines plotzlichen Windstosses, wahrend sie auf der entgegengesetzten Seite dieselbe massigen, auf den iibrigen Seiten aber die Richtung des Windes 11 mehr oder weniger andern. Auf diese Weise erklart es sich auch, wenn von kalten \Vindstbssen und kalten Regen selbst in Berichten iiber Orkane die Rede ist, welche im Bereiche der Tropen vorgekommen sind. In Nachrichten iiber bengalische Cyclonen geschieht auch geradezu heisser Windstosse Erwahnung. Diese halt Reye fiir einen Theil der Luftmassen, welche vom Lande her in die Cyclone einstromten. J. Elliot* sagt bei Besprechung der Cyclonen von Vizapatam und Backergunge (1876) iiber das stossvveise Wehen des Windes: »Da die Condensation nicht bestandig wirkt, sondern in unregelmassigen Intervallen auftritt und dann mit einer reissend schnellen Entbindung grosser Warmemengen verbunden ist, so muss auch die begleitende mechanische Wir- kung in ihrem Charakter der wirkenden Ursache ahnlich sein. Dies scheint der Grund fiir den iibereinstimmenden Charakter der Cyclonen, in welchen auf die heftigsten Windstosse wieder Perioden der Ruhe folgen.« Zum Theil mogen die \Vindstosse und die momentanen Stillen auch da- durch eine Erklarung finden, dass die Geschwindigkeit, mit welcher die Luft- schichten um die Orkanmitte kreisen, eine verschiedene ist. Hieraus konnen Reibungen unter den Schichten entstehen, und mag ein gegenseitiges »Mitsich- fortreissen« verursacht werden. Mehrere angrenzende Schichten mogen sich vereinen oder zusammenstossen und Storungen bervorrufen. Nach Piddington hat es sich in Cyclonen des bengalischen Golfes und des chinesischen Meeres ereignet, dass der Wind vollig nach- liess, um nach einer Frist von 1, 2 und mehr Stunden aus derselben Richtung, wie friiher, mit erneuerter Kraft loszubrechen. Nicht. selten, besonders in Wintersturmen und solchen, welche uber Land oder langs einer Kus te wehen, sind die Winde auf verschiedenen Seiten der Cyclonenaxe sehr ungleich an Heftigkeit und Ausdehnung. Andere Unregelmassigkeiten entstehen dadurch, dass manchmal zwei oder mehrere Sturme zugleich herrschen und dabei theilweise in- einander iibergreifen und dieselbe Flache bedecken oder uberstreichen. So z. B. scheint das britische Truppentransportschiff »Golkonda« im September des Jahres 1840 in einem Orkan zu Grande gegangen za sein, in welchem zwei Teifune, der eine mit nordnordwestlicher, der andere mit westnord\vestlicher Bahnrichtung, zusammentrafen. Wenngleich die Starke des Windes ihr Maximum nahe der Orkanmitte erlangt, so herrschen doch im Centrum selbst entweder schwachere, unregelmassige Winde oder vollige Windstille. Eine vollige Windstille ■ im Inneren von Drehorkanen scheint nur in nie- deren Breiten vorzukommen. Wiudsfcille uncl unregelmassige Winde in der Orkanmitte. * Zeitschrift der osterr. Gesellschaft fiir Meteorologie 1877. Ausdelmung der Drehstiirme im Sinne ihrer Durchmesser. - 12 - Die Grosse des Raumes, wo ein solcher Wechsel in der Starke und Richtung des Windes oder ein volliges Einlullen des Windes eintritt, ist bei verschiedenen Cyclonen verschieden. Die Dauer des erwahnten Zustandes der Atmosphare hangt. auch vom Grade der Geschwindigkeit ab, mit welcher der Orkan auf seiner Bahn vor- schreitet. Redfield sagt, dass die innere Flache, auf weleher eine Abnahme des Windes stattfmdet, sich gevvohnlich stark vergrossert, wahrend der Sturm zu hoheren Breiten fortsehreitet. In Cyclonen, welche sich sehr weit. ausbreiten, soli diese Flache schwacherer und unregelmassiger Winde, um welche der eigentliche Sturnnvind mit aller Gewalt wuthet, bisweilen bis zu einem Durchmesser von meh- reren hundert Seemeilen zunehmen. Auch wo in der Mitte des Wirbels ganzliche Windstille herrscht, scheint der Sturmwind in der Regel durch eine Abnahme der Windstarke oder auch durch hau- fige Windstosse in dieselbe tiberzugehen. Was die raumliche Ausdehnung der Orkane, d. h. den Raiun- umfang anbelangt, innerhalb dessen eine Cyclone die Starke eines Orkans hat, so sagt dariiber PiddingLon: »Wir mogen annehmen, dass die Verschiedenheiten in der Grosse der Cyclonen eine voll- standige Kette bilden: von der Wasserhose, welche ein Wirbelwind wird, wenn sie das Ufer erreicht, zum Tornado von einigen 10 oder 100 Yards Durchmesser, und bis zu den grossen Orkanen des atlantischen oder indischen Oceans; und insofern ist dieses ge- wiss, als wir einerseits nicht sagen konnen, wie ki ein wahre Cy- clonen sein mogen, da wir sie bis zu muthmasslich weniger als 100 Seemeilen und moglichervveise bis zu 50 Seemeilen Durchmesser herab in den indischen Meeren verfolgt haben. Wenn wir anderer- seits zu den kleinen, tornadogleichen Cyclonen unter etwa 50 Seemeilen Durchmesser kommen, so haben wir bis jetzt keinen guten Beweis dafiir, dass sie sich unveranderlich in demselben Sinne drehen, wie die grosseren Sturme auf derselben Erdhalfte. »Ffir den Seemann mag es gentigen, zu wissen, dass man Cy- clonen, welche sich nach dem gewohnlichen Gesetze drehen, in allen Grossen, von 50 zu 500 und selbst bis zu 1000 Seemeilen im Durchmesser, erwarten kann, dass ferners Orkane von sehr grossem und sehr kleinem Umfang beziehungsvveise selten — die let.zteren oft plotzlich und heftig auftreten.« Um nun die Grosse der Sturmcyclonen nach den bisherigen Erfahrungen far einzelne Theile der Erde naher anzugeben, so haben 13 nach Redfield und Reid die Orkane in den westindischen Gewassern bei ihrer Annaherung an die Inseln und im Bereiche derselben manch- mal Durchmesser zu nur 100 bis 150 Seemeilen, wahrend sie sich im atlantischen Ocean nach Ueberschreitung des Wendekreises zu Durchmessern von 600 bis 1000 Seemeilen erweitern. Im indischen Ocean sudlich vom Gleicher schreibt Thom den Orkanen bei ihrem ersten Auftreten einen Durchmesser von 400 bis 600 See¬ meilen zu, wahrend nach Piddington auch solche zu 150 See¬ meilen Durchmesser vorkommen. — In der arabischen See mag der Durchmesser der Wirbelsturme selten mehr als 240 Seemeilen be- tragen; im Golf von Bengalen ist derselbe gewohnlich 300 bis 350 Seemeilen, doch kommt oft eine Verkurzung des Diameters bis zu 150 Seemeilen vor, und selbst geringere Durchmesser wurden fest- gestellt. Die Durchmesser der Teifuns liegen zwischen 60 und 240 Seemeilen. Bei allen genauer untersuchten Cyclonen wurden iibrigens Zusammenziehungen und Erweiterungen des Orkanumfangs im Ver- laufe derselben constatirt. So ward z. B. von einem Orkan, welcher im Mai 1863 im indischen Ocean zwischen 8 und 15° sudl. Breite und 87 bis 77 0 osti. Lange wiithete, jener Theil desselben, an dessen Umfang mindestens die Windstarke 9 nach Beauforfs Scala herrschte, fur den 12. Mai auf 50, fur den 14. auf 180, fur den 16. und 18. auf 400 und fur den 19. Mai wieder auf 150 Seemeilen Durchmesser angegeben, wahrend der Durchmesser der ganzen Cyclone zu 1000 Seemeilen bestimmt vvorden ist. In Anbetracht des Dmstandes, dass die Cvclonen fortschreiten, lassen sich verschiedene Seiten — rechte, linke, vordere und hintere Seite — unterscheiden. In beiden Hemispharen geschieht der Windwechsel im Sinne der Bewegung eines Uhrzeigers, wenn die rechte Seite einer Cy- clone — im entgegengesetzten Sinne, wenn die linke Seite einer C.yclone uber einen Ort hinwegfegt. In den Drehsturmen der nord- lichen Erdhalfte ist die Richtung des Windes auf der rechten Seite mehr oder weniger dieselbe, wie jene der vorruckenden Orkanmitte, an der linken Seite aber mehr oder weniger die entgegengesetzte; die erstere Seite ist die gefahrliche, die letztere die maniable Seite des Orkans. Auf der slidlichen Erdhalfte ist der gefahrliche Theil des Orkans links von der Bahn, der maniable rechts von derselben. Auf beiden Erdhiilften fallt die gefahrliche Seite innerhalb, die maniable ausserhalb der parabelahnlichen Bahncurve. Wenn man die aussere Bezeichung ein- zelner Theile eines Drelistnr- mes. Form der Sturmcyclonen. Taf. II, Fig. 3. 14 Gestah der Cyclonen als kreisformig annimmt und die Halbkreise rechts und links der Bahn in Quadranten theilt, so wird der vor- dere, innere Quadrant als der gefahrlichste gelten mussen. Die vordere Seite eines Drehsturmes soli von langerer Dauer, beziehungsweise von grosserer Ausdehnung sein als die hintere. So bestimmte Piddington die Entfernung des Focus vom vorderen Rande einer bengalischen Cyclone fiir den 12. und 13. Oktober 1848 zu 140 und 115 Seemeilen, die Entfernung des Focus vom hinteren Rande nur zu 90 und 65 Seemeilen. In Bezug auf die rechte und linke Seite ward ebenfalls eine excentrische Lage der Axe von Wirbelsturmen festgestellt: der Antje-Orkan, welcher am 2. und 3. September 1842 auf den Ba- hama-Inseln wuthete, erstreckte sich nach Norden viel weiter als nach Siiden. Was soeben beziiglich der Verschiedenheiten der Ausdehnung von Cyclonen vor und hinter dem Focus derselben und zu den Seiten der Bahn gesagt worden ist, sowie auch, was fruher iiber die Abweichung der Cyclonenwinde von der Kreislinie gegen die Mitte der Orkane Erwahnung gefunden, spricht entschieden dagegen, dass die Gestaltung des ausseren Umfanges solcher Sturme thatsachlieh jene eines Kreises sei. Schon an und fur sich bedingt das Fort- schreiten der Orkane auf der Bahn eine Abweichung der Luft- bewegung innerhalb der Drehstiirme von der Kreisform. Denn die einzelnen Lufttheilchen rotiren um das Orkancentrum und nehmen zugleich Theil an dem Fortschreiten der Cyclone; ihre Bewegung wird daher je nach ihrer augenblicklichen Lage zum Focus durch die Vorwartsbewegung desselben beeinflusst. Das Lufttheilchen x (Taf. II, Fig. 4) z. B. wtirde bei fixem Centrum in der Zeit t den Bogen ab durchlaufen. Nun hat aber das Centrum selbst eine Be- wegung; das Lufttheilchen x wird daher um die Strecke cc', um welche in derselben Zeit der Orkan seinen Ort verandert, vorschreiten, es wird sich demnach von a nach d bewegen. Demgemass liegt auch der Focus nicht senkrecht zur jedesmaligen Windrichtung. Es mag kaum bestritten werden, dass Inseln und Festland, zumal hohes Land, auf welches ein Orkan bei seinein Fortschreiten trifft, nicht nur auf die Geschwindigkeit. der Bewegung in der Bahn, sondern auch auf die Gestaltung der Cyclone riickwirken. Ent- gegenstehendes Land mag erstere verringern, auf letztere aber inso- fern Einfluss aussern, als die dem Lande zugekehrte Seite der —— 15 - Cyclone einer geraden Linie sich nahert und mehr oder weniger ver- flacht, wird. Allein wiederholte Untersuchungen verschiedener Orkane haben dargethan, dass die Luftbewegung in denselben in einer Art statt- gefunden hat, welche in derartigen Einflussen ihren Ursprung nicht haben kann und auch durch die cycloidale Bewegung der Orkane ihre Erklarung nicht fmdet. Meldrum fand, dass der in den Gewassern der Mascarenen vom 6. bis 7. Februar 1860 wiithende Orkan eine mehr elliptische Form hatte, indem sich die nordlichen und sudlichen Winde liber viele Breitengrade erstreckten. Die Scheibe des Drehorkans, welcher vom 8. bis 22. Mai 1863 dieselben Regionen heimsuchte, war ein Wirbel, dessen westliche Seite sich der Kreisform naherte, wahrend auf der ostlichen der Wind mehr oder weniger direct gegen das Centrum blies. Die Westwinde bogen scharf und rasch nach N. und NO. ab, die ostlichen Winde wehten gegen das Centrum. Diese und die weiteren Ergebnisse seiner Untersuchungen be- stimmten Meldrum zur Annahme, dass die Bewegung der Luftmassen in den Drehstiirmen des siidindischen Oceans in Spirallinien gegen das Centrum erfolge, indem die sudlichen Winde vor dem Centrum nach Durchkreuzung der Bahn in kurzen Bogen nach W., N. und NO. gegen die Orkanmitte abbiegen, die ostlichen Winde hinter dem Centrum aber in leichten Bogen diesem folgen. (Taf. II, Fig. 5.) Meldrum ist, jedoch der Ansicht, dass nahe dem Centrum der Wind, wenn nicht in einem Kreise, doch wenigstens annahernd in einem solchen wehe — eine Ansicht, welcher iibrigens von Capt. Tovnbee widersprochen wird, der bei seinen Untersuchungen des nordatlantischen Orkans vom August 1873 gefunden hat, dass je niiher dem Centrum, desto mehr die Curven der atmospharischen Stromungen von der Kreisform abweichen. Meldrum seinerseits sagt: »Ein gutes Beispiel hievon ist durch den »Earl Dalhousic« geboten, welcher den Focus des Orkans vom Mai 1863 umkreiste. Am Mitlag befand sich das genannte Schiff in 8° 55' siidl. Breite und 84° 32' osti. Lange. Nachstehend ist ein Auszug aus dem Bordjournal desselben: »Um l h a. m. schwerer Wind aus O., Curs W., 10 bis 11 Knoten. Um 2 11 Wind SO., Curs NW., 10 bis 11 Knoten, Regen in Stromen. Um 3 h Wind S., Curs N., 10 Knoten, der Larm des Windes ist etwas Grauenhaftes und die dichte Finsterniss wahrhaft erschreckend. Um 4 h Wind SW., Curs NO., 10 Knoten, Barometer 29-70. Um 5 h Wind WNW„ Curs OSO., 10 bis 11 Knoten. Um 6 1 ’ Wind NNW., Curs SSO., 10 Knoten. Um 7 1 ' Wind N., Curs S., 11 Knoten, Bewegung der Luftmassen einer Cyclone in Spi¬ rallinien. Ver- theilung der Winde auf dem Orkanfelde. 16 es blast mit furchtbarer Wuth, Regen in Stromen, Barometer 29-45. Um 8 h Wind NNO., Curs SSW., 11 Knoten. Um 9 h Wind NOzO., Curs SWzW., 11 Enoten. Um 10 h Wind 0., Curs W., 11 Knoten, Barometer 29’35, dasselbe Wetter und gleiche See, immer lensend. Es scheint demnach, dass der »Earl Dalhousic« neun Stunden brauchte, um den Kreislauf um das Centrum zu vollenden, und da die durchlaufene Distanz 95 Meilen war, so wiirde unter der Voraussetzung, dass der Wind in einem Kreise wehte und dass der Sturm stationar war, der Durchmesser, innerhalb welchem sich der »Earl Dalhousic« bewegte (with the Earl Dalhousic), nahezu 30 Meilen betragen haben. Der Sturm war aber nicht stationar, sondern bewegte sich mit einer Geschrvindigkeit von 3-3 Meilen sud- westwarts. Wahrend der 2 Stunden, deren es bedurfte, um den Wind von 0. nach S. zu bringen, wird demnach das Centrum annahernd 7 Meilen vor- geschritten sein und sich dem Schiffe genahert haben, wie dieses sich an der SW.-Seite des Sturmes befand. Doch als das Schiff an die Nord- und Ostseite herumkam, musste sich seine Entfernung vom Centrum vergrossern. Dies mag zum Theil die Thatsache erklaren, dass in der westlichen Halfte des Sturmes der Wind rasch wechselte, indem es nur 3% Stunden beanspruchte, um den Uebergang von 0. nach W. zu bewerkstelligen, hingegen 5*/ 2 Stunden, um den Wind von W. nach 0. zu bringen. Allein es ist Grund zu vermuthen, dass selbst bei dieser geringen Distanz vom Centrum der Wind an der NO.-Seite des Sturmes gegen das Centrum einbog, denn es bedurfte nur einer Stunde, um den Wind von SW. nach WNW. umzusetzen, \vas offenbar, wie bereits bemerkt, ein scharfes Einbiegen in diesem Theile des Sturmes zeigt, wiihrend es eine ganze Stunde brauchte, um den Wind von WNW. nach NNW. zu bringen, und es ist zu ersehen, dass der Wind zwei Stunden zwischen N. und NOzO. verblieb, wahrend er an der Westseite in einer Stunde um vier Strich sich veranderte. — Im Verlaufe dieser ganzen Zeit naherte sich das Schiff allmahlich dem Centrum; denn mit den nordostlichen und ostlichen Winden gewann es mehr, als es friiher verloren hatte. »Der nachste Rundlauf um das Centrum wurde in etwas mehr als acht Stunden vollfuhrt. Da der Gegenstand von Interesse erscheint, so mag es an- gezeigt sein, das Logbuch vollinhaltlich wiederzugeben, an der Stelle beginnend, \vo wir mit dem Winde O. dasselbe unterbrochen haben. »Um. 11 h a. m. Wind SOzO., Curs NWzW., 11 Knoten, das Schiff arbeitet schwer. Mittag Wind SzO., Curs NzW., 10 bis 11 Knoten, der Himmel dicht tiberzogen, derselbe furchtbare Orkan, Regen in Stromen, Barometer 29-25. Um l h p. m. Wind SWzW., Curs NOzO., 10 bis 11 Knoten, dichte obere Wolken und leichte untere Sturmwolken nach verschiedenen Richtungen fliegend. Um 2 h Wind WNW., Curs ONO., 10 bis 11 Knoten. Um 3 h Wind NWzW., Curs SOzS., 10 Knoten, es blast ein ausserst heftiger Sturm mit bestandigem schweren Regen. Um 4 1 * Wind N., Curs S., 11 Knoten, Barometer 29-20. Um 5 h Wind NO., Curs SW., 11 Knoten. Um 6 1 ' Wind OzN., Curs WzS., 12 Knoten. Um 7 h Wind OzS., Curs WzN., 12 Knoten. »Von 10 11 a. m. bis ungefahr 6 1 / 2 h p. m. wechselte der Wind rund um den Compass, indem das Schiff hiebei 92 Meilen zuriicklegte, und es ist zu ent- nehmen, dass, wie friiher, der Wind scharf von SWzW. nach WNW. abbog, sehr langsam hingegen von WNW. zu NWzN. 17 »Es ware ein Leichtes, viele andere Beispiele anzufiihren, welche zeigen, dass wenigstens auf gewisse Entfernung vom Centrum die Form der Cyclonen im sudindischen Ocean durch concentrische Kreise nicht richtig dargestellt wird und dass die gewolmliche Regel zur Bestimmung der Peilung des Centrums oft unamvendbar ist. Doch wir miissen hier vorlaufig einhalten und daran gehen, in Kurze die Schliisse darzulegen, zu welchen wir gelangt sind. »Wenn wir die Ergebnisse vergleichen, rvelche in den letzten 20 Jahren, insbesondere in den letzten 12 Jahren gewonnen worden, so stehen wir nicht an, zu sagen, dass im allgemeinen (wir sagen nicht immer) vollkommen ent- wickelte Cyclonen im siidlichen indischen Ocean dieselbe Form haben, wie die Cyclonen vom 25. Februar 1860 und vom 16. Mai 1863. »Die Formen dieser zwei Cvclonen sind daher als Beispiel dessen ge- geben. was im allgemeinen zu ervvarten ist. Man wird ersehen, wie bereits bemerkt, dass der SO.-Passat um die rvestliche Seite des Sturmes kreist, indem er demselben in diesem Theile ein mehr oder weniger kreisformiges Aussehen verleiht, dass aber der Wind scharf abbiegt von W. zu NW. und N., und dass die ostlichen Winde, besonders von ONO. bis zu OSO., nahezu direct gegen das Centrum blasen, ausgenommen nahe demselben.« —- So weit Meldrum. Beziiglich des besprochenen Orkans moge hier noch speciell bemerkt werden, dass beim ersten Kreislaufe, \velcher 9 Stunden dauerte, die Winde fur 4 Stunden als ostliche angegeben werden, und dass beim zweiten Kreislauf, welcher 8 Stunden beanspruchte, auf 5 Stunden ostliche Winde entfallen. Wahrend des letzteren Kreislaufes kam auf 5 Stunden ein Windwechsel durch beilaufig 12 Strich, wahrend fiir die iibrigen 3 Stunden die Aenderung der Wind- richtung 20 Striche betrug. Es durfte daher dfe Folgerung gestattet sem, dass im Bereiche des SO.