Preis ganzjährig 2-50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengö, Tschechoslowakei 12 SS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, übriges Wus-_________________________ land 2 Goldmark. Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst Pius X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmlltz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Left 12________Dezember 1936 XXXIX. Jahrgang Ein Herz zum Elend hin. Die Festtage im Verlauf des Kirchenjahres sind Voten Gottes, die alle Christen an die Großtaten Gottes uns Menschen gegenüber erinnern und uns einen Gruß vom Vater im Himmel bringen. Ein solcher Gottesbote ist auch das Weihnachtsfest. Jedes Jahr durchzieht dieser Bote zur Weihnachtszeit die ganze Erde, er klopft an den Hütten und Palästen an, er pocht leise und fein an die Herzen der Menschen. Und welche Kunde weiß dieser Bote zu bringen? „Freuet euch, Christus, der Retter, ist da!" Diese Botschaft ruft in den Herzen aller guten Menschen helle Freude und jubelnden Dank hervor, und diese Menschen laden das göttliche Kind mit seinem Weihnachtsfrieden in ihre Familien ein. So ist das Weihnachtsfest ein Gottesbote, der dem Welterlöser die Wege bereitet und die Herzen ausschließt. Was hat aber den Heiland auf die Erde herabgezogen? „Ein Herz zum Elend hin", sagt der heilige Augustinus. Gott will die Menschen in ihrem Elend, das die Sünde heraufbeschworen hat, nicht allein lassen, er will ihr Elend, ihre Not mit ihnen teilen und will durch sein Sterben als ein elender Verbrecher die Menschen dem Sündenelend entreißen. Zum Elend hin drängt ihn sein Herz, nicht daß er sich an unserem Elend weide, sondern daß er uns davon erlöse. Diese barmherzige Liebe des Heilandes ist auch heute noch lebendig und sie bedient sich besonders der Priester und Missionäre. Der Heiland drängt sie hinaus zu den Heiden, die in Nacht und Todesschatten sitzen, die das bitterste Elend verkosten, weil sie den Erlöser nicht kennen. Liebe Leser und Missionsfreunde! Ihr habt im vergangenen Jahr durch euer Missionsgebet, durch euer Missionsopfer mitgeholfen, die Frohbotschaft der Erlösung weiter hinauszutragen. Ihr habt es dem Heiland nachgefühlt, wie ihn sein Herz zum Elend der Heidenwelt hinzieht, und hab! daher großmütig die Arbeit der Missionäre unterstützt. Und wenn in diesem Jahr am Weihnachtsfest mehr Menschen in dankbarer Freude das Geheimnis unserer Erlösung festlich begehen, so konnte das nur geschehen dank eurer Mithilfe. Dafür danken euch alle Missionäre und alle Neubekehrten. Und wie ihr dem Heiland Wege gebahnt habt zu den Menschen, Wege zum Elend der Heiden hin, so wird eure barmherzige Mithilfe den Heiland veranlassen, auch bei euch Einkehr zu halten, Jesus wird auch euren Sorgen und Leiden ein Herz voll Liebe entgegenbringen. Die frommen Hirten, die zum Stalle eilten, haben von der Krippe den Segen des göttlichen Kindes mitgenommen. Dieser Gegen hat sie reich und froh gemacht. Daß werde, wünscht mit den besten Neujahrs-biefer Gegen allen unseren Lesern und Mis- grüßen sionsfreunden in reichem Maße zuteil Die Gchriftwaltung. P. Josef Münch t. Wer hätte geahnt, daß Hochw. P. Joses Münch kaum ein Jahr nach seinem ^jährigen Priesterjubiläum nicht mehr unter den Lebenden weilen würde! AIs er am 15. August 1935 seinem ehemaligen Mit-novizen Br. August Dördelmann das letzte Geleite gab, da kam es ihm wohl nicht iii den Ginn, daß er selber 14 Monate später an seiner Gerte im Friedhof von Ellwan-gen die letzte Ruhe finden sollte. Als Gohn der Ostmark wurde P. Münch am 8. März 1871 in Warzenried, Bezirk Kötzting, im Bistum Regensburg geboren. Gerne Eltern waren wohlhabende Bauersleute. Nahe der Grenze geboren, gehörte der deutschen Heimat seine innigste Liebe. P Josef Munch, Missionär in Zentral-Afrika. iKongr.-Archiv.) P. Münch vergaß seine Heimat nie, auch nicht in weitester Ferne, und oft nannte er sich scherzweise Joses von Hohenbogen (Hohenbogen heißt ein Berg bei Furth im Wald). Gerne Vaterlandsliebe beleuchtet die Tatsache, daß bei Kriegsausbruch der schon 44jährige sich zur Militärseelsorge meldete. In der Bischossstadt Regensburg machte er seine Gymnasialstudien, und dort erwachte im jungen Gtu-denten die Neigung zum Ordensleben. Im Alter von 18 Jahren wandte er sich nach Luxemburg, und, wie es scheint, hätten die Gchulbrüder daselbst den tüchtigen Gtuden-ten gerne behalten. „Aber", so erzählte er später, „was ich wollte, war die Mission, und als ich erfuhr, daß die Göhne oom Heiligsten Herzen Jesu Missionstätigkeit ausüben, dachte ich mir: Dort ist dein Platz." Go trat er am 20. Februar 1889 zu Verona in das Noviziat dieser Gesellschaft ein. Das Leben im Ausland verlangte von ihm große Opfer. Nur mit vieler Mühe konnte er sich mit italienischer Küche, Gprache und Denkart befreunden. Doch non lernen hei-ligmäßigen Ordensobern P. Asperti und P. Voltolina klug beraten und geführt, fand er sieh allmählich in den neuen Verhältnissen zurecht. Im Jahre 1891 legte P. Münch die ewigen Gelübde ab und empfing nach vierjährigem Theologiestudium am 28. April 1895 die heilige Priesterweihe. Gchon drei Tage nachher bestieg er das Gchiff, um sich in das Land feiner Iugendwünsche zu begeben. Wir treffen ihn 1895—1897 in der Negerkolonie zu Gesirah, wo Nachkommen ehemaliger Negersklaven Heimat und Ausbildung fanden. 