Muse itmvAffifn in Marburg. in Steiermark, seine Umgebung, Bewohner und Geschichte. D a r g e st e ü t von Doctor Rudolf Gustav Puff, k. k. Professor. V r- D a n d X ... - ~ 3.ri bot: Grats, 1847. Druck und Papier von den Andr. Leykam'schen Erben. c. $ • •. ' ^ •• ?< } i; i f i ‘ i ' .? f __ 3 ■ M -If ,*y Marburgs Bewohnern. VAZ sind nun anderthalb Decennien, seit ein höherer Wille diese freundliche Kreisstadt als Schauplatz meiner Amts - und Lebensthätigkeit bestimmte, auf welchem ich die heitersten und trübsten Stunden zubrachte, ersterc größtentheils Marburgs gemüth-lichen Bewohnern, letztere vereitelten Hoffnungen und Bestrebungen verdankend, die von dem innern Sein des Menschen nicht leicht zertrennlich sind. Rastlos mit Erforschung Dessen beschäftigt, was in meinem Vaterlande i st — und w a r, erkannte ich Marburg als eine der schönsten Perlen an unserem Herzogshute, als eine Perle, die verdient, auch ihre verdeckte Seite der Hülle der Vergessenheit zu ent-zieben, und dem Auge der Mit- und Nachwelt anschaulich zu machen. Ich hielt die Eröffnung der Eisenbahn bis hierher — den ersten Pulsschlag der mächtigsten Lebensader int Unterlande — für den geeignetsten Augenblick, mein Wollen zu verwirklichen — und den ermunternden Wunsch — eines der höchsten t* Edlen zu erfüllen. — Durch die Güte der Herren: Kaufmann Pachner und Apotheker Banealari im Besitze einer reichen Urkundensammlung, die ein nicht wieder zu fürchtender Vandalismus zum Glücke in die Hände dieser Würdigen gab, von allen Civil-, geistlichen und Militär-Behörden der Stadt und Umgegend in meiner Arbeit auf das Lebhafteste unterstützt, von Seite der achtbarsten Bürger durch Mittheilüng jeder Art so herzlich ermuntert, daß ich ein ganzes Verzeichniß freundlicher Namen aufstellen könnte, deren Erinnerung den Geschichtsforscher schadlos hält für manche engherzige Zurückhaltung, manches frivole Mißtrauen im Leben, wurde ich in die Lage gesetzt, mir die Stoffe zu sammeln — zu bearbeiten und vorzubilden für gegenwärtiges Werk — einen kleinen Beitrag mehr zur Kenntniß unserer Steiermark, den ich anspruchslos in die Hände meiner Mitbürger lege. Darf sich Marburg auch nicht mit Pettau und Cilli an Großartigkeit der Ereignisse, an reichen Denkmälern der Vergangenheit vergleichen; fluthete auch nie der Strom der Geschichte an seinen Mauern welterschütternd vorüber; vertilgten verheerende Feuersbrünste 1512, 1648, 1650 und 1720 seine ältesten Erinnerungen, die Pest 1680 die Mehrzahl seiner' urdeutschen Familien; so machen andererseits so viele Proben von Duldung und Biedersinn, von thatkräftigem Willen und eisernem Muthe in eiserner Zeit, so manche edle Sitte der Vorfahren die Geschicke Marburgs immerhin zu einem den Nachfolgern verblühter Geschlechter, den Mitbürgern der Steiermark, dem hier sich umschlingenden Deutschund Slaventhume nicht unwichtigen Gedenkbuche. Die Gründe, welche mich bestimmten, hier und da von einer scheinbar richtigeren Schreibart abzuweichen, bin ich auf Anfrage mit Vergnügen zu erklären bereit, die Berichtigung jener Fehler, denen ich als einziger Vor- und Mitarbeiter, ferne den großartigen Hilfsmitteln einer Hauptstadt, nicht leicht entgehen konnte, werde ich mit Dank als nachträgliche Erläuterung aufnehmen. Zum Verständnisse der Schicksale des einzelnen Ortes halte ich die gedrängte Geschichte des Unterlandes für unerläßlich. Ich folgte für die Urperiode dem Großmeister unserer heimischen Historie, Albert von Muchar, dessen kritischem Scharfsinne — ob sich auch unsere sonstigen Ansichten in Manchem gegenüberstehen — ich die wichtigsten Aufschlüsse verdanke. Mögen sich Marburgs Annalen als leichte Rebe um die feste Stütze des Wirkens jener Herrscher schlingen, unter denen es entstand, mit denen es seine heiteren und -stürmischen Tage theilte. Den drei Hauptgesichtspunkten — Schauplatz — Gegenwart — und Vergangenheit, oder Ort — Bewohner und Geschichte — folgend, lasse ich dem Bilde der natürlichen Beschaffenheit die örtliche Schilderung der Stadt, Vorstädte und Umgegend als erste Abtheilung folgen; die zweite umfaßt die Bewohner, Behörden, Anstalten und Leben; die dritte als besonderer Abschnitt die Geschichte, während ein kleiner Anhang bei jeder als Schluß noch einiges Wissenswerthes nachträglich geben dürfte. Nochmals Allen, die mein Unternehmen förderten, freundlich dankend, aus der Menge derselben nur Jene, die am meisten mich verpflichteten, mit einem Sternchen bezeichnend, empfehle ich mein Büchlein, dessen weitläufigere Handschrift ich als Stütze einer künftigen fortlaufenden Ortsgeschichte dem löblichen Magistrate hinterlege, dem allgemeinen Wohlwollen. Spreche ich zeitweise wärmer, als es dem kalten Geschichtschreiber ziemt, so möge mich die Vorliebe, mit der ich für mein Vaterland und insbesondere für Marburg spreche, entschuldigen. Marburg, 1846. Der Verfasser. Einleitung. Beschaffenheit und Natur des Bodens. Mm dem Bilde, dessen Vordergrund die Kreisstadt Marburg «»nimmt, seine bestimmten Grenzen zu geben, denken wir uns zwei Linien, deren erste von fast zwei Meilen Länge von 9t. nach S., von der Peßnitzbrücke oder dem Viaducte bis Kötsch, die zweite über zwei Meilen lange von W. nach O., von Maria-Rast bis zum Steinberge unter St. Peter, dnrchschneidet, bemerken an der Durchkreuzung beider, beim Beginne des rasch sich erweiternden Draufeldes die Lage der Stadt Marburg, und betrachten die Beschaffenheit ihres Bodens, welchen gegen 9t. O. eine Hügelwelt, gegen S. die dunklen Arme eines Urgebirges des herrlichen Pacher begrenzen, während zwischen Beiden der größte Strom der Steiermark, die Drau, durchrauscht; gegen S. O. die Thalfläche in weiter Ferne bis zu den Verbindungsketten des Boc-, Donati- und MatzelgebirgeS sich ausdehnt. Die Hügel, tief durchfurcht von kleinen trüben, ihrer nahen Mündung entgegenzitternden Bächen mit ihren zahllosen Muschelversteinerungen, mit den organischen Resten von Haifischen, vorweltlichen Quadrupe« den rc., gehören der jüngsten Formation und bilden die vorherrschende Unterlage des Draubeckens, ans welcher nur hier und da aus tieferen Schichten die Felsenriffe des Urgebirgcs emporsteigen oder die Spuren desselben in mitgcrissenem Gerolle sich zeigen. Die von N. W. kommende Hügelreihe lauft in gerader Richtung mittels des Remschnik und Radl von den Schwanberger Alpen aus und verzweigt sich im linken Aste durch die windi-schen Büheln nach Luttenberg, tut rechten zwischen der Drau und Peßnitz in die Rebenbügeln von Wurmberg, Pettau rc. Sie schließt Sandsteinarten (besonders Quarz), Thon, Mergel, Grobkalk und Sandsteinschiefer in mächtigen Lagern in sich. Anders sind die Verhältnisse des Pachern (vom slavischen Po-horje, das ist Gebirgszug), jenes Gebirges, welches bis in die neueste Zeit die letzten mächtigsten Reste von Urwäldern im Lande bewahrte, einen Flächenraum von 17 Quadrat - Meilen, über Maria-Rast eine Höhe von 4254, an der Kappa von 4866 Fuß hat, und durch die Mannigfaltigkeit seiner Produkte eine wichtige Stelle unter den merkwürdigsten Gegenden der Steiermark einnimmt. Es gehört der Hauptmasse nach der Gneis und Granitformation an Der Gneiß geht hier allmählkg in Glimmerschiefer, dieser in Thonschiefer über Der grobkörnige Kalkstein nähert sich in seiner Trefflichkeit mitunter dem cararischen Marmor, himmelblauer Cyanit, Feldspath, Smaragdit, gehören der südlichen, Pistacit, rhomboedrischer Quarz, Calcedon, Jaspiß, Granaten, Staurolith, Magneteisenstein, Strahlkies gehören der Marburg zugewendeten Nordseite an. Von dieser senken sich die mächtigen, oft eisenhaltigen Thonlager des Picker-wetngebirges bis fast zur Drau, beginnen oberhalb mit Geschiebe von Granit, und gehen unterhalb in Saud-steinlager über; während der windische Calvane, ein abgestürztcs Prisma aus granitarrigem Gesteine, aus einem Gemenge von Feldspath, Quarz und schwärzlichgrünem Glimmer zusammengesetzt erscheint. Hellklare Bäche aus den kühlen Schluchten dieses vegetationsreichen Gebirges rauschen in stachen, nicht selten das Thal überragenden Betten ihrer Mündung zu. Der Boden des Thal-Beckens selbst besteht aus Gerolle von beiden Formationen, mit losem Schotter und darüber einer trefflichen, 3 bis 10 Fuß hohen Schichte Humus. Die Grundlage von Marburg ist durchaus tertiäres (miscenisches) Gebilde, mitunter Conglomerate, die zwar nicht so fest, wie jene am Platsch, aber doch an den Hügeln des Gamser, Mar- uud Wienergraben stark genug sind, um zu Bauten, wie jüngst zu den Brückenköpfen der Staatseisenbahn, mit Bortheil verwendet zu werden. Marburg hat wegen der Höhe seiner Ufer sehr wenige, aber bedeutend tiefe Brunnen, die Schichten, die sie durchschneiden, zeigen 3 bis 5 ähnliche, aber doch heterogene Schottermassen. Das Thalbecken durchströmt, den Fuß der Kreisstadt bespülend, die Drau, welche in Tirol entspringt, einen guten Theil Kärntens und auf einer Strecke von 67200 Klaftern Länge vom Mohrenhof au bis zur dreifachen Landcs-Grenze die Steiermark durchrauscht. Von Gams bis St. Peter ging sie einst dicht am Fuße der Hügel- reihe hinab, und senkte sich im Verlaufe der Zeit immer tiefer, bis das festere rechte Ufer ihr das heutige Bett bestimmte; Beweis dessen die regelmäßigen Lager von Flußschotter unter dem ganzen linkuferigen Marburger Boden. Bei Marburg ändert sie den Charakter des Ge-birgsflusscs; hier beginnen die Schiffmühlcn, deren sie i 41 an beiden Ufern (35 in Steiermark) bis Polstrau in ' Bewegung setzt. Sie lauft über aufgeschwemmten Schotter und Kiessteinlager mit theilweisen Thonschichten; aus denselben Lagern bestehen die Ufer, nur daß am rechten etwas ober Marburg eine Art Breccie, am linken unter Marburg Thonschieftr (an der Schlarpfe) und Sandsteinfelsen mit Muschelversteinerungen (bei Täubling) vorherrschen. Das mittlere Gefälle ist 0'469 auf 100 Fuß; die mittlere Geschwindigkeit 2-75', der Ueber-gang von 25 bis auf 75 Breite von 6y79' bis l'lO1 Schnelligkeit zeigt hinlänglich die allmählig mit dem Verssachen der Gegend sich ändernde Natur des Stromes, der zu Marburg ijt jeder Secunde 3369 oder im Jahre 100,271,064,000 Eimer Wasser vorüberführt. Sammt der Eisenbahnbrücke in Marburg verbin-j den 5 Brücken und 24 Ueberfuhren beide Ufer, an 30 gefährliche Felsenpartien wurden in den letzten fünfzehn Jahren von dem Eintritte des Flusses bis Marburg durch Sprengung, über 20 abnorme Flußarme von hier bis zum Austritte durch Abdämmungen beseitigt, überhaupt an mehr als 100 Stellen die Ufer durch Kunstbauten gesichert. Das Wasser der Drau hat in dem oben, Laufe ein blaßgraugrünes, im untern ein grauweißliches, nach Regengüssen gelbbraunes Aussehen, wirkt stärkend bei Bädern, langsam erweichend beim inneren Gebrauche, ist aber fast zu hart für technisch-chemische Verwendung. Ihr Lauf bedingt einen frischen Westwind, welchen wir als vorherrschend im ganzen Jahre für das Thalbecken annehmen können. Wir bemerken für selbes die mittlere Temperatur nach fünfjährigem Durchschnitte mit 9' 73 Reaumur, also um 2^° wärmer als in Gratz ; die größte Warme an einem Tage seit 5 Jahren + 28° Reaum., die größte Kälte—16° R.; den höchsten Barometerstand 27+8, den niedrigsten 27—4. Alle Bedingungen vereinen sich, Marburgs Boden mit einer ziemlich reichen Flora zu schmücken. Grüßt uns im Mai das Lamium orvala mit den Purpurblii-then und der weißen Röhre am deutschen Calvarie, der Ranunculus ar ven sis am Leitersberge, die Prunella alba und Saxifraga bulbifera auf den trockenen Trif-ten des Gamsergrabens, so überrascht in staunenswerther Menge das Equisetum telmateja Ehrhartii am Ko-schak, erweckt die Potentilla micranthea bei den drei Teichen die Erinnerung an Nyon und den Donatiberg, mahnt der Sorbus torminalis mit den lederbraunen Beeren an die nahe Begrenzung von Norden und Süd, schmückt die Clematis recta im Juni und Juli den Teppich des Razerhofes. Aber vor Allem wichtig dem Botaniker sind die Cagea pratensis mit ihren gelben Blüthen und den grünen Rückstreifen auf den Perigo-nalblättern, bisher nur bei Wien und hier auf der Burgwiese, das weiß blühende Cerastium silvaticum bei den drei Teichen, bisher nur bei Erlangen, endlich das Sedum elegans mit seinen lanzettförmigen fleischigen Blättern am Damme hinter dem Redemtoristen - Kloster, bisher nur bei Mastricht gefunden, das Carophyllum foulbosum mit seinen gefleckten Stengeln an Hecken und Gebüschen trn Juni nnd Juli, ziemlich allsschließend der hiesigen Flora angehörig. Von officinalen Kräutern nennen wir nur: Cheli-Jatus, Saponaria, Althea, Galega, Feniculum, Valeriana, Taraxum, Pnlinonaria, Bettonica, Verbena, Asparagus. Im Ueberflusse kommen vor: Anemone hepalis, pratensis , ranuncoloides, nemorosa Ranunculus aquatiiis, Helleborus, niger et viridis, Aconitum lycoctonum, Papaver, Ara bis arenosa, Cardamine impattens, Draba verna, Helianthemum vulgare, Viola odorata, canina et tricolor, Rese-dalutea, Gyposophila muralis, Stellaria Holosthea, Tilia grandiflora und parviflora, Citisus, Trifolium in 7 Species, Potentilla in 4 Species, Epilobium in 4 Species, Sileranthus , Sempervivum tectoi um , Cornus mascula et sanguinea, Dispascus silv., Sca-biosa silvatica, Succisa calumbaria, Achillea mille-fol, Cineraria longifolia, Carduus acanthoides, Auricula murorum, Vites Idaeae, Syringa vulgaris, Gentiana cruciata asclepiod verna, Miosotis silvatica et versicolor, Me nt a rotundifolia, silvestris, sativa et aquatica, Melittis inelissoph, Lysimachia vulg. et nemor., Primula acaulis, Cyclamen europ., Globularia vulg, Plantago lanceolaia, Parietaria er-recta, Morus alba et nigra, Clmus campestris, fagus silvatica, Quercus robur , Corylus, Salix fra-gilis, ineoma, capraea, Populus alba, nigra et tremula, Betula alba, Taxusbuci, Juniperus, Abies etc., Alisma plantago, Tipha latifolia, Spargameum ramosum, Orchis, Morio maculata et bifolia, Orni-thophagium pyrenaeicum, urabellatum, luteum, Scilla bifolia, Luzula pilosa, Cavex vulpina, cespitosa, acuta, precox etc , Panicum sanguinale, Crusgalli, Setaria viridis et glauca, Phleum pratense, Cynodon dactylon, Dactylis glomerata, Tentuca elatior, Bro-mus mollis, arvensis, Equisetum arvense et varie-gatum, Lycopodium helveticum , Pteris aprilina, Lathyrus tuberosus, Ceratophillum demersum, Epi-paotis uliginosa, Medicago minima, Pimpinella dioca, Vices polyphilla. Zn den Gärten treffen wir die meisten Arten von Hippuris , Ligustrum, Iris , Polyandrien , Monadelphien; an Gräben und Quellen die Hipparis vulgaris, bei den vielen Blumenfreunden Hyacinthen und Levkojen, an Zäunen den Kreuzdorn (Rhamnus carthartica), den Christdorn (Zi?iyphus), spina Christi, ans deren Holz in Marburg schöne Stöcke gemacht werden; die Wochenmärkte bieten eine reiche Ausstellung aller Gartenfrüchte, unter denen besonders die Lancharten Allium Moenoprasum, ascolo-nicum, fistolosuin durch üppigen Wuchs auffallen. In den Gärten zu Windenau findet fich die herrlichste Flur von Rosa arvensis, siivestris, repens, lutea, sulphurea, centifoüa, muscosa, damascena etc. Bewundert der Landwirt!) auf den Feldern um Marburg den stattlichen Wuchs von Gerste (.Hordenm), Weizen (Triticum), Hirse (Penicillaria italica und Zeainais), so dürfte ihn der Anblick der Pacherwälder völlig an ein tropisches Klima mahnen. Hier erreichen der Wachholder (Juniperus) und Sebenbaui» (sabina) eine seltene Größe, Elex, Cytisus, Genista und andere Schlingpflanzen aller Art umhüllen die gestürzten Stämme der Fichten (Pinus), Kiefern (Pinus sylo), Lärchen (P. larix) und der seltenen Weißtanne (P. abies picea), während oben an den schwarzen Seen der Planina das j?nmtmt)oIj (Finns mughus) wuchert; im kühlen Schatten aber alle Arten Schwämme: vom gemeinen Blätter-und Herrenpilz an (dem Agar campestris und edulis) bis zum Goldbrätling (A. volemus), Leberpilz (Boletus hepaticus), der Clavaria coralloides, dem Hy-drurn, dem weißen staubverbreitenden Lycoperdon und dem gefährlichen Fliegenschwamme (A muscaria) von wunderbarer Größe gedeihen. Die Humusdecke, so wie die geschützte Lage vor dem Nordwind, sind in Marburg auf gleiche Weise der Vegetation günstig. Während gegen S. in den Urwäldern des Pachern Buchen, Eichen ic. eine riesige Hohe erreichen, die eßbare Kastanie ganze Wälder bildet, ist es besonders die Rebe, welche die Vorhügel, von Süd' westen in Pickern angefangen, gegen N. und Ost in unabsehbaren Pflanzungen bedeckt. Aber auch die Thalsohle erfreut sich, vom Fleiße des Landmannes unterstützt, der trefflichsten Pflanzenwelt. Dicht an der Stadt (nächst der Burgallee), so wie jenseits der Drau an der Pet-tauerstraße, gedeiht der Hopfen in jungen Anlagen; der Mais, strotzend von üppigen Kolben, erreicht eine Höhe von 6 und mehr Fuß, zwischen seinen Stengeln noch mit Bohnen und Kürbissen unterpflanzt; Kohl, Kartoffeln, Steckrüben und die weiße Varietät der gelben Rübe zeigen sich eben so üppig, als schmackhaft; die weiße Rübe und das Haidekorn reifen als zweite Frucht nach Weizen, Gerste und Roggen; Zuckererbsen, Hirse, Rüps, Hanf, Flachs werden fleißig angebaut, und die Versuche mit Madia sativa, Helianthus ornuus und tuberosus haben ermunternden Lohn gebracht. Wiesen und Kleebau bilden ein ansehnliches Erträgniß. Unter den Baumfrüchten behaupten die Pfirsiche (persica vulgaris) in mannigfaltigen Varietäten, in Wein-gärten, sogar statt der Weide gegen das Absitzen des Erdreiches (Plasten) gepflanzt, den ersten Rang. Seltener ist die Aprikose, vortrefflich die Mispel (uiespilus ger-wanicus); die Wallnuß und die meist alle dritten Jahre reichlich gedeihenden Pflaumen jeder Art. Von herrlichem Aroma die Erdbeere, die häufige Johannisbeere, die selteneren Adler-, Stachel- und Himbeeren (Ribes termi-nalis, grossularia etc.), die Mirabelle (Reineclaude und Sauerkirsche) kommen selten, Birnen-, Aepfel- und Nußarten in aller Fülle vor. Die wichtigste Pflanze für Marburg aber ist und bleibt die Rebe, deren Anlage den Hügeln bis spät in den Sommer hinein ein fast kahles, später aber ein ebenso üppig freundliches Aussehen verschafft. Während vor allen Traubcngattungen in Pickern die Mosler vorherrscht, behaupten auf den nord- und nordöstlichen Hügeln die Beilina und der Selensic der Menge nach die erste Stelle. Sporadisch kommen in Pickern die spanische Traube und die schwarze Kauka, häufiger bereits Burgunder und Gutedel vor; mit emsigem Eifer beginnt man die Rieslinger, Clävner und Traminer zu verbreiten, den früher aber überall vorherrschenden Grünstock (Seleujak) auszumerzen. In den Weinbergen Sr. kais. Hoh. Erzh. Johann und des Hrn. Oberlieut. Wurzel wurde bereits mit Rigollen der Anfang gemacht, doch hemmte bei den stark gespannt lie, geitBen sandichten Weingärten des rechten Drauufers die Furcht vor Abschwemmungen bisher noch die allgemeine Nachahmung dieser Methode des Weinbaues, welche für die Lappor-Hügel am linken Draunfer sich entschieden vortheilhaft erweiset. Werfen wir noch einen Blick auf die Fauna der nächsten Marburger Umgebung. Die gewöhnlichen Haus-thiere: Pferde, Rinder rc., zeichnen sich weder durch besondere Eigenschaften, noch durch die bedeutende Zahl der Zucht aus. Anders ist es mit dem Geflügel, und die Kapaunen, Truthühner, Gänse rc. geben jenen in den benachbarten windischen Büheln in Nichts nach Von Jagdwild findet sich am Pacher der Edelhirsch (Cervus Elaphus) und das Reh (Capreolus), die Wildkatze (Felis catus), der gemeine Wolf (Cnnis lupus) oft bis herab zur Pettauerstraße, kaum eine Viertelstunde von Marburg, der Alpenhase (lepus va-riabilis), der Baummarder (Martes nobilis) und nur sehr selten mehr der braune Bär (Ursus arctus), so wie Gemsen, von denen in vorigen Jahrhunderten, alS hier erlegt, häufig Erwähnung geschieht, sich wohl nur zeitweise verlaufen haben mochten. Zahlreich in der Umgebung sind Füchse (canis vulpes), Feldhasen (lepus timidus), Hausmarder und Iltisse (Martes Toina et foetorius putorius), sogar in der Stadt; Wiesel (foe-torius vulgaris) an den Wegen nach Gaurs und Mel-ling, so wie im Stadtgraben; das große Wiesel (Er-minia) und die Fischotter (Lutra vulgaris) an der Drau. Vom Geflügel lohnen die Mühe des Weidmannes: Aucrhühuer (Tetrao Urogallus), Birkhühner (Tetria), Haselhühner (Bonasia), Steinhühner (Saxa-tilis) , Schneehühner (Lagopus), Feldhühner (Perdix cinerea), Wachtel (Coturnix dactylisonans), Wiesen-Scharrer (Crex pratensis), Waldschnepfen (Scolopax rusticola), Mohr- oder Sumpfschnepfen (Scolopax ma- jor), Moosschnepfen (Scolopax galliinela). Höhen und Wälder bevölkern Raubvögel vieler Arten, deren vorzüglichste wir bemerken: weißköpfige Geier (Vultur fulvus), graue Geier (Vnltur cinereus), Bart- oder Lämmergeier (Gypactos barbatns), Wander-Falke (Falco communis), Braun - Falke (Falco subluleus), Zwerg - Falke (Falco aesalon), Thurm - Falke (Falco Tinauneulus), See-Adler (Haliaclos ossifragus), Fluß Fisch - Adler (Pantion Haliactns), gemeiner Habicbt. (Astur paluinbavius), gemeiner Sperber (Astur nistis), gemeiner Bussard (Bnteo Lagopus), Korn-Weihe (Circus Pvgargus), Wiesen-Weihe (Circus cinnaccus) und alle Gattungen Enten, Reiber und Störche. So arg in früheren Zeiten durch den leichtsinnigen Fang die lieblichsten Singvögel vermindert und z. B. die Nachtigallen völlig ans der nässten Näbe der Stadt vertilgt wurden, so treffen wir doch alle Gattungen Drosseln (Turtus', Wasser-Amsel (Staar) (cinilus aqua-ticus), gemeiner Staar (Sturmis), Gold-Amsel (Oriolus Galbula), schivarzkehliger Steiusckwätzer (S lXicola ru-bicula), braunkebliger Steinschwätzer (SaxiCola ruhclra), Rotbkehlcken (Sylvia rubecula), Blaukehlchen (Sylvia snecia), Schwarzkeblchen (Sylvia Phöniciiriis), schwarz-bäuchiger Säuger (Sylvia Tithys), gemeine Nachtigall (Curruca Lusnnia), gemeiner Sprosser (Curruca Pliy-lomela), Drosselsäuger (Curruca furlotdes), Teichsänger (Curruca arundmacea), Schwarzb attel (Curruca atricapella), gelperberte Grasmücken (Cmruca nisoria), Klappen - Grasmücke (Curruca garrula), fahle Grasstücke (Curruca cinerea), Feldlerche (Alatula arvensi>>), Hauben-Lerche (Alauda cristata), Baumlercke (Manila nemorosa), Steinlerche (Alauda calandra), Kohlmeise 2 (Aiauda Parus major), Tannenmeise (Alauda alra), Tranermeise (Alauda lugubris), Sumpfmeise (Alauda pälustris), Blaumeise (Alauda caerulea), Haubenmeise (Alauda cristata), Schwanzmeise (Alauda caudata), Goldammer (Emberica citrinella), Edelfink (Tringilla coelebs), Distelfink (Carduelis nobilis), Hänfling (Li-narius ruber), Zeisig (Linarius Spinus), Gimpel (Pyrhula vulgaris). Die Marburger Gegend ist mehr arm als reich an Fischen. Mittelmäßige Karpfen auä den nahen Teichen, Forellen aus den frischen Bächen des Pacher, endlich Huchen von übermäßiger Stärke bei hohem Wasserstande der Drau sind die Ausbeute des Fischers. Außer diesen trifft man in der Drau Barsche (Parca), Flußgrundeln (Cobitis), Schmerlen (Cobi barbatula), Gräßling (Gobi gobis), Schleine (Cob tinea), Schneiderfischcl (Cob alburnus), gemeine Karpfen (Carpio), Forellen (Trutta), Aschen (Thymallus), gemeine Hechte (Lucius esox) oft sehr groß und alt. Von Lurchen (Amphibien) hat die Gegend an den drei Teichen, Felberinsel bei Gams und der Pachern eine bedeutende Menge, und zwar I. vom Krötenge-schlechte: mehrere Molcharten, darunter der kleine Wassermolch (Triton teniatus) mit den gelben Streifen am Leibe, am Pacher, auch der Triton igneus mit dem feuerfarben Unterleibe bei den schwarzen Seen der mersla Planina am Pachern, der Erdipolch (Salaman-dra terrestris), Laubfrösche (Hyla arborea), der Wasserfrosch (Rana esculenta) und Grasfrosch (Rana tem-poraria), die Feuer-Unke (Bombina ignea), die Knoblauchkröte (Bufo fuscus), die gemeine röthlichgraue Landkröte (Bufo cinereus), sie wird bis 15 Jahre alt, die kleinen find nach warmen Regen zu Tausenden auf dem Wege zu den drei Teichen; die sehr seltene Hol lenkröte (Bufo obstetricans), die im Sand laichet, an trockenen Stellen des Pachern oft einen Fuß tief unter der Erde. Unsere Schlangen gehören, so wie alle europäischen, zu den Tafelschlangen, und zwar haben wir hier die Kreuzotter (Coluberberus) am Packer, selten über zwei Fuß lang, zwischen den Augen zwei Täfelchen und ein schwarzes Zickzackband auf dem Rücken, die Männchen hell rostfarb, die Weibchen braungrau oder blaugrau; ihre Hauptnahrung sind die Mäuse, in deren Lochern sie auch überwintert; die gemeine Viper (Vipern aspis), gegen 3 Schuh lang, braun, mit vier Reihen schwarzer Flecken; die gemeine Ringelnatter (Caluber natrix), blaulichg'au, 2 bis 4 Schuh lang, in der Nähe von Wasser und Stallungen, Kellern und Kücken, überhaupt, wo es Frösche oder Milck gibt, besonders an der Peß-nitz, die gelbliche, 3 bis 5' lang, schleicht auf Bäume und ähnelt der stark nach Bisam riechenden Aesculap-Schlange; die rüthlichgraue Fleckennatter (Caluber austriacus), seltener, umschlingt Eidechsen roie eine Constrictor und frißt selbe; sie findet sich bei Maria-Rast und Fall. Eidechsen gibt es, und zwar von Schleichern ohne Füße: die gemeine 8HnBfd)let*e (anguis fragilis), 1' lang, einen kleinen Finger dick, röthlickbraun, mit drei dunkelbraunen Streifen oben, beißt gar nicht und hat einen so kleinen Mund, daß sie nur Iniecten frißt; Lacerta agilis et viridis (der Kuscher) springt den Hunden an die Nase, erreicht am Pacher und in der Tesen eine Länge von 15'; d e gelbe (Lacerta crocea), 6" Länge; muralis (die braune Mauer-Eidechse). Vor Allem prachtvoll sind die Schmetterlinge, die außer den gewöhnlichen Arten Süddeutschlands durch manche Species schon an Italiens Nahe erinnern. Wir bemerken: Populi (großer Eisvogel), Rumina (Roth-punkt), Sphinx Occelata (Dämmerungs - Pfauenauge), Sphinx populi (Pappelvogel), Sphinx Tiliae (Lindenschwärmer), Sphinx Nerii (Oleanderschwärmer), Sphinx Convolvuli (Windichschwärmer), Sphinx Ligustri (Ligusterschwärmer), Sphinx Atropos (Todtenkopf, Erdäpfelschwärmer), Sphinx Celerio (Phönir), Sphinx Elpenor (Weinvogel), Sphinx Porcellus (Weinmotte), Sphinx Vespertilio, Sphinx galli, Sphinx Quercus (Eichenschwärmer), Sphinx Oenotherae, Phalena Atacci-Saturnia, Pavonia major (großes Pfauenauge), Pavonia media (mittleres Pfauenauge), Pavonia minor (kleines Pfauenauge), Tau (Nagelfleck), Bombices Quer-cifolia (Kupferglocke), Populi folia (etwas lichter), Betul i folia (ganz blaß), Ilici folia, Taraxachi, Pruni, Potatoria, Venula, Bucephala , Versicolor, Caja, Villica, Monoeha, Purpuria, Aeschuli, Noctua Aulica, Noctua Sponsa (großes rothes), Noctua Promissa (kleines rothes), Noctua Nupta (groß geschabet), Noctua Pacta (haariges), Noctua Traxini (blaues Ordensband), Noctua Jauthina (gelbe Bandcule), Noctua Fimbria (Bandeule), Noctua Paranimpha (gelbes Ordensband. Von Käfern. Alle Arten von Holzböcken, als: Hamaticherus-Prionus Calichroina Alpina, Saperta, Lomia Tristis et Textor, Cerombix, Bupuricenus Megosa u. a. m.; alle Arten von Carabus (Laufkäfer, Blumenkäfer und Blattkäfer); eigenthümlich sind der Gegend um Marburg Cucujus depressus, zwei Gat- tungen Hololepta plana, Nebria, Coreolis el Phyro-tochus Justii (ganz neue Species), welche früher nur in Ungarn, Croatien nnd Dalmatien gefunden wurden; auch die meisten übrigen J n se cten Süddeutschlands erreichen, durch das milde Klima begünstigt, an Zahl nnd Größe mitunter eine bedeutende Ausdehnung, als: die Keller-Assel (oniscns asellus), die Sand-Asseln (Jnlus sabulosus), die Hundertfüße (Scolopendra), Flußkrebse (Acarus fluviatilis), Hundszecken (Ixodes caninus), die Käs und Mehlmülben (Acarus casei et farinae), letztere besonders an gedörrten Zwetschken. An Spatzen und Finken (Acarus passerinus), eben so auch Spinnen, die gemeinen Aranea, der Salticus scenicus (an Fenstern im Frühjahre), der Dolomedes mirabilis (mit den langen Füßen im Walde), die Erd-und Uferspinne (Lycosa ruricola et littoraüs), die Kellerspinne (Segestria senoculata), die Kreuzspinne (Epeira diadema), die grüne Cucurbitina, der gemeine Scorpion (Scorpio europaeus) am Pachern, Fliegen (Musca), Gallwespen (Cynips), Holzwespen (Sirex) aller Art; von Ameisen (Formica herculanea, rufa, fusca, nigra, rubra; viele Sandwespen (Sphex), Hummeln (Bombus), Hornissen (Vespa crabo). Weniger untersucht sind die Weichthiere unserer Gegend. Auffallend an Zahl und Größe sind die Eingeweidewürmer , der Pfriemenschwanz (Oxijuris), bei Pferden und Menschen der Peitschenwurm (Trichocepha-lus dispar), Fadenwürmer (Filaria), Nestelwürmer (Vena raedinensis); von Drahtwürmern der Gordius aquaticus, fadendünn, oft stark verschlungen, in Wassergräben auf dem Wege nach St. Urbani; der Kappenwurm (Cucullanus elegans) in den Eingeweide» \ 22 unserer Flußfische, der Spulwurm (Ascaris limbricoi-des), so wie der Strongylus armatus, bei Menschen; der Gigas. von außerordentlicher Größe, bei Hunden; von Sumpfwürmern der Blutegel (Hirudo medicinalis et gulo', Regenwurm (Lumbricus terrestris) Indem wir die reiche Natur unseres Bodens einer reicheren künftigen Schilderung überlassen, wenden wir uns zu dem mehr als halbtansendjährigen Menschcn-werke, zur Stadt, und ihren heranblühenden Töchtern, den Vorstädten, die gleich besser erzogenen Landschönen Natürlickkeit und Geschmack reckt sinnig zu vereinigen wissen. Die Umgebungen auf mehr als eine Meile nach jeder Richtung mögen den dritten Abschnitt der ersten Abtheilung bilden. I Abtheilung. I. Abschnitt. Die Stadt. Jtlarburg, unter dem 46° 34' 42" n. B., dem 33° 22' 45" ö. ?., bei der Pfarre 852 W. F. über dem Meere, 35 Meilen von Wien, fast eben so viele won Triest, 8 /4 von Gratz, 18 von Klagensurt, 8’ 4 von Cilli und eben so viele von Warasdin, liegt wenige Minuten vom Fuße der nordöstlichen Rebenhügel Počkau und Košak, mit ihnen durch eine schöne altehrwürdige Allee von Kastanien- und Wallnußbäumen verbunden, gleich einem Kinde, das am hoffnungsgrünen Bande die nährende Mutter hält, wäbrend es einige Schritte entfernt sich im nahen Flusse spiegelt. Die Stadt inner der braunen Ringmauer, über welche nur mehr ein schwarzer.viereckiger (nun Brauner scher) Thurm gegen Norden, ein weißer Rundthurm (nun Tscheligi, einst Reck- und Folterthurm) gegen Südwesten und ein weißer schlanker (nun Altmann's Magazin) Thurm ragen, fällt vo» Ferne durch die Burg, die Pfarr- und Gymnasialkirche, das Rathhaus, Kreisanit und die Freihaus-Ca^erue, so wie durch ein Halbdutzend über die Ringmauer gesell Alleen und Gärten vorspringende Bauten an der Stelle einlliger Warten und Bollwerke auf Ihr innerer Flächen raum, ohne die Vorstädte, beträgt mit Einschluß des halben Drauflußbettes 51 Joch 56S8 0 Quadratklafker. Sie enthält 3 Platze, 31 Gassen, I 245 Häuser, 4 öffentliche Brunnen, 3 Kirchen, 6 Militär- und 2 Schulgebäude, 3 Fabriken, 2 Versorgungsanstalten , das Tbeater, 8 Stimme mit Uhren, 6 tburm-ariige Gebäude, statt der 1827 demolirten 3 Stadttbore mit ihre» Zwingern (Ulrich-, Frauen- und Wasserthor), die offenen Anskakrten, Gratzer, Allee-, Burggassen-, Kreisamts- und Draubrücken-Tbor, nebst der entsteben-den am Herrschaft Victringhofer Gebäude; rechnen wir dazu die beiden Fahrwege am tzend- und Badebause, so kann man Marburg so gut als Theben die siebenthorige nennen. Dazu kommt ein öffentlich gestalteter Fußweg durch das Buegpförtchen und 12 Ausgänge über die nun verschütteten Stadtgräben. Die Stadt hat 2550 Scliritte im Umfange, und zwar: gegen Norden 750, gegen Westen 580, gegen Süden 700, gegen Ollen 520, so, daß man sie in einer kleinen halben Stunde umgeben kann. Die Stadttbore sind im Durchschnitte zu 360 Schri'ten von einander entfernt, die aegen 0 und gegen W. viel naher an einander. Jenes jugendliche Aufleben älterer Städte, jenes thatkräftige Hinausdrängen aus der schützenden Wiege rostiger Ringmauern, um ssv inniger anzuschmiegen an die blühende Natur, frischer in ihr die rüstigen Arme zu regen, und die beengenden Schienen, welche die eherne Zeit des Miltelal- ters um den Stadtkörper schützend schnallte, als nun unnützen Küraß abzustreifcn, hat Marburg mit all' den Orten gemein, welchen Lage und Straßenznge, Handel-und Behördenwesen eine günstigere Zukunft bestimmten. Von den Plätzen sind der Hauptplatz der größte und schönste, der Burg- oder Florianplatz der unruhigste, der Kirchplatz der stillste; von den Gaffen: die Kärnt-neroasse die breiteste und freundlichste, die Herrengasse die längste und lebhafteste, die Nebengasse die lichteste, die Burg- und Kircbgasse die geradesten, die Lederergaffe die schmutzigste; die bedeutendsten Gebäude der inneren Stadt sind: die Burg des Grafen Brandis, das Rathbaus, die Pfarrkirche, das Kreisamt, das Gymnasium mit der Alois-Kirche, Erziehungshaus, die Freihaus-und Minoriten-Caserne, die Normalschnle, das Verpflegsamt , das Krankenbaus der barmherzigen Schwestern, die Häuser der Grafen Schärfenberg und Jugny, der Herren Langer, Altmann, Nasko, Koch, Gerdes, die Gastböfe zum Adler, Hirschen und zur Post, die Herrschaftsgebäude von Victringhof und Melling; vom Platze führen steil und enge holperige schmutzige Fahrwege hinab; Trottoirs längs den Häusern entschädigen für das mittelmäßige, im Ganzen immer ziemlich reine Pflaster; die innere Stadtbelencbtung (laut Gnb. Derord. vom 1. October 1823) wird durch 4 große, 17 mittlere und 62 kleinere schöne und helle Laternen, seit 1842 sorgfältiger, anfangs durch eine Repartition auf den 5procentigen Häuftrertrag . nun aus der Kammer, respective Concre-talcasse, geleistet, als es an vielen andern Orten der Fall sein dürf e; die Freihänser haben ihre eigene Beleuchtung; die Stadt ist seit 1350 in vier Viertel ein-gekheilt, wir geben hier die Gebäude mit ihren Merk- Würdigkeiten nebst den Eigenthümern mit der Abkunft der Letzteren, so wie das Erbauungsjahr in jetziger Form unter der Haus-Nummer an, wobei a. M. alte Marburger Familien, solche, die seit wenigstens einem Jahrhunderte eristiren, M. geborne Marburger überhaupt bedeutet. I. Viertel »on Idr. 1 bis 61. Nr. 1 und 2. Die gräflich Brandis'sche | Burg bildet die nordöstliche Ecke der Stadt (Baujahr-Zahlen 1655, 1699, 1733), an der Ostgallerie (1738, an den Stallungen 1780, am Uhrthurme 1814, 1836, 1838 und 1843), nimmt mit ihrem Garten einen Theil des einstigen Stadtgrabens, durch welchen das Teichbächlein, zugleich die Grenze der Bezirke Stadt und Burg Marburg, rauscht, mit ihren Wohngebäuden die stärksten alten Bollwerke, mit ihren 2 Höfen, in deren einem die Reitschule einen bedeutenden Flächenraum einnimmt und ist eines der 9 Freihäuser Marburgs; die Burg ist das schönste und größte unter den Gebäuden der Stadt, hat drei Thore nach außen und ein viertes in de» niedlichen Garten; nach dieser Seite befindet sich im ersten Geschosse die Wohnung des Verwalters, im zweiten die längste Fronte der herrlichen Ganghalle, welche den prachtvollen Mittelbau von vier Seiten umgibt; gegen Nordosten auf einer gewaltigen Bastei, die in den unteren Geschossen bombenfeste Gewölbe enthält, und durch einen unterirdischen Gang mit Obermarburg in Verbindung gestanden haben soll; auf der Bastei, die einst durch eine doppelte Reihe von Geschützen den Osmannen gefährlich war, sind die Gemächer der gräflichen Familie, gegen Norden eine freundliche Gallerie, statt des Sturmganges an der hohen Befestigungsmauer, gegen Süden aber, mit der Aussicht auf den Burgplatz, jener Thcil des gräflichen Schlosses Nr. 2, der 1843 durch eine zweite Etage vergrößert, in einer Fronte von 12 Fenstern die Kanzleien der hiesigen Camcral--Bezirks-Verwaltung enlhälr, in früheren Jahren aber, als noch die Burg ein engerer, von vier schlanken Thürmen slan-kirter Bau war, der sich an eine ziemlich große Hauskirche stützte, zu Beamtenwohnungen diente; das Portal gegen de» Burgplatz ist mit einem freien, großen, steinernen Löwen geschmückt. Die Loretto-Kapelle hat theils vorne, theils beim Eingänge zur Sacristei folgende Inschriften in Stein: 1. Hierinnen ist der Rechtfurm oder Obriß von dem heiligen Haus Loretto, ein große Geheimnuß in welchem das Wort ist Fleisch geworden 1655. 2. Diese unser lieben Frauen Loretha Kapellen, welche allda in der Burkh Marburg der hoch und wohlge-borne Herr Georg Barthelme Khisl Gras zu Gottschee, Freiherr zu Kaltenprun und Garawiz Herr der Burkh und Herrschaften Obermarburg, Hein-seld und Fbaragraben, Obristerbland Jägermeister in Krein und der windiscben Marb, Erbrukhsaß der fürstlichen Grafschaft Gorz; Ihr: May: Camerer, nunmehr seel: ini 1655 Jar erhoben; ist durch ihr Hochw: und gdl. Herrn Herrn'Francisco Maximiliane) Vaecanco Viskosen zu Pibben, fambt dem Altar und Maria Bildnuß aus gnädigster Verwil-ligung ihrer fürstl: gdl: Herrn Herrn Joannis Marie von Altring Sifihofen zu Seccau den 10. August 1661 Jars, aus Anhalten dero na>bgelasse-nen Frauen Ehegemahlin der hoch und wohlgebornen Frauen, Frauen, Anna Maria Gräfin Khislin ge-bornen Gräfin Werkhin von der Daub und Leippe, ordentlich geweiht und in den Altar die Heiltumber des heiligen (h:) Laurentii, Vincencu und Feliciani Märtyrer gelegt, die Kürchweih aber auf den Sonntag vor Allerheiligen von wohlgedacht fürstl: Gdl: von Seccau mit dem Ablas determimret worden. Die Kapelle ist bis in das Kleinste der Santa casa in Loretto nachgebildet, die zwei riesigen Armleuchter mit den stammdicken Kerzen, der Baum in der Wand, selbst die in Loretto halb verwischte Wandmalerei findet sich hier wiederholt. Im Oratorium sind viele Votivbilder von 1621, 1666, 1677, 1685 etc., Reliquien des heiligen Clarus, alte gestickte Teppiche, vor Allem ein werthvol-leS uraltes Gemälde deutschen oder byzantinischen Ur-svrunges, auf Goldgrund, mit unzählig vielen trefflich gehaltenen Figuren, Tod und Himmelfahrt der seligsten Mutter. Einige Chronographica erinnern, daß Pius VI. und der russische Thronerbe 1782 als Gäste Heinrichs Grafen von Brandis und seiner Gattin Gräfin Anna Maria von Trautmannsdorf hier waren, zwei andere lauten: Hie festum Divi Josephi Pontifex celebravit et Pius sextus pontifex hanc aeiiem colabat Das Bild der Muttergottes, das Gitter vor demselben ist hier, so wie in allen Loretto - Kapellen , mit treuester Genauigkeit wiedergegeben. Eine Treppe führt von hier in den großen prächtigen Mittelbau, vorerst aber in einen dunklen Gang, welcher das Archiv und außer selbem ein Gemach mit verschiedenen Familien-alterthümern birgt. Hier sehen wir einen schönen Altarteppich, von der gräflichen Familie gestickt, die Brustbilder der Gräfin Anna Maria Brandis, gebornen Trautmannsdorf rc., unter den hübschen Paramenten, eines von Roth- und Silberbrocat mit Gold- und Silberblumen, aus dem Brautkleide einer Gräfin Brandis gefertigt. Wir gehen nun in den großen Hof zurück und haben zur Rechten, mit dem Brandis'schen (die 4 Löwen) und Trautmannsdorf'schen (die 3 Eisenhütchen) vergoldeten Wappen, die an die Erbauung der jetzigen Burg 1744 unter Heinrich Adam Grafen von Brandis und Maria Anna von Trautmannsdorf erinnere, geschmückt, das prachtvolle, im besten italienischen Geschmacke aufgeführte Treppenhaus mit doppeltem Aufgange, welchen in den Seitennischen treffliche Statuen, darunter eine ruhende Diana, Genien rc. schmücken. An dieser Stelle befand sich einst die Schloßkirche. Wir betreten den lichten, freundlichen, breiten, mit weißen Platten gepflasterten Corridor, der rings um das Schloß läuft, gehen am großen Saale vorüber in den nordöstlichen Theil der Burg, welchen die gräfliche Familie bewohnt. Hohe Gemächer mit gewaltigen Fenstern uud goldgeschmückten Flügelthürcn bilden hier einen reizenden Aufenthalt, welcher durch das Vorbandenjeiu einer hübschen Gemäldesammlung Bedeutung gewinnt. Im ersten Gemache finden wir über 70 Bilder italienischer und niederländischer Schule, darunter Seeansichten, Architectur-, Blumen- und Frachtstücke, zwei meisterhaft gehaltene Mönchsköpfe, einen Carl VI., Magdalena zu den Füßen Christi, mehrere Landschaften, eine heilige Familie auf Bein gemalt, die drollige Gestalt eines essenden Cretins, einen kühn gehaltenen Räuberangriff, eine Himmelfahrt Mariä, vor allen aber Breug-hels (1597) schaurig ausgeführteu Triumph des Todes; das mittelgroße, von Kuppelwieser restaurirte Bild zeigt in hundert und hundert grellen, mit furchtbarer Wahrheit gegebenen Gestalten den Tod nach allen Nuancen der Formen und Stände, hier Königsleichen, dort zappelnde Zerrbilder am Hochgerichte, hier die Schauer des Schiffbruches, dcrt die Sterbenden im Luxus des Schmauses und der Schwelgerei, im Tanze, wie beim Brande und der Schlacht, tm Vordergründe aber einen Wagen voll Schädel; ein Gerippe, dessen Attribute Rabe, Glocke und Laterne sind, reitet auf einer dürren Mähre und führt Alles nieder; ein zweites Gerippe sitzt auf dem mit Schädeln gefüllten Karren und dreht einen Leierkasten, kurz eine zum Wahnsinn bringende Mannigfaltigkeit des Entsetzlichen spricht sich in diesem Gemälde aus. Ein würdiges, wenn auch ein viel kleineres Gegenstück bildet mit den bunten Fratzen und Larven die Komödie in der Unterwelt. Lucretia, von Tarquinius bezwungen, Samson und Dalila, das Urtheil des Paris nebst vielen anderen mythologischen Scenen leihen den Wänden eben so sinnreichen Schmuck, als die alten, kostbar gestickten Möbeln, die große Pendeluhr (Meisterwerk des Josef Hartmann, senior, in Wien 1767) dem Gemache etwas Ehrwürdiges und Comfortables zugleich geben. Wir treten in den großen eleganten Mintersaal, dessen alte Spiegel und Luster, Uhren und schwer gestickte Möbeln, 4 kostbare Haupt - und 3 Nebentapeten mit Unkerhalkungsscenen im Rococco - Geschmacke an Watteaus 15 Gemälde in Sanssouci mahnen, von überraschender Wirkung sind. Fast von noch größerer Ausdehnung ist das nordöstliche Gemach, in welchem uns viele Familienpor-träte (fast durchaus Kniestücke) wie ehrwürdige Penaten begrüßen. Wir bemerken darunter einetz Gräfin von Trautmannsdorf, gebornelt Kisl; einen Brandis in deutscher Ordenstracht; eine Gräfin von Welsersheim, Mutter der Gemahlin des jetzigen Inhabers; die Contessen Josefine und Anna Brandis, mehrere Porträte im Ro-coccostyle, Zeichnungen, Copie einer Madona »ach Kup-pelwieser, eine Marianne Gräfin von Trautmannsdorf, geborne Gräfin von Herberstein, 1731; Sigmund Ferdinand Leopold Grafen von Trautmannsdorf, k. k. Hofkriegsrath, alt 64 Jahre, f 1734 als dritter Besitzer des Fideicommisses zu Trautenfels; sein reiches, blau gesticktes Costume bildet ein gutes Gegenüber zum rothen goldverzierten Pelze des geheimen Rathes Carl Grafen von Trautmannsdorf, ersten Fideicommißbesitzers von Trautenfels. Das vierte Zimmer zeigt uns zwei liebliche Bilder, nämlich: das Stammschloß Brandis im Etsch, thale und den Schützcnaufzng zur Erbhuldigung in Tirol, eine Maria Loretto, einen Stattlichen in Allonge, eine Gräfin Auersberg in Trauerkleidern :c. Weniger verweilend bei den englischen Kupferstichen (häuslichen Scencn) des fünften eilen wir in das sechste Zimmer, welches die eigentliche Familien-Gallerie und Raritätensammlung enthält. Hier sehen wir im einfachen Civilkleide Grafen T. I. und H., einen Adam von Brandis , den jugendlichen C. von Brandis in deutscher Ordenstracht, den I. B. in voller Rüstung, die stattlichen Damen Maria Anna Gräfin von Brandis, geborne von Trautmannsdorf; I. D. St. Elia, geb. von Brandis, de» finsteren Ducade St. Elia M. Grafen von Starhem-berg im Burgharnische; Guido von Starhemberg im Koller der deutschen Herrn; I. G. von Sladremberg, geb. Gräfin von Stahremberg, im Costume der Stern- kreuzordensdame; Maria Theresia Gräfin von Allersberg, geb. Gräfin von Rappah, in steifer deutscher Tracht; Herr» Carl Grafen von Trautmannsdorf (1773, alt 54 Jahre), vierter Inhaber von Trautenfels, in gewaltiger Allonge; H. S. Grafen von Trautmannsdorf mit finsterer Miene; H. 3. G. von Kisl; die freundlichen Züge der T. P. S. Driano, geb. von Caserta, ihr nahe, im reich gestickten Costume, ihr Gemahl S. P. Driano, ihm nahe in voller Rüstung ein Graf von Opersdorf, eine Maria Gräfin von Oversdorf, geborne Gräfin von Brandis; das gutniükhige Gesicht des G. A. M. von Brandis, eine Anna Maria Gräfin von Brandis, geb. Gräfin von Kisl, und Anna Maria Gräfin von Kisl, geb. Gräfin von Berka; die herrliche Gestalt der Maria Anna Gräfin von Starhemberg, geb. Gräfin von Rappah, in Heller Rüstung. Einen Theil der Wand nimmt der gräfliche Stammbaum, beginnend mit Heinrich von Laneburg und Wel-pirge 1140 ein, auf selbem erscheint bereits 1180 Herr Hildebrand von Brandis, erscheint in unendlicher Verbreitung die Verbindung dieses edlen Stammes mit den trefflichsten Geschlechtern der Monarchie. Der rothe Löwe im Wappen, der Name Laneburg in den Neben-ästen kommen hier durch Jahrhunderie vor. Erst mit Jakob von Brandis 1556 erscheinen die vier rotten Löwen im Wappen. An den drei Domestiken-Zimmern im nördlichen Flügel, aus denen man längs der Galle-rie in das nördliche, zwei Stock hohe, mit einer Sonnenuhr von 1699 versehene, in hübschen Gemächern gut bewohnbare Tburmgebäude gelangt, vorüber begeben wir uns in den schönen Mittclflügel, durcheilen das Billardzimmer mit seinen chinesischen Wand- Malereien, das zweite und dritte mit guten Kupferstichen versehene Gemach und betreten den Bnrgsaal, die größte und schönste Halle von Marburg, deren leider nicht gewölbter Plafond nicht ungefährdet dem Schalle rauschender Musik widersteht. Sechs gewaltige Fenster, zwei Glasthüren gegen die Gallerien spenden dem 25 Schritte langen und 18 Schritte breiten grünen Prackt-saale das nöthige Tageslicht, dessen Stelle Nachts fünf große, altertbümliche Glaüluster vertreten. Das Pflaster des Bodens, die Stückarbeiten der Decke sind bewunderungswürdig. Den Plafond schmücken ein großes türkisches Schlachtgemälde von meisterhafter Ausführung al fresco, zwei kleinere Gefecht - Scenen und die vier Jahreszeiten. Von hier kommt man in die südöstliche Enfilade der Fremdenzimmer; Parqueten, Möbeln und Tapeten zeigen eben so viel alte Pracht als eleganten Geschmack. Unter den vielen mythologischen Tapetstücken des ersten Zimmers zeichnen sich auS ein betrunkener Silen, von Bachanten geführt, Diana und Actäon (meisterhaft), Mercur und Battns, Endimion, der Triumph des Bachus, eine schlummernde Diana rc.; unter den kleineren Gesims Landschaften finden wir auch eine alte Abbildung der einstigen Veste Obermarburg. Das dritte Zimmer enthält in wunderbarer Mannigfaltigkeit von Figuren und Situationen die buntesten Scenen aus dem Leben der Chinesen. Schone Tapeten und die Porträte von Maria Theresia und Franz von Lothringen zteren das vierte, wäbrend verschiedene alte Bilder das fünfte Zimmer interessant machen. Wir sehen l)ter eine getreue Abbildung der alten Burg von 1600 mit den 4 Rnnd-thürmen, dem großen Kirchthurme in der Mitte der hohen und niederen Ringmauer. Viele Abbildungen von Vögeln, einen Trapp, 1709 bei St. Nicolai, eine Gemse, in Gegenwart des Grafen Heinrich von Brandis, 1739 beim schwarzen Teiche im Obermarburger Schloßwalde geschossen rc. Wir sehen eine Darstellung des einstigen Gratzerthores, das hier »och durch einen 3 Stock hohen cremelirten Thurm führt, und von einer hohen mit doppelten Schußscharten versehenen Mauer geschützt ist. Bon hier treten wir auf die große, luftige, im Sommer durch Blumenkästen geschmückte Gallerie, von der zwei große Endtreppen in die unteren Geschosse führen; sse ist 80 Schritte lang, 10 Schritte breit und auf einer Seite durch 12, auf der andern durch 13 Bogen gestützt. Die frische Luft, die Aussicht auf die südlichen und östlichen Grenzgebirge, den Matzel, die Jvanvica, den Donati ic, sind erquickend. Eine ähnliche kleinere Gallerie gewährt gegen Süden die Aussicht in die innere Stadt und führt unter dem mit 2 Glocken versehenen Uhrthurme zum großen Corrridor und dem Treppenhause. Unter den hohen Gästen, welche die Burg beherbergte, erwähnen wir Kaiser Carl VI,, den es der Sage nach, von drückender Ahnung beklommen, fort nach Gratz trieb. Kaum war der Kaiser weg, so stürzte die Decke seines Gemaches ein. Erzherzogin Clementine, Braut des Prinzen Januar von Neapel, 3. Juni 1797. Die Liberalität der Jnhabung widmete das Burglocale manchen öffentlichen Festlichkeiten, Concerten, Prämienvertheilungen des Gymnasiums, am 21. und 22. September 1800 der großen Primitzfeier der beiden Marburger Theologen Lettenegg und Hakel, an welcher über 200 Personen Theil nahmen; Versammlungen der Landwirthschaftsgesellschaft rc.; auch der Burghof war Zeuge verschiedener Schauspiele, so gab schon im Jänner 1790 Maceur, einer der berühmtesten Pserdebändiger, seine Reiterkünste mit einer zahlreichen, durch die Pracht ihrer Costume auffallenden Gesellschaft, die späte r samm ihm in der Türkei zu Grunye ging. Vor der Burg ist der Floriansplatz, also genannt von der Säule diese-Heiligen, welche sich zwischen zwei Statuen von mittelmäßiger Arbeit erhebt. Der tiefe öffentliche Brunnen ist von 1765. Noch am Schluffe des vorigen Jahrhunderts war dieser nun so unruhige Stadttheil nur als Tummelplatz der Kinder belebt, welche die Mägde zeitweise auf diese mit hohem Grase damals bedeckte S-elle führten. Wir entnehmen die Namen der jetzigen Hausbesitzer der Stadt dem Bürgerbuche, dessen Blätter, nur anerkanntem Werthe geöffnet, in der That das goldene Buch des bürgerlichen Patriciates beißen dürften, Nr. 3. Caj et an Herzog, Lederer seit 1815 M.* Sein Vater Josef 1800. Hier befindet sich seit vier Jahrhunderten die einzige radic>rte Lederei Marburgs im Besitze der Familie Herzog, welche in ununterbrochener Linie von Michael Herzog 1465 und seinem Sobne Hanns 1468 an als eine der geachtctsten die Schicksale Marburgs theilt. Johann Herzog zeichnete sich 1655 durch seine Wohlthätigkeit aus. Johann Georg, t am 21. October 1735, über 100 Jahre alt; seine Gattin war Helena. Michael starb 1799, in einem Alter von 95 Jahren; seine Tochter Franzisca hewathete 1797 den Großhändler Toppo in Triest. Das daranstoßende, bis zum ersten Einrücken der Franzosen durch seine humoristische lebensfrohe Inschrift auffallende Geatzer- oder Ulrichsthor wurde zur Bequemlichkeit des Waarendurchzuges, als ju eng, weggerissen. Es war durch seine historischen Erinnerungen den Marburgern eben so wichtig, als das Kärntnerthor den Wienern, nnd war rings um die Wohnung des Thorwächters mit türkischen Kugeln überdeckt. Nr. 4(1861) ii. 5. JakobKaufmann, M.Bäcker 1816*, mit Jakob aus Passau 1787, ehemals Cowisch; das zweite Haus aber besaß der Buchbinder Pilgram Leopold, aus einer alten Marburger Familie, aus welcher schon Hanns 1452 als städtischer Bau- und Brücken-meister erscheint; das erste aber kommt schon vor fast anderthalb Jahrhunderte als Bäckerei der Familie Bauer, später Leeb, vor. Nr. 6. Heinrich Jalas, Hnterer, 1833 aus Schwerin, folgte auf den Huterer Conrad Fischer aus Trier, der 1793 das Stemmcr'sche Jus an sich brachte und es 1800 sammt diesem Hause, einem der ältesten der Stadt, besaß. j Nr. 7. Mathias Kurnig, Bäcker, 1844 aus Agram, auf das alte Geppl von 1778 mit Samuel aus der Pfalz From'sche Haus; dieß Gebäude war bis 1765, wo es an den Wirth Josef Geppl kam, Eigenthum der Familie Puebcnhofcr, die durch drei Jahrhunderte darauf die Bäckerei betrieb, und zuerst 1460 mit Daniel erscheint. 1800 hakte es Franz Wiltschko aus Böhmen durch Heirat!) mit der ihres Reichthumes wegen bekannten Wittwe From. Nr 9. Franz Marb, Schmied (1822 aus Bayern), seit 1826 eine der reinsten nnd zierlichsten Schmieden. 