mm. Narodna in univerzitetna knjižnica v Ljubljani 10271 kxV- ~%rL* rt g-g-i a3 o oh ■ g • •S Cula tu +-■ C C S o rt C 0> 3 C I .3! :3 rt , c/2 co -<—■ -—- ; 3 3 rt rt 3 :_Ei=! 53 S c — o rt o C/2 CO y O 3 u> E = c rt ■—i to ca ^ —- rt y O S i§ •ffj rt oj • ca • V ■ o rt C/2 »- oO a, j- jo O 3 UH ca g P 3 rr ;nJ= -C o o. o- rt >■> 55 e U3q3i[qj3A U3qjo^S30 }J3IJ3JSin2.!X qi3q3Sun }43SS3q30 H!»iP0 u9iuiuou3Sjnv ca cu rt o 3 3 3’ rt -E O <1/ X) CJ o O co 3 O n> 3 3 3 r ■ E S = o > <. ~ o a 3 3 3 3 42 E -3 3 3 rt ^ CU O O UcoOUU g S tu g rt o °- ' T CO O £ a. o , c. : o - - — -pr rt O 3 g E o au 3 rt 3 .> ‘g t5 ' O C 3 5 o .2 3 3 O 3 o ---30 3 co 2^§S hJHOO = S- 3 ^ .3-, N 3 J* •- o U c rt ^ -3 TO 3 3 o — 3 n H3 rt > 3 ^ t3.E •P>3 3 ’ § to O Pu 3 CJ E S? rt -3 > *— O 3 3 'E ' 3 o ‘c o rt U rt E o 3 rO -- >iC3 ‘ >Oc.aut3 o g ti 5 u v 3 3 ^ u ,3'nE g 3 P c •3-' o a au c : cj — O . TO •—1 (J ■ rt 3 .! 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S CL ■ _rt " rt P $r*’2 ‘5 5 v- i -e bij-* E o -c £ Jr, £ rt p ^ ,-C*^ rt n - 05 .2 oe — C 05 b/3 v ,-ts O ec rt c r rt o3 P co ^ o CL CL ^ o er m O r^ -P t— O/) c/> rt 05 tu 02 ca _I < en O. <0>o.SxZ und nachdem deriibrige Zu- stand des Auges tadellos war, so musste man fiir diese Verminderung der Sehscharfe eine zarte Triibung des Glaskorpers verantwortlich machen. 5 Mo¬ nate nach der Starausziehung kam der Mann abermals ins Spital und gab an, dass das bis dahin ganz reizlose rechte Auge vor kurzem angefangen habe, ihn 39 mit heftigen Sclimerzen zu qualen und dass er gleichzeitig' am linken Auge bedeutend schiechter sehe. Die Untersucliung ergab diistere Ciliar- injection und Schmerzhaftigkeit am erblindeten rechten Auge, heftige Lichtscheu, griine Verfarbung der Regenbogenhaut und Trubung des Olaskorpers des linken Auges. Zahlte Finger auf 5 m. 1 ch machte nun die Ausschalung des rechten Augapfels, die schlechten Korperkrafte des Kranken verboten die Vornahme einer Schmiercur, vveshalb man sich auf Anwendung von feuchter Warme, Eintraufelung von Atropin, Schwitzen und Aufenthalt im Dunkeln beschranken musste. Der Ausgang war in kurzer Zeit iiberraschend giinstig, denn es wurde ein Sehvermogen von +11 D S 6 / 60 gevvonnen. Die Ervvahnung der Vorkommnisse der sympathischen Affec- tion muss ich mit einer vvahren Leidensgeschichte beschlieBen, welche zeigt, wie trotz aller scheinbar von Erfolg gekronten Vor- nahmen das Ende eines sympathisch erkrankten Auges unerbittlich besiegelt ist. Ein 32 Jalne alter Agent erleidet durch von verbrecherischer Hand geschleuderten Stein eine Berstung der Lederhaut, eigentlich Zerquetschung des rechten Auges. Der Kranke will von einer Herausnahine desselben nichts vvissen und verlasst bereits am 11. Tage das Spital. Am 42. Tage nach der Verletzung kommt er abermals mit heftiger Lichtscheu, Schmerz, Ciliarinjection, griiner Verfarbung der Regenbogenhaut und zarter Verschleierung des Hinter- grundes des linken Auges. Die Ausschalung des rechten Stumpfes und auch eine Schmiercur konnten die Erkrankung nicht mehr aufhalten, jedoch konnte der Kranke nach 4 Wochen entlassen werden, ohne Zeichen von Ausschvvitzung in irgend einem Theile des Auges. S 9 /,„. 3 1 / a Monate nach der Verletzung kam der Ungliickliche mit der Klage abermaliger Verschlechterung des Seh- vermogens. Ich fand S 6 /s6> kaum merkliche Ciliarinjection, auf der Hinter- wand der Hornhaut zarte Beschlage, Regenbogenhaut griin, Pupille rund, gut bevveglich, gleichmafiige Trubung des Olaskorpers. Der Kranke vvollte von einer vveiteren Behandlung nichts vvissen, kam aber 5 Monate spater, also 10 Monate nach der Verletzung, mit Pupillenverschluss und Abschluss, sovvie buckelformiger Vortreibung der Iris, von seiner Fran gefiihrt, denn er sah nicht mehr geniigend zur Selbstfiihrung. Ich machte nun einen breiten Ausschnitt der Regenbogenhaut nach oben, vvelcher tadellos gelang, so dass 48 Tage spater der Kranke mit S 6 / S0 das Spital allein verlassen konnte. Dieser gute Zustand vvahrte leider nur 7 Wochen; denn nach dieser Frist kam der Kranke gefiihrt ins Spital, das Auge lieftig gereizt, auf der Hinterflache der Hornhaut massen- liafte Beschlage, Glaskorper so dicht getriibt, dass der Augenhintergrund nicht mehr sichtbar ist. Ich habe eine Eroffnung der Vorderkammer mit der Lanze vorgenommen, und unter entsprechenden Vorsichtsmafiregeln das die Beschlage mitreifiende K a m m e r w a s s e r aufgefangen. Die Untersucliung ergab das m a s s e n h a f t e V o r h a n d e n s e i n von K o k k e n, w e 1 c h e ich be¬ reits friiher in dem Gevvebe der ausgeschnittenen Regen¬ bogenhaut, sovvie in dem Glaskorper, besonders aber s c h 6 n in dem Zvvischenscheidenrautn des Sehnerven des ausge- schalten rechten Augapfels gefunden hatte. 40 Den gleichen Befund im Sehnerven des die sympathische Erkrankung veranlassenden ausgeschalten Auges sah ich noch in zwei anderen Fallen, so dass man aucli dann, wenn man der Verschiedenartigkeit der Erscheinung wegen die mykotische Theorie der Affectio sympathica mit gewiss nicht unberechtigtem Zweifel betrachtet hat, sich wenigstens in solchen Fallen nicht ver- schlieBen kann mit zu behaupten, dass die Erkrankung auf dem Wege der Sehnervenscheiden von einem Auge zum anderen durch kleinste Lebewesen vermittelt wird. Bemerkensvvert scheint mir noch der Fali einer 53jahrigen Frau zu sein, welcher der rechte Augapfel wegen Schmerz- haftigkeit herausgenommen werden musste (Narbe der Lederhaut nach Stichverletzung). Zwei Wochen nach der Operation klagte die Kranke iiber schlechteres Sehen. Ich fand S und Neuro- retinitis diffusa. Nach einer Dunkelcur von 14 Tagen war S ^- g . Ich sah die Frau einige Monate spater mit demselben Sehver- mogen, der Sehnervenkopf war weiB geworden. Unter dem Sammelnamen Glaukom sind in dem groBen Zahlenausweise auch manche jener Falle eingezahlt, bei denen die Drucksteigerung nicht eigentliche Erkrankung, sondern nur Erscheinung in dem Krankheitsbilde war, wohl aus dem Grunde, weil die operative Bekampfung des Leidens die wichtigste Auf- gabe war. Es wurde in diesen Bericht nicht hineinpassen, die zvveifellos berechtigte Frage uber die Zulassigkeit der gleichen Be- zeichnung »Glaukom« fur gewiss ganz verschiedene Erkrankungen des Auges zu erortern. Ich mochte hier nur anfiihren, dass meine Erfahrungen mich lehren, nicht mehr so unbedingt an die un- fehlbare Wirkung der Iridektomie zu glauben. Die Iridektomie wirkt fiir Arzt und Kranken erfreulich nur in acuten und sub- acuten Fallen, also solchen, wo insbesondere die starke Triibung des Glaskorpers auffallt. Dann sieht der Kranke nach der Iridek¬ tomie immer besser als vorher, mit Ausnahme jener verderblichen Falle, wo Blutungen im Innern des Auges vvahrend oder nach der Operation den Erfolg zu nichte machen. Man muss gevviss aber auch in Rechnung ziehen, dass diese schvverste aller Augen- operationen gerade in acuten Fallen noch groBere Schwierigkeiten in sich birgt. Bei chronischer Drucksteigerung ist nur der Arzt mit dem Erfolge der Iridektomie zufrieden, in dem Bewusstsein, einem tiickischen Feinde gegeniiber das moglichste geleistet zu haben; der Kranke ist immer unzufrieden, weil er nach der 41 Operation weniger sieht als vor derselben, und leider wird haufig auch die Freude des Arztes getriibt durch die stetige Abnahme des Sehvermogens. Vollkommen nutzlos ist es, eine Iridektomie auszufiihren, wenn ohne Drucksleigerung der Sehnerv wie bei Glaukom ausgehohlt ist. Ich babe mehrere Falle zu verzeichnen, in denen wegen Weigerung der Kranken oder begleitender Um- stande wegen die Ausfiihrung einer Iridektomie unmoglich war, es mir abergelang, durch systematische Anwendung eines Mioticum, unterstiitzt durch warme Umschlage, Fernhaltung auBerer Schad- lichkeiten, Beforderung der Flarnabsonderung und Verhiitung von Stauung im Bereiche der oberen Flohlvene (lockerer Hemdkragen u. dgl.) das Auge annahernd vvieder auf den frtiheren Zustand zu bringen, auch was das Sehvermogen betrifft. Freiiich bin ich trotz langer Beobachtungsdauer leider nicht sicher, sagen zu konnen, dass diese giinstige Losung bleibend ist. Ein Grund, nicht zu iridektomieren, war in einem Falle der Umstand, dass das rechte Auge trotz der anderwarts tadellos ausgefiihrten Iri¬ dektomie unmittelbar nach derselben vollkommen erblindete, gewiss keine Aufmunterung das an chronischem Glaukom leidende linke Auge zu operieren, umsomehr als die Regenbogen- haut desselben infolge Schwund des Farbstoffes helle Flecken bekam und die oben angegebene Behandlung das Sehvermogen unverandert erhalt. Von den die Pupillen verengenden Mitteln habe ich bis nun dem Pilocarpin den Vorzug gegeben. Ich habe aber ebenso wie andere Fachgenossen gerade in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass es nicht nur die Pupille erweitert, sondern auch geradezu wirkungslos ist, vveshalb ich nun Eserin oder Arecolin anvvende. Das Glaukom, als eigentliche Erkrankung, ist in Krain selten, was bis zu einem gewissen Grade vvohl damit zusammenhangt, dass wir hierzulande so viel wie keine Juden haben. Von den 3 Fallen voh Buphthalmus will ich den einen ervvahnen, welcher nur das rechte Auge eines sonst ganz gesunden 28jahrigen Mannes betraf und bereits seit der Kindheit bestand. Trotz der geringen Anzahl der von mir operativ behandelten Falle von Myopie will ich docli anfuhren, dass ich bei zwei (M 12 D) vortreffliche Ergebnisse hatte, bei einem Auge aber (M 20 D) einen Misserfolg hatte durch dichte Trubung des Glaskorpers, der eine theilvveise Abhebung der Netzhaut folgte. 42 Phlegmone et Gangraena palpebrae. Von diesen so seltenen Erkrankungen hatte ich Gelegenheit eine ganze Reilie zu sehen. Obgleich ich dieselben schon in der Wiener med. Wochenschrift 1898 ausfuhrlich veroffentlicht babe, so kan n ich es mir nicht versagen, hier noch darauf einzugehen, vor ailem, weil spater erschienene Aufsatze anderer Fachgenossen, vvelche sich mit demselben Gegenstand befassten, nicht immer klar genug die verschiedenen Arten auseinanderhielten. Die von mir ver- offentlichten Abbildungen sind die ersten guten, welche diesen Gegenstand betreffen. An der Spitze meiner Auseinandersetzungen muss ich ganz kurz die betreffenden Krankengeschichten anfiihren und ich mochte hier abennals betonen, was fur die Krankheitsbeschreibungen dieses Berichtes uberhaupt gilt, dass ich alie diese Veranderungen als solche gewisserma6en fertig hinstellte, ohne sie zuerst so genau zu beschreiben, dass der Leser sich davon auch in den Einzelheiten ein klares Bild machen kann, wie es eigentlich die gerechte Anforderung an eine klinische Krankengeschichte ist, worauf ich aber hier verzichten muss, weil sonst alles zu lang- athmig wiirde. Symmetrische Gangran der Lider beider Augen. Das 3 Wochen alte Kind vveiblichen Geschlechtes war gesund und kraftig zur Welt gekommen, magerte dann bei schlechten Stuhlentleerungen rasch ab, seit 2 Wochen starke Schwellung der Augenlider tind reichliche Eiterabsonderung aus den Augen. An allen vier sonst gesunden Lidern symnietrische, mit Krusten bedeckte Hautverluste, und zvvardem Bereiche des Lidknorpels und der Gegend zvvischen Lid und Nase entsprechend, so dass der langliche Streifen im Gebiete des Lides nasenvvarts in ein kleines Grubchen iibergeht. Die nur wenig gerothete und geschwollene Bindehaut sondert reichlich Eiter ab, enthalt viele Strepto- coccen, aber keine Gonococcen. Dieses Biid blieb ortlich ganz unverandert, es kam zu keiner Bitdung von Wundwarzchen. 2 Woehen nach der Auf- nahme starb das Kind unter plotziichem Verfall der Krafte. Von dem Ergebnis der Leichenschau will ich nur die Hauptsachen anfiihren: Fettschichte der Haut auffallend dtinn, Nabel normal, Gehirn gesund, Thymusdriise fehlt, Herzfleisch blass, leicht zerreiBlich, Lymphdriisen im Mediastinum schwach entwickelt, im Brustfell zahlreiche punktformige Blu- tungen, die Bestandtheile des Bauchraumes zeigen nichts Krankhaftes. Nase gesund. Die mikroskopische Untersuchung der in Weingeist geharteten Augen¬ lider ergab die Zeichen kleinzelliger Infiltration in allen Scliicliten und Be- standtheilen, die GefafSe befinden sich theils im Zustand von I^eriarteriitis und Periphlebitis mit mantelartiger Umhiillung durch junges Bindegevvebe, 43 tlieils ist es durch endotheliale Wucherung zu Verengerung, ja sogar zn voll- standigem Verschlusse einzelner GefaBoffnungen gekommen. Keine Spaltpilze nachvveisbar. Symmetrische Gangran der Lider beider Augen. Diese Erkrankung eines 20 Monate alten Madchens war bis in alle Einzelheiten dem obigen Falle gleich, nur war dieses durch langdauernde Diarrhoe bereits so erschopft, dass es klaglich wimnierte, und die gesunden Augapfel tief in die Augenhohlen eingesunken waren. Das Kind starb am zweiten Tage nach der Aufnahme. Von der Leichenschau will ich nur die Hauptsache anfiihren, u. zw.: Punktformige Blutungen in der Oehirnrinde, chronischer Katarrh des Diitin- und Dickdarmes mit geringer Schwellung der Lymphdriisen, Milz nicht vergroBert, punktformige Blutungen in der Rindensubstanz beider Nieren. Die mikroskopische Untersuchung der Lider ergab dasselbe wie im ersten Falle, keine Spaltpilze nachvveisbar, vveder in den Lidern, noch im Gehirn, noch in den Nieren. Phlegmone der Lider beider Augen mit darauf- folgendersymmetrischerGangran,schwersteAllgemein- S ep s is, Heilung. Ein 25jahriger kraftiger Mann, vvelcher die Wartung gesunder Pferde iiber hatte, erlitt gelegentlich einer Rauferei eine unbedeutende Verletzung der Flaut am rechten Scheitelbein. 20 Tage spater kam er mit einer schvveren Phlegmone der Augenlider ins Spital und betrachtlicher Storung des Allgemein- befindens, vvelches sich bis zur Besinnungslosigkeit steigerte. Aus der langen Krankengeschichte will ich, nachdeni ich sie in meinem obenervvahnten Aufsatze bereits veroffentlicht babe, nur die Hauptsachen an- fiihren. (Fig. 1.) Am 6. Tage der Erkrankung machte sich symrnetrischer, brandiger Zerfall der Haut der Lider bemerkbar, ebenso Phlegmone der rechten Halsseite, Ent- ziindung der rechten Ohrspeicheldriise. Wahrend eine rechtsseitige Lungen- entziindung immer grofiere Fortschritte macht, schwellen alle Speicheldriisen, die Phlegmone geht auf den Brustkorb iiber, dessen Haut sich durch den Blut- austritt bei Thrombose der Venen schmutzig farbt. Die Korpervvarme steigt am 12. Tage bis zu 41°, gleichzeitig erregt die Phlegmone eine unheimliche Ausdehnung, wasserige Durchfalle traten plotzlich ein, der Kranke ist dem Verscheiden nahe. Innerhalb weiterer 3 Stunden aber verandert sich das Bild: die friiher brettharte Haut des Stammes und des Halses wird vveich, groBe Einschnitte entleeren fast 21 diinnen Eiters, die Korpervvarme sinkt unmittelbar auf 39'5° und am 16. Tage ist der Kranke fast fieberfrei, als plotzlich neue Eiterherde unter der Haut des Halses und des Stammes abermaiigen Einschnitt nothvvendig machen, eine rechtsseitige eitrige Mittelohrentziindung bereitet dem Kranken heftige Schmerzen und die Lage wird durch Unthatigkeit der rechten Lunge abermals bedenklich. In der Nacht vom 18. auf den 19. Krank- heitstag ervveist sich das Lungeniibel als ein abgegrenzter Eiterherd, dessen Inhalt der Kranke unter Ersticktingsnoth aushustet. Abgesehen von neben- siichlichen Eiterungen unter der Haut in der Nahe der urspriinglichen groBen Eiterungen geht nun die Genesung ohne Unterbrechung vorvvarts, nur voli- 44 kommene Kahlkopfigkeit und die Narben an verschiedenen Stellen der Haut erinnern den Mann an die durchgemachte Sepsis schwerster Art. (Fig. 2.) Die Eingangspforte war zweifellos die Wunde am Hinterhaupt, deren friiher reizlose Narbe znr Zeit des hochsten Fiebers durch Schwelinng der Haut infolge neuer Eiteransammlung sich bemerkbar maclite. In dieser konnte man ebenso wie in den Wundflachen der Lider Streptococeen nachweisen, Fig. L Phlegmone der Lider beider Augen mit darauffolgender symmetrischer Gangran. deren Zuchtung aber nieht gelang. Die grobe Phlegmone des Halses, des Brustkorbes, der Eiter in der Lunge und im Mittelohr sind auf die Rechnung einer secundaren Infection mit Staphylococcus pyogenes aureus zu setzen, den man hier nicht nur mikroskopisch nachweisen, sondern auch ziichten konnte. Der Staphylococcus gelangte aus der Lunge ius Blut und erzeugte so immer Nachschiibe. Die Mittelohrentziindung hangt mit den bei so schvverer Infection immer. stattfindenden Veranderungen im Rachen und der Nase zu- sammen. Der Kranke hatte auch immer eitrigen Ausfluss aus der Nase. 45 Von der Allgemeinbehandlung will ich nur anfiihren, dass sie vor allem auf die Hebung der Korperkrafte bedacht war. In den Stunden schwersten Darniederliegens wurden deni Kranken grobe Gaben von Chinin, schvvarzer Kaffee, Cognac mit Eidotter verabreicht und Einspritznngen mit Aetlier sulfuricus gemacht. In augenarztlicher Beziehung ist einiges noch besonders zn betonen: Die Infection zeigte sicii zuerst an den Augenlidern, deren lockeres Bindegevvebe der Eiterung zum Opfer fiel, so dass schlieBlich der knocherne Angenhohlenrand und der Muskel mit seinem zierlichen Balken- und Netzwerl< wie ein anatomisches Praparat da lag. zugrunde gegangen und zwar in eigenthiimlicliersymmetrischerForm, an den oberen Lidern war der Ge- vvebsverlust spitz eiformig wagrecht, an den Unterlidern in der nasen- seitigen Halfte bohnengrofi mit einem spitzigen Auslaufer in der Gegend des Lidknorpels. Trotz des deutlichen Gefiihles, wie bei Eiter miter der Haiit, war ein Einschnitt in diese erfolglos. Um mit dem Ge- webe moglichst zu sparen, wurde das bereits Brandige nicht mit der Schere abgetragen, sondern ich wartete, bis die einzelnen Stiicke sich unter Salbenverband von selbst abstieBen. Um eine narbige Schrum- pfung der Oberlider zu verhiiten, machte ich eine theilvveiseVernalnmg der Lidspalte, welche ich solange belieB, als der Vernarbungsprocess nicht abgeschlossen schien. Der Er- Die zarte Haut der Lider war audi Fig. 2. folg vvartadellos, denn nur die Haut , Heilung von Fig. 1. und mr lockeres Bindegevvebe waren zugrunde gegangen, das straffe Gevvebe des Lidknorpels und der Fascien aber stehen geblieben. Nach Durchtrennung der kiinstlich geschaffenen narbigen Ver- wachsungen hatten alle Augenlider ihre regelrechte Stellung, was sich bis heute, das ist 7 Jahre nach der Operation, nicht geandert hat.*) Die Vernahung der-Lidspalte ist unter solchen Um- standen unerlasslich und unersetzlich. Man muss aber bei ihrer Ausfiihrung immer daran denken, dass man damit nur einen vor- iibergehenden Zustand schaffen will, man muss also mit mog- lichster Schonung der Wimpern und der Ausfiihrungsgange der Meibomschen Drusen arbeiten. Diese Schvvierigkeit macht sich *) Ausfiihrlicher besprochen in der Wiener medicin. Wochenschrift 1898 und hier der Vollstandigkeit lialber mit den beiden Abbildungen wiedergegeben. 46 besonders dann geltend, wenn man bei kleinen Kindern operiert, wo dann bei der aufierst geringen Breite des intermarginalen Saumes die genannte Schonung kaum durchfiihrbar ist. Einen, dem obigen ganz gleichen Fali von Gangran der linken Augenlider, zwar ohne so schvvere Allgeniein- erscheinungen, aber doch mit schlieBlicher Kahlkopfigkeit, sah icii bei einem 15jahrigen Gerbergehilfen (Fig. 3). Ich machte audi Fig. 3. Gangran der Augenlider.*) hier|diefzeitweilige Vernahung der Fidspalte, und der Erfolg war so gut, dass keine Plastik nothwendig war. Die im Obigen geschilderten Falle von Gangran der Augenlider konnen entweder durch das Eindringen von Spalt- pilzen an Ort und Stelle entstehen, wobei die Phlegmone die Mittelstufe der Erkrankung darstellt, die Erkrankung des Birrde- gewebes, welche mit eitriger Schmelzung oder mit Tod des Ge- webes endigt. Ebenso kann aber brandiger Zerfall der Lider ent- *) Wiener niedicinische Wochenschrift 1898. 47 stehen, indem der Kreislauf Keime im ganzen Korper verschleppt, vvelche nun in den Augenlidem, beziehungsweise deren GefaBen stecken bleiben. Es handelt sich also hier um Thrombosen oder embolische Thrombosen mit darauffolgendem Gewebszerfall im Bereiche der betroffenen GefaBbezirke, ebenso auch um Ent- zrindung um die GefaBe und Zellwucherung in ihren Rohren, wie die mikroskopischen Befunde in den beiden ersten, mit Tod abgegangenen Fallen zeigen. Der innige Zusammenhang der Erkrankung mit den GefaBen ist die Ursache der eigen- thtimlichen Form des Gewebsverlustes, die Verschleppung der Krankheitserreger durch den Kreislauf erklart die symmetrische Gangran in den drei ersten Fallen. AuBer dieser Alt des brandigen Zerfalles der Lider, dem also nur das Bindegewebe und die Oberhaut zum Opfer fallen, babe ich noch einige Falle von Gangran nacli Einwirkung stumpfer Gevvalt gesehen. Ein 19jahriger Bauernbursche erhielt einen Schlag auf das linke Ange mit einem Holzpriigel, was eine Rissquetschwunde des Oberlides und eine heftige Eutziindung im Unterlide mit sich brachte. Weiters wmde das redite Auge eines 44jahrigen Taglohners von einem Steinvvurf getroffen. Das linke Unterlid eines 48 Jahre alten Gmndbesitzers hatte der Huf eines Pferdes von seiner nasenseitigen Anheftung losgerissen. Ein 76 Jalire alter Mann wurde mit geschwollenen, in Geschvviirsflachen verwandelten Augenlidem im bewusstlosen Zustande auf die Abtheilung gebracbt, oline dass es gelungen ware, die Ursache der Erkrankung zu erfahren. In allen diesen Fallen war auBer der FosreiBung der Augen- lider in groBerem oder geringerem Umfange das Gewebe durch die heftige Gevvalt so sehr beleidigt vvorden, dass ein Theil des- selben zugrunde gieng, wir es also hier mit einem brandigen Zerfalle der Augenlider zu thun hatten, der sich aber im Gegen- satze zu den oben beschriebenen Fallen, vvelche mit Spaltpilzen im Zusammenhange stehen, nicht nur auf das Bindegevvebe beschrankte, sondern eben, alle Gevvebe betraf, vvelche die stumpfe Gevvalt vernichtete. Wenn daher in den mykotischen Formen der Gangran die groBere Bedeutung in dem Allgemein- befinden des Kranken zu suchen ist, so ist der Brand der Augen¬ lider nach Verletzung nicht nur ftir die Form und Stellung der Augenlider, sondern auch ftir den Augapfel von groBter Wichtigkeit, und es gilt daher beztiglich der Behandlung bei diesen vielleicht noch in vermehrtem Grade die Nothvvendig- keit, einen operativen Eingriff immer nur auf das nothvven- 48 digste zu beschranken und endgiltige MaBnahmen auf jenen Zeitpunkt zu verschieben, wenn die AbstoBung des Gewebes vollendet und die Entziindung geschwunden ist; denn es ist oft ganz unberechenbar, inwieweit sich Gewebe, welche bereits abgestorben zu sein schienen, wieder zum Leben erholen. Man muss sich daher im Anfange nur auf die Anvvendung ent- zundungswidriger Mittel (Umschlage mit Bleiwasser oder essig- sauerer Thonerde), sowie Entleerung angesammelten Eiters und Reinhalten der Gewebe beschranken. Dagegen darf man es nie unterlassen, wenigstens den Versuch zu machen, durch Nahte auch in entzundetem Gewebe das losgerissene Lid in seine regelrechte Stellung zu bringen. Dies gilt besonders dann, wenn das Unterlid von seiner uasenseitigen Anheftung losgerissen ist und dann durch den seiner nasenseitigen Befestigung beraubten SchlieBmuskel schlafenvvarts gezogen wird. Es erscheint auf den ersten Blick zwar widersinnig, in solchem Gewebe Nahte an- zulegen, sie sind ja aber bei weitem nicht endgiltig, denn sie schneiden nach 3 4 Tagen das Gewebe durch; diese Zeitspanne ist aber lang genug, um das Lid halbwegs gestreckt zu erhalten, vvahrend es sonst durch den Zug des SchlieBmuskels schlafen¬ vvarts zusammengerollt vviirde, so dass dann spater die Bedin- gungen zu einer Plastik u. dgl. viel ungiinstiger sind. Auch bei solchen Fallen wird sich die friihzeitige Vernahung der Lidspalte als nutzbringend ervveisen. Tuberculosis palpebrae. Von dieser verhaltnismaBig vvenig berucksichtigten Krankheit sah ich 8 Falle. Ich rechne naturlich hieher nur jene Tuberculose, welche in der Haut der Lider ent- standen ist, nicht aber jene, welche tuberculosen KnochenfraB der Augenhohlenrander begleitet. Der Krankheitsherd uberstieg nie die GroBe einer Bohne, befand sich, mit Ausnahme von einem Fali, immer auf der rechten Seite und betraf fiinfmal die Gegend der Lidwangenfalte, dreimal die Gegend des Oberlides. Bisvveilen war die Haut iiber dem schwammigen Tuberkelgewebe vollkommen reizlos, so dass der Gedanke an eine Geschvvulst der Talgdrusen nicht ferne lag. Dem Geschlechte nach waren es 2 Knaben und 6 Madchen im Alter von 3 17 jahren. Die Behandlung bestand je nach der Entwicklungsstufe des Zustandes in Spaltung der gesunden Haut und Ausschalung des kranken Gewebes ein Verfahren, welches in Bezug auf die Narbenbildung jedem anderen vorzuziehen ist oder in Ausloffelung und Verschorfung mit - 49 - dem Gliiheisen mit darauffolgender reichlicher Bestaubung mit Jodoform. Die mikroskopische Untersuchung ergab in dem fleisch- vvarzchenahnlichen, an Riesenzellen reichen Qewebe eine grobe Menge von Tuberkelbacillen. Meiner Erfahrung nach ist die Vorhersage bei derartiger Tuberculose des Lides mit moglichst friiher Operation nicht ungiinstig, denn ich sah diese Erkrankung aucli bei ganz gesunden, wenn auch zarten Kindern, ohne dass in den folgenden Jahren andervveitige Storungen anfgetreten waren. Ohne mich in Einzelheiten der Falle von Ptosis einzu- lassen, will ich nur anfiihren, dass ich 3mal die Operation nach Pan a s mit bestem Erfolge ausgefiihrt habe und dass in den anderen Fallen mir die Behandlung mit dem faradischen Strome sehr gute Dienste geleistet hat. SymbIepharon. Es wurden nur solche Falle aufgenommen, bei denen die nicht alizuweit gediehene Vervvachsung fur einen operativen Eingriff einigermaBen Aussicht gevvahrte. Unter dieser Voraussetzung konnte ich auch sehr gunstige Erfolge verzeichnen, indem ich strangformige Verwachsungen am Augapfel loste und das nun freie Ende in die Gegend der unteren Ubergangsfalte einnahte; oder — bei groBerer Verwachsung durchtrennte ich diese und befestigte, um eine Wiederverwachsung zu verhiiten, ein Stiick Guttaperchapapier oder Kautschukstoff zwischen Aug¬ apfel und Lid. Am besten eignete sich hiezu die Einlage eines Kautschukrohrchens, was aber meist bald vvieder entfernt vverden muss, weil es durch Druck auf den Augapfel unertraglich wird. Bei Dakryocystitis chronica fiihre ich nie mehr Soliden ein, weil diese Art der Behandlung keinen Erfolg hat. Bei geringer Absonderung lasse ich warme Uberschlage machen und staube Jodoform, Xeroform oder Jodol in den inneren Lidwinkel und habe von diesen durch "den Thranenstrom in den Thranen- sack gebrachten Pulvern oft sehr schone Wirkung gesehen. Ist die Absonderung reichlich, dick, dami spritze ich den Thranen- sack mit Protargol aus und bin mit den Erfolgen sehr zufrieden. In allen hartnackigen Fallen aber, besonders wenn ofters schmerz- hafte, entzundliche Anfalle kommen, oder vvenn schon eine Fistel- offnung vorhanden ist, dann kann man nicht dringend genug die operative Entfernung des Thranensackes empfehlen. Bock, Das erste Jahrzehnt der Ahtlieilung fur Augenkranke. 