1897 rief ihn der Wille seiner Obern in das vor kurzem eröffnete Missionshaus Milland zurück, um den damaligen Rektor P. Geyer in der Amtsführung zu unterstützen. Ge. Exzellenz Bischof Franz Xaoer Geyer, der Gründer des Aus-landsinstitutes Banz, äußerte noch kürzlich, wie sehr er P. Münch schätzte. ^efrrc Stern der Neger 179 Im Jahre 1901 betrat er dann zum zweiten Male afrikanischen Boden. Sein erstes Arbeitsfeld war Assuan am Nil. Dort widmete er sich der Seelsorge bei den italienischen Arbeitern, die am Nil-Staudamm beschäftigt waren, desgleichen der Ausbildung koptischer Lehrkräfte, die für den Schulunterricht unter den Sudannegern- herangebildet wurden. Von Assuan kam P. Münch nach Omdurman, der ehemaligen Mahdi-residenZ. Seine gute Kenntnis der arabischen Sprache führten ihm hier viele Beichtkinder zu, vor allem Maroniten und zahlreiche Syrianer, aber auch Neger aus dem Sudan, die ebenfalls Arabisch sprachen. Dann rief ihn der Gehorsam nach.Wau, Kayango und Lul. In Lul erkrankte er schwer an Malaria, er mutzte ins Krankenhaus nach Kairo gebracht werden und erhielt zur vollständigen Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit Urlaub nach Europa. Das war im Jahre 1914. Er sollte Afrika nicht mehr betreten. Der Ausbruch des Weltkrieges hielt ihn in Europa zurück und der Frieden von Versailles verwehrte deutschen Missionären die Einreise in den englisch-ägyptischen Sudan. Aber damit war P. Münch nicht die Liebe zu seinen Schwarzen genommen. Mit höchstem Interesse verfolgte er die weitere Entwicklung des Vikariates Zentral-Afrika, und er hielt sich durch regelmätzigen Briefver-kehr mit den dortigen Missionären über alles auf dem laufenden. Als ein guter Kenner der Mission und als eines der ersten Mitglieder der Kongregation war er auch ein geeigneter Mann für die Heranbildung des jungen Missionsnachwuchses. Zweimal übertrug ihm das Vertrauen seiner Vorgesetzten das Amt des Novizenmeisters. In der Zwischenzeit wirkte er als Seelsorger in der Steiermark, als Rektor im „Iosefinum" zu Schrezheim, versah er das Amt des Spirituals in Brixen. Bei seinen Novizen drang P. Münch auf feinen Anstand und wahre Bescheidenheit, er forderte kernige Frömmigkeit, Regeltreue, Liebe zur Kongregation. Er besatz ein feines Verständnis für die Feier der religiösen Feste, besonders der Ordensfeste, und wußte auch seine Untergebenen dazu anzuleiten. Seine äußere Erscheinung harte P. Josef Münch, Missionär in Zentral-Afrika. iKoiigr.-Archiv.) etwas Herbes an sich, er zeigte einen soldatischen Zug. lind doch war ihm ein tiefes Gemüt eigen, das sich besonders bei vertrauten Aussprachen zeigte, das sich offenbarte in seiner innigen Liebe zur Natur. Mit den Blumen im Garten und auf der Wiese, mit den Tauben, mit dem treuen „Mingo" verstand er sich aufs beste. Im Verkehr mit Mitbrüdern und Nachbarn war er voll väterlicher Güte, blieb indes bescheiden am liebsten im Hintergrund. Wegen seines gründlichen Wissens, seiner vorbildlichen Frömmigkeit, seiner treuen Beobachtung der Ordensregel befaß er jederzeit die Hochachtung aller und große Autorität. Er liebte die Sammlung, die klösterliche Armut, und im Leid hörte man ihn kaum klagen. Zu jeder Stunde war er für Bittsteller zu sprechen, für jede Not zeigte er Verständnis, und man verließ fein Zimmer getröstet und beruhigt. Schon seit Jahren litt P. Münch an Ma-genschmerzen, wollte aber von ärztlicher Hilfe wenig wissen. Nur auf Drängen seiner höheren Obern unterzog er sich an- fangs Juli einer Untersuchung im Krankenhaus Ellwangen. Da war es aber schon zu spät. Der Arzt stellte unheilbaren Magenkrebs fest. Ein volles Vierteljahr war P. Münch noch gegönnt, sich auf das letzte Stünblein vorzubereiten. Still und ruhig ertrug er die großen Schmerzen feiner Krankheit. In der Morgenfrühe des 6. Oktober erlöste ihn ein sanfter Tod von fei- nem schweren Leiden. Sein Tod bedeutet für das Missionshaus Iofefstal und die gesamte Kongregation einen herben Verlust. Aber wir wissen, er hat uns nicht ganz verlassen, denn er wird gewiß vor dem Antlitz Gottes eintreten für feine geliebte Gesellschaft, wie ja aucE) auf Erden fein Wirken ganz ihr gegolten hat. R. I. P. P. Johann Schweiger F. S. C. Ein schwarzer Attila.* VIII. Blutiger Lohn. (1828.) Tschako sandte feine Regimenter weit nordwärts gegen die Delagoabucht, um die dortigen Häuptlinge zu vertreiben und deren Vieh zu erbeuten. Doch dieses Heer verlor die Mehrzahl feiner Krieger durch eine schreckliche Krankheit (wahrscheinlich Heidnische Jünglinge auf Brautschau. (Foto: P. Fischer.) (Schluß.) Malaria), so daß die überlebenden unverrichteter Sache zurückkehren mußten. Tschako schäumte vor Wut. Dann entschloß er sich, andere Regimenter nach Norden zu schicken, die sich erst an Land und Klima gewöhnen sollten. Zuvor jedoch sandte er sie südwärts gegen die Mapo to, die ihnen aber einen Hinterhalt legten und eine große Anzahl Zulukrieger töteten, so daß die überlebenden mit leeren Händen heimkehrten. Tschako war über die Maßen ergrimmt. Er ließ die Führer der Regimenter ergreifen und ihnen die Augen mit glühenden Eisen ausbrennen; den Befehlshaber aber ließ er lebendig verbrennen. All das geschah vor den Augen der Krieger, die gegen die Mapoto ausgezogen waren. Stehenden Fußes mußten diese übermüdeten Regimenter dann nach Norden abgehen. Infolge der ungeheuren Anstrengungen widerstanden die geschwächten Leute der Seuche nicht und starben zu Zehntausenden dahin. Tschako befragte einen Zauberer, warum die Zulutruppen in der letzten Zeit mit leeren Händen heimkehrten. Dieser erwiderte ihm, der Grund sei, weil er, Tschako, feine Krieger nicht mehr in Person anführe. Alsdann ließ der König eine große Anzahl Weiber zusammenrufen, deren Männer in den Kriegszügen gefallen waren, und redete die versammelte Volksmenge also an: „Die Medizinmänner sagen mir, daß meine Regimenter durch die Zauberei all dieser Weiber mit leeren Händen heimkehren, und daß viele von den Krie- * Nach verschiedenen Berichten frei zusammengestellt von Br. August Cagol, F. S. C. Die MontessorUMethode in der Mission. In der apostolischen Präfektur non Buea, Britisch-Kainierun, unterhalten die FranzisLanerinnen von Patricroft eine Kin-derschule, in der sie die Methode Montessori anwenden. Die erreichten Erfolge sind mehr als zufriedenstellend und das Bild zeigt, mit welchem Interesse die kleinen Negerkinder dem Unterricht folgen. (Fides-Foto.) gern dadurch einer tückischen Krankheit zum Opfer fielen." Den anwesenden Männern war es unerträglich, daß die bösen Weiber schuld an den Mißerfolgen des Heeres fein sollten. Sie verstanden den Wink Tschakas und töteten die. angeblichen Heren zur großen Freude des Königs. Von Zeit zu Zeit überkam Tschaka das unwiderstehliche Verlangen, Blut, Menschenblut, fließen zu sehen. Alsdann ordnete ec ein großes Fest an. Wer sich dazu nicht einfand, wurde getötet. Wer sich auf dem Feste nach des Königs Auffassung nicht gut aufführte, erlitt das gleiche Schicksal. Wer sich stillschweigend verhielt, war todeswürdig, weil er das Fest des Königs durch fein mürrisches Wesen verunehrte. Wer etwa weinte, verfiel dem Tode, weil ec sich nicht mit seinem König freute. So konnten es die Leute dem