M SS. Vierter Jahrgang. 3. Juni R86«>. Mondnacht. s^chau ich den dunklen Hiil:meli?vlan^ Die Alpen, die zu ihm hinan Die Ricsenhäupter heben; , , So fühl ich uicincn Geist, wie sie, ! Anf zu der Sterne Harmonie Ins Uncrnicss'nc streben. ,' Tcr nimmermüde Drang erwacht i ^)tach der nrewig hellen stacht, l Dem selig heitern Tage; ! Und doch, der helle Geisterstrahl, i Der zaubrisch rnht auf Verg und Thal, ! Hält fest das Herz, das zage. ! , Ter Nei,;, der still im Mondcnlicht ' Zum Geiste wie zum Herzen spricht, Ergreifet uns mit Wehmnth, Und daö GeU'alt'gc der Natnr, i , Tic groß in ihrer kleinsten Spur, . ' Erfüllet uns mit Temnlh. Der Geist, der tansend-tauscnd Jahr ! Der Halt der ries'gcn Alpen war, ! Hält nnö anch in den Händen; - Ihm sind wir Eigen fort uud fort, ! Wo wir auch sind, ob hier, ob dort, ! Im Werden und im,Enden. , ^ ! Talleyraud's crstc Licl'c. Aus Talleyrand's noch nicht gedruckten Viemoiren. Von 5. Mühlbach. lll. ^ Der Beinbruch. (Fortsetzung.) ^ TZ' ^ "«^lidirig ln!)l,>!il,'!i h.ittc dieses Lächeln nicht bemerkt. Nach cincr langen Pau>!.' hob er das niedergeschlagene Axgc wieder empor und g.'.b Hc:rn v T^leyrand einen gnädigen ^ Wink mit der Hii»d. Erzählen Sie »vciter, Herzog von Venevent, sagte er. Sie wollten uns eben den Cngel vortuen, der Sie an der Malier 3hreö Paradieses erwartete. Ach, Sire! ich wünschte sehr, ich hätte diesen Engel >'ic kennen gclernt, sagte Tallcyrand senfzend. Er lam, be- j i.'or ich noch vom Apfel der Erkenntniß gegessen, bevor noch die Schlange vom Baume her nn6 ihr Sirencnlicd gesungen. ^ Fnr mich wm' der Apfelbanm noch weiter nichts, als die ! Brücke, die mich ;nr Geliebten trng. Dic Innige liingen ^ ein wenig nber die Gartenmauer hin.ms; ich nahm mir einen ! Fiaker, liesi ihn dicht an der Mauer halten, kletterte ans das Kntschendack, reckte meine Hand nach eineü' vollen, starken Aste an5, schwank mich empor, kletterte dann lcisc in dcm Gcästc heinieder und ließ mich am Stamme bcrab, ;nr Nasenbank darnnlcr, auf der mich Inlianc mit ihrer Fien»-din jubelnd willkommen hießen. 'Aber nicht so leicht wie das Kommen war das Gehen, denn kein Fiaker wartete als-dann unter den» Apsrlbaum und ich niüf-te immer einen .^»llo mni'lnl«) wagen, nm von dem Vaumzweig hernieder auf das Straßcnpflasier zn gelangen. Inlianc und N^sine standen dai:n jedesmal angfivoll jenftitZ hinter der Mauer und harrten, bis ich ihnen dnrck lautes Häüdetlalscben das Zeichen gab, dasi ich ungefährdet vom Apfelbcilime niich a»f die Straße niedergelassen. Dann hörte, ich ihr jubelndes fachen, das als schönste Licbcömelodir die ganze Nacht vor meinen Ohren summte. Eines Tages aber kannte ich das Zeichen des Händeklatschens nicht geben, denn ich hatte meine Luftrcise nicht glücklich bestanden. Der Zweig des Apsrl-banmes brach, und ich ward heftig anf das Straßenpflafter luedergeschlelldcrt. Ich wollte trotz des stechenden Schmerzes, der mich durchzuckte/ aufspringen und von dannen eilen; aber ich vermochte es nicht, mein Fuß war gebrochen! Armer Ikarus, sagte der König mitlcidsvol!. Ja wohl, Majestät, ich war Ikarus! Aus meine!» Himmel herniedergcstnrzt auf die Erde, kaum im Stande, bis zur Treppe des