4 50 Tuberculosis sacci lacrimalis. Von dieser iiberaus seltenen Krankheit sah ich einen Fali, der noch deshalb bemerkensvvert ist, dass er im Gegensatz zu deri bis nun beschriebenen Fallen von Tuberculose des Thranensackes, welche sich hauptsachlich in der Schleimhaut desselben abgespieit haben, die Vereinigung einer groBeren Anzabl kleiner Tuberkel zu einer festen Geschvvulst war. ich babe diesen Fali ausfiihrlich veroffentlicht in der Wiener medicinischen Wochenschrift 1891, auf welchen Aufsatz ich mir zu vervveisen erlaube und hier nur in kurzem die Kranken- geschichte anfuhren will. 27 Jahre alte Naherin gibt an, seit 2 Jahren zu krankeln mit gleichzeitiger Anschwellung des rechten Ellbogengelenkes, aus vvelchem sich nach einiger Zeit dicker Eiter entleerte. Seit 2 Monaten leidet die Kranke an Thranen- traufeln, weshalb ihr von einem Arzte mehreremale die Sonde in den Thranen- Nasengang eingefiihrt wurde, was man aber bald aufgab wegen allzuheftiger Schmerzhaftigkeit. Die zart gebaute, mittelgut genahrte Kranke leidet an Tuberculose des rechten Ellbogengelenkes. In der Gegend des rechten Thranensackes sitzt eine haselnussgrofie, von regelrecht aussehender straff gespannter Haut bedeckte Geschwulst, welche unbevveglich ist, sich derbteigig anfiihlt und auf Druck sich nicht verandert. Die eingefiihrte Sonde stoBt am Ende der Thranen- rohrchen auf Widerstand. Nach Einspritzung von Cocain unter die Haut spaltete ich diese im Bereiche der Geschwulst und kam nach schichtenweiser Durchtrennung auf eine rothbraune Geschwulst, welche gegen die Umgebung deutlich abgesetzt, sich ieicht von dieser trennen liell. Zur vollen Sicherheit kratzte ich die Wande der nun entstandenen Hohle mit dem scharfen Loffel aus und vereinigte die Wunde durch 4 Knopfnahte. Die Heilung gieng ganz glatt von statten, am 10. Tage nach der Operation aber brach im unteren Narbenwinkel ein Tropfen Eiter durch. Ein eingefiihrter Jodoformdocht brachte auch dies zur Heilung. Die mikroskopische Untersuchung der annahernd kugeligen 10—11 mm im Durchmesser besitzenden Geschwulst ergab, dass dieselbe aus zahlreichen kleinen Tuberkeln mit allen diesen anhaftenden Eigenthiimiichkeiten bestand. Diese Anhaufungtuberculosen Gewebes warvon jungem Bindegewebe kapselartig umschlossen. Die Entstehung dieser ortlichen Erkrankung des Thranensackes mag in unserem Falle wohl dahin erklart werden, dass die Kranke mit den Fingern der rechten Hand, welche sich bei der Reinigung der Fistelgange des Ellbogen¬ gelenkes beschmutzten, Tuberkelbacillen unmittelbar in das redite Auge ge- bracht hatte, beim Wischen desselben aus irgend einem Gntnde. Diverticulum canaliculi inferioris lacrimalis sinistri. Diese zvveifellos iiberaus seltene Erkrankung der Tliranenvvege sah ich bei einem 20jahrigen Manne. 51 In der Oegend des unteren linken Thranenrohrchens saB eine von ver- diinnter, aber sonst normaler Haut bedeckte, fast erbsengrofie Gescliwulst. Wenn man auf dieselbe driickte, ergoss sicli durch den Thranenpunkt diinn- flussiger Eiter aus dem Thranensacke. Die chronische Entziindung der Schleim- haut des Thranensackes war die einzige krankhafte Veranderung ara Auge. Nach der Spaltung der Geschwulst konnte man mit der eingefuhrten Sonde aus derselben einerseits in den Thranensack, anderseits durch das Thranenrohrchen in den Thranenpunkt komraen, es war also die Geschvvulst nur eine sackformige Erweiterung des Thranenrohrchens bei gleichzeitiger chronischer Entziindung des Thranensackes. Caries orbitae. Diese Erkrankung ist meiner Erfahrung nach mir im kindlichen Alter zu sehen und jederzeit auf tuber- culdse Grundlage zuriickzufuhren, obgleich man nicht immer imstande ist, in dem Knocheneiter Tuberkelbacillen nachzuweisen, und bisvveilen auch andere tuberculose Herderkrankungen fehlen. Findet man KnochenfraB der Augenhohle bei erwachsenen Leuten, so ist es eine nur ununterbrochene Fortsetzung der im Kindesalter entstandenen Krankheit oder neues Aufflackern der alten, scheinbar ausgeheilten Knochenveranderung. Die Lieb- lingsstelle ist der knocherne Rand der Augenhohle; mit Aus- nahme eines einzigen Falles, wo die Caries nasenseitig saB, war sie sonst immer im schlafenseitigen Antheile des unteren Augen- hohlenrandes entstanden. Die Erkrankung gibt fast immer eine ungiinstige Vorhersage, nicht nur wegen des friiher oder spater doch zur Geltung kommenden Aligemeinleidens, sondern auch ortlich vvegen der schlieBlichen Stellungsveranderungen des Lides durch die Vernarbung tuberculoser Fistelgange. Auch moglichst friihzeitige, griindliche Ausraumung des gesunden Gewebes mit sorgfaltiger Nachbehandlung geben keine Gewahr fur endgiltige Heilung, und wenn diese erzielt werden kann, so bedarf es hiezu einer langen Zeit. Erheischt die Stellungsveranderung des Lides eine plastische Operation, so muss mit derselben gewartet werden, bis das Knochenleiden vollstandig verheilt ist. Mittlerweile hat in der Regel auch das Auge schon Schaden gelitten, ein weiterer Grund, den KnochenfraB der Augenhohlenrander ungunstig zu beurtheilen. Einen Fali von Heilung sch werer Sehstorung, bedingt durch Caries orbitae, habe ich in der Wiener med. Wochen- schrift 1898 veroffentlicht und mochte hier denselben als einen hochst bemerkenswerten nur mit wenigen Worten streifen. Ein 8jahriges Madchen sah seit mehreren Wochen vor Spitalseintritt am linken Auge stetig schlechter. Die Untersuchung des schwachlichen 4 * 52 Kindes, dessen Halsdriisen geschvvollen waren, ergab einen 2 D liber den emmetropischen Augenhintergrund ragenden Selitiervenkopf und miihsame Unterscheidung von Licht und Dunkel. Der blasse Augapfel ist vor- getrieben, nach auBen unten abgelenkt, unbeweglich. Ober dem inneren Lid- winkel tastet der Finger im Bereiche des Oberlides Fliissigkeit, auf Einschnitt daselbst entleeren sich zwei Theeloffei Eiters, die Sonde dringt 2 cm weit in die Augenhohle und beriihrt an der nasenseitigen Wand an mehreren Stellen rauhen Knochen. Die Ansanimiung des Eiters wiederholte sich noch einige- niale, das Kind wurde aber am 40. Tage nach der Operation mit normalem Augapfel und normalem Sehvermogen entlassen. Mit Bezug auf die oben gemachte Bemerkung mit Rucksicht auf das Alter der an Caries orbitae Leidenden, sowie die Ursache dieser gestatte ich mir auf einen hochst seltenen Fali von Zer- storung der ganzen rechten Augenhohle dtirch KnochenfraB nacli einer Verletzung hinzuvveisen, welchen ich im Jalire 1890 in der Allgemeinen Wiener med. Zeitung veroffentlicht habe. Erkrankungen der Thranendriise. Wahrend der Be- richtszeit habe ich auf einen verhaltnismaBig kurzen Zeitraum zusammengedrangt eine auffallend groBe Anzahl von verschiedenen Erkrankungen der Thranendriise gesehen, vvelche mich veran- lassten, diesem Ciegenstande recht griindlich und ausfuhrlich nahezutreten. Die Ergebnisse dieser Studien habe ich in einer 1896 in Wien in Buchform erschienenen Schrift niedergelegt: »Zur Kenntnis der gesunden und kranken Thranendriise . Nachdem es die Grenzen eines Berichtes weit iiberschreiten wiirde, alle die Falle und die damit in Verbindung zu bringenden Erorterungen mitzutheilen, so muss ich mich hier darauf be- schranken, alles nur kurz anzufiihren, und vervveise beziiglich der Einzelheiten auf meine oben angefuhrte Arbeit, wobei ich nocli bemerken will, dass ich seither noch manches diesbezugliche gesehen habe, was zur Erganzung und Sicherung meiner bereits veroffentlichten Ansichten beitragt. 1. Chronische Entziindung beider Thranendriisen o h ne beka nn te Ursach e mit Verschlimmerung wahrend derSch wanger- schaft bei einer 36 Jahre alten Fran. Dieser Fali war vor allem wegen der Veranderungen an der schlafenseitigen Halfte der Oberlider, vvelche den bekannten eigenthumlichen Oesichtsausdruck verleiht, bemerkensvvert. Die Krankheit endete mit vollkommener Heilung. 2. Entziindliche Schvvellung beider Thranendriisen mit auf¬ fallend starker Schvvellung sammtlicher Speicheldriisen und chronischer Uveitis utriusque ohne nachweisbare Ursache bei einem korperlich gesunden und kraftigen Orundbesitzer von 36 Jahren. Die Er- krankung machte trotz aller Behandlung in den Augen unaufhaitsani Fort- 53 schritte und etidete mit Occlusio pupillae. Die Schvvellung der Thranen- driise ist lieute, nach liber zweijahriger Dauer, fast nuli, die friiher fast bis zn FaustgroBe angescliwollenen Speisedriisen (parotis et submaxillaris) fiihlen sich wie steinharte, flaclie Gebilde von iiber Mandelgrofie an, nachdem bei stetigem Wachsthum nach iiber ljahrigem Bestande sich eine schleimige Fliissigkeit in den Mund entleert hatte. 3. Entziindliche Schwellung beider Thranendriisen nach einer schweren, ihrer Art nach nicht mehr festzustellenden Allgemein- krankheit bei einem 24jahrigen Kaufmanne, welcher mit Uveitis utriusque und Keratitis parenchymatosa zur Aufnahme kam. Ich habe diesen Fali bis zn weitgehender Besserung beobachtet. 4. Schwellung beider Thranendriisen einer mit Sy p h i 1 i s behaf- teten Taglohnerin. 5. Abscess der rechten Thranendruse eines 38 Jahre alten Schlossers nach stumpfer Gewalteinwirkung. Bei nicht unbedeutender Storung des Allgemeinbefindens konimt es miter der Anvvendung von vvarmen Uber- schlagen zum Durchbruch des Eiters. Heilung. 6. Einen ahnlichen Fali, jedoch mit geringeren Reizerscheinungen, sah ich bei einem 50jahrigen Kaufmanne nach Eindringen von Mortei. 7. Ein 11 Jahre alter Bauernsohn hatte nach Mašeru beide Thranen¬ driisen iiberhaselnussgroB geschvvollen. Heilung. 8. Weiters sah ich Schwellung beider Thranendriisen vvahrend und nach Conjunctivitis scrophulosa bei 7 Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren. 9. Dasselbe bei Trachom, 39 Jahre alter Amtsdiener. 10. Bei Skleritis scrophulosa einer 22 Jahre alten Fabriksarbeiterin. Bei allen diesen letztgenannten Fallen schvvoli die Thranen- driise theils ab, theils wurde die Heilung durch die Ausschneidung eines keilformigen Stiickes begiinstigt Die Schwellung der Thranendruse war aber bleibend: 11. Bei einer 41jahrigen Arbeiterin, welche ein septisches Geschvviir der rechten Hornhaut iiberstanden hatte. 12. Die Panophthalmitis suppurativa war bei einem 7jahrigen Knaben mit entzundlicher Schwellung, bei einem 39jahrigen Bergarbeiter mit Abscess der Thranendruse vergesellschaftet. 13. Ein 7 Jahre alter Knabe erkrankte in unmittelbarem Anschluss an Scharlach an lridochorioiditis plastica, infolge dessen er auf dem rechten Auge erblindete. Auf die Abtheilung gebracht, fand ich gleichzeitig seine Thranendruse mandelgroB geschvvollen. Weiters will ich hier noch anfiihren, dass bei durch Verletzung mit stumpfer Gevvalt entstandenem Brand der Lider die Thranendruse eben- falls brandig ausgestoBen und in einem anderen Falle durch narbige Verziehung der Bindehaut nach Entfernung eines grofien Tuberkels der Lederhaut die Thranendruse verlagert wurde. 54 Durch diese Falle angeregt, habe ich der sonst wenig beachteten Thranendruse mehr Aufmerksamkeit geschenkt und habe, um meine Untersuchungen auf neuen Boden zu stellen, 179 nicht Augenkranke und beilaufig 1000 augenkranke Menschen auf das Verhalten der Thranendruse untersucht, was natiirlich n ur den Lidantheil derselben betreffen konnte, und habe auch a n der Leiche meine Untersuchungen auf den Augenhohlenantheil, also den Haupttheil der Thranendruse, ausgedehnt. Das Ergebnis war an 10 Leichen derart, dass nur bei 4 derselben der Befund mit der gangbaren Lehre stimmte, sonst aber sich weitgehende individuelle Verschiedenheiten nachweisen lieBen. Bei 176 ni elit augenkranke n Menschen war der Lidantheil entweder gar nicht sichtbar oder bis zur GroBe einer Bolme entwickelt. Bei 372 Augenkranken wardieThranendriisenicht selten geschvvollen oder entziindet, der Lidantheil ist immer der vorvviegend erkrankte, es fehlt aber keinesvvegs nicht selten eine Mitbetheiligung des Hauptantheiles. Diese symptomatische Entzundung der Thranendruse verlauft acut oder subacut, geht nur selten in Eiterung iiber und heilt, vvenige Falle ausgenommen, immer. Das Driisengewebe leidet dabei nicht, denn die Erkrankung spielt sich im Bindegevvebe der Driise ab, mit Ausnahme jener Falle mit Vereiterung einzelner Lappchen. Die mikroskopische Untersuchung ausgeschnittener Stucke ergab auBer diesen Veranderungen auch noch die Thatsache, dass auBer Verengerung oder Verschluss der Ausfiihrungsgange durch Schwellung des Gewebes im Bereiche der Obergangsfalte mit Stauung der Ab- sonderung auch die Einwirkung niedriger Lebewesen eine Rolle spielt. Dieselben beeinflussen die Thranendruse unmittelbar aus dem Bindehautsacke oder sie dringen in das dieselbe umgebende Bindegewebe vor und wirken von hier aus durch Entzundung desselben und vveitere Verbreitung in der Driise. Scrophulose und angeborene Lustseuche unterstutzen derartige Erkrankungen der Thranendruse. Die Thranendruse ist in seltenen Fallen aber auch der Sitz einer Entzundung, welche mit keiner Erkrankung des Auges zusammenhangt. Der Haupttheil der Driise ist vor¬ vviegend ergriffen. Die Erkrankung ist einseitig oder beiderseitig, ver¬ lauft acut, subacut oder chronisch. Der Endausgang hangt von der Art und Ursache der Erkrankung ab. Die Erscheinungen der Krankheit sind gut abgegrenzt und geben ein klares Krankheits- 55 bild. Meistens geht das Driisengewebe zugrunde und wird durcli Rundzellen ersetzt. Im Vereine mit der mikroskopischen Untersuchung ist die Diagnose einer selbstandigen Ent- ziindung gegen die einer Neubildung gesichert. Die selbst- standige Entziindung der Tliranendruse, welche nicht selten mit einer gleichartigen der Speicheldriise verlauft, hat ihren Orund in: Verletzung, Erkaltung, acute Infectionskrankheiten, Syphilis, Tuberculose, Feukamie, Mumps und endlich unbekannte Um- stande, bei denen wir aber wegen der Gleichheit der klinischen Erscheinungen und des mikroskopischen Befundes mit Sicherheit sagen konnen, dass auch hier eine Infection, aber uns noch unbekannter A rt, zugrunde liege. Die Infection wird entweder durcli die Blutbahn vermittelt; oder auf dem Wege des Bindehaut- sackes durch die Bindehaut oder die Ausfiihrungsgange der Driise; oder es findet eine Vereinigung dieser Wege in einem und demselben Falle statt. Ich muss noch hier einiger Falle gedenken, in welchen gerade die Tliranendruse den Angriffspunkt zu einer wirksamen Behandlung des iibrigen Augenleidens bot. Es vvaren dies in den Zustand unabsehbarer Dahinschleppung angelangte Falle von immer vviederkehrenden Bindehautentziin- dungen eines Auges bei scrophulosen Madchen mit oberflachlichen gefaBreichen Hornhauttriibungen, welche jeder Behandlungtrotzten; und ein Fali von parenchymatoser Triibung der Hornhaut. Bei allen diesen machte sich eine immer starker werdende Rothung oder Schvvellung des Lidantheiles der Tliranendruse bemerkbar. In dem ersten solchen Falle, vvelchen ich zu beobachten Gelegen- heit hatte, erreichte diese Veranderung einen derartigen Grad, dass schon aus raumlichen Riicksichten eine vvenigstens theilweise Entfernung der Driise geboten war. Der Erfolg war tiberraschend: von dem Tage der Ausschneidung der Thranen- driise angefangen nahm die Reizung zusehends ab, mit dieser Verminderung gieng eine Aufhellung der Hornhauttrubung Hand in Hand, und von kleinen entziindlichen Mahnungen der Binde¬ haut abgesehen, blieb das Madchen fernerhin von der qualenden Wiederkehr ihres Augenleidens befreit. Gestiitzt auf diese Erfahrung, habe ich mehrmals in solchen hartnackigen Fallen, auch wenn der Lidantheil der Thranendriise nicht so stark vergroBert war, denselben entfernt oder vvenigstens einen Keil herausgeschnitten. In keinem dieser Falle ist die erwiinschte Wirkung ausgeblieben. 56 Die Ausschneidung des Lidantheiles der Thranen- drti se lasst sich ganz leicht ausfiihren, indem man bei stark gehobenem oder umgesttilptem Oberlid und beim Blicke des Kranken nach abvvarts die mit der Pincette vorgezogene Thranendriise mit der Schere abschneidet und die nun entstandene Bindehautvvunde mit einigen Knopfnahten vereinigt. Die Heilung ist immer glatt ver- laufen, bisweilen bleibt durch langere Zeit eine Blutunterlaufung des Oberlides zuriick. Syphilis des Auges. AuBer der lridocyklitis, bzgsw. Uveitis und Neuroretinitis, deren ich schon oben Ervvahnung gethan habe, sind die syphilitischen Erkrankungen des Auges groBe Seltenheiten. Ich hatte Gelegenheit, mehrere derselben zu sehen, und zwar: Bei einem 44 Jahre alten Mann entwickelte sich am rechten Unterlide ein syphilitischer Primaraffect in einer durch stumpfe Gewalt (Steinanprall) entstandenen Rissquetschwunde. Die Ubertragung des Giftes vermittelten die Finger des Kranken, der als Dorflebemann die Geschlechtstheile mehrerer Frauen- zimmer betastet hatte. Bei seiner Aufnahme war der Kranke am ganzen Korper mit einem groBpapulosen Syphilid bedeckt und hatte feuchte Papeln am Glied und am Hodensack (s. Wiener medic. Wochenschrift 1898). Eine 60jahrige Arbeiterin hatte mehrere Papeln in der Bindehaut des linken Augapfels als Theilerscheinung zahl- reicher Papeln am ganzen Korper. Die Papeln der Bindehaut sehen auf den ersten Blick wie Phlyktaenen aus, von denen sie sich durch Mangel an GefaBen in der Umgebung sowie die zerstreute, unregelmaBige Lage unterscheiden. Bei einer mit alter Lues behafteten 50jahrigen Frau saBen Papeln gruppenweise in der nasenseitigen Halfte des linken Unterlides und reichten in die Gegend des Thranensackes. Der Fali von Gumma orbitae betraf einen 39jahrigen Mann, der vor 5 Jahren einen Primaraffect am Gliede hatte und dann regelrecht mit Einreibungen von grauer Salbe behandelt wurde. 6 Wochen vor Spitalseintritt bemerkte er zunehmendes Vorstehen des linken Auges mit Schmerzen der linken Gesichts- halfte. Die gleich wieder begonnene Schmiercur musste wegen Zahnfleischentziindung abgebrochen vverden. Der linke Augapfel war bei der Aufnahme vorgetrieben, nach innen unten abgelenkt 57 und nach auBen sowie nach auBen oberi schlecht beweglich. Der Augenspiegelbefund war regelrecht. Doppelbilder. Sehscharfe rechts S f, links S Die Lymphdriisen des Nackens waren geschwollen. Der Zustand des Zahnfleisches gestattete Queck- silber in keiner Form. Ich gab daher neben Jodkali warme Bader, Levicovvasser und Decoctum Sarsaparillae. Der Erfolg war sehr zufriedenstellend, denn der Kranke verlieB nach 3 Wochen das Spital mit normalem Auge und normalem Sehvermogen. Verletzungen des Auges. Ich fiihre in diesem Abschnitte nur jene Falle an, welche unmittelbar oder wenigstens bald nach geschehener Bescha- digung auf die Abtheilung kamen. AuBerdem habe ich in diesen Theil nicht aufgenommen die Geschwiire der Hornhaut, von welchen die Kranken sagten, dieselben seien nach dem Ein- dringen eines Fremdkorpers entstanden. Nachdem es nur selten moglich war, nachzuweisen, dass diese Angabe richtig ist, so habe ich diese Falle lieber ausgelassen und vervveise auf »Ulcus corneae septicum . Die hier angeftihrten Zahlen decken sich nicht immer mit jenen des groBen Zahlenausvveises, weil in diesen die Kranken mit der Krankheit eingetragen wurden, mit welcher sie im Kranken- buche der Abtheilung gefiihrt wurden. 1. Bindehaut. Ich will hier nur die Verletzungen jenes Abschnittes der Bindehaut beriicksichtigen, welcher mit dem Lide nicht unmittelbar in Zusammenhang steht, also die Binde¬ haut des Augapfels und die Obergangstheile derselben. a) Risswunde. Es kamen 19 Falle zur Beobachtung, und zwar 12 mannlichen und 7 vveiblichen Geschlechtes im Alter von 3 70 Jahren. Die Ursache war in 8 Fallen StoB mit einem Holzstabchen, in 9 Fallen Anprall von Holz-, Eisen- oder Steinsttickchen. lmal war StoB mit einem Zvvicker, lmal ein solcher mit einem Billardqueue der Grund der Risswunde. in 3 Fallen musste vvegen BloBliegens eines groBen Stiickes der Leder- haut Naht angelegt vverden. Die Behandlung bestand immer in Einstaubung von Dermatol und Verband. Alle 19 Kranken vvurden geheilt entlassen, mit ungeschadigtem Sehvermogen. b ) Blutunterlaufung. 8 Falle im Alter von 9 60 Jahren bei 7 Kranken mannlichen und bei 1 weiblichen Geschlechtes. 58 AuBer 1 Fali, in dem man die Ursache nicht nachvveisen konnte, war dieselbe 4mal Faustschlag bei einer Schlagerei; lmal Sturz auf einen mit spitzen Steinen bedeckten Weg und 2mal Keuchhusten (auf beiden Augen). Ich will noch bemerken, dass die Bindehaut der Lider unter den Faustschlagen nicht gelitten hatte. Die Behandlung kann wenn diese Verletzung die einzige ist niclits machen, sondern man muss den Aufsaugungsvorgang sich selbst iiberlassen, so sehr der erschreckende Anblick blut- unterlaufener Augen es wunschenswert erscheinen lieBe, die Dauer dieses Zustandes abzukiirzen. c) Die im Bindehautsacke vorkommenden Fremdkorper sind so mannigfaltig und ihrer Natur nach so bekannt, dass ich nur anfuhren will, dass 15 zur Behandlung kamen, welche leicht entfernt werden konnten. Ich will aber doch die Aufmerksamkeit lenken anf jene 5 Falle, in denen Kinder von 1 —2 Jahren ins Spital gebracht wurden, weil sie an einem Auge seit Wochen geringe Reizung hatten. AuBer geringer Schwellung der Haut, sovvie Rothung und Schwellung der ganzen Bindehaut bei geringer Absonderung und nicht krankem Augapfel war fiir diese Erkrankung kein Grund zu finden. Eine genaue Durchsuchung aller Bindehautfalten, welche ich in allgemeiner Betaubung vor- nahm, um die obere Ubergangsfalte (mit der Pincette) vollkommen vorziehen zu konnen, forderte immer aus der Gegend derselben eine Schweinsborste oder ein Besenreiserchen zutage, vvelches sich in der oberen Ubergangsfalte der Lange nach gebettet hatte. Nach Entfernung dieses schwanden mit einem Schlage alle ent- ztindlichen Erscheinungen am Auge. In einem Falle hatte sich in der oberen Obergangsfalte bereits ein linsengroBes Granulom entvvickelt, vvelches nun gleichzeitig abgetragen wurde. 2. Horn haut. a) Von Fremdkdrpern kamen 87 zur Aufnahme, 81 Manner und 6 Weiber im Alter von 2-62 Jahren, meist Metallsplitter oder Steinstiicke, deren Entfernung nicht selten recht schvver war; bei jenen, welche unter der Hornhautoberflache lagen, musste diese mit dem Bauche eines Messers durchschnitten vverden, um zum Fremdkorper gelangen zu konnen. Besonders ervvahnen will ich 6 Kinder, bei denen Fruchthiilsen oder Insecten- flugel am Rande der Hornhaut saBen, und durch die Lange der Einwirkung in der Bindehaut bereits Gefafientwicklung hervor- gerufen hatten, so dass es eigentlich leicht begreiflich war, als 59 vveniger Geiibte Phlyktaenen zu sehen glaubten. Einer Fleisch- hauerin drangen zwei Knochensplitter in die Hornhaut. Einem Manne blieb ein Holzsplitter in einer alten Hornhautnarbe stecken. Der Erfolg war bei allen 87 giinstig, denn auBer der in der Regel zarten Hornhauttrubung lieB die Verletzung keine Veranderung im Auge zuriick. b) Die Wunden der Hornhaut, von denen 91 aufgenommen wurden, miissen wir nach der Art der Entstehung gesondert aufzahlen, und zwar: a) Schnittwunden. Es kamen 12 zur Behandlung, mit Aus- nalune eines Mannes von 33 Jahren, 9 Kinder mannlichen und 2 Kinder weiblichen Geschlechtes im Alter von 3 — 12 Jahren. Das verletzende Werkzeug war lOmal ein Messer, 2mal eine Schere. Nur in 3 Fallen gelang vollkommene Heilung, einmal vvurde Fingerzahien in 3 m erzielt, 2mal war der Ausgang Horn¬ hautnarbe mit Einheilung der Regenbogenhaut und Aussicht auf die Moglichkeit der Ausfiihrung einer optischen Iridektomie, 6mal war vollkommene Erblindung zu beklagen, und zwar 4mal durch Schwund des Augapfels, 2mal musste vvegen Gefahr der sympathischen Erkrankung des anderen Auges das verletzte entfernt vverden. ft) Auch die Stichvvunden zeigen, wie ernst derartige Ver- letzungen sind. 12 Personen, 10 Manner und 2 Weiber, darunter 6 Kinder unter 10 Jahren, verletzten sich durch den Stich mit einem Nagel, Messer, Gabel, Nadel, elastischem Draht, Schreib- feder. lOmal kam es zu Vorfall der Regenbogenhaut. Bei der Verletzung mit der Schreibfeder blieb der Farbstoff der Tinte im Gewebe der Hornhaut zuriick. Der Ausgang war verhaltnismaBig giinstig: In 5 Fallen blieb eine Hornhautnarbe mit Einheilung der Regenbogenhaut zuriick, so dass eine optische Iridektomie gemacht vverden konnte; der 2mal zur Entvvicklung, gekommene Wundstar vvurde mit Erfolg operiert, dagegen trat 5mal infolge Blutung in den Glas- korper Schvvund des Augapfels ein, 2mal musste der Augapfel ausgeschalt vverden. y) Die Rissvvunden der Hornhaut haben trotz der doch immer groBeren Gevvalt, deren Einvvirkung sie zustande bringt, und der damit verbundenen Gefahr schvverer Beschadigungen anderer Theile des Augapfels verhaltnismaBig sehr gute Ausgange gegeben. Die Rissvvunden kamen durch Anprall grobkantiger 60 Dinge oder Auffallen auf solche mit Bildung von mehr oder weniger tief reichenden Lappenwunden, mit und ohne Vorfall der Regenbogenhaut zustande. Die betreffenden Oegenstande waren (nach der Zalil der Haufigkeit geordnet) Holzstticke, Eisen- stiicke, Stein- und Kohlensplitter, Fiaschenscherben, Bautnast, Ruthe, Stengel einer trockenen Kummelstaude, Dynamit, Eisen- spitze eines Stockes, Ochsenhorn, Schlag mit dem Hammer, zerbrochenes Brillenglas, Daumennagel, Schrotschuss, Sturz auf steinigen Boden. Endlich will ich noch 2 ebenso merkvvurdige als seltene Falle anfiihren: Eine Dame wollte sich eine kleine Platte Tischlerleims durch Brechen zerkleinern; bei dieser Oelegenheit riss ihr ein anprallender Splitter eine Lappenwimde in der Hornhaut und verletzte die Linsenkapsel, so dass ich den sturmisch quellenden Wundstar durch Einstich mit der Lanze entfernen musste. Das Ergebnis war, trotz der Verletzung mit einetn gevviss hochst un- reinen Stoffe, vorziiglich. Ein Knabe hatte ein Eulennest aufgestobert und vvoilte die Jungen aus- heben; die Alte hieb ihm mit ihren Fangen so heftig ins Gesicht, dass sie ihm die linke Hornhaut aufriss, wonach das Auge an Schvvund zugrunde gieng. Die Verletzung traf im ganzen 67 Personen (64 Manner und 3 Weiber) im Alter von 17 Monaten bis 83 Jahren; 37mal das rechte, 26mal ,das linke Auge, 4mal beide Augen. 