blutdürstigen Gebieter nicht mehr recht machen, und feine „Feste" waren gefürchtet wie das Feuer. Auch Tschaka erkrankte an Sumpffieber, der Geißel des Zululandes. In den Phantasien des Fiebers glitt fein Leben mit all seinen Untaten, mit der Million Menschenleben, die sein Gewissen belastete, an seinem geistigen Auge vorüber. Seine Halbbrüder, Dingana und Mhlangana, die ihn nie geliebt hatten, sahen ihre Gelegenheit gekommen. Ihre brudermörderischen Lanzen drangen in des Königs Brust ein und machten dem Leben des im kräftigsten Mannesalter stehenden Unmenschen, der sich die unrühmlichen Titel eines schwarzen Attila und eines afrikanischen Napoleon erworben, ein jähes Ende. Das war am 23. September 1828. IX. Nachfolger. (1828—1840.) Dingana, der „Geier", wurde Tschakas Nachfolger als König der Zulu. Er war ebenso grausam wie dieser, ohne dessen große Fähigkeiten zu besitzen. Dingana hielt das militärische System, wie es Tschaka eingeführt hatte, aufrecht. Doch führte er nur gegen den großen Stamm der Amaswazi, allerdings fast fortwährend, Krieg, da alle anderen Stämme der Umgebung bereits unter-, worsen waren. Im Jahre 1838 schloß Dingana mit Piet Retief, einem Führer der vom Kapland ausgewanderten Buren, einen Vertrag ab, gemäß welchem er den weißen Einwanderern das fast unbevölkerte Gebiet zwischen dem Tugela und dem Umzim-vubu-FIuß überließ, um ihn dann mit 66 weißen und 40 farbigen Begleitern heimtückisch niedermetzeln zu lassen. Sodann schickte er ein Heer gegen die Hauptmacht der Buren aus, deren erstes Lager er überrumpelte und niedermachte. Dann aber sammelten sich die zerstreuten Buren und boten den Schwarzen Widerstand. Mit ihren überlegenen Feuerwaffen brachten sie ihnen eine schwere Niederlage cm Blutflusse bei. Nach dieser Schlacht zogen die Buren zum Dorfe Dinganas, das sie in Flammen fanden, denn der König und sein Volk waren geflohen. Nach weiteren Kämpfen floh Dingana an die Grenze des Swazi-landes, wo er 1840 durch Mörderhand fiel. X. Frohbotschaft. 1856 begannen katholische Glaubens-boten, die Oblaten der Unbefleckten Jungfrau, ihre Tätigkeit bei den Zulu. Die älteste Mifsionsstation ist St. Michael. Nach 30 Jahren konnten die Missionäre einen Alten in Todesgefahr taufen; so ablehnend verhielten die heidnischen Zulu sich gegen die Heilsbotschaft. Dann kamen die Trappisten (von Mariannhill) nach Natal. 1890 boten die Oblaten ihnen die Missionsstation St. Michael an. Heute besitzen die Mariannhiller Missionäre einen Kranz blühender Zulugemeinden. Seit zwölf Jahren Helsen ihnen die Benediktinermissionäre von St. Ottilien, denen das Vikariat Eshows im Zululand übertragen wurde, am Bekehrungswerk unter den Zulu. Amschau. Die Moi in Süd-Annam. Dort, wo die annamitische Gebirgskette nordwärts von Saigon zum Hochplateau übergeht, hausen ureingesessene Stämme, denen man in an-namitischer Sprache den Sammelnamen der „Moi" gegeben hat. Das bedeutet „wild, barbarisch, unkultiviert". Dichte Nacht lagert über der Herkunft dieser Moistämme. Bald macht man sie zu Nachkommen der „Khmer", bald sucht man ihren Ursprung auf den Sundainseln. Sie selbst haben keine Ahnung und kümmern sich auch kaum um diese Frage. Ihre ganze Überlieferung ist aus naiven Erzählungen aufgebaut. Einfach wie ihr Dasein ist ihre Religion. Sie glauben an ein höchstes Wesen, das Himmel und Erde erschaffen hat. Einen Namen haben sie nicht dafür; denn, sagen sie, das ist schon so lange her, daß niemand sich den Namen des Schöpfers gemerkt hat. Außer dem höchsten Wesen beten die Moi noch eine Unmenge von Geistern an, die sie „Jang" heißen. Sonne, Wind, Feuer, Wasser, Berg, Reisfeld werden von diesen Jang bewohnt, die sich in gute und böse scheiden. Von den guten hat man nichts zu fürchten; also läßt man sie kt Ruhe. Aber die bösen muß man sich günstig stimmen durch blutige Opfer von Büffeln, Ziegen, Hühnern je nach den Vermögens-Verhältnissen des Bittstellers. Die Vollendung erfährt jedes Opfer aber durch reichliche Spenden von Reiswein. Der Moi glaubt auch an die Unsterblichkeit der Seele, ohne indes eine klare Vorstellung von dem zu haben, was nach dem Tode geschieht. Unglück und vor allem Krankheiten werden den umherirrenden Seelen zugeschrieben. Darum werden bei der Beerdigung oder im darauffolgenden Monat den Seelen der Verstorbenen Sühnopfer dargebracht. Das Land der Moi hat keine Tempel, keine Kultgebäude, sowenig wie eine Priesterknste. Man müßte höchstens die Zauberer oder vielmehr Zauberinnen — sie bilden neun Zehntel der „Gilde" — als solche ansprechen. Die Zauberin bestimmt die Art der Beruhigungsopser für die Geister, aber hier endet auch ihre Rolle. Das Opfer wird dargebracht vom Haupt des Stammes, des Dorfes, der Familie. Bei den Moi herrscht das Matriarchat — das Mutterrecht, wenn auch die Stammesund Dorfvorsteher immer Männer sind. In der Familie hat die Mutter das Kommando. Das junge Mädchen verlangt den jungen Mann zur Ehe. Er muß seine Familie verlassen und mit der Familie der Frau zusammenwohnen. Erbberechtigt sind die Töchter und, falls diese fehlen, die Schwestern oder die Nichten der Verstorbenen. Die Sittlichkeit steht auf hoher Stufe, Es herrscht die Ein-Ehe, die Verwandten-ehe ist untersagt, der Ehebruch wird durch das Gesetz streng bestraft. Leider ist der Kautschukernte. Die Eingeborenen der Samoa-Inseln im Stillei: Ozean sammelnden Kautschuksaft durch Einschnitte in die Rinde tws Gummi-baumes. Durch die allgemeine Krise ist der Preis des Kautschuks so gesunken, daß die einheimische Bevölkerung " entweder arbeitslos ist oder zu wahren Hunger löhnen arbeiten muß. l(Fides-!Foto.) Ehebruch ziemlich häufig, wenn auch der schuldige Teil je nach der Schwere des Falles zur Zahlung von einem oder mehreren Büffeln verurteilt wird. Die Moi find recht arm. In einem Dorf von 300 bis 400 Seelen findet man kaum eine oder zwei Familien, die für das ganze Jahr genügend Reis zum Leben haben. Sie leben als Feldarbeiter von dem Ertrag ihrer Reisfelder, von Jagd und Fischfang. Ist der Reisschuppen leer, so bildet der Mais für zwei Monate das Nahrungsmittel, und schließlich liefert ja noch der Wald mit feinen Bambusschößlingen, Wurzeln und Knollen eine Nahrung, die zwar weniger gediegen ist, aber doch den Hunger fernhält. Der Handel vollzieht sich auf