Seminars zu kriechen und da so laut zu schreien und zu wimmern, bis end/ich Leute herbeikamen, denen ich erzählte, daß ich rbrn die Treppe heruntergefallen sei und die mich dann in mein Zimmer trugen, das ganze Haus alaimirtcn und den Doktor und den Wundarzt herbeiholten. Mein Füß war eingerenkt, in steife Vandagen eingepreßt, Mio ich müßte als Gefangener meines Fus:cs mebrere Wochen auf meinem Zimmer bleiben. Juliane wartete vergeblich unter den: Apfelbanmc, und ich konnte nicht einmal am Fenster mit ihr korrespondircn, sondern war an das Lager gebannt. Indeß war mein Fuß nicht vollständig gcbrochcn, fon- denl »ur verrenkt. Die Heilung ging also rasch von Etat- ! ten, und in acht Tagen konnte ich schon, auf eine Krücke gelehnt, mühsam im Zimmer umhcrschlcichen. In der Hoffnung, meineil Engel bald wieder zu sehen, fühlte ich mich schon fast genesen, kehrte mein Appetit zurück. (5s war im Karneval und da durfte es wohl erlaubt sein, ein wenig seines Leibes zu pflegen, besonders wenn man, wie ich, Rekonvalescent war. Da ich die Tochter entbehren mußte, wollte ich es versuchen, mich mit einigen Gerichjen aus der Garküche des Vaters zu trösten. Ich sandte also zum Vater Traiteur und bestellte mir einige Repphühncr und eine Trüffelpastete. , ^ Oh, oh, der kleine Herr Seminarist war also auch ein Gourmand? fragte der König lächelnd. Sire, mciue Großmutter, die Prinzessin Ursini, er^ zahlte mir eines Tages, daß an jenem inertwindigen Tage, als die neue .Königin von Spanien, Elisabeth Farnese, ste urplötzlich von der Höhe ihrer Macht in die tiefste Ungnade binabschleuderte, sie fast sinulos und wie vom Blitze zerschmettert den ganzen Tag auf ihrer, unfreiwilligen Neise dahiufuhr. Sie war, wie Euer Majestät wissen, aus Spa« ! nicn verbannt uud mußte daher das Land in achtundvierzig Stunden verlassen haben. Am ersten 'Abend ihrer unfreiwilligen Neise langte sie noch ganz betäubt und innerlich , zerschmettert in einem Gasthause an. Wider ihren Willen 1 trug ma» in ihrem Zimmer ein Souper auf, sie wollte nichts essen, sie wollte sterben. Aber tcr (Geruch der Spei- ! scn weckte ihre Sinne, zog sie zur Tafel hin, zwang sie, ! sich niederzulassen. Sie aß, und beim Essen kehrte ihr Muth und ihre Besonnenheit zurück, beim Essen gedachteste des schönen Frankreichs, indem das, was sie aß, allein so herrlich ge«, dich. Sire, eine Trüffelpasiete gab meiner edlen Großmut» i^r ihre Nuheund Besonnenheit wieder. Vei ihrem Genuß lernte sie das Leben wieder schätzen und lieben. Ich hatte daher eine besondere Verehrung für die Trüffelpastete, und da mir, seit ich Juliane nicht sah, das Leben sehr zur Last war, wollte ich versuchen, ob mir die Trüffeln und Nepp» hübner vielleicht neuen Lebensmut!) verleihen könnten. Zudem besaß ich noch zwei köstliche Flaschen Wein, die ich vor einiger Zeit aus dem Keller des Herrn Oberen entführt und in .ueincm Wandschrank verborgen hatte. Ich nahm sie jetzt hervor und stellte ne in Erwartung des Soupers auf den Tisch. Endlich klopfte es leise an meine Thüre und ich eilte zu öffnen. Ein Knabe mit einer verdeckten Schüssel in der Hand trat ein. Tiotz des Dämmerlichtes erkannte ich ihn sogleich. (5s war Juliane, meine