1800 Caspar Schielle, kam 1788 auö der Pfalz. Nr. 8 und 10. Josef Hvnerleiri (Gasthof zur Sonne oder Post), 1831 aus Berlichingen in Würtem-bcrg. 1800 Victoria Seiller. Hier, wie beim Hirschen, stallen die Landkutscher aus allen Gegenden ein. Das zweite der beiden .Häuser besaß 1800 Johann Zeises, 1820 H. Wels. Wir gelangen vom Burgplatze in die Gratzergasse. Nr. 11 (1830). AloisNasko, Lederer (seit 1828 j aus einer alten Windischfeistritzer Familie), von 1815 an Nicolaus Merk; geziert mit dem Doppelwappen, in einem Schilde Doppeladler und Schleife, tut anderen das springende Pferd der Brenner, ist dieß eines der geräumigsten Freihänsex. Von 1684 bis über 1708 hinaus Eigenthum der Cistercieuser von Victring. dann Sitz der Staatsherrschafis-Verwaltung Victringhof und auch des Kreisamtes. Zugleich befand sich hier von 1785 an das erste hübsche Theater, welches von dem späteren Eigen-thümer Leopold Hartnagcl, Lederer, 1806 wegen Feuers« gefahr entfernt wurde. In der einstigen Hauskapelle wurve bis zu Anfang dieses Jahrhundertes Sonntags-Gottesdienst gehalten Die Grafen Brenner besaßen dieß Freibaus, so wie den nun Payer'scben Weingarten sammt Kapelle bei den drei Teichen, hierauf Graf Rabatt« 1740, die Ritter von Frieß, dann die mit timer verschwägerten von Bianchi. Dieß Haus bewohnte Ludwig Graf von Brenner mit seiner Gattin Marii Felicitas Gräfin Rabatt« 1730; hier starb seine Tochter Maria 1731 ; hier lebte Carl Graf von Brenner 1734. Hier starb Georg Ritter von Frieß 1758, dessen Familie später in Gams wohnte. Es wurde vom alten Ulrich Hartnagel dem Herrn von Bianchi um 3000 fl , in Gold auszuzahlen, abgekauft 1800. Nr. 12 und 13. Johann Muller, Schneider, M. (seit 1836); der Vater kam als Apotheker ans Böhmen, besitzt eine elegante Kleiderauslage. Das Haus Nr 12 besaß früher der aus Böhmen eingewanderte Riemermeister Wenzel Čerrotnfa 1828, Johann Lerch aber 1800. Das Haus Nr. 13 im selben Jahre Simon Sitter, der 1791 als Kammmacher aus Windischseistritz kam. Nr. 14. Frei haus der Frau Elise von Kriehuber, PostmeisterS-Wittwe. M. Sitz der Amtskanzlei der Herrschaft Meiling, schon 1450 der Mellin-gerhof genannt, von Nr. 11 durch einen netten Garten, mit eisernem Stacketen-Gitter gejondert. war in früheren Zeiten gewöhnlich die Wohnung des Garnisons - Com-mandanten Vom Fenster dieses Hauses wurde noch 1780 einem Soldaten von Terzi das Todesurtheil verlesen, und demselben nach erhaltener Begnadigung, um ihn aus der Hand des Nachrichters wieder ehrlich vortreten zu lassen, nach damaligem Gebrauche mit der Fahnenspitze die Stirne verwundet. Dieses Freihaus wurde 1684 vom Ordens - Comthur Johann Josef Graf von Herberstein von Grund aus überbaut, 1742 aber vom Comthur Michael Ferdinand Grafen Althann erneuert. Nr. 15. Josef Kallstorfer, Wetßgärber a. M., erscheint schon mit HannS 1462. Das Haus wurde 1765 von Anton Kallstorfer, später vom jetzigen Besitzer vergrößert; 1684 hatte es der Huterer Pirn-stingel, 1742 der Fleischer Bäreth. Nr. 16. Alois Murmaier (Wirthshaus), M. Sein Vater Anton kam 1799 aus Ruth an der Save. Ober dem Thore ist die Inschrift: Certo occulus, omnia videt, qui sam, sam summus. Rr 17. Anton Walbiner, Spangler, M. / (Vater Carl 1797 aus Böhmen; 1797 besaß es Johann Zehentner aus Ocstreich). Nr 18. Ottmar Reiser, Verwalter der St. Pauker Skifksherrschaft Victringhof (aus dem Großherzogthume Baaden 1834);* Johann Gärtner, Gürtler, besaß es 1800. Nr 19 und 20. Stift St. Paul, eines der schönsten Freihäuser, von dem aus Genua eingewanderten Zuckerbäcker Dominikus Bancalari 1797 elegant erneuert, mit hohen Zimmern, stattlichen eichenen Flü-gelthüren, eine Zeit laug Casino der Tanzlustigen, nun Verwaltung der Herrschaft Victringhof, bis zum Jahre 1785 Eigcnthum der in Marburgs Annalen nicht unwichtigen Familie von Roseubüchel. Hier starb am 22 Juli 1793 Josef von Rosenbüchel, Inhaber von Rothwein, wurde in Gams begraben. Das zweite dieser Häuser war 1794 deS Caspar Ambach aus Tirol, der die Tor-fießer Waguerei an sich brachte. Nr. 21. Johann Girstmai er, Weißgärber, 1841 M (Vater Johann auS Tirol 1809). Der neuere freundliche Anbau gegen den Stadtgraben und die nach vollständiger Ausfüllung des letzteren hier zu bildende Straße aus der Stadt in die Vorstadt enthält die Con-scriptions-Kanzlei des Marburger Regimentes Anton Graf von Kinsky, Nr. 47. Das Haus besaß früher die Weißgärber-Familie Pilz, welche mit Bartholomä 1767 aus Cilli hierher auf das Wollmaier'sche Haus kam; 1800 aber Carl Steiner, Weißgärber, aus einer Gratzer Familie; 1830 H. Wenedikter, Inhaber von Langenthal. Nr. 22. Johann Berghard, Silberarbeiter (aus Laibach 1809), Stammhaus der einst ansehn- lichen Marburger Goldschmied-Familie Maierhvfler, auf welche die Koller aus Radkersburg kamen; dieß Haus aber hatte 1800 der Wagner Josef Kunze. Nr. 23. Anna Girstmaier (Gasthof zum Anker), mit einem der freundlichsten Tanzsäle, bis vor einem Jahrzehend Casino-Locale; 1800 Josef Wreger. I Nr. 24. Johann Jorgo, Strumpfstricker, M. seit 1836 (Franz, 1773 aus Pettau); 1800 Franz Tav. Jorgo. Nr. 25. Johann Qnandest, Schneider, M. 1836 Carl Steiner. i Nr. 26. Josef Wregg (Gasthaus zum lustigen Bauer) aus Windischbübel», seit 1833; früher Leirer, Tischler-Familie aus Radkersburg; 1800 Caietan Wis-siak; 1776 der mit Julie Wissiak vermählte, aus Wien ' gekommene Kreisiccretär Franz Pitroff, von dessen Söhnen sich einer als Offizier hervorthat, der zweite, Heinrich, als Verwalter von Chrisofflan 1840 starb; Johann Wissiak war 1752 der erste Secretär des kaiserl. Ratbes und Kreishauptmannes im Viertel zwischen der Mur und Drau, Mar von Pendel. Der Wrcgg'sche Garten erstreckt sich an der Stadtmauer weit hinter den anderen Häusern hinab; der Sage nach brachte bei einer Hun-gersnotb ei» damaliger Besitzer die Gärtchen seiner Nachbarn für Brot an sich. Nr. 27. Maria des Wuth M. Fleischer (seit 300 Jahren Fleischer-Familie in Marburg); dieß Haus war immer Eigenthum der Weißgärber-Familie Mosbrucker, die zuletzt noch mit Johann 1762, Michael 1800, Ignaz von 1806 erscheint; das Haus bildet eine Ecke »nd hat in jeder der zwei Gassen 8 Fenster Fronte; cs wurde 1812 neu hergestellt; Ignaz, der Großvater des jetzigen Inhabers, war so woblbabend, daß er zur Zeit der Viehseuche, als die übrigen Fleischer zu schlagen aufhörten, für alle Acht das Geschäft trieb. Nr. 28. Franz Hafner, Messerschmied (1815 aus Kärnten); 1800 Ignaz Sun, Kotzenmacher, M. Nr. 29. Anto n Spallek aus Böhmen lWirths- -h Haus zum Florian), bis 1846 Franz Lorber, M.; zu dem Hause gehören die gegenüber liegenden Stallungen; cs bildet die Ecke ans der Schwarz- tu die Webergasse. Nr. 30. Franz Wölfling, Schuster, seit 1836 M.; Franz, 1796 aus Fürstenfeld; es macht mit der vorigen Nummer das kleine Schwarzgäßchcn zwischen der Victringhof- und Herrcngasse. Nr. 31 (1810). J oba n n Lorber (Gasthaus zum , Sandwirkh), Jnbaber aus Sauerbrunn; 1800 Fleischer Pipvenbacl'er. dessen Vater Josef 1789 aus Windisch-feistritz auf das Kartin'schc Haus kam; seit 1816 Franz Lorber. M.; vor 1800 hakte es Georg Gade aus Leut, schach. Nr. 32. Josef Fetz, Glaserer, 1811 aus Gratz; 1800 Oraelmacher Josef Okroniksch; sein Vatrr Simon, gleichfalls Orgelmacher, kam 1769 aus Krain; der frühere Jnbaber der Glaserei, Simon Müller, kam 1780 aus Schlesien. Nr. 33. JobannWeidacher, Schlosser, M.; Jolef, 1809 aus Ungarn; das Haus besaß 1800 Anton Fröblich, der in einem Alker von 65 Jabren sein Riemergewerbe aufgab und Tanzmeister wurde. Nr. 34. Johann Tboma, M., Schuster; daS Haus des 1775 aus Freiberg in Bayern gekommenen Johann Hosier, Uhrmacher-Haus, dessen Sobn.Franz, einer der ausgezeichnetsten Marburger Uhrmacher, Eigen- tbttmer einer sehr zahlreichen Bibliothek, von 1804 bis 1844 es besaß, in welchem Jahre er auf der Reise in Wien starb. Nr. 35. Michael Hönigmann, Schlosser, 1820 aus Gratz; 1800 der Gürtler Christof Payer; das Eckhaus, der Freihaus-Caserne gegenüber. Nr. 36. Franz Wagner, Huterer, seit 1836 a. M. F.; bier war früher die Huterei der Familie Steiner, die 1759 mit Jakob aus gebring kam, und zuerst am Burgplatze Nr. 6 ihr Gewerbe trieb, dann mit Jakob dem Jüngern von 1811 an hier; 1800 besaß dieß Haus Urban Wagner, Huterer und Wirkh. Nr. 37. Anna Jenko, Seiler, Wittwe des Lucas Jenko aus Krain, Oheim des noch lebenden Professors der Mathematik an der Wiener Universitäi; er brachte 1797 die Wenzel'sche Seilerei an sich; Franz Jenko legte 1822 als Seiler den Bürgernd ab, aber schon 1465 bestand eine Marburger Schmied-Familie Jenko; auf diesem Hause befindet sich seit undenklichen Zeilen die Seilerei, welche 1787 Johann Wenzel aus Mähren von dem Seiler Mathias Hafner aus Gleisdorf an sich brachte. Nr. 38. Die FreihauS-Caserne, eines der größten und ansehnlichsten Gebäude, 2 Stock hoch, mit großen Fenstern, breiten Treppen und über 70 Lokalitäten , Eigenthum des hochlobl. Militär-Aerariums, sie faßt 220 Mann; dieses Freihaus war einst Eigenthum des Grafen Erasmus von Tattenbach, soll mit seinem Schlosse Kranichsfeld durch einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden, und zum Theile Schauplatz seiner Verschwörung mit Zrini, Frangepan, Nadasdy rc. gegen Leopold I. gewesen sein; 1758 finden wir es im Besitze des Generals Grasen ven Lanthieri, der am 29. August 1773 starb und einer der Letz en ist, die in der Gruft der Minoriten begraben wuiden; sein Sohn Graf Thadäus war hier geboren. Hier fand die glänzende Vermählung des Anton Freiherrn v. Avelstein von Doberna, Sohnes des Frciherrn Franz v. Adelstein und der Maria Freiin v. Gabelkhofen, mit Comtesse Cajetana, Tochter des Sigmund Grafen von Attems zu Görz und der Josefa Gräfin Lanthieri, am 13. Juni 1775 Statt; hier starb am 20. April 1788 Antonie, Wittwe des Generals Lanthieri, im 75sten Jahre ihres Alters; die Fronten des Hauses wechseln von 10, 8 und 5 Fenstern. Im Jahre 1820 kaufte das Militär-Aerar um 10000 fl. dieß Freihaus vom Herrn Verpflegs-Verwalter Starkbauer; 1800 besaß es Anton Wels, Seiler aus Wei-teröfeld, der es um 5000 fl. verkaufte an Herrn Rattensteiner. Nr. 39. Richard Wolf, Hafner, M.; Vater Anton aus Pettau 1815; es bildet mit dem Honig« mann'schen Eckbause die Gasse zwischen dem Freihause und der Allerheiligengasse; 1584 hatte daS Haus Andreas Lackner. Nr. 40. Johann Jeschokfnig, Schneider, j M ; Vater Josef, 1802 aus Frieda»; 1792 hatte es Joses Mandel, Tuchscheerer aus Hartberg. Nr. 41. Bernhard Stierbock, Riemer; Gradišča; daS kleinste Häuschen von ganz Marburg, nur an Nr. 42 ein Seitenstück findend. Nr. 42 und 56. Carl Gutbruner, M. Handschuhmacher seit 1823; Vater Johann, 1790 aus Oestreich; 1800 besaß da- eine dieser Häuser Franz, Pichler. Nr. 43. Das städtische Gerichts h a us, ein festes wohlverwahrtes Gebäude, nach der Sage das erste und älteste von Marburg; cs hat mit dem Grund-ner'schen, Nr. 54, die gleiche, seit Jahrhunderten unveränderte viereckige Thurmgestalt mit dem spitzig zulau-feuden Dache, auf Festigkeit ohne Bequemlichkeit berechnet. Nr. 44. Alois Hofer, Messerschmied, 1815 aus Tirol; aber schon 1655 gab es eine einheimische Messerschmiedfamilie dieses Namens; das Haus hatte 1797 Josef Franbacher, Messerschmied aus Marburg Das 1 Stock bohe Haus ist nur durch ein schmales Gäß-chen vom Gerichtcchanse getrennt. Nr 45. Johann Kotzbeck, Hafner, 1836 aus Windischbüheln auf das Gewerbe, welches 1829 Josef Plusko von Anselm Premier, der 1791 aus Pfalzbayern kam, an sich brachte^ die Hintergebäude stoßen an den Garten der Frau Wregg, deren erster Gatte, Eichmeier, die nun Toppeiuer'scbe Mühle besaß. Nr. 46. Anton Leids, Czisme nmacher aus RadkerSburg, starb 1846; Josef, 1809 ans Pektau; dieses Gasthaus, gegen den Stad-graben-von drei Stock Höhe, durch die freundlichste Fernsicht ausgezeichnet, ist seit einer Reche von Jabre» meist die Wohnung- der Theaterdirectoren; 1566 verkaufte es Daniel Rvttmanus-dvrfer, Bürger zu Völkermarkt, an Filipp Roßmann; 1800 Tischler Leirer r 1804 ermorde,e bi-r ein Handwerksgesell seine Gläubigerin, die Haushälterin des Oekonomie-Cbefs Maier, kam aber durch das Leintuch,' in welchem er den Leichnam in die Drau warf, mit seinem Verbrechen aus. 9ir. 47. Josef Schein, Hafner, 1814 ans Kärnten, war 1811 das Haus des ans Dreifaltigkeit gekommenen Hafners Andreas Ploi, welches 1564 Sebastian Pnkl besaß; nach 1800 hatte es Hafner Streit aus Kärnten; er kam 1819 auf die Hafnerei, welche 1781 Johann Pischof aus Frondsbcrg vom Meister Johann Mairold an sich brachte, der ein Sohn des Gregor Mairold, Töpfer-Zechmeisters 1701, gewesen. Nr. 48. Thomas Kotnigg, Zimmermalcr, M.; ein Caspar Kotnigg kam 1781 aus Hochenegg als Friseur nach Marburg; ein Kotnigg, aus sehr alter Marburger Familie, war 1666 Rathsherr; 1800 Anna Jobst, Wittwe des 1780 aus Bamberg gekommenen Binders Jobst; das alte Hieblcr-Haus. Nr 49. Cajekan Heim, Kammmacher, 1830 auS Gratz; 1800 Josef Wernigg, Zimmermeister, kam ans Frieda» auf das Heigel'sche Ins, nach ihm 1810 Filipp Hersmann, Zimmcrmeister aus Mähren. Nr.50 An t o n A l t m a n n, Ka ttfin a n n*; das Handlungsmagazin, in der einstmaligen Allerbeiligcn-Kirche, mit der neben stehenden, dazu gekauften Meßnerei, bildet ein Freihauö; die Kirche, von nicht bedeutender Länge und Breite, wurde vom Vater des jetzigen Inhabers zu einem Magazine und Keller untermauert; Ersteres zeigt noch die reich gerippte Skeinwölbung der Decke, deren Trag-steine in fern gemeißelte ©rente ansgehen, zeigt noch die Spuren von 4 spitzigen, 2 viereckigen und 1 Rosenfenster; im Letzteren, der sich auf gewaltige Pfeiler stützt, führte unter der Wohnung des Beneficiaten eine Pforte auö der Meßnerei; ober seinem Eingänge ist noch ein Stein mit einer Traube, die Erinnerung an die einstige Winzerbruderschaft. An dieser Stelle war bis zur Zeit Kaiser MarimilianS die Synagoge, so wie die Allerhei« ligengasse den Glieto (die Judenstadt) bildete. Zu Füßen der Kirche unter der innern Stadtmauer, wo Hartna-gel's Lederer-Werkstätte, befand sich das jüdische Bad-haus, dessen Wasserbecken erst von einem Jahrhunderte wegkam. Von den vielen vorbandenen Grabsteinen sah Verfasser vor einem Jahrzehende noch den einer Jüdin, genannt die Rose; einen andern, welcher das tragische Ende einer reizenden junge» Jüdin Luzardi erzählte, ließ die noch lebende gleichnamige Familie vom jetzigen Inhaber käu'lich an sich nach Görz bringen. Hinter dem (Schwefel-) '0 agazine ®. O. ist ein nettes Gärtchen, mit fernschauendem Gloriette, zum Therl auf der mächtig breiten allen Bastionsmauer angelegt, an seinem Schluffe ein schlanker, drei Stock hoher weißer viereckiger Thurm, einst Eigentbum der Stadt und IH46 Wohnung des Stadt - Wachtmeisters Cdristof Schäfer!, spater des Sturz, nun Altmann's Fruchtmagazin. Die Allerheiligen-Kirche erbauten 1501 der Bürger Bernhard Drukher und seine Gattin Barbara, einer der reichsten Marburger Wein- und Geldspcculanten, versahen sie mit Paramenten, mit einer ewigen Lampe, zu welcher die Badstube an der Drau jährlich 20 Schillinge zu entrichten hatte; sie legirten für den Kaplan, der wöchentlich für sic 5 Messen lesen sollte, Haus, Hof und Gar'en neben der ehmaligen Synagoge, einen kleineren Garten am Stadtgraben, einige Huben und Hofstätten, und ein Baufcld unter St Kunegund. Zeuge dessen war mit mehreren anderen Michael Siedhauser, der Comthur zu Melling. Das Wohnhaus überbaute der 1746 verstorbene Beneficial Vranigg. Das Meßnerhaus besaß 1800 der Zimmermeister Anton Oh- 47 meyer, der Letzte, der aus dieser Familie in Marburg wohnte; später hatte es die Binderswittwe Jobst. Nr. 51. Johann Scherzinger, Sckwarz-wäldcr Uhrmacher, kam 1815 ans dem GroßKer-zogthume Baaden; 1550 hatte das Haus Ehrhard Paltauf, aus dessen Familie Franz 1792 Spängler auf dem Wolbiner Hause war; auf das Paltauf sche Haus kam 1792 Andreas Gubdinandel aus Windischbüheln., Dir. 52. ReginaSchein, Hafner; Josef, 1814 aus Kärnten; 1800 besaß es Margaretha Wri^mann; 1770 der Hafner Ferdinand Wrizmann, aus a. M.; 1550 verkaufte dieß Haus Wolfgang Moser au den Tischler Filipp Ganser. Nr. 53. Blasius Koß, Schneider und Wirth -zum Löwen,- 1824 aus Frieda», früher hatte es Schneider Jeschofnigg; 1549 verkaufte dieß Haus der Binder Pancraz Müller an den Bäcker Vincenz Präbst. Nr. 54. Anna Grundner, Binder, eine der ältesten Marburger Familien, die immer das Binder-Handwerk betrieb; 1729 treffen wir sie im blühende» Wohlstände; Johann, 1772; Anton, 1820. Seit Jahrhunderten ist an diesem Hause keine umformende Bauveränderung vorgenommen worden; die kleinen Fenster mit den steinernen Stöcke», die Giebel am Erkerdache zeigen die Bauzeit Friedrichs IV. Nr. 55. A n n a Aichm aier (Gasthaus zur Krone); diese Familie gehört dem Namen nach zu den ältesten, einst weit verzweigten Verwandtschaften; wir finden 1770 Herrn Franz Aichmaier im Besitze der uralten Turteltaub'schen Handlung; ein Theil der Familie war bei Langenthal angesiedelt (mit Franz, 1825 nach Mar- burg). 21, diesem Hause befand sich einst dasKreisamt, die Wohnung des Kreishauptmannes Freiherrn von Grimschitz war gleich rückwärts, das Haus Nr. 245, eigentlich mehr als eine Baustelle zu betrachten, aber 2, mit den Rechten eines Freihauses, gehört seit 1845 derselben Eigenthümerin. 1800 hatte das Haus Carl Reichel, Schneider, der 1787 ans Sachsen kam; früher Krauthofer, von denen noch Josef 1781 verkommt, nachdem die Gerechtsame schon 1777 an den aus Wcitenstein eingebürgerten Andreas Remschak übergegangcn war. Nr. 57. Josef Albensberg, Kaufmann, 1834 Marburger Familie, die unter dem Namen Albitz-, Alberts-, Albrechts- und Albesbcrger schon sehr frühzeitig vorkommt; Michael Albitzberger war 1784 Schmied> meister auf dem Caminoli'schen Hause; auf dem seit 1845 nett überbauten Hause bestand schon in frühester Zeit die Handlung der alten Marburger Familie Protmann, in deren Händen sich von 1650 bis 1680 hauptsächlich der Specerei - Handel befand; später Kugelmaier, welche 1790 Michael Rungaldicr aus Tirol, 1802 Franz Rungaldier, von 1806 an der Tiroler Johann Prinalh besaß. Vom steinernen Treppenaufgänge zur Handlungs-auslage, über den sich auf vier schlanken Säulen der Balkon erhebt, bat man hier den schönsten Ueberblick des Platzes und der Kärntnergasse; 1800 hatte das Haus der Chirurg Josef Wafferer aus Gratz Nr. 58(1832). JosefGutmann, Lederer und Floßmeister, seit 1831 a. M ; Franz erscheint 1784, Anton Gutmann war 1754 Stadtbaurath; das nette Haus mit dem auf steinernen Stufen erhöhten, von einem Ei« sengeländer geschützten Vorplatze wurde vom Lederer Franz Lerch 1764 erbaut, und kam in Besitz seines Sohnes Johann 1822; aber schon der Urgroßvater des früheren Hanns trieb hier 1680 die Lederei, eben so sein Sohn Rupert 1703. Nr. 56. Anton Alt mann, Kaufmann seit 1822; Vater Josef, Stifter einer zahlreichen ansehnlichen Familie, kam aus Oberöstrcich 1784 und war 1791 Stadlkämmercr. Das erneuerte, 2 Stock hohe Haus mit einer Fronte von 7 großen Fenstern ist eines der geschmackvollsten und bequemsten, es bildet auf der rechten Seite, vom Hauptplatze aus, den Anfang der Herrengasse; es wurde vom jetzigen Besitzer aus der Verbindung seiner mütterlichen und väterlichen Stammhäuser Altmann und Lehr erbaut, wie das Chronographicon im Hofe besagt: Hic fines aedis utri usque annexione unitae ab Antonio Altmann ejusque uxore Anna progenie nobili a Kriehuber Genitoris aeterni Intela aspiret habitant! bus. Der Kaufmann Anton Lehr war 1761 mit Rosalie Kriehuber verheirathet. Nr 60. Anton Spallek, Kürsch n erm eister, / seit 1830 aus Böhmen; früher die Marburger Kürschnerfamilie Reybauer, welche unter vielen anderen Häusern das Jesuilen-Stöckl, die Cikadelle von Marburg, den einstigen Tabor in der Magdalena Vorstadt, besaß. Nr. 6l. Franz Reybauer, Kaufmann, M. seit 1833, m F.; Franz war 1790 Kürschncrmeister in Marburg. Mit dieser Nummer schließen wir das erste Viertel, welches zum Thefte sehr enge und unansehnliche Quartiere, wie die ^Allerheiligen , Schlosser- und Schwarzgasse, begreift; 1800 hatten dieß Haus Hüktl und Hübner; noch früher die Handelsfamilie Neubauer, 4 welche mit Johann 1770 aus Gratz kam. Dieses Viertel scheint die älteste befestigte Anlage der Stadt Marburg , das Frcihaus darin vielleicht die früheste Burg in der Stadt gewesen zu sein, zu jener Zeit, als noch das Minoriten-Kloster weit außer der Stadt lag, und der Sage nach ein langer Baumgang durch die Aue am Ufer in das kleine Fischer-Dörfchen, welches sich um das Kloster bildete, geführt. Drei Ueberreste sehen wir noch von der alten eigenthümlichen Bauart in Marburg, die vielen Bogengänge über schmälere Gassen, die es möglich machten, von einem Hause in das andere auf bedecktem Wege beinahe durch die ganze Stadt zu gelangen, es sind ihrer noch ungefähr 12 vorhanden. Die ober den Hausthoren auf Tragsteinen vorspringendcn Mittelbauten, nur mehr bei den Häusern Kaufmann, Bouvier, Hausner und Kartin sichtbar; endlich fast jedes Haus ein Durchhaus, wie in Bruck an der Leitha fast jedes eine vorspringende Rondelle hat. Das II. Viertel umfaßt die Häuser von Nr. 62 bis 122. Wir beginnen dieses Viertel in der Mitte der Herrengasse. Nr. 62. Josef Delago, Kaufmann, 1823 aus Tirol; 1784 des Franz Lindner, dessen einer Sohn als Offizier zur Landwehre 1809 trat; Franz Lindner aus Wien heirathete hier 1755 Maria Testin. Nr. 63. Heinrich Küster, Kaufmann, 1841 aus Laibach; 1822 des Marburgers Franz Ferstl; 1792 des aus Oestreich gekommenen Johann Ferstl; einstmaliges Novak's Handlnngshaus; 1800 Carl Ferstl. Nr. 64. Ludwig Eisel, Tischler seit 1809; Großvater Anton kam 1772 von Mureck; das Haus, 1786 neu aufgebauk, besaß 1800 Anton Eisel. Nr. 65. Frau; Brauner, Lebzelter, 1820 aus Oestreich; das Haus wurde 1763 von dem aus Wiener-Neustadt eingewanderten Franz Wibmer, späteren Stadtrichter und Stammvater einer noch blühenden Familie, erbaut, der hier seinen Adel mit dem Wirken und Leben des Bürgerstandes vertauschte. Nr. 66. Josef Götz, Privatier, aus Schwaben 1839; durchaus mit dem Vorigen die Verbindung vom Kirchplatze in die Vickringhofgasse gewährend; 1828 Johann Topeiner aus Tirol; 1800 F.au Anna Praun« egger, aus einer der ältesten Marburger Familien. Nr. 67 (1827). Tobias Drerl er, D ecke nma« cher, 1831 aus Kärnten; 1820 Wilhelm Sartori,Kaufmann aus Gratz; 1800 Anton Sckemmer, Kaufmann; Jakob Schemmer kam 1777 als Spänglermeister aus Oestreich auf das alte Harter-Haus. Nr. 68. Eduard Ferlinz, Buchbinder, 1845, I M., Sohn des Anton, 1828, eine alte geachtete Marburger Familie, kommt vor mit Georg 1700, dem Stammvater von 3 Söhnen und 15 Enkeln; Michael und Laurenz, 1737; Georg, 1784, später Bürgermeister; auf diesem, dem alten Fasching-Hause, übte schon 1787 Josef Merzinger aus Gratz die Buchbinderei und besaß es noch 1800. Die Rücklänge des Hauses bildet die rechte Seite des Webergäßchens. Nr. 69. Johan n Trie sack, Weber, aus Großflorian 1825; hier ist durch das Webergäßchen die Verbindung zwischen der Herren- und Vickringhofgasse; 1800 besaß das Haus Andreas Höneberger, Weber aus der 4* Pfalz. Das Haus steht im Garten, an welchen sich die Moßbrucker'sche Eisgrube schließt. Nr.70 (1799). Gregor Theller, 1836 Müller un dBäcker, aus Radkersburg, 1845 von Franz Pre-ger, dessen Großvater Josef 1769 aus Krain auf dieses Haus kam; von 1802 an besaß es sein Vater Franz. Nr. 71. Crescentia V r a d atsch, aus Obersteier, Zuckerbäckern, früher des Josef Batzer, 1831 aus der Schweiz; 1800 Katharina Gotlsberger. , Nr. 72 (1796). Cacilia Herritsch, M, Wittwe des Michael Stampfe! 1836; Eisenhandlung und Lotterie des 1810 aus Leutschach gekommenen Herritsch; 1800 Jakob Maier, einer der reichsten untersteirischen Eisenhändler, der 1774 aus Kärnten kam. Nr. 73. Anna Skubi (Handlung), Josef, 1823 aus Krain, war schon am Schlüsse des vorigen Jahrhunderts das Handlungshaus der Familie Lach; 1800 Anton Scherrbaum. Nr. 74 (1771). Anton Tobias Prop, Kaufmann, 1815 aus Kärnten*; 1800 Jakob Lustkandl. Im Erdgeschosse dieses Hauses ist noch ein wohlerbäl-tener jüdischer Grabstein; früher Handlungshaus Kranz, Kleemanns re. Nr. 75. Anna Bindlech »er, M., Seifensiederei; von 1811 an Franz Schleif; hier ist die Mädchenschule der Fräulein Amalie Hartl; 1800 besaßen es von Roßenbühel's Erben, noch früher die Familie Muk. Nr. 76. Anton Lei rer, Hute rer, 1836; Vater Silvester 1797 aus Gastrin: ein altes Gebäude, dse Ecke aus der Herren- in die Postgaffe. Nr. 77. Ignaz Schwan, Seiler, 1822, aus Schlesien 1800; Josef Kirschlager kam 1773 aus Laibach ; 1818 Georg Leitmaier aus Ocstreich; 1580 besaß dieses Haus der ans Leibnitz gekommene Tuchschcerer Thomas Heis; 1590 der Maurermeister Karniusch. Nr. 78. Friedrich Leirer, Buchbinder, M, F. 1839; Agentschaft der Triester Versicherung; war nach 1790 des Franz Geist aus Gratz; einige Zeit besaß es der Schnürmacher Franz Fisterer. Nr. 79. Josef Janschitz, Kreisbuchdrucker, 1823, aus alter Familie, die mit Hanns Janschitz 1488 ans dem nahen Pvbersch eingewandert; Michael Janschitz war 1655 Rathsherr; Veit lebte 1715, sein Sohn Michael 1725; der zweite Sohn Thomas 1749; der erste Buchdrucker in Marburg war Franz Schütz aus Klagenfnrt 1797; Ignaz Deuschegg aus Gonobitz 1811 Kreisbuchdrucker. Auf diesem Hause, durch einen Garten von Nr. 80 getrennt, war das Kaffehhaus, welches Franz Kugelmaier 1793 auf dem Klantschnigg'-schen Hause errichtet; 1804 das des Niclas Wolf aus Trier; 1779 hatte Josef Antauer den Kaffehschank, der Vater des gegenwärtigen Inhabers Josef Janschitz, seit 1818 mit Anna Leber, aus alter M. F., vermählt war Johann Janschitz, Kreisamts-Protokollist, Nr. 80. Alois von Kriehuber, 1840 Gutsbesitzer; diese ansehnliche und weit verwandte M.Fam. beginnt hier mit Leopold von Kriehuber, der 1788 am 8. Januar als Dr der Rechte in einem Alter von 55 Jahren starb und im St. Ulrichs-Friedbofe begraben wurde; sein Sohn Alois, bereits 1801 Postmeister und Inhaber von Melling, starb im Mai 1835 als Postmeister und einer der bedeutendsten Weingärkenbesitzer; nachdem die Post wieder k. k. Regale geworden, befindet sich im Hause nur mehr das Postamtslocale. Das Gebäude mit seiner 12 Fenster langen Stallfronte, dem trefflichen Brunnen, dem vorspringenden Erker, ist eines der älteren der Stadt; das Stammhaus der Familie aber war das vor 1766 an Kaufmann Scachel'sche; der Erste ans der Familie der Kriehuber in Marburg war Stefan 1736. Nr. 81. Gegenüber Franz Pichler, Arzt, auS Mähren*, bis 1846; Therese Burger (chirurgische SD ff tc in) ; Amon Burger, aus dem Schwarzwalde, brachte 1806 das Badcrjus des 1804 aus Oestreich eingewanderten Georg Prestl an sich; 1800 Josef Jakmann, dessen Großvater Josef 1778 aus Salzburg hierher auf das Teiner'sche Badcrjus kam, dessen Sohn als einer der geachtetsten Acrzte Marburgs starb; nach Jak-mann hatte die Gerechtsame zuerst Bernhard Keck aus Deutschland. I Nr. 82 JohannScheriau (Eisen Handlung!, ' 1845 aus Kärnten; von 1831 an Franz Kanzler aus Radkersburg; 1811 des Franz Schulz aus Oestreich, vor ihm Wiedemann, 1804 Wilhelm Scheitel; Hier ist die Maria Zeller-Gußwaaren-Niederlage. Nr. 83 (1745) Michael Matzel, Sattler, 1825 M.; Großvater Mathias kam 1781 aus Wien auf das Haus der Marburger Familie Lautner, Vater Franz 1811. Nr. 84 (1772). Franz Jungblut, 1831 (Gast Hof zum Hirschen) aus Wien, war 1823 Bräuhaus des Carl Fleischmann aus Ungarn; dieser Gasthof verdiente durch die Anzahl von mehr als tausend der bedeutendsten Fremden, die er beherbergte, eine eigene Mono- graphic; sowohl ober dem eleganten Saale im ersten Geschosse, welcher in früheren Zeiten als Casinolocale diente, als ober den übrigen Thüren nennen uns zahlreiche Chronograpkica die gekrönten Häupter, welche hier ab-fltegen. Wir bemerken aus den vornehmsten Reisenden, welche dieser Gasthof aufnahm: 10. Februar 1763 der marokanische Gesandte mit feinem Gefolge von 8 Wagen; am 27. Juni 1784 Großherzog Leopold von Toscana; 1. März 1797 Erzherzog Carl, auf dem Wege zur italienischen Armee; 5. September 1791 König Leopold von Sicilien; 16. März 1791 Kaiser Leopold; 4. Jänner 1821 Kaiser Franz und Caroline; 5. Kaiser Alexander; 31. December 1822 König Ferdinand beider Sicilien. Oben in einem einfachen Zimmer steht das Chronographicon: »Schlafe ruhig, matter Wanderer;-hier war auch Kaiser Josef. Nach 1800 besaß dieses Haus und Brauerei Frau Theresia Felder, deren Söhne noch in Marburg ansäßig sind. Nr. 85. Anton Horvath, Kaufmann, 1840 aus Agram; früher Handlung der Familie Lustkandl, aus welcher 1796 Jakob aus Ungarn einwanderte, Josef seit 1822 hier Handelsmann war; das Haus hatte 1800 Josef Wagenknecht, der 1795 auf das Gntmann'sche Haus aus Gratz kam; schon 1789 finden wir Johann Wagenknecht aus Gratz auf dem Füschenlein'schen Hause; 1792 Ignaz Johann Schmidt aus Ungarn, hatte 1810 diese Handlung. Nr. 86. Carl Stampfl, Lebzelter, M. 1839; Daker Michael 1806, eine alte ausgebreitete Marb. Fam.; 1800 Johann Frauenberger, dessen Vater Ignaz 1773 aus Oestreich als Magister der Chirürgie auf die Langl'-sche Officin kam. Nr. 87 (1818). Johann Beier, Backer, 1811 aus Tirol, heircthete die Bäckerin Louise Ecker 1806 und starb 1846; früher Andreas Schramb aus Oestreich, dessen Vater Mathias Schramb, Bäckermeister aus Bamberg, kam 1764; hier wendet sich die große Hcr-rengasse in die kleine. Nr. 88. Thomas Klindera, Kaffchsieder, I 1838 aus Böhmen; das geräumige Haus mit dem ehemaligen Gesellschaftssaale wurde von Mathias Ried 1835 aus Oestreich erbaut; 1800 Michael Giglcr, kam 1768 als Sckustermeister aus Herberstein; seit 1846 hat das Haus. H. Forster. Nr. 89. Anna Lustkandl (Handlung), M. Durchhaus, 1793 erbaut; 1800 Jesef Schöpfer, Schneidermeister aus Gratz; durch Jahrhunderte war dieses Haus im Besitze der Marburger Schneider-Familie Jglauer; 1780 kam es an Franz Forsthnber aus Oest. reich. Nr. 60. Maria Schall, Schmied, M. und Gratzer Boten-Haus, Georg Schall aus Würtenberg, 1816 Bürger, war als Curschmied vom Corps des Prinzen Cond« 1801 hier zurückgeblieben; 1800 Ferdinand Pirker, Schneidermeister, M. seit 1780. Nr. 91 Johann Wohlfart, Uhrmacher, 1811 aus Gratz; aber schon 1651 erscheint Georg Wohlfart als Marburger Rachsherr; das Haus hatte Johann Fischer aus Wien 1791 vom Großuhrmacher Mathias Onitsch an sich gebracht und noch 1800 besessen. Nr. 92. Carl Krieger, Kaufmann, Mallegg in der Kärntnervorstadt, war von 1803 an Eigen-tbum des aus Gratz gekommenen Gescbmeidewaaren-händlers Wilhelm Scheitel, der als trefflicher Oekonom 1843 starb, 1800 hatte es der Schmied Johann Fischer, der 1781 aus Schwaben dicrher auf das alte Meierbaus anwaudertc; einige Zeit der Handschuhmacher Eises. Nr. 93. Franz Wabinski, aus Böhmen 1844, l (Gastkof zum Mohren), einer der besten und billigsten der Stadt; 1788 Besitzung des Anton Adrinegg, Seifensieder aus Mnreck; 1820 Lederer; der tiefe öffentliche Brunnen am Eingänge des Brunngäßchens wurde 1831 wieder hergestellt. Nr. 94. Maria Felder, Wittwe des Johann Felder, aus alter Marb. Fam., der es von 1809 bis 1844 besaß; 1800, der 1795 aus Gratz eingebürgerte Siebmacher Franz Bettumviel, dessen Vorfahrer schon lange früher in Marburg erscheinen. Nr. 95. Theresia Fuchs, 1844 Großvater, der noch lebende Stadtkämmerer, und seit 1825 Ehrenbürger Mathias Sazeritlch aus Croatien, einst k. k. Militär-Rechnungsführer; vor 1800 besaß das Haus Johann Fuchs, der berühmteste Maurermeister Marburgs, er kam 1763 aus Schlesien, war bei dem großen Erdbeben in Lissabon gewesen und sprach allein so viele Lebrjungen frei, als alle anderen Lehrmeister in einem halben Jahrhunderte. Nr.>96. Franz Meier, Sä,neider, M.; Vater Mathias, 1815 aus Tirol; noch früher Caspar Meier, Schneider, 1768 aus Krain. Nr. 97. Lorenz Reithofer, Schlosser, 1836 Marb.; Vater Lorenz, 1801 von Frieda». Wir wenden »ns hier rechts in die Burggaffe. 1551 hatte dieß Haus Hanns Tiviak, dessen Erben es an den Fleischer Vodo-piuz verkauften. Nr. 98 Anna Groll, M. Wirthin; früher Probst, Goritnigg, Girsimeicr Dominik, Schneider, 1806 aus Tirol; 1800 Ignaz Frauenberger, Glaserer; Marburger Familie. Nr. 99. Caspar Witzler, Maler und Wirth, I 1845 aus Wiudisch-Feistritz; das Haus, vom Verwalter Jandl 1830 neu erbaut; 1834 Johann Argolitsch, dann Johann Hausner; 1806 besaß es der aus Jahring eingebürgerte Arzt Franz Jandl, vor ihm Adrinegg; 1800 Ignaz Fischentin. Nr. 100. Mathias Gruber, Sattler, M.; 1844 Vater Josef, Sattler, 1806 aus Wildon; 1800 Jgnag Fischentin, Sattler aus Marburg; 1770 die Sattler-Familie Hakel. Nr. 101. Maria Repnik, Franz, 1815 Schmied, aus alter Marb. Fam.; 1800 Christian Pölzl, aus Feldkirchen bei Gratz 1789 eingewandert; früher hatte das Haus die alte M. Schmiedfam. Wauchuigg; Pongratz kam 1769 aus Schleinitz, Josef 1773 aus Windisch-Fcistritz. Nr. 102. Johann Posch, Wirth (zum schwarzen Adler), 1841 aus Obersteier; vcn 1801 an Johann Umschauer aus Kärnten, der das Häuschen, an der Ecke der Brunngasse, welches von 1775 an der Schuster Schottnigg besaß, dazu kaufte, und 1825 das gegenwärtige stattliche Gebäude mit der Fronte von 12 Fenstern gegen den Burgplatz herstellte. In diesem Hause lebte Herr Hitzelberger, Postmeister, der Letzte aus einer der ältesten Marb. Fam., die 1732 mit Johann Ernst große Weingärten im Tschütschenberg besaß, seine Frau Josefa starb am 10. November 1797 als Letzte, die diesen Namen führte, in einem Alter von 69 Jahren; hier lebten durch längere Zeit die unglücklichen Zweige des fürst- lichen Hauses Porcia im selbst gewählten unverschuldeten Erste; hier war Friedrich, Sohn des Grafen Carl Porcia und der Helena von Lauria, gcb. 1755 ; hier starben Carl Graf Porcia am 28. October 1758, im Alter von 55 Jahren; Alois Graf Porcia am 24. December 1768, alt 54 Jahre; Helena Gräfin Porcia am 18. März 1773, alt 54 Jahre; 1799 besaß es Thadäus Pikart aus Wien. Gegenwärtig ist hier die Haupieinkehr des schweren Fuhrwerkes; seit 1846 gehört es in eleganter Umstaltung mit Speisesälen und 20 Fremden-Zimmern; Hr. Tisso Johann, Sohn des 1833 auS Tirol eingebürgerten, 1845 verstorbenen Kaufmannes Tisso. Nr. 103. Dr, Franz Duchatsch, Advocat, \ 1832 aus Pettau; das Haus und Garten besaß noch 1829 Freist! von Greifenklau, geb. Gräfin von Nostitz, es ist das einstige Santol'sche Handlungshaus, welches 1786 Johann Sankol aus dem Venetianischen wieder an seine Familie brachte, die schon 1740 hier Handelsgeschäfte trieb; 1800 Eleonora Santvl; 1803 Josef Brenner, Kaufmann aus Tirol; 1535 der Schmiedmeister Mathias Pichler, dessen Wittwe Radegundis es an den Schmied Sebastian Lechner verkaufte. F Nr. 104. Michael Erklärter, Büchsenmacher, 1831 aus Tirol; 1562 Mathias Niederthcim, dessen Familie aus dem Laßnitzthale einwandcrte; 1800 Franz Ebner, Chirurg, seit 1779 Mark. Fam.; 1808 Mathias Lederhaß, Handschuhmacher aus Fürstenfeld. Nr. 105. Anton von Bosio, aus Bödmen, k. k. pens. Hauptmann von Kinsky, brachte es an sich von Gottfried Seubt. Zeugweber aus Böhmen, der sich 1820 einbürgerte und Stammvater einer zahlreichen Familie wurde; 1800 Caspar Ambach, früher Giltschwert Josts, 1794 aus Cilli. Nr. 106. Maria Scherbaum, 5)andschuhmacherin, M.; Anton Scherbaum, aus Böhmen, Hautboist vom Regimente Terzi, ließ sich 1790 auf dem Kaufmann Lach'schen Hause hier nieder; 1800 Franz Hölzl, Nr. 107. Georg Burger, Binder, 1816 aus Bayern; 1810 besaß es Sebastian Weninga von St. Lorenzen; 1830 Herr Piringer, vom selben die uralte Mark. Fam. Antauer; 1800 Josef Lenhart aus Gratz. Nr. 108 Peter Hakel, Drechsler, M.; der Vater dieses ausgezeichneten Mechanikers, Peter, bürgerte sich 1799 aus Wien hier ein; hier wurde an dem schon 1450 vorkommenden, damals städtischen Zinngießer-Hause das Alleethor eröffnet, durch welches während der Demolirung des Gratzerthores alles Fuhrwerk den Weg nehmen mußte. Nr. 109. Franz Kaminoli, Zinngießer, M. seit 1816; aus dieser, auö Italien schon vor zwei Jahrhunderten in Marburg heimisch gewordenen Familie finden wir Josef 1785 auf dem sogenannten Krammer-hause; Franz, 1790; Josef, 1755. Ein starker Thurm schützte einst hier die Stadtmauer; das Haus neben hieß immer das Ziungießer-Haus. { Nr. 110. Georg Pleterschnig, Heber, M. Nr. 111. Mathias Sch rocken fuchs, 1845 Privat aus Dbersteier , früher Franz Gödl, Kreiscassier» ein altes, festes, einst geistliches Gebäude, Ecke in die Windischgaffe; 1800 Dr Pichler; 1536 Christof Raucher , Beneficial der Hciligen-Geist-Stifkung. Nr 112 Josef Wabitsch, Tischler, 1824 von Melling, einst Hammerlwirth; von 1804 an Mariin Zeblak aus dem Sillier Kreise, dessen Wittwe Maria es 1815 neu erbaute; die Wabitsch kommen schon int löten Jahrhunderte bald in Meiling, bald in Marburg vor; sie errichteten 1714 in Marburg eine Färberei und Leinwanddruckerei; 1536 hatte dieß Haus Leienthal» lcr, dann Michael Faschner. Nr. 113 Adalbert Häring. Schuster und Musiker aus Böhmen; seit 1840 vergrößertes Eckhaus in die Färbergasse; 1800 Andreas Weiß, Heber. Nr. 114. Anton Ga m lisch e'gg, Bürgermeister seit 1836 stammt aus Silit*; seit 1841 ist er Besitzer dieses netten, von Weidacher erbauten Hauses, welches von 1820 an dem Johann Kargl, Weinhändler aus Gratz, gehörte; eine Marb. Familie Gamilschegg erlcheint mit Mathias 1745; 1800 Benedict Pichler, Schlossermeister, kam 1789 aus Lberstcier Nr. 115. Rosa Högenwart (Färberei), eine der ältesten untersteierischen Familien; schon 1774 erscheint Jakob auf diesem Hause als Frrber, sein Bruder Franz war Kunstschlosser auf damals Nr 41, sein Sohn Jakob 1815 hier Färber Nr 116. Franz Hölle n stein er, Schneider, 1836 aus Tirol; 1800 die Familie Högenwart Nr. 117. Johann P ernwie ser, Wagner, 1841 Marb.; Vater Jakob, 1803 aus Bayern; 1800 Mathias ©lauer, Marb. Fam von 1775 an; 1536 Gregor, der Steinmetz Nr. 118. Anton Wagner, Maurermeister, aus Pettau 1824; das nette Haus wurde meist aus dem Materiale des gewaltigen, rückwärts befindlichen Skadtthurmes 1832 erbaut; Wagner hat das Jus vom Michael Mareck, der .1804 aus Wien kam und die Franz Johann Zeisl'sche Gerechtsame kaufte; Franz Zeisl, aus einer Marb. Fam., erwarb 1787 Haus und Gerechtsame der noch in Gratz befindlichen Maurermei-ster'schen Stadler Familie; 1800 hatte das Haus Maria Holzinger, Wittwe des Bildhauers Holzinger, der mit seinen 19 Kindern lieber darbte, als seine Geschicklichkeit zur Gestaltung frivoler Bilder mißbrauchte. Nr. 119. DerGarken und dieWachsbleiche des Herrn Lebzelters Stampfl an der Stadtmauer, zugleich mit einer Sommerwohnung. Nr. 120. Ro salie Albensberg, M.; ober dem Tt'vre ein Gemälde, Maria, Josef und Jesus: 1745; Josef Albensberger 1800. Nr. 121. Andreas Felder, Privat und Weinhändler; diese alte Marb. Fam. erscheint bereits 1560 mit Andreas, welchen Namen meist der Aelteste der Familie führte; Andreas besaß 1809 das Haus sammt dem Thurme; hier an der Stadtmauer war der Vater des jetzigen Inhabers, des schon verstorbenen Johannes und des Rvsoglio-Fadrikanten Jakob in der Kärntnervorstadt; 1800 Johann Eisel, auch die Malli und Antauer besaßen'dieß Haus. Nr. 122 (1824). Aloisia Peer, des Herrn Ma-gistrats-Kanzlisten Peer Gattin; sein Vater Thomas ist der älteste Beamte Marburgs*, geb. 1764, war er bereits unter dem Kreishauptmanne Grafen v. Gleisbach 1788 Protokollist und vermählte sich 1790 mit Maria Schulz; 1800 Stiefelputzer Dar; früher ein Reunionsplatz und stetes Viquenique der Marhurger Dienstboten. In diesem Viertel find die elegantesten Gewöl-ber und Auslagen, und man könnte die Herren- gaffe im Kleinen die Mercerie von Marbnrg nennen. Wir bemerken die Auslagen der Kaufleute Horvath, Pachner, Prop, Detago, Küster, Storger, der Buchbinder Anton und Eduard Ferlinz und Leyrer, der Gold-iinb Silberarbeiter Kuhn und Schmidt, Drechsler und Posamentirer Götz rc. Das III. Viertel von Nr. 123 bis 189, von der Mitte der Windischgasse bis zum Schluffe der Kärntnergasse am Platze. Nr. 123. Johann Kossär, Schuster, M.; 1800 Stefan Fruhmann; gegenüber führt die Neu- oder Rauchfangkehrergasse in die Nebengasse. Nr. 124. Isidor Ritter v. Frieß, M.; seit mehr als einem Jahrhunderte ist diese Edelfamilie, aus welcher gegenwärtig Isidor und Jakob auf dem bescheidenen Häuschen leben, in Marburg heimisch ; so erscheint 1718 Georg Ferdinand, dessen Söhne Josef und Georg; Ersterer war Oberlieutenant vom Regimente Aremberg und hatte mit Johanna von Praitenau, welche 1805 im Alter von 75 Jahren starb, die Söhne Isidor, geb. 18. März 1766, und Jakob, geb. 1767, deren Großmutter Therese erst am 26. August 1791, mehr als 100 Jahre alt, starb ; 1800 Dominicas Ritter v. Frieß. Nr. 125 (1824). Simon Lipp, Rauchfangkehrer, 1844 aus dem deutschen Boden; früher besaß dieß Haus Dr Jakob Hartnagel als Advocat und Techniker, berühmter Marburger, geb. 1791, gest. 1838; dann Frau Anna, Wittwe des 1816 aus Oberöstreich gekommenen Apothekers Franz Welkamer; die Gebäude hinter dem Garte», Toppeiner's Eigenthum, besaß 1800 Josef Gaßner. Nr. 126 (1825). Johann Lcrch, Riemer, M.; Vater Johann, 1740 aus Prag, ans das Michael Fröhlich aus Windischfeistritz H. Nr. 21, das 1780 dessen Sohn Anton besaß; 1800 Franz Vogel, Schneider , aus Schlesien. Nr. 127. Anton Stoiber, Pfeifenschnei--der, 1845 von St. Veit bei Gratz; früher Lerch; 1800 Johann Panovsky ans Schlesien. Nr. 128. Franz v. Gasteiger (Weinsteinfabrik), 1838 aus Tirol*; er besaß von 1815 an die Rosoglio-sabrik in der Kärntnergasse; den Garten hier am Eck-thurme besaß Kaufmann Lindner; die weitläufigen Wirth-schaftsgebäude zwischen jenem Garten und denen des Lipp und Lebzelters Brauner mit dem scbwarzen Thurme sind Eigenthum des H. Andreas Toppeiner; 1800 H. Vogel. Nr. 129 und 130. Elisabeth Seifert, Mau-rers-Wittwe, M.; hier ist die nordwestliche Ecke der Stadt mit dem Privatausgange in die neue Anlage; 1800 Schustermeister Rauch aus Gratz. Nr. 131. Alois Kollegger, M., Verwalter der Herrschaft Fraydenegg; das Haus steht an der Stelle des Gartens, welchen die Wlltwe Altmann früher besaß. Nr. 132 (1840). Josef Krobath, pens. Ma-\ gistratsrath, M.; Vater war einst Anwalt des Stiftes Stainz; das Haus, früher nur eine kleine Sommerwohnung, des Kaufmannes Proy erbaute der jetzige Inhaber. ‘Siv. 133 (1840). Johann Graf von Schärfende rg, 1841 aus Obersteier; die älteste adelige Familie in Steiermark, über deren Stamm, wie über jenen der Grafen von Brandis, wir später nähere Mittheilungen geben; das Haus (von Rath Krobath erbaut und von dem H. Grafen vergrößert) und Garten gehören zu den freundlichsten der inneren Stadt; im ersteren finden wir einige nette Gemälde, ein Privattheater, eine artige Bibliothek, und von Familien-Alterthümern den berühmten Pocal der Schärfenberger von Hohenwang; früher war hier deö Pauli Binder Wirthshauö; 1810 Josef Snnko aus Leutschach. Nr. 134. Koch Carl besaß die Apotheke zum Adler, 1833 auö Ungarn. Das 2 Stock hohe Haus, eines der schönsten der Stadt, zeigt ober dem Portale en relief eine Hand, die einen Baum pflanzt und die Inschrift: -Für die Nackkommen.- Hane domurn aedificari cura-vit Carolus Koch cum conjuge sua Francisca, nata Prinat, 1835. An der Stelle des Hauses befand sich früher Garten und Wirthschaftsgebäude der städtischen Apotheke zum Adler. Nr. 135. Andreas Nagy, Magistratssecre« tär, Gratz;* früher besaß dasHauö Frau Remschmidt, vor ihr 1820 Kaufmann Ignaz Alimann; vor ihm erbaute es Remschmidt aus dem elenden Kammerhuber-Meßner-Hause; 1800 Pancraz Donnig; 1800 Josef Meßner, Schlosser auS Tirol. Nr. 136. Franz Pichler, Binder, 1844 M.; dieß Haus war fast durch zwei Jahrhunderte Rauch-fangkehrer-Haus; selbes besaßen als solches: von 1709 Mathias Hatzmann auS Gratz; dann bis 1842 dessen 5 Wittwe Leonore; 1792 Franz Widowitsch; 1775 aber Mathias SufefT aus Mähren. Nr. 137. Anton Vinkovi«, Tischler, 1838 aus Radkersburg, kaufte 1728 das Gewerbe, welches Johann Sekvll aus Gratz, 1806 von Johann Bild, der 1784 aus Ungarn sich hier einbürgerte, an sich brachte. In diesem Häuschen, das 1836 Franz Wels, Schneider, von 1822 Marb. gam., bewohnte, war noch 1800 die Normalschule, noch früher die Stadtschulmeisterci. Nr. 138 (1802). Anton Preg, Stadtbothe, 1816 Greisler aus Kärnten; 1800 Kaufmann Kranz, trägt noch Kugeln aus der Türkcnzeit. Nr. 139 (1840). Alfons Graf von Jugny und Casimir, aus Frankreich, ehemals k. k. Offiziere; das ehemals Lerch'sche Haus, welches durch seine breiten Reben der nahen Gaffe den Namen gab; es war 1800 Eigenthum der alten Marb. Fam. Kugelmaier, aus welcher Carl 1807 Skadtrichter war; die beiden Grafen erbauten es neu im edelsten Geschmacke und richteten es stattlich ein; 1806 hatte es Franz Faidiga aus Ärain, Rentmeister der Staatsherrschaft Victringhof; es war lauge Eigenthum der uralten Marb. Handelsfamilie Aichmaier Nr. 140. Verpflcgsmagazin mit Militär-Betten- und Wäsch-Depot, Wohnung des k. k. dirigi-renden Verpflegsadjuncten und Kanzlei; Verpflegsver-walter Baier hatte hier einen kleinen, aber trefflichen botanischen Garten. Nr. 141 (128). Josef Reiter, Maler, aus Linz 1833; früher Brauner; 1800 Maurermeister Zeiscl. Die nette Auslage bietet eine gewählte Schau von eleganten Malerproducten; hier verbindet sich der Kirchplatz 67 durch die Schulgasse mit der Färber - und Herren-gasse. Nr. 142 (1767M.T. 0.). Thomas Gotscheb er, Kürschner, aus Pettau 1833; 1800 Michael Omersa, Kürschner aus Krain, brachte 1764 dieß alte Peinlich'-sche Haus an sich; 1810 Christof Schäfer, Kürschner aus Sachsen. Nr. 143. K. k. Normalschule; 1811 an der Stelle des alten Magdalena-Stifthauses erbaut, im November 1812 vollendet, 1833 mit einem Wetterablei-ter versehen; die Keller werden von der Dechantei benützt; das 2 Stock hohe, ziemlich unregelmäßige Gebäude enthält 7 Lehrzimmcr, die Kanzlei des Directors und die Wohnung des Schuldieners; hier starben im srühern geistlichen Gebäude die letzten Nonnen des Mar-burger Cölestinenklosters: Walburga von Tanzenberg, t 26. August 1789; die Dberin Johanna Reubel, 10. April 1798; Xaveria Niß, aus einer alten Marb. Fam., t 1809. An der Normalschule steht ein Krieger-Denkmal, eine Pyramide mit Helm und Lanze mit der Inschrift : Wenzel Karlik, ein Böhme, 39 Jahre alt, Corporal des löbl. k. k. Dragoner-RegimeuteS Hohenlohe, starb am 5. Juni 1809 hier auf diesem Kirchplatze den Heldentod für's Vaterland. Unter Anführung des tapfer» H. Majors von Veigel allarmirte er am obigen Tage die ganze feindliche Besatzung in Marburg, und wurde, nachdem er sich von der Draubrücke bis auf den Kirch-platz muthig durchgeschlagen, erst durch einen Schuß iu's Knie verwundet, und bann, als das angeschossene Pferd unter ihm stürzte, und er sich den aufgeschrcckten Feinden ergab, von drei feindlichen Infanteristen durch Flintenschüsse und Bajonnetstiche wehrlos ermordet. 5* Nr. 144. Anton Malli, Dr dcr Medicin, 1841 aus einer geachteten Marb. Fam.; das Haus, eines der regelmäßigsten, von Reibauer 1816 erbaut, dann Remschmidt's Eigenlhum, enthält auch den Leseverein und Higersberger's Lotto-Collectur; eine Zeit lang besaß dieß und mehrere andere Häuser Sperr Vincenz Friedauer, Chirurg, der 1797 aus Radkersburg hierher auf die Gerechtsame kam, welche Johann Hakstein aus den Niederlanden 1770 von der Familie Maier erwarb. Nr. 145. Ante n Tremmel, M ä d ch e n l e h r e r, 1715 aus Ungarn; hier ist auch Franz Wibmcr'S Seifensiederei, Marb. 1831; Vater Carl, 1792 , und das besuchteste Kaffehhaus von Johann Wibmcr aus Wien 1776; nach Carl Sablatnigg aus Kärnten, der es 1764 auf dem Schußmann-Hause errichtet; das Haus besaß 1800 Herr Anton Parz, welcher 1773 als einer der geschicktesten Tischler aus St. Paul in Kärnten, wo er früher Sängerknabe war, hier einbürgerte, sich ehrenhaft durch manchen harten Rechtsstreit durchschlug und Stammvater einer zahlreichen Familie wurde, aus welcher sein Sohn Anton, noch wohlverdienter Magistrats-beamtcr, sein Enkel Anton Militär - Verpflegsbeamter in Marburg sind ; die Familie ist nicht zu verwechseln mit jener, deren Stammvater Wolfgang Parz aus Würzburg 1773 das Frauenbacher'sche Schlosserhaus und Gewerbe an sich brachte. Es hängt durch einen Bogengang mit Nr. 146 zusammen und hat einen tiefen Radbrunnen, der, durch die Emsikerung aus dem frühern Kirchhofe verunreiniget, die Sage veranlaßte, er enthalte das Blut der armen Seelen und daher lange bis 1764 außer Gebrauch war. Nr. 146. Franz Gurnig, Binder, 1832 von Spielfeld; 1800 von Artner, Kreisingenieur. Nr. 147. Josef Lukofnak, Binder, 1833 aus Radkersburg; 1800 Jakob Pößek, Stadtwachtmeister. Nr. 148. Meßner Haus, dieß unansehnliche Ge baute ist deßhalb merkwürdig, weil es das erste in der heutigen Stadt, vor achthundert Jahren ein Jägerhaus der Markgrafen in dem dichten an der Stelle der Pfarre befindlichen Wald gewesen sein sollte. Nr. 149. Stadtpfarrthurm, einer der stattlichsten in Unterstcicr, in einer Höhe von 22 Klaftern, mit einer eisernen Gallerie umgeben, enthält er 6 Glocken, die Wohnung des Thürmers und die 1839 renovirte Uhr, deren Zifferblätter 9' im Durchmesser, die Zeiger 4' 6" Länge haben. Von der Gallerie bis zum 9' hohen Kreuze ist noch eine Höhe von 7°; er lief früher spitzig zu, mußte aber in Folge einer Beschädigung durch den Blitz'1792 uni 10° (von 40 auf 30 Klafter) erniedriget werden. Er wurde 1623 in seiner fetzigen Gestalt unter Leitung des Marburger Steinhauermeisters Paul Porta erbaut. Der Magistrat gab ihm 4 Thaler Leihkauf und die nvkhigen Arbeiter in den Steinbruch, auch täglich drei Viertel Wein aus dem nahen Spitalkeller, doch mußte er vom 11. November 1623 bis 11. November 1624 damit fertig sein; jede Klafter Quaderstück wurde mit 8 si., jedes Eckstück mit 24 fl., jedes Fenster mit 14 fl. bezahlt; an seinem Fuße liegt ein steinerner römischer Löwe, den die Sage zur Abbildung jenes Löwen macht, welcher aus den nahen Wäldern in der Stadt und in der Pfarrkircke in die Gruft eingebrochen sein soll. 125 Stufen führen in die Glockenstube, deren Wände eine Dicke von 4' 6" haben, empor; von den hier Hangenden 4 Glocken hat die größte ein Gewicht von 99 Centnern; sie führt die Aufschriften: a) Im Namen Gottes bin ich durch große Hitze und Feuerflammen geflossen. Conradus Schneider von Cilli hat mich gegossen 1710. b) 8. Joannes B. Marburgcnsium Patrone et 8. Donate orate pro nobis. c) Per signum s. Crucis Domini nostri libera nos d) Existente D Joan. Paulo de Strassegg Con- siliario ac Comissario Gurcensi et Parocho Civitatis e) Herr Andreas Schloßgo, dermaliger Stadtrichter, wie auch ein lvbl. wohlweiser Magistrat und eine ganze Ehrsambe Bürgerschaft in Marburg. 