-Passats innerhalb der Cyclonen die ostlichen Winde gegentiber den westlichen vorherrschen, und dass in der ostlichen Halfte der Cyclonenscheibe ein mehr oder minder directes Einstromen der Luft gegen den Focus stattfinde. Die ostliche Halfte ist aber hier, d. h. innerhalb der Passatzone, bei ge\vohnlichem Verlaufe der Bahn die Riickseite des Orkans, das fragliche Einstromen geschieht daher an der Riickseite der Cyclone. — Es fragt sich nun, ob dieses Vorherrschen der ostlichen Winde und das mehr directe Einstromen an der Ostseite auch ausserhalb der Passatregion stattfinde oder nicht. Meldrum bekennt sich zu ersterer Ansicht. Es scheint mir jedoch die Annahme nicht vollig haltlos zu sein, dass im Bereiche der westlichen Luftstromungen bei siidostlicher Bahn- richtung abermals an der Riickseite, daher in der westlichen Halfte, das eintrete, was friiher an der Ostseite geschehen, dass namlich in diesem Falle westliche Winde, zumal aus WNW. bis WSW., mehr direct gegen den Focus wehen. Im Scheitel der Bahn diirfte sich hingegen ein Uebergang vollziehen und mSgen nordliche Winde vorherrschen. (Taf. I, Fig. 18.) Uebertragt man die Spiraltheorie Meldrum’s — von der Ansicht ausgehend, dass kaurn ein Grund vorhanden sei, dasjenige, \vas fiir die Wirbelwinde des sudindischen Oceans als richtig befunden worden, fur die Cyclonen anderer Oceane als unrichtig zu betrachten! — auf die nordliche Erdhalfte, so wiirde sich fiir die Cyclonen dieser Erdhalfte — inner¬ halb der Tropen — ebenfalls ein Vorherrschen der ostlichen IVinde und ein 2 18 mehr directes Einstromen der Luft an der Ostseite, zumal aus OSO. bis ONO., ergeben, wahrend die A¥estwinde in scharfem Bogen in siidliche Winde ubergehen. Ist ferner die obige Annahme beziiglich der aussertropischen Cyclonen in der Siidhemisphare richtig, so wiirde selbe fiir die gleichen Regionen der Nordhemisphare dahin lauten, dass in den Drehsturmen derselben westliehe Winde vorherrschen, dass an der Westseite ein mehr directes Einstromen, zumal aus WNW. bis WSW., stattfinde, und dass die ostlichen Winde in scharfem Bogen in Nordwinde ubergehen. (Taf. I, Fig. 17.) Fiir beide Hemispharen wurde als- dann das supponirte Gesetz allgemein wie folgt lauten: In einem Orkan herrschen die ostlichen oder west.lichen Windrichtungen vor, jenachdem sich der Orkan in einer Zone bewegt, in welcher die eine oder andere der beiden Richtungen die herrschende ist. Ein mehr oder \veniger directes Einstromen der Luft gegen die Orkanmitte findet an der Riickseite des Orkans statt. Die scharfen Abbiegungen aus einer Richtung in eine andere — die raschen Wechsel der Windrichtungen — kommen stets an der maniablen Seite der Orkane vor. Capitan Toynbee hat. gezeigt,* dass auch im Orkan, welcher von Mitte bis Ende August 1873 im atlantischen Ocean wiithete, die Bewegnng der Luftmassen in Spirallinien gescliehen ist. Auf Basis von 108, im Laufe des Vormittags des 24. und wahrend des 25. August gemachten Beobachtungen — Ort des Orkans sudlich von Neufund- land— hat er eine Tabelle zusammengestellt, aus der herhorgeht, dass: fiir die Orkanquadranten. und fiir die Winde. auf Grund. von Beobachtungen . . . der Winkel zwischen der Richtung des Windes und jener des Centrums . . daher im Mittel 118° betragen hat. NO., SO., SW., NW. SO., SW., NW, NO. 25, 11, 41, 31. f 131°, 116°, 110°, 120°, Toynbee \veist demgemass darauf hin, dass das Einstromen der Luft im NO.-Quadranten des Orkans starker gewesen ist, als in den anderen Quadranten, und sagt — nachdem er Meldrum’s Worte angefuhrt hat: »denn wir wissen "jetzt, dass die nordostlichen und ostlichen Winde oft, wenn nicht immer, gegen das Centrum wehen«: — »man wird sich erinnern. dass die nordostlichen Winde eines Orkans der Siidhemisphare den siidostlichen einer Cyclone der Nord¬ hemisphare entspreehen." Demzufolge schliesst sich auch er. da sich der besagte Orkan in den erwahnten Tagen innerhalb der gemassigten Zone bewegte. der Ansicht Meldrum’s an, dass in wie ausser dem Bereiche der Tropenregionen vornehmlich an der Ostseite der Orkane das Einstromen der Luftmassen gegen das Centrum vor sich gehe. (Taf. II, Fig. 6.) Nach meinem Dafiirhalten wird aber durch die Skizze, \vie Toynbee selbe vom Orkan fiir den 25. August ent\vorfen hat, eher angedeutet, dass dieses mehr directe Einstromen nordlich und nordwestlieh vom Focus stattfinde. Jeden- falls zeigt diese Skizze, dass die westlichen Winde vorherrschten. * Nautical magazine 1877. 19 Linienschiffslieutenant W. Potočnik von Sr. M. Corvette »Fasana« hat eine Skizze des Teifuns geliefert, welcher am 25. August 1872 iiber Jokohama hirnveg- ging. (Taf. II, Fig. 7.) Die Corvette befand sich in der Bahnlinie, deren Richtung OKO. var. Aus dieser Skizze ist er - sichtlich, dass die Bevegung der Luftmassen vor dem Centrum nahezu kreisfbrmig geschah, dass die ostlichen \Vinde scharf nach Kord abbogen und dass das mehr directe Einstromen der Luft gegen den Focus an der Westseite des Orkans stattfand. * Dies bestatigt daher die obige Annahme — zu der sich auch genannter Schiffslieutenant bekannte, — namlich dass ausserhalb der Tropen im Bereiche der westlichen Winde das mehr directe Einstromen der Luft gegen den Focus an der Westseite der Orkane platzgreife. Wurde die Rot.ationsbewegung im Sinne eines Kreises ge- schehen, so wiirde die Vertheilung der verschiedenen Winde im Sturmfelde einer Cyelone eine gleichmassige sein; dies ist aber nicht der Fali, und wenn auch die Abweichung von der Kreisform nicht immer eine so bedeutende sein mag, als sie Meldrum bezuglich der Mauritius-Orkane und der Drehsturme des siidindischen Oceans ge- funden hat, so wird eine solche doch immer vorkommen, und zwar fur die verschiedenen Drehsturme in ungleichem Grade; auch wird sich bei einem und demselben Orkan im Verlaufe seines Fortschreitens eine Aenderung in der fraglichen Beziehung ergeben. Es ist iibrigens die Vermuthung erlaubt, dass besonders abnorme Erscheinungen in der Gestaltung der Orkane — wie bereits einmal gesagt worden — vornehmlich bei. der Armaherung derselben an Inseln und 'Festland und in deren Bereiche auftreten werden; die Orkane diirften in mannigfacher Richtung durch den Charakter der Region, in der sie entstehen und in der sie sich bewegen, beeinflusst werden. Es ist fiir die Praxis von hochstem Belang, dass die in Rede stehende Frage liber die Vertheilung der Winde in den Cyclonen und ihr Einstromen gegen die Orkanmitte in einer Weise eine Losung finde, welche dem Seemann eine thunlichst sichere Orientirung betreffs seiner Position zum Focus eines Orkans gestattet. Man kann an dieser Stelle nicht umhin, dem Ausdruck des Zveifels Raum zu geben, ob das bisherige Material von Thatsachen ausreiche, um die endgiltige Bcantwortung der envahnten Frage fest zu begriinden. Es ist hiebei zu erwagen, dass der Beobachtungen und Angaben nicht nur moglichst viele zur Verfiigung sein sollen. sondern dass diese vielen auch als durchaus ver- trauenswerth und richtig gelten miissen. Nun erwachsen gerade beziiglich der * Die Annalen der Ilydrographie vom Jahre 1876 enthalten die Dar- stellung eines Orkans, welcher im Mai desselben Jahres im westlichen Theile des nordlichen stillen Oceans vviithete. Selbe entspricht der vom Linienschiffs¬ lieutenant Potočnik gegebenen. 2 * 20 Hohe der Sturm- cyclonen. Daten, welche von Schiffen in See herriihren, Schwierigkeiten; denn es ist zu bedenken, dass die Beobachtungen unter den ungiinstigsten Verhaltnissen zu machen sind. und dass in kritischen Momenten, wie sie gerade in unseren Fallen vorkommen konnen. bei aller Geivissenhaftigkeit und Sachkenntniss der Seeleute, diesen doch unter dem Eindruck der unmittelbaren Gefahr die geistige Ruhe manchmal fehlen mag; dass ferners die Schiffsorte zur Zeit der verzeichneten Beobachtungen, sowie der Schiffsweg wahrend und in einem Orkan sich in An- betracht der einflussnehmenden Factoren, welche ihrerseits unberechenbar sind, in den seltensten Fallen mit der wiinschenswerthen Genauigkeit bestimmen lassen. Den Kriegsmarinen und Kriegsschiffen liegt es ob, diesem Gegenstande die vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden. Beziiglich der Hohe, bis zu ivelcher sich Wirbelsturme erstrecken, sagt Redfield: »Die gewohnliche Hohe der grossen Schichtemvolke, welche einen Sturm deckt, in jenen Theilen der Vereinsstaaten, welche nahe dem atlantischen Ocean liegen, kann nicht viel von einer Meile abweiehen und ist vielleicht ofter unter als iiber dieser Erhohung. Diese Schatzung, die auf vieler Beobachtung und Vergleichung beruht, scheint wenigstens die Grenze oder die Dicke des eigent- lichen Orkans zu begreifen, welcher den kreisenden Sturrnwind ausmacht. »Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass diese scheibenahnliche Schichte des kreisenden Windes in ihrer ganzen Ausdehnung von gleicher Hohe sei, noch dass sie immer zum Haupttheil der Schichtemvolke reiche: sie ist \vahr- scheinlich hoher mehr gegen die Mitte des Sturmes, als an seinen ausseren Grenzen, in den niederen Breiten, als in den hoheren, und mag sich vollig ver- diinnen gegen die aussersten Enden, ausgenommen nach jenen Richtungen, wo sie mit einer gew5hnlichen Stroinung zusammentrifft.« Piddington meint, »dass die Hohe (Dicke ist ein zutreffenderes Wort) der Scheibe nie mehr als 10 Meilen betragt und gewohnlich unter diesem Ausmass bleibt.« Oberst Reid gibt an: »\Vahrend eines Sturmes im nordatlantischen Ocean, beilaufig in 40° Breite, lag ein Schiff bei; nachdem die \Volken sich geniigend weit zertheilt hatten, um durch die niedereren durchblicken zu konnen, schienen die oberen leichten Wolken in einem Ruhezustande zu sein, als wenn der Sturm sich wenig iiber die Erdoberflache erheben wiirde.« Wie zu ersehen, ist ein Orkankorper mit Riicksicht auf das Verhaltniss seines Durchmessers zur Hohe eher mit einer Scheibe, als mit einer Saule zu vergleichen. Diese Anschauung bleibt aufrecht, auch dann, wenn man mit Reye die H5he bis zu 10—15 Seemeilen annimmt. Dieses Hohenausmass stimmt mit der Thatsache mehr uberein, dass die den Orkan charakterisirende, den- selben auf seiner Bahn begleitende Wolkenbank auf so grosse Entfernungen sichtbar ist. Uebrigens wird die Hohe fiir verschiedene Orkane auch eine verschiedene sein. So z. B. scheint die Hohe der Cyclone von Backergunge (30. und 31. Oktober 1876) keine bedeutende gewesen zu sein, da die Tipperah-Hiigel nicht allein den Wirbelsturm auflosten, sondern auch die allgemeine atrnospharische Storung selbst, von der die Cyclone mir die bemerkenswerthesle Erscbeinung war. 21 Es wurde oben gesagt., dass eine Sehichtenwolke den Sturm begleite. Dichte Wolken und starke Regengiisse sind unzertrennliche Begleiter der Wirbelsturme. Nahezu alle Schiffstagebucher und andere Berichte, welche Beid iiber die Cyclonen zur Veroffentlichung ge- bracht hat, sprechen von starken Regengiissen. Thom sagt, dass die Cyclonen des indischen Oceans regelmassig von hefligem Begen begleitet sind, und dass die aus den bewegten Luftmassen nieder- stiirzenden Wassermassen Erstaunen erregen mtissen. »Hunderte von Meilen weit auf allen Seiten des Wirbels lagert eine dichte Wolkenschicht, welche in Stromen und ohne Unterbrechung Regen ausgiesst. Dieser Process dauertWochen lang und ist anscheinend charakteristisch fiir den Orkan in allen seinen Phasen. Das Nahen eines solchen Sturmes kann beinahe vorausgesagt werden an dem ununterbrochenen Wolkenlager, welches langsam den Himmel iiberzieht, zuerst in grosser Hohe, allmahlich aber zu untern Schichten niedersteigend und von zunehmendem Dunkel begleitet. bis es zuletzt auf der Erde ruht und zu regnen anfangt. Diese Anzeichen werden auf eine Entfernung von 200 bis 300 Seemeilen von dem Wirbel wahrgenommen und diirften zu dem Schlusse fiihren, dass die Bewegung der Luft in den oberen Regionen aus- gedehnter ist, als in den unteren.« Thom bemerkt iiberdies an anderer Stelle, dass der Niederschlag viel weiter iiber die vordere, als iiber die hintere Seite der Cyclonen sich verbreite. Was Thom von den Orkanen des indischen Oceans sagt, gilt auch von jenen des westatlantischen Oceans: auch in diesen erstreckt sich der Regen- oder Schneefall haufig in irgend welcher Richtung weit iiber die beobachteten Grenzen des Sturmes hinaus; nicht seiten jedoch kommt nur in einem Theile dieser Cyclonen Niederschlag vor, wahrend in einem anderen schones, heiteres "VVetter herrscht. Redfield bemerkte schon 1833, dass in hoheren Breiten die letzte Halfte dieser Sturme meistentheils von gebrochenem oder klarem Wetter begleitet ist. Die graue Wolkenschichte, welche den Theil des Orkans iiberdeckt, wo Regen herrscht, steigt bei Annaherung des Orkans als diistere Wolkenbank am Horizonte auf. Zvrischen dieser grossen Schichtenwolke, welche den Sturm iiberdeckt, und der Erdoberflache bewegen sich in verhaltnissmassig geringer Hohe — Redfield schatzt sie auf 500 bis 2500 Fuss (150—760 Meter) — die eigenthiimlichen fliegenden Wolken (sturm scuds), und zwar nach Redfield’s Be- obachtungen nach aussen hin, daher im entgegengesetzten Sinne, als die Winde an der Basis des Wirbels. Redfield gibt auf Grund von 60 Beobachtungen den Grad der Abweichung nach aussen auf beilaufig zwei Striche an. Hieraus ergibt sich, dass, \vahrend unten der Wind spiralformig nach innen stromt, er oben die Sturmwolken in Spiralwindungen nach aussen jagt und von der Cyclonen- axe entfernt. Hiedurch ist die Erklarung des Umstandes nahe gelegt, dass in der Wolkenregion die Anzeichen des Sturmes oft viele Stunden friiher wahr- genommen werden, als unten an der Erde ein Wechsel im Zustande der Luft ihn ankiindet. Auch diirfte in der eben beschriebenen Bewegung der oberen Luftmassen die Ursache zu finden sein, warum manchmal im Centrum eines Wolkenbildung und Nieder¬ schlag, elektri- sche Erschei- nungen in Dreh- sturmen. 22 Verhalten des Barometers bei Annaherung und im Terlaufe eines Drehsturmes. Wirbelsturmes der Himmel sich aufklart, wahrend ringsherum schwere Wolken sich aufthiirmen. Blitz und Donner begleiten meistens Drehstiirme; nicht selten kommen auch eigenthiimliche elektrische Erscheinungen vor. Letzteres wai' z. B. beim Orkan von Barbados am 10. und 11. August 1831 der Fali. Reid erzahlt: »Feurige Meteore fielen vom Himmel, eines besonders von Kugelform und tiefrother Farbe senkrecht aus einer bedeutenden Hohe. Als sie mit beschleunigter Geschwindigkeit sich der Erde naherte, \vurde sie blendend weiss und von langlicher Gestalt. Kaum hatte sie in Beckwirth square den Boden beriihrt, spritzte sie ringsumher, wie schmelzendes Metali, und ver- loschte augenblicklich. »Wahrend bei‘ der Cyclone von Barbados und bei manchen anderen eine ungemeine Menge VQn Elektricitat sich entvvickelte, scheint dieselbe bei den meisten Wirbelstiirmen auf offener See nur in Form geivohnlicher Blitze sich zu kussern. Die Seeleute notiren solche Blitze oft nur, wenn sie auffallend stark sind, und der Donner ist ohnehin im heftigsten Tlieile einer Cyclone schvverlieh horbar. Thom bemerkt, dass in Mauritius wahrend der Orkane Donner und Blitz so selten seien, dass manche ihr Vorhandensein ganzlich leugnen; doch treten gemeiniglich an der Aecjuatorseite der dortigen Orkane elektrische Er¬ scheinungen auf. Auch bei den Cyclonen der Bai von Bengalen und der chine- sischen Meere geschieht, \vie Piddington hervorhebt, des Blitzes und Donners selten Erwahnung. Bei der ausserst heftigen Cyclone vom Juni 1842, deren Centrum iiber Calcutta hinvvegschritt, war selbst \vahrend der Nacht nichts von Blitz und Donner zu bemerken. Bei der bengalischen Cyclone vom 12. bis 14. Oktober 1848 ivaren in der Vorderhalfte Donner und Blitz nicht der Rede iverth, aber in der hinteren gab es schsvere elektrische Entladungen. Dagegen herrschte in der Mauritius-Cyclone vom Jahre 1786 Donner und Blitz »beinahe unaufhor- lich uberall in diesem schrecklichen Sturm«, auch zeigte sich eine Feuerkugel von der halben Grosse des Mondes. In Santa Cruz ivurden wahrend des grossen westindischen Orkans von 1772 ahnliche Feuerkugeln ivahrgenommen, welch'e allein die »zehnfache Dunkelheit« unterbrachen.« Nicht unerwiihnt darf schliesslich bleiben, was Piddington iiber die Riick- wirkung von Sturmcyclonen auf die Compasse sagt. Er fiihrt eine Anzahl Falle an, in welchen wahrend der Dauer des Orkans die Compasse infolge heftiger Schvvankungen den Dienst versagten. Aus der Bewegung der Sturrmvolken lasst, sich, wie schon be¬ merkt worden, auf ein Uebergreifen des Sturmes in den oberen Begionen schliessen. Dies wird auch durch das Barometer angezeigt, welches gewohnlich, nicht immer,* zu fallen beginnt., ehe noch andere Vorerscheinungen eines herankonnnenden Orkans bemerkbar * Teifune treten oft plotzlich auf. Besonders schones IVetter mit sehr klarer Luft, anhaltende Windstille bei tibergrosser Hitze und ein ungewohnlich hoher Barometerstand bei. sudivestlichem Monsun sind in der Regel sichere An- zeichen eines herannahenden Teifuns. (Annalen der Hydrographie 1878.) 