285 Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer österreichischer Schriftstellerinnen*1 Johann Georg Lughofer Abstract: Die in ihrer Zeit bekannte spiritistische Autorin und Heilerin Adelma von Vay verbrachte ihr produktives Leben in der südlichen Steiermark. Nun erhält ihr Werk erneut Aufmerksamkeit in Slowenien: Ihr Schaffen wird in neueren Forschungen in ein lokales Netzwerk sowie in globale esoterische Bezüge gestellt. Für das Verstehen Vays ist es aber genauso aufschlussreich, die spezifische Situation der Schriftstellerinnen in der Donaumonarchie ihrer Zeit und Vay in diesen Kontext zu beleuchten. Dies bewerkstelligt dieser Beitrag anhand einer Darstellung der generellen Situation intellektueller Frauen und anhand eines Vergleiches Vays mit den zentralen Autorinnen der Zeit. Dabei kön- nen wohl manche Erklärungsmöglichkeiten für ihren eigenen Schreibprozess nahegelegt werden. Schlüsselwörter: Spiritismus, Spiritualismus, automatisches Schreiben, Magnetismus * Der Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprogramms Interkulturelle literaturwissenschaftliche Studien (Nr. P6-0265) entstanden, das von der Slowenischen Forschungsagentur aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. ACTA NEOPHILOLOGICA UDK: 821.112.2.09:141.135Vay A.v. DOI: 10.4312/an.55.1-2.285-303 Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 285 12. 12. 2022 09:29:25 286 Johann GeorG LuGhofer DIE SPIRITISTISCHE AUTORIN ADELMA VON VAY AUS DER STEIERMARK Adelma von Vay (1840–1925), die ihr produktives Leben in der slowenischen Steiermark verbracht hat, war eine in ihrer Zeit bekannte spiritistische Autorin und Heilerin. Die Quellenlage zu ihrer Person sowie der Forschungsstand sind problematisch, weil lange Zeit nur okkultistische Vereine und esoterisch ange- hauchte Forscher das Interesse an ihr hochgehalten haben. Doch in Slowenien gibt es in den letzten zehn Jahren verstärkt Studien zur Person und ihrem Werk, wobei auch hier mitunter wenig Distanz zur ambivalenten Persönlichkeit einge- halten wird und manche zweifelhaften autobiographischen Angaben bereitwillig übernommen wurden.1 Als fünftes Kind wurde sie als Adelaide von Wurmbrand-Stuppach in der ös- terreichischen Garnisonstadt Tarnopol, heute Ternopil in der Ukraine, geboren, wo ihr Vater als Oberleutnant diente. Sie scheint erst auf dem Familiengut in Schwarzau in Niederösterreich2 und später in der preußischen Mark Branden- burg aufgewachsen zu sein, da ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters dorthin heiratete. Mit 20 Jahren vermählte sie sich mit dem ungarischen Baron Ödön/ Eugen von Vay (1832-1921), der dann seine Armeekarriere aufgab. Das Ehepaar sollte sechzig Jahre zusammenleben und ohne Kinder bleiben. Nach sieben Jahren in der ungarischen Stadt Tiszalök erstanden sie ein Herrenhaus in Prevrat/ Preu- rath in Slovenske Konjice/ Gonobitz (Ciglenečki 2017, 95).3 Dort sollte Adelma von Vay auch den größten Teil ihres Lebens verbringen, lernte aber übrigens nie Slowenisch, was sie selbst bedauerte (Ciglenečki 2017, 97). Wenn das Paar auch zahlreiche Reisen – so nach Holland, England, Irland und Frankreich – unternahm, war es in Slovenske Konjice im Gesellschaftsleben aktiv: Der ehemalige Rittmeister wurde stellvertretender Vorsitzender des 1877 gegründeten Kriegsveteranenverbands „Militär-Veteranen-Verein in Gonobitz“. Die Ehepartner waren Förderer des dortigen – 1897 ihr zu Ehren an Vays Ge- burtstag am 21. Oktober eröffneten (Ciglenečki 2017, 107) – Krankenhauses, zu dem sie 1908 ein weiteres Gebäude errichten ließen. Fünf Jahre später ermöglich- ten sie einen Kauf eines Krankenwagens. Sie unterstützten nach Ernteausfällen 1 So vermisst man auch bei jüngeren Veröffentlichungen die notwendige wissenschaftliche Distanz, wenn beispielsweise die von Vay in autobiographischen Schriften stolz vermerkten Heilerfolge als Tatsachen übernommen werden oder wenn ihr Hauptwerk als außerordentlich ehrgeiziges Denkprojekt beschrieben wird, das einen anerkannten Platz in der Geschichte der Philosophie und Esoterik Sloweniens verdiene (Z.B. Rozman/ Ciglenečki 2019, 89 und 103). 2 Eine abweichende Version – von einer Kindheit in Siebenbürgen – erzählt Rudolf Passian (o. J. a). 3 Bei Passian (o. J. b) ist die Falschmeldung zu lesen, nach der es sich um das Stammschloss der Familie gehandelt habe. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 286 12. 12. 2022 09:29:26 287Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Bauern der Region sowie die Familien gefallener Soldaten, verköstigten und beschenkten unterprivilegierte Kinder (ebd. 107f ). 1921 starb Ödön von Vay auf Mali Lošinj, wo sie eine Ferienvilla besaßen; Adelma von Vay starb 1925. Trotz ihres Wechsels zum protestantischen Glaubensbekenntnis wurde sie mit dem Einverständnis des örtlichen Priesters am katholischen Friedhof Sv. Ana bei Zgornja Pristava begraben. Sogar in neueren Studien wird berichtet, dass ihr dortiges Grab auf dem Friedhof noch heute von älteren Einheimischen für eine Heil- und Kraftstätte gehalten werde (ebd., 99). Sie war aber nicht nur heilende Praktikerin, sondern schrieb insgesamt 20 Bücher, die damals Aufmerksamkeit erfuhren. Ihr Hauptwerk Geist, Kraft, Stoff (1870) erschien in Lerchners Hofbuchhandlung in Wien, und war bald vergrif- fen. Mittlerweile wurde es in 9 Auflagen veröffentlicht, auch ins Englische und ins Ungarische, zuletzt – im 21. Jahrhundert – ins Tschechische und ins Slowe- nische übersetzt. Es erklärt in nummerisch aufgelisteten Thesen die spirituelle, geistige Dimension als Ursprung und wiederum als Ziel der gesamten materiellen Welt; ein Grundprinzip, das in mehreren religiösen und esoterischen Traditio- nen auftaucht. Vay entwirft eine Kosmogonie, eine Lehre zur Entstehung und Entwicklung der Welt, welche die biblische Schöpfungsgeschichte ergänzen soll. Gott – das Urlicht, Urleben, die Urkraft – habe danach „Erstlinge“ geschaffen – Geschöpfe mit Intelligenz, Liebesfähigkeit und freiem Willen, den sie aber mit- unter dazu nutzten, egoistisch und herrschsüchtig zu werden. Die so Abgefalle- nen wurden zu Dämonen; eine