0 Sancte trinitas libera nos a fulgore tempestate peste et omni malo. Sie bat 5' 10" 6'" Durchmesser, 4' 6" Höhe bis zu dem 1832 erneuerten Helmansatze, 7" Dicke und einen herrlichen Klang. Die zweite und dritte von 1651, so wie die vierte von 1657, Johannes-, Barbara- und Rochusglocken, sind von Georg Findenkler in Gratz gegossen. Das ganze Geläute ist sehr harmonisch. Hier werden von einem Thürmer, der bis vor einem Jahrzehende immer nach drei Seiten (nur gegen den Friedhof nicht) die Mitternacht blies, die Feuerzeichen gegeben. Noch höher im Thurme hängen das Viertelstunden- und Lumpenglöcklein; die große Glocke soll zum Theile das Materiale der uralte« Stadtglocke enthalten, zu welcher, als sie nicht in Fluß kommen wollte, nach der von Suppantschitsch trefflich bearbeiteten Sage Marburgs Frauen ihre silbernen Gürtel spendeten. Wir wenden uns nun zur St. Johannis-Pfarr-kirche selbst, welche vom Portale bis zum Hochaltäre 24' lang, 12° breit, 9° 2' hoch, 14 Altäre zählt; 24 Stufen führen auf ihren 5° 9,y langen, 3° 1' 6" breiten Chor; von allen Seiten frei, seit 1783 die alte Kirchhof- und Taborringmauer demolirt und für den neuen Gottesacker verwendet wurde, gewährt sie einen stattlichen Anblick» obschon ihre — keinem bestimmten Baustylc ungehörige halbdeutsche Form nicht den Anforderungen des architectonischen Geschmackes entspricht. Mit ihren beiden, durch drei gedrückte Pseilerbogen abgesonderten Navaten, dem hohen Presbyterium, dem auf schwere Pi-laster gestützten Chore und dem stattlichen Hauptschiffe verräth sie die Bauart des fünfzehnten Jahrhunderts. Die Feuersbrunst von 1601 machte die Veränderung des^halben Hauptgewölbes, die Untermauerung von drei Pfeilern, die Demolirung des vor dem Presbyterium frei stehenden Altarcs und Taufsteines, so wie die neue Eindachung nothwendig, welche gegen einen Lohn von 150 ft. die drei Marburger Maurer Niclas Küdt, Andrä Karniusch und Benedict Rore 1602 leisteten; 1650 wurde das Dach der Kirche und der Sacristei vom städtischen Zimmermeister Peter Wolf neu hergestellt, wofür er 200 fl., 1 Startin Wein und 4 Silberkronen Leihkauf erhielt. Kaum 8 Jahre früher war der Thurm vom städtischen Baumeister Ludwig Himmelstei-lier um 377 fl. 6 kr. beinahe ganz neu hergestellt und ober der Thürmerwohnung mit 3 Sonnenuhren veksehen worden. Die 3 Seitenaltäre, zur Rechten mit den Bildern der Heiligen Johann von Nepomuck, Florian und Rochus, zeigen bis auf das letztere Gemälde wenig Merkwürdiges; niedlich macht sich die Seitenkapelle des / heil. Franz Laver mit dem Bilde Herz Mariä und der angekleideten Wachsgestalt des heil. Johann von Nepo« mucf in einem Glasschranke. Am fünften Altäre auf dieser Seite sehen wir eine heilige Familie von dem nämlichen Maler, dessen Pinsel Judith und Herodias in der Sacristci nebst mehreren anderen Bildern der Kirche angehören. Am Eingänge zu dem um 4 Stufen erhöhten Presbyterium zieren den sechsten Altar die guten Bilder St. Michael und der Schutzgeist, nebst einer erbeuteten bayerischen Fahne; den siebenten, gegenüber, Anton von Padua; eine Krönung Mariens finden wir am achten, ein gutes Crucifix am neunten Altäre in der Kreuz-kapelle. Wir sehen an der Brust des Gekreuzigten unter einem Glase eine weiße Kugel, der Sage nach zur Erinnerung eines muthwilligen Wurfes, welchen mit Schnee, der nimmer wegschmolz, ein Frevler gethan. Vier Fenster erleuchten diese ober der Seitengruft befindliche Kapelle, deren gute Fresken an der Decke die Kreuzauffindung durch die heilige Helena vorstellen; das Kreuz wurde 1776 aus dem Friedhofe hierher übertragen. Ei» hübsches Bild des heiligen Sebastian sehen wir am zehnten, ein Herz Jesu am eilften und einen heil. Nicolaus, darüber Katharina und Barbara, am zwölften Seiten-altare; und nun schreiten wir durch das von 6 hoch angebrachten Fenstern erleuchtete Hauptschiff, das im Unterschiede seiner Bogcnknäufe dreimalige Bauveränderung, und links, nebst der Vollendungsjahrszahl 1520, den Namen des Hanns Holzmann zeigt, dem Hochaltäre *zu. Der Eingangsbogen des Presbyteriums, an der BasiS auf fantastische Thiergestalten gestützt, zeigt nebst einem Kreuzbilde die Erneuerungszahl 1826 ; ein eisernes Pförk-chen in rothmarmornen Spitzbögen führt zur Rechten in das Thürmchen, welches das Zügenglöcklein enthält; die Stühle zu beiden Seiten weisen, in 10 vergoldeten Tafeln geschnitzt, die Geschichte Johannis des Täufers; 6 bohe schlanke Fenster mit Spuren, daß sie einst gemalte Scheiben enthielten, erleuchten den Raum des Presbyteriums; an der Wand links sehen wir in ziemlicher Höhe ein großes Gemälde, das durch die kräftige Musculatur in den Figuren die Kühnheit der Idee und Ausführung einen tiefen Eindruck im Beschauer zurückläßt; acht nervige Männer sind im Begriffe, das Kreuz mit dem daran befindlichen Erlöser aufzurichten; Schule, Maler und Zeitalter sind davon unbekannt; zwei zerfetzte österreichische Kriegsfahnen an dieser, ein treffliches Joannisbild im magischen Halbdunkel an der anderen Seite der Wand, drei metallene Luster von der Decke herab, machen den Schmuck dieses Raumes aus; der Hochaltar ist mit einer Menge reich vergoldeter Heiligenstatuen bis zum Plafonde hinauf versehen; sein Hauptbild ist der heilige Johannes, Christum taufend, eilt Gemälde voll Weichheit und Adel, der italienischen Schule angehörend, und durch das Jncarnat fast an Tizian mahnend; höher hinauf sehen wir die Engel an-bethend vor der Hostie, hierauf Maria, den Mantel über die Heiligen breitend, und ganz oben die Statue des Erzengels Michael. Ein Sanctuarium mit 7 Sitzen unter dem künstlichen Spitzhäuschen, aus rothem Marmor, mahnt au den sich verjüngenden Geschmack des Mittelalters ; ein großes Kreuz, ganz von Silber, gehört noch zu den Schätzen des Hochaltars. Die Sacristei, von gleichem Alter mit der Kirche, stützt die Schlnßfesten der Gewölbbögcn auf verschiedene Thiergestalten, und weiset auf einem Steine den Namen Marimilian des I und die Jahrsjahl 1520; sie enthält viele, aber weder durch Alter noch durch Reichthum srhenswerthe Paramente. Neben der Eingangspforte führt eine Treppe in die eine Gruft, welche in einem geräumigen Gewölbe ein schauriges Chaos von Sargtrümern, Knochen, Fetzen und halb verwesten Leichnamen enthält; eine zweite Gruft befindet sich im linken Seitenschiffe, in ihr steht ganz allein der metallene Sarg der Frau Barbara Haas, welche dem oben befindlichen, von ihrem Sohne MatheS 1643 errichteten Grabsteine zu Folge 1628 starb. Vor dem Hochaltäre in der dritten Gruft finden wir mit Barett und Stola die Leichname mehrerer Priester. Im linken Seitenschiffe, das, so wie sein Gegenüber, von drei ziemlich großen Fenstern erhellt ist, sehen wir noch viele, zum Theile ungeschickt versteckte Grabsteine, als: a) von Helena Maria Martschunggo, Gattin des Georg Martschunggo, Verwalters von Burg und Obermarburg, f 1664; b) einen verdeckten großen Stein mit gothischer Inschrift und einem Ochsen im kunstvollen Wappen; c) die Gattin des Obrist - Provianlmeisters Valtensi Scliels, 3 Sicheln und 2 Sterne im Wappen ; d) Andrä von Graben, f am 14. April 1556 als der Letzte dieses berühmten Hauses, sein Wappen führt im rothen Marmor eine Teichgräber-Schauiel, das seiner Gattin Polirena von Reichenburg die gekrönte Tigerkatze ; e) ein treffliches Grabmal aus rothem Marmor, groß und emsig gearbeitet, ist das des Christof von Rcichenburg, der am Samstag vor St. Maria Magdalena Tag 1528 starb. Im Presbyterium zeigt ein Stein mit Kelch und Greifen im Wappen eine geistliche Ruhe-statte. Von miraculosen Gegenständen sehen wir in der Kirche auch einen Christus, der einen Arm vom Kreuze weggestreckt hält, und damit einst auf dem alten Friedhofe einen frommen Bether an sich gezogen haben soll, und das Haupt des heil. Jnocentius feit 1738. Außen sind folgende Grabmäler: a) Alois Graf von Porcia und dessen Gattin Helene Laurin, Aeltcrn des Fürsten Franz Seraph Porcia von Mitterburg, Grafen zu Or-tenburg; b) Hanns Messer, Pfleger zu Gutenhaag, t 1563; seine Gattin Ursula Grinzinger, sie hat einen Stern; c) Aloisius und Georg Creatschen, 's 1555 und f 1569; d) Wolfgang von Hohenwart, I. M. Rath, f zu Obermarburg 1562, in zwei Feldern des Schildes ein Thurm, in zweien ein Paar Flügel, denselben Helm-schmuck; .e) Sigmund von Hollenburg, Sohn des An-drä von Hollenburg, f 1557, alt 1 Jahr, in zwei Feldern 3 Rauten, in zweien 2 gekreuzte Turnierfähnlein. An der Nordseite: a) Benedict Klementscl-itsch, t 1624; b) Maria Portia, geb. Krainerin, t 1637; c) Simon Minial, Rathsbürger, t 1564, ein steigender Löwe im Schildbaude, oben und unten ein Stern; e) Ferdinand Hizlberger, Postmeister zu Marburg. 4 1713, auf Schild und Helm ein Postillon. Vor dem Nicolai-Altare war die Begräbnißüättc der alten Bürgerfamilie Koren, verwandt mit Pvmer, Lube und Varena; Ursula Koren wurde 1754 hier beigesetzt. Wenden wir uns zu den drei schwerfälligen Spitzbögen, hinter denen eine Wendeltreppe auf den Chor führt; er wird von einem breiten Spitzfenster und darüber von einer zierlichen Fensterrose beleuchtet. Die Orgel ist gut; sic wurde 1586 vom Orgelmacher Ulrich ganz umbaut, wofür er vom Stadtrichter Haidfalk 8 Startin Wein, den Startin im Werthe von 6 bis 8 fl., erhielt. Auch die Erneuerung der Kanzel fällt mit manchen anderen Verbesserungen des Kirchengebaudes in dasselbe Jahr, z» welchen der Stadtrichter die Jahreseinkünste der Apostel- und Magdalena-Stiftung, bestehend in 40 Starti» Wein, verwendete. Vom Chore aus bemerkt man am ganzen Schiffe Spuren alter Malerei, auf der Kanzel eine gut vergvl-hete Johannesstatue. Niemand versäume, das Stübchen des Thürmer- und Feucrwächters nächst der trefflichen Uhr, oder besser, die dort um die 4 Seiten des Thurmcs leitende Gallerte zu besuche». Eine entzückende Aussscht lohnt die kleine Mühe. Marburg mit seinen netten Häusern liegt zu den Füßen, das schöne Drauthal von Lembach und Gams bis hinaus nach Kötsch und Schleinitz und bis nach Neustift, der Pachern mit seinem Wälderkranze und die gesegneten Nebenhügel von Pickern, Tresternitz, Vordernberg, St. Peter rc. geben hier ein reizendes Bild, das durch den Standpunkt den Beschauer an Klagenfurt, durch die Umgebung einigermaßen an Preßburg erinnert. Nr. 150 (1838). DerStadtpfarrhof, der Kirche gegenüber, ein altes, 2 Stock hohes Gebäude, enthält die Wohnung des Hrn. Dechantes und seiner Pfarrgeist-lichen, die Hausbibliothek von 400 Bänden. In der Bauart stimmt der Pfarrhof mit dem Bindlechner'schen Hause und allen jenen überein, bei denen die viereckige Thurmgestalt zum Grunde liegt; die alten Grabsteine an der Hofmauer sind längst verschwunden, die Mauer bildet den Anfang der Spital- oder Pfarrhofgasse. Nr. 151. Anna Huber starb 1846, M. Späng-lerei; Johann, aus Gratz 1830; das Haus hatte der Maurermeister Micbael Blatl, 1806 aus Gratz, von welchem die Gerechtsame Herr Baumeister Johann Nafz, 77 aus Deutschland 1828, kaufte; 1542 hatte dieß Haus der Fleischer Michael Schlocher. Nr. 152. Franz Wabitsch, Tisch ler, von Melting 1820; 1800 Jakob Perger, M. Tischler, Sohn des Josef Perger, der 1763 als Tischler aus Tirol einbürgerte; 1542 Schrattenbach'sches Hans. Nr. 153. Johann Kaub, Wagner, aus Peterwardein; früher Heisterer, Ferstl, Frau Fleiß, und 1800 der Schuster Johann Wiesenegger. Nr. 154. Franz Gregoris v. Romendorf, aus Böhmen, Hauptmann Rechnnngsführer von Kinsky* (Rechnungskanzlei); vorher der Stadkwacbtmeister Sturz. Rr. 155. Regina Vogel, Weingarten besitze rin, M., Wiktwe des 18304Brauers Franz Vogel, der sich aus St. Leonhard auf dem nun Franz Tscheligi'-schen Bräuhause hier einbürgerte; dieß schöne, von einem netten Garten geschlossene Gebäude, entstanden aus dem Zusammenbaue zweier anderer Häuser, war lange Ei-genthum der biederen Familie Hofrichter, die 1769 mit Franz aus Hochenegg bei Eilli hier einbürgerte; sein Sohn Josef besaß es 1810, er war der Vater des steierischen Schriftstellers und Topographen Josef Carl Hof-richrer, gegenwärtig Magistratsrathes in Radkersburg. Nr. 156. Anna Portugal!, aus Arnfels; war von 1816 an des Schusters Michael Posch, dessen Vater Johann, ein Marburger, 1792 das Glantschnik'sche Haus und Jus erkaufte. Nr. 157 (1833).JosefForderer, Kreischirurg, 1796 aus Gratz, damals auf dem Hause Nr. 181 am Platze; dieß Haus besaß Simon Plenkl, 1785 Seiler auf dem alten Fanton'schen Hause Nr. 66, aus einer erst in jüngster Zeit für hier erloschenen Marb. Fam., deren Stammvater, der Seiler Peter Plentl, 1774 aus der Pfalz einbürgerte; Förderer und Gattin sind das älteste Ehepaar als solches in Marburg. | Nr. 158. Johann Wi s iak, Justiziar und Oekonom, 9)2., 1822 aus Lichtenwald; ans dieser alten Marb. Fam. finden wir Johann 1803 als Haus-$ i besitzer Nr. 24. DießLreihaus war als schwarze Easerne — sogenannt von seiner wüsten Gestalt — einst Stockhaus- und Bettelrichter-Wohnung, durch zahllose Sagen von Geisterspuck der Kinderschreck, im vorige» Jahrhunderte als Eigenthum des Maurermeisters Marek neu erbaut, hat cs einen schönen Garten mit weithin sichtbaren Pappelbaumen. Nr. 159. Pomerö (Josef) Wittwe, Binder, eine der ältesten Familien in der Stadt, welche von Hanns Pomer 1462 an ununterbrochen die Binderei trieb. Die 3 Söhne des am 21. Mai 1845 als Bindermeister in einem Alter von 82 Jahren verstorbenen, 1792 Bürger gewordenen Josef Pomer sind Staatsbeamte; sonst finden wir aus dieser Familie: Franz Pomer, Binder, 1785 auf Nr. 155, welches das Stammhaus der Gratzer Zimmermeister-Familie Ohmeyer war, ans welcher 2lnton, 1783 hier Zimmermeister, 1804 starb; Later Mathias t 1771, Großvater Michael war 1752 Stadtbaumeister; Mathias Pomer war 1666 einer der reichsten Binder, i" 1715; Johann lebte 1734; Franz 1750, t 1767; der 1845 verstorbene I. Pomer und Strasill waren die letzten Hauptleuie des Marburger Säiützen-Eorps; von seinen zwei ledigen Brüdern, die beide Binder waren, t Johann 1830, alt 68 Jahre; hier wohnte von 1826 bis 1836 v. I. E. die Gemahlin 79 des commandirenden Generals der Lombardei Grafen von Radetzky, geb. Gräfin Straßoldo. Nr. 160 (1833). Johann Gottsberger, Privatier, Marb., war von 1809 an Kürschnermeister Nr. 79; Andreas bürgerte als solcher 1769 aus Kindberg ein; 1800 Franz Pomer. Das Haus mit seinen Nebengebäuden nimmt die linke Hälfte des Frauengäß-chens ein. 9ir. 161 (1835) Franz Pfeiffer, Privat,1838 aus St. Lorenzen, Stammhaus der Familie Lube, ans welcher Michael 1596 als ehrsamer Huterer, Mathias 1650 vorkommt; Thomas, 1715; Pancraz, 1720; Paul Lube, vermählt mit Katharina Sekirnik, und Bartholom« Lube mit Agnes Koren 1793; Valentin, 1748; Antonia Lube, 1800. Dieß thurmartige, zwei Stock hohe, eng« fensterige Gebäude, von einer Gartenmauer umgeben, altes Freihaus, war 1680 durch vollständige Abschließung mit wenigen anderen von der Pest verschont geblieben. Ts ist zum Theile Stammhaus der Marb. Fam. Ritter von Varena, die mit H. Gnbernialrath von Varena zu Gratz in männlicher Linie erlosch. Nr. 162. K. k. Kreis amt; dieß schöne, 2 Stock hohe Gebäude bildet die Ecke der Fraueugasse und des Kärntnerthores, mit einer Fronte von 15 Fenstern gegen die neue Anlage. Es enthält die Kreisamts-Kanjleien, und im zweiten Geschosse die Wohnung des Hrn. Gu-bernialrathes. Die Bauart erinnert noch theilweise an das hier gewesene Kloster der Cölestinerincn, insbesondere die aus der Gruft entstandenen Keller. Ein geschmackvoller Garten verbreitet seinen Duft seit anderthalb Decennien an der Stelle des stinkenden Stadtgrabens; steinerne Kugeln in den Mauern sind Zeugen des Türkensturmes. An der Ecke, ober einem zwischen auswärts gewendeten Löwen befindlichen Paphometskopfe ist in Stein ein einfacher Adler mit der Kette des goldenen Vließes und der Jahreszahl 1552, dem gegenüber Nr. 163 ein Stein vom selben Jahre mit dem Stadtwappen entspricht, an der Stelle, wo bis 1829 der finstere Zwinger des Frauen- (Kärntner«) Thores sich erhob. Das Kloster, der heil. Clara zu Ehren, war 1760 von Maria Caroline von Manzador, Schwester des Don Pio Manzador, Bischofcs von Weißenburg, gestiftet und von Josef II. aufgehoben worden. Nach Entweihung der Kirche diente das Gebäude als Caserne, die Kirche, ein hoher lichter Bau, im italienischen Ge-schmacke, als Depot der Monturcommission und zeitweise als Theater. Die Kirche, 1814 an Ignaz Kreinz verkauft, ein hohes schmales Kuppelgebäude, außen ganz mit türkischen Steinkugeln gespickt, ist seit 1843 die Kaffehsurrogat-Fabrik des Carl Gerdes aus Bremen, welcher das neueste Haus am Schlüsse der Stadt nächst dem Kirchengassen-Thore, Nr. 246, nach Has-linger's Plane erbaute; es bildet eine Fronte von 7 hohen Fenstern mit 2 Fenstern Tiefe; Malerei, Ein, richtung, Beheizung sind zweckmäßig. Der tiefe Brunnen wurde 1845 unter Wagner's Leitung, der erste dieser Art, nach der einfachen Einsenkungsmethode erbaut. Nr. 163. Josefa Forstner, geborne Santo!, Privat, M., Wittwe des Franz, früher Rentmeister in der Burg, aus St. Ruprecht an der Raab, seit 1801 Bürger; 1550 besaß dieß Haus Hanns Neuschwert, 1530 der Fleischer Gregor Fröhlich. Nr. 164. Sebastian Hübler, Schmied, 1828 aus Bayern; 1800 Leopold Moratscher, Kupferschmied, Marb. B.; 1562 besaß es Ulrich, aus der ansehnlichen Familie Hornuß mit seiner Gattin Margaretha von Eibiswald, auch die beiden nächsten Gärten vor dem Frauenthore. Nr. 165. Johann Hausner, Bäcker, seit 1828 M.; Vater. Georg, kam 1797 aus Niederöstreich hierher aus das Streinsberger Jus; dieß Haus blieb unverändert, wie es 1533 erbaut wurde; es brannte nie ab, litt nie durch die Pest, während welcher die Bäckerin Murmann unerschrocken das Gebäck auf eisernen Schaufeln aus dem Fenster gab, und dafür das Geld in einem mit Essig gefüllten eisernen Löffel einnahm. Bis auf den fetzigen Besitzer heiratheten auf diesem Hause nur verwittwete Bäckersleute zusammen, so die Murmann, Meitzer, Purkart. Die Hintergebäude schließe» sich im Frauengäßchen an die des H. Gottsberger. Nr. 166 und 168. Heinrich von Gasteiger, Rosoglio- und Glasfabrikant, 1840; Baker Franz, aus Tirol; hier besteht eine wichtige Speditions-Handlung, von H. Raak, Vater Anton, 1803 aus Schleinitz, betrieben. Das Haus Nr. 168 war früher des Sager, von denen Anton 1806 Nr. 215 besaß. Die Rosoglio-Fabrik besaß bis 1812 Ednard von Webern; 1800 Anton Wuth. Dieß Haus war lange Eigenthum und Wohnsitz der Ritter von Lindcck, aus denen es Christof an Michael Friedrich, .Hofmeister der Karthäuser von Seiz, verkaufte 1541. Nr. 167. Johann Kartin, 1809 Marb., Wein-und Salzhaudlnug; Vater Johann, 1785 aus Pettau, kaufte das Haus Nr. 27, welches 1764 Franz Neubauer aus Jahring sammt der Fleischersgerechiiame von Winkler einlöste; 1800 Maria Lettinegg. Die Lettinegg gehörten zu den ältesten Familien bet Stadt; auf ihr Stamm-Haus kam 1776 der Schustermeister Johann Wissenegger aus Kärnten, der es noch 1800 besaß; Franz Lettinegg hatte noch 1791 das Sablattnigg'sche Haus. Dteß Haus, so wie Nr. 165 und 6, haben noch alte vorspringende Erker. Nr. 169. Therese Stampfl, Mark., Privat, Verwalters-Wiltwe; Johann Stampfl, 1775 aus Gratz, erwarb das Roschger'sche Haus und errichtete die Pulvermühle zu Feistritz zwischen Marburg und Rast; Johann 1811. Nr. .170. Maria Herzog, M., Privat, ehe, mals -Gasthof zum Lamm- unter Carl Herzog 1820; früher besaß es die Familie Zörer; Anton, 1803 aus Kärnten, war Fleischer in Laibach; Anna, t 1814, alt 80 Jahre. Nr. 171 Johann Uebeleiß, Privat und Weingartenbesitzer, 1838 aus Gratz, des Johann Pikart aus Wien von 1811 an, dessen Vater Thadäus 1825, alt 78 Jahre, starb. Ein schönes Gebäude, bis 1830 die Wohnung des Obristen Bittner v. Bittenthal von Kinsky, der als General 1834 das Ehrenbürgerrecht von Marburg erhielt; 1800 Simon Klantschnigg, Marb. von 1785 an. Nr. 172 (1767). Josefa Senekowitsch, Marb. Müllerswittwe; frühere Besitzer Kinast, Jurko rc. Nr. 173 (1775) und 174. Mathias Dworschak, Schmied,* 1824 aus Pettau, aber schon 1768 bürgerte Marlin als Schmiedmeister aus Mähren ein; 1800 hatte das untere Haus Anton Antauer, das obere Therese Kotzel, in zweiter Ehe vermählt mit H. Kunz, der 1842 als Realitätenbesitzer in Wildon starb. Nr. 175. Johann Wellner, Bäckermeister, 1800 aus Böhmen; Wolfgang, Kaufmann aus Passau; früher die alte Marb. Bäckerfamilie Brunader, von denen Anton, Sohn des Peter, 1775 als Weber erscheint; 1550 hatte dieß Haus Hanns Maierhofer. Nr. 176. Josef Burghart, Seifensieder,* Marb. 1830; Johann Fleischer, 1809; Vater -Mathias, dessen Vater mit 3 Söhnen aus Bayern auswanderte, 1792 aus Leibnitz auf die Fleischersgerechtsame, die 1764 Johann Paradeißer aus Strigau in Ungarn besaß. Die Wirthschaftsgebäude erstrecken sich durch das Seizerhvf-gäßchen bis zum Casernplatze hinab. Nr. 177 CI835). Benedict Vrvat, Glasfabri-kant,* von Lobnitz und Laugerswald am Pachern, 1836 aus Bölsinen. Dieses Haus hatte am Schlüsse des vorigen Jahrhunderts als Gasihof »zum goldenen Löwen« den Ruf der Trefflichkeit und Frequenz mit dem goldenen Hirschen, und tauschte den Besitzer auf Nr. 180; 1800 Bernhard Bindlechner; 1532 besaß dieß Haus der Stadtrichker Wildenrainer, Verthcidiger Marburgs im Türkeusturme. Nr. 178. Theres Schwe n d enwein, Trödlerei; Josef, Schuster, 1816 aus Ungarn; Vater Mathias, Esterhazy'schcr Trabant. Ein schmales Häuschen unter Stachel's Erben in der Seizerhvfgasse, einst Eigenthum des Fleischers Schwalletz, dessen Vater Johann 1770 das jetzige Nr. 170 besaß; er war so elegant, daß er immer in seidenen Strümpfen in das zum Einkäufe des Schlachtviehes ging; 1550 hatte es Peter Bärnklau. Nr. 179. Stachel's Erben, Handlung; Josef, 1806 Marb.; Franz, 1791 aus Straden, auf das Haus, 6* das 1783 Franz Sturz aus Böhme» besaß; die Sta-chel'sche Handlung hatte 1780 Mathias Kranz aus Ungarn, aber die Familie kam schon mit Anton Stachel aus Straden 1766 auf das einst Kriehuber'sche Haus, damals Nr. 84 hierher; 1800 besaß es Franz Geist; das erste daran, im Caserngäßchen, besaß 1800 David Wraklav, Büchsenmacher, 1764 aus Pommern eingebürgert. Nr. 180. Josef Langer, Realitätenbesitzer »nd Rentier, besaß früher die Glasfabrik zu Josefsthal am Pacher», erbaute das 2 Stock hohe, 7 Fenster Fronte bildende Freihaus, das mit seinem Balcone und dem reichen Meublement eben so viel Geschmack als Bequemlichkeit zeigt; Anton Langer, Glasfabrikant, aus böhmischer Familie, erscheint 1806 in Marburg; das Haus hatte auch Ignaz Machner, Wirth aus St. Oswald. Nr. 181. Aloisia Schranzhofcr, Kupfer-schmieds-Wittwe des Ignaz, der 1790 aus Pettau einbürgerte; aber schon Peler Schranzhofer war 1750 Kupferschmicdmcister in Marburg, wo sein Vater Jakob aus Jnichen in Tirol sich einbürgerte; 1550 hatte es HannS Hainer, Pächter der Herrschaft Gonobitz. Nr. 182. Ferdinand Seidlhuber, Kaiser-wirth, aus Ocstreich. Ober dem Thore ist ein Mutteegottesbild mit dem Chronographiccn: Sancta trinitas, unus in trinis Deus sponsaque Christi miserere nobis 1800 besaß dieses Haus der würdige Stadtrichter Georg Berlinz; seit 1846 hat das Hans Herr Gütcr-director Stella aus Italien. Nr 183. Transportsammelhaus; 1811 von den Bürgern ans der alten Caserne mittels eines stän- bischen Vorschusses von 10,000 fl. umbaut; hier befand sich »och 1817 die Hauptwache, vor welcher noch tut Anfänge dieses Jahrhunderts ein breiter Grasstreifen von der Kärntnergasse bis über den Platz sich hinaufzog. Nr. 184 und 242, letzteres an der Dran. Franz StraLill, Wirth, 1831 Warb.; Niclas Strašili, aus Mähren, kaufte 1773 das Stammhaus der Leu-zendorfer; hier hatte 1814 der unglückliche Georg Čemi von ©ervieit, Vater des jetzigen Großfürsten, seine Wohnung ; hier brach am 9. Juli 1795 die große Feuers-brunst aus, die 34 Häuser verzehrte; Niclas (Strašili diente mit Georg Ccrni im nämlichen österreichischen Regimente als Unteroffizier. Das Hans besaß auch Simon Dinauer, Wirth aus Leutschach. Nr. 185 (1806) und 241 an der Dran. Josef Tscheligi, Privat, 1838 Marb.; Vater Andreas, 1795 aus Kärnten; das erstere hatte 1800 Franz Ra-detzi, der 1784 aus Pettau einbürgerte. Nr. 186 und 189. Gymnasium, Aloisikirche und Erziehungshaus, von 1765 bis 1776 Jesuitenkloster. Ersteres, ein 2 Stock hohes Gebäude von 8 Fenstern Fronte, enthält den Erhörten und die Hörsäle der 6 Studienjahrgänge, die Präfectur, Schuldiener-Wohnung, den Career und die Bibliothek. Die Aloisikirche ist die schönste und freundlichste der Stadt, int italienischen Kupelstyle, von 14 Fenstern erhellt, 19° lang, 10° breit, 8 2' hoch; sie hat nur einen Altar mit dem Kreuze zwischen bethenden Engeln. Im Hintergründe Fresco-malerei vom Marburgcr Reiter, die Himmelfahrt des heiligen Alois. Ein Luster, 2 Hängelampen, einige kleinere Bilder, darunter Gott Vater, von fast byzantinischer Form, aus der einstigen heil. Geist-Kirche (nun Theater), und die nöthigen Stühle bilden die innere Einrichtung des sehr glücklich cvnstruirten acnstischen Baues; der Boden ist mit Brettern gedielt, das einstige weiße Marmorpflaster ist im Gutmann'schcn Hause; 27 Stufen führen auf den 7° 3' 2" langen, 5° 6" breiten Mnsik-chor, auf welchem eine Orgel vom Gratzer Schehl, erneuert vom Marburger Salb, im Kostenwerthe von 600 fl. CM., sich befindet. Die Kirche, vom Jesuiten Rector Peter Haloj erbaut und 1769 durch eine Rede des St. Peter Pfarrers Kranich eröffnet, diente dann bei 50 Jahre als Militär- Oekonomie - Depot, ist seit 1831 dem Gottesdienste wieder geöffnet, im Giebel mit einer Glocke, am kleinen Vorplatze mit einem Eisengitter versehen. Ihr zierlicher Thurm ist längst demolirt, der tiefe Cisternbrunnen hinter ihr, zu welchem eine Steintreppe hinabführte, so wie die Grüfte und noch mehr die viel älteren starken Gewölbe, auf welche die Jesuiten sie erbauten, verschüttet. Nr. 189 bildete den zweiten Flügel der Residenz der Jesuiten das jetzige Erziehu ngShaus, zwei Stock hoch, 7 Fenster breit, mit Hellen breiten Treppen, geräu" migen Lehr-, Speise- und Schlafsälen, der Wohnung des Hrn. Commandanten und einem Hofe zu Spielen und Leibesübungen. Nr. 187 (1835). Franz Tscheligi, Bräuer, M.; Vater, 1795 aus Kärnten; 1836 Andreas Topai-ner; früher Franz Vogel, von 1790 an; 1788 aber Franz Zimmer, Bräuer aus Gratz. Nr. 188. Helena Stöger, Kammmacherei; Josef, 1836 Mark».; Josef, 1809 Tischler; Vater Georg, 1784 auö Böhmen, besaß dicß Haus schon 1800. Te-genüber ist der eine der zwei tiefen Platzbrunnen von 1764. Nr. 189. Johann Kollar, Bäcker, 1836 von Gonobitz; Vater Johann, 1811 von Gonobitz; hier bestand 1750 die Bäckerei der Familie Gimpel, auf welche 1769 Josef Pölzel aus Kärnten kam; 1801 Johann Hausner aus Niederöstreich iv. Viertel von Nr. 190 bis 242. Nr. 190. Anna Jpavitz, Gattin des Hrn. Carl Jpavitz, Beamten, 1840 aus Cilli; früher Herr Remitz, war 1800 Stadtrichter, dessen Vater Josef, 1784 von St. Georgen an der Stiefing, auf das Koschaker sche Haus hier einbürgerte. Nr. 191. Das Bürgcrspital; dieß ziemlich lange, unfreundliche, 1 Stock hohe Gebäude mit einer Fronte von 12 kleinen Fenstern hat die Wohnungen der Pfründner, Todtcnkammer rc. Neben ist das städt-liche Theater in der einstigen heiligen Geistkirche, deren Glockenthurm über dem jetzigen Eingänge zur Gasse stand. Parterre und Gallerie des ärmlichen Kunsttempels, letztere unter der Direction Maierhofer vor wenigen Jahren verlängert, fassen etwas über 300 Personen; die Zahl der Sperrsitze beträgt 104. Die baufällige Bühne hat nur wenige gut erhaltene Decorationen, desto mehr durch die Zeit gebildete Versenkungen. Die Bühne ist 5° tief, 3° 5' 6" breit; das Orchester 1° breit; das Parterre 7° lang, 4° breit; der Raum an der Gaffe 1° breit. Die Bühne ist für die Aufstellung von ö Eoultssen hinter einander eingerichtet. Sie hat die voll- ständigen Dekorationen zu den Vorstellungen von 3 Sälen, 3 Wohnzimmern, einem Wald, Felsen, Garten und freier Gegend, einer Stadt-, Burg-, Kerker-Ansicht und ein Rococogemach; ihr Bestes ist die neue, 1845 von Reiter gemalte Courtine. Die städtische Garderobe jedoch ist eben so bedeutend als zweckmäßig. Nächsta» in die Spitalgasse schließt sich das städtische Spital, seit 1793 nach und nach auf 40 Betten hergerichtct; es enthält bei einer Fronte ton 11 Fenstern die Krankenzimmer und die Wohnung der drei barmherzigen Schwestern, die seit 1844 auf das Würdigste der Pflege vorstehen. Hier verbindet die Kirchgaffe den Kirchplatz mit dem Hauptplatze. Nr. 192 und 193. Andreas Topain er, Glas-sabrikant in St. Lorenzen am Pachern, Marb. 1836; Wirthshaus und Durchbaus in das Apothckergäßchen; das erste hatte 1800 Johann Frauenberger, das zweite Johann Holzer; seit 1846 hat das Haus Hr. Thomas Klindara aus Böhmen. Nr. 194. Clemens Seiler, Wirth, 1823 M.; Michael, 1804; Josef, 1802. Nr. 195. Franz Holzer, Tuchmacher, Böhme 1845 und 1838, 1797; ober dem Thore ist ein goldener Löwe mit 2 Sternen und den Buchstaben A. H., das Wappen der alten Marb. Fam. Haller; hinter diesem Durchhause im Apothekergäßchen ist die sogenannte Grieb, Eisgrube, Bierkeller und viel besuchter SommerauSschank des Franz Tscheligi, 1492 Eigenthum der Ritter von Graben. Das Haus hatte 1800 Johann Schmiderer, Gürtler, Marb. Fam.; 1802 Johann Gärtner, Gürtler aus Kärnten. Nr. 196. Georg Rabonser, Wirth, 1831 aus Tirol. Das Haus besaß bis 1835tBürgermeister Taut-scher; 1800 Johann St. Holzer ans Timal; 1781 Lösch-nigg; die geachtete Familie Holzer besaß auch die Güter St. Nicolai und Rogeis sammt dem dortigen Bräuhause. Hier war im vorigen Jahrhunderte ein Lieblingsgasthaus der Marburger Bürger mit Spiel- und Gesellschaftszimmer im ersten Stocke. Nr. 197. Ferdinand Jüttner, Wundarzt, 1834 aus Mähren. Lom Valcone dieses früher von 1800 an Förder'schen Hauses genießt man eine schöne Ansicht des viel belebten Hauptplatzes. Nr. 198. Erziehungshaus Nr. 199 (1779) und 243 an der Drau. Michael Hartnagel, Lederer, 1820 Marb.; sein Vater Ulrich, 1764 aus Tirol, wurde mit 3 Frauen Stammvater einer weit ausgebreireten Familie, f 1810, alt 82 Jahre. Das Haus selbst war früher eine städtische Caserne, noch zu Anfang dieses Jahrhunderts befanden sich daselbst in einem Gewölbe viele Krummsädel und Kugeln, 6 schöne Niederländer Gemälde u s. w.; es ist seit 1793 mit Kupfer gedeckt. Nr. 200 (1825). Anton Löschnigg, Fleischer, 1845 Marb.; Vater Franz, 1809; Joses erscheint 1760, sein Sohn Josef, 1795; Johann, 1776; Jakob, 1770 ; 1800 Jakob Löschnigg. Nr. 201. Franz Stampfel, Apotheker, Marb. 1836; früher Carl Koch; 1828 Franz Baumbach aus Cilli, nun in Leoben; 1802 Franz Haumold aus Neustadt; 1816 Franz Welkammer aus Oestreich, Franz Freistätter, 1822 aus Brünn; 1783 Johann Prabetz ' aus Böhmen. Nr. 202 (1801). Anton Kaufmann, Bäcker, M.; Vater Wolfgang, 1801 aus Passau; 1800 Ferdinand Rath, Greisler, aus Stockerau. Nr. 203. Lorenz Winkler, Schneider, 1836 aus Oestreich; von 1800 an Johann Plantl, ein Mar-burger. Nr. 204. Martin Wenig, Kaufmann, 1844; früher Wittwe des Ulrich Hartnagel; 1800 Gabriel Fischer; hier ist seit langer Zeit der Tabak-Hauptverlag des Grafen La Seignc, 1794. Der Marb. Kaufmann Franz Semen, der sich durch Gemälde-Einkauf zu Grunde richtete; sein Vater Martin kam 1767 als Kaufmann aus Krain. Nr. 205. Josef Bankalari, Apotheker, Marb.* 1824; die Apotheke besaß 1760 Ritter; 1765 Johann Pommer aus Oestreich; 1791 Johann Gartner aus Anssee; 1810 Schober aus Gratz, Jobann Schimmer aus Carlstadt; 1788 Josef Mikel aus Marburg. Nr. 206. Das NathhauS erhebt sich der schlanken, von 8 Statuen umgebenen, zum Gedächtniß der Pest 1680 gesetzten und 1806 erneuerten Mariensäule gegenüber, als ernster Bau, der durch sein Portal, ober dem das Stadtwappen von 1565 und darüber der Ge-richtsbalcon prangt, durch die Hauptwache, durch die Fronte von 7 gewaltigen hohen und breiten Fenstern und den Uhrthurm mit dem Doppeladler an verklungene Zeiten erinnert. Das Stadtwappen, zwei Mauerthürme mit einem silbernen Stadtthore im rothen Felde und einer darauf herabfliegenden Taube, kommt schon 1288 in einer Reiner Urkunde vor, nur ist dort statt der friedlichen Taube der kriegerischen Zeit viel angemessener ein Adler. Im Hofe wurden noch im vorigen Jahrhunderte die Sticrhetzen gehalten. Der Saal gehört durch seine Caryatiden und die kunstvollen Stückarbeiten, vielleicht ein Werk der bis 1728 in Marburg heimischen Stnckarbeiten-Familie Guadro, zu den seheuswürdigsten der Stadt. Die Kanzleien des Magistrates sind groß und geräumig, die Arcaden gegen Süd und West auf runde Sicinsäulen gestützt. In Erstere führt eine breite Stcintreppe empor. Die Vorhalle erinnert an den Salon der Grafen in Cilli; in ihr sind einige große Oelge-mälde, als: Leopold VI , im Hintergründe der Entsatz von Wien, ein österreichischer Prinz; im Hintergründe eine Flotte, Carl VI, auf dem Throne, König Salomon , von seinen Rathen umgeben, mit der Aufschrift: Es ist ein falsches Gericht, Wo man den Herrn uit sowohl als den Knecht richt; Derohalben, o Richter, richt recht, Auf dß nit hat zu klagen Herr oder Kneckt. Dieß Bild war ein Christ-Geschenk des Stadtrichters Thomas Niederl 1658 an seine Räthe. Ein Löwe mit dem Schwerte bildete das Wappen der Familie Niederl Merkwürdig ist auch eine Abbildung der Stadt Marburg. Im Rathssaale sehen wir den Gerichtsstab mit der Inschrift: Hanns Kosoll 1641, der Zeit Stadtrichter. Das Gerichtsschwert in einer Scheide von schwarzem Sammte und Silber von 1777 unter dem Stadtrichter Wibmer erneuert. Im nahen Archive viele Ur-künden von nicht hohem Alter und die Stadtfahne von 1772. Sie ist auS schwarzer und gelber Seide, 6' hoch und 9' breit. Der Doppeladler darauf trägt im Herz« schilde das Stadtwappen. Nr. 207. Carl Candolin, Privat, 1823 Eisen« Händler aus Gonobitz; 1800 Alois Krieg. Ein sehr bequemes, zwei Stock hohes Gebäude. Nr. 208 und 217. Martin Werdowatz,* Seifensieder, 1811 ans Sirmicn; 1800 besaß es Carl Wib-mer, Seifensieder. Nr. 209. Aloisia Fleiß, M. Lcderers-Wittwe des Andreas Fleiß, kam 1777 aus Pettau hierher. Im Erdgeschosse sehen wir im ganzen Jahre die freundlichste Blumenausstellung von Marburg. Auch dieses Haus ist mit Kupfer gedeckt; zwei bedeutende Lederer Werkstätten an der Drau geboren dazu. Nr. 210 (1838). Josef König, Kaufmann, 1836 aus ©trabe»; 1811 des Kaufmanns Paul Morokut aus Kärnten; 1800 Josef Landes, Marb.; auch Ignaz Altmann. Nr. 211. J o sef Bou v ie r, Kaufmann, aus Win-dischgratz, 1844 an der Draubrücke; bis zu diesem Jahre war es Kaufmann Pilz'sches Haus, auf welches 1781 Bartholomä Pilz aus Cilli kam und die Sager'sche Handlung übernahm, er starb 1842 in einem Alter von 92 Jahren.; seine Vorgänger, die Sager, kamen mit Georg 1751 aus Szamobor in Croalien; ihre Vorgänger, die Turteltaub aus St. Veit in Kärnten. Ober dem Thore ist ein Auge Gottes hinc salus 1728. ^ Nr. 212. Franz Sirk, Weinhändler, kam 1801 | als Fleiscber auf Nr. 27 aus Jahring; vorher des Schusters Johann Dominigg, 1828 aus Pettau; 1800 Andreas Dangisch, der berühmte Mechaniker, Kunstdrechsler und Automatenverfertiger, der 1790 aus Ungarn einbürgerte, und durch die Schlacht bei Mareng» die Hoffnung des glückliche» Verkaufes seiner Kunstwerke an einen hohen Gönner einbüßte; 1771 Bartholom« Zeinier, Greisler, auSFriaul. Eine Zeit lang war dicß Gebäude als Caserne verwendet; in frühester Zeit hielten darin die reichen jüdischen Handelsleute ihre Zusammenkünfte. Viele darauf bezügliche jüdische Denksteine wurden leider beim Baue des jetzigen Hauses durch Tangisch vermauert. Nr. 213. Georg Fritz, Bäcker,1836 von Mureck, aber schon 1801 ließ sich Caspar Fritz, Bäcker, aus Pas-sau, hier nieder; 1797 der Marb. Bäcker Franz Edlin-ger. Das Haus mit seinen dumpfen kugelfesten Gewölben, seinem Thurmreste im Hose und einer vorspringenden Schanze an der alten Stadtbastci gehört zu dem allerältesten. Nr. 214. Bernhard Bindlechner,* Schneider und Trödler, Marb.; 1836 Vater Bernhard, 1796 aus Zeiring auf Nr. 161. Dieß Haus, früher Vuchdruckcrei des Janschitz, gehört zu den ältesten der Stadt; hier geriet!/ einst, der Sage nach, Friedrich der IV. in Gefahr, von seinem Wagen erdrückt zu werden; 1800 Josef Leber; 1809 Johann Leber. Am Schluffe des vorigen Jabrhundcrts ein Licblingswirthshaus der Marburgcr Bürger. Das Haus, noch jetzt mit engen gedrückten Gewölben, schweren eisernen Thüren, lang gewölbte» Kellern, diente eine Zeit lang als Gefängniß, es bildete den Gegenüber-Thurm zu jenem, den nun Wcrdowatz, Seifensieder, einnimmt, wo die Häuser des Kupferschmiedes Taferner und Staudinger, Lederer, früher weiter in die bedeutend höhere und steilere Gasse Vorständen und selbe bis in das Gefährlichste verengten. Erst der Kreisingenieur v. Tiefenthal half diesem bedelstande ab. Nr. 215. Johann Gruber, Lederer, Marb.; 1830 Vater Georg, 1804 aus Mähren; hier hauste einst die reiche Lederer-Familie Lederer, aus welcher wir noch 1785 Josef treffen; Franz aber, Brauer auf dem Glaunerhause 1787, war aus Radkersburg; 1800 Katharina Lederer; 1566 Bartholomä Freimuth. Nr. 218. Franz Taferner, Kupferschmied, M.; 1838 Franz, wanderte 1750 aus Gratz ein; 1800 besaß das Haus der Glockengießer und Schwertfeger Johann Denzl, aus Deutschland eingewandert; sein Bruder Jakob, Schlosscrmeister, aus Schwaben, wurde 1804 Bürger ; 1823 Josef Spiller, Schneider. Nr. 219. Ignaz Staudinger, Lederer,Marb.; 1831 Vater Franz, Lederer, 1797 aus Leibnitz; das Haus besaß 1589 Blasius Klementschitsch, Bäcker; das zweite, mit dem es durch den gewölbten Gang zusam-menhängt, der reiche Lederer Bartholomä Hueber. Am Schluffe des vorigen Jahrhunderts besaß diese Lederci Herr Weiderer, der so reich war, daß bei seinen Gastereien in die Coiifccturcn Ducaten zur Ueberraschung der Gäste eingehüllt waren; seine Frau starb als Hebamme in Marburg; sein Vater Michael, ein gefronter Marburger, wurde 1779 Bürger; hierauf besaß dieses Haus der Lederer Agstein, der 1797 sein Geld vergrub und nimmer fand. Nr. 220, 222 und 224. Andreas Tscheligi, Fleischer, 1831 Marb.; Vater, ans Kärnten; 1800 hatte das Theligi'sche Wirthshaus Josef Löschnigg: an der Stelle des Tscheligi'schen letzten Hauses an der Brücken-mauth stand das Mauthnerhäuschen; das Eckhaus oben, wo Tscheligi's Schank betrieben wird, früher fest am 95 Stadtthore, war 1562 die Badstube des Bader Hanns Paumgartner. Nr. 221. Alois P erm eth, Lederer und Badinhaber, Mark. 1836; Vater Franz, Fellfärber, 1770 Marburger; hier ist das Warmbadhaus mit einer Vorrichtung zum Schöpfen des Drauwassers, mit netten, geräumigen und reinlichen Badestuben. Außen zeigen Steininschriften die gewaltige Höhe der Drau am 15. April 1823 und 9. Juni 1827; gegenüber schließt sich an das Bogenthor ein viereckiger alter Thurm von gewaltigen Quadern mit • zahlreichen Spuren kriegerischer Angriffe, der Frau Ledermeistcrin Fleiß gehörig. Nr.223 und 224. Vincenz Felber, Lederer, M.; Vater Vincenz, aus einer alten Familie zu Gams, kam 1804 auf die Lederei der Rottenstciner zu Marburg; der letzte Rottensteincr, der in der Drau ertrank, kaufte das Wels'sche Frcihaus um 5000 fl., hatte das Josef Tscheligi'sche, den Jurgo-Garten, tu der Magdalenavorstadt rc. Nr. 225. Carl Staudinger, Fleischer, Marb. 1831. Ein Bogengang über das Fleischergäßchen verbindet das Wirths- und Privathauö dieses Besitzers. Gegenüber bilden acht schmale Häuschen die städtischen, durch Reinlichkeit ausgezeichneten Fleischbänke in folgender Drdnung: a) Andreas Tscheligi; b) Cäcilia Lösch-nigg; cl offenes Plätzchen des H. Fleischers Burghard in der Gratzer-Vorstadt; d) Juliana Burghard, Fleck-siedcrei; e) Anna Kammer; kund x) Carl Staudinger; h) Jakob Wntt; i) Vollgruber. 1648 hatten b, c u. d) Balthasar Hirschbergcr, Daniel Kladikh und Gregor Krobath. Nr. 226. Johann Lorber. Nr. 227. Magistratliche Land Hütte, brannte durch einen Blitzstrahl 1836 ab, und wurde seitdem fester und sicherer hergestellt; dient zur Aufbewahrung der Marklhütten, die früher im Spikalhofe lagen; das kaiserliche Magazin zur Aufbewahrung des Brücken-zeugcs rc. Nr. 228 und 232. Josef Gutmann, ersteres ein .10 Fenster langes Gebäude, von allen Reben umflochten, bildet die Ecke in die Flößergasse, und ist der Sitz der Kanzlei von Meditcs und Mohors Wasserspeditious-Handlung; in letzterer ist die Wassermauth und noch Spuren türkstcher Kugeln; 1806 hatte es der Floßmeister Franz Repp. Nr. 229. Eduard Leyrer, Tischler, M. F.; früher Pudmaierhaus im Flößer- oder Ländgäßchen. Nr. 230. Josef Oswald, Schlosser, aus Ungarn, nächst dem Gymnasium im Flößergaßl. Nr. 231. Franz Holzer, Tuchmacher, Marb.; 1800 der unglückliche Maler Anton Geringer, der in der Drau endete, und 1790 aus Oestreich auf das Vergolder-Haus der Familie Wittmann eingebürgert war; ein Johann Wittmauu aus Oestreich erscheint hier 1769. Nr. 233. Therese Löschuigg, Marb. Mehlhändlerin. Nr. 234. Franz Ruhry, Musikmeister; 1800 des Würstelmachers Michael Wieser aus Bayern; hier bestand früher die Rosoglio-Fabrik des 1827 verstorbenen Andreas Kranz. Nr. 235. Josef Pichler, Wirth, Kärnten 1796; das nette Gebäude war einst Eigenthum des Dominigg; 1804 Binder Josef Pfundner, aus Mähren. Nr. 236. Jo sef G ötz, aus Schwaben, nettes Schänkhäuschen. Nr. 237. Martin Jöchl, Wirth, 1820 aus Böhmen; 1800 besaß es Mathias Rueß, aus Schwaben; 1530 hatte es der Hafner Ruprecht Wallner neben dem Kloster. Nr. 238. Minoriten-Easerne. Vorn beim Eingänge in den ersten Hof sind an beiden Seiten Stallungen, je eine Halle von 10 Fenstern formend, zu Som-nierzimmern gut. Das ehemalige Minoritcnkloster, zwei Stock hoch, hat 36 Lokalitäten, sammt den Stiegen und Gängen, und nur auf 170 Mann Raum. Das Mino-ritengebäude soll dem Religionsfond eben um 6000 fl. abgekauft werden. Die Kirche, vom Thore bis zum Hochaltäre, von schöner gleichförmiger Bauart, ist 60 Schritte lang, 15 bis 20 Schritte breit, mit 2 großen Gallerien auf drei Bogennischen an jeder Seite erhöht. Sie war von drei oblongen und sieben viereckigen, in der Mitte abgetheilien Fenstern beleuchtet, und hatte das Portale g. SD., der Hochaltar g. W. Gegenwärtig ist sie als Waffen- und Montur-Depot des Regiments Kiusky in zwei Etagen getheilt. Sie zeigt am Boden des Sanctuariums das Chronographicon: Laus Deo unitrino ac Mariae Genitrici ejus. Die Decke des Presbyteriums hat, fresco 1771 von Josef Göblcr gemalt, Maria-Hilf, in den vier Ecken aber nicht üble Embleme mit den Inschriften: Tu nos ab koste protege. Mater misericovdinc Et kora mortis suscipe. Maria mater gratiarum. Das schon 1284, also 58 Jahre nach dem Tode des Ordcnstifters des h. Franziscus, hier bestehende Minoritenkloster wurde von Kaiser Josef II. aufgehoben, die Gebäude der Militär-Dekonomie Commission eingeräumt, die Mönche, wie wir später hören werden, gerade 500 Jahre nach dem Bestehen ihres Klosters, in die Gratzer-Vorstadt übersiedelt. Die Altäre wurden an Landkirchen, z. B. nach Freiheim, vertheilt, die schönen Grabsteine verschleppt, nur die Madonna des Hochaltars steht noch am Hochaltäre der windischen Pfarrkirche (Nedemtoristen), wohin sie die Minorite« brachten. Nr. 239. Seizcrhof-Caserne. Der Hof war einst durch eine Mauer getrennt, von der jetzigen Mi-noritcn-Caserne; einst Scizerhof, 1 Stock hoch, nun auch Stockhaus, ein düsteres Gebäude. Gegenüber an den Stallungen fand man vor einigen Jahren den schönen Keller, in welchem die Seizer Karthäuser ihren Wein ausschänkten. Der Scizerhof, so wie der Erecu-tionsplatz, noch nach Windenau dienstbar, gehört dem Militärärar. Es bildet gegen die Drau zwei vorgeschobene Flügel, den einen von 4, den andern von 2 Fenstern Breite. Nr. 240. Jakob Höcht l's, Schulmeisters, Wittwe, aus Zelluitz 1844. Das nette Hans wurde 1838 vom Zimmermeister Wernigg, einem Marburger, seit 1833 Bürger, von Grund aus erbaut. An der Ecke von der Caserne gegen den Lendplatz an Tscheligi's Erdgrube vorüber kommt man zum neuen Gebäude des Hru. Jungblut. Nr. 241. Wirthshaus des H. Straschill mit dem neben siebenden kellerartigen Gebäude von 1822. Im letzteren ist in einem der tiefsten Keller eine viel besuchte Sominergrub angebracht. Die ganze Lend ist vom Magistrate theilweise an einzelne Personen verpachtet. Schoppen (besonders Vollgruber's) und Holzplätze nehmen den nördlichen Raum ein. Nr.242. Franz Straschill, das sogenannte Lend-wirthshaus, ehemals zum Zwirne; 1828 Franz Rathei aus Gams. Ein starkes Gebäude, welches seinen Fuß auf einer Quadermauer weit in den Strom, an ihm 2 Stock hoch mit 10 Fenstern Fronte und 4 Fenstern Tiefe, hineindrängt; links schließt es sich durch die Schoppen des H. Kaufmann und Bancalary an einem Thorbogen, der den westlichen Ausgang des LcndplatzeS beherrscht. Der Thorbogen steht in Verbindung mit dem runden Reckthurme, welcher 3 Stock hoch, außen in der obersten Reihe 12 Fenster zeigt, und im verkleinerten Maßstabe an den Wiener Narrenthurm erinnert. Er dürfte vielleicht das einzige Gebäude römischen Ursprunges in der Stadt sein, zu welcher Vermuthung die gleiche Bauform mit dem römischen Schreckthurme zu Köbel am Pachern, die beherrschende Lage an der Drau, vor Allem aber ein römisches Denkmal gegen Westen, Kopf eines Mannes und einer Frau, und eine Nische von guter Arbeit berechtigen. Gegen Osten ist ein Papho-mentskopf, zwischen zwei auswärts gewendeten Löwen, etwas kleiner als jene auf der Kreisamtsecke; darüber ein gothischcs steinernes Giebelflechtwerk. Die Paphomets-köpfe dieser Art, wie sie besonders häufig um Marburg (St. Kunegund bei Langenthal, Unterpnlögau) Vorkommen, erinnern an die in Untersteier einst reich begüterten Tempelherren. Dieser Thurm, nun dem Andreas Tschcligi gehörig, mit dem Thore, so wie jener am Badhause gegen Osten, schlossen einst mit der Stadtmauer am Trenkthore und der Drau gegen Süden jenen Theil Marburgs ein, der, anßer der Stadt liegend, aus dem Lendplatze und der 10 bis 12 Nummern zählenden Lederergaffe bestehend, die erste und älteste Vorstadt tut 7* 14ten Jahrhunderte mit einem eigenen Bader, einem christlichen und jüdischen Badehause bildete. Die Besitzer der Ledererwerkstätte sind nach der Reihe folgende: a) Herr Gruber, dessen Thorbogen noch die Richtung des ältesten Stadtthores gegen die früheste Brücke zeigt; b) Guttmann; c) Raško; d und e) Fleiß; f) Felder; g) Michael Hartnagcl; dieß Gebäude, mit M. T. H. 1825 ober dem Thore, an der Stelle des jüdischen Badhauses, schließt sich fest an die drei äußeren, von der Stadtmauer hervortretenden Strebepfeiler der einstigen Allerheiligen-Kirche; h) Herzog; i) schon außer der Stadt, Ignaz Staudinger, wo einst 1831 Brunners Bleiglättfabrik sich befand. Wir sagen nun der inneren Stadt ein freundliches Lebewohl, und wenden uns zur Schilderung ihrer rasch und schön emporblühenden Töchter, zur Darstellung der Vorstädte. II. A b schnit t. Die Vorstädte. (Regelt Norden umgibt die Stadt zwischen dem fast schon verschwundenen Wallgraben und den trotzigen Ringmauern, die am Burg-, am Badhauöthnrme rc. in gewaltigen Sandstein-Quadern vortreten, eine Maulbeer-baum-Allee, gegen Westen au der Stelle des eingewölbten Graben ein jugendlich gedeihender Kastauien-Baumgang (seit 1832), durch eine Doppeleihe ehrwürdiger Nuß» Mueeumverein in Marburg. und Kastanienbäume hängt sie mit den Rebhngeln gegen Norden, welche noch vor zwei Jahrhunderten dichte Wälder bekränzten, zusammen; durch ein Trottoir mit der lieblichen Promenade vom Gratzerthore bis zum Mi-likär-Spitale, während frische Gärten nach und nach die östlichen Schauztielen überspringen, und Stadt und Vorstädte verbinden. Von Letzteren zählt Marburg drei, und zwar: n) Burgthor (Gratzer-Vorstadt), gegen Osten mit 213 Joch 326 Quadrat-Klastern, durch den nahen Bahnhof und das rasche Fortschreitcn zahlreicher Privatbauten seit 4 Jahren bereits der freundlichste und schönste Theil von Marburg, die künftige Neustadt, mit mehr als l00 Häusern und der seit 1846 von dein Stifte St. Paul aus eigenthünilichem Boden vom Bahnhofe und dem erzherzoglichen Keller zur Burgallee und Villa Langer projectir-tcn Anlage für 60 neue Wohnhäuser sammt dazu gehörigen Gärten. b) Kärntn erthor, gegen Westen mit 393 Joch 935 Quadr. Klftrn. und 67 Häusern; beide Vorstädte stehen in politischer Beziehung unter dem Bezirke Burg Marburg, in religiöser unter der Redemto-risten- (windischen) Pfarre. c) St. Magdalena mit der gleichnamigen Pfarre, der einstige Rann gegen Süden jenseits der Drau mit 546 Joch 1060 Quadr. Klftrn. und 66 Häusern unter dem Bezirke Victringhof. Es dürften in unserer Zeit diese Vorstädte mit dem politischen Bezirke des Magistrates verbunden werden. Zur Gratzer-Vorstadt rechnet man gewöhnlich auch die Gemeinde Burg Maierhof mit 497 Joch 1338-/g Quadr. Klftrn., und so nimmt die Gesammtausdehnung Marburgs vom Tksenwalde gegen S. bis zu den nördlichen Hügeln, von St. Josef und dem Gamsergraben gegen W. bis zum Dorfe Meiling gegen 0. einen ziemlich weiten Raum für die steigende Vergrößerung der wachsenden Stadt ein, einen Raum, aus welchem sich gegenwärtig nicht viel weniger als 500 Häuser befinden. I. Die Gratzer- Vorstadt besteht aus der gleichnamigen stattlichen Hauptstraße, zwischen den Wiesen hinter der Burg und der Eisenbahn 6 minder bedeutenden, und den projeclirten ansehnlichen neuen Gassen. Die wichtigsten Gebäude find hier Kloster und Kirche der Revemtoristen (ehemals Minoriten, früher Kapuziner), Topainer's Brauhaus und Salon, Pnrkhart's Gasthof, das Militär-Spital, der Keller Sr. kais. Hoh. Erzherzog Johann, die eleganten Häuser der Herren Lerwinka, Zierngast, Weißer, der stattliche Bahnhof, endlich ein Dutzend geschmackvoller neuer Privatbauten, in rascher Fortsetzung begriffen , unter denen das Gast- und Kaffehhaus zur Stadt Wien, die Häuser der Kaufleute Wundsam und Schrei rc. durch Lage und Bauart sich auszeichnen. In der ganzen Borstadt sind 76 ebenerdige und 76 Häuser mit Stockwerken mit mehr als 450 Zimmern und Kammern; die Unterbringung der Militäreinquartierung erstreckt sich auf 117 Mann und 28 Pferde. Wir beginnen die nähere Schilderung mit der Kirche und dem Kloster. Erstere, ein unansehnlicher, für die große Pfarrgemeinde viel zu beschränkter Bau, ist bestimmt, nun bald einem hohen, stattlichen, mit zwei Thürmen an der Facade geschmückten Gotteshause nach Haslinger's und Twrdy's Plan zu weichen. Die jetzige Kirche ist 11° 3' lang, 4° 4' breit; ihr Längenraum hinter dem Hochaltäre beträgt 4° 2'. In diesem Letzter« sehen wir das Bild des Grafen Jakob von Khisl zu Gottschee zc., Herrn zu Marburg, Ferdinand II. geheimen Rathes, Schloßhauptmannes zu Gratz, Gründers des hiesigen Kapuziner-Klosters (1613—1617), er starb 1637 und liegt hier in der Gruft. Gegenüber lautet eine Inschrift: Haec ecclesia consecrata est in honorem B. V. M. 1620. Am Hochaltäre ist eine liebliche Maricnstatne, daS alte, 1786 aus der entweihten Minoriten-Kirche hierher übertragene Gnadenbild. Die Seitenaltäre sind unbedeutend, bis auf ein Paar neuere, freundliche Bilder von mehr als Dilettanten-Hand. Hohe Reinlichkeit und lebendige Blumen sind der einzige Schmuck des einfachen Tempels. Im Thürmchen hängen 6 Glocken zusammen, im Gewichte von mehr als 13 Setitnern, die vor einigen Jahr-zehenden sich zum Theile noch auf einem freien Gerüste an der Straße vor dem Gratzerthore befanden. Vier sind von der ehemalige» Minoriten-, zwei von der älteren Kapuziner-Kirche, darunter die Carolus- und Ave-Maria-Glocke von Johann Wadik 1767, die dritte von Martin Feltl 1757 in Gratz; eben so die drei übrigen, 1723, 1747 und 1757. Das auf den Trümmern des wüsten Kapuziner-Klosters, von 1834 an, hergestellte Couveut.Gebäude der P. P. Redemtoristen bildet gegen S. eine schöne Fronte von 15 Fenstern Länge, so viel, wie das Kreisamt und Schärfenberg'sche Haus, und ist von 3 Seiten von wohlbestellten freundlichen Gärten umgeben, tit der Mitte des inneren Hofes ist ein tiefer Brunnen. An der einen Mauer lesen wir die Grabsteine des am 3. September 1680 an der Pest verstorbenen Paters Marian von Trabnrg, Concionators und Fraters, Isidor aus Klagenfurt, Klerikers der Kapuziner (t 12. September). Ein gleicher einfacher Stein zeigt außen an der Kirche die Ruhestätte des 1681 ebenfalls in seinem Berufe der Pest erlegenen Paters Aegyd aus Gratz. Der Garten entstand ans mehrere» Realitäten, welche nach und nach Graf von Khisl zusammenkaufte, als die Hofstatt von Colluder's Erben, den Storch'schen Garten ic. Zu der 1786 errichteten Pfarre gehören nun 3226 Seelen, von denen die Kirche kaum 700 faßt. Sie sind bis auf 1£ Stunden entfernt. Die Kinder besuchen die Normalschule, an welcher ein Priester aus dem Kloster 4 Stunden wöchentlich katechetischen Unterricht in den Mädchenclassen ertheilt. Außerdem besorgt derselbe den Religions-Unterricht in der Mädchenschule des Fräuleins Hartl und in der weiter in der Gratzer-Vorstadt neu errichteten, bereits auf 100 Zöglinge angewachsenen Gemeindeschule. Die ältesten Matrikeln beginnen mit dem Todten-und Taufprotokolle der Filiale St. Ulrich vor dem Gratzerthore 1774 und 1777. Die Zahl der Gebornen betrug in den letzten 5 Jahren im Durchschnitte 177, der Gestorbenen 200, der Trauungen 27 Paare. Die Zahl der Gestorbenen stellt sich deßhalb größer, weil das Militärspital, besonders aber das provisorische Eisenbahnspital, welches letztere seit 2 Jahren einen täglichen Krankenstatus von 50 Köpfen ausweiset, den größten Beitrag liefern. An der Pfarre besteht auch ein Armeninstitut seit 1785 mit einem Capitals von 785 fl W. W. Von der monatlichen Sammlung werden 30 bis 40 Arme betheilt. Nicht unwichtig war das (Me Wirken der P. Kapuziner durch mehr als anderthalb Jahrhunderte in ihrem ärmlichen Kloster. Daß sie nicht nur in ruhiger Beschauung lebten, beweist ihr christlicher Eifer in den Tagen der Pest. Auch einen wackern Slavistcn hatten sie an dem Pater Bernard von Marburg, dessen wichtiges Manuscript von 1760 im Besitze unseres windischen Volksliedersammlers und Leri-cographen Herrn Kaplan Zaff in Frcihcim sich befindet. Der Titel lautet: Dictionariuin germanico slavoni-cmn tarn antiqua quam nova usu recepta demon-strans , nec non Alphabehnn vetus glagoliticum a Cirillo et Methudio inventura. 