23mal kam ein Vorfall der Regenbogenhaut zustande. Die 44 Falle, in vvelchen dieser fehlte, heilten mit oder ohne nennenswerte Trubung der Hornhaut, in 14 Fallen kam es zur Bildung von Wundstar, der gute Heilung ergab. 23 Augen erblindeten: bei 18 war der Schluss Schwund des Augapfels, bei 5 wurde dieser durch stur- mische Panophthalmitis eingeleitet. 3mal musste der Augapfel ausgeschalt werden. S) Die Geschvviire der Hornhaut habe ich hier nicht besonders aufgenommen, auch wenn die Kranken angaben, dass sie durch Anprall eines Fremdkorpers u. dgl. erkrankten, weil die Richtigkeit dieser Angabe nur in den vvenigsten Fallen zu ervveisen war. 3. Federhaut. Im diesbeziiglichen Zahlenausweis sind a) 60 Wu n den der Federhaut angefuhrt, streng genommen kamen aber nur 21 zur Beobachtung. Der Unterschied in den Zahlen erklart sich dadurch, dass in den Ausvveisen der Unter¬ schied zwischen Vulnus und Ruptura sclerae nicht streng durch- gefuhrt wurde, was aber bei einer genaueren Schilderung der Falle natiirlich geschehen muss. 61 Die 21 Falle betrafen nur Personen mannlichen Geschlechtes vom 3. bis zum 50. Jahre, 12mal das rechte, Onial das linke Auge. Wir miissen unterscheiden a) Schnittvvunden, welche in allen 6 Fallen mit dem Messer ausgefiihrt \vurden. 3mal kam es zum Vorfall der Regenbogenhaut, 2mal war der Endausgang Erblindung durch Schvvund des Aug- apfels; in den iibrigen 4 Fallen erzielte ich Sehscharfen von S - t % S £ und 2mal S '; ! Die beiden letzteren ervvahne ich mit beson- derer Genugthuung, weil ich bei ihnen die iiber 1 cm lange Leder- hautwunde nalite, nachdem die Leute unmittelbar nach geschehener Verletzung ins Spital kamen. ;j) Risswunden kamen 15 zur Aufnahme. Sie waren durch Anprall von Eisen- bzgsw. Steinstiicken entstanden. 5mal war der Endausgang selir gut, namlich S S T \, S !; und S-®-, lmal ent- stand Wundstar, der sich selbst aufsaugte, 5mal kam es zu reizloser, 3mal zur Schrumpfung nach vorangegangener Panophthalmitis. In einem Falle entstand Verrostung des Auges, ein Fali, den ich mit einigen Worten streifen muss. Ein junger Schlosser kam mit der Angabe, es sei ihin ein mittelgroBes Eisenstiick ans Ange angeprallt. Eine kleine Blutiinteriaufung im nasenseitigen Antheil der Bindehaut des rechten Augapfels zeigte die Stelle der Einvvirkung des Fremdkorpers. Nach kunstlicher Erweiterung der Pupille sah man in der Gegend des nasenseitigen Strahlenkorpers eine frische Blntung. Nach Auf- saugung dieser kam in dem dem Strahlenkorper zunachst gelegenen Theile der Netzhaut eine ganz zarte weiBe, etwas glanzende, von wenig Blut umgebene Narbe zum Vorschein, kein Fremdkorper zu finden. (Einen Eisenspaher gab es damals noch nicht.) Keine merkliche Trubung des der genannten Stelle benachbarten Glaskorpers. S Lederhautwunde mit leichter Einziehimg reizlos geheilt. 10 Tage spater kam der Mann mit dem Bemerkeii, er sehe etwas Schwarzes in der Narbe, was ich nur bestatigen konnte. In der Erwartung, einen Eisensplitter zu finden, schritt ich zu dessen Entfernung mit dem Elektromagneten. Ich schnitt schichtenweise mit dem bauchigen Messer die Lederhaut durch, hatte aber ihre innerste Schichte noch nicht erreicht, als sich der Fremdkorper schon stellte — eine Wimper, welche in der Lederhaut- wunde eingeklemmt war und sich. nun mit der Pincette leicht herausziehen lieB. Ich gieng danil bis zum Glaskorper, fiihrte den Elektromagneten ein, aber ohne Erfolg; ich fand keinen Eisensplitter. Ich schloss die Wunde durch eine Lederhaut- und zwei Bindehautnahte. Der Wundverlauf war ganz reizlos. Der Kranke verliefi nach 9 Tagen das Spital; Augenspiegelbefund und Seh- vermogen wie oben. Ich sah dann den Mann lange Zeit nicht, als er plotzlich nach vielen Monaten kam mit der Klage, er sehe nichts auf dem seinerzeit verlelzten Auge. Ich fand volikommene Verrostung des Auges, die Bindehaut und Lederhaut schniutzig, Regenbogenhaut schmutzig-grasgriin, Linse getriibt, dunkelbraun, Licht und Dunkel wird nicht mehr unterschieden. Linkes Auge 62 S 6 /i8> normaler Spiegelbefund. Das weitere Schicksal des Kranken ist mir nicht bekannt, er kani nicht mehr zn mir, wohl deshalb, weil icli ihm mit Rucksicht aufs linke Auge die Entfernung des rechten dringend anempfohlen hatte. Es war also trotz aller seinerzeitigen Unwahrscheinliclikeit nnd trotz der Erfotglosigkeit des Magneten doch ein Eisensplitter im Augapfel geblieben, und hatte in diesem seine verderbliclie Wirkung entfaltet. b) Berstung der Lederhaut kam an 53 Augen von 45 Mannern und 8 Weibern im Alter von 8 68 Jaliren zur Beobachtung. (Beziiglich des Unterschiedes gegen den Zahlen- ausweis s. Wunden der Lederhaut). Dabei war 26mal das rechte und 27mal das linke Auge betroffen. In 16 Fallen war der StoB eines Rindes mit dem Horne die Ursache. In 7 von diesen Fallen war das Auge schon friiher erblindet gewesen infolge von Staphyloma corneae oder sclerae, also einerseits ein Zeichen, dass Einaugige immer in groBerer Gefahr sind, andererseits ein Auge mit derartigen Veranderungen an seinen auBeren Hauten einer von auBen einwirkenden Gewalt weniger Widerstand zu leisten imstande ist. Als vveitere Ursachen fiihre ich an: Anprall eines Holzstiickes (9), Steinvvurf (4), Anprall am Eisen (2), Faustschlag (5), Regenschirmhieb (4), Dynamitexplosion (4), Peitschenhieb (2), Wurf mit Zundholzchenstander (2), mit Bierglas (1), Stockhieb (1), StoB mit einem Schlussel (1), Fali an eine Kastenecke (1), Sturz von einer Leiter (1). Einen gewissen tragikomischen Beigeschmack hat ein Fali von Berstung der Lederhaut infolge von Hieb mit dem Regenschirtn: Ein Bauer gieng etwas bezecht aus der Stadt in das benachbarte Dorf, wird in einen Streit vervvickelt und erhalt mit einem Regenschirm einen Schlag iibers Gesicht, infolge dessen die linke Lederhaut berstet und die Linse unter die nicht gerissene Bindehaut geschleudert wird, von wo sie durch Einschnitt leicht entfernt werden konnte. Kein ganzes Jahr spater geht derselbe Bauer aus seinem Dorf in die Stadt und erleidet durch dieselbe Gewalteinwirkung bei gleicher Gelegenheit eine Berstung der Lederhaut am rechten Auge mit demselben Platzvvechsel der Linse und derselben darauffolgenden Operation. Diese beiden Augen sind die einzigen unter den mit Leder- hautberstung, bei vvelchen die Bindehaut nicht auch gleichzeitig riss und welche mit einem gewissen Grad von Sehvermogen (-(- 10 D S /„) heilten. In allen anderen 51 Fallen war die Ver- letzung eine so gevvaltige, dass man die Berstung der Lederhaut eigentlich als Nebensache bezeichnen musste bei den ZerreiBungen des Uvealtractus, der Netzhaut und dem reichlichen Vorfall des Glaskorpers. In 5 Fallen musste wegen unstillbarer Schmerzen der in die Augenhohle zuruckgesunkene, seines Inhaltes bereits 63 beraubte Augapfel allsogleich auf operativem Wege ausgeschalt werden. Die iibrigen 46 Falle endeten alle mit unheilbarer Er- blindung durch Schwund des Augapfels oder Ausdehnung der dunnen Narbe der Lederhaut, so dass dann unter verschiedenen anderen Anzeigen spater noch in einigen Fallen die Enucleatio bulbi gemacht vverden musste. 4. Regenbogenhaut. a) Entziindung derselben nach Verletzung kam llmal zur Aufnahme, und zwar nur Kranke mannlichen Geschlechtes im Alter von 5 73 Jahren, 5mal das rechte, 5mal das linke, lmal beide Augen. Ich fuhre hier selbstverstandlich nur jene Falle an, in denen die Entziindung der Regenbogenhaut die einzige nach- weisbare Folge der Verletzung war, also bei denen Wunden der Hornhaut oder Lederhaut fehlten, also Einwirkung einer stumpfen Gewalt aufs Auge, Prellung desselben. Die Ursache war Faust- schlag (3), StoB mit einem Holzstuck (4), Anprall eines Baumastes (2), Steinwurf (1), Dynamitexplosion (1), letzteremit Beschadigungbeider Augen durch den gevvaltigen Druck der Gase. In 7 Fallen war der Ausgang vollkommene Heilung, in 3 Schvvund des Augapfels, in 1 Fali blieb der Augapfel als solcher erhalten, war aber bei regelrechtem Augenspiegelbefund erblindet. Ich habe den Fali dann nicht mehr gesehen; wahrscheinlich handelte es sich hiebei auBer Regenbogenhautentzundung auch noch um Blutung o. dgl. in den Sehnerven und seinen Scheiden, wonach dann wohl Schvvund des Sehnerven eingetreten sein wird. b) Loslosungder Regenbogenhaut von ihrer Anheftung am Strahlenkorper als einzige Folge der Einvvirkung einer stumpfen Gevvalt sah ich 2mal (bei 2 Mannern von 40, bzgsvv. 51 Jahren) nach StoB mit einem Stock, bzgsvv. Steinvvurf. Im ersten Falle vvar es auch zur ZerreiBung des Aufhangebandes der Linse gekommen. Beide Falle boten nichts Abvveichendes von der Regel solcher Verletzungen und endeten nicht mit Erblindung. cj Lahmung des SchlieBmuskels der Regenbogen¬ haut nach Anprall eines Holzstuckes sah ich bei 1 Mann von 28 und 1 Frau von 22 Jahren. Der Ausgang vvar vollkommene Fleilung bis auf langdauernde Sclunerzen. d) R i s s im S c h 1 i e B m u s k e 1, b z g s vv. a m Pupillar- rande der Regenbogenhaut vvar bei einer Frau von 47 Jahren die Folge des Anpralls eines Steines. Bei geringer Blutung in 64 die Vorderkammer war der Riss das einzige Krankhafte im Auge, vvelches schlieBlich ungestorte Sehkraft beibehielt. 5. L i n s e. Von den zahlreichen Fallen von Linsenverletzungen, weiche als einzige Veranderung nach einer Verletzung des Augapfels beobachtet wurden, oder andere solche schwererer Art begleiteten, vvill ich nur folgende anfiihren: Das rechte Auge eines lljahrigen Knaben wurde von dem Steine einer Oummischleuder getroffen. Dieser gevvaltige Anprall brachte bei der Abplattung des Augapfels ohne anderweitige Verletzung die vordere Linsenkapsel zur Berstung. Der klaffende Riss derselben hob sich von der getriibten Linse sehr schon ab. Der Star saugte sich zum Theile von selbst auf, theils wurde er dami als geschrumpfte Masse herausgezogen. Im Augenhintergiund war keine Ver¬ anderung sichtbar. Einem jungen Schlosser drang ein Eisensplitter ins linke Auge und blieb in der Linse sitzen, vvelche sich nun triibte. Der NVundstar wurde sammt dem Eisensplitter mit gutem Erfolge entfernt. Ein Mann von 20 Jahren gab an, dass er vor einigen Monaten Feuer- werkskorper losgebrannt babe und seit dieser Zeit schlechter sehe. Ich fatid eine zarte Triibung in der Mitte der Hornhaut, einen in Schrumpfung be- griffenen Star und dieser wurde nach einem Lanzenschnitt mit dem Hakchen herausgezogen. In der Mitte der getriibten Linse fand sich ein fast 2 mm langes Stiickchen Pappendeckel, aus vvelchem Stoff die Hiille der Feuerwerkskorper gemacht war. Star nach Blitzschlag s. S. 37. 6. Die Aderhaut wurde in 2 Fallen von Berstungen nach auBen von der Gegend des gelben Fleckes getroffen, und zwar bei 1 Mann von 22 Jahren durch einen Faustschlag, bei 1 Madchen von 16 Jahren durch einen Steinvvurf. Wahrend bei diesem Fali nur Lichtempfindung erhalten blieb, war in jenem das Sehvermogen nur auf S gesunken. 7. Netzhaut. Einem Knaben von 11 Jahren prallte ein Holz- stiick an das rechte Auge. Die Untersuchung ergab eine groBe dunkelbraune Blutung in der Gegend des gelben Fleckes bei noch erhaltener Lichtempfindung. Wahrscheinlich war hier eigentlich eine Berstung der Aderhaut vorhanden. Mir ist Liber den Fali nichts Weiteres bekannt, weil der Knabe von seinem Vater nicht langer im Spital belassen wurde. Commotio retinae s. S. 34. 8. Sehnerv. Von den Verletzungen dieses Theiles des Auges, vvelche zu den groBten Seltenheiten gehoren vorausgesetzt, sie sind nicht in Verbindung mit ausgesprochenen Verletzungen der Knochen der Augenhohle — kamen 4 zur Aufnahme. 2 davon 65 sind mit vvenigen Worten zu erledigen. 1 Mann von 19 Jahren und 1 Mann von 54 Jahren hatten Schwund des rechten, bzgsw. des linken Sehnerven mit vollkommener Erblindung; der erste gab an, einen Steinwurf erhalten zu haben, der zweite war vom Fahrrade gestiirzt, wobei das Auge getroffen wurde. Nach anderen in der Literatur bekannten Fallen, von denen einer auch durch Leichenschau gesttitzt ist, handelt es sich hiebei um Blutung in die Scheide des Sehnerven, allenfalls Riss derselben, mit oder ohne Sprung in den Wandknochen der Augenhohle und entsprechender Mitbetheiligung der Beinhaut, so dass diese beiden Falle keiner besonderen Auseinandersetzung bediirfen. Anders ist es mit den beiden andern Fallen. Der eine betraf einen Mann von 39 Jahren, der von der Hohe des ersten Stockvverkes stiirzend aufs rechte Auge fiel und von dieseni Augenblicke angefangen nichts sah, bei einer kleinen Lappenwunde der Hornhaut und regelrechtem Augenspiegelbefund. Wahrend der folgenden Wochen waren zarte Triibungen des Glaskorpers und eine nur kurze Zeitdauerndegeringe Schwellung des Sehnerven die einzige, mit dem Augenspiegel siclitbare Veranderung. Im zweiten Falle erlitt ein Madchen von 20 Jahren mit einem Stock zufallig einen StoB gegen das rechte Auge, welcher Verletzung augenblicklich miter heftigster Reizung vollkommene Erblindung folgte. Einige Tage nach dieseni Vorfall war das friiher ganz gesunde Oberlid dahin verandert, dass seine Haut eine Blutunterlaufung aufwies. Es hatte hier also infolge der Verletzung eine Blutung in die Gevvebe der Augenhohle stattgefunden, weiche langs des Hebers des Oberlides in die Haut derselben vorgedrungen war. Ganz gevviss wat auch Blutung in den Sehnerven vorhanden. Die nachweisbaren Veranderungen waren in beiden Fallen so gering, dass sie die Erblindung nicht erklaren konnten, so dass man also annehmen musste, dass hier eine traumatische Neurose des Sehnerven mit im Spiele war, oder besser gesagt, dass die beiden Verletzten, neurasthenisch bzgsw. hysterisch veranlagt, unter dem Einflusse der Verletzung an so schvveren Storungen im Bereiche des Sehnerven erkrankten. Der Endausgang des ersten Falles ist mir nicht bekannt, bei der Dame hat sich Lichtempfindung wieder eingestellt. 9. Augenlider. Bei sehr vielen Verletzungen, besonders solchen durch Einwirkung groBerer Gewalt, waren die Lider in Mitleidenschaft gezogen, zum geringsten mit Hautabschrirtungen, Blutunterlaufungen u. dgl. Diese Verletzungen will ich hier nicht anfuhren, sondern nur jene, bei denen das Lid allein verletzt war, bzgsw. die Beschadigung desselben in erster Reihe in Betracht kam. Von Wunden der Augenlider wurden 39 Falle aufgenommen und zwar waren es 25 Kranke mannlichen und 14 vveiblichen B o c k, Das erste Jalirzehnt der Abtheilmig fiir Augenkranke. 5 66 Geschlechtes im Alter von 1 1 / 2 his 89 Jahren. 9mal war das rechte Auge betroffen, 29mal das linke und 3mal beide Augen. In einem Falle wiesen die Lider beider Augen mehrere Schnitt- wunden auf, vvelche dem 24jahrigen Manne bei einer Rauferei mit dem Messer zugefiigt worden waren. Die ubrigen Falle waren alle Riss- oder Rissquetschwunden infolge StoB mit dem Florne eines Rindes, Schlag mit Regenschirm, Faust, Pferdehuf, Fteugabel, Stock, Steinwurf, Anprall eines Holzes, Eisens, StoB an die Ecke eines Kastens, eines Ofens, Biss eines Fiundes, Uberfahrenwerden. Die Behandlung dieser Verletzungen richtete sich nach Beschaffenheit der Wundrander und Gewebe iiberhaupt, Zeit- dauer, welche seit der Verletzung verstrichen war, d. h. ob Naht oder nicht. Im allgemeinen richtet sich bei der Lidnaht unter sonst giinstigen Umstanden der Erfolg der Lidnaht nach dem Ort der Wunde und darnach, ob der Lidknorpel und die Binde- haut initverletzt ist oder nicht. Wunden, durch welche das Lid von seiner nasenseitigen Anheftung losgetrennt ist, sind fiir die tadellose Anheilung nach Anlegung der Naht nicht giinstig, weil der nur schlafenvvarts gerichtete Zug des losgetrennten SchlieB- muskels des Lides bisweilen so stark ist, dass auch eine starke Naht durchschneidet, besonders kurz nach der Verletzung, weil sich dann der Muskel noch in einem Zustande krampfhafter Zusammenziehung befindet. Trotzdem muss man diese Naht moglichst friih zu machen trachten. Wunden, welche die ganze Dicke des Lides in seiner Mitte durchdringen, konnen auch bei ganz fehlerfrei gelungener Naht lange Zeit fiir das Auge die Quelle von Reizung bilden durch eine staffelformige Vernarbung. Besonders betonen muss ich jene Falle, in denen die Gewalt so zerstorend einwirkte, dass es zu Brand des Augenlides kam. Derartige Falle erheischen ganz besonders sorgfaltige Beriick- sichtigung aller, auch der kleinsten Umstande, welche den Verlauf begleiten und oft in hochst unliebsamer Weise verwickeln (s. Gangran der Lider). Immer handelt es sich um von vorneherein verun- reinigte Wunden, das brandig zerfallende Gewebe ist der beste Nahrboden fiir die an seiner Oberflache angesammelten Lebewesen und deren Keime, daher geht es ohne heftige Entziindung in der benachbarten Ffaut, ohne Bildung kleinerer oder groBerer Eiterherde, die zum Schluss alles unterwiihlen konnen, nicht ab. Hat man es einmal zur Bildung von mit gesunden Wundwarzchen 67 bedeckten Flachen gebracht, so steht man vor einer neuen Auf- gabe, dem Lide, bzgsw. seinen Resten eine moglichst regelrechte Stellung zu verschaffen. Das erreicht man in der Regel nur durcli eine moglichst triih ausgefuhrte theilweise Vernahung der Lid- spalte, die man dann moglichst spat, also nach Beendigung der Zusammenziehung der Narbe, erst trennt. Ich habe eine Anzahi diesbeziiglicher sehr bemerkenswerter Falle im Jahre 1898 in der Wiener medic. Wochenschrift (Augen- arztliche Mittheilungen. B. Augenlider, Fali 3, 4, 5 und 6) ver- offentlicht und vervveise hier auf die daselbst angeftihrten wissens- werten Einzelheiten. 10. Augenhohie. Merkwiirdigerweise ist die Folge ganz kraftiger Gewalt bisweilen nur a) Blutung im Gewebe der Augenhohie, ohne eine Be- schadigung des Augapfels oder der Lider unmittelbar mit sich zu bringen. Ich habe zwei derartige Falle beobachtet. Ein 48jahriger Mann wurde von einem Fahrra.de zu Boden gestoBen und ins Spital gebracht, wo ich auBer den Erscheinungen einer Gehirnerschiitterung audi noch folgende Beschadigung am rechten Auge fand: die Lider waren in geringem Grade, die Bindehaut des Augapfels sehr stark blutunterlaufen, dieser stark vorgetrieben, in seiner Beweglichkeit nach allen Richtungen hin deutlich beschrankt, aber nicht unbeweglich, Pupille weit, starr; eine Unter- suchung mit dem Augenspiegel erwies sich als unmoglich, weil der Kranke fast besinnungslos war. Ebenso mussten Sehproben unterbleiben. Tn. Ich lieB den Kranken tiichtig schwitzen. Nach 4 Tagen war das Allgemein- befinden ungestort, nach 11 Tagen der Augapfel in regelrechter Stellung, gut beweglich, ohne irgend eine krankhafte Veranderung, mit normaler Sehscharfe. In diesem Falle hatte sich das Blut in groBer Menge in das Zellgewebe in der Augenhohie ergossen und die ge- schilderten Storungen mit sich gebracht. Einen ahnlichen Fali sah ich bei einer 54 Jahre alten Frau, welche angab, dass ihr ein schvverer eiserner Kleiderhaken auf das linke Auge gefallen sei. Die Lider und die ganze Bindehaut sind blutunterlaufen und geschwollen, der Augapfel vorgetrieben und unbevveglich. Oberflachliche Lappenwunde der Hornhaut, Kammer tief, Pupille eng, Lichtempfindung erhalten. Griindliche Reinigung mit Kochsalzlosung, Anlegung des Hornhautlappens, Druckverband, Schwitzcur, Bettruhe. Die Kranke verlasst leider schon nach 4 Tagen das Spital. Aber schon nach dieser kurzen Zeit hatte sich der Zustand so weit gebessert, dass der zwar noch etvvas vorgetriebene Augapfel frei bevveglich war, die Horn¬ haut in der Gegend des angeheilten Lappens nur eine zarte streifige Triibung zeigte und mit dem normalen Augenspiegelbilde auch die Angabe der Kranken stimmte, dass sie ganz gut sehe. Der Grad des Sehvermogens lieB sich nicht bestimmen wegen groBer Beschranktheit der Kranken. 5 ' 68 Im folgenden Falle hat man allen Grund, die Blutimg in den Raum der Capsuia Tenoni zu versetzen. Ein 15jahriger Knabe erhieit mit einem Regenschirm einen Schlag ge- linger Starke iiber das Gesicht. Als ich den Kranken am Tage nach der Ver- letzung sah, fand ich nichts anderes als eine mittelstarke Vortreibung, aber vollkommene Unbeweglichkeit des etwas harteren linken Augapfels, der nur Licht und Dunkel unterscheiden konnte. Die Erscheinungen giengen nach wenigen Tagen zuriick wiihrend einer Schwitzcur, aber das Sehvermogen war vollkommen gesclnvundeu. Einige Monate spater sah ich den Kranken vvieder mit beginnendem Schwunde des Augapfels und konnte wegen dichter Triibung des Glaskorpers nichts mehr von dem seinerzeit gesund gewesenen Augeninnern sehen. Es liatte also auch eine Beschadigung des Uvealtractus stattgefunden, welche seinerzeit nicht nachweisbar war, oder hatte die Blutung im Tenon’schen Ramne die Aderhaut in so verderblicher Weise beeinflusst. Bevor ich zu dem folgenden Absatze, welcher die Fremd¬ korper der Augenhohle beschreiben soli, schreite, mochte ich noch einen Fali anfuhren, vvelcher die Mitte h alt zwischen Entziindung, bzgsw. Eiterung des Bindegewebes der Augenhohle und Fremdkorper in derselben. Ein 17jahriger Fabriksarbeiter gab an, dass ihm vor einigen Wochen ein Holzstiick an das linke Auge angeprallt sei, und dass er seit dieser Zeit schlechter sehe, das Auge nicht mehr bevvegen und die Lidspalte nur schvver offnen konne. Ich fand an der Haut der Lider und ihrer Umgebung keine Veranderung. Ptosis paralytica totalis. Der Augapfel ist im geringen Grade vorgetrieben und vollstandig unbeweglich. Man kann mit dem kleinen Finger weit nach riickvvarts in die Augenhohle vordringen, ohne auf einen Wider- stand zu stoBen oder Schmerz hervorzurufen. Die Pupille ist weit, starr, der Sehnerv weiB, scharf begrenzt, Gefafie von normaler Fiillung. Tu. Licht und Dunkel wird nur unsicher unterschieden. Der von Dr. Fišer ausfiihrlich beschriebene Fali reicht mit seinem folgenden Verlaufe iiber die Zeitspanne dieses Berichtes hinaus, ich muss aber zur Erklarung des bis zu einem gewissen Grade rathselhaften Zustandes iiber die Zeit hinausgreifen und mittheilen, dass der Kranke */ 4 Jahre spater mit den Erscheinungen von Eiterung im Zellgewebe der Augenhohle zur Aufnahme kam. Durch einen tief in die Augenhohle reichenden Einschnitt beziehungsvveise Stich konnte ich iiber einen Kaffeeloffel voli dicken Eiters entleeren. Diese Operation musste wegen abermaliger Ansammlung des Eiters 20 Tage spater vviederholt werden. Bei beiden Eingriffen konnte weder die Sonde noch der scharfe Loffel irgend etwas anderes auffinden, als wucherndes Bindegevvebe. Der Kranke verlieB leider schon kurze Zeit nach dem zvveiten Eingriffe mit reizlos geschlossener Wunde das Krankenhaus, so dass ein be- stimmter Abschluss nicht gegeben werden kann. Ich zvveifle aber gar nicht, dass der Grund der Eiterung ein Fremdkorper ist, vvelcher in die Augenhohle eingedrungen war, trotzdem man keine Eingangspforte nachvveisen konnte. Die Richtigkeit dieser Annahme wird durch die nun folgenden Falle gestiitzt, welche zeigen, wie mannigfaltig und wie ganz nnberechenbar die Verletzungen der Augenhohle durch Fremdkorper sind. 69 b) Fremdkorper. Von solchen hatte ich Oelegenheit zwei sehr lehrreiche und seltene Falle zu beobachten, welche ich in derWiener medicinischen Wochenschrift 1898, Nr. 30, veroffentiicht habe. Ich verweise auf diesen Aufsatz, weil die Anfiihrung der Einzelheiten hier den mir gesteckten Rahmen iiberschreiten wurde. Einem 48 Jahre alten Arbeiter war beim Holzspalten ein grofies Stiick ans linke Auge angeprallt. Die Lider wiesen in allen ihren Theilen keine Ver- anderung auf, bis auf Herabgesunkensein des oberen Lides. Der blasse Aug- apfel ist deutlich vorgetrieben, aber in allen seinen Bestandtheilen normal. Tn. 5 -jj. Der