langentbehrte Juliane. Sie hatte in der Küche ihres Vaters«- mein? Bestellung gehört, dann unter dem Vorwande, mit ih:er Freundin einen Maskenball besuchen zn wollen, von ihren, Bruder einen Anzug geborgt, hatte ihrem Vater gesagt, daß sie bei ihrer > Lehrerin und dieser, daß sie bei ihrem Vater schliefe und kam nuu ungehindert zu mir,, da der Portier ihr in ihrer Verkleidung nicht den Eingang verwehrte. Er wußte ja, daß ich einen Boten aus dem Spcischause erwartete, und hatte Juliane mit ihrer leeren Schüssel für einen solchen gehalten. Ich empsing meine holde Geliebte mit einem Jubel des Entzückens und hatte ste so eben glühend in meine Aiune geschlossen, als es draußen wieder an meine Thür klopfte. Nasch verbarg ich Juliane in meinen Wandschrank und eilte dann zu öffnen. Dießmal war es wirklich der Bote vom Vater Pigot, der mir meine Nepphühncr und meine Trüffcl-pastetc brachte. Ich schickte ihn mit einem Trinkgelde rasch wieder fort und erlöste meine Gefangene. Unter Flüstern und Lachen, Scherzen und Küssen begannen wir nun unsern Tisch zu bereiten. In meinem Zimmer befand sich nur ei,^ Tisch uud ein Stuhl. Wir setzten die Schlüsseln und die beiden Flaschen Wein auf den Tisch und nahmen auf dem Stuhl davor zusammen Platz. Welch ein köstliches Mahl erwartete uns, wie dufteten die Speisen, wie selig dicht an einander gepreßt saßen wir auf unserem Stuhl! Ach, Sire, wie habe ich so oft an jenen seligen Moment mit schmerz» lichen Seufzern gedacht, wenn ich den üppigsten und köstlichsten Vankets bei Cambacöres beiwohnte! Die Trüffelpastcte war also gut? fragte der König, die Nepphübncr waren nicht hart? Eire, wir wollten das eben erfahren! ich hatte einei: Flügel mit einem Vruststückchcn für meine Juliane abgeschnit« ten, und wollte das eben mit der Gabel auf ihren Teller ^ uiederglcitcn lassen, — da klopfte es wieder laut an meine ! Thüre, und eine, ach, mir zu wohlbekannte Stimme rief ^ meinen Namen. Der Nepphuhnflügel sank in die Schüssel zu-^ rück; mit fliegender Eile, geisterbleich, drängte ich Juliane l wieder in den Waldschrank lind öffnete dann die Thür. ! (Schluß folgt.) i ! Der nervöse S'chlaf. Line an das Wunderbare grenzende Entdeckung. Die wissenschaftlichen Entdeckungen des verflossenen I,ih-! res waren nicht gerade von großer Bedeutung, hatten aber ' schließlich ihre Blume, die Aller Augen blendete. Diese ! Blume entfaltete sich am 3. Dezember 18.'59 in der vollen ! Akademie der Wissenschaften zu Paris unter der mächtigen Hand von Vclpeau, dem ernstesten und schwergläubigste!'. aller Fachmänner. ' Dieselbe heißt Hypnotismus (Einschläferung) oder nervöser Schlaf.,und erregte eine solche Sensation, ei-'. ! solches Staunen, daß wir zuvor die Eiuzelheitcu der Er- schciuungen nach den Angaben der glaubwürdigsten Eachucr- ständigen zu erklären haben, um diese nllgcmeiuc Vcrwun» derung begreiflich zu machen. Beginnen wir mit dem Berichte des Herrn Vclpeau. ! Ein vortheilhaft bekannter Chirurg, Namens Broca, , hat folgende Erfahrung gemacht: ! Man halte dor das Gesicht einer Person zwischen bei- ! den Augen in einer Entfernung von'fünfzehn bis zwanzig Centimet'ers einen etwas glanzenden Gegenstand. " Man lade ! die Person ein, diesen Gegenstand schal's und fest anzublicken. ! Nach Verlauf einiger Augenblick,.' wird die Person schielen ! und alsbald in Starrsucht verfallen und aller Gmpsinduug ^ beraubt sein. ^ Nach den hierbei angestellten Versuchen war die Fühl« . losigkcit des Patienten eine solche, daß man seinen Kopf ! von einer Seile zur andern wenden konnte, oder daß man mit seiner ganzen Person Bewegungen machte, denen er sich nach Wiedererlangung seines Normalzustandes auch nicht im entferntesten erinnerte. Diese sonderbare Entdeckung mußte einen Mann von ! Intelligenz zur Nachforschung anregen. Er kam sogleich auf ! die Idce, den Versuch anzustellen, ob die durch einen so i einfachen Vorgang bewirkte Fühllosigkeit vollständig genng ^ wäre, um jene zu ersetzen, welche man mittelst Acther und ^ Chloroform hervorbringt. Die Probe wurde gemacht und ^ gelang den Herren Broca, Foliin, Trousscau und zuletzt ^ Herrn Velpeau selbst. Von fünf Versuchen hatten drei den ! erwünschten Erfolg. In einem dieser Fälle ward ein Kran- ^ ker an einem AbjVcß opcrirt, der einen starken Schnitt noth» ! wendig mächte. Der Kranke hatte nicht einmal das Bewußt- ! sein der schmerzhaften Probe, welcher er unterzogen worden ! und die ihm Linderung und Gesundheit verschaffte. ^ Man wird die hohe Wichtigkeit dieser Entdeckung begreifen, wenn man alle die, durch Aether und Chloroform ^ herbeigeführten Gefahren bedenkt, denen schon so viele Pa» ticuten zum Opfer geftilleü. ! Velpcau ließ sich bei Ankündiguug dieser ucucn Entdeckung in der Akademie, also vernehmen: ! „Es,ist das eine so seltsame, so befremdende Erscheinung, daß ich, im Begriffe, vor Ihnen, meine Herren, darüber zu sprechen aller Rednervorsicht nöthig habe u»d ! meinen Muth a-ls dem Talente und aus der Ehreuhaftigkeit des Mannes schöpfen muß, der mich damit betraute, dieser ! Entdeckung dcn Weg zum allgemeinen Nutzen zu bahnen uud ! ihm gleichzeitig sein Anrecht auf die Entdeckung einer so ! merkwürdigen Thatsache zu sichern." Was nun dieses Anrecht betrifft, so erscheint dasselbe ^ mehr als zweifelhaft, da diese Entdeckung nicht so neu ist ! wie man zu glauben scheint; sie datirt zwanzig Jahre zurück und stammt von dem schottischen Arzte Dr. Braid, der öabei nur den Mißgriff beging, dieselbe mit der so ko:upli» zirtcn und angefochtenen Sache des Maguetismus zu ver» mengen. Herr Azam, Professor der chirurgischen Klinik zu Vordeanr, der die von Vraid gemachten Erfahrungen mit Erfolg erneuerte, sprach darüber mit Herrn Paul Vroea, der dann, nachdem er dieselben geprüft und wahr befunden hatte, seinerseits den wichtigen Gegenstand bei Vclpeau znr Sprache brachte. So ward diese Entdeckung — wieder-entdeckt. Beim Besuche einer Dame von vierzig Jahren, die eines leichten Unwohlseins wegen das Bett hüthcte, that Vroca, als wolle er die Augen der Patientin untersuchen und bat sie, ein kleines vergoldetes Flacon fest anzublicken, das er, Z etwa fünfzehn Ccntimctrcs weit vor ihr gegen die Nasen- ß wurzcl hinhielt. Nach Verlauf von drei Minuten waren Z die Augen ein wenig roth, die Züge unbeweglich, die Ant-> « worten langsam u»d schwerfällig, obgleich noch voll Bewußt- z sein. Vroca erhob einen