1784 hob Kaiser Josef II. unter den 61 Klöstern, die er in Steiermark auf 27 reducirte, auch die hiesigen Kapuziner auf, und die Minorite» übcrsiedelten aus der Stadt hierher. Josef Frauenberger aus ihrem Convente war der erste windische Pfarrer 1786. Ihm folgten aus diesem Orden in dieser Würde Mar Ribitsch 1796, starb 1797; Rudolf Reiter, Guardian, starb 19 December 1812; in der Burg die Provisoren Sebastian Glavitsch und Edmund Kleinmond 1794; Bartbolomä Lusitzer 1797, starb 1799 als Minvriten-Superior und Normalschuldirector; Drasch 1813, Franz Arer 1814, Willibald Tacher, Johann Panzer, endlich 1817 Johann Pukl. Von den vorn Draukloster hierher übersiedelten Minoriten starben hier Carl Kamerer 1787, Cberubin Körer 1788, Longinus Jakobiö 1789, Theodor Wagel und Eugen Wapola (Normallehrer) 1791, Corbinian Adelmann 1792, Jakob Haber 1793, Rupert Ponggater 1794, Friedrich Maschag und Norbert Svalez 1796, Gerard Lerch 1797, Anton Kramer 1798, Lucas Misl 1799, Carl Pechmann 1800, Conrad Kosarepp, Cölestin Herzog (Superior) 1806, Wilhelm Weinmann (in der Burg) 1814. Bei ihnen ablebend Sigmund von Staubegg 1791, Weltpriester; Johann Teller, Cistercienser von Victring. 1801, rc. Am 7. October 1818 wurde ihr Convent aus Mangel anJndividuen hier förmlich aufgehoben, die Gült aber am 17. März 1819 dem Stifte St. Paul vom Staate übergeben und mit der Herrschaft Victring-Hof vereinigt. Das Inventar wies 135 Fascikeln Acten, 20 Conventurkunden über Besitzungen; die Baarschaft betrug 103 fl. W. W. und 24 fl. 54 kr. C. M., Wein 2686 fl., Vieh und Utensilien 511 fl. 20 kr.; die Gült hat 27 Rustical-Unterthanen und 14 Bergholden; die Realitäten : 3 Weingärten in Koschak, dann 1 in Roßbach, 1 in St. Peter (Neubau), 1 in Melting, 1 in Weißenweg, 1 in Ratzenberg; das Judenfeld, ehemalige jüdische Begräbnißstätte, in der Kärntner-Vorstadt 4 Joch 208 Quadr. Klftr. Acker und 500 Quadr. Klftr. Wiesen; die Hofstatt Nr. 18 eine Wiese, einen Acker bei der Tesen, eine Wiese in Unterrokhwein rc. Der Haubitzgarten bei Melling, den die Miuoriten 1655 erhalten hatten, war schon früher wegverkauft. Am 23. Jänner 1819 wurde die Pfarre der Weltgeistlichkeit übergeben. Von 1819 bis 1833 waren Weltpriester als Pfarrer oder Provisoren: Carl Rotter und 1829 Josef Trepplag. In dem, 1817 vom Cameral-Verwalter der Herrschaft Victringhof, Franz von Peritzhofen, und dem Eontrollor Josef Pilgram aufgenommenen Inventar der windischcn Pfarre hatte die Kirche 3814 fl. Aktivvermögen, von Kostbarkeiten einen 94A Loth schweren Kelch, ein 69 Loth schweres Ciborium von Silber, über 50 Meßkleider, Vespermäntcl rc., 170 Stück Kirchenwäsche ic. Seit 22. April 1833 ist aus dem Redemtoristen-Orden Pfarradministrator der würdige Priester Johann Dornigg,* ein Krainer. Als Prediger »nd Seelsorger treffen wir aus diesem Orden hier ausgezeichnet: Pater Johann Ojewitz, seit 1833; Eschka starb 1841; Koß, Stengel, Pajalich 1834; Milluer 1836; Herday, Pelikan 1937; Moro 1838; Martin Ambro sich, seit 1838; Mathias Graf, Carl Pernitza 1841; Johann Fischnal-ler, David Erlebach, Josef Willim, seit 1842; beide Letztere unermüdet in der beschwerlichen Seelsorge beim Militär- und Eisenbahnspitale; H. Pater Wollmanu, Rector, seit 1845. Vielseitige Sprach - und Menschen-keniltniß gehören zu den nothwendigen Eigenschaften dieser verdienstvollen, fast immer am Krankenbette zahlreicher Fremder, Krieger und Bahnarbeiter beschäftigten Priester. Wie die Minoriten bei Blattern und Ruhr 1797 und 1812, ihre Nachfolger anS den Wellpriestcrn 1825 (worunter 97 Todte, 21 an den Blattern Vorkommen) so finden wir die Priester aus dem Orden des Erlösers mit eigener Aufopferung im Tiphusspitale der Eisen- j bahn, in welchem sich 1845 bei 100 Todfälle ergaben,) als uuermüdete Arbeiter im Weinberge des Herrn. Dem Kloster gegenüber ist die schöne, unter Obrist Ncnge-bauer angelegte Promenade von dunklen Eschen mit Ruhebänken und dem Musikplatze für die Serenaden der Garnisons-Capelle, 1833 vervollständigt. Die Gebäude nach dem Hauptzuge der Vorstadt sind: Nr. 3 Liborius Gilg, Schneider, M. 1810, ehemals Franz Füßl. Nr. 2. Gegenüber Topainer's Brauhaus, ein hübsches Gebäude von 1832 mit einem eleganten Saale, von 1844 bis 1846 Hauptkanzlei der Eisenbahn-Leitung; ! der Brauhaus-Garten, im Sommer ein viel besuchter Unterhaltungsplatz, hat einen 1841 gebauten, 11° 4' 9" langen, 5° 2' 10" breiten, von Reiter geschmackvoll fresco gemalten Salon. Nr. 6. Das Militärspital, durch seine Lage mitten in dustenden Gärten eines der freundlichsten Gebäude, 2 Stockwerke hoch, einst Eigenthum der Ci-stcrcicnser von Victring, mit der Apotheke in der ehemaligen Hauskapclle, den lichten netten Krankensälen in beiden Etagen, den Ordonnanz - und Wachtzimmern im Erdgeschosse. Es wurde 1814 als Zinsgcbäude für das Militärspital genommen, 1830 vom Aerarium gekauft , 1840 um einen Flügel und somit von 58 auf 100 Betten vergrößert. Gerade gegenüber befand sich das Holzmagazin in der uralten St. Ulrichskirche, welche bereits im I3ten Jahrhunderte vorkam, unter Kaiser Josef II. aufgehoben und als Magazin verwendet wurde. Bei ihrer Demolirung 1841 bestand sie aus einem geräumigen Mittelschiffe, der Sacristei und der angebau-tcn Kreuzkapelle mit der Gruft. Der Thurm wurde schon früher abgerissen; die 2 Glocken sammt der Kirche am 1. October 1810 verkauft. Sie umgab der Vorstadt-Kirchhof, in welchem von 1774 bis 1809 eine Anzahl von 3200 Verstorbenen beerdigt wurde. Zu den merkwürdigsten hier beigesetzten Tobten gehören 1774 der ge-heimnißvolle Pilger Lucas Szwarzinsky auf der Rückkehr von Rom nach Pohlen in einem Alter von 85 Iah- ren. Der Victringer Cistercienser Cölestin Ratter, 1775 ; der hochbejahrte, sagenreiche Nampret, Kirchendiener von St. Barbara, 1778; vom 18. Mai desselben Jahres die drei Söhne des Andreas Eichniaier vom Leitersberge, welche ein Bösewicht lebendig im Stalle verbrannte; der Berliner Johann Campe 1782, kurz vor seinem Tode convertirt; der humoristische Todtengräber Blasius Roßmann, t 1791; Johann Thiersch, Pächter von Melling, 1794; der am 8. November 1805 ermordete Sonderling Ernest von Ozula; der junge Carme« lit Vincenz Antauer 1774; der Ereremit Josef Zörer 1783 ic. Bei seiner Abgrabung wurden Münzen vcnetiani-scher Dogen, Ferdinands!., ein antiker Ring, ein Zinnteller mit den Brustbildern der Habsburger, Amulette und andere Alterthümer gefunden. An der Stelle des Friedhofes sind nun zwei der schönsten, 2 Stock hohen Gebäude, das des Lerwinka, nun Kaufmann Kolletnigg, 1843 und das des Zierngast aus Dreifaltigkeit, 1845 vollendet. Letzteres nach Haslinger's Plan zeigt eine edle Fronte von 11 Fenstern, durch «rchitectouischen Schmuck ausgezeichnet. Die entgegengesetzte Seite der Straße beginnt mit den beiden Purkhart'schen Häusern Nr. 4 und 5; das ältere, ehemals Krobath, hatte noch im vorigen Jahrhunderte eine Pfütze vor sich, deren schon in frühester Zeit bei St. Ulrich erwähnt wird und dem Nachbar den Namen Hanns an der Lacke gab; es ist ein Freihaus. An Bincenz Mandl, Sattler, nun Sovau, Nr. 8, schließt sich tief stehend das Freihaus des Waraödiner Ludwig Perko, 1776 von Kreinz erbaut. Daran beginnt mit dem Kaufmann Josef Schrei die freundliche Reihe neuer, in den letzten 6 Jahren entstandener Häuser der Besitzer Anton Skribe; Franz Stampfl, nun Jellek; Josef Bindlechner, Seifensieder, und Franz Kauran, Schneider, nun Felder; sämmtlich auf dem früher Kauran'schen Grunde. Des Letzteren Haus macht die Ecke in die Mühlgaffe. Alle diese Gebäude gewähren gegen Süd und Ost die entzückende Aussicht auf den Pacher, das Draufeld und die Eisenbahn. Die linke Seite zeigt den Meierhof und die Baustellen des Stiftes St. Paul, hierauf den mit der Fronte fcldeinwärts 1838 von Nafz erbauten stattlichen Keller Sr. kaiserl. Hoh. Erzh. Johann mit seiner großartigen Halle. Die Häuser von Kaufmann Wnndsam, Einercuzia Silly und Pichler (früher Argolitsch); letzteres seit 1846 Sevan's, nun Scheriau aus Cilli, Kaffeh-und Gasthaus zur Stadt Wien, gehören zu den jüngsten freundlichen Lauten. Mit Wcrnig's Zimmcrplatz und Wirthshaus zum grünen Baum schließt sich diese Seite an die neu projecktrte Gaffe des Stiftes St. Paul. Gegenüber sondern sich 2 Seitengassen ab. Die eine, am höchsten der drei Häuser des Croaten Weißer (ehemals Präschuig's Gült), führt in die alte, schon im 13ten Jahrhunderte nach dem damaligen Lettelvolke genannte Lausgasse, und dann zu den 4 untern Schiffmühlen ; die zweite, an Fallwickels Wirthshaus, Garten (zum Jäger) Nr. 61, vorüber, war der frühere, nun durch die Eisenbahn nächst an die Heuwaage überlegte Mellinger-Weg. Weißer's Hauptgebäude mit der schönen Facade von 9 Fenstern mit einem Fronton ist das höchste (1845 vollendet) in der Gratzer-Vorstadt, mit der reizendsten Aussicht nach allen Seiten. Wir sind Ill nun an dem 1846 vollendeten Ba h n h ofe, dem wir J sammt der neuen Brücke, welche die Bahn auf das / rechte Drauufer leitet, etwas näher schildern wollen^ zu welchem Zwecke wir die Bahn vom Nahmen unserer Skizze, von der Peßnitz an bis hierher, beifügen 600 Klafter hinter den» Stationsgebäude im Zirk-nitzthale ist ein Wächtcrhaus, bis zu welchem drei Durchlässe ihre weißen Stcingewölbe zeigen. Dann steigen 2 stolze Bogen neben einander empor. Der eine, mehr breit und nieder, läßt die Communicationsstraße aus dem Zirknih- in das Peßnitzthal durch; der zweite höhere, die Zirknitz selbst, die in einem neuen, regelmäßig mit Grasscarpcn versehenen Bette, nun rascher zur Peßnitz rauscht. Nach einem hundert Schritte langen hohen Erddamme beginnt der prachtvolle Viaduct in schiefer Stellung auf 59 Bogen in einer Länge von 770 Schritten oder eben so vielen Schwellerlageu, bei dem höchsten Bogen in einer Höhe von 8 Klaftern das ganze Thal übersetzend. Unter dem zweiten Bogen von stattlicher weißer Steinfatzade rauscht tut tiefen Bette die Pesnitz. Nach 500 Schritten steht so ziemlich in der Mitte des Thales, gerade am Viaducte, auf einem kleinen Hügel, wie auf einer Insel, Purgay'S Realität; unter dem vorletzten Bogen gegen S., den wieder eine schöne Farade von weißem Steine auszeichnet, geht die Straße nach Margarethen, Leonhard und Radkersburg. Den aus bloßen Ziegeln hergestcllten Viaduct ziert der ganzen Länge nach auf beiden Seiten ein weißes Stein-gesimse, ober welchem wieder, aus Ziegeln mit weißen Steinplatten belegt, über 3 Fuß hoch die Brnstwehre wie eine nette Bordüre hinläuft. Vom Ende des Viaductes bis zum Tunnel am Leitersberge setzt die Bahn in kunstvoller Krümmung und kaum merkbarer Steigerung über 5 steinerne Durchlässe und kommt an zwei Wachthäusern (das näher gegen den Tunnel von 6 Fenstern Fronte) vorüber. Von hier aus gewährt die von vielen Absitzungen wirre Höhe des Leitersberges einen großartigen und wilden Anblick, zu welchem die plötzlich erscheinende Nordfayade des Tunnels das Siegcslhor der mächtigen Kunst bildet. Zwischen einer beide Seiten sichernden Steinmauerscarpe wölbt sich der weiße deutsche Spitzbogen unter der ro-then Ziegelwand, welche eine Zinne von 17 weißen, gewaltigen Tragsteincn mit einer Decke von gleichen Steinblöcken trägt, rechts und links aber durch eine marmorartige Zwischenwand von blaugraucm Gesteine, wie bei den Fasaden der Tunnels in Kerschbach und am Kreuzberge, mit den Seitenwänden sich verbinden. Jenseits des Leitersberges, der während des ganzen Tunnelbaues einer weiten, besonders Abends durch die zahllosen Lichter und Fener magisch erhellten Bergstadt (nordwärts vor und auf der Höhe von mehr als 20, südwärts von 24 Dächern über Erdhöhlen. Ziegeleien, Werkstätten und Schachten) gleichsah, ist die Südfa^ade des Tunnels in gleicher Form mit der früher geschilderten. Der Tunnel geht 30° unter der Decke des aus Thon, Mergel und Sand bestehenden Berges. Er hat sammt beiden Einschnitten eine Länge von 243,9° der Ablci-tungscanal geht aber noch unter der Bahn 1416/10° weiter. 70 Personen, in Tag- und Nachtschichten wechselnd, waren fast 2 Jahre mit dem Bane des Tunnels, dessen Kosten auf 245,614 fl. beanschlagt waren, beschäftigt 4 Schachte in wechselnder Tiefe von 18 bis 25 Fuß nahmen stets über 200 Menschen in Anspruch, so daß man die Zahl der Arbeiter am Leitersberge immer auf 600 berechnen konnte. Von hier bis zum Bahnhofe sind 2 Wachthäuser, davon das größere, dicht zwischen der Straße und Bahn eingeklemmt, mit 3 Thüren und 8 Fenstern Fronte. Die Bahn bewegt sich wie in einer Rinne zwischen den nur mit großer Mühe in ihren Absitzungen bemeisterten Bergen zur Linken uud der höher liegenden Hauptstraße zur Rechten. Sie hat 6 Ueberwege und 3 Durchlässe und gewährt bald nach ihrem Austritte aus dem Gebiete der windischen Büheln zwischen dem sogenannten Täfern- und Herrn Kanzlers (nun Dr. Teltscher in Wien) geschmackvollem Weingartenhause den Anblick des Bahnhofes, der zwischen der Hauptstraße und der Kriehuber'schen Mellinger- Mühle seine eleganten, durchaus von Ziegeln hergestellten, mit mährischem und englischem Schiefer gedeckten Bauten, 60 Fuß über dem Spiegel der Drau ausdehnt. Der ganze Bahnhof, von eleganten Stacketcngittern umschlossen, in den Abdachungen des äußeren Raumes mit Rasen belegt, ist 120° lang und 50 bis 70° breit. Es sind 6 Hauptgebäude wie bei jener in Cilli, und zwar: a) das 1 Stock hohe, mit einem schwarzen Blcchthurme und zehn eisernen Rauchfängen versehene Aufnahms- oder Hauptgebäude, dicht an der Gratzerstraße, mit der imponiren-den Fronte von 21 Fenstern tm oberen Geschosse, hat 3 Thore in der Mitte, 2 an den Flügeln; cs ist 32° lang, 7° breit, hat im Erdgeschosse in der Mitte das Vestibül, rechts und links die Eassen, uud steht durch einen Hanpt-weg, an welchem beiderseits die 5 Fenster langen Wartsäle angebracht sind, mit der Personenhalle in Verbindung. 2>n Hauptgebäude sind tm erste« Stocke Beam- tenwohnungen, trn Erdgeschosse gegen S. Kanzleien, die Traiterie, Portiers-Wohnung, und gegen N. das Postamt. Der darauf stehende Uhrthurm ist 2° 3' hoch, die Fenster im ersten Stocke haben ein Höhe von 6' 6". b) Die Personenhalle, welche bei der Breite von drei Schienenlegungen eine Fronte von 21 hohen Bogenfenstern zeigt. Ihre ganze Länge beträgt 36°, ihre Breite 7° 5'. Sehenswerth ist der leichte Dachstuhl von englischer Construction. Ihr gegenüber ist c) das große Waarenmagazin in einer Breite von 3 gewaltigen Thü-ren an der Nord- und Südseite, in gleicher Länge mit der Personenhalle, durch 2 Thore in 3 Frontabtheilnn-gen, die mittere von 9, jede an den beiden Flügeln von 6 Fenstern mit einem halben Stockwerke (Mezanin) von 23 kleinen Fenstern darüber geschieden. Gegen Süden ist der am Fuße des Dammes 2 Stock hohe viereckige Wafferthurm mit dem Hilss - Füllapparate und seinem Beheizungslvcale am Rande des stolzen, schönen, in der Höhe 88' langen Bogens, unter welchem die Straße nach Melling durchführt, d) Gegen N. sind die beiden großen Drehscheiben, eine jede von 28' Durchmesser, mitten eines sechsfachen Schienengeleiscs. e) Links die 29° lange Waggonremise von gleicher Breite mit dem Magazine, von gleich bedeutender Höhe mit den 3 theils blinden, theils wirklichen Thoren, an der Nord-und Südseite mit 16, durch eine Thüre in der Mitte in ihrer Reihenfolge gctheilten Fenstern gegen O. und eben so vielen gegen W. 0 Gerade gegenüber ein großer vierseitiger Bau, dessen Hauptfronte gegen W. eine Reihe von 16, durch ein Thor in der Mitte in 2 Ab, theilnngen geschiedenen Fenstern gegen N., so wie gegen S. einen Flügel von 8 Fenstern, auf beiden Selten gegen O. aber ein stockhohes Gebäude von 6 Fenstern, im oberen von 5 Fenstern und 1 Thüre im unteren Geschosse hat; dieß ist das Betriebsgebäude. Es enthält in der langen freien Halle nächst dem Hauptfüllapparate 3 kleinere Drehscheiben, jede von 14' Durchmesser; die Halle gegen S. ist das Montirungs-, gegen N. das Schmied-Locale, gegen O. das stockhohe Gebäude, Beamtenwohnung, alles Uebrige besteht aus Werkstätten. Von dem Bogen nächst dem Hilfswasserwerke führt ein Damm von 230" Länge bis zum Bogen vor dem gewaltigen Brückenköpfe. Die Zimmermannsarbeiten bei diesen Bauten leitete Herr Zimmermeister Zager. Die Schlosserarbeiten lieferte der Wiener Brühl, die Tischlerarbeiten der Marburger Meister Ferdinand Sirk, die Malereien der Marburger Reiter. Den auf 118,500 fl. beanschlagten Bau unternahm Hr. v. For-macher, Postmeister in Feistritz, im März 1845, und nt* dete ihn in Einem Jahre. Am Ende des südlichen Dammes kommen wir zur Eisenbahnbrücke. Sie besteht aus 3 Brückenfeldern, jedes mit 7 ’ 2' Breite und 10° Länge, somit zwischen den 2 Landpfeilern, deren jeder 5° 3' lang und 8° breit ist, die ganze Brückenlänge 88° 4'. Am Anfänge und Ende ist ein Ziegelgewölbbo-gen von 5° Spannung. Unter dem am linken Ufer geht der Weg nach Melling, am rechten nach Frau Stauden. Den Brückenoberbau bildet die amerikanische Construction von mehr als 3’ Höhe ein hölzernes, mit Schrauben befestigtes Gitterwerk nach Hrn. v. Ghega's Plänen. Die Nivellette der Brücke über den kleinsten Wasserstand ist 10°. Sammt den beiderseitigen Viaductbögen hat die Brücke, deren Unkosten auf 182,299 fl. festgesetzt wurden, eine Länge von 1326/l0°, die Steine sind aus den Brüchen um Marburg, die Verkleidungen vom Platsch. Am 1. März 1845 wurde der erste Grundstein gelegt, nach 13 Monaten stand das schöne Werk vollendet da. Ueber 200 Arbeiter waren dabei beschäftigt. Wir zählen nun die übrigen Besitzer in dieser Vorstadt auf. Nr. 10. Meicrhof der Herrschaft Victringhof, landschaftlich. Nr. 11. K. k. Wegmacher-Haus. Nr. 13. Franz Tautscher, Binder. Nr. 15. Johann Badt, Glaser. Nr. 16. Anton Högeuwart, Färber. Nr. 18. Josef Walheker, Schuster. Nr. 19. Friedrich Jakowitsch, Tischler. Nr. 20. Derselbe. Nr. 21. Joief Landfraß, Kreisamtsbeamker. Nr. 22. Ulz. Nr. 23. Michael Wob-uigg, Wirth. Nr. 24. Franz Argolitsch, Schuster. Nr 25. Nicolaus Habt. Nr. 27. Caspar Deng, dermalen Richter und Quartiernreister. Nr. 28. Derselbe. Nr. 29. Franz Krobath. Nr. 30. Georg Burger, Binder, nun Högenwart. Nr. 31. Derselbe. Nr. 32. Josef Dollin-schegg. Nr. 33. Mally. Nr. 34. Anton Lorentschitsch, Schneider. Nr. 35. Franz Staudinger, Lederer, ehemals Bruner sche Glättfabrik, ein langes stattliches Gebäude an der Drau. Am Ufer aufwärts schließt die Stadt der 1555 neu erbaute, 5eckige Festungsthurm, dessen Grund auf Piloten, dessen gewaltiges Erdgeschosse auf einem einzigen Gewvlbpfeiler sich stützt; 35 Stufen führen zu den Dachschußscharten empor. Eiserne Ringe zeigen außen die Stelle, an welcher die Knoppernmühle hing. Nr. 36 u. 37. Franz Nendl. Nr. 38. Johann Purkhard, Wirth und Fleischer. Nr. 39. Anton Sene-kowitsch, Beamter. Nr. 40. Johann Dreysiebner, Schn« ster. 9ir. 41. Filipp Wratschko. Nr. 42. Mathias Gig-ler. Nr. 43. Josef Sernez, Müller. Nr. 44 u. 45. Franz Hartnagel, Müller. Nr. 46. Franz Topainer, landschaftlicher Müller. Nr. 47 u. 48. Jakob Kaufmann, Müller; diese vier Schiffmühlen haben das Ufer bis znr Eisenbahnbrücke inne, unter welcher die Militärschwimmschule ist. Nr. 49. Johanna Hugowitsch. Nr. 81. Florian Zach, Wirth. Nr. 52. Josef Silly. Nr. 53. Anton Petteg. Nr. 54. Johann Bild.- Nr. 55. Johann Path, Glaser. Nr. 56. Anton Merkt, Nagelschmied. Nr. 57. Marcus Scherz, Weber. Nr. 60. Stefan Lek, Büchsenmacher. Nr. 61. Josef Fallwikl, Wirth. Nr. 62. Josef Ferlinz, Bäcker. Nr. 63. Mathias Pose, Instrumentenmacher. Nr. 64. Brotladcn. Nr. 65. Krai, Krämer. Nr. 66. Jakob Wernigg, Wirth. Nr. 67. Jakob Antauer. Ein altes Gebäude nächst dem Bahnhofe, mit der Bestimmung eines künftigen Belustigungsortes. Nr. 71. Johann Brenner. Nr. 73. Simon Reiter. Nr. 74. Elisabeth Amschel, Trödlerin. Nr. 75, Jakob Hahn, Wirth. Nr. 76. Mathias Diviagg. Nr. 77. Johann Ledegger, Binder. Nr. 78. Johann Lorber. Nr. 80. Sebastian Birnstingl. Neue nicht nummerirte Häuser: Josef Schrey, Handelsmann; Anton Skribe, Weber; Josef Bindlechner, Seifensieder, Sr. kaiserl. Hoh. E. H. Johann, landschaftlich; Franz Hartnagel, Greisler; Emerenzia Silly; Johann Suppanschitz, Greisler; Anton Merkl, Nagelschmicd; Juliana Argollitsch; Augustin Greiner; Josef Swer; Anton Senekowitsch ; Josef Prater; detto; Johann Meißner, Felder, Lederer nächst der Bahnbrücke. Die Gratzer-Vorstadt ist zu jeder Stunde gleich lebhaft und ein rühriges Drängen und Treiben gibt ihr das Gepräge der beweglichen Neuzeit, mit welcher sie rüstig vorwärts schreitet, wofür bereits die jüngsten Anlagen Probe geben. II. Die Kärntner - Vorstadt, bisher die kleinste, wird durch die neue Anlage von der Westseite der Stadt geschieden, mit der sie vom Ufer der Drau bis zum Friedhöfe paralell läuft. Ihre bedeutendsten Bauten sind die Schmieder'schen Häuser, ein Dutzend neuer Gebäude, seit 1833 auf dem Grunde, welcher der Dechanteigült unterthänig ist, das Gegenüber der Stadl vom Kärntnenhore bis fast zur Gasteiger'-schen Weinsteinraffinerie bildend, je mit einem niedlichen Garten; Hrn. Jakob Felder's Rosoglio-Fabrik, das eleganteste Haus dieser Vorstadt mit 8 Fenstern Fronte; das Schmieder'sche Bräuhaus mit den bequemsten Ball-Localitäten Marburgs. Hier war einst die bürgerliche Schießstätte, welche sich noch früher an der nördlichen Stadtmauer befand. Die Kärntnervorstadt macht Eine Hauptstraße mit dem nördlichen Arme gegen den Friedhof, dem südlichen zur Drau. Dem Stadtthore gegenüber ist ein kleiner freier Platz, welchen Mathias Löschnigg's Gasthof und Fleischerei zum goldenen Löwen mit den Häusern Klement-schitsch, Schuster; Schmidt, Binder (netten Neubauten), und Schmiderer's Wirthshaus -zum weißen Roß- bilden. Die Nebengassen dieser Vorstadt sind unbedeutend, und führen theilS zu den 4 oberen Schiffmühlen, theils in die freie Feldebene hinaus. Neue Häuschen umsäu-men die Kärntnerstraße und schließen mit dem alten finsteren Gebäude des aus Tirol eingewauderten Hrn. Wiesthaler, Stammvaters einer weit verbreiteten Familie. Gerade vor dem Kärntnerthore liegt das Tischlerhäuschen, in dessen Umgebung man häufig auf Gerippe — Todeserinnerungen an Marburgs verschiedene Bela« gerungen — stoßt. Nicht minder fanden sich häufig Reste von Pferden und Menschen in Hausner's Meierhof. Die wichtigeren Wirthshäuser find noch hier zum Schiff, Wittwe des 1810 aus Tirol eiugewanderten Fleischers Josef Vollgruber zum Lorber, M. F. rc. Auf den Wegen zu den Mühlen befindet sich seit 1842 das neue k. k. Militärholzmagazin mit dem betreffenden Wacht-hause auf jenem Theile des Judenackers, welchen das Stift St. Paul dem Militärarium für sein Magazinsgebäude in der nun demolirten Ulricuskirche in der Gratzer-Vorstadt abtrat. Hier war einst die Begräbuißstätte der Marburger Israeliten; nach ihrer Vertreibung kam selbe zum Theile als landschaftliche Besitzung an die Minoriten, welche 1544 einen Theil davon an Coloman Stradner abtraten Der Rest kam mit der Minoritengült an die Herrschaft Victringhof. Jener Theil des Ackers, von welchem die Herrschaft Stadtpfarrhof den Zehent hat, war 1672 dem Müller Simon Ferk in Bestand gegeben. Die Kärntnervorstadt hat im letzten Decennium um mehr als 20 Häuser zugenommen; ihre Lage an der Drau und an der lebhaften Verbindungsstraße mit Kärnten bedingt ihr fortschreitendes Wachsen, wofür die benachbarte schöne Ebene Raum genug bietet. Die Namen der Hauseigenthümer sind hier folgende: Nr. 1. Klementschitsch, Schuhmacher. Nr. 2. Johann Schmidt, Faßbinder. Nr. 3. Johann Schmide-rer, Bräuer und Wirth. Nr. 4. Mathias Löschnigg, Fleischer und Wirth. Nr. 5. Theresia Sirk, Greislerin. Nr. 6. Johann Sunkowitsch, Müller. Nr 7. Lubitz, Schuhmacher. Nr. 8. Anna Terbisch, Schneiderin. Nr. 9 it. 10. Maria Nollgruber, Fleischerin u. Wirthin. Nr. 11. Sunkowitsch. Nr 12. Vincenz Lubitz, Maler. Nr. 13. Thomas Dobey. Nr. 14. Rvbitsch, Fuhxmann. Nr. 15. Gruber, Lederer. Nr. 16. Josef Trutscher, Mehlbler. Nr. 17. Josefa Tscherne, Müllerin. Nr. 18. Teller, Müller, nun Hr. Posch. Nr. 19. Waumann, Müller Nr. 20. Senekowilsch, Müller. Nr. 21. Georg Gollitsch, Beamter. Nr. 22. Schnabel. Nr 23. Hausner, Bäcker, landschaftlich. Nr. 24. Maria Woschnig. Nr. 25. Josef Förderer, Kreischirurg. Nr. 26. Mathias Zwillack. Nr. 27. Todtengräbcr-Haus. Nr. 28. Platzer, Gartner. Nr. 29. Franz Wabitsch, Wirth. Nr. 30. Johann Schmiderer (Fiuanzwach - Caserne). Nr. 31. Josef Schmiderer. Nr. 32. Johann Franz, Wirth. Nr. 33. Jakob Wergles. Nr. 34. Kollmann, Maurerpolier. Nr. 35 u. 86. Jakob Felder, Rosoglio-Fabrikant. Nr. 37. Josefa Lorber, Wirthin. Nr.. 38. Simon Jereb, Lebrer. Nr. 39. Thomas Klammerer. Nr. 40. Mickiael Pölzl. Nr. 41. Anton Sckwpper, Wirth. Nr. 42. Schock, Wirth. Nr. 43 it. 44. Franz Wisthaler. Nr. 45. Andreas Zrtl, Faßlwirth. Nr. 46. Anton Gunter. Nr. 47. Georg Mulle. Nr. 48. Josef Schmiderer, Huben. Nr. 49. Franz von Gasteiger. Neue nicht nummerirte Hauser sind: 6 Hauser des Josef Schmiderer. 1 des Jakob Felder. 1 des Baron Rast. 1 des Ekhart. 1 des Hantle, Weber. 1 des Rebenklauber, Schuhmacher. 1 des Adalbert Lieber, Kreisboten. 1 des Ctt, Uhrmacher. 1 des Landschitsch. 1 des Sichmann. 1 des Baumgartner. 1 des Stefan Wratschko. 1 des Bscheid. Überhaupt 18 umiutiv uicrirte Häuser. Den ferne sichtbaren südöstlichen Schluß der Vorstadt macht an der Drau der städtische Rundthurm des Hrn.Tscheligi. Seine innere Bauart ist sehens-werch. Schwere eiserne Thüren führen in die unter- und oberirdischen Geschosse, letztere stehen noch überbieg durch Fallthüren in Verbindung. 70 Stufen leiten in die vier Etagen, von denen die erste, mit Ziegeln gepflastert, 18; die zweite, ein vollkommener, von 12 Fenstern erleuchteter Rundsaal, 20 Schritte im Durchmesser hat. Das Holz- und Sparrenwerk ist von trefflicher Construction. Wenden wir uns der nördlichen Feldfläche zu, so kommen wir über den geräumigen Erercirplatz, zugleich Marsfeld für die liebe Schuljugend zur 1843 erbauten Villa Langer an der Stelle eines früheren Brachfeldes. Beim Grundgraben stieß man in nicht bedeutender Tiefe überall auf gemauertes Bodcnpflaster. Neben der Som-merlust der Lebenden ist der stille Garten des Todes, der geräumige Friedhof, im weiten Vierecke von einer Mauer umgeben, in welcher ein eisernes Lanzcnthor die freie Einflcbt lgewährt. In der Mitte erhebt sich die einfache, 1824 vom Dcchante Matbiaö Löschnigg erbaute Kapelle mit ihrem Glockentbürmchen, dem schönen Kreuz-altare und der Außenlegende: Ehre, Preis und Anbetung Dem, der da kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Tvdten. An der Kapelle außen sind viele stattliche Grabmäler der Familien Kriehuber, Schweiger, Brauner, des Redemtoristen-Pnesters Eschka ic. angebracht. Das schönste Monument im Friedbofe ist ein prachtvolles Relief aus cararischem Marmor, der Friedensengel die Kinder Langer zum Himmel geleitend, Werk eines italienischen Meisters. Außerdem zeichnen sich durch Form und Inschrift noch folgende aus: 1. Mathias Löschnigg, Kreisdechant zu Marburg, geb. 1771, f 1830. Wendet eucrn Blick nach oben Zu den ewig klaren Sternen, Dort nach senen dunklen Fernen Ist des Sel'gen Geist erhoben; Seht ihr ihn im Himmelslicht Durch die blauen Lüfte schweben, Hört ihr seine Stimme beben: Meine Kinder, weinet nicht. Jenseits treffen wir uns wieder, Darum trocknet eure Zähren, Wollt ihr mich in Liebe ehren, Lebet fromm und handelt bieder. 2. Alois Edler v. Kriehuber, Herr der Herrschaften Melling und Platzerbof, k. k. Postmeister, Vorsteher der k. k. Landwirthschaftsfiliale zu Marburg, geb. 23. Mai 1763, gest. 25. Mai 1835; von grauem Marmor. Im Wappen einen Storch mit einer Kugel. 3. Elise und Anna Altmann, beide geb. v. Kriehuber, von ihrem Gatten Anton Altmann. 4. Das Grabmal des 1838 verst. Dr. Schweiger. 5. Aus grauem Marmor mit Kreuz und Lorber-kranz: Sebastian Trungenpvlz, Capita»-Lieutenant bei Trapp Inf. Nr. 25, t 1837, alt 37 Jahre. Ein Krieger ruhet hier, dem Stand entrissen, Dem er ein Herz voll Kraft und Muth geweiht; Wie wird der Mutter Sehnsucht ihn vermissen, Wer nennt der fernen Schwester tiefes Leid. Früh ging er seinem schönen Ziel entgegen, Sah seinem Glücke schon in's Angesicht; Da bricht der Tod, nachschleichend seinen Wegen, Mehr als Ein Herz, indem er seines bricht. Verlassen weint die Braut am Trauersteine, Womit sie liebend ihm geschmückt sein Grab, Und legt so nach dem innigsten Vereine Die Leiche ihres Glücks zu ihm hinab. 6. Im ägyptischen Style das Grabmal der Anna Marek, geb. v. Schildenfeld, gcb 1810, t 1834. 7. Das geschmackvolle weiße Marmorkreuz am Grabe der Amalie Chlotilde Thenhalter, geb. 1820, t 1838. 8. Katharina Werdowatz, geb. 1788, t 1835, schöne Pyramide, 9. Andrä Tscheligi, f 1840, alt 72 Jahre; aus weißem Marmor mit 2 Säulen. 10. Familie Topainer. Gußeisernes Monument. 11. H. Franz Forstner, f 1838, alt 67 Jahre. Das Denkmal aus grauem Marmor zeigt die Ruhestätte eines eben so wackeren als seiner humoristischen Einfälle wegen beliebten Bürgers. 12. Die Fleiß sche Begräbnißstätte, Denkmäler von weißem Marmor in einer auf zwei Säulen gestützten Nische. 13. Ulrich Hartnagel, t 1810, alt 81 Jahre, als Stammvater einer weit in Jnneröstreich verbreiteten Familie. Das Monument ist aus grauem Marmor. 14. Josef Kreutzbergcr v. Kreutzberg, geb. 1751, gest. 1824 als Kreishaupkmann. Das gußeiserne Denkmahl zeigt Storch, Krone und Kreuz im Wappen. 124 15. Ignaz Freiherr v. Born, Ritter des Wladimir-Ordens, geb. 1786, f 1831 als Kreis-Ingenieur. Schild und Helmschmuck zeigen den Schwan und 3 Pfeile, die Inschrift gehört zu den trefflicheren. 16. An dem Albensberg- und Prinath'schen Denkmale sehen wir einen schlummernden Engel über die Urne geneigt, ähnlich ist das Denkmal des 1814 in einem Alter von 32 Jahren verstorbenen Glas-fabrikanten Anton Langer. 17. Anton Zörer, geb. zu Völkermarkt 1785, f 1819; der graue Marmor bildet eine Pyramide. 18. Das große kreuzförmige Monument des Gast-wirthes Gerstmaier, geb. zu Lienz in Tirol 1776. Die Denkmäler der 1841 verstorbenen Frau Bürgermeisterin Tberese Gamilschegg, des 1845 verblichenen Präfecten Ulrich Speckmoser, der Familien Herzog, Gruber, Seiler, Bancalari, Tripold gehören zu den schönsten. Gemütblich ist die Sitte, meist nur einen einfachen, weißen Marmor mit kurzer Inschrift, auf das Grab gelegt, mit einem niedlichen Blumengärtchen zu umgeben. Die Anzahl der hier Ruhenden beträgt bereits über zWi-tausend. Nachbarlich dem Fricdbofe zeichnet ein gemauertes Kreuz die frühere Begräbnißstätte der Selbstmörder. Im Blüthenschmucke ladet Platzer's kleiner, aber wohlgepflegter Garten mit dem alten, ganz in Reben verhüllten Häuschen zum Besuche, während Musik und Gewehrsalven hinüberlocken in Pikarts freundliches Sorgenfrei, die Todesahnungen zu verbannen. Sein Freihaus bildet ein mit Rebengeländer und Blüthenschmuck umgeschliingencs Schlußzeichen dieser ländlichen Vorstadt. III. Die Magdalena - Dorstadt. Am rechten Ufer der Drau, zum Theile hoher als die eigentliche Stadt, dreht sich recht malerisch um die Pfarrkirche gruppirt in drei langen Haupt- und einigen Seitengassen diese Vorstadt, der alte Ran am Tabor mit Gärtchen, Baumgruppen und eine seltsame Mischung alter ärmlicher Giebeldächer und moderner kleiner Häuschen geben diesem friedlichen Wohuplatze ein ganz eigenthümliches Aussehen. Die Pfarrkirche mit dem nahen Schnlhause, die Gasthöfe zur Stadt Triest und des Fleischers Löschm'gg, das ehemals Karner'sche, nun Sirk'-sche sogenannte Stöckl, die Häuser der Herren Tisso, Prossenjaks Neugebäude an der Schmiede sind die ansehnlichsten Häuser der Vorstadt, die von dem südlichen Kopfe der Eisenbahnbrücke bis St. Josef eine kleine halbe Stunde in der Länge, vom Hanse des Kaufmanns König an der Draubrücke bis zur Manch eine Breite von einer halben Viertelstunde hat. Die Marburger Brücke hat zwei gemauerte Köpfe, der an der Stadtseite noch einen gemauerten Durchlaß, sie hat 10 hölzerne Joche mit 11 Brücken« selber«, die 5—6 Klstr. im Lichten haben. Das Längenprofil der Brücke ist 61° 2' 6". Die Tiefe des Flußbettes beim Nullpunkte 6' 5" 6"'. Das linke Ufer vom Nullpunkte bis zur Fahrbahn ist 20, das rechte 25 Fuß hoch, so daß die Brücke um 5 Fuß steigt. Sie ist 3° und mit dem Gehwege 3° 4' breit. Das linke Ufer dient 240° aufwärts als Ländplatz, abwärts find hier pilo-tirte Uferbeschläge. Die Stellung der Brücke zwischen zwei Bergen, Winkel mit beiden bildend, ist sehr unbequem. Wir besuchen vorerst die Pfarrkirche, die auf einem kleinen, mit Bäumen bepflanzten Plateau, mit ihrem viereckige» Spitzthurme ohne Uhr, einem recht freundlichen Dorfkirchlein gleicht. Sie ist nur 28 Schritte lang und 11 Schritte breit, gegen S. von 4 viereckigen Fenstern erleuchtet, sie wurde 1837 und der Thurm 1838 erneuert. Den Altar der Seitenkapelle zur Linken ziert eine Marien-Statue, an der Wand rechts ist der Grabstein der am 6. Zänner 1771 verstorbenen Maria Anna Kirchschläger, im Hintergründe eine Art steinerne Trage mit einem undeutlichen Wappen und der Jahrszahl 1579, am Boden einige verwischte Epitaphien. Hier liegen beigesetzt Victoria Stampfer, t 3. October 1748; Johann Frank, der das ewige Licht stiftete, und der Kirchenpropst Andreas Rebcrnigg, t 1768. Von den drei unbedeutenden Glocken ist eine aus dem demolirten großen Thurme von Seckau. Am Hochaltäre ist eine liebliche neue Madonna nach Stecher's Entwurf, links ein anmu-thiges Vonvbild von 1845, Maria vom Rosenkränze mit vier knienden Jungfrauen, von Zellner, einem Schüler Tunners. Am Seitenaltare links ist von wackerer Hand die Marter der heil. Apollonia, rechts die Dreieinigkeit im fast byzantinischen Style. Im netten Pfarrhause ist ein herrliches Gemälde: die schmerzhafte Maria, von Kupel-wieser's Meisterhand. St. Magdalena, 1808 und 1834 erneuert, hatte in ältester Zeit eine große Pfarre, deren Kirche aber im Anfänge des 15ten Jahrhunderts abbrannte, und wieder hergestellt Filiale von Kötsch wurde, während die Pfarrgemeinde nach Lembach gehörte. Erst 1788 erstand hier wieder eine Localie, zu welcher die Gegenden Rann (St. Magdalena), Rothwein, Pobersch, Zwettendorf und Brunndorf mit 1440 Seelen gehören. Die Durchschnittszahl der Gebornen in den letzten 5 Jahren beträgt 64, der Gestorbenen 54, der Trauungen 16 Paare. Das stärkste Jahr war 1845 in allen 3 Kategorien. Die Matrikeln beginnen mit 1788, Die Reihe der Pfarrer nennt uns Simon Puckl 1795, wurde dann Pfarrer in Lembach; Lucas Weiß 1802, Besitzer einer kostbaren Bibliothek, die theils an die Stadtpfarre, theils durch den Domherrn Kautschitsch nach Gratz kam. Dominicas Schottnigg, Kapuziner, 1809; Georg Jenschitsch 1814, starb am 14. Juni 1818; Johann Gamilschcgg 1818; Josef Trepplagg* 1833. Vor der Gründung der Pfarre aber treffen wir die Curalen und Vicare: Caspar Dollenz 1721; Bartholomä Repesko, t 1737; Koraj 1735; Anton Vidmar, 4 1760; Michael Stainzer 1764, ist vor dem Andreas-Altare in St. Josef begraben. Von den wichtigsten Personen, die in diesem Pfarr--bezirke seit 1790 starben, nennen wir: am 1. Februar 1790 Herrn Anselm Pinter, den letzten Propst der Karrhäuser von Seiz, in einem Alter von 72 Jahren; er war ein Verwandter der Marburger Familie Plentl, von ihm sehen wir noch hier ein schönes Kreuzbild und eine Dreifaltigkeit auf Blei aus Seiz; Herr v. Aiche-negg, Verwalter von Schleinitz, 1794; Sebastian Glavic, Pfarrer von St. Barbara, 1797 ; Ernest August v. Skrohmaier, Oberlieutenant, 1813; der unglückliche Maler Anton Geringer, der in der Drau ertrank 1818; Gräfin Adrienne von Brandis, geb. Gräfin d'Avernas, starb am 7. Mai 1834 in Windenau, alt 24 Jahre. Das Haus Nr'. 18 zeigt uns unter den Verstorbenen drei Weiber zwischen 90 und 100 Jahren. Der Kirche gegenüber steht das nette, 1845 erbaute Schulhaus von 5 Fenstern Fronte. Die Schule, seit 1795 mit einem besoldeten Lehrer, wird von 110 Kindern besucht. Wir zählen, wie bei den vorigen Vorstädten, auch hier die Häuser mit ihren Eigenthümern auf: Nr. 1. Franz Rvschger, Schneidermeister. Nr. 2. Jakob Schunko, Wirth. Nr. 3 u. 4. Franz Straschill, Wirth. Nr. 5. Johann Lorber. Nr. 6. Anna Umschauer. Nr. 7 n. 8. Franz Forstner, Wirth, einst Ei-genthum der städtischen Familie Pauer. Hier thcilt sich der Weg nach Rothwein und St. Josef. Nr. 9. Lucas Kasperitsch. Nr. 10. Agnes ©meiner. Nr. 11. Franz Sirk; ein stattliches, 2 Stock hohes Gebäude mit zwei kleinen thurmartigen Flügeln, 7 Fenstern Fronte, die Citadelle von Marburg, einst Eigenthum der Familie Karner, Repbaner ic., noch früher der Jesuiten. Nr. 12. I Mathias Baronig. Nr. 13. Georg Henkl, Tischlermeister Nr. 14. Johann Janlschitsch. Nr. 15. Martin Danko, Schuhmachermeistcr. Nr. 16 und 17. Martin Mlaker, Wirth; schon sein Vater Michael erscheint 1788 als Hausbesitzer am Ran. Nr. 18. Georg Reich, Bindermeister und Wirth; sein Vater Johann, 1789 am Ran als Schuster. Nr. 19. Johann König, Kaufmann; eines der frühesten Gebäude der Vorstadt, bis zu welchem sich die Mauern des Tabors am Ran, den wir noch in Vischcr's Topographie 1680 theilweise abgebildet finden, erstreckten, mit einem öffentlichen Brunnen. Nr. 20. Jakob Tisso, jun,, Schneider, nun Herr Pir aus Rad-kersburg. Nr. 21. Franz Tisso, Kaufmann. Nr. 22. Franz Löschnigg, Fleischhauer und Wirth zur Krone; das älteste Gebäude dieser Vorstadt, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, Schauplatz eines Ränberan-griffes am Hellen Tage; gute Einkehr; früher Eigenthum von Selinschek, Sirk, Gade, Letinegg 1797. Rr 23 (1818). Franz Sirk, Wirth. Nr. 24. Maria Reinisch. Nr. 25. Andreas Krekschman, Wirth. Nr. 26. Mathias Mellacher, Schustermelster. Nr. 27. Franz Oßim, Wirth. Nr. 28. Jakob Tisso, senior. Nr. 29. Andreas Tsche« ligi; einst Meierhof der Cölestinerinen. Nr. 30. Cacilia Löschnigg. Nr. 31. Georg Fritz. Nr. 32. Carl Mayer, Bäcker. An der Ecke zwischen der Tnesterstraße und dem Wege nach Pobersch und Frau Stauden. Nr. 33. Mathias Sidaritsch (Gasthaus zum Mohren). Nr. 34. Äobann Lorber, Wirth, »Gasthaus zum Elefanten.« Nr. 35. Josef Stelze!, Wagnermeister. Nr. 36. Hermann Högg, Sckmied, nun Prosenjak, ein netter neuer Bau, gegen W. und S. von 7 Fenstern Fronte, mit einem eleganten weitsckanenden Balcone. Nr. 37. Dominicas Gerstmaier, Winh, -Gasthof zur Stadt Triest.« Nr. 38. Michael Greiner, Wirth. Nr. 39. Johann Lorber. Nr. 40 Psarrhof. Nr. 41. Schulbaus. Nr. 42 und 43. Johann Preißner, Ringclschmiedmeister. Nr. 44. Franz Dadie, Gelbgießer, aus Spielfeld 1831. Nr. 45. F>an; Pinteritsch. Nr. 46. Georg Kokl, Bindermeister ; diese 3 Häuser sind noch mit Stroh gedeckt. Nr. 47. Josef Lach. Nr. 48 (1830). Johann Denzl, Glockengießer. Nr. 49. Lorenz Verblas. Nr. 50 Martin Steppnigg. Nr. 51. Franz Sirk Nr. 52. Dominik G'rstmaier. Nr. 53. Johann Trepplak. Nr 54. Blasius Pesserer, Wirth. Nr. 55. Ellsabeth Roschger. Nr. 56. Agnes Venk. Nr. 57, 58 und 59. Jakob Frisch, Wirth. Nr. 60. Josef Honnerlein. Nr. 61. Agnes Novak, Wirthin. Nr. 62. Caspar Wratschgo. Nr. 63. Georg Pischegg. Nr. 64. Franz Paulin, Schuster und Wirth. Nr. 65. Anton Frisch. Nr. 66. Maria Essig. Von der Magdalena-Vorstadt, deren Endpunkte überall Schennen sind, gewährt die Stadt sowohl durch ihre Ausdehnung, als durch das amphitheatralische Emporsteigen von der Drau durch die beiden Brücken, wie durch den Gesammt-Ueberblick des linken Ufers mit seinen 8 Schiffmühlen, dem lebhaften Ländplatze mit den oft unter Gewehrsalven ankommenden Flößen und Plätten eine fast großartige Ansicht. Der bei Weitem schönste Punkt des rechten Ufers aber ist St. Josef, eine auf einer kleinen, zumTheile schroffen Halbinsel malerisch gelegene Filiale von Lembach, auf einem Eonglomerat-Plateau, dem in der Tiefe herrliche Quellen entsprudelu, so mächtig, daß sie nach wenigen Schritten einen Bach bilden, der stark genug ist, die idyllisch' gelegene, unter Hängelbirken halb versteckte Staudinger-Mühle zu treiben. Bei ihr kann man mittels Kahnes über den majestätisch dahinrauschenden Strom auf das linke Ufer in die Kärntner-Vorstadt gelangen. An der Kirchenwand außen trägt eine Sonnenuhr die Jahrszahl 1756. Das Innere bildet eine schöne Kreuzhalle ohne Säulen, von 5 doppelten Ueberfenstern erleuchtet. Viele Statuen schmücken den Hochaltar, der ein kleines, aber gutes Bild: St. Josef, den Knaben Jesu im Arme, enthält. Der Gruft-stein mit einem Kelche und dem Namen des Priesters Simon Korai hat die Jahrszahl 1746. Der schwarze Grabstein des Wolfgang Sinersbcrg hat ein einfaches Wappen. Vergoldete Reliefs: Jesu, 12 I. alt, im Tempel, bei der Bergpredigt, mit der Samaritanerin am Brunnen, zieren die Kanzel; das Blatt am Seitcnaltare rechts enthält die Kreuzigung des heil. Andreas, darüber die Kreuzersindung durch die heil. Helena; am Seiken-altare links ist ein gutes Gemälde: die Opferung Mariä, darüber die unbefleckte Jungfrau, gegenüber ein großes B»ld: die Vermählung Mariens, an der Ecke zerfetzte Kriegsfahnen aus weißer und grüner Seide von 1741 ; darunter das Fastenbild: der gegeißelte Heiland. Nahe dem linken Seitenaltare ist aus weißem Pacherer-Marmor mit einem Löwen im Wappen und einer endlosen gerinnten Inschrift das Grabmal des Erbauers der Kirche des Herrn Severin von Ekard, Herrn auf Rothwein, Stadtrichter von Marburg, kais. und päpstlichen Notars, der 1740, alt 69 Jahre, starb, und jeiner Schwieger, Frau Tscbander, gebornen Plappart; auch Georg von Rosenbichel, t 10. Juni 1780, ist hier bei-gesetzt. Die Oratorien nächst dem Hochaltäre sind geräumig , der Thurm am Haupteingange schlank und einfach, das Geläute lieblich; das der Kirche gegenüber liegende Bencficiaten-Haus ziemlich gut. St Josef bestand fdion 1685, wurde aber durch Herrn Ekard in der jetzigen Form 1728 erbaut. DaS Beneficium gründete Wolf von Sinersberg. Laut des Originals des Testamentes vermachte von Sinersberg zu Warasdin Vieles den dortigen Franziscanern, bei denen er begraben ist; dann den steierischen Capuzinern 300 fl. vom Verkaufe jener Weine, welche er in Steiermark hatte; seiner Frau Anna von Winlershofcn sein Silber und Haus rc. für die ihm zugebrachten 2000 fl.; seiner Muhme Anna von Wintershofen 2 Weingärten in Sauritsch, 2 in Koschak bei Marburg, 3 in Poßruck sammt dem Walde; dem Unterthan Martin Suppanilsch im Gatschnikthale eine freie und eine um 151 fl. ver- setzte Wiese, wofür sie jährlich der alten armen Burggräfin von Herberstein, gebornen Sinersberg, 25 fl. auszuzahlen hat. Nach dem Tode des Fräuleins Muhme fallen alle diese Besitzungen auf ewige Zeiten an die Kirche St. Josef bei Marburg. Nur 1 Weingarten in Gatschnikberg, die 3 in Poßruck sammt Wald und die 2 in Sauritsch sollen zum Genüsse dem Benefiriaten in St. Josef, der wenigstens 40 Jahre alt lein muß und wöchentlich für den Stifter 2 Messen zu lesen hat, zufallen, worüber dem Magistrate Marburg die Aussicht zu führen zukommt. Nach einer nod) vorhandenen Tafel ertheilt Papst Jnnocenz XI Allen, welche die St. Josefskirche au der Trau bei Marburg in der Diöcese Acquileja andächtig besuchen und beid)ten, am St. Josefstage vollkommenen Ablaß. Im zweiten Jahre seines Pontificates am 27. Mai 1678. Unterschrieben und gesiegelt vom Archivar Bernhard von Maurisberg. Am südlichen Ende der Vorstadt ist der unscheinbare Friedbos mit den Grabsteinen der Eäcilia Peiß, geborue Freiin von Metzburg, starb 1821; des Pfarrers Johann Gamilschegg, f 24. Febr. 1833, alt 61 Jahre; Thomas Novak, t 1844; Jakob Landschaft aus Tirol, f 1844; Franz Zelzer, t 1845. Schöne Monumente aus freistehendem Marmor. Simon Tünauer, Wirth, f 1832, alt 70 Jahre; Katharina Tisso, f 1831; Anna Lorber, f 1831; Thomas Fraß, f 1836, alt 72 Jahre; Anna Nell, t 1834; Barbara Lippiksch, t 1832; die Grabpyramide des Lehrers Mathias Malli, t 1834, alt 77 I ; der einsad)e Sarkophag der Constantia Friedrich, gebornen Ulm ic. Kein Verehrer vaterländischer Kunst lasse diesen Garten ewiger Ruhe unbesucht, in welchem eine kleine Kapelle durch trefflichen Baustyl die gemalten Schei-bcngiebel und das wohlgearbeitete Portal den Wanderer zur Beschauung reizt. Es ist die Grustkqpellc der im Jahre 1834 in jugendlicher Blüthe verstorbenen Gräfin Adriane von Brandis. Ober dem Portale steht der sinnige Spruch: »Selig, wer des Armen und Dürftigen gedenkt.» Links aus weißem Marmor das Wappen der Brandis, mit dem gewaltigen Löwen; rechts das der d'Avernas (der Eichbaum). In der Kapelle ober dem mit 6 gothischen Leuchtern gezierten Altäre steht Kup-pelwieser's Meisterstück, die von der Glorie der Engel umgebene Madonna mit dem Kinde, zu ihren Füßen die Heiligen: Clemens und Adrian. Nickt bald läßt sich ein Bild sinniger in der Idee, lieblicher in der Darstellung, freundlicher im Colorite, dciikenken. Die Inschrift lautet: In honorem B V. Dei parae Mariae et 8. 8. Marty rum Clemenlis et Adriani ob piae et dilectae Con-gugis suae Adrianae Com Dessenfans d’Avernas obitum Ingens MDCCCXXXIV. Freundliche Hänschen ziehen sich an der Triester-straße hin bis znm sogenannten Kreuzwirthe, dem gegenüber, bei einem von Trauerweiden beschatteten Crucifire, die Pettauerstraße sich trennt, und zwischen dem städtischen Richtplatze und den Bürgergründen durch den fast eine Stunde langen Tesenwald dahinzieht. Die Eisenbahn und neue Ansiedlnngen beleben nun diese, früher etwas unheimliche Gegend, von der wir uns zur Stadt zurückwenden, um unsere weiteren Ausflüge zu beginnen. 