Kranke klagt iiber dumpfen Schmerz in der linken Kopfhalfte. Ich nahm eine Blutung in dem Gewebe der Augenhohle an und verordnete eine Schwitzcur. Nach einer Woche war die Vortreibung geschwunden, die Ptosis hieit aber noch an und der Augapfel war oft gerothet bei vvechselnder Schwellung seiner Bindehaut, so dass der Verdacht auf einen Fremdkorper gerechtfertigt war, fiir den aber beziiglich des Ortes und der Art eines Ein- greifens jeder Anhaltspunkt felilte. Ani 41. Tage nach der Verletzung war ein harter Korper nahe dem auBeren Lidwinkel in der unteren Ubergangsfalte tastbar. Die durch einen Einschnitt eingefiihrte Pincette zog miihelos einen 6 cm (!) langen scharfkantigen Splitter weichen Holzes von der Dicke eines ge- wohnlichen Bleistiftes hervor. Der Kranke konnte eine Woche spater voll- kommen geheilt mit normalem Sehvermogen entlassen werden. In dem 2. Falle war ein 5 Jahre alter Knabe auf den Rand eines weiden- geflochtenen Korbes gefallen und hatte sich am linken Oberlide eine Wunde zugezogen, welche seither immer eiterte. Ich bekam den Knaben 10 Wochen nach der Verletzung zu sehen. Ich erweiterte in allgemeiner Betaubung die Hautwunde, welche auBer Vortreibung des Augapfels das einzig Krankhafte an dem schlecht genahrten Kinde war, und konnte einen quer in der Augen¬ hohle liegenden Fremdkorper tasten, der sich nach dem Herausziehen als ein 3 cm langes Stiick einer Weidenruthe erwies. Im Verlaufe der nachsten Wochen musste derselbe Eingriff noch 2mal wiederholt werden mit demselben Erfolge. Die Wunde schloss sich, die Eiterung horte auf und das Kind wurde mit ge- sundem Auge entlassen. Mittlerweile sah ich noch einen 3. Fali, den Dr. Fišer be- schrieben hat. Ein 39jahriger kraftiger Mann sturzte im Walde iiber eine gefallte Fichte und fiel mit seinem rechten Auge auf den Stumpf eines abgehauenen Astes. Der gleich zu Hilfe gerufene nacliste Arzt entfernte zuerst ein Stiick Knochen, welches sich vom nasenseitigen unteren Augenhohlenrand losgebrochen hatte, und schickte den Kranken auf meine Abtheilung. Ich fand bei heftigster Rothung und Schwellung der Augenlider und ihrer Umgebung das untere Lid in die Augenhohle hineingeschlagen und in dieser festgeklemmt. Die Sonde kam nasenwarts auf rauhen Knochen und in einen weit in die Augenhohle reichenden Trichter, so dass der Augapfel nach innen unten ganz entbloBt war. Das Allgemeinbefinden war gut. Als nach Umschlagen mit Burow’scher Losungdie Schwellung schwand, versuchte ich das untere Lid lockernd lieraus- zuziehen und entfernte bei dieser Gelegenheit ein Stiick weiches Holz aus der 70 Augenhohle, welches dem losgebrochenen Ansatz des abgehackten Astes entsprach. Das untere Lid war durch dieses Holzstiick eingeklemmt worden und konnte nun wieder theilweise in seine regelrechte Lage gebracht werden. Der Endausgang war in jeder Beziehung vorziiglich. Diese Falle erwecken unsere Aufmerksamkeit schon durch ihre groBe Seltenheit und ich habe mit ihnen in dieser Richtung mehr zu sehen Gelegenheit gehabt, als alle anderen groBen Zahlenausweise mittheilen. Diese Bedeutung tritt aber in den Hintergrund gegen die Einzelheiten. Im ersten Falle die GroBe des Fremdkorpers, der die GroBe der Augenhohle tibertrifft, wobei in unserem Falle die Zuhilfenahine des Raumes einer Nachbarhohle mit Sicherheit ausgeschlossen vverden kann, weiters sein Ein- dringen ohne Verletzung des Augenlides, endlich die geringe Beeinflussung des Zustandes des ubrigen Auges, denn mit Aus- nahme der Ptosis war alles gesund. Der letzte Umstand kommt auch beim 2. Falle in Betracht, und wird sich wohl nur so erklaren lassen, dass der eindringende Fremdkorper an den durch den Reiz augenblicklich straff gespannten Augenmuskeln abgleitet und im lockeren Zellgevvebe vordringt, bzgsw. stecken bleibt. Im 3. Falle mochte ich auBer den obigen Punkten auch noch die Widerstandsfahigkeit nicht nur des Augapfels sondern des ganzen Kranken betonen. c) Beinhautentziindung des oberen Randes der Augen¬ hohle sah ich bei einem 37jahrigen Manne, der gelegentlich einer Rauferei einen Schlag mit dem Regenschirm erhalten hatte. Es kam in wenigen Tagen zur Eiterung, Entleerung des Eiters durch Einschnitt, heilte aber ganz gut, ohne am Knochen selbst eine Storung zuriickzulassen. In meinen bisherigen Schilderungen habe ich die Falle aneinandergereiht nach jenem Bestandtheile des Auges, welcher allein oder in besonders starkem Grade verletzt war. Es gibt aber noch Verletzungen, wo das ganze Auge oder vvenigstens mehrere Schichten in Mitleidenschaft gezogen sind, so dass man sie — will man nicht die Art der Verletzung als Eintheilungsgrund nehmen — gesondert abhandeln muss. Hieher gehort der 11. H aemop h t hal m u s. Ich reihe hier nur jene Falle ein, bei denen der Augapfel — ohne Berstung seiner Hulle — ganz oder theilweise mit Blut erfullt war, infolge der Zerreifiung des Gewebes des Uvealtractus durch Einvvirkung stumpfer Gewalt, 71 Derartige Falle wurden 21 aufgenommen (18 mannlichen, 3 weiblichen Geschlechtes im Alter von 2 53Jahren) und zwar war9mal das rechte, llmal das linke, lmal beide Augen beschadigt. Ursachen waren: Anprall eines Holzstiickes, Eisens, Kohle, Kuh- horn, Steinvvurf, Faustschlag, Peitschenhieb, Linealhieb, StoB mit der Stuhllehne, mit dem Gevvehrkolben beim Abfeuern des Schusses, Minenexplosion. In allen Fallen hat die Einspritzung von Pilocarpin unter die Haut oder eine Schwitzcur Gutes geleistet fiir die Aufsaugung des Blutes. 7mal wurde ein Sehvermogen bis zu S | erzielt, 13mal trat Erblindung ein und zvvar 7 Augapfelschwund, 6 Sehnerven- schwund, in 1 Fali ist mir der Ausgang unbekannt geblieben, weil der Kranke das Spital gleicli wieder verlassen hat. 12. Veratzung — Verbrennung. a) M 6 rt el. Diese schwere und gefahrliche Verletzung trat 13 Mannerund 19 Weiber, welche als Maurer und Handlangerinnen bei Bauten beschaftigt waren. 15mal waren beide Augen beschadigt, so dass wir also mit der Zahl von 37 Augen rechnen mtissen. 10 davon wurden vollkommen geheilt, bei 8 blieben Narben der Bindehaut, bei 15 solche der Hornhaut zuriick, davon 3 mit Einheilung der Regenbogenhaut, 5 behielten Symblepharon, bei 2 gieng der Augapfel durch Panophthalmitis zugrunde. Die Behandlung bestand in griindlicher Entfernung der Mortelstuckchen aus der Bindehaut, nicht nur durch Spiilung mit Wasser oder Sodawasser, sondern auch mechanisch mit dem Knapp’schen Loffel, Eintraufelung von Scopolamin und sorg- faltige Bestaubung der veratzten Bindehaut mit Dermatol und Verband. Letzterer wurde fortgelassen, sobald die Absonderung reichlich wurde. b) Sch wefel sau re. Einem 24jahrigen Manne spritzte Schvvefelsaure wahrend seiner Berufsthatigkeit ins Gesicht und erzeugte eine heftige Bindefiautentziindung, welche nach 3 Tagen geheilt war unter Umschlagen mit Bleivvasser. c) Alkohol erzeugte dasselbe bei einem 28jahrigen Manne mit gleichem Verlaufe. d) G e s c h m o 1 z e n e s Fett spritzte einem 55jahrigen Gast- wirt in beide Augen, was zahlreiche kleine punktformige Blutungen in der Bindehaut beider Augen veranlasste, ohne dass irgend ein vveiterer Schaden zustande gekommen ware, 72 e) Geschmolzenes Metali, in unseren 4 Fallen Blei oder Zinn, ist in der Regel von verderblicher Wirkung, denn nur 2 Falle giengen mit heilen Augen fort, 1 erblindete durch Panophthalmitis vollkomnien, ein anderer beinahe ganz durch die Bildung von Symblepharon und einer groben Narbe der Hornhaut mit Einheilung der Regenbogenhaut. 13. Entzundung von Sprengstoffen. a) Dynamit. Ein 16jahriger Steinbrucharbeiter gieng mit einer kleinen Dynamitpatrone zu wenig vorsichtig um, und biiBte dies mit dem Verluste zvveier Finger der rechten Fiand und einer schweren Verletzung des linken Auges: Risswunde der Hornhaut mit Einklemmung der Regenbogenhaut, Pappendeckelstiick der Patrone am Boden der Vorderkammer. Das letztere entfernte ich, es kam zu keiner vveiteren Storung der Regenbogenhaut und Linse, so dass der Verletzte mit S das Spital verlieB. b) SchieBpulver. Es kamen 45 Falle zur Aufnahme, welche wir in solche theilen miissen, wo nur SchieBpulver den Schaden brachte, und solche, wo dem Sprengstoff noch andere Dinge beigemengt vvaren. Zur ersten Gruppe gehoren 3 Kranke mannlichen Geschlechtes von 14 bis 49 Jahren: 1 verungliickte beim Sprengen eines Baumstammes und erblindete durch Pano¬ phthalmitis; 1 erlitt eine Verbrennung bei Bereitung eines Pferde- heilmittels und 1 durch die Entzundung von SchieBpulver, welches ihm ein Kamerad muthwillig in die Pfeife geschiittet hatte. Die beiden letzten wurden vollkommen geheilt. Die zweite, groBere Gruppe betrifft jene Unverniinftigen, welche Feste u. dgl. mit dem Abfeuern von kleinen eisernen Mdrsern, Pollern, feiern, eine Erschutterung der Trommelfelle, ohne welche hierzulande trotz aller verbietenden Gesetze die freilich in diesem Falle nicht mit Nachdruck gehandhabt werden — kein Fest irgend einer Art denkbar ist. Auf das SchieBpulver wird, um einen noch groBeren Kradi zu erzielen, eine aus feuchter Erde, Ziegelstiickchen u. dgl. bestehende Masse mit Hammerschlag getrieben. Schon dabei kommt es bisvveilen zur fruhzeitigen Entzundung, besonders wenn das Metali vom frtiheren Schuss noch warm ist, oder das Geschiitz ist nicht los- gegangen, der betreffende sieht nun nach, was die Ursache ist, und bekommt die ganze Ladung ins Gesicht. innerhalb des Jahr- zehnts kamen 42 solcher Verletzungen ins Spital, alle mannlichen Geschlechtes, im Alter von 9 bis 60 Jahren. 7mal vvar das rechte, 73 2mal das linke, 31mal beide Augen verletzt, so dass dies also 71 (!) Augen vorstellt. Die Verletzungen waren: 4 Verbrennung der Lider, Abschurfung der Hornhaut 17, Qeschwiir der Horn- liaut 3, Berstung der Hornhaut 1, Fremdkorper der Hornhaut (Pulverkorner, Steinsplitter u. dgl.) 45, Wunde der Hornhaut 8, Berstung der Lederhaut 1, LosreiBung der Regenbogenhaut 2, Entziindung der Regenbogenhaut 3, Holzstuck in der Vorder- kammerl, Star 4, Panophthalmitis 3. Der oft sehr schweren Ver¬ letzungen im Gesichte, an den Handen u. s. w. will ich gar nicht gedenken. Diesen schweren Verletzungen der Augen entsprechend sind die Ausgange sehr traurig. Vollkommene Heilung ist keine zu verzeichnen, denn zum mindesten blieben kleine Pulverkorner u. dgl. in der Hornhaut zurilck, welche immer das Sehvermogen schadigten, 13; Hornhautflecken behielten 19, Hornhautnarben 27, davon 12 mit Einheilung der Regenbogenhaut, Anwachsungen der Regenbogenhaut an die Linse 4, Schwund des Augapfels 7. Es vvaren 19 Menschen auf einem Auge, 4 auf beiden Augen er- blindet, 1 Mann starb an Wundstarrkrampf! Alle diese entsetzlichen Opfer, welche allgemein bekannt sind, sind nicht imstande, einen unvemiinftigen Gebrauch abzu- schaffen! 14. Zundhtitchen-Verletzung. Dieselben Worte der Trauer und des Bedauerns kann man auch bei den Ziindhutchen- Verletzungen sagen. Es kamen 16 Falle zur Aufnahme, und zwar 15 Verletzte mannlichen Geschlechtes im Alter von 8 27 Jalnen, welche Ziindhiitchen mit Streichholzchen oder Eisennagel los- schossen, und 1 Madchen von 19 Jahren, welches solchem gefahrlichen, sinnlosen Spiel zusah. llmal war das rechte, 5mal das linke Auge betroffen. Das Stuckchen Kupferblech prallte in einem Falle an den Augapfel nur an, erzeugte "eine Blutung in die Vorderkammer, nach deren Aufsaugung das Auge S f hatte. In allen anderen Fallen drang der Fremdkorper ins Innere des Auges, und zwar: 2mal in die Vorderkammer, Herausziehung, Heilung. 1 tnal in die Regenbogenhaut, Herausziehung, Heilung. lmal in die Linse, Herausziehung, Heilung. 2mal in den Strahlenkorper, lmal Herausziehung, lmal Ausgang unbekannt. 74 9mal in den Glaskorper; verbleibt abgekapselt 1, Kykiitis chronica 1 Enucleatio, Atrophia bulbi 3 Enucleatio, Panophthalinitis 4. Eine traurige Liste! Nachdem heutzutage die Zundhutčhen fiir SchieBgewehre iiberflussig und n ur mehr zu wenigen Werkzeugen noth- wendig sind, so ist der freie Verkaut' von Zundhutčhen voll- kommen iiberflussig und solite gesetzlich verboten vverden. Eine vor Jahren von der deutschen Augenklinik in Prag gegebene diesbeziigliche Anregung hatte leider vom Ministerium keine Unterstiitzung gefunden. Und so biiBen alljahrlich mehrere Knaben, die in ihrem kindlichen Leichtsinn die Tragweite des verderblichen Spieles nicht ermessen, ihr Augenlicht ein. 15. Luxatio bulbi. Von dieser so iiberaus seltenen Ver- anderung des Auges sah ich 2 Falle. Der erste Fali betraf einen Mann von 20 Jahren, der im Streite einen Schlag mit einer eisernen Schaufel liber das Gesiclit erhielt, so dass der rechte Augapfel vor die Lidspalte zu liegen kam. Ein Zuriickbringen desselben war nicht moglich, lieftigste Schmerzen qualten den Kranken, und nachdem man nach den bereits vorhandenen Veranderungen am Auge (Berstung im hinteren Lederhautabschnitt) sicher sein konnte, fiir das Sehvermogen des erblindeten Auges nichts mehr leisten zu konnen, so wurde der Augapfel herausgeschalt. Dieser Fali gab die erfreuliche Veraniassung, dass auf ihm fuBend der damalige Fiilfsarzt meiner Abtheilung eine schone und verdienstvolle Arbeit liber diesen Gegenstand verfasste, welche die bis damals auch in groBen Umrissen noch vielfach ungeklarte Luxatio bulbi beleuchtete. (Rot h en p j el er, Die Luxatio bulbi, Deutschmann’s Beitrage zur Augenheilkunde, 1898). Ich vervveise daher auf diese Arbeit. Der zvveite Fali ist seiner Entstehungsursache wegen sehr bemerkenswert. Ich habe denselben im Centralblatt fiir Augen¬ heilkunde Janner 1902 veroffentlicht. Ein vvenige Stunden altes Kind mannlichen Geschlechtes wurde auf die Abtheilung gebracht, der rechte Augapfel lag vor der Lidspalte, die auBeren geraden Augenmuskeln waren zerrissen, das linke Auge zeigte groBe Blut- unterlaufung der Bindehaut, Pupille weit, aus dem Augenhintergrunde kein rothes Licht zu erhalten. Es war mir nicht moglich, iiber die Vorfalle vvahrend der Geburt irgend etwas zu erfahren, mir dass es nothwendig war, den Arzt zu Hilfe zu rufen. Ich vermuthe, dass es sich um eine Gesichtslage handelte, vvelche fiir eine SteiBlage gehalten wurde und dass der Finger beim Ver- suche, in den vermeintlichen After einzudringen, um ziehen zu konnen, den 75 Augapfel herausdriickte. Es gelang unschvver, den Augapfel ziiriickzubringen, er sprang aber iinnier wieder vor, so dass ich die seitlichen Drittel der Lidspalte vernahte. Panophthalmitis vernichtete das rechte Auge, das Kind starb an allgerneiner Erschopfung durch eine Eiterung im rechten Knie und dem Wadenmuskel, welche offenbar auf Verschleppung des Eiters aus der Augenhohle zuriickzufuhren war. Einet Zusammenstellung bzgsw. Aufzahlung der Verletzungen des Auges nach anatomischen Grundsatzen und nach der Ursache der Verletzung geordnet, kann ein gevvisser Wert zwar nicht abgesprochen vverden. Dieser vviirde sich aber ganz bedeutend steigern, wenn man die Zusammenstellung vom Standpunkte des Endausganges machen wurde, bzgsw. erortern vviirde, welches die Ursachen und Bedingungen einerseits einer Heilung, anderer- seits der Erblindung sind. Das ware aber eine grobe Arbeit fiir sich, so dass ich hier nur andeuten will, wie ich mir eine solche Gliederung und ihre Grundsatze dachte. In erster Reihe kommen zwei Fragen in Betracht: Welche Bestandtheile des Auges und wie sind diese von der Verletzung betroffen. In zweiter Reihe steht die Frage der Einvvirkung kleinster Febewesen, welche eine an und fiir sich ganz unbedeutende Wunde in verderblichster Weise beeinflussen konnen. Andererseits kann ihr Fernbleiben die Moglichkeit geben, dass auch sehr schvvere Beschadigungen des Augapfels einen guten Endausgang nehmen. Ich werde vielleicht einmal die MuBe finden, die groBe Anzahl der Ver¬ letzungen des Auges unter meinen Kranken von diesen Gesichts- punkten aus zu bearbeiten. Heute will ich mich begniigen, zum Schlusse noch eine Zusammenstellung zu geben, welche zeigen soli, dass mehr als die Halfte aller Verletzungen des Auges nicht mit der Berufsarbeit zusammenhangen, sondern der Bosvvilligkeit, Unachtsamkeit u. s. w. ihren Ursprung verdanken. Ich habe bei der Eintheilung »geheilt« und »erblindet« als Schlagvvorte gebraucht und will mit geheilt sagen, dass das Auge ganz oder vvenigstens annahernd wieder gebrauchsfahig wurde, mit erblindet das Gegeritheil. 76 Hiezu kommen nocli 62 Falle, welche Verletzungen mit Ziindhutcheri und solche mit Explosionen von Pulver und Dynamit betreffen. Diese hinzugerechnet, ergeben sich 77 219 im Berufe 487 Verletzungen 191 durch Zufall | 101 geheilt oder Unachtsamkeit I 90 erblindet 77 Boswilligkeit 77 6 ' “ s I 43 erblindet \ 34 geheilt davon waren 63 Kinder unter l 32 geheilt 10 Jahren I 31 erblindet. Diese Zahlen sprechen eine beredte, aber traurige Sprache. Moge man Kinder besser behuten und ihnen keine Messer, Scheren u. dgl. in den Handen lassen, mogen die Oesetze gegen PollerschieBen strengstens gehandhabt werden, moge das Ver- kaufen von Zundhiitchen verboten vverden, moge man Gesetze anfstellen und handhaben, welche den Arbeiter zwingen, Schutz- brillen zu tragen ! 1. Cystis conjunctivae bulbi. Miidchen, 20 Jahrealt. Im nasen- seitigen Antheile in der Nahe des Ansatzes des innern geraden Muskels eine mit wasserheller Fliissigkeit gefiillte hanfkorngroBe Blase, welche sich mit der Bindehaut verschieben lieB. Entfernung mit einem Scherenschlag, zwei Nalite. Die anatomi sc h e Untersuchung ergab eine zarte binde- gewebige Wand, deren Inneres mit flachen Zellen ausgekleidet war, also wohl ein ansgedehntes und abgesclmiirtes oder abgeschlossenes LymphgefaB. 2. BlutgefaBgesch wiilste der Bindehaut. So haufig derartige Neubildungen an der Haut der Lider zur Beobachtung kommen, so selten sind BlutgefaBgeschvviilste der Bindehaut, wobei ich diese ganze Schichte mit beriicksichtige, weil weit fortgeschrittene Angiome der Bindehaut bisweilen auch in das Bereich der Lederhaut ubergreifen. Ich habe, unterstiitzt durch die Beobachtung einer groBeren Anzahl von Fallen, diesem Gegenstande Aufmerksamkeit geschenkt, und aus derdiesbeztiglichen Veroffentlichung (Wiener medicinische Wochenschrift 1898) kann man sehen, dass auch die BlutgefaB- geschwiilste der Bindehaut recht mannigfaltig sind. GewissermaBen als geringsten Grad einer solchen Ver- anderung mochte ich hinstellen die Ausdehnung der Venen der Bindehaut, wie ich sie bei einem mit angeborenem Herz- fehler behafteten 21 Jahre alten Jiingling sah, bei welchem iibrigens auch die Haut des Gesichtes, die Lippen, die Finger- Neubildungen. 78 kuppen und das Nagelbett aller Finger gerade so dunkelviolett gefarbt war, wie die ganze Bindehaut beider Augen. Bei einem 19jahrigen Manne war die halbmondformige Falte, die untere Ubergangsfalte und die Carunkel Sitz einer Gefafigesch vvulst, so dass die Falten kammartig und die Carunkel haselnussgroB vorsprang. In Anbetracht der grofien Ausbreitung und der schon weit gediehenen Ausdehnung der GefaBe konnte mit Riicksicht auf die Oefalir schwerer Blutung nicht laseh vorgegangen werden. Ich theilte daher mittelst Faden, welche ich in Folge auf- einander durch die Oeschwulst zog und kniipfte, dieselbe in mehrere Tlieile, in der Absicht, durch die Faden nicht nur die Zufuhr an Blut zu verringern, sondern in der Ervvartung, dass durch das Liegenlassen der Faden ein Reiz, be- ziehungsweise Entziindungszustand im Bindegevvebe angeregt werde, welcher eine Verengerung der GefaBe begunstigen konnte. Einige Zeit darauf verschorfte ich die Oberflache der Geschvvulst mit dem Gliiheisen und konnte nun wenige Tage darauf das ganze erkrankte Gewebe herausschneiden, die Blutung war fast nuli und mittels einiger Knopfnahte vvurden die Schleimhautwunden ge- schlossen. Die Heilung blieb dauernd. Ein Angioma cavernosum der Carunkel und der dickdarmartig ausgedehnten violetten Ubergangsfalte n des linken Auges sah ich bei einem 6jahrigen Knaben, der in der Gegend der Haut der Nasenwurzel ein cavernoses Angiom besaB. Die GefaBausdehnungen desselben reichten weit iiber die Nachbarschaft und der sonst gesunde Augapfel war nacli aufien abgelenkt. Bei einem lljahrigen kraftigen Knaben bemerkten die Angehorigen seit fast 1 Jahre einen rothen Fleck, den ich als eine iiberlinsengroBe, wachsartige, hockerige Geschvvulst in der N a h e der Ansatzstelle des Musculus rectus externus dexter fand. Dem Aussehen nach vvurde man an schlechte, schlaffe Wundwarzchen erinnert. Der mit dem Lanzenmesser vorsichtigen Ab- losung von der Lederhaut folgte eine starke, auch auf die Naht der Bindehaut hin nur unvollstandig stehende Blutung, die Heilung war aber in 5 Tagen voll- endet. Die mikroskopische Untersuchung der Geschvvulst ergab iiberaus groBe, mit Blut gefiillte Hohlraume, deren Entstehung vvohl auf die GefaBaste des genannten Muskels zuriickzufuhren sind. Diese nun beschriebenen Falle stimmen mit den BlutgefaB- geschwiilsten an anderen Orten vollkommen uberein. Ich habe aber auch noch mehrere Falle beobachtet und behandelt, bei vvelchen man trotz der papillom- oder polypenartigen Form doch von BlutgefaBgeschvvulst sprechen muss, weil die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass man es hier mit einer von einem oder mehreren groBeren GefaBen ausgehenden An- haufung von Blutraumen zu thun hat, vvelche mit sparlichem Bindegevvebe versehen und von Epithel iiberkleidet in der Binde¬ haut ihre Wurzel haben. Zvvischen Augenlid und Augapfel befindlich, werden sie durch den Druck abgeplattet und stehen nun mit einem mehr oder vveniger deutlichen Stiele mit dem 79 Mutterboden in Verbindung und ragen, Schleimpolypen ahnlich, aus der Lidspalte hervor. Diese Art von BlutgefaBgeschvvulsten kommt nur bei Kindern oder ganz jugendlichen Leuten vor. Obgleich die Abtragung mit der Schere selir leicht gemacht vverden kann, so ist die Blutung, die darnach eintritt, nicht immer zu unterschatzen. Es scheint mir nicht weit herbeigeholt, dass die wenigen bekannten Falle, in denen bei Kindern unstillbare, sogar mit dem Tode endigende Blutungen aus der Bindehaut beobachtet wurden, mit einem derartigen Papillom« in Ver- bindung stehen konnen, besonders dann, vvenn das betreffende Kind zu Blutungen geneigt war. 3. Fibroma conjunctivae bulbi. LinsengroBe, schmutziggelbe Oeschwulst im auBeren unteren Abschnitt der Augapfelbindehaut eines 12jahrigen Madchens. Ausschneidung, Naht. Anatomischer Befund: dicht aneinander- gedrangtes faseriges Bindegewebe mit sparlichen GefaBen. 4. Ein gestieltes Dermoid im auBeren Lidwinkel eines 11 Monate alten Madchens entfernte ich mit einem Scherenschlag. (Fig. 4.) Die kleine Wunde heilte tadellos. (Centralblatt fur Augenheilkunde 1900).*) 5. Papilloma conjunctivae bulbi. ErbsengroBe, hellfleischrothe, maBig langgestielte OeschwuIst im inneren oberen Abschnitte der Augapfelbindehaut eines lljahrigen Knaben. Abtragung mit der Schere. Anatomischer Befund: Mit wenig flachen Zellen iiberzogene Rund- zellen, sparliche GefaBe. Also vvahrschein- lich Wtindwarzcheil nach einer Verletzung Gestieltes Dermoid im iiuBeren Lidvvinkel. der Bindehaut. Fig. 4. 6. Eine Pinguecula musste ich durch Ausschneidung und Naht entfernen, weil sie bei einer 25jahrigen Dame ant schlafen- seitigen Antheil der Bindehaut des liuken Augapfels linsengroB war und so thatsachlich entstellte. 6. Melanosarcoma conjunctivae bulbi dextri. Eine korperlich gesunde, aber schwachliche 49 Jahre alte Frau gab an, seit mehreren Jahren bemerkt zu haben, dass ihr rechtes Auge schnmtzig sei; die nasenseitige Halfte der Bindehaut war hellbraun, stellenvveise gold- *) Die Abbildung ist aus dem Centralblatt fur Augenheilkunde wieder- gegeben. 80 braunglanzend, deni sogenannten Goldkaferleder feiner Damenschuhe ver- gleichbar. Der braune Theil der Bindehaut ist durch zierliche Zacken gegen das gesunde Oewebe abgegrenzt, in der Nahe des nasenseitigen Hornhaut- randes ein beilaufig 2 mm breiter, schvvarzbrauner Wulst. Icii umschnitt die gefarbte Bindehaut im gesunden Gewebe mit dem Messer bis auf die Leder- haut iind loste die erkrankten Theile ab. Die Wundflache wurde mit Dermatol dicht bestaubt und ein Verband angelegt. Die Heilung gieng glatt vor sicli. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein an Farbstoff reiches, kleinzelliges Sarkom. An den Grenzen fand sich feinkorniger Farbstoff im Bindegewebe. Ich babe diesen Fali bereits in der >Wiener Medicinischen Wochen- schrift 1898 veroffentlicht, weil er mir durch die flache Form der Neu- bildung, sowie dadurch bemerkenswert erschien, dass er nicht auf die Hornhaut iibergegriffen hatte. 7. Epithelioma limbi, 3 Manner 51, 66 und 82 Jahre, 1 Frau 67 Jahre. Abtragung und Verschorfung des Hornhaut- randes mit dem Gluhdraht. Bei der Frau abermaliges Auftreten nach 4 Monaten. 8. Melanosarcoma limbi. Mann 35 Jahre und Mann 61 Jahre. Bei leizterem kam es nach 1 J / 2 Jahren zur abermaligen Operation. Frau 57 Jahre, Abtragung, Verschorfung. 9. Melanosarcoma corporis ciliaris, Mann 23 Jahre. Nach der Enucleatio bulbi Anurie und darauffolgende schvvere Albuminurie. 10. Melanosarcoma chorioideae. 9 Falle, darunter I Mann von 29 Jahren, bei alteren Leuten ohne bemerkenswerte Einzelheiten, mit Ausnahme von 2: Bei einem Manne Hornhaut- narbe mit Einheilung der Regenbogenhaut nach einer alten Ver- letzung und heftige Drucksteigerung mit Erblindung: anatomische Untersuchung des herausgenommenen Auges ergibt als Ursache dieser ein Melanosarcoma chorioideae. Bei einer Frau derselbe auBere Befund, am hinteren Pole ein in die Augenhohle durch- gebrochenes Melanosarcoma (welches die Ausschalung des Aug- apfels sehr erschwerte) mit darauffolgender Wucherung im Fett- gewebe der Augenhohle, so dass nach 1 Jahre die Auswaidung dieser gemacht werden musste. 