Sekundärschöpfung – die „Embriogeister“ sollten die Verbindung aufrechterhalten, doch auch diese – darunter Adam und Eva – wurden teilweise durch Versuchungen fehlgeleitet. Ein siebenstufiges Jenseits mit je unterschiedlichen Frequenzen, Dualseelen, Karma und Reinkarnation fehlen in dieser bizarren Weltsicht nicht. Zu Gute halten muss man der Textproduktion Vays jedenfalls die Tatsache, dass sie das verdiente Geld teilweise wohltätigen Zwecken zukommen hat lassen. DER OKKULTISMUS UND SPIRITISMUS DIESER ZEIT Insgesamt ist es aber wohl weniger spannend, was sie schrieb, sondern vielmehr wie: Der sie gegen Krampfschmerzen behandelnde Magnetiseur „Dr. Gardos“ soll Adelma von Vay 1865 als begabtes Medium erkannt haben und ihr „zum magnetischen Schreiben“ geraten haben: „Ich wies jedoch solches mit grosser Verachtung von mir, als antikatholisch bezeichnend. Von Kindheit an hatte man mich gelehrt, allen Aberglauben zu meiden und den gesunden Verstand zu behal- ten; diesem Prinzip wollte ich nicht untreu werden“ (Nach Passian o. J. a).Selbst schreibt sie also in ihren Erinnerungen von einem großen Widerwillen aufgrund Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 287 12. 12. 2022 09:29:26 288 Johann GeorG LuGhofer ihrer katholischen Einstellung und betont ihr Nichtwissen über Spiritismus oder jeglichen Mystizismus – offensichtlich auch damals eine etwas delikate Angele- genheit und nicht weithin anerkannt. Zaghafte Versuche sollten sie nach eigenen Angaben dann doch auf die mystische und schriftstellerische Bahn gebracht ha- ben, wie sie in ihren Studien über die Geisterwelt (1875) erklärt. Wenn also auch nicht durchwegs geachtet, war der Magnetismus als Heilpra- xis im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Angenommen wurde eine dem Elektroma- gnetismus analoge Kraft im Menschen, die vom Wiener Arzt Franz Anton Mes- mer (1734–1815) propagiert wurde, der seine Theorie mit quasireligiöser Verve verteidigte. Basierend auf der Annahme eines unsichtbaren „Lebensstoffes“, der den Organismus durchströmt und von medial begabten Personen auch ausge- sendet werden kann, dachte Mesmer, dieses Fluidum sei bei Kranken ungleich verteilt und müsste ausgeglichen werden. Die daraus entwickelte, vielfach prakti- zierte Heilmethode setzte Handauflegen, Hypnosetechniken sowie Magnete ein, erlangte erhebliche medizinische und geisteswissenschaftliche Bedeutung und beeinflusste vor allem die Romantiker, darunter Novalis, Hoffmann und Schel- ling mit seiner Naturphilosophie, oder Schopenhauers Metaphysik des Willens. Wenn auch bereits 1784 eine von der französischen Regierung einberufene wis- senschaftliche Kommission den Magnetismus für unwirksam und dessen Heiler- folge als Produkte von Einbildungskraft der Patienten und Nachahmung erklärte, wurden 1816 immerhin Lehrstühle für Animalischen Magnetismus an den Uni- versitäten in Berlin und in Bonn eingerichtet. Die Heilmethode war insbesondere bei der französischen und deutschen Oberschicht sehr populär. Sie wurde zwar im späten 19. Jahrhundert verstärkt abgelehnt, doch noch in Zeitromanen aus dem 20. Jahrhundert, beispielsweise bei Rainer Maria Rilke (1875-1926) in Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) oder Joseph Roth (1894-1939) in Hotel Savoy (1924), finden wir noch Vertreter des Magnetismus. In diesem „wissenschaftlichen“ Zusammenhang wollte Adelma von Vay ihr Schreiben verortet wissen. Im „magnetischen Schreiben“ lieferten – wohl über das Fluidum – andere, bereits Tote, den Inhalt. So wollte sie sogar selbst Fern- diagnosen – also per Brief, ohne die Kranken zu sehen – erstellt haben – mitunter in russischer Sprache, die sie gar nicht beherrschte, was in mancher neuerer For- schungsliteratur unkommentiert als Fakt übernommen wurde (Ciglenečki 2017, 98f ), obwohl es wenig realistisch scheint. Allgemein soll bei ihren Diagnosen vor allem der Geist des Begründers der Homöopathie Samuel Hahnemann behilf- lich gewesen sein. Vay baute dazu eine homöopathische Apotheke auf. Dane- ben pflegte sie auch ein Hellsehen im Wasser im Glas – auch dies mit Hilfe der Geisterstimmen. Heute werden solche Gedanken von aufgeklärten Personen schnell abgetan; damals stießen Formen des Spiritismus und Okkultismus auf mehr Akzeptanz. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 288 12. 12. 2022 09:29:26 289Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Im zeitgenössischen seriösen Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich schreibt der Verfasser des Beitrags zu Vay zurückhaltend, dass „jeder unbefan- gen Lesende darin weder eine Absicht zu täuschen erkennen kann, noch aber bei rein objectiver Beurtheilung Unmöglichkeiten erzählt findet, denn nicht eben Alles ist für Alle, und Etwas, was bei dem Einen nicht vorkommt, deshalb für absurd zu halten, wenn es bei einem Anderen eintrifft, nur das eben ist absurd.“ Weiters wird konstatiert, dass „[die] von Baronin Adelina Vay herausgegebene[n] Schriften, welche, vorurtheilsfrei gelesen, selbst für den Gegner des Spiritismus ungemein Interessantes und viel Anziehendes enthalten“. Zu Tadel an Vay wird Distanz gehalten: „Die Kritik hat die Verfasserin der ,Studien aus der Geisteswelt‘ mit unzarter oder sagen wir lieber gradaus mit rohen Händen angefaßt.