0 III. Abschnitt. Die Umgebungen. Hier Charakter des Sanften, Lieblichen, der hehren Fruchtbarkeit und Anmiith gibt den Umgebungen Marburgs einen ganz eigenthümlichen Typus, dem es durch die Folie des dunklen Pachern und seiner Arme stromauf, so wie durch die fernen Häupter des Boö, der Jvansica, des Donati und Matzl nicht an ernsten Rahmen mangelt. Ein gewöhnlicher Fußgänger kann sich die Wanderung um Marburg nach den nächsten hervorragenden Punkten so einrichten, daß er sie in 2 Tagen vollendet, will er einen dritten Tag für die näheren Parzellen des Pachern, einen Tag für die Stadt selbst verwenden, so kann er in gedrängter Eile in 4 Tagen Marburg und seine Umgebung sich so ziemlich in slüch« tigen Bildern einprägen. Wir schlagen zu diesem Behufe vor: amItenTage Früh mit dem Besuche der sogenannten Pyramide, der einstigen Beste Obermarburg an den drei Teichen zu beginnen, von hier über die Gratzerstraße nach Melling und St. Peter sich zu begeben, dort über die Drau zu setzen, nach Frau Stauden, RogeiS und Kötsch und über Hausambacher, Roßwein, Windenau und Rokhwein, den windischen Ealvarienberg und Pickern nach Lembach und von dort nach Marburg zurückzukebren. Am 2ten Tage allenfalls zu Wagen nach Maria-Rast und in die Lobnitz, von dort über die Drau nach 1 Wildhaus in Gams, Mittag zu halten, dann über den Mcrlhof nach St. Urban, und von dort entweder über Roßbach in den Burgwald, oder durch den Wienergraben und über den deutschen Calvarienberg nach Marburg heimzukominen. Größere Ausflüge, wie von Marburg nach St. Heinrich am Pachern, und von dort entweder über die Kaindelsdorfer (Zinker) Glashütte, oder über St. Martin und Windischfcistritz zurück, oder von Marburg durch das Peßnitzthal über Gutenhaag nach Wurmberg, und über St. Johann zurück erfordern jeder einen starken Tag, gehören aber durch Gegend und Bewohner, durch Natur und geschichtliche Erinnerungen zu den lohnendsten. Wir beginnen die nächsten Wanderungen. E r st e v Tag. Ein ehrwürdiger Baumgang führt von der östlichsten Kante der Stadt zum Fuße des Hügels, an dessen Vorsprung die alten Meiergehvfte der Herrschaft Marburg sich in einem von Trauerweiden umsäumien Weiher spiegeln. Zu beiden Seiten blühende Wiesen, schließen hier den Boden rou Marburg, und nur schmale Thäler, wie bei der Taserne, bei den Teichen, bei Gams rc , gestatten den weiteren Durchweg durch die 2 bis 3 Meilen breiten', 7 Meilen langen windischen Büheln, das schönste Weinland der Welt. Links hinein, am Fuße des Schloßberges, zieht sich ein schattiges, buchendunkles Thal, von zwei Fahrwegen durchschnitten, welche an den drei Teichen der Herrschaft Marburg vorüber links an Baier's Weingartenhaus und Kapelle in de» Wienergraben, rechts aber an Gutbruner's Besitzung — der alten Freudenstätte des Maifestes — vorbei zu einem dunklen, geheimnißvoll in der Waldnacht versteckten Teiche führen, weiter fort gelangt man längs dem Rucken des Burgberges auf die Schneide des Potfchkau und genießt beim Kreuz ober dem Weingarten des Hrn. Bürgermeisters und der Frau Fleiß eine entzückende Aussicht auf einen großen Theil der windifchen Büheln, über deren dunkle Laublocken wie silberne Nadeln die Thürme von Frauenberg, St. Anna in Kriechenberg und Maria-Schnee, weithin in der Ebene aber Kötsch, Schleinitz rc. fchimmern. Zu Füßen im engen Thale sind die netten Weingarten-Realitäten: Girstmaier, Gamill-schegg, Grafen Jugny, Hausner, Topainer rc. Von hier in einer Viertelstunde sind wir zurück auf der Höhe des Burgberges. Schneller gelangen wir aber auf felben, gerade vom herrschaltlichen Meierhofe den ziemlich steilen sonnigen Weinqartenweg emporstcigend. Keine Spur mehr von der Doppelmauer, die sich einst von der Veste gegen W. zum Meierhof, gegen O. zur Taferne hinabzog, zwischen der und einem tiefen Wassergraben an der Stelle der jetzigen Schneider- oder Seufzerallee, welche die Taferne mit dem Meierhofe verbindet, sich statt der gegenwärtigen Weinpflanzungen ein schattiger Thiergarten bis zu den Ringmauern der Veste hinanzog. Ein ä'mliches Winzerhäuschen begrüßt den Pilger an der Stelle des einstigen Burgthores. Treffliche Z'egel von Metallfestigkeit werden noch überall aus dem Boden des Weinberges gewühlt. Die Veste war mehr lang als breit, schwer zugänglich, von unvergleichlicher Fernsicht, rechts hinauf nach dem Draurbale, welches ganz a» das obere Ekschthal mahnt, bis zum Jodelberge bei Fall und über selben hinaus bis auf die 3 Kirchen von Reifnigg, links nach Wurmberg, gegen ©D. über das ganze Peitauer Feld bis Maria-Neustifr. Ein tiefer Kettenbrunnen ist der letzte Rest der Burg, an deren Stelle am äußersten Abkange gegen S. sich eine schöne offene Kapelle mit dem Grafen von Brandis - Wappen und einer Frauen« statue, fern hin sichtbar durch die Zierde hellschimmernder Bronze-Kränze, erhebt — an der Stelle, welche nach der alten Burg eine Pyramide eüinahm, die der Blitz zerschmetterte. Im Hintergründe zeigt eine Metall-Tafel die weder cörrecte, noch poetische, eine geschichtliche Skizze der Beste gebende Inschrift. Die vielen Veränderungen, denen die Beste vor und nach ihrer Zerstörung erlag, das Wcgbringen des besseren Materiales nach Windenau machen cs wahrscheinlich, daß die Trümmer römischer Bauten, die einst hier bestanden haben mochten, schon frühzeitig zu anderen Zwecken verwendet wurden. Wann Obermarburg das erste Mal an die von Tybein (aus denen Jörg 1374, Hugo 1386, Wülfing 1405, Hugo II 1452 lebten) gekommen sei, ist eben so unbekannt, als wo das Gut Treden bei Marburg gewesen, welches die gleichnamigen Grafen besaßen, aus denen 1168 Adalgo und Wolfhart, 1170 Leopold, 1180 Ulrich (als 66ster Patriarch von Aquileja) erscheinen. Am steilen Ostrande des Schloßberges hauste lange Zeit eine mächtige Schlange, welche später die Laud« leute erlegten. Das Wirthshaus zwischen dem Schloß-bcrge und der Gratzcrstraße war schon in frühester Zeit herrschaftliche Taferne (nun in H. Amnn'L Besitz), der Rcbenhügel zwischen ihr und dem Schloßberge hieß noch 1807 die Ochsenhalt. Das schmale Thal von hier bis zum Leitersberge nehmen die Eisenbahn und die Land« (tröge ein Im selben liegen vier bedeutende Ziegelbrennereien. Es wird rechts durch die Vorhalden der Weingebirge Zweinegg und Koschak, links durch die des Potsch-kon gebildet. Zur Linken liegen an der Gratzerstraße vor der Mauth die Besitzungen des H. Lenhard (neue Welt, einst ein beliebter Belustigungsvrt, H. Oberlieutenants von Wiederkern, außer der Mautb vor dem PotschkauerThale, Dirnbök, nach bem'elben Wenedikter, Jüttner, Neubauer), (WirthShaus, viel besucht von den Marburgern) und Wutt. Aus der Höhe des Leitersberges Nagy's Besitzungen mit dem netten Pisohause; auf der anderen Seite der Straße am Rückwege gegen Marburg die Weingartenbänser Prega, Pikart und Nagy, über welche stattlich Kaufmann Altmann's Weingarten-Villa niederglänzt, mit den Porträten der wackeren Pret-mann, einer im Kriege und Frieden berühmten Marbur« ger Familie, deren letzte Sprossen, unter Maria Tberessa geadelt, unverheirathet als Hauptleute der deutschen Garde ausstarben. Hoch raget über den Zweinegggraben, welche die Realitäten der H. v. Romendorf, Schmiderer, Mirth, Girstmaier, Janschitz, ^berlieutenant Welzebach, Hauptmann v. Bosio rc. birgt, Romendorf's schloßartige Villa in Koschak. An der Gemeindeschule der Gratzer-Vorstadt, einigen kleinen Wirthsöäusern rc. vorüber, kommt man wieder zur Mauth an der Vereinigung des Potschkau und Zweineggbaches, gegenüber dm einstigen Weingarten v. Azula's, dessen Besitzer 1805 hier ermordet wurde. Eine zweite Thalschlucht zieht sich links zwischen den schönen Besitzungen von Steiner, Höpflinger rc. durch die Sulz hinan zum Koschak, dessen vorderen Gipfel die Vogeldöse von Techniker Wieser's Realität einnimmt. % Links ober der Taferne gegenüber bei H. Kanzler's, einst Pruschenk's, nun Dr. Teltscher'S febener Besitzung öffnet sich die Schlucht in Marburgs weite Ebene. Hier enden die windischen Büheln am Nordrande des gesegneten Drauthales. Wir gehen zwischen ihnen und dem Bahnhöfe über die Bahn und kommen zum Teiche und zu der 1837 erbauten Mühle des H. Alois von Kriehuber, deren sonstiges Wirthsbaus in den letzten zwei Jahren als Spital für die Bahnarbeiter diente. Gegenüber liegt Friedrich Kirchner's neue Mahl- und Sagemühle, ein 1 Stock hohes Gebäude von 9 Fenstern Fronte, in welchem eine Dampfmaschine von 12 Pferdekraft aus Schmidt's Werkstätle in Wien 100 Metzen Getreide in 24 Stunden vermahlt. Nach wenigen Minuten liegen vor uns auf sanfter Höhe Ziegelei und Gehöfte der Herrschaft Mellinq, rechts aber, unter Fruchtbäumen versteckt, das gleichnamige Dorf — mit dem beliebten Wirchsgarten des H. Löschnigg, wohin auch von der Bahnbrücke aus durch die freundliche Mellinger-Aue ein lohnender Spazierweg führt. Zur Linken theilt sich der Weg in zwei Thalschluchten, aus der einen ziehen sich die Weingartenrea-liiäten der Herren Wabitsch, Oerwinka, Posch ic. zur Höhe des weitschauenden Schlarpfenberges, aus der an deren (Freigraben) die von Umschauer rc. gegen den Wadelberg hinab. Das bis in unsere Tage als halbe Ruine bestandene Schloß Melling war 7° 6' lang und eben so breit, der Hauptsaal hatte 7 Fenster, am There war das Wappen der Maltheser. Unter dem Comthnr Michael Ferdinand Grafen v. Althan zu Goldburg und Murstätlen, Grvßkreuz des Johanniterordens, wurde es 1743 um ein Stockwerk erhöht und mit Ziegeln gedeckt. Zur Rechten befand sich die Katharina-Kirche mit dem viereckigen, 7° hohen, an jeder Seite 1° breiten Blech-thurme, in welkem die große Glocke hing. Am Hochaltäre war die heil. Katharina, an den Seitenaltaren St Sebastian und Douat. Unter der Kirche war ein tiefer Kerker, in welchem nach der Sage, die Sup-pantsckitsct, in einer kräftigen Ballade verewigte, der Ordensbruder Walther für seine Liebe zu einer schönen Winzerin lebendig eingemauert wurde. Eine Ringmauer umfing den kleinen Friedhof, eine gleiche die 3 Meiergebäude, in deren Nähe sich die beiden Gärten befanden. Alle Freitage war Messe; am St. Katharinatage rotit« dische Predigt, am Ostersonntage Prozession aus der Stadtpfarrkirche hierher. Das Schloß hatte seinen Burg-fried und sein Asyl bis unter die Dachtraufen seiner Gebäude. Die Auslieferung der hierher Geflüchteten mußte eigens angesuchr werden, worauf sie mit einem Gürtel gefangen beim Minoritenkrenze an die Landgerichte Marburg oder Hausambacher ausgeliefert wurden. Das alte, ganz baufällige Schloß wurde in seinem letzten, 2 Stock hohen Reste 1844 gänzlich demolirt, die 30 Brustbilder von Malthesern sind in alle Welt zerstreut worden. In dem Wirthschaftshofe lehnt die obere Hälfte eines abgefügten Römersteines, der im Frontspitze einen Kopf, an den Seiten der Spitze zwei Delfine, unter dem Kopfe einige Reliefs enthält; der noch vorhandene Tbeil der Inschrift lautet: Firmus. Sabini, F. V. F Sibi. Et. 141 Von Melting sprechen einige Urkunden im Mar-burger Archive, alS: 1. Die Freitage, Quartember und Jahrtage mußten durch einen Comthur gehalten werden, bei Verlust der Gerechtigkeiten, so sy an den gestifteten Weingärten herum haben. Ich Bruder Hanns, Comen« thur des Gortesbaus zu Melling heißt es tint kund, daß unser Mitbruder Herr Niclas v. Kölbl untrem Gotteshaus zu Melling 2 Weingärten, einen zu Gams genant der Pader, den andern zu Gribiß als Eigenthum gegeben habe, dafür soll für ihn am Sand Kathreins Altar in Mel-liug alle Freitag eine Messe gelesen werden. Am Jahrtagc sollen 7 Arme gespeist, jedem ein Pfenig auf die Hand und um einen Pfenig Wein gegeben werden. 1413. 2. Hans von Auersberg Statthalter St. Johannis Lrdens und Comthur zu Melling bcstättiget, daß Ratt, und Gemeinde Marburg eine Mühle dem Gvttcsbause zu Melingkh geschenkt haben, sie liegt auf einen Ordensgrund genant der Purcheu-stein zwischen der Svitalmühle und dem Juden-freidhofe für einen Jahrtag Montags nach beil. Dreifaltigkeit wobei jeder Priester zu essen trinken und 12 Pfenige bekommt. Unterschriebe» von den Ordensbrüdern Sigmund und Haus 1434. 3. Von Kaiser Friedrich wurden dem Konrad Stauchvitz Landcomenthur des deutsch Ordens Baley Oestreich alle Rechte und Privilegien des deutschen Ordens insbesondere das Recht in den Kirchen des Ordens Gottesdienst zu halten und Schulen wie bisher dabei zu haben, die Weine frei zu verführen und auszuschenken garantirt 1490 dasselbe bestättigt denselben Eomenthur Kaiser Mar. im selben Jahre. 1615 erscheint Bartholomä Kinzelmaier als Bestand-inhaber von Melling; 1651 Mathias Plochmann; 1632 Aoam Heidfalk als Bergrichter; 1539 war Urban Wassermann, ein Freund des Stadtschreibers Wolfgang Schal-linger, vermählt mit Anna, der Tochter des Ruprecht Moser von Schladming, Verwalter des St. Kathrein« Gottesbauses in Melling. Freundliche Weinberge dehnen sich breit und üppig zur Linken. Hier und da ragt noch die Statue der unbefleckten Jungfrau empor, ei» Zeichen daß diese Besitzungen einst dem Stifte Stainz gehörten. Nun zieht sich der weitere Weg am Fuße der Schlarpfe, eines verwitternden Schiefer- (Lappor-) Berges mit Steinkohlenadern, dicht an der Drau dahin, ein Weg. erst seit einigen Jahren durch Hrn. Felder, einen umsichtige» Bürger, für Fuhrwerke geeignet gemacht, nachdem früher ein elender, an manchen Stellen kaum 8 Zoll breiter Fußpfad in schwindelnder Höhe sich hinzog, der nach manchem Regenwetter theilweise in den Strom abfiel, bei manchem Glatteise seine Dpfer in den Fluß senkte. Herrn Felber's Weingarten und Sommerwohnung liegen am Ende dieses Engpasses, das Ufergestrüppe und die von der Drau gebildete niedere Halbinsel wurden durch ihn recht niedlich -u einem kunstlosen Parke umformt. Ein Paar hundert Schritte später führt ein Weg über einen kleinen Bach und links von ihm ein anfangs steiler, dann aber recht angenehmer Fußpfad am freundlichen Waldsauine vorüber zur netten Kirche Maria-Frauenberg, welche mit ihren blanken Mauern weithin sichtbar ist, durch den Drau- bode», und eine entzückende Rundschau gegen Nord und Ost auf die gesegneten Redeuhügel, gegen Süden auf die weite Ebene, in welcher Frau-Stauden und all' die kleinen Dörfer der Polanzen (Feldbauern), weiterdin aber der Dom von Maria-Neustift, der Donati und Boö emportauchcn, gegen Westen aber über Marburg, das wie ein zierlicher Bauriß vor den Füßen liegt, gegen die waldigen Höhen des Pachern und an seinem Fuße auf Hausambacher, Kölsch und Schleinitz gewährt. Einfache Monumente zieren die Nische der Kirchhofmauern, welche, als unter Josefs II. die Kirche zur Profanirung bestimmt war, der damalige Eigenthümer deö nahen, nun Kartini'schen Weinberges, H. Wrezl, zu demoliren begann, der Sage nach aber mit dem aus den Steinen erbauten Stall in mancherlei Unfälle gerietb, bis die Gemeinde die Kirche an sich löste, welche sie noch jetzt besitzt. Die Kirche ist das Werk von 2 ganz verschiedenen Bauperioden, sie ist um 2° höher als St. Peter, und hat stattliche, 5° hohe schlanke Fenster. Die Mutter Gottes, von der heil. Dreifaltigkeit gekrönt, ist ein gutes, 1606 erneuertes Schnitzmerk. Durch den Haupteingang unter dem Thurme gelangt man in den freunv-lichen Tempel, in welchem vorerst an dem Seite,laltare rechts das Bild des heiligen Achatz, unter demselben aber eine Scene aus der Verfolgung der Christen auffällt, mit der erklärenden Unterschrift. Der Sturz der Gläubigen über den Fels durch die Lanzen der Verfolger ist mit vieler Lebhaftigkeit ausgeführt. Die Bilder der Jungfrau Maria und der heiligen Lucie in der Seitenkapelle rechts sind mit treuer Wärme gemalt. Sehenswerth ist das schöne Transparentgemälde: die Grablegung Christi. Die Altäre sind zum Theile die älteren aus der St. Peters-Kirche hierher übertragenen, so 1750 die der Heiligen Valentin und Florian. Ober dem geschnitzten Frauen-Hochaltäre ist eine Mariä-Himmeltahrt, ein recht liebliches Bild. Links davon in alter Arbeit die Trauung Mariens und zwei kleinere Gemälde. Auch befindet sich hier das 1827 aus der entweihten Mellinger Kirche übertragene Bild der heiligen Katharina; St. Florian, Christus am Kreuze und St. Urban dürften mehr ansprechen, als die nachbarliche Presse des leidenden Erlösers. Zu den anderweitigen Sehenswürdigkeiten außer einer Votivtafel von 1680, von Hanns Jurschitz und seiner Gattin Margaretha , dürften im Innern der Kirche noch die Bilder der heiligen Familie und St. Jakob gehören. Unter den vier Glocken hat die größte die Aufschrift: Franciscus Giot von Letharnig hat mich gossen. 1642. Eine alte Marienstatue weiter unten am Berge stammt noch aus der Zeit, als die Ordens-Ritter Mel-ling besaßen. Die schönste Zierde des Frauenberges sind min aber bald in den 14 Stations-Kapellen eben so viele herrliche Passionsbilder, von Tuner's Meisterhand in 4 Fuß hoben Figuren ausgcführt. Da ist jedes Einzelne werth eines Besuches. Von geschichtlichen Erinncrungeu an Frauenberg wissen wir nur, daß die Kirche wahrscheinlich von den Malthesern in Melling erbaut und nach der Jahrszahl außen an einem Steinpfeiler 1515 vergrößert wurde. 1677 wurde der Thurm verschönert, nachdem 1642 die große Glocke, im Gewichte von 22 Ctnrn. 10 Pfd., um 1061 fl. angeschafft worden war. 1651 stiftete Ursula Marthitsch einen Weingarten zu einer ewigen Messe. 1663 wurde die Kanzel neu gefaßt, die Orgel um 300 ft. hergestellt, 1808 das Kirchendach ausgebessert, nachdem 1795 die Meßnerei neu gebaut worden war. Zwischen Rebgebäuden senkt sich der Pfad zur stattlichen Pfarrkirche von St. Peter, welche mit ihren Friebhofmaueru wie ein Tabor den Pfad an der Drau, die erst 1846 durch Faschinenwerke vom schädlichen Untergraben zurückgedrängt wurde, absperrt. EH' man sie erreicht, verkündet eine einfache Stein-Pyramide die Stelle, an welcher am 3. April 1817 der Pfarrer Mathias Bresnigg als Opfer seines Berufes todt zu Boden sank. Im kleinen Friedhöfe von St. Peter sind die Denkmäler des Pfarrers Harmue, f 1934; seine Tante Theresia Smolle, f 1827; des Nicolaus Scoff, f 1810, und des Pfarrers Gollob, t 1842, in gutem Style. Der Plafond der Kirche ist blau mit Emblemen Allegorien und Scenen aus dem Leben des heil. Petrus in den vielen Zwischenfeldern gemalt. Am Hochaltäre sind die Bilder St. Peter und Pauls Bekehrung. Gal» lenen ziehen sich in der Höhe um das Schiff der Kirche. Unter den 6 Seitenaltären enthält der aller Heiligen ein gutes Gemälde. Der elegante Pfarrhof mit der Aufschrift ober dem Eingänge: Melchior Reimer 1647 (tnt Wappen der Peters-Schlüssel, 1 Schwert und 3 Lilie») auf der einen und das Gasthaus sammt der Schiffmühle auf der andern Seite des Kirchenhügcls sind die einzigen bedeutenden Gebäude des Ortes, zu welchem, wenn man nicht früher den Abstecher auf den Frauenberg macht, man von dem Stege hinter Felber's Besitzungen auf einem aumuthigen Pfade zwischen der Drau und üppigen Obstanlagen gelangt. St. Peter war unter den Pfarren Marburg, Gams (Kamca) und Zellnitz 10 (Selnica, Seu n ca), welche Mathias Lang von Wal-tenbnrg, Propst zu Augsburg und Constanz, als er Bischof von Gurk wurde, 1505 von Kaiser Marimilian erlangte. Schon 1338 stellten Christian und Hartneid, Pfarrer zu St. Peter, einen Kaplan bei der St. Oswald-Kapelle zu Gutenhaag an« 1535 war Georg Zwölfer Pfarrer. Als Caspar Ornitsch, Pfarrer zu St. Peter, Stadtpfarrer in Marburg wurde, stellte er hier einen Provisor an, bis 1595 die Pfarre wieder ordentlich besetze wurde. St. Peter hatte früher über 5000 Seelen, unter Josef II. aber gab es mehrere Gemeinden an die neu errichteten Pfarren St. Margarethen an der Peßnitz, Sr. Barbara und St. Martin bei Wurmberg, frühere Filialen von hier ab, so, daß die Pfarre gegenwärtig nur 2200 Seelen zählt. St. Margarethen erhielt zur Dotirung die Süßenheimer-Stiftung von Marburg. Die ältesten vorfindigen Kirchenrechnungen sind von 1531, die Pfarrmatrikeln von 1600. Alle früheren Urkunden kamen theils nach Gurk, theils wurden sie von den Türken vertilgt. Die Kirche, für deren Verschönerung vorzugsweise der jetzige H. Pfarrer Marcus Glaser* thätig ist, welcher mit vieler Feierlichkeit 1844 auch die Ueber-tragung der Reliquien des hl. Fausti»us hierher leitete, war in ältester Zeit von deutscher Form, und weiter am Hügel gegen die Drau hinausgebaut, wie es noch die Giebelspuren östlich am Thurme zeigen. Der Thurm hat 4 Glocken, eben so harmonisch gestimmt, wie jene am Frauenberge. Die älteren Glocken goßen Peter Zwölfer 1666 und Martin Feltl 1760 in Gratz. Die Kirche hat 7 Altäre. Der Hochaltar, 1736 vom Marburger Bildhauer Mathias Leitner gemacht, und von Johann Karcher 1739 gesetzt, ist von derselben italienischen Arbeit, wie die Altäre zu Marburg, Rast und Saldenhofen, hat 2 Bilder, von Franz ghirer in Gratz um 115 fl. gemalt. Die Kanzel ist vom Marburger Bildhauer Walter 1737, der Plafond von den Marburgern Johann und Mathias Mittermaicr gemalt. Die Steinarbeiten wurden 1742 vom Marburger Steinmetz Mathias Wenig um 1477 fl. geliefert. Die 6 Seitenaltare wurden 1746 von Dominio Caccone vergoldet. Der Chor wurde 1670 erbaut, die große Glocke 1735 von Angerer in Gratz gegossen, die Thurmuhr 1785 erneuert, die Orgel 1795 vom Gratzer Orgelbauer Franz Schwarz um 400 fl. hergestellt. Sehr merkwürdig war in früheren Jahren in St. Peter die unterirdische Kirche in der noch bestehenden, aber nicht benützten Gruft, welche den ganzen Raum unter dem Gotteshause einnimmt. Beim Beinwinkel gegen O. führt eine Treppe hinab. 21 Särge sind in Mauernischen verschlossen. Wir finden daran die Grabschriften: der Pfarrer I4r. Sittich, dessen Chronographicon Requiescat templi Reaedificatov auf die Wiedererbauung der Kirche 1759 hinweiset. Dr. Ferdinand Knechtl von Knechtelshofen, t 1708, aus einem uralten Marburger Geschlechte; Urban Vincenz Böhaimb, gest. 1730, als resignirter Pfarrer von Jahring; dann Georg Schmutz, t 1724; Filipp Knechtl, f 1743; Margaretha Wratschgo, f 1730; Lucia Purgay und Helena Piebetz; Jungfrau Margaretha Siebenbürger schenkte die große Glocke nach Frauenberg, und t 3. März 1740, alt 22 Jahre. Der schöne Altar, an welchem am Allerseelentage feierlicher Trauergottesdienst gehalten wurde, ist längst zertrümmert und verschleppt. Unter Josef II. wurde der Friedhof auf den Krol-loschegger-Acker verlegt am 5. Juli 1787, zuerst Josefa Schamberger am 14. Jänner 1793, zuletzt Loren; Werlte , zusammen 264 Leichen hinbegraben; hierauf mit Kreisamtsbewilligung wieder der Gottesacker an der Kirche eröffnet und zuerst Casvar Noiko ans Mcttau 1793 hier beigesetzt. Die unterbrochene Reihe der Pfarrer beginnt erst mit Georg Zwölfer 1531 bis 1546; hierauf bis 1594 Caspar Arnitsch, auch Stadtpfarrer in Marburg, daher seine Provisoren Michael Kupitsch, Felix de Cavidalibus und Gabriel Jaropiner den Namen Pfarrer von St. Peter führten. Bis 1598 Lucas Gleich; 1601 Ernest Lathomus; 1610 Leonhard Obser; 1613 Mathias Poraun; 1615 Blastus Sokkolofsky; 1638 Georg Baresich; 1643 Melchior Reinier, später Stadtpfarrer von Marburg; 1686 Franz Garzarolli, unter ihm wurde der Thurm zu Margarethen vom Mar-burger Maurermeister Zacharias Muhr um 274 fl. erbaut (1663); 1708 Johann Ferdinand von Knechts; 1725 Johann Georg Bartholotti; 1759 Johann Sittich aus Cilli, welcher den Armen ein Stiftungscapital von 4862 fl. vermachte, ein Legat von 4360 fl. aber dahin bestimmte, daß von den Interessen jährlich 50 fl. dem Curaten zu St. Martin bei Wurmberg zu Guten kommen; 1760 Franz Kranich, berühmter Kanzelredner, dessen Predigt 1769 die Aloisi-Kirche unter dem Jesuiten Rector Peter Haloj in Marburg eröffnete; er war auch Beichtvater der Marburger Cölestinerinen und ein 4 berühmter lustiger Gesellschafter, er wölbte Kirche und Sacristei in Margarethen, übertrug die Wohnung der Kapläne 1776 in den Pfarrhof, erneuerte 1779 die Thürme von Frauenberg und St. Peter; beim letzteren stürzte der Meßner Johann Namesnig vom Gerüste 33° tief in die Drau, ohne sich zu beschädigen. Kranich starb am 29. Sept. 1783. Ihm folgte Niclas Skoff, geb. in Zellnitz, früher Curmeister und Beichtvater der Cöle-stinerinen in Marburg; er verkaufte die Kirchenmühle an der Drau und andere Pfarr-Realiläten; unter ihm wurde Franz Maier der erste Pfarrer von Margarethen, dem Franz Drosg folgte. Der Kaplan Paul Le-dineg vermachte seinen Weingarten in Slatina einem jeweiligen Nachfolger 1791. Am 18. August 1795 wurde das Wetterläuten in St. Peter von Sr. Maj. erlaubt. Skoff t am 2. Mai 1801. Sehr humoristisch war das Protokoll, das er über alle seine Gäste führte. Hierauf kam Mathias Bresnigg ans St. Jakob, ein Jesuiten-Zögling, früher Pfarrer in Gams, der bic “Surfer Commission 1805 unter dem Fürst Salm'schen Hofrathe Dresdner zur Unkerfertigung der Rcversalien rc. hatte. 1808 erwies der Fürst Bischof von Seckau, daß Gams, Marburg, Zellnitz und St. Peter nicht Mensal-, sondern nur Patronats-Pfarren von Gurk, die Pfarrer also nicht Gurker Vicare, sondern wirkliche Pfarrhcrren seien. Bresnigg 130. April 1817, ihm folgte Caspar Harmann, diesem 1834 Gollob, t 1843; worauf H. Marcus Glaser aus Lobnitz bei Marburg, dessen Güte wir diese Mittheilungen verdanken, Pfarrer wurde. Im Jahre 1401 erkaufte Andreas Ritter v. Hollenek von Paul Plvchel in Marburg bedeutende Besitzungen zu Tetitz nächst St. Peter. St. Peter ist tut Hintergründe von einem Kranze herrlicher Weingebirge umgeben, wir nennen darunter jene in Wadelberg, Krönich, Cölestrin mit mehr als 100 Joch, Ebenkreuz und Steinberg. Don der Höhe des vorletzten Rückens, über welchen auch der nächste Weg an den 1639 von Georg Freiherrn von Herberstein erbauten Weingartenhäusern nach Gutenhaag führt, genießt man eine der lohnendsten Fernsichten. Das Thal schließt auf dieser Seite der gegen die Drau ziemlich rasch abfallende Steinberg, ein Sandsteinlager, reich an Petrefacten. Beim Müller in St. Peter schiffen wir uns über die Drau und kommen auf sehr anmuthigem Wege nach Frau-Stauden. Zur Seite bleiben die Orte Lehndorf und Zwettendorf an der Drau. Letzteres brannte 1834 und neuerlich Ende Februar 1846 mit einem Schaden von mehr als 37000 ft. E. M. ab. Die einfache Kirche mit ihrem schmalen Thurme zeigt die Jahreszahl 1677. Die Erneuerung von 1804. Von den 5 ehemaligen Altären sind noch der Hochaltar mit einem Marienbildnisse und jene des heil. Rochus und Florian vorhanden. Die Schule zählt 78 Kinder. Die älteste vorhandene Kirchenrechnung ist von 1707, eine zweite vom Kirchenpropst Georg Pukl von 1746. Das Kirchengewölbe wurde 1757 um 500 fl. neu hergeflellt. Die zu Frau-Stauden gehö, rigen Weingärten wurde» 1786 verkauft. 1801 wurde die Kirche als Pulvermagazin verwendet. Von hier sind % Stunden nach St. Nicolai, einem nicht unfreundlichen Gute und Dorfe mit der gleichnamigen, von einer Mauer umgebenen Filialkirche. Diese ist mit Schiefer gedeckt, hat am Thurme die Jahreszahl 1828, im Innern eine mit vergoldeten Heiligenbildern gezierte Kanzel an den Seitenaltären, links die Statue der heil. Maria und des guten Hirten, rechts ein ziemlich braves Bild des heil. Veit. Dieser Altar war ehemals zu St. Michael nächst Windenan. Auch das Bild der heil. Katharina ist von guter Hand. Die Jahrzahlen 1830 und 1740 deuten auf Erneuerung der Kirche. An dem mit vielen Standbildern.'versehenen Hochaltäre ist der heil. Nicolaus. Man liest das Chronographicon: Salva servos (uos Domine in isto loco ac ad suspi-ria eorum pronus aspice. Besitzer des Gutes waren 1730 Johann Graf Herberstein, 1765 Gräfin Molza, 1775 Graf Sauer, 1800 Gräfin Gleisbach, 1802 Po-uiatovsky, dann Herr v. Leuzendorf, nun Frau v. Endlicher. Cm anmu.higer Waldweg führt zu dem Gute und Bräuhause Rogeis, vor einem halben Jahrtausend Besitzung der Babenberger, nun des Grafen Hermann Attems von Hausampacher. Der gewöhnliche Weg von Marburg heraus biegt hinter der Strasun über die Eisenbahn. Die Grafen Katzianer und Rabarta — Letztere aus Florenz nach Friaul und Marburg gekommen, mit Bernhard 1580 besaßen dieß Gut Josef Graf v. Rabatt«, vermählt mit Josefine Gräfin Katzia-ncr, war Landcs-Obrist über 4000 Mann zu Fuß und 500 Reiter, Schloßhauptmann von Gratz rc. Er ist in der Redemtoristen- Kirche zu Marburg begraben. 1804 war Herr Holzer Inhaber. Von hier hat man eine Viertelstunde zu dem | M. von Marburg gelegenen Pfarrdorfe Kötsch (Hoče) am Rekabache. Das gute Gasthaus des Herrn Komauer ist ein beliebtes Ziel für Ausflüge. Einige nette Denkmäler zieren den alten Kirchhof. Der neue ist vom Dorfe gegen Osten. Bei seiner Anlage stieß man auf allerlei Marmorplatten. Am Pfarrhofe trägt ein Stein die Inschrift: O. A. M. D. G. fons novus XL. Cubil profundus acre proprio CX. Renensibus errec-tus. A. L. A. 8. T. D. P. A. A. 8. K. 1745. Das Presbyterium mit seinen 3 Fenstern ist von viel älterer Bauart als das Schiff der Kirche; sie hat 5 Altäre. Das Hochaltarbild stellt die Enthauptung des heiligen Georg vor. Im Hintergründe sehen wir denselben Heilige» zu Pferds wie er den Drachen erlegt. Die Kirche ist in Kreuzform, hat am Seitenaltare die Statue der Muttergottes mit dem Kinde, links aber ein treffliches, etwas dunkel gehaltenes Gemälde, das letzte Abendmahl. Die Bilder Herz Jesu und Maria sind ziemlich gut. Der Seitenaltar zum heil. Leonhard hat nichts Merkwürdiges. Das Gemälde aber: Maria wird beim Kreuze ohnmächtig, ist von guter Schule. Das Schiffder Kirche wird von 4 abgelheilten Fenstern, wie man sie im Cillier Kreise meistens sieht, erhellt. Hier war einst ein Römerstein: SENN VS, SACRJ. F. H. E. T. CONA MOTUSO. F. CONJUGJ.FJL. ET. FJLJAE. V.S.; dazu gehörte vermukhlich der Stein mit mehreren Brustbildern außen an der Kirche. Auch war hier einst ein Milliarium. Zur Pfarre Kölsch gehören 2523 Seelen und eine Schule von 178 Kindern. Das Decanat erstreckt sich auf die 5 Pfarren: St. Magdalena bei Marburg, St. Jakob in Lembach, Maria-Rast, Maria-Wüste und St. Lorenzen in der Wüste mit 11,690 Seelen. Kötsch (Hoče), das ist Föhrenwald, erscheint bereits 1146 als Pfarre, die sich von der Kollos bis zum Gipfel des Pacher erstreckte, deren Pfarrer sich Administrator nannte, deren Ordinarius der Patriarch von Aquileja war. Als Pfarrer finden wir 1252 Herbert, 1291 Peter, 1300 Meinhard; von 1505 beginnt mit Hanns Rettelsteiner die Reihe ununterbrochen. Zu den wichtigsten Pfarrern gehörten hier 1611 Pkleator, zugleich Stadtpfarrer in Marburg, wegen seiner Prozesse mit den lutherischen Eigenthümern von Obermarburg, Leopold Andorfer 1751, und Gutsmandl aber 1790 durch ihre Sorgfalt für die Pfarre. Zehn jetzige Pfarren waren einst Filialen von Kölsch, darun-ter auch Schlltern; jetzt hat es nur mehr die Filialen: äl St. Michael, erbaut um 1620; b) St. Leonhard, von 1787 bis 1797 Localie, die älteste Glocke ist von 1565; c) St. Nicolai, von 1787 bis 1796 Localie , die älteste Glocke von 1662; d) Frau-Stauden, älteste Glocke 1591, die Kirche ist aber älter; c) Heil. Kreuzkapelle, erbaut 1765. Die jetzige Kirche in Kötsch ist 1760 vom Erzbischöfe von Görz geweiht. Ein nahes Weingebirge der Türkenberg, erinnert an den einstigen Besuch der Turbanträger. Wichtig für die Sittengeschichte vergangener Zeiten ist das Pfarr-Archiv in Kölsch Unter Anderem erzählt eine Urkunde, daß der Hauptpfarrer von Kötsch an dein Rastersonntage das Fest in Rast immer durch ein Ehrentänzchen mit der dortigen Richterin eröffnen mußte, wofür er einen Stier zum Geschenke erhielt. Ein Kötscher Pfarrer, der diesem Gebrauche nicht nachkam, wurde mit 8 Goldstücken in den erzhetzoglichen Säckel gestraft. Das Archiv in Kötsch zeigt uns viele alte Kirchen-rechnungen, darunter von St Michael von 1655, von dieser Kirche nahm 1699 der Comthur von Melling, Graf v. Herberstein, alle älteren Urkunden hinweg. Von St. Leonhard finden sich Schriften von 1632. Die ältesten Pfarrmatrikeln in Kötsch sind von 1640. Die Reihe der Pfarrer: Erhard Maier 1535 ; Mathias Montprei-ser 1557 ; Lorenz Lipse 1567; Sigmund Hornus 1580; Primus Kreutzer 1590; Martin Wagen 1596; Achaz Adaquatius 1600; Georg Kobel 1608; Georg Pileator 1636; Georg Katschitsch 1652; Anton Reimer 1663; Anton Testa 1693; Valerius Refinger von Burgberg 1718; Balthasar Renzenberg 1728; Leopold Andorfer 1751; Martin Steinpikler 1755; Josef Gutsmandl 1793; Josef Low 1801, t 1806; Augustin, und nun seit 1825 Martin Spestlsch*; 1788 kam die Pfarre von Görz an Seckau. Die Namen Coüuder, Perschon, Ferlinr rc-kommen in diesen Gegenden in frühester Zeit vor. Am Thurme sind 3 Glocken. In der Gruft ist Carl Christof Freiherr v. Curti mit seiner Gemahlin beigesetzt. Das alte Johannes-Altar-Bild kam 1760 nach Schillern. Das Maria-Zeller Bild kam 1761 durch eine Gräfin von Platz hierher. Die Thurmuhr ist von 1769. Zu den wichtigsten Trauungen in Kölsch gehörten am 21. September 1651 die des Franz Freiherr« von Moskon auf Tüffer, Montpreis, Landstraß und Klingenfels mit Susanna, Wittwe des Herrn Sigmund von Salzberg; am 6. Mai 1651 des Georg Klingendraht, Herrn auf Gam-litz und St. Jakob, mit Fräulein Marie Salome von Wintershofen auf Oberrothwein. Zu den wichtigsten Taufen am 19. Juli 1660 Bernhard Hr. von Wintershofen; am 24. October 1663 die feierliche Taufe des Gottfried Ernest von Wintershofen, dessen Pathen der unglückliche Erasmus Graf von Tattenbach und Anna Maria Gräfin Kishl waren; am 10. Jänner 1668 Johann Mar, Sohn des Mar Policarp von Lichtenhaimb und der Elise Freiin von Gleinitz; am 14. Juli 1672 Johann, Sohn des Andreas von Francovih, dessen Pathen Freiherr Franz und Marie Easier von Ebensfeld. Am häufigsten kommen noch vor in der Kölscher Umgebung die Namen: Pirker, Pleterschnek, Schiberl, Gsell- 155 manir, Vodenik, Vresnik, Glades, Dworschak, Rak, Weeding, Möglic, Mahor, Sorko, Knechtl, Naralh rc. Sehr freundlich sind die Ausflüge nach Sl. Leonhard und heil. Kreuz. Reiche Ausbeute findet der Botaniker, wenn er längs dem Bache durch das Dorf Ober-kötsch (Gorni Hoče), welches mit seinen Obstpflanzungen recht freundlich im Hintergründe liegt, zu der eine halbe Stunde entfernten Kirche St. Leonhard am Pacher emporsteigt. Auch diese Kirche erfreut sich einer herrlichen Lage zwischen Rebhügeln, an rauschenden Quellen vorüber, durch parkähnliche Waldpartien steigt man zu ihr empor; Gräben, von lustigen Bächen durchzogen, trennen St. Leonhard von Hausampacher; die Aussicht beginnt in N. O. mit St. Anna am Kriechenberg, umfaßt St. Peter, Frau-Stauden, Kapellen, St. Anton, St. Barbara, St. Audrä, Nicolai, Rvgeis, Kotsch, Wurmberg, St. Martin, St. Johann, Pettau mit St. Veit, Haidin und Rochus, Ebensfeld mit St. Margaretha und Ku-negunde, Kranichsfeld und Neustift und wird durch das Mazelgebirge und durch die Jvanschitza geschloffen. Nahe liegen die schönen Weingartenhäuser des Pfarrers von Kölsch, des Stiftes St. Paul, des Herrn Napekoi rc. Die Kirche hat eine kleine Vorhalle, einen 3 Stock hohen spitzigen, 1759 neu hergestellten Thurm und hübsche Bogenfenster. Am Boden trägt ein Stein die Jahrszahl 1642; die 3 Altäre, darunter am Hochaltäre der Schutzheilige sind mit Statuen überladen. Das Pflaster besteht aus weißen Steinen, der Musikchor stützt sich auf 2 Säulen von Sandstein, oben sieht man die Erneuerungszahl 1761. Hier starb 1778 Andreas Leonhard, der durch 24 Jahre hier als Eremit hauste, nachdem er früher 17 Jahre Soldat gewesen. Sehr pittoresk ist das nahe alterthümliche Weingartenhaus des Stiftes St. Paul, einst mit dem Sitze eigener Hofmeister, aus denen 1771 der Cistercienscr Pater Engelbrecht vorkommt. Man kann von St. Leonhard aus gleich den Weg nach Schleinitz, wo sich gegenwärtig der ausgezeichnete Slavist und Dichter Terstenjak* (Davorin) Kaplan befindet, nehmen, und bei dieser Gelegenheit auf waldiger Höhe, in der Nähe des lieblichen Carlberger-Wein-gebirges, das Kirchlein heil. Kreuz, das mit seinem blechbeschlagenen glänzenden Thurm weithin sichtbar ist, beschauen. Dieß Gotteshaus steht erst seit Kurzem an der Stelle einer älteren, schon fast verfallenen Kapelle; der Fußboden besteht aus weißem und schwarzem Marmor. Der Plafond ist al fresco von einem Italiener recht brav gemalt, eben so das Kreuz am Altar-Bild mit dem Chronoghaphicon: DILIglte CrVCl-flXVM. In den Ecken mezzo tinto sieht man die Geißlung, die Krönung, Christus fällt unter dem Kreuze k. Wir aber nehmen nun unseren Rückweg über Haus-ampacber, St. Michael und Roßwein nach Windenau. Von St. Leonhard (wenn wir nicht auf gerader Straße in einer Viertelstunde von Kötsch nach Hausampacher empor wollen) führt uns ein herrlicher Waldpfad, wo überall Quell an Quell, eisig und labend zwischen dunklen Buchen und Kastanien entsprudelt, und so stehen wir bald vor den blanken Mauern von Hausampacher, jenem Schlosse, das man von einem großen Theile der wlndischen Büheln, der Kolles und dem ganzen Pek-tauerfelde sieht, Herrschaft mit einem Bezirke von 6528 Joch und einer Bevölkerung von 1970 Seelen in 7 Gemeinden, Landgericht rc. Das Schloß, von mittlerer Größe, in derselben Form, wie unter Carl Curti 1685, tu neuester Zeit von niedlichen Anlagen umgeben und im Innern im modernen Style verschönert, Eigeuthum der gräflich Hermann Attems'schen Familie. Nach den Familien der Stubenberge und Haydegg besaßen es die Dominicanerinen in Gratz, von welchen es 1764 die Herrn Pvssanner von Ebrenthal kauften. Von 1766 bis 1802 hatten es die Stremnitzberge, dann Christian Anton Graf v. Attems von 1803 an; 1813 Herr Adolf Ritter. In seiner gegenwärtigen Form bietet cs außer einer unermeßlichen Aussicht weder Beweise alter Bauart, noch sonstige Merkwürdigkeiten. Wir kommen in das Dorf Oberroßwcin, das mit seinen braunen Dächern zwischen Obstbäumen halb verborgen recht reizend um die alte St. Michaels-Kirche gruppirt ist. Von Hausampacher haben wir bergab eine Viertelstunde hieher. Das Kirchlein ist, wie alle Kirchen am Pacher, klein, mit Schiefer gedeckt, dumpf und feucht, mit Ziegeln gepflastert und mit übermäßig schmalen Fenstern im Presbyterium. Am Hochaltäre ist die Statue des heil. Michael. Am Bogcu die Jahrzahlen 1658 und 1830. Die Seitenaltäre enthalten die schmerzhafte Mutter und die heil. Dreifaltigkeit, die Orgel ist von 1782. Neben der Kanzel ist ein altes Bild mit der Aufschrift: sancta Maria stieme miseris 1690. Zwischen dem Ziegelpflaster bemerkt man einen Gruftstein: Hier ruhet Frau Franzisca v. Balcan, geb. Gräfin v. Khünburg, starb 1731. Von hier sind wir in kaum 10 Minuten am reizenden Schlosse Windenau, dessen Besuch kein Fremder,, der nur ein Paar Stündchen für Marburg frei hat, versäumen soll. Eine kleine Viertelstunde südlich von Marburg zieht die Triesterstraße an Alleen links dahin, an denen außer einem gothischen Kreuze noch das niedliche Jägerhaus bemerkbar, einst Wohnsitz eines eigenen Geschlechtes der Edlen von Buchberg, nun Speicher und Keller der Herrschaft, nächst welchem vor mehreren Decennien versucht wurde, eine Art Prater für die Marburger zu gründen. Es ziehen regelrecht angelegte Eichenhaine rechts sich hin, aus deren dunklen Laubgängen das Schloß Windenau, ein herrlicher Bau im reinsten flo-rentinischen Style, entgegenschimmert. Der Eichenhain selbst befindet sich an jener Stelle, an welcher im sechzehnten Jahrhunderte das protestantische Bethaus einer damals reformirten Linie der Grafen von Herberstein nebst dem dazu gehörigen Begräbnißplatze war. Es wurde zur Zeit der Gegenreformation 1600 zerstört, und nur weitläufige moosbewachsene Erhöhungen zeigen die Stelle der einstmaligen Grundmauer. Aus dem Materiale wurde die neue Kapelle am westlichen Flügel von Windenau erbaut. Das Schloß mit seiner Bilder-gallcrie von 130 Stücken, seinen römischen und mittelalterlichen Denkmälern ist eines jener verborgenen Juwelen, deren die Steiermark vielleicht mehr als irgend ein Land viele unbesucht, unbeschrieben, unbeachtet besitzt. Unmittelbar an das Schloß im Hintergründe schließen sich treffliche Baumgärtcn mit weitläufigen Treibhäusern. Im Hintergründe bildet der Pacher mit seinen üppig grünen Wäldern einen riesenmäßigen Park, von dem die Kunst nur einen kleinen Theil zur Anlegung eines Gloriettes benützte, dessen entzückende Aussicht die Städte Marburg und Pettau mit all den zwischen lie- genben Kirchen und Rebgeländern, nebst einem großen Theile des ausgedehnten Pettauer Feldes bis hin an die kroatischen Marken, an das Matzelgebirge rc-, umfaßt. Die Kirchen von Gams, St. Peter, St. Barbara, Frauenberg, St. Martin, Fran-Stauden, St. Nicolai, St. Johann, die Burgen Wurmberg, Oberpettau, Ankenstein, ragen wie silberne Spitzen ans dem üppigen Grün des emsig bebauten Bodens. Vor dem Schlosse, durch einen weiten Hof getrennt, von eit ein tiefen Weiher im regelmäßigen Vierecke umflossen, nimmt einen Raum von mehreren Jochen die Adrianen-Jusel ein, ein kostbarer Park, in welchem die seltensten Bäume und Gesträuche, darunter arabische Akazien, Wallnuß, Platanen rc. die Sorgfalt ihrer Pflege beurkunden; rechts vorn Schlosse gegen die Hauptstraße aber zieht sich eine ehrwürdige Lindenallee unmittelbar über einen Boden, der ringsum die Spuren römischer Bauten trägt, regelmäßige Grundfesten trifft der Pflug bei jedem Stoße; die benachbarten Felder zeigen Bruchstücke von Ziegeln in Unzahl, und die römischen Monumente in Windenan wurden unmittelbar hier gefunden. Am 12. Juni 1793 grub man hier einen Topf mit 30 und einigen Pfdn. römischer Silbermünzen aus. Sonderbar, daß die Sage unter den hier wohnenden Wenden allgemein Gang und Gebe ist von einer Stara mesto, alten Stadt, welche aber ihrer Erzählung nach an dem Abhange des Pachers gerade hinter Windenan sich befunden haben soll. Hier fand man 1820 zwei Amoretten en Hautrelief, die Büste einer Isis, Pflaster aus kleinen, fleckigen, 2 h Zoll hohen und 1Z" an jeder der 6 Seiten breiten Ziegeln. Andere 4ecftge Ziegel waren an jeder Seite 11 Zoll lang, in der Mitte von einem 4—5 Zoll großen Vierecke durchbrochen. Auch eine Lampe von rother Erde mit der Inschrift: Lucius F. Nehmen wir Abschied von den Blumenbeeten, von den schattigen, dem Sonnenstrahl undurchdringlichen Laubgängen, den herrlichen Parkscenerien, der seit 1821 so wohl gepflegten Adriauen-Jnsel, und nähern wir uns dem Schlosse selbst, dessen Vorhalle in der Mitte der 13 Fenster langen Facade auf 4 Säulen den Balcon tragt. Gleich an der Einfahrt befindet sich aus weißem Marmor das lebensgroße B>ld des Hanns Friedrich Freiherrn von Herberstein, Herrn aufLankowitz, welcher gestorben den 9. Mai 1615. Der Helm ist offen, der Waffenrock mit goldenen Lilien gestickt. Um das Kopfkissen stehen die Worte: "Herr Jesu Christ, durchs Blut dein, schlaf ich ganz rein, von Sünden mein.« Zu den Füßen zwei Todtcnköpfe: Hodie mihi, eras tibi. An der Westseite in Stein mit dem Herberstein'schen Wappen (den Thurm, den alle Linien dieser erlauchten Familie beibehalten) nebst lateinischen Versen die Inschrift: Hier liegt begraben der Herr Jörg Christof Freiherr zu Herberstein, Neuperg und Gutenhaag, Herr auf Lanka, witz und Erbtruchseß in Kärnten, f 12. März 1613. Der 3te Stein an der Westseite mit dem Greifen im Wappen besagt, daß hier, von Anna Tottnig, gebornen Trussing, ihrem Gemahl Herrn Benedict Tottnig, der 91 Jahre alt starb, ein Denkmal errichtet sei. Das 4te Monument bezeichnet eine Katharina Sorko, Gattin des Gastgebers Georg Sorko, Rathbürgerin von Ehrenhausen von 1625. Das 5te von 1627, die Ruhestätte der Maria Sidonia Freiin von Herberstein, Tochter des Herrn Hanns Jakob von Herberstein, ist merkwürdig wegen seiner endlos langen Reimklage. Diese Grabsteine waren meist an der gesprengten lutherischen Kirche. Von römischen Steinen befinden sich hier die früher erwähnten kleinen Genien, 15" hoch und 9" breit, von der trefflichsten Arbeit. In der Mitte auf einem 18" hohen, 9" breiten Cippus die Inschrift: Eponac Au Sacr.: Va, Volus. J. V. N. Equester, V. 8. L. M. Epona, die Göttin der Saumthiere, kommt auch auf einem Steine in Cilli vor. Die hier gefundenen Römer-münzen waren von Valerian, Sallionus, Aurelian und Constantin. Im Erdgeschosse sind die ökonomischen Abtheilungen des Gebäudes. Aus diesen führen zwei symetrisch-breite Treppen in das erste Stockwerk, wo der schöne freundliche Saal mit seinen 5 Flügelthüren und 4 großen ovalen Fenstern den Besucher aufnimmt. An selben reihen sich rechts 2 große und 2 kleinere Gemächer und links eben so viele, in deren zw-item 8 schöne Kirchcn-Paramente aufbewahrt werden. Nebstdem befinden sich im selben einige kostbare Bücher, Mosaikstücke:c. je. Im dritten Zimmer links eine artige Sammlung von Kupferstichen. Im vierten sind 18 recht gelungene Handzeichnungen der Erzherzogin Charlotte, späteren Königin von Neapel, von der auch mehrere Gemälde aus dem Jahre 1766. Die Kapelle ist licht und freundlich, am Hochaltäre Christus am Kreuze, links Maria, rechts der heil. Alois. Die Gemälde sind gegenwärtig so vertheilt, daß 56 Stücke in dem Zimmer rechts, und eben so viele in jenem links vom Saale, die übrigen in den anstoffenden Gemächern zu schauen sind. Da selbe aber ihren Standort häufig verändern, so möge dem Kunstfreunde mit 11 162 G' gg den Namen und Meistern der vorzüglichsten Stücke gedient feilt. Ein Durchzug durch das rothe Meer von Vouval; Besuch des heil. Romuald beim^beil. Vigilius, Bischof von Trient, vom Tiroler Unterberger; Gastmal bei Simon, dem Aussätzigen, aus der Schule Albrecht Dürers, dessen Porträt im Hintergründe sichtbar; Kreuztragung Christi von Dißranken; zwei Affengruppen von Teiners; Küchengeräthe von Bautter; Einzug Christi und Vertreibung der Käufer von Tertor; Landschaften von Verniet; eine Bettler-Familie und ein Schulmeister von einem unbekannten Meister aus italienischer Schule; die Verkündigung durch die Hirten, von Krakler; ein Porträt von van Dyck, Bachus aus der Schule des Rubens; eine Kuplerin mit einem Bauernmädchen, ein Meisterwerk des Ulrich Glantschnigg; Grablegung Christi, Flucht nach Aegypten, Christus am Oelberg, Jagdgruppen, Landschaften, Schlacht- und Thierstücke, Geflügel, Geschirre, Brustbilder, allegorische und Bauern-Scenen, von unbekannten Malern; Moses auf dem Sinai, von Dionisius Veronese, 1730; Landschaft von Ruisdal; Blumenvasen von Dambach, 1602; Hagan in der Wüste, von Weiskirchen, von welchem auch Loth mit seinen Töchtern ist; die Tiroler auf dem Sommerfrische in Oberbotzen, von Glantschnigg; dabei ist das Porträt des Malers als Fischer von 1718; der heil. Johannes in der Wüste, aus der spätern deutschen Schule; Jagdstücke von Mitterwurzer; David mit dem Haupte des Goliath, aus Quercino's Schule; Skizze der Glorie eines Helden, von Rubens — Seitenstück zur Glorie Carls V. in der Gallerie zu Dresden. Aeußerst bizarr ist der Triumph des Todes über alle Stände, von F. ß. 1675, mit der Inschrift: ubi mors, nulla sors, mors omnia auffert. Eine Enthauptung des heil. Paulus, aus der Schule des Michael Angelo di Carravagio; ein Dudelsackpfeifer, von Wou-vcrmann; Landschaften vom Tiroler Grasmeier und vom Inhaber, Sr. Ercell. Herrn Gouverneur Clement Grafen von Brandis. Ein allegorisches Gemälde von Peter de Pomis; Ferdinand II. an der Hand der Weisheit, zu fernen Füßen die Lüge, von der Zeit und Wahrheit entwaffnet. Dieses Gemälde befand sich früher im Schlosse Obermarburg. Trefflich sind noch Hercules und Omphale; eine Dame in altrömischer Tracht; ein Geizhals; Guido von Stahremberg; die Herzogin von St. Elia, geb. Gräfin v. Brandis, von unbekannten Meistern; der Carton des Gastmales bei Simon, von Paolo Veronese, endlich aus der altdeutschen Schule eine Enthauptung der heil. Katharina. Mit der Herrschaft Windenau ist auch Grünberg, dessen malerische Trümmer einige Stunden weiter hoch am Pacher liegen, vereiniget. Die alten Besitzer von Windenau waren die Herren von Wieden, welche im vierzehnten Jahrhunderte mit den Stahrembergern verschwägert erscheinen; ein Wallfahrt von Wieden begleitete Friedrich den Friedfertigen 1436 nach Pallästina; Hanns von Wieden war 1420 Landeshauptmann in Steiermark; Wenzel war der Letzte selnes Stammes, t 1491. Hierauf kam es an die Rosenberge, Herberstein und Khysl; 1646 hatte es Carl Graf v. Purgstall in Pacht, der es ganz erneuern ließ, nach ihm Gundaker v. Herberstein. Als damaligen Pfleger finden wir Hanns Strauß, Bürger von Pettau. 1728 kam Windenau an Franz Jakob Grafen v. Brandis und ist seit jener Zeit im Besitze dieser Familie. Ob Windenau und seine Dina- (lie von dem an diesem Gebirgskamme des Pachers sich brechenden Winde oder von den wendischen Bewohnern (Winden) seinen Namen entlehnte, dürfte schwer zu ermitteln sein. Windenau besaßen außer denen von Wieden auch die von Windenau im löten Jahrhunderte. Baltram, vermählt mit Katharina Fladnitzer, erscheint 1428. Als Rosenberg'sches Eigenthum bildete das Gebäude ein festes, von 4 Eckthürmen slankirtes Schloß. Als Verwalter von Windenau finden wir in der letzten Zeit die Herren Karner 1816, Perko 1831, nun Schiller. Von Windenau hat man längs des Baches nur \ Stunde nach Rothwein. Das Dorf liegt freundlich vor dem Schlosse gruppirt. In der Binderei (zugleich herrschaftliche Schänke) sieht man an den Plafonden die Ceremonien der Freimaurer. Das Schloß ist ein Stockwerk hoch, ziemlich groß, aber niedrig gelegen, ohne alle Aussicht. Die Herrschaft hat einen Bezirk von 6114 Joch mit 1955 Einwohnern in 6 Gemeinden, unter denen fünf, nämlich: Pickern, Pickerndors, Lembach, Feistritz und Laßnitz, das berühmte Pickerer-Gebirge umschließen. Als bekannte Besitzer dieser Herrschaft erscheinen: 1530 Sigmund Graf v. Gaisrnck; 1730 Mathias Tschander; 1738 Severin Egghart; 1751 Johann Nagerl; 1782 Josef Nagerl, von Rosenbühel; 1801 Ignaz Lambert und die Familie Muk; 1803 Johann v. Cemeo; 1806 Josefa v. Petovic, nun Freiin v. Hingenau; 1815 treffen wir den wackeren Oekonomen Thomas Foregger als Pächter von Rothwein und Verwalter von Windenau ; als Pfleger finden wir auch Georg Pucher 1778. Zwischen Rothwein und dem Pickerer-Gebirge erhebt sich ein prismatischer Felshügel, an der Nordseite bewaldet, gegen S. mit einem trefflichen Weingarten (Herrn Če- liga gehörig) bedeckt. Es ist der sogenannte wi irdische Berg Calvarie. An seinem Fuße stand einst die uralte Kirche St. Kunigunde, welche längst spurlos verschwunden ist. Gemauerte Stationen führen an seiner Kante empor, die oben kaum breit genug ist, ein kleines Kirchlein mit den drei Kreuzen gegen W. zu tragen. Von hier hat man \ Stunde nach Pickcrndorf, und kaum eben so weit in das Pickerer-Weingebirge selbst, das auf einem rothen ockerfärbigcn Boden einen der edelsten und feurigsten steierischen Weine erzeugt, unter seinen Jnsaßen einen kaiferlichen Prinzen, Se. kais. Hoh. Erzh. Johann, zählt. Hoch am weit schauenden Gipfel der Pickercr-Hüael am Johannisberge liegt ein einfacher Doppelbau weit sichtbar durch seine blanken Mauern und sein rothes Dach, umgeben von musterhaft gezogenen Weingärten und niedlichen Anlagen, ließ ist das Caecubum des erlauchten Mäcenas der Steiermark. Hier sehen wir die Reben, vom hochseligen Kaiser Franz 1830 bei seiner Anwesenheit selbst gepflanzt, die vom Herzoge von Reichsstadt ic. gesetzten, im vollsten Gedeihen/ Ein Rasenkreuz deutet an, daß ihre erhabenen Pflanzer nicht mehr sind. Die vorzüglichsten Pickercr-Besitzer (außer wenigen Bauern) sind die Herren: Rcmschmied, Forstner, Resser, Langer, Forreggcr's Erben, Hofrichter nahe bei Lembach ober Čeligi, und vor allen das Stift St. Paul. Jährlich durch Se. k. H. selbst vcrtheilte Prämien, die Interessen eines Stiftungs - Capitals von 700 fl. C. M., ermuntern und lohnen den Eifer der Winzer. Die Gemeinden Bergenthal und Hrastje sind die letzten ans dieser Seite am Fuße des Pachern. Von den Pickerer-Hügeln (Pekerske gore), denen es als Parzelle des Pachern nicht an trefflichen Quellen fehlt, welche als Pickererbach und als Lambach gegen S. O. und N. O. fließen, wenden wir uns nun in das Dorf Lembach, in welches man von Marburg auf der Straße über St. Josef, längs des Brunndorfer-Waldes, am 1846 vollendeten stattlichen doppelflügli-gen Meierhofe der Herrschaft Victringhof vorüber in einer kleinen Stunde gelangt. Das Dorf ist ganz unter Nußbäumen versteckt. Der Pfarrhof ist klein, die Kaplanei sehr nett, die Pfarre zählt 1509 Seelen. Der frühere Herr Pfarrer Zwetko (bis 1843) war einer der ausgezeichnetsten Slaviste». Die Schule wird von 116 Kindern besucht. Gleich ober dem Dorfe erhob sich vor wenigen Jahrzehenten noch das schöne Schloß Lembach, das mit seinem Uhrthurme und den Fenstern von 12 Gemächern recht freundlich in das Drauthal blickte. Seine Stelle mitten im St. Pauler-Weingarten wird nur mehr durch eine weiße Marmorsäule bezeichnet. Seine ersten Gebieter waren die Ritter von Lembach , aus denen Leutold bereits 1257 erscheint. Christof erhielt durch seine Gattin Margaretha Sorl die Herrschaft Frondsberg; Albrecht lebte 1326; Wülfing 1341; Conrad war Burggraf der Walsce zu Gleichenberg; Wolf war 1479 Judenrichter in Gratz und 1480 Pfleger in Laukowitz; auf sie kamen die Herzenskraft, einer hiesigen Winzer - Familie entstammend; Wülfing und seine Gemahlin Kunigunde von Pulsgau erscheinen im Anfänge des 14ten Jahrhundertes; Conrad mit seiner Gemahlin Katharina von Mordar und seinem Sohne Niclas 1396; Ulrich 1417; Ernest 1434; Erasmus 1454; Hanns und seine Gattin Breigna von Stadl 1450; Hanns Bernhard, Freiherr ti. Herzenskraft und auf Lembach, ein Liebling Ferdinands II., war 1599 Vicedom von Steiermark; seine Gattin war die streng katholische Amalie Freiin von Herbersdorf; Ferdinand war Ordens-Commandeur zu Melling; Sigmund kommt 1601 vor; Hanns Gottfried, Zrblaud-Silberkämmerer, schlichtete am 11. Februar 1619 den Weingartcnstreit der Brüder Thomas und Benedict Tänzer. Sie besaßen auch Gamlitz, Burgskhal (bei Eibiswald) und Altenhofen, dann die Maitth in Laßnil;, zwischen Lembach und Rast, und waren verschwägert mit den Wiudisch-gratz, Riedscheid, Falbenhanpt, Gloyvos, Ekh. 1623 verglich sich Gottfried von Herzenskraft wegen der Wildbahn mit dem Abte Hieronymus von St. Paul; 1642 besaß die Mauth in Laßnitz die Wittwe Katharina Freiin von Eibiswald; schon 1535 erscheint ein Stefan Saumbacher als Pfarrer in Lembach. Später hatten das Schloß die Keylinger Gall, Schätzel und das Stift St. Paul bis zu seiner Aufhebung. Nun wurde Lembach als Staatsherrschaft mit Vic-tringhof vereint, das noch ganz bewohnbare Schloß de-molirt und die Materialien verkauft, bis die Stelle das wieder aufblühende Stift St. Paul durch den Erwerb von Victringhof an sich brachte. Daß Lembach das alte Olimacium und als solches ein römisches Standquartier gewesen sein soll, ist etwas unwahrscheinlich. Betrachten wir nun die Kirche. Sie ist in Kreuzform erbaut und hat 5 Altäre, der Hochaltar enthält die Statue des heil. Zakcb. Nahe dabei sehen wir einen Grabstein mit doppeltem Schild und Helm. Im Einen ist ein Einhorn , im andern eine Reseda. Hier ruht David Gall von Rudolfseck, t 1534, und seine Gattin Walburga von Trautmannsdorf. Der Seitenaltar rechts enthält die heil. Familie, daneben ist der Grabstein des Pfarrers Jakob Pilath, t 1646; der Scitenaltar zur Linken ist dem Erzengel Michael geweiht, an beiden sind die Bilder Herz Jesu und Herz Maria; die beiden andern Altäre im Kreuze enthalten die Mutter Gottes und das Haupt Christi. Die Kirche ist von 12, meist viereckigen, Fenstern erleuchtet, 30 Schritte breit, 36 lang, seit 1844 recht nett weiß und blau gemalt. Ausgezeichnet ist der 4 Klafrer hohe rechte Seitenaltar, aus reich vergoldeten, mühsam geschnitzten Reben- und Aehrengrup-pen bestehend, von der corporis Christi Bruderschaft 1687 erneuert; sein Gegenüber hat ein nettes, von Reiter gemaltes Antipendium. Sehenswerth sind noch von Gemälden eine Maria vom Rosenkränze, von Berger in Gratz, und ein sehr großes älteres Oelgemälde, Christus am Oelberge. Außen an der Kirche sehen wir eine Sonnenuhr mit einem Marienbilde und dem Chronographicon: Lingua ejus locutura judicium. Am Pfarr-hvfe die Jahrszahl .1764 , am Thurme gegen W. 1784. Die 3 Glocken sind: a) die Große 1644 vom Pfarrer Ebenberger angeschafft; b) die Mittlere von 1560; c) die Kleinste, 1688 von Metardus Reik, auf Kosten der Rosenkranz-Bruderschaft, gegossen. Das älteste Taufbuch in Lembach ist von 1624. Die Reihe der Pfarrer ist folgende: Georg Ebenberger, 117. Juli 1646, ein warmer Freund des Hrn. v. Eibis-wald auf Lembach; Jakob Pilath gab eine Glocke der Kapelle des windischen Calvarie; Franz Grill, f 1746; Josef Majan 1747; Martin Kraproth 1750; Paul Saurer 1773; Franz Ruprecht 1785, er ließ die Thurmuhr ganz neu Herstellen; Anselm Bellitsch 1805; Josef Hakl 1812; Josef Meglitsch vom 16. December 1822; Franz Zwetko, nun Dechant von Pettau, seit 23. October 1843; Anton Lach.