23 sind. Ein ungewohnlich niedriger Barometerstand wird in allen Dreh- sturmen beobachtet, und zwar fallt, das Barometer desto mehr, je naher man dem Centrum des Orkans kommt. Wahrend gegen den luftdiinnen Focus des Wirbels ein Einstromen der umgebenden Luft- schichten stattfindet, ergibt sich in den oberen Regionen eine centrifu- gale Bewegung der spiralformig aufsteigenden Luftmassen. Demgemass nimmt der Luftdruck von dem Umfang eines Orkans gegen dessen Mitte ab und muss das Uebergreifen des Sturmes in den hoheren Schichten weithinaus den Stand des Barometers im Sinne einer Depression afficiren. Hiezu kommt noch, dass in jedem Orkan eine ausser- ordentliche Condensation, daher Ausscheidung von Wasserdampf platz- greift. Der Einfluss des letz teren Factors zeigt sich deutlich darin, dass nach Mohn’s Untersuchungen iiber die europaischen Cyclonen das Maximum der Feuchtigkeit und der Wolkenbildung mit dem Minimum des Luftdrucks zusammenfallt, welches auch nach Red- field’s und Thom’s Bemerkungen etwas vor der Mitte liegt.. Bezuglich des Verhaltens des Barometers vor und wahrend eines Orkans ist noch Folgendes nicht ausseracht zu lassen. Das Uebergreifen des Orkans in den hoheren Regionen findet nach allen Seiten stat.t; wahrend in der Wirkungssphare des Orkans dies ein Fallen des Barometers erzeugt, wird es ausserhalb derselben ein Steigen des Barometers zur Folge haben, und so wie haufig Sttirmen Kahmvetter vorausgeht, so tritt oft nahe dem Sturmfeld, insbesondere vor einem Orkan (vor im Sinne der Bahnrichtung) oder je nach der Richtung und Starke der ausserhalb der Orkanwirkung herr- schenden Luftstromung, eine Erhohung des Barometerstandes ein — weil eine Erhohung der Luftsaule, eine Stauung der Luftmassen erzeugt wird. Eine auffallende Erhohung des Barometerstandes mag manch- mal auch ihre Ersache in dem Umstande haben, dass zwei Orkane sich in kreuzenden oder entgegengesetzten Bahnrichtungen begegnen. Desgleichen wurde ein Steigen des Barometers gemeldet innerhalb des Orkans, ehe die Gewalt des Sturmes abgenommen hat. Dies erklart Redfield durch ein Ueberneigen des Wirbels nach der Seite der Bahnrichtung, indem die Basis der Sturmscheibe in ihrem Vor- schreiten auf der Bahn an der Erdoberflache gegeniiber dem oberen Theile derselben eine Verzogerung erfahrt.* * Cl. Ley hingegen ist der Ansicht, dass die Cyclonenaxen nach ruck- warts geneigt sind, da ihm Beobachtungen gezeigt hatten. dass in der Mehrzahl 24 Ein starkes Schwanken des Barometers vor und wahrend eines Orkans wurde nicht selten beobachtet. Dies lasst sich zuriickfuhren auf die Bewegung der Luftwellen, welche eine Veranderung des Luftdruckes bedingen. Solche Schwankungen des Barometers wurden vollig unabhangig von den Bewegungen des Schiffes eonstatirt. Selbe dlirften insbesondere haufig in grosserem Masstabe dann vorkommen, wenn Orkane sich gegen Land oder liber Land bewegen. So wurde z. B. zu Key West vrahrend des Orkans vom 5. Oktober 1844, welcher iiber Cuba hinwegging, von 6 Uhr friih bis 11 Uhr vormittags abwech- selnd ein betrachtliches Steigen und Fali en des Barometers beobachtet. Der Seemann hat, dah er stets Vorsicht. walten zu lassen, und wahrend er einerseits stets das Verhalten des Barometers im Auge hat, muss er andererseit.s alle andern Anzeichen mit in Bechnung bringen. Wenn auch ein Steigen des Barometers sich bemerklich macht, so darf dies den Seemann nicht bestimmen, alsbald Segel bei- zusetzen und die Gefahr als beseitigt zu betrachten, sondern er wird den Zustand der Atmosphare und See zu Rathe ziehen; denn dem Steigen des Barometers kann in kiirzester Frist wieder ein Fallen desselben folgen, und man kann nicht sicher sein, dass nicht dem iiberstandenen Orkan ein zweiter nachkomme oder dass eine Aenderung in der Bahnrichtung denselben Orkan wieder dem Schiffe naher bringt. Das Fallen des Barometers in einem Orkan findet nicht immer im Verhaltniss zur Annaherung des Centrums, beziehungsweise zur Starke des Windes, statt. Dies wird besonders dann sich ereignen, wenn das Centrum des Orkans seitlich vom Beobachtungsort passirt, da die Abnahme der Entfernung des ersteren vom letzteren anfangs rascher erfolgt als spater, wenn die Orkanmitte auf Nah- distanz vom Observationspunkt gelangt ist. Bei verschiedenen Drehsturmen kann der stiindliche Barometer- fall ein verschiedener sein, selbst insofern, als in der einen Cyclone der Falle iiber den Depressionscentren Stromungen vorkommen, \velche nahezu mit jenen ubereinstimmen, die friiher an der Erdoberflache geherrscht haben. Er fiihrt zugleich die Ergebnisse von Beobachtungen an, welche in Nordamerika gemacht worden sind und nach welchen die Passage der Luftdruck-Minima in hoher gelegenen Orten spater ein trete, als in tiefer situirten. Ley ist zugleich der Anschauung, dass die Bervegung der Luftdruck-Minima nach Osten hin ihre Ursache darin habe, dass die Depression sich bestandig selbst erzeuge, und zwar in den unteren Schichten der Atmosphare und ostwarts von ihrer friiheren Lage. (Quarterly Journal of tho meteorol. Societv.) 25 bei grosserer Windstarke ein geringerer Barometerfall, in der anderen bei geringerer Windstarke ein grosserer Barometerfall eintritt. Solches wird beispielsweise von den zwei Orkanen berichtet, welche Sr. M. Fregatte »Donau« im grossen Ocean betroffen haben. Beziiglich der Bewegung der Quecksilbersaule des Barometers sind als einflussnehmende Factoren zn beriicksichtigen: die Intensitat des Sturmes, bei gleichem Totalbetrag des Baro- meterfalls die Verschiedenheit der Ausdelmung der Cyclone, ausserdem die Ge- schwindigkeit, mit welcher sich der Wirbelwind auf der Bahn bewegt. Es ist in Anschlag zu bringen: der urspriingliche Barometerstand, * die Zeit, inner- halb welcher das Fallen des Barometers erfolgt, endlich bei Schiffen die Position derselben zum Centrum mit Rucksicht auf die Richtung der Bahnbewegung und des Wechsels des Schiffsortes im Verlaufe des Orkans. Die Position der Schiffe zum Centrum mit Rucksicht auf die Richtung der Bahnbewegung mag ebenfalls von Einfluss sein, insofern als. wie Piddington meint, das Sinken des Baro¬ meters in einer Lage vor dem Centrum bedeutender sein mag, als hinter dem- selben. Dies wiirde vielleiclit auch das Verhalten des Barometers auf der Fre- galte »Donau« vvahrend der zwei Orkane einigermassen erklaren. Im Orkan vom 18. November 1869 war der Wind starker, der Barometerfall aber geringer als in jenem vom 28. November. Im letzteren Orkan, der beilaufig ostnordostlich fortschritt, befand sich anfangs bei Siidwind die Fregatte in der vorderen Halfte desselben. Der erstere Drehsturm \vechselte aus einer nordwestlichen Bahn- richtung in eine beilaufig ostliche, und die Fregatte befand sich mit Rucksicht auf die Bahn des Orkans in der Einbuchtung ihres Scheitels und beilaufig seitlich vom Centrum. Im ersteren Falle kam der Orkan auf die Fregatte zu, im letzteren bewegte er sich um dieselbe herum. Damit das Verhalten des Barometers vom Moment des Eintrittes des Orkans bis zum Focus desselben und dann wieder bis zum Ende des Sturmes mit Sicherheit festgestellt werden konne, um einen Schluss auf eine Gesetzmassigkeit. zu begriinden, sind Beobachtungen in fixer Position, daher auf dem Festlande not.hwendig, wobei die Orkanmitte iiber den Observationsposten hinweggegangen sein muss. Piddington hat nun die Ergebnisse der Barometerbeobachtungen vvahrend sieben Orkanen (vier Orkane des bengalischen Golfes, ein Mauritius-Orkan, zwei vvestindische Orkane), bei welchen die eben erwšibnten Bedingungen erfiillt waren, gesammelt und die Barometer- curven auf einer Karte verzeicbnet. (Taf. I, Fig. 9.)** Die Entfer- * \Vichtig erscheint es, dass der mittlere Barometerstand fiir die verschie- denen Erdregionen bestimmt sei. Dann wird im gegebenen Falle ein Anhallspunkt mehr fur ein richtiges Urtheil geboten sein. ** Erklarung zu Taf. I, Fig. 9: Curve 1: Madras, Oktober 1836. » 2: Mauritius, Marž 1836. » 3: Calcutta, Juni 1842. 26 nungen vom Focus in Zeit geben die Abscissen, die Barbmeterstande die Ordinaten. Aus dieser Karte ist nun ersichtlicb, dass der Ver- lauf der besagt.en Gurven in der Nahe des Centrums auffallende Unterschiede zeigt, indem bei drei der fraglichen Orkane die Curven nachst dem Centrum sich scharf abbiegen und tief senken, bei den vier tibrigen aber eine relativ sanfte Einbuchtung bilden. Dieser Um- stand veranlasste Piddington, zwei Classen von Drehorkanen zu unter- scheiden: solche mit extremen Fali des Barometers in und nahe dem Centrum und solche, in welchen das Fallen des Barometers mehr oder weniger allmahlig erfolgt. Weiters ergab sich, dass das rasche Fallen des Barometers 3 bis 6 Stunden vor der Passage des Centrums zu beginnen scheint, und dass vor dieser Zeit in allen Cy- clonen das Fallen des Barometers mehr gleichmassig vor sich geht,.* * Diese letztere Gleichmassigkeit fiihrte Piddington zum Schluss, dass auf gewisse Entfernungen vom Centrum, und zvvar solche Ent- fernungen, wo der Seemann noch thatsachlich sein Schiff zu mano- vriren vermag, der Barometerfall als Distanzmesser dienen kann. Indem nun Piddington den Entfernungen vom Centrum in Zeit solche in Seemeilen nach annahernder Schatzung substituirte, ent- warf er eine Tabelle, welche zur Beurtheilung der Distanz vom Centrum einen Anhaltspunkt bieten soli: denn er ist fern davon, fur selbe eine Richtigkeit fur j eden Fali zu beanspruchen. Distanz des Centrums Mittlerer Fali des Barometers per Stunde. vom Schiff in See¬ meilen. Die hohere Anzahl Meden mag ftir die Zeit des Beginns, die niederere fur die letzte Zeit der Beobachtungen als geltend an- Curve 4: Madras, Mai 1841. » 5: St. Thomas, August 1837. » 6: Havanna, Oktober 1846. » 7: Duke of York, Kedgeree Hoogly-Mundung, 1833. * Als ungefahrer Masstab fur die Annaherung des Centrums kann an- genommen werden, dass das Barometer fur jede 4 Seemeilen Annaherung 1“/W fallt. Dies wiirde jedoch nur bis zu einem Abstande von 50 — 60 Seemeilen vom Centrum gelten konnen, da alsdann die Unterschiede bedeutend grosser werden. (Annalen der Hvdrographie 1878.) 27 genommen werden. Der stundliche Fali wird um so eher eine rich- tige' Schatzung ermoglichen, je geringer die Zahl der Stunden ist, fiir welche derselbe bestimmt wurde. Nachstehend mogen auch Bridefs barometrische Tabellen Raum finden. Bridet gibi zivei Distanztabellen: Tabelle I je nach dem Barometerstand, Ta- belle II je nach dem Barometerfall. Die erstere Tabelle ist nach Beobachtungen von drei Orkanen sehr ver- schiedenen Durchmessers entworfen. Selbe gibt daher eine Idee liber die Art und Weise. wie der Barometerstand wechselt, je nachdem der Sturm eine ge- ringe oder grosse Ausdebnung hat. Die letztere Tabelle kann als Anhalt zur Beurtheilung der Distanz vom Orkancentrum nur dann dienen, wenn man sich auf oder nahe der Bahn einer Cyclone befindet, und ist iiberdies der in ihr gegebene Schatzungsiverth nur dann annahernd richtig, wenn der Drehsturm ausserst heftig ist. Es ist schliesslich zu bemerken, dass der Gebrauch der fraglichen Distanz¬ tabellen beschrankt erscheint, insofern, als selbe auf Grund von Beobachtungen in Orkanen der Tropenregionen zusammengestellt sind, daher auch nur auf solche amvendbar sein mogen. Tabelle I. 28 Ruclrvvirkung derWirbelsttirme auf den Zustand der See. Tabelle II. Piddington gibt beztiglich der Barometerbeobachtungen in einer Sturincylone nachstehende Regeln: 1. ) Beim Hereinbrechen schlechten Wetters soli das Barometer sorgfaltig jede Stunde beobachtet werden, insbesondere bei Nacht. Wenn es moglich ist, jede halbe Stunde zu beobachten, desto besser. Der Stand ist jedesmal ins Logbuch einzutragen. 2. ) Nach Verlauf von je 2—3 Stunden ist der stiindliche Fali des Barometers thunlichst genau zu bestimmen. 3. ) Es ist Rucksicht zu nehmen auf die gewohnlichen Wende- stunden des Barometerstandes, insofern hienach der Betrag des Falles als bedeutender oder geringer zu veranschlagen ist. 4. ) Es ist im Auge zu behalten, ob sich das Schilf vermoge seines Curses dem Centrum nahert oder entfernt. 5. ) So wie das Barometer einen bedeutenderen Fali hat, als der bisher beobachtete stiindliche Fali betragt, so ist anzunehmen, dass man sich dem Centrum niiher befindet, als man bisher voraus- gesetzt hat. 6. ) Die Nahe des Landes afficirt die Barometeranzeichen. Dies ist ebenfalls nicht ausseracht zu lassen. 7. ) Es scheint, dass Passat und Monsune auf den Barometer- stand Einfluss nehmen, wenigstens an jener Seite des Sturmfeldes, auf welcher sie, entweder in gleicher oder entgegengesetzter Richtung zu jener der Sturmbahn, \vehen. Die Riickwirkungen der Wirbelsturme auf den Zustand der See sind dreifacher Natur: a) hoherWellengang, b) Erzeugung von St.ro- mungen, c) Erhohung des Wasserstandes innerhalb des Orkans — Cyclonenwelle. 29 Die Natur der Orkanbewegung bedingt, das Entstehen einer schweren Kreuzsee, welche besonders im Bereiche des windstillen Centrums den Schiffen furchtbar werden kann. Die Wogen erzeugen sich unter dem Impulse desWindes, welcher eben zur Stelle die See aufwiihlt. Da nun aber die Windrichtungen in einem Drehsturm so mannigfache sind, so ergiebt sich eine Kreuzung derWellen, welche den Wogengang um so verwickelt,er gestaltet, je naher man dem Focus des Orkans kommt. (Taf. II, Fig. 10.) Wahrend aber in jenen Theilen des Orkans, in welchen der Sturmwind mit der vollsten Kraft wiithet, die Wellenkamme in Wasserstaub sich auflosen, kann sich im Centruin derWellenschlag in seiner vollenHohe undMachtigkeit entfalten. Die Ortsveranderung des Orkans auf seiner Balin ist endlich wieder ein Factor, welcher nicht ohne Einfluss auf die Wellenbildung sein kann, indem an einer und derselben Stelle die Impulse, durch vvelche die Wellen verursacht werden, in ihrer Richtung wechseln, wahrend die vorhan- dene Wogenbewegung in der bisherigen Richtung zu verharren sucht. Thom sagt,gelegentlich des Rodriguez-Orkans: »In rotirenden Stiirmen ist am meisten die See zu furchten. Sie wird geschildert als furchterlich, sich kreuzend, wirr, unmassig, vom Winde aus jeder Himmelsgegend in pyramidalen Massen gehoben, und ist mit der Brandung an Felsenriffen verglichen worden. In der Nahe des Cen¬ trums ist ein Schiff immer unlenkbar.« Die Wellenbewegung eines Orkans pflanzt, sich liber den Bereich desselben hinaus fort, nach Thom’s Angaben sogar 300 bis 400 See- meilen weit, Die vom Orkan erzeugte Diinung mit ihren Rollern und ihrer Brandung macht sich manchmal 24 Stunden vor dem Ein- treten des Sturmes fiihlbar. Reid horte sogar drei volle Tage, bevor der Orkan vom September 1839 die Bermudas-Inseln erreichte, die Wogen laut an den siidlichen Ufern sich brechen. Starke Stromungen begleiten die Orkane. Sie bewegen sich unter der Einwirkung der Winde im Sinne der Rotation des Dreh- sturmes. Innerhalb der parabelformigen Bahn der Cyclonen ist daher ihre Mittelrichtung im Sinne der Bahnrichtung des Wirbels, ausserhalb derselben im entgegengesetzten Sinne, vor und hinter dem Orkan mehr oder \veniger senkrecht zur Bahn. Tagelang nach dem Sturm machen sich diese Stromungen noch fiihlbar. Wahrend die Stromungen der Rotationsrichtung des Orkans sich fiigen, folgt die Cyclonenwelle dem Orkan in der Richtung, in \velcher er auf der Bahn vorschreitet. a) Wellen- bewegung. b) Stromungen. 30 c) Cyclonen- welle. Jahreszeiten, in denen Wirbel- stiirme beson- dors haufig ein- treten. Von den Wogen, welche der Sturmwind innerhalb einer Cyclone erzeugt, ist die meilenbreite Cyclonenwelle zu unterscheiden, welche infolge der Verminderung des Luftdruckes iiber der ganzen vom Wir- belsturme bedeckten Meeresflache sich erhebt. Fiir jeden Zoll (25 e / m ), welchen das Barometer fallt, steigt dasWasser an der betreffenden Stelle um etwas mehr als 0 - 3 Meter; selten mag daher auf dem offenen Ocean die Hohe der eigentlichen Cyclonenwelle mehr als 0 - 6 Meter betragen. Doch bei ihrer Breite von mehreren hundert Seemeilen enthalt sie eine ungeheuere Wassermasse. Wenn nun das Orkancentrum in eine allmahlich sich verengende Bucht. eintritt, so kann sie daselbst eine verheerende Sturmflut von mehreren Metern Hohe verursachen. Zahlreiche Thatsaehen zeigen von gewaltigen Verheerungen, welche sie an Kiisten speciell unter den angefuhrten Umstanden anzurichten vermag. Unter den zahlreichen Beispielen moge hier nur eines Platz finden. Die Cyclonenwelle des Orkans von Backergunge (22° 29' nordl. Breite, 90° 18' osti. v. Gr.)* iiber- schwemmte am 31. Oktober 1876 im Bereiche der Miindungen des Brahmaputra und Ganges ein Areal von 3000 englischen Quadrat- meilen, und verloren nach Schatzung mehr als 200.000 Menschen ihr Leben.** In der Nordhalfte der Erde ist es die Zeit vom Juni bis No¬ vember, in der Siidhalfte der Erde die Zeit vom Dezember bis Mai, in welcher Orkane am haufigsten vorkommen. Im nordlichen indischen Ocean sind tibrigens Orkane besonders haufig zur Zeit der Monsun- vveclisel. Im allgemeinen fallt. die Zeit der Orkane in die heissen Monate des Jahres. Nachstehende Tabelle ist Reye’s Werke iiber Wirbelstiirme entnommen. * Zeitschrift der osterreichischen Gesellschaft fiir Meteorologie 1867. ** »Nicht selten hat man auch erlebt, dass, wahrend eine Cyclone mit niedrigem Luftdruck iiber die Erde hinging, unterirdische Krafte frei wurden und Erderschiitterungen veranlassten.« — »Ein Phanomen, vvelches bisrveilen das Erd- beben begleitet, wenn dieses seinen Mittelpunkt im offenen Meer hat, ist die grosse Meereswelle, welche mit der Cieschwindigkeit der Flut von dem Herde der Erschiitterung nach allen Seiten hin sich ausbreitet. Trifft diese Welle das Land, so sind ihre zerstorenden Wirkungen ausserordentlich. Ihre Fortpflanzungs- geschwindigkeit ist geringer, als die des eigentlichen Erdbebens, und sie trifft daher auch spater ein als dieses.« — »Diese Erdbebentvelle, welche bisweilen den Orkan begleitet, darf nicht mit den Wellen, \velche der Sturm aufpeitscht, verwechselt \verden ; am meisten Aenhlichkeit hat sie, wenigstens ihren Wirkungen nach, mit der Sturmflut.« (Grundztige der Meteorologie von Mohn.) 31 Teifune treten vorzugsweise zur Zeit des SW.-Monsuns auf, kommen aber auch noch haufig in den ersten Monaten des NO.