dem Tauschwege. Der Moi bringt dem Annamiten Reis, Felle, Gongs, Tongefäße und erhält dafür Salz, Kleidungsstücke, Roheisen, das der Stammesfchmied in Lanzen, Säbel und andere Waffen umformt. Mit wilder Baumwolle weben sie selbst ihre Kleider, die einfach aus dem siamesischen Lendenschurz und der Decke bestehen. Einfach und gutmütig, an ihren patriarchalischen Sitten festhaltend, und arm, waren die Moi gerne bereit, das Evan-gelium anzunehmen. Doch erst im Jänner 1927 wurde ihnen ein Missionär geschickt. Sie hatten keine Ahnung, was dieser Europäer mit dem langen Bart und dem schwarzen Rock ihnen brächte. Als erstes Gefühl stellte sich die Furcht ein. In der Tat liefen anfangs Frauen und besonders Kinder aus Leibeskräften davon, sobald sie den Weißen mit dem schwarzen Bart auftauchen sahen. Der Missionär — von den Pariser Auswärtigen Missionen — hatte sich in der Nähe des Dorfes niedergelassen. Da seine ganze Gemeinde aus vier katholischen An-namiten — den Koch und Diener eingerechnet — bestand, hatte er Muße genug, sich mit der Sprache seiner jüngsten Pfarr-kinder und klugen, nicht immer ermutigenden Annäherungsversuchen zu besassen. Die jungen Wilden, die der Priester unterwegs traf, waren verhältnismäßig leicht zu gewinnen, angelockt durch den Tabaksbeutel, der immer offen stand. Aber die Dörfer blieben verschlossen. Sobald der Pater erschien, schloß sich groß und klein in die Strohhütten ein. Die Nasenspitzen tauchten erst wieder auf, wenn der große, weiße Mann den Rückzug antrat. Um sein Mißbehagen zu verbergen, steckte der Missionär seine Pfeife wieder ein und zog seinen Rosenkranz hervor. Er sagte sich, nur die „Himmelspforte" könne ihm das Herz der Armen erschließen. Der Missionär wird zum Arzt und seine Arzneien hatten den gewünschten Erfolg. Sie veranlaßten die Wilden, zu ihm zu kommen, öffneten ihm die Tür der Hütten zum Hausbesuch der Kranken. Von Anfang an kamen die Leprosen zu ihm, und die erste große Freude für den Missionär nach einjähriger Arbeit im Lande der Moi war die Taufe eines armen Aussätzigen, der vor seinem Tod in die Dankeswocte ausbricht: „Ich werde deiner gedenken, wenn ich im Paradies bin." Ter Leprose hat Wort gehalten. Annamitische Katechumenen nahmen Unterricht. Die Zimmerkapelle wurde zu klein, man baute eine kleine Holzkirche. Das Land der Moi bekam seinen Tabernakel, der Missionär war nicht mehr allein. Anfang 1929 verlangten die Leprosen, die immer zahlreicher wurden, Hilfe. Durch Unterstützung der Protektoratsverwaltung konnte ein Dorf gegründet werden, das sich ausschließlich aus Leprosen, und zwar aus Moi zusammensetzte. Es hatte vom ersten Tag an schon 27 Bewohner. Für die Wilden bedeutete diese Leprosensiedlung Cin großes Osterei. Das Bild war zu verlockend. Die zwei kleinen Schwarzen haben ein Straußenei erwischt unid teilen jetzt den Inhalt. (Fides Foto.) das große Rätsel. Sie konnten nicht fassen, welchen Zweck der „große Mann" — so nannten sie den Missionär, ehe er für sie der „Vater" wurde — verfolgte. Er sorgte durch Nahrung, Kleidung für diesen Auswurf der Menschheit, den sie selbst aus ihren Familien und Dörfern verjagten. Ja, die Aussätzigen selbst legten sich die Frage vor: Was will ec mit uns anfangen? Die Boshaften sagten, der Pater nähre die Aussätzigen, um sie fett zu machen und sie dann in den Zoologischen Garten von Saigon als Nahrung den Tigern zu schicken. Zwei Monate ging dieses Gerücht um. Mehrere Leprosen entflohen, Als man aber sah, wie die Kranken nicht bloß genährt, sondern auch gepflegt und fogar geliebt wurden, da beruhigte sich die öffentliche Meinung. Die Leprosensiedlung, ursprünglich ein Gegenstand der Furcht und des Erstaunens, diente der Erbauung. Die erste Seele mit gutem Willen, die sich zur Bekehrung entschloß, war ein junger Wilder von 20 Fahren. Er kam nach mehrmonatigem Zögern zum Missionär und bat ihn, er möge ihm erlauben, den „Fang" anzubeten, den er, der Pater, anbete. Am 19. März 1930, etwa drei Jahre nach Gründung der Mission unter den Moi, empfing der erste Katechumene Ko-ho die Taufe auf den Namen Foseph Bras. Ein prächtiger Christ, wurde er Katechist und die rechte Hand des Missionärs. Durch fein Beispiel und sein karitatives Wirken wurde er feinen Landsleuten zum Ansporn. An der folgenden Weihnacht empfing die ganze Familie des Joseph Bras das Sakrament der Wiedergeburt. Dann fand eine Familie nach der andern, ein Dorf nach dem andern den Weg in die Kirche. Heute, nach neun Fahren, besitzt Djiring, der Hauptort des Landes Moi Ko-ho, eine hübsche Kirche mit zwei Priestern, einem Franzosen und einem Annamiten, mit 300 Neubekehrten und Katechumenen nebst hundert Leprosen. Der fliegende Pater teilt mit: 6000 Kilometer erster Missionsflug. Meinen ersten Missionsflug in Kanada habe ich am 12. September — dem Namenstage meiner Mutter — in Montreal beendet. In acht Tagen flog ich 6000 Kilometer und besuchte von Montreal aus Ottawa, Hailburg, South Porcupine, in der Hudson Bay (James Bay) Moosonee, Fort George, Fort Albany, Fort Eastmain, Fort Attawapiskat; dann Kapuskasing, Lang Lac, Lac Attawapiskat und zurück. — Ich hatte die Ausgabe, meinen Fluggast, Pater Provinzial Gilles Mar-chand, 0. M. L, aus Montreal, den früheren Rektor der Universität in Ottawa, zu den ihm unterstellten Missionsstationen zu flie-\ gen. Es war sein erster Flug. Um mehr Benzin mitnehmen zu können, slog ich säst die ganze Zeit ohne zweiten Piloten und j ohne Mechaniker. 