* Am 10. Mai 1750 brannte der Pfarrhos ganz ab, eben so am 16. Juli 1760. Zur Pfarre gehören die Gemeinden Lembach, Laßnitz, Pickern, Pickerndorf, Feistritz, Hrastnik und Bergenthal. Die ältesten und aus' gebreitetsten Familien sind die Korošak, Ribič, Lesnik? Brecl, Kada, Povoden, Robič, Mullei, Pukl, die Essig Wutt rc. Am Thurme ist die Jahreszahl 1801; der alte ehemalige Friedhof ist links, der neue rechts von der Rasterstraße. Sehenswerth ist außen an der Ostseite der Kirche das schöne Herzenskrast'sche Monument aus weißem Pa-cherer-Marmor. Es ist ein 9 Fuß hohes, 3 Fuß breites Epitaphium mit v ielen Emblemen, Engelgestalten rc. in der Höhe und mehrere Gestalten darunter, 7 weibliche, mit vieler Kunst in Marmor ausgeführt. Das Wappen zur Linken zeigt im dreifach behelmten Schilde zwei Fittige, im kleinen Herzschilde einen bewaffneten Arm, das zur Rechten enthält das Mühlrad der Herbersdor-fer. 1599 f zu Gratz Hanns Bernhard Herzenskraft zu Purgstall und auf Lembach. Erzherzog Ferdinand, Rath und Landes-Vicedom in Steier; t 1597 hier seine Gattin Amalie, gebornc v. Herkersdorf. Die halb erhobenen Bilder Beider schmücken den Stein. Die um Lembach gefundenen römischen Münzen waren von den Imperatoren Augustus, Trajan, besonders aber von Mariminus , dem Thracier. Wir wollen nun Pickern und den Johannesbcrg näher betrachten. Die ältesten Nachrichten schreiben den ersten Weinbau ans diesen Hügeln dem Stifte St. Paul zu, wenn nicht aus den bei Lembach entdeckten Gräbern und Münzen der Römer ersichtlich wäre, daß schon jene Welteroberer Geschmack fanden an diesen Hohen. Graf Engelbert von Sponheim schenkte 1091 dem von ihm gegründeten Stifte St. Paul in Marchia transsylva-nia vineas duas ultra Travam, villain (Küste) Rast rc. Markgraf Popo von Istrien aber 1093 duos hobos in Yost nt z, (Feistritz). Nach dem Aussterben der Lembacher erwarb das Stift auch ihre Weinberge, Bernhard, Comes tradidit oppidum Rodewein etc. villain Brune, das heutige Rothwein und Brundorf. Ersteres erscheint erst 1638 als Schloß. Von reichen Besitzern von Picke-rer-Weingärten finden wir in früherer Zeit 1515 die Leister von Wildon, Erbland - Zeugmeister in Steiermark ; die Marburger Hanns Schuster und Primus Furmanu 1523; Sebastian Posch, der 1526 die Weingärten der Mahrenberger Priorin Margaretha von Treu-bek, der Stadtricht-r Primus Harnuß und seine Frau Dorothea, die 1531 jene des Ulrich Leisser von Wildon kauften; die Weichselber und Kumer von Zweinik 1542 und 1549. Das ganze Pickerer-Weingebirge umfaßt 400 Joch, größtentheils im Bezirke Rothwein mit einem jährlichen Ertrage von mehr als 400 Startin Wein. Es bildet vom Johannisberqe ans die Haupt, graben Hrastik, Lndmaier und den Pickerer, eigentlich den Lembacher-, Laßnitzer-, Feistritzer- und Nüdaster-Graben, jeder von einem gleichnamigen Bache bewässert, an denen Erlen und Rotheiben häufig Vorkommen. Die Trefflichkeit der Reben und des Bodens vereinen sich zur Production des auserlesenen Weines. Man kann annehmeu, daß 8% Mosler, 10% Belina-Reben sind. Der Boden besteht aus rothem Sandstein, eisenhaltigem Thon, Schwefelkies und chloritartigem Schiefer. In Petersburg und Athen kennt und preist man den steierischen Johannisberger. Die größten und blühendsten Besitzungen (über 80 Joch) hat das Stift St. Paul. Musterhaft bewirthlchaftet sind Forregger's Weingärten. Ein Stein in seinem Hause erinnert an unseren steierischen Mäcen durch die Inschrift: ln mem. 1 a. Joann, archid. anst. patr. Styr. und das Chronog. hiscit amor nobis quies et laetitia dulcis. Der Weg von Lembach zum Johannisberge gehört zu den freundlichsten Partien am Fuße des Pachers. Rechts steigen Weinpflanzungcn bis zur guten, von Quellen durchrieselten Straße herab; links, von Rebenge-► länder überragt, dehnen sich waldige Hügel. An Herr» Tscheliga's Mühle und Meierei vorüber kommen wir zu dem Kellergebäude des Stiftes St. Paul, welches das Chronographicon trägt: Insigni Meinrado jubente Abbate cella vinaria vineto noviter sato errecta (1829). Ein zweiter Keller des Stiftes ist von 1832. Zur Linken rauschte der muntere Lembach durch das Engthal, in welches trotzig der öde Thurm von St. Wolfgang aus Wälderdunkel, lockend der Doppelbau des Erzherzoges von Rebenhügcln niederschaut. Nach wenigen Minuten sondert sich ein näherer Fußpfad von der Straße, welche an dem schönen Herrnhause des Stiftes St. Paul vorüberführt, an dessen Fronte.von 9 Fenstern wir die Inschrift: Siliente Solo 1834 vi-nitorum gratia construct»»! bemerken. Die Straße .windet sich an dem Fuße des Weingebirges zwischen einem Buchenhaag und dem ganz mit Epbeu überzogenen Schlage an einem Birkenwäldchen empor. Bald stehen wir an dem ländlichen Wohnsitze Sr. k. Hoh. Das eine größere Gebäude dient zur Wirth-schaft, das andere zur Wohnung. Letzteres hat auf weißem Marmor ein gekröntes J. und die Inschrift: Als am 16. Juni 1830 Franz I., mein Kaiser und Herr, und seine erlauchte Gemahlin Carolina Augusta, unser geliebtes Kaiserpaar, dieses mein Haus mit Allerhöchst-ihrer Gegenwart beglückten, die gelammten Weinberge der getreuen Steiermark überschauend, habe ich Johann, Erzherzog zu Oesterreich, diesen Stein zum ewigen Andenken gesetzt. Im Hintergründe ziehen sich, durch eine von alten Kastanien beschattete Schlucht getrennt, die jungen Rebenpflanzuiigen empor, welche vier Joch von dem Ganzen einnehmen. Hru. Rauscher's, IIr. Recken-zaun's, Pfeiffer s, und Oberlieutcnant Wurzel's Besitzungen vorüber (einst Mihurko) steigt man den gewöhnlichen Weg empor zum Jvhannisberge. Die Realität bildete sich aus dem Ankäufe von zwei Bauernhuben und anderen Parzellen, sie ist als Fideicommiß mit dem crzherzoglichen Radwerke in Vordernberg als künftiges Eigen des jungen Grafen v. Meran vereint, wozu noch Valentin, Schönau rc. ln Tirol gehören. Die eine Besitzung zu Pickern war schon seit 1819 Eigenthum Sr. k. Hoh. Der ganze Johannisberg, weithin kennbar durch ein Paar Zirbelbäume, hat 16 Joch 1416 Quadr. Klftr. Rcbengrund. Das 1828 nett zusam-mengerichtele, mit Blitzableitern und einer kleinen Glocke versehene Wohnhaus mit 6 Fenstern Fronte ist rechts und links von kleinen anmuthigen Gärten umgeben, und umfaßt zum Theile die Aussicht auf die Weingärten: Annaberg, Johannisberg, Neu- und Klein-Weingarten und die Rebenschule in der Gemeinde Bergen-thal. Das Wohnhaus Sr. k. Hoh. enthält im Erdgeschosse die Presse, den Speisesaal und 5 Zimmer, im Dachgeschosse 3 Zimmer. Der Saal ist mit oberländischen Ansichten und Scenen geschmält, meistens von I. Gauermann, reich an Inschriften, wie z. B. bei drei sitzenden Obersteirern: "Allzeit traurig ist beschwerlich, Allzeit fröhlich ist gefährlich, Allzeit aufrichtig ist ehrlich.-Wir bemerken das Bild des gastfreien Hauswirthes mit dem Motto: »Ein frohes Grüßen und ein freundliches Fragen, Die soll ein biederer Wirth dem Gast nicht versagen.-Durch Forreggcr'S Thätigkeit kam im Jahre 1830 » im Subscriptionswege ein Eapital von 700 fl zusammen , aus dessen Interessen jährlich zwei Winzer-Prämien zu 6 und 9 fl. und mehrere andere Geschenke vertheilt werden. Pfarrer Zwetko in Lembach gründete ein Drittes. Anspruch haben fleißige und sittliche Winzer aus Pickern, welche wenigstens 10 Jahre bei demselben Herrn gedient haben. Jeder Preisträger erhält von Sr. k. Hoh. einen Stock, dessen Knopf von Gußeisen mit den Emblemen des Weinbaues geziert ist. Die fleißigsten Winzermädchen werden mit Geldbeträgen beschenkt. Von hier nehmen wir den Rückweg entweder durch den anmuthigen Brunndorfer-Wald längs der Drau oder auf guter Straße an dem vor einigen Jahrzehcn-den den Schatzgräbern wichtigen Steinkreuze vorüber, an St. Josef vorbei nach Marburg. Zweiter Tag. Der Wanderer thut am besten, den Weg von Marburg über Lembach, Feistritz und Hollern bis Rast, wo man beim Fleischer gute Unterkunft trifft, zu Wagen zurückzulegen, um seine Kräfte für die Besteigung der St. Urban-Höhe für den Nachmittag zu sparen. Nach einer Viertelstunde außer dem Dorse Hollern sehen wir schon Maria-Rast vor uns, links am Süd-abhange der waldigen Lembacher-Kahln'und Rasterberg sind ergiebige Weingärten, am Wege und in den Dörfern Nußbäume, Zwetschken und Kirschen im Ueberflusse. Links im schaurigen Walddunkel sind mehrere lange, in Felsen gehauene Stollen, in denen vor einem halben Jahrhunderte Bergbau auf silberhaltiges Blei vom Hrn. v. Hakelberg versucht wurde. Endlich haben wir Rast vor uns. Am rechten Drauufer, dort, wo sich der Pacher ernst und finster, wie eine buchenbekränzte Pyramide, in die Wolken erhebt, dehnt sich, von den auslaufenden Armen dieses Gebirges umschlossen, von einem Gürtel dunkler Fichten umrauscht, ein kleines freundliches Thal aus, das in lieblicher MaMät die stattliche Wallfahrtskirche Maria-Rast begrenzt. Freundlich überrascht schon die dem gegeißelten Heiland geweihte, 1804 erbaute Filialkirche , ein nettes, thurmgezicrtes Oblongum, das etwas mehr als 14 Quadr. Klftr. einnimmt, und durch die unter der kunstreichen Leitung des gegenwärtigen Pfarrers H. Godina vorgenommene Verschönerung einen lieblichen Anblick gewährt. Das Dorf Rast mit seinen 51, oft von Feuersbrünsten heimgesuchten Häusern lagert sich wie eine fromme Heerde um die stattliche Wallfahrtskirche, und die ansehnlichen Pfarrgebäude, an denen man das Chronographicon liest: Florens haec domus ex cineribus nova venit. Ein Privilegium vom Kaiser Friedrich IV. dem Friedfertigen verleiht den Bewohnern dieses Dorfes auf 4 Wochen im Jahre Mauth- und Bürgerrechte. Sein Name wird gewöhnlich Raß ausgesprochen, von den Rittern von Raß, die es besaßen, aus denen Rudolf 1192 Zeuge im Stiftsbriefe in Seckau, Eholo 1209 in jenem von Geyrach, Colomann 1203 in jenem von St. Lambrecht und Rudolf 1291 mit bei der Verschwörung gegen Herzog Albrecht war. An sie erinnert noch der Name der Gemeinde Hrastje, so viel als Ei-chenforst. Die Kirche, durch ihre An- und Nebenbauten ein unregelmäßiges Kreuz bildend, fällt in ihrer gegenwärtigen Gestalt mit dem zierlichen Thurme recht gut in die Augen. Sie ist, wie alle älteren Kirchen, mit dem Hochaltäre gegen Osten gerichtet, ihre größte Länge beträgt 16° 5', ihre größte Breite 12° 5', ihr Flächeninhalt etwas über 106 Quadr. Klftr. Sie hat sieben Altäre, unter denen der Hochaltar das Gnadenbild, der Kreuzaltar ein großes, gut gearbeitetes und besonders von den Drauschiffern verehrtes Crucifir, welches im Jahre 1522 bei einer Ueberschwemmung in der Drau gefunden und vom damaligen Pfarrer Johann Maria von Lichtenheim feierlichst aufgestellt wurde, enthält; der gegenüber stehende Altar ist der schmerzhaften Mutter Gottes, die vier östlichen Seiteualtäre im Schiffe sind den Heiligen Dismas, Anna, Josef und Florian geweiht. Den Plafond der Kirche zieren nebst Arabesken in Stückarbeit noch 30 gut gemalte Embleme, mit denen die Kirche unter dem Pfarrer Stefan Jamnig, einem gebornen Raster, von 1728 — 1735 geschmückt wurde. Die Anzahl aller Gemälde sammt den Kreuzweg-Stationen, Jubileums- und Botivbildern mag immerhin an hundert betragen. Recht gut nimmt sich die im Jahre 1754 erneuerte Orgel von 13 Registern mit ihren Engelsstatuen aus. Mehrere Fahnen schmücken das Gotteshaus, und 4 wohltönende Glocken, von denen die größte 25 Ctnr. wiegt, rufen mit milder Stimme die Gläubigen zum Worte des Herrn. Maria-Rast, zwischen dem Fuße des Pachergebirges und der Drau, iz Meile von der Kreisstadt Marburg, ist ein längst zum Dorfe herabgesunkener, nur mehr als Wallfahrt berühmter Ort, der noch vor einem Jahrhunderte eine nicht unwichtige Rolle im Gebiete der geistigen Bildungsanstalten spielte. ES ist eine tief ergreifende Erinnerung, daß vom Jahre 1644 — 1759 eine Anzahl von 2,886,686 Büßenden am heil. Abendmale hier Theil nahmen; es ist eine für die Geschichte Steiermarks interessante Erscheinung, daß während desselben Zeitraumes, also während der Epoche verheerender Türkenkriege, furchtbarer Aufstände, verwüstender Unruhen in ländlicher Stille, unter der einfachen Leitung eines Pfarrers und einiger Cooperatoren, eine Akademie blühte, an der 6931 Studirende, darunter 603 vom höchsten inländischen und fremden Avel, Anleitung und Bildung erhielten, eine Academic, aus der 3 Erzbischöfe und 17 Prälaten hervorgingen. Seit dem furchtbaren Brande, der am 2. August 1713 außer der Kirche, die verschont blieb, sämmtliche Pfarr- und Schulgebäude verzehrte und die alten Urkunden vernichtete, haben wir als Hauptquelle nur eine lateinische Chronik, die bis zum Jahre 1760 reicht, die merkwürdigsten Ereignisse aus den Annalen der drei thätigen Raster Pfarrer Johann Maria von Lichten-heim, Georg Cosina und Lucas Jamnig zusammenstellt, die Namen und den späteren Stand der sämmtlichen Studirenden nebst den übrigen Begebenheiten und Vorfällen in diesem Wallfahrtsorte enthält. Andreas Conti 1150, und Alfons Marian 1187, unterrichteten hier schon zahlreiche Jünglinge, und Letzterer hatte bereits Gehilfen unter Thadäus Gumbernigg, als Schriftsteller bekannt, t 1380, dessen Sprichwort lange bei seinen Nachbarn blieb: Jam dum tempus habes operare bonumque pium-que Nil te post obitum, quam bona gesta inanent. 1442 besuchte Friedrich IV., der Friedfertige, Rast und verlieh ihm seine Privilegien. Im Jahre 1500 wurde Johann Maria von Lichtenheim, aus einer alten adeligen Rast'schen Familie, Pfarrer; er baute 1519 den Thurm, stellte 1522 feierlichst den Kreuzaltar auf und wurde, nachdem durch 3 Jahre die Gegend von den Türken verwüstet worden war, von selben 1531 in Stücke gebaut«. Ihm folgten 1532 Mathias Ganser, t 1552; Wolfgang Pelikan 1554; Peter Marian 1566; Nicolaus Scheidler 1569, ein Kämpfer gegen die Reformation, so wie sein Nachfolger Simon Reinhardt 1598. Bis hierher führten diese Oberhirten den Titel Gouverna-toren oder Direckoren. Erst der 37ste, nämlich Marcus Pauritsch, nahm 1607 den Titel Pfarrer an. Mit Georg Costna 1644 beginnt die ununterbrochene Reihe der Jünglinge, welche hier in die Studien traten. Ihre Anzahl war im Jahre 1645 bereits 17. Das nächstfolgende Jahr zeigt uns 34 Studirende, darunter der Graf Vetter von Lilys, die Freiherren Schätzt und Walther; unter dem 42sten Pfarrer 1698 war die Anzahl der 12 Skudi'reuden auf 199 angewachsen, darunter 21 aus dem Grafen- und Frciherreustande. Unter dem 39sten Pfarrer, Sebastian Strampfl, gest. 1671, zählte die Acadenne Jünglinge aus den ältesten und blühendsten Geschlechtern, deren Bildung im gleichen Geiste auch der 40ste Pfarrer Georg Hauptmann fortsetzte. Der 4lste war Lucas Jamnig. Zs wurden alle auf Rast Bezug habenden Begebenheiten, Wunder rc. zusammengeschrieben, vom Jahre 1680 an die Prämienver-theilüngen feierlichst abgehalten, und gewöhnlich mit einer großen Komödie am Rastersonntage in Verbindung gesetzt, der Schauplatz dafür war der Friedhof. So gab man 1684 die Erstürmung dcS Türkenlagers vor Wien,'1699 St. Dismas; 1706 den bekehrten Jovian, verfaßt vom St. Pauler Pater Siegfried; 1707 Wilhelm Herzog von Aquitanien. Bald hätte die Komödie von 1707 ein tragisches Ende genommen, denn ein reisender Capuziner, der das höllische Feuer auf die Scene brachte, war nahe daran, selbst lebendig zu verbrennen. Im Jahre 1722 war die letzte dieser Komödien, deren Erträgniß manchmal auf die für jene Zeit sehr bedeutende Summe von 250 bis 300 Gulden stieg. Unter Franz Fabian, dem 42stcu Pfarrer 1698, erreichte die Academic die höchste Blütbe, welche sie noch unter seinem Nachfolger Stefan Jamnig 1703 behielt. Einem alten Votivgemälde zu Folge, welches sich noch jetzt im Pfarrhofe befindet, wurde unter Lucas Jamnig am 20. November 1694 von einem hier studi-renden Knaben, dem Zucht und Wissenschaften lästig waren, die Wohnung der Studirenden (damals 46) in Brand gesteckt, aber glücklich gelöscht. Vom Jahre 1744 an verfiel allmählig die Lehranstalt, die Zöglinge zogen sich nach und nach an das Marburger Gymnasium, und die Freiherren Gabelkhoven und Liebenegg waren 1749 die letzten Adeligen an der Raster Schule, die in den Jahren 1757 und 1758 nur mehr zwei Schüler zählte, welche sich noch vor dem Schluffe des Jahrcurses entfernten. Josef Wurz aus Gams ist der letzte Zögling 1760, den uns die Chronik nennt. Folgende berühmte Männer machten hier ihre ersten Studien: Ritter v. Kaltenhausen, später Abt von St. Lambrecht; Reichard Chrischay aus Görz, später Abt (Albert) von St. Paul; Urban Chrischay, kaiserl. Feldhauptmann 1646; Fehr, k. k. Sckiffscapitän 1652; Baron Marenzi, Bischof von Triest 1654; Graf Zero-bis, Patrizier von Venedig 1665; die Brüder Moser aus Rast, von denen Ferdinand später Prälat, Johannes von Victring und Burghard Prior dieses Stiftes war 1666; Gottstein aus Wippach, ein bekannter Missionär, 1666; Graf Rosenberg, Landeshauptmann von Kärnten, 1667; Wolfgang Freiherr v. Schrottenbach, Bischof von Olmütz und Cardinal, 1668; Reiner, Erzbischof von Tiberias; Trost, ein berühmter Porträtmaler, 1670; Porzaga, daun Abt (Kilian) zu St. Lambrecht, 1672; der Maler Hank 1673; Jäs, Abt (Alois) von Rein von Ortenshoferi, Propst zu Pöllau, 1675 ; Ernest Baron v. Schrottenbach, Bcnedictinerabt; der Missionär Cerroni 1677; Obrist Paderbcrg 1681; Rainer Mar, Abt (Johann) zu St. Paul, 1683; Meinersberg, Abt (Anton) zu Admont, 1684; Morethi, Bischof, 1687; Kronoler, Hofmeister des Herzogs von Bayern, 1691; Baron Paumgarten, Propst zu Stainz 1692; Graf Brcuner, Landeshauptmann in Steiermark, 1693; Obrist Bartholetti 1695; Metzinger, Missionär, und Christian 12* Joan , ein getaufter Türke aus Wichatsch, 1698; Webersberg, Propst zu Voran, 1699; Erber, Propst zu Rudolfswerth; Morathi, Bischof, 1700; Felder, Propst zu Griffen; Aelam und Zamperle, Missionäre, 1702; Graf Attems, Ernest, Bischof von Laibach, 1703; Häßler, Abt (Benedict) von St. Paul; Oparuigg, Missionär, 1704; Pattachich, Bischof von Agram, 1705; Freiherr von Schrotteubach, Erzbischof von Salzburg; Freiherr v. Hallerstein, Gesandter und Obrister-Mandarin in China, von ihm befand sich bis vor wenigen Jahren ein eigenhändiges Schreiben aus Peking zu Rast, 1706; Filippitsch, Hofrath, 1716; Pitreich, Cistercienser - Abt, 1716; v. Angelis, Propst zu Stainz, 1720; Haller aus Gratz, ein berühmter Missionär, 1725 ; Graf Brenner, Propst zu Pöllau, 1726. Eine Menge Doctoren, Privre», Feldhauptlente, Künstler und Handwerker zählen wir unter den übrigen Zöglingen dieser Akademie. Im Jahre 1779 brannten Kirche, Pfarrhof und das halbe Dorf ab, wurden aber bis 1785 wieder hergestellt. Der Thurm erhielt 4 neue Glocken, 1 Uhr rc. mit einer Auslage von 10,000 fl. Die Kirche hat sammt den Realitäten ein eigenes Vermögen von 30,000 fl. Im Dorfe steht der berüchtigte Pranger. Nach Krempl und Povoden hat Maria-Rast in ältesten Zeiten auch v’ Rušah, v’ Rušinah (am Rasen) geheißen. Die Kirche bewahrte bis 1720 die Fußeisen christlicher, aus der Türkei erlöster Sklaven. Die Marktprivilegien wurden 1704 aufgehoben. Die hinter dem Dorfe, oder eigentlich hinter der Lobnitz, befindliche Türkenmauer stammt aus den Jahren 1529 , 1530 und 1532. Im Jahre 1683 raffte eine Huugersnoth fast die ganze Bevölkerung weg. 1780 brannte der ganze Ort ab. Die Pfarre hat gegenwärtig 2100 Seelen; die Schule wird von mehr als 100 Kindern besucht Links auf dem Berggipfel ist ein niedlicher Calvarie. Bald hinter dem Friedhofe dehnt sich ein finsterer Nadelwald aus, durch ihn geht der Weg rechts zur Ueberluhr nach Zellnitz, einer einsamen, sehr pittoresken Stelle an der rasch und ungestüm rauschenden Drau, an deren Ufern manch ernstes Kreuz an verunglückte Schiffer mahnt; links führt der Weg zu Herrn Vivak's Glasfabrik in der Lobnitz, rechlS gerade durch den Wald zu Profenjak's Papierfabrik und in das Dorf Lobnitz. Wir wollen von der sehens-werkhen Papiermühle später sprechen, und die nur eine Viertelstunde entfernte Glashütte beschauen. Das einst in Rast bestandene Anker'sche Hammerwerk ist eiugegangen. Es halte ein Skrcckfeuer und einen Schlag. Bald wendet sich die trefflich angelegte Straße; unten tief murret und brauset die eilige Lobnitz über Felsen und Mühlräder schäumend ihrer Mündung zu; links starrt uns ein verwittetcr Fels wie eine morsche Pyramide entgegen; bald sehen wir die blanken Mauern der stattlichen Fabriksgebäude Fast ganz oben fährt man bis zur großartigen, in der wildesten Gegend gelegenen Niederlaffuug Nicht leicht dürfte irgendwo am Pacher die Sommerhitze drückender fein, als in dieser Schluckt. Das Wohnhaus ist groß und geschmackvoll, an ihm sehen wir den schönen Römcrstein, welchen im 3uni 1845 einige Pocharbeiter mit Aufsuchen von Steinen zum Kalkbrennen, im nahen Drauwalde bejchäftigt, einige Zoll unter der Bobenfläche fanden. An den Berglehnen zur Linken kleben die hübschen Häuschen der Arbeiter, am Bache zur Rechten sind Mühlen, Kiesstämpfe, bei denen Mühlsteine aus Pacherer Urgranit von Lan- gerswald von 5' Durchmesser und 10" Dicke verwendet sind. Die Schleiferei vor uns das große prachtvolle Fabriksgebäude mit 2 Lesen, der Flaschenbinderei, der Misch- und Materialkammer, Magazin, dem Dürr- und Kühlosen. Hinter der Fabrik die ungeheueren Holzvor-räthe, welche eine auf 3 Stunden weit geführte Riese hierher schwemmt. In Begleitung des lieberalen Herrn Inhabers betrachten wir die Kiespocher, den Bratofen, wo das vorgerichtete Holz getrocknet wird, den Dam-perofen, wo die Hafen (thönerne Schmelztiegel ausge-glühtj gedampert werden; den Schmelzofen, wo das Gemenge in den Hafen schmelzt; Kühlofen, wo das geblasene Glas langsam auszditiget. Sehenswerth ist die Erzeugung der Schiffsgläser, Halbkugeln, aus massivem mattgeschliffenen Glase der orientalischen Kühlapparate, türkisch Navgileh, zum Tabakrauche» rc. Unter den 210 Glasfabriken der österreichischen Monarchie nimmt die des Herrn Vivat als Beleg für steigende Industrie eine sehr ehrenvolle Stelle ein. Ihr Terrain ist an der Stelle der 3 Hubrealitäten, welche 145,1 Joch einnehmen, darunter 100 Joch Wald von Herrn Vivat erkauft wurden. Das Fabriksgebäude, ganz gemauert und mit braunschweigischen Hohlziegeln gedeckt, ist 22 Klftr. lang, 10 Klftr. breit; jeder der beiden Oefen ist auf 8 Werkstätten, so daß zugleich 32 Glasformer verwendbar sind. An derselben Hitze mitverbunden 2 Kühlösen, 2 Farbenschmclzdfen und 2 Pottaschraffinerien. Die 8 Klafter lange und 4 Klafter breite Schleifmühle ist so eingerichtet, daß 14 Glasschleifer bequem arbeiten können. Noch etwas geräumiger ist die Malerei und die Glasschneidcrei; sehenswerth die Quarz-Quetschmaschine mit eisernen Walzen. Da die Fabrik von der Herrschaft Fall mit 900 Joch Urwälder gegen geringen Stockzins dotirt ist, und 34 Joch Alpenwiesen in Erbpacht hat, so ist sie für Holz und Vieh auf mehr als 80 Jahre geborgen. Unter dem Fabrikspersonale sind 34 verbeirathcte Individuen, zum Theile mit bedeutender Familie. Der jährliche Verbrauch besteht in 2000 Ctrn. gepochten Kiessandes, 270 fijtrit. gepochten Hcrd-und Scherbenglases, 630 Etrn. calcinirter Pottasche, 75 Ctrn. Laugen - Pottasche und Soda, 400 Ctrn. Kalk, 2b Ctnr Minium, 1| Ctnr. Arsenik, 11 Pfund Kobalt und Braunstein, 35 Ctnr. Asche, 3 Ctnr. Salz, 80 Pfd. gebrannten Beines, 16 Pfd. Salpeter, 18 Pfd. Borar, 21 Loth Holländcrgold, 2 Pfd. Silber, 64 a Lasur, 900 Klftr. Holz; das Erzeugniß beträgt 2750 S chock Schleifglas, 16830 Schock ordinäres weißes, 1000 Schock gemischtes von verschiedenen Farben, 150 Schock Milch-Glas, 60 Schock Rubin - Glas, im jährlichen Belaufe von ungefähr 46000 fl. CM. Seit 1841 hat diese Fabrik die k. f. Landesfabriksbefugniß. lieber die Geschichte der Fabrik Folgendes: Im Anfänge des Jahres 1827 brachte Hr. Vivat eine auf der mittleren Höhe des Pachergebirges im Bezirke Fall ob Marburg gelegene, damals nicht im Betriebe stehende Glasfabrik in Langerswald, sammt der dazu gehörigen Urwaldung, käuflich an sich und rief sie mit solcher Schnelligkeit und so gutem Glücke in das Leben, daß er seit ihrem Ankäufe und den sogleich errichteten Gla-tschleifercien ununterbrochen 40 Familien, die mindestens 200 Personen betragen, vollauf bejchäftiget, und den von ihm eingeschlagenen Weg, sich aus dem eigenen Personale eine Generation von geschickten anhänglichen und moralischen Arbeitern zu erziehen, als erprobt jedem Fabrikanten zu empfehlen findet. Im Jahre 1832 brachte er eine zweite, an einem der höchsten Abhänge des Pachererge-birges gelegene, im Jahre 1825 errichtete, aber wegen äußerst ungünstiger Localverhältnisse gänzlich verlassene Glasfabrik, Benedicthal, sammt den dazu gehörigen Urwal-dnngen käuflich an sich, übersetzte aber selbe im Jahre 1838, um auch in der Folge hinlänglich mit Brennstoff versehen zu sein, in das eben so zweckmäßige als bequeme Terrain am Ufer der Lobnitz, nicht allzu fern von der Mündung dieses Gebirgsbaches in die Drau, überwand glücklich alle durch Natur und Umgebung gestellte Hindernisse, und erbaute eine mit einem 3 Stunden langen Schwemmwerke in Verbindung stehende, zwar höchst kostspielige, aber auch desto zweckmäßigere Holzriese. Um die Fortschritte der Glaserzeugung in Steiermark im Allgemeinen zu erleichtern, erzweckte Hr. Vivat durch seine Veranlassung und Leitung den Bergbau auf die feuerfeste Thonerde tu Pulsgau, aus welcher die dauerhaftesten Ziegel für die Schmelzöfen erzeugt werden. Ferner gelang es ihm, seit mehreren Jahren dem Baue der Glasschmelzöfen nach eigenem Plane eine so wirksame Verbesserung zu geben, daß daraus nicht nur ein bedeutender Vortheil beim schnelleren und reineren Schmelzen des rohen Materials erwächst, sondern vorzugsweise Glasschmelzöfen, welche sonst nach einer Feuerung von 6 Monaten erneuert werden mußten, gegenwärtig erst nach 12 bis 15 Monaten der Erneuerung bedürfen. Herr Vivat hat bereits im Jahre 1829 mit bedeutendem Kostenaufwande, als der Erste in Oesterreich, die nun allgemein beliebten, fein gepreßten Gläser mit eingelegten Porträten und anderen geschmackvollen Gegenständen geliefert. Zu den Industrie-Ausstellungen in Wien 1835 und 1845, in Klageufnrt 1838, in Gratz 1841 lieferte Herr Vivat preisbetheilte Schaustücke aller Art. Laut der Vormerkbücher betragen die sämmtlichen, vom Herrn Vivat alljährig erzeugten Glaswaaren im Geldwerthe eine Summe vou mehr als 50,000 fl. CM., welche bei den fortschreitenden Verbesserungen immerhin als steigend angenommen werden kann. Der Absatz seiner Produkte erstreckt sich, wie aus dem zehnjährigen Durchschnitte ersichtlich ist, zum geringsten Theile auf Steiermark selbst, sondern vorzugsweise nach Italien und dem Orient, ein um desto erfreulicheres Resultat, da es nicht allein die Anerkennung der Güte eines vaterländischen Industriezweiges in weiter Ferne beurkundet, sondern auch in pecuniärer Hinsicht dem Lande selbst mannigfaltige Vortheile gewährt und noch bedeutendere zu gewähren verspricht, um so mehr, als in den meisten Freihäfen bereits die österreichischen Glaswaaren die französischen und englischen nicht bloß durch die relative Wohlfeilheit, sondern auch durch die Dauerhaftigkeit überflügeln. Von Herrn Vivat's Fabrik wenden wir uns nach dem Laufe der Lobnitz wieder zurück in das Draufeld. Uebcr dem Strome in scheinbar hoher Lage, wie ein mitteralterliches Städtchen, erblicken wir Zellnitz und die St. Jobannes-Kapelle, bis wir zwischen den Fabriksgebäuden von Hartnagel's, nun Prosenjak's Papiermühle uns befinden. Der wüste, nur aus Gerölle und Schutt bestehende Boden ist durch Fleiß und Mühe urbar gemacht, die großen Bachsteine zu natürlichen Feldeinfassungen verwendet. Sehr sehenswerth ist die Fabrik selbst. Sie erregt um so mehr die Bewunderung eines Jeden, weil sie von einem Laien, Herrn Dr. Hartnagel, im Jahre 1833 entworfen, aufgebant und durchaus nach seiner Angabe 1836 vollendet wurde, in solcher Vollkommenheit, daß sie nach dem Urtheile eines der ersten Papierfabrikantcn Oestreichs ausgezeichnek genannt wer-, den kann. Nach dem leider zu frühen Tode ihres Schöpfers und Erbauers in verschiedenen Händen verschie-denen Schicksalen unterworfen, geht sie erst unter dem gegenwärtige» Eigenthümer regsamerem Aufblühen zu. Am Wvhnhause, dessen pohlniscber Dachstuhl sehens-werih, am neu geschaffenen Garten vorüber, verfügen wir uns in das stockhohe, eine Fronte von 12 Fenstern bildende Fabriksgebäude, dessen ganzer innerer Mecha-' nismus, Verkleinerungsmaschine, Stümpfe, Glättha..«-mer, Holländer, Pressen rc. bloß durch 2 Wasserräder in Bewegung .gesetzt wird. Uebcr eine Treppe kommen wir in das Hadernmagazin, und aus diesem in die Ver-kleinerungsstube, in welcher an einem zweckmäßig con-struirten Tische das Sortiren der Hadern geschieht, welche gleich daran eine doppelte, durch das Wasser bewegte Schneidemaschine verkleinert. Die Hadern werden aus Uinersteiermark und Croakien im Preise von 4} fl. bis 5 fl. CM. per Ctnr. geliefert. Die verkleinerten kommen auf 12 bis 24 Stunden in die deutlchen Stampfe, deren sich 2 Reihen, sede von 4 Abtbeilungen, jede Abtheilung mit 4 Stampfen, hier befinden. Wabrend das durchfließende Wasser jede Unreinigkeit entfernt, verkleinern die Stümpfe die Masse, welche gesondert als blauer und weißer Zeug, je nachdem der Stoff von gefärbten oder weißen Hadern zu Concept-oder zu weißen Papieren bestimmt wird. Neben den Stampfen dient ein Hammer zum Glätten der Papiere und des Deckels. Alle diese Vorrichtungen sind durch ein einziges Wasserrad bedingt. Das zweite treibt den Holländer, aus welchem die flüssige Masse durch Röhren in eine eigene Erwärmungsvorrichtung, die zugleich den vegetabilischen Leim eintheilt, und aus dieser in die beiden Bütten gelangt, hier wird sie auch in Formen geschöpft und als völlige Bogen auf den Filz gelegt. Gewöhnlich wird ein Stoß von 8 Buch unter die Presse gebracht, und hier vom Wasser durch Wasserdruck befreit. Zn 2 Bütten blauen Zeuges werden 3 Bütten weißer gemischt, um so ein treffliches Conceptpapier zu gewinnen. Durch eine große Küche, in welcher der Dampfkessel u. f. w., kommen wir in die Trockenstube, in welcher die Riß- und Ballenpresse, und nahe daran eine Presse, durch 8 Personen mittels Umdrehung bewegt, die letzte Arbeit vollenden. Von der Fabrik an in wenigen Minuten, immer längs dem brausenden Bache, erreichen wir das Dörfchen Lobnitz in wilder romantischer Lage. Graue Steinklippen umborden auf beiden Seiten die Dran, links trennt ein Ausläufer, Zmolling, den Lobnitzgraben vom Drauthale, vor uns aber sehen wir die Reste der Türkenmauer. Durch eine Bresche derselben führt uns der Weg auf den Fallerfelscn, an dessen Fuß die Drau vorüberrauscht. In der Tiefe liegt Fall, groß und weitläufig, seine blanken Mauern von mäßiger Höhe im Strome spiegelnd, zur Linken steigt der gewaltige Lambrechks-kogel empor, zwischen ihm, dem Bonschar- und Pleschitz-berge zieht sich, gegen Bösenwinkel hin, die Gemeinde Kumen. Die schöne Brücke, die zierlichste im Lande, 1830 vom Freiherrn Liebmann erbaut, hat die Drau 1836 weggerissen; statt ihr besteht nun wieder die alte ©eil* überfahrt beim Herrn Koren, wo auch ein trefflicher Gasthof den Wanderer erquickt. Ehe wir das rechte Drauufer verlassen, wenden wir uns scbon auf dem Wege zur Ueberfubr zu jener Stelle im Drauwalde, welche in jüngster Zeit der Fundort unzweideutiger Reste eines Mithrastempels wurde, zur Stelle, wo noch viele baumüberwuchcrte konische Hügel ihrer Enthüllung harren. Der Platz gehört dem recht rationellen Besitze Triebnek in Rast, ist 3 Klftr. über dem Spiegel der Drau, und besteht aus Sand und schwarzem fetten Erdreiche. Zwei hier gefundene Cippen ohne Inschrift sind beim Eigenthümer Triebnek, der große Stein mit de» Mithras-Mysterien bei Herrn Vivat, 3 kleinere mit derselben Vorstellung hier gefundene Grablampen, Utensilien und Münzen beim Verfasser dieser Blätter zu sehen. Der große Stein beim Herrn Vivat wurde im Sommer 1845 von den Glasmachern gefunden. Da er mit der Vorderseite am Boden lag, so sind seine schönen Reliefs ziemlich wobl erbalten. Er ist 3' 8" brci , 2' 4" hoch und 6" an der wenigst abgeschliffenen Seite dick, besteht aus grobkörnigen weißen Marmor, zeigt links einen behelmten Mann mit einer aufrechten Fackel in der Linken, rechts einen zweiten mit stark verstümmeltem unbedeckten Haupte, mit einer gesenkten Fackel in der Rechten. In der tief geschnittenen Mittelnische tritt fast frei rin behelmter Mann mit flatterndem Mantel hervor, den rechten Fuß ausgestreckt, mit dem linken auf dem Rücken eines Stieres, den er bei den Hörnern niederwirfl. Am Boden ringelt sich eine Schlange, der Kopf des Kämpfers sieht sich nach rechts um. Die Inschrift lautet zu seiner Rechten: M. PORCIUS VEIl.US PROC A V etc. Zur Linken aber Me POSV. J T. Fragmente behauener Steine wurden im Drauwalde am rechten Flußufer, so wie Reste von Waffcrstücken Fibeln, grobe Urnen am linken in der neuesten Zeit sehr häufig gefunden. Dieß bestimmte denn auch den Inhaber des Grundes, Landmann Triebnek in Rast, an dieser Stelle selbst Ausgrabungen vorzunehmen, deren Resultat Grablampen, Reste von gläsernen und erdenen Gefäßen, verwitterte Opferwerkzeuge, ziemlich viele Bronze- und Kupfermünzen, meist vom Mariminianus Thrar, vor Allem aber eine ziemliche Menge behauener Steine gewesen. Unter diesen bemerken wir den einen Cippus: a) V 6" hoch, 13" breit, 8" dick; b) den zweiten 3' hoch, 3' 2" breit, in der Mitte ausgekehlt, an der obern Seite mit einem Stierkopfe. Wichtiger als diese beiden sind 3 Tafeln von grobkörnigem Pacher-Marmor, sonderbarer Weise alle drei dieselbe Vorstellung mit dem großen Steine enthaltend. Die besterbaltene von halbovaler Form ist 11" hoch, 22" lang, die Figuren treten ziemlich rein heraus. Min, der gut erhalten und fast rauher gearbeitet ist die zweite Tafel, 18" lang, 16" hoch; die dritte, 18" lang, 14" hoch, ist von noch rauherer Arbeit und in zwei Theile gebrochen. Jede bat eine Dicke von also ganz gleich mit den im Museum zu Klausenburg aufgestellten. Nur wenige Zoll unter dem Boden lag ein 3' 2" langer, 15" breiter, 8" dicker, sorgsam behauener Stein ohne Inschrift. Die Fundstätte war eine bedeutende Stelle des Milhrasdienstes, der älter als Zoroaster's Lehre im Jahre 68 vor Chr. Geb.,, durch cilizische Seeräuber nach Rom gewiß schon Jahrhunderte früher über die Palus Mäokis zu den pannonischen und norischen Ureinwohnern in die Steiermark gekommen, und hier vermuth-lich mit der Verehrung des norischen Nationalgottes Belenus identisch war. Die bogenförmige Hölle ober dem jungen Manne — und allbeherrschenden Sonnengott, der den Dolch (die Strahlen) einem Stiere (der Erde) in den Nacken stößt, dürfte das Symbol der Welt sein, Die Genien den Morgen und Abend oder auch Leben und Tod bedeuten. Wird der geworfene Stier als Symbol des Lebens genommen, so kann der Hund, der sein Blut leckt, für den Wächter der Seele, die Schlange entweder das Symbol des Dew, des bösen Geistes, oder auch die jugendliche Erneuerung im Lenze bedeuten, die Aehrenbüschel, in welchen der Stierschweif ausgeht, die Lebenskraft der Erde, der Scorpion aber unter dem Schenkel des Stieres das Aufhören der telurischen Productiouskraft im October, wenn die Sonne in das Zeichen des Scorpion tritt, der in der Höhe sichtbare Rabe ist eben so der stäte Begleiter des orientalischen als des germanischen Sonnenheeres, des Mithras wie des Odin, und somit hätten wir einen der wichtigsten, vollständig bestimmten Plätze des Mithrasdienstes in Steiermark aufgefunden. Auf Gewölbe mit allerlei Utensilien, darunter ein eiserner Kessel, stieß man auch auf den Feldern des Landmannes Saitz nächst Rast. Von Rast wenden wir uns zur nahen Kahnüberfuhr und gelangen entweder links aufwärts in das uralte Kirchdorf Zellnitz, den letzten freundlichen Punkt des steierischen Weinlandes auf dieser Seite, welches bald die schroffen, kaum der Straße und dem Strome den Durchweg gewährenden Gebirge bei Fall schließen, oder abwärts zum Gasthause des H. Habit nächst Wildbaus. In Zellnitz trifft der Manderer eine alte Pfarrkirche, Komposch's sehenswerthe Bleiweißfabrik und die niedliche Filiale St. Johann auf waldigem Hügel mit überraschender Fernsicht. Das Schloß Wild ha ns gewährt schon durch seine Lage einen freundlichen Anblick. Grüne Anger bis zur Strömung der Drau zur Linken, im Hintergründe Tannendunkel, über welches die grauen Trümmer der alten Veste ragen, schlanke Pappeln, Quellen und Blumen, ringsum blanke Terrassen bis zum Wohngebäude empor, eine luftige Säulenhalle gegen Nordosten geben diesem schönen Sitze die Form einer wohnlichen Villa. Gegen Westen dehnt ein plätschernder Teich seine Silberfläche aus, während gegen Süden in zierlichen Stallungen das Hornvieh reinlicher wohnt, als mancher Bauer. Die Ruine der alten Burg ist gewissermaßen in die Parkpartien von Wild-haus mit eingeschlossen. Verwitterte Bogen ehemaliger Pforten, graue Reste geknickter Thürme, ein Thcil der alien Kapelle, Steine und Schutt sind das einzige lieber» bleibsel der längst verwüsteten Veste. Hinter ihr kommt man durch die Gemeinde Slemen am Hndich'Kreuze vorüber auf den Sternberg. Ein kleiner Wildbach tobt bei stärkerem Wasserstande in rauschenden Cascaden, das einsame Kreuz mahnt an den gewaltsamen Tod einer jungen Wendin. Wildhaus ist das Eigenthum des durch seine Concerts spirituels, seine Compositionen rc. in der Musik-welt und als Dichter hochgefeierten Freiherrn v. Lannoy, der hier den größten Theil des Jahres im liebenswürdigen Kreise seiner Familie zubringt. Das Schloß, Sitz einer Bezirks-Herrschaft von 7926 Joch mit 2869 Seelen in 8 Gemeinden, liegt sonderbarer Weise im Bezirke von Fall. Ein grüner Hügel mit einer Nadelallce trägt die hübsche freundliche Kirche, sie hat 3 Altäre, am mittleren das Bild Mariä Heimsuchung, auf jenem rechts Florian, links Doininicus. Am Thurme die Jahrszahl 1842. Drei Fenster erleuchten die einfache, mit Ziegeln gepflasterte Halle, welche mittels des Oratoriums und eines bedeckten Ganges mit dem Schlosse zusammenhängt; die Inschriften vorne mit den 3 Löwen im Wappen bewahren das Gedächtniß von Elisabeth Freiin von Lanoy, f 1832, und Peter Freiherrn von Lannoy 1825. Wir gehen nun durch den 6 Zimmer langen, vom Grafen Rabatta erbauten Flügel in das größere Wohngebäude gegen Osten, welches vom Herrn Weninger, dem vorletzten Besitzer, 2 Stock hoch hergestellt wurde. In der Vorhalle sehen wir ein mittelmäßiges Bild: Saul schleudert den Speer nach David. In den zwei oberen Etagen sind einfache, aber geschmackvolle Gemächer, im Erdgeschosse die Kanzlei. In Letzterer zeigt man mehrere, im Sommer 1842 und im Spälberbste dicht an der Straße nächst Tresternitz in einer Schyttergrube, einige Fuß unter dem Boden, aufgefundcne Rüstungsstücke deutscher Art, als: ein Messer, fast wie eine Sense geformt, sammt dem Griffe 1' lang; die noch längere Spitze einer Fahnenlanze von doppelschneidiger Form; ein abgebrochenes, sehr breites, aber flaches Schwert, bei 2# lang, Bruchstücke vom Brustblatte eines Panzers, vier eiserne Ringe von U" im Durchmesser, eine 3" lange bronzene Heftel u. s. w. Wir verlassen nun Wildhaus, dessen geräumige Keller sich unter dem ganzen Baue hinzichc», und werfen einen Blick auf die Vergangenheit dieser Besitzung. Bei Bischer erscheint das jetzige Schloß als ein unbedeutendes, 2 Stock hohes schmales Gebäude, überragt von der weitläufigen Ruine, von welcher noch der Uhrthurm stand. Als älteste Besitzer erscheinen Edle aus einem gleichnamigen Geschlechtc, ans welchen wir einen Heinrich, 1209 Waffenbruder des Gebhard von Krumbach, Ulrich als Lister Bischof von Gurk, Heinrich II. 1360, Hanns 1362, Rudolf 1383; vor allen aber Heinrich, seine Gattin Mathilde und seine Söhne: Albrecht, Ulrich und Perchthold, vielfach versippt mit den Marburgcrn 1303; endlich Wilhelm und seine Gattin Adelheid 1351, finden. Sie waren auch Besitzer von Gonobitz und Ei-biswald. Ersteres kauften Ulrich und seine Brüder von Timuth der Wittwe Ardolfs v. Gonobitz; Letzteres kam durch Anna von Wildhaus an ihren Gatten Hang von Tybein. Erasmus war der Letzte ans diesem Hause, dessen Wappen an den Gemahl seiner Tochter Marga-reth, Caspar von Rogendorf, kam; 1541 war Wolf Engclbrccht von Auersberg Besitzer von Wildhaus; 1551 Mathias Lang, Pfleger daselbst. Später finden wir die Auersberg, Herberstein und Katzianer; 1662 erscheint auf kurze Zeit Hieronymus Graf v. Starhemberg als Inhaber von Wildhaus; von 1681 bis 1794 die Grafen Rabatta, hierauf Josefa Streuer; 1798 Sebastian Weniger; 1808 Peter Josef Freiherr von Lannoy, und 13 nun dessen Sohn; als Pfleger finden wir 1727 Melchior Ränkl; 1741 Franz Kamniker. Von Wildhaus nach Gams hat man eine kleine Stunde, man setzt über den tiefen Tresternitzer Graben, har zur Linken die herrlichen Weingebirge von Prosek mit den schönen Litten des Domstiftes Gurk,, des Hrn. Carl Koch (ehemals Varena), Jpvavitz rc. Der Boden hier ist reich an Alterthümern, besonders an deutschen und ungarischen Waffen, Erinnerungen an die allen Kämpfe der Steirer gegen ihre Zwingherrcn. Einen sehr netten Anblick gewährt das Gurkerstöckst In Urkunden finden wir 1551 den Gurker Verwalter Mort von Albek, der hier feierlich die Weinlese hielt. In einer Weingartenrechnung von 1712 geschieht Erwähnung zweier Weinberge, die schon 1371 dem Domstifte Gurk Bergrecht gaben. Nachbarliche Besitzer im löten Jahrhunderte waren Hanns Ungnad, Freiherr von Sonegg, Landeshauptmann, der hier in dem nun Koch'schen Weingarten 1554 seinen eigenen Pfleger Hanns Drosg hatte, ebenso Ludwig und Christof von Ungnad 1559. An des Herrn Dr. Knicly Realitäten, Felder in Prosek, Postmeister Maier von St. Veit, ehemals Lube, nun Wittwe Brunner, verheirathete Schönwetter, vorüber kommt man nahe der Mündung des Gamserbacheö nach Gams. Gegenüber liegt in der Drau die Felberinsel mit ihre» uralten ehrwürdigen Baumgängen, mit ihrem üppigen Pflanzenwuchse, mit ihren der Sage nach in den Klüften hausenden ungewöhnlichen Nattern. Hier wurden öfter Volksfeste gehalten. Im Gebirge ober Prosek um Gams liegen die Gemeinden Mittelberg und Schober, in Letzterer hat man bei den zwei Fichten, so wie beim Hanse des Schicker, eine lohnende Fernsicht, lieber den Haidenberg durch die Gemeinde Fürst gelangt man auf den schmalkantigen Schauzerkogel und von dort in 1 * Stunde nach heiligen Geist. Bald erblicken wir zur Linken die weißen stattlichen Häuser von Gams, das seinen Namen Konce (am Ende der Berge) vollkommen verdient. Gams liegt ans der rechten Seite des gleichnamigen Grabenö auf einem von den benachbarten Bergen abgesessenen Vorsprunge. Ter Name des Ortes soll von einer in der Vorzeit hier geschossenen Gemse (Gams) entlehnt fein, und wirklich sieht man noch dieses Thier in einem Wappen ober einem Hausthorc, richtiger leitet man ihn von Kamee am Stein, noch richtiger von Konec am Ende der Berge her. An der Kirche befindet sich unter den Epitaphen das des Josef Martin Koben, t 1836, alt 73 Jahre. Die Plafond - Malerei in 4 Halbkuppeln ist zwar durch die Zeit stark verwittert, aber noch immer recht annehmbar, sie stellt den Simon, verschiedene Sinnbilder und Embleme vor. Das Bild des hl. Martin, Bischofcs von Tours, schmückt den Hochaltar; eine heil. Lucia den Seitenaltar links. Ober dem Bilde des heil. Michael fällt an der Kirchenwand ein gemaltes Fenster auf, aus welchem ein Bauer herabsieht. Es soll der Scherz eines früheren Pfarrers gewesen sein, der die unartige Stellung eines seiner Bauern am Chore nicht anders abzugcwohnen wußte, als, indem er ihm gegenüber sein treues Eonterfei malen ließ. Nicht unfreundlich ist das Bild des letzten Abendmahles an dem Seitenaltare rechts. Pette Besitzungen in Gams find: des Hrn. Ritter Pitterl von Tessenberg, einst Zwirn; Miglitz, einst Grifflier, Stöckl mit einer Kapelle; Graf Schärfenberg, Dr. Hakl rc. Gams, in allen älteren Urkunden Gambs oder Gems geschrieben, ist eine Pfarre von 2435 Seelen mit einer Schule von mehr als 100 Kindern und einem Armen-institute von 16 Pfründnern. Zu Gams gehören die Gemeinden Gams, Unter- und Oberroßbach, Schober, Mittelberg und Iellovec mit 435 Häusern; die Thalschluchten Wiener, Mar, Gamscr, Mittelberg und Rcka-graben mit guten Steinbrüchcn. Die ältesten Pfarrmatrikcln sind von 1645. Von den 3 Glocken ist die größte von 1600. Zu Gams gehörte bis 1747 eine ziemlich bedeutende Gült. Die vom Pfarrer Ottitsch gemachte Schnlstiftung trägt jährlich 87 fl. C. M. Unter dem vor Gams demolirten Wegkreuze von 1543 fand man eine Menge Todtcnköpfe. Schöne Volkssagen über diese Gegend wußte der vor einiger Zeit in einem Alter von 96 Jahren gestorbene Bauer Lubetz. Die Reihe der hiesigen Pfarrer ist Michael Noe von 1645 biö 1672; Johann Kotschitsch 1716; Michael Strauß 1728; Franz Reckl 1732; Johann Slibnik 1745; Jakob Kokt 1772, der persönlich die Kirche malte; Michael Tschuk 1795; Mathias Brcönig 1801; Franz Maier 1823; Jakob Standegger 1835, nun Dechant von Sauritsch; Blasius Klemenkschitsch* seit 1836. Von Gams vor dem uralte» Stift Admont'schcn Retzerbofe von Rcca (die Ente) wendet sich der Weg gegen Norden in ein schmales einsames Thal, von einem kleinen lebhaften Bache in tiefem Bette durchrauscht, an dessen Schlüsse man hoch oben auf luftigem Berge das weit-schanende St. Urbani, das herrlichste Belvedere in Marburgs Umgebung, erblickt. Der Weg von Marburg bis hinauf beträgt schwache 2 Stunden und ist deßhalb lohnend, weil mit jedem Schritte der Gesichtskreis sich überraschend erweitert. Wir gehen auf einem schmalen Wege über das Bächlein. Rechts zieht sich ein enges Thal gegen den Wiener Graben, dessen Umgebung die trefflichen Weinberge des Hrn. Werdowatz, Wimmer k. bilden. Ein zweites Thal zieht sich an Roßbach vorüber, wo die Weingärten des Stiftes St. Paul, der des Freiherrn von Rast (Ferdinand Hilarius), H. Fürst rc. durch den Margraben in ihrem schmalen, mit dem Ur-bani-Gebirge zusammenhängenden Rücken durchschnitten, hinaus in das Pcßnitzthal die Aussicht öffnen. Roßbach und Rogeis waren 1195 Allodial-Höfe der Babenberger. Die beiden Gemeinden Ober- und Unterroßbach gaben ihren Namen einer alten Gült. Bei einer Bevölkerung von 530 Seelen haben sie auf einem Flächeninhalte von etwas über 100 Joch ein Drittel Weingärten. Links sehen wir die freundliche Besitzung des Dr. von Mandelstein, das Gut Merl Hof, 1798 Eigenthum des Anton Murmayer; an selben vorüber führt die Straße von Gams in das Pcßnitzthal. Wir folgen ihr eine Zeit lang, lassen Ziegner's Ziegelei rechts, Pippen-bach links und nehmen auf der Bergkante beim Kreuze den Weg, zwischen uralten Kastanienbäumen hindurch am Rande einer schauerlichen Schlucht bergauf. Zuerst taucht Unterkunigund, dann Maria-Schnee empor, bald folgen St. Leonhard, Dreifaltigkeit, die Schlösser Gutenhaag und Wurmberg, der Fraucnberg bei St. Peter, St. Barbara bei Marburg und jenes bei Wurmberg; ferner im Osten flimmert St. Anton etwas tiefer St. Andrä, genug für den Erstlingsgenuß, wir sparen den Totaleindruck auf den Berggipfel. An steilen, hier und da verödeten Weingärten vorbei gelangen wir zum ersten Wirthshause, lassen dieses links und machen erst oben beim zweiten, wo sich auch ein Fremdenbuch befindet, neben der Kirche Halt, um in eine Welt hinabzublicken, die an Reizen die kühnste Erwartung übertrifft. Mehr als 40 Meilen vom gesegnetsten Theile von Steiermark überschauen wir von diesem nur 1890 Fuß über dem Meere, 1000 Fuß über Marburg gelegenen Punkte, gegen S. W. und S. ragt der Pachern nah und ernst herüber, gegen S. SD. sehen wir einen großen Theil des Pettauer Feldes die Kirchen von Kötsch, Schleinitz mit der sich vorbeiwindenden Triesterstraße und die Eisenbahn bis Kranichsfeld, Frau-Stauden und St. Johann, das flache getbürmte Kra, nichsfeld, das hohe Neustift, die Vorketten des Donati und Matzel, den Plešivec in der Kolkes, eben so den Velki Benatek, die Ravnagora, die Starhinskagora und Ivansica. Gegen Osten die windischen Büheln wie einzelne Palmenzweige hingeworfen, jeder Hügel ein Reich im Kleinen, Haus und Hof auf seinem Gipfel, Weingärten und Felder gegen die Sonne, Wald und Wiesen gegen den Schatten gekehrt. Da schimmert weit im Osten Kapellen, das glänzende Pollenschak, die gepriesenen Höhen von Jerusalem, Eisenthür, Nachtigall, Tettenhengst und wie sie alle heißen, die Kronenspitzen der Luttenberge ziehen wie ein grauer Saum im fernen Osten hin. Hell und deutlich aber zu den Füßen der dunklen Feste Oberradkersburg lagert mit seinen Thürmen das alte wackere Städtlein Radkersbnrg. Wie zur Rechten Streifen der Drau als Spiegelsragmente blitzen, 199 so zur Linken steigen matte Nebel vom Laufe der Mur empor. Gegen Norden aber funkeln wie Helle Perlen die Kirchen von Stradcn, die Burgen Kapfenstein und Gleichenberg am Saume der trotzigen Klöcher, Stradner und Gleichenberger Kogeln. Näher funkelt Weinburg mit seinen blanken Mauern, weit im Norden aber (wie eine Faust mit gehobenem Daumen) ragt die Königin der steierischen Vesten, die Riegersburg, über das gesammte Hügelmccr des östlichen Gratzcr Kreises hinweg. Der Schöckl mit seinem kahlen Haupte, die gewaltigen Schwan-berger Alpen schließen im N. und N. W. den Gesichtskreis ; durch ihre dunkle Folie gehoben, zeigen sich desto näher der Wildonerberg und Plabuksch, Johann und Paul und das Schloß Eggenberg. Ganz nachbarlich aber, nur | Stunden von hier, sehen wir die Pfarrkirche heil, Kreuz am Gebirge, das über Pancrazen und den Nadl sich an die Choralpe schließt. Die Kirche ist aus den Steinen der unter Josef II. demolirten alten Urbanl-Kirche gebaut, an deren Stelle Karner das jetzige Kirchlein gründete. Die Nachmittag- und Abendbeleuchtung sind am günstigsten für diese Rundschau, die Morgen sind nur im Herbste lohnend, wenn Nebel alle Thäler bedecken und die Spitzen der windischen Büheln mit ihren Hellen Bauten, Gotteshäusern und Waldpartien, wie fantastische Inseln darüber wegragen, oder wie von Wolken getragen schwimmen und mit dem Schwinden des Nebels höher und höher zu steigen scheinen. Einen Anblick eigener Art hat man von hier aus zur Lesezeit aus all' die bunten Gruppen in den hundert und hundert Weinbergen, wie Ameisen an den Neben klaubend, während in das weithin hallende Geklopfe der Binder donnernd die Poller von Berg zu Berg ihre Grüße rollen. Spuren von Steinkohlen finden sich in allen St. Urbani benachbarten Hügeln. Das Kirchlein mit seinem hölzernen Thürmchen ist so klein und unbedeutend , daß es kaum den Besuch seines Innern lohnt. Aber höchst bezeichnend für einen Punkt, der den tiefsten Blick in's Herz des Rebenlandes gewährt, ist der Schutzheilige desselben: St. Urban, mit der erquickenden Traube. Ein kleiner Friedhof umgibt das ländliche Gotteshaus, wahrlich hier schlummern die Siebten hoch über dem Gewühle der modernen Welt. Eine Kanzel im Freien beweist, daß es an Kirchfesttagen (zu Pfingsten) hier nicht an großer Volksmenge fehle. In günstiger Jahreszeit werden von Marburg und der Umgebung häufig Ausflüge hierher gemacht. Wenn wir von Urbani den Rückweg über Roßbach nehmen, so haben wir zur Linken im Peßnitzthale die freundliche Herrschaft Langenthal, und etwas weiter auf sanfter Anhöhe die Pfarre Unterkunigund. Am Fuße des weinreichen Posrucks liegt das hübsche Langenthal (Hrn. Dr. Wenediktcr), durch Lage und Bauart eine freundliche Villa. Hier ist ein Bezirk von 4414 Joch mit 1966 Einwohner in 4 Gemeinden: Dobreng, Gradiška, Kunigund und Ranzenberg. Diese Herrschaft hieß ursprünglich Wiffiakhof und hatte 1730 Hr. Dr. Carl Kern, dann Maria Kern und 1731 Benedict Kern zu Besitzern; von Ernest Valentin kaufte sie 1746 Cajetan v. Langenmantel, 1779 Cajetan Graf v. Auersberg, 1785 Josef v. Kalchberg, 1789 Alois Pyrker, 1794 Johann Maly, 1797 Josef Hoffmann, 1806 Carl Königshofer und 1814 Hr. Dr. Wenedikter. Erbaut wurde das gegenwärtige Schloß von Cajetan v. Langenmantel, der ass Sprößli'ng ciitcd altpatrizischen Geschlechtes von Augsburg nach Steiermark übersiedelk war, und später Kreishauptmann von (Silit wurde. 