11. Leukosarcoma chorioideae sinistrae. Knabe II Jahre. Ectasia sclerae zonularis anterior et posterior, Enucleatio. Nach 2 Monaten Recidive in der Augenhohle, dami bald Tod. 12. Glioma retina e. Madchen 1 Jahr, Knabe U/ 2 Jahre. Ausschalung des Augapfels. Nach vvenigen Monaten ist in beiden Fallen die Augenhohle mit schwammigen Massen angefiillt, in 81 einem bereits so stark, dass an eine Auswaidung nicht gedacht vverden konnte, im zweiten wurde diese gemacht. Beide Kinder starben. 13. Neubildungen der Augenlider. a) Atherom kam 8mal zur Operation, darunter 2 Falle bis zu HaselnussgroBe. b) Cysten der Haut des Lides sah ich 3mal. Sie stammten alle von den SchvveiBdriisen des Lidrandes. 2 davon saBen nahe den unteren Thranen- punkten und waren ubererbsen- groB, 1 saB nahe dem auBeren Lidwinkel am Unterlide eines 56Jahrealten Mannes. (Fig. 5.*) c) Weiters wurden ope- rativ entfernt: 1 groBeWarze, 4 Papillome der Haut der Lider, 7 Molluscum conta- gi os um. Bei diesen waren in einem Fali die ganzen Lider mit diesen Geschwiilstchen besaet. Weiters 2 Xanthe- lasma beiderseitig, einmal bei einem bljahrigen Manne, end- lich ein Naevus pigmentosus bei einem 17jahrigen Madchen. d) Angioma. 4 Falle von gew6hnlichen flachen BlutgefaB- geschwiilsten der Haut der Lider, welche durch Gluhhitze zer- stort wurden. e) Epithelkrebs der Lider kam 24mal zur Operation, darunter lčnial bei Weibern. In 4 Fallen machte ich nach der Ausschneidung die Deckung mit gestieltem Lappen. f) Unter den 6 Krebsen der Augenlider, welche von den Drusen ausgegangen waren, hebe ich einen hervor, den eines 21jahrigen gesunden, blon dhaarigen Madchens, in deren freien Rand des rechten Unterlides ein pfefferkorngroBes Melanocarcinom saB. Die Lederhaut zeigte das unter dem Namen *) Ich habe diesen Fali sammt Abbildung in der Wiener medicinischen Wochenschrift 18Q8 veroffentlicht und bringe das Bild der Vollstandigkeit halber auch hier zum Abdrucke. Rock, Das erste Jahrzehnt der Abtheilung fiir Augenkranke. 6 82 Melanosis sclerae bekannte angeborene Farbenspiei. Die anato- mische Untersuchung der durch einen Keilausschnitt ent- fernten Geschvvulst ergab eine bedeutende Lageveranderung der einzelnen Theile des Augenlides und wies darauf hin, dass die Geschvvulst von den Talgdriisen oder moglichervveise auch von den groben SchvveiBdriisen des Lidrandes ausgegangen war. (Wiener medic. Wochenschrift 1898, Nr. 30 u. d. f.) 14. Neubildungen der Augenhohle. a) Lymphoma orbitae. Diesen sehr merkvvurdigen Fali habe ich in dem bereits mehrmals angefiihrten Aufsatze in der Wiener medicinischen Wochenschrift veroffentlicht, so dass ich darauf vervveise und hier nur anfuhren will, dass er durch Jodkali und Fowler’sche Losung zur heilung gebracht wurde. b) Die 2 Falle von Cysten der Augenhohle sind nicht nur ervvahnensvvert als iiberhaupt seltene Falle, sondern boten auch in ihren Einzelheiten Bemerkensvvertes, so dass Dr. Fišer sie in seiner oben angefiihrten Arbeit ausfuhrlich beschrieben hat, ich daher hier nur das Hauptsachlichste davon anfuhren will. Ein 46 Jahre alter Locomotivfiihrer bemerkt seit 4 Monaten unter dem linken Auge eine Geschvvulst, vvelche von der GroBe einer Erbse zu der einer Haselnuss herangevvachsen war. Der sonst gesunde Augapfel ist zwar frei bevveglich, aber steht beilaufig 3 mm hoher als der rechte. Der Kranke klagt uber Doppelbilder. Nachdem der vveitaus grofiere Theil der Geschvvulst im Bereiche des Hautantheiles und nicht in dem der Bindehaut liegt, so muss die Entfernung durch einen im Bereiche der Lidwangenfalte gelegenen Schnitt bewerkstelligt vverden. Die Cyste ervveist sich mit dem Unterlide fest vervvachsen, die Ausschalung geht regelrecht vonstatten, und der Kranke verlasst STage nacli der Operation mit glatt geheilter Wunde das Krankenhaus. Die m i k r o s k o p i s c h e Untersuchung ergibt das Biki einer angeborenen Cyste der Augenhohle mit sarkomatoser Degeneration der Wandung. Der zvveite Fali war vor der Operation nicht als Cyste der Augen¬ hohle zu erkennen, sondern als Cyste in deni schlafenseitigen Antheile des Augenbrauenbogens, dem bekannten Liebiingssitze derartiger angeborener Geschvviilste. Als ich bei dem 20jahrigen Manne in allgemeiner Betaubung die Operation mit einem 3 cm langen Schnitte in der oberen Lidfalte begann und den typisch unter der Haut liegenden Balg ausloste, ergab sich der seltene und merkvviirdige Befund einer sogenannten Zwerchsackcyste, indem der grofiere Theil der Geschvvulst 3 cm weit in die Augenhohle reichte, dem knochernen Dache anliegend. Die beiden Theile der Cyste sind durch ein rohrenformiges, derbes Bindegevvebstiick verbunden, vvelches in einer seichten Knochenfurche liegend, mit der Beinhaut fest vervvachsen ist. Die Cyste ist mit einem an Wollhaaren reichen Talg gefiillt. In Anbetracht der groBen Hohle, vvelche nach Entfernung der Geschvvulst iibrig blieb, liell 83 ich einen Wundwinkel offen iind fiihrte einen Gazestreifen in die Augenhohle ein. Der Kranke verlieB nach 12 Tagen mit glatt geheilter Wunde das Krankenhaus. c) Die Sar ko m e und Carcinome der Augenholile sind hei den innerhalb der Berichtszeit vorgekommenen Fallen nicht von dem Gevvebe der Augenhohle ausgegangen, sondern waren entweder unmittelbarer Obergang von eineni Nachbargebilde oder aber Wiederkehr der bosartigen Neubildung nach vorangegangener Entfernung des von einer solchen befallenen Augapfels. So sah ich bei eineni 3jahrigen Kinde ein Sarconia medullare orbita e, welches den erblindeten Augapfel bereits soweit vordrangte, dass die Hornhaut eiterte. Nachdem ans deni linken Nasenloche neben lappigen Nenbildnngen Jauche heransfloss, so war wohl anzunehmen, dass derUrsprungs- ort der Neubildung im Nasenrachenraume lag. Ein 14jahriger Knabe lieB sicli wegen Erblindung des linken Auges aufnehmen. Ich fand dasselbe vorgetrieben, die Sehnervenscheibe hellweiB. Die Untersuchung des Nasenrachenraumes ergab reichliche schwamniartige Massen, bei deren operativer Entfernung auf der chirurgischen Abtheilung es zieinlich heftig blutete. Im Anschluss an eine solche Operation trat einige Stunden spater ein formlicher Blutsturz aus Nase und Mund ein, so dass der Knabe in Lebensgefahr schwebte und sich lange nicht erholen komite. Nach dieser Erfahrung wurde von einer vveiteren Ausraumung Abstand ge- nommen und mittlervveile sind die Reste der Wucherungen von selbst ge- schrumpft. Der Augapfel hat normale Stellung erlangt, die Blindheit ist natiirlich dieselbe geblieben. Die mikroskopische Untersuchung der entfernten Neubildungs- massen ergab ein iiberaus reich mit GefaBen versehenes Rundzellensarkom. Bei einer 55jahrigen Fran war der rechte Augapfel vorgetrieben, unbeweglich, erblindet. Die Spiegeluntersuchung zeigte eine starke Schvvellung des Sehnervenkopfes und in der Gegend des gelben Fleckes eine von vielen GefaBen durchzogene weiBe Flache. Ich raumte die Augenhohle aus, die Kranke lebt heute nocli, nach 3 Jahren, oline Wiederkehr der Erkrankung. Die anatomische Untersuchung ergab ein iiberbohnengroBes Melano- sarkom der Chorioidea in der Gegend des gelben Fleckes, welches zum grofiten Theil auBerhalb des Augapfels sitzend, rascli zahlreiche linsen- bis bohnengroBe Knoten im Fett- und Bindegevvebe der Augenhohle gesetzt liatte, so dass diese den Augapfel in geschlossener Menge mantelartigumgaben.*) Bei den iibrigen 3 Fallen handelte es sich um ein Sarkom der Augenhohle, welches nach einem Sarkom der Ader- haut vviederkehrte, und 2 Carcinome, das eine nach einem Carcinoma limbi eines 51 Jahre alten Mannes, das zweite war das Ubergreifen eines Lidkrebses auf den Augapfel und die Augenhohle. Bei diesem letzten Falle kanu ich nicht umhin, noch zu ervvahnen, dass nicht nur der ganze Augapfel mit *) Diese Falle sind von Dr. Fišer ausfuhrlich veroffentlicht vvorden. 6 * 84 kleinhockrigem und vvachsartigem Krebsgewebe bedeckt war, welches in dicken Zapfen in die Augenhohle reichte, sondern nach vollkommener Vernichtung der Augenlider bereits die an- grenzende Haut der Schlafe, Štirn und Wange zerstort hatten. Der Auswaidung der Augenhohle und Abtragung des Krebs- gevvebes bis auf die Beinhaut lieB ich, nachdem sich gesunde Bildung von Wundwarzchen eingestellt hatte, die Pfropfung von Hautstiickchen auf die Wundflachen folgen. Der Erfolg war ausgezeichnet, alles schon verheilt, der fruher tief herab- gekommene Mann erholte sich zusehends und ist heute, uber ein Jahr nach der Operation, nocli am Leben und gesund. Bei einer Auswaidung der Augenhohle wegen Melano- sarcoma war die Blutung aus deni Sehnervenloch so heftig, dass das Gewebe mit zwei Klemmen grob gefasst werden musste, welche dann zwei Stunden liegen blieben. Dieser Mann starb einige Wochen spater an Sarkom der Leber, d) Obgleich es sich, streng genommen, um keine reine Geschvvulstbildung in der Augenhohle liandelt, so mochte ich doch zum Schlusse noch einen Fali anfuhren, vvelcher imstande gewesen ware, eine Cyste der Augenhohle vorzutauschen, in Wirklichkeit aber eine Ausdehnung des Os ethmoidale war mit Bildung eines mit schleitnigen Massen ausgefullten knochernen Hohlraumes, welcher theilweise in die Augenhohle reichte und den Augapfel verdrangte. Dieser von Fišer ausfuhrlich beschrie- bene Fali kanu dadurch besondere Aufmerksamkeit beanspruchen, weil gerade in jungerer Zeit mehrere diesbeziigliche Arbeiten er- schienen sind, welche sich bis in alle Einzelheiten mit unserem Falle decken. Bei dem 28 jahrigen jungen Manne entschloss ieli mieh zur Vornahme der Operation nur deshalb, weil ich die Zunahme der Vordrangnng des tinken Augapfels durch die VergroBerung der Ansdehnnng der Siebbeinzellen beobachtete und berechtigtervveise eine Schadigung des Sehvermogens fiirchten musste. Die Wand der knochencystenartigen Ansdehnnng haftete nach allen Richtnngen hin so fest an, dass eine Entfernung derselben unmoglich war, ich mich daher begniigen musste, moglichst kraftig mit dem scharfen Loffel zu arbeiten und die nun entstandene Hohle in der Folgezeit mit Fliissigkeiten auszuspritzen, welche die Begiinstigung einer eitrigen AbstoBung der schleimabsondernden Flache erwarten lieBen. Es blieb aber alles ziemlich fruchtlos, man brachte es zwar zu einer vvesentlichen Verkleinerung der Hohle, aber nicht zum Verschlusse einer ober dem inneren Lidwinkel liegenden Fisteloffnung. Der Kranke stellte sich nach langem Ausbleiben wieder einmal bei mir vor, wobei ich ihm rieth, sich nochmals operieren zu lassen, indern 85 ich dabei den Plan vor Augen hatte, aus der eiternden Hohle eine Verbindung mit der Nase herzustellen, um so jene zum Verschluss zu bringen. Ich babe seit dieser Zeit den Kranken nicht mehr gesehen, vveiB daher nichts liber den weiteren Verlauf. 14. Neubildungen der Umgebung des Auges. a) Die 6 Falle von Cysten in der Oegend des Augenbrauen- bogens waren alle Dermoide. Zwei saBen merkwiirdigerweise nasenvvarts, fiinf saBen, wie gevvohnlich, schlafenwarts, eine von diesen war eine sogenannte Zwerchsack-Cyste nnd reichte auch noch weit in die Augenhohle. b) Pralacrymale 01cysten kamen bei fiinf Kranken zur Operation, einmal beiderseitig. Es handelte sich damals wohl um die bekannte Haufung seltener Falle, denn ich habe dieselben innerhalb kurzer Zeit ziemlich rasch hintereinander, seit damals aber schon lange keinen derartigen Fali zu Gesichte bekommen. Die Seltenheit der Falle veranlasste mich, sie ausfiihrlich in der Allgemeinen Wiener medicinischen Zeitung 1892 zu veroffentlichen, weshalb ich mich hier darauf beschranken kann, nur die haupt- sachlichsten Umstande hervorzuheben. Vier Falle waren einseitig, einer beiderseitig, vveshalb ich letzteren zuerst ervvahnen will. Er betraf einen 14jahrigen Knaben,*) der die Zeichen von Lues hereditaria an sich trug. (Fig. 6.) In der Oegend der Thranensacke je eine kir- schengroBe Geschvvulst, welche zum groBten Theile unter dem Ligamentum canthi interni sitzt, blaulich durch die diinne Haut hindurchscheint und sich anfiihlt, wie eine mit Fliissigkeit prali gefiillte Blase. Im Bereiche des Nasen- beins fiihlt man eine, die Geschvvulst begleitende niedrige Knochenleiste. Unter dem Drucke des Fingers ver- andern sich die Geschvviilste nicht und es lasst sich aus dem Thranensack nichts entleeren. Eine Probepunction mit der Pravaz’schen Spritze ergab eine glycerinartige, hellvveiBe, etvvas opalisierende Fliissigkeit. Ich machte mich nach Einspritzung von Cocain unter die Haut an die Entfernung der Geschvviilste, komite aber die blasenartigen Gebilde nicht unverletzt entfernen, vveil die Blasenvvand mit dem Knochen vervvachsen vvar, indem die Geschvvulst Fig. 6. Beiderseitige pralacrymale Člcyste. *) Die Abbildung ist aus der Allgemeinen Wiener medicinischen Zeitung vviedergegeben. 86 in einer von Beinhaut iiberkleideten Knoehengrube lag. Der gesunde Thranen- sack war etwas nacli auBen und riickvvarts verschoben. Der zweite Fali war ein junger Trompetenblaser, welcher eine haselnussgroBe Cyste im rechten Augenwinkel hatte. Der d rit te Fali betraf den linken Augenvvinkel einer 17jahrigen Dame, beim vi er te n und fiinften F a 11 e, zwei junge Landleute, saB die Cyste im rechten Augenwinkel. Bei den letzten vier Fallen gelang die Ausschalung miihelos, ohne Verletzung des Balges, vvelcher in zwei Fallen einen olartigen, in anderen zwei Fallen einen kaseartigen Inhalt hatte. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine aus derbem Bindegewebe bestehende Wand, deren Imienflache mit niedrigem Epithel ausgekleidet ist. Es unterliegt gar keinem Zvveifel, dass man es hier mit Dermoidcysten zu thun h at, vvelche fur die daniit Behafteten nur durch die Entstellung eine Bedeutung besitzen. Im Falle eines operativen Eingriffes muss man sich, abgesehen von der Feststellung der Thatsaclie, dass hier kein Thranensackleiden vorliegt, in erster Reihe versichern, dass ein Hirnbruch auszu- schlieBen ist, weil man Falle kennt, wo Hirnbruche gerade im inneren Augenwinkel saBen. Man wird daher immer gut daran thun, eine Probepunction vorzunelimen, um das Aussehen des flussigen lnhaltes kennen zu lernen; denn der in groBen Um- rissen geltende Anhaltspunkt, dass bei Druck auf einen Hirn¬ bruch allgemeine Hirnstorungen ausgelost werden konnen, ist hinfallig dann, wenn durch Verwachsung an der Bruchpforte die Verbindung zwischen Hirnbruch und Schadelhohle zu bestehen aufgehort hat. Als Operation kommt nur die Ausschalung der ganzen Cyste in Betracht. Einfache Entleerung des lnhaltes ist zwecklos, weil die Cyste sich selir bald vvieder tulit. Es bedarf keiner allgemeinen Betaubung, sondern man kann nach Ein- spritzung von CocaTn unter die Haut schmerzlos arbeiten. In der Regel gelingt es, durch einen Verband mit kraftigem Druck auf die mit Knopfnahten geschlossene Wunde glatte Heilung zu erzielen, vvelche dadurch etvvas verzogert werden kann, dass das Knochengriibchen sich mit blutig gefarbter Flussigkeit anftillt. Die Erkrankungen der Muskeln und der Nerven des Auges sind fast ausnahmslos mit allgemeinen Storungen des Nervensystems verbunden, so dass ich mich darauf be- schranken muss, mit Hinweis auf die Hauptzahlenzusammen- stellung sie gewissermaBen nur zu ervvahnen mit einem oder dem anderen Schlagvvorte. Uberdies vvaren die vvenigen dies- bezuglichen Kranken nur kurze Zeit auf meiner Abtheilung und 87 vvurden ihres Allgemeinleidens wegen gleich der Abtheilung fur innere Kranke zugewiesen, weshalb ich uber sie nichts vveiteres berichten kann. Ich mochte hier nur erwahnen, dass mit Ausnahme der wenigen sogenannten rheumatischen Augenmuskeliahmungen bei allen anderen die Vorhersage immer schlecht zu stellen ist, denn weitaus die meisten Augenmuskeliahmungen erwachsener Leute sind der unheimliche Vorbote sich iiber kurz oder lang einstel- lender heimtiickischer Krankheiten des Oehirnes oder Riicken- markes. Bei einem regelmaBig jeden zweiten Tag zur selben Stunde wiederkehrenden Schmerz des Supraorbitalis trigemini sah icli zur Zeit des Anfailes die Hornhaut mit kleinen Blaschen bedeckt, was aber nur von geringer Reizung begleitet war. Ein- trauflung von Atropin machte mit einem Schlage dem schmerz- haften, bisher mit allem Moglichen bereits behandeiten Zustande ein Ende, so dass ich jetzt in jedem Falle von Neuralgia trigemini auch, wenn das Auge nicht miterkrankt ist, Atropin eintraufle. Ich werde durch die zvveifellos raschere Heilung bei dieser Behandlung nur weiter bestarkt, dieselbe beizubehalten. In dem zvveiten Falle, bei welchem andervvarts schon alles Oebrauchliche versucht vvorden war, hatte ich mit der Dar- reichung von Tinctura Eucalypti augenblicklichen Erfolg. Operationen. Von Operationen will ich nur die Staroperationen und die Ausschalung des Augapfels ausfiihrlicher behandeln. Was mir liber andere operative Vornahmen erwahnenswert zu sein schien, habe ich gelegentlich der einzelnen Krankheiten, bei denen sie angezeigt sind, angeftihrt. Bevor ich zu dem eigentlichen Gegenstande gehe, beschreibe ich die vor, vvahrend und nach der Operation von mir geiibten MaBnahmen, besonders die Asepsis und Antisepsis betreffend. Wenn auch Einzelheiten im Laufe des Jahrzehntes Anderungen erfahren haben, so sind die Orundbedingungen dieser MaB¬ nahmen vvahrend der ganzen Berichtszeit dieselben gevvesen. Nur ein vvesentlicher Umstand hat sich geandert: Bis April 1895 habe ich in einem fast ein Jahrhundert alten Gebaude gearbeitet, die Kranken im allgemeinen Zimmer operiert, in vvelchem Operierte und andere Augenkranke gemeinschaftlich untergebracht waren. Seit Ende 1895 besitzt die Abtheilung ihren eigenen Pavillon, der mit den Behelfen der Neuzeit ausgestattet ist: harte FuBboden, Olanstrich an den Wanden, Kalt- und Warmwasserleitung, elek- trisches Licht, kleine Krankenzimmer mit hochstens 6 Betten, eigenes Operationszimmer. In der Zeit von April bis October 1895 waren die Augenkranken im Barackenspital untergebracht, vvelches die Gesellschaft vom Rothen Kreuze im Garten des alten Civil- spitales aufstellte, als dieses dem verheerenden Erdbeben vom 14. April 1895 zum Opfer fiel und unbevvohnbar wurde. Die Ergebnisse meiner Operationen, insbesondere der Star¬ operationen waren im alten Spitale nicht schlechter, als im neuen, modernen Pavillon. Wohl aber ist das Allgemeinbefinden aller Kranken heute besser, als seinerzeit. Geradezu glanzend war der Korperzustand der Augenkranken, besonders der Kinder, im 89 Barackenspital, indem hier die Kranken eigentlich nur des Nachts im geschlossenen Raume, sonst aber immer im Schatten der groben Baume des Spitalgartens waren. Zu den Vorbereitungen fiir eine Operation gehort auch das Waschen der Hande. Ich will daher auch hier dieser in neuester Zeit so vielfach besprochenen Frage einige Worte damit widmen, dass ich die Art und Weise der Reinigung der Hande an meiner Abtheilung schildere. Die immer moglichst kurz geschnittenen Nagel sowie die Nagelfurchen werden zuerst mit eisernem Nagelputzer abgekratzt. Dann vverden die Nagel, bzgsw. Fingerspitzen mit Burste und Mandelseife kraftig gerieben. Die Biirsten liegen, nachdem sie in 5%iger Carbollosung aufbewahrt worden, in Sublimat 1 :4000 und werden in kurzen Zwischenraumen immer durch neue er- setzt. Nun werden die Nagel und Nagelfurchen abermais mit dem Nagelputzer abgekratzt. Weiters werden die Hande mit 2 Kaffee- loffeln entsprechender Menge von Schleich’scher Marmorsandseife in heiBem Wasser 3 4 Minuten lang und endlich ebenso lange in Sublimatlosung 1:4000 gewaschen. Ich ziehe die Schleich’sche Seife der Sanger’schen Quarzsandseife vor, weil sie die Haut viel weicher und glatter erhalt. Nur dann, wenn unvorhergesehen einer unreinen Operation eine reine folgen muss, so wird zwischen der Waschung mit Seife und jener mit Sublimat noch eine solche mit 60 — 80" Weingeist eingeschaltet. Bezuglich der Handereinigung erachte ich es als einen hochst wichtigen Umstand, seine Hande immer moglichst sorgfaltig zu pflegen und sauber zu halten, weil nur dann die Reinigung vor der Operation einen entsprechenden Erfolg haben kann. In dieser Beziehung ist die Schleich’sche Marmorsandseife ein sehr groBer und dankenswerter Fortschritt; denn regelmaBige Verwendung dieser macht in kurzer Zeit auch eine sprode, zu Schrunden oder gar Ekzem geneigte Haut glatt, weich und gegen die doch immerhin nicht unbedeutende Beleidigung, welcher die Haut unserer Hande durch die vielen Waschungen ausgesetzt ist, vviderstandsfahig, vorausgesetzt, dass die betreffende Haut Schmier- seife vertragt. Wenn trotz der Anwendung der SchleiclFschen Seife zur Zeit des rauhen Wetters die Haut der Hande »springt«, dann werden diese nach Schluss der Spitalsarbeit mit dem in Tuben erhaltlichen vortrefflichen Honey-Jelly sanft eingerieben. Bei Operationen mit Eroffnung des Augapfels werden die Hande 90 mit keimfreien Handtiichern abgetrocknet, sonst wird mit nassen Handen gearbeitet. Nun wird dem Operateur der Kittel ausge- zogen und ihm von jemandem mit bereits gereinigten Handen ein unmittelbar der Biichse entnommener keimfrei gemachter Opera- tionskittel angezogen. Die Reinigung, Vorbereitung u. s. w. des Auges zur Ope- ration mache ich auch immer selbst, bis auf die vorhergehende griindliche Waschung des Gesichtes mit Seife und Stutzen der Augenbrauen, falls sie storend lang sind. Der Kopf des Kranken ist in ein in Sublimat getauchtes Tuch eingehullt, welches mit einer Gummispange auf Štirn und Hinterhaupt festgehalten wird. Das nicht zu operierende Auge ist zugebunden, die betref- fende Gesichtshalfte ist mit einem feuchten Gazesttick bedeckt. Ich beginne mit dem Eintraufeln von Cocain (2%) oder Holocam (l°/ 0 ). Diese Losungen sind durch Kochen keimfrei gemacht. Das Eintraufeln setze ich zwischen den anderen Vor- nahmen fort. Diese bestehen in dem Abschneiden der Wimpern, ReD.igen der Umgebung des Auges und der Lider, besonders deren Rander mit Hydrargyrum oxycyanatum (1:2000). Ist die Haut sehr fett oder vernachlassigt, oder sind die Lidrander krank, dann werden sie noch mit der neutralen fliissigen Seife von Wolffberg aus der Fabrik Gude in Leipzig gevvaschen. Bei regel- recht aussehender Bindehaut vvird diese moglichst wenig mit irgend einem Stoffe in Beriihrung gebracht, sonst aber mit in Kochsalzlosung getauchten Gazestuckchen, besonders in den Falten und Winkeln, abgevvischt. War das zu operierende Auge mit Entziindung der Lidranddriisen, Bindehautentzundung u. dgl. behaftet, so vvird die Operation erst dann vorgenommen, wenn die moglichste Besserung des Leidens erzielt vvurde, denn an eine Heilung ist in der Regei nicht zu denken. AuBer Salbe mit salpetersaurem Silberodergelbem Quecksilberpracipitat,UmschIagen mit Bleivvasser oder Burow’scher Losung kommt als Wichtigstes Losung von Hollenstein (1 2%) in Betracht. Sie ist nicht nur ein die Keime sicher todtendes oder vvenigstens abschvvachendes Mittel, sondern auch das einzige, welches in entsprechender Starke von der Bindehaut vertragen vvird, im Gegensatze zu Sublimat u. dgl., vvelches durch seine EivveiB zerstorenden Eigen- schaften mehr reizt als niitzt, 91 - Karm eine Operation nicht verschoben werden und ist ein eitriges Thranensackleiden vorhanden, so muss der Thranen- sack moglichst griindlich ausgedriickt werden, weiters folgt sorg- faltigstes Auswischen des ganzen Bindehautsackes mit Kochsalz- losung vor der Operation und dichte Bestaubung des inneren Augenvvinkels, besonders der Thranenpunkte, mit Jodoform oder Xeroform. Bei Blepharitis ulcerosa lege ich nach der Operation auf jeden Lidrand einen mit 2%iger Hollensteinsalbe bestrichenen Oazestreifen. ^ f Zu den Vorbereitungen ftir die Operation gehort audi das Durčhspulen der Nase mit 2 3"/ 0 iger Losung von Carbolsaure, bei Stinknase auch taglich nach der Operation. Weiters wird die Mundhohle mit Kalium hypermanganicum ausgespult und die Zahne mit Biirste und Zahnpulver oder noch besser mit der Pasta aromatica Kali chlorici Beierstorf gereinigt. Alles, was an Zeug, BaumwolIe, Oaze u. dgl. in Verwendung komnit, ist, keimfrei gemaclit, in entsprechenden Buchsen verwahrt. Die Instrumente werden in Sodalosung gekocht ip einem Kupferkessel, dessen Deckel durch FuBtritt zu offnen ist, und werden dem Kessel mit einer in Hydrargyrum oxycyanatum liegenden Kornzange entnommen und auf die mit keimfreiem Tuche bedeckte Olasplatte eines Tischchens gelegt. Messer, Lanzen und nadel- ahnliche Instrumente liegen vor dem Gebrauche 10 Minuten lang in 80” Weingeist. Diese Instrumente beziehe ich alle von WeiB und Solin in London, vvelche ich nach vielfacher Erfahrung mit Instrumenten aus verschiedenen anderen Quellen fiir die besten Augen-Operationsinstrumente halte. Sie sind von WeiB auch geschliffen, beziiglich angenehmer GroBenverhaltnisse, Scharfe und langer Haltbarkeit der Schneide uniibertroffen. Die Instrumente sind getrennt fur reine und unreine Ope- rationen, ebenso die zur Vervvendung kommenden Tassen, Glaser u. dgl., welche alle »Aseptisch und Septisch mit schvvarzen Buchstaben eingebrannt haBen. Nach jeder Operation wird in der Regel ein Verband an- gelegt, welcher darin besteht, dass das Auge, beziehungsweise beide Augen mit einem Gazestiickchen bedeckt vverden, darauf kommen kleine Stiicke Baumwolle, welche die Augengrube aus- fiillen, und dies wird mit einer Flanellbinde ohne Druck, nur sanft aufliegend, festgehalten. Nach Starausziehung oder anderen Operationen, nach denen das Auge