-Monsuns vor. Die ge- fahrlichsten Monate sind jene, in welchen der Wechsel der Monsune im Herbst stattfindet, also September und Oktober. Im Golf von Bengalen sind Cyclonen ebenfalls haufiger am Schluss des Sommer-Monsuns — zu einer Zeit, wo im Golf ein niedriger Luftdruck herrscht, — als bei seinem Anfang, wo der Luft- druck hoher ist. (Annalen der Hydrographie 1878.) In Bezug auf die Anzahl der Orkane in verschiedenen Jahren ergeben MeldrunVs Untersuchungen, dass die Jahre der Sonnenflecken- maxima durch die Haufigkeit der Cyclonen sich auszeiehnen* Um das Bild eines Orkans zu vervollstandigen, moge nachfolgend der Beschreibung des grossen Orkans vom Jahre 1780 und jener des Teifuns, welcher am 18. November 1869 die Fregatte »Donau« traf, endlich den Berechnungen Reye’s beziiglich der mechanischen Wirkung der Orkane ein Platz eingeraumt werden. Der sogenannte grosse Orkan im Oktober 1780, der alle Schrecken dieser grossartigen Naturerscheinung in sich vereinigt zu haben scheint, umfasste die aussersten Grenzen der Antillen, Trinidad und Antigua, wahrend sein Centrum iiber Barbados am 10. nach St. Lucia fortruckte, wo Admiral Hotham mit »Vengeance«, »Montagu«, »Egmont«, »Ajax«, »Alkmene« und »Amazone« lag. Darauf traf er an der Sudkuste von Martinique den franzosischen Convoi, der unter Fiihrung der Fregatten »Ceres« und »La Constante« aus 60 Kauffahrern und Transportschiffen mit 5000 Mann Truppen an Bord bestand. Nur sechs oder sieben Schiffe retteten sich hier; »les batiments du convoi disparurent« heisst es lakoniseh im Berichte des Intendanten von Martinique. Von hier ging das * Zeitschrift der osterreichischen Gesellschaft fiir Meteorologie 1873. ** Die hier gegebene Schilderung dieses Orkans ist von Dove. Schilderung von Orkanen. Mechanische Wirkungen der- selben. Der grosse Or¬ kan vom Jahre 1780 .** 32 Centrum des Orkanes iiber Portorico, wo der »Deal Castle« scheiterte, nach der Insel Mona und traf hier am 15. morgens den englischen Convoi unter dem »Ulysses« und der »Pomona«, der davon hart mitgenonimen wurde. Darauf riickte er nach den Silver Keys, wo der »Stirling Castle« unterging. An \velcher Stelle der von St. Lucia nach Jamaica segelnde »Thunderer«, auf welchem der Commodore Walsingham seine Flagge fiihrte, verloren gegangen, ist nie ermittelt worden. Nun wendete der Orkan sich unter 26 Grad Breite nach NO. und traf die durch den Savanna la mar-Orkan entmasteten Schiffe des Geschwaders unter Admiral Rowley, bestehend aus dem »Trident«, »Ruby«, »Bristol«, »Hector« und »Grafton«, die ungl(icklicherweise gerade von der Westseite des Sturmes in seine Mitte hinein- steuerten. Hierauf wandte er sich nach den Bermudas, in seiner grossten Breite wohl beide Kiisten des atlantischen Oceans umfassend, und holte den vom ersten Sturm unbrauchbar ge\vordenen »Bervvick« auf seinem Riickwege nach England ein. 50 Fahrzeuge wurden hier am 18. Oktober auf den Strand getrieben. Nicht minder verderblich \viithete der Orkan auf den Inseln. In Martinique kamen 9000 Menschen um. 1000 allein in St. Pierre, wo kein Haus stehen blieb, da das Meer gegen 8 Meter hoch anschwoll, 150 Hauser am Ufer in einem Augenblicke zerstorle und die hintenstehenden grosstentheils eindriickte. Auch das 120jahrige Fort St. Pierre wurde zerstort, mit Ausnahme der Magazine. Im Fort Royal wurden die Kathedrale, 7 Kirchen und 1400 Hauser umgestiirzt und unter den Ruinen des Hospitals 1600 Kranke und Verwundete begraben . so dass nur ivenige sich retteten. In Domenica wurden fast alle am Ufer stehenden Hauser vveggerissen, die konigliche Backerei, die Magazine und ein Theil der Kasernen zerstort. In St. Eustach wurden 7 Schiffe an dem Felsen von North- point zerschellt. und von 19 vom Anker gerissenen Schiffen kehrte nur eines zuriick. In St. Lucia, wo 6000 Menschen ihren Tod fanden, wurden die festesten Gebaude bis in ihre Fundamente verwiistet; die See schwoll so hoch an, dass sie das Fort zerstorte und die grossen Kanonen viele Yards weit von der Platt- form fortriss. Der Kopf des Molo wurde fortgeschwemmt und die Korallendecke des Meeresbodens, dieses Werk von Jahrhunderten, wurde aufgerissen und Grate von Korallenfelsen aufgeworfen, die nachher iiber dem Wasser sichtbar blieben. Der Hafen selbst wurde bis zu zwei Meter, an manchen Stellen noch mehr, aus- getieft. Von 600 Hausern in Kingstown auf St. Vincent blieben nur 14 iibrig; die anderen waren rasirt. Die franzosische Fregatte »Juno« scheiterte dort. »Un- moglich ist die grassliche Scene zu schildern, welche Barbados darbietet«, sagt Sir George Rodney in seinem amtlichen Berichte. »Nur meine eigene An- schauung hat mich von der Moglichkeit iiberzeugen konnen. dass der Wind eine so ganzliche Zerstorung einer so bliihenden Insel hervorbringen kann. Ich bin fest uberzeugt, dass die Heftigkeit des Sturmes die Einwohner verhindert hat, das Erdbeben zu fuhlen, welches ohne Zweifel den Sturm begleitet hat; denn nur ein Erdbeben verinag die massivesten Gebaude bis in ihre Grundvesten zu zerstoren. So vollstandig ist die Venviistung, dass keine Kirche, kein Haus ihr entgangen ist.« In Barbados war noch der Abend des 9. Oktober merkwurdig ruhig, aber der Himmel erstaunlich roth und feurig. Wahrend der Nacht liel reichlicher Regen, auch am Morgen des 10. viel Regen mit Wind aus NW. Um 10 Uhr morgens nahm das Umvetter sehr zu. und schon um 1 Uhr nachmittags kamen 33 die Schiffe in der Bai ins Treiben. Um 4 Uhi' gingen alle Schiffe in See; um 6 Uhr hatte der Wind schon viele Baume ausgerissen und niedergeweht. Im Gouverneurshause wurden Thiiren und Fenster verbarricadirt ohne sonderlichen Erfolg; denn um 10 Uhr Abends brach der Wind aus NNW. durch das Haus. Die Familie fliichtet in die durch 3 / 10 Meter dicke Mauern geschutzte Mitte des Gebaudes unter wachsendem Sturme; um 11 1 / 2 Uhr treibt der Wind, der iiberallhin sich Bahn gebrochen und das Dach grosstentheils abgerissen hat, sie in den Keller. Bald verjagt sie auch hier das um mehr als einen Meter gestiegene \Vasser. Ueberall sturzen Trummer auf sie herab. Der Gouverneur sucht unter den Kanonen Zuflucht: eine traurige Situation, da viele Kanonen sich bewegten und sie fiirchten mussten, dass die sie schiitzende aufgehoben werde und sie im Fali zerdriicke, oder dass die umherfliegenden Trummer ihrem Leben ein Ende machen. Auch das Arsenal war dem Boden gleich gemacht und die IVaffen umhergestreut. Bei Tagesanbrueh_ stand kein Gebaude mehr; die Baume waren, wenn nicht ausgerissen, ihrer Blatter und Zweige beraubt und der iippigste Friihling in dieser einen Nacht in den schrecklichsten Winter verwandelt. Die Anzahl der Umgekommenen wurde in Barbados auf einige Tausend geschatzt. »Solcher Aufregung der Elemente gegenuber — sagt Dove — verstummt der Kampf der Menschen. Als die »Laured« und »Andromeda« bei Martinique scheiterten, schickte der Marquis de Bouille die 25 Englander, welche dem Tode entronnen waren, dem englischen Gouverneur von St. Lucia mit dem Bemerken, er konne diese Opfer einer allgemeinen Katastrophe nicht als Gefangene behalten.« Das k. k. Commando der ostasiatischen Expedition beschreibt den Orkan, welcher Sr. M. Fregatte »Donau« in 34° 20' nordl. Breite, 148° 38' osti. Lange am 18. November 1869 .erfasst hatte, in nachstehender Weise: »Den 17. hatte das Wetter schon ein sehr drohendes Aussehen angenom- men, der SO. wurde im Verlaufe des Nachmittags zum Sturme; das Grossmars- segel musste um 3 Uhr nachmittags, das Vormarssegel um 5 Uhr nachmittags geschlossen vverden. Da das Fallen des Barometers und die steigende See fiir den nachsten Tag noch mehr versprachen, so liess ich die Bramstengen streichen, was, wiewohl mit einiger Muhe, noch vor Dunkelheit zuwege gebracht wurde. Das Schiff lag jetzt unter dicht gereeften Gaffelsegeln bei, der Sturm hatte nachts etwas abgenommen, das Barometer fiel jedoch langsam. Um 4 Uhr morgens den 18. begann der Wind iiber Siid zu drehen; das dreifaeh gereefte Vormars¬ segel ward gesetzt und wir steuerten wieder im Curse. Um 8 Uhr morgens war der Wind westlich in der Starke 8—9, die See hoch. der Himmel heiter, nur im Norden etwas diister, das Barometer fiel noch immer sehr langsam. Ich wollte eben um halb 9 Uhr vormittags das Focksegel setzen lassen, um die gun- stige Kiihlte zu beniitzen, als in einigen rasch aufeinander folgenden Boen der West zum wiithenden Sturme ward, \velcher schon um 9 Uhr die umvidersteh- liche Gewalt eines Orkans angenommen hatte. Das Vormarssegel und der Sturmkluver flogen mit kanonendonnerahnlichen Schlagen in Fetzen \veg, das schnell gehisste Fockstagsegel \var in rvenigen Sekunden aus den Leiken ge- blasen; die Gefahr, dass die sehr luvgierige Fregatte in den Wind schiesse, war augenscheinlich; das dicht gereefte Vorgaffelsegel ward zwar augenblicklich ge¬ setzt, doch stand zu befiirchten, dass es kein anderes Schicksal, als die friiher gesetzten Segel erfahren werde. Die doppelte Gaffelgeerding riss sogleich; das 3 Der Orkan Sr. M. Fregatte Donau« am 18. Nov. 1869. 34 Segel, in Jokohama neu erzeugt, legte sich jedoch in die Wanten und hielt vor- derhand; es reichte zusammen mit dem hart in Lee befindlichen Ruder hin, das Schiff etvvas vom Winde zu halten. Mittlerweile hatte der Orkan seine volle Starke erreicht. Es konnte nicht mehr von Boen die Rede sein; cine ein- zige, zusammenhangende, vviithende Boe raste daher. Das Getose des Windes ubertraf jede Vorstellung; nur mit grosser Miihe konnte man sich von Mund zu Ohr verstandlich machen. Die Luft vvar derart von Gischt und Spriihregen er- ftillt, dass zeitweilig vom Quarterdeck aus das Vordercastell nicht gesehen vverden konnte. Die Masten bogen sich vvie Gerten, die Leevvanten wehten in Bogen hinaus; das besclilagene, ganz neue Focksegel flog in Fetzen vveg, den ganzen Mast erschiitternd, fiir vvelchen, wie fur die Vormarsstenge, die ernstlichsten Be- fiirchtungen gehegt wurden. »Die Richtung des Windes veranderte sich langsam gegen N. und vvar um 10 Uhr vormittags WNW. »Das Barometer fiel rasch; so viel man durch den dichten Gischt erkennen konnte, war der Himmel in nordlicher Richtung viel schvvarzer und drohender, als gegen Stiden. alles ebenso viele Anzeichen dafur, dass sich die Fregatte in einer Cyclone befinde; die ersten Boen hatten die Fregatte nach Backbord anluven lassen, und sie lag jetzt mit Backbordhalsen bei. was verderblich werden konnte, da sie sich gegen das Centrum der nach unbekannter Richtung reisenden Cyclone bevvegte, anstatt sich von diesem zu entfernen; gleichzeitig entbehrte man aber ganz und gar der Manovrirfahigkeit, denn die vorderen Stagsegel waren vveggeblasen, und neue anzuschlagen vvar ein Ding der Unmoglichkeit. — Die Fregatte lag zwar gut bei, arbeitete wie gewohnlich sehr tief, aber nicht besonders schwer, wozu wohl auch der Umstand beitragen moc.hte, dass die See durch die Gewalt des Orkans niedergedriickt und verhindert wurde, eine gewisse Hohe zu tlberschreiten; aber es konnte der Fali eintreten, dass abgefallen vverden musste. Das Barometer fiel, das Centrum konnte sich. obgleich es sudostlich zu gehen schien, auf uns zu bevvegen; das Vorgaffelsegel, vvelches nach und nach vom Maste und theihveise von der Gaffel gerišsen vvar und nur noch in Fetzen in den Wanten lag, konnte ganz \vegfliegen. Der Fockmast oder vvenigstens die Stenge konnte iiber Bord gehen, und in jedem dieser Falle vvare Abfallen unbedingt geboten gevvesen : ich liess daher alles bereiten, um den Kreuzmast sogleich kappen zu konnen, und ein Kabel auf Deck bringcn und bereiten, um durch Nachschleppen desselben die VVirkung des Steuers zu unterstiitzen. Dieses vvar bisher verlasslich gevvesen, und ich konnte hoffen, mit Zuhilfenahme der oben ervvahnten Massregeln jeder Eventualitat begegnen zu konnen. Spatere Ereignisse haben an den Tag gelegt. dass dem nicht so gevvesen vvare und dass das Schiff sein Heil dem zahen Lappen des Vorgaffelsegels zu verdanken hatte. — Es vvar 11 Uhr vormittags und noch irnmer nicht die geringste Abnahme in der Wuth des Orkans zu bemerken. Das Barometer stand seit 10 Uhr vormittags auf 29• 17 (740 , 9 7 %i) corrigirt, und es konnte ein Fallen oder Steigen folgen. Die Richtung des \Vindes vvar NW., das Centrum hatte sich bisher ostsildostlich bevvegt, convergirend zvvar mit der Richtung des NO. anliegendcn Schiffes, aber bei der viel grosseren Geschvvindigkeit der Cyclone stand zu hoffen, dass sich deren Entfernung von der Fregatte stets vergrossern und eine baldige Abnahme der Heftigkeit des Windes resultiren vverde. In der That begann das Barometer 35 gegen Mittag zuerst langsam, dann immer rascher zu steigen. Das Firmament wurde in der dem Centrum entgegengesetzten Richtung, in SW., heller, und obzwar noch immer wiithende Boen die Fregatte auf die Seite warfen, so waren diese doch durch etwas ruhigere Momente getrennt: ein Nachlassen des Orleans war unverkennbar. Es war hiezu hochste Zeit, denn die Bemastung hatte durch den ungeheuren Druck gelitten.« Reye schreibt: »Wir haben gelegentlich des Cuba-Orkans darauf hingewiesen, dass im allgemeinen die Windrichtungen nach innen zu von den Tangenten der Kreise abrveichen. also ein Einstromen der Luft in dieser Cyclone gleichwie in anderen stattfinde. und dass Redfield jene Abvreichung wohl etwas zu niedrig auf durchschnittlich fiinf bis zehn Grade schatze fiir drei volle Tage. Den Durch- messer des orkanartigen inneren Theiles dieser Cyclone bestimmte Redfield zu mehr als 500 englischen Meilen. Wir wollen einen noch kleineren inneren Theil von nur 100 englischen Meilen Halbmesser ins Auge fassen, dann sind wir gewiss berechtigt, die Windgesehwindigkeit am Umfange desselben mindestens zu 90 englischen Meilen in der Stunde oder zu 40 Meter per Sekunde anzu- nehmen. Wir wollen ferner annehmen, die Windrichtung sei am Umfange jenes inneren Theiles durchschnittlich nur um sechs Grad gegen die Tangente oder um 96 Grad gegen den verlangerten Radius nach innen zu geneigt, und zwar innerhalb der ersten 100 Meter iiber der Meeresflache, was sicher viel zu wenig ist. Berechnen wir dann die Luftmasse, welche in diesen Sturmcylinder von 100 Meter Hohe und 100 engl. Meilen Radius von aussen hereintritt, so ergeben sich nicht weniger als 369'/ 2 engl. Kubikmeilen in der Stunde oder 4207 s Mil- lionen Cubikmeter in der Sekunde. Trotz des geringen Neigungswinkels von nur 6 Grad ist die einstromende Luftmasse so bedeutend, dass 5 Stunden und 19 Minuten hinreichen, um jenen ungeheueren Sturmcylinder, der selbst 1963Y 2 Cubikmeilen Inhalt hat, neu zu fiillen! »Das Gewicht der Luft hangt ein wenig von der Temperatur und dem Barometerstande ali; gering gerechnet wiegt die rvahrend einer Sekunde eintre- tende Luftmasse mindestens 490 Millionen Kilogramm oder beinahe 10 Millionen Centner. Und diese gevvaltige Luftmenge ist in jeder Sekunde vrahrend drei voller Tage und rvahrscheinlich noch viel liinger von aussen gegen das Innere gestromt! »Durch sie wurde die Luft in unserem Sturmcylinder am 5., 6. und 7. Oktober 1844 mehr als dreizehnmal vollstandig erneuert! Woher kam diese Luft? In den orkanartigen Theil der Cyclone stromte sie aus dem mehr aussen gelegenen, wo nur ein gewohnlicher Sturmwind herrschte, in diesen aber aus den umgebenden Gegenden der Erdoberflache, wo das Wetter nur ein stiirrai- sches Aussehen hatte, u. s. w. Der einstromenden Luft wurde also allmahlich die Geschwindigkeit eines Orkans ertheilt, und dazu ist ein kolossaler Aufwand von mechanischer Arbeit erforderlich. Bei einer Geschwindigkeit von 40 Meter per Sekunde besitzen die 490 Kilogramm Luft, \v«lche in jeder Sekunde in den Sturmcylinder eintreten, eine lebendige Kraft von 39,950 Millionen Meterkilogramm. Ebenso gross ist die mechanische Arbeit, durch rvelche diese lebendige Kraft erzeugt wird, fiir jede Sekunde; dieselbe betragt also nicht weniger als 532 2 / 3 Millionen Pferdeštarken. Wenn wir jedoch annehmen, dass die eintrelende Luft grosstentheils von Pašsahvinden herruhrt und deshall} schon eine Geschwindig- 3* B.eye’s Berecli- nungen behufs Darstellung der meclianischen Arbeit des Cuba- Orkans vom 5. bis 7. Oktober 1844. Atmospliarische Zustiinde un- mittelbar vor der Entstehung von Cycloneu. - 36 - keit von 30 engl. Meilen per Stunde besass, ehe sie in den Bereich der Cyclone eintrat, so miissen wir jenen Betrag um seinen neunten Theil vermindern und frnden so folgendes Resultat: Der Cuba-Orkan hat allein zur Bewegung der ein- stromenden Luft allermindestens eine Arbeit von 473‘/ 2 Millionen Pferdestarken wahrend drei voller Tage angewendet, d. h. mindestens 15mal soviel, als alle Windmiihlen, Wasserrader, Dampfmaschinen und Locomotiven, Menschen- und Thierkrafte der ganzen Erde in der gleichen Zeit leisten!« Thom fiigt den Angaben betreffs der Regenmengen und der Barometer- hohen in vier Mauritiusorkanen aus den Jahren 1786, 1789, 1836, 1840 nebst anderem Folgendes hinzu: »Nehmen wir an, die Condensationssphare sei auf einen Kreis von 300 engl. Meilen Durchmesser begrenzt und auf diesen fallen acht Zoll (203™fc) Regen in 48 Stunden, so wiirde die ganze in diesen isolirten Raum fallende Regenmenge wiihrend 20 Tagen 90 engl. Cubikmeilen Wasser betragen und hinreichen, um die Oberflache von Grossbritannien 5 Fuss 4 Zoll (1 ■ 6 ™/) hoeh zu bedecken.« Reye kniipft hieran folgende Berechnung: »Neun englische Cubikmeilen Regen in 48 Stunden geben 213,333 Cubikmeter oder 213 1 /., Millionen Kilogramm in jeder Sekunde. Nehmen wir an, dieser Regen falle nur 300 Meter hoch herab, so werden bei seinem Sturze fortvvahrend nicht weniger als 850 Millionen Pferde- starken von der Schwerkraft geleistet und zur Beschleunigung der Regentropfen sowie zur Ueberwindung des Luftvviderstandes aufgewendet. Aber noch mehr: bei der Condensation von 213y 3 Millionen Kilogramm Wasserdampf zu Regen werden in jeder Sekunde 128 Milliarden Calorien latente Warme frei und an die Luft abgegeben. In mechanisehe Arbeit umgesetzt, was durch Expansion der Luft leicht geschehen kann, wiirde der tausendste Theil dieser \Varmemenge hinreichen, um der von aussen in den Wirbelsturm einstromenden Luft eine solche lebendige Kraft zu ertheilen, wie wir sie vorhin fur den Cuba-Orkan be- rechiiet haben.