Arm der Kranken, der Arm blicl' k in der Haltnng, in welche er ihn gebracht hatte; er gab « den Fingern die crtremsten Stellungen, die Finger behielten » dieselben bei; er kniff die Haut an verschiedenen Theilen mit z einer gewissen Stärke, die Patientin schien es nicht z» füh- « len: Starrsucht, Uuempfindlichkeit! Vroca ging hierin nicht ? weiter: er wußte nun was er wissen wollte. Eine Reibung ß über die Augen und ein kalter Lufthauch über die Stirne z führte die Kranke wieder zum Normalzustande. Sie hatte 3 keine Erinnerung von dem, was mit ihr geschehen war . Z Diese stauncncrrcgende Entdeckung steht nunmehr, nach- Z dem sie in allen Spitälern von Paris versucht, wiedcrholi, ß kontrolirt und bestäligr worden, unerschütterlich fest; und-Z selbst Louis Figuicr, dieser lomplimentenfeindliche Kritiker, 3 stattet Bericht ab über das, was er, wie der ungläubige Z Thomas, mit eigenen Augen sehe:,, handgreiflich prüfen ß wollte, bevor er es glaubte und als etwas Glaubwürdiges ^ öffentlich bespräche. „Wir begaben uns," sagte er, „in daö Spital Nccker « zu Dr. Foliin, der uns mit verschiedenen anderen Personell ^ zu Zeugen des Phänomens der künstlichen Starrsucht machen i wollte. lind Folgendes geschah unter unseren Augen. ^z Ein Frauenzimmer, das dieser Operation unterzogen,Z wurde, versank, nachdem man ihm zwei Minuten lang eine z glänzende Messerklinge einige Ccntimeters weit von der Nase z vorgehalten, in den Nervenschlaf. Das Athemholen beschien- Z nigte sich, die Muskeln erstarrten sichtlich und die oberen l und untereu Glieder, die man außerhalb der Bettdecke auf- i gerichtet hatte, blieben durch mehrere Minuten in derselben ^ starren Haltung. Die Empfindung schien die Oberfläche des ^ Körpers verlassen zu haben, denn selbst Nadelstiche brachte» ^ keinen Eindruck hervor. ' ! Da ein derartiges Erperimentiren mit einem Andränge z Neugieriger um das Lager eines Kranken sich schlecht vcr- k tragt, wollte Herr Follin gerne diese Probe nach Entfcr- ^ nu»g der Zöglinge au derselben Frau wiederholen. ^ Nachdem sich die Kranke angekleidet und erhoben hatte, >! ließ man sie auf einen Stuhl sich seyeil und sie unterzog sich -- zum zweiten Mal demselben Versuch. Die blitzende Messer- < klinge vor die Nasenwurzel derart hingehalten, daß die Per- ^ fon, um sie zu sehen, schielen mußte, bewirkte dießmal nach j ! Verlauf von nur einer Minute den kataleptischrn Zustand, ^ ! welcher bei fünf Minuten anhielt. Die beiden Arme, wag» a ! recht ausgestreckt, blieben in dieser Haltung. Man hob, ^ ^ während die Kranke auf dem Stuhle saß, ihre Füße so auf, ' ! daß sie mehrere Zoll über dem Boden schwebten, und diese i ermüdende Haltung veränderte sich uicht während der gan« ! zcn Dauer dieses seltsamen Schlafes. Die Einpfindungs- ^ fähigkeit war offenbar der Peripherie des Körpers entzogen. Wir haben in die Paliuen der. Hände imd in den Vorderarm Nadeln gesteckt, die darin blieben, ohne die geringste Empfindung hervorzubringen. Das Kitzeln der Nasenlöcher nnd das Vorhalten eines offenen Fläschchens init Animoiliak ivirk^ ten ebensowenig. Während dieses künstlich erzeugten Schlafes war die, Respiration der Kraulen eine beschleunigte; das