besonderen Schutzes bedarf, 92 vvird noch ein Drahtnetz dariiber gebunden, dessen Rander zur Verhinderung von Druck mit gespaltenem Drainagerohr iiberzogen sind. Das ganze Netz mit einem schwarzen Stoff zu versehen, um, wenn kein Verband angelegt vvird (s. unten), das Licht ab- zuhalten, gefallt mir nicht, weil sich ein solches Netz nie gut reinhalten lasst. Ich ziehe es daher vor, zu solchem Zvvecke noch iiber das Oitter einen Verband anzulegen. Die Netze fur un- reine Augen sind im Gegensatz zu den vernickeiten fur reine Augen aus Messingdraht. Bei Augen mit Leiden des Lidrandes, der Bindehaut oder des Thranensackes vvird entvveder gar kein Verband und nur das Schutzgitter angelegt, oder moglichst friih, also schon nach 24 Stunden, der Verband fortgelassen. Ich bekenne mich als einen nur bedingten Anhanger der sogenannten offenen Wund- behandlung. Diese leistet zvveifellos Vorzugliches bei allen unreinen Augen, und manches Auge, vvelches friiher unter dem die Eiterung der Wunde begiinstigenden Verbande zugrunde gieng, bringt man jetzt durch. Im tibrigen aber sind die operierten Augen, vvelche ohne Verband behandelt vvurden ich habe bei allen diesen Ausfiihrungen in erster Reihe staroperierte Augen im Sinne immer und langer gereizt, die Absonderung der Binde¬ haut ist oft kaum zu bevvaltigen sie vvird nur einigermaBen vveniger storend durch ein in den inneren Augenvvinkel gelegtes Bauschchen vveiBer Gaze und endlich scheint auch die Bildung des die Wundrander vereinigenden Gevvebes nicht so rasch vor sich zu gehen, als sonst, weil man lange Zeit statt einer fiachen Narbeeinedem Schnitt entsprechende Furche sieht. Freilich kommt hiebei auch noch die Einvvirkung von Cocain, Sublimat etc. in Betracht, von denen nachgewiesen vvurde, dass sie die Bildung der Deckzellen hindernd beeinflussen. Als Gegenanzeige fiir die Behandlung ohne Verband betrachte ich es, vvenn die Lidspalte so hoch ist, dass der Rand des Oberlides beim Blick nach Geradeaus den oberen Rand der Hornhaut beriihrt. Bei solchem Auge stoBt der Lidrand immer gegen die Hornhautvvunde. Bekanntlich reicht das obere Lid in der Regel so vveit herab, dass der freie Rand desselben beim ruhigen Blicke vor sich hin im Bereiche der Hornhaut liegt. Die oben ervvahnte auBergewohnliche Hohe der Lidspalte ist nicht gar so selten. Ich habe einmal einen meiner Hilfsarzte ermuntert, nach einem von mir festgestellten Messvorgang in dieserBeziehung 93 viele Augen zu priifen. Leider wurde diese Arbeit, welche neue Einzelheiten zn geben versprach, nicht zu Ende gefiihrt. Unter allen Umstanden ist die sogenannte offene Wund- behandlung ein freudig zu begrufiender Fortschritt, nicht nur fur den Arzt, sondern auch fiir den Kranken, welcher dadurcli in der Nachbehandlung mehr Freiheit erhalt. Freilich ist aber die Bildungsstufe und der Verstand des Kranken in hohem Grade maBgebend, ob man ihm die Wohlthat einer solchen Erleichterung zutheil werden lassen kann. Der Ungebildete und Unvernunftige bedaj;f gerade durch Verband u. dgl. der fortvvahrenden Erinnerung an seinen krankhaften Zustand. Wenn man, so wie ich, es mehrmals erlebt hat, dass der Staroperierte trotz Verband und Schutzgitter mit dem Finger zum operierten Auge kam und es rieb, weil es ihn juckte, und sich dabei das Auge zerstorte oder zum geringsten stark beschadigte, der wird mit den fiir die offejie Wundbehandlung befahigten Kranken sehr vvahlerisch. Ist aus irgend einem Grunde, z. B. bei Kindern, eine Binde nicht anzubringen, so vervvende ich Pflasterstreifen, und zwar am liebsten die mit Zinkkautschukmasse. Ich mache alle Operationen auf dem Operationstisch im entsprechend eingerichteten Operationszimmer. Nur die Staraus- ziehungen nehme ich im Bette des Kranken vor. Zur allgemeinen Betaubung verwende ich die Chloroform- Ather-Alkohol-Mischung. Der Korb besteht aus biegsamem Aluminiumdraht, der sich nach allen Richtungen hin dem Gesichte des Kranken anpassen lasst, um dem Operateur nicht im Wege zu stehen. Der Korb ist mit einer mehrfachen Lage von hydro- philer Gaze iiberzogen, welche sich jeden Augenblick durch eine frische ersetzen lasst. VerhaltnismaBig oft habe ich nach Chloroformathernarkose voriibergehend EiweiB im Harn gefunden, auch wenn die Unter- suchung vor der Narkose eivveiBfreien Harn ergeben hatte. War aber vor der Narkose Albuminurie vorhanden, so habe ich unmittelbar nach Beendigung der Operation den Kranken in nasse, heiBe Tucher einschlagen lassen und habe so schwerere Folgen mit Erfolg zu vermeiden getrachtet. Bei Operationen am Lide mache ich Einspritzungen von Cocain (0 75%) nach Schleiclvs Angabe. Die folgende Zusammenstellung macht die Zahl der einzelnen Operationen und ilire Vertheilung in den einzelnen Jahren ersichtlich. 94 I. Staroperationen. 1. Starausziehung. Lappenschnitt nach oben. Unmittelbar vor dem Schnitte traufle ich keimfrei geniachtes Atropin ein, eine gut bevvahrte Mabnahme, um bei allenfalls zuruckgebliebenen Resten die Bildung von Verwachsungen dieser mit dem Rande der Regenbogenhaut moglichst zu verhiiten. Ich operiere immer mit federndem Lidhalter. Mein Schnitt liegt im Qewebe der Hornhaut hart am Rande derselben; kommj, es zur Bildung eines Bindehautlappens, so ist er nicht beabsichtigt. Nicht selten trifft aber das Messer auch noch im durchsichtigen Theile der Hornhaut die Bindehaut als sich selbstandig abhebende Schichte, ein Beweis fur die Mannig- faltigkeit der Orenze des Hineinreichens der Bindehaut in die Hornhaut. Die Grobe des Theiles der Hornhaut, welcher vom Schnitte getroffen wird, richtet sich nach der Grobe dieser Horn¬ haut und der zu erwartenden Grobe des Stares, so dass bei einem groben Star und einer kleinen Hornhaut die ganze obere Halfte des Randes in Anspruch genommen vverden muss, um die fiir die Entbindung des Stares nothwendige Grobe der inneren Wunde zu erhalten; und auf diese kommt es an, nicht auf die aubere. Ich rnache immer den Regenbogenhautausschnitt. Die Vor- theile desselben sind den allenfalls in Betracht kommenden geringen Nachtheilen gegeniiber zu grob, als dass ich micli aus Griinden des auberen Aussehens des Auges entschlieben konnte, denselben aufzugeben. Bis zu einem gewissen Grade kommt bei mir auch noch der Umstand in Betracht, dass meine arztlichen Hilfskrafte oft rasch wechseln, ich daher nur selten liber eine so geschulte Hilfe verfiige, wie sie gerade fiir eine Starausziehung mit Lappen ohne Regenbogenhautausschnitt unentbehrlich ist. Ich trete hiemit meinen Hilfsarzten gar nicht nahe; augenarztliche Hilfe bei Operationen ist ein Theil arztlicher Kunst, der erst gelernt vverden muss und erst nach langerer Obung beherrscht wird. Ist auber dem Star noch eine andere Erkrankung des Auges nachvveisbar, ist es hochgradig kurzsichtig, oder verhalt sich der Star irgendvvie regelvvidrig, oder ist das an Star er- krankte Auge nur das einzige des Betreffenden, dann mache ich den Regenbogenhautausschnitt zuerst und lasse dann 96 friihestens in vier Wochen darauf die eigentliche Starausziehung folgen. Meiner Erfahrung nach sichert dieses Vorgehen einen guten Erfolg in denkbar groBtem Umfange. Der Regenbogenhautausschnitt wird mit der Pincettschere von Wecker gemacht und erfolgt einzeitig. Einmal lag das Auge so tief, dass ich die Regenbogenhaut nicht mit der Pincette holen konnte, sondern dies mit einem stark gekrummten Hakchen machen musste, worauf ich die vor der Wunde liegende Regen¬ bogenhaut abschnitt. Zur Eroffnung der Linsenkapsel ziehe ich eine scharfe Fliete mit rundem Stiele einer Kapselpincette vor. Die Entbindung der Linse wird zuerst versucht durch Druck des spatelformigen Loffeis auf die untere Halfte der Horn- haut. Gleitet der Star nicht gleich glatt heraus, so mache ich das Schlittenmanover , indem ich auBerdem mit einem zvveiten Loffel oder der Schlinge den der Lederhaut zugekehrten Wundrand niederdriicke. Nach der Entbindung der Linse und Entfernung des Lid- halters vverden die ailenfalls zuruckgebliebenen Reste durch Streifen mit dem Unterlide moglichst sorgfaltig und grundlich entfernt. Leider kenne ich keinen Vorgang, welcher diesen er- setzen konnte; denn das Streifen mit dem Lide ist zvveifellos eine Quelle der Verunreinigung der Wunde, weil es auch bei aller Vorsicht und guter Hilfe unvermeidlich ist, dass der Lid- rand in die Nafte der Wunde kommt, auch wenn man diese mit dem oberen Lide zu decken trachtet. Dann iasse ich den Operierten Finger zahlen und zum Schlusse vverden die Schenkel des Regenbogenhautausschnittes sorgfaltig zurtickgestrichen, um die beiden Ecken des SchlieB- muskels in gleiche Hohe zu bringen. Bezuglich des Verbandes u. dgl. vervveise ich auf meine oben gemachten Bemerkungen. Wenn ich es auch fiir uberfliissig erachte, den Staroperierten solange im Bette zu erhalten, als man dies friiher that, so bin ich docli noch der Uberzeugung, dass Ruhe in den ersten Tagen nach der Operation nur von Vortheil fiir das Auge ist. Fiir die gestattete Freiheit bezuglich Sitzens ihm Lehnsessel, Umhergehen im Zimmer, Freilassen des nicht operierten Auges ist mir die Bildung und die Vernunft des Operierten mafigebend. 97 Ich entlasse keinen Staroperierten vor dem 16. Tage, bis- vveilen aber noch spater, weil ein nieht unbetrachtlicher Theil dieser Kranken einen langenWeg zu Wagen oder zu FuB zuriick- zulegen Hat, um nach Hause zu kommen, was eben die Verkehrs- verhaltnisse in einem Lande wie Krain mit sich bringen, welches theiis von den Alpen, theils von einem dicht bewaldeten Hiigel- lande eingenommen und nur von vvenigen Schienenstrangen durchzogen ist. Rechne ich, um eine groBere Zahl zur Verfugung zu haben, auch^jaoch alle jene Starausziehungen hinzu, welche ich in Lai- bach vvahrend dreier Jahre noch vor Errichtung der Abtheilung gemacht habe, so ergibt dies 637 Starausziehungen mit dem Lappenschnitte. Von diesen verliefen 561 regelrecht, d. h. so wie ich es in den obigen Zeilen geschildert habe. Freilich war das Regelrechte in manchen dieser Falle nur verhaltnismaBig zu nehmen. Diese Abvveichungen von der Regel, AnstoBen des Fappens u. dgl. standen meist mit der Unruhe und Ungeberdig- keit der Kranken in Zusammenhang. Denn unangenehmervveise gibt es ja nicht wenige Kranke, die aufgeregt oder unverniinftig, auch bei vollstandiger Empfindungslosigkeit des Auges, jede Be- riihrung dieses durch den Arzt mit Zusammenziehung aller Muskeln des Korpers beantvvorten. Diese kleinen Abvveichungen von der Regel, denen man bis zu einem gevvissen Orade ver- hiitend begegnen komite, will ich gar nicht in Betracht ziehen, denn sie sind die unvermeidliche und unberechenbare Zugabe bei jeder Staroperation. Anders ist es mit Abvveichungen, vvelche eine Anderung in der Art und Weise der Operation bedingeti, oder vvelche so ernst sind, dass sie den Erfolg der Operation beeintrachtigen, ja sogar in Frage stellen konnen. Unter den 637 Starausziehungen mit dem Lappenschnitte ereigneten sich 76 regelvvidrige, u. zw. kamen folgende bemerkensvverte Abvveichungen vor: Bei 15 Operationen pressten die Kranken so vvild, dass sie sich den Star heraus- driickten, dabei kam es zvveimal zum Vorfall des Glaskorpers. In 13 Fallen liatte der Augapfel nach vollftihrtem Schnitte gar keine Spannung mehr, so dass die Entbindung der Linse nur schwer bevverkstelligt, aber doch ohne Schlinge ausgefiihrt vverden konnte. 13mal musste aber aus diesem Orunde die Schlinge ein- gefiihrt vverden, vvobei die Herausbeforderung des Stares immer ohne Glaskorper gelang. Derselbe Vorgang vvar nothvvendig bei B o c k, Das erste Jahrzehnt der Abtheilung fur Augenkranke. 7 98 brockeligem Star, der stiickvveise geholt vverden musste; dabei kam es zvveimal zu Glaskorpervorfall. DieEntfemung desStares war nur durch Schlingeneinfiihrung moglich in 7 Fallen von Luxation und Subluxation der Cataracta, was immer ohne Glaskorper ablief. Be- sonders gedenken muss icb eines Falles, einer Frau von 54 Jahren, welche am rechten Auge einen nach innen unten luxierten Star hatte. AIs die Kranke am Bette lag, zur Operation vorbereitet und ich CocaTn eintraufeln wo!lte, war der Star verschvvunden, bzgsw. hinter die Regenbogenhaut gesunken, wurde aber beim Aufsetzen der Kranken wieder sichtbar. ich war daher genothigt, die Ope¬ ration an der sitzenden Kranken zu machen. Weiters kam es zu Schlingenentbindung in 14 Fallen, bei denen sich der Glaskorper noch vor Entbindung der Linse stellte. Endlich bei Schvvarten- bildung nach lridocyklitis, um nicht Glaskorpervorfall hervorzu- rufen, in 6 Fallen, wobei immer der Vorfall des Glaskorpers ver- mieden wurde. Durch heftiges Pressen des Kranken kam es neunmal nach normaler Entbindung der Linse zu Glaskorpervorfall. Ein fiir das Schicksal des Auges bisvveilen verhangnisvolles Vorkommen vvahrend der Staroperation ist die Umstulpung des Lappens, wie es sich bei Unruhe des Kranken, besonders durch die Drehbevvegungen des Auges nach oben, ereignet, noch vvahrend der Operation, also an dem vom Lidhalter gestiltzten Lidrand, beim Wechsel mit dem Halten der Pincette und nach der Entbindung des Stares beim Herausstreifen der Reste. Dadurch konnen verderbliche Keime unmittelbar ins Innere des Auges gebracht vverden. Eine solche Lappenumstulpung kam 25mal vor. In 21 Fallen blieben Linsenreste zuriick, welche sich vveder durch Streifen mit dem Lide, noch durch das Eingehen mit einem Instrumente entfernen lieBen. In 10 Fallen war die Operation von so starken Blutungen begleitet, dass man nach regelrechtem Regenbogenhautausschnitt vor Blut nichts mehr sah und Eroffnung der Linsenkapsel, sowie Entbindung des Stares nur dem Gefiihle nach machen musste, ohne etvvas sehen zu kčnnen. Ebenso war das fiir den Kranken so trostliche Fingerzahlen unmoglich, weil nach Herausstreifen des Blutes alles sich gleich vvieder mit Blut fullte. Eine Ursache fiir dieses Vorkommen konnte ich nicht nachvveisen. In einem Falle ereignete es sich bei einer 52 Jahre alten kraftigen Frau, 99 welche infolge einer Neubildung an heftigen Blutungen aus der Gebarmutter litt. Hier will ich auch noch eines ganz besonderen Operations- vorfalles gedenken: Eine Frau von 55 Jahren hatte Aderhautentziindung iiber- standen nnd kam mit Zitterstar zur Operation. Nach dem Schmitt fiel der verflussigte Glaskorper vor, der Star verschvvand im lnneren des Auges und wurde nicht mehr sichtbar. Die spatere Untersuchung mit dem Augenspiegel ergab das Bild wie nach einer *Reclination. Wegen Glaskorpertrubungen und Narben in der Ader- und Netzhaut mit -j- 10 D nur Bevor ich an die Schilderung des Wund-, bzgsw. Heilungs- verlaufes gehe, muss ich noch einige Angaben anfuhren. Die 637 Starausziehungen wurden an 499 Kranken gemacht, so dass also 138 Menschen auf beiden Augen an Star operiert wurden. 303 betrafen das rechte, 334 das linke Auge. Dem Geschlechte nach waren es 236 Manner und 263 Weiber. Das Alter der Manner schwankte zvvischen 36 und 83, das der Weiber zwischen 38 und 87 Jahren. Die verhaitnismaBig niedrige untere Altersgrenze ist bei den Mannern durch einige Glasarbeiter er- klart, bei welchem Berufe sich infolge der unausgesetzten Be- strahlung des Gesichtes durch groBe Hitze fruhzeitig Linsen- triibungen entwickeln, wie ja aus demselben Grunde in den Tropen der graue Star auch eine niedrigere Altersgrenze zeigt, als in unseren Breiten. Bei den Weibern waren die Starkranken bei verhaitnismaBig jungen Jahren rhachitisch oder infolge man- gelnder Ernahrung fruhzeitig geschvvacht und gealtert. An hoch- gradigem Verfall der Krafte litten 6 Manner im Alter von 50 bis 82 Jahren und 8 Weiber im Alter von 68 bis 84 Jahren. 2 Manner vvaren Kretins, 3 Manner und 6 Weiber litten an hochgradigem Schwachsinn, 2 Manner vvaren fallsiichtig, 3 Manner und 2 Weiber waren vollkommen taub, 2 W,eiber vvaren taubstumm, 1 Mann und 1 Weib vvaren infolge einer schvveren Allgemeinerkrankung, an vvelche sich die Starbildung angeschlossen hatte, kahlkopfig ge- worden, 1 Mann vvar mit Magenkrebs behaftet, 1 auf beiden Augen mit Erfolg operierte Mann hatte nach einer imjahrel866 am Schlachtfelde erlittenen Schussverletzung eine jauchende Nierenfistel, 1 Mann und 2 Weiber litten an vveit vorgeschrit- tener Nierenentziindung und 2 Manner und 2 Weiber an Zucker- harnruhr; 7 Manner und 2 Frauen hatten Emphysem. V 100 Was den Zustand der Augen vor der Operation betrifft, so muss ich anfuhren, dass er in den meisten Fallen mit Bezug auf Lidrander und Bindehaut recht schlecht war; denn wenn unter den an Star Operierten auch alle Stande ver- treten waren, so war docli die groBte Mehrzahl der Kranken Landleute, deren Augen natiiriicherweise viel dem Einflusse von Staub, Rauch, Unreinlichkeit u. dgl. ausgesetzt sind, und welche auch viel zu wenig daran denken, bei Krankheiten der Augen, welche ilmen keinen Sclinierz bereiten oder sie an der Arbeit hindern, die Hilfe des Arztes in Anspruch zu nehmen. So ge- horte eine regelrecht aussehende Bindehaut eigentlich zu den Seltenheiten, fiir den Operateur keine angenehme Lage. In be- besonders starkem Orade waren solche Veranderungen entwickelt: Geschvviirige Entzundung des Lidrandes bei 26 Augen, Ekzem der Lider bei 14 Augen, veraltete Entzundung der Bindehaut bei 18 Augen. Weiters fanden sich an den mit Star behafteten Augen: Chalazion funfmal, Ausvvartskehrung des Lides zweimal, Krebs des Lidrandes viermal, Warzen des Lidrandes vierrnal, Trachom viermal, Lupus der Bindehaut einmal, veraltete Ent¬ zundung des Thranensackes zvveimal, Verodung der Thranen- punkte einmal. Wichtiger noch sind die mit dem Stare in demselben Auge gleichzeitig vorgekommenen Veranderungen, bzgsw. Erkrankungen, so dass es kein einfacher Greisenstar war, sondern Trubung der Linse mit einem Kerne, also durch den Lappenschnitt zu ent- fernen, aber in einem auch noch andervveitig erkrankten Auge, oder Trubung der Linse durch irgend eine andere Ursache als Altersveranderung bei einem an Jahren vorgeschrittenen Kranken. Ausdelmung der Lederhaut .... 3 Narbe der Hornhaut.8 Anvvachsung der Regenbogenhaut . . 5 Olaukom. 1 Hochstgradige Kurzsichtigkeit ... 10 Pyramidenstar. 1 Star in der Vorderkammer.4 Zitterstar.3 Wundstar. 7 Summe ... 42 101 also: einfacher Altersstar.595 complicierter Star.42 Summe . . . 637 Bei 5 Kranken war eine Abvveichung des Nasenbeines vor- handen, dreimal mit gleichzeitiger Stinknase. Bei dem mit angeborenem Pyramidenstar vergesellschafteten Greisenstar war die Durchschneidung des von der Hornhaut zur Linse ziehenden recht derben Stranges sehr schmerzhaft. ^alirend des Wund-, bzgsw. Heilungsverlaufes ereignete sich mit Bezug aufs Auge und den Kranken im allge- meinen Folgendes: Wundsprengungen kommen unter allen Umstanden vor, sovvohl bei der Behandlung mit Verband, als audi bei der ohne denselben. Sie gehoren innerhalb einer gevvissen Grenze zum regelrechten Verlaufe in den ersten 24 Stunden. Etwas anderes ist es, wenn dieser Vorgang sich sozusagen kraftiger abspielt und daher fur das operierte Auge ein oft recht vvesentlich in Betracht kommendes Ereignis ist. Derartige gevvaltsame Wund- sprengungen sah ich bei 22 Augen. Sie waren immer mit mehr oder vveniger starker Blutung in die Vorderkammer verbunden, lmal mit Vorfali der Aderhaut, 3mal mit Umstiilpung des Lappens. Eine starkere Blutung vvahrend der Nachbehandlung erweckt immer die Besorgnis, dass inindestens trotz Aufsaugung des Blutes doch Farbstoff auf der Vorderflache des Glaskorpers haften bleibe und so dann eine Sehstorung veranlassen konnte. Die Ursache der Wundsprengung war 17mal Pressen des Kranken, darunter 5mal vvahrend des Verbandvvechsels, 5mal vvurden die Operierten an verschiedenen Tagen nach der Operation von Erbrechen befallen. In 5 Fallen kam es friihestens 2 Tage nach der Operation zu bedeutenden Blutungen in die Vorderkammer ohne nachvveisbare Ursache; 2 Augen betreffen eine an Gebar- mutterblutungen leidende Frau, deren ich schon bei den Vor- fallen vvahrend der Operation gedacht habe. 2mal sah ich streifige Trubung der Hornhaut. 2mal entvvickelte sich am 3. bzgsvv. 6. Tage bei einem 79 Jalire alten Manne und bei einer 70 Jahre alten Frau, beide sehr herabgekommen, im Anschluss an eine Conjuntivitis acuta am unteren Rande der Hornhaut ein Gesciivvur, vvelches, ganz reizlos verlaufend, die Eigenschaften eines so- genannten marantischen besaB. 4mal musste ich vvegen krampf- 102 hafter Einvvartsrollung des Unterlides die schiefe Durchschneidung desselben machen. 5mal wischten sich Kranke trotz Verband und Schutzgitter das Auge mit der Hand. Ein Kretin driickte sich mit aller Gewalt das Gitter ins Auge, eine Frau wurde am Lehnsessel ohnmachtig und fiel aufs operierte Auge. Bei 11 Star- operierten entwickelten sich schwere geistige Storungen, welche in 10 Fallen entweder auf Alkoholmissbrauch die Zahl der Alkoholisten habe ich oben gar nicht aufgenommen - oder die Einwirkung der Dunkelheit, oder den seelischen Eindruck der Operation, oder beides zusammen, zuruckzufiihren waren. Manche dieser mit formlicher Tobsucht einhergehenden Wahnzustande dauerten trotz Belichtung und Alkoholgaben mit Opium u. dgl. bis zu 6 Tagen. Die davon Befallenen waren 7 Manner und 3 Weiber. In einem F a 11 e aber handelte es sich um eine n iiberaus- starken Raucher, den die plotzlich e Entbehrung der Cigarre zur Raserei brachte, vvahrend welcher er immer vom Rauchen sprach. Dies brachte mich auf den Gedanken, ihm eine angebrannte Cigarre in den Mund zu stecken, welche den Kranken so auffallend beruhigte, dass ich ihn ohne Verband und die ganze Zeit iiber im Vollbesitze seiner gewohnten Cigarrenmenge iieB. Eine ahnliche Erfahrung machte ich bei einem Montenegriner, den ich auf beiden Augen an Glaukom operiert hatte. 3 Manner (70, 72, 70 Jahre) und drei Frauen (69, 70, 80 Jahre) erkrankten noch vor dem 5. Tage nach der Operation an Lungenentziindung. 2 davon starben am 7. bzgsw. am 9. Tage nach der Operation, vvelche einen vollkommenen Erfolg gehabt hatte. Invvieferne die eben geschilderten Vorkommnisse, sowie die oben angefuhrten anderweitigen Erkrankungen des Auges oder des ganzen Menschen den Ausgang der Operation beeinflussten, wird vielfach in Betracht kommen, wenn ich die endgiltigen Erfolge meiner Staroperationen des Naheren auseinandersetzen werde. Ich will gleich hier die Hauptzahlen mittheilen und dann die Einzelheiten beleuchten. Unter 637 mit dem Lappenschnitte nach oben und Ausschneidung der Regenbogenhaut an Star operierten Augen war bei 590 Augen ein voller Erfolg erzielt vvorden. Bei 16 Augen war der Erfolg gut. Bei 31 Augen war die Operation ohne Erfolg. Zu den Augen mit vollem Erfolg rechne ich aile jene, vvelche schon bei der ersten, am 12. oder 14. Tage vorgenommenen 103 Sehprobe mit entsprechendem Brillenglase wenigstens S sahen ) eine Sehscharfe, die sich erfahrungsgemaB in den nachsten Wochen noch wesentlich bessert, theils wegen Ausgleichung der noch regel- widrigen Hornhautwolbung, theils aber auch, weil die oft recht beschrankten LeutegewissermaBen erst wieder sehen lernen miissen. So sah ich nach langerer Zeit bei solchen Augen oft Sehscharfen von | und Ich rniiss mich beziiglich der erreichten Sehscharfen leider mit diesen sehr allgemein gehaltenen Angaben begnugen; denn ein groBer Theil meiner Operierten kann nicht lesen oder ist ungewqfrnten Lagen gegenuber so wenig anpassungsfahig, dass es sehr oft ganz unmoglich ist, zahlenmaBig das Sehvermogen fiir die Ferne festzustellen. Dies gilt dann noch in vermehrtem Grade fiir jenes fiir die Nahe, wo man zu den allerurspriinglichsten Behelfen greifen muss, um eine Brille bestimmen zu konnen. !ch will daher gar nicht mit Zahlen anfiihren, mit wie vielen ich regelrechte Sehproben machen konnte, wie viele davon f oder f sahen, oder bei vvie vielen zwar der Erfolg vorziiglich war, sich aber vvegen Beschranktheit des Operierten ziffernmafiig nicht feststellen lieB. In diese Abtheilung voller Erfolge gehorte schlieBlich manches Auge, bei dem die Operation Abvveichungen von der Regel ergab, vvovon ich hier keine Einzelheiten anfiihren will, weil diese zu ermiiden wiirden. Wenn jemand dafiir Aufmerksamkeit hat, so kann er sich das diesbezugliche leicht aus den verschie- denen Zahlenangaben heraussuchen. Hieher gehoren abgesehen von den noch spater zu ervvahnenden, an Nachstar operierten Augen - auch noch 7, vvelche nach normaler Operation Regen- bogenhautentziindung mit Pupillenverschluss bekamen und denen dami eine Regenbogenhautausschneidung nach unten schlieBlich doch vollen Erfolg gab. Bei 2 Augen waren Starreste, bei 2 Wund- sprengung, bei 1 Wischen mit der Fland die Ursache; bei 2 konnte keine Ursache nachgevviesen vverden. Von den mit hochgradiger Kurzsichtigkeit behafteten und mit vollem Erfolg operierten Star- augen will ich nur 3 noch besonders ervvahnen. Ein Herr von 72 Jahren sah nach der Operation ohne Glas S T \, eine Frau von 53 Jahren S ein Fraulein von 59 Jahren S mit concav 1 D S r ° 7 ,; alle drei lesen ohne Glas Jaeg. Nr. 5. In die Gruppe zvvischen die mit vollem Erfolge und jene ohne Erfolg operierten Augen will ich jene Augen geben, vvelche nach der Operation endgiltig im besten Falle S {’ 6 sahen, im geringsten so viel, dass sie sich selbst fiihren konnten. Es sind 104 dies 16 Augen, bei denen allen die Operation als solche regel- recht verlief. Die geringe Sehscharfe nach der gelungenen Operation hatte ihren Grund 2mal in dichter Trubung des Glaskorpers, 4mal Nachblutung, 3mal alte Hornhautnarben, 2mal abgelaufene Aderhautentzundung, lmal ebensolche der Netzhaut, linal Alters- schwund des Sehnerven, lmal mit lridektomie bereits behandeltes Glaukom. In einem Falle fand ich am 2. Morgen nach der Ope¬ ration beim dritten Verbandvvechsel den umgestulpten Lappen der Hornhaut in der Lidspalte eingeklemmt. Derselbe legte sich, zuriickgebracht, zwar vvieder gut an, wuchs auch fest, blieb aber so trube, dass dies den Erfolg der normal gevvesenen Operation bedeutend schmalerte. In einem Falle bemerkte ich am 6. Tage beginnende Eiterung der Wunde in einem Winkel, den ich nun gleich mit dem Gluhdraht ausbrannte. Eine einige Wochen danach gemachte lridektomie brachte noch S Nebenbei bemerkt, ist dies der einzige Fali, in dem es mir gelang, eine schon ausge- sprochene Wundeiterung aufzuhalten und das Auge vor Um- nachtung zu bewahren. Ich mochte nun nur noch einige Umstande erwahnen, welche mir als Regelvvidrigkeiten in der Nachbehandlung bemerkenswert zu sein scheinen. Einige Falle bleiben ganz hartnackig tagelang ich sah es bisvveilen bis zum zehnten Tage ohne Vorderkammer. Nur selten liegt der Grund in einer heftigen Wundsprengung oder in einem eingeklemmten Stiick Regenbogenhaut (ich habe unter allen von mir operierten 637 Augen nur zweimal cystoide Ver- narbung erlebt), oder man meint, er sei in einem eingeklemmten Kapselzipfel zu suchen. In der Regel kann man keine Ursache n'achweisen. Diese Falle sind deshalb unangenehm und machen Sorge, weil sich bei ihnen leicht nachtraglich die noch nicht ge- schlossene Wunde verunreinigen kann und dann den ernstesten Folgen Thiir und Thor geoffnet ist. Auch ohne schon vorhandenes Ekzem der Lider kommt es, besonders bei alten Leuten mit recht schlaffer Haut und schlaffen Falten, zu Frattwerden der Haut, was bei der damit verbundenen reichlichen Eiterung fur die Wunde am Augapfel von Gefahr ist. Bei geringen Graden bestaube ich dann die eiternden Flachen mit Dermatol, bei starkerer Entwicklung dieses Zustandes belege ich die betreffenden Stellen mit Gazestreifen, vvelche mit Hollensteinsalbe bestrichen sind. 105 Ich komme nun zu dem zwar unvermeidlichen, deshalb aber keineswegs weniger traurigen Abschnitte uber die Miss- erfolge. Wenn ich nun die Einzelheiten beriicksichtige, so will ich hiebei uber die Misserfoige ohne Schonfarberei sprechen und eine Zahlenzusammenstellung machen, welche nicht gekiinstelt ist; denn eine Kiinstelei nenne ich es, wenn in derartigen Aus- weisen die durch Wundeiterung zugrunde gegangenen Augen von vorneherein aus der zu beurtheilenden Reihe ausgeschlossen werden,*nanchmal mit, manchmal audi ohne Angabe der Ursache dieser Vergevvaltigung der Statistik. Ich will gleich mit dem schlimmsten Feind anfangen, mit der W u n d e i t e r u n g. Ich habe durch sie von 537 operierten Augen 18 verloren. Bei 13 davon wares nicht schwer nachzuvveisen, dass der Grund der Wundeiterung in Erkrankungen des Auges und seiner Nachbargebilde zu suchen sei. Die Operation war bei allen regelrecht gewesen. 