“ Dafür erscheint sie „umso achtenswerther […] durch den Muth, mit welchem sie desse- nungeachtet ihre Ueberzeugung offen ausspricht und vertritt“ (Wurzbach 1884, 25–28). Lange wird solch ein automatisches Schreiben ernsthaft untersucht. Der großen Bedeutung des automatischen Schreibens für die „discovery of the un- conscious“ geht Shamdasani (1993, 100ff ) nach. Das Studium spiritueller Phänomene wurde denn auch von Leuten wie Adelma von Vay als wissenschaftliche Disziplin angesehen. Damit bezog sie sich auf Allan Kardec (1804-1869), eigentlich Hippolyte Léon Denizard Rivail, erstmals Pädagoge und Schüler von Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) im Schweizer Yverdon-les-Bains. In der Mitte des 19. Jahrhunderts organisierte er in Paris erfolgreich unterhaltsame Shows mit der gerade aufkommenden Elek- triztität, Phantasmagorien, wissenschaftliche Projektionen, Kuriositäten und spiritistische Vorführungen, in denen angebliche Geister herbeigerufen wurden. Später versuchte er, die Naturgesetze hinter dem Phänomen der vermeintlich sich von alleine bewegenden und rückenden Tische zu entdecken, war vorgeb- lich überzeugt, sich über verschiedene Medien mit Geistern zu unterhalten und widmete sich intensiv dem Studium dieses Phänomens. Von seinem dafür ver- wendeten Pseudonym Allan Kardec glaubte der Autor, es wäre sein Name aus einem früheren Leben als Druide. Die Veröffentlichung unter diesem Deckna- men erlaubte es ihm übrigens auch, weiterhin unter seinem bürgerlichen Na- men, akademische Werke zur Pädagogik zu publizieren – so anerkannt war der Spiritismus dann doch nicht. Mit seinen spiritualistischen Lehren liefert er die grundlegenden Bücher der Bewegung wie Le Livre des Esprits (1857) und Le Livre des médiums (1861), die bis heute kontinuierlich neu aufgelegt werden. Auch die von ihm gegründete Zeitschrift La Revue spirite wird bis heute in mehreren Sprachen veröffentlicht. Diese Lehre fand immerhin Beachtung und Interesse auch bei Größen des gesellschaftlichen und künstlerischen Pariser und internationalen Lebens. Napoleon III. (1808-1873) lud ihn zu Gesprä- chen; intellektuelle Persönlichkeiten wie Victor Hugo (1802-1885), Théophile Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 289 12. 12. 2022 09:29:26 290 Johann GeorG LuGhofer Gautier oder später Arthur Conan Doyle (1859-1930) wurden vom Spiritismus überzeugt: sie meinten dieser liefere einen wissenschaftlichen Beweis für das Leben nach dem Tod. 4 Die Vays waren im Vereinswesen solcher Art aktiv: 1871 waren sie Mitbe- gründer des „Verein spiriter Forscher“ der „Ungarischen spiritellen Vereini- gung“ in Budapest, die übrigens bis 1947 aktiv blieb. Bald hatte der Verein ei- gene Räumlichkeiten und publizierte in deutscher und ungarischer Sprache. Die relative Akzeptanz war wohl auch möglich, da Adelma von Vay ihre Lehre als „reinen christlichen Spiritualismus“ definierte und die Überzeugung vertrat, dass wahrer Spiritualismus nur im festen Rahmen des christlichen Glaubens prakti- ziert werden kann. Diese feste Verankerung im christlichen Glauben wurde auch in den Vereinstatuten festgelegt. In den 1870ern veröffentlichte sie auch in der Vereinszeitschrift Reflexionen aus der Geisteswelt einzelne Aufsätze. Ab 1878 folg- ten dann die Reformierenden Blätter zur Bildung reiner Ethik im Selbstverlag des Vereins. Bei der Verbreitung des Spiritismus im weiteren Gebiet Österreich-Ungarns leistete Adelma von Vay damit Pionierarbeit. Zum Vergleich: Die deutsche „Psy- chologische Gesellschaft“ mit dem Ziel, durch wissenschaftliche Experimente mit „mediumistisch begabten“ Personen Erkenntnisse zu gewinnen, wurde 1886 gegründet. In den 1860ern kam der Spiritismus überhaupt verstärkt nach Europa, der schon in den USA viele Anhänger hatte. Lewis Spence (1874-1955) erwähnt so Vay in seiner Encyclopaedia of Occultism (1920) unter dem Schlagwort Öster- reich als dortige Initiatorin des Spiritismus und schreibt dem „Verein spiriter For- scher“ eine entscheidende Rolle zu. Vays internationales Netzwerk erstreckte sich vor allem über esoterische Kreise, insbesondere auf Mitglieder der 1875 in New York gegründeten spiri- tuellen und okkulten „Theosophischen Gesellschaft“, deren Lehre sich auf In- halte hinduistischer Religionen und auf Spiritismus bezieht und meint, einen gemeinsamen wahren Kern in allen Religionen finden zu können. Namhafte Personen wie etwa James Joyce (1882-1941) standen der Theosophischen Ge- sellschaft nahe. Sogar von 10 Millionen Spiritisten in den USA ist die Rede: Beispielweise allein in Philadelphia soll es 300 spiritistische Gruppen gegeben haben, in den Vereinigten Staaten insgesamt ca. 3000 Medien (Rozman/Cigle- nečki 2019, 17). 4 Bedeutende deutsche Philosophen setzten sich auch mit dem Phänomen Geister auseinander, so Immanuel Kant mit Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik (1766), Arthur Schopenhauer mit Versuch über Geistersehn und was damit zusammenhängt (1851) oder Friedrich Wilhelm Schelling mit Zusammenhang der Natur mit der Geisterwelt (1862). Dabei beziehen sich die deutschen Denker zumeist auf den schwedischen Mystiker und Theosophen Emanuel Sweden- borg (Daiber 2001). Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 290 12. 12. 2022 09:29:26 291Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Die Mitbegründerin der „Theosophischen Gesellschaft“ Helena Petrowna Blavatsky (1831-1891), sah Adelma von Vay als wichtige Partnerin. In einem ih- rer Hauptwerke, Isis Unveiled (1877), preist sie diese: We do not forget what we have elsewhere written about subjective and objec- tive mediumistic phenomena. We keep the distinction always in mind. There are good and bad of both classes. An impure medium will attract to his impure inner self, the vicious, depraved, malignant influences as inevitably as one that is pure draws only those that are good and pure. Of the latter kind of medium where can a nobler example be found than the gentle Baroness Adelma von Vay, of Austria (born Countess Wurmbrandt), who is described to us by a cor- respondent as ,the Providence of her neighborhood‘? She uses her mediumistic power to heal the sick and comfort the afflicted. To the rich she is a phenom- enon; but to the poor a ministering angel. For many years she has seen and recognized the nature-spirits or cosmic elementaries, and found them always friendly. But this was because she was a pure, good woman (nach Frey o. J.). Auf Blavantsky selbst dürfte die hochgelobte Reinheit und Ehrlichkeit übrigens weniger zugetroffen haben. Schon zu Lebzeiten wurden ihr – vor allem im Zu- sammenhang mit den Mahatmabriefen, die von indischen Meistern stammen soll- ten, – betrügerische Machenschaften vorgeworfen. Die in den Jahren 1884/85 von der Society for Psychical Research initiierte Untersuchung der angeblich pa- ranormalen Phänomene überführte Blavatsky der Fälschung und des Betrugs. Blavatskys länger nach Vays Hauptwerk erschienenes Isis Unveiled (1877) dürfte der christlichen