40 Stunden waren wir in der Luft mit einem Durchschnitt von 160 Kilometer die Stunde. Der Missionsobere konnte zu seiner und aller Zufriedenheit seine Aufgabe, alle Missionsstatio- nen zu besichtigen, erfüllen, und wir sind wohlbehalten zurückgekehrt. Schwestern, Patres und Brüder wurden von der Endstation der Eisenbahn schnell und sicher zu ihrer Missionsstation geflogen und Kranke zur Erholung zurückgeflogen. Langersehnte Post konnte übermittelt werden. Aus dem Rückfluge erreichte Pater Provinzial die Trauernachricht, daß seine liebe Mutter im Sterben liege. Mit Tränen in den Augen dankte er mir — einer von elf Söhnen —, daß er seine liebe Mutter lebend antraf, sie trösten und segnen konnte. Wie mag sich seine Mutter gefreut haben! — Mit herzlichen Grüßen, froher Hoffnung auf weiteres Gelinaen und herzlichem Dank für alle Wohltäter- Pater P. Schulte, O. M. I. Im Banne der 9ZgiL* Ein Roman aus Kamerun von Hermann ©Master. (Fortsetzung.) Die spanischen Beamten waren entgegen- nicht. Und sie gerade hatte es verdient. I kommend. Ohne lange Förmlichkeiten wurde Johnson mit ihnen fertig. Dann kaufte ec Eßwaren und Getränke ein. Auch Zigarren und Tabak vergaß er nicht. Eine ganze Karawane, beladen mit Kisten und Paketen, folgte ihm an den Strand. Dort begrüßten ihn die Schwarzen, die unterdessen ausgeschifft waren, mit großem Geschrei, mit Gesang und Tanz als ihren Befreier. Er war im Begriff, ins Boot zu ; steigen, als er Elesa am Strande kauernd gewahrte. Sehnsüchtig schaute sie nach der „Schwalbe" aus, doch kein Boot kam mehr von dort her. Johnson trat an sie heran. Cie weinte. „Hast du Ntonga nicht gefunden?" fragte er. —- „No, Sir!" — „Wo ist er denn geblieben?" Diese Frage verstand sie nicht. Da trat einer von den Männern vor und sagte: „Den Mann, den sie sucht, hat der Weiße gestern abend an Land niitgenommen und i erschossen. Die andern haben es so erzählt. I Nun ist sie traurig." Diese Nachricht war auch für Johnson ein Wermutstropfen in seiner Freude. So viele hatte er glücklich gemacht, nur diese eine * Der Abdruck erfolgt mit Zustimmung des Verlages Herder & Co. in Freiburg (Breisgau), Baden. Ohne sie ,hätte die „Möwe" den Erfolg des gestrigen Tages nicht zu verbuchen gehabt. Gewiß fand sie hier ein Unterkommen. Die Missionsschwestern würden ihr das Haus nicht verschließen. Doch das hatte sie ja nicht gesucht. Er haderte mit dem Schicksal, das seine Gaben so ungleich verteilt. In trüber Stimmung kam er an Bord. Dort war es sein erstes, den Kameraden, die ihn mit seinen Gaben in Empfang nahmen, die traurige Nachricht zu vermitteln. Doch was half das Mitleid der Armen, die am Strande saß und weinte? ... Es war ein prächtiger Abend vor Sankt Isabel. Johnson hatte sich seines Auftrages glänzend entledigt. Williams war am Nachmittag herüber gerufen worden und hatte mit seinem Geschmack überall selbst mit Hand angelegt. Das Vorderdeck glich einem großen Pavillon. Es waren Drähte ausgespannt, an denen buntfarbige Lampions schaukelten. Bis in den Fockmast hinaus strahlten am Abend die bunten Lichter. Für die Offiziere und die Spitzen der spanischen Behörde, die ihren Besuch zugesagt hatten, war eine lange Tafel gedeckt. Die Matrosen hatten ihre Tische rechts und links an der Reling stehen. Aus der Küche dufteten köstliche Hammelbraten, und die Mission hatte Zwei Riesenkörbe mit Gemüse gesandt. Ein bunt beflaggtes Boot brachte bald nach sechs Uhr den Gobernadore und einige andere Herren an Bord. Leutnant Brown empfing sie am Fallreep und führte sie zur Kabine des Kommandanten. Als der Schall der Trompete zum Diner rief und Raffles seine Gäste hinausgeleitete, stand das Kommando, das am Tage vorher das Sklavenschiff genommen hatte, in Paradeuniform aufgestellt an Deck. Raffles selbst hatte es so angeordnet. Er wollte den Gobernadore ehren und zugleich seinen Leuten eine Freude machen, indem er sie ihm vorstellte. Der Spanier dankte herzlich. „Meine Herren, Sie dürfen stolz sein aus die Flagge, unter der Sie segeln. Aber auch Ihr Mutterland wird stolz sein auf seine jungen Söhne, die im heißen Afrika Recht nnd Freiheit schützten. Meine Herren, ich spreche Ihnen meine Hochachtung aus." AIs der Seht in den hohen Gläsern perlte, erhob sich Raffles an der Tafel, ergriff fein Glas und sprach: „Hochverehrte Herren! Kameraden! Das Mutterland hat uns hinausgesandt. Für das Mutterland taten wir unsere Pflicht. Zum Mutterland kehren wir jetzt zurück. Hoch unsere Königin!" Im Verlaufe des Mahles wurden in üblicher Weise noch verschiedentliche Trinksprüche ausgebracht. Am meisten Begeisterung rief Raffles hervor, als er sich gegen Ende noch einmal erhob, um auf Johnsons Wohl zu trinken. „Kameraden!" sagte er. „Meinen Offizieren verdanke ich den Erfolg des gestrigen Tages. Ich danke Gott, der mir solche Offiziere zur Seite gegeben hat. Ich leere mein Glas auf das Wohl des neuen Kommandanten der ,Schwalbe', unseres lieben Johnson." Da klopfte Brown dem kleinen Leutnant auf die Schulter. „Abgesägt, mein Lieber, abgesägt! Ihre Herrschaft hat nicht lange gedauert." „Aber Sie bleiben doch bei mir, nicht wahr, Williams?" unterbrach Johnson, der sich den beiden genähert hatte, um mit ihnen anzustoßen. „Mit Freuden, Herr Kommandant." „In einer Stunde fahren wir an Bord unseres Schiffes. Sobald die Besucher fort sind, heben wir die Anker." Das Unwetter war dem Ansehen Iamba-scholls nicht fördersich. Ein loderndes Feuer in wohlverschlossenem Hause, draußen ein Orkan, der Urwaldriesen knickte, und ein kalter Regen, der gegen die Wände toste, das war der beste Rahmen für ausgiebigen Dorfklatsch. Es war schon bekannt, daß der Ngil die beiden Wächter als Sklaven verkauft hatte, ohne die Entscheidung der Altesten abzuwarten. Man war darüber empört. Die Unzufriedenheit mit der Willkür des Ngil erhielt neues Wasser auf ihre Mühlen. Die Furcht vor den Unsichtbaren, mit denen der Ngil zu drohen pflegte, schwand mehr und mehr. Der Ngil belog das Volk, das hatte Ntonga bewiesen. Nicht die Geister hatten die Wächter verraten, sondern Suti, der den Spion spielte. So war das Verschwinden Ntongas leicht zu erklären. Der Ngil hatte ihn beiseite geschafft, weil er ihm im Wege stand. Mune ging unter strömendem Regen von Haus zu Haus und erzählte, was er mit Ntonga und Pembe zusammen in den Ngumbabergen erlebt hatte. Man mutzte ihm glauben, denn er war nicht ohne Zeugen. Außerdem erbot er sich, alles öffentlich bekanntzugeben, damit das Volk wisse, was es von den Ngil zu halten habe. Wer aber war seines Lebens noch sicher, wenn es Menschen gab, die vor solchen Greueln nicht zurückschreckten? Mune zweifelte nicht, daß der Haß, den er gegen den Ngil schürte, schon bald in hellen Flammen auflodern werde. Freundlich stieg der junge Tag im Osten empor. Der Wettersturm hatte die Luft gereinigt, der Regen sie abgekühlt. Schon frühe schritt Mune mit seinem Gewehr, das er mit Pulver und Eisenscherben geladen hatte, durchs Dorf und rief die Leute auf, ihm zu folgen. Die Männer, die ihn bewaffnet sahen, suchten ihre Speere und Haumesser und zogen mit. Bald wimmelte der Platz vor dem Hause des Häuptlings voll Menschen. Da kam Dende händeringend und erzählte, daß Elesa ebenfalls verschwunden sei. Die Nachricht wirkte wie ein elektri- Taufe einer Indianer-familie in Peru. Der Apostolische Präfekt von Uraba in Peru tauft gerade eine Indianerin mit ihren zwei Kindern. Die Neugetauften gehören zum Stamm >der' Kuna. Die spanischen Karmelitermissionäre nehmen sich in besonderer Weise der armen Indianer an. (Fides-Foto.) scher Schlag, Die Wut gegen den Ngil nannte keine Grenzen mehr. Mune stieg auf die große Ruftrommel und rief in die Menge hinein: „Auf, ihr Banoholeute! Vorwärts zum Ngil. Wir müssen unsere Freunde retten. Wir werdenden Ngil zwingen, sie'herauszugeben. Fürchtet nicht feine Macht. Ec besitzt keine. Die Geister helfen ihm nicht. Mit diesem Gewehr werde ich stärker sein als der Ngil und seine Geister. Wer Mut hat, der folge mir!