3 Kranke stulpten sich nach Voll- endung derselben infolge ungeberdigen Betragens mehrmals heftig den Lappen um, wischten sich also geradezu mit Gewalt die auch dem bestgereinigten Lidrande immer anhaftenden Keime mit dem Hornhautlappen ab. 4 Augen hatten veraltetes Ekzem der Lider, besonders der Lidrander, damit verbundene alte reichlich absondernde Bindehautentzundungen, eine Gevvebsflache, welche man nie keimfrei machen, geschweige denn einige Tage als solche erhalten kann. 1 Auge hatte Epithelioma palpebrae su- perioris. 2 Augen vvaren mit alten Hornhautnarben nach Ge- schwiiren behaftet, hatten also schon schvvere Eiterungen durch- gemacht. In einem Auge entvvickelte sich einige Tage nach der Operation eine heftig absondernde Bindehautentziindung, in deren Gefolge arn unteren Rande der Hornhaut Geschvviire ent- standen, bei vollkommen reiner Wunde. Unter der Entwicklung der Geschvvure schmolz die Elornhaut fast reizlos. 2 Kranke litten an Stinknase. Die angefiihrten Umstande sind Griinde genug, um das Entstehen von Wundeiterung mit ihren verderblichen Folgen nach normaler Operation zu erklaren, umsomehr, wenn ich noch an- fiihre, dass in keinem Falle die Eiterung vor dem dritten Tage auftrat, in einem Falle erst am siebenten, in einem anderen sogar erst am elften Tage, also Eindringen verunreinigender Keime aus dem Bindehautsacke, 106 AuBer diesen 13 Fallen mit nachvveisbarer Ursache be- obachtete ich auch 5 Eiterungen in normalen Augen nach regel- rechter Operation. In einem Falle ist es wolii mit Sicherheit anzunehmen, dass die schadlichen Keime schon vvahrend der Operation eingedrungen waren, denn acht Stunden nach der Operation begann die Kranke iiber Thranenfluss und leichten Schmerz zu klagen. 24 Stunden nachher war die Hornhaut bereits grau. Ich muss aber doch auch anfiihren, dass diese 46 Jahre alte Frau Zuckerharnruhr hatte und ani siebenten Tage nach der Operation in einem schvveren Coma diabeticum starb. Bei den iibrigen vier Fallen waren die Lider, Bindehaut, Nase, liberhaupt der ganze Mensch gesund und die Operation eine regelrechte ge- vvesen. Die ersten Erscheinungen der Wundeiterung traten nach dem zweiten Tage auf, ein hinvveis, dass der Ursprungsort der Keime wahrscheinlich die Bindehaut gewesen ist, weiche gesund ausgesehen hat, in vvelcher aber dann unter dem Einflusse des Verbandes u. s. w. die schlummernden Keime ervvachten und dann ihre verderbliche Wirkung entfalteten. Solche Falle zeigen wieder die fiir den Augenarzt so missliche Thatsache, dass man vorlaufig noch keine Mittel und Wege kennt, den Bindehautsack unbedingt keimfrei zu machen, und noch vveniger, in diesem Zu- stande zu erhalten. Sehr beklagenswert war dieses Ereignis bei einem sonst gesunden Manne von 61 Jahren, dessen rechtes Starauge in einer anderen Heilanstalt durch Wundeiterung zu- grunde gieng, und 6 Monate spater das linke, trotzdem ich die Iridectomia prseparatoria gemacht hatte. In den meisten dieser Falle habe ich die eiternde Wunde gleich mit dem Oliihdraht ausgebrannt. Immer vergeblich 1 Weg- lassen des Verbandes und warme Uberschlage waren die einzigen Mittel, mit denen man die Schmerzen der Unglucklichen mildern konnte. Alle diese Augen sind geschrumpft, bei 2 entstand im Verlaufe der Erkrankung Panophthalmitis. Besonders Bemerkensvvertes bieten die vier Augen, welche an Glaskorpereiterung erblindeten. Bei dem einen war vvegen Vorfall des Glaskorpers die Entbindung der Linse mit der Schlinge nothwendig, so dass man liber Weg und Ursache der Eiterung nicht im Zweifel sein kann. Anders ist dies bei den iibrigen drei. Bei zvvei davon besorgten die Kranken durch starkes Pressen die Entbindung des Stares ohne Glaskorper- vorfall, beim dritten, bzgsw. vierten, das mit hochstgradiger Kurz- 107 sichtigkeit behaftet war, stellte sich wohl infolge Lockerung, bzgsw. ZerreiBung der Zonula Zinnii der Star so giinstig in der Wunde, dass er, leichtem Druck auf die Hornhaut folgend, sammt der Kapsel aus dem Auge schliipfte. Es ist also in allen diesen drei Fallen mit Ausnahme der Irispincette kein Werkzeug in das Innere des Augapfels gekommen und daher das Hinein- bringen von Keimen in den Glaskorper wohl ausgeschlossen. Wir mussen dies daher auf anderem Wege zu erklaren versuchen und ich meine, dass man dies auch ungezwungen thun kann: Zwei Kr%nke bekamen die durch starken Widerschein aus dem Inneren des Auges sich kundgebende Glaskorpereiterung am funften Tage, nachdem sie am zweiten Tage nach der Operation an schvverer Lungenentzundung erkrankten. Den Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorfallen kann ich mit einem anderen Falle beleuchten, welchen ich noch als Assistent an der Wiener I. Augenklinik beobachtete: Kraftiger Mann von 59 Jahren, regel- rechte Starausziehung, keine Storung des Wundverlaufes; am vierten Tage Lungenentziindung, am sechsten Tage reichliche wolkige Massen im Gebiete der Pupille bei geringer Reizung der Regenbogenhaut, Tod am zehnten Tage an Herzschwache. Die Untersuchung des Auges ergab reichliche Mengen von Diplo- kokken im Glaskorper und in der Ausschvvitzung in der Vorder- kammer. Bei dem Auge mit hoher Kurzsichtigkeit mussen wir annehmen, dass in der Aderhaut schon vor der Staroperation Keime vorhanden waren, welche, unter dem Einflusse der Ope¬ ration neu belebt, ihre verderbliche Wirkung entfalteten. In allen vier Fallen blieb die Wunde verschont und die Augen schrumpften reizlos und fast ohne Schmerzen. In einem Auge reihte sich nach regelrechter Starausziehung eine starke Blutung in die Vorderkammer an die andere, was endlich zur Schrumpfung des Auges fuhrte. Nachdem die betreffende Frau von 68 Jahren sonst ganz gesund, die Operation ohne Zvvischenfalle abgelaufen war, weiters das Auge keine vermehrte Spannung hatte, so kann ich keine Erklarung fiir diesen Vorfall geben. In 1 Falle fand ich nach der regelrechten Operation die Aderhaut vorgefallen in der Wunde liegen. In dem einen Falle bei einem Manne von 71 Jahren ohne Drncksteigerung, ohne heftige Bewegung des Kranken, also keine Moglichkeit der Er¬ klarung. Der Endausgang war eine sehr breite, dunkelschiefer- 108 graue, vvulstformige Narbe in einem schrumpfenden Augapfel. Olaskorpervorfal I in der Nachbeliandlung sah ich bei einer krjiftigen Frau von 52 Jahren. Dieser Fali zeigt, durch vvelche ganz unberechenbare Zufalle das gute Ergebnis einer regelrechten Operation vernichtet werden kann. Die am Morgen operierte Frau befand sich am Nachmittage sehr wohl, wurde in der Nacht von heftiger Ubelkeit befallen und erbrach 17 Spulwurmer, von denen der langste 20 cm mali Am Morgen fand ich den Verband blutdurchtrankt, die Hornhaut steil abgehoben, in der Wunde einen federkieldicken Wulst liegen, eingeklemmter Glaskorper, die Blutung stand bald unter dem Druckverband, der Glaskorper zog sich merkwurdigerweise zuruck und schlieBlich sah das Auge auBerlich so aus, wie ein gut an Star operiertes, war aber voll- kommen erblindet. Mit dem Augenspiegel erhielt man kein rothes Licht aus dem Innern. Eine Zerstorung des Auges durch Auswischen desselben mit der H and des Kranken, trotz Schutzgitter und Verband, sah ich 4mal. lmal war es ein Kretin, 2mal geschah es im Delirium und lmal machte es ein Bettler mit Willen, weil er wie er eingestand sich dachte, dass er sehend nicht mehr so erfolgreich werde betteln konnen, als frtiher vvahrend seiner Starblindheit. Ein Auge mit Trubungen der Hornhaut und Anwachsungen der Regenbogenhaut an der Linsenkapsel nach vor Jahren iiber- standener tiefer Hornhautentziindung konnte die Starausziehung gewissermaBen nicht tiberstehen, denn nach regelrechter Star¬ ausziehung mit Zahlen der Finger nach derselben schrumpfte es unter den Zeichen schleichender Entziindung des Strahlenkorpers. Ein Mann von 62 Jahren, der angab, friiher immer gut gesehen zu haben, hatte auf beiden Augen Greisenstar mit nicht ganz verlasslicher Lichtempfindung. Nach den auf beiden Augen regelrecht verlaufenen Starausziehungen konnte er keine Finger zahlen. Die dann spater vorgenommene Spiegeiuntersuchung ergab beiderseits Abhebung der Netzhaut. 2 an Star Operierte starben mit guten Augen, und zwar 1 Mann in Coma diabeticum, 1 Frau an LungenentzOndung. Fasse ich dies alles noch einmal zusammen, so ergibt sich: Bei 637 Starausziehungen mit dem Lappen nach oben und Ausschneidung der Regenbogenhaut verlor ich 5 Augen durch 109 Wundeiterungohne nachweisbare Ursache, also 0 - 79%, an Wundeiterung, bedingt d u r c h s c h o n v o r h a n d e n e u n h e i I- bare Krankheit d er Lider, Bindehaut, Nase u. s. w., 13, d. i. 2-04%, durch Wundeiterung uberhaupt 2‘82%; durch 01 a s ko r p e rei t er u n g (4) 0-&2°/o, durch Beschadi- gung des Auges durch die Ha n d des Kranken 4, d. i. 0‘62° o, durch Vorfall der Aderhaut 2, d. i. 0 - 31%, Blutung und schleichende St rah I en ko rp eren t z ti nd u n g je 1, d. i. 0 - 15°/o, durch Netzhautabhebung 2, d. i. 0*31 0 ' 0 , alles zu- sammen 5"/f. - Diese Falle, die Verluste betreffend, lassen sich auch nocli von einem anderen Standpunkte aus zusammenstellen, und zwar: Verlust durch nicht nachweisbare Ursache der Eiterung 5 — 0'79% Verlust im iibrigen Zustand des Auges begriindet 15=2 - 35° 0 Verlust durch Blutung ohne nachweisbare Ursache 2 = 0'31 °„ Verlust durch allgemeinen Zustand des Kranken 3 = 0‘47% Verlust durch Schuld des Kranken 7==l‘10°/o Bisher habe ich meine Auseinandersetzungen nur vom Standpunkte der Operation aus gemacht, d. h. ich habe ohne Riicksicht auf die Art des Stares die Staroperationen zusammen- gestellt, welche ich mit dem Lappen nach oben mit Ausschnitt der Regenbogenhaut (ausgenommen 5 Falle ohne diesen) aus- gefuhrt habe. Beriicksichtige ich aber die Art des Stares, dann erhalte ich folgende Aufstellung: Von 637 mit dem Lappen nach oben operierten Staren waren einfacher Greisenstar ..... 595 complicierter Star ....... 42 worunter ich Stare verstehe, neben denen im Augapfel noch andere Erkrankungen vorhanden sind, wie: Narben der Hornhaut, abgelaufene Entztindungen des Uvealtractus, Glaukom oder seine Folgezustande, hochstgradige Kurzsichtigkeit u. s. w. Ich habe aber dazu nicht eingerechnet die Augen mit Erkrankungen der Lider, sondern diese in der groben Gruppe der einfachen Alters- stare gelassen. Rechne ich nun nur mit diesen 595 Augen, so ergibt sich fiir Wundeiterung 2-53% und fur Glaskorpereiterung 0-34%. 110 oj JD O JE _cj oj cd X> E regelrecht.561 mal Collapsus bulbi (ohne Schlingenentbindung) . . 13 Star vvird vom Kranken heraus- \ ohne Glaskorper 13 gepresst 15 f mit Olaskorper 2 Mangel an ( ohne Olaskorper 13 Vis a tergo 13 \ mit Olaskorper 0 brockeligem Star \ ohne Glaskorper 1 3 I mit Olaskorper 2 Luxatio oder Sub- \ ohne Olaskorper 7 luxatio cataractae 7 I mit Olaskorper 0 Glaskorpervorfall vor Entbindung des Stares.14 Schwarten bei ( ohne Olaskorper 6 Occlusio pupillae 6 I mit Olaskorper 0 Starke Blutung nach Ausschneidung der Regen- bogenhaut.10 Glaskorpervorfall nach regelrechter Operation durch Pressen des Kranken . 9 Lappenumstiilpung.25 OJ bJO OJ Ž tp 'E Tj 1 OJ OJ Schlingen¬ entbindung 43 E OJ Tj c £ E OJ -E b L E C E % SZ -g cu O 'n UD E 03 03 - 4 —' en p- co O ( i— OJ s—* E guten Erfolg.590 alter Hornhautnarbe.3 Triibung des Lappens durch Einklemmung 1 geheilter Wundeiterung.1 Nachblutung.4 alter Triibung des Glaskorpers .... 2 abgelaufener Entziindung der Aderhaut 2 abgelaufener Entziindung der Netzhaut 1 Sehnervenschvvund.1 Glaukom .1 nur mittelguten Erfolg 16 111 _e o 03 C c G. D. 03 OJ -O N 3 03 C/) t" cn o treten darf, ohne Schaden zu ervvarten, sondern dass der Glas- korper ganz besonders sachte angefasst werden muss. In einem Falle von eingeheiltem Schenkel der Regenbogen- haut bei einem 61 Jahre alten Manne kam es nach einem Jahre zu einer Entzundung der Hornhaut mit starker Trubung der- selben, also Eindringen einer Verunreinigung durch die cystoide Narbe. Heilung mit + 12 D S Nachdem es sich beim Star fast immer um Leute vorge- schrittenen Alters handelt, so ist es ganz natiirlich, dass auch in dem an Star operierten Auge sich die Veranderungen des Greisen- alters (im Bereiche der Netz- und Aderhaut) mit Verminderung des Sehvermogens bemerkbar machen, oder vielleicht in diesem ganz besonders; denn aus nicht wenigen anatomischen Befunden, sowie auch klinischen, iiber Einschrankung des Gesichtsfeldes, Abweichungen in der Ausdehnung der Lichtempfindung u. s. w., ist man wohl berechtigt, zu schlieBen, dass die Peripherie der Netzhaut in Augen mit Greisenstar Veranderungen aufvveist, wie Schvvund des Pigmentepithels, Veranderungen im Zellkorper der- selben, Schwund der HaargefaBe u. dgl. In der Reihe der von mir geschilderten 637 Staroperierten sah ich 2mal nach 2 bzgsw. 4 Jahren in Augen mit hochgradiger Kurzsichtigkeit eine typische Blutung in der Gegend des Gelben Fleckes auftreten. Ein an Star mit trefflichem Erfolge operiertes Auge erblindete 3 Jahre spater durch Sehnervenschvvund infolge einer vor 21 Jahren ervvorbenen Syphilis. Ein ebenso gut sehend gemachtes Auge 113 verlor fast seine ganze Sehscharfe nach einer acuten Wurst- vergiftung, welche auch einen plotzlichen Schwund der friiher vergroBerten Schilddruse zur Folge hatte. Ein selir gut an Star operiertes Auge litt schwer durch sympathische Affection, welche nach einer spater erlittenen Ver- letznng entstanden war. Drei Augen, welche nach der Staroperation sehr gut gesehen liatten, giengen durch Verletzungen (2 Berstung der Lederhaut durch KuhhornstoB, 1 Messerstich), eines durch Ulcus corneae septicum zugfu nde. In einem mit sehr gutem Erfolge an Star operierten Auge entstand 3 Jahre spater Glaukom, ein anderes sah ich 2 Jahre nach der gelungenen Operation mit Keratitis bullosa utr. und T 1. In beiden Fallen kam es sehr bald zur Erblindung. Endlich sah ich Augen, vvelche nach regelrechter Operation und ebensolchem Wundverlauf bei der Entlassung aus der Be- handlung sehr gut gesehen liatten und nicht lange darnach, bis- weilen schon nach 4 5 Monaten, mit der Klage kamen, sie sehen schlechter, was die Sehproben auch bestatigten. Die Untersuchung mit dem Augenspiegel ergab keinen Anhaltspunkt, mit Ausnahme einer Abblassung des Sehnerven. Nachdem aber gerade bei linsen- losen Augen die Farbe des Sehnerven ofters schwerer zu ent- scheiden ist, habe ich darauf anfangs nicht geachtet, bin aber spater docli wieder darauf zuriickgekommen, als ich sah, dass mit der Abnahme des Sehvermogens die Farbe des Sehnerven deutlich ins Graue iibergieng. Wenn man auch hier es nicht von der Hand weisen kanu, dass es sich auch um eine Greisen- veranderung des Sehnerven oder die Folgen einer Neuritis retro- bulbaris handle, so mochte ich doch auch noch einen anderen Umstand verantvvortlich machen: Die Eroffnung des Augapfels und Herausbeforderung der Linse setzt in den Druckverhaltnissen natiirlich eine augenblickliche und nicht geringe Veranderung, indem der Augendruck auf Nuli sinkt, so dass die GefaBe im Innern des Auges nur unter dem Drucke der Luft stehend sich plotzlich ubermaBig fiillen. Infolge dessen mag bisweilen am Sehnervenkopfe durch wasserige Ausscheidung in die Zvvischenraume des Gewebes eine Schwellung entstehen, vvelche entweder ohne Schaden zu stiften ablauft, oder aber in einem schon etwas (durch das Alter?) veranderten Sehnerven die Nervenfasern schadigt. Die Aufnahme des Gesichtsfeldes ergab in einigen dieser Falle deutliche Ein- Bock, Das erste Jahrzehnt der Abtheilung fiir Augenkranke. 8 114 schrankung, jedoch waren die betreffenden Leuie leider zu wenig verstandig, um mit ihnen eine Aufnahme so sicher machen zu konnen, vvelche der Wiedergabe wert ware. 2. Starausziehung mit dem Lanzenschnitt. Die Anzeige fur diese Operation ergibt sich durch die im Vergleiche zum Lappenschnitt mit dem Schmalmesser geringere GroBe der Wunde der Hornhaut. Die Operation kann daher mir angewendet werden bei Starem von Leuten im Alter von hochstens 30 35 Jaliren, also in einem Alter, wo der Linsenkern noch nicht oder nicht nennenswert entwickelt ist, sowie bei geschrumpften oder hautigen Staren. Weiters muss noch die Anzeige beriicksichtigt werden : Stare, vvelche durch eine Trennung der Linsenkapsel entstanden sind, also nach Zersclmeidung derselben oder nach einer Verletzung, und welche sich entvveder stark blahen oder sich nicht aufsaugen. In diesen letzteren Fallen stehen die Ver- haltnisse bis zu einem gewissen Grade anders als bei den tibrigen Stararten, so dass ich sie als besondere Gruppe an- fuhren will. Ich habe die Starausziehung mit dem Lanzenschnitt bei 64 Kranken (44 mannlichen und 20 weiblichen Geschlechtes) im Alter von D/jbis 56Jahren gemacht, und nachdem einige davon auf beiden Augen operiert wurden, so entspricht dies 93 Ope- rationen. Diese Stare kann man nach verschiedenen Eintheilungs- grunden anordnen, und dies ist auch nothvvendig, um liber diese verwickelten Verhaltnisse ein Bild zu geben. Der Form nach unterscheide ich Vollstar, die gleichmaGige Trubung der Linse eines jugendlichen Kranken, fliissiger oder breiiger Inhalt einer unverletzten Linsenkapsel; geschrumpfter Star, verringerter Inhalt in der Linsenkapsel, bisvveilen verkalkt u. dgl.; und endlich hautiger Star, Linsenkapsel als Haut oder Strang von groGerer Derbheit. J ohne andere Erkrankung des Augapfels ... 26 ,, „ . mit Flornhautnarbe mit Einheilung der Regen- Vollstar 31 Geschrumpfter Star.19 Flautiger Star. 9 bogenhaut . 2 mit Pupillenverschluss.3 115 Trubung der Linse I nach Zerschneidung der Vorder- nach Trennung der , kapsel. Kapsel 34 J nach Verletzung. Die Ursache war beim angeboren . . Zuckerharnruhr Vollstar 31 Verletzung . . UveVtis . . . unbekannt . . beim ^ geschrumpften Star 19 angeboren . Verletzung unbekannt . beim hautigen Star 9 derber Nachstar nach Schichtstaroperation nach angeborenem Star . nach Altersstar . . . . Verletzung . . . Trennung der | nach Zerschneidung Linsenkapsel 34 j nach Verletzung. . 11 23 7 10 4 3 7 4 5 10 2 2 1 4 11 23 Der Operationsvorgang richtet sich nach der Form des Stares: Beim Vollstar flieBt der Brei oder die Flussigkeit des Stares nach Durchtrennung der Linsenkapsel mit der Fliete durch die Flornhautwunde, welche ich am liebsten nach oben anlege. Ebenso spielt sich die Operation ab, wenn die Linsenkapsel schon durchtrennt ist, dann entfallt natiirlich der Vorgang mit der Fliete. Geschrumpfte oder hautige Stare habe ich mit der gerieften Pincette oder dem Hakchen geholt, erstere bisweilen auch mit der Schlinge, wenn sich der Star unter der Pincette brockelte. In der Regel gelang es, die Operation ohne Ausschneidung eines Stiickes der Regenbogenhaut zu machen. Merkwiirdig selten kam Glaskorper zum Vorschein. Obersichtlich zusamrpengestellt ergibt sich: Regelrechte Operation.57 Anwendung von Pincette oder Flakchen.30 Anwendung der Schlinge.5 Regenbogenhautausschnitt.3 Glaskorpervorfall.4 In einem Falle lieB sich der geschrumpfte Star nicht ent- fernen, weil er zu fest nach ruckwarts verwachsen war. 8 ' 116 Der Wundverlauf war 92mal regelrecht, einmal bei einem Kinde von 6 Jahren mit geschrumpftem Star, der mit dem Hakchen gut herausgezogen worden war, entstand am ftinften Tage Eiteransammlung im Gebiete der Pupille. Der Ausgang war bezuglich des Sehvermogens gut in 81 Fallen; trotz guter Heilung war es unvollkommen in 9 Fallen wegen Triibung des Glaskorpers 8mal, lmal wegen Coloboma bulbi. Die Operation war erfolglos bei 3 Kranken, u. zw.: lmal konnte der Star nicht entfernt werden wegen fester Anwachsung nach riickvvarts, lmal war der Star mit Abhebung der Netzhaut vergesellschaftet und lmal entstand' nach Eiterung im Pupillen- gebiete Schrumpfung des Augapfels, also: voller Erfolg 81, d. i. 87i% geringer Erfolg 9, d. i. 9'6% kein Erfolg 3, d. i. 3’2% 3. Zerschneidung des Stares. Diese Operation machte ich 233mal bei vollkommener oder theilweiser Triibung der Linse jugendlicher Kranken, so bei an- geborenem Star, bei Schichtstar, Wundstar und bei hochgradiger Kurzsichtigkeit zur Entfernung, bzgsw. Aufsaugung der Linse. Ich operierte je nach den bestimmten Verhaltnissen jeden Falles durch die Hornhaut mit der Sichelnadel, oder der Stopneedle, oder Zirm’s Nadel, oder einem Schmalmesser. Besonders bei Schicht¬ star habe ich glanzende Ergebnisse zu verzeichnen, so z. B. er- moglichte die verhaltnismaBig spat vorgenommene Operation zwei jungen Mannern den Besuch der Hochschule, vvahrend sie fruher nur mit Hilfe eines Vorlesers Biicherarbeit betreiben konnten. In einem Falle habe ich Vereiterung der Hornhaut zu beklagen nach Verunreinigung der Stichvvunde der Hornhaut. Hier will ich auch nocli die Operationen des Nachstares anfiihren, 56 an der Zalil. Ich wahle, um in den Augapfel ein- zudringen, die Hornhaut und niache in den hautigen Nachstar mit einem der oben angegebenen Instrumente eine Liicke, was durch ein Schneiden und ReiBen geschieht. Gleichzeitig findet ein gewisses Vordrangen der Haut nach riickvvarts statt, was durch das Aufstellen des Instrumentes fast unvermeidlich ist. Fruher habe ich die Nadel durch die Lederhaut eingefiihrt und vor den Nachstar geschoben, jetzt habe ich dies aber aufgegeben, 117 weil doch eine zu starke Verletzung des Glaskorpers stattfinden konnte. Die Ausschalung des Augapfels (Enucleatio bulbi) wurde 98mal gemacht, und zwar bei 59 Kranken mannlichen und 29 weiblichen Geschlechtes im Alter von 1 bis 70 Jahren; das einjahrige Kind war mit Gliom, der siebzigjahrige Mann mit Sarcoma chorioideae behaftet. In 17 Fallen musste die Operation an Augen gemacht werden gleich nach einer schweren Verletzung vvegen Gefahr lebensgefahrlicher Blutung aus der Aderhaut oder wegen heftiger Schmerzen bei Zertriimmerung des Auges, sowie zur EntferiTung der fur Eindringen von schadlichen Stoffen sehr geeigneten Gewebe, wie es der gespaltene Augapfel ist. Die ubrigen 81 Falle vertheilen sich: Ziindhiitchen im Augapfel 9, Steinsplitter 3, Gefahr der sympathischen Erkrankung 4, sym- pathische Erkrankung 3, schmerzhafte Entziindung des Strahlen- korpers in verkleinerten, erblindeten Augen 30, abgelaufenes Glaukom 3, Hornhautbeere 10, Ausdehnung der Lederhaut 9, Gliom der Netzhaut 2, Sarkom der Aderhaut 9. Ich operiere immer ohne Muskelhaken, indem ich die Muskeln auf die Schere »auflade«. Ich lege immer Nahte an. Nur in zwei Fallen war dies nicht moglich, weil nach der Ent- fernung des Augapfels im Gewebe der Augenhohle eine so starke Blutung platzgriff, dass die dadurch vorgedrangte Bindehaut aus der klaffenden Lidspalte vorragte. Das kunstliche Auge setze ich fruhestens 14 Tage nach der Operation ein. Ich mache die Operation immer in allgemeiner Betaubung, nur einmal musste ich dieser entrathen, weil die mit einem schweren Klappenfehler des Herzens behaftete Dame die Vornahme allgemeiner Betaubung nicht zulieB, die Operation aber wegen unstillbarer Schmerzen in einem schrumpfenden Auge unbedingt nothwendig war. Ich habe bei diesem Falle wieder die Erfahrung gemacht, dass Ein- spritzung von Cocain bei Enucleatio bulbi fast vvirkungslos ist, und ich gestehe, dass diese unter dem Jammern der Kranken gemachte ganz normal verlaufene Operation keine angenehme Er- innerung ist. Ich halte die Enucleatio bulbi fur eine den ganzen Korper schwer angreifende Operation; in dem Augenblicke, wenn man den Sehnerven durchschneidet, setzt in der Regel der Puls aus, der Kranke macht einen tiefen Athemzug, dem oft lange kein vveiterer folgt, und beangstigende Zufalle, welche das Leben be- 118 drohen, habe ich noch bei keiner Operation in allgemeiner Be- taubung so oft mitgemacht, als bei der Ausschaiung des Aug- apfels. Sammtliche sogenannte Ersatzoperationen der Enucleatio bulbi halte ich fiir iiberfliissig, weil es keine Operation gibt, welche die unter irgendvvelcher Anzeige ausgefiihrte Ausschaiung des Augapfels ersetzen konnte. Alle diese Ersatzoperationen sind nur halbe MaBregeln. Erfahrungen iiber einige Heilmittel. Arecolinum h y d r o b r o m i c um ist in einer Ldsung von 0'05 : 10 ein kraftig wirkendes Mioticum, welches ich nicht nur bei Glaukom, sondern auch bešonders bei Lahmung des Sphincter pupillae gerne anwende. Nachdem sich heute die Er- fahrungen mehren, dass manche Losungen von Pilocarpin pupillen- erweitemde Wirkung besitzen, so ist es gewiss nur angenehm, neben dem Eserin noch ein neues Mioticum zur Verfugung zu haben. Atrabilin, welches die vvirksamen Bestandtheile des Nebennierenextractes enthalt, habe ich mit gutem Erfolge in jenen Fallen angewendet, wo die Verengerung bereits durch langere Zeit erweiterter GefaBe wiinschenswert ist. Man kann mit diesem Mittel clironische entziindliche Zustande im vorderen Abschnitte des Auges nicht unvvesentlich abkiirzen. In einigen Fallen von starker Ausdehnung der GefaBe in einem umschriebenen Ab¬ schnitte der Bindehaut des Augapfels haben sich auf Eintraufe- lungen von Atrabilin dieselben bleibend vvenigstens so vveit zu- samniengezogen, dass der Anblick nicht mehr so arg storte als friiher. Wenn es auch richtig ist, dass Atrabilin mit Borsaure gelost sich bei weitem nicht so rasch zersetzt, als die friiher gebrauchliche Losung von Extractum suprarenale, so ist auch eiue regelrecht bereitete Atrabilinlosung nur fiir kurze Zeit ver- wendbar, weil sie bald etwas iiblen Geruch bekommt. Aspirin halte ich fiir das beste Saiicylpraparat, weil es alle die guten Eigenschaften von Natrium salicylicum und keine unangenehme Nebenwirkung, wie Belastigung des Magens u. dgk, besitzt. Es ist daher in allen jenen Fallen, wo Natrium salicy- licum angezeigt ist, besser Aspirin zu verordnen, auch dann, wenn man nur eine schweiBtreibende Wirkung beabsichtigt. 