Österreicherin allgemein nicht gefallen haben: es ist eine durchwegs polemische Abrechnung mit dem jüdischen Glauben sowie mit der katholischen Kirche und ihrer Lehre, insbesondere den Jesuiten. Blatanksy ent- faltet dazu eine übergreifende Kosmogonie und zeigt dabei manche Parallelen zu Vays Büchern. Adelma und ihr Ehemann wurden in der Zeitschrift The Theosophist als alte Freunde und Berater der „Theosophischen Gesellschaft“ bezeichnet und waren wohl auch Ehrenmitglieder des Vorstands. (Rozman/Ciglenečki 2019, 81) Nicht nur mit diesen theosophischen Kreisen korrespondierte Adelma von Vay regelmä- ßig, sondern auch mit vielen anderen einflussreichen Spiritisten und Okkultisten aus ganz Europa und auch aus Amerika. In ihren Tagebucheinträgen stellte Adelma mit Bedauern fest, dass sie in ihrer Heimat Österreich-Ungarn viel weniger Kon- takte hätte, was sie der Missbilligung der katholischen Kirche zuschrieb (ebd., 21). Immerhin mit lokalen Heilern hatte Vay Kontakt, so mit dem bekanntesten Heiler Sloweniens, Jurij Humar (1819-1890) aus Primskovo. Er heilte zwar mit Magne- tismus, interessierte sich aber als katholischer Priester nicht für Spiritismus und Geister, was aber einer verständnisvollen Briefkorrespondenz nicht im Wege stand. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 291 12. 12. 2022 09:29:26 292 Johann GeorG LuGhofer SITUATION INTELLEKTUELLER FRAUEN Vays Leben wurde in der Forschung bereits in ihr lokales Netzwerk sowie in diese globalen esoterischen Bezüge gestellt. Für das Verstehen Vays ist es aber genauso aufschlussreich, die spezifische Situation der Schriftstellerinnen in der Donaumo- narchie ihrer Zeit zu beleuchten und Vay in diesen Kontext zu beleuchten. Dies will dieser Beitrag anhand einer Darstellung der generellen Situation intellektu- eller Frauen und anhand eines Vergleiches Vays mit den zentralen Autorinnen der Zeit bewerkstelligen. Dabei können wohl manche Erklärungsmöglichkeiten für ihren eigenen Schreibprozess nahegelegt werden. Das ganze 19. Jahrhundert bedeutete innerhalb der Habsburger Monarchie eine Zeit der erheblichen Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes. Vom akti- ven und passiven Wahlrecht blieben Frauen bis 1918 ausgeschlossen, ebenso von der Mitgliedschaft in politischen Organisationen. Die Rechtsunfähigkeit und der Ausschluss von allen politischen Aktivitäten standen bereits im Gegensatz zu verschiedenen sozialen Tendenzen wie der ständig wachsenden Rolle der Frauen im Arbeitsprozess. Mit der Industrialisierung übernahmen Frauen zunehmend Stellen in der Textilindustrie sowie im Kleingewerbe. Erstmals gewährte die Re- volution von 1848 den Frauen die Möglichkeit einer politischen Interessensver- einigung und der „Wiener Demokratische Frauenverein“ wurde gegründet, doch bereits nach zwei Monaten wieder verboten. Eine höhere Ausbildung blieb Frauen verwehrt. Nur auf elementarstem Ni- veau wurden Mädchen seit der maria-theresianischen Reform des Schulwesens in privaten Instituten, die sich zumeist in katholischer Hand befanden, unterrich- tet. Nach der Volksschule war die offizielle Schulbildung beendet. Nur in wohl- habenden Häusern erhielten die Mädchen vielleicht noch Klavier- und Fremd- sprachenunterricht. Selbständige Lektüre konnte diesen ergänzen. Erst mit dem Reichsvolksschulgesetz von 1869 wurde die Schulpflicht auch für Mädchen durchgesetzt. Daraufhin konnten Frauen als Lehrerinnen ein erstes intellektu- elles Berufsfeld erschließen. Doch diese wenigen Frauen im öffentlichen Dienst mussten nach einer Heirat die Arbeitsstelle verlassen. In den 1860ern wurde dann auch eine Reihe von Berufsschulen für „spezifisch weibliche Berufe“ gegründet, in weiterer Folge entstanden erste Mädchenlyzeen und höhere Schulen für Frauen. Erst um 1870 gewann eine bürgerliche Emanzipationsbewegung in Öster- reich an Gewicht und kämpfte verstärkt um die Möglichkeit zu einer höheren Bildung; verschiedene Frauen- und Lehrerinnenvereine wurden gegründet. 1878 durften Frauen dann zwar die Matura ablegen, doch erhielten ihre Zeugnisse nicht den üblichen Zusatz „reif zum Besuch der Universität“. Eine automatisch zum Universitätsbesuch ermächtigende Matura wurde Frauen in Österreich das gesamte 19. Jahrhundert vorenthalten. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 292 12. 12. 2022 09:29:27 293Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Die Universitäten blieben ihnen lange verschlossen. Erst 1897 wurden die phi- losophischen Fakultäten für sie geöffnet, 1900 auch die medizinischen. Weitere, wie die rechts- und staatswissenschaftlichen und theologischen, sollten erst in der Republik diesem Beispiel folgen. Dementsprechend erhielt erst nach dem Ersten Weltkrieg die erste Frau Professorinnenwürde. Erst 1907 gab es mit der Roma- nistin Elise Richter die erste Privatdozentin. Belletristisch oder essayistisch zu schreiben blieb so lange Zeit die bedeu- tendste Ausdrucksmöglichkeit für intellektuelle Frauen. Insbesondere mit tri- vialen Mustern hatten manche Frauen Gelegenheit, ihre Ideen einer breiten Leserschaft nahe zu bringen. Trotzdem gab es im Gegensatz zu Deutschland in der Habsburgermonarchie um 1800 und davor nur wenige Autorinnen, die prominenteste davon wohl Caroline Pichler (1769–1843). Doch im folgenden Jahrhundert wuchs deren Anzahl. Der Vergleich soll in diesem Rahmen mit den bedeutendsten, zur gleichen Zeit wie Vay veröffentlichenden Schriftstellerinnen erfolgen. Vier Übereinstimmungen zwischen den Autorinnen sollen im Folgen- den besprochen werden. ERSTE PARALLELE: ARISTOKRATISCHE HERKUNFT UND LEBENSWEISE Wenn man aus der Perspektive einer Forschung zu Adelma von Vay nach Paral- lelen fragt, fällt zuallererst auf, dass gleich mehrere Autorinnen einer aristokrati- schen Familie entsprangen. Vays Vater war der Offizier Ernst Graf von Wurm- brand Stuppach, ihre Mutter war eine Gräfin Teleki von Szék, spätere Herzogin Solms-Baruth. 