“ Mit wilder Begeisterung wurde der Entschluß begrüßt. Alles scharte sich um Mune, der die Führerrolle übernommen hatte. „Vorwärts! Wir fürchten den Ngil nicht. Wir zerreißen die Bestie, die unsere Freunde morden will." Iambascholl lag gähnend in seinem Hause. Es war ihm ein Trost, daß feine Rache endlich gelungen war. Sein verhaßter Nebenbuhler war Sklave und konnte ihm nicht mehr schaden. Nun würde es nicht schwer sein, das Ansehen beim Volke wiederzugewinnen. Das Geschrei, das vom Dorfe herüberhallte, störte ihn in seinem Gedankengang. Neugierig erhob er sich und schaute zur Tür hinaus. Eine seiner Frauen kam gelaufen. „Fliehe, Ngil, fliehe!“ rief sie ihm schon von weitem entgegen. „Man will dich ermorden.“ Iambascholl lachte verächtlich. „Mach dir keine Sorgen. Niemand wird es wagen, mich anzurühren.“ Aber das Weib drang in ihn: „Geh, ehe etz zu spät ist. Die Leute sind s>ehr böse. Sie haben keine Angst mehr vor dir." — „Dann muß ich ihnen Angst machen. Ich bleibe!“ Einen Augenblick überlegte und schwankte er doch ... Nein, ec durfte nicht fliehen. Das hieße seine Machtstellung für alle Zeiten verlieren. Er mußte der Menge zeigen, daß er stärker war als sie. Unter wildem Geheul zog das Volk heran. Mune schwang sein Gewehr. „Ngil“, rief er, „wir sind gekommen, unsere Freunde zu holen, die du gefangen hast. Ntonga und Elesa, gib sie heraus!“ „Ja, gib sie heraus!“ brüllte der Haufe. „Dtt sollst ihnen nichts Böses antun.“ Als der Ngil Elesa nennen hörte, erschrak er. „Was redet ihr von Elesa? Ihr sucht sie? Was ist mit ihr?“ Die Besorgnis, die aus seiner Stimme sprach, war nicht erkünstelt. Aber man glaubte ihm nicht. „Er lügt, er lügt!“ schrien ein paar Burschen aus der Menge. „Wer wagt es, so mit mir zu reden?“ gab Iambaslchoill zurück. Er hatte die Stimme erhobeu. Sie klang wie ein Peitschenhieb. Die Schreier duckten sich. Keiner mochte die Aufmerksamkeit des gefürch- teten Mannes auf sich lenken. „Was wollt ihr von mir?“ Hoch aufgereckt stand der Ngil vor dem Volke. Da trat Ntongas Vater aus der Menge hervor. „Großer Ngil“, begann er, „ich war dir immer treu ergeben. Sieh mein ergrautes Haupt. Beraube mich nicht der Stütze meines Alters. Gib meinen Sohn frei, den du gefangen hältst.“ „Ah, Ntonga“, erwiderte der Ngil. „Du weißt nicht, welche Kränkung mir durch deinen Sohn widerfahren ist. Du hättest ihn besser erziehen sollen. Jetzt ist es zu spät.“ „Was hast du mit ihm getan? Er ist tot?“ Die Stimme des Alten Zitterte. „Ich habe ihn als Sklaven verkauft. Nie kehrt er Zu dir Zurück.“ Ein hundert-stimmiges Wehe scholl Zum Himmel hinauf. Die Menge drängte vorwärts. „Nieder mit dem Elenden!“ schrien die Freunde Ntongas. Dende trat an den Ngil heran. „Du hast das Recht der Banoho mit Füßen getreten“, rief er ihm entgegen. „Ntonga war ein freier Mann.“ Aber seine Worte verhallten im Geschrei der Masse. „Wo ist Elesa?" — „Er hat sie gemordet!“ — „Nein, glaubt es nicht. Er hält sie verborgen.“ Vergebens bat Dende um Ruhe. Vergebens beteuerte der Ngil, daß er von Elesa nichts wisse. Der Damm war durchbrochen. Häher und höher stieg die Flut. Unter lau- tem SchluchZen brach Elesas Mutter sich Bahn durch das erregte Volk. Sie warf sich Jambascholl zu Füßen. „Mein Kind“, jammerte sie, „gib mir mein Kind.“ „Ich habe dir Elesa Zum Weibe versprochen“, sagte Dende. „Ich werde mein Wort halten. Aber sage mir, daß du ihr kein Leid getan.“ „Ich weiß nicht, wo das Mädchen geblieben ist. Ich habe sie nicht gesehen“, beteuerte der Ngil. „Er lügt, er lügt!“ scholl es aus den Reihen. „Glaubt ihm nicht!“ Von allen Seiten drang das Volk auf ihn ein. Er wollte sich zurückziehen. Elesas Mutter umklammerte seine Knie. Ein Fußtritt stieß sie hinweg. „Fluch dir, du grausamer Mensch“, schrie sie auf. „Fluch dir“, rief auch der alte Ntonga, „mögen die bösen Geister dich peinigen Tag und Nacht.“ Beherzte Burschen drängten Mune vorwärts. „Schieß ihn nieder“, ermunterten sie ihn, „du warst Ntongas bester Freund. Du mußt ihn rächen.“ Mune hatte d,en Kolben seines Gewehres unter den rechten Arm geklemmt. Der Lauf richtete sich auf Jambascholls Brust. Der Zeigefinger krümmte sich am Abzug. Der Ngil sah es. Mit einem Satz war er in seiner Hütte und schob die Tür zu. „Freunde, umzingelt das Haus“, rief Mune, „damit er nicht fortläuft.“ Sie folgten dem Befehl. Da gab es einen Beichte im MWonsiland. Ein Missionär des apostolischen Vikariates von Nyeri in Kenia hört in der Schulkapelle die Beichte. Die afrikanischen Mütter bringen gum Beichtvater nicht nur die Bürde ihrer Sünden, sondern auch die der eigenen Nachkommenschaft mit. (Fides-Foto.) yqTTz Giern der Neger 189 Morgenpebet in Kenia. Die kleinen Schwarzen lernen von ihrer Mutter das Morgengebet. Es handelt sich um ein Dorf im Apostol. Vikariate in Kenia, das von den Tu-riner Consolatamiffionä-ren versehen wird. (Fi-bes-Foto.s L..; m WWMAM EHE f 1 SEI Knall, daß dec Boden dröhnte. Das Dach des Hauses hob sich. Einige Dachmatten flogen .zerrissen herunter. Dampf stieg aus der Öffnung des Daches, drang durch die Ritzen der Rindenwand. Erschreckt wich das Volk vom Hause zuruck. Der Ngil machte Medizin, und sie begann zu wirken. Wer weiß, ob sie nicht doch noch des Todes find, wenn sie den Ngil nicht in Ruhe lassen? Wieder war es Mune, der die Furcht verscheuchte und die Wankenden zum Stehen brachte. Er stemmte den Kolben seines Gewehres gegen eine Palme und drückte ab. Wirklich, er