« Beziiglich der atmospharischen Zustande unmittelbar vor Ent¬ stehung einer Cyelone gibt Piddington Ausziige aus den Logbiichern zweier Schiffe, welche allem Anscheine naeh sich zur Stelle befanden, wo Cyclonen in ihrer Bildung begriffen waren. — Ueber den Zustand von Luft und See wird in dem einen Fali (Brig »Algerine«) in fol- gender Weise berichtet: Dichte dunkle Wolkenmassen bilden sich, Sturmwolken (scuds) laufen nach verschiedenen Richtungen NO., SO., WSW., Wind ist leicht, die See hebt sich in Blasen, als wenn der Wind von allen Seiten wehen witrde. Ausserordentliches Sinken des Barometers. Im zweiten Fali (Schiff »Vernon«) wird der Zustand von Luft und See in šihnlicher Weise angegeben, doch auch von Windst.ossen aus NO. und O. gesprochen. In Peltiers Buch liber die Tromben wird ein Sturm beschrieben, der am 2. September 1804 in der Niihe von (lambia einen franzosichen Kreuzer uberfiel. Der Tag vorher 37 war sehr heiss; am Morgen des Sturmtages bedeckte sich der Himmel mit, zahlrcichen dicken Wolken, es herrschte vollige Windstille. Da erhob sich eine Trombe und der Sturm war entfesselt. Der grosse Antigua-Orkan vom August 1837 scheint, nach dem Berichte des Capitans Seymour zu schliessen, der sich mit dem Schiffe »Judith und Esther« den gegebenen Anzeichen gemass am Entstehungsorte der besagten Cyclone befand, ebenfalls aus einer grossen Wasserhose entstanden zu sein. Nach J. Elliot* war im Golf von Bengalen vor Entstehung der Cyclone von Backergunge vom 20. bis 23. Oktober eine fast gleichformige Druckvertheilung iiber der Bai und Nordindien. ». . . Der Druck nahm zu nach Norden und war wahrscheinlich hoch im Suden. Der SW,-Monsun, statt nach Siiden zuriickzu- weichen, fuhr fort iiber der See nahe dem Eingange des Golfes zu herrschen. Die Windrichtungen waren nordlich und nordostlich an der IVestseite der Bai und westlich bis siidlich an deren siidlichen und ostlichen Grenzen. Ein Gebiet verminderten Luftdruckes begann sich am 23. zu bilden. Anhaltender Regenfall begleitete auf der SO.-Seite diesen Vorgang und nahm an Starke allmahlich zu. Das Depressionsgebiet verbreitete sich nordivarts, und am 26. und 27. Hessen die Winde in der Umgebung dieser Depression eine Wirbelbewegung erkennen und waren von betrachtlicher Intensitiit. Das Gebiet verminderten Druckes ver¬ breitete sich wahrend der folgenden zwei Tage weiter nordwarts, wahrend zu gleicher Zeit die Wirbelbewegung in gleicher Richtung langsam vorriickte. Mit der Fortdauer dieses cyclonischen Witterungscharakters breitete sich die Area verminderten Druckes nicht allein weiter aus, sondern auch die Grosse der De¬ pression im Centrum nahm zu, und am Abend des. 29. hatte der Sturm schon den Charakter einer Cyclone und nahm rasch an Heftigkeit zu, so dass er mit der Zeit eine Cyclone von grosster Intensitiit darstellte.« Nach Meldrum’s Untersuchungen entstehen die Cyclonen gewohnlich zwischen ostlichen und westlichen Luftstromen und enden zwischen ndrdlichen und siidlichen. Bei iiirem Beginne sei die Nord- und Siidseite des Sturmfeldes, bei ihrem Ende die Ost- und IVestseite desselben verflacht. An die Erscheinungen in der Atmosphare vor und beim Ent¬ stehen einer Cyclone durfte folgerichtig sich die Erklarung der Ur- sachen anschliessen, welche Drehstiirme erzeugen und ihre Bewe- gungen bestimmen. Piddington neigt. sich entschieden den Ansichten Peltier’s zu, wonach die Wettersaulen und ebenso die Sturme durch Elektricitat hervorgerufen werden, wahrend Thom (bezuglich der stidindischen Orkane) die ununterbrochene Rotation und die fortschreitende Be- wegung dem Einflusse des SO.-Passats und des NW.-Monsuns Erklarung der Entstehung und der Dauer der Wirbelsturme. Zeitschrift der osterr. Gesellschaft fur Meteorologie 1877. 38 beimisst, welche in entgegengesetzten Richtungen an den gegeniiber- liegenden Seiten der in den Sturm verwickelten Luftmasse wehen. Dove erklart die Drehstiinne durch das Hereinbrechen acjuato- rialer Luftstrome in polare. Der aus SW. (in der Sudhemisphare aus NW.) kommende Aequatorialstrom trifft auf den Widerstand des NO.-Passats (beziehungsweise SO.-Passats) — des Polarstroms. Der erstere erfahrt dadurch an seinem ostliehen Rande eine Ab- lenkung nach N., beziehungsweise S., wahrend die inneren und westlichen Theile des Stromes die fruhere Tendenz behalten. Es ergibt sich daher fiir die nordliehe Erdhalfte eine Rotation im ent¬ gegengesetzten Sinne eines Uhrzeigers, in der siidlichen eine Drehung im gleichen Sinne eines Uhrzeigers. Innerhalb der Tropen werden die so entstandenen Cyclonen nach NW., beziehungsweise SW. fortschreiten, ausserhalb der Tropen aber nach NO., beziehungswei.se SO., weil alsdann auf der Ostseite der Widerstand in Wegfall kommt. — Was speciell die westindi- schen Orkane betrifft, so ist Dove der Ansicht, dass die iiber dem afrikanischen Continent, in die Hohe gestiegene heisse Luft, nach Westen abfliessend, dem oberen Passat seinen Riiekvveg nach den VVendekreisen versperrt. und ihn zwingt., nach unten zu gehen, wo dann die Wirbelsturme auf die oben beschriebene Weise entstehen. Diese Erklarung verschafft, abgesehen von anderen Bedenken, keinen Aufschluss daruber, woher die ausserordentlichen mechanischen Wirkungen der Drehstiirme riihren; hingegen entspricht, die Hypo- these von Reye den gestellten Anforderungen. Durch grosse Hitze konnen die unteren Schichten weniger dicht werden als die oberen. Daruber lagern nun die oberen kalteren, schwereren Schichten in labilem Gleichgewicht, d. h. eine gering- fugige Storung reicht hin, die warme Luft zu raschem Aufsteigen zu bringen. Da sie zugleich mit Dampf gesattigt ist, der in den hoheren. Regionen sich verdichtet. und seme gebundene Warme abgibt, so halt auch in den hoheren Regionen die Erwarmung und damit die auf- steigende Bewegung an. Auf diese Weise entsteht, unter dem auf- steigenden Strome ein Gebiet geringen Luftdruckes — ein barome- trisches Minimum. Nach diesem Gebiete stromt die Luft der Umgebung' infolge der Erdrotation in wirbelnder Bewegung ein. Hiedurch wird der Process im Inneren des Orkans fortwahrend genahrt, indem sich die einstromenden Luftmassen ihres Dampfgehaltes entledigen, andererseits 39 tritt zugleich mit der wirbelnden. Bevvegung die Wirkung der Cen- trifugalkraft, ein: die Verdiinnung im Centrum halt an. Im Anfange ist also das barometrische Minimum Ursache des Wirbels, hernach der Wirbel Ursache des barometrischen Minimums. Im Nachslehenden findet die Ansicht Reye’s eine ausfiihrlichere Rarlegung. Es ward schon friiher bemerkt, dass nicht blos von den Wirbelwinden und Wasser- hosen bis zu den grosseren Tornados. sondern auch von diesen bis zu den eigentlichen Wirbelstiinnen eine vollstandige Reihenfolge beziiglich ihrer Grosse sich aufstellen lasst. Wirbelwinde und Wettersaulen haben ihren Ursprung in einem labilen Gleichgewieht der Luft, indem vom envarniten Boden aus an vvindstillen, sonnigen Tagen den unteren Luftschichten ganz allmahlich eine hohere Temperatur mitgetheilt wird, so dass sie sich langsam ausdehnen. Unter giin- stigen Verhaltnissen korinen die untersten Luftschichten ortlich so stark envarmt vverden, dass sie trotz des auf ihnen lastenden grosseren Luftdruekes sogar specifisch leichter vverden, als die tiber ihnen belindlichen Luftschichten. Beweis hiefiir sind die Luftspiegelungen in den Sandvviisten. Bei einer ziifalligen Storung des Gleichgervichtes setzt sich dann die allmahlich angesamnielte Warmemenge plotzlich in Bevvegung urn. und in heftigem Auftrieb steigt die heisse Luft empor. Wie in den VVirbelvvinden und Wettersaulen der verticale. in den meisten Fallen aufsteigende I.uftstrom das Urspriingliche ist, indem er das Heranstromen der Luft zum Fusse, die Abnahme des Luftdruekes, die rasche Bildung von Regen- und Gewitterwolken verursacht und die grossten mechanischen Wirkungen hervorruft, so auch in den AVirbelstiirmen. Roch wenn man Jrei ersteren von der Voraussetzung eines labilen Gleichgevvichtszustandes in der Atmosphare aus- gehen durfte und musste, so wird diese Voraussetzung fiir die vielen tausend Quadratseemeilen der Meeresflache, welche zugleich oder nach und irach von einem grossen Wirbelsturme betroffen vverden. nicht ausreichen. Hingegen ist die weitere Voraussetzung zutreffend, dass die untersten Luftschichten in einem Wirbelsturme und rings um denselben stark mit Wasserdampfen gesclrvvangert und in den Sommermonaten auch verhaltnissmdssig stark ervvarmt sind. Wenn man nun den Proeess, vvie er sich in einem Orkan entvvickelt, niiher ins Auge fasst und von der Thatsache ausgeht, dass im Inneren der Wirbelsttirme ein sehr umfangreicher und starker Luftstrom gegeir Himmel steigt, so ergibt sich, dass die Luft bei diesem Aufsteigen, weil sie zugleich um die Cyclonenaxe rotirt, mehr oder weniger steile Schraubenwindungen beschreiben muss. »Ra der Luftdruck nach oben liin abnimmt, so dehnen diese Luftroassen sich allmahlich aus und kiihlen sich zugleicli ab; ihr Wasserdampf muss daher, sobald der Sattigungspunkt erreicht ist, sich nach und nach zu Nebel und Wolken verdichten. Wahrscheinlich zeigen uns die losen fliegenden Sturmvvolken unten die zuerst gebildeten nebelartigenNiederschlage, weiter oben aber verdichten sich immer grossere Mengen des miigerissenen Wasserdampfes zu compacten tVolkenmassen, vvelche selbst in grosser Ferne wie eine diistere, unlieilvollc Bank erscheinen. Rie zugleich frei verdende latente Witrme des Bampfes verlangsamt die Abkiihlung der aufsteigenden Luft, dehnt diese aus und beschleunigt hiedurch ihr Emporsteigen. Zugleich enveitert sich der schon unten bx - eite Luftstrom nach allen Seiten, ivie auch aus der Thatsache hervorgeht. dass die fliegenden Sturmvvolken (scuds) 40 sich in Spiralwindungen von der Cyclonenaxe entfernen. In einer uns unbe- kannten Ilohe fliessen diese aufsteigenden Luftmassen nach Verlust des grossten Theils ihres Dampfgehaltes, der als Regen zu Boden fallt, seitlich ab nnd breiten so den durch sie gebildeten und stets erneuerten Wolkenteppich aus bis weit iiber die Grenzen der Cyclone. An der Meeresoberflache unter der emporstei- genden Luftsaule, in ivelcher durch die freigewordene Warme des verdichteten Wasserdampfes eine hohere Temperatur herrscht, als in ihrer Umgebung, muss der Luftdruck niedriger sein als ringsherum. Zu dieser Verdiinnungsstelle stromt von allen Seiten, jedoch den vorhandenen Spiralwindungen des Sturmwindes folgend, die Luft heran, anfangs langsam, dann immer schneller, weil von aussen her der hohere Luftdruck sie treibt. Die Thatsache, dass der Sturmwind um so starker wiithet, je naher man dem luftdunnen Centralraum kommt, wird hiedurch verstandlich. Zugleich dehnt die einstromende Luft allmahlich sich / aus, z. B. bis um ein Zwanzigstel ihres anfanglichen Volumens, wenn das Baro¬ meter in der Cyclone um l‘/ 2 Zoll (38' 1 % l ) gefallen ist. So kommt es, dass ihr Dampfgehalt m^nchmal schon an der Meeresflache anfangt, sich zu verdichten; die Wolken hangen im Inneren der Cyclonen tief auf das Meer hernieder, »Meer und Wolken scheinen sich zu verschlingen.« Diese Ausdehnung der Luft und die mit ihrer Geschwindigkeit und Annaherung an das Centrum doppelt rasch wachsende Centrifugalkraft bevvirken, dass die einstromende Luft, noch ehe sie die Cyclonenaxe wirklich erreicht hat, aufzusteigen beginnt, so einen vvindstillen oder nur von schwacheren Winden erfiillten Centralraum sturmfrei lassend. Ueber einer \veiten ringformigen Flache, nicht iiber einer vollen Kreisflache steigt die Cyclonenluft allmahlich, durch ihre Dampfvvarme beschleunigt, empor. Die rings um das stille Centrum aufsteigenden Luftstrome werden so lange fort- dauern, als geniigende Mengen Wasserdampf mitgerissen werden, um bei ihrer Verdichtung die Luft zu erwarmen und so emporzutreiben. Denn die bewe- gende Kraft in den Wirbelstiirmen ist diejenige der Warme, welche durch Con- densation atmospharischen Wasserdampfes frei wird. Alle Thatsachen sprechen fiir diese Erklarung der Cyclonen, durch welche vor allem die rasende Gewalt der Orkane und die ungeheuren Regenmengen, die in ihnen zur Erde fallen, unserem Verstandnisse naher riicken. Sie macht auch begreiflich, weshalb die Cyclonen vorzugsvveise in den Sommermonaten und am heftigšten iiber Oceanen und in der heissen Zone auftreten; denn hier und in jenen Monaten enthalten die unteren Luftschichten die grosste Menge Wasserdampf. Die Abnahme des Luftdruckes und die Zunahme der Windgeschwindigkeit nach innen hin, sowie die centrale Windstille sind erklart.« J. Elliot sagt iiber das Entstehen der Cyclonen im Golf von Bengalen* bei Gelegenheit der Besprechung der Orkane von Vizapatam und Backergunge: »Die entgegengesetzten Winde an den gegeniiberliegenden Seiten der Bai zugleich mit den variablen Winden und Calmen in der Mitte derselben zeigen eine Periode des Uebergangs an, einen Durchgang durch den Zustand eines labilen Gleichgewichts. Wahrend einer solchen Periode beginnt iiber der ungeheuren Flache der Bai von Bengalen bei hoher Temperatur eine enorme Verdampfung * Zeitschrift der osterr. Gesellschaft fiir Meteorologie 1877. 41 des Wassers. Die Windvertheilung ist zugleich eine derartige, dass die gebildeten Wasserdampfe nicht horizontal durch Luftstromungen weggefiihrt werden. Die Folge dieser Ansammlung von Wasserdampfen uber einem gleichsam geschlos- senen Becken muss der Beginn einer Condensation in hoheren Schichten .sein, weil der Wasserdampf sich nicht in das naturliche Gleichgewicht setzen kann infolge der Warmeabnahme mit der H5he. Diese Condensation beginnt zuerst im sudostlichen Theil der Bai, weil hier vom indischen Ocean her noch ein separater Zufluss von Wasserdampf besteht, und verbreitet sich dann allmahlich nordwarts. »Der feuchte Siidwest und die starken Niederschlage im sudostlichen Theil der Bai sind daher nach Elliot nicht die wahre erste Ursache der Entstehung einer localen Depression, sondern selbst wieder die naturliche Folge der oben ge- schilderten Verhaltnisse. Bei dem Condensationsprocess wird eine enorme Menge Warme frei, vollstandig aquivalent, sei es als Temperatursteigerung oder mecha- nische Energie der Sonnenwarme, welche wahrend des Processes der Ver- dampfung absorbirt worden ist. »Das Resultat davon ist eine weitere Expansion nach aufwarts jener Schichten, in und tiber welchen die Condensation begonnen hat, eine Steigerung des Regenfalles und ein continuirlicher Zufluss von den umgebenden unteren Schichten der Atmosphare gegen die Stelle, wo der aufsteigende Luftstrom sich nun ausgebildet hat. Dieser Zufluss erzeugt dann einen Luftvrirbel, begiinstigt und gesteigert durch die schon friiher bestandene Vertheilung der Winde rings um die Kiisten. Die grosse Warmemenge, welche wahrend der Condensation frei wird, liefert die zur Bewegung der Luft der Umgebung in den unteren Schichten nothige mechanische Kraft. Diese Wirkung, ein secundarer Effect der Ver- dampfung und Condensation, muss eine Grosse derselben Ordnung sein mit der meehanischen Energie der Sonnenwarme uber der grossen centralen Area der Bai von Bengalen. »Der niedere Luftdruck im Centrum der Cyclone wird hervorgebracht durch folgende Ursachen: Die vorausgehende Barometerdepression, die Bildung einer relativ kleinen cylindrischen Saule von emporsteigender Luft und Wasserdampf und endlich durch den Umstand, dass der Druck der bewegten Luft stets geringer ist, als der Druck der ruhenden Luft unter ahnlichen Bedingungen der Temperatur und der Dichte.« Wenn man nun das Gesetz in Betracht zieht, nach welchem Drehstiirme je nach der Erdhalfte, in der sie auftreten, rotiren, so Iiegt die Quelle desselben in der Drehung unseres Erdkorpers. »Zur Erlauterung gelte beispielsweise die Annahme, dass die Luft allseitig aus einer Entfernung von 120 Seemeilen oder zwei Graden des Erdmeridians zur Verdiinnungsstelle heranstrome, und zwar anfangs centripetal. Befindet sich dieser luftdiinne Centralraum auf der nordlichen Erdhalfte, so ist er der Erdaxe naher, als die aus Siiden, und weniger nahe, als die aus Norden heranstromenden Luftmassen, und die Geschwindigkeit, mit der er um die Erdaxe Erklarung des Drehungs- gesetzes der Drelistiirme. 42 rotirt, ist folglich kleiner, als diejenige der siidlichen, and grosser, als die der nordlichen Luftstroine. Die siidlichen miissen deshalb dem Centrum nach Osten zu voraneilen und die nordlichen hinter demselben nach Westen hin zuriickbleiben; und trotz ihrer anfang- lichen centralen Bewegung werden diese Luftstroine nicht in Kadi en dem Centrum sicli nahern, sondern in Spiralen, welche von N. liber W. nach S. und O., also gegen die Sonne sich winden. Die nachrtickenden Luftmassen folgen diesen Windungen, haben aber wegen ihrer Centrifugalkraft und weil der Einlluss der Erdrotation fortdauert, bestandig die Tendenz, sie der Kreisform zu niibern, so dass es begreiflich ist, wenn bei ausgedehnten Cvclonen die centri- petale Bewegung sehr zurucktritt gegen die um das Centrum krei- sende. Befindet sich das Verdlinnungscentrum auf der siidlichen Erdhalfte, so miissen die allseitig anstromenden Luftmassen aus gleichen Criinden im Sinne N., 0 ., S., W. oder wie ein Uhrzeiger das Centrum umkreisen.« »Die von der Erdrotation herriihrenden Gesclnvindigkeitscomponenten der zustromenden Luft sind tibrigens von vornherein gar nicbt so unbedeulend, wie man vielleicht annehmen mochte. Befindet sich z. B. das Verdiinnungscentrum in 20° nordl. Breite, so bat in 120 Seemeilen Entfernung die Luft im Siiden eine um 10 Seemeilen grossere und im Norden eine um 11 Seemeilen kleinere Geschrvindigkeit nach Osten hin, .als das Centrum; jene Geschvvindigkeitsunter- schiede betragen sogar 20 und 21 Seemeilen per Stunde, wenn das Centrum auf dem vierzigsten Breitengrade sich befindet. Ohne Zweifel befordert die so entstehende Wirbelbewegung das Andauern und Wachsen der centralen Luft- verdiinnung und damit zugleich die oft wochenlange Dauer der Cyclonen. Konnte die Luft ohne Wirbelbewegung direct von allen Seiten der Verdiinnungsstelle zustrčmen, so wiirde daselbst ein bis zu 2 Zoll (25—51 n ) niedrigerer Baro- meterstand sich wohl nicht lange erhallen konnen; auch wiirden die feuchten unteren Luftschichten bis auf grosse Entfernungen hin bald erschopft sein und die latente Warme des Dampfes wiirde aufhoren. in Wirksamkeit zu treten. Die amerikanischen Tornados und wohl auch die. kleinen Seetornados bieten uns Bei- spiele von derartigen, wenn auch heftigen, doch nach \venigen Seemeilen Weges endenden kleineren Orkanen, in denen die Drehbevvegung weit weniger merklich ist, als in grossen Cyclonen. Dass sie schvvacher ist, riihrt daher, dass der Einfluss der Erdrotation auf die Bewegung der zustromenden Luft um so geringer wird, je kleiner der Durchmesser der Verdiinnungsstelle ist. Die Seetornados treten zudem vornehmlich in der Nahe des Aeijuators auf, wo jener Einfluss ohnehin schwacher ist. Denn befande sich z. B. das Centrum der Verdiinnung auf dem Aequator selbst, so rviirde in den zustromenden Luftmassen gar keine Ten¬ denz zrn' Drehung vorhanden sein, vielmehr wurden die sowol von Norden als auch die von Siiden aus 120 Seemeilen Entfernung zustromenden Luftmassen nach Westen zu hinter dem Centrum zuriickbleiben, jedoch nur mit der unbedeu- 43 tenden Geschwindigkeitsdifferenz von i / 1 Seemeilen per Stunde. Audi die be- kannte Thatsache. dass innerhalb der ersten fiinf Grade nordlicher vvie siidlicher Breite kaum jemals Cyclonen, sondern nur Wasserhosen und allenfalls Tornados beobachtet vvorden sind, findet in diesem mangelnden Antrieb z ur Drehbewegung eine ebenso einfache wie ausreidiende Erklarung.