obere 'Augenlid, aufgeschlagen, ließ den Augapfel verdreht sehen i der Hüls ging gedrückt, schwach. Nach fünf Minu-ten hörte dieser befremdende Zustand von selbst auf, nnd die Kranke, befragt, ob sie Schiner; gefühlt, verneinte dieß ganz einfach. Doch bcficl üe einige Minuten später erneuerte Schläfrigkeit nnd man sah sie einige Zeit schlummernd am Bette sitzen. — An diesen Bericht schließt Herr Figuier nachstehende Erörterungen: „Man sieht." sagt er, „die auffallende Achn-lickkeit, man könnte sagen die Identität des nervösen Schlafes mit dem Zustande des künstlichen Somnambulismus, welchen die Magnctiseure bei verschiedenen Individuen hcrvorznrusen verstehen. Man hält unwillkürlich diese Erscheinungen mit einer Menge ähnlicher Zustände zusammen und man glaubt, durch diese neue phistologische Kundgebung eine Masse unbegreiflicher Begebnisse erklären zu könncil, welche uns die allgemeine oder besondere Geschichte der in den Annalen der ^ geheimen Wissenschaften gesammelten Wunder überliefert hat. Es scheint leicht, bei den verschiedenen Völkern mehrere Zaubcrmittel und Blendwerke wiederzufinden, die derselben Ait find, wie das von Dr. Braid entdeckte. Und somit wären die Thaten eines Meömcr, eines Cagliostro, gleichwie alle der berühmten Zauberhelden und Wundcrmänner des Nimbus der Uebernatürlichkeit entkleidet. Der Zustand der Erläse, in welchen eine Menge Individuen lind bisweilen sogar ganze Völkerschaften, wie zum Beispiel bei den Indianern, versetzt worden — eine Erscheinung, welche die wissenschaftliche Kritik in so schwere Verlegenheit gebracht — scheint nun für diese kein Gchcinmiß mehr zu sein -, das an-scheinend Wunderbare verschwindet von diesem dunklen Terrain , auf dem die Wissenschaft Fuß gefußt. Hüthcn wir uns jedoch vor jeder Ucbereilung — ermähnt schließlich der gewiegte Forscher; — bevor wir bestimmte Schlüsse daraus ziehen, warte» wir, bis dieses mit Sicherheit geschehen kann. Ehe man ctw^s 'durch Autorität feilstellt, hat man die Wirklichkeit, die positive Thatsächlichkeit der Erscheinungen in's Auge zu fassen. Es ist kaum zwanzig Tage her, daß diese unerwartete Entdeckung zur Kenntniß der Akademie gelangte; zu dieser Stunde sind aber schon tauscüd Operateure daran, dieselbe gewissenhaft zu prüfen, um ihre Grenzen, ihre Tragweite zu bestimmen. Wir werden mit aller Aufmerksamkeit dem Verlause und der Verzweigung dieser Erperimentalstudicn folgen und unsere Leser in steter Kenntniß über den Fortschritt dieser, Angelegenheit halten, welche nicht bloß, wie so Manche glauben dürften, ein einfacher Gegenstand der Chirurgie, das heißt nicht nur eine nene Methode, Fübllosigkelt bei zu operire!,den Kranken hervorzubringen, sondern eine der größten Fragen der Philosofie unserer Zeit, ja aller Zeiten ist. (I. H. u. F.) Gefahren des Genusses von rohem S'chweineüeisch. Vereiis früher wurde durch Naturforscher dargelhan, ! daß der Bandwurm im Menschen eine Folge des Genusses von rohem odcr geräuchertem — nicht gekochtem oder ge- bratenem — Schweinefleische ist, da die Eier dieser Thier« spezies ans den Gedärmen in das Muskelfleisch der Schweine übergehen, stch aber erst dann in jenen thierischen Organismen zn