hatte gut geladen. Der Schuß wirkte erlösend. Da Mune sich nicht fürchtete, wollten auch die andern keine Angst zeigen. Die Eisenstücke hatten ein Loch in die Rindenwand geschlagen. Aber drinnen blieb alles ruhig. Der Ngil war mit seiner Weisheit am Ende. Er sah, daß es unmöglich war, das erregte Volk durch seinen Zauber zu erschrecken. „Komm heraus, Ngil", begann die Menge von neuem. „Gib uns unsere Freunde wieder. Elesa, die Schöne, die Perle der Banoho. Ntonga, den Starken, den Mann von Wahrheit und Mut." Sie riefen vergeblich. Der Ngil gab keine Antwort. In Mune stieg ein entsetzlicher Verdacht auf. Sollten Ntonga und Elesa vielleicht auch in der Hütte sein? Und wenn der Ngil sie jetzt tötete? „Freunde!" rief er. „Wir stürmen das Haus. Vielleicht finden wir sie, die wir suchen." Mit dem Kolben stieß er die Tür ein. Seine Freunde folgten ihm. Sie fanden den Ngil am Boden liegend, eine Leiche. Nur ein kleiner Hautriß an seiner Linken war zu sehen. Er hatte sich mit einem vergifteten Messer verwundet. „Der Ngil hat sich selbst getötet", lief es von Mund zu Mund. Aber die Freude, von dem gefürchteten Tyrannen befreit zu fein, war nicht ungetrübt. Die Sorge um die Vermißten behielt die Oberhand. Wo sollte man sie suchen, da mit dem Tode des Ngil erst recht jede Spur verschwand? Und noch ein anderes Schreckgespenst tauchte auf. Wie wird die Gilde der Zauberer die Nachricht vom Tode ihres Genossen aufnehmen? Ist nicht das ganze Volk ihrer Rache verfallen? Gedrückten Herzens schlichen sie ins Dorf zurück. Da die Vertrauten des Ngil nicht anwesend waren, konnte seiner Leiche nicht die übliche Ehre erwiesen werden. Den Dorsleuten fiel es nicht ein, sich darum zu kümmern. Seine Weiber schaufelten ihm in seinem Hause ein Grab und verscharrten ihn. Noch weniger hatten die Banoho Ursache, den Tod des Betrügers seiner Gilde mitzuteilen. Nachdem man die Ngil durch- schaut hatte, wollte man nichts mehr mit ihnen su tun haben. Trotzdem erfuhren die Ngil das Vorgefallene sehr bald. In Eilmärschen kamen sie Zur Beratung Zusammen. Was man von der Küste Zu hören bekam, war fast unglaublich. Ihre Macht schien dort gebrochen. Es mußten Maßregeln getroffen werden, um sie wieder aufZurichten. Der jüngere Ngil der Ngumba, der gut zu Fuß war, erbot sich, als Gesandter nach Kribi zu gehen. Sein bester Schüler sollte ihn begleiten, um als Ngil bei den Banoho zu bleiben. Damit war die Versammlung einverstanden. Man empfahl ihm noch, einige Männer mitzunehmen, die ihm bei der Überführung der Leiche helfen könnten. „Das werden die Banoho tun", sagte er. „Ich werde sie zum Gehorsam zwingen. Sie werden bald erkennen, daß die Macht der Ngil größer ist, als sie sich einbilden." Als der Gesandte in Kribi eintraf, ging er sofort zu Dende und setzte ihm auseinander, wozu er gekommen. „Was die Leiche angeht", entgegnete der Häuptling, „könnt ihr machen, was ihr wollt. Was aber den neuen Ngil betrifft... wir wollen keinen. Das ist meine Antwort." Der Ngil war aus solche Schroffheit nicht gefaßt. Er fand nicht gleich Worte der Erwiderung. Sie standen vor dem Hause. Der Ngil sah sich nach einem Sitz um. Es war keiner da, und Dende gab auch nicht Befehl, einen zu bringen. „Werden wir in deinem Hause wohnen und bei dir essen können?" fragte der Ngil. „Ich habe euch nicht als Gäste eingeladen", gab Dende zurück, drehte ihm den Rücken und ging. Der Ngil fauchte vor Zorn. „Das wirst du bereuen und büßen, du frecher Mensch!" Der Häuptling zuckte verächtlich mit den Schultern. Die Trommel rief das Volk zusammen. Neugierig strömte die Menge herbei. Auch die Frauen ließen ihre Kassada liegen und kamen. Dende eröffnete die Versammlung. „Der Ngil der Ngumba ist gekommen, um die Leiche Iambascholls mitzunehmen. Wir lassen ihn gewähren und sind froh, daß auch die Gebeine des Betrügers aus unserem Dorfe verschwinden. Er will uns aber auch einen Nachfolger Iambascholls hierlassen...“ Wildes Geschrei unterbach seine Rede. „Nie und nimmer! Fort mit ihm! Wir brauchen keinen Ngil! Wir bringen ihn um, wenn er hier bleibt!" „Da hast du die Antwort des Volkes", sagte Dende zum Ngil. Der aber gab sein Vorhaben nicht so leicht auf. Er wollte reden. Man ließ ihn nicht zu Worte kommen. Jeder schrie, so laut er konnte, um den andern Mut zu machen. Dende beruhigte die Menge. „Laßt ihn", sagte er. „Er mag reden, was er will. Wir tun nachher doch, was wir wollen." „Ja, laßt ihn reden. Wir wollen ihn hören und auslachen." „Fürchtet die Unsichtbaren, die euch den neuen Ngil gesandt haben", rief der unwillkommene Gast. „Ihre Macht wird euch vernichten, wenn ihr nicht gehorcht. Ihr seid verantwortlich für den Tod Jamba-scholls. Die Übeltäter werden der Strafe nicht entgehen. Das Leben der Ngil ist heilig. Wer es antastet, wird von den Unsichtbaren gerichtet. Ich warne euch. Wenn ihr nicht hören wollt, ist die Rache unausbleiblich ...“ Da drängte sich Mune, mit einem knorrigen Stecken bewaffnet, zwischen den Zuhörern durch. Den Stock bedrohlich schwingend, trat er dem Ngil entgegen. „Das wagst du uns zu sagen, du Lügner? Wir sollen den Ngil gehorchen, die unschuldige Kinder und alte Weiber ermorden?" Dem Ngil war die Lage ungemütlich. Er wandte sich hilfesuchend an den Häuptling. „Dieser Mensch ist verrückt. Laßt ihn binden, damit er nicht Unheil stiftet." „Ich bin nicht verrückt", schrie Mune, auf den Ntongas Mut übergegangen zu sein schien. „Verrückt sind nur jene, die euch Lügnern und Mördern glauben. Schweig!" setzte ec hinzu, als der Ngil Miene machte, sich zu verteidigen. „Willst du leugnen? Habe ich dich nicht gesehen, dich und deine Gilde, als ihr in den Ngumbabergen die Leute hingeschlachtet? Fort von hier, sonst erschlag' ich dich!" Er drang gegen ihn vor. Der Ngil wich . zurück. Das Volk bildete eine Gasse, durch die er mit seinem Begleiter verschwand. CTmrgrrwpr 191 Indische Begräbnisse. Die Leiche eines Hindumädchens wird zur Verbrennung gebracht. Der Scheiterhaufenbesteht aus Kuhmist, da ja die Kuh alls heiliges Tier in Indien gilt. (FidesOoto.) Nun spotteten sie und lachten über ihn. Er, der mit seiner Macht geprahlt hatte, lief uor einem Stechen davon. Das gab auch I den Denkfaulsten zu denken. Das Volk zerstreute sich. Der Ngil aber drückte sich mit seinem Begleiter zum Dorf