« Ein Orkan wird nach jener Richtung fortschreiten, nach wel- cher jedesmal das Minimum des Luftdruckes fallt. Dies wird inner¬ halb der Tropen in jenen Theil des Wirbelsturmes fallen, wo die Rotationsrichtung des Orkans mit der Richtung des ausserhalb der Cyclone herrschenden Windes zusammentrifft, daher bei Orkanen der Nordhalfte der Erde innerhalb des NO.-Passats in den nordwest- lichen Theil des Wirbels — die Bahnrichtung ist daher eine nord- westliche; bei Orkanen der Siidhalfte der Erde innerhalb des SO.- Passats in den siidwestlichen Theil des Drehsturmes — die Bahn- richtung ist daher eine sudwestliche. Auf der SO.-Seite, beziehungs- weise NO.-Seite der Wirbelsturme der Tropen ist hingegen die Drehriehtung der Orkane der Richtung der herrschenden Winde (NO,- und SO.-Passat) entgegen; dies erzeugt eine Erhohung des Ba- rometerstandes, eine Anstauung und Verdichtung der Luftmassen. Auf die obige Art durften sich auch die Abweichungen der Bahnen von der normalen NW.-, beziehungsweise SW,-Richtung erklaren lassen. An den Polargrenzen der Passate, wo in der Region variabler Brisen und C.almen der Einfluss der die Cyclone umgebenden Luft¬ massen zuriicktritt, sowie im Bereiche der westlichen Winde wird das Minimum des Luftdrucks — der Ort der grossten Verdtinnung — dort sich befmden, wo der bedeutendste Niederschlag erfolgt. Die Grosse des, Niederschlags in einer Cyclone wird aber vornehmlich vom Dampfgehalt der aquatorialen Luftstrome bedingt, und diese werden ihren Dampfgehalt dest.o fruher abgeben, je melir sich die Cvclone, aus den Tropen kommend, pohvarts bewegt,. Der Ort grosster Luftverdunnung wird demzufolge im Scheitel der Bahn mehr pohvarts vom Centrum fallen, im Bereiche der west.lichen Winde — beim weiteren Fortschreiten der Orkane gegen den betreffenden Pol, demnach in kaltere Breiten — mehr und mehr gegen NO., be- ziehungsweise SO., daher nach jenem Theile des Orkans, wo die dampfhaltigen aquatorialen Winde — in der Nordhalfte der Erde die sudlichen, in der Siidhalfte der Erde die nordlichen — das Sturm- feld einnehmen. Ui - 6achen,welche die Richtung tles Vorsclireitens der Orkane auf ikrer Bahn be- stimmen. 44 Reye, dessen auf Mohn’s Untersuchungen gestiitzte Anschauung iiber die Bahnrichtung der Drehstiirme in hoheren Breiten hier oben wiedergegeben ist, glaubt beziiglich der westindischen Orkane das Um- biegen derselben an der Polargrenze des Passats dem Einfluss des Golf- stromes zuschreiben zu diirfen, wahrend die norcBvestliche Bahn¬ richtung innerhalb der Tropen sich dadurch ergabe, dass die siidliche, daher warmste und feuchteste Luft des Orkans, um das Sturm centrum wirbelnd, erst im nordwestlichen Theil desselben aufsteigt. »So\vie aber der Wirbel ganz in die Nahe des Golfstroms gelangt, diirfte dieser demselben noch feuchtere Luft aus Westen zufiihren, und diese wird dann schon an seiner nordostlichen Seite emporsteigen.« — Dass die grossen warmen Stromungen der Oceane von Einfluss auf die Richtungen der Sturmbahnen sein mogen, wurde bereits friiher bemerkt; eirie Analogie im Verlaufe der gedachten Stromungen und der Orkanbahnen ist wohl unverkennbar. Ebenso diirfte nicht zu verkennen sein, dass der Einfluss des Landes, bei Annaherung einer Cyclone an dasselbe, bestimmend auf dessen Bahn einwirken konne. Der Scheitel der Bahnen der grossen oeeanischen Drehstiirme liegt meistens nicht ferne von einer Kiiste. Elliot in seiner Untersuchung der Cyclonen von Vizapatam und Backer- gunge* erklart »das Fortschreiten derselben nach NW. und N. durch die star- kere Condensation im sudlichen Quadranten der bengalischen Drehstiirme, weil hier ein Zufluss an Wasserdampf reicherer Luftmassen stattfmdet. Der starkste Regenfall erfolgt in der Regel im sudlichen und ostlichen Quadranten des Wir- belsturmes. »Wie die Cyclone vorriickt, so bildet sie den Focus, gegen welchen die im Siiden gebildeten Wasserdampfe hinstreben; dieser Focus ist der natiirliche Abfluss fiir sie; daher das vergleichsweise schone Wetter, welches dem Voriiber- gange einer Cyclone folgt, und das Vorriicken des feuchten Luftstromes nach Norden.« Es diirfte gestattet sein, hier noch nachstehende kurze Betrachtung anzu- schliessen. Es ist nach der Gesammtheit dessen, was zur Erklarung der Cyclonen gesagt worden, nicht zu zvveifeln, dass die Condensation von Wasserdampfen dabei eine Hauptrolle spielt. Ist dies unbedingt richtig, so ist es auch zulassig, dem nach dem Ort des minimalen Luftdruckes hinstrebenden aquatorialen Luftstrome ebenfalls eine hervorragende Rolle, ein Ueberwiegen gegeniiber dem polaren Luftstrome zuzusprechen. Wenn daher auch innerhalb der Passate, als einer Region, wo der polare Luftstrom an der Erdoberflache sich ausbreitet, der Einfluss desselben sich in einer westlichen Bahnrichtung aussert, so kommt doch die polwarts gekehrte Richtung des aquatorialen Luftstroms in den Cyclonen * Zeitschrift der osterr. Gesellschaft fiir Meteorologie 1877. - 45 _ zur Geltung, indem die Bahn des Orkans eine norčhvestliche, beziehungsweise siidwestliche Richtung erhalt. Wenn nun bei den von Elliot untersuchten Cy- clonen der Bai von Bengalen die Bahnrichtung NNW. und N. ist, so mag dies die Ursache darin haben, dass diese Cyclonen zur Zeit des Monsunwechsels vorgekommen sind und der NO,-Monsun schwache Fortschritte gemacht hatte. Der Grund, warum die Cyclonen in den heissen Zonen heftiger sind, als in den gemassigten, liegt wohl darin, dass iiber den Meeren der heissen Zone die Luft \varmer ist und deshalb reicher an Dampfgehalt sein kann, wogegen iiber den Meeren der gemassigten Zonen die kiihlere Luft trotz ihres geringeren Dampf- gehaltes gewohnlich dem Sattigungspunkte naher ist. Je mehr Wasserdampf in dem emporsteigenden Luftstrom sich beflndet, desto mehr Warme wird bei seiner Verdichtung frei und desto heftiger wird auch die Luft aufwarts gerissen; die nachdringende untere Luft muss aber, wenn sie weit von ihrem Sattigungspunkte entfernt ist, diesem Strome einfach folgen. Gelangt aber der Orkan in die ge- miissigte Zone und fliesst ihm unten nahezu gesattigte Luft zu, so wird diese, noch ehe sie in die Gegend des tiefsten Barometerstandes kommt, sich infolge des geringen Luftdruckes so weit ausgedehnt haben, dass ihr Wasserdampf sich zu verdichten und sie demnach aufzusteigen beginnt: die Kraft der Dampfes- warme, welche sie emportreibt, ist vveniger gross, wird aber friiher wirksam, als in der heissen Zone. Die Drehsturme der hoheren Breiten werden daher an Umfang gewinnen, an localer Gewalt aber einbiissen. Schiffahrtsregeln in Stnrmcyclonen. Anzeichen eines nahenden Orkans sind: 1. ) Starkes Fallen des Barometers, selbst. bei schonem Wetter; unruhig schwankender Stand des Barometers. 2. ) Bildung von schweren Wolkenbanken; auffallende Gestal- tung, Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit einzelner Wolken: nicht selten eigenthumliche, auffallende — besonders haufig roth- liche — Farbung der Wolken. Die Sonne erscheint manchmal roth oder auch blass wie der Vollmond. Starkes Funkeln der Sterne. Alle ungewohnlichen Erscheinungen am Himmel und in der Wolkenregion werden zu beachten sein, zumal in Gewassern, wo Orkane zu den hiiufigen Gasten gehoren. 3. ) Seegang bei ruhigem Wetter oder ungevvohnlicher Seegang in Bezug auf die Gestaltung der Wellen (z. B. Pyramidalform), in Be- zug auf Starke oder Richtung der eben wehenden Brise. Auf- fallendes starkes Steigen des Wassers am Strande. Grosse Verstarkung oder volliger Wechsel regelmassiger Stromungen u. s. w. Die Beobachtungen von Wind, Wellen und Himmel dlirfen neben jenen des Barometers nicht vernachlassigt werden; denn auf solche Warum sind die Cyclonen in den heissen Zonen heftiger, als in gemassigten Zonen? a) Anzeichen eines Orkans. 46 b) Hostimmung der Lage des Orkancentrums zutn Schiffsort. Art kann ein Versagen des einen Wet,terzeichens in der richtigen Funct.ion des anderen einen Ersatz finden und der Schiffer vor fatalen Ueberraschnngen bewahrt werden. Es \vard z. H. bereits friiher einmal bemerkt., dass Umstande eintreten konnen, welche die Angaben des Barometers als truglich erseh einen lassen, wiihrend nmgekehrt in anderen Fallen das Barometer sieh als Warner erweist, Zustand der Luft und der Wolken bingegen den Seemann tauschen wiirden. Sind die Anzeiehen eines Orkans vorhanden oder ist bereits kein Zvveifel mehr tibrig, dass man sieh in einem solchen befinde, so handelt. es sieh vor allem darum, festzustellen, naeh welcher Rielitung vom Schiffe aus das Centrum desselben liege. Ber Ein- fachheit wegen wird vorerst. von der Annahme ausgegangen, dass die Luft in einer Cyclone sieh in einem wirklichen Kreise bewege. Diesen Standpunkt festhaltend, wird die Senkrechte zur Rich- tung des Windes, welcher eben am Schiffsorte weht, die Richtung des Centrums anzeigen, und zwar ergibt sieh aus der Natur der Rotationsrichtung in den beiden Hemispharen wohl von selbst, naeh welcher Seite die Senkrechte zum Winde als Peilung des Centrums aufzufassen ist. Uebrigens wird die Regel: dass der Focus des Wirbelsturmes, wenn man dem Winde den Riicken zuwendet., in der Nordhalfte der Erde naeh links, in der Sudhalfte der Erde naeh rechts falle, jedes Missverstandniss und jeden Irrthum hintanhalten. Piddingtons in Tafel II, Figur 11, dargestellten, durchsichtigen Cyclonenrosen aus Horn (auch Papier, doch ist dieses beim Gebrauch mit Terpentinol durchscheinend zu machen) lassen die Richtung des Centrums einfach dadurch finden, dass man die der Erdhalfte ent- sprechende Rose auf die Karte liber den Schilfsort in der Weise legi, dass einerseits die Nordsiidrichlung der Rose mil, dem Meridian der Karte ubereinstimmt,, andererseits die Windrichtung der Rose auch jene sei, welche auf dem Schiff beobachtet, wird. Die blosse Einsicht in die Rose fiir die Erdhalfte, in \velcher man sieh aufhalt, diirfte iibrigens schon die gewiinscht,e Aufklarung verschaffen. Ta- bellen, in welchen fiir die verschiedenen Windrichtungen je naeh der Erdhalfte die Richtung des Centrums eingetragen ist, werden den- selben Zweck erfiillen. Mit.telst Tabellen die Richtung der Orkan- mitte anzugeben, diirfte besonders dann angezeigt sein, wenn man auf das Einstromen der Luft naeh innen Riicksicht nehmen will, indem fiir diesen Fali die Tabellen fiir die verschiedenen Windrich- 47 tungen die Grenzpeilungen zu enthalten hatten, innerhalh welchen die Richt.ung des Centrums fallen mag. Reye gibi fur jene, welche das Einstromen der Luft, naeh innen in Rechnung bringen wollen, als Regel an: dass in beiden Erdhalften das Centrum um einen halben bis zu einem ganzen Strich von der Senkrechten zur Wind- richtung weiter nach vorne (vorne im Sinne der Windrichlung) liege; die von Reye angegebenen Winkel scbeinen aber zn gering zu sein. Capititn Toynbee zieht, aus den Ergebnissen seiner Untersuchungen bezuglich des nordatlantischen Orkans vom August 1873 nachstehende Folgerungen: »Hieraus konnen wir schliessen, dass ein Schiff, platt vor dem Winde laufend, in diesem Orkan sicher sein mochte, das Centrum des Sturmes mehrere Grade vor der Dwarslinie des Schiffes nach vorne, und zvvar an Backbord zu haben, da der mit.tlere Winkel 28° oder 2 7 2 Striche ausmaehte; es wurde daher am Ende ins Centrum gerathen sein. Riese Thatsachen zusammen mit den Un- tersuchungen MeldrumV, Clement Ley’s und anderer lassen die fol- gende Tabelle der Peilungen des Orkancentrums fur die Nordhemi- sphiire wahrscheinlicher erscheinen, als die von der Kreistheorie abgeleilete. * F ti r die Bestimmung der Peilung des Centruras mit Biicksicht auf die eben herrschende Windrichtung wiirde sich fur die Sudhemisphare nachstehende Tabelle ergeben: Wind. Peilung des Centrums. W. G. \Villson, Director des meteorol. Amtes in Calcutta, gibt. folgende Regel fur die Bestimmung des Orkancentrums in der Norderdhalfte. wenn der Baro¬ meter rasch zu fallen und der Wind mit der Iiraft eines starken Sturmes zu rvehen beginnt. »Um auf der nordlichen Hemisphare das Sturmcentrum zu finden, stelle man sich mit dem Gesicht gegen den Wind und messe zur Rechten (nach der rveiter oben gegebenen Regel mit dem Rucken gegen den Wind zur Linken) einen Winkel von 10 bis 11 C.ompasstrichen ab« (von der Richtung ausgehend, aus rvelcher der Wind weht). c) Bestimmung der Balm- richtung. -- 48 - Solche Angaben sind ihrer Natur nach nur beilaufige, und mussen weitere Dntersuchungen die in Rede stehenden Peilungslinien in engeren und bestimmteren Grenzen fiir die Orkane der versehiedenen Erdhalften und Zonen feststellen. Erst eine niihere Kenntniss iiber die Form der Bewegung der Luftmassen innerhalb der Drehstlirme wird auch in der fraglichen Richtung bestimmte Anhaltspunkte bieten. Genau die Richtung anzugeben, in welcher das Centrum des Orkans sich befmdet, ist wohl kaum moglich, da die Grosse der Abweichung der Windbewegung innerhalb eines Wirbelsturmes von der Kreisform nicht alsbald bestimmbar und nicht, fiir alle Orkane und auch fiir einen und denselben Orkan nicht constant dieselbe sein \vird. Es wird gut sein, wenn man sich liber die allfalligen Eigen- thiimlichkeiten der Orkane in den Gewassern, welche man zu be- fahren hat, rechtzeitig unterrichtet. Geht man von der Kreisform aus, so lasst sich, wenn ein Windwechsel vorgekommen, die Rahn eines Orkans aus diesem Windwechsel erkennen. Piddington’s Cyclonenrosen konnen hiebei Verwendung finden, indem man den Punkt der Rose, welcher der Richtung des Windes entspricht, der zuerst geweht hat, mit jenem verbindet, welcher die Windrichtung anzeigt., wie sie spater eingetreten ist; die durch das Centrum der Rose zur gedachten Verbindungslinie parallel gezogene Linie gibt alsdann die Richtung der Rahn an. (Taf. II, Fig. 12.) In Ermangelung der Cyclonenrose Piddington’s kann man einen Kreis ziehen, auf selben die Striche der Compassrose, soweit als noth- wendig, auftragen und fiir diese je nach der Erdhalfte die ent- sprechenden Windricht.ungen verzeichnen.* Ein anderer Vorgang, die Bahn eines Orkans zu bestimmen, ist weiters folgender: Man verzeichnet auf der Karte zur Stelle * Die ungefahre Richtung, nach welcher der Orkan vorschreitet, lasst sich aus der Veranderung der Windrichtung auch auf folgende Weise erkennen: Kehrt man in der Nordhemisphare dem Winde die linke Seite zu, so hat man das Centrum vor sich. Wechselt der Wind, so wird man ebenfalls eine andere Stellung nehmen mussen, um dem Winde die linke Seite zuzukehren. Hat sich nun der Beobachter nach links drehen mussen, so ist das Centrum auch nach links geriickt; hat er sich nach rechts drehen mussen, so ist auch das Centrum nach rechts geriickt. In der Sudhemisphare gilt dasselbe, wenn man dem Winde die rechte Seite zukehrt. -- 49 - des Scbiffsortes die Windrichtung, welche eben herrscht, und zieht auf diese eine Senkrechte nach der Seite des Centrums. Die ab- geschatzte Distanz von der Orkanmitte wird auf der Senkrechten aufgetragen. Die in Rede stehende Abschatzung kann auf Basis der friiher angefuhrten, auf der Grosse des stiindlichen Barometerfalles beruhenden Seala gesehehen. Bezuglich Abschatzung der fraglichen Entfernung gibt iibrigens Piddington noch eine andere Regel an, welche allerdings ebenfalls nur sehr beilaufig richtige Ergebnisse liefern kann. Piddington sagt.: »Fur eine steife Kiihlte (strong gale), welche einem guten Kauffahrteischiffe gestattet, dichtgereefte Marssegel und Foeksegel zu fiihren, konnen wir die Entfernung zu 200 Meilen annehmen; fur eine harte Kiihlte (hard gale), in welcher man kaum das Focksegel halten kann, eine Enfernung von 150—100 Meilen, und ftir eine sehr heftige Kiihlte (severe gale) eine noch geringere Distanz.