1766 wurde er in den Ritter- und später in den Freiherrnstand erhoben. Sein Sohn Mar, geb. zu Frieda», wurde 1803 Kreishauptmann in Lemberg. Sein Stiefbruder Cajetan war Hauptmann bei Piret. Ein Seitenast der Familie er-fetteint sehr früh in Kärnten, die Urkunden von St. Georgen am Längsee nennen 1595 einen Wilhelm; 1600 Felicitas , vermählt mit einem Mordar; 1604 Wilhelm, Lehensherr von Portendorf. Fast gegenüber auf einer schmalen Bergspitze liegt Unterkunigund. Die Kirche ist klein, aber nett, hat im Aeußern einen spitzigen Thurm mit einer Uhr und hübschem Geläute. Pfarrbof und Schule sind anpaffend. Kunigund, 1763 als Filiale von Jahring erbaut; wurde 1768 Stationskaplanei, 1786 Curatie. Die Kirche hat 3 Altäre, am Hocbalrare die Statue der heil. Kunigunde. Die Pfarre zählt 1264 Seelen, die Schule 124 Kinder. Sehr lieblich ist die Aussicht von hier in das Peßnitzthal, auf Langenthal, St. Margarethen n. s. w. Hinter der Pfarrkirche erhebt sich das weiße Felshaupt deS Steinberges. Auf seinem Rücken hob sich der Sage nack einst das Schloß Dobreng Hier hausten einst die Ritter Dobren (Dobringe und windisch Dobrenje) als salzburgische Lehcnsmänner. Aus ihnen finden wir 1239 Heinrich und Ekbard, und 1274 Ekhard II. Später gehörte daS Gut den Bärneggern; 10 Huben und 35 Bergrechte sind landesfürstliche Leben, womit 1739 Maria Eleonore und Maria Theresia Gräfincn v. Welz und Leslie belehnt wurden. Noch heißen Weingärten der Schlvßberg, noch sieht man, von dichten Buchen überwachsen, die Spuren einstmaliger Bauten; noch nennt mail das ostwärts streichende, Ins zum Platsch sich dehnende Thal Dobrenthal. Die Lage in drei Abschnitten auf schwer zugänglichen Höhen mußte das Gebäude sehr fest gemacht haben. Der Berg, an dem jetzt ein Steinbruch angelegt ist, besteht, wie diese ganze Kette, aus Lapper. Setzen wir den durch reizende Fernsichten lohnenden Weg über de» hohen Potschkau fort, so kommen wir zuletzt an die waldigen Höhen hinter den drei Teichen und schließen unsere Rundschau mit dem St. Barbara-Kirchlein, deutschen Bergcalvarie nächst Marburg. Auf einem braunen Fels erhebt sich dieser liebliche Punkt. Zu seinen Fußen liegt die geschmackvolle Besitzung des Hrn. Pikart, eines der gebildetsten Bürger Marburgs, ein Freihof, der früher Hrn. Starkbauer gehörte, nun mit seinen Kegelbahnen und der zweckmäßigen Schießstätte der beliebteste Sommerbelustigungsort der Marbnrger, reizend durch Anlage und Umgebung von wo wir an der Billa Langer und dem Friedhöfe vorüber in die Stadt zurückkommen. Die Stationskreuze von St. Barbara sind zum Theile von Schiffer gemalt. Das Kirchlein, 1680 erbaut, mit dem Altäre der heil. Barbara, hat zwei gute Fresken: Kreuzabnahme und schmerzhafte Mutter. Die Aussicht ist dieselbe, wie vom Schloßberge, nur ist Pickern mit seinen rothen Rebenhügeln, mit dem am höchsten Gipfel stehenden Weingartenhause Sr. kaiserl. Hoh. Erzh. Johann näher gerückt. So gewinnt die Aussicht nach Westen ein schönes Bild mehr durch den Anblick des ober» Drauthales bei Zellnitz und Wildhaus, ja man sieht bei guter Morgcnbeleuchtung weit hinter dem Jvdelberge und dem Thale von St. Lorenzen die Kirchen von Reif-nig schimmern, schaut die ganze Länge des Pachern den 203 Kameelrncken der Kappa uub die wilden Felsenzacken der kärntnerischen Petzen. Wir wollen zum Schlüsse eine kurze Andeutung der nördlichen Pacherparticn beifügen: Wem in unserer blasirten Zeit darum zu thun ist, einen der größten Irrgärten zu besuchen, in welchem die Natur die wunderbarsten Partien noch unentweihter Urwälder aufbehalten, Urwälder, die jährlich so gut als die transatlantischen ihre Opfer nehmen, der besteige den Packer mit seinen ticfdunklcn geheimnißvollen Hainen, mit seiner mitunter abenteuerlichen Bevölkerung, die in Holzschlägen und bei Kohlmeilern aus den Flückt-lingen aller Nachbarländer besteht, ein gastfreies, gegen den harmlosen Wanderer, von dem weder Gewalt noch Verrath zu fürchten, gefälliges Völklcin. Der Pacher an seiner Basis, einen Flächenraum von 17 Quadr. Meilen einnehmend, aus Granit, Gneiß, Glimmer und Thonschiefer bestehend, enthält bis auf Salz beinahe alle Urprodncte von grobkörnigem Kalkstein bis zum feinsten weißen Marmor, von den Eiscnlagern an der Kappa bis zum himmelblauen Zianith bei Teinach, dem Pista' zith, Calcedon, Jaspiß und Granat, von der riesigsten Buche bis zum edelsten Weinstocke. Wie der Wechsel — aber von der Südseite bis zur höchsten Höhe cultivirt, tbeilt er sich in 5 Hauptarme mit den ferne schauenden Höhen Kappa, Planina und Tostiverch, hat ein Dutzend seltsamer nächtlicher Seen, über 1000 frische Quellen und Bäche, mehrere Eisengrube», einen Hochofen (Mißlingt 6 Glasfabriken, erstreckt sich in 11 Bezirke, 6 Landgerichte, 7 Decanate, 35 Pfarren, und hat in allen seinen Zweigen, Schluchten und Gipfeln über 80 Kirchen, die Burgruinen Freiheim, Grünberg, Köbl und Puchenstein, die Kirchcnruineil St. Wolfgang und Primon. Einsame Steinhaufen, mit Laub bedeckt, zeigen in den Urwäldern die Stellen, wo man im Nebel und Schnee verirrte Wanderer todt gefunden und über sie nach uralter Sitte Steine und Zweige aufgeschichtet hat. Am Pachern gedeihen die herrlichsten Weine: die edlen Picke-rer, die'herrlichen Radiseller, Rittersberger, Schmits-bergcr, Brandner, und der König der rothrn steierischen Weine: der Vinarier bei Gonobitz. Die gewöhnlichsten Ausflüge der Marburger auf den Pachern sind: a) über Rvthwein oder Lembach und St. Wolfgang nach St. Heinrich; b) über Rast und die Lobnitz an der Gomilla vorüber zu Novak's Glasfabrik in Rakovitz und von dort nach Weitcnstein oder Mißling; c) über Wildhaus, Fall, Lorenzen und Langcrswald zum schwarzen See auf der mersla Planina, und d) über Reifnig oder Langerswald auf die velka und mala Kappa, dem Marburger Rigi ober Win-dischgratz. Für den ersten Ausflug sind hin und zurück 1 Tag, für den zweiten und dritten 2 Tage, für den vierten 3 Tage erforderlich. Der Raum dieser Blätter gestattet nur eine kurze Andeutung dieser Partien. Von Marburg zur Kir-chenruiue von St. Wolfgang gelangt man aus ziemlich gutem Köhlerwege in 3 Stunden sanft bergansteigend an einer labenden Quelle unter einem gothischen Steinkreuze vorüber, und wird durch die großartigen, in tiefer Waldeinsamkeit liegenden Trümmer der im I4ten Jahrhunderte gebauten Wolfgang-Kirche mit dem noch stehenden vierseitigen Thurme und den auf grotesken Gestalten gestützten Bogenresten überrascht. Eine vermauerte Wandstelle deutet den Platz, durch welchen der getäuschte Satan das erste ihm vom Baumeister versprochene Leben — eine» Ziegcnbock — entführte. Seit 15 Jahren ist die Kirche dach- und gewölblos. Immer im Waldschatteu sanft aufwärts kommt man auf die Reka, den böchsten Gipfel auf dieser Seite, eine wirre Masse von Grauitblöcken, von hundertjährigen Buchen überschattet, von Schlingkraut und Moos überdeckt, zwischen dem die feurigen Häupter des Liliuin Montanum sich heben. Bon hier kommt man tn einer halben Stunde zum weißen Stein, einem großen Kiesfels an labenden Quellen mit üppiger Vegetation, oder rechts hinauf an eine abgestockte Waldstellc, welche die Aussicht nach Gratz und die ganze südöstliche Steiermark gewährt. In einer Stunde sind wir wieder an einem alten Qnellkreuze vorüber in St. Heinrich. Die große einsame Kirche, von Kaiser Heinrich IV., als er den Bußweg nach Canossa autratt erbaut, reich au Sagen vom heil. Heinrich und der heil. Sofie in Studenitz, und eine niedere Vauernhütte sind die einzigen Gebäude auf dieser stillen Höhe, von der man gegen N. in einer halben Stunde zu Zinkers Glashütte und von dort in | Stunden rasch nach dem Fcistritz-bache abwärts »ach Feistritz, Rast oder Lembach, gegen Süden aber an pittoresken Kirchcnruinen vorüber nach Ursula, St. Alrich und St. Martin, und von dort in 2 Stunden nach Windischfeistritz oder Pulsgau gelangen kann. Zur zweiten Partie nimmt man den Weg nach Vi-vat's Glashütte im Bencdictthal in der Lobnitz, wo der Arbeiter Potcrpeš als Führer zu empfehlen ist. Steil fuhrt der Weg nach Zmolnik empor; tief tu der Schlucht braust die Löbnitz, an der sich Vivct's Holzschwemme emporwindet. Nach 2 Stunden sind wir an den Trum-merit der Semlicka’s Glashütte, noch vor wenigen Jahren vom Hrn. Vivat betrieben, mm aufgelassen, von Anflug überwuchert, von Quellen überrauscht. Längs den silbernen Cascade» des Wüstenbaches geht cs wieder aufwärts, schon zeigen sich die Kappa und der Ursulaberg mit seiner wolkennahen Kapelle an Kärntens Grenzen. Durch einen ehrwürdigen Fichtenhain kommen wir in ein einsames kleines Plateau, rings von Waldsckat-ten gedeckt, wo an einem klaren Teiche eine Mühle, zugleich Alpenschänke, mit Jagdtrophäen geschmückt, uns aufnimmt. 1J Stunde geht cs nun am Rande der 5 Stunden langen Urwälder vorüber, an deren östlicher Seite in der Tiefe Oplotnitz, in der Höhe die Kirche Dreikönig, ein ehrwürdiger, von Friedrich von Cilli als Sühnopfer gebauter Dom, etwas weiter der runde Gei« sierthurm und etwas tiefer der schwarze Schreckthurm von Köbel — zwischen beiden die liebliche Margarethen-Pfarrkirche liegen. Nun sind wir am östlichen Rücken des Pachers, durchschreiten l Z Stunden langes gelblichgrünes Wiesenplateau mit ungeheuerer Aussicht über den ganzen Cillier Kreis, ein Plateau, dessen nächste Grenzen die Pacherhöhen PJešiCj Klopniverh, Verniverh, Košuta, Fels Fratcnberg, Jcdlns und Planina bilden. Vor uns liegen in 3 Reihen die Gonobitzcr Polana, hinter ihr der schwarze Zug des Vahor und in letzter Linie die blaue Kette der Uskokengebirge. Wir stehen 4254' über die Meeresfläche. Cilli mit seinen grauen Thürmen, die Petze und Qbir werden sichtbar. In Stunden sind wir im gastlichen Rakovih, von dort in 1 Stunde in Mißling bei Herrn von Bonazza's sehcnswerthen Eisenstätten, oder östlich in | Stunden bei der rinsainen Pfarre St. Lambrecht in Skomern, von der wir in ü Stunde steil abwärts zur Pfarre Rätschoh mit den reichen neuen kaif Steinkohlengruben und von dort in l Stunde nach Gonobih kommen, wenn wir nicht von Rakovič in 2 Stunden nach Weitenstein wollen. Der dritte Zng ist so einznrichten, daß man Mittags im sehenswerthen Markte St. Lorcnzcn eintrifft, der lang und stattlich mit seinen 3 Kirchen und Hrn. Andreas Topainer's schöner Glasfabrik, im freundlichen, vom Radelbach dnrchrauschtcn, der stolzen Kirche Maria-Wüste und dem Rottenberge begrenzten Thale liegt. In 2 Stunden kommen wir von hier ans ziemlich hoch bergan auf Vivat's Glashütte in Langerswald, die eine eigene kleine Bergstadt bildet. Hier zu übernachten und einen Führer zu nehmen, ist eben so empfehlungswerth, als Früh 4 Uhr aufzubrcchcn, in 2 Stunden die meist« Planina zu besteigen, und dort den schaurigen, durch die Tvdtenstille der Gegend den schwankenden Weg über das Krummholz des Moorbodens gehobenen Anblick der 13 schwarzen Seen, hier Fenster genannt, zu genießen, und sich nil’ die wundervollen Sagen von Wassergeistern und furchtbaren, durch Steinwürfe in die schwarzen Fluten erregten Gewittern erzählen zu lassen. Ir. riger Weise werden diese Seen unter dem Namen Fo-rcllsee auf Karten verzeichnet, in keinem lebt ein fisch« ähnliches Thier. Von hier nach Zmolnik durch den Urwald über riesige gestürzte Stämme, zwischen starrenden Wurzeln und Felstrümmern an 4 Wasserfällen vorüber hat man 4 Stunden, eben so viele auf die Kappa, jenen Kamecl-rliefen mit '2 Gipfeln, der auch von Marburg aus gesehen als höchste Höhe den Pacher schließt und gegen das Thal der Mies — gegen Windischgratz — abfällt. Die mersla Planina ist 4824 Fuß hoch. Von ihr kommt man über die Tratice, die Stara cirkva und den Černikogel auf die freundlich abgerundete Velka Kappa, die ganz waldlos eine Aussicht gewährt, die man jener von der Choralpe an die Seite stellen dürfte, eine Aussicht, welche die Gebäude von Gratz und das Sannthal, die windischcn Büheln und die Hochgebirge von Salzbach, die untersteierische Schweiz, mit dem Gletscher spiegeln, der Rinka umfaßt. Hierher kommt man auch, wenn man den 4tcn Weg über Lorenzen, oder aus der Poststraße über Mahrenberg nach Wuchern und Reilnig geht. Reiffnigg mit seinen 3 Kirchen und Heinrich von Gasteiger's, einst Langer's ausgezeichneter Glasfabrik in Ioscfsthal bietet eine angenehme Nachtstation im Hause des humoristischen Richters Končnik. Von dort aus ersteigt man in 4 Stunden die Velka Kappa, hat £ Stunde auf die mala Kappa, den nördlichsten Abhang, und von dort 3 Stunden in das freundliche Wuidisch« gratz. Und nun wenden wir uns zum Leben der Gegenwart, zu den Bewohnern Marburgs. SI Wbtheilurrg. Marburgs Bewohner. COte einheimische Bevölkerung beträgt 2200 Köpfe (1070 männl. und 1130 weibl. Geschlechtes) und 1224 Fremde, mithin für die innere Stadt allein bei 4000 Seelen sammt der Garnison. Darunter sind 40 adelige und 11 geistliche Personen, 80 Beamte und Honoratioren, 120 Gewerbsinhaber und Künstler, über 200 Hausbesitzer; in der inneren Stadt 475 stcuerzahlende Gewerbsleute. Die Gratzer Vorstadt begreift 280, die Kärntner 467, die Magdalena-Vorstadt 442.Seelen; nehmen wir noch dazu die Gemeinde Burg Meierhof mit 270 Köpfen, so ergibt sich für Marburg eine Gesammtbevölkerung von mehr alS 5000 Bewohnern, die durch das fortdauernde Zuströmen von Arbeitern und Geschäftsleuten im rasche» Steigen begriffen ist. Vor 40 Jahren betrug die Bevölkerung der inneren Stadt nicht viel über tausend Menschen, die mehr dem Acker- und Weinbau als industriellen Beschäftigungen sich Hingaben. Die Sanitäts-Matrikeln weisen ein sehr günstiges Gesundheiks-Verhältniß, sowohl in der geringen Zahl, als im meist hohen Alter der Verstorbenen — letzteren Fall, besonders im Bereiche der windischen Pfarre, 14 in welcher wir unter den 2640 in den letzten 33 Jahren Beerdigten 17 im Alter von 100 lind mehr Jahren treffen. Die Zahl der Verunglückten daselbst (zu welchen die Drau und die Eisenbahnarbeiter das Meiste lieferten) betrug in demselben Zeiträume 27. In der Stadt war seit der Pest 1680, welche 360 Menschen wegraffle, die größte Sterblichkeit 1797 mit 193 Personen, wozu die Mehrzahl aus dem Oekonomie- und Militärspitale 1785 und 1787, je 116, meist an Ruhr und Blattern, 1790 unter dem Militär am Durchfalle. Die Brechruhr raffte im August und September 1836 im Bereiche der windi« schen Pfarre 41 Menschen hinweg. Der Nahrungs-Verbrauch der Bevölkerung zeigt im verflossenen Jahre in den 4 Bezirken: Stadt und Burg Marburg, Bictringhof und Melling 902 Stück Ochsen, 429 Kühe, 2100 Kälber, 2121 Schweine, Schafe, Ziegen ic. Der Consumtions-Steuerbetrag für Fleisch gab 3970 fl., für 97811 Eimer Wein 13032 fl., für 17599z Eimer hier erzeugtes Bier 13199z fl., aus 14464 Eimern mehliger und nicht mehliger Maijche (sammt der Brennerei in Kranichsfeld) wurden 1084 Eimer Branntwein im Steuerbetrage von 3054 fl. 55 kr. gewonnen; an Tabak wurde abgenommen um 37256 fl. 2z kr., an Stämpeln 9604 fl. 44 kr.; Meth werden jährlich 300 Eimer erzeugt, Wachskerzen 60 bis 80 Centner. Wir wollen nun die Civil-, geistlichen und Militär-Behörden sammt den ihnen unterstehenden Humanitäts-Anstalten, hierauf das Adel-, Jnnungs- und Bürgerwesen, endlich daS gesellige Leben Marburgs einer näheren Betrachtung unterziehen. I. Behörden und Anstalten. A. Livi 1 - 6 ehörd c n. 1, Das k. k. Kreisamt. Der Marbnrger Kreis, der schönste und fruchtbarste Theil des Landes, umfaßt 59 Quadr. Meilen mit einer Bevölkerung von 217000 Seelen, darunter befinden sich in 50 Pfarren 159000 Wenden. Der Kreis an Kärnten und Croatien, den Gratzer und Cillicr Kreis grenzend, dacht sich von der Choralpe bis zum Ausflüße der Drau am meisten ab, also von N. W. gegen S. O. wie es auch der Lauf der Flüße Drau, Sulm, Laßnitz und Peßnitz darthut. Marburg ist von der östlichen Kreisgrenze (Polstrau) 8, von der westlichen (Chvralpe) 9, von der nördlichen (Straß) kaum 3, von der südlichen (Freihcim) nur 1| Meilen entfernt. Der höchste Berg ist ein Vorgebirge der Choralpe — die Handalpe 5849' hoch. Er enthält 52 Bezirke, 791 Stencrgemeinden, 3 Städte, 6 Vor» städte, 16 Märkte, 832 Dörfer, bei 40,000 Häuser, 196 Bäche, 1210 Mühlen, Stümpfe, Sagen rc., 15 Derail a tc, 1 Gymnasium, 1 Normalhaupt- und über 150 Volksschulen. Der Weinbau in diesem Kreise gibt auf mehr als 28100 Joch über 386000 Eimer, worunter die Lutten- 14* berger, Radkersburger und Pacherer eines hohen Rufes sich erfreuen. Die politische Oberleitung des Kreisamtes führt der Herr Gubernialrath Ignaz Ritter v. Marquet, Ritter der eisernen Krone* rc. Der llte Chef seit Errichtung des Kreisamtes unter der Kaiserin Maria Theresia, ein geb. Steiermärker. Unter ihm theilen sich in die Referate die Herren Kreiscommissäre Marimilian Marussigg; Josef v. Kriehuber; Ferdinand Graf v. Brandis, Steiermärker; Johann v. Straßky, Böhme, und Hr. Secretär Pichler. Das Kanzleipersonale: Herr Protokollist Antauer, Registrant Bancalary,* die Kanzlisten Landfraß,* Pilz, Herritsch, Hanzel rc., hat Herr Kreissccretär Franz Sales Pichler,* aus Pöllau, auch als juridischer und journalistischer Schriftsteller bekannt, über sich; das Sanitätswesen der Kreisphysiker Hr. Dr. Ignaz Tschesnig,* geb. Kärntner. Unterm Letzteren stehen: die Districtsärzte zu Pettau, Deutschlandsberg und Leibnitz, der Kreiswundarzt Förderer in Marburg, die Doctoren der Medicin Anton Malli, Alois v. Buglioni und Franz Stelze!,* die Aerzte Jüttner, Operateur Hakl, Presens und Pichler* in Marburg, 6 Apotheken, 61 Wundärzte, 75 Hebammen. Sehr wichtig ist das Amt des Kreisingenieurs, gegenwärtig Herr Zister, nach Hrn. Wenzel Twrdy,* aus Böhmen, unter dessen Aufsicht alle Bauten, die'Land- und Wasserstraßen des Kreises stehen; 1 Straßenbaucom-missär, Herr Mathias Peinhaupt; 2 Wasserbauassistenten, Herr Andreas Raconzay und Carl Kollau; mit 3 Straßenbaumeistern in Marburg und Radkersburg; mit 4 Stromaufsehern, 37 Wegmachern, darunter 22 auf der Verbindungsstraße von Freiheim quer durch das 213 Pctlauer Feld nach Ungarn, sind dem Kunstfache untergeordnet. Da Verfasser dieses in seinem großen Werke über Steiermark sich besonders die Aufgabe stellte, den vollständigsten Wegweiser durch seine Heimat zu geben, so mögen hier die Straßen des Marburger Kreises eine kurze Andeutung finden. Wie wichtig Marburg durch seinen Straßenzug ist, beweist der Umstand, daß alle 42 Straßen des Kreises, die zusammen eine Länge von 118 Meilen 579° bilden, sich in ihrer Verästung in der großen Durchkreuzung der Wiener, Triester, Klagenfurter und Warasdiner Straße einmünden. Die wichtigsten Straßen: 1. die Wien-Triester, 5 M. 2138° lang, 24 bis 30' breit; 2. die Drauwal-der (Kärntner), 7 M. 167° lang, 30' breit; 3. die Pettauer, 6 M. 3000° lang, 18' breit; alle drei Poststraßen. Ferner im deutschen Boden: 1. die Radlstraße von Zehndorf bei Preding bis Mahrenberg, 5 M. 3000' lang und 15 bis 24' breit; 2. die Landsberger von Stainzbach bei Preding bis Landsberg, 4 M. 3500’ lang und 12 — 15' breit; 3. die Leutschacher von Ober-St. Kunigund über Leutschach, Arnfels und Schwan-berg nach Landsberg, 6 M. 3000’ lang, 15' breit; 4. die Sulmthaler von Gleinstätten nach Leibnitz, 3 M. 3500° lang, 15 bis 18' breit, mit 3 Nebenzweigen. Im windischen Boden: 1. die Platschberger vom Leitersberge bis zur Landschabrücke, 2 M. 3500 lang, 24 — 30' breit, mit 2 Nebenzweigen nach Gams und Gamlitz; 2. die Radkersburger Poststraße von Mureck bis Ratz-Kanischa an Ungarns Grenze, 6 M. 1193’ lang, 18 bis 20' breit; von ihr trennt sich die Friedauer Salzstraße von Wernsee nach Frieda», M. lang, 12 bis 18' breit, mit 2 Nebenarmen nach Polstrau und Sk. Anton; 3. von Marburg über Dreifaltigkeit nach Radkersburg, 6 M. 642° lang, 18' breit, mit den Nebenzweigen nach Lutteuberg, Dorna» und St. Anton, mit vielen kleineren durch die windischen Büheln; 4. von Pettau nach Polstrau, 4 M. 3000° lang, 18' breit; 5. von Pettau über Kollarjc gegen Krapina, 2 M-1565° lang, 18' breit; 6. von Pettau nach Neustift, von Pettau nach Kranichsfeld und Freiheim an der Triester Straße. Im ganzen Kreise sind: 98 Pfarren, Euratien rc., 27 Landgerichte, 176 Dvmimen und Gülte», von benetw Burg- und Ober-Marburg (Graf v. Brandis), Frayde-negg (Hanns Ritter von Fraydenegg-Monzcllo), Gratzer Spitalsgült (Josef Langer), Gurkergült (Bisthum Gurk> Pfarrgült Marburg (Stadtpfarrer), Melling und Platzerhof (Alois v. Kriehuber), Prischenkhof (Herr Weiser), Rofenhof (Alois Murmayer), Victringhof und Lembach (Stift St. Paul) ,Vben Sitz der Verwaltung in Marburg selbst haben, nebst dem Fürst Lichtenstein'schen Zehentamte Zwettendorf. Im ganzen Kreise sind 25 Ar-menversorgungsanstaltc». Die Landwirthschafts-Filiale Marburg, Nr. 11, unter dem Vorsteher Heinrich Grafen v. Brandis und den Ausschüssen Johann Wtssiak, Justiziar; Franz Gödl, Kreiscassier;* Othmar Reiser,* Verwalter von Victringhof, und Lorenz Genfer, Bürger in Ehrenhausen, zählt 133 Mitglieder. Außer den 3 Jahrmärkten in Marburg zu Lichtmeß, Ulrich und Lukas sind an 54 Orten 135 Jahr- und Viehmärkte. Im Kreise sind 5 Stein-kohlen-Bergwerke, 3 Hammerwerke, 7 Glasfabriken und Hütten, 4 Branntwein-, Liqueur- und Rosoglio-Brenne-reien, 1 Bleiweiß- und 2 Cichorien-Fabriken, t Spo-diumerzeugung, 2 Pulvermühlen rc. Unter der persönlichen Direction des Herrn Krcishauptmannes steht 2. Das k. ?. Gymnasium. Diese Lehranstalt hatte in 70 Jahren ihres Bestandes 9453 Zöglinge, im Durchschnitte der letzten 5 Jahre je 220. Hier studirten bereits 410 Adelige, über 1000 theils als Staatsmänner, Priester und Offiziere berühmte Männer. Unter Letzteren nennen wir Hrn. Wolf Sovan, geb. zu Mahrenberg, gegenwärtig Brigadier in Tarno-pol, der im selben Husarenregimente durch die kühnste Tapferkeit vom Cadetten bis zum Obristen vorrückte. Fröhlich, ein geborner Marbnrger, starb als General und Inhaber des Regimentes Nr. 28; Baron la Motte, nun Obristlieutenant rc.; ferner studirten hier 1786 Johann v. Neubauer, berühmter Jurist; 1789 Ignaz Novak, Fabriks- und Bergwerks-Inhaber; Ignaz Werke, einer der Mitentdecker des Gleichenberger Bades; Thomas Foregger, trefflicher Oekonom; 1797 Hirschhofcr, Inhaber von Wisell, rationeller Oenologe; Roiko starb 1819 als infulirter Propst und Gubernialrath in Prag; 1800 die Grafen Johann und Franz Khünburg; 1804 Franz Gödl, später einer der steierischen Helden bei Kismegyr, nun Kreiscassier; 1810 die Freiherren von Grimschitz; 1805 die Slavisten Dainko* und Quaß; 1807 Dr. Jutmann, starb 1841 als Opfer seines Berufes in Bruck; Georg Mally,* nun Professor und Schriftsteller zu Marburg; 1813 v. Formacher, Postmeister und Staatsbautenunternehmer; 1824 Rudolf Gödl, geb. Marblirger, nun Cvnsulats-Kanzler in Constantinvpel; der Slavist Murko; die Schriftsteller Haschnigg* (Tri--bunsky) und Johann Sonntag;* 1827 Mikloschitsch, Gelehrter und Scriptor der Hofbibliothek; 1834 Franz Legwarth, geistlicher Schriftsteller; Terstenjak (Davorin),* einer der gkindlichsten und gelehrtesten Slavisten. Der.Lehrkörper, dessen Director der jeweilige Hr. Kreis-hauptmann ist, zählte in diesem Zeiträume unter den Präfecten Franz Wango, Johann Riegauf, 1776, f 1806; Josef Grim bis 1812; sämmtlich Erjesuiten: Leo Es-senko bis 1829; Johann Kerpan bis 1837 z Ulrich Speck, moser starb 1845; Friedrich Rigler;* 45 Professoren, darunter 5 Erjesuiten und 9 Piaristen. Gegenwärtig sind alle Professoren sammt dem Hrn. Präfecten, mit Ausnahme des Rel. Professors Georg Mathiaschitsch,* eines gelehrten Slavisten weltlich, und zwar Herr Prä-sect Friedrich Rigler; die Professoren Georg Mally und Dr. Rudolf Puff nebst dem Supplenten Grünwald Stei-rer, Professor Josef Patscheider, ein Tiroler; Franz Sperka und Johann Kurz aus Mähren. Als erster weltlicher Professor wurde 1790 Valen-tin Höflich angestellt; sein Amtsgenosse Josef Morlin studirte als Wittwer Theologie und wurde 1798 Priester. Einen hohen Ruhm erwarben sich aus den hiesigen Professoren: 1802 Josef Wartinger, nun gelehrter Archivar und Numismatiker am Joanneum in Gratz; 1803 Dr. Johann Gottweis, als Dichter; von 1820 bis 1830 Anton Suppantschitsch, vaterländischer Historiker und Dichter, dessen wir noch im Anhänge erwähnen wollen; Präfecten Speckmoser, einer der ausgezeichnetsten Botaniker. Erwähnenswerth aus den früheren Professoren, ist 1791 der Schwabe Stefan Becker, berühmt durch seine klassischen windischen Predigte». Von 1794 wurden lange hindurch 20 windische Zöglinge mit eigenen Stipendien betheilt. Vom 2. April bis 8. Mai 1797 schloß der Franzosenkrieg die Collegien. Freiwillige Geldspenden: für die Tiroler 1798, die Vorarlberger 1800, cha-raktcrisiren den Geist der Jugend. Im Juli 1810 zerschlug sich der Plan: die Lehranstalt den Blasianern von St. Paul zu übertragen; 1831 verlängerte die drohende Cholera die Ferien auf 3 Monate. Die den Studirenden an Ferialtagen geöffnete Bibliothek hat über 1500 Bände, darunter 141 philologischen, 283 schönwiffenschaftlichen Inhaltes, 340 altclaffischer Literatur rc.; für ihre Vermehrung sind jährlich 50 fl. CM. aus dem Studienfoude angewiesen. 3. Die ¥. k. Cameral-Bczirks-verwaltung für den Marburger und Cillier Kreis wurde errichtet im November 1833. Der erste Cameralrath war Hr. Knaffl Leop.; jetzt Hr. Franz Frühauf, aus Böhmen. Die Her, reu Commissäre: Jakob Oprawill,* aus Mähren; Josef Pokorny, aus Böhmen; Michael Lamberger, aus Obersteier; Franz Carl Maar, Rechnungs-Revident, aus Mähren; Johann Peschke, Cameral- Bezirks -Official, aus Mähren; Alois Tildach, do. do., aus Böhmen; Johann Egger, do. do., aus Villach in Kärnten; Eduard Herzmann, do. do., von Tüffer in Steiermark; Franz Fritz, Rechnungs-Official, aus Mähren; Carl Zerren-ner, do. do., aus Gratz; Mathias Tar, Cameral-Com-missär und Finanzwach-Jnspectcr, aus Steiermark; Vin-cenz Dolleczalek, Finanzwach-Obercommissär, aus Böhmen; Franz Linner,* Finanzwach-Commissär, aus Ungarn. Ueberdieß sind 9 Bezirks-Kanzlisten, meist 3 bis 5 Concepts-, 8 bis 10 Amtspracticanten; das Cameralgefällen-Hauptamt hat ferner einen Hauptamts-Einnehmer und Controlor, einen Official und zwei Assistenten. Das Gefälls-Hauptamt III. Classe wurde durch Hofkammer-decret vom 27. April 1842 statt der bisherigen Cameral-Bezirkscasse errichtet. Unter der hiesigen Bezirks-Verwaltung stehen die Hauptgefällen-Aemter in Pettau, Cilli, Polstrau, Sauritsch und Dobova; die Unterämter in Wernsce, Lut-tenberg, Frieda», Kolaria, Rohitsch, Stadldorf, St. Peter und Kerschdorf; 12 verpachtete Weg-und Brücken-mauthen, nebst der Wassermauth in Marburg, die Verwaltung der Staatsherrschaft Gairach; die 4te und 5te Section der Finanzwachc mit 73 Postirungen, 2 Ober-commissären, *7 Commissären, 18 Respicienten, 107 Ober-aufiehern, 468 Aufsehern; so weiset die hiesige Bezirks-Verwaltung einen Etat von mehr als 700 dabei Bediensteten aus. Früher als Amtsinspectoren treffen wir die Herren Franz Schultes, f 1809, alt 83 Jahre, von Czollolanza 1819; daun Hrn. Richard Kollmann, ehemaligen s'andwehrhauptmann; der letzte Tabak- und Stäm-pelinspector war Hr. Groppenberger. 4. Da« k. f. Post-Jnspectorat. Die Oberleitung hat der k. k. Inspector Hr. Anton Szarely, Ungar, nun Hr. Berthold mit dem Hrn. Controlor Koschek, (Mähren); dem Erpeditor, 1 Acceffisten rc. Es bestehen ferner: 1 Briefträger, H. Probst, und ein Packer, Uebelcis. Die Mallepost, mit unbedingter Aufnahme, geht täglich mit Benützung der Eisenbahn zwei- mal nach Gratz, eben so täglich zweimal nach Triest, täglich nach Klagenfurt und nach Warasdin. Boten gehen 2mal wöchentlich nach Rann, Leibnitz, Frieda», Wöllau und Rohitsch. Nach letzterem Orte während der Badesaison aber täglich. Die Passagiers-Gebühren betragen mit der Mallepost nach Gratz 3 fl. 54 kr., nach Cilli 3 fl. 27 kr., nach Laibach 8 fl. 21 kr., nach Triest 14 fl. 30 kr., nach Klagenfurt 6 fl. 9 kr., nach Warasdin 3 fl. 7 kr. CM. Als frühere Postmeister treffen wir 1791 Hrn. Prathengeyer, dann Hrn. v. Kriehuber; als frühere Postbeamten Hrn. Cöntrolor Juukcl, t 1804; die Erpeditoren: Frankoviö 1812, Jungblut 1830, Strobel 1832, Heißinger 1838 rc.. Die Zahl der Fremden, die sich der Eilpost bedienen, beträgt in jedem der schwächsten Monate Jänner, Februar, März über 250, in den stärkeren über 350, im Ganzen jährlich zwischen 3000 und 4000 Reisende. 5, Der Magistrat. Die politischen ökonomischen Civiljnstiz- und Crimi-naljustiz-Geschäfte werden von dem Gremium, als: dem geprüften Bürgermeister, jetzt Hrn. Anton Gamillschegg,* Steirer, und den zwei geprüften Räthen Anton Valcn-tincig, Steirer, und Franz Schneeweiß,* Kärntner, als Referenten und Votanten, besorgt; der geprüfte Se-cretär Andreas Nagy,* Gratzcr, besorgt das Tarwesen, ist Kanzzeidirector und Erpcditor, und führt das Grundbuch; den zwei Räthen ist auch das Steuerwesen, das Krankenhaus der barmherzigen Schwestern und Bürgerspital zugetheilt; die kammerämtl. Rechnungsgeschäste besorgt ein eigener Kämmerer, Hr. Franz Satscheritsch, von Croatien; der Stadtbaurath Franz v. Gasteiger,* aus Tirol, die städt. vffentl. Baulichkeiten; 3 Kanzlisten: Hr Anton Parz,* Johann Stroy und Johann Peer,* Steiermärker; wovon der Ite die 3 Einreichungsproto-kolle und die 3fachc Registratur; der 2te das Vorspauns-gescbäft nebst sonstiger Arbeit auf sich hat; 3 Justiz-practicanken; 2 Kanzleipracticanten -um Actuiren und Cvpiren; 1 Stadtwachtmeister mit 2 Polizeimännern, der zugleich im Justizfache Gerichtsbedienter ist; 1 Quarticr-mcister, Herr Anton Offenbacher, der Marburger Robinson; lAmtsdiener; 1 Gerichtsdiencr, zugleich Gefangenwärter; Gefangene im Gerichtshause waren in den letzten 6 Jahren 168, im Durchschnitte 34 Kopse; Schüblinge 1888, im Durchschnitt 378 Kopse. Die Einkünfte des Magistrates bestehen in den Zinsen bedeutender öffentlicher und Privat-Obligationen, in Taren, Laudemien von Gemeinde-Gründen zu 10 % nach 20'g Einlasse, in Mortuarien, Pachtzinsen von Realitäten, die bedeutenden Platzsammlungspachtgelder, Mauthgefäll-Surrogat der Draubrückenmauth, städtische Bezüge von den Bürgern, Häusern, Landgerichts-Eindie-nungen u. dgl.; die Auslagen in Besoldungen, Pensionen, Provisionen, der Criminal-Gerichtsbarkeit, Erhaltung der Realitäten, Schulauslagen, Kanzlei-Erfordernisse, Straßenbeleuchtung, Stadtpflasterung, Aufstellung und Abnahme der Markthütten, Schulkostenbeiträge rc. Die Casse ist in gutem Stande. Reisende Handwerksburschen u. dgl. wurden 1844 vom 1. Jänner bis letzten December hier instradirt 5510, — außerdem wurden 900 mit Reisegeld betheilt. Der Vorspannsbedarf im Militärjahre 1845 betrug 2180 Pferde. An Steuer zahlt die Stadt (ohne Vorstädte): 1. Grundsteuer 73 fl. 2| kr. CM.; 2. Haus-Classensteuer 1713 fl. 20 kr.; 3. Erwerbsteuer 2937 fl. 30 kr.; 4. Vorspannsbeitrag 1 fl. 24£ kr.; 5. Adminicutare 1 fl. 56| kr.; 6. Eisenbahngrund -Ablösnngsbeitrag 17 fl. 24s kr.; 7. Verzehrungssteuer 19173 fl. C. M. Wegen Verbrechen bestraft wurden im Durchschnitte 16 Personen. Das Landgericht beginnt unter St. Peter und geht längs der Drau bis nach St. Dswald, wo der Bach Teme« ritzen in die Drau fließt, dort gegen den Graben hinauf durch die Gebirge bis zur Kirche heil. Geist, von dort nach dem Rodvwitschberg und dem Graben über das Gebirge herab gegen Ober-St. Georgen, und grenzt da mit der linken Seite an das Landgericht Arnfcls. Von da nach dem Peßnitzthale bis St. Margarethen, wo jenseits der Peßnitz das Landgericht von Straß angrenzt. Von da geht die Grenze über die Weingcbirge bis unter St. Peter zur Drau. Der Umfang beträgt 12 Meilen. Unter der Leitung des Magistrates fleht das Krankenhaus, 1793 errichtet, seit 1844 unter der Besorgung von drei barmherzigen Schwestern, aus Gratz hierhergestellt, hat zur Aufnahme 40 Betten. Von 1800 bis 1840 wurden darin behandelt in runder Anzahl 4000 Kranke, von denen 600 starben. Die stärksten Krankheitsfälle waren Ruhr 1801, 1826, 1830; Nervenfieber und Typbus 1810, 1811, 1813, 1814; tin letzten Jahre 68. Zahlreichere Fälle der Wasserscheu in Folge von Hundsbissen waren 1801 (7), 1808, 1810, 1826 Fälle von Wahnsinn finden wir des Jahres 4; in der Brechruhr wurden 14 im Jahre 1836 behandelt. Die stärkste Anzahl Kranker war 1840 mit 191, darunter sehr viele an der Ruhr; die geringste 1819 mit 42 Kranken. Die letzten 5 Jahre zeigen uns das Verhältniß: Jahr. Kranke. Gesiorl 1841 — 179 — 15 1842 — 216 — 21 1843 — 178 - 14 J 1844 — 460 - 32 0845 - 506 — 31. In Behandlung verblieben 22. Die auffallende Krankenzahl in den beiden letzten Jahren rührt von den fremden Eisenbahnarbeitern her. Vorherrschend waren Adabei gastrische Fieber. Das Vermögen des Krankenhauses besteht in steie-risch-ständ. Aerarial- und Domestical-Obligationen zu 2, 21 und lz ° 0, dann in 5% Privat - Obligationen, im Gesammtbe.'rage von 11913 fl. 42 kr. CM.; hierunter befindet sich eine Privat-Obligation, welche der verstorbene Normalschullehrer Reitmann dem Kranken-hause legirte, wovon aber seine Wiltwe den Fruchtge-nutz bezieht, diese Obligation beträgt 1623 fl. 10 kr.; somit das verzinsliche Vermögen 10290 fl. 32 kr., und die jährlichen Zinsen 212 fl. 11 f kr. CM. Weiters wird für jeden Kranken täglich 20 kr. CM., für die ganze Verpflegung und die Heilkosten entweder von ihm, seinen Verwandten, von den betreffenden Zünften und Meistern, Bezirksobrigkeiten oder Kreis-Concnr-renzen bezahlt. Aus Verpflegung der Kranken ohne Medi-camcnte wurde vom 1. Nov. 1844 bis 31. Oct. 1845 beausgabt für 474 Kranke 1649 fl. 50s kr. CM. Der Medicamen-tenccnto betrug 613 fl CM., der Holzbedarf jährlich bei 60 Klftr. DasBürger spital ist auf 20 Pfründner, es besitzt an Capitalien in C. M. öffentl. und Privat-Obligationen 56225 fl. 14z kr. und an jährlichen Zinsen 606 fl. 18 kr. Der Theater-Verein zahlt für die Theater-Localitä-ten 60 fl. 26 fr. 3 an Pachtschilling für die 2 Gärten, Keller 20 fl. 52 kr. Zufällige Einnahmen: theatralische Vorstellungen, z. B. am Geburtsfeste Sr. Majestät. Die Pfründner haben 4 kr. CM. täglich, des Jahres jeder 1 Klftr. Holz und freie Wohnung. Sie müssen Bürger oder einheimische Marburger gewesen sein. Die Interessen der Mathias Haas'schen Messenstiftung, welche dem Spitale legirt wurde, betragen jährlich 77 fl. 20 kr. CM. und müssen zur Stadtpfarre bezahlt werden. Früher wurden diese Stiftungsmessen in der heiligen Geist-Kirche (jetzt Theater) gelesen, jetzt in der Pfarre. Als städtische Advvcaten treffen wir jetzt die Herren Dvcto-ren Duchatsch, aus Pettau 1833; Traun, aus Laibach seit 1845, und Hrn. Justiziar Wissiak. 6. Bezirksobrigkeit Burg itnb Obcrmarburg. Beide-Herrschaften, ungefähr erst seit 100 Jahren vereinigt, bilden zwei besondere, aber zusammen verwaltete Bezirke, im gesammten Flächenmasse von 3485 Joch mit 3124 Seelen in 3 Gemeinden. Nach dem Grafen Khisl hatte Burg Marburg 1730 Georg Rudolf Graf v. Thurn, dann Maria Anna Freiin v. Fleischmann, Albrecht Graf v. Heister, Rudolf August Freihcrrn v. Kram 1735; dann 1749 dessen Tochter Friederike Grässn v. Gaisruck; von 1750 an Heinrich Adam Graf v. Brandis, von dessen Stamme wir später sprechen; die frühesten Besitzer und Schicksale von Obermarburg erscheinen in der Geschichte Marburgs; die Veste kam im Verlaufe der Zeit an der Khisl, Rosenberg, Breuner, Galler und Brandis. Als Graf Heinrich Franz Adam Brandis (geb. 3. März 1715, vermählt 1745 mit Maria Anna Gräfin Trantmannsdorf am 23. Oct. 1790) als Letzter der älteren gräflichen Linie zn Marburg gestorben war, kamen seine Besitzungen an die jüngere Tiroler Hauptlinie der Brandis. Die beiden Grafen: Adam, geb. 20. October 1787, und Clemens Heinrich Adam, geb. 28. October 1792, gegenwärtig Gouverneur von Tirol, theilten sich so, daß der Erstere die Herrschaften Burg und Obermarburg; der Letztere Windenau, Grünberg und Buchberg erhielt, daher im Urbarium die Unterthanen von Nr. 1 bis 425 zu Windenau, von 425 bis 1002 zu, Burg und 1002 bis 1148 zu Obermarburg, welches landesfürstliches Lehen ist, gehören. Der Burgfricd von Obermarburg geht von der Straße längs der Wiese zum weißen Weg, und von dort durch den Burgwald zurück. Die Waldungen grenzen an die einstigen Gründe der Herren v. Frieß, von Eibiswald, Hitzlberger, Marburger und des Stiftes Stainz; 9 Aecker, die Hofwicse, Geldeinkünfte von 472 Pfd., Zinsgetreide, Robothen, Kleinrechte rc. gehören zur Herrschaft. Burg Marburg ist mit 405 Rustical-Pfund beansagt, mit mehr als 80 Startin Wein, 750 Vierteln Getreide, 4000 Robothtagen rc. Die Unterthanen beider Herrschaften sind in den Aemtern Tragutsch, Leitersberg, Roßbach, Posruck, Platsch, St. Ilgen, Wildhaus, Fließen, Fürst, Pacher, Marburg, Greith, Zirkpvitz, Podoba, Rambscha, Ossek, Tranko, Ober - und Unter-Heriafien, Schlitzen, Pirkhvrf/St. Georgen, Gotzendors, ParUri, Engdorf, Ober- und Unter-Wilkom, Weier, Fordersdorf, Plinten-bach, Stembach, Zwietzm'g, Wadl, Pohersch, Goritzen-Nußdorf, Pickern, Altenberg, Geiberg, Lebern rc. Verwalter und Bezirks - Commissär ist gegenwärtig seit 1842 Herr Franz Kokoschinegg* (Steirer), früher 1830 Herr Nagy; die übrigen Beamten sind die Herren Senekovitsch* (Steirer), Sonntag* (Sachse), Janschitz (Marburger) rc. 7. Bezirksobrigkeit Victringhof. Mit dieser dem Stifte St. Paul gehörigen Herrschaft sind die Herrschaften Lembach und Peßnitzhofe», die Minoritengült Marburg und die Gülten Roßwein und Rogeis vereint. Der ganze Körper steht unter der Verwaltung des Herrn Bezirks - Commissars Othmar Reiser. Der Bezirk Victringhof hat 4802 Joch mit 1920 Einw.; der von Peßnitzhofen 2578 Joch mit 1450 Einw. Zum Ersteren gehören die 6 Gemeinden: Brunndorf, Lehndorf, Magdalena-Vorstadt,^ Nicolai, Pobersch und Zwettendorf; zu Peßnitzhofen 9 Gemeinden am linken Ufer der Peßnitz. Victringhof gehörte einst den Cistcr-ciensern zu Victring bei Klagenfurt, nach ihrer Aufhebung wurde damit das St. Pauker Gut Lembach vereint, und so bestand die Staatsherrschaft Victringhof bis 11. November 1816, wo sie bestimmt wurde, dem wieder besetzten Blasianer-Stifte St. Paul zur besseren Dotirung übergeben zu werden. Am 17. März 1819 wurde die Minoriten-Gült Marburg, am 1. November 1832 die Herrschaft Peßnitzhofen von Maria Seiler, geb. Weigl, um 35000 fl. C. M. dazu gekauft. Das Herrschaftsgebäude von Peßnitzhofen ist eine Stunde von Marburg auf einer freundlichen Anhöhe, mit einem großen Keller und Schüttboden, 8 Zimmern, 1 Kapelle, 1 Meier- und 3 Winzerhäusern. 15 Hier hausten 1307 Gundol und Ulrich; 1346 Otto von Peßnitz, der Schwiegervater des Friedrich Luegger; Conrad, 1446 der Ungarnfeind; Hanns, 1468 in Baum-kircher's Aufstand verflochten. Später hatten die Herrschaft Johann Bapt. v. Lang 1730, die Freiherren von Schwitzen und Jabornigg, von der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes aber die Nagerl von Rosenbüchel, Josef von Rosenbüchel 1791 bis 1801; dann die Lambert, Muk, Paner, Hofmann, vom 4. April 1808 an * Josef Weigl, Großhändler in Wien. Von früheren Pflegern kennen wir Franz Wimmer 1753. Der Bezirk hat 310 Häuser, das Grunderträgniß macht 21,675 fl., der Steuerbetrag 3690 fl. Die Radkersburger Straße durchschneidet ihn auf einer Länge von 2100°, die Jahringer von 365°. Die Abgaben an die Herrschaft betragen außer den Naturalien 2048 fl. Die herrschaftlichen Meiergründe messen 80 Joch. Der Bezirk Victringhof und Lembach, 3 Stunden lang und 1 Stunde breit, mit einem Reinerträge von 18070 fl., wird von der 1802 angelegten Pettauer Straße auf einer Länge von 40001 und von der 1829 erbauten Lembacher bis zum Pickerer Brückl durchschnitten, von einem Theile der Rothweiner und von jener zur Wurmberger Ueberfuhr. Die herrschaftlichen Meiergründe betragen 180 Joch, an der Herrschaft Lembach aber 370, an der Minoriten-Gült 51 Joch. Die Abgaben an die Herrschaft ohne Laudemien, Naturalleistungen rc. machen 1752 fl. 100 Klafter Holz vom Pachern flnd jährlich nach Marburg zu führen. Vom Staate bezieht die Herrschaft jährlich 6830 fl. C. M. als 5perc. Interessen für den 1841 um 136,600 fl. C. M. abgelösten, einen großen Theil des Cillier Kreises umfassenden Weindaz. Das Waisenver- mögen betrug bei der Uebergabe 27,461 fl. C. M. Die Zahl der Unterthanen betragt 325, der Häuser 267. Victringhof und Lembach entrichteten vor der Uebergabe jährlich 712 fl. landesfürstliche Steuer. Die Anzahl der übergebenen Acten machte bei diesen beiden Herrschaften 181, bei Peßnitzhosen 50 Fascikel; zur Gült Rogcis gehören 35 Unterthanen; Roßwein war Eigenthum des Bisthums St. Andrä. Die Herrschaft hat gegenwärtig 27 eigene Realitäten, darunter die Weingärten in Rechen-, Sonnen- und Türkenberg, Pickern, Unter« und Oberlcmbach, Laßnitz, Veöniak, Schloßberg, die Meiereien am Pachern rc. 42 Nummern in der Gratzer Vorstadt allein sind ihr unterthänig. Das stattliche Victriughofer - Gebäude wurde schon 1787, damals aus 4 Gewölben, 10 Zimmern, der Kapelle rc. bestehend, sammt dem großen Garten dem Mi-litärspitale zur Benützung überlassen. 3in gesammten Bezirke ist ein bedeutender Viehstand von 1000 Stück Pferden und Rindern. Unter den Anwälten des Stiftes Victring zeichnete sich 1710 Peter Ritsch aus. 8. Bezirksobrigkeit Melling. Die Herrschaft Melling, 1798 von Alois v. Kriehuber, vom Maltheser-Ordcn, um 28000 fl. gekauft, zählt 2300 Joch 8117/,0° mit 1580 Einwohnern in 314 Häusern, in 7 Gemeinden: Ebenkreuz, Krönich, Mal-letschnigg, Tepsau, Tragutsch, Wadelberg und Zelle-strin. Mit ihr vereint sind die Gülten : Riegersdorf, Allerheiligen und Platzerhof. Letztere umfaßt 6 Acmter, kam von den Herbersteinern und Breunern an die Leslie, und von 1776 an die Freiherren von Hingenau. Die 15* Herrschaft Melli'ng, durch Jahrhunderte Eigenthum der Maltheser, hatte 8 Weingärten, viele Aecker, Wiesen tc. Sie gehörte zu den frühesten Besitzungen des Ordens, und dürfte vielleicht vorher Tigenthum der Templer gewesen sein, welche unter dem Großmeister Bernhard v. Blanchefort 1160 in unserer Nähe durch Bernhard, Bischof von Agram, reiche Besitzungen erhielten, unter dem 19ten Großmeister Hermann v. Perigard 7050 Kirchen und Kapellen im Jahre 1240, darunter auch viele in Steiermark besaßen, zu einer Zeit, wo die Hospitaliter (Johanniter) ungefähr halb so viele hatten, und zur Zeit ihrer höchsten Blüthe unter dem 27stcn Großmeister Jakob ti. Molai, als sie 40000 kommenden mit 2000000Thalern Einkünfte hatten, auf das Grausamste vertilgt wurden. Der Verhältnisse der älteren Besitzer in und um Marburg wegen dürste es hier an der Stelle sein, aus dem Urbar der Maltheser Commende Melling Einiges mitzutheilen. Außer dem Hause in der Stadt hatte sie auch eine Schiffmühle auf der Drau, 1740 erneuert, mit dem 1744 verbesserten Hause am Ufer. Weingärten: a) tut Freigraben neben dem der St. Ulrichskirche; b) Koplaunschek; c) Pichler neben dem der Michaeler-Stiftung; d) Tandler zwischen dem der Stadt Marburg und der Allerheiligen-Stiftung; e) Roher zwischen Spital und Michaeler-Stiftung; f) Kreuzberger zwischen denen der Pröpste von Stainz und St. Andrä; g) einen beim Katharina-Kirchlein; h) in Gams zwischen dem des Fürst Schwarzenberg und der Süßenheimer Stiftung. Unterthanen im Dorfe Melling, ober der Stadt Marburg undKoschäk; 4 in Mahrenberg, welche bis 1607 jährlich 4 Startin Bauwein von Melling ab« nehmen mußten, sie verglichen sich aber mit dem Com-thur Heinrich Freiherr« v. Logau lieber, jeder jährlich 1500 Weingartenstecken zu liefern, dem folgenden Com-thur Wilhelm Grafen v. Tattenbach versprachen sie, zusammen 9000 Stecken zu senden. Sie hatte ferner Un-terthanen in der Lausgasse, darunter den Marburger Rathsherrn und Apotheker Makh, den Lceb, Haubitz und Nürnberger Garten, 2 Hofstätten des Abtes von Viclringhof, den Acker des St. Jakobsspitals in Völkermarkt 1684, 6 Keuschler bei der Landstraße rc. Das Bergrecht von den drei Weingärten Thanhof, Trerel und Korpon, welche 1375 der Stadtschreiber Mathä mit Bewilligung des Comthurs Peter Hager dem Spitale geschenkt hatte; von den zwei Stift Allerheiligen Weingärten, deren einen 1501 Bernhard Druker mit Einstimmung des Comthurs Michael Siebhauser, den anderen 1684 Balthasar Waldun legirte, in Ko-schak seit 1603 beim Pfarrer von St Peter. In Salzberg vom Weinberg, der 1431 zur Corporis Christi Bruderschaft gestiftet war, so wie von dem des Caccia rc. In Pändenberg bei zwei Weingärten des von Hohenrain; der Maria Kallstorfer, früher Schweighofer; der Elise Riß, früher Nägerle; Katharina Koller, früher von Zehentner, dem der Frauenkirche, welchen Erasmus Maierhammer 1603 stiftete, dem, welchen 1520 der Laienpriester Christof Händl der St. Michaels-Stiftung schenkte. In Kündelberg vom Weingarten der Minorite», welchen ehemals Andreas Probst zu Stainz besaß. Bei zwei Stainzer Weingärten an der Schlarpfe, im Reichgraben bei sechs Weingärten des Stiftes Stainz und zwei der St. Ulrichskirche. In Preisberg, bei denen des Caccia und Johann Korpo», vorhin Augustin Skube. In Potschkau bei einem der frühern Abtissin von St. Georgen. In Oberkoschak in den 2 früheren Weinbergen der Stadt Marburg, in denen, welche 1698 das Stift Pöllau, 1713 Maria Hirsch besaß; in denen der Corporis Christi Bruderschaft, der Michaeli-Kirche von Roßwein, der Stadtpfarrkirche und des Mar Freiherrn von Stübich. Die Kirche St. Urban gibt laut Vergleiches vom 4. November 1692 mit dem Pfarrer Peklar von Gams alle 20 Jahre den zehnten Pfennig; das Bergrecht hatten ferner zu geben: die Michaeler-Kirche in Roßwein von 4 und der dortige Liebfraucn-Altar von 3 Weingärten. Am thätigsten für die Herrschaft Melling waren die Comthure: Heinrich Freiherr v. Logau, 1607; Wilhelm Graf v. Tattenbach, Niclas Graf v. Göschin, 1634; Johann Graf v. Herberstein, 1684; Leopold Freiherr v. Herberstein, 1713; Grundaker Peppo Graf v. Dietrichstein, 1737. Unter den Pflegern der Commende Melling treffen wir Johann Wagner, 1709; Ferdinand Pfoderer, 1746; Franz Pek, 1751; Lorenz Bischof, 1761. Von den Gülten ist die wichtigste die Fraydenegger (Verwalter Herr Alois Kollegger) mit 900, meist nach dem Gebirgszuge von Leitersberg gegen Wiener - und Gamsergraben zerstreuten Unterthanen. Als frühere Verwalter von Fraydenegg treffen wir Herrn Josef Kollegger, 1785; Andreas Lube, f 1833. B. G eistliehe Behörden. 1. Die Dechantei. Marburg ist der Sitz des Kreisdecanates, unter welchem die Vorstadtpfarre der Redemtoristen, die Pfar- reit St. Peter, St. Barbara und St. Martin bei Wurmberg, St. Margarethen an der Peßnitz, Ober-Kunegund, Heiligen-Kreuz, St. Martin bei Gams und St. Margarethen in Zcllnitz stehen, zusammen mit 21,606 Seelen , von denen auf die Stadtpfarre 3490 entfallen. Kreisdechant und Stadtpfarrer (unter dem Patronate Bisthum Gurk) ist Herr Josef Pichler (Steirer), Seckau'-scher Rath, Schuldistricts-Anfseher und Vicarius perpetuus ; Curmeister, eine uralte Würde, da der Vicarius perpetuus Stellvertreter des Bischofes war, mußte ein eigener Magister curarum für die Pfarrgeschäfte bestehen, und Beneficiant der Michaeler-Stiftung Herr Josef Eostaiyovetz; Capläne, die Herren: Franz Michelitsch, Katechet der Normalschule und Beichtvater der barmherzigen Schwestern; Franz Fraß und Josef Wisiak, De-ficientenpriestcr; Herr Georg Kernegger und Franz Lafontaine (sämmtlich Steiermärker). Als Verwalter der Pfarrgült finden wir 1778 Herrn v. Ebenthal, 1786 Herrn Radetzi, jetzt Herr Gollitsch. Das 2te, 1843 errichtete Filialinstitut: Die barmherzigen Schwestern, im Civilkrankenhause hat unter der Leitung der Hildegarde Robitsch, eine Profeßschwester und zwei Postulantinen. 3. Die Vorstadtpfarre der P. P. Redemtoristen zählt gewöhnlich 5 Priester und 3 Laienbrüder aus dem Orden des heil. Erlösers, die übrige Psarrgeistlichkeit dieses Decanatcs 15 Priester. Unter der Leitung des Herrn Kreisdechants steht 4. die k. k. Normalschule, errichtet unter Sr. Majestät Kaiser Josef II., erhielten an ihr unter den vier Direktoren: Ämter 1795, starb 1801; Schon starb in Pension 1833; Klima und Wiederhofer, über 20000 Schüler und Schülerinen Unterricht. Ihre Anzahl von 1831 bis 1846 betrug 3500 Knaben und 1830 Mädchen, 75 Präparanden, 254 Pädagogen, 1930 Lehrjungen; der mittlere Durchschnitt aller Zöglinge in einem Jahre stellt sich auf 730. Der dießjährige Stand zeigt 347 Knaben, 169 Mädchen ohne Lehrjungen, Pädagogen rc. Das gegenwärtige Lehrpersonale unter der würdigen Leitung des hochverdienten Herrn Caspar Wiederhofer, meines einstigen ersten Lehrers, besteht aus Hrn. Caspar Wiederhofer, geb. zu Maria-Zell 1790; Anton Tremmel, geb. Ungar 1776; Johann Schweighart, Oestreich 1784; Simon Jereb, Krain 1785; Franz Kumer, 1793; Vinccnz Mirth 1802; Johann Holz, 1779 , Letztere Steiermärker. Von früheren Lehrern der hiesigen Normalschule waren ausgezeichnet: Herr Qua, Director; Gruber starb 1831; die Herren Reinpacher und Reitmann, starb 1830; Anton Klima, Director von 1826 — 1829; von 1812 an nehmen auch die hiesigen Erziehungsknaben Antheil an dem Normalunterrichte. C. Militär-Behörden. . 1. Garnison. Marburg ist der Garnisons - Stabs- und Werb-Cantonsort des 47. Inf. Regim. Anton Graf v. Kinsky, welches, 1682 unter dem Inhaber Graf v. Wallis errichtet, 1689 von Jörger von Tollet, einem altsteirischen Sprößlinge, den Namen erhielt; 1691 hieß es Graf v. Oettingen-Baldern, dann Graf v. Notger; 1693 Graf v. Sapieho; 1694 Ealari; 1704 Josef Graf v. Har-kach; 1764 Baireuth; 1769 Elrichs'hausen; 1779 Franz Kinsky; 1805 Vogelfang. Als solches erhielt es statt dem Werbbezirke in Böhmen jenen in Untersteiermark und rückte 1817 in Marburg unter dem Obristen Freiherrn v. Neugebauer ein, kehrte nach dem Feldzuge von Neapel wieder hieher zurück, befindet sich aber seit 1830 ununterbrochen mit dem Stabe in Italien, gegenwärtig zu Venedig, 1823 erhielt es vom F. M. L. Klopstein v. Ensbruk, 1823 von Anton Graf v. Kinsky, einer der 4 als Generale ausgezeichneten Brüder, seinen Namen. Es hat stahlgrüne Ausschläge mit weißen Knöpfen und bezieht sein Contingent aus dem Marburger und Cillier Kreise, aus jenem stattlichen Menschenschläge, der insbesondere aus dem deutschen Boden und dem wendischen Dolanzenlande so brauchbare Krieger liefert. Die Böhmen sind bis auf wenige Veteranen in der subalternen Mannschaft durchaus bereits von Steirern ersetzt. Das erste Landwehr-Feldbataillon hat seine Garnison zu Cilli, die Grenadier-Division zu Gratz, das dritte Bataillon gegenwärtig zu Marburg. Hier führten das Regiments-Commando die Obristen B. Nengebauer und B. v. Bittner, seit dem Ausmarsche des Regimentes das Batail-lons-Commando die Majore v. Bongard, Wanka, Te-gctthof, Klotz, B. v. Karg, gegenwärtig von Steinberg. Das Regiment hat eine ausgezeichnete Musikbande unter dem Capellmeister Noffek, die Vorschule für selbe besteht beim Bataillone in Marburg. Diese Kreisstadt, in frühere» Zeiten ein beliebter Aufenthalt für pensio-nirte Offiziere zählt gegenwärtig nur sechs pensionirte Stabs- und Oberoffiziere. 