1860 heiratete sie standesgemäß den Offizier Baron Ödön Vay und lebte auf ihren Gütern in Ungarn und später in Slovenske Konjice. Die Frauen aus den Oberschichten waren nicht berufstätig im Gegensatz zu den rechtlosen Armeen von Mägden, Arbeiterinnen und Dienstpersonal. Sie hat- ten stattdessen Hausbedienstete zur Verfügung und konnten sich in ihrer Frei- zeit in vielen Fällen der Wohltätigkeit, der Kindererziehung und dem eigenen Vergnügen widmen. Wenige führten ein offenes Haus, das als Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle fungierte, manche waren auch literarisch, künstlerisch oder wissenschaftlich tätig. Dass dieses weibliche Dasein nicht immer nur durch Freude über die Privilegien oder gar durch Freiheit gekennzeichnet war, führt uns insbesondere Theodor Fontane (1819-1898) in Effi Briest (1896) vor Augen. Der hohe Stand ermöglichte also eine gewisse Bildung. Marie Freifrau, später Gräfin, Ebner von Eschenbach (1830–1916), die wohl bedeutendste österreichi- sche Literatin des 19. Jahrhunderts, war als eine geborene Freiin Dubský bei- spielsweise Mitglied des österreichisch-mährischen Altadels, diese Stellung war Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 293 12. 12. 2022 09:29:27 294 Johann GeorG LuGhofer für ihre Karriere von größter Bedeutung. Die entscheidende Förderung ihres in- tellektuellen Interesses erhielt sie durch ihre zweite, hochgebildete Stiefmutter, – ebenso Gräfin – Xaverine Kolowrat-Krakowsky (1808-1869). Bei den jährlichen Besuchen in Wien konnte sie das Burgtheater besuchen und weitere literarische Anregungen bekommen. Mit elf Jahren wurde Marie beauftragt, die Bücher ih- rer verstorbenen Großmutter in der Bibliothek am Schloß Zdislawitz zu ordnen. Dabei las sie autodidaktisch nach eigener Auswahl. Dass sie mehrere Sprachen lernte – und zwar Französisch, Deutsch und Tschechisch –, verdankte sie Gou- vernanten und Dienstmägden. Doch nicht nur für den Zugang zu Bibliotheken, gebildeten Verwandten und mehrsprachigem Personal war ihre aristokratische Position von großer Bedeutung, auch für ihre Themen: Als Adelige überblickte sie nicht nur die bürgerlichen Verhältnisse, sie war auch mit den staatlichen Zustän- den und dem Kommunikations- und Entscheidungsstil der Aristokratie vertraut. Ähnliches galt für die Erfolgsautorin Bertha von Suttner (1843–1914), die als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau schon als Kind viel reisen konnte; Musik und die Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch konnte sie von Gouvernanten auf hohem Niveau lernen. Auch thematisch bewegte sie sich in ih- ren Romanen zumeist im adeligen Milieu, was die Vielzahl der LeserInnen – ins- besondere der Familienzeitschriften – auch besonders interessierte. Doch nicht nur Liebesgeschichten ließ Suttner dort spielen, selbst ihr großer pazifistischer Roman Die Waffen nieder! (1889) ist im österreichischen Adel angesiedelt. Zuvor kritisierte sie in High Life (1886) diese Gesellschaftsschicht scharf. Auch der unorthodoxen männerfeindlichen Denkerin Helene von Drusko- witz (1858-1918), welche übrigens selbst mit spiritistischen Zirkeln Kontakt pflegte, erlaubten ihre Herkunft und ihr beträchtliches Erbe eine Schriftstelle- rinnentätigkeit. Ihre Mutter war eine Adelige von Biba, die mit ihrer Tochter sogar nach Zürich zog, um ihr so zu ermöglichen, die erste österreichische und zweite promovierte Philosophin überhaupt zu werden. Die bedeutende Dichte- rin, Journalistin und Übersetzerin Autorin Betty Paoli (1814–1894) entstammte zumindest der sozialen Nähe des Adels. Der Vater der für Frauenrechte kämpfen- den, mit männlichen Attitüden auftretenden Autorin Irma von Troll-Borostyáni (1847–1912) war hoher Beamter in Salzburg. Die Schöpferin erfolgreicher rea- listischer bis naturalistischer Gesellschafts- und Familienromane Emilie Mataja (1855-1938) entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Arbeiterinnen und Bäuerinnen war es dagegen praktisch unmöglich, publi- zistisch tätig zu werden. Höchstens in der sozialdemokratischen Bewegung ent- standen hier wenige Möglichkeiten. Doch selbst die sozialistische Autorin Minna Kautsky (1837–1912) kam zwar nicht aus der Aristokratie, doch aus einem ge- bildeten Umfeld, nämlich aus dem Theatermilieu. Die freizügige Dichterin Ada Christen (1839–1901) aus anfänglich wohlhabender Familie wiederum setzte Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 294 12. 12. 2022 09:29:27 295Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer gegen den Willen ihrer Mutter den Schauspielunterricht durch. Ebenso auffallend ist die Parallele, dass nicht nur von Druskowitz, sondern auch die erwähnten verheirateten, adeligen Schriftstellerinnen Ebner-Eschen- bach, Suttner u.a. sowie Vay kinderlos blieben. Eine Schriftstellerin als Mutter wäre wohl noch weniger akzeptiert worden. Unterstrichen muss dabei werden, dass diese Frauen andere anspruchsvolle Arbeiten gar nicht ausführen durften; zu schreiben war somit eine der wenigen Möglichkeiten zu Aktivität und Ausdruck, wohl auch für Vay eine attraktive Option. ZWEITE PARALLELE: DAS LOB DER MÄNNER ALS MESSLATTE Die Schwierigkeit, als Schriftstellerin akzeptiert zu werden, spiegelt sich auch in der biographischen Darstellung und der Sekundärliteratur wider, die gebets- mühlenartig erwähnt, dass besagte Schriftstellerinnen von männlichen Kollegen geschätzt wurden. In ihren Biographien werden Hinweise auf männliche Be- kanntschaften, Korrespondenzpartner und Bewunderer intensiv betont. Selbst bei Ebner-Eschenbach wird noch heute die Anerkennung von Autorenkollegen wie Ferdinand Saar (1833-1906) und Paul Heyse (1830-1914) zentral angemerkt, um die Bedeutung der Autorin klarzustellen (Kriegsleder 2011, 252). Der jun- gen Schriftstellerin wurde von Franz Grillparzer (1791-1872) Talent zugestan- den, was überhaupt als Ausgangspunkt ihrer Tätigkeit gesehen wird (Gürtler/ Schmid-Borstenschlager 1998, 56). Bei Bertha von Suttner werden einerseits ihre Korrespondenzpartner immer wieder besprochen, denn schon während ihres Aufenthalts in Georgien – nach der von seinen Eltern nicht erlaubten Heirat mit dem Sohn ihres Arbeitsgebers – baute sie Beziehungen zu Schriftstellern wie Friedrich Bodenstedt (1819-1892), Robert Hamerling (1830-1889) und Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) auf – genauso wie zu bedeutenden schreibenden Redakteuren wie Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) oder Balduin Groller (1848-1916). Andererseits werden bei ihrem bedeutenden Roman Die Waffen nieder! männliche Rezeptionen und Reaktionen wie die von Leo Tolstoj (1828-1910), Alfred Nobel (1833-1896) oder auch Peter Rosegger (1843-1918) bis heute in den Mittelpunkt gestellt (Hamann 1991, 125ff; Steffahn 1998, 53ff). Auch bei Darstellungen zu Helene von Druskowitz bleiben Erwähnungen ih- rer Begegnungen mit bedeutenden Zeitgenossen wie Friedrich Nietzsche (1844- 1900) und C. F. Meyer niemals aus – und deren lobende Worte wie die Meyers über ihren „klugen, logisch geschulten Verstand“ oder Nietzsches „sie hat sich von Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 295 12. 