« An einem zvveiten Schiffsort bestimmt man auf gleiche Weise Richtung und Distanz des Orkancentrums. Die Linie, welche die fiir dieses gefundenen Punkte verbindet, wird alsdann die Bahn des Drehsturmes darstellen. Im eben beschriebenen Vorgang ward von der Kreistheorie ausgegangen. Richtigere Resultate werden sich herausstellen, wenn man auf die spiralformige Bewegung der Luft- massen in einem Orkan Riicksicht nimmt und bei Restimmung der Richtung des Sturmcentrums sich an die Regeln halt, welche hier oben angefiihrt worden sind. Derlei Bestimmungen der Sturmbahn konnen selbstverstandlich nur beilaufige sein, immerhin erscheinen selbe von hoher Wichtigkeit und sind in Anbetracht. des Umstandes, dass die Cvclonenbahnen selbst, dort., wo sie im allgemeinen innerhalb eines geringen Spielraumes gewissen Richtungen folgen, dennoch diese nicht immer einhalten, nicht zu unterlassen, umsoweniger aber in jenen Meeren, wo Abweichungen von den normalen Richtungen haufig oder wo die Cyclonenbahnen noch vollig unbestimmt sind. Ist die Bahn bestimmt, so ergibt sich von selbst die Seite der d ) Bestimmung Cyclone, an welcher sich das Schiff befmdet. — Solite diese Bestimmung cycione, an wei- ° cher man sich nicht gemacht. worden sein, so ist Nachst.ehendes zu beachten, um die befmdet. fragliche Seite der Cyclone zu erkennen: Bloibt die Winclrichtung die gleiche und nimmt die Windstiirke bei fallendem Barometer zu, so kann man schliessen, dass man sich in oder niichst der Cyclonenbahn befinde: derselbe Schluss wird zu ziehen sein, wenn die Windrichtung an- dauert, die Windst,arke aber abnimmt, vvahrend das Barometer steigt: 4 50 im ersteren Fali nahert man sich dem Centrum, im letzteren entfernt man sich von demselben. Wechselt der Wind im Sinne eines Zeigers einer Uhr, so ist das Schiff auf der rechten Seite der Sturmbahn; erfolgt der Wind- wechsel im entgegengesetzten Sinne, so ist. das Schiff auf der linken Seite der Sturmbahn. (Taf. II, Fig. 3.) Ist der Schiffsort in der Nordhalfte der Frde und geschieht die Aendemng der Windrichtung im Sinne eines Zeigers einer Uhr, so ist das Schiff im gefahrlichen Theil des Orkans; ist hingegen der Schiffsort in der Sudhalfte der Erde, so befindet sich das Schiff dann im gefahrlichen Theile des Orkans, wenn die Windrichtung sich im entgegengesetzten Sinne andert, als die Drehung eines Uhrzeigers vor sich geht. ejMansverregein, Vor a u em es (jag Orkancent.rum und die Nahe desselben s X°a y u e s° ne zu vermeiden. (Taf. II, Fig. 13.) zu kommen. Hai, ma n rechtzeitig erkannt., dass ein Drehsturm herankommt oder dass man sich in einem solchen befinde, und ist die Gewalt des Windes noch nicht derart, dass sie die Fuhrung von entspre- chenden Segeln unmoglich macht, ist iiberhaupt das Schiff noch vollig in der Hand des Manovrirenden, so kann es gelingen, das Cen¬ trum des Orkans zu vermeiden oder ganz aus dem sturmischen Theil einer Cyclone hinauszusegeln, wenn man in der Nordhalfte der Erde den Wind von Steuerbord, in der Sudhalfte den Wind von Backbord nimmt,- Ob man hiebei am Winde zu halten oder mit raumer Schoote zu fahren hat, wird davon abhitngen, in welchem Theile des Orkans sich ein Schiff befindet. Ist, das Schiff im ge¬ fahrlichen Theil des Orkans, was aus der Windrichtung oder dem Windwechsel, sowie aus der Bahnrichtung zu erkennen ist, so wird das Schiff am Winde halten. Je naher man sich der Biickseite des Orkans befindet, desto eher kann es gestattet sein, von dieser Regel abzugehen. Z. B.: Ein Schiff befinde sich in einem vvestindischen Orkan, Windriehtung NO. oder O. In diesem Falle wird das Schiff am VVinde halten; ist jedoch die Windrichtung SO., so kann es einen nordostlichen oder nordnordostlichen Curs einschlagen. Ist das Schiff im maniablen Theil des Orkans, so kann es mit raumen Winde segeln. Ware z. B. in einem westindischen Wirbel- sturme die Windrichtung NW. oder W., so befande sich das Schiff im maniablen Theil der Cyclone und ein sudlicher Curs wird es aus dem Sturme herausfuhren. 51 In diesem Falle wird man bei entsprechender Segelfiihrung sich an den Wind legen, und zwar, dem Obigen znfolge, mit Steuer- bordhalsen in der Nordhemisphare, mit Backbordhalsen in der Siid- hemisphare. Der eintretende Windwechsel oder die Zu- oder Ab- nahme des VVindes bei gleicher Richtung und die Aenderung des Barometerstandes werden dann die erwartete Orientirung geben, welcher gemass man weiter vorgehen wird. Sind alle Anzeichen vorhanden, dass man sich in einem Orkan, und zwar vor demselben und in der Bahnrichtung des Centrums oder nahe derselben befinde, was aus der Andauer der Windrichtung, aus dem Wachsen der Windstarke und aus dem raschen Fallen des Barometers geschlossen werden kann, so wird man, wenn es die Heftigkeit des Windes noch zulasst, gentigende Segel zu fuhren, es versuchen, mit raumer Schoote (den Wind fast achter) oder vor dem Winde die Balin zu durchschneiden, um in den maniablen Theil des Orkans zu gelangen. Bei raumen Winde fahrend ist die oben gegebene Regel im Auge zu behalten, von welcher Schiffsseite der Wind zu nehmen ist. Um das fragliche Manover mit einiger Sicherheit auszufiihren, ist es von hohem Belang, die Geschwindigkeit der Cyclone auf ihrer Bahn zu kennen. Ist keine Aussicht. vorhanden, die Bahn rechtzeitig zu durch- kreuzen, so wird man beiliegen. Es dient zur allgemeinen Richtschnur, dass man an der rechten Seite der Bahn mit Steuerbordhalsen, an der linken Seite der Bahn mit Backbordhalsen beizuliegen hat. Dies hat seinen Grand darin, dass man es vermeiden rauss, den Wind back zu bekommen. Halt man sich an obige Regel, so wird der Wind, wie er wechselt, zu- gleich raumen. Ueberdies wird auf diese Weise die Gefahr hintan- gehalten, dass man die See noch achter hat, vvahrend der Wind von vorne auftrifft, wie es geschehen kann, wenn bei falschen Halsen der Wind plotzlich scbralt., wahrend die See vermbge ihrer Tragheit noch in ihrer frtiheren Richtung verharrt. Man hat sich hiebei zu erinnern, dass der Wind innerhalb der Cyclonen in Boen weht„ Wenn z. B. ein Schiff im nordatlantischen Ocean in den Bereich eines Or¬ kans gerathen und die Windrichtung SO. ist, so befindet. sich der Schiffsort bei ostnordbstlicher Bahnrichtung an der linken Seite der Bahn. Legi das Schiff mit Backbordhalsen auf 7 Strich vom Winde bei, demnacb mit der Cursrichtung SWzS., so geschieht. der Wechsel i* f) Manover- regeln, wenn ein Schiff iiber die Natur des Stur- mes oder iiber seine Lage innerhalb der Cyclone im Un- gewissen ist. g) Manover- regeln. wenn ein Schiff vor einem Orkan oder nachst dessen Bahn sich be¬ findet. Taf. II, Big. 14. h) Regeln heziig- lich des Bei- liegens, wenn man dem stiir- mischen Theil einer Cyclone nicht mehr ent- koramen kann. Taf. II, Fig. 15. des Windes immer raumend, namlich nach OSO.. 0., ONO.. NO. Wiirde das Schiff mit. Steuerbordhalsen Curs NOzO. beiliegen, so vvlirde der Wind schralen, und da der Wind stossweise blast und die Manovrirfahigkeit des Schiffes unter solchen Umstanden eine sehr geringe ist, so ist auch die Gefahr naheliegend, dass das Schiff back bekommt. Diese Gefahr wird desto grosser sem, je naher das Schiff der Orkanmitte ist, da die Windwechsel hier rascher einander folgen, als am Bande der Cyclone. Hier mag es vorkommen, dass der Wellengang noch aus S. und SO. ist, wahrend die Windrichtung bereits nach NO. und N. gewechselt hal. — Die vorstehende Regel bezuglich des Reiliegens in einem Orkan bedingt nun allerdings, dass in der Nordhalfte der Erde die Schiffe auf der linken Seite, in der Siidhalfte auf der rechten Seite der Balin in einem Curse beizu- liegen hahen, welcher nach der Orkanmitte weist; es ist daher die Gefahr einer Annaherung an dasselbe vorhanden, doch darf diese Gefahr in Anbetracht. des Umstandes, dass die Bewegung des Schiffes im Sinne des Curses nur eine geringe sein kann, nicht zn hoch ver- anschlagt vverden gegeniiber den Gefahren, welche durch Einhaltung der Regel vermieden werden. In einem Orkan beiliegende Schiffe durften uberhaupt vornehmlich durch die starke Abtrift, in Gefahr kommen, dem Centrum in unheilvolle Nahe gebracht zn werden, wenn man erwagt, dass ein Einstromen der Luft gegen den Focus stattfmdet. Dies wifd besondei’s bezuglich solcher Orkane zur Geltung ' kommen, welche keine oder eine geringe Bewegung im Sinne einer Bahn haben. Der falschen Wahl der Halsen diirfte hauptsitchlich der grosse Verlust zuzuschreiben sein. welcher am 17. September 1782 eine englische Flotte be- troffen Kat. Am 16. September wurden die britischen Kriegsschiffe »RamiKes«, »Canada« und »Centaur« zu 74 Kanonen, ferner die Prisenschiffe »Pallas« und »Vitle des Pariš« zu 110 Kanonen. »Glorieux« und »Hectoj-« zu 74 Kanonen, »Ardent« und »Caton« zu 64 Kanonen. sowie endlich eine Handelsflotte von 92—93 Segeln im nordatlantischen Ocean von einem Wirbelsturm ereilt. der aus OSO. blies und rasch zunabm. Die Flotte legle bei mit Steuerbordhalsen. Am 17. Septemlier um 2 Uhr friih bekam die ganze Flotte back. der Wind war offenbar mit schrecklicher Gewalt plotzlich nach NNW. umgesprungen und tobte sodann langei e Zeit aus NW. (Dieser rasche Windwechsel auf der Seite der Balin, welche hier in Rede steht. entspricht vollig der Art. und Weis.e, wie nach der Spiraltheorie an dieser Stelle die Aenderung der Windrichtung vor sich gehen muss.) Als der Sturm zu Ende, waren sammtliche Kriegsschiffe, mit Ausnahme des »Canada«. gesunken oder aufgegeben und zerstort, desgleichen ein grosser Theil der Kauffahrer. Es ist dies einer der grossten zur See vorgekommenen Ungliicksfalle. Der Verlust an Menscben ward auf 3000 Mann geschatzt. 53 Ftir Sohiffe, wclche im siidindischen Ocean eineti Orkan zu bestehen haben, stellte 1863 Meldrum mit Beriichsichtigung der Spiraltheorie folgende Manover- regeln auf: »Es scheint nicht selir schwierig, einem Drehsturme ausziuveichen. wenn das Schiff sicli in der nordlichen Halfte befindet und den Wind aus irgend einem Compasstrich von S. durch W. bis N. oder sogar von S. durch W. bis NO. bat.* Wenn der Wind zwischen S. und W. ist, soli das Schiff nordwestwarts laufen; wenn der Wind zwischen W. und N. ist, so soli dasselbe nordostlich halten; wenn der Wind nordostlich ist, so soli es nach O. Weg zu gewinneri suchen so viel als moglich, oder je nach dem Zustand von See und Wetter soli es mit den geeigneten Ilalsen beiliegen, bis das Barometer steigt und das Welter sich bessert. Wenn der Wind aus irgend einem Compasstrich von S. durch W. bis N. weht, ist thatsachlich keine Gefahr vorhanden. Alles, was zu machen ist. besteht darin, entweder vom Centrum weg Curs zu nehmen, indem man west- warts, nordwestwarts, nordwarts, nordostwarts oder ostwarts, je nach der Rich- tung des Windes lauft, oder beizuliegen. Es ist leicht nachzmveisen, dass alle heiimvarts bestimmten Schiffe, \velche hierher (Mauritius) kommen. um reparirt zu werden, nachdem sie Havarien in einer Cvclone erlitten, in welche sie von N. her hineingesegelt sind, die schvveren Auslagen und den langen Aufenthalt sich dadurch zugezogen haben. dass sie sudwarts oder siidwestwarts gelaufen sind, anstatt zu rechter Zeit beizuliegen oder vom Centrum weg abzuhalten, bis das Barometer steigen und das Wetter sich bessern wiirde. Es ist fiir solche Schiffe eine starke Versuchung, mit giinstiger Brise den Curs zu halten; doeh ein sich steigernder nordlicher oder nordostlicher Wind bei fallendem Barometer und schlechten Anzeichen solite sie vor der aussersten Gefahr warnen, mit einer Fahrt von vielleicht 9 Knotcn per Stunde siidwestwarts zu laufen. Viele Schiffe, vermeintlichen Vortheil aus diesen nordlichen Winden ziehend, sind in Front eines Sturmes gerathen, wurden entmastet und gezvcungen, ftir Monate zu Mau¬ ritius zu bleiben. wahrend andere seeunfahig erklart \vurden ! Ein Aufenthalt von 24 oder 48 Stunden hatte fast in jedem Falle Schiff und Ladung erhalten! »Fiir Schiffe andererseits mit dem Winde zwischen S. und O. oder ONO., besonders zwischen SSO. und O., gestaltet sich die Sache ganz anders, denn der Sturm bewegt sich gegen irgend einen Punkt zwischen WSW. und SO., und dieser Punkt kann nicht immer bekannt sein, weil der Wind zur Zeit, als das Barometer fallt und der Wind zunimmt, nicht, wie bisher angenommen. rund um das Centrum des Sturmes in einem Kreise wehen mag. »Fiir Schiffe in dieser Lage wird es am besten sein, beizuliegen und auf Wind und Barometer zu achten. »Wenn der Wind entschieden entweder nach O. oder S. wechselt, so kann die Bewegung des Centrums mit Riicksicht auf den Schiffsort annaherungsvveise bestimmt werden. »Wenn das Barometer 4 /io Zoll engl. (10’%t) — zehn Jahre spater corrigirte Meldrum diesen Ansatz auf 6 /io (15 w fm) — gefallen ist, so kann i) Die Manover- regeln in einem Orkan mit Riick- sicht auf die Spiraltheorie. * Eine beilaufig siidvvestliche Bahnrichtung vorausgesetzt. 54 die Windrichtung als annahernd senkrecht zur Richtung des Centrums ange- nommen werden. »Wenn dann ein Scliiff den Wind von SO. hat, so soli es versuchen, west- warts zu laufen, um die Sturmbahn zu kreuzen. Wenn es westwarts lauft, bevor das Barometer mehr als ‘/ 10 Zoll (2-o' in f m ) oder beilaufig so viel gefallen ist, kann es sich dem Sturmcentrum nahern, wie es der »Louisa« geschehen ist, als sie am 2. Februar 1863 den Wind siidostwarts hatte. »Bei sudostlichem Winde zeigt sich dieselbe Schwierigkeit fiir Schiffe, welche bei Mauritius und bei Reunion vor Anker liegen, namlich die Peilung des Centrums zu kennen, da beim Beginn der Wind nicht in einer Richtung senkrecht zu jener des Centrums wehen diirfte. Wenn das Centrum nordwiirts oder nordnordwestwarts statt nordostw;irts liegen solite und ein Schiff lauft gegen NW., so kann es, diesen Curs haltend, in das Herz des Sturmes gerathen, wie es hiiufig mit Scliiffen der Fali gewesen ist, \velche St. Denis verlassen haben, und wie es wahrscheinlich dem »Shah Allam« geschehen ist, nachdem er Bellbuoy im Jiinner 1863 verlassen hatte. »Das Beste mag es vielleicht sein (wenn die Schiffe nicht in den Hafen gebracht werden konnen), in See zu stechen bei dem ersten sicheren Anzeichen vom Herankommen des Sturmes und, nachdem genugend Seeraum gevvonnen, beizuliegen, auf Wind und Barometer zu achten und sich von selben leiten zu lassen. Wenn das Barometer 3 /io oder 4 /io Zoll (7'6 oder 10 m f m ) bei Wind zwischen SO. und S. gefallen ist, ist nicht anzustehen, nach W. oder NW. zu laufen; wenn jedoch der Wind von SO. nach O. oder NO. wechselt, hat man darauf bedacht zu sein, das Schiff mit Backbordhalsen beizulegen, nachdem man, soweit moglich, nach ostwarts gelangt ist.« — »Nach zehnjahriger weiterer Erfahrung haben wir dem wenig beizufugen, was 1863 gesagt worden ist. Die thatsachlich gefiihrliche Lage fiir ein Schiff ist jene mit Wind aus NO. bis SSO. und insbesondere aus SO. »Wenn der Wind zwischen NO. und OSO. ist, wiirde unser Rath einzig dahin gehen, beizuliegen. »Mit Wind von SO. und immer noch hohem, doch fallendem Barometer wiirden wir ebenfalls beiliegen, weil die Peilung des Centrums nicht bekannt sein kann. Wenn der Wind entschieden nach šiidvrarts gewechselt hat und bis siidlich von SSO. gegangen ist (passed to the South of SSE.), wiirden wir ohne Zeitverlust nordwestwarts halten; wenn jedoch der Wind nach O. geht, so wtirden wir entweder mit Backbordhalsen beiliegen, oder Raum nach O. zu gewinnen suchen. »In keinem Falle wiirden wir nach S. oder siidwestwarts laufen, wenn der Wind aus irgend einem Compasstrich zwischen N. und O. weht, sondern so viel als moglich ostwarts zu gelangen suchen. »Der gefahrlichste Fali ist jener, wenn der Wind stiindig aus SO. weht, das Barometer fallt und der Wind nach und nach zunimmt. Was hat ein Schiff unter diesen Umstiinden zu thun? Wenn es nach NW. lauft, kann es geraden Weges ins Centrum gerathen. »Wir glauben, es kann nichts Besseres thun, als beizuliegen und auf Wind und Barometer zu achten. Die Chancen sind, dass der Wind wechseln und das Schiff, ehe es zu spat ist, wissen wird. ob es nach NW. zu laufen, ob es zu bleiben bat. wo es ist, oder ob es ostvvarts lialten soli. Wenn aber der Wind sich nicht iindert und das Barometer vom Anfang her votle B /io Zoll (15 m f m ) gefallen ist, so wiirden wir als letztes Auskunftsmittel, wenn moglich, nordvvest- vvarts laufen. Wir sagen c / 10 (15 *%), weil 4 /io (10 '%), welchen Betrag des Baro- meterfalles wir 1863 angefiihrt hatten, zu gering ist. (Im Centrum der heftigsten Gyclonen in diesen Gewassern fallt das Barometer stets unter 28 Zoll [711 »Die obigen Bemerkungen beziehen sich vornehmlich auf Schiffe, welche Cyclonen begegnen, die noch nicht nach S. und SO. abzubiegen begonnen haben. »Wenn ein Sturm siidwarts oder siidostwiirts sich bewegt, wiirde ich noch immer mit einem Winde aus irgend einem Compasstriche zwischen N. und O. soviel als moglich nach ostvviirts zu kommen suchen und nicht, wie 1863 an- empfohlen, siidvvestvviirts laufen; denn wir wissen jetzt, dass die nordostlichen und ostlichen Winde oft, \venn nicht immer, gegen das Centrum wehen. »Sturme biegen nicht immer gegen S. und SO. ab, und jene, welche es thun, schreiten in diesen Richtungen selten vveit vor. Wenn man aber gefunden hat, dass ein Sturm gegen S. oder SO. sich bervegt, so soli ein Schilf mit Wind aus OSO. bis S. sich westwiirts halten.« — Es diirfte pflichtgemiiss erscheinen, die oben gegebenen Rathschliige Mel- drum’s einer Besprechung zu unterziehen. Was die Vei-haltungsregeln fiir Schiffe betrifft, welche in einem Orkan des siidindischen Oceans sich nordlich der Balin belinden, so ist wohl an denselben nichts auszusetzen. Ein Schiff, welches den Wind NO. hat, wird in der Regel beiliegen; bei diesem Winde Weg ostvvarts zu machen, wird nur dann moglich sein. wenn, nach der Starke des Windes und dem Stande des Barometers zu schliessen, das Orkancentrum sehr fern ist. Was aber Schiffe anbelangt, \velche sudlich der Bahn sind, so diirfte es zweifelhaft sein, ob denselben ein Versuch, nach O. Raum zu gewinnen, zu empfehlen vviire. Dies mag in Bezug auf Dampfer eher richtig und eher anwendbar sein, fiir Schiffe aber, welche auf ihre Segel an- gewiesen sind, ist dies nur unter giinstigen, friiher angedeuteten Umstanden moglich. Der Ostvvind ist fiir die Richtung, nach der man Weg gevvinnen will, gerade Gegemvind. Gegen O. Raum zu gevvinnen, konnte eher bei sudostlicher oder nordostlicher Windrichtung gelingen; denn bei SO. kann das Schiff nord- ostlich anliegen, doch hiebei nahert es sich dem Centrdm; uberdies ist die starke Abtrift und der vveitere Umstand in Rcchnung zu bringen, dass — vorausgesetzt, dass das Schiff vvirklich gegen O. Raum gevvinnt — der Wind schralen \vird; ist der Wind nordostlich und das Schiff liegt siidostlich an, so ist, besonders bei Beriicksichtigung des Leevveges, immerhin noch zu bedenken, dass der Wind nach ONO. und O. wechseln, daher das Schiff in Winde gerathen kann, welche noch direeter gegen die Orkanmitte wehen oder selbes vor das Sturmcentrum bringen mogen. Was endlich Meldrum betreffs des Falles ervvahnt, als der Orkan bereits eine siidliche oder sudostliche Bahnrichtung eingeschlagen hat, so mag es noch nicht als festgestellt anzuerkennen sein, dass auch in diesem Theile der Bahn die ostlichen Winde es sind, vvelche mehr oder vveniger direct gegen den Focus vvehen; man diirfte vielmehr, nach dem seinerzeit Gesagten, sich zur Annahme verleiten lassen, dass hier die ostlichen Winde mehr oder vveniger kreisformig um das Centrum blasen. die vvestlichen Winde hingegen in ihrem Verlaufe dem 56 Centrum zustreben. VVenn man daher auf diesen Umstand Riicksicht nimmt, mag es sich fur Schiffe mit OSO.