120 Obgleich das Cocain nicht mehr zu den neuen Arznei- mitteln, sondern zu dem sicheren Bestande augenarztlicher Be- helfe gehort, so mochte ich doch hier nur ervvahnen, dass ich von der Vervvendung starker Losungen ganz abgekommen bin, weil zum Eintraufeln eine 2percentige, zum Einspritzen unter die Haut eine 0'75perc. Losung voilkommen genugt. Fur die letztere Vervvendung eine starkere Losung zu nehmen, ist geradezu ge- fahrlich, weil das Cocain. in die Gevvebe des Kopfes eingespritzt, sehr schlecht vertragen wird und man daher bei starkeren Losungen durch tiefe Ohnmachten unangenehme Uberraschungen erfahrt. Ich mache die Einspritzungen nicht mehr mit Pravaz’scher Spritze, deren Kolben niemals verlasslich reinzubringen ist, sondern mit der von Ltier, vvelche die Frage einer aseptischen Spritze gelost hat, denn Rohr und Stempei bestehen nur aus Glas. Dem Cocain will ich gleich das Holocain beifiigen, ein Mittel, vvelches auf dem besten Wege ist, das Cocain fast voll- kommen zu verdrangen, weil es alle seine guten und keine der schlechten Eigenschaften des Cocains mit Riicksicht auf die Bindehaut und Hornhaut besitzt. Meine unangenehme Erfahrung, von welcher ich 1897 im Centralblatt fur Augenheilkunde be- richtete nach Holocaineintraufelung Vertrocknung der Binde¬ haut und Hornhaut mit Geschvviirsbildung in letzterer ist bis heute vereinzelt und stand zvveifellos mit der durch chronische Entziindung bedingten Verminderung der Widerstandsfahigkeit der Bindehaut im Zusammenhange; denn gerade die Eigenschaft, dass das Holocain nicht so wie das Cocain das Epithel beein- flusst, macht es vvertvoll. Ebenso bekommt man nach Holocain keine Nachblutung wie nach Cocain, was eine besonders bei Schieloperationen schatzensvverte Eigenschaft ist. Mit Holocain erzielt man auch bei acuter Entziindung der Bindehaut des Aug- apfels Unempfindlichkeit, ein bei eitrigen Hornhauterkrankungen und deren operativer Behandlung vvichtiger Vortheil. Endlich be- einflusst das Holocain die Spannung des Auges nicht. D er m atol (Bismuthum subgallicum) ist unschatzbar bei allen durch Wundwarzchenbildung in Heilung begriffenen Wunden der Bindehaut, vveil das pulverformige Mittel sich auf der Wundflache festsetzt und eine unabvvischbare Deckschichte bildet. So findet es Verwendung besonders bei Kalkveratzungen, bei Rissvvimden der Bindehaut des Augapfels, iiberhaupt auch bei Wunden, welche durch Naht vereinigt vvurden, z. B. nach 121 Abtragung eines Flugelfelles. Seine austrocknende Wirkung koninil nur bei mit reinen Wundwarzchen bedeckten Flachen in Betracht, keineswegs aber bei Erkrankungen der Bindehaut, welche mit reichlicherer Absonderung verbunden sind. Dionin in zehnprocentiger Losung habe ich nicht selten angewendet, und zwar bei heftigen Entztindungsprocessen im vorderen Abschnitte des Uvealtractus, sowie bei chronischer Scleritis. Der der Eintraufelung unmittelbar folgenden Reizung, welche bisweilen eine besorgniserregende Fiohe erreicht und welche von heftigen Schmerzen begleitet ist, schliefit sich in den folgenden Stunden eine sowohl dem Arzte als auch dem Kranken bemerkbare auffallende Besserung an. Das Dionin ist ein wert- volles Mittel in jenen Fallen von heftiger Regenbogenhaut- entzundung, bei denen wegen zeitweiliger Drucksteigerung die Anwendung von Atropin unmoglich, daher man bezuglich ortlicher Behandlung nur auf vvarme Oberschlage angewiesen war. Dionin erleichtert die Umschiffung dieser gefahrlichen Klippe bedeutend, indem nach seiner Eintraufelung die Ausschwitzung der Regenbogenhaut vvesentlich geringer wird. Bei der An- wendung dieses Mittels darf man nicht vergessen, dass es be- sonders in so starker Losung ein heftiges Gift ist. E u p h t h a 1 m i n (0'20 : 10) ist vorziiglich geeignet, die Pupille eines in seinem Vorderabschnitte gesunden Auges schnell zu erweitern, welcher Zustand aber bald wieder dem regelrechten Platz macht. Es ist daher nicht als eigentliches Heilmittel zu betrachten, sondern nur zur Erleichterung der Augenspiegel- untersuchung zu vervvenden, wobei der betreffende Kranke von der Erweiterung der Pupille nichts spilrt. Heroin (F005 pro dosi zvveimal des Tages ist fiir den Augenarzt ein sehr schatzensvvertes Mittel, weil es noch besser als wie CodeTn wirkt bei den Reizungszustanden der Schleimhaut der Lunge, besonders bei Emphysematikern, indem es den Hustenreiz unterdriickt, q}ine durch die Zuriickhaltung der Ab¬ sonderung schadlich zu wirken. Ich gebe es daher den Ope- rierten, besonders Staroperierten, um 2 bis 3 Tage den Husten auf ein MindestmaB herabzudriicken. Ich habe bis nun noch keine schadliche Wirkung gesehen. Jodoform und seine Ersatzmittel. Nachdem ich iiber das Vioform noch zu wenig Erfahrung besitze, kann ich nur sagen, dass das Jodoform in seiner hauptsachlichsten Wirkung, 122 d. i. bei tuberculosen Erkrankungen, unerreicht ist. Ich habe daher bei Krankheiten dieser Art niemals etwas anderes gebraucht, als Jodoform. Etwas anderes ist es, wenn wir seine Wirkung und die anderer Jodverbindungen auf Wundwarzchen u. dgl. be- trachten. In dieser Beziehung kann man zugeben, dass man mit anderen Mitteln zum mindesten Ahnliches erreicht, obwohl ich anftihren muss, dass bei septischen Eiterungen der Hornhaut die Wirkung des Jodoforms die seiner Ersatzmittel an Sicherheit und Raschheit ubertrifft. Dagegen ist es ganz gieichgiltig, vvelches der Jodpraparate man zum Einstauben bei chronischer Thranen- sackentzundung verwendet. Ich gebrauche hiebei mit Vorliebe das Jodol, weil es als geruchloses, sehr leichtes Pulver sehr gut von den Thranen in den Thranensack gefiihrt wird. Der so durchdringende Geruch des Jodoforms war ja der einzige Grund, dass man Ersatzmittel zu erfinden trachtete. Vergiftungserschei- nungen beobachtet man heute, nachdem man es nicht mehr loffelweise einstreut, gar nicht mehr, und Jodoformekzem gehort zu den sehr seltenen Vorkommnissen. Es fallt mir aber gar nicht bei, mich gegen die anderen Jodmittel ablehnend zu verhalten, im Gcgentheil, ich verwende sie sehr gerne und will mit kurzen Worten anftihren, in vvelchen Fallen sie mir empfehlenswert erscheinen. Xeroform leistet Ausgezeichnetes bei Frtihlingskatarrh, indem es die sulzigen Auflagerungen am Rande der Hornhaut zur Abschwellung bringt. Ebenso ist es mir vvertvoll in der Behandlung von oberflachlichen Verlusten im Hornhautgevvebe, z. B. nach kleinem Randgeschwiir, weil es ohne jede reizende Nebenwirkung die Narbenbildung sichtlich beschleunigt. E uro p h en ist zvvar nicht ganz geruchlos, aber seine auberst geringe Ausdiinstung ist nicht unangenehm. Ich ver- wende es mit Vorliebe dami, vvenn Kranke mit den bekannten Beschvverden kommen, vvelche auf Blutiiberfullung der Bindehaut zuriickzufuhren sind nach Einwirkung strahlender Warme, accommodativer Anstrengung u. s. w., auch vvenn die Bindehaut nicht auffallend stark gerothet ist. Eine geringe Menge von Europhen im Bereiche des inneren Lidwinkels auf die Bindehaut gestaubt ist imrner von auffallender Wirkung, so dass die meisten Kranken ihr angenehmes Gefiihl in den Augen nicht genug loben konnen. Und nachdem das Europhen in geringen Mengen reizlos ertragen wird, so kann es auch bei nicht ganz sichergestellter 123 Anzeige, ohne Schaden zu bringen, gebraucht werden. Es wiirde zu weit fiihren, wollte ich hier auseinandersetzen, wie man sich die zweifellos chemische Wirkung des Europhens auf eine solche Bindehaut vorzustellen hat. Airol vervvende ich nur als Pasta, wie sie Bruns, an- gegebeu hat, mit Gummischleim, Glycerin und Bolus alba als ausgezeichnetes Deckmittel glattrandiger, reiner, genahter Wunden der Lidhaut. Als Pulvermittel fur die Bindehaut hat es mir immer Reizung hervorgebracht. Mentholum valerianicum (Validol) ist zu empfehlen bei Kranken, welche an Flimmerskotom leiden. Das Scopolaminum hydrobromicum, vvelches ich un- mittelbar nach Raehlmann’s erstem Aufsatze versucht liabe und schon damals demselben eine bleibende Stellung im Arzneischatze des Augenarztes vorhersagte (Allgemeine Wiener medicinische Zeitung 1894), habe ich immer mehr schatzen gelernt, so dass es mir heute unentbehrlich geworden ist, denn es ist unstreitig das beste Mydriaticum, vvelches wir heute kennen, vvobei ich nur die Einschrankung machen kanu, dass es fur ZerreiBung von Anvvachsungen der Regenbogenhaut an die Linse nicht so kraftig wirkt, als Atropin. Unubertrefflich ist es bei eitrigen Erkran- kungen der Hornhaut, vvelche unter Eintraufelung von Scopolamin so rasch und so sicher sich reinigen, wie bei keinem anderen Mydriaticum, was sich nicht nur durch Zuhilfenahme einer Ein- wirkung auf den Saftstrom der Hornhaut erklaren lasst, sondern wobei der Gedanke an eine keimtodtende Eigenschaft dieses Mittels sich dem Beobachter geradezu aufdrangt. Am besten ist es, das Scopolamin in einer Losung von 1:1000 zu vervvenden, 1 :500 vvird in der Regel noch schadlos ertragen, 1 :100 erzeugt aber immer heftige Schwellung der Bindehaut des Augapfels infolge GefaBlahmung. Das Mittel ist so viel vvie ungiftig, kanti daher im Gegensatz zu Atropin ohne Sorge audi den Kranken in die Hand gegeben vverden. Trotz der uberaus haufigen An- wendung von Scopolamin habe ich nur zvveimal vvahrend seines Gebrauches Drucksteigerung beobachtet und auch in diesen beiden Fallen komite der unmittelbare Zusammenhang zwischen Scopolamin und Glaukom nicht sicher nachgewiesen werden. Bei diesen gtinstigen Eigenschaften des Scopolamin ist es nur sehr bedauerlich, dass dasselbe heute noch keine allgemeine Vervvendung gefunden hat. 124 Von Sozojodolpraparaten habe ich zu wenig ange- wendet, um ein abschlieBendes, eigenes Urtheil abgeben zu konnen. Es ist aber gewiss nur im Wunsche des Augenarztes gelegen, neben anderen zusammenziehenden Augenwassern ein neues verschreiben zu konnen. Unter deni Namen Unguentum ophthalmicum pulti- forme von Dr. Schweissinger kommt eine gelbe Quecksilberoxyd- salbe in den Handel, welche an Wirkung alles Obertrifft, was man bisher mit derartigen Salbenzubereitungen erreicht hat, so dass auch Augenarzte, welche friiher von der sogenannten Pagen- stechePschen Salbe nur sparlichen Gebrauch machten, nun allen Grund haben werden, das Unguentum pultiforme haufig zu benutzen. Der Grund, dass friiher bei der gelben Pracipitatsalbe die erwartete Wirkung bisweilen nicht nur ausblieb, sondern die Salbe geradezu schlecht vertragen wurde, lag darin, dass das Quecksilberpraparat nicht geniigend fein verrieben war und das Fett der Salbe sieh leicht zersetzte, Fehler, welche beim Unguentum pultiforme fortfallen, vvenn man es in einem dunklen Tiegel auf- bewahrt. Unter den Silberpraparaten gebe ich noch imrner dem salpetersauren Silber weitaus den Vorzug. Alle anderen Silber- bereitungen haben mir niemals das gleiche geleistet, so dass fur mich kein Grund vorliegt, das salpetersaure Silber zu verabschieden. Am meisten wird als Ersatzniittel das Protargol geriihmt. Trotz der zahlreichen Anpreisungen hervorragender Fachgenossen kanu ich nicht umhin zu betonen, dass meine Erfahrungen mit Protargol nicht so unbedingt gunstig sind. Was ich bei von mir und auch anderen Arzten behandelten Fallen von Blennorrhoea neonatorum gesehen habe, zwingt mich, geradezu zu vvarnen, statt Argentuni nitricum Protargol zu gebrauchen. Dagegen ist Protargol eine schatzenswerte Bereicherung unseres Arznei- schatzes bei Trachom und ich vervveise in dieser Richtung auf meine beim Trachom gemachten Bemerkungen. Ebenso ist es ein vvillkommenes Mittel, als 1 2%iges Tropfwasser bei ver- alteten Bindehautkatarrhen gebraucht zu vverden, wenn die be- treffenden Kranken nicht zum Arzte kommen konnen. Vortreff- liches leistet Protargol schon in 5 10%iger Losung bei eitriger Absonderung im Thranensack, bei welchem Leiden schon nach wenigen Einspritzungen mit der AneLschen Spritze die Abson¬ derung aufhort oder wenigstens bedeutend abninimt. » 125 Das It rol ist als Pulver ausgezeichnet bei recht saftigem Pannus trachomatosus und bei Trachom mit reichlicherer Abson- derung. Dann findet eben das eingestaubte Pulver gentigende Menge von Fliissigkeit, um im Bindehautsacke gelost zu werden. Ist dieseaber nicht vorhanden, so ist Itrol vollkommen wirkungslos. Es kommt aber gewiss in Betracht bei der Aufzahlung von Mitteln, welche man jenen Trachomkranken in die Hand geben kann, welche nur selten zum Arzte kommen konnen. Hornhautgeschvvure irgend welcher Art, vvelche schlecht heilen, beginnen sich unter Ein- staubung von Itrol schnell zu reinigen. Seine auffallendste Wirkung aber entfaltet dieses Mittel bei groben Phiyktaenen der Augapfelbindehaut, wenn diese Blasen, fruhzeitig geborsten, Wundflachen darstellen, vvelche mit absterbendem und eiterndem Gevvebe bedeckt sind. Jedem Augenarzte sind dies durch ihre Hartnackigkeit unangenehme Krankheiten gevvesen, unter Be- staubung mit Itrol ist die Heilung in vvenigen Tagen beendet. Einspritzungen unter die Bindehaut mit Koch- salzlosung habe ich bei den allgemein bekannten Anzeigen angevvendet. Sie haben mich zwar nie im Stiche gelassen, denn bei Entziindung der Lederhaut, der Hornhaut, der Regenbogenhaut haben sie immer mehr oder vveniger zur Verminderung der Aus- schwitzung beigetragen, bei Netzhautabhebung haben sie gevviss mitgeholfen, bei der Trostlosigkeit der Lage dem Kranken gegen- tiber wenigstens zu zeigen, dass der Arzt gegen die Krankheit kampft. Ausgezeichnetes leisten sie bei Entziindung der Ader- haut und der Netzhaut in der Gegend des Gelben Fleckes, wenn die Erkrankung von der ersteren Schichte ausgieng. Bis nun habe ich als Eintheilungsgrund die einzelnen Heil- mittel gevvahlt, zum Schlusse will ich noch Einiges anfiihren beziiglich der Behandlung groBerer Krankheitsgruppen, und zwar zuerst der Sy p h i 1 i s. Meiner Erfahrung nach gibt es keine Behandlung der Lustseuche, vvelche sich mit der Einreibung mitgrauer Salbe messen kopnte, vorausgesetzt, dass im allgemeinen Korperzustande des Kranken keine Gegenanzeige vorhanden ist, z. B. Tuberculose. Auch schon bei Verdacht auf diese Krankheit bin ich mit der Einreibungscur sehr vorsichtig, weil ich im unmittelbaren Anschlusse an eine kaum beendete Schmiercur einigemale subacute Tuberculose entstehen sah, zvveima! mit raschem todlichen Ausgange. Man muss daher mit Ersatzmitteln fiir die Einreibungscur geriistet sein. Ich kenne aber kein voli- 126 wertiges. Die tiefen Einspritzungen mit Hydrargyrum salicylicum schaffen zwar rasche, aber keine bleibenden Erfolge. So sehr ich friiher dieses Mittel angewendet habe, so wenig ziehe ich es jetzt in Betracht, weil ich noch keinen damit behandelten Kranken gesehen habe, der nicht in auffallend kurzer Zeit sich mit einer Wiederkehr der Krankheit vorgestellt hatte. Es kann mir nicht beifallen, tiber die verschiedenen Abwechslungen der Jodbehandlung mit den diesbeziiglichen Salzen von Natrium, Kalium, Lithium und Rubidium zu sprechen. Ervvahnen muss ich aber, dass wir im Jodalbacid und dem Jodipin Mittel besitzen, denen beziiglich der Wirkung und der guten Bekommlichkeit kein anderes Jodpraparat nahekommt. Einer allgemeinen Anwen- dung statt geloster Jodsalze steht gegenvvartig der noch ver- haltnismaBig hohe Preis hindernd entgegen. Endlich mochte ich noch der Behandlung des Ekzems der Lider mit Einschluss der Entzundung des freien Lidrandes widmen, welche letztere in der Regel irgend eine Form des vielgestaltigen Ekzems ist, aber auch irgend eine jener Krankheiten sein kann, welche die ubrige Hautdecke befallen. Das Ekzem der Lider und ihrer Umgebung ist fur den Arzt keine geringere Plage als fur den Kranken. Je groBer die Menge der Heilmittel ist, liber welche man hiebei verfiigt, desto eher darf man erwarten, Herr zu werden einer Erkrankung, welche in manchen Formen und bei langerer Dauer auch fiir den Zustand des Augapfels nicht unbedenklich werden kann. Ich will daher hier meine diesbezuglichen Erfalirungen mittheilen, vvobei ich naturlich keine erschopfende Beantwortung dieser Frage geben kann, und auch nur das beruhre, was in den Lehrbtichern nicht angeftihrt ist. Bei schuppenden Formen am Lidrande lasse ich am Abende ein 1 2%'ges Salicyl-Vaselin einstreichen. Ist die Schuppung starker, so dass unter derselben nassende Stellen zinil Vorschein kommen, und sind entsprechende Salben von Zink u. dgl. vvirkungs- los, oder wird das Salbenfett nicht vertragen, dann pinsele ich nach oberflachlicher Entfernung der Schuppen die Lidrander mit Oleum cadini und Oleum amygdalarum zu gleichen Theilen. Sind an den Lidrandern geschvviirige Stellen vorhanden, meist nach eitriger Zerstorung der Haarbalge und Talgdriisen, so gibt es nichts besseres, als Gazestreifen aufzulegen, welche mit einer 1 -2%igen Salbe von salpetersaurem Silber bestrichen 127 s i n d. Bei hartnackigen Ekzemen der ganzen Gesichtshaut bei Kindern pinsele ich die eiternden Flachen mit 5 10°/ o iger Losung von salpetersaurem Silber. Sind einmal die eiternden Stellen gereinigt, dann wird die Heilung durch reichliche Bestaubung mit Dermatol wesentlich befordert. Gerade die Ekzeme der Kinder bedurfen einer vielgestaltigen Behandlung und deshalb fiihre ich hier noch an, dass ich bei hartnackigem Ekzema impe- tiginosum, wo alles versagte, mit 33%igem Quecksilbervasogen in kurzester Zeit Heilung mit unbedeutenden Narben erzielte. Bei der Anvvendung dieses Praparates darf man aber eine sorg- faltige Pflege der Mundschleimliaut nicht aufieracht lassen. Bei dieser Gelegenheit mochte ich noch darauf hinvveisen, dass das Vasogen eine angenehme Grundlage fiir manche Salbe bildet. Als milde Saiben bei Ekzem vervvende ich Vaselin mit Bor oder Resorcin. Der gewohnlich gebrauchlichen Pasta mit Zink und Amylum setze ich gerne Naphthalan hinzu. URUCK VON LEOP. KARAFIAT l KUCHARZ IN URUNN Medicinischer Verlag von Josef Šafar in Wien. PATHOLOGISCHE ANATOMIE DES AUGES. SYSTEMATISCH BEARBEITET VON Dr. CARL WEDL, WEIL. PEOFESSOE DER HISTOLOGIE, K. K. HOFRATH, OND Dr. EMIL BOCK, PR1MARARZT DER ABTHEILUNG FUR AUGENKRANKE IM LANDESSP1TALE ZD LA1BACH, VORMALS ASSISTENT AN HOFRATH v. STELLWAG’S AUGENKLINIK. Mit einem Atlas von 196 Figuren auf XXXIII Lichtdruck-Tafeln in Quart. Herabgesetzter Preis (statt M. 50.—) nur M. 30.— = K 36.—. Beitrage z ur F>a tli ologie cies Ang e s. Von Eduard Jaeger Ritter von Jaxtthal. IV. Lieferung. Mit 56 Tafeln in Farbendruck. Imp. 4°. Herabgesetzter Preis (statt M. 144.—) nur M. 36.— = K 40. — . ,,Die Bilder dleses Atlases vverden an Naturwahrhelt und Schdnheit der Ausfiihrung schwerllch jemals erreicht, sicher niemals iibertroffen werden." (ffofr. Prof. Fuchs in seiner Antrittsvorlesung.) Inhalt: Tafel 22. Augengrund eines albinotischen Auges. — 23. Opticustheilung. — 24./25. Opticusausbreitung. — 26. Angeborene blauliche Selinervenfarbung. — 27./31. Angeborene Sehnervenexcavation. — 32. Blauliche Seh- nervenentfarbung. — 33. Sehnerven- und Netzhautatrophie. — 34. Neuroretinitis regressiva. — 35. Sehnerven- und Netzhautatrophie. — 36. Netzhaut- und Sehnervenatrophie. — 37./38. Glaucomatose Sehnervenexcavation. — 39 . Angeborene und glaucomatose Sehnervenexcavation. —• 40. Entziindung der Netzhaut. — 41. Netzhautleiden (bei Morbus Brighti). — 42./44. Entziindung der Netzhaut. — 45. Neubildung von Glaskorpergefassen. — 46./47. Netzhautstriinge. — 48. Atrophie des Sehnerven und der Netzhaut. — 49./50. Typische Pigmentneu- biidung. — 51. Atrophie des Sehnerven und der Netzhaut mit Pigmentneubildung im Augengrunde. — 52./53. Netzhautablosung. — 54. Cysticercus zwischen Netz- und Aderhaut. — 55. Bindegewebsneubildung im Glaskorper. — 56./58. Colobom der Gefasshaut. — 59./60. Gewebsveranderungen an der Stelle der Macula lutea.— 61. Apoplektischer Herd an der Stelle der'Macula lutea. — 62. Gewebsveranderungen an der Stelle der Macula lutea. — 63 ./64. Entziindung der Gefasshaut. — 65. Riss der Gefiisshaut. — 66./67. Entziindung der Gefiisshaut. — 68 . Kleiner Conus in einem kurzsichtigen Auge. — 69. Sehr grosser Conus in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 70. Angeborene Sehnervenexcavation und Atrophie des Epithelpigmentes in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 71. Conus mit deutlich sichtbaren Chorioidealgefassen in einem durch Staphjioma posticum kurzsichtigen Auge. — 72. Chorioidealtuberkel in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 73. Entziindung der Netz- und Gefasshaut mit typischer Pigmentbildung in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 74. Entziindung der Gefasshaut mit Glaskorpertriibung in durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Augen. — 75. Entziindung der Gefasshaut in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. — 76. Entziindung der Gefasshaut und Sclerotica mit Glaskorper- trubung in durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Augen. — 77. Entziindung der Netz- und Gefasshaut mit Glaskbrpertriibungen in einem durch Staphyloma posticum kurzsichtigen Auge. IMST Die vorliegende „IV. Lieferung K umfasst den grossten Theil des seit Jahren vergriffenen completen Werkes und bildet mit Bezug auf den Inhalt, und von der Paginirung abgesehen, ein abgeschlossenes Ganzes. Medicinischer Verlag von Josef Šafar in Wien. Mit besonderer Berucksichtigung seines Vorkommens in Krain. Von Dr. Emil Bock, Primarius der Abtheilung far Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. Mit einer Kartenskizze. — Preis M. 1.50 = K 1.80. „So klein das Volumen des vorliegenden Buches, so klein das Land, auf welches sich die darin nieder- gelegten Beobachtungen erstreoken, so groB ist der VVert der Arbeit. Bock hat mit eisernem FleiBe die 13 Jahre seiner Thatigkeit in Krain dazu beniitzt, um alle wichtigen Daten liber die Verbreitung des Trachoms in diesem Kronlande zu sammeln, und da es ihm vergonnt war, fast alle Falle dauernd zu verfolgen, ist es ihm gelungen, Erfahrungen zu sammeln, deren VVert in hygienischer Beziehung hoch angeschlagen werden kann.“ (Wiener medic. Wochenschri/t 1902, Nr. 6.) Prophylaxe und Beseitigung des Trachoms in der k. und k. osterreichisch-ungarisclien Armee. Von Dr. Karl Hoor, Professor an der k. ung. Dniversitat in Klausenburg. Preis M. 2.20 = K 2.40. Zur Tradiomfrage der k. und k. Armee. Von Dr. Rudolf Ebert, k. u. k. Regimentsarzt 1. Clasae. Mit 2 graph.isch.en Darstellungen im. Texte. Preis M. 1.20 = K 1.40. Leseproben fur die Nahe. Jagex*’s Sch.r*iftscaleii modificirt von Professor Dr. E. Fuchs. Preis M. —.70 = K —.80. — Grosse Ausgabe M. 1,— = K 1.20. 0RUCK VON LE0P. KARAFIAT & KUCHARZ IN BRUNN.