12. 2022 09:29:27 296 Johann GeorG LuGhofer allen mir bekannten Frauenzimmern bei weitem am ernstesten mit meinem Buch abgegeben, und nicht umsonst. […] Ich meine, es ist ein edles und rechtschaffe- nes Gschöpf, welches meiner ,Philosophie‘ keinen Schaden tut“ (nach Gürtler/ Schmid-Borstenschlager 1998, 158f ). Ebenso wenig wird sich eine Auseinan- dersetzung mit Minna Kautsky finden, die nicht ihre Freundschaft mit Wilhelm Liebknecht (1826-1900), Victor Adler (1852-1918), Franz Mehring (1846-1919) und Friedrich Engels (1820-1895) erwähnt. Dazu kommt, dass ihre Geschichte nicht ohne die Erwähnung ihres bekannten Sohnes Karl Kautsky (1854-1938) auskommt, mit dem sie auch – wirklich ein seltener Fall in der Literaturgeschich- te – gemeinsam ein Theaterstück verfasst hat. Bei Betty Paoli ist die Erwähnung der Kritik Franz Grillparzers stets ein Aufhänger – immerhin bezeichnete er sie als „erste Lyrikerin Österreichs“ (Halper 1957, 14). Das gleiche gilt für ihre Freundschaft mit Adalbert Stifter (1805-1868): viel zitiert ist seine Einschätzung, die er 1844 an den gemeinsa- men Verleger Gustav Heckenast (1811-1878) schrieb: „denn das Weib ist durch und durch Genie“ (nach Gürtler/Schmid-Borstenschlager 1998, 38). Als Vor- leserin wurde sie sogar in Der Nachsommer (1857) zur literarischen Figur, was ihr aber wohl wenig zugesagt hat. (Ebd., 38) Betty Paoli konnte umgekehrt ausnahmsweise als Literaturkritikerin auch ihre männlichen Kollegen fördern – so Nikolaus Lenau (1802-1850), Conrad Ferdinand Meyer und Ferdinand Saar, was in deren Biographien oftmals kaum bis nicht erwähnt wird. Saar un- terstützte wiederum Ada Christen, was aber in deren Lebensdarstellungen nie fehlt. In einem ausführlichen Briefwechsel mit Theodor Storm (1817-1888) in- szeniert sich Christen ebenso als ratsuchende Dichterin; auch dieser Kontakt wird das Bild der Autorin mitzeichnen. Der damals einflussreiche Leopold von Sacher-Masoch förderte überhaupt weibliche Kolleginnen in seiner bizarren Kontaktsuche – wie seine spätere Frau Wanda von Sacher-Masoch, eigentlich Angelika Aurora Rümelin, aber auch Emi- lie Mataja, wobei er neben seiner Freizügigkeit in Sachen literarische Tipps und Förderungen eben auch Liebesaffären – als stilisierter Sklave – anstrebte. Später kooperierte Mataja mit Karl Emil Franzos (1848-1904); ebenso überliefert sind gern genannte Briefwechsel mit Karl Kraus (1874-1936), Ferdinand Kürnberger (1821-1879), Peter Rosegger oder Paul Heyse, dessen positive Rezension ihres Romans Familie Hartenberg (1883) für sie wohl wichtig war – doch vor allem in der Sekundärliteratur als wichtig gesehen wird. Nichts anderes erfährt Adelma von Vay, auch wenn die ihr wohlgesonnen Männer heute kaum bekannt sind. So formuliert Adolf Grünhut: „Nicht gerin- gere Männer als Favre, Leon Clavarion, Prof. Hoffmann, Graf Adolf Poninsky, J. H. Fichte und andere Gelehrte äusserten sich mit grosser Anerkennung über das Werk“ (nach Passian o. J. a). Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 296 12. 12. 2022 09:29:27 297Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Der Fall des magnetischen Schreibens läßt sogar ein besonders vergiftetes Lob für Geist, Kraft, Stoff aus der Feder eines Würzburger Philosophieprofes- sors, nämlich Franz Hoffmanns (1804-1881), für zitierwürdig erscheinen: „Es ist unmöglich anzunehmen, dass diese grossartige Konzeption über eine Lehre des Welterschaffens im Kopfe einer Frau entstanden sein soll.“ (Nach ebd.) Wie sehr manche Frauen in eben solchen Schemata und Klischeevorstellungen über das Weibliche dachten, zeigte Adelma von Vay selbst. Sie nahm die mysogyne Aus- sage Hoffmanns als Kompliment und nahm nicht ohne Stolz mehrmals darauf Bezug. DRITTE PARALLELE: KEINE FRAUENNAMEN ALS URHEBERIN AM BUCHUMSCHLAG Wie schwierig es für Frauen war zu publizieren, zeigt insbesondere die häufige Verwendung von Pseudonymen. Fast alle genannten Schriftstellerinnen veröf- fentlichten anspruchsvollere Texte unter Namen, deren Geschlechtszugehörigkeit nicht klar erkannt werden konnte, oder unter männlichen Namen. Trivialliteratur wiederum wurde Frauen zugeschrieben, so nahmen dafür Männer Frauennamen an, weil dies offensichtlich den Zeitgenossen für Schemaliteratur à la Familien- zeitschrift Gartenlaube passender erschien. Bertha von Suttner begann so ihre Karriere unter falschen Namen, schrieb ab 1877 unter Pseudonymen Kurzgeschichten für österreichische Zeitungen; unter „B. Outlet“ veröffentlichte sie ihr aufschlussreiches Inventarium einer See- le (1883), unter „Jemand“ ihre intelligenten und aufrüttelnden Geschichtsvor- lesungen aus der Zukunft Maschinenzeitalter (1889). Im Vorwort der dritten Auflage notierte sie: „[D]as Maschinenzeitalter ist von Leuten gelesen und Ernst genommen worden, die dem von einer Frau über einen solchen Gegenstand ver- faßten Buch keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hätten“ (Suttner 1899, IV). Helene von Druskowitz ließ ihr erstes literarisches Werk, das Trauerspiel Sul- tan und Prinz (1881) unter dem Pseudonym E. von René erscheinen. Dem war ebensowenig Erfolg beschieden wie ihren späteren Lustspielen, die meist un- ter männlichen und nicht zuzuordnenden Pseudonymen wie „Adalbert Brunn“, „H. Foreign“, „H. Sakkorausch“ und „Sacrosanct“ veröffentlicht wurden. Minna Kautsky schrieb mitunter als „Eckert“ und „Wilhelm Wiener“ – zumeist no- vellistische Skizzen für die Presse. Irma von Troll-Borotstyáni veröffentlichte nicht nur anfänglich als Leo Bergen, sondern auch später ihre aufsehenerre- gende Schrift Die Prostitution vor dem Gesetz (1903) unter dem Pseudonym Veritas. Emilie Mataja wurde überhaupt unter dem männlichen Pseudonym Emil Marriot bekannt. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 297 12. 12. 2022 09:29:27 298 Johann GeorG LuGhofer Darüber hinaus verzichteten manche Autorinnen auf ihren wahren Namen; es erschien wohl zu anmaßend darunter zu publizieren. So kombinierte Ada Christen die Vornamen ihres Ehemanns und ihren: Adalmar und Christiane. Betty Paoli hieß eigentlich Barbara Elisabeth Glück. Aurora Rümelin schrieb als Autorin vorerst rein im Namen der Protagonistin aus Sacher-Masochs Ve- nus im Pelz (1870), nämlich als Wanda von Dunajew. Danach ergänzte sie die- sen Namen mit dem ihres berühmten Ehemanns und nannte sich Wanda von Sacher-Masoch. Hier kann eine gewisse Parallele gezogen werden zur Schreibweise Vays, die sich als Aufschreibemedium männlicher Verstorbener sah. Auch wenn Vay wo- möglich nicht bewusst getäuscht hat, scheint es jedenfalls solch ein Herstellungs- prozess leichter gemacht zu haben, tiefere Einsichten als Gedanken von Männern sozusagen „an den Mann zu bringen.“ Sie pochte darauf, dass ihre Werke von an- deren, zumeist von Männern, geschrieben wurden: „Die Geister schreiben durch mich, ohne dass ich dabei zu denken brauche, fliegt mein Arm und der Bleistift über das Papier und ich kann derweil plaudern“ (nach Passian o. J. a). Sie bestand darauf, dass es keineswegs ihre intellektuelle Arbeit, sondern die intellektuelle Leistung von Männern sei: „Sonderbar und frappant war mir dieses mechanische Schreiben ohne Selbstdenken. Es war mir, als erzähle mir da jemand Geschichten, und als höre ich zu; die Bewegung des Armes, das Schreiben, geschah dabei ganz ohne meinen Willen und Einfluss“ (nach ebd.). Insbesondere Vays bedeutendstes Werk Geist, Kraft, Stoff sollen nach ihren ei- genen Angaben der Heilige Laurentius von Rom, Buddha und übrigens auch eine Frau, wenn auch keine unbekannte, nämlich niemand geringerer als die Heilige Maria, verfasst haben. Auch später scheint Vay ihre Hand größeren, verstorbenen männlichen Schriftstellern ganz anderer Natur und Literatur geliehen zu haben – wie dem Märchendichter H.C. Andersen (1805-1875) für die Erzählungen der Sonnen- strahlen (1879) oder Dem Zephir abgelauscht (1885), was der Aufmerksamkeit für die Bücher wohl gutgetan hat. VIERTE PARALLELE: SYMPATHIE FÜR FRAUEN ALS PHILANTHROPINNEN UND DEREN HANG ZUR TENDENZLITERATUR Selbst die Werke der erfolgreichsten Schriftstellerinnen wurden nicht aufgrund ihrer ästhetischen Qualität respektiert und gelobt. Den Frauen war es vorbehal- ten, gute, zärtliche und mitfühlende Menschen zu sein, nicht aber große Litera- tinnen und Denkerinnen. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 298 12. 12. 2022 09:29:27 299Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer Selbst der höchste zivile Orden Österreichs, das Ehrenkreuz für Kunst und Literatur, 1898 und der Ehrendoktortitel der Universität Wien 1900 für die Er- folgsautorin Ebner-Eschenbach wurden mehr als Zeichen ihres hohen Ansehens und Verkaufserfolgs als eines für die literarische Qualität ihrer Texte gewertet. Diese Qualität wurde geflissentlich übersehen und von ihrem Ruf als hohe Dich- terin des Mitleids überdeckt, zu der sie schon zu Lebzeiten stilisiert wurde. Als Frau wurde ihr zwar eine große Meisterschaft für psychologische Erzählungen zugebilligt, bei welchen die Absicht, Sittlichkeit und Humanismus zu vermitteln, und ein Bedürfnis nach harmonischen Lösungen unverkennbar mitschwingt. Doch als große Literatin wurde sie nur selten erkannt. Selbst in einem neueren Lehrbuch wird sie als „gütige Dichterin“ beschrieben, weiters: „Sie zeichnete sich als Mensch und als Dichterin durch warme Herzlichkeit, durch eine mütterliche Haltung und tiefes soziales Verständnis aus.“ Ihre Dichtung stelle ein „umfang- reiches Loblied auf die Macht mütterlicher Liebe und Erziehung dar“ (Pochlat- ko/Koweindl/Thaler 1987, 39, 38, 39). Frauen schienen nicht als große Literatin- nen in Frage zu kommen, sondern als Vermittlerinnen einer Idee, als feinfühlige Anklägerinnen von Mißständen und als engagierte Streiterinnen dagegen. Noch verstärkt galt und gilt dies für Bertha von Suttner, welche heute nur noch als Pazifistin – prominent auf der Euromünze wie früher auf einem Schilling- schein – erinnert wird. Ihr Roman steht aber auf kaum einer schulischen Leseliste auf dem Weg zur österreichischen Matura. Damals wie heute wird die literarische Qualität des Romans Die Waffen nieder! übersehen, der in realistischer Schreib- weise die Gräuel des Krieges eindringlich zu schildern vermag, in einer Montage- technik geschickt Fiktion und Fakt vermengt und an manchen Stellen sogar die naturalistische bis expressionistische Schreibweise vorwegnimmt, mit welcher viel später der Erste Weltkrieg verarbeitet werden sollte. Doch bekannt blieb bis heute allein eine andere Suttner, die Kämpferin für den Frieden, den sie als naturrechtlich verbürgten Normalstand definierte. Im Sinne der Evolutionstheorie und des Liberalismus glaubte sie an eine stete Höherent- wicklung, eine Veredelung der Menschheit. Konkret forderte sie ein internatio- nales Schiedsgericht und entsprechende Verträge, um Konflikte mit friedlichen Mitteln beizulegen, eine Friedensunion aller Staaten, die jeden Angriff mit ver- einter Kraft beantworten müsse. Die großen Ideale sind bis heute nicht erreicht, doch höchst erfolgreich zeigte sich Suttner in Vereins- und Organisationsarbei- ten. Als sie 1891 in der Neuen Freien Presse in einem Artikel zur Gründung einer Österreichischen Friedensgesellschaft aufrief, war der Erfolg überwältigend. Auf Anhieb zählte die Gesellschaft 2000 Mitglieder. Weiters förderte sie ähnliche Vereine in Berlin, Budapest und Prag und gilt als Inspiratorin der Nobelpreise. Als Friedensaktivistin wird sie heute noch gefeiert, ihre Thesen interessieren hin- gegen nicht, gelesen wird sie ebenso wenig. Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 299 12. 12. 2022 09:29:28 300 Johann GeorG LuGhofer Schreibende Frauen scheinen also stärker als Vertreterinnen einer Idee wahrgenommen worden zu sein; dafür wurden sie nur sehr begrenzt als Den- kerinnen und Literatinnen akzeptiert, was auch die Feministinnen Druskowitz, Troll-Borostyáni und die Sozialistin Kautsky spürten. Gerade dass Kautsky ihre literarische Arbeit in den Dienst der politischen Bewegung gestellt hat, über- schattete jegliche Qualitätsfrage. Selbst ihr Sohn meinte später: „Erzählungen wurden in die Parteiblätter nur aufgenommen, der Weiber der Genossen wegen, die in ihrer Beschränktheit nach solcher Lektüre verlangten und denen man et- was bieten mußte, um ihnen das Parteiorgan schmackhaft zu machen“ (Gürtler/ Schmid-Borstenschlager 1998, 68). Einen Tendenzroman oder ein Sachbuch erwartete man wohl auch von Adel- ma von Vay, nachdem man 1870 den Titel Geist, Kraft, Stoff las, nämlich eine Polemik gegen Ludwig Büchners (1824-1899) Kraft und Stoff (1855). Der ver- meintliche Versuch einer Frau, die in diesem Werk entworfene materialistische Weltordnung in Frage zu stellen, wurde als Kuriosum gewertet und die kleine Auflage war bald vergriffen. Ludwig Büchner, übrigens jüngerer Bruder des revolutionären Schriftstellers Georg Büchner (1813-1837) und Herausgeber von dessen Nachlass, war näm- lich in Darmstadt ein bekannter Arzt, Naturwissenschaftler und Philosoph. Sein Werk war für Kirche und politisches Establishment ein Skandal und bedeutete den Entzug seiner Lehrbefugnis in Tübingen. Kraft und Stoff propagiert die Evo- lutionstheorie und eine mechanistisch-materialistische Weltordnung. Denken und Sein sind für Büchner unzertrennlich wie eben Kraft und Stoff oder Geist und Materie. Mit 21 deutschen Auflagen innerhalb von fünfzig Jahren und zahl- reichen Übersetzungen wurde Büchners Werk ein Bestseller. Wenn mancher Käufer dann auch von Vays Arbeit enttäuscht war, fand er – ver- mutlich aus seiner Sicht – zumindest keinen avancierten literarischen Versuch vor, sondern ein – in den Trend der damaligen Literatur von Frauen passendes – Buch mit Interessen, die über die Literatur hinausweisen. Die Enttäuschung mag sich so in Grenzen gehalten haben. Die scheinbare Notwendigkeit einer weiblichen Lite- ratur, nämlich die, eine Mission zu haben, wurde ja erfüllt. Weitere Ausgaben soll- ten folgen, auch zwei in englischer Sprache. Den gutherzigen Frauen entsprechend sollte Vay auch die Einkommen aus Publikationen wohltätigen Zwecken zuführen. Ähnlich wie Bertha von Suttner in Sachen Pazifismus wurde Adelma von Vay zu einer der bekanntesten und damit auch umstrittensten Spiritistinnen des spä- ten 19. Jahrhunderts. Mit ihrem Mann war Vay 1871, wie bereits erwähnt, maßgeblich an der Grün- dung des Vereins spiriter Forscher in Budapest beteiligt und hatte dort eine zentrale Rolle, indem sie – natürlich per spiritistischer Eingebung – die Statuten nieder- schrieb. Nicht gerade effektarm schien sie schnell, den Bleistift mit zwei Fingern Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 300 12. 12. 2022 09:29:28 301Adelma von Vay aus Slovenske Konjice im Kontext zeitgenössischer haltend und den Blick immer wieder über die Anwesenden schweifen lassend ge- schrieben zu haben. Die Gastgeber wurden auch vom Ergebnis nicht enttäuscht: Als „geistige Leiter“ meldeten sich gar Jesus Christus, Maria und Buddha. Die „hohen Geister“ bestimmten passender Weise Ödön von Vay und Dr. Adolf Grünhut zu den irdischen Leitern des Vereins. FAZIT Der Vergleich zwischen Adelma von Vay und den bekannten Schriftstellerin- nen der Habsburger Monarchie ihrer Zeit fördert so manche offensichtliche und manche verdeckte Parallele zu Tage, die zur Erklärung des Phänomens Vay bei- tragen können. Dass es für eine schreibende Frau von essentieller Bedeutung war, aus der gehobenen, meist aristokratischen Schicht zu stammen, ist offensichtlich. Doch auch für diese bedeutete zu schreiben eine der wenigen Möglichkeiten, sich intellektuell zu betätigen und ihre Gedanken teilen zu können. Dass die Qualität ihrer Werke weniger geachtet wurde, ist eine traurige Tatsache. Ihre Leistungen wurden vor allem hinsichtlich der Anerkennung durch männliche Kollegen ge- messen. Darum verwundert es wenig, dass viele Frauen auf dem Buchumschlag nicht klarstellen wollten, dass sie die Werke verfasst haben, und männliche oder geschlechtsneutrale Pseudonyme wählten. Besonders spannend ist die vorrangige Beurteilung der Autorinnen als engagierte und gütige Menschen, die ihren Ruf als Literatinnen überdeckt hat. Die Einsatzfreude und der tendenzielle Enthusi- asmus einzelner Schriftstellerinnen wie Bertha von Suttner sind auch überwälti- gend. Auch hier tut sich eine weitere aufschlussreiche Parallele zum Werk Adel- ma von Vays auf. LITERATURVERZEICHNIS Boldin, Aleksandra und Jan Ciglenečki: Adelma von Vay: skrivnostna baronica iz Konjic. 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Pri tem je mogoče predlagati nekaj možnih razlag za njen lastni proces pisanja. Ključne besede: spiritizem, spiritualizem, avtomatsko pisanje, magnetizem Adelma von Vay from Slovenske Konjice in the Context of Contemporary Austrian Women Writers The spiritualist author and healer Adelma von Vay, who was well-known in her time, spent her productive life in southern Styria. Now her work is receiving renewed attention in Slovenia: in recent research, her work is placed in local networks and in the context of global esoteric references. To understand Vay, however, it is just as revealing to shed light on the specific situation of women writers in the Danube Monarchy of their time, including Vay. This article places her in this context by presenting the general situation of intellectual women and by comparing Vay with the central women authors of the time. In doing so, some possible explanations for her own writing process can be suggested. Keywords: spiritism, spiritualism, automatic writing, magnetism Acta_Neophilologica_2022_FINAL.indd 303 12. 12. 2022 09:29:28