IBACH-SAAL. Konzert Sonnabend, den 3. Dezember 1910, .r abends 8 Uhr: === Sascha Culbertson « Violinvirtuos Cmeridi üorberl Kris KlciDier. Programm. I. Händel:..........................Sonata in A dur Andante — Allegro — Adagio — Allegro II. Tenaglia (1600)......................... Aria Leclair: ...........................Gavotte Bach:.................Preludio (für Violine allein) III. Pianoforte-Solo: Bach-Liszt: . . Orgelfuge für Klavier bearbeitet IV. Paganini: Violin Concerto No. 2, in B minor, Op. 7, 1. Satz mit Cadenz V. Massenet: . . “Meditation“ aus der Opera “Thai's“ Wieniawski: . . Polonaise No. 2, in A dur, Op. 21 Konzertflügel: Ibach, Schadowstrasse 52. Billette ä Mk. 3.30, 2.20, 1.10 in der Hofmusikalienhandiung von Bayrhoffer Nachf. F. Jäger, Tonhallenstraße 6. Sascha Culbertson. Sascha Culbertson StSTÄ'SJ zember 1893 geboren. Im Stammbaume seines Vaters, eines erbgesessenenNordamerikaners, finden sich schottische, irische, englische und deutsche Elemente, und diese kostbare Mischung des Illutes ma; zur Schaffung einer markanten Künstlerpersönlichkeit besonders beigetragen haben. Auch der leichte slavische Einschlag erwies sich ihr förderlich: Saschas Mutter war Russin, und von ihr hat er die dunkle Farbe seiner Augen und Haare wie sein träumerisches Wesen geerbt. Die Entwicklung seines musikalischen Talentes ist unter den fruchtbaren Einflüssen der Umgebung rasch gediehen. Eine besondere Bedeutung kommt in dieser Hinsicht den leidenschaftlichen Zigeunergesängen zu, die Sascha in den Karpaten hörte, wo sich seine Eltern eine Zeitlang aufhielten. Später begab sich die Familie nach dem Kaukasus, und hier, inspirierte die melancholisch-feurige Musik der Kosaken den Knaben zu dem Versuche, die. russischen Nationallieder auf der Geige seines Vaters nachzuspielen. Schon mit 6 .Jahren war Sascha im Besitze einer eigenen Geige, ein Ums'änd, der ihn mit nicht geringem Stolz erfüllte. Sein erster Lehret war Musiker eines Kosakenorchesters. V,on ihm und anderen Instruktoren lernte der Knabe die Grundlage des Violinspiels, um dann im Alter von 9 Jahren das kaiser). Konservatorium für Musik in Rostow a. 1). zu beziehen. Hier studierte er zwei Jahre lang mit solchem Eifer und Erfolg, dass er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Im Jahre 1905 begab sich Sascha nach Frag, wo er drei Jahre den Unterricht O. Sevcfks genoss. Der Meister hielt: die Begabung Culbertsons für eminent und verlieh dieser Meinung auch äussorlich Ausdruck, indem er sich mit ihm im Bilde vereinigen liess — eine Ehrung, die vorher noch keinem seiner Schüler zuteil geworden war. In Böhmens Hauptstadt liess sich der junge Violinvirtuose öfter hören, und er begegnete jedesmal dem günstigsten Urteile der Fachkritik. Nach seiner ersten Mitwirkung in einem Rudoltinum-Konzert (1906) schrieb der angesehene Kritiker Dr. Borecky: „Die Sensation des Abends bildete das Auftreten des jungen Sascha Culbertson. Was dieser Knabe schon heute bietet, grenzt ans Unglaubliche.“ In Pisek, dem ständigen Aufenthaltsorte Prof. Sevciks, rief sein Spiel eine so tiefe Wirkung hervor, dass die Stadtgemeinde dem Virtuosen ein Ehrengeschenk überreichen liess, das mit dem Stadtwappen in Gold geschmückt war. Als reifer Künstler trat Sascha zum ersten Male in Wien auf, wo er im Herbst 1908 drei Konzerte mit Orchester gab. Das Urteil der Wiener Presse spiegelt sich deutlich in den Worten des hochgeachteten Kritikers Max Kahlbeck wieder: „Sascha ( tritt gleich mit als erster, der auf dem Spielplan der Saison erscheint, allen Konkurrenten den Rang ab. Grossartig hat sich das Talent Culbertsons Entfaltet und gibt unwiderlegliche Beweise phänomenalen Könnens. Wir bedenken uns nicht, den jungen Culbertson für einen Auserwählten ■unter vielen Berufenen zu erklären. Nicht minder enthusiastische Aufnahme fand Sascha I Culbertson in Berl in, Leipzig, London , Rom, Turin und anderen musikalischen Grossstädten. iCulbertson, ein