- und SO -Wind empfehlen, sich sudwestwarts zu halten; bei S.-Wind wird man beiliegen; gestattet die Starke des Windes, es mit Vortheil zu thun, so wird man westwarts segeln; so\vie aber der Wind nach SSW. schralt und an Heftigkeit zunimmt, wird es gut erscheinen — wenn noch rechts der Bahn — mit Steuerbordhalsen beizuliegen, bis das Wetter sich bessert. Wie zu ersehen, sind die eben angefuhrten Regeln unter der Voraussetzung gegeben, dass die Bervegung des Orkans in der Bahn die normale ist. Wenn man nun die Spiraltheorie auch in ihrer Riickrvirkung auf die Manoverregeln innerhalb der Orkane der Nordhemisphare in Betracht zieht, so werden diesbeziiglich einerseits die Weisungen des Linienschiffslieutenants W. Po¬ točnik. wie ei- sie aus der Spiraltheorie gefolgert bat. andererseits jene des Ca- pitans Toynbee zur Richtsc.hnur dienen. wie er selbe aus seinen Untersuchungen des nordatlantischen Orkans vom August 1873 geschopft bat. Die Regeln beider stimmen tiberein. Capitan Toynb.ee sagt: »Die einzige durch diese r l'lialsachen ver- anlasste Abanderung der Tnstruetionen, wie selbe auf der Kreis- theorie beruhen, besteht darin, dass in den Fallen, in welchen die Kreistheorie lehrt, dass ein Schiff vor dem Winde laufen soli, die beschriebenen wirklichen Verhaltnisse es fordern, dass ein Schiff, wenn moglich, in der Nordhalfte der Erde den Wind gut an der Steuerbordwindviering, in der Sudhalfte der Erde an der Backbord- windviering halten soli, dies aus dem Grande, weil plati vor dem Winde sich ein Schiff dem Centrum nahern wurde. Diese Abande¬ rung bietet umsomehr Sicherheit, als selbst dann, wenn die Kreis¬ theorie in manchen Fallen als wahr befunden wird. sie doch die gute Tendenz hat, die Distanz des Schiffes vom Centrum zu ver- grossern. Bekanntlich ist zwar in ausserst schweren Stiirmen die Gefahr vorhanden, in den Wind zu drehen, wenn man den Wind seitlich achter bringt: die obigen Weisungen konnen daher nur be- folgt werden, ehe der Wind zu stark wird.« Zur Erlauterung dieser von Toynbee gegebenen Regeln mag Folgendes beigefiigt werden: Im gefahrlichen Theile eines Wirbelsturmes der einen wie der anderen Hemisphare sind constantere Windrichtungen zu erwarten, als im maniablen Theile desselben. Dies gilt aber auch, wenn ein Schiff sich auf der Bahn eines Orkans befindet. Es ist daher die Gefahr nahegelegt., dass man sich in dieser let.zteren Position glaubt. und lensend die Bahn zu durchkreuzen sucht, wahrend man doch im gefahrlichen Theile des Drehsturmes ist und beiliegen solite. Es ist demnach grosse Vorsicht anzuwenden, und man hat wohl darauf 57 zu acliten, oh das Barometer rasch fallt, der Wind augenscheinlich an Starke ge\vinnt, ob er in seiner Richtung vollig constant bleibt oder nicht. Treten alle diese Anzeichen ein, so kann man daraus schliessen, dass man auf' oder nachst der Balin sich befinde, und man kann versuchen, die Bahn zu durchkreuzen, indem man jedoch nicht senkrecht zur Bahnrichtung Curs nimmt, d. h. vor dem Winde lauft, sondern mit raumer Schoote, in der Nordhemisphare den Wind von Steuerbord, in der Sudhemisphare von Backbord, die Bahn in schiefer Richtung durchschneidet. Konnte man mit Sicherheit in gewissen Breiten bestimmte Bahn- ric-htungen annehmen, so wurde die Windrichtung dariiber einen Aufschluss geben. ob man sich auf der Bahn befinde, da auf der Bahn auch bestimmte Windrichtungen herrschen wurden. Boch die eben beruhrte Annahme ist selbst, bei den at.lantischen und siidindi- schen Orkanen nicht zulassig, noch viel weniger bei den Drehstiirmen in engeren Gevvassern, wie z. B. im Golf von Bengalen oder im chine- sischen Meere. Der franzosische Fregat.tencapitan Roux gibt fur Dampfer fol- gende besondere Regel: »Vor allem ist die Richtung des ersten Cyclonenwindes zu be- stimmen, und dann soli man 40 bis 60 Meilen mit voller Schnelligkeit laufen unter Segel und Dampf, indem man sich stets auf 7 Strich vom Winde halt, und zwar mit Steuerbordhalsen in der Nordhemi¬ sphare, mit Backbordhalsen in der Sudhemisphare.« Die angegebenen Halsen bedingen, wie schon friiher erlautert worden, Cursrichtungen vom Centrum weg; die Anwendung der vollen Schnelligkeit setzt aber des ehesten in Stand, sich dem Cen¬ trum so weit entfernt zu halten, um nach stattgehabtem Windwechsel noch die Moglichkeit zu haben, jene Manover auszuftihren, welche die durch den Windwechsel constatirt.e Lage des Schiffes mit Riick- sicht auf den Theil des Sturmfeldes erheischt, in welchem es sich befindet. Auch hier wird es ubrigens darauf ankommen, ob man es nicht zu spat erkannt hat, dass man in. eine Cvclone gerathen sei. Z. B. ein Dampfer gerathe in den Bereioh eines Orkans in der Nordhemisphare im Punkte m und fahre mit Vollkraft und die Gaffel- segel beigesetzt, 7 Strich vom AVinde in der Richtung mn ; die Schnelligkeit der Fahrt sei gleich jener des Orkans auf der Bahn. Wahrend der Orkan von o nach o' vorschreitet, wird der Dampfer von m nach m gelangt sein, ausser dem Bereich des Sturmfeldes. k) Besondere Manoverregeln in einem Orkan fiir Dampfer. Taf. II, Fig. 16 58 l) Ueber Aus- uutzung von Cyclonen z ur Beschleunigung der Reise. Ist aber z. B. die Schnelligkeit. des Schiffes geringer, als jene des Orleans auf der Bahn, so wird doch die Annilherung des Schiffes an die Orkanmitte geringer (z. B. o'n) sein, als es der Fali gewesen ware, wenn dasselbe beigelegen oder mit reducirter Geschwindigkeit gefahren ware; hingegen wird ein Windwechsel unter solehen Um- standen sich in kiirzerer Frist bemerkbar machen, es wird daher doch noch die Moglichkeit geboten sein, auf relativ grosse Entfernung vom Focus jene Bewegungen mit dem Schiffe auszufuhren, welche dessen Lage verlangt. Capitan Roux empfiehlt, um die Windrichtung gleich anfangs, ehe man sich auf 7 Strich mit den entsprechenden Halsen an den Wind legt und mit Vollkraft lauft, genau zu bestimmen, das Schiff bei sehr massiger Geschwindigkeit in einem vollen Kreise zu drehen. Die Mittelrichtung des Windes, \velche sich aus den Beobachtungen ergibt, vvenn das Schiff vor und gerade entgegen dem Winde und dwars demselben gelegen war, kann danri als die \vahre Richtung angenommen werden. Wahrend man die 40 bis 60 Meilen zuriieklegt, wird man stets 7 Strich vom Winde zu bleiben suchen, daher allen Windwechseln folgen und auf diese Art zur Kennt.niss der eigenen Position zum Centrum und zur Bahn gelangen. Selbstverstandlich wird man sich an die obigen Grenzen von 40 bis 60 Meilen nicht binden, wenn sich der Wind\vechsel in dem einen oder andern Sinn friiher deutlich ausspricht, oder wenn bei auffallend starkem Barometerfall der Wind an Starke zunimmt, ohne die Richtung in bemerkbar er Weise zu andern, wahrend zugleich der Seegang heftiger wird. Eine Cyclone kann unter Umstanden auch bentitzt werden, um rasche Fahrt nach seinem Bestimmungsort zu machen. Ist die Windrichtung in Bezug auf das Ziel der Reise giinstig, so wird man selbe ausniitzen, vorausgesetzt, dass man im Stande ist, sich dem Centrum fern und am ausseren Rande der Cyclone zu erhalten, wo man das Schiff noch in voller Gewalt hat. Die Bahn durehkreuzen wird man nur dann, wenn es noch mit voller Sicherheit geschehen kann, was allerdings haufig schwer zu bestimmen sein mag, da dies von der Geschwindigkeit des Fort- schreitens der Cyclone auf ihrer Bahn abhangt. Diese Geschwin- digkeit, sowie selbstverstandlich die Bahnrichtung, miissen daher 59 wenigstens annahernd genau bekannt sein, ehe man das fragliche Manover versucht. Befindet man sich an der gefahrlichen Seite des Orkans, so ist Sorge zu tragen, dass man dem Orkan nicht voran- eilt und gegen die Bahn und Milte desselben getrieben wird. Man wird iiberhaupt auf das Barometer und die Aenderungen des Windes in Richtung und Starke ein scharfes Augenmerk haben; sowie das Barometer fallt, der Wind zunimmt, \vird man beiliegen oder den Curs derart wahlen, um sich dem Rande des Orkans zu nahern. In der besprochenen Weise wurden schon zu wiederholten- malen Orkane zur giinstigen Fahrt beniitzt. Man nennt dies: einen Cyclonenritt. machen. Ein bemerkenswerthes Beispiel eines solchen CyclonenriUes ist die Reise der »Laclv Clifford«, Capitan Miller, von Nagore nach Madras im Oktober 1842. Am 24. Oktober des ervrahnten Jahres ging das Centrum einer Cyclone von O. nach W. iiber Pondichery hin, mit der nordlichen Seite Madras, mit der siidlichen Nagore streifend. Die »Lady Clifford« lag in Nagore vor Anker und war nach Madras bestimmt. Am Abend des 23. zog sich eine dicke Wolke in NO. zusammen und ein hohler Seegang begann aus jener Richtung. Um Mitter- nacht trat leichter Wind ein; derselbe drehte sich nach NW., wiihrend die Dunung aus NO. zunahm und der Himmel bei fallendem Barometer sich iiber- zog. Bei Tagesanbruch am 24. fiel das Barometer noch immer, die dicke Wol- kenbank in NO. wurde grosser und dusterer und der Seegang von dorther nahm noch mehr zu. Um 7 Uhr lichtete Capitan Miller die Anker und ging in See, und zwar nach NO. hin. So segelte er gegen den Sturm zu und ktirzte Segel, je naher er ihm kam, bis er gerade noch vor dem SW.-Winde steuern konnte mit dichtgereeften Marssegeln, die Bramstengen auf Deck. Geleitet von seinem Barometer und seiner genauen Kenntniss der Wirbelstiirme, ankerte er am 26. Oktober 6 Uhr abends auf der Rhede von Madras. Auf diese Weise segelte er um die ostliche, hintere Hiilfte der Cyclone herum, vrobei der Wind von WNW. durch W. und S. nach SO. drehte. Diese Fahrt wurde zur Zeit des NO.-Monsuns ausgefuhrt, und unter gewohnlichen Umstiinden ware sie sehr lang- wierig gewesen. Selbstverstandlich haben alle Manoverregeln in Cyclonen zur Vorajissetzung, dass Seeraum vorhanden ist, um sie in Anwendung zu bringen. Im Nachstehenden sind die oben erlauterten Schiffahrtsregeln zur besseren Uebersicht kurz zusammengefasst. 1.) Bestimmung der Lage des Gentrums. Kehrt man dem Winde den Rlicken, so liegt in der Nordhalfte der Erde das Orkancentrum beilaufig in der Richtung des seit- warts ausgestreckten linken Armes, in der Sudhalfte der Erde in der Kesurnč der Schiffahrts¬ regeln. 60 Richtung des seitwarts ausgestreckten rechten Armes, und zwar im Sinne der eigenen Korperstellung in beiden Fallen etwas nach vorne. 2. ) Bestimmung des Schiffsortes mit RiicksicKf auf die Sturmbahn. Wechselt die Wind richtung im Sinne des Zeigers einer Uhr, so ist man rechts von der Balin: wechselt die Windrichtung im enl- gegengesetzten Sinne, so ist man links von der Balin: bleibt die Windrichtung bei stark fallendem Barometer constant, und nimmt der Wind zn, so ist man in Front des Orkans auf oder liiichst der Bahn. 3. ) Bestimmung der Bahnrichtung. Hat die Windrichtung gewechselt, so wird auf einem, eine Cy- clone darstellenden Kreise die Richtung der Einie, welche die den gegebenen Windrichtungen entsprechenden Funkte dieses Kreises verbindet, die beilaufige Richtung der Bahn anzeigen. Eine andere Art der Bestimmung der Bahnrichtung besteht darin, dass man fiir zwei Schiffsorte die Richtung (siehe Punkt 1) und Ent,- fernung (siehe Tabelle von Piddington und Bridet) des Sturmcentrums annahernd bestimmt. Die Linie. welche die tur die Centren gefun- denen Positionen verbindet, gibt die Richtung der Sturmbahn. Taf uiKi if' 17 4.) Heraussegeln aus einem Orkan. In der Nordhemisphare nehme den Wind von Steuerbord, in der Sudhemisphilre von Backbord. Im gefahrlichen Quadranten einer Cvclone h alt e zugleich am Winde. 5.) Wenn man liber die Natur des Sturmes oder liber die eigene Lage im Bereiche desselben im Ungevvissen ist. Nehme den Wind von der Seite, wie unter Punkt 4 gesagt worden, und halt.e am Wind — wenn unter Dampf, fahre zugleich womoglich mit voller Kraft, — bis die nothige Orientirung erlangt ist. Taf. n, Fig. 17 6.) Ein Schiff vor dem Centrum auf oder nachst, der Bahn und 18 . ' des Orkans. Nehme den Wind von der Seite, wie unter Punkt 4 ange^feben, und segle mit raumer Schoote, um in den maniablen Halbkreis der Cyclone zu gelangen. Ist der Wind zu heftig und scheint. das Centrum zu nahe, oder ist die Geschwindigkeit der Bewegung des Orkans im Sinne der Bahn gross, so lege bei. Taf. ii, Fig. 17 7.) Schiffe. \velche beiliegen miissen. und 18 . ’ ’ ° Rechts von der Bahn lege mit Steuerbordhalsen, links von der Bahn mit. Backbordhalsen bei. - 61 - 8.) Eine Cyclone zu einer giinstigen Reise zu beniitzen. Man halte sich fern genug vom Centrum, damit das Schiff voll- kommen manovrirfahig bleibt, und an jener Seite der Bahn, auf welcher die Windrichtungen gunstig sind, und achte dabei auf das Barometer. Sowie dieses zu fallen beginnt., nehme Curs, um (siehe Punkt 4) den ausseren Grenzen der Cyclone naher zu kommen. Setzt. eine vortheilhafte Ausnutzung einer Cvclone ein Durchkreuzen der Bahn in Front des Orkans voraus, so wage solches nur, wenn es noch mit voller Sicherheit geschehen kann. Ist der einzuhaltende Curs gleieh oder nahezu gleieh der Richtung des fortschreitenden Sturmes, iiber- hole nie das Sturmcentrum. Befmdet, man sich an einer offenen Kiiste vor Anker, so wird man, wenn die Anzeichen eines herankommenden Drehorkans vor- liegen und nicht besondere Umstande zum Verbleiben bestimmen, in See gehen. Es handelt sich nun darum, nach welcher Rich¬ tung man Seeraum zu gewinnen suchen soli; denn es genugt nicht, so weit. als moglich sich von der Kiiste zu entfernen, sondern es gill dies nach einer Richtung zu thun, nach welcher man hoffen darf, rechtzeitig in einen Theil des Orkans zu gelangen, wo die Windrichtung und der en voraussichtlicher Wechsel es gestattet, sich vom Lande freizuhalten. Der direeteste Weg, um Seeraum zu ge- winnen, kann oft, wenn auch moglich einzuhalten, doch einen Curs bedingen, welcher das Schiff in den Focus des Orkans flihrt oder doch demselben nahe bringt. Piddington gibi, in einigen Beispielen eine klare Darstellung der eben gegebenen Regel. Es sei ein Schiff an der Siidkuste von Jamaica zwischen Port¬ land und Southpoint. Negril vor Anker oder beealmt.. Es treten alle Anzeichen eines Orkans ein und der Wind beginne frisch aus NO. zu wehen. Die Bahnrichtung der Orkane in diesen Gewassern ist meistens von OzS. oder OSO. nach WzN. oder WNW. —- Wenn demnach das Schiff vor Anker bleibt, so hat. es zu ervvarten, dass im Verlaufe des'Sturmes die Windrichtung nach SW. vvechseln wird. Obwohl der eben wehende Landwind aus NO. dahin bestimmen vviirde, vor Anker zu bleiben, so fordert es doch, da sptiter der Sturm von der See her einsetzen wird, die Sicherheit des Schiffes, in See zu gehen. Wurde man hiebei plati; vor dem Winde laufen, so wird dieser nach N., dann nach NW. wechseln; man wiirde daher in gefahrliche Nahe der Cays der Pedrobank gerat.hen. Man wird also westwarts Raum zu gewinnen trachten und dann siidwarts Verkaltungs- regeln, wenn man beim Heran- iialien einei- Sturmcyclone an einer offenen Kuste oder in einem Strom vor Anker ist. 62 steuern, bevor man beilegt. Dieser letztere Vorgang setzt allerdings voraus, dass man rechtzeitig gewarnt. ist und die Geschwindigkeit. des SchifTes im Vergleich zn jener des Orleans auf der Bahn es noch gestattet, die Sturmbahn zu durehkreuzen. Ist die Bahnrichtung mehr westwarts, so kann man auf der rechten Seite der Bahn verbleiben, indem man versucht, in W. von Point Negril zu gelangen. Man hat dann Seeraum, wahrend der Wind nach O. und SO. iibergeht. Die Kriste bei Madras lauft Nord—Siid. Die Bahn der Orkane ist von O. und SO. nach W. und NW.; die Winde setzen gewohn- lich ein aus NO., NNO., bisweilen aus N. Es sei der Durchmesser der Cyclone 200 Meilen, und auf diese Distanz nach OSO. sei das Centrum im Momente, in welchem das Schiff in See geht. Nun galt. als gewohnliche Regel, den Curs OSO. zu hal ten; dieser Curs ftihrt aber das Schiff dem Focus des Sturmes entgegen. Wahlt man aber den Curs SO., so wird nach zuriick- gelegten 16 bis 18 Meilen in etwa zwei St.unden der Wind NzO. oder mehr nordlich sein und in ein oder zwei Stunden darauf bereits westwarts von N. Das Barometer wird noch immer im Fallen sein, doch ein mehr siidlicher Curs wird es alsdann bald zum Steigen bringen und, am Rande der Cyclone segelnd, kann man schliesslich, wie die »Lady Clifford«, den alten Ankerplatz wieder aufsuchen. Muss man friiher beilegen, so geschieht dies doch auf jener Seite der Sturmbahn, wo der Wind vom Lande, nicht gegen das Land weht„ In breiten Stromen wird daran liegen, zu wissen, in welchem Sinne beim Eintreten von Cyclonen der Windwechsel iiber dem Schiffsorte gewohnlich vor sich gehe, denn in Kenntniss dessen kann man beim Beginn eines Orkans einen Ankerplatz wahlen, welcher fiir die ganze Dauer desselben Schutz bietet, oder man kann, wenn am Ufer vertaut, welches bisher Luvkiiste war, vom Einlullen des Windes Nutzen ziehen, indem man das andere Efer gewinnt, ehe der Windwechsel eintritt, welcher die friihere Luvkiiste zur gefiihr- lichen Leektiste macht,. Z. B.: Es kreuze von O. nach W. ein Orkan den Hoogly oder Canton river. Ist der Wind ostlich von N., so wird das Centrum siidlich vom Schiffsort, passiren und das Ostufer Schutz bieten. Ist der Wind westlich von N., so wird das Centrum nordlich vom Schiffsort passiren und das Westufer wird Dečku ng gewahren. Die Wirkungen der Sturmwellen in Fliissen sind bei den zu nehmenden Sicherheitsmassnahmen nicht ausseracht zu lassen. 63 In Rheden und Hafen, wo Cyclonen nicht selten vorkommen, sollen, wenn man. sich vor zwei Anker legt., diese so ausgebracht sein, um beim Wecbsel des Windes die Ketten von einander klar zu erhalten; dies setzt jedoch voraus, dass man in der fraglichen Rich- tung Localkenntnisse besitze oder in der Lage sei, sich selbe zu verschaffen. Man wird es daher — mit Ausnahme in engen Anker- pliitzen — haufig vorziehen, vor einem Anker bei langem Ausstich zu liegen, wahrend ein zweiter Anker klar gehalten wird. * ■ Tafel I. w (etiluitftd IX .VofiH e« >em Ce*U:ui><. _ (j nyeti om 3ei lyeCene._C fntji-fiet MefUe ven bevJSntni— b 1*ve»B«ft6e^ . M.«. » .»(temeni..) .U#n«ii3IW> ven Sl«m,6e>S.. -JSjfc Set. m. 3R v.Slt.lte.fie^.). Tafel H.