Bandwürmern entwickeln, welche derartig mit halb« entwickelten Bandwurmeicrn dlirchwachsenes — finüigcs — Schweinefleisch roh odcr auch geräuchert genießen. In neue« ster Zcit>hat, wie die „Medizinische Wochenschrift" meldet, die Forschung ein ncnes, noch gefährlicheres Eingewcidethier entdeckt, das durch den Genuß rohen Fleisches in den K'ör-^ per des Menschen gelangt. Es sind das kleine mikroskopische Thiere, „Trichinen" genannt, welche nicht nur in den Eingeweiden, sondern auch in dein Musfelfteisch damit behafteter Kranker gefunden wurden und typhöse Erscheinungen, und in eine»!, vom Professor Zenker in Dresden konstatirten Falle den Tod des Individuums herbeiführte». In genanntem Falle wurde auch unwiderleglich die Thatsache dargethan, daß die genannten Eingeweidewürmer durch den Genuß des Fleisches vojl, mit der Trichinenkrankhcit behafteten Schweinen in den Körper des Menschen kamen, da die Eier dieser Thiere sowohl im Schinken, als in den aus dem Fleische gefertigten Würsten nachgewiesen wurden. Da es >chwer sein dürfte, die Trichinenkraükheit bei den Schweinen gelegent« lich der Beschau zn konstatiren, so ist es sehr fraglich, ob man nicht überhaupt den Genuß ungekocbten und ungebratc-nen Schweinefleisches (wie etwa rohen Schinken, Näuchcr-fleisch, Salamis (Zervelatwurst, Speck) meiden sollte. Durch das Kochen odcr Braten des Fleisches werden die Eier aller Eingeweidewürmer getödtet. Literatur. Neueste Gedichte von Herr mann Sallmayer. Dritte Auflage. Wien bei A. Pichler's Witwe nnd Sohn. 1860. Wenn eine Gedichtsammlung die dritte Auflage erlebt, so spricht das dafür, daß das Publikum Gefallen daran sin» dct und sie kaust. Diese Art Kritik, welche das Publikum nämlich übt, ist Verfassern lind Verlegern die liebste; die unsrige wird weniger beachtet, auch wenn sie sich anerkennend äußert. Indeß, da nach des Verfassers Ausspruch Nur der Tichtcr kann den Dichter Ebenbürtig wieder richten, Tie Gelahrthcit ist kein Richter — und wir so bescheiden sind, auf Letztere wenigstens keine Ansprüche zn erheben, so wollen wir doch sagen, was wir von dem vorliegenden Büchlein halten. Es sind feine Tirta'us» lieder darin; dafür finden wir viel Empfundenes und Durch« dachtcs in ansprechender Form, das nujerc gute Meinung von dem Dichter, dessen Streben auf einem andern Gebiete der Kunst wir recht wohl zu schätzen wissen, bekräftigt. Wenn hie und da etwas Triviales und Gemachtes mit unterläuft, so wollen wir darüber nicht rechten. Auch gestehen wir offen, daß das Sonnett nicht gerade die Form ist, die Sallmayer am leichtesten und korrektesten handhabt, dafür gewinnt er uns desto mehr mit seinen einfachen Liedern und Weisen, in denen er den Stimmungen seiner Seele Ausdruck gibt. Wir bringen eines dieser einfachen schönen Gedichte an der Spitze, unseres heutigen Blattes. Auch die Geißel der Salyre weisi er zn schwingen, wie die beiden Gedickte „Die Volksbühnen unserer Zeit" imd,„Die.Wiener Volködichler" darlhun; sie bezeugen überdies;,, wie ernst es Eallmayer auch mit der dramatischen Kunst, deren Priester er ist, meint. Druck u»d Verlag von Ig». U. Klcilllnayr H5 F. Vttmdcrss i'i Laibach. — Vcrcu'.tN'ortlichn' Nldacttiir F. Bamberg.