junger GeigerSevcikscher Meisterschule, mit einem Zyklus von Uiesenkonzerten aut, "und läuft' Deutsche Pressstimmen. Oktober 1910. Dortmund. Tageblatt: Es war in Wahrheit ein Ereignis, das Konzert dieses jungen Künstlers. Was er in den schweren Sachen von /.J'arf ijM leistete,—von Veracln-i, von. Ernst, Massenet, Paganini, grenzt wirklich an das Wunderbare. Ich gestehe offen, dass ich solche Fertigkeit noch nicht gesehen resp. gehört habe. Dortmunder Zeitung: Sascha Culbertson verfügt über eine brillante Technik, .Welche die grössten Schwierigkeiten spielend nimmt .... Der Künstler liess eine bewundernswerte Beherrschung aller Raffinessen erkennen, der sich der schöne grosse Ton, den er seinem Instrument entlockte, gleichwertig beigesellte. Dresden. Volkszeitung. Elbgaupresse: Sascha Culbertson darf als eine Ausnahme-Erscheinung nach der Seite der Technik hin bezeichnet werden. Was er in dieser Beziehung leistet, ist tatsächlich staunenerregend. -Begünstigt durch eine gut gebaute Griffhand überwindet er alle Schwierigkeiten spielend und besticht dabei durch Temperament und grossen Ton. Dresdner Nachrichten: Sascha Culbertson verfügt über ganz phänomenale Gaben, er ist eine musikalische Natur und im Besitze grandioser technischer Fertigkeiten. Sein Bogenstrich ist kühn, die Ausbildung der linken Hand vollendet zu nennen, der Ton seiner Guarnerius ganz ungewöhnlich gross und voll. Dresdner Volkszeitung: Sascha Culbertson hat alles, was am Geiger blendet und bezaubert, all die raffinierten Strichmöglichkeiten und Künste der Saitenpyrotechnik. Auch schöne, warme, dunkle Töne schmeicheln sich ins Ohr. Hannover. Hannoverscher Anzeiger: Blättert man die biographische Skizze über Culbertson durch, so erfährt man, dass er im Vatikan eine eigens für ihn in der päpstlichen Münze geprägte silberne Erinnerungsmedaille erhalten und danach im Anschluss an eine Privataudienz beim Papste die nur wenigen Auserwählten zuteil werdende grosse päpstliche Medaille in Gold bekommen hat Auszeichnungen, die lebhaft an ähnliche Ehrungen erinnern, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Hexenmeister Paganini erfuhr, der in Sascha Culbertson wieder auferstanden zu sein scheint. .... __ • Ijekä! Anzeiger : -Mas hat-augaabli-clHi-Bh-gerade eine beträchtliche Anzahl jugendlicher Geiger, aber Culbertson ist in technischer Beziehung alien überlegen. Ja, man kann sein Urteil getrost ausdehnen und sagen: Culbertson ist der bedeutendste lebende Techniker auf der Geige. Tageblatt:.......Dabei diese nirgends getrübte Reinheit der Intonation, diese bewunderswerte Klarheit des Passagenwerts, diese stupende Behandlung des doppelgriffigen Spiels. Leipzig. Abendzeitung: Der Künstler verfügt über eine bewundernswerte Technik von höchster Reife und ist dazu ein temperamentvoller Vollblutmusiker. Tageblatt: Sascha Culbertson ist einer jener Techniker, die mit Schwierigkeiten aller Art eben nur so spielen. Leipziger Zeitung: Man staunte über sein ausserordentlich entwickeltes Können, über jene Bravour, die alle Künste der Technik in sich vereinigt, jene Virtuosität, die man vorzugsweise paganinisch nennen könnte. Magdeburg. Zentral-Anzeiger: Das Programm, das Culbertson für sein Konzert zusammengestellt hatte, zeigte, dass er nicht nur blenden und verblüffen, sondern ebensosehr mit vollwertigen künstlerischen Gaben erwärmen und entzücken will. Dieses Ziel erreichte er in der Tat sogleich mit der Anfangsnummer, der Sonate in A-dur von Händel. General-Anzeiger: Sascha Culbertson ist ein auf der Höhe des Virtuosentums stehender Künstler. Mit den grössten technischen Schwierigkeiten verfährt er spielend. Der deutschen Klassik kommt er mit verständnisvollem Empfinden entgegen. Magdeburgische Zeitung: Was der junge Künstler in technischer Hinsicht leistete, grenzte ans Unglaubliche. Um sein Instrument, eine echte Guarnerius, wird ihn mancher seiner Kollegen beneiden. Die Tonfülle, die es hergibt, ist erstaunlich.