hinaus. Bei Iambascholls Hütten suchte er dessen Frauen. Sie waren nicht da. Dende hatte sie zu ihren Familien heimgeschickt, um ihnen das Los Nyanguakakas zu ersparen. Da perließen die beiden Ngumba das ungastliche Dorf, um es nicht wieder zu betreten. Fn Kribi aber eilte eine neue Nachricht von Haus zu Haus und versetzte alle in freudige Spannung. „Wer hat es gesagt? Wo ist er? Hast du ihn gesehen?" — „Nein, aber meine Frau erzählte mir, Manga hat ihn gesehen." „Wen denn? Was denn?" — „Hast du noch nichts davon gehört? Ntonga ist wieder da." «Ist s möglich? Und Elesa?" — „Ich habe nichts von ihr vernommen." Ntonga stand zur selben Stunde trauernd bei der Leiche seines Vaters. Die Sorge um den Verschollenen hatte den Alten krank gemacht; die Freude des plötzlichen Wiedersehens brachte ihm den Tod. Mune und Pembe standen bei ihrem Freunde und versuchten, ihn zu trösten. Von Elesa sprachen sie nicht. Erst als die Totenklage vorüber und der alte Ntonga der Erde übergeben war, nahmen sie den Freund beiseite und gaben ihm, so schonend als möglich, Kunde von ihrem Verschwinden. Das war die schwarze Stunde in Ntongas Leben. Er saß wie vernichtet auf seinem Bette. Kein Wort, keine Klage kam über seine Sippen. Mune ließ ihn nicht ohne Hoffnung. Er wollte ihm über den ersten Schmerz hinweghelfen. Elesa, so meinte er, wird bei ihren Verwandten in Kampo eine Zufluchtsstätte gesucht haben, um den Nachstellungen des Ngil zu entgehen. Sobald sie Nachricht von feinem Tode erhält, wird sie wiederkommen. Mune log. Er wußte es. Schon längst hatte Dende überall Nachforschungen angestellt, die ergebnislos waren. Sein gutes Herz drängte ihm die Lüge auf seine Zunge. Aber Ntonga hörte zu wie einer, der nicht mehr zu dieser Welt gehört. Er war überzeugt, Elesa war tot, war für immer für ihn verloren. Der stille Gram, für den es keine Worte gab, warf ihn aufs Krankenlager. Tagelang lag er in wüsten Fieberträumen, fluchte und tobte, wies Speise und Trank zurück oder weinte wie ein Kind. Pembe und Mune teilten sich in seine Pflege. Munes Mutter kochte ihm Tee aus gedörrten Kräutern, um das Fieber zu bannen. Aber was ihrer Kunst nicht gelingen wollte, das überwand zuletzt die Kraft, die in dem jungen Körper wohnte. Ntonga genas. 'Xö l'e'r'tt 'ctVr 'irrere' r WWW 192 Vierzehn Tage nach seiner Rückkehr ging Ntonga zum erstenmal im Schein der sinkenden Sonne mit Pembe und Mune am • Strande auf und ab. Jetzt erst erfuhren die Freunde, wie es den Schergen des Ngil gelungen war, Ntonga zu ergreifen. Auch von seiner Flucht erzählte er. Barnills Schutz hatte, trotz der gerühmten Treffsicherheit des Piraten, fein Ziel verfehlt. Ntonga kroch hinter der Fels-gruppe ins Gebüsch und wunderte sich nicht wenig, datz niemand ihn verfolgte. Das Freudengeschrei der befreiten Sklaven lockte ihn wieder aus seinem Versteck hervor. Nun sah er, datz die Europäer und ihr Schiff verschwunden waren. Mit vielen andern zog er nach Viktoria. Mister Thomson, dessen Schwiegervater bei den Duala missionierte, lieh ihnen sein Boot, das sie nach Duala brachte. Unterwegs trafen sie mehrere Fischer, die zum Sanaga fuhren. Ntonga stieg in das Kanu eines Mannes über, der zur Sippe Isaues gehörte. Von Malimba kam er dann zu Futz in die Heimat zurück. Mune und Pembe wetteiferten in Beweisen der Freude über seine Rettung und Rückkehr. Ntonga schüttelte betrübt das Haupt. „Meine Freunde", sprach er, „nicht lange werde ich bei euch sein. Die Heimat ist mir nicht mehr, was sie früher war..." Mune fuhr ihm entrüstet in die Rede. „Schweig davon. Das lassen wir nicht zu. Du bist noch krank und kannst nicht Dienste bei den Europäern tun." „Hier werde ich nie gesund", seufzte Ntonga. „Du mutzt dir die traurigen Gedanken an die Tote aus dem Kopf schlagen", redete Pembe auf ihn ein. „Traurigkeit und Trübsinn ändern die Sache doch nicht." „Ich kann es nicht", beharrte Ntonga. „Jeder Stein, fedes Haus, jede Farm, der Strand, der Flutz, das Meer, alles ruft mir Elesa ins Gedächtnis. Wohin ich mich wende, finde ich. was mich an sie erinnert. Ich weitz es selbst, datz ich nicht so weiterleben kann. Ich mutz zu vergessen suchen, was einmal unerreichbar ist. Aber hier kann ich es nicht." „Gewitz kannst du das", entgegnete Mune. „Du mutzt nur wollen. Komm mit zur Jagd. Geh dem Wildschwein nach durch Busch und Sumpf, warte auf die gefleckte Antilope an ihrem Wege. Das bringt dich auf andere Gedanken." „Was Ntonga sagt", bemerkte Pembe, „ist nicht unrichtig. Fortgehen von dem Orte, wo man Leid erfahren, scheint mir ein gutes Mittel, es zu vergessen. Ich an deiner Stelle würde zu den Malimba gehen. Sie achten dich. Der Häuptling..." „Nur das nicht", unterbrach ihn Ntonga. „Dort ist die arme Misa, die den Verstand verloren hat. Ich mag nicht an sie denken. Sprecht nicht mehr davon." „Dann geh nach Süden zu den Bapuhu", fuhr Pembe fort. „Du wirst dort vergessen. Du wirst ein Mädchen finden, das dir gefüllt. Später kommst du wieder und führst sie als Gattin in dein Haus." „Nein, das ist alles nichts. Ich mutz weiter fort von hier. Ich will aufs Meer, zu den Weitzen. Bin ich unter andern Menschen, dann wird es besser mit mir werden. Vielleicht komme ich später wieder zurück, vielleicht auch nicht." „Und das sprichst du so ruhig aus?" sagte Mune unwillig. „An deine Freunde denkst du nicht? Weisst du nicht, datz wir in Traurigkeit leben werden, wenn du fort bist?" Dende kam ihnen entgegen. Mune überschüttete ihn sofort mit der Neuigkeit. „Was ist das?" rief der Häuptling aus. „Da tust du nicht recht, Ntonga. Wir brauchen dich hier. Du hast den Kampf mit dem Ngil gewagt und hast gesiegt. Das Volk ist durch dich von der Verräterei und den Lügen der Ngil überzeugt worden. Die Leute glauben dir. Aber die Ngil werden versuchen, wieder Boden bei uns zu gewinnen. Wir brauchen Männer, die das Volk bewahren, es aufklären, es führen. Du bist dafür geeignet." „Häuptling, du machst mich traurig. Ich weitz, datz das Volk noch sehr am alten Wahne hängt, datz ein kleiner Wind genügt, es zum Schwanken zu bringen. Ich kann es nicht ändern." „Du kennst dis Lehren der Weitzen. Verkünde sie uns. Wir werden dir glauben." — „Nein, ich kenne sie noch nicht genug. Aber wenn ich Priester finde, werde ich sie bitten, hierher zu kommen." (Schluss folgt.)