2. Die Conscriptions.Kanzlei für die beiden unteren Kreise befindet sich ebenfalls in Marburg. Die Recruten - Zontingente des Marburger Kreises betrugen in den letzten 6 Jahren 2754 Mann, am stärksten das Jahr 1841 mit 662, am schwächsten 1843 mit 389 Mann, 1845 562 Mann, für das eigene Regiment 340, 5te Kürassier- 36, 4fe Dragoner- 18, 4te Artillerie- 58, 9te Jägcr-Batail. 47, Pionnicrs 5, Sappeurs 5, Mineurs 2, Fuhrwesen 43, Beschäl-Dep. 8. Das Contingent des Cillier Kreises differirt gegen jenes des Marburger Kreises zeitweise 1, höchstens 2 Mann weniger. Der Magistrat Marburg stellt jährlich 4, 5 und 6 Mann. Von den Truppenkörpern, zu welchen der Marburger Kreis sein Contingent stellt, bemerken wir, daß das innerösterr. Jäger-Bat. Nr. 9 im Jahre 1808, errichtet mit dem Regimente Kinsky, in den Dreißiger-Jahren fast allein (sonderbarer Weise die steirischen Wenden) in Italien, die Ordnung im Kirchenstaate aufrecht erhielt. Das 5te Kürassier-Reg., nun Auersberg, mit lichtblauen Aufschlägen, wurde 1721 als Mendoza errichtet, hieß 1806 Somariva und liegt in Mähren. Das Dragoner-Reg. Nr. 4, nun Toscana, mit schar-lachrothen Aufschlägen, liegt in Ungarn, wurde 1733 errichtet, und war bald Dragoner-, bald Kürassier-Regiment. Das Regiment Kinsky hat nun zum Obristen Hrn. Alerander Eberan von Eberhorst; seit 1846 Freiherrn, Bianchi Duca di Cäsalanza; zum Obristlieut. Friedrich Freiherrn v. Bianchi; die Majore: Karg v. Bcbenburg, Steinberg, Mundsinger und Engelhofer in Marburg. Die Hauptleute: Stubenrauch von Tannenwald, Latterer von Lattenberg, Dervent von Mitessen und Ritter von Jakomini. Außer den Letzten sind von Offizieren in diesem Regimente die Herren von Beks, Ueberbacher, Appelt, Nagy, Czeicke, Koket und Wolfzettel, Steirer; die zwei Feld-Bataillone mit dem Stabe gingen am 1. September 1830 nach Italien, wo sie sich in Parma und Bologna eben so sehr auszeichneten, als in den später» Standquartieren Padua, Venedig rc. rc. 3. Das Erziehungshaus von Kinsky. Die Erziehnngshäuser wurden von Kaiser Joses II. 1782, jedes auf 48 Militärzöglinge, mit der Aufnahme von so viel Kostgängern, als es Raum und Verhältnisse gestatten, errichtet. Das Erziehungshaus des Marbur-ger Regimentes Lusignan war mit jenem des Gratzer Regimentes Piret in Gratz in der Neuthorgasse, im Gebäude der jetzigen Militär-Monturs-Commission, und hatte den noch zu Marburg als Major in Pension lebenden Hrn. v. Duchat als Commandanten, welcher mit selben 1811 hierher kam, und von 1811 bis 1813 so ziemlich zugleich die Stelle eines Stadt-Commandanien von Marburg versah. Jbm folgten in dieser Würde die Offiziere Dünberg, Höffer, Schwandner von Lusignan, bis das Regiment selbst aus einem steirischen ein italienisches wurde, das bei der Auflösung des Erziehungshauses die Zöglinge an andere ähnliche Militärinstitute, darunter 20 nach Mailand, abgab. 1820 wurde das Erziehungshaus des früher böhmischen, nun steirischen Regimentes Anton Graf v. Kinsky, damals Vogelfang von Prag hierher verlegt, und blüht nun hier als freundliche Anstalt durch den humanen Geist seiner Comman-dante», der Herren Offiziere: Schutz, Wademann, Eger, B. v. Moltke, Schönebek, Ueberbacher, Appelt (Letzterer ein geborner Marburger und früherer Zögling der An- stalt), so wie durch die bedeutende Anzahl seiner Kostzöglinge aus den besseren Ständen. Die militärische Vorbildung für Unteroffiziere, die Normalgegenstände in täglich 5 Vortragsstunden machen die Unterrichtssphäre der im Durchschnitte 60, Heuer 66 Zöglinge zählenden Anstalt aus. Seit dem Bestehen lieferte dieß zweite steirische Erziehungshaus gegen 50 Offiziere, darunter die Hauptleute Carl und Franz Benkisser (Marburger), Letzterer nun in tvscanischen Diensten; Hauptmann Rech-nungssührcr Franz Feist, Schriftsteller in Triest, der erste aus dem Erziehungshause von Kinsky in Marburg herausgctrctene Offizier ist der noch gegenwärtige Obristwachtmeister des Regimentes, Hr. Mundsinger, in Cilli. 4. Das Militär-Spital. Nebst den überall sonst vorkommenden Krankheits-sormen herrschen hier insbesondere durch die Oertlichkeit bedingte Krankheitsforme,i: einfache und fieberhafte Rheumatismen, Gicht, und durch diese bedingt häufig vorkommende Zahnleideu; einfache und fieberhafte Katarrhe und Entzündungen der Hals- und Brustorgane; im Frühjahre und Herbste Wechselfieber. Die Zahl der Aufgenvmmenen rc. zeigt sich für die letzten Jahre mit: Aufgenommene: Entlassene: Gestorben: 1840 — 694 — 682 — 10 724; 1841 - 713 - 702 - 5 745 ; 1842 — 685 — 677 — 8 722; 1843 — 593 - 592 — 10, desertirt 2, 630; 1844 — 576 — 556 •— 10 602; 1845 — 694 - 673 - 13, desertirt 2, 730. 5. Das k. k. Derpflegsarnt besteht aus einem Herrn Derpflegsadjuncten (fett 1839 Hr. v. Rauther), einem Assistenten (Hr. Mikle) und Praktikanten (Hr. Anton Parz). Die Reihe der Herren Verpflegsoffiziere stellt ssch heraus: 1665 Hr. v. Pettony; 1711 Gebhard; 1778 Hauer; 1789 v. Ortner; 1798 Canal v. Ehrenberg und Ferdinand Landskron; 1800 Jakob Dürnbeck; 1807 Franz Prechelmacher, Eduard Zeller; 1810 Starkbauer; 1816 Poley; 1817 Johann Branny von Dubnitza; 1825 Bayer; 1830 v. Beneke; 1832 Röhrich; 1833 Ramer. 6. Die Rechnungskanzlei von Kinsky. Dieses wichtige buchhalterische Amt steht gegenwärtig unter der Leitung des Hrn. Hauptmanns und Rech« nungsführcrs Franz Gregoris v. Romendors mit 9 Fou-rieren, mehreren zugetheilten Schreib-Jndividuen rc. Das Militärspital, Tranöportsammelhaus und das Waffen- und Monturs-Depot stehen unter der Aufsicht einzelner Herren Offiziere, Garuisonsauditor ist gegenwärtig Herr Rittmeister von Maiersfeld, vorher die Herren Auditoren Steiner 1836, Spanner, gestorben 1844 ic. II. D e r Adel ist in Marburg eben so zahlreich als liberal. Außer den Grafen v. Jugny, Freiherrn v. Rast, Ritter v. Mar-quet, v. Tessenberg, v. Jakomini, Edlen v. Kriehuber, v. Gasteiger re. wollen wir nur in kurzer Skizze zweier Geschlechter erwähnen, die, aus den edelsten Deutschlands, seit Jahrhunderten in das Leben und Wirken Oesterreichs verflochten, durch Aufenthalt und Heimischsein Marburg augehören, der GrafenSchärffenberg und Brandis. Der Wanderer, welcher Steiermark, von Oestreich aus, im Mürzthale betritt —schaut hoch ober der Mürz die grauen Trümmer von Hvhenwang, schaut an der Kirche von Langenwang ernste Denkmäler, läßt sich erzählen vom Sprungzaun, vom goldenen Pocale, aus dem der Ritter, der eine Schärffenberg freite, im vollen Galoppe jagend, keinen Tropfen verschütten durfte, — kurz läßt sich erzählen, daß bis in die jüngste Zeit durch Jahrhunderte die Schärffenberg dort hausten zum Segen des Thales. Der Wanderer, welcher die Steiermark verläßt und über die grünen Fluten der Save kommt, schaut hoch ober Ratschach an scharfen Berg-n die Trümmer von Schärfenberg und Siebeneck, die zerbröckelte Wiege eines in den eisernen Zeiten des Mittelalters thatkräff tigen Adelsgeschlechtes, hört die Sage, wie es versippt war mit den Königen Bulgariens, und daher noch die goldene Königskrone im blauen Schilde führt; hört die Sage vom Goldbrunnen, aus dem die Nire kam, die dem schönen Wilhelm von Schärfenberg den Ring der Liebe Macht und Ehre reichte, und nur die Bedingung der Treue an seinen Besitz knüpfte, bis derselbe Wilhelm den Treubruch in seinem Blute sühnte. Die Geschichte erzählt uns, daß 902 Arnulf aus dem fränkischen Herzogstamme mit anderen deutschen Edlen sich an der Save ansiedelte, um ihnen die untere Mark gegen die Barbaren zu schirmen. Auf scharfem Berge baute er sich die Burg, von welcher er den Namen erhielt. Sein zweiter Sohn baute ein neues Schärf- fenberg, Ostro-verh, daher Osterberg, der dritte aber Siebeneck. Von Ordolf III. von Osterberg stammen die Gallenberge. Die Siebenek erloschen in Krain erst im 17ten Jahrhunderte. Auf dem Turnier zu Zürich wurden alle diese Geschlechter durch mannhafte Kämpen berühmt. Heinrich von Schärffenberg wurde 1067 Bischof von Speicr; Otto erhielt mit Friedrich dem Streitbaren 200 steirisch-östreichischen Schlachtgesährten 1232 den Ritterschlag; Michael zog mit 148 krainerischen Edlen 1446 gegen die Ungarn In der 1324 von Paul v Schärffenberg gebauten Kirche zu Schärffenberg befand sich das Grabmal des 1397 gestorbenen Wilhelm. Heinrich, Ulrich, Georg waren Wohlthäter des Klosters Sittich, Hugo 1329 Herr auf Landstraß. Rudolf mußte 1378 nach einer unglücklichen Fehde Krain verlassen. Wilhelm, der Besitzer des gefeierten Ringes, fiel 1293 zwischen Weißeneck und Griffen in der Schlacht gegen Mainhard von Tirol von der Hand seines Vaters Conrad von Auffen-stcin. Die Sitte, sich die Braut zu erkämpfen, war uralt in diesem erlauchten Hause, so errangen sich 1340 Wilhelm von Gallenberg die Herrin Margaretha; 1421 Friedrich von Lamberg Elisen, Johann v. Pollheim die schöne Anna von Schärffenberg. Im großen Turniere zu Hohenwang 1550 gewannen sich unter 50 Rittern Achatz von Starheinberg die edle Ursula; Gabriel von Teufenbach die holde Elise, Töchter des Eustach von Schärffenberg. Die stammverwandten Gallenberge waren 1150 Herren von Atzelsberg, 1409 Burggrafen von Eilli, als Anhänger Albrecht des Unruhigen verloren sie durch Kaiser Friedrich IV. ihre Burgen, und Hohenwang kam an die Schärffenberge, welche schon im 13fen Jahrhunderte sich im steirischen Unterlande auszeichneten, wo Ulrich 1260 in langer Fehde mit Hartmann von Pettau lag, eine Heirath mit Adelheid von Montprcis Marburg und Montpreis an die Schärffenberge brachte, aus denen Hugo durch seine Vermählung mit Ursula Hofmann zu Strechan den Erbkampf mit den Lichtensteinern begann. Wolf war 1500 Statthalter in Wien; Hanns, 1509 Landeshauptmann und Commandant von Gratz. Drei Brüder: Heinrich, Hugo und Wilhelm fielen 1620 in der Schlacht am weißen Berge; Hanns Ernest war General im 30jähri-gen Kriege; Sigmund Friedrich starb 1688 als Feldmarschall vor Belgrad; Ulrich Christof war 1627 Landesverweser in Steiermark. Nachkommen der alten Al-gilolfing'schen Herzoge von Bayern waren sie verschwägert mit den edelsten Geschlechtern Jnncrösterreichs Zn Langenwang schlummern die vorletzten Sprossen: Graf Johann starb 1817, alt 88 Jahr, und Graf Johann starb 1832, alt 76 Jahr. Der einzige noch lebende männliche Zweig des tausendjährigen Stammes: Graf Hanns von Schärffenberg, vermählt mit Antonie Gräfin von Attems, wählte mit seiner edlen Familie Marburg zum Wohnsitze, sein Name schmückt das Bürgcrbuch dieser Stadt. Die Grafen Brandis stammen in ältester Linie aus Graubiindten, und kamen als schwäbische Grafen und Herren von Vaduz, Schellenberg und Blumeneck vor. Aus dieser Linie war Gandolf 1380 Obristhofmeister Leopolds von Oesterreich; Ortlicb, 1489 Bischof von Chur, und Johann, Sohn des Ulrich und der Gräfin Pararedis von Helfenstein, der Letzte 1500. Seine Tochter Varena brachte das Wappen: »denBrand,« an AlvicuS Grafen von Sulz. Die Tiroler Linie beginnt mit Heinrich I. von Lena auf Launeburg 1179, dem Erbauer der Burg Brandis im Etschthale. Sein Sohn Hildebrand, Schirmherr des Stiftes Wiltau, war mit Mechtilde von Pardell Vater von 4 Söhnen, welche 1236 die Güter so theilten, daß die Nachkommen Heinrichs und Ber-thvldö sich von Leonburg, die des Conrad und Bran-dacher aber Brandis schrieben. Randold II. hatte in 3 Ehen 5 Söhne; nicht minder reich an Descendenten waren seine Nachkommen, Burghard der Ite, der 2te und 3te, bis Martin 1597 die eine Linie schloß. Sehr zahlreich waren die Nachkommen Randolfs II., darunter Anton Vater von 9 Söhnen, die im Kriege und Frieden ausgezeichnet waren. Carl blieb 1568 gegen die Türken bei Kanischa, Franz vor Raab, Christof war Jesuit; Johann Brandis von Leonburg wurde 1573 Freiherr, sein Sohn Jakob Andreas (mit Margaretha Thonredl) wurde Burggraf zu Tirol, hatte 13 Kinder, von denen Andreas Wilhelm die schon erloschene östrei-chische Linie, Veit Beno die jüngere Tiroler Linie gründete; Beide wurden am 24. März 1654 tu den Grafenstand erhoben. Bei der Vermählung des Letzteren mit Marien Freiin Khuenburg zu Kottingbrunn 1618 war die Kaiserin Anna zugegen. Er starb 1662 und ist bei den Minoriten in Wien beigesetzt. Von seinen Nachkommen war Adam Wilhelm, Obristhofmeister der Erzherzogin Elisabeth, mit Maria Anna Gräfin Khisl von Obermarburg vermählt, Vater von 3 Töchtern und 1 Sohne Franz Adam Jakob. Er selbst starb 1699 in Wien und ist ebenfalls bei den Minoriten beigesetzt. Sein Sohn starb als Oberhofmarschall 1746; er hatte mit Maria Anna, Tochter des Grafen Gundaker von 16 ‘m Starhemberg und der Gräfin Rappoch, 6 Kinder, von denen Franz Carl .1734 bei Parma, Guidobald 1738 gegen die Türken fiel. Heinrich Franz Adam, vermählt 1745 mit Maria Anna Gräfin v. Trautmannsdvrf, der seine einzige Tochter Maria Antonie als Nonne in Tirol verlor, schloß am 23. October 1790 zu Marburg, im Alter von 76 Jahren, die ältere Tiroler Linie. Die jüngere, jetzt in zwei Stämmen blühende, beginnt, wie schon gesagt, mit Veit Beno; er hatte mit Justina Freiin v. Kuefstein einen einzigen Sohn Franz Adam, der als Gerichlsherr von Maienberg und Tisen die Geschichte Tirols (immer grünendes Ehrenkränzlein) schrieb und 1695 als Vater von 8 Kindern starb. Sein Enkel Josef Jnnocenz Graf von Brandis auf Leonburg und Vorst, Erbsilberkämmerer von Tirol, geb. 14. April 1713, starb 1780, vermählt mit Maria Anna Gräfin v. Trapp zu Mätsch. Seine Kinder waren: Josef, Berg-werksdirector in Tirol, vermählt mit Franzisca Gräfin v. Sarnthein; Ignaz, deutscher Ordensritter und Obristlieutenant; Maria Gräfin Koreth; Franz Adam und Leopold Caspar, Domherren; Anton Maria, Kürassier-Rittmeister; Heinrich, als Kind gestorben; Franz, Abt zu St. Leo in der Normandie, und Graf Johann auf Obermarburg; Letzterer, adoptirt von Heinrich Franz Adam dem Letzten aus der älteren Linie, war Obersthofmeister der polnischen Prinzessin Kunigunde in Cob« lenz, vermählte sich 1786 mit Maria Josefa Gräfin v. Trautmannsdorf, mit dem Leopoldsorden geschmückt, starb er 1812 in Wien. Von seinen drei Söhnen ist Graf Heinrich Adam, geb. 20. October 1787, Herr auf Bürg und Obermarburg; Johann, bereits 1789 gestorben ; Se. Ercel. Clemens Heinrich Adam aber, geb. den 28. October 1792, Gouverneur von Tirol, Herr der Herrschaften Windenau, Buchberg, Grünberg, Freistein, und Wartenheim bei Marburg. Letzterer hat von der früh verstorbenen Gräfin Adriane von d'Avernas zwei Söhne; Ersterer zwei Söhne und vier Töchter mit Jo-sesine Gräfin von Welsersheim. Von den beiden Söhnen des hiestgen Hrn. Burggrafen ist der ältere Graf Ferdinand Kreiscommissär in Marburg; der jüngere Graf Heinrich Lieutenant beim Civalard Uhlanen-Regimente. III. Die Bürgerschaft besteht im Ganzen aus 475 steuerzahlenden Gewerbsleu-ten in der inneren Stadt, die zum Theile im städtischen Bürgerbuche eingeschrieben sind, welches nur vier Ehrenbürger enthält, bei 630 eingetragene Namen, den Hrn. Obrist B. Bittner, den ständischen Verordneten Franz Menz, den Scriptor und Redakteur Ignaz Kollmann und Hrn. Senekowitsch; bis auf den jetzigen General Bittner und den Gratzer Kreisphpsikervr. Kicker bereits alle verstorben. Da wir der Hausbesitzer schon in der ersten Abtheilung erwähnten, so wollen wir hier nur noch bemerken, daß von 1801 bis 1846 im Bürgerbuche 348 eingeschrieben wurden, von denen wir die zahlreichsten Nationalitäten hier zusammenstellen. Wir treffen über die Hälfte Nichtmarburger und nur 80 eigentliche Marburger; 16 sind aus der nächsten Umgebung; 31 Steirer überhaupt; 20 Gratzer; 18 Tiroler; 16 Kärntner; 16 Oestreicher; 14 Böhmen, Mährer und Schlesier; 10 Ungarn und Croaten; 9 Süddeutsche; 9 Bayern; 7 Norddeutsche; 16* 244 6 Pettaner; 5 Krainer; 4 Windischseistriher; 3 Mer; 3 Radkersburger; 2 Italiener; 1 Schweizer rc. Gewerbslcute ohne Hausbesitz sind i» der Stadt: Joh. Messerschmied, Schneider (Hessen); A. Senekowilsch, Tischler (Marb.); F. Rauch, Schuster (Marb.); 3. Gartner, Gürtler (Marb.); I. Ferlinz, senior, Buchbinder (Marb.); I. Nafz, Maurermeister (Steirer); B. Seiger, Zuckerbäcker; Schwager, Lohnkutscher; C. Wagner, Kartandlmacher; A. Menegoldi, Korbflechter (Italiener); I. Dadie, Gelbgießer (Tiroler); I. Amhäuser, Bürstenbinder; M. Ständer, Weber; I. Pettumvill, Siebma-chcr; M. Knobl, Maurer; I. Götz, Posamentierer; F. Schunetz, Binder; F. Gottschütz, Haarkräusler; I Mautendorfer, Schuster (Zcllnitz); F. Schwendenwein, Schu-sier (Ungarn); I. Stander, Weber; Böhne, Schleifer; Präsens, Arztcs-Wittwe; F. Halbich, Taschner; I. Waldschegg, Gürtler; Juliana Burghardt, Flecksiedcrin; Ehrist. Schaffer, Kappelmacker; A. Denz, Bildhauer; Plasak, Traiteur ; Rueß, Lvhnkutscher; I. Löschnigg, Handschuhmacher; F. Stichaner, Feilhauer-, F. Hart-nagel, Mehlbler; I. Wölfling, Schuster; F. Geiger, Tuchschcerer (Cilli); Jos. Oswald, Schlosser; I. Götz, Drechsler; R. Pachner, Kaufmann (Warasdin); F. Brudermann, Binder (Marb.); P. Steiner, Lohnkutschers-Wittwc; F. Mutra, Schuster, nun Franz Bandhauer; F. Eder, Parapluiemacher; D. Dellamotte, Zuckerbäcker; I. Stiglitz, Mehlblerin; A. Kamerer, Flecksieder; I. Plavetz, Würstelmachcr; J. Vouk, Lohnkutscher; I. Salb, Orgelmacher; A. Bock, Wirth; I. Fliegenschnee, Pfad-ler (Pinkafeld); Anna Metzinger, Drechslerin; C. Müller, Modist; L. Künaß, Lurusbäcker; Juliana Liwitsch, Trödlerin; G. Ledinegg, Greisler; I. Schleggl, Krä. mer; P. Schütz, Trödler; Anna Krobath, Greislerin; F. Fraß, Kleinschlächter; M. Posch, Schuster; I. Stuhl, Steinmetzer; Elis. Melkacher, Victualienhändlerin; F. Förster, Kappelmacher; F. Schmid, Gold- und Silberarbeiter; F. Ludwig, Bürstenbinder; F. Metzinger, Btas-balgmacher; I. Welley, Lohnkutscher; Anna Adam, Pfadlerin; E. Meditsch und Mohor, Speditionshänd-ler und Waarengütcr-Verscuder; St. Kühner, Lackirer; I. Tauchmann, Kunst- und Mustkalienhändter seit 1843; I. Gaßner, Handschuhmacher; F. Gruber, Sattler; Maria Swcr, Greislerin; Sebastian Lucardi, wälscher Früchtenhändler; L. Ludwig, Trödler; Koßär, Spangler (Marb.)j Ed. Fink, Sattler; F. Dank, Schneider; M. Mörth, Berchtolvsgadner-Waaren-Erzeuger (Holle-nek); I. Khun, Gold- und Silber-Arbeiter (Ungar); Regina Kaufmann, Greislerin; I. Strohmaier, Kappelmacher; E. Scherbaum, Greisler; A. Deutschmann, Kleiderreiniger; A. Pöschl, Glaserer. Von den inneren 245 städtischen Gebäuden sind: 8 öffentliche, 5 dem Militär gehörige, 5 geistliche; andere Besitzer sind 9 Adelige, eigentliche Marburger 90, sonstige Steirer 43, Böhmen 14, Kärntner 8, Krainer 3, sonstige Dcstcrreicher 12, Ausländer 9. Den bestehenden 16 Zünften sind vom Magistrate folgende Commissäre bcigegeben: Herr Peer für die Bäcker und Zimmerleute; Rath Schneeweiß für Schmiede und Fleischer; Secretär Ragy für Müller, Tischler, Hafner und Schneider; Hr. Par; für Schuster, Riemer, Wagner und Kürschner; Hr. Stroi für Schlosser und Binder; Rath Valentincig für Lederer. Gegenwärtige Zunftvorsteher sind; für die Fleischer Hr. Burghardt, für Schmiede Hr. Dworschak, für Bäcker Hr. Wellner, für Zimmerleute Hr. Zigner, für Müllner Hr. Toppainer Franz, für Tischler Hr. Fisl senior, für Hafner Hr. Kotzbeck, für Schneider, Hr. Höllensteiner, für Schuster Hr. Wölfling, für Wegner Hr. Pernwieser, für Riemer Hr. Lerch, für KürschnereHr. Spallek, für Schlosser Hr. Hönigmann, für Binder Hr. Burger, für Lederer Hr. Nasko. Sämmtliche Zünfte haben in ihren 3fach geschlossenen Laden die Privilegien und Ordnung der Zunft nebst anderen darauf bezüglichen Verordnungen. Die Privilegien, durchaus auf Pergament calligra-phirt, mit den Majestäts - Siegeln und den kaiserlichen Unterschriften versehen, zeigen am häufigsten die Unterfertigung von Leopold I., Carl VI. und Maria Theresia, nur wenige von Ferdinand I. und II., eben so wenige von Josef I. Die Jnnungsordnungen sind ungleich an Zahl der Paragraphen, und meistens nur darauf berechnet, die Störer und Landvfuscher nicht zum Nachtheile des Gewerbes und der Meister aufkommen zu lassen. In Uebereinstimmung bei allen Innungen sind die Satzungen für die Feier des Frohnleichnamstages, die betreffenden Strafen beim Nichterscheinen an den vorge-schriebcnen Tagen, aber nach Zeit und Handwerk verschieden. Die meisten Privilegien sind von den Kanzlern, Hofräthen und Statthaltern Grafen v. Chotck, v. Sin-zendorf, Grafen v. Haugwitz, Freiherrn v. Hartenstein, Georg Grafen v. Saurau, Thomas v. Maurisberg, Johann Andrä Freihcrrn v. Zehentner, Grafen v. Huniady unterfertigt, immer mit letzter Berufung auf die 1732 erschienene Handwerksordnung. Die meisten Zünfte haben ihre Rechte auf 3 Meilen im Umkreise, die Begün- stigung von Gesellen, welche durch Heirathen von Witt-wen zum Gewerbe kamen, die Lehrzeit von 3 Jahren, die Wanderzcit, das Meisterstück, das strenge Verbot des Aufredens, die Gebühren beim Freisprechcn und die Erlangung des Meisterrcchtes. Wir wollen einige Eigenheiten zu Gunsten der Geschichte Marburgs aus einzelnen Zunftvcrhältniffen anführen: 1. Für die Schmiede wurde die Zunftordnung unter den Zechmeistern Peter Rütter und Hanns Stratt-ner 1491 entworfen, als ihre Schutzpatronen die Heiligen Eulogius und Rochus; die Ausdehnung der Innung auf das Land zwischen der Mur und Drau, die Zahl der Meister in der Stadt auf 5, das Meisterstück auf Beschlagen eines Herrn-Rosses, ohne einen Nagel zu krümen ; die Verfertigung eines Fensterkorb-Gitters, ohne Maß zu nehmen, und das Aufträgen eines Weingarten Hauen-Oehrs ohne bemerkbares Geschmeiß bestimmt. 2. Die Tischler-Ordnung von 20 Punkten ist von 1596 und 1672 verbessert unter dem Zechmeister Hermann Schitze; die Schutzheiligen sind St. Peter u. Paul, das Meisterstück ein Kleiderkasten mit Architectur, die Zahl der Meister in der Stadt 5 mit je 3 Gesellen. Die letzte Privilegiums-Bestätigung von 1753 unter den Meistern: Gaßner, Angerbvfer, Eggert, Ruppitsch und Leub. Das Jnnungssiegel von 1609 zeigt Zirkel, Hobel und Hammer; die Lehrbriefe das Motto: »Dreifach ist des Raumes Maß.« Die Meister in Jahring, Lorenzen, Neustift, Hohenmau-then ic. sind hierher zünftig; 1820 wurde eine eigene Gesellen - Büchse zur Betheilung armer Reisender errichtet. 3. Die Müller-Ordnung zeigt vor hundert Jahren die Meister: Megitsch, Muchilsch, Rath, Ranner und Sekol. —------—' 4. Den Maurern und Steinmetzen wurden unter dem Zechmeister Für 1764 und den Mitmeistern Stadler, Zeisl und Augusti, so wie dem Steinmetzer Bombaši, die Aufdingungs-rc. Kosten neu festgesetzt; Für allein dingte von 1764 bis 1803 mehr als 250 Jungen auf. Die Mehrzahl der 1811 aufgenommenen Jungen kam zum Sapeur-Corps. Von 1825 bis 1845 wurden trotz dem, daß so viele Bauten in den Händen der Italiener sind, in Marburg 238 Lehrjungen aufgedungen. Nach Marburg gehören auch die Meister in Feistritz, Gonvbitz, Leutschach, Gleinstätten, Hohenmauthen rc. 5. Die Töpfer-Innung zählt von 1629 an die wenigsten einheimischen Marburger, mit Ausnahme der Familie Mairold, die diesem Gewerbe mehr als 100 Jabre lang angehörte. Gewöhnlich waren vier städtische Meister. Die Zunftordnung von 1701 ist 1746 bestätigt. 6. Die Riemer-Innung, die ausgedehnteste von allen, da alle Meister bis Fraslau, ober Silit und Völkermarkt, vor Klagenfurt, hierher gehören, hat ihre Ordnung von 31 Artikeln von 1637, erneuert 1719. Ähre Meister dürfen nur in Städten und Märkten sein, keine Waare auf dem Wege zu einem Kirchtage verkaufen, nie 2 Märkte an Einem Tage besuchen, das Leder nur rauch vom Fleischer kaufen; wer es wissentlich von gefallenem Vieh verarbeitet, wird untüchtig. Die Kirchtage in St. Jörgen, Ruprecht, Feistritz und Rast dürfen nur von Marbur-ger Meistern besucht werden, den Lehrbrief aus dem Lande kann Einer nur gegen sichere Bürgschaft bekommen , daß er sich in einem katholischen Lande niederläßt. Die Basis ihrer Rechte ist das große Privilegium Ferdinands III. für die Riemer in Marburg, Radkersburg, Pettau, Feldbach und Fehring. Wien den 26. April 1637. 7. Die Wagner-Ordnung in 38 Artikeln ist 1603 bestätigt. Die Gebräuche wurden von den Gratzer Zunftmeistern Hnebmann, Flößer, Rauch, Lehuer und Kinzl festgesetzt. Das Meisterstück bestand in 2 Karthaunen-Radern, für das Zeughaus in Gratz in einem halb Hangenden, mit Brettern aufgetakelten Wagen und einer wasserdichten Scheibtruhe. Samstags vor den Zunfttagen durften die Meister in fremde Wagnerwerkstätten gehen und schlecht geleistete Arbeiten zerbrechen. 8. Das Schusterhandwerk hat seine 36 Artikel 1631 bestätigt. Für die Stadt sollen 8 Mnster alle Quatember ein Amt beim St. Ruprechts-Altar in der Stadtpfarre halten lassen; ein eigenes Bahrtuch mit 6 Windlichtern besteht für die verstorbenen Schuster; bei einem Erkrankten wachen jede Nacht 2 andere Hand-werksgenossen; das Meisterstück bestand in durchgenähter und hohlgenähter Männer - und Frauenbe-schuhung. Mit Bewilligung des Magistrates wurden Viertclladen (auf 5 Meister) in den Märkten St. Leonhard, Leutschach und St. Lorenzen 1729 errichtet; doch mußten Meister und Gesellen an diesen Orten bei der Frohnleichnamsprozession einen grit# nen Kranz auf dem Kopfe tragen. 9. Die Artikel der Lederer von 1645 sind 1719 bestätigt. 10. Die 37 Artikel der Schneider wurden schon im Anfänge des löten Jahrhunderts entworfen, am 16. Februar 1613 vom Kaiser Ferdinand II. bestätigt. Das Meisterstück bestand aus 16 Stück Nähterei und 16 Fragestücken, kein Meister durfte mehr als 4 Stöcke (Sitze für Gesellen und Jungen) haben, keiner die Arbeit eines andern tadeln. Die Quatember-Aemter am Sebastians- und Dreifaltigkeits-Altar in der Stadtpfarre waren für alle verbindlich. Die Innung hat dort einen Luster auf 12 Kerzen, ihr eigenes Bahrtuch rr. Sie zählt gegenwärtig 22 Meister in der Stadt und den Vorstädten. Jbre alten Jnnungs-Grenzstreitigkeiten mit den Straßeumeistern wurde» 166:1, 1705 und 1731 unter den Zechmeistern Rueß, Ganser, Ortncr und Lutz entschieden; die Prozesse mit der Lorenzer Viertellade aber wegen Grobheiten und Eingriffe von Seite der dortigen Meister wiederholten sich von 1752 (Zechmeister Jglauer) bis zur neuesten Ausgleichung. IV. Verkehr und Handelswesen. Das steigende Aufblühen der Stadt, die fast mit jedem Jahre sich vermehrende Zahl der Kaufleute sind Umstände, welche am lebhaftesten für die günstigen Han-delsvcrhältnisse, gehoben durch die Lage Marburgs, an 251 den wichtigsten Land - und Wasserstraßen Juneröstrekchs sprechen. Die Zahl der heimischen Producte, welche als Aus-fuhrgegenstände dienen, beschränkt sich meist auf Natur-, weniger auf Fabriks- und Kunsterzeugnisse, so daß Marburgs eigentlicher Verkehr auf dem Transite beruht. Wein, Obst, Honig, Wachs und Weinstein sind die Cr-portgegenstände, zu welchen die Producte der Rosoglio-und Kaffehsurrogat-Fabriken, die heimischen Leder-, Eisen-, Tuch- und Hvlzarbeiten kommen. Der Ackerbau der Marburger wurde von je mehr stiefmütterlich betrieben, da die sandigen Lapporhügel ihnen von selbst den Weinbau empfahlen und den Dünger in Anspruch nahmen; die Ansicht, als sei vor einem halben Jahrhunderte mehr Wein um Marburg gewonnen worden, widerlegt sich dadurch, daß wohl bei der durch hohe Zölle gehemmten Ausfuhr des steirischen-Weines nach Krain und Kärnten, des Weines, den man kaum seit 15 Jahren in Salzburg und Oestreich, erst seit Kurzem in Italien kennt, die Weine in früherer Zeit mehr hier als anderwärtig verbraucht worden sind. Die Ausfuhr steirischer Weine nach England und Amerika würde längst schon rascher sein, wenn man mehr Bedacht auf die Jahrgänge der auszuführenden Weine nehmen und nur solche wählen würde, die sich, wie die von 1819, 1822, 1828, 1834,1839 rc., selbst empfehlen; das scheinbare Mindererträgniß mancher Weingärten compensirt sich nun wohl durch die Qualität, indem man statt der schlechteren, aber tragbareren Sorte (Selenjak und Be, lina) edlere zu psianzen begann. Seit zwanzig Jahren sind die Keller um Marburg um Localitäten für wenigstens 500,000 Eimer vermehrt worden. Umsichtige Spe, culationen, Weinbau, verbunden mit dem thätigen Ausüben des erlernten Gewerbes, so viele Vorstudien — bei den meisten, um für rationelle Oekonomie empfänglich zu sein, (täte Verbindung und Berübrung mit den nahen Hauptstädten Laibach, Klagenfurt, Gratz und der Residenz tragen wesentlich bei, jenen gewissen Wohlstand der Mittelclasse zu befördern, von dem Marburgs Aussehen das beste Zeugniß gibt. Vor 50 Jahren ein Land-städtchcn mit schindelgedeckten ebenerdigen Häusern, nun mit einer Baulust, die bei mehr als Einem fast zu rege geworden ist. Sehr wichtig.für den Verkehr Marburgs sind die windischen Büheln als Sitz einer reichen, Lurus liebenden Landbevölkeruug, die ihre Einkäufe durchaus hier besorgt, die Wochen Märkte und die Drauscbiss-Fahrt. In den Häusern einzelner Bauernfamilien in den windischen Bühel» trifft man mitunter jeden Comfort, dessen sich kein Großstädter schämen dürfte. Die Wochenmärkte in Marburg (jeden Samstag) gewäbren ein lebhaftes Bild. Da bewegt sich der wohlhabende Gorcaner (Bühlcr) in gewähltem Anzuge mit Frau und Töchtern, deren Peöa (gesticktes weißes Kopftuch) nur am venetianischen Schleier ein kleidsames Seitenstück sindet; der Dolance (aus der Friedauer Gegend), ganz in blanke Linnen gekleidet; der schlaue Pollance (Feldbauer von Kranichsfeld, Ebensfeld rc.) im angestammten blauen Mantel mit der Hausmutter im schwarzen, weiß ausgenähten Pelze; endlich der Poho-rauye, ganz in grauem Loden, in angeborner und gewohnter Schwerfälligkeit. Auf jedem Wechenmarkte kann man 50 bis 60 Wagen Getreide annehmen. Die Vorkäufer dürfen erst von 253 9z- Uhr ihre Geschäfte beginnen, früher ist freier Einkauf der Städter. Fällt auf den Samstag ein Feiertag, so ist der Wochenmarkt den Tag vorher, in der Charwoche aber am Gründonnerstage. Zum Verkaufe sind die Erzeuger von Victualicn, Kornbrot, Leinwand- und Holzwaaren berechtigt, nicht aber die Gewerbslente des flachen Landes. Am Hauptplatze werden Getreide und Lebensmittel, am Kirchplatze Heu und Stroh verhandelt. Die Mehlhändler bieten im Nathhaus-Hofe feil. Das Getreide darf nur nach dem niederöstreichischen Metzen verkauft werden. Die Schnellwaagen bei Fcttwaaren sind verboten; das Entgegengehen, Vorkaufen außer dem Platze rc., ist verboten. Die 3 Jahrmärkte haben wir bereits berührt. Die Standrechtgebühren betragen jährlich 1900 fl. C. M. Die Getreidemaßgcbühr 750 fl. C. M. Wie wichtig der Bretterhandcl auf der Drau sei, erhellt aus dem Umstande, daß hier das Erzeuguiß von mehr als 1000 Sägemühlen, deren der benachbarte Bezirk Fall allein über 100 enthält, theils verkauft, theils weiterbefördert wird. Die Drau wird im Durchschnitte jährlich von 700 bis 800 Plätten und 1100 bis 1200 Flößen befahren. Die Plätten sind 6' lang, 3|° breit, 3' hoch ; sie gehen 28" tief und sind mit 6 Flößern bemannt. Die Flöße, 7° lang, 4° breit, gehen 24—30" tief und brauchen 4 bis 6 Köpfe Bemannung, das Maximum der Ladung Colonialwaa-ren für eine Plätte ist 320 Etnr., für ein Floß 600 Ctnr., der Werth eines Brennholzfloßes 50 bis 60 fl., eines Ladenfloßes mit Ledererlohe 400 fl., eine Plätte mit Colonialwaaren oder Eisen 2500 bis 3000 ft., die Drau-mauth ist für ein Floß 36 kr. CM. und für eine Plätte 2 fl. CM., die Wassermauth zu Marburg ist um 2222 fl. verpachtet; die Schiffer führen die Producte — Bretter, Bau- und Brennholz, Laden und Weingartenstecken nach Neusatz, Panczowa und Semlin und kaufen auf dem Rückwege in Marburg ihre Kleidungs- und Wirthschaftsbe-dürfnisse, zum Theile für den größten Theil der Bewohner des Pacher- und Remschnik-Gebirges. Die Preife des Brennholzes sind hier in 10 Jahren auf das Doppelte gestiegen, und würden sich noch mehr erhöhen beim Gedeihen der Zwetschken durch die Slivowitz-Brenucreien, wenn nicht in neuester Zeit die Steinkvhlcnfeuerung, wozu die Gruben in Eibiswald, Schöneck, Tambach rc. das Materiale liefern, immer mehr zunehmen. In guten Jahren erzeugt Marburg 15000, Pettau 8000, Rad-kersburg 6000 Eimer Slivowitz. Wichtig für den Verkehr Marburgs sind die Glasfabriken der Herren Zinker in Oberlembach, Vivat in der Löbnitz und in Langers-wald, Toppainer in St. Lorenzen, v. Gasteiger in Jv-sefsthal bei Reifnigg, Letztere der politischen Lage nach dem Cillier Kreise, der natürlichen dem Marburger angehörig. Wie wichtig die jährliche Eisenzufuhr von mehr als 50000 Ctnrn. aus Kärnten durch die weitere Landverfrachtung hier für die heimischen Handwerker sei, läßt sich leicht bemessen. Die öffentlichen und Privatbauten vermehrten in 20 Jahren die Zahl der Ziegelöfen in Marburgs Umgebung von 6 bis auf 24, deren jeder tut Durchschnitte jährlich über 150,000 Stück Ziegel erzeugt; da meistens dabei Italiener verwendet sind, so gleicht sich der scheinbare Uebelstand, daß durch selbe das baare Geld außer die Provinz käme, durch den Umstand, daß sie ihre Lebensbedürfnisse doch hier nehmen und durch ihre Verwendung so viele rüstige Winzer dem heimischen Weinbaue erspart werden; durch die steigendc Bevölkerung und die wachsende Lust, neue Häuser zu bauen, deren Erträgniß man auf 6 bis 8 Procente annehmen kann, geschah es, daß die Bauplätze in der inneren Stadt ans 30 bis 35 fl. für die Quadrat-Klftr., in den Vorstädten auf 3 bis 4 fl. gestiegen sind. Die wichtigste Zufuhr hat in mercantilischer Hinsicht Marburg noch immer von Kärnten aus, und vielleicht dürfte die Zeit nicht ferne sein, in der sich selbe durch eine Pferd - Eisenbahn noch bedeutender machen würde. Auf der Straße von Klagenfurt nach Marburg und zurück, mit Einschluß der Drau, bewegen sich jährlich ungefähr 315,500 Ctnr.; der Etnr. Landfracht kostet bis Klrr-genfurt 25 kr., also für 5 Halbstartin Wein 10 fl. 25 fr.;-für die Rückfahrt kommt der Ctnr. auf 20 kr. C. M. Von Klagenfurt kommen jährlich 12000 Ctnr. Zucker und Reiß; außer diesen gehen jährlich 120,193 Ctnr. herab, hinauf aber 2000 Ctnr. Knoppern, '10000 Metzen Getreide (8500 Ctnr.), 2500 Startin Wein (25000 Ctnr.), andere Gegenstände 2500 Ctnr. Würden die Sendungen der Villacher Gewerke, die nun über Udine nach Italien gehen, auf einer Flügelbahn nach Marburg kommen, so gebe dieß um 31200 Ctnr. mehr. Aus Kärnten allein könnte man, was herab käme, auf 487,600 annebmen. Die Drau ist nur 7 Monnte in der günstig-'^ sten Zeit, gewöbnlich nur 4 Monate schiffbar. Die vorzüglichsten Maaren, die herunterkommen, sind: Eisen, Blei, Glätte, Minium, Bleiweiß, Schrote, Laden. In den letzteren Jahren 40- bis 50000 Ctnr. Eisenbahnschienen von den Gebrüdern Rosthorn in Pre- vali. Man zahlt von Hollenburg bis Marburg 18 bis 20 kr. CM. pr. Ctnr., von Marburg bis Semli» 1 fl. EM.; die Ladung jeder der 200 Plätten betragt im Durchschnitte 250 Ctnr., also jährlich 50000 Ctnr.; die Stände erheben in Marburg eine Wassermauth für jede Plätte von 2 fl. CM. Die älteste Fabrik in Marburg ist Heinrich (früher Franzi v. Gasteiger's, nun Rack's Rosoglio-Fabrik, deren wir bereits erwähnten, nach ihr die des Hrn. Carl JakobFelber, ihm wurde das Privilegium zurLiqueur-erzeugnng im Jahre 1825 ertheilt, und es wird außer Liqueur auch Branntwein mittels Dampfapparate erzeugt. Die sämmtlichen Erzeugnisse werden in den Provinzen Steiermark, Kärnten und Krain an Mann gebracht. 1805 errichtete Herr Franz v. Gasteiger eine Weinsteinraffinerie. Das Raffinerie-Gebäude ist mit einer Rohpfanne von 15 Eimern, die im Sommer sechs-, im Winter täglich siebenmal siedet, und mit drei Raffinir-Psannen von 2 bis 20, daun einer mit 40 Eimern, nebst 24 Anschuß-Bottichen, ä 14 Eimer, versehen. Jährlich werden 1200 Ctnr. an Rohstoff, bei ganzer Einrichtung auch 2400 Ctnr. verarbeitet. Das Product findet im Jnlande, vorzüglich in Wien und Triest, Käufer. Die feinsten Sorten gehen auch nach Bayern, auS welchem Lande zwei chemische Fabriken viel halb krystallisirten Tartarus gebrauchen. Der rohe Weinstein wird meist aus dem Cillier und Neustädter Kreise zum Theile auS Ungarn und Croatien bezogen, am wenigsten aus dem Marburger Kreise, der eigentlich der beste wäre, aber weil die Weine meist mit den Fässern nach Kärnten und Obersteier verkauft werden, für die hiesige Judustrie verloren geht; der rohe Weinstein kostet pr« Ctnr. 12 bis 13 fl. EM., der nach Venctianer Art raf-finirte 30 bis 34 fl. und 2 Sorten Halbkrystall 24 fl. CM.; die Rohpfannen werden mit Steinkohlen, die Raffinirpfannen mit Holz geheizt. Von großer Wichtigkeit war bis vor Kurzem Hrn. Altmann's Schw esel-Verschlei ß-Depot, welches jährlich bei 20000 Ctnr. Schwefel aus den k. k. Werken von Radiboj in Croatien absetztc, bis der stcilianische Schwefel durch seine Wohlfeilheit das heimische Product verdrängte. Das jüngste hier entstandene Etablissiment ist die Kaffe h-Snrrog at-Fabrik des Hrn. Carl Gerde s. Sie hat einen Verbrauch an rohen Produkten von jährlicher 15- bis 20000 Ctrn. Von dem Fabrikate geht der bedeutendste Theil nach Oestreich, Oberungarn, in das Banat nach Siebenbürgen und der Wallachei, während dessen der Absatz im Lande selbst sehr bedeutend ist. Der in dieser Fabrik erzeugte Feigen-Kaffeh ist der beliebteste und gesuchteste unter allen anderen derartig gewonnenen Producten und namentlich in Wien. Die feineren Lebensbedürfnisse befriedigen vier Buch-hinder und Galanterie-Arbeiter, eben so viele Goldarbeiter und Uhrmacher, eine Kunst- und Musikalienhandlung, ein halbes Dutzend Marchandes des Modes, zwei Kleiderniederlagen rc. rc. V. Geselliges Leden. L 3m Allgemeinen. Nicht leicht dürfte eine kleine Stadt weniger leiden vom bösen Geiste der Kleinstädterei als Marburg. Die Gründe dieser freundlichen Erscheinung liegen in dem gemüthlichen Geiste der Bürger, bei denen die deutsche Ehrenhaftigkeit mit dem geschmeidigen Hauche des Sla-venthumes sich verbindet, in dem zahlreichen humanen und sehr geselligen Adel, der seltenen Eintracht des Ci-vils und Militärs, von den Behörden bis in das unterste Familicn-Leben, so daß insbesondere der Fremde, den ein günstiges Geschick zur Zeit der Weinlese oder des Earnevals nach Marburg führt, sich eben so seltsam überrascht als heimisch fühlet. Wenn zur Lese jedes Weingartenhaus ein heiterer Tempel der Freude ist, wenn Musik und Gesang von allen Winzercieu schallen, die Poller lustig donnern in die dunkle Nacht, die edle Gastlichkeit nicht fragt um Stand und Namen der von den Hausfreunden mit« gebrachten Gäste, über Alt und Jung die .Heiterkeit die gleiche Farbe streut; wenn im Fasching jeder Tag neue Ladungen, neue kleine Feste bringt, in welchen man meist denselben schon im ersten Zusammentreffen lieb gewordenen Cottericn begegnet, da in der That nimmt es nicht Wunder, wenn schon mancher grämliche Menschenfeind in Marburg umstimmt wurde; wenn edle Häuser, wie die gräflichen Familien Schärffenberg und Brandis Freiberr v. Rast, v. Kriehuber, Hr. Langer rc., so wesentlich beitrugen zur Veredlung der Geselligkeit, so trifft man andererseits den Charakter der Bürger durchaus gemüthlich fest, entschieden und offen; die Bildung deS weiblichen Geschlechtes läßt wenig zu wünschen übrig, und der gemeine Mann steht den besten seines Berufes nirgends nach. Das Leben in Marburg ist ein durchaus deutsches, wenn auch gleich im nächsten Landleben schon slavisch modisicirt; beider Sprachen sind fast die meisten heimischen Marburger mächtig, die dienende Claffe gewöhnlich schon nach Einem in der Stadt zugebrachten Jahre; Letztere gehört fast durchaus dem Wendenstamme an und theilt seine Tugenden und Fehler; unter den Letzteren leider hervorstechend der Hang zur Unwahrheit und zum Trunke; unter Erstercn schnelles Auffassen, leichtes Sichschicken in alle Geschäfte. Marburgs einst sprichwörtliche Wohlfeilheit hat sich in letzter Zeit durch einige weniger fruchtbare Jahre und durch die bedeutende Menge fremder Arbeiter an der Staats-Eisenbahn fühlbar vermindert. Die schöne Jahreszeit selbst weist den Marburgern ihre Vergnügungen in den hochlieblichen Umgebungen an, und Partien in die Weingärten, Ausflüge nach dem Pachern und Urbani gehören zu den wöchentlichen Unterhaltungen der Sommersaison, während welcher die Abende einen großen Theil des Publikums auf der Promenade in den nahen Gärten, bei Toppainer, Löschnigg, Pikart, beim Tischler in Winde-ittiu, in Melling zu Mund- und Ohrenschmaus versammeln. In keiner Stadt sind hohe Spiele so fremd und unbekannt, als in Marburg — ein Beweis mehr für den ehrenhaften Charakter seiner Bewohner. Aufwand 17* in Kleidung und bei Mahlzeiten aber gehöre« zu den Lieblingsneigungen, die selbst in der unterst«! Classe auf eine wohlthuende Weise befriedigt wird. , II. Insbesondere. Zu den öffentlichen Anstalten, die dem Vergnügen und der Bildung zugleich gewidmet sind, gehören das Theater, der Musikverein und der Lese-Casino-Derei». a) Das städtische Theater verdankt sein Entstehen und seine Fortdauer einem Vereine von Kunstfreunden, deren fünf das Counte des knienden Ausschusses bilden. Seit mehreren Decennien haben die Dilettanten von allen Ständen nach Kräften, wenigstens zeitweise unterstützt, Ausgezeichnetes geleistet, und Darstellungen mit dem Neinerträguisse mehrerer hundert Gulden zum Besten der Nothleidenden waren noch immer an der Tagesordnung. Größere Stücke, wie rHanns Sachs,« die Oper rNorma« rc. sprechen für die gewandte Darstellungsgabe und den Geschmack der Spielenden wie des Publikums. Von Allerheiligen bis Ostern wird die Bühne im Ausschreibungswege der einen oder anderen Schauspielergesellschaft überlassen, die beim auch selbe mit mehr oder minder Glück benützt. — Die Reihe dieser Direc-toren seit Anfang dieses Jahrhunderts nennt die Herren Lorenz Geidl, Christl, Karschin, Hofmann, Sold, Maier, Maierhofer, Wahrhafzky und (1846) Römer. — Treffliche Schauspieler, wie Scholz, Vari, Schönau rc., betraten hier zuerst dir Bühne. Haben erst günstigere Zeiten ein günstigeres Schauspielhaus geschaffen, so darf Marburg wenigstens auf Gastrollen von drastischen Künstlern rechnen. Das Theaterlocale theilt mit den öffentlichen Sälen auch die musikalischen Productionen und andere Darstellungen für die schaulustige Welt, und die Erinnerung des ziemlich streng kritischen Publikums bewahrt das Andenken an die Vorlesungen eines Saphir, Wiest ic., mit gebührender Achtung. Akrobatische Productionen finden ihren Schauplatz tu den Lokalitäten Girstmaier, Schmiderer, Pichler rc. v) Der Musik-Verein ist in's Leben getreten 1841. Er hat gegenwärtig zahlende Mitglieder 149, ausübende 62; Ehrenmitglieder 10; Musikschüler im Durchschnitte 160; Musikmeister: . Carl Martini, Johann Joha, Wenzel Gruß und Johann Wlasak; Director ist Herr Graf Brandts; Capellmei-ster Andreas Nagy; Secretär Johann Wisiak; Cassier Hr. Schneeweiß; Inspektoren sind die Herren Jakob Opravili, Caspar Wiederhofer, Johann Schlecht». — Tägliche Unterrichtsstunden von 10 — 11 Uhr. Die Einnahmen betragen beiläufig 600 fl. CM., die Ausgaben 590 fl. CM. Die Statuten wurden, nachdem der projectirte Verein tn Folge allerhöchster Entschließung vom 13. April 1825, Zahl 11314, genehmigt war, abgefaßt, und deutlich der Hauptzweck, Unterricht in Vocal- und Instrumentalmusik, in Folge Ausführung von Kirchenmusik und Concerten festgesetzt; der Unterricht der Zöglinge findet in den Schulzimmern des Gymnafinms und der Normakschule «ach geendigtem Schul- und Pn'vatunter-richte Statt. 262 Der Beitritt geschieht durch Erklärung und An-merku,ig als ausübendes, durch den jährlichen Beitrag von 4 fl. EM. auf 10 Lehrmonate oder bei entfernten Musikfreunden als Ehrenmitglied. Bei ausübenden, in der Kreisstadt anwesenden Mitgliedern wird vorausgesetzt, daß sie sich der Produktionen nach erhaltener Einladung von Seite der Vereinsaufsicht nicht entziehen. Die Subscriptionsbciträge^werden vierteljährig ekn-gehvben; die Personen, welche Ehrenämter im Vereine begleiten, werden vom Kreisamte bestätiget. Die Inspektoren überwachen durch zeitweise Besuche den Unterricht, der Sekretär führt das Haupttableaur des ganzen Gesellschaftstandes; das Monatshvnorar für , jeden Musiklehrer beträgt 5 fl. CM. Zu den Hauptproductivnen haben die Vereinsmitglieder und ihre Familien freien Eintritt und das Recht, unentgeltlich einen Zögling nach vorläufiger Prüfung seines Talentes in die Lehrstunde zu geben. Dem Vorstände werden jeden Monat die Tabellen des Unterrichtes vorgelegt. Bei der Hauptprüfung werden die besten Zöglinge mit entsprechenden Prämien betheilt. c) Der Lese - Bereit» wurde durch Genehmigung Sr. Majestät am 19. Mai 1823 als Casino-Verein gegründet, um a) die erlaubten Zeitschriften zu halten, b) Spiele und Gesellschaften mit oder ohne Musik zu geben. Er miethete das geräumige Girstmaier'sche Locale und richtete es ein. Eine Aufnahmstare von 6 fl. W. W. und ein jährlicher Beitrag von 12 fl. W. W. wurden festgesetzt. Er gedieht anfangs herrlich, hatte viele Mitglieder und gab treffliche Unterhaltungen, unterstützt von den hiesigen Mnsikfrennden und der Capelle des Regimentes Kinsky. Austritt vieler Mitglieder, örtliche Verhältnisse stellten die großen Unterhaltungen, endlich die musikalischen Productionen ein. Das Locale kam zu Klindera Graf v. Schärffenberg, und nun Herr Dr. Malli, und wurde in einem beschränkteren Zustande noch völlig zu groß für den bloßen Lesezirkel. Erst in den letzten Jahren stieg die Zahl der Mitglieder auf 40, der Zeitschriften 20, trotz dem ephemeren Anftanchen kleinerer Winkel-Vereine. Die Direction führen gegenwärtig Herr Cam. Commissar Opravill, Herr Dr. Duchatsch und Herr Dr. Puff. Den schönen Wissenschaften leben alle Professoren des hiesigen Gymnasiums, als Schriftsteller im Fache der vaterländischen Topographie, so wie der Naturphilosophie, ist insbesondere thätig der Botaniker Professor Georg Malli, von welchem unter Anderen erschien: Andeutungen über Mathematik und Philosophie und ihre Verhältnisse zu einander. Gratz bei Damian, 1834. — Als Botaniker ist ferner noch rühmlich bekannt Herr Titel, Cameral-Beamter; bis vor Kurzem auch der Kreiscommissär B. Fürstenwärther; als Zoologe der Regiments-Rechnungs-Beamte H. Justus, Bürger Hartnagel rc. Von belletristischen Schriftstellern leben hier Julius Seliger, zugleich Sprachforscher, lyrischer und dramatischer Dichter; Opravill, B. Rast junior (Hilarius) ; in früheren Jahren der Entomologe Josef Holzer; als bildende Künstler erfreuen sich eines vortheil« haften Rufes die Herren Reiter und Julius Seliger; als Musiker die Herren Nagy, Sperka, Kliudara, Ruhri, Schlecht«, Peschke, Ems, Proy, Felder, Kartin, Schneeweiß, Wend, Menzel rc. Theilweise als Aufenthalt dient Marburg den Dichtern Freiherrn v. Lanoy und Freiherrn von Wend, und so erfüllen sich auch die Bedingungen des höheren geselligen Lebens, Marburg zu einer der freundlichsten Städte zu machen, deren nichts weniger als arme Vergangenheit wir im nächsten Theile besprechen wollen. Inhalt ries ersten Theiles. »»»»»e«««*-* Sei!« Marburgs Bewohner.................... 3 Einleitung. Beschaffenheit und Natur des Bodens.. 7 I. Abt Heilung. I. Abschnitt. Die Stadt..........................................23 I. Viertel. Die Burg der Grafen Brandis. Nasko's Freihaus, Freihaus-Caserne, einstige Allerheiligen-Kirche und Synagoge, Frohnveste, Privathäuser 26 II. Viertel. Post, Gasthöfe zum Hirschen, Adler, Aus- lagen und Wohngebäude......................50 III. Viertel. Die Häuser der Grafen Schärffenbcrg und Jugny, Verpflcgsamt, Normalschule, Stadtpfarre, Kreisamt, Gymnastum, Alöist-Kirche, Crziehungs-haus, Bürgershäuscr........................63 IV. Viertel. Bürgerspital, Krankenhaus, Theater, Rathhaus, Minorite»- und Seizer-Caserne, Privathäuser, Leliga's Gerichtsthurm, die Lend . 97 H. Abschnitt. Seite Die Vorstädte ....................................100 I. Gratzer-Vorstadt. Kloster, Promenade, Salon, Militärspital, einstige Ulrichskirche, Privathäuse., der Bahnhof mit seiner Umgebung, Viaduct, Tunell und Brücke ... 102 II. Kärntner-Vorstadt. Ehemaliger Judenacker, Privathäuser, Villa Langer, Fried- hof, Pikart's Schießstätte.................113 III. Magdalena-Vorstadt. Die Draubrücke, Pfarrkirche, Hauseigenthümer, St. Josef, Gruftkapelle..............................125 III. Abschnitt. Die Umgebungen ..............................134 Ite Tagwanderung. Pyramidenberg, Melling, Schlarpfe, Makia-Fräuenberg, St. Peter, Frau-Stauden, St. Nicolai, Rogeis, Kötsch, St. Leonhard am Pacher, heil. Kreuz, Schloß Haus am Pacher, St. Michael, Schloß Windenau, Rothwein, der windische Berg Cal-varie, das Pickerer Weingcbirge, Pfarrdorf Lembach , der Johannesberg.................135 2te Tagwanderung. Maria-Rast, Vivat's Glasfabrik in Lobnitz, Prosenjak's Papiermühle, Antiken-Fundort, Schloß Wildhaus und seine Umgebung, Pfarrdorf Gams, St. Urban und seine Rundschau, Schloß Langenthal, Seite Pfarre Unterkunegund, Dobreng, St. Barbara oder deutscher Calvarie.................. 174 Die nördlichen Partien des Pachers: a) über -St. Wolfgang nach St. Heinrich; b) über Löbnitz nach Rakovic; o) über Lorenzen zu den schwarzen Seen; d) über Lorenzen oder Reifnigg auf die Kappa . . . . ..................................203 H. Abtheilung. Marburgs Bewohner ............................. 209 I. Behörden und Anstalten. A. Civil-Behörden. 1. Das Kreisamt, Concept- und Kanzleipersonale, Physical, Kunstfach, Straßenwosen des Kreises, Gülten, Märkte -c...................................211 2. Das Gymnasium ..................................215 3. Die Cameral-Bezirks-Derwaltung...................217 4. Das Postinspectorat . ...........................218 5. Der Magistrat, Justiz-Verhältnisse, Krankenhaus und Bürgcrspital . . ...........................219 6. Bezirksherrschaft Burg und Obermarburg...........223 7. Bezirksherrschaft Victringhof mit Peßnitzhofen und Lembach ....................................225 8. Bezirksherrschaft Melling........................227 B. Geistliche Behörden. 1. Dechantei .......................................230 2. Institut der barmherzigen Schwestern.............231 3. Kloster der Redemtoristen........................231 4. K. k. Normalschule ..............................232 C. Militär-Behörden. (Seite 1. Die Garnison.................................... 232 2. Die Conscriptions-Kanzlei .......... 234 3. Das Regiments-Erziehungshaus........................235 4. Das Militärspital . . . •...........................236 5. Das Verpflegsamt.................................. 237 6. Die Rechnungskanzlci ...............................237 11. Der Adel. Geschichtliche Erinnerungen im Stamme der Grafen von Schärffcnberg und Brandis ........ 237 ui. Die Bürgerschaft. Gewerbsleute, Innungen und Zunftwesen ...............243 iv. Verkehr »nd Handelswefen. Wochenmärkte, Drauschiff-Fahrt, Eigen- und Speditionshandel, Rak's und Felbcr's Rosoglio-, Gasteiger's Weinstein-, Gcrdes Surrogat-Kaffehfabrik... 250 v. Geselliges Leben. I. Im Allgemeinen .........................................253 II. Insbesondere: a) städtisches Theater.............................260 V) der Musik-Verein.............................. 261 c) der Lese-Verein.................................262